Altenpflege in Roboterhand?

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Altenpflege in Roboterhand? 12./13. Januar 2019 / Nr. 2 www.katholische-sonntagszeitung.de Einzelverkaufspreis 2,60 Euro, 6070 Rekordjahr: 330 000 Was unsere Redakteurin Vergangene Welt pilgerten zu Jakobus in Panama erwartet im Kleinformat Nicht erst in Santiago de Composte- Schon in wenigen Tagen geht es Historisches Spielzeug aus alten Tagen la treff en Pilger auf Jakobus. Schon für unsere Nachrichtenredakteurin zeigt die Sonderausstellung „Kleine auf dem Weg dorthin begegnen sie Natha lie Zapf los zum Weltjugend- Welten“ im Augsburger Maximilian- dem Heiligen in vielen Kirchen, tag (Foto: Banner). Einen Streifzug museum. Die Miniaturen sind ihren so auch im galicischen Boente durch Panama-Stadt vorab lesen realen Vorbildern exakt nachempfun- (Foto: Drouve). Seite 29 Sie auf Seite 32/33 den (Foto: Mitulla). Seite 21 Vor allem … Liebe Leserin, Altenpfl ege in lieber Leser Roboterhand? ie Kirche ist jung. Sie trägt Ddie Zukunft der Welt in sich ie Roboter im Seniorenheim eingesetzt werden können, wird derzeit und zeigt daher auch jedem ein- in vielen Projekten getestet: etwa in Siegen, wo „Pepper“ die Unter- W zelnen den Weg in die Zukunft.“ haltung der Bewohner übernimmt. Welche ethischen Probleme sich bei Was der emeritierte Papst Be- nedikt XVI. 2005 bei seinem der Verbindung von Pfl ege und künstlicher Intelligenz auftun und wel- Amtsantritt sagte, hat nichts che Chancen Roboter bieten, erläutert Ethikexperte Weihbischof Anton von seiner Gültigkeit verloren. Losinger im Exklusivinterview. Seite 2/3 Ganz besonders zeigt sich das junge Gesicht der Kirche bei den Weltjugendtagen: Millionen Ju- gendliche nahmen und nehmen begeistert teil. Vom Weltjugendtag in Pana- ma-Stadt berichtet für uns Nachrichtenredakteurin Natha- lie Zapf – sowohl in der Zeitung als auch direkt aus Panama auf unserer Internetseite www. katholische-sonntagszeitung. de. An dem universalen Tre en nimmt vom 22. bis 27. Januar auch Papst Franziskus teil (siehe Seiten 32/33 und 39). Dass Glaube und Kirche jung sind, beweist in dieser Ausgabe auch die Serie „Das schreibende Klassenzimmer“ (Seite 17). Die Mädchen vom Marien-Gym- nasium Kaufbeuren waren mit Rieseneifer bei der Sache. Die Unterstützung, die uns die Lehr- kräfte vom Team für Ö entlich- keitsarbeit bei der Endredaktion gewährt haben, lässt sich kurz und prägnant zusammenfassen: Note 1+. Vielen Dank! Ihr Johannes Müller, Chefredakteur Foto: imago/biky 2 THEMA DER WOCHE 12./13. Januar 2019 / Nr. 2 ROBOTER IM ALTENHEIM Die besseren Pfl eger? Künstliche Intelligenz: Weihbischof Anton Losinger sieht Chancen und Risiken Menschen werden immer älter, nicht möglich wäre, mit maschinel- menschliche Zuwendung und Dia- Pfl egekräfte immer rarer, die ler Hilfe Entlastung zu schaff en. So log wichtig. Auch im Sinne der Technik immer ausgefeilter. Im wurde der Begriff des Pfl ege roboters Menschenwürde muss ein Mensch unterfränkischen Erlenbach soll in die Welt gesetzt. Für Reinigungs- mit Empathie dem anderen mit Roboter „Pepper“ das Personal arbeiten, als Transportsysteme oder seinen Fragen und Bedürfnissen ge- einer Tagespfl ege in einem Mo- Mobilitätshilfen, vor allem als Ent- genüberstehen. dellversuch entlasten