Umsetzungsfahrplan Schwalm für die Wasserkörper der Planungseinheit PE_SWA_1400 Schwalm

März 2012

Landesgeschäftsstelle Wasserrahmenrichtlinie

Bezirksregierung Düsseldorf Cecilienallee 2 40474 Düsseldorf

Bearbeitung

Kooperationsleitung Schwalmverband Borner Straße 45a 41379 Brüggen

Bearbeitung Ingenieur- und Planungsbüro Lange GbR Carl-Peschken-Str. 12 47441 Moers

Umsetzungsfahrplan der Regionalen Kooperation PE_SWA_1400

Beteiligte Kooperationspartner

Arbeitsgemeinschaft Wasserkraftwerke LVR - Rheinisches Amt für Denkmalpflege NRW e.V.

Bezirksregierung Düsseldorf (Dezernat Landwirtschaftskammer NRW – 54/54.1/33) Bezirksstelle für Agrarstruktur

Bezirksregierung Köln (Dezernat 54) NABU Kreisverband e.V. / Ortsgruppe

Biologische Station Krickenbecker Seen NABU Naturschutzstation e.V.

Biologische Station Kreis Heinsberg Naturpark Schwalm-

BUND NRW Kreisgruppe Viersen Niederrhein Tourismus GmbH

Bundesanstalt für Immobilienaufgaben Niederrhein Energie und Wasser (NEW AG)

Gemeinde Brüggen Rheinischer Fischereiverband e.V.

Gemeinde Niederkrüchten Rheinischer Landwirtschaftsverband e.V. Kreisbauernschaft Krefeld – Viersen e.V.

Gemeinde Schwalmtal Rheinischer Landwirtschaftsverband e.V. Kreisbauernschaft Neuss – Mönchengladbach e.V.

Grundbesitzerverband NRW e.V. Rheinischer Mühlenverband e.V.

Heinsberger Tourist-Service e.V. RWE Power AG Wasserwirtschaft – Langfrist.-und Entwicklungsplanung

Kreis Heinsberg Schwalmtalwerke AöR

Kreis Viersen Stadt

Landesbüro der Naturschutzverbände Stadt Mönchengladbach NRW

Landesgemeinschaft Natur- u. Stadt Wegberg Umweltschutz

LVR - Rheinisches Amt für Waldbauernverband Nordrhein-Westfalen Bodendenkmalpflege e.V.

Waterschap Peel en Maasvallei

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INHALTSVERZEICHNIS 1. Programm Lebendige Gewässer...... 11 1.1 Umsetzungsfahrplan...... 11 1.2 Regionale Kooperation DUE_37 Schwalm...... 12 2. Beschreibung des Planungsraumes...... 14 2.1 Räumliche Einordnung ...... 14 2.2 Gewässertypen und Leitbilder ...... 16 3. Darstellung der Planungsgrundlagen ...... 20 3.1 Bewirtschaftungsplan und Maßnahmenprogramm...... 20 3.2 Wasserkörpersteckbriefe...... 28 3.3 Gewässerentwicklungskonzept ...... 33 3.4 Planerische Vorgaben / Fachplanungen ...... 34 3.5 Schutzgebiete...... 35 3.6 Restriktionen...... 37 3.7 Flächenverfügbarkeit ...... 38 4. Analyse der Ist-Situation...... 38 4.1 Hydromorphologische Gegebenheiten ...... 38 4.2 Gewässerbiologische Gegebenheiten...... 43 4.3 Defizitanalyse ...... 46 5. Darstellung der Zielsetzung...... 51 6. Ableitung des Maßnahmenkonzeptes ...... 54 6.1 Anwendung des Strahlwirkungs- und Trittsteinkonzeptes...... 54 6.2 Herleitung von Maßnahmen ...... 57 6.3 Aufbau eines Maßnahmenpools...... 59 6.4 Priorisierung der Maßnahmen ...... 59 6.5 Zeitliche Umsetzung der geplanten Maßnahmen...... 62 6.6 Mehrwerte durch die geplanten Maßnahmen...... 63 6.7 Stellungnahmen zu den geplanten Maßnahmen...... 64 7. Ergebnisse...... 65 7.1 Verteilung der Funktionselemente...... 66 7.2 Anteil der Unterhaltungsmaßnahmen...... 68 7.3 Kosten ...... 70 8. Zusammenfassung und Ausblick...... 72

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9. Literaturverzeichnis ...... 74 10. ANHANG ...... 75

TABELLENVERZEICHNIS Tab. 1 Übersicht der betrachteten Gewässer ...... 15 Tab. 2 Programmmaßnahmen für WKG_SWA_1401: Schwalm (MUNLV, 2009) ...... 21 Tab. 3 Programmmaßnahmen für WKG_SWA_1402: Obere Schwalm und Beeckbach (MUNLV, 2009)...... 23 Tab. 4 Programmmaßnahmen für WKG_SWA_1403: Nebengewässer der Schwalm (MUNLV, 2009)...... 24 Tab. 5 Erheblich veränderte Wasserkörper an der Schwalm und ihrer Nebengewässer (nach MUNLV, 2008)...... 28 Tab. 6 Auszug aus den Monitoringergebnissen des Bewirtschaftungsplanes für die Wasserkörpergruppe WKG_SWA_1401: Schwalm (nach MUNLV, 2009)...... 29 Tab. 7 Auszug aus den Monitoringergebnissen des Bewirtschaftungsplanes für die Wasserkörpergruppe WKG_SWA_1402: Obere Schwalm und Beeckbach (nach MUNLV, 2009)...... 31 Tab. 8 Auszug aus den Monitoringergebnissen des Bewirtschaftungsplanes für die Wasserkörpergruppe WKG_SWA_1403: Nebengewässer der Schwalm (nach MUNLV, 2009)...... 32 Tab. 9 Übergeordnete Ziele für die Hauptdefizite an der Schwalm und ihrer Nebengewässer...... 52 Tab. 10 Zusammenfassung der Anforderungen an Strahlursprünge (nach LANUV, 2011) ...... 55 Tab. 11 Zusammenfassung der Anforderungen an Durchgangsstrahlwege (nach LANUV, 2011) ...... 55 Tab. 12 Zusammenfassung der Anforderungen an Aufwertungsstrahlwege (einschließlich Trittsteine) (nach LANUV, 2011) ...... 56 Tab. 13 Matrix zur Ermittlung des Beitrags zur Zielerreichung...... 60 Tab. 14 Matrix zur Ermittlung der Umsetzbarkeit...... 61 Tab. 15 Matrix zur Ermittlung der Priorität ...... 61

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ABBILDUNGSVERZEICHNIS Abb 1. Darstellung des Kooperationsgebiets mit angrenzenden Kooperationen...... 12 Abb 2. Abgrenzung der Wasserkörpergruppen ...... 21 Abb 3. Ausweisung Wasserkörper...... 27 Abb 4. Darstellung der Verteilung der Gesamtstrukturgüteklassen innerhalb der einzelnen Oberflächenwasserkörper der Schwalm...... 39 Abb 5. Darstellung der Verteilung der Gesamtstrukturgüteklassen innerhalb der einzelnen Oberflächenwasserkörper der Schwalmzuflüsse...... 41 Abb 6. Ökologischer Zustand des Makrozoobenthos im Kooperationsgebiet (%-Anteile der Zustandsklassen) ...... 44 Abb 7. Ökologischer Zustand der Fische im Kooperationsgebiet (%-Anteile der Zustandsklassen) ...... 44 Abb 8. Ökologischer Zustand der Makrophyten im Kooperationsgebiet (%-Anteile der Zustandsklassen) ...... 45 Abb 9. Belastungsursachen für die Abweichungen bei den relevanten Qualitätskomponenten im Kooperationsgebiet (%-Anteil der Nennungen in den 3 Wasserkörpergruppen; Angaben aus: MUNLV 2009) ...... 50 Abb 10. Idealtypische Verteilung der Funktionselemente (%) für Tieflandgewässer (LANUV 2011, Grundlage : Anforderungen des Makrozoobenthos) ...... 53 Abb 11. Verteilung der Maßnahmen auf die Umsetzungszeiträume...... 62 Abb 12. Anteil der „machbaren“ Maßnahmen am Gesamtmaßnahmepool je Gewässer .....65 Abb 13. Anteil der „umgesetzten“ Maßnahmen am Gesamtmaßnahmepool je Gewässer...... 66 Abb 14. Anteil der Verteilung der Funktionselemente an allen Gewässern im Schwalmeinzugsgebiet...... 67 Abb 15. Verteilung der geplanten Einzelmaßnahmen auf die Funktionselemente ...... 68 Abb 16. Anteil der Unterhaltungsmaßnahmen an den einzelnen Gewässern und im gesamten Schwalmeinzugsgebiet ...... 69 Abb 17. Anteil der Unterhaltungsmaßnahmen innerhalb der Funktionselemente...... 69

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ANLAGENVERZEICHNIS 1 Maßnahmen - Machbarkeit • Machbarkeit Schwalm 1.01S 1:5.000 • Machbarkeit Schwalm 1.02S 1:5.000 • Machbarkeit Schwalm 1.03S 1:5.000 • Machbarkeit Schwalm 1.04S 1:5.000 • Machbarkeit Schwalm 1.05S 1:.5000 • Machbarkeit Schwalm 1.06S 1:5.000 • Machbarkeit Schwalm 1.07S 1:5.000

• Machbarkeit Laarer Bach 1.01L 1:5.000

• Machbarkeit Elmpter 1.01E 1:5.000

• Machbarkeit Kranenbach 1.01Kr 1:5.000 • Machbarkeit Kranenbach 1.02Kr 1:5.000

• Machbarkeit Knippertzbach 1.01Kn 1:5.000 • Machbarkeit Knippertzbach 1.02Kn 1:5.000

• Machbarkeit Mühlenbach 1.01M 1:5.000 • Machbarkeit Mühlenbach 1.02M 1:5.000 • Machbarkeit Mühlenbach 1.03M 1:5.000

• Machbarkeit Beeckbach 1.01B 1:5.000 • Machbarkeit Beeckbach 1.02B 1:5.000

2 Maßnahmen - Priorisierung • Priorisierung Schwalm 2.01S 1:5.000 • Priorisierung Schwalm 2.02S 1:5.000 • Priorisierung Schwalm 2.03S 1:5.000 • Priorisierung Schwalm 2.04S 1:5.000 • Priorisierung Schwalm 2.05S 1:5.000 • Priorisierung Schwalm 2.06S 1:5.000 • Priorisierung Schwalm 2.07S 1:5.000

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• Priorisierung Laarer Bach 2.01L 1:5.000

• Priorisierung Elmpter 2.01E 1:5.000

• Priorisierung Kranenbach 2.01Kr 1:5.000 • Priorisierung Kranenbach 2.02Kr 1:5.000

• Priorisierung Knippertzbach 2.01Kn 1:5.000 • Priorisierung Knippertzbach 2.02Kn 1:5.000

• Priorisierung Mühlenbach 2.01M 1:5.000 • Priorisierung Mühlenbach 2.02M 1:5.000 • Priorisierung Mühlenbach 2.03M 1:5.000

• Priorisierung Beeckbach 2.01B 1:5.000 • Priorisierung Beeckbach 2.02B 1:5.000

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Vorwort

Durch die Wasserrahmenrichtlinie sind neue Ziele für den Schutz der Gewässer gesetzlich verankert worden. Ein guter ökologischer und ein guter chemischer Zustand der natürlichen Gewässer sowie ein gutes ökologisches Potential und ein guter chemischer Zustand der erheblich veränderten Gewässer müssen durch die Umsetzung vielfältigster Maßnahmen erreicht werden. Das Maßnahmenprogramm ist durch die zuständigen Behörden verbindlich umzusetzen.

Der Umsetzungsfahrplan ist nicht behördenverbindlich, jedoch zur Zielerreichung erforderlich, da er die notwendigen, sinnvollen und machbaren hydromorphologischen Maßnahmen für die Oberflächengewässer enthält. Er kann und soll jedoch die erforderlichen Genehmigungen nicht ersetzen, die zur Durchführung der Einzelmaßnahmen durch die zuständigen Fachbehörden erteilt werden müssen. Der Umsetzungsfahrplan besitzt keine Verbindlichkeit für die Betroffenen, sondern soll durch die einvernehmliche Erarbeitung der Maßnahmen die Durchführung der Einzelmaßnahme und somit die Erreichung der Ziele der EU-WRRL erleichtern.

Wesentlich für die Maßnahmenumsetzung in Nordrhein-Westfalen sind das Prinzip der Freiwilligkeit sowie die Verfügbarkeit von Flächen. Daher erfolgte im Rahmen der Regionalen Kooperation Schwalm die Ableitung von Maßnahmen in einem intensiven Abstimmungs- und Mitwirkungsprozess aller Kooperationspartner. Bei der Erarbeitung des Umsetzungsfahrplans Schwalm haben sich die Beteiligten auf folgende Grundsätze geeinigt:

• Konsensuale Erarbeitung von Maßnahmenvorschlägen

• Flächenverfügbarkeit als Voraussetzung für die Maßnahmenumsetzung

• Öffentliche Flächen werden vorrangig beplant

• Freiwillige Flächenbereitstellung durch die Eigentümer

• Finanzierung durch hinreichende staatliche Fördermittel

• Voraussetzung für die Umsetzung von Maßnahmen sind die notwendigen wasserrechtlichen und naturschutzfachlichen Genehmigungen

• Ein großer Anteil der Gewässerstrecken ist als erheblich verändert ausgewiesen. Maßnahmenvorschläge orientieren sich am Strahlwirkungs- und Trittsteinkonzept, auch wenn die fachlichen Vorgaben für die Zielerreichung des guten ökologischen Potenzials noch nicht vorliegen.

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• Bei der Erarbeitung von Maßnahmenvorschlägen werden mögliche Synergien für andere Bereiche wie Naturschutz, Siedlungswasserwirtschaft, Naherholung und Tourismus beachtet.

• Die Umsetzung der Maßnahmen aus dem Umsetzungsfahrplan ist flexibel zu gestalten. Es muss möglich sein, Maßnahmenvorschläge bei Bedarf, je nach Änderung der Randbedingungen, zwischen den Bewirtschaftungszyklen zu verschieben. Auch das Hinzufügen von weiteren Maßnahmenvorschlägen aufgrund veränderter Randbedingungen ist möglich.

Der Umsetzungsfahrplan gibt eine Übersicht über die im Zeitraum von 2000 bis 2027 bereits durchgeführten und noch vorgesehenen Maßnahmen zur ökologischen Gewässerentwicklung und Gewässerunterhaltung im Sinne der EU-Wasserrahmenrichtlinie. Er ermöglicht eine Vorausschau auf behördliche Verwaltungsaufgaben und den Fördermittelbedarf und trägt zur Planungssicherheit für die Maßnahmenträger und die politisch Verantwortlichen vor Ort bei. Grundlage für eine breite Akzeptanz der Umsetzungsfahrpläne auf regionaler Ebene ist eine große Transparenz und intensive Beteiligung der Öffentlichkeit, vor allem der Gewässeranlieger und Gewässernutzer.

Auch an der Schwalm wurde dieser Kooperationsgedanke von allen Beteiligten positiv aufgenommen. In den o.g. Grundsätzen für die Kooperationsarbeit und im für alle transparenten Arbeitsprozess spiegelt sich dieses wider.

Neben den wasserbaulichen Maßnahmen ist die Gewässerunterhaltung von besonderer Bedeutung für die Zielerreichung der WRRL. Sie ist nach den Vorgaben des Wasserhaushaltsgesetzes (§39 (2) WHG)) auf die Erreichung und langfristige Sicherung des guten ökologischen Zustandes bzw. des guten ökologischen Potenzials auszurichten. So muss sich die Gewässerunterhaltung an den Zielen der WRRL orientieren. Sie darf die Erreichung der Bewirtschaftungsziele nicht gefährden.

Der Schwalmverband führt seit Jahren eine bedarfsorientierte, ökologisch ausgerichtete Gewässerunterhaltung durch und hat bereits zahlreiche Maßnahmen zur naturnahen Entwicklung von Fließgewässern umgesetzt. Die künftige Realisierung der Maßnahmen gemäß den zeitlichen Vorgaben im Umsetzungsfahrplan ist abhängig von der Bereitstellung finanzieller Fördermittel und der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Maßnahmenträger, denn der erforderliche Eigenanteil muss nach wie vor vom Schwalmverband aufgebracht werden. Bei der Anzahl der geplanten notwendigen Maßnahmen zur Zielerreichung kommt

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es zu einer zusätzlichen finanziellen Belastung, die derzeit nicht vom Schwalmverband allein getragen werden kann.

Der Schwalmverband als maßgeblicher Maßnahmenträger im Kooperationsgebiet beabsichtigt, unter den o.g. Randbedingungen, die im Umsetzungsfahrplan aufgeführten Maßnahmen zur ökologischen Verbesserung der Oberflächengewässer durchzuführen. Weitere Maßnahmenträger, die u.a. Maßnahmen im weiteren Gewässerumfeld realisieren, müssen gefunden werden, um alle geplanten Maßnahmen umsetzen zu können.

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1. Programm Lebendige Gewässer Als Instrumentarium zur Umsetzung der EU- Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRRL) in Nordrhein-Westfalen wurde vom Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz (MKULNV) das Programm „Lebendige Gewässer“ ins Leben gerufen. Im Jahr 2004 wurde mit der Bestandsaufnahme ein erster Bericht zur Situation der Fließgewässer in Nordrhein-Westfalen aufgestellt. Hierin wurden u.a. die Wasserkörper und Planungseinheiten sowie die erheblich veränderten Wasserkörper festgelegt und die Fließgewässer auf Basis der Gewässerstruktur, des Saprobienindex (Makrozoobenthos) und der Fischfauna bewertet. Mit Hilfe neu entwickelter gewässertypspezifischer Bewertungsverfahren für die biologischen Qualitätskomponenten in 2005 bis 2008 erfolgte im Zuge des 1. Monitoringzyklus die Bewertung der Fließgewässer. Auf der Grundlage der Monitoringergebnisse ergab sich der notwendige Handlungsbedarf, der Ende 2009 im Bewirtschaftungsplan und Maßnahmenprogramm an die EU-Kommission gemeldet wurde. Im nächsten Schritt werden die Umsetzungsfahrpläne bis März 2012 erstellt. Die Umsetzungsfahrpläne sind zur Zielerreichung nach EU-WRRL erforderlich, da sie die notwendigen und machbaren hydromorphologischen Maßnahmen für die Oberflächengewässer enthält.

Die Umsetzungsfahrpläne enthalten die Maßnahmen zur Beseitigung der hydromorphologischen Defizite. Stoffliche Einflüsse aus der Abwasserbeseitigung oder der landwirtschaftlichen Nutzung sind Gegenstand der Maßnahmenprogramme „Abwasser“ und „Landwirtschaft“.

1.1 Umsetzungsfahrplan In Nordrhein-Westfalen wird dieser Zwischenbericht aus den fortzuschreibenden Umsetzungsfahrplänen erstellt. Zur Erstellung der Umsetzungsfahrpläne wurde ein Muster- Umsetzungsfahrplan vom MKULNV herausgegeben, auf dessen Grundlage gearbeitet werden soll. Die Erarbeitung der Umsetzungsfahrpläne erfolgte durch regionale Kooperationen, die von einer Kooperationsleitung geführt wurden. Die erarbeiteten Maßnahmen wurden innerhalb der Kooperationen allen Betroffenen oder deren Interessenvertretern vorgestellt und mit diesen abgestimmt. Der Umsetzungsfahrplan stellt unter anderem das Ergebnis dieser Abstimmungen dar. Im Umsetzungsfahrplan sollen weiterhin die bisher erfolgten Maßnahmen dokumentiert und noch durchzuführende Maßnahmen dargestellt werden. Weiterhin werden zeitliche Abfolgen

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der Maßnahmen und Kostenschätzungen im Umsetzungsfahrplan dargestellt. Mit dem vorliegenden Dokument wird der Umsetzungsfahrplan für die regionale Kooperation DUE_37 Schwalm vorgelegt.

1.2 Regionale Kooperation DUE_37 Schwalm Die regionale Kooperation DUE_37 Schwalm umfasst die gesamte Planungseinheit PE_SWA_1400 und liegt innerhalb der Flussgebietseinheit Maas im Teileinzugsgebiet /Schwalm. Zusätzlich zu dem namens gebenden Hauptlauf der Schwalm liegen innerhalb des Kooperationsgebiets die Nebengewässer der Schwalm: Elmpter Bach, Kranenbach, Knippertzbach, Mühlenbach und Beeckbach. Weiterhin wurde von der Kooperationsleitung der nicht berichtspflichtige Laarer Bach aufgenommen, da er innerhalb des Laarer Bruchs den ehemaligen Schwalmverlauf kennzeichnet und in diesem Bereich für die Schwalmentwicklung eine maßgebliche Rolle spielt.

Abb 1. Darstellung des Kooperationsgebiets mit angrenzenden Kooperationen

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Die Kooperationsleitung obliegt dem Schwalmverband als unterhaltungspflichtigem Wasserverband im Einzugsgebiet der Schwalm. Neben dem Gewässerunterhaltungs- pflichtigen sind verschiedene Fachbehörden, Kommunen, Interessengruppen und Gewässeranlieger bzw. –nutzer an der Kooperation beteiligt. Ziel der Kooperation ist es in einem Mitwirkungsprozess aller Beteiligten vorabgestimmte Maßnahmen zu erarbeiten und eine zeitliche Priorisierung auf der Basis der Machbarkeit und der Umsetzbarkeit zu ermitteln.

