Verein Lavanttaler Wirtschaft

»Quo vadis ?« Menschen – Themen – Perspektiven

Sankt Andrä Frantschach-Sankt Gertraud Sankt Georgen Lavamünd Bad Sankt Leonhard Sankt Paul Wolfsberg » ein unternehmer Das Wichtigste ist, dass es einfach eine Vorwärtsentwicklung im Tal gibt und dass alle das erkennen. 4 Vorwort des Vereins Lavanttaler Wirtschaft Dr. Wolfgang Sattler, DI-HTL-Ing. Horst Jöbstl

6 Grußworte der Förderstellen Kärntner Wirtschaftsförderungs Fonds, Entwicklungsagentur Kärnten

8 »Quo vadis Lavanttal?« Ausgangslage und Zielsetzung

14 Nachhaltige Wirtschaft Utopisches Konzept oder strategische Chance für kmu?

20 Jugend schafft Zukunft Schülerinnen und Schüler diskutieren die Lebens- und Arbeitsqualität im Lavanttal

26 Internationale Netzwerke mit Lavanttaler Wurzeln Große Töchter | Große Söhne

30 Zukunftskonferenz Lavanttal 2020

36 Abend der Lavanttaler Wirtschaft Zwischenergebnisse und Ausblick Vorwort Verein Lavanttaler Wirtschaft

» mission statement vlw Der Verein Lavanttaler Wirtschaft verfolgt die Vision, das Lavanttal zu einer wirtschaftlichen Vorzeigeregion in Europa zu machen. »Quo vadis Lavanttal?« soll dabei eine Navigationshilfe geben.

4 der verein lavanttaler wirtschaft (vlw) wurde vor mehr als zehn Jahren mit dem Ziel gegründet, als überparteiliche und überin- stitutionelle Plattform die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in der Region Lavanttal zu verbessern und den Wirtschaftsstandort nach- haltig zu stärken. Der Verein hat mit seinen Aktivitäten dazu beige- tragen, dass das Lavanttal den Wandel von traditionellen Strukturen hin zur Hochtechnologie in den Bereichen Maschinen- und Anlagen- bau, Holzwirtschaft, Zellstoffindustrie und pharmazeutische Indus- trie meistern konnte. Der vlw zählt heute 63 Mitglieder mit über 6000 MitarbeiterInnen aus den Bereichen Sachgüterproduktion, innova- tives Handwerk, Dienstleistung und Öffentlichkeit. Sämtliche Leit- betriebe in der Region sind Mitglied im Verein, womit wir uns mit Recht als Sprachrohr der Lavanttaler Wirtschaft in Richtung Regional- und Landespolitik bezeichnen können.

Aktuell arbeiten wir an der Umsetzung unseres Arbeitspro- grammes, dem Masterplan Lavanttaler Wirtschaft 2007–2013. Diesen haben wir vor zwei Jahren in Form eines Ziele-|Maßnahmenkataloges für die Bereiche Forschung & Entwicklung und Innovation, Quali- fizierung, Aus- und Weiterbildung, Kooperation, Imagebildung und für den Bereich »wirtschaftliche Rahmenbedingungen« erarbeitet.

Parallel zum projektbezogenen und problemorientierten Masterplan haben wir im Vorjahr einen langfristigen Zukunftsprozess mit dem Titel »Quo vadis Lavanttal?« ins Leben gerufen. Mit diesem Dr. Wolfgang Sattler Prozess möchten wir über die Unternehmerschaft hinausgehen Geschäftsführer vlw und möglichst alle Gesellschaftsbereiche der Wirtschafts- und Lebens- DI-HTL-Ing. Horst Jöbstl region Lavanttal mit einbinden. Eine langfristige und nachhaltige Vorsitzender vlw Wirkung unserer Arbeit kann nur erreicht werden, wenn Betroffene zu Beteiligten gemacht werden!

Der Zukunftsprozess 2008 setzte sich aus mehreren Einzel- veranstaltungen zusammen. Diese dienten der Bewusstseinsbildung und zur Themensammlung für die Zukunft. Die vorliegende Broschüre soll einerseits dem Leser einen Überblick zu diesen Themen geben und Transparenz über die Arbeit des vlw verschaffen. Andererseits soll die Broschüre die Grundlage für die weitere Bearbeitung dieser Themen darstellen. Bestimmte Themenfelder werden in den Arbeitskreisen unseres Masterplanes bearbeitet beziehungsweise können neu aufge- nommen werden. Andere Themen wiederum sollten von anderen Institutionen im Tal aufgegriffen und bearbeitet werden. Hier sehen wir uns als Impulsgeber für die regionale Entwicklung.

Der Verein Lavanttaler Wirtschaft verfolgt die Vision, das Lavanttal zu einer wirtschaftlichen Vorzeigeregion in Europa zu machen. »Quo vadis Lavanttal?« soll dabei eine Navigationshilfe geben.

Wir danken allen, die uns auf dem bisherigen Weg unterstützt haben und bitten um weitere Unterstützung im Zuge der Verfolgung unserer engagierten Ziele in den nächsten Jahren. •

5 Grußworte der Förderstellen Kärntner Wirtschaftsförderungs Fonds Entwicklungsagentur Kärnten

» mission statement kwf Mit Begeisterung und Kompetenz Menschen und Unternehmen in ihrer Entwicklung begleiten und stärken.

» mission statement eak Unsere Aufgaben liegen darin, Innovationen, Kooperationen und Ansiedlungen von Unternehmen in Kärnten zu forcieren.

6 kärntner wirtschaftsförderungs fonds Der Leitsatz (die Mission) des kwf verdeutlicht seinen Zweck. Der kwf versteht sich als Projektbegleiter, dessen einziges Interesse die Stärkung und Entwicklung von Ressourcen und Potenzialen einer Region ist.

Er arbeitet somit • im Sinne und zum Nutzen der Region | des Projekts, • unter gesamtwirtschaftlichen Gesichtspunkten, • ohne Parteienstellung und ohne individuelle Einzelinteressen, • mit dem Blickwinkel auf den nationalen und internationalen Markt | Wettbewerb

Unternehmensentwicklung schafft Arbeitsplätze und ist daher für den kwf Kärntner Wirtschaftsförderungs Fonds der wichtigste Bestandteil regionaler Entwicklung.

Die Zusammenarbeit von Unternehmen verschiedener Bran- chen, mit dem Ziel das Lavanttal zu einem noch attraktiveren Lebens- und Arbeitsraum zu entwickeln, ist für die Region und auch für Mag. Erhard Juritsch den kwf etwas ganz Besonderes und damit auch besonders förderungs- Vorstand kwf würdig. Denn Regionalentwicklung durch Unternehmen bedeutet, Mag. Hans Schönegger dass diese Unternehmen auch eine über den Betrieb hinausgehende Vorstand kwf Verantwortung wahrnehmen. Sie sind »Botschafter« von der Region »in die Welt hinaus« und umgekehrt und tragen damit zur regionalen Identität und zum Selbstbewusstsein bei. Dynamische Unterneh- men bilden die Basis für eine gute Wirtschaftsentwicklung, für einen prosperierenden Lebensraum. • entwicklungsagentur kärnten War in der Vergangenheit die Wirtschaftsförderung noch großteils auf die Akquisition beziehungs- weise Ansiedelung von neuen Unternehmen gerichtet, so hat sich in den letzten Jahren das Profil der Entwicklungsagentur Kärnten (eak) auf Grund veränderter Rahmenbedingungen dahingehend gewandelt, dass vermehrt auch bestehende, in den Regionen verankerte Unter- nehmen unterstützt werden. Mit der Kooperation zwischen eak und dem Verein Lavanttaler Wirtschaft zur gemeinsamen Entwicklung des

Masterplanes vor zwei Jahren und der Gestaltung des Zukunftspro- Mag. Sabrina Schütz-Oberländer zesses »Quo vadis Lavanttal?« im Vorjahr haben wir uns dieser Heraus- Geschäftsführerin eak forderung im Lavanttal gestellt.

Der Zukunftsprozess nimmt dabei eine ganz besondere Stellung ein, weil dadurch eine ständige Rückkoppelung zu den Inhal- ten des Masterplanes ermöglicht wird. Auf diese Weise kann unab- hängig von Konjunkturlagen eine stabile Entwicklung gewährleistet werden. Mit dem Masterplan und »Quo vadis Lavanttal?« haben wir auch einen neuen Ansatz der Regionalentwicklung in Gang gesetzt.

Mit seinen Aktivitäten hat sich der Verein Lavanttaler Wirt- schaft in den letzten Jahren zu einem Vorzeigemodell für ganz Kärnten entwickelt. Unsere Zusammenarbeit mit dem Verein zeigt, wie gelebte Kooperation funktioniert und Projekte gemeinsam erfolgreich umgesetzt werden können. •

7 Horst Peter Groß, Gerhard Strohmeier, Martina Ukowitz »Quo vadis Lavanttal?« Ausgangslage und Zielsetzung

» Damit verbunden ist die Hoffnung, weitere verantwortungsbewusste und konstruktive Kräfte des Lavanttales zu mobilisieren und zu motivieren …

8 »quo vadis lavanttal?« ist ein überbetrieblich getragener Regionalentwicklungsprozess initiiert von Unternehmern und Wirt- schaftstreibenden, welche die grundsätzliche Positionierung und strategische Ausrichtung dieser Wirtschaftsregion thematisieren und die Rahmenbedingungen eruieren möchten, unter denen das Lavanttal zu einer zukunftsfähigen Vorzeigeregion in Europa entwi- ckelt werden kann.