und auch lastung bei schweren körperlichen andern orts laufen Pilotprojekte. Pfl egetätigkeiten kann man sich sei- Also ist die Menschenwürde ent- Doch darf man die Alten- und ne Unterstützung gut vorstellen. scheidend? Man könnte ja sagen, Krankenpfl ege wirklich beden- Interessant wird es, wenn mit dem wenn die Leute mit der Betreuung kenlos in vollautomatisierte Hän- Einsatz künstlicher Intelligenz und zufrieden sind, ist der Einsatz von de legen? Darüber und über die spracherkennenden Systemen ein Robotern in Ordnung … ethische Herausforderung künst- weiterer Bereich eröff net wird: Kön- Das Personsein unterscheidet ein licher Intelligenz spricht im Ex- nen Roboter die Kommunika tion künstlich-intelligentes Sprachsys- klusivinterview der Augsburger mit Patienten übernehmen – mit tem vom sprechenden Menschen. Sieht in künstlicher Intelligenz ein Weihbischof Anton Losinger, ein ihnen sprechen? In einem Bericht Es macht den Menschen in seiner zweischneidiges Schwert: Anton Losin- vielgefragter Ethik experte. aus Japan, einer stark überalternden Einzigartigkeit und Würde aus. Der ger ist Mitglied in der Bayerischen Bio- Gesellschaft, wurde festgestellt, dass Mensch ist ein bewusst denkendes, ethikkommission und der Ethikkomission Herr Weihbischof, bei einer Umfra- Menschen zum Teil das künstlich fühlendes und sprechendes „Ich“ „Automatisiertes und Vernetztes Fahren“ ge sagten vier von zehn Menschen, intelligente Sprachsystem von men- und kein Programm, kein Algorith- des Bundesministeriums für Verkehr und sie können sich vorstellen, dass sie schenähnlichen Pfl egerobotern mehr mus. Der Algorithmus kann man- digitale Infrastruktur. Foto: Schubert zeitweise ein Roboter pfl egt. schätzen als den gestressten Pfl eger. ches vielleicht perfekter machen, Der Ursprung dieser Einschät- Hier stellt sich nun die ethische auf sprachlicher Ebene viel lernen zung liegt darin, dass sehr viele Wertung und Frage: Wie weit kön- und so kreativ auf jemanden ein- die Hand nimmt, unterschiedliche Menschen den Mangel von Pfl e- nen Pfl egeroboter tatsächlich einen gehen. Es ist aber nötig, dass ein Folgen bewirkt: Es kann heilen und gekräften wahrnehmen. Besonders pfl egenden Menschen ersetzen? Es Mensch mit dem Bewusstsein seiner helfen, aber auch zerstören. das Krankenhaussystem, Alten- und geht um eine qualitativ ganz ande- menschlichen Eigenart einem ande- Beispielsweise hat die friedliche Pfl egeheime suchen intensiv nach re Art der Kommunikation, wenn ren Menschen mit seinen existen- Nutzung der Kernenergie in den pfl egenden Menschen und können Menschen mit Maschinen sprechen: ziellen Fragen zur Verfügung steht. 1960ern grandiose Hoff nungen er- keine fi nden. Dieser Mangel ist ein Der Kranke oder Alte ist nicht nur Als zentrales Problem für Pfl ege- zeugt: Die Menschheit dachte, das Angsttreiber. Gerade bei der Betreu- ein Patient oder Pfl egefall, sondern bedürftige gilt ja häufi g nicht die Energieproblem sei gelöst – es ka- ung dementer Menschen wird er- ein Mensch mit tiefgreifenden exis- physische Hilfl osigkeit, sondern men aber auch die brutalsten Kriege kennbar: Wie soll das gehen, wenn tentiellen und kommunikativen, Einsamkeit. Hier muss klar sein: mit atomarer Bewaff nung. Deswe- ein Pfl eger nachts auf 17 