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Winter 2014 | Das Weihnachtsmagazin des Freistaates Sachsen sachsen

Wo Weihnachten gelebt wird

Jens WeiSSflog Reifendreher 2.0 Knackwurst im Bus statt Bescherung: Zurück in die Zukunft: Mit Web und Wissenschaft: Die Skisprung-Legende erzählt Wie ein Querdenker ein altes Ein Blogger aus dem Erzgebirge hebt vom harten der Spitzensportler. Handwerk neu belebte. Weihnachtsgebäck auf neues Niveau. 2

Dresdner In Paradeform Nostalgie Glück auf! Mit Beim „Advent auf dem den Schneeberger Berg­ Festliche Neumarkt“ neben brüdern durch einen Festung der Frauenkirche gibt es Adventstag. Seite 12 Warum der Weihnachts­ Gutes von gestern. Seite 4 markt auf Königstein ein Schwarzenberg Höhepunkt ist. Seite 21 Fliiiieeeg! Ein toller Markt Lichterglanz Skisprunglegende belohnt für einen steilen Silbermanns Am Weihnachtsmarkt Jens Weißflog erzählt von Aufstieg. Seite 15 Pfeifen Altkötzschenbroda Weihnachten unter Kantor Albrecht Koch begeistert die Kulisse Spitzenathleten. Seite 6 Weihnachts- verrät, wie man einer 300 genauso wie seine Alphabet Jahre alten Orgel moderne Beleuchtung. Seite 26 Des Raugrafen Sächsische Adventsvoka­ Töne entlockt. Seite 22 Rezept beln von A bis Z. Seite 16 Stollen 2.0 In einem Dresdner Kinderlein, Ein Back-Blogger aus Archiv schlummerte ein Dreh dich! kommet! dem Erzgebirge verrät, altes Glühweinrezept, Der Reifendreher Chris­ Die schönsten Weih­ wie der Christstollen verfasst von einem bank­ tian Werner ist genauso nachts­märkte Sachsens – saftig wird. Seite 28 rotten Adeligen. Seite 9 außergewöhnlich wie sein eine Auswahl. Seite 24 Handwerk. Seite 18 Schöne Backwerkstatt Junge Szene Bescherung In Pulsnitz sind Kreuzchor Schauspielerin Runa Mit besten Empfehlun­ Kinder dem Geheimnis Der zehnjährige Pernoda Schaefer führt gen: Prominente Sachsen der Pfefferkuchen Karl singt im Advent durch das adventliche geben Tipps für Weih­ auf der Spur. Seite 10 hoch und viel. Seite 20 Leipzig. Seite 25 nachtsgeschenke. Seite 30

Sachsen Cover: Sebastian Artl; Foto: mauritius images / Alamy Die Melodien spielen oder singen, die uns im Advent besonders an­ Großmutters Zeiten entweder ganz traditionell oder modern interpretiert backen. Handwerkstechniken unvergleichliche Volkskunst schaffen. Die Leckereien aus die aus der Zeit vor Weihnachten eine ganz besondere machen. Die mit ihren begeben. Und die Menschen besucht, die heute noch die uralten Bräuche leben, Fotografen anklopfen, haben wir uns für Sie auf eine Reise durch den Freistaat Gestalten aber in der Regel wenig auskunftsfreudig sind, wenn Journalisten und es ganz sicher Sachsen – und ganz besonders das Erzgebirge! Weil himmlische zu durch den Schnee stapft. Denn wenn es ein Weihnachtsland gibt, dann ist Weihnachtsmann in einer kleinen Hütte am Fichtelberg wohnt und dort ab und Sind das da unten im Bild etwa seine Spuren? Könnte durchaus sein, dass der spiels auf der letzten Seite. Frohe Weihnachten! Oder fahren Sie doch einfach selbst hin – zum Beispiel mithilfe unseres Gewinn- Lassen Sie sich einladen zu einer Rundreise durch das vorweihnachtliche Sachsen. lieben und was sie gerne schenken. Außerdem haben uns Prominente verraten, was sie an der sächsischen Weihnacht Vokabeln. Damit Sie die wichtigsten Begriffe des Weihnachts-Sächsisch besser verstehen, haben wir sie folgendermaßen Wer so viele eigene Weihnachtstraditionen wie die Sachsen hat, der hat auch viele eigene Herzlich willkommen,liebeLeser! → markiert Wo Weihnachten gelebt wird gelebt Wo Weihnachten Einfach blättern, lernen und merken!

und erklären sie in einem speziellen Lexikon in der Heftmitte. Ihre Redaktion rühren.

3 Stille Nacht im Glanze der Kuppel

Wenn die letzten Lichtstrahlen des Tages die Kuppel der Frauen- kirche erstrahlen lassen, stimmen 4 die → Kurrendesänger „Stille Nacht“ an. Und wenn ein paar Minuten später Schein- werfer die Winternacht noch ein bisschen aufhalten, singen sie „Alle Jahre wieder“. Diese zwei Lieder beschreiben die Stim- mung beim „Advent auf dem Neumarkt“ perfekt: Auf dem Weihnachtsmarkt hinter Dres- dens Wahrzeichen geht es be- schaulich zu – weil man sich hier auf Gutes von gestern besinnt. Die Buden und Essensstände sind der Zeit zwischen 1830 und 1920 nachempfunden. In jenen Tagen drehte sich die Welt selbst im Vorweihnachtsstress noch et- was langsamer. Wer auf den Geschmack gekommen ist, kann gleich weiterwandern: Dresdens Altstadt wird im Advent zu einer Weihnachtsmeile, auf der sich zehn thematisch unterschied- liche Märkte entdecken lassen. Der größte und traditionsreichs- te von ihnen, der zentrale , findet dieses Jahr schon zum 580. Mal statt.

Fotos: Sebastian Arlt; Jörg Schöner Jörg Arlt; Sebastian Fotos: www.dresden.de/weihnachten

Sachsen Wo Weihnachten gelebt wird 6

Fotos: Sebastian Arlt Sach s en Unterwegs mit zwei erz- gebirgischen Legenden: Die historische Fichtel- bergbahn windet sich seit BF CRANZAHL 1897 über 17 Kilometer von Cranzahl nach Ober- wiesenthal, dem Wohnort des dreifachen Olympia- siegers im Skispringen. Jens Weißflog steigt jedes HP UNTERNEUDORF Jahr mindestens einmal mit seiner Familie ein – ganz privat, im Advent.

BF NEUDORF Herr Weißflog, wir würden gern mit Ihnen über Weihnachten sprechen – dabei wissen wir gar nicht, BF KRETSCHAM ROTHENSEHMA ob Sie dafür der richtige Mann sind. BF VIERENSTRASSE BF NIEDER SCHLAG Warum das? Während andere gemütlich Plätzchen gegessen haben, waren Sie sicher beim Skisprung-Training. Da kann ich Sie beruhigen, im Advent musste ich nie Kondition bolzen. Die Haupttrainingszeit eines Wintersportlers ist im Sommer. Da muss man in Form kommen, im Dezember ist dann Feinschliff angesagt. Aber die Vierschanzentournee, einer der Saison- BF HAMMERUNTER Höhepunkte, beginnt gleich nach den Feiertagen. WIESENTHAL Klingt nach wenig Besinnlichkeit. Ich habe meist am Heiligabend vormittags noch ein wenig trainiert, dann in Ruhe mit meiner Familie 7 TSCHECHISCHE REPUBLIK gefeiert. Erst am Nachmittag des Zweiten Weih­ HP UNTERWIESENTHAL nachtsfeiertags ging es dann mit der Anreise nach Oberstdorf los – das war ganz entspannt. Obwohl: Es gab ein Weihnachtsfest, an dem ich den Sport BF KURORT OBERWIESENTHAL kurz gehasst habe. 1987 muss das gewesen sein. Was passierte da? Wir mussten zu einem Wettkampf in St. Moritz, und weil die Strecke in die Schweiz so weit war, sind wir am Heiligabend gegen zwölf Uhr mittags losgefahren. Erst standen wir auf der Autobahn, mussten dann an „Ich freue mich der Grenze ewig auf unsere Pässe warten – der Festtags­ schmaus bestand an jenem Abend aus zwei Semmeln, einer Knackwurst und einem hartgekochten Ei im Bus. auf das Licht“ Das war schon recht trist … … aber für einen federleichten Skispringer vielleicht Früher feierte Skisprung- angebrachter als eine fette Weihnachtsgans. Legende Jens WeiSSflog (50) Ach, ich konnte immer zulangen. Ich bin ein Typ, Weihnachten Auch schon mal der nicht zunimmt – fürs Springen war das ideal. Zu Weihnachten musste ich nicht achtgeben, ob ich bei Knackwurst im Mannschafts- nun ein Plätzchen esse oder zwei. bus – heute genieSSt er es, mit Wo griff der Skispringer Jens Weißflog sonst noch gerne seinen Kindern die Traditionen zweimal zu? Beim Stollen mit viel Rosinen zum Beispiel. Den mag Des Erzgebirges zu leben ich, wenn er schön schwer ist und nicht zu trocken. Ich bekomme jedes Jahr einen von meiner Mutter, sie backt seit eh und je – und tut auch ein wenig Schoko­ lade hinein. Sie kamen 1977 auf ein Sportinternat. Hatten Sie keine Sehnsucht nach Mutters Stollen?

