T 33 Merkel-D

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T 33 Merkel-D T 35_buchenwald-K_MVVG.qxd 03.04.2007 9:44 Uhr Seite 1 View metadata, citation and similar papers at core.ac.uk brought to you by CORE provided by eDoc.VifaPol Rosa-Luxemburg-Stiftung Texte 35 T 35_buchenwald-K_MVVG.qxd 03.04.2007 9:44 Uhr Seite 2 Bilder nur in der Print-Ausgabe T 35_buchenwald-K_MVVG.qxd 03.04.2007 9:44 Uhr Seite 3 Rosa-Luxemburg-Stiftung PETER HOCHMUTH, GERHARD HOFFMANN (HRSG.) Buchenwald, ich kann dich nicht vergessen Lebensbilder Karl Dietz Verlag Berlin T 35_buchenwald-K_MVVG.qxd 03.04.2007 9:44 Uhr Seite 4 Peter Hochmuth, Gerhard Hoffmann (Hrsg.): Buchenwald, ich kann dich nicht vergessen. Lebensbilder (Reihe: Texte / Rosa-Luxemburg-Stiftung; Bd. 35) Berlin: Karl Dietz Verlag 2007 Mit 58 Abbildungen ISBN 978-3-320-02100-9 © Karl Dietz Verlag Berlin GmbH 2007 Satz: Elke Sadzinski Umschlag: Heike Schmelter Druck und Verarbeitung: MediaService GmbH Bärendruck und Werbung Printed in Germany T 35_buchenwald-K_MVVG.qxd 03.04.2007 9:44 Uhr Seite 5 Inhalt Zum Geleit Heinrich Fink 11 Willi Kirschey Geboren am 27. März 1906 15 Herbert Grämmel Geboren am 25. Februar 1911 31 Benno Biebel Geboren am 23. Mai 1911 41 Herbert Thomas Geboren am 29. November 1912 57 Otto Grube Geboren am 6. Dezember 1913 71 Gerhart Zschocher Geboren am 12. Januar 1914 87 Reinhold Lochmann Geboren am 5. Februar 1914 97 Kurt Julius Goldstein Geboren am 3. November 1914 109 T 35_buchenwald-K_MVVG.qxd 03.04.2007 9:44 Uhr Seite 6 Werner Krisch Geboren am 14. Juli 1919 123 Klaus Trostorff Geboren am 12. November 1920 141 Franz von Hammerstein Geboren am 6. Juni 1921 151 Ottomar Rothmann Geboren am 6. Dezember 1921 161 Adam König Geboren am 29. November 1922 171 Ewald Hanstein Geboren am 8. April 1924 183 Siegwart-Horst Günther Geboren am 24. Februar 1925 187 Günter Pappenheim Geboren am 3. August 1925 201 Franz Rosenbach Geboren am 30. September 1927 215 Gert Schramm Geboren am 25. November 1928 223 Das Buchenwaldllied 230 Personenverzeichnis 231 Abkürzungen 244 T 35_buchenwald-K_MVVG.qxd 03.04.2007 9:44 Uhr Seite 7 Inschrift am Haupttor des Konzentrationslagers Buchenwald, Foto: Gerhard Hoffmann T 35_buchenwald-K_MVVG.qxd 03.04.2007 9:44 Uhr Seite 8 Faksimile: Schwur von Buchenwald T 35_buchenwald-K_MVVG.qxd 03.04.2007 9:44 Uhr Seite 9 Der Schwur von Buchenwald Ansprache in französischer, russischer, polnischer, englischer und deutscher Sprache auf der Trauerkundgebung des Lagers Buchenwald am 19. April 1945. Kameraden! Wir Buchenwalder Antifaschisten sind heute angetreten zu Ehren der in Buchenwald und seinen Außenkommandos von der Nazibestie und ihrer Helfershelfer ermordeten 51 000 Gefangenen! 51 000 erschossen, gehenkt, zertrampelt, erschlagen, erstickt, ersäuft, verhungert, vergiftet – abgespritzt – 51 000 Väter, Brüder – Söhne starben einen qualvollen Tod, weil sie Kämpfer gegen das faschistische Mordregime waren, 51 000 Mütter und Frauen und hunderttausende Kinder klagen an: Wir leben Gebliebenen, wir Zeugen der nazistischen Bestialitäten sahen in ohnmächtiger Wut unsere Kameraden fallen. Wenn uns eines am Leben hielt, dann war es der Gedanke: Es kommt der Tag der Rache! Heute