Schuljahr 2019/20 Schuljahr 2019/20

Sprechen Nebst dem Weniger ums Schreiben als viel- mehr ums Sprechen geht es an den Debatten beim «European (Fern-)Unterricht Youth Parliament» (EYP). Zahlrei- che unserer Schülerinnen und Schüler diskutieren jährlich auf Matthias Angst nationaler Ebene mit. Einige von ihnen qualifizieren sich in schö- Wer dereinst aufs vergangene Schuljahr zurückblickt, denkt in erster Linie an ner Regelmässigkeit für einen in- den dreimonatigen Fernunterricht. Wer aber auch einen Blick auf die nachfol- ternationalen Anlass. Mehr dazu genden Projekte und Aktivitäten wirft, merkt rasch, dass es sich bei seinem erfährt man auf S. 40. gerafften Rückblick bestenfalls um die halbe Wahrheit handelt. Und wer glaubt, Viel gesprochen wurde auch Rosenverkauf am Valentinstag im Rahmen des PU die Bildung uneingeschränkt aus der Distanz vermitteln zu können, der pro- am Europatag (ausführlich dazu pagiert ein eindimensionales Verständnis von Lernen. Auch dagegen hilft ein auf S. 42). Das Ende Februar erlebte Setting mit den und erzielte bemerkenswerte Resultate. Ein grosses exemplarischer Einblick in die nachstehende Übersicht. prominent besetzten Grossveranstaltungen in der Kompliment allen Beteiligten und Unterstützenden! Aula und der Turnhalle 1 sind aktuell undenkbar. Umso dankbarer schauen wir auf diesen thematisch Feiern Schreiben äusserst wertvollen Tag zurück. Letztmals wurden die Ehemaligen 2011 zum Ball Der Kanton veranstaltet eingeladen. Ende letzten November war es wie- zusammen mit dem benachbarten Unterstützen der so weit. Am Freitagabend vor dem Kantiball deutschen Bundesland Baden- Mit dem Projekt «Leben, was geht! Suizid im Ge- fluteten über 700 Ehemalige das Rondell und die Württemberg alle paar Jahre eine spräch mit Hinterbliebenen» initiierte und plante Aula. Die zahlreichen Wiedersehen wurden derart Demokratiekonferenz. Den da- Martin Steiner eine sehr breit und professionell ausgelassen gefeiert, dass bereits um 22.00 Uhr zugehörigen Aufsatzwettbewerb angelegte Ausstellung, die sich einem gesellschaft- der Bier-Nachtlieferservice von Schüwo in Anspruch gewannen mit Jasmin Pfeuti und lichen Tabuthema widmete. Auf dialogische Art und genommen werden musste. Nach gut einer Stunde Pascal Aczel aus der G2G zwei Weise konnten sich die Interessierten vor Ort in der waren nicht nur die Tanz- und Weinfreunde wieder Schülerinnen und Schüler der Kan- Aula mit Suizid in all seinen Facetten auseinander- zufrieden, auch der Kassier machte Freudensprün- ti Wohlen. Zur Belohnung durften setzen. Die Ausstellung startete leider zu einem ge. So durfte das OK trotz moderaten Eintrittsprei- sie Ende November nach Stutt- denkbar ungünstigen Zeitpunkt und musste abrupt sen und üppiger Dekoration stolze CHF 3000.– der gart reisen, mit illustren Gästen abgebrochen werden. Im kommenden Winter erlebt «Bünzfischete» überweisen. Ein herzliches Danke- diskutieren und aus den Händen sie deshalb ein kleines Revival in Zusammenarbeit schön an die vielen ehrenamtlichen Helferinnen von Landammann Urs Hofmann mit der Mediothek. Genaueres zum Projekt erfährt und Helfer, die indirekt mitgeholfen haben, die sowie Ministerpräsident Winfried man auf S. 44 oder unter https://leben-was-geht.ch. Zukunft der «Büfi» zu sichern! Kretschmann ihre verdiente Aus- Pascal Aczel und Jasmin Pfeuti (2. und 3. von links) In der 3. Klasse am Gymnasium steht obligato- zeichnung entgegennehmen. risch der Projektunterricht (PU) an. Dabei kann aus Sport Ebenfalls erfolgreich geschrieben hat Philipp beiten ausgezeichnet. Mehr zu den Preisträge- ganz unterschiedlichen Fachbereichen ausgewählt Unser Frauen-Unihockeyteam holte souverän den Bürgi aus der G4A. Für seine wirtschaftsgeschicht- rinnen und Preisträgern findet sich in der Rubrik werden. Eine Option ist jeweils der PU Entwick- Aargauer Meistertitel. Leider konnten die Spiele- liche Arbeit zur «Hero Delicia»-Konfi erhielt er von «Auszeichnungen» auf S. 38 sowie unter folgendem lungszusammenarbeit, der von Sylvia Jasseng rinnen ihr Können aus bekannten Gründen nicht an Schweizer Jugend forscht (SJf) das höchste Prädikat Link: https://sjf.ch/arbeiten-nationaler-wettbewerb. und Pietro Tomasini geleitet wird. Ihre Projektklasse der Schweizermeisterschaft Ende März unter Beweis «hervorragend» verliehen. Vier weitere Schülerin- widmete sich dem Kampf gegen schmutziges Trink- stellen. Wir sind uns sicher, sie hätten auch den nen und Schüler wurden von SJf für ihre Maturaar- wasser in Kamerun durch den Bau mehrerer Brunnen grossen Pokal gewonnen…!

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Gemeinsam mit dem Berufsbildungszentrum Von langer Hand geplant und mit der erfahrenen, bbz Freiamt organisierte die Kanti Wohlen zum sehr geschätzten Unterstützung von Alt-Rektor wiederholten Male das Hallenfussballturnier NAB Franz Widmer wagte eine 70-köpfige Gruppe den Champions League. Die Kanti-Teams siegten bei ei- Choraustausch mit Norwegen. Die Organisatoren nem fair gespielten Turnier in allen drei Kategorien. gaben sich grosse Mühe, das Abenteuer nicht zu attraktiv zu gestalten. Die Reise war im Februar in Musisches den Norden während der Sportferien und erst noch Erstmals fand im Rahmen der Grundlagenfachprü- mit ÖV und Bus geplant. Dennoch wollten von den fung auf dem Instrument resp. im Sologesang ein 120 Chormitgliedern fast 100 in die eisige Kälte, Wettbewerb unter den Drittklässlerinnen und Dritt- was nicht nur zu einem regelrechten Casting führ- klässlern statt. Vor den Sportferien spielten sie vor te, sondern vor allen Dingen den Stellenwert und einem kleinen Fachgremium um einen Teil der Ma- das musikalische Schaffen von Walter Siegel und turanote für Musik. Mitte Februar bewiesen sie sich Beat Wälti eindrücklich aufzeigt. Am 1. März 2020 vor grossem Publikum in der Aula. Die vierköpfige überzeugte der Chor zusammen mit dem Orchester Jury hatte die schwierige Aufgabe, unter den Besten und der Kanti-Band ein breites Publikum am Kon- die Herausragenden zu finden, was zu folgenden zert «Simply Music» vom Erarbeiteten. Zum Glück Resultaten führte: erlaubte die Kantonsärztin gerade noch dieses mu- 1. Preis: Sarah Bichsel, Sologesang; 2. Preis: sikalische Highlight, das viele Hundert Zuhörende Timothy Bywater, Gitarre; 3. Preis: Roman Styger, in der Aula begeisterte. Mehr zum Choraustausch E-Gitarre; Bester Newcomer: Victor Cruz da Silva, findet sich auf S. 34. Klavier. Herzliche Gratulation allen Finalistinnen Die Hochschule für Musik und die Hochschule und Finalisten! für Angewandte Psychologie der FHNW erarbei-

