Seite 2023 Heimatkundliche Blätter Januar 2017

dern, Dokumenten und einem vierzig Minuten langen Film in Erinnerung. Nach der Aussage von Dietrich Hahn, dem einzigen Enkel Otto Hahns, ist es die ein- zige Dauerausstellung über Otto Hahn weltweit.

Literatur Jahrgang 64 31. Januar 2017 Nr. 1 Otto Hahn, Vom Radiothor zur Uranspaltung, Braunschweig 1962.

Otto Hahn, Mein Leben, erweiterte Neuausgabe, München, Zürich 1986. Boris T. Pash, The Alsos Mission, New York, 1969. Das Chemieinstitut auf der Alb Volker Lässing, Den Teufel holt keiner!, Otto Hahn und das Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie in Tail- Das Max-Planck-Institut für Chemie in Taiflingen (1943 bis 1949) - Von Volker Lässing fingen, Albstadt 2010.

Volker Lässing, Forschung im Schatten der Zoll- ernburg, Die Kaiser-Wilhelm-Institute und ihre No- belpreisträger in Hechingen, Haigerloch und Tailfin- gen, Albstadt 2013.

Weitere Quelle: Heinrich Hintenberger und Mitarbeiterin Ursula Scheid am Massenspektrografen in der Fabrik Konrad Ammann in Tailfingen im Jahr Archiv der Max-Planck-Gesellschaft, V. Abt., Rep. 4 1948. Foto: Privat KWG, Nr. 1. Veranstaltungen und Exkursionen Die Termine der Heimatkundlichen Vereinigung von Februar bis April

FEBRUAR (Sitzungssaal), Hirschbergstraße 29, Der Eintritt zu chenKunstwerkeausderZeitderVölkerwanderungszeit diesemVortragistfrei. berühmt. Hier werden die Weltkulturstätten in Aquileia und Cividale del Friuli sowie Grado besichtigt. An die Mittwoch, 8. Februar: Eröffnung der Ausstellung Glanzzeit des Habsburger Vielvölkerstaates Österreich- „Evangelisch in Hohenzollern“ mit Dr. Volker Tru- MÄRZ Ungarn erinnern die Gründerzeitbauten in den Städten genberger Opadija (Kroatien) und Triest (Italien) sowie Schloss Das 500-jährige Reformationsjubiläum ist Anlass, an Miramar.VorgesehenistauchdieBesichtigungvonzwei eine Besonderheit evangelischen kirchlichen Lebens im Mittwoch, 1. März: Vortrag mit Dr. Walter Stäbler: Totentanz-Kirchen, der romanischen Klosteranlage im deutschen Südwesten zu erinnern: Bis 1950 bildeten die „Die Theologie Philipp Matthäus Hahns, des genialen österreichischen Millstatt sowie des Patriarchenpalas- fünf evangelischen Kirchengemeinden Hohenzollerns ErfindersundMitarbeitersamReichGottes“ tes im kroatischen Porec (Weltkulturerbe). Busfahrt einen selbstständigen Kirchenbezirk innerhalb der Kir- Philipp Matthäus Hahn erhielt 1764 im Alter von 25 (siehe separate Ausschreibung und Homepage), Euro che der altpreußischen Union. Unter dem Titel „Evan- Jahren die Pfarrstelle in Onstmettingen, die er bis 1770 890,- gelisch in Hohenzollern“ zeigt eine Wanderausstellung innehatte. In seine Onstmettinger Zeit fallen bekann- die Geschichte der Protestanten und ihrer kirchlichen termaßen bahnbrechende Erfindungen, die den Pfarrer Organisation in Hohenzollern von den Anfängen bis zur Hahn über den Balinger Dekan beim damaligen würt- Eingliederung der fünf hohenzollerischen Kirchenge- tembergischen Herzog Carl Eugen bekannt machten. STAMMTISCHE meinden Dettingen, Gammertingen, Haigerloch, He- Diese Erfindungen ebneten Hahn den Weg zur besser chingen und Sigmaringen in die Evangelische Landes- dotierten Pfarrstelle in Kornwestheim und die Anwart- kirche in Württemberg. Veranstalter von Ausstellung schaft auf Echterdingen. Dort befand er sich dann auch Jeweilsam1.MittwocheinesMonatstrifftsichunter und Begleitprogramm sind das evangelische Dekanat in größerer Nähe zum Herzog in Ludwigsburg und Ho- der Leitung von Dr. Peter Th. Lang der Ebinger BalingenunddasStaatsarchivSigmaringen.ImRahmen henheim. Im Rahmenprogramm zur Ausstellung Stammtisch um 15 Uhr im Café Wildt-Abt, Sonnenstr. des Begleitprogramms zur Ausstellung finden zwei „Evangelisch in Hohenzollern“ stellt Dr. Walter Stäbler 67,72458Albstadt-Ebingen:Tel.:074314188. Vorträge in Albstadt-Ebingen statt, die von der Heimat- allerdings nicht nur den Erfinder und technisch begab- kundlichen Vereinigung mitgetragen werden. 19.30 ten Mechaniker vor, sondern insbesondere den Theo- Anmeldung zu den Veranstaltungen über den Ge- Uhr, Albstadt-Ebingen, Stadtbücherei, Johannesstr. 5, logen Hahn und seine Bedeutung für die Kirchen- und schäftsführer Hans Schöller, Johann-Strauß-Str. 4, Eintrittfrei. Theologiegeschichte Württembergs. 19.30 Uhr, Alb- 72461 Albstadt, Telefon 07432-6807. Email: anfra- stadt-Ebingen, Stadtbücherei, Johannesstr. 5, Eintritt [email protected] oder hans@an- frei. dreasschoeller.de sowie über unsere Homepage Mittwoch, 15. Februar: Vortrag mit Wolfgang Willig www.heimatkundliche–vereinigung.de. und Hans Kratt: Rückblick auf die Studienfahrten Montag, 20. März: Vortrag mit Prof. Dr. Sabine Die Verhaftung Otto Hahns. Auf dem kurz vor dem Abtransport Otto Hahns aufgenommenen Bild erkennt man Otto Hahn im hellen Mantel, verdeckt seine Frau Edith, Walter Seelmann-Eggebert, 2016, 18 Uhr, Balingen, Landratsamt Zollernalbkreis Holtz: Reformation in Württemberg, 19.30 Uhr, Alb- BeiallenVeranstaltungensindGästewillkommen. Hans Götte und - auf der Mauer sitzend - den amerikanischen Geheimdienstmann Fred Wardenburg. Foto: Unbekannt stadt-Ebingen, Evangelisches Gemeindehaus, Spital- hof10,Eintrittfrei. Das renommierte Max-Planck-Institut für Chemie gion aus seiner Zeit an der Universität Tübingen. spannungsanlage und der Van de Graaff'sche Druck- Herausgegeben von der blickt auf eine über hundertjährige Geschichte zu- Die Stadt Hechingen am Fuß der Hohenzollernburg bandgenerator blieben in . Heimatkundlichen Vereinigung rück. Gegründet am 23. Oktober 1912 in Berlin als Kai- galt zunächst auch für das Kaiser-Wilhelm-Institut Die Tailfinger Stadtverwaltung half dabei, Wohn- Zollernalb ser-Wilhelm-Institut für Chemie, hat die Forschungs- (KWI) für Chemie als Favorit. Aber das KWI für Physik raum zu beschaffen, denn die mehr als fünfzig Mitar- Die Autoren dieser Ausgabe APRIL einrichtung, aus der drei Nobelpreisträger hervorge- und das KWI für Biologie hatten früher mit der Verla- beiter des KWI brachten meist noch Familienange- Vorsitzender: gangen sind, nach dem Zweiten Weltkrieg in sei- gerung begonnen und alle dort leer stehenden Fab- hörige mit in die schwäbische Provinz und damit in Si- Dr. Andreas Zekorn, Landratsamt Zollernalbkreis, nen Standort gefunden. Neben Berlin und Mainz exis- rikgebäude in Beschlag genommen. Otto Hahns wis- cherheit vor den Bombenangriffen. Samstag, 1. April,bis Samstag, 8. April,: 8-tägige 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 92 11 45 tierte das Institut aber auch sechs Jahre an einem drit- senschaftlicher Mitarbeiter Hans Götte, der als Orga- Studienfahrt mit Wolfgang Willig und Gabriela Haid: ten Standort: in der kleinen Stadt Tailfingen auf der nisationstalent den Umzug vorbereiten sollte, er- Volker Lässing WeltkulturstätteninIstrienundFriaul Geschäftsführung: Schwäbischen Alb. kannte jedoch schnell: Das nur 20 Kilometer entfernte Spitzenforscher in der Provinz c/o Kreisarchiv Zollernalbkreis Ein abwechslungsreiches Programm bietet Einblick Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, Die Bombenangriffe auf Berlin im Jahr 1943 bewo- Tailfingen bot mit seinen Textilfabrikgebäuden genau Hirschbergstraße 29 in Landschaft, Kultur und Geschichte dieser Grenzregi- 72461 Albstadt, gen die Verantwortlichen der Kaiser-Wilhelm-Gesell- die Kapazitäten, die das Institut benötigte. Deshalb ent- Otto Hahn fand zusammen mit seiner Frau Edith in 72336 Balingen onen. Istrien ist das Land der Karstberge und der Tropf- Telefon (0 74 32) 68 07 schaft dazu, die Berliner Institute an sichere Orte zu ver- schied Otto Hahn, der Direktor des KWI für Chemie, der Villa des Textilfabrikanten Julius Hakenmüller ei- steinhöhlen, von denen die rund 20 km große Postojna- E-Mail: [email protected] legen. Für einige fiel die Wahl schließlich auf die Re- dorthin, auf die Höhen der Schwäbischen Alb, auszu- ne Bleibe. Gelegentlich kam der stellvertretende Ins- Höhle über eine eigene Besichtigungsbahn erschlossen gion Zollernalb im Südwesten Deutschlands. Der Tipp weichen. titutsdirektor des KWI für Physik, der Nobelpreisträ- wird. Aus dieser Region stammen die berühmten Lipiz- Redaktion: könnte von Walther Gerlach gekommen sein, damals So begann im Herbst 1943 die komplette Verlage- ger Max von Laue, aus Hechingen zu Besuch nach Tail- zaner-Pferde, weshalb in Lipica (Slowenien) eine Vor- Daniel Seeburger, Grünewaldstraße 15, Leiter der Fachsparte Physik im Reichsforschungsrat rung des Instituts aus Berlin; im Sommer 1944 war sie fingen. Er besuchte dort seine Tochter Hilde, die als führung der klassischen Reitschule besucht wird. Friaul 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 2 66-1 53 und damit Chef des Uranprojekts. Er kannte diese Re- abgeschlossen. Nur die im Bau befindliche Hoch- Chemielaborantin am KWI für Chemie arbeitete, und hingegen ist wegen der überwältigenden frühchristli- Seite 2021 Heimatkundliche Blätter Januar 2017 Januar 2017 Heimatkundliche Blätter Seite 2022

seinen Freund Otto Hahn. In einem Brief an seinen ren Dokumente und Ma- Seine Tante führte im Stadtteil Truchtelfingen eine Sohn beschrieb von Laue die Regeln, mit denen sich terialien beschlagnah- Metzgerei, in der Otto Erbacher regelmäßig einkaufte. die Herrschaften aus der Metropole in der schwäbi- men. Zwei Tage zuvor Im Sommer 1945 bat der damals 16-jährige Merz sei- schen Provinz auseinander zu setzen hatten: „Im- schon hatten Mitarbeiter ne Tante, ob sie den Wissenschaftler nicht fragen könn- merhin musste sie, ebenso Hahns, auf eine Eigen- der Alsos-Mission im 25 te, ob er einmal das Institut besuchen dürfe. Erba- tümlichkeit der schwäbischen Hausfrauen Rücksicht Kilometer entfernten Hai- chers Antwort kam prompt: „Schicken Sie den Bub ein- nehmen, die etwas Mühe machte. Diese sind nämlich, gerloch den Versuchsre- fach mal vorbei.“ Am darauffolgenden Tag ging Erich was die Sauberkeit des Hauses anbetrifft, extrem pein- aktor Werner Heisenbergs Merz in die Fabrik Maier zum Ritter und klopfte bei lich. Eigentlich wagte niemand, der Hahns besuchte, abgebaut, in Hechingen dem Professor. Sie unterhielten sich und Erbacher fand mit seinen Straßenschuhen die Treppe zu ihnen hi- alle wichtigen Apparatu- Gefallen an dem neugierigen Jungen: „Du kannst mor- naufzusteigen. Denn sofort kam die Hausfrau hinter- renbeschlagnahmtundbis gen hier anfangen.“ her und putzte den Treppenläufer wieder rein.“ auf den mit dem Fahrrad nach Bayern geflüchteten Erich Merz absolvierte am KWI eine Ausbildung zum Aus Sicht der Wissenschaftler bot Tailfingen viele Heisenberg alle bedeu- Chemielaboranten. Zu seinen Aufgaben gehörte auch Vorzüge. Neben der Sicherheit vor dem Kriegsge- tenden Wissenschaftler - die Bestrahlung der Uranylnitratlösung mit der Neut- schehen waren dies gute Arbeitsstätten, eine ausrei- darunter Carl-Friedrich ronenquelle im Gartenhäuschen. Anschließend brach- chende Versorgung, kurze Wege sowie die einmalige von Weizsäcker und Max te er das bestrahlte Material zur Analyse in die Abtei- Natur. Nicht nur Otto Hahn genoss die Wanderungen von Laue - festgesetzt. lung von Fritz Straßmann in die Fabrik Ludwig Haa- über die Alb und entlang des Albtraufs. sis. Als das Institut nach Mainz umzog, ging Erich Merz Das Ziel in Tailfingen mit, studierte dort Chemie und promovierte. In Aa- Die Arbeitsplätze für die Wissenschaftler entstan- hieß Otto Hahn, der Ent- chen habilitierte er sich, und im Jahr 1968 wurde Merz den in drei Fabrikgebäuden im Umkreis von weniger decker der Kernspaltung. Direktor am Institut für Chemische Technologie der als einem Kilometer - jeweils eines für die drei Abtei- Hahn übergab sofort die Kernforschungsanlage Jülich und im Jahr 1971 schließ- lungen des KWI. geheimen Papiere des lich Professor für Nukleare Entsorgung an der RWTH Die Radiochemie, Otto Hahns Abteilung, zog in die Reichsforschungsrats. Aachen. Fabrik Ludwig Haasis. Mit Hahn arbeiteten hier der stellvertretende Abteilungsleiter Fritz Straßmann, Hans Jener 25. April 1945 war Götte, Alfred Klemm, Walter Seelmann-Eggebert und der letzte Tag Otto Hahns - als Gast Otto Hahns - Philipp Hoernes. Das KWI nutzt als Wissenschaftler im Ende und Erinnerungsort das Erdgeschoss, das erste Obergeschoss sowie als chemischen Labor. Wäh- Werkstatt den Keller. In der Fabrik Ludwig Haasis ana- rend der sechsmonatigen Die jungen Wissenschaftler am Institut orientierten lysierten die KWI-Wissenschaftler die Uranspaltungs- Internierung der deut- sich nach dem Kriegsende meist in Richtung Tübin- produkte. Otto Hahn schreibt in seinem Buch „Vom Ra- schen Atomwissenschaft- gen. Alfred Klemm, der im Jahr 2013 als letzter der da- diothor zur Uranspaltung“: „Einen Vorteil hatten die lerimenglischenFarmHall mals von Berlin nach Tailfingen gekommenen Wis- Amerikaner übrigens auch dadurch, dass wir während entschied sich Otto Hahn, senschaftler im Alter von 100 Jahren starbit, gründete des ganzen Krieges unsere Ergebnisse publizierten, sie diePräsidentschaftderneu im Jahr 1946 die heute noch erscheinende Zeitschrift veröffentlichten dagegen gar nichts. Sie konnten also Otto Hahn im Kreis seiner Wissenschaftler in Tailfingen im Jahr 1947. Hahn durfte erstmals wieder im Februar 1947 in die französi- zu gründenden Max- für Naturforschung. Viele der in Tailfingen arbeiten- in vollem Maße unsere Ergebnisse kontrollieren und sche Zone reisen und sein Institut besuchen. Das Gruppenbild ist vermutlich beim zweiten Besuch im Oktober 1947 entstanden, da Planck-Gesellschaft - der den Wissenschaftler publizierten in der neuen Zeit- verwerten, wir konnten von ihnen nichts überneh- auch Josef Mattauch abgebildet ist, der im Februar noch krankheitshalber abwesend war. Auf dem Bild fehlt Fritz Straßmann, der Nachfolgerin der Kaiser- schrift; über 60 Arbeiten tragen Tailfingen als Her- men. So empfinden wir heute noch eine gewisse Ge- zu der Zeit schon häufig in Mainz weilte. Stehend von links: Arnold Flammersfeld, Heinrich Hintenberger, Hans Götte, Walter Seel- Wilhelm-Gesellschaft - zu Fabrik Ludwig Haasis. Foto: Archiv der Max-Planck-Gesellschaft, Berlin kunftsort. nugtuung über unsere bescheidenen 100 Produkte aus mann-Eggebert, Michael Ebert, Wilfried Herr. Sitzend von links: Alfred Klemm, Otto Hahn, Josef Mattauch, Heinz Ewald. Foto: Privat übernehmen. Während dem Jahr 1945.“ Im zweiten Obergeschoss verblieb die der Internierung gab es für Otto Hahn zudem ein wei- da das französische Militär dort alle geeigneten Ge- Das offizielle Ende des KWI für Chemie in Tailfin- Trikotfabrikation von Ludwig Haasis. Das in den ten künstlicher radioaktiver Atomarten. Ein wichtiges teres einschneidendes Ereignis: Das Nobelkomitee in bäude beanspruchte. Deshalb tauchte schon 1946 gen verkündete der Physiker Ludwig Waldmann, der 1930erJahren errichtete Gebäude im Bauhausstil steht Josef Mattauch, ebenfalls Österreicher, war Experte Arbeitsfeld war aber auch die Untersuchung des Kor- Stockholm sprach ihm im November 1945 den Che- Mainz als neue Option auf. Kompetenzstreitigkeiten, damals dort arbeitete, in einem Artikel vom 16. No- unter Denkmalschutz und beherbergt heute ein Mu- für Massenspektrometrie. Als stellvertretender Insti- rosionsverhaltens von Metallen, insbesondere von mie-Nobelpreis für das Jahr 1944 für die Entdeckung langwierige Baumaßnahmen und finanzielle Proble- vember 1949 im Tübinger Schwäbischen Tagblatt. sikhaus. tutsdirektor nahm er, nachdem die Alliierten Otto Hahn Uran. In einem Gartenhäuschen auf dem Betriebsge- der Kernspaltung zu. me waren schließlich der Grund, weshalb das KWI bis Waldmann schließt mit den Worten: „Nach wie vor soll im Jahr 1945 internierten, kommissarisch die Position lände bestrahlten die Wissenschaftler mit einer ein- 1949 Tailfingen blieb. Otto Hahn, inzwischen Präsi- die Grundlagenforschung, vor allem auf kernphysika- Die kernphysikalische Abteilung von Josef Mat- des Institutsdirektors ein, nach Hahns endgültigem fachen Radium-Beryllium-Neutronenquelle Uran. Die dent der Max-Planck-Gesellschaft in Göttingen, dufte lischem Gebiet, im Mittelpunkt stehen. Es ist zu hof- tauch war die größte Abteilung des KWI. Räume für Weggang wurde er sein Nachfolger. Spaltprodukte untersuchte anschließend die Abtei- erstmals wieder im Februar 1947 in die französische Zo- fen, dass die Jahre der ungestörten Vorbereitung in Tail- die Abteilung fanden sich in der Fabrik Konrad Am- lung von Otto Hahn und Fritz Straßmann. Nachkriegszeit ne reisen und sein Institut besuchen. fingen, auf die das Institut dankbar zurückblickt, dort mann, der heutigen Akademie der Industrie- und Han- Die dritte und zahlenmäßig kleinste Abteilung des ihre Früchte tragen werden.“ delskammer Reutlingen. Ausschließlich Physiker bil- KWI für Chemie forschte in der Fabrik Johannes Mai- Mit der Festnahme Hahns und der Übergabe der Ge- deten das wissenschaftliche Personal. Zu ihnen ge- er zum Ritter, dem heute ebenfalls noch existierenden heimberichte zum deutschen Atomprojekt am 25. Ap- In dem vor vielen Jahren von der IHK Reutlingen hörten Otto Bruna, Heinz Ewald, Arnold Flammers- Nachbargebäude der Ammann-Fabrik. Abteilungslei- Kriegsende in Tailfingen und am Institut ril hatten die Amerikaner ihre Mission in Tailfingen er- Angewandte Nachwuchsförderung komplett umgestalteten Gebäude der ehemaligen Fab- feld, Heinrich Hintenberger und Ludwig Waldmann. ter war Otto Erbacher. Zur Abteilung gehörten zudem füllt. Sie inspizierten die Fabrikgebäude, beschlag- rik Konrad Ammann, dem heutigen Akademiegebäu- Zentrales Arbeitsfeld war die Massenspektrometrie. Jo- die Wissenschaftler Michael Ebert, Wilfried Herr, Ro- Schon vor dem Kriegsende begannen die Zeiten des nahmten aber keine Materialien und Apparaturen. Nur Inzwischen arbeiteten - vor allem in der Werkstatt - de, ruft seit Mai 2010 eine kleine ständige Ausstellung sef Mattauch war der Nachfolger von Lise Meitner, Ot- land Lindner, Erich Wietig und für ein Jahr Erwin Be- Mangels. Es fehlten vor allem viele notwendige Che- wenige Tage später verschwanden auch die vor den viele Einheimische am Institut. Die Karriere des Nuk- die Zeit Otto Hahns und des Kaiser-Wilhelm-Instituts to Hahns Kollegin, die als österreichische Jüdin mit Ot- cker als Gast Mattauchs. Die Elektrochemie befasste mikalien, was die Forschungsarbeit zunehmend be- Fabrikgebäuden aufgestellten amerikanischen Wach- learchemikers Erich Merz nahm hier ihren Ausgang. für Chemie in Tailfingen anhand von Laborgeräten, Bil- to Hahns Hilfe 1938 nach Schweden floh. sich hauptsächlich mit den Anwendungsmöglichkei- einträchtigte. Mehrere Male musste Otto Hahn seine soldaten. Inzwischen ging der Institutsbetrieb weiter. Mitarbeiter auch vor Anfeindungen und Denunziati- Mattauch und die übrigen Wissenschaftler, die sich um onen schützen. Das Dritte Reich lag in den letzten Zü- Normalität bemühten, warteten täglich auf das Ein- gen, die Niederlage war absehbar. treffen der Franzosen im Institut. Das geschah erst un- gefähr zwei Wochen später. Das KWI hatte Glück: Der Am frühen Morgen des 24. April 1945 tauchte eine Direktor des Centre National de la Recherche Scienti- versprengte Wehrmachtseinheit in Tailfingen auf, um fique, Frederic Joliot-Curie, Marie Curies Schwieger- die Stadt zu verteidigen, obwohl französische Trup- sohn, kam wenig später selbst nach Tailfingen und pen schon in den Nachbarstädten standen. Die Tail- stellte das Institut unter seinen Schutz. Joliot-Curie hat- finger Frauen rebellierten und widersetzten sich unter te es Otto Hahn nicht vergessen, dass dieser sich nach Lebensgefahr den Soldaten. Hahn appellierte an den der deutschen Besetzung von Paris geweigert hatte, mit Bürgermeister Robert Ammann, die Stadt nicht ver- einer Hochspannungsanlage zu arbeiten, die den Fran- teidigen zu lassen. Mit Erfolg: Die Soldaten zogen nach zosen gehörte. einigen Stunden weiter, ohne dass ein Schuss gefallen war. Im August 1945 erteilten die französischen Besat- zungsbehörden dem Institut die Genehmigung zur Am Abend schickte der Bürgermeister einen Kom- Weiterarbeit. Die Arbeitsbedingungen waren aller- missär in die Nachbarstadt Ebingen, wo die Franzo- dings schlecht. Die Arbeitsmaterialien waren knapp, sen standen, um die Übergabe Tailfingens zu verkün- die Gehälter wurden halbiert. Im darauffolgenden kal- den. Die Franzosen teilten dem Gesandten mit, dass ten Winter wurde das Institut sogar einige Wochen ge- sie am Morgen des 25. April nach Tailfingen einziehen schlossen, weil es auch an Heizmaterial mangelte. Vie- würden und die Tailfinger warteten gespannt auf die le Mitarbeiter waren wochenlang krank. Es fehlte an al- französischen Soldaten. Umso überraschter reagierte lem, so dass sich einige Wissenschaftler in Tailfingen die Bevölkerung, als gegen 9.30 Uhr eine amerikani- als Nachhilfelehrer etwas hinzuverdienten. sche Einheit vor der Fabrik Ludwig Haasis gegenüber dem Tailfinger Bahnhof vorfuhr. Die durch britische Josef Mattauch, der wegen einer Tuberkulose 1946 Einsatzkräfte verstärkte,geheim operierende ameri- monatelang zur Kur nach Davos musste, hatte sich kanische „Alsos-Mission“ unter ihrem militärischen schon früh Gedanken über den Standort des Instituts Leiter Boris T. Pash und ihrem wissenschaftlichen Lei- gemacht. Die Franzosen wollten das Institut auf alle ter Samuel A. Goudsmit hatte folgenden Auftrag: Sie Fälle in ihrer Zone behalten und schlugen zunächst sollte die führenden Wissenschaftler, die am deut- Oberndorf am Neckar vor. Mattauch suchte aber die Erich Merz als Doktorand am MPI für Chemie in Mainz im Jahr 1955. Foto: Privat schen Atomprojekt arbeiteten, festnehmen sowie de- Anbindung an eine Universitätsstadt. Tübingen fiel aus, Gruppenfoto der Abteilung Kernphysik Gebäude Konrad Ammann in Tailfingen im Jahr 1948. Foto: Privat Seite 2021 Heimatkundliche Blätter Januar 2017 Januar 2017 Heimatkundliche Blätter Seite 2022

seinen Freund Otto Hahn. In einem Brief an seinen ren Dokumente und Ma- Seine Tante führte im Stadtteil Truchtelfingen eine Sohn beschrieb von Laue die Regeln, mit denen sich terialien beschlagnah- Metzgerei, in der Otto Erbacher regelmäßig einkaufte. die Herrschaften aus der Metropole in der schwäbi- men. Zwei Tage zuvor Im Sommer 1945 bat der damals 16-jährige Merz sei- schen Provinz auseinander zu setzen hatten: „Im- schon hatten Mitarbeiter ne Tante, ob sie den Wissenschaftler nicht fragen könn- merhin musste sie, ebenso Hahns, auf eine Eigen- der Alsos-Mission im 25 te, ob er einmal das Institut besuchen dürfe. Erba- tümlichkeit der schwäbischen Hausfrauen Rücksicht Kilometer entfernten Hai- chers Antwort kam prompt: „Schicken Sie den Bub ein- nehmen, die etwas Mühe machte. Diese sind nämlich, gerloch den Versuchsre- fach mal vorbei.“ Am darauffolgenden Tag ging Erich was die Sauberkeit des Hauses anbetrifft, extrem pein- aktor Werner Heisenbergs Merz in die Fabrik Maier zum Ritter und klopfte bei lich. Eigentlich wagte niemand, der Hahns besuchte, abgebaut, in Hechingen dem Professor. Sie unterhielten sich und Erbacher fand mit seinen Straßenschuhen die Treppe zu ihnen hi- alle wichtigen Apparatu- Gefallen an dem neugierigen Jungen: „Du kannst mor- naufzusteigen. Denn sofort kam die Hausfrau hinter- renbeschlagnahmtundbis gen hier anfangen.“ her und putzte den Treppenläufer wieder rein.“ auf den mit dem Fahrrad nach Bayern geflüchteten Erich Merz absolvierte am KWI eine Ausbildung zum Aus Sicht der Wissenschaftler bot Tailfingen viele Heisenberg alle bedeu- Chemielaboranten. Zu seinen Aufgaben gehörte auch Vorzüge. Neben der Sicherheit vor dem Kriegsge- tenden Wissenschaftler - die Bestrahlung der Uranylnitratlösung mit der Neut- schehen waren dies gute Arbeitsstätten, eine ausrei- darunter Carl-Friedrich ronenquelle im Gartenhäuschen. Anschließend brach- chende Versorgung, kurze Wege sowie die einmalige von Weizsäcker und Max te er das bestrahlte Material zur Analyse in die Abtei- Natur. Nicht nur Otto Hahn genoss die Wanderungen von Laue - festgesetzt. lung von Fritz Straßmann in die Fabrik Ludwig Haa- über die Alb und entlang des Albtraufs. sis. Als das Institut nach Mainz umzog, ging Erich Merz Das Ziel in Tailfingen mit, studierte dort Chemie und promovierte. In Aa- Die Arbeitsplätze für die Wissenschaftler entstan- hieß Otto Hahn, der Ent- chen habilitierte er sich, und im Jahr 1968 wurde Merz den in drei Fabrikgebäuden im Umkreis von weniger decker der Kernspaltung. Direktor am Institut für Chemische Technologie der als einem Kilometer - jeweils eines für die drei Abtei- Hahn übergab sofort die Kernforschungsanlage Jülich und im Jahr 1971 schließ- lungen des KWI. geheimen Papiere des lich Professor für Nukleare Entsorgung an der RWTH Die Radiochemie, Otto Hahns Abteilung, zog in die Reichsforschungsrats. Aachen. Fabrik Ludwig Haasis. Mit Hahn arbeiteten hier der stellvertretende Abteilungsleiter Fritz Straßmann, Hans Jener 25. April 1945 war Götte, Alfred Klemm, Walter Seelmann-Eggebert und der letzte Tag Otto Hahns - als Gast Otto Hahns - Philipp Hoernes. Das KWI nutzt als Wissenschaftler im Ende und Erinnerungsort das Erdgeschoss, das erste Obergeschoss sowie als chemischen Labor. Wäh- Werkstatt den Keller. In der Fabrik Ludwig Haasis ana- rend der sechsmonatigen Die jungen Wissenschaftler am Institut orientierten lysierten die KWI-Wissenschaftler die Uranspaltungs- Internierung der deut- sich nach dem Kriegsende meist in Richtung Tübin- produkte. Otto Hahn schreibt in seinem Buch „Vom Ra- schen Atomwissenschaft- gen. Alfred Klemm, der im Jahr 2013 als letzter der da- diothor zur Uranspaltung“: „Einen Vorteil hatten die lerimenglischenFarmHall mals von Berlin nach Tailfingen gekommenen Wis- Amerikaner übrigens auch dadurch, dass wir während entschied sich Otto Hahn, senschaftler im Alter von 100 Jahren starbit, gründete des ganzen Krieges unsere Ergebnisse publizierten, sie diePräsidentschaftderneu im Jahr 1946 die heute noch erscheinende Zeitschrift veröffentlichten dagegen gar nichts. Sie konnten also Otto Hahn im Kreis seiner Wissenschaftler in Tailfingen im Jahr 1947. Hahn durfte erstmals wieder im Februar 1947 in die französi- zu gründenden Max- für Naturforschung. Viele der in Tailfingen arbeiten- in vollem Maße unsere Ergebnisse kontrollieren und sche Zone reisen und sein Institut besuchen. Das Gruppenbild ist vermutlich beim zweiten Besuch im Oktober 1947 entstanden, da Planck-Gesellschaft - der den Wissenschaftler publizierten in der neuen Zeit- verwerten, wir konnten von ihnen nichts überneh- auch Josef Mattauch abgebildet ist, der im Februar noch krankheitshalber abwesend war. Auf dem Bild fehlt Fritz Straßmann, der Nachfolgerin der Kaiser- schrift; über 60 Arbeiten tragen Tailfingen als Her- men. So empfinden wir heute noch eine gewisse Ge- zu der Zeit schon häufig in Mainz weilte. Stehend von links: Arnold Flammersfeld, Heinrich Hintenberger, Hans Götte, Walter Seel- Wilhelm-Gesellschaft - zu Fabrik Ludwig Haasis. Foto: Archiv der Max-Planck-Gesellschaft, Berlin kunftsort. nugtuung über unsere bescheidenen 100 Produkte aus mann-Eggebert, Michael Ebert, Wilfried Herr. Sitzend von links: Alfred Klemm, Otto Hahn, Josef Mattauch, Heinz Ewald. Foto: Privat übernehmen. Während dem Jahr 1945.“ Im zweiten Obergeschoss verblieb die der Internierung gab es für Otto Hahn zudem ein wei- da das französische Militär dort alle geeigneten Ge- Das offizielle Ende des KWI für Chemie in Tailfin- Trikotfabrikation von Ludwig Haasis. Das in den ten künstlicher radioaktiver Atomarten. Ein wichtiges teres einschneidendes Ereignis: Das Nobelkomitee in bäude beanspruchte. Deshalb tauchte schon 1946 gen verkündete der Physiker Ludwig Waldmann, der 1930erJahren errichtete Gebäude im Bauhausstil steht Josef Mattauch, ebenfalls Österreicher, war Experte Arbeitsfeld war aber auch die Untersuchung des Kor- Stockholm sprach ihm im November 1945 den Che- Mainz als neue Option auf. Kompetenzstreitigkeiten, damals dort arbeitete, in einem Artikel vom 16. No- unter Denkmalschutz und beherbergt heute ein Mu- für Massenspektrometrie. Als stellvertretender Insti- rosionsverhaltens von Metallen, insbesondere von mie-Nobelpreis für das Jahr 1944 für die Entdeckung langwierige Baumaßnahmen und finanzielle Proble- vember 1949 im Tübinger Schwäbischen Tagblatt. sikhaus. tutsdirektor nahm er, nachdem die Alliierten Otto Hahn Uran. In einem Gartenhäuschen auf dem Betriebsge- der Kernspaltung zu. me waren schließlich der Grund, weshalb das KWI bis Waldmann schließt mit den Worten: „Nach wie vor soll im Jahr 1945 internierten, kommissarisch die Position lände bestrahlten die Wissenschaftler mit einer ein- 1949 Tailfingen blieb. Otto Hahn, inzwischen Präsi- die Grundlagenforschung, vor allem auf kernphysika- Die kernphysikalische Abteilung von Josef Mat- des Institutsdirektors ein, nach Hahns endgültigem fachen Radium-Beryllium-Neutronenquelle Uran. Die dent der Max-Planck-Gesellschaft in Göttingen, dufte lischem Gebiet, im Mittelpunkt stehen. Es ist zu hof- tauch war die größte Abteilung des KWI. Räume für Weggang wurde er sein Nachfolger. Spaltprodukte untersuchte anschließend die Abtei- erstmals wieder im Februar 1947 in die französische Zo- fen, dass die Jahre der ungestörten Vorbereitung in Tail- die Abteilung fanden sich in der Fabrik Konrad Am- lung von Otto Hahn und Fritz Straßmann. Nachkriegszeit ne reisen und sein Institut besuchen. fingen, auf die das Institut dankbar zurückblickt, dort mann, der heutigen Akademie der Industrie- und Han- Die dritte und zahlenmäßig kleinste Abteilung des ihre Früchte tragen werden.“ delskammer Reutlingen. Ausschließlich Physiker bil- KWI für Chemie forschte in der Fabrik Johannes Mai- Mit der Festnahme Hahns und der Übergabe der Ge- deten das wissenschaftliche Personal. Zu ihnen ge- er zum Ritter, dem heute ebenfalls noch existierenden heimberichte zum deutschen Atomprojekt am 25. Ap- In dem vor vielen Jahren von der IHK Reutlingen hörten Otto Bruna, Heinz Ewald, Arnold Flammers- Nachbargebäude der Ammann-Fabrik. Abteilungslei- Kriegsende in Tailfingen und am Institut ril hatten die Amerikaner ihre Mission in Tailfingen er- Angewandte Nachwuchsförderung komplett umgestalteten Gebäude der ehemaligen Fab- feld, Heinrich Hintenberger und Ludwig Waldmann. ter war Otto Erbacher. Zur Abteilung gehörten zudem füllt. Sie inspizierten die Fabrikgebäude, beschlag- rik Konrad Ammann, dem heutigen Akademiegebäu- Zentrales Arbeitsfeld war die Massenspektrometrie. Jo- die Wissenschaftler Michael Ebert, Wilfried Herr, Ro- Schon vor dem Kriegsende begannen die Zeiten des nahmten aber keine Materialien und Apparaturen. Nur Inzwischen arbeiteten - vor allem in der Werkstatt - de, ruft seit Mai 2010 eine kleine ständige Ausstellung sef Mattauch war der Nachfolger von Lise Meitner, Ot- land Lindner, Erich Wietig und für ein Jahr Erwin Be- Mangels. Es fehlten vor allem viele notwendige Che- wenige Tage später verschwanden auch die vor den viele Einheimische am Institut. Die Karriere des Nuk- die Zeit Otto Hahns und des Kaiser-Wilhelm-Instituts to Hahns Kollegin, die als österreichische Jüdin mit Ot- cker als Gast Mattauchs. Die Elektrochemie befasste mikalien, was die Forschungsarbeit zunehmend be- Fabrikgebäuden aufgestellten amerikanischen Wach- learchemikers Erich Merz nahm hier ihren Ausgang. für Chemie in Tailfingen anhand von Laborgeräten, Bil- to Hahns Hilfe 1938 nach Schweden floh. sich hauptsächlich mit den Anwendungsmöglichkei- einträchtigte. Mehrere Male musste Otto Hahn seine soldaten. Inzwischen ging der Institutsbetrieb weiter. Mitarbeiter auch vor Anfeindungen und Denunziati- Mattauch und die übrigen Wissenschaftler, die sich um onen schützen. Das Dritte Reich lag in den letzten Zü- Normalität bemühten, warteten täglich auf das Ein- gen, die Niederlage war absehbar. treffen der Franzosen im Institut. Das geschah erst un- gefähr zwei Wochen später. Das KWI hatte Glück: Der Am frühen Morgen des 24. April 1945 tauchte eine Direktor des Centre National de la Recherche Scienti- versprengte Wehrmachtseinheit in Tailfingen auf, um fique, Frederic Joliot-Curie, Marie Curies Schwieger- die Stadt zu verteidigen, obwohl französische Trup- sohn, kam wenig später selbst nach Tailfingen und pen schon in den Nachbarstädten standen. Die Tail- stellte das Institut unter seinen Schutz. Joliot-Curie hat- finger Frauen rebellierten und widersetzten sich unter te es Otto Hahn nicht vergessen, dass dieser sich nach Lebensgefahr den Soldaten. Hahn appellierte an den der deutschen Besetzung von Paris geweigert hatte, mit Bürgermeister Robert Ammann, die Stadt nicht ver- einer Hochspannungsanlage zu arbeiten, die den Fran- teidigen zu lassen. Mit Erfolg: Die Soldaten zogen nach zosen gehörte. einigen Stunden weiter, ohne dass ein Schuss gefallen war. Im August 1945 erteilten die französischen Besat- zungsbehörden dem Institut die Genehmigung zur Am Abend schickte der Bürgermeister einen Kom- Weiterarbeit. Die Arbeitsbedingungen waren aller- missär in die Nachbarstadt Ebingen, wo die Franzo- dings schlecht. Die Arbeitsmaterialien waren knapp, sen standen, um die Übergabe Tailfingens zu verkün- die Gehälter wurden halbiert. Im darauffolgenden kal- den. Die Franzosen teilten dem Gesandten mit, dass ten Winter wurde das Institut sogar einige Wochen ge- sie am Morgen des 25. April nach Tailfingen einziehen schlossen, weil es auch an Heizmaterial mangelte. Vie- würden und die Tailfinger warteten gespannt auf die le Mitarbeiter waren wochenlang krank. Es fehlte an al- französischen Soldaten. Umso überraschter reagierte lem, so dass sich einige Wissenschaftler in Tailfingen die Bevölkerung, als gegen 9.30 Uhr eine amerikani- als Nachhilfelehrer etwas hinzuverdienten. sche Einheit vor der Fabrik Ludwig Haasis gegenüber dem Tailfinger Bahnhof vorfuhr. Die durch britische Josef Mattauch, der wegen einer Tuberkulose 1946 Einsatzkräfte verstärkte,geheim operierende ameri- monatelang zur Kur nach Davos musste, hatte sich kanische „Alsos-Mission“ unter ihrem militärischen schon früh Gedanken über den Standort des Instituts Leiter Boris T. Pash und ihrem wissenschaftlichen Lei- gemacht. Die Franzosen wollten das Institut auf alle ter Samuel A. Goudsmit hatte folgenden Auftrag: Sie Fälle in ihrer Zone behalten und schlugen zunächst sollte die führenden Wissenschaftler, die am deut- Oberndorf am Neckar vor. Mattauch suchte aber die Erich Merz als Doktorand am MPI für Chemie in Mainz im Jahr 1955. Foto: Privat schen Atomprojekt arbeiteten, festnehmen sowie de- Anbindung an eine Universitätsstadt. Tübingen fiel aus, Gruppenfoto der Abteilung Kernphysik Gebäude Konrad Ammann in Tailfingen im Jahr 1948. Foto: Privat Seite 2023 Heimatkundliche Blätter Januar 2017

