~S4(Hsenundanhalt

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~S4(Hsenundanhalt ~S4(HSENUNDANHALT Jahrbuch der Landesgeschichtlichen Forschungsstelle für die Provinz Sachsen und für Anhalt herausgegeben von WaIter Möllenberg Band 13 Magdeburg 1937 Selbstverlag der Landesgeschichtlichen Forschungsstelle Auslieferung durch Ernst Holtermann,. Magdeburg Die Güterpolitik des Stiftes Quedlinburg im Mittelalter. Von H ans-Erich We i r a u c h "), Inhaltsübersicht: I. Die Zeit der großen Schenkungen durch die Sächsischen Kaiser S. 117. - 11. Die Entwicklung von 1002 bis II84 S. 127. - Ill. Äbtissin Agnes II. II84-1203 S. 140. - IV. Der Quedlinburgische Besitz in den Jahren 1203-1233 S. 144. - V. Äbtissin Gertrud 1233-1270 S. 155. - VI. Äbtissin Bertradis II. 1270-1308 S. 167. - VII. Äbtissin Jutta 1308-1347 S. 172. - VIII. Die Entwick- lung von 1348 bis 1400 S. 176. - Schluß S. 180. I. Die Zeit der großen Schenkungen durch die Sächsischen Kaiser. Die Gegend von Quedlinburg hat wahrscheinlich schon in frän- kischer Zeit zum Reichsgut gehört 1). Auf dem Umwege über Kloster Hersfeld muß Quedlinburg dann in den Jahren 9°1-912 an die Ludol- finger gekommen sein 2). Der erste deutsche König aus ludolfingischem Geschlecht, Heinrich 1., schenkte zusammen mit anderen Besitzungen sein Eigentum in Quedlinburg 927 und noch einmal 9293) seiner Ge- mahlin Mathilde als Witwengut. Ob Quedlinburg der Lieblingsauf- enthalt Heinrichs und seiner Gemahlin war, wie das der Quedlin- burgisehe Lokalpatriotismus w ill "), oder ob der Ort erst nach Hein- richs Tode eben als Begräbnisstätte des ersten ludolfingischen Königs die Bedeutung für die sächsischen Kaiser erhielt, die er tatsächlich gehaht hat "), ist nicht zu entscheiden und auch kaum von Wichtigkeit. Ebenso müßig ist die Streitfrage, ob schon Heinrich 1. dem neu zu errichtenden *) Von der philos. Fakultät der Universität Halle-Wittenberg angenommene Dissertation. - Ein zweiter Teil mit einem überblick über die einzelnen Besitzun- gen folgt im nächsten Bande dieses Jahrbuchs. 1) \V. Grosse, Die Gründung und Glanzzeit des Stiftes Quedlinburg unter den Ludolfingern; Zeitschr. d. Harzvereins 48 (1915) s. 3 ff. 2) Grosse a. a. O. S. b ff.; A. Eggers, Der königliche Grundbesitz im 10. und beginnenden II. Jahrhundert (Weimar 1909) S. 72; vgl. dazu die Miracula S. Wig- berti (MG. SS. IV 227). 3) DH. I. 20. ') So mehr oder weniger alle Quedlinburger Heimatforscher, die den Grund für diese Bevorzugung in den landschaftlichen Reizen der Gegend sehen. H. Lorenz, Quedl. Gesch. (Qucdlinburg 1922) I 44. &) Grosse 3. a. O. IS ff. 118 H ans-Erieb TVeiraucli Stift Quedlinburg die Größe und den Glanz zugedacht hat, den es durch seine Nachfolger erhielt, oder ob es diese spätere Bedeutung wiederum nur zur höheren Weihe des Grabes Heinrichs 1., das es barg, bekam 6). Jedenfalls führte Otto 1. nur einen Plan seines Vaters aus, als er am 13. September 9367) das Stift Quedlin burg gründete. Lorenz sieht in diesem Diplom (DO.1. I) nur eine Schenkung an etwas schon Vorhandenes, da das Stift nach Thietmar von Merseburg am 30. Juli 936 gegründet sei, und zwar durch Mathilde 8). Daß die Königinwitwe bei dieser Angelegenheit die Hauptrolle gespielt hat, ist schon deshalb ohne weiteres