Kapitel A: 1.2 Flächennutzung, Kapitel B: 5 Immissionsschutz)
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Umweltbericht 2004 Seite 98 Kreisverwaltung Trier-Saarburg KAPITEL C: Umweltschutz in ausgewählten Nutzungsbereichen 1. Umwelt und Siedlungsentwicklung 1.1 Kurzanalyse Grundlegendes Ziel einer nachhaltigen Siedlungsentwicklung ist die bedarfsge- rechte Steuerung der Flächeninanspruchnahme, die zum schonenden Umgang mit Natur und Landschaft beiträgt. Im Vordergrund steht dabei die Vermeidung von Neuinanspruchnahmen des Bodens, ein entsprechender Indikator ist die Verände- rung der Siedlungs- und Verkehrsfläche. Trotz der Bemühungen um eine Verringerung der Bodeninanspruchnahme steigt der Flächenverbrauch seit Jahren kontinuierlich an. So werden in Deutschland je- den Tag durchschnittlich 129 ha für Siedlungs- und Verkehrszwecke ‚verbraucht‘; in Rheinland-Pfalz sind es 5 ha/Tag und im Landkreis Trier-Saarburg 0,4 ha/Tag. Zur Veranschaulichung der abstrakten statistischen Zahl dient folgender Vergleich: Eine Flächeninanspruchnahme von 0,4 ha/Tag im Landkreis entspricht beispielsweise täglich ca. 7 Baustellen à 600 m². Für verlässliche Aussagen bezüglich der Entwicklung der Flächeninanspruchnahme ist der Indikator ‚Flächenverbrauch in ha/Tag auf Grund der unterschiedlichen Grö- ße der Kommunen nur bedingt geeignet. Aussagekräftiger ist die vom Statistischen Landesamt Rheinland-Pfalz vorgenommene Berechnung der Veränderung der Siedlungs- und Verkehrsfläche zwischen 1993 und 2003 als Anteil an der Ge- samtfläche1. Für das Land Rheinland-Pfalz ergibt sich ein Wert von 0,96 %. Der Grad der Ab- weichung von dieser Maßzahl gibt Hinweise auf die Größenordnung der Flächen- umwidmungen zu Gunsten der Siedlungsbereiche in den letzen zehn Jahren (s. Karte Flächenumwidmung zu Gunsten der Siedlungs- und Verkehrsfläche 1993- 2003 nach Verwaltungsbezirken). Eine insgesamt überdurchschnittliche Flächeninanspruchnahme weist beispielswei- se der Landkreis Neuwied auf, während der Landkreis Daun nur in geringem Maße Flächen umgewidmet hat. Im Landkreis Trier-Saarburg sind alle Kategorien vertre- ten, der überwiegende Flächenanteil liegt in der Größenordnung „unter 1 %“, „1 bis unter 2 %“. Zwei kleinere Teilbereiche weisen mit Werten über 2 bzw. über 3 % so- gar weit überdurchschnittliche Flächenumwidmungen auf. Bei der Wertung der o.g. Ergebnisse darf jedoch nicht außer Acht gelassen werden, dass es sich gerade in den Bereichen mit einem überdurchschnittlichen Flächenverbrauch oft um ehemali- ge militärische Flächen handelt, die zwar bereits baulich genutzt wurden, statistisch jedoch ursprünglich unter den „Flächen anderer Nutzung“ erfasst wurden. Tatsäch- lich handelt es hier also nicht um eine Neuinanspruchnahme von Flächen, sondern vielmehr um Folgenutzungen. Nachhaltige Flächennutzung bedeutet die Einbindung ökologischer, ökonomischer und sozialer Aspekte. So ist die Versorgung der Bevölkerung mit ausreichendem und bezahlbarem Wohnraum sicherzustellen sowie Flächen für Industrie, Gewerbe und Verkehrsinfrastruktur auszuweisen. Gleichzeitig sind Freiräume konsequent zu 1 siehe Siedlungs- und Verkehrsfläche als Umweltindikator. –In: Statistische Monatshefte Rheinland-Pfalz, 5/2003, S. 