Ausgangspunkt ist ein vom Verein Lavanttaler Wirtschaft (vlw) und dem Kärntner Wirtschaftsförderungs Fonds (kwf) initiierter Impulsworkshop zu den wirtschaftlichen Entwicklungs- möglichkeiten des Lavanttals im Feber 2007. Dabei wurden die wichtigsten erfolgskritischen Themenschwerpunkte identifiziert, personelle Verantwortlichkeiten vereinbart und Arbeitskreise gebildet und darauf aufbauend unter operativer Begleitung durch die Entwick- lungsagentur Kärnten der »Masterplan Lavanttaler Wirtschaft 2007–2013« in Form eines Ziele- und Maßnahmenkataloges erarbei- tet. Mit dem Vertrag »Zukunft für das Lavanttal« wurde zwischen Land Kärnten und dem Verein Lavanttaler Wirtschaft vereinbart, diesen Masterplan gemeinsam umzusetzen um die wirtschaftliche Zukunft des Lavanttals zu sichern. Mit der operativen Umsetzung des Masterplans wurde die Entwicklungsagentur Kärnten beauftragt. Eine Reihe konkreter Maßnahmen (wie zum Beispiel die Entwicklung und Umsetzung von bedarfsspezifischen Qualifizierungsangeboten unter Einbindung regionaler Bildungsträger) konnten bereits umge- setzt und so innovative Impulse in einigen für die Wirtschaft der Region wichtigen Bereichen gesetzt werden.

Zur strategischen Bündelung der Themen in Form eines klaren, nachhaltig ausgerichteten Arbeitsprogrammes sowie zur Entwicklung breit abgestimmter und förderbarer Projektschritte bedarf es jedoch einer langfristigen, visionären Orientierung. Aus diesem Grunde wurde der Prozess »Quo vadis Lavanttal?« gestartet. Als übergeordneter

Rahmen soll er die Energie, die der vlw in seine zukunftsgestaltende Arbeit bis dahin eingebracht hatte und auch weiterhin einbringen möchte, nicht nur in langfristig ausgerichtete Bahnen lenken, sondern auch auf eine breitere Öffentlichkeit übertragen. Damit verbunden ist die Hoffnung, weitere verantwortungsbewusste und konstruk- tive Kräfte des Lavanttales zu mobilisieren und zu motivieren, an der gemeinsamen Gestaltung einer wünschenswerten Zukunft des Lavanttales mitzuarbeiten. Es gilt, das Lavanttal nicht nur als zukunfts- fähigen Wirtschaftsstandort, sondern ganzheitlich, das heißt auch als attraktiven Kultur- und Lebensraum zu positionieren. – Ein anspruchsvolles Vorhaben, das aufgrund der umfassenden inhaltlichen

9 Arbeit auch in andere gesellschaftliche Systeme und »Zuständigkeiten« interveniert und dabei unterschiedlichste – positive wie auch irritie- rende – Reaktionen auslösen kann.

Aus diesem Grunde wird der »Quo vadis Lavanttal?«-Prozess nicht nur extern moderiert und begleitet, sondern zusätzlich auch – und das ist ein durchaus neuer, an der Alpen Adria Universität Klagenfurt entwickelter Zugang bei Regionalentwicklungsvorhaben – über eine wissenschaftliche Begleitforschung in Form einer Interventions- forschung unterstützt. Damit wird eine weitere sowohl beobachtende als auch, durch das Feedback dieser teilnehmenden Beobachtungen, intervenierende Instanz eingefügt, die den Prozess der Auseinander- setzung mit den Inhalten, Problemen und Zielen qualitativ verbessern soll. Durch ihren intendierten Interventionscharakter kommt in diesem Zusammenhang auch der geplanten Publikation ein besonderer Stellenwert zu, der weit über die Funktion einer Projekt- und Prozessdo- kumentation hinausgeht; sie ist so angelegt, dass sie mittelfristig selbst Teil des Prozesses werden und die Identifikation der Beteiligten mit dem über mehrere Jahre anberaumten und über den definierten Projektzeitraum hinausgehenden Gesamtvorhaben stärken sowie deren Selbstverpflichtung zur weiteren Umsetzung der daraus resultierenden Teilprojekte fördern soll.

Nachhaltige Wirtschaft Jugend schafft Zukunft Internationale Netzwerke Lavanttaler Zukunftskonferenz Abend der Lavanttaler Wirtschaft Umsetzungsworkshop Präsentation des Buches zum Lavanttaler Zukunftsprozess

Begleitforschung Neue Impulse | Umsetzung

Grafik »Quo vadis Lavanttal?« Erstellt nach einer Projekt- skizze des Projektteams des Vereins Lavanttaler Wirtschaft (Horst Jöbstl, Franz Kreuzer, Hans Zarfl, Michael Oberwalder, Maximilian Pulsinger, Wolfgang Sattler, Edwin Storfer)

10 • Zentrale Zielsetzung des Zukunftsprozesses »Quo vadis Lavanttal?« ist die Bearbeitung der möglichen Zielkonflikte zwischen prosperie- render Wirtschaft und hoher Lebensqualität sowie die Identifizierung einer zukunftsfähigen Orientierung der Wirtschafts- und Lebens- region Lavanttal. • Der Zukunftsprozess »Quo vadis Lavanttal?« zielt als überpar- teilicher und überinstitutioneller Dialog in der Region darauf ab, eine geeignete Plattform zur Schaffung von gemeinsamen Werten und Sichtweisen für eine Positionierung zu bieten. In diesem Sinne soll er partizipative Lösungs-, Entscheidungs- und Umset- zungsprozesse in Gang setzen. • Mit dem Zukunftsprozess »Quo vadis Lavanttal?« wird eine Naviga- tionshilfe für die wirtschaftliche Entwicklung des Lavanttales erarbeitet. Dabei sollen die Stärken bewusst gemacht, die Basis für eine Positionierung geschaffen und die Anstrengungen in diese Richtung gebündelt werden. • »Quo vadis Lavanttal?« wird auch Verbindlichkeit schaffen, insbesondere dadurch, dass Ergebnisse mit Maßnahmenbündeln und Umsetzungsverantwortlichkeiten sowie eine wissenschaft- lich fundierte Publikation dazu vorgelegt werden. Auf dieser Basis soll der »Quo vadis Lavanttal?«-Prozess über den vlw hinaus zu einer möglichst breit verankerten Übernahme von Verantwortung bewegen.

Es geht im »Quo vadis Lavanttal?«-Prozess also nicht darum, eine weitere von einigen wenigen externen ExpertInnen (und womög- lich unter Ausschluss der betroffenen Öffentlichkeit) verfasste Studie zu erstellen, sondern darum, über einen bewusst geplanten offenen Prozess aktiv ein Bild einer wünschenswerten Zukunft zu entwerfen und darüber mit der regionalen Öffentlichkeit in den Dialog zu kommen. In diesem Sinne sind auch die medien- und öffentlich- keitswirksamen Veranstaltungen des »Quo vadis Lavanttal?«-Prozesses zu verstehen. Mindestens genauso wichtig ist jedoch auch die fundierte Nachbearbeitung und Analyse dieser öffentlichen Interventionen, die zumeist weniger sichtbare »Knochenarbeit« im Hintergrund, in der es um die konkrete Umsetzung vieler Teilschritte und Maßnahmen geht, die zusammen erst das gemeinsame Ganze ergeben. •

11 1234 Der »Quo vadis Lavanttal?«-Prozess Die Veranstaltungen im Überblick

12 13 1

Forum Wissenschaft und Wirtschaft | 2. April 2008 »Nachhaltige Wirtschaft« Utopisches Konzept oder strategische Chance für kmu?

Vorträge Univ.-Prof. DDr. Franz Josef Radermacher, Univ.-Prof. Dr. Peter Heintel, Prof. Dr. Friedrich Schmidt-Bleek

Podiumsdiskussion Prim. Dr. Walter Döller, DI Gottfried Joham, Franz Kreuzer, DI Dr. Johann Persoglia, Dr. Gerhard Seifried, Hans Zarfl

Kooperationen und Unterstützung Veranstaltet in Kooperation mit dem Universitäts.Club Klagenfurt Unterstützt von Kärntner Wirtschaftsförderungs Fonds, Entwicklungsagentur Kärnten, Neue Kärntner Tageszeitung, Kärntner Sparkasse, Wiener Städtische, Institut für Interventionsforschung und Kulturelle Nachhaltigkeit (Universität Klagenfurt)

Konzeption Mag. Dr. Horst Peter Groß, Dr. Wolfgang Sattler

Moderation Mag. Dr. Horst Peter Groß

Festsaal des Wolfsberger Rathauses ca. 180 TeilnehmerInnen

14 der vlw und der universitäts.club klagenfurt luden gemeinsam zu dieser ersten Veranstaltung des »Quo vadis Lavanttal?«- Zukunftsprozesses ein, die thematisch der Frage nach einer nachhal- tigen Form des Wirtschaftens gewidmet war und die Zukunftsfähigkeit von kmu kritisch hinterfragen sollte – sowohl aus regionaler als auch aus einer globalen Perspektive. Nachhaltige Entwicklung, so der Tenor der Veranstaltung, ist nicht nur für die einzelnen Unternehmen oder

für die regionale Wirtschaft eine wichtige Frage, sondern für den gesamten Lebensraum Lavanttal, für die regionale Gesellschaft, ihre Kultur und Lebensbedingungen von zentraler Bedeutung.