klar, weil das Stift auf ihrem Eigen- tum errichtet wurde. Aber es ist meines Erachtens nicht nötig, noch eine besondere Gründungsurkunde Mathildes anzunehmen, wie es auch in den Diplomata geschieht. Denn ganz abgesehen davon, daß man im Stift gerade diese Gründungsurkunde sorgfältig aufbewahrt hätte und ihr Verlust daher sehr unwahrscheinlich ist, spricht auch der Wortlaut des Diploms vom 13. September dagegen. Dort heißt es klar und deutlich: .,. "0 s ob amorem dei omniumque sanctorum et pro remedio animal' nostrae atque parentum successorumque nostrorum con- gregationem sanctimonialium in Quidilingoburg statuere curauimus. Dem- nach müssen wir in Otto I. den tatsächlichen Gründer des Stiftes sehen, unbeschadet aller Vorarbeit und Mitwirkung von seiten Hein- richs und Mathildes. Ob das Frauenkloster Wendhausen (wüst, heute Thale a. H.) tat- sächlich in dem neuen Stift Quedlinburg aufgegangen ist, was ja an sich der Hauptanlaß zur Planung des Stiftes durch Heinrich 1. war, ist zweifelhaft. Jedenfalls wird es schon 999 wieder in einer Urkunde des Papstes Silvester n. als bestehend erwähnt"). Es kann wohl 936 6) Grosse a. a. O. 16 f. Erst mit der Beisetzung Heinrichs gewann Quedlinburg für Mathilde und das ganze ludolfingische Haus die Bedeutung, die es später gehabt hat. Und erst seine Beisetzung veranlaBt die Ausgestaltung des schlichten Wend- hauser Klosters zum glanzvolIen Frauenstift mit seinen engsten Beziehungen zum Herrscherhause. ,,\Veit glänzender, als ursprünglich geplant war, ist die Schöpfung ausgefallen." 7) DO. I. I. 8) Lorenz, Quedl. Gesch. I 45. Thietrnar ed. R. Holtzmann (Script. rer. Germ. N. S. 9) S. 26 f. Kap. 21. 9) Codex DiplomatJicus Quedlinburgensis, herausgegeben von Anton Ulrich v. Erath (Frankfurt a. M. 1;64; im folgenden kurz zitiert als "Erath") S. 27 N r. 37; Jaffe-Löwenfeld, Reg. Pont. Rom. (bis II98; Leipzig 1885-1888) Nr.3902. Die Echt- heit der Bulle ist umstritten, vgl. Ewald in Neues Archiv 9, 349 ff.; PAugk-Harttung in Histor. Jahrb. 20, 763 ff.; Neues Archiv 25, ~58 Nr. 259. Die Güt er politik des Stifles Quedlinburg im Mittelalter 119 aufgelöst und später, etwa von der Äbtissin Mathilde, neu gegründet worden sein 10). Mehr Wahrscheinlichkeit aber hat die Theorie Grosses 11) für sich, daß von Heinrich 1. die überführung nach Quedlinburg be- absichtigt war, aber dann von seinem Sohn bei der Gründung des Stiftes unterlassen wurde, weil er nur hochadlige Frauen in dem Kon- vent sehen wollte, der am Grabe seines Vaters errichtet wurde. Die Wendhauser Nonnen aber werden diese Qualifikation nicht oder nur zum kleinen Teil gehabt haben. Bei diesem großen Vorhaben mußte Otto 1. auch für den nötigen materiellen Rückhalt des zu solchem Glanz ausersehenen Stiftes sorgen. Und so finden wir denn gleich in der Gründungsurkunde eine ganze Reihe von Schenkungen, die sicherlich ein mittleres Kloster hätten' gut erhalten können. Bei Quedlinburg aber waren sie nur der Anfang einer ganzen Serie von Zuwendungen, die Jahrzehnte hindurch andauerten. Ut idem conuentus illic cerium [amulatum obtineat schenkt Otto 1. in dieser Urkunde (DO. I. I) folgendes: Urbem in Quidilingoburg supra montem constructani cum curtilibus et cunciis aedificiis inibi amstructis. Darunter ist ohne