«Chapeau, Was Alle Leisten»

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«Chapeau, Was Alle Leisten» SkyTalk Interview mit Martin Ebner, Eigentümer von Helvetic Airways «Chapeau, was alle leisten» Helvetic-Eigentümer Martin Ebner zieht seinen Hut vor der gesamten Crew der Schweizer Airline, die derzeit das grösste Wachstum ihrer Geschichte sehr gut bewältigt. Dank den langfristigen Verträgen mit Swiss ist Helvetics Zukunft ge- sichert. Die Fragen stellte Hansjörg Bürgi reit, einen Fokker 100 von uns fest zu mieten derem darin, dass anspruchsvollste Kunden (ACMI). Das Audit verlief sehr gut, ebenso die unsere Fluggesellschaft bevorzugen. Nicht ❙ Wie kam es dazu, dass Sie 2006 Helvetic IOSA-Zertifizierung. Der Durchbruch erfolgte zuletzt profitieren wir so aber auch bei den Airways kauften? mit dem «Dream Team» Bruno Jans als CEO Zahlungsmodalitäten. Dun & Bradstreet etwa, Zum ersten Mal wurden meine Frau und ich und Tobias Pogorevc als CFO und Leiter Sales zeichnet Helvetic Airways mit dem besten Kre- in den Ferien 2005 in Süditalien auf Helvetic und Marketing. ditrating aus. Aufgrund des stark gestiegenen Airways aufmerksam, als wir auf einem Pla- Geschäftsvolumens haben wir unsere Kapital- kat ein Flug-Angebot nach Zürich für 19 Euro basis kürzlich weiter verstärkt. erblickten. So flogen wir – und einige wenige Mit einer Fluggesell- Passagiere mehr – mit Helvetic von Brindisi schaft kann man Geld ❙ Weshalb haben Sie auch die Horizon nach Zürich. Der Flug war sehr gut, aber fast verdienen, wenn der Service Swiss Flight Academy übernommen? leer. Das kann ja nicht funktionieren, dachte ich « Bruno Doblers Idee der Horizon Swiss Flight mir. Als Vielflieger kannte ich damals verschie- stimmt, und man sich von der Academy war brillant. Er hat sie auch lange denste Airlines, insbesondere aber Swissair Konkurrenz abhebt. Zeit erfolgreich geführt, aber der Investitions- und Crossair. Und als geborener Dienstleister bedarf war auch dort gross. Ich entschied reichte ich regelmässig Verbesserungsvor- mich, auch die Flugschule zu übernehmen, schläge ein. Das war damals mein Bezug zur ❙ Über 50 Schweizer Fluggesellschaften weil die enge Zusammenarbeit mit Helvetic Airlinebranche. 2006 kam der heutige Verwal- sind bis heute gescheitert, die meisten Airways für die Gruppe von grossem Vorteil ist. tungsratspräsident der Helvetic Airways AG, aus finanziellen Gründen, weshalb ha- Heute ist Horizon aus eigener Kraft profitabel Leonardo de Luca – er arbeitete damals bei der ben Sie in eine Airline investiert? und gilt als State-of-the-Art Flugschule. BZ Bank – auf mich zu und meinte, man kön- Ich war immer der Meinung, dass man mit ne Helvetic als «Schnäppchen» kaufen. Zudem einer Fluggesellschaft Geld verdienen kann, kannte ich den damaligen Flight-Operations- wenn der Service stimmt, und man sich von Aktuell beschäftigen wir Chef Bruno Dobler vom Militärdienst her. Dies der Konkurrenz abhebt. Das sah ich damals 400 Mitarbeiter, gestar- war ausschlaggebend dafür, dass ich Helvetic unter anderem bei Crossair. Beeindruckt hat tet sind wir mit 100. Airways retten wollte. Allerdings war dieser mich der positive Geist der Helvetic-Mann- « Investitionsentscheid kein Ruhmesblatt. Der schaft. Die meisten Mitarbeiter