Für Franz Josef Radermacher sind die ökologischen Fragen nur gemeinsam mit den gesellschaftlichen Fragen der Nachhaltigkeit, der Fairness in der Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums zu lösen, was wiederum mit der Forderung nach gesellschaftlicher Innovation im Sinne einer »Global Governance« verbunden ist. Für UnternehmerInnen stünden in erster Linie technische Innovati- onen an, vor allem im Umgang mit Ressourcen. Doch neben diesen technischen Innovationen seien auch »Governance-Innovationen« erforderlich, die den sparsamen Ressourcenverbrauch belohnen. Für eine »Welt in Balance« müssen die heute »global massiv falschen

Regeln« einer neo-liberalen Wirtschaftspolitik verändert werden: Steuern seien nicht per-se zu reduzieren, sondern richtig einzusetzen; Bürokratie sei nicht per-se abzubauen, sondern zu optimieren; freier Markt sei nicht die Lösung, sondern der Rahmen für sinnvolle Regulie- rungen, ohne die er nicht funktionieren kann.

Der zweite Referent Friedrich Schmidt-Bleek knüpft an die Vorschläge Radermachers an. Unter dem Titel »Nachhaltigkeit findet nur dann statt, wenn es sich lohnt. Dematerialisierung in der Praxis« widmet er sich vor allem dem Ressourcenverbrauch, den er als »Natur- verbrauch« bezeichnet. Da unsere Wirtschaft von ungeheuren Stoffströmen mit allen Konsequenzen des Verbrauchs lebt, gehöre bei

15 der Umweltgesetzgebung angesetzt: Gefragt seien »Öko-Innovationen«, in denen »menschliche Bedürfnisse durch wettbewerbsfähige Güter und Handlungsweisen bei minimalem Einsatz und minimaler Abgabe von Stoffen befriedigt werden«. Angesichts zukünftig deutlich steigender Rohstoffkosten sei es nicht nur ökonomisch sinn- voll, durch reduzierten Materialeinsatz (ein »Faktor 10« ist möglich!) Kosten zu sparen, sondern auch ökologisch absolut notwendig. Dieses strategische Ziel sei auch für das Überleben von kmu zunehmend wichtig, die sich frühzeitig fragen sollten, wie sie über den »Faktor 10« einen deutlich geringeren Ressourcen-Einsatz erreichen können. Nicht nur die möglichen Einsparungen seien enorm, es gelte, das ökolo-

gisch Vernünftige umzusetzen, was auch Geld spart. Schmidt-Bleek ruft auch die Zivilgesellschaft auf, und zwar beginnend mit den Gemeinden, auf die Politik Druck auszuüben, in Entscheidungen auf die sparsame Verwendung von Ressourcen, von Natur abzuzielen: »Wir müssen bald anfangen, vor allem in das zu investieren, was Ressourcen spart!«

Peter Heintel verweist auf die Paradoxie, dass die Menschen als »Widerspruchswesen« oft zwar wissen, was richtig sei, es aber trotz- dem nicht tun. Um das Richtige zu verankern, reichen daher Appelle nicht aus, sondern es müssen soziale Prozesse organisiert werden, in die möglichst viele in die Gestaltung von Ideen für die Zukunft einbe- zogen sein sollten: »Visionen sollen Wegweiser ins Leben setzen, die kollektive Energien bündeln.« Das jedoch braucht Zeit und Energie! In diesem Sinne sieht Heintel den »Quo vadis Lavanttal?«-Prozess »gut angelegt in einer Übergangszeit«, in der die Frage gestellt werden müsse, wie man zum richtigen Tun kommt.

Auf dem Podium diskutieren, moderiert von Horst Peter Groß, Franz Kreuzer, Gerhard Seifried, Hans Zarfl, Gottfried Joham, Johann Persoglia und Walter Döller mit den Referenten Radermacher, Schmidt- Bleek und Heintel.

Einige Ausschnitte aus der sehr interessanten und lebendig geführten Diskussion Franz Kreuzer fühlt sich durch die Ausführungen der Referenten bestätigt im Kurs der Lavanttaler Wirtschaft, aktiv Visionen zur Gestal- tung der Zukunft zu entwickeln. Die Wirtschaft baue auf Innovation und Forschung und sehe innovative Maßnahmen vor, um zu sparen.

16 Er schlägt aber auch Strukturveränderungen in der Politik vor, wie zum Beispiel schlankere Entscheidungsstrukturen in der Region, und fordert plakativ: »Ein Bürgermeister für das Lavanttal ist genug!« Friedrich Schmidt-Bleek betont in Bezug auf die Lage der Wirtschaft des Lavanttales, dass es nicht um kurzfristige Zufriedenheit gehe, sondern um Weichenstellungen für die nächsten 10 – 15 Jahre und danach. Auf die Frage von Johann Persoglia, wie in der Schule motivierender mit

der Jugend umgegangen werden könne, kritisiert Peter Heintel das derzeitige Schulwesen als strukturell nicht in der Lage, den heutigen Anforderungen an das Lernen nachzukommen. Auch in der Regional­entwicklung gehe es um neue Strukturen, um Netzwerkorga- nisation, die verschiedene gesellschaftliche Systeme verbindet. Oft werde unterschätzt, was in die Organisation von Vernetzung inve- stiert werden muss. Kommunikation zu organisieren, Vertrauen zu bilden und zu erhalten, sei zeitaufwendig und erfordere viel Energie. Gerhard Seifried weist darauf hin, dass der Slogan »Geht’s der Wirtschaft gut, geht’s uns allen gut« nur dann stimmt, wenn soziale Gerechtigkeit angestrebt wird. Es gehe darum, den richtigen Weg dafür zu finden – in Kooperationen und im Dialog. Dabei spricht er auch die Beteiligung von Frauen an, die in Zukunft verstärkt werden sollte. Walter Döller sieht die Zukunft in verstärkten Dienstleistungen, vor allem in einem kooperativen Zusammenspiel von Gesundheits- dienstleistungen mit dem Tourismus. Auf die Frage von Franz Kreuzer, wie China als Ziel- und Käufermarkt entwickelt werden kann, weist Franz Josef Radermacher darauf hin, dass schon jetzt Europa ein bedeu-

17 tender Partner Chinas und Indiens für wirtschaftliche Innovationen sei und die Integration von Indern und Chinesen in das globale Wirt- schaftssystem wichtig und unaufhaltsam sei.

In den Schlussworten zur Veranstaltung betont Horst Peter Groß, dass »es um mehr geht als den kurzfristigen Erfolg, sondern um globale wirtschaftliche Gerechtigkeit und eine wettbewerbsfähige Nachhaltigkeit«. Horst Jöbstl schließt die Veranstaltung, indem er die Bereitschaft der Wirtschaft im Lavanttal bekräftigt, sich nicht nur

an kurzfristigen Profiten zu orientieren, sondern die Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen. Er fordert auch die Politik auf, sich am gemeinsamen Nachdenken über die langfristigen Zukunftschancen des Lavanttales zu beteiligen.

Mögliche Konsequenzen und weiterführende Umsetzungsideen Zur praxisorientierten Vertiefung und konkreten Auseinandersetzung mit den Themen Energieeffizienz, Ressourcenproduktivität und Dematerialisierung im Sinne eines »Faktor 10« könnte ein überbetrieb- liches Pilotprojekt aufgesetzt werden, in dem das entsprechende Handwerkszeug zur Analyse der jeweiligen Situation der beteiligten Unternehmen vorgestellt und angewendet wird. Die gemeinsame Reflexion der Erfahrungen könnte daraufhin entweder in konkrete

Umsetzungs- und Verbesserungsprozesse auf einzelbetrieblicher Basis (wenn gewünscht mit externer Expertenbegleitung) oder in syner- getische überbetriebliche Kooperationsprojekte (bei ähnlichen bezie- hungsweise sich überschneidenden Problemlagen) münden. Sollten damit positive Erfahrungen gemacht beziehungsweise eine vertiefende Ausbildung von MitarbeiterInnen der beteiligten Unternehmen als sinnvoll und notwendig erachtet werden, könnte auch die Entwicklung und Durchführung eines Universitätslehrganges in Betracht gezogen werden.

18 Damit im Zusammenhang folgender Verweis: a) Energieeffizienz spielt nicht nur auf der Ebene von Profit-Unter- nehmen, sondern auch im öffentlichen, interkommunalen Bereich eine wichtige Rolle. Im Zusammenhang mit Fragen einer dezentralen Energieversorgung, dem vorsorglichen Umstieg auf erneuerbare Ener- gien sowie dem Thema der regionalen Energieautarkie wären somit gemeinsame Projekte aller Gemeinden in Zusammenarbeit mit der Lavanttaler Wirtschaft eine womöglich lohnende Überlegung. b) Die Überlegung (konkret geäußert in Folge der Zukunftskonferenz) an der htl einen Ausbildungslehrgang »Alternative Umwelttechnik« einzurichten, ist in diesem Zusammenhang ebenfalls mit zu bedenken.

