ICONNOVEMBER 2009

SIE KÖNNEN JETZT EINPACKEN!

Christbaumkugeln von WIR SIND’S Sibilla Pavenstedt WIEDER!

etzt können Sie einpacken! Warum klingt Tannenbaum und nicht an der Kasse! Wir hier in der das in unserem Sprachgebrauch eigentlich ICON-Redaktion, die sich durchaus gern mit Stil be- so negativ, während die Aufforderung zum schäftigen, haben auf die zum Jahresende gestellten J Anpacken so frisch und sympathisch ’rü- Fragen, „wie pack ich es an“ und vor allem „worin packe berkommt? Verpacktes wird allgemein ich es ein“, ein entschiedenes Sowohl-als-auch zu bie- nicht gern gesehen, fürchtet man doch ge- ten. Die einen halten es mit einem less is more, behaup- täuscht zu werden. Es sei denn an Festtagen, dann wird ten also, im Weglassen bestünde ein gewisser Schmuck. das Verbergen mit Schleifen und Glanzpapier zur Kunst Doch die anderen haben mindestens ebenso recht, erhoben. Die Hamburgerin Waltraud Bethge macht seit wenn sie finden, dass nur Mehr mehr ist. Und für die ha- Jahrzehnten gute Geschäfte damit, dass sie Schreibwa- ben wir dieses Heft gemacht. Für diejenigen nämlich, ren zu Luxusartikeln gemacht hat. Ihre ist nur eine der denen es Freude macht zu schmücken, zu verpacken, zu vielen Geschichten, die wir in diesem Heft auspacken. schenken, haben wir Anregungen vom Porsche-Gutsle- Apropos: Gleich ob Sie das Geschenkpapier im gehobe- Förmchen bis zu Hornemann-Juwelen zusammenge- nen Fachhandel kaufen oder die Bögen vom letzten tragen. Wem das alles doch zuviel Aufwand ist, der kann Jahr noch einmal aufbügeln, alles ist besser als das gern spenden. Auch dazu haben wir Vorschläge ins Heft schnöde Anreichen unverpackter Waren, wie es in gepackt. Selbst für Geschenkemuffel haben wir etwas: manchen Familien aus falsch verstandenem Minimalis- ein paar schöne Geschichten zum Lesen. mus leider Brauch geworden ist. Man steht doch am Also dann, packen sie ruhig aus!

TRAUGOTT GIESEN Der Name ist kein Pseudonym. Er heißt wirklich Traugott. Mit zweitem Namen aber Heinrich. Für den Fall, dass er lieber Heide werden wolle, hat der Vater bei der Taufe gesagt. Wollte er nicht und wurde nicht nur Christ, sondern auch Pastor. Und was für ei- ner. Ein Kirchenfüller. Erst im Berliner Problembezirk Neukölln, dann bis zur Pensionierung 2005 auf Sylt. 29 Jahre, eine Legende, die im Reiseführer steht. Sprachbegabt, humorvoll und enorm präsent. Bei ihm bleibt nichts ungesagt, auch dafür wurde er ge- liebt. Bei all der Zuneigung, die er erfahren habe, sagt er, habe er sich manchmal mühen müssen, „klein zu bleiben“. Das steht in keinem Widerspruch zu seiner Aufforderung in dem Essay, den er für uns geschrieben hat: „Mensch, denk groß von Dir!“ Seite 17

CHRISTIAN GÖLDENBOOG Die meisten Weinkritiker nehmen sich selbst bierernst – was wiederum ihre Texte leider ungenießbar werden lässt. Darauf anspre- chen darf man sie aber nicht, sonst werden sie selbst so, wie Wein niemals sein darf: sauer. Christian Göldenboog, der von Anfang an in ICON über Wein, Champagner und auch mal Sake geschrieben hat, ist da erfreuli- cherweise anders. Ganz anders. Seine Herangehensweise an die Genussgetränke bezeichnet er selbst als fröhliche Wissenschaft. In diesem launigen, doch stets kompetenten Stil veröffentlichte Göldenboog Standardwerke wie „Champagner“ (KlettCotta), „Das Loch im Walfisch“ oder „Wozu Sex?“ Für ICON ist er nach Argentinien gereist, um den Cheval des Andes zu zähmen. Lesen Sie seine Geschichte ab Seite 46.

IMPRESSUM ICON Chefredakteur der WELT-Gruppe: Thomas Schmid Redaktionsleitung: Inga Griese (verantwortlich) Redaktion: Annemarie Ballschmiter, Joachim Bessing, Caroline Ditting, Lorraine Haist, Silke Wichert, Mira Wiesinger Redaktionsassistenz: Ursula Vogt-Duyver Gestaltung: Barbara Krämer (Leitung), Anke Peters Fotoredaktion: Julia Sörgel Anzeigen: Michael Wittke (verantwortlich), Stefanie Scheuer ([email protected]), Nancy Degner ([email protected]) Objektleitung: Carola Curio ([email protected]) Verlag: Axel Springer AG Repro: Druckvorstufe WELT GRUPPE Berlin Druck: Umschlag: PRINT-64, Norderstedt, Inhalt: Axel Springer AG, Ahrensburg Herstellung: Olaf Hopf Verlagsgeschäftsführer: Jan Bayer (Vorsitzender), Frank Mahlberg, Christoph Rüth

COVER: COVER: RAGNAR SCHMUCK/CORBIS; FOTOS SEITE 3: MASSIMO RODARI, DANIEL BISKUP, TIM WEGNER, DPA ICON ist ein Supplement der „Welt am Sonntag“, die nächste Ausgabe erscheint am 6. Dezember 2009. Sie erreichen uns unter [email protected] 3 HUGO 940 www.hugoboss.com BOSS 7123 AG Phone +49 BOSS Black

shop online www.hugoboss-store.de

Handschuhe von TommyICON Hilfiger. NOVEMBER 2009 Bambi von Steiff

AUSGEWÄHLT 33 THE FINAL CUT Silke Wichert über die Louis-Vuitton-Echtschmuck- DER BEIRAT PACKT AUS 10 Kollektion von Lorenz Bäumer. Plus: große Klunker Unsere Lifestyleweisen erinnern sich an gelungene Überraschungen 35 DER MEISTERBECHER Ein junger Silberschmied aus Bremen fertigt die ESSAY 17 Berühmten Hansen-Becher. Plus: goldene Geschenke Der Sylter Inselpastor Traugott Giesen über die Lust des Schenkens SCHÖNHEIT THANK GOD IT’S SUNDAY! 18 DIE SUPER-NASEN Icona, unser Hausmodel, geht zum Dinner, danach ins Spa 36 Susanne Opalka hat neue Parfümeure beschnuppert MODE 40WER SCHENKT WAS? Gestehen Sie, wer Sie sind, und wir sagen Ihnen, MADE IN VEDDEL 20 was Sie schenken werden Sibilla Pavenstedt engagiert strickende Türkinnen 42 DIE SCHATZSUCHERIN GESCHENKE Sabine Bohle-Heintzenberg sammelt kosmetische Antiquitäten 22 DIE MÄRCHENGESTALTER Familienfotos mal ganz anders. 44EINHUNDERTELF JAHRE SCHWARZKOPF Plus: Imaginarium – ein magischer Kinderladen Ein Prachtband feiert den Shampoo-Klassiker. Plus: Neues vom Haarmarkt 24 SPIELECKE Hermès und Gucci widmen sich jeweils einem GENUSS besonderen Kinder-Projekt. Plus: Geschenke, die Kindern Freude machen 46 AUF DEN SCHWINGEN DES MALBEC Christian Göldenboog erzählt von seiner argentinischen WAS MÄNNER WIRKLICH WOLLEN 26 Reise, einem weinseligen Abenteuer 18 Ideen für das Christkind. Plus: Inspektor Gadget DER WELTENTRENNER WAS FRAUEN INSGEHEIM WOLLEN 48 27 Andreas Maier war Tierarzt, jetzt bemalt er Paravents 20 teure Kleinigkeiten NICHT VON PAPIER INDIVIDUELLES SCHENKEN 49 28 Waltraud Bethge erhebt Schreibwaren zu Luxusartikeln Mal endlich was schenken, was kein anderer hat 50 GLOBAL DIARY SCHMUCKKUNST Post aus London, Zürich und Stockholm 30 DER EDELSCHLOSSER Der Juwelier Hornemann scheint fasziniert von Totenschädeln. Inga Griese ahnt, warum „Eau de Parfum“ von Chloé. Samsonite-Koffer designt von Viktor & Rolf. Broschen von Emporio Armani

8 LAMBERT FOTO: ICON 260X365 P-LV2771 GERMANY:ICON 260X365 P-LV2771 GERMANY 14/10/09 10:37 Page 1

Ein Moment der Reise

Tambour LV277 Automatik-Chronograph.

Manufakturwerk, Kaliber LV277, Chronometerzertifikat (36.000 Halbschwingungen pro Stunde). Hergestellt in der Schweiz von Les Ateliers Horlogers Louis Vuitton.

Erhältlich ausschliesslich in Louis Vuitton Geschäften und unter louisvuitton.com. Tel. (0211) 864 70 0 Anzeige Icon 10_09_bearb:Layout 1 26.10.2009 13:36 Uhr Seit Anzeige Rat & Tat Zwar sind sie Experten, wenn es um Lebensart geht. Aber auch sie freuen sich, wenn dann einmal eine Überraschung glückt

Das schönste Geschenk war im vergangenen Jahr das Strahlen meiner drei- jährigen Tochter, die mit funkelnden Augen zum ersten Mal Weihnachten bewusst miterlebt hat und in heller Aufregung staunend vor dem Tannen- baum und den Geschenken stand. Diese aufrichtige kindliche Freude bei der Suche nach dem Christkind kann kein Geschenk der Welt übertreffen. PS: Marie hat zu Weihnachten einen großen Kaufladen aus Holz bekommen. Nicole Maendler Geschäftsführerin von Maendler in München

Das schönste Geschenk eines Menschen ist und sollte immer die Freude sein, die man bei einem gut gewählten Geschenk dem Beschenkten bereitet. Diesen Glücksmoment empfand ich, als ich unseren beiden Kindern zu ihrem Abitur, das beide mit Erfolg in England absolviert haben, eine, wie ich finde, nie aus der Mode kommende klassische, weißgoldene Tank Fran- çaise von Cartier geschenkt habe. Stefan Asbrand-Eickhoff Modehaus Eickhoff in Düsseldorf

Der Sassicaia erinnert ein bisschen an Elvis Presley: oft kopiert und doch nie erreicht, eben ein unnachahmliches Original. Sein Weg zum Ruhm war wahr- lich kein leichter. Als im Zweiten Weltkrieg die französi- Herbert Seckler schen Weine knapp wurden, hat der Marchese Mario Incisa della Rocchetta Kultwirt vom Sylter „Sansibar“ kurzerhand die französischen Rebsorten Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc in seiner italienischen Heimat angebaut. Da der Hang unterhalb der Burg Castiglioncello, wo der Wein- Hemden, Blusen, Maßhemden, Royal-Vollzwirn-Hemden, Krawatten, berg lag, derart steinig war, erhielt der Wein seinen Namen nach diesem Boden: Sassicaia Herren- und Damen-Oberbekleidung, Pullover, Polos, Nachtwäsche, (sassi=Stein). Nachdem er anfänglich nur für den Eigengebrauch hergestellt wurde, über- Boxershorts, Accessoires, u.v.m. redeten der Sohn und der Neffe den Marchese Anfang der 70er-Jahre, erste Flaschen auch in Online-Bestellungen, Gratis-Katalog und Wegbeschreibungen unter: den Handel zu geben. Doch dort stießen sie zunächst nicht auf wirkliche Begeisterung: Als Tafelwein wurde ihr Vino eingestuft, da er aus zwei in Italien nicht zugelassenen Rebsorten www.daniels-korff.de hergestellt wurde. Unbeirrt trat er dennoch den langen Weg seines Siegeszugs an und gilt Besuchen Sie auch unsere Filialen in: heute als ein wundervoller, vielgeliebter Tropfen, sozusagen als der „King of Rotwein“. Der Köln · Ludwigstraße 13-15 / Ecke Minoritenstraße | Bonn · Bonngasse 1 2005er-Jahrgang ist für Liebhaber von würzigen Weinen bereits jetzt gut trinkbar, kann aber Frankfurt · Eschersheimer Landstraße 34 | Berlin · Bleibtreustraße 20 durchaus auch noch zehn Jahre gelagert werden. Ein wahrlich zeitloses Geschenk. Münster · Münster Arkaden | Aachen · Markt 44 | Wiesbaden · Goldgasse 1 - 3 Hamburg · Einkaufspassage Hamburger Hof | München · Franz-Joseph-Straße 44 Sylt/Westerland · Paulstraße 5a UND SONST NOCH Daniels & Korff GmbH, Kleeburg, 53877 Euskirchen-Weidesheim ¡ Tel. 0 22 51 / 705 -0 | Fax 0 22 51 / 705 - 200 Gefällt uns 1: Mini Karl, entworfen von Simone Legno, kann eigentlich nichts, außer herumstehen. Das macht er  per Post [Coupon ausschneiden und einsenden an:] dafür besonders originell. Bei Colette in Paris oder Daniels & Korff GmbH, Kleeburg, 53877 Euskirchen-Weidesheim über colette.fr ——— Gefällt uns 2: Die französischen Ma- Ja, bitte senden Sie mir den neuen Herbst/ carons von Ladurée gibt es ab Dezember in einer Polka-  Winter-Katalog mit über 100 Seiten gratis zu. dot-Verpackung, die das italienische Modehaus Marni stylte: laduree.fr ——— Gefällt uns 3: Für Evian hat der Titel britische Designer Paul Smith eine bunt geringelte Flasche entworfen ——— Gefällt uns 4: „Willst Du immer Name weiter schweifen. Sieh, das Gute liegt so nah“: Statt einen Stern in einer entfernten Galaxie kann man jetzt TOKIDOKI Vorname sein Lieblingsfleckchen Erde verschenken. Über whatsyourplace.de ———

Straße, Hausnummer Gefällt uns 5: Von dem Berliner Designer Volkan Celik gibt es ausgefallene Accessoires wie Fliegen, Haarschleifen und Halstücher mit Fransen, über PLZ, Wohnort volkanvc.com ——— Gefällt uns 6: Schöne Geschenkidee: Die Schweizer Firma

Delafée verziert Essbares mit Edelmetallen: delafee.com ——— FOTOS: AKHTAR, RODARI, PR PRIVAT, Telefon [für eventl. Nachfragen] E-Mail 2915         RAT & TAT

Die schönsten Geschenke sind intuitiv, überraschend und im besten Fall inspirierend. Ich wurde vor einigen Jahren mit einer Schwarz-Weiß-Fotografie von Harry Benson Florian Braun Junior-Chef überrascht. Daraus entstanden ist mein Interesse an der Modehaus Unger Fotografie und es bildete den Beginn einer kleinen in Hamburg Sammlung. Kurzum: Mir wurde ein neues Hobby geschenkt!

en. Vielleicht ist es der freudige Gesichtsausdruck von den Men- vorstellen, diesen Ritus an Weihnachten aufzugeben, und freue mich Ich bekenne, ich bin ein Geschenk-Typ. Allzu gerne bekomme ich liebevoll gewidmete Gaben und liebe es auch, selbst zu verschenk Diamantring schenkte – einfach so! Er kam völlig unerwartet und schen, das Leuchten ihrer Augen, das ich so sehr daran mag. Wer schenkt, wird beschenkt – daher kann ich mir es auch gar nicht enen: Anerkennung, Aufmerksamkeit, Lob oder Wertschätzung. bereits schon heute darauf. Mein schönster „beschenkt-Moment“? Diesen erlebte ich in jungen Ehejahren, als mir mein Mann einen st. Und ich beschenke dich, einfach weil ich es will, weil ich diesen überraschend, meine Freude und Rührung war unendlich groß! Heutzutage versuchen wir uns doch viel zu sehr alles selbst zu verdi ch nichts Größeres als selbst zu geben. Mein größter „ver- Etwas anzunehmen fällt zunehmend schwer. Ein Geschenk ist jedoch die einfachste Weise zu sagen: „Ich liebe dich, um deiner selb Er freute sich so sehr, dass er sie die halbe Nacht lang im Dun- großartigen Moment der Überraschung und Freude gemeinsam mit dir teilen möchte.“ Daher gibt es neben dem Beschenktwerden für mi das erste Mal mein Herz verschenkt hatte. Dieses Gefühl war schenk-Moment“ ergab sich ebenfalls in ganz jungen Jahren, als ich meinem Mann auf den Bahamas spontan eine Uhr geschenkt habe. schenke-Gen scheint in der Familie vererbt zu sein. Für einen wei- keln angeschaut hat. Seine Aufregung war von so einer bezaubernden Unschuld und erinnerte mich an jenen Moment, in dem ich ihm Markt ein kleines Rosensträußchen geschenkt hat. Seinen Vater großartig, sodass eine Wiederholungstat nicht ausgeschlossen ist. Mittlerweile bekommt mein Mann jedoch Konkurrenz, denn das Ge teren unvergessenen „beschenkt-Moment“ sorgte mein damals achtjähriger Sohn, als er mir aus eigenen Stücken in Salzburg auf dem Susanne hatte er dafür angepumpt, seitdem sind beide für mich die smartesten Komplizen im Auftrag der perfekten Überraschungen! Botschen Inhaberin Mytheresa.com in München

Verschenken Sie eine Stadt! Kann man jemandem eine größere Ehre erweisen, als ihn zum ‚Stadthalter‘ Frank Stüve Geschäftsführer zu machen? Und noch dazu haben die Häuser der französischen Firma Asiatides Villa Harteneck in Berlin eine Funktion: Man kann die Dächer abheben und Dinge darin bewahren. Aber bitte nicht einzelne Häuser verschenken, sondern ganze Straßenzüge.