Auftritt des Chors im imposanten Foyer der Nord-Østerdal High School

teten zusammen mit unserem Schwerpunktfach Presse Musik unter der Leitung von Judith Flury ein inno- Der Wohler Anzeiger und die Aargauer Zeitung vatives Unterrichtskonzept für das kreative Lernen berichteten fleissig über unsere Projekte, Veranstal- mit digitaler Audiotechnik. Die Schülerinnen und tungen und Auftritte. Daneben kamen auch einige Schüler gestalteten im Rahmen des Projekts eige- Ehemalige zu Wort, womit die «Büfi» quasi unterjäh- ne interaktive Hörspaziergänge mit Elementen von rig erweitert wird. Herzlichen Dank dafür! akustischer «Augmented Reality». Die Rundgänge Viele weitere Beiträge, Artikel und Hinweise führten über unser Schulareal und vermischten die finden sich stets unter www.kanti-wohlen.ch/news- Realität und Fiktion auf erstaunliche Art und Weise. archiv. Auf dem Hörspaziergang konnten andere Schulan- gehörige und die interessierte Öffentlichkeit, aus- gestattet mit halboffenen Kopfhörern, die vertraute Umgebung hyperreal erleben. Mehr dazu mitsamt Impressionen findet sich unter: https://www.fhnw. ch/de/forschung-und-dienstleistungen/musik/ hochschule-fuer-musik/projekte/hei-wohlen. Hörspaziergang durchs Schulareal 32 33 Schuljahr 2019/20

beglückt. Ich wohnte beim Bürgermeister zu Hau- wir unserem Gast ein Picknick mitgeben, erhalten Choraustausch der Kanti Wohlen se – und durfte oder musste miterleben, wie dieser wir dann die Kosten dafür zurückerstattet?» am Abend am Fernseher das Ende der kommunis- tischen Einheitspartei mitverfolgte und wusste, Chorleiter – eine 30-jährige Tradition dass seine Karriere damit zu Ende war (es war nur Den Start gemacht hat Joseph Gallati. Er war 1989 ein vorübergehendes Ende – er wurde später wie- nicht nur Chorleiter an unserer Schule, sondern diri- der in höchste Ämter gewählt .). Wir erlebten eine gierte auch den Kirchenchor Aarau. Ein Mitglied je- Franz Widmer fantastische Woche – und für unsere Gastgeber nes Chors, der Exil-Ungare Dr. Niklaus Stettner, hat war das Erlebnis Schweiz beim Gegenbesuch auch die Kontakte mit den ungarischen Musikensembles Schüleraustausch gibt es in vielen Arten. Ein Austausch in Form von musi- eindrücklich: Für die meisten war es der erste Be- hergestellt – und bei den Besuchen auch Überset- kalischer Begegnung ist die ideale Art. Zusammen musizieren funktioniert such im Westen. Es war so speziell, dass auch der zungsdienste geleistet. Joseph hat zusammen mit weitgehen intuitiv: Gemeinsam singen kann man auch mit Menschen, Bürgermeister, der Museumsdirektor und ein Arzt seiner Gattin Verena die Austausche bis 1996 mu- deren Sprache man nicht spricht. mitkamen (trotzdem mussten wir für Tausende von sikalisch geleitet. In jenem Jahr war Beat Wälti zum Franken eine Krankenversicherung für unsere Gäste ersten Mal dabei – und seit 2000 war er der musika- abschliessen, damit sie überhaupt ein Visum für die lisch Verantwortliche. Judith Flury hat verschiedene Der erste Choraustausch führte nach Ungarn und Text wieder hörten. Für die offiziellen Parteimitglie- Schweiz erhielten). Male mitgeholfen – bereits als Schülerin und später war ein Abenteuer: Der Eiserne Vorhang war 1989 der war nicht klar, wie sie reagieren sollten: Sofort als Chorleiterin. 2020 hatte Walter Siegel zum ers- zwar am Fallen, aber für die Einreise brauchten wir einschreiten oder . Es passierte glücklicherweise «Das Singen der ungarischen ten Mal die Federführung. Visa und es gab ausführliche Grenzkontrollen. nichts, aber für uns war es auch so ein einmaliges Nationalhymne am Schluss Das Singen der ungarischen Nationalhymne am Erlebnis: So ergriffen haben wir nie mehr Leute unseres Konzertes war ein Chorsänger*innen Schluss unseres Konzertes war ein mittleres Risiko: nach einem Vortrag erlebt. mittleres Risiko.» Etwa 15 % der Schüler*innen unserer Schule waren Der Text ist religiös und wurde während der kommu- Die Gastfreundschaft der Ungaren war ein- in den letzten 30 Jahren an einem Choraustausch nistischen Zeit nicht gesungen. Für die Zuhörer war drücklich: Thomas Wohler wurde jeden Morgen Die Eindrücke waren so nachhaltig, dass wir be- dabei. Der grösste Austausch war die Reise nach Ru- es das erste Mal seit Jahrzehnten, dass sie diesen vor dem Frühstück mit einem Aprikosenschnaps schlossen, das Experiment Choraustausch zu wie- mänien: 95 Teilnehmende haben aufgezeigt, dass derholen: Der Plan war, allen Chorsänger*innen Sänger*innen disziplinierte Leute sind und innert einmal die Gelegenheit zu geben, bei einem Projekt Minuten den Zug wechseln können. dabei zu sein. Wir haben es fast geschafft, den Plan Im Lauf der Jahre hatten so weit über 1000 umzusetzen: Der Austausch mit Tynset in diesem Schüler*innen (inklusive unserer Gäste) die Gele- Jahr war unsere elfte Reise. genheit, im Rahmen eines Choraustausches einen Zu erzählen darüber gäbe viel: An dieser Stelle intensiven kulturellen Austausch zu pflegen. sollen nur einzelne Stichwörter aufgeführt und et- was näher ausgeführt werden. Transportmittel Wenn immer möglich reis(t)en wir mit dem Zug: Am Gastfreundschaft eindrücklichsten war die Reise nach Weissrussland Wenn immer möglich, haben wir zuerst den Besuch mit Samowar im Zugwagen, weissen gehäkelten im Gastland durchgeführt und anschliessend die Vorhängen an den Zugfenstern und Fahrgestell- Gastgeber bei uns empfangen. So durften wir zuerst wechsel beim Spurwechsel in Brest. Für die Reise in den allermeisten Fällen grenzenlose Gastfreund- nach Litauen haben wir ein einziges Mal ausnahms- schaft geniessen: Das Elternschlafzimmer wurde weise das Flugzeug genommen – mit der Bahn war geräumt für die Gäste und alle möglichen Spezia- die Fahrt nicht organisierbar. Für die diesjährige litäten wurden aufgetischt und . So gab es dann Reise nach Norwegen war nach der Bahnreise nach beim Gegenbesuch kaum mehr Fragen wie: «Wenn Hamburg für die 1200 km lange Strecke nach Tyn- Auftritt des Kantichors 1992 in Ungarn 34 35 Schuljahr 2019/20