dern, Dokumenten und einem vierzig Minuten langen Film in Erinnerung. Nach der Aussage von Dietrich Hahn, dem einzigen Enkel Otto Hahns, ist es die ein- zige Dauerausstellung über Otto Hahn weltweit.

Literatur Jahrgang 64 31. Januar 2017 Nr. 1 Otto Hahn, Vom Radiothor zur Uranspaltung, Braunschweig 1962.

Otto Hahn, Mein Leben, erweiterte Neuausgabe, München, Zürich 1986. Boris T. Pash, The Alsos Mission, New York, 1969. Das Chemieinstitut auf der Alb Volker Lässing, Den Teufel holt keiner!, Otto Hahn und das Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie in Tail- Das Max-Planck-Institut für Chemie in Taiflingen (1943 bis 1949) - Von Volker Lässing fingen, Albstadt 2010.

Volker Lässing, Forschung im Schatten der Zoll- ernburg, Die Kaiser-Wilhelm-Institute und ihre No- belpreisträger in Hechingen, Haigerloch und Tailfin- gen, Albstadt 2013.

Weitere Quelle: Heinrich Hintenberger und Mitarbeiterin Ursula Scheid am Massenspektrografen in der Fabrik Konrad Ammann in Tailfingen im Jahr Archiv der Max-Planck-Gesellschaft, V. Abt., Rep. 4 1948. Foto: Privat KWG, Nr. 1. Veranstaltungen und Exkursionen Die Termine der Heimatkundlichen Vereinigung von Februar bis April

FEBRUAR (Sitzungssaal), Hirschbergstraße 29, Der Eintritt zu chenKunstwerkeausderZeitderVölkerwanderungszeit diesemVortragistfrei. berühmt. Hier werden die Weltkulturstätten in Aquileia und Cividale del Friuli sowie Grado besichtigt. An die Mittwoch, 8. Februar: Eröffnung der Ausstellung Glanzzeit des Habsburger Vielvölkerstaates Österreich- „Evangelisch in Hohenzollern“ mit Dr. Volker Tru- MÄRZ Ungarn erinnern die Gründerzeitbauten in den Städten genberger Opadija (Kroatien) und Triest (Italien) sowie Schloss Das 500-jährige Reformationsjubiläum ist Anlass, an Miramar.VorgesehenistauchdieBesichtigungvonzwei eine Besonderheit evangelischen kirchlichen Lebens im Mittwoch, 1. März: Vortrag mit Dr. Walter Stäbler: Totentanz-Kirchen, der romanischen Klosteranlage im deutschen Südwesten zu erinnern: Bis 1950 bildeten die „Die Theologie Philipp Matthäus Hahns, des genialen österreichischen Millstatt sowie des Patriarchenpalas- fünf evangelischen Kirchengemeinden Hohenzollerns ErfindersundMitarbeitersamReichGottes“ tes im kroatischen Porec (Weltkulturerbe). Busfahrt einen selbstständigen Kirchenbezirk innerhalb der Kir- Philipp Matthäus Hahn erhielt 1764 im Alter von 25 (siehe separate Ausschreibung und Homepage), Euro che der altpreußischen Union. Unter dem Titel „Evan- Jahren die Pfarrstelle in Onstmettingen, die er bis 1770 890,- gelisch in Hohenzollern“ zeigt eine Wanderausstellung innehatte. In seine Onstmettinger Zeit fallen bekann- die Geschichte der Protestanten und ihrer kirchlichen termaßen bahnbrechende Erfindungen, die den Pfarrer Organisation in Hohenzollern von den Anfängen bis zur Hahn über den Balinger Dekan beim damaligen würt- Eingliederung der fünf hohenzollerischen Kirchenge- tembergischen Herzog Carl Eugen bekannt machten. STAMMTISCHE meinden Dettingen, Gammertingen, Haigerloch, He- Diese Erfindungen ebneten Hahn den Weg zur besser chingen und Sigmaringen in die Evangelische Landes- dotierten Pfarrstelle in Kornwestheim und die Anwart- kirche in Württemberg. Veranstalter von Ausstellung schaft auf Echterdingen. Dort befand er sich dann auch Jeweilsam1.MittwocheinesMonatstrifftsichunter und Begleitprogramm sind das evangelische Dekanat in größerer Nähe zum Herzog in Ludwigsburg und Ho- der Leitung von Dr. Peter Th. Lang der Ebinger BalingenunddasStaatsarchivSigmaringen.ImRahmen henheim. Im Rahmenprogramm zur Ausstellung Stammtisch um 15 Uhr im Café Wildt-Abt, Sonnenstr. des Begleitprogramms zur Ausstellung finden zwei „Evangelisch in Hohenzollern“ stellt Dr. Walter Stäbler 67,72458Albstadt-Ebingen:Tel.:074314188. Vorträge in Albstadt-Ebingen statt, die von der Heimat- allerdings nicht nur den Erfinder und technisch begab- kundlichen Vereinigung mitgetragen werden. 19.30 ten Mechaniker vor, sondern insbesondere den Theo- Anmeldung zu den Veranstaltungen über den Ge- Uhr, Albstadt-Ebingen, Stadtbücherei, Johannesstr. 5, logen Hahn und seine Bedeutung für die Kirchen- und schäftsführer Hans Schöller, Johann-Strauß-Str. 4, Eintrittfrei. Theologiegeschichte Württembergs. 19.30 Uhr, Alb- 72461 Albstadt, Telefon 07432-6807. Email: anfra- stadt-Ebingen, Stadtbücherei, Johannesstr. 5, Eintritt [email protected] oder hans@an- frei. dreasschoeller.de sowie über unsere Homepage Mittwoch, 15. Februar: Vortrag mit Wolfgang Willig www.heimatkundliche–vereinigung.de. und Hans Kratt: Rückblick auf die Studienfahrten Montag, 20. März: Vortrag mit Prof. Dr. Sabine Die Verhaftung Otto Hahns. Auf dem kurz vor dem Abtransport Otto Hahns aufgenommenen Bild erkennt man Otto Hahn im hellen Mantel, verdeckt seine Frau Edith, Walter Seelmann-Eggebert, 2016, 18 Uhr, Balingen, Landratsamt Zollernalbkreis Holtz: Reformation in Württemberg, 19.30 Uhr, Alb- BeiallenVeranstaltungensindGästewillkommen. Hans Götte und - auf der Mauer sitzend - den amerikanischen Geheimdienstmann Fred Wardenburg. Foto: Unbekannt stadt-Ebingen, Evangelisches Gemeindehaus, Spital- hof10,Eintrittfrei. Das renommierte Max-Planck-Institut für Chemie gion aus seiner Zeit an der Universität Tübingen. spannungsanlage und der Van de Graaff'sche Druck- Herausgegeben von der blickt auf eine über hundertjährige Geschichte zu- Die Stadt Hechingen am Fuß der Hohenzollernburg bandgenerator blieben in Berlin. Heimatkundlichen Vereinigung rück. Gegründet am 23. Oktober 1912 in Berlin als Kai- galt zunächst auch für das Kaiser-Wilhelm-Institut Die Tailfinger Stadtverwaltung half dabei, Wohn- Zollernalb ser-Wilhelm-Institut für Chemie, hat die Forschungs- (KWI) für Chemie als Favorit. Aber das KWI für Physik raum zu beschaffen, denn die mehr als fünfzig Mitar- Die Autoren dieser Ausgabe APRIL einrichtung, aus der drei Nobelpreisträger hervorge- und das KWI für Biologie hatten früher mit der Verla- beiter des KWI brachten meist noch Familienange- Vorsitzender: gangen sind, nach dem Zweiten Weltkrieg in Mainz sei- gerung begonnen und alle dort leer stehenden Fab- hörige mit in die schwäbische Provinz und damit in Si- Dr. Andreas Zekorn, Landratsamt Zollernalbkreis, nen Standort gefunden. Neben Berlin und Mainz exis- rikgebäude in Beschlag genommen. Otto Hahns wis- cherheit vor den Bombenangriffen. Samstag, 1. April,bis Samstag, 8. April,: 8-tägige 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 92 11 45 tierte das Institut aber auch sechs Jahre an einem drit- senschaftlicher Mitarbeiter Hans Götte, der als Orga- Studienfahrt mit Wolfgang Willig und Gabriela Haid: ten Standort: in der kleinen Stadt Tailfingen auf der nisationstalent den Umzug vorbereiten sollte, er- Volker Lässing WeltkulturstätteninIstrienundFriaul Geschäftsführung: Schwäbischen Alb. kannte jedoch schnell: Das nur 20 Kilometer entfernte Spitzenforscher in der Provinz c/o Kreisarchiv Zollernalbkreis Ein abwechslungsreiches Programm bietet Einblick Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, Die Bombenangriffe auf Berlin im Jahr 1943 bewo- Tailfingen bot mit seinen Textilfabrikgebäuden genau Hirschbergstraße 29 in Landschaft, Kultur und Geschichte dieser Grenzregi- 72461 Albstadt, gen die Verantwortlichen der Kaiser-Wilhelm-Gesell- die Kapazitäten, die das Institut benötigte. Deshalb ent- Otto Hahn fand zusammen mit seiner Frau Edith in 72336 Balingen onen. Istrien ist das Land der Karstberge und der Tropf- Telefon (0 74 32) 68 07 schaft dazu, die Berliner Institute an sichere Orte zu ver- schied Otto Hahn, der Direktor des KWI für Chemie, der Villa des Textilfabrikanten Julius Hakenmüller ei- steinhöhlen, von denen die rund 20 km große Postojna- E-Mail: [email protected] legen. Für einige fiel die Wahl schließlich auf die Re- dorthin, auf die Höhen der Schwäbischen Alb, auszu- ne Bleibe. Gelegentlich kam der stellvertretende Ins- Höhle über eine eigene Besichtigungsbahn erschlossen gion Zollernalb im Südwesten Deutschlands. Der Tipp weichen. titutsdirektor des KWI für Physik, der Nobelpreisträ- wird. Aus dieser Region stammen die berühmten Lipiz- Redaktion: könnte von Walther Gerlach gekommen sein, damals So begann im Herbst 1943 die komplette Verlage- ger Max von Laue, aus Hechingen zu Besuch nach Tail- zaner-Pferde, weshalb in Lipica (Slowenien) eine Vor- Daniel Seeburger, Grünewaldstraße 15, Leiter der Fachsparte Physik im Reichsforschungsrat rung des Instituts aus Berlin; im Sommer 1944 war sie fingen. Er besuchte dort seine Tochter Hilde, die als führung der klassischen Reitschule besucht wird. Friaul 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 2 66-1 53 und damit Chef des Uranprojekts. Er kannte diese Re- abgeschlossen. Nur die im Bau befindliche Hoch- Chemielaborantin am KWI für Chemie arbeitete, und hingegen ist wegen der überwältigenden frühchristli- Seite 2027 Heimatkundliche Blätter Februar 2017

Außenpolitik, deutlich in Berlin gemacht; die Süd- Bei der Reichstagswahl 1912 hatte die SPD in Würt- Jahre später in der Kommunistischen Partei Deutsch- deutschen hatten nicht viel zu melden. Das hatten sich temberg aber 31,5 % der Stimmen bekommen (Im Reich lands aufging. „Königlich-württembergisch“ waren die Bundesstaaten südlich des Maines - Baden, Bay- 34,5%) und befand sich damit auf Augenhöhe mit den diese nun ganz bestimmt nicht mehr. ern und Württemberg - 1871 bei der Gründung des Rei- Konkurrenten Zentrum und den zwei liberalen Par- Es ist aber ein Treppenwitz der Geschichte, dass sich ches anders vorgestellt. Das deutsche Kaiserreich ist teien, hatte aber damit wohl ihr Wählerreservoir aus- diese radikale Vorform dazu schon 1915 in Würt- durch die realen Machtverhältnisse vielfach zu ei- geschöpft. Während sich an der Diffamierung der SPD temberg gebildet hat: ausgerechnet in einem Land, das nem Groß-Preußen geworden! in Norddeutschland bis zum ersten Weltkrieg nichts mit den „Genossen“ immer weit „milder“ umge- Das Verhältnis zum Reich blieb deshalb auch ge- änderte, arbeiteten die „vaterlandslosen Gesellen“ in gangen ist als das Reich und die Länder nördlich des spalten. Man liebte im Land die deutsche Kaiser- Württemberg längst verantwortungsbewusst im Land- Maines. Und dessen gesellschaftlichen Verhältnisse herrlichkeit und alles Drum herum, aber „zu den Preu- tag und den Gemeinderäten mit. ausgeglichener waren als anderswo! ßen“ verhielt man sich distanziert. Es gab bei den De- Doch die Gefahr kam von einer anderen, ganz un- Jahrgang 64 28. Februar 2017 Nr. 2 mokraten Leute, die Preußen regelrecht hassten. Hier erwarteten Seite. Der Ruf Württembergs, mit den So- war die Erinnerung an 1848/49 noch wach! zialisten lässiger umzugehen als andere deutsche Län- Der internationale Kongress fand also statt – die der, hatte die Folge, dass gerade die radikalen Köp- Reichs-regierung hatte missmutig genug nach ge- fe der Partei - in Württemberg „einwanderten“. Die- Hauptsächlich benützte Literatur: geben. Die 886 Delegierten wurden im pompösen se waren vielfach zwischen 1878 und 1890, in der Zeit al- Bahnhofs-Wartesaal 1. Klasse empfangen, der sonst nur so, in der das Sozialistengesetz galt, aus ihren Hei- Paul Sauer „Württemberg im Kaiserreich“, Silber- für den Hof bestimmt war, die Sitzungen wurden in matorten ausgewiesen worden. Andere kamen frei- burgverlag 2011 der damaligen Liederhalle abgehalten und eine Groß- willig, denn sie wussten, in diesem Land blieben sie un- Der Arbeitskreis „Wüste“ versammlung auf dem Cannstatter Wasen – vor 30 000 behelligt. Der führende sozialdemokratische Verlag Bernhard Mann „Kleine Geschichte des Königrei- Zuhörern. Die Innenstadt von „schwamm“ Dietz hatte sich bereits in Stuttgart niedergelassen – ches Württemberg“, DRW-Verlag 2006 in roten Fahnen. Lenin war da, Mussolini, der fran- nachdem er 1880 aus Hamburg ausgewiesen wor- Von Dr. Michael Walther zösische Sozialistenführer Jaures, Karl Liebknecht, Karl den war. Er wurde zum geistigen Zentrum der Par- Otto Borst „ Ein Jahrhundert beginnt (Sammelband) Kautsky. Für das Frauenwahlrecht warben Rosa Lu- tei, der mit seinen Verlagserzeugnissen auf das gan- Baden und Württemberg 1900 bis 1914“, Silberburg- Beginn xemburg und Clara Zetkin. Man sieht: Die Leitfigu- ze Deutschland ausstrahlte! Verlag 1996 Im März 2007 erhielt die Ortschaftsverwaltung ren der Revolution von 1917/18 befanden sich schon Diese „Einwanderung“ gerade radikalerer Köpfe Engstlatt von der gebürtigen Engstlatterin Dr. med. Ute 1907 „in den Startlöchern“. blieb aber nicht ohne Folgen: Ein Teil der Partei for- Sammelband „Vom Fels zum Meer“, Preußen und Süd- Jetter einen Brief mit der Anfrage, weshalb es in ihrem Wie im Reich, so nahm die Wählerschaft, die so- mulierte hier eine andere, eine ausgesprochen „lin- westdeutschland, Silberburg-Verlag 2002 HeimatortkeinerleiErinnerungenandasUnternehmen zial-demokratisch wählte, auch in Württemberg stän- ke“ Politik. Dieser linke Flügel wollte Revolution statt „Wüste“ gebe. „In Buchenwald, Dachau und Auschwitz dig zu. Um ein Haar hätte bei der Stuttgarter Ober- Reform. Natürlich kam es nun zu Auseinanderset- Wilhelm Keil „Erlebnisse eines Sozialdemokraten“ 2 gewesen, bin ich beschämt und traurig, nicht von den bürgermeisterwahl 1911 der profilierte sozialdemo- zungen in der Partei, die man ohne Übertreibung als Bände, DAV 1948/49 Geschehnissen in meinem Heimatdorf zu wissen. Ich kratische Bewerber Dr. Lindemann den bürgerlichen „Krach“ beschreiben kann. Wilhelm Keil musste da- (Diese zwei vielleicht etwas zu dick geratenen Bän- bin der festen Überzeugung, dass es unsere Aufgabe ist, Kandidaten Lautenschlager eingeholt. Er hatte nur 876 bei den gesamten Redaktionsstab der „Schwäbi- de standen in Anfang der 50er Jahre des vorigen Jahr- an die Geschichte zu erinnern und über das Geschehen Stimmen weniger. (Der Historiker Prof. Sauer meint schen Tagwacht“ auswechseln, weil das Blatt mit sei- hunderts in der führenden Buchhandlung meiner Hei- zu informieren“. Davon unabhängig, wandte sich im freilich, bei aller Großzügigkeit, mit der die Lan- ner radikalen Linie der Parteiführung in die Quere kam. matstadt oben und vorne im Regal, gut sichtbar – und Januar 2009 Martin Sommerer aus Balingen mit einer desregierung vorging: sie hätte sich kaum mit der Wahl Dieser linke Flügel hat sich dann aber 1917, mit- jahrelang. Offensichtlich interessierte sich damals nie- ähnlich lautenden Anfrage an Oberbürgermeister Hel- eines Sozialdemokraten zum OB der Residenzstadt ab- ten im Krieg, endgültig von der Sozialdemokrati- mand für Wilhelm Keil und seine Erlebnisse! mutReitemann. gefunden: der Druck von außen, nicht zuletzt von Ber- schen Partei abgespalten und ist zur „unabhängigen Zu Unrecht. Als ich Jahrzehnte später drin blät- Beim Unternehmen „Wüste“ handelte es sich um den lin, hätte sie wohl zum Eingreifen gezwungen.) sozialdemokratischen Partei“, zur USPD geworden, die terte, fand ich den Keil recht interessant!) Versuch des nationalsozialistischen Regimes, in den letzten zwei Kriegjahren, 1944 und 1945, durch den Ab- bau und die Verschwelung des am Fuße der Schwäbi- schen Alb zu findenden Ölschiefers, Treibstoff zu ge- winnen. Zwischen Dusslingen und Nehren (Landkreis Tübingen) und Zepfenhan (Landkreis Rottweil) ent- Veranstaltungen und Exkursionen standen zehn Werke. In insgesamt sieben KZ-Außenla- gernwarenmehrals 12500 KZ-Häftlingeuntergebracht, Die Termine der Heimatkundlichen Vereinigung von März bis Mai 2017 derenArbeitskraftbeimAufbauundBetriebderAnlagen äußerst brutal ausgebeutet wurde. Das gesamte Unter- nehmen trug den Decknamen „Wüste“. Weit mehr als MÄRZ gige Studienfahrt mit Wolfgang Willig und Gabriela STAMMTISCHE 3500 Menschen wurden bei diesem irrsinnigen Unter- Haid:WeltkulturstätteninIstrienundFriaul nehmen innerhalb eines Jahres zu Tode geschunden, Der Arbeitskreis „Wüste“ Balingen im Oktober 2012: (von links) Immo Opfermann, Martin Sommerer, Günther Ernst, Hans Schimpf-Rein- Ein abwechslungsreiches Programm bietet Einblick nurumeinpaarTausendLiterÖlzugewinnen. hardt, Michael Walther, Hans Kratt, Brigitte von Kellenbach, Helmut Stotz. Foto: ZOLLERN-ALB-KURIER Montag, 20. März 2017: Vortrag mit Prof. Dr. Sabine in Landschaft, Kultur und Geschichte dieser Grenzregi- Jeweils am 1. Mittwoch eines Monats trifft sich unter Die KZ-Friedhöfe in Bisingen, Schömberg und Holtz:ReformationinWürttemberg. onen. Istrien ist das Land der Karstberge und der Tropf- der Leitung von Dr. Peter Th. Lang der Ebinger Schörzingen, eine Gedenkstätte (Eckerwald), ein Mu- zuarbeiten. Die Erforschung der örtlichen Geschichte Die Reformation gilt als ein Schlüsselereignis der Ge- steinhöhlen, von denen die rund 20 km große Postojna- Stammtisch um 15 Uhr im Café Wildt-Abt, Sonnen- seum (Bisingen) sowie ein Erinnerungspfad mit Aus- des Unternehmens „Wüste“ sowie die Entscheidung OrtedesGedenkens schichte der Neuzeit. Ziel des Vortrags ist es, vor dem Höhle über eine eigene Besichtigungsbahn erschlossen str.67,72458Albstadt-Ebingen:Tel.:0 74 3141 88. stellung (Dormettingen) erinnern bisher an die damali- überdieArtundWeisederErinnerungsolltedabeidurch In Frommern zeugen die ehemaligen Gebäude der Hintergrund der religiösen, sozialen und politischen wird. Aus dieser Region stammen die berühmten Lipiz- gen Geschehnisse. Aber auch auf der Gemarkung der Balinger Bürger geschehen. Der Balinger Stadtarchivar LIAS-Ölschieferforschungsgesellschaft, vor allem die Ereignisse im Reich, die Voraussetzungen der reforma- zaner-Pferde, weshalb in Lipica (Slowenien) eine Vor- Anmeldung zu den Veranstaltungen über den Ge- heutigen Stadt Balingen, in Engstlatt, in Erzingen und in sprach eine Reihe Geschichtsinteressierter an, ob Inte- SchwelhalleunddasKesselhaus,vondenVersuchendes torischen Bewegung im deutschen Südwesten, die Ein- führung der klassischen Reitschule besucht wird. Friaul schäftsführer Hans Schöller, Johann-Strauß-Str. 4, Frommern,gabesÖlschieferwerkeundKZ-Außenlager. resse für einen Arbeitskreis bestehe. Es beteiligten sich nationalsozialistischen Regimes, aus Ölschiefer Treib- führung der Reformation sowie die durch die Reforma- hingegen ist wegen der überwältigenden frühchristli- 72461Albstadt,Telefon0 74 32-68 07. DieStadtBalingenselbstbefandsichnichtnurräumlich schließlich die Zeitzeugen Günther Ernst aus Erzingen, stoff zu gewinnen. Die LIAS-Ölschieferforschungsge- tion angestoßenen Wirkungen im Herzogtum Würt- chenKunstwerkeausderZeitderVölkerwanderungszeit Email: [email protected] oder gesehen im Zentrum des Unternehmens „Wüste“. Viele Hans Kratt aus Dürrwangen sowie der Engstlatter Hel- sellschaft, die im September 1942, also vor Beginn des temberg bis zum Augsburger Religionsfrieden zu analy- berühmt. Hier werden die Weltkulturstätten in Aquileia [email protected] sowie über unsere zentrale Einrichtungen und Organisationen waren in mut Stotz. Mit von der Partie waren auch der Schöm- Unternehmens „Wüste“ im Sommer 1944, gegründet sieren. 19.30 Uhr, Albstadt-Ebingen, Evangelisches Ge- und Cividale del Friuli sowie Grado besichtigt. An die Homepage:www.heimatkundliche–vereinigung.de. derStadtuntergebracht. berger Historiker und „Wüste“-Experte Immo Opfer- worden war, konnte bis Kriegsende nicht mehr fertig meindehaus,Spitalhof10,Eintrittfrei. Glanzzeit des Habsburger Vielvölkerstaates Österreich- In Balingen wurden ab Ende der 1980er-Jahre die Ge- mann, sowie die Balinger Brigitte von Kellenbach, Mar- gestellt werden. Von dem an das LIAS-Werk angrenzen- Ungarn erinnern die Gründerzeitbauten in den Städten Bei allen Veranstaltungen sind Gäste jederzeit willkom- schehnisse in den beiden letzten Kriegsjahren aufgear- tin Sommerer und Dr. Michael Walther. Bis zu seinem den Konzentrationslager, ein Außenlager des KZ Nat- Opadija (Kroatien) und Triest (Italien) sowie Schloss men. beitet. Im Jahr 1988 startete das vom Stadtarchiv gelei- Tod im Jahr 2011 war auch der langjährige Balinger zweiler-Struthof, sind keine Überreste mehr sichtbar. Miramar.VorgesehenistauchdieBesichtigungvonzwei tete Forschungsprojekt „Balingen 1918 – 1948“. Die da- Bahnhofsvorsteher Guido Motika, der in Balingen als Der erst nach Kriegsende entstandene Schiefersee, der APRIL Totentanz-Kirchen, der romanischen Klosteranlage im mit beauftragte Historikerin Margarete Steinhart ver- einer der Ersten auf dieses schlimme Kapitel der Ver- sichinderNähederWerksgebäudebefindet,erinnertan österreichischen Millstatt sowie des Patriarchenpalas- fasste das 1991 in der Veröffentlichungsreihe des Stadt- gangenheitaufmerksammachte,mitvonderPartie.Der den vergeblichen Versuch der französischen Besat- Samstag, 1. April 2017 bis Samstag, 8. April 2017: 8-tä- tesimkroatischenPorec(Weltkulturerbe). archivs erschienene gleichnamige Buch. In einem Ka- Arbeitskreis traf sich erstmals am 8. Dezember 2009 – zungsmacht, das Projekt fortzuführen. An diesem Busfahrt (siehe separate Ausschreibung und Home- pitel wurde darin auch auf das Unternehmen „Wüste“ damit begann eine intensive Auseinandersetzung mit Schiefersee, an der Seestraße, wurde am Sonntag, dem page),Euro890,- eingegangen. 1993 erschien in der Festschrift zur 1200- demThemaUnternehmen„Wüste“inBalingen. 22. Juni 2014 im Beisein einer großen Anzahl von Bür- Jahr-Feier für mehrere Balinger Stadtteile ein umfang- Ab 2009 traf sich der Arbeitskreis zu vielen Bespre- gern, OB Reitemann, Ortsvorsteher Uhl sowie vielen Herausgegeben von der reicher Aufsatz von Immo Opfermann über das Öl- chungen und Ortsterminen. Die Mitglieder diskutierten Gemeinde- und Ortschaftsräten das erste Stelenpaar Freitag, 21. April 2017: Mitgliederversammlung mit Heimatkundlichen Vereinigung schieferwerk Frommern. Begegnungen mit ehemaligen dieverschiedenenMöglichkeitenwieandieehemaligen derÖffentlichkeitübergeben. Die Autoren dieser Ausgabe Vortrag von Privatdozent Dr. Christian Jörg: Der Ba- Zollernalb KZ-Häftlingen gab es 1994 in Erzingen und 2001 in KZ-Orte und Ölschieferwerke sowie die noch vorhan- In Erzingen befand sich ein weiteres Außenlager des linger Gelehrte Gregor Reisch (ca. 1470 – 1525) – Kar- Frommern. Im Jahr 1997 präsentierte eine Arbeitsgrup- denen Überreste dieses wahnwitzigen Unternehmens KZ Natzweiler-Struthof für sogenannte Nacht-und- täuser,HumanistundZeitgenosseLuthers. Vorsitzender: pe des Balinger Gymnasiums unter der Leitung von Im- erinnert werden sollte. 2012 fielen die grundsätzlichen Nebel-Gefangene. So wurden politische Gefangene vor Dr. Michael Walther 18 Uhr, Albstadt-Lautlingen, Stauffenbergschloss, Dr. Andreas Zekorn, Landratsamt Zollernalbkreis, mo Opfermann in der Zehntscheuer die Ausstellung Entscheidungen. An vier Standorten sollte jeweils ein allem aus den besetzten Ländern West- und Nordeuro- Am Stettberg 9 Eintrittfrei. 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 92 11 45 „Das Unternehmen ‚Wüste’. Ölschieferwerke und Kon- StelenpaarausBetonaufgestelltwerden.EinederStelen pas bezeichnet, über deren Aufenthaltsort niemand 72336 Balingen zentrationslager entlang der Bahnlinie Tübingen – zeigt einen stilisierten Häftling in gestreifter Häftlings- Bescheid wissen sollte. Dieses spurlose Verschwinden Geschäftsführung: Rottweil 1944/45“. Zur Ausstellung lag ein 116-seitiger kleidung, mit einem roten Dreieck mit Häftlingsnum- der Gefangenen diente als Terrormaßnahme zur Ein- Dr. Ingrid Helber Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, Katalog vor. Schließlich wurde im Jahr 2002 von einem mer auf seiner linken Brust, was ihn als politischen schüchterung der Bevölkerung der besetzten Gebiete. Westerwaldstraße 17 MAI 72461 Albstadt, Studenten der Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Häftling ausweist. Die zweite Stele mit eloxierten Alu- Auch von diesem Konzentrationslager sind keine Über- 72336 Balingen Telefon (0 74 32) 68 07 Gmünd ein Film über die Frommerner Ölschieferfor- miniumtafeln versehen, informiert über das Unterneh- reste mehr vorhanden. Ganz in der Nähe des ehemali- Montag, 1. Mai 2017: Ausstellungsführung mit Dr. Ve- E-Mail: [email protected] schungsgesellschaftgedreht. men „Wüste“ im Gesamten und über die Einrichtungen gen Standorts, in der damaligen Bahnhofstraße, der Wilhelm Maute ronika Mertens: „Hermann Stenner und sein Lehrer Im Jahr 2009 kamen Oberbürgermeister Helmut und Geschehnisse an dem Ort, an dem das Stelenpaar heutigen Erlenstraße, wurde am 3. Mai 2015 dieses Er- Wilhelm-Keller-Str. 31, ChristianLandenberger“. Redaktion: Reitemann und der Balinger Stadtarchivar Dr. Hans aufgestellt ist. Sowohl die Konzeption wie auch die Ge- zingerStelenpaarderÖffentlichkeitübergeben. 72458 Albstadt 15 Uhr, Albstadt-Ebingen, Kunstmuseum Albstadt, Daniel Seeburger, Grünewaldstraße 15, Schimpf-Reinhardt überein, die Geschehnisse des Un- staltung der Gedenkstelen wurden dabei von den Mit- Von den „Wüste“-Werken 4 in der Flur Kilchsteige Kirchengraben11,Eintrittfrei. 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 2 66-1 53 ternehmens „Wüste“ auf der Balinger Gemarkung auf- gliederndesArbeitskreiseserarbeitet. (auf dem Geischberg) und 5 im Bonbachtal finden sich Seite 2025 Heimatkundliche Blätter Februar 2017 Februar 2017 Heimatkundliche Blätter Seite 2026