Wo Weihnachten gelebt wird Seit der Internatszeit wohnen Sie in Oberwiesenthal – dem „St. Moritz des Erzgebirges“. Den Namen bekam der Ort wegen seiner Schnee­ sicherheit. Aber natürlich auch, weil sich hier der Adel getroffen hat – die DresdnerH ofgesellschaft ist hier Hornschlitten gefahren. Zu DDR-Zeiten war es eines der wenigen erreichbaren alpinen Skigebiete und blieb ein Treff für Prominente und Künstler – nur hat das die Presse damals nicht so herausgestellt. Neben seinen Sportmöglichkeiten hat der Ort eine weitere Attraktion: den dreifachen Olympiasieger Jens Weißflog. Viele Menschen sprechen mich an, aber nach so einer langen Karriere weiß ich, wie ich damit umzugehen habe. Meistens ist es kein Problem – aber wenn ich einmal keine Lust habe, Autogramme für eine ganze Busladung Touristen zu schreiben, biege ich eben schnell in eine Seitengasse ab. So habe ich das früher auch schon gemacht, wenn mich Kameraleute verfolgt haben: Mütze ins Gesicht und weg. Im Zweifelsfall habe ich auch heute noch die bessere Kondition. Warum sind Sie nach Ihrem Ausstieg aus dem Leistungssport hiergeblieben? Einerseits bin ich im Erzgebirge verwurzelt. Ich stam­ me ja aus Pöhla, das ist nicht weit weg. Und anderer­ seits betreibe ich seit 1996 ein Hotel. Zunächst wollte 8 ich es verpachten, dann habe ich gemerkt: Wer wie ich 15 Jahre lang aus dem Koffer gelebt hat, eignet sich mit seinen Erfahrungen vielleicht ganz gut als Hotelier. Wenn es jetzt auf Weihnachten zugeht: Auf was freuen Sie sich am meisten? Auf das Licht. Wenn es hier im Erzgebirge Abend wird und man durch die Orte geht: die Schwibbögen in den Fenstern, diese Menge an Lichtern – da gibt es auf der Welt einfach nichts Vergleichbares. Na gut, es gibt auch die amerikanische Weihnachtsbeleuchtung. Aber das ist ganz was anderes, grell und bunt. Haben Sie seit Ihrem Karriereende eigentlich all die verpasste Adventsgemütlichkeit nachgeholt? Von wegen! Meinen letzten Sprung hatte ich am 15. März 1996 – schon im Oktober haben wir das Hotel Vorn schnauft Ich hatte eigentlich nie Heimweh. Das Internat hat mir eröffnet … Aber natürlich gehe ich mit meiner Fami­ die Dampflok, im Spaß gemacht: Ich war unter Gleichgesinnten, von lie auf den Weihnachtsmarkt, hole im Advent mit den historischen Wagen denen viele auch anständig Tischtennis spielen konnten. Kindern die Schnitzkunst vom Dachboden, meine (ganz oben) bullert → die Heizung, wenn Wie können wir uns die Adventszeit im Sportinternat Tochter liebt vor allem die Räuchermänner. die Fichtel­bergbahn vorstellen? Mir ist es wichtig, die Traditionen des Erzgebirges durch die verschneite Wir hatten hier und da einen → Schwibbogen weiterzugeben. Ich selbst habe noch auf Abraumhalden Landschaft des Erz- stehen, vielleicht auch manchmal irgendwo Räucher­ des Bergbaus gespielt, für die Kinder ist die Geschichte gebirges (oben rechts) männchen, die ein wenig gequalmt haben. Aber der Region schon ein wenig weiter weg. zuckelt. Jens Weiß- abgesehen von der Weihnachtsfeier ging es im Internat Und wie feiern Sie Weihnachten? flog (oben links) ist eher wenig besinnlich zu. Die Zeit war durch Schule Am Heiligabend gibt es einen Sektempfang, dann der Region seit 1977 treu geblieben, als er und Sport geprägt. Freizeit, in der Adventsstimmung wünschen wir den Gästen ein frohes Fest und zie­ als damals 13-Jähriger hätte aufkommen können, gab es eher wenig. Und hen uns zurück. Aber schon am Zweiten Weihnachts­ ins Sport­internat in wenn die Wetterbedingungen gut waren, haben die feiertag besuche ich wieder den Kaffeeklatsch im Ober­wiesenthal zog. Trainer auch an den Feiertagen angerufen – da gab es Hotel und erzähle Geschichten aus meiner aktiven Zeit –

keine Diskussionen. die Leute wollen mich ja zu Gesicht bekommen. WEREK / imago Arlt; Sebastian Fotos:

Sachsen Fotos: Sebastian Arlt; Thomas Kube s äch den Weinbergen des Schlosses bei Rade­ wurde zu Wackerbarths Zeiten wohl auf gend zu nutzen. Die Rebsorte Malvasier Malvasier“ noch irgendwie ­ gewinnbrin vielmehr mit Versuchen, „verdorbenen mit Goldherstellung zu tun, sondern in alter Schrift notiert. Sie haben nichts vorsichtig blättert, sind zwei Rezepte Auf den Bögen, in denen der Archivar „ein später Aufklärer und Alchemist.“ Brübach vom Sächsischen Staatsarchiv, der Zeit gefallen war“, erzählt Dr. Nils seinen neuesten Ideen zu berichten. griff, um einem Geschäftspartner von Donnerstag, zu Federkiel und Tinte am 11. Dezember 1834, einem kalten Landadeligen plagten Geldsorgen, als er sicher nichts gehabt. Den sächsischen hätte August Raugraf zu Wackerbarth Metall zu Gold machen lässt – dagegen sagenhaften Stoff, mit dem sich unedles Den Stein der Weisen zu finden, jenen No beschäftigt sich mit dem Namensgeber des Hauses. Des Raugrafen Heute ist Schloss Wackerbarth (oben) Sächsisches Staatsweingut. Archivar Dr. Nils Brübach (rechts) „Wackerbarth war ein Mann, der aus t sis

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„Dieses Rezept hier ist anders: Wacker­ in den Tiefen des Staatsarchivs fand. Schriften des Raugrafen vor einem Jahr gegeben, weiß Nils Brübach, der die zurühren, habe es schon seit der Antike „Würzwein“. Die Tradition, so etwas an­ graf weiter. Seine Kreation nannte er H mische und seihe es und runde es mit ungewöhnlich hohe Dosen. „E für den heutigen Geschmack sind das 14,6 Gramm, ein Gran etwa ½ Gramm – kat, 1 Gran Safran. Granatapfel, 1 Lot Kardamom, 1 Lot Mus- 2 Lot Ingwer, 1 Lot Aniskörner, 1 Lot anschlagte der Raugraf: Maß, das 0,93 Liter entsprach – ver­ quisit. Auf eine „Dresdner Kanne“ – ein weniger sauer machen sollten, ist ex­ den hatte machen müssen. erworben hatte – wofür er kräftig Schul­ beul angebaut, das der Raugraf 1809 m n e onig und Zucker ab“, schrieb der Rau­

Die Liste der Zutaten, die den Wein Wo Weihnachten gelebt wird gelebt Wo Weihnachten E in Lot entspricht 4 Lot Zimtpuder, rhitze,

nicht der Stein der Weisen. Vielleicht war das Rezept dann doch geschmeckt hat – dazu schrieb er nichts.“ tet Archivar Brübach. „Wie es aber geschrieben, also ,Ausprobiert!‘“, berich­ ,Probatum!‘ unter eines der Rezepte des Raugrafen: „Wackerbarth hat zwar her, der sicher besser schmeckt als der müssten, stellt man dort auch Glühwein mit Gewürzen aufgebessert werden O Wackerbarth Sächsisches Staatsweingut. sein Gut verkaufen. mehrmals bankrott, musste schließlich leicht stärker verfolgt. So aber ging er machen sollte, hätte er die Idee viel­ Wein später auf Weihnachtsmärkten barth geahnt, welche Karriere heißer heute ,Glühwein‘ nennen.“ und somit vielleicht das erfand, was wir Raum, der den Wein auch erhitzte – barth war der bwohl dessen edle Tropfen nicht mehr H ätte der arme Raugraf Wacker­ E rste im mitteldeutschen H eute ist Schloss