Ein besonderes Weihnachtsgeschenk trage ich noch heute jeden Tag. Es ist eine Tag Heuer Carrera, ein zeitloses und zuverlässiges Zeiteisen im klassischen Design eines Automatik-Chronografen. Die Uhr ist ein gegenseitiges Geschenk unter Partnern. Sie ist Symbol einer engen Freundschaft und steht natürlich auch für gemeinsam errungene Erfolge. Weihnachten ist immer auch ein Zeitpunkt des Zurückschauens, die Uhr erinnert an gute Zeiten, an echte Freundschaft und treibt einen dennoch täglich an. Mehr kann ein Geschenk kaum leisten. Johannes Plass Geschäftsführer Mutabor Design in Hamburg „Werd’ ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch! Du bist so schön!“ Alles läuft rund und man wünscht sich, es könnte bis in all Claudia weitergehen. Man möchte den Moment festhalten und bewusst alles erleben, weil man einfach glücklich ist und weil dies nie enden Wellendorff e Ewigkeit so Aus der Wertvolle Momente! So ein Augenblick war zum Beispiel nach der Geburt unseres ersten Kindes. Dieses Gefühl, etwas für die Ewigk Pforzheimer festhalten zu wollen, setzte mein Mann in einem Schmuckstück um. Er kreierte mit seinen Meistergoldschmieden einen in sich dreh soll. Juwelierfamilie mit dem Namen „Sternennacht“ und schenkte ihn mir. Damit kann ich den besonders glücklichen Moment nun doch festhalten. eit baren Ring

UND SONST NOCH

Insiderwissen 1: Kommt Ihnen das Muster links bekannt vor? Es dient nämlich nicht nur als In- spiration für die Verpackung des Dufts „Fleur d’Orange“ von Prada. Ein ähnliches Muster wur- de ursprünglich kreiert für die Mode der Herbst/Winter-Kollektion 2003. Jetzt kann man es in der aktuellen Ausstellung „Art Nouveau Revival“ im Pariser Musée d’Orsay betrachten. Bis 14. Februar 2010 ——— Insiderwissen 2: Gucci-Designerin Frida Giannini arbeitete gemeinsam mit dem Musikproduzenten Mark Ronson an einer limitierten Sneaker-Kollektion. Erhältlich ist diese ausschließlich im ersten Gucci Icon-Temporary Flash Store in der New Yorker Crosby Street ——— Apps: Jetzt kann man total up to date sein mit den Mode- und Schmuckhäusern wie Cha- nel, Gucci, Dolce & Gabbana, Wellendorff und . Diese schicken nämlich die neues- ten Infos über IPhone Apps. Zum Herunterladen auf apple.com ——— Mode: Ab 14. November wird es

in ausgewählten H&M-Filialen eine „Jimmy Choo“-Kollektion geben. Wer nicht zum Zuge kommt: PRADA Designerin Sonia Rykiel kreiert für das Modehaus auch einige Kleidungsstücke ——— FOTO: AKHTAR, MUTABOR DESIGN, KLAR, JOHN AIGNER, WEISSER

RAT & TAT

Mein schönstes Geschenk war Kasimir! Marietta Andreae Ich liebe Hunde, bin mit ihnen aufgewachsen und hegte seit Langem den Wunsch nach einem Vierbeiner, den ich aber Marietta Andreae immer wieder aus Vernunftgründen (zu viele Geschäftsreisen und Termine) verwarf. Umso größer war die Überraschung PR in Hamburg und Freude, als mein Ex-Mann eines Tages kurz vor Weihnachten mit einem Rauhaardackelwelpen auf dem Arm zu Hause erschien, der natürlich sofort mein Herz eroberte. Alle Bedenken waren wie weggeblasen – Dackelblick sei Dank!

Das schönste und persönlichste Weihnachtsgeschenk, das ich bekommen habe, Kim-Eva ist ein selbst erstelltes Memory von meiner Freundin Marion. Sie hat immer zwei Wempe Geschäftsführerin gleiche Fotos aus der gemeinsamen Zeit genommen und diese bildeten dann Wempe jeweils ein Paar. Es war eine unglaubliche Fleißarbeit, das alles zusammenzu- stellen. Und für mich eine unglaubliche Freude.

Zu Weihnachten 2008 bekam ich von lieben Freunden in Berlin ein Fahrrad geschenkt. Es wurde klingelnd hereingefahren und hatte eine Schleife am Lenker. Ich habe mich seitdem jeden Tag, den ich geschäftlich oder privat in Berlin verbringe, über dieses liebevolle und durchdachte Geschenk gefreut. Ich wohne in Ute Hartjen Bremen und arbeite in Berlin und hatte nie die Gelegenheit, die Hauptstadt richtig kennenzulernen. Vorstand Camera Work in Berlin Das hat sich in diesem Jahr auf dem Fahrradweg geändert.

In den 60er-Jahren begann mein Vater, neben Kunst auch Porzellan aus Thüringer Manufakturen zu sammeln, aus Ilmenau, Limbach und Wallendorf, um nur einige zu nennen. Anfang der 70er-Jahre war eine so große Menge zusammengekommen, dass er sich etwa 300 Meter entfernt von unserem Wohnhaus eine kleine Wohnung mietete, deren Mobiliar neben einem Bücherregal, einem großen Tisch und zwei Stühlen nur aus großen Glasvitrinen bestand. In den Vitrinen gab es – für mich langweilige – Service mit bemalten Tassen, Kannen, Tellern und Schalen. Viel spannender waren dagegen schon zwischen 10 und 30 Zentimeter hohe bemalte Figuren, Mädchen, die Blumenkörbchen trugen, oder clowneske Wesen wie zum Beispiel ein Harlekin. Es gab auch Furcht einflößende Großfiguren, nämlich zwei Männer in Ketten. Manchmal durfte ich am Wochenende mit in die sogenannte Püppchenbude kommen, was in der Regel nicht besonders spannend für mich war, da mein Vater entweder dicke Bücher über Thüringer Porzellan las oder eine der Figuren vorsich- Stella Ahlers tig aus der Vitrine nahm und mit einer Lupe begutachtete. Vorstands- Irgendwann, als ich vielleicht acht oder neun Jahre alt war, entdeckte ich zwischen all den bunten Figuren einen kleinen Porzellanhahn. Monatelang lag ich meinem Vater in den vorsitzende Ahlers Ohren, mir diesen Hahn zu schenken. An einem Winterabend kurz vor meinem zehnten Geburtstag ging mein Wunsch schließlich in Erfüllung – ich war selig, den kleinen Hahn AG, Herford endlich mit nach Hause nehmen zu dürfen. Von da an stand er bis zu meinem Abitur auf meinem Nachttisch.

TRENDBAROMETER VON WOLFGANG JOOP

Ich möchte Decken dieses Jahr, Decken, Decken, Decken. Kaschmir, Wolle, mei- Frau Dob netwegen auch Pferdefilz. Von Hermès, Loro Piana, Cucinelli oder auch Humana, da kann man dann ja Abziehbildchen zur Dekoration draufkleben. Große, kleine, gekuschelt oder gerollt als Kissen. Mensch, Haka, hol den Hund mit unter die Decke und dreh die Heizung runter! Das ist gesünder. Auch fürs Konto. Ich finde ja, dass Nehmen seliger ist denn Geben. Man muss doch Herr Haka auch mal lernen, Geschenke anzunehmen. Auch ohne falsche Scham – wenn es mal zu groß ausfällt. Aber das wird dieses Jahr womöglich nicht passieren. Also, meine Liebe, ich Wolfgang Joop rate Dir: Übe doch schon mal vor dem Spiegel Freude heucheln, denn die Gaben könnten in Modeschöpfer schweren Zeiten ja auch mal ganz anders aussehen. Übe am besten im kalten Zimmer, wie man sich in Potsdam über eine falsche Perlenkette gerad so freut wie über ein echte! Alles eine Frage der Grandezza. Nicht wahr?

UND SONST NOCH

Gute Tat 1: Fünf Künstler der New Yorker „Tats Cru“ besprühten für Hogan 2000 Quadratmeter Segeltuch für Turnschuhe (links). Die Sneakers-Unikate werden ab Dezember auf hogan- world.com versteigert. Der Erlös geht an das „Documentation Center for Visual Arts“ in Mailand ——— Gute Tat 2: Zehn Prozent des Kaufpreises eines Montblanc-Füllers aus der „Signature for Good“-Edition gehen an Unicef zur Unterstützung von Bil- dungsprojekten ——— Gute Tat 3: Die Weihnachtskarten des Ham-

burger Hospizes Leuchtfeuer hat dieses Jahr Wolfgang Joop HOGAN kreiert. Zu bestellen unter hamburg-leuchtfeuer.de ——— FOTOS: AKHTAR, PR PRIVAT,

RAT & TAT

Schlaf ist der neue Sex! Was soll man zu Xmas schenken? Ein lebensweiser Freund, der vieles hat, sagt: „Der größte Luxus sind Eiderdaunen!“ Was? Das ist der Kaviar der Daunen. Die isländische Eider-Ente kuschelt damit ihre Babys ein. Der Preis hat einen Tageskurs wie Aktien. Eine Decke kostet circa 2000 bis 4000 Euro. So viel Geld zum Verschlafen? Ich wollte mir gerade in Moskaus Kreml-Kaufhaus Gum eine Zobel-Mütze kaufen (1500 Euro), aber ich sah aus wie ein Hamster und meine Frau schüttelte ihren schönen Kopf. Das Schicksal hat Flügel. Wegen der Krise stöbern wir im Ausverkauf bei Karstadt. Und was hat der liebe Gott dort hingelegt: Eiderdaunen-Decken zum Sensations-Rabatt. Statt 3600 Euro „nur“ 1099 Euro (Giraffen-Größe: David Blieswood 220 cm x 155 cm). Meine Frau strahlte und nickte. Die EC-Karte der Berenberg-Bank ächzte. Wir schenkten uns den weichsten Schlaf der Welt (bisher: Connaisseur aus Mühldorfer wie im „Mardavall“ auf Mallorca). Bettwäsche? Christian Fischbacher. Was fehlt, wenn die Frau schläft, aber der Mann wacht? Der beste Hamburg Flat-TV der Welt: Panasonic TX-P50V10E! Ein 127-cm-Bildschirm mit Sat-Tuner (für HD-Satelliten-TV). Danke, Christkind!

Das schönste Geschenk bekam ich an Weihnachten vor meinem Abitur von meiner Großmutter: ihren erbsen- grünen VW Käfer Baujahr 1964! Ich fahre ihn noch heute und ernte nur Freundlichkeit und Zuneigung der entge- Alexandra von Rehlingen genkommenden Autos und Passanten. Er springt immer Schoeller & von Rehlingen PR Hamburg an, passt in jede Parklücke und erinnert mich immer an meine Großmutter! Mit einem solchen Geschenk macht man sich unsterblich!

Recycling ist ja so was von gestern, wie Jürgen Trittin mit Bart. Und ohne Bart. „Upcycling“ lautet das Gebot der Stunde, also her mit den alten Getränkedosen, daraus machen wir jetzt Schmuck und Kunst! Gummireifen und -schläuche werden zu Sandalen und Federtaschen. Und aus halbierten Lenor-Flaschen bauen wir innovative Rahmen für unseren Bade- zimmerspiegel. Besonders wichtig natürlich: die Originalmarken müssen noch zu sehen sein. Vielen Dank für diese tolle Geschäftsidee sagen Sie, aber ist das denn auch erlaubt? So viel sei verraten: Wenn Sie nur ein kleines Kunstwerk für sich oder Ihre Freundin bauen, haben Sie kein Problem, denn das Markenrecht gilt nur im geschäftlichen Verkehr. Außerdem setzt Markenschutz im Prinzip voraus, dass die Marke auch in der jeweiligen Warenklasse eingetragen ist, um die es geht. Schutz in Klasse 32 für alkoholfreie Getränke nützt also nichts gegen eine Verwendung für Schmuck. Aber: Erstens sind bekannte Marken häufig sehr viel breiter registriert, als das Kerngeschäft nahelegt. Und zweitens genießen berühmte Marken einen Schutz gegen Rufausbeutung und -verwässerung auch bei einer Verwendung für Waren, die mit dem eigenen Sortiment nichts zu tun haben. Da bleibt dann nur noch der Einwand, dass die Marke bei unserer selbst ge- bastelten Trashion doch gar nicht auf den Hersteller verweisen soll, sondern nur Zierrat ist. Das können Sie leicht selbst testen: Haben Sie den Eindruck, der rot-weiße Anhänger oben stamme von Coca-Cola oder sei von denen jedenfalls lizenziert? Wenn nicht, antworten Sie auf das Abmahnschreiben der New Yorker Großkanzlei, dass keine markenmäßige Verwen- dung vorliege, dann wird man Sie bestimmt in Ruhe lassen. Wer weniger Mumm hat, backt vielleicht kleinere Bröt- chen mit Lego: Und wer über- haupt nur spielen will und am Wochenende eine Stunde Zeit hat, kann ja mal bei RedBull eine kleine Plastik einrei-

chen: redbullartofcan.com PRIVAT Cornelis Lehment Markenanwalt in Berlin

UND SONST NOCH

Kunst 1: Im Berliner Martin-Gropius-Bau ist ab dem 20. November das Lebenswerk von F. C. Gundlach zu sehen. Der bedeutende Modefotograf arbeitete zwischen 1950 und 1990 in vielen Teilen der Welt und fotografierte für wichtige Modemagazine ——— Kunst 2: „Cream“, die Gale- rie von Thomas Andreae und Moritz Kaufmann, gehört zu den Aufsteigern der Berliner Szene. Ein Schwerpunkt des Programms sind Arbeiten auf Papier zum Beispiel von Bettina Krieg oder Karl Goehrlich. Ab dem 14. November läuft dort „Exquisite Corpse“ mit neuen Zeichnungen von Joe Biel, Cornelia Renz und Scott Hunt (Abbildung: links). Adresse: Schröderstrasse 14, Berlin Mitte, creamcontemporary.com ——— Kunst 3: Noch bis zum 18. Januar läuft die Pariser Ausstellung „Confusion Of the Senses“, die eine Reise ins Innere ermöglichen soll. Acht

Künstler regen mit ihren Werken zur Auseinandersetzung mit dem eigenem Körper und Geist an. Fotos: Akhtar, Zauritz

Espace Louis Vuitton, Champs-Elysée ——— FOTO: FOTO: SCOTT HUNT ESSAY

CH MENSCH, DENK GROSS VON DIR!

Pastor Traugott Giesen über die Seele des Gebens und Nehmens

Jetzt sind wir schon bald mitten drin im Wett- Drum befeuere besonders an Weihnachten Heile, der Leuchtfeuermensch, der Tod und lauf um die richtigen Geschenke. Schlangen viel Freude. Nimm einzeln in den Blick, wen Himmel, Arm und Reich, Geben und Nehmen, an den Kassen, müde Füße, Schlepperei. Ge- du bedenken willst. Was braucht der andere je- mich und dich als Teile eines Ganzen sieht. nervtseinA bleibt nicht aus. Aber im Kern kön- weils? Ist sein Alltägliches knapp bemessen, Und der auch dir gutes Gewissen macht, dich nen wir unser Glück machen in diesen winter- lass einen deutlichen Schein rüberwachsen. ruhig großzügig beschenken zu lassen. lichen Tagen. Denn ein lichtvolles Geheimnis Braucht er etwas gegen seine Alterstraurigkeit „Weihnachten“, so G. K.Chesterton, „lass ich treibt das Karussell der großen Sachen-Show schenk ihm Rolling-Stones-Karten, gib ein Sti- mich gern beschenken, Jesus war doch selbst an. Viel gibt es auszusetzen an übertriebenem pendium aus oder einen Duden, ein schickes ein Weihnachtsgeschenk.“ Glamour und Glitzerkram. Aber im Kern fei- Teilchen oder einen klingenden Gong. Und ern wir uns an diesen Festtagen des Schenkens Brot für die Welt – das ist eine Frage der Ehre. Traugott Giesen, 69, war zehn Jahre Pfarrer in als bessere Menschen. Wir nehmen uns von Wohltaten locker machen für die Menschen in Neukölln, dann 29 Jahre in der Seefahrerkir- der besten Seite. Können uns als Schenkende Not ist groß und macht groß. che in Keitum auf Sylt. Er lebt weiterhin mit genießen, als Förderer, als gütige, großzügige, Geben ist einen Tick nur seliger. Auch Neh- Frau Ingrid auf der Insel glanzvolle Gönner. men hat seine Würde. Wir imaginieren, was anderen guttun könnte, Wir müssen doch alle erst nehmen, ehe wir was Freude macht und Spaß bringt. Wir auch was geben können. Einatmen – ausat- schmücken sie, reden sie uns lieb. Sie brau- men; Nahrung aufnehmen – Energie abgeben; chen gar nicht genau wissen, wer sie be- einnehmen – ausgeben. Darum ja ist dies wohl schenkt. Ihre Freude ist uns Lohn genug. Wir das frömmste Bild der Menschheit: Die Mutter, wissen ja um unsere Urheberschaft. die ihr Kind stillt. Eins werden hier das dursti- Das Geheimnis der glücklichen Gebenden ist: ge Saugen und das sanfte Verströmen. Sie erleben sich als Beschenkte, als Begnadete, Man fragt sich doch tatsächlich: Wer stillt hier die Überfluss austeilen können. Sie haben so wen? Beide geben einander und nehmen von- viel Beute gemacht, daß andere es davon mit einander. Das ist das Kunstwerk der Schöp- gut haben sollen. Sie können gönnen. Und be- fung: Sie ist so eingerichtet, beim Nehmen danken sich heimlich, daß andere ihre Freund- auch zu geben und beim Geben auch zu neh- lichkeit annehmen. men. Nur der herrische Mensch kann mit sei- Es gab in der Schulclique immer einen, der die ner Gier alles in Unordnung bringen. Zigarettenpackung kreisen ließ und das Schul- Aus Angst, mal bitten zu müssen, sammelt terklopfen der Kameraden genoss. Ein anderer man Vorräte im Depot. Aber das Leben bringt rauchte hinterm Schuppen für sich allein und uns schon zur Räson. Gesundheit, Liebesglück, genoss es, nicht teilen zu müssen. sicheres Nachhausekommen, Sympathie und Ein gut bestückter Weinkeller kann eine Au- die Sorge darum, ob ich morgen noch ge- genweide sein. Aber eigentlich doch „macht braucht werde – das sind alles Felder der Be- erst der Mund des Gastes den Wein gut“ (Mar- wahrung. Da können wir viel falsch machen, Foto: picture-alliance / HB-Verlag tin Walser). Natürlich hat ein kleiner heimli- aber was uns richtiggehen lässt, ist nicht Ver- cher Haufen Geld auch etwas – „Geld be- dienst, sondern Gnade, Geschenk, Wunder. Da- St. Severin in Keitum schirmt“, sagt der Prediger der Bibel. Doch rum ist Dankbarkeit das einzig realistische bleibt es immer nur Geld, dann fault es. Erst Verhältnis zum Leben. Und Weihnachten ist das wieder in Freude, Lachen, Chancen ver- darum höchster Menschheitstag, weil es unse- flüssigte Geld ist schönes Geld. Kurz: Wir müs- re Werteskala noch mal eicht. sen geben können, also brauchen wir Geld. Das An Weihnachten erscheint Gott als die schöp- ist wohl die ärgste Kränkung der Armut, nichts ferische Kraft überhaupt. Er zeigt was er ist: Er zum Teilen zu haben. Darum hat Jesus ja recht, besteht aus Geben, Schaffen, Überfließenlas- wenn er unserer Lust am Schenken einheizt. sen, Liebe. Er (oder sie?) sprüht, alle sind wir Er will, dass wir groß von uns denken: Lass Funken seiner selbst. Noch in einer Kerze dein kärgliches Rechnen, dein kleinliches Raf- glimmt sein Sonnesein, noch in unserem sorg- fen. Du bist Sohn/Tochter Gottes, verfügst samen oder eiligen Geschenkesuchen schim- über Welten – und solltest geizig bis ins Herz mert ein Abglanz seiner Großzügigkeit. sein. Ach Mensch, denk groß von dir. Sie alle Wir wissen meist nichts von diesem Zusam- sollen was von dir haben. Du bist doch eine menhang aller Dinge, denken zerteilt und zer- vertrauensbildende Maßnahme des Herrn. hackt vom Leben. Aber in Jesus erstand der 17 OH, LOOK! UNSERE ICONA ZEIGT IHRE AKTUELLEN LIEBLINGSTRENDS ILLUSTRATIONEN: JAMES DIGNAN (WWW.OFFICE36.COM)