der Patensohn zu seinem Onkel sicherlich nicht ge- zogen. Sicher ist, dass Jakob Huzel der Jüngere aus der Adolf Klek hat den Briefwechsel zwischen den Kom- gangen, da jener ja die Mädchen unterrichtete. Doch Schweiz nach Balingen zurückkam und sich mit Gott- munisten Karl Marx in London und Adolf Cluss in Wa- heute immer noch bauliche Überreste. Auf dem Die Stadt Balingen unterstützte das Vorhaben aber tionen wie der Gedenkstätten-Rundschau, der Zeit- mit dem Schuleintritt des jungen Jakob werden die lieb Rau im Zwetschgenfeldzug von Rottweil Richtung shington gesichtet, in welchem Jakob Huzel als eifri- Geischberg hat sich der einzige Schiefermeiler erhalten, nicht nur ideell und organisatorisch sondern auch fi- schrift für Hohenzollerische Geschichte (ZHG) und den Kontakte deutlich mit Friederike Märklin (Rösler) und Cannstatter Volksfest in Balingen exponierte. Die re- ger Freund mehrfach erwähnt wird. Ein abenteuerli- der in seiner gesamten Länge etwa 300 Meter misst, von nanziell. Neben dem Zweckverband der Oberschwäbi- HeimatkundlichenBlätternangeboten. deren Cousin Georg Herwegh, dem bekannten Dich- volutionären Aktivitäten von Rau und Huzel in der Stadt ches Leben führte den jüngeren Huzel schließlich mit einem kleinen Sträßchen durchbrochen wird und von sche Elektrizitätswerke (OEW) ist der Arbeitskreis auch Der Arbeitskreis bedient mit seiner Arbeit ein wach- ter, wie auch mit dem Dürrwanger Freiheitskämpfer konnte Adolf Klek erstmals in ihren Einzelheiten er- einer äußerst interessanten Forschungsexpedition von Bäumen und Gebüsch bewachsen ist. Einige Meter von der Sparkasse Zollernalb (Stiftung Kunst, Bildung und sendes Interesse der Öffentlichkeit an der lokalen und Gottlieb Rau, die später alle drei in der Revolution von forschen und darstellen. Rau wurde auf dem Asperg in- Moritz Wagner und Carl Scherzer nach Costa Rica, wo diesem Schiefermeiler entfernt mit gutem Blick auf das Kultur) für ihre großzügigen Spenden zu Dank ver- regionalen Geschichte. Leider steht dieser Offenheit ei- 1848 involviert waren. haftiert. Huzel wurde steckbrieflich gesucht, denn er Huzel einiges zum Forschungserfolg beitrug. Aller- Bonbachtal, steht seit dem Frühjahr 2015 das zweite pflichtet. Und schließlich leistete die Heimatkundliche nes großen Teils der Bevölkerung aktuell eine gegen- Der jüngere Huzel besuchte mit dem Balinger Jo- hatte sich rechtzeitig wohl in die ihm bekannte Schweiz dings fing sich der gebürtige Balinger eine tödliche StelenpaaraufErzingerGemarkung. Vereinigung Zollernalb e.V., die aus Anlass ihres 60. Ju- läufige Entwicklung gegenüber, die mit ihren scheinbar hann Jetter um 1837 das Lehrerseminar in Esslingen. abgesetzt. Einige Bürger aus Balingen und Umgebung Krankheit ein und verstarb 1854 im Alter von nur 32 Jah- Südwestlich des Meilers, in einem kleinen Wäldchen, biläums das Frommerner Stelenpaar stiftete, einen einfachen Antworten auf eine immer komplexer wer- Huzel war 1844 Schulamtsverweser in Streichen, das wurden als Zeugen zum Hochverrats-Prozess nach ren. Dieser Lebensabschnitt des jungen Huzel in Ame- haben sich ein Generatorenhaus und ein Ölbunker er- wichtigenBeitraggegendasVergessen.ZugroßemDank dende Welt, in letzter Konsequenz für eine Politik der der Reiseprediger Gustav Werner oft besuchte. An- Rottweil vorgeladen. Ein Bauer aus Heselwangen hat- rika war nicht bekannt, bis ihn Adolf Klek jetzt ans Ta- halten, beide gehörten zum Werk 4. Am östlichen Hang ist der Arbeitskreis der Firma BTM Bauteam Mössingen Intoleranz und Ausgrenzung steht. In diesem Zusam- schließend unterrichtete Huzel in einem namhaften te als Geschworener mitzuwirken, musste aber vor- geslicht brachte. des Bonbachtals sieht man die Überreste eines Trans- GmbH um Dieter Wachholz, Friedemann Schneider menhang sind auch die Versuche zu sehen, die natio- Institut in am Main, dann wird er 1848 als Stu- zeitig aufgeben. Das Schwurgericht verurteilte den Dem Buch wünscht man eine weite Verbreitung – formatorengebäudes, das zum Werk 5 gehörte. Auf dem und Jakob Nill verpflichtet. Nur durch ihre Kreativität nalsozialistische Vergangenheit zu relativieren und die dent und politischer Flüchtling in Zürich aufgeführt. „Lehramtskandidaten“ Huzel in Abwesenheit zu sie- beispielhaft für das oft stürmische Leben in Würt- „Hungerberg“ befand sich seit dem Jahr 1944 ein Bara- und große Sorgfalt gelang es, die nicht leicht umzuset- von großem bürgerschaftlichen Engagement getragene Möglicherweise war Huzel zusammen mit seinem Bru- ben Jahren Festungshaft auf dem Hohenasperg. Wie temberg in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts - un- ckenlager für russische Kriegsgefangene, die in den bei- zende Idee des Arbeitskreises, die in einem Stück ge- Gedenkstättenarbeit in Frage zu stellen. Diese gesell- der Gottlieb, der in Tübingen Medizin studierte, in der so viele andere war Huzel aber ins gelobte Land Ame- ter der Balinger Bevölkerung, bei Lehrern und Schü- den „Wüste“-Werken arbeiten mussten. Die Lebensbe- gossenenBetonstelen,Wirklichkeitwerdenzulassen. schaftlichen Kräfte verstehen nicht, oder wollen nicht Freischar des Revolutionärs Friedrich Hecker mitge- rika ausgereist, wo er als Journalist tätig war. lern. dingungen dieser Kriegsgefangenen waren noch elen- verstehen, dass Gedenkstättenarbeit, wie sie viele Initi- der als die der Erzinger KZ-Häftlinge. Die Zahl der russi- Ausblick ativenzumTeilseitJahrzehntenbegreifenundausüben, schen Gefangenen, die bis zur Auflösung des Kriegsge- Die Errichtung der Gedenkstelen ist nur der erste gelebte Völkerverständigung und ein nicht mehr weg- fangenenlagers starben, ist unbekannt. Auf dem Hun- Schritt für ein langfristiges und auf Nachhaltigkeit an- zudenkender Aspekt des friedlichen Zusammenlebens gerberg sind im heutigen Gebäudebestand noch Teile gelegtes Projekt. Mit der durch die Balinger Grafikdesi- und -wachsens der europäischen Staatenwelt ist. Ver- dessogenannten„Russenlagers“enthalten. gnerinPetraPenzprofessionellgestaltetenInternetseite suche zur Relativierung des nationalsozialistischen In Engstlatt, im Bereich Ried/Riedhalde, wurde im des Arbeitskreises, die nun unter www.akwueste.de Unrechts zeugen nicht nur von „intellektueller Feig- Die königlich-württembergische Sozialdemokratie Sommer 1944 mit dem Bau des „Wüste“-Werks 3 be- aufgerufen werden kann, finden sich neben den Bildern heit“, wie es die baden-württembergische Landtags- gonnen. Von dem auf einer Fläche von 19 Hektar ange- und Texttafeln der vier Gedenkstelen viele weitere wis- präsidentin Muhterem Aras in ihrer Rede am 27. Januar legten Schieferölwerk, das nie fertig gestellt wurde, fin- senswerte Informationen zum Unternehmen „Wüste“ 2017 ausgedrückte, sondern von intellektueller Unred- Ein Ausschnitt aus der württembergischen Landespolitik 1871 bis 1918 – Von Wilhelm Maute det sich heute nur noch ein Backsteinbau, der als Trans- auf der Balinger Gemarkung und im Stadtgebiet von lichkeit oder schlicht und einfach Unkenntnis über die formatorenstation vorgesehen war. Die Engstlatter Ge- Balingen. deutsche und europäische Geschichte des 19. und 20. Diesen Namen haben nicht die württembergischen So- seits stehen, man sprach miteinander. Auch die So- ders. Er besaß ein Landhaus am Züricher See und denkstele im Ried, einige Meter vom Bahndamm (in Mitglieder des Arbeitskreises sind seit 2016 auch im Jahrhunderts. zis erfunden, sondern ihre preußischen Brüder. Der zialdemokraten im Landtag hatten keine Berüh- machte gerne bei seinen Reisen in die Schweiz Halt Richtung Bisingen) entfernt, wurde wie die Erzinger Er- Gedenkstättenverbund Gäu-Neckar-Alb e.V. engagiert. Der Arbeitskreis benötigt den positiven Zuspruch aus Name nämlich ist Kritik. Sozialdemokraten hätten rungsängste. Statt dem „Entweder-Oder“ – wie in Preu- in Stuttgart. Sein Ruf als Redner sei so groß gewe- innerungsmahnmale am 3. Mai 2015 der Öffentlichkeit Der Verbund ist ein regionaler Dachverband, der zehn der Bevölkerung und sucht weitere Mitstreiter für die nichts mit den Höfen, mit den Monarchen, mit dem ßen – galt hier mehr das „Sowohl als auch“. Man ver- sen, berichtet uns Wilhelm Keil in seinen Erinne- übergeben. Gedenkstätten vereint: fünf Synagogengedenkstätten zahlreichen wichtigen Aufgaben, die es zu erledigen gilt. ganzen überholten „Krempel“ (Originalton August Be- mochte auch die jeweils andere Seite zu sehen. Der rungen, dass kein Saal in der Landeshauptstadt groß ge- (Baisingen, Haigerloch, Hechingen, Rexingen und Dazu gehören die vollständige Erfassung aller bekann- bel) zu tun. Richtige Sozialdemokraten waren für die württembergische Innenminister Fleischhauer er- nug gewesen sei, alle Besucher zu fassen. Ein Reichs- Unterstützung Rottweil), drei KZ-Gedenkstätten (Bisingen, Eckerwald, ten baulichen Überreste des Unternehmens „Wüste“ Staatsform der Republik – nur widerwillig aner- klärte 1913 sogar: solange die Sozialdemokraten nichts tagsstenograf – der spätere Literaturprofessor Edu- Im ersten Halbjahr 2013 stellte der Arbeitskreis dem Hailfingen-Tailfingen), die Geschichtswerkstatt Tü- auf der Gemarkung Balingen oder die Organisation von kannten sie die derzeitige Realität. anderes anstrebten, als die Wünsche und Forde- ard Engel – erzählte, dass, sobald sich erkennen ließ, Gemeinderat der Stadt Balingen sowie den Ortschafts- bingen und die Stauffenberg-Gedenkstätten Lautlin- Besuchen und Treffen ehemaliger Opfer oder deren Der große August Bebel, ihr unbestrittener An- rungen der Arbeiter zu erfüllen, fänden sie bei ihm stets im Reichstag werde Bebel reden, die Abgeordneten zu räten der betroffenen Teilgemeinden seine Ergebnisse gen. Der Arbeitskreis „Wüste“ Balingen wird auch bei Nachkommen.DieErarbeitungvonMaterialienfüreine führer – er starb 1913 – sprach Zeit seines Lebens vom ein offenes Ohr. ihren Sitzen zurückströmten – vor allem die Rech- und den Entwurf der Stelenpaare vor. Alle Gremien be- der Tagung der KZ-Gedenkstätten zum Umgang nach qualifizierte Gedenkstättenarbeit und deren Bereitstel- „großen Kladderadatsch“, den es herbei zu führen gel- Der württembergische König Wilhelm (1891 – 1918), ten (!). Moltke, Generalfeldmarschall, damals schon fürworteten immer einstimmig die Errichtung der Ge- 1945 und Zukunft des Erinnerns am 14. Oktober 2017 in lung für Schulen und Einrichtungen der Jugend- und te. Die preußische SPD entsprach in ihrem Auftre- dem an guten Beziehungen zu allen Bürgern des Lan- hoch in den Achtzigern und zudem schwerhörig, hät- denkstelen. Auch über die Standorte wurde schnell und Hailfingen-Tailfingenteilnehmen. Erwachsenenbildung sind mögliche Themen in den ten ganz ihrer preußischen Umgebung: Das harte, un- des gelegen war, sprach von seinen „Landeskin- te dann jedes Mal seinen Platz vorne, in der ersten Rei- unbürokratisch Einigkeit erzielt. Diese parteiübergrei- Aufgabe des Arbeitskreises ist die Aufarbeitung und nächsten Jahren. Schließlich sind viele Aspekte des Un- bedingte Entweder-Oder der preußischen Gesell- dern“, zu denen eben auch die SPD gehöre. Er lud zu sei- he, aufgegeben und hätte sich neben den Steno- fende Unterstützung durch die politischen Gremien Dokumentation der Geschehnisse im Zusammenhang ternehmens „Wüste“ nicht erforscht. Dazu gehören schaft – so war sie auch. Dem Säbelgerassel, der preu- ner Geburtstagfeier auch die SPD-Landtagsabge- grafen gestellt. Dort verstand man den Redner am bes- und die Verwaltung war und ist ein wichtiges Zeichen mit dem Unternehmen „Wüste“ auf der Gemarkung der Fragen nach dem Einsatz und Schicksal von Kriegsge- ßischen Zackigkeit setzte sie eine nicht minder har- ordneten an den Bodensee ein; die meisten kamen tat- ten. Und dort sei er unbeweglich stehen geblieben, die und drückt den Willen der Bürgerschaft aus, das Ge- Stadt Balingen. Neben Führungen zu den Orten des fangenen und zivilen Fremdarbeitern oder die Ver- te und unnachgiebige Haltung entgegen. Sie war ge- sächlich! August Bebel nannte das „Hofgängerei“ und linke Hand hinter der Ohrmuschel haltend, so lange Be- schehen während der nationalsozialistischen Diktatur Unternehmens „Wüste“ werden regelmäßig Vorträge flechtungen des „Wüste“-Projekts mit den lokalen und wohnt, verboten oder mindestens bekämpft zu wer- verurteilte das auf das Schärfste. Für ihn war das Kom- bel immer gesprochen hätte. vorbehaltlosaufzuarbeiten. und Exkursionen sowie Veröffentlichungen in Publika- regionalenBehörden. den. Das Sozialistengesetz von 1878, von Bismarck ei- promisslertum, Abirrung von der reinen Lehre. Als auf Vorschlag der deutschen Delegation des In- nem regierungsfrommen Reichstag abgetrotzt, war der Das oben erwähnte „Sozialistengesetz“ war ein ternationalenSozialistenkongressderVI.Kongress1907 Höhepunkt der regierungsseitigen Bekämpfung. Der Reichsgesetz und galt darum auch im Königreich Würt- in Deutschland statt finden sollte, war es für die Par- Kaiser (Wilhelm II, 1890 – 1918) bezeichnete sie als „va- temberg. Aber man konnte ja bei der Anwendung lo- tei auch klar: der konnte nur in Württemberg statt- terlandslose Gesellen“; noch 1912 behauptete der ckerer vorgehen. Das tat man auch von Seiten der Re- finden. Beim Parteitag der deutschen Sozialdemo- Reichskanzler Bethmann-Hollweg, ein sonst eher be- gierung. Und wie die Regierung, so zeigte sich auch kratie 1898 in Stuttgart hatten sich nämlich König, Re- Ein neues Buch zur Balinger Stadtgeschichte sonnener Mann, die Überwindung der Sozialdemo- die SPD. Diese blieb im Württembergischen prag- gierung und die Stuttgarter Stadtverwaltung sehr ent- kratie sei eine Überlebensfrage für das deutsche Volk. matischer, sah die Revolution nicht mehr als not- gegenkommend gezeigt – ganz anders war das 1897 ge- Klar: diese Haltung ist natürlich auch eine Reak- wendig an. Könnte man nicht auch mit Reformen ans wesen, als der Kongress im preußischen Breslau statt- Von Dr. Ingrid Helber tion auf die der SPD. Wer die Revolution verkündet, Ziel kommen? Dr. Lindemann, der SPD-Fraktions- fand! Auch bei diesem erneuten Ersuchen sah der würt- die nächstens ausbrechen würde, wer von der Um- führer im Landtag, hat damals Bebel geantwortet: Der tembergische Innenminister Pischek keine Proble- Adolf Klek: In Alt-Balingen für eine neue Zeit. Die ben aber dem wissbegierigen Leser zusätzliche Infor- schaftliche Verhältnis (S. 7). wertung aller Werte träumt, darf sich nicht wun- König habe sich stets als konstitutioneller Monarch ge- me: eine das Staatswohl bedrohende Gefahr sei nicht beiden Rebellen Jakob Huzel und ihr Umfeld. Glück- mationen an die Hand zur weiteren Vertiefung in das Adolf Klek setzt mit seinen Recherchen mit dem gro- dern, wenn die, denen es an den Kragen gehen soll, zeigt und sich nie in die Angelegenheiten der poli- zu erkennen, deshalb empfahl er dem König, den Kon- ler Druck und Verlag. Hechingen 2016. 168 Seiten, Thema. Das eingestreute Bildmaterial lockert den Text ßen Stadtbrand in Balingen im Jahr 1809 ein, als fast dann entsprechend reagieren. tischen Parteien eingemischt. Er, Lindemann, hätte den gress zu genehmigen. 50 Abbildungen, davon 30 in Farbe. ISBN 978-3- auf und zeigt auch originale Unterschriften und Text- die ganze Stadt zerstört wurde und die Menschen ihr Hierzu eine Geschichte, die Paul Sauer in seinem Empfang der sozial-demokratischen Landtagsfrakti- Die Reichsregierung hatte zuerst beinhart die Ab- 925012-59-4, 18 Euro ausschnitte an wichtigen Passagen. Hab und Gut verloren. Der Autor spürte das Haus auf, Buch „Württemberg im Kaiserreich“ erzählt (ich zi- on beim König als Anerkennung seiner Partei ge- lehnung des Kongresses empfohlen, gab aber nach, als Nach den Forschungsarbeiten in den vergangenen das 1810 für den damals jungen Lehrer Joh. Jakob Hu- tiere wörtlich): „Der Stuttgarter Industrielle Gustav wertet. Für diesen seien sie gleichwertig wie die an- Stuttgart auf dieser Regelung bestand. Jedoch ver- Adolf Klek untersucht in seinem anregenden Buch Jahren zum Kloster Kirchberg bei Sulz am Neckar und zel den Älteren und seine verwitwete Mutter neu er- Siegle (1840 – 1905) hatte August Bebel im Reichs- deren Parteien. stieg sich der Reichskanzler ?ülow zum Hinweis, ob zwei äußerst interessante Persönlichkeiten der Balin- zu dessen Nonnen wählte der Autor nun als Haupt- richtet worden ist (S. 35). Die napoleonischen Kriege tag kennen- und schätzen gelernt, dem er als nati- Man kann sagen: Der Umgang mit den Sozialde- die Verantwortlichen in Württemberg wüssten, dass ger Stadtgeschichte, die in einer Zeit des Umbruchs ge- personen seiner Untersuchung zwei Männer aus, die brachten der Bevölkerung unmittelbar nach dem Brand onalliberaler Abgeordneter von 1887 bis 1898 ange- mokraten ist ein Prüfstein für den Grad der Demo- sie für Recht und Ordnung zu sorgen hätten? lebt und gewirkt haben – in der ersten Hälfte des 19. denselben Beruf ausübten wie der Autor selbst - den weitere Belastungen. Es war aber auch die Zeit einer hörte. In Stuttgart wurde nun erzählt, Siegle habe Be- kratisierung eines Landes! Als ob das je im Lande fraglich gewesen wäre! Jahrhunderts. Hinsichtlich der Protagonisten betritt er des Lehrers. Gerade diese Tatsache zeigt das große Hin- neuen Linie der Pädagogik, der des Schweizers Hein- bel, als dieser sich wieder einmal in der württem- Der erste (!) deutsche Maiumzug fand 1898 in Stutt- Berlin schaute eben sehr kritisch auf Stuttgart! Man weitgehend Neuland, abgesehen von seinen eigenen tergrundwissen zum Thema Schule in Württemberg rich Pestalozzi. Diese hielt spätestens 1809 auch Ein- bergischen Landeshauptstadt aufgehalten habe, zu sich gart statt und zog am Wilhelmspalais vorbei, dem hatte dort die Sorge, dass die sozialistische Gefahr in Veröffentlichungen zu diesem Thema, unter anderem und in Balingen sowie das Verständnis Adolf Kleks für zug in Balingen und Umgebung. Jakob Huzel der Äl- eingeladen. Und Bebel sei der Einladung auch ge- Wohnsitz des Königs. Der König hatte den Umzug er- Württemberg nicht richtig gesehen wurde. Der preu- in den Heimatkundlichen Blättern. Aber auch dem die beiden Männer wie auch das Einfühlungsvermö- tere war Klassenlehrer in der Balinger Mädchenklasse folgt. Er habe bei seinem Besuch die großartige Vil- laubt. In Preußen wäre das in jenen Jahren unvor- ßische Gesandte in Stuttgart – so etwas gab es da- Umfeld der beiden Männer mit demselben Namen gen in deren Leben und Handeln. Das Buch ergänzt und gab zur Aufbesserung seines kargen Einkommens la des Unternehmers bewundert. Darauf habe Siegle stellbar gewesen! mals – schickte allemal Alarmberichte nach Berlin. Da (Joh.) Jakob Huzel wird ein gebührender Rahmen ge- die von Dr. Wilhelm Foth verfasste Balinger Schulge- Privatstunden, darunter dem späteren Theologiepro- bemerkt: „Wenn Sie, Kollege Bebel, an die Macht kom- Unvorstellbar auch, dass im preußischen Landtag drin war etwa zu lesen, dass die „Schwaben demo- widmet. Beleuchtet werden verwandtschaftliche Be- schichte von 2005. fessor Joh. Tobias Beck, der seinem 77jährigen Lehrer men, wird das alles nicht mehr mein Eigentum sein:“ mit der SPD zusammengearbeitet worden wäre – wie kratisch stark angekränkelt wären“ und so etwas las ziehungen, Kollegen, Freunde, ehemalige Schüler, Ba- Die Titelhelden, die beiden Lehrer und Rebellen, tra- bis in die Todesstunde verbunden blieb. Jakob Huzel Darauf habe Bebel geantwortet: „Sie können unbe- das in Baden und Württemberg geschah. Jedoch zeig- der Kaiser mit Unbehagen, ja, Unwillen. Er konnte dann linger Bürgerinnen und Bürger sowie politische Be- gen denselben Namen: (Johann) Jakob Huzel. Es han- der Ältere besaß „Kenntnisse in Musik“ und wurde – sorgt sein, Kollege Siegle, nur Produktionsmittel wer- te es sich, dass dieser Weg der bessere war. Es war ein von „ der Republik da unten“ reden und „er werde, kannte usw. Das umfangreiche Personenregister er- delt sich aber nicht um Vater und Sohn, sondern um welche Ehre - in das Musikkollegium der Stadtkirche den sozialisiert, Ihre Villa ist kein Produktionsmit- Glück für Deutschland, dass der Nachfolger von Au- wenn das so weiter gehe, einen seiner Prinzen hi- möglicht einen schnellen Zugriff und verdeutlicht den den Patenonkel und den Neffen. Genauer gesagt: Joh. aufgenommen. Teilweise unterrichtete der ältere Hu- tel.“ gust Bebel als Parteivorsitzender der Heidelberger nunter schicken“. Für ihn und bestimmte Regie- Zusammenhang der Familie Huzel mit vielen beach- Jakob Huzel, der Ältere (1783-1860), war der Cousin zel über 100 Mädchen und erhielt gute Beurteilungen Zwar konnten die Beiden es ganz gut miteinan- Friedrich Ebert wurde – ein Süddeutscher. Genauer: rungskreise (die konservative Presse eingeschlossen) tenswerten Personen wie mit dem in Frommern ge- von Joh. Peter Huzel, einem Sekler, dessen Sohn den- für seine Arbeit. Sein Eheglück war hingegen von kur- der, aber wirklich beruhigend kann diese Auskunft für ein Badener! war das gemäßigte politische Klima in Württemberg borenen Theologen Heinrich Lang, dem Frommener selben Namen wie sein Taufpate erhielt. Der Paten- zer Dauer. Das Verzeichnis seiner Bücher in den In- Gustav Siegle nicht gewesen sein. Aus der Enteig- Der (liberale) Volksparteiler Conrad Hausmann, so- einfach unverständlich. Pfarrer Gottfried Neuffer oder dem Endinger Pfarrer sohn Joh. Jakob Huzel, der Jüngere (1822-1854), ergriff venturen und Teilungs-Akten im Stadtarchiv beweist nung, wie Bebel das wollte, ist zwar nichts gewor- wohl Reichs- wie Landtagsabgeordneter, konnte 1897 Dieses sich auf die Hinterbeine stellen konnte sich Franz Hopf. später denselben Beruf wie der Onkel. Eine Cousine den andauernden Bildungseifer des im wahrsten Sin- den – aber wer wusste das damals?! in einem Zeitungsartikel schreiben, eine politische Po- Württemberg innenpolitisch manchmal erlauben. Das Adolf Kleks Recherchen basieren auf der intensiven von Joh. Jakob Huzel dem Älteren hieß Magdalena Hu- ne des Wortes belesenen Lehrers. Widerstand übte Ja- Auf diesem Wege, den Bebel einschlagen wollte, folg- lizei gebe es nicht. Die Sozialdemokratie mache lang- Reich war ja ein Bundesstaat und diesen Bundes- Sichtung und Auswertung von zahlreichen Akten un- zel und war mit Wilhelm Märklin verheiratet. Der war kob Huzel der Ältere 1836 gegen die neue Schulord- ten die württembergischen und nebenbei auch die ba- samere Fortschritte als in anderen deutschen Län- staaten waren unterschiedliche Rechte verblieben. So ter anderem im Staatsarchiv in Ludwigsburg, im Lan- Wundarzt in Balingen und ein Onkel von Friederike nung, die ihn zum „Unterlehrer“ degradierte (S. 43), dischen Genossen ihren Parteifreunden nördlich des dern, da sie weniger gereizt und belästigt werde und gelang es z.B. dem württembergischen Ministerprä- deskirchlichen Archiv in Stuttgart-Möhringen und im Rösler, geb. Märklin, der großen Stifterin. Ihr Denk- dann fühlte er sich auch noch als Vorsinger in der Stadt- Maines nun nicht. Als Wilhelm Keil, lange Zeit Chef- weil zwischen Arbeitern und Unternehmern keine so sidenten Mittnacht (1870 – 1900) den Kirchen- Stadtarchiv Balingen. Wenn notwendig, wurde die ent- mal steht bekanntlich in Form eines Obelisken auf dem kirche ausgebootet. Auch die Art und Weise, mit der redakteur der „Schwäbischen Tagwacht“ und erster tiefe Kluft bestehe wie anderswo. Auch sei in kei- kampf, den Bismarck gegen die katholische Kirche an- sprechende Fachliteratur herangezogen. Die Belege der Balinger Friedhof. Schon aufgrund dieser familiären die Stadt mit ihm umging, verbitterte ihn zunehmend. MannderwürttembergischenSPDzumerstenMalnach nem anderen deutschen Land das Versammlungs- und zettelte, in Württemberg zu vermeiden. Ähnlich konn- Aussagen und die Anmerkungen werden als Endnoten Beziehungen ergeben sich interessante Verknüpfun- Das Geburtshaus von Jakob Huzel dem Jüngeren hat Württemberg kam, merkte er gleich, dass hier eine an- Vereinsrecht so liberal! te er gegen die Sozialdemokraten einen sanfteren Kurs aufgeführt und stören den Lesefluss in keiner Weise, ge- gen. Ein Stammbaum verdeutlicht das verwandt- Adolf Klek ebenfalls herausgefunden. In die Schule ist dere Luft herrschte. Man ließ hier die Sozis nicht im Ab- August Bebel sah das natürlich von seiner Warte an- fahren. Ansonsten wurde Reichspolitik, besonders die Seite 2025 Heimatkundliche Blätter Februar 2017 Februar 2017 Heimatkundliche Blätter Seite 2026