Überlegenswert ist auch, den Kontakt mit der Wissenschaft auszubauen, zu konkretisieren und zu institutiona- lisieren: Beispielsweise … • beginnend mit der Institutionalisierung einer Vortragsreihe im Lavanttal (wobei hier insbesondere auf die Möglichkeit einer fundierten Diskussion und Nachbearbeitung im kleinen Kreis zu achten wäre) • über die verstärkte Durchführung wissenschaftlich unterstützter Projekte, etwa in den Bereichen nachhaltiger Technikentwicklung oder innovativer Managementstrukturen • bis hin zur Bündelung der überbetrieblichen Weiterbildungs- aktivitäten, etwa in Form eigens konzipierter Workshops, Seminare und fundierter Lehrgänge abgestimmt auf die konkreten Bedürfnisse der beteiligten Unternehmen. •

19 2

Workshop | 3. Juli 2008 Jugend schafft Zukunft Schülerinnen und Schüler diskutieren die Lebens- und Arbeitsqualität im Lavanttal

Teilnehmende Schulen htl Wolfsberg, Stiftsgymnasium St. Paul, hak Wolfsberg, borg Wolfsberg

Kooperationen und Unterstützung Unterstützt von Kärntner Wirtschaftsförderungs Fonds, Entwicklungsagentur Kärnten, Wirtschaftskammer Österreich

Konzeption Mag. Dr. Horst Peter Groß, Dr. Wolfgang Sattler

Moderation Mag. Dr. Horst Peter Groß

Veranstaltungszentrum kuss ca. 100 TeilnehmerInnen

20 »ihr seid die zukunft des lavanttals, sagt uns, was euch bewegt, was euch wichtig ist!« – Mit diesen Worten eröffnete Horst Jöbstl an einem der letzten Schultage vor den Sommerferien die Veran- staltung »Jugend schafft Zukunft«. Die Schülerinnen und Schüler nahmen das Angebot, ihre Gedanken zu Gegenwart und Zukunft des Lavanttals zu äußern, gerne an.

Die Jugendlichen erzählen, sie würden sich freuen, dass sie um ihre Meinung gefragt werden und es sei ihnen ein Anliegen, etwas für die Region zu tun. Sie sehen es als gute Gelegenheit, mit der Lavanttaler Wirtschaft in Kontakt zu kommen, sie kämen mit Respekt und sie seien vor allem auch sehr neugierig, wie so ein Workshop gemeinsam mit UnternehmensvertreterInnen verlaufen könnte. Neugierig kamen auch die VertreterInnen der Wirtschaft, die gemein- sam mit den Jugendlichen in die Gruppenarbeiten gingen, um über die Lebens- und Arbeitsqualität im Lavanttal zu diskutieren.

Sehr wichtig sind für die Jugendlichen vielfältige Möglich- keiten der Freizeitgestaltung. Hinsichtlich des Angebots an Veranstal- tungen und Lokalen für Jugendliche sind die Einschätzungen unterschiedlich. Einige zeigen sich zufrieden, die Mehrheit wünscht sich aber eine größere Anzahl an modernen Lokalen, ein schönes Jugendzentrum, ein großes (Freiluft-)Kino sowie ein gut abgestimmtes,

vielfältiges kulturelles Veranstaltungsprogramm, das Konzerte, Feste, aber auch interessante Vorträge oder Workshops umfasst. Im Bereich des Sports halten die Jugendlichen einen Ausbau der vorhandenen Infrastruktur für notwendig. Es brauche ein Sportzentrum mit einer öffentlich zugänglichen Sporthalle, ein Eisstadion, das Schigebiet auf der sollte ausgebaut werden und vor allem – dies ist der am häufigsten geäußerte Vorschlag – brauche das Lavanttal ein Hallenbad.

Den Vorschlag, ein Hallenbad beziehungsweise eine Therme zu schaffen, sehen die SchülerInnen auch im Zusammenhang mit der Weiterentwicklung des Tourismus. Die Zukunft des Tourismus sehen sie im Bereich Wellness- und Rehabilitation, wofür entspre- chende Hotels gebaut werden sollten, sowie in der besseren Nutzung der Bergregion und des Stiftes St. Paul.

Ein weiteres wichtiges Thema ist das Einkaufen im - tal. Die Jugendlichen wünschen sich ein besseres Angebot an moder- nen Geschäften mit längeren Öffnungszeiten, die – ergänzt durch nette Lokale – Erlebniseinkauf bieten. Ob es dafür ein Einkaufszentrum braucht oder ob Wolfsbergs Altstadt zu einer Einkaufszone umge- staltet werden soll, dazu gehen die Meinungen auseinander. Um die ­Atmosphäre eines Einkaufszentrums in die Altstadt zu bringen,

21 gibt es einen Vorschlag: Zwischenwände könnten herausgenommen werden, um Geschäfte zu verbinden und ein Flanieren von Haus zu Haus zu ermöglichen.

Zum Thema Mobilität und Verkehrsinfrastruktur gibt es eine Reihe von Verbesserungsvorschlägen. Einerseits sollen die über­ regionalen Verbindungen ausgebaut werden (Schienen- und Straßennetz, Flughafen), andererseits soll es durch flexible Bus- und Shuttle-Dienste leichter und billiger werden, im Lavanttal mit

öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs zu sein. In der Innenstadt Wolfsbergs regen die Jugendlichen eine verkehrsfreie Zone an, freilich müssten dann entsprechende günstige Park&Ride-Möglich- keiten geschaffen werden.

Hinsichtlich einer beruflichen Zukunft im Lavanttal äußern sich die SchülerInnen unterschiedlich. Einige wenige sagen, sie hätten vor, nach der Schule im Lavanttal zu bleiben. Der weitaus größere Teil meint, es wäre besser oder sogar notwendig, zumindest zur weiteren Berufsausbildung, einige meinen aber für das gesamte Berufs- leben, aus der Region wegzugehen. Für das Weggehen sprechen vor allem vermutete bessere Aufstiegschancen außerhalb des Lavant- tals, der Mangel an Arbeitsplätzen im angestrebten Berufsfeld und der Wunsch, andere Regionen und Länder kennen zu lernen. Als Haupt- grund für ein Zurückkommen nach der Ausbildung nennen die Jugend- lichen die gute Lebensqualität, als notwendige Voraussetzung gute Arbeitsmöglichkeiten. Mithilfe der modernen Kommunikations­ technologien, wird von einigen vermutet, ließe sich aber eventuell Arbeit verstärkt räumlich flexibel organisieren. Die Frage der Abwande- rung würde sich dann etwas anders stellen.

22 Die wirtschaftliche Lage in der Region wird unterschiedlich eingeschätzt und es entsteht der Eindruck, die Jugendlichen fühlen sich auch zu wenig informiert, welche beruflichen Möglichkeiten es im Tal gibt. Zum Thema Arbeitsqualität sind die Vorstellungen klarer: Den Jugendlichen sind sichere Arbeitsplätze, flexible Arbeitszeiten, leistungsorientierte Bezahlung und Aufstiegsmöglichkeiten, aber auch familienfreundliche Betriebe mit flexibler, eventuell betriebsüber- greifender Kinderbetreuung wichtig. Die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung im Lavanttal wird im Bereich der Industrie mit Schwer- punkt auf High-Tech gesehen, wichtig wären allerdings auch Arbeits- plätze für AkademikerInnen in anderen Branchen. Mehrmals genannt wird die Ausrichtung auf innovative Entwicklungen im Bereich Enger- giegewinnung und -nutzung. Die Ideen reichen von der Entwicklung von serienreifen Elektroautos über Innovationen im Bereich Wasser­ nutzung, Photovoltaik, Biomasse, einen Windpark auf der Koralpe bis hin zur Vision von energieautarken Gemeinden.

Im Zusammenhang mit dem Thema Aus- und Weiterbildung wird die Frage diskutiert, welche Bildungsinstitutionen es in der Region bräuchte. Der Grundtenor lautet: Die Jugendlichen brauchen einerseits ein größeres Bildungsangebot und Akzente von außen, andererseits vor allem Information und Beratung über bereits bestehende Angebote. Ob es in der Region eine Fachhochschule oder eine Universität geben

soll oder eine virtuelle Anbindung an Bildungsinstitutionen geschaf- fen werden soll, dazu gehen die Meinungen auseinander. Gewünscht werden mehr technische Vorträge, Schulpartnerschaften, sowie eine bessere Verschränkung von Schule und Arbeitswelt, etwa durch Ferialpraktika für jeden Mittelschüler.

