Ideologische Instrumentalisierung Von Theater Am Beispiel Kleist
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
Ideologische Instrumentalisierung von Theater am Beispiel Kleist Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Philosophie (Dr. phil.) durch die Philosophische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf vorgelegt von Henni Brockerhoff aus Berlin Betreuer: Prof. Dr. Bernd Witte Düsseldorf April 2014 1 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung...........................................................................................................................5 1.1. Grundlegende Problemstellung......................................................................................5 2. Kleist im Nationalsozialismus...........................................................................................14 2.1. Die Ausgangslage....................................................................................................14 2.1.1. Der deutsche Kulturbetrieb 1933-1945.............................................................14 2.1.2. Die Rolle der Kleist-Gesellschaft......................................................................19 2.2. Kleist auf der Bühne des Nationalsozialismus.........................................................23 2.2.1. Einleitung..........................................................................................................23 2.2.2. Zur Quellenlage des NS-Bühnenbilds..............................................................25 2.3. Thingstätten und Freilichrbühnen............................................................................30 2.3.1. Thingspiele.......................................................................................................30 2.3.2. Die Marburger Festspiele und andere Freilichtbühnen....................................38 2.4. „Kleists Vermächtnis“ in Bochum 1936....................................................................52 2.4.1. Einleitung..........................................................................................................52 2.4.2. Zur Beweislage.................................................................................................53 2.4.3. Das Rahmenprogramm der Bochumer Kleist-Woche......................................70 2.5. Der Berliner Theaterbetrieb....................................................................................74 2.5.1. Einleitung..........................................................................................................74 2.5.2. Das Preußische Staatstheater und andere regimetreue Berliner Theaterbetriebe..........................................................................................................78 2.5.2.1. Einleitung...................................................................................................79 2.5.2.2. Das Schiller-Theater..................................................................................79 2.5.2.3. Das Schauspielhaus am Gendarmenmarkt..............................................89 2 2.5.3. Das Deutsche Theater unter Hilpert und seine AMphitryon-Inszenierung…....99 2.5.4. Die Berliner Volksbühne..................................................................................111 2.6. Kleist im Kino des NS-Staates..............................................................................121 2.6.1. Einleitung........................................................................................................121 2.6.2. „Amphitryon-aus den Wolken kommt das Glück“ (1935)................................126 2.6.3. „Der zerbrochne Krug“ (1937) mit Emil Jannings...........................................131 3. Kleist in der DDR............................................................................................................137 3.1. Die Ausgangssituation...........................................................................................137 3.1.1. Wiederherstellung des klassischen Erbes......................................................145 3.1.2. Das offizielle Kleist-Bild in der DDR...............................................................148 3.1.3. Das Kleist-Jubiläum 1977...............................................................................150 3.2. Kleist auf der Bühne der DDR...............................................................................152 3.2.1. Einleitung und Auswertung der Spielpläne.....................................................152 3.2.2. DDR-Inszenierungen vor und nach 1968.......................................................156 3.2.3 Die Hermannsschlacht auf der DDR-Bühne....................................................159 3.2.3.1. Die Hermannsschlacht auf der Freilichtbühne der DDR.........................159 3.2.3.2. Die Hermannsschlacht-Inszenierung