sind wir frei! Wir danken den verbündeten Armeen, den Amerikanern, Engländern, Sowjets und allen Freiheitsarmeen, die uns und der gesamten Welt Frieden und das Leben erkämpfen. Wir gedenken an dieser Stelle des großen Freundes der Antifaschisten aller Länder, eines Organisatoren und Initiators des Kampfes um eine neue demokratische, friedsame Welt F. D. R o o s e v e l t. Ehre seinem Andenken! Wir Buchenwalder, Russen, Franzosen, Polen, Tschechen, Slowaken und Deutsche, Spanier, Italiener und Österreicher, Belgier und Holländer, Engländer, Luxemburger, Rumänen, Jugoslawen und Ungarn kämpften gemeinsam gegen die SS, gegen die nazistischen Verbrecher, für unsere eigene Befreiung. Uns beseelte die Idee: Unsere Sache ist gerecht. Der Sieg muss unser sein! Wir führten in vielen Sprachen den gleichen, harten, erbarmungslosen, opferreichen Kampf und dieser Kampf ist noch nicht zu Ende. Noch wehen Hitlerfahnen! Noch leben die Mörder unserer Kameraden! Noch laufen unsere sadistischen Peiniger frei herum! Wir schwören deshalb vor aller Welt auf diesem Appellplatz, an dieser Stätte des faschistischen Grauens: Wir stellen den Kampf erst ein, wenn auch der letzte Schuldige vor den Richtern der Völker steht! Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neue Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel. Das sind wir unseren gemordeten Kameraden, ihren Angehörigen schuldig. Zum Zeichen Eurer Bereitschaft für diesen Kampf erhebt die Hand zum Schwur und sprecht mir nach: W I R S C H W Ö R E N ! T 35_buchenwald-K_MVVG.qxd 03.04.2007 9:44 Uhr Seite 10 T 35_buchenwald-K_MVVG.qxd 03.04.2007 9:44 Uhr Seite 11 Zum Geleit »Buchenwald, ich kann dich nicht vergessen …« gehört als Liedzeile zu jedem der achtzehn Lebensbilder, so unterschiedlich sie auch sind. Diese Menschen, heute hoch betagt, waren gezwungen, die Kehrseite von Weimar, das KZ Bu- chenwald, als Schicksal von zur Vernichtung preisgegebenen Arbeitssklaven zu teilen. Tag und Nacht am Rande des Todes, ob durch ebenso gefährliche wie harte Arbeit und Hunger, misshandelt durch zynische Bewacher und dazu verur- teilt, öffentliche Hinrichtungen von Mitgefangenen äußerlich regungslos er- tragen zu müssen, als bittere Variante von oft erlittener körperlicher Züch- tigung und Folter. Alle haben sich gefragt, ob diese mörderische Versklavung überhaupt noch Leben genannt werden könne. In diesem Lied haben sie den eigenen Erfahrungen getrotzt: »Halte Schritt Kamerad und verlier nicht den Mut, denn wir tragen den Willen zum Leben im Blut …« Schon Ende 1939 war in Buchenwald auf Anordnung des Lagerleiters Rödl ein »Liedwettbewerb« (Belohnung zehn Mark!) ausgeschrieben worden. Die Melodie dazu sollte zünftig und froh sein. Den Preis bekam ein Häftling, der unter seinem Namen das von zwei österreichischen Juden verfasste Lied ein- gereicht hatte. Der Dichter war Dr. Fritz Beda-Löhner, ein Librettist von Franz Lehár. Der Wiener Sänger und Musiker Hermann Leopoldi schrieb die Melo- die. Das Lied hat fast sieben Jahre lang zum Widerstand ermutigt. Die Verse, den »Willen zum Leben im Blut« und »im Herzen den Glauben« zu behalten, entsprachen ihrer Erfahrung, dass selbst »arische« Barbarei besieg- bar ist. Das möchten die achtzehn Schicksalsgenossen aus Buchenwald nun vor allem der Urenkelgeneration unter ihren Leserinnen und Lesern vererben. Jeder hat schon fatale Erfahrungen mit eigener Vergesslichkeit gemacht: »Wie war das doch damals?