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Texte des RECS #36

Rot dominiert – Funktion und Ausstattung des Weißen Salons im Schloss während der Potsdamer Konferenz 1945. Betrachtungen anlässlich der Sonderausstellung 2020 – Teil 1

Autor: Jessica Korschanowski (Stiftung Preußische Schlösser und Gärten -) Datum: 26.02.2020

Epochenkategorie: 20. Jahrhundert, 21. Jahrhundert, Zeitgeschichte Sachklassifikation: Architekturgeschichte, Innendekoration Schlagwörter: Architektur, Historische Raumausstattung, Hohenzollern, Innendekoration, Möbelkunst, Potsdam, Potsdamer Konferenz, Provenienz, Raumkunst, Schloss Cecilienhof, Schlösser, Zweiter Weltkrieg

Diesen Artikel zitieren: Jessica Korschanowski: Rot dominiert – Funktion und Ausstattung des Weißen Salons im Schloss Cecilienhof während der Potsdamer Konferenz 1945. Betrachtungen anlässlich der Sonderausstellung 2020 – Teil 1, in: Texte des RECS #36, 26/02/2020, URL: https://recs.hypotheses.org/5790. 1 Lizenzhinweis: Dieser Beitrag unterliegt der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung: Keine kommerzielle Nutzung; keine Bearbeitung (CC-BY-NC-ND), darf also unter diesen Bedingungen elektronisch benutzt, übermittelt, ausgedruckt und zum Download bereitgestellt werden. Den Text der Lizenz erreichen Sie hier: https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/ Research Center Sanssouci. Für Wissen und Gesellschaft I Allee nach Sanssouci 6 I 14471 Potsdam I www.recs.academy I ISSN 2366-9144

Einführung

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Der Betrieb eines Museumsschlosses wirft in der Regel die konzeptionelle Frage auf, in welcher Form die oftmals wechselvolle Geschichte des Gebäudes und seiner Bewohner sinnvoll und adäquat zur Anschauung gebracht werden kann. Denn eine im Laufe der Zeit sich ändernde Funktion des Bauwerks, ein Nutzerwechsel oder der fortwährende Wandel von Mode und Geschmack haben häufig die Umgestaltung von Architektur und räumlicher Innenausstattung zur Folge.

<2> Aus diesem Grund kollidiert der Anspruch, der gesamten Historie des Ortes angemessen Rechnung zu tragen, zuweilen mit der methodischen Maßgabe, unterschiedliche zeitliche Nutzungs- und Einrichtungsphasen authentisch, also in ihrer historisch korrekten materiellen Ausprägung, darzustellen und nicht etwa durch Vermischung ungleichzeitiger Zustände zu verfälschen. Bei der Erarbeitung von museal tragfähigen Konzepten spielen inhaltliche Überlegungen – die kunsthistorische Beurteilung einzelner Epochen, die Einschätzung der geschichtlichen Relevanz bestimmter, mit dem Ort verbundener Personen oder historische Bewertungen von am Ort geschehenen Ereignissen – ebenso eine Rolle wie die pragmatische Befundung des Zustands, in dem das Schloss überkommen ist. Nicht zuletzt determinieren der verfügbare Bestand an überlieferten Quellen und Ausstattungsobjekten sowie die ausschöpfbaren finanziellen Mittel die Möglichkeiten und Grenzen der historisch kohärenten Darstellung einer oder mehrerer spezifischer Zeitschichten. Das Ergebnis solcher Abwägungen ist zumeist ein Kompromiss, der zwischen der Anerkennung des historisch „Gewachsenen“ und einer invasiven Totalrekonstruktion zum Zwecke der musealen Inszenierung vergangener Erscheinungsbilder den Ausgleich zu finden sucht.

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Dies gilt zumindest für das Schloss Cecilienhof,1 den jüngsten und letzten Schlossbau des vormals regierenden preußischen Herrscherhauses, der sich zwischen dem und

1 Vgl. hierzu ausführlich Harald Berndt: Schloss Cecilienhof – nur eine Gedenkstätte? Anmerkungen zum konzeptionellen Umgang mit dem letzten Schlossbau der Hohenzollern, in: Zeitenblicke 7 (2008), Nr. 1 [05.06.2008], URL: http://www.zeitenblicke.de/2008/1/berndt/index_html [letzter Zugriff am 16.09.2019]. 2 Lizenzhinweis: Dieser Beitrag unterliegt der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung: Keine kommerzielle Nutzung; keine Bearbeitung (CC-BY-NC-ND), darf also unter diesen Bedingungen elektronisch benutzt, übermittelt, ausgedruckt und zum Download bereitgestellt werden. Den Text der Lizenz erreichen Sie hier: https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/ Research Center Sanssouci. Für Wissen und Gesellschaft I Allee nach Sanssouci 6 I 14471 Potsdam I www.recs.academy I ISSN 2366-9144 dem Heiligen See im Neuen Garten in Potsdam befindet. Während des Ersten Weltkriegs erbaut, diente das Schloss dem letzten deutschen Kronprinzenpaar bis zum Beginn des Jahres 1945 als Wohnsitz. Nach der Einnahme Potsdams durch die Rote Armee im April 1945 wurde das weitgehend unbeschädigt gebliebene Gebäude von der sowjetischen Besatzungsmacht als Tagungsort für die heute sogenannte Potsdamer Konferenz auserwählt,2 die vom 17. Juli bis zum 2. August 1945 stattfand. Anschließend fungierte es im Rahmen des nach der Konferenz im Neuen Garten installierten Kultur- und Erholungsparks, der exklusiv nur sowjetischen Militärangehörigen offenstand, einige Jahre als Clubhaus. 1952 wurde Schloss Cecilienhof schließlich der Regierung des Landes Brandenburg in der drei Jahre zuvor gegründeten DDR überantwortet, die dort – politischen Maßgaben folgend – eine „Nationale Gedenkstätte des Potsdamer Abkommens“ etablierte.3 Die vorgegebene Ausrichtung des neuen Museums war zuvor sorgfältig in der Presse vorbereitet und folgendermaßen gerechtfertigt worden: „Im Grunde genommen ist es belanglos zu wissen, daß sich Wilhelm, der letzte deutsche Kronprinz, dieses Schloß bauen ließ […]. Die Tage vom 17. Juli bis zum 2. August 1945, als die Berliner Dreimächtekonferenz über Deutschlands Zukunft entschied, sind weit mehr von historischer Bedeutung. […] In den fünf Jahren, die seitdem vergangen sind, ist es jedem klar geworden, wer es damals ehrlich und aufrichtig meinte. Nur eine der drei Großmächte hat Wort gehalten, die Sowjetunion.“4

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In Entsprechung einer solchen propagandistischen Überhöhung sowjetischer Politik und zum Zwecke der Legitimierung der eingesetzten DDR-Regierung beschränkte sich das nach der Verwaltungsreform dem Rat der Stadt Potsdam unterstellte Museum darauf, die im nördlichen Erdgeschoss des Mittelbaus gelegenen, ehemals repräsentativen Wohnräume des Exkronprinzenpaars,5 die zur Ausrichtung der Konferenz 1945 umgestaltet worden waren,

2 Aktuell hierzu Stefan Gehlen: Zur Verortung der Berliner Konferenz in Potsdam, in: Potsdamer Konferenz 1945. Die Neuordnung der Welt, hg. für die Generaldirektion der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin- Brandenburg von Jürgen Luh unter Mitarbeit von Truc Vu Minh und Jessica Korschanowski, Dresden 2020, S. 20-35. 3 Cecilienhof nach 1945 – Die Gedenkstätte, in: Schloß Cecilienhof und die Potsdamer Konferenz 1945. Von der Hohenzollernwohnung zur Gedenkstätte, hg. von Chronos-Film und der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Berlin u. a. 1995, S. 197-210. 4 Zitiert aus dem Zeitungsartikel „Ein Schloß, das Geschichte wurde“, in: Neue Zeit 7 (6. Dezember 1951), Nr. 283, S. 5. 5 Für einen Gebäudegrundriss, der die kronprinzliche Raumanordnung zeigt, vgl. Herbert Straube: Cecilienhof, in: Die Kunst. Monatshefte für freie und angewandte Kunst 38 (1918), S. 333-346, Abb. bis S. 354, hier S. 334 3 Lizenzhinweis: Dieser Beitrag unterliegt der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung: Keine kommerzielle Nutzung; keine Bearbeitung (CC-BY-NC-ND), darf also unter diesen Bedingungen elektronisch benutzt, übermittelt, ausgedruckt und zum Download bereitgestellt werden. Den Text der Lizenz erreichen Sie hier: https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/ Research Center Sanssouci. Für Wissen und Gesellschaft I Allee nach Sanssouci 6 I 14471 Potsdam I www.recs.academy I ISSN 2366-9144 der Öffentlichkeit zu präsentieren.6 (Abb. 1) Inhaltlich diente die Ausstellung im Sinne der staatlich diktierten Geschichtsdoktrin dazu, den Aufstieg des deutschen Faschismus unter Hitler, die Anstrengungen der Sowjetunion zu dessen Niederschlagung, die Beschlüsse des Potsdamer Abkommens und deren Umsetzung beziehungsweise „Sabotage“ durch die Westmächte – und zwar „insbesondere auch westdeutschen Besuchern“7 – zu vermitteln.8 Die übrigen Bereiche des Schlosses wurden großenteils zunächst dem Demokratischen Frauenbund Deutschlands (DFD) überlassen,9 der dort eine Bundesschule einrichtete. 1960 entschloss man sich jedoch, diese Nutzungsflächen in ein umzuwandeln,10 das bis 2014

[unter identischem Titel und mit identischer Paginierung ebenfalls veröffentlicht in: Dekorative Kunst. Illustrierte Zeitschrift für angewandte Kunst 26 (1918), S. 333-346, Abb. bis 354]; Adelbert Matthaei: Der „Cecilienhof“ in Potsdam, in: Innen-Dekoration 30 (1919), Nr. 10, S. 324-332, Abb. bis S. 350, hier S. 324. 6 Neben den bis heute zugänglichen Hauptschauplätzen des Konferenzgeschehens wurden im Erdgeschoss im Ostflügel des Mittelbaus zunächst auch noch das sowjetische Sekretariat sowie die Arbeitsräume des zur Konferenzzeit amtierenden Volkskommissars für Auswärtige Angelegenheiten, Molotow, und seines Stellvertreters Wyschinski gezeigt. Im Obergeschoss war das ehemalige Schlafzimmer des Exkronprinzenpaars zugänglich, das für die Konferenz in ein Musikzimmer umfunktioniert wurde. Vgl. hierzu den „Lageplan der historischen Räume“, in: Cecilienhof – Nationale Gedenkstätte des Potsdamer Abkommens. Ein Gang durch die historische Stätte, Potsdam 1959, S. 52. Bis in jüngere Zeit wurden die Arbeitszimmer der britischen und der amerikanischen Delegationen verwechselt, so auch in dem 1959 publizierten Museumsführer. Zur Verwechslung der Räume vgl. Berndt: Schloss Cecilienhof (wie Anm. 1), Absatz 47. 7 Zitiert aus dem Zeitungsartikel „Schloss Cecilienhof wird zugänglich“, in: Neue Zeit 9 (15. Januar 1953), Nr. 12, S. 6. 8 Der Charakter der Ausstellung spiegelt sich anschaulich auch in zeitgenössischen Presseberichten wider. So heißt es beispielsweise in einer 1955 publizierten Ausgabe der Berliner Zeitung: „Zehn Jahre sind inzwischen vergangen. Der Besucher [der Gedenkstätte] erinnert sich an die zahlreichen Noten und Konferenzen, in denen die Sowjetunion die Einhaltung der Beschlüsse von Potsdam gefordert hat. Sein eigenes Erleben dieser Jahre findet er wieder, wenn er die zahlreichen Bilder und Dokumente betrachtet, die vom Museum […] zu einer Ausstellung zusammengetragen worden sind und die Aufschluß darüber geben, wie die ‚endgültige Umgestaltung des deutschen politischen Lebens auf demokratischer Grundlage‘ für einen Teil Deutschlands sichtbar geworden ist: Schaffensfrohe und freie Menschen, die mit Elan an den Aufbau einer Gesellschaftsordnung herangehen, die allein Wohlstand, Frieden und Glück des werktätigen Volkes sichern kann. Der Besucher sieht aber auch, wie schon wenige Wochen nach der Unterzeichnung des Potsdamer Abkommens die Westmächte darangingen, die Beschlüsse von Potsdam zu sabotieren. […] So erlebt der Besucher noch einmal den Weg, den beide Teile Deutschlands seit der Potsdamer Konferenz gegangen sind, und er erkennt, daß die Wiedergeburt des Faschismus und Militarismus in Westdeutschland dadurch gefördert wurde, daß sich die Westmächte Schritt für Schritt von den hier gefaßten Beschlüssen entfernt haben.“ Zitiert aus dem Artikel „Am runden Tisch in Cecilienhof. Besuch der neueröffneten nationalen Gedenkstätte in Potsdam.“, in: Berliner Zeitung 11 (29. Juli 1955), Nr. 175, S. 2. Vgl. dazu auch Cecilienhof nach 1945 – Die Gedenkstätte (wie Anm. 3), S. 198-202. 9 Vgl. Nutzungsvertrag zwischen der Landesregierung Brandenburg und dem Bundesvorstand des Demokratischen Frauenbundes Deutschlands (1952), SPSG, Archiv, Akte 2/4068, n. p. 10 Das Hotel Cecilienhof, in: Schloß Cecilienhof und die Potsdamer Konferenz 1945. Von der Hohenzollernwohnung zur Gedenkstätte, hg. von Chronos-Film und der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Berlin u. a. 1995, S. 211-216. 4 Lizenzhinweis: Dieser Beitrag unterliegt der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung: Keine kommerzielle Nutzung; keine Bearbeitung (CC-BY-NC-ND), darf also unter diesen Bedingungen elektronisch benutzt, übermittelt, ausgedruckt und zum Download bereitgestellt werden. Den Text der Lizenz erreichen Sie hier: https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/ Research Center Sanssouci. Für Wissen und Gesellschaft I Allee nach Sanssouci 6 I 14471 Potsdam I www.recs.academy I ISSN 2366-9144

– freilich nach umfangreichen Modernisierungsmaßnahmen und unter wechselnden Betreibern – nahezu kontinuierlich in Betrieb war.11

Abb. 1: Grundriss Schloss Cecilienhof, Erdgeschoss © SPSG Zu den bis heute zugänglichen Schlossräumen im Erdgeschoss zählen: 1) Vorhalle, 2) Konferenzhalle (ehemals Wohnhalle des Kronprinzenpaars), 3) sogenannter Weißer Salon, Empfangszimmer der sowjetischen Delegation (ehemals Salon der Kronprinzessin), 4) Arbeitszimmer der sowjetischen Delegation (ehemals Schreibzimmer der Kronprinzessin), 6) Arbeitszimmer der britischen Delegation (ehemals Salon und Schreibzimmer des Kronprinzen), 7) Arbeitszimmer der amerikanischen Delegation (ehemals Bibliothek und Rauchzimmer des Kronprinzen), 8) Besprechungsraum der amerikanischen Delegation (ehemals Frühstückszimmer des Kronprinzenpaars). Das als 5) „Schiffskabine“ gestaltete und original erhaltene Kabinett verband den repräsentativen Wohnbereich der Kronprinzessin mit deren Privatgemächern im Obergeschoss und wurde erst nach 1990 wieder für die Allgemeinheit eröffnet.