Kanti in Zahlen

Gymnasium Fachmittelschule Fachmaturität Anzahl Abteilungen 32 6 4 1. Klasse 8 2 2. Klasse 8 2 3. Klasse 8 2 4. Klasse 8 4 Anzahl Schüler/innen 676 132 39 Schülerinnen 425 93 32 Schüler 251 39 7 Gastschüler/innen 7 Stand 15.08.2019 Stand

Mitarbeitende Eintritte Schulleitung Ein Dorf in Weissrussland Nina Langer Kontrabass Matthias Angst Rektor Martin Lussi Chemie Waldemar Feller Prorektor set der Bus angesagt – mit 77 Personen in einem Gäste ins Publikum (sie wussten zwar nicht, was sie Tiziano Mattiola Italienisch Sara Folloni Prorektorin Doppelstöcker. sangen, aber das taten sie auswendig). In neuerer Calvin Rohrer Lernender FM Betriebsunterhalt Simon Reichmuth Prorektor Zeit hat unser Chor in diesem Bereich Fortschritte Benjamin Ruch Religionslehre Wahl der Austauschdestinationen gemacht: Dieses Jahr haben wir sogar die norwegi- Tobias Wassmer Mathematik Schulkommission Einen Gastchor zu finden, war gar nicht immer ein- schen Volkslieder auch auswendig gesungen! Chantal Wehrli Lernende Kauffrau Christine Keller Sallenbach Präsidentin fach: Mittelschulchöre in «unserer Qualität» gibt es Paul Bitschnau ausser in den deutschsprachigen Ländern kaum: Es Jahr Ort Austritte Silvia Garmier-Schicker gibt Spitzenchöre an speziellen Musikgymnasien 1989 Keszthely Ungarn Nathalie Bao Chinesisch Cindy Geissmann – und an «normalen» Gymnasien wird kaum ge- 1991 Sargans (700 Jahre Eidgenossenschaft) Renato Bizzotto Oboe Irene Koch sungen. Wir waren darum meist an östlichen Des- Martin Brenner Gitarre 1992 Budapest Ungarn tinationen zu Gast bei Musikformationen, die meist Daniel Gautschi Klavier Lehrpersonen: total 128 (54 , 74 ) 1996 Turčianske Teplice Slowakei gesangstechnisch besser waren als wir – für unsere Pit Gutmann Schlagzeug Verwaltungsmitarbeitende: total 25 (17 , 8 ) Gastgeber war es aber eine einmalige Gelegenheit, 2000 Miskolc Ungarn Jan-Mark Iniotakis Mathematik eine Reise in den Westen zu machen (von den Weiss- 2002 Neuchâtel (Expo 02) Luca Jerfino Deutsch russen sind dann auch nicht alle Teilnehmer nach 2004 Minsk Weissrussland Simone König Mediothek dem Austausch heimgekehrt .). Jürg Peter Gitarre Mitglied der 2008 Sfântu Gheorghe bzw. Sepsiszentgyörgy Rumänien Häufig haben unsere Gastgeber auswendig ge- Davide Piscitello Italienisch/Französisch 2012 Vilnius Litauen sungen: Das Bild des Chores war etwas merkwürdig, Markus Rohr Chemie 2015 Novi Sad Serbien Organisation UNESCO-assoziierten wenn Schweizer Volkslieder gesungen wurden: Wir Benjamin Ruch Religionslehre der Vereinten Nationen Schulen für Bildung, Wissenschaft Schweizer schauten beim Singen in die Noten, die 2020 Tynset Norwegen Bernadette Soder Klavier und Kultur

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Schweizer Jugendfilmtage Schweizer Jugend forscht Auszeichnungen Daniela Wildi Philipp Bürgi «J‘étais un enfant qu‘on ne voyait pas.» Hero Delicia – Geschichte, die auf der Zunge zergeht: 1. Jurypreis Kategorie C eine wissenschaftliche Erforschung der Konfitüre mit Bereits zum 15. Mal wurden die besten Maturaarbeiten vom Rotary Club Freiamt besonderem Fokus auf den Zeitraum von 1945 bis ausgezeichnet. Eine Jury bestehend aus Rotariern und Schulangehörigen hatte die 1948 Qual, unter 19 nominierten Arbeiten eine Wahl zu treffen. Die Preisträger/innen Young Enterprise Prädikat: hervorragend stehen exemplarisch für zahlreiche hervorragende Arbeiten, deren Vielfalt einmal Saviano D‘Incau mehr beeindruckend war. Timon Fatzer Joel Chavez Dem Kiwanis Club Lindenberg gebührt auch dieses Jahr unser Dank für die gross- Nick Grossmann Krokodil – ein Film, der unter die Haut geht zügige Preisvergabe an die beste Matura. Ramon Hug Prädikat: hervorragend Janis Landa Miniunternehmung «schmackhaft» Dominique Garmier Rotarypreis Finalteilnahme, Top 8 AnIdea: Approximation der Lösungen einer Differenti- 1. Preis: Dominique Garmier algleichung mit neuronalen Netzwerken. AnIdea: Approximation der Lösungen einer Differenti- Prädikat: sehr gut algleichung mit neuronalen Netzwerken. Aufsatzwettbewerb anlässlich der Demokratiekonferenz Nadine Meier 1. Preis: Daniela Wildi Pascal Aczel Thema: Neue Medien Developing of Inhibitors against HIV Die Produktion eines Dokumentarfilms mit anschlies- Jasmin Pfeuti Thema: Sicherheit vs. Freiheit Prädikat: sehr gut sender Filmvorführung. «J‘étais un enfant qu‘on ne voyait pas.» Lara Zimmermann Weibliche Genitalbeschneidung und geeignete 2. Preis: Pascal Bucher Massnahmen zu ihrer Bekämpfung «spourg – Android-Applikation, um Aufgaben zu Prädikat: sehr gut teilen und koordinieren.»