Zur Aufstellung des Umsetzungsfahrplans wurde zunächst im November 2010 eine Auftaktveranstaltung, in der die Fragestellung und das Kooperationsgebiet sowie die erklärten Zielsetzungen dargelegt wurden, für alle Beteiligten abgehalten. Innerhalb des 1. Workshops, der im März 2011 statt fand, wurden bisherige Vorschläge und Ergebnisse vorgestellt und beraten sowie Einschätzung der Umsetzbarkeit / Machbarkeit der Maßnahmenvorschläge vorgenommen. Auch nach dem Workshop bestand weiterhin die Möglichkeit, Kommentierungen und Vorschläge abzugeben. Zur Vorbereitung des 2. Workshops wurden zwei Ortsbegehungen entlang von relevanten Gewässerstrecken, geplanten und bereits umgesetzten Maßnahmen sowie zur Diskussion möglicher Maßnahmenvarianten mit Kooperationsteilnehmern durchgeführt. Der 2. Workshop am 10.11.2011 diente der Vorstellung der überarbeiteten Arbeitskarten sowie Erläuterung und Darstellung der zeitlichen Priorisierung von Maßnahmen und der anschließenden Diskussion der bisherigen Ergebnisse. Die Veranstaltungen der Kooperation standen auch interessierten Bürgern offen und boten ihnen die Möglichkeit, sich einzubringen. Alle Arbeitsschritte der Kooperation und sämtliche Materialien sowie Protokolle wurden im Internet veröffentlicht. Alle von den Kooperationspartnern getroffenen Aussagen und Abstimmungen haben keine Rechtsverbindlichkeit und beruhen auf Freiwilligkeit der Betroffenen. Zusagen über Flächenverfügbarkeiten haben nicht stattgefunden. Es wurden lediglich Aussagen über die potenzielle Umsetzbarkeit der Maßnahmen gemacht und eine grundsätzlich Gesprächsbereitschaft signalisiert. Für den überwiegenden Teil der Gewässerausbaumaßnahmen werden gesetzlich vorgeschriebenen Genehmigungsverfahren durchgeführt.

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2. Beschreibung des Planungsraumes In den nachfolgenden Kapiteln werden die betrachteten Gewässer charakterisiert und beschrieben.

2.1 Räumliche Einordnung Der Planungsraum umfasst das gesamte Einzugsgebiet (273 km2) der Schwalm inklusive seiner Zuflüsse Elmpter Bach, Laarer Bach, Kranenbach, Knippertzbach, Mühlenbach und Beeckbach. Die Schwalm liegt im Westen von Nordrhein-Westfalen und wird nach Süden vom -Einzugsgebiet sowie nach Norden und Osten vom Einzugsgebiet der Niers begrenzt. Die Maas bildet im Westen die Grenze der Schwalm-Niederung. Das Niederrheinische Tiefland stellt die naturräumliche Haupteinheit der durch den Rheinstrom geprägten Landschaft dar. In den Niederungen wechseln sich feuchte Sande mit flachgründigen Torfmooren ab. Auf den randlichen Niederterrassenflächen finden sich trockenere Sande.

Betrachtet wird im Rahmen des Umsetzungsfahrplans der Teil der Schwalm und ihrer Zuflüsse, der im Bereich der Bundesrepublik Deutschland liegt. Der letzte Teilabschnitt des Unterlaufs der Schwalm und der Mündungsbereich in die Maas liegen in den Niederlanden. Zwischen Erkelenz und Wegberg lagen die ehemaligen Quellläufe der Schwalm. In Folge des Braunkohleabbaus südlich des Schwalmeinzugsgebietes und der damit verbundenen Sümpfungsmaßnahmen sind diese trocken gefallen. Heute erfolgt die Quellschüttung im Bereich von Genhof durch künstliche Einleitung von Sümpfungswasser. Der Oberlauf der Schwalm, von der Quelle bis zur Mündung des Knippertzbaches in die Schwalm, verläuft von Süden nach Norden im Kreis Heinsberg. Im Mittellauf bildet die Schwalm von Südosten nach Nordwesten bis zum Hariksee die Grenze zwischen den Landkreisen Heinsberg und Viersen. Bis zum Auslauf des Hariksees auf der Höhe von Schwalmtal verläuft die Schwalm weiterhin von Südosten nach Nordwesten durch den Landkreis Viersen. Im gesamten Unterlauf von Brüggen bis zur niederländischen Grenze fließt die Schwalm in westliche Richtung weiterhin durch den Kreis Viersen entlang der Ortschaften Brüggen und Elmpt.

Die Länge der Schwalm auf deutschem Bundesgebiet beträgt ca. 33 km, insgesamt ist die Schwalm rund 45 km lang.

Im Oberlauf durchfließt die Schwalm zunächst landwirtschaftlich genutzte Flächen sowie den Tüschenbroicher Wald. Nördlich des Tüschenbroicher Waldes durchläuft die Schwalm den urban geprägten Raum der Stadt Wegberg, wo auch der Beeckbach in die Schwalm

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mündet. Im weiteren Verlauf schließen sich ausgedehnte, feuchtegeprägte Waldflächen an, welche die Aue der Schwalm nördlich der Stadt Wegberg bilden. Innerhalb dieses naturnahen Bereiches nordwestlich des Ortsteils Rickelrath münden sowohl der Mühlenbach als auch der Knippertzbach in die Schwalm. Die ausgedehnten Auwaldbereiche der Schwalm enden im Bereich von km 19+064 an der Querung des Schürenstegs. Die Nutzung des Schwalmumfeldes besteht ab hier zum überwiegenden Teil aus Grünlandnutzung und streckenweise Ackerflächen sowie angrenzende Hausgärten. Nördlich der Ortschaft Brempt unterhalb der Brempter Mühle ist die Schwalm durch das Wehr an der Mühlrather Mühle zum Hariksee aufgestaut. Dieser ehemals durch Torfstich entstandene See stellt heute einen Mittelpunkt der Freizeitnutzung des Erholungsgebiets Schwalm – Nette dar. Unterhalb der Mühlrather Mühle, die den Abschluss des Hariksees bildet, quert der Laarer Bach in einer Verrohrung die Schwalm, um dann parallel zur Schwalm durch den überwiegend durch feuchte Grünländereien geprägten Laarer Bruch zu verlaufen. Die Schwalm ist in diesem Bereich streckenweise eingedeicht. Innerhalb des Laarer Bruchs an der Borner Mühle mündet der Kranenbach in die Schwalm. Unterhalb des Laarer Bruches schließt sich die Gemeinde Brüggen mit der Brüggener Mühle an. An der westlichsten Grenze von Brüggen mündet der Elmpter Bach in den Laarer Bach und wenige hundert Meter weiter mündet dieser in die Schwalm. Im weiteren Verlauf der Schwalm nach Westen schließt sich auf über 2 km der renaturierte Bereich der Dilborner Benden mit seiner naturnahen Aue an. Unterhalb der Dilborner Benden bis zur niederländischen Grenze verläuft die Schwalm stark begradigt und eingetieft entlang diverser Torfstichseen durch das Naturschutzgebiet Elmpter Schwalmbruch.

Tab. 1 Übersicht der betrachteten Gewässer

Gewässer Länge [km] Einzugsgebiet [km2]

Schwalm 45 273

Elmpter Bach 3,79 16

Laarer Bach 3,74 k.a.

Kranenbach 9,46 49

Knippertzbach 6,69 22

Mühlenbach 13,31 26

Beeckbach 9,15 22

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Der Beeckbach hat seinen Ursprung im Ortsteil Oerath oberhalb der Kläranlage Erkelenz – Mitte und wird bei Trockenwetterabfluss zu 100 % aus Kläranlagenwässern gespeist. Er durchfließt im Ober- und Mittellauf ein heterogenes Umfeld mit mosaikartig verteilten Bereichen von Ackerflächen, Grünland, einzelnen Hoflagen und urbanen Bereichen. Der Unterlauf des Beeckbaches liegt innerhalb der Stadt Wegberg und ist anthropogen stark überformt.

Der Mühlenbach entsteht nördlich des Ortsteils Herrath und verläuft in seinem Oberlauf überwiegend als stark begradigter Graben durch Ackerflächen. Im Mittel- und Unterlauf ab km 7+540 gewässerabwärts fließt der Mühlenbach überwiegend naturnah durch Bruchwaldbestände. Die naturnahen Abschnitte des Mühlenbaches werden durch insgesamt 5 Mühlenteiche sowie 4 Mühlen unterbrochen. Der Mühlenbach mündet kurz unterhalb der Molzmühle in die Schwalm.

Auch der Knippertzbach stellt sich in seinem Oberlauf in Mönchengladbach – als ausgebauter Graben dar, der nach der Unterquerung der B 57 als Straßenrandgraben durch den Ortsteil Broich verläuft. Der Mittellauf des Knippertzbachs ist geprägt von Grünland- und Ackerflächen. Im Unterlauf verläuft der weiterhin stark begradigte Knippertzbach durch die naturnahen Waldbereiche südlich des JHQ (Joint Headquarter) in Mönchengladbach.

Der Kranenbach hat mit 49 km² das größte Einzugsgebiet der Schwalm – Nebengewässer. Seinen Ursprung hat der Kranenbach im Bereich der BAB 52 südlich des Ortsteils Ungerath. Der Oberlauf ist seit einigen Jahren, vermutlich als Folge der Grundwasserabsenkung durch den Braunkohletagebau, trocken. Auch der Kranenbach durchfließt in seinem Mittellauf ein heterogenes Mosaik aus Grünland, urban geprägten Bereichen und Ackerflächen. Der Unterlauf des Gewässers ist geprägt von Gründlandbereichen im Umfeld und einem weiteren Torfstich Stillgewässer, dem Borner See im Hauptlauf.

2.2 Gewässertypen und Leitbilder

Gewässertypen Im Bereich des Mittel- und Unterlaufes ist die Schwalm durch das flache Gelände der Niederungsebene und ein überwiegend organisches Substrat geprägt. Daher ist sie in

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diesem Bereich dem Gewässertyp organisch geprägter Fluss des Tieflandes (LAWA Typ 12) zuzuordnen. Im Oberlauf treten in der Aue neben den organischen Substarten überwiegend Sande auf. Daher erfolgt hier die Zuordnung zum Gewässertyp organisch geprägte Fließgewässer der Sander und sandigen Aufschüttungen (LAWA Typ 11). Von der Quelle bis zur Tüschenbroicher Mühle wechselt der Fließgewässertyp kleinräumig. Hier durchfließt die Schwalm ein lössgeprägtes Muldental und wird zum Gewässertyp Löss-lehmgeprägtes Fließgewässer der Bördenlandschaften (LAWA Typ 18). Auch im Bebauungsbereich Wegbergs ändert sich der Gewässertyp noch einmal, hier durchquert die Schwalm Verwitterungsgebiete der Flussterrassen und Moränengebiete und bildet den Gewässertyp kiesgeprägtes Fließgewässer der Verwitterungsgebiete (LAWA Typ 16) aus.

Der Beeckbach durchfließt größtenteils die Fließgewässerlandschaft Lössgebiete. Dies spiegelt sich in dem überwiegend vorzufindenden Fließgewässertyp Löss-lehmgeprägtes Fließgewässer der Bördenlandschaft / Löss-lehmgeprägte Tieflandbäche wieder.

Der Gewässertypenatlas des LUA (2002) unterscheidet beim Beeckbach drei Fließgewässertypen. Neben dem dominanten Typ Löss- lehmgeprägtes Fließgewässer der Bördenlandschaft ist im Bereich der Fließgewässerlandschaft Verwitterungsgebiete, Flussterrassen und Moränengebiete der entsprechende Fließgewässertyp Kiesgeprägtes Fließgewässer vorzufinden. Bei der LAWA-Fließgewässertypologie wird dem gesamten Bach der Typ Löss-lehmgeprägte Tieflandbäche zugewiesen.

Am Mühlenbach dominieren die zwei Fließgewässerlandschaften Lössgebiete und Sandgebiete. Dementsprechend ordnet der Gewässertypenatlas des LUA dem Bach die zwei Fließgewässertypen Löss-lehmgeprägte Fließgewässer der Bördenlandschaft und Organisch geprägte Fließgewässer der Sander und sandigen Aufschüttungen zu. Der organisch geprägte Fließgewässertyp im Mittel- und Unterlauf überwiegt leicht. In der LAWA- Fließgewässertypologie wird der gesamte Bach dem Typ Organisch geprägte Bäche zugeordnet.

Dem Knippertzbach wird im Gewässertypenatlas des LUA zwei Fließgewässertypen zugeordnet. Im Oberlauf durchfließt der Bach die Fließgewässerlandschaft Lössgebiete und wird dementsprechend dem Gewässertyp Löss-lehmgeprägte Fließgewässer der Bördenlandschaft zugeordnet. Der Mittel- und Unterlauf des Baches ist geprägt von der Fließgewässerlandschaft Sandgebiete und dem entsprechenden Gewässertyp Organisch

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geprägte Fließgewässer der Sander und sandigen Aufschüttungen. Die LAWA- Fließgewässertypologie vergibt für den gesamten Bach den Typ Organisch geprägte Bäche.

Der Kranenbach durchfließt mehrere Fließgewässerlandschaften und dementsprechend ist die Fließgewässertypologie vielseitiger. Im Oberlauf dominieren Sandgebiete sowie Verwitterungsgebiete, Flussterrassen und Moränen. Der Mittel- und Unterlauf wird wiederum von Sandgebieten dominiert. Lediglich der letzte Teilabschnitt des Unterlaufs liegt bereits im Auenbereich der Schwalm mit der vorherrschenden Fließgewässerlandschaft Organische Substrate der Niederungen. Den vorherrschenden Fließgewässerlandschaften entsprechend ist im Oberlauf bei den LUA-Fließgewässertypen ein Wechsel der beiden Fließgewässertypen Sandgeprägtes Fließgewässer und Kiesgeprägtes Fließgewässer vorzufinden. Der gesamte Mittellauf ist dem Fließgewässertyp Organisch geprägtes Fließgewässer der Sander und sandigen Aufschüttungen zuzuordnen. Im Unterlauf wird der letzte Teilabschnitt analog zu der vorhandenen Fließgewässerlandschaft dem Fließgewässertyp Fließgewässer der Niederungen zugeordnet. Im Oberlauf des Kranenbachs sind bezüglich der LAWA-Fließgewässertypologie Abweichungen gegenüber den LUA-Fließgewässertypen zu finden. Bei der LAWA-Fließgewässertypologie wird der gesamte Oberlauf dem Typ Kiesgeprägter Tieflandbach zugewiesen. Im Mittel- und Unterlauf entsprechen sich die vergebenen Fließgewässertypen des LUA und der LAWA vollständig. Insgesamt überwiegt der Fließgewässertyp der Organisch geprägten Fließgewässer (LUA)/der Organisch geprägten Bäche (LAWA).

Der Laarer Bach verläuft größtenteils innerhalb der Schwalmaue und fließt daher fast vollständig durch die Fließgewässerlandschaft Organische Substrate der Niederungen. Daher wird ihm im LUA-Gewässertypenatlas auch fast vollständig der Gewässertyp Organisch geprägtes Fließgewässer der Sander und sandigen Aufschüttungen zugeordnet. Bei Einordnung der Gewässer in die LAWA-Fließgewässertypologie wurde der Laarer Bach nicht erfasst.

Der Elmpter Bach wird im Fließgewässertypenatlas des LUA überwiegend dem Fließgewässertyp Organisch geprägtes Fließgewässer der Sander und sandigen Aufschüttungen zugeordnet. Nur der erste Teilabschnitt des Oberlaufes wird dem Typ Sandgeprägtes Fließgewässer der Sander und sandigen Aufschüttungen zugewiesen. Eine Übereinstimmung mit den Fließgewässerlandschaften findet nur im Unterlauf des Baches kurz vor der Mündung in die Schwalm statt. In diesem Bereich ist die Fließgewässerlandschaft Organische Substrate der Niederungen vorzufinden und

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entsprechend der Fließgewässertyp Fließgewässer der Niederungen. Bei der LAWA- Fließgewässertypologie wird der gesamte Bach dem Typ Organisch geprägte Bäche zugeordnet.

Leitbilder Die Schwalm und ihre Nebengewässer sind aufgrund ihrer Lage in der Niederung alle als Tieflandgewässer einzustufen, die entsprechend des geringen Gefälles eine eher geringe Dynamik und eine breite Aue aufweisen.

Den Fließgewässertypen entsprechend werden die Leitbilder im Folgenden charakterisiert.

Der überwiegende Teil der betrachteten Gewässer kann dem Gewässertyp des organisch geprägten Baches, bzw. des organisch geprägten Flusses zugeordnet werden, die beide eine große Substratdiversität der organisch dominierten Laufabschnitte aufweisen, die lokal begrenzten mineralischen Auflagen bestehen hauptsächlich aus Kiesen und Sanden. Organisch geprägte Bäche weisen eine große Breiten- und Tiefenvarianz innerhalb eines unregelmäßigen Kastenprofils auf. Die Einschnittstiefen sind mit 10 bis 20 cm sehr gering, dies hat Überflutungen bei jedem Hochwasser und über die gesamte Talaue zur Folge. Charakteristisch ist ein geschwungener Verlauf mit starken Verzweigungen und ausgeprägter Inselbildung sowie Laufgabelungen. Organisch geprägte Flüsse weisen ähnliche Charakteristika bei noch geringerem Talbodengefälle auf. Die Laufentwicklung ist stark mäandrierend und teilweise unscharf begrenzt. Die Einschnittstiefen sind sehr gering und dementsprechend bestehen überwiegend diffuse Übergänge in organisch geprägte Talböden und eine sehr große Breitenvarianz. Die Überflutungen sind in der Regel langandauernd.

In den Oberläufen der Gewässer dominieren die Löss-lehmgeprägten Fließgewässer mit mäßig bis sehr tiefen Profilen. Das Formen gebende Substrat des Lehms lässt eine mäßige bis große Tiefenvarianz bei unregelmäßigen Mäandern mit Steil- und Prallhängen zu. Die Aue wird nur bei langjährigen Hochwässern überflutet. Besondere Laufstrukturen entstehen hauptsächlich durch Totholzverklausungen und Sturzbäume.

Zu den Leitbildstrukturen der kiesgeprägten Fließgewässerabschnitte gehören eine große Tiefenvarianz, eine geschlängelte bis mäandrierende Linienführung mit unregelmäßigen Uferlinien sowie flache bis tiefe Profile. Diese führen zu eher seltenen Überflutungen der Auen bei Hochwasser. Die Substratdiversität dieses Gewässertyps ist mäßig bis groß.

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Die Fließgewässer der Niederungen zeichnen sich ebenfalls durch ein sehr geringes Talbodengefälle und flache Profiltiefen aus, die zu häufigen und größeren Überflutungen der Auenbereiche und langen Retentionszeiten führen. Die Substratdiversität in organischem Material ist sehr groß, die des mineralischen Substrats ist gering. Die Linienführung ist durch starke Verzweigungen gekennzeichnet.

3. Darstellung der Planungsgrundlagen

3.1 Bewirtschaftungsplan und Maßnahmenprogramm Gemäß Artikel 13 der EU-WRRL war für jedes Flussgebiet in Europa bis zum 21.12.2009 ein Bewirtschaftungsplan zu erstellen. Das Land NRW hat die Bewirtschaftungspläne und ein Maßnahmenprogramm für die nordrhein-westfälischen Anteile an den Flussgebieten Rhein, Weser, Ems und Maas sowie Planungseinheitensteckbriefe - mit Planungsergebnissen und Programmmaßnahmen für einzelne Wasserkörper bzw. Wasserkörpergruppen - erstellt. Die Unterlagen wurden im Rahmen einer Öffentlichkeitsbeteiligung ausgelegt und alle Stellungnahmen wurden und werden im weiteren Verlauf des Verfahrens berücksichtigt. Nach der Öffentlichkeitsbeteiligung hat sich die Politik in Nordrhein-Westfalen mit dem Bewirtschaftungsplan befasst. Das Einvernehmen nach § 2 d des Landeswassergesetztes NRW durch den Landtag wurde am 24.02.2010 erteilt und damit sind der Bewirtschaftungsplan und das Maßnahmenprogramm behördenverbindlich.

Die Dokumente wurden am 21.12.2009 veröffentlicht und sollen in den nachfolgenden Kapiteln für die Planungseinheit SWA 1400 Obere Schwalm dargestellt werden.

Im Rahmen der Aufstellung des Bewirtschaftungsplanes wurden, für die Planungseinheit Obere Schwalm (PE 1400 SWA) anhand des Ist-Zustandes und der ermittelten Defizite, Programmmaßnahmen hergeleitet. Die Maßnahmen wurden auf der Ebene der zusammengefassten Wasserkörpergruppen (WKG) zugeordnet. Die Programmmaßnahmen werden aufgeteilt in Maßnahmen für die biologischen und chemischen Qualitätskomponenten. Die Wasserkörper des Einzugsgebietes der Schwalm wurden hierfür in drei Wasserkörpergruppen zusammengefasst, die in der nachfolgenden Abbildung dargestellt sind.

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Legende: = WKG_SWA_1401: Schwalm = WKG_SWA_1402: Obere Schwalm und Beekbach = WKG_SWA_1403: Nebengewässer der Schwalm

Abb 2. Abgrenzung der Wasserkörpergruppen In den folgenden Tabellen werden die Programmmaßnahmen aus dem Steckbrief aufgeführt. Die Maßnahmen sind allgemein und „programmatisch“ gehalten. Es wird dargestellt, welche Vorgehensweise in der Schwalm – Region anzustreben ist, um die Bewirtschaftungsziele zu erreichen. Zusätzlich zu den Maßnahmen werden die Belastungen, der Maßnahmenträger und der geplante Umsetzungszeitraum angegeben. Die Maßnahmen sind unterschieden nach Umsetzungsmaßnahmen und konzeptionellen Maßnahmen (z.B. Beratungen, vertiefende Planungen und Untersuchungen).