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Die Ausstattung der museal erschlossenen Konferenzräume mit Werken der Kunst und des Kunsthandwerks entsprach dabei weitgehend der Einrichtung der Zimmer zur Zeit der Übergabe des Hauses im Jahr 1952, bei deren Gelegenheit ein Übergabeinventar angefertigt wurde.12 Veränderungen wurden im Laufe der sich anschließenden Jahrzehnte lediglich

11 Im Zuge umfangreicher Sanierungsarbeiten in den Jahren 2014 bis 2018 musste der Hotelbetrieb schließen; die Doppelfunktion des Schlosses als Museum und Hotel soll in Zukunft aber wieder etabliert werden. Vgl. dazu auch Peer Straube: Interessenten für Welterbe-Hotel gesucht. Relaxa-Gruppe gibt Schlosshotel Cecilienhof endgültig auf. Schlösserstiftung sucht einen Nachfolger, in: Potsdamer Neueste Nachrichten, 15.01.2018, http://bit.ly/2RlDfat [letzter Zugriff am 16.01.2020]. 12 Vgl. Übergabeinventar Cecilienhof 1952, SPSG, Graphische Sammlung, Historische Inventare, Nr. 853. 5 Lizenzhinweis: Dieser Beitrag unterliegt der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung: Keine kommerzielle Nutzung; keine Bearbeitung (CC-BY-NC-ND), darf also unter diesen Bedingungen elektronisch benutzt, übermittelt, ausgedruckt und zum Download bereitgestellt werden. Den Text der Lizenz erreichen Sie hier: https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/ Research Center Sanssouci. Für Wissen und Gesellschaft I Allee nach Sanssouci 6 I 14471 Potsdam I www.recs.academy I ISSN 2366-9144 punktuell vorgenommen, zum Beispiel im Rahmen revisionistischer Geschichtsumdeutungen (Abb. 2-4),13 oder sie ergaben sich zwecks Werterhaltung aus dem Versuch, zerschlissene

13 Ein anschauliches Beispiel für die museale Anpassung der Räume an Änderungen der staatlich verordneten Geschichtsideologie stellt die Bildausstattung des ehemaligen Schreibzimmers der Kronprinzessin Cecilie dar. Der Raum wurde während der Konferenz 1945 als Arbeitszimmer der sowjetischen Delegation genutzt. Film- und Fotoaufnahmen aus dieser Zeit zeigen, dass über dem Kamin eine heute leider verschollene „Winterlandschaft“ hing, die dem Augenschein nach von der Hand des deutschen Malers Carl Ludwig Scheins (1808-1879) stammt (vgl. Abb. 12). Vgl. auch Günther Grützner und Rosemarie Heise-Schirdewan: Cecilienhof 1945. Historische Fotos der Potsdamer Konferenz, Potsdam-Sanssouci 1982, S. 11. Das Gemälde existiert in mindestens einer weiteren Variante in Privatbesitz, die für die Ausstellung 2020 anstelle der verschollenen „Winterlandschaft“ präsentiert wird. Vgl. Versteigerung Köln (Lempertz), Auktion 1126: Gemälde des 15.- 19. Jahrhunderts, 20.03.2019, Lot. 192. Bei der heute verschollenen „Winterlandschaft“ handelt es sich vermutlich um jene „Winterlandschaft“ von Carl Ludwig Scheins (Öl auf Leinwand, ohne Rahmen: 98 x 130 cm, mit Rahmen: 125 x 156 cm, GK I 129), die Kaiser Wilhelm I. 1860 für 45 Friedrich d’Or auf der Berliner Akademieausstellung erworben und im Wohnzimmer seines Palais Unter den Linden platziert hatte. Vgl. Verzeichnis der Werke lebender Künstler, welche für die Kunstausstellung in den Sälen des königl. Akademie- Gebäudes zu Berlin 1860 angemeldet worden. XLII. Kunstausstellung der Königlichen Akademie der Künste, Berlin 1860, S. 150, Nr. 1549; GStA PK, BPH, Rep. 113, Nr. 2813 (Kunstsachen erworben in der Zeit von 1860- 1880), S. 19v, s. v. „S“, Lfde. No. 4, Journal No. 1063; GStA PK, BPH, Rep. 113, Nr. 2816 (Bilder-Verzeichnis des Königlichen Palais. Neu angelegt 1898-1899. Revidiert 1919 u. 1925), S. 7, Gen. Kat. No. 129, J. No. 1063; Eduard Mertens: Ein Kaiserheim. Darstellungen aus dem Palais Weiland Seiner Majestät des Kaisers und Königs Wilhelm I. und Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin Augusta, Berlin 1890, S. 4. Im Rahmen des 1926 verabschiedeten Gesetzes über die Vermögensauseinandersetzungen des Preußischen Staates mit dem vormals regierenden Herrscherhaus war das Kaiser-Wilhelm-Palais mitsamt der „Winterlandschaft“ den Hohenzollern verblieben. Bislang nicht sicher geklärt ist, wie das Gemälde nach Cecilienhof gelangte. Es ist allerdings davon auszugehen, dass das Gemälde nicht zur ursprünglichen Ausstattung des von der Kronprinzessin genutzten Raumes gehörte. Wahrscheinlicher ist, dass sich das Gemälde bis zum Bombenangriff im November 1943 im Kaiser-Wilhelm-Palais befunden hat und erst nach der dabei erfolgten, teilweisen Zerstörung des Gebäudes nach Potsdam ausgelagert worden ist. Einem Bericht zufolge, den Oskar Prinz von Hohenzollern in seiner Funktion als interimistischer Chef des Hauses am 31. Juli 1945 aus der Erinnerung niedergelegt hat und aus dem im Folgenden noch zitiert wird, sollen sich bei Kriegsende etliche Kunstgegenstände in Schloss Cecilienhof befunden haben, die man aus anderen Berliner Liegenschaften der Hohenzollern dorthin gerettet hatte. Vgl. weiter unten, Anm. 50. Entsprechend erinnerte sich auch der ehemalige Schlossdiener Walter Weber in einer am 30. Juli 1980 vor dem „Arbeitskreis der Historischen Gedenkstätte Cecilienhof“ getätigten Aussage, dass im April 1945 über 250 Gemälde in der Reithalle im Neuen Garten lagerten, die aus dem bei dem Bombenangriff im November 1943 ebenfalls schwer beschädigten Niederländischen Palais dorthin gerettet worden waren. Heinz Sichert: Cecilienhof. Geschichte eines Schlosses, handschriftl. Manuskript, 2 Bde., Dresden 1982-1983, SPSG, Graphische Sammlung, Neuer Zugangskat. Nr. 5355 & Nr. 5356, Bd. 1, S. 132. Vgl. weiter unten, Anm. 65. Es ist durchaus denkbar, dass darunter auch Gemälde aus dem Kaiser-Wilhelm-Palais waren. Die Platzierung der „Winterlandschaft“ in dem zum Arbeitszimmer der sowjetischen Delegation umfunktionierten Schreibzimmer der Kronprinzessin wurde nach Kriegsende dann sicherlich von den rückwärtigen Diensten der Roten Armee vorgenommen, die das Haus für die Konferenz herrichteten. Nach Abschluss der Konferenz muss das Bild während der Nutzung des Hauses als Militärkasino in den Jahren zwischen 1945 und 1949 entfernt worden sein. Den Terminus ante quem für seine Abnahme markiert dabei eine am 13.12.1949 entstandene Fotografie von Herbert Hensky (bpk-Bildagentur, Inventar-Nr. Hy 0383/0711-21, Bild-Nr. 30047353), die dokumentiert, dass zu diesem Zeitpunkt bereits dasjenige Bild „Fuchs mit Gans“ als Kaminstück fungierte, mit dem das Zimmer 1952 übergeben wurde. Vgl. Übergabeinventar Schloss Cecilienhof 1952, SPSG, Hist. Inv., Nr. 853, S. 12. Der Verbleib der „Winterlandschaft“ nach 1949 ist ebenso wenig bekannt wie der Verbleib des Bildes „Fuchs mit Gans“ nach 1952. Denn im Rahmen der Einrichtung der Gedenkstätte entschied man sich dazu, in dem damals sogenannten „Stalin-Zimmer“ über dem Kamin ein Porträt Stalins zu zeigen. Zunächst handelte es sich um eine Darstellung Stalins, die ihn in Militäruniform, in einem Arbeitszimmer stehend, vor Augen stellt (vgl. Abb. 2). Um die Mitte der 1950er Jahre wurde diese Darstellung gegen die Reproduktion einer Fotografie von Stalin ausgetauscht, die ihn – gekleidet in der ikonisch gewordenen weißen Uniformjacke – 1945 während eines 6 Lizenzhinweis: Dieser Beitrag unterliegt der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung: Keine kommerzielle Nutzung; keine Bearbeitung (CC-BY-NC-ND), darf also unter diesen Bedingungen elektronisch benutzt, übermittelt, ausgedruckt und zum Download bereitgestellt werden. 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Materialien und beschädigte Objekte zu erneuern oder zu ersetzen.14 Auch die 1970 vorgenommene Eingliederung der bis dahin eigenständigen „Gedenkstätte“ in den Verwaltungsbereich der Staatlichen Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci (SSG, 1946- 1994) zog zunächst keine nennenswerten konzeptionellen Veränderungen der Dauerausstellung nach sich.

