schen vertretenen Parteien auf, ein entsprechendes Gesetzgebungsverfahren Dokumentation 1 so schnell wie möglich einzuleiten. Der Vor- stand der IG Metall ist bereit, umgehend in Gesprächen mit den Fraktionen des Deut- schen Bundestages seine Vorstellungen über Der Streit um die Montan- eine gesetzliche Sicherung der Montanmit- mitbestimmung (2*) bestimmung zu erläutern. - Der Vorstand der IG Metall hält es für notwendig, daß der DGB-Bundesvorstand Erklärung des Vorstandes der IG auf einer Sondersitzung geeignete Maßnah- Metall zur Sicherung der Mon- men zum Erhalt der Montanmitbestimmung tanmitbestimmung berät und beschließt. Aufgrund des Verhaltens des Mannesmann- - Der Vorstand der IG Metall wird alle Vorstandes sieht sich die IG Metall in ihrer Verwaltungsstellen der IG Metall auffor- Einschätzung bestätigt, daß Mannesmann ei- dern, mit geeigneten Aufklärungsaktionen nen ernsthaften Kompromiß zur Sicherung die Mitglieder der IG Metall über die durch der Montanmitbestimmung ablehnt. Der die Haltung des Mannesmann-Konzerns ent- Generalangriff auf die Montanmitbestim- standene Lage aufzuklären. mung ist ein weiterer Versuch, die Arbeit- nehmerrechte in der Bundesrepublik - Der Vorstand der IG Metall hält daran Deutschland abzubauen. Nach dem Gang fest, daß bei einem endgültigen Scheitern al- der Arbeitgeber nach Karlsruhe, der Aus- ler anderen Sicherungs- und Einigungsmög- sperrungspraxis der Unternehmer und dem lichkeiten die Interessen der betroffenen Ar- tarifpolitischen Tabu-Katalog wird mit dem beitnehmer auf tarifvertraglichem Wege ge- Versuch, die Montanmitbestimmung zu be- schützt werden müssen und können. Er wird seitigen, der Angriff der Unternehmer fort- daher den Vorstand der Mannesmann-AG geführt. zum geeigneten Zeitpunkt erneut und ab- schließend auffordern, in Verhandlungen Die Montanmitbestimmung ist für die über den von der IG Metall vorgelegten Ta- IG Metall und für alle Gewerkschaften in der rifvertrag einzutreten. Bundesrepublik Deutschland ein entschei- (aus: Metall Pressedienst vom 14. August 1980 XXVIUI dender Eckpfeiler der Wirtschafts- und Ge- 186) sellschaftsordnung der Bundesrepublik. Die Arbeitnehmer und ihre Gewerkschaften werden für den Erhalt der Montanmitbe- stimmung mit allen geeigneten Mitteln kämpfen. WSI: Kampf gegen Abbau von Der Vorstand der IG Metall hält zum Arbeitnehmerrechten bei Man- jetzigen Zeitpunkt folgende weitere Schritte nesmann im Einklang mit der zur Sicherung der Montanmitbestimmung Rechtsordnung für notwendig: Im Zusammenhang mit dem Konflikt um - Der Vorstand der IG Metall hält daran die Montan-Mitbestimmung bei Mannes- fest, daß eine dauerhafte Sicherung der Mon- mann wird der IG Metall von der Konzern- tanmitbestimmung nur auf gesetzlichem We- leitung und den Arbeitgeberorganisationen ge möglich ist. Er fordert daher alle im Deut- das Recht bestritten, für den Erhalt der pari- tätischen Mitbestimmung sämtliche gewerk- schaftlichen Mittel einschließlich des Streiks * Vgl. den ersten Teil dieser Dokumentation in Heft einzusetzen, da es sich hierbei angeblich um 8/80, S. 545 ff.