Das Thema Ferialpraxis liegt auch den Unternehmens­ vertreterInnen am Herzen und es wird ausführlich diskutiert. Die Jugendlichen arbeiten in den Ferien, um Einblicke ins Berufsleben zu gewinnen, Kontakte zur Wirtschaft zu knüpfen und so ihre Zukunfts- chancen zu sichern, und freilich auch um Geld zu verdienen. Wie einfach oder schwierig es ist, einen guten Job zu finden, wird unter- schiedlich eingeschätzt und die Jugendlichen fühlen sich insgesamt zu wenig informiert, welche Arbeitsmöglichkeiten und welche Aufnahmekriterien vorliegen. Hinsichtlich der Arbeitsbedin- gungen gibt es positive und negative Erfahrungen. Wichtige Parameter sind die Arbeitszeitgestaltung, die Bezahlung, die Art der Tätigkeit sowie die Beziehung zu den KollegInnen im Unternehmen. Die PraktikantInnen wünschen sich sinnvolle, gut geplante, abwechs- lungsreiche Tätigkeiten, ein kooperatives Klima, geduldige KollegInnen und ein rechtes Maß zwischen sorgfältiger Anweisung und der

23 Möglichkeit selbständig zu arbeiten. Die bisherigen Erfahrungen der Jugendlichen mit Ferialpraxis sind vorwiegend positiv: es sei interes- sant gewesen, sie hätten viel gelernt – in fachlicher Hinsicht, aber auch

über das Berufsleben – und sie hätten in der Schule Gelerntes in den Unternehmen umsetzen und umgekehrt ihre Erfahrungen im Ferialjob für die Schule nützen können.

Weitgehend einig sind sich die Jugendlichen darin, dass es schön ist im Lavanttal – die Landschaft, die gesunde Umwelt, die guten sozialen Kontakte bedeuten hohe Lebensqualität. Allerdings könnte alles etwas offener, jünger, moderner sein – Wie könnten Jugendliche dies anders sehen?

Mögliche Konsequenzen und weiterführende Umsetzungsideen Grundsätzlich ist die weitere Einbindung der Jugend in die Umset- zungsphase des »Quo vadis Lavanttal?«-Prozesses zu empfehlen. Dies könnte eventuell in Form der Einrichtung eines eigenen Arbeitskreises erfolgen, in den spezifische Fragestellungen seitens der Unternehmen und des vlw eingebracht, von Jugendlichen im Sinne von Empfeh- lungen ausgearbeitet und infolgedessen gemeinsam diskutiert werden.

Dabei würde sich beispielsweise das Thema »Mobilität« anbieten, das für Jugendliche zentral zu sein scheint (»Bus on demand«). Hierzu wäre eventuell auch eine Zusammenarbeit mit der Technischen Fakul- tät der Alpen Adria Universität Klagenfurt anzudenken.

• Ferialjobs sollten öffentlich und transparent ausgeschrieben werden (eventuell als überbetrieblich organisierte Ferialjob-Börse). • Um den Kontakt mit MaturantInnen, die im Zuge ihrer weiteren Berufsausbildung (Universität, Fachhochschule, Ausland …) aus dem Lavanttal wegziehen, aufrecht zu erhalten beziehungsweise zu erleichtern, könnten anlässlich der Matura »Ferialjob-Schecks« oder »Praktikums-Schecks« ausgegeben werden.

24 • Kooperationen mit Schulen (Schulprojekte) und AbsolventInnen­- vereinigungen gewisser Schulen im Lavanttal, wie auch mit BildungsberaterInnen der Schulen, LehrerInnen und Eltern, eventuell sogar unter Einbindung des ams. • Einmal jährlich eine Zukunftswerkstatt mit Jugendlichen (zu einem jeweils aktuellen Thema) institutionalisieren. • Tage der offenen Tür der Lavanttaler Wirtschaft für Jugendliche | Schüler und Eltern einrichten. • Vom vlw bereits angedacht ist eine Prämierung der jahrgangsbesten SchülerInnen sowie die Installierung einer Info-Mediathek in der Aula des Schulzentrums Wolfsberg. • Um die Internationalisierung der Unternehmen zu unterstützen und die Attraktivität des Arbeitsangebotes zu erhöhen könnten Auslands- aufenthalte von Auszubildenden im Rahmen der Berufstätigkeit ermöglicht werden (siehe dazu beispielsweise: Die Hochschule der Handwerker – www.compagnons-du-devoir.com). •

25 3

Gesprächs- und Diskussionsrunde | 22. August 2008 Internationale Netzwerke mit Lavanttaler Wurzeln Große Töchter | Große Söhne

DiskutantInnen Univ. Prof. DI Dr. Dietrich Fellner, DI Gert Keuschnigg, DI Daniel Pressl, Dr. Vladimir Preveden, Mag. Sabine Schauer, Dr. Hans Peter Zarfl

Kooperationen und Unterstützung Unterstützt von Kärntner Wirtschaftsförderungs Fonds, Entwicklungsagentur Kärnten, Wirtschaftskammer Österreich

Konzeption Mag. Dr. Horst Peter Groß, Dr. Wolfgang Sattler

Moderation Mag. Dr. Horst Peter Groß

Schloss Wolfsberg ca. 75 TeilnehmerInnen

26 viele gut ausgebildete und motivierte Menschen haben das Lavanttal verlassen und im In- und Ausland beachtliche Leistungen erbracht sowie Anerkennung erworben. Der Blick dieser Menschen auf das Tal, ihre Überlegungen und auch Empfehlungen für die Entwick- lung der Region können wichtige Impulse bieten für die Gestaltung der Zukunft. In diesem Sinne lud der Verein Lavanttaler Wirtschaft zu einem Abend mit international erfolgreichen Persönlichkeiten aus dem Lavanttal in das Schloss Wolfsberg, um mit diesen Fragen der internationalen Positionierung des Lavanttales und der Steigerung der Attraktivität dieses Wirtschaftsstandortes, aber auch das Anknüp- fen an internationale Netzwerke zum Nutzen zukünftiger Vorhaben im Lavanttal zu diskutieren.

Moderiert von Horst Peter Groß nehmen Mag. Sabine Schauer, Univ. Prof. DI. Dr. Dietrich Fellner, DI Gert Keuschnigg, DI Daniel Pressl, Dr. Vladimir Preveden und Dr. Hans Peter Zarfl auf künstlerisch gestalteten »Erzählenden Bänken« Platz, die von der Lavanttaler Tisch- lergemeinschaft im Rahmen eines Projektes mit dem Märchenerzähler Volke Tegetthoff geschaffen wurden.

Dietrich Fellner betont, dass Kreativität in der Forschung große Forschungseinrichtungen benötige, »Ökosysteme« für Exzellenz, eine Zentrierung von Kapazitäten. Er argumentiert gegen eine Zersplit- terung von Ausbildungseinrichtungen und ist dagegen »jedem Dorf seine Fachhochschule« einzurichten. Das Lavanttal sei nicht abge­ schottet, es komme darauf an, die besten Leute hierher zu bekommen, egal, wo sie ihre Ausbildung gemacht haben. Monitoring von Netz­ werken sei eine Möglichkeit, gute Leute zu finden. Das Finden und Heranziehen von Talenten ist auch nach Vladimir Preveden einer der Schlüssel für eine erfolgreiche Wirtschaftsentwicklung einer Region, er spricht von einem »Krieg um Talente«. Man müsse aktives Sourcing betreiben, ein attraktives Umfeld für qualifizierte Arbeitskräfte bieten, ihnen ein Umfeld bieten, in dem sie sich auch entwickeln können.

Das Lavanttal habe zwei große Stärken: eine starke techno- logische Basis und eine sehr hohe Lebensqualität. Ein Vorteil aus der Sicht beider Gäste liegt auch in einem »österreichischen Weg« der »Soft Skills«, einer guten Kompetenz im Umgang mit Komplexität, mit Verschiedenheit, verschiedenen Kulturen. In diesem Sinne wird der Wirtschaft des Lavanttales dringend empfohlen, sich zu vernetzen. Der Zukunftsprozess weise bereits in diese Richtung. Eine Empfehlung von Dietrich Fellner geht dahin, großzügiger mit Risiko umzugehen: »Man muss auch Misserfolge riskieren, um Erfolg zu haben. Erbsen­ zähler machen im Kleinen zwar alles richtig, im Großen machen sie aber alles falsch«.

27 Sabine Schauer zeigt sich positiv überrascht, was alles im Entwicklungsprozess des Lavanttales geschieht und gratuliert dazu der ganzen Region. In den usa hat sie erfahren, wie wichtig regio- nale Cluster für die Struktur einer Region sind und wie die Synergien zwischen der Entwicklung der Region und der Wirtschaft zur Image- bildung beitragen. Das Image einer Region lebe von ihren jeweiligen Besonderheiten, und man könne eine Region als Marke aufbauen, wenn man kommuniziert, was in der Region positiv passiert.

Für Gert Keuschnigg ist es wichtig, die Kommunikation zwischen dem Lavanttal und überregionalen Zentren wie beispiels- weise Wien aktiv zu gestalten (zum Beispiel über den Club in Wien). Kommunikation in Netzwerken sollte geplant und alle Möglich- keiten dazu genutzt werden. Dies gelte auch für die Beziehung der Lavanttaler Wirtschaft zu den AbsolventInnenvereinen der Bildungs- einrichtungen, die sich zur Netzwerkbildung eignen, etwa der Absol- ventenverein der htl. Für die strategische Entwicklung der Region verweist Keuschnigg unter Bezugnahme auf die strategischen Umstruk- turierungen bei ibm, dass Transformationen einen langen strate- gischen Horizont in die Zukunft brauchen: »Mindestens zehn Jahre und nicht zwei Jahre!« Bei der Entwicklung der Region wird empfohlen, auf die einzelnen Betriebe einzugehen und von deren Bedürfnissen und Möglichkeiten ausgehend zu entwickeln, wo man in Zukunft als Region stehen möchte. Um erfolgreiche Persönlichkeiten zurück ins Lavanttal

zu bringen, müsse nicht nur die Lebensqualität attraktiv sein, sondern auch das Berufsumfeld für diese stimmen: Entwicklungsmöglichkeiten und Perspektiven bieten in erster Linie die internationalen Aktivitäten der Unternehmen.