Pressetermins auf der Schlossterrasse von Schloss Cecilienhof, in einem der drei Korbstühle sitzend, zeigt (vgl. Abb. 3). Im Zuge der Entstalinisierung wurde diese demonstrative Erinnerung an Stalin getilgt. Vgl. Inventar der Historischen Gedenkstätte des Potsdamer Abkommens, Schloss Cecilienhof 1961, SPSG, Hist. Inv., Nr. 872, S. 7, lfde. Nr. 168: „Bild (Stalin sitzend) (Entfernt Materialkammer)“. Ersetzt wurde das Abbild Stalins durch ein Gemälde von Albert Hertel (1843-1912), das die „Villa Falconieri bei Frascati“ (SPSG, Gemäldesammlung, GK I 10241) zeigt und bis heute an Ort und Stelle ausgestellt wird (vgl. Abb. 4). Dabei stammt das Bild ursprünglich aber nicht aus Schloss Cecilienhof, sondern hing bis zu seiner kriegsbedingten Auslagerung in den Neuen Garten im Niederländischen Palais in Berlin, genauer im Wohnzimmer Kurt von Plettenbergs, Hofkammerpräsident und Leiter der Generalverwaltung des vormals regierenden preußischen Königshauses, der bis zur weitgehenden Zerstörung des Gebäudes im November 1943 im Niederländischen Palais seinen Dienstsitz hatte. 1962 wurde das Gemälde der Gedenkstätte von der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci als „unbefristete Leihgabe“ überlassen. Vgl. Übergabeprotokoll vom 22.01.1962 und Leihvertrag vom 24.11.1964, SPSG, Archiv, Akte 2/1252. 14 Beispielhaft sei hier auf eine mit Leder bezogene Sitzmöbelgarnitur hingewiesen, die traditionell im Arbeitszimmer der sowjetischen Delegation (ehemals Schreibzimmer der Kronprinzessin) präsentiert wird und aus zwei Armlehnsesseln, sogenannten Clubsesseln, und einem dazugehörigen Sofa besteht (SPSG, Möbelsammlung, IV 1410, IV 1411, IV 1412). Die Herkunft der Möbel ist bis heute ungeklärt. Der Stil lässt vermuten, dass es sich nicht um historisches Schlösserinventar handelt, sondern dass die Möbel möglicherweise aus einer bürgerlichen Potsdamer Villa zur Umgestaltung von Schloss Cecilienhof anlässlich der Konferenz herbeigebracht wurden. Auf zeitgenössischen Fotos, die die Innenausstattung des Schlosses vor 1945 zeigen, sind die Möbel zumindest nicht zu sehen. Erst im Sommer 1945 angefertigte Bildaufnahmen dokumentieren, dass die Ledergarnitur zum Zeitpunkt der Konferenz 1945 zur Möblierung des sowjetischen Arbeitszimmers genutzt wurde. Vgl. Grützner und Heise-Schirdewan: Cecilienhof 1945 (wie Anm. 13), S. 11. Bei den historischen Polsterbezügen der Garnitur handelte es sich – sowohl augenscheinlich als auch durch überlieferte Bezugsfragmente und Knöpfe belegt – um ein dunkles Leder, das dem ehemals von der Kronprinzessin genutzten Zimmer in Verbindung mit den übrigen Möbeln aus dunklem Holz einen sicherlich beabsichtigten ‚maskulinen‘ Eindruck verlieh. Weiterhin lassen Fotos aus den 1950er Jahren erkennen, dass die dunklen Lederbezüge im Laufe der Zeit zunehmende Alterungs- und Abnutzungsspuren aufwiesen (vgl. Abb. 2). Vgl. auch Foto „Pioniere im Cecilienhof in Potsdam“ von Abraham Pisarek, SLUB Dresden / Deutsche Fotothek, Aufnahme-Nr. df_pk_0002120_021, http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/88931918 (permalink). Fotos aus den 1960er Jahren und schriftliche Inventaraufzeichnungen geben darüber Aufschluss, dass die Garnitur dann mit beigem Rips bezogen wurde. Die Wahl dieses vom historischen Original sowohl hinsichtlich des Materials als der Farbe abweichenden Ersatzstoffes, der die Wirkung der Möbel eklatant veränderte, lässt sich meines Erachtens am ehesten mit einem zu damaliger Zeit eventuell zu hohen Lederpreis oder einer mangelnden Verfügbarkeit passenden Leders erklären. 1980/81 wurde offensichtlich ein weiterer Neubezug der Möbel für nötig erachtet, für den man nun beiges Leder wählte. Damit entsprach das Ersatzmaterial, das auch im Übergabeinventar von 1952 genannt wird, wieder dem historischen Vorbild. Vgl. Übergabeinventar Cecilienhof 1952, SPSG, Hist. Inv., Nr. 853, S. 12, „Stalin-Zi(mmer)“: „[…] 1 Klubgarnitur Leder“. Hinsichtlich der im Übergabeinventar allerdings ungenannten Bezugsfarbe orientierte man sich aus heute nicht mehr nachvollziehbaren Gründen an dem beigen Ripsbezug. Die bildlichen Zeugnisse aus dem Jahr 1945 und die heute deponierten Fragmente des Erstbezugs waren den damaligen Mitarbeitern der SSG möglicherweise nicht bekannt oder dunkelbraunes Leder nicht verfügbar. Zum Anlass der 2020 in Schloss Cecilienhof anstehenden Sonderausstellung „Potsdamer Konferenz 1945 – Die Neuordnung der Welt“ (1. Mai bis 1. November 2020) werden die Ledermöbel gegenwärtig mit neuen Bezügen aus dunklem Rindsleder versehen, die eng an das historische Vorbild angelehnt sind. 7 Lizenzhinweis: Dieser Beitrag unterliegt der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung: Keine kommerzielle Nutzung; keine Bearbeitung (CC-BY-NC-ND), darf also unter diesen Bedingungen elektronisch benutzt, übermittelt, ausgedruckt und zum Download bereitgestellt werden. Den Text der Lizenz erreichen Sie hier: https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/ Research Center Sanssouci. Für Wissen und Gesellschaft I Allee nach Sanssouci 6 I 14471 Potsdam I www.recs.academy I ISSN 2366-9144

Abb. 2 Schloss Cecilienhof, Sowjetisches Arbeitszimmer, 14. Februar 1954, Landesarchiv Berlin, F Rep. 290 (09) Nr. 0031215, Foto: Gerhard Schütz Bei der Übergabe des Schlosses 1952 hing über dem Kamin noch die Darstellung „Fuchs mit Gans“. Zur Eröffnung der „Gedenkstätte“ wurde sie entfernt und gegen ein Porträt Stalins ausgetauscht.

Abb. 3 Schloss Cecilienhof, Sowjetisches Arbeitszimmer, um 1955, © SPSG, Foto: Elly Trepte In der zweiten Hälfte der 1950er Jahre entschied man sich, über dem Kamin einen Ausschnitt aus dem ikonischen Pressefoto der „Großen Drei“ zu präsentieren, der Stalin in seiner bekannten weißen Uniformjacke auf der dem Speisesaal von Schloss Cecilienhof vorgelagerten Terrasse sitzend zeigt. 8 Lizenzhinweis: Dieser Beitrag unterliegt der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung: Keine kommerzielle Nutzung; keine Bearbeitung (CC-BY-NC-ND), darf also unter diesen Bedingungen elektronisch benutzt, übermittelt, ausgedruckt und zum Download bereitgestellt werden. Den Text der Lizenz erreichen Sie hier: https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/ Research Center Sanssouci. Für Wissen und Gesellschaft I Allee nach Sanssouci 6 I 14471 Potsdam I www.recs.academy I ISSN 2366-9144

Abb. 4 Schloss Cecilienhof, Sowjetisches Arbeitszimmer, 10. Juni 1990, Landesarchiv Berlin, F Rep. 290 (09) Nr. 0318717 / Foto: Ingeborg Lommatzsch Im Zuge der Entstalinisierung tilgte auch die Leitung der Potsdamer „Gedenkstätte“ die Erinnerung an Stalin und hing statt eines Stalinporträts die von Albert Hertel (1843-1912) gemalte Ansicht der Villa Falconieri bei Frascati (SPSG, Gemäldesammlung, Inv.-Nr. GK I 10241) auf. Das Gemälde hing ursprünglich im Niederländischen Palais in Berlin, genauer im Wohnzimmer Kurt von Plettenbergs, Leiter der Generalverwaltung des vormals regierenden preußischen Königshauses, der bis zur weitgehenden Zerstörung des Gebäudes im November 1943 dort seinen Dienstsitz hatte. Das Gemälde wurde gerettet und in der ehemaligen Kaiserlichen Reithalle im Neuen Garten gelagert. Im Januar 1962 wurde das Bild der „Gedenkstätte“ von der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci als „unbefristete Leihgabe“ überlassen.

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Erst ab 1990, nach der Wiedervereinigung, entschloss man sich dazu, auch der Geschichte des Schlosses als Wohnsitz der Hohenzollern wieder Geltung zu verleihen.15 Neben einer grundlegenden inhaltlichen Überarbeitung aller Informationstafeln wurden beispielsweise die ehemaligen Privatgemächer des Exkronprinzenpaars im Obergeschoss des Mittelbaus, die seit 1960 als Hotelsuite gedient hatten, rekonstruiert. Ebenfalls im Obergeschoss des Mittelbaus, gelegen über der Vorhalle und der überdachten Vorfahrt im Ehrenhof, ist seit 2017 zudem ein Gästeappartement aus kronprinzlicher Zeit in den Besucherrundgang

15 Vgl. hierzu ausführlich Berndt: Schloss Cecilienhof (wie Anm. 1). 9 Lizenzhinweis: Dieser Beitrag unterliegt der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung: Keine kommerzielle Nutzung; keine Bearbeitung (CC-BY-NC-ND), darf also unter diesen Bedingungen elektronisch benutzt, übermittelt, ausgedruckt und zum Download bereitgestellt werden. Den Text der Lizenz erreichen Sie hier: https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/ Research Center Sanssouci. Für Wissen und Gesellschaft I Allee nach Sanssouci 6 I 14471 Potsdam I www.recs.academy I ISSN 2366-9144 integriert, das man unter Verwendung erhaltener Originalausstattungsstücke sowie zeitgenössischer Ersatzobjekte wiederhergestellt hat.

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Aber auch im Erdgeschoss, in der Raumfolge, die seit 1952 in ihrer Funktion als Konferenzschauplatz gezeigt wird, wurden Veränderungen vorgenommen: Möbel, die nicht zur vormals kronprinzlichen Ausstattung von Schloss Cecilienhof gehören, sondern die man im Zuge der Konferenzvorbereitungen erst 1945 aus anderen preußischen Schlössern wie Schloss oder dem benachbarten hatte herbeischaffen lassen, wurden zum Teil aus der traditionellen Dauerausstellung herausgelöst und annähernd inventargerecht wieder ihrem ursprünglichen Aufstellungsort zugeführt (Abb. 5-7).16 Vice versa mussten anstelle der entnommenen Möbelstücke andere platziert werden. Dabei bemühten sich die damals Zuständigen der Schlösserstiftung, seit 1995 Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG), Möbel einzusetzen, die entweder einen Bezug zum Schloss Cecilienhof aufwiesen,17 oder aber Stücke zu verwenden, die an anderen Potsdamer Veranstaltungsorten der Konferenz 1945 zum Einsatz gekommen waren.18 Auch

16 Beispielhaft sei hier die Stuhlgarnitur, bestehend aus sechs ursprünglich mit rotem Leder bezogenen Polsterstühlen (SPSG, Möbelsammlung, IV 1403-IV 1408) angeführt, die als erstes im sogenannten Kloeber- Saal (Raum 95) im Nordflügel des Marmorpalais dokumentiert ist (vgl. Abb. 5). Vgl. Inventar Marmorpalais 1882, SPSG, Hist. Inv., Nr. 798, S. 235. Zur Umgestaltung des Schreibzimmers der ehemaligen Kronprinzessin zum Arbeitszimmer der sowjetischen Delegation, wurden die Stühle 1945 aus dem Marmorpalais entnommen und nach Schloss Cecilienhof gebracht (vgl. Abb. 6). Nach der Sanierung der Innenräume des Marmorpalais kehrten die Stühle 2001 dorthin zurück, stehen seither allerdings im dem als Musenzimmer bezeichneten Wohnzimmer (Raum 82) (vgl. Abb. 7). 17 Für die nachträgliche Möblierung des Sowjetischen Arbeitszimmers wählte man beispielsweise Tafelstühle, die ursprünglich im Marschallsaal im Obergeschoss von Schloss Cecilienhof standen (SPSG, Möbelsammlung, IV 1556-1557, IV 2850-2852). 18 Das ehemalige Frühstückszimmer des Kronprinzenpaars wurde 1945 in einen an das Arbeitszimmer angrenzenden Besprechungsraum für die amerikanische Delegation umfunktioniert. Zu diesem Zweck stattete man das Zimmer mit acht Stühlen aus Babelsberg aus, die dort erstmals im „Kleinen Schloss“ im „Wohnzimmer einer Hofdame“ dokumentiert sind. Vgl. Inventarium von Babelsberg 1896, Bd. II (SPSG, Hist. Inv., Nr. 788), S. 109, lfde. Nr. 9. Die Stühle blieben bis in die 1960er Jahre in Cecilienhof und wurden dann gegen eine Sitzmöbelgarnitur, bestehend aus zwei Polsterstühlen, zwei Armlehnstühlen und einem Kanapee (SPSG, Möbelsammlung, IV 2856-2860), ausgetauscht, die aus dem Musiksalon der sogenannten Villa Herpich in Babelsberg stammt. Während der Konferenz diente die Villa Herpich als Wohnsitz von Stalin und war in den 1950er Jahre ebenfalls kurzzeitig als museale „Gedenkstätte“ geöffnet. Vgl. Frank Bauer und Tony Le Tissier: Die Konferenz im Schloß Cecilienhof, in: Schloß Cecilienhof und die Potsdamer Konferenz 1945. Von der Hohenzollernwohnung zur Gedenkstätte, hg. von Chronos-Film und Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Berlin u. a. 1995, S. 103-196, hier: S. 121. 10 Lizenzhinweis: Dieser Beitrag unterliegt der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung: Keine kommerzielle Nutzung; keine Bearbeitung (CC-BY-NC-ND), darf also unter diesen Bedingungen elektronisch benutzt, übermittelt, ausgedruckt und zum Download bereitgestellt werden. Den Text der Lizenz erreichen Sie hier: https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/ Research Center Sanssouci. Für Wissen und Gesellschaft I Allee nach Sanssouci 6 I 14471 Potsdam I www.recs.academy I ISSN 2366-9144 einige andere Einzelkunstwerke – Gemälde19, Skulpturen20, Glas- und Porzellanobjekte21 – wurden aus verschiedensten Gründen entweder ausgetauscht, als ursprünglich kronprinzliche Ausstattungselemente in das Konferenzinventar integriert oder neu eingebracht. Als Folge dieser Maßnahmen ist die gegenwärtige Dauerausstellung im Erdgeschoss von Schloss Cecilienhof eine Zusammenstellung von Kunstwerken und Ausstattungsgegenständen, die weder einer gemeinsamen historischen Nutzungsphase des Schlosses angehören noch einen kunsthistorisch einheitlichen Stil abbilden.