in Leipzig (1988)...........................165 3.2.4. Adolf Dresens Kleistinszenierungen am Deutschen Theater..........................173 3.3. DDR-Schriftsteller und ihr Verhältnis zu Kleist.......................................................199 3.4. Kleist-Verfilmungen in der DDR.............................................................................206 3.4.1. „Jungfer, sie gefällt mir“ (1968).......................................................................211 3.4.2. „Prinz Friedrich von HoMburg“ (1989)............................................................217 4. Abschließende Betrachtung..........................................................................................225 3 4.1. ZusaMMenfassung................................................................................................225 4.2. Ausblick..................................................................................................................234 5. Anhang.........................................................................................................................237 5.1. Primärliteratur........................................................................................................237 5.2. Unpublizierte Materialien.......................................................................................237 5.3. Forschungsliteratur................................................................................................239 5.4. Filmmaterial...........................................................................................................247 6. Statistiken und Schaubilder der DDR-Inszenierungen..................................................286 4 1. Einleitung 1.1. Grundlegende Problemstellung Die Werkstatistik des Deutschen Bühnenvereins „Wer spielte was?“1 gibt Auskunft über die derzeit beliebtesten Theaterstücke auf den deutschen Bühnen. Seit etlichen Jahren ist William Shakespeare der meistgespielte Autor, Kleist folgt nach den Gebrüdern Grimm auf dem dritten Platz. Im NS-Staat nahm Kleist ebenfalls den dritten Rang ein, hinter Schiller und Goethe. Bis heute ist die Aneignung Kleists für die nationalsozialistische Propaganda TheMa für den wissenschaftlichen Diskurs. Hier stellt sich die Frage für die Gründe des starken Interesses der Nationalsozialisten an Kleist. Um eine bestimmte Ästhetik zu vermitteln wurde ein visuelles Medium benötigt. Das Theater war das MassenmediuM erster Wahl. Unter dem Deckmantel den maroden Theaterbetrieb wieder auf die Beine zu bringen, wurden politisch oder rassisch unangenehMe Mitarbeiter quasi über Nacht entlassen, Spielpläne zensiert und jeder Geburts- oder Todestag der 'Klassiker im Dienste des NS-Staates' als mit propagandistischen Worten und SyMbolen aufgeladene Festivität zelebriert. Das Theater bot demnach die ideale Bühne für die Nazis. Hier konnten sie sich selbst darstellen. Und so wurden nicht nur die Kleistschen Werke für propagandistische Zwecke um- bzw. fehlgedeutet. Maria Stuart oder Die Jungfrau von Orleans beispielsweise wurden für eine anti-englische bzw. anti-französische Propaganda uMinterpretiert.2 Doch Kleist war aufgrund verschiedener, noch zu untersuchender Aspekte wie kein anderer deutscher Dichter dazu prädestiniert für politische Zwecke gedeutet zu werden, jedes seiner Werke wurde im NS-Theater zuMindest einmal neu interpretiert. Das PropagandaMinisterium und die ihm unterstellten Behörden und ihre regionalen Amtskollegen bestimmten über die Spielpläne. So wurden sofort in der ersten NS- Spielzeitära 48% der alten Werke eliminiert.3 Klassiker erlebten in der NS-Zeit einen Aufwind. Kleists Werke kamen zu bisher nicht wieder erreichten Inszenierungszahlen. 1Die Spielzeit 2011/12 uMfasst das GesaMtrepertoire von 409 deutschen Bühnen (sowie zusätzlich österreichische und Schweizer Bühnen), wobei diese Zahl säMtliche Staats-, Stadt-, Landestheater und private Bühnen einschließt. In: Wer spielte was? Werkstatistik 2011/2012 des Deutschen Bühnenvereins. Köln 2012. 2Vgl. hierzu die Darstellung in: Staub, Andrea: Das Theater iM Dritten Reich – Theater zwischen Propaganda, Zensur und Kultur. Grin Verlag. Norderstedt 2006. S.18. 3Begründet wurde dies daMit, dass diese entweder von jüdischen Autoren staMMten oder eine falsche politische Gesinnung widerspiegelten. Hiervon war insbesondere die häufig von ausländischen Autoren staMMende DraMatik der 1920er Jahre betroffen. Sie Machte 40% der ausgelöschten Werke aus und wurde nur noch zu 1% weitergespielt (verMutlich an privat subventionierten Nischenbühnen). Ersetzt wurden sie zunächst durch nationalistische und völkische Autoren. Vgl. hierzu die ausführlichen Darlegungen iM Kapitel 2.1.1. dieser Arbeit. 5 Gleiches gilt auch für Hölderlin und Lessing. Sie hatten den größten Inszenierungszuwachs im Nationalsozialismus.4 Die Art und Weise, das Ausmaß