Tab. 2 Programmmaßnahmen für WKG_SWA_1401: Schwalm (MUNLV, 2009)

Maßnahmen- Umsetz Maßnahme Belastung träger ung bis

Neubau und Anpassung von Kläranlagen Kommunen/Haushalte Kommune/Stadt 2012

Optimierung der Betriebsweise von Kläranlagen Kommunen/Haushalte Kommune/Stadt 2012

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Maßnahmen- Umsetz Maßnahme Belastung träger ung bis Neubau und Anpassung von Anlagen zur Misch- und Abwasserbeseitigun Ableitung, Behandlung und zum Rückhalt von 2012 Niederschlagswasser gspflichtige Mischwasser Neubau und Anpassung von Anlagen zur Misch- und Abwasserbeseitigun Ableitung, Behandlung und zum Rückhalt von 2012 Niederschlagswasser gspflichtige Niederschlagswasser in Trennsystemen Durchführung von Forschungs-, Entwicklungs- und Demonstrationsvorhaben Untersuchung zu Ermittlungszwecken mit dem Sonstige diffuse Wasser- und 2012 Ziel, im Sediment Nährstoffpotenzial und Quellen Bodenverband dessen Freisetzungsrate zu ermitteln und das ökologische Potenzial der Seen. Maßnahmen zur Herstellung der linearen Durchgängigkeit an sonstigen wasserbaulichen Wasser- und Durchgängigkeit 2012 Anlagen Bodenverband Maßnahmen notwendig zur Fischwanderung Anschluss von Seitengewässern, Altarmen (Quervernetzung) Wasser- und Morphologie 2015 Entwicklung eines Strahlursprungs und von Bodenverband Trittsteinen unter Nutzung vorhandener Potenziale. Maßnahmen zur Anpassung/Optimierung der Gewässerunterhaltung Entwicklung von Trittsteinen unter Nutzung Wasser- und vorhandener Potenziale. Die Morphologie 2009 Gewässerunterhaltung bietet oft die einfachste Bodenverband und einzige Möglichkeit der Entwicklung von Trittsteinen unter Nutzung vorhandener Potenziale. Maßnahmen zur Habitatverbesserung im Gewässer durch Laufveränderung, Ufer- oder Sohlgestaltung inkl. begleitender Maßnahmen Wasser- und Morphologie 2015 Entwicklung eines Strahlursprungs und von Bodenverband Trittsteinen unter Nutzung vorhandener Potenziale. Maßnahmen zur Verbesserung von Habitaten im Gewässerentwicklungskorridor einschließlich der Auenentwicklung Wasser- und Morphologie 2015 Entwicklung eines Strahlursprungs und von Bodenverband Trittsteinen unter Nutzung vorhandener Potenziale. Maßnahmen zur Vitalisierung des Gewässers (u.a. Sohle, Varianz, Substrat) innerhalb des vorhandenen Profils Wasser- und Morphologie 2015 Entwicklung eines Strahlursprungs und von Bodenverband Trittsteinen unter Nutzung vorhandener Potenziale. Erstellung von Konzeptionen/ Studien/ Wasser- und Gutachten Morphologie 2012 Bodenverband Aufstellung von Konzepten zur naturnahem

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Maßnahmen- Umsetz Maßnahme Belastung träger ung bis Entwicklung von Fließgewässern. Wurde 2009 durchgeführt. Wasser- und Freiwillige Kooperationen Erholungsaktivitäten Bodenverband 2012 Beratung mit Unternehmern sonstige Träger Erarbeitung möglichst in regionalen Kooperationen unter Beteiligung Umsetzungsfahrplan der Maßnahmenträger, Erarbeitung von Umsetzungsfahrplänen zum Morphologie Verfahrens- und 2012 Programm Lebendige Gewässer bis Mitte 2012 Förderbehörden (zeitliche Abfolge der Maßnahmenumsetzung); und der relevanten TÖB und Interessengruppen. (s. Kapitel 4.1 Maßnahmenprogra mm)

Tab. 3 Programmmaßnahmen für WKG_SWA_1402: Obere Schwalm und Beeckbach (MUNLV, 2009)

Maßnahmen- Umsetz Maßnahme Belastung träger ung bis Neubau und Anpassung von Anlagen zur Misch- und Abwasserbeseitigun Ableitung, Behandlung und zum Rückhalt von 2012 Niederschlagswasser gspflichtige Mischwasser Neubau und Anpassung von Anlagen zur Misch- und Abwasserbeseitigun Ableitung, Behandlung und zum Rückhalt von 2012 Niederschlagswasser gspflichtige Niederschlagswasser in Trennsystemen Maßnahmen zur Herstellung der linearen Durchgängigkeit an sonstigen wasserbaulichen 2021/ Wasser- und Anlagen Durchgängigkeit Bodenverband 2027 Umbau von Stauanlagen oder Anlage von Umgehungsgerinnen. Maßnahmen zur Anpassung/Optimierung der Gewässerunterhaltung Entwicklung von Trittsteinen unter Nutzung Wasser- und vorhandener Potenziale. Die Morphologie 2009 Gewässerunterhaltung bietet oft die einfachste Bodenverband und einzige Möglichkeit der Entwicklung von Trittsteinen unter Nutzung vorhandener Potenziale.

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Maßnahmen- Umsetz Maßnahme Belastung träger ung bis Maßnahmen zur Vitalisierung des Gewässers (u.a. Sohle, Varianz, Substrat) innerhalb des 2021/ vorhandenen Profils Wasser- und Morphologie Entwicklung eines Strahlursprungs und von Bodenverband 2027 Trittsteinen unter Nutzung vorhandener Potenziale. Vertiefende Untersuchungen und Kontrollen Sonstige anthropogene Zur Beurteilung der Belastung aus Sonstige Träger 2012 Landwirtschaft, Einleitung und Dauerstau im Belastungen HRB untersuchen. Erarbeitung möglichst in regionalen Kooperationen unter Beteiligung Umsetzungsfahrplan der Maßnahmenträger, Erarbeitung von Umsetzungsfahrplänen zum Morphologie Verfahrens- und 2012 Programm Lebendige Gewässer bis Mitte 2012 Förderbehörden (zeitliche Abfolge der Maßnahmenumsetzung); und der relevanten TÖB und Interessengruppen. (s. Kapitel 4.1 Maßnahmenprogra mm)

Wie aus Abbildung 2 hervorgeht handelt es sich bei den betrachteten Nebengewässern der Schwalm, um den Elmpter Bach, den Kranenbach, den Knippertzbach und den Mühlenbach.

Tab. 4 Programmmaßnahmen für WKG_SWA_1403: Nebengewässer der Schwalm (MUNLV, 2009)

Maßnahmen- Umsetz Maßnahme Belastung träger ung bis Vertiefende Untersuchungen und Kontrollen Kommunen/Haushalte Kommune/Stadt 2012 BWK M3 Neubau und Anpassung von Anlagen zur Misch- und Abwasserbeseitigun Ableitung, Behandlung und zum Rückhalt von 2012 Niederschlagswasser gspflichtige Niederschlagswasser in Trennsystemen Erstellung von Konzeptionen/ Studien/ Gutachten Sonstige diffuse Wasser- und 2012 Je nach Belastungsschwerpunkten Maßnahmen Quellen Bodenverband im Bereich der Einleitungen oder landwirtschaftlichen Nutzung Maßnahmen zur Herstellung der linearen 2021/ Wasser- und Durchgängigkeit an sonstigen wasserbaulichen Durchgängigkeit Bodenverband 2027 Anlagen

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Maßnahmen- Umsetz Maßnahme Belastung träger ung bis Verschiedene Stauanlagen Maßnahmen zum Initiieren/ Zulassen einer eigendynamischen Gewässerentwicklung inkl. begleitender Maßnahmen Wasser- und Morphologie 2015 Entwicklung eines Strahlursprungs und von Bodenverband Trittsteinen unter Nutzung vorhandener Potenziale. Maßnahmen zur Anpassung/Optimierung der Gewässerunterhaltung Entwicklung von Trittsteinen unter Nutzung Wasser- und vorhandener Potenziale. Die Morphologie 2009 Gewässerunterhaltung bietet oft die einfachste Bodenverband und einzige Möglichkeit der Entwicklung von Trittsteinen unter Nutzung vorhandener Potenziale. Maßnahmen zur Habitatverbesserung im Gewässer durch Laufveränderung, Ufer- oder Sohlgestaltung inkl. begleitender Maßnahmen Wasser- und Morphologie 2015 Entwicklung eines Strahlursprungs und von Bodenverband Trittsteinen unter Nutzung vorhandener Potenziale. Maßnahmen zur Verbesserung von Habitaten im Gewässerentwicklungskorridor einschließlich der Auenentwicklung Entwicklung eines Strahlursprungs und von Wasser- und Trittsteinen unter Nutzung vorhandener Morphologie 2015 Bodenverband Potenziale. Die Programmmaßnahme wurde auch ausgewählt zur Anlage von Uferrandstreifen/ Gewässerrandstreifen Maßnahmen zur Verbesserung von Habitaten im Uferbereich (z.B. Gehölzentwicklung) Wasser- und Morphologie 2015 Entwicklung eines Strahlursprungs und von Bodenverband Trittsteinen unter Nutzung vorhandener Potenziale. Maßnahmen zur Vitalisierung des Gewässers (u.a. Sohle, Varianz, Substrat) innerhalb des vorhandenen Profils Wasser- und Morphologie 2015 Entwicklung eines Strahlursprungs und von Bodenverband Trittsteinen unter Nutzung vorhandener Potenziale. Erstellung von Konzeptionen/ Studien/ Wasser- und Gutachten Morphologie 2009 Bodenverband KNEF Maßnahmen zur Gewährleistung des erforderlichen Mindestabflusses Wasserhaushalt Industrie/Gewerbe 2009 Ersatzwasser

Umsetzungsfahrplan Erarbeitung 2012 Erarbeitung von Umsetzungsfahrplänen zum Morphologie möglichst in Programm Lebendige Gewässer bis Mitte 2012 regionalen

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Maßnahmen- Umsetz Maßnahme Belastung träger ung bis (zeitliche Abfolge der Maßnahmenumsetzung); Kooperationen unter Beteiligung der Maßnahmenträger, Verfahrens- und Förderbehörden und der relevanten TÖB und Interessengruppen. (s. Kapitel 4.1 Maßnahmenprogra mm)

Im Rahmen der Aufstellung des Bewirtschaftungsplans wurden Oberflächenwasserkörper die starke physikalische Veränderungen durch den Menschen erfahren haben als erheblich veränderte Wasserkörper eingestuft (Heavily Modified Water Body = HMWB). Eine Erreichung des guten ökologischen Zustands ist für diese Wasserkörper nicht möglich. Zur Ausweisung eines erheblich veränderten Wasserkörpers müssen verschiedene Kriterien erfüllt werden. Ein wichtiges Kriterium stellt dabei die Nutzung des Wasserkörpers dar. Wenn durch die Schaffung des „guten ökologischen Zustands“ die bestehende Nutzung (z.B. Landentwässerung, Schutz vor Hochwasser) signifikant eingeschränkt würde und gleichwertige Alternativen nicht realisierbar oder unverhältnismäßig teuer wären, dann kann der Wasserkörper als „erheblich verändert“ eingestuft werden.

Im Einzugsgebiet der Schwalm sind Teile der Schwalm sowie der Knippertzbach, der Mühlenbach und der Beeckbach als erheblich veränderte Wasserkörper im Bewirtschaftungsplan 2010 – 2015 ausgewiesen (Abb. 3, Tab. 5).

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Abb 3. Ausweisung Wasserkörper ( = natürlich; = erheblich verändert)

In der nachfolgenden Tabelle wird den erheblich veränderten Wasserkörpern die im Bewirtschaftungsplan angegebene Begründung zur Ausweisung zugeordnet. Die natürlichen Wasserkörper der Schwalm und ihrer Nebengewässer sind nicht dargestellt.

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Tab. 5 Erheblich veränderte Wasserkörper an der Schwalm und ihrer Nebengewässer (nach MUNLV, 2008) Wasserkör von Stat Gewässer per - Ausweisungsbegründung Besonderheit bis Stat. Nummer DE_NRW_ 19+218 bis Schwalm Energieerzeugung (Wasserkraft) 284_19218 23+100 DE_NRW_ 23+100 bis Schwalm Energieerzeugung (Wasserkraft) Hariksee 284_23100 25+450 Energieerzeugung (Wasserkraft); Einfluss des DE_NRW_ 39+187 bis Entwässerung land- und Schwalm Braunkohletag 284_39187 44+202 forstwirtschaftlich genutzter Flächen; ebaus sonstige Umweltwirkungen Entwässerung land- und DE_NRW_ 0+000 bis Beeckbach forstwirtschaftlich genutzter Flächen; 2842_0 8+663 sonstige Umweltwirkungen Entwässerung land- und Einfluss DE_NRW_ 0+000 bis Mühlenbach forstwirtschaftlich genutzter Flächen; Braunkohletag 2844_0 13+200 sonstige Umweltwirkungen ebau Entwässerung land- und DE_NRW_ 0+000 bis Knippertzbach forstwirtschaftlich genutzter Flächen; 2846_0 6+306 vorhandene Bebauung

In der Spalte „Besonderheiten“ der Tabelle 5 sind, soweit bekannt, die konkreten ausschlaggebenden Parameter für die Ausweisung als „erheblich veränderter Wasserkörper“ angegeben.

3.2 Wasserkörpersteckbriefe Die Steckbriefe zum Bewirtschaftungsplan von 2009 geben eine Fülle von Bewertungskriterien wieder, die tabellarisch den einzelnen Wasserkörpern zugeordnet und bewertet werden. Diese Tabellen sind sehr umfangreich und liefern eine Ansammlung von Informationen. Im Rahmen des vorliegenden Textes zum Umsetzungsfahrplan sollen nur ausgewählte Parameter und die zusammengefassten Gesamtbewertungen zum ökologischen und chemischen Zustand der Gewässer dargestellt werden.

Die unten dargestellten Tabellen zeigen die Monitoringergebnisse der Makrozoobenthos- und Fischbewertung, die Bewertung der Makrophytenbestände sowie der Phytobenthosbestände. Aus der Zusammenfassung dieser vier Bewertungskomponenten ergibt sich die ökologische Zustandsklasse. In der letzten Zelle ist der chemische Zustand,

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zusammengefasst aus diversen Parametern, dargestellt. Die Bewertungsskala entspricht dem nach EU-WRRL geforderten fünfstufigen System von sehr gut bis schlecht. Unter den jeweiligen Wertstufen wird die zeitliche Prognose für die Zielerreichung angegeben. Ist die Zielerreichung bis 2015 wahrscheinlich wird dies mit „<2015“ angegeben. Ist die Zielerreichung erst nach 2015 möglich wird dies durch „> 2015“ gekennzeichnet. Hinzu kommt die jeweilige Begründung für die Fristverlängerung. Die Abkürzungen für die Bedeutung der Fristverlängerungen sind unter der Tabelle erläutert. Tab. 6 Auszug aus den Monitoringergebnissen des Bewirtschaftungsplanes für die Wasserkörpergruppe WKG_SWA_1401: Schwalm (nach MUNLV, 2009)

Fließgewässer 284_11934 284_19218 284_23100 284_25450 284_34383 284_36987 Brüggen Brüggen bis Schwalmtal Nieder- Wegberg bis Wegberg bis Schwalmtal bis krüchten bis Knippertzba Mühlenbach Niederkrüch Wegberg ch ten mäßig mäßig mäßig* mäßig gut gut Makrozoobenthos > 2015 – F20 > 2015 – F20 > 2015 – F20 > 2015 – F20 < 2015 < 2015 unbefriedigend mäßig nicht bewertet unbefriedigend schlecht schlecht Fische < 2015 < 2015 - < 2015 < 2015 >2015 – B2

unbefriedigend nicht bewertet nicht bewertet unbefriedigend nicht bewertet nicht bewertet Makrophyten > 2015 – F20 - - > 2015 – F20 - -

gut mäßig nicht bewertet nicht bewertet mäßig mäßig Phytobenthos < 2015 > 2015 – F19 - - > 2015 – F19 >2015 – F19

unbefriedigend mäßig nicht bewertet unbefriedigend schlecht schlecht Öko. Zustand/Potenzial > 2015 – F20 > 2015 – F20 - < 2015 < 2015 > 2015 – F20

Chemischer nicht gut nicht gut nicht gut nicht gut gut gut Zustand > 2015 – F18 > 2015 – F18 > 2015 – F18 > 2015 – F18 < 2015 < 2015 * gemäß Experteneinschätzung Bedeutung der Abkürzungen: F: Fristverlängerung; A: Ausnahme; B: Beeinflussung der Gewässer von außerhalb F18: Untersuchungsbedarf zur Klärung der Relevanz verschiedener Eintragspfade / Herkunftsbereiche F19: Ursachenanalyse erforderlich, da Wechselwirkung verschiedener Belastungsfaktoren auf biologische Qualitätskomponenten unklar F20: Kostenstreckung für Maßnahmen zur ökologischen Gewässerentwicklung

Die biologischen Qualitätskomponenten Fische, Makrozoobenthos, Makrophyten und Phytobenthos sind bewertungsrelevant und spiegeln die Beeinträchtigungen der Gewässer durch Veränderungen von Morphologie, Saprobie und Trophie wider. Neben lokalen Einflüssen der Gewässermorphologie wirken sich in erster Linie stoffliche Einflüsse auf die Qualitätskomponenten aus. Aber auch die strukturelle Beschaffenheit angrenzender

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Gewässerabschnitte sowie die Flächennutzung im Einzugsgebiet haben einen Einfluss auf die Zusammensetzung der aquatischen Lebensgemeinschaften.

In der oben abgebildeten Tabelle sind die Ergebnisse der Bestandsaufnahme der Oberflächenwasserkörper im Unter- und Mittellauf der Schwalm bis zur Mündung des Mühlenbachs dargestellt. Das Makrozoobenthos ist für drei Oberflächenwasserkörper (OFWK) mit mäßig bewertet. Der Hariksee bildet einen eigenen Oberflächenwasserkörper in dem das Makrozoobenthos, die Fische, die Makrophyten und das Phytobenthos nicht bewertet wurden. Die beiden OFWK von der Mündung des Knippertzbach bis zur Mündung des Beeckbaches sind für das Makrozoobenthos mit gut bewertet.

Die Bewertung für die Fische und die Makrophyten ist im OFWK bis Brüggen unbefriedigend. Unterhalb des Hariksees erhält die Fischfauna eine mäßige Bewertung. Oberhalb des Hariksees bis Niederkrüchten ist die Fischfauna wieder mit einer unbefriedigenden ökologischen Zustandsklasse belegt. Die beiden OFWK zwischen der Mündung des Knippertzbaches bis zur Mündung des Beeckbaches sind in Bezug auf die Fischfauna mit einer schlechten ökologischen Zustandsklasse bewertet.

Für die Bewertung der Makrophyten sind lediglich die Abschnitte zwischen der Grenze zu den Niederlanden bis Brüggen und oberhalb des Hariksees bis Niederkrüchten bewertet worden. Sie erhalten die ökologische Zustandsklasse unbefriedigend.

Die Bewertung des Phytobenthos stellt sich im Unterlauf bis Brüggen mit einer guten ökologischen Zustandsklasse dar. Der oberhalb liegende Oberflächenwasserkörper ist genauso wie die beiden Abschnitte zwischen Knippertzbach und Beeckbach mit einer mäßigen Bewertung belegt.

Die ökologische Gesamtzustandsklasse orientiert sich an der Qualitätskomponente mit der schlechtesten Bewertung und dementsprechend im vorliegenden Fall an der Bewertung der Fischfauna.

In der letzten Zeile der o.g. Tabelle ist der chemische Zustand der Schwalm abgebildet. Der chemische Zustand wird zweistufig mit „nicht gut“ und „gut“ angegeben. Der Unter- und Mittellauf der Schwalm bis zum Knippertzbach wurde mit „nicht gut“ bewertet. Die beiden OFWK zwischen Knippertzbach und Beeckbach konnten als „gut“ eingestuft werden.

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Tab. 7 Auszug aus den Monitoringergebnissen des Bewirtschaftungsplanes für die Wasserkörpergruppe WKG_SWA_1402: Obere Schwalm und Beeckbach (nach MUNLV, 2009) Fließgewässer 284_39187 2842_0 Schwalm Wegberg bis Erkelenz Beeckbach Wegberg bis Oerath unbefriedigend unbefriedigend Makrozoobenthos > 2015 – F20 > 2015 – F20 schlecht schlecht Fische >2015 – B2 >2015 – B2 unbefriedigend unbefriedigend Makrophyten > 2015 – F20 > 2015 – F20 mäßig unbefriedigend Phytobenthos > 2015 – F19 > 2015 – F19 schlecht schlecht Öko. Zustand/Potenzial > 2015 – F20 > 2015 – F20 gut gut Chemischer Zustand < 2015 < 2015 Bedeutung der Abkürzungen: F: Fristverlängerung; A: Ausnahme; B: Beeinflussung der Gewässer von außerhalb F18: Untersuchungsbedarf zur Klärung der Relevanz verschiedener Eintragspfade / Herkunftsbereiche F19: Ursachenanalyse erforderlich, da Wechselwirkung verschiedener Belastungsfaktoren auf biologische Qualitätskomponenten unklar F20: Kostenstreckung für Maßnahmen zur ökologischen Gewässerentwicklung

Die oben stehende Tabelle gibt die Ergebnisse des obersten OFWK der Schwalm sowie des Beeckbaches, der als ein OFWK zusammengefasst ist, an. Sowohl die ökologische Zustandsklasse des Makrozoobenthos als auch der Makrophyten wird für beide OFWK mit unbefriedigend angegeben. Die Fische erhalten eine schlechte Bewertung der ökologischen Zustandsklasse. Der Schwalmoberlauf von Wegberg bis Erkelenz ist in Bezug auf das Phytobenthos mit einer mäßigen ökologischen Zustandsklasse bewertet. Die Phytobenthos Vorkommen im Beeckbach erhalten eine unbefriedigende ökologische Zustandsklasse.

Die ökologische Gesamtzustandsklasse für die beiden OFWK ist mit schlecht angegeben.

Der chemische Zustand des Schwalmoberlaufs und des Beeckbaches stellt sich „gut“ dar.