« Wer nicht nur mit Erinnerungen an persönliche Erlebnisse seiner eigenen Lebensgeschichte enge Grenzen setzen will, sollte die Möglichkeit nutzen, die niedergeschriebene Fülle der Erinnerungen von Zeitzeugen lesend, das persönliche Erbe unserer deutschen Geschichte anzutre- ten. Der Dichter Erich Fried, der selber als Schüler vor den deutschen Juden- jägern nach England flüchten konnte, sagte: »… denn ich kann nicht denken ohne mich zu erinnern / denn ich kann nicht wollen ohne mich zu erinnern / denn ich kann nicht lieben / denn ich kann nicht hoffen / denn ich kann nicht vergessen / ohne mich zu erinnern …« Menschen, die wegen ihres antifaschistischen Handelns, ihrer Weltanschau- ung oder ihrer »Rasse« in Buchenwald zu Gefangenen gemacht worden wa- ren, haben bei der Selbstbefreiung des Lagers keine Rache an ihren Peinigern 11 T 35_buchenwald-K_MVVG.qxd 03.04.2007 9:44 Uhr Seite 12 und Mördern von fast sechzigtausend ihrer Kameraden genommen. Bei der Befreiung des Lagers am 11. April 1945 übergaben sie die gefangengenomme- nen SS-Schergen den Soldaten der 3. US-Armee zur Verurteilung. Die einundzwanzigtausend Überlebenden leisteten am 19. April 1945 vor aller Welt einen Schwur: »Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.« Heute erleben wir ein mediengestütztes Verwirrspiel über die Frage, was denn die Wurzeln von Faschismus damals und Neofaschismus heute seien – und ob nicht heute allen Opfern des Totalitarismus politisch glei- che Bedeutung beigemessen werden müsse. Die These von den zwei deutschen Diktaturen liefert authentisches Erin- nern beliebiger Wertung aus und setzt auf Vergesslichkeit. Dem entgegen- zuwirken, haben achtzehn Überlebende aus Buchenwald ihre schmerzlichen Erinnerungen als politisches Vermächtnis aufs Neue in Worte gefasst. Wer Ver- gangenes um der Gegenwart willen ermessen will, braucht einen sachgerecht gewählten trigonometrischen Punkt. Für diese achtzehn ehemaligen Buchen- walder, die in sechzig Jahren Zeugen neuer Eroberungskriege und weltweit gnadenloser Vernichtung von Zivilbevölkerung und von Natur geworden sind, ist ihr Schwur in Buchenwald verpflichtend geblieben. Dank an alle, die dieses Buch zustande gebracht haben. Prof. Dr. Heinrich Fink Vorsitzender der VVN-BdA 12 T 35_buchenwald-K_MVVG.qxd 03.04.2007 9:44 Uhr Seite 13 T 35_buchenwald-K_MVVG.qxd 03.04.2007 9:44 Uhr Seite 14 Willi Kirschey in den 1950er Jahren, Foto: privat T 35_buchenwald-K_MVVG.qxd 03.04.2007 9:44 Uhr Seite 15 Willi Kirschey Geboren am 27. März 1906 Buchenwaldhäftling Nummer 69545 Wuppertal heiße die Stadt seit 1931, gebildet aus Elberfeld und Barmen, er- zählt Wilhelm Kirschey, wenn er nach seiner Heimatstadt gefragt wird. Im Bergischen Land von der Wupper durchflossen, wuchs im 19. Jahrhundert ein Industriegebiet, in dem sich die Textilindustrie, die Metall- und Elektroindustrie entwickelten. Einmalig sind die Stahlkonstruktionen für die Schwebebahn, die den
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