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2009-2-1224_AZ_WamS_Icon_RZ.indd 1 23.10.2009 10:34:45 Uhr MODE

DIE STRICK-AYSE Die Designerin Sibilla Pavenstedt hat Erfolg mit eleganter

ade of Veddel“ – das klingt im Englischen ganz schick, in Norddeutschland eher unsexy, ist der Hamburg Stadtteil doch eher das, was man einen Problembezirk nennt. Urban eigentlich toll direkt am Wasser und Hafen gelegen, die Re- formarchitektur der 20er und 30er Jahre hat durchaus Charme, ist die Gegend mit seiner Bevölkerungsstruktur aus M überwiegend Migranten eher gesellschaftlicher Brennpunkt denn Society- Hotspot. Doch das könnte sich jetzt ändern. Nicht alles und grundsätzlich, aber plötzlich wird es schick auf der Veddel, im Wort- sinn. Und das kam so: Als die Designerin Sibilla Pavenstedt vor zwei Jahren mit dem Darbo- ven-Preis für Unternehmerinnen ausgezeichent wurde, kam sie dort mit Rolf Kellner ins Ge- spräch, einem engagierten Mann, der sie animierte: „Wir müssen etwas tun für die Frauen auf der Veddel. Sie leben in einer Isolation, sind Willkür ausgeliefert.“ So etwas muss man Si- billa Pavenstedt, die lieber als „Kostümbildnerin für den Alltag“ firmiert, nicht zwei Mal sa- gen, sie gehört zu den Bürgern, die lieber lösen als lamentieren. Und sie hatte ja schon beste Erfahrung gemacht mit einer Frau, die ohne Ausbildung und mit dürftigen Deutschkennt- nissen vor Jahren bei ihr angeklopft hatte und um Arbeit gebeten und eine große Fähigkeit mitbrachte, nämlich die, aus nichts sehr viel zu machen: die russische Jüdin Irina Mittel- mann machte binnen kürzester Zeit Karriere als Atelierleiterin und wurde von Jil Sander abgeworben. Jetzt hilft sie ehrenamtlich als Ausbilderin bei dem Veddel-Projekt. Die gute Idee war schnell gebo- ren: man näht mit den Migrantinnen, damit können sie Geld verdie- nen und damit steigt der Anreiz etwas zu lernen. Und die Einnahmen sind hilfreich bei der Rechtfertigung den Männern gegenüber, die nicht immer erpicht sind auf eine Selbständigkeit ihrer Frauen. Und was vielleicht am wichtigsten von allem ist: sie können zu Hause ar- beiten und erfahren eine Wertschätzung ihres tradierten, handwerk- lichen Könnens. „Wir verlangen nicht, dass sie emanzipierte Maschi- nentechnikerinnen werden, sondern holen die Frauen dort ab, wo sie ihre Fähigkeiten können“, erzählt Frau Pavenstedt, die an der Kunst- hochschule in Bremen studierte, lange ein Atelier in Paris führte und nun überwiegend in Hamburg lebt, wo sie in ihren Räumen an der Langen Reihe (auch vor noch gar nicht langer Zeit eine Problem- ecke) viele Schauspielerinnen, Künstlerinnen und Bühnenbildner einkleidet. Sie startete einen Aufruf, sechzig Frauen meldeten sich, Alles Handarbeit, alles Unikate. Selbst acht kamen ins Team, einige sind jung und aufgeschlossen, andere gestrickt ist Luxus. Nach dieser sehr traditionell, eine gute Mischung. Masche für Masche, Schnitt für Manufaktur-Devise arbeitet die Hamburger Schnitt veränderten sich Gewohnheiten und Fähigkeiten, statt Hä- Designerin Sibilla Pavenstedt zusammen kelgardinen fertigten die Frauen plötzlich eben einen großmaschi- mit Frauen aus Problembezirken. gen lila Fingerschal aus Kaschmirwolle. Die Entwürfe kommen von Das Ergebnis ist doppelt schön: die Frauen Pavenstedt, die Umsetzung von der Veddel. Motivierend personali- haben eine Perspektive und die Entwürfe siert: in jedem Teil steht der Name der Strickerin, in dem aufregen- ein besonderes Flair den schwarzen Cashmerekleid zum Beispiel: „Von Ayse Antag hand- gefertigt auf der Veddel.“ Modernes europäisches Design im Luxus- bereich kombiniert mit tradierter Handwerklichkeit, lautet das Er- folgsrezept. Dessen Resultate hängen nun in feinen Geschäften wie dem von Ann Karlosch in Bremen gleich neben Jil Sander. Und die „Bank“ in Hamburg, Treffpunkt der anspruchsvollen Gesellschaft, wird in der Adventszeit komplett mit den raffiniert umhäkelten Tan- nenbaumkugeln Made of Veddel dekoriert. Das hat doch etwas, freut sich Sibilla Pavenstedt: „Moslems häkeln Weihnachtskugeln unter Anleitung einer aus Litauen stammenden Jüdin.“ Integration kann

durchaus stylish sein. Inga Griese FOTOS: FOTOS: ATELIER ICON, SIBILLA RODARI PAVENSTEDT/MONTAGE:

Die umhäkelten Tannenbaumkugeln kosten zwischen 20 und 30 Euro. Es gibt sie unter anderem in den Hamburger 20 Geschäften „Mutterland“, „Home“ und “Alsterhaus“ Integration — sie setzt auf die handwerklichen Fähigkeiten von Migrantinnen

21 Pstt! Nicht weiterzeigen. Dies ist eine Weihnachtsüberraschung!

Das sind keine Bilder aus einem Lifestylemagazin für Kinder, ist keine Werbung für ein Fantasialand, sondern es sind Aufnahmen aus einem ganz privaten Märchenbuch, von Larissas Mutter als Geschenk für den Vater gedacht und von der Agentur

Meisterfotografen inszeniert FOTOS: WWW.MEISTERFOTOGRAFEN.COM FOTOS: WWW.MEISTERFOTOGRAFEN.COM 22 GESCHENKE

EINE WELT FÜR SICH UND MICH Imaginarium Nie wieder spießige Familienfotos. Die Agentur Kico Nico ist eine Maus. Eine Maus mit Makeln. Sie hat ein kleines und ein Meisterfotografen setzt Privatleute in Szene als wär’s ein großes Ohr, ein schiefes Lächeln und eine Narbe am Arm. Trotzdem hat sie Auftrag für ein Hochglanzmagazin Freunde und wird geliebt. Spielzeug von Imaginarium will eine Botschaft transportieren, die Kinder spielerisch auf die Anforderungen der Zukunft vorbereiten soll. Wie die Großfamilie, aus der „Amanda“-Puppenserie: Hier gibt es neben Mama, Papa, Oma und Schwester auch noch das asiatische und das schwarze Adoptivgeschwis- terchen – eine echte Patchworkfami- lie eben. Pädagogisch wertvoll wollen an wäre gern Mäus- repräsentative Einzelporträts, das Festhalten Spielzeuge von Imaginarium sein, chen an Heiligabend, von besonderen Anlässen wie Hochzeit oder aber stets ohne erhobenen Zeigefin- wenn eine Hamburger Kindergeburtstag oder auch erotische Auf- ger. Denn Spielen soll glücklich ma- Designerin ihrem nahmen handelt, Szenerie und Stimmung chen. Das ist die Basis der Unterneh- Mann eine rote Samt- werden individuell abgestimmt; Location, mensphilosophie des Gründers Félix kassette im A-2-For- Ausstattung, Styling, eventuelle Reisevorbe- Tena. Eine glückliche Kindheit steht M mat überreichen wird. reitungen, Fotoshooting, Bildaufbereitung im Mittelpunkt des Konzepts, das sich Denn darin ist ein Ge- und Layout für die privaten Staraufnahmen der Spanier 1992 in Saragossa ausge- schenk, dass zwar sehr teuer war, aber trotz- werden organisiert. Gerade steht Frau Bruns dacht hat. Dafür hat der studierte Be- dem, wie sie sagt, „mit Geld nicht zu bezahlen in Verhandlung mit einem Ehepaar, das gern triebswirt ein Team aus Eltern, Leh- ist“. Ein Märchenbuch. Eines, das selbst ver- seine Mehrgenerationen-Familie im Ton der rern und Pä- wöhnte Leseratten noch nie gesehen haben, ländlichen Gruppenfotos sehen würde, mit dagogen auf- ist es doch ein Unikat und dazu höchst privat. denen Dolce & Gabbana und Burberry im gestellt, das Aufnahmen von Mutter und Kind, aber in ei- vergangenen Jahr warben. ihm bei der ner Qualität, wie man sie sonst von Anzeigen Der Kunde erhält von seiner persönlichen Entwicklung kennt, aus Hochglanzstrecken in Magazinen, Bildstrecke wahlweise ein exquisites handge- von Spielzeu- in diesem Fall aufwendig auf Bütten gedruckt, fertigtes, großformatiges Kunstbuch oder ein gen zur Seite gegeneinander kaschierte Seiten, damit kein Portfolio mit feinsten Abzügen. Sieben inter- steht. Seine Falz entsteht und die Magie trübt. Auf diesen national renommierte Fotografen – Det Produkte, die Fotos sitzen die lieben Kleinen nicht, wie frü- Kempke, Edith Held, Wolfgang Pohn, Gerard alle umwelt- her so gern vom Um-die-Ecke-Studio offe- Harten, Wolfgang Wilde, Olaf Tiedje, Christi- freundlich riert, vor einem roten Plastiktelefon und hal- an Schoppe – sowie der„Hair- and Make-up- hergestellt ten scheinbar freiwillig einen Hörer ans Ohr, Artist“ Boris Entrup und die Stylisten Bettina und aus nach-

das Ganze umspielt von flirrender Ausleuch- Markiewicz, die unter anderem für Jil Sander haltigen Roh- FOTO: FOTO: IMAGINARIUM tung, die dem Endprodukt eine unnatürliche arbeitete, und Hendrik Schaulin, der bei stoffen gefer- Atmosphäre verlieh. Nein, bei den Bildern Christian Lacroix lernte, gehören zum Meis- tigt werden, sollen Kinder zum spielerischen Ent- Das Maskott- von Simone Bruns besteht nicht die Gefahr, terteam, und auch die Chefin greift unter chen von dass der Vater kurz draufschauen und das dem Pseudonym Mo Anders zur Kamera, wo- decken, Erforschen und Lernen ermu- tigen. Zu seinem „Unternehmen mit Imaginarium: Œuvre nach Neujahr pflichtbewusst irgend- bei das gar nicht geplant war. Zwar hatte Si- Kico Nico wo auf seinem Schreibtisch platzieren und mone Bruns nach dem Abitur im ostfriesi- Seele“ gehört auch eine ausgefeilte vergessen wird. Im Gegenteil, wahrscheinlich schen Leer vor zwanzig Jahren in Hamburg Ladengestaltung. In Imaginarium-Ge- wird die ganze Weihnachtsgesellschaft blät- eine Fotografenausbildung absolviert, wandte schäften, die man heute in 30 Ländern tern und staunen und aufgeregt sein. sich dann aber dem Marketing und Vertrieb weltweit findet, gibt es immer eine Denn Simone Bruns hatte im vergangenen in der Branche zu, arbeitete bei Firmen wie große Tür für Erwachsene und eine Jahr eine kluge Geschäftsidee. Im Grunde ei- Professional Photo Service (PPS) und Agfa. kleine für Kinder. Die Verkaufstische ne nahe liegende, aber verwirklicht hatte sie Bis sie vor fünf Jahren F. C. Gundlach traf, sind niedriger als gewöhnlich und An- so noch keiner. Mit den „Meisterfotografen“ den legendären Modefotografen und Grün- fassen ist ausdrücklich erwünscht. Die bietet die Hamburgerin nämlich hoch profes- dungsdirektor des Hauses für Fotografie in Kleinen werden sogar vom geschulten sionelle Shootings für Privatleute an. Also den Hamburger Deichtorhallen. Gundlach Verkaufspersonal dazu angehalten, quasi „Brigitte“ umgekehrt. Die Modezeit- fehlten 100 000 Euro für eine geplante Aus- Spielzeuge vor Ort auszuprobieren. schrift will in Zukunft nur noch Privatmen- stellung seiner Bilder. Sie half ihm derart Nach galaktischen Raumschiffen, Vi- schen als Models verpflichten. Meisterfoto- überzeugend, auf Gesellschaften das Geld zu- deospielen oder Kriegsspielzeug kön- grafen hingegen bietet Privatleuten Shoo- sammenzutragen, dass sie fortan das gesamte nen Sie jedoch vergeblich suchen. tings wie für ein Magazin. Oder eben ein Mär- Fundraising für die Deichtorhallen übernahm Spielsachen sind hier immer inspi- chenbuch. Zusammen mit einem Profi-Team und die Ausrichtung exklusiver Sponsoring riert von Alttagssituationen – vom aus verschiedenen für internationale Hoch- Events gleich mit. echten Leben. Es sind Produkte, die glanzmagazine tätigen Fotografen, einer Pro- F. C. Gundlach war es auch, der Simone Bruns der kindlichen Fantasie Freiraum las- duzentin, Stylisten, Visagisten und Location ermunterte, die Aufnahmen für das Märchen- sen und auch Eltern zu Kreativität an- Scouts lässt die Agenturchefin Träume der buch selbst zu machen, nachdem sich heraus- regen. Wie das Märchenbuch, in dem Kunden wahr werden. Von der Inszenierung stellte, dass der Wunschfotograf Tim Walker man nur die Anfänge von Geschichten im eleganten oder historischen Ambiente einen Tagessatz von 45 000 Dollar forderte. findet. Den Rest dürfen Sie sich selbst über eine Eislandschaft mit Huskies bis zur Das war dann selbst für ein unbezahlbares Ge- ausdenken. imaginarium.de märchenhaften Kulisse wie für die abgebilde- schenk zu viel. Inga Griese te Strecke – der Fantasie sind keine Grenzen meisterfotografen.de, gesetzt. Egal, ob es sich um Familienporträts, Telefon 0172/875 34 47 GESCHENKE K

Kinder des Workshops mit ihren selbst bemalten Carrés

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Bei Kindern hat das Begreifen noch mit An- fassen zu tun. Sie erforschen die Welt durch Tasten und verstehen schwer, dass eine Er- Gucci für mahnung „nur mit den Augen, nicht mit den Händen“ sinnvoll ist. So lautet jedenfalls der mütterliche Ordnungsruf, wenn die Kleinen Unicef mit den mundgeblasenen Glasfigürchen aus dem Venedigurlaub spielen wollen. n Die den Kindern eigene Begeisterungsfähig- keit, die vom Wert nichts wissen will, aber das d Funkelnde und Leuchtende und Kuschelige umso mehr zu schätzen weiß, verlernen Er- wachsene leider allzu rasch. Hermès und Gucci helfen In einem Seidenworkshop, den Hermès zu- sammen mit der Organisation Children for a Kindern. Plus: einige better World e.V. organisiert hat, dürfen die Geschenkideen Kleinen nun entdecken und anfassen – ohne dass sie voreilig zur Ordnung gerufen wer- den. Hermès stellt kostbare Seide und die Far- „Joy“-Bag mit fliegenden Elefanten. Unten: Bild- ben zur Verfügung, auf der die Mini-Künstler band „Snowman in Africa“ von Michael Roberts malen dürfen, was auch immer ihnen in den Sinn kommt: vom lieben Gesicht der Mutter bis zu Power Rangern – es ist alles erlaubt. Es Michael Roberts ist Fo- sind Kinder aus den sogenannt sozial schwa- tograf und Autor und chen Familien, denen man hier den Zugang Illustrator des erfolg- zu Materialien ermöglicht. reichen Kinderbuchs Diese Werke werden am 19. November, am „Snowman in Paradi- Vorabend des Weltkindertags im Rahmen des se“. Das Lifestyle-Un- Konzertes „Fest der Farben“, präsentiert. Die ternehmen Gucci hat Gala, die in München in der Allerheiligenhof- ihn für die Unicef- kirche stattfindet, will sowohl auf die zehn Kampagne „Schulen Für die Coolen: Das galaktische Kinderrechte aufmerksam machen als auch für Afrika“ gewinnen Gefängnisraumschiff ist von Lego Spenden sammeln für die zukünftigen Pro- können. Gemeinsam jekte des Entdeckerfonds. haben sie den Folge- Spenden an „Children for a better World e.V“ band „Snowman in Africa“ herausge- Putzhilfe! bei Deutsche Bank München, Kontonummer bracht. Inspiriert von den Charakte- Junior-Set von 80 80 160, Bankleitzahl 700 100 10, Stichwort ren im Buch kreierte Kreativchefin Vileda über „Entdeckerfonds“. Frida Giannini dazu zwei „Joy“-Ta- klein-toys.com Weitere Informationen finden Sie unter schen, Anhänger und Lederwaren. Zu children.de oder hermes.com kaufen ist die Charity-Kollektion vom 16. November bis 31. Dezember in

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la_biosthetique_icon_ztg_260x365_100809.indd 1 13.8.2009 11:32:38 Uhr PORTRAIT DER WERTVOLLE