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Tab. 8 Auszug aus den Monitoringergebnissen des Bewirtschaftungsplanes für die Wasserkörpergruppe WKG_SWA_1403: Nebengewässer der Schwalm (nach MUNLV, 2009)

Fließgewässer 2844_0 2846_0 2848_0 2848_1300 2848_5900 28492_0 Mühlenbach Knippertz- Kranenbach Kranenbach Kranenbach Elmpter Bach Wegberg bis bach Brüggen Mündung bis Schwalmtal - Brüggen bis Herrath Schwaam bis Pegel Niederkrücht Steinkenrath Rheindahlen en mäßig gut schlecht schlecht schlecht gut Makrozoobenthos > 2015 – F20 < 2015 >2015 – F20 >2015 – F20 < 2015 < 2015 schlecht schlecht nicht bewertet unbefriedigend nicht bewertet schlecht Fische >2015 – B2 >2015 – B2 - >2015 – B2 - >2015 – F50

unbefriedigend nicht bewertet nicht bewertet unbefriedigend nicht bewertet nicht bewertet Makrophyten > 2015 – F20 - - > 2015 – F20 - -

gut nicht bewertet nicht bewertet nicht bewertet nicht bewertet nicht bewertet Phytobenthos < 2015 - - - - -

schlecht schlecht schlecht schlecht schlecht schlecht Öko. Zustand/Potenzial >2015 – F20 >2015 – F20 >2015 – F20 >2015 – F20 < 2015 < 2015

Chemischer gut gut gut gut gut gut Zustand < 2015 < 2015 < 2015 < 2015 < 2015 < 2015 Bedeutung der Abkürzungen: F: Fristverlängerung; A: Ausnahme; B: Beeinflussung der Gewässer von außerhalb F18: Untersuchungsbedarf zur Klärung der Relevanz verschiedener Eintragspfade / Herkunftsbereiche F19: Ursachenanalyse erforderlich, da Wechselwirkung verschiedener Belastungsfaktoren auf biologische Qualitätskomponenten unklar F20: Kostenstreckung für Maßnahmen zur ökologischen Gewässerentwicklung

Die oben stehende Tabelle gibt die Zustandsbewertung der Nebengewässer der Schwalm wieder. Mühlenbach, Knippertzbach und Elmpter Bach bilden jeweils einen OFWK. Der Kranenbach ist in drei Oberflächenwasserkörper unterteilt. Der Mühlenbach ist in Bezug auf das Makrozoobenthos mit einer mäßigen ökologischen Zustandsklasse bewertet. Knippertzbach und Elmpter Bach sind jeweils mit einer guten ökologischen Zustandsklasse dargestellt. Der Kranenbach erhält an allen drei OFWK eine schlechte Bewertung der Makrozoobenthosbesiedlung.

Die Fischfauna ist sowohl am Mühlenbach, als auch am Knippertzbach und Elmpter Bach mit einer schlechten ökologischen Zustandsklasse bewertet. Der Unterlauf und der Oberlauf des Kranenbachs sind jeweils nicht bewertet. Der Mittellauf erhält eine unbefriedigende Einstufung der Fischbesiedlung.

Umsetzungsfahrplan der Regionalen Kooperation PE_SWA_1400 32

Der Mühlenbach und der OFWK im Mittelauf des Kranenbachs sind die einzigen Abschnitte in denen der Makrophytenaufwuchs bewertet wurde. Beide Wasserkörper erhalten eine unbefriedigende Einstufung des ökologischen Zustands.

Das Phytobenthos ist nur am Mühlenbach bewertet. Der ökologische Zustand in Bezug auf das Phytobenthos ist hier gut. Alle in der o.s. Tabelle betrachteten OFWK sind mit einer schlechten gesamt ökologischen Zustandsklasse bewertet.

Der chemische Zustand des Mühlenbachs, Knippertzbach, Kranenbach und Elmpter Bach ist gut.

3.3 Gewässerentwicklungskonzept Für die Maßnahmenableitung des Umsetzungsfahrplans liegt ein aktuelles „Konzept zur naturnahen Entwicklung der Schwalm und ihrer Nebengewässer“ vor.

Das Konzept trägt relevante Informationen zum Zustand des Gewässers und seines Umfeldes zusammen. Von Bedeutung sind, neben der Ausprägung der ökologischen Parameter, Angaben zum Ausbauzustand, Einleitungsstellen und Schutzgebieten sowie zu Flächen mit in Flächennutzungsplänen versehenen Funktionen. Diese Daten wurden hinsichtlich ihrer Bedeutung für das Gewässer und seine mögliche Entwicklung analysiert. Weiterhin wurden Zwangspunkte lokalisiert und mögliche Entwicklungsräume definiert.

Zur Bestandsbewertung wurden vorliegende Daten zur Flächennutzung, Bauwerken am Gewässer, chemische Wasserbeschaffenheit, planerische Vorgaben (u.a. Landschaftsplan, Flächennutzungsplan, Biotopkataster NRW), Gewässerleitbild und Bodenbeschaffenheit herangezogen. Weiterhin werden in einem eigenen Kapitel die aktuellen Ergebnisse des Bewirtschaftungsplans und des Maßnahmenprogramms zur Umsetzung der EU-WRRL dargestellt.

Wesentliche Grundlage für die Ermittlung der Defizite und Ableitung von Maßnahmen waren neben der Biotopkartierung und dem Bauwerkskataster des Schwalmverbandes die Gewässerstrukturgütekartierung der Schwalm sowie Bestandsdaten zur aquatischen Fauna (Makrozoobenthos, Fische).

Vor dem Hintergrund der für die einzelnen Gewässerabschnitte gültigen Leitbilder werden Entwicklungsziele für die zukünftige Gewässerentwicklung aufgestellt. Zur Erreichung dieser

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Ziele werden für die gebildeten Planungsabschnitte konkrete Maßnahmen und eine Priorisierung der Maßnahmen vorgenommen mit der Zielsetzung der Erreichung des guten ökologischen Zustands/Potenzials der Schwalm und ihrer Nebengewässer. Die Priorisierung legte die Strahlwirkungs- und Trittsteineffekte zu Grunde.

Erstellt wurden Karten zu den Vorgaben unterschiedlicher Fachplanungen, zur Natur und Landschaft im Einzugsgebiet, zu den Nutzungs- und Biotopstrukturen, der Gewässerstrukturgüte mit Querbauwerken, den Strahlwirkungs- und Trittsteinstrecken sowie den abgeleiteten Maßnahmen zur ökologischen Verbesserung.

Die Maßnahmen die im Rahmen des Konzeptes zur naturnahen Entwicklung aufgestellt wurden, bilden die Grundlage für die Maßnahmen, die im Umsetzungsfahrplan abgeleitet, entwickelt und dargestellt werden.

3.4 Planerische Vorgaben / Fachplanungen Regionalpläne, Landschaftspläne und Flächennutzungspläne wurden bereits im Rahmen der Aufstellung des Konzeptes zur naturnahen Entwicklung ausgewertet. Im Rahmen der Regionalen Kooperation und des durchgeführten Abstimmungsprozesses mit den lokalen Verantwortlichen wurden die Belange der Fachplanung berücksichtigt und relevante Aussagen aufgenommen.

Weiterhin wurden im Rahmen des Konzeptes bereits die planerischen Vorgaben wie LANUV-Biotopkatasterflächen, Geotope, Wasserschutzgebiete sowie Bodendenkmäler und Archäologie betrachtet. Der Planungsraum innerhalb der Kooperation Schwalm ist schon seit der Mittelsteinzeit besiedelt und weist deshalb eine große Anzahl an Bodendenkmälern sowie archäologischen Fundstellen auf. Im Rahmen der Detailplanung von Umsetzungsmaßnahmen sind die durch die Maßnahmenumsetzung betroffenen Flächen hinsichtlich solcher potenzieller Fundstellen zu prüfen.

Die Schwalm ist Bestandteil der Aalbewirtschaftungseinheit Maas in Nordrhein-Westfalen. Die im Aalbewirtschaftungsplan (MUNLV 2008) dargelegten Maßnahmen zur langfristigen Verbesserung der Aalbestände werden durch die im Umsetzungsfahrplan entwickelten Maßnahmen nicht negativ berührt. Im Gegenteil tragen v.a. die Maßnahmen zur Verbesserung der Durchgängigkeit und zur strukturellen Verbesserung der Gewässer zu günstigeren Lebensbedingungen für den Aal bei.

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3.5 Schutzgebiete Innerhalb des Schwalmeinzugsgebiets liegen drei FFH-Gebiete sowie diverse Naturschutz- und Landschaftsschutzgebiete.

Wie auch die sonstigen Fachplanungen wurden die Schutzgebiete und deren Entwicklungsziele bereits im Rahmen des Konzeptes zur naturnahen Entwicklung dargestellt und im Hinblick auf die Konzeptmaßnahmen ausgewertet.

Weiterhin fand im Rahmen der Kooperation ein Abgleich der Maßnahmenkonzepte (MAKOs) für die FFH-Gebiete mit den Umsetzungsmaßnahmen statt.

Das FFH Gebiet „Elmpter Schwalmbruch“ zieht sich entlang des Schwalmunterlaufes von der Grenze der Niederlande bis zur Mündung des Mittelgrabens (Graben 6) am östlichen Ende des Feriendorfs Venekotensee. Hier schließt sich das FFH Gebiet „Tantelbruch mit Elmpter Bachtal und Teilen der Schwalmaue“ direkt an. Dieses FFH Gebiet verläuft zunächst südlich der Schwalm bis zum Elmpter Bach. Es umfasst weiterhin den Elmpter Bach sowie den Unterlauf des Kranenbachs und Teile der Schwalmaue unterhalb des Hariksees. Das dritte FFH-Gebiet „Schwalm, Knippertzbach, Raderveekes und Lüttelforster Bruch“ beginnt südlich des Ortsteils Brempt (Gemeinde Niederkrüchten) und verläuft entlang der Schwalm bis zur Kläranlage Wegberg nördlich von Wegberg. In diesem FFH-Gebiet befinden sich Unter- und Mittelläufe des Knippertzbaches und des Mühlenbaches sowie ein kleineres Feuchtgebiet entlang der Schwalm südlich der Tüschenbroicher Mühle.

Elmpter Schwalmbruch / DE-4702-301:

Entwicklungsziele:

• Erhaltung und Optimierung der Moorbereiche und naturnahen Fließgewässer mit ihren Uferzonen • gezielte Lenkung des Besucherverkehrs, zum Schutz der Lebensräume und Erhalt der Erholungsfunktion • Schutz vor eutrophierenden Einflüssen sowie Erhaltung der vegetationstypischen Grundwasserstände • bundesweit bedeutsamer Trittstein im internationalen Biotopverbund im Grenzbereich zu den Niederlanden Lebensraumtypen:

• Übergangs- und Schwingrasenmoore (7140) • Torfmoor-Schlenken (Rhynchosporion) (7150)

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• Moorwälder (91D0) • Oligo- bis mesotrophe stehende Gewässer mit Vegetation der Littorelletea uniflorae und/oder der Isoeto-Nanojuncetea (3130) • Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamions oder Hydrocharitions (3150) • Dystrophe Seen und Teiche (3160)

Tantelbruch mit Elmpter Bachtal und Teilen der Schwalmaue / DE-4703-301

Entwicklungsziele:

• Erhaltung und Entwicklung (Renaturierung) der Fließ- (Elmpter Bach, Schwalm) und Stillgewässer mit Verlandungsgesellschaften • Erhaltung und naturnahe Entwicklung der Feucht-, Eichenmisch- und Buchenwälder. • Erhaltung des vegetationstypischen Grundwasserregimes • Schutz der hydrologischen und hydrochemischen Verhältnisse des Grund- und Oberflächenwassers • das Gebiet ist Teil des ausgedehnten Schutzgebietssystems, welches die Schwalm und ihre Zuflüsse umfasst Lebensraumtypen:

• Fliessgewässer der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des Ranunculion fluitantis und des Callitricho-Batrachion (3260) • Moorwälder (91D0) • Auen-Wälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnion incanae, Salicion albae) (91E0)

Schwalm, Knippertzbach, Raderveekes und Lüttelforster Bruch / DE-4803-301

Entwicklungsziele:

• wichtiges Element innerhalb des großräumigen Biotopverbundsystems, das von der Rur bis zur Niers entlang der niederländischen Grenze verläuft • Schutz der Fließgewässer bzw. der begleitenden Auen- und Bruchwälder • abschnittsweise Optimierung und Wiederherstellung zu einem durchgehenden naturnahen System von Fließgewässern und Feuchtwäldern • Schutz vor eutrophierenden Einflüssen, die Erhaltung der vegetationstypischen Grundwasserstände sowie die Erhaltung und Förderung der naturnahen Fließgewässerdynamik

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Lebensraumtypen:

• Fliessgewässer der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des Ranunculion fluitantis und des Callitricho-Batrachion (3260) • Moorwälder (91D0) • Auen-Wälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnion incanae, Salicion albae) (91E0)

Im Rahmen der Genehmigungsplanung (falls erforderlich) werden die Belange der Schutzgebiete mit den umzusetzenden Gewässermaßnahmen abgeglichen.

3.6 Restriktionen Das Schwalmeinzugsgebiet liegt in einem überwiegend von Freiflächen und landwirtschaftlichen Flächen geprägten Bereich. Urban geprägte Flächen und Verkehrswege stellen lediglich im Oberlauf des Knippertzbachs, im Unterlauf des Beeckbaches und im Mittellauf der Schwalm innerhalb der Stadt Wegberg Restriktionen dar.

Der Hariksee im Mittellauf der Schwalm ist ein Stillgewässer mit großer Bedeutung für die Freizeit- und Erholungsnutzung und stellt eine Restriktion hinsichtlich der Fließgewässerentwicklung und bezüglich der Schaffung der Durchgängigkeit dar. Sowohl ein Umgehungsgerinne, als auch der Rückbau des Hariksees sind nicht realisierbar.

Die Mühlenbauwerke entlang der Schwalm und ihrer Nebengewässer stehen alle unter Bestandsschutz, sind jedoch mehrheitlich mit Fischaufstiegsanlagen ausgestattet und stellen dementsprechend keine Restriktion für die ökologische Durchgängigkeit mehr dar. Ein Schwerpunkt der Restriktionen im Zusammenhang mit den Mühlenbauwerken sind die Mühlenteiche oberhalb der Mühlen, die im überwiegenden Teil der Fälle erhalten bleiben und ein Wanderungshindernis für die Gewässerlebewesen darstellen.

Im Unterlauf der Schwalm führen die Abgrabungsseen innerhalb der Schwalmaue zu stark eingeschränkten Platzverhältnissen für die dynamische Gewässerentwicklung. Die Schaffung eines leitbildkonformen Gewässerverlaufs mit ausgeprägten Nebengerinnen ist hier nicht möglich. Die Entwicklung des Gewässers kann hauptsächlich an der Sohle stattfinden. Weiterhin befindet sich im Unterlauf der Schwalm von den Diergardt´schen Fischteichen bis Venekoten entlang des linken Ufers ein Wanderweg, dessen Verlegung im Rahmen der Workshops überprüft wurden. Die Prüfung hat ergeben, dass der Wanderweg erhalten bleiben soll und dementsprechend eine Restriktion darstellt.

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Entlang der Schwalm im Bereich Born und oberhalb der Lüttelforster Mühle verlaufen zum Schutz der unterhalb liegenden Bebauung Deiche, die nicht entfernt werden können. Eine Rückverlegung der Deiche wäre denkbar, würde jedoch für eine naturnahe Gewässerentwicklung mit breiten Auen und ausgeprägten Nebengerinnen nicht ausreichen. Sowohl die Deiche, als auch die Abgrabungsseen stellen zumindest hinsichtlich der naturnahen Auen- und Uferentwicklung eine Restriktion dar.

3.7 Flächenverfügbarkeit Es ist davon auszugehen, dass eine Umsetzung der Maßnahmen in den Bereichen in denen die an das Gewässer grenzenden Flächen bereits in öffentlicher Hand sind einfacher ist. Aus diesem Grund werden im Rahmen der Aufstellung der Umsetzungsfahrpläne die öffentlichen Flächen ausgewertet.

Im Unterlauf der Schwalm sind große Bereiche der Abgrabungsseen im Besitz des Landes Nordrhein-Westfalen. Der bereits renaturierte Bereich der Dilborner Benden ist vollständig im Besitz des Schwalmverbandes. Weite Bereiche des Laarer Bruchs wurden für den Naturschutz im Rahmen des Baus der Bundesautobahn A 52 bereits vom Bund aufgekauft und könnten für die Umsetzung von Maßnahmen zur Verfügung stehen.

4. Analyse der Ist-Situation

4.1 Hydromorphologische Gegebenheiten Im Schwalmeinzugsgebiet sind die strukturellen Veränderungen an den Gewässern auf Ausbaumaßnahmen im Bereich von besiedelten Gebieten und stark landwirtschaftlich geprägten Räumen zurück zu führen. Diese stark begradigten und eingetieften Abschnitte sind im Oberlauf der Schwalm, aber vor allem in den Mittel- und Oberläufen der Zuflüsse vorzufinden. Der Unterlauf der Schwalm ist ebenfalls stark begradigt und stellenweise eingetieft mit stark eingeschränkten Platzverhältnissen aufgrund der Abgrabungsseen im direkten Gewässerumfeld. Im Mittellauf der Schwalm findet sich ein strukturell fast vollständig naturnaher Abschnitt mit guter bis sehr guter hydromorphologischer Ausprägung. Ebenso finden sich hydromorphologisch gering veränderte Gewässerabschnitte im Unterlauf des Mühlenbachs, die jedoch von mehreren Querbauwerken unterbrochen sind.

Zusätzlich zu den Ausbaumaßnahmen, die den Lauf verändert haben beeinträchtigen an der Schwalm mehrere Abschnitte mit Deichen die morphologische Ausprägung. Sowohl an der Schwalm als auch an den Zuflüssen behindern mehrere Querbauwerke die Durchgängigkeit.

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Allein entlang der Schwalm befinden sich sieben Abstürze ≥ 1m Höhe, von denen jedoch fünf bereits mit Fischaufstiegsanlagen ausgestattet sind. Hinzu kommen drei weitere innerhalb des Mühlenbaches. Zusätzlich zu Wehren und Abstürzen bilden unzählige Verrohrungen sowie diverse Teiche und Seen an der Schwalm und ihren Nebengewässern Wanderbarrieren. Die unten stehenden Darstellungen stellen die Gesamtstrukturgüteklassen der einzelnen Oberflächenwasserkörper gegenüber. Die Farbgebung entspricht den Strukturgüteklassen.

OFWK 284_11934 Schwalm OFWK 284_19218 Schwalm OFWK 284_23100 Schwalm 1% 9% 3% 3% 9% 19%

16% 14%

47% 47%

72%

55%

OFWK 284_25450 Schwalm OFWK 284_34383 Schwalm OFWK 284_36987 Schwalm 4% 7% 10% 10% 19% 19%

19%

20%

43% 10% 51%

7% 81%

1 - unverändert OFWK 284_39187 Schwalm 2 - gering verändert 2% 18% 19% 3 - mäßig verändert 4 - deutlich verändert 5 - stark verändert 6 - sehr stark verändert 18% 7 - übermäßig verändert

38% 5%

Abb 4. Darstellung der Verteilung der Gesamtstrukturgüteklassen innerhalb der einzelnen Oberflächenwasserkörper der Schwalm

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Der Oberflächenwasserkörper 284_11934 der Schwalm verläuft im Unterlauf entlang der Abgrabungsseen bis Brüggen. Die durch die Abgrabungsseen stark eingeschränkten Platzverhältnisse und die damit verbundene eingeschränkte Laufentwicklung, stellen die Hauptbelastungen dar. Die dominierende Strukturgüteklasse in diesem Bereich, mit einem Anteil von 55 Prozent, ist die Strukturgüteklasse fünf.

In dem gewässeraufwärts folgenden Wasserkörper (284_19218) überwiegen mit insgesamt 94 Prozent die Strukturgüteklassen fünf und sechs. Dieser Abschnitt der Schwalm wurde im Bewirtschaftungsplan als erheblich veränderter Wasserkörper aufgrund von Energieerzeugung (Wasserkraft) ausgewiesen (vgl. Tab. 5). Alle in diesem Bereich vorhandenen Mühlenbauwerke sind zum Zeitpunkt der Aufstellung des Umsetzungsfahrplans mit Fischaufstiegsanlagen ausgestattet.

Der Oberflächenwasserkörper 284_23100 liegt überwiegend innerhalb des Hariksees und wird dementsprechend mit einem Anteil von 72 Prozent mit der Gesamtstrukturgüteklasse von sieben bewertet. Aufgrund des Hariksees und eines Mühlenstandortes (Energieerzeugung) ist dieser Wasserkörper als erheblich verändert eingestuft. Die Brempter Mühle oberhalb sowie die Mühlrather Mühle unterhalb des Hariksees sind mit Fischaufstiegsanlagen ausgestattet.

Der oberhalb des Hariksees anschließende Wasserkörper (284_25450) weist eine heterogene Verteilung der Strukturgüteklassen auf, in der die GSG Klasse fünf dominiert (43 %). Jedoch kommen auch, mit Anteilen von fast 40 Prozent die Strukturgüteklassen zwei und drei, vor. Die Hauptbeeinträchtigung dieses Abschnitts liegt in der streckenweise vorhandenen Eindeichung, die eine eingeschränkten Laufentwicklung und Auendynamik zur Folge hat.

Im Mittellauf der Schwalm liegt ein naturnaher Bereich innerhalb des Oberflächenwasserkörpers 284_34383, was sich in einem Anteil der Strukturgüteklassen von zwei bis vier mit 71 Prozent widerspiegelt.

Innerhalb des Stadtgebiets von Wegberg schließt sich der Wasserkörper 284_36987 an und weist dementsprechend nur Strukturgüteklassen von fünf und sechs auf. Der eingetiefte und stark begradigte Gewässerverlauf ist im Zentrum von Wegberg streckenweise an seinen Ufern befestigt.

Der Schwalmoberlauf (OFWK 284_39187) spiegelt in seiner Strukturgüteklassenverteilung die Heterogenität des Umfelds wider. Dominant sind jedoch auch hier die

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Strukturgüteklassen von fünf und sechs mit einem gemeinsamen Anteil von 56 Prozent. Dieser Abschnitt ist als erheblich veränderter Wasserkörper aufgrund von Wasserkraftnutzung, Entwässerung landwirtschaftlich genutzter Flächen und sonstiger Umwelteinflüsse ausgewiesen. Im Oberlauf der Schwalm liegen drei weitere Mühlenbauwerke ohne Fischaufstiegsanlagen sowie die dazugehörigen Mühlenteiche. Oberhalb der künstlichen Quellschüttung verläuft die Schwalm stark begradigt durch ackerbaulich geprägte Nutzung.