19 Zur Konferenz statteten die rückwärtigen Dienste der Sowjetarmee die Bibliothek des ehemaligen Kronprinzen mit neuen Gemälden aus. Für die Nordwand wählte man ein Bild von Willi Eplinius (1884-1966), das der Maler während seines Aufenthalts in Ketzin/ 1927 malte und den Garten hinter dem ehemaligen Direktorenhaus der Späth’schen Baumschulen in der heutigen Potsdamer Straße 2 zeigt. Vgl. Helmut Augustiniak: Willi Eplinius: Sein bekanntestes Werk hat mit der Potsdamer Konferenz zu tun, in: Märkische Onlinezeitung, 18.11.2012, URL: http://bit.ly/2RckI0f [letzter Zugriff am 13.01.2020]. Bei dem Bild handelt es sich nicht um alten Schlösserbestand. Stattdessen befand es sich vor dem Zweiten Weltkrieg im Besitz von Erich Otto Heinrich Maurer (1884–1981), der ab 1919 die Späth’sche Zweigniederlassung in Ketzin leitete und seit 1927 als Generaldirektor der Firma fungierte. Während des Krieges wurde das Gemälde nach Paretz ausgelagert. Von dort gelangte es 1945 nach Cecilienhof und wurde 1994 an die Nachfahren des 1929 zum ersten Lehrstuhlinhaber für Gärtnerischen Pflanzenbau und zum Direktor des gleichnamigen Instituts an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin berufenen Professor Maurer restituiert. Anstelle der „Gartenansicht“ wurde anschließend eine 1873 von Ernst Koerner (1845-1927) gemalte Ansicht von „Istanbul (Konstantinopel)“, SPSG, Gemäldesammlung, GK I 50734, aufgehängt. Koerners Gemälde zierte zur Zeit der Potsdamer Konferenz das nebenan gelegene Arbeitszimmer der Britischen Delegation, wo es an der Westwand hing. Vgl. Cecilienhof – Nationale Gedenkstätte des Potsdamer Abkommens (wie Anm. 6), S. 23, Abb. 25. Zu Beginn der 1960er Jahre wurde das Bild dort allerdings entfernt und deponiert, um den Gedenkstättenbesuchern Teilungspläne Deutschlands zu präsentieren. 20 Nicht zur Konferenz-Ausstattung von 1945 gehört beispielsweise die gegenwärtig im Amerikanischen Arbeitszimmer präsentierte Bronzeskulptur eines „Röhrenden Hirsches“ von der Hand des Bildhauers Fritz Kretzschmar (1863-1915), SPSG, Skulpturensammlung, Skulpt.slg. 346. 21 In der gegenwärtigen Dauerausstellung wird in der östlichen Wandvitrine ein Porzellanteller mit dem Porträt der Kronprinzessin Cecilie gezeigt (SPSG, Porzellansammlung, XII 10857), bei dem es sich um eine Neuerwerbung aus dem Jahr 2005 handelt. 11 Lizenzhinweis: Dieser Beitrag unterliegt der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung: Keine kommerzielle Nutzung; keine Bearbeitung (CC-BY-NC-ND), darf also unter diesen Bedingungen elektronisch benutzt, übermittelt, ausgedruckt und zum Download bereitgestellt werden. Den Text der Lizenz erreichen Sie hier: https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/ Research Center Sanssouci. Für Wissen und Gesellschaft I Allee nach Sanssouci 6 I 14471 Potsdam I www.recs.academy I ISSN 2366-9144

Abb. 5 Marmorpalais, Kloeber-Saal (Raum 95), 1936, SPSG Die ursprünglich mit rotem Leder bezogenen Stühle waren spätestens seit 1882 im Kloeber-Saal aufgestellt, der seinen Namen dem Maler der Wandgemälde, August von Kloeber (1793-1864), verdankt.

Abb. 6 Schloss Cecilienhof, Sowjetisches Arbeitszimmer, Blick auf die Westwand, 1945, aus den Beständen des Russischen Staatlichen Archives für Film- und Fotodokumente, Krasnogorsk, Standbild aus dem Film 1-5706-5 Für die Umgestaltung des Schreibzimmers der ehemaligen Kronprinzessin Cecilie in das Arbeitszimmer der sowjetischen Delegation wurden die Stühle aus dem Marmorpalais entnommen und nach Schloss Cecilienhof gebracht.

12 Lizenzhinweis: Dieser Beitrag unterliegt der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung: Keine kommerzielle Nutzung; keine Bearbeitung (CC-BY-NC-ND), darf also unter diesen Bedingungen elektronisch benutzt, übermittelt, ausgedruckt und zum Download bereitgestellt werden. Den Text der Lizenz erreichen Sie hier: https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/ Research Center Sanssouci. Für Wissen und Gesellschaft I Allee nach Sanssouci 6 I 14471 Potsdam I www.recs.academy I ISSN 2366-9144

Abb. 7 Marmorpalais, sogenanntes Musenzimmer (Raum 82), 2006, SPSG, Foto: Wolfgang Pfauder Der rote Lederbezug der Stühle nutzte sich mit der Zeit ab und wurde in den 1960er Jahren erstmals ausgetauscht. Dazu wählte man zunächst beigen Rips, der möglicherweise eher verfügbar und kostengünstiger als Leder war. 1986 erhielten die Stühle dann Bezüge aus schwarzem Rips. Seit 2001 steht die Garnitur wieder im Marmorpalais, nun im sogenannten Musenzimmer (Wohnzimmer, Raum 82).

<8> Aktuell rücken jedoch das sich 2020 zum 75. Mal jährende Jubiläum der Potsdamer Konferenz und eine aus diesem Anlass stattfindende Sonderausstellung am historischen Ort Schloss Cecilienhof in den Mittelpunkt neuer Untersuchungen und museumskonzeptioneller Überlegungen. Denn neben der Erschließung von bislang museal nicht genutzten Schlossbereichen als Sonderausstellungsflächen sieht das Konzept der temporären Schau vor, die Ausstattung der traditionell als Stätte der Potsdamer Konferenz eröffneten Schlossräume im Erdgeschoss so realitätsgetreu und stringent wie möglich in den Zustand des Sommers 1945 zurückzuversetzen. Wie kleinteilig sich die gleichsam detektivische Ermittlung dieser nur lückenhaft dokumentierten Einrichtungsphase gestaltet und welche praktischen Herausforderungen einer musealen Umsetzung der neugewonnenen Erkenntnisse entgegenstehen können, soll hier exemplarisch am Beispiel des sogenannten Weißen Salons 13 Lizenzhinweis: Dieser Beitrag unterliegt der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung: Keine kommerzielle Nutzung; keine Bearbeitung (CC-BY-NC-ND), darf also unter diesen Bedingungen elektronisch benutzt, übermittelt, ausgedruckt und zum Download bereitgestellt werden. Den Text der Lizenz erreichen Sie hier: https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/ Research Center Sanssouci. Für Wissen und Gesellschaft I Allee nach Sanssouci 6 I 14471 Potsdam I www.recs.academy I ISSN 2366-9144 gezeigt werden. Eingerichtet als Gesellschafts- und Musiksalon der Kronprinzessin Cecilie (1886-1954), wurde er für die Potsdamer Konferenz 1945 zum Empfangsraum der Sowjetischen Delegation umfunktioniert und entsprechend neu ausgestattet.

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Im Folgenden werden die verfügbaren Zeugnisse, die Auskunft über die wechselnde Ausstattung des Schlosses geben und die in ihrer Zusammenschau teilweise plausible Schlussfolgerungen gestatten, zunächst durch einen kurzen Abriss der sie jeweils bedingenden unterschiedlichen Nutzungsphasen kontextualisiert (Teil 1). Anschließend gilt es, die Einrichtung des Weißen Salons zur Zeit der Potsdamer Konferenz auf der Grundlage des gegenwärtig bekannten Quellenmaterials detailliert zu diskutieren und die für 2020 geplanten Veränderungen der gegenwärtigen Dauerausstellung vorzustellen (Teil 2).

Schloss Cecilienhof als private Residenz

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Schloss Cecilienhof wurde auf Geheiß König Wilhelms II. zwischen 1913 und 1917 als Wohnsitz für Kronprinz Wilhelm und seine als Namenspatronin fungierende Ehefrau Cecilie errichtet.22 Noch vor der endgültigen Fertigstellung aller Bauarbeiten,23 die sich durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges verzögert hatten, bezog die Kronprinzessin in Abwesenheit ihres an der Westfront ein Kommando führenden Gemahls im August 1917 gemeinsam mit ihren fünf damals bereits geborenen Kindern die neue Residenz.24 Rund ein Jahr später, am 9. September 1918, wurde mit der Taufe von Prinzessin Cecilie, die vier Tage zuvor als letztes Kind des Paares im neuen Domizil zur Welt gekommen war, bereits das erste Familienfest im

22 Zur Planungs- und Baugeschichte vgl. Hans-Joachim Giersberg: Schloß Cecilienhof im Neuen Garten. Zur Geschichte des letzten Schlossbaues der Hohenzollern in Potsdam, in: Schloß Cecilienhof und die Potsdamer Konferenz 1945. Von der Hohenzollernwohnung zur Gedenkstätte, hg. von Chronos-Film und der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Berlin u. a. 1995, S. 9-34, hier: S. 11-17; Michael Zajonz: „[…] dass der ‚deutsche‘ Kronprinz Sie gezwungen hat, eine solche Kostümsache zu machen […]“. Planung, Bau und frühe Rezeption des Schlosses Cecilienhof in Potsdam, in: Cecilie (1886 - 1954). Deutschlands letzte Kronprinzessin zwischen Monarchie und Republik, hg. von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Potsdam 2004, S. 63-71. 23 Das Hofmarschallamt bestätigte erst am 22. Oktober 1918 die Gesamtfertigstellung des Gebäudes. Giersberg: Schloß Cecilienhof (wie Anm. 22), S. 17. 24 Harald Berndt und Jörg Kirschstein: Schloss Cecilienhof. Tudorromantik und Weltpolitik, unter Mitarbeit von Bärbel Stranka, München u. a. 2005, S. 5. 14 Lizenzhinweis: Dieser Beitrag unterliegt der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung: Keine kommerzielle Nutzung; keine Bearbeitung (CC-BY-NC-ND), darf also unter diesen Bedingungen elektronisch benutzt, übermittelt, ausgedruckt und zum Download bereitgestellt werden. Den Text der Lizenz erreichen Sie hier: https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/ Research Center Sanssouci. Für Wissen und Gesellschaft I Allee nach Sanssouci 6 I 14471 Potsdam I www.recs.academy I ISSN 2366-9144

Schloss Cecilienhof begangen, zu dem auch der Kronprinz kurzzeitig nach Potsdam zurückkehrte.25 Doch war das ungestörte Familienleben nur noch von kurzer Dauer: Infolge der Revolution und der Beseitigung der Monarchie wurde das Schloss als Teil der Hohenzollernschen Vermögenswerte im November 1918 von der neuen preußischen Regierung beschlagnahmt und der Verwaltung des preußischen Finanzministeriums unterstellt.26 Letzteres behielt allerdings lediglich die Aufsicht und übertrug die mit der Verwaltung der beschlagnahmten Güter verbundenen Aufgaben bereits im Februar 1919 zurück an das königliche Hausministerium, das institutionell in der heute noch existierenden Generalverwaltung des vormals regierenden preußischen Königshauses aufging und bis 1921 vom ehemaligen Hausminister August Graf zu Eulenburg geleitet wurde.27

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Während sich der ehemalige Thronfolger Wilhelm am 12. November, einen Tag nach Beendigung der Kampfhandlungen, zur Flucht ins holländische Exil entschieden hatte,28 entschloss sich seine Gattin den heiklen Lebens- und Besitzverhältnissen zum Trotz, in Potsdam wohnen zu bleiben.29 Herzogin Viktoria Luise, Tochter Wilhelms II. und Schwägerin

25 Vossische Zeitung, 10. November 1917, Nr. 575 (Morgenausgabe), Erste Beilage: „Taufe im Kronprinzenhause. Gestern abend 6 1/2 Uhr, erfolgte im Schloß Cecilienhof bei Potsdam die Taufe der jüngst geborenen Tochter des Kronprinzenpaares, welche die Namen Cecilie, Viktoria, Zita, Anastasia, Thyra, Adelheid erhielt. In Gegenwart des Kaiserpaares fand dem Ernst der Zeit entsprechend die Feier im engsten Familienkreise statt. Der Kronprinz, der auf wenige Tage aus dem Felde in Potsdam eingetroffen ist, konnte ihr diesmal beiwohnen. […].“ 26 Am 13. November 1918 wurde zunächst die Beschlagnahmung des preußischen Kronfideikommissvermögens verfügt. Vgl. Bekanntmachung, betreffend die Beschlagnahme des preußischen Kronfideikommißvermögens vom 13. November 1918, in: Preußische Gesetzsammlung 1918, Nr. 38, S. 189. Da die preußische Regierung aber schnell erkannte, wie außerordentlich schwierig sich die Scheidung des Hohenzollern’schen Vermögens in privatrechtliche und öffentlich-rechtliche Besitztitel gestalten würde, sah sie sich am 30. November 1918 veranlasst, die Beschlagnahmung auch auf die „zum Sondervermögen – sowohl zum Privateigentum wie zum Fideikommißbesitz – des vormaligen Königs von Preußen, des Königlichen Hauses und seiner Mitglieder“ gehörenden Vermögenswerte auszuweiten, weil die „Zugehörigkeit der einzelnen Vermögensgegenstände zum Kronfideikommißvermögen und zum Sondervermögen des Preußischen Königshauses zweifelhaft“ erscheine. Zitiert nach der Bekanntmachung, betreffend Beschlagnahme des Vermögens des preußischen Königshauses vom 30. November 1918, in: Preußische Gesetzsammlung 1918, Nr. 39, S. 193. 27 Verfügung des Finanzministeriums vom 8. Februar 1919, betr. die Beschlagnahme des Vermögens des Preußischen Königshauses, in: Finanz-Ministerial-Blatt, hg. im Preußischen Finanzministerium, 3. Jahrgang (22. Februar 1919), Nr. 4, S. 64; Ausführungsbestimmungen zur Bekanntmachung der Preußischen Regierung, betreffend Beschlagnahme des Vermögens des Preußischen Königshauses, vom 30. November (Gesetzsamml. S. 193) vom 18. Juni 1919. In: Preußische Gesetzsammlung 1919, Nr. 27, S. 95-96. 28 Vgl. dazu ausführlich Klaus W. Jonas: Der Kronprinz Wilhelm, Frankfurt am Main 1962, S. 160-164. 29 Vgl. Jürgen Luh und Alexandra Nina Bauer: Cecilie und die Dynastie während der Weimarer Republik und dem Dritten Reich, in: Cecilie (1886 - 1954). Deutschlands letzte Kronprinzessin zwischen Monarchie und Republik, hg. von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Potsdam 2004, S. 47-61, hier: S. 47. 15 Lizenzhinweis: Dieser Beitrag unterliegt der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung: Keine kommerzielle Nutzung; keine Bearbeitung (CC-BY-NC-ND), darf also unter diesen Bedingungen elektronisch benutzt, übermittelt, ausgedruckt und zum Download bereitgestellt werden. Den Text der Lizenz erreichen Sie hier: https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/ Research Center Sanssouci. Für Wissen und Gesellschaft I Allee nach Sanssouci 6 I 14471 Potsdam I www.recs.academy I ISSN 2366-9144

