Heinrich Heine: Eine Kurzbiographie
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Heinrich Heine: Eine Kurzbiographie 1797 in Düsseldorf geboren, kommt er zunächst zu seinem reichen Onkel, dem Bankier Salomon Heine, als Lehrling nach Hamburg, gibt aber den Kaufmannsberuf bald auf und s~diert an den Universitäten in Bonn, Göttingen und Berlin die Rechte, wobei er sich aber mehr für Literatur inter- essiert und engen Anschluß an die Berliner RorT1antik sucht. Aus äußeren Erwägungen tritt er vom jüdischen Glauben zum Protestantismus über und geht nach seinen vergeblichen Versuchen, irgendeine staatliche Anstellung zu erhalten, nach Paris, wo er sich für immer niederläßt und für deutsche und französische Zeitungen schreibt. Für längere Zeit erhält er auch eine Ehrenpension der französischen Regierung, Deutschland sieht er nur auf zwei flüchtigen Besuchen wieder. Seit 1848 fesselt ihn ein unheilbares Rückenmarkleiden an ein qualvolles Krankenlager, das er spöttisch "Matratzengruft" nennt. Dem Hilflosen und Vereinsamten steht seine letzte Liebe, die kleine Mouche (Elise Krinitz, geb. 1830), bis zu seinem Tod im Jahr 1856 zur Seite. Er liegt auf dem Montmartre- Friedhof in Paris begraben. Die Wertung Heines als Dichter ist bis in die jüngste Vergangenheit leidenschaftlich umstritten: Eduard Mörike, einer der größten deutschen Lyriker im 19.Jhd., bezeichnet ihn als "Dichter ganz und gar", spricht aber auch von der "Lüge seines ganzen Wesens". Otto Bismarck und Kaiserin Elisabeth verehren ihn. Im Dritten Reich der Nazionalsozialisten wird er als Jude und Journalist min- derer Qualität verachtet und bei den Engländern und Franzosen gilt er auch heute noch als großer deutscher Lyriker nach Johann Wolfgang Goethe. Auffälligstes Merkmal von Heines menschlicher und dichterischer Persönlichkeit ist seine innere Zerrissenheit, die ihn als Produkt seiner Zeit erkennen läßt. Hin- und hergerissen zwischen dem Angriff auf die Werke des philiströsen Bürgertums und seine Bindung an sie, zwischen der Bejahung seines Judentums und der Anpassung an die christliche, kulturbestimmende Gesellschaft, den Anschauungen von Klassik und Romantik verpflichtet, kann er seiner Umwelt wie auch sich selbst nur mehr mit Ironie begegnen. Heines journalistische Zweckformen wie Skizzen, Feuilletons und Essays, sind für französische und deutsche Zeitungen gedacht. Sie sind in einem bewegungs- und nuancenreichen Stil geschrieben, in einer Sprache die Scherz und Ernst, Erhabenes und Alltägliches, Witz und Spott, Grauen und Humor, Schwärmerei und Satire g1eich meisterhaft wiederzugeben versteht. Sprunghaft plaudernd, wechselt dabei Prosa mit lyrischen Einschüben. Er kritisiert darin Persönlichkeiten und ihm nicht gut erscheinende Zustände seiner Gegenwart. In folgenden Bänden werden diese Skizzen, Feuilletons . und Essays herausgegeben: "Reisebilder" (1831 ), "Französische Zustände" (1833), "Zur Geschichte der neueren schönen Literatur in Deutschland" (1933) und "Der Salon" (1840). Heines Lyrik geht von der Romantik, besonders aber von Bretanos und Arnims Volksliedersammlung "Des Knaben Wunderhorn", von Josef v. Eichendorff, Wilhelm (Griechen)Müller und Ludwig Uhland aus.Sie liegt vor allem im "Buch der Lieder" (1927} und im "Romancero" (1851 }, vor. Zu seinen charakteristischen Merkmalen zählen: Neben Gedichten, in denen die zu Beginn angeschlagene Stimmung bis ans Ende durchge- halten wird, stehen solche, die am Ende mit einer überraschenden Wendung die erzeugte Illusion als erkannten Irrtum zerstören und mit beißendem Spott übergießen. Mit diesem jedwede Illusion zerstörenden Zynismus führt Heine die romantische Ironie in die Lyrik ein. Viele seiner Gedichte besitzen eine Volksliehafte Form. Zu ihr kommt Heine meist über fleißiges Feilen und Konstruieren, selten über eine spontane Eingebung. Manche seiner Gedichte werden vor allem von Franz Schubert ("Schwanengesang"}, Robert Schumann ("Dichterliebe"), Felix Mendelssohn-Bartholdy, Franz Liszt, Hugo Wolf und Richard Strauß vertont und damit ein wesentlicher Bestandteil des deutschen Kunstliedes. Heines satirische Versepen "Deutschland. Ein Wintermärchen" (1844} und "Atla Troll. Ein