606 DOKUMENTATION 1: MONTANMITBESTIMMUNG eine nicht tarifvertraglich regelbare Materie ses der Betroffenen ist daher eine von der handelt. Arbeitgeberseite zwar gewollte und propa- gierte, gleichwohl aber unzulässige Ein- Diesen Standpunkt sieht das WSI aus schränkung der Tarifautonomie seitens einer mehreren Gründen als nicht haltbar an: Tarifpartei. - Die Arbeitgeber wollen die Mitbestim- mung grundsätzlich in die Disposition der - Darüber hinaus bleibt festzuhalten: Unternehmer stellen: legal ist ihr Abbau, il- Mannesmann lehnt eine - anderwärts längst legal ihre Verteidigung. Damit soll die Mon- erprobte Betriebsführung der Hüttenwerke tan-Mitbestimmung im Ergebnis als überhol- durch die Röhrenwerke und damit die Erhal- ter Ausnahmefall abgetan werden. tung der Montan-Mitbestimmung vorder- gründig aus betriebswirtschaftlichen Erwä- - Das Tarifvertragsgesetz bestimmt aus- gungen ab. Der angestrebte Rationalisie- drücklich, daß Rechtsnormen kollektiv ver- rungsvorteil von 48 Mio. DM im Jahr, im einbart werden können, „die den Inhalt . . . wesentlichen durch Personalkosteneinspa- von Arbeitsverhältnissen sowie betriebliche rungen zu erzielen, könne nur bei Verpach- und betriebsverfassungsrechtliche Fragen tung der Hüttenwerke an die Röhrenwerke ordnen . . ." Genau das beabsichtigt der von erreicht werden. Bislang ist nirgends eine der IG Metall vorgelegte Tarifvertragsent- nachprüfbare Aufschlüsselung dieser Sum- wurf, der nicht das bei Mannesmann gelten- me erfolgt. Kostenvergleiche zwischen bei- de Gesellschafts- und Konzernrecht ändern den Lösungsvorschlägen, bei denen auch die will. Der Entwurf zielt vielmehr darauf ab, grundsätzliche Konfrontation oder Koopera- bei dem geplanten, betriebswirtschaftlich tion mit den Arbeitnehmern im Falle von nicht umstrittenen Zusammenschluß der Rationalisierungen ins Gewicht fallen müß- Hütten- und Röhrenwerke die Arbeitsver- ten, werden von der Konzernleitung beharr- hältnisse der Hüttenbelegschaften grund- lich verweigert, die für die notwendige De- sätzlich nicht auf die Mannesmannröhren- tailaussagen zuständigen Fachabteilungen Werke AG übergehen zu lassen, sondern sie bewußt nicht eingeschaltet. bei der Mannesmann AG zu belassen und damit die paritätische Mitbestimmung in der Insgesamt liegt nach Auffassung des Konzernobergesellschaft zu erhalten. WSI dem Streit um die Mitbestimmung bei Mannesmann der Versuch zugrunde, aus an- - Die Tarifvertragsinhalte haben sich in geblich betriebswirtschaftlichen Sachzwän- jüngster Zeit zunehmend von den mehr gen den bestehenden Arbeitnehmereinfluß quantitativen Einkommensfragen zu den in der Konzernspitze abzuschütteln und auf qualitativen Bedingungen der Arbeit wie das deprimierende Niveau des Mitbestim- Gesundheitsschutz, Arbeitsbedingungen, Si- mungsgesetzes 1976 herabzudrücken. Die cherung und Verbesserung der Qualifika- von IG Metall und DGB beschrittenen We- tion, mehr Information und Mitbestimmung ge, diesem Versuch zu begegnen hinbewegt. Das erweisen eindeutig die im WSI durchgeführten Analysen der Tarifver- - durch gesellschafts- und konzernrecht- tragsentwicklung des vergangenen Jahr- liche Vereinbarung mit oder ohne friedlich zehnts. Zahlreiche dieser neueren Tarifma- ausgehandelte oder erkämpfte tarifvertragli- terien sind von den Arbeitgebern zunächst che Regelung der Zuordnung der Arbeits- als aus Rechtsgründen nicht verhandlungsfä- verhältnisse der Hütten- und Röhrenbeleg- hig bezeichnet worden und mußten von den schaft sowie betroffenen Arbeitnehmern und ihren Ge- werkschaften erkämpft werden. Sie gelten - durch Unterstützung des Gesetzent- seitdem als unbestritten rechtmäßig. Die wurfs der SPD-Abgeordnetengruppe zur Herausnahme der Zuordnung von Arbeits- dauerhaften Sicherung der noch vorhande- verhältnissen als zentrale Frage des Interes- nen Montan-Mitbestimmung

