Ausg. Nr. 153 • 2. Mai 2016 Unparteiisches, unabhängiges Monats- magazin speziell für Österreicherinnen und Österreicher in aller Welt in vier verschiedenen pdf-Formaten http://www.oesterreichjournal.at MenschMensch && Pferd Pferd

Die oö. Landessausstellung verbindet die Präsentation hochkarätiger Kulturgüter mit einer packenden Inszenierung, so daß der Ausstellungsbesuch gleich- sam zu einem Erlebnis für die ganze Familie wird.

Seite 116 Foto: slawik.com

Sie sehen hier die Variante A4 mit 72 dpi und geringer Qualität von Bildern und Grafiken ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 2 Die Seite 2

Liebe Leserinnen und Leser, diesmal liefern wir Ihnen den ersten Teil zur Bundespräsidentenwahl 2016 – am 22. Mai wird es eine Stichwahl zwischen dem Kandidaten der FPÖ, Norbert Hofer, und dem unabhängigen, von den Grünen unterstützten Univ.-Prof. Alexander Van der Bellen geben. Es ist alles offen, Prognosen zeigen (derzeit) keine Reihung. Lesen Sie also in unserer Ausgabe 154, wer unser neues Staatsoberhaupt sein wird. Michael Mössmer Asylrecht für den »Notfall« S 11 Der Inhalt der Ausgabe 153

60 Jahren Mitglied beim Europarat 3 Weinfrühling Südburgenland 69 Fischer trifft Zeman 7 ------Ban Ki-moon zu Besuch in Wien 8 Der Flughafen Bozen: Asylrecht für den »Notfall« 11 die Chancen überwiegen 70 Außenminister Kurz in Bozen 14 EU: Frauen und Armut 72 Am Brenner vorbereitet sein Leichte Beschleunigung trotz steigender globaler Risiken 73 Organised Crime - Coordinators Network 17 Evaluierung des Programms der ländlichen Entwicklung 74 Stichwahl am 22. Mai S 52 Bulgarischer Staatspräsident bei LH Pröll in St. Pölten 18 Neue Generation will Familien- unternehmen modernisieren 75 Bosnien und Herzegowinas Weg in die EU hat begonnen 19 2015 gab es rund 290.000 Ein- Personen-Unternehmen 76 Saller: Müssen Grenzen in den Köpfen abbauen 21 Ein Viertel der oö. Einzelunter- nehmen will Arbeitsplätze schaffen 76 Kritische Stimmen zu CETA… 22 120 Jahre »Steirer in Wien« 77 Europas Dörfer: »offen sein« 23 Erneut mehr Fahrgäste auf Jüdische Vertriebene zu Gast 24 Österreichs Regionalbahnen 78 Neuer Erdbeobachtungs-Satellit Großglockner Hochalpenstraße - ins All gestartet 26 Festveranstaltung 20.16 S 56 Erfolgreicher »Durchstich« 79 Der Europa-Staatspreis 2016 27 Wien Geschichte Wiki 79 Literatur-Jugendbegegnungen 28 »Professor« für Heinz Marecek 80 ÖMV Gast Italienischer Marine 29 Walter Kohn † 81 Verschiedene Meldungen 30 Architektin Zaha Hadid † 82 Von Wien nach Tauranga Serie von Birgit Anna Krickl 48 Stadt Wien ehrt Waltraut Haas 83 Weltbund-Tagung Das Kreuz teilen für die Einheit 84 Auslandsösterreichertreffen 2016 50 Gemeinsam Religion erleben 85 Stichwahl am 22. Mai 52 188 Seiten Genuß und Kulinarik 89 Wolfgang Sobotka ist NÖ WinzerInnen im Zillertal 87 Ausstellung Theodor von Hörman S 94 neuer Innenminister 55 Neue Sensoren für neue Teilchen 88 Festveranstaltung Salzburg 20.16 56 Atome in Fernbeziehungen 89 ------Künstliche Mini-Gehirne 90 » Journal« Mehr Platz für die Sonne 91 Kontrollgipfel f. fairen Wettbewerb 60 Von der Archäologie zur Industrie 92 Burgenland als Innovationstreiber 61 Das intelligente Zimmer 93 Bildung schafft Basis für Frieden 62 Ausstellung Theodor von Hörman 94 Uhudler-Zulassung von Regierung Ausstellung Rudolf Weiß 97 beschlossen 63 Ausstellung Karl Schmidt-Rottluff 100 Im Wettbewerb der Meinungen mit Die Gartenmanie der Habsburger 102 eigenen Ideen überzeugen 63 Graz: Kostbare Schenkung 104 Trauersitzung für Gerhard Kovasits 64 Heinz Conrads zu Ehren S 108 Bühne Burgenland,Festivals 2016 106 LH Niessl gratuliert Superintendent Heinz Conrads zu Ehren 108 Koch zum 60. Geburtstag 64 Impressum: Eigentümer und Verleger: Österreich »Gemeinsam sicher« in Eisenstadt 65 Wienerlieder von gestern Journal Verlag; Postadresse: A-1130 Wien, Dr. Scho- und heute 112 ber-Str. 8/1. Für den Inhalt verantwortlicher Her- Oberwart: Jetzt geht was weiter 66 Serie »Österreicher in Hollywood« ausgeber und Chefredakteur: Michael Mössmer; Lek- Mattersburg: Besuch aus Israel 66 von Rudolf Ulrich. Diesmal: der torat: Maria Krapfenbauer. jede Art der Veröffentli- Eisenstadt: Restaurierte Schauspieler Ludwig Stössel 113 chung bei Quellenangabe ausdrücklich erlaubt. Fotos Bürgerwehrfahnen präsentiert 67 S. 1: slawik.com; Seite 2: BKA / Andy Wenzel; ORF Mensch & Pferd. Kult und Leiden- / Milenko Badzic; LMZ / Neumayr / MMV; Leopold Mattersburg: 10 Jahre Villa Martini schaft. Oberösterreichische Museum / Privatbesitz; Fotograf Conny. Die nächste Seefestspiele Mörbisch 2016 68 Landesausstellung 2016 116 Ausgabe erscheint voraussichtlich am 27. Mai 2016.

In Zusammenarbeit mit dem Auslandsösterreicher-Weltbund und »Rot-Weiss-Rot« – http://www.weltbund.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 3 Österreich, Europa und die Welt Österreich ist seit 60 Jahren Mitglied beim Europarat Der Europarat hat sich zu einem Forum für Debatten über europäische Fragen und zur Förderung des wirtschaftlichen und sozialen Fortschritts entwickelt. Foto: HBF / Peter Lechner Die Parlamentarische Versammlung des Europarates in Straßburg

m 16. April 1956 ist Österreich dem Eu- der – sowie eine Vizepräsidentin der Par- Aroparat beigetreten. Aus diesem Anlaß lamentarischen Versammlung des Europa- unterstrich Nationalratspräsidentin Doris rates, Gisela Wurm, haben die Entwicklung Bures am 15. April die Aktualität der Ziele des Europarates maßgeblich mitgeprägt. Der der ältesten politischen Organisation europä- Europarat hat sich zu einem Forum für De- ischer Staaten, die mittlerweile 47 Staaten batten über europäische Fragen und zur För- mit 820 Millionen Bürgern umfaßt. „An der derung des wirtschaftlichen und sozialen Fort- Notwendigkeit, die Grund- und Freiheits- schritts entwickelt. Dabei stellen sich Fragen rechte, den Rechtsstaat und die Demokratie der Menschenrechte und der Sicherung de- zu verteidigen, hat sich nichts geändert. Die mokratischer und rechtsstaatlicher Grund- Verwirklichung der Konvention zum Schutz sätze immer wieder neu. Heute verfügt der der Menschenrechte und Grundfreiheiten, Europarat etwa über Experten zur Terroris- die der Europarat erarbeitete und im Novem- musbekämpfung, er widmet sich der kultu- ber 1950 in Rom unterzeichnete, ist weltweit rellen Zusammenarbeit, dem interkulturellen nach wie vor eine zentrale politische Auf- Dialog, schützt Minderheiten, setzt sich für gabe“, betont Bures. die Anerkennung von Hochschulstudien und Die Rolle Österreichs in der Geschichte -diplomen ein und engagiert sich für den des Europarates ist beachtlich. Drei General- Umwelt-und Naturschutz. sekretäre – Lujo Toncic-Sorinj, Franz Kara- Eine wichtige Zielgruppe des Europara- sek und Walter Schwimmer – zwei Präsiden- tes waren immer schon junge Menschen und

ten der Parlamentarischen Versammlung des Foto: Parlamentsdirektion / Johannes Zinner die politischen Herausforderungen, die der Europarates – Karl Czernetz und Peter Schie- Nationalratspräsidentin Doris Bures technische Fortschritt mit sich bringt, sei es

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 4 Österreich, Europa und die Welt in der Medizin oder in der Kommunika- tionstechnologie, erinnert Nationalratspräsi- dentin Bures und nennt die Zusammenarbeit zwischen dem Europarat, namentlich mit Anne Brasseur, der Präsidentin der Parla- mentarischen Versammlung, und dem Öster- reichischen Parlament bei der „No-Hate- Speech“-Kampagne als aktuelles Beispiel. Diese Aktion richtet sich gegen Rassismus und Diskriminierung in der digitalen Welt. Österreichische Jugendparlamente und die Demokratie-Werkstatt des Parlaments bear- beiten das Thema Cybermobbing regelmäs- sig. Der Europarat wiederum verfolgt das Ziel, „Respekt-Standards“ im Internet zu eta- blieren. „Denn die Meinungsfreiheit findet dort ein Ende, wo – oft anonym – auf ver- hetzende Art und Weise zu Gewalt, Ausgren- zung oder Benachteiligung anderer Personen oder Gruppen aufgerufen wird“, unter- streicht Nationalratspräsidentin Bures.

Bundespräsident Fischer in Straßburg Am 20. April würdigte Bundespräsident

Heinz Fischer in Straßburg den Europarat als Foto: HBF / Peter Lechner „unersetzliche Plattform“ mit einer „ein- Bundespräsident Heinz Fischer bei seiner Rede vor dem Europarat anläßlich des 60. Jahrestages der Mitgliedschaft Österreichs drucksvollen Erfolgsbilanz“. Die zentrale Herausforderung der Gegenwart sei für Eu- Generation zahlreiche prägende politische Gesetze gehen auf Urteile des Europäischen ropa die Migrations- und Flüchtlingskrise. Ereignisse bereithielt: Gerichtshofes für Menschenrechte zurück. Hier seine Rede im Wortlaut:  Im Mai 1955 erfolgte in Wien die Un- Die Erfolgsbilanz des Europarates ist ein- terzeichnung des Österreichischen Staats- drucksvoll. „Sehr geehrter Herr Präsident der Parla- vertrages, der Österreich die volle Frei- Und da ich zuletzt – vor genau zwei Jah- mentarischen Versammlung! heit und Unabhängigkeit brachte. ren – nämlich im April 2014 die Gelegenheit Hochgeschätzte Damen und Herren Ab-  Im Oktober 1955 verließ der letzte Be- hatte, in diesem Forum das Wort zu ergreifen geordnete! satzungssoldat der vier Alliierten Mächte und damals auch über wichtige Etappen in Sehr geehrter Herr Generalsekretär! das Territorium der Republik Österreich. der Entwicklung des Europarates gesprochen Österreich feiert in diesen Tagen seine  Im Dezember 1955 erfolgte die Auf- wurde, möchte ich nichts wiederholen, son- 60jährige Mitgliedschaft im Europarat und nahme Österreichs in die Vereinten Na- dern mich gleich einigen aktuellen Fragen ich darf mich zunächst sehr herzlich für die tionen. zuwenden. noch von Frau Brasseur ausgesprochene Ein-  Im April 1956 folgte der Beitritt Öster- Zu diesen aktuellen Fragen gehört zu- ladung bedanken, aus diesem Anlaß in dieser reichs zum Europarat. nächst die erfreuliche Feststellung, daß es hohen Versammlung das Wort zu ergreifen.  Und wenige Monate später, im Herbst dem Europäischen Gerichtshof für Menschen- Gleichzeitig darf ich mich auch für die be- 1956, gab es den Schock der Nieder- rechte in den letzten Jahren gelungen ist, den sonders freundlichen Begrüßungsworte von schlagung der Ungarischen Revolution, erheblichen Rückstau an unerledigten Be- Präsident Agramunt bedanken. verbunden mit einem großen Strom von schwerden deutlich abzubauen. Dem steht Ich gestehe, daß mich die zentralen The- Flüchtlingen nach Österreich. allerdings die Tatsache gegenüber, daß es um men des Europarates, nämlich Demokratie, die Respektierung demokratischer Standards Menschenrechte und Menschenwürde, Meine Damen und Herren! und um die Garantie der notwendigen Frei- Rechtsstaatlichkeit, Sozialstaatlichkeit, Ver- Österreich hat sich von Anfang an sehr räume für eine sich entwickelnde Zivilge- fassungstreue, etc. während meines gesam- stark im Europarat engagiert und betrachtet sellschaft heute nicht überall zum Besten ten politischen Lebens begleitet und beschäf- ihn als eine unersetzliche Plattform, auf der steht und daß es sogar Mitgliedsstaaten gibt, tigt haben. Und dieses politische Leben hat neue Formen der zwischenstaatlichen Zu- wo sich der Europarat mit der Gefahr von vor mehr als 50 Jahren begonnen, als ich 1962 sammenarbeit auf Regierungs- und auf Par- Rückschritten, wie z.B. der Gefährdung im Österreichischen Parlament als Jurist zu lamentsebene entwickelt wurden und weiter- einer funktionierenden Verfassungsgerichts- arbeiten begonnen habe und dann 1971 erst- entwickelt werden. barkeit, beschäftigen muß. mals als Abgeordneter ins Parlament ge- Die Europäische Menschenrechtskonven- wählt wurde. tion wurde zu einem maßgebenden Bestand- Sehr geehrte Damen und Herren! Der Beitritt Österreichs zum Europarat teil des Österreichischen Verfassungsrechtes Terror ist grundsätzlich nichts Neues in im April 1956 fiel in eine Zeit, die für meine und zahlreiche wegweisende österreichische der Geschichte, aber man konnte in Europa

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 5 Österreich, Europa und die Welt in den relativ ruhigen Jahren des Wiederauf- einen angenommenen Preis z.B. in Form baues nach dem Zweiten Weltkrieg den Ein- einer inhaltlich und auch in der chronologi- druck haben, daß Terror und Terrorismus schen Abfolge präzisen Erfüllung der Mins- weitgehend überwunden sind. Das begann ker Vereinbarungen einschließlich funk- sich in den 70er-Jahren zu ändern, als ein- tionsfähiger Autonomie-Regelungen zu zah- zelne Terrorakte und Flugzeugentführungen len. Und alle Beteiligten wissen, daß es einen das Ziel hatten, Aufmerksamkeit für den Zusammenhang zwischen einer exakten Er- Kampf radikaler Palästinensergruppen zu füllung der Minsker Vereinbarungen und schaffen. In Deutschland und anderen euro- dem Ende bzw. dem schrittweisen Abbau der päischen Staaten wurde von kleinen, zu al- Sanktionen gilt. lem entschlossenen linksradikalen Gruppen Aus österreichischer Sicht sollte das ein versucht, durch Terror und Entführungen den Ansporn für noch intensivere Bemühungen Staat zu erpressen. Diese Phasen konnten im zur Erfüllung der Minsker Vereinbarungen Wesentlichen überwunden werden. sein und ich kann nur hoffen, daß dies auf Das Neue am aktuellen islamistischen allen Seiten so gesehen wird. Es ist und Bundespräsident Heinz Fischer (r.) und Terror – den man mit Sicherheit nicht dem der Präsident der Parlamentarischen bleibt für mich eine Grundwahrheit, daß es Islam als solchem, oder pauschal den Mos- Versammlung, Pedro Agramunt … sowohl für Europa als auch für Russland gut lems in die Schuhe schieben darf – ist die ist, wenn unsere Beziehungen gut sind. Und Tatsache, daß versucht wird, ein Maximum daß es sowohl für Europa als auch für Ruß- an Verunsicherung und Schrecken zu erzie- land schlecht ist, wenn unsere Beziehungen len, indem völlig wahllos die größtmögliche schlecht sind. Und um die Beziehungen zu Zahl von Menschen in den Tod gerissen wer- verbessern, muß man versuchen, auch die den soll. Und leider gelingt das immer wie- Positionen des Gegenübers zu verstehen. Ruß- der. land muß begreifen, was seinen Partnern in Beispiele aus der jüngsten Zeit waren die Europa Sorgen macht und diese müssen furchtbaren Anschläge in Paris, Istanbul und begreifen, was Rußland Sorgen macht, bzw. Brüssel. Jeder vernünftige und human den- in den 25 Jahren seit 1991 Sorgen gemacht kende Mensch wird diese Anschläge auf das hat. Und meines Erachtens würde eine Poli- Entschiedenste verurteilen. Zugleich ringen tik, die einen NATO-Beitritt der Ukraine her- wir aber um die richtigen Antworten und Vor- beiführen will, für Europa, für die Ukraine beugungsmaßnahmen, denn die Bekämpfung und für Rußland in Summe mehr Nachteile dieses Terrorismus muß weit über polizeili- Fotos: HBF / Peter LechnerFoto: als Vorteile bringen. che Maßnahmen hinausgehen, ohne einen … und mit dem Generalsekretär des Polizeistaat zu schaffen. Europarates, Thorbjorn Jagland Herr Präsident! Auch im Europarat wurden neue Rechts- Es gibt zwar einen Hoffnungsschimmer Meine Damen und Herren! instrumente entwickelt, z.B. das neue Zu- aufgrund der positiven Tatsache, daß die Ge- Ein zentrales Problem Europas in der Ge- satzprotokoll zur Antiterrorismus-Konven- spräche von Minsk Ergebnisse, oder zumin- genwart ist zweifellos die Migrations- und tion, welches sich mit den sogenannten „for- dest Teilergebnisse gebracht haben und das Flüchtlingskrise. Im vergangenen Jahr 2015 eign terrorists fighters“ beschäftigt. Vieles Ausmaß der Konfrontationen eingedämmt haben mehr als eine Million Menschen als bleibt aber noch zu tun und eines muß immer werden konnte. Aber das Problem ist noch Migranten und Flüchtlinge die Außengren- wieder bekräftigt werden: Unsere Grund- ungelöst und die Situation nach wie vor un- zen der EU überschritten und zahlreiche Staa- werte, die ein wesentlicher Bestandteil unse- befriedigend und gefährlich. ten Europas durchquert, bzw. dort Schutz rer Rechtsordnung, unserer pluralistischen Ich hatte in der vorvergangenen Woche gesucht. Österreich war und ist von dieser Demokratie und unseres Gesellschaftsmo- im Rahmen eines offiziellen Besuches in Entwicklung besonders stark betroffen. Und dells sind, dürfen im Kampf gegen den Ter- Moskau Gelegenheit zu einem sehr langen es hat sich gezeigt, daß kein Land eine sol- rorismus nicht geopfert werden. Gespräch mit Präsident Putin, an dem auch che Krise allein bewältigen kann. Internatio- der russische Außenminister Lawrow teilge- nale Zusammenarbeit und Koordination müs- Meine Damen und Herren! nommen hat. Die Situation in der Ukraine sen daher ganz oben auf der europäischen Als ich – wie schon gesagt – vor zwei war eines der zentralen Themen dieses Ge- Agenda stehen. Nach wie vor bin ich der Jahren das letzte Mal Gast des Europarates sprächs. Meinung, daß der Kern des Asylrechtes ver- war, wurde gerade über den zeitlich befriste- Mein Eindruck ist, daß Rußland mit der teidigt werden muß und ich formuliere das ten Entzug des Stimmrechtes der Abge- jetzigen Situation der abgekühlten Bezie- deshalb so, weil nicht jeder Migrant auch ein ordneten der Russischen Föderation in der hungen zu Europa und der Sanktionen nicht Asylant im Sinne der Internationalen Rechts- Parlamentarischen Versammlung diskutiert. zufrieden sein kann, aber auch nicht – oder ordnung ist. Aber je mehr eine gesamteuro- Man hoffte, die Krise rund um die Ukraine noch nicht – bereit ist, einen angenommenen päische Asylpolitik versagt, umso mehr se- so bald wie möglich überwinden zu können. Preis für eine Lösung zu zahlen. hen sich einzelne Staaten oder Gruppen von Heute – zwei Jahre später – kann nie- Auf der anderen Seite kann die Ukraine Staaten gezwungen, mit Maßnahmen auf na- mand behaupten, daß dieses Problem gelöst mit der jetzigen Situation noch viel weniger tionaler Ebene gegenzusteuern. Das sage ich ist. zufrieden sein, ist aber ebenfalls nicht bereit, vor allem auch deshalb, weil es in den ver-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 6 Österreich, Europa und die Welt gangenen sechs oder sieben Monaten in vie- der Geburten in diesem Jahr – dann ist das menarbeit in Europa (OSZE) übernehmen. len Ländern Europas einen beträchtlichen eine Entwicklung, die man nicht zum Dauer- Auch hier wird Österreich darauf hinarbei- Umschwung in der öffentlichen Meinung zustand machen kann. ten, zur Steigerung der europäischen Sicher- und in der Einstellung zum Thema Flücht- Und es ist vor allem der Bevölkerung heit und der europäischen Zusammenarbeit linge gegeben hat. Und weil vermieden wer- schwer zu erklären, wenn man weiß, daß es beizutragen, und um eine Beruhigung bzw. den muß, daß das Thema Flüchtlinge als unter den 27 anderen EU-Staaten nicht weni- Beilegung aktueller Konfliktherde bemüht Treibstoff oder Zündstoff für rechtsextreme ger als 23 Staaten gibt, wo die Gesamtzahl sein. Die wertvollen Erfahrungen des öster- Organisationen, für fremdenfeindliche Posi- der Asylanträge nicht einmal 0,5 Prozent der reichischen Vorsitzes im Ministerkomitee tionen oder für nationalistische Emotionen Bevölkerung ausgemacht hat. Darunter sind des Europarates 2013/2014 werden uns da- verwendet wird. 13 EU-Staaten, wo die Gesamtzahl der Asyl- bei ganz bestimmt nützlich sein. Es ist ja nicht zu leugnen, daß es immer anträge sogar kleiner als 0,1 Prozent der Be- Lassen Sie mich mit einigen persönlichen schon fremdenfeindliche Positionen gege- völkerung war. Bemerkungen schließen: ben hat, die zur Folge haben, daß Menschen Aus dieser Situation heraus ist das Be- Ich habe schon am Beginn meiner Rede mit anderer Nationalität, anderer Religion mühen der österreichischen Bundesregie- angemerkt, daß ich in den frühen 60er-Jahren oder anderer Hautfarbe in pauschaler Weise rung zu verstehen, dieses Problem und seine im Österreichischen Parlament zu arbeiten Misstrauen und starke Vorbehalten entge- Konsequenzen – also die nachfolgende In- begonnen habe. Ich bin Mitte der 70er-Jahre gengebracht werden. tegration von Flüchtlingen – in geordnete zum Fraktionsvorsitzenden der Sozialdemo- Die Gegenposition dazu sind die Men- Bahnen zu lenken. Zu den Maßnahmen, die kratischen Partei gewählt worden, war dann schenrechtsdeklaration mit ihrem Verweis diesem Ziel in Österreich dienen, gehört die einige Jahre als Bundesminister für Wissen- auf unteilbare Menschenwürde, die Mahnun- Festsetzung eines Richtwertes von 37.500 schaft und Forschung tätig, in weiterer Folge gen des Papstes, unser Bekenntnis zur So- Asylanträgen für das Jahr 2016. Das ist eine zwölf Jahre Präsident des Österreichischen lidarität, eine Erklärung des Wiener Kar- Zahl, die einem knappen halben Prozent der Nationalrates und bin 2004 zum österreichi- dinals Dr. Schönborn, der das Asylrecht als Bevölkerung entspricht und damit weiterhin schen Bundespräsidenten gewählt worden ,heiliges Recht‘ bezeichnet hat und das wun- einer der höchsten Werte in der EU sein und 2010 mit 79,3 Prozent der Stimmen wie- derbare Engagement vieler Teile unserer wird. dergewählt worden. Zivilgesellschaft. Dieses Engagement hat sich Und noch eine wichtige Anmerkung: Je Am kommenden Sonntag, den 24. April zum Beispiel in Österreich schon im Jahr besser die Kontrolle der europäischen Aus- 2016, wird die erste Runde zur Wahl eines 1956 nach der Niederschlagung der Unga- sengrenzen funktioniert, umso weniger Auf- neuen österreichischen Bundespräsidenten rischen Revolution, 1968 nach der Nieder- merksamkeit muß man den nationalen Bin- stattfinden. Mit Sicherheit wird im ersten schlagung des Prager Frühlings, 1991 nach nengrenzen schenken – und umgekehrt. Wahlgang keiner der Kandidaten mehr als dem Bosnienkrieg und eben auch im Herbst 50 Prozent der abgegebenen Stimmen errei- 2015 in hervorragender Weise bewährt. Meine Damen und Herren! chen. Am 22. Mai 2016 wird eine Stichwahl Zwei Faktoren haben dann begonnen, die Unter den Grenzübertritten nach Öster- zwischen den beiden stimmenstärksten Kan- Stimmung zu verändern: Einerseits der quan- reich betrachte ich die Brenner-Grenze aus didaten stattfinden und am 8. Juli 2016 wer- titative Faktor, also die sprunghaft ansteigen- historischen, politischen, psychologischen de ich meine Funktion als österreichischer den Zahlen mit allen damit verbundenen und wirtschaftlichen Gründen als eine be- Bundespräsident an meinen Nachfolger oder Konsequenzen, und andererseits das Gefühl sonders sensible Grenze. an meine Nachfolgerin übergeben. einer ungleichen und ungerechten Lasten- Je größer der ungebremste Zustrom von Ich denke mit Freude und Dankbarkeit an verteilung, die man auch mangelnde gesamt- Flüchtlingen nach Österreich sein sollte, um- diese lange Tätigkeit in der Politik zurück. europäische Solidarität nennen könnte. so mehr müssen wir der Kontrolle an unse- Es hat in dieser Zeit schöne und weniger Deutschland und Schweden, oder Griechen- ren Binnengrenzen Aufmerksamkeit wid- schöne Momente gegeben. Aber ich betrach- land und Italien sind selbst am besten in der men – ähnlich wie das Deutschland an der te diese mehr als 50 Jahre in ihrer Gesamt- Lage, ihre Situation und ihre Erfahrungen sensiblen Walserberg-Grenze handhabt. Auch heit als eine besonders fruchtbare, interes- darzulegen. Aus österreichischer Sicht darf an anderen europäischen Binnengrenzen, sante und weitgehend friedliche Epoche in ich sagen, daß in einem Land mit 8,5 Millio- z.B. an der italienisch-französischen Grenze, der jüngeren Geschichte Europas. nen Einwohnern fast 800.000 Flüchtlinge, die gibt es wesentlich verstärkte Kontrollen. Ich werde mich in den nächsten Wochen allein im zweiten Halbjahr 2015 unkontrol- Aber die Worte „Dichtmachen“, „Sper- von vielen Institutionen und von vielen Freun- liert unsere südlichen und südöstlichen Staats- ren“, „Abriegeln“ oder Ähnliches sind nicht dinnen und Freunden in Österreich und in Eu- grenzen überschritten haben – auch wenn sie angebracht, weil sich Österreich weder von ropa verabschieden und freue mich, daß ich zum überwiegenden Teil nach Deutschland Italien noch von Deutschland abriegeln kann mich heute auch von diesem angesehenen weitergezogen sind – kein Dauerzustand oder abriegeln will. Wir wollen wissen, wer Gremium, der Parlamentarischen Versamm- sein können. unsre Grenzen überschreitet, aber nicht das lung des Europarates, verabschieden kann. Dafür bitte ich um Verständnis. Rad der Geschichte zurückdrehen. Ich bedanke mich sehr herzlich und wün- Und wenn im Jahr 2015 in Österreich sche Ihnen alles Gute in einem friedlichen 88.000 Asylanträge gestellt wurden – das Herr Präsident! und demokratischen Europa!“, schloß der entspricht etwas mehr als einem Prozent der Meine Damen und Herren! Bundespräsident seine Rede.  österreichischen Bevölkerung und bedeutet, Ein letztes Thema: Österreich wird im http://www.consilium.europa.eu/de/ daß die Zahl der Asylanträge in Österreich kommenden Jahr 2017 erneut den Vorsitz http://www.hofburg.at im Jahr 2015 höher war als die Gesamtzahl der Organisation für Sicherheit und Zusam- http://www.parlament.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 7 Österreich, Europa und die Welt Fischer trifft Zeman Im böhmischen Schloß Lány erörterten Bundespräsident Heinz Fischer und der Präsident der Tschechischen Republik, Milos Zeman, ihre Ansichten zum Thema Flüchtlingskrise, den EU-Türkei-Deal und die Bemühungen um »gerechte Lösungen«. Foto: HBF / Peter Lechner Staatspräsident Milos Zeman (r.) begrüßte Bundespräsident Heinz Fischer mit militärischen Ehren vor Schloß Lány.

er tschechische Präsident Milos Zeman der Frage besonders betroffen sei, gebe es gen und sahen gleichzeitig noch Probleme Dsieht im EU-Türkei-Deal über die Flücht- „den Ruf nach gerechten Lösungen“. Vor al- bei den Verkehrsverbindungen. lingskrise seitens Ankaras „eine Erpressung“. lem müsse klargestellt werden, daß „Deutsch- „Immer, wenn wir glauben, wir sind auf Die Türkei „hätte ursprünglich drei Milliar- land auch nicht alle nehmen kann“ und daß dem guten Weg, kommt die EU-Kommis- den Euro erhalten sollen, jetzt bekommt sie sich die Flüchtlinge ihr Ziel nicht aussuchen sion in Brüssel und denkt sich einen neuen sechs Milliarden und in den Hinterzimmern können. Zeman kündigte an, daß Tschechien Unsinn aus“, beklagte Zeman und sprach wird davon gesprochen, daß sie 20 Milliar- die Grenzen zu Österreich schließen werde, damit die geforderte neuerliche Umweltver- den verlangt“, sagte Präsident Zeman nach sollten mehrere Tausend Migranten pro Tag träglichkeitsprüfung (UVP) für die geplante einem Gespräch mit Bundespräsident Heinz ins Land wollen. Von solchen Zahlen sei man Autobahn Budweis-Linz an. Fischer sprach Fischer am 11. April im böhmischen Schloß aber weit entfernt: Derzeit würden zehn bis von Bemühungen, aus der „toten Grenze der Lány. 30 Menschen pro Woche aufgegriffen. Vergangenheit eine lebendige Grenze zu Auch Bundespräsident Heinz Fischer Fischer betonte als überzeugter „Euro- machen“. Auch über das Streitthema Atom- äußerte eine gewisse Skepsis gegenüber der päer gegen das Schließen europäischer Bin- energie redeten die beiden Präsidenten. Fi- Vereinbarung. Er habe „Zweifel, ob das so nengrenzen“ zu sein. Er verteidigte die öster- scher betonte, daß der Informationsaustausch funktioniert“ und „es gibt etliche Gründe, reichische Politik: Die Pläne für den Brenner und das „gegenseitige Zuhören in bezug auf mit vorschnellem Optimismus vorsichtig zu „verstehe ich nicht so, daß wir am Brenner Kernkraftwerke viel besser geworden“ sind. sein“. Der Bundespräsident plädierte für si- eine Mauern machen oder einen Stachel- Jedes Land sei berechtigt, über seine chere und direkte Wege nach Europa, statt draht“. Er verstehe sie als Grenzmanagement, Energiepolitik selbst zu entscheiden. Das sei Flüchtlinge, die von der Türkei nach Grie- das den freien Waren- und Personenverkehr aber noch „kein Liebesbekenntnis zur Kern- chenland gekommen sind, wieder in die Tür- möglichst wenig behindere, aber „mehr Kon- kraft“. Äußerst freundliche Worte fanden die kei zurückzuschicken und dafür andere Men- trollen schafft, wer da nach Europa hinein Staatsoberhäupter zum jeweils anderen. Ze- schen nach Europa zu lassen. Zeman wieder- will“, sagte der Bundespräsident. Die Asyl- man drückte sein Bedauern aus, daß Fischer holte seine Ablehnung der Verteilung von obergrenze von 35.000 Flüchtlingen, die Ös- nach zwei Amtszeiten abtrete. Fischer sagte, Migranten auf die EU-Staaten, weil „am terreich pro Jahr aufnehmen will, sei „nicht er „empfehle“, daß „Zeman für eine zweite Ende dann doch alle nach Deutschland wol- ein Schwert, das einen scharfen Schnitt setzt“. Amtszeit kandidiert, wenn das sein freier len“. Es handle sich um einen „Richtwert“, damit Wille ist“. Und auch wenn dies sein letzter Fischer dagegen meinte, daß kein Land, es nicht wieder – wie im Vorjahr – zu über Staatsbesuch sei, so werde er sicher wieder auch nicht Deutschland, die Flüchtlingskrise 80.000 Asylanträgen komme. Die beiden nach Tschechien reisen, versprach Bundes- allein lösen könne: In Österreich, das von Präsidenten lobten die bilateralen Beziehun- präsident Heinz Fischer. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 8 Österreich, Europa und die Welt Ban Ki-moon zu Besuch in Wien Nationalratspräsidentin Bures begrüßt den UN-Generalsekretär – Rede vor dem Nationalrat – Treffen mit Außenminister Sebastian Kurz im Außenministerium Foto: Parlamentsdirektion / Johannes Zinner UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon (stehend) mit Nationalratspräsidentin Doris Bures und der gesamten Bundesregierung

rstmals dürfen wir in einer Sitzung des Eösterreichischen Nationalrats eine her- ausragende internationale Persönlichkeit als Gastredner willkommen heißen“, sagte Na- tionalratspräsidentin Doris Bures am 27. April in ihren Begrüßungsworten vor dem Nationalrat. Gerade angesichts vieler inter- nationaler Krisen, deren Auswirkungen auch Österreich treffen, seien der internationale Dialog und der Blick über den eigenen Tel- lerrand unerläßlich. „Es ist mir daher eine große Ehre und persönliche Freude, daß der Generalsekretär der wohl wichtigsten inter- nationalen Organisation heute in unserer Mit- te ist“, so Bures, denn: „Mit den Augen der UNO sieht man die Welt viel größer.“

Die Weltgemeinschaft sei mit immensen Foto: Parlamentsdirektion / Johannes Zinner Herausforderungen konfrontiert: „Sei es die v.l.: Bundeskanzler Werner Faymann, Bundespräsident Heinz Fischer, UNO- instabile Lage im gesamten arabischen Raum, Generalsekretär Ban Ki-moon und Nationalratspräsidentin Doris Bures der Krieg in Syrien und seine Folgen, Terror, ben und damit schwächen.“ Wiedererstar- spruch – und der österreichischen Tradition Klimawandel oder die wachsende Kluft zwi- kende Nationalismen und Tendenzen der – folgt das neue Rederecht für internationale schen Arm und Reich: Kein Land dieser Welt Entsolidarisierung seien die Folge. Persönlichkeiten, das im Parlament nun erst- wird auch nur eines dieser Probleme alleine Entgegenwirken könne man dieser gefähr- mals mit Leben erfüllt wird“, so Bures. lösen können“, betonte die Nationalratspräsi- lichen Entwicklung „durch Dialog, indem dentin. Dennoch sei ein „paradoxes Phäno- wir einander zuhören und einen Blick über Erste Rede eines UNO-General- men“ zu beobachten: „Je komplexer die Pro- den Tellerrand werfen“, so Bures. Das gelte sekretärs in einer Plenarsitzung bleme werden, die uns alle betreffen, desto auch für nationale Parlamente: „Jeder natio- Die Nationalratspräsidentin hat mit der stärker wirken die zentrifugalen Kräfte – nale Entscheid muß auch der internationalen Einladung von Ban Ki-moon erstmals von Kräfte, die Gemeinschaften auseinander trei- Realität Rechnung tragen. Genau diesem An- der durch die jüngste Geschäftsordnungsno-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 9 Österreich, Europa und die Welt

etabliert. Ein weiterer globaler Schwerpunkt des Standortes Wien besteht auf dem Gebiet der Abrüstung und Nichtverbreitung von Nuklearwaffen. Die internationalen Organisationen in Wien beschäftigen über 6.000 MitarbeiterIn- nen aus aller Welt, darunter etwa 1500 Ös- terreicherInnen. Zudem tragen die in Öster- reich angesiedelten internationalen Organi- sationen und Institutionen mit einer geschät- zten Umwegrentabilität von jährlich rund 500 Millionen Euro erheblich zur wirtschaft- lichen Entwicklung in Österreich, und insbe- sondere in Wien, bei und steigern die inter- nationale Präsenz und Attraktivität Wiens als Ort des Dialogs und der multilateralen Di- plomatie. Daher diente Österreich bereits mehrfach als Plattform für den internationa- len Dialog, so auch 2014 bis 2015 für die Foto: Parlamentsdirektion / Johannes Zinner Atomverhandlungen mit dem Iran, die Beim Eintrag ins Gästebuch des Parlaments (v.l.): Nationalratspräsidentin Doris Bures, UN-Generalsekretär Ban Ki-moon und Bundespräsident Heinz Fischer schlußendlich auch in Wien zu einem positi- ven Abschluß gebracht werden konnten. Die velle geschaffenen Möglichkeit Gebrauch ge- Besuch bei Außenminister Kurz im Juli 2015 in Wien erfolgreich abgeschlos- macht, eine herausragende Persönlichkeit der Außenminister Sebastian Kurz traf UN- senen Atomverhandlungen mit dem Iran und europäischen und internationalen Politik für Generalsekretär Ban Ki-moon im Rahmen die seit Herbst 2015 in Wien abgehaltenen eine Rede im Rahmen einer Nationalratssit- seines Wienbesuchs am 26. April zu einem Syrien-Gespräche erbrachten zudem für Ös- zung zu gewinnen. Am 16. Juni 1993 sprach Arbeitsgespräch. Besprochen wurden die terreich einen Werbewert von rund 100 Mil- zwar bereits UNO-Generalsekretär Boutros aktuellen Herausforderungen, denen Ös- lionen Euro. Boutros Ghali vor den Abgeordneten im Ple- narsaal, damals mangels einer expliziten Re- gelung in der Geschäftsordnung allerdings noch im Vorfeld der Nationalratssitzung.

Ban Ki-moon: seit zehn Jahren an der Spitze der Vereinten Nationen Der 71jährige UNO-Chef und südkorea- nische Spitzendiplomat Ban Ki-moon, der als Kind selbst Krieg und Flucht in seinem Heimatland erlebte, hat im Jahr 2007 als Nachfolger von Kofi Annan das Amt des Ge- neralsekretärs der Vereinten Nationen über- nommen. Ban, der in Seoul und Harvard In- ternationale Beziehungen und Verwaltungs- wissenschaften studierte, bekleidete ab 1972 verschiedene diplomatische Posten im Aus-

land. Von 2004 bis 2006 war er Außenmini- Foto: BMEIA / Dragan Tatic ster Südkoreas. Für seinen unermüdlichen Als Gastgeschenk überreichte der Außenminister dem UN-Generalsekretär ein T- Shirt des österreichischen Fußballnationalteams mit den Unterschriften der Spieler. Einsatz für die Solidarität und den Zusam- menhalt der internationalen Gemeinschaft terreich und Europa gegenüberstehen, insbe- Von 27. bis 28. April fand das Cief Exe- erhielt der UNO-Generalsekretär, dessen sondere im Zusammenhang mit der Flücht- cutive Board (CEB) Meeting der Vereinten zweite Amtsperiode heuer ausläuft, denn lingskrise und dem Kampf gegen Radikali- Nationen mit UN-Generalsekretär Ban Ki- auch zahlreiche Auszeichnungen. Österreich sierung und Terrorismus. moon sowie allen LeiterInnen von UN Orga- ist Ban Ki-moon besonders verbunden, da er Einen weiteren Schwerpunkt bildete Ös- nisationen in Wien statt. Nach 2010 war das auch bilateraler Botschafter seines Landes in terreichs bedeutende Rolle als Amtssitz von bereits das zweite CEB-Meeting, das in Wien Wien war. Zuletzt hat er das österreichische insgesamt 37 internationalen Organisationen. abgehalten wurde. Am Rande des CEB- Parlament im Jahr 2010 besucht. Wien hat sich als Drehscheibe zur Förderung Meetings absolvierte UN Generalsekretär Die Rede des UNO-Generalsekretärs im von Frieden, Sicherheit und nachhaltiger Ban Ki-moon zahlreiche Termine in Wien. Wortlaut finden Sie hier: Entwicklung, für den Kampf gegen Verbre- Als Gastgeschenk überreichte Außenmi- http://www.oe-journal.at/Aktuelles/!2016/0416/W4/32804ApkBuresBanKi-moon.htm chen, Drogenmißbrauch und Terrorismus nister Sebastian Kurz dem UN-Generalse-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 10 Österreich, Europa und die Welt kretär ein T-Shirt des österreichischen Fuß- ballnationalteams mit den Unterschriften der Spieler. http://www.bmeia.gv.at

Häupl unterzeichnet UNO-Ziele für nachhaltige Entwicklung Am 27. April hat Wiens Bürgermeister Michael Häupl UN-Generalsekretär Ban Ki- moon im Rathaus empfangen. Anlaß war die Unterzeichnung der 17 UN-Ziele für nach- haltige Entwicklung. Außerdem hat sich Ban Ki-moon ins Goldene Buch der Stadt Wien eingetragen. Häupl betonte im Gespräch mit dem UN- Generalsekretär die gute Zusammenarbeit zwischen Wien und den Vereinten Nationen.

Wien habe als UNO-Stadt in den vergange- Foto: PID / Christian Jobst nen Jahrzenten auch vom Engagement Bans Wiens Bürgermeister Michael Häupl (l.) empfing UN-Generalsekretär Ban Ki-moon immens profitiert: „Wien ist zu einer wichti- anläßlich der Unterzeichnung der UNO-Ziele für nachhaltige Entwicklung. Im Bild: Ban Ki-moon trägt sich ins Goldene (Gäste-)Buch der Stadt Wien ein. gen Drehscheibe internationaler Politik avanciert und hat sich als Stätte interkultu- die Vorreiterrolle Wiens im Bereich humani- ein Wiener zu sein“, so der UNO-Ge- rellen und interreligiösen Dialogs etabliert“. tärer Hilfe ehrt. Ban drückte außerdem seine neralsekretär. Für die Zukunft wünsche er Als Zeichen der besonderen Freundschaft Zuneigung für Wien aus: Die Stadt habe sich eine weitere Vertiefung der Partner- überreichte Häupl dem UN-Generalsekretär nicht nur seinen eigenen Lebensweg geprägt, schaft zwischen Wien und den Vereinten Na- den Goldenen Rathausmann. Ban Ki-moon sondern unterstütze die Vereinten Nationen tionen.  revanchierte sich mit einem Silberteller, der maßgeblich. Mit Häupl und Wien verbinde Quellen: Parlamentskorrespondenz, Außenministerium, an die erfolgte Unterzeichnung erinnert und Ban eine „tiefe Freundschaft“, er sei „stolz Rathauskorrespondenz

Österreich erreicht dritthöchste Forschungsquote aller EU-Länder sterreichs Bruttoinlandsausgaben für ÖForschung und Entwicklung (F&E) werden 2016 auf 10,74 Milliarden Euro stei- gen, was einem Plus von 2,9 Prozent ent- spricht. Die F&E-Quote liegt somit wieder über drei Prozent und deutlich über dem EU- Schnitt von zwei Prozent. „Österreich er- reicht jetzt die dritthöchste Forschungsquote aller EU-Länder. Zuletzt haben wir Deutsch- land überholt, jetzt Dänemark. Damit sind wir auf dem richtigen Weg“, sagte Wissen- schafts-, Forschungs- und Wirtschaftsmini- ster Reinhold Mitterlehner zu einer aktuellen Prognose der Statistik . „Innovationen sind unsere Zukunftsvorsorge und sichern Arbeitsplätze. Daher muß der Forschungs- standort Österreich international vorne mit- spielen“, betont Mitterlehner. Foto: BMWFW / Jakob Glaser BM Reinhold Mitterlehner mit dem neuen Plakatsujet »Forschungsplatz Österreich« Weitere Maßnahmen umfassen die Stei- gerung des Budgets von Universitäten oder im Juni anstehenden Ausschüttungen für For- Beschäftigung in Österreich. Daher müssen von außeruniversitären Einrichtungen wie schung aus dem neuen Österreich-Fonds in wir die Rahmenbedingungen für sie weiter dem IST Austria, aber auch die Erleichte- der Höhe von 33,7 Millionen Euro. verbessern“, betont Mitterlehner. Von den rung bei Gemeinnützigen Stiftungen und Zu- Rund 48 Prozent der F&E Ausgaben wer- gesamten prognostizierten Forschungsaus- zugsprämien für internationale Spitzenfor- den von heimischen Unternehmen investiert, gaben 2016 wird der öffentliche Sektor rund scher. „Hier werden wir weiter ansetzen, um die entsprechenden Ausgaben sind um 4,6 36 Prozent finanzieren. Davon ist der Bund den Sprung vom Innovation Follower zum Prozent auf rund 5,2 Milliarden Euro gestie- mit rund 3,24 Milliarden Euro die wichtigste Innovation Leader zu schaffen“, so Mitter- gen. „Unsere Unternehmen leisten damit Finanzierungsquelle.  lehner und verweist unter anderem auf die einen zentralen Beitrag für Wachstum und http://www.bmwfw.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 11 Österreich, Europa und die Welt Asylrecht für den »Notfall« Das Recht auf Asylverfahren kann künftig zeitweilig eingeschränkt werden – 98 Abgeordnete stimmten im Nationalrat für umstrittene Asylrechtsnovelle Foto: BKA / Andy Wenzel Ein Blick auf die Regierungsbank (v.l.): Staatssekretär Harald Mahrer, Innenminister Wolfgang Sobotka, Finanzminister Hans Jörg Schelling, Justizminister Wolfgang Brandstetter, Vizekanzler Reinhold Mitterlehner, Bundeskanzler Werner Faymann, Sozialminister Alois Stöger, Verkehrsminister Gerald Klug, Kulturminister Josef Ostermayer, Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter, Gesundheitministerin Sabine Oberhauser, Verteidigungsminister Doskozil und Staatssekretärin Sonja Stessl ie Erklärung von Bundeskanzler Wer- Instrument, um Gefahren abzuwehren“, sag- SPÖ, ÖVP und Team Stronach stimmten Dner Faymann (S) und Vizekanzler Rein- te er. Man müsse auch darauf achten, daß das am 27. April im Nationalrat dafür, entspre- hold Mitterlehner (V) zur Ernennung des Sozialsystem und die Integrationsbemühun- chende Sonderbestimmungen in das Asyl- neuen Innenministers Wolfgang Sobotka (V) gen nicht überfordert werden. Es gelte auch, gesetz einzubauen. Damit erhält die Regie- am 27. April gab im Nationalratsplenum An- falsche Erwartungshaltungen zu brechen. rung – im Einvernehmen mit dem Hauptaus- laß, die Diskussion über die Verschärfungen Würde man tatenlos zuschauen, passiere an schuß des Nationalrats – das Recht, die im Asylwesen vorwegzunehmen. Faymann den EU-Außengrenzen nichts, stellte er fest Notbremse zu ziehen, sollte die Zahl der und Mitterlehner verteidigten die Maßnah- und versicherte gleichzeitig, er sei sich der Asylanträge eine bestimmte Grenze über- men unter Hinweis auf fehlende europäische Sensibilität der Brennergrenze bewußt. Der schreiten. Außerdem sieht das verabschiede- Lösungen und betonten dabei auch die Vizekanzler räumte seinerseits ein, daß man te Asylrechtspaket die Einführung eines vor- Handlungsfähigkeit der Bundesregierung. in der gesamten Flüchtlingsproblematik der- erst nur befristeten Asylstatus und Restrik- Der Regierungschef ließ keinen Zweifel zeit maximal vor einer Pause stehe, denn es tionen beim Familiennachzug vor. Heftige daran, daß man allein mit nationalen Schrit- drohten neue Gefahren durch neue Schlep- Kritik am Gesetz kommt von den Grünen und ten das Flüchtlingsproblem nicht lösen wer- perrouten. Auch in bezug auf das Abkommen den NEOS, ihrer Ansicht nach sind die neu- de könne, vielmehr müsse man sich aktiv in mit der Türkei ließ Mitterlehner Skepsis en Sonderbestimmungen – trotz einzelner im die internationale und europäische Politik ein- durchblicken, indem er mit Sorge auf die Plenum noch vorgenommener Änderungen – bringen. Nur wer aktiv zur Bekämpfung der Entwicklung des Landes blickte. verfassungs- und EU-widrig. Auch die SPÖ- Flüchtlingsursachen etwas beitrage und im Abgeordneten Daniela Holzinger-Vogtenhu- Kampf gegen Terror und Schlepper mitwir- Eingeschränktes Asylrecht ber, Katharina Kucharowits, Ulrike Königs- ke, werde die richtigen und nachhaltigen Ant- Flüchtlinge werden in Österreich künftig berger-Ludwig und Nurten Ylmaz stimmten worten finden, meinte der Bundeskanzler. nur noch ein eingeschränktes Recht auf ein gegen das Gesetz. Vizekanzler Mitterlehner unterstrich mehr- Asylverfahren haben, wenn eine Überforde- Kurz gestört wurde die Abstimmung mals die Notwendigkeit der Verschärfungen rung der staatlichen Behörden bzw. eine durch Proteste auf der Galerie. AktivistInnen im Asylwesen. „Wir brauchen dieses neue Überlastung der öffentlichen Dienste droht. warfen Flugblätter mit der Botschaft „Geht

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 12 Österreich, Europa und die Welt nicht über Leichen! Das hält euch auch nicht Minderjährige prioritär behandelt werden lingszahlen aus und verwies außerdem auf ne- über Wasser!“ ins Plenum. können. Auch in einigen anderen Punkten gative Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Zentraler Punkt des von den Abgeordne- wurden die Erläuterungen nachgeschärft. Die Hoffnung, auf EU-Ebene zu Lösungen ten Jürgen Schabhüttl (S) und Werner Amon Ausgangspunkt für den Beschluß im Na- zu kommen, wertet Rosenkranz als vergeblich. (V) namens der Koalitionsparteien vorgeleg- tionalrat bildete ein bereits im Jänner vorge- Ähnlich wie die FPÖ argumentierte auch ten und bei der Abstimmung mitberücksich- legter Gesetzentwurf der Regierung, der im der fraktionslose Abgeordneter Rupert Dopp- tigten Abänderungsantrags ist die befristete Zuge der parlamentarischen Beratungen um ler. Sein Sitznachbar Gerhard Schmid, eben- Gültigkeitsdauer von „Notstandsverordnun- die Notstandsregelung und weitere Punkte falls ohne Fraktion, drängte unter anderem gen“. Sie können in einem ersten Schritt nur ergänzt wurde. Er sieht neben einer vorläufig auf eine Verkürzung der Asylverfahren und für sechs Monate erlassen und in weiterer auf drei Jahre befristeten Aufenthaltsberech- ein konsequentes Vorgehen gegen kriminelle Folge insgesamt dreimal – bis zu einer maxi- tigung für anerkannte Flüchtlinge unter an- AsylwerberInnen. malen Geltungsdauer von zwei Jahren – ver- derem auch die regelmäßige Überprüfung längert werden. Außerdem muß die Regie- der Gefährdungslage in den wichtigsten Her- Grüne und NEOS: rung dem Nationalrat gegenüber detailliert kunftsländern der Flüchtlinge, Erschwernis- Asylrecht wird ausgehebelt darstellen, welche Gefahren ohne eine vor- se beim Familiennachzug, einen verpflich- Mit dem Begriff „Placebo-Gesetz“ konn- übergehende Einschränkung des Asylrechts tenden Integrations-Check, verlängerte An- te Grünen-Klubchefin Eva Glawischnig- drohen. In den Erläuterungen wird beispiel- haltemöglichkeiten für Flüchtlinge und adap- Piesczek (G) nichts anfangen. Sie kritisierte haft auf die Gefahr einer Überlastung des tierte Bestimmungen in bezug auf die in Einklang mit ihrer Fraktionskollegin Alev Arbeitsmarkts, fehlende Unterbringungs- Rechtsberatung vor. Parallel dazu verabschie- Korun vielmehr, daß mit der vorliegenden möglichkeiten für AsylwerberInnen, eine un- deten die Abgeordneten – gegen die Stim- Novelle das Recht auf Asyl in Österreich de zumutbare Belastung der Asylbehörden und men der Grünen – eine Änderung des Grenz- facto abgeschafft werde. Grundrechte und sicherheitsrelevante Aspekte verwiesen. Die kontrollgesetzes, mit der die Abnahme und EU-Recht würden in abenteuerlicher Weise Abgeordneten gehen gemäß einer mit S-V- Speicherung von Fingerabdrücken und ande- per „Notverordnung“ ausgehebelt. Der Re- G-N-Mehrheit gefaßten Entschließung darü- ren erkennungsdienstlichen Merkmalen von gierung würde ein Blankoscheck ausgestellt. ber hinaus davon aus, daß die Regierung Fremden an den österreichischen Grenzen Korun äußerte in diesem Zusammenhang die eine geplante Verordnung einer Begutach- erleichtert wird. Vermutung, daß die Regierungsparteien die tung unterzieht. kritischen Stellungnahmen zur Novelle gar Die neuen Sonderbestimmungen werden FPÖ: Asylrechtsnovelle nicht gelesen haben. Die Grünen sind über- es den zuständigen Behörden vorübergehend ist »Placebo-Gesetz« zeugt, daß der Verfassungsgerichtshof Teile erlauben, Flüchtlingen die Einreise nach Ös- Abgelehnt wurde die Asylrechtsnovelle des Gesetzes wieder aufheben wird. terreich auch dann zu verweigern bzw. sie in auch von der FPÖ, wobei Abgeordneter Ger- Als „beispiellosen Dammbruch“ und „ein- das Einreiseland zurückzuweisen oder zu- not Darmann dafür gänzlich andere Motive zigartigen Sündenfall“ bezeichnete der Ju- rückzuschieben, wenn sie Asyl beantragt ha- ins Treffen führte als die Grünen und die stizsprecher der Grünen Albert Steinhauser ben. Ausnahmen sieht das Gesetz nur für NEOS. Seiner Meinung nach wäre die vor- die Verordnungsermächtigung für die Regie- Flüchtlinge vor, die enge Angehörige in Ös- liegende Novelle gar nicht notwendig, hätten rung. Damit öffne man „die Büchse der Pan- terreich haben oder denen im Land, in das sich die Koalitionsparteien in der Vergan- dora“, warnte er. Steinhauser wies außerdem sie zurückgeschoben werden, Folter oder an- genheit an geltendes nationales und interna- darauf hin, daß „Asyl auf Zeit“ die Integra- dere unmenschliche Behandlung droht, wo- tionales Recht gehalten. Schließlich sei Ös- tion von Flüchtlingen erschwere. bei die Behörden laut Abänderungsantrag terreich von sicheren Drittstaaten umgeben. Auch für Nikolaus Scherak (N) ist es un- das Kindeswohl besonders zu berücksichti- Darmann sprach in diesem Sinn von einem verständlich, daß der Regierung das Recht gen haben. Auch wenn das Einreiseland nicht „Placebo-Gesetz“, das faktisch keinerlei Ver- eingeräumt wird, in Zukunft per „Notver- eruierbar ist, muß ein Asylverfahren in Öster- schärfungen im Asylrecht bringe. Man müß- ordnung“ Verfassungsrecht auszuhebeln. Die- reich durchgeführt werden. Voraussetzung te den Fokus viel stärker darauf richten, ille- ses Recht habe nicht einmal der Bundesprä- für das Wirksamwerden der Bestimmungen gal in Österreich aufhältige Fremde und aus- sident, hielt er fest. Schließlich sei das Recht ist neben einer Verordnung auch die Durch- ländische Straftäter so rasch wie möglich von Flüchtlingen, einen Asylantrag zu stel- führung temporärer Grenzkontrollen. außer Landes zu bringen. Zudem forderte er, len, nicht nur in der Genfer Flüchtlingskon- das Fremden- und Asylrecht vollkommen neu vention verankert, sondern auch ein Grund- Asylverfahren dürfen künftig aufzusetzen. recht in der EU. Scherak verwies in diesem bis zu 15 Monate dauern FPÖ-Abgeordneter Walter Rosenkranz Zusammenhang auch auf entsprechende Stel- Die Maximaldauer eines Asylverfahrens ist bemängelte unter anderem die Ausweitung lungnahmen in der einwöchigen Ausschuß- künftig gesetzlich mit 15 Monaten – statt wie der Dauer der Asylverfahren auf bis zu 15 begutachtung und kündigte eine Beschwerde bisher 6 – festgelegt. Ursprünglich hätte die- Monate. Zudem wies er auf aktuelle Gewalt- seiner Fraktion gegen das vorliegende Ge- se Obergrenze in begründeten Einzelfällen taten von Asylwerbern hin. Österreich brau- setz bei der EU-Kommission an. Wie Stein- um weitere drei Monate überschritten werden che keine importierte Kriminalität, bekräftig- hauser befürchtet Scherak außerdem, daß die können. Davon hat man letztendlich jedoch te er und forderte in diesem Sinn ein Dicht- Sonderbestimmungen zum Vorbild genom- Abstand genommen. In den präzisierten Er- machen der Grenzen. Auch sein Fraktions- men werden, um in Zukunft auch andere läuterungen wird darüber hinaus darauf ver- kollege Günther Kumpitsch geht von einer er- Grundrechte auszuhebeln. wiesen, daß Asylanträge bestimmter „vul- höhten Kriminalitätsrate und verstärkten eth- Zustimmung signalisierte Scherak zum nerabler Personengruppen“ wie unbegleitete nischen Konflikten durch die hohen Flücht- Entschließungsantrag der Koalitionsparteien,

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 13 Österreich, Europa und die Welt der die Bundesregierung auffordert, eine ge- Die vorgesehene Verlängerung der Asyl- nachkommende Flüchtlinge zu schaffen, die mäß den Sonderbestimmungen im Asylge- verfahren begründete Angela Lueger (S) tatsächlich vor Krieg und Elend fliehen muß- setz geplante Verordnung einer Begutach- damit, daß das Bundesamt für Fremdenwe- ten, so die Begründung der letztgenannten tung zu unterziehen. sen und Asyl nicht für eine derart große Zahl Initiative. von Asylanträgen gerüstet sei und die Aus- Einen weiteren Entschließungsantrag des SPÖ und ÖVP: Österreich bildung neuer BeamtInnen Zeit brauche. In Team Stronach legte Abgeordnete Schenk stößt an Kapazitätsgrenzen Richtung der Grünen meinte sie, hätte Öster- vor. Geht es nach ihr, soll allen männlichen Nicht nachvollziehbar ist die Argumen- reich tatsächlich so ein strenges Asylrecht Asylwerbern ab 14 Jahren bei der Einreise tation der Grünen und der NEOS für SPÖ- wie immer wieder behauptet, gäbe es wohl nach Österreich eine DNA-Probe abgenom- Sicherheitssprecher Otto Pendl. Österreich weniger Asylanträge. men werden, um die Betroffenen von Straf- leiste im Bereich der Flüchtlingsaufnahme Der Tiroler ÖVP-Abgeordnete Hermann taten abzuhalten bzw. der Polizei im Falle Hervorragendes, bekräftigte er. Es sei aber Gahr ging unter anderem auf die geplanten eines Verbrechens die Ermittlungsarbeit zu notwendig, die Diskussion unter dem Blick- Grenzkontrollen am Brenner ein und meinte, erleichtern. Darüber hinaus urgierte sie eine winkel „Was schaffen wir?“ zu führen. Auch Österreich müsse etwas unternehmen, damit Lockerung des Waffenrechts, was SPÖ-Ab- Österreich stoße an seine Grenzen. Den Vor- die anderen EU-Staaten aufwachen. Man geordneten Plessl zur Bemerkung veranlaß- wurf der Mißachtung der Rechtsstaatlichkeit brauche Solidarität in Europa. Ausdrücklich te, daß mehr Waffen noch nie mehr Frieden wies Pendl zurück, schließlich könne die Re- betonte Gahr, daß die Grenzen nicht ge- gebracht hätten. gierung eine Verordnung gemäß Asylgesetz schlossen werden, sondern lediglich ein ge- Als Proredner in der Debatte hatte sich nur mit Zustimmung des Hauptausschusses ordnetes Grenzmanagement eingerichtet und auch der fraktionslose Abgeorndete Markus des Nationalrats erlassen. Überdies verwies Vorsorge für den Ernstfall getroffen wird. Franz gemeldet. Seiner Meinung nach müßte er darauf, daß die Regierung angehalten sei, ÖVP-Sicherheitssprecher Werner Amon man eigentlich von einer Migrationskrise eine geplante Verordnung einer Begutach- warf der FPÖ vor, das vorliegende Gesetz sprechen, schließlich handle es sich bei der tung zu unterziehen. zwar zu kritisieren, aber keine Alternativ- Mehrheit der AsylwerberInnen um keine Auf die Kapazitätsgrenzen Österreichs vorschläge vorzulegen. Flüchtlinge, sondern um MigrantInnen. wiesen auch die Abgeordneten Gabriel Obernosterer (V), Rouven Ertlschweiger Team Stronach will Abnahme von Sobotka: Österreich ist in der Lage, (V), Jürgen Schabhüttl (S) und Norbert DNA-Proben bei allen männlichen Grenzen wirksam zu schützen Sieber (V) hin. „Österreich braucht endlich Flüchtlingen Innenminister Wolfgang Sobotka erinner- eine Atempause“, hielt Ertlschweiger fest, Seitens des Team Stronach machte Chri- te daran, daß das Jahr 2015 eine ungeheuer man könne dem Land nicht mehr zumuten stoph Hagen (T) geltend, daß in der Genfer große Herausforderung für Österreich gewe- als es stemmen könne. Seiner Auffassung Flüchtlingskonvention nirgendes geschrie- sen ist. Sowohl die Politik und die Polizei als nach sind der Arbeitsmarkt, das Sozialsy- ben stehe, daß man sich das Asylland aussu- auch die Bevölkerung hätten Enormes gelei- stem und das Bildungssystem bereits jetzt chen könne. Für ihn und seine Parteikol- stet. Man müsse aber die Kapazitätsgrenzen überfordert. Österreich könne nicht noch ein- legInnen Martina Schenk und Robert Lugar beachten. Das beste wäre selbstverständlich mal 90.000 Flüchtlinge aufnehmen, ist auch ist das vorliegende Gesetz ein Schritt in die eine europäische Lösung, sagte Sobotka, Schabhüttl überzeugt. richtige Richtung, dem allerdings weitere diese sei jedoch nicht in dem Ausmaß vor- Schritte folgen müßten. Es wäre zwar ver- handen wie notwendig. Daher müsse Öster- Anwendung der Sonder- lockend gewesen, den Koalitionsparteien reich Maßnahmen setzen, um die Zahl von bestimmungen noch offen nicht zur Mehrheit zu verhelfen, sagte Lugar AsylwerberInnen zu beschränken. Einen Sowohl Schabhüttl als auch sein Frak- in Anspielung auf die kritischen Stimmen in Vergleich der vorgesehenen Verordnungser- tionskollege Hannes Fazekas bedauerten, daß der SPÖ, seine Fraktion nehme aber Ver- mächtigung für die Regierung mit dem Not- derezeit keine europäische Lösung in Sicht antwortung wahr. verordnungsrecht des Bundespräsidenten sei. Er stimme dem Gesetz aus Verantwor- Waltraud Dietrich gab zu bedenken, daß hält er nicht für zulässig, auch sei Mißbrauch tung zu, sagte Fazekas, das heiße aber nicht, die Abgeordneten der österreichischen Be- durch die vorgesehenen Mechanismen ausge- daß er seine Ideologie über Bord werfe. völkerung verpflichtet seien. Gleichzeitig schlossen. Ebenso wenig kann er einen Bruch Flüchtlinge hätten auch in Zukunft die Mög- warnte sie vor einer Eskalation der Diskus- der Verfassung erkennen. lichkeit, einen Asylantrag in Österreich zu sion und mahnte Respekt für die Position des Ausdrücklich versicherte Sobotka, daß stellen, versicherte er. Menschlichkeit und jeweils anderen ein. Österreich in der Lage sei, seine Grenzen Vernunft seien kein Gegensatz, erklärte dazu In Form von Entschließungsanträgen wirksam zu schützen, auch wenn nicht alle Hannes Weninger (S). sprach sich Hagen unter anderem für die Grundstückseigentümer ihr Grundstück für Ebenfalls hinter das Gesetz stellte sich Errichtung von „EU-Wartecamps“ in Nord- einen Grenzzaun zur Verfügung stellen. Er ÖVP-Abgeordneter Norbert Sieber, wiewohl afrika für Personen mit negativem Asylbe- setzt in diesem Zusammenhang auf die Un- er zum derzeitigen Zeitpunkt noch keinen Not- scheid, eine weitere Anhebung des Strafrah- terstützung des österreichischen Bundes- stand in Österreich sieht. Auch die SPÖ-Ab- mens für Schlepper sowie beschleunigte heers. geordneten Rudolf Plessl und Weninger hof- Asylverfahren mit einer maximalen Erledi- In namentlicher Abstimmung votierten fen, daß man die Sonderbestimmungen nicht gungsdauer von 48 Stunden aus. Man müsse schließlich 98 Abgeordnete für die Asyl- anwenden wird müssen. Verwundert zeigte reine Wirtschaftsflüchtlinge, die die Gunst rechtsnovelle, 67 stimmten dagegen.  sich Sieber darüber, daß Deutschland nach wie der Stunde nutzen wollten, möglichst schnell http://www.parlament.gv.at vor bei der bisherigen Flüchtlingspolitik bleibt. wieder außer Landes bringen, um Platz für Quelle: Parlamentskorrespondenz

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 14 Österreich, Europa und die Welt Autonomie, Euregio, Flüchtlinge Außenminister Kurz traf in Bozen mit den drei Landeshauptleuten der Europaregion zusammen, OÖ. Landeshauptmann Pühringer traf Gesundheits-Landesrätin Stocker. Foto: BMEIA / Tatic v.l.: LH Ugo Rossi (Trient), Außenminister Sebastian Kurz, LH Arno Kompatscher (Südtirol) und LH Günther Platter (Tirol) ußenminister Sebastian Kurz traf am merksamkeit. In den ersten drei Monaten müssen daher auf alle Eventualitäten vorbe- A7. April gemeinsam mit Tirols Landes- diesen Jahres ist ein 80prozentiger Anstieg reitet sein und zugleich ein klares Signal an hauptmann Günther Platter und Oberös- von MigrantInnen über die zentrale Mittel- die Schlepper senden, daß es auch auf dieser terreichs Landeshauptmann Josef Pühringer meerroute zu verzeichnen, hinzu kommen Route kein Durchkommen gibt. Die Kon- in Bozen den Südtiroler Landeshauptmann Migranten aus Afrika in Richtung Europa. trollen am Brenner sind daher eine Not- Arno Kompatscher, die Landesräte Stocker Italien spielt dabei eine zentrale Rolle. „Wir maßnahme, die den normalen Personen- und und Achammer, Landtagspräsident Wid- Warenverkehr so wenig wie möglich beein- mann sowie den Präsidenten der Europa- trächtigen soll“, betonte Kurz, der daher im region Tirol-Südtirol-Trentino, Ugo Rossi, zu ständigen engen Austausch mit dem italieni- einem Arbeitsgespräch, um über den Flücht- schen Außenminister Paolo Gentiloni, sowie lingsstrom am Brenner zu sprechen. dem Südtiroler Landeshauptmann Kompat- Österreich hat 2015 rund 90.000 Flücht- scher und dem Tiroler Landeshauptmann linge aufgenommen. Umgerechnet auf die Platter ist. Bevölkerungszahl Italiens entspräche das „Die drei Landeshauptleute der Europa- 600.000 Menschen, wohingegen Italien region haben mit ihren Beschlüssen und dem 2015 lediglich 84.000 Menschen aufgenom- Einsatz einer Taskforce bewiesen, daß sie men hat. Daraus ergeben sich für Österreich trotz unterschiedlicher Standpunkte in dieser auf Dauer erhebliche Belastungen für das schwierigen Frage gut zusammenarbeiten“, Sozialsystem und für den gesellschaftlichen so Kurz. Die konkrete Umsetzung des Zusammenhalt. „Wir haben uns von Anfang Grenzmanagements fällt in das Ressort des an für eine gemeinsame europäische Lösung Innesministeriums. Mit der Umsetzung des der Flüchtlingskrise eingesetzt“, betonte der 5-Punkte-Plans wird sichergestellt, daß die Außenminister bei der an das Treffen an- EU-Außengrenzen effektiv geschützt sind schließenden Pressekonferenz. Die Schlies- und tatsächlich Schutzbedürftige im Zuge Foto: LPA / Oskar Verant sung der Westbalkan-Route und das Ab- von Resettlement-Programmen und unter Landeshauptmann Kompatscher (r.) kommen mit der Türkei rückt nun alternati- begrüßt Außenminister Kurz auf dem Beteiligung aller EU Partner in die EU kom- ve Migrationsrouten ins Zentrum der Auf- Rollfeld des Flughafens Bozen men können.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 15 Österreich, Europa und die Welt

Die Europarregion Tirol-Südtirol-Trenti- no hat, nicht zuletzt aufgrund der Flücht- lingskrise und der Debatte über die Siche- rungsmaßnahmen an der Brennergrenze, durch ihr geeintes Auftreten an Sichtbarkeit gewonnen. Hauptanliegen der Region bleibt jedoch, Möglichkeiten zu schaffen, Freund- schaften und Beziehungen über die Grenzen hinweg aufzubauen und aufrecht zu erhalten. Konkret werden im Jugendbereich zahlrei- che Maßnahmen gesetzt, wie z.B. ein Ju- gendfestival, Sport- und Summer Camp. Die EU-Alpenraumstrategie wurde im Jänner erfolgreich in Brdo eröffnet. Tirol wird 2018 den EUSALP-Vorsitz übernehmen und sich, in enger Abstimmung im Rahmen des öster- reichischen EU-Vorsitzes 2019, für die Um- Foto: LPA / mp setzung makroregionaler Strategien einset- Bild oben: Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer – mit mit LRin zen. Martha Stocker (l.) sowie Claudiana-Vorstandsmitglied Herta Burger und Direktor Bei einem Vier-Augen-Gespräch mit Süd- Guido Bocchio (r.) in der Landesfachhochschule für Gesundheitsberufe Claudiana tirols Landeshauptmann stand die Entwick- in Bozen, wo er sich über die Ausbildung informierte (u.) lung der Autonomie im Brennpunkt. „Ich rätin Martha Stocker, konnten wertvolle Ein- habe den österreichischen Außenminister im blicke gewonnen werden. Detail über die Autonomieentwicklung in- Im Mittelpunkt der Reise stand das formiert, auch im Zusammenhang mit der Thema der Finanzierung aus einer Hand, die italienischen Verfassungsreform“, erklärte Pühringer schon seit längerem auch für Ös- Arno Kompatscher nach dem Gespräch. terreich fordert: „Es zeigt sich, daß das bei „Wir haben zudem über die Tragfähigkeit der Gesundheitsreform fixierte Prinzip, daß des Finanzabkommens mit Italien gespro- medizinische Leistungen jeweils an einem chen und über die Anfeindungen der italieni- Best-Point-Of-Service erbracht werden, de schen Regionen wegen der von ihnen zu tra- facto nur bei einer gemeinsamen Finanzie- genden italienischen Finanzlast.“ rung vollziehbar ist“, so Pühringer, „denn bei Ugo Rossi hob als Präsident der Europa- getrennten Finanzierungen wird der jeweili- region Tirol-Südtirol-Trentino die Solidarität ge Financier den Best-Point-Of-Service im- innerhalb der Europaregion hervor. Er bestä- mer beim jeweils anderen Financier sehen.“ tigte die Bereitschaft des Trentino, die Lasten Im Rahmen des Besuchs wurde auch das durch Grenzsituationen in der Europaregion Thema Primary Health Care besprochen. In mitzutragen. „Wir werden auch weiterhin auf Brixen besuchte der Landeshauptmann eine gesamtstaatlicher und europäischer Ebene regionale Versorgungseinheit. Pühringer stell- gemeinsam auf die Wiederherstellung des te dabei klar: „Wünschenswert wäre für Ös- Schengener Abkommens drängen“, so Rossi. terreich eine Lösung im Einvernehmen mit Kompatscher bekräftigte: „Wir sind nicht Foto: LPA / mp der Ärzteschaft. Das geplante System, das erfreut, daß Kontrollen stattfinden. Wir wer- dürften für den Fall, daß sich die Flücht- zeigt auch Südtirol, ist kein Ersatz für das den aber weiterhin gemeinsam auf eine euro- lingsströme verlagern. „Wir arbeiten auch in bewährte Hausarztsystem, aber sehr wohl päische Flüchtlingspolitik pochen, in Rom dieser schwierigen Herausforderung in der eine deutliche Verbesserung des medizini- ebenso wie in Wien, damit Schengen wie- Europaregion eng zusammen und haben mit schen Service für Patientinnen und Patienten derhergestellt wird.“ der Einrichtung einer Task-Force auf Exper- und vor allem auch eine Entlastung der Spi- Tirols Landeshauptmann Günther Platter tenebene bereits im November reagiert“, talsambulanzen.“ verwies erneut auf die historische Bedeutung unterstrich Platter. Pühringer stattete darüber hinaus auch der des Grenzübergangs am Brenner, gleichzei- Landesfachhochschule für Gesundheitsbe- tig aber auch auf die Notwendigkeit von na- LH Pühringer traf Südtirols rufe Claudiana in Bozen einen Besuch ab. tionalen Maßnahmen, so lange die EU-Mit- Gesundheits-Landesrätin Stocker Dort wird bereits ein Pflegestudium – zentral gliedsstaaten nicht in der Lage bzw. willens Oberösterreichs Landeshauptmann Josef für ganz Südtirol – angeboten. Ein solches seien, gemeinsam den Schutz der Außengren- Pühringer traf in seiner Eigenschaft als Ge- Angebot soll in Oberösterreich ebenfalls ge- zen sicherzustellen. In diesem Zusammen- sundheitsreferent die Region rund um Bo- schaffen werden, wo zurzeit das Curriculum hang erklärte Platter, daß es das oberste ge- zen, um sich einen Einblick in das Gesund- für ein Pflegestudium an der FH für Gesund- meinsame Ziel sein müsse, daß die Grenz- heitssystem in Südtirol zu verschaffen. In heitsberufe OÖ entwickelt wird.  übergänge zwischen Tirol und Südtirol nicht zahlreichen Fachgesprächen, unter anderem http://www.europaregion.info/de/ Schauplatz eines Ausnahmezustandes werden mit der für Gesundheit zuständigen Landes- http://www.fh-gesundheitsberufe.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 16 Österreich, Europa und die Welt Wir müssen am Brenner vorbereitet sein Die Landeshauptmänner Platter und Komatscher trafen den neuen Innen- minister Sobotka – im Mittelpunkt stand das Grenzmanagement am Brenner.

m Abend des 23. April absolvierte der Aeben erst von Bundespräsident Heinz Fischer angelobte Innenminister Wolfgang Sobotka seinen Antrittsbesuch in Tirol auf Einladung von Landeshauptmann Günther Platter. Zentrales Thema des Gesprächs bil- deten die geplanten Grenzkontrollen am Brenner und die Flüchtlingsfrage. „Innenminister Sobotka zeigt mit seinem Besuch kurz nach seiner Angelobung, daß er großes Verständnis für die Tiroler Situation rund um die sensible Brennergrenze hat. Er will sich selbst ein Bild von der Lage ma- chen“, sagte LH Platter. „Es freut mich sehr, daß wir die gute Gesprächsbasis und Part- nerschaft, die wir bereits mit Johanna Mikl- Leitner pflegten, weiter erhalten – denn die Foto: Land Tirol / Berger Herausforderungen können wir nur gemein- v.l.: LH Günther Platter, Innenminister Wolfgang Sobotka und LH Arno Kompatscher sam bewältigen.“ Sobotka sagte: „Das Sicherheitsinteresse Österreichs muß gewahrt werden. Hier beziehe ich klar die Position, daß ein geord- netes Grenzmanagement erforderlich ist, um die Sicherheit in Österreich weiterhin zu ge- währleisten. Solange die EU-Außengrenzen nicht ausreichend gesichert werden, müssen wir nationale Maßnahmen setzen und uns auf alle Eventualitäten vorbereiten. Das zu- sätzliche Budget von einer Milliarde Euro bis zum Jahr 2020, für das ich mich einge- setzt habe, bildet eine wichtige Basis um die künftigen erforderlichen Sicherheitsmaß- nahmen auch dementsprechend umzuset- http://www.bilderbox.biz zen.“ Die Vorbereitung für die Grenzkontrollen Foto: Die Mautstelle der Brennerautobahn seien notwendig, da die Europäische Union nicht für die notwendige Sicherung der Aus- müsse in der Flüchtlingsfrage seinen Beitrag mit Italien in bezug auf ein geordnetes Grenz- sengrenzen sorge, so der Tenor der Ge- leisten. management am Brenner appellierte. Innen- sprächspartner. „Wir streben weiter eine euro- Dennoch: „Der Brenner ist keine Grenze minister Sobotka habe zugesichert, das Ge- päische Lösung an und machen auch Druck wie viele andere, sondern einzigartig auf- spräch mit der italienischen Regierung zu dafür, doch bis es soweit ist, müssen wir für grund der Geschichte und auch aufgrund der suchen, um weitere Schritte gemeinsam ab- den Fall der Fälle nationale Maßnahmen wirtschaftlichen Bedeutung. Hier muß mit zustecken. Die beiden Landeshauptleute vorbereiten, die lageabhängig aktiviert wer- größter Sensibilität vorgegangen werden. Kompatscher und Platter hoben bei dem den können“, sind sich Sobotka und Platter Kämpferische Worte sind hier nicht ange- Treffen die historische Bedeutung der Bren- einig. bracht“, forderte Platter zu einer entspre- nergrenze hervor und appellierten an eine um- Dies umso mehr, als heuer mit bereits chenden Wortwahl bei der Diskussion um sichtige Vorgangsweise im Hinblick auf die über 5000 Aufgriffen von illegal nach Tirol die Grenzkontrollen auf. angekündigten Kontrollen. Ein Treffen zwi- eingereisten Personen eine deutliche Stei- Auch Südtirols Landeshauptmann Arno schen dem österreichischen und dem italie- gerung gegenüber den gleichen Zeiträumen Kompatscher hat an diesem Gespräch teilge- nischen Innenminister war für die folgenden in den Vorjahren feststellbar sei. Auch Italien nommen, der an eine gemeinsame Lösung Tage geplant. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 17 Österreich, Europa und die Welt Organised Crime – Coordinators Network Das österreichische Bundeskriminalamt startete im November 2015 in Zusammen- arbeit mit Slowenien und Georgien das EU-Projekt. Experten aus 40 Ländern trafen einander in Altenmarkt/Zauchensee zur ersten internationalen Konferenz. Foto: Bundeskriminalamt v.l.: Oberstleutnant Karl Heinz Wochermayr (Landespolizeidirektion Salzburg), Oldrich Martinu (stv. Direktor von Europol), Wilfried Haslauer (Landeshauptmann von Salzburg), Oberst Karl-Heinz Pracher (stv. Leiter des Landeskriminalamtes Salz- burg), Besik Amiranashvili (stv. Innenminister Georgiens) und General Franz (Direktor des Bundeskriminalamts) urch die Zunahmen krimineller Organi- stellvertretende Innenminister Georgiens die EU“ – „Fight against Western Balkans Dsationen in den Ländern des westlichen Besik Amiranashvili, der stellvertretende Organised Crime 2013-2015“ – war laut Euro- Balkans als auch in Eurasien bestand die Direktor von Europol Oldrich Martinu, BK- pol und EU-Kommission das erfolgreichste Notwendigkeit, die Zusammenarbeit zwi- Direktor General Franz Lang sowie mehrere operative EU-Projekt der letzten Jahre. Des- schen den betroffenen Ländern zu intensivie- Polizeichefs aus dem Westbalkan und den sen Ziel war es, ein Netzwerk aus OK-Er- ren. Daher startete das Bundeskriminalamt eurasischen Staaten. mittlern zu bilden, gemeinsam kriminelle im November 2015 in Zusammenarbeit mit Die Ziele des Projektes sind es, in allen Strukturen und Tätergruppen zu erkennen Slowenien und Georgien das Projekt „Or- am Projekt teilnehmenden Drittstaaten, Ko- und schließlich gegen die relevantesten OK- ganised Crime – Coordinators Network“, ordinatoren zum schnellen Informationsaus- Gruppen gemeinsame Ermittlungen durch- mit dem Ziel, den Austausch und die Kom- tausch einzusetzen. Dadurch soll die Kom- zuführen. Dies gelang in mehr als 50 Fällen. munikation im Bereich der organisierten munikation, der Daten- und Informationsaus- Insgesamt konnten in den zwei Jahren 214 Kriminalität zwischen den Partnerländern zu tausch verbessert und die operative Zusam- Täter festgenommen, 1100 kg Heroin, 165 kg verbessern. menarbeit unterstützt werden. Das Kernele- Kokain sowie dutzende Waffen sichergestellt „Dieses Projekt ist nur der nächste logi- ment des Projektes ist die Unterstützung in werden. Mehr als 40 Raubüberfälle wurden sche Schritt. Wir konzentrieren unsere Er- Fällen organisierter Kriminalität, mit dem geklärt und Vermögenswerte in Millionen- mittlungen nicht mehr nur auf den Westbal- Ziel, die gefährlichsten OK-Gruppen zu iden- höhe beschlagnahmt. kan, sondern auch auf eurasische Staaten“, tifizieren, auszuforschen und zu zerschlagen. „Wir haben es mit professionellen Orga- erklärte Projektleiter Andreas Holzer vom Um dieses Ziel zu erreichen, werden soge- nisationsstrukturen zu tun, bei denen inter- Bundeskriminalamt. „Gruppierungen aus nannte JITs (Joint Investigation Teams) ein- national agierenden Tätern oft nur Teilauf- diesem Bereich stellen eine zunehmende Ge- gesetzt, um auf polizeilicher und justizieller gaben zugeteilt werden, etwa die Organisa- fahr in allen Deliktsbereichen und vor allem Seite noch flexibler agieren zu können. tion im Hintergrund, rein logistische Aufga- mit Bezug zu Österreich dar. Wir decken ben oder die Durchführung der Tat selbst“, damit auch den Knotenpunkt zwischen OK Vorgänger-Projekt: »Fight against sagte BK-Direktor Lang. „Besonders gefähr- und Terrorismus ab.“ Western Balkans Organised Crime lich ist, daß ein Teil der Gewinne aus den An der internationalen Konferenz vom 2013-2015« kriminellen Handlungen reinvestiert wird und 11. bis 14. April 2016 in Altenmarkt/Zauchen- Das zweijährige EU-Projekt „Gemeinsa- damit weitere kriminelle oder terroristische see nahmen 120 TeilnehmerInnen aus 40 me Ermittlungen mit den Ländern am West- Taten möglich werden.“  Ländern teil. Neben dem Salzburger Landes- balkan zur Bekämpfung der Organisierten http://www.bundeskriminalamt.at hauptmann Wilfried Haslauer referierten der Kriminalität und deren Auswirkungen auf https://www.europol.europa.eu

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 18 Österreich, Europa und die Welt Bulgarischer Staatspräsident bei LH Pröll in St. Pölten Wirtschaft, Migration und Kultur waren Themen eines Arbeitsgespräches.

rwin Pröll, Landeshauptmann von Nie- Ederösterreich, konnte am 27. April den bulgarischen Staatspräsidenten S. E. Rosen Plevneliev in St. Pölten empfangen. Es war bereits das fünfte Zusammentreffen seit dem Jahr 2010, so Pröll: „Die Beziehungen zwi- schen dem Bundesland Niederösterreich und der Republik Bulgarien sind sehr tragfähig und eng, und auch die persönliche Beziehung zwischen Staatspräsident Plevneliev und mir ist eine ausgezeichnete.“ Das einstündige Arbeitsgespräch zwischen den beiden hatte vor allem die Themen Migration, wirtschaft- liche und kulturelle Zusammenarbeit zum Inhalt. „Rund 450 niederösterreichische Unter- nehmen haben direkt oder indirekt Handels- beziehungen mit Bulgarien“, so Pröll im Zuge eines Pressegespräches. Vor allem tou- ristisch gebe es „eine Zukunftsperspektive, die wir nutzen wollen“, betonte er. Die derzeitige Flüchtlingsbewegung, die man auf europäischer Ebene konstatiere, „betrifft Bulgarien genauso wie Österreich bzw. Niederösterreich“, so Pröll weiters. Die Foto: NÖ Landespressedienst / Reinberger Flüchtlingsströme würden beginnen, sich Im Anschluß an das Arbeitsgespräch kam es auch zur Überreichung des »Golde- von der West- auf die Ostbalkan-Route zu nen Komturkreuzes mit dem Stern des Ehrenzeichens für Verdienste um das verlagern, Bulgarien sei durch die Grenze Bundesland Niederösterreich« an Präsident Rosen Plevneliev (l.) durch Landes- zur Türkei, die Grenze zu Griechenland und hauptmann Erwin Pröll. die Seegrenze im Schwarzen Meer beson- in der kulturellen Zusammenarbeit: „Wert- ten nur mit gemeinsamer Arbeit gelöst wer- ders davon betroffen. „Bulgarien setzt auf volle Kostbarkeiten aus dem bulgarischen Na- den, so der bulgarische Staatspräsident. den Schutz der EU-Außengrenze“, so Pröll. tionalmuseum Sofia werden in Klosterneu- Im Anschluß an das Arbeitsgespräch kam „Aus unserer Sicht sind im wesentlichen drei burg gezeigt. Es ist erst das zweite Mal, daß es auch zur Überreichung des „Goldenen Maßnahmen notwendig: Erstens muß eine diese Kostbarkeiten außerhalb Bulgariens Komturkreuzes mit dem Stern des Ehren- europäische Lösung vonstatten gehen, zwei- gezeigt werden.“ zeichens für Verdienste um das Bundesland tens braucht es einen gemeinsamen Grenz- „Unsere Freundschaft hat sich bewährt, Niederösterreich“ an Präsident Plevneliev schutz der EU-Außengrenzen und drittens ist etwa im Kulturbereich, in der Donauraum- durch Landeshauptmann Pröll. Dieser wie- es notwendig, daß es zu einer engeren Zu- strategie oder auch in der Zusammenarbeit derum konnte den Orden „Stara Planina“ I. sammenarbeit im Zusammenhang mit der der Regionen“, sprach Präsident Plevneliev Grades aus den Händen des bulgarischen Bekämpfung des Schlepperwesens kommt.“ in seiner Stellungnahme von einer „intensi- Staatspräsidenten entgegen nehmen. Er über- Zur kulturellen Zusammenarbeit zwi- ven politischen Zusammenarbeit zwischen reiche dem Landeshauptmann damit die schen Bulgarien und Niederösterreich hielt Bulgarien und Niederösterreich“. höchste Auszeichnung Bulgariens als Dank der Landeshauptmann fest, daß man diese Zum Thema Migration hielt er fest: „Bul- für dessen Leistungen, Freundschaft und Zu- weiter intensivieren wolle: „Beide Länder garien erbringt eine gute Leistung und han- sammenarbeit, betonte Plevneliev. Auch Pröll verbindet eine tiefgreifende Geschichte und delt vertraulich und effektiv bei der Bewäl- betonte im Zusammenhang mit der Verlei- auch die Verbindung durch den christlichen tigung dieses europäischen Problems.“ Sein hung des „Goldenen Komturkreuzes mit Glauben. Wir wollen unser kulturelles Erbe Land stehe für „eine effektive Lösung dieses dem Stern“ – dem höchsten Ehrenzeichen, gut verwalten und auch gut in die Zukunft großen europäischen Problems“, betonte er. das das Bundesland Niederösterreich zu ver- begleiten.“ Bulgarien sei „ein europäischer Motor“, geben hat –, seine „Dankbarkeit für die enge Die Eröffnung der Ausstellung im Stift so Plevneliev weiters, man arbeite für allge- Zusammenarbeit“. Klosterneuburg bringe einen weiteren Schritt meine europäische Lösungen. Krisen könn- http://www.noel.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 19 Österreich, Europa und die Welt Bosnien und Herzegowinas Weg in die EU hat begonnen IRE-Expertenkonferenz und Café d´Europe Régional in Sarajevo

Foto: IRE ^ v.l.: Elvis Kondzic, Berater des Ministerrates BiH, Mirko arovi , Minister f r Au enhandel und Wirtschaftsbeziehungen BiH, IRE-Vorstand Prof. Franz Schausberger, Botschafter Lars-Gunnar Wigemark, Dragan Mekti , Minister f r Sicherheit, und sterreichs Botschafter Martin Pammer ie EU wird in letzter Zeit oft infrage in die EU frühzeitig mit der Umsetzung der zielle Autonomie auf kommunaler Ebene sei Dgestellt. Sowohl die Wirtschafts- also EU-Gesetzgebung auseinandersetzen und noch zu schwach. Daher sei es umso wichti- auch die Flüchtlingskrise haben gezeigt, daß diese an ihre BürgerInnen vermitteln. Die Be- ger regionale und lokale Behörden in den das Projekt Europa noch keinesfalls ein Fer- völkerung soll für das Thema sensibilisiert gesamten EU-Prozeß von Beginn an mitein- tiges ist. Manch langjähriger Mitgliedstaat und interessiert werden, während die regiona- zubeziehen. denkt sogar an den Ausstieg. Dennoch hat len Versammlungen und Kantone sich best- Bosniens Minister für Sicherheit, Dragan Bosnien und Herzegowina (BiH) am 15. Fe- möglich auf den Beitritt vorbereiten. Vertre- Mektiæ, versicherte, daß sein Land den EU- bruar 2016 seine EU-Mitgliedschaft offiziell ter aus Österreich, Slowenien, Kroatien, der Integrationsprozeß ernst nehme und alle Vor- in Brüssel beantragt. „Wir alle begrüßen die Slowakei, Rumänien und Serbien präsentier- aussetzung schnellstmöglich umsetzen will, europäischen Bestrebungen von Bosnien und ten ihre Ansätze und europäischen Projekte um die wirtschaftlichen Vorteile zu nutzen. Herzegowina, vor allem nach der Verab- und hielten fest, daß 70 Prozent des EU-acquis Daher müssen alle Regierungsebenen auch schiedung der Reformagenda und dem dazu- (die Gesamtheit des gültigen EU-Rechts in bei dem Thema innere Sicherheit zusam- gehörigen Aktionsplan. Jetzt ist Bosnien und der Europäischen Union, Anm.) auf subna- menarbeiten. Dazu gehöre ebenfalls die Be- Herzegowina aufgefordert, konkrete Ergeb- tionaler Ebene umgesetzt werden müsse. kämpfung des organisierten Verbrechens und nisse zu liefern“, sagte IRE-Vorstandsvorsit- „Für den Integrationsprozeß ist es absolut der Kampf gegen die Korruption. Mehr Si- zender Prof. Franz Schausberger am 15. April notwendig, die Fähigkeit des Landes zu stär- cherheit wird Investoren in das Land bringen bei der Begrüßung in der Parlamentarischen ken und mit einer Stimme auf EU-Fragen zu und so zur wirtschaftlichen Entwicklung bei- Versammlung BiH in Sarajewo. reagieren“, so Franz Schausberger weiter. tragen. Das IRE hat in Kooperation mit dem Kan- Die regionale Struktur BiH sei mit seinen Das Jahr 2016 sei ein entscheidendes ton Sarajewo, der Zentraleuropäischen Ini- zwei Entitäten und dem Sonderverwaltungs- Jahr, da BiH nach der Einreichung des EU- tiative, der Konrad-Adenauer-Stiftung und gebiet Brèko sehr komplex und die finan- Beitrittsantrags den europäischen Weg aktiv weiteren internationalen Partnern, eine Kon- ferenz zum Thema „Bosnia and Herzego- vinas way to the EU and the impact on re- gional and local authorities“ mit Experten aus acht europäischen Ländern und hochran- gigen Sprechern aus Wirtschaft und Politik organisiert. Ziel war es, auf die Rechte, Mög- lichkeiten und Vorteile für BürgerInnen und für die Regionen aus der EU-Integration so- wie den Einfluß der EU-Mitgliedschaft auf lokale und regionale Gebietskörperschaften aufmerksam zu machen.

Regionale Versammlungen in den EU- Foto: IRE Kandidatenländern sollen sich auf ihrem Weg Ein Blick auf die TeilnehmerInnen der IRE-Expertenkonferenz in Sarajevo

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 20 Österreich, Europa und die Welt weiterverfolgen muß, betonte Mirko Šarovic, Minister für Außenhandel und Wirtschafts- beziehungen. Und dies geschehe insbeson- dere auf regionaler und lokaler Ebene, wo sich das öffentliche Leben abspiele. Eine bemerkenswerte Entwicklung habe Bosnien aus Sicht der EU in den letzten 1,5 Jahren durchgemacht, berichtete der Sonder- beauftragte der EU und Leiter der EU-Dele- gation in Bosnien und Herzegowina, Bot- schafter Lars-Gunnar Wigemark. Die Re- formagenda letztes Jahr und die lokalen Wah- len im Oktober 2016 sind Bosniens beste Chance, um die BürgerInnen von der EU und der damit verbundenen positiven Ent- Foto: IRE Rund 60 Studierende beteiligten sich am Nachmittag an der Podiumsdiskussion. wicklung Bosniens zu überzeugen. Die vor- herrschende Ethno-Politik solle dabei nicht und Studenten, die sowohl Englisch auch als tonte, daß insbesondere im akademischen Be- mehr im Weg stehen. Die Menschen suchen Deutsch sprachen. Der Austausch zwischen reich EU-Programme, wie Erasmus, zu einem nach Arbeit und einer besseren Ausbildung, den Experten und den Studierenden war sehr einheitlichen Bildungskonzept geführt ha- um das Land nicht verlassen zu müssen. intensiv und zeigte sowohl Begeisterung als ben. Dies Erleichtere nun die Anerkennung Es gäbe bereits über 200 österreichische auch Vorbehalt gegenüber dem EU-Beitritt von Abschlüssen und die Mobilität von Ar- Unternehmen im Land, die qualifizierte Ar- Bosniens. Die EU sei kein fertiges Projekt beitskräften innerhalb der EU. beitskräfte suchen. Österreich sei somit der sondern ein Prozeß, zu dem BiH beitragen Weitere hochkarätige Referenten am Po- größte ausländische Investor in BiH, berich- kann, da es als Brücke zwischen den Reli- dium waren der österreichische Botschafter tete der österreichische Wirtschaftsdelegier- gionen fungieren könne, so der Handelsdele- Martin Pammer und CEO der Komercijalna te in Sarajevo, Sigmund Nemeti. Dennoch gierte Sigmund Nemeti. Banka aus Belgrad, Alexander Picker.  fehle es in manchen Bereichen an klaren Rah- Prof. Daniela Drobná von der Union der http://www.institut-ire.eu menbedingungen für Investoren, um präzise Städte und Gemeinden in der Slowakei be- http://www.predsjednistvobih.ba/Language.aspx planen zu können und Chancen und Risiken abwägen zu können. Besuch beim Premierminister des Kantons Österreichs Botschafter in Bosnien, Mar- tin Pammer, freue sich besonders, daß ein österreichisches Institut dazu beiträgt, BiH einen Schritt weiter in seinen EU-Bestrebung zu begleiten und zu unterstützen. BiH und seine Regionen können von der Vernetzung in Europa nur profitieren. Nach den Expertenkonferenzen in Dres- den (D), Vukovar (HR) und Brèko (BiH) in 2013 und 2014, wurde die Veranstaltungsrei- he „Regionale Versammlungen und Parla- mente“ nun am 15. April in Sarajewo mit großem Erfolg fortgesetzt.

Café d´Europe Régional Am Nachmittag fand anschließend das

Café d´Europe Régional zum Thema „BiH’s Foto: Angelika Wienerroither (SN) rocky way to the EU“ an der Philosophi- v.l.: IRE-Kuratoriumsmitglied Prof. Gerhard Feltl, IRE-Vorstandsvorsitzender^ Prof. Franz Schausberger, Premierminister Elmedin Konakovic und IRE-Vorstandsmitglied schen Fakultät der Universität Sarajewo statt. Helmut Falschlehner anläßlich des Besuchs im Regierungsgebäude in Sarajevo Bei dieser Veranstaltung wurde die entspann- te Atmosphäre der Cafetéria genutzt, um mit „Ziel der Konferenz ist es, die lokalen und zügige Integration Bosniens in die EU jungen Menschen über europapolitische The- und regionalen Gebietskörperschaften in den zu erreichen. men, wie den Integrationsprozeß und die EU-Beitrittsprozeß voll miteinzubinden“, er- „Wir gehen in die richtige Richtung, auch Mitwirkung der Zivilbevölkerung in der EU, klärte Prof. Franz Schausberger und dankte wenn es keine einheitliche Reformagenda im zu sprechen. Premierminister Elmedin Konakoviæfür die Gesamtstaat Bosnien und Herzegowina gibt. Eine klare Perspektive in Richtung Euro- Unterstützung der Konferenz. Besonders Obwohl wir noch viele Probleme angehen pa müsse vor allem jungen Menschen ge- wertvoll seien Erfahrungsberichte der Län- müssen, glaube ich, daß unser Weg nach Eu- zeigt werden, so Prof. Franz Schausberger der, die erst kürzlich der EU beigetreten ropa erfolgreich sein wird“, so Premiermi- bei der Begrüßung der rund 60 Studentinnen seien, wie Kroatien, um eine erfolgreiche nister Elmedin Konakoviæ. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 21 Österreich, Europa und die Welt Saller: Müssen Grenzen in den Köpfen abbauen Bundesratspräsident bei Grenzlandtreffen – verstärkte Zusammenarbeit zwischen Tschechien und Österreich in den Bereichen Verkehr und Bildung stand im Zentrum Foto: Martin Vlcek Grenzlandtreffen von MandatarInnen des Tschechischen Senats und des österreichischen National- und Bundesrates in Slavonice

undesratspräsident Josef Saller hat auf gesicherten Außengrenzen, weiter daran ar- der besonders zwei Bereiche hervorhob: BEinladung des Präsidenten des Senats der beiten, die Grenzen zwischen unseren Län- „Verkehrsverbindungen brauchen wir, um Tschechischen Republik, Milan Štìch, am dern in Europa abzubauen, sie weniger spür- einander begegnen zu können, seien es Rad- Grenzlandtreffen zur weiteren Stärkung der bar zu machen. Auch die Grenzen in den Köp- wege, Straßen, Bahn- oder Fährenverbin- bilateralen Zusammenarbeit zwischen der fen.“ dungen. Aus meiner Sicht sind es aber zwei Tschechischen Republik und der Republik Ös- Der Fantasie in der Gestaltung grenz- Verbindungsstrecken, die vorrangig auszu- terreich teilgenommen. Thema des Treffens überschreitender Zusammenarbeit seien da- bauen sind: Wien-Brünn und Prag-Linz.“ in Slavonice war „Die Entwicklung der Be- bei keine Grenzen gesetzt, unterstrich Saller, Als ehemaligem Lehrer und Schuldirektor ziehungen zwischen der Tschechischen Re- liege ihm auch im Bildungsbereich an einem publik und der Republik Österreich mit dem weiteren Abbau der Grenzen, so Saller: „Ein Fokus auf die grenzüberschreitende Zusam- Austausch zwischen Kindergärten, Schulen, menarbeit.“ Saller unterstrich beim Treffen, Fachhochschulen und Universitäten ist daß ein Ausbau der Verkehrswege zwischen Grundlage für ein besseres Verständnis und Brünn und Wien sowie Linz und Prag zentral damit auch besseren Austausch auf weiteren sei, ebenso wie eine weitere Intensivierung Ebenen. Wir müssen solchen Austausch wei- der Zusammenarbeit im Bildungsbereich, terhin nach Kräften fördern, ideell und fi- insbesondere für den Spracherwerb. Der nanziell.“ Wichtig sei aber die ganzheitliche ehemalige Bundesratspräsident Gottfried Betrachtung der Bildung, also neben Kinder- Kneifel moderierte als Vorsitzender der bila- gärten, Schulen und Hochschulen auch die teralen parlamentarischen Gruppe im An- berufliche Weiterbildung und das lebensbe- schluß die Veranstaltung. gleitende Lernen. „Bildung stärkt den Ein- Saller betonte im Zuge seiner Worte, daß zelnen, unsere Wirtschaft und unsere Ge- die Flüchtlings- und Migrationskrise in Eu- sellschaft“, sagte Saller. Dabei sei das Ver- ropa noch nicht überwunden sei, auch wenn mitteln von Allgemeinbildung als Rahmen die Zahl der Ankünfte in Mitteleuropa zu- und Fundament elementar, um Spezialwis- letzt gesunken ist. „Grenzen in Europa, ja sen sinnvoll einsetzen zu können. Das Ken- sogar innerhalb des Schengenraums, die frei Foto: Martin Vlcek nenlernen und der Austausch unter Nachbarn zu passieren wir uns längst gewöhnt hatten, v.l.: Präsident des Senats der in Europa sei Teil einer solchen Allgemein- Tschechischen Republik Milan Štech, werden wieder kontrolliert“, so der Bundes- Bürgermeister Hynek Blažek und bildung.  rats-Präsident. „Wir müssen, ausgehend von Bundesratspräsident Josef Saller https://www.parlament.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 22 Österreich, Europa und die Welt Kritische Stimmen zu CETA, TTIP & Co Wird mit Freihandels- und Investitionsabkommen die öffentliche Daseinsvorsorge zur Handelsware?

as Freihandelsabkommen zwischen der der größten Bürgerrechtsbewegung Kanadas Kluft zwischen EU-Handelspolitik DEU und Kanada, CETA, soll heuer dem „Council of Canadians“ gegen Umweltzer- und Anliegen der BürgerInnen Handelsministerrat der EU und dem Euro- störung, Trinkwasserprivatisierung und In- Arbeiterkammer-Präsident Rudi Kaske päischen Parlament zur Entscheidung vorge- vestorenklagen. Kanada sah sich im Rahmen verwies in seiner Rede darauf, daß sich in legt werden. In vorläufiger Anwendung – des NAFTA-Abkommen zwischen den USA, den letzten Tagen und Wochen deutlich ge- ohne Zustimmung des österreichischen Par- Kanada und Mexiko bereits mehrfach mit zeigt hat, wie sehr sich die Kluft zwischen laments – könnte es allerdings schon bald Klagen ausländischer Investoren konfrontiert. der Abgehobenheit der offiziellen EU-Han- kommen. Am 14. April standen die Risiken Bekannt ist das Beispiel der millionenhohen delspolitik und den Anliegen der BürgerIn- zur Diskussion. ExpertInnen wie Maude Klage der US-Niederlassung eines kanadi- nen vertieft hat. Es sei mittlerweile offenkun- Barlow (Council of Canadians, Trägerin des schen Rohstoffkonzerns gegen das Fracking- dig, daß in der österreichischen Bevölkerung alternativen Nobelpreises) oder Verena Ma- Moratorium der Provinz Québec. Aus diesen ernsthafte Vorbehalte gegenüber den Frei- der (Wirtschaftsuniversität Wien) sprachen Erfahrungen heraus warnte die alternative handelsabkommen bestehen. „Ich möchte die im Wiener Rathaus mit VertreterInnen aus Nobelpreisträgerin Barlow die Europäer da- Politik daran erinnern, daß sich über 70 Pro- Politik, Verwaltung und einem sehr interes- vor nicht die gleichen Fehler zu machen. zent der Bevölkerung ausdrücklich gegen sierten Publikum. Eine Studie über Auswir- das Freihandelsabkommen TTIP ausgespro- kungen auf die Daseinsvorsorge informiert Gemeinwohl hat Vorrang chen haben, und CETA ist nichts anderes als über umfassende und tiefgreifende Rechts- „Auch die Wirtschaft braucht verläßliche TTIP durch die Hintertür.“ folgen. CETA gilt als Blaupause für TTIP. und leistbare Infrastruktur in allen Berei- Eine klare Absage kam vom AK-Prä- chen. Öffentliche Daseinsvorsorge und de- sidenten auch für die Sonderklagerechte für Aspekte zur Daseinsvorsorge mokratische Willensbildung haben daher Vor- multinationale Konzerne. Außerdem, so Um das 1600 Seiten starke CETA-Ab- rang vor rein kommerziellen Interessen aus- Kaske, „müssen öffentliche Dienstleistungen kommen systematisch auf Risiken für die ländischer Konzerne und Investorensonder- lückenlos ausgenommen werden. Die Da- Daseinsvorsorge zu untersuchen, erstellte rechte“, stellt Renate Brauner, Wiener Wirt- seinsvorsorge gehört in die öffentliche Hand Verena Madner, Professorin für Öffentliches schaftsstadträtin und Präsidentin des Ver- und hat in CETA, TTIP & Co nichts zu Recht und Public Governance an der WU, bandes der öffentlichen Wirtschaft und Ge- suchen.“ eine Studie. Die Studie zeigt auf, daß in Be- meinwirtschaft Österreichs (VÖWG) klar. reichen wie etwa im gemeinnützigen Wohn- Der VÖWG setzt sich dafür ein, daß die ArbeitnehmerInnenrechte absichern bau oder bei der Abwasserentsorgung Lük- regulatorische Gestaltungsfreiheit der Kom- Durch die Bestimmungen von CETA ken beim Schutz vor Liberalisierungsver- munen zur flächendeckenden und bedarfsna- geraten Regelungen zum ArbeitnehmerIn- pflichtungen bestehen. Zudem können aus- hen Grundversorgung der BürgerInnen ge- nen-, Umwelt- und Konsumentenschutz un- ländische Investoren durch CETA auf um- wahrt bleibt. Für Martin Margulies, Dritter ter Druck. Ein Abbau dieser Regelungen und fassende Sonderklagerechte gegenüber der Landtagspräsident in Wien, sind CETA und Schutzbestimmungen hat massive Auswir- öffentlichen Hand zugreifen. TTIP eine „große Gefahr für Umweltstan- kungen auf die allgemeinen Arbeitsbedin- Die Studie belegt deutlich, daß die Da- dards, ArbeiternehmerInnenrechte und De- gungen und soziale Sicherungssysteme. Der seinsvorsorge erheblichen rechtlichen Risi- mokratie, die die angeblichen Vorteile bei Druck auf Löhne und Gehälter wird erhöht. ken ausgesetzt wird, insbesondere durch In- Weiten überwiegen.“ Für Thomas Kattnig, Mitglied des Bundes- vestitionsschutzbestimmungen. Durch die präsidiums von younion _ Die Daseinsge- Investitionsschutzbestimmungen erhalten aus- Risiken für Kommunen werkschaft, sind Ratifikation, Umsetzung und ländische Investoren Sonderklagerechte. Staa- Der Generalsekretär des Österreichischen Anwendung der ILO-Kernarbeitsnormen die ten können verklagt werden, wenn diese Re- Städtebundes, Thomas Weninger, erwartet Voraussetzung für die Inkraftsetzung des gulierungen für Umwelt, Wasser oder Ge- negative Folgen vor allem für die öffentliche Abkommens. Die ILO ist als Internationale sundheit erlassen, welche die „legitimen Ge- Auftragsvergabe, die Energieversorgung und Arbeitsorganisation eine Sonderorganisation winnerwartungen“ von Investoren verletzen. den Umweltschutz. Außerdem befürchtet er, der Vereinten Nationen. Kattnig: „Das Nach- Insgesamt zeigt die Studie, daß CETA der daß die Freihandelsabkommen den sozialen haltigkeitskapitel muß, wie alle anderen Ka- Gestaltungsspielraum von Regierungen und Wohnbau in den Städten einschränken könn- pitel des Abkommens auch, unter das allge- Kommunen einschränkt wird und einen per- ten. „Die Freihandelsabkommen CETA und meine Streitbeilegungsverfahren fallen. Ver- manenten Liberalisierungsdruck erzeugt. TTIP hätten weitreichende Auswirkungen stöße gegen diese internationalen Mindest- auf die kommunale Selbstbestimmung und rechte sind zu sanktionieren.“  Schlechte Erfahrungen in Kanada erheblichen Einfluß auf die Handlungsfrei- http://www.voewg.at Maude Barlow kämpft an der Spitze von heit der Kommunen“, kritisiert Weninger. http://www.staedtebund.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 23 Österreich, Europa und die Welt Für Europas Dörfer gilt die Devise »offen sein« 24 Dörfer aus elf verschiedenen Staaten matchen sich um den begehrten Europäischen Dorferneuerungspreis 2016, der unter dem Motto »offen sein« steht.

ie international und interdisziplinär be- Dsetzte Jury hat in der dritten April-Wo- che im Rahmen eines Meetings in Klagen- furt mit dem mehrstufigen Bewertungs-Vor- gang begonnen, der in den Monaten Mai und Juni mit Vor-Ort- Besichtigungen der Wett- bewerbsteilnehmer seine Fortsetzung findet. Die Entscheidung fällt Ende Juni, die Preis- verleihung erfolgt im September in Ungarn. Den erfolgreichsten Teilnehmern winkt ein Eintrag auf einer Online-Roadmap der be- sten Dorf- und Gemeindeentwicklungs- projekte Europas. „Gerade in Zeiten, in denen das Wort Kri- se viele zu lähmen scheint, ist es von un- schätzbarem Wert, wenn Menschen die Ini- Foto: Europ. ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung tiative ergreifen und aktiv die Zukunftsfä- v.l.: Helmuth Innerbichler (Präsident der LAG Pustertal, Südtirol), Karl Mayr (Tech- nischer Leiter der Agrarbezirksbehörde NÖ), Anna Terlecka (Dorferneuerungsexper- higkeit ihres unmittelbaren Lebensraumes tin im Marschallamt Niederschlesien, Polen), Carlo Lejeune (Zentrum für Regional- stärken. Genau das geschieht in den Dörfern, geschichte in der DG Belgiens), Marija Markes (Slowenisches Umweltministerium), die sich um den 14. Europäischen Dorfer- Nadja Häupl (TU München), Hartwig Wetschko (Kärntner Landesregierung), Theres Friewald-Hofbauer (GF Europäische ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung), neuerungspreis beworben haben“, zeigte sich Arno Frising (Department Ländliche Entwicklung im Landwirtschaftsministerium der Vorsitzende der Wettbewerbs-Jury, der Luxemburg), Nikolaus Juen (Tiroler Landesregierung), Beatrix Drago (Bayrische Luxemburger Charles Konnen, anläßlich der Verwaltung für ländliche Entwicklung), Leonhard Rill (Bayerisches Staatsministe- ersten Bewertungssitzung Mitte April in Kla- rium für Ernährung, Landwirtschaft und Forste), Hans Verheijen (Bürgermeister der Gemeinde Wijchen, Niederlande), Charles Konnen (Juryvorsitzender, Flurneu- genfurt überzeugt. Es sei beeindruckend, mit ordnungsexperte, Luxemburg), Peter Schawerda (Konsulent der Europäischen wie viel Mut, Kreativität, Beharrlichkeit, ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung), Gabor Onodi (Szent István Univer- Weitblick und Offenheit Projekte umgesetzt sität, Ungarn), Veronika Beranova (Abteilung Europäische und territoriale Zusammenarbeit im Tschechischen Ministerium für Regionalentwicklung) werden, die nachhaltig die ökonomische Potenz, die ökologische Qualität, den sozia- Orte besichtigen, ehe im Zuge einer weiteren eine Aufforderung, Scheuklappen abzulegen, len Zusammenhalt und den kulturellen Bewertungssitzung Ende Juni in München einen offenen Blick für das Neue, Unbek- Reichtum der jeweiligen Dörfer festigen. die Entscheidung fällt. Die Preisverleihung annte und Ungewöhnliche zu gewinnen, In- Veranstalterin des Wettbewerbes, der seit erfolgt am 9. September 2016 in Tihany, Un- novatives zu wagen, Dorfgrenzen zu über- 1990 im Zweijahresrhythmus ausgelobt wird, garn, der Siegergemeinde des Wettbewerbes schreiten und gesellschaftliche Vielfalt nicht ist die Europäische ARGE Landentwicklung 2014. als Bedrohung, sondern als Bereicherung zu und Dorferneuerung. Neben dem „Europäi- Bewertet wird, wie das teilnehmende Ge- begreifen. schen Dorferneuerungspreis“ werden auch meinwesen auf die festgestellten Stärken „Ziel des Wettbewerbes ist es, Landge- Auszeichnungen für „Herausragende ganz- und Schwächen sowie internen und externen meinden in ihrem Engagement zu bestätigen, heitliche Entwicklungsprojekte“ sowie für Gefahren und Chancen reagiert hat. Dabei zu weiteren Aktivitäten zu motivieren und „Besondere Leistungen in mehreren oder geht es um konkrete Maßnahmen im Sinne den Erfahrungsaustausch mit anderen länd- einzelnen Bereichen der Dorfentwicklung“ einer wirtschaftlichen Entwicklung, der lichen Gemeinwesen in Europa zu fördern. vergeben. Neben Trophäe und Plakette winkt Schaffung zeitgemäßer sozialer Einrichtun- Darüber hinaus wollen wir Dörfer und Re- den erfolgreichsten Teilnehmern ein Eintrag gen, der Architektur, Siedlungsentwicklung, gionen zur Nachahmung anregen, die ge- in eine in wenigen Tagen online gehende elek- Ökologie und Energieversorgung sowie um samtgesellschaftliche Bedeutung der länd- tronische „Roadmap“. Mittels dieses EU- kulturelle und Bildungsaktivitäten. In glei- lichen Regionen der europäischen Öffent- geförderten Projektes werden die europaweit cher Weise von Bedeutung sind die gewähl- lichkeit bewußt machen und nicht zuletzt besten Dorferneuerungsorte auf einer vir- ten Methoden und verfolgten Strategien, die auch Europas Zusammenwachsen stärken“, tuellen Landkarte per Mausklick auffind- und von einem ganzheitlichen und nachhaltigen erläutert die Geschäftsführerin der Europäi- abrufbar sein. Ansatz sowie von Partizipation und Koope- schen ARGE Landentwicklung und Dorfer- Die Mitglieder der Wettbewerbsjury wer- ration gekennzeichnet sein sollen. Das Wett- neuerung, Theres Friewald-Hofbauer.  den im Mai und Juni alle teilnehmenden bewerbsmotto „offen sein“ versteht sich als http://www.landentwicklung.org

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 24 Österreich, Europa und die Welt Respekt und Anerkennung Wiens Kulturstadtrat Mailath-Pokorny ehrte Zeitzeuginnen für die Weitergabe von Erinnerung – Jüdische Vertriebene im Rathaus zu Gast

rinnerung vermitteln, weitergeben und Ewachhalten ist eine der schwierigsten Aufgaben. Die eigene Geschichte für junge Generationen nachvollziehbar machen und nicht verdrängen oder verschweigen, dafür gebührt größte Anerkennung, Respekt und Dank“, sagte Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny am 13. April anläßlich einer bewegenden und berührenden Ehrenzei- chenverleihung im Wiener Rathaus an Zeit- zeuginnen: Danuta Nemling erhielt das Gol- dene Verdienstzeichen der Republik Öster- reich, Helga Kinsky das Goldene Verdienst- zeichen des Landes Wien und Tanja Eckstein das Silberne Verdienstzeichen des Landes Wien. „Danuta Nemling gibt heute Interviews und hält Vorträge an Schulen. Sie ist eine unermüdliche Kämpferin für das Gute im Menschen“, so Laudator Lothar Hahn. „Helga Kinsky erzählt in Schulklassen, auf internationalen Versammlungen und wis- senschaftlichen Tagungen ihre Lebensge- schichte, ganz ohne unterschwellige Ankla- ge und Vorwürfe. Das ist heute wieder mehr denn je notwendig, da sich Millionen Men- schen wegen Krieg und Terror auf der Flucht befinden und nicht wissen, wo sie Schutz finden werden“, betonte Peter Gstettner, ehe- mals Professor für Erziehungswissenschaft an der Universität Klagenfurt, in seiner Lau- Foto: PID / Christian Jobst datio auf die Zeitzeugin. Kulturstadtrat Andreas Mailath überreicht Ehrenzeichen an die Zeitzeuginnen (v.l.) Danuta Nemling und Helga Kinsky sowie an Vermittlerin Tanja Eckstein „Tanja Eckstein hat an die 70 Interviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen geführt Rahmen des auslandspolnischen Vereins- che und der polnischen Kultur sowie die und diese in einer übersichtlichen Online- und Verbandswesens in Österreich. So war Entwicklung guter Beziehungen zwischen Datenbank verfügbar gemacht. Sie organi- sie Präsidentin des Verbandes der Polen in den beiden Ländern und Völkern an. siert Besuche in Schulen und monatliche Österreich „Strzecha“. 1894 gegründet, wid- Treffen mit den von ihr interviewten Men- met sich der Verein vor allem dem kulturel- Biographie Helga Kinsky schen“, erklärte Rita Dauber, Vizepräsidentin len Austausch zwischen Polen und Öster- Helga Kinsky wurde 1930 in Wien als des WIZO-Österreich, der Women’s Interna- reich. Kind jüdischer Eltern geboren. Ihr Vater Ot- tional Zionist Organization. „Es geht dabei Nemling war auch an der Gründung des to Pollak führte das Café Palmhof in der auch um Wien, um Menschen, die hier auf- Dachverbandes polnischer Organisationen in äußeren Mariahilferstraße, das er zu einem wuchsen, vertrieben wurden, zurückkehrten Österreich, dem „Forum der Polen“ (Forum renommierten Künstler- und Veranstaltungs- und heute hier ihren Lebensabend verbrin- Polonii), beteiligt. Die Hauptaufgabe des Fo- lokal entwickelte. gen. Ecksteins Interviews sind Beiträge für rums liegt in der Interessenvertretung der in Nachdem am 20. Mai 1938 die „Nürn- die Wissenschaft und tragen zu einem besse- Österreich ansässigen PolenInnen. Diese ge- berger Rassengesetze“ in Österreich in Kraft ren Verständnis für Geschichte bei“. meinsame Vertretung soll die Interessen der getreten waren, kehrte Helga Kinsky von ih- Polen in ihren Kontakten mit österreichischen, rem Sommerurlaub bei Verwandten im Biographie Danuta Nemling polnischen und internationalen Institutionen tschechischen Kyojov nicht mehr nach Wien Danuta Nemling, geboren 1930, überleb- umfassen, ohne dabei in die inneren Ange- zurück. Otto Pollak kam im September 1941 te als Jugendliche das Konzentrationslager legenheiten einzelner Vereine einzugreifen. von Wien zu seiner Tochter nach Kyojov. Im Ravensbrück. Später engagierte sie sich im Überdies strebt es die Pflege der Mutterspra- Januar 1943 wurden die beiden schließlich

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 25 Österreich, Europa und die Welt nach Theresienstadt deportiert, wo Helga im Mädchenheim L 410 in einem Zimmer mit bis zu 30 anderen Mädchen untergebracht war. Am 23. Oktober 1944 wurde sie in einem Viehwaggon nach Auschwitz deportiert, wurde dort aber für den Arbeitsdienst in einer Chemiefabrik in Sachsen ausgewählt und weitergeschickt. Die Befreiung durch die Alliierten erlebte Helga Kinsky gemeinsam mit ihrem Vater in Theresienstadt, wohin sie Ende April 1945 deportiert worden war. 1946 übersiedelte Helga Kinsky zu ihrer Mutter nach London. Dort machte sie ihre Matura und besuchte das College. Sie heira- tete 1951 Gerhard Max Kinsky, einen aus Ostpreußen stammenden jüdischen Emi- granten, mit dem sie zunächst in Bangkok, danach in Addis Abeba, Äthiopien, lebte. 1957 übersiedelte die Familie nach Wien, wo Helga Pollak-Kinsky bis heute lebt.

Ihre Bekanntheit als Zeitzeugin und Foto: PID / Walter Schaub-Walzer Überlebende von Theresienstadt gründet auf Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny und der damalige Präsidentschafts- dem Tagebuch, das die 12- bis 14jährige in kandidat Rudolf Hundstorfer (2. v.l.) empfingen im Zweiten Weltkrieg vertriebene JüdInnen bzw. deren Kinder und Enkelkinder im Wiener Rathaus. den Jahren 1943 und 1944 auf Tschechisch führte. Als Zeitdokument dem Tagebuch der ZeitzeugInnen im Rahmen von Zeitge- zu einer wechselseitigen Verbindung, die Anne Frank vergleichbar schildert es den schichte-Projekten Schulen. auch in die Zukunft reicht,“ betonte Wiens Alltag im Lager Theresienstadt, das Zusam- Darüber hinaus leitet Tanja Eckstein das Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny im menleben Dutzender Mädchen in einem Zim- Café Centropa, den größten jüdischen Senio- Rahmen des Empfangs im Wiener Rathaus. mer, die Angst vor der bevorstehenden De- renclub Mitteleuropas. Sie organisiert nicht „Mit diesen Einladungen zeigt die Stadt portation nach Auschwitz und den Verlust von nur die monatlichen Treffen, sondern auch Wien, wie wichtig ihr die öffentliche Wahr- Freunden und Verwandten. kulturelle Veranstaltungen und gemeinsame nehmung und die Anerkennung des Leides Helga Kinsky engagiert sich seit 2002 als Ausflüge für die SeniorInnen. der Holocaust-Überlebenden und ihrer Fa- Vortragende und Vorlesende zum Thema milien ist,“ so Susanne Trauneck, General- Holocaust. Mailath begrüßt jüdische sekretärin des Jewish Welcome Service. Vertriebene im Rathaus Seit 2012 unterstützt auch der Wiener Biographie Tanja Eckstein Der Jewish Welcome Service war Städtische Versicherungsverein, Hauptaktio- Tanja Eckstein wurde 1949 in / vom 10. bis 17. April Gastgeber einer Grup- när der Vienna Insurance Group, die Arbeit Zehlendorf geboren und ist in der Deutschen pe JüdInnen der ersten und zweiten Gene- des Jewish Welcome Service. Neben der Demokratischen Republik aufgewachsen. ration aus Wien bzw. mit österreichischen Förderung von kulturellen und sozialen Pro- Nach der Schule arbeitete sie in Verlagen Wurzeln. Die Gruppe bestand aus insgesamt jekten sieht sich der Wiener Städtische Ver- und im Buchhandel. 1984 emigrierte Eck- 50 Personen, darunter auch Kinder und En- sicherungsverein vor allem auch als Brük- stein nach Wien, wo sie 15 Jahre als Buch- kelkinder. Die Gäste kamen aus den USA, kenbauer zwischen Kulturen und Generatio- händlerin tätig war. Seit 2002 arbeitet sie für Israel, Brasilien, Uruguay, Argentinien und nen. den Verein Centropa (Zentrum zur Erfor- Frankreich. Im Rahmen des Aufenthalts ste- schung und Dokumentation jüdischen Le- hen Besuche jüdischer Einrichtungen, eine Der Jewish Welcome Service bens in Ost- und Mitteleuropa). Der Fokus Stadtrundfahrt, ein Besuch im Rathaus und 1980 wurde die Organisation auf Initia- von Centropa liegt nicht auf dem Holocaust, in der Hofburg auf dem Programm sowie ein tive des damaligen Bürgermeisters Leopold sondern darauf, jüdische Erinnerungen an- immer beliebter Heurigenbesuch. Gratz und des Stadtrates Heinz Nittel ge- hand von Interviews („Oral History“) und Finanziert wird die Tätigkeit des Jewish meinsam mit dem 2007 verstorbenen Leon Familienfotos zu bewahren. Welcome Service von der Stadt Wien, mit Zelman gegründet. Präsident ist der jeweili- Tanja Eckstein hat im Zuge ihrer Arbeit Unterstützung der Republik Österreich. ge Bürgermeister der Stadt Wien. Weitere für Centropa an die 70 Lebensgeschichten „Seit drei Jahrzehnten lädt der Jewish Aufgaben neben dem Besuchsprogramm von vor allem in Wien lebenden Juden, die Welcome Service Vienna Gruppen vertriebe- sind die Unterstützung von Gedenk- und Er- den Holocaust überlebten, dokumentiert. Im ner Jüdinnen und Juden nach Wien. Diese innerungsinitiativen sowie Information und Jahr 2008 erschien im Mandelbaum-Verlag Geste einer weltoffenen und geschichtsbe- Service für jüdische Wien-BesucherInnen. das Buch „Wie wir gelebt haben. Wiener wußten Stadt gegenüber jenen, die aus ihrer Darüber hinaus organisiert der Jewish Wel- Juden erinnern sich an ihr 20. Jahrhundert“, Heimat vertrieben wurden, wird durch Ver- come Service auch Einladungen für die jün- bei dem sie Mitherausgeberin ist. Außerdem mittlungs- und Bildungsprojekte ergänzt. gere Generation.  besucht Tanja Eckstein gemeinsam mit den Wien leistet somit einen wichtigen Beitrag http://www.jewish-welcome.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 26 Österreich, Europa und die Welt Neuer Erdbeobachtungs- Satellit ins All gestartet Auch der vierte Satellit der »Sentinel«- Flotte hat österreichische Technologie an Bord. Foto: ESA / Pierre Carril Sentinel-2A startete am 23. Juni 2015 im Raumfahrtzentrum Kourou mit einer Vega-Rakete und liefer ununterbrochen Daten.

m 25. April um 23.02 Uhr (MESZ) ist der raumagentur ESA plant, insgesamt sechs ver- Stellen sogar noch häufiger – abbilden und Avierte Satellit des europäischen Erdbeob- schiedene Sentinel-Missionen zu starten. somit noch umfassendere Daten für opera- achtungsprogrammes „Copernicus“ von Eu- „Das Copernicus-Programm ist nicht nur tionelle und wissenschaftliche Anwendun- ropas Raumflughafen in Kourou in Fran- aus wissenschaftlichen Gründen interes- gen zur Verfügung stellen können. zösisch-Guayana gestartet. „Sentinel-1B“ sant“, so Klug. „Es ermöglicht eine neue Auch bei Sentinel-1B ist wiederum öster- wird rund um die Uhr in Quasi-Echtzeit und Qualität der Erd- und Umweltbeobachtung reichische Hochtechnologie an Bord: Ruag bei jeder Wetterlage Aufnahmen von Land- und hat damit auch eine große ökologische Space Austria liefert den weltraumtaugli- und Meeresoberflächen in Europa, Kanada und wirtschaftliche Bedeutung für Öster- chen GPS-Navigationsempfänger zur genau- und den Polarregionen liefern. „Österreich ist reich.“ en Positionsbestimmung des Satelliten so- nicht nur mit High-Tech an Bord der Satel- Der erste Satellit, Sentinel-1A wurde vor wie die Thermalisolation. Siemens Conver- liten vertreten, sondern auch bei der Nut- zwei Jahren gestartet. Seine Daten werden gence Creators entwickelte verschiedene Test- zung und Auswertung der Daten vorne mit bereits für zahlreiche Dienste genutzt, dar- geräte. dabei“, so Technologieminister Gerald Klug. unter die Überwachung der Ausdehnung von Die Sentinel-Daten werden von zahlrei- Insgesamt stellt das Bundesministerium für Meereis in der Arktis, die routinemäßige chen österreichischen Unternehmen und wis- Verkehr, Innovation und Technologie drei Kartierung von Meereis, die Überwachung senschaftlichen Einrichtungen wie ENVEO, Millionen Euro für Projekte zur Analyse der der Meeresumwelt einschließlich der Über- Geoville, Z-GIS, Universität für Bodenkul- Daten zur Verfügung. wachung von Ölteppichen und des Aufspü- tur, Earth Observation Data Centre for Water Die Sentinels (auf Deutsch „Wachpo- rens von Schiffen für die maritime Sicher- Resources Management (EODC) und Um- sten“) sind das Herzstück des großangeleg- heit, die Überwachung von Landflächen bei weltbundesamt genützt. Das Innsbrucker Un- ten europäischen Erdbeobachtungsprogramms Erdbebenrisiken und die Kartierung zum ternehmen ENVEO beispielsweise, 2001 als Copernicus, das von der Europäischen Union Forst-, Wasser- und Bodenmanagement so- Spin-Off der Universität Innsbruck gegrün- und der Europäischen Weltraumagentur ge- wie zur Unterstützung von humanitärer Hilfe det, erzeugte mit einem selbst entwickelten tragen wird. Copernicus stellt Daten für Um- und in Krisensituationen. Algorithmus die erste umfassende Karte zu weltschutz, Land- und Forstwirtschaft, Raum- Mit dem Start des Zwillingssatelliten Sen- Volumen und Fließgeschwindigkeit von planung, sowie für das Katastrophen-Mana- tinel-1B wird das Satellitenduo jeden Punkt Gletschern in Grönland.  gement zur Verfügung. Die Europäische Welt- auf der Erde alle sechs Tage – an einigen http://www.esa.int

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 27 Österreich, Europa und die Welt Der Europa-Staatspreis 2016 Vorhang auf für zivilgesellschaftliches Engagement für Europa!

euer wird zum zweiten Mal der vom meinsamen Ziele der europäischen Integra- HBundesministerium für Europa, Integra- tion und zur Förderung des Europabe- tion und Äußeres initiierte Europa-Staats- wußtseins beigetragen haben. Dazu zählen preis vergeben. Mit diesem Preis soll außer- die Veranstaltung von Europakonferenzen, gewöhnliches Engagement von Bürgerinnen Diskussionen und EU-Bürgerdialogen eben- und Bürgern sowie Organisationen zur För- so wie Informationsaktivitäten und Projekte derung des Europa-Bewußtseins und des Eu- zur Förderung von Bürgerbeteiligung auf eu- ropaverständnisses ausgezeichnet werden. ropäischer Ebene sowie grenzüberschreiten- Auch AuslandsösterreicherInnen, die in einem der Zusammenarbeit und Mobilität. EU-Land leben, können sich bewerben. Besondere Leistungen in der Europabe- Das Arbeitsprogramm der österreichischen richterstattung werden mit einem Sonder- Bundesregierung 2013-18 sieht die Verlei- preis für JournalistInnen ausgezeichnet wer- hung eines jährlichen „Europa-Staatspreises den. Dazu zählen insbesondere Informations- für Europa-engagierte BürgerInnen“ vor. An- beiträge, die zu einem besseren Verständnis läßlich des 20jährigen Jubiläums des EU-Bei- für komplexe europapolitische Fragen bei- tritts Österreichs wurde der Europa-Staats- tragen haben. Vorbildliche Jugendprojekte preis im Vorjahr zum ersten Mal verliehen. werden mit einem Sonderpreis Jugend aus- Mit diesem Preis soll in drei Kategorien – gezeichnet werden. Dazu zählen u.a. von

Zivilgesellschaft, Berichterstattung und Ju- Foto: BMEIA SchülerInnen und jungen Menschen initiier- gend – außergewöhnliches Engagement von te Projekte, die zur Auseinandersetzung mit BürgerInnen sowie Organisationen zur För- EU-Mitgliedsland sowie UnionsbürgerInnen europapolitischen Fragen und zur europapo- derung des Europa-Bewußtseins und des Eu- mit Wohnsitz in Österreich, weiters Organi- litischen Bildung beitragen, sowie Initiati- ropaverständnisses ausgezeichnet werden. sationen, die in Österreich ihren Sitz haben. ven zur Förderung der Jugendmobilität und Der Europa-Staatspreis ist eine Aner- des Bewußtseins für die sich jungen Men- kennung für die vielen Initiativen, die zum Welche Projekte können schen in Europa bietenden Möglichkeiten Verständnis für die EU und zum Zusam- eingereicht werden? und Chancen. menhalt in Europa beitragen. Gerade in der Einreichungen sollen Initiativen, Projekte Der Europa-Staatspreis ist mit insgesamt aktuell sehr fordernden Zeit für Europa ist es bzw. Medienprodukte betreffen, die zur Er- 10.500 Euro dotiert, wobei drei mit je 3.500 wichtig, politische Herausforderungen in Eu- reichung der gemeinsamen Ziele der europä- Euro bemessene Preise in den Kategorien ropa gemeinsam zu diskutieren, die Chancen ischen Integration, zur Verständigung in Zivilgesellschaft, Europaberichterstattung eines gemeinsamen Europas klar aufzuzei- Europa und zur Stärkung des Europa-Bewußt- und Jugend vorgesehen sind. Die Auswahl gen und eine ehrliche Auseinandersetzung seins beitragen konnten. Sie haben eine akti- der PreisträgerInnen erfolgt durch eine Fach- mit europäischen Themen vor Ort zu ermög- ve Auseinandersetzung mit den vielfältigen jury. Der Europa-Staatspreis wird am 28. Au- lichen – der Europa-Staatspreis holt Perso- Aspekten der europäischen Integration so- gust im Rahmen des Europäischen Forums nen und Projekte vor den Vorhang, die genau wie mit Bedeutung und Mehrwert der Alpbach von Bundesminister Sebastian Kurz das vor Ort umsetzen. Europäischen Union gefördert. vergeben. In der Kategorie „Zivilgesellschaft“ wer- Bewerbungen bzw. Nominierungen kön- Wer kann sich bewerben? den zivilgesellschaftliche Initiativen auf lo- nen bis einschließlich 15. Juni 2016 online Bewerben können sich österreichische kaler, regionaler oder europäischer Ebene über folgende Website eingereicht werden: StaatsbürgerInnen mit Wohnsitz in einem ausgezeichnet, die zur Verwirklichung der ge- http://www.bmeia.gv.at/europastaatspreis

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 28 Österreich, Europa und die Welt Europäische Literatur- Jugendbegegnungen Projektwoche in Krems vom 2. bis 9. Juli 2016

ie Europäischen Literatur-Jugendbe- Dgegnungen sind Treffen von Jugendli- chen aus zentraleuropäischen Ländern zum aktiven Austausch. Sie finden mit Unterstüt- zung des EU-Programms „Erasmus+“ statt. Es geht um gemeinsame Erlebnistage, die in Krems an der Donau und anderen Orten in Niederösterreich und Wien stattfinden. Ju- gendliche aus den Ländern des Donauraums werden in ihrer Vernetzung und im Aus- tausch unterstützt und erfahren über die Be- schäftigung mit Literatur das Gemeinsame in Europa. Miteinander wird ein E-Book geschrieben. Die Europäischen Literatur-Jugendbe- gegnungen 2016 bestehen aus drei Teilen: 28. April bis 1. Mai 2016: Ein Vorberei- tungstreffen in Krems an der Donau mit ca. 15 Jugendlichen und BetreuerInnen, das den Jugendlichen die Möglichkeit der Mitbe- stimmung bei der Festlegung der genauen Inhalte gibt. 2. bis 9. Juli 2016: Die zentrale Projektwoche in Krems an der Donau mit ca. Foto: Europäische Literatur-Jugendbegegnungen 60 Jugendlichen. 3. November 2016: Der Ab- 2015: Beim Vorbereitungstreffen Ende Mai legten Jugendliche aus allen Partner- ländern die Themen des E-Books 2015 fest. schluß des Jahresprogramms mit ca. 40 Ju- gendlichen, bestehend aus Workshops mit eu- wird dafür 2016 im EU Programm „Eras- strument der Kommunikation zwischen den ropäischen AutorInnen, einer Begegnung mit mus+: Jugend in Aktion“ gefördert. Eine Web- Jugendlichen, die an den Europäischen Lite- JugendpolitikerInnen, einer Präsentation der seite informiert regelmäßig über Neuigkei- ratur-Jugendbegegnungen teilnehmen.  Projektergebnisse und einem Besuch der Eu- ten, gibt Einsichten in die Bildungs- und Kul- http://www.eljub.eu ropäischen Literaturtage. turarbeit mit Jugendlichen und dient als In- http://www.jugend-ok.at In der zentralen Projektwoche im Juli 2016 werden den Jugendlichen innovative Zugänge zur Literatur bzw. zum Lesen, Schreiben und Kommunizieren mit digitalen Medien eröffnet. In Workshops wird über gemeinsam erarbeitete Themen diskutiert und schließlich in bunt gemischten Ar- beitsgruppen ein Buch/E-Book geschrieben. Die Workshops behandeln ein Thema, das alle unmittelbar betrifft. Der angeregte inter- kulturelle Austausch setzt auf das Gemein- same, auf Solidarität und Kreativität europä- ischer Jugendlicher. Im umfangreichen Rahmenprogramm in Krems, der Wachau und Wien lernen die Jugendlichen ein modernes Österreich ken- nen. Die Europäischen Literatur-Jugendbegeg- nungen werden von p&s melk in Kooperation mit dem NÖ Landesjugendreferat und ELiT Foto: Europäische Literatur-Jugendbegegnungen Literaturhaus Europa organisiert. p&s melk Die Jugendlichen erarbeiten gemeinsam ein Buch/E-Book.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 29 Österreich, Europa und die Welt ÖMV Gast Italienischer Marine Eine Delegation des Österreichischen Marineverbandes (ÖMV) stattete der Marina Militare in La Spezia und Livorno einen Besuch ab. Foto: ÖMV Die Delegation des Österreichischen Marineverbandes mit Präsident Oberst dhmtD aD Prof. Karl Skrivanek an der Spitze (m.) chon im November 2015 hatte ÖMV-Prä- Stützpunkt immer wieder erweitert. Bis 1940 des Museums liegenden Objekte gedachte Ssident Oberst dhmtD aD Prof. Karl Skri- spielte La Spezia wegen der französisch-ita- man der verstorbenen – gefallenen – Kame- vanek mit dem Präsidenten der ANMI, Ad- lienischen Flottenrivalität im Mittelmeer raden, indem ÖMV-Vizepräsident Markus miral Paolo Pagnottella, über die Möglichkeit eine wichtige Rolle. Habsburg-Lothringen das „Vater Unser“ in des Besuches einer Gruppe des ÖMV gespro- Heute erstreckt sich die Basis auf einer lateinischer Sprache betete und ein Trompeter chen. Diese Idee wurde vom Admiral gerne Fläche von 165 Hektar und ist vollständig der angetretenen italienischen Marineeinheit aufgegriffen – und vom 12. bis 18. März um- von einer mehrere Meter hohen Mauer um- dazu das Silenzio geblasen hat. gesetzt. Es wurden großartige, eindrucks- geben. Neben dem Haupteingang befindet Tags darauf folgte ein Rundgang durch volle Tage – eingeleitet durch Empfehlungen sich ein Marinemuseum (Museo tecnico na- das Arsenal von La Spezia und die Besich- des italienischen Militärattachés in Wien, vale). Genutzt wird die Basis von verschie- tigung des Stolzes der italienischen Marine, Col. (GS) Onofrio Picarelli, und den öster- denen Flottenverbänden der italienischen „Amerigo Vespucci“, eines der berühmtesten reichischen Verteidigungsattaché in Rom, Marine. Dazu gehören etliche größere Ein- Segelschiffe der Welt, und der der neuen Fre- Oberst dhmfD Nikolaus Rottenberger. Der heiten wie Fregatten, die man nicht alle in gatte F 592 Carlo Margottini. Sie ist 144,6 m Ablauf des Besuches wurde vom Direktor des Tarent konzentrieren möchte. Hinzu kom- lang, 19,7 m breit und verdrängt 6700 t. Ins- Museo Navale und Presidente des Circolo men Minenjagdboote und kleinere Unter- gesamt leisten vier Dieselmotoren und eine Ufficiali, C. V. Roberto Pali, mit seinem Stab stützungseinheiten. Einige Ausbildungsfahr- Gasturbine 57.650 PS, womit 27 kn erreicht und den Kameraden von der ANMI speziell zeuge der nahen Marineakademie Livorno werden können. Ein weiterer Besuch galt der für den ÖMV nach Vorstellungen des haben ihren Heimathafen ebenfalls in La Spe- Marineakademie in Livorno, einer 1881 ge- Generalstabs der italienische Marine vorbe- zia. Im Südwesten des Stützpunktes, in der gründeten militärischen Einrichtung, an der reitet, wodruch ein wirklich umfassendes Nähe von Porto Venere, befindet sich auf einer angehende Offiziere der italienischen Ma- Programm ermöglicht wurde. im Golf gelegenen Halbinsel, die Varignano- rine und der italienischen Küstenwache aus- Ab 1857 setzte der damalige Ministerprä- Festung. Dort haben die Spezialkräfte der gebildet werden. Dann wurde mit einer Ge- sident und Marineminister Camillo Benso Marine ihren Sitz (Comsubin). Zur Marine- denkandacht mit Kranzniederlegung in der Graf von Cavour frühere Pläne Napoleons basis gehört im weiteren Sinn auch der Ma- Marineakademie in La Spezia der gefallenen um, im Golf von La Spezia einen großen rinefliegerstützpunkt Luni. Seeleute aller Nationen gedacht. Marinestützpunkt zu erbauen und die damals Das interessante Museum wird zur Zeit Der „offizielle“ Teil des Marinebesuchs in Genua beheimatete Flotte des Königreichs umgebaut, konnte die große Ausstellung der des ÖMV endete mit einem Besuch des „Lö- Sardinien und des späteren Königreichs Ita- Sammlung österreichischer Erinnerungen, wen von Lissa“, jenem Denkmal, das nach lien in den damals eher beschaulichen, aber z.B. die zahlreichen Galionsfiguren österrei- der siegreichen Seeschlacht für Österreichs gut geschützten Hafenort La Spezia zu ver- chischer Lissaschiffe, nicht besichtigt wer- Kriegsmarine unter Admiral Wilhelm v. Te- legen. Domenico Chiodo, ein Ingenieuroffi- den. Sie wurden nach dem 1. Weltkrieg von getthoff am dortigen Friedhof errichtet wor- zier der Marine, wurde mit den Planungen den italienischen Truppen aus Pola hierher den. 1918 wurde das Denkmal nach Livorno betraut. Die Arbeiten begannen 1861 und en- gebracht. gebracht und in der Marineakademie aufge- deten zunächst im Jahr 1869. In den Jahren Nach dem Rundgang durch das Museum stellt.  danach wurde das Arsenal und auch der und Besichtigung der im Bereich außerhalb http://www.marineverband.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 30 Österreich, Europa und die Welt Deutschlands Außenminister Steinmeier ausgezeichnet eutschlands Außenminister Frank-Wal- Dter Steinmeier hofft, daß Deutschland und Österreich in der Flüchtlingsfrage wie- der stärker zu einer gemeinsamen Linie fin- den. „In den letzten Monaten hat uns mehr getrennt als ein paar sprachliche Nuancie- rungen“, sagte der Minister am 23. April in Wien. Die aktuell niedrigeren Migranten- zahlen böten nun die Chance für ein Über- winden der Differenzen. „Die Atempause schafft uns vielleicht die Möglichkeit, wieder zu gemeinsamen euro- päischen Lösungen zurückzukehren und uns nicht nur im Wettstreit zu befinden, wer mög- licherweise in der Vergangenheit Recht hat- te“, so der deutsche Außenminister. Im Ge- gensatz zu Deutschland setzt Österreich auf

eine restriktive Flüchtlingspolitik. Foto: HBF / Peter Lechner Der deutsche Außenminister bekam am v.l.: Bundespräsident Heinz Fischer, Elke und Frank-Walter Steinmeier und Margit aus der Hand von Bundespräsident Heinz Fi- Fischer nach der Verleihung des höchsten Ordens, den Österreich an Nicht- scher den höchsten Orden für Ausländer, die Staatsoberhäupter zu vergeben hat, in der Wiener Hofburg keine Staatsoberhäupter sind. Das Große Gol- ler Konrad Adenauer, Willy Brandt und Hel- sammenhang mit der Ordensverleihung ge- dene Ehrenzeichen am Bande für Verdienste mut Kohl sowie Kardinal Joseph Ratzinger – rade in dieser Zeit von einem „symbolhaften um die Republik Österreich hatten vor ihm der spätere Papst Benedikt XVI. – bekom- Charakter.“ Eine Frage könne nicht ein unter anderem Deutschlands Bundeskanzle- men. gewachsenes Verhältnis beeinträchtigen, rin Angela Merkel, die früheren Bundeskanz- Auch der Bundespräsident sprach im Zu- meinte Steinmeier.  Trendumkehr in der Entwicklungszusammenarbeit ie Erhöhung des Budgets für Entwick- Dlungszusammenarbeit ist eine Trend- wende“, betonte Außenminister Sebastian Kurz am 26. April anläßlich des Beschlusses des Budgetrahmengesetzes durch den Mini- sterrat. Die aktuell 77 Millionen Euro, die dem Außenministerium 2016 für bilaterale Entwicklungszusammenarbeit zur Verfügung standen, sollen nach dem Beschluß der Bun- desregierung jährlich um je 15,5 Mio erhöht werden. Damit wird der Grundstein für eine Verdoppelung der Gelder für bilaterale Ent- wicklungszusammenarbeit des Außenmini- steriums auf 154 Mio. bis 2021 gelegt. Eben- so wird die Vervierfachung der Mittel für den Auslandskatastrophenfonds, aus dem hu- manitärere Hilfsmaßnahmen (AKF) finan- Foto: UNDP Irak ziert werden, von 5 Mio. Euro auf 20 Mio. Die finanziellen Mittel für die internationale humanitäre Hilfe durch das Außen- Euro pro Jahr, welche für 2016 bereits be- ministerium wurde massiv aufgestockt. Die Austrian Development Agency (ADA) schlossen wurde, in den Folgejahren fortge- die Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit, unterstützt, z.B., setzt. Allein in den letzten Jahren wurden aus im Irak ein Programm von UNDP für RückkehrerInnen. dem AKF beispielsweise 16,6 Mio. Euro für tivmaßnahmen zur Eindämmung neuer Mi- menarbeit und Integration auch für uns in Flüchtlingshilfe in Syrien und den angren- grationsströme sowie für Wiederansied- Österreich sind. Dafür werden jetzt die nöti- zenden Ländern zur Verfügung gestellt. lungsprogramme in Herkunftsländern ver- gen zusätzlichen Mittel zur Verfügung ge- „Unser Ziel ist es, die Lebensbedingun- wenden möchte, um rückkehrenden Flücht- stellt“, so Sebastian Kurz. Insgesamt wird gen der Menschen zu verbessern, um ihnen lingen die Reintegration zu ermöglichen. das Budget des Außenministeriums um rund vor Ort Perspektiven zu geben,“ betonte „Die letzten Monate haben gezeigt, wie 34 Prozent erhöht.  Kurz, der die zusätzlichen Mittel für Präven- wichtig die Bereiche Entwicklungszusam- http://www.entwicklung.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 31 Österreich, Europa und die Welt Lösung bilateraler Konflikte Voraussetzung für EU-Beitritt m Rahmen des 2014 initiierten Berlin-Pro- Izesses lud das Bundesministerium für Eu- ropa, Integration und Äußeres am 25. und 26. April zu einer hochrangigen Experten- konferenz zur Lösung bilateraler Konflikte am Westbalkan. „Die Länder des westlichen Balkans auf ihrem Weg in die EU zu unter- stützen, ist in Österreichs ureigenstem Inter- esse. Wir dürfen nicht zulassen, daß noch offene bilaterale Streitigkeiten diesen Prozeß verlangsamen und die Region destabilisie- ren“, so Sebastian Kurz. Alle Beteiligten müssen an die Erfolge des letzten Jahres anknüpfen: „Mit der Un- terzeichnung eines gemeinsamen Bekennt- nisses der sechs Westbalkanstaaten sowie Foto: BMEIA / Dragan Tatic von zwei Grenzabkommen am Rande des Außenminister Sebastian Kurz bei der Eröffnung der Westbalkan-Konferenz in Wien Wiener Westbalkangipfels haben wir letzten August bewiesen, daß konkrete Fortschritte sungen umgesetzt wird? Wie könnte eine riums statt, die von Sebastian Kurz und dem in diesem Bereich möglich sind. Ein stabiles mögliche Toolbox zur Lösung bilateraler albanischen Außenminister Ditmir Bushati Umfeld hilft uns dabei, auch andere gemein- Streitigkeiten aussehen? Wie können Fort- eröffnet wurde. Die Konferenz wurde im same Herausforderungen – wie etwa die Mi- schritte in diesem Bereich gemessen und ver- Hinblick auf den Westbalkan-Gipfel in Paris grationskrise – zu bewältigen“, betonte der glichen werden? Bei dem zweitägigen Se- im Juli in Zusammenarbeit mit dem franzö- Außenminister. minar wurde an konkreten Vorschlägen zur sischem Außenministerium, dem European In diesem Zusammenhang gilt es vor al- systematischen Beantwortung all dieser Fra- Fund for the Balkans, dem Karl Renner In- lem Antworten auf einige wichtigen Fragen gen gearbeitet. stitut und dem Regional Cooperation Coun- zu finden: Wie kann sichergestellt werden, Abschließend fand eine Podiumsdiskus- cil organisiert.  daß politischer Wille durch nachhaltige Lö- sion im Alois-Mock Saal des Außenministe- http://www.bmeia.gv.at Ostermayer empfing montenegrinischen Amtskollegen ch freue mich, daß wir die Zusammen- Iarbeit Österreichs und Montenegros heute erweitern konnten. Der Beitritt Montenegros zum Literatur-Netzwerk TRADUKI ist ein wichtiger Schritt, um den kulturellen Aus- tausch zwischen den deutschsprachigen Län- dern und Staaten in Südosteuropa weiter zu intensivieren“, sagte Kulturminister Josef Ostermayer am 21. April anläßlich eines Ar- beitstreffens mit seinem montenegrinischen Amtskollegen Pavle Goranoviæ im Bundes- kanzleramt. Im Rahmen seines Besuchs in Wien unterzeichnete Goranoviæ den Vertrag über den Beitritt des montenegrinischen Foto: BKA / Hans Hofer Kulturministeriums zu TRADUKI. Am 21. April 2016 empfing Kunst- und Kulturminister´ Josef Ostermayer (r.) den montenegrinischen Kulturminister Pavle Goranovic zu einem Arbeitstreffen. Ein weiteres Thema des Arbeitstreffens war der verstärkte Austausch in den Berei- häusern Montenegros und Österreichs ver- Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Koso- chen Museen, Film und Architektur. Beson- einbart: „Auf Basis unseres bilateralen vo, Deutschland, Kroatien, Liechtenstein, ders hervorgestrichen wurde die Koopera- Kulturabkommens und des Arbeitspro- Mazedonien, Montenegro, Österreich, Rumä- tion bei der diesjährigen Architekturbiennale gramms bis zum Jahr 2019 werden wir hier nien, Schweiz, Serbien und Slowenien betei- in Venedig: So gestaltet das österreichische einen Austausch auf Expertenebene initiie- ligt sind. Mit einem Übersetzungsprogramm Architektenteam LAAC Innsbruck den Bei- ren, um den Wissenstransfer zwischen Ös- für Belletristik, aktuelles Sachbuch sowie trag Montenegros, der dem Themenbereich terreich und Montenegro im Museums- und Kinder- und Jugendbuch des 20. und 21. nachhaltige Ökologie im Mittelmeerraum ge- Theaterbereich zu stärken“, so Ostermayer. Jahrhunderts wird der Austausch zwischen widmet ist. Weiters wurde ein Expertenaus- TRADUKI ist ein europäisches Netzwerk den Beteiligten gefördert.  tausch zwischen den Museen und Theater- für Literatur und Bücher, an dem Albanien, http://www.TRADUKI.eu

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 32 Österreich, Europa und die Welt Sambia-Delegation zu Besuch beim Oö. Landtag andtagspräsident KommR Viktor Sigl Lbegrüßte gemeinsam mit seinen Stellver- tretern Adalbert Cramer und Gerda Weichs- ler-Hauer sowie den Abgeordneten Klub- obmann Gottfried Hirz, KommR Alfred Frauscher und Gisela Peutlberger-Naderer eine Delegation der Republik Sambia im Oö. Landhaus. Das Treffen nutzten die afrikani- schen Beamten, um sich über die oberöster- reichische Verfassung und die Verwaltung zu informieren. Themen, die in Sambia derzeit eine große Rolle spielen. „Sambia ist noch eine junge Demokratie und unterzieht sich derzeit einem Reformprozeß in der Verwal- Foto: Land OÖ / Linschinger tung und der Verfassung. Oberösterreich Vorne v.l.: Sophie Moser (Oö. Landtagsdirektion), LAbg. KommR Alfred Frauscher, Jutta Kepplinger (Projektleiterin Parlamentarischer Nord-Süd-Dialog), KO Dipl.- kann hingegen auf eine langjährige demo- Päd. Gottfried Hirz, LAbg. Gisela Peutlberger-Naderer, Tanja Marktler (Oö. Land- kratische Tradition zurückblicken. Gemein- tagsdirektion); hinten v. l.: 3. Präsidentin des Oö. Landtags Gerda Weichsler- sam berichteten wir über unsere Erfahrungen Hauer, Loveness Mayaka (Wissenschaftlicher Dienst, Öffentlichkeit und Internatio- nale Beziehungen), Edward Sindazi (Administration, Human Resources Manage- und standen für vertiefende Fragen zur ment und Entwicklung), 1. Präsident des Oö. Landtags KommR Viktor Sigl, Ce- Verfügung“, so Sigl. celia N. Mbewe (Stv. Parlamentsdirektorin), 2. Präsident des Oö. Landtags Adalbert Neben der Verfassung und der Verwal- Cramer, Thokozani Kamanga (Parlamentarische Reformen und Strategische Pla- tungsreform waren das oberösterreichische nung) und Teddy Nyambe (Informations- und Kommunikationstechnologie). Bildungssystem sowie politische Bildung für der „Werkstatt für Demokratie in Ober- einen Besuch ab. „Die Delegation aus Sam- Jugendliche Teil der Gespräche. Weil sich österreich“ mit dem Themen Oö. Landtag bia war ebenso wie ich vom Film der zeitgleich zum Besuch der Delegation rund und Demokratie beschäftigten, stattete die Schülerinnen und Schüler über die Aufgaben 350 Jugendliche im Landhaus im Rahmen Delegation der NMS Ried in der Riedmark des Oö. Landtags begeistert“, so Sigl.  Französisches Interesse an österreichischem Abfallwirtschaftsrecht as große internationale Interesse, das die Dösterreichische Abfallwirtschaft genießt, unterstrich am 6. April eine französische ParlamentarierInnendelegation mit Didier Mandelli an der Spitze, die im Hohen Haus – in Begleitung von VertreterInnen der franzö- sischen Abfallwirtschaft – einen Arbeitsbe- such absolvierte. Der Zweite Nationalrats- präsident Karlheinz Kopf hieß die Gäste aus Frankreich willkommen und gab seiner Freu- de über deren Interesse für die österreichi- sche Abfallwirtschaftsgesetzgebung Aus- druck, an der er als Abgeordneter und als Mitglied des Umwelt- und des Wirtschafts- ausschusses während der 90er-Jahre selbst mitgearbeitet hat. Es habe sich bewährt, die

Wirtschaft – unter strengen gesetzlichen Foto: Parlamentsdirektion / BKA Hans Hofer Vorgaben – ein eigenes System aufbauen zu Linke Tischhälfte: die Österreichische Delegation mit dem Zweiten Nationalrats- lassen, es permanent weiterzuentwickeln und präsidenten Karlheinz Kopf (3. v.l.), rechte Tischhälfte: die Französische Delegation zu liberalisieren, zuletzt durch die Novelle Nationalrat und Bundesrat sowie über die eingeschlagen hat, und äußerte die Hoff- des Abfallwirtschaftsgesetzes 2013, sagte bevorstehende Sanierung des 130 Jahre alten nung, daß die angestrebte europäische Lö- Karlheinz Kopf. Parlamentsgebäudes an der Wiener Ring- sung funktionieren werde. Zweitens werfe das Bevor die französischen ParlamentarierIn- straße. geringe Wirtschaftswachstum die Frage auf, nen ihre Fachgespräche mit heimischen Kol- Von seinen Gästen aus Paris auf die ak- wie man angesichts einer hohen Arbeitslo- legInnen aus dem Umwelt- und dem Wirt- tuellen Themen der österreichischen Politik sigkeit die Wirtschaft ankurbeln könne. Nach schaftsausschuß aufnahmen, informierte sie befragt, nannte der Zweite Nationalratsprä- dem Gespräch trafen die französischen Abge- Kopf über die Arbeitsweise und die unter- sident den Flüchtlingszustrom, erklärte den ordneten mit Mitgliedern des Umwelt- und schiedlichen legistischen Befugnisse von neuen Weg, den Österreich in dieser Frage des Wirtschaftsausschusses zusammen. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 33 Österreich, Europa und die Welt VAE-Parlamentspräsidentin bei NR-Präsidentin Bures ur Frieden und Stabilität in der Region Nkönnen zu einer Eindämmung der Flüchtlingsbewegung führen. Die Parla- mentspräsidentin der Vereinigten Arabischen Emirate, Amal Al Qubaissi, und National- ratspräsidentin Doris Bures unterstrichen bei ihrem Treffen im Hohen Haus am 22. April die Bedeutung einer politischen Lösung der Konflikte in Syrien und im Irak und sahen im Kampf gegen den Terrorismus eine ge- meinsame Herausforderung. Al Qubaissi – sie ist die erste Frau an der Spitze eines Par- laments in der arabischen Welt – betonte übereinstimmend mit ihrer österreichischen Amtskollegin, ein Bündnis von Frauen, die politische Verantwortung tragen, könne einen wichtigen Beitrag zu einer friedlichen Foto: Parlamentsdirektion / Johannes Zinner Entwicklung leisten. Nationalratspräsidentin Doris Bures (r.) begrüßt die Parlamentspräsidentin der Den Flüchtlingen müsse Schutz und Vereinigten Arabischen Emirate, Amal Al Qubaisi. humanitäre Hilfe in ihrer Region gewährlei- Extremisten für deren Ziele vereinnahmt Lösung der Flüchtlingsproblematik sei nun stet werden, meinte Al Qubaissi, die Ver- werden. Deshalb sei es umso wichtiger, den aber vor allem eine solidarische Lösung auf ständnis für die Sorgen Europas anläßlich Jugendlichen Perspektiven zu geben. europäischer Ebene gefordert, steht für Bu- der Migrationsbewegung zeigte. Ein Schritt Nationalratspräsidentin Doris Bures er- res fest. Die Zusammenarbeit mit den Ara- in Richtung Frieden und Stabilität sei aber innerte an die lange Tradition Österreichs bei bischen Emiraten begrüßte sie ausdrücklich, auch der Kampf gegen den Terror. Die Parla- der Aufnahme von Flüchtlingen, die sich wobei sie ebenso wie Al Qubaissi große Er- mentspräsidentin beklagte in diesem Zusam- auch anläßlich der aktuellen Krise manife- wartungen mit der im Dezember in Abu menhang die Instrumentalisierung des Islam stiere. Österreich habe zudem auf die Not- Dhabi im Rahmen der Interparlamentari- für radikale Ideologien und betonte mit Nach- lage in den Herkunftsländern der MigrantIn- schen Union (IPU) stattfindenden Konferenz druck, es müsse alles unternommen werden nen mit einer Erhöhung der Mittel für die der Parlamentspräsidentinnen verknüpfte.  um zu verhindern, daß junge Menschen von Entwicklungszusammenarbeit reagiert. Zur https://www.parlament.gv.at Stadt Klagenfurt: Ein Festwochenende in Wiesbaden uf Einladung von Oberbürgermeister ASven Gerich stattete Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz der hessischen Lan- deshauptstadt und Klagenfurter Partnerstadt Wiesbaden gemeinsam mit ihren Amtskol- legInnen weiterer Wiesbadener Partnerstädte einen Besuch ab. Die Städtepartnerschaft Kla- genfurt – Wiesbaden zählt zu den ältesten der Welt, sie besteht seit dem Jahr 1930. Nach einem gelungenen Willkommens- abend mit erstem Kennenlernen aller Gäste gab es einen festlichen Empfang im Festsaal des Rathauses. Nach einer Ansprache von Oberbürgermeister Gerich stand die Festrede von Michael Roth, Mitglied des Deutschen Bundestages und Staatsminister für Europa im Auswärtigen Amt, am Programm, die er Foto: StadtPresse / Peham nicht zuletzt der aktuellen Flüchtlingsthema- Offizieller Empfang im Rathaus in Wiesbaden mit Oberbürgermeister Sven Gerich, tik und dem hohen, völkerverbindenden Stel- Stadtoberhäuptern sowie VertreterInnen Partnerstädte, wie eben Klagenfurt lenwert von Städtepartnerschaften widmete. Charakter von Städtepartnerschaften hervor- Buch der Stadt ein und versammelten sich Bürgermeisterin Mathiaschitz übernahm hob. Sie bedankte sich außerdem beim Gast- bei der „Stele der Toleranz“, einer sechs Me- stellvertretend für alle Gäste aus den Part- geber für die herzliche Einladung und das ter hohen Säule vor dem Rathaus in Wies- nerstädten und der Partnerschaftsvereine die perfekt organisierte Festwochenende. Im baden.  Dankesrede, in der sie den friedensstiftenden Anschluß trugen sich alle Gäste ins Goldene http://www.klagenfurt.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 34 Österreich, Europa und die Welt Tipps vom Botschafter für angehende Iran-Exporteure uch wenn heimische Unternehmen Adurch die traditionell guten Beziehun- gen zwischen dem Iran und Österreich einen Startvorteil haben: Beim Markteinstieg gilt es viele kulturelle Feinheiten und rechtliche Aspekte zu beachten. Diese waren Thema bei der Veranstaltung „Companies – start your engines“ mit dem iranischen Botschaf- ter S.E. Dr. Ebadollah Molaei in Linz. „Rund 18 Prozent der österreichischen Exporte in den Iran kommen derzeit aus Oberösterreich, da gibt es natürlich viel Potential“, betonte WK-Vizepräsidentin Angelika Sery-Frosch- auer. Werner Pamminger, Geschäftsführer von Foto: Business v.l.: Michael Wildling (Business Developer KTM), S.E. Ebadollah Molaei (iranischer Business Upper Austria, stellte den Unter- Botschafter in Wien), Angelika Sery-Froschauer Vizepräsidentin WKO OÖ, Werner nehmen das Projekt „Roadmap2Iran“ vor. Pamminger (GF Business Upper Austria), Frederic Farhad Hadjari (Projektmanager „Der Automobil-Cluster unterstützt Unter- Roadmap to Iran - Automobil-Cluster mit iranischen Wurzeln), und Georg Wein- gartner, Wirtschaftsdelegierter AußenwirtschaftsCenter Teheran nehmen auf ihrem Weg in den Iran, indem Themen von Vertrieb über interkulturelle Fra- diesen Markt und nach der Aufhebung der Produkte ist ein Garant für eine stabile wirt- gen bis hin zur operativen Auftragsabwick- Wirtschaftssanktionen werden viele Firmen schaftliche Beziehung“ betonte der iranische lung gemeinsam behandelt werden.“ diesen „neuen-alten“ Markt wiederentdecken. Botschafter S.E. Dr. Ebadollah Molaei. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Umso wichtiger ist es, den Einstieg gut vor- Der österreichische Wirtschaftsdelegierte Automobil-Cluster der oö. Wirtschaftsagen- zubereiten. für den Iran, Georg Weingartner freut sich tur Business Upper Austria und der Wirt- „Die guten bilateralen Beziehungen zwi- über das enorme Unternehmer-Interesse: „Es schaftskammer OÖ. 30 interessierte Unter- schen dem Iran und Österreich werden auch geht vor allem um den Technologietransfer, nehmen nutzten die Gelegenheit, sich aus er- in der Zukunft beibehalten werden. Der aus- der zwischen Österreich und dem Iran zum ster Hand zu informieren und Erfahrungsbe- gezeichnete Ruf der ÖsterreicherInnen im Beispiel auch in der Automobilindustrie ent- richten heimischer Iran-Exporteure zu fol- Iran für Ihre gute partnerschaftliche Zusam- scheidend sein wird.“  gen. Derzeit gibt es einen großen Run auf menarbeit und Ihrer hohen Qualität der http://www.biz-up.at LH Günther Platter empfing Besuch aus Uganda ereits seit einigen Jahren fördern die Län- Bder der Europaregion Tirol-Südtirol- Trentino ein grenzüberschreitendes Programm zur Unterstützung von kleinbäuerlichen Fa- milien in Uganda und Tansania. Vor kurzem statteten die beiden ProjektpartnerInnen, Francis Ssekalegga und Josephine Lubyayi, Landeshauptmann Günther Platter einen Besuch ab, um über die Fortschritte in Uganda zu berichten. Seit Platters Reise nach Uganda und Tan- sania im vergangenen Jahr hat sich viel ge- tan: Dank der Mittel des Landes konnten einige neue Geräte angeschafft werden. Da- zu zählen ein Tank für die Joghurtproduktion in der Molkerei-Genossenschaft sowie je ein Ladefahrzeug für die bäuerliche Kaffee- und Maisgenossenschaft. „Anschaffungen dieser

Art sind essentiell, die hier eingesetzten Mit- Foto: Land Tirol / Steiner tel sind sinnvoll investiert und kommen vielen v.l.: Fritz Staudigl (Amt der Tiroler Landesregierung – Abteilungsvorstand Außen- Menschen zu Gute“, ist Platter überzeugt. beziehungen), LH Günther Platter, Francis Ssekalegga, Josephine Lubyayi und Matthias Danninger (Projektreferent Ostafrika »Bruder und Schwester in Not«) Nachhaltige Kooperation und regelmäßi- ger Austausch mit den PartnerInnen aus Ost- folg der Projekte. Für die gemeinsame Ent- weiterhin jährlich 300.000 Euro zur Verfü- afrika sowie der Spendenorganisation „Bru- wicklungszusammenarbeit im Grenzraum gung gestellt.  der und Schwester in Not“ dienen dem Er- von Uganda und Tansania werden ab 2017 http://www.tirol.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 35 Österreich, Europa und die Welt Wallner: »Bodenseeregion zukunftsfit machen« uf der Insel Rheinau im Kanton Zürich Ahaben sich am 21. April Regierungs- chefs und Regierungsvertreter der Interna- tionalen Bodensee Konferenz (IBK) zu einem Arbeitsgespräch getroffen. Dabei ging es unter anderem um die zukünftige Stra- tegie, die aktuell für die IBK ausgearbeitet wird und eine inhaltliche Weiterentwicklung hinsichtlich Strukturen, Verfahren und the- matischer Ausrichtung mit sich bringen soll, erläutert Landeshauptmann Markus Wallner. „Es geht bei dem Vorstoß darum, die IBK gemeinsam zukunftsfit zu machen“, erklärte Wallner. Vorrangiges Anliegen ist, eine noch stärkere Handlungsfähigkeit zu erreichen, um die zunehmend grenzüberschreitenden Her- Foto: Landespressestelle ausforderungen weiterhin gut bewältigen zu IBK-Arbeitsgespräch der Regierungschefs im schweizerischen Rheinau können. „Die strategische Schwerpunktbil- IBK eine Reise der höchsten politischen Ver- Die 1972 gegründete IBK ist ein Zusam- dung soll unter anderem den Fokus auf die treter ihrer Mitgliedsregionen zum Dreh- und menschluß der an den Bodensee angrenzen- Digitalisierung bzw. Industrie 4.0, die Ener- Angelpunkt der Europapolitik organisiert, um den und mit ihm verbundenen Länder und giewende, eine intensivere Zusammenarbeit mit den europäischen Institutionen für die Kantone. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, die der Hochschulen oder die grenzüberschrei- Bodenseeregion zentrale Anliegen zu disku- Bodenseeregion als attraktiven Lebens-, tenden Verkehrsthemen legen.“ tieren. „Es ist sinnvoll, als Bodenseeregion Natur-, Kultur- und Wirtschaftsraum zu er- Ein positives Resümee zogen die Regie- mit einer Stimme zu sprechen und gemein- halten und zu fördern und die regionale Zu- rungsvertreter über die durchgeführte Dele- sam der Region mehr Gehör zu verschaf- sammengehörigkeit zu stärken.  gationsreise nach Brüssel. Erstmals hatte die fen“, verdeutlichte der Landeshauptmann. http://www.bodenseekonferenz.org EuroSkills 2020: Junge ExpertInnen messen sich in Graz iese Zusage ist Freude und Auftrag zu- Dgleich. Graz wird sich den jungen Pro- fessionistinnen und Professionisten von sei- ner attraktivsten Seite zeigen. Der Wissens- und Erfahrungsaustausch bei Teilnehmerin- nen und Teilnehmern, Begleiterinnen und Be- gleitern im Rahmen der EuroSkills ist nicht hoch genug einzuschätzen. Graz ist dafür der ideale Veranstaltungsort und wir blicken nun voller Vorfreude auf unsere Rolle als Gast- geber für die internationalen Besucherinnen und Besucher der EuroSkills2020. Ein be- sonderer Dank gilt der Wirtschaftskammer Steiermark für die umfassende Vorbereitung und Koordination dieser erfolgreichen Be- werbung“, so Bürgermeister Siegfried Nagl auf die mehr als erfreuliche Nachricht, daß in vier Jahren Graz Austragungsort für die EuroSkills – die Europameisterschaften der Lehrberufe – sein wird. Foto: Wirtschaftskammer Steiermark Bei EuroSkills handelt es sich um einen Jubel in Göteborg! Die EuroSklills kommen 2020 nach Graz! Wettbewerb, bei dem hunderte junge Men- „Die Euro Skills 2020 werden in Graz Mitterlehner. „Wir wollen diese Chance nüt- schen – FacharbeiterInnen, Lernende und stattfinden und damit zum Heimspiel für Ös- zen, um Österreich und die Qualität seiner AbsolventInnen der Berufsbildungssyste- terreich. Im Finale haben sich die Stadt Graz Fachkräfte-Ausbildung bestmöglich zu prä- me – aus ganz Europa bei einem Wettbewerb und die Wirtschaftskammer Steiermark, allen sentieren. Daher habe ich mich auch dafür ihre Fähigkeiten und Leistungen in fast 50 voran Präsident Josef Herk und sein Team, eingesetzt, daß die gesamte Bundesregie- typisch europäischen Berufen unter Beweis hervorragend präsentiert“, gratulierte Vize- rung die Bewerbung von Graz unterstützt.  stellen. kanzler und Wirtschaftsminister Reinhold http://www.euroskills.org

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 36 Österreich, Europa und die Welt Empfang des Steirischen Konsularischen Korps im Grazer Rathaus rühling“ erklang ganz passend aus Vi- Fvaldis „Vier Jahreszeiten“, exzellent dar- gebracht von vier Talenten aus der Schmiede der Kunstuniversität Graz. Das „B.A.C.K.“ Quartett spielt seit 2014 gemeinsam im Rah- men des Musikstudiums und bereitet sich ge- rade auf mehrere große Auftritte vor. Einen solchen hatten am gestrigen Abend auch 24 der 39 HonorarkonsulInnen der Steiermark, die auf Einladung von Bürgermeister Sieg- fried Nagl ins Rathaus gekommen waren. Ziel war es, „danke für Ihre wertvolle Tätig- keit zu sagen und eine Gelegenheit zum Netz- werken in einem angenehmen Rahmen zu bieten“, betonte Nagl: „Sie sind einerseits wichtige Ansprechpartnerinnen und -partner für Personen aus jenen Ländern, die Sie ver- treten, aber auch entscheidene Brückenbau- Foto: Stadt Graz / Fischer Das Steirische Konsularische Korps im Grazer Rathaus er, die wir gerade in Zeiten wie diesen be- sonders dringend brauchen.“ unverzüglich zu: „Sehr gerne! Dieses Zu- Gästen umfassend von der positiven Ent- Die Idee zu einem solchen Treffen stammt sammentreffen soll künftig eine Dauerein- wicklung der Stadt Graz, von den zahlreichen ursprünglich vom Honorarkonsul von Un- richtung werden.“ Dingen, die gerade umgesetzt oder geplant garn, Rudi Roth, der im Spätherbst des ver- „Wir erleben aktuell schwierige Zeiten, werden, von der Vorbildrolle, die die zweit- gangenen Jahres für drei Jahre zum „Doyen in denen das Konsularische Korps besonders größte Stadt Österreichs in vielerlei Hinsicht des Steirischen Konsularischen Korps“ ge- gefordert ist. Friede und Sicherheit sind auch einnimmt. Dazu lieferte das Stadtoberhaupt wählt wurde. Er bedankte sich im Namen in Europa keine Selbstverständlichkeit mehr. Zahlen und Fakten und spannende Ausblicke aller anwesenden Mitglieder für die rasche Dennoch glaube ich weiterhin fest an den in die Zukunft, vor allem in jene des Grazer Realisierung durch den Bürgermeister: Zusammenhalt der Staatengemeinschaft als Westens, wo ein vollkommen neuer Stadtteil „Schön wäre es, wenn wir damit eine Tra- größtes Friedensprojekt“, erklärte Roth. entwickelt wird.  dition begründen könnten.“ Dem stimmt Nagl Bürgermeister Nagl berichtete seinen http://www.graz.at Bozen: Wirtschaftsbund NÖ informiert sich über Landwirtschaft FunktionärInnen des Wirtschaftsbun- 35des Niederösterreich, der Interessens- vertretung der selbstständig Erwerbstätigen und führenden Wirtschaftskräfte, hielten sich zu einem dreitägigen wirtschaftspolitischen Austausch in Südtirol auf. Landesrat Schuler gab im Felsenkeller der Laimburg Einblick in die Landwirtschaft gegeben. „Wir werden stark auf Weiterentwicklung setzen, gerade auch im Bereich Berglandwirtschaft und For- schung.“ Man sei dabei, die Laimburg neu aufzustellen, damit sich das Versuchszentrum auf die Forschungstätigkeit konzentrieren kann. „Südtirol ist für uns eine Vorzeigere- gion“, unterstrich die Präsidentin der Wirt-

schaftskammer Niederösterreich und Landes- Foto: LPA / mac gruppenobfrau Sonja Zwazl, „bei uns ist die Vor dem Eingang zum Felsenkeller (v.r.): LR Schuler, Wirtschaftskammer NÖ- Situation wegen der größeren Flächen einfa- Präsidentin Zwazl, Wirtschaftsdelegierter Berger, Generalkonsul Spadinger, Wirtschaftsbunddirektor Servus; ganz links Mitte Gutsverwaltungsdirektor Pertoll cher; aber wir merken: Trotz der schwierigen Situation ist die Landwirtschaft in Südtirol ger und der österreichische Wirtschafts- generalsekretär Alfred Aberer sowie der Lei- gut unterwegs.“ delegierte in Mailand, Michael Berger, ter des österreichischen Außenwirtschafts- Mit dabei waren auch der österreichische sowie von Südtiroler Seite Handelskammer- büros Bozen, Alexander Comploj.  Generalkonsul in Mailand Wolfgang Spadin- präsident Michl Ebner und Handelskammer- http://www.wirtschaftsbund-noe.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 37 Österreich, Europa und die Welt Tschechien dankt Tirol nach Lawinenunglück Foto: Land Tirol / Sax LH Günther Platter, Hermann Spiegl (Landesleiter Tiroler Bergrettung), Botschafter Jan Sechter, LHStv Josef Geisler mit VertreterInnen des Honorarkonsulates in Tirol sowie Mitgliedern der Tiroler und der tschechischen Bergrettung. n der Wattener Lizum ereignete sich am 6. chischen Botschaft in Österreich angereist HundeführerInnen und PolizistInnen per IFebruar 2016 eines der tragischsten Lawi- und besuchte mit dem Honorarkonsul Alex- Hubschrauber zum Unglücksort geflogen und nenunglücke des heurigen Winters. Fünf ander Swarovski sowie Mitgliedern der Berg- hatte den Großeinsatz vorbildlich organisiert tschechische Freerider kamen ums Leben, rettung Landeshauptmann Günther Platter und durchgeführt. „Solch dramatische Ereig- zwölf weitere konnten, zum Teil verletzt, ge- und Sicherheitsreferent LHStv Josef Geisler. nisse zeigen, wie wichtig die Ausbildung borgen werden. Für den schnellen und höchst Jan Sechter und die tschechischen Repräsen- und das freiwillige Engagement der Ein- professionellen Einsatz der Tiroler Bergret- tanten brachten ihren Dank und große An- satzkräfte sind – sie alle leisten einen unver- tung bedankte sich der Botschafter der Tsche- erkennung für die professionell geleistete zichtbaren Beitrag für die Gesellschaft“, chischen Republik in Wien, Jan Sechter, am Hilfe bei der Tragödie zum Ausdruck. sind sich LH Platter und LHStv Geisler 22. April persönlich beim Land Tirol. Die Tiroler Bergrettung war im Februar einig.  Er war mit einer Delegation aus der Tsche- in Zusammenarbeit mehrerer Ortsstellen mit http://bergrettung-tirol.at/ Wiener Kindergärten begeistern China ie Bildungsarbeit der Wiener Kinder- Dgärten stößt auch international auf gro- ses Interesse: In der dritten April-Woche wa- ren PädagogInnen aus China zu Besuch in den städtischen Kindergärten im 2. Bezirk in der Oberen Augartenstraße 1 und im Bil- dungscampus Gertrude-Fröhlich Sandner. Interesse gab es am spielerischen Zugang zum Thema Bildung, vor allem im Bereich der elementaren Musikpädagogik, die im Kindergarten ist ein Bestandteil des täglichen Bildungsgeschehens ist. Gemeinsames Sin- gen, das Ausprobieren von Instrumenten und Tanzen bietet den Kindern Spaß und Freude. Die BesucherInnen aus China zeigten sich aber auch sehr beeindruckt vom Wiener Cam- pus-Modell. Im Bildungscampus Gertrude- Fröhlich Sandner werden Kindergarten-, Schul- und Freizeitpädagogik an einem ge- meinsamen Standort vereint. In der offenen Foto: PID / Martin Votava Bildungsarbeit stehen Räume des Gebäudes, PädagogInnen aus China waren zu Besuch in städtischen Kindergärten. Garten und Sportanlagen allen NutzerInnen- gang zwischen den Bildungsinstitutionen. KollegInnen austauschen sowie einen Ein- Gruppen zur Verfügung. Kindergarten und Die PädagogInnen aus Asien konnten in blick in den Tagesablauf in Wiener städti- Schule wachsen dadurch stärker zusammen den zwei Kindergärten spannende und ab- schen Kindergärten gewinnen.  und erleichtern Kindern und Eltern den Über- wechslungsreiche Vormittage erleben, sich mit https://www.wien.gv.at/kontakte/ma10/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 38 Österreich, Europa und die Welt Toller Erfolg für die Anton Bruckner Privatuniversität ereits wenige Monate nach der Eröff- Bnung der neuen Anton Bruckner Privat- universität werden von dieser bedeutenden musikpädagogischen Einrichtung tolle Im- pulse zur internationalen Positionierung ge- setzt“, freut sich Oberösterreichs Kulturre- ferent Landeshauptmann Josef Pühringer. Auf Initiative von Universitätsrektorin Ur- sula Brandstätter, Univ.-Dekan Prof. Tho- mas Kerbl und Prof. Josef Sabaini wurde im Rahmen eines Besuchs beim Landeshaupt- mann am 13. April vom Präsidenten und Ma- naging Director der China Arts and Enter- taiment Group, Mr. Zhang Yu, eine Koopera- tionsvereinbarung zwischen der Bruckner-

universität und den chinesischen Partnern Foto: Land OÖ / Stinglmayr unterzeichnet. vorne: Landeshauptmann Josef Pühringer (l.) und Präsident Zhang Yu bei der „Ziel dieser Vereinbarung ist es, daß Mu- Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung, dahinter (v.l.) Landeskulturdirek- sikstudierende aus China die Gelegenheit tor Reinhold Kräter und Prof. Josef Sabaini von der Bruckneruniversität Linz haben, an der Bruckneruniversität Linz zu Auf besonderes Interesse seitens der chi- in das Stift St. Florian und das Stift Krems- studieren und im Gegenzug oberösterreichi- nesischen Delegation stieß auch das oberös- münster, wo man sich nicht nur mit der Ge- sche Studentinnen und Studenten Teile ihrer terreichische Musikschulwerk, das nach Auf- schichte Oberösterreichs vertraut machte, Musikausbildung in China absolvieren kön- fassung der chinesischen Partner internatio- sondern auch mit der Musik Anton Bruck- nen. Diese Kooperation rückt unsere Univer- nal beispielgebend ist. Von chinesischer Sei- ners, die in China sehr geschätzt wird und sität zusehends in den internationalen Fokus, te wurde die Auffassung Oberösterreichs ge- wofür Oberösterreich mit dem Bruckner Or- gerade in einem wirtschaftlich und kulturell teilt, daß die musische Ausbildung junger chester, dem drittgrößten Orchesters Öster- sehr bedeutenden Markt wie China ist dies Menschen einen essentiellen Beitrag für die reichs, einen Kompetenzträger von interna- für Oberösterreich von besonderer Bedeu- Standortqualität eines Landes leistet. Der Be- tionaler Bedeutung besitzt.  tung“, so Pühringer. such der Delegation führte sie unter anderem http://www.bruckneruni.at Linzer Delegation in Berlin: Impulse aus der Metropole nläßlich des 20jährigen Jubiläums der APartnerschaft seines Stadtteils im We- sten der deutschen Hauptstadt hatte der Bür- germeister von Charlottenburg/Wilmersdorf Reinhard Naumann das offizielle Linz zu einem Besuch gebeten. Der Linzer Bürger- meister Klaus Luger nahm die Einladung gerne an, beschränkte sich in seiner Berlin- Reise, die von 8. bis 10. April stattfand, aber nicht auf den Austausch von Höflichkeiten: „Als moderne, pulsierende Städte haben Berlin und Linz trotz des Größenunterschieds ähnliche Herausforderungen zu bewältigen.

Wir haben daher unsere Delegation und das Foto: Stadt Linz" Besuchs-Programm ganz auf die Themen v.l.: Linzer Bürgermeister Klaus Luger, Philippe Fontaine (Friedhofsverwaltung des Soziales, Sicherheit und Städteplanung aus- britischen Heeresfriedhofes in Berlin Charlottenburg), Vizebürgermeister Detlef Wimmer und der Bürgermeister Charlottenburgs Reinhard Naumann. gerichtet. Hier konnten wir einige wichtige Impulse mitnehmen“, beschrieb der Bürger- stadtrat Markus Hein sowie hochkarätige Ver- Besichtigung des sich im Bau befindlichen meister den Besuch als Arbeits- und Bil- treterInnen aus Polizei und Verwaltung an. neuen „Upper West“-Towers dar, das einen dungsreise. Vereinbart wurde auch eine Ver- Ein intensiver Austausch mit Marc Schulte, starker Bezug zu Linz hat: Der entwerfende stärkung der Zusammenarbeit mit den Berli- Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung und Architekt ist nämlich der Vorsitzende des Lin- ner Partnern. Ordnungsangelegenheiten in Charlottenburg/ zer Gestaltungsbeirats Univ.-Prof. Christoph Entsprechend der Schwerpunktsetzung Wilmersdorf, war daher ein wesentlicher Langhof, der auch ein Sohn der Stadt an der gehörten der Abordnung aus Linz auch Vize- Punkt des Terminplans. Das Highlight aus Donau und seit Jahren mit seinem Planungs- bürgermeister Detlef Wimmer und Planungs- städteplanerischer Perspektive stellte die unternehmen an der Spree ansässig ist. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 39 Österreich, Europa und die Welt Hohe Auszeichnung für Grazer Weltraumforscher hristian Möstl, wissenschaftlicher Mit- den war und vor allem die Entstehung und Carbeiter am Grazer Institut für Welt- Ausbreitung von Sonnenstürmen untersuch- raumforschung (IWF) der Österreichischen te. Ein Marie-Curie-Stipendium führte ihn Akademie der Wissenschaften, erhielt als ein Jahr lang nach Amerika, wo er am Space einer von vier Jungforschern den Arne Rich- Science Laboratory der University of Cali- ter Preis, der von der European Geosciences fornia in Berkeley und am NASA Jet Pro- Union (EGU) jährlich an herausragende pulsion Laboratory die ersten Auslands- junge Wissenschaftler verliehen wird. erfahrungen sammelte. Wieder zurück in Ös- Aufhorchen ließ Möstl 2015 als Erstautor terreich, vertiefte er seine Studien über die einer Nature-Studie, deren Resultat zukünfti- Echtzeit-Vorhersage von Sonnenstürmen. ge Weltraumwetter-Prognosen deutlich ver- Ausgezeichnet wurde Möstl nun für sein bessern soll. „Sonnenstürme können destruk- besonderes Engagement in der Erforschung tive Auswirkungen auf technische Einrich- koronaler Massenauswürfe der Sonne, deren tungen inner- und außerhalb der Erdatmo- 3D-Struktur und Ausbreitung in der Helio- sphäre haben. Trifft ein Sonnensturm auf das sphäre sowie deren Auswirkungen auf die Erdmagnetfeld, können in der Folge nicht Erde. Der Arne Richter Preis wurde dem nur Nordlichter auftreten, sondern auch Sa- Grazer Forscher im Rahmen der EGU-Ge- telliten außer Kontrolle geraten oder es neralversammlung überreicht, die vom 17. kommt sogar zu weitflächigen Stromausfäl- bis 22. April in Wien stattfand. Neben Möstl len. Deshalb nimmt die Verbesserung ihrer waren insgesamt rund 20 IWF-Wissenschaft-

Vorhersagen in der Weltraumforschung eine Foto: Lichtmeister photography lerInnen mit Vorträgen und Posterpräsenta- zentrale Rolle ein“, erläutert Möstl. „Ich Christian Möstl tionen bei dieser Konferenz vertreten.  freue mich sehr über diesen Preis, der jähr- http://www.oeaw.ac.at lich weltweit an nur vier Personen in den ge- Universität Graz begann Möstl mit der Ar- http://www.iwf.oeaw.ac.at samten Geowissenschaften vergeben wird.“ beit am IWF und an der Uni Graz, wo er in http://www.egu.eu Nach seinem Physik-Studium an der mehrere EU- und FWF-Projekten eingebun- http://www.nature.com/ncomms/2015/150526/ncomms8135/full/ncomms8135.html Auslandsösterreicher gewinnt in Hollywood er in Belgien lebende österreichische mann, dessen Geschichten wie „like so DRegisseur Dieter Michael Grohmann many others / Citizen B“ (official selection wurde für seinen Kurzspielfilm „follow me“ 2014 Erie Film Festival/ USA), „eating up beim Los Angeles Independent Film Festival hesitation“ (gezeigt off competition bei den mit dem Preis als „Best Foreign Short“ so- internationalen Kurzfilmtagen in Oberhau- wie mit dem „Award of Recognition“ in der sen) oder „Just a dream“ (Internationales Kategorie „Experimental foreign short“ beim Short Film Festival Detmold 2013) stets an Hollywood International Moving Pictures der äußersten, fragilen Kante der Seele ange- Film Festival ausgezeichnet. Der Film wur- siedelt sind.  de bisher in sechs weitere Filmfestivals in http://www.imdb.com/name/nm6305497/?ref_=tt_ov_dr Europa und den USA in die offizielle Selek- tion aufgenommen. Grohmann ist von der Wirtschaftskam- mer Österreich als Direktor Kommunikation & Medien zum Europäischen Dachverband UEAPME entsandt.

Die Seele ist ein weites Land Der in Salzburg gedrehte Kurzfilm „fol- low me“ mit der französischen Schauspie- lerin Shantala Pepé ist ausschließlich in die- Foto: Jenny Manin Dieter Michael Grohmann sem „weiten Land“ angesiedelt. Psycholo- gisch eindringlich, zwischen Traum und geben kann: Loslassen und sich dem hinge- Wirklichkeit und stets hinterfragend, ob das ben, was Bestimmung ist und so erkennt sie innere subjektive Erleben nicht vielleicht die schließlich, daß nur dies der Weg zu – inne- wahre Realität ist, stellt sich die Protago- rem – Frieden und Freiheit sein konnte. nistin voller Zweifel ihren Dämonen und er- Es ist dies wieder ein künstlerisch wichti- Foto: Wolfgang Reithofer kennt, daß es nur einen einzigen Ausweg ger und sehenswerter Kurzfilm von Groh- »follow me«

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 40 Österreich, Europa und die Welt Nepal: Bilanz der Hilfe von SOS-Kinderdorf m 25. April 2015 wurde Nepal von einem und Kleidung für besonders bedürftige Kin- AErdbeben (Stärke 7,8) erschüttert, ge- der zur Verfügung gestellt – und damit rund folgt von einem schweren Nachbeben am 5.000 SchülerInnen erreicht. 12. Mai 2015. Die traurige Bilanz: mehr als Als längerfristiges Projekt wird SOS- 8700 Tote und über 22.000 Verletzte sowie Kinderdorf den Wiederaufbau von zwölf zer- Hunderttausende Menschen obdachlos. störten Schulen unterstützen, sowie von vier Dank stabiler Bauweise gab es bei den Sozialzentren und 320 neuen Häusern für Fa- zehn bestehenden SOS-Kinderdörfern und milien, die alles verloren hatten – vor allem angeschlossenen Einrichtungen kaum größere in den schwer betroffenen Regionen von Schäden – und als Wichtigstes keine Men- Sindhupalchok, Dolakha und Bhaktapur. Die schenleben zu beklagen. Da SOS-Kinder- Bauarbeiten haben teils begonnen, wurden dorf seit 1972 in Nepal tätig und im Land gut aber durch schweren Monsunregen und Erd- verankert ist, konnten die Verantwortlichen rutsche sowie politische und wirtschaftliche bereits vom ersten Tag an mit der Nothilfe Probleme verzögert. Alle Projekte werden starten. Die SOS-Kinderdörfer in und um aber konsequent vorangetrieben.

Kathmandu (Sanothimi, Jorpati, Kavre) und Foto: SOS-Kinderdorf Die drei jüngsten SOS-Kinderdörfer das SOS-Kinderdorf in Pokhara wurden zu Unterstützung von SchülerInnen durch (Dhanghadi, Lumbini, Bharatpur) wurden wichtigen Zentren der Hilfe. z.B. Schulgeld, Schulkleidung usw. mit Spenden aus Österreich erbaut und auch Parallel zur diesen raschen Nothilfemaß- 15.000 Menschen hat SOS-Kinderdorf die laufenden Kosten von SOS-Kinderdorf nahmen wurden sogenannte „child friendly direkt und unmittelbar unterstützt, 37 Kin- Österreich getragen, wo die Menschen in um spaces“ errichtet und dort 2000 Kinder tags- der, die ihre Eltern verloren hatten und bei Hilfe gebeten wurden – und über eine Mio. über altersgerecht betreut – auch als Ent- denen auch keine Angehörigen für ihre Be- Euro an Spenden bekamen, die einen Beitrag lastung für die Eltern, die sich voll und ganz treuung ausfindig gemacht werden konnten, zur Finanzierung der raschen Nothilfe leiste- dem Wiederaufbau widmen konnten. Sieben fanden in den SOS-Kinderdörfern ein neues, ten, aber auch für langfristige Hilfs- und dieser Kinderzentren waren Anfang 2016 bleibendes Zuhause. Als Beitrag zur Bildung Wiederaufbauprogramme dienen.  noch in Betrieb. wurden Schulmaterialien verteilt, Schulgeld http://www.sos-kinderdorf.at Arik Brauers Pessach Haggada zu Gast in Bukarest nter großer Beteiligung des Publikums Uwurde am Abend des 5. April im Kul- turzentrum Creart in Bukarest die Ausstel- lung „Le dor va dor – von Generation zu Generation. Die neue Haggada von Arik Brauer“ eröffnet. Im Beisein des österreichi- schen Botschafters, Gerhard Reiweger, und der Botschafterin des Staates Israel, Tamar Samash, betonten die Direktorin von Creart, Claudia Popa, und die Leiterin des rumäni- schen Kulturinstitutes in Wien, Irina Cor- nisteanu, die Wichtigkeit der Zusammenar- beit zwischen Creart und dem Jüdischen Museum Wien. Die Direktorin des Jüdischen Museums Wien, Danielle Spera, erklärte die zentrale Rolle der Haggada, die den Auszug der Juden aus Ägypten erzählt, der beim bevor- stehenden Pessachfest, das heuer von 23. bis

30. April stattfand, gefeiert wird. Foto: creart Die 24 Bilder von Arik Brauer, die von v.l.: Irina Cornisteanu, Direktorin des Rumänischen Kulturinstituts, Claudia Popa, 22. Jänner bis 9. Juni 2014 bereits im Jüdi- Direktorin creart, Arik Brauer, Museumsdirektorin Danielle Spera, Botschafterin Tamar Samash und Noemi Brauer, Gattin von Arik Brauer schen Museum Wien zu sehen waren, illu- strieren diese Geschichte. Pessach beginnt gada, einem Buch, das meist aus Texten aber Pessach-Festes hervor, den Aufbruch aus der mit dem so genannten Sederabend, einem auch aus Bildern besteht. Lieder und Sklaverei in die Freiheit! Feiertag, an dem traditionell die ganze Fami- Gesänge begleiten das festliche Abendessen Die Ausstellung war von 5. bis 15 April lie zusammenkommt. Gemeinsam lesen Fa- und sind Teil des Sederabends. Arik Brauer 2016 zu sehen.  milienmitglieder und Freunde aus der Hag- selbst hob die Bedeutung der Symbolik des http://www.jmw.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 41 Österreich, Europa und die Welt Internationaler Spitzenforscher Krska am Technopol Tulln er Medienkonzern Thomson Reuters Derstellt jährlich eine Liste jener For- scherInnen, die international von ihren Fach- kollegInnen am häufigsten zitiert werden und damit als am meisten einflußreich gelten. 20. davon sind in Österreich tätig, an der Spitze Univ.-Prof. Rudolf Krska vom BOKU-De- partment IFA-Tulln, das am Technopol Tulln angesiedelt ist. Wirtschafts- und Technologie-Landesrä- tin Petra Bohuslav gratulierte dazu ganz herz- lich: „Der Standort Tulln hat sich in den ver- gangenen Jahren zu einem echten ‚Hotspot‘ der Mykotoxin-Forschung entwickelt. An der Universität für Bodenkultur und den Firmen am Technopol Tulln sind derzeit weit über 100 Personen mit der Forschung an Schim- melpilzgiften beschäftigt. Das ist, weltweit gesehen, die größte Ansammlung von My- Foto: NÖ Landespressedienst / Reinberger kotoxin-Forscherinnen und -Forschern. Das v.l.: ecoplus Geschäftsführer Helmut Miernicki, Wirtschafts- und Technologielandes- bestätigt den Weg Niederösterreichs in der rätin Petra Bohuslav und Univ.-Prof. Rudolf Krska im ecoplus Technopol Tulln Forschungs- und Technologiepolitik.“ und leitete 2009/2010 die Lebensmittelfor- Miernicki sagte dazu: „Es freut uns ganz be- Univ.-Prof. Rudolf Krska ist Leiter am schung bei Health Canada in Ottawa. Von sonders, daß der weltweit einflußreichste For- Analytikzentrum des Interuniversitären De- 2002 bis 2009 stand er zudem dem Christian scher zu diesem Thema gerade hier bei uns partments für Agrarbiotechnologie (IFA- Doppler Labor für Mykotoxinforschung am tätig ist. Damit bestätigt sich die hohe Qua- Tulln) der Universität für Bodenkultur Wien. IFA-Tulln vor. Im Oktober 2015 erhielt er lität des Technopols Tulln als internationaler Er ist weltweit der am meisten zitierte Autor den Würdigungspreis des Landes Niederös- Forschungs- und Wissenschaftsstandort.“  im Bereich Schimmelpilzgifte (Mykotoxine) terreich. ecoplus Geschäftsführer Helmut http://www.tfz-tulln.at AIT-Energieexpertin Bach an der Spitze des EU Fachgremiums rigitte Bach wurde als Vorsitzende der Juncker in seinen politischen Leitlinien das BAdvisory Group on Energy (AGE) Ziel gesetzt, die EU weltweit zur Nummer 1 wiedergewählt. Das hochrangig besetzte Ex- im Bereich erneuerbarer Energie zu machen. pertengremium berät die Europäische Kom- Mit der Schaffung einer Europäischen Ener- mission in der strategischen Gestaltung der gieunion will man sichere, bezahlbare und Energieforschung. Brigitte Bach, Leiterin des klimafreundliche Energie für die BürgerIn- Energy Department des AIT Austrian Insti- nen und Unternehmen in Europa bereitstel- tute of Technology, wurde im März nach len. Im Strategiepapier zu dieser Energieun- einer erfolgreichen zweijährigen Amtsperio- ion ist Forschung und Entwicklung neben de als Vorsitzende der Horizon 2020 AGE Dekarbonisierung, Energieeffizienz, Energie- wiedergewählt. Sie ist die einzige österreichi- binnenmarkt und Versorgungssicherheit eine sche Vertreterin in diesem hochrangig be- wichtige Säule. setzten Gremium von 28 europäischen Ex- Die AGE plädiert daher für signifikant pertInnen aus Wissenschaft und Wirtschaft. mehr Ressourcen für die Energieforschung, Ziel der AGE ist es, strategischen Input für und zwar entlang der gesamten Innovations- die Arbeitsprogramme der Europäischen kette. Neben Demonstrations- und Pilotpro- Kommission im Bereich Energieforschung jekten müsse also auch die grundlagennähe- im Rahmen von Horizon 2020 zu liefern – re Forschung entsprechend forciert werden. Foto: AIT / krischanz.zeiller mit einem Fördervolumen von knapp 80 Brigitte Bach „Diese beiden Maßnahmen sind unabding- Mrd. Euro über einen Zeitraum von 2014 bis bar, um die Technologieführerschaft Europas 2020 das bislang größte Forschungs- und Auftrag an die Forschung formuliert“, so in diesem Bereich auf lange Sicht zu si- Innovationsprogramm der Europäischen Bach. Die AGE soll mit ihren Empfehlungen chern“, so Bach. Inhaltliche Schwerpunkt- Union. Die Energieforschung nimmt darin zu Schwerpunktsetzungen und wissenschaft- setzungen wurden von der AGE bereits erar- eine signifikante Rolle ein. lichen und technologischen Prioritäten die beitet.  „Die Europäische Kommission hat mit Erreichung dieser Policy-Ziele unterstützen. http://www.ait.ac.at ihren Policy Papers einen klaren politischen So hat Kommissionspräsident Jean-Claude http://ec.europa.eu/programmes/horizon2020/ ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 42 Österreich, Europa und die Welt Uni Innsbruck würdigt Marjorie Perloff mit Ehrendoktorat arjorie Perloff gehört zu den bekannte- Flucht aus Wien verfaßte Marjorie Perloff Msten Literaturwissenschaftlerinnen der eine Autobiografie. Gegenwart. Für das herausragende wissen- Marjorie Perloff wurde 1931 in Wien als schaftliche Schaffen verlieh die Universität Gabriele Mintz geboren. Sie stammt aus der Innsbruck der 1938 aus Österreich geflüch- säkularisierten jüdischen Familie Mintz, die teten Jüdin am 26. April das Ehrendoktorat 1938 zunächst über Innsbruck in die Schweiz der Philosophie. „Für die Universität Inns- und dann weiter in die USA flüchtete. Dort bruck aber auch für Österreich ist es höchst studierte sie in New York und Washington an der Zeit, Marjorie Perloff als Person zu und heiratete 1953 den Mediziner Joseph K. würdigen, aber auch den Verlust für die hei- Perloff. Später war Marjorie Perloff Profes- mische Wissenschaft zu dokumentieren“, sorin an der University of Maryland, der Uni- sagte Rektor Tilmann Märk anläßlich der versity of Southern California und der Verleihung in der Aula der Universität Inns- Stanford University, bis sie 2001 emeritierte. bruck. Marjorie Perloff ist emeritierte Profes- Mit Innsbruck und Tirol verbindet sie auch sorin der Stanford University und der Uni- eine Erinnerung an ihre Flucht als Kind –

versity of Southern California. Sie ist eine Foto: Uni Innsbruck unter anderem darüber hat sie in ihrem Fest- der angesehensten Literaturwissenschaft- Der Festvortrag von Dr. h.c. Marjorie vortrag „Rückkehr nach Innsbruck“ anläß- lerinnen der USA und kann auf eine lange Perloff stand unter dem Titel lich der Verleihung des Ehrendoktorats ge- und sehr erfolgreiche Karriere zurückblicken. »Rückkehr nach Innsbruck« sprochen. Sie berichtete dabei nicht von den Sie war die Präsidentin der größten interna- reichsten des Faches und die Liste ihrer wis- Schrecken der Lager, sondern von kulturel- tionalen literatur- und sprachwissenschaftli- senschaftlichen Aufsätze ist eindrucksvoll. len Übergängen. Sie schilderte, wie vor den chen Gesellschaft, der Modern Language Marjorie Perloff forschte nicht nur zu ameri- Nazis in die USA geflohene Einwanderer Association mit mehreren hunderttausend kanischen Dichtern des 20. und 21. Jahrhun- sich der Kultur ihres Gastlandes stellten oder Mitgliedern, sowie Vorsitzende der American derts, sondern publizierte auch zahlreiche verweigerten, und sie gewährte wertvolle Ein- Comparative Literature Association. Ihre Arbeiten zur Geschichte der österreichischen blicke in die unterschiedlichen Denkweisen Buchpublikationen zählen zu den einfluß- Literatur der Zwischenkriegszeit. Über ihre der Alten und der Neuen Welt.  Kepler Uniklinikum übergibt Krankenhausausstattung an Kosovo in 30 Tonnen schwerer LKW wurde am E26. April in Linz mit ausgeschiedener Krankenhausausstattung beladen und macht sich nun auf den Weg in den Kosovo. Durch eine gemeinsame Hilfsaktion von Kepler Uniklinikum und Volkshilfe wird das In- ventar nach Ablauf der in Österreich üb- lichen Nutzungsdauer, aber voll funktionsfä- hig kranken Menschen in der Stadt Prizren wertvolle Dienste erweisen. Insgesamt handelt es sich um 28 elek- trisch verstellbare Krankenbetten mit Zube- hör, 9 Patientenliegen, 3 Patientensessel, 2 Kinderbetten, 50 Matratzen und 65 Nacht- kästchen. „Die Zusammenarbeit mit der Volkshilfe zugunsten kranker Menschen in hilfsbedürftigen Ländern entspricht einer

guten Tradition des ehemaligen AKh Linz Foto: KUK und wird gerne auch vom Uniklinikum fort- v.l.: Manfred Aufreiter (Medizintechnik – KUK), DGKP Muhamet Binaku (Volkshilfe), gesetzt“, betont der stellvertretende kauf- Peter Buhl (Medizintechnik – KUK), GF Christian Schörkhuber (Volkshilfe), Karl Lenz (stv. kaufmännischer Direktor KUK) und Smajl Malici (Volkshilfe) männische Direktor des Kepler Universitäts- klinikums (KUK), Karl Lenz. rem Know-how und unseren Kontakten zu vor einen sehr hohen Wert. Es freut mich be- Auch die Volkshilfe Oberösterreich freut heimgekehrten ehemaligen Flüchtlingen da- sonders, daß wir mit unserem Anliegen auf sich über die umfangreiche Spende der aus- für sorgen, daß dieses Inventar dort an- offene Ohren in der Geschäftsführung des geschiedenen, aber intakten Krankenhaus- kommt, wo es am dringendsten gebraucht Kepler Uniklinikums und auf engagierte Mit- ausstattung. Der Geschäftsführer der Flücht- wird und den Wiederaufbau im Kosovo un- arbeiterinnen und Mitarbeiter in der Medi- lings- und MigrantInnenbetreuung Christian terstützt. Die Ausstattung hat für die Patien- zintechnik gestoßen sind.“  Schörkhuber dazu: „Wir können mit unse- tinnen und Patienten im Kosovo nach wie http://www.kepleruniklinikum.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 43 Österreich, Europa und die Welt Wien: Nordica mit neuen Direktverbindungen nach Tallinn ie die estnische Fluglinie Nordica bietet Dneue Direktverbindungen zwischen Wien und Tallinn an. In Kooperation mit Adria Airways fliegt Nordica fünf Mal pro Woche in die estnische Hauptstadt. Im Rahmen des Erstflugs am 1. April wurde die neue Verbin- dung von Erik Sakkov, CCO Nordica, und Julian Jäger, Vorstand der Flughafen Wien AG, eröffnet. Jäger: „Wir freuen uns, gemeinsam mit Nordica die Verbindung nach Estland noch weiter stärken zu können. Tallinn ist als ehe- malige Kulturhauptstadt Europas mit zahl- reichen Sehenswürdigkeiten ein spannendes

Reiseziel und wichtiges Wirtschaftszen- Foto: Flughafen Wien AG trum.“ Tarmo Mutso (Direktor Estnischer Tourismusverband), Rein Oidekivi (Botschafter Auch Erik Sakkov zeigte sich erfreut über der Republik Estland in Österreich), Julian Jäger (Vorstand der Flughafen Wien AG), Erik Sakkov (CCO von Nordica) sowie Vertreter von Flughafen und Nordica die neue Verbindung: „Eine Streckenaufnah- me von Tallinn nach Wien war ein wichtiger startet um 14.25 Uhr in Wien und landet um schine um 12.30 in Tallinn und landet um Schritt unserer Strategie, Estland in Europa 17.35 Uhr in der estnischen Hauptstadt. 13.50 in Wien, der Rückflug findet um 14.25 zugänglicher zu machen. Es freut uns sehr, Sonntags startet die Maschine um 07.00 Uhr in Wien statt und landet um 17.35 wieder in diese beiden geschichtsträchtigen Hauptstäd- in Estland und landet um 08:20 Uhr in Wien, der estnische Hauptstadt Tallinn an der finni- te nun miteinander verbinden zu können.“ in die Gegenrichtung startet der Flug um schen See, die seit 1997 als UNESCO-Welt- Montag, Mittwoch und Freitag startet 09.15 Uhr und landet um 12.25 Uhr in kulturerbe gelistet wird.  eine Maschine um 12.30 Uhr in Tallinn und Tallinn. Zwischen 23.Juni und 25.August http://www.viennaairport.com landet um 13.50 Uhr in Wien. Der Rückflug 2016 startet jeweils am Donnerstag eine Ma- http://www.nordica.ee/en/ Wien: Air India fliegt nach Delhi it Air India bietet ein neuer Carrier MVerbindungen zwischen Wien und Delhi an. In Kooperation mit Austrian Air- lines hebt der Star-Alliance Partner dreimal pro Woche in den wichtigsten indischen Wirt- schaftsraum ab. Anläßlich des Erstflugs wur- de die neue Strecke gestern am 6. April im Rahmen eines Presseempfangs mit Ribbon Cutting von Pankaj Srivastava, CCO und Mit- glied des Board of Directors von Air India und Julian Jäger, Vorstand der Flughafen Wien AG offiziell eröffnet. Jäger: „Wir freuen uns sehr, daß wir mit Air India das Langstrek- kenangebot ab Wien stärken können. Mit Foto: Flughafen Wien AG diesem Schritt wird einmal mehr deutlich, v.l.: Belina Neumann (Leiterin Aviation Marketing der Flughafen Wien AG), Robert daß unsere Star Alliance- Partner auch in Breitenfeld (Aviation Marketing der Flughafen Wien AG), Julian Jäger (Vorstand der Zukunft auf das Drehkreuz Wien setzen.“. Flughafen Wien AG), Crew Air India, Pankriats, und Pankaj Srivastava (CCO und „Air India freut sich über die neue Mitglied des Board of Directors von Air India) Dreamliner-Direktverbindung zwischen Wien India mit dem traditionellen indischen Gruß um 61 Prozent erhöht haben“, erklärte Nor- und Delhi. Dadurch ergeben sich nicht nur ,Namaskaar‘ willkommen zu heißen“, sagte bert Kettner, Direktor des WienTourismus. nach Indien wunderbare Reisemöglichkei- Pankaj Srivastava, CCO und Mitglied des Mit einer Boeing Dreamliner 787-800 ten, sondern auch zu weiteren Destinationen Board of Directors von Air India. hebt Air India jeden Mittwoch, Freitag und wie Bangkok, Kathmandu, Colombo, Syd- „Für den Tourismus nach Wien ist diese Sonntag um 14.00 in Delhi ab und landet um ney, Melbourne und viele mehr. Flugreisen- Direktflugverbindung von größter Bedeutung. 18.45 Uhr wieder in Wien. Der Rückflug de aus Mittel- und Osteuropa können sich Damit ist die weiterhin positive Entwicklung erfolgt um 22.45 ab Wien mit Ankunft in nun für Air India entscheiden und somit Wien des Wachstumsmarktes Indien sichergestellt, Delhi um 9.25 Uhr am nächsten Tag.  als Gateway zu den genannten Reisezielen von wo sich die Nächtigungen in den ver- http://www.viennaairport.com nutzen. Wir freuen uns, Sie an Bord von Air gangenen fünf Jahren von 56.000 auf 90.000 http://www.airindia.in

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 44 Österreich, Europa und die Welt Neu ab Wien: Transavia fliegt nach Paris-Orly ie Airline Transavia bietet eine neue DRoute von Wien nach Paris-Orly an: Die Low Cost Airline der Air France-KLM Group verbindet Wien täglich mit der fran- zösischen Hauptstadt. Im Rahmen des Erst- flugs am 14. April wurde die neue Verbin- dung von Hervé Kozar, CCO von Transavia, und Belina Neumann, Leitung Aviation Mar- keting der Flughafen Wien AG, eröffnet. Julian Jäger, Vorstand der Flughafen Wien AG, über die neue Flugverbindung: „Wir freuen uns sehr, gemeinsam mit Transavia eine neue Verbindung nach Paris anbieten zu

können. Passagiere erhalten damit ein noch Foto: Flughafen Wien AG breiteres Flugangebot nach Frankreich.“ v.l.: Caroline Drott (Aviation Marketing der Flughafen Wien AG), Crew Transavia, Auch Hervé Kozar zeigte sich erfreut über Belina Neumann (Leitung Aviation Marketing der Flughafen Wien AG) und Hervé die Zusammenarbeit: „Wir freuen uns, künf- Kozar (CCO von Transavia) anläßlich des Erstflugs am Wiener Flughafen tig tägliche Flugverbindungen zwischen Wien Bord willkommen zu heißen und sowohl startet um 09:00 in Wien und kommt um und Paris Orly anbieten zu können. Durch die Urlaubs- als auch Businessreisenden einen 10:45 in Paris-Orly an. Samstag und Sonn- Erweiterung um Paris zu unseren bestehen- attraktiven Preis anbieten zu können.“ tag fliegt Transavia um 17:40 in Paris-Orly den Verbindungen nach Rotterdam, konnten Ab 8. Mai verbindet Transavia täglich ab und landet um 19:30 in Wien, retour star- wir unsere Sitzplatzkapazität ab Wien im Ver- Wien mit Paris. Jeweils Montag, Dienstag, tet eine Maschine um 20:15 in Wien und lan- gleich zum Jahr 2015 mit 164.000 Plätzen Mittwoch, Donnerstag und Freitag startet die det um 22:00 in Paris-Orly.  mehr als verdreifachen. Es ist eine Freude, französische Airline um 06:25 in Paris-Orly http://www.viennaairport.com noch mehr Gäste aus Österreich bei uns an und landet um 08:15 in Wien, der Rückflug http://www.transavia.com ÖW Italien: Auszeit in Österreichs Wald-Wunderkammer m Juni plaziert die Österreich Werbung I(ÖW) einen mobilen Kulturwald auf zen- tralen Plätzen in Mailand, Padua und Rom. Diese begehbare Installation aus österreichi- scher Waldvegetation und zeitgenössischem Design soll Neugierde auf Urlaub in Öster- reich wecken. Die Idee dazu schließt an den erfolgrei- chen österreichischen Pavillon „breathe austria“ bei der Expo 2015 Mailand an. Mit dem mobilen Kulturwald präsentiert die ÖW einen weltweit einzigartigen Prototyp, der in intensivem Austausch mit österreichischen Architekten, Designern und Kultur-Techni- kerInnen des EXPO Pavillons entwickelt und durch ein Sonderbudget des Bundesministe- riums für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft ermöglicht wurde. Die hybride Einheit aus Waldvegetation und zeitgenössi- schem Design läßt Natur und Kultur mit Foto: AustriaTurismo_breathe.earth.collective allen Sinnen erleben. Das Projekt wurde Mit- Der mobile Kulturwald wird in Mailand, Padua und Rom installiert werden. te April im Rahmen der Designweek in Mai- und Neugier für Urlaub in Österreich wek- aus drei verschiedenen Waldökotypen, die land erstmals ausgewählten Journalisten aus ken soll. für typische Landschaftsformen Österreichs dem Bereich Reise Design, Kultur und Wirt- Der 30 m² große Kulturwald ist von einer stehen: für den alpinen Raum, das Mittel- schaft bei einem Event in der Villa Necchi transluzenten Hülle umgeben, die ein inten- gebirge und den Donauraum. Hier können vorgestellt. sives Raumerlebnis mitten in der Stadt die Besucher auf Holzbänken Platz nehmen, Der mobile Kulturwald in Form eines ermöglicht. Im Innenraum überrascht den Be- frische Waldluft einatmen und dabei Ruhe „Airships“ ist eine Installation, die Natur sucher dichte österreichische Waldvegeta- vom hektischen Stadtleben finden.  und Kultur auf neue Art und Weise verknüpft tion – sozusagen eine Wald-Wunderkammer http://www.austria.info

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 45 Österreich, Europa und die Welt Ausstellung: Die Kinder afroamerikanischer Besatzungssoldaten ie Sonderausstellung, die das Volkskun- Ddemuseum Wien von 27. April bis 21. August 2016 zeigt, beschäftigt sich mit der vergessenen Geschichte der ersten Genera- tion schwarzer ÖsterreicherInnen in der Zwei- ten Republik. Das sind jene Menschen, die in den Jahren 1946-1956 als Kinder von afroa- merikanischen GIs und österreichischen Müt- tern geboren wurden. Die Ausstellung basiert auf einem mehrjährigen Forschungs- und In- terviewprojekt. Die Kinder von damals er- zählen ihre Geschichte über weite Strecken selbst. Sie stellen auch zahlreiche bisher noch nie gezeigte Objekte für die Schau zur Ver- fügung. Eine Wiener Bezirkspolitikerin, ein Last- wagenfahrer aus Idaho, eine Friseurin aus Salzburg und eine Autorin aus Texas – sie alle sind Teil jener vergessenen Generation, die in den Jahren 1946 bis 1956 als Kinder von Foto: Sammlung Lost in Administration Kinder afroamerikanischer GIs in St. Jakob, 1958. Österreicherinnen und afroamerikanischen GIs geboren wurden. Viele dieser Kinder ren wurde ein Teil von ihnen zur Adoption in strukturiert die Ausstellung, schützt dort, wo wurden von ihren Müttern getrennt, in Hei- die USA gebracht. Auch dort waren sie auf- es notwendig ist, die Anonymität der Zeit- men untergebracht oder zur Pflege und Adop- grund von Sprachproblemen, ihres häufig zeugInnen und verknüpft die Geschichte der tion freigegeben. In Österreich wurde den ungeklärten legalen Status und der mangeln- ersten Generation Schwarzer der Nachkriegs- Betroffenen die Eingliederung in die Gesell- den Eignung der Adoptiveltern in einer zeit in Österreich mit jener der gegenwärti- schaft ebenso erschwert wie die schulische schwierigen Situation. gen schwarzen Bevölkerung des Landes.  Ausbildung. In den 1950er- und 1960er-Jah- Eine Video-Installation von Tal Adler http://www.volkskundemuseum.at 17. Internationaler Brotwettbewerb in Linz und 1300 Brote, Gebäcke, Feingebäcke Rund Schaustücke wurden für den 17. Internationalen Brotwettbewerb 2016 in Linz eingereicht und damit das Rekorder- gebnis von 2013 übertroffen. Die hochkarätig besetzte internationale Jury zeigte sich begeistert von der Qualität und der Kreativität der Einreichungen. Der Alt-Präsident des europäischen Bäcker- und Konditorenverbandes Henri Wagener, der Südtiroler Innungsmeister Johann Trenker sowie der Hofbäcker und Hofkonditor des Schwedischen Königshauses unterstützten die

23 Kollegen aus Österreich bei der großen Foto: Pamela Scheiner Herausforderung, die eingereichten Stücke Zwei der JurorInnen des Brotwettbewerbs, Doris Fitz (.l) und und Edith Müller mit besoderen Exemplaren von den eingereichten Brotspezialitäten professionell zu bewerten. Der stv. Vorsitzende des Vorstandes des BÄKO Österreich ausgezeichnet und freuten bringer für unser Fußball-Nationalmannschaft schwedischen Bäcker- und Konditorenver- sich über eine Einladung zu einem persön- sein“, freut sich Innungsmeister der Bäcker bands, Günther Koerffer, gratulierte: „Die lichen Fotoshooting mit Bundesminister An- Josef Schrott. Die Backwaren wurden nach Vielfalt und die hohe Qualität der Produkte drä Rupprechter. „Die Handwerker im Le- deren Bewertung caritativen Zwecken zur und das große handwerkliche Können der bensmittelbereich sind ein wichtiger Partner Verfügung gestellt. österreichischen Kollegen hat mich ange- der Landwirtschaft und ein Bindeglied zu Durchgeführt wurde Wettbewerb von der nehm überrascht. Einen großen Respekt und den Konsumenten“, erklärte dieser. Bundesinnung der Lebensmittelgewerbe und herzliche Gratulation an alle Teilnehmer.“ „Das diesjährige Thema der tollen Schau- der Lebensmittelakademie des Österr. Gewer- Die 20 besten Teilnehmer wurden am 24. stücke ‚Frankreich wir kommen – Fußball bes in Kooperation mit BÄKO Österreich.  April im Rahmen der Frühjahrsmesse der EM 2016‘ soll eine Einstimmung und Glücks- http://www.LMakademie.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 46 Österreich, Europa und die Welt »Bruderschaft Werner Puntigam in Belgrad der Religionen« Foto: Werner Puntigam Performativer Vortrag über interdisziplinäre und interkulturelle Musik- und Foto: TROVA PHOTO Kunstprojekte dieses österreichischen Musikers und visuellen Künstlers. Trio Rosa Zaragoza er Musiker und visuelle Künstler Wer- sprach er über seine interdisziplinären und ruderschaft der Religionen“ – unter die- Dner Puntigam, der seit Jahren viel be- interkulturellen Musik- und Kunstprojekte. Bsem Titel fand, mit Unterstützung des achtete interkulturelle Projekte umsetzt und Der Vortrag wurde von Fotos und Filmen be- Österreichischen Kulturforums Madrid, am 2013 mit dem Preis für Interkulturellen Dialog gleitet, die der Künstler in Mosambik, wo er 23. März in der Sagrada Familia ein Konzert des Landes Oberösterreich ausgezeichnet wur- seit Ende der 1990er-Jahre mehrere Monate des österreichisch-spanischen Trios Rosa Zar- de, verbrachte auf Einladung des Kulturzen- pro Jahr verbringt, produziert hat. agoza, Arón Saltiel und Hakan Gürses statt. trums Grad und des Österreichischen Kultur- Vor seinem Vortrag begeisterte Werner Die bis auf den letzten Platz gefüllte Krypta forums Belgrad drei Wochen als Artist in Re- Puntigam das zahlreich erschienene Publi- der Basilica war der perfekte Rahmen für sidence in Serbien. In diesem Rahmen arbei- kum mit einer multidisziplinären Live-Per- dieses besondere Konzert. tet er künstlerisch und knüpft Kontakte zur formance mit Posaune, Muschelhorn und Vi- Das Konzert bot eine großartige Mischung serbischen Kulturszene. In einem Vortrag am suals.  aus sehr unterschiedlichen Musikstücken aus 18. März im Museum Afrikanischer Kunst http://www.aussenministerium.at/Belgrad den Traditionen des jüdischen, christlichen und muslimischen Kulturkreises, angefan- Anna M. Kokits & Ori Wissner-Levy gen von kurdischen Volksliedern über Cara- melles (traditionelle katalonische Osterge- sänge) bis hin zu sephardischer Musik. Die drei MusikerInnen zeigten sich dabei als MeisterInnen ihres jeweiligen Faches und prä- sentierten die Stücke mit großer Leidenschaft, Hingabe und Lebensfreude. Ihre „Chemie“ übertrug sich auch auf das Publikum, sodaß das Konzert nicht nur eine außergewöhnli- che musikalische Erfahrung brachte, sondern auch zu einem sehr emotionalen Erlebnis wurde. Die Initiative für dieses Konzert war vom Institut de Música Jueva (Institut für jüdische Musik) in Barcelona ausgegangen, das sich als überaus angenehmer, enthusias- Foto: Österreichisches Kulturforum Tel Aviv tischer, professioneller und verläßlicher um Auftakt der Feiern aus Anlaß 60 Jah- geisterten – letzteres wurde vom israelischen Partner des Kulturforums Madrid erwies.  Zre diplomatische Beziehungen zwischen Fernsehen aufgenommen. Auf dem Pro- http://www.foroculturaldeaustria.org Israel und Österreich organisierten das Ös- gramm standen u.a. Werke von Ludwig van terreichische Kulturforum und die Österrei- Beethoven, Franz Schubert, George Gersh- chische Botschaft Tel Aviv vom 7. bis 9. März win und Karol Szymanowski. Die nächste drei Konzertabende mit der österreichischen Veranstaltung des ÖKF Tel Aviv zu den 60 Pianistin Anna Magdalena Kokits und dem Jahre-Feierlichkeiten war die am 2. April ge- israelischen Geiger Ori Wissner-Levy, die startete erste „Österreichische Filmwoche“ das Publikum bei drei ausverkauften Kon- in Israel.  zerten in Akko, Jerusalem Tel Aviv und be- http://www.bmeia.gv.at/telavivkf

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 47 Österreich, Europa und die Welt »Next – »Psychoprosa« – Thomas Feuerstein Peter Kogler«

it Unterstützung des Österreichischen MKulturforums Brüssel präsentiert das ING Art Center vom 23. März bis 19. Juni 2016 eine Auswahl des vielfältigen Werks des in Wien lebenden, international renom- mierten Künstlers Peter Kogler. Neuere wie auch ältere Arbeiten bieten Einblicke in die (Weiter)Entwicklung des österreichischen Grafikers, Malers und Zeichners. Eigens für Foto: Aurelien Marechal Einzelausstellung als beeindruckende Installation im Grenzbereich von Kunst und naturwissenschaftlicher Versuchsanordnung fasziniert die Gäste in China. er in New York lebende Kurator Zhang gesamte Ausstellungsfläche von über 500 m² DGa, Geschäftsführer Dillion Zhang und wird zum lebenden Labor, in dem Thomas Medienkünstler Hu Jieming eröffneten am Feuerstein das von ihm neu synthetisierte, 26. März die vom Österreichischen General- Die spektakuläre Installation im Grenzbe- konsulat Shanghai unterstützte erste Einzel- reich von Kunst und naturwissenschaftlicher ausstellung eines zeitgenössischen österreichi- Versuchsanordnung ist noch bis Ende Juni schen Künstlers im renommierten Chronus 2016 in Shanghai zu sehen. Workshops und Art Center in Shanghai. Der Tiroler Thomas Vorträge zu biotechnologischen Themen, Feuerstein, 1968 in Innsbruck geboren, be- u.a. von Pei-Ying Lin, Guo Cheng, Daniel eindruckt dabei mit seinem Werkblock „Psy- Franke und Ellen Reed, ergänzen die Aus- choprosa“, wo er biochemische Prozesse als stellung.  künstlerisches Ausdrucksmittel einsetzt. Die http://www.bmeia.gv.at/botschaft/gk-shanghai.html

Foto: ING Art Center »Trzaska / Harnik / Brandlmayr Trio«

die Räumlichkeiten des ING Art Center ge- schaffene skulpturale Werke wie auch Vi- deo-Arbeiten zeugen von den verschiedenen Facetten eines Künstlers, den man in den bei der Personale in Brüssel zu sehenden Arbei- ten fast persönlich zu erspüren glaubt. Die Ausstellung umfaßt auch eine Vi- deoinstallation von Peter Kogler an der Fas- sade des ING Firmensitzes im Herzen von Brüssel. Mit seinem überaus umfangreichen künstlerischen Vokabular und einer stets Foto: Österreichisches Kulturforum Budapest authentisch-klaren Darstellung verkörpern Jazz-Improvisationen zwischen sanften Tönen und post-industriellem Getöse Koglers Werke eine Welt konstanter Verän- it Unterstützung des Österreichischen nelles, kreatives Klavierspiel und Brandlmayrs derung. Seine Arbeiten waren bereits in MKulturforums Budapest und in Koope- minimalistisches, aber originelles Schlagzeug einer Vielzahl von Ausstellungen im In- und ration mit dem Polnischen Institut Budapest in einem fulminanten Zusammenspiel ließen Ausland zu sehen.  konnte das Publikum des Opus Jazz Club im im Club kaum jemanden ruhig sitzen. Die Kom- http://www.austrocult.be Rahmen der Serie „j(A)zz!" das Trio Trzas- positionen changierten zwischen sanften harmo- ka-Harnik-Brandlmayr (Mikolaj Trzaska, nischen Tönen und post-industriellem Getöse, Elisabeth Harnik, Michael Brandlmayr) auf wobei die MusikerInnen den Instrumenten un- ihrer Tour durch Europa auch in Budapest typische Klänge entlockten. Die international willkommen heißen. Radikal und progressiv arrivierten MusikerInnen boten dem Buda- sowie frei von jeglicher Doktrin präsentier- pester Publikum ein Hörerlebnis der musikali- ten sie ihre Eigenkompositionen. Trzaskas in- schen Sonderklasse.  tensives Saxophonspiel, Harniks unkonventio- http://www.okfbudapest.hu

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 48 Österreich, Europa und die Welt Von Wien nach Tauranga Die Wienerin Birgit Anna Krickl ist nach reiflicher Überlegung vor 20 Monaten nach Neuseeland ausgewandert. Sie wird sich in monatlichen Kolumnen mit kleinen und feinen Kulturunterschieden zwischen Österreich und ihrem Gastland ausein- andersetzen. Folge 13: Sandras Geschichte – Teil 1. Foto: Birgit Anna Krickl Ein Blick auf die Kleinstadt Wanaka auf der Südinsel von Neuseeland am Südostende des Lake Wanaka.

n diesem und in meinem nächsten Beitrag gestillt ist, dachte ich, kann ich mich zur ne alte Frau sein. Das ist mein vorrangiges Imöchte ich Sandras Geschichte teilen: Ich Ruhe setzen und später einmal eine zufriede- Ziel im Leben, mein Motto nach dem ich lernte die gebürtige Deutsche vor ungefähr leben möchte, wenn ich alt bin, eine zufrie- einem Jahr kennen, zu dem Zeitpunkt war dene, ausgeglichene alte Frau sein, die mit ich gerade frisch nach Hamilton gezogen. sich und der Welt im Reinen ist. Und für mich Wir verstanden uns auf Anhieb und es ent- gehörte unter anderem dazu, diesen Welten- wickelte sich schnell eine wertvolle Freund- hunger zu stillen und diese wunderbare und schaft. Auch sie ist vor einiger Zeit nach bunte Welt zu erkunden. Ich wußte, daß ich Neuseeland gekommen, ihre Geschichte hat- es bereuen würde, wenn ich es nicht täte, te einen anderen Verlauf als meine und ich also folgte ich diesem Ruf. war beim Zuhören sehr berührt von Sandras Und so hatte ich 2004 beschlossen, eine Erzählungen. Weltreise für ca. neun Monate zu machen. „Vor ungefähr zehn Jahren, als ich noch In Thailand (erster Stopp meiner Reise) traf meine Ausbildung machte, spürte ich das ich ein neuseeländisches Pärchen, mit dem erste Mal einen Weltenhunger, einen Hunger ich mich schnell befreundete und die ich in auf die Welt. Ich wollte einerseits die Welt Neuseeland (letzter Stopp meiner Reise) erfahren, doch andererseits merkte ich, daß besuchte, als ich später durch das Land rei- ich noch nicht bereit dafür bin. Also be- ste. Seither sind wir immer in Kontakt ge- schloß ich, meine Ausbildung zuerst fertig blieben. Damals war Neuseeland für mich zu machen. Doch dieser Gedanke ließ mich nur ein Land von vielen auf meiner Reise und

nicht los, ich wollte die Welt erkunden und Foto: privat ich hatte ihm keine große Bedeutung gege- eines Tages, nachdem dieser Weltenhunger Birgit Anna Krickl ben. Wieder zurück in Deutschland, vergin-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 49 Österreich, Europa und die Welt gen die Jahre, ich war beruflich erfolgreich und hatte auch einige Reisen unternommen. Dennoch schien immer noch etwas zu feh- len. Ich spürte diese Unruhe wieder. Nach all den Reisen die ich unternommen hatte, ver- spürte ich den Wunsch auch einmal in einem anderen Land zu arbeiten, zu erfahren, wie es ist, in einem anderen Land zu leben. Und dann wachte ich eines Tages mit dem Ent- schluß auf, nach Neuseeland zu gehen, auch wenn ich nicht wußte, warum genau dieses Land. Also kündigte ich meine Arbeitsstelle und beantragte ein Work-and-Travel-Visum, das mir für ein Jahr lang erlaubte, in Neu- seeland zu arbeiten und zu reisen. Ich kon- taktierte meine neuseeländischen Freunde, die in Wanaka auf der Südinsel lebten um ihnen mitzuteilen, daß ich wieder nach Neu- seeland komme und wir uns unbedingt tref- Birgit Anna Krickls deutsche Freundin Sandra fen sollten. Zu diesem Zeitpunkt hatten meine Freun- de gerade zwei kleine Kinder und führten ein kleines Hotel. Sie konnten Hilfe mit den Kin- dern und mit dem Hotel brauchen und sie fragten mich, ob ich Interesse hätte, für sie über den Winter zu arbeiten. Ich sagte zu und setzte meinen Plan um. Da wir uns so gut verstanden, arbeitete ich das ganze Jahr für die beiden. Das war ein so schönes Jahr, ich bin während dieser Zeit auch viel in Neusee- land gereist, habe Land und Leute und auch mich selbst besser kennengelernt. Eines Tages saß ich dann auf der Veranda und fühlte mich überglücklich, mir ging es innerlich so gut und ich war im Reinen mit mir und meinem Leben, und das war der Mo- ment, wo Neuseeland mir das Herz raubte. Ich fühlte, ich bin bei mir selbst angekom- men und ich fühlte mich so zentriert, wie ich Foto: Birgit Anna Krickl Foto: selfie Der Mount Cook ist der höchste Berg Neuseelands (3724 m). es vorher noch nie gespürt hatte. Als ich nach diesem Jahr wieder nach Hause kam, hatte Herz höher schlagen ließ und ich wollte her- der Nordinsel zu arbeiten. So hat alles hier ich richtig getrauert, auch wenn es schön war, ausfinden, was es ist. Ich besuchte zunächst begonnen…“ meine Familie und meine Freunde wieder um meine Freunde in Wanaka wieder und im Wie es Sandra in den ersten zwei Jahren mich zu haben. Ich wußte, es würde einige Laufe der ersten Wochen ist mir dann alles emotional ging und wie sie es schaffte, hier Zeit dauern, nach einem längeren Auslands- praktisch zugeflogen, was ich zu diesem in Neuseeland Fuß zu fassen, davon wird sie aufenthalt wieder Zuhause emotional anzu- Zeitpunkt brauchte. Durch meine Berufliche in der nächsten Ausgabe berichten. kommen. Doch nach 18 Monaten hatte ich Erfahrung als Erzieherin im Umgang mit Ich bin dankbar, daß ich Sandra kennen mich noch immer nicht richtig an das Leben Menschen mit Behinderung bekam ich ein gelernt habe und daß wir uns gegenseitig in Deutschland gewöhnt und noch immer Vorstellungsgespräch in Hamilton und somit eine Freundin sein können, vor allem, wenn Neuseeland nach getrauert. Da dachte ich, den Job an der Schule. Ich absolvierte den es einmal nicht so einfach ist, weit weg von daß ich nochmal nach Neuseeland zurück benötigen Englischtest und überflog alle be- zu Hause zu leben, zum Beispiel zu Weih- muß, um herauszufinden, was mich so an- vorstehenden Hürden wider erwarten. Das nachten oder besonderen Festtagen. Wir ver- zieht an diesem Land oder mich einfach mußte doch alles ein Zeichen sein, das dies stehen uns ohne viele Worte, denn wir haben nochmal richtig von diesem Land zu verab- mein Weg ist. Das Schwierigste für mich denselben kulturellen Hintergrund und wir schieden. war dann nur, daß ich meinen Eltern und haben beide unser Land verlassen, um uns Also kam ich im Jänner 2014 mit dem Freunden sagen mußte, daß ich doch länger auf die Suche nach uns selbst zu begeben Vorhaben nach Neuseeland zurück, hier in Neuseeland bleiben würde als geplant. und um in einem anderen Land das zu fin- einen längeren Urlaub zu machen. Irgend- Ich beantragte also mein Arbeitsvisum den, was uns in Deutschland oder in Öster- etwas machte mich hier glücklich, das mein und begann im April 2014 in Hamilton auf reich gefehlt hat. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 50 Österreich, Europa und die Welt Weltbund-Tagung Auslandsösterreichertreffen 2016 1. bis 4. September 2016 in Feldkirch in Vorarlberg Der Weltbund veranstaltet jedes Jahr für seine Mitglieder und deren Freunde ein großes, internationales Treffen in Österreich. Sie haben die Möglichkeit sich über Internet anzumelden. Kontakt: Dr. Irmgard Helperstorfer – http://www.weltbund.at/aktuelles_termine.asp An allen mit einem  gekennzeichneten Veranstaltungen können Sie nur mit einer gedruckten Einladung oder einer Zugangsberechtigung teilnehmen, die Sie bei der Registrierung erhalten!

Donnerstag, 1. September bis hin zum Bergfried mit der Aussichtsplatt- form; Treffpunkt: Montfortplatz 1 09.00 - 18.00 Uhr Registrierung: Atrium im Parterre des Teilnehmeranzahl ist auf 50 Personen pro Montforthauses, Montfortplatz 1, 6800 Führung beschränkt. Eintritt € 6,– pro Person Feldkirch; Rahmenprogramm: Verbindliche auf eigene Rechnung! Anmeldung wegen beschränkter Teilnehmer- 19.30 - 22.00 Uhr  Abendessen auf der zahl unbedingt erforderlich! Bitte nur eine (!) Ort: Burggasse 1, 6800 Feldkirch; Essen auf Veranstaltung des Rahmenprogramms für Rechnung des AÖWB, Getränke auf eigene Donnerstag, 1. September 2016, ankreuzen. Rechnung. Die Teilnehmer können aus folgenden Verbindliche Anmeldung unbedingt erforder- Programmpunkten wählen: lich – ausschließlich für Personen mit 13.30 - 16.30 Uhr  Besichtigung der Rauch Fruchtsäfte Zugangsberechtigung! GmbH & Co OG in Rankweil. An- und Rückfahrt mit einem Autobus; 50 Min. Freitag, 2. September Firmenpräsentation, 50 Min. Rundgang durch 09.00 - 17.00 Uhr Registrierung: Atrium im Parterre des die Produktion; Treffpunkt: Montforthaus Montforthauses, Montfortplatz 1, 6800 Feld- Beschränkt auf 45 TeilnehmerInnen kirch; Rahmenprogramm: Verbindliche 14.00 - 16.00 Uhr  Führung durch das mittelalterliche Anmeldung wegen beschränkter Teilnehmer- Zentrum Feldkirchs mit Graf Hugo oder zahl unbedingt erforderlich! Gräfin Mechthild, Treffpunkt: Montforthaus Bitte nur eine (!) Veranstaltung des 14.00 - 16.00 Uhr  Führung durch das Schattenburg- Rahmenprogramms für Freitag, 2. September 16.00 - 18.00 Uhr museum – Besichtigung der Museumsräume 2016, ankreuzen. Foto: Stadtmarketing Feldkirch @ Nik Scorpic

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Die Teilnehmer können aus folgenden Samstag, 3. September Programmpunkten wählen: 10.00 - 12.00 Uhr Festakt mit Auszeichnung des „Aus- 09.00 - 11.00 Uhr,  Führung durch das mittelalterliche landsösterreichers des Jahres 2016“ im Zentrum Feldkirchs mit Graf Hugo oder Großen Saal im Parterre des Montforthauses Gräfin Mechthild, Treffpunkt: Montfortplatz 1 12.15 Uhr  Festessen auf Einladung des Herrn 09.00 - 13.00 Uhr  Genußtour – Besichtigung der Brauerei Bundesministers für Europa, Integration Frastanzer sowie ein Besuch in der Sennerei und Äußeres (BMEIA) Sebastian Kurz im Schnifis; An- und Rückfahrt mit einem Montforthaus Autobus, Treffpunkt Montfortplatz 1; 14.30 - 17.30 Uhr Generalversammlung 2. Teil Teilnehmeranzahl ist auf 49 Personen Kleiner Saal im Montforthaus beschränkt. Eintritt: € 15,– pro Person (Inkl. 20.30 Uhr  Ball des Auslandsösterreicher- Verkostung) auf eigene Rechnung! Weltbundes im Großen Saal im Parterre 09.00 - 11.30 Uhr  Natur-Aktiv-Tour – Kultur und Natur- des Montforthauses führung über den Dächern von Feldkirch Achtung: gutes Schuhwerk (Knöchelhoch) Sonntag, 4. September und Trittsicherheit erforderlich! Findet nur bei gutem Wetter statt. Treffpunkt: Montfort- 09.30 Uhr Evangelischer Gottesdienst platz 1; die Teilnehmeranzahl ist auf 40 Per Pauluskirche, Bergmanngasse 1 sonen beschränkt. 09.30 Uhr Katholischer Gottesdienst 08.30 - 12.00 Uhr  Führung bei Doppelmayr Seilbahnen in Dom St. Nikolaus, Domplatz 6 Wolfurt; An- und Rückfahrt mit einem 12.00 Uhr  Abschlußmittagessen im Hotel Montfort, Autobus, Treffpunkt: Montfortplatz 1; Teil- Galuragasse 7, 6800 Feldkirch, Essen € 25,– nehmeranzahl ist auf 60 Personen beschränkt. auf eigene Rechnung; Getränke auf Rechnung 14.00 - 18.00 Uhr Generalversammlung 1.Teil des AÖWB. Verbindliche Anmeldung unbe- Ort: Kleiner Saal im Montforthaus dingt erforderlich!Ausschließlich für 19.30 - 22.30 Uhr  Empfang des Landeshauptmannes von Personen mit Zugangsberechtigung! Vorarlberg, Markus Wallner, und des An allen mit einem  gekennzeichneten Veranstaltungen können Bürgermeisters von Feldkirch, Wilfried Sie nur mit einer gedruckten Einladung oder einer Zugangsbe- Berchtold im Großen Saal im Parterre des rechtigung teilnehmen, die Sie bei der Registrierung erhalten! Montforthauses. Änderungen vorbehalten! Foto: Stadtmarketing Feldkirch @ Nik Scorpic

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 52 Innenpolitik Stichwahl am 22. Mai Die Wahl zur Bundespräsidentin/zum Bundespräsidenten am 24. April führte zwar zu einem mehr als überraschenden Ergebnis, aber zu keinem neuen Staats- oberhaupt. Die Kandidaten von SPÖ und ÖVP, Rudolf Hundstorfer und Univ.-Prof. Andreas Khol, erlangten – gemeinsam – nur 22,4 Prozent der Stimmen.

chon die Tatsache, daß sich bereits bei ren für die Einführung einer Obergrenze bei Faymann hatte dann am 15. März nach Sder letzten Nationalratswahl vom 29. Asyl-Werbern. Am stärksten war die Zu- dem Ministerrat erneut eine „klare Sprache“ September 2013 durch den Einzug der NEOS stimmung bei der FPÖ mit 92 %, gefolgt von der deutschen Kanzlerin Merkel eingefor- die Mehrheiten im Hohen Haus verändert der ÖVP mit 88 %. Aber auch in der SPÖ dert. „Solange der Eindruck entsteht, daß hatten und sich nunmehr sechs Parteien um war eine Mehrheit von 64 % für die Einfüh- jeder bis nach Deutschland kommen kann, die Gunst der WählerInnen bemühen, ließ rung einer Obergrenze, nur 27 % waren – solange wird es für alle anderen schwierig, eine Stichwahl als ziemlich sicher erschei- wie die Parteiführung – gegen Obergrenzen. die Beschlüsse des vergangenen EU-Gipfels nen. Meinungsumfragen vor der Wahl zur Nach Meinung von 76 % jener, die sich – das Ende des Durchwinkens – umzusetzen. Bundespräsidentin/zum Bundespräsidenten für Obergrenzen aussprachen, sollte diese Und solange wird auch ein Druck auf der verstärkten dies insoferne, als Norbert Hofer Grenze bei maximal 20.000 Flüchtlingen pro Balkan- und auf Ausweichrouten liegen“, so von der FPÖ, Univ.-Prof. Alexander Van der Jahr liegen. 69 % der ÖsterreicherInnen be- Faymann. Es müsse klargestellt werden, daß Bellen (unabhägig und von den Grünen un- fürchteten, daß durch die Zunahme an das Angebot für Flüchtlinge, etwa von terstützt) und Irmgard Griss (unabhängig) Flüchtlingen die Kriminalität in Österreich Frankreich oder Portugal aufgenommen zu als aussichtsreichste BewerberInnen gehan- steigen wird. werden, angenommen werden muß. Es sei delt wurden. Die Aussicht, daß die beiden Kandidaten der Regierungsparteien SPÖ, Ru- Vorläufiges Endergebnis inklusive Briefwahlstimmen dolf Hundstorfer, und ÖVP, Univ.-Prof. An- dreas Khol, nicht einmal würden sicher sein können, in die Stichwahl zu kommen,ver- stärkte sich. Und dieser Umstand wäre be- reits historisch gewesen, hatten die Kandida- ten der ehemaligen Großparteien in den letz- ten Jahrzehnten nicht immer Konkurrenz und wenn, ergaben die Stichwahlen eindeutige Ergebnisse für einen der beiden.

Umgang der Regierung mit der Flücht- lingsfrage dominierte den Wahlkampf Über einige Monate hindurch vertrat die Bundesregierung, allen voran, Bundeskanz- ler Werner Faymann, die im großen und gan- zen die Flüchtlingspolitik der deutschen Bun- deskanzlerin Angela Merkl, die sich vehe- ment gegen Restriktionen im Zuzug von Flüchtlingen und für eine gemeinsame euro- Stimmenstärkste Kandidaten pro Bundesland päische Lösung aussprach. Es gab einen EU- Beschluß für einen Verteilungsschlüssel auf alle 28 Mitgliedsstaaten, dessen Umsetzung aber bis heute nicht funktioniert – und auf- grund der strikten Weigerung einiger Staaten wohl keine Lösung bringen wird. Eine Gallup-Umfrage für die Tageszei- tung „Österreich“ zeigte Anfang dieses Jah- res eine deutliche Trendwende in der Bewer- tung der Flüchtlings-Krise durch die Öster- reicherInnen: bereits 75 % meinten, „die bis- herige Anzahl an Flüchtlingen ist nicht wei- ter verkraftbar“. Nur noch 17 % glaubten, daß Österreich den bisherigen Flüchtlings-

Ansturm weiter bewältigen kann. 76 % wa- Grafik: Bundesminsterium für Inneres

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 53 Innenpolitik Foto: ORF / Milenko Badzic Vier Tage vor der Wahl und zum Abschluß und Höhepunkt der Vorwahl-Berichterstattung lud der ORF zur sogenannten »Runde der Kandidaten« ins ORF-Zentrum am Küniglberg (v.l.): Rudolf Hundstorfer, Univ.-Prof. Andreas Khol, Norbert Hofer, Univ.-Prof. Alexander Van der Bellen, Irmgard Griss und Richard Lugner. „unvertretbar“, daß zum Beispiel Portugal 7.000 Menschen aufnehmen will und nur Vorläufiges Endergebnis inklusive Briefwahlstimmen 200 gekommen sind, kritisierte Faymann damals. Deutschland habe den Vorteil, daß es Österreich als „Pufferzone“ habe. „Wenn im Sommer wieder 20.000 Menschen am Tag durch Österreich kommen und Deutschland nur Tagesquoten von 6000 Menschen durch- läßt, dann sitzen die Menschen im ‚Warte- zimmer Österreich‘“, so Faymann. Das gelte es rechtzeitig zu verhindern. „Wir müssen jetzt deutlich machen, daß wir nicht als Aus- sengrenze fungieren können“, betonte der Bundeskanzler. Als offensichtlich wurde, daß die ange- strebte EU-Lösung auch längerfristig nicht

funktionieren würde, beschloß der Minister- Grafik: Bundesminsterium für Inneres rat eine Änderung des Asylgesetzes (siehe Wahlkampf stellte das Amtsverständnis der beiden ehemaligen Großparteien Rudolf unseren Bericht auf den Seiten 11 ff). Kandidatin und der Kandidaten dar, das an Hundstorfer (SPÖ) und Univ.-Prof. Andreas Diese „Kehrtwende“ in der Umgangswei- sich einem recht strengen Reglement unter- Khol (ÖVP) auch nur annähernd so viele se der SPÖ-Spitze mit der Flüchtlingsfrage liegt, aber doch auch gewissen Spielraum in Stimmen erhalten, um an der Stichwahl teil- führte zu heftigen Protesten innerhalb der Sachen Gesetzesauslegung erlaubt. Meist ge- nehmen zu können. An erste Stelle gereiht Partei, denn ein Teil davon hatte sich deut- stellte Fragen bezogen sich wohl auf eine hatten die WählerInnen Norbert Hofer von lich dafür eingesetzt, die im Vorjahr begon- eventuelle Angelobung von FPÖ-Chef Heinz- der FPÖ, dahinter Univ.-Prof. Alexander Van nene „Willkommenspolitik“ jedenfalls fort- Christian als Bundeskanzer bzw. auf eine der Bellen, Irmgard Griss und – an letzter setzen zu wollen. mögliche Entlassung der Bundesregierung, Stelle – Richard Lugner. Etwa zwei Stunden Das wurde dann auch zu einem wesent- sollte sie mit der Lösung der Flüchtlingsfra- hatte es dann gedauert, bis feststand, daß lichen inhaltlichen Bestandteil des Wahl- ge überfordert sein. Irmgard Griss nicht an der Stichwahl würde kampfes, die KandidatInnen wurde immer teilnehmen können. wieder gefragt, wie sie denn als Staatsober- Hofer vor Van der Bellen haupt mit der Bundesregierung in dieser Si- Als am Abend des 24. April um Punkt 17 Stichwahl am 22. Mai 2016 tuation umgegangen, ob sie eingeschritten Uhr die erste Hochrechung, die das Institut Die Stichwahl zwischen Hofer und Univ.- wären oder sie hätte gewähren lassen bzw. SORA für den ORF erstellt hat, über die Prof. Van der Bellen findet am 22. Mai statt. sie den gegangenen Weg unterstützt hätten. Bildschirme kam, war die Überraschung http://www.norberthofer.at Ein zweiter wesentlicher Aspekt im perfekt: Erstmals hatten die Kandidaten der http://www.vanderbellen.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 54 Innenpolitik Die SORA Wahlanalyse Norbert Hofer lag in allen Altersgruppen len, Rudolf Hundstorfer und Andreas Khol voran, bei WählerInnen unter 60 Jahren er- gewählt. KritikerInnen der Regierung gaben Die SORA Wählerstromanalyse, durch- reichte er 38 %. Alexander Van der Bellen ihre Stimme vor allem Norbert Hofer, Irm- geführt im Auftrag des ORF, zeigt die Wäh- war bei jüngeren WählerInnen mit 29 % am gard Griss wurde von beiden Gruppen ähn- lerwanderungen ausgehend von der Natio- stärksten, verlor aber mit steigendem Alter lich stark unterstützt. nalratswahl 2013. und lag bei Personen über 60 Jahren bei nur Die Angelobung und Entlassung einer Das starke Abschneiden von Norbert 10 %. Rudolf Hundstorfer und Andreas Khol Regierung durch den Bundespräsidenten Hofer beruht auf einer hohen Mobilisierung erreichten bei WählerInnen über 60 Jahren wurde im Wahlkampf oft thematisiert. In der der FPÖ- WählerInnen der Nationalratswahl deutlich mehr Stimmen, Irmgard Griss mehr Wahltagsbefragung sagen 80 % der Befrag- 2013. 824.000 (86 % der FPÖ-WählerInnen Stimmen bei WählerInnen ab 30 Jahren. ten, daß die/der BundespräsidentIn jede Re- von 2013) haben Hofer ihre Stimme gege- gierung mit einer Mehrheit und unabhängig ben. Bewertung der von den beteiligten Personen angeloben soll. Norbert Hofer hat darüber hinaus Entwicklung Österreichs Am geringsten ist die Zustimmung bei Wäh- 266.000 Stimmen von der ÖVP, 169.000 von Die Entwicklung Österreichs in den ver- lerInnen von Alexander Van der Bellen, die der SPÖ und 122.000 von Team Stronach- gangenen Jahren wird von einer absoluten allerdings ebenfalls mehrheitlich ein solches WählerInnen von 2013 für sich gewinnen Mehrheit von 52 % negativ beurteilt. Einen Amtsverständnis befürworten. können. 49.000 Stimmen für Hofer kommen positiven Trend erkennt nur jede/r zehnte Für eine Entlassung der Regierung bei von Nicht-WählerInnen von 2013 (inklusive WählerIn, die übrigen Befragten sehen keine Stillstand spricht sich rund ein Drittel sehr ErstwählerInnen 2016). Veränderung oder machen keine Angabe. und weitere rund 25 % eher aus. WählerIn- Alexander Van der Bellen konnte 69 % WählerInnen, die eine schlechte Entwick- nen von Norbert Hofer meinen zu fast 50 %, der Grün-WählerInnen von der Nationalrats- lung beklagen, stimmten zu 55 % für Nor- dass ein/e PräsidentIn auf jeden Fall einen wahl 2013 mobilisieren (400.000 Stimmen). bert Hofer. Personen, die positive oder keine solchen Schritt setzen sollte. Weitere 202.000 Stimmen kommen von der Veränderungen feststellen konnten, wählten Gut die Hälfte der Befragten stimmt der SPÖ, 82.000 von NEOS-WählerInnen von zu rund einem Drittel überdurchschnittlich Aussage sehr oder eher zu, daß sich der 2013 und 74.000 von der ÖVP. Van der Bel- oft Alexander Van der Bellen. Bundespräsident laufend in die Innenpolitik len erhält außerdem 84.000 Stimmen von einbringen sollte. WählerInnen von Hofer be- NichtwählerInnen von 2013. Emotionen zur Politik in Österreich fürworten ein solches Amtsverständnis häu- Die WählerInnen von Irmgard Griss Die klare Mehrheit der WählerInnen ist figer. kommen vor allem aus den Reihen der ÖVP- derzeit über die Politik in Österreich ent- Für eine Abschaffung des Amtes spricht WählerInnen von 2013 (208.000 Stimmen) täuscht (40 %) oder verärgert (36 %). Be- sich nur eine Minderheit aus, relativ am gefolgt von SPÖ und Grünen (je rund sonders hoch ist die Verärgerung bei Wäh- stärksten ist die Zustimmung unter Nicht- 120.000 Stimmen). Auch NEOS-WählerIn- lerInnen von Norbert Hofer (63 %). Wäh- wählerInnen. nen von 2013 haben sich häufig für Irmgard lerInnen von Alexander Van der Bellen, Irm- Sehr wichtige Wahlmotive für die Wäh- Griss entschieden (112.000 Stimmen). gard Griss und Andreas Khol sind mehrheit- lerInnen von Norbert Hofer waren ein erwar- Die WählerInnen von Andreas Khol lich enttäuscht. Nur die UnterstützerInnen tetes Verständnis für die Sorgen der Men- kommen vor allem aus den Reihen der ÖVP- von Rudolf Hundstorfer zeigen sich mehr- schen, Kompetenz und die von ihm vertrete- WählerInnen von 2013 (379.000 Stimmen). heitlich zufrieden. nen Werte. WählerInnen von Alexander Van Dennoch hat sich nur rund jede/r dritte ÖVP- Diese Einschätzung findet klaren Nieder- der Bellen stimmten vor allem aufgrund sei- WählerIn von 2013 (34 %) für Khol ent- schlag im Wahlverhalten: Rund 60 % der ner Kompetenz und seiner Erfahrung für ihn, schieden. Verärgerten gaben ihre Stimme an Hofer, Griss-WählerInnen überzeugte in erster Ähnliches gilt für Rudolf Hundstorfer. Enttäuschte wählten vor allem Van der Bel- Linie ihre Parteiunabhängigkeit und eben- Er konnte rund ein Drittel der SPÖ-Wäh- len und Griss. falls ihre Kompetenz. lerInnen von 2013 für sich gewinnen (32 %, Die Kompetenz war auch bei Rudolf 402.000 Stimmen). Zufriedenheit mit Bundesregierung Hundstorfer ein sehr wichtiges Wahlmotiv, Zu Richard Lugner fließen 35.000 Stim- Mit der Bundesregierung aus SPÖ und ebenso wie seine politische Erfahrung. Bei- men von SPÖ-WählerInnen der National- ÖVP sind nur 3 % sehr und 27 % eher zufrie- de Gründe waren auch für die WählerInnen ratswahl 2013, 18.000 von ÖVP-WählerIn- den, knapp 70 % sind unzufrieden. Nur bei von Andreas Khol sehr wichtig. nen, 16.000 von NichtwählerInnen und WählerInnen von Rudolf Hundstorfer findet 10.000 von der FPÖ. sich eine mehrheitliche Zufriedenheit, selbst Wahlbeteiligung unter WählerInnen von Andreas Khol – als Die Wahlbeteiligung bei der Bundesprä- Wer hat wen gewählt? Kandidaten der zweiten Regierungspartei – sidentenwahl betrug 68,5 %. Das sind um Bei der Bundespräsidentenwahl 2016 halten sich positive und negative Urteile die 14,9 Prozentpunkte mehr als bei der Bundes- wählten Männer vor allem Norbert Hofer, Waage. Unter den WählerInnen von Norbert präsidentenwahl vor sechs Jahren. Frauen Frauen stimmten häufiger für Irmgard Griss Hofer finden sich mit 45 % „sehr“ Un- und Personen über 60 Jahren sind dieses Mal und Alexander Van der Bellen. Auch Richard zufriedenen deutlich mehr kritische Perso- etwas weniger häufig wählen gegangen, das Lugner wurde eher von Männern als Frauen nen. gilt auch für Personen mit formal niedrigerer unterstützt. Die übrigen Kandidaten erhiel- Befragte, die der Bundesregierung zumin- Bildung und von der Politik in Österreich ten ähnlich viele Stimmen von beiden dest ein bedingt positives Zeugnis ausstellen, enttäuschte WählerInnen.  Geschlechtern. haben in erster Linie Alexander Van der Bel- http://www.sora.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 55 Innenpolitik Wolfgang Sobotka ist neuer Innenminister Der bisherige niederösterreichische Finanzlandesrat Wolfgang Sobotka übernimmt das Amt der bisherigen Innnenministerin Johanna Mikl-Leitner – sie kehrt als Stellverteterin der Landeshauptmanns zurück nach Niederösterreich. nnenministerin Johanna Mikl-Leitner hat Imich informiert, daß sie ihre Zukunft in Niederösterreich sieht. In Abstimmung mit Erwin Pröll habe ich diesem persönlichen Wunsch entsprochen“, betonte ÖVP-Bun- desparteiobmann Reinhold Mitterlehner am 10. April. Bei der scheidenden Innenministe- rin bedankte sich Mitterlehner für ihre jahre- lange exzellente Arbeit, mit der sie viel für Österreich vorangebracht habe. Johanna Mikl-Leitner habe auch unter den schwieri- gen Umständen der Flüchtlingskrise stets ihre Linie beibehalten und damit eine Wende in der europäischen Flüchtlingspolitik herbei- geführt. „Die Innenministerin hat mit ihrer Politik der klaren Worte das Ende des Durch- winkens nach Mitteleuropa eingeleitet und die Weichen für weitere notwendige Entschei- Foto: HBF / Peter Lechner dungen an der Grenze und in Österreich ge- v.l.: Bundeskanzler Werner Faymann, Innenminister Wolfgang Sobotka, stellt“, so Mitterlehner. Bundespräsident Heinz Fischer und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner energisch er die Interessen Niederösterreichs nämlich Sicherheit und Migration.“ Den ein- Mikl-Leitner hat gegenüber dem Bund vertreten hat, so hart geschlagenen Kurs von seiner Vorgängerin exzellente Arbeit geleistet wird er auch für Österreichs Interessen in werde Sobotka konsequent fortführen, denn Für Landeshauptmann Erwin Pröll ist „die- Europa kämpfen.“ bei Sicherheit und Lebensqualität der Öster- se Zukunftsentscheidung bereits lange ge- reicher dürfe es keine Experimente geben. reift und hat sich in den letzten Wochen je- »Habe schönste Aufgabe vor mir« den Tag mehr bestätigt“, so der Landeshaupt- „Ich habe den härtesten Job der Republik Angelobung durch den mann. „Johanna Mikl-Leitner hat als In- hinter mir und die schönste Aufgabe vor Bundespräsidenten nenministerin gerade bei der Flüchtlings- mir“, betonte die LH-Stellvertreterin in Nie- Neben Sobotka waren auch die Bundes- krise national und international Standfestig- derösterreich Johanna Mikl-Leitner. Für die kanzler Werner Faymann und Vizekanzler keit bewiesen. Heute sind alle auf dem Weg, Zeit im Innenministerium merkte sie an, daß Reinhold Mitterlehner bei der Angelobung in den sie als Innenministerin schon vor einem gerade in den letzten Monaten die Sicher- der Hofburg anwesend. Sobotka wurde zu- Jahr vorgezeichnet hat“, so Pröll. Auch der heitslinie des Innenministeriums zur Sicher- dem von seiner Familie begleitet. Zeitpunkt für die Personal-Entscheidung sei heitslinie der gesamten Regierung geworden „Ich gehe heute als frisch angelobter der richtige: „Mikl-Leitner hat eine exzellen- sei. Eine Sicherheitslinie, die den Österrei- Sicherheitsminister mit großer Freude und te Arbeit vorgelegt, die Wolfgang Sobotka chern Sicherheit und Stabilität gebe. Dabei großem Respekt dem Amt gegenüber an sehr gut weiterführen wird. Darüber hinaus dankte sie auch dem Vizekanzler und Bun- diese Aufgabe heran“, sagte Sobotka in einer ist die Personal-Entscheidung zur Halbzeit desparteiobmann für das Vertrauen auch in ersten Stellungnahme. „Ich möchte Ihnen der Bundesregierung zur richtigen Zeit stürmischen Zeiten. Mit ihrem designierten heute klar sagen, daß ich auf Teamarbeit getroffen, um guten Gewissens in die näch- Nachfolger sei für Mikl-Leitner das Mini- zähle und auch voll und ganz vor und hinter ste Wahl gehen zu können.“ sterium in sehr guten Händen. meinem Team stehe. Das Team, das gesamte Ministerium, ist gut aufgestellt. Das weiß ich Sobotka wird für Österreichs »Keine Experimente bei Sicherheit« aufgrund der Erfahrungen von Johanna Interessen kämpfen Für Innenminister Wolfgang Sobotka sei Mikl-Leitner. Wie wir diese erfolgreiche Zu- Pröll betonte in Richtung des designier- es eine große Ehre mit der Leitung eines Bun- sammenarbeit aber fortsetzen, wird an uns ten Innenministers: „Wolfgang Sobotka hat desministeriums betraut zu werden: „Das In- liegen. Ich werde jedenfalls von Beginn an in 18 Jahren Regierungsarbeit in Niederös- nenministerium ist das Schlüsselministerium den Kontakt zur Mannschaft, zu den Dienst- terreich ausreichend Erfahrungen gesammelt schlechthin und zentrale Drehscheibe für die stellen aber auch zu den Bürgerinnen und und Durchsetzungsfähigkeit bewiesen. So zentralen Herausforderungen unserer Tage – Bürgern suchen“, sagte Sobotka. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 56 Innenpolitik 200 Jahre nach dem Vertrag von München Festveranstaltung »Salzburg 20.16« am 14. April in der Residenz Foto: LMZ / Neumayr MMV Musikalisch eröffnet wurde der Festabend in der Residenz Salzburg vom Ensemble »Blechlust« des Mozarteumorchesters Salzburg, einem »Word-Rap-Salzburg« und den »Beatboxern«. m 14. April 1816 wurde der Vertrag von die rund 550 Gäste der Festveranstaltung mas Riedler & Lukas Wagner, die Domkapell- AMünchen geschlossen. Bayern verzich- „Salzburg 20.16 – 200 Jahre Salzburg bei knaben und -mädchen und die Jugendkan- tete darin auf den Großteil Salzburgs sowie Österreich“, zu der Landeshauptmann Wil- torei am Dom sowie Wolfram Paulus. auf das Innviertel und seinen Anteil am Haus- fried Haslauer in den Carabinierisaal einge- Zu den Festgästen zählten u.a. Erzbischof ruckviertel im Austausch gegen die Pfalz. laden hatte, willkommen. Franz Lackner, die Äbte Korbinian Birnba- Bei Bayern verblieben Berchtesgaden und Musikalisch eröffnet wurde der Festabend cher (St. Peter) und Johannes Perkmann (Mi- die Gebiete um Tittmoning, Waging, Laufen, vom Ensemble „Blechlust“ des Mozarteum- chaelbeuern), Vizekanzler Reinhold Mitter- Teisendorf und Staufeneck. Auf den Tag ge- orchesters Salzburg, einem „Word-Rap-Salz- lehner, die Minister Sophie Karmasin, Wolf- nau zwei Jahrhunderte später, am Donners- burg“ und den „Beatboxern“. Im Programm gang Brandstetter und Andrä Rupprechter, tag dem 14. April 2016, fand in der Salzbur- folgten neben weiteren künstlerischen Dar- die Landeshauptleute Hermann Schützen- ger Residenz eine Festveranstaltung statt, in bietungen die Ansprachen von Landeshaupt- höfer (Steiermark), Günther Platter (Tirol), der das Jubiläum „200 Jahre Salzburg bei mann Wilfried Haslauer und Bundespräsi- Erwin Pröll (Niederösterreich) und Josef Österreich“ im Mittelpunkt. dent Heinz Fischer. Die Festrede hielt Sven- Pühringer (Oberösterreich), Bundesrats-Prä- Eric Bechtolf, der künstlerische Leiter der sident Josef Saller, Landtagspräsidentin Bri- Mit einer Ehrensalve Salzburger Festspiele. Bayerns Ministerprä- gitta Pallauf und Zweite Präsidentin Gudrun der Historischen Struckerschützen aus Alten- sident Horst Seehofer mußte kurzfristig absa- Mosler-Törnström, die Salzburger Landesre- markt im Pongau sowie mit traditioneller gen. An seiner Stelle nahm Beate Merk, die gierungsmitglieder Astrid Rössler, Christian Marschmusik, gespielt von der Trachtenmu- bayerische Staatsministerin für Europaange- Stöckl, Hans Mayr, Martina Berthold, Josef sikkapelle Altenmarkt unter der Stabführung legenheiten und regionale Beziehungen, an Schwaiger und Heinrich Schellhorn, Salz- von Kapellmeister Karl Weiss, wurde Bun- dem Festakt teil. burgs Bürgermeister Heinz Schaden, Ge- despräsident Heinz Fischer in Salzburg emp- Für den musikalischen und künstleri- meindebund-Präsident Helmut Mödlham- fangen. Die Schützen vor der Salzburger Re- schen Rahmen sorgten weiters Sabina Hank, mer und Festspiel-Präsidentin Helga Rabl- sidenz und die Musikkapelle im Hof hießen Benjamin Schmid, Hubert von Goisern, Tho- Stadler.

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Es gab Ansprachen von Landeshauptmann Wilfried Haslauer und Bundespräsident Heinz Fischer. Die Festrede hielt Sven-Eric Bechtolf, der künstlerische Leiter der Salz- burger Festspiele. Als offizielle Vertretung der bayerischen Staatsregierung nahm Beate Merk, Staatsministerin für Europaangele- genheiten und regionale Beziehungen, an der Festveranstaltung teil.

Haslauer: Festakt als Plädoyer für Selbstwert „Wenn wir heute in diesem Festakt der 200jährigen Zugehörigkeit Salzburgs zu Österreich gedenken, dann tun wir dies ohne Weihrauch, ohne Glanz und Glorie, ohne Huldigungsposen, aber mit einer gewissen Leichtigkeit, Fröhlichkeit und vor allem Dankbarkeit. Wie immer, so waren es auch Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer bei seiner Festansprache in diesen 200 Jahren Menschen, die durch ihr Handeln Geschichte schreiben, die leben, leiden, hoffen, ertragen, dulden, auch selbst verursachen, neu anfangen, nicht aufgeben und oft auch gleichzeitig Opfer und Täter, Gewinner und Verlierer waren; und es waren die Frauen, die in der Geschichtsforschung zumeist unerwähnt das Leben geprägt und oft auch das Überleben erst ermöglicht ha- ben. Die Salzburger Landesregierung wid- met diesen Menschen in Salzburg in diesen 200 Jahren den heutigen Festakt, nicht den Jahreszahlen, nicht den Herrschenden, nicht den Staatsformen und schon gar nicht den kriegerischen Ereignissen. Wir, und damit meine ich unsere Gene- ration, haben Glück gehabt, nicht nur, daß wir in Salzburg und in Österreich leben, vor allem daß wir jetzt, in unserer Zeit leben dür- fen, in einem Wohlstand, wie es ihn nie zu- Fotos: LMZ / Neumayr MMV Bayerns Staatsministerin Beate Merk überbrachte eine Grußbotschaft von vor gegeben hat, mit Rechtsstaatlichkeit, Ministerpräsident Horst Seehofer, der kurzfristig verhindert gewesen war. Meinungsfreiheit, Menschenrechten, Demo- kratie, sozialer Absicherung und vor allem ber wert, wie behutsam gehen wir mit den terschiedlichkeiten, ihren geschichtlichen, hier bei uns in Frieden. Der Blick zurück, aber Errungenschaften unserer Zeit um, wie sozialen, kulturellen Besonderheiten, die ein auch die aktuelle Situation im Zusammen- respektvoll mit den demokratisch legitimier- vielfärbiges und doch harmonisches Gesicht hang mit den gegenwärtigen Herausforde- ten Institutionen unseres gemeinsamen haben. Sie leben, was den emotionalen Er- rungen zeigen, daß all dies nicht selbstver- Staates. folg von Demokratie ausmacht: Nähe.“ ständlich ist, nicht nur einmal für immer Es ist schön, Österreicherin und Österrei- erkämpft wurde, sondern in einem täglichen cher zu sein. Österreich schenkt uns wunder- Seehofer: Eng miteinander verbunden Ringen immer wieder neu erworben werden bare Nachbarn in Oberösterreich, Tirol, und Vorreiter der Zukunft muß, indem der Gedankenlosigkeit Bewußt- Kärnten und der Steiermark. Dazu kommen Bayerns Ministerpräsident Horst Seeho- sein, der Leichtfertigkeit Verantwortung und noch – zwar nicht mehr ganz Österreich – fer übermittelte an das Land Salzburg fol- der Gleichgültigkeit Leidenschaft entgegen- jene in Bayern, wo man sich als Salzburger gende Grußworte: „Bayern und Salzburg zusetzen ist. auch daheim fühlen kann, ohne dort zu haben viel gemeinsam: Historisch eng mit- So ist der heutige Festakt vor allem ein Hause zu sein. einander verbunden, sind unsere beiden Län- Plädoyer für Selbstwert, weniger für Selbst- Vielleicht sind 200 Jahre Salzburg bei der heute Vorreiter der Zukunft und gleich- bewußtsein und schon gar nicht für Selbst- Österreich eine gute Gelegenheit darauf hin- zeitig liebens- und lebenswerte Heimat. Un- gefälligkeit. Nein, es geht darum, was sind zuweisen, daß diese gar nicht so kleine Repu- sere Bürgerinnen und Bürger sind stolz auf wir uns als Salzburger, als Österreicher, als blik im Herzen Europas aus der Buntheit ihrer ihre regionalen und kulturellen Traditionen. Europäer, vor allem aber als Menschen sel- neun Bundesländer besteht, mit all ihren Un- Weltoffenheit und Heimatliebe, Hochkultur

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und ländliche Vielfalt gehören bei uns ganz selbstverständlich zusammen. Wir haben un- sere Heimat im Herzen, Europa und die Welt im Blick. Ich wünsche Salzburg ein glückli- ches Jubiläumsjahr, alles Gute und Gottes Segen.“

Fischer: Land der landschaftlichen und kulturellen Vielfalt „Salzburg war immer schon ein Land der Vielfalt: in landschaftlicher und auch in kul- tureller Hinsicht. Im gesamtösterreichischen Vergleich ist Salzburg heute eines der wohl- habendsten Bundesländer, aber es hat in sei- ner Geschichte auch bittere Armut kennen- gelernt“, sagte Bundespräsident Heinz Fi- scher. Die Gründung der Salzburger Fest- spiele, aber auch der Bau der Großglock- Bundespräsident Heinz Fischer nerstraße verfolgten mehrere Ziele, zu denen aber auch das Bemühen zählte, der sozialen und ökonomischen Krise entgegenzuwirken und neue Horizonte in kultureller und touris- tischer Hinsicht zu öffnen. Die Entwicklung des Landes in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bezeichnete Fischer als Erfolgs- geschichte. Die Strahlkraft der Landeshaupt- stadt gehe weit über Europa hinaus. Mit sei- nen Universitäten sei Salzburg nicht nur ein künstlerisches, sondern auch ein wissen- schaftliches Zentrum. In manchen Phasen der Geschichte, vor allem in der Zwischenkriegszeit, seien die Beziehungen zwischen Salzburg und Wien nicht frei von Spannungen gewesen. Der Bun- despräsident zitierte abschließend Landes- hauptmann Haslauer. Dieser schreibt in sei- nem Beitrag in der vom Land Salzburg her- ausgegebenen Publikation „Salzburg – Wien: Festredner Sven-Eric Bechtolf Eine späte Liebe“: „Vielleicht gibt dieses Ju- biläum Anlaß, auch mehr über das Gemein- same zu sprechen und nicht über das Tren- nende.“ Fischer dazu: „Das ist ein guter Vor- schlag und ein schönes Ziel. Denn die Wie- ner und die Salzburger unterscheidet so man- ches. Aber alle sind Österreicher und in gleicher Weise auch Europäer.“

Bechtolf: Geschichte ist eine von fremder Hand dargebotene Chimäre Für Festredner Sven-Eric Bechtolf wirft das Jubiläum in erster Linie Fragen auf, Fra- gen nach dem Wesen von Geschichte und Ge- schichtsschreibung: Wie konkretisiert sich Geschichte? Ist Geschichte nur eine Idee? Eine Interpretation? Ist Geschichtsschrei- bung letztlich das Werk von Dichtern, das dem Ziel dient, ihr einen Sinn zu implizie-

Fotos: LMZ / Neumayr MMV ren? Gesichte sei, so Bechtolf, eine von frem- Sorgte mit für den musikalischen und künstlerischen Rahmen: Hubert von Goisern der Hand dargebotene Chimäre. „Gewiß aber

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 59 Innenpolitik Foto: LMZ / Neumayr MMV

befinden wir uns, wie alle, die vor uns waren Bild oben: Ein Blick auf die Ehren- und Festgäste in der Residenz und alle, die nach uns kommen, unter der Bild unten: Der Haupthof der Residenz mit Arkade und Herkules-Brunnen Tyrannei des immer andauernden und blin- den Jetzt. Dieses Immerjetzt strecken wir zu einer Zeitspanne, die man später eine Epo- che nennen wird und richten uns darin ein. So wie wir der Geschichte Sinn zu geben ver- suchen, um von ihr Sinn zu erfahren, so wie wir eine Persönlichkeit ausbilden, um der inneren und äußeren Welt zu begegnen, so geben wir zu diesem Zweck auch einem be- stimmten Raum Vorrang über alle anderen möglichen Räume und nennen ihn Heimat.“ Heimat sei der seltsame Versuch, das Andere zu erfassen, indem man es exkludiert. Bechtolf fragte in seiner Festrede auch nach dem uns heute verbleibenden Gestal- tungsspielraum. Er stellte fest, daß wir als Mitteleuropäer heute zu den privilegiertesten Menschen gehören, die jemals auf unserem Planeten gelebt haben. „Wir alle wissen aber, daß wir unter anderem durch das globale Foto: LMZ / Neumayr MMV Gefälle zwischen Arm und Reich, durch reli- Abschließend ging der Festredner und uns – die unaufhaltsam noch Stürzenden – giösen Fanatismus, Klimawandel und Raub- künstlerische Leiter des Festivals noch auf die ausspannt. Das wundersame Salzburg ist in bau an den Ressourcen unserer Erde von der fast 100jährige Geschichte der Salzburger diesem Sinne ein wahrhaft beseelter Ort, der Geschichte wenigstens wieder erfaßt wurden Festspiele ein: Diese dokumentiere ein- viel seiner Einmaligkeit und Besonderheit und daß wir sie, trotz aller Zweifel an unse- drucksvoll das Bekenntnis der Salzburger in seiner Kultur, und damit auch seinen Fest- ren Fähigkeiten, gestalten müssen – und Stadt und Land zu einer geistigen Welt, die spielen, verdankt. Umgekehrt gilt dies frei- werden, ob wir wollen oder nicht. Wir alle, die übermäßige Faktizität der Gegenwart lich auch. Daher will ich mich heute für das die wir so einzigartig begünstigt in Europa einer „idealen“ Sphäre unterordnet. Bechtolf: Bekenntnis der Salzburger zu ihren Festspie- leben dürfen, hätten die besten Vorausset- „Ich stelle mir vor, daß die Kunst gewisser- len bedanken.“  zungen dafür und werden sie hoffentlich um- maßen die Seele der Geschichte ist und sich http://www.salzburg2016.at sichtig und verantwortlich nutzen.“ sinngebend über die schon Gestürzten und http://www.salzburg.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 60 »Burgenland Journal« Kontrollgipfel für fairen Wettbewerb Land Burgenland, Arbeiterkammer, Wirtschaftskammer und ÖGB gegen Lohn- und Sozialdumping Foto: Bgld. Landesmedienservice v.l.: Wirtschaftskammer-Präsident Peter Nemeth, Soziallandesrat Norbert Darabos, Arbeiterkammer-Präsident Alfred Schreiner und ÖGB-Landesvorsitzender Wolfgang Jerusalem sprachen sich bei einem Kontrollgipfel für einen fairen Wettbewerb und gegen Lohn- und Sozialdumping aus

er Arbeitsmarkt in Österreich ist an österreichischen Markt tätig sind, um damit cherungsbeiträge. Wir fordern, daß die öster- Deinem Scheideweg angelangt. Die Ar- unmittelbare Auswirkungen auf Wettbe- reichischen Unternehmen, ihre moralische beitslosenzahlen sind speziell im letzten Jahr werbs- und Lohnverzerrungen zu vermeiden. Verantwortung wahrnehmen, in erster Linie besorgniserregend nach oben gegangen – Eine bessere Vernetzung der beteiligten Be- in Österreich arbeitslos gemeldete Menschen Tendenz steigend. Um das Gefüge in unse- hörden sowie mehr Kontrollen durch die Po- einzustellen. Und Unternehmer, die sich rem Sozialstaat nicht zu gefährden, wollen lizei, wodurch Kontrollen auch am Abend durch Lohndumping einen ungerechtfertig- die Sozialpartner nunmehr entsprechende und am Wochenende ermöglicht werden. Dies ten Wettbewerbsvorteil gegenüber ihren kor- Maßnahmen setzten. Mit dem am 12. April erfordert die Befähigung der Polizei sämtli- rekt handelnden Mitbewerbern verschaffen, in Eisenstadt abgehaltenen Kontrollgipfel che im Gesetz angeführten Unterlagen zu sind von allen öffentlichen Aufträgen auszu- fand ein wichtiges Treffen aller im Bur- kontrollieren. schließen“, betonte Landesrat Norbert Dara- genland mit Lohn- und Sozialdumping be- In einer Resolution an die Bundesregie- bos. faßten Behörden und Stellen statt. Dabei setz- rung wurden bereits Forderungen, für eine Lohn- und Sozialdumping bringt den Ar- te man sich inhaltlich mit dem Thema aus- Verbesserung des heimischen Arbeitsmark- beitsmarkt unter Druck und unterläuft den einander und diskutierte Lösungsansätze. Die tes präsentiert. „Darin fordern wir unter an- fairen Wettbewerb. Je koordinierter die mit gemeinsamen Forderungen der Sozialpart- derem eine Verschärfung des Lohn- und der Problematik befaßten Behörden und Stel- ner lauten: Genauere Kontrolle nach den be- Sozialdumpinggesetzes und eine strenge so- len vorgehen, umso wirkungsvoller kann die stehenden Gesetzen und einen intensiveren wie lückenlose Anwendung des neuen Ver- Bekämpfung erfolgen. Dazu AK-Präsident Einsatz vorhandener Instrumente der Behör- gaberechts nach dem Bestbieterprinzip. Das Schreiner: „Unser gemeinsames Ziel am den bei der Vollziehung und Vollstreckung Prinzip gleicher Lohn für gleiche Arbeit am heutigen Tag ist es, die bestehenden Gesetze von Sicherheitsleistungen und Organmanda- gleichen Ort muß lückenlos gelten, natürlich bestmöglich umzusetzen und zu schauen, ten. Dies gilt für alle Unternehmen, die am auch unter Einbeziehung aller Sozialversi- wie wir diese optimal kontrollieren. Die zu-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 61 »Burgenland Journal« ständigen Behörden im Burgenland arbeiten nal zur konsequenten Umsetzung und ein wenn ich deutlich sage, dann meinen wir hier im Rahmen ihrer Möglichkeiten schon dichtes Kontrollnetz. Es braucht eine funk- eine Verdoppelung der jetzt bestehenden Plan- bisher gut zusammen. Dafür möchten wir uns tionierende Struktur im Burgenland, die flä- stellen seitens des zuständigen Ministeriums. auch bedanken. Wo wir aber Verbesserungs- chendeckende Kontrollen und auch Schwer- Nur so ist ein fairer Arbeitsmarkt für alle Be- bedarf sehen, ist in der Abwicklung und Ver- punktaktionen durchführen kann. „Das Per- teiligten möglich“, erklärte ÖGB-Landes- folgung von Anzeigen.“ Vorgeschlagen wird sonal bei der Finanzpolizei im Burgenland vorsitzender Wolfgang Jerusalem abschlies- daher, die beteiligten Behörden im Burgen- muß daher deutlich aufgestockt werden. Und send.  land noch besser zu vernetzen. „Zurzeit läuft alles im Kompetenzzentrum der Wiener Ge- bietskrankenkasse zusammen. Hier sind wir der Ansicht, daß in den jeweiligen Bundes- Das Burgenland als ländern weitergearbeitet werden sollte. Eine Stelle nach dem Vorbild der Wiener Gebiets- krankenkasse würde auch im Burgenland zu Innovationstreiber einer besseren Vernetzung und noch besse- ren Zusammenarbeit der Behörden führen“, ist AK-Präsident Schreiner überzeugt. Wirtschaftskammerpräsident Peter Nemeth warnte davor, Arbeitslose und ausländische Arbeitnehmer in einen Topf zu werfen. Viel- mehr gehe es darum, in jedem einzelnen Fall zu prüfen, weshalb jemand arbeitslos ist, so Nemeth. „Tatsache ist, daß es derzeit schwie- rig ist, Beschäftigte zu finden und ebenso schwierig, mit diesen wettbewerbsfähig am Markt bestehen zu können. Tatsache ist auch, daß die Politik dazu da ist, die entsprechen- den Rahmenbedingungen zu schaffen.“ Die Wettbewerbssituation hat sich in bestimmten Branchen im Burgenland drastisch ver- schlechtert. Die Unternehmen leiden beson- ders unter dem Pfusch und unfairem Wett- bewerb. Umso wichtiger sei daher eine ge- meinsame Vorgehensweise, um wieder mehr Foto: Regionalmanagement Burgenland GmbH/APA-Fotoservice/Hautzinger Fairness für Unternehmen zu erhalten: „Wir v.l.: WiBUG-GF Günter Perner, Landeshauptmann Hans Niessl, Kanzleramtsstaats- sekretärin Sonja Steßl und RMB-GF Harald Horvath brauchen effizientere Kontrollen, sowohl bei Lohn- und Sozialdumping für grenzüber- ei der vom Regionalmanagement Bur- ganzen Burgenland gefördert werden. Auch schreitende Dienstleistungen, genauso aber Bgenland einberufenen Pressekonferenz bei digitalen Innovationen möchte das auch bei vielen Ausprägungen der Schatten- mit Landeshauptmann Hans Niessl und Kanz- Burgenland weiter an Tempo zulegen, damit wirtschaft.“ Derzeit würden noch nicht alle leramtsstaatssekretärin Sonja Steßl wurde am aus 83 Prozent guter Breitbandversorgung bestehenden Instrumente – von der vorläufi- 21. April nicht nur der LTE-Mast im Ein- im Burgenland in Zukunft 100 Prozent wer- gen Sicherstellung bis zum Zahlungstopp – kaufszentrum Oberwart eingeweiht, sondern den. ausgeschöpft. „Hier gibt es im Interesse des auch die erfreuliche Bilanz über die vergan- Chancen auf neue Jobs im Burgenland Wirtschaftsstandorts, der Arbeitnehmer wie gene EU-Förderperiode Phasing Out gezo- durch den neu ausgerichteten Fokus auf Breit- der Arbeitgeber, noch viel zu tun.“ gen. Daß das Burgenland von Steßl als Inno- band und Digitales sieht Staatssekretärin Derzeit verfügt die Finanzpolizei im Bur- vationstreiber bezeichnet wurde, freute nicht Sonja Steßl: „Das Burgenland ist ein In- genland über 20 besetzte Planstellen, davon nur den Landeshauptmann sondern auch die novationstreiber, das hat es in der Vergan- neun am Standort Eisenstadt, elf am Standort beiden für Förderungen zuständigen: den Ge- genheit bereits mehrfach bewiesen, und mit Oberwart, wobei zwei MitarbeiterInnen aus- schäftsführer der Wirtschaft Burgenland den neuen Digitalisierungsvorhaben wird schließlich im Daten- , Informations- und Auf- GmbH (WiBUG), Günter Perner, und den das auch in Zukunft so sein. Ab Ende Mai bereitungscenter tätig sind und nicht operativ Geschäftsführer der Regionalmanagement werden auch unsere neuen Förderprogram- zum Team gerechnet werden können. Lohn- Burgenland GmbH (RMB), Harald Horvath. me für digitale Innovationen bereit stehen, und Sozialdumping schadet nicht nur den Die aktuelle Bilanzierung der Struktur- ich hoffe auch auf viele Bewerbungen aus betroffenen ArbeitnehmerInnen sondern auch fondsförderungen (Phasing Out + grenz- dem Burgenland.“ unserem Sozial- und Steuersystem und vor überschreitende Programme) zeigt, daß das Förderungen speziell für burgenländische allem jenen Unternehmen, die sich an die Ge- Burgenland die EU-Förderungen zu 100 Pro- Start ups sollen die Rekordzahl von 1941 setze halten. Effektive Kontrollen sind spe- zent auslösen konnte (158 Mio. EFRE und burgenländischen Neugründungen im Jahr ziell für das Burgenland besonders wichtig. 52 Mio. ESF-Förderungen). Mit diesen 210 2015 noch weiter erhöhen.  Dies erfordert allerdings ausreichend Perso- Mio. Euro konnten über 7400 Projekte im http://www.rmb.co.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 62 »Burgenland Journal« Bildung schafft Basis für Frieden Österreichweit erster Lehrgang »Global Peace Education« für PädagogInnen auf Burg Schlaining vorgestellt

inen neuen Lehrgang für PädagogInnen Estellte Bildungsreferent Landeshaupt- mann Hans Niessl am 7. April gemeinsam mit Christian Reumann, Kinder- und Jugend- anwalt, PH-Rektor Walter Degendorfer, Chri- stine Teuschler, Vorständin des ÖSFK, Ur- sula Gamauf-Eberhardt, Programmdirek- torin des Österreichischen Studienzentrums für Frieden und Konfliktlösung (ÖSFK), auf der Friedensburg Schlaining vor. Der Lehr- gang „Global Peace Education“ ist eine Ko- operation von Pädagogischer Hochschule, Kinder- und Jugendanwaltschaft Burgenland und Friedensinstitut Schlaining und der erste dieser Art in Österreich. Ziel ist es, vor dem Hintergrund aktueller Ereignisse die Frie- densbildung noch stärker in der Pädagogik zu verankern. Die Themen umfassen Kon-

flikt, Konfliktkompetenz und Konfliktlö- Foto: Bgld. Landesmedienservice sungsmodelle, Sonderformen von Gewalt Vorstellung des neuen Lehrgangs »Global Peace Education« auf Burg Schlaining und Gewaltprävention sowie das Konzept (v.l.): Christian Reumann, Kinder- und Jugendanwalt, Lehrgangsleiterin Ursula der Neuen Autorität. Die Weiterbildung ist Gamauf-Eberhardt, ÖSFK, Landeshauptmann Hans Niessl, Christine Teuschler, Vorstand ÖSFK, PH-Rektor Walter Degendorfer und Bürgermeister Markus Szelinger auf zwei Jahre angelegt und startet im Rah- men der Sommerakademie (3.-8. Juli 2016) lichen arbeiten. Er umfaßt sechs Module im Internationale Expertise auf Burg Schlaining. Ausmaß von insgesamt 30 EC; zwei Module „Die PädagogInnen brauchen fundiertes „Bildung ist ein wichtiger Grundstein für finden auf Burg Schlaining statt, vier an der Hintergrundwissen, das wir mit diesem Lehr- den Frieden“, betonte Niessl. „Wir müssen Pädagogischen Hochschule Eisenstadt. Die gang vermitteln können“, ist Lehrgangs- gerade in der heutigen Zeit erkennen, daß der Weiterbildung fokussiert auf regionale und leiterin Ursula Gamauf-Eberhardt überzeugt. Frieden im Großen sehr eng mit dem Frieden globale Aspekte von Frieden, wobei neben Den internationalen Background und die nö- im Kleinen verknüpft ist. Die großen Flücht- theoretischem Hintergrundwissen großer tige Expertise garantiert die Zusammenarbeit lingsströme stellen uns in vielen Bereichen, Wert auch auf Praxis und den Austausch der mit internationalen Organisationen wie der insbesondere auch im Bildungswesen, vor TeilnehmerInnen untereinander gelegt wird. UNESCO und der OSZE, eingeladen sind große Herausforderungen. Dieser Lehrgang Der Lehrgang ist für vorerst 25 Teilneh- auch ExpertInnen der Universitäten Klagen- für Pädagoginnen und Pädagogen soll eine merInnen konzipiert, angesprochen sind furt und Graz, vom Institut für Neue Autori- Antwort auf diese neuen Herausforderungen PädagogInnen aus ganz Österreich. tät, vom Bolzmanninstitut für Menschen- sein. Friedenspädagogik hilft uns, zumindest rechte, vom Verein „Safer Internet“ sowie den Frieden im Kleinen zu erhalten“. Auch Von Konfliktkompetenz bis zur der PH Burgenland, der Kinder- und Ju- Initiator Kinder- und Jugendanwalt Reumann internationalen Friedenspolitik gendanwaltschaft und vom Friedensinstitut sieht die Weiterbildung für PädagogInnen als Die Themen umfassen Konflikt, Kon- Schlaining. einen Schlüssel im Rahmen der Gewaltprä- fliktkompetenz und Konfliktlösungsmodel- Für PH-Rektor Walter Degendorfer, der vention und Friedensbildung: „Frieden ist le, Sonderformen von Gewalt und Gewalt- die PH auch als Unterstützungssystem für eine komplexe Angelegenheit. Deshalb müs- prävention sowie das Konzept der Neuen die burgenländischen Schulen und Kinder- sen schon Kinder im Umgang mit Konflik- Autorität. Vermittelt werden Fachwissen gärten sieht, ist es „nur konsequent, ange- ten adäquat geschult werden. PädagogInnen über die Grundlagen globaler Friedenspäda- sichts der aktuellen gesellschaftspolitischen sind dabei wichtige MultiplikatorInnen.“ gogik, fachliche, inhaltliche und didaktische Herausforderungen mit diesem Lehrgang Kompetenzen für die eigenständige Gestal- rasch zu reagieren“. Sechs Module (30 EC), tung von friedenspädagogischen Lehr- und Das unterstreicht auch ÖSFK-Vorstand Start im Juli 2016 Lernprozessen sowie deren kritische Refle- Christine Teuschler; hier komme die ausge- Der viersemestrige, berufsbegleitende xion und Dokumentation, ebenso Kompe- zeichnete Zusammenarbeit mit den Bil- Lehrgang richtet sich an PädagogInnen, die tenzen zu Menschen- und Kinderrechten und dungsinstitutionen zum Tragen: „Es ist wich- lehrend und betreuend in Horten, Kinder- Verständnis für internationale Friedenspo- tig, in Netzwerken zu arbeiten.“  gärten und Schulen mit Kindern und Jugend- litik, Akteure und Organisationen. http://www.aspr.friedensburg.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 63 »Burgenland Journal« Uhudler–Zulassung von Regierung beschlossen ie Burgenländische Landesregierung Dhat mit 13. April 2016 die Zulassung des Anbaus von neun Uhudler-Rebsorten of- fiziell beschlossen. Darunter sind die so wich- tigen Sorten wie Concord/Ripatella, Dela- ware und Elvira. Auch die Zulassung der Sor- ten Amadeus, Bogni 15, Bolero, Breidecker, Boris und Evita wurde beschlossen. Damit sind deutlich über 80 Prozent der Uhudler-Be- stände des Südburgenlandes als Keltertrau- ben im Sinne des EU-Rechts klassifiziert und dürfen ohne zeitliche Begrenzung angebaut werden. Gleichzeitig wurde das Wiederbe- pflanzungsverbot aufgehoben. Somit können Reben wieder nachgesetzt werden. Foto: Bgld. Landesmedienservice „Der Uhudler darf endlich Wein sein“, Agrarlandesrätin Verena Dunst zeigt sich erfreut sich über ihren Erfolg. freut sich Agrarlandesrätin Verena Dunst über ihren Erfolg. Ausrottung der traditionel- schen darüber entscheiden, ob sie den Uhud- „Es ist den gemeinsamen Anstrengungen len Reben, Rodungsbescheide wegen illega- ler trinken wollen“, so Dunst. vieler Menschen zu danken, daß wir nun – lem Anbau, Verleumdung als gesundheitsge- In Ergänzung zur Entscheidung des Lan- nach so vielen Jahrzehnten der Diskriminie- fährdend, Bekämpfung von ertragreichen, des ist – nach dem Ministerratsbeschluß auf rung – endlich eine Lösung für die Si- naturbelassenen und gleichzeitig sehr wider- Bundesebene – davon auszugehen, daß noch cherstellung des Uhudler-Anbaus gefunden standsfähigen Sorten: all das gehört mit dem vor dem Sommer für jene Sorten, die nicht und beschlossen haben“, so Agrarlandesrätin heutigen Tag der Vergangenheit an. „Dieser als Keltertrauben für die Weinerzeugung klas- Verena Dunst, die alle WinzerInnen aufrief, ,Krieg gegen den Uhudler‘ war nie rational sifiziert werden dürfen, der Obstwein als Lö- den eingeschlagenen Weg gemeinsam wei- nachvollziehbar. Lassen wir doch die Men- sung eingeführt wird. terzugehen.  Im Wettbewerb der Meinungen mit eigenen Ideen überzeugen en 64. Redewettbewerb hatte das DLandesjugendreferat in Zusammenar- beit mit dem Landesschulrat für Burgenland ausgeschrieben. Zur Teilnahme eingeladen waren SchülerInnen der 8. Schulstufen, der Polytechnischen Schulen und der mittleren Schulen in der Kategorie „klassische Rede“ und die höheren Schulen in der Kategorie „Neues Sprachrohr“. „Engagement, Einfalls- reichtum und viel persönliche Energie zeich- nen die Reden dieser jungen Menschen aus. Ich wünsche allen, daß dieses Engagement erhalten bleibt, so Jugendlandesrätin Astrid Eisenkopf 5. April bei der Verleihung. Ins- gesamt nahmen 26 SchülerInnen teil. Ge- meinsam mit dem Amtsführenden Präsiden- ten des Landesschulrats, Heinz Zitz, übergab Foto: Bgld. Landesmedienservice sie im Kulturzentrum Oberschützen Urkun- Jugendlandesrätin Astrid Eisenkopf, die TeinehmerInnen am Redewettbewerb und den und Preise an alle TeilnehmerInnen und der Amtsführende Präsident des Landesschulrates, Heinz Zitz die Erstplatzierten. der Meinungen mit eigenen Ideen überzeugen gen zu können und dabei zu überzeugen, ist Das große Engagement und die große kann und eine entsprechende Wirkung er- Voraussetzung für einen erfolgreichen per- Teilnehmerzahl unterstreichen zwei wichtige zielt. Die bei unserem Wettbewerb gewonne- sönlichen und beruflichen Lebensweg. Trends: Einerseits steigt das Interesse der nen Erfahrungen unterstützen daher alle Teil- Rede- und Sprachgewandtheit sind wichtig Jugendlichen an gesellschaftspolitisch wich- nehmer auf ihrem weiteren beruflichen und für die persönliche ebenso wie für die beruf- tigen Themen, andererseits wird das traditio- privaten Lebensweg“, so Eisenkopf. liche Entwicklung der Schülerinnen und nelle Instrument der Rede wieder stärker ge- Eine Lanze für Redewettbewerbe bricht Schüler. Ich bin stolz auf die gezeigten Lei- schätzt. „In der heutigen Zeit kommt es mehr auch der Präsident der Landesschulrats Zitz: stungen der Teilnehmerinnen und Teilneh- denn je darauf an, daß man im Wettbewerb „Die Fähigkeit, starke Argumente vorbrin- mer.“ 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 64 »Burgenland Journal« Trauersitzung für Gerhard Kovasits it einer Trauersitzung gedachte der MBurgenländische Landtag des am 7. April verstorbenen FPÖ-Abgeordneten und Klubobmanns Gerhard Kovasits. Der Trauer- sitzung wohnten die Familie des Verstorbe- nen, ehemalige und aktive Mitglieder der Burgenländischen Landesregierung mit Lan- deshauptmann Hans Niessl und Landes- hauptmannstellvertreter Johann Tschürtz an der Spitze, zahlreiche Abgeordnete des Bur- genländischen Landtages sowie Vertreter der Kirchen, der Landespolizeidirektion und des Bundesheeres bei. Landtagspräsident Christian Illedits wür- digte in seiner Ansprache Gerhard Kovasits als „starke Persönlichkeit, die konsequent und zielstrebig ihr politisches Amt und das Wohl der Menschen verfolgte. Gerhard Ko- Foto: Bgld. Landesmedienservice vasits zeichnete sich durch ehrliches Enga- läßlichen Kollegen und wertvollen Mitmen- neudorf und wechselte 1997 zur FPÖ, für die gement für die Interessen und Anliegen der schen“. er in der Folge als Gemeinderat, ab Oktober Burgenländerinnen und Burgenländer aus. In Gerhard Kovasits, geboren am 6. Mai 2008 als Bezirksobmann im Bezirk Neusiedl seiner Landtagsarbeit suchte er stets den 1953, absolvierte nach einer Berufsausbil- am See aktiv war. 2010 zog er als Abgeord- Konsens und stellte sich entschieden in den dung zum Maler die Polizeischule und war neter in den Burgenländischen Landtag ein, Dienst der Sache, anstatt sich in parteipoliti- ab 1978 als Kriminalbeamter tätig. 1985 star- 2015 übernahm er die Funktion des Klub- schen Eitelkeiten zu verlieren. Mit ihm ver- tete er seine politische Laufbahn als SPÖ-Ge- obmannes der FPÖ. Am 7. April verstarb lieren wir einen engagierten Politiker, ver- meinderat in seiner Heimatgemeinde Bruck- Gerhard Kovasits.  LH Niessl gratuliert Superintendent Koch zum 60. Geburtstag ls „einen großartigen, offenen und Abescheidenen Menschen, der seine gan- ze Kraft aus dem Glauben schöpft“, charak- terisierte Landeshauptmann Hans Niessl den Superintendenten der Diözese Burgenland Manfred Koch. Der in Markt Allhau (Bezirk Oberwart) Geborene feierte am 6. April sei- nen 60. Geburtstag. „In all diesen Jahren bist Du stets mit gros- ser Umsicht und mit Feingefühl für die An- liegen der Evangelischen Kirche eingetreten. Und hast Dich stets mit großem persönli- chem Engagement für das Wohlergehen der Kirche und der Gläubigen eingesetzt. Durch Deine Offenheit und durch Deine Fähigkeit, zuhören zu können, gelingt es Dir auch, junge Menschen für den Glauben zu gewin- nen“, so Niessl in seiner Ansprache, der sich bedankte noch abschließend bei Koch für die herausragenden Leistungen und Verdienste Foto: Bgld. Landesmedienservice um das Kulturland Burgenland bedankte: Landeshauptmann Hans Niessl (3. v.l.) und Landesrat Helmut Bieler (3. v.r.) gra- tulierten Superintendent Manfred Koch (Mitte) zu dessen 60. Geburtstag. „Ich möchte Dir für Deine herausragenden Verdienste um das Burgenland danken. Für er evangelische Theologie in Wien und Zü- genland. Er ist Gründungsmitglied und seit die Zukunft wünsche ich Dir weiterhin viel rich. Koch ist seit 1. November 1984 Pfarrer 1992 Geschäftsführer der ökumenischen Schaffenskraft, viel Gesundheit und alles der evangelischen Pfarrgemeinde Stadt- Erwachsenenbildungseinrichtung CONCEN- Gute für die Zukunft.“ schlaining und rund 15 Jahre als Lektoren- TRUM. Seit Februar 2006 ist Koch Super- Manred Koch wurde 1956 in Markt All- leiter verantwortlich für die Aus- und Wei- intendent des Burgenlandes. hau geboren. Nach seiner Schulzeit studierte terbildung der Lektoren der Diözese Bur- http://www.evangelische-burgenland.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 65 »Burgenland Journal« »Gemeinsam sicher« in Eisenstadt Die Landeshauptstadt ist Teil des Pilotprojekts des Innenministeriums. Foto: Magistrat der Landeshauptstadt Freistadt Eisenstadt Startschuss für das Projekt »Gemeinsam sicher« mit Innenminister Wolfgang Sobotka, Bürger- meister Thomas Steiner, Sicherheits-Gemeinderat Istvan Deli und den Vertretern der Exekutive

as Projekt „Gemeinsam sicher“ soll die „Wir möchten, daß die Bürgerinnen und Engagierte Bürgerinnen und Bürger können Dbestehende gute Zusammenarbeit mit der Bürger mit ihren Anliegen auf uns zukom- sich bis 20. Mai 2016, 12 Uhr, bei der Stadt- Polizei weiterhin stärken und vor den Vor- men. Die Community-Polizisten kümmern gemeinde melden. Ein entsprechender Auf- hang heben. Community-Polizisten, Sicher- sich dann darum, daß diese Anliegen ge- ruf ist auch in der aktuellen Ausgabe des heits-Gemeinderat Istvan Deli und engagier- meinsam mit allen Zuständigen und den Si- Amtsblatts der Stadtgemeinde zu finden. te Sicherheitsbürger werden hierfür das Bin- cherheitsbürgern gelöst werden“, sagt Kon- Die Sicherheitsbürger werden Ende Mai deglied zwischen Exekutive, Stadtgemeinde rad Kogler, Generaldirektor für die öffentli- in einem Hearing ermittelt, die Auswahl er- und der Bevölkerung bilden. che Sicherheit. folgt nach dem Anforderungsprofil. „Hier „Durch ‚Gemeinsam sicher‘ erreichen soll keinesfalls eine Bürgerwehr entstehen, wir, daß Polizei und Bürger aktiv Sicherheit Gemeinsam sicher sondern lediglich der Informationsfluss ge- in den Gemeinden gestalten. Die Menschen Der breiten Öffentlichkeit wird das Pro- steigert werden und die Zusammenarbeit er- bekommen dabei die Möglichkeit, sich bei der jekt „Gemeinsam sicher“ bei der Bürgerin- leichtert werden“, versichert Bürgermeister Lösung von relevanten Sicherheitsfragen in formationsveranstaltung am 11. Mai 2016 im Steiner. ihrer Gemeinde laufend einzubringen. Durch E_Cube um 19 Uhr vorgestellt. Nach den ein- einen permanenten Austausch zwischen Po- führenden Worten aller Beteiligten wird es Weiterführende Projekte lizei, Gemeinde und Bürger entsteht ein Mehr eine offene Diskussionsrunde zum Projekt Bis zum Jahresende finden noch zahlrei- an Sicherheit“, sagte Innenminister Wolf- geben. Zu den Themenschwerpunkten „Kin- che weitere Veranstaltungen statt. Den Auf- gang Sobotka am 23. April in Eisenstadt. derpolizei und Verkehrssicherheit“, „Eigen- takt macht eine Präventionsveranstaltung „Das Projekt folgt dem Konzept des tumsprävention“, „Gewaltprävention“, „ak- des Seniorenbeirats am 19. Mai 2016, wo ‚Community Policing‘, bei dem die Bevöl- tuelle Situation der Flüchtlinge in Eisen- generationenspezifische Themen wie zum kerung an der Gestaltung der öffentlichen stadt“ und „Selbstverteidigung“ können sich Beispiel „Neffentrick“ oder Bankanschluß- Sicherheit in ihrem Lebensumfeld aktiv mit- die Gäste im Anschluß weitergehende Infor- delikte behandelt werden. Im Herbst 2016 wirkt. In enger Kooperation mit dem Stadtpo- mationen abholen. folgt dann eine Veranstaltungsreihe zur Prä- lizeikommando wurden Strategien und kon- Integraler Bestandteil des Pilotprojekts vention unter der Dachmarke „Gemeinsam krete Projekte erarbeitet“, erklärte Bürger- sind sogenannte Sicherheitsbürger, die mit- sicher“: Diese beinhaltet Vorträge zu aktuel- meister Thomas Steiner. Seitens der Polizei tels Bürgerbeteiligungsprozeß gesucht wer- len Sicherheitsfragen (zum Beispiel Dämme- wurden eigene Community-Polizisten bestellt. den und gemeinsam mit dem eigens be- rungseinbrüche, Trickbetrügereien, etc.) aber Diese werden neben ihrer normalen dienst- stimmten Sicherheits-Gemeinderat das Bin- auch Verkehrserziehungsvorträge in Kinder- lichen Tätigkeit das Projekt begleiten und deglied zwischen Stadtgemeinde, Eisenstäd- gärten und Schulen.  das als direkte Ansprechpartner fungieren. ter Bevölkerung und Polizei sein werden. http://www.eisenstadt.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 66 »Burgenland Journal« Oberwart: Jetzt geht was weiter m vergangenen Jahr wurde die Aktion I„...jetzt geht was weiter!“ der Stadt- gemeinde Oberwart gestartet. Im Stadtgebiet stehen Tafeln mit der Aufschrift „...jetzt geht was weiter!“, die über aktuelle Projekte informieren – und zwar genau an Ort und Stelle, wo gearbeitet wird bzw. wo ein Pro- jekt umgesetzt wurde. Dazu erklärt Bürger- meister Georg Rosner: „Diese Aktion ist mir ein besonderes Anliegen, denn in unserer Stadt passiert sehr viel, es geht was weiter. Es sind nicht immer nur die großen Projekte, son- dern auch Kleinigkeiten wie zum Beispiel der Tausch von Straßenlampen oder die Sanie- rung eines kleinen Straßenstücks. Die Ober- warterInnen sollen mit diesen Tafeln darüber informiert werden, was hier passiert.“ Die Tafeln wurden von der Firma Ba- rabas in Anlehnung an das Design der Stadt- gemeinde Oberwart gestaltet. „…jetzt geht Foto: Stadtgemeinde Oberwart was weiter!“ findet auch in den Stadtnach- Bürgermeister LAbg. Simon Rosner: »Diese Aktion ist mir ein besonderes Anliegen.« richten Oberwart Aktiv und auf der Home- page der Stadtgemeinde Platz. platz im Stadtpark drei neue Spielgeräte in- Spielplätze sind ein Ort der Begegnung und Neu plaziert wurde in diesen Tagen eine stalliert. Die Investitionskosten belaufen Gemeinschaft und ich möchte den kleinen Tafel und es geht um folgendes Projekt: sich auf 16.000 Euro. BürgerInnen hier mit Neuanschaffungen ein „Neue Spielgeräte – Mehr Spaß für unsere Bürgermeister LAbg. Georg Rosner hat bisschen Abwechslung bieten. Weitere Inve- Kinder am Spielplatz“. Auf Initiative des sich am 13. April ein Bild von den neuen stitionen in diesem Bereich sind in den näch- Ausschusses für Jugend, Familie und Kon- Geräten gemacht: „Mir ist es wichtig, für sten Monaten geplant.“  sumentenschutz wurden am Kinderspiel- unsere Kinder Investitionen zu tätigen. http://www.oberwart.at Mattersburg: Besuch aus Israel saak Ehrenfeld, Oberrabiner von Kiryat IMattersdorf, einem Stadtteil von Jerusa- lem, besuchte gemeinsam mit seiner Frau und vier seiner Enkelkinder Mattersburg. Isaak Ehrenfeld ist der Enkel von Samuel Ehrenfeld, dem letzten Rabbiner von Mat- tersburg. Im Vorjahr wurde ein Weg in Mat- tersburg nach Samuel Ehrenfeld benannt. Empfangen wurde die Familie Ehrenfeld von Stadträtin Rafaela Strauß und Gertraud Tometich – Obfrau des Vereines „Wir erin- nern, Begegnung mit dem jüdischen Mat- tersburg“. Kiryat Mattersdorf ist nach der jü- dischen Gemeinde von Mattersburg (ehe- mals Mattersdorf) benannt und ein Stadtteil in Jerusalem. Von den Nationalsozialisten vertriebene Jüdinnen und Juden aus Mat- Foto: Stadtgemeinde Mattersburg tersburg – wie aus anderen burgenländischen Familie Ehrenfeld mit Stadträtin Rafaela Strauss, Gertraud Tometich sowie KR Gemeinden – haben hier eine neue Heimat Michael Feyer und seine Frau gefunden. Wegs. Nach dem Besuch des jüdischen Fried- eine dauerhafte Beziehung zwischen Matters- Im Rathaus wurde die Familie Ehrenfeld hofs verabschiedete sich die Familie Ehren- dorf und Mattersburg entsteht. Ziel des Be- von Vertretern der Stadtgemeinde und unse- feld. suches war es, den Kontaktaustausch zwi- res Vereins empfangen. Dem Kennenlernen Anliegen des Vereins ist es, daß diesem schen der Stadtgemeinde Mattersburg und bei einem koscheren Buffet folgte ein Spa- ersten Brückenschlag ein Gegenbesuch im Kiryat Mattersburg in Israel zu forcieren.  ziergang entlang des Samuel Ehrenfeld- Kiryat Mattersdorf folgt, sodaß in Zukunft http://www.wir-erinnern.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 67 »Burgenland Journal« Eisenstadt: Restaurierte Bürgerwehrfahnen präsentiert m Abend des 19. April wurden im Rah- Amen eines Festaktes die beiden restau- rierten Bürgerwehrfahnen aus den Jahren 1809 und 1846 präsentiert und durch Diöze- sanbischof Ägidius Zsifkovics geweiht. Rund 100 interessierte Gäste folgten der Einladung ins Rathaus, um die restaurierten Bürgerwehrfahnen zu betrachten. Teil der Präsentation war auch ein Vortrag der beiden Restauratorinnen Isabella Kaml und Gabrie- le Klein, in dem sie interessante Einblicken in ihre Arbeit boten. Anschließend nahm der Bischof die Weihe beider Fahnen vor. 1809 erhielt die Bürgerwehr für die Tap- ferkeit in den Franzosenkriegen eine neue Fahne mit deutscher Aufschrift und Doppel- adler. „In Anerkennung ihrer Tätigkeit für Foto: Magistrat der Landeshauptstadt Freistadt Eisenstadt die Ordnung und Sicherheit in der Stadt…“ Generaldirektor Stefan Ottrubay, Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics und Bürger- meister Thomas Steiner begutachten eine der beiden liebevoll restaurierten Fahnen. Die Vorderseite zeigt den Doppeladler mit der Kaiserkrone, in den Fängen trägt er Schwert 1846 übergab Fürst Nikolaus Esterházy zeigte die Bürgerwehr die Fahne mit den und Reichszepter. Im Brustschild ist das un- der Stadt eine neue Fahne, wobei die Fürstin ungarischen Nationalfarben. Beide Fahnen garische Reichswappen dargestellt, das die Theresia Fahnenpatin stand. Die Fahne ist in wurden aus dem Bestand der Stadtfeuerwehr Königskrone trägt. Umrahmt ist die Fahne in den ungarischen Nationalfarben rot-weiß-grün übernommen und in den letzten Monaten in den kaiserlichen Farben gold/blau. Die Rück- gerändert und zeigt das ungarische Staats- mühevoller Kleinstarbeit im Auftrag der seite ist ebenfalls in den Farben gold/ blau wappen mit der Königskrone. War hoher Landeshauptstadt Freistadt Eisenstadt, mit umrahmt, sie zeigt das Wappen des Hauses Besuch des Kaiserhauses angesagt, trugen Unterstützung der Esterházy Privatstiftung, Esterházy mit dem Fürstenhut und dem Wap- die Städter die Fahne mit dem Doppeladler des Diözesanmuseums und des Bundesdenk- pen der Stadt mit der deutschen Umschrift. voraus. Beim Empfang ungarischer Gäste malamtes restauriert.  Mattersburg: 10 Jahre Villa Martini as Sozialzentrum Villa Martini in Mat- Dtersburg feiert heuer sein 10jähriges Jubiläum. Mit einem zweitägigen Fest in der Villa wurde dieses Jubiläum auch gebührend gefeiert. Im Jänner 2006 öffnete die Villa erstmals ihre Pforten und war von Anfang an eine Erfolgsgeschichte. „Unser Sozialzentrum ist eine moderne Einrichtung, die auf die demo- graphischen Bedürfnisse der Bevölkerung ausgerichtet ist“, erklärte Bürgermeisterin Ingrid Salamon. „Aktiv und betreut leben“ lautet das Mot- to in der Villa Martini. Das Angebot ist opti- mal auf die Bedürfnisse älterer Menschen abgestimmt. Foto: Stadtgemeinde Mattersburg In der Villa sind ein Altenwohn- und Pfle- Mattersburgs Bürgermeisterin Ingrid Salomon (Bildmitte) und Soziallandesrat geheim mit 30 Betten, betreutes Wohnen und Norbert Darabos (3. v.l.) mit MitarbeiterInnen der »Villa Martini« ein Seniorentagesheim (auch für Kurzzeit- ein großer Wunsch der Geschäftsführung, Stadtzentrum. Auf einer Grundfläche von betreuung) untergebracht. nämlich eine Tagsatzvereinbarung mit dem 4.300 m² sind 3000 m² Fläche verbaut. Die Bilanz der Villa kann sich sehen las- Land Burgenland für weitere 10 zusätzliche Die „Villa Martini“ bietet seinen Bewoh- sen: In den letzten 10 Jahren wurden 339 Per- Pflegebetten, in Erfüllung. „Damit können nerInnen ein behagliches Zuhause mit persön- sonen betreut, die durchschnittliche Ausla- wir unser Angebot weiter optimieren“, so die licher Zuwendung und kompetenter Pflege. stung betrug 98,14 Prozent. Bürgermeisterin. Überzeugen Sie sich selbst vom hohen Stan- 2016 wurde der Bedarfs- und Entwick- Errichtet wurde das Gebäude auf dem dard und vom umfangreichen Angebot.  lungsplan des Landes geändert, dadurch geht Areal der ehemaligen Leitgeb-Tischlerei im http://www.villamartini.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 68 »Burgenland Journal« Viktoria und ihr Husar Glamour-Revue der 20er-Jahre als Geschichte mit großen Gefühlen bei den Seefestspielen Mörbisch 2016 Foto: Bgld. Landesmedienservice Landesrätin Astrid Eisenkopf, Vorstandsmitglied der Seefestspiele Mörbisch, Intendantin Kammersängerin Dagmar Schellen- berger, das Leading Team und Jürgen Marx, Bürgermeister Mörbisch, präsentierten in Wien mit »Viktoria und ihr Husar«, eine Glamour-Revue der 20er-Jahre, die Highlights der Produktion 2016 bei den Seefestspielen.

uf „Eine Nacht in Venedig“, einem sikers ‚Eine Nacht in Venedig‘ in der Regie Die Goldenen 20er-Jahre waren gerade AHighlight der klassischen Strauss-Ope- von Karl Absenger wurde die Handlung sanft verklungen, als „Viktoria und ihr Husar“ 1930 rette, das mit knapp 127.000 BesucherInnen ins Heute verlegt und von Walter Vogelwei- in Budapest zur Uraufführung kam. Öster- und einer 91-prozentigen Auslastung das Pu- der mit üppigster Kulisse ausstaffiert. Be- reich-Premiere war am 23. Dezember dessel- blikum begeisterte, folgt bei den Seefest- sonders das Kreuzfahrtschiff ‚Herzog von ben Jahres im . Abra- spielen Mörbisch 2016 mit „Viktoria und ihr Urbino‘ hat für Aufsehen gesorgt und wurde hams Meisterwerk atmet den Geist der hoff- Husar“ eine rare Perle der glamourösen Re- mit der ersten Drehbühne in Mörbisch spek- nungsfrohen Zeit zwischen erstem Weltkrieg vue-Operette. Eine Geschichte mit Tiefgang, takulär ins Szene gesetzt. Besonders erfreu- und Wirtschaftskrise und verknüpft den jede Menge Evergreens zum Mitsingen, lich ist es für mich als Jugendreferentin in Glanz geschickt mit den großen Gefühlen. spektakuläre Tanznummern am laufenden der Burgenländischen Landesregierung, daß „Dieses Werk hebt sich durch seine jazzigen, Band und eine wahre Ausstattungsschlacht – wir durch Gästebefragungen Jahr für Jahr swingenden Melodien und die ausladenden das ist die Essenz des Stücks, das zwischen bestätigt bekommen, daß zum Stammpu- Tanznummern von vielen Klassikern des 7. Juli und 20. August für mehr als nur einen blikum zunehmend neues und vor allem auch Genres ab, ist aber trotzdem eine Operette im Hauch von Glamour am Neusiedler See sor- jüngeres Publikum hinzukommt. Unsere allerbesten Sinne. Gerade weil es so selten gen wird. Die diesjährige Produktion wurde Aufgabe ist es nun, diese neuen Besucher gezeigt wird, sehe ich es als meine Pflicht am 20. April 2016 von Landesrätin Astrid auch 2016 wieder an den See zu holen. Ich an, dem Mörbischer Publikum Gelegenheit Eisenkopf, Vorstandsmitglied der Seefest- bin überzeugt, daß Intendantin Dagmar zu geben, diese rare Perle der glamourösen spiele Mörbisch, und Intendantin Kammer- Schellenberger und ihr hervorragendes Team Revue-Operette einmal zu erleben“, sagte sängerin Dagmar Schellenberger in Wien der genau das auch schaffen werden und daß mit dazu Intendantin Dagmar Schellenberger. Öffentlichkeit vorgestellt. ‚Viktoria und ihr Husar‘ als Gesamterlebnis „Die Seefestspiele Mörbisch können auf auch in diesem Jahr wieder etwas Großarti- Schillernde Inszenierung den Sommer des Vorjahres mit seiner beein- ges gelingen wird“, betonte die Landesrätin. „Ich nehme den Inhalt dieser Operette als druckenden Bilanz zurückzublicken, denn Sie ist Vorstandsmitglied der Seefestspiele Regisseur sehr ernst“, so Andreas Gergen, mit der Neu-Inszenierung des Strauss-Klas- Mörbisch. Operndirektor des Salzburger Landesthea-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 69 »Burgenland Journal« ters, der für die Inszenierung verantwortlich zeichnet. „In vielen Revueoperetten dient die Weinfrühling Story ja nur als Vorwand, um spektakuläre Bilder auf die Bühne zu bringen. Ich arbeite mit der ergreifenden Geschichte, lasse mir na- Südburgenland türlich aber die Chance nicht entgehen, gros- se, schillernde Revuenummern umzusetzen. Insgesamt wird es ein sehr bunter, unterhalt- samer Abend mit großen Gefühlen, Staunen, aber auch viel zu lachen.“ Besondere Anfor- derungen gibt es an das Bühnenbild, denn „Viktoria und ihr Husar“ gleicht einer musi- kalischen Weltreise, die von Sibirien über To- kio nach St. Petersburg und schließlich in die Puszta führt. Diesen völlig unterschiedlichen Schauplätzen ist aber eines gemeinsam, er- klärte Christian Floeren, der Bühnenbild und Kostüme entworfen hat: „Jedes Bild ist um die zweiteilige Revuetreppe gruppiert – sie ist der Dreh- und Angelpunkt für die Tänzer und kann mit LED fast wie eine Lichtwand ihre Farbe verändern.“

Neue Maßstäbe beim Tanz Foto: Bgld. Landesmedienservice Nicht nur das Bühnenbild steht ganz im v.l.: Thomas Schreiner, Obmann Weinidylle, Agrarlandesrätin Verena Dunst, Tou- Zeichen des Tanzes, auch sonst werden 2016 rismusvertreter Harald Popofsits und Gastronom Ronni Gollatz, informierten über den Weinfrühling Südburgenland 2016 als eine der wichtigsten Weinveranstaltun- völlig neue Maßstäbe gesetzt. Das Ballett gen der Region. besteht aus 46 TänzerInnen, mit denen Cho- reograf Simon Eichenberger bereits seit dem m 30. April und 1. Mai haben Südbur- dischen Weinbaugebiete, es bringt aber, be- Frühjahr die extrem aufwendigen Schritt- Agenlands Winzer bereits zum fünften dingt durch das Mikroklima und die minera- folgen erarbeitet: „Vorgegeben durch Abra- Mal den Weinfrühling Südburgenland 2016 lischen Böden, die charakteristisch sind, her- hams Musik bewegen wir uns in der Choreo- als einen der kulinarischen Schwerpunkte im vorragende und für das Südburgenland typi- grafie dieses Stücks sehr stark in die Show- Veranstaltungsreigen der Region veranstal- sche Weine mit sich. Bei dieser größten Wein- Richtung und können durch die Anzahl der tet. veranstaltung im Südburgenland stehen die Tänzer auch spektakuläre Effekte einbauen, „Ziel dieser Initiative ist es, die Partner- edlen Tropfen der südburgenländischen Win- die in Operetten sonst nicht vorkommen. Ins- schaft zwischen den Produzenten, den Ver- zer im Mittelpunkt. Das Weinwochenende gesamt haben wir einen sehr spannenden Bo- arbeitern, dem Handel, der Gastronomie, den fand am 29. April mit der Wein-Trophy sei- gen von Folklore-Momenten bis hin zu ame- Konsumenten und den Tourismusgästen zu nen Auftakt, als am „Hannersberg“ in Han- rikanischen Einflüssen aus Charleston und vertiefen und so die Wertschöpfung im Land nersdorf die besten Blaufränkisch und Welsch- Foxtrott.“ Musikalisch werden Evergreens und in der Region nachhaltig zu belassen! riesling in einem feierlichen Rahmen – be- wie „Mausi, süß warst du heute Nacht“, „Mei- Denn im Burgenland muß es heißen: In der gleitet von einem Menü in drei Gängen – ne Mama war aus Yokohama“ oder „Reich Region, mit der Region, für die Region! Wir gekürt wurden. mir zum Abschied noch einmal die Hände“ können in der burgenländischen Landwirt- An den Tagen der offenen Kellertür am von David Levi realisiert, der in Mörbisch schaft und im Tourismus im internationalen 30. April und 1. Mai öffneten wieder mehr bereits 2014 bei „Anatevka“ am Pult stand. Wettbewerb nur dann punkten und uns be- als 60 südburgenländische Winzer ihre Wein- Zu sehen sind in dieser schillernden In- haupten, wenn wir unsere Stärken – nämlich keller. Von Rechnitz über Eisenberg und szenierung Dagmar Schellenberger als Vik- die Authentizität, die Regionalität und die Deutsch Schützen, dem Csaterberg und dem toria, Andreas Steppan als Botschafter John Qualität mit absoluter Ursprungssicherheit Wintner Berg bis nach Bildein, Eberau, Gaas Cunlight und Michael Heim (Eine Nacht in in der Region – in den Vordergrund rücken. und Moschendorf luden die Betriebe herz- Venedig 2015) bzw. Garrie Davislim als Hu- Einzigartige Naturräume, der Wein, die lich auf einen Besuch ein, um die Schätze in sarenrittmeister Stefan Koltay. Die beiden Schmankerl und die Geselligkeit sind pro- ihren Kellern zu präsentieren. Im Weinmu- Buffo-Paare sind Verena Barth-Jurca (Eine bate Elemente, die wir selbst als wichtigen seum Moschendorf stand alles im Zeichen Nacht in Venedig 2015) bzw. Theresa Ditt- Teil unserer Lebensqualität genießen und die des Uhudlers. Dort konnten die besten Weine mar und Jeffrey Treganza (Eine Nacht in Ve- auch von unseren Gästen als Erlebnis ge- der Uhudler-Selektion zusammen mit regio- nedig 2015) bzw. Peter Lesiak sowie An- schätzt werden“, betonte Agrarreferentin nalen Schmankerln verkostet werden. Die dreas Sauerzapf (Anatevka 2014) bzw. Timo Landesrätin Verena Dunst im Rahmen einer südlichsten Winzer des Landes vom Wein- Verse und Laura Scherwitzl bzw. Katrin Pressekonferenz am Hannersberg. bauverein Jennersdorf haben sich dort eben- Fuchs.  Das Südburgenland ist mit knapp 500 ha falls präsentiert.  http://www.seefestspiele-moerbisch.at. Rebfläche zwar das kleinste aller burgenlän- http://www.weinidylle.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 70 Aus Südtirol Der Flughafen Bozen: die Chancen überwiegen Den Flughafen Bozen unter der Kontrolle des Landes Südtirol führen und zu einer funktionierenden Struktur entwickeln – davon profitiert das ganz Land.

ede und Antwort standen Landeshaupt- Rmann Arno Kompatscher, Mobilitäts- landesrat Florian Mussner und Umwelt- landesrat Richard Theiner den interessierten Journalisten am 26. April im Rahmen eines Pressegesprächs zur bevorstehenden Volks- befragung zur weiteren Entwicklung des Flughafens Bozen. „Wir sind überzeugt, daß es besser ist, den Flughafen Bozen in öffent- licher Hand zu halten“, so die Mitglieder der Südtiroler Landesregierung, die sich auch den Detailfragen der Journalisten stellten. Die beratende Volksbefragung zum Flug- hafen Bozen am 12. Juni 2016 war Teil des

Koalitions- und Regierungsprogramms, er- Foto: Foto: www.provinz.bz.it / news - Th. Ohnewein klärte der Landeshauptmann und unterstrich v.l.: Landesrat Florian Mussner, Landeshauptmann Arno Kompatscher und Landes- den Wert von transparenter und nachvollzieh- rat Theiner bei der Pressekonferenz in Bozen barer Information. Noch immer bestehe für ne Südtirols funktionierenden Struktur ent- leisten“, betonte Mobilitätslandesrat Florian viele BürgerInnen Unklarheit darüber, wor- wickelt werden soll. Falls sich die Mehrheit Mussner. „Es geht um 2,5 Millionen Euro, über am 12. Juni abgestimmt werde. Dazu der Wähler dagegen ausspricht, würde das die wir jährlich beisteuern würden. Sie ent- stellte der Landeshauptmann klar, daß über Land keine Zuschüsse mehr gewähren und sprechen in etwa 1,5 Prozent der Betriebs- ein Flughafengesetz abgestimmt werde mit der Flughafen wird europaweit ausgeschrie- ausgaben des Landes für Bus und Zug. 2,5 dem festgelegt wird, wie der Flughafen funk- ben. Werde der Gesetzentwurf 60/2015 ge- Millionen sind in etwa soviel, wie wir für ge- tionieren muß und was er dabei kosten darf. nehmigt, könne das Land Südtirol ab 2017 rade mal 25 km Asphaltierung ausgeben“, „Funktionieren“ bedeutet jährlich minde- nicht mehr als 2, 5 Millionen im Jahr an den sagte Mussner. Pro Personenkilometer koste stens 170.000 Passagiere ab dem Jahr 2022. Flughafen Bozen überweisen. Diese Grenze das Flugzeug aufgrund dieser Zahlen den Bis dahin bekommt der Flughafen maximal beinhalte auch sämtliche Investitionen. Steuerzahler sogar weniger als der Zug. Für 2,5 Millionen Euro im Jahr. Ab 2022 wird Eine private Betreibergesellschaft könnte die breite Bevölkerung seien Bus- und Zug- sich dieser Betrag auf jährlich 1,5 Millionen sich in der Folge für den Betrieb des Airport verbindungen vielleicht vordergründig von reduzieren. Bozen bewerben. Das Land Südtirol hätte in Interesse, weil sie vornehmlich diese nutze. „Manche Südtiroler sind der Meinung, diesem Fall weniger Einfluß darauf, wie der „Der Flughafen ist aber ebenso Teil unseres daß es bei der Volksbefragung auch darum Flughafen Bozen geführt wird. „Wir würden leistungsstarken öffentlichen Mobilitätskon- gehe, den Flughafen möglicherweise zu das Heft aus der Hand geben. Der Pächter zeptes, damit wir den vielfältigen Anschluß schließen. Dem ist nicht so, denn die beste- würde lediglich die Gesetze beachten müs- an die Welt von morgen garantieren können. hende Struktur hat einen Wert, der mit Steu- sen, während wir dem landeseigenen Flug- Während andere Regionen aus diesem Grund ergeld geschaffen wurde“, stellte Landes- hafen durchaus auch noch neue Auflagen erst um einen Flughafen ansuchen, haben hauptmann und Wirtschaftslandesrat Kompat- geben könnten, wenn es die Entwicklung not- wir schon einen. Diesen gilt es zu optimie- scher fest und unterstrich, daß es rechtlich wendig macht“, erklärte Kompatscher. Er ren“, sagte Mussner. nicht möglich sei, den Flughafen zu schlies- persönlich könne aber keine Antwort darauf Geplant sei ein moderater Flugbetrieb. sen oder die Fläche umzuwidmen. „Wer das geben, ob tatsächlich internationale Investo- Bei 170.000 Passagieren im Jahr spreche man in Aussicht stellt, weiß nicht Bescheid. Auch ren am Flughafen Bozen Interesse hätten. von etwa zehn Flugbewegungen von Ver- wenn der Staat das Flughafenareal als Besitz „Sicher ist, daß das Land Südtirol mit ABD kehrsmaschinen pro Tag, also fünf Landun- an das Land überträgt, bleibt die Widmung als Betreiber ein Garant für eine ausgewoge- gen und fünf Starts. Darin seien die Sport- als Flughafen mit den entsprechenden Ver- ne Balance der Interessen ist“, unterstrich und die Businessflüge nicht eingerechnet, pflichtungen bestehen“, stellte der Landes- der Landeshauptmann. weil diese weiterhin relativ konstant fliegen hauptmann klar. werden. Im Jahr 2015 gab es in dieser Ka- Zur Erinnerung: Bei der Bürgerbefragung 1,5 Prozent der Betriebs- tegorie 33 Flugbewegungen am Tag. In den am 12. Juni geht es um die Frage, ob der ausgaben für Bahn und Bus Nachtstunden seien gemäß Landesgesetz Nr. Flughafen Bozen zu den Bedingungen des „Als starkes und unabhängiges Land kann 60/2015 ausgeschlossen. Auch bleibe der Gesetzentwurfs Nr. 60/2015 zu einer im Sin- sich Südtirol einen autonomen Flughafen Flughafen auf jeden Fall einer der Größe 2C.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 71 Aus Südtirol

„Dies bedeutet daß die Verlängerung der Start- und Landebahn an diesem Standort auf mehr als 1.462 m kein Thema sein wird“, versicherte Landesrat Mussner. Mussner erinnerte an die Anfänge der Vinschgerbahn, welcher ebenso viel Skepsis entgegengebracht wurde. „Mit einer Million Fahrgästen pro Jahr, ist die Vinschgerbahn heute hingegen ein Erfolg. Ein Ja bedeutet also mehr Gestaltungsspielraum – und mit dem sind wir bisher fast immer gut gefah- ren“, unterstrich Mussner. „Und damit später kein unnötiger Verkehr in Zusammenhang mit dem Flugbetrieb aufkommt, ist der Bau einer Zughaltestelle in St. Jakob geplant, der den Ort an die Landeshauptstadt anbindet“, erklärte Mussner. Dieser schon genehmigte Plan käme der örtlichen Bevölkerung zugute und könnte ebenso die An- und Abreise vom Flugplatz mit dem Zug schmackhaft ma- Das Land Südtirol will mit dem Ausbau des Flughafens sicherstellen, daß die Süd- chen. tirolerInnen den Anschluß an die Welt von morgen nicht verpassen.

Den Kosten stehen hohe Steuermehreinahmen gegenüber Auch finanziell sei der Flughafen laut Landeshauptmann Kompatscher ein Gewinn für alle. „Wenn man nämlich die Umwegren- tabilität den notwendigen Zuschüssen ge- genüberstellt, ist das Ergebnis eindeutig po- sitiv.“ Den zukünftigen Zuschüssen von 1,5 Millionen Euro im Jahr ab 2022 stehen Steuer- einahmen von etwa 2,2 Millionen Euro gegen- über, wenn die vorgeschriebenen 170.000 Pas- sagiere im Jahr erreicht werden. 170.000 Pas- sagiere bedeuten aber auch ein Mehr an re- gionaler Wertschöpfung. Die Hochrechnung geht von zusätzlichen 14,5 Millionen Euro aus. Dieses Wachstum bedeute mehr Arbeit und damit mehr Wohlstand für die Bevöl- kerung. Damit würde der Flughafen mehr Fotos: www.provinz.bz.it / news - Th. Ohnewein In den Nachtstunden wird es laut Gesetzentwurf Nr. 60/2015 auf dem Flughafen bringen, als er kostet. „Es geht also vor allem Bozen keine Landeerlaubnis geben. darum, die deutlich überwiegenden Chancen für Südtirol zu sehen“, betonte Kompatscher. wa dem Lärm der Hauptverkehrsachse durchs Auflagen zu respektieren seien. „Auch mir Pustertal und ist weniger, als auf der Bren- ist es wichtig, daß der Flughafen Bozen in Auswirkungen auf die Umwelt nerautobahn gemessen wird, die 63 bis 70 den Händen des Landes Südtirol bleibt, da- blieben im gesetzlichen Rahmen Dezibel erreicht“, erklärte Theiner. Bei der mit wir weiterhin ein Hauptaugenmerk auf „Als Landesrat für Umwelt nehme ich die Brennereisenbahn seien es sogar 70 und mehr das Thema Umwelt und Anrainer legen kön- Sorgen in Sachen Umweltschutz besonders Dezibel. „Die Auswirkungen auf die Luft sind nen“, sagte Theiner. ernst“, versicherte Landesrat Richard Thei- sogar noch weniger bedeutend. Sie betragen Landeshauptmann Arno Kompatscher ner. Aus dem Umweltbericht der ABD, der ein Plus von einem Prozent in der Endaus- wünschte sich abschließend, daß am 12. Juni keineswegs beschönigend verfaßt sei, gehe baustufe – nicht berücksichtigt ist in dieser möglichst viele Wahlberechtigte ihre Stim- hervor, daß aufgrund der Verlängerung der Zahl, daß die Fluggeräte in bezug auf Emis- me abgeben. „Sollte das vom Landesgesetz Piste und größerer Fluggeräte in Bezug auf sionen und Lärm laufend verbessert wer- zur Volksbefragung vorgesehene Quorum Schadstoffemissionen und Lärm die gesetz- den.“ von 40 Prozent nicht erreicht werden, wird lichen Grenzwerte nicht überschritten wer- „Die Umweltverträglichkeitsprüfung wird sich die Südtiroler Landesregierung auf je- den“, sagte der Umweltlandesrat. „Selbst möglicherweise zusätzliche Bedingungen an den Fall nach der Mehrheit der Stimmen wenn die Endausbaustufe erreicht wird, wer- die Betreiber des Flughafens stellen, um richten“, versicherte Kompatscher am Ende den die Spitzen der Lärmbelastung keine 63 Lärm und Abgase weiter einzuschränken“, des Pressegesprächs.  Dezibel überschreiten. Das entspricht in et- sagte Theiner und unterstrich, daß diese http://www.provinz.bz.it

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 72 Europa Frauen und Armut Ein Interview mit Maria Arena, belgische EU-Abgeordnete und Berichterstatterin (S&D)

ie Wirtschaftskrise hat die Zahl der DMenschen in Armut ansteigen lassen. Vor allem Frauen sind betroffen. Am 19. April hat der Ausschuß für die Rechte der Frau im Europaparlament einen Bericht zum Thema Frauenarmut angenommen. Vor der Abstimmung gab die belgische EU-Abgeordnete und Berichterstatterin Ma- ria Arena (S&D) ein Interview über die Ur- sachen der Frauenarmut sowie über die zu ergreifenden Maßnahmen, um die Chancen- gleichheit in unserer Gesellschaft zu ge- währleisten.

Gibt es eine spezifische Frauenarmut in der Europäischen Union und wie läßt sich diese charakterisieren?

Mehr Frauen als Männer leben in Armut. Foto: europarl.europe.eu Maria Arena (S&D, BE) im Interview zum Thema Frauenarmut Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind über 65 Millionen Frauen in Europa von Armut be- sich nicht freiwillig für ein prekäres Be- me für den Elternurlaub, um für Männer und troffen und 57 Millionen Männer. Die Ursa- schäftigungsverhältnis. Außerdem hat das Frauen Chancengleichheit zu schaffen, chen für die Armut von Männern und Frauen traditionelle Rollenbild großen Einfluß. sodaß sie bei ihren Kindern sein können und sind unterschiedlich. Vor allem alleinerzie- Diskriminierung bedeutet, daß du einen Job einen Beruf ausüben. In den skandinavi- hende Frauen, von denen es sehr viele gibt, nicht erhältst, da du ein Kind hast oder mög- schen Ländern gibt es diese Gleichbe- geraten in die Armutsfalle. Ein weiterer Punkt licherweise in der Zukunft ein Kind haben rechtigung zwischen Mann und Frau. Nur so ist die Diskriminierung am Arbeitsmarkt, der wirst. Schließlich spielt auch das Rentenge- können wir Frauenarmut bekämpfen. Frauen ausgesetzt werden. Des Weiteren sind fälle eine Rolle, welches einer der Gründe Frauen stärker von der Krise und den ergrif- ist, warum Frauen im Alter von über 65 Jah- Welche Maßnahmen sollten die EU und die fenen Sparmaßnahmen betroffen. Mehr Frau- ren unter die Armutsgrenze geraten. Im Lau- Mitgliedsstaaten gegen Frauenarmut setzen? en als Männer sind auf Sozialleistungen an- fe ihres Lebens erhalten Frauen geringere gewiesen und sind im öffentlichen Dienst Entlohnung und es gibt eine Kluft bei den Zuallererst müssen wir genau definieren, tätig. Kommt es in diesen Bereichen zu Ein- Laufbahnaussichten zwischen Männern und was unter Frauenarmut in Europa zu verste- sparungen, sind die Auswirkungen für Frauen Frauen. So haben Frauen keine soziale Si- hen ist. Wir benötigen mehr Statistiken und von größerem Ausmaß. cherheit in der Rente. Das Leben einer Frau Indikatoren. Wir müssen gegen Kinderarmut ist von Diskriminierung geprägt – in der vorgehen und garantieren, daß Kinder Zu- Gibt es Gruppen, die besonders von Armut Ausbildung, am Arbeitsmarkt und auch was gang zu Gesundheitsversorgung, Bildung und betroffen sind? die Kinderbetreuung und Pflege älterer Fa- Kultur haben sowie ihre ausgewogene Er- milienangehöriger betrifft. So entsteht die nährung sichergestellt ist. Die EU-Jugend- Es gibt sehr viele alleinerziehende Müt- Armutsfalle. garantie muß geschlechtsspezifisch ausge- ter. Wir müssen nicht nur die Lage der Frau- richtet werden, um Frauenarmut zu verhin- en verbessern, sondern auch Maßnahmen In Ihrem Bericht sprechen Sie von einer dern. [Anm.d.Red.: Die EU-Jugendgarantie gegen Kinderarmut setzen. Frauen sind häu- „Feminisierung“ der Armut und dem Ein- besagt, daß die Mitgliedstaaten dafür sorgen fig in prekären Beschäftigungsverhältnissen fluß von Stereotypen. Liegen die Ursachen sollten, daß allen jungen Menschen unter 25 tätig. Dazu zählen beispielsweise Teilzeitar- der Frauenarmut in unserer Gesellschaft? Jahren eine hochwertige Arbeitsstelle ange- beitsverhältnisse. Obwohl an mancher Stelle boten wird oder daß sie die Ausbildung das Argument geäußert wird, daß Frauen die- Wir haben dieses traditionelle Rollenbild, absolvieren können, die notwendig ist, um se Teilzeitarbeitsverhältnisse auch wollen, daß alles, was mit dem Thema Erwerbstä- einen Arbeitsplatz zu finden.] Außerdem set- bin ich mir hier nicht so sicher. Vielleicht ist tigkeit zu tun hat, mit Männern in Verbin- zen wir uns für den Mutterschafts-, Vater- dies in höheren Bildungsschichten der Fall, dung gebracht und der soziale Bereich, die schafts- und Elternurlaub ein, um der Diskri- jedoch sicherlich nicht bei Frauen, die weni- Familie, mit den Frauen assoziiert wird. Wir minierung der Frau entgegenzuwirken.  ger gut ausgebildet sind. Man entscheidet fordern eine umfassende Legislativmaßnah- http://www.europarl.europa.eu/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 73 Wirtschaft Leichte Beschleunigung trotz steigender globaler Risiken Bank Austria Konjunkturindikator steigt im März auf 0,2 Punkte und ist damit erst- mals seit September wieder im positiven Bereich – Stimmung unter Konsumenten und in der Industrie leicht verbessert

ie Konjunkturstimmung in Österreich Wirtschaftswachstum im ersten könnte, spürbar gestiegen. Damit dürften Dzeigt mit Beginn des Frühlings wieder Quartal 2016 voraussichtlich gestiegen sich die Aussichten für die heimische Ex- leicht nach oben, befindet sich allerding Nach dem BIP-Anstieg um 0,2 Prozent portwirtschaft etwas eintrüben. „Wir erwar- weiterhin auf einem recht bescheidenen gegenüber dem Vorquartal zum Jahresaus- ten für Österreich weiterhin ein Wirtschafts- Niveau. „Der Bank Austria Konjunkturindi- klang 2015 signalisieren die bisher vorlie- wachstum von 1,5 Prozent im Jahr 2016, kator ist im März auf 0,2 Punkte gestiegen genden Frühindikatoren eine leichte Bele- wenn auch angesichts des steigenden globa- und erreicht damit erstmals seit September bung des Wirtschaftswachstums zu Beginn len Gegenwinds die Prognoserisiken zuge- des Vorjahres wieder einen positiven Wert. des Jahres 2016 vor allem durch den Ko- nommen haben. Auch im kommenden Jahr Dies ist sowohl auf eine leichte Verbesse- nsum – angetrieben durch die Tarifreform ist maximal mit einem BIP-Anstieg von 1,5 rung der Stimmung unter den Konsumenten der Lohn- und Einkommensteuer. Zudem Prozent zu rechnen, eine Wachstumsbe- als auch auf eine positivere Geschäftsein- deuten der gestiegene Auslastungsgrad der schleunigung für 2017 ist nicht in Sicht“, schätzung in der Industrie zurückzuführen“, heimischen Industrie und zaghafte, positive faßt Bruckbauer zusammen. Der positive meint Bank Austria Chefökonom Stefan Signale aus dem Kreditsektor auf eine zu- Effekt der Steuerreform auf den Konsum Bruckbauer. mindest leichte Aufwärtsbewegung der In- wird 2017 nachlassen und kann durch mehr Die Stimmung in der europäischen In- vestitionen hin. „Die heimische Wirtschaft Auslandsnachfrage dank eines leicht verbes- dustrie ist angesichts der anhaltenden Ver- hat sich zu Beginn des Jahres 2016 voraus- serten globalen Wirtschaftsumfelds besten- unsicherung auf den Finanzmärkten und nur sichtlich besser entwickelt, als es die ange- falls kompensiert werden. schwacher globaler Wachstumssignale zwar spannte Stimmung und belastenden globalen durchwachsen, hat sich aber aktuell in den Einflüssen vermuten lassen. Dank ausreichen- Inflation steigt 2016 moderat – meisten Ländern etwas verbessert. Das mit der Unterstützung durch die Inlandsnach- und bleibt im EU-Spitzenfeld dem österreichischen Außenhandel gewich- frage gehen wir für das erste Quartal von Die Inflation ist in Österreich im ersten tete EU-Industrievertrauen ist im März daher einem Anstieg des BIP um bis zu 0,5 Prozent Quartal 2016 auf durchschnittlich 1 Prozent leicht gestiegen, gestützt vor allem auf eine zum Vorquartal aus. Die österreichische im Jahresvergleich gestiegen, nach 0,7 Pro- günstigere Geschäftseinschätzung an der Wirtschaft startete somit mit einem Plus von zent gegen Jahresende 2015. Steueränderun- EU-Peripherie und in den mittel- und osteu- rund 1 Prozent im Jahresvergleich ins Jahr gen, wie die Anhebung des ermäßigten Um- ropäischen Ländern. In diesem Umfeld hat 2016“, meint Pudschedl. Zu Beginn des Jah- satzsteuersatzes, sowie die leicht anziehende sich nach dem starken Einbruch im Vor- res übertrifft damit die österreichische Binnenkonjunktur haben den Rückgang der monat auch die Stimmung der heimischen Wirtschaft die Wachstumsdynamik des Vor- Rohölpreise mehr als kompensiert. Auch die Industrie etwas aufgehellt. „Das Industrie- jahres von 0,9 Prozent leicht. harmonisierten Verbraucherpreise gemäß und das Konsumentenvertrauen haben sich Nach dem recht soliden Beginn im Jahr Eurostat stiegen im Durchschnitt der ersten in Österreich im März zwar verbessert, lie- 2016 sollte die moderate Aufwärtstendenz drei Monate um 1 Prozent. Damit weist Öster- gen jedoch in beiden Fällen noch spürbar un- der Konjunktur in Österreich im weiteren Jah- reich innerhalb der EU im ersten Quartal die ter dem langjährigen Durchschnitt. Im inter- resverlauf anhalten. Die Inlandsnachfrage, dritthöchste Inflationsrate auf. „Die Teuerung nationalen Vergleich sind die österreichi- vor allem der private Konsum dank der ist aktuell sehr moderat und wird sich dank schen Konsumenten und Industriebetriebe Steuerreform, wird auch in den kommenden niedriger Ölpreise in der ersten Jahreshälfte sogar besonders pessimistisch“, so Bank Quartalen die österreichische Wirtschaft in knapp unter 1 Prozent im Jahresvergleich be- Austria Ökonom Walter Pudschedl. Der Un- Schwung halten. Allerdings haben sich die wegen. Erst im späteren Jahresverlauf sollte terschied gegenüber anderen europäischen Sorgen um die Konjunkturentwicklung in die Inflation infolge eines Basiseffekts bei Ländern spiegelt sich fast ausschließlich in den Schwellenländern in den vergangenen den Rohstoffpreisen etwas stärker anziehen. den sehr ungünstigen Erwartungen für die Monaten weiter erhöht. Die wirtschaftliche Mit 1,4 Prozent wird der Anstieg der Verbrau- kommenden Monate wider, während die ak- Situation in China, der Preisverfall von Roh- cherpreise im Jahresdurchschnitt 2016 über tuelle Lage als durchaus gut beurteilt wird. stoffen und die Trendwende in der US-Geld- dem Vorjahreswert liegen“, prognostiziert Daher ist davon auszugehen, daß sich die politik sind die drei großen wirtschaftlichen Bruckbauer. Österreich wird damit wieder Erholung der heimischen Wirtschaft im Herausforderungen in den Schwellenländern einen klaren Inflationsaufschlag gegenüber ersten Quartal 2016 ungeachtet der zurück- mit Störpotenzial für die globale Konjunktur. dem Euroraum aufweisen. In den vergange- haltenden Stimmung, die in den vergange- Während eine globale Rezession, ausgelöst nen fünf Jahren sind in Österreich die Preise nen Monaten den Bank Austria Konjunk- durch die Schwellenländer, zwar unwahr- damit insgesamt um fast 4 Prozentpunkte turindikator nach unten gedrückt hat, recht scheinlich scheint, ist das Risiko, daß die stärker gestiegen als im Euroraum oder im solide fortgesetzt hat. Weltwirtschaft 2016 an Schwung verlieren Nachbarland Deutschland. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 74 Wirtschaft Evaluierung des Programms der ländlichen Entwicklung 2007/2013: 30.300 Arbeitsplätze gesichert, Bruttowertschöpfung von 1,6 Mrd. € induziert

ie EU-Agrarpolitik strebt neben der Sta- Ohne das Programm wären die Stick- Dbilisierung der Agrarmärkte eine Stei- stoffüberschüsse der Landwirtschaft um gerung von Wertschöpfung, Beschäftigung, 16 % und die Treibhausgasemissionen um Umwelt- und Lebensqualität in den Mit- 3 % höher gewesen; um 11 % mehr land- gliedsländern an. Dazu dient die „zweite wirtschaftlich genutzte Fläche wäre aus der Säule“ der Gemeinsamen Agrarpolitik, das Produktion genommen worden. Programm der ländlichen Entwicklung. In Das Programm steht in vorteilhafter Ver- der Förderperiode 2007/2013 wurden dazu bindung zu Faktoren, die für die Lebens- in Österreich pro Jahr 1,1 Mrd. € an För- qualität wichtig sind, wie Arbeitslosigkeit, dermitteln eingesetzt. Diese Mittel wurden Einkommenshöhe und Einkommensvertei- zu 52 % von der EU finanziert und durch lung. Die diesbezüglichen Auswertungen Beiträge von Bund und Ländern ergänzt. Zu nach Gemeinden liefern aber zum Teil wi- den Begünstigten zählten vor allem die dersprüchliche Befunde: Die Vermutung, daß Landwirtschaft und die Forstwirtschaft. Dar- Gemeinden mit höherem Fördervolumen über hinaus wurden Unternehmen und Ge- eine stärkere Zunahme der Bevölkerung auf- werbebetriebe in der biobasierten Wertschöp- gewiesen hätten, wurde nicht bestätigt. Durch fungskette und regionale Initiativen der länd- das Programm der ländlichen Entwicklung lichen Bevölkerung gefördert. nahm aber die Beschäftigung außerhalb der Wie Modellberechnungen zeigen, betrug Land- und Forstwirtschaft zu. Die Produkti- die durch die Förderungen ausgelöste Wert- vität der Wirtschaftsstruktur verbesserte sich, schöpfung 1,6 Mrd. €; damit waren 30.300 die Arbeitslosigkeit wurde abgeschwächt und Beschäftigungsverhältnisse verbunden. Die die Einkommensunterschiede zwischen Män- erwünschten Zuwächse beschränkten sich nern und Frauen wurden etwas verringert. nicht nur auf ländliche Gebiete. Wachstum Da durch das Programm die Beschäftigung und Beschäftigung wurden auch in urbanen im Agrarsektor höher war als ohne die För- Regionen signifikant gestärkt. Insgesamt Foto: http://www.bilderbox.biz derungen, standen diese Arbeitskräfte der bewirkte das Programm in den angestrebten 07-13 sehr detailliert war und viele Bereiche lokalen Wirtschaft nicht zur Verfügung. Zieldimensionen Verbesserungen und trug berührte, können nicht alle genannten Aus- Dennoch wurden die wirtschaftlichen Akti- zu günstigen Entwicklungen in der gesamten wirkungen mit derselben Methode bestimmt vitäten stimuliert, wie das höhere Kommu- Volkswirtschaft bei. werden. In Kooperation mit der Universität nalsteueraufkommen zeigt. Das österreichische Programm der länd- für Bodenkultur Wien setzte das WIFO da- Aufgrund des Umfanges und der Kom- lichen Entwicklung 2007/2013 (LE 07-13) her in der Analyse verschiedene Modellzu- plexität des Programmes konnten in der vor- zählt zu den wichtigsten in der Europäischen gänge ein. Die gesamtwirtschaftlichen Ef- liegenden Untersuchung nicht alle Einzel- Union: Annähernd 4 % der gesamten von der fekte der durchschnittlichen Förderungen effekte berücksichtigt werden. So kommt die EU für die zweite Säule der Gemeinsamen von 1,1 Mrd. € pro Jahr waren demnach fol- Verbesserung der Umweltqualität oder die Agrarpolitik (GAP) vorgesehenen Mittel gende: Verringerung der Umweltbelastung in der wurden dafür verwendet, während der Anteil  Der Effekt auf die Bruttowertschöpfung Bruttowertschöpfung nicht zum Ausdruck. der österreichischen Landwirtschaft am betrug +1,6 Mrd. €. Ungeachtet dieser Einschränkungen zeigt Produktionswert des EU-Agrarsektors weni- die Analyse der Programmwirkung aus ver-  Damit standen 30.300 Beschäftigungsver- ger als 1,5% ausmacht. schiedenen Betrachtungswinkeln mit unter- hältnisse in Verbindung; dies entsprach Neben der Erhaltung und Verbesserung schiedlichen Methoden, daß das Programm 25.600 Vollzeitäquivalenten. Davon ent- des Umweltzustandes (70 % der Förderun- LE 07-13 wichtige Programmziele erreicht fielen 6700 Beschäftigungsverhältnisse gen) zählten die Verbesserung der Wettbe- und zu einer Verbesserung der Lebensbe- auf die Landwirtschaft (4.900 Vollzeitar- werbsfähigkeit (15 %) und die Erhöhung der dingungen von vielen Menschen beigetragen beitskräfte). Lebensqualität (10 %) zu den Kernzielen. hat. Bewertet wurden die Auswirkungen des Pro- Berücksichtigt man in der Modellanalyse Davon profitierten nicht nur jene, an die grammes anhand der Entwicklung von auch jene Mittel, die über die EU-Mittel hin- Förderungen ausgezahlt wurden, sondern Wertschöpfung, Beschäftigung, Arbeitspro- aus von den Begünstigten des Programmes auch andere Akteure in der österreichischen duktivität, Stickstoffbilanz, Biomasseproduk- aufgebracht wurden, waren die Auswirkun- Volkswirtschaft.  tion und Lebensqualität. Da das Programm LE gen um annähernd 50 % höher. http://www.wifo.ac.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 75 Wirtschaft Neue Generation will Familien- unternehmen modernisieren Die neue Generation der Chefs ist veränderungs- freudig, kann sich aber nicht immer durchsetzen.

ie neue Generation der Leiter von Fami- wenden werden müssen, die Familie zu „ma- Dlienunternehmen ist gut auf ihre Auf- nagen“. gabe vorbereitet, voller Selbstvertrauen und Familienbetriebe können sich neu erfin- vor allem Ehrgeiz – für sich selbst und ihr den – und tun dies auch. Doch nicht alle kön- Unternehmen. 88 Prozent möchten aus ihrer nen sich besonders schnell verändern. Dabei Firma etwas Besonderes machen: Sie wollen kann es auch zu Spannungen kommen: Einer- nicht nur größer und stärker werden, sondern seits gilt es, die Prozesse (und Produkte) der auch internationaler, moderner und stärker Vergangenheit zu respektieren und anderer- diversifiziert. Zu diesem Ergebnis kommt die seits will die neue Generation Chancen nut- PwC-Studie „Great expectations: The next ge- zen, die sie für die Zukunft sieht. So wollen neration of family business leaders“. 60 Pro- Foto: http://www.bilderbox.biz 59 Prozent der neuen Generation ihr Produkt- zent der Befragten wollen außerdem mit ihrem Familienunternehmens nützliche Erfahrun- portfolio diversifizieren. Doch gleichzeitig Unternehmen geografisch neue Märkte er- gen gesammelt. Dadurch können sie die glauben 68 Prozent, daß ihre Familie diesen obern und mit neuen Ideen, Produkten und Glaubwürdigkeitslücke überwinden, bevor Schritt wahrscheinlich nicht setzen wird, wohl Unternehmensmodellen spielen. Und: Die sie in den Familienbetrieb einsteigen. Die Be- nicht einmal in zehn Jahren. Rudolf Krickl: neue Generation steht größeren Herausfor- fragten geben an, daß sie nicht nur „Ver- „Der Generationskonflikt ist besonders im derungen gegenüber – sowohl innerhalb des walter“ ihres Unternehmens sein wollen – Bereich Digitalisierung zu spüren. Die neue Unternehmens als auch im weiteren Ge- sie wollen es vielmehr durch ihre Tätigkeit Generation tut sich oft schwer damit, ihre schäftsumfeld. prägen und scheuen dabei auch nicht davor Eltern von der Notwendigkeit zu mehr Di- PwC führt diese internationale Studie zum zurück, sich zur Erreichung ihrer Ziele ex- gitalisierung zu überzeugen. Nur 41 Prozent Thema Familienunternehmen seit über zehn terne Hilfe zu holen. 69 Prozent würden er- sind der Ansicht, daß die Unternehmensstra- Jahren durch. 2014 wurde auch erstmals die fahrene Manager einsetzen, die nicht Teil der tegie den Anforderungen einer digitalen Welt neue Generation der Firmenchefs mit einbe- Familie sind, um das Unternehmen zu mo- angepaßt ist. 29 Prozent glauben, daß sich zogen und nach ihren Ambitionen, Zu- dernisieren und professioneller zu machen. Familienbetriebe neue Technologien lang- kunftsplänen für das Unternehmen und den „Wir beobachten auch zunehmend, daß samer zu Eigen machen als andere Arten von Herausforderungen der Rolle als „Kind des talentierte Nachfolger in Familienunterneh- Unternehmen.“ Chefs“ befragt. men ihre zukünftige Rolle genauer definie- Die drei größten Hürden für einen erfol- ren“, ergänzt Rudolf Krickl, Partner und Ex- Die Frage der Nachfolge greichen Generationenübergang sind: perte für Familienunternehmen bei PwC Die Frage der Nachfolge ist für viele, die  Die Generationslücke: die derzeitige Ge- Österreich. „Sie wollen einen Job, der ihren einen Familienbetrieb übernehmen, nach wie neration ist nicht immer überzeugt, daß Fähigkeiten entspricht und in dem sie gut vor problematisch. Wie wird sich die derzei- ihre Kinder bereit und in der Lage sind, sind. Sie verstehen genauer, was es in den tige Generation anpassen? Wird die neue die Firma zu übernehmen. nächsten Jahren bedeuten wird, ein Familien- Generation den Anforderungen gerecht wer-  Die Glaubwürdigkeitslücke: die neue Ge- unternehmen zu führen, und fragen sich, was den? Dies sind die wichtigsten Fragen, die neration ist der Ansicht, daß sie in der sie zum Vorteil des Unternehmens einbrin- sich die neue Generation stellt. Firma viel härter als andere arbeiten muß, gen können.“ Ein weiteres Problem besteht darin, daß um sich zu beweisen. die derzeitige Generation sich oft schwer tut,  Die Kommunikationslücke: in einem Fa- Revolution oder Evolution? das Zepter aus der Hand zu geben. 61 Pro- milienunternehmen gilt es, sowohl mit Doch trotz des wachsenden Selbstver- zent erwarten, daß es für die derzeitige Ge- persönlichen als auch beruflichen Bezie- trauens und genauer Vorstellungen, wohin neration schwer sein wird loszulassen, wenn hungen richtig umzugehen. Das birgt ein sich das Unternehmen entwickeln soll, fühlt sie die Firma übernehmen. „Man darf nicht gewisses Konfliktpotenzial. sich die neue Generation dennoch durch ver- vergessen, daß Nachfolge ein Prozeß ist und gangene Strukturen gebremst. Sie wollen nicht an einem Tag stattfindet: Die neue Ge- Eine selbstbewußte Generation eine Revolution, erwarten aber für die näch- neration muß bereit sein, mit Unterstützung will ihr Unternehmen prägen ste Zeit – im besten Fall – eine Weiter- ihrer Eltern den Betrieb zu übernehmen. Nach Zwei Jahre nach der letzten Studie hat sich entwicklung des Unternehmens. 40 Prozent der formellen Übergabe können die Eltern das Bild generell etwas verbessert: Die neue geben an, daß es frustrierend sein kann zu Unterstützung und Hilfe anbieten, solange Generation ist selbstbewußter geworden und erwirken, daß neue Ideen durch die derzeiti- sie akzeptieren, daß sie nicht mehr die Ent- besser auf eine Führungsrolle vorbereitet. So ge Generation akzeptiert werden. 52 Prozent scheidungen treffen“, so Krickl.  haben z.B. 70 Prozent bereits außerhalb des machen sich Sorgen, daß sie Zeit dafür auf- http://www.pwc.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 76 Wirtschaft 2015 gab es rund 290.000 Ein-Personen-Unternehmen m Jahr 2015 gab es 290.061 Ein-Personen- erstmalige Einführung eines Krankengeldes zeigt sich, daß 90,4 % aller EPU (262.302 IUnternehmen in Österreich, was einem für Selbständige stellt einen Meilenstein und EPU) nicht eingetragene Einzelunternehmen Anstieg von 4,2 % im Vergleich zum Jahr ersten Schritt in die richtige Richtung dar, sind, 6,2 % GmbHs (17.951 EPU) und 3,4 % 2014 (278.411 EPU) entspricht“, präsentierte wenn hier auch sicherlich weiterer Hand- (9.808 EPU) eingetragene Einzelunterneh- Elisabeth Zehetner, Bundesgeschäftsführerin lungsbedarf besteht“, fordert Zehetner-Pie- men. in der Wirtschaftskammer Österreich und für wald abschließend den Bezug von Kranken- Rund die Hälfte der heimischen Kleinst- EPU zuständig, die aktuellen Zahlen der EPU- geld bei längerem Ausfall rückwirkend unternehmen sind weiblich. Der Frauenan- Statistik. Damit machen EPU rund 58,9 % bereits ab dem ersten Tag der Arbeitsun- teil liegt aktuell bei 50,6 % bzw. bei 39,4 % aller Mitglieder der Wirtschaftskammern aus. fähigkeit. ohne Personenbetreuer. Aus aktuellen Um- „Diese Zahlen bestärken uns in unserem in- Gemäß aktueller EPU-Statistik entfielen fragen gehe deutlich hervor, so Zehetner- tensiven Einsatz, weiter konsequent an bes- 2015 mit rund 49,3 % fast die Hälfte aller Piewald, daß bei der Gründung von EPU der seren sozialrechtlichen und steuerrecht- EPU auf die Sparte Gewerbe und Handwerk, Wunsch nach Selbständigkeit klar im Vor- lichen Rahmenbedingungen für die österrei- gefolgt vom Handel mit 22,3 % und Infor- dergrund steht: Top-Gründungsmotive sind chischen EPU zu arbeiten“, unterstreicht mation & Consulting mit 18 %. In der Sparte flexiblere Zeiteinteilung (79 %) und Selbst- Zehetner-Piewald und verweist auf die jüng- Gewerbe und Handwerk enthalten sind auch verwirklichung (75 %), gefolgt vom Er- sten erreichten Verbesserungen und Erfolge: rund 56.100 selbständige Personenbetreuer. kennen von Marktchancen (51 %) und der „Die Mindestbeitragsgrundlage in der SVA Ohne diesen Berufszweig liegt der EPU- Vereinbarkeit von Beruf und Familie (37 %). wurde ab 1.1.2016 beinahe auf das Niveau Anteil dieser Sparte bei 38,7 % und in der Im Schnitt hat ein EPU in Österreich rund 30 von Arbeitnehmern gesenkt. Das bringt eine gesamten Wirtschaftskammer bei 53,7 %. Kunden.  deutliche Entlastung für viele EPU. Auch die Bei der Betrachtung nach Rechtsformen http://www.selbststaendig-machen.at Ein Viertel der oö. Einzelunternehmen will Arbeitsplätze schaffen ie Hälfte der oberösterreichischen Ein- und Vizepräsidentin der WKOÖ Angelika wollen. Auf der anderen Seite wollen 49 % Dzelunternehmer will in den nächsten 12 Sery-Froschauer betonten in ihren State- das Niveau halten und weiterhin allein und bis 18 Monaten wachsen und ein Viertel so- ments die zentrale Bedeutung der Ein- unabhängig arbeiten und schätzen diese gar eine/n neue/n Mitarbeiter/in einstellen, Personen-Unternehmen für die oberösterrei- Flexibilität. das zeigt eine aktuelle Studie. „Rund 25 % chische Wirtschaft und ihr großes Potenzial EPU erklären das Fehlen von Mitarbei- der befragten Ein-Personen-Unternehmen als zukünftige Arbeitgeber. terInnen mit Kosten- und Auslastungs- wollen eine/n Mitarbeiter/in einstellen. Das gründen und schätzen die Flexibilität ohne ist für viele ein großer Schritt, der mit eben- Studie: Jedes zweite EPU will wachsen MitarbeiterInnen. Gründe, warum bis jetzt so großem Risiko verbunden ist. Diese Um einen genaueren Überblick über Ober- kein MitarbeiterInnen aufgenommen wur- Hemmschwelle soll mit der Initiative 1plus1 österreichs EPU-Landschaft zu erlangen, den, sind folgende: Die Hälfte der befragten durch intensive Beratung und eine Landes- wurde eine Studie beim market Institut im EPU „möchte lieber alleine arbeiten“, 39 % Förderung abgebaut werden“, sagte Wirt- Rahmen der Initiative 1plus1 in Auftrag ge- nennen die Lohn-und Lohnnebenkosten als schafts-Landesrat Michael Strugl. „Die Wirt- geben, die die Situation von 500 EPU und Grund und rund ein Drittel hat nicht die nöti- schaftskammer OÖ will mit der Initiative Kleinunternehmen, die in den letzten fünf ge Auslastung. Hingegen waren Gründe für EPU bei ihren konkreten Wachstumsplänen Jahren gegründet haben, beleuchtet. Die zen- die Anstellung des ersten Mitarbeiters bei noch stärker unterstützen und bietet flächen- tralen Ergebnisse daraus: 51 % die hohe Auslastung und bei 33 % hat deckend entsprechende Kleingruppenwork- Der Schritt in die Selbstständigkeit ist sich eine passende Person angeboten. shops in den Bezirken bis hin zu Indivi- von hoher Identifikation mit der Tätigkeit Das Unternehmer-Dasein ist nicht immer dualtrainings im Betrieb rund um das Thema geprägt: Drei Viertel sind mit der Selbstän- einfach: Die Arbeitsbelastung bei kürzlich 1. Mitarbeiter“, betont WKOÖ-Vizepräsi- digkeit zufrieden, wobei davon sogar 39 % gegründeten Unternehmern ist intensiv – im dentin Angelika Sery-Froschauer. sehr zufrieden sind. Die Umsatzhöhe trägt Durchschnitt wird die eigene Arbeitsleistung Zentrales Thema beim EPU-Wachstums- zur Zufriedenheit signifikant bei (51 % der bei einem Umsatz bis 100.000 Euro auf etwa forum am 25. April in der Wirtschaftskam- Befragten mit einer Umsatzhöhe über 49 Stunden geschätzt und bei Betrieben mit mer in Linz war die „Einstellung des ersten 100.000 Euro sind sehr zufrieden). größerem Umsatz liegt die durchschnittliche Mitarbeiters“. Über 70 EPU aus ganz Ober- Auf die Frage nach Wachstumsplänen in Wochenarbeitszeit sogar bei 60 Stunden. österreich waren der gemeinsamen Einla- der Zukunft ist die Hälfte der Unterneh- Im Auftrag des Landes OÖ wird von Bu- dung von Wirtschaftskammer Oberösterreich merInnen zuversichtlich – und sogar 12 % siness Upper Austria im Zuge der Wachs- und der oö. Wirtschaftsagentur Business Up- davon wollen deutlich wachsen. Das ist auch tumsoffensive für Standort und Arbeit das per Austria gefolgt, beteiligten sich an Dis- eng mit der Einstellung eines zusätzlichen Projekt „Initiative 1plus1“ umgesetzt. Ziel kussionen, holten sich rechtliche und praxis- Beschäftigten verbunden, denn rund ein ist die Motivation und Unterstützung von bezogene Tipps von Experten zur Einstellung Viertel will in den nächsten 12 bis 18 Mo- Ein-Personen-Unternehmen der gewerbli- ihres ersten Mitarbeiters/ihrer ersten Mitar- naten wahrscheinlich einen Mitarbeiter/eine chen Wirtschaft zur Einstellung des ersten beiterin und tauschten sich mit anderen EPU Mitarbeiterin anstellen – wobei 11 % davon Mitarbeiters/der ersten Mitarbeiterin.  aus. Wirtschafts-Landesrat Michael Strugl auf jeden Fall einen Mitarbeiter einstellen http://www.initiative1plus1.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 77 Chronik 120 Jahre »Steirer in Wien« LH Schützenhöfer lud zum feierlichen Empfang für größten Bundesländer-Verein.

as 120jährige Bestehen des Vereins der DSteirer in Wien war für den steirischen Landeshauptmann ein besonders schöner An- laß, um für zahlreiche Vereinsmitglieder die Tore der Grazer Burg zu öffnen. Schützen- höfer lud die Steirer in Wien am Abend des 22. April zum Empfang zu sich in die Burg. Die Steirer in Wien dankten es ihrem Lan- deshauptmann mit zahlreichem Erscheinen. Schützenhöfer dankte den Vereinsmit- gliedern in seiner Ansprache für ihr Engage- ment: „Die Mitglieder des Vereins der Stei- rer in Wien fördern als Botschafter unseres Landes die intensiven Beziehungen in Wirt- schaft, Politik und vor allem dem Tourismus zwischen der Steiermark und der Bundes- hauptstadt. Sie tragen damit zum großen Erfolg des ‚Grünen Herz Österreichs‘ bei.“

„Wir freuen uns sehr, daß wir unser 120- Foto: GEPA Pictures Jahre-Jubiläum hier in der Grazer Burg v.l.: Herbert Paierl, Veit Sorger, Jochen Pildner-Steinburg, LH Hermann Schützen- höfer und Andreas Zakostelsky beim Jubiläum der »Steirer in Wien« in Graz feiern dürfen. Ein Fest in der Heimat auf Ein- ladung von Landeshauptmann Schützenhö- rend der Kriegs- und Zwischenkriegszeit wur- regen Vereinslebens ist jedes Jahr der Stei- fer – einem langjährigen Freund und För- de der Verein eine echte Notgemeinschaft. rerball, der am 13. Jänner 2017 zum 7. Mal derer der Steirer in Wien – ist etwas ganz Be- Nach dem Elend der Kriegsjahre und dem in der Wiener Hofburg stattfinden wird. sonderes“, freute sich Vereinsobmann Andreas Wiederaufbau wandten sich die Steirer in „Wir halten in einer immer schneller an- Zakostelsky. Wien ab den 1960er-Jahren wieder vermehrt mutenden Welt die steirischen Werte ‚Herz- dem geselligen Zusammensein zu. lichkeit und Gemütlichkeit, aber auch Offen- Von der Solidaritätsgemeinschaft heit und Direktheit in der Umsetzung‘ im für Neuankömmlinge… … zur Plattform für steirische Werte Verein hoch. Das schätzen von Jahr zu Jahr Der Verein wurde 1896 als Solidaritäts- Heute ist der Verein der Steirer in Wien mehr Mitglieder. Unser Ziel ist es, auch in gemeinschaft für Neuankömmlinge in Wien die Drehscheibe für rund 100.000 SteirerIn- Zukunft eine Gemeinschaft zu sein, die das gegründet. Die Hauptstadt war damals ein nen, die in der Bundeshauptstadt leben. Er typisch Steirische in unserer Wahlheimat Magnet für Arbeitskräfte, die etwa am Bau organisiert jährlich bis zu 30 Veranstaltun- Wien erhält“, erklärte Zakostelsky.  der Wiener Ringstraße beteiligt waren. Wäh- gen in der Donaumetropole. Höhepunkt des http://www.steirerinwien.at Foto: Verein der Steiermärker in Wien Ein Stimmungsfoto vom »Steirerball in Wien«, ein Veranstaltungshighlight am Wiener Ballkalender zum Jahresbeginn

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 78 Chronik Erneut mehr Fahrgäste auf Österreichs Regionalbahnen Häufigere Verbindungen auf bestehenden Regionalbahnen und neue Strecken errichten

ie Zahl der Fahrgäste ist im Vorjahr auf DÖsterreichs Regionalbahnen erneut ge- stiegen, macht der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) aufmerksam. Knapp mehr als 36 Mio. Fahrgäste waren auf den 19 sogenann- ten privaten Regionalbahnen unterwegs, um rund eine Million mehr als noch im Jahr 2014. Die meisten Fahrgäste sind mit der „Badener Bahn“ unterwegs, gefolgt von der Graz-Köflacher Bahn und der Salzburger Lokalbahn. Der VCÖ fordert angesichts fle- xiblerer Arbeitszeiten und der Zunahme von Teilzeitjobs häufigere Verbindungen auch außerhalb der klassischen Pendlerzeiten und den Bau neuer Strecken. „In Österreich wird zunehmend mehr Bahn gefahren, nicht nur auf den Haupt- strecken, sondern auch auf den Regionalbah- Foto: WLB / Thomas Jantzen nen“, faßt VCÖ-Experte Markus Gansterer Spitzenreiter unter den 19 privaten Regionalbahnen ist die Wiener Lokalbahn. eine aktuelle VCÖ-Analyse zusammen. Mit erhöht werden. Ebenso ist die vollständige den 19 so genannten privaten Regionalbah- Elektrifizierung des Bahnnetzes in Öster- nen waren im Vorjahr insgesamt rund 36,2 reich nach Schweizer Vorbild rasch umzu- Mio. Fahrgäste unterwegs, um rund 1,1 Mio. setzen. mehr als im Jahr 2014. Im Vergleich zum Ein Ausbau des Bahnnetzes ist vor allem Jahr 2011 ist die Zahl der Fahrgäste um 4,3 in den stark wachsenden Ballungsräumen sehr Mio. gestiegen, das ist ein Plus von mehr als wichtig, um Engpässe zu vermeiden und um 13 Prozent. Staus auf den Straßen zu verringern. Laut Spitzenreiter unter den 19 privaten Re- Bevölkerungsprognose der Statistik Austria gionalbahnen ist die Wiener Lokalbahn mit werden unter anderem der Ballungsraum bereits 12,4 Mio. Fahrgästen, macht der VCÖ Wien mit den Umlandbezirken, das Nord- aufmerksam. Im Vergleich 2014 nahm die burgenland, die Ballungsräume Linz, Graz Zahl der Fahrgäste um fast 520.000 zu. und Salzburg sowie das Rheintal stark zule- „Silber“ geht an die Graz-Köflacher-Bahn gen. „Mehr Bevölkerung bedeutet mehr mit 5,78 Mio. Fahrgästen, um rund 60.000 Mobilität. Entweder findet diese zusätzliche mehr als im Jahr 2014. Gegenüber dem Jahr Mobilität umweltfreundlich, platzsparend 2011 erreichte die Wiener Lokalbahn ein und energieeffizient mit der Bahn statt oder Fahrgastplus von rund 15 Prozent und die Foto: Verkehrsclub Österreich es gibt noch mehr Staus, noch mehr Park- Graz-Köflacher-Bahn von fast 19 Prozent. VCÖ-Experte Markus Gansterer platzprobleme und mehr gesundheitsschädli- An dritter Stelle liegen die Salzburger Lo- daß mehr in die Ausweitung des Angebots und che Abgase“, stellt VCÖ-Experte Gansterer kalbahnen mit rund 4,9 Mio. Fahrgästen in die Modernisierung investiert wird. Zum fest. Als Stadt-Umland Verbindungen sind (plus 82.000 gegenüber dem Jahr 2014). Auf einen braucht es häufigere Verbindungen auf auch Regio-Trams sehr sinnvoll. Diese wer- der Zillertalbahn und der Montafonerbahn bestehenden Strecken und zum zweiten ist den innerstädtisch als Straßenbahn und waren im Vorjahr jeweils mehr als zwei Mio. das Streckennetz auszubauen“, betont Gan- außerhalb als Vollbahn geführt. Fahrgäste unterwegs, mit der Linzer Lo- sterer. Da die Arbeitszeiten flexibler gewor- „Der Klimavertrag von Paris bedeutet, kalbahn rund 1,98 Mio. und mit der Stubai- den sind und die Zahl der Teilzeitjobs zu- daß bis zum Jahr 2050 die Mobilität erdöl- talbahn 1,24 Mio. Lediglich auf der Murtal- nimmt, sind auch außerhalb der klassischen frei werden muß. Auch deshalb braucht es bahn und der Übelbacherbahn gab es einen Pendlerzeiten regelmäßige Verbindungen einen viel stärkeren Ausbau des Schienen- Fahrgastrückgang. wichtig. Mit der Modernisierung der Halte- netzes, insbesondere in den Ballungsräu- „Die Nachfrage nach Regionalbahnen stellen, des Wagenmaterials und der Infra- men“, so Gansterer.  nimmt deutlich zu. Umso wichtiger ist es, struktur kann die Zahl der Fahrgäste weiter http://www.vcoe.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 79 Chronik Großglockner Hochalpenstraße – Erfolgreicher »Durchstich« ie diesjährigen Schneeräumungsarbei- Dten auf der Großglockner Hochalpen- straße dauerten knapp zwei Wochen. Der „Durchstich“ erfolgte an der Paßhöhe Hoch- tor (2.504m) am 26. April, drei Tage später war die Glocknerstraße wieder für den Ver- kehr freigegeben. Die Schneewände sind zu Saisonbeginn zwischen fünf und acht Me- tern hoch. Erste verschlafene Murmeltiere sind bereits zu bestaunen. „Der diesjährige Winter war relativ mild, trotzdem kam es durch immer wieder wech- selnde Schneefälle von Nord und Süd zu gros- sen Mengen an Neuschnee. Wir haben mit den Arbeiten planmäßig angefangen, aber gerade zum Ende hin haben uns die neuen Schneefälle einige Arbeit bereitet“, faßt Pe- ter Embacher, Leiter der Schneeräumung der Foto: Großglockner Hochalpenstraßen Aktiengesellschaft Großglockner Hochalpenstraßen AG (GRO- »Durchstich« am Großglockner: Zwei Männer mit den »Rotationspflügen – System Wallack«, die seit über 60 Jahren verläßlich ihren Dienst tun. HAG) die diesjährigen Schneeräumungsar- beiten zusammen. Rund 500.000 Kubikme- Erfahrung erfordert: Abschnitte müssen ge- ster Punkt der Großglockner Hochalpen- ter Schnee wurden in zwei Wochen von 15 sichert, an manchen Stellen Lawinen ge- straße und höchster mit einem PKW befahr- Männern und den vier über 60 Jahre alten sprengt werden. bare Bergspitze Österreichs) sind mit Öff- „Rotationspflügen – System Wallack“ sowie Der Durchzug von Nord nach Süd, sowie nung der Straße am 29. April ebenso zur Auf- weiteren zehn Maschinen und Testgeräten die Auffahrt zur Kaiser-Franz-Josefs-Höhe fahrt freigegeben.  bewegt. Ein riskantes Unterfangen, das viel und der Edelweiß-Spitze (mit 2.571m höch- https://www.grossglockner.at Wien Geschichte Wiki: 23 Mio. Aufrufe seit September 2014 ien Geschichte Wiki ging im Septem- Wber 2014 online. Das weltweit größte Stadt-Wiki im deutschsprachigen Raum kann seither auf mehr als 23 Millionen Auf- rufe verweisen. Aufgrund einer Lizenzände- rung können die Inhalte des Wiki nun auch weiterverwendet werden. Wien Geschichte Wiki weist beeindruk- kende Nutzungsdaten auf: Bereits nach einem halben Jahr zählte man mehr als 3 Millionen Zugriffe. Nach eineinhalb Jahren ist diese Zahl auf mehr als 23 Millionen ge- stiegen. Besonders erfreulich ist, daß die An- zahl der BesucherInnen noch immer jeden Monat steigt. Im März 2016 nutzten 275.000 Personen das Wiki.

Nutzung der Daten weltweit möglich Von Anfang an war die Bevölkerung ein- Foto: Wiener Stadt- und Landesarchiv / Wienbibliothek im Rathaus geladen, selbst eigenes Wissen einzubringen. Zum Beispiel: die Seite »Zur Heiligen Dreifaltigkeit« (8, Lange Gasse 34) Bis dato mußten die Rechte über Daten und Bilder beim Hochladen an die Stadt Wien Kritik reagiert und die Lizenz geändert. Da- nicht-kommerzielle Nutzung der Daten unter abgetreten werden. Dieser Punkt wurde im- mit wird die offene Zusammenarbeit zwi- Namensnennung kostenlos möglich. Die mer wieder von der Web 2.0-Community kri- schen Verwaltung, Politik und Öffentlichkeit Daten dürfen dabei allerdings nicht verän- tisiert, weil er dem Gedanken einer kollabo- erleichtert. Alle Texte und Bilder, die nach dert werden. Die Lizenzänderung stellt si- rativen Anwendung entgegensteht. Jetzt Dezember 2015 in Wien Geschichte Wiki cher, daß sowohl magistratsinterne als auch haben das Wiener Stadt- und Landesarchiv aufgenommen wurden, sind unter der Lizenz externe Inhalte gleich behandelt werden.  und die Wienbibliothek im Rathaus auf diese CC BY-NC-ND 4.0 nutzbar. Damit ist die https://www.wien.gv.at/wiki/index.php/Wien_Geschichte_Wiki

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 80 Personalia Großartiger Geschichten- erzähler und Publikumsliebling Kulturminister Josef Ostermayer verlieh Heinz Marecek den Berufstitel »Professor«. Laudator Otto Schenk: »Er ist ein hinreißender Schauspieler.«

eit vielen Jahrzehnten prägt Heinz Mare- Scek die österreichische Film- und Thea- terlandschaft und zählt nicht umsonst zu den Publikumslieblingen dieses Landes. Egal ob in der Josefstadt oder als Haubenkoch Han- nes Kofler in ,Soko Kitzbühel‘ – Marecek begeistert sein Publikum ganz gleich in wel- cher Rolle. Es ist mir eine große Freude, dem Reinhardt-Absolventen und großartigen Geschichtenerzähler heute den Berufstitel ,Professor‘ verleihen zu dürfen“, sagte Kul- turminister Josef Ostermayer am 29. April anläßlich dieser Auszeichnung an den Schau- spieler Heinz Marecek. „Er hat sein Talent in einer Reihe von Darstellungen auf der Bühne bewiesen, so- wohl das Charakterfach als auch das Komö- diantische zeichnen ihn aus. Auch seine Bü-

cher sind literarisch bemerkenswert“, zitier- Foto: BKA / Andy Wenzel te der Kulturminister Helmuth Niederle, Prä- v.l.: Kunst- und Kulturminister Josef Ostermayer und Professor Heinz Marecek mit sident des Österreichischen PEN-Clubs, der dem Laudator Otto Schenk nach der Verleihung im Bundeskanzleramt. Das Bild die Verleihung angeregt hatte. unten zeigt einen Blick auf die versammelten Gäste des Festakts. Laudator Otto Schenk bezeichnete Heinz „auf den ersten Satz lieben lernte“. Diese tätigkeit auf der Bühne, wirkte er auch in Marecek als „hinreißenden Schauspieler, Liebe „überdauerte mühelos ein halbes Jahr- vielen Film- und TV-Produktionen wie etwa einen Verführer von uns allen“. „Man muß hundert ohne Ermüdungserscheinungen“, so „SOKO Kitzbühel“ sowie „Der Bockerer“ immer verführen, und Verführung war im- Marecek. mit. Marecek ist zudem als Kabarettist un- mer sein Geheimnis“, und weiter: „Begei- Der 1945 in Wien geborene Heinz Mare- terwegs und auch als Autor überaus erfolg- stert und stolz kann ich sagen: Das ist mein cek absolvierte das Max-Reinhardt-Seminar, reich. Genauso befaßt sich der Künstler mit absoluter Lieblingsschüler. Und dem habe bevor er Engagements an der Volksoper, am Neuübersetzungen englischer und amerika- ich helfen können – vielleicht ein paar Schrit- Theater der Jugend und am Landestheater nischer Theaterstücke. te zu gehen, bevor er mir fast davongerannt Graz erhielt. Von 1971 bis 1998 war er En- Für die musikalische Umrahmung der wäre“, so Schenk. semblemitglied des Theaters in der Josef- Feierlichkeit sorgte Andreas Haefliger am Der Geehrte bedankte sich bei seinem stadt. Er führte auch in verschiedenen Thea- Klavier.  Laudator und Lehrer Otto Schenk, den er terhäusern Regie. Neben seiner Schauspiel- https://de.wikipedia.org/wiki/Heinz_Marecek Foto: BKA / Andy Wenzel

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 81 Personalia Walter Kohn * 9. März 1923 in Wien; † 19. April 2016 in Santa Barbara, Kalifornien

Er stiftete in Wien dem jüdischen Privat- realgymnasium Zwi-Perez-Chajes-Schule und dem Akademischen Gymnasium den Walter-Kohn-Preis für Arbeiten im Gebiet Menschenrechte und Naturwissenschaft. Walter Kohn war zwei Mal verheiratet und Vater von drei Töchtern. Für seine Arbeiten zur Dichtefunktionaltheorie *) erhielt er 1998 den Nobelpreis für Chemie. Kohn starb am 19. April 2016 in Santa Barbara (Kalifornien) im Alter von 93 Jah- ren. **)

Reaktionen aus Österreich Bundespräsident Heinz Fischer erklärte in einer ersten Rekation, mit Walter Kohn sei „ein großer und international geachteter Wissenschaftler gestorben. Sein Leben, das durch die Vertreibung durch den Nationalso- © Wikipedia / Cc-by-sa-3.0-at Walter Kohn 2008 bei einem Vortrag an der University of British Columbia zialismus eine gewaltsame Wendung nahm, war von wissenschaftlicher Exzellenz und alter Kohn wuchs in Wien als Sohn klaren ethischen Prinzipien geprägt. Beson- Wjüdischer Eltern auf. Er besuchte das ders Kriege und militärische Aufrüstung Akademische Gymnasium in Wien. Sein Va- waren Walter Kohn ein Dorn im Auge. ter betrieb den von Salomon Kohn gegrün- Immer wieder hat er sich für eine Welt ohne deten Postkartenverlag Brüder Kohn. Wäh- Atomwaffen ausgesprochen und die Geißel rend seine Eltern und viele Verwandte im Ho- des Krieges angeprangert. Zu seiner Ge- locaust umkamen, konnte er mit einem Kin- burtsstadt Wien hatte der mit dem Nobel- dertransport nach England und danach nach preis für Chemie Ausgezeichnete eine ambi- Kanada emigrieren und war auch auf kana- valente Haltung. Dies hinderte ihn aber discher Seite im Zweiten Weltkrieg Soldat. nicht, für zwei Wiener Gymnasien Preise zu Kohn machte seinen B.A. in Mathematik stiften. Walter Kohn wird mir persönlich als und Physik an der University of Toronto kluger Beobachter des Weltgeschehens und 1945 und ein Jahr später seinen Master in an- als lebendiger und hoch gebildeter Ge- gewandter Mathematik. Zu seinen Lehrern sprächspartner in Erinnerung bleiben“, so gehörten H. S. M. Coxeter, John Lighton Fischer. Synge, Leopold Infeld und Richard Brauer. Wissenschaftsminister Reinhold Mitter- 1948 promovierte er an der Harvard Univer- lehner stellte fest, Kohn sei ein herausragen-

sity bei Julian Schwinger in theoretischer Foto: Markus Pössel / CC BY-SA 3.0 der Wissenschaftler gewesen, „dessen Arbeit Physik (Thema war das quantenmechanische Walter Kohn im Juli 2012 Generationen von Physikern geprägt hat. Ne- Dreikörperproblem). Er lehrte von 1950 bis ben seiner fachlichen Expertise war er stets 1960 an der Carnegie Mellon University, dann genz bezüglich der Dispersionsrelation bei auch ein Mahner gegen die Instrumentalisie- bis 1979 an der University of California, San Phononen. Der Beginn seiner Arbeiten zur rung und für die Freiheit der Forschung.“ Diego. Ab 1953 bis Mitte der 1960er Jahre Dichtefunktionaltheorie liegt nach Kohn in Für seine Arbeit wurde er in Österreich unter war er regelmäßig für Bell Laboratories tä- Arbeiten zur elektronischen Struktur von Le- anderem mit dem Großen Silbernen Ehren- tig, wo er u. a. mit William B. Shockley und gierungen (seit 1963), wobei er in Paris mit zeichen mit dem Stern für Verdienste um die Joaquin M. Luttinger z. B. über die Theorie Pierre Hohenberg zusammenarbeitete und in Republik Österreich und dem Österreichi- der Störstellen in Halbleitern zusammenar- San Diego mit Lu J. Sham. schen Ehrenzeichen für Wissenschaft und beitete. 1979 wurde er Gründungsdirektor des in- Kunst ausgezeichnet. Zudem war Kohn Im Jahr 1959 veröffentlichte er seine Ent- ternational renommierten Institute for Theo- Ehrenmitglied der Österreichischen Akade- deckung zur Kohn-Anomalie, einer Diver- retical Physics in Santa Barbara; 1984 wurde mie der Wissenschaften (ÖAW). Zeit seines er Professor an der University of California, Lebens setzte er sich gegen die Vereinnah- **) https://de.wikipedia.org/wiki/Dichtefunktionaltheorie_%28Quantenphysik%29 Santa Barbara, wo er auch emeritierte. Seit mung wissenschaftlicher Erkenntnisse für **) Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Kohn 1957 war er US-Staatsbürger. militärische Zwecke und Atomwaffen ein.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 82 Personalia

„Mit seiner Lebensgeschichte steht Wal- Kohn wurde aufgrund seiner jüdischen Mit tiefer Betroffenheit hat die Israe- ter Kohn exemplarisch für die vielen Öster- Herkunft aus Österreich vertrieben, gleich- litische Kultusgemeinde die Nachricht vom reichinnen und Österreicher, die aus ihrer wohl hat er als Forscher international reüssiert Ableben des Chemie-Nobelpreisträgers Wal- Heimat fliehen mußten. Gerade im Wissen- und ist zum Weltstar der Wissenschaft aufge- ter Kohn aufgenommen. schaftsbereich hat der Schrecken und der stiegen. Er stand für eine mühelose Verbin- Walter Kohn war nicht nur ein herausra- Terror des Nationalsozialismus einige der dung von naturwissenschaftlicher Exzellenz gender Wissenschaftler, sondern auch ein klügsten Persönlichkeiten vertrieben“, so mit humanistischem Engagement und politi- Mensch, der sich sein Leben lang für jüdi- Mitterlehner, der Walter Kohn unter ande- schem Weitblick, Technokratentum ohne ge- sche Projekte engagiert hat. Er blieb der Jü- rem 2014 im Rahmen des Nobelpreisträger- sellschaftliche Verantwortung war ihm fremd. dischen Gemeinde in Wien stets verbunden treffens in Lindau getroffen hat. Damit bleibt Kohn, der bis in hohe Alter und war offen für deren Anliegen. Mit Wal- Betroffen reagierte auch Wiens Wissen- diese Haltung jüngeren Generationen weiter- ter Kohn verliert die Welt eine herausragen- schaftsstadtrat Andreas Mailath-Pokorny: gegeben hat, Vorbild und Inspiration für uns de Persönlichkeit und ein Vorbild für gesell- „Die intellektuellen Leistungen des großen alle“, so Mailath. Kohn pflegte in den letzten schaftliches Engagement. Physikers und Nobelpreisträgers mit Wiener Jahrzehnten eine intensive Beziehung zur Die Israelitische Kultusgemeinde drückt Wurzeln führen uns nachdrücklich vor Au- Scientific Community Österreichs, u.a. war seiner Familie und seinen Angehörigen ihr gen, welche Verluste Österreich durch den er auch bei den Wiener Vorlesungen im Rah- tiefes Mitgefühl aus.  Nationalsozialismus erleiden mußte. Walter men des Nobelpreisträgerseminars zu Gast. http://web.physics.ucsb.edu/~kohn/ Architektin Zaha Hadid * 31. Oktober 1950 in Bagdad; † 31. März 2016 in Miami, Florida in dem auf dem Fundament einer großen kul- turhistorischen Tradition auch im zeitgenössi- schen Kulturschaffen bedeutende Akzente gesetzt werden, nachhaltig mitgeprägt.“ „Wir bedauern den Tod einer der erfolg- reichsten und bekanntesten Architektinnen unserer Zeit. Ihrer Familie, ihren Freunden und all ihren Studentinnen und Studenten, denen sie so viel geben konnte, möchte ich mein tief empfundenes Mitgefühl ausspre- chen“, so Ostermayer abschließend.  http://www.zaha-hadid.com Foto: BKA / Hans Hofer Am 20. Juni 2015 überreichte Kunst- und Kulturminister Josef Ostermayer das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich an Zaha Hadid. rst im letzten Jahr durfte ich Zaha Hadid deutendsten Ausbildungsstätten für Architek- Edas Große Goldene Ehrenzeichen für Ver- tur erlangt hat. Die herausragende Qualität dienste um die Republik Österreich verlei- ihrer Entwürfe und Werke hat sie mehrmals hen. Wir dürfen uns alle glücklich schätzen, auch in Österreich unter Beweis gestellt: Die daß diese großartige Architektin von Welt- Berg-Isel-Sprungschanze in Innsbruck, das geltung mehr als bloße Berührungspunkte Bühnenbild für Beat Furrers Oper ,Begeh- mit unserem Land aufgewiesen hat“, sagte ren‘ in Graz, die skulpturalen Glasdächer für Kulturminister Josef Ostermayer am 31. März die vier Stationen der Hungerburgbahn in Inns- einer ersten Reaktion zum Ableben von Zaha bruck sowie das Library and Learning Center Hadid. „Sie hat in ihrer mehrjährigen Tätig- der Wirtschaftsuniversität Wien sprechen für keit an der Universität für angewandte Kunst sich. Zaha Hadid war nicht nur Mitglied der Generationen von Studierenden geprägt und Kurie Kunst und Trägerin des Österreichi- Foto: Österreich Journal / Michael Mössmer ihr fundiertes Wissen weitergegeben. Sie hat schen Ehrenzeichens für Wissenschaft und Die von Zaha Hadid geschaffene Berg- iselschanze im Süden der Stadt Inns- dabei mitgeholfen, daß das hier ansässige In- Kunst, sondern hat mit ihrer Architektur den bruck gilt wegen ihrer Form und Lage stitut für Architektur einen Ruf als eine der be- Ruf Österreichs als weltoffener Kulturstaat, als einzigartige Sehenswürdigkeit.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 83 Personalia Stadt Wien ehrt Waltraut Haas Landtagspräsident Harry Kopietz verlieh der Schauspiellegende den »Goldenen Rathausmann« zum 70jährigen Bühnenjubiläum.

ls „“ spielte sie sich 1947 in Adie Herzen der Österreicherinnen und Österreicher. Es folgten unzählige weitere Rollen in Film- und Theaterproduktionen. Heuer feiert Waltraut Haas ihr 70-jähriges Bühnenjubiläum. Aus diesem Anlaß verlieh Wiens Landtagspräsident Prof. Harry Ko- pietz der Schauspiellegende am 29. April im Rahmen der Premiere von „Othello darf nicht platzen“ im Gloria Theater den „Goldenen Rathausmann“ für herausragende Verdienste um Kunst und Kultur. Mit dem Geständnis, in seiner Jugend in sie verliebt gewesen zu sein, sich diese Liebe aber sicher mit Millio- nen geteilt zu haben, überreichte Kopietz der sichtlich gerührten Schauspielerin die große Auszeichnung, die nur „an besondere Men- schen“ vergeben werde.

Schauspiel-Legende Foto: PID / Schaub-Walzer Landtagsrpäsident Harry Kopietz (r.) überreichte Schauspielerin Waltraut Haas und »fesches Wiener Madel« den Goldener Rathausmann im Beisein von Gloria-Theater-Chef Gerald Pichowetz. Waltraut Haas wurde am 9. Juni 1927 in Wien geboren und wuchs im Schloß Schön- (1955) mit Heinz Rühmann, „Immer die Schauspieler und Regisseur Erwin Strahl, brunn auf, wo ihre Mutter ein Restaurant be- Radfahrer“ mit Heinz Erhardt und Hans- mit dem sie 45 Jahre mit verheiratet war, auf trieb. Nach drei Jahren Modeschule besuch- Joachim Kulenkampff (1958) und natürlich der Bühne (er verstarb 80jährig am 20. April te sie das Konservatorium für darstellende „Im weißen Rössl“ (1960) mit Peter Alex- 2011 in Wien). Sohn Marcus wurde wie sein Kunst und nahm zusätzlich Privatunterricht ander wurden zu Filmklassikern. Vater Schauspieler, Regisseur und Intendant. bei Burgschauspielerin Julia Jansen. Bis in die 1970er-Jahre drehte sie insge- Ihr Bühnendebüt gab Waltraut Haas am samt 70 Spielfilme. Wie viele ihrer berühm- Othello darf nicht platzen Stadttheater in Linz, in den folgenden Jahren ten Kollegen, war Waltraut Haas seit Beginn Noch bis 26. Juni begeistern Waltraut war sie sowohl in klassischen als auch in des Fernsehens auch in diesem Medium prä- Haas, Gerald Pichowetz und viele andere im modernen Rollen in Sing- und Schauspielen sent. Gloria Theater in der Prager Straße im 21. zu sehen und zu hören. Neben ihrer Thea- In den letzten Jahren konzentriert sich die Bezirk in der opernreifen Komödie „Otello tertätigkeit – ab 1948 spielt sie u.a. am Re- Schauspielerin wieder vermehrt auf ihre Ar- darf nicht platzen“ von Ken Ludwig.  naissance-Theater in Wien – wirkte Waltraut beit am Theater und stand in vielen Pro- http://www.gloriatheater.at Haas in den 1950er und 1960er Jahren in duktionen gemeinsam mit ihrem Mann, dem https://de.wikipedia.org/wiki/Waltraut_Haas zahlreichen, vorwiegend musikalischen Un- terhaltungs- und Operettenfilmen mit. Ihren Durchbruch als Filmschauspielerin Der ORF trauert um Josef Kirschner erlebte sie mit der Rolle des jungen Wach- auer Mädels Mariandl Mühlhuber im Hei- er Erfinder der legendären ORF-Show Josef Kirschner zeichnete unter anderem matfilm „Der Hofrat Geiger“ mit Hans D„Tritsch Tratsch“, Journalist, Moderator für das Konzept von „Wünsch Dir was“, einer Moser und Paul Hörbiger (1947). Im Remake und Buchautor ist am 16. April 84jährig ver- der ersten TV-Familienshows im deutsch- „Mariandl“ (1961) und der Fortsetzung storben. ORF-Generaldirektor Alexander sprachigen Fernsehen, mitverantwortlich. „Mariandls Heimkehr“ (1962) verkörperte sie Wrabetz: „Josef Kirschner war einer der Von 1978 bis 1984 präsentierte er die erfolg- charmanterweise die Mutter der Titelheldin. Pioniere der Fernsehunterhaltung in Öster- reiche und vom ihm konzipierte ORF-Show Seit Beginn ihrer Filmkarriere verkörper- reich. Mit Sendungen wie ‚Tritsch Tratsch‘ „Tritsch Tratsch“. te sie den Typus des „feschen Wiener hat er Fernsehgeschichte geschrieben und die Erfolgreich war Kirschner auch als Autor Madels“. Filme wie „Hallo, Dienstmann“ ORF-Unterhaltung über Jahrzehnte wesent- zahlreicher Sachbücher, die in mehrere mit und Paul Hörbiger (1952), lich mitgeprägt. Der ORF ist Josef Kirschner Sprachen übersetzt wurden und sich welt- „Der Zigeunerbaron“ mit Gerhard Riedmann zu großem Dank verpflichtet und wird ihn weit millionenfach verkauften.  (1954), „Wenn der Vater mit dem Sohne“ immer in ehrendem Andenken bewahren!“ https://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Kirschner

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 84 Religion und Kirche Das Kreuz teilen für die Einheit Kreuzreliquie aus Eisenstadt als dauerhafte Gabe an die Orthodoxe Kirche

as bedeutet es, ein Stück des Holzes Wvom Kreuz Christi in eine Kirche zu bringen? Sehr viel für gläubige Menschen, die das Kreuz als Symbol der Überwindung des Todes durch die Erlösungstat Jesu vereh- ren. Noch mehr bedeutet es, wenn die Reli- quie aus einer katholischen Kirche in ein orthodoxes Gotteshaus gebracht wird. Denn damit wird starke Symbolik entfaltet, die den größten Wunsch Jesu im Hier und Jetzt vergegenwärtigt: die Einheit aller Christen, die Liebe aller Menschen zueinander. Eisenstadts Bischof Ägidius Zsifkovics und der Abt des Stiftes Heiligenkreuz, Maxi- milian Heim, stifteten anläßlich der feierli- chen Übertragung der großen Kreuzreliquie des Stiftes Heiligenkreuz in die griechisch- orthodoxe Dreifaltigkeitskathedrale in Wien der Bischofskirche des Metropoliten von Foto: Dominik Orieschnig Austria am 2. April eine zweite Kreuzreliquie v.l.: Abt Maximilian Heim, Metropolit Arsenios Kardamakis und Bischof Ägidius zum dauerhaften Verbleib – Bischof Zsifko- Zsifkovics mit der großen Kreuzreliquie aus Stift Heiligenkreuz vics: „Als notwendiges Hoffnungszeichen, haben, sei für Zsifkovics ein starkes Symbol Abt Maximilian Heim: »Große daß wir irgendwann als Christen wieder in dafür, daß „der gemeinsame Blick auf das ökumenische Strahlkraft« voller Gemeinschaft vor dem Kreuz und vor Kreuz Christi und das Leid der Menschheit Bereits am Beginn der feierlichen Pro- dem Auferstandenen stehen werden.“ ebenso wie das gemeinsame Tragen dieses zession, mit der die große Kreuzreliquie des Kreuzes in den vielen Herausforderungen Stiftes Heiligenkreuz in die griechisch- Bischof Zsifkovics: »Gemeinsamer der heutigen Zeit das einende Band unserer orthodoxe Dreifaltigkeitskathedrale getra- Blick auf das Kreuz Christi ist das beiden Kirchen ist.“ gen wurde, hatte Abt Maximilian Heim be- einende Band unserer beiden Kirchen« tont, „daß die Kreuzreliquie überall dort sein Bischof Zsifkovics zeigte sich bei der Gemeinsam dem Gekreuzigten und darf, wo Menschen das Kreuz verehren“. Überreichung der kleinen Kreuzreliquie aus dem Auferstandenen begegnen Die Reliquie aus Heiligenkreuz sei bereits in der Diözese Eisenstadt davon überzeugt, daß Im Gespräch mit dem Medienbüro der der Vergangenheit „an verschiedene Orte ge- es das Kreuz als Ursprung und Zukunft sei, Diözese Eisenstadt fand Zsifkovics sehr di- wandert, doch nun erstmalig in eine orthodo- „das letztlich alle historischen Spaltungen rekte Worte: „Wir vergessen gerne, daß die xe Kirche“, so der Abt, der die vorüberge- zwischen katholischer und orthodoxer Kir- Apostel Petrus und Andreas leibliche Brüder hende Übertragung als einen Akt großer öku- che überwinden wird“. Die Übergabe erfolg- waren – Brüder, die später durch kirchenpo- menischer Strahlkraft wertet. te im Anschluss an die von hunderten Men- litische Entwicklungen zu Schlüsselgestal- Während das große Heiligenkreuzer Re- schen begleitete feierliche Übertragung der ten zweier bis heute getrennter christlicher liquiar nach dem orthodoxen Fest der Kreuz- großen Kreuzreliquie des Stiftes Heiligen- Kirchen wurden. Aus der Sicht Jesu muß es erhöhung nach wenigen Tagen wieder zu- kreuz in die Bischofskirche des Metropoliten fast schizophren wirken, daß wir als Chri- rück in seine Heimat gebracht worden ist, ist von Austria, an der Zsifkovics als offizieller sten heute gespalten sind – als ob der Kern nun mit dem dauerhaften Verbleib der klei- Vertreter der Österreichischen Bischofskonfe- seiner universalen Botschaft, seines Kreuzes- nen Eisenstädter Kreuzreliquie in der tradi- renz teilnahm. Dabei gelte es aber nicht nur, todes und seiner Auferstehung aufteilbar und tionsreichsten und mit der Geschichte Öster- „ein Stück des Kreuzesholzes zu teilen, son- theologisch verhandelbar wäre. Petrus und reichs am stärksten verbundenen orthodoxen dern auch, das Kreuz gemeinsam zu tragen“, Andreas standen wohl beide auf Golgatha. Kirche des Landes „eine besondere Mani- so Zsifkovics. Die Tatsache, daß Abt Maxi- Und beiden begegnete der Auferstandene. festation dieser ökumenischen Strahlkraft“ milian und Metropolit Arsenios gemeinsam Deshalb war es für Abt Maximilian und mich gegeben, so Abt Heim und Bischof Zsif- das große, äußerst schwere Reliquiar vom von essentieller Bedeutung, die Kreuzesreli- kovics. Heiligenkreuzer Hof in der Wiener Innen- quie aus der katholischen Diözese Eisenstadt stadt zur bis auf den letzten Platz gefüllten unseren orthodoxen Geschwistern zu geben. Metropolit Arsenios: »Du liebst Dreifaltigkeitskathedrale am Fleischmarkt, Als Hoffnungszeichen, daß irgendwann alle es zu teilen – der heilige Martin wo die Schenkung in Gegenwart zahlreicher Christen wieder in voller Mahlsgemein- wäre zufrieden« Mönche aus dem Stift Heiligenkreuz sowie schaft gemeinsam vor dem Kreuz und vor Der Metropolit von Austria und Vorsit- orthodoxer Geistlicher stattfand, getragen dem Auferstandenen stehen werden.“ zende der Orthodoxen Bischofskonferenz in

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 85 Religion und Kirche

Österreich war völlig überrascht, als Bischof Ökumenisches »Kräftedreieck« Bischöfe an einem Ort des Kreuzes sprechen und Abt ihm die kostbare kleine Reliquie in Eisenstadt–Wien–Heiligenkreuz und beten!“ – mit diesem Satz eröffnete der randvollen Dreifaltigkeitskathedrale über- Erst Mitte Februar waren die drei Geist- Bischof Zsifkovics damals die Konferenz, reichten. In einer spontanen Rede bedankte lichen einander im Stift Heiligenkreuz be- bei der auch Metropolit Arsenios über die sich der sichtlich gerührte Metropolit bei den gegnet, als Abt Maximilian Heim die Gast- Flüchtlingssituation in Griechenland und das Stiftern. Dabei ließ er es sich nicht nehmen, geberrolle bei der von Bischof Zsifkovics als Hilfsprogramm der Orthodoxen Kirche refe- Bischof Zsifkovics erneut für die Stiftung COMECE-Beauftragter (Kommission der Bi- rierte. Mit der nun gestifteten Kreuzreliquie des Grundstücks für das erste orthodoxe schofskonferenzen der EU, Anm.) geleiteten erhält das – wie Bischof Zsifkovics es Kloster Österreichs zu danken, das sich mitt- internationalen Konferenz von mehr als nennt – „ökumenische Kräftedreieck“ Eisen- lerweile in der heißen Phase der nötigen lan- einem Dutzend Bischöfen zum Thema Flucht, stadt-Stift Heiligenkreuz-Metropolis von desbehördlichen Verfahren für den Bau be- Migration und Integration einnahm. „Die Austria ein weiteres, besonders kostbares Zei- findet. Der Metropolit wörtlich zu Bischof Flüchtlingskrise ist ein Kreuz – für die Men- chen einer herbeigesehnten Einheit von ka- Zsifkovics: „Du bist der Bischof, der Vater schen in Bedrängnis, für die herausgeforder- tholischer und orthodoxer Kirche.  einer Martinsdiözese, und du liebst es, zu ten Länder Europas und die um internationa- http://www.martinsfest.at teilen. Ich denke der heilige Martin ist froh le Solidarität ringende Europäische Union. http://www.metropolisvonaustria.at und zufrieden mit dir, weil du gern teilst.“ Über dieses leidvolle Thema müssen wir http://www.stift-heiligenkreuz.org Gemeinsam Religion erleben Innovativer Religionsunterricht sprengt konfessionelle Grenzen.

in österreichweit einmaliges Modell Mensur Memic und der islamische Religions- es daher, daß auch SchülerInnen ohne religi- Eeines innovativen Religionsunterrichtes lehrer Vladan Pajic. Von den 25 Schü- ösem Bekenntnis am dialogisch-konfessio- katholischer, evangelischer und orthodoxer lerInnen sind übrigens neun katholisch, vier nellen Religionsunterricht teilnehmen dür- Christen sowie Muslimen wurde kürzlich in orthodoxe Christen und zwölf Moslems. fen. „Das kann auch helfen, die Klassen- Kärnten präsentiert. „Aufgrund der guten Aktiv unterstützt wird diese Form des inter- gemeinschaft möglichst ungeteilt zu erhalten Gesprächskultur mit den anderen Konfessio- konfessionellen und interreligiösen Unter- und auch säkular begründete Weltanschau- nen und Religionsgemeinschaften ist uns et- richtes auch von Schuldirektorin Angela ungen mit auf den Weg zu nehmen“, so Leit- was gelungen, worauf wir wirklich stolz sein Hensel. So wird etwa darauf geschaut, daß ner. Gerade heute, da so viel von Werten und können“, freut sich Birgit Leitner, Leiterin die Religionsstunden im Stundenplan parallel Wertevermittlung gesprochen wird, ist dieses des Bischöflichen Schulamtes. gelegt werden. Der dialogisch-konfessionel- Projekt ein wesentlicher Baustein, „bei dem le Unterricht soll vor allem themenbezogen bei bleibender Differenz im gemeinsamen Begeisterte Kinder etwa zu hohen Feiertagen eine Fortsetzung Entdecken und Lernen um Gemeinsamkeit Kürzlich wurde an der Klagenfurter „Dr.- finden. gerungen wird“, freut sich Leitner auch dar- Karl-Renner-Schule“ die erste interkonfes- über, daß der dialogisch-konfessionelle Un- sionelle Religionsstunde abgehalten. Der Thema Barmherzigkeit terricht in Kärnten möglich ist. Eine wichtige enorme Vorbereitungsaufwand der Religions- Die Elemente des Unterrichtes sind be- Voraussetzung, daß diese Begegnung der lehrerInnen machte sich mehr als bezahlt: wußt auf alle Konfessionen und Religions- Religionen möglich wird, ist die gute, ver- Die Kinder der 4a-Klasse nahmen den ge- gemeinschaften abgestimmt. Wenn vom trauensvolle Kooperation der Religionsleh- meinsamen Unterricht mit größter Begeiste- barmherzigen Gott die Rede ist, wenn gebe- rerInnen untereinander und mit der Schul- rung an. „Es ist normal, verschieden zu sein“ tet und gesungen wird, so fühlen sich alle leitung. lautete der Titel eines Liedes, und auf einem Kinder – egal welcher Religion – angespro- Transparent stand: „Alle Menschen sind vor chen. Entsprechend positiv war auch die Re- Authentische Begegnung Gott gleich.“ „Dialogisch-konfessionelle Re- aktion der Zehnjährigen. Sie legten im Laufe Als ein Ziele dieser neuen, gemeinsamen ligionsstunde“ nennt sich diese innovative der Stunde viele rote Herzen in die Mitte des Unterrichtsform wird ein vertieftes Bewußt- Unterrichtsform, und vom Ergebnis waren Raumes und formulierten dabei Fürbitten – sein der eigenen Konfession genannt. Den alle überzeugt. Für Landesschulratspräsident um Friede in der Welt und Gesundheit für Schülern wird die authentische Begegnung Rudolf Altersberger ist es ein absolutes Vor- ihre Familien. Ein Seil, das in der Mitte des mit den anderen Konfessionen und Religio- zeigemodell. Ziel sei es, daß „alle Kinder die Raumes lag, war das „Freundschaftsband“, nen ermöglicht. Sie erfahren dabei die Of- Möglichkeit haben, die Religion des anderen an dem sich die Kinder festhielten. fenheit der Kirchen für die jeweils andere kennenzulernen“. Konfession oder Religion. Ebenso die per- Achtung und Respekt sönliche Lebensgestaltung oder ethische Re- Gemeinschaftsarbeit Für Birgit Leitner ist „religiöse Bildung flexionen zu Herausforderungen unserer Zeit. Verantwortlich für diese gelungene Un- ein wichtiger Teil der allgemeinen Bildung“. An einer Ausweitung dieser innovativen Form terrichtsstunde zeichneten die katholischen Dazu gehören auch die Achtung und der Re- des Religionsunterrichtes wird bereits inten- Religionslehrerinnen Diana Erker und Alex- spekt vor anderen religiösen und nicht religi- siv gearbeitet.  andra Pernusch, der orthodoxe Pädagoge ösen Überzeugungen. Selbstverständlich ist http://www.kath-kirche-kaernten.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 86 Gastronomie & Kulinarisches 188 Seiten Genuß und Kulinarik Ein Falstaff-Special porträtiert erstmals Oberösterreich in allen Facetten.

enuß und Kulinarik prägen Oberöster- Greich und die Menschen, die hier leben. Von der Herstellung hochwertiger Produkte bis hin zu kulinarischen Gaumenfreuden, von der Natur als wertvollen Erholungsraum bis hin zum Kulturgenuß. Erstmals widmet sich der Falstaff-Verlag in einem hochwertigen Special nun diesen Besonderheiten aus dem „Genussland Oberösterreich“.

Vom Bier bis zum Gemüse Geschichten rund um regionaltypische Speisen und Getränke – vom Bier und Most über den Fisch bis hin zum Gemüse – wer- den in dem neuen „Falstaff Oberösterreich Special“ ebenso vorgestellt wie die Menschen, die daraus Traditionelles und kreativ neu In- szeniertes schaffen. Da wird der junge Koch porträtiert, der sein Lieblingsrezept Preis gibt oder die innovative Bäuerin, die weiß, Foto: Oberösterreich Tourismus / Florian Voggeneder v.l.: Maria Theresia Wirtl (Leiterin der Stabstelle Genussland Oberösterreich), warum ihr Produkt am besten schmeckt. Über Wirtschafts- und Tourismus-Landesrat Michael Strugl, Andreas Winkelhofer den kulinarischen Einstieg eröffnet sich das (Geschäftsführer des Oberösterreich Tourismus), Falstaff-Herausgeber Wolfgang Land in seiner ganzen Vielfalt als lebendiges M. Rosam und KommR Robert Seeber (Vorsitzender des OÖ Tourismus) mit dem Kulturland und als erfolgreicher Wirtschafts- neuen »Falstaff Oberösterreich Special«. raum mit innovativen Unternehmen. Ausdruck. Diese können wir damit auch un- Falstaff-Herausgeber Wolfgang Rosam vom Touristische Regionen stellen sich vor seren Gästen erlebbar machen“, zeigt sich Ergebnis der Zusammenarbeit begeistert. und präsentieren Reisetipps nicht nur fürs Oberösterreichs Wirtschafts- und Tourismus- „Oberösterreich wird im Falstaff Special lange Wochenende. So erfahren die LeserIn- Landesrat Strugl überzeugt. als Land sichtbar, in dem Lebensmittelpro- nen, wo es sich gut essen und trinken, exklu- „Zunehmend werden Genuß und Kulina- duzentInnen, VerarbeiterInnen und WirtIn- siv schlafen, genießen und erleben läßt. Ser- rik zum wichtigen Reisemotiv. Deshalb er- nen Hand in Hand arbeiten, um den Gästen viceboxen mit Freizeittipps, wertvollen An- zählen wir in diesem ,Falstaff Oberösterreich ein absolut hochwertiges, regional veranker- regungen und aktuellen Infos erleichtern da- Special‘ jene Geschichten über Menschen, tes Genusserlebnis zu bieten“, freut sich mit die Planung. Regionen und Produkte, die Oberösterreich auch Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger. so überraschend anziehend machen. Die Ko- Der Kooperation mit dem Falstaff-Verlag ent- Von Linz in die Kalkalpen operation mit dem Falstaff-Verlag als erst- springt übrigens als Variante des Ober- Das Magazin lädt dazu ein, sich von der klassigen Redaktions- und Vertriebspartner ist österreich-Specials auch ein eigenes „Ge- Vielfalt der Regionen inspirieren zu lassen geradezu prädestiniert, um anspruchsvollen nussland Oberösterreich“-Heft. und auch den einen oder anderen Geheim- Gästen und Einheimischen die besten Seiten tipp zu entdecken: Von der lebendigen Bar- des Landes als hochwertige Lektüre vorzu- 60.000 Exemplare gedruckt szene in Linz über das Aufleben der Sommer- stellen“, sagte der Geschäftsführer des Ober- Das „Falstaff Oberösterreich Special“ frische am Salzkammergut-See bis hin zum österreich Tourismus, Andreas Winkelhofer. wurde in Zusammenarbeit von Oberösterreich sportlichen Berg- und Naturerlebnis in Pyhrn- Tourismus, dem „Genussland Oberöster- Priel und dem Nationalpark Kalkalpen. Es Bereicherung des Portfolios reich“ und dem Falstaff-Verlag in einer Auf- macht Appetit, das Mühlviertel auf den „Das Oberösterreich-Special ist eine lage von 60.000 Stück produziert. Auf 188 Spuren von Hopfen und Bier zu bereisen, an äußerst erfreuliche Bereicherung des Port- Seiten liefert dieses Magazin überraschen- der Donau eine Zillenfahrt zu unternehmen folios des Falstaff-Verlags. Es war hoch an den Lesestoff – für Falstaff-AbonnentInnen oder sich im Innviertel in eine ungeahnte der Zeit einen ästhetischen Überblick über und Mitglieder des Falstaff-Gourmetclubs Auswahl an Musikfestivals hineinzuhören. die Kulinarik dieses wunderschönen Bun- ebenso wie für alle GenießerInnen, die das „Das Genießen regionaltypischer Speisen deslandes zu schaffen, denn sie ist in vieler Special im deutschsprachigen Raum im Buch- und Getränke gehört bei Oberösterreichs Hinsicht einzigartig. Neben der anspruchs- handel oder an Kiosken kaufen. Als inspirie- Urlaubsgästen zu den beliebtesten Aktivitä- vollen Küche hochdekorierter Restaurants ist rende Lektüre für Urlaubsgäste wird es zu- ten. Mit dem vielfältigen Themenmix im es besonders die traditionelle Bratl- und Knö- dem in der Hotellerie aufliegen.  Falstaff Oberösterreich Special kommt die del-Küche, die Oberösterreich zu einem at- http://www.oberoesterreich.at hohe Lebensqualität Oberösterreichs zum traktiven Ziel für Genussreisende macht“, ist http://www.falstaff.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 87 Gastronomie & Kulinarisches NÖ WinzerInnen im Zillertal »So schmeckt Niederösterreich« beim 5. Winzer Wedel Cup vertreten

iederösterreichische WinzerInnen tausch- Nten beim 5. Winzer Wedel Cup vom 7. bis zum 9. April im Zillertal die Weinberge gegen Skiberge. Die „So schmeckt Nieder- österreich“-Partnerbetriebe nutzten die Ge- legenheit, um in idyllischer Umgebung neue Absatzkanäle zu erschließen. Der blau-gelben Delegation um Agrar-Landesrat Stephan Pern- kopf schlossen sich die Weingüter Auer aus Höflein, Waldschütz aus Sachsendorf, Stei- ner aus Nussdorf, Dworzak aus Deinzendorf, Glatzer aus Göttlesbrunn und Zöchling aus Teesdorf an. Haubenkoch Michael Kolm – Top Wirt des Jahres 2015 – vom Bärenhof aus Arbesbach kreierte ein spezielles Nie- derösterreich-Menü für die Hütten-Gäste. v.l.: Hüttenwirtin Kristallhütte Verena Eder, Organisatorin Martha Schultz, Dritt- Wein aus Niederösterreich ist über die platzierter Winzer Stiegelmar (Burgenland), Gewinner vom Winzer Wedel Cup Landesgrenzen hinweg beliebt. „Die stetig Winzer Herbert Zöchling sen. (NÖ), Zweitplatzierter Winzer Polz (Stmk.) und steigenden Absatzzahlen unterstreichen die Niederösterreichs Bauernbunddirektorin Klaudia Tanner Qualität und die Beliebtheit unserer Weine sowie den Innovationsgeist der heimischen Betriebe. Wein und Kulinarik sind wichtige Bestandteile der niederösterreichischen Land- wirtschaft. Professionelle und nachhaltige Vermarktung auf Qualitätsmärkten ist we- sentlicher Bestandteil unserer Politik“, so Agrar-Landesrat Stephan Pernkopf.

Sport, Kultur und Kulinarik Neben edlem Wein und kulinarischen Schmankerln brachten die „So schmeckt Niederösterreich“-Partnerbetriebe den Gä- sten ein Stück Kulturgut in Form von Heu- rigenliedern näher. Auch die sportliche Be- Fotos: becknaphoto tätigung kam nicht zu kurz. Beim Parallel- v.l.: Der Österreichische Weinbaupräsident Johannes Schmuckenschlager, Niederösterreichs Bauernbunddirektorin Klaudia Tanner, Winzer Florian Dworzak, slalom auf der Piste machten die WinzerInnen Organisatorin Martha Schultz und Agrar-Landesrat Stephan Pernkopf sowie Haubenkoch Michael Kolm eine tadellose Figur. Exportoffensive von Qualität santer Markt für die blau-gelben-Produzen- aus Niederösterreich tInnen. Niederösterreichische Weine Vor wenigen Wochen wurde Österreich werden im Zillertal kredenzt von der amerikanischen Reiseindustrie zur Über »So schmeckt Niederösterreich« Bei der fünften Auflage des Winzer-Wedel- besten Weinreise-Destination gewählt. Eine „So schmeckt Niederösterreich“ wird seit Cups präsentierten sich die „So schmeckt hohe Auszeichnung, insbesondere für Nieder- dem Jahr 2012 von der Energie- und Um- Niederösterreich“-Partnerbetriebe wieder österreich, dem bundesweit größten Quali- weltagentur NÖ betreut. Die Kulinarik-Ini- einem breiten fachkundigen Publikum aus tätsweingebiet. Zwei Drittel der Exporter- tiative bringt KonsumentInnen die Vielfalt, Prominenz, Gastronomie und Hotellerie. löse der österreichischen Weinbranche in die besondere Qualität und die zahlreichen „Der Winzer Wedel Cup bietet eine tolle Höhe von jährlich 150 Millionen Euro erzie- Vorteile heimischer Lebensmittel näher und Chance, neue Absatzmärkte zu erschließen. len die WinzerInnen aus Niederösterreich. Zu- bietet ProduzentInnen und VerarbeiterInnen Nach unserer Premierenteilnahme im Vor- dem werden 54 Prozent des hierzulande kon- eine gemeinsame Plattform. Informationen jahr wurden zahlreiche niederösterreichische sumierten Weins in Gastronomiebetrieben zu Betrieben und Produkten sind in der „So Weinbaubetriebe im Zillertal gelistet“, so ausgeschenkt. Neben Gastronomie und Ho- schmeckt Niederösterreich“-Partnerdaten- Christina Mutenthaler, Leiterin der Kulina- tellerie sind Touristen mit 5 Prozent ein bank zu finden.  rik-Initiative „So schmeckt Niederösterreich“ wichtiger Absatzkanal. Das Zillertal ist mit 6 http://www.soschmecktnoe.at in der Energie- und Umweltagentur NÖ. Millionen Nächtigungen jährlich ein interes- http://www.enu.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 88 Wissenschaft & Technik Neue Sensoren für neue Teilchen Weltweit neuartige Sensorchips von Infineon Technologies Austria und Hoch- energiephysikern der Österreichischen Akademie der Wissenschaften unterstützen Suche nach bisher unentdeckter Materie am CERN. och immer gelten 95 Prozent des Uni- bracht. Dabei entstehen neue Teilchen, deren Nversums als unerforscht. Diesen Ge- Eigenschaften mit verschiedenen Detektoren heimnissen sind Wissenschaftler am Genfer rekonstruiert werden. CERN auf der Spur, dem weltgrößten Zwei der Detektoren, für die der Einsatz Forschungszentrum für Teilchenphysik. Hier der Sensoren von Infineon derzeit geprüft entdeckten Forscher im Mai 2012 die so wird, tragen die Bezeichnungen ATLAS (A genannten Higgs-Teilchen, für deren Toroidal LHC ApparatuS) und CMS (Com- Vorhersage Peter Higgs und François pact Muon Solenoid). Die Experimente mit Englert den Nobelpreis für Physik erhielten. Elementarteilchen gleichen einer riesigen Derzeit suchen die CERN-Wissenschaftler Kamera: Wenn Teilchen die Siliziumdetek- unter anderem nach der dunklen Materie: toren durchdringen, werden sie registriert. Obwohl sie im Universum etwa die fünffa- Rund 100 Meter unter der Erdoberfläche fin- che Masse der sichtbaren Materie einneh- den die beiden Experimente statt – in Anla- men dürfte, konnte man sie bisher noch nicht gen, die 20 (ATLAS) bzw. 15 Meter (CMS) direkt nachweisen. Mit etwas Glück wird es hoch sind. Die Beschleuniger sind seit Jah- am CERN gelingen, dunkle Materie auch zu ren in Betrieb, mit 40 Millionen Einzelexpe- erzeugen. rimenten pro Sekunde. Derzeit beraten beide Zur Suche kann ein weltweit einmaliger Seiten über eine mögliche Produktion von Sensorchip beitragen: Er ist 8 Zoll oder 15 x Sensoren mit bis zu 1000 m² Fläche. 10 cm groß und wurde gemeinsam entwik- kelt von Infineon Austria und dem Institut Zukünftiger Einsatz bei Foto: HEPHY für Hochenergiephysik (HEPHY) der Öster- medizinischen Anwendungen Mehrere Siliziumdetektoren von reichischen Akademie der Wissenschaften Infineon im HEPHY Reinraum Die für das CERN entwickelte Technolo- (ÖAW). Mehrere zehntausend dieser Bau- gie könnte in weniger als 10 Jahren auch steine aus Silizium werden demnächst am schung wie sie an der Österreichischen Aka- Krebspatienten helfen: Mehrere Forschungs- CERN zum Einsatz kommen. Sie lassen sich demie der Wissenschaften betrieben wird“, gruppen erproben derzeit die Protonen-Com- nicht nur kostengünstiger herstellen als die sagt ÖAW-Präsident Anton Zeilinger. „Der putertomografie. Das medizinische Abbil- bisherigen, bis 6 Zoll oder 10 x 10 cm gros- wechselseitige Austausch von Wissen und dungsverfahren beruht auf den gleichen sen Sensoren. Die Bausteine sind auch robu- Innovation ist ein Erfolgskriterium, das so- Grundlagen wie die Sensor-Technologie für ster gegenüber der kontinuierlichen Bestrah- wohl für die Forschung als auch für Wirt- die Experimente am CERN. Großflächige lung und altern dadurch weniger schnell als schaft, Industrie und Gesellschaft einen Silizium-Detektoren, wie von Infineon und die bisherige Generation. Geplante Experi- Mehrwert bietet“, so Zeilinger weiter. HEPHY entwickelt, könnten künftig wäh- mente wären ohne widerstandsfähigere Sen- „Um Antworten auf die offenen Fragen rend der therapeutischen Bestrahlung tomo- soren kaum möglich. der Teilchenphysik zu finden, müssen wir grafische Aufnahmen liefern. Die Position „Diese Kooperation mit dem Institut für neue Experimente durchführen, und für den des Tumors ließe sich dadurch besser be- Hochenergiephysik der Österreichischen Erfolg dieser Experimente müssen ständig stimmen und gesundes Gewebe würde weni- Akademie der Wissenschaften ist ein erfolg- neue Technologien entwickelt werden. Gera- ger verletzt als bei herkömmlichen Röntgen- reiches Beispiel, wie wir substantielle öster- de darum ist eine Zusammenarbeit mit einer strahlen. Dadurch würde die Strahlenbela- reichische Innovationen in die experimentel- Hochtechnologie-Firma wie Infineon so stung um den Faktor 40 sinken. le Grundlagenforschung einbringen“, erklärt wichtig“, sagt Jochen Schieck, Direktor des In der Forschungsgemeinde hat die Pro- Sabine Herlitschka, Vorstandsvorsitzende Instituts für Hochenergiephysik der ÖAW. duktion der Sensoren bei Infineon bereits der Infineon Technologies Austria AG. „Um- Aufsehen erregt: Bei der Verleihung des an- so erfreulicher ist der Einsatz der neuartigen So hoch wie ein Wohnhaus, erkannten Houska-Preises, Österreichs größ- Teilchensensoren in der internationalen Spit- 100 Meter unter der Erdoberfläche tem privaten Preis für wirtschaftsnahe For- zenforschung, um die Grenzbereiche der bis- Die Experimente am CERN untersuchen schung, wurde das Projekt von Infineon und her bekannten Physik zu erweitern.“ den Aufbau von Materie sowie Wechselwir- HEPHY 2014 mit dem 2. Platz ausgezeich- „Die Zusammenarbeit mit Infineon kungen zwischen Elementarteilchen: Proto- net.  Technologies Austria zeigt eindrucksvoll die nen werden fast auf Lichtgeschwindigkeit http://www.oeaw.ac.at Anwendungsoffenheit der Grundlagenfor- beschleunigt und dann zur Kollision ge- http://home.cern

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 89 Wissenschaft & Technik Atome in Fernbeziehungen Ein Team um die Experimentalphysikerin Francesca Ferlaino und den Theoretiker Peter Zoller hat erstmals in einem optischen Gitter die magnetische Wechsel- wirkung zwischen weit auseinanderliegenden, ultrakalten Teilchen gemessen. Foto: Erbium-Team / Simon Baier Mit einem Magnetfeld können die Physiker die Ausrichtung der vielen Minimagneten direkt verändern und damit sehr genau steuern, wie die Teilchen miteinander wechselwirken – ob sie sich anziehen oder abstoßen.

imulationen sind ein beliebtes Werkzeug, für Quantensimulationen einem weiteren Suche nach exotischen Quantenphasen Sum Probleme, die durch Experimente wichtigen Test unterzogen und damit die „Die Zusammenarbeit mit Peter Zoller, Cai nicht zugänglich sind, im Detail zu studie- Forschung einen wesentlichen Schritt voran- Zi und Mikhail Baranov war enorm wichtig, ren. So können viele physikalische Prozesse gebracht. Die Physiker bestimmten erstmals um unsere Messergebnisse umfassend zu ver- in Materialien bis heute nicht untersucht quantitativ die langreichweitige Wechselwir- stehen“, betont Francesca Ferlaino. „Unsere werden. Die Materialeigenschaften werden kung zwischen magnetischen Atomen. Arbeit ist ein weiterer Schritt für ein besse- von den Wechselwirkungen einzelner Teil- res Verständnis der Materie, denn die Ver- chen bestimmt und diese können nicht direkt Experimentierkasten für Materie hältnisse sind hier wesentlich komplizierter gemessen werden. Da klassische Computer Alle bisherigen Arbeiten waren auf die als in bisher untersuchten ultrakalten Quan- bei solch komplexen Simulationen rasch an Wechselwirkung von Teilchen beschränkt, tengasen.“ Das Experiment ist auch ein ihre Grenzen stoßen, hat Richard Feynman die sehr nahe beieinanderliegen. „Wir arbei- wichtiger Schritt auf der Suche nach exoti- bereits Anfang der 1980er-Jahre vorgeschla- ten aber mit stark magnetischen Atomen, schen Quantenphasen wie Schachbrett- oder gen, diese Probleme in einem Quantensy- welche wir auch über große Distanzen auf- Streifenmuster, die durch diese langreich- stem zu simulieren. einander wirken lassen können“, sagt Mit- weitigen Wechselwirkungen entstehen kön- Ignacio Cirac und Peter Zoller präsentier- autor Manfred Mark. Zunächst erzeugen die nen. „Unsere Arbeit ebnet den Weg, um sol- ten vor zwei Jahrzehnten konkrete Konzep- Physiker im Labor ein Bose-Einstein-Kon- che Phasen bald messen zu können“, blickt te, wie Quantenprobleme mit ultrakalten densat aus Erbiumatomen und laden es in ein Simon Baier bereits in die Zukunft. „Auch in Atomen in einem optischen Gitter erforscht dreidimensionales Gitter aus Laserstrahlen, unserem Experiment sollte dies grundsätz- werden können. Diese Idee hat sich in den das wie ein künstlicher Kristall aus Licht lich möglich sein. Dafür müssen wir die Ato- vergangenen Jahren sehr bewährt und eine funktioniert. In diesem simulierten Festkör- me aber noch weiter abkühlen – von momen- breite experimentelle Anwendung gefunden. perkristall ordnen sich die Teilchen wie in tan 70nK auf etwa 2nK.“ „Wir können die ultrakalten Teilchen im La- einem Eierkarton an. Im Innsbrucker Experi- Mit der in der Fachzeitschrift „Science“ bor sehr gut kontrollieren und erhalten so ment liegen die Teilchen etwa das Sieben- publizierten Arbeit eröffnen die ForscherIn- einen großartigen Einblick in deren physika- fache der Ausdehnung ihrer Wellenfunktion nen eine neue Dimension der Quantensimu- lische Eigenschaften“, erzählt Francesca voneinander entfernt. „Mit einem Magnet- lation. Ferlaino vom Institut für Experimentalphy- feld können wir die Ausrichtung der vielen Finanziell unterstützt wurden die For- sik der Universität Innsbruck und dem In- Minimagneten direkt verändern und damit schungen unter anderem vom österreichi- stitut für Quantenoptik und Quanteninforma- sehr genau steuern, wie die Teilchen mitein- schen Wissenschaftsfonds FWF und dem eu- tion der Österreichischen Akademie der Wis- ander wechselwirken – ob sie sich anziehen ropäischen Forschungsrat ERC.  senschaften. Gemeinsam mit Theoretikern oder abstoßen“, erläutert Erstautor Simon http://www.uibk.ac.at um Peter Zoller hat ihr Team diesen Ansatz Baier. http://www.oeaw.ac.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 90 Wissenschaft & Technik Künstliche Mini-Gehirne Kooperation zwischen IMBA und Biotech-Unternehmen ermöglicht Nutzung für alle ForscherInnen weltweit in Lizenzabkommen zwischen dem Unternehmens, über die Zusammenarbeit: EIMBA – Institut für Molekulare Bio- „Wir sprechen hier über eines der derzeit technologie der Österreichischen Akademie heißesten und vielversprechendsten Gebiete der Wissenschaften und dem kanadischen der biomedizinischen Forschung überhaupt. Biotechnologie-Unternehmen Stemcell Tech- Diese Gehirnstrukturen aus dem Labor er- nologies ermöglicht es zukünftig allen Wis- lauben tatsächlich direkte Einblicke in das senschaftlerInnen, auf ein bahnbrechendes, Gehirn. Wir werden mit dieser Methode un- am IMBA entwickeltes Gehirn-Modellsy- glaublich viel Neues über das komplizierte- stem zuzugreifen. ste menschliche Organ erfahren.“ Im Jahr 2013 ist es Jürgen Knoblich, dem Michael Krebs, der kaufmännische Ge- stellvertretenden Direktor des IMBA, und schäftsführer des IMBA, sieht die Vereinba- seiner Mitarbeiterin Madeline Lancaster ge- rung mit dem kanadischen Unternehmen als lungen, aus Stammzellen die ersten funk- Auftakt für weitere strategische Partnerschaf- tionsfähigen menschlichen Gehirnstrukturen ten: „Wir freuen uns, daß Stemcell Techno- im Labor zu züchten. Diese Mini-Gehirne logies mit unserer Hilfe seine Produktpalette entsprechen der frühen Entwicklung des Ge- im Bereich der Kultur neuronaler Zellen ver- hirns, etwa auf der Stufe eines Embryos. vollständigen kann. Zukünftig werden wir Somit eröffneten sich nicht nur völlig neue am IMBA auf Basis unserer Patente für diese Möglichkeiten für die Erforschung der Ge- neuartige Technologie weitere Krankheits- hirnentwicklung, sondern auch ein enormes modelle für neurodegenerative Erkrankun- Potenzial für die zukünftige Diagnostik und gen entwickeln, die wir strategischen Part- Stv. IMBA-Direktor Jürgen Knoblich … Behandlung neurodegenerativer Erkrankun- nern aus Biotechnologie und pharmazeuti- gen, wie Alzheimer oder Parkinson. Diese scher Industrie für maßgeschneiderte Wirk- wissenschaftliche Errungenschaft sorgte da- stoff-Screenings und Zielmolekül-Validie- her weltweit für großes Aufsehen. rungen anbieten können.“ Jetzt soll das neue Modellsystem allen Das IMBA – Institut für Molekulare Forschern zugänglich gemacht werden. Da- Biotechnologie gehört zu den führenden bio- zu sind das IMBA und das kanadische medizinischen Forschungsinstituten in Euro- Biotech-Unternehmen Stemcell Technolo- pa. Im Fokus stehen medizinisch relevante gies eine Partnerschaft eingegangen. Stem- Fragestellungen aus den Bereichen Stamm- cell Technologies übernimmt die Rechte, zellbiologie, RNA-Biologie, Molekulare Produkte für die Anzucht der Mini-Gehirne Krankheitsmodelle und Genetik. Das Institut weiter zu entwickeln und zu vermarkten. In befindet sich am Vienna Biocenter, einem der Stammzellforschung haben funktionie- dynamischen Konglomerat aus Universitä- rende 3D Kultursysteme eine große Bedeu- ten, akademischer Forschung und Biotech- tung. Erst sie ermöglichen, daß sich organi- nologie-Unternehmen. Das IMBA ist ein sche Strukturen, wie in diesem Fall das Ge- Tochterunternehmen der Österreichischen hirn, dreidimensional entwickeln können Akademie der Wissenschaften, der führen- und dadurch ihre Funktionsfähigkeit erlan- den Trägerin außeruniversitärer Forschung gen – wie die Organe im Körper, die ja eben- in Österreich. falls eine dreidimensionale Struktur besit- http://www.imba.oeaw.ac.at zen. So werden Studienergebnisse auf den Das kanadische Biotechnologie-Unter- Fotos: IMBA / Hans Krist Menschen übertragbar. nehmen STEMCELL Technologies ist auf … und Mitarbeiterin Madeline Lancaster Jürgen Knoblich ist überzeugt, daß durch die Entwicklung und Bereitstellung hoch- die Partnerschaft das enorme Potential des nerschaft mit Stemcell Technologies kann qualitativer Laborreagenzien und Methoden Modellsystems bestmöglich ausgeschöpft unser revolutionäres Modellsystem in einfa- besonders im Bereich der Zellkultur spezia- werden kann. „Eine genetische Erkrankung, cher und standardisierter Form von wissen- lisiert. Ziel ist es, Forscher in ihrer tagtäg- bei der Kinder ein zu kleines Gehirn, also schaftlichen Kollegen weltweit genutzt wer- lichen Arbeit mit Reagenzien, Methoden und einen Mikrozephalus ausbilden, konnten wir den.“ Instrumenten bestmöglich zu unterstützen.  bereits nachstellen und untersuchen. Aber es Die Firma Stemcell Technologies ist be- http://www.stemcell.com gibt natürlich eine große Zahl wichtiger neu- reits ein Spezialist auf dem Gebiet der An- Originalpublikation aus 2013: Lancaster et al., rodegenerativer Erkrankungen, die noch viel zucht neuronaler Zellen. Umso mehr freut 2013. „Cerebral organoids model human brain zu wenig erforscht sind. Durch unsere Part- sich Allen Eaves, der Geschäftsführer des development and microcephaly.“ Nature.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 91 Wissenschaft & Technik Mehr Platz für die Sonne Hundert Meter lange Plattformen, die im hohen Wellengang ruhig und stabil bleiben: Eine Leichtbaukonstruktion der TU Wien schafft auf dem Wasser neuen Platz für Solarenergie. Foto: TU Wien Heliofloat: Plattformen, die stabil auf dem Wasser treiben und an der Wasseroberfläche Sonnenenergie nutzen

onnenkollektoren brauchen viel Platz. entweichen kann, daher schwimmt das Faß – dungsmöglichkeiten sind angedacht. „Für SWarum sollte man für die Gewinnung aber nach unten hin hat die Luft direkten Kon- Entsalzungsanlagen oder Biomassegewin- von umweltfreundlichem Strom nicht die takt zum Wasser. Es gibt keinen abgeschlos- nung aus Salzwasser bieten Heliofloat- großen Wasserflächen nutzen, die uns zur senen Luftposter, sondern die Luftsäule über Plattformen ganz neue Möglichkeiten“, sagt Verfügung stehen? Das entscheidende Pro- dem Wasser wirkt wie ein Stoßdämpfer. Die Roland Eisl, Absolvent der TU Wien und blem dabei ist der Wellengang, der große flexiblen Seitenwände der „Fässer“ nehmen Geschäftsführer der Heliofloat GmbH. „In schwimmende Anlagen auf dem Wasser in nur geringe horizontale Kräfte auf. heißen Ländern könnte man Seen durch He- Gefahr bringt. An der TU Wien wurde eine Von mehreren solchen nach unten offe- liofloat-Plattformen vor dem Austrocken neuartige Leichtbaukonstruktion entwickelt, nen Luftbehältern wird Heliofloat getragen, schützen.“ Die Verdunstungsfläche wird mit der sich hundert Meter lange Plattformen oben entsteht eine große, ebene Nutzfläche. kleiner, Heliofloat-Plattformen können aber bauen lassen, die auch bei hohem Wellen- Wenn man die Luftbehälter richtig dimen- Sonnenlicht ins Wasser durchlassen, um das gang ruhig und stabil an Ort und Stelle blei- sioniert, können die Wellen unterhalb von Leben im See nicht zu beeinträchtigen. Man ben. Heliofloat hoch und nieder gehen, ohne die könnte auf Heliofloat auch Aquafarming be- Plattform maßgeblich zu beeinflussen. Die treiben, sogar die Errichtung von Sportanla- Stabil im hohen Wellengang Anlage schwebt ruhig über dem Wasser. Mit gen ist möglich – und in weiterer Zukunft „Der entscheidende Trick ist, daß Helio- geschlossenen und steifen Luftpolstern wäre eventuell auch der Bau von Wohnhäusern float von offenen Schwimmkörpern getragen das unmöglich, sie würden die Wellenener- auf dem Wasser. wird“, erklärt Prof. Markus Haider, vom In- gie in viel stärkerem Ausmaß aufnehmen, Auf der Hannover Messe (25.-29. April) stitut für Energietechnik und Thermody- wild zu schwanken beginnen und die Platt- wurde ein Prototyp erstmals auf einer großen namik. „Würde man eine Plattform einfach form früher oder später zerstören. internationalen Industriemesse der breiten auf luftgefüllte geschlossene Container mon- Öffentlichkeit vorgestellt, ein schwimmen- tieren, so müsste die Konstruktion entweder Solarenergie und noch viel mehr des Modell mit einer Größe von einem Qua- unwirtschaftlich schwer und robust ausge- Durch diese neue Konstruktion lassen dratmeter wurde präsentiert. Das Forschungs- führt werden, oder sie würde einem starken sich auf recht einfache Weise fußballfeldgro- team der TU Wien und der TU-Spin-off Helio- Wellengang nicht lange standhalten.“ ße Flächen auf dem Wasser zur Verfügung float ist mit InteressentInnen und einschlägi- Die Auftriebskörper von Heliofloat hin- stellen. Das Forschungsteam der TU Wien gen Behörden im Gespräch und sucht noch gegen kann man sich ähnlich vorstellen wie hat Konzepte erarbeitet, die Sonne über dem weitere Kooperationspartner und Investoren, ein unten offenes Faß aus einem weichen, Wasser mit Photovoltaik oder mit Hilfe para- die Heliofloat-Plattformen im großen Maß- flexiblen Material, das im Wasser treibt. Im bolisch geformter verspiegelter Rinnen zu stab einsetzen wollen.  oberen Bereich befindet sich Luft, die nicht nutzen – aber auch viele andere Anwen- http://www.tu-wien.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 92 Wissenschaft & Technik Von der Archäologie zur Industrie Das EU-Projekt »3D-Pitoti« untersuchte in Norditalien prähistorische Felsgravuren mit moderner Medientechnik. Dabei wurden Verfahren für 3D-Scans und die auto- matische Analyse der Daten weiterentwickelt. m norditalienischen Tal Valcamonica Ihaben Menschen prähistorischer Kulturen mehr als 50.000 Bilder, sogenannte Pitoti, in den Fels gemeißelt. Die meist Jahrtausende alten Darstellungen von Menschen, Gegen- ständen und abstrakten Mustern sind jedoch nur schwer zugänglich – und verletzlich. Das EU-Projekt 3D-Pitoti erfaßte in den letzten drei Jahren den Stand der Gravuren und machte diese mit moderner Medien- technik für ein breites Publikum zugänglich. Der Einsatz von 3D-Kameras, Drohnen und neuen Analysemethoden erleichterte zudem Archäologinnen und Archäologen ihre Arbeit.

Dritte Dimension der Felsgravuren Im Rahmen des Projekts wurde erstmals die dreidimensionale Struktur der Steinbil- der untersucht und aufgezeichnet. In diesem Projekt arbeitete die Fachhochschule St. Pöl- ten unter der Leitung der Universität Not- Foto: Alberto Marretta / Parco Archeologico Comunale di Seradina Bedolina tingham an der Entwicklung intelligenter Eine der ArchäologInnen bei der Arbeit mit einer Folie Datenverarbeitungstechnologien, um Struk- turen in den 3D-Daten der Steinfiguren zu Fundorten entwickelt. Auch dies erleichtert Martin Schaich, ausgebildeter Archäologe erkennen und nutzbar zu machen. die Altersbestimmung, denn ähnliche Sym- und Geschäftsführer von ArcTron 3D. bole stammen meist aus der gleichen Zeit. Die Technik der FH St. Pölten wurde auf Altersbestimmung am Fels der international führenden Digital-Heri- Die detaillierte Analyse der dreidimen- Verbesserte Denkmalpflege tage-Konferenz in Granada 2015 mit dem sionalen Werkzeugspuren im Stein zeigt, in Am Projekt beteiligt war auch das deut- „Best Paper Award“ ausgezeichnet. welchen Schritten übereinander gravierte sche Unternehmen ArcTron 3D. Es arbeitet Figuren bearbeitet wurden. „Diese Analyse im Bereich der Vermessungstechnik und Anwendung in der Industrie der Arbeitsschichten ermöglicht das relative nutzt Methoden des 3D-Laserscannings und „Wir haben mit den Partnerinnen und Datieren der Figuren, denn eine Altersbe- der Photogrammetrie. „Für uns war die in- Partnern im Projekt Machine-Learning-Ver- stimmung mittels Kohlenstoffmethode ist tensive Zusammenarbeit mit den verschiede- fahren zur Oberflächenklassifikation ent- am Stein nicht möglich“, erklärt Markus Seidl, nen universitären Partnern hochinteressant. wickelt: Bearbeitete werden von unbearbei- Leiter des Instituts für Creative\Media/ Wir halten den Beitrag der FH St. Pölten zur teten Flächen unterschieden und große Men- Technologies (IC\M/T) und Projektleiter für Mustererkennung in 2D und 3D für beson- gen an 3D-Daten werden automatisch verar- „3D-Pitoti “ an der FH St. Pölten. ders wertvoll und zukunftsweisend. Sollte beitet, um Muster zu erkennen. Dies läßt Bei der klassischen archäologischen Ana- sich dieser Ansatz zukünftig weiterverfolgen sich auch für bildgebende Verfahren in der lyse wurden die Steinbilder in einem lang- lassen, würden sich insbesondere für For- Industrie einsetzen, etwa zur Materialprü- wierigen Prozeß von der Steinoberfläche schungen in der Archäologie und Denkmal- fung, zur Analyse von Oberflächen und in abgepaust. Das Untersuchen der feinen drei- pflege zahlreiche Möglichkeiten ergeben, der Qualitätssicherung“, sagt Seidl. So könn- dimensionalen Spuren so wie es das Projekt automatisiert Strukturen in 3D-Daten zu er- ten zum Beispiel an gefrästen Oberflächen 3D-Pitoti verwirklicht ist bei der klassischen kennen und zu klassifizieren. Zurzeit ist dies feine Krater und Risse erkannt werden. Sol- Dokumentation nicht möglich. Seidl hat mit für die eigentliche Aufgabenstellung im Pro- che möglichen Anwendungen sind ein Bei- Kolleginnen und Kollegen im Projekt zudem jekt, die prähistorische Felsbildkunst, mög- spiel für den Einsatz moderner Medientech- eine Methode zum automatisierten Vergleich lich, doch die Technik wird in diesem Bereich nik in der sogenannten „Industrie 4.0“.  einer hohen Zahl an Abbildern von mehreren zahlreiche neue Perspektiven eröffnen“, sagt http://www.fhstp.ac.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 93 Wissenschaft & Technik Das intelligente Zimmer Ein IT-System der TU Wien erhöht die Sicherheit älterer Menschen und hilft dem Betreuungspersonal, im richtigen Moment am richtigen Ort zu sein. st vielleicht im dunklen Zimmer jemand Igestürzt oder braucht jemand Hilfe? Älte- re Menschen, die in bestimmten Situationen auf Hilfe angewiesen sind, wünschen sich oft, daß jemand regelmäßig in der Nacht nachschaut, damit sie im Notfall schnell Hil- fe bekommen. An der TU Wien wurden nun technische Lösungen entwickelt, die ganz automatisch gefährliche Situationen erken- nen. Mit einigen einfachen Sensoren lässt sich feststellen, ob Gefahr besteht und Hilfe gerufen werden muß.

Rasch helfen, Privatsphäre bewahren „Kontrollrundgänge kosten in Institutio- nen viel Zeit und Geld, und sie sind immer ein Eingriff in die Privatsphäre“, sagt Paul Panek vom Institut für Gestaltungs- und Foto: TU Wien Wirkungsforschung der TU Wien. Das Be- Das Versuchszimmer an der Technischen Universität Wien treuungspersonal öffnet die Wohnungstüre, horcht ob etwas Außergewöhnliches zu hö- wollen in bestimmen Situationen, daß schon zeigen, daß unser System großes Potenzial ren ist oder sieht nach, ob die Person im Bett Hilfe herbeigerufen wird, wenn sie in der hat“, sagt Paul Panek. In einigen Fällen konn- ist. Gerade Menschen mit Demenzerkran- Nacht innerhalb von 15 Minuten nach Ver- ten bereits Stürze verhindert werden. Beson- kungen sind nachts oft recht aktiv und brau- lassen des Betts nicht wieder zurückkehren. ders wichtig sind in diesem Zusammenhang chen ein größeres Ausmaß an Fürsorge. Aber Bei anderen sind nächtliche Wachphasen, in auch rechtssoziologische und ethische Fra- auch geistig fitten Menschen ist es wichtig denen sie durch die Wohnung spazieren, ganz gestellungen. Auch daran wurde im multi- zu wissen, daß sie im Notfall rechtzeitig normal – bei ihnen werden andere Kriterien disziplinären Projektkonsortium gearbeitet, gefunden werden – etwa nach einem Sturz. festgelegt. Im Bedarfsfall wird das Betreu- sowie Richtlinien und Checklisten für Pro- Um die Zeitspanne zwischen Unfall und ungspersonal am Mobiltelefon informiert. duktdesign und Produkterprobung erstellt. Hilfeleistung möglichst klein zu halten und Außerdem werden die detektierten Ereignis- Das Projekt SignAAL wurde vom Zen- gleichzeitig die Privatsphäre der Menschen se automatisch in einem angebundenen Pfle- trum für Angewandte Assistierende Tech- zu schützen wurde das Forschungsprojekt gedokumentationssystem abgelegt. nologien am Institut für Gestaltungs- und SignAAL gestartet. Es wurde von der TU Dabei geht es nicht immer um akute Not- Wirkungsforschung an der TU Wien geleitet. Wien geleitet, auch mehrere Firmenpartner hilfe nach einem Sturz. Oft kann das System Beteiligt waren außerdem CareCenter Soft- waren daran beteiligt. Das Konsortium unter auch dazu beitragen, daß es gar nicht erst zu ware GmbH, IRKS-Research GmbH, Lie- Leitung von Prof. Wolfgang Zagler entwik- Stürzen kommt. Zum Beispiel, indem rasch berLieber Software GmbH, LOIDL Con- kelte an der TU Wien ein Sensorsystem, das Hilfe kommt, sobald stark sturzgefährdete sulting & IT Services GmbH und die RAL- die Daten an einen Minicomputer sendet. Personen dabei sind, das Bett zu verlassen. TEC Forschungsgruppe für assistive Techno- Dieser kann dann im Notfall automatisch Manchen Leuten fällt es schwer, alleine wie- logien. An der Erprobung wirkten das Dia- Hilfe anfordern. der von der Toilette aufzustehen, etwa wenn koniewerk Wien, Hausgemeinschaften Erd- sie in der Nacht wieder ins Bett zurückkehren bergstraße und das Seniorenzentrum Schwe- Flexibel definierbare Kriterien wollen. Wenn dann rechtzeitig Hilfe kommt, chat mit.  „Wir haben Sensoren unter dem Bett in- müssen sie gar nicht unbedingt versuchen es Das Projekt SignAAL wurde vom Bun- stalliert, die registrieren, wenn jemand die alleine zu schaffen, und eine potentiell ge- desministerium für Verkehr, Innovation und Füße aus dem Bett gibt und aufsteht“, be- fährliche Situation ergibt sich gar nicht erst. Technologie / Österreichische Forschungs- richtet Paul Panek. „Ein weiterer Sensor Erfolgreiche Tests förderungsgesellschaft FFG im Programm kann sich unter der Matratze befinden, zu- Umfangreiche Tests wurden bereits durch- benefit (ProjNr. 846.226) teilgefördert. sätzlich haben wir Bewegungssensoren im geführt – sowohl in betreuten Wohnungen, in http://www.aat.tuwien.ac.at/signaal Zimmer und auf der Toilette, sowie bei Be- denen ältere Menschen selbstständig leben, Bei Interesse an einer Vorführung des darf Kontaktsensoren an der Ausgangstür.“ als auch in Hausgemeinschaften mit stark SignAAL Prototyps wenden Sie sich bitte an Das Computersystem, das die Daten verar- sturzgefährdeten Personen mit dementiellen CareCenter Software GmbH beitet, ist flexibel anpaßbar: Manche Leute Erkrankungen. „Wir konnten dabei bereits http://www.carecenter.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 94 Kultur Theodor von Hörman Von Paris zur Secession. Das Leopold Museum zeigt eine umfassende Schau des Wegbereiters der Secession von 29. April bis 29. August 2016. © Privatbesitz Theodor von Hörmann, Eisschollen am Ufer der Thaya III, 1891

as Leopold Museum präsentiert das stets intensiv mit den neuesten Tendenzen DWerk von Theodor von Hörmann (1840- seiner Zeit – vom Impressionismus bis hin 1895) in der bisher größten Ausstellung des zu secessionistischen Ideen – auseinander- bedeutenden österreichischen Malers. Rund setzte.“ Wipplinger hob anläßlich der Aus- 120 Jahre nach dem Tod Hörmanns ist ab 29. stellungseröffnung die Kunst des 19. Jahr- April ein umfassender Überblick über das hunderts als einen der Schwerpunkte des Schaffen des Künstlers in der Ausstellung Leopold Museum hervor. Hörmann sei als „Theodor von Hörmann. Von Paris zur Se- Markstein der österreichischen und interna- cession“ zu sehen. Die Ausstellung ist die tionalen Kunstgeschichte mit zahlreichen erst große Museumsausstellung Theodor von Werken in der Sammlung Leopold vertreten. Hörmanns in Wien. Anhand von rund 80 Der 1840 im Tiroler Ort Imst geborene Werken wird eindrucksvoll Hörmanns Weg Künstler erhielt eine militärische Ausbildung vom Realisten zum Impressionisten be- und unterrichtete ab 1867 in Wien – später in schrieben. 70 Gemälde, ergänzt durch Arbei- St. Pölten – die Fächer Exerzieren, Fechten, ten auf Papier, zahlreiche Fotografien und Turnen und Freihandzeichnen. 1872 bis 1875 Autografen des Künstlers sowie ausgewählte studierte Hörmann an der Akademie der bil- Werke von Zeitgenossen ermöglichen einen denden Künste. detaillierten Einblick in Theodor von Hör- Mit seiner Frau Laura Bertuch übersie- manns Leben und Umfeld. delte er 1886 nach Paris, zu jener Zeit ein Leopold Museum-Direktor Hans-Peter Hauptschauplatz der europäischen Kunst. Auf Wipplinger beschreibt Hörmann als „einen den Spuren der Pleinairmaler der École de

der ungewöhnlichsten und eigenständigsten Foto: Gert Bertuch Barbizon arbeite er in den Wäldern um Fon- Künstler des späten 19. Jahrhunderts, der sich Theodor von Hörmann, Wien um 1884 tainebleau und fing die Stimmungen der Na-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 95 Kultur © Leopold Privatsammlung Theodor von Hörmann, oben: Blühender Garten in Znaim, um 1893; unten: Sommer im Garten, Znaim, um 1893 © Leopold Privatsammlung

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 96 Kultur

seiner Malerei wie in seinem kulturpolitischen Engagement beschritt Hörmann innovative Wege und entwickelte visionäre Ideen“, so der Direktor des Leopold Museum. In Hörmanns letztem Lebensjahr zog es den Maler verstärkt nach Wien. Hier ent- stand mit dem Gemälde „Der neue Markt“ (1895) eine eindrucksvolle monumentale Wiener Stadtansicht. Für Marianne Hussl- Hörmann ist das Bild ist ein kompositori- scher Höhepunkt im Schaffen des Künstlers: „Es setzt einen beeindruckenden Schluß- punkt in Hörmanns Auseinandersetzung von linearer und malerischer Struktur“. Am 1. Juli 1895 starb Hörmann im Alter von 54 Jahren an einem Kehlkopfkarzinom. Ein Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof erinnert heute an den bedeutenden Künstler Theodor von Hörmann. Hörmanns Werk ist ein eindrucksvolles Beispiel für das Ringen um eine neue Wahr- nehmung. Es dokumentiert die permanente Suche des Künstlers nach adäquaten maleri- schen Lösungen, im Kontext der internatio- nalen Strömungen, an der Schwelle zur Mo- derne. Theodor von Hörmann gilt als Grün- dungsvater der Wiener Secession, der die von dieser reformorientierten Künstlergrup- pe kurze Zeit später realisierten Ideen als Erster unnachgiebig einforderte, deren Re- alisierung aber nicht mehr erleben durfte. Zur Ausstellung ist ein von Marianne

© Privatbesitz Hussl-Hörmann und Hans-Peter Wipplinger Theodor von Hörmann, Der Neue Markt in Wien | 1895 herausgegebener 144 Seiten umfassender Ka- talog erschienen (D/E) – mit Beiträgen der tur ein. Eine entscheidende Phase, wie Ma- und Ludwig Dill wurde er mit deren seces- Herausgeber, von Herbert Giese und Franz rianne Hussl-Hörmann, die Kuratorin der sionistischen Ideen bekannt und wurde in Smola. Der Katalog ist um 24 € im Shop des Ausstellung ausführt: „Erstmals beschäftigte Folge zu einem vehementen Vertreter dieser Leopold Museums erhältlich.  sich Hörmann hier auch mit der atmosphäri- Bewegung.“, so Hans-Peter Wipplinger. „In http://www.leopoldmuseum.org schen Erscheinung einer bestimmten Tages- zeit und so mit einem Kernthema des Im- pressionismus“. In Paris selbst entstanden Stadtansichten, welche die erzählerischen Momente aus den Motiven der Pariser Stadt- chronisten mit den atmosphärischen Schilde- rungen der Impressionisten vereinen. Nach seiner Rückkehr aus Frankreich ließ sich Theodor von Hörmann im maleri- schen mährische Städtchen Znaim nieder. Hier entstanden lichtdurchflutete Bilder, Huldigungen an die freie Natur, unter ande- rem die berühmte Serie der „Esparsetten- felder“. 1891 wurden Hörmanns für eine Ausstel- lung im Wiener Künstlerhaus eingereichte Werke abgelehnt. Der Künstler stellte dar- aufhin im Kunstverein München aus und traf

in Dachau auf die deutschen Impressioni- © Künstlerhaus Archiv, Wien sten. „Im Kreis der Maler Fritz von Uhde Blick in die Nachlaß-Ausstellung von Hörmann in der Wiener Secession 1899

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 97 Kultur Gezeichnete Moderne. Rudolf Weiß – ein Schüler Otto Wagners. Eine Ausstellung im Wien Museum Karlsplatz von 14. April bis 18. September 2016. © Wien Museum/Peter und Birgit Kainz Rudolf Weiß, Hotel Wien, 1912, in: Das Ehrenjahr Otto Wagners, Wien 1912; unten: Hotelzimmer, 1911/12 (Ausschnitt)

on 1894 bis 1913 unterrichtete Otto VWagner an der Wiener Akademie der bildenden Künste. Die Wagner-Schule wur- de in dieser Zeit zum wichtigsten Labora- torium der modernen Architektur, deren Basis Material, Zweck und Konstruktion bil- deten. Wagner vollzog damit einen radikalen Bruch mit dem bis dahin dominierenden Hi- storismus, auch und gerade in der Archi- tektenausbildung. Bei der Verbreitung dieser bahnbrechenden Ideen spielten Zeichnungen eine entscheidende Rolle: Sie wurden in in- ternationalen Zeitschriften, eigenen biblio- philen Publikationen und Ausstellungen ge- zeigt und vermittelten ein visionäres Bild von Architektur. Rudolf Weiß war einer der letzten Schü-

ler Otto Wagners – und ein begnadeter Zeich- © Wien Museum/Peter und Birgit Kainz

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 98 Kultur © Wien Museum/Peter und Birgit Kainz Ridolf Weiß, Villenkolonie, 1911, Bleistift, Feder in Schwarz und Rot, Deckfarben, Goldfarbe.

ner, dessen kunstvolle Arbeiten die Quint- an Architekturzeichnungen, Plänen und Skiz- jüngster Zeit zusätzlich an Bedeutung ge- essenz der Wagner-Schule repräsentieren. zen erweist sich als ideale Ergänzung des wonnen hat. Auf dem internationalen Markt sind solche Nachlasses von Otto Wagner, der zum Kern- Rudolf Weiß, als Sohn eines Großbauern Papierarbeiten Raritäten. Daß 2014 ein bestand des Wien Museums zählt. Die Aus- und Zimmerermeisters in Kaltenleutgeben Großteil von Rudolf Weiß’ grafischen Blät- stellung präsentiert also nicht nur erstmals (NÖ) geboren, besuchte die k.k. Staatsge- tern aus dem Nachlaß in die Sammlung des das Werk eines weithin unbekannten Wagner- werbeschule in Wien, ehe er 1910 die Auf- Wien Museums kam, ist einem Ankauf durch Schülers, sondern versteht sich vor allem nahmeprüfung bei Otto Wagner erfolgreich den Verein der Freunde des Wien Museums auch als Beitrag zu den Anfängen der „Me- bestand (wichtigstes Kriterium dafür war ein zu verdanken. Das umfangreiche Konvolut dialisierung“ von Architektur, die gerade in hoch entwickeltes Zeichentalent). Anhand der jeweiligen Jahresprojekte erlaubt die Aus- stellung Einblicke in die Architekturklasse an der Akademie und das enge Verhältnis zwischen dem Meister und seinen Schülern. Im ersten Jahr entwarf Weiß ein Eckzins- haus, bei dem Wagners Häuser an der Wien- zeile und in der Neustiftgasse Pate standen. Neben dem Warenhaus galten Hotels als paradigmatische Orte der Moderne: Im zweiten Studienjahr plante Weiß ein sachli- ches, zugleich höchst repräsentatives „Hotel Wien“. Der Perspektivschnitt dazu vermittelt die kühne Eisenbeton-Konstruktion, Zimmer- ansichten vermitteln den Geist einer neuen Epoche. Im darauf folgenden Jahr hatten die Stu- denten ein größer dimensioniertes Projekt zu wählen, Weiß entschied sich für ein mächti- ges, ganz im Sinne von Wagner durchkom- poniertes Lustschloß auf der äußersten Spit-

© Wien Museum/Peter und Birgit Kainz ze der Halbinsel Sirmione am Gardasee. Mit Rudolf Weiß, Pavillon der Untergrundbahn am Karlsplatz, 1912, Bleistift, Feder, diesem Projekt schloß Weiß sein Studium Buntstift bei Wagner ab, bis ins hohe Alter variierte er

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 99 Kultur

meisteramt. Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb er weiterhin in politischen Funktionen tätig, arbeitete jedoch auch als freischaffen- der Architekt. So plante er den Waldfriedhof in Kaltenleutgeben, das Haus der Landwirt- schaft in Mödling sowie einige Einfamilien- häuser. Der Kreis zur Wagner-Schule schloß sich in seiner Tätigkeit als Professor für Archi- tektur an der Staatsgewerbeschule (HTL) in Mödling. Hier konnte er – noch immer be- seelt von Otto Wagners bahnbrechenden Ar- beiten – den Schülern (unter ihnen etwa Ot- tokar Uhl) seine Grundhaltung zur Archi- tekturgeschichte vermitteln. Den Abschluß der Ausstellung bilden 20 Blätter einer „Baustilgeschichte“, die Weiß als Unterrichtsvorlage konzipiert hatte und die sein zeichnerisches Können noch einmal eindrucksvoll unter Beweis stellt. Der zeitli- che Bogen spannt sich von Ägypten bis zur Moderne, an deren Spitze erwartungsgemäß Wagner steht. Das aus der Sicht der Wagner- Schule als stillos erachtete 19. Jahrhundert bleibt in dieser Baustilgeschichte übrigens vollkommen ausgeblendet. Die kompakte Ausstellung zeigt 118 Ar- beiten von Rudolf Weiß, der Großteil aus dem Bestand des Wien Museums, ergänzt um pri- vate Leihgaben. Zur Schau erscheint im Me- troverlag ein Katalog mit Beiträgen von Ku- rator Andreas Nierhaus sowie Richard Kurdiovsky und Gerd Pichler.  http://www.wienmuseum.at © Wien Museum/Peter und Birgit Kainz Rudolf Weiß, Zinshaus, 1910/11, Bleistift, Feder, Deckfarben, Goldfarbe

das Thema in weiteren phantasievollen Skiz- Die Wagner-Schule hatte international zen und Plänen. Ebenfalls präsentiert werden einen erheblichen Einfluß, ihr Elan blieb Wettbewerbsbeiträge von Weiß (viele von jedoch größtenteils auf die „gezeichnete Mo- Wagners Studenten nahmen an solchen teil) derne“ beschränkt. Nur wenige Projekte ge- sowie freie Entwürfe unterschiedlichster langten tatsächlich zur Ausführung – ein Cha- Thematik. Konzentriert vereinen sie alle ty- rakteristikum, das auch für Rudolf Weiß’ pischen Präsentationselemente der Wagner- weiteres Leben bestimmend wurde. Der Er- Schule: steile Perspektiven, eindrucksvolle ste Weltkrieg schien die Vision einer durch Übereckansichten, dramatische Bildausschnit- Architektur verbesserten, modernen Welt hin- te, harte, unnatürliche Kontraste. Oft kommt wegzufegen, Rudolf Weiß blieb nur der eine Vielzahl von zeichnerischen Techniken Rückzug in Phantasieprojekte. Von 1919 bis © Wien Museum/Peter und Birgit Kainz (von Tusche bis Aquarell) auf einem einzel- 1928 war er als Gemeinderat für die Christ- Rudolf Weiß, Wohnhaus nen Blatt zum Einsatz, was den Effekt zu- lichsoziale Partei in Kaltenleutgeben tätig, »Mein Ideal«, 1912, Bleistift, Feder, sätzlich erhöht. von 1928 bis 1938 bekleidete er das Bürger- Deckfarben (Ausschnitt)

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 100 Kultur Karl Schmidt-Rottluff im Werner Berg Museum in Bleiburg von 1. Mai bis 30. Oktober 2016

on Mai bis Oktober 2016 zeigt das Wer- Vner Berg Museum im Kärntner Bleiburg die Ausstellung „Karl Schmidt-Rottluff – Reiner Ausdruck“ im Dialog mit herausra- genden Werken Werner Bergs. Das Zustan- dekommen dieses sensationellen Ausstel- lungsprojektes wurde durch die hervorragen- de Zusammenarbeit mit dem Brücke-Mu- seum Berlin und der Karl und Emy Schmidt- Rottluff Stiftung ermöglicht. Karl Schmidt-Rottluff ist unbestritten einer der herausragenden Protagonisten des deut- schen Expressionismus. In den Jahren der Künstlergemeinschaft Brücke wiesen seine kühn vereinfachenden, starkfarbigen Bildlö- sungen in absolutes Neuland der Kunst und zählen zu den bedeutendsten Leistungen der europäischen Avantgarde vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Mit über 90 Werken (Gemälde, Aqua- relle, Holzschnitte) zeigt das Brücke-Mu- seum erstmalig eine große Ausstellung von Karl Schmidt-Rottluff in Bleiburg. Die retro- spektiv angelegte Präsentation stellt den ganzen Schmidt-Rottluff vor. Nach der stür- Foto: © VG Bild-Kunst, Bonn: 2011 Karl Schmidt-Rottluff, »Blauer Mond« aus dem Jahr 1920 mischen Frühzeit, in der er gemeinsam mit seinen Freunden von der „Brücke“ eine neue blick in sein Schaffen gerade in Bleiburg gen und nahezu vollständigen Zäsur durch Bildsprache erfand und die Ausdrucksmög- präsentiert wird. den Ersten Weltkrieg – viele Facetten eines lichkeiten des Expressionismus zur absolu- Ziel des Werner Berg Museums ist es, „Expressionismus Phase II“ aufweist: von ten Steigerung führte, gelangt Schmidt-Rott- jene Künstler zu präsentieren, die für Werner der reduzierten Farbigkeit und zuweilen luffs Formensprache in den 1920er-Jahren in Bergs Entwicklung von maßgeblicher Be- sachlichen Nüchternheit mancher Bilder der gemäßigtere Bahnen, was ebenso die Farb- deutung waren – insbesondere sind dies die späteren 1920er-Jahre bis zu den Bildern der gebung betrifft. Auch die Werke, die in den Künstler des deutschen Expressionismus, als 1950er-Jahre mit ihren in klar begrenzten Jahren der Diffamierung entstehen, besitzen deren Nachfahre Werner Berg oft gesehen Zonen bengalisch leuchtenden Farben. einen ruhigeren Klang und sind als ganz per- wurde. Gerne benützte Werner Berg für sein sönliche Antwort auf die veränderte Lebens- ihn von der ersten Phase des Expressionis- LH Kaiser eröffnete Sonderausstellung situation und die veränderte Zeit zu sehen. mus unterscheidendes Bestreben nach bild- „Die große Welt ist in unser Museum ein- Im Spätschaffen der 1950 – 1960er Jahre ordnender Klarheit einen Ausdruck Gottfried gezogen“, war sich Raimund Grilc, Vorsit- geraten Gemälde und Aquarelle wieder zu Benns: „Expressionismus Phase II“. Nach zender des Kuratoriums der Stiftung Werner einem farbsprühenden Feuerwerk mit locke- freundschaftlicher Förderung durch Emil Berg, am 30. April sicher. Landeshauptmann rem, leicht gesetztem Pinselduktus. Nolde in den frühen 1930er-Jahren war für Peter Kaiser eröffnete die Sonderausstellung Sämtliche Leihgaben der Ausstellung Bergs Neubeginn nach Naziherrschaft und und zeigte sich nicht nur von den außerge- stammen aus der Sammlung des Brücke- Zweitem Weltkrieg vor allem die Auseinan- wöhnlichen Werken der beiden ausgestellten Museums und den Beständen der Karl und dersetzung mit dem Werk Karl Schmidt- Künstler, sondern auch von der einzigartigen Emy Schmidt-Rottluff Stiftung. Rottluffs von großer Bedeutung. Anhand Kooperation zwischen Berlin und Bleiburg Für das Werner Berg Museum in Bleiburg von zeitgleich im Museum gezeigten Ölbil- begeistert. „Berlin hat Südkärnten erobert, ist es eine besondere Ehre, eine repräsentati- dern und Holzschnitten Werner Bergs wird und das ganz ohne Abwehrkampf“, meinte ve Ausstellung zum Lebenswerk dieses gros- dessen zuweilen intensiver künstlerischer er mit einem Augenzwinkern. Vielmehr hät- sen Künstlers zeigen zu können. Der Aus- Dialog mit dem Werk Schmidt-Rottluffs ten die Verantwortlichen ein Stück grenz- stellungsort in Österreich ist nicht zufällig konkret nachvollziehbar. überschreitender Kulturgeschichte erkannt und es erscheint daher gerechtfertigt, daß Der Blick auf das malerische Lebenswerk und den Besuchern hier zugänglich gemacht. nach der letzten großen Retrospektive Karl Karl Schmidt-Rottluffs zeigt, wie das bedeu- Als Zeichen der „Gleichwertigkeit“ der bei- Schmidt-Rottluffs in Österreich, 1997 im tende Spätwerk dieses Künstlers – nach dem den Orte Berlin und Bleiburg bat der Lan- Kunsthaus Wien, nun ein umfassender Ein- fulminant explosiven Frühwerk und der lan- deshauptmann Magdalena M. Moeller, die

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 101 Kultur Foto: LPD / fritzpress Feierliche Eröffnung Retrospektive »Karl Schmidt-Rottluff« in Bleiburg durch LH Peter Kaiser mit Stefan Visotschnig, Peter Kaiser, Harald Scheicher, Arthur Ottowitz, Magdalena M. Moeller und mit VertreterInnen von Sponsoren

Direktorin des Brücke-Museums, die Aus- die Ausstellung „Karl Schmidt-Rottluff. Bild den, Aquarellen, Grafiken und Zeichnungen stellung mit ihm gemeinsam zu eröffnen. und Selbstbild“ im Museum Wiesbaden – festgehalten, auch seine Frau und Wegge- Während sich Museums-Leiter Arthur Bildnisse und Selbstbildnisse des Malers und fährtin Emy portraitierte er in einem Umfang Ottowitz bei den vielen Unterstützern bedank- seiner Weggefährten. Zusammen mit der Karl und in einer Intensität, die beeindruckend te, versuchte Harald Scheicher, der künstleri- und Emy Schmidt-Rottluff Stiftung beher- und außergewöhnlich zugleich erscheinen. sche Leiter des Museums, den zahlreichen bergt das Brücke-Museum die größte Samm- Komplementiert werden die Werke durch BesucherInnen die Verbindung zwischen lung zum Werk des Künstlers, der sich unter Portraits und Selbstportraits von Ernst Lud- Berg und Schmidt-Rottluff näher zu bringen. den Mitgliedern der Künstlergruppe „Brücke“ wig Kirchner, Erich Heckel, Max Pechstein, „Zufriedenheit bis das Herz übergeht“ ver- am häufigsten portraitiert hat. Nicht nur sein Otto Mueller und Emy Roeder.  spüre Markus Trampusch, Bleiburgs Kultur- eigenes Antlitz hat er in zahlreichen Gemäl- http://www.bruecke-museum.de referent, konfrontiert mit dem großen En- gagement der Museumsverantwortlichen. Bürgermeister Stefan Visotschnig sprach genau wie Abgeordneter Franz Wieser den wirtschaftlichen Aspekt solcher Ausstellun- gen an. „Wir sind auf einem guten Weg“, betonte Visotschnig. „Wir haben hier das be- ste Beispiel dafür, daß Kunst und Kultur nicht nur in großen Städten funktionieren“, meinte Wieser. Für die musikalische Umrahmung sorg- ten Arthur Ottowitz und Janez Gregoric. Neben den Festrednern durfte Grilc, der dreisprachig durch den Abend führte, unter anderen Pater Gerfried Sitter vom Stift St. Paul, Stadtpfarrer Ivan Olip, Sponsoren, Gemeindevertreter, Angehörige der Familie Berg, eine große Delegation des Berliner Brücke-Museums sowie Gäste aus Friaul begrüßen. http://www.wernerberg.museum

Karl Schmidt-Rottluff. Bild und Selbstbild. im Brücke Museum Berlin

Bis 26. Juni 2016 zeigt das Brücke Mu- Foto: Brücke-Museum Berlin / Karl und Emy Schmidt-Rottluff Stiftung seum in Berlin-Dahlem – im Anschluß an Karl Schmidt-Rottluff, Freundinnen, 1926, Öl auf Leinwand, 87 x 101 cm

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 102 Kultur Die Gartenmanie der Habsburger Kaiser Franz und seine Familie – von 23. April bis 1. November 2016 in Baden © Rollettmuseum Baden Städtische Sammlungen Die Wiese in St. Helena Thal bei Baden, Radierung mit Tusche und Aquarell, Jakob Alt, undatiert

m Rahmen von „Gartensommer Nieder- Liebe für Botanik und Gartenkunst frönte. Iösterreich“ zeigt das Kaiserhaus Baden Besonders Kaiser Franz II. (I.) (1768-1835), von 23. April bis 1. November 2016 „Die Schwiegervater Napoléons und Begründer Gartenmanie der Habsburger“. Die Ausstel- des Kaisertums Österreich, war ein großer lung widmet sich der Gartenkultur vom aus- Gartenfreund und Pflanzensammler, der als gehenden 18. bis zur Mitte des 19. Jahr- Blumenkaiser“ in die Geschichte einging. hunderts. Vom „Blumenkaiser“ Franz II. (I.) Die Ausstellung widmet sich der Garten- über Erzherzog Karl, den Rosensammler, bis kultur vom ausgehenden 18. bis zur Mitte hin zu Erzherzog Anton, der Baden und des- des 19. Jahrhunderts. Behandelt werden be- sen Umgebung aufblühen ließ, zeigt die be- sonders die zahlreichen – teils kaum bekann- eindruckende Ausstellung die „gartelnden“ ten – kaiserlichen Privatgärten und Parks in Habsburger und ihr Umfeld. ganz Niederösterreich und Wien aus der Zeit Die Familie Habsburg-Lothringen hat von Kaiser Franz II. (I.). Neben ihm waren über Jahrzehnte einen starken gartenkultu- auch seine Brüder Erzherzog Karl, Anton und rellen Einfluß auf die Stadt Baden und deren Johann als Gartenbesitzer und Gärtner tätig: Umgebung ausgeübt. Zahlreiche Legenden Erzherzog Karl schuf sich mit der Weilburg und Anekdoten erzählen noch heute von in Baden jenen Ort, an dem er ab den 1820er- „gartelnden“ Habsburgern. Tatsächlich spie- Jahren seine europaweit bedeutende Rosen-

geln viele Gartenanlagen die Leidenschaft © Rollettmuseum Baden Städtische Sammlungen sammlung aufbaute. Erzherzog Anton mach- wider, mit der die Familie Habsburg ihrer Pater Rupert Helm, Ölgemälde te sich als Förderer der „Verschönerung“

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 103 Kultur

Badens und Umgebung einen Namen. Und tive des Landes. Er findet heuer zum sech- Erzherzog Johann förderte die Landwirt- sten Mal statt und präsentiert über 300 Ver- schaft und Obstbaumzucht, indem er unter anstaltungen im ganzen Land. In Baden gibt anderem Musterlandwirtschaften aufbaute. es neben der Ausstellung einen Themenweg Die Pflanzenleidenschaft der Brüder war im Kurpark Baden, Garten- und Stadtfüh- kein singuläres Phänomen. Die Biedermeier- rungen, einen Konzertreigen im Garten, Ge- zeit war eine Epoche, in der Blumen und nuß im Grünen, Mondscheinpicknicks oder Blumenmotive allgemein sehr beliebt und in die Badener Rosentage, die dazu einladen, in vielen Lebensbereichen allgegenwärtig wa- die Natur einzutauchen. ren. Blumen und Blüten prägten Mode und Interieur in allen nur erdenklichen Facetten. Interaktiv und intuitiv Diese Blumenmanie beschäftigte auch das Interaktiv können BesucherInnen „Die aufstrebende Bürgertum. Es verwundert da- Gartenmanie der Habsburger“ mit einem her nicht, daß neben Hof- und Adelsgärten eigenen App- Guide erleben, in dem auch die im 19. Jahrhundert bürgerliche Gärten ent- Stadt Baden mit ihrer Geschichte und Se- standen. Obwohl der soziale Status ihrer Be- © Rollettmuseum Baden Städtische Sammlungen henswürdigkeiten multimedial – mit Bild, Bogen mit Rosen des Herbariums sitzer unter jenem des Kaisers lag, konnten von Anton Rollett, um 1830 Audio und Text – präsentiert wird. Die App manche Pflanzensammlungen von Bürgern funktioniert mit einer offline GPS-Naviga- mit den kaiserlichen konkurrieren. In diesen lung auch zusätzliche Aspekte zum Thema tion und bietet zwei mal 80 Minuten Audio- seltenen Fällen begegneten einander Kaiser einbringt. (ISBN 978-3-99050-037-8) material, in den Sprachen englisch und deut- und Bürger auf gleicher Augenhöhe. sch, und zirka 70 Bilder sowie eine direkte Die Ausstellung wird von Christian Hla- Imperialer Höhepunkt Social Media-Verbindung. Verfügbar ist die vac und Astrid Göttche im Auftrag der Stadt Die Ausstellung „Die Gartenmanie der App für die Plattformen Android, Apple und Baden kuratiert. Zur Ausstellung erscheint Habsburger“ im Kaiserhaus Baden ist Hö- als Web-App.  von den Kuratoren ein Buch im Amalthea- hepunkt im „Gartensommer Niederöster- http://www.kaiserhaus.baden.at Verlag, das neben den Inhalten der Ausstel- reich“, der größten gartentouristischen Initia- http://www.gartensommer.info © Rollettmuseum Baden Städtische Sammlungen Sommerhaus des Stadt- und Badearztes Dr. Carl Schenk,TuscheAquarell von Lefebre um 1805 1807

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 104 Kultur Kostbare Schenkung Neue Galerie Graz: Helmut Suschnigg beschenkt das Joanneum mit rund 470 Werken. Foto: Universalmuseum Joanneum / J. Kucek In der umfangreichen Schenkung enthalten: Das frühe Werk von Victor Vasarely. V.l.: Peter Peer (Leiter der Neuen Galerie Graz), Helmut Suschnigg, Christian Buchmann (Landesrat für Kultur) und Wolfgang Muchitsch (Direktor des Joanneums)

m 12. April übergab Helmut Suschnigg Die Schenkung und Yves Klein – Letzterer ist mit Skulp- Ain Anwesenheit von Kulturlandesrat Bei dieser Sammlung handelt es sich um turen vertreten – sowie von Donald Baech- Christian Buchmann, Joanneums-Direktor die kostbarste Schenkung in der Geschichte ler, Erró und Victor Vasarely (mit einem frü- Wolfgang Muchitsch und dem Leiter der der Neuen Galerie Graz, wenngleich die Be- hen Gemälde). Unter den österreichischen Neuen Galerie Graz, Peter Peer, feierlich stimmung des Gesamtwerts aufgrund der Künstlern von internationalem Rang befin- etwa 470 herausragende Werke moderner und großen Zahl an Positionen noch länger dau- den sich in der Sammlung Werke von Chri- zeitgenössischer Kunst. Das ist die bisher ern wird. Die Sammlung umfaßt ca. 470 stian Ludwig Attersee, Peter Kogler, Franz umfangreichste und kostbarste Schenkung Einzelwerke aus den Medien Malerei, Gra- Ringel, Robert Zeppel-Sperl, Erwin Wurm, seit dem Bestehen der Neuen Galerie Graz. fik und Plastik und besitzt Schwerpunkte im der mit hervorragenden Plastiken (z. B. Helmut Suschnigg, ein in Wien lebender Bereich der amerikanischen Pop Art sowie Guggenheim-Museum, „Fat-Car“-Sketch) Steirer, der sich neben seiner beruflichen der zeitgenössischen österreichischen Male- vertreten ist, Alfred Hrdlicka mit mehreren Karriere und seinem sozialen Einsatz mit rei und Plastik. Darunter finden sich qualita- figuralen Großplastiken und einer Reihe von großem Engagement dem Sammeln von tiv hochwertige Werke mit sprichwörtlich hochwertigen Grafiken, außerdem Hans Kunst widmete, trat im Herbst 2015 mit dem „ikonenhaftem“ Charakter wie etwa großfor- Staudacher und Markus Prachensky. Unter Angebot an das Joanneum heran, ihm einen matige Siebdrucke von Andy Warhol (u. a. den Jüngeren sind Esther Stocker und Elke Teil seiner Kunstsammlung zu schenken. Er zwei Marilyn-Porträts), ein Gemälde von Krystufek als bedeutungsvoll einzustufen. wollte seine Sammlung mit der Übereignung Alex Katz, Siebdrucke von Tom Wessel- Diese Schenkung wertet die Sammlung an ein Museum für künftige Generationen mann, Roy Lichtenstein, Keith Haring und der Neuen Galerie Graz in hohem Maße auf. erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich Mel Ramos sowie Skulpturen und Sieb- Sie erschließt ein neues Segment im Bereich machen. Durch seine persönliche Verbin- drucke von Allen Jones. der internationalen Pop Art, das auf andere dung zur Steiermark fiel die Entscheidung Weitere Werke international bedeutender Weise vermutlich niemals Einzug in die auf das Universalmuseum Joanneum. Künstler/innen stammen von Kiki Kogelnik Sammlung des Museums gefunden hätte.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 105 Kultur Foto: Universalmuseum Joanneum / N. Lackner

Darüber hinaus erweitert sie den Bereich der Bild oben: Ein Blick auf einen Teil der Schenkung Suschnigg im Depot zeitgenössischen Kunst um Werke bedeuten- Bild unten: Andy Warhols »Marilyn« der VertreterInnen aus Österreich und baut den Bereich der zeitgenössischen Malerei in Österreich um qualitätsvolle Werke aus. Zu- sätzlich zur Schenkung übergab Helmut Suschnigg zwei großformatige Arbeiten von Sigmar Polke sowie eine monumentale Bronzeskulptur von Donald Baechler als Dauerleihgaben.

Statements Kulturlandesrat Christian Buchmann: „Diese Schenkung ist eine großartige Er- weiterung des aktuellen Sammlungsbestan- des und Helmut Suschnigg kann darauf ver- trauen, daß sie wertschätzend der Öffentlich- keit zugänglich gemacht wird.“ Peter Peer, Leiter der Neuen Galerie Graz: „Für die Neue Galerie bedeutet die Schenkung eine Zunahme an Fülle und Qualität. Wir können Ausstellungen aus einem völlig neuen Blickwinkel betrachten Foto: Universalmuseum Joanneum / J. Kucek und betreten mit dem Bereich amerikanische der Artelier Collection-Sammlung serieller Weitere KünstlerInnen der Schenkung Pop Art völliges Neuland.“ Kunst (2015) und Maria Lassnig (2013).“ (Auswahl): Nobuyoshi Araki, Arman, Do- Wolfgang Muchitsch, Direktor des Uni- Helmut Suschnigg: „Anfangs habe ich nald Baechler, Manfred Baumann, Romero versalmuseums Joanneum: „Es ist eine sehr einfach Kunst gekauft, die mir gefiel, mitt- Britto, Tony Cragg, Gunter Damisch, Hans große Freude, diese Kunstwerke entgegen- lerweile bin ich seit 20 Jahren am Kunst- Fronius, Andreas Leikauf, Otto Mühl, Niki nehmen zu dürfen. Die Sammlung von Hel- markt tätig. Ich hatte viel Glück im Leben, de Saint Phalle, Hermann Nitsch, Peter mut Suschnigg ist die Fortsetzung einer wah- und das möchte ich nun teilen. Ich habe Pongratz, Arnulf Rainer, James Rizzi, Ger- ren Glückssträhne an Schenkungen, gleich meine Wurzeln in der Steiermark, deswegen wald Rockenschaub, Lisa Ruyter, Maja nach jenen aus der Sammlung Ploner (2014) wollte ich auch, daß die Sammlung hierher Vukoje, Klaus Wanker u.a.  sowie von von Wolfgang Hollegha (2016), kommt.“ http://www.museum-joanneum.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 106 Kultur Ausflug ins Land der Kultur Bühne Burgenland | Festivals 2016 Foto: Bgld. Landesmedienservice Kulturlandesrat Helmut Bieler und Tourismuslandesrat Alexander Petschnig präsentierten gemeinsam mit den IntendantInnen und FestspielleiterInnen im Odeon Theater in Wien das vielfältige Kulturprogramm des Burgenlandes 2016

eebühne und Steinbruch, Burgen und Rund um diesen Kulturgenuß findet man Oktober. Frischen Wind verspricht die neue SSchlösser, Schloßparks, Dorfplätze und innovative Gastwirte, bodenständige Heu- Intendanz von Clara Frühstück und Willi historische Konzertsäle sind auch im dies- rige, herausragende Weine und ein tolles Spuller beim Klangfrühling Stadtschlaining jährigen Kultursommer die exklusive Kulis- Sport- und Freizeitangebot, aber auch Zeit, Anfang Mai. Von Alma, dieses Mal ohne se für den Reigen der Sommertheater, der die Inspirationen der Kunst zu genießen, die Mahler, dafür mit genialer Musik, über Opern und Operetten, der klassischen Kon- Seele baumeln zu lassen, und im Land der Igudesman & Joo bei „Play it again“ bis zur zerte, der Musicals und Open-Air Festivals. Sonne zu entspannen. Dazu Tourismuslan- Klassik-DJ-Night mit „Engelsharfen & Teu- Das Burgenland präsentiert sich auch 2016 desrat Alexander Petschnig: „Das Burgen- felsgeigen“. Eine Musikabenteuerreise in fünf wieder mit einem unglaublich vielfältigen land tut viel dafür, als Urlaubsregion attrak- Etappen: Entschlainingen im Klangfrühling. und spannenden Kulturprogramm mit außer- tiv zu sein. Tourismus und Kultur sind dabei Im April startet die Konzertreihe classic.Ester- gewöhnlichen Locations. So einzigartig wie tragende Säulen unserer Bestrebungen. Über hazy. Von Haydn bis heute könnte man die dieses kulturelle Angebot an sich, ist auch die Landschaft, den Wein und die Kulinarik, Konzerte auf Schloss Esterházy überschrei- die Entwicklung der gemeinsamen Marke- aber auch über den sanften Weg der kulturel- ben, denn sie spannen einen Bogen von den ting-Initiative zur Stärkung des Burgenlan- len Veranstaltungen sind wir über die Lan- Anfängen der Wiener Klassik, die hierorts des als Kulturland. „Unter der Dachmarke desgrenzen hinaus bemüht, Gäste ins Bur- durch Joseph Haydn als Hofkapellmeister Kultur Burgenland wird seit 2010 dieses ge- genland zu bringen. In Zukunft wollen wir gelegt wurden, bis zu Uraufführungen und samte Spektrum des kulturellen Angebotes dieses vielfältige Kultur- und Tourismusan- Meisterklassen mit jungen Musikern. Alle im Burgenland gemeinsam präsentiert. Die gebot weiter vertiefen und dementsprechend Rekorde brechen wird das Nova Rock Fe- Vernetzung der Festivals in der Marketing- ausbauen.“ stival 2016: Erstmals wird der Anreisetag kampagne ‚Bühne Burgenland‘ ist ein Stand- zum Festivaltag umfunktioniert und somit bein dieser positiven Entwicklung. Hier zeigt Frühlingsgefühle wird von 9. bis 12. Juni vier Tage im schö- sich die ‚neue Qualität des Zusammenspiels‘ Wie immer eröffnete Superstar Franz nen Burgenland gerockt. Mit dabei sind weit innerhalb der Kulturszene. Als geballte krea- Liszt im März den Festivalreigen in seinem über 100 Bands auf vier Bühnen und die tive Kraft trägt die Kultur aber nicht nur zu Geburtsort Raiding, wo die Intendanten absoluten Stars: Red Hot Chili Peppers, einem einzigartigen, positiven Image bei, Eduard und Johannes Kutrowatz wieder mit Volbeat, Korn, Alice Cooper, The Offspring sondern hat sich zugleich auch zu einem besonderen Lisztperspektiven überraschen. und viele mehr! bedeutenden Wirtschaftsfaktor entwickelt“, Liszts „Heimweh in die Zukunft“ ist diesmal so Burgenlands Kulturlandesrat Helmut Bie- das Motto, das internationale Liszt-Größen, Premierenfieber im Sommer ler am 27. April bei der Programmvorstel- Publikumslieblinge und Bühnenstars auf die Im Juli und August jagt eine Premiere die lung im Odeon Theater in Wien. Bühne bringen. Und das im März, Juni und andere. Auf der großen Bühne des imposan-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 107 Kultur

taten, aus denen der amerikanische Autor Michael Frayn ein Stück voller Pointen ge- baut hat. Stimmungsvoll ist auch die Frei- lichtbühne am Fuße der Burg Güssing, wo die Burgspiele heiteres Sommertheater in- szenieren. Das ambitionierte Jugendensem- ble spielt „Der gestiefelte Kater“ nach Motiven eines italienischen Volksmärchens. Und das Standard-Ensemble bringt im Juli und August „Die Abenteuer des Giacomo Casanova“ frei nach den Memoiren Casano- vas zur Aufführung. Ein international besetz- tes, erlesenes Solisten-Ensemble unter der Regie von Dominik Wilgenbus präsentiert im August allen Operettenliebhabern „Die Fledermaus“ auf Schloß Tabor in Neuhaus am Klausenbach. Das Stück von Johann Strauss, das auch als „Königin der Operette“

Foto: Bgld. Landesmedienservice bezeichnet wird, stellt mit ihren mitreißen- Zum Beispiel: »Jedermann oder das Spiel vom Sterben des reichen Mannes« im den Walzermelodien den Inbegriff von Theater Sommer Parndorf. Im Bild (v.l.): Burgenland Tourismus GF Mario Baier, Wiener Lebensfreude dar. Kulturlandesrat Helmut Bieler, »Buhlschaft« Barbara Karlich, Intendant Christian Spatzek und Tourismuslandesrat Alexander Petschnig Kulturherbst zur Lesezeit ten Römersteinbruchs finden heuer zur Ab- toria und ihr Husar“, rare Perle der Revue- Mit einem Welthit, dem unsterblichen wechslung ab 18. Juni die Passionsspiele St. Operette, entführt mit „Mausi, süß warst du Musical Cabaret, macht Musical Güssing Margarethen unter dem Motto gelebter heute Nacht“, „Reich mir zum Abschied noch heuer Lust auf einen Ausflug im September. Glaube, Hoffnung, Gemeinschaft und Tradi- einmal die Hände“ und „Meine Mama war Nicht zuletzt durch die Verfilmung mit Liza tion, statt. Rund 600 ehrenamtliche Laien- aus Yokohama“ in die glamourösen 20er- Minnelli wurde das Musical zum Welterfolg. darsteller sind alle fünf Jahre mit großem Jahre! Zu sehen sind ab 7. Juli Intendantin Die Hits „Willkommen“, „Mein Herr“ und Einsatz und voller Leidenschaft bei ihrer Dar- Dagmar Schellenberger, Andreas Steppan „Cabaret“ gingen um die Welt. Simone Nie- stellung des Lebens, Leidens, Sterbens und und Michael Heim. Zum 20jährigen Beste- derer wird als Sally Bowles und Florian Re- der Auferstehung Jesu Christi dabei. Für erst- hen des Sommertheaters in Parndorf wird setarits als Conférencier zu sehen sein. Die klassige Komödie steht Intendant Wolfgang Intendant Christian Spatzek gemeinsam mit Internationalen Haydntage garantieren hoch- Böck bei den Schloß-Spielen Kobersdorf, Buhlschaft Barbara Karlich den „Jedermann karätige Konzerte im Eisenstädter Haydn- die ab 5. Juli 2016 „Otello darf nicht plat- oder das Spiel vom Sterben des reichen Man- saal. Im September 2016 widmet sich das zen“, eine Komödie von Ken Ludwig zei- nes“ in der Originalfassung aufführen. Im Traditionsfestival mit „Haydn & Böhmen“ gen: ein weltweit erfolgreiches Lustspiel, in Sinne von Hugo v. Hofmannsthal und in der thematisch Joseph Haydns Karriereanfängen dem auf raffinierte Weise gezeigt wird, daß Tradition des Mysterienspiels wird ab 8. Juli als Kapellmeister beim Grafen Morzin im echte, zu Herzen gehende Komik aus tiefster auf der Pawlatschen vor der Kirche in Parn- böhmischen Pilsen. Haydns Musik tritt in Not und Verzweiflung geboren wird. „Der dorf erstklassiges Schauspielertheater darge- Verbindung mit der seiner geschätzten Kom- Liebestrank“ von Gaetano Donizetti wird bei boten. Aus einem Insider-Tipp sind die „Halb- ponistenkollegen aus dem böhmischen Kron- Oper im Steinbruch auf der Ruffinibühne im turner Schloßkonzerte“ mittlerweile zu einer land der Habsburger wie C. Ditters von Steinbruch St. Margarethen gezeigt. Premie- Serie von „Erlebnisabenden“ geworden, die Dittersdorf, J. B. Vanhal oder A. Dvoøák und re feiert das Stück am 6. Juli 2016. Donizet- vom künstlerischen Leiter, Professor Robert Gustav Mahler. tis Oper ist mehr als eine turbulente Lie- Lehrbaumer, immer wieder effektvoll konzi- besgeschichte: Humor ist in diesem Werk piert, und oft auch amüsant moderiert wer- KulTour Burgenland. gepaart mit der Sehnsucht der Figuren und den. Klassik-Highlights erklingen neben Jazz, Ihr Ticket mit Mehrwert! wunderschönen Opernmelodien. Lockenhaus Oper und Operette im herrlichen Freskensaal Kultiviert sparen: Nur mit dem KulTour- wählen jedes Jahr renommierte Musiker aus von Schloss Halbturn. Ticket kommen Sie in den Genuß von einem der ganzen Welt, um jenseits des hektischen, hochkarätigen Event und profitieren gleich- internationalen Musikbetriebs das Pro- Güssing – Herzstück zeitig vom Mehrwert Ihres Tickets. Denn Ihr gramm des Kammermusikfestes (ab 7. Juli) der Kultur im Süden Eventticket von einem KulTour- Partner ist zu erarbeiten. Dieses, heuer mit dem Thema Im Landessüden präsentiert Frank Hoff- gleichzeitig ein Gutschein für eine Gratis- „Terra Nova“, wird erst während des Festi- mann auf der imposanten Burg Güssing Jahr Verlängerungsnacht. Der Gutschein ist ein vals bekannt gegeben. Vom künstlerische für Jahr den Güssinger Kultur Sommer und Jahr gültig und kann in diesem Zeitraum ein- Leiter und Cellisten Nicolas Altstaedt darf heuer heißt es: „Der nackte Wahnsinn“. Die gelöst werden.  man auch heuer Überraschungen erwarten! großen und kleinen Dramen, die Intrigen und http://www.burgenland.info Die Seebühne Mörbisch präsentiert Swing, die großen und kleinen „Hoppalas“ hinter den Termine & Infos: Jazz, Charleston und eine große Liebe: „Vik- Kulissen eines Theaterstückes sind die Zu- http://www.kultur-burgenland.at/buehne.burgenland

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 108 Kultur Heinz Conrads zu Ehren Am 9. April fand im Ehrbarsaal des Prayner Konservatoriums für Musik und dramatische Kunst ein Galakonzert zur Erinnerung an den großen Wiener statt.

r war einer der ganz Großen, der die ERadio- und Fernseh-Unterhaltung von den 50er- bis in die 80er-Jahre mit seiner un- verwechselbaren Persönlichkeit geprägt hat. Der begeistere (Wiener-)Liedinterpret, Kom- ponist und Texter Heinz Conrads gab in sei- ner Sendung „Guten Abend am Samstag“ immer wieder jungen Künstlern die Chance, bekannt zu werden und stellte auch neue Kompositionen vor. Er plauderte mit Pro- minenten und sang gerne Lieder wie beispiels- weise „So a Zeit kommt nimmermehr“ oder „Der Überzieher“. Die Gala erinnerte an den „Heinzi“, wie er von seinen Fans genannt wurde, und brachte dem Publikum noch ein- mal die Musik seiner Zeit nahe. Charlotte Ludwig, Wienerlied-affine Inhaberin einer PR-Agentur, hat mit Unterstützung von Heinz Conrads Witwe Erika eine Künstler- Charlotte Ludwig (l.) und Erika Conrads nach dem Galakonzert im Ehrbarsaal … schar zusammengetrommelt, die zu Ehren von Heinz Conrads zusammengekommen sind und seine (Wiener-)Lieder vorgetragen ha- ben. Moderiert wurde die Gala vom langjäh- rigen Conrads-Regisseur Günter Tolar. Mit dabei waren: Erhard Ernst, Peter Fröhlich, Prof. Leopold Großmann, Prof. Karl Hodina, Peter Horak, Andy Lee Lang, Charlotte Lud- wig, Die NEUEN Schrammeln, Trude Mar- zik, Prof. Marika und Herbert Sobotka, Caroline Vasicek mit einem Kinderchor und, last but not least, Prof. Heinz Zednik. Bevor wir uns kurz dem Leben des Heinz Conrads widmen, ein Hinweis auf eine wei- tere Veranstaltung zu seinen Ehren auf der

Bühne Donaupark Aufgrund des großen Erfolgs im Ehrbarsaal veranstaltet Herbert Sobotka, Präsident des Fotos: Fotograf Conny … und mit (l.v.) Prof. Leopold Großmann, Prof. Karl Hodina und Caroline Vasicek Kulturvereins Donaustadt, am Sonntag, dem 21. August, um 15 Uhr auf der Bühne Donau- engagiert sich in Theatervereinen. Als rund schweren Krankheit wieder nach Wien zu- park ein weiteres, kostenlos zugängliches 20jähriger entschließt er sich aufgrund der rückversetzt. Glücklicherweise muß er nach Open Air Konzert zu Ehren von Heinz Con- schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse der seiner Genesung nicht wieder zurück, leistet rads. Mit dabei u.a.: Prof. Marika Sobotka Zwischenkriegszeit, sich als Freiwilliger zum seinen Dienst weiterhin in Wien. Dann ver- und Herbert Sobotka, Charlotte Ludwig, Österreichischen Bundesheer zu melden und ändert eine Begegnung sein Leben, wie seine Christl Prager und die NEUEN Schrammeln. wurde dort Funker. Dort hatte er das Glück, Witwe, Erika Conrads, erzählt: „Der große http://www.kulturverein-donaustadt.at seine schauspielerischen Fähigkeiten unter Heinz Sandauer, Kapellmeister an Wiener Beweis stellen zu können, seine Kameraden Bühnen, Komponist von Film-, Bühnen- und Heinz Conrads’ Anfänge nehmen von ihm arrangierte und conferierte Unterhaltungsmusik und ab 1937 Dirigent des Nachdem er die Schule absolviert hat, Kompaniefeste freudig an. Wiener Rundfunkorchesters, sieht Heinz bei erlernt er bei seinem Vater das Handwerk Anfang des Zweiten Weltkrieges wird einem seiner ,Bunten Abende‘ und fragt ihn, des Modelltischlers. Schon in frühester Ju- Heinz Conrads mit seiner Einheit nach Polen ob er nicht Schauspielunterricht nehmen gend liebäugelt er mit der Schauspielerei, verlegt, von man ihn 1939 wegen einer möchte.“ Und Sandauer war sehr zufrieden

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von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, wer- den sich noch an die Programme in den gros- sen Kinos erinnern (z. B. im „Gartenbau“), die fester Bestandteil des Kinoabends waren. Damit war Heinz Conrads aber nicht ganz zufrieden, das war es nicht, wo er blei- ben wollte. Da kam es gerade recht, daß ihm Hans Neroth (er betrieb eine Konzert- und Varieté-Agentur) zu seinen ersten Kabarett- Engagements verhalf. Diesen Weg verfolgte Conrads konsequent, gehörte sogar über viele Jahre – mit einer kurzen Unterbre- chung – bereits zur „Stamm-Mannschaft“ des Kabarett „Simpl“ in der Wollzeile. Das war in der Zeit, in der Karl Farkas als Con- férencier, Autor, Darsteller, Regisseur und

Fotos: Fotograf Conny künstlerischer Leiter mit Großen wie Hugo Das bekannt und beliebte Wienerlied-Duo Prof. Marika Sobotka und Herbert Wiener, Ernst Waldbrunn, Cissy Kraner, Elly Sobotka war oft zu Gast in der Samstagabend TV Sendung von Heinz Conrads Naschhold, Henriette Ahlsen, Maxi Böhm, und im Seniorenclub. Heute noch begeistern die beiden Sänger ihr Publikum. Fritz Muliar, Fritz Heller, Ossy Kolmann, mit seiner Entdeckung, denn Conrads legte von der Bildfläche verschwundene Institu- und Karl Hruschka als „humoristisches 1942 die Eignungsprüfung mit „sehr gutem tion wurde zuvor von Fritz Grünbaum ge- Gewissen der Nation“ auftrat. Erfolg“ ab und wird – unmittelbar darauf – meinsam mit Karl Farkas geleitet. Mit bei- von Friedl Czepa (sie ist auch berühmte den sollte Conrads später im „Simpl“ auf der Was machen Sie am Sonntag… Schauspielerin und wird mit Namen wie Paul Bühne stehen. 1946 – auch hier hat sich Heinz Sandauer Hörbiger, Fred Liewehr, Hans Holt, Maria Als dann endlich der Zweite Weltkrieg zu für seinen früheren „Schützling“ eingesetzt – Andergast u. a. genannt) an das von ihr ge- Ende war, hatte sich Heinz Conrads mit sei- startete Heinz Conrads mit seiner wöchent- leitete „Neue Wiener Stadttheater“ in der nen „Bunten Abenden“, Moderator von Mo- lichen Rundfunksendung „Was machen wir Skodagasse im 8. Gemeindebezirk engagiert. deschauen und als Conférencier von Kino- am Sonntag, wenn es schön ist?“. Später Diese wie viele andere während des Krieges aufführungen einen Namen gemacht. Viele wurde der Name auf „Was gibt es Neues hier Foto: Bezirksmuseum Penzing Auf der Bühne des Kabarett »Simpl« (v.l.): Heinz Sandauer, Fritz Muliar, Heinz Conrads, Karl Farkas und Fritz Heller

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in Wien?“ geändert und ging schließlich un- ter „Was gibt es Neues?“ in die Rundfunk- geschichte ein. Vielen von Ihnen wird sofort die Kennmelodie in Erinnerung sei, mit der über Jahrzehnte eine Stunde Unterhaltung eingeleitet und auch beendet wurde. Der eine oder andere erinnert sich wohl auch mit ein wenig gemischten Gefühlen, war der Sonn- tag Vormittag in vielen Familien durch die- sen Fixpunkt beeinflußt, da hieß es oft Ru- higsein und mithorchen. Heute, gestehe ich ein, denke ich gerne an meine geliebten Tan- ten zurück (und das ist nicht ironisch ge- meint), wie sie fast andächtig der so vertrau- ten Stimme von Heinz Conrads lauschten, wenn er sich an die Kranken wandte, an die Alleinstehenden, zu deren einzigem Besu- cher er über die Jahre wurde. Die Verbind- Foto: Michael Mössmer lichkeit, mit der er die Herzen von zwei Ge- Bild oben: Erika Conrads vor dem Bild von ihrem Mann Heinz nerationen eroberte, schien nicht professio- Bild unten: Manuskript zur letzen Radiosendung von Heinz Conrads im ORF nell, sondern kam glaubwürdig aus den Laut- Funkhaus sprechern. Es war überhaupt eine ganz andere Zeit, damals, es war vom Fernsehen als Massen- medium überhaupt keine Rede, das Radio war – von der „Austria tönenden Wochen- schau“ im Kino abgesehen – das Fenster in die Welt schlechthin. Und das öffnete Con- rads, indem er Geschichten erzählte, wie er auch im Text der Kennung als „Wochen- plauderei“ bezeichnete. Über 40 Jahre hatte die Sendung ihre Hörer in ganz Österreich. Erika Conrads erinnert sich, daß ihr Mann die ganzen Jahre über vielleicht drei, maxi- mal vier Sendetermine nicht einhalten konn- te, und das auch nur, weil er krankheitshal- ber nicht aus dem Haus konnte.

Der Schauspieler Der Schauspieler Heinz Conrads steht ab 1947 auf namhaften Besetzungslisten. Im „Wiener Stadttheater“ gibt er den „Zwirn“ im Singspiel „Die Drei von der Donau“ von Robert Stolz (nach Nestroys „Lumpazivaga- bundus“), den „Dünnen Vetter“ in Hofmanns- thals „Jedermann“ bei den Salzburger Fest- spielen. 1953 holte ihn Direktor Franz Stoß ins „Theater in der Josefstadt“. Ab 1973 gibt er in der Wiener Volksoper den „Frosch“ in der Operette „Die Fledermaus“, eine Rolle, in der er vielen Strauß-Freunden in bester Erinnerung blieb. Er wirkte in mehr als 30 Filmen mit, von denen wir wir nur einige anführen wollen: „Feldherrnhügel“ von Ernst Marischka nach Alexander Roda Roda und Carl Rößler mit Annemarie Düringer, Adrienne Gessner, Loni Heuser, Hans Holt, Paul Hörbiger, Fred

Foto: Bezirksmuseum Penzing Liewehr, Ernst Waldbrunn, u.a.; „König der

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teten, den „Bundesheinzi“, wie er auch ge- nannt wurde, und den einen oder anderen Star von Angesicht zu sehen oder sogar ein Autogramm zu erhaschen. Die Liste der Ehrungen und Auszeich- nungen, die man Heinz Conrads zuteil wer- den ließ ist lang, insgesamt zählt man 54, darunter das „Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich“, das „Österreichische Ehrenkreuz für Wissen- schaft und Kunst“, Ehrenzeichen von Wien und Niederösterreich und, als Krönung, der Berufstitel „Professor“.

Das Familienleben Nun fragt man sich, wie jemand, der der- maßen im Licht der Öffentlichkeit steht, in Theatern und Kabaretts auftritt, an der Volksoper und bei Festspielen singt, Film- rollen ja nicht nur spielt, sondern auch Texte lernen muß, mit seinem Privatleben umgeht. Erika Conrads, ausgebildete Tänzerin, hat ihren Heinz natürlich im beruflichen Umfeld kennengelernt. Sie denkt nicht lange nach, sagt dann: „Na, eigentlich wie jeder andere auch. Er ist halt ,in die Arbeit gegangen‘ und wieder nachhause gekommen. Nun, es war natürlich schon ein Unterschied, denn unser Foto: Bezirksmuseum Penzing Leben richtete sich natürlich nach den Zeiten Boxer gehörten – wie die Musik – zum Leben des Heinz Conrads. der Life-Sendungen oder der Aufzeichnun- Manege“, ebenfalls von Ernst Marischka, an Und auch hier, im Fernsehen, vergißt er gen, nach den Proben am Nachmittag oder der Seite von Helmut Qualtinger, Rudolf nicht, nach der legendären Begrüßung „Küß den Theateraufführungen am Abend. Wir sind Schock, Germaine Damar, Fritz Imhoff u.a.; die Hand die Damen, Guten Abend die Herrn, dann halt mit Freunden und Kollegen nach- „Hoch klingt der Radetzkymarsch“, unter Griaß euch die Madln, Servas die Buam!“, her meist noch ein wenig beisammengeses- der Regie von Géza von Bolváry, mit Boy auf die „Kranken vor dem Fernsehapparat“ sen, haben noch ein Glas Wein getrunken Gobert, Paul Hörbiger, Gustav Knuth, Jo- und jene, „denen es heute vielleicht nicht so oder eine Kleinigkeit gegessen.“ Die zwei hanna Matz, Walter Reyer, , gut geht“. 1957 wird die erste Sendung übri- gemeinsamen Kinder hätten sich, so Erika Ernst Waldbrunn u.a.; „Einen Jux will er sich gens ausgestrahlt, die später dann „Guten Conrads, daran gewöhnt, daß „der Papa un- machen“, das Nestroy-Stück nach einem Abend am Samstag“ heißt und fast 30 Jahre regelmäßig Zeit hatte. Das war früher, als die Drehbuch von Hans Weigel und Ernst Ma- auf dem Programm steht. beiden klein waren, einfacher. Erst später, als rischka, mit Helmut Qualtinger, Fritz Im- Heinz Conrads war auch begeisterter sie dann lieber mit Freundinnen und Freun- hoff, Walter Müller, Hans Moser, Nadja Wienerliedinterpret, -komponist und -texter, den fortgegangen wären, hieß es natürlich Tiller u.a. Schade, daß hier weder Platz noch wie er mit seinem Lieblingslied „Als meine schon: ,Geht heute nicht, heute kommt euer Zeit ausreichen, um auf alle einzelnen Filme Tochter Klavierspielen lernte“ unter Beweis Papa gleich nach der Sendung nachhause‘. und Schauspieler einzugehen, es wäre ein stellte. Lieder wie „Das Schneeflockerl und Aber das ist ja auch in anderen Familien so, Genuß. das Ruaßflankerl“, „Der Schuster Pokerl“, wenn der Vater unregelmäßige Arbeitszeiten „Bitt‘ Sie, Herr Friseur“, „Stellt‘s meine hat.“ Und noch einer wartete: einer der Boxer- Erster Talkmaster des ORF Roß‘ in Stall“, oder „Wenn im Leb‘n amal Hunde die unser Heinz Conrads so liebte. Als das Fernsehen Einzug in die heimi- Halbzeit is‘„ und „Suachst an Zwiefel, find‘st Nach fast 1800 Sendungen hieß es dann schen Wohnzimmer hielt, präsentiert Heinz an Knofel“ (die letzten beiden von Josef das letzte Mal „Servas, die Buam“: Heinz Conrads, sozusagen als „erster Talkmaster“ „Pepi“ Kaderka) haben damals mit „Guten Conrads starb am 9. April 1986 und wurde in des jungen ORF, die wöchentliche Fernseh- Abend am Samstag“ noch österreichweite einem Ehrengrab der Stadt Wien am Hiet- sendung „Was sieht man Neues“, in der ihn Zuhörerschaft erreicht. zinger Friedhof beigesetzt. natürlich auch sein lieber Freund Gustav Einmal im Monat wird auch in den Bun- Michael Mössmer „Gustl“ Zelibor am Flügel begleitete. Viele desländern aufgezeichnet. Die damals so fu- Musikerinnen und Musiker, Autorinnen und turistisch anmutenden Übertragungswagen Ein Danke dem Bezirksmuseum Penzing, das Autoren verdanken ersten Auftritten in die- waren Ziel des Interesses zahlreicher schau- dem Leben von Heinz Conrads einen großen ser Fernseh-Show ihre teils glitzernden lustiger Buben mit ihren Vätern, während Raum widmet, für die Überlassung der Fotos. Karrieren. die Mütter mit ihren Töchtern danach trach- http://www.bezirksmuseum.at/default/index.php?id=41

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 112 Kultur Wienerlieder von gestern und heute Ende April ist ein zweiter Band der beliebten Wienerlied-Sammlung erschienen. Foto: Peter Bruckner Bei der Präsentation des neuen Wienerlied-Buches im Schutzhaus Ameisbach (v.l.): Marion Zib-Rolzhauser, Erich Zib, Peter Meissner, Sabine Schier, Michael Perfler, Franz Horacek, Charlotte Ludwig, Crazy Joe und Fredi Gradinger as Wienerlied stirbt – entgegen so man- die dritte Generation der „Zib-Dynastie“ –, Unterstützt wurde die Präsentation musi- Dcher Prognose – nicht aus. Ganz im Ge- Erich Zib und der Buchverlag Kral GmbH. kalisch von Michael Perfler, dem Duo „Frau- genteil, solange es Menschen gibt, die dieses mit dessen Inhaber Robert Ivancich dafür ge- enpackl“ Marion Zib und Sabine Schier, Kulturgut lieben, pflegen und mit vollem Ein- sorgt, daß weitere 118 Titel für Harmonika, Crazy Joe (er gestaltet mit Erich Zib ab- satz fördern, findet es immer mehr FreundIn- Gitarre und Gesang geschrieben, enthalten wechselnd jede Woche die Radiosendungen), nen in aller Welt. Wesentlichen Anteil daran sind. Dabei sind auch Beispiele der Wiener dem Duo Franz Horacek und Fredi Gradinger, hat Erich Zib, dessen Radiosendung „Wie- Klassik von Franz Schubert und Instrumen- von Peter Meissner (mit humorvollen Anek- nerlieder von gestern und heute“ seit 13 Jah- tal-Titel von Strauss, Lanner, Schrammel und doten und Couplets) und von Charlotte Lu- ren weltweit von derzeit 24 Radiostationen Ziehrer. Besonders macht das Buch Titel, wie dwig. Sie entdeckte erst vor drei Jahren ihre mit fixem Sendeplatz ausgestrahlt wird. Über „Drunt in der Lobau“, uvm. von Heinrich Liebe zur Wienermusik und ist mit Begei- die Plattform der freien Radios Österreich Strecker und Titel aus dem Weinberger Ver- sterung und vollem Einsatz mit ihren vielen wird auf http://cba.fro.at jede Woche neu lag, Doblinger und Bosworth, die es teils Auftritten und unter Einsatz ihrer PR- eine 30 und eine 60 dauernde Wienerlied- sonst in keinen Notenbüchern gibt. Agentur eine große Unterstützung. Für den Rundfunkreportage angboten. Jeden Sonntag guten Ton sorgte Peter Bruckner. ab Mitternacht (MEZ) kann man die aktuelle Zusammenfassend also: der zweite Band Sendung als MP3-Livestream (Flash) anhö- von „Wienerlieder von gestern und heute“ ren, die abwechselnd von Erich Zib und enthält 118 Titel, gut leserlich für Harmoni- Crazy Joe gestaltet wird. ka, Gitarre und Gesang geschrieben und ist http://radiowienerlied.at/sendungen.asp einzeln, aber auch im Doppelpack mit einer Den Verlag hat Erich Zib an seine Tochter 3er-CD erhältlich, auf der 79 Musiktitel aus Marion Zib-Rolzauser übergeben, als er sich dem Notenbuch zu hören sind – vier Stunden in den wohlverdienten Ruhestand zurück- Spielzeit mit einer breiten Auswahl an zog – soferne es das für einen Musiker geben Interpreten, die Sie gleich hier bestellen kön- kann, denn er ist nach wie vor auf der gan- nen: zen Welt zu Auftritten unterwegs. das Buch alleine für € 19,90 Am 30. April fand also nun die Präsenta- http://radiowienerlied.at/shop/shopdetail.asp?ID=1105&ref=DWL tion des zweiten Bandes von „Wienerlied von die 3er-CD alleine: € 19,90 gestern und heute“ im Schutzhaus Ameis- http://radiowienerlied.at/shop/shopdetail.asp?ID=1106&ref=DWL bach im 14. Wiener Bezirk unter Teilnahme und das Kombiangebot Buch und CDs € 35,– vieler Künstler der Szene und einem begei- http://radiowienerlied.at/shop/shopdetail.asp?from=shopgruppe&ID=1110&ref=DWL sterten Publikum statt. In gemeinsamer Ar- zuzüglich Versandkosten, die im Shop von

beit haben Marion Zib-Rolzhauser – sie ist Cover: Kral Verlag GmbH radiowienerlied.at genau aufgelistet sind.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 113 Serie »Österreicher in Hollywood«

Der Wiener Autor Rudolf Ulrich dokumentiert in seinem Buch »Österreicher in Hollywood« 400 Einzel- biografien mit beigeschlossenen Filmografien und über 12.000 Film- und Fernsehproduktionen aus Hollywood mit österreichischer Beteiligung. In der 99. Folge portraitiert er Ludwig Stössel Schauspieler

nen, Arbeitsverbot und „Schutzhaft“, später den Verlust von Fami- lienangehörigen. 1938 gelang ihm im Rahmen der ungeheuren Flucht- welle mit Ehefrau Eleanore „Lore“ Birn, einer früheren Kollegin, der Sprung nach London, wo sich Auftrittsmöglichkeiten in den briti- schen Filmen „Return to Yesterday“, „Dead Man’s Shoes“ und „The Flying Squad“ boten. Ende des Jahres 1939 meldete die Emigranten- Zeitschrift „Aufbau“ seine Ankunft in New York. Sein Ziel war Hollywood. Der Newcomer fand in der kalifornischen Filmmetropole Zugang zu allen Headstudios, wobei er als prägnanter Nebendarsteller mit Sinn für ironische Charakter und Typendarstellung schnell ein breites Betätigungsfeld fand. Durch den unvermeidlichen Akzent weitge- hend als Deutscher oder Mitteleuropäer, häufig in Besetzungen mit weiteren österreichischen Emigranten, in Filmen aller Genres. Mit der Gestaltung des „shoe store owners“ Fritz Schermer, der sich im Centfox-Drama „Jennie“ (1940) dem Zeitgeist verweigert, gelang ihm ein früher Durchbruch, eine Anzahl Kritiker erwähnten ihn bereits in ihren Rezensionen. Stössel stand für eine Reihe namhafter Filme vor der Kamera, in der MGM-Komödie „Down in San Diego“ (1941) nach einer Vorlage des Pragers Franz G. Spencer (Franz Schulz), in Michael Curtiz’ Kultfilm „Casablanca“ (1942), William Dieterles historisch etwas inakkurater Story des Impeachments des 17. US-Präsidenten „Tennessee Johnson“ (1942, Stössel als Austrian Ambassador), Warner’s Kriegsfilm „Action in the North Atlantic“ (1943), Fritz Langs Film noir „Cloak and Dagger“ (1946), in MGM’s Sigmund Romberg-Biografie „Deep in My Heart“ (1954) und Columbias Franz Werfel-Verfilmung „Me and the Colonel“ („Jakobowsky und der Oberst“, 1958). Foto: Archiv Rudolf Ulrich Ludwig Stössel udwig Stössel (in den USA Stossel), geboren am 12. Februar 1883 Lin Léka, Deutsch-Westungarn, heute Lockenhaus, Burgenland*), Regisseur, Sänger und Schauspieler mit einer urwüchsigen Komik, prägte im Rahmen seiner erfolgreichen Karriere viele unvergessliche Typen der Operettenwelt, spielte aber auch in ernsten und klassischen Stücken, in Czernowitz, Breslau, von 1925 bis 1933 bei Max Rein- hardt, Jessner und Barnowsky in Berlin, bis 1938 am Theater in der Josefstadt, dem Raimundtheater in Wien, bei den Salzburger Fest- spielen, dazu in ungefähr 30 Filmrollen in Deutschland und Öster- reich. Letztmals 1937 bei der Wiener Excelsior in Ludwig Anzen- grubers Volksstück „Der Pfarrer von Kirchfeld“. Die Josefstädter Jahre unter Otto Preminger und Ernst Lothar ne- ben Mitakteuren wie , Ernst Deutsch, Karl Paryla, Rose Stradner oder Gisela Werbezirk waren der Höhepunkt seines Schaf- fens. Bereits 1934 aus der Reichstheater- und Reichsfilmkammer aus- geschlossen, bedeutete der Einzug der Nazis in Wien für ihn Schika- Foto: Archiv Rudolf Ulrich

*) Deutsch-Westungarn gehörte bis zum Ende der Ersten Weltkriegs und der Auflö- Ludwig Stössel, der Prager Francis (Franz) Lederer und Joan sung der Monarchie zu Ungarn, das im Vertrag von Trianon 1920 verpflichtet Bennett (v.l.) in der Zanuck/Fox-Produktion mit Anti-Nazi- wurde, den Landesteil (ohne die Hauptstadt Steinamanger/Szombathely) an die Tendenz »The Man I Married« (1940), nach einer Magazin- neu gegründete Republik Österreich abzutreten. Serie von Oscar Schisgall

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 114 Serie »Österreicher in Hollywood« Foto: Archiv Rudolf Ulrich Szene aus dem im Zweiten Weltkrieg spielenden Fox-Spionagedrama »They Came to Blow Up America« (1943), in dem eine Reihe deutschsprachiger »refugees« beschäftigt wurden. V.l.: Sig Ruman, Else Jansen, George Sanders und Ludwig Stössel Abseits der gewohnten Typisierung fand verkörperte er im Erstauftritt vor der TV- nach einer Wiederentdeckung 2006 als TV- Stössel Anerkennung als „Pop“ Gehring Kamera in der Pilotepisode einer vom Wie- Movie unter dem Titel „The Mayerling Story“ (Vater des Baseballgiganten Lou Gehring) ner Richard Oswald auf 100 Folgen konzi- der Vermarktung zugeführt werden. Stössel im RKO-Biopic und Sportdrama „The Pride pierten Serie „The Last Half Hour“ (letzte war bis 1961 in über 50 Episoden, Shorts und of the Yankees“ (1942), bei MGM mit dem dramatische Minuten im Leben weltbekann- Shows populärer Serien auf dem Bildschirm Portrait Albert Einsteins in Norman Taurogs ter Persönlichkeiten) Josef Bratfisch, den präsent. Story über die Entwicklung der Atombombe Leibfiaker des Kronprinzen Rudolf. Die Landesweit in den USA bekannt wurde er „The Beginning or the End“ (1947), als ös- Episode blieb unverkäuflich, konnte indes aber vor allem mit einem einfachen TV-Com- terreichischer Musikverleger und Kompo- nist Tobias Haslinger in MGM’s Robert Schumann-Biografie „Song of Love“ (1947) und mit der Darstellung des amerikanischen Showpioniers D. J. Grauman (Vater von Sid Grauman) in „Somebody Loves Me“ (1952), der Lifestory der Vaudeville-Entertainerin Blossom Seeley. Als Irving Brecher 1952 bei einer TV- Ausstrahlung die britische Filmkomödie „Re- turn to Yesterday“ sah, war er von Stössel so angetan, daß er ihn für die Übernahme der Rolle Graumans aus Wien, wo der Schauspie- ler zwei Wochen bei lokalen Aufnahmen zu „No Time for Flowers“ weilte, telegrafisch nach Hollywood zurückbeorderte. Stössels Hollywood-Score enthält Parts in 60 Spielfil- men, letzte direkte Filmarbeit 1960 war Para- mounts in Westdeutschland spielender Musik- film „G.I. Blues“, mit dem kurz zuvor aus der Army entlassenen Elvis Presley als Star und Stössel als Eigner einer Puppenshow. Foto: Archiv Rudolf Ulrich Ludwig Stössel und seine Wiener Kollegin Ilka Grüning in Michael Curtiz' Klassiker In der Stagnationszeit Hollywoods wand- »Casablanca« als Ehepaar Leuchtag in Rick's Café Americain, einem Treffpunkt te sich Stössel auch dem Fernsehen zu. 1951 für Naziflüchtlinge, in Freude über die erhaltene Einreiseerlaubnis in die USA

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 115 Serie »Österreicher in Hollywood« Foto: Archiv Rudolf Ulrich Katharine Hepburn (Oscar-Nominierung) und Ludwig Stössel in »Woman of the Year« von 1942, eine witzig zelebrierte Komödie der MGM aus dem Zeitungsmilieu und dem Eheleben einer Starjournalistin und eines Sportjournalisten. Stössel als Dr. Lubbeck, ein Freund des Ehepaares.

mercial für eine kalifornische Weinfirma, in Palace“ nochmals in seinem Werbespot „Litt- gebrochen hatte. Die Einäscherung erfolgte dem er sich als lederhosenbekleideter freundli- le Old Winemaker“ zu sehen. Er hatte 63 im Groman Mortuary im „Hollywood For- cher Winzer mit der berühmten Phrase „That Jahre dem Theater und Unterhaltungswesen ever“ Cemetery, die Urne wurde (gem. Wiki- Little Old Winemaker – Me“ vorstellte und in allen Sparten gedient, dabei in den USA, pedia, engl.) nach Wien verbracht. Sein Nach- damit das Faktum schaffte, daß ein Werbe- das ihm Heimat wurde, eine zweite distin- laß, 13 Bücher mit akribischer Dokumenta- spot bei über 200 Millionen Zuschauern be- guierte Karriere aufgebaut. Ludwig Stössel tion seiner künstlerischer Tätigkeit in Form liebter war als das unterbrochene Fernsehpro- starb hoch betagt am 29. Jänner 1973 im Pres- von Theater-, Kabarett- und Filmprogram- gramm. Die Stimme stammte allerdings vom byterian Hospital in Hollywood, zwei Tage men sowie Kritiken, wird im Filmarchiv bekannten Schauspieler und Synchronspre- nachdem er sich bei einem Sturz die Schulter Austria in Wien verwahrt.  cher Jim Backus, der fast zehn Jahre laufen- de Spot zählt zu den herausragenden Events it dem Buch „Österreicher in Holly- Rudolf Ulrich und der amerikanischen Advertising History. Mwood“ legte der Zeithistoriker Rudolf der Verlag Filmarchiv Bei der ersten Rückkehr in die alte Hei- Ulrich die lang erwartete Neufassung seines Austria bieten Ihnen, mat 1945 brachte der einzige Burgenländer 1993 erstmals veröffentlichten Standardwer- sehr geehrte Leserin- in der Traumfabrik, das von ihm ins Deut- kes vor. Nach über zwölfjährigen Recherchen nen und Leser, die sche übersetzte, amerikanische Volksstück konnten 2004 die Ergebnisse in Form einer Möglichkeit, im „Ös- „Glücksbringer Joe“ („Lucky Joe“) von Paul revidierten, wesentlich erweiterten Buchaus- terreich Journal“ eini- Gordon mit, das im Renaissance-Theater in gabe vorgelegt werden. „Diese Hommage ist ge Persönlichkeiten Wien und in der Komödie am Kurfürsten- nicht nur ein Tribut an die Stars, sondern aus dem Buch „Öster- damm in Berlin mit zusätzlichen Texten und auch an die in der Heimat vielfach Unbe- reicher in Hollywood“ kennenzulernen. Musik des österreichischen Emigranten Bert kannten oder Vergessenen und den darüber- Reisfeld zur Aufführung kam. hinaus immensen Kulturleistungen österrei- Rudolf Ulrich Der vielbeschäftigte Actor zog sich An- chischer Filmkünstler im Zentrum der Welt- „Österreicher in Hollywood“; 622 Seiten, fang der 60er´-Jahre aus der schauspieleri- kinematographie gewidmet: „Alles, was an zahlreiche Abb., 2. überarbeitete und erwei- schen Tätigkeit vollkommen zurück, war etwas erinnert, ist Denkmal“, schließt der terte Auflage, 2004; ISBN 3-901932-29-1; aber 1964 in der TV-Serie „The Hollywood Autor. http://www.filmarchiv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 116 ÖJ-Reisetip Mensch & Pferd. Kult und Leidenschaft. Oberösterreichische Landesausstellung von 28. April bis 6. November 2016 © Land Oberösterreich

rstmals steht mit der Landesausstellung zentraler Bestandteil der allgemeinen Bildung Bild oben: Für das Berg- und Sudwesen ,Mensch und Pferd‘ in Lambach und hochqualifizierter Arbeitskräfte. Um die mu- (Salzgewinnung) in Hallstatt wurden E gewaltige Mengen Holz verbraucht. Da Stadl-Paura ein naturwissenschaftliches The- sische Bildung den Menschen vermitteln zu die Salzschiffe an ihrem Endhafen an ma im Mittelpunkt. In der Geschichte unse- können, braucht es die Kulturförderung, die der Donau ursprünglich als Brenn- und rer Landesausstellungen ist das ein völlig Kulturarbeit - die professionelle ebenso wie Bauholz verkauft wurden, entstanden in den Wäldern des Salzkammergutes neuer thematischer Schwerpunkt, den es so die ehrenamtliche. große Schäden. Um die Wälder vor noch nie gab. Diese Landesausstellung ist da- Wir wissen heute, daß gerade die Tech- Raubbau zu bewahren, ordnete Kaiser mit auch ein deutliches Signal dafür, daß nikfähigkeit durch musische Bildung stark Maximilian 1509 die Rückführung der entleerten Salzzillen an ihre Ausgangs- Wissenschaft und Kultur keine Gegensätze beeinflußt wird. Kunst, Kultur und Wissen- orte an. Die Traunbauern zogen mit sind“, erklärte Landeshauptmann Josef Püh- schaft sind daher keine Gegensätze. Ober- ihren schweren Pferden die Zillen vom ringer am 27. April bei der Eröffnung der österreichs Landesausstellungen leisten seit Salzhafen an der Donau bis Stadl zu- rück. Von hier besorgten den Gegenzug diesjährigen Landesausstellung. „Oberöster- 1965 einen wichtigen Beitrag zur musischen bis Gmunden die Roithamer Fallbauern reich hat sich in den vergangenen Jahren als Bildung der Menschen im Land. Immer wie- und von Ebensee bis Hallstatt die Eben- Wirtschaftsland, aber auch als Land für Wis- der sind aus diesen Ausstellungen Innovatio- seer Roßbauern. Mit den Gegenzügen wurden auch Lebensmittel (vorwiegend senschaft und Kultur positioniert. Gerade die nen für das Museums- und Ausstellungswe- Hofkorn) für die Berg- und Salinen- musische Bildung, so internationale Exper- sen hervorgegangen, haben Oberösterreichs arbeiter in das Salzkammergut geführt. ten, ist neben Fremdsprachenkenntnissen ein Landesausstellungen – etwa mit der ersten http://www.schifferverein.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 117 ÖJ-Reisetip

dezentralen 1998 oder der ersten grenzüber- ken und Medaillons Bezüge zur Kultur- und nicht nur im Rahmen von Ausstellungen schreitenden Ausstellung im Jahr 2004 – Pio- Kunstgeschichte des Pferdes hergestellt. „kennenzulernen“ sondern auch Menschen nierarbeit geleistet“, so der Landeshaupt- Die Landesausstellung ist thematisch bei ihrer täglichen Arbeit mit dem Pferd über mann. zweigeteilt: im Pferdezentrum geht es um die Schulter zu blicken. Die Eröffnung der Ausstellung unter dem den Nutzung des Pferdes, in den Stiftsräum- Die inhaltliche Verbindung der drei Titel „Mensch & Pferd. Kult und Leiden- lichkeiten (Kreuzgang, Sommerrefektorium, Standorte wird über das von Univ. Prof. Ro- schaft“ erfolgte mit einem gemeinsamen Fes- Bibliothek, Ambulatorium) um die Vereh- man Sandgruber gemeinsam mit Norbert takt in Stadl-Paura. Neben dem dortigen rung des Pferdes in Kunst und Kult. Loidol erstellte wissenschaftliche Konzept Pferdezentrum wird die Ausstellung auch im Aus der Kombination der drei Standorte bewerkstelligt. Stift Lambach und im sogenannten „Roß- Pferdezentrum Stadl-Paura, Stift Lambach Wichtig aus Sicht der Ausstellungsma- stall“ in Lambach zu sehen sein. Sie verbin- und „Roßstall“ in Lambach ergibt sich für cher ist auch die Kooperation mit Schulen: det die Präsentation hochkarätiger Kulturgü- die BesucherInnen die Möglichkeit, das Pferd Die HAK Lambach mit dem Fachbereich ter mit einer packenden Inszenierung, so daß der Ausstellungsbesuch gleichsam zu einem Erlebnis für die ganze Familie wird. Die Ausstellung beleuchtet umfassend kultur-, wirtschafts-, sozialgeschichtliche Entwicklungen und biologische und ökono- mische Aspekte rund um das Pferd. Der Be- ziehung zwischen dem Menschen und dem Pferd wird dabei natürlich genauso ein be- sonderes Augenmerk geschenkt, wie dem Bedeutungswandel dieses Tieres im Laufe der Jahrhunderte.

Das Österreichische Pferdezentrum Stadl-Paura … versteht sich als einzigartiges Kompe- tenzzentrum für Pferdezucht, Ausbildung und Pferdesport und blickt auf eine mehr als 200jährige Geschichte zurück. Auch das Stift Lambach hat eine intensi- ve Beziehung zum Pferd. Fast in jedem der Landeshauptmann Josef Pühringer am 27. April bei der feierlichen Eröffnung der berühmten Prunkräume werden in den Fres- Landesausstellung im Pferdezentrum Stadl-Paura mit Fotos: Land Oberösterreich / Denise Stinglmayr ÖSTERREICH JOURNAL NR. 153 / 02. 05. 2016 118 ÖJ-Reisetip

„Horse-Management“ hat Unterrichtsmate- rialien rund ums Pferd erstellt und die Hö- here Landwirtschaftliche Berufs- und Fach- schule mit dem Agrar Bildungszentrum Lambach bringt ebenfalls ihr Know-How im Bereich der Pferdewirtschaft ein. Die räumliche Verbindung erfolgt fußläu- fig über ein Wegsystem zwischen Lambach und Stadl-Paura, das auch Sehenswürdig- keiten wie die Paura-Kirche berücksichtigt. Zusätzlich verkehrt ein kostenloser Bus- shuttle, der die Stationen Hauptbahnhof Lambach, Marktplatz Lambach (Stift Lam- bach und Roßstall) und das Pferdezentrum Stadl-Paura verbindet.

Gestalterische Highlights im Ausstellungsrundgang Gestaltet werden die Ausstellungen von Das Österreichische Pferdezentrum in Stadl-Paura Peter Hans Felzmann in Stadl-Paura und Hans Kropshofer. In einem gemeinsamen Pro- jekt wurde eine Multi-Media- Installation im Roßstall von Lambach verwirklicht.

Stadl-Paura Der Rundgang durch die Räume in Stadl- Paura ist auch eine Reise durch die Zeit. Gleich zu Beginn führt das im hessischen Messel als fossiles Skelett gefundene, kaum 60 cm große Urpferd zurück an die Anfänge der Entwicklung des Lebewesens Pferd. Im naturwissenschaftlichen Raum wird das Blickfeld des Pferdes (60° dreidimensio- nal, der Rest auf stolze 300° zweidimensio- nal) durch ein mit 4 Kameras zugleich ge- drehtes Video für die BesucherInnen (mit 3D-Brille) erlebbar gemacht. Im Raum der Mustangs erwacht der Wil- de Westen durch eine 25 m² große, begehba- Ein Foto vom Bundeschampionat Fahren. Es geht recht gemütlich zu … re Led-Fläche, bespielt mit Helikopter-Sze- nen einer Mustangherde in Colorado. Der nach oben offene Raum gibt den Blick zum Abschluß des Ausstellungsrundganges vom Obergeschoß auf die beeindruckende Instal- lation frei. Ein weiterer Raum widmet sich der An- mut des Pferdes, dargestellt durch kunsthi- storische Exponate, ein Video über die Gang- arten, die Dressur der Lipizzaner der Hof- reitschule. Edle Pferdenachbildungen aus Porzellan der berühmten Augarten- Manu- faktur werden in einem voll verspiegelten Raum präsentiert. Ein eigener Raum, im Stil des 19. Jahr- hunderts gestaltet, ist der Reiterin „Sisi, Kaiserin von Österreich“, gewidmet. Im Obergeschoß veranschaulichen Hör- stationen, Videos und viele zeithistorisch in- Fotos: Pferdezentrum Stadl-Paura teressante Dokumente und Modelle die bis … im Gegensatz zu dieser Disziplin

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in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts rei- chende Funktion des Pferdes in der Land- wirtschaft. Ein weiterer Teil der Ausstellung widmet sich dem Pferd als Transportmittel (Kutschen, Pferdeeisenbahn, pferdegezoge- ne Schifffahrt).

Benediktinerstift Lambach Eingebettet in die geschichtsträchtige Ar- chitektur des Stifts Lambach wird die jahrtau- sendealte „mythische, kultische und künstleri- sche Beziehungswelt“ von Mensch & Pferd auf abwechslungsreiche Weise lebendig. An- hand hochkarätiger Exponate, atmosphäri- scher Rauminstallationen wie dem „Schat- tenspiel-Stiegenhaus“ und interaktiver Ver- Die »Salzstadeln« waren ein wichtiger Bestandteil für den Umschlag des »weißen Goldes« aus dem Salzkammergut, der Ortsname unterstreicht deren Bedeutung. mittlungsstationen sind die BesucherInnen eingeladen, in diese „phantastische“ Ge- schichte einzutauchen. Durch eine Höhle mit Abbildungen der berühmtesten Pferdemotive und prähistori- schen Artefakten führt der Rundgang vorbei an der Kreuzganggalerie mit exemplarischen Highlights von „Pferdedarstellungen“ in der Kunstgeschichte. Im Anschluß widmen sich die inszenatorischen Präsentationen dem Tabu Pferdefleisch sowie in den Prunkräumen des Sommerrefektoriums und der Stiftsbiblio- thek den pferdspezifischen, religiösen und mythologischen Themenspektren. Die mythische Welt der „Kentauren, Einhörner und fliegenden Pferde“ wird zu- dem als begehbares 3D-Bilddiorama haut- nah erlebbar. Speziell für die jüngeren Aus- stellungsbesucherInnen ist im Konventhof ein Spielbereich, die „Ponderosi-Ranch“, mit Kinderreit- und Steckenpferden und einem Einhornwurfspiel integriert. Mit einer Rauminszenierung zum Thema „Markenzeichen Pferd“, welche die Logo- Das Benediktinerstift Lambach an der Traun als Schauplatz der »mythischen, kul- tischen und künstlerischen Beziehungswelt« von Mensch & Pferd kultur auf multimediale Art fokussiert, endet die Reise durch das facettenreiche Panop- tikum der „Mensch-Pferd-Kultur“ im Stift Lambach.

Roßstall Lambach Der ehemalige Roßstall der Post- und Pferdewechselstation in Lambach ist ein ge- wölbtes Stallgebäude aus dem 18. Jahrhun- dert, das für bis zu 40 Pferde ausgelegt war. In elf Projektionen werden Pferde in allen Facetten dargestellt und in auf Säulen ver- spannten Netzgeweben technisch aufwändig gezeigt.

Kunst- und Kulturvermittlung – Landesausstellung für Kinder

Fotos: Land Oberösterreich Auch heuer gibt es wieder eine abwechs- Multimedia-Installation in der ehemaligen Pferdewechselstation in Lambach lungsreiche und interaktive Kinderschiene.

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Das Vermittlungskonzept zu beiden Ausstel- Bild oben: Die Diaschau »Lambach einst und jetzt in Bildern« mit Aufnahmen von lungsorten entwickelt die Historikerin und Lambach aus den vergangenen 70 Jahren ist eine Vortragsreihe in neun Teilen, Museumspädagogin Inge Friedl (Referenz- die im Rahmen der Landesausstellung gezeigt wird. Bild unten: Die Pferdeeisenbahn durch das Mühlviertel war die erste Schienenbahn projekte: Landesausstellungen 2009 und auf dem europäischen Kontinent. 2013). An zahlreichen aktivierenden Mitmach- Stationen werden den Kindern die Inhalte der Ausstellung altersgemäß vermittelt. Ak- tive Teilnahme ist ausdrücklich erwünscht, denn nur durch Ausprobieren, Erforschen und Nachdenken ist kreatives und nachhalti- ges Lernen möglich. An jedem der beiden Standorte wird, dif- ferenziert für alle Schulstufen, ein pädago- gisch hochwertiges Vermittlungsprogramm angeboten.

Rahmenprogramm Ein dichtes und vielseitiges Rahmenpro- gramm mit über 140 Veranstaltungsterminen und 45 geförderten Projekten begleitet die diesjährige Landesausstellung. Pferde- und Reitsportbegeisterte erwartet im Pferde- Foto: Land Oberösterreich zentrum Stadl-Paura ein hochkarätiges Pro- von klassischer Musik in der Stiftskirche zu auch ohne PKW – ermöglicht. Mit dem „ÖBB gramm aus Turnierveranstaltungen, Zucht- Schauspiel und Lesungen im Barocktheater Plus-Angebot“ gibt es zum ÖBB Ticket den schauen verschiedenster Pferderassen und über Kabarett und Vorträge im Rossstall bis Eintritt zur OÖ Landesausstellung in Stadl- historischen Reitkunstdarbietungen. hin zur 650-Jahr-Feier der Marktgemeinde Paura und Stift Lambach zum ermäßigten Darüber hinaus bietet eine Vielzahl von Lambach am 15. und 16. Juli. Preis: für Erwachsene um € 4,00 (statt kulturellen und volkskulturellen Veranstal- € 6,00). Die „ÖBB Plus-Angebote“ erhält tungen Gelegenheit, die Geschichte und den Anreise man an allen ÖBB Ticketschaltern am Bahn- Traditionsreichtum von Lambach und Stadl- Durch marketingtechnische Kooperatio- hof, online auf http://tickets.oebb.at oder Paura kennenzulernen und historisch bedeu- nen mit öffentlichen Verkehrsunternehmen mobile über die neue ÖBB App.  tende Orte zu entdecken. Der Bogen reicht wie den ÖBB wird eine attraktive Anreise – http://www.landesausstellung.at

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