Cecilies, sollte später berichten, dass die Exkronprinzessin in dieser Zeit intensiv mit der neuen preußischen Regierung über die Rückgabe des beschlagnahmten, ehemals kronprinzlichen Besitzes verhandelte und ihre Vorgehensweise dabei mit folgenden Worten beschrieben habe: „Man muß seinen Platz möglichst selber warmhalten. Sie scheuen sich doch, den Stuhl unter einem fortzuziehen, wenn man darauf sitzt.“30 Offenkundig erwies sich diese Taktik als effektiv, denn bereits im Januar 1920 entschied die neue Regierung, die Vermögensauseinandersetzungen zunächst provisorisch beizulegen und einen Vergleichsentwurf zu paraphieren,31 nach dem Cecilienhof zwar dem Staat als Eigentum zufallen sollte,32 dieser sich im Gegenzug aber dazu verpflichtete, das Schloss dem Exkronprinzenpaar auf Lebenszeit „als Wohnsitz mit dem Recht der Nutznießung zur Verfügung“ zu stellen.33

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Von dem Wohnrecht machte Cecilie allerdings zunächst nur bis Ende 1920 Gebrauch. Anschließend siedelte sie mit ihren vier jüngeren Kindern in das Schloss Oels in Schlesien um,

30 Herzogin Viktoria Luise: Die Kronprinzessin, Hannover 1977, S. 203-204. 31 Entwurf eines Gesetzes über die Vermögensauseinandersetzungen zwischen dem Preußischen Staate und dem Preußischen Königshause nebst Begründung und Anlagen […], Berlin, den 26. Januar 1920, in: Sitzungsberichte der Verfassunggebenden Preußischen Landesversammlung. Anlagen, Sammlung der Drucksachen der Verfassunggebenden Preußischen Landesversammlung, Tagung 1919/21, Bd. 5, Drucksache Nr. 1722, S. 2388-2407. Vgl. auch GStA PK, I. HA Rep. 90 A, Nr. 233 und 234 (Mikrofilm, XIII. HA Arbeitsfilme, Nr. 3862). 32 Entwurf eines Gesetzes über die Vermögensauseinandersetzungen zwischen dem Preußischen Staate und dem Preußischen Königshause nebst Begründung und Anlagen […], Berlin, den 26. Januar 1920, in: Sitzungsberichte der Verfassunggebenden Preußischen Landesversammlung. Anlagen, Sammlung der Drucksachen der Verfassunggebenden Preußischen Landesversammlung, Tagung 1919/21, Bd. 5, Drucksache Nr. 1722, S. 2388-2407, hier: S. 2391, § 1, I. Unter Anerkennung des Eigentums des Staates verzichtet das Königshaus auf alle etwaigen Rechte an folgenden Schlössern und Grundstücken: „[…] 15. Neuer Garten bei Potsdam mit Cecilienhof und Marmorpalais, […].“ 33 Ebd., S. 2393, § 2, III. a): „Der Staat stellt dem Königshaus als Wohnsitz mit dem Recht der Nutznießung zur Verfügung […] für Mitglieder der engeren Königlichen Familie auf die Lebenszeit des Königs und des Kronprinzen sowie ihrer Gemahlinnen den im Neuen Garten bei Potsdam belegenen Cecilienhof mit den dazu gehörigen abgegrenzten Teilen des Neuen Gartens und Nebengebäuden, […].“ In der beigefügten „Erläuterung zu den einzelnen Vergleichsbestimmungen“ heißt es dazu: „Infolge der grundsätzlichen Aufhebung jedes Nutzungsrechts des Königshauses an den im Eigentum des Staats stehenden Schlössern verliert das Königshaus diejenigen Wohnstätten, in denen es vorzugsweise Aufenthalt zu nehmen pflegte […]. Es entspricht einem Wunsche des Königshauses, […] von ihnen bevorzugte Schlösser auf Lebenszeit zur Benutzung überwiesen zu erhalten. Da staatliche Interessen einer Erfüllung dieses Wunsches nicht entgegenstehen, […] soll aus gleichen Erwägungen der nördliche Teil des Neuen Gartens bei Potsdam und das für das Kronprinzenpaar aus Privatmitteln der Krone mit einem Aufwand von über 1½ Millionen Mark errichtete Landhaus Cecilienhof den Mitgliedern der engeren königlichen Familie für die Lebenszeit des Königs und des Kronprinzenpaars als Wohnsitz überlassen werden.“ Ebd., S. 2402, § 2, III a. 16 Lizenzhinweis: Dieser Beitrag unterliegt der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung: Keine kommerzielle Nutzung; keine Bearbeitung (CC-BY-NC-ND), darf also unter diesen Bedingungen elektronisch benutzt, übermittelt, ausgedruckt und zum Download bereitgestellt werden. Den Text der Lizenz erreichen Sie hier: https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/ Research Center Sanssouci. Für Wissen und Gesellschaft I Allee nach Sanssouci 6 I 14471 Potsdam I www.recs.academy I ISSN 2366-9144 das sie der Familie ebenfalls als Besitz erhalten wollte.34 Cecilienhof überließ sie vorerst der Obhut ihrer beiden ältesten Söhne, die in Potsdam die Schule besuchten. Sie logierte fortan nur zeitweise und zu besonderen Anlässen in der ehemaligen Residenzstadt.35 Auch Ihr Mann Wilhelm, dem unter Reichskanzler im November 1923 die Rückkehr nach Deutschland gestattet worden war, hielt sich auf dessen Empfehlung hin zunächst fernab des politischen Geschehens in Oels auf.36 Doch bald schon zog es ihn zurück in Hauptstadtnähe nach Potsdam, das er dem beschaulichen Leben in Schlesien als Aufenthaltsort vorzog. Die finanzielle Doppelbelastung durch zwei Haushalte versetzte insbesondere Major Louis Müldner von Mülnheim in Sorge. Der zunächst als persönlicher Adjutant des Kronprinzen, später als Referent bei der Generalverwaltung des vormals regierenden preußischen Königshauses agierende von Müldner vertraute Joachim Stülpnagel im März 1926 an: „Eines meiner schwierigsten Probleme ist weiter noch, daß wir unter dem Druck der schwierigen Finanzlage, der sich beide Herrschaften durchaus nicht anpassen wollen, für mehrere Jahre entweder Oels oder Cecilienhof […] ganz zumachen müssen.“37

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Die Bedenken von Müldners sollten sich jedoch schon bald als unbegründet erweisen, denn das am 29. Oktober 1926 im Landtag verabschiedete Gesetz zur Beilegung der Vermögensauseinandersetzungen zwischen dem preußischen Staat und dem Haus Hohenzollern brachte schließlich die Klärung und Konsolidierung der besitzrechtlichen und finanziellen Verhältnisse der ehemaligen Kronprinzenfamilie.38 Zu den getroffenen

34 Viktoria Luise 1977 (wie Anm. 30), S. 203; Jörg Kirschstein: Kronprinzessin Cecilie. Eine Bildbiographie, Berlin 2004, S. 56-58. 35 Berndt und Kirschstein: Schloss Cecilienhof (wie Anm. 24), S. 5. 36 Stresemannn, Vorsitzender der Deutschen Volkspartei, von August bis November 1923 kurzzeitig Reichskanzler und anschließend bis zu seinem Tod 1929 Außenminister, hatte dem Kronprinzen bereits im Juli 1923 brieflich zugesagt, seine „Beziehungen zu den Parteien und zur Regierung dahin zu wirken, daß Ew. Kaiserlichen Hoheit die Einreise nach Deutschland freigegeben wird.“ Um jedem Anschein politischen Engagements seitens des Kronprinzen dabei aber vorzubeugen, hatte Stresemann gleichzeitig geraten, Oels als Wohnsitz zu wählen, „damit den Einwendungen begegnet werden kann, die sich etwa aus einer Wohnsitznahme in Potsdam ergeben würden.“ Zitiert nach Jonas: Kronprinz Wilhelm (wie Anm. 28), S. 191. 37 Ebd., S. 207. 38 Gesetz über die Vermögensauseinandersetzungen zwischen dem Preußischen Staate und den Mitgliedern des vormals regierenden Preußischen Königshauses vom 29. Oktober 1926, in: Preußische Gesetzsammlung 1926, Nr. 42, S. 267-289. Zu den mehrjährigen Vermögensauseinandersetzungen vgl. ausführlich Ulrich Schüren: Der Volksentscheid zur Fürstenenteignung. Die Vermögensauseinandersetzung mit den depossedierten Landesherren als Problem der deutschen Innenpolitik unter besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse in Preußen, hg. von der Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der Politischen Parteien, 17 Lizenzhinweis: Dieser Beitrag unterliegt der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung: Keine kommerzielle Nutzung; keine Bearbeitung (CC-BY-NC-ND), darf also unter diesen Bedingungen elektronisch benutzt, übermittelt, ausgedruckt und zum Download bereitgestellt werden. Den Text der Lizenz erreichen Sie hier: https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/ Research Center Sanssouci. Für Wissen und Gesellschaft I Allee nach Sanssouci 6 I 14471 Potsdam I www.recs.academy I ISSN 2366-9144

Vereinbarungen gehörte, dass das Schloss und der Landbesitz in Oels der Familie als Eigentum zugesprochen wurden, während Cecilienhof dem Staat verblieb. Allerdings behielt die Vereinbarung von 1920 Bestand: Das ehemalige Kronprinzenpaar und nun sogar dessen Kinder und Enkelkinder erhielten das lebenslange Wohn- und Nutzungsrecht.39 Spätestens zu diesem Zeitpunkt avancierte Schloss Cecilienhof wieder zur offiziellen und repräsentativen Heimstatt der Familie. Zwar verließen die Kinder nach und nach das elterliche Haus, überdies hielten sich Cecilie und Wilhelm – die eine mehr, der andere weniger – immer wieder auch in Oels auf.40 Im Schloss Cecilienhof aber, in unmittelbarer Nachbarschaft zu Berlin, wurden Gäste aus Politik und Militär, Kultur und Gesellschaft empfangen, und die Familie kam zu besonderen Gelegenheiten und Festen zusammen. Der Haushalt umfasste neben den zahlreichen Angestellten, die – vom Heizer über den Schlossdiener bis hin zur Telefonistin – zum Teil im Schloss und in den umliegenden Häusern im Neuen Garten wohnten, auch den Dienstsitz der kronprinzlichen Verwaltung,41 der seit 1938 Major von Müldner vorstand.42

Die Ausstattung des Weißen Salons als repräsentativer Wohn- und Gesellschaftsraum

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Der Weiße Salon, der seinen gemeinhin gebräuchlichen Namen den monochrom in weiß gestalteten Wand- und Deckenelementen verdankt, wurde – wie viele der repräsentativen Innenräume des Schlosses – von dem Architekten Paul Schultze-Naumburg und den

Düsseldorf 1978 (Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, Bd. 64), S. 26- 46. 39 Vertrag über die Vermögensauseinandersetzungen zwischen dem Preußischen Staate und den Mitgliedern des vormals regierenden Preußischen Königshauses, in: Preußische Gesetzsammlung 1926, Nr. 42 (30. Oktober), S. 271-282, hier: S. 274, § 7 (1): „[…] Der Staat stellt dem vormaligen Kronprinzen und seiner Gemahlin sowie ihren Kindern und Enkelkindern auf Lebenszeit den im Neuen Garten bei Potsdam gelegenen Cecilienhof als Wohnsitz zur Verfügung mit dem Rechte der ausschließlichen Benutzung der zum Cecilienhofe bisher bereits abgegrenzten Teile des Neuen Gartens und dem Rechte der Nutzung der gegenwärtig im Besitze des vormaligen Kronprinzen befindlichen Nebengebäude. […] Sobald das am Cecilienhof eingeräumte Wohnrecht aufgegeben wird oder sonst erlischt, übernimmt der Staat den Cecilienhof […].“ 40 Kirschstein: Kronprinzessin Cecilie (wie Anm. 34), S. 61. 41 Adreßbuch der Städte Potsdam, Nowawes und Werder […] 1936/37, Potsdam: A. W. Hayn’s Erben, 1936, 4. Teil (Verzeichnis der Straßen und Häuser der Stadt Potsdam), S. 84-85; GStA PK, BPH, Rep. 54, Nr. 112: Kosten der Schloßverwaltung Cecilienhof, 1941-1945; Giersberg: Schloß Cecilienhof (wie Anm. 22), S. 23-24, der sich wiederrum auf Angaben von Heinz Sichert stützt. Vgl. Sichert: Cecilienhof (wie Anm. 13), Bd. 1, S. 28- 38. 42 Das Büro von Louis Müldner von Mülnheim befand sich im Obergeschoss, im südwestlichen Flügel des Mittelbaus, in dem heute sogenannten „Englischen Zimmer“, das im ehemaligen Hotelbereich liegt. 18 Lizenzhinweis: Dieser Beitrag unterliegt der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung: Keine kommerzielle Nutzung; keine Bearbeitung (CC-BY-NC-ND), darf also unter diesen Bedingungen elektronisch benutzt, übermittelt, ausgedruckt und zum Download bereitgestellt werden. Den Text der Lizenz erreichen Sie hier: https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/ Research Center Sanssouci. Für Wissen und Gesellschaft I Allee nach Sanssouci 6 I 14471 Potsdam I www.recs.academy I ISSN 2366-9144