Für Georg Hornemann ist Kunst ein Werk der Hände – Inga Griese hat ihm auf dieselben geschaut

as soll man halten Finger, als wäre der die Leiter im Weckglas. von einem Mann, Aber es gibt auch ganz strenge Stücke, von der offensichtlich früher, Kugeln und Dreiecke im Spannungs- ausgesprochen gern verhältnis gesetzt. Das Bauhaus grüßt. In Des- W mit Totenköpfen ar- sau ist er ja aufgewachsen, der Vater war Flug- beitet? Denn am zeugbauer bei den Junkerswerken , die Fami- Anfang war das Buch. Großes Format, schwar- lie mit den sechs Kindern lebte auf einem zer Lackeinband, ein wenig mysteriös. Prolog: Georg Hornemann in seinem Büro. Unten eines der Bauernhof, und eigentlich wollte Klein Georg, „Die Form ist das Wesen, das Wesen ist die vielen Gedichte seiner Wissenssammlung der immer bastelte und malte und schlosserte, Form.“ Darin kluge Gedanken und vor allem auch Flugzeugbauer werden. Und dann lernte Hochglanzfotos von faszinierende Schalen, er zufällig einen Goldschmied kennen, das perfekte Arbeiten - und so viele Totenköpfe? faszinierte ihn, weil er immer etwas von An- Nicht nur, aber eben auffällig. Es wird Zeit, HORNEMANNS fang bis Ende machen wollte. Arbeitete also in Georg Hornemann persönlich kennen zu ler- UNIVERSUM den Schulferien bei dem Goldschmied, stu- nen. Der Name ist Begriff, lange schon, vor al- dierte, machte eine Lehre von der Pike zum lem wegen seines Schmucks. Raffinierte, opu- Meister, der Vater akzeptierte die Entschei- lente Teile. Die Adresse ist erstklassig. Königs- dung schließlich , weil sie auch mit Gestalten Erschrick nicht vor dem Lebenszeichen, allee in Düsseldorf. Ein Wachmann öffnet die zu tun hatte. Er gewann internationale Wett- runde Glastür. Hmh, ein bisschen klein hier Es träget unser künftig Bild, bewerbe, designte Uhren, arbeitete in der für den großen Namen, die paar Vitrinen in Vor dem nur die allein erbleichen, Schweiz, machte sich 1973 selbständig, Mitte der Wand? Alles Absicht. „Wir sind keine Ju- Bei welchen die Vernunft nichts gilt. der 80er wurde ihm ein Atelier in Düsseldorf Ihnen galt weliere, sondern ein Goldschmiede-Atelier. Wie schickt sich aber Eis und Flammen? angeboten. Der Ort schien vertraut, weil die schon in Das ist etwas anders“, wird Georg Hornemann Mutter vor dem Krieg dort gearbeitet hatte Wie reimt sich Lieb’ und Tod zusammen? Kindertagen später sagen. Bloß nicht hochstapeln. Wofür und immer sang: „Warum ist es am Rhein so auf dem auch? Lieber hochgehen an den lichten ei- Es schickt und reimt sich gar zu schön, schön…“- zugleich war er beängstigend. Soviel Bauernhof in gentlichen Ort. Hohe Decken mit einer präch- Denn beide sind von gleicher Stärke Konkurrenz! Mittlerweile müssen sich wohl Dessau Georg tigen Art-Deco Lampe, selbstgebaut vom mul- Und spielen ihre Wunderwerke eher die anderen ängstigen. Hornemanns tibegabten Kunst-Handwerker Hornemann, Mit allen, die auf Erden gehen. Kundenmangel kann er nicht beklagen. „Aus- Interesse: hohe Vitrinen, weiße Wände, schwarze Tü- gefallene Ideen und vor allem Handwerk wer- Tiere und ren, ein riesiger schwarzer Tisch, eine große den zunehmend geschätzt.“ Was Hornemann Ich gebe dir dies Pfand zur Lehre: Totenköpfe. Ruhe. Sie geht von dem Ort aus aber auch von auch deswegen freut, weil er es mit dem Gro- Oben ein den Mietern: Georg und Sohn Alexander Hor- Das Gold bedeutet feste Treu’, pius-Manifest hält: Man kann Kunst nicht er- Ring, unten nemann. Beide sehen bestens aus. Guten Tag, Der Ring, dass uns die Zeit verehre, lernen. Sie entsteht aus dem Handwerk.“ „Das eine Schale sehr nett, und schon ist der Sohn einem ande- Die Täubchen, wie vergnügt man sei; ist eben nicht das Gegenteil von Bildung.“ ren Raum verschwunden. Er kümmert sich Der Kopf erinnert dich des Lebens, Deswegen ist er auch stur geblieben, hat keine um die Finanzen, Organisation. Seit 18 Jahren, Geschäfte eröffnet, betreibt nur das Atelier Im Grab ist aller Wunsch vergebens, mit allen Vollmachten. „Was für ein Glück“, mit den zehn Mitarbeitern. Um sich zu kon- sagt der Vater und meint damit nicht nur, dass Drum lieb und lebe, weil man kann, zentrieren, Qualität zu garantieren, Raum und sein Junge ihn von der Zahlenmaterie befreit. Wer weiß, wie bald wir wandern müssen! Zeit für Visionen zu lassen. Georg Hornemann holt Espresso, schwarzes Das Leben steckt im treuen Küssen, Und was ist nun mit den Totenköpfen? Lä- Tablett, schwarze kleine Dibbern-Tasse kom- Ach, fang den Augenblick noch an! cheln. Als Achtjähriger hortete er schon Kno- men auf den schwarzen Tisch, gleich neben chen und Schädel unter dem Bett, fasziniert die schwarze Wildlederdecke, die er ausbrei- davon, was hinter der Fassade der Menschen Johann Christian Günther (1695-1723) tet wie eine Spielwiese für die Ringe, die ich steckt. Der Schädel als ältester Nutzgegen- vorher fasziniert in den Vitrinen betrachtet stand überhaupt, als mystische Schale, als Be- hatte. Ohne jedes Gewese landen hunderttau- hältnis für das Gehirn. Nein, mit dem Plastina- sende von Euro vor mir, das schwarze Häs- Hydra. Dass ich die Pretiosen einfach die gan- tor hat er nichts am Hut, das ist ihm zu unap- chen, das hellblaue Äffchen, der Frosch in ze Zeit auf den Fingern lasse, stört den souve- petitlich nah am Menschen. Pink, alles Ringe, erstaunlich gut zu tragen ränen Gastgeber erstaunlicherweise gar nicht Hornemanns Ansatz ist distanzierter, philoso- wie auch der mit den neun einzelnen Enten- und mich stören die Brocken erstaunlicher- phischer, auch deswegen tragen seine Toten-

köpfen (man hört sie förmlich schnattern) weise auch nicht beim Mitschreiben. Der köpfe ein gewisses Lächeln. Das nimmt man FOTOS: HORNEMANN 30 oder auch mit neun Tigerköpfen, eine schöne Frosch klammert sich förmlich an meinen mit, wenn man ungern geht. Selten hat ein Skelettreigen eine derartige Ästhetik wie in den Schalen von Georg Hornemann, der aber auch ganz prächtige Schmuckstücke fertigt. Wenn er nicht malt, oder bildhauert. Gerade ist ein Kunstband über seine schönsten Objekte erschienen. Über Telefon 0221 205960 Anhänger von Wempe besetzt mit Diamanten, Rubinen und einem Saphir

Chopard: 25 Karat schwere Ohrringe aus 1 702 Diamanten

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Diamanten, Amethysten, Beryls, Rubelliten, Tsavoriten, Tanzaniten und Saphire schmücken Ohrring „Chardonus“ von Dior Joaillerie Ring „Pipita“ aus Weißgold mit Diamanten von Bottega Veneta

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GESCHENKE Cartier: Armband aus Geschmückt wie ein Christbaum? Leder mit goldenem Pantherkopf, Onyxen, Wir haben hier eine kleine Auswahl an Diamanten und zwei Kostbarkeiten, die funkeln und glitzern Tsavoriten

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Ring „Espresso“ von Für den Musikfan: Ring „Turntable“ aus Silber Wellendorff – die inneren mit Zirkonia-Pavé von Thomas Sabo Ringe sind drehbar

Mit rosafarbener Jade und Diamanten verziert: Bulgari-Armreif aus der „Serpenti“-Kollektion

Tiffany & Co: Elsa Perettis „Bone Cuff” aus Kupfer „Cayman“-Ring 32 von Gübelin SCHMUCK

THE FINAL CUT

Was kommt dabei heraus, wenn Louis Vuitton sich in der Haute Joaillerie versucht? Diamanten in ganz neuen Formen und viel Arbeit für die Goldschmiede

enn Louis Vuitton ankündigt, die ers- te Haute-Joaille- rie-Kollektion in der Geschichte des W Hauses zu präsen- tieren, dann ist das in der Modebranche so etwas wie ein Pflicht- termin. Aber nicht alle Gäste bekamen wäh- rend der Modewoche in Paris auch alle Stücke zu sehen. Wer nicht schnell genug war, stand dort, wo das blau-weiße Collier mit den 3331 Diamanten, 18 Saphiren und 15 Aquamarinen für über eine Million Euro gelegen hatte, vor einem leeren Schaukasten. Der neue Besitzer, der das Set vom Fleck weg erworben hatte, konnte es offensichtlich nicht mehr erwarten. Mehr demonstrative Begehrlichkeit kann man sich als Marke nicht wünschen. Colliers, die an Louis Vuitton und Schmuck, das war bislang gotische Kirchen- vor allem Louis Vuitton und Modeschmuck zum Preis von echtem Schmuck: In der aktu- fenster erinnern, ein ellen Winterkollektion trugen die Models di- schwingender cke Ketten um den Hals, die von Weitem an dem Louis-Vuitton-Monogramm. Eine Di- schen Diplomaten und einer französischen Flamenco-Rock als fragile Papierschlangen erinnerten, sich dann mension des Brandings, wie sie bislang nur Mutter und schon als Kind viel herumgekom- Brosche. Das kommt als lackiertes Messing mit „soft touch“ heraus- Montblanc mit einem „Logo-Cut“ verfolgte. men. Zudem gilt er als ausgesprochen innova- davon, wenn ein viel stellten. Eines der begehrtesten Accessoires Man habe von Anfang an ein Statement setzen tiv in der traditionell eher konservativen gereister Diploma- dieses Winters, leider zum Preis von 1200 Eu- wollen, sagt Bäumer, mit diesen „fancy cuts“ Schmuckwelt, in der die Regel vorherrscht: tensohn wie Lorenz ro. Vor knapp zwei Jahren wurde außerdem wie mit außergewöhnlichem Design. „Leider Was über Jahrzehnte getragen werden will, Bäumer Schmuck- die Kollektion „Blason“ vorgestellt, eine Ko- weigerten sich die Goldschmiede zunächst, soll so zeitlos wie möglich bleiben. designer wird operation von Vuittons ehemaliger Schmuck- meine Zeichnungen umzusetzen. Das Design, Doch bei diesen Designs ging es Bäumer kei- designerin Camille Miceli mit dem Hip-Hop- die Fassungen, die Schliffe – alles war ihnen neswegs um Zurückhaltung. „Ich wollte dies- Produzenten Pharell Williams. Wirkliche „Fi- viel zu kompliziert.“ Am Ende dauerte es ein- mal nicht das kleine Schwarze unter den ne Jewelry“ war auch das nicht, und viele in einhalb Jahre die roséfarbenen Saphire auf ei- Schmuckstücken entwerfen. Es sollte das der Branche waren sowieso der Meinung, ein nem Ring wie den schwingenden Rock einer Ballkleid sein. Wenn Sie es anlegen, sehen Sie Haus, das seine Wurzeln in der Ledermanu- spanischen Flamenco-Tänzerin anzuordnen. sofort aus wie eine Prinzessin!“ Die frühe Idee faktur hat, müsse nicht auch noch mit Juwe- Ohrringe sind gotischen Kirchenfenstern von Schmuck sei doch gewesen, einen Rah- len anfangen. nachempfunden, ein anderes Set erinnert mit men aus Licht um das Gesicht anzuordnen: Genau deshalb wurde als Designer der Haute seinen filigranen Diamant- und Granatschnü- Kette, Ohrringe, Tiara. Bei der „L’âme du voya- Joaillerie Lorenz Bäumer engagiert, der zuvor ren und den auseinanderstrebenden roten ge“ habe er genau dieses Ziel immer im Hin- unter anderem 20 Jahre für Chanel tätig war, Spinellen an ein chinesisches Feuerwerk. Die terkopf gehabt. „Die Stücke verleihen einer und nicht nur eine eigene Kollektion, sondern kostbaren Pretiosen bilden nun die Kollektion Frau sofort strahlenden Glanz, wie ein Facelift. gleich ein eigener Diamantenschliff entwi- „L’âme du voyage“, „Die Seele der Reise“. Ach nein, eigentlich sind sie viel besser als ein

FOTOS: FOTOS: LVM, PICTURE ALLIANCE/DPA ckelt – in Form der Blumen und Sterne aus Bäumer, Mitte vierzig, ist der Sohn eines deut- Facelift.“ Silke Wichert 33 Goldpartikel für die Lippen: „Joli Rouge der Die Digitalkamera Brillant“ aus der „Lifethreads Gold “ von La Prairie „Exilim Z90“ von Casio „Palazzo d’Oro“- steht für Erfolg und riecht nach hat einen dreifach Kollektion von Pflaume, Nelke, Mandarine optischen Zoom Clarins

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SILBER DIE MEISTERBECHER

Es gibt überhaupt keinen Grund, Champagner, Bier oder selbst Wasser aus schnöden Gläsern zu trinken. Brigitte Jurczyk weiß jetzt warum E s kann schon mal vorkommen, dass Theo Zwanziger bei Florian Blume den „Schuppen Nr. 2“, direkt am Wasser, wo eine Handvoll Mitarbeiter anruft und fragt, wann „das Ding“ denn fertig sei. Der DFB-Vorstand die edlen Silbergerätschaften von Hand fertigen. Voller Werksstolz. hat die „Meisterschale“ bei der Bremer Silberschmiede „Koch & Berg- „Schauen Sie, dieses Regal ist über 100 Jahre alt. Hier stehen über feld Corpus“ in Auftrag gegeben. Die fertigen nämlich so ziemlich al- 4000 verschiedene Modelle, nach denen schon die Generationen vor les, was glänzt und dabei Ruhm bedeutet: Die Goldene Kamera, den mir gearbeitet haben.“ Florian Blume hat nicht nur die Lizenz für die DFB-Pokal genauso wie die höchste Auszeichnung im europäischen Becher, sondern gleich die ganze Silberschmiede „Koch und Bergfeld Fußball: die Champions-League-Trophäe. Große, gewichtige, impo- Corpus“ von Klaus Hansen, der die Traditionsfirma 1993 aufgekauft sante Pokale sind das. hatte, übernommen und in eine moderne Hülle gesteckt. Ein Hand- Dabei können der 35 Jahre alte Silberschmied und seine Mannschaft werk-Generationenvertrag. Der ehemalige, 900 Quadratmeter große Der Tradition auch ganz ander(e)s: Die traditionsreiche, fast 200 Jahre alte Silber- Kaffeespeicher in der Bremer Überseestadt am Europahafen ist nun verpflichtet: schmiede im Europahafen von Bremen hämmert das berühmte „Han- neue Heimat der traditionellen Werkstatt, in der sich Zukunft und Ver- Hof-Juwelier sen-Silber“: Becher und Schalen in unterschiedlichen Größen, außen gangenheit verbinden. Die riesigen, rissigen Werkbänke aus Buchen- Klaus Hansen (oben) silbern glänzend, innen golden funkelnd. Wein trinkt man aus ihnen, holz sind mehr als 80 Jahre alt, die Werkzeuge, korrekt aufgereiht, fast hat das Geheimnis Wodka, Bier oder Champagner. Wie das schmeckt? „Unverwechsel- alle ebenso. An der langen Reihe von unterschiedlich geformten Ham- seiner berühmten bar!“, strahlt Florian Blume: „Ein eiskaltes Bier aus dem Becher – da mern erkennt man: Das ist hier noch echte Handwerkskunst, jeder Silberbecher an den gibt es nichts Besseres!“ Denn Silber hat eine wunderbare Eigenschaft: Schlag muss sitzen. Bis zu 25 unterschiedliche Arbeitsgänge braucht Meisterschmied Florian eine hohe Leitfähigkeit. Wärme wird direkt übertragen, aber auch Käl- es, bis ein Hansen-Becher silbern und golden glänzt: Die weißsilberne Blume (unten) te. Füllt man also kaltes Bier in den Becher, wird das Silber sofort eben- Oberfläche ist von dezentem Martelé überzogen, der Rand auf gehäm- weitergereicht. so kalt und hält die niedrige Temperatur. Wie ein kleiner Kühler eben. mertem Grund fein vergoldet. Die kleinen Hammerschläge sitzen so Gefertigt werden sie Die Tradition des Hansen-Silbers reicht viele Jahrzehnte zurück, die dicht nebeneinander, dass sich eine zauberhaft feine, reliefartige mit altem Werkzeug Form entspringt der nordischen Mythologie. Schon der Großvater Oberfläche ergibt. Ein Dekor, das schon im Art déco beliebt war. in einer modernen Klaus Hansen, Kieler Silberschmied und Hof-Juwelier der Hohenzol- In der feinen Hamburger Einkaufsstraße „Große Bleichen“ stehen die Manufaktur in Bremen lern, hatte die schmucken Gefäße mit den goldenen Verzierungen und Becher dann in verschlossenen Glasvitrinen. Vor einigen Jahren hat Riefen in den 1920er-Jahren entworfen. Schnell etablierten sie sich als Klaus Hansen den traditionsreichen Kieler Familienbetrieb in die zeitloses, klassisches Taufgeschenk, Hochzeitspräsent, glänzende Fest- Hansestadt verlegt. Die Kunden sind ihm treu geblieben. Nicht nur tagsüberraschung und auch als Kieler-Woche-Segeltrophäe. Mal grö- wegen der Becher. Aber: „Wer schon als Kind aus Hansen-Silber ge- ßer, mal kleiner. Es gibt sie ja auch in Schnapsgröße. Drei Stempel am trunken hat, wird es auch als Erwachsener nicht missen mögen.“ Viele Boden zeichnen sie aus: 925er Sterlingsilber, Halbmond und Krone haben die Trink-Gefäße zur Taufe geschenkt bekommen und lieben und der Name Hansen. Aus der Mode kamen die Becher nie. sie als kleine Schätze aus ihrer Vergangenheit. So wie alle, die ein Faib- Juwelier Klaus Hansen, 67, Enkel des Erfinders, hat die Fertigung der le für die hohe Kunst des Silberschmiedens haben. Unikate kürzlich einem engagierten jungen Mann übergeben: Florian Blume. Der Silberschmiedemeister weiß um die Tradition und die Eh- Juwelier Hansen, Große Bleichen in Hamburg, juwelier-hansen.de und re, die Handschmeichler herstellen zu dürfen. Stolz führt der 35-Jähri- in der Silberschmiede Koch & Bergfeld Corpus, Hoerneckestrasse in ge den Besucher durch das modern ausgebaute, lichtdurchflutete Loft, Bremen, koch-bergfeld-corpus.com. Preise: ab 130 Euro. 35 P

