Das Marmorpalais in , Neuer Garten. Ausgrabungen 2010 Archäologie und Bauforschung auf den Spuren Friedrich Wilhelms des II.

Bezüglich der Wieder- Das aus rotem Backstein herstellung der historischen errichtete Marmorpalais ist Gartenanlage am Marmor- ein zweigeschossiges palais in Potsdam, Neuer Gebäude mit quadratischem Garten, wurden bauvor- Grundriss. Auf das flache bereitend archäologische Dach des kubischen Untersuchungen an Bereichen Baukörpers wurde ein des Fundamentes und in Rundtempel gesetzt, der der verschiedenen Arealen der schönen Aussicht diente, als Gartenanlage durchgeführt. Blickfang wurde unter Insgesamt wurden zu diesem anderem das Schloss auf der Zwecke 12 Suchschnitte bzw. errichtet. Schurfe, geöffnet. Die Schurfe Das historischen Gebäude gaben hierbei reichlich erlitt erheblichen Schaden, Aufschluß über den baulichen als es gegen Ende des 2. Zustand verschiedener Weltkrieges von einer Fundamentbereiche sowie Brandbombe und Granaten- über die Lage einzelner beschuss getroffen wurde. Elemente der historischen Weitere Verluste entstanden, Gartengestaltung. Abb. 1: Marmorpalais in Potsdam, als die Rote Armee nach Die Dokumentationsarbeiten Aufnahme aus dem frühen 20. Jhd. 1946 ein Offizierkasino im betrafen ausgewählte Aussen- Schloss unterhielt. 1961 bereiche der historischen wurde in dem Gebäude das Anlage. Im Potsdamer Neuen Deutsche Armeemuseum der Garten, dicht am Ufer des DDR eingerichtet. Im Innern Heiligen Sees, ließ Friedrich wurde historisches Wilhelm II. in den Jahren Kriegsgerät, Uniformen und 1787–1792 das Marmorpalais Zeitdokumente ausgestellt, errichten. Die Architekten im Außenbereich Kanonen, und ab ein Panzer T-34, ein 1789 der Erbauer des Schnellboot, ein MiG- Brandenburger Tors in , Jagdflugzeug und eine , Rakete. Die Waffen wurden schufen ein Schlossgebäude 1989 entfernt. Die Nationale im Stil des Frühklassizismus. Volksarmee plante seit 1984 Als der König im November Abb. 2: Marmorpalais mit davor eine grundlegende Instand- 1797 starb, befanden sich die aufgestelltem MiG-Flugzeug. 1964. setzung, da das Gebäude Anbauten noch im Rohbau. immer mehr verfiel. Zur Sein Sohn und Nachfolger Ausführung kam dieser Plan Friedrich Wilhelm III. ließ 1988 und wurde im lediglich den Außenbau fertig Spätherbst 1990 nach der stellen. Diesen Zustand Rückgabe an die Schlösser- fanden noch in den 1830er- verwaltung von dieser Jahren Prinz Wilhelm, der fortgeführt. Seit dem 14. spätere Kaiser Wilhelm I., und April 2006 sind alle vierzig seine Gemahlin Augusta vor, Innenräume restauriert und als sie für kurze Zeit bis zur für die Öffentlichkeit Fertigstellung ihres Schlosses zugänglich. Die Außen- das Marmorpalais fassade wurde nach bezogen. Friedrich Wilhelm mehrjährigen Restaurierungs- IV. beauftragte zwischen 1843 arbeiten im Herbst 2009 Abb. 3: Karte mit Marmorpalais, und 1848 den Architekten fertig gestellt. um 1900. Ludwig Ferdinand Hesse, den Innenausbau der Seitenflügel durchzuführen. Die bauvorbereitenden Bodenöffnungen wurden im Rahmen kleinerer Schurfe an ausgewählten Bereichen des Außengeländes des Marmor- palais durchgeführt (Nr. 1, 2, 5, 6, 7a, 7b, 8, 9, 9a, 10, 11 und 12). Hierbei wurden Verläufe der Beet- und Wegestrukturen angetroffen, daneben konnten die nach Plänen bereits angenommenen Standorte von Brunnen bestätigt werden. Im Bereich des Lichtschachtes auf der Nordterasse zeigte sich, dass der Lichtschacht ohne Verzahnung in das ursprüng- liche Wandmauerwerk, und damit später, gesetzt wurde. Ein festgestellter Befund fiel neben den zu erwartenden Strukturen besonders auf. Die Konsistenz der Verfüllung Abb. 4: Arbeiten im stehenden Wasser am Außenbereich der deutete hier auf eine vor- bzw. Ufermauer (Schurf 2). Foto: Dr. D. Kühnholz. frühgeschichtliche Genese hin. Es wurde daher aus dieser Befundstruktur (Bef. 62, Schurf 7a) zu SK-Nr.: 2011- 227/01 BP eine Bodenprobe entnommen und in der Christian-Albrechts-Universi- tät Kiel, Leibniz Labor, C14 datiert. Das kalibrierte Ergeb- nis zeigte hier eine Zeitstellung von 1085 +/- 25 Jahre nach Christus und führt damit in einen spätslawischen Hori- zont. Dieses überraschende zusätzliche Ergebnis zeigt erneut in aller Deutlichkeit die Siedlungskontinuitäten im Potsdamer Raum und die Notwendigkeit der sorgfältigen und fachgerechten archäolo- gischen Betreuung und Begleitung von Bodenein- griffen.

René Bräunig M.A.

Abb. 5: Festgestellter Brunnen in Schurf 7a + 7b.

Abb. 6: Kalibriertes C14 Ergebnis der Probe zu SK-Nr.: 2011-227/01 BP.

Abb. 7: Gesamtplan der Grabungsfläche (Friebe/Gebhardt).