Mitarbeitern seiner Saalecker Werkstätten als Gesellschaftsraum und Musikzimmer der Kronprinzessin in neoklassizistischem Stil entworfen und ausgestattet.43 Soweit bekannt, existieren weder zeitgenössische Kostenabrechnungen noch schriftliche Inventare aus der Zeit vor der Übergabe des Hauses 1952, die Auskunft über Herkunft und Beschaffenheit der mobilen Einrichtung geben könnten. Über die Erstausstattung des langgestreckten Raumes, der längsseitig mit fünf hohen, nordwärts gerichteten Fenstertüren versehen und an seinen Schmalseiten durch säulengestützte Unterzüge gegliedert ist, sind wir lediglich durch eine Fotografie informiert, die 1918 von Herbert Straube und 1919 von Adelbert Matthaei zusammen mit zahlreichen anderen Innen- und Außenansichten des Schlosses veröffentlicht wurde.44 (Abb. 8) Dazu urteilte Straube: „Der Salon ist ganz hell und festlich gehalten. Bemerkenswert an der Innenausstattung sind noch die von Professor Wackerle in Holz ausgeführten Musikembleme, die als Supraporten dienen sowie die ebenfalls von ihm geschnitzten, elfenbeingetönten, vertikalen Holzverkleidungen an den Fenstern.“ Unerwähnt hingegen ließ er Details zum Mobiliar, das augenscheinlich durch einen großen Flügel und ausgewählte Louis-Seize-Möbel geprägt wurde.45 Ob diese Möbel für den Salon eigens hergestellt worden waren, oder ob man bereits existierendes Inventar aus anderen Schlössern nutzte, ist aufgrund der gegenwärtigen Quellenlage nicht zu beantworten.

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Anhand einiger Innenraumaufnahmen aus den Folgejahren lässt sich aber verfolgen, dass die Einrichtung den Ansprüchen, Vorstellungen und sich wandelnden Lebensverhältnissen der Familie laufend angepasst wurde. So erhielt um die Mitte der 1920er Jahre die als Fotografin und Hinterglasmalerin ausgebildete Marta Huth46 die Erlaubnis, einige Räume des Schlosses

43 Die Einrichtung der als Schiffskabine gestalteten Kabinetts im Erdgeschoss, der privaten Wohnräume im Obergeschoss sowie die Ausstattung des fürstlichen Gästeappartements über der Vorfahrt gehen dagegen auf Entwürfe von Paul Ludwig Troost zurück. Für eine ausführliche Darlegung zur Innenausstattung des Schlosses Cecilienhof vgl. Michael Zajonz: Das kronprinzliche Landhaus Cecilienhof in Potsdam, unveröffentlichtes Typoskript, 2 Bde., Magisterarbeit, Technische Universität Berlin 1998, Bd. 1; Berndt und Kirschstein: Schloss Cecilienhof (wie Anm. 24). 44 Straube: Cecilienhof (wie Anm. 5); Matthaei: Der „Cecilienhof“ in Potsdam (wie Anm. 5). 45 Auch Matthaei erwähnt lediglich in einem Halbsatz: „Tritt man dann nach rechts in den Empfangsraum der Hausherrin, so ist man im Stil Louis seize, […].“ Matthaei: Der „Cecilienhof“ in Potsdam (wie Anm. 5), S. 332. 46 Für einen kurzen Lebenslauf von Marta Huth vgl. Christian Wolsdorff: Versuch, Marta Huth biographisch zu fassen, in: Berliner Lebenswelten der zwanziger Jahre: Bilder einer untergegangenen Kultur, photographiert von Marta Huth, hg. vom Bauhaus-Archiv Berlin, Frankfurt am Main 1996, S. 146-147. 19 Lizenzhinweis: Dieser Beitrag unterliegt der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung: Keine kommerzielle Nutzung; keine Bearbeitung (CC-BY-NC-ND), darf also unter diesen Bedingungen elektronisch benutzt, übermittelt, ausgedruckt und zum Download bereitgestellt werden. Den Text der Lizenz erreichen Sie hier: https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/ Research Center Sanssouci. Für Wissen und Gesellschaft I Allee nach Sanssouci 6 I 14471 Potsdam I www.recs.academy I ISSN 2366-9144 zu fotografieren.47 Im Rahmen dieser Kampagne entstand auch eine Ansicht des Weißen Salons (Abb. 9). Darüber hinaus wurde Werner Niederastroth, der als ehemals „Königlich Preussischer Hofphotograph“ zu dieser Zeit in Potsdam in der Schwertfegerstraße 14 das Photographische Atelier Selle & Kuntze betrieb,48 1932 damit beauftragt, das Interieur zu dokumentieren (Abb. 10).49 All diese Aufnahmen zeigen den Salon von Westen aus gesehen und lassen ungefähr zwei Drittel des Raumes erkennen. Die im Abstand von nur wenigen Jahren abgelichteten Fotos zeugen deutlich von der Benutzung und zunehmenden Ausgestaltung des Raumes durch die Exkronprinzenfamilie, die dem ursprünglichen Ausstattungsensemble diverse Möbel, einen das kostbare Parkett verdeckenden Teppich und zahlreiche Kunstwerke hinzufügte, die sicherlich auch durch die Beilegung der Vermögensauseinandersetzungen 1926 einer neuen Verortung bedurften. Zusätzlich zu diesen drei bekannten Innenraumfotos existieren vor allem aus den 1930er Jahren auch etliche, zu gesellschaftlichen Anlässen entstandene Personenfotos, die im Hintergrund Teile des Interieurs erkennen lassen, da der Salon als zweitgrößter Raum des Schlosses neben der später zum Konferenzsaal umfunktionierten Wohnhalle auch für Familienfeiern und Empfänge genutzt wurde.50 Anschauliches Beispiel sind die im Bundesarchiv bewahrten Aufnahmen des Pressefotografen Georg Pahl, die anlässlich der Hochzeit von Louis Ferdinand Prinz von Preußen mit Kira Kirillowna Romanowa, der Tochter des im Exil lebenden Großfürsten von Russland, am 2. Mai 1938 im Weißen Salon in Schloss Cecilienhof entstanden sind (Abb. 11).51

47 Das Landesarchiv Berlin bewahrt fünf Glasplattennegative von Marta Huth, die Innenräume des Schlosses Cecilienhof zeigen. Landesarchiv Berlin, F Rep. 290 (09) Nr. II14212-II14216. Vgl. auch Berliner Lebenswelten der zwanziger Jahre, photographiert von Marta Huth (wie Anm. 46), S. 151. 48 Adreßbuch der Städte Potsdam, Nowawes und Werder […] für 1932, 60. Jahrgang, hg. von A. W. Hayn’s Erben, Potsdam 1932, 3. Teil (Verzeichnis der Straßen und Häuser), S. 422 und 4. Teil (Handels- und Gewerbeverzeichnis), S. 508. 49 Vgl. Kirschstein: Kronprinzessin Cecilie (wie Anm. 34), S. 8-9. 50 Vgl. z. B. die von Georg Pahl zum Anlass der Hochzeit von Louis Ferdinand von Preußen und Großfürstin Kira von Russland am 2. Mai 1938 im „Weißen Salon“ in Schloss Cecilienhof aufgenommen Fotos, bewahrt in Koblenz, Bundesarchiv, Bild 102-18110 und 102-18116 (online im Digitalen Bildarchiv einsehbar). Vgl. auch Kirschstein: Kronprinzessin Cecilie (wie Anm. 34), S. 103 (oben), 104 (unten), 106 (oben); Berndt und Kirschstein: Schloss Cecilienhof (wie Anm. 24), S. 6. 51 Vgl. Bundesarchiv, Digitales Bildarchiv, Bild 102-18110, Bild 102-18116, Bild 102-18117. 20 Lizenzhinweis: Dieser Beitrag unterliegt der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung: Keine kommerzielle Nutzung; keine Bearbeitung (CC-BY-NC-ND), darf also unter diesen Bedingungen elektronisch benutzt, übermittelt, ausgedruckt und zum Download bereitgestellt werden. Den Text der Lizenz erreichen Sie hier: https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/ Research Center Sanssouci. Für Wissen und Gesellschaft I Allee nach Sanssouci 6 I 14471 Potsdam I www.recs.academy I ISSN 2366-9144

Abb. 8 Schloss Cecilienhof, Salon der Kronprinzessin Cecilie (Weißer Salon), 1918, Foto publiziert von Herbert Straube: Cecilienhof, in: Die Kunst. Monatshefte für freie und angewandte Kunst 38 (1918), S. 345. Reproduktion aus dem Exemplar in der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, 4 ART PLAST II, 6388.

Abb. 9 Schloss Cecilienhof, Salon der ehemaligen Kronprinzessin (Weißer Salon), um 1925, Landesarchiv Berlin, F Rep. 290 (09) Nr. II14215, Foto: Marta Huth

21 Lizenzhinweis: Dieser Beitrag unterliegt der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung: Keine kommerzielle Nutzung; keine Bearbeitung (CC-BY-NC-ND), darf also unter diesen Bedingungen elektronisch benutzt, übermittelt, ausgedruckt und zum Download bereitgestellt werden. Den Text der Lizenz erreichen Sie hier: https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/ Research Center Sanssouci. Für Wissen und Gesellschaft I Allee nach Sanssouci 6 I 14471 Potsdam I www.recs.academy I ISSN 2366-9144

Abb. 10 Schloss Cecilienhof, Salon der ehemaligen Kronprinzessin (Weißer Salon), 1932, akg-images, Foto: Werner Niederastroth

Abb. 11 Schloss Cecilienhof, Salon der ehemaligen Kronprinzessin (Weißer Salon): Louis Ferdinand Prinz von Preußen mit seiner Braut Kira Kirillowna Romanowa, 2. Mai 1938, Bundesarchiv, Bild 102-18116, Foto: Georg Pahl

22 Lizenzhinweis: Dieser Beitrag unterliegt der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung: Keine kommerzielle Nutzung; keine Bearbeitung (CC-BY-NC-ND), darf also unter diesen Bedingungen elektronisch benutzt, übermittelt, ausgedruckt und zum Download bereitgestellt werden. Den Text der Lizenz erreichen Sie hier: https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/ Research Center Sanssouci. Für Wissen und Gesellschaft I Allee nach Sanssouci 6 I 14471 Potsdam I www.recs.academy I ISSN 2366-9144

Kriegswirren – Das Schloss, seine Bewohner und seine Ausstattung bis zur sowjetischen Übernahme im April 1945 <16>

Der Zweite Weltkrieg beendete den privaten Nießbrauch Cecilienhofs durch die Hohenzollern. Bereits in den letzten Kriegsjahren hatte sich das Leben im Schloss infolge von Einquartierungen neuer Bewohner und Nutzer spürbar geändert. Im Obergeschoss, im Westflügel des Mittelbaus, angrenzend an einen traditionell als „Nonnengang“ bezeichneten Flur, in dem vorwiegend das unverheiratete, weibliche Schlosspersonal untergebracht war,52 hatte Ende November 1943 zunächst der damalige Generalbevollmächtigte des vormals regierenden preußischen Königshauses, Kurt von Plettenberg, eine Notunterkunft bezogen, nachdem seine Dienst- und Wohnräume im Niederländischen Palais in Berlin bei einem Bombenangriff beschädigt worden waren.53 Wenige Monate später zog auch von Müldner, dessen Berliner Wohnung in der Nachodstraße 27 bei dem Fliegerangriff am 30.01.1944 „total beschädigt worden“ war,54 in ein benachbartes Zimmer des Schlosses ein. Aus Cecilienhof schilderte von Plettenberg am 11. Dezember 1943 in einem Brief an Marion Dönhoff die Zerstörungen in Berlin, die auch viele der ihm als Leiter der Generalverwaltung anvertrauten Liegenschaften getroffen hatten: „Bei uns ist Hofkammer i. Charlottenburg u. Kaiser Wilhelm Palais völlig verwüstet. Mein hübsches Haus u. unser Möbelspeicher zur Hälfte zerstört. […] Ich wohne z.Zt. in C.hof.“55

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Eine ähnliche Bestandsaufnahme der den Hohenzollern 1926 verbliebenen Besitzungen, die darüber hinaus Auskunft über weitere kriegsbedingte Einquartierungen in Schloss Cecilienhof gibt, konstatierte am Ende des Krieges auch Oskar, der jüngere Bruder des ehemaligen Kronprinzen, der seit August 1944 auf Verlangen der NSDAP dessen Posten als Chef des Hauses interimistisch übernommen hatte.56 Bevor Oskar am 12. April 1945 auf der Flucht vor