36 DUFTGESCHICHTEN GUTE RIECHER

Wer mit Designerdüften aufwächst, wird später die Klassiker entdecken. Verstärkt werden auch frische Düfte für Fortgeschrittene kreiert. Susanne Opalka stellt neue Parfümeure vor

eit 12 Jahren begeis- bei der Herstellung und Komposition tert eine kleine un- immer wieder bedacht werden“, sagt abhängige Parfüm- Geoffrey. Seine größte Herausforde- firma aus Cannes rung allerdings: Martine wünschte Duftenthusiasten sich eines Tages „Mon Parfum“ – ihren aus aller Welt: der ganz eigenen Duft. „Das war das S Name „Parfums schwierigste Projekt, an dem ich je ge- M.Micallef “ – extra- arbeitet habe“, sagt der erfahrene vagante, typisch französische Düfte in Duftprofi seufzend. „Ich habe einen handbemalten Flakons. Jeder ein Uni- solchen Ehrgeiz entwickelt, weil es ja kat, erdacht, bemalt und designt von nun mal ihr Duft sein sollte. Er musste einem Ehepaar: Martine Micallef und einfach perfekt werden und natürlich Geoffrey Newman. Dass ein so kleines wollte ich ihr gefallen, als souveräner Label Liebhaber in aller Welt zum Mann, der das mühelos hinbekommt. Schwärmen bringt, liegt an den sehr Schon die Ingredienzen, die sie so raren Ingredienzen und den funkeln- liebt, waren in den Proportionen den Kristallflakons. Auch. überhaupt gar nicht zusammenzu- Mit 31 Jahren leitet Martine drei exklu- bringen. Ich war eine Zumutung für sive Beautyinstitute in Cannes. Eine unseren Senior Parfümeur. Und wir besonders anstrengende, gute Kundin haben zum ersten Mal in unserer Be- fordert von Martine, auch ihren Mann ziehung dauernd gestritten. Ich hatte zu behandeln. Martine weigert sich – ständig Kopfschmerzen, jeden Monat sie will keine Männer in ihren Salons. habe ich ihr drei Tests vorgestellt, ich Nach über einem Jahr stimmt sie spendete Kerzen in der Kirche. Sie schließlich zu und lässt den Ehemann hatte immer wieder etwas auszuset- Szenen einer Ehe: nach Geschäftsschluss durch den Hin- zen, ich war so sauer. Aber nie auf sie, tereingang hinein. Sie ahnen, was jetzt nur auf mich, weil ich nicht in der La- Martine Micallef & kommt? Vom ersten Moment spüren ge schien, ihren Wunsch zu erfüllen.“ sie eine ungeheure Anziehung. Doch Nach zwei Jahren und 52 Versuchen beide sind verheiratet, beide haben insgesamt war „Mon Parfum“ dann im Geoffrey Newman zwei Kinder. Tabu! Rund zwei Jahre Flakon. „An Scheidung haben wir al- kommt Geoffrey in den Salon, beide lerdings dann doch nie gedacht, nicht trauen sich nicht zuzugeben, was da wahr?“, sagt Martine. Und ergänzt zwischen ihnen passiert. „Wir haben schmunzelnd: „Ich habe schon den einfach geredet, geredet, geredet. Ich zweiten im Kopf. Er soll ein bisschen war nicht verliebt, nein, überhaupt pudriger werden mit Apricot ...“ Die nicht“, sagt Geoffrey schelmisch. „Ich Blicke, die Geoffrey ihr dabei zuwirft, habe nur von Geschäftsreisen in der sind nicht schwer zu interpretieren ... ganzen Welt im Salon angerufen und Das Portfolio des Dreamteams besteht gefragt, ob mein Termin am Freitag heute aus 22 Parfum-Kreationen in ist. Es war immer freitags. Ich musste verschiedenen Linien. „Les 4 Saisons“ einfach ihre Stimme hören“.1992 ent- – vier Düfte, die die unterschiedlichen scheiden sie sich für ein gemeinsames Stimmungen der Jahreszeiten einge- Leben und entdecken eine weitere fangen haben. „Les Exclusifs“ im kreis- Passion: Düfte. runden Flakon aus geschliffenem Glas, Geoffrey ist Finanzberater einer gro- die Suchtpotenzial haben. Hat man ßen Firma, die mit Ingredienzen han- „Aoud“, will man „Gardenia“, nach delt, und verbringt viel Zeit in Grasse, „Night-Aoud“ muss „Avant-Garde“ her der Welthauptstadt des Parfums. Er und „Royal Musk“– und irgendwann entwickelt ein Faible für kostbare Es- alle. Oder die „Le Parfum Crystal Col- senzen. Während sie ihre Bilder malt, lection“ – eine Luxuslinie, deren Fla- erlebt die Künstlerin Martine immer kon-Unikate mit persönlichen Moti- wieder, dass „ich einen Hauch eines ven versehen werden und dann mit ei- neuen Duftes wahrzunehmen schei- nem der 22 Düfte (bis zu 3 Liter) be- ne“. A perfect match!1997 gründen sie füllt werden können. 400 dieser „Parfums M.Micallef“ und verschrei- Magnums werden jährlich verkauft. ben sich komplett ihren Düften. In der Preis: 1500 Euro. Aber auch ein „Priva- kleinen unabhängigen Firma „Flores- te Label“ kann man sich gönnen, je sence“ in Grasse werden die einzigar- nach Auflage für 3000 bis 7000 Euro. tigen Kompositionen als Konzentrate Und sollten Sie jetzt Lust verspüren, hergestellt. Genau nach den Vorgaben Ihren eigenen Duft zu besitzen: Fah- von Geoffrey und Martine, perfektio- ren Sie nach Cannes und versuchen FOTOS: FOTOS: PR/MONTAGE: ICON niert von einer professionellen „Nase“. Sie, Martine Micallef und Geoffrey 60 bis 70% ihrer Düfte bestehen aus Newman zu treffen. Diese Begegnung naturreinen Essenzen. Eine Selten- hinterlässt nicht nur Duftspuren. heit. „Die Natur ist launisch. Je nach Klima oder Boden schwankt die Quali- mmicallef.com, Adressen über Stilart, tät der ätherischen Öle. Auch das muss Tel. 0 89/413127 00 37 James Heeley– aus purem Vergnügen

Pierre Guillaume – Frechheit siegt

ames Heeley, ein junger Londoner Interiorde- ierre Guillaume ist bei.“ Im Jahr 2002 begleitete Pierre signer (Bestimmt habenSie auch schon mal ei- der momentane einen Freund zu einer Party in Genf. ne „Zinc“-Vase von ihm gekauft, verschenkt, Darling der Par- „Schon der Fuhrpark schüchterte besessen, gesehen) hat einen Faible dafür, Na- fumszene. Das mich ein, die Villa, die Gäste. Ich tur in unsere urbane Welt zu bringen. Als er liegt sicher an sei- war peinlich berührt. Ich kannte sich eines Tages in Paris verläuft und in einen nem Charme, ga- mich in dieser Welt nicht aus. Die J Blumenladen gerät, schwärmt er innerlich, P rantiert an seiner Gastgeber fragten natürlich, was ich wie großartig doch die Natur ist, was sie alles so herzlichen Offen- tue. Es war eine Party zu Ehren ei- herausbringen kann, diese rein natürlichen Düfte... Er mag heit und wahrscheinlich am um- nes Künstlers. Und so sagte ich an- den Laden gar nicht mehr verlassen und steht verliebt vor werfenden Äußeren. Nicht genug statt, ich bin Chemiker, ich bin Par- Rosen, Lilien, Maiglöckchen, Iris. „Sie können sich mein der betörenden Mischung: der fümeur. Die Gastgeberin, ausge- Gesicht vorstellen, als man mir zeigte, woher dieser über 32jährige Franzose sprüht vor Lei- rechnet eine große Parfümliebha- alles berauschende Duft stammte. Es war eine Duftkerze. denschaft und Hingabe für seine berin, war ganz entzückt, und ich Ich stand da, so ein bisschen wie ein Kind vor einem Bon- Passion „Parfumerie Générale“. Un- fühlte mich immer unbehaglicher. bonladen.“ Heeley wechselt sofort nach Paris, lernt die Par- ter diesem Label mit seinen Initia- Es kam die unweigerliche Frage: fümeurin Annick Goutal kennen (von ihr stammte die Ker- len kreiert er seit 2002 außerge- Und was haben Sie kreiert? Anstatt ze) und das Handwerk der Parfümeriekunst. Inzwischen wöhnliche Parfumkunstwerke. 20 zu sagen Nichts, sagte ich, das, was umfasst seine Kollektion 9 verschiedene Düfte. Schnappen verschiedene sind es inzwischen – ich heute trage, es wird nächstes Sie sich einen, ach, am besten alle und Sie erleben eine alle mit einer Nummer versehen, Jahr lanciert und ich sprühte ein neue Art der Parfümerie. Selten erwischt man Düfte, die damit ein Name nicht gleich die bisschen davon. Sie war begeistert, so klar und rein, so eindeutig und perfekt gemacht sind. Empfindungen in eine Richtung das sah ich an dem Blitzen in ihren Das ist dem bescheidenen, ruhigen Engländer dann doch lenkt. Hast du nicht gesehen, greift Augen. Daran erkenne ich übrigens, viel zu viel. „Ich tue die Dinge einfach aus purer Liebe an er schon zu PG02 und sprüht sich ob ein Duft wirklich gefällt. Du der Sache. Ich liebe Verveine-Tee. Also mache ich einen und mir eine Portion auf den Arm. kannst mir noch so viele Kompli- Verveineduft. So einfach ist es. Es geht aber nicht darum, Dann leckt er mit der Zunge darü- mente machen, nur, wenn ich das die Natur zu reproduzieren, sondern eher um das Gefühl ber und fordert mich auf gleiches zu Blitzen sehe, weiß ich, dass dir der von und für Natur. Meine Düfte verbinden traditionelle tun; kaut darauf herum und schnalzt Duft wirklich gefällt. Okay, die 2 Mil- Parfümeriekunst, also Geschichte, und moderne Elemen- mit der Zunge gegen den Gaumen, liliter ließ ich ihr da.“ Zwei Wochen te, also die Zukunft. Ich will aber nicht modern sein, um ähnlich wie beim Weintasting, und später trudelte die erste Bestellung modern zu sein. Das ist sterbenslangweilig, bitte keine ori- ist ganz beglückt, wie sehr doch Ge- ein: 33 Flaschen. Für den Lions Club, ginellen Ideen nur um originell zu sein.“ Und eine gehöri- schmack zum sinnlichen Erlebnis die Rotarier und viele mehr von ge Portion Ironie! Heeleys „Esprit du Tigre“ ist tatsächlich beiträgt. Ein bisschen Sorge hab’ dem Kaliber. „Ich hatte keine Fla- dem chinesischen Tigerbalm nachempfunden. Oder sein ich, dass wir jetzt alle 20 so durch- kons, ich hatte kein Packaging, ich „Menthe Fraiche“. „Jeder, aber auch jeder, den ich fragte testen, doch Pierre macht konven- hatte gerade mal einen Liter von sagte, das ist wirklich eine schlechte Idee. Niemand konnte tionell mit der Nase weiter und ser- dem Zeug. Und dann schrieb sie sich vorstellen, Minze zu tragen. Na klar, es erinnert an viert zu jeder seiner Kreationen den auch noch in ihrem Blog über Par- Zahnpasta, Kaugummi, Schokolade und Bonbons. Aber ich parfümistischen Hintergrund und fumerie Générale... In Russland, in sah auch, dass ein Mintparfum wunderschön feinsinnige die Entstehungsgeschichte. PG 02 Kanada lasen sie den Blog und be- Avantgarde sein kann. Und schließlich ist Minze ja in der oder „Cozé“ (im Untertitel haben al- stellten. Ich hatte keinen PR-Men- englischen Kultur ungeheuer wichtig.“ Aus nur 18 Ingredi- le Düfte dann doch einen Namen) ist schen oder Vertriebsleute, die New enzen (die meisten Düfte haben mindestens 100) ist „Ment- sein Erster und entstand ursprüng- York Times rief an und dann er- he Fraiche“ entstanden, das wie ein grünes Blatt erfri- lich aus reiner Neugier, um zu tes- schienen die ersten Kritiken , aber schend gegen glühende Sommerhitze wirkt, eine pure er- ten, ob er den geliebten Geruch der es war eigentlich schon gelaufen. frischende Brise ohne süßlich zu sein, „organic freshness Zigarrenkiste seines Vaters repro- Ich hatte schon meine Fans.“ Inzwi- and live vegetation“ nennt er es und schlicht: Gut gemacht, duzieren konnte. Nur so für sich, schen gilt Pierre Guillaume als jun- funktioniert jeder Duft. Das gilt erst recht für Heeley’s Fei- kein Gedanke an das Parfümbusi- ger Wilder der Parfümszene, weil er genduft. Feige ist ein Mysterium, jeder Parfümeur möchte ness. „Meine Großmutter brachte Techniken einsetzt, zu der er wäh- einen Feigenduft machen. Es gibt einige. Wer aber einmal mir, als ich etwa 8 war einmal von rend seines Studiums der Feinche- an Heeleys Feige gerochen hat, weiß was gefürchtete Par- einer Reise ein kleines Fläschchen mie inspiriert wurde. Diese eigen- fumkritiker wie Luca Turin meinen, wenn sie sagen: „Es ätherisches Ylang-Ylang-Öl mit. willige Mixtur aus Hightech-Metho- gibt keine bessere Arbeit da draußen über Feige als diese. Seltsames Mitbringsel für einen den und Molekülen mit reinsten Ein Meisterwerk der hyperrealistischen Parfümerie. achtjährigen Jungen, oder? War biologischen Naturessenzen macht James Heeley eröffnet eine neue Qualität der Parfümerie. wohl ein Verlegenheitsgeschenk in die Düfte der „Parfumerie Générale“ Es ist eine seltene Freude ein Duft zu beurteilen, in dem letzter Sekunde. Zu der Zeit war ich so neu- und einzigartig. Und so er- die Komponenten alle präsent und korrekt sind, wie ange- ein Sammelfreak. Telefonkarten, folgreich. So kreiert Pierre Guillau- geben, von hoher Qualität, wundervoll zusammengefügt, Stempel, Fahrscheine, Briefmarken. me inzwischen eine weitere Serie: ohne jede Prätentiösität, im besten Sinne schlicht, melodi- Und eben Öle. Mit 15 hatte ich 350 „Collection Privée“ und adressiert ös und leise. “ Und zu „Cuir Pleine Fleurs“ – einem blumi- verschiedene. Am Geruch war ich sie eindeutig an Kenner mit höchs- gen Lederduft (mein absoluter Favorit) sagt die Anna Win- nie interessiert. Aber irgendwann, ten Ansprüchen. Nur Kunden und tour der Nasen: „Cuir Pleine Fleurs sollte als eine Übungs- mischte ich dann doch einfach drauf Geschäfte, die bereits seine numme- stunde für alle dienen von Hermès bis Cartier, die sich los, um diesen Geruch der Zigarren- rierte Kollektion besitzen, werden nach einer neuen Art der Schönheit sehnen.“ Nicht mehr kiste meines Vaters hinzukriegen, beliefert. Oder er spricht eine priva- und nicht weniger! der für unsere ganze Familie so hei- te Einladung aus. melig war. Diese Ursuppe benutzte Adressen über Aroma Company, Tel. Düfte bei ausliebezumduft.de ich selbst und hatte sie immer da- 06103/310 46 70 39 Jacques Cavallier findet die Weiblichkeit