86-89) Kreisverwaltung Trier-Saarburg Seite 99 Umweltbericht 2004 sichern und weiter zu entwickeln, der Bevölkerung Möglichkeiten zur Erholung zu bieten und das nicht oder kaum vermehrbare Gut „Boden“ in seinen ökologischen Funktionen zu schützen und so für nachfolgende Generationen zu erhalten. Der kommunalen Bauleitplanung kommt in diesem Zusammenhang eine grundle- gende Bedeutung für die räumliche und funktionale Zuordnung bestehender und künftiger Nutzungen zu. Karte: Flächenumwidmung zu Gunsten der Siedlungs- und Verkehrsflächen 1993 - 2003 nach Verwaltungsbezirken Quelle: Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (Monatsheft Mai 2003) Umweltbericht 2004 Seite 100 Kreisverwaltung Trier-Saarburg Die sieben Verbandsgemeinden im Landkreis haben bzw. sind zurzeit dabei, die Flächennutzungspläne insbesondere unter Beachtung der Zielvorstellungen der mittlerweile flächendeckend vorliegenden Landschaftspläne fortzuschreiben. Für den Landkreis Trier-Saarburg ergibt sich – abgeleitet aus den Flächennut- zungsplänen - ein Wohnbauflächenpotential (Stand 1998) von insgesamt rund 754 ha. Diese Zahl gilt in der Regel für einen Planungszeitraum von zehn Jahren. Erfahrungsgemäß ergeben ein Hektar Wohnbaufläche im Flächennutzungsplan ca. zehn Baustellen einschließlich der notwendigen Erschließungsstraßen. Daraus er- rechnet sich für den Zeitraum 1998 bis 2003 theoretisch ein Potential von rund 3.000 Baustellen. Die tatsächlich erteilten Baugenehmigungen (2.482) zeigen, dass zumindest für den o.g. Zeitraum das Potential nicht ausgeschöpft wurde. Inwieweit diese Entwicklung auf den gesamten Zeitraum von zehn Jahren übertragbar ist, lässt sich derzeit noch nicht absehen. Die geringere Flächeninanspruchnahme ist auf eine bedarfsgerechte Erschließung sowie auf die Steuerung des Flächenverbrauchs über die Bodenpolitik der Kommu- nen mittels Eingriffsregelung, Öko-Konten, Förderung zur Dorferneuerung und Mo- dellprojekten zum ökologischen Bauen und Planen zurückzuführen. Darüber hinaus wurden im Landkreis verschiedene beispielhafte Projekte i. S. ei- ner umweltverträglicheren Bauentwicklung umgesetzt. So hat die Stadt Konz für das Baugebiet „Langenberg IV“ im Rahmen des experi- mentellen Städtebaus ökologische, städtebauliche und soziale Zielsetzungen bei- spielhaft integriert. Die um großzügige Freiflächen gruppierten Einzel-, Doppel- und mehrgeschossigen Gebäude sollen einerseits die soziale Mischung der Be- wohner fördern und andererseits soll der durch die verdichtete Bauweise gewon- nene Freiraum die Wohnumfeldqualität dieses Quartiers nachhaltig verbessern. Die Süd-/Südwestausrichtung der Gebäude trägt zu einer positiveren Energiebi- lanz bei. Den Belangen der Wasserwirtschaft wird durch Wiedernutzung des Nie- derschlagswassers, durch Rückhaltung und Versickerung sowie durch Verringe- rung der versiegelten Flächen im besonderen Maße Rechnung getragen. Gleiche ökologische und städtebauliche Aspekte werden in einem Baugebiet der Ortsgemeinde Föhren verfolgt. Dort wurde allerdings entsprechend der Zielset- zung des Pilotprojektes „Wohnen mit Kindern“ die Baugebiets- und Gebäudekon- zeption auf die spezifischen Bedürfnisse von Familien mit Kindern ausgerichtet. Am Baugebiet der Ortsgemeinde Osburg