Vergessene Katholische Widerstandskämpfer

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Vergessene Katholische Widerstandskämpfer Vergessene katholische Widerstandskämpfer Der Widerstand gegen das NS-Regime weil besonders christliche NS-Gegner wurde nach dem Krieg in Deutsch- weiter kaum oder gar keine öffentliche land kaum beachtet, ja teilweise sogar Beachtung finden. Dem wollte die be wusst tot geschwiegen oder sogar Akademie-Tagung „Vergessene katho- diffamiert. Erst Jahrzehnte später lische Widerstandskämpfer in Bayern“ wurden und werden die Männer und entgegenwirken, die am 14. November Frauen, die ihr Leben im Kampf gegen 2017 exemplarisch vier Menschen her- das Terrorregime riskierten und oft ausgriff, die ihrer christlichen Gewis- verloren, öffentlich gewürdigt. Doch senspflicht folgten und NS-Justizmor- es bleiben noch viele dunkle Flecken, den zum Opfer fielen. Karl Ludwig Freiherr von Dr. Maria Theodora Freifrau von dem Bottlenberg-Landsberg ist Historikerin und Tochter des Widerstandskämpfers Karl und zu Guttenberg (1902 bis 1945) Ludwig zu Guttenberg. Ihr Referat hatte den Titel „Ein kon- servativer katholischer Christ und bayerischer Monarchist im Widerstand gegen den Nationalsozialismus“. Maria Theodora Freifrau von dem Bottlenberg-Landsberg I. und ihr Widerstand habe viel zu spät SS im Auftrag der Gestapo, ohne dass lebensgefährlich und sie konnten nur eingesetzt. Ebenso wenig kann für ihn er je einen Prozess gehabt hätte oder gelingen, weil die Menschen der damali- Karl Ludwig zu Guttenberg wurde am der weitere Vorwurf gelten, dass die Na- sonst verurteilt worden wäre. Damit er- gen Zeit, vor allem, wenn sie mit dem 22. Mai 1902 als dritter Sohn und vier- tionalkonservativen, selbst wenn sie litt er das Schicksal all derer, die entwe- Regime nicht einig waren, sehr gut zwi- tes Kind seiner Eltern in Würzburg ge- später Widerstand leisteten und sogar der in oder für die Abwehr unter Cana- schen den Zeilen Verstecktes lesen und boren. Sein Vater Karl Theodor zu Gut- ihr Leben dafür einsetzten, Hitlers ris gegen das Regime gearbeitet hatten, verstehen konnten. Vor diesem Hinter- tenberg starb als Guttenberg zwei Jahre Machtübernahme zunächst begrüßt hät- wie auch Dietrich Bonhoeffer. Heute er- grund wird klar, dass diese Kritik tief alt war. Nach dem Abitur studierte Karl ten. klären Wissenschaftler diese Tatsache versteckt in anderen, auch nationalsozia- Ludwig zuerst Jura in Erlangen, nach Guttenberg hatte während der Wei- mit dem Hinweis darauf, dass die Mit- listischem Gedankengut gefälligeren Tex- kurzer Zeit wechselte er nach München marer Zeit versucht, mit der Zeitschrift glieder der Abwehr einfach zu viel über ten sein musste. und begann dort mit seinem Geschichts- Monarchie den Gedanken an die Mon- die Gräueltaten der Nationalsozialisten Der damals hoch geschätzte christli- studium, das er mit einer Dissertation archie als Staatsform wach zu halten. wussten. Daher kam ein Prozess nicht che Schriftsteller Reinhold Schneider, über „Lenin in der deutschen Presse“ in Diese Zeitschrift, die einen Artikel zum in Frage, denn eventuell wäre etwas über der aber seit den 1968er Jahren aus der Würzburg abschloss. Kurz vorher, im Geburtstag des ehemaligen deutschen dieses Wissen in den Aussagen nach Literaturwelt verschwunden ist, war der Jahre 1929, hatte er Therese Benedikta Kaisers, der im niederländischen Doorn außen gedrungen. In die Hände der wichtigste Autor in den Weißen Blät- Prinzessin zu Schwarzenberg geheiratet. lebte, veröffentlicht hatte, wurde im Ja- Feinde durften sie auf Grund ihres Wis- tern. Reinhold Schneider schrieb gern Das Paar bekam drei Kinder und be- nuar 1934 beschlagnahmt und verbo- sens aber auch nicht fallen. gelesene historische Artikel. Dieser christ- wohnte, mit einer kurzen Unterbrechung ten. Guttenberg gelang es 1935, die Er- Den Leiter, der das Rollkommando liche Dichter griff mit seinen Texten in in Würzburg, die Salzburg bei Bad Neu- laubnis für eine neue Zeitschrift zu er- gegen meinen Vater befehligte, fand die die geistige Auseinandersetzung mit dem stadt/Saale in Unterfranken. Mein Va- halten. Ihr gab er den Titel Weiße Blät- Polizei erst Anfang der 1970er Jahre in Nationalsozialismus in der Weise ein, ter, der eine journalistische Tätigkeit an- ter – Monatszeitschrift für Geschichte, Bonn. Kurt Stawinsky war da schon ge- dass seine historischen Ausführungen strebte, fand mit Hilfe seines Schwieger- Tradition und Staat. Die Weißen Blätter storben. Er hatte völlig unbehelligt un- dazu beitrugen, die Gegenwart an der vaters, des Fürsten Schwarzenberg, eine konnten bis März 1943 erscheinen. Die- ter falschem Namen gelebt. Professor Vergangenheit zu messen. Diese Gegen- Stelle im Aufsichtsrat der Münchner Neu- se Zeitschrift sollte Guttenberg den Weg Johannes Tuchel, Leiter der Gedenk- wart allerdings wurde in Form von Kurz- esten Nachrichten, der