52 Sichert: Cecilienhof (wie Anm. 13), Bd. 1, S. 33; Berndt und Kirschstein: Schloss Cecilienhof (wie Anm. 24), S. 36. 53 Eberhard Schmidt: Kurt von Plettenberg. Im Kreis der Verschwörer um Stauffenberg. Ein Lebensweg, unter Mitarbeit von Dorothea-Marion von Plettenberg und Karl-Wilhelm von Plettenberg, München 2014, S. 156- 159. 54 GStA PK, VI. HA, Nl Müldner v. Mülnheim, L., Nr. 5. 55 Zitiert nach Schmidt: Kurt von Plettenberg (wie Anm. 53), S. 159. 56 Berlin, GStA PK, BPH, Rep. 54, Nr. 38. Vgl. auch Jörg Kirschstein: KaiserKinder. Die Familie Wilhelms II. in Fotografien, Göttingen 2011, S. 141-142. 23 Lizenzhinweis: Dieser Beitrag unterliegt der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung: Keine kommerzielle Nutzung; keine Bearbeitung (CC-BY-NC-ND), darf also unter diesen Bedingungen elektronisch benutzt, übermittelt, ausgedruckt und zum Download bereitgestellt werden. Den Text der Lizenz erreichen Sie hier: https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/ Research Center Sanssouci. Für Wissen und Gesellschaft I Allee nach Sanssouci 6 I 14471 Potsdam I www.recs.academy I ISSN 2366-9144 den anrückenden Truppen der Roten Armee Potsdam als letztes Familienmitglied verließ, hatte er sich einen Überblick verschafft und hielt seine Beobachtungen später in einem Bericht fest, in dem er über Schloss Cecilienhof notiert: „Hatte durch die am 25.5.44 neben meinem Hause57 und im Maerz 45 auf der Havel niedergehende Luftmine erheblichen Dach- und Fensterschaden gehabt. Bis Januar 45 wohnten Wilhelms dort (oder einer von beiden). 15.1. fuhr Wilhelm nach dem Allgaeu,58 Anfang Februar Cécile und Familie nach Kissingen. Das Schloss war voellig eingerichtet, vollgestopft mit wertvollen Bildern, Moebeln, Porzellan und Silber, die man dorthin gerettet hatte, ausserdem voll belegt mit Ausgebombten (Mueldner, Plettenberg, Fraeulein Sauer mit Mutter und Schwester, ein Rittmeister Sabotta, Fahrabteilung der Wehrmacht mit Anhang, Fluechtlinge aus Oels und Prinkenau, eine Kinderklinik usw.). Was aus allem und allen geworden ist, ahne ich nicht.“59

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Wie von Oskar beschrieben, hatte sich Wilhelm nach dem letzten gemeinsamen Weihnachtsfest der Familie in Cecilienhof bereits im Januar 1945 zur Kur ins bayerische Oberstdorf begeben.60 Cecilienhof sollte er nicht wiedersehen. Auch die ehemalige Kronprinzessin sah sich durch die stetig auf Berlin und Potsdam vorrückende Rote Armee Anfang Februar veranlasst, aus Potsdam zu flüchten.61 Die Familie verließ das Schloss lediglich mit einigen Gepäckstücken.62 Die Einrichtung des Schlosses, das Mobiliar sowie

57 Oskar bewohnte die Villa Quandt auf dem Pfingstberg in Potsdam. 58 Zum Zeitpunkt der Abreise Wilhelms aus Potsdam in das Sanatorium Stillachhaus nach Oberstdorf im Allgäu kursieren in der Literatur unterschiedliche Angaben. Hans-Joachim Giersberg zufolge, der sich auf Angaben von Heinz Sichert bezieht, begab sich der ehemalige Kronprinz bereits am 3. Januar 1945 nach Oberstdorf. Vgl. Sichert: Cecilienhof (wie Anm. 13), Bd. 1, S. 122; Giersberg: Schloß Cecilienhof (wie Anm. 22), S. 25. Jörg Kirschstein nennt dagegen den 17. Januar 1945 als Abreisedatum Wilhelms aus Schloss Cecilienhof. Vgl. Kirschstein: KaiserKinder (wie Anm. 56), S. 30. 59 Zitiert nach dem Bericht des Prinzen Oskar über seine Tätigkeit als Leiter der Generalverwaltung und seine Flucht nach Niedersachsen, 31. Juli 1945, Hausarchiv des vormals regierenden Preußischen Königshauses, Rep. 16A, S. 11, Nr. 6. Ich danke Jörg Kirschstein, der mir dieses Dokument zur Kenntnis gebracht und den entsprechenden Abschnitt in Kopie überlassen hat. 60 Jonas: Kronprinz Wilhelm (wie Anm. 28), S. 281. 61 Berndt und Kirschstein: Schloss Cecilienhof (wie Anm. 24), S. 6. Kirschstein und Bernd geben an, dass Cecilie Potsdam am 2. Februar 1945 verließ. Giersberg zufolge, der seine Informationen von Sichert bezieht, soll die Abreise der ehemaligen Kronprinzessin dagegen erst am 10. Februar erfolgt sein. Vgl. Sichert: Cecilienhof (wie Anm. 13), Bd. 1, S. 122; Giersberg: Schloß Cecilienhof (wie Anm. 22), S. 25. 62 Vgl. Sichert: Cecilienhof (wie Anm. 13), Bd. 1, S. 137-145; Giersberg: Schloß Cecilienhof (wie Anm. 22), S. 25; Kirschstein: Kronprinzessin Cecilie (wie Anm. 34), S. 93. 24 Lizenzhinweis: Dieser Beitrag unterliegt der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung: Keine kommerzielle Nutzung; keine Bearbeitung (CC-BY-NC-ND), darf also unter diesen Bedingungen elektronisch benutzt, übermittelt, ausgedruckt und zum Download bereitgestellt werden. Den Text der Lizenz erreichen Sie hier: https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/ Research Center Sanssouci. Für Wissen und Gesellschaft I Allee nach Sanssouci 6 I 14471 Potsdam I www.recs.academy I ISSN 2366-9144 etliche nach Cecilienhof verlagerte Habseligkeiten und Kunstwerke aus anderen Liegenschaften scheinen allesamt zurückgeblieben zu sein.63

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Entsprechend reiste Kurt von Plettenberg, der sich im Winter 1944/45 intensiv um die Sicherung der Hohenzollernschen Besitztümer bemüht und Preziosen wie die berühmten Tabatièren Friedrichs II. rechtzeitig fortzuschaffen vermocht hatte, Anfang März eigens noch einmal nach Potsdam zurück, um die in Schloss Cecilienhof verbliebenen Möbel und Kunstgegenstände in Sicherheit zu bringen.64 Tragischerweise wurde er dort aufgrund seiner Beteiligung am Hitler-Attentat vom 20. Juli 1944 bereits von der Gestapo erwartet und am Morgen des 3. März 1945 verhaftet. Um 11 Uhr hält von Müldner in einem Brief an Plettenbergs Frau fest: „Zu meinem großen Leidwesen muß ich ihnen die bedauerliche Mitteilung machen, daß Ihr Mann soeben vor einer halben Stunde von zwei Kriminalbeamten hier in Schloß Cecilienhof verhaftet wurde.“65 Eine Woche später, am 10. März 1945, nahm sich der pflichtbewusste Vermögensverwalter der Hohenzollern im Gefängnis das Leben, aus Angst, unter der Folter weitere Mitverschwörer zu verraten.66

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Nun blieb es an Major von Müldner, der nach dem Tod von Plettenbergs in Personalunion auch Leiter der Generalverwaltung war, für die Menschen und Besitztümer im Schloss Cecilienhof Sorge zu tragen. Von dort veranlasste er gemeinsam mit dem Geheimen Hofrat Arthur Berg, dem Sekretär Wilhelms, bis Mitte April 1945 einerseits die Überweisung von Geldmitteln, Aktien und Wertpapieren der Hohenzollern in den Westen,67 kümmerte sich

63 Im Gegensatz zu dieser heute allgemein anerkannten Einschätzung wurde bis zum Beginn der 1990er Jahre in zahlreichen Veröffentlichungen die Auffassung kolportiert, dass die Hohenzollern die gesamte Einrichtung des Schlosses vor der Besetzung Potsdams in Sicherheit gebracht haben. Vgl. Cecilienhof – Nationale Gedenkstätte des Potsdamer Abkommens (wie Anm. 6), S. 49; Grützner und Heise-Schirdewan: Cecilienhof 1945 (wie Anm. 13), S. 6. Rückblickend ist die Vermutung nicht gänzlich von der Hand zu weisen, dass es sich dabei um gezielt gestreute Fehlinformationen der sowjetischen Besatzer gehandelt haben könnte, die zu DDR-Zeiten weiter tradiert wurden. 64 Jonas: Kronprinz Wilhelm (wie Anm. 28), S. 282; Schmidt: Kurt von Plettenberg (wie Anm. 53), S. 201-205; Sichert: Cecilienhof (wie Anm. 13), Bd. 1, S. 148. 65 Zitiert nach Schmidt: Kurt von Plettenberg (wie Anm. 53), S. 225. 66 Ebd., S. 230-234. 67 Diese Transaktionen sind durch Korrespondenzen, die Louis von Müldner und Arthur Berg zwischen Februar und April 1945 von Cecilienhof aus mit dem ehemaligen Kronprinzen einerseits und zahlreichen Kreditinstituten andererseits geführt haben, hinreichend belegt. Vgl. GStA PK, I. HA Rep. 100 A (ehemals ZStA Merseburg, Historische Abteilung II, 4.3.2.). Zur Einsichtnahme in den heute im Geheimen Staatsarchiv 25 Lizenzhinweis: Dieser Beitrag unterliegt der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung: Keine kommerzielle Nutzung; keine Bearbeitung (CC-BY-NC-ND), darf also unter diesen Bedingungen elektronisch benutzt, übermittelt, ausgedruckt und zum Download bereitgestellt werden. Den Text der Lizenz erreichen Sie hier: https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/ Research Center Sanssouci. Für Wissen und Gesellschaft I Allee nach Sanssouci 6 I 14471 Potsdam I www.recs.academy I ISSN 2366-9144 andererseits aber auch um die Belange des Hauses und der verbliebenen Mitarbeiter, wie dies auf Ende April und Anfang Mai vordatierte, aber nicht mehr quittierte Auszahlungsanweisungen an die „Kronprinzliche Hofverwaltungs-Kasse“ zur Gehaltszahlung belegen.68

<21>

Etwaige Pläne, die möglicherweise existierten, um auch noch das Schlossinventar vor der Einnahme Potsdams durch Einheiten der sowjetischen Armee zu verlagern, hätten nun allerdings nicht mehr in die Tat umgesetzt werden können. Denn am 9. März 1945 war der Befehl erlassen worden, Potsdam um jeden Preis zu halten. Und um die Bewohner, von denen man die Verteidigung der Stadt „bis zum letzten Mann und bis zur letzten Patrone“ erwartete,69 an einer Flucht zu hindern,70 ließ die Gauleitung am 15. März 1945 in der Potsdamer Tageszeitung zusätzlich bekanntmachen, dass fortan jegliche „Transporte von Möbeln und Hausrat“ sowie das persönliche „Verlassen des Gaugebietes“ unter Androhung „rücksichtslos(er)“ Bestrafung verboten seien.71 Dass zu diesem späten Zeitpunkt noch eine kurzfristig organisierte und mithin nicht mehr schriftlich erfasste Evakuierung von Möbeln und Kunstwerken aus Cecilienhof stattgefunden haben könnte, ist also unwahrscheinlich.