607 stehen auf dem Boden der Rechtsord- Erklärung des DGB-Bundesvor- nung. Diese Wege sollten von allen Beteilig- ten endlich ernsthaft verhandelt, nicht aber standes zur Sicherung der Mon- mit fadenscheinigen betriebswirtschaftlichen tanmitbestimmung bei Mannes- und juristischen Argumenten diffamiert mann werden. Der Bundesvorstand des Deutschen Ge- (Aus: WSl Pressedienst, PD 15/80 vom 20. 8. 1980) werkschaftsbundes betrachtet die Absicht des Vorstandes von Mannesmann, mit der Umstrukturierung des Mannesmann-Kon- zerns die Montanmitbestimmung zu beseiti- gen oder zu schwächen, als einen folgen- Vetter: Endgültige und dauerhaf- schweren Angriff auf die gesamte deutsche te Sicherung der Montanmitbe- Gewerkschaftsbewegung. Die Sicherung der stimmung Montanmitbestimmung bei Mannesmann ist Der Vorsitzende des Deutschen Gewerk- daher Aufgabe aller Gewerkschaften im schaftsbundes (DGB), Heinz O. Vetter, hat DGB. mit Interesse zur Kenntnis genommen, daß Das Montanmitbestimmungsgesetz nunmehr die im Deutschen Bundestag ver- von 1951, das weitgehend den Vorstellungen tretenen Parteien in stärkerem Maße als bis- der Gewerkschaften entspricht, ist Vorbild her bemüht sind, die Montanmitbestimmung für die Ausdehnung der Mitbestimmung der zu erhalten. Er begrüßt diese politische Ent- Arbeitnehmer auf alle großen Unternehmen wicklung. Sie widerlege alle früheren Be- und Konzerne der deutschen Wirtschaft. Das hauptungen, bei den angestrengten Bemü- Mitbestimmungsgesetz von 1976 entspricht hungen um die Erhaltung einer wirksamen den Vorstellungen der Gewerkschaften von Mitbestimmung handele es sich um durch- einer qualifizierten Mitbestimmung nicht. sichtige Wahlkampfmanöver. Es kann nicht einzelnen Unterneh- Vetter äußert jedoch die Besorgnis, daß men erlaubt werden, entscheidende Grund- allein die Reduzierung der im Montanmitbe- lagen der sozialen Demokratie, die von den stimmungsergänzungsgesetz von 1956 vorge- Arbeitnehmern und ihren Gewerkschaften sehenen Mindestumsätze der Eisen- und erkämpft und von einer breiten Mehrheit des Stahlproduktion von jetzt 50% dazu fuhren Bundestags getragen wurden, einseitig in wird, daß in verhältnismäßig kurzer Zeit Frage zu stellen. Die Verantwortung für die auch bei anderen Unternehmen die gleiche Unruhe in den Betrieben und die Gefähr- Situation eintritt, wie sie gegenwärtig bei der dung des sozialen Friedens liegt daher bei Mannesmann AG zu verzeichnen ist. Nach denjenigen, die bis heute die Grundlagen un- Auffassung des DGB-Vorsitzenden ist es da- serer sozialen Demokratie, zu der auch die her Aufgabe der am Montag in Düsseldorf Errungenschaften der Arbeitnehmer gehö- stattfindenden außerordentlichen DGB- ren, nicht akzeptieren. Bundesvorstandssitzung, einen Vorschlag zu entwickeln, der den Bestand der Mitbestim- Sollten die nächsten Gespräche zwi- mung gewährleistet. Vetter: „Nunmehr geht schen der IG Metall und dem Vorstand von es um eine endgültige und dauerhafte Siche- Mannesmann sowie den Parteien nicht zu rung der Montanmitbestimmung." einem zufriedenstellenden Ergebnis führen, (Aus: DGB Nachrichten-Dienst, ND 178180 vom 21. 8. wird sich der Bundesvorstand des DGB in 1980) seiner Sitzung am 2. September 1980 erneut mit dem Problem befassen. (Aus: DGB Nachrichten-Dienst, ND 184 80 vom 25. 8. 1980)

608 DOKUMENTATION 1: MONTANMITBESTIMMUNG Pressemitteilung des Wirtschafts- Pressemitteilung des Wirtschafts- rates der CDU e. V. rates der CDU e. V. Der Vorsitzende des Wirtschaftsrates der Zu umlaufenden Gerüchten, daß nun aus CDU e. V., Dr. Philipp von Bismarck, dem Bereich der CDU/CSU empfohlen wer- MdEP, der zu dem Thema Montan-Mitbe- de, der gewerkschaftlichen Pression im Falle stimmung bei Mannesmann in den letzten Mannesmann nachzugeben, meldete der Tagen mehrfach zitiert wurde, erklärte heute Vorsitzende des Wirtschaftsrates der CDU in Straßburg: e. V., Dr. Philipp von