9 10 alter, haben die „G fragt er. „E alter Schubert steht inmitten antiker M ist, erklärt jetzt Siegmar Schubert, ein würdiger des Weihnachtsgebäcks eigentlich steckt. Was das mal zu erfahren, was hinter dem komischen museums in Pulsnitz zu besuchen – und endlich Z Darin steckte eine K ein Pfefferkuchenhaus in das ab in den Ofen damit! legen die Jungs ihre Werke auf das A Steak“, kommentiert Dominic und formt noch ein reißen die eine einem süßen „Pfefferkuchenstadt“ bekannt. sion von Dominic und seinen men. das könnte natürlich von gemahlenem Pfeffer kom- aus dem er gerade ein nicht sicher. Ob da wirklich Pfeffer drin ist? Dominic ist sich G uto, einen Stern, einen Weihnachtsbaum. Dann ehnjährigen, die Schauwerkstatt des Pfefferkuchen lasse der ann mit grauem enau“, sagt Schubert, „und früher, im eheimni F E in Pul in Krone aus dem M indet auch in paar U aschinen. „Was ist denn Pfeffer eigentlich?“, nd Pulsnitz, das N N G Z in eugierige erfahren Da erfahren eugierige ame in einer einer in ame rundschule acken immer ab. „Sieht eher aus wie ein T E T G age zuvor hat der Weihnachtsmann inerseits wäre es ja logisch. Der eig? Wäre schon komisch. s ewürz!“, ewürz!“, ruft die M André, der neben ihm versucht, nitz Pfefferkuchen. Pfefferkuchen. nitz juckt aber in s enschen zu all den exotischen B E hinter hinter art und einem mächtigen Seit 1558 bäckt man man 1558 bäckt Seit inladung für die T eig zu stechen. H R der Nase!“ Z erz erz aussticht, ist dunkel – osenthal- iel der heutigen „Puh, „Puh, das Z M T immer der dritten G Klasse im rotzdem: Pfeffer in itschülern, ist als erätschaften und B R B ielatal gebracht. B ackblech – und eze B N ack löderweise löderweise eun- bis M E Chor. p ittel­ xkur- N t un B s T amen auch. tube eig,

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Sach d s Weihnachten ist schließlich das zu sein. „N neben ihr ein

unterstellt ist zu groß geraten. Platz mehr auf dem seiner auf ein hoch konzentriert, er versucht, „I Kinder drücken kräftig auf die A „Die mit zu viel kuchenhaus“, ruft es ans Verzieren. „Denkt an die eingepinselt, damit sie schön glänzen. Dann geht fertig gebacken. das juckt aber in der Kardamom, mal schnuppern: die Schüler bei Schuberts vorher angesetzten geheim – an den in der Stadt.“ Deren genaue Sachsen. wurden die Pulsnitzer königliche erklärt Schubert weiter. „1558 war das. Später Pulsnitzer das Privileg, Pfefferkuchen zu backen, einfach ,Pfeffer‘ gesagt.“ Damals erhielten die G

ber da hört schon kaum einer mehr zu – die ewürzen, ewürzen, die da aus dem fernen Orient kamen, s I en n der M H utter schenken – nur hat das „lieb!“ keinen H erz erz zu schreiben. Das will er vielleicht B M a und?“, ruft eute gibt es noch acht Pfefferküchlereien ackstube sind derweil die Pfefferkuchen K ichelle ihrer H oriander, erz mit rosa F N Z G arbe haben nicht gut geschmeckt!“ un werden sie mit imt, Klassenlehrerin T ewürzen, ewürzen, die in den schon lange Am anderen G eig hineinkommen, können N ebäck, der ase!“, ruft N I Celine. ngwer und Piment. „Puh, elken, F M reundin F useumsführung useumsführung aber R arbe verziert, verknallt ezepte sind natürlich F T M F U iguren vom Pfeffer uben. Dominic ist E M Anfang des Satzes ch hab dich lieb!“ est der H uskat, nd hat ja recht: nde des U ichelle. oflieferanten in Celine, die te Dörner. artoffelstärke Kartoffelstärke M Liebe. T acisblüte, isches

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Fotos: Sebastian Arlt 11

Im Pfefferkuchenmuseum Pulsnitz lassen sich alte Gerätschaften und Backuntensilien bestaunen (linke Seite und ganz oben rechts). Siegmar Schubert erklärt mit Witz und Geduld die Geschichte der Pfefferkuchenstadt (oben Mitte), die Kinder hören gespannt zu (oben). Dominic aus der dritten Klasse der Grundschule Rosenthal-Bielatal verziert die selbst gebackenen Pfefferkuchen in der Schauwerkstatt (links). www.ernst-rietschel.com/Pfefferkuchen/index.html

Wo Weihnachten gelebt wird 1 1 / Warm anziehen. Es wird ein langer Tag werden für Ray Lätzsch, den Vorsitzenden der Bergbrüder­ schaft Schneeberg: Zwei Paraden stehen an, eine in Zwickau und eine in Schwarzenberg. Bei beiden wer­ den 42 Schneeberger gemeinsam mit anderen Bergvereinen laufen, beide Paraden wird Lätzsch anfüh­ ren, und auf jeder wird er eine Rede halten. Es wird auch ein ziemlich kalter Tag werden – deshalb zieht Lätzsch unter die Tracht dicke Ther- mo-Unterwäsche.

2 / Alles dabei? Die Brüder­ schaften tragen die Traditionen der 2 Bergmänner weiter – Bergmeister Lätzsch etwa die seines Großvaters, der noch in die Stollen einfuhr. Zur Tracht gehört auch die Tscher­ pertasche, die ihren Namen von dem in ihr transportierten Tscher­ permesser hat, das Werkzeug und Besteck zugleich war.

3 / Achtung! In Zwickau gibt es zunächst Wurst zur Stärkung und Glühwein zum Wärmen. Dann gibt Lätzsch das Kommando zur Aufstel­ lung. Für die Männer heißt es jetzt: die Fahne hoch – und Konzentration! 12 Um 14 Uhr – keine Minute früher, keine später – wird losmarschiert.

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Langer Tag in gelben Hosen Wenig Licht in engen Stollen – die Bergmänner des Erzgebirges waren harte Kerle. Ihre Nachfolger sind es auch, wie ein Adventstag mit der Bergbrüder- schaft Schneeberg zeigt. Für sie heiSSt es: Viel marschieren auf langen Paraden 13 4 / Glück auf! Als die Parade 6 auf dem Zwickauer Kornplatz ankommt, ist der rappelvoll. Die 379 Bergmänner stellen sich auf, dann singen alle zusammen: „Der Steiger kommt!“

5 / Geschafft. Mit dem Bus geht’s zur nächsten Parade. Fahrer Gerd erzählt unterwegs Witze. Noch mehr wird über die Meldung gelacht, die Lätzsch per Handy bekommt: Der Landesvorsitzende der Bergvereine hat seine Tracht daheim vergessen. Er fragt, ob die Schneeberger aushelfen könnten.

6 / An die Eisen! Zur Tracht der Brüderschaften gehören historische Äxte und Hauen. Die sind aber 7 nicht geschärft, also kann man sie im Bus auf den Boden legen.

7 / Bunt. Die Schneeberger Brüder­schaft ist die einzige, die gelbe, nicht weiße Hosen trägt. Warum, weiß keiner genau. Eine Theorie besagt, dass ihnen vor lan­ ger, langer Zeit einmal dasselbe Malheur widerfuhr wie heute dem Landesvorsitzenden und sie sich Hosen von Soldaten leihen

Fotos: Name Fotograf Name Fotos: Arlt Sebastian Fotos: mussten – und die waren eben gelb.

Wo Weihnachten gelebt wird IMPRESSUM Sachsen – Wo Weihnach- ten gelebt wird als Beilage in der „ZEIT“, der „Süd­ 8 / Kälte. Als die 42 Schneeberger deutschen Zeitung“, der Bergbrüder zur zweiten Parade „Frankfurter Allgemeinen in Schwarzenberg ankommen, ist Sonntagszeitung“ und der „WELT am Sonntag“ es noch mal kälter geworden. Das Thermometer zeigt jetzt -4 Grad Herausgeber an. Die kalte Luft beißt im Gesicht Freistaat Sachsen, und lässt die Nasenspitzen eisig Sächsische Staatskanzlei, werden. Aufgeben ist aber keine 01095 Dresden, Tel. +49 351/564-0, Option – los zum Endspurt! [email protected], www.so-geht-sächsisch.de 9 / Letzter Marsch. Die Dunkel­ heit bricht herein, kurz nachdem Gesamtkoordination die Parade am Bahnhof begonnen Ketchum Pleon GmbH, Goetheallee 23, hat. Gut, dass die Bergmänner 01309 Dresden ihre Grubenlampen vor der Brust hängen haben! Über eine steile Verlag TEMPUS Straße geht’s hinauf in den alten CORPORATE GmbH – Stadtkern zum Weihnachtsmarkt, Ein Unternehmen des leichter Schneefall setzt ein. Das ZEIT Verlags

Kopfsteinpflaster wird rutschig, Geschäftsführung die Zehen noch kälter – doch die Ulrike Teschke, Stimmung ist großartig. Manuel J. Hartung, Büro Hamburg: 10 / Finale! Was Ray Lätzsch Buceriusstraße, Eingang Speersort 1, da wohl von seinem Kollegen 20095 Hamburg zugeflüstert bekommt? Dass die Projektleitung Stadt Schwarzenberg die Berg­ Yvonne Baumgärtel männer gleich nach der Parade zur Textchef 14 „Sauschlacht“ einlädt, einem Roman Heflik Artdirection großen Mahl mit Leberwurst und Andreas Volleritsch Sauerkraut, weiß er ja schon. Redaktion Lätzsch begrüßt das Publikum, Moritz Baumstieger hält eine kurze Rede, dann Bildredaktion ruft er ein letztes Mal für heute: Barbara Pütter, „Sächsische Bergmannsparade! Stefan Scholtz 8 Schlussredaktion Zum Gebet, habt acht!“ Frauke Franckenstein Druck Prinovis Ltd. & Co. 9 KG, Betrieb Ahrensburg, Alter Postweg 6, 10 22926 Ahrensburg Herstellung Dirk Schmoll Repro 4mat media