Daniel Pressl betont die Bedeutung von Reisen in seinem Bildungsweg, die Möglichkeit nicht nur Sprachen, sondern auch von anderen Kulturen zu lernen. Seine »Mission« im Lavanttal sieht er darin, Jugend und Unternehmen zusammenzubringen. Einer seiner Vorschläge ist, eine Homepage zur Verfügung zu stellen, auf der Unter- nehmen Probleme beschreiben und von Jugendlichen Lösungen eingebracht werden können. Im Lavanttal solle ein »Innovations- Ökozentrum« entstehen, das als Medium das Internet benutzt: »Jeder kann Ideen einbringen, jeder hört zu und bewertet mit.«

Hans Peter Zarfl sieht den Hauptunterschied zu denusa , aber auch zu Kitzbühel, wo er viele Jahre lang tätig war, in der Art und Weise, wie man dort die Probleme anpackt und damit umgeht. Das Lavanttal sieht er als »wunderbaren Lebensraum«. »Lebensqualität, Umwelt – wie

28 saubere Luft, Wasser, Wald – und persönliche Sicherheit sind heute keine Selbstverständlichkeit«. Projekte könne man überall durchfüh- ren, deshalb wähle man den Ort, an dem man lebt und arbeitet, nach Möglichkeit nach dem Kriterium der Lebensqualität aus. Das Lavanttal habe viele gute Leute, es müsse Selbst-Bewusstsein entwickeln (»Wir sind das Lavanttal!«) und Projekte verwirklichen, mit denen sich alle in der Region identifizieren.

Diskussion und Schlussfolgerungen In der abschließenden Diskussion weist Franz Kreuzer auf die beson- dere Position des Lavanttales als eine der wirtschaftsstärksten Regionen Österreichs hin, auf das hohe Lohnniveau, viele Neugründungen und technologisch innovative Unternehmen. Das Lavanttal wird als

»High-Tech-Factory« Österreichs bezeichnet, als eine Innovations- region mit intelligenter Produktion und intelligenten Produkten, die weltweit ihre Märkte haben. Der Verein Lavanttaler Wirtschaft übernimmt mit dem »Quo vadis Lavanttal?«-Prozess Verantwortung für die Zukunft, wünscht sich von den internationalen Gästen, dass sie die »High-Tech-Factory« Lavanttal international empfehlen, und lädt sie ein, außerordentliche Mitglieder des Vereins zu werden: »Der Input von außen ist uns wichtig!«

Horst Jöbstl zieht in seinem Schlusswort ein Fazit der Veranstaltung: »Der gelungene Abend war ein Anfang, die internatio- nalen Netzwerke von LavanttalerInnen zu nutzen!« Es gehe in Zukunft darum, mithilfe dieser Netzwerke die Marke Lavanttal zu entwickeln, Forschung besser wahrnehmen zu können, die Jugend besser in Kontakt zur Wirtschaft zu bringen und das Lavanttal inter­ national gut zu positionieren.

Mögliche Konsequenzen und weiterführende Umsetzungsideen Den Kontakt und die Kommunikation mit den »Expatriots« weiter aktiv suchen, professionell auf- und ausbauen (zum Beispiel eigene Stelle beim vlw, Datenbank) und einen regelmäßigen Erfahrungsaus- tausch im Sinne der durchgeführten Veranstaltung zum Beispiel in Form von Kamingesprächen organisieren. Hier könnte der Universitäts. Club Klagenfurt, mit dem zusammen bereits die erste Veranstaltung des »Quo vadis Lavanttal?«-Prozesses organisiert wurde, das verbin- dende Element darstellen. »Große Töchter und Söhne« in die Bearbeitung von spezifischen Problemstellungen einbinden und diese beziehungsweise ihre Netzwerke für die konkrete Problem­lösung gezielt nutzen. In diesem Sinne könnten bereits die ersten geknüpften Kontakte aus der Veranstaltung für die Umsetzung der Ergebnisse des »Quo vadis Lavanttal?«-Prozesses genutzt werden. •

29 4

Workshop | 3.–4. Oktober 2008 Zukunftskonferenz Lavanttal 2020

Teilnehmende aus folgenden gesellschaftlichen Bereichen Banken, Bildungswesen, Gastronomie, Gesundheitswesen, Handel, Interessenvertretung, Kultur, Landwirtschaft, öffentliche Verwaltung, Politik, Rechtswesen, Tourismus, Wirtschaft (Handwerk, Industrie, Freiberuflich Tätige, Junge Wirtschaft)

Kooperationen und Unterstützung Unterstützt von Kärntner Wirtschaftsförderungs Fonds, Entwicklungsagentur Kärnten, Wirtschaftskammer Österreich

Konzeption Mag. Dr. Horst Peter Groß, Dr. Wolfgang Sattler, Herbert Steiner

Moderation Herbert Steiner, Ing. Gerhard Holzer, Mag. Helga Pesserer, Mag. Dr. Horst Peter Groß

Veranstaltungszentrum kuss ca. 70TeilnehmerInnen

30 um für größere systeme, beispielsweise für Regionen, neue Ideen und Konzepte zu entwickeln, Ziele und Maßnahmenkataloge zu definieren und durch den gemeinsam durchlebten Prozess ein Wir-Gefühl, Energie und Motivation zu schaffen, wurde in den usa die Methode der Zukunftskonferenz entwickelt. TeilnehmerInnen aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen und Interessengruppen versammeln sich, um konsensorientiert und ergebnisoffen zukunfts- weisende Themen zu diskutieren.

Als vierte Veranstaltung im »Quo vadis Lavanttal?«-Prozess wurde – in leicht adaptierter Form – eine solche Zukunftskonferenz abgehalten. Nach umfangreichen Vorbereitungen des Vereins Lavant- taler Wirtschaft, bei der die umsichtige Auswahl und Einladung der TeilnehmerInnen im Mittelpunkt stand, traf man sich, um in einein- halb Tagen ausgehend von Einschätzungen zu Vergangenheit und Gegenwart des Lavanttales Visionen für eine gute Zukunft der Region zu entwickeln. Folgende Themenkreise wurden diskutiert:

• Die wirtschaftliche Entwicklung des Lavanttales im Bereich Industrie, Gewerbe, Handwerk • Technologische Entwicklungen und die Möglichkeiten, die sich dadurch für die Region bieten • Alternative Energiekonzepte und bewusster Einsatz von Ressourcen • Die Verkehrs-Infrastruktur • Einkaufen im Lavanttal • Sport- und Freizeitmöglichkeiten • Die Entwicklung der Landwirtschaft • Die Gastronomie in der Region • Die Entwicklung des Tourismus im Lavanttal • Das Lavanttal als Kultur-Region • Das Lavanttal als wertvoller Lebensraum • Jugend und ältere Generation, Frau und Familie • Identität und Selbstbewusstsein des Lavanttales Die Wirtschaft als eine der treibenden

Kräfte in der Region Den verschiedenen diskutierten Themen wird unterschiedlich großes Gewicht beigemessen. Besonders von Bedeutung ist für die Teilneh- merInnen die wirtschaftliche Entwicklung in der Region. Die Diskussi- onen in den Kleingruppen zeigen, dass prägende negative Erfahrungen im Zusammenhang mit der Schließung von Leitbetrieben, besonders die Still-Legung des Bergbaus, nachwirken, andererseits wird aber große Zufriedenheit über die positive Entwicklung in den letzten Jahren geäußert. Die Frage der wirtschaftlichen Entwicklung wird einerseits

31 mit dem Fokus auf Technologie und Innovation und andererseits in Richtung Jugend, Bildung, Erhaltung des schönen Lebensraums und Vereinbarkeit von Arbeits- und Lebensqualität weiterdiskutiert.

Ideenfabrik Lavanttal – Technologische Entwicklung und Innovation als Chance für die Zukunft Die bisherige technologische Entwicklung wird für das Lavanttal als große Chance gesehen. Am Beispiel des Internet könne man beobachten, wie es der Region gelungen sei, sich nach außen zu öffnen. Für die Zukunft hält man Neugier und Innovationsfreude für ganz entscheidend. Als Zukunfts-Vision werden gut ausgebaute Forschungs-

netzwerke und Zentren für Forschung und Entwicklung bezeichnet. Konzepte alterativer Energiegewinnung werden besonders intensiv diskutiert. Man zeigt sich stolz darauf, was bisher etwa an Solar­technik und Gewinnung von Energie aus Windkraft umgesetzt wurde, vermisst aber ein umfassendes Konzept für die Region, in dem verschiedene Einzelinitiativen gebündelt und gemeinsam auch unter Einbe­ziehung von Bildungseinrichtungen der Region weiterentwickelt werden könnten. Hier geht es den TeilnehmerInnen einerseits darum, techno­ logischen Vorsprung zu gewinnen und Kooperation und Abstimmung im Tal zu fördern, andererseits aber auch darum, den schönen Lebens- raum zu schützen. »Arbeiten im Paradies« bedeute, Lebensqualität und Wirtschaftskraft zu vereinbaren, beinhalte die Vision, in einer gesun- den Umwelt, in einer intakten Kulturlandschaft mit gesundem Essen, mit guter Work-Life-Balance als gesunde Menschen zu leben. Hier werden Bereiche angesprochen, in welchen auch die Landwirt- schaft eine wesentliche Rolle spielt.