Anerkennungspreise: Jessica Christen und Aline Stebler Designerbabys mit Hilfe von CRISPR/Cas9. Eine ethische Reflexion zur Frage: Dürfen Menschen alles tun, wozu sie fähig sind?

Silvan Rusch Vergleich der Hochwasserereignisse der Kleinen Emme 1984 und 2005.

Kiwanispreis für die beste Matura Anna Iten, Wohlen, G4 E Notendurchschnitt 5. 7

Anna Iten mit Willy Villiger (Kiwanis) Feine Aargauer Rüeblisuppe von «schmackhaft»

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Kantischüler debattieren in Tallinn am Estonian National Forum

Thomas Widmer

Eine Delegation unserer Schule hatte bei Debattierevents der Organisation «European Youth Parliament» (EYP) zuerst regional, dann national mitgemacht und sich so für einen internationalen Anlass qualifiziert. Dass es uns in die nordöstliche Ecke Europas verschlug, nach Tallinn in Estland, war eine freudige Überraschung!

Schon vor der Konferenz mussten sich die Teilneh- menden für ein Thema entscheiden, zu dem sie an Jasmin Hürlimann, Brian Funk, Max Behrendt und Roman Styger in Helsinki der Konferenz mit anderen Delegierten aus den ver- schiedensten Ländern – die Esten waren unterdurch- Ein wenig underdressed erkundeten wir den klassi- Lufthansa bat uns zum Trost Einzelzimmer in einem schnittlich vertreten – Resolutionen schmiedeten. zistisch gestalteten Kern dieser weit zum Meer hin Hotel an, das wie ein Adlerhorst auf dem Dach des Vor Beginn nahmen sich die Schülerinnen und offenen, zugigen Stadt. Die Fahrt zum Flughafen Flughafengebäudes thronte, mit einem spektakulä- Schüler einen Tag Zeit, Tallinn zu Fuss zu erkunden: führte durch endlose Wälder, wie man sich dies ren Blick auf die Pisten und die geparkten Flugzeu- Eine märchenhaft anmutende Altstadt, darum he- beim Stichwort Finnland vorstellt. ge. Hundemüde, aber reich an Eindrücken kamen rum Viertel aus der Zarenzeit, orthodoxe Kirchen, Beim Zwischenstopp in Frankfurt verpassten wir wir am nächsten Morgen in Zürich an. Betonklötze aus der Sowjetära und Wolkenkratzer den letzten Flug nach Zürich um fünf Minuten. Die aus der allerjüngsten Zeit. Von der finno-ugrischen Sprache Estnisch versteht man Bahnhof, aber fast alle sprechen fliessend Englisch. Die Esten scheinen EYP Switzerland kurz erklärt bestrebt, ultramodern zu sein; vieles im Alltag läuft voll digitalisiert ab. Die Schule, in der die EYP-Komi- Das European Youth Parliament (EYP) Switzerland ist ein unabhängiger Verein, der verschiedene tees an ihren Resolutionstexten feilten, waren mit Debatten für Jugendliche organisiert, die aktuelle Themen in englischer Sprache diskutieren. Es den neusten Smartboards ausgestattet, um die sie ist Teil eines europaweiten Netzwerks mit selbständigen Vereinen in über 40 Ländern. Im Rahmen manche Schweizer Schule beneiden würde. Eine des EYP bereiten Jugendliche ehrenamtlich fast 600 Debattierveranstaltungen pro Jahr mit über lokale EYP-Organisatorin erzählte, dass sie als Sol- 35 500 Teilnehmenden vor, die Kontakte und Freundschaft im eigenen Land, aber auch in ganz datin per SMS zu Manövern einberufen werde, in Europa knüpfen. Das EYP will unter den Jugendlichen ein Bewusstsein für europäische Fragen för- denen der militärische Notfall geübt wird. dern und sie ermutigen, als BürgerInnen aktiv zu werden und sich politisch zu engagieren. Das EYP Die EYP-Konferenz lief im üblichen Dreiklang Jasmin Hürlimann mitten in einer Debatte fördert den Dialog zwischen verschiedenen Kulturen und gegenseitiges Verständnis. Durch das ab: Team Buildung – Committee Work – General Debattieren und die Begegnungen können sich Jugendliche in ihrer Persönlichkeit entwickeln und Assembly, wovon letzteres sinnigerweise in einem Vor der Rückkehr in die Schweiz war eine Schlaufe nützliche Fähigkeiten wie Teamwork, öffentliches Sprechen und Führung trainieren und einüben. eindrücklichen, riesigen Gebäude für Gesangswett- über Helsinki eingeplant. Nach einer nächtlichen www.eyp.ch bewerbe stattfand. Fähre empfing uns eine eisige Kälte in Helsinki.

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Suizid – ein Tabuthema wird angesprochen

Martin Steiner

In der Schweiz scheiden täglich zwei bis drei Personen freiwillig aus dem Leben. Darüber hinaus müssen täglich bis zu dreissig Personen nach einem missglückten Suizidversuch medizinisch betreut werden. Das Thema Suizid ist dennoch ein Tabuthema. Dieses Tabu gilt es zu durchbre- chen, indem es offen und konstruktiv besprochen und wertefrei darüber informiert wird. Hinterbliebene, Helfende und das unmittelbare Umfeld müssen aus diesem Grund zu Wort kommen. Ziel ist es, eine Sprache rund um das schwierige Thema Suizid, Suizidalität und ernsthafte Lebenskrisen zu generieren, damit Fehlannahmen, Stigmatisierung und eine lähmende Sprachlosigkeit im Umgang mit dem Thema Suizid das Weiterleben der Hinterbliebenen und Betroffenen nicht zusätzlich erschweren. Sensibilisie- rung und Prävention stehen bei diesem Unterfangen an erster Stelle.