Der Verlag übernimmt für unverlangt eingesandte Unterlagen keine Haftung. Bei Nichterscheinen durch höhere Gewalt oder Streik kein Entschädigungsan­ spruch. Eine Verwertung der urheberrechtlich ge­ schützten Zeitschrift und aller in ihr enthaltenen Bei­

Fotos: Sebastian Arlt Sebastian Fotos: träge und Abbildungen, insbesondere durch Verviel­ fältigung oder Verbreitung, ist ohne vorherige schrift­ liche Zustimmung des Ver­ 14 Mal treten die Schneeberger lags unzulässig und straf­ Bergbrüder allein im Advent bar, soweit sich aus dem auf – und es gibt noch viel mehr Urheberrechtsgesetz nichts anderes ergibt. Die Ver­ Paraden im Erzgebirge. öffentlichung derV eranstal- Eine Übersicht finden Sie auf tungstermine erfolgt ohne www.erzgebirge.de/advent Gewähr.

Sachsen Ob der sächsische Kurfürst Johann Friedrich wohl eine Dem Vorliebe für Bratwurst, Volkskunst und besinnliche Musik hatte? Es scheint fast so. 1533 kaufte er einem Kurfürsten anderen Adelsgeschlecht die Burg von Schwarzen- berg ab, schon ein Jahr später wird in dem Städtchen im Erzgebirge das erste Mal ein Weihnachtsmarkt sei Dank urkundlich erwähnt. Der fand damals am Sonntag vor Weihnachten statt, heute laden die Schwarzenberger jeweils zwischen dem zweiten und dritten Advent in den Schlosshof und die historische Altstadt. Wer die erreichen will, muss erst eine steile Straße hinaufstei- gen, auf der es aber reichlich Anlass für Verschnauf- pausen gibt: Am Wegesrand sind Gruppen von manns- großen Holzfiguren aufgebaut, die Szenen aus dem erzgebirgischen Leben nachstellen. Kurfürst Johann Friedrich ist allerdings nicht darunter. Schade eigent- lich. Für diesen gemütlichen Weihnachtsmarkt hätte er ein Denkmal verdient. www.schwarzenberg.de

15 Foto: Sebastian Arlt Sebastian Foto:

Wo Weihnachten gelebt wird K Kräppelchen Kleine Kugeln aus Schmalz- gebäck, die mit einem Happs im Mund sind. Eine der Lieblingsnaschereien auf Sachsens Weihnachts­ märkten. Zu viele Kalorien? Ach was. Es ist doch nur D einmal im Jahr Advent. Sachsens Dresdner Kruzianer Striezel Mit ihren glockenhellen Advents- Das sächsische Wort für Stimmen sind die Mit­glieder den Dresdner Christstollen des Dresdner Kreuzchors mit Butter und Rosinen, nicht nur im Advent für vokabeln der seit 2010 als regionale Engelsgesang zuständig. Sie Marke ein Schutzsiegel zählen neben den Thomanern der EU tragen darf. Namens- aus Leipzig zu den bekann- Enthält ein testen deutschen Knaben- Schwibbogen geber für den Dresdner Striezelmarkt, der dieses Jahr H chören und freuen sich schon Alkohol? Und zum 580. Mal stattfindet. jetzt auf das Jahr 2016, Herrnhuter in dem sie ihr 800-jähriges Handelt es sich Jubiläum feiern werden. 16 beim Kruzianer Sterne Um einen Fluch? E Selbst Mathe-Unterricht hat Kurrendesänger Nicht doch! manchmal sein Gutes. Ein Engel Internatslehrer stellte seinen Gruppen von drei, Die wichtigsten Schülern 1821 in Geometrie vier jungen Sängern, die im sächsischen Das Wort „Engel“ an sich die Aufgabe, einen Stern aus Advent durch Sachsens Weihnachts- ist natürlich nicht speziell Papier zu bauen. Die Schüler Orte ziehen (currere = lat. sächsisch – der Engel, den die setzten ein Licht in den „umherlaufen“) und dabei Wörter im Männelmacher (siehe unter fertigen Stern, und weil er so stimmungsvolle Weihnachts- Überblick „M“) dem Bergmann zuge- schön leuchtete, bauten sie lieder vortragen. Bekleidet sellen, schon. Die erzgebir- fortan jedes Jahr im Advent sind sie dabei mit schwarzen gischen Engel tragen Kerzen wieder einen. Heute werden Kutten mit weißen Kragen – und sind im Gegensatz zu die Sterne in einer Manu­ und so ein beliebtes Figuren- den biblischen Erzengeln faktur in Herrnhut hergestellt motiv der Männelmacher. weiblich. Hinter jedem star- und weltweit verschickt. ken Bergmann steht nämlich A eine starke Frau. Aschenbrödel „Drei Haselnüsse für Aschen- brödel“ wurde auch auf Schloss Moritzburg gedreht – der Film ist untrennbar mit Sachsen verbunden. Ihn anzusehen ist moderner Weihnachtsbrauch, an den Feiertagen läuft er ständig. Live gibt es „Aschenbrödel“ an den Landesbühnen Sachsen und dem Schauspiel Leipzig.

Sachsen Illustration: Christine Brand Schwibbögen ins Fenster und die Mettenschichten auch für Räuchermänner, Bergmanns- im Erzgebirge, oft in Seiffen. Steiger klopfte, dann kamen dunkel. Das ist gut, so kann putzigem Namen. Ihn üben Letzte Schicht im Bergwerk der Sachse seiner Lieblings- merkt. Meistens tun sie das stellen, sprich: viele Kerzen voller Handarbeit, wohlge- Mettenschicht aßen, tranken und sangen. oder schnitzen – in kunst- beschäftigung nachgehen: Pyramiden auf die noch Spaß macht, gibt es die Bergleute zusammen, und Engelfiguren drehen Und weil das auch heute die­ Im Winter wird es früh Angesehener Beruf mit gemütlich endete: Der entzünden. Und dann vor Heiligabend, die Nichtbergmänner. jenigen aus, die etwa einfach genießen. Männel- Lichteln macher M L T ische

obwohl sie nur herumstehen. Heiße Luft über brennenden Männchenfiguren, die innen das sich so wunderbar dreht. Platz für eine Räucherkerze Holzplatten mit filigranem Schnitzwerk befestigt sind, viel besser als Die ägyptischen zählen zu Rauchverboten zum bieten. Durch die offenen den sieben Weltwundern, Erzgebirge können mehr: Münder steigt der Rauch Kerzen treibt ein Flügel- Die Pyramiden aus dem eine beliebte rad an, an dessen Achse Pyramiden heraus – und riecht Räucher- männer P R Wo Weihnachten gelebt wird gelebt Wo Weihnachten T T abakqualm. ischdeko: T rotz

seinen Weg einbaut. Sondern männern und Nussknackern. sich in einen einzigen großen der Herstellung von Räucher Zentrum Zentrum der erzgebirgischen der Welt. So ist es das Weih- nern dargestellt werden. Die Advent Schwibbögen in den einen Lichterbogen aus dem Wäre Seiffen größer, wäre es meist Szenen mit Bergmän- hatten in den dunklen Stol- len Sehnsucht nach Licht – Erzgebirge, in dessen Mitte nachts­ und freuten sich, wenn im zu viel Glühweingenuss in den Sommermonaten von die Weihnachtshauptstadt Bezeichnet nicht etwa die Spielzeugdorf Im Advent verwandelt es Schwibbogen Schlenker, die ein Weih- Volkskunst lebt auch in nachtshauptdorf. Das Fenstern leuchteten. Weihnachtsmarkt. marktbesucher nach Seiffen S

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zusprechen. So kürzen Orgel- musiker oder die Chorknaben „Weihnachtsoratorium“ aus- chor Johann Sebas Die wurde übrigens 1734 in von Kreuz- und Thomaner- Sachsen sind immer hurtig unterwegs, unterwegs, da bleibt keine berühmteste Weihnachts­ komposition einfach ab. Zeit, lange Worte wie Leipzig uraufgeführt. WO W ­tian Bachs

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Vom Holzstamm zum Holzpferd: Mit seinen Eisen (links) graviert der Seiffener Reifendreher Christian Werner zunächst das gewünschte Profil in die rotierende Holzscheibe (rechts), dann schneidet er seine Tierchen Stück für Stück aus dem so entstan­denen Ring (oben Mitte). Noch ein wenig zurecht­geschnitzt und liebevoll bemalt, bevölkern sie schließlich zum Beispiel Werners selbst konstruierten Pyra­ midenleuchter (ganz oben). www.reifentiere.de