Lebensraum Lavanttal Wirtschaftliche Entwicklung einerseits und Erhaltung des schönen Lebensraumes andererseits führt die TeilnehmerInnen zu Fragen der Raumordnung. In dieser Hinsicht wird viel Kritik geäußert, man vermisst in der Vergangenheit und in der Gegenwart Konzepte und beklagt die Zersiedelung im Tal. Aus der Sicht der Wirtschaft gehe es darum, Flächen zur Verfügung zu haben um in die Zukunft planen und eine gedeihliche Entwicklung sichern zu können (mehrmals wird auch die Einrichtung eines interkommunalen Gewerbeparks genannt). Die Menschen wollen in einer ansprechenden Umgebung und nicht neben Fabriksgebäuden wohnen, und aus der Sicht der Gemeinden gehe es auch um die Frage, welche Möglichkeiten die Ansiedelung von Betrieben bietet und welche Alternativen es dazu geben könnte. Hier werden Spannungsfelder deutlich und es gibt Überlegungen wie etwa das Modell der »Working- und Living-Areas«, die kontrovers diskutiert werden.

32 Mobilität ist den TeilnehmerInnen in mehrerlei Hinsicht wichtig. Mit einem Blick auf die Vergangenheit stellen sie fest, dass der Bau der Autobahn einen Meilenstein in der Entwicklung der Region darstellt, weil die bessere Erreichbar- keit der Region eine größere Öffnung mit sich brachte. Eine gute Verkehrsinfrastruktur wird auch innerhalb des Lavant- tales geschätzt, wobei die Diskussion in einigen Gruppen diffe- renziert verläuft: Man dürfe nicht vergessen, dass größeres Verkehrsaufkommen auch mehr Lärm und Umweltbelastung bedeute, meinten einige, und sie plädierten für gut durch- dachte Verkehrskonzepte.

Die Jugend ist die Zukunft der Region Großen Stellenwert für die TeilnehmerInnen der Zukunfts­ konferenz hat die Jugend. Um die Jugend im Tal zu halten, soll ein schöner und attraktiver Lebensraum erhalten werden. Man möchte den Jugendlichen in der Region aber auch gute berufliche Chancen bieten, dazu wird vor allem eine qualita- tiv hochwertige Ausbildung als wesentlich gesehen. In diesem Punkt wird viel Lob geäußert, die Arbeit der Schulen und die guten Kooperationen mit der Wirtschaft werden als positiv eingeschätzt. Für die Zukunft wünschen sich die Teilneh- merInnen vor allem in der Basisausbildung eine noch bessere Qualität, sie wünschen sich motivierte PädagogInnen und interessierte SchülerInnen. Um junge MitarbeiterInnen in der Region zu halten und Menschen aus anderen Regionen für ein Leben und Arbeiten im Lavanttal zu interessieren, braucht

es nach Ansicht der TeilnehmerInnen entsprechende Entwick- lungsmöglichkeiten und Karrierechancen sowie genügend höher qualifizierte Arbeitsplätze. Die VertreterInnen der Jugend signalisieren bei der Zukunftskonferenz deutlich, dass sie in Entwicklungsprozesse mit einbezogen werden wollen und auch bereit sind, Verantwortung zu übernehmen: »Wir können und wollen mitreden, mitbestimmen und mit Verant- wortung tragen«, steht auf einem Plakat.

Work-Life-Balance Im Zusammenhang mit der Zukunft des Tals beschäftigt auch die demographische Entwicklung. Der hohe Anteil an älteren Menschen in der Region und die rückläufige Geburtenrate werden in zweierlei Hinsicht diskutiert. Einerseits sollte das

33 Leben in der Region für ältere Menschen angenehm sein, es sollen altersgerechtes Wohnen und gute Betreuung garantiert sein. Andererseits wird auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie diskutiert, ein Thema, das vor allem Frauen betrifft. Kostenfreie und flexible Kinderbetreuung wird als eine ganz wesentliche Maßnahme gesehen, die es den Frauen erleichtert, berufstätig zu sein. Zugleich wird aber auch ein traditionelles Familienbild vertreten: Hausfrauen sollen mehr gesellschaftliche Anerkennung bekommen – gemeint sind damit primär nicht jene Frauen, die Beruf und Haushalt bewältigen, sondern jene, die vor allem in kinderreichen Fami- lien auf ein berufliches Engagement verzichten.

Die Zukunft beginnt heute Am Umgang mit dem Thema der Rolle der Frau in der Wirtschaft und der Gesellschaft wird ein Spannungsfeld deut- lich, das die Identität des Lavanttales und die Atmosphäre in der Region in verschiedenen thematischen Zusammen- hängen zu beschäftigen scheint: Es ist das Spannungsfeld zwischen Modernität und Offenheit auf der einen und Tradi­ tions­bewusstsein und großem Heimatgefühl auf der anderen Seite. Eine Vision für das Lavanttal müsste demnach auf diesen beiden Elementen aufbauen. Nach Ansicht der Teilneh- merInnen sind die Menschen in der Region dynamisch und eigeninitiativ, dies sei eine gute Basis, was es noch bräuchte, sei mehr Kooperationsbereitschaft zwischen unterschiedlichen Interessengruppen, klare Entwicklungs-Konzepte und mehr Konsequenz in der Umsetzung von Projekten.

Mögliche Konsequenzen und weiterführende Umsetzungsideen Aus den unterschiedlichen Vorstellungen einer gewollten Zukunft ist der gemeinsame Nenner im Sinne einer Vision abzuleiten, die als übergeordnete allgemeine Zielsetzung für eine möglichst breite und gemeinsam getragene Zukunfts­ arbeit im Lavanttal dienen kann. Die zentrale Herausforderung aus der Zukunftskonferenz ist es, die umfassenden inhalt- lichen Ergebnisse einer konkretisierenden Bearbeitung der für das Lavanttal wichtigen Themen zuzuführen und konstruktive Kräfte über den vlw hinaus, insbesondere aber die regionale Politik, zur Mitarbeit zu gewinnen. Aus der Analyse der in der Zukunftskonferenz aufgeworfenen und angedachten Themenbereiche sind konkrete, förderbare Umsetzungspro- jekte abzuleiten, aufzubereiten und umzusetzen. Dazu ist es wichtig, Strukturen zu planen, die es ermöglichen, dass Inte- ressierte auch formal am Vereinsgeschehen beteiligt werden können. Neben diesen prozessorientierten Aufgaben nachfol- gend aus der Fülle der Ideen ein paar Beispiele für zukunftsre- levante Themenbereiche, die in bereits bestehenden oder neu einzurichtenden Arbeitsgruppen (im Rahmen des Master- planes oder auch darüber hinaus) weiterverfolgt werden könnten:

Eine Ideenfabrik für dieLavanttaler Wirtschaft unter dem Arbeitstitel »Lavanttal-Factory«, die unter Anbindung an das Wissenschaftssystem Geschäftsideen sammelt, bewertet, als Kooperationsplattform für die gesamte Lavanttaler Wirt-

34 schaft dient und auch als Kontaktstelle zu Investoren fungiert (Risikokapital; Zukunftsfonds und öffentliche Förderungen; Lavanttal-Aktie …). Die mutige Lösung des Problems der inter- kommunalen Raumordnung im Sinne eines zukunftswei- senden Betriebsansiedlungskonzeptes mit Bewusstsein für den ländlichen Raum und einer besseren regionalen Abstimmung der Fächenwidmungs- und Bebauungspäne in Wohn-, Erho-

lungs- und Industriegebiete. Interkommunale Zusammenar- beit in der Planung von Verkehrslogistik und -infrastruktur für die neue Bahnanbindung (Koralmbahn) und vorausschauende Anpassung der Transportlogistik im Sinne noch besserer regionaler, überregionaler und internationaler Anbindung.