Gespräch mit direkt Betroffenen Martin Steiner führte Mitte März 2020 an der Kan- zählten über ihre Erfahrungen mit Suizid aus ihrem tonsschule Wohlen, wo er auch das Fach Englisch spezifischen Blickwinkel. Sie luden die Besuchen- und Geschichte auf Französisch unterrichtet, ein den dazu ein, Suizid, Suizidalität und ernsthafte Ausstellungsprojekt mit dem Titel «Leben, was geht! Lebenskrisen aus verschiedensten Perspektiven zu Suizid im Gespräch» durch. Eine sogenannte «Living erfahren und kennenzulernen, und schärften den Ausstellung «Leben, was geht» Library» führte 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Blick für Hinterbliebene und deren Leben danach. in der Ausstellung zusammen. Direkt Betroffene Besuchende sollen dazu angeregt werden, über das Mehr Informationen zum Projekt und die Podcasts der «Living Books» findet man unter: www. und Hinterbliebene wie eine Tochter, ein Vater, eine Thema offen und auf vielfältige Weise reden und leben-was-geht.ch Mutter und der Freundeskreis sowie das helfende sinnieren zu können, um dafür sensibilisiert zu sein Umfeld wie Ärzte und Psychiaterinnen, Bestatter und präventiv agieren zu können. Das Verschwie- Dossiers für den Unterricht von Suizidprävention auf Stufe Sek I und Sek II (Berufs- und Mittel- oder Pfarrerinnen, Mitglieder von Fachstellen und gene, das Wortlose und Verletzende mit Hilfe des schulen) stehen auf www.leben-was-geht.ch zur Verfügung. Philosophen kamen als «Living Books» mit Besuche- Dialogs aufzubrechen, war (https://leben-was-geht.ch/arbeitsmaterialien-fuer-schulen/) rinnen und Besuchern direkt oder über Podcasts ins und ist zentrales Ziel der Gespräch. Grossformatige Infopanels, interaktive Ausstellung und der Audio- Die Ausstellungsmodule können beim Autor Martin Steiner ([email protected]) bestellt und Module (z.B. Online-Abstimmungen) und «Hörstu- inhalte, die dank diesem gemietet werden. Es besteht dabei die Möglichkeit, die Ausstellung in redimensionierter Form ben» ergänzten den grossangelegten, sechsteiligen Format nun weiterwandern zu bestellen oder aber in der ursprünglichen Grösse. Leider musste die Ausstellung nach nur drei Dialograum. Siehe Bildergalerie und Visual Tour auf dürfen und frei benutzbar Tagen die Tore schliessen. Im April 2021 kommt sie jedoch zurück nach Wohlen. Geplant sind noch der Website www.leben-was-geht.ch. sind für alle Interessierten. weitere Orte im Kanton Aargau. Die 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer er-

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Botschafterin Plassnik begann ihre Rede mit einen ches formulierte Matthiessen diplomatisch, anderes Europa in Wohlen Vergleich zum Taschengeld, das immer auch in ei- deutlich: «Es ist ähnlich wie beim Smartphone, das nem spannungsvollen Aushandlungsprozess stehe Sie in Ihrer Tasche haben. Es funktioniert auch ohne – mit den Eltern, aber auch mit sich selbst über die die neuesten Updates. Es fragt sich aber nur, wie – Wohlen in Europa eigenen Prioritäten. Auch in der EU ringe man in oft lange das noch so bleibt.» zähen und langwierigen Verhandlungsprozessen Parallel zu den Vorträgen fand eine Debatte pro um Konsens; dabei gehe es um Geld, aber auch um bzw. contra EU zwischen Nationalrat Andreas Glar- Thomas Widmer Werte, Kultur und Identität in einem gesamteuropä- ner und Schriftsteller Jonas Lüscher statt, moderiert ischen Rahmen. So lerne man über die eigene nati- durch Sebastian Ramspeck, SRF-Korrespondent Staatskarossen, die vor dem Haupteingang des Calatravahauses vorfahren und onale Nasenspitze hinauszusehen. Wenn man nicht in Brüssel. Für den Schüler Max Behrendt bewies im Blitzlichtgewitter vom Rektor begrüsst werden, zwei Dutzend Diplomaten, die lebhafte, kurzweilige Debatte, dass Politiker, Medienschaffende, Schriftsteller, Unternehmer, Ingenieure, Chefbeam- Politik nicht langweilig sein muss. Pro- te, mit denen man in kleinen Gruppen diskutieren konnte – so viel grosse Welt voziert durch pointierte Aussagen von in Wohlen ist selten. Nationalrat Glarner verschob sich der Fo- kus zusehends aber weg von der EU hin zu einem Schlagabtausch über Migration Und doch hätte vieles dieser Grossveranstaltung in fortgeschrieben, an denen Gegenwartsfragen inter- und Entwicklungshilfe, zur wachsenden die Quere kommen können, nicht ein drohender disziplinär diskutiert werden: 2006 Islamtag, 2008 Verzweiflung des Moderators. Was sich als Schneefall, wie wir damals meinten, sondern die Afrikatag, 2014 Zukunftstag. moralische Frage deuten und artikulieren anrollende Corona-Pandemie. Wenige Tage später Höhepunkte des Europatags waren die Referate liess, war offensichtlich fassbarer als die wäre der Anlass abgesagt worden! von Ursula Plassnik, österreichische Botschafterin Europäische Union, die manchen als ent- Mit dem Europatag am 26. Februar 2020 wurde in Bern und ehemalige Aussenministerin, sowie ferntes bürokratisches Gebilde erscheinen die Tradition von Thementagen an der Kanti Wohlen Michael Matthiessen, EU-Botschafter in der Schweiz. mag. Es ist, als ob eine Sprache fehle, über Debatte in der Turnhalle die EU zu denken und zu sprechen. Am Nachmittag besuchten die Schülerinnen und am Tisch sitze, könne man an diesem Lernprozess Schüler je drei selbst gewählte Workshops zu einem nicht teilhaben. Dies ist aus der Sicht von Frau Plass- bunten Reigen von Themen. Der Schüler Roman nik der grösste Nachteil einer Nicht-Mitgliedschaft Styger schätzte die grosse Spannbreite der Themen: der Schweiz in der EU. Für die Schülerin Jasmin «Es war toll, dass auch nichtpolitische Themen zum Zingg war dies ein starker Auftritt: «Es war eindrück- Zug kamen. Für jeden war etwas drin.» SchülerIn- lich, eine Rednerin zu erleben, die über ein komple- nen konnten Experten aus der Wirtschaft, dem xes Thema mit Witz und Humor zu sprechen und ein Kulturleben, den Medien erleben und befragen. Publikum für 45 Minuten zu fesseln verstand, was Der Schüler Brian Funk meinte dazu: «Es war span- bei SchülerInnen eine steile Herausforderung ist.» nend zu sehen, wie unterschiedlich die Leiter ihren Der EU-Botschafter Matthiessen sprach zum Workshop gestalteten. Die Spannbreite reichte vom Thema «EU – Switzerland: A partnership full of op- reinen Vortrag bis zu freien Diskussionen. Es war portunities». Er hob die Vorteile der EU heraus und eindrücklich, Persönlichkeiten zu begegnen, die betonte, dass das Rahmenabkommen auch im Inte- man sonst nur vom TV kannte und die aus direkter resse der Schweiz sei. Gerade die Zuhörer als künf- Erfahrung schöpfen konnten.» tige Studierende müssten ein Interesse an einem Brian Funk schloss mit dem Wunsch, dass an der erleichterten Zugang zu europäischen Universitäten Kanti Wohlen bald wieder ein solcher Anlass statt- Ursula Plassnik referierte in der Aula und zu EU-Forschungsprogrammen haben. Man- finden möge.