Laarer Bach OFWK 28492_0 Elmpter Bach 2% 3% 18% 18% 19% Abb 5. Darstellung der Verteilung der Gesamtstruktur- güteklassen innerhalb der

18% einzelnen Oberflächenwasser- körper der Schwalmzuflüsse 38% 5% 79%

OFWK 2848_0 Kranenbach OFWK 2848_1300 Kranenbach OFWK 2848_5900 Kranenbach 2% 14% 22% 30% 28%

57% 29%

68%

50%

OFWK 2846_0 Knippertzbach OFWK 2844_0 Mühlenbach OFWK 2842_0 Beeckbach 6% 7% 13% 20% 18% 20% 35% 27% 19%

31% 12% 17% 14% 7% 54%

Der überwiegende Teil der Strukturgüteklassen am Laarer Bach sind mit einem Anteil von 61 Prozent die GSG Klassen 5, 6 und 7. In einem überwiegend landwirtschaftlich geprägten

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Raum verläuft der Laarer Bach stark begradigt und eingetieft. Der Elmpter Bach (OFWK 28492_0) weißt ausschließlich Werte der Gesamtstrukturgüte von fünf bis sieben auf. Das Gewässer verläuft streckenweise stark begradigt parallel einer Straße und entwässert die im rechten Ufer liegenden naturnahen Bruchwälder, die möglicherweise in der Vergangenheit forstwirtschaftlich genutzt wurden. Auch der gesamten Kranenbach-Verlauf weißt ausschließlich Werte der Gesamtstrukturgüteklassen fünf bis sieben auf. Im Unterlauf (OFWK 2848_0) liegt der Anteil der Strukturgüteklasse sieben bei 57 Prozent aufgrund der Stillgewässer im Hauptlauf. Der gewässeraufwärts liegende Oberflächenwasserkörper (2842_1300) des Kranenbachs verläuft überwiegend stark begradigt und eingetieft durch landwirtschaftlich geprägte Bereiche. Im Bereich des Ortsteils Waldniel der Gemeinde Schwalmtal liegt der hydromorphologisch stark veränderte Oberflächenwasserkörper 2848_5900 des Kranenbachs.

Der überwiegende Teil der Gesamtstrukturgüteklassen am Knippertzbach (OFWK 2846_0) liegt zwischen fünf und sieben. Die Strukturgüteklassen drei und vier mit einem Anteil von 34 Prozent ergeben sich überwiegend aus dem mäßig strukturierten Unterlauf des Knippertzbachs, damit sind hier noch hydromorphologisch höherwertige Abschnitte vorhanden. Der gesamt Knippertzbach ist als erheblich veränderter Wasserkörper aufgrund von Entwässerung durch landwirtschaftlich genutzten Flächen (Mittellauf) und vorhandener Bebauung (Oberlauf) ausgewiesen.

Die Verteilung der Gesamtstrukturgüteklassen am Mühlenbach (OFWK 2844_0) spiegelt die Zweiteilung des Gewässers wieder. Zu 44 % liegen die Strukturgüteklassen zwischen zwei und vier, dies ergibt sich aus dem naturnahen Unterlauf des Mühlenbachs zwischen den Mühlenstandorten. Die Gesamtstrukturgüteklassen zwischen fünf und sieben spiegeln den strukturarmen und stark veränderten Oberlauf in überwiegend ackerbaulich genutztem Bereich wider. Der Mühlenbach ist als erheblich veränderter Wasserkörper aufgrund von Entwässerung durch landwirtschaftliche Flächen ausgewiesen (vgl. Tab. 5).

Hydromorphologisch stark verändert stellt sich der Beeckbach (OFWK 2842_0) mit einem Anteil der Strukturgüteklassen fünf bis sieben von über 90 % dar. Die Hauptbeeinträchtigung des Beeckbachs im Unterlauf besteht aufgrund des Verlaufs durch die Stadt Wegberg und dem damit verbundenen stark ausgebauten Zustand. Mittel- und Oberlauf des Beeckbachs liegen innerhalb landwirtschaftlich genutzter Flächen, die auch zur Ausweisung des Beeckbachs als erheblich veränderter Wasserkörper geführt haben.

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4.2 Gewässerbiologische Gegebenheiten Die biologischen Qualitätskomponenten Fische, Makrozoobenthos, Makrophyten und Phytobenthos sind bewertungsrelevant und spiegeln die Beeinträchtigungen der Gewässer durch Veränderungen von Morphologie, Saprobie und Trophie wider. Neben lokalen Einflüssen der Gewässermorphologie wirken sich in erster Linie stoffliche Einflüsse auf die Qualitätskomponenten aus. Aber auch die strukturelle Beschaffenheit angrenzender Gewässerabschnitte sowie die Flächennutzung im Einzugsgebiet haben einen Einfluss auf die Zusammensetzung der aquatischen Lebensgemeinschaften.

Neben der Hydromorphologie (s. Kap. 4.1) orientiert sich der Maßnahmenbedarf am Zustand und der Zusammensetzung dieser Qualitätskomponenten, sofern diese den Zielzustand nicht bereits erreicht haben. Die Daten zur Einschätzung der Zielerreichung werden den Steckbriefen der Planungseinheiten entnommen und sind in Tab. 6ff dargestellt.

Es zeigt sich für das Makrozoobenthos, dass die strukturellen Defizite als Faktor mit dem stärksten Einfluss auf die Besiedlung eingestuft werden können (MUNLV 2009). Begradigung und Eintiefung zur Erhöhung der Abflusskapazitäten im Gewässerprofil, fehlende Gewässerrandstreifen mit der Folge fehlender Beschattung und streckenweise Uferverbau sind als Hauptursachen zu nennen.

Die unten dargestellten Abbildungen zeigen die prozentuale Verteilung der ökologischen Zustandsklassen der biologischen Qualitätskomponenten innerhalb der Oberflächenwasserkörper. Zusätzlich zu den Zustandsklassen sehr gut bis schlecht wurden auch die nicht bewerteten Oberflächenwasserkörper angegeben.

Umsetzungsfahrplan der Regionalen Kooperation PE_SWA_1400 43

Makrozoobenthos

21% 29% sehr gut gut mäßig unbefriedigend schlecht nicht bew ertet 14%

36%

Abb 6. Ökologischer Zustand des Makrozoobenthos im Kooperationsgebiet (%-Anteile der Zustandsklassen)

Fische

7%

21%

sehr gut 21% gut mäßig unbefriedigend schlecht nicht bew ertet

51%

Abb 7. Ökologischer Zustand der Fische im Kooperationsgebiet (%-Anteile der Zustandsklassen)

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Makrophyten

sehr gut gut 43% mäßig unbefriedigend schlecht nicht bew ertet 57%

Abb 8. Ökologischer Zustand der Makrophyten im Kooperationsgebiet (%-Anteile der Zustandsklassen)

Die dargestellten Monitoringergebnisse für das Kooperationsgebiet der Schwalm bestätigen die strukturellen Defizite, die bereits in den Daten zur Gewässermorphologie deutlich wurden. Bei der Bewertung der Wasserkörper mit der ökologischen Zustandsklasse für das Makrozoobenthos überwiegen in der gesamten Planungseinheit mäßige bis schlechte Bewertungen. Sehr gute ökologische Zustandsklassen kommen nicht vor.

Die Übersichtsdarstellung der ökologischen Zustandsklassen für die Fische, macht den defizitären Zustand der Fischpopulation deutlich. Über 50 % der Oberflächenwasserkörper innerhalb der Planungseinheit Schwalm sind mit einer schlechten ökologischen Zustandsklasse für die Fische bewertet.

Der überwiegende Teil der Oberflächenwasserkörper im Einzugsgebiet der Schwalm ist hinsichtlich des Makrophytenaufwuchses nicht bewertet. Alle anderen Wasserkörper wurden unbefriedigend bewertet. Zusätzlich zu den Beeinträchtigungen der Gewässermorphologie wirken insbesondere auf die Makrophyten auch Phosphorbelastungen (aus Kläranlagen und Düngemitteln) ein, die in Verbindung mit fehlender Beschattung zur Eutrophierung führen.

Umsetzungsfahrplan der Regionalen Kooperation PE_SWA_1400 45

Der saprobielle Zustand in den Wasserkörpern des Kooperationsgebietes ist überwiegend gut, organische Belastungen sind somit gering. Die Schwalm zwischen der Mündung Knippertzbach und dem Brempter See ist saprobiell mäßig belastet. Die Ursache dieser organischen Belastung könnte im Eintrag von Düngemitteln über Entwässerungsgräben aus den im weiteren Umfeld liegenden landwirtschaftlichen Nutzflächen zu suchen sein.

Der Beeckbach wird fast vollständig von Kläranlagen Abwässern gespeist, dies spiegelt sich in einer mäßigen saprobiellen Belastung des gesamten Gewässerverlaufs wieder. Ebenfalls mit einer mäßigen saprobiellen Bewertung ausgestattet ist der Kranenbach Oberlauf, der im urban geprägten Raum von punktuellen Einleitungen belastet wird. Im Mittellauf des Kranenbachs liegt die Kläranlage Schwalmtal, die hier zu einer unbefriedigenden saprobiellen Situation führt. Diese Bewertung wird von der Analyse der chemischen Parameter, die stark erhöhte Ammonium-Werte aufweisen, unterstützt. Die Auswirkungen der Kläranlageneinleitung spiegeln sich in der mäßigen Bewertung des Unterlaufs wider.

Auf eine detaillierte Analyse der Defizite bei den biologischen Qualitätskomponenten wird verzichtet, da neben der morphologischen Überprägung weitere anthropogene Belastungen Auswirkungen auf die Besiedlung haben, deren Einfluss derzeit im Einzelnen nicht quantifizierbar ist.

4.3 Defizitanalyse Die Betrachtung der Gewässermorphologie hat gezeigt, dass weitreichende Defizite hinsichtlich der strukturellen Ausstattung der Gewässer im Kooperationsgebiet bestehen, die sich auch in der Ausprägung der biologischen Qualitätskomponenten widerspiegeln. Ausnahmen sind der Mittellauf der Schwalm und die naturnahen Abschnitte des Mühlenbachs zwischen den Mühlenstandorten. Die in Kap. 4.1 beschriebenen maßgeblichen strukturellen Defizite verhindern eine typspezifische Habitatausstattung in den Gewässerabschnitten der betrachteten Wasserkörper.

Als Zielvorstellung für die hydromorphologische Ausprägung der Gewässer wird die Strukturklasse 3 (mäßig beeinträchtigt) angesehen. Diese ist auch die Mindestanforderung, die an die strukturelle Ausstattung eines Strahlursprungs gestellt wird (LANUV 2011). Erst durch die Bereitstellung längerer Gewässerstrecken in mindestens dieser strukturellen Ausstattung werden die Bedingungen für die Ansiedlung typspezifischer Lebensgemeinschaften geschaffen (s. Kap. 6.1).

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Die in Kap. 2.2 (Leitbilder) aufgeführten Strukturelemente sind in den Wasserkörpern des Kooperationsgebiets kaum noch zu finden, eine Breiten- und Tiefenvarianz ist meist nicht vorhanden, die Fließverhältnisse sind einförmig. Dadurch fehlen die Habitatbedingungen, auf die die typspezifischen Gütezeiger angewiesen sind. Vor allem bei den Gewässertypen 11, 12 und 19, die durch große Anteile organischer Sohlsubstrate gekennzeichnet sind, hat der technische Ausbau zu einem Verlust dieser typbestimmenden Substrate geführt. Es dominieren auch in diesen Gewässern mineralische Substrate mit entsprechend veränderten Biozönosen. Die Ausuferungscharakteristik ist durch die Vertiefung der Gewässer in den meisten Wasserkörpern stark verändert worden, mit Auswirkungen auf die aquatische Besiedlung sowie die Biozönosen der Gewässerauen.

Die Begradigung und Tieferlegung der Gewässer hat nicht nur zur Strukturarmut geführt, sondern bedingt in Kombination mit der über weite Strecken vorhandenen Uferbefestigung eine Unterbindung der eigendynamischen Gewässerentwicklung. Damit ist die Voraussetzung für die Entstehung von diversen Sohl- und Uferstrukturen, typspezifischen Habitaten, einer großen Breiten- und Tiefenvarianz sowie variabler Strömungsverhältnisse nicht mehr gegeben. Zudem sind gewässerbegleitende Ufergehölzbestände (v.a. Erlen und Weiden) meist nicht vorhanden, die jedoch für die Beschattung, die Strukturierung der Ufer (Wurzelflächen, Fließhindernis etc.), den Eintrag von Falllaub und vor allem Totholz bedeutsam sind. Die über weite Strecken fehlende Beschattung führt in Verbindung mit hohen Nährstoffanteilen zu starkem Makrophytenwachstum, das durch häufige Sohlmahd kontrolliert werden muss. Dadurch werden die aquatischen Habitate und Biozönosen zusätzlich beeinträchtigt.

In den besiedelten und landwirtschaftlich geprägten Bereichen des Schwalmeinzugsgebietes ist die Schwalm stark ausgebaut. Viele Querbauwerke und Stauanlagen führen zu einer Unterbrechung der ökologischen Durchgängigkeit und Veränderung der Habitatbedingungen im Gewässer durch oberhalb auftretende Rückstaubereiche. Durch hohe Abstürze und Wehre ist die Passierbarkeit für die Fischbestände stark eingeschränkt. Die Optimierung der Rückstaubereiche ist sinnvoll, da diese keine typspezifischen Habitate darstellen und zudem mögliche Strahlwirkungseffekte beeinträchtigen.

Begradigung und naturferner Ausbau sind auch die Hauptbelastungsquellen für die Nebengewässer. Die hydromorphologische Ist-Situation weicht stark vom Leitbild der vorhandenen Gewässertypen ab. Stark geschwungene Gewässerläufe mit flachen Ufern und breiten Auwaldbereichen die dem Leitbild eines organisch geprägten Fließgewässers

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entsprechen, finden sich lediglich im Unterlauf des Mühlenbachs zwischen den einzelnen Mühlenstandorten. Der überwiegende Teil der Nebengewässer ist stark begradigt und eingetieft und schränkt somit auch die Auenvitalität ein, so dass die Entwicklung von feuchten Bruchwäldern nicht möglich ist. Im Unterlauf des Kranenbachs, entlang des Elmpter Baches sowie im Unterlauf des Knippertzbachs sind trotz ausgebauter Gewässerkorridore streckenweise naturnahe Auwälder erhalten geblieben oder haben sich wieder entwickelt.

Weitere Hauptbelastungsquellen stellen die Einleitungen der Kläranlagen dar. Dabei sind laut Bestandsaufnahme zur WRRL die beiden größten Kläranlagen Wegberg und Erkelenz- Mitte hervorzuheben. Der Beeckbach wird bei Trockenwetter zu 100 % aus den Abwässern der Kläranlage Erkelenz-Mitte gespeist. Im gesamten Einzugsgebiet der Schwalm stammt ca. ein sechstel des Jahresabflusses aus Kläranlagen. Durch Kläranlagen und Einleitungen aus der Kanalisation gelangen weiterhin Schwermetalle, Pestizide und stellenweise PCB sowie PAK in die Gewässer.

Die stofflichen Belastungen im Schwalmeinzugsgebiet haben ihren Schwerpunkt hauptsächlich in überhöhten Nährstoffgehalten, wobei Stickstoffe und Phosphor als Hauptparameter ausgemacht wurden. Dabei spielt das Einzugsgebiet mit seinen großen landwirtschaftlichen Flächen und den daraus resultierenden diffusen Düngemitteleinträgen eine große Rolle. Im Rahmen des 1. Workshops wurde explizit auf den starken Nähr- und Feststoffeintrag aus den landwirtschaftlichen Flächen über die kleinen Seitengräben in die betrachteten Gewässer hingewiesen. Im Schwalmeinzugsgebiet treten durch die flachwellige Geländemorphologie in Kombination mit Ackernutzung lokal starke Abschwemmungen von Feinsedimenten auf. Diese werden bei starken Niederschlagsereignissen auch in die kleinen Fließgewässer und Gräben eingetragen. Die Feinsedimente können zur Kolmation der Gewässersohle führen und damit die Besiedlung beeinflussen. Die an die Feinsedimente gebundenen Nährstoffe tragen zur Eutrophierung der Gewässer bei. Im Umsetzungsfahrplan sind punktuell an den berichtspflichtigen Gewässern Maßnahmen zur Verringerung der diffusen Einträge über Uferrandstreifen mit Gehölzentwicklung und die Anlage von Fanggräben vorgesehen. Der Großteil der Feinsedimenteinträge dürfte in die kleinen, nicht berichtspflichtigen Gewässer in der Fläche erfolgen, für die im Umsetzungsfahrplan keine Maßnahmen vorgesehen werden. Zur Ermittlung des Einflusses dieser Einträge sind gesonderte Untersuchungen notwendig, die ggf. weitere Maßnahmen im Einzugsgebiet erforderlich machen. Dadurch können langfristig negative Einflüsse auf die Wirkung der hydromorphologischen Maßnahmen des Umsetzungsfahrplans verringert werden.

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Zur Verringerung hydraulischer Belastungen werden derzeit im Schwalmeinzugsgebiet an mehreren Gewässern Untersuchungen nach BWK M3/M7 durchgeführt, die ggf. zu punktuellen Maßnahmen an den Gewässern führen.

Der Braunkohletagebau im Süden des Schwalmeinzugsgebietes stellt dort für die Schwalm und den Mühlenbach die maßgebliche hydraulische und auch physikalisch-chemische Belastung dar. Durch Grundwasserabsenkungen haben die beiden Gewässer den Grundwasseranschluss weitgehend verloren und werden mit Ersatzwasser direkt oder über Versickerungen ins Grundwasser gespeist. Die Belastung durch den Braunkohletagebau wird „…noch einige Jahrzehnte fortdauern“ (MUNLV, 2005). „Die gleichförmige Dynamik der Sümpfungswassereinleitungen spiegelt in keinerlei Hinsicht die Verhältnisse an einer natürlichen Quelle wider. Hinzu kommt, dass in einem natürlichen Gewässer von der Quelle beginnend der Abfluss langsam zunehmen würde, sich aber im Falle der Sümpfungswassereinleitungen im Quellbereich das Abflussgeschehen beinahe umgekehrt entwickelt. Die dadurch erzeugten Auswirkungen auf die Fließgewässer sind noch nicht näher beschrieben, dürften aber einen erheblichen Einfluss auf die Gewässerbiozönose haben.“ (Ergebnisbericht Niers, Schwalm und nördl. sonstige Maaszuflüsse, 2005)

In der Bestandsaufnahme zum Schwalmeinzugsgebiet wird zusätzlich zu den o.g. Belastungen als eine weitere Einschränkung der betrachteten Gewässer der „Freizeitdruck“ in Form von Angeln und Camping genannt.

Der Knippertzbach ist zurzeit aufgrund von mehreren Niederschlagswassereinleitungen sowohl in Rheindahlen, als auch entlang des Nato Hauptquartiers in Mönchengladbach stark hydraulisch belastet. Die hydraulische Belastung zeigt sich vor allem in einer ausgeprägten Tiefenerosion im Unterlauf des Knippertzbachs.

Die Hauptursachen für die defizitären Zustände der biologischen Qualitätskomponenten und die o.g. stofflichen und hydraulischen Belastungen sind in den Steckbriefen der Planungseinheiten auf Grundlage der Monitoringergebnisse dargestellt. Nachfolgende Abbildung zeigt zusammenfassend für das Kooperationsgebiet die Bedeutung der einzelnen Ursachen für die defizitäre Ausprägung der drei relevanten Qualitätskomponenten.

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100,0 90,0

80,0 70,0 60,0

50,0 Makrozoobenthos 40,0 Fische Makrophyten

%-Anteil 30,0 20,0

10,0 0,0

t N /H ng M/ K lu n n ushalt o le ängigkei ha g el r qu o. Erh rch kt sse S dromorphologie y Du unktquelle Wa H P Pun

Abb 9. Belastungsursachen für die Abweichungen bei den relevanten Qualitätskomponenten im Kooperationsgebiet (%-Anteil der Nennungen in den 3 Wasserkörpergruppen; Angaben aus: MUNLV 2009)

Dabei wird deutlich, dass die Hydromorphologie bei allen drei Qualitätskomponenten der dominierende Einflussfaktor ist, der bei den Wasserkörpergruppen als Ursache für die ungünstigen Ausprägungen der Lebensgemeinschaften benannt wird. Vor allem bei der Gruppe des Makrozoobenthos spielen jedoch zusätzlich noch weitere Belastungsfaktoren eine Rolle, wie z.B. die Einträge aus Punktquellen wie Misch- und Niederschlagswasser- einleitungen sowie aus Kommunen und Haushalt. Im Hinblick auf die im Umsetzungsfahrplan vorgeschlagenen hydromorphologischen Maßnahmen können diese Faktoren deren ökologische Wirksamkeit überlagern.

Für die Maßnahmenableitung ergibt sich, dass zur Behebung der Defizite an der Schwalm und den Nebengewässern Maßnahmen zu Verbesserung der Gewässerstrukturen erforderlich sind. Weiterhin sind ergänzende Maßnahmen zur Reduktion stofflicher Einflüsse notwendig.

Ziel ist für die Schwalm zwischen Brüggen und dem Brempter See sowie den Schwalmoberlauf und den gesamten Beeckbach, den Mühlenbach und den Knippertzbach

Umsetzungsfahrplan der Regionalen Kooperation PE_SWA_1400 50

(erheblich veränderte Gewässer) die Erreichung des guten ökologischen Potenzials, das hinsichtlich der Zusammensetzung der Lebensgemeinschaften der Qualitätskomponenten Fische, Wirbellose und Wasserpflanzen derzeit noch nicht festgelegt werden kann. Alle anderen als natürliche Wasserkörper eingestuften Gewässerabschnitte müssen den guten ökologischen Zustand erreichen.

5. Darstellung der Zielsetzung Das wichtigste Ziel der EU-WRRL ist die Erreichung des guten ökologischen und chemischen Zustandes für die Oberflächengewässer (gem. Artikel 4 WRRL).

Der gute ökologische Zustand eines oberirdischen Gewässers wird definiert als der Zustand, in dem die Werte der biologischen Qualitätskomponenten im Vergleich zu den Werten des Referenzzustandes des betroffenen Oberflächengewässertyps nur geringfügige Abweichungen aufweisen. Der gute Zustand in Bezug auf die hydromorphologischen und physikalisch-chemischen Komponenten bezeichnet die Bedingungen, unter denen die Funktionsfähigkeit des Ökosystems gewährleistet und die Werte für die biologischen Komponenten erreicht werden können. Die erheblich veränderten Wasserkörper müssen als Zielzustand das noch nicht weiter definierte gute ökologische Potenzial erreichen.

Die Defizitanalyse (vgl. Kap. 4.3) hat deutlich gemacht, dass vor allem Maßnahmen zur Verbesserung der hydromorphologischen Situation eine wichtige Rolle bei der Zielerreichung spielen, da die bewerteten Qualitätskomponenten hiervon negativ beeinflusst werden.