Ben Gorham – besessen von Erinnerungen

an kann ihn ohne Übertreibung ei- r sieht die Frau am Ich unterbreche wirklich ungern, ne Eminenz der Parfümbranche Nebentisch über- aber für die Vorstellung, dass ich nennen. Masterparfümeur Jacques haupt nicht, die meine persönlichen Erinnerungen Cavallier, in Grasse geboren, hat als verzückt lächelnd als Duftspur an wildfremden Men- Sohn und Enkel von Parfümeuren jede Silbe von sei- schen wahrnehme, fehlt mir das das Talent zweifellos in die DNA nen Lippen zu er- Verständnis. M gemendelt bekommen und in den E haschen versucht. „Am Anfang war es tatsächlich vergangenen 20 Jahren Meilen- Wenn er ihr doch ziemlich gruselig, denn meine erste steine der Parfümerie komponiert. Grandiose oder kom- nur mal einen Blick aus diesen in- Absicht war es nicht, Düfte für an- merziell erfolgreiche wie Issey Miyakes „L’Eau d’Issey“, Ar- tensiven braunen Augen gönnen dere zu kreieren. Sondern nur für manis „Aqua di Giò“, Jean Paul Gaultiers „Classique“, „Pas- würde. Doch Ben Gorham, 32, inte- mich selbst. Wenn ich also auf der ha de Cartier“, „Sander for Men“, „Stella“ von Stella ressiert sich nur für eins: seine Be- Straße jemandem begegnete, war McCartney oder „Opium pour Homme“ – und nicht weni- sessenheit für Düfte. Geboren in da etwas sehr Intimes. Es hatte et- ger wundervolle, aber leider kaum beachtete, wie „Nu“ und Schweden, aufgewachsen in Kana- was Peinliches und Unbehagliches. „M7“ für Yves Saint-Laurent. Doch selbst eine so renom- da und USA, als Sohn einer indi- Das hat sich inzwischen glückli- mierte und routinierte Meisternase gibt unumwunden zu: schen Mutter und eines kanadi- cherweise gegeben. Was mich faszi- „Ich bin immer nervös, wenn ich mit einer neuen Arbeit schen Diplomaten, war er Basket- niert, ist, etwas zu kreieren, was beginne. Du hast so eine große Verantwortung.“ In diesem ballprofi, studierte bildende Kunst Menschen bewegt, ihnen hilft, sich Fall erwartete das römische Schmuckimperium Bulgari an der „Swedish Academy of Realist besser zu fühlen. Oder sie traurig nichts Geringeres als ein neues Juwel für die Parfum-Kol- Art“ in Stockholm und arbeitete als stimmt, sie an Dinge erinnert. Ich lektion. Man kennt sich und respektiert sich, so hatte Ca- Interior Designer, als eine Begeg- finde es faszinierend, dass meine vallier bereits 1995 „Bulgari pour Homme“, 1996 „Pour nung schließlich alles veränderte. Arbeit, zu einem Teil ihrer Kommu- Homme Extreme“, 2005 „Aqua pour Homme“ und einige „Ich lernte zufällig einen Parfü- nikation wird. Unabhängig vom Ge- Düfte mehr für die Italiener komponiert. Allesamt Herren- meur kennen, er brachte mir diese schlecht. Eine Einteilung in weibli- düfte. Und nun sollte es ein Damenduft sein, die zeitgemä- abstrakte Natur nahe, diese immen- che oder männliche Düfte ist doch ße Nachfolge von BLU, dem Riesenerfolg. se Power, die ein Duft haben kann. dumm. Das haben Firmen erfun- Wie geht man an ein solches Projekt heran? „Ich wollte Er weckt Gefühle, zwingt dich zu den, um Düfte als Anziehungskraft und musste eine neue Weiblichkeit, eine neue Natürlich- Erinnerungen. Du siehst plötzlich fürs andere Geschlecht zu verkau- keit erfinden, eine transparente neue, moderne Weiblich- Bilder vor dir, erinnerst dich an be- fen. Wahre Anziehung kommt keit“, so Cavallier zur Ausgangsidee. Klar denkt man dabei stimmte Plätze. Und dann war ich durch Selbstbewusstsein, Einzigar- sofort an Rose. Zu einfach für einen Cavallier. „Ich persön- zurück in Indien, in Chembur au- tigkeit, durch den Willen anders lich glaube, dass natürliche Inhaltsstoffe besser sind, aber ßerhalb von Bombay, aus dem mei- sein zu wollen. Wenn Männer das ich suchte etwas Verstörendes, etwas Neues – gleichzeitig ne Mutter stammt. 15 Jahre war ich endlich herausfinden würden, wä- soft und würzig, elegant, aber frisch. Einen Kontrast zu fin- nicht dort gewesen. Es war mal ein ren sie sehr viel erfolgreicher.“ den, ist das Wichtigste in der Parfümerie. Seit 1990 arbeite friedlicher Ort mit kleinen Bunga- Spätestens jetzt ist die Dame vom ich an dem Thema Transparenz, ich wollte aber nicht wie- lows. Ruhig, verträumt, eine typi- Nebentisch komplett entrückt. der Ozon- oder aquatische Noten verwenden.“ So erfand sche Vorstadtidylle. Jetzt stehen da „Ihr 7. Duft heißt Fantastic Man. Cavallier eben eine Blütennote, getauft „Dewy Violet“, eine riesige Hochhäuser. Ein vollkom- Wer ist dieser Mann? Sind Sie es Interpretation des Veilchendufts. „Das war die erste Idee, men anderer Ort. Aber Sie können selbst?“ „Ich? Oh nein. Vielleicht und es ist immer so, du machst danach tausend andere Ver- sich gar nicht vorstellen, wie ver- bin ich es mal für einen Tag. Ein suche, aber die erste Idee ist die beste. Und da war sie, die blüfft ich war: es roch noch genau fantastischer Mann ist für mich je- transparente feminine Note aus einer Blume. Mit einer wie damals. Es war der Hindu- mand, der die Balance zwischen wiederentdeckten Technik (mit der man auch Kaffee vom Weihrauch aus dem Tempel, an Privatem und Geschäftlichem Koffein befreit) selektierte Cavallier nur die Noten des dem ich als Kind jeden Tag vorbei schafft. Mein Geschäftsführer An- Veilchens, die er wollte. „Ich träumte von Blumen, Blüten ging. Morgens, wenn ich dort auf- ders Ullstrand ist in der Hinsicht und Landschaften, ich wollte der Femininität dienen, bin wachte, fühlte ich mich wieder wie mein Vorbild, er hat zwei Kinder immer überwältigt von der Power, die Frauen haben. Es ist das Kind von damals. Das hat mich und arbeitet wirklich hart, doch er so viel einfacher, einen Duft für Männer zu kreieren.“ nicht mehr losgelassen. Es ist zur fi- bekommt dieses Gleichgewicht Mit „Dewy Violet“ war die Grundidee geboren, aber erst xen Idee und nun zu meiner Kunst perfekt hin. Ich versuche einer zu 200 Versuche später wanderte das Endprodukt in den Fla- geworden. Ich wollte ganz be- sein, vor allem, seit ich Vater bin. kon. Jeden einzelnen Versuch trägt der Parfümeur selbst. stimmte Erinnerungen, meine per- Meine Tochter Ines ist noch nicht „Ich rieche nie frisch daran, erst nach sechs Stunden.“ sönliche Geschichte als Duft aus- ein Jahr alt.“ Mein Blick geht auf das Auch Madame Cavallier ist an jeder Etappe beteiligt. drücken. Es hat was von Besessen- frische Tattoo auf seinem rechten „Wenn sie etwas moniert, verändere ich die Formel!“ heit. Ich wollte unbedingt meine Handgelenk und Ben Gorham lä- Und wie viel Geduld hat der Auftraggeber? „Mit Bulgari zu Erinnerung an den Duft, den mein chelt zum ersten Mal in diesem Ge- arbeiten, ist eine besondere Freude. Sie respektieren dich Vater immer trug. Er hat uns verlas- spräch. „Ja, das ist sie. Und ihre Mut- und deine Kreativität, sie lassen dir alle Freiheiten. Selbst- sen, als ich sehr jung war. Wir wuss- ter Natasha ist genau hier drunter.“ verständlich sind ein paar Codes zu respektieren, das ist ten beide den Namen nicht mehr. Er legt seine rechte Hand aufs Herz, selbstverständlich. Unsere Beziehung ist gleichzeitig emo- Ich beschrieb den Parfümeuren, genau über das weiße Einstecktuch tional und professionell. Sie können dir sonst etwas sagen, was ich erinnerte. Den Duft seiner in seinem blauen Sakko. Ich höre aber du siehst, was sie empfinden … Und sie würden tat- Lederaktentasche etwa. Sie behaup- ein tiefes Seufzen vom Nebentisch. sächlich einen Launch verschieben, wenn ich nicht fertig teten, dass es Grey Flanell von Geof- BYREDO bei Harald Lubner/ Ham- werde.“ Aber das ist bei allen Selbstzweifeln dieses großen frey Beene gewesen sein muss. burg, Quartier 206/Berlin, Horst Künstlers selbstverständlich noch nie nötig gewesen. Aber das war es nicht. Für mich ist Kirchberger/München undBerns

38 FOTOS: PR, MONTAGE: ICON WWW.AROMACOMPANY.DE, BLVgibt es in Parfümerien und bei Douglas es jetzt mein ‚Green’. “ Hotel /Stockholm (s. Seite 50) WER SCHENKT WA S Geschenketechnisch stehen Sie jedes Jahr wieder auf dem Schlauch? Unsere Parfumanleitung kann Ihnen auf die Sprünge helfen. Einzige Regel: Seien Sie ehrlich bei der Wahl der Kategorie

DER INDIVIDUALIST L’Artisan Mitte der 90er trat die Marke mit „Premier Figuier“ eine ganze Feigenwelle in der Duftwelt los. Da auch junge Talente regelmäßig neue 1 Duftkonzepte einbringen dürfen, erfreut man sich enormer Vielfalt, die für jeden Geschmack (bestimmt auch für Ihren) etwas bereithält. Mark Buxtons Philosophie besagt, dass Charaktereigenschaften eng mit der Vorliebe für bestimmte Farben verbunden sind. Sie brauchen also 2 nur die von Ihrer Liebsten, ihrer Mutter oder Schwester favorisierte Farbe zu kennen, schon wird eine individuelle Parfumkreation für Sie erstellt. 3 Serge Lutens Jedes Jahr zur Weihnachtszeit kreiert Serge Lutens einen neuen sinnlichen Duft in limitierter Auflage, den Sie ausschließlich in der Boutique der Salons du Palais Royal Shiseido in Paris erhalten. Es ist beinahe unmöglich, dass ein anderer auf diese Idee kommen könnte. 4 Miller Harris Parfums sollen laut Gründerin Lyn Harris durch leichte Aromen die Individualität des Trägers unterstreichen. Auf Wunsch werden allerdings auch ganz individuelle Düfte angefertigt. Und die können auch ruhig mal schwer sein.

DER PURISTKorres Die griechische Kultmarke setzt auf schnörkellose, minimalistische Flakons. Der weiße Deckel verweist auf den Ursprung der Marke: die 1 älteste homöopathische Apotheke Athens. Drei verschiedene Düfte gibt es im Sortiment, mehr braucht der Schlichte nicht zur Auswahl. Armani Privè Designobjekt oder Duft? Klare Linien von außen, Duftvielfalt von innen. Das ist das Credo von Armani Privè. Damit kann die Aus- 2 erwählte auch nicht Ihr sorgfältig durchdachtes Badezimmer verschandeln, das einfach keinen Kitsch verträgt. Clean von Randi Shinder ist der frische Duft von Seife, den Sie kurz nach dem Duschen so schätzen. Mithilfe des Parfums können Sie diesen 3 Wohlgeruch den ganzen Tag für sich konservieren. Sowohl Duft als auch Flakon bestechen durch Zurückhaltung und Unaufdringlichkeit.

MR. MAINSTREAM 1 Helena Rubinstein – Wanted schenken Werber gern, denn die mögen plakative Slogans. Mit „You’ve all I ever wanted“ und dem Gesicht von Hollywoodstar Demi Moore (mit 45 ist sie noch unter den „100 Sexiest Women Alive“ zu finden) wird der erste Duft aus dem Hause Rubinstein beworben. Mit diesem Slogan sparen Sie sich gleich noch Kopfzerbrechen über die richtigen Worte auf der Weihnachtskarte. D&G – Anthology „Sex Sells“ – vor allem bei Männern. Gleich sechs nackte Topmodels drängeln sich auf den aktuellen Anzeigen von D&G und 2 werben für fünf Düfte mit fünf mysteriösen Namen aus der Tarot-Welt. Im Ernst, können Sie noch widerstehen? Chanel – Coco Mademoiselle Sicherlich, sechs Ihrer sieben Exfreundinnen hatten einmal dieses Parfum, dreien haben SIE es selbst geschenkt. 3 Es riecht ja auch so wunderbar und hat auch eigentlich immer allen gefallen. Nehmen Sie die siebte Mademoiselle ruhig auf in den erlesenen Kreis.

DER OPULENTE 1 Van Cleef & Arpels – Féerie Eau de Toilette ist inspiriert von den Juwelen aus dem eigenen Haus. „Diamonds are a girl’s best friend“: Wie ein kostbarer Aquamarin schillert der Flakon. Abgerundet wird das edle Objekt durch eine Elfe (das Logo des Hauses), die auf dem Deckel platziert ist. 2 Micallef benutzt bis zu 200 verschiedene Ingredienzien für einen Duft. Besonders arabische Königshäuser können nicht genug davon bekommen. Falls das noch nicht opulent genug ist, können Sie Ihrem Schatz eine Drei-Liter-Magnum-Flasche ihrer Lieblingssorte für 1500 Euro bestellen. 3 JOY wurde schon 1930 von Jean Patou als das teuerste Parfum der Welt beworben. Nicht weniger als 10 300 Jasminblüten und 336 Mairosen ste- cken in 30 ml Joy – auch heute noch. Das Parfum wurde kreiert, um die Damenwelt während der Weltwirtschaftskrise aufzuheitern. Und was das Parfum in den 30er-Jahren geschafft hat, wird es hoffentlich auch heute noch können.

DER TRADITIONALIST Aqua di Parma – Colonia ist ein Duftklassiker und wurde schon von Hollywoodstars wie Cary Grant und geliebt. Der Art-déco- 1 Flakon und der zeitlose Duft machen dieses Parfum zu einem Klassiker, über den sich Frauen ebenso wie Männer immer wieder freuen. 2 Guerlain – Shalimar ist inspiriert von der Liebesgeschichte Shah Jahans und Mumtaz Mahals. Der indische Schah ließ seiner Frau einen Garten anlegen: Shalimar. Auf Sanskrit bedeutet das „Tempel der Liebe“. Diese Geschichte gefällt sicherlich auch Ihrer Frau. Erzählen Sie ihr diese, wäh- rend sie das Päckchen auswickelt, und achten Sie darauf, wie ihre Augen zu leuchten beginnen. Das schafft das Parfum schon seit 1925.

DER MACHO

Agent Provocateur – Maitresse Der britische Dessous-Hersteller bleibt auch bei seinen Düften dem verruchten Image der Marke treu. Explizite 1 Namen, die keine Fragen bei der Rollenverteilung aufkommen lassen, erfreuen das Machoherz und senden klare Botschaften an die Beschenkte. Creed – Millissime Imperial In einer Folge der „Simpsons“ schenkte Homer Simpson seiner Frau Marge zu Weihnachten eine Bowlingkugel, in 2 die „Homer“ eingraviert war. Für diejenigen, die eigentlich immer nur an sich denken, ist dieses Parfum mit Sicherheit das Richtige: Sie können es 40 (getarnt als liebevolle Aufmerksamkeit) verschenken und dann doch wieder selbst verwenden. Hört sich nach einer guten Investition an, oder? ILLUSTRATIONEN: BARBARA KRÄMER, FOTOS: PR 0    



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1_1_EL_Icon_260x365.indd 1 23.10.2008 16:07:48 Uhr KOSMETIK GANZ UND GAR NICHT DOSIERT Sabine Bohle-Heintzenberg hat eine kuriose Leidenschaft: Sie sammelt alte Puderdosen. Wie es dazu kam, hat sie Mira Wiesinger erzählt

DAMALS (Hamburg): Beiersdorf Nivea-Teint-Puder, 1914 Alles begann mit einer Handvoll rostiger Nägel in einer schäbigen (New York): Light Schachtel. Ein Händler wollte die nicht verkaufen, denn wo sollte er dann mit all den Nägeln hin? Offenbar war diesem Mann Ende der Marinello 80er-Jahre nicht bewusst, dass er einen kleinen Schatz besaß. Auch Marinello Powder, 1930/31 Frau Bohle-Heintzenberg wusste nicht um den Wert der Schach- tel, hatte nur eine leise Ahnung – nicht ahnte sie jedoch, dass Guerlain sie bald eine leidenschaftliche Sammlerin werden würde. Es 1924 (Entwurf: Dreager Frères) war lediglich das Design, das der promovierten Kunsthisto- (Paris): La poudre c’est moi, rikerin damals auffiel: ein stilisierter japanischer Frauen- kopf. Schließlich gelang es ihr, dem Händler die alte Papp- schachtel für eine Mark abzuschwatzen. Doch von wegen Zedík alte Schachtel: Es war eine Puderdose aus den 20er- Sternen), um 1925 (Prag): Pulvis Avidya (mit Jahren, ein Behältnis, das heute auf Ebay schon mal für 300 Euro und mehr versteigert wird. Kurz nachdem sie die erste Puderdose ge- kauft hatte, entdeckte sie die gleiche Schachtel der französischen Firma „Piver“ im Museumskatalog „Reiz und Hülle“ aus der Neuen Sammlung München, dem ersten Designmuseum Deutschlands.

Klytia Auch diese Schachtel war ein Trödel- marktfund, wie sie viel später bei einem (Paris): Bonheur du Jour, um 1950 Besuch in der Neuen Sammlung erfuhr. Frau Bohle-Heintzenberg durchkämmte Roger & Gallet nun Sonntag für Sonntag die Berliner Floh- märkte. Der Anfang gestaltete sich holprig, oft hörte sie von diesem Mann, der schon vor ihr da (Paris): Solteint, um 1950 gewesen sei. Er schnappte ihr ständig die guten Sa- chen weg. „Leider war ich nie eine Frühaufsteherin“, ge- Delettrez préparé spécialement pour la Maison A. steht sie und schaut etwas verschämt über den Rand ih- Wertheim, Berlin, um 1900 res metallisch blauen Brillengestells. „Und deshalb (Paris): Poudre de riz Favorite, musste ich mich irgendwann als Sammlerin outen.“ Das bedeutete zwar, dass sie mehr als eine Mark für Puderdosen, Quasten und Pinsel bezahlen musste, interessante Ware wurde von nun an aber unter Roger & Gallet (Entwurf aus Aluminium: René Lalique) dem Tisch für sie aufbewahrt. Ihren Konkurrenten hat sie niemals getroffen. Erstaunlicherweise mag Frau Bohle-Heintzenberg (Paris): Puder an sich nicht. Sie kann den Geruch des alten, Le Jade, 1923 häufig etwas modrigen Puders nicht ausstehen und ihr missfällt die Maskenhaftigkeit, die er dem Gesicht verleiht. Es ging ihr stets allein um die Verpackung. Zärtlich berührt sie jede einzelne und gerät ins schwärmen, wenn Sie über das De- Nildé sign der jeweiligen Schachtel spricht. Enthusiastisch und mit Poudre Nildé, um 1925 großen Augen erzählt sie die außergewöhnlichen Firmen- (Paris): geschichten, die sie über die Jahre ermittelt hat. Denn das ist ihre eigentliche Leidenschaft: das Forschen. Unzählbar viele Stunden verbrachte die Kunsthistorikerin in der Kunst- und Kostümbibliothek im Berliner Kulturforum und blätterte die archivierten Frauenzeitschriften durch. MPPT CCCR Mithilfe der Anzeigen der Kosmetikfirmen, die darin ge- (bedeutet Schwanenflaum), 1955 schaltet worden waren, konnte sie exakt das Alter vieler Puderdosen bestimmen. Die 67-Jährige besitzt heute ein (Moskau): Lejaschi Puch Archiv, das an Genauigkeit kein anderer Sammler über- treffen kann. Es reizt sie herauszufinden, welche Produkt- designer hinter den verschiedenen Marken stecken und wel- che Werbestrategien verfolgt wurden. Besonders interessant findet sie das deutsche Unternehmen Scherk, da es schon früh mit

Künstlern zusammenarbeitete und dessen Puder „Mystikum“ in- FOTOS: AMIN AKHTAR 42 HEUTE Glamorous Highlighter Shimmer Brick – Rose