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Welche Momente waren besonders intensiv, berüh- einmaligen Bedingungen WERDEN kann. Dieses Musik ist Vergangenheit und Ewigkeit rend, in der Arbeit mit den SchülerInnen? Welches Phänomen ist einmalig. Wenn man ein Bild malt sind Entwicklungen im beruflichen Kontext der oder ein Buch schreibt, so ist es zu einem bestimm- Arbeit, die du als problematisch einstufen wür- ten Zeitpunkt fertig. Zugegeben: Das kann wunder- in einem – Daniel Gautschi dest und die einen negativen Einfluss auf die Arbeit bar sein. Ich male selber sehr gerne. Bei der Musik hatten? liegen die Dinge anders. Sie erblüht jedes Mal neu Momente, in welchen es mir glückte, SchülerInnen (CDs sind keine Musik, keine Wahrheit). Man kann Goran Grubacevic zu sich selbst zu führen, um damit dem anderen ja einen Smaragd nur schwerlich mit einem Kuss begegnen zu können. Augenblicke, Berührungen in vergleichen. Musik ist Vergangenheit und Ewigkeit Nach 15-jähriger Tätigkeit als Klavierlehrer an der Kantonsschule Wohlen welchen in der Seele dieser Menschen eine Blume in einem. Transzendenz. Sie kommt aus der Stille ist Daniel Gautschi pensioniert worden. Das folgende Gespräch ist ein zu blühen begann. So fragte mich beispielsweise und setzt dem Lärm der heutigen Zeit einen Kontra- indirektes, aber lebendiges Selbstportrait. einmal eine Schülerin mit feuchten Augen, nach- punkt entgegen. In der Musik erfahren Seele, Geist dem ich ihr einen zauberhaften Tanz von Schubert und Körper eine unmittelbare Vereinigung und vorgespielt hatte, ob sie meinen Nagelknipser stellen sich dem Müll unserer Zeit entgegen. Dies Wenn du zurückblickst auf die 15 Jahre ausleihen könne. Innerhalb kurzer Zeit waren ihre kann für einen jungen Menschen ein Erlebnis sein, an der Kanti Wohlen, wie hat sich die langen Nägel auf eine Länge zurückgeschnitten, in welchem sich ihm der Sinn des Lebens zeigt und Arbeit mit den KlavierschülerInnen ver- welche ihr ein technisch vernünftiges und sensib- in alle Ewigkeit begleitet. ändert? les Klavierspiel ermöglicht hätte. Ihre Anmerkung: Der Einfluss der Elektrotechnik ist auf «Der Rest ist nun deine Aufgabe. Ich bin bereit!» «Im Zentrum stehen die Freude, allen Ebenen gewaltig, mit all ihren Vor- Problematisch ist für mich die innere Haltung des die Ergriffenheit und das Stau- und Nachteilen. Auch an der Schule ha- Konsums anstelle einer Hingabe. Wenn man konsu- nen. Der Rest ist Erlebnis und ben wir uns von dieser Welle überrollen miert, so verlässt man den Weg zur Musik, mit an- Erfahrung. Pädagogik interes- lassen und die Verluste hingenommen, deren Worten: den Weg zu sich selbst. Man verliert obwohl sie von existenzieller Natur sind. sich im «Hereinspaziert ins Nichts», leider nicht im siert mich im Grunde genom- Der Preis dafür ist hoch, meiner Meinung Zen-buddhistischen Sinne gemeint. men nur am Rande.» nach zu hoch. Auf die Musik bezogen sind so beispielsweise die feinen Ober- Was waren und sind die Grundprinzipien deiner Nehmen wir an, du würdest gefragt, was für eine tonresonanzen eines Chopin-Nocturnes, musikalischen Pädagogik, die du im Klavierunter- Kantonsschule dir vorschwebt, in der Bildung ge- welche sich, auf einem akustischen richt umgesetzt hast? lebt wird: Wie müsste eine solche Kantonsschule Instrument gespielt, mit meiner Seele Das Wesen der SchülerInnen vollständig zu erfas- gestaltet werden? Ganz anders als die heutige Kan- verbinden und diese in Schwingung sen, um von diesem Punkt aus eine Verbindung tonsschule Wohlen? versetzen, auf einem E-Piano gar nicht zwischen ihnen und dem Kosmos der Musik her- Wenn man von gelebt spricht, so wäre es wün- mehr hörbar und somit auch nicht zum zustellen. Dies erfordert bei jedem Menschen ein schenswert, dies auf alle Schulstufen auszurichten. Klingen zu bringen. Was geht dabei ver- individuelles Vorgehen. Wir sind ja nicht im Militär. Die Zeit der Entfaltung eines jungen Menschen ver- loren? Die Wahrheit. Was bleibt? Allen- Daniel Gautschi Im Zentrum stehen die Freude, die Ergriffenheit läuft meiner Meinung nach nicht linear, sondern in falls ein matter Abglanz. Es gleicht dem Unterschied und das Staunen. Der Rest ist Erlebnis und Erfah- gewaltigen Wellenbewegungen, mitunter sogar in von Holz und Plastik. Einschneidend waren auch die rellen Bildung bestenfalls noch ein Feigenblatt dar, rung. Pädagogik interessiert mich im Grunde ge- Explosionen. Ausserdem spielt sich sehr vieles indi- Verkürzungen der Unterrichtszeit. Wir sind da heute dies erst noch mit Löchern. nommen nur am Rande. viduell ab. Diesen Umständen sollte unser Noten- teilweise wieder bei 22,5 Minuten pro Woche an- Positiv erschien mir die Öffnung gegenüber den und Prüfungssystem Rechnung tragen. gelangt. Real (mit Ausfällen und Krankheiten) kom- verschiedenen Stilen und Epochen in der Musik. Da Warum ist Musik gerade heute so wichtig für die see- Also: Prüfungen werden nur dann durchgeführt, men wir damit auf etwa zehn Stunden Unterricht bewegen wir uns heute in der ganzen Vielfalt der lische/persönliche Entwicklung der Jugendlichen? wenn SchülerInnen dazu bereit sind. Bewertungen pro Jahr. Dies stellt für mich innerhalb einer kultu- Erscheinungen von Musik. Weil Musik nicht IST, sondern unter bestimmten, erfolgen in differenzierten Berichten anstelle von