Sachsen Und er dreht es doch Christian Werner hat ein altes Handwerk neu belebt – und fertigt auf verblüffende Weise filigrane Holzfiguren

Christian Werner fällt auf. Der 46-Jährige trägt eignet, dass die besten an Nordhängen wachsen eine Zimmermannskluft aus braunem Cord und idealerweise zu Vollmond geschlagen und weißem Leinen und auf dem Kopf gerne werden. Dass man sie dann noch eine Weile eine bunte Zipfelmütze. Seine Gesichtszüge mit der Krone in Talrichtung liegen lässt, sind fein, auf der spitzen Nase balanciert er eine damit der Baum seine Säfte aufzehrt. Dass das runde Intellektuellenbrille. Nur Hornhaut Holz trotzdem nicht trocken sein darf, wenn und Schwielen an seinen Fingern verraten, dass es auf die Drehbank kommt. Vor allem lernte er sein Geld mit seinen Händen verdient. Werner aber, wie man das Eisen mit Kraft In seiner Werkstatt im → Spielzeug- und Feingefühl­ zugleich führt. Dann machte dorf Seiffen klopft Werner eine dicke er sich selbstständig. Scheibe Fichtenholz auf die Achse seiner Dreh- Nur: Wozu braucht man Holzreifen – und bank und lässt das Stück rotieren. Dann setzt er seien sie noch so kunstvoll gefertigt? Werner löst 19 sein Eisen an – schon sausen Streifen aus dünns- den Ring vom Stamm und setzt ein Messer an, tem Holz durch den Raum, als wären es Luft- als wolle er einen Baumkuchen anschneiden. Er schlangen. Hier kommt etwas Holz weg, dort schlägt mit einem Hämmerchen auf das Messer, noch eine Kerbe hinein, bald ist aus der Scheibe erst einmal, dann einen guten Zentimeter wei- ein Ring geworden. Als Werner die Drehbank ter noch mal. Das Stückchen, das er so aus dem in den Leerlauf stellt, sagt er: „Man hat mich für Ring herausgetrennt hat, ist – ein kleines Holz- verrückt erklärt – aber ich wollte diese wunder- pferd! Werner klopft nun Scheibe um Scheibe bare Technik wieder aus dem Museum holen.“ ab, bald stapeln sich die Pferdchen. Durch das Werners Handwerk ist das Reifendrehen. Reifendrehen wurde es den Seiffenern möglich, Als kleiner Junge schickte ihn sein Vater – ein mit wenigen Arbeitsschritten große Mengen → Männelmacher – ab und an zu Kolle­ Spielzeugtiere herzustellen – Ende des 18. Jahr- gen, um Teile für Holzfiguren zu holen. „Der hunderts war das Reifendrehen eine technische Himmel über Seiffen ist dasD ach einer großen Sensation. Und wer heute Christian Werner zu- Manufaktur“, erklärt Werner, „mancher macht sehen darf, muss sagen: Das ist es noch immer. nur Schafe, der nächste Bäume – und dann Werner bringt die Tiere in den ersten Stock, werden die Teile zu einem Ganzen zusammen- dort werden die Konturen mit ein paar Messer­ gefügt“, zu den berühmten → Pyramiden schnitten verfeinert, dann bemalt. 260 verschie- etwa. Wurde der Sohn zu einem Reifendreher dene Figuren haben er und seine acht Mitarbeiter geschickt, musste der Vater oft lange warten: im Programm, die einzeln, in Sets oder auf Der Junge saß in der Werkstatt und staunte. dem eigens konstruierten Pyramidenleuchter Jahre später, Christian Werner war inzwi- verkauft werden. Sich immer neue Figuren aus- schen gelernter Holzspielzeugmacher, fand er zudenken liebt Werner besonders. Und auch im SeiffenerF reilichtmuseum eine Anstellung. wenn er nur mit alten Techniken fertigt, lässt Nebenan wohnte ein alter Meister, der die mitt- sich Werner in der Formensprache nicht be- lerweile selten gewordene Technik des Reifen- schränken. Dann schimpfen seine Mitarbeiter: drehens noch beherrschte. Nach langem Über- „Kannst du dir nicht mal was Normales ein­ reden kam der Alte in die Schauwerkstatt und fallen lassen?“ Wer die gerollten Rüssel von Wer- gab Werner Tipps. Er lernte, dass sich nur das ners Elefanten betrachtet, kann die Mitarbeiter

Fotos: Sebastian Arlt Sebastian Fotos: Holz von ganz gerade gewachsenen Fichten verstehen – ihr Chef fällt eben gern auf.

Wo Weihnachten gelebt wird Wegen Lego auf der Empore Karl Pohlandt (11) singt im Dresdner Kreuzchor – im Advent besonders viel

„Als ich letztes Weihnachten die Stufen zur Empore der Kreuzkirche hinaufgestiegen bin, war ich ganz schön nervös. Unten saßen dreitausend Leute und ich sollte gleich ,Vom Himmel hoch, da komm ich her‘ singen – als Solist, in meinem ersten Jahr im Chor! Doch dann war die Angst wie weggeblasen. Ich habe nicht mal gemerkt, wie tief es unter der 20 Empore runterging. Bei der Generalprobe ist mir da noch ganz komisch geworden. Dass ich heute im Dresdner Kreuzchor bin, da- ran ist eine Spielzeugkiste schuld: Singen hat mich erst nicht interessiert, aber in dem Zimmer, in dem in unserer Schule der Gesangsunterricht stattfand, gab es tolles Lego – das hat mich angelockt. Jetzt gehe ich in die fünfte Klasse, lebe seit einem Jahr im Chor-Internat. Heimweh hatte ich nie, denn meine Zimmergenossen kenne ich seit dem Kindergarten. Die Adventszeit ist wahnsinnig intensiv. Wir haben Weihnachtsliederabende, singen das Oratori- um, die Christmette, die Vesper und die normalen Gottesdienste. Alle drei, vier Tage treten wir auf – und proben müssen wir auch, etwa zwölfmal die Woche. Da geht es konzentriert zu, alle wissen, dass wir jetzt schnell und genau arbeiten müssen. Am Heiligabend selbst gibt es nach der Vesper Abend­ essen – richtig nobel, mit drei Gängen. Anschlie- ßend singen die älteren Schüler im großen Proben- saal etwas für uns, dann gibt es Geschenke. Für alle gleichzeitig. Wenn sich 150 → Kruzianer auf die Päckchen stürzen, ist ganz schön was los! Um halb neun geht es ins Bett, am nächsten Morgen Seit mehr als einem Jahr wohnt Karl Pohlandt müssen wir um halb fünf Uhr aufstehen, um bei (ganz oben) im Chor-Internat. Die Weihnachts- der Christmette zu singen. Dann sind Ferien. Zu zeit findet er anstrengend, aber schön: viele Hause wird noch einmal beschert. Letztes Jahr habe Proben (rechts), aber auch viele festliche Auf- ich eine Noten-Software bekommen. Klavier spiele tritte (oben). Termine: www.kreuzchor.de ich auch – da improvisiere ich gerne. Und wenn mir

etwas einfällt, komponiere ich ein Stück daraus.“ Rietschel images/Matthias ddp Arlt; Sebastian Fotos:

Sachsen Fotos: Name Fotograf Foto: Sebastian Arlt Wo Weihnachten gelebt wird gelebt Wo Weihnachten → Munition gelagert wurde – strahlen unzählige Kasemattenräumen – endlose Gänge, in denen prächtigen Gabentischen geschmückt. In den es besinnlicher zu: EinigeTurmzimmer sind mit feinfühlig auf den Meißel. Anderswo geht Steinmetze mit Hämmern mal brachial, mal Bärten schmieden ihre Eisen. Dort schlagen fliegen Funken, wilde Gesellen mit mächtigen merkt man, sobald man angekommen ist: Hier es auf dem Markt anders zugeht als im Tal, aufsteigen – oder mit dem Lift fahren. Dass wer sie erobern will, muss steile Rampen hin- Mächtig thront die Bastion über dem Elbtal, punkt ist, merkt man schon auf dem Weg: markt auf der Festung Königstein ein Höhe- Dass der historisch-romantische Weihnachts- www.festung-koenigstein.de unter in die Welt, er kann noch ein wenig warten. lauscht. Der Weg über die steilen Rampen hin­ zählt dabei Märchen. Man setzt sich kurz dazu, einem Schemel, stickt bei Kerzenlicht und er- In der hintersten Kammer sitzt eine Frau auf verkaufen Kunsthandwerker ihre Kostbarkeiten. Herrn Zum Fest auf die Festung h uter Sterne uter . Unter ihnen

21 Silbermanns klingende Pfeifen Albrecht Koch spielt im Freiberger Dom auf einer 300 Jahre alten Orgel – bis heute eine der besten der Welt

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Kantor Albrecht Koch (38; rechts) musste sich erst an die alte Orgel gewöh- nen. Ihre Tasten und Register (ganz oben) sind vergleichsweise schwergängig. Dennoch liebt Koch das Instrument wegen seines Klangs und seiner Details (oben). www.silbermann2014.de