wären, zur Turnaround war schwieriger als erwartet und Rettung der Gesellschaft, beispielsweise be- ❙ Wie verkraftet Helvetic Airways das der- dauerte rund zwei Jahre. Sehr gute Erfahrun- reit gewesen, auch extreme ACMI-Einsätze in zeit massive Wachstum mit der Einfüh- gen machte ich mit den Partnern von Helvetic Kauf zu nehmen. Und so ging es Schritt für rung der neuen Embraer 190? Airways, die mich grosszügig unterstützten. Schritt aufwärts. Heute ist Helvetic Airways Chapeau, was die Helvetic Crew leistet. Ich ein starker Brand. Dies äussert sich unter an- hätte dies nicht für möglich gehalten. Die Be- ❙ Was führte dann zum Turnaround? Einem neuen Management machte ich klar, dass wir an unsere Qualität höchste Ansprü- Martin Ebner che stellen mussten. Nach aussen wurde dies über die Bemalung – weg von Pink und hin zu Martin Ebner studierte Recht in Zürich und doktorierte später an der University of Weiss und Silbergrau – kommuniziert. Zudem Florida in Business Administration. Diese Kombination erwies sich in seiner be- änderten wir die Preispolitik radikal. Wichtig für ruflichen Laufbahn immer wieder als sehr wertvoll. Nach einigen Jahren bei einer mich war, dass sich die Flugzeuge technisch Grossbank und achtjähriger Tätigkeit bei der Bank Vontobel gründete er 1985, in einem einwandfreien Zustand befanden, 40-jährig, mit Freunden die BZ Bank. Heute ist er immer noch aktiv in der Bank tätig. da war nicht gespart worden. Zudem war mir Über die ihm und seiner Frau Rosmarie gehörende Patinex AG hält er Beteiligungen klar, dass wir nicht gegen die Swiss, sondern an verschiedenen kotierten und nicht kotierten Gesellschaften. Seinen Beruf be- mit ihr fliegen mussten. Ich suchte einen Co- zeichnet er auch als sein Hobby. Investor, leider erfolglos, aber Swiss war be- ZUR PERSON 33 wältigung des aktuellen Wachstums, mit je ei- nem zusätzlichen Embraer pro Monat, ist ein Foto hjb weiterer Beweis für den unternehmerischen Spirit von Helvetic Airways. Die grösste He- rausforderung ist, ausreichend qualifiziertes Personal zu finden. Piloten haben wir annäh- rend genügend, aber Flight Attendants suchen wir nach wie vor. Aktuell beschäftigen wir 400 Mitarbeiter, gestartet sind wir mit 100. Zen- tral ist, dass die zweite Führungsebene mit den Postholdern zügig nachgezogen und mit den entsprechenden Verantwortlichkeiten und Kompetenzen ausgestattet wurde. ❙ Helvetics Strategie ist auf drei Säulen aufgebaut: eigene Linienflüge, Wet- lease für Swiss und Charter. Ist die Zusammenarbeit mit der Swiss nicht ein Klumpenrisiko? Das stimmt, aber es ist in der heutigen Zeit auch eine «Klumpenchance». Unser Geschäft Helvetic-Airways-CEO Bruno Jans und Martin Ebner (rechts) freuen sich, dass die Airline das ist so berechenbarer geworden, was auch für durch die sieben Embraer 190 eingeleitete massive Wachstum bislang sehr gut bewältigt hat. die Mitarbeiter Gold wert ist. Die Diversifikation über das Charter-Geschäft und speziell unse- re starke Stellung bei Spezial-Chartern sollte der A319 neue Märkte kennen, was auch für sondern auch eine höhere Verfügbarkeit der nicht unterschätzt werden. Für neue eigene unsere Zukunft wertvoll ist. Flugzeuge erreicht haben. Linien fehlt uns zurzeit die Kapazität. Generell kann gesagt