der Patensohn zu seinem Onkel sicherlich nicht ge- zogen. Sicher ist, dass Jakob Huzel der Jüngere aus der Adolf Klek hat den Briefwechsel zwischen den Kom- gangen, da jener ja die Mädchen unterrichtete. Doch Schweiz nach Balingen zurückkam und sich mit Gott- munisten Karl Marx in London und Adolf Cluss in Wa- heute immer noch bauliche Überreste. Auf dem Die Stadt Balingen unterstützte das Vorhaben aber tionen wie der Gedenkstätten-Rundschau, der Zeit- mit dem Schuleintritt des jungen Jakob werden die lieb Rau im Zwetschgenfeldzug von Rottweil Richtung shington gesichtet, in welchem Jakob Huzel als eifri- Geischberg hat sich der einzige Schiefermeiler erhalten, nicht nur ideell und organisatorisch sondern auch fi- schrift für Hohenzollerische Geschichte (ZHG) und den Kontakte deutlich mit Friederike Märklin (Rösler) und Cannstatter Volksfest in Balingen exponierte. Die re- ger Freund mehrfach erwähnt wird. Ein abenteuerli- der in seiner gesamten Länge etwa 300 Meter misst, von nanziell. Neben dem Zweckverband der Oberschwäbi- HeimatkundlichenBlätternangeboten. deren Cousin Georg Herwegh, dem bekannten Dich- volutionären Aktivitäten von Rau und Huzel in der Stadt ches Leben führte den jüngeren Huzel schließlich mit einem kleinen Sträßchen durchbrochen wird und von sche Elektrizitätswerke (OEW) ist der Arbeitskreis auch Der Arbeitskreis bedient mit seiner Arbeit ein wach- ter, wie auch mit dem Dürrwanger Freiheitskämpfer konnte Adolf Klek erstmals in ihren Einzelheiten er- einer äußerst interessanten Forschungsexpedition von Bäumen und Gebüsch bewachsen ist. Einige Meter von der Sparkasse Zollernalb (Stiftung Kunst, Bildung und sendes Interesse der Öffentlichkeit an der lokalen und Gottlieb Rau, die später alle drei in der Revolution von forschen und darstellen. Rau wurde auf dem Asperg in- Moritz Wagner und Carl Scherzer nach Costa Rica, wo diesem Schiefermeiler entfernt mit gutem Blick auf das Kultur) für ihre großzügigen Spenden zu Dank ver- regionalen Geschichte. Leider steht dieser Offenheit ei- 1848 involviert waren. haftiert. Huzel wurde steckbrieflich gesucht, denn er Huzel einiges zum Forschungserfolg beitrug. Aller- Bonbachtal, steht seit dem Frühjahr 2015 das zweite pflichtet. Und schließlich leistete die Heimatkundliche nes großen Teils der Bevölkerung aktuell eine gegen- Der jüngere Huzel besuchte mit dem Balinger Jo- hatte sich rechtzeitig wohl in die ihm bekannte Schweiz dings fing sich der gebürtige Balinger eine tödliche StelenpaaraufErzingerGemarkung. Vereinigung Zollernalb e.V., die aus Anlass ihres 60. Ju- läufige Entwicklung gegenüber, die mit ihren scheinbar hann Jetter um 1837 das Lehrerseminar in Esslingen. abgesetzt. Einige Bürger aus Balingen und Umgebung Krankheit ein und verstarb 1854 im Alter von nur 32 Jah- Südwestlich des Meilers, in einem kleinen Wäldchen, biläums das Frommerner Stelenpaar stiftete, einen einfachen Antworten auf eine immer komplexer wer- Huzel war 1844 Schulamtsverweser in Streichen, das wurden als Zeugen zum Hochverrats-Prozess nach ren. Dieser Lebensabschnitt des jungen Huzel in Ame- haben sich ein Generatorenhaus und ein Ölbunker er- wichtigenBeitraggegendasVergessen.ZugroßemDank dende Welt, in letzter Konsequenz für eine Politik der der Reiseprediger Gustav Werner oft besuchte. An- Rottweil vorgeladen. Ein Bauer aus Heselwangen hat- rika war nicht bekannt, bis ihn Adolf Klek jetzt ans Ta- halten, beide gehörten zum Werk 4. Am östlichen Hang ist der Arbeitskreis der Firma BTM Bauteam Mössingen Intoleranz und Ausgrenzung steht. In diesem Zusam- schließend unterrichtete Huzel in einem namhaften te als Geschworener mitzuwirken, musste aber vor- geslicht brachte. des Bonbachtals sieht man die Überreste eines Trans- GmbH um Dieter Wachholz, Friedemann Schneider menhang sind auch die Versuche zu sehen, die natio- Institut in Frankfurt am Main, dann wird er 1848 als Stu- zeitig aufgeben. Das Schwurgericht verurteilte den Dem Buch wünscht man eine weite Verbreitung – formatorengebäudes, das zum Werk 5 gehörte. Auf dem und Jakob Nill verpflichtet. Nur durch ihre Kreativität nalsozialistische Vergangenheit zu relativieren und die dent und politischer Flüchtling in Zürich aufgeführt. „Lehramtskandidaten“ Huzel in Abwesenheit zu sie- beispielhaft für das oft stürmische Leben in Würt- „Hungerberg“ befand sich seit dem Jahr 1944 ein Bara- und große Sorgfalt gelang es, die nicht leicht umzuset- von großem bürgerschaftlichen Engagement getragene Möglicherweise war Huzel zusammen mit seinem Bru- ben Jahren Festungshaft auf dem Hohenasperg. Wie temberg in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts - un- ckenlager für russische Kriegsgefangene, die in den bei- zende Idee des Arbeitskreises, die in einem Stück ge- Gedenkstättenarbeit in Frage zu stellen. Diese gesell- der Gottlieb, der in Tübingen Medizin studierte, in der so viele andere war Huzel aber ins gelobte Land Ame- ter der Balinger Bevölkerung, bei Lehrern und Schü- den „Wüste“-Werken arbeiten mussten. Die Lebensbe- gossenenBetonstelen,Wirklichkeitwerdenzulassen. schaftlichen Kräfte verstehen nicht, oder wollen nicht Freischar des Revolutionärs Friedrich Hecker mitge- rika ausgereist, wo er als Journalist tätig war. lern. dingungen dieser Kriegsgefangenen waren noch elen- verstehen, dass Gedenkstättenarbeit, wie sie viele Initi- der als die der Erzinger KZ-Häftlinge. Die Zahl der russi- Ausblick ativenzumTeilseitJahrzehntenbegreifenundausüben, schen Gefangenen, die bis zur Auflösung des Kriegsge- Die Errichtung der Gedenkstelen ist nur der erste gelebte Völkerverständigung und ein nicht mehr weg- fangenenlagers starben, ist unbekannt. Auf dem Hun- Schritt für ein langfristiges und auf Nachhaltigkeit an- zudenkender Aspekt des friedlichen Zusammenlebens gerberg sind im heutigen Gebäudebestand noch Teile gelegtes Projekt. Mit der durch die Balinger Grafikdesi- und -wachsens der europäischen Staatenwelt ist. Ver- dessogenannten„Russenlagers“enthalten. gnerinPetraPenzprofessionellgestaltetenInternetseite suche zur Relativierung des nationalsozialistischen In Engstlatt, im Bereich Ried/Riedhalde, wurde im des Arbeitskreises, die nun unter www.akwueste.de Unrechts zeugen nicht nur von „intellektueller Feig- Die königlich-württembergische Sozialdemokratie Sommer 1944 mit dem Bau des „Wüste“-Werks 3 be- aufgerufen werden kann, finden sich neben den Bildern heit“, wie es die baden-württembergische Landtags- gonnen. Von dem auf einer Fläche von 19 Hektar ange- und Texttafeln der vier Gedenkstelen viele weitere wis- präsidentin Muhterem Aras in ihrer Rede am 27. Januar legten Schieferölwerk, das nie fertig gestellt wurde, fin- senswerte Informationen zum Unternehmen „Wüste“ 2017 ausgedrückte, sondern von intellektueller Unred- Ein Ausschnitt aus der württembergischen Landespolitik 1871 bis 1918 – Von Wilhelm Maute det sich heute nur noch ein Backsteinbau, der als Trans- auf der Balinger Gemarkung und im Stadtgebiet von lichkeit oder schlicht und einfach Unkenntnis über die formatorenstation vorgesehen war. Die Engstlatter Ge- Balingen. deutsche und europäische Geschichte des 19. und 20. Diesen Namen haben nicht die württembergischen So- seits stehen, man sprach miteinander. Auch die So- ders. Er besaß ein Landhaus am Züricher See und denkstele im Ried, einige Meter vom Bahndamm (in Mitglieder des Arbeitskreises sind seit 2016 auch im Jahrhunderts. zis erfunden, sondern ihre preußischen Brüder. Der zialdemokraten im Landtag hatten keine Berüh- machte gerne bei seinen Reisen in die Schweiz Halt Richtung Bisingen) entfernt, wurde wie die Erzinger Er- Gedenkstättenverbund Gäu-Neckar-Alb e.V. engagiert. Der Arbeitskreis benötigt den positiven Zuspruch aus Name nämlich ist Kritik. Sozialdemokraten hätten rungsängste. Statt dem „Entweder-Oder“ – wie in Preu- in Stuttgart. Sein Ruf als Redner sei so groß gewe- innerungsmahnmale am 3. Mai 2015 der Öffentlichkeit Der Verbund ist ein regionaler Dachverband, der zehn der Bevölkerung und sucht weitere Mitstreiter für die nichts mit den Höfen, mit den Monarchen, mit dem ßen – galt hier mehr das „Sowohl als auch“. Man ver- sen, berichtet uns Wilhelm Keil in seinen Erinne- übergeben. Gedenkstätten vereint: fünf Synagogengedenkstätten zahlreichen wichtigen Aufgaben, die es zu erledigen gilt. ganzen überholten „Krempel“ (Originalton August Be- mochte auch die jeweils andere Seite zu sehen. Der rungen, dass kein Saal in der Landeshauptstadt groß ge- (Baisingen, Haigerloch, Hechingen, Rexingen und Dazu gehören die vollständige Erfassung aller bekann- bel) zu tun. Richtige Sozialdemokraten waren für die württembergische Innenminister Fleischhauer er- nug gewesen sei, alle Besucher zu fassen. Ein Reichs- Unterstützung Rottweil), drei KZ-Gedenkstätten (Bisingen, Eckerwald, ten baulichen Überreste des Unternehmens „Wüste“ Staatsform der Republik – nur widerwillig aner- klärte 1913 sogar: solange die Sozialdemokraten nichts tagsstenograf – der spätere Literaturprofessor Edu- Im ersten Halbjahr 2013 stellte der Arbeitskreis dem Hailfingen-Tailfingen), die Geschichtswerkstatt Tü- auf der Gemarkung Balingen oder die Organisation von kannten sie die derzeitige Realität. anderes anstrebten, als die Wünsche und Forde- ard Engel – erzählte, dass, sobald sich erkennen ließ, Gemeinderat der Stadt Balingen sowie den Ortschafts- bingen und die Stauffenberg-Gedenkstätten Lautlin- Besuchen und Treffen ehemaliger Opfer oder deren Der große August Bebel, ihr unbestrittener An- rungen der Arbeiter zu erfüllen, fänden sie bei ihm stets im Reichstag werde Bebel reden, die Abgeordneten zu räten der betroffenen Teilgemeinden seine Ergebnisse gen. Der Arbeitskreis „Wüste“ Balingen wird auch bei Nachkommen.DieErarbeitungvonMaterialienfüreine führer – er starb 1913 – sprach Zeit seines Lebens vom ein offenes Ohr. ihren Sitzen zurückströmten – vor allem die Rech- und den Entwurf der Stelenpaare vor. Alle Gremien be- der Tagung der KZ-Gedenkstätten zum Umgang nach qualifizierte Gedenkstättenarbeit und deren Bereitstel- „großen Kladderadatsch“, den es herbei zu führen gel- Der württembergische König Wilhelm (1891 – 1918), ten (!). Moltke, Generalfeldmarschall, damals schon fürworteten immer einstimmig die Errichtung der Ge- 1945 und Zukunft des Erinnerns am 14. Oktober 2017 in lung für Schulen und Einrichtungen der Jugend- und te. Die preußische SPD entsprach in ihrem Auftre- dem an guten Beziehungen zu allen Bürgern des Lan- hoch in den Achtzigern und zudem schwerhörig, hät- denkstelen. Auch über die Standorte wurde schnell und Hailfingen-Tailfingenteilnehmen. Erwachsenenbildung sind mögliche Themen in den ten ganz ihrer preußischen Umgebung: Das harte, un- des gelegen war, sprach von seinen „Landeskin- te dann jedes Mal seinen Platz vorne, in der ersten Rei- unbürokratisch Einigkeit erzielt. Diese parteiübergrei- Aufgabe des Arbeitskreises ist die Aufarbeitung und nächsten Jahren. Schließlich sind viele Aspekte des Un- bedingte Entweder-Oder der preußischen Gesell- dern“, zu denen eben auch die SPD gehöre. Er lud zu sei- he, aufgegeben und hätte sich neben den Steno- fende Unterstützung durch die politischen Gremien Dokumentation der Geschehnisse im Zusammenhang ternehmens „Wüste“ nicht erforscht. Dazu gehören schaft – so war sie auch. Dem Säbelgerassel, der preu- ner Geburtstagfeier auch die SPD-Landtagsabge- grafen gestellt. Dort verstand man den Redner am bes- und die Verwaltung war und ist ein wichtiges Zeichen mit dem Unternehmen „Wüste“ auf der Gemarkung der Fragen nach dem Einsatz und Schicksal von Kriegsge- ßischen Zackigkeit setzte sie eine nicht minder har- ordneten an den Bodensee ein; die meisten kamen tat- ten. Und dort sei er unbeweglich stehen geblieben, die und drückt den Willen der Bürgerschaft aus, das Ge- Stadt Balingen. Neben Führungen zu den Orten des fangenen und zivilen Fremdarbeitern oder die Ver- te und unnachgiebige Haltung entgegen. Sie war ge- sächlich! August Bebel nannte das „Hofgängerei“ und linke Hand hinter der Ohrmuschel haltend, so lange Be- schehen während der nationalsozialistischen Diktatur Unternehmens „Wüste“ werden regelmäßig Vorträge flechtungen des „Wüste“-Projekts mit den lokalen und wohnt, verboten oder mindestens bekämpft zu wer- verurteilte das auf das Schärfste. Für ihn war das Kom- bel immer gesprochen hätte. vorbehaltlosaufzuarbeiten. und Exkursionen sowie Veröffentlichungen in Publika- regionalenBehörden. den. Das Sozialistengesetz von 1878, von Bismarck ei- promisslertum, Abirrung von der reinen Lehre. Als auf Vorschlag der deutschen Delegation des In- nem regierungsfrommen Reichstag abgetrotzt, war der Das oben erwähnte „Sozialistengesetz“ war ein ternationalenSozialistenkongressderVI.Kongress1907 Höhepunkt der regierungsseitigen Bekämpfung. Der Reichsgesetz und galt darum auch im Königreich Würt- in Deutschland statt finden sollte, war es für die Par- Kaiser (Wilhelm II, 1890 – 1918) bezeichnete sie als „va- temberg. Aber man konnte ja bei der Anwendung lo- tei auch klar: der konnte nur in Württemberg statt- terlandslose Gesellen“; noch 1912 behauptete der ckerer vorgehen. Das tat man auch von Seiten der Re- finden. Beim Parteitag der deutschen Sozialdemo- Reichskanzler Bethmann-Hollweg, ein sonst eher be- gierung. Und wie die Regierung, so zeigte sich auch kratie 1898 in Stuttgart hatten sich nämlich König, Re- Ein neues Buch zur Balinger Stadtgeschichte sonnener Mann, die Überwindung der Sozialdemo- die SPD. Diese blieb im Württembergischen prag- gierung und die Stuttgarter Stadtverwaltung sehr ent- kratie sei eine Überlebensfrage für das deutsche Volk. matischer, sah die Revolution nicht mehr als not- gegenkommend gezeigt – ganz anders war das 1897 ge- Klar: diese Haltung ist natürlich auch eine Reak- wendig an. Könnte man nicht auch mit Reformen ans wesen, als der Kongress im preußischen Breslau statt- Von Dr. Ingrid Helber tion auf die der SPD. Wer die Revolution verkündet, Ziel kommen? Dr. Lindemann, der SPD-Fraktions- fand! Auch bei diesem erneuten Ersuchen sah der würt- die nächstens ausbrechen würde, wer von der Um- führer im Landtag, hat damals Bebel geantwortet: Der tembergische Innenminister Pischek keine Proble- Adolf Klek: In Alt-Balingen für eine neue Zeit. Die ben aber dem wissbegierigen Leser zusätzliche Infor- schaftliche Verhältnis (S. 7). wertung aller Werte träumt, darf sich nicht wun- König habe sich stets als konstitutioneller Monarch ge- me: eine das Staatswohl bedrohende Gefahr sei nicht beiden Rebellen Jakob Huzel und ihr Umfeld. Glück- mationen an die Hand zur weiteren Vertiefung in das Adolf Klek setzt mit seinen Recherchen mit dem gro- dern, wenn die, denen es an den Kragen gehen soll, zeigt und sich nie in die Angelegenheiten der poli- zu erkennen, deshalb empfahl er dem König, den Kon- ler Druck und Verlag. Hechingen 2016. 168 Seiten, Thema. Das eingestreute Bildmaterial lockert den Text ßen Stadtbrand in Balingen im Jahr 1809 ein, als fast dann entsprechend reagieren. tischen Parteien eingemischt. Er, Lindemann, hätte den gress zu genehmigen. 50 Abbildungen, davon 30 in Farbe. ISBN 978-3- auf und zeigt auch originale Unterschriften und Text- die ganze Stadt zerstört wurde und die Menschen ihr Hierzu eine Geschichte, die Paul Sauer in seinem Empfang der sozial-demokratischen Landtagsfrakti- Die Reichsregierung hatte zuerst beinhart die Ab- 925012-59-4, 18 Euro ausschnitte an wichtigen Passagen. Hab und Gut verloren. Der Autor spürte das Haus auf, Buch „Württemberg im Kaiserreich“ erzählt (ich zi- on beim König als Anerkennung seiner Partei ge- lehnung des Kongresses empfohlen, gab aber nach, als Nach den Forschungsarbeiten in den vergangenen das 1810 für den damals jungen Lehrer Joh. Jakob Hu- tiere wörtlich): „Der Stuttgarter Industrielle Gustav wertet. Für diesen seien sie gleichwertig wie die an- Stuttgart auf dieser Regelung bestand. Jedoch ver- Adolf Klek untersucht in seinem anregenden Buch Jahren zum Kloster Kirchberg bei Sulz am Neckar und zel den Älteren und seine verwitwete Mutter neu er- Siegle (1840 – 1905) hatte August Bebel im Reichs- deren Parteien. stieg sich der Reichskanzler ?ülow zum Hinweis, ob zwei äußerst interessante Persönlichkeiten der Balin- zu dessen Nonnen wählte der Autor nun als Haupt- richtet worden ist (S. 35). Die napoleonischen Kriege tag kennen- und schätzen gelernt, dem er als nati- Man kann sagen: Der Umgang mit den Sozialde- die Verantwortlichen in Württemberg wüssten, dass ger Stadtgeschichte, die in einer Zeit des Umbruchs ge- personen seiner Untersuchung zwei Männer aus, die brachten der Bevölkerung unmittelbar nach dem Brand onalliberaler Abgeordneter von 1887 bis 1898 ange- mokraten ist ein Prüfstein für den Grad der Demo- sie für Recht und Ordnung zu sorgen hätten? lebt und gewirkt haben – in der ersten Hälfte des 19. denselben Beruf ausübten wie der Autor selbst - den weitere Belastungen. Es war aber auch die Zeit einer hörte. In Stuttgart wurde nun erzählt, Siegle habe Be- kratisierung eines Landes! Als ob das je im Lande fraglich gewesen wäre! Jahrhunderts. Hinsichtlich der Protagonisten betritt er des Lehrers. Gerade diese Tatsache zeigt das große Hin- neuen Linie der Pädagogik, der des Schweizers Hein- bel, als dieser sich wieder einmal in der württem- Der erste (!) deutsche Maiumzug fand 1898 in Stutt- Berlin schaute eben sehr kritisch auf Stuttgart! Man weitgehend Neuland, abgesehen von seinen eigenen tergrundwissen zum Thema Schule in Württemberg rich Pestalozzi. Diese hielt spätestens 1809 auch Ein- bergischen Landeshauptstadt aufgehalten habe, zu sich gart statt und zog am Wilhelmspalais vorbei, dem hatte dort die Sorge, dass die sozialistische Gefahr in Veröffentlichungen zu diesem Thema, unter anderem und in Balingen sowie das Verständnis Adolf Kleks für zug in Balingen und Umgebung. Jakob Huzel der Äl- eingeladen. Und Bebel sei der Einladung auch ge- Wohnsitz des Königs. Der König hatte den Umzug er- Württemberg nicht richtig gesehen wurde. Der preu- in den Heimatkundlichen Blättern. Aber auch dem die beiden Männer wie auch das Einfühlungsvermö- tere war Klassenlehrer in der Balinger Mädchenklasse folgt. Er habe bei seinem Besuch die großartige Vil- laubt. In Preußen wäre das in jenen Jahren unvor- ßische Gesandte in Stuttgart – so etwas gab es da- Umfeld der beiden Männer mit demselben Namen gen in deren Leben und Handeln. Das Buch ergänzt und gab zur Aufbesserung seines kargen Einkommens la des Unternehmers bewundert. Darauf habe Siegle stellbar gewesen! mals – schickte allemal Alarmberichte nach Berlin. Da (Joh.) Jakob Huzel wird ein gebührender Rahmen ge- die von Dr. Wilhelm Foth verfasste Balinger Schulge- Privatstunden, darunter dem späteren Theologiepro- bemerkt: „Wenn Sie, Kollege Bebel, an die Macht kom- Unvorstellbar auch, dass im preußischen Landtag drin war etwa zu lesen, dass die „Schwaben demo- widmet. Beleuchtet werden verwandtschaftliche Be- schichte von 2005. fessor Joh. Tobias Beck, der seinem 77jährigen Lehrer men, wird das alles nicht mehr mein Eigentum sein:“ mit der SPD zusammengearbeitet worden wäre – wie kratisch stark angekränkelt wären“ und so etwas las ziehungen, Kollegen, Freunde, ehemalige Schüler, Ba- Die Titelhelden, die beiden Lehrer und Rebellen, tra- bis in die Todesstunde verbunden blieb. Jakob Huzel Darauf habe Bebel geantwortet: „Sie können unbe- das in Baden und Württemberg geschah. Jedoch zeig- der Kaiser mit Unbehagen, ja, Unwillen. Er konnte dann linger Bürgerinnen und Bürger sowie politische Be- gen denselben Namen: (Johann) Jakob Huzel. Es han- der Ältere besaß „Kenntnisse in Musik“ und wurde – sorgt sein, Kollege Siegle, nur Produktionsmittel wer- te es sich, dass dieser Weg der bessere war. Es war ein von „ der Republik da unten“ reden und „er werde, kannte usw. Das umfangreiche Personenregister er- delt sich aber nicht um Vater und Sohn, sondern um welche Ehre - in das Musikkollegium der Stadtkirche den sozialisiert, Ihre Villa ist kein Produktionsmit- Glück für Deutschland, dass der Nachfolger von Au- wenn das so weiter gehe, einen seiner Prinzen hi- möglicht einen schnellen Zugriff und verdeutlicht den den Patenonkel und den Neffen. Genauer gesagt: Joh. aufgenommen. Teilweise unterrichtete der ältere Hu- tel.“ gust Bebel als Parteivorsitzender der Heidelberger nunter schicken“. Für ihn und bestimmte Regie- Zusammenhang der Familie Huzel mit vielen beach- Jakob Huzel, der Ältere (1783-1860), war der Cousin zel über 100 Mädchen und erhielt gute Beurteilungen Zwar konnten die Beiden es ganz gut miteinan- Friedrich Ebert wurde – ein Süddeutscher. Genauer: rungskreise (die konservative Presse eingeschlossen) tenswerten Personen wie mit dem in Frommern ge- von Joh. Peter Huzel, einem Sekler, dessen Sohn den- für seine Arbeit. Sein Eheglück war hingegen von kur- der, aber wirklich beruhigend kann diese Auskunft für ein Badener! war das gemäßigte politische Klima in Württemberg borenen Theologen Heinrich Lang, dem Frommener selben Namen wie sein Taufpate erhielt. Der Paten- zer Dauer. Das Verzeichnis seiner Bücher in den In- Gustav Siegle nicht gewesen sein. Aus der Enteig- Der (liberale) Volksparteiler Conrad Hausmann, so- einfach unverständlich. Pfarrer Gottfried Neuffer oder dem Endinger Pfarrer sohn Joh. Jakob Huzel, der Jüngere (1822-1854), ergriff venturen und Teilungs-Akten im Stadtarchiv beweist nung, wie Bebel das wollte, ist zwar nichts gewor- wohl Reichs- wie Landtagsabgeordneter, konnte 1897 Dieses sich auf die Hinterbeine stellen konnte sich Franz Hopf. später denselben Beruf wie der Onkel. Eine Cousine den andauernden Bildungseifer des im wahrsten Sin- den – aber wer wusste das damals?! in einem Zeitungsartikel schreiben, eine politische Po- Württemberg innenpolitisch manchmal erlauben. Das Adolf Kleks Recherchen basieren auf der intensiven von Joh. Jakob Huzel dem Älteren hieß Magdalena Hu- ne des Wortes belesenen Lehrers. Widerstand übte Ja- Auf diesem Wege, den Bebel einschlagen wollte, folg- lizei gebe es nicht. Die Sozialdemokratie mache lang- Reich war ja ein Bundesstaat und diesen Bundes- Sichtung und Auswertung von zahlreichen Akten un- zel und war mit Wilhelm Märklin verheiratet. Der war kob Huzel der Ältere 1836 gegen die neue Schulord- ten die württembergischen und nebenbei auch die ba- samere Fortschritte als in anderen deutschen Län- staaten waren unterschiedliche Rechte verblieben. So ter anderem im Staatsarchiv in Ludwigsburg, im Lan- Wundarzt in Balingen und ein Onkel von Friederike nung, die ihn zum „Unterlehrer“ degradierte (S. 43), dischen Genossen ihren Parteifreunden nördlich des dern, da sie weniger gereizt und belästigt werde und gelang es z.B. dem württembergischen Ministerprä- deskirchlichen Archiv in Stuttgart-Möhringen und im Rösler, geb. Märklin, der großen Stifterin. Ihr Denk- dann fühlte er sich auch noch als Vorsinger in der Stadt- Maines nun nicht. Als Wilhelm Keil, lange Zeit Chef- weil zwischen Arbeitern und Unternehmern keine so sidenten Mittnacht (1870 – 1900) den Kirchen- Stadtarchiv Balingen. Wenn notwendig, wurde die ent- mal steht bekanntlich in Form eines Obelisken auf dem kirche ausgebootet. Auch die Art und Weise, mit der redakteur der „Schwäbischen Tagwacht“ und erster tiefe Kluft bestehe wie anderswo. Auch sei in kei- kampf, den Bismarck gegen die katholische Kirche an- sprechende Fachliteratur herangezogen. Die Belege der Balinger Friedhof. Schon aufgrund dieser familiären die Stadt mit ihm umging, verbitterte ihn zunehmend. MannderwürttembergischenSPDzumerstenMalnach nem anderen deutschen Land das Versammlungs- und zettelte, in Württemberg zu vermeiden. Ähnlich konn- Aussagen und die Anmerkungen werden als Endnoten Beziehungen ergeben sich interessante Verknüpfun- Das Geburtshaus von Jakob Huzel dem Jüngeren hat Württemberg kam, merkte er gleich, dass hier eine an- Vereinsrecht so liberal! te er gegen die Sozialdemokraten einen sanfteren Kurs aufgeführt und stören den Lesefluss in keiner Weise, ge- gen. Ein Stammbaum verdeutlicht das verwandt- Adolf Klek ebenfalls herausgefunden. In die Schule ist dere Luft herrschte. Man ließ hier die Sozis nicht im Ab- August Bebel sah das natürlich von seiner Warte an- fahren. Ansonsten wurde Reichspolitik, besonders die Seite 2027 Heimatkundliche Blätter Februar 2017

Außenpolitik, deutlich in Berlin gemacht; die Süd- Bei der Reichstagswahl 1912 hatte die SPD in Würt- Jahre später in der Kommunistischen Partei Deutsch- deutschen hatten nicht viel zu melden. Das hatten sich temberg aber 31,5 % der Stimmen bekommen (Im Reich lands aufging. „Königlich-württembergisch“ waren die Bundesstaaten südlich des Maines - Baden, Bay- 34,5%) und befand sich damit auf Augenhöhe mit den diese nun ganz bestimmt nicht mehr. ern und Württemberg - 1871 bei der Gründung des Rei- Konkurrenten Zentrum und den zwei liberalen Par- Es ist aber ein Treppenwitz der Geschichte, dass sich ches anders vorgestellt. Das deutsche Kaiserreich ist teien, hatte aber damit wohl ihr Wählerreservoir aus- diese radikale Vorform dazu schon 1915 in Würt- durch die realen Machtverhältnisse vielfach zu ei- geschöpft. Während sich an der Diffamierung der SPD temberg gebildet hat: ausgerechnet in einem Land, das nem Groß-Preußen geworden! in Norddeutschland bis zum ersten Weltkrieg nichts mit den „Genossen“ immer weit „milder“ umge- Das Verhältnis zum Reich blieb deshalb auch ge- änderte, arbeiteten die „vaterlandslosen Gesellen“ in gangen ist als das Reich und die Länder nördlich des spalten. Man liebte im Land die deutsche Kaiser- Württemberg längst verantwortungsbewusst im Land- Maines. Und dessen gesellschaftlichen Verhältnisse herrlichkeit und alles Drum herum, aber „zu den Preu- tag und den Gemeinderäten mit. ausgeglichener waren als anderswo! ßen“ verhielt man sich distanziert. Es gab bei den De- Doch die Gefahr kam von einer anderen, ganz un- Jahrgang 64 28. Februar 2017 Nr. 2 mokraten Leute, die Preußen regelrecht hassten. Hier erwarteten Seite. Der Ruf Württembergs, mit den So- war die Erinnerung an 1848/49 noch wach! zialisten lässiger umzugehen als andere deutsche Län- Der internationale Kongress fand also statt – die der, hatte die Folge, dass gerade die radikalen Köp- Reichs-regierung hatte missmutig genug nach ge- fe der Partei - in Württemberg „einwanderten“. Die- Hauptsächlich benützte Literatur: geben. Die 886 Delegierten wurden im pompösen se waren vielfach zwischen 1878 und 1890, in der Zeit al- Bahnhofs-Wartesaal 1. Klasse empfangen, der sonst nur so, in der das Sozialistengesetz galt, aus ihren Hei- Paul Sauer „Württemberg im Kaiserreich“, Silber- für den Hof bestimmt war, die Sitzungen wurden in matorten ausgewiesen worden. Andere kamen frei- burgverlag 2011 der damaligen Liederhalle abgehalten und eine Groß- willig, denn sie wussten, in diesem Land blieben sie un- Der Arbeitskreis „Wüste“ versammlung auf dem Cannstatter Wasen – vor 30 000 behelligt. Der führende sozialdemokratische Verlag Bernhard Mann „Kleine Geschichte des Königrei- Zuhörern. Die Innenstadt von Stuttgart „schwamm“ Dietz hatte sich bereits in Stuttgart niedergelassen – ches Württemberg“, DRW-Verlag 2006 in roten Fahnen. Lenin war da, Mussolini, der fran- nachdem er 1880 aus Hamburg ausgewiesen wor- Von Dr. Michael Walther zösische Sozialistenführer Jaures, Karl Liebknecht, Karl den war. Er wurde zum geistigen Zentrum der Par- Otto Borst „ Ein Jahrhundert beginnt (Sammelband) Kautsky. Für das Frauenwahlrecht warben Rosa Lu- tei, der mit seinen Verlagserzeugnissen auf das gan- Baden und Württemberg 1900 bis 1914“, Silberburg- Beginn xemburg und Clara Zetkin. Man sieht: Die Leitfigu- ze Deutschland ausstrahlte! Verlag 1996 Im März 2007 erhielt die Ortschaftsverwaltung ren der Revolution von 1917/18 befanden sich schon Diese „Einwanderung“ gerade radikalerer Köpfe Engstlatt von der gebürtigen Engstlatterin Dr. med. Ute 1907 „in den Startlöchern“. blieb aber nicht ohne Folgen: Ein Teil der Partei for- Sammelband „Vom Fels zum Meer“, Preußen und Süd- Jetter einen Brief mit der Anfrage, weshalb es in ihrem Wie im Reich, so nahm die Wählerschaft, die so- mulierte hier eine andere, eine ausgesprochen „lin- westdeutschland, Silberburg-Verlag 2002 HeimatortkeinerleiErinnerungenandasUnternehmen zial-demokratisch wählte, auch in Württemberg stän- ke“ Politik. Dieser linke Flügel wollte Revolution statt „Wüste“ gebe. „In Buchenwald, Dachau und Auschwitz dig zu. Um ein Haar hätte bei der Stuttgarter Ober- Reform. Natürlich kam es nun zu Auseinanderset- Wilhelm Keil „Erlebnisse eines Sozialdemokraten“ 2 gewesen, bin ich beschämt und traurig, nicht von den bürgermeisterwahl 1911 der profilierte sozialdemo- zungen in der Partei, die man ohne Übertreibung als Bände, DAV 1948/49 Geschehnissen in meinem Heimatdorf zu wissen. Ich kratische Bewerber Dr. Lindemann den bürgerlichen „Krach“ beschreiben kann. Wilhelm Keil musste da- (Diese zwei vielleicht etwas zu dick geratenen Bän- bin der festen Überzeugung, dass es unsere Aufgabe ist, Kandidaten Lautenschlager eingeholt. Er hatte nur 876 bei den gesamten Redaktionsstab der „Schwäbi- de standen in Anfang der 50er Jahre des vorigen Jahr- an die Geschichte zu erinnern und über das Geschehen Stimmen weniger. (Der Historiker Prof. Sauer meint schen Tagwacht“ auswechseln, weil das Blatt mit sei- hunderts in der führenden Buchhandlung meiner Hei- zu informieren“. Davon unabhängig, wandte sich im freilich, bei aller Großzügigkeit, mit der die Lan- ner radikalen Linie der Parteiführung in die Quere kam. matstadt oben und vorne im Regal, gut sichtbar – und Januar 2009 Martin Sommerer aus Balingen mit einer desregierung vorging: sie hätte sich kaum mit der Wahl Dieser linke Flügel hat sich dann aber 1917, mit- jahrelang. Offensichtlich interessierte sich damals nie- ähnlich lautenden Anfrage an Oberbürgermeister Hel- eines Sozialdemokraten zum OB der Residenzstadt ab- ten im Krieg, endgültig von der Sozialdemokrati- mand für Wilhelm Keil und seine Erlebnisse! mutReitemann. gefunden: der Druck von außen, nicht zuletzt von Ber- schen Partei abgespalten und ist zur „unabhängigen Zu Unrecht. Als ich Jahrzehnte später drin blät- Beim Unternehmen „Wüste“ handelte es sich um den lin, hätte sie wohl zum Eingreifen gezwungen.) sozialdemokratischen Partei“, zur USPD geworden, die terte, fand ich den Keil recht interessant!) Versuch des nationalsozialistischen Regimes, in den letzten zwei Kriegjahren, 1944 und 1945, durch den Ab- bau und die Verschwelung des am Fuße der Schwäbi- schen Alb zu findenden Ölschiefers, Treibstoff zu ge- winnen. Zwischen Dusslingen und Nehren (Landkreis Tübingen) und Zepfenhan (Landkreis Rottweil) ent- Veranstaltungen und Exkursionen standen zehn Werke. In insgesamt sieben KZ-Außenla- gernwarenmehrals 12500 KZ-Häftlingeuntergebracht, Die Termine der Heimatkundlichen Vereinigung von März bis Mai 2017 derenArbeitskraftbeimAufbauundBetriebderAnlagen äußerst brutal ausgebeutet wurde. Das gesamte Unter- nehmen trug den Decknamen „Wüste“. Weit mehr als MÄRZ gige Studienfahrt mit Wolfgang Willig und Gabriela STAMMTISCHE 3500 Menschen wurden bei diesem irrsinnigen Unter- Haid:WeltkulturstätteninIstrienundFriaul nehmen innerhalb eines Jahres zu Tode geschunden, Der Arbeitskreis „Wüste“ Balingen im Oktober 2012: (von links) Immo Opfermann, Martin Sommerer, Günther Ernst, Hans Schimpf-Rein- Ein abwechslungsreiches Programm bietet Einblick nurumeinpaarTausendLiterÖlzugewinnen. hardt, Michael Walther, Hans Kratt, Brigitte von Kellenbach, Helmut Stotz. Foto: ZOLLERN-ALB-KURIER Montag, 20. März 2017: Vortrag mit Prof. Dr. Sabine in Landschaft, Kultur und Geschichte dieser Grenzregi- Jeweils am 1. Mittwoch eines Monats trifft sich unter Die KZ-Friedhöfe in Bisingen, Schömberg und Holtz:ReformationinWürttemberg. onen. Istrien ist das Land der Karstberge und der Tropf- der Leitung von Dr. Peter Th. Lang der Ebinger Schörzingen, eine Gedenkstätte (Eckerwald), ein Mu- zuarbeiten. Die Erforschung der örtlichen Geschichte Die Reformation gilt als ein Schlüsselereignis der Ge- steinhöhlen, von denen die rund 20 km große Postojna- Stammtisch um 15 Uhr im Café Wildt-Abt, Sonnen- seum (Bisingen) sowie ein Erinnerungspfad mit Aus- des Unternehmens „Wüste“ sowie die Entscheidung OrtedesGedenkens schichte der Neuzeit. Ziel des Vortrags ist es, vor dem Höhle über eine eigene Besichtigungsbahn erschlossen str.67,72458Albstadt-Ebingen:Tel.:0 74 3141 88. stellung (Dormettingen) erinnern bisher an die damali- überdieArtundWeisederErinnerungsolltedabeidurch In Frommern zeugen die ehemaligen Gebäude der Hintergrund der religiösen, sozialen und politischen wird. Aus dieser Region stammen die berühmten Lipiz- gen Geschehnisse. Aber auch auf der Gemarkung der Balinger Bürger geschehen. Der Balinger Stadtarchivar LIAS-Ölschieferforschungsgesellschaft, vor allem die Ereignisse im Reich, die Voraussetzungen der reforma- zaner-Pferde, weshalb in Lipica (Slowenien) eine Vor- Anmeldung zu den Veranstaltungen über den Ge- heutigen Stadt Balingen, in Engstlatt, in Erzingen und in sprach eine Reihe Geschichtsinteressierter an, ob Inte- SchwelhalleunddasKesselhaus,vondenVersuchendes torischen Bewegung im deutschen Südwesten, die Ein- führung der klassischen Reitschule besucht wird. Friaul schäftsführer Hans Schöller, Johann-Strauß-Str. 4, Frommern,gabesÖlschieferwerkeundKZ-Außenlager. resse für einen Arbeitskreis bestehe. Es beteiligten sich nationalsozialistischen Regimes, aus Ölschiefer Treib- führung der Reformation sowie die durch die Reforma- hingegen ist wegen der überwältigenden frühchristli- 72461Albstadt,Telefon0 74 32-68 07. DieStadtBalingenselbstbefandsichnichtnurräumlich schließlich die Zeitzeugen Günther Ernst aus Erzingen, stoff zu gewinnen. Die LIAS-Ölschieferforschungsge- tion angestoßenen Wirkungen im Herzogtum Würt- chenKunstwerkeausderZeitderVölkerwanderungszeit Email: [email protected] oder gesehen im Zentrum des Unternehmens „Wüste“. Viele Hans Kratt aus Dürrwangen sowie der Engstlatter Hel- sellschaft, die im September 1942, also vor Beginn des temberg bis zum Augsburger Religionsfrieden zu analy- berühmt. Hier werden die Weltkulturstätten in Aquileia [email protected] sowie über unsere zentrale Einrichtungen und Organisationen waren in mut Stotz. Mit von der Partie waren auch der Schöm- Unternehmens „Wüste“ im Sommer 1944, gegründet sieren. 19.30 Uhr, Albstadt-Ebingen, Evangelisches Ge- und Cividale del Friuli sowie Grado besichtigt. An die Homepage:www.heimatkundliche–vereinigung.de. derStadtuntergebracht. berger Historiker und „Wüste“-Experte Immo Opfer- worden war, konnte bis Kriegsende nicht mehr fertig meindehaus,Spitalhof10,Eintrittfrei. Glanzzeit des Habsburger Vielvölkerstaates Österreich- In Balingen wurden ab Ende der 1980er-Jahre die Ge- mann, sowie die Balinger Brigitte von Kellenbach, Mar- gestellt werden. Von dem an das LIAS-Werk angrenzen- Ungarn erinnern die Gründerzeitbauten in den Städten Bei allen Veranstaltungen sind Gäste jederzeit willkom- schehnisse in den beiden letzten Kriegsjahren aufgear- tin Sommerer und Dr. Michael Walther. Bis zu seinem den Konzentrationslager, ein Außenlager des KZ Nat- Opadija (Kroatien) und Triest (Italien) sowie Schloss men. beitet. Im Jahr 1988 startete das vom Stadtarchiv gelei- Tod im Jahr 2011 war auch der langjährige Balinger zweiler-Struthof, sind keine Überreste mehr sichtbar. Miramar.VorgesehenistauchdieBesichtigungvonzwei tete Forschungsprojekt „Balingen 1918 – 1948“. Die da- Bahnhofsvorsteher Guido Motika, der in Balingen als Der erst nach Kriegsende entstandene Schiefersee, der APRIL Totentanz-Kirchen, der romanischen Klosteranlage im mit beauftragte Historikerin Margarete Steinhart ver- einer der Ersten auf dieses schlimme Kapitel der Ver- sichinderNähederWerksgebäudebefindet,erinnertan österreichischen Millstatt sowie des Patriarchenpalas- fasste das 1991 in der Veröffentlichungsreihe des Stadt- gangenheitaufmerksammachte,mitvonderPartie.Der den vergeblichen Versuch der französischen Besat- Samstag, 1. April 2017 bis Samstag, 8. April 2017: 8-tä- tesimkroatischenPorec(Weltkulturerbe). archivs erschienene gleichnamige Buch. In einem Ka- Arbeitskreis traf sich erstmals am 8. Dezember 2009 – zungsmacht, das Projekt fortzuführen. An diesem Busfahrt (siehe separate Ausschreibung und Home- pitel wurde darin auch auf das Unternehmen „Wüste“ damit begann eine intensive Auseinandersetzung mit Schiefersee, an der Seestraße, wurde am Sonntag, dem page),Euro890,- eingegangen. 1993 erschien in der Festschrift zur 1200- demThemaUnternehmen„Wüste“inBalingen. 22. Juni 2014 im Beisein einer großen Anzahl von Bür- Jahr-Feier für mehrere Balinger Stadtteile ein umfang- Ab 2009 traf sich der Arbeitskreis zu vielen Bespre- gern, OB Reitemann, Ortsvorsteher Uhl sowie vielen Herausgegeben von der reicher Aufsatz von Immo Opfermann über das Öl- chungen und Ortsterminen. Die Mitglieder diskutierten Gemeinde- und Ortschaftsräten das erste Stelenpaar Freitag, 21. April 2017: Mitgliederversammlung mit Heimatkundlichen Vereinigung schieferwerk Frommern. Begegnungen mit ehemaligen dieverschiedenenMöglichkeitenwieandieehemaligen derÖffentlichkeitübergeben. Die Autoren dieser Ausgabe Vortrag von Privatdozent Dr. Christian Jörg: Der Ba- Zollernalb KZ-Häftlingen gab es 1994 in Erzingen und 2001 in KZ-Orte und Ölschieferwerke sowie die noch vorhan- In Erzingen befand sich ein weiteres Außenlager des linger Gelehrte Gregor Reisch (ca. 1470 – 1525) – Kar- Frommern. Im Jahr 1997 präsentierte eine Arbeitsgrup- denen Überreste dieses wahnwitzigen Unternehmens KZ Natzweiler-Struthof für sogenannte Nacht-und- täuser,HumanistundZeitgenosseLuthers. Vorsitzender: pe des Balinger Gymnasiums unter der Leitung von Im- erinnert werden sollte. 2012 fielen die grundsätzlichen Nebel-Gefangene. So wurden politische Gefangene vor Dr. Michael Walther 18 Uhr, Albstadt-Lautlingen, Stauffenbergschloss, Dr. Andreas Zekorn, Landratsamt Zollernalbkreis, mo Opfermann in der Zehntscheuer die Ausstellung Entscheidungen. An vier Standorten sollte jeweils ein allem aus den besetzten Ländern West- und Nordeuro- Am Stettberg 9 Eintrittfrei. 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 92 11 45 „Das Unternehmen ‚Wüste’. Ölschieferwerke und Kon- StelenpaarausBetonaufgestelltwerden.EinederStelen pas bezeichnet, über deren Aufenthaltsort niemand 72336 Balingen zentrationslager entlang der Bahnlinie Tübingen – zeigt einen stilisierten Häftling in gestreifter Häftlings- Bescheid wissen sollte. Dieses spurlose Verschwinden Geschäftsführung: Rottweil 1944/45“. Zur Ausstellung lag ein 116-seitiger kleidung, mit einem roten Dreieck mit Häftlingsnum- der Gefangenen diente als Terrormaßnahme zur Ein- Dr. Ingrid Helber Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, Katalog vor. Schließlich wurde im Jahr 2002 von einem mer auf seiner linken Brust, was ihn als politischen schüchterung der Bevölkerung der besetzten Gebiete. Westerwaldstraße 17 MAI 72461 Albstadt, Studenten der Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Häftling ausweist. Die zweite Stele mit eloxierten Alu- Auch von diesem Konzentrationslager sind keine Über- 72336 Balingen Telefon (0 74 32) 68 07 Gmünd ein Film über die Frommerner Ölschieferfor- miniumtafeln versehen, informiert über das Unterneh- reste mehr vorhanden. Ganz in der Nähe des ehemali- Montag, 1. Mai 2017: Ausstellungsführung mit Dr. Ve- E-Mail: [email protected] schungsgesellschaftgedreht. men „Wüste“ im Gesamten und über die Einrichtungen gen Standorts, in der damaligen Bahnhofstraße, der Wilhelm Maute ronika Mertens: „Hermann Stenner und sein Lehrer Im Jahr 2009 kamen Oberbürgermeister Helmut und Geschehnisse an dem Ort, an dem das Stelenpaar heutigen Erlenstraße, wurde am 3. Mai 2015 dieses Er- Wilhelm-Keller-Str. 31, ChristianLandenberger“. Redaktion: Reitemann und der Balinger Stadtarchivar Dr. Hans aufgestellt ist. Sowohl die Konzeption wie auch die Ge- zingerStelenpaarderÖffentlichkeitübergeben. 72458 Albstadt 15 Uhr, Albstadt-Ebingen, Kunstmuseum Albstadt, Daniel Seeburger, Grünewaldstraße 15, Schimpf-Reinhardt überein, die Geschehnisse des Un- staltung der Gedenkstelen wurden dabei von den Mit- Von den „Wüste“-Werken 4 in der Flur Kilchsteige Kirchengraben11,Eintrittfrei. 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 2 66-1 53 ternehmens „Wüste“ auf der Balinger Gemarkung auf- gliederndesArbeitskreiseserarbeitet. (auf dem Geischberg) und 5 im Bonbachtal finden sich Seite 2031 Heimatkundliche Blätter März 2017 Herculesstatue bereichert Museum Neues Exponat in der Römerabteilung des Rottweiler Dominikanermuseum

