Mitteilungsblatt März 09
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
Mitteilungen des Sozialpolitischen Arbeitskreises im Bezirksverband Charlottenburg-Wilmersdorf der Partei AKK DIE LINKE für die Mitglieder und Sympathisanten der LINKEN. SSA Ausgabe März 2009 Inhalt Seite Themen Bella Ciao - Lesung und Lied mit Diether Dehm 2 Die Finanz- und Wirtschaftskrise 3 Berichte Wahl der Vertreter/innen aus vier Westbezirken zur Wahl der Bundesliste zur Europawahl 8 D. Hetzel: Wahl der Landesliste zur Bundestagswahl 9 M. Schauzu: Nach dem Europaparteitag der LINKEN 10 A. Wehr: Linkspartei, Lederer, Gaza – Eine Diskussionsveranstaltung 12 Dokumente Offener Brief an Klaus Lederer 13 MITTEILUNGEN DES HARTZ IV ARBEITSKREISES Links wirkt – auch in der LINKEN 15 A. Gödel: Die BVV-Linksfraktion beim Hartz IV Arbeitskreis 17 D. Hetzel: Schlechter Ersatz eines Antrags des Hartz IV Arbeitskreises 18 Konstituierende MV der BAG Hartz IV am 6.3.09 in Berlin 19 Termine, Impressum 20 Dokumente (nur in der elektronischen Ausgabe) Andreas Steike: Die Macher hinter den Kulissen – Wie INSM, Bertelsmann und andere Netzwerke Deutschland regieren 21 Zum Inhalt: Das italienische Partisanenlied „Bella Ciao“ im griechischen Restaurant Terzo Mondo und Arbeitssitzungen über die Wirtschaftskrise – Politik und Kultur gehören untrennbar zusammen, erst recht im beginnenden Wahlkampf. Über beides lest ihr mehr in dieser Ausgabe der SAK-Mitteilungen. Sie enthält außerdem Berichte über die jüngsten Ereig- nisse in der Partei in Bund und Land und die neuesten Nachrichten aus dem Hartz IV- Arbeitskreis. Marianna Schauzu, Sprecherin des Sozialpolitischen Arbeitskreises www.sak-dielinken-berlin.de Mitteilungen des Sozialpolitischen Arbeitskreises März 2009 Seite 1 Bella Ciao - Lesung und Lied mit Diether Dehm von Marianna Schauzu Bella Ciao, den meisten von uns bekannt als Lied der Partisanen und der internationalen Ar- beiterbewegung, ist auch Titel eines Romans, den der Bundestagsabgeordnete und Landesvor- sitzende der LINKEN in Niedersachsen geschrieben hat. Doch was kann uns ein Roman aus der Zeit Mussolinis, der „Republik von Salo“ in Italien am Ende des zweiten Weltkrieges, heute noch sagen? Um die Beantwortung dieser Frage ging es in der Veran- staltung des SAK am 3. März 2009 mit dem Autor Diether Dehm, der aus seinem Buch* vorlas und in den geschicht- lichen Hintergrund des Romans einführte. Zu hören war unter anderem auch seine Version des berühmten Liedes Bella Ciao als Liebeslied, begleitet von Michael Letz am Piano. Der Roman handelt von Krieg und Widerstand im faschisti- schen Italien des Jahres 1943, in der Zeit nach dem Sturz des „Duce“ und seiner anschließenden Wiedereinsetzung durch die SS. Ein Faschist und ein Partisan, einst Freunde, stehen sich als Todfeinde gegenüber. Peter Sodann schrieb über das Buch: „Ein Abenteuerroman, ein Liebesroman, ein politischer Roman in einem außerordentli- chen Geschichtsbuch“. Im Mittelpunkt der Handlung stehen die Widersprüche, die sich in einer zugespitzten politischen Situation herausbilden und das Verhalten der handelnden Menschen in ihnen. Der Held des Romans, ein bürgerlicher Dichter, der sich den kommunistischen Partisanen angeschlossen hatte, unterliegt seinen Genossen in einer entscheidenden Frage. Im revolutionären Über- schwang und unter Verkennung der Kräfteverhältnisse glaubt die Mehrheit der Partisanen, be- freite Gebiete schaffen zu können, angesichts der noch ungebrochenen Macht der faschisti- schen Gegner ein von Beginn an aussichtsloser Versuch. Obwohl der Romanheld aufgrund seiner theoretischen Kenntnisse, fußend auf denen der Füh- rer der italienischen Arbeiterbewegung Antonio Gramsci und Palmiro Togliatti, weiter sehen konnte als die anderen, geriet er in die Isolation. Doch er ließ sich dadurch nicht abschrecken, sondern war im entscheidenden Moment wieder zur Stelle, als es darum ging, die Folgen der falschen Entscheidung zu bewältigen. Er half bei der notwendig gewordenen Evakuierung der Bevölkerung des „befreiten“ Gebietes. Mitten im Winter war die Flucht von 35.000 Menschen aus dem norditalienischen Ossola-Tal in die Schweiz zu organisieren. Mitteilungen des Sozialpolitischen Arbeitskreises März 2009 Seite 2 Diese Fabel ist ein Lehrstück darüber, wie notwendig es ist, vor jedem Handeln eine konkrete Analyse der konkreten Situation vorzunehmen. Nur so lassen sich unnötige Niederlagen ver- meiden. Sie zeigt uns zugleich die Größe der Wissenden, die sich durch die Zurückweisung ih- rer historisch richtigen Urteile nicht entmutigen lassen sondern sofort daran gehen, den dadurch entstandenen Schaden - gemeinsam mit ihren Widersachern - zu bewältigen. Es ist ein Beispiel für das, was wirkliche Revolutionäre auszeichnet. Es ist die Zurückstellung persönlicher Ver- letztheit und die Bereitschaft, jede auch noch so