Sachsen Herr Koch, welche Herausforderungen muss ein Ein perfekter Handwerker mit musikalischem Gespür – Kantor zu Weihnachten meistern? was wissen wir noch über Silbermann? Die Heizung im Dom fällt zum Glück nur alle paar Jahre Sehr wenig. Nicht mal ein Bild existiert, was viele zu aus – dort bei wenigen Grad zu spielen wäre die größte Spekulationen veranlasst. Dass er ein cleverer Geschäfts­ Schwierigkeit. Im Advent muss ich sehr oft an die Orgel, mann war, können wir aber sicher sagen. Er hat hohe aber ich genieße das. Ich bin ein Kind des Erzgebirges Preise verlangt und kühl gerechnet, welche Aufträge sich und entwickle zu Weihnachten eine fast naive Freude. Als lohnen: Ruhm versprechende Angebote der Höfe von Musiker merke ich, dass die Leute empfänglicher sind. Prag, Sankt Petersburg oder Kopenhagen hat er abgelehnt – Wir haben sonst nie so gut besuchte Konzerte. Die Men­ der Transport seiner Instrumente war ihm zu kostspielig. schen sitzen dann bei uns im Kerzenschein und wundern Stattdessen hat er hier in der Region gebaut. sich, dass es so einen Frieden noch gibt. Silbermann machte Freiberg zu seinem Wohn- und Arbeits­ Mancher Kirchenmann ist eingeschnappt, wenn das ort und konzentrierte sich auf das Umland. Die so ent­ Gotteshaus nur zu Weihnachten voll ist. standene Orgellandschaft ist unvergleichlich: 32 von den Zunächst: Der Dom ist immer gut besucht. Ich freue mich 44 Orgeln, die er geschaffen hat, sind bis heute erhalten. aber über jeden, der sich aufmacht und Kontakt sucht. Und Für einen Orgelbauer seiner Zeit ist das enorm viel. Er war auch wenn er nur einmal im Jahr schlau: Er hat es geschafft, eine kommt, spiele ich mit dem gleichen Art Monopolstellung zu erlangen. Enthusiasmus. Die Leute haben Silbermanns Vater war noch das Recht, Qualität zu bekommen. einfacher Tischler – wie kam der Gute Musik erfüllt jeden – auch Sohn in diese Position? den, der den Kontrapunkt der Fuge Er hatte überbordendes Selbstver­ nicht im Detail versteht. trauen und wusste sich genial zu Das Instrument, mit dem Sie die vermarkten. Als er sich 1710 in Menschen zu erfüllen versuchen, ist Freiberg um den Auftrag bewarb, ein ganz besonderes. konnte er in Sachsen keine Arbeit Unsere Freiberger Domorgel wird vorweisen. Trotzdem steht schon dieses Jahr 300 Jahre alt – und im Bauvertrag von 1710: „Herr zählt heute zu den besten, die es Innen die prächtige Orgel, außen zurückhaltend: Gottfried Silbermann, berühmter 23 auf der Welt gibt. Sie ist fast ori­ Der Freiberger Dom (re.) kommt ohne Turm aus. Orgelmacher, seine Dienste offe­ ginalgetreu erhalten: Wenn ich den riret“. Berühmt – wofür? Einfluss­ Motor ausschalte, der heute das reiche Freunde hatten ihm Emp­ Gebläse versorgt, und stattdessen zwei, drei Helfer die Bäl­ fehlungsschreiben ausgestellt und Gerüchte gestreut, er sei ge treten lasse, klingt sie quasi so wie 1714. bald mit anderen Aufträgen gebunden. Die Freiberger Wie spielt man so ein Instrument? haben schlicht Panik bekommen, dass ihnen dieses angeb­ Die Hauptaufgabe ist, aus der Gegenwart heraus das alte liche Jahrhunderttalent vor der Nase weggekauft wird. Instrument als lebendig und zeitgemäß erlebbar zu ma­ Die Freiberger haben ihren Entschluss nicht bereut, chen. Nicht jedes Stück ist für so eine Orgel geeignet. Des­ die Orgel wurde 1714 vollendet und seither gerühmt. halb spiele ich viel aus der Epoche, in der sie erschaffen Wie feiern Sie dieses Jubiläum? wurde, zum Beispiel Johann Sebastian Bach. Bei meinen Das Festprogramm läuft schon das ganze Jahr, im Dezem­ Konzerten versuche ich aber auch, Zeitgenössisches einzu­ ber gibt es neben den Gottesdiensten und Orgelmusiken streuen – da sehe ich schon einen kleinen pädagogischen zu Domführungen weitere Höhepunkte: Am 6. Dezember Auftrag. Das Instrument fordert mich als Musiker her­ führen wir das → WO von Bach auf, am 13. Dezember aus und lehrt einen das Musizieren. So wirkt die Orgel ein spiele ich ein Konzert bei Kerzenschein. Am 20. Dezember bisschen wie ein Gedächtnis ihrer Epoche. Sie zeigt mir folgt Bachs „Hohe Messe in h-Moll“ mit herausragenden ganz klar, was damals ging und was nicht, beispielsweise Solisten. Weihnachtsschlager wird man bei uns nicht hören, im Blick auf Tempo oder Artikulation. wir haben mehr zu bieten: Wir versuchen, den Besuchern Die Orgel spielt sich schwer, obwohl sie von einem der neben dem Kunstgenuss für einen kurzen Moment eine berühmtesten Instrumentenbauer aller Zeiten stammt? geistige und geistliche Heimat zu geben. Gottfried Silbermanns Orgeln sind in ihrer Qualität bis Wenn Sie dem Erbauer Ihres Instruments etwas zu heute unerreicht. Er war ein perfekter Handwerker, fast Weihnachten schenken könnten – was wäre das? besessen. Er muss ein herausragendes Gehör besessen Ein guter Obstler vielleicht – eine gigantisch hohe Gast­ haben, eine große Musikalität, muss aber auch ein guter hausrechnung von einem Treffen mitB ach deutet an, dass Mathematiker und Physiker gewesen sein. Denn die Pro- er kein Kostverächter war. Oder eine Zigarre – bei einer por­tionen und Formen der Pfeifen müssen exakt errechnet Orgelrestaurierung wurde an einer unzugänglichen Stelle werden, damit die Orgeln einen guten Klang haben, der ein Stumpen gefunden. Nach dem Bau kann das Stück zur Akustik des Raumes passt. Trotzdem hat es in den letzten dort eigentlich nicht hingekommen sein – Silbermann

Fotos: Sebastian Arlt; Stadt Freiberg/René Jungnickel Freiberg/René Stadt Arlt; Sebastian Fotos: 300 Jahren natürlich technischen Fortschritt gegeben. muss also geraucht haben.

Wo Weihnachten gelebt wird Ihr Kinderlein, kommet! Der Freistaat hat wunderschöne Weihnachtsmärkte zu bieten. Eine Auswahl

TORGAU GÖRLITZ Märchenweihnacht Schlesischer Christkindelmarkt In Nordsachsen liebt man Märchen Am 6. Dezember eröffnet das ZWICKAU und Sagen so sehr, dass einige von ihnen den Markt in der alten Handelsstadt – Weihnachtsmarkt in einer raffinierten Lightshow an und singt ab dann jeden Tag mit Kindern Die Stadt liegt genau zwischen Erzgebirge die Fas­saden der Renaissancehäuser der Weihnachtslieder. und Vogtland. Auf dem Weihnachts- Altstadt projiziert werden. www.schlesischer-christkindelmarkt-goerlitz.de markt in der Altstadt (Bild oben) wird das www.torgauer-weihnachtsmarkt.de Beste aus beiden Regionen angeboten. BAUTZEN www.weihnachtsmarkt-zwickau.de Wenzelsmarkt Ab sofort können Sie auch Der schönste Markt der Oberlausitz, den 24 LEIPZIG mit einer App das Weihnachts- die dort lebenden Sorben übrigens „Budyske Weihnachtsmarkt land Sachsen kennenlernen: hodowne wiki“ nennen. Wer das nach Einer der größten und schönsten Weihnachts­ „X-mas Sachsen“ steht für einem Glühwein fehlerfrei aussprechen märkte Deutschlands – seit dem 15. Jahr- Sie zum kostenfreien Download bereit – kann, darf ruhig einen zweiten trinken. für Android-Smartphones im Google Play hundert in der historischen Innenstadt. www.bautzen.de Store und für iPhones im App Store. www.leipzig.de DRESDEN FREIBERG 580. Striezelmarkt Christmarkt SCHNEEBERG Die Legende unter den sächsischen Weih- Bergparade, → Mettenschicht, Weihnachtsmarkt und Lichtelfest nachtsmärkten und einer der ältesten in Krippenspiel in bergmännischer Tradition: Der Markt vor dem Rathaus mit dem Deutschland. Seit 1434 findet der weit Der Christmarkt im Herzen der alten Glockenspiel aus Meißner Porzellan beginnt über die Grenzen des Landes hinaus Silberstadt hat sich ganz dem erzgebirgi- am 1. Advent. Das Lichtelfest eine Woche beliebte Striezelmarkt im Herzen von

schen Brauchtum verschrieben. später ist ein Höhepunkt in der Region. Dresden statt. KultourZ www.freiberg-service.de www.schneeberg.de www.dresden.de/striezelmarkt