Menschen auch spirituellen Bedürfnissen. Roboter in der Pfl ege ersetzen keine gen stellt sich die ethische Frage: Wie aufpassen soll? Deswegen sind menschli- menschliche Zuneigung und sind wird ein Instrument, das die Mensch- Hier hat die Bayerische Bio- che Kommunikation, auch kein Ersatz für einen Freund. heit in die Hand nimmt, zum Guten ethikkommission den Ge- Wir haben es schließlich nicht mit und zum Schlechten wirken? danken aufgegriff en, ob es intelligenten Wesen zu tun, sondern Albert Einstein hat es im 20. mit technischen Systemen. Der Pfl e- Jahrhundert auf einen prägnanten gebedürftige und Kranke hat An- Nenner gebracht, als er sagte: „Die spruch, als Mensch in seinen exis- Menschen leben heute technisch im tenziellen Sorgen und Ängsten ernst Atomzeitalter, ethisch in der Stein- genommen zu werden. Er hat An- zeit.“ Ich sehe das Problem, dass spruch auf menschliches Verständ- Menschen und politische Systeme nis und Fürsorge und ein Gespräch nicht willens oder nicht in der Lage von Mensch zu Mensch. sind, für ihr Handeln Verantwor- tung zu übernehmen, wenn sie sie Warum kann der Einsatz neuer nur am technisch möglichen Kön- Technik problematisch sein? nen und nicht am ethischen Sollen Ich glaube, dass jede technische orientieren. Anwendung dieser Welt immer dif- Für die Anwendung moderner ferenziert betrachtet werden muss. Technik müssen wir stets im Auge Es liegt in der Natur der Dinge, dass haben und darauf achten, welche ein Instrument, das der Mensch in Wirkung das Instrument erzielen wird. Gerade in der medizinischen Forschung, insbesondere der Gen- technik und Biomedizin braucht es Zeit und Zuwendung sind oft eine realistische Technikfolgenab- Mangelware: Eine Pfl egerin hilft schätzung. Keine Technologie kann einem Senior beim Aufstehen. und darf „in Serie“ gehen, bevor nicht die Konsequenzen der Anwen- Foto: imago dung genau bedacht und geprüft sind. Ziel muss immer bleiben, dass 2 THEMA DER WOCHE 12./13. Januar 2019 / Nr. 2 12./13. Januar 2019 / Nr. 2 THEMA DER WOCHE 3 der technische Fortschritt in sozia- Wird bei der Erfahrung und Ent- en Möglichkeiten schauen. Nehmen und Herausforderung an den Ge- ROBOTER IM ALTENHEIM len und humanen Fortschritt ge- wicklung von neuen technischen wir den Bereich Big Data und der setzgeber. wandelt wird. Möglichkeiten auch auf die Ethik Algorithmen in der digitalen Wirk- Dieser muss in kluger Weitsicht geachtet? lichkeit. Hier haben viele Bürger festlegen, welche Wirkung eine Neu- Im Ausland ist zum Teil schon Im Blick auf die dramatische bereits ein sensibles Bewusstsein für entwicklung im Bereich der digitalen Technik im Einsatz, bei der es Fortentwicklung der digitalen Welt den Datenschutz entwickelt. Wo Technik hat und was geregelt werden in Deutschland Bedenken gibt. registrieren auch Politiker und Wis- und wie die Nutzung dieser Daten muss, damit der Rechts- und Perso- Die besseren Pfl eger? Braucht man einen Standard für senschaftler inzwischen, wie mehr stattfi ndet, kann natürlich nicht je- nenschutz des Bürgers gewährleistet alle Länder oder kann man beim und mehr Bürger mit wachsendem der Bürger privat regulieren. Es ist ist. Man sieht, dass die Fortentwick- Künstliche Intelligenz: Weihbischof
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