Das Dominikanermuseum Rottweil wurde am 24. Ja- fundene Bodenmo- Herculesstatue zutage. Diese ist eine der wenigen er- nuar 1992 als Zweigmuseum des Landesmuseums saik mit Darstellung haltenen römischen Steindenkmäler in Rottweil. Zu- Württembergeröffnet.Aufdenrund1400Quadratmeter desSonnengottesSol. gleich ist sie ein Zeugnis dafür, dass auch in Arae Flaviae Ausstellungsfläche befinden sich heute drei Abteilun- Dies war zugleich der Häuser und Gärten der städtischen Oberschicht mit de- gen. Im vergangenen März wurde eine neu gefundene Beginn der Römer- korativen Zierelementen ausgestattet waren – wie man Jahrgang 64 31. März 2017 Nr. 3 Herculesstatue in der Römerabteilung der Öffentlich- forschung in Rott- es beispielsweise aus den Vesuvstädten kennt. Die Sta- keit vorgestellt. Sie ergänzt künftig dauerhaft die Abtei- weil. tue ergänzt somit das Bild des luxuriösen Wohnhauses lung„römischesrottweil–araeflaviae“. Im Bereich dieser und seiner Bewohner, das man durch das Solmosaik aus Unter dem Titel „Aus der Sol-Villa ins Dominikaner- Stadtvilla führte we- demWohnbereichbereitshatte. museum – Hercules, ein antiker Held aus Arae Flaviae“ gen Baumaßnahmen Seit nunmehr 14 Jahren ist die Abteilung „römisches wird künftig eine 2014 gefundene Herculesstatue (Foto) das Landesamt für rottweil – arae flaviae“ Zweigmuseum des Archäologi- die Römerabteilung bereichern. Im Bereich der soge- Denkmalpflege Aus- schen Landesmuseums Baden-Württemberg. Die nannten Sol-Villa, einem luxuriösen Privathaus im grabungen durch. In Montage der Statuenbruchstücke und damit die Aus- Zentrum von Arae Flaviae (heute Rottweil-Altstadt), einem Innenhof mit stellung wurden durch die Unterstützung der Förder- wurden die Statuenfragmente bei Ausgrabungen ent- Garten kamen dabei stiftung Archäologie in Baden-Württemberg ermög- deckt. Bekannt ist das Gebäude durch das 1784 dort ge- die Bruchstücke der licht. Termine und Exkursionen Die Veranstaltungen der Heimatkundlichen Vereinigung im April und Mai

APRIL sen Luthers ablehnend gegenüberstand. Mit Gregor ße Führung zeigt uns zahlreiche Kunstwerke: den vo- Reisch lässt sich exemplarisch die Gestalt und Karrie- luminösen Stuck, den prunkvollen Hochaltar, das Freitag, 21. April 2017: Mitgliederversammlung mit re eines Gelehrten im deutschen Südwesten in einer Chorgestühl, den Rokoko-Orgelprospekt und viele Sei- einem Vortrag von Privatdozent Dr. Christian Jörg: von vielfältigen Reformströmungen und politisch-re- tenaltäre. Auch das festliche ehemalige Sommerre- Der Balinger Gelehrte Gregor Reisch (ca. 1470 – 1525) ligiösen Umbrüchen gekennzeichneten Epoche ver- fektorium mit seinen 164 Spiegeln wird besucht. Die – Kartäuser, Humanist und Zeitgenosse Luthers. folgen. Privatdozent Dr. Christian Jörg, von 2014 bis freundliche Dorfkirche in Dieterskirch wurde von Jo- Auf der Tagesordnung der Mitgliederversammlung 2016 am „Institut für Geschichtliche Landeskunde und sef Cades erbaut, einem der großen Kirchenbaumeis- stehen neben dem Bericht des Vorsitzenden und dem Historische Hilfswissenschaften“ an der Eberhard Karls ter des Historismus. Von seinen Bauten blieben nur we- Kassenbericht die turnusgemäßen Wahlen von Vor- Universität Tübingen tätig, versieht seit Oktober 2016 nige im Innenraum original erhalten, eine davon hier standschaft und Ausschuss. Musikalisch umrahmt wird die Vertretung Professur „Europa im Mittelalter und mit unveränderter neugotischer Ausstattung. Als Ab- die Mitgliederversammlung von Eva Ivanova-Diatlo- in der frühen Neuzeit“ an der Technischen Universi- schluss fahren wir hinauf zum Bussen mit seinem um- va, Traversflöte, und Miguel Bellas, Laute. Im An- tät Chemnitz. 18 Uhr, Albstadt-Lautlingen, Stauffen- fassenden Weitblick. Die dortige Wallfahrtskirche ver- schluss an den offiziellen Teil der Mitgliederver- bergschloss, Eintritt frei. eint Baustile verschiedener Epochen bis zur Moderne, sammlung erfolgt um 19 Uhr ein Vortrag im Rahmen die künstlerischen Glasfenster verdienen hierbei be- des diesjährigen Schwerpunktthemas der Heimat- sondere Betrachtung. Ein Fahrdienst vom Parkplatz kundlichen Vereinigung „Reformation“. Das Vor- zum Gipfel ist möglich. Busfahrt. Balingen, Stadthalle, tragsthema von Privatdozent Dr. Christian Jörg lautet MAI 7 Uhr. Albstadt-Ebingen, Busbahnhof, 7.30 Uhr. Um- „Der Balinger Gelehrte Gregor Reisch (ca. 1470 -1525) lage: 35 Euro für Fahrt, Eintritte und Führungen. – Kartäuser, Humanist und Zeitgenosse Luthers“. Gre- Montag, 1. Mai 2017: Ausstellungsführung mit Dr. Ve- Junge Schwalben. Foto: Christina Maulbetsch gor Reisch gehört zu den herausragenden Gelehrten ronika Mertens: „Hermann Stenner und sein Lehrer seiner Zeit und wurde insbesondere für seine Marga- Christian Landenberger“. rita Philosophica („Perle der Philosophie“) von seinen Einen besonderen Schwerpunkt der Ausstellung bil- STAMMTISCHE Zeitgenossen gerühmt. Vermutlich 1470 in Balingen den die Jahre 1910-1911. Im Frühjahr 1910 wechselte geboren, besuchte er seit 1487 die Universität in Frei- Hermann Stenner (1891 – 1914) von München nach Jeweils am 1. Mittwoch eines Monats trifft sich unter Flugakrobaten und Glücksbringer burg im Breisgau, wo er dann selbst lehrte. Sein Haupt- Stuttgart, um bei Christian Landenberger zu studie- der Leitung von Dr. Peter Th. Lang der Ebinger werk schloss er wohl bereits 1496 ab, ein erster Druck ren. Die Gegenüberstellung zeitgleicher Gemälde von Stammtisch um 15.00 Uhr im Café Wildt-Abt, Son- entstand 1503 in Freiburg, mehrere Nachdrucke und Lehrer und Schüler zeigt die Affinität der beiden, vor al- nenstr. 67, 72458 Albstadt-Ebingen: Tel.: 07431 4188. Mitte April kommen die Schwalben aus dem Süden zurück - Von Dr. Karl-Eugen Maulbetsch bearbeitete Ausgaben folgten, darunter vor genau 500 lem im Thematischen. Mit dem Wechsel in die Kom- Jahrendie 1517 erschieneneund letzte von Reischselbst positionsklasse von Adolf Hölzel im Herbst 1911 er- Anmeldung zu den Veranstaltungen über den Ge- Jahrhundertelang gehörten zahlreiche Schwalben- fährdet eingestuft, die Mehlschwalbe , auch mit 20% gel laufen spitz zu und haben eine sichelförmige Form. betreute Basler Fassung der Margarita Philosophica, kundete Stenner, auch in Zeichnung und Aquarell, schäftsführer Hans Schöller, Johann-Strauß-Str. 4, kolonien zu jedem Dorf und teilweise auch zu jeder Abnahme, wird in der Vorwarnliste geführt. Charakteristische Merkmale sind die bis zu 7 Zenti- dem im 16. Jahrhundert am weitesten verbreiteten nochmals neue Wege im Umgang mit Farbe und Kom- 72461 Albstadt, Telefon 07432-6807. Email: anfra- Stadt. Als Kulturfolger hatten sie sich an die Siedlun- Die Ursachen sind vielschichtig. Ein wesentlicher meter langen Schwanzspieße, die beim Männchen län- Lehrbuch der Philosophie. Reisch wurde 1503 Prior des position. Anfang Dezember 1914 fällt Hermann Stenner [email protected] oder hans@an- gen angepasst. Die Vertreter, der zur Familie der Ech- Grund für den Rückgang der Rauchschwalbenpopu- ger als beim Weibchen ausfallen sowie die rotbraune Freiburger Kartäuserklosters. Er stand mit zahlreichen an der Ostfront in Polen. Stenners Malerfreund Oskar dreasschoeller.de sowie über unsere Homepage ten Schwalben gehörenden Arten, die in Baden-Würt- lationen sind Zerstörungen von Nestern und Verluste Stirn und Kehle. Rücken und Bürzel leuchten schwarz- Gelehrten der Zeit wie Erasmus von Rotterdam oder Jo- Schlemmer schreibt über diesen im Jahr 1917: „…ganz www.heimatkundliche–vereinigung.de. temberg vorkommen, sind die Rauchschwalben, Mehl- von Nistmöglichkeiten wegen Aufgabe kleinbäuerli- blau und die Unterseite weiß. Ihre Brutplätze sind hannes Reuchlin in Verbindung. Enge Kontakte pfleg- besonders um Hermann war die Klage groß. Er hat eben schwalben und Uferschwalben. cher Betriebe und Schließungen von Ställen und hauptsächlich in Stallungen und Scheunen. Die halb- te er mit den Habsburgern, von denen ihn vor allem Kai- doch schon etwas in die Welt gesetzt, fein hingesetzt, Bei allen Veranstaltungen sind Gäste jederzeit herz- Zwischen den beiden zuerst genannten und den Scheunen. Moderner Wohnbau und Altbausanierun- kugeligen offenen Nester werden in Innenräumen an ser Maximilian I. förderte. Gewöhnlich wird Reisch als woran sich Hoffnungen knüpften – aber die Lieblinge lich willkommen. Menschen gab es schon immer vielfältige Beziehun- gen haben für Mehlschwalben entsprechende Folgen. Wänden oder auf Querbalken und Brettern ange- eher konservativer Reformer aufgefasst, der den The- der Götter sterben früh!“ 15 Uhr, Albstadt-Ebingen, gen. Sie galten als Frühlingsboten und Glücksbringer. Es fehlt auch an geeignetem Material für den Nestbau. bracht. Kunstmuseum Albstadt, Kirchengraben 11, Eintritt frei. In der Literatur, in Songs und Volksliedern sind sie häu- In den asphaltierten Straßen und Wegen finden die Vö- Das mittlere Eintreffdatum aus den Winterquartie- fig vertreten. Schon in der Bibel werden an verschie- gel keine lehmigen Bodenteilchen, die sie mit Speichel ren fällt in der Umgebung der Domäne Bronnhaupten Samstag, 13. Mai 2017: Tagesexkursion mit Monika denen Stellen Zugverhalten, Lautäußerungen, Flug und verkleben könnten. für größere Trupps in die erste Aprilhälfte (12. April, Medel: Mittelalterliche Herrschaftssitze um den Bus- Herausgegeben von der Heimatkundlichen Vereinigung Nestbau angesprochen. Die Verbindungen zum Volks- Ein weiterer Grund ist der Nahrungsmangel. Klein- n=12 Jahre). Einzelne Vögel können jedoch schon ab sen (Bussen, Zell, Obermarchtal, Dieterskirch). tum und Volksglauben äußern sich in zahlreichen insekten sind stark zurückgegangen. Vor dem Abzug in Mitte März beobachtet werden. Zwischen Ende April Wir besuchen ein Gebiet in dem Weißer Jura, Do- Zollernalb Die Autoren dieser Ausgabe Sprüchen wie beispielsweise: Schwalben, die am Haus die Winterquartiere sammeln sich Rauch- und Mehl- und August erfolgen zwei, manchmal bis drei Eiabla- nauwiesen und das nördliche Oberschwaben mit dem brüten schützen vor Unwetter, vor Brand und Blitz- schwalben gerne an Wasserflächen mit Schilfstreifen gen. Die im Mittel vier bis fünf Eier werden zwei Wo- Vorsitzender: hochaufragenden Bussen zusammentreffen. Nahe bei- schlag; wer ein Schwalbennest zerschlägt, zerschlägt wie z.B. an den Schieferseen auf dem Heuberg in Ba- chen lang bebrütet. Die Jungvögel fliegen nach drei Wo- Dr. Andreas Zekorn, Landratsamt Zollernalbkreis, einander lagen hier vor über 1000 Jahren die Sitze der damit sein Glück. Auch in Bauernregeln kommen sie lingen. Diese Flächen haben als Nahrungs-und Schlaf- chen aus. Insekten, die im Flug erbeutet werden und 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 92 11 45 mächtigsten Dynastie Alemanniens, der sog. Berthol- als Wetterpropheten vor: Siehst Du die Schwalben plätze große Bedeutung. Die Zerstörung solcher Zonen Spinnen bilden die Hauptnahrung. In Ställen vernich- Dr. Karl-Eugen Maulbetsch de. Von hier aus wurde das Land beherrscht und gro- niedrig fliegen, wirst Du Regenwetter kriegen, fliegen wirkt sich ebenfalls negativ auf die Bestände aus. Für ten sie eine große Anzahl an Stallfliegen, die auch pa- Am Stettberg 9 Geschäftsführung: ße Politik betrieben. Bei der Spurensuche treffen wir die Schwalben in der Höh`n, kommt ein Wetter, das Uferschwalben gingen durch Begradigungen und Re- thogene Erreger übertragen können. 72336 Balingen Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, heute durchweg auf sehenswerte Kirchen unter- ist schön; wenn die Schwalben schon Ende Juli ziehen, gulierungen vieler Flüsse sowie durch Steiluferabbrü- Der Haupttrupp der Mehlschwalben kommt bei uns schiedlicher Art. Die Dorfkirchen von Daugendorf und 72461 Albstadt, Telefon (0 74 32) 68 07 sie vor baldiger Kälte fliehen, bleiben die Schwalben che und Wandeinebnungen in Kies-und Sandgruben bis zu 14 Tage später als derjenige der Rauchschwalben Zell bei Riedlingen erstaunen durch ihre ungewöhn- lange, sei vor dem Winter nicht bange. Die heutige La- Brutplätze verloren. an. Am Büro des NABU-Kreisverbandes in Balingen er- Gerhard Deutschmann E-Mail: [email protected] liche Ausmalung aus der geistigen wie künstlerischen ge der Glücksbringer ist jedoch weniger vom Glück be- Als ehemalige Felsen- und Höhlenbewohnerin hatte scheinen sie in der dritten Aprildekade (im Mittel 23. Jägerweg 5 Umbruchzeit Ende des 18. Jahrhunderts. Ober- schieden. Ihre Bestandszahlen sind seit Jahren rück- sich die Rauchschwalbe hervorragend in die vom Men- April, n=11 Jahre). Die Mehlschwalbe ist mit durch- 72479 Straßberg Redaktion: marchtal, einst politisches Machtzentrum, dann Prä- läufig. In der aktuellen Roten Liste für Baden-Würt- schen gestaltete Umwelt eingefügt. Sie misst etwa 19 schnittlich 13 Zentimeter kleiner als die Rauchschwal- monstratenserstift, zeigt sich heute als wohlerhaltene Daniel Seeburger, Grünewaldstraße 15, 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 2 66-1 53 temberg sind Rauch- und Uferschwalbe mit Abnah- Zentimeter und ihr durchschnittliches Gewicht beträgt be. Der Schwanz ist nur schwach gegabelt, Spieße feh- Anlage in der Endgestalt von 1769 und ist eine der größ- men bis zu 50% bzw. 20% im langfristigen Trend als ge- 19 Gramm. Der Körper ist schlank. Die schmalen Flü- len. Unterseite und Bürzel sind rein weiß, die Oberseite ten Kostbarkeiten des süddeutschen Barock. Die gro- Seite 2029 Heimatkundliche Blätter März 2017 März 2017 Heimatkundliche Blätter Seite 2030 blauschwarz. Eine Besonderheit unter den europäi- im Neckartal an einem Baggersee zwischen Tübingen Literatur ril 1942 beschlagnahmt und sollte für den Krieg ein- schen Singvögeln sind die weiß befiederten Beine und und Rottenburg (Auskünfte, N. Agster , N. Anthes). Wei- geschmolzen werden. Groß war die Freude in Straß- Füße. tere Kolonien gibt es im Landkreis Sigmaringen in ei- Agster, N u. Anthes, N.: Mitteilungen über Brutstät- berg, als am 25. Januar 1948 die beiden Glocken aus ei- Mehlschwalben brüten bevorzugt in Kolonien. Die nigen Kiesgruben südlich der Donau, z. B. in der Lehm- ten von Uferschwalben im Landkreis Tübingen, März nem Glockenlager in Hamburg unversehrt wieder zu- bis auf eine kleine Öffnung geschlossenen Nester be- grube bei Mengen (Auskunft, K.F. Gauggel). Für ihre 2017. rückkamen und vom damaligen Ortspfarrer Mon- finden sich stets außerhalb von Gebäuden, meistens Nestanlagen bevorzugen sie Fluss- und Teichufer so- signore Carl Vogel (1878 – 1969), Pfarrer in Straß- unter Dachvorsprüngen wie beispielsweise am Haus, wie Kies- und Sandgruben. Brutdauer und Nestlings- Apel, R.: Informationen zu Schwalbenprojekten, berg von 1918 bis 1951, begrüßt wurden: „Friede sei indemdasNABU-BüroBalingenuntergebrachtist.Dort zeit entsprechen denjenigen der anderen Arten. Aus ih- NABU-Gruppe Görwihl, Februar 2017 . ihr erst Geläute!“ (Friedrich Schiller, Lied von der Glo- sind 14 Doppelkunstnester angeschraubt. Drei Nester ren Überwinterungsgebieten in Afrika kehren die meis- cke). wurden an benachbarten Stellen gebaut. Das Nistma- ten in der Zeitspanne von Mitte März bis Ende April zu- Bauer, H.-G. u. a.: Rote Liste und kommentiertes Ver- Am 1. April 1962 wurde nach dem Neubau des Kirch- terial holten sich die Schwalben aus Anlagen künstli- rück. Im August und September zieht der überwiegen- zeichnis der Brutvogelarten Baden-Württembergs, turms mit der Weihe von drei neuen Bronce-Glo- cher Lehmpfützen. Die Zeitspanne der Legephase er- de Teil wieder ab. Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Natur- cken, gegossen in der Glockengießerei Heinrich Kurtz, streckt sich von Mai bis Ende August. Brutdauer und Schwalben brauchen unsere Hilfe. Sie sind nicht nur schutz BW, 6. Fassung 2013. Stuttgart, das Geläute der Verena-Kirche erweitert und Nestlingszeit betragen zwei bzw. drei bis vier Wochen. national sondern auch international streng geschützt. weist nun eine stattliche Klangfülle auf. Die Weihe- Nach 18 bis 20 Tagen haben die Jungvögel ein durch- Bei Mehl- und Rauchschwalben handelt es sich um Deutscher Rat für Vogelschutz, Berichte zum Vogel- handlung der drei neuen Glocken vollzog der be- gehendes Federkleid. Die Gewichtsentwicklung nimmt nesttreue Vogelarten, die alte Nester wieder benutzen schutz, Heft 44, 2007. tagte Monsignore und Ehrenbürger von Straßberg Carl in den ersten Tagen nach dem Schlupf steil zu und über- bzw. neue in deren Umgebung errichten. Das Bundes- Vogel. Die „Christus“-Glocke, mit 1385 kg die größ- trifft ungefähr am 11. Tag das Gewicht der Altvögel. Spä- naturschutzgesetz verbietet ganzjährig, Fortpflan- Gauggel, K. F.: Mitteilung über Brutstätten von Ufer- te, wurde gestiftet von Johanna Bubser (1876-1969), ter reduziert sich das Gewicht wieder und pendelt sich zungsstätten zu beschädigen oder zu zerstören. Reste schwalben im Landkreis Sigmaringen Hölzinger, J.: Die der Schwester des Straßberger Kunstmalers Her- nach 5 bis 6 Wochen auf dasjenige der Adulten ein (nach von Schwalbennestern sind ebenfalls geschützt, denn VögelBaden-Württembergs,Singvögel1,Stuttgart1997. mann Anton Bantle (1872-1930). Die Gefallenenglo- Siedle, 1986). Der Verlauf mit dem Überschreiten des sie bilden Grundlagen für den Wiederaufbau. Ein Ver- cke mit 400 kg stiftete die politische Gemeinde und Adultgewichtes bis zum Flüggewerden konnte auch bei stoß gegen das Beschädigungsverbot liegt auch dann Hölzinger, J. u. a.: Rote Liste der Brutvögel Baden- die „Verena“-Glocke mit 235 kg wurde von der Kath. anderen Vogelarten nachgewiesen werden, z. B. bei vor, wenn die Einfluglöcher verstopft oder durch Ta- Württembergs, Ornithologische Jahreshefte für BW, Bd. Pfarrgemeinde finanziert. Die älteste Glocke, 200 kg jungen Braunkehlchen (Rebstock&Maulbetsch, 1993). feln versperrt werden oder Vergrämungen durch Flat- 24, Heft 1, Juli 2008. schwer und den vier Evangelisten geweiht, mit der In- Jungvögel mit mäßigem Gewicht und Altvögel mit terbänder stattfinden. schrift am Glockenhals: „SANKTUS.LUCAS. MAR- geringerer Konstitution können sich bei schlechten Auch Kunstnester an einer Fassade gelten als Fort- Lukas, A. u. Petersen, F.: Der rechtliche Schutz von CUS.MATHEUS.JOHANNES.O.rex+Einhorn+“ fand Witterungsbedingungen mit Nahrungsmangel in eine pflanzungsstätte. Aus diesem Grund dürfen z.B. bei ei- Schwalbennestern an Gebäuden, Informationsdienst 1976 als Totenglocke eine neue Verwendung auf dem Art Starrheit mit Absenkung der Körpertemperatur und nem Hausbesitzerwechsel bestehende Mehlschwal- Umweltrecht e. V., Schnellbrief 187, Nov./Dez. 2014. Friedhof im Gewann „Ziegelhütte“. des Stoffwechsels begeben. Diese regulierbaren Vor- benkunstnester nicht ohne behördliche Genehmigung gänge, die auch bei Rauchschwalben erwähnt sind, entfernt werden. Ausnahmen können bei zwingenden Prinzinger, R. u. Siedle, K.: Ontogeny of metabolism, werden als Torpor bezeichnet. Clusterbildung mit der wirtschaftlichen Gründen erteilt werden. In mehreren thermoregulation and torpor in the house martin De- Konsequenz einer geringeren Wärmeduchgangszahl ist Landesverbänden, auch im Verband Baden-Württem- lichon urbica and ist ecological significance, Oecolo- eine weitere Strategie zur Energieeinsparung. berg, des Naturschutzbundes (NABU) laufen Projekte gia, Volume 76, July 1988. Literatur Die im Land kleinste heimische Schwalbenart ist die zum Schwalbenschutz. Unter dem Namen „Schwalben Uferschwalbe. Sie misst etwa 12 Zentimeter. Der Mit- willkommen“ wird die Öffentlichkeit über die heimi- Rebstock, H. u. Maulbetsch, K. E.: Bemerkungen zur Gerhard Deutschmann. Die Herren von Wester- telwert des Gewichts wird mit 16 Gramm angegeben. schen Schwalben informiert und auf deren Rückgänge Jugendentwicklung des Braunkehlchens, Ökologie der stetten in der Herrschaft Straßberg. Hohenzolleri- Die Unterseite ist, abgesehen von einem braunen Strei- aufmerksamgemacht.DurchVergabevonPlakettenmit Vögel 15, 1993. sche Heimat 3/2009. Sigmaringen 2009 fen, der sich über die Brust zieht, wie bei der Mehl- dem Logo „Schwalbenfreundliches Haus“ an Hausbe- schwalbe weiß. Die Oberseite zeigt eine braune Farbe. sitzer, die bereits Schwalben beherbergen, sollen wei- Rupp, J: Bestandsaufnahme der Uferschwalbe Ri- Walther Genzmer. Die Kunstdenkmäler Hohen- Im Gegensatz zu den anderen Arten bewegt sich die tere Besitzer für das Thema sensibilisiert und die Ak- paria riparia in Baden-Württemberg 2010, Ornitholo- zollerns. Band II, Kreis Sigmaringen. Stuttgart 1948 Uferschwalbe flatternd. Die Vögel brüten kolonieweise zeptanz für Schwalben gesteigert werden. Auch die gische Jahreshefte für BW, Bd. 27, Heft 2, Dez. 2011 in Höhlen, die sie in steilen sandigen, lehmigen Wän- Ortsgruppe in Balingen sucht nach Personen, die an ih- Festschrift St. Verena 1742 – 1992. Hrsg. von der den graben. Die Röhren sind bis zu 160 Zentimeter tief ren Häusern, in Ställen oder Scheunen Nester, auch Siedle, K.: Freiland- und Laboruntersuchungen zur Pfarrgemeinde Straßberg und enden in einer rundlichen Erweiterung. Kunstnester mit Kotbrettern, tolerieren könnten und Jugendentwicklung bei der Mehlschwalbe (Delichon und Hilff erpautt auch der Erste Stein gelegt wor- it+an+unser+froen+nam“ (=O König der Ehre, Chris- Eine Kolonie von ungefähr 20 bis 30 Paaren brütet vielleicht mit solchen Plaketten werben wollen. urbica), Diplomarbeit, Tübingen 1986. den. ACTUM UT SUPRA.“ Am unteren Rand ist ein- tus komm mit Frieden an unserer Frau Namen= Ma- Festschrift St. Mauritius 1742 – 1992. Hrsg. von der graviert: „GOS MICH HANS BRAUN IN ULM ANNO riä Namen am 12. Sept. des Kirchenjahres) am 25. Ap- Pfarrgemeinde Harthausen a. d. Scher 1617“. Der Stifter Georg Dietrich von Westerstetten und dessen Ehefrau Barbara von Stauffenberg bewohn- ten die Burg Straßberg. Er war der letzte Wester- Gleich drei Kirchenjubiläen stettische Lehensinhaber der Geistlichen Herrschaft Straßberg. Nach dessen Tod im Jahr 1625 über- nahm das adelige freiweltliche Damenstift Buchau a. Frohnstetten, Harthausen und Straßberg feiern in diesem Jahr - Von Gerhard Deutschmann F. unter der Fürstäbtissin Katharina von Spaur (1580/1610 – 1650) Straßberg zusammen mit Kai- Die katholischen Kirchengemeinden in Harthau- seringen und Frohnstetten in eigene Verwaltung. Ge- sen a. d. Sch. und Straßberg sehen im Jahr 2017 ei- org Dietrich, weil ohne Nachkommenschaft und um nem Doppeljubiläum entgegen. Am 9. Oktober 1742 sein ewiges Seelenheil besonders bedacht, machte wei- weihte der Konstanzer Weihbischof Franz Carl Jo- tere Stiftungen: 1300 Gulden für die armen Son- seph Fugger, Graf von Kirchberg und Weißenhorn, die dersiechen in der Herrschaft Straßberg und Laut- ab 1740 neu erbaute Mauritius-Kirche in Harthau- lingen mit Margrethausen. Das Siechenhaus für Kran- sen auf der Scher und am folgenden Tag die neue, grö- ke und Gebrechliche lag ursprünglich hinter der Len- ßere Verena-Kirche in Straßberg, Grundsteinlegung am zenhütte an der Grenze zum Spitalwäldle und wur- 25. April 1737: Weihe der beiden Gotteshäuser also vor de von den Westerstettern nach Kaiseringen ins Gei- 275 Jahren. Beide Kirchen wurden erbaut unter dem- ßental am Fußweg über die Siechhalde nach Frohns- selben Baumeister Christian Gosser aus Friedingen an tetten verlegt. Außerdem stiftete er den sog. „West- der Aach im Hegau. erstetter Jahrtag“ für sich selbst und die verstorbe- Der Konstanzer Weihbischof befand sich im Ok- nen Angehörigen mit 2 x 400 Gulden, der jährliche To- tober 1742 von Feldhausen bei Gammertingen kom- tengedenkgottesdienst sollte jeweils mit zehn Geist- mend mit der Pferdekutsche unterwegs auf Firm- lichen (!) gefeiert werden. Ferner stiftete er eine Or- reise und bei der damals gehäuften Weihe neuer- gel für die Verena-Kirche in Straßberg und je 4 Gul- bauter Kirchen. Er reiste dann weiter über Jungnau, den jährlich für den Organisten und Klostervogt. Der Moosheim, Grüningen, Buchau nach Oberschwaben Orgelbauer ist leider nicht bekannt. und dann zurück nach Konstanz, bis zur Auflösung Schließlich - und diese Schenkung jährte sich im im Jahr 1821 Sitz der Diözese. Jahr 2016 zum 400. Mal! - stiftete er für die Kirche in Ebenfalls im Jahr 2017 begeht die Nachbarpfarrei Straßberg eine Glocke, 1,08 Meter im Durchmesser und Frohnstetten das 400-jährige Jubiläum der Grund- 850 Kilogramm schwer mit der Inschrift am Glo- steinlegung der Silvester-Kirche. In der erhaltenen ckenhals: „Aus dem Feur Bin Ich Geflossen Jroni- gusseisernen Stiftertafel ist das denkwürdige Ereig- mus Gesus Zuo Costanz Hat Mich Gossen anno 1616.“ nis festgehalten: „Anno DOMINI 1617 auff Doners- Diese sog. „Westerstetter Glocke“ ist an den Flan- tag Den 13. Monatstag Aprilis zur Zeit der Regirung ken verziert mit dem Gnadenstuhl = Christus am Kreuz Deß Woledlen Gestrengen Geörg Dieterichen von in den Armen von Gottvater und darüber die schwe- Westersteten und trackhenstein zue strasberg laut- bende Taube, Symbol für den Hl. Geist; rechts und links lingen und der Wildenthierberg und der Woledlen fra- der hl. Vitus, Nothelfer gegen epileptische Anfälle, und wen frawen Barbara von Westersteten geborne schen- die hl. Verena, Ortspatronin von Straßberg (vgl. Abb. ckhe[n] von Stauffenberg seines Ehegemahls Ist all- 2), auf der anderen Seite sind die beiden Stifter- hie zue fronsteten dises Gotshauß samb dem Turn zu- wappen der Herren von Westerstetten und Stauf- vorderst Der hochheiligen und unzerthailten Drey- fenberg zu sehen (vgl. Abb. 3). faltigkeit Der über gebenedeyte Mueter Gottes und Diese Glocke wurde zusammen mit der sog. Elf-Uhr- Oben: Die „Westerstetter Glocke“ mit dem Gnadenstuhl und den Heiligen St. Verena, Kirchenpatronin mit Kamm und Milchkanne, Junckhfraw Mariae auch allen himelischen höre [= und Wetterglocke (0.83 m Durchmesser, 555 kg schwer und St. Vitus, Nothelfer gegen epileptische Anfälle mit Öl-Krug und Siegespalme am Glockenmantel. Heere] Zue lobehr und preis den lebendigen zue Gue- Gusseiserne Stiftungstafel von 1617 in der Frohnstetter Kirche St. Silvester mit den Stifterwappen Westerstetten und Stauffenberg aus dem 15. Jh.), mit der Inschrift am Glockenhals: Unten: Die „Westerstetter Glocke“ mit Jahreszahl 1616 am Glockenhals und den beiden Stifterwappen am Glockenmantel. temundAllerabgestorbnenSelle[n]zuebesonderntrost im oberen Halbbogen. Foto: Gerhard Deutschmann „O+rex+glorie+veni+Christe+cum+pace+fu- Fotos: Gerhard Deutschmann Seite 2029 Heimatkundliche Blätter März 2017 März 2017 Heimatkundliche Blätter Seite 2030 blauschwarz. Eine Besonderheit unter den europäi- im Neckartal an einem Baggersee zwischen Tübingen Literatur ril 1942 beschlagnahmt und sollte für den Krieg ein- schen Singvögeln sind die weiß befiederten Beine und und Rottenburg (Auskünfte, N. Agster , N. Anthes). Wei- geschmolzen werden. Groß war die Freude in Straß- Füße. tere Kolonien gibt es im Landkreis Sigmaringen in ei- Agster, N u. Anthes, N.: Mitteilungen über Brutstät- berg, als am 25. Januar 1948 die beiden Glocken aus ei- Mehlschwalben brüten bevorzugt in Kolonien. Die nigen Kiesgruben südlich der Donau, z. B. in der Lehm- ten von Uferschwalben im Landkreis Tübingen, März nem Glockenlager in Hamburg unversehrt wieder zu- bis auf eine kleine Öffnung geschlossenen Nester be- grube bei Mengen (Auskunft, K.F. Gauggel). Für ihre 2017. rückkamen und vom damaligen Ortspfarrer Mon- finden sich stets außerhalb von Gebäuden, meistens Nestanlagen bevorzugen sie Fluss- und Teichufer so- signore Carl Vogel (1878 – 1969), Pfarrer in Straß- unter Dachvorsprüngen wie beispielsweise am Haus, wie Kies- und Sandgruben. Brutdauer und Nestlings- Apel, R.: Informationen zu Schwalbenprojekten, berg von 1918 bis 1951, begrüßt wurden: „Friede sei indemdasNABU-BüroBalingenuntergebrachtist.Dort zeit entsprechen denjenigen der anderen Arten. Aus ih- NABU-Gruppe Görwihl, Februar 2017 . ihr erst Geläute!“ (Friedrich Schiller, Lied von der Glo- sind 14 Doppelkunstnester angeschraubt. Drei Nester ren Überwinterungsgebieten in Afrika kehren die meis- cke). wurden an benachbarten Stellen gebaut. Das Nistma- ten in der Zeitspanne von Mitte März bis Ende April zu- Bauer, H.-G. u. a.: Rote Liste und kommentiertes Ver- Am 1. April 1962 wurde nach dem Neubau des Kirch- terial holten sich die Schwalben aus Anlagen künstli- rück. Im August und September zieht der überwiegen- zeichnis der Brutvogelarten Baden-Württembergs, turms mit der Weihe von drei neuen Bronce-Glo- cher Lehmpfützen. Die Zeitspanne der Legephase er- de Teil wieder ab. Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Natur- cken, gegossen in der Glockengießerei Heinrich Kurtz, streckt sich von Mai bis Ende August. Brutdauer und Schwalben brauchen unsere Hilfe. Sie sind nicht nur schutz BW, 6. Fassung 2013. Stuttgart, das Geläute der Verena-Kirche erweitert und Nestlingszeit betragen zwei bzw. drei bis vier Wochen. national sondern auch international streng geschützt. weist nun eine stattliche Klangfülle auf. Die Weihe- Nach 18 bis 20 Tagen haben die Jungvögel ein durch- Bei Mehl- und Rauchschwalben handelt es sich um Deutscher Rat für Vogelschutz, Berichte zum Vogel- handlung der drei neuen Glocken vollzog der be- gehendes Federkleid. Die Gewichtsentwicklung nimmt nesttreue Vogelarten, die alte Nester wieder benutzen schutz, Heft 44, 2007. tagte Monsignore und Ehrenbürger von Straßberg Carl in den ersten Tagen nach dem Schlupf steil zu und über- bzw. neue in deren Umgebung errichten. Das Bundes- Vogel. Die „Christus“-Glocke, mit 1385 kg die größ- trifft ungefähr am 11. Tag das Gewicht der Altvögel. Spä- naturschutzgesetz verbietet ganzjährig, Fortpflan- Gauggel, K. F.: Mitteilung über Brutstätten von Ufer- te, wurde gestiftet von Johanna Bubser (1876-1969), ter reduziert sich das Gewicht wieder und pendelt sich zungsstätten zu beschädigen oder zu zerstören. Reste schwalben im Landkreis Sigmaringen Hölzinger, J.: Die der Schwester des Straßberger Kunstmalers Her- nach 5 bis 6 Wochen auf dasjenige der Adulten ein (nach von Schwalbennestern sind ebenfalls geschützt, denn VögelBaden-Württembergs,Singvögel1,Stuttgart1997. mann Anton Bantle (1872-1930). Die Gefallenenglo- Siedle, 1986). Der Verlauf mit dem Überschreiten des sie bilden Grundlagen für den Wiederaufbau. Ein Ver- cke mit 400 kg stiftete die politische Gemeinde und Adultgewichtes bis zum Flüggewerden konnte auch bei stoß gegen das Beschädigungsverbot liegt auch dann Hölzinger, J. u. a.: Rote Liste der Brutvögel Baden- die „Verena“-Glocke mit 235 kg wurde von der Kath. anderen Vogelarten nachgewiesen werden, z. B. bei vor, wenn die Einfluglöcher verstopft oder durch Ta- Württembergs, Ornithologische Jahreshefte für BW, Bd. Pfarrgemeinde finanziert. Die älteste Glocke, 200 kg jungen Braunkehlchen (Rebstock&Maulbetsch, 1993). feln versperrt werden oder Vergrämungen durch Flat- 24, Heft 1, Juli 2008. schwer und den vier Evangelisten geweiht, mit der In- Jungvögel mit mäßigem Gewicht und Altvögel mit terbänder stattfinden. schrift am Glockenhals: „SANKTUS.LUCAS. MAR- geringerer Konstitution können sich bei schlechten Auch Kunstnester an einer Fassade gelten als Fort- Lukas, A. u. Petersen, F.: Der rechtliche Schutz von CUS.MATHEUS.JOHANNES.O.rex+Einhorn+“ fand Witterungsbedingungen mit Nahrungsmangel in eine pflanzungsstätte. Aus diesem Grund dürfen z.B. bei ei- Schwalbennestern an Gebäuden, Informationsdienst 1976 als Totenglocke eine neue Verwendung auf dem Art Starrheit mit Absenkung der Körpertemperatur und nem Hausbesitzerwechsel bestehende Mehlschwal- Umweltrecht e. V., Schnellbrief 187, Nov./Dez. 2014. Friedhof im Gewann „Ziegelhütte“. des Stoffwechsels begeben. Diese regulierbaren Vor- benkunstnester nicht ohne behördliche Genehmigung gänge, die auch bei Rauchschwalben erwähnt sind, entfernt werden. Ausnahmen können bei zwingenden Prinzinger, R. u. Siedle, K.: Ontogeny of metabolism, werden als Torpor bezeichnet. Clusterbildung mit der wirtschaftlichen Gründen erteilt werden. In mehreren thermoregulation and torpor in the house martin De- Konsequenz einer geringeren Wärmeduchgangszahl ist Landesverbänden, auch im Verband Baden-Württem- lichon urbica and ist ecological significance, Oecolo- eine weitere Strategie zur Energieeinsparung. berg, des Naturschutzbundes (NABU) laufen Projekte gia, Volume 76, July 1988. Literatur Die im Land kleinste heimische Schwalbenart ist die zum Schwalbenschutz. Unter dem Namen „Schwalben Uferschwalbe. Sie misst etwa 12 Zentimeter. Der Mit- willkommen“ wird die Öffentlichkeit über die heimi- Rebstock, H. u. Maulbetsch, K. E.: Bemerkungen zur Gerhard Deutschmann. Die Herren von Wester- telwert des Gewichts wird mit 16 Gramm angegeben. schen Schwalben informiert und auf deren Rückgänge Jugendentwicklung des Braunkehlchens, Ökologie der stetten in der Herrschaft Straßberg. Hohenzolleri- Die Unterseite ist, abgesehen von einem braunen Strei- aufmerksamgemacht.DurchVergabevonPlakettenmit Vögel 15, 1993. sche Heimat 3/2009. Sigmaringen 2009 fen, der sich über die Brust zieht, wie bei der Mehl- dem Logo „Schwalbenfreundliches Haus“ an Hausbe- schwalbe weiß. Die Oberseite zeigt eine braune Farbe. sitzer, die bereits Schwalben beherbergen, sollen wei- Rupp, J: Bestandsaufnahme der Uferschwalbe Ri- Walther Genzmer. Die Kunstdenkmäler Hohen- Im Gegensatz zu den anderen Arten bewegt sich die tere Besitzer für das Thema sensibilisiert und die Ak- paria riparia in Baden-Württemberg 2010, Ornitholo- zollerns. Band II, Kreis Sigmaringen. Stuttgart 1948 Uferschwalbe flatternd. Die Vögel brüten kolonieweise zeptanz für Schwalben gesteigert werden. Auch die gische Jahreshefte für BW, Bd. 27, Heft 2, Dez. 2011 in Höhlen, die sie in steilen sandigen, lehmigen Wän- Ortsgruppe in Balingen sucht nach Personen, die an ih- Festschrift St. Verena 1742 – 1992. Hrsg. von der den graben. Die Röhren sind bis zu 160 Zentimeter tief ren Häusern, in Ställen oder Scheunen Nester, auch Siedle, K.: Freiland- und Laboruntersuchungen zur Pfarrgemeinde Straßberg und enden in einer rundlichen Erweiterung. Kunstnester mit Kotbrettern, tolerieren könnten und Jugendentwicklung bei der Mehlschwalbe (Delichon und Hilff erpautt auch der Erste Stein gelegt wor- it+an+unser+froen+nam“ (=O König der Ehre, Chris- Eine Kolonie von ungefähr 20 bis 30 Paaren brütet vielleicht mit solchen Plaketten werben wollen. urbica), Diplomarbeit, Tübingen 1986. den. ACTUM UT SUPRA.“ Am unteren Rand ist ein- tus komm mit Frieden an unserer Frau Namen= Ma- Festschrift St. Mauritius 1742 – 1992. Hrsg. von der graviert: „GOS MICH HANS BRAUN IN ULM ANNO riä Namen am 12. Sept. des Kirchenjahres) am 25. Ap- Pfarrgemeinde Harthausen a. d. Scher 1617“. Der Stifter Georg Dietrich von Westerstetten und dessen Ehefrau Barbara von Stauffenberg bewohn- ten die Burg Straßberg. Er war der letzte Wester- Gleich drei Kirchenjubiläen stettische Lehensinhaber der Geistlichen Herrschaft Straßberg. Nach dessen Tod im Jahr 1625 über- nahm das adelige freiweltliche Damenstift Buchau a. Frohnstetten, Harthausen und Straßberg feiern in diesem Jahr - Von Gerhard Deutschmann F. unter der Fürstäbtissin Katharina von Spaur (1580/1610 – 1650) Straßberg zusammen mit Kai- Die katholischen Kirchengemeinden in Harthau- seringen und Frohnstetten in eigene Verwaltung. Ge- sen a. d. Sch. und Straßberg sehen im Jahr 2017 ei- org Dietrich, weil ohne Nachkommenschaft und um nem Doppeljubiläum entgegen. Am 9. Oktober 1742 sein ewiges Seelenheil besonders bedacht, machte wei- weihte der Konstanzer Weihbischof Franz Carl Jo- tere Stiftungen: 1300 Gulden für die armen Son- seph Fugger, Graf von Kirchberg und Weißenhorn, die dersiechen in der Herrschaft Straßberg und Laut- ab 1740 neu erbaute Mauritius-Kirche in Harthau- lingen mit Margrethausen. Das Siechenhaus für Kran- sen auf der Scher und am folgenden Tag die neue, grö- ke und Gebrechliche lag ursprünglich hinter der Len- ßere Verena-Kirche in Straßberg, Grundsteinlegung am zenhütte an der Grenze zum Spitalwäldle und wur- 25. April 1737: Weihe der beiden Gotteshäuser also vor de von den Westerstettern nach Kaiseringen ins Gei- 275 Jahren. Beide Kirchen wurden erbaut unter dem- ßental am Fußweg über die Siechhalde nach Frohns- selben Baumeister Christian Gosser aus Friedingen an tetten verlegt. Außerdem stiftete er den sog. „West- der Aach im Hegau. erstetter Jahrtag“ für sich selbst und die verstorbe- Der Konstanzer Weihbischof befand sich im Ok- nen Angehörigen mit 2 x 400 Gulden, der jährliche To- tober 1742 von Feldhausen bei Gammertingen kom- tengedenkgottesdienst sollte jeweils mit zehn Geist- mend mit der Pferdekutsche unterwegs auf Firm- lichen (!) gefeiert werden. Ferner stiftete er eine Or- reise und bei der damals gehäuften Weihe neuer- gel für die Verena-Kirche in Straßberg und je 4 Gul- bauter Kirchen. Er reiste dann weiter über Jungnau, den jährlich für den Organisten und Klostervogt. Der Moosheim, Grüningen, Buchau nach Oberschwaben Orgelbauer ist leider nicht bekannt. und dann zurück nach Konstanz, bis zur Auflösung Schließlich - und diese Schenkung jährte sich im im Jahr 1821 Sitz der Diözese. Jahr 2016 zum 400. Mal! - stiftete er für die Kirche in Ebenfalls im Jahr 2017 begeht die Nachbarpfarrei Straßberg eine Glocke, 1,08 Meter im Durchmesser und Frohnstetten das 400-jährige Jubiläum der Grund- 850 Kilogramm schwer mit der Inschrift am Glo- steinlegung der Silvester-Kirche. In der erhaltenen ckenhals: „Aus dem Feur Bin Ich Geflossen Jroni- gusseisernen Stiftertafel ist das denkwürdige Ereig- mus Gesus Zuo Costanz Hat Mich Gossen anno 1616.“ nis festgehalten: „Anno DOMINI 1617 auff Doners- Diese sog. „Westerstetter Glocke“ ist an den Flan- tag Den 13. Monatstag Aprilis zur Zeit der Regirung ken verziert mit dem Gnadenstuhl = Christus am Kreuz Deß Woledlen Gestrengen Geörg Dieterichen von in den Armen von Gottvater und darüber die schwe- Westersteten und trackhenstein zue strasberg laut- bende Taube, Symbol für den Hl. Geist; rechts und links lingen und der Wildenthierberg und der Woledlen fra- der hl. Vitus, Nothelfer gegen epileptische Anfälle, und wen frawen Barbara von Westersteten geborne schen- die hl. Verena, Ortspatronin von Straßberg (vgl. Abb. ckhe[n] von Stauffenberg seines Ehegemahls Ist all- 2), auf der anderen Seite sind die beiden Stifter- hie zue fronsteten dises Gotshauß samb dem Turn zu- wappen der Herren von Westerstetten und Stauf- vorderst Der hochheiligen und unzerthailten Drey- fenberg zu sehen (vgl. Abb. 3). faltigkeit Der über gebenedeyte Mueter Gottes und Diese Glocke wurde zusammen mit der sog. Elf-Uhr- Oben: Die „Westerstetter Glocke“ mit dem Gnadenstuhl und den Heiligen St. Verena, Kirchenpatronin mit Kamm und Milchkanne, Junckhfraw Mariae auch allen himelischen höre [= und Wetterglocke (0.83 m Durchmesser, 555 kg schwer und St. Vitus, Nothelfer gegen epileptische Anfälle mit Öl-Krug und Siegespalme am Glockenmantel. Heere] Zue lobehr und preis den lebendigen zue Gue- Gusseiserne Stiftungstafel von 1617 in der Frohnstetter Kirche St. Silvester mit den Stifterwappen Westerstetten und Stauffenberg aus dem 15. Jh.), mit der Inschrift am Glockenhals: Unten: Die „Westerstetter Glocke“ mit Jahreszahl 1616 am Glockenhals und den beiden Stifterwappen am Glockenmantel. temundAllerabgestorbnenSelle[n]zuebesonderntrost im oberen Halbbogen. Foto: Gerhard Deutschmann „O+rex+glorie+veni+Christe+cum+pace+fu- Fotos: Gerhard Deutschmann Seite 2031 Heimatkundliche Blätter März 2017 Herculesstatue bereichert Museum Neues Exponat in der Römerabteilung des Rottweiler Dominikanermuseum