Artdeco: ternational bekannt war. 1938 wurde die Firma von Schering aufgekauft und in Tarsia umgetauft, nachdem der Gründer Bobbi Brown: Ludwig Scherk enteignet worden war. Ein Gesamtkunstwerk und fortschrittliches Konzept verbirgt sich hinter dieser Fir- mengeschichte, geprägt von einem Designbewusstsein, wie man es heute noch selten kennt. Ludwig Scherk engagierte vier Top-Leute für unterschiedliche Bereiche: Das Fabrikge- bäude der Firma entwarf der deutsche Architekt Fritz Höger (der durch das Chilehaus in Hamburg Bekanntheit erlangt hatte), der Grafiker, Illustrator und Buchgestalter Fritz Helmut Ehmcke aus den Steglitzer Werkstätten wurde für das Grafik-Design verpflichtet, die Rouge Powder Duo Gilded Rose – Ladengestaltung am Berliner Kurfürstendamm übernahm der Schwei- zer Architekt Otto Salvisberg, und das Privathaus des Unternehmers plante der deutsch-österreichische Architekt und jüngste Sohn von Dr. Hauschka: Estée Lauder: Sigmund Freud, Ernst Ludwig Freud. Geschichten wie diese kann Frau Marblized Shimmer Powder Bohle-Heintzenberg Dutzende erzählen, sodass man sich fragt, wes- halb sie noch kein Buch über das Thema veröffentlicht hat. „Das ist tat- sächlich schon lange überfällig“, gesteht die gebürtige Berlinerin und rückt dabei forsch ihr Revers zurecht. Immerhin befindet sich ein Fresh Bloom Allover Powder Teil ihrer Sammlung noch bis zum 22. November in der Ausstel- lung „Pailletten, Posen, Puderdosen“ im Museum für Kunst und Clinique: Kulturgeschichte in Dortmund, nachdem sie bereits im Berli- ner Kulturforum gezeigt worden war. Doch die Ausstellung beschränkt sich auf Exemplare aus den 20er-Jahren, lediglich ein Exzerpt einer sehr viel umfangreicheren Sammlung, die Puderdosen von 1900 bis 1960 umfasst. Unter den zahlreichen Exemplaren ihrer Sammlung (wie Palette Y groß sie wirklich ist, möchte die Sammlerin nicht verraten) hat sie keine Lieblingsobjekte. Besonders anrührend findet sie jedoch die offensichtlich weniger schönen Modelle, jene aus dem Zweiten Weltkrieg, als man versuchte, mit beschränkten Mitteln trotz- Yves Saint Laurent: dem etwas Besonderes zu schaffen. Es sind einfache Pappschachteln ohne nennenswertes Design. Die Rückseiten ziert oft nur ein Aufkle- Multi Phase ber oder ein Stempel, der den Firmennamen und die Farbe verrät. Die Pappschachtel an sich, die mit der Industrialisierung Einzug in die Kosmetikindustrie hielt, war eine große Innovation, denn durch sie Erno Laszlo: wurde Puder für eine breite Masse erschwinglich. Zuvor war Puder ein Blusher Luxusgut, den sich nur wohlhabende Damen leisten konnten und der in Gold- oder Silberschatullen verwahrt wurde. Mit den Pappschach- teln kam auch das Produktdesign auf und sehr bald entwickelten erste Firmen sogenannte Corporate Identitys, festgelegte Designs, die sich durch die gesamte Produktpalette der Marke hindurchzogen. Um die Jahrhundertwende waren Jugendstilmotive besonders beliebt, manche Schachteln sind sogar noch mit Seide überzogen. Die Gestal- tungen zwischen 1910 und 1920 sind sehr unterschiedlich, oftmals aber geprägt vom Theater, der Musik und den exotischen Kostümen des rus- sischen Balletts. Sie ebnen den Weg für den Art-déco-Stil, der in den Météorites Poudre pour le Visage 20er-Jahren beliebt wird. Parallel findet man auch Rokoko-Motive und auch das symmetrische Schönheitsideal der Antike ist en vogue. In den Guerlain: 30er-Jahren werden die Illustrationen auf den Puderdosen wieder fraulicher, genau wie die Mode, die mit weit schwingenden Röcken und großen Hüten wieder fließender wird. Es werden Blumenmotive eingeführt, es gibt Porträts von schönen Frauen und streckenweise noch stilisierte Rokoko-Szenen. In den 40er-Jahren wird das Design kriegsbedingt immer sparsamer, teilweise fehlt es nun sogar komplett. Erst in den 50er-Jahren kehrt das Produktdesign zurück, jedoch wird es von nun an immer schlichter, und es geht schon in die Richtung, wie Sparkling Cherub Effektpuder wir es heute kennen. Es wird verstärkt Wert auf Logos gelegt (oft gold auf schwarzem Grund), mitunter sieht man aber auch schmachtende Lancôme: Crystal Palette Frauen mit wallendem blondem Haar und Schmollmund. „Die Vorläu- fer von Brigitte Bardot“ nennt sie Frau Bohle-Heintzenberg. Die Wahl der Motive ist jedoch oft länderspezifisch und von Firma zu Firma ver- schieden. Gleichermaßen beliebt bei allen Firmen waren hingegen Double Palette Teint&Blush : stets exotische Motive, die das Geheimnisvolle der Frauen schüren soll- Clarins: ten und sich besonders gut für den Export eigneten. Die deutsche Kos- metikfirma Böhm lieferte ihre Puderdosen sogar bis nach China in den kaiserlichen Palast, die Berlinerin hat es mit eigenen Augen gesehen. Oft wurde auch mit dunkelblauen und goldenen Dekoren gearbeitet, denn das ist einerseits königlich, steht aber auch für die Nacht und da- mit für das Geheimnisvolle. Wellen, Sterne, Vögel, Puderquasten und immer wieder Abbilder von schönen Frauen sind Motive, die über die Jahrzehnte hinweg regelmäßig auftauchen. Liebevoll senkt die Sammlerin ihren Blick auf das Meer von Puder- dosen, das sie für uns auf dem Wohnzimmertisch ausgebreitet hat.

„Jede Dose ist anders. Die Firmen haben sich wirklich etwas einfal- FOTOS: FOTOS: AMIN AKHTAR len lassen, um sich zu unterscheiden. Ich liebe jede Einzelne.“ Blush Duo Tweed Effect Chanel: 43 GESCHENKE HAAR SCHARF

arum wollen wir immer die Haare haben, die nicht auf unserem eigenen Kopf wachsen? Wie nennt sich die Frisur, die Audrey Hep- burn in „Frühstück bei Tiffany“ trägt? Und W ist es wahr, dass man mit vollem Haar über mehr Macht verfügt? In dem Geburtstags- FOTOS: SCHWARZKOPF buch zum 111. Jubiläum von Schwarzkopf widmet man sich diesen Fra- gen. Dabei führt uns das kleine Kunstwerk durch die Geschichte von Haarmoden. Doch das bleibt nur eine Randerscheinung. Das Herzstück „We Love Hair“ erscheint im Callwey Verlag und kostet 49,90 Euro Links Freja Beha dieses opulenten Bildbands bilden die aufwendigen Fotostrecken. Karl Erichsen, fotografiert von Karl Lagerfeld Rechts Natalia Wörner, fotografiert von Gabo

Zum 111. Geburtstag von Schwarzkopf dreht sich alles um Haare. Doch in Geburtstag von Schwarzkopf dreht sich alles um Haare. 111. Zum Sondern um Kunst geht es nicht um Shampoo-Werbung. Love Hair“ „We Lagerfeld, Russel James, Gabo und Roxanne Lowit stellten sich für Schwarzkopf hinter die Linse, um Haare und Frisuren in Szene zu set- zen. Jeder auf seine eigene Weise. Lagerfeld fotografierte seine Model- le einerseits so, dass sie wie Scherenschnitte erscheinen, die an das Lo- go des Haarpflegeherstellers erinnern, andererseits dann wieder voll ausgeleuchtet und sehr präsent. In Gabos Bilderreihe „Morning Stars“ rekeln sich Frauen verführerisch, kurz nach dem Aufwachen. James hingegen setzt auf die entrückenden Momente der Natur, während Lo- wit auf den Schnappschusscharakter der Backstagefotografie vertraut. Die hübschen Illustrationen von Olaf Hajek sind dann noch das Sahne- häubchen auf dem Geburtstagskuchen. Mira Wiesinger

Schenk doch „Soothing Shampoo“ bekämpft

Shampoo ! Beruhigend: mit fünf ätherischen Ölen loccitane.de Irritationen Kiehls „Sunflower Color Preserving Shampoo“ Preserving Color Kiehls „Sunflower Die Pflegemilch „Lait Volumintense“ Die Sanft: coloriertes Haar besonders wäscht schonend Dynamisch: Kérastase Von Haar mehr Volumen. verleiht feinem Shampoo „Blonde Glam Perfect Platinum“ von Shampoo „Blonde Glam Perfect Das Pflegespray „Lait Protection“ Pflegespray Das Der Balsam gibt Locken Sprung- Balsam gibt Locken Der Edel: Edel: pflegt hellblondes Haar Redken Seidig: lessismore.at Seideextrakt durch kraft Schützend: La Biostétique schützt das Haar von American Crews „Defining Paste“ sorgt für sorgt Paste“ „Defining American Crews Füllig: Füllig: Männerhaar mit mattem Glanz volles Oenobiols Nahrungsergänzungsmittel „Haar- Nahrungsergänzungsmittel Oenobiols Stark: innen kräftigen soll das Haar von Volumenspender“ 44 Genial: Das Serum „Frizz Ease Haar-Bändiger“ glättet widerspenstiges Haar von John Frieda Ab 40 zeigt

für kleine Abenteuer man eine große Schwäche.

Ab 11.11. im Handel

BriWo_LW_260x365_schwaeche.indd 1 09.10.2009 9:12:06 Uhr TRENDGETRÄNKE ROT AUF DEN SCHWINGEN DES MALBEC

Das Entdecken neuer Weine kann ein Abenteuer sein: Christian Göldenboog erzählt von verborgenen Reben aus den 20er-Jahren und einem Winzer, der tief im Süden Argentiniens einen Wein keltert, der unvergleichlich sein will

endoza – eine argentinische Provinz, der Na- nach Westen, dort, wo Chile und der Pazifik me der Provinzhauptstadt, eine Wüste, eine liegen, an einem langen Bergrücken der An- Trockensteppe, gelegen auf 700, 800 Metern den hängen bleibt. Es ist ein wildes, zackiges Höhe, 1200 Kilometer von Buenos Aires ent- Gestein, das sich in nur 30 Kilometer Entfer- fernt. Drei Prozent der Provinzfläche werden nung auftürmt. Herausragend der Cerro del dank eines historischen Bewässerungssys- Plata mit seinen fast 6000 Metern, sein ewi- M tems landwirtschaftlich genutzt, allem voran ger Schnee sorgt für das Wasser, um die Re- wird hier Weinanbau betrieben. ben am Leben zu halten, der raue Wind von Es ist Mitte März, die Ernte hat gerade begon- den Bergen lässt den bei den Winzern ge- nen, um diese Zeit herrscht jeden Tag bestes fürchteten Pilzbefall der Reben gar nicht erst Sonntagswetter. Leise atmet die trockene Er- aufkommen. Hier in Argentinien herrschen de, während die Sonne stets am Himmel steht derartig optimale klimatische Bedingungen, und dabei wie eine freundlich gesinnte pero- dass ein biologischer Weinanbau betrieben nistische Generalin dreinschaut. Mendoza ist werden kann. ein betörendes Abenteuer für die Augen: Der Auch die Welt des Weins hat seine Symbole Blick streift über berauschende Panoramen und geheiligten Erkennungszeichen. In Ar- in müheloser Luft. Da ist das satte Grün ge- gentinien, weltweit der fünftgrößte Weinpro- sunder Rebstöcke, das sich nach allen Rich- duzent, ist dies der Malbec. Kaum zu glauben, 46 tungen hin ausbreitet, während der Blick aber im 17. Jahrhundert war diese rote Reb- sorte der Inbegriff französischer Weinkultur, „Wir wissen es nicht ganz genau, vielleicht gewonnen wurde aus ihr der im Südwesten von 1928 oder 29. Die Konzentration der Frankreichs beheimatete Cahors, ein kräfti- Frucht ist außergewöhnlich, fantastisch.“ ger pechschwarzer Roter, seinerzeit kostba- Warum es diese Rebstöcke hier in Vistalba rer als jeder Bordeaux-Wein. Dann kam die überhaupt gibt, Audebert ist erstaunlich frei- Reblaus, und der Malbec war weg. Später tra- mütig in seiner Darstellung und preist den ar- ten andere Rebsorten in den Vordergrund. gentinisch-önologischen Eigensinn: Als sich Dagegen blühte der Malbec, Mitte des 19. Moët & Chandon in den 50er-Jahren des letz- Jahrhunderts erstmals ins Land gebracht, in ten Jahrhunderts zur Produktion eines Quali- Argentinien richtig auf. Vor allem in der Pro- tätssektes in Argentinien entschloss, teilten vinz Mendoza entstanden frische, fruchtige, die verantwortlichen Franzosen den argenti- runde Gewächse, bestens trinkbar, Weine, die nischen Verwaltern mit, alles müsse ab sofort zu jedem auf Holzkohle gegrillten Hüftsteak mit jenen Rebsorten bepflanzt werden, die großzügig ins Glas eingeschenkt werden auch in der Champagne vorhanden sind, vor müssen. Die schwarzhaarigen Tango-Argenti- allem Chardonnay und Pinot Noir. Die Argen- nierinnen lieben Rinderhüften mit Malbec. tinier hielten dies für keine sonderlich gute Irgendwann bekam all dies auch Pierre Lur- Idee. Und so zeigten sie den französischen ton mit. Als der Direktor von Château Cheval Önologen bei deren Besuchen stets die Neu- Blanc, das Spitzenweingut von Saint-Émilion, anpflanzungen, verheimlichten aber diverse erstmals nach Mendoza kam, stockte ihm der Malbec-Kleinode, die sie einfach unberührt Atem. Diese Landschaft, so Lurton, sei so ließen. Manchmal ist es bemerkenswert, wie großartig, hier muss Großes entstehen. Lur- sich Zeitgeist verändert: Ohne diese Anti-Hal- ton dachte an einen einzigartigen Wein, die tung argentinischer Weinbauern gäbe es halt Begegnung mit dem argentinischen Malbec heute keinen Cheval des Andes. wurde zu einer Art Initiation. Lurton wurde Audebert ist, wie es sich für einen französi- sentimental. Das, was im Bordeaux für immer schen Önologen gehört, auch gastfreundli- verloren gegangen war, wollte er in Mendoza cher Genießer. Daher ist das Loft mit einem Fotos: Fotos: LatinContent/Getty Images, Moët Hennessy Deutschland wieder aufleben lassen. Die Idee: Ein neuer sehr ordentlichen Weinkeller und einer dis- Wein, basierend auf einer alten Assemblage – kreten Küche ausgestattet: das Polofeld im so, wie es früher einmal in seiner Heimat Weinberg als idealer Ort des Stelldicheins. Ei- gang und gäbe war – mit viel Cabernet Sauvi- gentlich sollte hier irgendwann einmal eine gnon und Malbec sowie einem Anteil Merlot, Kellerei stehen, aber was soll’s. Loft und Polo- Cabernet Franc, Petit Verdot. grün sind allemal besser, sie heben die Laune Prompt ging Cheval Blanc ein Joint Venture bei der Konversation: Audebert redet gern mit Terrazas de Los Andes ein, dem Weingut über die Frauen in Argentinien, über das be- des Sektherstellers Bodegas Chandon. Auch sondere Terroir, das Wetter, die Berge und na- bei Terrazas hat ein französischer Malbec-Fan türlich über seinen Cheval des Andes. Der das Sagen, und dieser hat sich konsequenter- Önologe öffnet eine Flasche und gießt den weise noch den besten aller Plätze für das 2005er-Jahrgang ins Glas. Man spürt am Gau- grandiose 360-Grad-Mendoza-Anden-Wein- men förmlich die Idee der Assemblage: Mal- bergspanorama spendiert: Ein Polofeld inklu- bec bringt Ausgewogenheit, Weichheit, eine sive Loft ließ sich Nicolas Audebert mitten in nachhaltige Fruchtnote eingemachter Pflau- den Weinberg und auf 1067 Meter Höhe bau- men in den Wein. en. Zusammen mit Lurton ist der junge fran- Plötzlich springt Audebert auf, mitten im Ge- zösische Önologe für die Cheval-des-Andes- spräch, und entschuldigt sich kurz. Er spurtet Cuvée verantwortlich. Audebert ist ein Pfer- über den Poloplatz. Auf der anderen Seite be- denarr. Und so hievt er die exklusiven Besu- findet sich eine Pferdekoppel, wo gerade ei- cher auf edle Vollblüter, um seine Philoso- nes seiner Lieblingstiere eingeritten wird. phie vom Wein und der Architektur zu Unterdessen leeren sich die Gläser. Blicke erklären: Mit dem Finger deutet er auf Reb- schweifen zu den Viertausendern. „Was den- stöcke, die so kostbar sind, dass sie mit einem ken Sie?“, fragt Audebert, als er nach einiger dichten braunen Netz überspannt sind – ein Zeit zurückkommt. Die Antwort kommen- Schutz vor Hagel, der gern mit dem Bergwind tiert er mit einem Kopfnicken: „Gut. Ich will kommt und alles hier zerstören könnte. „Es mit diesen alten Reben hier auch keinen sind sehr alte Malbec-Reben“, sagt Audebert. Wein herstellen, den es so schon gibt.“ 47 KUNST