46 47 Schuljahr 2019/20 nichtssagenden Noten. Sie finden zwei Mal pro Jahr Leben massgebend mitprägen. So ist dort beispiels- statt. weise klar, dass es keine Definition von Musik gibt, Schlagzeuger mit Leib und Seele – Zum Stundenplan: Es ist meiner Meinung nach da sie sich ausserhalb unseres Denkens bewegt. unsinnig, siebenmal pro Tag den Stoff zu wechseln. Wissen ist natürlich etwas Wunderbares, aber wenn Eine solche Tutti-Frutti-Mentalität ist im Sinne einer man zur Musik gekommen ist, dann gibt es absolut Pit Gutmann Zerstreuung destruktiv. Der Stundenplan erhält ein kein Wissen, kein Denken mehr – das ist reines Er- Profil, welches sowohl Stoffen, deren Vermittlung lebnis. Das «Sowohl-als-auch» der Sprache existiert Kontinuität erfordert (regelmässige kleine Einhei- beim «So-und-nicht-anders» des musikalischen To- Stephan Diethelm ten), wie auch solchen des Ganzen (wenige grosse nes nicht. Einheiten) gerecht wird. Pit Gutmann stiess 2017 zur Kanti Wohlen. Mit seiner jahrzehntelangen Der Schwerpunktfach-Unterricht wird ausge- Wie sieht heute deine musikalische Praxis nach der Erfahrung entlastete er den Schreibenden um einige Schülerinnen und baut. Es bleibt genügend Raum für eine gute All- Pensionierung aus? Welche Themen beschäftigen Schüler. gemeinbildung. Wir müssen in einer Balance zwi- dich aktuell? Welches sind deine Projekte? schen Breite und Tiefe bleiben. Wir haben an Tiefe Die Pensionierung bewirkt bei mir vor allem eine verloren. Man muss ja auch nicht alles bis am Ende zeitliche Reduktion der Unterrichtstätigkeit und Das Spezielle daran ist, dass Pit vor ca. 40 Jahren Ich danke Pit für sein vorbildliches Engagement an des Gymnasiums gelernt haben. Das Leben geht verschafft mir somit Raum für meine kompositori- auch mein Lehrer war. Deshalb weiss ich, dass er unserer Schule. Keep on rockin‘, my brother! weiter. sche Arbeit sowie für das eigene Klavierspiel. Heute mit Leidenschaft unterrichtet und sein Herz für die stehe ich bereits mitten in einem grossen komposi- Musik schlägt. «Es ist meiner Meinung nach torischen Projekt, welches mich mindestens für ein unsinnig, siebenmal pro Tag Jahr beschäftigen wird. den Stoff zu wechseln. Eine Andererseits geht es mir darum, einen Zustand solche Tutti-Frutti-Mentalität des Innehaltens oder vielmehr des Nichts zu errei- ist im Sinne einer Zerstreuung chen, aus welchem sich mir dann neue Wege eröff- destruktiv.» nen werden, dies im Sinne von: «Wo ist die Musik, bevor und nachdem sie erklungen ist?» . Du bist vielseitig interessiert: Literatur (auch aus- sereuropäische), Kunst (Klee etc.) und Philosophie (indische). Kannst du ein Beispiel geben, wie diese Bereiche in ihrer grossen Synergie (in ihrem Zusam- menklang) dein Leben bereichert bzw. deine Leben- digkeit gefördert haben? Für mich ist das gegenseitige Durchdringen die- ser Bereiche fruchtbar und inspirierend. Aus der Vielfalt eine Einheit zu bilden, übt auf mich eine grosse Anziehung aus. So hat mich beispielsweise das Bild «Gebärde eines Antlitzes» von Paul Klee so lange «verfolgt», bis ich es in einem «Thema mit Va- riationen» zum Klingen gebracht habe. Umfassen- de Ideen bergen für mich immer das Potenzial zur Transformation. So stellt die asiatische Philosophie in meinem Denken bis heute ein unergründliches Selfie am Schlagzeug Meer von Zugängen des Seins dar, welche mein

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Matura-Jahrgang 2020 – 203 neue Ehemalige

Wir gratulieren den 39 Fachmittelschülerinnen und -schülern, den 164 Maturan- dinnen und Maturanden sowie den 35 Fachmaturanden und Fachmaturandin- nen, die dieses Jahr ihren Ausweis überreicht bekamen.

Herzlich willkommen im Kreis der Ehemaligen ! Abteilung F3a mit Fabian Schambron

Bächli Marisa Wohlen AG Koch Benjamin Scheidegger Kim Hermetschwil-Staffeln Burkart Martin Wohlen Leuthard Denise Toraman Berfin Fislisbach Dönni Andrea Wohlen Marra Michele Trüb Sebastian Furger Michelle Sins Meier Enya Niederwil Vollenweider Mona Bremgarten Grau Livia Bremgarten Moser Vivienne Wey Elena Bremgarten Gutaj Diona Aristau Noman Samy Yogaratnam Yorsha Zufikon Hajdari Lora Sins Sadiku Mirlinda Villmergen Keck Ive Wohlen Sanchis Amanda Villmergen

Abteilung F3b von Silvia Huber

Ackermann Carmen Hyde Owen Anglikon Ruf Marina Anglikon Bucher Jasmin Merenschwand La Piana Angélique Waltenschwil Russ Melina Waltenschwil Burket Noël Muri Lang Ilaria Sägesser Daphné Jonen Cimma Chiara Zufikon Mäusli Andrej Abtwil Stalder Céline Waltenschwil Galizzi Nicola Zufikon Perge Csaba Villmergen Vollenweider Chiara Bremgarten Glaus Myrjam Muri Ramel Shania Wohlen

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Fachmaturandinnen und Fachmaturanden mit Andrea Neudecker Abteilung G4A mit Simon Späth