lässt sich nachweisen, dass eine umwelt- verträgliche Siedlungsentwicklung im Ergebnis sowohl für die Anlieger als auch für die Gemeinde eine wirtschaftliche Lösung darstellen kann. Die Planungskonzeption für ein ca. 18 ha umfassendes Baugebiet wurde unter Beteiligung aller berührten Fachplanungsbüros konsequent an den Zielen einer „abflusslosen“ Oberflächen- wasserbewirtschaftung ausgerichtet, das heißt, sämtliche Oberflächenwässer ver- bleiben innerhalb des Baugebietes. Die hierzu notwendigen Freiflächen erfüllen ne- ben den wasserwirtschaftlichen auch ökologische Funktionen und gliedern darüber hinaus das Baugebiet durch wohnortnahe Grünflächen. Als beispielhaft können auch die Beratungsangebote für die künftigen Bewohner in der Ortsgemeinde Tawern im Rahmen der Entwicklung eines Baugebietes, insbe- sondere zu den Themen Oberflächenwasser, Begrünung, ökologische Baustoffe, energiesparendes Bauen, generationenübergreifendes Bauen etc. hervorgehoben werden. Kreisverwaltung Trier-Saarburg Seite 101 Umweltbericht 2004 Trotz der insgesamt eher etwas ernüchternden Bilanz der Flächenentwicklung in den letzten Jahren, kann der Landkreis hinsichtlich der Umsetzung des sparsamen Umgangs mit Boden in die Praxis durchaus auf erfolgreiche Projekte und Maßnah- men verweisen. So wurden durch den Truppenabzug frei werdende Flächen ver- schiedenen Folgenutzungen zugeführt. Es entstanden der ‚Industriepark Region Trier‘ in Föhren (s. auch Kap. Umwelt und Wirtschaft, „Umweltbewusstes Gewerbe- flächenmanagement“) und das Gewerbegebiet ‚Granahöhe‘ in Konz / Wasserliesch. Im letztgenannten Gebiet wurde zusätzlich Wohnbauland im Anschluss an die Orts- bebauung Wasserliesch ausgewiesen. Auch die Dorferneuerung im Landkreis trägt zu einer Reduzierung der Neuinan- spruchnahme von Flächen bei. So werden jährlich zwischen 2.000 und 3.000 m² bis dahin leerstehende Bausubstanz wieder- bzw. umgenutzt; es entstehen neben Wohnraum für die private Nutzung, Ferienwohnungen, gastronomische Betriebe sowie Büroräume. Eine weitere Verringerung der Neuinanspruchnahme von Flä- chen wird durch das Schließen innerörtlicher Baulücken erreicht. Gleichwohl nimmt die Siedlungs- und Verkehrsfläche weiter zu, so dass eine Viel- zahl weiterer Maßnahmen zur Verringerung des Flächenverbrauchs im Sinne einer nachhaltigen Siedlungsentwicklung unerlässlich sind. Dabei sind nicht nur der Flä- chenverbrauch selbst, sondern auch die damit einhergehenden negativen Auswir- kungen auf die Umwelt durch mehr Verkehr, Energie- und Wasserverbrauch, Schmutzwasser und Ähnliches zu berücksichtigen. Angesichts dieses anhaltenden Trends sind noch stärker als bisher Einsparpoten- tiale zu nutzen. So ist auf Grund des Angebotsumfangs, der Qualität und der räum- lichen Verteilung der Wohnbauflächen im Landkreis von einer Neuausweisung von Flächen über den in den Flächennutzungsplänen festgelegten Umfang abzusehen. Entsprechendes gilt für die Gewerbeflächen. Im Landkreis steht ein quantitativ und qualitativ ansprechendes Angebot für ansiedlungswillige Unternehmen aus dem Bestand, für Neugründungen aus der Region und von außerhalb zur Verfügung. Die Gebiete sind unter besonderer Beachtung umweltbezogener Aspekte räumlich aus- gewogen verteilt, jede der 7