Ausgehend von der Analyse der Ist-Situation (Kap. 4) sind an der Schwalm und am Beeckbach im Bereich Wegberg sowie am Kranenbach im Bereich Waldniel und am Knippertzbach in Rheindahlen urban geprägte Abschnitte mit hohem Ausbaugrad, technischem Verbau, Verrohrungen sowie Restriktionen im Umfeld festzustellen, für die das übergeordnete Ziel der Verbesserung der Durchgängigkeit von Sohle und Ufer gilt. Die ortsnahen Bachabschnitte im Bereich Brüggen, Wegberg (Schwalm und Beeckbach) und Rath-Anhoven (Beeckbach) sowie die Oberläufe von Mühlenbach, Beeckbach und Schwalm in stark landwirtschaftlich geprägten Räumen und der Unterlauf der Schwalm zwischen den großen Abgrabungsseen weisen ebenfalls noch erhöhte Ausbaugrade und teilweise beengte Raumverhältnisse im Umfeld auf. Für diese Abschnitte ist vor allem die Strukturanreicherung und ökologische Aufwertung anzustreben. Die Gewässerabschnitte in der freien Landschaft ohne landwirtschaftlichen Einfluss weisen bereits teilweise naturnahe Strukturen auf und sind durch ein hohes Entwicklungspotenzial bezüglich der Erreichung des guten

Umsetzungsfahrplan der Regionalen Kooperation PE_SWA_1400 51

hydromorphologischen Zustandes (Strukturgüteklassen 1 bis 3) und damit mittelfristig auch des guten ökologischen Zustandes gekennzeichnet. Für diese Abschnitte ist das primäre Ziel die freie Laufentwicklung und die Auenvitalisierung. Weiterhin ist für die stofflich belasteten Abschnitte unterhalb der Kläranlagen Wegberg-Mitte und Erkelenz-Mitte die Verbesserung der Wasserqualität als prioritär zu behandeln, die jedoch nicht Gegenstand des Umsetzungsfahrplans ist.

Die Beeinträchtigung der Gewässerdurchgängigkeit durch Querbauwerke (Wehre, Sohlabstürze, Seen und Mühlenteich) ist im gesamten Einzugsgebiet der Schwalm zu beobachten, wobei an der Schwalm selber die Durchgängigkeit bis zur Bockenmühle oberhalb von Wegberg durch den Bau diverser Fischaufstiegsanlagen gegeben ist. Die Verbesserung der Durchgängigkeit an den Nebengewässern, besonders am Mühlenbach und im Oberlauf der Schwalm ist als prioritär anzusehen. Ein weiteres Defizit im Schwalmeinzugsgebiet besteht in den durch den Braunkohletagebau veränderten Abflussregimen im Oberlauf der Schwalm, am Mühlen- und Beeckbach. Eine Veränderung der Situation ist jedoch aufgrund der Langfristigkeit der Auswirkungen nicht abzusehen und wird deshalb nicht weiter verfolgt. Tab. 9 Übergeordnete Ziele für die Hauptdefizite an der Schwalm und ihrer Nebengewässer

Charakterisierung des Hauptdefizite Primäres Zielsetzung Abschnittes urban geprägt Hoher Ausbaugrad mit Verbesserung der Uferverbau, hoher Gewässerdurchgängigkeit im Einschnittstiefe, Durchlässen Sohl- und Uferbereich und Verrohrungen sowie Einleitungen, Querbauwerken ortsnah, landwirtschaftlich Fehlende Uferstreifen und Ökologische Aufwertung und geprägt, zwischen Gehölze, z.T. hohe Strukturanreicherung Abgrabungsseen Einschnittstiefen, Strukturarmut freie Landschaft Erhöhte Einschnittstiefen, Freie Laufentwicklung und fehlende Uferstreifen, Auenvitalisierung strukturelle Defizite stofflich belastet schlechte Wasserqualität Verbesserung der Wasserqualität

In Nordrhein-Westfalen wurde mit dem Strahlwirkungs- und Trittsteinkonzept ein potenzielles Instrumentarium zur effizienten Erreichung der Zielzustände für die Gewässer aufgestellt.

Umsetzungsfahrplan der Regionalen Kooperation PE_SWA_1400 52

Für die Planungsräume werden im Strahlwirkungs- und Trittsteinkonzept Rahmenbedingungen angegeben, die die strukturelle Ausstattung im Gewässersystem betreffen (LANUV 2011). Für Tieflandgewässer wie die Schwalm und ihre Nebengewässer wird die nachfolgend dargestellte Verteilung der Funktionselemente als idealtypische Verteilung aufgeführt, die günstige Bedingungen für die Zielerreichung darstellen.

Zielzustand

10

15 Strahlursprung

50 Aufwertungsstrahlweg Durchgangsstrahlweg Degradationsstrecke 25

Abb 10. Idealtypische Verteilung der Funktionselemente (%) für Tieflandgewässer (LANUV 2011, Grundlage : Anforderungen des Makrozoobenthos)

Die Darstellung zeigt, dass 75 % der Gewässerstrecken als Strahlursprünge oder Aufwertungsstrahlwege inklusive Trittsteinen ausgeprägt sein sollten, um günstige Bedingungen für die Zielerreichung des guten ökologischen Zustandes zu schaffen.

Wie bereits dargestellt sind die Anforderungen für die erheblich veränderten Wasserkörper und dem zu schaffenden guten ökologischen Potenzial noch nicht definiert. Die Zielsetzung orientiert sich deshalb an den o.g. Darstellungen für die natürlichen Wasserkörper mit einem reduzierten Maßstab.

Umsetzungsfahrplan der Regionalen Kooperation PE_SWA_1400 53

6. Ableitung des Maßnahmenkonzeptes

6.1 Anwendung des Strahlwirkungs- und Trittsteinkonzeptes Durch die Anwendung des Strahlwirkungs- und Trittsteinkonzeptes im Rahmen des Umsetzungsfahrplans wurden über die Anforderungen an die Funktionselemente bestimmte Bereiche der Gewässer als naturnahe (Strahlursprünge) oder als zu entwickelnd (zu schaffende Strahlursprünge) eingestuft. Es wurden dann entsprechend der Vorgaben in der Arbeitshilfe (LANUV 2011) zu schaffende Strahlwege und Trittsteine festgelegt, um die ökologisch höherwertigen Abschnitte miteinander zu verbinden und die hydromorphologischen Voraussetzungen für Strahlwirkung in den Gewässern zu schaffen. Da es sich bei den Gewässern der Schwalm und den Nebengewässern teilweise um erheblich veränderte Gewässer handelt, kann das für natürliche Gewässer entwickelte Strahlwirkungs- und Trittsteinkonzept streckenweise lediglich zur Orientierung dienen, da die in erheblich veränderten Gewässern zu erwartende Biozönose noch nicht definiert ist.

Das Strahlwirkungs- und Trittsteinkonzept (DRL 2008, 2009, LANUV 2011) besagt, dass naturnahe Abschnitte eines Gewässers eine Strahlwirkung in weiter entfernte Bereiche haben und das diese Strahlwirkung unter bestimmten Randbedingungen auch über defizitäre Strecken (Strahlwege) hinaus reicht.

Die folgenden Funktionselemente sind Bestandteil des Strahlwirkungs- und Trittsteinkonzeptes:

- Strahlursprung

- Trittstein

- Aufwertungsstrahlweg

- Durchgangstrahlweg

- Degradationstrecke

Die Strahlwirkung geht von sogenannten Strahlursprüngen aus, die per Definition an kleinen bis mittelgroßen Fließgewässern mindestens 500 m lang sein müssen, um eine Wirkung zu haben. Weiterhin müssen an Strahlursprüngen definierte Rahmenbedingungen erfüllt sein (vgl. Tab. 10). Aus Strahlursprüngen können die Fließgewässer bewohnenden Organismen in andere Abschnitte einwandern oder verdriften.

Umsetzungsfahrplan der Regionalen Kooperation PE_SWA_1400 54

Tab. 10 Zusammenfassung der Anforderungen an Strahlursprünge (nach LANUV, 2011)

Länge eines Gewässerstruktur Durchgängigkeit, Rückstau Gewässertypgruppen Strahlursprungs (Sohle, Ufer Umfeld) und Gewässerunterhaltung (Fische und MZB) kleine bis mittelgroße Gewässer mind. 500 m keine bis geringe (Mittelgebirge und (zusammenhängend) Durchgängigkeitsdefizite (A, Tiefland) naturnahe B) gewässertypspezifische kein Rückstau (A) Uferstrukturen (GSG Ufer mittelgroße bis große 1 - 3) Bedarfsorientierte ökologisch Gewässer mind. 1.000 m (EZG verträgliche (Mittelgebirge und < 1.000 km²) Gewässerunterhaltung Tiefland)

Längere defizitäre Abschnitte können mit Hilfe von sogenannten Trittsteinen überwunden werden. Trittsteine stellen naturnahe Strukturen innerhalb des Gewässers dar. Dabei kann es sich zum einen um kurze (kürzer als ein Strahlursprung) naturnahe Abschnitte handeln oder auch um einzelne Strukturelemente die als Habitatbereiche dienen können. Diese Trittsteine liegen innerhalb eines Strahlweges.

Es werden zwei mögliche Strahlwege im Strahlwirkungsansatz unterschieden. Zum einen der Aufwertungsstrahlweg, der strukturelle Defizite aufweist aber noch nicht völlig degradiert ist und zum anderen der Durchgangsstrahlweg. Die Anforderungen an die strukturellen Elemente von Durchgangsstrahlwegen sind gering (mind. GSG 6). Durchgangstrahlwege müssen nur eine durchgängige, typspezifische Sohle aufweisen. Die Beschaffenheit von Ufer und Umfeld sind für die Definition eines Durchgangsstrahlweges nachrangig. Tab. 11 Zusammenfassung der Anforderungen an Durchgangsstrahlwege (nach LANUV, 2011)

Länge eines Länge eines Durchgängigkeit, Durchgängigkeit, Gewässe Gewässertyp Aufwertungs- Aufwertungs- Rückstau und Rückstau und rstruktur -gruppen strahlweges strahlweges Gewässerunterhalt Gewässerunterhalt (Sohle) (Fische) (MZB) ung (Fische) ung (MZB) kleine bis jeweils max. ein keine bis mäßige max. ein Viertel mittelgroße Viertel so lang keine bis geringe Durchgängigkeitsdefi so lang wie der Gewässer wie der Durchgängigkeits- zite (A - C) Strahlursprung, (Mittelgebirg Strahlursprung, defizite (A, B) kein Rückstau (A) höchstens 600 durch- e und höchstens 900 max. mäßiger m gängiges, Bedarfsorientierte Tiefland) m* Rückstau (A - C) typspe- ökologisch mittelgroße jeweils max. ein Bedarfsorientierte verträgliche max. ein Viertel zifisches bis große Viertel so lang ökologisch Gewässerunterhaltu so lang wie der Substrat Gewässer wie der verträgliche ng Strahlursprung (Mittelgebirg Strahlursprung, Gewässerunterhaltu höchstens e und höchstens ng 1.200 m Tiefland) 1.200 m*

Umsetzungsfahrplan der Regionalen Kooperation PE_SWA_1400 55

*die max. Länge der Durchgangsstrahlwege bei den Fischen ergibt sich durch die Aufsummierung der Reichweiten mit und entgegen der Fließrichtung Die strukturellen Anforderungen an Aufwertungsstrahlwege sind höher als bei Durchgangsstrahlwegen (mind. GSG 5). Die Sohle eines Aufwertungsstrahlweges sollte mindestens eine Strukturgüte von fünf erreichen sowie Ufer und Umfeld dieses Strahlweges nicht schlechter als sechs sein sollten. Weiterhin sollten Aufwertungsstrahlwege Trittsteine enthalten.

Tab. 12 Zusammenfassung der Anforderungen an Aufwertungsstrahlwege (einschließlich Trittsteine) (nach LANUV, 2011)

Länge eines Länge eines Gewässer- Gewässer- Durchgängigkeit, Gewässertyp Aufwertungs- Aufwertungs- struktur struktur Rückstau und -gruppen strahlweges strahlweges (Sohle, Umfeld Gewässerunterhaltung (Fische) (MZB) Ufer) kleine bis Saum- jeweils max. so max. halbe mittelgroße streifen lang wie der Länge des Gewässer vorhanden Strahlursprung, Strahlursprunge keine bis mäßige (Mittelgebirg (MZB) höchstens s, höchstens Durchgängigkeitsdefizite (A e und 3.000 m* 1.000 m GSG - C) Tiefland) Sohle/Ufer kein Rückstau (A) mittelgroße 5 und GSG jeweils max. so max. halbe Bedarfsorientierte bis große besser Umfeld 6 lang wie der Länge des ökologisch verträgliche Gewässer und besser Strahlursprung, Strahlursprunge Gewässerunterhaltung (Mittelgebirg (Fische) höchstens s, höchstens e und 4.500 m* 2.000 m Tiefland) * die max. Länge der Aufwertungsstrahlwege bei den Fischen ergibt sich durch die Aufsummierung der Reichweiten mit und entgegen der Fließrichtung Alle dargestellten Anforderungen an die Funktionselemente gelten grundsätzlich zunächst für natürliche Wasserkörper. Eine konkrete Aussage zu Anforderungen an Funktionselemente in erheblich veränderten Wasserkörpern zur Erreichung des guten ökologischen Potenzials ist zurzeit nicht möglich. Deshalb orientierte sich die Ableitung der Funktionselemente im Umsetzungsfahrplan zur Schwalm an den o.s. Vorgaben.

Bei der Anwendung des Strahlwirkungsansatzes werden für die Planungseinheit Schwalm in Abhängigkeit von der biologischen Ausprägung der betrachteten Abschnitte zwei unterschiedliche Strahlursprünge unterschieden. Die vorhandenen Strahlursprünge erfüllen nicht nur die hydromorphologischen und hydrologisch-hydraulischen Anforderungen (abiotisch), sondern weisen auch eine nachgewiesene gewässertypspezifische Besiedlung auf. Im Gegensatz dazu weisen die vorhandenen, potenziellen Strahlursprünge nur die zu erfüllenden hydromorphologischen Anforderungen auf. Angaben zur Ausprägung der biologischen Qualitätskomponenten liegen entweder nicht vor oder werden nicht erfüllt.

Umsetzungsfahrplan der Regionalen Kooperation PE_SWA_1400 56

Im Planungsraum konnten zwei vorhandene Strahlursprünge ermittelt werden, die sowohl die Anforderungen an die hydrologisch-hydraulische Ausstattung erfüllen als auch die biologischen Ausprägungen. Hierbei handelt es sich zum einen um den bereits in den 1990er Jahren naturnah umgestalteten, ca. 2 km langen Bereich der Dilborner Benden (Schwalm Unterlauf) und zum anderen um den naturnahen, nutzungsfreien, ca. 5 km langen Schwalm Mittellauf. Weitere Strahlursprünge sind zu entwickeln und wurden als „zu schaffend“ dargestellt. Die Abgrenzung dieser „zu schaffenden“ Strahlursprünge orientierte sich zum einen an den vorgefundenen Potenzialen der Gewässerstrecken und zum anderen an vorhandenen Restriktionen sowie den Vorgaben des Strahlwirkungs- und Trittsteinkonzeptes.

In Abhängigkeit von der Ausprägung der Gewässerabschnitte zwischen den Strahlursprüngen, wurden diese entweder als Durchgangsstrahlweg oder als Aufwertungsstrahlweg ausgewiesen Innerhalb der Aufwertungsstrahlwege sind streckenweise Trittsteine zu entwickeln. Wenn die Gewässerabschnitte nicht der vorgegebenen morphologischen Ausprägung entsprachen, wurde ein mit geeigneten Maßnahmen „zu schaffender“ Aufwertungsstrahlweg angegeben.

Das Strahlwirkungs- und Trittsteinkonzept wurde zur Priorisierung der Maßnahmen im Rahmen der Erstellung des vorliegenden Umsetzungsfahrplans der Schwalm und ihrer Nebengewässer auf das Einzugsbiet der Schwalm, in Anlehnung an die „Arbeitshilfe zum Strahlwirkungs- und Trittsteinkonzepts in der Planungspraxis“ angewendet.

6.2 Herleitung von Maßnahmen Die für den Umsetzungsfahrplan Schwalm verwendeten Maßnahmen stammen überwiegend aus dem Konzept zur naturnahen Entwicklung der Schwalm und ihrer Nebengewässer. Diese Maßnahmen wurden auf Grundlage der Bestandssituation sowie der Berücksichtigung der Leitbilder und einer darauf aufbauenden Defizitanalyse erstellt (vgl. Kap. 3.3). Alle relevanten Grundlagendaten wurden zur Aufstellung der Maßnahmen ausgewertet und betrachtet.

Eine Selektion und Ausdünnung der Maßnahmen des Konzepts zur naturnahen Entwicklung erfolgte über die Zuordnung der Funktionselemente und dementsprechend einer Bedarfsanalyse der Maßnahmen. In Abhängigkeit von der Qualität und der Ausdehnung der zu entwickelnden Funktionselemente wurden die Maßnahmen selektiert.

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Im Rahmen des 1. und 2. Workshops und den zwei Gewässerbegehungen mit einigen Kooperationsmitgliedern wurden weitere Maßnahmen aufgenommen. Ziel war es Maßnahmen zu entwickeln, die Synergien für andere Bereiche wie Naturschutz, Siedlungswasserwirtschaft, Naherholung und Tourismus einbeziehen.

Weiterhin sind im Rahmen des Kooperationsprozesses folgende konzeptionelle Maßnahmen entwickelt worden, die dazu dienen, Zielzustände für besondere Gewässerstrecken (wie Seen im Hauptschluss) zu entwickeln, Maßnahmen zur Durchgängigkeit zu optimieren und die Ursachen in Bezug auf bestimmte Belastungen zu ermitteln.

• Pilotprojekt zur Fischaufstiegsanlage an der Buschmühle mit Fischzählungsanlage

• Detailuntersuchung der Verhältnisse im Mühlenbach zwischen den Mühlenstandorten. Die Gewässerabschnitte zwischen den einzelnen Mühlen sind hydromorphologisch sehr gut ausgeprägt. Die Untersuchung soll Aufschlüsse über die biologischen und stofflichen Verhältnisse sowie die Durchgängigkeit von Abstürzen für die Makrozoobenthoszönose geben.

• Ökologisches Potenzial Seen (u.a. Borner See) und Nährstoffsituation (u.a. Freisetzungsrate aus dem Sediment) sowie Verlandungstendenzen und Entwicklungspotenzial

• Beurteilung der Feinsediment- und Nährstoffeinträge aus der Fläche, Ausmaß und Auswirkungen, mögliche Beeinträchtigung der ökologischen Qualität der nicht berichtspflichtigen und berichtspflichtigen Gewässer (v.a. Schwalmoberlauf und Nebengewässer sowie nicht berichtspflichtige Gewässer wie z.B. Lehmkuhlgraben)

• Beurteilung der Belastungen aus Einleitungen und Dauerstau im HRB (obere Schwalm, Beeckbach)

• Monitoring und Erfolgskontrollen von durchgeführten Maßnahmen

Diese Maßnahmen sind nicht in den Karten dargestellt, sondern als gesonderte Projekte bei der Bezirksregierung zu beantragen.

Teilstrecken der betrachteten Gewässer weisen hydraulische Belastungen in Folge von Niederschlagswassereinleitungen auf. Es befinden sich Nachweise nach BWK M3/M7 in

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Bearbeitung, aus denen sich ggf. zusätzliche Maßnahmen an den Gewässern ergeben könnten. Die Stadt Wegberg erstellt derzeit einen neuen Generalentwässerungsplan für das Stadtgebiet. Eine Berücksichtigung resultierender Maßnahmen im Umsetzungsfahrplan kann im Fortschreibungszyklus 2014 erfolgen. Nachweise nach BWK M3/M7 werden derzeit durch folgende Kommunen erarbeitet:

Kommune Fließgewässer

Stadt Brüggen Schwalm

Stadt Erkelenz Schwalm

Stadt Mönchengladbach / NEW AG Knippertzbach, Mühlenbach

Stadt Wegberg Mühlenbach (mit NEW AG)

6.3 Aufbau eines Maßnahmenpools Die Grundlage für den Maßnahmenpool zum Umsetzungsfahrplan bildeten die hydromorphologischen Maßnahmen aus dem Konzept zur naturnahen Entwicklung der Schwalm und ihrer Nebengewässer.

Im Zuge der Erarbeitung des Umsetzungsfahrplans und des Beteiligungsprozesses sind weitere Maßnahmen hinzugekommen.

Durch die Anwendung des Strahlwirkungs- und Trittsteinkonzeptes im Rahmen des Umsetzungsfahrplans wurden über die Anforderungen an die verschiedenen Funktionselemente den einzelnen Gewässerstrecken geeignete Maßnahmen zugewiesen, um diese Funktionen erfüllen zu können. Die Wirkung der Maßnahmen und die Funktionserfüllung der verschiedenen Elemente werden im Schwalmeinzugsgebiet durch längere Restriktionen unterbrochen. Damit ist die Anwendung des Strahlwirkungskonzeptes eingeschränkt und vor allem für die Abschnitte der erheblich veränderten Wasserkörper noch unklar.

6.4 Priorisierung der Maßnahmen Die Priorisierung der Maßnahmen erfolgte anhand der Faktoren:

- Machbarkeit

- ökologische Wirksamkeit

Umsetzungsfahrplan der Regionalen Kooperation PE_SWA_1400 59

- Beitrag zur Zielerreichung

- Umsetzbarkeit

- Flächenverfügbarkeit und

- Lage im Raum

Den aufgestellten Maßnahmen wurden zunächst über Maßnahmen-Komponenten-Matrix (Quelle: www.flussgebiete.nrw.de, s. Anhang), die ökologische Effektivitäten zugeordnet. Die ökologische Effektivität der Maßnahme gibt Auskunft über ihre Wirksamkeit für die Verbesserung der Lebensräume der biologischen Qualitätskomponenten (Fische, Makrozoobenthos, Makrophyten, Phytobenthos). Hieraus ergab sich eine ökologische Gesamteffektivität, die sich in I (hoch), II (mittel) und III (gering) sowie keine Effektivität (-) unterteilen lässt.