Abteilung F4a (FM Pädagogik) Bernhard Stéphanie Merenschwand Codd Laetitia Birrhard Marcotullio Catia Wohlen Blum Jan Muri Dersch Andreas Hägglingen Reinhard Jesse Unterlunkhofen Amhof Soraya Abtwil Millat Nina Sins Bürger Olivia Anglikon Dersch Katharina Hägglingen Saliju Besart Buob Maureen Bremgarten Moser Rahel Bremgarten Bürgi Philipp Wohlen Leuenberger Isabelle Bremgarten Sax Manuel Wohlen DeBais Shannon Hägglingen Oser Alina Dottikon Chávez Garcia Joel Villmergen Leuenberger Stefanie Bremgarten Winiarczyk Pauline Frey Celine Sins Roeleven Valerie Wohlen Gamba Jana Waltenschwil Rupp Lukas Hermetschwil-Staffeln Häusler Aline Dottikon Siegrist Anika Muri Huwiler Sévérine Auw Stefàno Brandon Wohlen Jacquemai Svenja Hildisrieden Strebel Lea Klausner Selma Sins Tischer Nils Dottikon Koren Elisabeth Hägglingen Vijayanathan Vithusman Boswil Kqira Mirlinda Wohlen

Abteilung F4b (FM Gesundheit) Abteilung F4c (FM Soziale Arbeit)

Eichenberger Sabrina Fahrwangen Haase Natascha Villmergen Giani Martin Remetschwil Lanza Chiara Tennwil Gratwohl Geraldine Sins Tschopp Fabienne Bremgarten Abteilung G4B mit Benedikt Waser Mohamed Hasan Farishka Wohlen Steiner Lea Villnachern Biehle Katrin Meyer Noah Wohlen Staubli Michelle Dintikon Steinmann Katja Waltenschwil Abteilung F4d (Fachmaturität Gestaltung) Bucher Pascal Unterlunkhofen Mühlebach David Waltenschwil Steiner Dario Sins Vondenhoff Jasmin Burkard Robin Merenschwand Sandmeier Nico-Shy Wohlen Ulrich Dominic Muri Zejnullahu Shpresa Muri Hug Lynn Zufikon D‘Andrea Alessio Jonen Schnurrenberger Nico U‘lunkhofen Vogt Laura Notter Noemie Zufikon Dischner Jonathan Buttwil Seiler Ramon Boswil Winkler Jasmin Santopaolo Michele Boswil Dolder Jonas Boswil Signer Philippe Wittwer Lars Aristau Glanz Jonas Abtwil Sommer Alessia Wohlen Ye Yashuen Nesselnbach

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Abteilung G4C mit Magdalena Sigg Abteilung G4E mit Esther Brüggemann

Almeida Ana Sofia Zufikon Fuss Patrick Dottikon Santagata Tanisha Büttikon Berisha Gjon Villmergen Gisiger Raoul Büttikon Möller Samira Niederlenz Asllani Erblina Wohlen Heggli Larissa Benzenschwil Sarantidis Kevin Waltenschwil Bichsel Noah Dottikon Koller Gina Bremgarten Ramoja Kaltrina Wohlen Biehle Mathias Dintikon Jayananthan Lakshika Oberrüti Saxer Martina Hägglingen Brändli Meriel Buttwil Lüscher Lena Meisterschwanden Roos Gabriel Waltenschwil Bisch Carla Sins Karavouzi Athina Bremgarten Stebler Aline Mühlau Eicher Dean Sarmenstorf Meier Sheila Wohlen Vuyk Isabelle Aristau Bucher Jessica Wohlen Kasapoglu Taib Waltenschwil Viamontes Daniela Wohlen Gachnang Sheila Zufikon Meier Vanessa Waltenschwil Walker Lea Christen Jessica Muri Koch Sabrina Villmergen Wettstein Dimitri Zufikon Genovese Danilo Wohlen Melliger Nadine Meisterschwanden Wissmann Michelle Waltenschwil Dirlik Hasan Wohlen Kqira Migjen Villmergen Zaballos Lucía Bremgarten Gigliotti Irene Niederwil Meyer Lisa Buttwil Zemp Martina Oberrüti

Abteilung G4D mit Ariane Landtwing und Markus Weber Abteilung G4F mit Veronika Breitschmid

Bachmann Luca Büttikon Gasser Sarina Rudolfstetten Koch Patrizia Villmergen Aderhold Sandra Gisler Michelle Buttwil Miori Melissa Oberlunkhofen Balazhi Zilfije Wohlen Graziano Gabriele Dottikon Künzle Jasmin Abtwil Albert Jennifer Sarmenstorf Haslimeier Anja Buttwil Nydegger Stefanie Anglikon Bruggisser Nicolas Wohlen Hischier Joëlle Zufikon Lötscher Demi Besenbüren Antropoli Emilia Villmergen Koch Mauro Dietwil Schweizer Lara Sarmenstorf Christen Amani Abtwil Hofer Jennifer Villmergen Menkovic Lejla Zufikon Attisani Irene Wohlen Lambrigger Stefanie Sins Senthilrajan Abinaa Fahrwangen Fatzer Céline Oberlunkhofen Huber Aurelia Muri Müller Macario Bünzen Bossart García Jasmin Muri Lang Jasmin Villmergen Sommer Gina Wohlen Feller Jamie Wohlen Huber Jasmin Wohlen Müller Naomi Tägerig Busslinger Silvan Waltenschwil Martinez Alessandra Wohlen Weber Georgia (Freiamt) Gachnang Amanda Zufikon Kämpf Sara Beinwil (Freiamt) Pfaff Lara Jonen Chávez Garcia Jeremy Villmergen Meier Nadine Auw Wildi Daniela Zufikon

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Impressionen der Maturfeier 2020 – Covid-19-konform

Abteilung G4G mit Markus Wohlmuth

Bischof Pascal Unterlunkhofen Guger Salome Dottikon Marmullaku Osman Sins Britschgi Vanessa Jonen Harder Lea Niederwil Maugweiler James Merenschwand Brown Sean Niederwil Iten Anna Wohlen Rusch Silvan Dougas Ioannis Sins Kleiner Fabian Dottikon Schmid Noah Dottikon Garmier Dominique Villmergen Koller Saskia Sins Sorrentino Nicola Villmergen Gasser Andrin Jonen Kühne Janine Rottenschwil Steiner Cedric Villmergen Girarducci Ambra Merenschwand Lehmann Jonas Wohlen Zemp Alina Beinwil (Freiamt)

Abteilung G4H mit Jan-Mark Iniotakis

Abt Flavio Auw Geissmann Philipp Hägglingen Rüppel Andrea Bremgarten Brown Alana Niederwil Gruber Janine Arni Stojanoska Natali Wohlen Brun Pascal Wohlen Hofer Dennis Arni Toppler Elin Jonen Burkard Livia Auw Hollinger Marc Wohlen Ukshini Laurent Büttikon Caubergh Catherine Muri Lüthi Simon Büttikon von Arx Jill Waltenschwil Fischbach Jason Villmergen Meyer Alina Villmergen Weder Michelle Hägglingen Fröhli Celina Büttikon Notter Delia Muri Zimmermann Lara Wohlen Funk Niclas Zufikon Räber Nicolas Oberlunkhofen

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