Das Dominikanermuseum Rottweil wurde am 24. Ja- fundene Bodenmo- Herculesstatue zutage. Diese ist eine der wenigen er- nuar 1992 als Zweigmuseum des Landesmuseums saik mit Darstellung haltenen römischen Steindenkmäler in Rottweil. Zu- Württembergeröffnet.Aufdenrund1400Quadratmeter desSonnengottesSol. gleich ist sie ein Zeugnis dafür, dass auch in Arae Flaviae Ausstellungsfläche befinden sich heute drei Abteilun- Dies war zugleich der Häuser und Gärten der städtischen Oberschicht mit de- gen. Im vergangenen März wurde eine neu gefundene Beginn der Römer- korativen Zierelementen ausgestattet waren – wie man Jahrgang 64 31. März 2017 Nr. 3 Herculesstatue in der Römerabteilung der Öffentlich- forschung in Rott- es beispielsweise aus den Vesuvstädten kennt. Die Sta- keit vorgestellt. Sie ergänzt künftig dauerhaft die Abtei- weil. tue ergänzt somit das Bild des luxuriösen Wohnhauses lung„römischesrottweil–araeflaviae“. Im Bereich dieser und seiner Bewohner, das man durch das Solmosaik aus Unter dem Titel „Aus der Sol-Villa ins Dominikaner- Stadtvilla führte we- demWohnbereichbereitshatte. museum – Hercules, ein antiker Held aus Arae Flaviae“ gen Baumaßnahmen Seit nunmehr 14 Jahren ist die Abteilung „römisches wird künftig eine 2014 gefundene Herculesstatue (Foto) das Landesamt für rottweil – arae flaviae“ Zweigmuseum des Archäologi- die Römerabteilung bereichern. Im Bereich der soge- Denkmalpflege Aus- schen Landesmuseums Baden-Württemberg. Die nannten Sol-Villa, einem luxuriösen Privathaus im grabungen durch. In Montage der Statuenbruchstücke und damit die Aus- Zentrum von Arae Flaviae (heute Rottweil-Altstadt), einem Innenhof mit stellung wurden durch die Unterstützung der Förder- wurden die Statuenfragmente bei Ausgrabungen ent- Garten kamen dabei stiftung Archäologie in Baden-Württemberg ermög- deckt. Bekannt ist das Gebäude durch das 1784 dort ge- die Bruchstücke der licht. Termine und Exkursionen Die Veranstaltungen der Heimatkundlichen Vereinigung im April und Mai

APRIL sen Luthers ablehnend gegenüberstand. Mit Gregor ße Führung zeigt uns zahlreiche Kunstwerke: den vo- Reisch lässt sich exemplarisch die Gestalt und Karrie- luminösen Stuck, den prunkvollen Hochaltar, das Freitag, 21. April 2017: Mitgliederversammlung mit re eines Gelehrten im deutschen Südwesten in einer Chorgestühl, den Rokoko-Orgelprospekt und viele Sei- einem Vortrag von Privatdozent Dr. Christian Jörg: von vielfältigen Reformströmungen und politisch-re- tenaltäre. Auch das festliche ehemalige Sommerre- Der Balinger Gelehrte Gregor Reisch (ca. 1470 – 1525) ligiösen Umbrüchen gekennzeichneten Epoche ver- fektorium mit seinen 164 Spiegeln wird besucht. Die – Kartäuser, Humanist und Zeitgenosse Luthers. folgen. Privatdozent Dr. Christian Jörg, von 2014 bis freundliche Dorfkirche in Dieterskirch wurde von Jo- Auf der Tagesordnung der Mitgliederversammlung 2016 am „Institut für Geschichtliche Landeskunde und sef Cades erbaut, einem der großen Kirchenbaumeis- stehen neben dem Bericht des Vorsitzenden und dem Historische Hilfswissenschaften“ an der Eberhard Karls ter des Historismus. Von seinen Bauten blieben nur we- Kassenbericht die turnusgemäßen Wahlen von Vor- Universität Tübingen tätig, versieht seit Oktober 2016 nige im Innenraum original erhalten, eine davon hier standschaft und Ausschuss. Musikalisch umrahmt wird die Vertretung Professur „Europa im Mittelalter und mit unveränderter neugotischer Ausstattung. Als Ab- die Mitgliederversammlung von Eva Ivanova-Diatlo- in der frühen Neuzeit“ an der Technischen Universi- schluss fahren wir hinauf zum Bussen mit seinem um- va, Traversflöte, und Miguel Bellas, Laute. Im An- tät Chemnitz. 18 Uhr, Albstadt-Lautlingen, Stauffen- fassenden Weitblick. Die dortige Wallfahrtskirche ver- schluss an den offiziellen Teil der Mitgliederver- bergschloss, Eintritt frei. eint Baustile verschiedener Epochen bis zur Moderne, sammlung erfolgt um 19 Uhr ein Vortrag im Rahmen die künstlerischen Glasfenster verdienen hierbei be- des diesjährigen Schwerpunktthemas der Heimat- sondere Betrachtung. Ein Fahrdienst vom Parkplatz kundlichen Vereinigung „Reformation“. Das Vor- zum Gipfel ist möglich. Busfahrt. Balingen, Stadthalle, tragsthema von Privatdozent Dr. Christian Jörg lautet MAI 7 Uhr. Albstadt-Ebingen, Busbahnhof, 7.30 Uhr. Um- „Der Balinger Gelehrte Gregor Reisch (ca. 1470 -1525) lage: 35 Euro für Fahrt, Eintritte und Führungen. – Kartäuser, Humanist und Zeitgenosse Luthers“. Gre- Montag, 1. Mai 2017: Ausstellungsführung mit Dr. Ve- Junge Schwalben. Foto: Christina Maulbetsch gor Reisch gehört zu den herausragenden Gelehrten ronika Mertens: „Hermann Stenner und sein Lehrer seiner Zeit und wurde insbesondere für seine Marga- Christian Landenberger“. rita Philosophica („Perle der Philosophie“) von seinen Einen besonderen Schwerpunkt der Ausstellung bil- STAMMTISCHE Zeitgenossen gerühmt. Vermutlich 1470 in Balingen den die Jahre 1910-1911. Im Frühjahr 1910 wechselte geboren, besuchte er seit 1487 die Universität in Frei- Hermann Stenner (1891 – 1914) von München nach Jeweils am 1. Mittwoch eines Monats trifft sich unter Flugakrobaten und Glücksbringer burg im Breisgau, wo er dann selbst lehrte. Sein Haupt- Stuttgart, um bei Christian Landenberger zu studie- der Leitung von Dr. Peter Th. Lang der Ebinger werk schloss er wohl bereits 1496 ab, ein erster Druck ren. Die Gegenüberstellung zeitgleicher Gemälde von Stammtisch um 15.00 Uhr im Café Wildt-Abt, Son- entstand 1503 in Freiburg, mehrere Nachdrucke und Lehrer und Schüler zeigt die Affinität der beiden, vor al- nenstr. 67, 72458 Albstadt-Ebingen: Tel.: 07431 4188. Mitte April kommen die Schwalben aus dem Süden zurück - Von Dr. Karl-Eugen Maulbetsch bearbeitete Ausgaben folgten, darunter vor genau 500 lem im Thematischen. Mit dem Wechsel in die Kom- Jahrendie 1517 erschieneneund letzte von Reischselbst positionsklasse von Adolf Hölzel im Herbst 1911 er- Anmeldung zu den Veranstaltungen über den Ge- Jahrhundertelang gehörten zahlreiche Schwalben- fährdet eingestuft, die Mehlschwalbe , auch mit 20% gel laufen spitz zu und haben eine sichelförmige Form. betreute Basler Fassung der Margarita Philosophica, kundete Stenner, auch in Zeichnung und Aquarell, schäftsführer Hans Schöller, Johann-Strauß-Str. 4, kolonien zu jedem Dorf und teilweise auch zu jeder Abnahme, wird in der Vorwarnliste geführt. Charakteristische Merkmale sind die bis zu 7 Zenti- dem im 16. Jahrhundert am weitesten verbreiteten nochmals neue Wege im Umgang mit Farbe und Kom- 72461 Albstadt, Telefon 07432-6807. Email: anfra- Stadt. Als Kulturfolger hatten sie sich an die Siedlun- Die Ursachen sind vielschichtig. Ein wesentlicher meter langen Schwanzspieße, die beim Männchen län- Lehrbuch der Philosophie. Reisch wurde 1503 Prior des position. Anfang Dezember 1914 fällt Hermann Stenner [email protected] oder hans@an- gen angepasst. Die Vertreter, der zur Familie der Ech- Grund für den Rückgang der Rauchschwalbenpopu- ger als beim Weibchen ausfallen sowie die rotbraune Freiburger Kartäuserklosters. Er stand mit zahlreichen an der Ostfront in Polen. Stenners Malerfreund Oskar dreasschoeller.de sowie über unsere Homepage ten Schwalben gehörenden Arten, die in Baden-Würt- lationen sind Zerstörungen von Nestern und Verluste Stirn und Kehle. Rücken und Bürzel leuchten schwarz- Gelehrten der Zeit wie Erasmus von Rotterdam oder Jo- Schlemmer schreibt über diesen im Jahr 1917: „…ganz www.heimatkundliche–vereinigung.de. temberg vorkommen, sind die Rauchschwalben, Mehl- von Nistmöglichkeiten wegen Aufgabe kleinbäuerli- blau und die Unterseite weiß. Ihre Brutplätze sind hannes Reuchlin in Verbindung. Enge Kontakte pfleg- besonders um Hermann war die Klage groß. Er hat eben schwalben und Uferschwalben. cher Betriebe und Schließungen von Ställen und hauptsächlich in Stallungen und Scheunen. Die halb- te er mit den Habsburgern, von denen ihn vor allem Kai- doch schon etwas in die Welt gesetzt, fein hingesetzt, Bei allen Veranstaltungen sind Gäste jederzeit herz- Zwischen den beiden zuerst genannten und den Scheunen. Moderner Wohnbau und Altbausanierun- kugeligen offenen Nester werden in Innenräumen an ser Maximilian I. förderte. Gewöhnlich wird Reisch als woran sich Hoffnungen knüpften – aber die Lieblinge lich willkommen. Menschen gab es schon immer vielfältige Beziehun- gen haben für Mehlschwalben entsprechende Folgen. Wänden oder auf Querbalken und Brettern ange- eher konservativer Reformer aufgefasst, der den The- der Götter sterben früh!“ 15 Uhr, Albstadt-Ebingen, gen. Sie galten als Frühlingsboten und Glücksbringer. Es fehlt auch an geeignetem Material für den Nestbau. bracht. Kunstmuseum Albstadt, Kirchengraben 11, Eintritt frei. In der Literatur, in Songs und Volksliedern sind sie häu- In den asphaltierten Straßen und Wegen finden die Vö- Das mittlere Eintreffdatum aus den Winterquartie- fig vertreten. Schon in der Bibel werden an verschie- gel keine lehmigen Bodenteilchen, die sie mit Speichel ren fällt in der Umgebung der Domäne Bronnhaupten Samstag, 13. Mai 2017: Tagesexkursion mit Monika denen Stellen Zugverhalten, Lautäußerungen, Flug und verkleben könnten. für größere Trupps in die erste Aprilhälfte (12. April, Medel: Mittelalterliche Herrschaftssitze um den Bus- Herausgegeben von der Heimatkundlichen Vereinigung Nestbau angesprochen. Die Verbindungen zum Volks- Ein weiterer Grund ist der Nahrungsmangel. Klein- n=12 Jahre). Einzelne Vögel können jedoch schon ab sen (Bussen, Zell, Obermarchtal, Dieterskirch). tum und Volksglauben äußern sich in zahlreichen insekten sind stark zurückgegangen. Vor dem Abzug in Mitte März beobachtet werden. Zwischen Ende April Wir besuchen ein Gebiet in dem Weißer Jura, Do- Zollernalb Die Autoren dieser Ausgabe Sprüchen wie beispielsweise: Schwalben, die am Haus die Winterquartiere sammeln sich Rauch- und Mehl- und August erfolgen zwei, manchmal bis drei Eiabla- nauwiesen und das nördliche Oberschwaben mit dem brüten schützen vor Unwetter, vor Brand und Blitz- schwalben gerne an Wasserflächen mit Schilfstreifen gen. Die im Mittel vier bis fünf Eier werden zwei Wo- Vorsitzender: hochaufragenden Bussen zusammentreffen. Nahe bei- schlag; wer ein Schwalbennest zerschlägt, zerschlägt wie z.B. an den Schieferseen auf dem Heuberg in Ba- chen lang bebrütet. Die Jungvögel fliegen nach drei Wo- Dr. Andreas Zekorn, Landratsamt Zollernalbkreis, einander lagen hier vor über 1000 Jahren die Sitze der damit sein Glück. Auch in Bauernregeln kommen sie lingen. Diese Flächen haben als Nahrungs-und Schlaf- chen aus. Insekten, die im Flug erbeutet werden und 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 92 11 45 mächtigsten Dynastie Alemanniens, der sog. Berthol- als Wetterpropheten vor: Siehst Du die Schwalben plätze große Bedeutung. Die Zerstörung solcher Zonen Spinnen bilden die Hauptnahrung. In Ställen vernich- Dr. Karl-Eugen Maulbetsch de. Von hier aus wurde das Land beherrscht und gro- niedrig fliegen, wirst Du Regenwetter kriegen, fliegen wirkt sich ebenfalls negativ auf die Bestände aus. Für ten sie eine große Anzahl an Stallfliegen, die auch pa- Am Stettberg 9 Geschäftsführung: ße Politik betrieben. Bei der Spurensuche treffen wir die Schwalben in der Höh`n, kommt ein Wetter, das Uferschwalben gingen durch Begradigungen und Re- thogene Erreger übertragen können. 72336 Balingen Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, heute durchweg auf sehenswerte Kirchen unter- ist schön; wenn die Schwalben schon Ende Juli ziehen, gulierungen vieler Flüsse sowie durch Steiluferabbrü- Der Haupttrupp der Mehlschwalben kommt bei uns schiedlicher Art. Die Dorfkirchen von Daugendorf und 72461 Albstadt, Telefon (0 74 32) 68 07 sie vor baldiger Kälte fliehen, bleiben die Schwalben che und Wandeinebnungen in Kies-und Sandgruben bis zu 14 Tage später als derjenige der Rauchschwalben Zell bei Riedlingen erstaunen durch ihre ungewöhn- lange, sei vor dem Winter nicht bange. Die heutige La- Brutplätze verloren. an. Am Büro des NABU-Kreisverbandes in Balingen er- Gerhard Deutschmann E-Mail: [email protected] liche Ausmalung aus der geistigen wie künstlerischen ge der Glücksbringer ist jedoch weniger vom Glück be- Als ehemalige Felsen- und Höhlenbewohnerin hatte scheinen sie in der dritten Aprildekade (im Mittel 23. Jägerweg 5 Umbruchzeit Ende des 18. Jahrhunderts. Ober- schieden. Ihre Bestandszahlen sind seit Jahren rück- sich die Rauchschwalbe hervorragend in die vom Men- April, n=11 Jahre). Die Mehlschwalbe ist mit durch- 72479 Straßberg Redaktion: marchtal, einst politisches Machtzentrum, dann Prä- läufig. In der aktuellen Roten Liste für Baden-Würt- schen gestaltete Umwelt eingefügt. Sie misst etwa 19 schnittlich 13 Zentimeter kleiner als die Rauchschwal- monstratenserstift, zeigt sich heute als wohlerhaltene Daniel Seeburger, Grünewaldstraße 15, 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 2 66-1 53 temberg sind Rauch- und Uferschwalbe mit Abnah- Zentimeter und ihr durchschnittliches Gewicht beträgt be. Der Schwanz ist nur schwach gegabelt, Spieße feh- Anlage in der Endgestalt von 1769 und ist eine der größ- men bis zu 50% bzw. 20% im langfristigen Trend als ge- 19 Gramm. Der Körper ist schlank. Die schmalen Flü- len. Unterseite und Bürzel sind rein weiß, die Oberseite ten Kostbarkeiten des süddeutschen Barock. Die gro- Seite 2035 Heimatkundliche Blätter April 2017

leiden mussten.- In diesen Listen sind die luxembur- Luxemburg nach dem Einmarsch der Deutschen mehrere Waggons mit „Schokakola“ und Spinnstof- ger KZ Häftlinge genannt, deren Weg durch die Lager Wehrmacht am 10. Mai 1940: „Mein Vater musste für fen. Es bleibt also offen, an welchem Ort Jean-Pierre nachweisbar ist. Ernest Gillen vermerkt in seiner Liste das Winterhilfswerk sammeln. In einem Wirtshaus Polfer vorbeigekommen ist. Wurzach erscheint am zu Pierre Schiltz: geb. am 6.6.1888: „in Scharnitz frei- hielten sich ein paar Kollaborateure auf (auf Luxem- wahrscheinlichsten. (1935 wurde Scho-Ka-Kola in Ber- gekommen“, setzt „Scharnitz“ aber in Klammer. Zu Jo- burgisch „Gielemännchen“, wegen der gelben Uni- lin von der Firma Hildebrand, Kakao- und Schokola- seph Schiltz: geboren am 12. 4. 1921: „in Probstried form). Als sie meinen Vater erblickten, machten sie sich denfabrik GmbH erfunden. Bei den Olympischen Som- in Freiheit gelangt“.- Immo Opfermann aus Schöm- über ihn lustig und meinten, sie würden ihn auch noch merspiele 1936 wurde „Schoka-kola“ als „Sportscho- berg, schreibt in seinem Begleitbuch zu der Ausstel- in die die VDB kriegen. Er warf ihnen dann die Sam- kolade“ eingeführt. Im Zweiten Weltkrieg wurde sie als lung „Das Unternehmen Wüste“ (Mai 2000): Pierre und melbüchse vor die Füße und verließ das Lokal.“ „Fliegerschokolade“ bezeichnet, da sie Bestandteil der Josef Schiltz kamen bis nach Probstried….“. Auf Rück- KZ Natzweiler: „Mein Vater wurde gezwungen im Verpflegung der Luftwaffe, der U-Boot-Besatzungen frage versicherte uns Immo Opfermann, 1995 habe er Steinbruch zu arbeiten. Er war außerdem eingesetzt und des Heeres war.) Jahrgang 64 30. April 2017 Nr. 4 diese Angaben direkt René-Michel Schiltz, dem Bru- beim Galgenbau und beim Transport der Leichen zum Lebenslange Furcht vor Schäferhunden: „Mein Va- der von Josef Schiltz, erhalten. Laut Immo Opfer- Krematorium. Die Leichen musste er dabei über den ter liebte Hunde. Aber immer, wenn sich ein Schä- mann war Josef Schiltz Student der technischen Hoch- Boden schleifen.- Schon bald bekam er ernsthaft ge- ferhund näherte, geriet er in Panik. Er hatte häufig er- schule, Fach Elektrotechnik, in Luxemburg. Er wurde sundheitliche Probleme. Sein Körper war übersät mit lebt, wie die Wachmannschaften in den Lagern und bereits 1941 verhaftet und war von November 1941 bis Bettwanzen und deren Bisse. Das Jucken war nicht zu auf dem Todesmarsch die Schäferhunde auf Häftlin- Mai 1942 im KZ Hinzert inhaftiert. Über das Stamm- ertragen. Er fügte sich mit Hilfe von Rittersporn eine ge hetzten.“ Wie Jean-Pierre Polfer zum lager Natzweiler kam er im Januar 1944 ins Außenla- Wunde an einem Fuss zu, um ins Lazarett verlegt zu 8) Marcel und Gaston Polfer, Erinnerungen, über- ger Schömberg. Er erlangte dort die Funktion eines Stu- werden und so den Wanzen zu entkommen. Aber dort mittelt an Gertrud Graf und Eugen Michelberger, 2017 benältesten und konnte sich so für andere Häftlinge gab es keine Medikamente. Die Wunde heilte nicht. 9) Interview mit Berta Gotsch, 29.09.2013, Todes- einsetzten. Pierre Schiltz, Schlachthofdirektor, war laut Er versuchte es schließlich mit Seife. Das half. Das letz- märsche durch Oberschwaben, aus den Wüste-La- Retter von Michelbach wurde Robert Steegmann am 6. Mai 1944 über Hinzert, Nat- te Stückchen Seife behielt er bei sich und rettete es gernunddemSpaichingerKZ-Außenlager,GertrudGraf zweiler nach Schömberg gebracht worden, wo er sei- durch alle Schwierigkeiten bis nach Hause.“ (Ritter- und Eugen Michelberger, 2016 nen Sohn antraf. Beide überlebten den Todesmarsch sporn: in allen Pflanzenteilen, besonders aber in den 10) vgl. Anmerkung 8 Ein Luxemburger Häftling aus dem KZ Schömberg bewahrte 1945 ein oberschwäbisches Dorf vor und kamen nach Luxemburg zurück. Zusammen mit Samen sind giftige Alkaloide enthalten). 11) vgl. Anmerkung 9 Charles Hausemer (luxemburger Häftling, Radio- KZ Schömberg: „Die Arbeitskolonne meines Vaters 12) vgl. Anmerkung 8 der totalen Zerstörung - Von Gertrud Graf und Eugen Michelberger monteur und Elektriker), gelang es Josef Schiltz im KZ wurde von englischen Flugzeugen angegriffen.“ 13) Auszeichnungen für Jean-Pierre Polfer: Schömberg heimlich ein Radio zu basteln. Sie tarnten Auf der Flucht nach Ziegelbach: „Mein Vater be- La Médaille de l `0rdre de la Réstinace1940 -1945 das Gerät mit einer kleinen Magarine-Holzkiste. Mit obachtete Leute, die ein Wehrmachtslager räumten.“ La Médaille de la Reconnaissance Nationale de la dem Radio war es möglich, Feindsender hören und sich Nach den Aufzeichnungen in den Ortschroniken der Grand-Duché de Luxembourg über den Kriegsverlauf zu informieren. – Der Bericht Region gibt es drei Möglichkeiten: Am Bahnhof Wur- La Médaille de l`Internement et de la Déportation über den Radiobau ist in der luxemburger Zeitung „Die zach war rein Versorgungszug stehen geblieben, der Croix de la L.P.P.D. Warte“ veröffentlicht, erschienen im März 1995. Fleisch- und Wurstkonserven geladen hatte und von La Médaille de la Reconnaissance Francaise 7) Erinnerungen Jean-Pierre Polfers, die er in den der Bevölkerung ausgeräumt wurde. Im Bahnhof Haid- La Médaille de la Libèration 50iger Jahren an seine Söhne Marcel und Gaston wei- gau war ein Waggon mit Werkzeugen für die Firma La Médaille de l`Union Nationale des Passeurs 1939 tergab. Sie berichten abwechselnd: Maybach hinterstellt. In Roßberg allerdings standen -1945 Veranstaltungen und Exkursionen Das Programm der Heimatkundlichen Vereinigung von Mai bis Juli