Bismarck, MdEP, ent- schiedenen und prinzipiellen Widerspruch Es sei sehr zu begrüßen, daß sich die Fraktion der CDU/CSU einmütig und öf- an. fentlich gegen den wahlkampftaktisch be- Die bestehenden Mitbestimmungsgeset- stimmten Vorstoß aus der SPD-Fraktion ge- ze regeln innerhalb ihrer Geltungsbereiche wandt habe, der darauf abziele, durch ein die Mitbestimmung der Arbeitnehmer um- unsere rechtsstaatlichen Prinzipien verlet- fassend und abschließend. Es bestehe auch zendes Einzelfallgesetz in unternehmerische nicht der geringste Anlaß zu gesetzlichen Entscheidungen im Falle Mannesmann ein- Maßnahmen. zugreifen. Das Parlament werde so durch Eine Bereitschaft, ein weiteres Mitbe- SPD und DGB als Werkzeug für gewerk- stimmungssicherungsgesetz „durch die Hin- schaftliche Interessenpolitik mißbraucht. tertür" als Abwandlung des Mitbestim- Entgegentreten müsse man aber auch mungsergänzungsgesetzes (Verminderung und mit Nachdruck der in diesen Wochen des Montanumsatzanteils von 50 auf 30%) zu erneut versuchten „Heiligsprechung" der so- befürworten, sei ein unvertretbares Zurück- genannten Montan-Mitbestimmung. weichen vor gewerkschaftlicher Macht- politik. Die Behauptung, sie habe sich bewährt, meint aus dem Munde der DGB-Zentrale: Rechtspolitische und ordnungspolitische Bewährt als Machtinstrument, um zu noch Grundsatzfragen dürften nicht wahltakti- mehr Macht in Gewerkschaftshand zu kom- schen Erwägungen geopfert werden. men. Dabei ist zu beachten, daß im montan- Bonn, den 20. August 1980 mitbestimmten Bereich die Arbeitnehmer in erheblichem Umfang durch die Gewerk- schaftszentralen bevormundet werden. Die gelegentlich zu hörende Empfeh- lung, diese am Kriegsende durch eine Besat- Wie Strauß Mannesmann-Mitbe- zungsmacht für einen eng begrenzten und stimmung retten will inzwischen weiter zusammengeschmolzenen Bereich eingeführte Mitbestimmung auf an- BILD-Interview mit dem CDU/CSU-Kanz- dere Wirtschaftssektoren auszudehnen, lerkandidaten übersieht, daß damit die Gefahr der Um- Auf drei Punkte kommt es an BILD: IG wandlung unserer freiheitlich-demokrati- Metall und Mannesmann, aber auch SPD schen Ordnung in einen zentral gesteuerten und FDP streiten sich über die Gewerkschaftsstaat wesentlich erhöht Montanmitbestimmung (im Gegensatz zu würde. anderen Branchen sitzen im Aufsichtsrat Straßburg, den 8. Juli 1980 ebenso viele Arbeitnehmer wie Arbeit- geber). Strauß: Bei dieser Auseinandersetzung sind für die CDU/CSU drei Punkte von be- sonderer Bedeutung:

609 1. Die Rationalisienmgspläne und damit Die CDA sieht im Eintreten des Kanzlerkan- die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit didaten der Union für eine Novellierung des gegenüber den erdrückenden japanischen Mitbestimmungsergänzungsgesetzes einen Konkurrenten müssen sichergestellt sein, wichtigen Beitrag zur Zerstörung von fal- sonst gehen bei Mannesmann Tausende von schen Klischeevorstellungen, die von Anti- Arbeitsplätzen verloren. Strauß-Komitees herbeizitiert würden. 2. Die Sozialausschüsse von CDU und Der Hauptgeschäftsführer der CDA CSU werden sich nicht als Hilfsorgane Her- macht in dem Beitrag deutlich, daß diese bert Wehners für die von ihm geplante Lex Aussagen von Franz Josef Strauß das Ergeb- Mannesmann zur Verfügung stellen. nis von Abklärungsgesprächen des Bundes- 3. Auch wir wollen, daß die Montanmit- vorsitzenden der CDA. Norbert Blüm, mit bestimmung bei Mannesmann erhalten CDU-Vorsitzendem , dem IG- bleibt. Aber nicht auf dem Weg über Weh- Metall-Vorsitzenden und ners Lex Mannesmann. Wir müssen lediglich dem Vorstandsvorsitzenden der Mannes- das Mitbestimmungsergänzungsgesetz vom mann AG, Egon Overbeck, ist. In dem Arti- Jahre 1956 modifizieren. Bisher macht es zur kel wird auch berichtet, daß Egon Overbeck Voraussetzung für die Montanmitbestim- Norbert Blüm verbindlich versicherte, auf mung, daß eine Firma mindestens 50 Prozent die Einladung einer außerordentlichen Eisen und Stahl produziert. Ich bin dafür, Hauptversammlung auch für den Fall zu ver- diese Mindestgrenze auf 30 Prozent zu sen- zichten, daß der Mannesmann-Aufsichtsrat ken, wie Mannesmann das vorschlägt. Vor- am 15. September nicht den Vorstellungen ausgesetzt, daß dieser Vorschlag von Arbeit- für den vorgelegten Stufenplan folge. gebern und Arbeitnehmern und von allen Im gleichen Beitrag wird die gestrige Kri- politischen Kräften getragen wird. tik des Wirtschaftsrates der CDU e. V. an („Bild" vom 21. 