DIE WELTENTRENNER

Andreas Maiers Paravents inszenieren kunstvolles Theater im

eigenen Zuhause – Bodina Abel hat zugeschaut FOTOS: FOTOS: ANDREAS MAIER

ndreas Maier sitzt entspannt über ein riesiges hölzernes Paneel ge- Wände in traditionellen japanischen Häusern erinnern noch heute an beugt und malt konzentriert mit weiß behandschuhten Händen und ei- die ersten Paravents. Wenn sie mit Gold großflächig und kunstvoll be- nem feinen Haarpinsel in satten Temperafarben einen eleganten malt waren, dienten die Stellwände den Japanern auch als Lichtreflek- Schwarm leuchtend roter und schwarz-weißer Kois auf goldenen toren in ihren so kleinen Häusern, durch deren winzige Fenster jeder Grund. An den Wänden des kleinen Ateliers krabbeln auf goldenen Ta- eindringende Lichtstrahl eingefangen werden musste. Kühle Räume felbildern prachtvolle grün-schwarze Käfer. Hauchzarte durchsichtige wurden durch das goldene Licht etwas wärmer, gerade so, wie es in An- Medusen schweben im Goldwasser. Seerosen und Iris blühen. Ganze dreas Maiers Atelier die überall aufgestellten goldenen Paravents er- A Korallenlandschaften wachsen auf goldenem Meeresgrund. Maiers ver- zeugen. Als Künstler ist Andreas Maier Autodidakt. Und einen Paravent goldete und seltener auch silberne Paravents mit den tierischen und wollte er schon immer haben. Nun gestaltet er seit einigen Jahren die pflanzlichen Motiven sind eine einzige Pracht. Par avent: für davor. Bei allerschönsten gleich selbst. Dr. Andreas Maier ist eigentlich studierter uns kennt man Paravents eher fürs Davorstellen, zum Verbergen unge- Tierarzt, der einst über die winzigen Urpferde promovierte. Die Liebe ordneter Kruschecken. Weniger üblich sind sie noch als derart dekora- zu den Tieren, die ist Andreas Maier geblieben. Vor allem aber mag er tive glanzvolle Raumdekoration, wie Andreas Maier sie schafft. Dabei die stillen, etwas distanzierten Unterwasserwelten. Das Dekorative am können sie herrliche Weltentrenner und zugleich Gestaltungselement kleinen Tier fasziniert ihn: „Vor allem auch Mikroorganismen“, fügt er im häuslichen Rahmen sein. Eine Schau. Para vento sagen die Spanier, hinzu. „Und Fische erinnern mich an die Kindheit.“ Eine Kindheit in gegen den Wind: Spanische Wand. Das kennt man auch bei uns. Warum Karlsruhe. Jetzt lebt Andreas Maier in Berlin, wo auch sein Atelier ist. sollte ein kunstvoller Paravent nicht auch gleichzeitig vor Zugluft Und zu seinen vielen großen und kleineren Paravents sind längst Ti- schützen? Paravents machen jedenfalls schon immer ordentlich Thea- sche mit Käfermotiven sowie kostbare Tabletts mit japanischen Zier- ter. Sie sollen bereits vor Christus benutzt worden sein. Wahrscheinlich karpfen, den sogenannten Kois, hinzugekommen. Wenn Andreas Maier hat man sie damals mit Tierhäuten bespannt. So schuf man schon früh einen Auftrag bekommt, reist er entweder zu seinen Auftraggebern mobile Räume, vermied damit neugierige Einblicke von allen Seiten. und arbeitet vor Ort. Oder er bleibt zu Hause und hat schon eine Idee. Vielleicht haben sogar die Nomaden den Paravent erfunden. Seine aus- Die sorgsam vorbereitete Holzfläche für ein Tablett oder das einzelne geklappten Elemente sind schließlich schnell wieder zusammengefal- Teil eines vielflügeligen Paravents wird mit Anlegeöl bestrichen und tet. So wie die fahrenden spanischen Theater ihre zusammenfaltbaren dann das Gold sorgsam aufgeklopft: reines Palladium, Citronengold, Kulissen (Paravents) überallhin mitnahmen, hatten vielleicht auch die Versaillegold, Traumgold. Wie es gefällt. Natürlich kann hier nicht ver- reisenden Völker ihre Paravents dabei. Von den stilsicheren und quali- raten werden, wie Andreas Maier seine Paravents macht. Das Ergebnis tätsbewussten Japanern weiß man, dass sie exquisites delikates natur- erzählt für sich. Wie schön Feuerkäfer sind, besonders wenn sie als weißes Reispapier auf größere und kleinere Rahmen zogen und die Schwarm auftreten. Satte tintenblaue Irisbäusche muss man nicht erst Flächen darin gern mit kunstvollen Kalligrafien versahen. Die mobilen rühmen, vor allem wenn sie auf Gold wachsen. Andreas Maiers Para- vents haben längst viele Liebhaber gefunden. Sie sind lauter individu- elle Einzelstücke. Unter 3500 Euro gibt es erst gar keinen. Übrigens sol- So schön sieht len Paravents erst Ende des 19. Jahrhunderts nach Europa gelangt sein. es aus, wenn ein Manche waren aus kostbarer getuschter Seide oder sie waren dicht an Tierarzt seiner dicht bestickt. Andere waren aus bemaltem Papier. Später haben sich Berufung folgt alle möglichen berühmten Künstler als Paraventmaler versucht. In Frankreichs eleganten Wohnungen und Häusern ist das schöne Möbel als Kunstwerk immer noch häufiger vertreten als bei uns. Das wird jetzt anders. Weg mit dem Ikea-Raumteiler! Her mit Andreas Maiers traumhaften Paraventwelten. 48 andreasmaier.com, Tel. 030/23 63 53 63 GESCHENKPAPIER

altraud Bethge und Gegenteil will sie sogar einen Gegentrend aus- Vera Schober teil- gemacht haben. „Das getippte Wort gehört na- ten einst eine Lei- türlich zu unserem Alltag. Das Geschriebene denschaft: das Rei- hingegen ist sehr viel wertvoller.“ Glückwün- ten. Heute sind die sche per E-Mail zu übermitteln, findet Frau beiden Damen Ge- Schober recht schnöde. Ein Brief oder eine W schäftspartnerin- Grußkarte hingegen transportierten eine nen und teilen die Stimmung und Wertigkeit. Daher lassen sich Begeisterung für Papier. Ende der 70er-Jahre die beiden kreativen Köpfe immer wieder lernten die Hamburgerinnen sich kennen. Neues einfallen. „Um neues Papier zu finden, Beide kamen aus der Werbebranche, und Wal- suchen wir auf der ganze Welt. Gerade haben Die Gesichter des Büro-Couture-Labels Bethge: Vera Schober und traud Bethge führte ein Gestaltungsatelier und wir eine besondere Druckerfarbe entdeckt.“ Waltraud Bethge eine kleine Druckerei in einem Hinterhof in Iriodin heißt sie, changiert im Licht und lässt Hamburg. Sie zählte auf Mund-zu-Mund-Pro- Eisblumen schillern, die das zauberhafte Ge- paganda und erntete überraschenden Erfolg: schenkpapier zu Weihnachten zieren. Bis zu „Modern gestaltetes Briefpapier, Geschenkpa- 24 Euro geben Kunden für einen Bogen aus, pier oder Visitenkarten, das war etwas ganz doch längst nicht alle wickeln damit Geschen- Neues.“ Das erkannte auch Vera Schober und ke ein. Viele Bögen landen im Bilderrahmen kümmerte sich um die Eröffnung eines La- an der Wand. Mira Wiesinger dens im Eppendorfer Baum. „Die Geschäfte sind mein Kind“, erklärt die studierte Volks- wirtin. Offensichtlich hat sie alles richtig ge- macht mit der Aufzucht, denn heute gibt es Bethge-Filialen in Hamburg, Düsseldorf, Mün- chen, seit Anfang des Jahres auch in der Schlü- ZWEI DAMEN AUS terstrasse in bester Berlin-Lage und auch als Online-Version im Netz. Dass es in der Haupt- stadt kein Geld geben soll, können die Ge- schäftsfrauen nicht nachvollziehen. „Wir kön- DER PAPETERIE nen es uns nicht leisten ein Geschäft nur aus Imagezwecken zu führen.“ Alufolie? Filzbeutel? Kaufhaus-Einwickelservice? Wer mehr als Papier sorgt längst nicht mehr allein für Um- satz. Das Sortiment umfasst heute alles, was schnelle Verpackung für Geschenke sucht, der findet bei Bethge unter den Begriff Büroartikel fällt: Tacker, Lo- cher, Radiergummis, Scheren, Büroklammern kostbares Papier – eigentlich zum Knicken viel zu schade oder Tesafilmabroller. Aber nicht herkömm- lich, sondern edel, dem exklusiven Anspruch der Partnerinnen folgend, sind sie designt und aus hochwertigen, oft ungewöhnlichen Mate- rialien gefertigt. Couturiers von Office-Acces- soires nennen sich die Damen auch. Fast alle Produkte haben sie selbst kreiert, dabei haben sie speziell ein Händchen für Dinge, von de- nen man gar nicht ahnt, dass man sie braucht. Weiß man aber um ihre Existenz, glaubt man, ohne sie nicht auszukommen. Hier kommt der Bleistiftverlängerer ins Spiel, die runde Büro- klammer „Moonclip“ oder der Tubenroller aus Sterlingsilber (ein Werkzeug, mit dem sich Tu- ben leichter ausquetschen lassen), der Uhren- beweger aus Galuchat (der die Gangreserve von Uhren auf Trapp hält, indem er die Bewe- gung eines Handgelenks simuliert), eine Bil- letttasche (für Reisepass und Flugticket, wel- che sonst schnell in den Tiefen des „carry-on luggage“ verschwinden), ein ausklappbarer Schuhlöffel im Lederetui für die Handtasche, eine Kroko-Hülle für den USB-Stick. Der Mondphasenkalender wird sogar von Partnern in Tokio, Paris und Los Angeles verkauft. Eini- ge Produkte haben Designpreise gewonnen, wie die matte Stahlschere, die sich ergono- misch der Hand anpasst.

„Früher war Schreiben unser Thema. Heute ist FOTO: JÜRGEN JOOST , AMIN AKHTAR es Kommunikation“, verdeutlicht Vera Scho- Zum Einwickeln fast zu schade: Geschenkpapier bei Bethge ber. Dazu gehören eben auch Miniaturvisiten- karten mit Goldschnitt für ein prominentes Neugeborenes. Doch fragt man nach Namen, schweigt die Unternehmerin – „Diskretion ist UND SONST NOCH unsere Visitenkarte.“ Viel lieber schwärmt sie von den Lederaccessoires. Sanft gleitet sie mit Post 1: Persönliches Briefpapier gestaltet das den Fingern über das perlige Rochenleder ei- Traditionshaus Prantl in München: prantl.de ——— nes Damenportemonnaies, öffnet eine Her- Post 2: In Frankfurt am Main kümmert sich Alpheda renbrieftasche aus Pythonleder und befühlt um Sonderwünsche: alpheda.de ——— Post 3: Karten das feine Innenleben. Die Art, wie sie ihre Pro- von Bernhard Maisner aus New York können im Ber- dukte berührt, verrät, wie viel Herzblut sie in das Unternehmen steckt. Gelassen verneint sie liner Departmentstore Quartier 206 bestellt die Frage, ob Papier im Zeitalter der Digitali- werden: quartier206.com ——— Foto 1: Leinwände, sierung an Bedeutung verloren hat. Ganz im Kalender, Poster gibt es bei Druckgarten.de ———

PRANTL, ALPHEDA SONNTAG, 8. NOVEMBER 2009

Glauben Sie noch immer, dass ein Hotel wie das andere ist? Global Diary Dabei gilt doch heute mehr denn je: andere Städte, andere Sitten

„Das ,Dolder‘ ist doof“, erzählte man mir neulich. Nacht denke ich an all die Funkverbindun- Angeblich herrschte unter den Gästen beim Wie- gen, die zwischen der Kugel, der Klimaanla- dereröffnungsball des Züricher Grand ge, den Lampen, dem Fernseher und den Hotels nämlich vor allem eines: Mü- Vorhängen bestehen. Parallel denke ich an digkeit. Dabei bietet der goldene Ballsaal das W-Lan, schlafe aber überraschend gut. des Luxushotels alle Raffinessen, die ein rau- Am Morgen scheitere ich dann an der Inbetrieb- schendes Fest abverlangt: Was hier glänzt, nahme der Dampfdusche, brauche fast zehn ist tatsächlich Gold, die beeindruckende DOLDER GRAND/ZÜRICH Minuten, um die Zustöpsel-Funktion der Ba- Kuppel lässt sich in bunten Farben ausleuch- dewanne zu finden („form follows function“ ten, und das Parkett ist spiegelglatt. Die Herrschaften Beim Betreten meines großzügigen und perfekt einge- hat hier noch keiner gehört) und schrecke vor einem waren jedoch wie gerädert, da sie in der Nacht zuvor al- richteten Zimmers im „Golf Flügel“ wird mir eine Art plötzlichen Brummen (rührt von einer sensorgesteuerten lesamt kein Auge zubekamen. Von undurchschaubaren Kugel mit Touchscreen (die Basisstation 5.0 von Markise über dem Balkon) zusammen. Spontan ent- technischen Gerätschaften wurde berichtet und von Bang & Olufsen – erinnert an den Reichsapfel) über- schließe ich mich zur Flucht ins Spa. Hier erkunde ich die Raumbeleuchtung, die sich in der Nacht nicht löschen reicht. „Kein Problem“ denke ich mir. Doch noch am glei- Saunen und anschließend einen Raum voller Schnee. ließ. Zweifelnd reiste ich kurzerhand selbst nach Zürich, chen Abend verweist mich der Hightech-Ball in meine Dabei vergesse ich schnell das technische „Durrenand“ um das „Dolder“ unter die Lupe zu nehmen. Schranken: Ich drücke im (ausschließlich auf Englisch (so heißt das in der Schweiz). Am Abend gelingt es mir Tatsächlich, seit dem Umbau von Sir Norman Foster ist verfügbaren) Menü auf „reading left“ (meint Leselampe sogar, ein positives Verhältnis zu einer anderen Kugel zu das ehemalige „Curhaus“ am Westhang des Adlisberg zur Linken), woraufhin sich die gesamte Suite inklusive entwickeln: dem „Popping Candy“, einer hausgemachten im Dolderwald zu einer Art Technik-Tempel avanciert. Ankleideraum erhellt. Dasselbe passiert, wenn ich bei Praline, die ein lustiges Knistern in meinen Ohren verur- Gäste wippen nicht mehr, Bergluft inhalierend, in Schau- „climate“ auf „off“ drücke. Nur die Klimaanlage selbst sacht. Es hält einige Minuten an, sodass ich die Augen kelstühlen, um den Kuhglocken in der Ferne zu lauschen. reagiert nicht auf die Anweisung. Ich kapituliere, stehe schließen muss. Es ist hier einfach wunderbar. Hier spielt man Golf, man geht ins Spa. Hier wird mit auf, schalte wie in guten alten Zeiten die Klimaanlage Mira Wiesinger ist Schweizerin und arbeitet Hightech hantiert. per Handregler ab und knipse das Licht aus. In der als freie Autorin

Viele Sommerferien habe ich in MILESTONE/ Oxford verbracht bei einer alten Dame, die in einem lavendelum- LONDON BERNS/ schlungenen Cottage wohnte und jeden Nachmittag warme Scones, STOCKHOLM Erdbeermarmelade und „clotted Wer Glück hat, wem bei der Anreise nach Stockholm klares Wetter beschieden ist, der cream“ auf den Tisch stellte und kann während des genüsslich langen und niedrigen Landeanflugs auf Stockholm in aller auf ordentlichen Verzehr achtete. Ruhe die Eigenarten der Landschaft rings um Schwedens Hauptstadt studieren: Das Land Das alles prägte nicht nur meine scheint durchlöchert von zahllosen Seen. Silhouette in jenen Teenagerjah- Selbst Münchner werden finden, dass der Flughafen von Stockholm extrem weit vor der ren, sondern auch bis heute mein Stadtgrenze gelegen ist. Die Taxifahrt bis zum „Berns Hotel“ bietet somit ausreichende England-Gefühl. Deswegen wurde Gelegenheit, die vor den Fenstern vorüberziehenden Laubwaldpanoramen auf sich wirken mir ganz warm ums Herz, als ich zu lassen. Hält der Wagen erst mal an, erwacht man erfrischt aus traumlosem Schlaf. An- kürzlich in London das „Milestone“-Hotel entdeckte. Es gehört zur Read Carna- genehmerweise ist es dann für gewöhnlich schon dunkel, denn in Schweden geht die Son- tion Hotel Collection, ist Mitglied der Leading Small Hotels of the World. Es ne früh zu Bett. Überhaupt ist Stockholm eine höchst angenehme Stadt und man weiß viel war, wie oft, die Empfehlung einer PR-Agentur, es ist, wie nicht immer, eine die zu wenig darüber, beziehungsweise: sollte viel öfter mal hinfliegen (Apropos: Im Sommer man gern weiterreicht. Denn mit der gemütlichen Eingangshalle des alten ist es dann zwar länger hell, dafür – die vielen Seen! – gibt es dann aber Stechmücken). Backsteingebäudes, zentral direkt am Kensington Park gelegen, betritt man au- Wer es protzig mag, wird stets im „Grand Hotel“ wohnen wollen: in direkter Nachbarschaft tomatisch gute alte Zeiten. Als lande man durch die schwingende Holztür aus zu Oper und Schloss mit unverbautem (Hafenbecken) Blick auf die Altstadt. Cooler, mo- der lauten Großstadt in einem großbürgerliches Landhaus, die vielen kleinen derner und mit einem Wort: stockholmeriger ist freilich das „Berns“, das man durch einen Räume, Teezimmer, Frühstückszimmer, das Restaurant im ehemaligen Oratori- Seiteneingang betritt. Eine große Schale mit milden Pfefferminzdrops gefüllt lädt zu Roll- um, die Stables Bar ganz in Schottenkaro und Teak, der kleine schwarz-weiße griffen ein, um die vom Taxischlaf pelzig gewordene Zunge zu erfrischen. Wintergarten, der bücherschwere „map room“ erzeugen selige Privatheit. Ein Hatte ich schon erwähnt, dass es in Stockholm keine hässlichen Menschen gibt? Falls ja, distinguiert freundlicher Butler heißt den Gast willkommen, und man hat den dann habe ich untertrieben. Die Leute dort sehen derart gut aus, dass man sich schämt. Eindruck, dass er es womöglich ernst meint. Das Haus hat seinen Namen von Dazu kommt eine Freundlichkeit, die man in Deutschland vermisst (weil man stets ahnt, dem alten Grenzstein, der natürlich nie weggeräumt wurde, Umbauten, Feuer dass es sie sehr wohl schon einmal gegeben haben wird; aber wohin bloß, warum bloß ist und Renovierung des Geschichten-reichen Hauses, dessen Grundmauern von sie heute dahin?) Und dann, auch nicht ganz unwichtig, wird einem noch beigebracht, dass 1689 stammen, überdauerte. Selbstverständlich ist der „Nachmittagstee“ preis- in Schweden hervorragend gekocht wird: Zum Beispiel im „Den Gyldene Freden“ in der gekrönt. Die Zimmer sind üppig gemütlich, detailverliebt vom „stationary set“ Altstadt, einem Restaurant, das seit dem achtzehnten Jahrhundert besteht und beinahe bis zur Sofanische unter dem Eckfenster, aber nicht überladen, wohltuend sau- unverändert geblieben ist. Oder im „Berns“, im großen China-Saal, der sich abends mit den ber, das Bett ist herrlich, die Fenster lassen sich öffnen; man findet iPod-Halter perfekt gestylten Stockholmern füllt. Um da mithalten zu können, muss man noch rasch und im Bad Marmor statt Teppichwände. Was will man mehr? Kinder, Hunde, etwas einkaufen – glücklicherweise ist es zum Acne-Shop am Strandvejen nicht weit. alles erlaubt, sechzig Prozent kehren ständig wieder. Im Keller gibt es sogar Fit- Und keine Angst, dass Sie jemand zu Gesicht bekommt, bevor Sie sich dort, bei Schwe- ness, Poolchen und Spa. Es ist Vormittag, als ich ankomme. Egal. Ich bestelle dens Modemarke Nummer eins, neu eingekleidet haben: Es ist doch immer dunkel. Scones. Sie schmecken wie damals bei Mrs. Hallwright. Joachim Bessing, ein eher häuslicher Typ, leitet das Stil-Ressort der WELT-Gruppe Inga Griese ist Redaktionsleiterin von ICON und viel unterwegs. 50 TIM DINTER, KARIN STURM ILLUSTRATIONEN: W

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VIVEMENT L’HIVER !