MAI luminösen Stuck, den prunkvollen Hochaltar, das Uhr, Treffpunkt Balingen-Frommern, Seestraße (Ge- Chorgestühl, den Rokoko-Orgelprospekt und viele Sei- denkstelen am Schiefersee). Die Teilnahme ist frei. tenaltäre. Auch das festliche ehemalige Sommerre- Samstag, 13. Mai 2017: Tagesexkursion mit Monika fektorium mit seinen 164 Spiegeln wird besucht. Die Medel: Mittelalterliche Herrschaftssitze um den Bus- freundliche Dorfkirche in Dieterskirch wurde von Jo- sen (Bussen, Zell, Obermarchtal, Dieterskirch). sef Cades erbaut, einem der großen Kirchenbaumeis- STAMMTISCHE Wir besuchen ein Gebiet in dem Weißer Jura, Do- ter des Historismus. Von seinen Bauten blieben nur we- nauwiesen und das nördliche Oberschwaben mit dem nige im Innenraum original erhalten, eine davon hier hochaufragenden Bussen zusammentreffen. Nahe bei- mit unveränderter neugotischer Ausstattung. Als Ab- Jeweils am 1. Mittwoch eines Monats trifft sich unter einander lagen hier vor über 1000 Jahren die Sitze der schluss fahren wir hinauf zum Bussen mit seinem um- der Leitung von Dr. Peter Th. Lang der Ebinger mächtigsten Dynastie Alemanniens, der sog. Berthol- fassenden Weitblick. Die dortige Wallfahrtskirche ver- Stammtisch um 15.00 Uhr im Café Wildt-Abt, Son- de. Von hier aus wurde das Land beherrscht und gro- eint Baustile verschiedener Epochen bis zur Moderne, nenstr. 67, 72458 Albstadt-Ebingen: Tel.: 07431 4188. ße Politik betrieben. Bei der Spurensuche treffen wir die künstlerischen Glasfenster verdienen hierbei be- heute durchweg auf sehenswerte Kirchen unter- sondere Betrachtung. Ein Fahrdienst vom Parkplatz Anmeldung zu den Veranstaltungen über den Ge- schiedlicher Art. Die Dorfkirchen von Daugendorf und zum Gipfel ist möglich. Busfahrt. Balingen, Stadthalle, schäftsführer Hans Schöller, Johann-Strauß-Str. 4, Zell bei Riedlingen erstaunen durch ihre ungewöhn- 7 Uhr. Albstadt-Ebingen, Busbahnhof, 7.30 Uhr. Um- 72461 Albstadt, Telefon 07432-6807. Email: anfra- liche Ausmalung aus der geistigen wie künstlerischen lage 35 Euro für Fahrt, Eintritte und Führungen. [email protected] oder hans@an- Umbruchzeit Ende des 18. Jahrhunderts. Ober- dreasschoeller.de sowie über unsere Homepage marchtal, einst politisches Machtzentrum, dann Prä- www.heimatkundliche–vereinigung.de. monstratenserstift, zeigt sich heute als wohlerhaltene Anlage in der Endgestalt von 1769 und ist eine der größ- JUNI Bei den Veranstaltungen sind Gäste jederzeit will- ten Kostbarkeiten des süddeutschen Barock. Die gro- kommen. ße Führung zeigt uns zahlreiche Kunstwerke: den vo- Mittwoch, 14. Juni.2017: Werksbesichtigung der Fir- ma Solera in Geislingen-Binsdorf mit Alfons Koch. 14 Uhr, Firma Solera, Fuhrmannstr. 7, Geislingen- Binsdorf. Anmeldung erforderlich. Die Teilnahme ist Herausgegeben von der frei. Heimatkundlichen Vereinigung Zollernalb Die Autoren dieser Ausgabe Samstag, 24. Juni 2017: Tagesexkursion mit Bettina Zundel, M.A.: Kunstmuseum Singen und Museum Art Vorsitzender: and Cars in Singen (In Zusammenarbeit mit dem Ga- Dr. Andreas Zekorn, Landratsamt Zollernalbkreis, lerieverein Albstadt). Busfahrt. Die Abfahrtszeiten 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 92 11 45 Die Beschreibungen zu den Fotos stammen von Gaston Polfer, dem Sohn von Jean-Pierre Polfer. werden noch bekannt gegeben. Umlage 40,00 Euro Gertrud Graf für Fahrt, Eintritte und Führungen. Geschäftsführung: Am 27. April 1945 greifen französische Truppen den fehlshaber bricht den Angriff tatsächlich ab. Die KZ- cker war. Der andere, ein Zimmermann, sei aus Bel- Eugen Michelberger Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, Ort Ziegelbach bei Wurzach an. Ein deutscher Stoß- Kleidung der beiden Bittsteller, ihr fließendes Fran- gien gewesen. Namen konnten sie nicht nennen. Von Fabrikstraße 35/2 72461 Albstadt, trupp hatte tags zuvor einen französischen Panzer zer- zösisch und die Tatsache, dass einige Ziegelbacher Ein- belgischen KZ-Häftlingen sind keine Listen zugäng- 88284 Wolpertswende JULI Telefon (0 74 32) 68 07 stört. Nun eröffnen die Franzosen das Feuer mit Phos- wohner mehrere KZ-Häftlinge vor der SS versteckt hat- lich. In den Listen der Luxemburger sind mehrere Bä- E-Mail: [email protected] phorgranaten. 16 Wohn- und Ökonomiegebäude ste- ten, überzeugen ihn. Er stellt nur eine Bedingung: auf cker aufgeführt. Angehörige ließen sich bis vor kur- hen in Flammen, 120 Rinder, 18 Pferde und weitere Tie- dem Kirchturm muss eine weiße Fahne gehisst wer- zem aber nicht ermitteln. Sonntag, 2. Juli 2107: Fahrrad-Halbtagesexkursion Redaktion: re verbrennen. In dieser scheinbar ausweglosen Si- den. mit Dr. Michael Walther: Auf den Spuren des Un- Daniel Seeburger, Grünewaldstraße 15, tuation retten zwei geflüchtete KZ-Häftlinge das Dorf. Bis vor wenigen Wochen war die Identität der Ret- ternehmens „Wüste“ in Frommern und Erzingen (in 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 2 66-1 53 Sie gehen den französischen Truppen entgegen und ter von Ziegelbach unklar. Zeitzeugen berichteten, dass Kontakt über das Internet Zusammenarbeit mit dem AK „Wüste“ Balingen). 13 bitten um Feuereinstellung. Der französische Be- einer der KZ Häftlinge aus Luxemburg stammte und Bä- Vor kurzem meldet sich Gaston Polfer aus Luxem- Seite 2033 Heimatkundliche Blätter April 2017 April 2017 Heimatkundliche Blätter Seite 2034

Gruppe „noch über ein paar ben der früheren Bäckerei erfährt er, wo Berta Gotsch ungekochte Nudeln und et- inzwischen wohnt. Es kommt zu einer bewegenden Be- was getrocknete Bohnen. gegnung. Leider bleibt der Kontakt nicht erhalten. Bei Unterwegs finden sie eine einem Zeitzeugengespräch 2013 erinnert sich Berta verrosteteBlechdose,diesie Gotsch an den Besuch „eines Elsäßers“, kann sich aber mit Kieselsteinen reinigen. an den Namen nicht erinnern. Sie ist schon sehr krank An einer Quelle im Wald und stirbt im Dezember 2014. machen sie Feuer. Plötz- Das ganze Leben Jean-Pierre Polfers ist überschat- lich hören sie Schüsse. Sie tetet von den Erinnerungen an Zeit in den Konzent- nehmen an, dass sich SS- rationslagern. Er kann nie von seinen Erlebnissen er- Einheiten nähern und ha- zählen, ohne in Tränen auszubrechen. Deshalb fra- ben schreckliche Angst. gen ihn seine Söhne später nicht mehr danach. Für sei- Doch dann stellen sie fest, nen Mut und sein Wirken im Widerstand wird Jean- dass es sich nur um Hit- Pierre Polfer mit mehreren hohen Orden13 des Groß- lerjungen handelt, die mit herzogtums Luxemburg und des französischen Staa- zurückgelassenen Waffen tes ausgezeichnet. Er stirbt am 5. August 1976. „herumballern“.8 Es ist vermutlich die Nachtzum23.AprilalsJean- Quellen und Literatur Pierre Polfer und seine Marcel und Gaston Polfer, Erinnerungen, über- Gruppe auf einen franzö- mittelt an Gertrud Graf und Eugen Michelberger, 2017 sischen Zwangsarbeiter treffen, der in der Bäckerei Todesmärsche durch Oberschwaben. Aus den Wüs- Knecht in Ziegelbach te-Lagern und dem Spaichinger KZ-Außenlager, Ger- zwangsverpflichtet ist. Sie trud Graf und Eugen Michelberger , 2016 bitten ihn um Hilfe. Er wen- det sich an Berta Gotsch, die Robert Steegmann, Liste des détenus luxembour- Tochter des Bäckers. „Sie geois, 2005 nimmt die sieben Männer auf, die noch die „zebra- Ernest Gillen, Gestohlene Jugendjahre in den Kon- farbene“ Häftlingskleidung zentrationslagern, Natzweiler-Struthof und Dachau, tragen und versorgt sie mit 1942 -1945, saint paul luxemborg, 2005 burg beim Ziegelbacher Heimatforscher Andreas For- Spielsachen in einen kleinen Koffer, weil unsicher ist, berg – Wurzach im Wurzacher Ried, in Einzelhöfen und Kleidungsstücken ihres derer. Der Vater von Gaston Polfer war im Wider- was die Nacht oder der nächste Morgen bringen. Sie er- in nahe gelegenen Dörfern. Andere trauen sich nicht Mannes, der bei Leningrad Andreas Forderer, Im Wandel der Zeit, Ziegelbach stand Luxemburgs aktiv gewesen und dafür mit KZ-Haft fahren nie den Grund, weshalb sie der Maßnahme letzt- zu flüchten und verharren an dieser Straßenkreu- gefallen ist. Danach ver- 2010 bestraft worden. Nach seiner Heimkehr sprach der Va- endlich entgehen. zung. Sie fürchten erschossen zu werden, falls die steckt sie die Männer „in der ter selten über das Erlebte, erwähnte aber die Flucht Wachmannschaften zurückkehren. Tatsächlich kom- Orbez, direkt unter dem Wolfgang Bodenmüller, Zulassungsarbeit, Ziegel- vom Todesmarsch und die Rettung vor der SS durch ei- men die Wachmänner nach einiger Zeit wieder und Dach“ (auf dem Heubo- bach Kreis Wangen – das Jahr 1945, Ziegelbach 1966 ne Familie in Ziegelbach. Bei der Suche im Internet Flucht auf dem Todesmarsch treiben die noch verbliebenen Häftlinge weiter Rich- den). Einer, Jean-Pierre stieß Gaston Polfer auf die Homepage der Feuerwehr Am 17. / 18. April 1945 räumt die SS die „Wüste“- La- tung Allgäu, über Kempten, Reutte in Tirol, Plansee, Polfer, hilft in den nächs- Ziegelbach und den Bericht von Andreas Forderer zu ger. Ziel: die noch nicht besetzten Konzentrationsla- Garmisch, bis Scharnitz. ten Tagen in der Bäckerei.9 Erklärungen /Ergänzungen: den Ereignissen im April 1945. Gaston Polfer wurde be- ger, beziehungsweise die fiktive „Alpenfestung“5. Der Jean-Pierre Polfer gehört zu den Mutigen. Mit einer Zur gleichen Zeit sind in der 1) Volksdeutsche Bewegung, „V.D.B.“: Mit gewalti- wusst, wie mutig sein Vater im April 1945 gewesen war Weg der Schömberger Kolonnen führt über Deilin- Gruppe von sechs anderen Häftlingen versucht er sich Gegend SS-Einheiten un- gem Druck wurde versucht, die Luxemburger zu be- und dass seine Identität den Ziegelbachern nicht be- gen, Beuron, Pfullendorf, Ostrach, Altshausen, Au- durchzuschlagen. Er erwähnt auch einen Vater und sei- terwegs, die versuchen, ei- kehren, die sich gegen die Besetzung durch die deut- kannt war. Er beschloss, mit Andreas Forderer Kon- lendorf, Waldsee, in die Gegend von Wurzach. An der nen Sohn. Beide waren mit Jean-Pierre im KZ Schöm- ne Verteidigungslinie ge- sche Wehrmacht wehrten und sich einem Anschluss takt aufzunehmen. Dadurch erhielt der „Retter“ von Straßenkreuzung, zwischen Ziegelbach und Wurzach, berg und stammen ebenfalls aus Luxemburg. „Der Va- gen die französischen an das Deutsche Reich widersetzten. Mit dem Eintritt Ziegelbach 72 Jahre nach den Ereignissen einen Na- an der sich das „Schwarze Kreuz“ befindet, verlassen ter ist schwer angeschlagen, vollkommen erschöpft und Truppen aufzubauen. Ein in die V.D.B sollten sie ihren guten Willen zeigen. men und ein Gesicht: Jean-Pierre Polfer aus Nieder- die Wachmannschaften vorübergehend die Häft- krank. Der Sohn bleibt mit ihm zurück.“6 Jean-Pierre Teil dieser SS-Einheit quar- 2) Zwangsrekrutierte: In Luxemburg wurden die korn in Luxemburg (+1976). lingskolonnen, weil sie Angriffe französischer Trup- Polfer sagt nicht, ob das am Schwarzen Kreuz oder spä- tiert sich im Wohnzimmer der Familie Knecht ein, weil Schreiner Hofmaier und Berta Gotsch werden ver- Jahrgänge 1920 -1927 zum Dienst in der Deutschen pen erwarten. Mehrere Hundert Häftlinge wagen die ter war. Es müsste aber an der Kreuzung gewesen sein. das Haus der Knechts als einziges in Ziegelbach über hört, wer die weiße Fahne gehisst habe. Der Schrei- Wehrmacht verpflichtet. Es waren 10 211 Luxembur- Flucht. Sie verstecken sich entlang der Bahnlinie Roß- Als Verpflegung verfügen Jean-Pierre Polfer und seine ein Telefon verfügt. Unter der ständigen Gefahr ent- ner antwortet: „Ich weiß nicht, wer es war, aber die ger, die zwangsrekrutiert werden sollten. Mehr als ein Jean-Pierre Polfer, Mitglied der Resistance in deckt zu werden, versorgt Berta Gotsch die sieben Män- möchte ich nicht sein!“11 Einige Stunden später über- Drittel weigerte sich, die deutsche Uniform zu tragen, Luxemburg ner auf dem Heustock mit Lebensmitteln. Einige Ta- nehmen die französischen Truppen das Dorf. Gaston und tauchte unter. Jean-Pierre Polfer wird 1909 in Pétange in Luxem- ge später, am 27. April, wird während des französi- Polfer: „Alle konfiszierten und erbeuteten deutschen 3) Unternehmen „Wüste“: war der Deckname eines bourg geboren. Er erlernt den Beruf des Bäckers und er- schen Angriffs auch das Dach der Bäckerei Knecht in Waffen und anderes leichtes Kriegsgerät werden auf ei- Industrieprojekts der Nationalsozialisten. Am Nord- öffnet ein Geschäft in seinem Heimatort Pétange und Brand geschossen. Die KZ-Häftlinge verlassen ihr Ver- nen Haufen im Dorf geworfen. Mein Vater führt dort trauf der Schwäbischen Alb sollte aus den Vorkom- eines in Niederkorn. Nach dem Einmarsch der deut- steck und helfen beim Löschen. Einer von ihnen, ein ein längeres Gespräch mit einem französischen Offi- men des Posidonienschiefers Öl gewonnen werden. schen Wehrmacht am 10. Mai 1940 in Luxemburg, wei- Belgier, ist Zimmermann. Er schlägt die brennenden zier.12 Er durfte sich als Erinnerung an diese schreck- 1944 begann der Bau von 10 Industrieanlagen. Zur Be- gern sich seine Frau Marguerite und er der V.D.B. Dachlatten mir einem Beil nach außen. Die SS be- lichen Tage ein deutsches Fernglas vom Haufen aus- reitstellung billiger Arbeitskräfte entstanden 7 Kon- (Volksdeutschen Bewegung1) beizutreten, für das Win- streicht währenddessen das Dach mit Maschinenge- wählen.“ Gaston Polfer spielte als Kind damit. Es steht zentrationslager an der Bahnlinie zwischen Tübingen terhilfswerk zu sammeln und sich in der Volkstums- wehren. Der Belgier entgeht knapp den Kugeln. Nur noch heute in seiner Bibliothek. und Rottweil: Bisingen, Erzingen, Frommern, Dor- kartei registrieren zu lassen. Im Oktober 1941 gründet das Beil wird getroffen. mettingen, Dautmergen, Schömberg und Schörzin- er mit anderen die Widerstandsgruppe „Letzebuerger gen. Roude Lewe“ (Luxemburger Roter Löwe). Die „Roten Heimkehr 4) Zwangsumsiedelung: Angesichts der Reaktionen Löwen“ machen es sich zur Aufgabe, Fluchtwege auf- Die Rettung von Ziegelbach Als die Hauptgruppe der Franzosen abrückt, bieten aus der luxemburger Bevölkerung sah sich das NS Re- zubauen, patriotische Flugblätter zu verteilen, politi- Die Situation wird immer auswegloser. Jean-Pierre sie Jean-Pierre Polfer und seinen Kameraden die Ge- gime veranlasst, mit äußerster Brutalität gegen jede sche Flüchtlinge, Zwangsrekrutierte2 und französi- Polfer schlägt dem Belgier vor, den französischen Trup- legenheit an, mitzukommen, zunächst auf einem Pan- Form von Widerstand vorzugehen. Tausende wurden sche Kriegsgefangene zu verstecken und über die Gren- pen entgegen zu gehen, um eine Feuereinstellung zu zer, später auf einem Lastwagen. In der Liste zu den lu- verhaftet und gefoltert. Hunderte starben in den Kon- ze nach Frankreich zu bringen. Jean-Pierre Polfer ver- erreichen. In KZ - Kleidung und mit einem weißen Tuch xemburger Häftlingen gibt Ernest Gillen für Jean-Pier- zentrationslagern. Viele Familien der „Resistenzler“ fügt über günstige Voraussetzungen. Mit seinem Lie- machen sie sich auf den Weg. Die Maschinengewehre re Polfer den Befreiungsort Sigmaringen an, setzt den wurden umgesiedelt, vorzugsweise nach Schlesien. Die ferwagen kann er sich frei in der Region bewegen. Die der Panzerbesatzungen sind auf sie gerichtet. Der äl- Ort aber in Klammer. In Sigmaringen gab es eine Auf- Männer wurden als Nacht- und Nebel-Häftlinge ein- Bäckerei in Niederkorn ist Zwischenstation auf dem tere Sohn, Marcel Polfer, zitiert die Erinnerung seines fangstelle für befreite KZ-Häftlinge (Displaced Per- gestuft. Das bedeutete spurloses Verschwinden in Kon- Weg zur nahe gelegenen Grenze. Vaters: „Mein Vater rief den französischen Soldaten zu: sons). Es ist anzunehmen, dass Jean-Pierre Polfers zentrationslagern. Rückkehr unerwünscht. „Vive la France“. Ein Offizier oder Panzersoldat ließ Gruppe dorthin gebracht und dort von den französi- 5) Alpenfestung: Der Gauleiter von Tirol, Franz Hofer, sich blicken und schrie zurück: „Tu en veux un?“ (Willst schen Behörden registriert wurden. Am 8. Mai kommt richtete im November 1944 ein Memorandum an Mar- Verhaftung und Folgen Du einen davon haben?) Mein Vater: „De quoi?“ (Wo- Jean-Pierre Polfer am Hauptbahnhof in Luxemburg- tin Bormann. Er empfahl darin den Bau einer Fes- Im Sommer 1942 wird ein Mitglied seiner Wider- von?). Der Franzose: „Un fromage, imbécile!“ (Einen Stadt an. Seine Frau und sein Sohn Marcel erwarten tung nach dem Vorbild des „Schweizer Alpenreduits“ standsgruppe verhaftet und verrät unter der Folter die Käse, Du Dummkopf!“. Dann warf der Franzose ih- ihn. Marcel erkennt den Vater zuerst nicht wieder, weil (reduit = System von Festungsanlagen). Dorthin sollte NamenvonanderenAktiven.NachderVerhaftungJean- nen einen Käse zu und mein Vater bemerkte, dass vor- der so ausgezehrt und angegriffen ist. Es folgt eine ärzt- sich die Deutsche Führung für den Endkampf zu- Pierres führt sein Leidensweg über die Gestapoge- ne auf dem Panzer noch viel mehr Käse lag.“10 Man liche Untersuchung im Centre Accueil. Die Ärzte stel- rückziehen. Martin Bormann leitete das Schreiben al- fängnisse in Esch- Alzette und Luxemburg Stadt, in das darf annehmen, dass der Käse aus der kurz vorher zer- len ein Nierenleiden als Folge der KZ-Haft und des To- lerdings erst Anfang April 1945 an Hitler weiter. KZ Hinzert im Hunsrück. Weitere Stationen sind das störten Käserei Abrell stammte. Kurze Zeit später über- desmarsches fest. Jean-Pierre Polfer arbeitet wieder als 6) Vater und Sohn bleiben zurück: Angeregt von den KZ Natzweiler in den Vogesen, das Lager Obernai, die bringt Jean-Pierre Polfer die Nachricht an Berta Gotsch, Bäcker. Aber Mitte der 50er Jahre gibt er sein Ge- Erinnerungen Jean-Pierre Polfer suchten wir nach den Außenlager des KZ Natzweiler: Frommern, Dautmer- jemand müsse eine weiße Fahne auf dem Kirchturm schäft auf und übernimmt eine Stelle als Hüttenar- beiden Luxemburgern. Die Namen hatte er nicht ge- gen und Schömberg (Unternehmen „Wüste“)3. Seine hissen. Mit der Pfarrhaushälterin Auguste Strobel steigt beiter im Unternehmen Hadir. Im Sommer 1955 fährt nannt, wusste auch nichts über ihr weiteres Schick- Frau wird nicht verhaftet, erhält aber die Androhung, sie auf den Turm, der unter Dauerbeschuss der SS liegt. er mit seiner Frau und mit seinem fünfjährigen Sohn sal. Schließlich fanden wir in den Listen von Profes- dass sie wie andere Angehörigen von Widerständlern Dort befestigen die beiden Frauen ein Betttuch als wei- Gaston nach Ziegelbach, um sich bei der Familie Knecht sor Robert Steegmann (Strasbourg) und Ernest Gillen für die Zwangsumsiedelung vorgesehen ist.4 Täglich ße Fahne. Jetzt stellen die französischen Truppen den und deren Tochter Berta Gotsch zu bedanken. 2012 er- (Überlebender KZ-Häftling aus Luxemburg) einen wartet sie darauf, dass sie und der kleine Sohn Mar- Beschuss ein. Abends dringen noch einmal SS-Män- neuert Gaston Polfer diese Reise. Das Haus mit der Bä- Hinweis auf Vater und Sohn, die gemeinsam den To- cel abgeholt werden. Jeden Abend packt Marcel seine ner ins Dorf ein und bedrängen die Bevölkerung. ckerei ist unbewohnt. Im Gasthaus „Adler“, gleich ne- desmarsch ausgehend von den Wüste-Lagern durch- Seite 2033 Heimatkundliche Blätter April 2017 April 2017 Heimatkundliche Blätter Seite 2034