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Entdecken Sie Ihr Königreich mit der schlösserlandKARTE Ein königliches

Geschenk! Mehr Informationen und Bestellung unter Film schlösserlandKARTE www.schloesserland-sachsen.de | www.facebook.com/schloesserland.sachsen Die internationale Hipster-Gemeinde hat einen neuen Sehnsuchtsort: Leipzig. Berlin sei out, sagen Szenekenner. Und „Hypezig“ das neue Ding – jung, kreativ, sich ständig neu erfindend.G rund genug, einmal nachzufragen: Runa Pernoda Schaefer, 28, ist vor eineinhalb Jahren in die Stadt gezogen und steht seither auf der Bühne des Schauspiels Leipzig. Zur Weihnachtszeit spielt Advent in der Szene sie die Titelrolle in „Drei Haselnüsse für Aschen­ brödel“ – „in einer sehr klassischen Inszenierung, Wo man in Leipzig am Stilvollsten nur ist mein → Aschenbrödel ein wenig Geschenke kauft, Einkehrt frecher als das Original“. Hier ihre Tipps für einen Adventsausflug in der Szenestadt, abseits und ÜBernachtet, verrät von Weihnachtsmärkten und Glühweinduft. Schauspielerin Runa Schaefer

1 1 / Café Tunichtgut „Mein Lieblingscafé – ideal, um nach einem langen Geschenkekauftag gemütlich etwas zu trinken. Wer partout keine 2 Lust auf ‚Stille Nacht‘ hat, dem empfehle ich das ‚Stoned‘ ein paar Häuser weiter: eine wunderbar verrauchte Punkkneipe.“ Kolonnadenstr. 5/7, 04109 Leipzig, www.facebook.com/cafe.tunichtgut

2 / Das rote Paket 25 „Jeden Tag fahre ich auf dem Weg ins Schauspiel an dem Designlädchen vorbei. Überraschende Geschenke und unkitschige Weihnachtsdekoration – oft auch von Designern aus der Region.“ Gottschedstr. 22, 04109 Leipzig, www.das-rote-paket.de

3 / mzin „Wer lieber Gedrucktes verschenkt, wird im ,mzin‘ fündig. Ein trendiger Laden 3 für Kunstbücher, Magazine und Musik.“ Kolonnadenstr. 20, 04109 Leipzig, www.mzin.de 4 4 / Meisterzimmer „Leipzigs ungewöhnlichste Pension. In der Baumwollspinnerei, einem ehemaligen Industriegelände außerhalb des Zentrums. Neo Rauch und andere Künstler haben hier ihr Atelier, viele Galerien ihren Sitz – zwischendrin die Zimmer. Superspannend.“ 5 Spinnereistr. 7, 04179 Leipzig, www.meisterzimmer.de

5 / Peccato „Ein Klamottenladen auf der ‚Karli‘, der Karl- Liebknecht-Straße, wo sich die Szene als Erstes ausgebreitet hat. Hier gibt es ver- rückte Stücke und Accessoires – also gute

Fotos: Sebastian Arl; Manfred Målhaupt Manfred Arl; Sebastian Fotos: Geschenke für die beste Freundin.“ Karl-Liebknecht-Str. 67, 04275 Leipzig, www.peccato.de

Wo Weihnachten gelebt wird 26

Sachsen Folget dem Licht 27 Zwei Besonderheiten hat der „Lichterglanz und Budenzauber“ in Altkötzschenbroda von Natur aus zu bieten: Die romantischen Häuschen entlang des alten Dorfangers bilden eine Kulisse wie gemalt. Und weil die Stadt Radebeul, zu der Altkötzschen­ broda gehört, eine Weinbaustadt ist, wird hier echter weißer Winzerglühwein ausgeschenkt. Das reicht den Bewohnern aber anscheinend nicht – sie haben sich noch zwei Dinge ausgedacht: Auf ihrem Weihnachtsmarkt dreht sich alles um Musik und Licht. Zwischen den Ständen spielen Kinder als Straßenmusi­ kanten, auf der Bühne ständig neue Gruppen – mal Besinnlich­ es, mal Jazz. Zwischen Bäumen und Ständen stehen leuchtende Installationen und eine strah­ lende Krippe. Jedes Jahr gestaltet ein anderer Künstler den Lich­ terpfad entlang des Dorfangers neu. Damit Radebeul an den ersten drei Adventswochenenden

leuchtet. www.elbland.de Arlt Sebastian Fotos:

Wo Weihnachten gelebt wird Stollen 2.0 aus dem Erzgebirge Mit einem Back-blog eroberte Lutz Geissler das Internet. Jetzt hat er auch in der Off- line-Welt Erfolg

Fragt man Lutz Geißler, was genau sein Beruf sei, guckt er mit seinen wachen braunen Augen ratlos durch die Brille. „,Bäcker‘ darf ich mich nicht nennen – ich habe ja keine 28 Ausbildung“, sagt er und wischt etwas Mehlstaub von der Arbeitsfläche. „Rezeptentwickler, Gastronomie- und Bäckereiberater, Buchautor und Dozent“, schlägt er dann vor. Und natürlich „Blogger“, denn www.ploetzblog.de, seine Internetseite, sei nach wie vor die Basis, auf der sich dieses diffuse Berufsbild aufbaut. „Aber wie man das alles in einen Begriff packen könnte? Keine Ahnung!“ Deshalb besser von Anfang an. Vor sechs Jahren war Lutz Geißler, der jetzt gerade in seiner kleinen, aber hoch- professionell eingerichteten Backstube im erzgebirgischen Sehmatal den Vorteig für einen Christstollen ansetzt, ein Geologie-Student an der Bergakademie in Freiberg. Er kämpfte mit seiner 500 Seiten starken Diplomarbeit. Um abzuschalten, rührte er in seiner Küche Teig für ein paar Brotlaibe an. Geißler experimentierte ein wenig, und um seine Rezepte nicht in einem chaotischen Zettelhaufen zu verwalten, stellte er sie auf seine Website, auf der er sich bisher Gedanken rund um die Geologie gemacht hatte. „Ich fand es einfach schön, zu sehen, wie etwas im Ofen aufgeht“, erzählt Geißler. Das Understatement passt zu dem 30-Jährigen, er ist ein ruhiger, fast zurückhalten- der Mann. Denn so unbedarft, wie er es schildert, war sein Backen nicht: Geißler wollte Brote mit viel natürlichem Eigengeschmack herstellen, deshalb verwendete er konse- quent Bio-Produkte und möglichst wenig Hefe, mit der viele Bäcker großzügig sind, um Zeit und Geld zu sparen. Vor allem aber ist Geißler auch beim Backen durch und durch Wissenschaftler: Wenn er etwas anpackt, dann tut er das mit großer Energie. Und wenn er seine Energie in etwas steckt, dann will er es voll und ganz durchdringen.

Sachsen Das zeigt sich, wenn Geißler sein Rezept des Erzgebirgi- schen Christstollens erläutert, dessen Komponenten er da in den verschiedenen Schüsseln vor sich bearbeitet. Seine wichtigsten Instrumente sind Waage und Thermometer, Worte wie „Eiweißstrukturen“, „Klebestränge“, „Gas­bil­dung“ und „Eigengewicht der Stärkemoleküle“ sprudeln aus ihm heraus. Zusammengefasst und vereinfacht meint Geißler Folgendes: Damit die Hefe im fettreichen Stollen auch wirklich aufgehen kann, hat er zunächst einen Vorteig angesetzt. Und weil Geißler keine trockenen Stollen mag, hat er ein wenig experimentiert: „Ich versuche zu verste- hen, welche chemischen Prozesse in einem Teig ablaufen“, sagt er, „und die Lösung für einen saftigeren Stollen habe ich deshalb in einem ,Mehlkochstück‘ gefunden.“ Eine Art Pudding, in dem das Mehl mehr Flüssigkeit halten kann als normal und der den Stollen so saftiger macht. In klassischen Stollenrezepten sucht man dieses Mehl- kochstück vergeblich. Die Würzmischung, die Geißler dem Stollen beigibt – Nelken, Kardamom, Anis, Zimt und Muskatblüte –, ist hingegen in der Region verbreitet und sorgt mit ihrem leichten Lebkuchengeschmack für den Un- terschied zwischen dem Erzgebirgischen Stollen und dem → Dresdner Striezel. Geißler lässt eine Maschine den Teig kneten, formt dann zwei Laibe, die er in der Mitte einritzt. Dann kommen die Stücke in den obersten der drei Öfen, die in der Ecke übereinanderstehen. Während die Stollen backen, erzählt Geißler, wie es weiterging. Die Fangemeinde, die seine immer weiter 29 wachsende Rezeptsammlung im Netz verwendete und kommentierte, wuchs schnell. Bald widmete sich das Blog nur noch dem Backen. Mehr und mehr Leute fragten Geißler um Rat, wenn sie bei ihren Versuchen nicht wei- terkamen. Und der antwortete, ausführlich und schnell – im Netz ging es hin und her. Bald bat jemand den Blogger, Kurse zu geben, dann kam die Anfrage eines Verlags, ein Backbuch zu schreiben – irgendwann musste sich Geißler, der inzwischen im Marmorbergbau arbeitete, entscheiden: „Will ich acht Stunden am Tag Geologe sein und dann jede freie Minute in der Backstube verbringen? Oder soll ich mich trauen, mich ganz dem Backen zu widmen?“ Lutz Geißler traute sich. Seit Juli leben er, seine Frau und seine zwei Kinder voll von dem, was Geißler im Keller des kleinen Wohnhauses austüftelt. Die Kerntemperatur der Stollen beträgt nach einer Stunde 95 Grad, jetzt kommen sie aus dem Ofen. Geiß- ler lässt sie auskühlen, badet sie in geschmolzener Butter, überzieht sie einen Tag später mit Kristall- und Puderzu- cker. Dann werden die beiden Laibe verpackt und bis zum Ersten Weihnachtsfeiertag kühl und trocken gelagert – und keinesfalls vorher angeschnitten. Lutz Geißler, der jetzt Kurse in Berlin und Wien gibt und dessen Rezepte auf der Wenn Blogger Lutz Geißler (30; ganz links oben) ganzen Welt nachgebacken werden, ist da ganz Ergebirger. in seiner Backstube in Sehmatal experimentiert, ver- wendet er nur beste Bio-Zutaten (links). Inspiration „Und solange sie mir hier das Internet nicht kappen“, ist holt er sich aus alten Büchern (ganz oben), seinen er sich sicher, „werde ich das auch bleiben.“ Teig knetet er mit Passion und wissenschaftlicher Genauigkeit (ganz oben rechts). Kein Wunder, dass der Lutz Geißlers Rezept für Erzgebirgischen Stollen mit Mehl-