kleine sich bietende Chance zur Veränderung der Verhältnisse hin zu einer gerechten Gesellschaft zu ergreifen. Mit ihrem begeisterten Beifall zeigten die gut 40 Teilnehmer, dass diese Botschaft verstanden und angenommen wurde. Die Veranstaltung zeigte, wie mit Hilfe von Kultur solche wichtigen Einsichten einfühlsam und überzeugend vermittelt werden können. *Diether Dehm: Bella Ciao. Das Neue Berlin, 2007, 396 Seiten, 19,90 Euro Die Finanz und Wirtschaftskrise war Thema mehrerer gut besuchter Veranstaltungen des SAK. Eingeleitet wurde dieser Zyklus mit der Diskussion über ein Thesenpapier mit dem Titel „Ursachen und Folgen der Wirtschafts- und Finanzmarktkrise“ von Jens Carlberg am 9. Dezember 2008. In der zweiten Veranstaltung am 6. Januar 2009 stellte Marianna Schauzu die Thesen von Lucas Zeise zur Analyse der Wirt- schaftskrise aus marxistischer Sicht vor. Am 20. Januar 2009 referierte Thomas Kuczynski zum Thema „Was sind die Aufgaben der Linken in der Wirtschaftskrise?“ Beendet wurde die Veranstaltungsreihe mit einer Diskussion über das Thema „Die Macher hin- ter den Kulissen: Wie INSM, Bertelsmann und andere Netzwerke Deutschland regieren“ am 3. Februar 2009 mit einem Referat von Andreas Steike, das sich in voller Länge im Anhang der elektronischen Ausgabe dieser SAK-Mitteilungen befindet. Es folgt ein zusammenfassender Bericht über die ersten drei der vorgenannten Veranstaltungen: Alle reden über die Krise - die Linke(n) auch – aber ganz anders. von Eckhard Dietz Natürlich muss darüber geredet werden, wieso und woher plötzlich zig Milliarden Euro vorhan- den sind, um Banken zu retten, Konzerne zu stützen, wo es vorher unmöglich schien, den Grundbedarf für HartzIV-Empfänger mit nur Bruchteilen dieser Summen auf ein menschenwür- diges Niveau zu heben, wobei von diesem Geld 100% mit völliger Sicherheit wieder in den Bin- nenmarkt geflossen wären. Mitteilungen des Sozialpolitischen Arbeitskreises März 2009 Seite 3 Natürlich muss darüber geredet werden, dass diese Banken und Konzerne Milliarden-Gewinne in den Jahren davor angehäuft haben – und dabei zum Teil (siehe Deutsche Bank) auch Ar- beitsplätze abgebaut hatten. Natürlich muss man sich fragen, weshalb sie – mit Steuergeldern gestützt – das jetzt weniger tun. Uns als Linke geht es also darum, über die Dinge zu reden, die jetzt nicht gefragt werden, Vorschläge zu machen, die nicht in den Medien breit getreten werden. Und wir haben diskutiert: An 3 langen Abenden stand das Thema Krise – Analyse, Folgen und 'Was tun?’ zur Diskus- sion und viele, die anders und Anderes denken waren mit dabei. Zuletzt am 20. Januar ein Dis- kussionsabend im TERZO MONDO mit THOMAS KUCZYNSKI, Ökonom und ehemaliger Direktor am Institut für Wirtschaftsgeschichte der Akademie der Wissenschaften der DDR. Ohne lange Diskussion war man sich einig, • dass der Zusammenbruch nicht unerwartet kam, dass national und international immer wieder vor dem Platzen der Spekulationsblase gewarnt worden war und • dass auch die Bundesfinanzaufsicht alles wissen konnte und auch eingreifen hätte kön- nen, • dass die Krise mit der Propaganda und der Politik für die sogenannte Liberalisierung der Finanzmärkte auf den Weg gebracht wurde, • dass eine 'normale' Wirtschaft und Produktion Profite von über 20% gar nicht erreichen kann, dass sie durch das Finanz-Casino aber dahin gedrückt wurde, • dass es also nicht gierige Finanzmakler und Manager waren (wenn es auch solche ge- ben mag), die die Krise verursacht haben. Recht schnell war man sich auch darüber einig, • dass das gesamte System einer auf immer wachsenden Gewinnen basierten Wirtschaft krisenanfällig ist und bleibt. In der Krise stehen heißt, vor der (nächsten) Krise stehen. • dass die Folgen jeder großen oder kleinen Krise immer und in erster Linie diejenigen trifft, die am großen Spiel und Gewinn überhaupt nicht teilnehmen können, • dass man im Interesse dieser Mehrheit der Betroffenen dieses System stabilisieren muss, selbst wenn das nur bedingt und nicht grundsätzlich zu schaffen ist und • dass man deswegen über Lösungen diskutieren muss, die über das System hinauswei- sen können. Es gab aber auch eine Reihe von Fragen, die strittig waren – oder die offen geblieben sind und auch Fragen, bei denen wir sagen müssen: Niemand weiß und auch die Linke(n) wissen nicht, wie sie zu beantworten sind. Mitteilungen des Sozialpolitischen Arbeitskreises März 2009 Seite 4 Zu diesen Fragen gehören folgende: • Wie lange wird die Krise dauern, welchen Schaden wird sie insgesamt, materiell und ge- sellschaftlich, anrichten? • Wie wirksam sind Konjunkturprogramme – wie groß auch immer -, die in ein Fass ge- schüttet werden, das im Boden ein Loch hat, dessen Größe sich laufend ändert? • Wann und unter welchen Umständen werden die Betroffenen die richtigen Fragen stel- len und Lösungen fordern, die es nicht