Folge 23 Vom 03.06.1972

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Folge 23 Vom 03.06.1972 Meute auf Seite 3: Wie tauge müssen mit noch mit ftomben leben;? ®£HB £ftprarätniJlatt Organ der Landsmannschaft Ostpreußen e. V. Jahrgang 23 / Folge 23 Hamburg 13, Parkallee 84 / 3. Juni 1972 3 J 5524 C Mit kühlem Verstand werden wir prüfen Trotz Ratifizierung: Verträge solchen Inhalts sind verfassungswidrig und wegen Verstoßes gegen das Völkerrecht nichtig Hamburg — Die durch die An• nahme der Ostverträge durch den Deut• schen Bundestag auch bei den heimat• vertriebenen Ostpreußen ausgelöste Verbitterung und Empörung haben den Bundesvorstand der Landsmannschaft Ostpreußen in seiner Sitzung am 27. Mai in Hamburg veranlaßt, folgende Fest• stellung zu treffen: Die volle Verantwortung für den folgenschweren Abschluß der Verträge von Moskau und Warschau trifft die Bundesregierung Brandt/Scheel, die zur Stunde der Ratifizierung bereits keine Mehrheit mehr im Deutschen Bundestag besaß. Nach dem Willen der Vertragspartner in Moskau und Warschau stellen die Verträge keineswegs nur Gewaltver• zichts-, sondern vornehmlich endgültige Grenzanerkennungsverträge dar. Durch unsolide und überhastet geführte Ver• handlungen hat die Bundesregierung alle Forderungen der kommunistischen Seite zum Bestandteil der Verträge ge• macht. Dadurch hat die Bundesregierung den ihr durch die Verfassung auferlegten geschichtlichen Auftrag, für ganz Deutschland und seine Menschen zu sprechen und zu handeln, aufgegeben. Nach dem Willen der Vertragsschließen• den soll Ostdeutschland für die Bundes• republik zum Ausland werden mit allen sich daraus für die vertriebenen und die noch dort lebenden Mitbürger ergebenden Konsequenzen. Die Preisgabe Ostdeutschlands nimmt einen wesentlichen Teil eines Friedens• vertrages mit Deutschland vorweg. Ver• träge solchen Inhalts sind verfassungs• widrig und wegen Verstoßes gegen Ein Mann von Charakter: Knut Freiherr von Kühlmann-Stumm, auf unserem Bild (Mitte) noch auf den Bänken der Freien Demokraten, Völkerrecht und gegen die Menschen• stimmte gegen die Ostverträge und kündigte an, daß er sein Mandat niederlegen und aus dem Bundestag ausscheiden werde. "oto dpa rechte nichtig. Nachdem SPD und FDP nach ihrer Regierungsübernahme die bis dahin von Schließung des Bundestages handeln allen Parteien gemeinsam vertretene werden. Rettet die Union jetzt den Kanzler? Wir sind der festen Uberzeugung, daß Mos• Forderung nach Wiederherstellung der kau diese ungleichen Verträge als einen Mei• staatlichen Einheit Deutschlands auf• lenstein auf dem Wege zur Errichtung der so• Politik ist Sache nüchterner Überlegungen gegeben und das den Ostdeutschen ge• wjetischen Hegemonie auch über Westdeutsch• gebene Wort gebrochen haben, setzten land nutzen will. Diese Bedrohung richtet sich gegen die äußere und innere Freiheit unseres H. W. — Wer Zeitung macht, ist an einem rung sollte sichergestellt werden, daß die Ost• die Heimat vertriebenen in die CDU/CSU demokratischen Rechtsstaates und würde für engen Kontakt zu seinen Lesern interessiert. Zu verträge nach deutscher Auslegung keine das Vertrauen, sie werde der durch die alle Bürger der Bundesrepublik schwere Ge• dieser Kontaktpflege gehört, daß die vielen endgültige, sondern nur eine vorläufige Rege• Regierung Brandt/Scheel eingeleiteten fahren heraufbeschwören. Anfragen, von den Lesern an ihre Zeitung ge• lung der deutschen Frage darstellen, daß einem unheilvollen Entwicklung entgegen• Den Ostpreußen ist es trotz vieler Enttäu• richtet, eine ausführliche Beantwortung finden. Friedensvertrag für ganz Deutschland nicht vor• schungen auch weiterhin Ernst mit ihrem Be• Wenn das in den beiden letzten Wochen nicht gegriffen und keine Rechtsgrundlage für die treten und die Ratifizierung der Ostver• kenntnis zu unserem Staat. träge verhindern. Selbst unter Berück• mehr möglich war, so spiegelt diese Tatsache heute bestehenden Grenzen geschaffen wird. Was jedoch das Verhältnis zu den lediglich die Fülle der Zuschriften, aus denen sichtigung der von ihr geltend gemach• politischen Parteien angeht, wird es dar• Empörung ebenso spricht wie Enttäuschung und Inzwischen hat der Vorsitzende der CSU- ten Gründe kann das Verhalten der auf ankommen, wie die entweder be• selbst die Frage einschließen, ob man der Zei• Landesgruppe im Bundestag, Richard Stücklen, Opposition bei der Abstimmung im reits mit einem parlamentarischen Auf• tung, der man oft über Jahrzehnte verbunden mitgeteilt, die CSU habe erkennen müssen, „daß Bundestag nicht unsere Billigung finden. ist, noch weiterhin die Treue halten soll. die Regierung ein doppeltes Spiel trieb und mit trag ausgestatteten oder sich in Zukunft zwei Zungen sprach; nach außen stellte sie sich Wir verkennen nicht, daß die Union bemüht darum bemühenden Parteien nach dem war, durch die von ihr durchgesetzte Entschlie• Es wäre falsch, darüber