Fotos: Sebastian Arlt Sebastian Fotos: Erz­gebirgische Christstollen (oben) wunderbar wird. kochstück finden Sie exklusiv aufwww.ploetzblog.de/stollen

Wo Weihnachten gelebt wird 3

Eine schöne Bescherung Prominente Sachsen 2 empfehlen Weihnachts­ geschenke aus dem Freistaat. Sie Möchten 1 sich selbst beschenken? Dann machen Sie einfach bei unserem Gewinnspiel mit!

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1 / Nadja Michael (45), Opernsängerin 2 / Katarina Witt (48), zweifache 3 / Benjamin Kirsten (27), „Jedes Jahr schlendere ich über die Weihnachts­ OlympiaSiegerin im Eiskunstlauf Torwart Dynamo Dresden märkte der weiten Welt – und immer erzähle „Wie jedes kleine Mädchen habe ich Weihnach­ „Ich bin in NRW aufgewachsen, mein Vater ich meinen Kindern mit leuchtenden Augen von ten geliebt. Der Baum mit Kerzen und Lametta Ulf wechselte 1990 zu Bayer 04 Leverkusen. den → Kräppelchen vom Leipziger (das von meinen Eltern jedes Jahr aufgehoben Die Weihnachtszeit begann für mich, sobald und Dresdner Weihnachtsmarkt! – ,Wollnsä das und gebügelt wurde!) schmückte die Stube. Stollen bei uns auf dem Tisch stand – den nu mit Zucker, Gudsde, oder ohne?‘ – Mit dem Und obwohl ich die Geschenke meist schon im bekamen wir stets aus der Heimat. Nach der kleinen Schmalzgebäck verbinde ich die Unbe­ Wäscheschrank der Mama entdeckt hatte, freute Rückkehr nach Dresden habe ich alle durch­ schwertheit der Kindheit. Dieses Jahr probe ich mich auf die Bescherung. Heute sind mir getestet – mir schmeckt der von Emil Reimann ich in New York an der Met. Und weil ich weiß, Geschenke weniger wichtig, gemeinsame Zeit am besten. Weil er sich gut hält, esse ich ihn dass Kräppelchen schlapp und ohne jeglichen mit Familie und Freunden ist dafür umso fast das ganze Jahr. Im Advent verschicke ich Geschmack ankommen, wenn man sie ver­ wertvoller. Doch eine Empfehlung von dem nun Stollen kistenweise an Menschen, die mich schickt (meine Eltern haben mir tatsächlich größeren Mädchen an die liebenden Männer: in der Karriere begleitet haben. So gehen immer schon mal welche ins Ausland gesandt), emp­ Überraschen Sie Ihre Frau mit einer wunder­ noch jedes Jahr Päckchen nach Leverkusen, fehle ich, duftende goldene Kräppelchen als schönen Uhr von Glashütte Original! Da werden an die Nachwuchsabteilung."

Illustration: Sarah Egbert Eiersholt Egbert Sarah Illustration: ganz besonderes Geschenk selbst zu backen." die Augen Ihrer Liebsten mit dem Weihnachts­ stern um die Wette strahlen."

Sachsen Gewinnspiel 4 Verbringen Sie das Nikolaus-Wochenende im Weihnachtsland! Wenn Sie wissen, wie der Dresdner seinen traditionellen Stollen nennt und etwas Glück haben, reisen Sie und Ihre Begleitung mit einem 2.-Klasse-Ticket der 6 Deutschen Bahn in den erzgebirgischen Winter­ sportort Oberwiesenthal, wo Jens Weißflog Sie in seinem Hotel für zwei Übernachtungen begrüßt. Mit Ihrer ErzgebirgsCard haben Sie nicht nur freien Eintritt in zahlreiche Museen, Burgen und Schaubergwerke, sondern fahren 5 auch gratis mit der historischen Fichtelberg­ bahn. Kleiner Tipp: Das gesuchte Wort ist im Heft versteckt. Schicken Sie eine frankierte Postkarte mit dem Lösungs­wort an: Redaktion Weihnachtsland, c/o Ketchum Pleon, Goetheallee 23, 01309 Dresden. Oder senden Sie eine E-Mail mit dem Lösungswort an: [email protected]

Teilnehmen darf jede natürliche Person außer Mitarbeiter der Sächsischen Staats­ regierung sowie deren Angehörige. Personenbezogene Daten werden nicht an Dritte weiterge­geben, ausschließ­ lich für den genannten Zweck genutzt und anschließend gelöscht. Einsendeschluss: 14. No­ vember 2014. Der Gewinner wird schriftlich benach­richtigt. Eine Bar­auszahlung des Gewinns ist nicht möglich. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

4 / Christian Thielemann (55), 5 / Daniel von Sachsen (39), 6 / Stephanie Stumph (30), Chefdirigent Staatskapelle Dresden Wettiner-Prinz Schauspielerin „Die Sachsen lieben ihre Traditionen, und das „Ich sammle Schwibbögen mit jagdlichen Motiven „Ich freue mich aufs gemütliche Zusammen­ zeigt sich besonders zu Weihnachten. Auf vielen und kaufe jedes Jahr in Seiffen einen neuen – rücken bei Marillenpunsch am ,Punschtürmchen‘ kleinen Weihnachtsmärkten finden Sie zauber­ am ersten Advent stellen wir sie in die Fenster. am Striezelmarkt. Jedes Jahr wird er von Chef hafte Dinge des Kunsthandwerks, unzählige Dazu kommen Pyramiden, Holzbilder aus dem Patrick neu verfeinert. Verschenken würde ich Konzerte stimmen Sie musikalisch auf das Weih­ Erzgebirge und – an den eigens dafür in den eigentlich Stollen von der Dresdner Kondito­ nachtsfest ein. Mein Geschenktipp für Sie: Giebel gesetzten Haken – ein Herrnhuter Stern. rei Müller – falls der Beschenkte auf seine Linie Kommen Sie zu uns, verschenken Sie an Ihre Letztes Jahr habe ich Schals der Plauener Sei­ achtet, empfehle ich Karten für den Theater­ Lieben einen Aufenthalt mit Opern- und Konzert­ denweberei verschenkt. In sie ist ein Fürsten­ kahn Dresden, um durch Anspannen der Lach­ besuchen in Sachsen – Sie werden Entdeckun­ zug eingewebt, der die sächsischen Regenten muskeln Kalorien abzubauen." gen machen, die Ihr Leben bereichern." unserer Familie zeigt."

Wo Weihnachten gelebt wird WIR MACHEN WELTSTARS. OHNE CASTINGSHOWS.

WIR SACHSEN LIEBEN DIE KÜNSTE UND DIE KULTUR: Der Leipziger Thomanerchor und der Dresdner Kreuzchor – gleich zwei der berühmtesten Knabenchöre der Welt sind in Sachsen zu Hause. Auf der sächsischen Notenspur reihen sich Musikgenies wie Bach, Mendelssohn, Schumann und Wagner aneinander. Klangkörper wie das Leipziger Gewandhausorchester und die Sächsische Staatskapelle begeistern Musik­ liebhaber auf der ganzen Welt und in der Heimat. Die Weihnachtszeit ist für uns auch musikalisch einer der Höhepunkte des Jahres. www.so-geht-sächsisch.de