In diesem Zusammenhang geht es auch um die grundsätzliche Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen regionaler Politik und Wirtschaft des Tales (Landesrat für das Lavanttal; funktionierendes Regionalmanagement Lavant- tal; Kooperation bei öffentlichen Bauvorhaben, gesellschafts- politisch wichtigen Vorhaben, übergreifenden kulturellen Projekten). Die langfristige Sicherung des Arbeitskräfte­ potenzials durch umfassende innovative öffentliche und über- betriebliche Qualifizierungsmaßnahmen (vom Lehrling bis zu jungen AkademikerInnen und der Managementfortbildung) sowie die Verbesserung der Rahmenbedingungen für Fami- lien- und Arbeitsleben (Kindergärten und Betreuungseinrich- tungen; Vision: Sonntag als »Tag der Familie«), das heißt unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der Menschen und ihrer Lebensqualität als Besonderheit und damit als Standortvorteil des Lavanttales. Ein weitgehend autarkes Lavanttal im Hinblick auf die Energieversorgung (dezentral; energieeffizient; erneu- erbare Energiequellen) und die Versorgung mit hochwertigen regionalen Lebens- und Genussmitteln. Kultur, Freizeit und Gesellschaft: Errichtung eines funktionierenden Kunst- und Kulturbetriebs mit Leuchtturmprojekten (St. Paul; Schloss Wolfsberg; Lokalradio …) sowie attraktiven Freizeit- und Tourismusprojekten (Rad und Reiten; Hallen- und Thermalbad; Vier-Sterne-Hotels; Verbesserung der Kultur-, Einkaufs- und Gastronomiequalität von Wolfsberg). •

35 Präsentation | 26. November 2008 Abend der Lavanttaler Wirtschaft Zwischenergebnisse und Ausblick

Kooperationen und Unterstützung Unterstützt von Kärntner Wirtschaftsförderungs Fonds, Entwicklungsagentur Kärnten, Wirtschaftskammer Österreich

Konzeption Dr. Wolfgang Sattler, DI-HTL-Ing. Horst Jöbstl, Franz Kreuzer, Hans Zarfl

Moderation Johann Tiefenbacher

Veranstaltungszentrum kuss ca. 320TeilnehmerInnen

36 in annäherung an eine vision könnte das Lavanttal 2020 als eine wirtschaftlich innovative ländliche Region mit einer ausgewogenen Work-Life-Balance weiter entwickelt werden, die organisiert und verwaltet wird, als wäre sie eine einzige Stadt. Der Kompetenzvorsprung dieser Region basiert auf gelebter Kooperation und erlebter Gemeinsamkeit in allen wichtigen gesellschaftlichen Bereichen, in Wirtschaft, Politik, Kultur und in regionalen Infrastrukturen.

Ob dies in Richtung tragfähiger Vision ausgearbeitet wird und eine realistische Chance auf Umsetzung bekommt oder lediglich Utopie bleiben wird, wird davon abhängen, wie weit es gelingt, die maßgeblichen Kräfte des Lavanttales zu bündeln und einen neuen, gemeinsamen Umsetzungs- prozess zu organisieren. Der Anfang dazu wurde jedenfalls gemacht – mit den oben beschriebenen Veranstaltungen und der bewussten Öffnung des vlw bei seinen Überlegungen zur Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen für einen zukunfts- fähigen Wirtschafts- und Lebensraum Lavanttal. In diesem Sinne wurden auch die vorliegenden Zwischenergebnisse aus der Phase der Ideensammlung des »Quo vadis Lavanttal?«- Prozesses am 26. November 2008 bei dem vom vlw veranstal- teten »Abend der Lavanttaler Wirtschaft« einer hochkarätigen und repräsentativen Öffentlichkeit sowie den politischen Reprä- sentanten des Landes Kärnten präsentiert.

Moderiert von Hans Tiefenbacher präsentierten Vertre- terInnen des Vereines Lavanttaler Wirtschaft gemeinsam mit Mitwirkenden an den unterschiedlichen Veranstaltungen des »Quo vadis Lavanttal?«-Prozesses ihre jeweiligen persönlichen Resümees: Für die Veranstaltung »Nachhaltige Wirtschaft«

Franz Kreuzer mit Pimarius Dr. Walter Döller und Andreas Schlacher, für »Jugend schafft Zukunft« Dr. Wolfgang Sattler mit Prof. Mag. Edith Jäger und Marina Janschitz, einer Schülerin der hak iiia, für die »Internationalen Netzwerke« Johann Josef Weinberger und Hans Zarfl mit DI Gert Keusch- nigg und für die »Lavanttaler Zukunftskonferenz« Mag. Maxi- milian Pulsinger und Mag. Michael Oberwalder mit Mag. Thomas Kunauer. Im Anschluss daran gab es Statements von Mag. Sabrina Schütz-Oberländer als Vertreterin des Projektpart- ners Entwicklungsagentur Kärnten sowie den Vertretern der Politik, LR Reinhart Rohr, LR Josef Martinz, LR Harald Dobernig und dem Nationalratsabgeordneten und Bürgermeister Peter Stauber zum Stellenwert dieser Initiative aus Sicht ihrer jeweiligen Zuständigkeitsbereiche, aber auch zur Bereitschaft und den Möglichkeiten der weiteren Unterstützung dieses begonnenen Prozesses.

37 Ausgewählte Aspekte und Besonderheiten dieses »Quo vadis Lavanttal?«-Prozesses aus Sicht der Prozessbegleitung und der Begleitforschung präsentierten und kommentierten Mag. Dr. Horst Peter Groß, Ass.-Prof. Mag. Dr. Martina Ukowitz und ao.Prof. Dr. Gerhard Strohmeier. Dabei wurde deutlich, dass neben den »richtigen« Themen und Inhalten auch die bewusste Gestaltung des Prozesses sowie die gezielte Berück- sichtigung der jeweiligen strukturellen Rahmenbedingungen für den langfristigen Erfolg dieser Initiative eine entschei- dende Rolle spielen. Die Begleitforschung als Intervention sieht ihre Aufgabe darin, auftretende Widersprüche (zum Beispiel

zwischen den Generationen, zwischen Modernität und Tradi- tionsbewusstsein, zwischen Offenheit und Heimatverbunden- heit etc.) sichtbar zu machen und nicht nur Inhalte, sondern auch Atmosphärisches als wesentliches Element der Regional- entwicklung zu reflektieren und besprechbar zu machen. Erst über die Akzeptanz solcher Widersprüche werde es möglich, den konstruktiven Umgang damit zu gestalten und – als Ergeb- nis solcher Art gemeinsamer Entwicklungsarbeit – auch zu gemeinsamer Identität und Selbstbewusstsein zu kommen. Der Schlüssel dazu: Kommunikation und Kooperation. Diese Notwendigkeit gelingender Kooperation als Schlüssel der Regi- onalentwicklung wurde anhand des zentralen Themas der Raumordung beispielhaft beschrieben und verdeutlicht.

Den Schlusspunkt im offiziellen Programm dieses gelungenen Abends setzten Landeshauptmann Gerhard Dörfler und der Obmann des Vereins Lavanttaler Wirtschaft, DI-HTL Ing. Horst Jöbstl. Dabei wurde das Angebot und auch der Wunsch des vlw zur gemeinsamen Weiterarbeit – durch- aus im Sinne eines gemeinsamen Neubeginns der Lavanttaler Wirtschaft mit der regionalen Politik – aufgegriffen und von den anwesenden Vertretern der Politik sehr positiv aufgenom- men. Auch wurde die weitere Unterstützung dieser Initiative des vlw allseits bekräftigt, um das über diesen beispielhaften Vorzeigeprozess Begonnene weiter zu befördern und einen produktiven Umsetzungsprozess zu ermöglichen. Gemein- samer Tenor: Nun gelte es, das für die Region Richtige gemein- sam zu präzisieren und daraufhin jene Prozesse zu organisie- ren und einzurichten, welche eine konkrete Umsetzung der anspruchsvollen Ziele auch ermöglichen sollten. – Glück auf! •

38 Herausgeber Konzeption, Projektleitung, Landschaft des Wissens Recherche und Redaktion Verein zur Förderung der Wissenschaft, Horst Peter Groß Wirtschaftskultur und Regionalentwicklung [email protected] Lakeside B01 9020 Klagenfurt | Österreich Martina Ukowitz Telefon + 43 463 22 88 22-0 www.uni-klu.ac.at/iff/ikn www.landschaft-des-wissens.org [email protected] [email protected] Gerhard Strohmeier Auftraggeber www.uni-klu.ac.at/regionalentwicklung Verein Lavanttaler Wirtschaft (vlw) [email protected] DI-HTL-Ing. Horst Jöbstl, Vorsitzender Dr. Wolfgang Sattler, Geschäftsführer Visuelles Konzept, Gestaltung, Bildbear- Schießstattgasse 2 beitung, Druckvorstufe und -produktion 9400 Wolfsberg | Österreich Andreas Dobos area 4 | Büro für Markenkommunikation © 2009 by Landschaft des Wissens Völkermarkter Straße 104h Alle Rechte vorbehalten, jede Art der Verviel- 9020 Klagenfurt | Österreich fältigung ohne Genehmigung des Verlages Telefon + 43 463 59 16 69-0 ist unzulässig. www.area4.at [email protected]

Lektorat Martina Ukowitz

Fotografie Gerhard Maurer Villacher Straße 5 9020 Klagenfurt | Österreich Mobil +43 699 12 85 11 89 www.dermaurer.at [email protected]

Schrifttype Dolly und Auto 2, entworfen von Underware

Papier Umschlag: Munken Polar 240 g Kern: Munken Polar 120 g

Druck und Bindung Druckerei Theiss St. Stefan im Lavanttal Gedruckt auf Heidelberg Speedmaster CD 102-5 im Papierformat 76 x 54 cm und Sublimaraster 110 Linien/cm

39 iff-Institut für Interventionsforschung und Kulturelle Nachhaltigkeit

Iff-Abteilung Stadt, Region und räumliche Entwicklung