Zweifel die Burg Quedlinburg zu verstehen, die auf dem Sandsteinfelsen des heutigen Schloßberges lag und wahrscheinlich erst von Heinrich 1. erbaut worden ist "), Es handelt sich also um den Grund und Boden, auf dem die Stiftsgebäude selbst errichtet wurden. Weiter umfaßt die Schenkung in Quedlinburg: quicquid clericis") in eodem loco domino servientibus prius concessum habuimus, Diese Besitzungen werden nicht näher bezeichnet und wohl auch nicht be- sonders umfangreich gewesen sein. Der Königshof v) Quedlinburg blieb vorläufig noch der Krone vorbehalten 15), aber Einkünfte davon werden dem Stift schon jetzt überlassen: nonam partem ex omni C01l- '0) v. 1\1 ülverstedt, H'ierographia Quedlinburgensis. Zeitsehr. d. Harzvereins 2 (1869) Heft 3 S. 66 nach Armales Quedlinburgenses ad ann. 999 (SS. III 75). 11) Zeitschr. d. Harzvereins 48 (1915) S. 17 f. 12) E. Pietsch, Antiqua urbs und die Altenburg bei Quedlinburg, Zeitschr. d. Harzvereins 47 (1914) S. 46 fi. 13) Unter diesen clerici sind Geistliche zu verstehen, die, vieIleicht Hersfelder Mönche, den Gottesdienst aui dem Königshof und der Burg Quedlinburg versahen und Vorläufer des späteren Wipertiklosters waren. (j.ißauermann, Die Anfänge der Prämonstratenserklöster Scheda und St. Wiperti - Quedlinburg, Sachsen u. An- halt VII (1931) 238 ff.; Lorcnz, Quedl. Gesell. I 48 L) 14) Nur von einem solchen kann die Rede sein, eine eigentliche Pfalz (Lorenz, Quedl. Gesch. I 69) bestand in Quedlinburg nicht. Grosse in Zeitschr. d. Harzvereins 48 S. 21. t5) Egg-cl'S a. a. O. jZ f. • 120 H ans-Erich Weiraucb laboratu eiusdem curtis. Und denselben Neunten erhält das Stift auch aus folgenden Orten "}: Marsleben (wüst bei Quedlinburg), Harz- gerode, Wighusun, Godenhusi, Uttislevo (alle drei wüst bei Derenburg), Reddeber, Heudeber, Brockenstedt (wüst bei Heimburg), Mühlingen, Welsleben, Beiendorf, Salbke und Westerhüsen. Dazu übereignet Otto 1. dem Stift iotum quicquid in locis sic nuncupatis: Rederi (Rieder) , Hebenrothe (unbekannt), Orthun (Orden, wüst bei Qu.) proprietatis hucusque habere visi sumus, atque Quernbetsi (Quarmbeck, wüst bei Qu.) cum silva grossiori et territorio de eadem villa exarato , außerdem in Frohse und Kalbe je IS slawische Familien, den Jagdzehnten aus Bod- feldon (wüst bei Elbingerode) und Sipponfeldon (wüst bei dem heutigen Siptenfelde) und Wein- und Honiglieferungen aus Ingelheim. Dieselbe Urkunde überweist unserem Stift in proprietatem das Kloster Wendhausen cum omnibus, quae sanctimoniales ibidem antea ill suum habuerullt servitium. Da aber, wie wir oben gesehen haben, höchstwahrscheinlich das dortige Kloster ohne Unterbrechung weiter- bestanden hat, ist aus dieser donatio in proprietatem wohl kaum ein praktischer Nutzungswert für das Stift abzuleiten, sondern es soll da- mit die Unterstellung Wendhausens unter Quedlinburg zum Ausdruck gebracht werden. Als letztes in dieser Gründungsurkunde schenkt Otto 1. die curtis Salta (Sol tau) mit allem Zubehör und wohl noch anderen Besitz in der Umgegend von Soltau, nämlich quicquid here- ditatis Adred, mater Bardonis, domino et genitori nostro beatae memoriae Heinrico, serenissimo regi, cum praefato loco Salta in proprietatem co,,-
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