Sommernachtstraum" (1847) prangern die politische, intellektuelle und künstlerische Entwicklung seines Vaterlandes an, besonders aber die Tendenzpoesie. ZEITTAFEL ~ 1797 13. Dezember: Harry Heine in Düsse}dorf geboren; Vater: Samson Heine, Kaufmann; Mutter: Betty Heine, geb. van Geldern 1807 Besuch des Düsseldorfer Lyzeums (französ. geist}. Tradition) ~ Heine verläßt das Gymnasium ohne Reifezeugnis ~ Volontär im Frankfurter Bankhaus Rindskopf 1814 Heinrich verlässt das Gymnasium ohne Reifezeugnis 1815 Volontär im Frankfurter Rindskopf 1816 In Ham burg als Lehrling im Bankgeschäft seines Onkels Salomon Heine. Unglückliche Liebe zu seiner Cousine Amalie (Anregung zu ersten Gedichten) 1819 Aufnahme des von Salomon Heine finanzierten Jurastudiums in Bonn. !820 WS 20/21 in Göttingen, Vorlesungen bei Benecke, Sartorius. Heine arbeitet an einem Trauerspiel (" Almansor"), verfaßt Gedichte, schreibt einen Aufsatz "über Polen", den Vorläufer seiner späteren Reiseberichte. 1821 Januar: Consilium abeundi von Göttingen fiir ein halbes Jahr (Grund: Duellaffäre) ~1822 Berlin: Vorlesungen u.a. bei Savigny, Hegel. Besuch des Salons von Rahel Varnhagen (Levin) u. E}ise von Hohnehausen. Umgang mit Chamisso, Hoffinann von Fallersleben. Reise nach Polen. "Gedichte" Sein erstes Buch erscheint. Heine schickt ein Exemplar an Goethe - keine Reaktion. Tragödien, nebst einem "Lyrischen Intermezzo" 1824 Erneute Immatrikulation in Göttingen. Reise nach Berlin; Herbstwanderung durch den Harz, Entstehung der "Harzreise". 1825 Heine läßt sich in Heiligenstadt taufen und tritt der evangelischen Kirche bei (Grund: Diskriminierung der Juden, keine Chance ohne christliches Bekenntnis in den Staatsdienst eingestellt zu werden). Sein Name lautet jetzt: Christian Johann Heinrich Heine. Juristisches Examen und Promotion. (Dr. jur.) Besuche in Harnburg u. auf Nordeney ~ 1826 Beginn der Beziehung zu dem Verleger Campe. Erneuter Aufenthalt auf Nordeney, "Reisebilder" Teil I ("Die Heimkehr"; "Die Harzreise" "Die Nordsee" 1. Abteilung) 1827 Harnburg. Frühjahr nach England. Oktober: "Buch der Lieder" erscheint. "Reisebilder" Teil II, "Ideen. Das Buch Le Grand"; "Briefe aus Berlin" 1828 München. Vorübergehend Mitherausgeber der "Neuen Allgemeinen Politischen Annalen"~ Bewirbt sich vergeblich um .# Professur in München. Begegnung mit Robert Schumann. Rückkehr nach Harnburg. 1829 Aufenthalt in Berlin und aufHelgoland, "Reisebilder" Teil rn 1830 Harnburg. Begeisterung fi.ir die Julirevolution. 1831 1.Mai : Übersiedlung nach Paris ("ins freiwillige Exil") 1832 Teilnahme an den Versammlungen der Saint-Simonisten~ "Französische Zustände" 1833 "Die Romantische Schule" 1834 Heine lernt Mathilde, seine spätere Frau, kennen. 1835 Bundesrat in Frankfurt verbietet Heines Schriften in Deutschland~ ebenso Verbot der Schriften des "Jungen Deutschland" 1836 Heines beginnende Rückenmarkserkrankung. "Florentinische Nächte"~ " An die hohe Bundesversammlung" 1837 "Der Salon". III Bd., "über den Denunzianten" 2. Auflage "Buch der Lieder" 1839 3. Auflage "Buch der Lieder" 1840 Ab März Korrespondentenberichte fi.ir die Augsburger " Allgemeine Zeitung" "Der Salon" 4. Bd. ("Der Rabbi von Bacharach", "Gedichte", "über die französische Bühne") -Robert Schumann schickt Heine seinen "Liederkreis". "über Ludwig Börne" erscheint §. Auflage der "Reisebilder" II 1841 Heirat mit Mathilde in Saint-Sulpice. 4. Auflage "Buch der Lieder" 1842 Herbstreise durch Deutschland ( 1. Besuch seit 1831 ). Mitarbeit an den Deutsch-Französischen Jahrbüchern (von Marx und Runge herausgegeben) " At ta Troll. Ein Sommernachtstraum. " erscheint in Laubes "Zeitschrift für. die elegante Welt". 1844 Zweiter und letzter Besuch in Deutschland. Tod des Onkels Salomon Heine. "Neue Gedichte". "Deutschland. Ein Wintermärchen". 5. Auflage "Buch der Lieder". 1848 VerscWimrnerung von Hemes Krankheit -dauemde Bettlägerigkeit. "Die Februarrevolution 1848" 1. Bericht 1851 "Romanzero"~ "Faust. Ein Tanzpoem" alsBuch erschienen. ~ 1853 "Die Götter irn Exil" 1854 "Vermischte Schriften" I. "Letzte Gedichte und Gedanken" (1869 posthum erschienen) 1855 Freundschaft mit Elise Krinitz ("Mouche") ~ 1856 Heine stirbt am 17.2. in Paris. .