Vorläuferin der in den eigentlichen Widerstand ebnen. stätte Deutscher Widerstand in Berlin, meldungen festgehalten. heutigen Süddeutschen Zeitung, die zu 1942 wurde er nach Berlin ins Ober- deckte diese Erkenntnisse in seinem Reinhold Schneider entwarf in einem dieser Zeit, konservativ ausgerichtet, eine kommando der Wehrmacht, Amt Aus- Buch Denn ihrer aller wartet der Strick seiner Texte in den Weißen Blättern bei- der wenigen deutschen Zeitungen war, land Abwehr, berufen. Hier war sein Vor- auf. spielsweise ein lebendiges Bild vom ide- die bis zur sogenannten „Machtergrei- gesetzter Admiral Canaris. Mit Hans von alen König: „Der ideale König … ist mil- fung“ die Nationalsozialisten bekämpf- Dohnanyi arbeitete er unter Generalma- II. de und freundlich; Vernunft ist sein Rat- te. Entsprechend hart war die Vergel- jor Hans Oster. In dieser Abteilung wur- geber, das Gewissen steht neben seinem tung der Nationalsozialisten. de bekanntlich so lange der Aufstand ge- Wie und warum Guttenberg zum Thron und hilft ihm, das Recht zu be- So erlebte Guttenberg, wie die neuen gen Hitler geplant, bis es 1943 der Ge- eigentlichen Widerstand stieß, verrät schützen. Er weiß, dass er die Kirche Machthaber mit dem Leben und dem stapo gelang, Admiral Canaris und Hans der Inhalt der Weißen Blätter. Am An- und die Weisheit schirmen soll. Alles sei Eigentum ihrer Gegner umgingen, vor Oster auszuschalten und sich nun die fang noch schien es Guttenberg darum sein, erklärt ihm das Gewissen, damit er allem, wenn sie Juden waren. Mein Va- Planung auf die Gruppe um Henning von zu gehen, die Monarchie als Staatsform es verteidige, nichts, damit er es an sich ter war Monarchist und bayerischer Fö- Treskow und Klaus Graf Stauffenberg im Gedächtnis der Leser lebendig zu reiße.“ Hitler entsprach dem in keiner deralist und daher kein Anhänger der konzentrierte. In Berlin lernte mein Va- halten. Doch dann verschob sich dieses Weise, hier waren die Problemfelder des Weimarer Republik. Seine geistigen Wur- ter auch Helmut James Graf Moltke ken- Ziel. Das Gedenken an die Monarchie Widerstands deutlich angesprochen. Die zeln hatte er im Christentum, was ihn nen und kam so auch in den weiteren als Staatsform der Vergangenheit diente Wiederherstellung des Rechts war das dann zusätzlich zu einem Gegner der Kreis von Kreisau. dazu, die Defizite der Staatsform des oberste Anliegen der Männer und Frau- Nationalsozialisten werden ließ. Obwohl Er wurde, im Zuge des misslungenen Nationalsozialismus in der Gegenwart en des 20. Juli 1944. Damit eng verbun- er seitens der Historie dem konservati- Attentats auf Hitler am Juli 1944 in aufzuzeigen. Man maß die Gegenwart den waren oft das Fehlen des Schutzes ven Widerstand zugerechnet wird, trifft Agram, dem heutigen Zagreb, verhaftet an der Vergangenheit. Das gab die Mög- für die Kirchen und, nennen wir Weisheit auf ihn das oft pauschal vertretene Ur- und auf Umwegen in das Gefängnis in lichkeit, eben diese Gegenwart zu kriti- einmal Wissenschaft, deren Freiheit. Hit- teil nicht zu, alle Nationalkonservativen der Lehrterstraße nach Berlin gebracht. sieren. Die nationalsozialistischen Pres- ler riss im Sinne der Ideologie des Nati- seien Steigbügelhalter Hitlers gewesen In Verhören gefoltert, ermordete ihn die segesetze machten solche Bestrebungen onalsozialismus alles an sich. zur debatte 1/2018 17 Dass nicht nur Soldaten Schwierig- keiten mit dem Eid auf den Führer hat- ten, beweisen die Berichte über Proble- me von Christen im Staatsdienst. So entzog der württembergische Kultus- minister sämtlichen katholischen und evangelischen Geistlichen, die wegen Un terrichtserteilung an öffentlichen Schulen das Treuegelöbnis auf den Füh- rer abzulegen hatten und das nicht oder nur unter Vorbehalt tun wollten, den Religionsunterricht und beauftragte staatliche Lehrer, „da es einen Eid mit Vorbehalten nicht geben könne, wer glaubt, einen Eid nicht halten zu kön- nen, muß seinen Dienst aufgeben.“ Natürlich berichteten die Weißen Blätter über die Verhaftungen von Geistlichen wegen scheinbarer Devisen- vergehen. Man kann in den Weißen Blättern nachlesen, dass „das Sonderge- richt München einen Kapuzinerpater aus Immenstadt wegen Vergehens gegen das Heimtückegesetz zu sechs Monaten Gefängnis verurteilte, weil er in Volks- missionspredigten die verleumderische Behauptung aufgestellt hatte, dass es „mit Kraft durch Freude auch nicht zum besten bestellt sei“, da die Leute da- durch den Sonntagsgottesdienst ver- säumten und „ihre Kraft durch Freude verbrauchten“. Die Urteilsbegründung lautete: „Diese Äußerungen wurden als geeignet angesehen, das Ansehen einer staatlichen Einrichtung, die sich in den breiten Massen des Volkes größter Be- liebtheit und im Ausland uneinge- schränkter Anerkennung erfreut, zu schädigen.“ Der Kirchenkampf betraf nicht nur die politische Ebene. Er
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