Im nächsten Schritt zur Priorisierung der Maßnahmen wurde der Beitrag zur Zielerreichung ermittelt. Dies erfolgte über die Verschneidung der ökologischen Effektivität mit der Lage der Maßnahme in den qualitativ unterschiedlichen Funktionselementen. Der Umsetzung von Maßnahmen in potenziellen Strahlursprüngen oder von Trittsteinen wird generell eine höhere Bedeutung beigemessen, als Maßnahmen in Strahlwegen. Die Verschneidung erfolgte nach folgender Systematik.

Tab. 13 Matrix zur Ermittlung des Beitrags zur Zielerreichung Ökologische Effektivität

I II III

Funktionselement Strahlursprung/Trittstein hoch hoch mittel Aufwertungsstrahlweg hoch mittel gering Durchgangsstrahlweg mittel gering gering

Der Beitrag zur Zielerreichung wird in einem dreistufigen System angegeben (vgl. Tab. 13).

Zusätzlich zu der Einstufung der ökologischen Effektivität und der Verknüpfung mit dem Funktionselement, wird die Umsetzbarkeit der einzelnen Maßnahmen ermittelt. Auf der Basis der Flächenverfügbarkeit und der Einschätzung der Machbarkeit, die in den

Umsetzungsfahrplan der Regionalen Kooperation PE_SWA_1400 60

Workshops mit allen Kooperationsteilnehmern gemeinsam aufgestellt wurde, wird die Umsetzbarkeit generiert.

Die Flächenverfügbarkeit ist von maßgeblicher Bedeutung für die Umsetzung der Maßnahmen. Sie wurde in den Priorisierungsprozess aufgenommen, da davon ausgegangen wird, dass Flächen, die sich in öffentlicher Hand befinden schneller und einfacher für die Umsetzung einer Maßnahme zur Verfügung stehen. Die öffentlichen Flächen wurden der Kooperationsleitung von den zuständigen Bezirksregierungen zur Verfügung gestellt. Unten stehende Matrix stellt die Ableitung der Umsetzbarkeit dar.

Tab. 14 Matrix zur Ermittlung der Umsetzbarkeit Flächenverfügbarkeit überwiegend bedingt wenig günstig ungünstig Machbarkeit günstig günstig günstig überwiegend bedingt wenig günstig ungünstig machbar günstig günstig günstig bedingt bedingt bedingt günstig ungünstig ungünstig prüfen günstig günstig nicht machbar ungünstig ungünstig ungünstig ungünstig ungünstig

Von einer günstigen Flächenverfügbarkeit wurde ausgegangen, wenn auf einer Gewässerseite über 75 % der Länge des Funktionselements öffentliche Flächen auf einer Breite von mindestens 50 m für die Schwalm und mindestens 20 m für die restlichen Gewässer aufweisen. Ungünstige Flächenverfügbarkeiten wurden bei öffentlichen Flächen von unter 10 % oder 10 bis 25 % und einer Breite von unter 50 bzw. 20 m angesetzt.

Über die Verschneidung der Umsetzbarkeit und den ermittelten Beitrag zur Zielerreichung wurde die Priorität ermittelt. Die Priorität wird in einem dreistufigen System mit A, B und C angegeben. Tab. 15 Matrix zur Ermittlung der Priorität Umsetzbarkeit überwiegend bedingt wenig günstig ungünstig Beitrag zur günstig günstig günstig Zielerreichung hoch A A A B C mittel A B B C C gering B C C C C

Umsetzungsfahrplan der Regionalen Kooperation PE_SWA_1400 61

Da die Flächenverfügbarkeit und dementsprechend auch die Umsetzbarkeit in den wenigsten Fällen tatsächlich günstig ist, wurden hohe Prioritäten (A) ebenfalls bei überwiegend günstiger und bedingt günstiger Umsetzbarkeit vergeben.

Ein wichtiger Schritt vor der zeitlichen Einstufung der Maßnahmen war die Einstufung der Maßnahmen an den Gewässern nach der Lage im Raum und der stofflichen Belastung der Gewässer. Diese zusätzliche Bewertung stellte sich im Schwalmeinzugsgebiet als sinnvoll dar. So sind zum Beispiel bestimmte Maßnahmen zur Schaffung der Durchgängigkeit im Oberlauf der Schwalm und in den Zuflüssen des Oberlaufs immer erst sinnvoll, wenn auch die Gewässerstrecken im Unterlauf durchgängig sind und keine oder nur geringe stoffliche Belastungen vorliegen.

6.5 Zeitliche Umsetzung der geplanten Maßnahmen Die Zuordnung der Funktionselemente zu Umsetzungszeiträumen (Zeitintervalle: 2000-2009, 2010-2012, 2013-2018 und nach 2018) geschieht nach der Einstufung der Priorität und nach der Lage innerhalb des Schwalmeinzugsgebiets sowie der stofflichen Belastung der Gewässer. Beispielsweise ist die Entwicklung eines Strahlursprungs in einem stofflich belasteten Oberlauf eingeschränkter Durchgängigkeit unterhalb auf einem späteren Umsetzungszeitraum zu setzten, als ein stofflich weniger belasteter Unterlauf ohne Wanderungshindernisse.

31%

40%

bis 2009 2010 - 2012 2013 - 2018 2019 -2027

23% 6%

Abb 11. Verteilung der Maßnahmen auf die Umsetzungszeiträume

Umsetzungsfahrplan der Regionalen Kooperation PE_SWA_1400 62

Die oben dargestellte Abbildung zeigt die Verteilung der Einzelmaßnahmen auf die Umsetzungszeiträume. Dabei wird deutlich, dass 40 % der Maßnahmen bereits vor 2009 durchgeführt wurden oder bzw. schon seit vor 2009 entsprechend praktiziert werden, wie z.B. die „bedarfsorientierte Gewässerunterhaltung“. Weitere 6 % der Maßnahmen wurden während der Aufstellung der Umsetzungsfahrpläne, im Zeitraum zwischen 2010 und 2012 verwirklicht. Die verbleibenden 54 % der Maßnahmen sind innerhalb der kommenden Jahre zu planen und auszuführen.

Die Darstellung der Maßnahmen ist in den Kartenanlagen zu finden, die einerseits die Machbarkeit vor dem Hintergrund der Flächennutzungen im Gewässerkorridor abbilden sowie in einem gesonderten Kartensatz die Maßnahmenpriorisierung (s. Anlagenverzeichnis). Darüber hinaus sind in den Maßnahmentabellen die Einzelmaßnahmen in den Funktionselementen aufgeführt inklusive der ökologischen Wirksamkeit, der Flächenverfügbarkeit, der Priorität sowie der zeitlichen Umsetzbarkeit. Die Kosten werden für jedes Funktionselement angegeben (s. Anlage: Maßnahmentabelle).

Während in den Tabellen der Funktionselemente alle Einzelmaßnahmen – auch Maßnahmen für Strahlwege – enthalten sind, zeigt die Kartendarstellung aus Gründen der Lesbarkeit und Übersicht lediglich die Maßnahmen in den hochwertigen Funktionselementen der Strahlursprünge und Trittsteine sowie punktuelle Maßnahmen zur Durchgängigkeit. Die Anzahl von nahezu 500 Einzelmaßnahmen im Kooperationsgebiet würde die Lesbarkeit der Karten sonst stark einschränken.

6.6 Mehrwerte durch die geplanten Maßnahmen Die im Umsetzungsfahrplan abgeleiteten und dargestellten Maßnahmen dienen der Verbesserung der hydromorphologischen Bedingungen der Gewässer als Voraussetzung für die Zielerreichung gemäß EU-WRRL. Dadurch wird auch die ökologische Funktionsfähigkeit in Folge der Wiederherstellung dynamischer Prozesse und die Bereitstellung feuchtegeprägter Biotope der Gewässer positiv beeinflusst und damit auch die Wohlfahrtswirkung für den Menschen. Es ergeben sich durch die Maßnahmenumsetzung positive Mehrwerte und Synergien, die u.a. folgende Bereiche umfassen:

Umsetzungsfahrplan der Regionalen Kooperation PE_SWA_1400 63

• Verbesserung des Hochwasserschutzes durch verstärkten Rückhalt und verzögerten Abfluss

• Verbesserung der Selbstreinigungskraft

• Biodiversität, Natur- und Artenschutz

• Landschaftsästhetik

• Freizeit- und Erholung

• Umweltbildung

• Tourismus

• Fischerei, Jagd.

6.7 Stellungnahmen zu den geplanten Maßnahmen Während der Kooperationsarbeit sind Stellungnahmen verschiedener Interessenvertreter eingegangen, die zur Gewährleistung der Transparenz im Bearbeitungsprozess im Anhang des Textes beigefügt sind. Die überwiegende Zahl der konkreten fachlichen Hinweise mit Bezug zu einzelnen Maßnahmen und Gewässerstrecken konnte im Zuge der Bearbeitung in die Maßnahmenkarten (Machbarkeit und Priorisierung) eingearbeitet und damit berücksichtigt werden. Darüber hinaus weist das Amt für Bodendenkmalpflege des LVR in seiner Stellungnahme darauf hin, dass bei Umsetzung konkreter Maßnahmen im Zuge wasserrechtlicher Verfahren frühzeitig eine Abstimmung mit den Belangen der Bodendenkmalpflege erfolgen muss. Das gilt auch für Unterhaltungsmaßnahmen ohne Genehmigungsverfahren, wenn dabei umfangreicher Erdarbeiten notwendig werden. Die Vertreter der Landwirtschaft (Landwirtschaftskammer NRW – Bezirksstelle für Agrarstruktur Düsseldorf, Kreisbauernschaft Krefeld-Viersen e.V.) weisen darauf hin, dass über die ordnungsgemäße Landwirtschaft und die LAWA-Programmmaßnahmen der Runden Tische hinausgehende Maßnahmen kooperativ zu entwickeln, frühzeitig abzustimmen und Nachteile für die Bewirtschafter zu vermeiden sind. Darüber hinaus werden die Flächenextensivierung und die durchgehende Einrichtung von Uferstreifen im landwirtschaftlich genutzten Umfeld von Mühlenbach und Knippertzbach kritisch gesehen (Kreisbauernschaft Krefeld-Viersen e.V.). Es wird seitens der Landwirtschaft auf die Maßnahmenumsetzung an den Gewässern

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möglichst im Zuge von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen verwiesen, um die Beanspruchung landwirtschaftlicher Flächen möglichst gering zu halten.

7. Ergebnisse Der Abstimmungsprozess für das Kooperationsgebiet der Schwalm hat zu insgesamt 501 einzelnen hydromorphologischen Maßnahmen geführt, von denen 89 % (446) bereits konsensual abgestimmt und als machbar oder bereits umgesetzt eingestuft sind. Für die übrigen 11 % besteht noch Abstimmungs- und Prüfbedarf hinsichtlich einer möglichen Umsetzung. Die u.s. Diagramme geben die Verteilung der bereits umgesetzten Maßnahmen je Gewässer (Abb. 13) sowie den Anteil der „machbaren“ Maßnahmen je Gewässer (Abb. 12) wieder. Für den Laarer Bach verbleiben keine Maßnahmen für die Abstimmungs- und Prüfbedarf besteht. An der Schwalm, dem Knippertzbach und dem Elmpter Bach sind über 90 % der Maßnahmen konsensual abgestimmt oder bereits umgesetzt. Die geplanten Maßnahmen am Beeckbach sind zu 68 % „machbar“ oder „umgesetzt“. Dementsprechend sind am Beeckbach mit 32 % die meisten Einzelmaßnahmen vorgesehen, für die noch Abstimmungs- oder Prüfungsbedarf besteht.

100 88 % 90

80

70

60 54 % 49 % 50 46 % 44 % 39 % 40 32 % 30

20

10

Anteil gesamt Maßnahmen je Gewässer [%] Gewässer je Maßnahmen gesamt Anteil 0 Schwalm Beeckbach Mühlenbach Knippertzbach Kranenbach Elmpter Bach Laarer Bach

Gewässer

Abb 12. Anteil der „machbaren“ Maßnahmen am Gesamtmaßnahmepool je Gewässer

Umsetzungsfahrplan der Regionalen Kooperation PE_SWA_1400 65

100

90

80

70

60 52 % 48 % 50 47 % 39 % 40 35 % 32 % 30

20 12 % 10

Anteil gesamt Maßnahmen je Gewässer [%] Gewässer je Maßnahmen gesamt Anteil 0 Schwalm Beeckbach Mühlenbach Knippertzbach Kranenbach Elmpter Bach Laarer Bach

Gewässer

Abb 13. Anteil der „umgesetzten“ Maßnahmen am Gesamtmaßnahmepool je Gewässer

7.1 Verteilung der Funktionselemente Für die Planungsräume werden im Strahlwirkungs- und Trittsteinkonzept Rahmenbedingungen angegeben, die die strukturelle Ausstattung im Gewässersystem betreffen (LANUV 2011). Für Tieflandgewässer wie die Schwalm und ihre Zuflüsse wird die nachfolgend dargestellte Verteilung der Funktionselemente als idealtypische Verteilung aufgeführt, die günstige Bedingungen für die Zielerreichung darstellen (vgl. Abb. 10).

Die Darstellung zeigt, dass 75 % der Gewässerstrecken als Strahlursprünge oder Aufwertungsstrahlwege inklusive Trittsteinen ausgeprägt sein sollten, um günstige Bedingungen für die Zielerreichung zu schaffen. Die Abb. 14 zeigt für die Gewässer des Schwalmeinzugsgebiets, dass 79 % der betrachteten Gewässerstrecken als Strahlursprünge oder Aufwertungsstrahlwege inklusive Trittsteine ausgebildet werden sollen oder bereits sind. Dies entspricht den Vorgaben für die Zielerreichung des guten Zustandes. Der überwiegende Teil dieser Funktionselemente muss jedoch noch entwickelt werden.

Umsetzungsfahrplan der Regionalen Kooperation PE_SWA_1400 66

6% 3% 18%

16%

Degradationsstrecke Strahlursprung Aufwertungsstrahlweg Durchgangsstrahlweg Trittstein

57%

Abb 14. Anteil der Verteilung der Funktionselemente an allen Gewässern im Schwalmeinzugsgebiet Der Anteil der Degradationsstrecken liegt um 8 % höher, als die Anforderungen des Strahlwirkungs- und Trittsteinkonzeptes. Dafür ist der Anteil der Durchgangsstrahlwege, um 12 % geringer.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Verteilung der Funktionselemente im Schwalmeinzugsgebiet günstige Bedingungen für die Zielerreichung des guten Zustands bzw. des guten ökologischen Potenzial schaffen.

Betrachtet man die Verteilung der Einzelmaßnahmen auf die Funktionselemente (Abb. 15) im Kooperationsgebiet so wird deutlich, dass fast die Hälfte der geplanten Maßnahmen (45 %) auf die Entwicklung von Strahlursprüngen entfällt und weitere 22 Prozent auf die Anlage von Trittsteinen. Etwa 20 % der Maßnahmen sind für die Aufwertung von Strahlwegen vorgesehen.

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8%

22%

Degradationsstrecke Strahlursprung 5% Aufwertungsstrahlweg Durchgangsstrahlweg Trittstein 45%

20%

Abb 15. Verteilung der geplanten Einzelmaßnahmen auf die Funktionselemente

Diese Aufteilung der Maßnahmen spiegelt den vergleichsweise größeren Aufwand für die Herstellung morphologisch hochwertiger Gewässerabschnitte wider. Diese spielen für die Entwicklung der derzeit noch defizitären aquatischen Qualitätskomponenten eine besondere Rolle (s. Kap. 4.2). Durch die Herstellung dieser strukturell hochwertigen Gewässerabschnitte wird erwartet, dass sich positive Auswirkungen auf die aquatische Besiedlung ergeben und zusammen mit den Maßnahmen an den Strahlwegen der gute ökologische Zustand bzw. das Potenzial erreicht werden kann.

7.2 Anteil der Unterhaltungsmaßnahmen Der Anteil der im Rahmen der Unterhaltung durchzuführenden Maßnahmen ist innerhalb des Schwalmeinzugsgebiets vergleichsweise hoch. Die strukturellen Defizite sind über weite Strecken ohne Ausbaumaßnahmen zu bewältigen.

In Abbildung 16 sind die Anteile der Unterhaltungsmaßnahmen von den Einzelmaßnahmen sowohl für die einzelnen Gewässer als auch für das gesamte Schwalmeinzugsgebiet dargestellt. Insgesamt sind 39 % der Maßnahmen im Rahmen der Unterhaltung

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durchzuführen. An keinem Gewässer sinkt dieser Wert unter 30 %. Der Laarer Bach hat mit 46 Prozent den größten Anteil an Unterhaltungsmaßnahmen.

100

90

80

70

60

50 46 % 41% Anteil der 38 % 40 % 39 % 39 % 40 Unterhaltungsmaßnahmen 32 % 33 % 30

20

10

0

ch ach ach MT b A kba n Bach B S e r ec GE Schwalm e ran arer B Mühlenbach K lmpte La Knippertzbach E

Abb 16. Anteil der Unterhaltungsmaßnahmen an den einzelnen Gewässern und im gesamten Schwalmeinzugsgebiet

2%

15%

FE nur mit U-Maßnahme

16% FE U-Maßnahme +1 FE U-Maßnahme +2 55% FE U-Maßnahme +3

FE U-Maßnahme und mehr

12%

Abb 17. Anteil der Unterhaltungsmaßnahmen innerhalb der Funktionselemente

Umsetzungsfahrplan der Regionalen Kooperation PE_SWA_1400 69

Die o.s. Darstellung (Abb. 17) zeigt die Anteile der Unterhaltungsmaßnahmen an den Funktionselementen. Insgesamt können 43 % der Funktionselemente mit Unterhaltungsmaßnahmen und zusätzlichen 1 bis 3 weiteren Maßnahmen umgesetzt werden. Zwei Prozent der Funktionselemente können nur mit Unterhaltungsmaßnahme die gewünschte morphologische Ausstattung erreichen. Der überwiegende Teil der Funktionselemente (55 %) kann nur mit mehr als drei zusätzlichen Maßnahmen das Ziel erreichen.

7.3 Kosten Die voraussichtlichen Kosten der einzelnen Funktionselemente ist der Funktionselementetabelle zu entnehmen. Diese Kostenschätzung ergibt sich auf Basis von Einheitspreisen welche sich an Erfahrungswerten für vergleichbare Gewässer der Region orientierten. Die ermittelten Kosten jedes Funktionselementes stellen das Produkt dieser Einheitspreise mit einer angenommenen Quantifizierung der Maßnahmen innerhalb der Funktionselemente bzw. Suchräume dar.

Im Detail wurden für die Kostenermittlung der Einzelmaßnahmen die Hauptkostengruppen der DIN 276, Werte aus umgesetzten Maßnahmen der letzten Jahre und aus der Literatur (DWA-Merkblatt 610) herangezogen. Die daraus ermittelten standardisierten Kostengrößen wurden zusätzlich mit dem Kostenansatz je aufgewertete Strukturgüteklasse (u.a. Landesamt f. Wasserwirtschaft Rheinland-Pfalz 2003) verglichen und abgestimmt. Daraus resultiert eine realistische und belastbare Kosteneinschätzung. Diese wird dadurch unterstützt, dass für die verschiedenen Verhältnisse vor Ort wie Gewässergröße, verfügbare Liegenschaften (ja/nein), Bodenverhältnisse (Altlasten), Lage im Siedlungsraum und Ausdehnung der Maßnahme Zu- und Abschläge berechnet wurden. Planungskosten sind bei den Kostenangaben bereits berücksichtigt. Die Kosten sind als Bruttopreise zu verstehen und werden getrennt für jedes Funktionselement angegeben (s. Maßnahmentabelle).

Für die Umsetzung aller im Umsetzungsfahrplan vorgeschlagenen machbaren („grünen“) und zu prüfenden („gelben“) Maßnahmen wurden Kosten in Höhe von 11 Millionen Euro ermittelt für den Zeitraum von 2013 bis 2027.

Auf den Zeitraum 2009 bis 2012 entfallen auf überwiegend bereits umgesetzte Maßnahmen 913.600 Euro. Für den nächsten Bewirtschaftungszeitraum von 2012 bis 2018 sind Maßnahmenkosten in Höhe von 4,3 Millionen Euro aufzuwenden und für den Zeitraum 2019 bis 2027 noch einmal 6,7 Millionen Euro.

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Im Zeitraum 2000 bis 2009 sind im Schwalmeinzugsgebiet bereits Maßnahmen für etwa 2,6 Millionen Euro umgesetzt worden. Maßnahmen, die vor dem Jahr 2000 umgesetzt wurden, sind gemäß Muster-Umsetzungsfahrplan nicht explizit darzustellen. Der Schwalmverband war jedoch auch vor 2000 aktiv in der Umsetzung von Maßnahmen zur ökologischen Gewässerentwicklung mit Ausgaben von etwa 4,0 Millionen Euro bis zu diesem Zeitpunkt.

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8. Zusammenfassung und Ausblick Der vorliegende Umsetzungsfahrplan ist das Ergebnis des intensiven Mitwirkungsprozesses auf der Ebene der Regionalen Kooperation Schwalm. Im Rahmen einer Auftaktveranstaltung, zweier Workshops, zweier Außentermine und einer Abschlussveranstaltung wurden unter intensiver Beteiligung aller Betroffenen ein Maßnahmenprogramm sowie eine zeitliche Priorisierung der Maßnahmenumsetzung aufgestellt. Zusätzlich wurde eine Kostenschätzung als Orientierungshilfe für das weitere Vorgehen erarbeitet.

Auf der Basis relevanter Planungsgrundlagen und einer Defizitanalyse des Ist-Zustandes der betrachteten Gewässer konnte ein Maßnahmenpool zusammengestellt werden. Das Strahlwirkungs- und Trittsteinkonzept wurde in Anlehnung an die „Arbeitshilfe Strahlwirkungs- und Trittsteinkonzept in der Planungspraxis“ (LANUV 2011) zur räumlichen Anordnung sowie Auswahl von Art und Umfang der Maßnahmen verwendet. Die Maßnahmen wurden hinsichtlich ihrer ökologischen Wirksamkeit eingestuft und entsprechend effiziente Maßnahmen ausgewählt. Für die zeitliche Priorisierung der Maßnahmen sind neben der ökologischen Wirksamkeit vor allem die Flächenverfügbarkeit, die Lage im Raum und die stoffliche Belastung der Gewässerabschnitte herangezogen worden.