werden, dass Helvetic Airways ein ❙ Sind Betrieb und Unterhalt von drei ❙ Wie lange fliegen die Fokker 100 noch? sehr flexibles Geschäftsmodell hat, das nicht verschiedenen Flugzeugtypen nicht zu Wir sehen noch kein definitives Ende. Einer zuletzt dank flexiblen Mitarbeitern so gut funk- teuer? hat die Flotte verlassen, ein zweiter folgt in tioniert. Klar wäre eine Eintypen-Flotte günstiger. Um einem Jahr, weil die Triebwerke ihre Stunden unsere Flexibilität den Kunden gegenüber zu erreicht haben. Mit vier Fokker 100 werden wir ❙ Wie lange ist die Zusammenarbeit mit gewährleisten, brauchen wir die drei Typen. aber sicher bis 2017 fliegen. Zwei könnten wir der Swiss vertraglich geregelt? Wir haben die Rechnung gemacht und fest- auch noch länger betreiben. Als Back-up oder Vier Fokker 100 sind bis 2017 an Swiss ver- gestellt, dass wir gar nicht so viel einsparen, für zusätzliche Charters ist der Fokker 100 ein least. Der Embraer-Vertrag hat eine bedeutend wenn wir einen Typ aus der Flotte nehmen wür- ideales Flugzeug und bei den Passagieren sehr längere Laufzeit. den. Es zahlt sich aus, dass wir eine eigene beliebt. Ursprünglich gehörten alle sechs Fok- Maintenance haben. Ich war ihr gegenüber an- ker der Patinex AG, jetzt nur noch vier, zwei be- fänglich etwas skeptisch, aber heute weiss ich, sitzt die Helvetic Airways AG selber, was die fi- Unser Vertrag mit Swiss dass wir nicht nur die Kosten senken konnten, nanzielle Flexibilität der Fluggesellschaft erhöht. ist nicht an die Einfüh- rung der CSeries gekoppelt. « Foto hjb ❙ Was passiert, wenn bei Swiss end- lich die CSeries eingeflottet werden? Braucht es dann die Helvetic noch? Unser Vertrag mit Swiss ist nicht an die Einfüh- rung der CSeries gekoppelt. Unsere Embraers werden auch nach der Ablieferung der neuen Bombardier-Jets für Swiss fliegen, denn für einen 100-Plätzer wird es im Swiss-Strecken- netz nach wie vor einen Markt geben. ❙ Wie ist die A319 diesen Sommer ausge- lastet und spürt Helvetic die neue Kon- kurrenz durch Germania? Definitiv spüren wir das. Germania fliegt auf einer Euroraum-Kostenbasis. Wir beobachten dies genau. Unsere A319 ist diesen Sommer nicht schlecht gebucht. Zudem lernen wir mit Martin Ebner freut sich im ersten Embraer 190 von Helvetic Airways über das neue Flugzeug. 34 Juni 2015 SkyTalk Foto Hansjörg Bürgi Fünf der total sieben Embraer ERJ-190LR waren bis Mitte Mai bereits an Helvetic Airways ausgeliefert. Die HB-JVO startet hier auf der Piste 10 in Zürich für einen Swiss-Flug. ❙ Wie entwickelt sich die Berner Opera- Cost Carriers. Als konservative Anlage eignen heute als normal hingenommen, was unseres tion? sich Airline-Aktien sicher nicht. Erachtens unhaltbar ist. Wir waren in der Vergangenheit sehr zufrieden. Derzeit stellen wir eine gewisse Zurückhaltung ❙ Soll man dann eher in Flughäfen inves- ❙ Welches war jener Helvetic-Flug, den auf dem Berner Markt fest, was vermutlich tieren? Sie nie vergessen werden und weshalb? auf die Turbulenzen der vergangenen Mona- Flughäfen und andere Infrastruktur-Gesell- Da gibt es viele, aber am besten bleiben mir die te im Berner Flugverkehr zurückzuführen ist. schaften, welche beispielsweise auch Auto- Eröffnungsflüge
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