8. 1980) der Entscheidung des Unions-Kanzlerkandi- daten als unpolitisch zurückgewiesen. Der Wirtschaftsrat hat in seiner Presseerklärung gemeint, „es bestehe auch nicht der geringste CDA würdigt Eintreten von Anlaß zu gesetzlichen Maßnahmen". Franz Josef Strauß für die Siche- (Meldung der CDA vom 26. 8.1980) rung der Montan-Mitbestim- mung bei Mannesmann Die erste Stellungnahme von Franz Josef Pressedienst der Freien Demo- Strauß habe auf Anhieb den richtigen Weg kratischen Partei: Wahlrecht für für die Politik der Union in dieser Frage auf- gezeigt. Mit dieser Feststellung würdigt He- Arbeiter und Angestellte sichern ribert Scharrenbroich, Hauptgeschäftsführer Von Hans-Dietrich Genscher, Bundesvorsit- der CDA-Sozialausschüsse, die Stützung des zender der Freien Demokratischen Partei Montan-Modells durch Franz Josef Strauß In der Mitbestimmungsdiskussion appel- im heutigen Interview mit der Bild-Zeitung. lieren die Freien Demokraten unverändert Die Entscheidung des Kanzlerkandida- an die IG Metall und an Mannesmann, nach ten der Union, so schreibt Scharrenbroich in erklärter Gesprächsbereitschaft von beiden der nächsten Ausgabe der „Soziale Ord- Seiten nun auch jede Möglichkeit der Ver- nung", dem Organ der CDU-Arbeitnehmer- ständigung zu nutzen. organisation, sichere sowohl den sozialen Die FDP ist gesprächsbereit für jeden, Frieden an der Ruhr als auch die Konkur- der das will. Die Sozialpartner haben durch renzfähigkeit des Mannesmann-Konzerns. ihre Gesprächsbereitschaft ein hohes Maß an

610 DOKUMENTATION 1: MONTANMITBESTIMMUNG

Verantwortungsbewußtsein gezeigt. Die den Aufsichtsrat selbst zu wählen. Aber ge- SPD hat in ihrer Fraktionsvorstandssitzung rade das ist in dem Mitbestimmungsgesetz vom 18. August 1980 deutlich gemacht, daß 1976 der große freiheitliche Fortschritt im auch sie von übereilten Schritten nichts hält. Sinne von mehr Selbstbestimmung für Ar- Wir haben das als Koalitionspartner auf- beiter und Angestellte. Deshalb halten wir merksam registriert, und wir begrüßen das. dieses Gesetz der sozial-liberalen Koalition Nach dem Einschwenken des CSU-Vor- für ein so wichtiges Reformgesetz. Unsere sitzenden Franz Josef Strauß auf die Blüm- Arbeiter und Angestellten sind mündig ge- Linie bleibt abzuwarten, ob es Strauß ge- nug, um selbst zu entscheiden, wer sie am lingt, diese Auffassung in dem auch in dieser besten im Aufsichtsrat vertritt. Sie brauchen Frage zerstrittenen Unionslager durchzuset- keinen Vormund. zen. Wenn ja, womit zu rechnen ist, haben Warum eigentlich wollen SPD, CDU und wir es zur Sicherung der Montan-Mitbestim- CSU den Arbeitnehmern dieses Recht vor- mung mit zwei Vorschlägen zu tun: einmal enthalten? mit einer Lex Wehner und einmal mit einer Sollte es zur Abstimmung im Deutschen Lex Strauß. Da es zwischen beiden Positio- Bundestag kommen, so werden wir diese nen keine prinzipiellen Unterschiede gibt, Frage niemandem ersparen. Der freiheitli- kann mit einer Lex Wehner/Strauß gerech- che Fortschritt der Wahl der Aufsichtsrats- net werden. vertreter durch die Arbeiter und Angestell- Beiden Vorschlägen ist gemeinsam, daß ten darf nicht zurückgedreht werden. Orga- sie den Arbeitnehmern von Mannesmann nisationsmacht darf nicht vor Arbeitnehmer- das Recht vorenthalten, alle Vertreter für recht gestellt werden.

611