Als Ergebnis kann festgehalten werden, dass durch die ermittelten Maßnahmen die Voraussetzungen für die Zielerreichung des guten ökologischen Zustands/Potenzials innerhalb der Funktionselemente gegeben sind.

Die ermittelten Maßnahmen werden im überwiegenden Teil der Fälle vom Schwalmverband umgesetzt. In Einzelfällen können die Maßnahmen auch von anderen Trägern (z.B. Kommunen, Landschaftsverband) umgesetzt werden. Die fachliche Betreuung und Umsetzung der Maßnahmen wird jedoch in jedem Fall durch den Schwalmverband erfolgen.

Der Umsetzungsfahrplan besitzt für die Betroffenen und Eigentümer keine abschließende Verbindlichkeit. Maßnahmen können abweichend durchgeführt werden oder in sehr schwerwiegenden Fällen auch wegfallen, wenn die Finanzierung nicht gewährleistet ist oder die Grundstücksverfügbarkeit nicht gegeben ist.

Umsetzungsfahrplan der Regionalen Kooperation PE_SWA_1400 72

Für die Umsetzung aller im Umsetzungsfahrplan vorgeschlagenen machbaren („grünen“) und zu prüfenden („gelben“) Maßnahmen wurden Kosten in Höhe von 11 Millionen Euro ermittelt für den Zeitraum von 2013 bis 2027.

Angesichts des geringen Kenntnisstandes zur ökologischen Wirksamkeit von hydromorphologischen Maßnahmen auf die biologischen, hydromorphologischen und stofflichen Qualitätskomponenten sind bei der Umsetzung größerer, kostenintensiver Maßnahmen dringend geeignete Erfolgskontrollen durchzuführen. Diese sind nur bei Bereitstellung entsprechender Fördermittel seitens des Landes NRW umsetzbar. Die gewonnenen Erkenntnisse verbessern das Verständnis zur Maßnahmenwirksamkeit und zu den wesentlichen Wirkfaktoren und ermöglichen so eine Optimierung von durchgeführten sowie künftig zu planenden Maßnahmen und tragen zur Zielerreichung bei.

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9. Literaturverzeichnis

LANUV NRW – Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (Hrsg) (2011): Strahlwirkungs- und Trittsteinkonzept in der Planungspraxis. LANUV- Arbeitsblatt 16, Recklinghausen.

MUNLV – Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen (2010): Richtlinie für die Entwicklung naturnaher Fließgewässer in Nordrhein-Westfalen (Blaue Richtlinie).

MUNLV – Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen (2009): Bewirtschaftungsplan für die nordrhein- westfälischen Anteile von Rhein, Weser, Ems und Maas 2010 – 2015.

MUNLV – Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen (2008): Aalbewirtschaftungsplan Flussgebietseinheit Maas, bearb. v. D. Ingendahl (LANUV NRW).

SCHWALMVERBAND (2011): Konzept zur naturnahen Entwicklung der Schwalm und ihrer Nebengewässer. Brüggen.

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10. ANHANG

Umsetzungsfahrplan der Regionalen Kooperation PE_SWA_1400 75

Eingegangene Stellungnahmen im Laufe der Kooperationsarbeit

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6430 21.03.2011 ek / 82 64

Naturschutzgebiet „Knippertzbachtal“ Vorschlag zum Erhalt des Eichhofweihers als Kleingewässer im Zuge der Renaturierung des Knippertzbaches u. a. Städtische Flächen 3190-11-186, 218

Im Rahmen des Konzeptes für die naturnahe Entwicklung von Fließgewässern / KNEF für die Schwalm und seine Zuflüsse sieht die aktuelle Entwurfsplanung für den Bereich des Eichhofweihers (bzw. Kraitzweihers) folgende Maßnahmen vor:

1. Ablassen des Teiches 2. Neutrassierung des Gewässerlaufes 3. Erhalt naturnaher Auengebüsche und Auwälder

Aufgrund der naturschutzfachlichen Erkenntnisse aus einer Kartierung der Biol. Station aus 2007/08 für das Naturschutzgebiet „Knippertzbachtal“ ist die Ausprägung des Raumes mit geeigneten Laichhabitaten für mehrere Amphibienarten nicht ausreichend. Neben der vorge- schlagenen Neuschaffung von Kleingewässern wäre insbesondere der Eichhofweiher dafür nutzbar zu machen. Ferner kann hier mit einigen kleineren Maßnahmen auch die Schaffung von ausreichend guten Lebensstrukturen für das in NRW gefährdete Teichhuhn gelingen, z. B. durch die Anlage eines Röhrichts. Ziel ist daher, den Eichhofweiher - möglichst mit seiner derzeitigen Anstauhöhe – als Stillgewässer mit Röhricht zu erhalten bzw. zu entwickeln.

Für eine mögliche Neutrassierung des Gewässerlaufs des Knippertzbaches wird vorgeschla- gen, diese südlich um den Eichhofweiher herumzuführen, was aufgrund der topgrafischen und der Eigentumsverhältnisse sehr gut realisierbar ist. Die am Ostufer des Weihers existie- rende, junge Eschenaufforstung sowie der südlich des Weihers gelegene Tümpel und vor- handene, alte Rinnen lassen sich relativ problemlos für eine Umlegung des Bachbettes nut- zen. Westlich des Weihers, also hinter dem in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Weg erfolgte vor zwei Jahren auf städtischem Grund ein Pappeleinschlag; diese Fläche wäre damit eben- falls sehr gut für eine Aufnahme der neuen Trasse des Knippertzbaches geeignet. In dem beigefügten Auszug aus dem Luftbild ist die vorgeschlagene, neue Trasse des Baches an- gedeutet.

Der Eichhofweiher könnte dann zumindest längerfristig erhalten bleiben. Die mögliche An- bindung an den Knippertzbach könnte dazu dienen, dass der Weiher neben Oberflächen- wasser / Niederschlag zusätzlich mit Wasser durch Überschwemmungen bei Hochwasser- phasen des Knippertzbaches gespeist wird.

gez. Erkens

Anlage - Lageplan

2. H. Franzke, Fr. Weinthal per Mail z. K.

3. H. Schulz / Schwalmverband per Mail z. K. Inwiefern die mit dem Schwalmverband abgestimmte Schilfansalbung aktuell erfolgen kann, wäre im Workshop zu besprechen Naturschutzgebiet Knippertzbach ∗ ∗ Stand: 21.03.2011 Vorschlag zum Erhalt des Eichhofweihers als Kleingewässer im Zuge der Renaturierung des Knippertzbaches ∗ u. a. Städtische∗ Flächen 3190-11-186, 218 ∗

∗ ∗

∗ ∗

Eichhofweiher A C B Eichhofweiher („Kraitzweiher“) ∗ Pappeleinschlag (vor ca. 2 Jahren) Tümpel bereits mit Schwalmverband abgestimmte Maßnahmen: ∗ ∗ ∗ Städtische Fläche C A Auflichtung von Uferbereichen (Ost- und Südostufer, ca. 500 m²) und randliche Bepflanzung mit Strauchgehölzen (ist erfolgt)

Rel. Junge Eschenauf- B Ansalbung u. a . Schilf (ca. 300 m²) forstung (~ 10 - 15 J.) erfolgt∗ im Mai∗ / Juni 2011)

Städtische Flächen Vorschlag zum Erhalt des Eichhofweihers:

C Verlegung Bachlauf Kontakt: auf städtischen Flächen unter Einbe- Stadt Mönchengladbach, FB 6430 / ULB, H. Erkens, Tel. 0 21 61 -25 82 64 zug des südl. gelegenen Tümpels

RHEINISCHER Kreisbauernschaft Neuss-Mönchengladbach e.V. Hundhausenstraße 15, 41515 Grevenbroich LANDWIRTSCHAFTS-VERBAND e.V.

Schwalmverband Borner Straße 45a KREISBAUERNSCHAFT NEUSS-MÖNCHENGLADBACH e.V. 41379 Brüggen

09. November 2011

vorab per e-mail: [email protected]

Kooperation und Umsetzungsfahrplan Schwalm hier: Stellungnahme zu geplanten Maßnahmen

Sehr geehrte Damen und Herren, da wir uns offensichtlich nicht in Ihrem Verteiler befinden und Informationen bisher in der Regel verspätet und dann auch nur über unsere Nachbar-Kreisbauernschaft Krefeld- Viersen bzw. die Bezirksstelle für Agrarstruktur Düsseldorf der Landwirtschaftskammer NRW zu uns gelangt sind, haben wir in vorbezeichneter Angelegenheit bisher noch nicht Stellung genommen. So haben wir zum Beispiel keine Einladung zum 1. Workshop erhal- ten und daher daran auch nicht teilnehmen können. Die Stellungnahme holen wir hiermit nach und hoffen, dass unsere Anregungen und Bedenken auch noch nach dem für den 10. November 2011 terminierten 2. Workshop in den Umsetzungsfahrplänen Berücksichti- gung finden können. Der örtliche Zuständigkeitsbereich der Kreisbauernschaft Neuss - Mönchengladbach und damit einige unserer Mitgliedsbetriebe sind betroffen an gewissen Abschnitten der Neben- gewässer Knippertzbach und Mühlenbach.

⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯ Hundhausenstraße 15 41515 Grevenbroich Telefon 02181 3280 und 64418 Telefax: 02181 5354 e-mail: [email protected] Raiffeisenbank Grevenbroich, Kto.: 7 000 699 017 (BLZ 370 693 06) Knippertzbach Ab etwa westlich der Ortslage Peel bis westlich der Ortslage Broich liegt über eine Ge- wässerlänge von knapp 2 km weit überwiegend Grünlandnutzung vor. Lediglich in einem kleineren Bereich westlich der Ortslage Genhodder erfolgt eine ackerbauliche Nutzung. Hier ist eine Umwandlung der Ackernutzung zu einer extensiven Grünlandnutzung vorge- sehen, was diesseits Bedenken begegnet. Es ist davon auszugehen, dass der die fragli- chen Flächen bewirtschaftende Landwirt, der uns bisher namentlich nicht bekannt ist, auf die unveränderte Nutzung dieser Fläche auch zukünftig angewiesen ist. In Anbetracht der gemessen am Gewässerverlauf geringen Größe der Fläche und des Umstandes, dass diese nicht unmittelbar am Knippertzbach liegt, sollte hier von der vorgesehenen Extensi- vierung abgesehen werden.

Auch die in dem vorbezeichneten Gewässerabschnitt entlang des Gewässers betriebene Grünlandnutzung sollte nicht durchgehend extensiviert werden und es sollte ebenso nicht zu einer durchgehenden Anlage von Uferrandstreifen kommen. Landwirtschaftliche Inte- ressen sind immer dort mehr oder weniger erheblich betroffen, wo das Grünland als Wei- de- oder Futterflächen für rindvieh- oder pferdehaltende Betriebe dringend benötigt wird. Hier ist jeweils im Einzelfall zu prüfen, wo einzelbetriebliche Interessen mehr als nur uner- heblich berührt werden. Die Anlage von Uferrandstreifen in gewissen Teilabschnitten und zumindest die teilweise Extensivierung von insbesondere als Pferdeweiden genutzten Grünlandflächen sollte jedoch aus landwirtschaftlicher Sicht akzeptabel sein.

Mühlenbach Der Mühlenbach fließt auf einer Länge von etwa 5,5 - 6 km auf Mönchengladbacher Stadtgebiet bzw. in etwa auf der Gemeindegrenze zwischen Mönchengladbach und Weg- berg durch einen intensiv landwirtschaftlich genutzten Bereich. Es handelt sich hier vor allem um den Abschnitt zwischen der Ortschaft Herrath bis etwa auf Höhe der Ortslage Schriefersmühle. Neben aus landwirtschaftlicher Sicht prinzipiell unproblematischen Maß- nahmen wie Uferabflachung, Aufweitung des Gerinnes und Todholzeinbringung ist die durchgängige Anlage von Uferrandstreifen sowie die Extensivierung der Nutzung bzw. Umwandlung von Acker in extensives Grünland vorgesehen. In zwei Teilabschnitten wur- den solche Maßnahmen bereits umgesetzt, einmal in einem immer schon feuchten bzw. nassen Abschnitt nördlichder Ortslage Herrath und in einem Abschnitt südlich der Ortslage Genholland. Die letztgenannte Maßnahme ist ein positives Beispiel, wie man Maßnahmen am Gewässer mit der Durchführung von ökologischen Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen verknüpfen kann. Generell sollte angestrebt werden, Maßnahmen zur Gewässerentwick- lung für die Durchführung ökologischer Ausgleichsmaßnahmen nutzbar zu machen.

Abgesehen von den vorstehend genannten Gesichtspunkten begegnet jedoch die durch- gängige Anlage von Uferrandstreifen sowie die durchgängige Extensivierung der Nutzung bzw. Umwandlung von Acker in extensives Grünland erheblichen Bedenken. Entspre- chend unserer Ausführungen zum Knippertzbach ist auch hier immer zu prüfen, in wieweit einzelbetriebliche Interessen von in den genannten Abschnitten wirtschaftenden landwirt- schaftlichen Betrieben mehr als nur unerheblich betroffen sind. Sofern einzelne Betriebe durch die Umsetzung der Maßnahmen mehr oder weniger empfindlich getroffen würden, ist jeweils von der Umsetzung der Maßnahmen abzusehen.

Eine weitere Stellungnahme behalten wir uns für den Zeitraum nach dem 2. Workshop ausdrücklich vor.

Mit freundlichen Grüßen

Ass. jur. Herzogenrath Kreisgeschäftsführer

Umsetzungsfahrplan der Regionalen Kooperation PE_SWA_1400

Von: [email protected] [mailto:[email protected]] Gesendet: Montag, 12. Dezember 2011 11:01 An: [email protected] Cc: [email protected]; [email protected]; [email protected] Betreff: Stellungnahme Schwalm

Sehr geehrtes Büro Lange, sehr geehrter Schwalmverband, Sie haben uns bei Vorstellung der Maßnahmenkarten am 10.11.2011 im Haus Bethanien um Rückmeldung gebeten, was ich hiermit gerne tun möchte.

Mühlenbach Blatt M3: Der Gewässerabschnitt von Herrath bis Merreter (SWD_M_2, SWA_m_6, SWA_M_5, SWA_M_4 und teilweise D_M_4) ist nur temporär wasserführend. Es müsste daher verdeutlicht werden, dass die Schaffung der Strahlursprünge SU_M_10, SU_M_9, SU_M_8 und SU_M_7 auch nur in Verbindung mit einer temporären Wasserführung angedacht sind. Die von Ihnen aufgeführten vorhandenen Trittsteine TS_M_1 und der vorhandene passive Strahlursprung SU_M_11 liegen ebenfalls in dem temporär wasserführenden Gewässerabschnitt. Entweder funktionieren diese Trittsteine/Strahlursprünge auch bei wechselfeuchten Verhältnissen oder sind „Relikte“ durch die Einleitung der Fa. Krings in Herrath. Diese Einleitung ist jedoch in den letzten Jahren sehr stark rückläufig bzw. eingestellt worden, was in der Entwicklungsprognose der Trittsteine berücksichtigt werden sollte.

Schwalm Blatt 07S: Der zu schaffende Strahlursprung SU_S_15 stellt den Quellbereich der Schwalm dar. Bei der Maßnahme DU_1_4 „Rückbau/Umbau von Verrohrungen/Durchlässen“ kann es sich m.E. nur um den Rohrdurchlass an der Dyker Straße handeln. Bei Trockenwetterabfluss ist bachaufwärts des Rohrdurchlasses nur ein kleines Teilstück dauerhaft wasserbespannt. Der Nutzen bei Beseitigung des Rohrdurchlasses dürfte m.E. im Vergleich zum Aufwand eher gering einzuschätzen sein.

Ansonsten möchte ich mich für die stattgefundenen Workshops in einer angenehmen und offenen Atmosphäre bedanken.

Mit freundlichen Grüßen

Christian Müller

RWE Power Aktiengesellschaft Wasserwirtschaft Langfrist- und Entwässerungsplanung Stüttgenweg 2, 50935 Köln T intern 2 34 98 T extern +49 (0)221/480 - 2 34 98 Fax +49 (0)221/480 -88 - 2 34 98 mailto:[email protected]

------Irgendwann kommt jeder drauf! WWW.ENERGIEWELT.DE ------Vorsitzender des Aufsichtsrates: Dr. Rolf Martin Schmitz Vorstand: Dr. Johannes Lambertz (Vorsitzender), Dr. Ulrich Hartmann, Prof. Dr. Gerd Jaeger, Antonius Voss, Erwin Winkel

Sitz der Gesellschaft: Essen und Koeln Eingetragen beim Amtsgericht Essen Handelsregister-Nr. HRB 17420 Eingetragen beim Amtsgericht Koeln Handelsregister-Nr. HRB 117

Ökologische Effektivität von hydromorphologischen Maßnahmen

(aus:http://wiki.flussgebiete.nrw.de/index.php?title=Datei:2010-03-Ma%C3%9Fnahmenwirkung- Umsetzungsfahrplan.pdf)

Umsetzungsfahrplan der Regionalen Kooperation PE_SWA_1400

biologische Qualitäts- komponente Maßnahmen-Komponenten-Matrix

Auenkonzept ergänzende Untere und Maßnahmen

Mittlere Ruhr

Makro- phyten

benthos

Makrozoo-

Fischfauna

Effektivität* ökologische 1 Maßnahmen an Querbauwerken x 1.1 Anlage eines Umgehungsgerinnen/Fischpasses ++ + + II x 1.2 Optimierung eines Umgehungsgerinnen/Fischpasses + + + II x 1.3 Optimierung/Sicherung des Fischabstieges ++ 0 0 II x 1.4 Rückbau/Umbau eines Querbauwerkes ++ ++ ++ I x 1.5 Optimierung des Rückstaubereiches oberhalb des Querbauwerkes ++ ++ + I x 1.6 Umgestaltung Durchlass + + 0 III x 1.7 Einschränkung von Schwall- und Sunkbetrieb ++ ++ + I x 1.8 Erhöhung/Sicherung des Mindestwasserabflusses + + + II x 1.9 Verbesserung der Durchgängigkeit verrohrter Nebengewässermündungen durch Einbringung von Substrat/ teilweiser Öffnung + + + II 2 Geschiebe/Substrate x 2.1 Erhalt/Entwicklung naturnaher Sohlstrukturen ++ ++ + I x 2.2 Erhalt/Entwicklung von Flachwasserzonen ++ + + II x 2.3 Erhalt/Entwicklung von Kolken ++ + + II x 2.4 Belassung/Einbringung von Totholz ++ ++ + I x 2.5 Zugabe von Geschiebe + + 0 III x 2.6 Anlage von Inseln + + + II x 2.7 Sohlanhebung Bau ++ ++ + I x 2.8 belassen/schützen fortgeschrittender Sohl-/ Uferstrukturierung + + + II 3 Ufer und Strombauwerke 3.1 Ufer (ohne Strombauwerke) x 3.1.1 Erhalt/Entwicklung naturnaher Uferstrukturen + + + II x 3.1.2 Rückbau von Uferverbau oberhalb der Mittelwasserlinie / des höchsten Schifffahrtswasserstandes + 0 + III x 3.1.3 Rückbau von Uferverbau ++ ++ + I x 3.1.4 Aufweitung des Gerinnes + + + II x x 3.1.5 Anlage eines Uferstreifens + ++ + II x x 3.1.6 Dynamisierung des Ufers ++ ++ + I x 3.1.7 Ufer abflachen ++ + + II x 3.1.9 Initiierung von Laufverlagerungen + + + II 3.2 Buhnen- und Längsbauwerke x 3.2.1 Rückbau von Buhnen (mit Dynamisierung der Ufer) + + + II x 3.2.2 Absenken von Buhnenrücken bzw. Zulassen von Durchrissen + + + II 4 Maßnahmen an Stauhaltungen x 4.1 Schaffung eines Gerinnes auf Vorschüttung in Stauhaltung ++ ++ ++ I x 4.2 Anlage eines Umgehungsgerinnes im Bereich einer Stauhaltung ++ ++ ++ I x 4.3 Anlage ausgedehnter Flachwasserbereiche und Ausbildung eines durchströmten Gerinnes ++ ++ ++ I 5 Vorland- und Auenentwicklung x 5.1 Neutrassierung des Gewässerverlaufes ++ ++ ++ I x 5.2 Deichschleifung/ -schlitzung / -absenkung ++ ++ + I x x 5.3 Anlage von Nebengerinnen/Rinnen ++ ++ ++ I x 5.4 Ufer- und Vorlandabgrabung/Vorlandabsenkung ++ ++ ++ I x 5.5 Erhalt/Anbindung/Vertiefung/Reaktivierung von Auengewässern ++ ++ + I x x 5.6 naturnahe Anbindung des Nebengewässers ++ ++ + I x x 5.7 Erhalt/Entwicklung von Auenstrukturen/Altwassern ++ ++ ++ I x 5.8 Rück-/Umbau von Wassergewinnungsbecken ++ + + II x 5.9 Absenken des Betriebsweges + + 0 III x 5.10 Verlegung des Betriebsweges 0** 0** 0** -** 6 Vegetation und Nutzung x 6.1 Erhalt und Entwicklung lebensraumtypischer (Ufer-) Vegetation + ++ + II x 6.2 Extensivierung/Aufgabe der Gewässerunterhaltung ++ ++ ++ I x 6.3 Erhalt und Entwicklung naturnaher Auengebüsche/Auwälder + ++ + II x 6.4 Extensivierung der Nutzung 0 + + III x 6.5 Erhalt/Entwicklung von Nass- und Feuchtwiesen, Röhrichten und Großseggenriede ++ + + II

* Die ökologische Effektivität stellt eine Zusammengefasste Bewertung dar, die sich aus den Einzelbewertungen der biologischen Qualitätskomponenten ergibt (gemäß nebenstehender Tabelle). ** vorbereitende/begleitende Maßnahme ohne direkten Einfluss auf die biologischen Qualitätskomponenten ++ ausgeprägt positive Auswirkungen

+ gering positive bis positive Auswirkungen

Komponente 1 Komponente 2 Komponente 3 Komponente 0 keine relevanten Auswirkungen ++ ++ ++ I ++ ++ + ++ + + + + + II ++ o o + + o III + o o