Gruppe „noch über ein paar ben der früheren Bäckerei erfährt er, wo Berta Gotsch ungekochte Nudeln und et- inzwischen wohnt. Es kommt zu einer bewegenden Be- was getrocknete Bohnen. gegnung. Leider bleibt der Kontakt nicht erhalten. Bei Unterwegs finden sie eine einem Zeitzeugengespräch 2013 erinnert sich Berta verrosteteBlechdose,diesie Gotsch an den Besuch „eines Elsäßers“, kann sich aber mit Kieselsteinen reinigen. an den Namen nicht erinnern. Sie ist schon sehr krank An einer Quelle im Wald und stirbt im Dezember 2014. machen sie Feuer. Plötz- Das ganze Leben Jean-Pierre Polfers ist überschat- lich hören sie Schüsse. Sie tetet von den Erinnerungen an Zeit in den Konzent- nehmen an, dass sich SS- rationslagern. Er kann nie von seinen Erlebnissen er- Einheiten nähern und ha- zählen, ohne in Tränen auszubrechen. Deshalb fra- ben schreckliche Angst. gen ihn seine Söhne später nicht mehr danach. Für sei- Doch dann stellen sie fest, nen Mut und sein Wirken im Widerstand wird Jean- dass es sich nur um Hit- Pierre Polfer mit mehreren hohen Orden13 des Groß- lerjungen handelt, die mit herzogtums Luxemburg und des französischen Staa- zurückgelassenen Waffen tes ausgezeichnet. Er stirbt am 5. August 1976. „herumballern“.8 Es ist vermutlich die Nachtzum23.AprilalsJean- Quellen und Literatur Pierre Polfer und seine Marcel und Gaston Polfer, Erinnerungen, über- Gruppe auf einen franzö- mittelt an Gertrud Graf und Eugen Michelberger, 2017 sischen Zwangsarbeiter treffen, der in der Bäckerei Todesmärsche durch Oberschwaben. Aus den Wüs- Knecht in Ziegelbach te-Lagern und dem Spaichinger KZ-Außenlager, Ger- zwangsverpflichtet ist. Sie trud Graf und Eugen Michelberger , 2016 bitten ihn um Hilfe. Er wen- det sich an Berta Gotsch, die Robert Steegmann, Liste des détenus luxembour- Tochter des Bäckers. „Sie geois, 2005 nimmt die sieben Männer auf, die noch die „zebra- Ernest Gillen, Gestohlene Jugendjahre in den Kon- farbene“ Häftlingskleidung zentrationslagern, Natzweiler-Struthof und Dachau, tragen und versorgt sie mit 1942 -1945, saint paul luxemborg, 2005 burg beim Ziegelbacher Heimatforscher Andreas For- Spielsachen in einen kleinen Koffer, weil unsicher ist, berg – Wurzach im Wurzacher Ried, in Einzelhöfen und Kleidungsstücken ihres derer. Der Vater von Gaston Polfer war im Wider- was die Nacht oder der nächste Morgen bringen. Sie er- in nahe gelegenen Dörfern. Andere trauen sich nicht Mannes, der bei Leningrad Andreas Forderer, Im Wandel der Zeit, Ziegelbach stand Luxemburgs aktiv gewesen und dafür mit KZ-Haft fahren nie den Grund, weshalb sie der Maßnahme letzt- zu flüchten und verharren an dieser Straßenkreu- gefallen ist. Danach ver- 2010 bestraft worden. Nach seiner Heimkehr sprach der Va- endlich entgehen. zung. Sie fürchten erschossen zu werden, falls die steckt sie die Männer „in der ter selten über das Erlebte, erwähnte aber die Flucht Wachmannschaften zurückkehren. Tatsächlich kom- Orbez, direkt unter dem Wolfgang Bodenmüller, Zulassungsarbeit, Ziegel- vom Todesmarsch und die Rettung vor der SS durch ei- men die Wachmänner nach einiger Zeit wieder und Dach“ (auf dem Heubo- bach Kreis Wangen – das Jahr 1945, Ziegelbach 1966 ne Familie in Ziegelbach. Bei der Suche im Internet Flucht auf dem Todesmarsch treiben die noch verbliebenen Häftlinge weiter Rich- den). Einer, Jean-Pierre stieß Gaston Polfer auf die Homepage der Feuerwehr Am 17. / 18. April 1945 räumt die SS die „Wüste“- La- tung Allgäu, über Kempten, Reutte in Tirol, Plansee, Polfer, hilft in den nächs- Ziegelbach und den Bericht von Andreas Forderer zu ger. Ziel: die noch nicht besetzten Konzentrationsla- Garmisch, bis Scharnitz. ten Tagen in der Bäckerei.9 Erklärungen /Ergänzungen: den Ereignissen im April 1945. Gaston Polfer wurde be- ger, beziehungsweise die fiktive „Alpenfestung“5. Der Jean-Pierre Polfer gehört zu den Mutigen. Mit einer Zur gleichen Zeit sind in der 1) Volksdeutsche Bewegung, „V.D.B.“: Mit gewalti- wusst, wie mutig sein Vater im April 1945 gewesen war Weg der Schömberger Kolonnen führt über Deilin- Gruppe von sechs anderen Häftlingen versucht er sich Gegend SS-Einheiten un- gem Druck wurde versucht, die Luxemburger zu be- und dass seine Identität den Ziegelbachern nicht be- gen, Beuron, Pfullendorf, Ostrach, Altshausen, Au- durchzuschlagen. Er erwähnt auch einen Vater und sei- terwegs, die versuchen, ei- kehren, die sich gegen die Besetzung durch die deut- kannt war. Er beschloss, mit Andreas Forderer Kon- lendorf, Waldsee, in die Gegend von Wurzach. An der nen Sohn. Beide waren mit Jean-Pierre im KZ Schöm- ne Verteidigungslinie ge- sche Wehrmacht wehrten und sich einem Anschluss takt aufzunehmen. Dadurch erhielt der „Retter“ von Straßenkreuzung, zwischen Ziegelbach und Wurzach, berg und stammen ebenfalls aus Luxemburg. „Der Va- gen die französischen an das Deutsche Reich widersetzten. Mit dem Eintritt Ziegelbach 72 Jahre nach den Ereignissen einen Na- an der sich das „Schwarze Kreuz“ befindet, verlassen ter ist schwer angeschlagen, vollkommen erschöpft und Truppen aufzubauen. Ein in die V.D.B sollten sie ihren guten Willen zeigen. men und ein Gesicht: Jean-Pierre Polfer aus Nieder- die Wachmannschaften vorübergehend die Häft- krank. Der Sohn bleibt mit ihm zurück.“6 Jean-Pierre Teil dieser SS-Einheit quar- 2) Zwangsrekrutierte: In Luxemburg wurden die korn in Luxemburg (+1976). lingskolonnen, weil sie Angriffe französischer Trup- Polfer sagt nicht, ob das am Schwarzen Kreuz oder spä- tiert sich im Wohnzimmer der Familie Knecht ein, weil Schreiner Hofmaier und Berta Gotsch werden ver- Jahrgänge 1920 -1927 zum Dienst in der Deutschen pen erwarten. Mehrere Hundert Häftlinge wagen die ter war. Es müsste aber an der Kreuzung gewesen sein. das Haus der Knechts als einziges in Ziegelbach über hört, wer die weiße Fahne gehisst habe. Der Schrei- Wehrmacht verpflichtet. Es waren 10 211 Luxembur- Flucht. Sie verstecken sich entlang der Bahnlinie Roß- Als Verpflegung verfügen Jean-Pierre Polfer und seine ein Telefon verfügt. Unter der ständigen Gefahr ent- ner antwortet: „Ich weiß nicht, wer es war, aber die ger, die zwangsrekrutiert werden sollten. Mehr als ein Jean-Pierre Polfer, Mitglied der Resistance in deckt zu werden, versorgt Berta Gotsch die sieben Män- möchte ich nicht sein!“11 Einige Stunden später über- Drittel weigerte sich, die deutsche Uniform zu tragen, Luxemburg ner auf dem Heustock mit Lebensmitteln. Einige Ta- nehmen die französischen Truppen das Dorf. Gaston und tauchte unter. Jean-Pierre Polfer wird 1909 in Pétange in Luxem- ge später, am 27. April, wird während des französi- Polfer: „Alle konfiszierten und erbeuteten deutschen 3) Unternehmen „Wüste“: war der Deckname eines bourg geboren. Er erlernt den Beruf des Bäckers und er- schen Angriffs auch das Dach der Bäckerei Knecht in Waffen und anderes leichtes Kriegsgerät werden auf ei- Industrieprojekts der Nationalsozialisten. Am Nord- öffnet ein Geschäft in seinem Heimatort Pétange und Brand geschossen. Die KZ-Häftlinge verlassen ihr Ver- nen Haufen im Dorf geworfen. Mein Vater führt dort trauf der Schwäbischen Alb sollte aus den Vorkom- eines in Niederkorn. Nach dem Einmarsch der deut- steck und helfen beim Löschen. Einer von ihnen, ein ein längeres Gespräch mit einem französischen Offi- men des Posidonienschiefers Öl gewonnen werden. schen Wehrmacht am 10. Mai 1940 in Luxemburg, wei- Belgier, ist Zimmermann. Er schlägt die brennenden zier.12 Er durfte sich als Erinnerung an diese schreck- 1944 begann der Bau von 10 Industrieanlagen. Zur Be- gern sich seine Frau Marguerite und er der V.D.B. Dachlatten mir einem Beil nach außen. Die SS be- lichen Tage ein deutsches Fernglas vom Haufen aus- reitstellung billiger Arbeitskräfte entstanden 7 Kon- (Volksdeutschen Bewegung1) beizutreten, für das Win- streicht währenddessen das Dach mit Maschinenge- wählen.“ Gaston Polfer spielte als Kind damit. Es steht zentrationslager an der Bahnlinie zwischen Tübingen terhilfswerk zu sammeln und sich in der Volkstums- wehren. Der Belgier entgeht knapp den Kugeln. Nur noch heute in seiner Bibliothek. und Rottweil: Bisingen, Erzingen, Frommern, Dor- kartei registrieren zu lassen. Im Oktober 1941 gründet das Beil wird getroffen. mettingen, Dautmergen, Schömberg und Schörzin- er mit anderen die Widerstandsgruppe „Letzebuerger gen. Roude Lewe“ (Luxemburger Roter Löwe). Die „Roten Heimkehr 4) Zwangsumsiedelung: Angesichts der Reaktionen Löwen“ machen es sich zur Aufgabe, Fluchtwege auf- Die Rettung von Ziegelbach Als die Hauptgruppe der Franzosen abrückt, bieten aus der luxemburger Bevölkerung sah sich das NS Re- zubauen, patriotische Flugblätter zu verteilen, politi- Die Situation wird immer auswegloser. Jean-Pierre sie Jean-Pierre Polfer und seinen Kameraden die Ge- gime veranlasst, mit äußerster Brutalität gegen jede sche Flüchtlinge, Zwangsrekrutierte2 und französi- Polfer schlägt dem Belgier vor, den französischen Trup- legenheit an, mitzukommen, zunächst auf einem Pan- Form von Widerstand vorzugehen. Tausende wurden sche Kriegsgefangene zu verstecken und über die Gren- pen entgegen zu gehen, um eine Feuereinstellung zu zer, später auf einem Lastwagen. In der Liste zu den lu- verhaftet und gefoltert. Hunderte starben in den Kon- ze nach Frankreich zu bringen. Jean-Pierre Polfer ver- erreichen. In KZ - Kleidung und mit einem weißen Tuch xemburger Häftlingen gibt Ernest Gillen für Jean-Pier- zentrationslagern. Viele Familien der „Resistenzler“ fügt über günstige Voraussetzungen. Mit seinem Lie- machen sie sich auf den Weg. Die Maschinengewehre re Polfer den Befreiungsort Sigmaringen an, setzt den wurden umgesiedelt, vorzugsweise nach Schlesien. Die ferwagen kann er sich frei in der Region bewegen. Die der Panzerbesatzungen sind auf sie gerichtet. Der äl- Ort aber in Klammer. In Sigmaringen gab es eine Auf- Männer wurden als Nacht- und Nebel-Häftlinge ein- Bäckerei in Niederkorn ist Zwischenstation auf dem tere Sohn, Marcel Polfer, zitiert die Erinnerung seines fangstelle für befreite KZ-Häftlinge (Displaced Per- gestuft. Das bedeutete spurloses Verschwinden in Kon- Weg zur nahe gelegenen Grenze. Vaters: „Mein Vater rief den französischen Soldaten zu: sons). Es ist anzunehmen, dass Jean-Pierre Polfers zentrationslagern. Rückkehr unerwünscht. „Vive la France“. Ein Offizier oder Panzersoldat ließ Gruppe dorthin gebracht und dort von den französi- 5) Alpenfestung: Der Gauleiter von Tirol, Franz Hofer, sich blicken und schrie zurück: „Tu en veux un?“ (Willst schen Behörden registriert wurden. Am 8. Mai kommt richtete im November 1944 ein Memorandum an Mar- Verhaftung und Folgen Du einen davon haben?) Mein Vater: „De quoi?“ (Wo- Jean-Pierre Polfer am Hauptbahnhof in Luxemburg- tin Bormann. Er empfahl darin den Bau einer Fes- Im Sommer 1942 wird ein Mitglied seiner Wider- von?). Der Franzose: „Un fromage, imbécile!“ (Einen Stadt an. Seine Frau und sein Sohn Marcel erwarten tung nach dem Vorbild des „Schweizer Alpenreduits“ standsgruppe verhaftet und verrät unter der Folter die Käse, Du Dummkopf!“. Dann warf der Franzose ih- ihn. Marcel erkennt den Vater zuerst nicht wieder, weil (reduit = System von Festungsanlagen). Dorthin sollte NamenvonanderenAktiven.NachderVerhaftungJean- nen einen Käse zu und mein Vater bemerkte, dass vor- der so ausgezehrt und angegriffen ist. Es folgt eine ärzt- sich die Deutsche Führung für den Endkampf zu- Pierres führt sein Leidensweg über die Gestapoge- ne auf dem Panzer noch viel mehr Käse lag.“10 Man liche Untersuchung im Centre Accueil. Die Ärzte stel- rückziehen. Martin Bormann leitete das Schreiben al- fängnisse in Esch- Alzette und Luxemburg Stadt, in das darf annehmen, dass der Käse aus der kurz vorher zer- len ein Nierenleiden als Folge der KZ-Haft und des To- lerdings erst Anfang April 1945 an Hitler weiter. KZ Hinzert im Hunsrück. Weitere Stationen sind das störten Käserei Abrell stammte. Kurze Zeit später über- desmarsches fest. Jean-Pierre Polfer arbeitet wieder als 6) Vater und Sohn bleiben zurück: Angeregt von den KZ Natzweiler in den Vogesen, das Lager Obernai, die bringt Jean-Pierre Polfer die Nachricht an Berta Gotsch, Bäcker. Aber Mitte der 50er Jahre gibt er sein Ge- Erinnerungen Jean-Pierre Polfer suchten wir nach den Außenlager des KZ Natzweiler: Frommern, Dautmer- jemand müsse eine weiße Fahne auf dem Kirchturm schäft auf und übernimmt eine Stelle als Hüttenar- beiden Luxemburgern. Die Namen hatte er nicht ge- gen und Schömberg (Unternehmen „Wüste“)3. Seine hissen. Mit der Pfarrhaushälterin Auguste Strobel steigt beiter im Unternehmen Hadir. Im Sommer 1955 fährt nannt, wusste auch nichts über ihr weiteres Schick- Frau wird nicht verhaftet, erhält aber die Androhung, sie auf den Turm, der unter Dauerbeschuss der SS liegt. er mit seiner Frau und mit seinem fünfjährigen Sohn sal. Schließlich fanden wir in den Listen von Profes- dass sie wie andere Angehörigen von Widerständlern Dort befestigen die beiden Frauen ein Betttuch als wei- Gaston nach Ziegelbach, um sich bei der Familie Knecht sor Robert Steegmann (Strasbourg) und Ernest Gillen für die Zwangsumsiedelung vorgesehen ist.4 Täglich ße Fahne. Jetzt stellen die französischen Truppen den und deren Tochter Berta Gotsch zu bedanken. 2012 er- (Überlebender KZ-Häftling aus Luxemburg) einen wartet sie darauf, dass sie und der kleine Sohn Mar- Beschuss ein. Abends dringen noch einmal SS-Män- neuert Gaston Polfer diese Reise. Das Haus mit der Bä- Hinweis auf Vater und Sohn, die gemeinsam den To- cel abgeholt werden. Jeden Abend packt Marcel seine ner ins Dorf ein und bedrängen die Bevölkerung. ckerei ist unbewohnt. Im Gasthaus „Adler“, gleich ne- desmarsch ausgehend von den Wüste-Lagern durch- Seite 2035 Heimatkundliche Blätter April 2017

leiden mussten.- In diesen Listen sind die luxembur- Luxemburg nach dem Einmarsch der Deutschen mehrere Waggons mit „Schokakola“ und Spinnstof- ger KZ Häftlinge genannt, deren Weg durch die Lager Wehrmacht am 10. Mai 1940: „Mein Vater musste für fen. Es bleibt also offen, an welchem Ort Jean-Pierre nachweisbar ist. Ernest Gillen vermerkt in seiner Liste das Winterhilfswerk sammeln. In einem Wirtshaus Polfer vorbeigekommen ist. Wurzach erscheint am zu Pierre Schiltz: geb. am 6.6.1888: „in Scharnitz frei- hielten sich ein paar Kollaborateure auf (auf Luxem- wahrscheinlichsten. (1935 wurde Scho-Ka-Kola in Ber- gekommen“, setzt „Scharnitz“ aber in Klammer. Zu Jo- burgisch „Gielemännchen“, wegen der gelben Uni- lin von der Firma Hildebrand, Kakao- und Schokola- seph Schiltz: geboren am 12. 4. 1921: „in Probstried form). Als sie meinen Vater erblickten, machten sie sich denfabrik GmbH erfunden. Bei den Olympischen Som- in Freiheit gelangt“.- Immo Opfermann aus Schöm- über ihn lustig und meinten, sie würden ihn auch noch merspiele 1936 wurde „Schoka-kola“ als „Sportscho- berg, schreibt in seinem Begleitbuch zu der Ausstel- in die die VDB kriegen. Er warf ihnen dann die Sam- kolade“ eingeführt. Im Zweiten Weltkrieg wurde sie als lung „Das Unternehmen Wüste“ (Mai 2000): Pierre und melbüchse vor die Füße und verließ das Lokal.“ „Fliegerschokolade“ bezeichnet, da sie Bestandteil der Josef Schiltz kamen bis nach Probstried….“. Auf Rück- KZ Natzweiler: „Mein Vater wurde gezwungen im Verpflegung der Luftwaffe, der U-Boot-Besatzungen frage versicherte uns Immo Opfermann, 1995 habe er Steinbruch zu arbeiten. Er war außerdem eingesetzt und des Heeres war.) Jahrgang 64 30. April 2017 Nr. 4 diese Angaben direkt René-Michel Schiltz, dem Bru- beim Galgenbau und beim Transport der Leichen zum Lebenslange Furcht vor Schäferhunden: „Mein Va- der von Josef Schiltz, erhalten. Laut Immo Opfer- Krematorium. Die Leichen musste er dabei über den ter liebte Hunde. Aber immer, wenn sich ein Schä- mann war Josef Schiltz Student der technischen Hoch- Boden schleifen.- Schon bald bekam er ernsthaft ge- ferhund näherte, geriet er in Panik. Er hatte häufig er- schule, Fach Elektrotechnik, in Luxemburg. Er wurde sundheitliche Probleme. Sein Körper war übersät mit lebt, wie die Wachmannschaften in den Lagern und bereits 1941 verhaftet und war von November 1941 bis Bettwanzen und deren Bisse. Das Jucken war nicht zu auf dem Todesmarsch die Schäferhunde auf Häftlin- Mai 1942 im KZ Hinzert inhaftiert. Über das Stamm- ertragen. Er fügte sich mit Hilfe von Rittersporn eine ge hetzten.“ Wie Jean-Pierre Polfer zum lager Natzweiler kam er im Januar 1944 ins Außenla- Wunde an einem Fuss zu, um ins Lazarett verlegt zu 8) Marcel und Gaston Polfer, Erinnerungen, über- ger Schömberg. Er erlangte dort die Funktion eines Stu- werden und so den Wanzen zu entkommen. Aber dort mittelt an Gertrud Graf und Eugen Michelberger, 2017 benältesten und konnte sich so für andere Häftlinge gab es keine Medikamente. Die Wunde heilte nicht. 9) Interview mit Berta Gotsch, 29.09.2013, Todes- einsetzten. Pierre Schiltz, Schlachthofdirektor, war laut Er versuchte es schließlich mit Seife. Das half. Das letz- märsche durch Oberschwaben, aus den Wüste-La- Retter von Michelbach wurde Robert Steegmann am 6. Mai 1944 über Hinzert, Nat- te Stückchen Seife behielt er bei sich und rettete es gernunddemSpaichingerKZ-Außenlager,GertrudGraf zweiler nach Schömberg gebracht worden, wo er sei- durch alle Schwierigkeiten bis nach Hause.“ (Ritter- und Eugen Michelberger, 2016 nen Sohn antraf. Beide überlebten den Todesmarsch sporn: in allen Pflanzenteilen, besonders aber in den 10) vgl. Anmerkung 8 Ein Luxemburger Häftling aus dem KZ Schömberg bewahrte 1945 ein oberschwäbisches Dorf vor und kamen nach Luxemburg zurück. Zusammen mit Samen sind giftige Alkaloide enthalten). 11) vgl. Anmerkung 9 Charles Hausemer (luxemburger Häftling, Radio- KZ Schömberg: „Die Arbeitskolonne meines Vaters 12) vgl. Anmerkung 8 der totalen Zerstörung - Von Gertrud Graf und Eugen Michelberger monteur und Elektriker), gelang es Josef Schiltz im KZ wurde von englischen Flugzeugen angegriffen.“ 13) Auszeichnungen für Jean-Pierre Polfer: Schömberg heimlich ein Radio zu basteln. Sie tarnten Auf der Flucht nach Ziegelbach: „Mein Vater be- La Médaille de l `0rdre de la Réstinace1940 -1945 das Gerät mit einer kleinen Magarine-Holzkiste. Mit obachtete Leute, die ein Wehrmachtslager räumten.“ La Médaille de la Reconnaissance Nationale de la dem Radio war es möglich, Feindsender hören und sich Nach den Aufzeichnungen in den Ortschroniken der Grand-Duché de Luxembourg über den Kriegsverlauf zu informieren. – Der Bericht Region gibt es drei Möglichkeiten: Am Bahnhof Wur- La Médaille de l`Internement et de la Déportation über den Radiobau ist in der luxemburger Zeitung „Die zach war rein Versorgungszug stehen geblieben, der Croix de la L.P.P.D. Warte“ veröffentlicht, erschienen im März 1995. Fleisch- und Wurstkonserven geladen hatte und von La Médaille de la Reconnaissance Francaise 7) Erinnerungen Jean-Pierre Polfers, die er in den der Bevölkerung ausgeräumt wurde. Im Bahnhof Haid- La Médaille de la Libèration 50iger Jahren an seine Söhne Marcel und Gaston wei- gau war ein Waggon mit Werkzeugen für die Firma La Médaille de l`Union Nationale des Passeurs 1939 tergab. Sie berichten abwechselnd: Maybach hinterstellt. In Roßberg allerdings standen -1945 Veranstaltungen und Exkursionen Das Programm der Heimatkundlichen Vereinigung von Mai bis Juli

MAI luminösen Stuck, den prunkvollen Hochaltar, das Uhr, Treffpunkt Balingen-Frommern, Seestraße (Ge- Chorgestühl, den Rokoko-Orgelprospekt und viele Sei- denkstelen am Schiefersee). Die Teilnahme ist frei. tenaltäre. Auch das festliche ehemalige Sommerre- Samstag, 13. Mai 2017: Tagesexkursion mit Monika fektorium mit seinen 164 Spiegeln wird besucht. Die Medel: Mittelalterliche Herrschaftssitze um den Bus- freundliche Dorfkirche in Dieterskirch wurde von Jo- sen (Bussen, Zell, Obermarchtal, Dieterskirch). sef Cades erbaut, einem der großen Kirchenbaumeis- STAMMTISCHE Wir besuchen ein Gebiet in dem Weißer Jura, Do- ter des Historismus. Von seinen Bauten blieben nur we- nauwiesen und das nördliche Oberschwaben mit dem nige im Innenraum original erhalten, eine davon hier hochaufragenden Bussen zusammentreffen. Nahe bei- mit unveränderter neugotischer Ausstattung. Als Ab- Jeweils am 1. Mittwoch eines Monats trifft sich unter einander lagen hier vor über 1000 Jahren die Sitze der schluss fahren wir hinauf zum Bussen mit seinem um- der Leitung von Dr. Peter Th. Lang der Ebinger mächtigsten Dynastie Alemanniens, der sog. Berthol- fassenden Weitblick. Die dortige Wallfahrtskirche ver- Stammtisch um 15.00 Uhr im Café Wildt-Abt, Son- de. Von hier aus wurde das Land beherrscht und gro- eint Baustile verschiedener Epochen bis zur Moderne, nenstr. 67, 72458 Albstadt-Ebingen: Tel.: 07431 4188. ße Politik betrieben. Bei der Spurensuche treffen wir die künstlerischen Glasfenster verdienen hierbei be- heute durchweg auf sehenswerte Kirchen unter- sondere Betrachtung. Ein Fahrdienst vom Parkplatz Anmeldung zu den Veranstaltungen über den Ge- schiedlicher Art. Die Dorfkirchen von Daugendorf und zum Gipfel ist möglich. Busfahrt. Balingen, Stadthalle, schäftsführer Hans Schöller, Johann-Strauß-Str. 4, Zell bei Riedlingen erstaunen durch ihre ungewöhn- 7 Uhr. Albstadt-Ebingen, Busbahnhof, 7.30 Uhr. Um- 72461 Albstadt, Telefon 07432-6807. Email: anfra- liche Ausmalung aus der geistigen wie künstlerischen lage 35 Euro für Fahrt, Eintritte und Führungen. [email protected] oder hans@an- Umbruchzeit Ende des 18. Jahrhunderts. Ober- dreasschoeller.de sowie über unsere Homepage marchtal, einst politisches Machtzentrum, dann Prä- www.heimatkundliche–vereinigung.de. monstratenserstift, zeigt sich heute als wohlerhaltene Anlage in der Endgestalt von 1769 und ist eine der größ- JUNI Bei den Veranstaltungen sind Gäste jederzeit will- ten Kostbarkeiten des süddeutschen Barock. Die gro- kommen. ße Führung zeigt uns zahlreiche Kunstwerke: den vo- Mittwoch, 14. Juni.2017: Werksbesichtigung der Fir- ma Solera in Geislingen-Binsdorf mit Alfons Koch. 14 Uhr, Firma Solera, Fuhrmannstr. 7, Geislingen- Binsdorf. Anmeldung erforderlich. Die Teilnahme ist Herausgegeben von der frei. Heimatkundlichen Vereinigung Zollernalb Die Autoren dieser Ausgabe Samstag, 24. Juni 2017: Tagesexkursion mit Bettina Zundel, M.A.: Kunstmuseum Singen und Museum Art Vorsitzender: and Cars in Singen (In Zusammenarbeit mit dem Ga- Dr. Andreas Zekorn, Landratsamt Zollernalbkreis, lerieverein Albstadt). Busfahrt. Die Abfahrtszeiten 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 92 11 45 Die Beschreibungen zu den Fotos stammen von Gaston Polfer, dem Sohn von Jean-Pierre Polfer. werden noch bekannt gegeben. Umlage 40,00 Euro Gertrud Graf für Fahrt, Eintritte und Führungen. Geschäftsführung: Am 27. April 1945 greifen französische Truppen den fehlshaber bricht den Angriff tatsächlich ab. Die KZ- cker war. Der andere, ein Zimmermann, sei aus Bel- Eugen Michelberger Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, Ort Ziegelbach bei Wurzach an. Ein deutscher Stoß- Kleidung der beiden Bittsteller, ihr fließendes Fran- gien gewesen. Namen konnten sie nicht nennen. Von Fabrikstraße 35/2 72461 Albstadt, trupp hatte tags zuvor einen französischen Panzer zer- zösisch und die Tatsache, dass einige Ziegelbacher Ein- belgischen KZ-Häftlingen sind keine Listen zugäng- 88284 Wolpertswende JULI Telefon (0 74 32) 68 07 stört. Nun eröffnen die Franzosen das Feuer mit Phos- wohner mehrere KZ-Häftlinge vor der SS versteckt hat- lich. In den Listen der Luxemburger sind mehrere Bä- E-Mail: [email protected] phorgranaten. 16 Wohn- und Ökonomiegebäude ste- ten, überzeugen ihn. Er stellt nur eine Bedingung: auf cker aufgeführt. Angehörige ließen sich bis vor kur- hen in Flammen, 120 Rinder, 18 Pferde und weitere Tie- dem Kirchturm muss eine weiße Fahne gehisst wer- zem aber nicht ermitteln. Sonntag, 2. Juli 2107: Fahrrad-Halbtagesexkursion Redaktion: re verbrennen. In dieser scheinbar ausweglosen Si- den. mit Dr. Michael Walther: Auf den Spuren des Un- Daniel Seeburger, Grünewaldstraße 15, tuation retten zwei geflüchtete KZ-Häftlinge das Dorf. Bis vor wenigen Wochen war die Identität der Ret- ternehmens „Wüste“ in Frommern und Erzingen (in 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 2 66-1 53 Sie gehen den französischen Truppen entgegen und ter von Ziegelbach unklar. Zeitzeugen berichteten, dass Kontakt über das Internet Zusammenarbeit mit dem AK „Wüste“ Balingen). 13 bitten um Feuereinstellung. Der französische Be- einer der KZ Häftlinge aus Luxemburg stammte und Bä- Vor kurzem meldet sich Gaston Polfer aus Luxem- Seite 2039 Heimatkundliche Blätter Mai 2017 digen“ veröffentlichthatte, reiste er 1842 gefeiertdurchs den durch zwei Erbschaften gelindert. Nach dem Tod ter und Kindern lassen vermuten, dass sich alle ge- Deutsche Reich – ohne Württemberg. In Berlin lernte ihrer Schwester Friederike Märklin 1842 und dem ih- holfen haben und wohl alle in gewissen Geldschwie- er die von seinen Gedichten begeisterte und „ent- res Bruders Andreas Märklin 1850 erbte sie insge- rigkeiten steckten. schiedene Republikanerin“ Emma Siegmund kennen, samt über 1100 Gulden. Aus diesem relativ hohen Be- Schon seit 1849 hatten sich Georg Herweghs fi- die aus einer wohlhabenden Familie stammte. Spon- trag machte sie ihren Kindern Georg und Friederike nanzielle Probleme verschärft, da die Zuwendungen tan verlobten sie sich. Herwegh wurde kurz darauf we- Herwegh Zuwendungen. Als im Februar 1855 Her- aus Emmas Familie kleiner wurden. Er hätte seine po- gen seiner politischen Aussagen aus Preußen ausge- weghs Mutter in Balingen bei ihrem Bruder, dem litischen Überzeugungen etwas zurücknehmen sol- wiesen und war deshalb in Zürich nun auch uner- Wundarzt Wilhelm Märklin, starb, war es dem Dich- len, dann wären wieder Honorare geflossen. Die wünscht. Schließlich konnte er sich im Kanton Basel- ter nicht möglich, zur Beerdigung zu kommen, da er Schulden waren immens, so dass 1866 Bibliothek, Ge- Land(schaft) ins Bürgerrecht einkaufen. Das Paar ließ sonst verhaftet worden wäre. Onkel und Tante ver- mälde und Hausrat in Zürich versteigert wurden und sich nach der Hochzeit in Paris nieder und lebte von teilten die wenigen Habseligkeiten der Verstorbenen das Paar nach Baden-Baden übersiedelte. Die Geld- Jahrgang 64 31. Mai 2017 Nr. 5 den Zuwendungen von Emmas Vater und von den eigenmächtig. Die schlaue Tante Magdalena brachte schwierigkeiten hielten an, doch das Ehepaar wollte Dichterhonoraren. Von Paris aus versuchte das Ehe- die 94 Gulden Ertrag aus der Versteigerung des Haus- sich nicht in seiner Gesinnung verbiegen lassen. Der paar Herwegh auf die dortige Februarrevolution von rats der Verstorbenen persönlich zum Neffen Georg Dichter starb am 7. April 1875 an einer Lungenent- 1848 hin mit einer „Deutschen Legion“ von Arbeitern, Herwegh nach Zürich. Doch dann griff das Balinger zündung im Alter von 58 Jahren in Baden-Baden. Er dem Revolutionär Friedrich Hecker in Baden vergeb- Notariatsamt ein. Es hatte die Aufenthaltsorte der Kin- wurde im schweizerischen Liestal in „freier, repub- lich zu Hilfe zu eilen. Paris, Genf, Nizza und Zürich wa- der in der Schweiz beziehungsweise in Amerika aus- likanischer Erde“ begraben. ren die nächsten Stationen des unsteten und aben- geforscht. Magdalena Märklin musste sich rechtfer- Auch noch nach dem Zweiten Weltkrieg wurde über Von Bürgern, die nach teuerlichen Lebens des Ehepaares. Herwegh war mit tigen. Schließlich kam man mit dem Balinger Nota- das Leben und Wirken des Dichters geschrieben. Be- vielen bekannten Persönlichkeiten befreundet. Zahl- riat überein, die Anerkennung des Erbes durch die sonders geschätzt war er wegen seiner „revolutionä- reiche seiner Gedichte wurden vertont unter anderem Kinder einzuholen. Deshalb befindet sich die Unter- ren“ Schriften in der DDR, wo ihm (Erscheinungs- von Franz Liszt. schrift Georg Herweghs im Balinger Stadtarchiv. Der datum 27.9.) 1967 zum 150. Geburtstag eine Brief- Siebenbürgen auswanderten Die finanziellen Nöte von Herweghs Mutter wur- Hinweis auf die gegenseitige Unterstützung von Mut- marke gewidmet worden ist. Ein besonderer Aspekt der Engstlatter Dorfgeschichte – Von Alfred Jenter – Teil 1 Veranstaltungen und Exkursionen Die Veranstaltungen der Heimatkundlichen Vereinigung im Juni, Juli und August

JUNI kommunalen Kunstmuseen auf der deutschen Seite des Samstag, 22. Juli 2017: Tagesexkursion mit Wilfried Bodensees zeigt Werke von Malern der klassischen Mo- Groh: Dettingen/Neckar und die Fürstäbte von Mu- derne wie Max Ackermann, Otto Dix, Erich Heckel, ri. Rottenburg und Horb in der vorderösterreichi- Mittwoch, 14. Juni 2017: Werksbesichtigung mit Al- Curth Georg Becker und Helmuth Macke. Dagegen prä- schen Grafschaft Hohenberg. fons Koch. Führung durch die Thomas Preuhs Hol- sentiert das Mac-Museum Art and Cars in regelmäßi- Busfahrt (Die Abfahrtszeiten werden noch bekannt ge- ding GmbH, u.a. mit den Firmen Solera GmbH, Mi- gen Wechselausstellungen hochkarätige moderne geben), Umlage 35 Euro für Fahrt, Eintritte und Füh- cro Mobility Systems D GmbH und Solare Daten- Kunst im Dialog mit exklusiven Automobilen. Die ak- rungen. systeme GmbH. tuelle Ausstellung „Grazile Begegnungen“ von Yvonne Der Beginn der Firmengeschichte setzt 1995 in einer und Dominik Schleich zeigt Skulpturen und Plastiken kleinen Garage in Binsdorf ein, dort wurde zuerst die aus Stein, Mörtel, Ton, Holz und Metall. Ihre Werke lö- Fa. TOP Montage gegründet, heute ein vollwertiger Zu- sen mit schlichten Linien, klaren Formen und beste- AUGUST lieferbetrieb mit hoher Kompetenz in Montage, Ent- chender Eleganz unterschiedliche Eindrücke und As- wicklung und Elektronikfertigung. Die Firma expan- soziationen beim Betrachtenden aus. Sie fügen sich be- dierte rasch und siedelte nach Rosenfeld um. Mit der hutsam harmonisch in ihre Umgebung ein. Parallel da- Sonntag, 6. August 2017: Ortsrundgang durch Wei- Entscheidung für den Neubau in Geislingen-Binsdorf zu zeigt das MAC die Ausstellung „James Francix Gill – len unter den Rinnen mit Jörg Berbalk. im Jahr 2009 fiel auch der ehrgeizige Entschluss ein gro- Pop Art & Cars“. Gezeigt werden Arbeiten aus den An- 14.00 Uhr, Treffpunkt an der Bushaltestelle beim Rat- ßes Industriegebäude rein mit regionalen, erneuer- fängen der Pop Art, darunter Werke die bereits im Mu- haus. Die Teilnahme ist frei. baren Energien zu versorgen. Strom und Wärme aus seum of Modern Art, New York, und anderen ameri- heimischer Sonne. Bereits in den Jahren 2013/2014 kanischen Museen gezeigt wurden, aber auch eine Aus- wurde auf dem Nachbargrundstück ein weiteres Fir- wahl der besten neuzeitlichen Bilder präsentiert. mengebäude errichtet. Die Firma expandierte in ver- Busfahrt. Die Abfahrtszeiten werden noch bekannt STAMMTISCHE schiedenen Bereichen weiterhin. Herr Reiner Stauss, gegeben. Umlage 40 Euro für Fahrt, Eintritte und Füh- GeschäftsführerderFirmenSoleraundezeeEnergywird rungen. uns durch das Firmengebäude und die Firmenge- Jeweils am ersten Mittwoch eines Monats trifft sich un- schichte führen. ter der Leitung von Dr. Peter Th. Lang der Ebinger 14. Uhr. Treffpunkt: Fuhrmannstraße 7, Geislingen- Stammtisch um 15.00 Uhr im Café Wildt-Abt, Son- Binsdorf. Anmeldung erforderlich, Teilnahme frei JULI nenstr. 67, 72458 Albstadt-Ebingen: Tel.: 0 74 31 41 88.

Samstag, 24. Juni 2017: Tagesexkursion mit Bettina Anmeldung zu den Veranstaltungen über den Ge- Zundel, M.A.: Kunstmuseum Singen und Museum Art Sonntag, 2. Juli 2107: Fahrrad-Halbtagesexkursion schäftsführer Hans Schöller, Johann-Strauß-Str. 4, and Cars in Singen (In Zusammenarbeit mit dem Ga- mit Dr. Michael Walther: Auf den Spuren des Un- 72461 Albstadt, Telefon 0 74 32 68 07. lerieverein Albstadt). ternehmens „Wüste“ in Frommern und Erzingen (in Email: [email protected] Diese Exkursion mit der Kunsthistorikerin Bettina Zun- Zusammenarbeit mit dem AK „Wüste“ Balingen). oder [email protected] sowie über unsere del führt in die an Kunst so reiche Bodenseeregion, ge- Die Exkursion beginnt bei den Gedenkstelen am Schie- Homepage www.heimatkundliche–vereinigung.de. nauer nach Singen. Das erst im Jahr 2014 moderni- fersee in der Seestraße in Frommern. Nach einer kur- sierte Kunstmuseum Singen konzentriert sich dabei auf zen Einführung zum Schieferölprojekt (1942-1944) und Bei allen Veranstaltungen sind Gäste jederzeit herz- die Präsentation moderner und zeitgenössischer Kunst zum Unternehmen „Wüste“ (1944/45) besuchen wir die lich willkommen. aus der Vierländerregion Bodensee. Eines der großen sich in nächster Nähe befindlichen Bauten der ehe- maligen LIAS Ölschieferforschungsgesellschaft in der Ohnrastraße. Die ehemalige Schwelhalle und das Kes- selhaus sind die eindrücklichsten baulichen Überreste der Schieferölgewinnung durch die Nationalsozialis- Herausgegeben von der ten. Anschließend geht es in die Erlenstraße nach Er- Heimatkundlichen Vereinigung zingen, zum dortigen Stelenpaar. In unmittelbarer Zollernalb Die Autoren dieser Ausgabe Nachbarschaft befand sich eines von sieben KZ-Au- ßenlagern des Unternehmens „Wüste“. Anschließend Vorsitzender: Die Engstlatter Ortsmitte im Jahr 1925. Foto: Archiv Ortschaftsverwaltung Engstlatt begeben wir uns auf den Geischberg zum dritten Ge- Dr. Andreas Zekorn, Landratsamt Zollernalbkreis, Alfred Jenter denkstelenpaar, das durch den Arbeitskreis „Wüste“ 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 92 11 45 Trotz des bevorstehenden Winters sind am 2. und des Bürgerausschusses von Engstlatt vom 04. No- nähren“. Man hatte die Auswanderungswilligen gerne Kreisarchiv, Balingen im Jahr 2015 errichtet wurde. Nur wenige Me- 4. November 1845 fünf Familien von Engstlatt mit zu- vember 1846 berichtet Schultheiß Johann Martin Jet- ziehen lassen; jetzt bei ihrer Rückkehr wurden sie un- Hirschbergstraße 29, ter von diesem Stelenpaar befindet sich der noch letz- Geschäftsführung: sammen 29 Personen nach Siebenbürgen ausgewan- ter, dass ein Pfarrer Roth aus Siebenbürgen, der den gern wieder aufgenommen. 72336 Balingen te erhaltene Schiefermeiler des Unternehmens „Wüs- Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, dert. Im April 1846 folgten weitere 6 Familien und zwei Auswanderungswilligen noch im Frühjahr 1846 gute te“. Die Teilnehmer haben von dort außerdem einen 72461 Albstadt, Einzelpersonen, mit insgesamt 39 Personen. Es waren Bedingungen für die Einwanderung in seine Heimat Zwischen Südwestdeutschland und Ungarn be- guten Ausblick auf das Bonbachtal, wo das „Wüste“- Telefon (0 74 32) 68 07 Männer, Frauen und Kinder, zusammen 68 Einwoh- in Aussicht stellte und durch positive Nachrichten die standen seit dem Mittelalter durch den günstigen Tran- Dr. Ingrid Helber Werk 5 entstehen sollte und auf das ehemalige Port- E-Mail: [email protected] ner, die ihre Heimat in Engstlatt verließen. Bei 800 Ein- Auswanderer anziehen wollte. Schultheiß Johann Mar- sitweg über die Donau für Kaufleute und Handwerker Lammerbergstraße 53 landzementwerk Dotternhausen (heute das Zement- wohnern waren das 8,5% der Bevölkerung. Bereits we- tin Jetter hatte in das Gemeinderatsprotokoll ge- wichtige Handelsbeziehungen. Deshalb bildete Un- 72461 Albstadt werk Dotternhausen der Firma Holcim), das ebenfalls Redaktion: nige Monate später, im Spätherbst 1846, kehrten 20 schrieben: „Die jetzt zurückgekommen sind, sind Leu- garn auch ein Ziel für Auswanderer. Die hiesigen Zei- