Im weißen Rößl aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Im Weißen Rößl ist ein Singspiel in drei Akten von . Das Libretto stammt vom Komponisten zusammen mit Hans Müller und ; die Liedtexte stammen von Robert Gilbert. Als Vorlage diente ein gleichnamiges Alt-Berliner Lustspiel von Oskar Blumenthal und , die es 1896 während eines Aufenthaltes im fraglichen in Sankt Wolfgang, das seit 1878 besteht, schrieben.

"Im weißen Rößl" wurde am 8. November 1930 im Großen Schauspielhaus (dem späteren, 1988 abgerissenen "ersten" Friedrichstadtpalast - nähe Schiffbauerdamm) in uraufgeführt. Geschichte

Mit seinem Singspiel Im Weißen Rößl machte sich der österreichische Komponist Ralph Benatzky (1884-1957) einen geachteten Namen.

Das Werk war eine Auftragsarbeit des Produzenten Erik Charell. Aus Zeitgründen war die kompositorische Arbeit – sehr zum Ärger von Ralph Benatzky – pragmatisch aufgeteilt worden. steuerte u. a. schmelzende Liebesduette bei, Robert Gilbert im Tonfall Berliner Schlager das "Was kann der Sigismund dafür". Benatzky selbst besang das "Weiße Rößl" am Wolfgangsee, in dem Kaiser Franz Joseph als Deus ex machina aufkreuzt.

Das Werk war im nationalsozialistischen Deutschland wegen seiner jüdischen Mitautoren verboten.

In brachte es das Stück auf über 650 en suite gezeigte Vorstellungen. Und in New York wurde "" ein andauernder Broadway-Erfolg.

Eine Musiktheater-Enzyklopädie unserer Tage wertet das Stück als "Frühform des deutschen Musicals", als "revueartig arrangierte Kombination aus Wienerischer Sentimentalität, alpenländischem Kolorit mit entsprechender Hemdsärmeligkeit und Berliner Schwank".

Nach Jahrzehnten verharmlosender Heimatfilm-Aufführungen und Verfilmungen, die das Benatzky-Image arg in Schräglage brachten, leistete 1994 ausgerechnet die Berliner Bar jeder Vernunft Benatzkys Ehrenrettung: mit einer schrillen Rössl-Inszenierung von Ursli Pfister (mit , Otto Sander, Meret Becker), die sich wieder auf die kabarettistisch- parodistischen Ideale der Uraufführungsproduktion von 1930 besann. Sie weckte vor allem bei jungen Menschen wieder Interesse am totgesagten Genre Operette. Eine Benatzky- Renaissance größeren Umfangs wurde eingeläutet. Sie ging einher mit einem generell neu erweckten Interesse am unterhaltenden Musiktheater der Weimarer Republik, dem Max- Raabe-Schlager-Phänomen und der Erforschung der Exilschicksale von Unterhaltungskünstlern – auch denen, die an der Rössl-Premiere beteiligt waren (und von denen viele in den Gaskammern der Nazis umkamen). Zu all diesen Aspekten erschien 2006 in der Serie Musik-Konzepte erstmals ein Band mit Essays, die in dem nur scheinbar so harmlosen und altbackenen Rössl die vielen, lang verdeckten Bedeutungsebenen untersuchen und zeigen, was für ein modernes Stück dieser Theatergaul ist: voller parodistischem Natron, Jazz und (Homo)Erotik. Über die schuhplattlernde Tiroler Gruppe beispielsweise, die Regisseur Charell schon 1925 in seiner Revue Für Dich verwendet hatte, schrieb die BZ am Mittag: „Saftige Kerle in Lederhosen, die sich im Takt Dinger herunterhauen. – Mein Gott, sie haben die kernigen Backen dazu!“ Vergleicht man die Fotos von damals mit den Musikantenstadt-Versionen des Rössl nach 1945, begreift man, zu was für einer biederen Schlagerparade das Stück in der allgemeinen Wahrnehmung fälschlicherweise mutiert ist, zu welchem kulturellen Refugium für all jene, die sowieso nicht recht nachvollziehen konnten, was es an heimatverbundenem Enzianblau und romantischem Alpenglühen eigentlich auszusetzen gab. Das Rössl wurde für viele zum klingenden Äquivalent von zipfelmützigen Gartenzwergen, gemacht für Menschen, die sich zurückgezogen haben in „Spießerhöhlen weicher Gemütlichkeit“, in denen es „röhrende Hirsche und Kuckucksuhren, Seestücke und Alpenlandschaften mit cremig-weißen Berggipfeln“ gab, eine „Nivea-Welt der Berge und Firne“ (wie Hellmuth Karasek es formulierte). Daran hat sich glücklicherweise in letzter Zeit viel geändert. Das Publikum entdeckte das Rössl wieder als jenes Pop Art-kitsche, avantgardistische, campy (im Sinn von Susan Sontags Definition) und überragende Meisterwerk, das es ist. Ein Stück, das am Broadway genauso Triumphe feierte wie in Australien, Südafrika und London, als musical comedy à la George Gershwin und Jerome Kern, nicht als nostalgische Wiener-Walzer-Operette (die es niemals war). Als Stück, das bei weitem nicht so verstaubt und simpel ist, wie es einem die Nachkriegs-Operettenpflege und ihre heutigen Verfechter suggerieren wollen. Die Frankfurter Rundschau schrieb 2002 im Zusammenhang mit einer Benatzky-CD: „(M)an kann das ungefähr so hören wie Neue Musik: mit angenehm kitzligem intellektuellen Vergnügen.“ Das Rössl und Benatzky als Musterbeispiele der Operette zwischen den Weltkriegen wieder mit jenem „kitzligen intellektuellen Vergnügen“ zu hören heißt, sie völlig neu zu entdecken. Bekannte Lieder

"Im Weißen Rössl am Wolfgangsee" (Ralph Benatzky)

"Was kann der Sigismund dafür, dass er so schön ist?" (Robert Gilbert)

"Im , da kann man gut lustig sein" (Benatzky)

"Es muss was Wunderbares sein" (Benatzky)

"Mein Liebeslied muss ein Walzer sein" (Robert Stolz)

"Die ganze Welt ist himmelblau" (Robert Stolz)

"'s ist einmal im Leben so" (Benatzky)

"Zuschau’n kann i net" (Bruno Granichstaedten) Verfilmungen

1926: Regie: , mit als Josepha Voglhuber, als Oberkellner Leopold. Es handelt sich hier um einen Stummfilm, also um die Verfilmung des Lustspieles von Blumenthal, nicht um die des Singspieles. 1935: Regie: Carl Lamac, mit Christl Mardayn als Josepha und Hermann Thimig als Leopold. spielte den Kommerzienrat Fürst

1952: Regie: Willi Forst, mit Johanna Matz als Josepha, als Dr. Siedler und Walter Müller als Leopold

1960: Regie: , mit (Josepha), Peter Alexander (Leopold), Gunther Philipp (Sigismund Sülzheimer), (Prof. Hinzelmann)

1994: Regie: Ursli Pfister, mit Fräulein Schneider (Josepha), Toni Pfister (Leopold), Max Raabe (Dr. Siedler), Otto Sander (Professor Hinzelmann), Ursli Pfister (Sigismund Sülzheimer), Meret Becker (Klärchen), Gerd Wameling (Giesecke), Live aus der Bar Jeder Vernunft in Berlin, auf DVD veröffentlicht