zur Tagesordnung hinter die gemeinsame Entschließung, den So• ßung für die Zukunft den Weg zur Wiederher• Gebot des Grundgesetzes handeln, „die überzugehen; wir halten es vielmehr für un• wjets machte sie klar, daß für sie nicht die stellung der staatlichen Einheit Deutschlands Einheit Deutschlands in freier Selbst• sere journalistische Pflicht, dieses Thema hier Entschließung, sondern ausschließlich der Ver• iffen zu halten. Diese von der Opposition er- bestimmung zu vollenden." und offen anzusprechen. Wer den Weiterbezug tragstext maßgebend sei. Die völkerrechtliche twungene Entschließung ist jedoch bereits in Der Bundesvorstand dankt den Ab• unserer Zeitung davon abhängig macht, daß wir Qualität der gemeinsamen Entschließung wurde ihrem Wert gefährdet, nachdem die Bundesre• von Kanzler und Außenminister bis zur Bedeu• gierung durch ihren Außenminister der Sowjet• geordneten des Deutschen Bundestages, seinen seitenlangen Brief an Rainer Barzel union mitteilen ließ, diese Entschließung werde die sich in ihrem klaren Standpunkt wiedergeben, überschätzt unsere räumlichen tungslosigkeit heruntergespielt." Die CDU/CSU von der Bundesregierung nicht ausdrücklich als nicht beirren ließen und die „Nein" zu Gegebenheiten. Wir möchten aber annehmen, habe der gemeinsamen Entschließung zuge• deutsche Interpretation des Vertrages betrach• den Verträgen gesagt haben. Ihnen gilt daß in Parteizentralen derartige Briefe nicht stimmt, weil die Bundesregierung auf diese tet. Inzwischen haben die sowjetische und die für die Zukunft unser besonderes Ver• einfach abgelegt werden; vor allem dann nicht, Weise gezwungen sei, die Verträge nicht nach polnische Regierung bereits eindeutig erklärt, wenn damit, wie nicht auszuschließen, die Rück• deren umstrittenen Wortlaut, sondern nach dem daß für sie nur der Text der Verträge verbind• trauen. gabe der Parteibücher verbunden sein kann. Sinn zu interpretieren, der dem Wortlaut durch lich ist. In schwerer Sorge um das Schicksal die Entschließung gegeben wird. Diese eindeutigen Erklärungen aus unserer Heimat und im Bewußtsein Denn die Haltung der Union bei der Abstim• Moskau und Warschau in Verbindung unserer Verantwortung für die dort noch mung über die Ostverträge hat keineswegs nur Eine solche Entschließung kann aber nicht mit der abschwächenden Erklärung der lebenden deutschen Mitbürger sowie Heimatvertriebene, sondern unzählige andere einmal ein halber Ersatz für die Versäumnisse der Regierung sein, und die ersten Reaktionen freiheitlich denkende Menschen enttäuscht. Bundesregierung haben inzwischen bei um die Zukunft unseres Staates wollen aus Moskau und Warschau lassen bereits deut• der CDU/CSU zu der Erkenntnis ge• wir fest zusammenstehen, um weiteren lich werden, daß sich die Vertragspartner an Schaden von unserem Volk abzuwen• Nachdem die Regierung Brandt im Bundestag führt, daß sie von der Bundesregierung über keine Mehrheit mehr verfügte, hatte sie den Text der Verträge halten wollen. Mit nüch• getäuscht wurde. den. Anfang Mai den Versuch unternommen, im terner Klarheit hat die Deutsche Union denn Wenn die Unionsparteien — das Unbeirrbar werden wir weiter für die Bundestag eine breitere Mehrheit für die Ver• auch in der Stunde der Entscheidung über die sprechen wir offen aus — das bei uns Einheit unseres Vaterlandes — und abschiedung ihrer Ostverträge zu gewinnen. Die Verträge erklärt, eine auch mit großer Mehr• erschütterte Vertrauen wieder her• dazu gehört auch Ostpreußen — ein• Union hat sich an der Ausarbeitung einer ge• heit verabschiedete Entschließung des Deutschen treten. Mit kühlem Verstand aber wer• meinsamen Entschließung beteiligt, die als Bundestages ändere nichts an den sich aus den stellen wollen, werden sie in Zukunft Verträgen ergebenden Rechte und Pflichten. durch eine eindeutige Politik zu bewei• den wir zu prüfen haben, wer ehrlich deutsche Auslegung der'Verträge von Moskau sen haben, daß sie nur nach Geist und bereit ist, diesen Weg mit uns gemein• und Warschau völkerrechtliche Wirksamkeit er• Sicherlich ist es jetzt Verpflichtung und Auf• Buchstaben der gemeinsamen Ent- sam zu gehen. langen sollte. Mit dieser gemeinsamen Erklä• trag zugleich, gegen die Verträge . alle ver- 3. Juni 1972 / Folge 23 / Seite 1 fassungsmäfttgen Mittel zu mobilisieren. Aber Vor der Haushaltsdebatte: wer klar und nüchtern analysiert, wird nicht daran vorbeikommen: die Verträge sind ein Faktum. Sie sollen — folgt man den Worten des Bundespräsidenten — jetzt mit Leben er• Vom Alleinvertretungsanspruch zum Allein-Ent- füllt werden. haltungsanspruch. Wi//y Brandt Mit den Verträgen leben heißt, die Verträge Bundeskanzler, über die Entwicklung der handhaben. Was werden die Sowjets aus den Opposition vom Beginn dieser Legislatur• Verträgen ableiten? Wird es bei aktuellen An• periode an bis zu ihrer Stimmenthaltung
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