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Diese Annahme wird gestützt durch einen Augenzeugenbericht Walter Webers, der bis 1945 als Schlossdiener in Cecilienhof tätig war und gemeinsam mit Hermann Wölk, dem Kammerdiener Wilhelms, und einem weiteren Diener, Fritz Zimera, das sogenannte Graue Haus im Neuen Garten bewohnte.72 Am 30. Juli 1980 wusste Weber vor dem damaligen

lagernden Aktenbestand bedarf es gegenwärtig einer Genehmigung der Generalverwaltung des Hauses Hohenzollern. Die hier getroffenen Angaben basieren daher auf Exzerpten, die Heinz Sichert noch vor der Überführung der Akten in Merseburg angefertigt hat. Sichert: Cecilienhof (wie Anm. 13), Bd. 1, S. 121-127, S. 146. 68 GStA PK, VI. HA, Nl Müldner v. Mülnheim, L., Nr. 5. 69 Zitiert nach Kurt Arlt und Werner Stang: Kampf um Potsdam Ende April 1945, in: Werner Stang (Hg.): Brandenburg im Jahr 1945. Studien, Potsdam 1995 (= Eine Publikation der Brandenburgischen Landeszentrale für Politische Bildung), S. 167-194, hier: S. 168. 70 Vgl. Friedhild-Andrea Anders: Schlösser in der Stunde Null. Die Berliner und Potsdamer Schlösser während der Kriegs- und Nachkriegszeit, Potsdam 1999, S. 38. 71 Vgl. „Bekanntmachung“ und Artikel „Möbeltransporte und Reisen verboten“, in: Potsdamer Tageszeitung, 15. März 1945. Die „Potsdamer Tageszeitung“ erschien – wenngleich in reduziertem Umfang – bis zum 14. April 1945 und ist im Zeitungsarchiv der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam zugänglich. 72 Adreßbuch Potsdam 1936/37 (wie Anm. 41), 2. Teil (Alphabetisches Verzeichnis der Potsdamer Einwohner), S. 141 und 4. Teil (Verzeichnis der Straßen und Häuser der Stadt Potsdam), S. 84. 26 Lizenzhinweis: Dieser Beitrag unterliegt der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung: Keine kommerzielle Nutzung; keine Bearbeitung (CC-BY-NC-ND), darf also unter diesen Bedingungen elektronisch benutzt, übermittelt, ausgedruckt und zum Download bereitgestellt werden. Den Text der Lizenz erreichen Sie hier: https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/ Research Center Sanssouci. Für Wissen und Gesellschaft I Allee nach Sanssouci 6 I 14471 Potsdam I www.recs.academy I ISSN 2366-9144

„Arbeitskreis der Historischen Gedenkstätte Cecilienhof“ noch aus der Erinnerung zu berichten, dass sich am 26. April 1945, dem Tag also, da das historische Stadtzentrum und der Neue Garten durch von Norden und Süden anrückende sowjetische Truppen bereits weitgehend isoliert waren,73 unter anderem noch das gesamte Mobiliar des Schlosses, umfangreiche Porzellan- und Silberbestände sowie über 250 aus dem Niederländischen Palais gerettete Gemälde auf dem Anwesen befanden.74 Bis zu diesem Tag, da Louis von Müldner sich entschloss, freiwillig aus dem Leben zu scheiden, blieb der gewissenhafte Mann mit einigen Schlossangestellten auf seinem Posten.75

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Bedenkt man in diesem Zusammenhang die vielfach dokumentierte Hoffnung vieler Vertriebener und Flüchtlinge, nach einem wie auch immer gearteten Kriegsende in ihre Häuser zurückkehren zu können – eine Erwartung, die sicherlich auch das ehemalige Kronprinzenpaar gehegt hat –, ist davon auszugehen, dass die Schlossangestellten sich bis zuletzt bemüht haben werden, zumindest die Wohnräume Cecilies und Wilhelms vor weiteren Einquartierungen, Umnutzungen und der damit gegebenenfalls einhergehenden Entfernung von Kunstwerken zu schützen. Genügend andere Zimmer, um beispielsweise die kranken Kinder kurzzeitig unterzubringen, die man einer glücklichen Eingebung folgend noch vor dem nächtlichen Fliegerangriff der Royal Air Force auf Potsdam am 14./15. April 1945 aus dem dabei zerstörten Städtischen Hospital zunächst nach Cecilienhof und von dort kurze Zeit

73 Am 26. April hatten von Süden vordringende sowjetische Einheiten bereits weite Teile von Potsdam- Babelsberg sowie die Teltower Vorstadt erobert und wurden nur noch durch die Havel von einem raschen weiteren Vordringen aufgehalten, während im Norden bereits Bornim und Bornstedt in sowjetischer Hand waren. Vgl. dazu ausführlich Arlt und Stang: Kampf um Potsdam (wie Anm. 69), S. 172-176. 74 Die am 30. Juli 1980 vor dem „Arbeitskreis Cecilienhof“ getroffenen Angaben Walter Webers sind 1982 von Heinz Sichert wie folgt protokolliert worden: „Nach Aussage des ehemaligen Dieners Walter Weber befanden sich am 26. April 1945 noch folgende Wertgegenstände in Cecilienhof: – das gesamte Mobilar [sic], – das gesamte Tafelsilber, – das gesamte Porzellan […], – ein echt silbernes Modelschiff von 2 Meter Länge. – Im Keller 3 Tresore gefüllt mit Silberzeug aus der Zeit Friedrichs des Großen, – eine Sammlung alter Gewehre, – eine Säbel- u. Degensammlung, – im Tresor des Kronprinzen: sämtliche Orden mit Brillanten, goldene Uhren u. Armspangen, Perlen u. a. Schmuck. – Weißzeug im Werte von 1 Mill. RM. – die gesamte Bibliothek, – im Planetarium [gemeint ist die ehemalige Kaiserliche Reithalle im Neuen Garten, die von 1968 bis 2006 als Planetarium genutzt wurde; Anm. d. Verf.] waren über 250 Gemälde gelagert, die am Ende des Krieges aus dem Niederländischen Palais in Berlin nach Potsdam ausgelagert wurden.“ Zitiert nach Sichert: Cecilienhof (wie Anm. 13), Bd. 1, S. 130-132; vgl. auch ebd., S. 144-145. 75 Vgl. auch Jonas: Kronprinz Wilhelm (wie Anm. 28), S. 281-282. 27 Lizenzhinweis: Dieser Beitrag unterliegt der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung: Keine kommerzielle Nutzung; keine Bearbeitung (CC-BY-NC-ND), darf also unter diesen Bedingungen elektronisch benutzt, übermittelt, ausgedruckt und zum Download bereitgestellt werden. Den Text der Lizenz erreichen Sie hier: https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/ Research Center Sanssouci. Für Wissen und Gesellschaft I Allee nach Sanssouci 6 I 14471 Potsdam I www.recs.academy I ISSN 2366-9144 später weiter nach Beelitz-Heilstätten gebracht hatte,76 waren im Gebäude durchaus vorhanden.

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In diesem Sinne sind auf ‚Hörensagen‘ basierende Informationen, die zu implizieren scheinen, dass das Schloss bereits vor der sowjetischen Übernahme ausgeräumt worden sei, kritisch zu betrachten. Zum Beispiel notierte der amerikanische Präsident Harry S. Truman, einer der Hauptakteure der Potsdamer Konferenz, in seinen zehn Jahre nach der Konferenz veröffentlichten Memoiren: „Cecilienhof had been used as a hospital during the war by both the Germans and the Soviets. It had been stripped of all its furnishings, but the Russians had done an impressive job in refurnishing and refitting it for the conference.“77 Sicherlich sind viele der über 170 Zimmer des Schlosses in den letzten Tagen und Wochen vor der Einnahme Potsdams den Erfordernissen des Krieges angepasst, ausgeräumt und gegebenenfalls zweckmäßig ausgestattet worden. Dass – wie später zu zeigen sein wird – in den exkronprinzlichen Wohnräumen allerdings auch kleinere, leicht entfernbare Kunstgegenstände bis zur Ausrichtung der Potsdamer Konferenz offenbar in situ verblieben sind, spricht dafür, dass diese Räume auch in den letzten chaotischen Kriegstagen weitgehend unangetastet blieben.

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Was sich schließlich bei der Einnahme des Neuen Gartens, der bereits am 27. April durch über den Jungfernsee vorstoßende sowjetische Soldaten besetzt werden konnte,78 in Schloss Cecilienhof zugetragen hat, lässt sich in der Rückschau nur schwerlich rekonstruieren. Der Exkronprinz berichtet in einem Brief, den er 1947 aus Hechingen an eine gewisse Ines79

76 Zur Evakuierung der Kinderstation nach Cecilienhof vgl. Antony Beevor: Berlin. The Downfall 1945, London u. a. 2002, S. 224. Für diesen Literaturhinweis sei Matthias Simmich herzlich gedankt. Zum Luftangriff auf Potsdam vgl. Olaf Groehler: Der Luftangriff gegen Brandenburg in den letzten Kriegsmonaten, in: Brandenburg im Jahr 1945. Studien, hg. von Werner Stang unter Mitarbeit von Kurt Arlt, Potsdam 1995, S. 9- 37, hier: S. 24-30. 77 Harry S. Truman: Memoirs. Volume 1: Year of Decisions, New York 1965 (11955), S. 379. 78 Arlt und Stang: Kampf um Potsdam (wie Anm. 69), S. 179-180; Anders: Schlösser in der Stunde Null (wie Anm. 70), S. 38. 79 Um wen es sich bei der Adressatin des Briefes, der sich in einem Konvolut aus insgesamt neun, zwischen 1945 und dem Jahreswechsel 1947-1948 von Wilhelm an Ines geschriebenen Briefen befindet, handelt, ist bislang unklar. In der Archivdatenbank des GStA PK wird auf die Möglichkeit verwiesen, es könne sich vielleicht um Gräfin Ina Marie von Bassewitz, die Ehefrau von Wilhelms Bruder Oskar, handeln. Die Adressatin hielt sich zur Zeit der Korrespondenz allerdings im Ausland auf. Vgl. GStA PK, BPH, Rep. 54, Nr. 123-131, hier z. B. Nr. 128, 28 Lizenzhinweis: Dieser Beitrag unterliegt der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung: Keine kommerzielle Nutzung; keine Bearbeitung (CC-BY-NC-ND), darf also unter diesen Bedingungen elektronisch benutzt, übermittelt, ausgedruckt und zum Download bereitgestellt werden. Den Text der Lizenz erreichen Sie hier: https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/ Research Center Sanssouci. Für Wissen und Gesellschaft I Allee nach Sanssouci 6 I 14471 Potsdam I www.recs.academy I ISSN 2366-9144 schreibt: „Eine frühere Angestellte von mir ist jetzt hier bei mir, sie hat grauenhafte Dinge erlebt, als die Asiaten C hof besetzten, alles verwüstet, alle Frauen vergewaltigt, selbst Kinder u. s. w. Die Welt schweigt aber über diese Dinge. Die Vereinigung Europas unter Führung von U. S. A. und England ist die einzige Rettung, sonst ist der Untergang des Abendlandes sicher.“80 Ob diese Schilderung in allen Details den Tatsachen entspricht oder möglicherweise auch Übertreibungen enthält, die den unzweifelhaft traumatischen Erlebnissen der namentlich nicht genannten Angestellten oder der durch Ressentiments gefärbten Informationsweitergabe Wilhelms geschuldet sein könnten, ist nicht zu entscheiden. Aus dem Bericht ist aber abzuleiten, dass sich bei der Inbesitznahme des Schlosses durch die Rote Armee noch Haushaltsangehörige im Gebäude aufhielten.

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Direkt nach der sowjetischen Übernahme wurde das Schloss Cecilienhof – wie auch die anderen Potsdamer Schlösser – zunächst der militärischen Verwaltung der sowjetischen Trophäenabteilung unter der Leitung von Oberleutnant Jewgenij Fjodorowitsch Ludschuweit unterstellt.81 Erst als sich die sowjetische Führung unter Zustimmung der beiden anderen Siegermächte Anfang Juni 1945 dafür entschieden hatte, die ‚Berliner Konferenz‘ in Potsdam abzuhalten, und Cecilienhof als Tagungsort bestimmte,82 wurden die rückwärtigen Dienste der Ersten Belorussischen Front unter Generalleutnant Nikolai Aleksandrovich Antipenko mit der Vorbereitung des Gebäudes zur Abhaltung der Konferenz betraut.83 Dafür wurde zunächst ein Großteil des Mobiliars aus den ehemaligen Wohnräumen des Exkronprinzenpaars entfernt und in der nahegelegenen Meierei am Ufer des Jungfernsees

Brief von Wilhelm Prinz von Preußen an Ines, verfasst in Hechingen, Fürstenstraße 16, 1947: „Sei froh, dass Du heute nicht in Deutschl. leben musst, das ganze Leben ist schwerlich geworden. […] Meine schöne Heimat Potsdam ist ein russisches Dorf geworden ich werde es wohl nie wieder sehen. Am liebsten würde ich auswandern aber mit 65 Jahren ist das auch kein leichter Entschluss. […] Schön war unsre Jugend der Herbst ist alles andere.“ 80 GStA PK, BPH, 54, Nr. 125, S. Iv-IIv: Brief von Wilhelm Prinz von Preußen an Ines, verfasst in Hechingen, Fürstenstraße 16, 1947. Die Datierung des Briefes ergibt sich aus dem darin erwähnten Tod von Wilhelms Stiefmutter Hermine von Schoenaich-Carolath 1947. 81 Anders: Schlösser in der Stunde Null (wie Anm. 70), S. 47. 82 Georgi K. Schukow: Erinnerungen und Gedanken, Stuttgart 1969, S. 646. Vgl. dazu auch Bauer und Le Tissier: Die Konferenz im Schloß Cecilienhof (wie Anm. 18), S. 104. 83 Antipenko: In der Hauptrichtung, Berlin 1973, S. 305-307. Vgl. dazu Gehlen: Zur Verortung der Berliner Konferenz in Potsdam (wie Anm. 2). 29 Lizenzhinweis: Dieser Beitrag unterliegt der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung: Keine kommerzielle Nutzung; keine Bearbeitung (CC-BY-NC-ND), darf also unter diesen Bedingungen elektronisch benutzt, übermittelt, ausgedruckt und zum Download bereitgestellt werden. Den Text der Lizenz erreichen Sie hier: https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/ Research Center Sanssouci. Für Wissen und Gesellschaft I Allee nach Sanssouci 6 I 14471 Potsdam I www.recs.academy I ISSN 2366-9144 untergebracht, wo die deponierten Einrichtungsgegenstände einen Tag nach dem Beginn der Konferenz, am 18. Juli 1945, durch einen Brand zerstört worden sein sollen.84

Hinweis vom 28.04.2020: Die Sonderausstellung sollte ursprünglich vom 1. Mai bis 1. November 2020 im Schloss Cecilienhof stattfinden. Aufgrund der Covid-19-Pandemie wird die Ausstellung später beginnen und entsprechend bis in das Jahr 2021 verlängert. Aktuelle Informationen finden Sie hier.

84 Giersberg: Schloß Cecilienhof (wie Anm. 22), S. 26. 30 Lizenzhinweis: Dieser Beitrag unterliegt der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung: Keine kommerzielle Nutzung; keine Bearbeitung (CC-BY-NC-ND), darf also unter diesen Bedingungen elektronisch benutzt, übermittelt, ausgedruckt und zum Download bereitgestellt werden. Den Text der Lizenz erreichen Sie hier: https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/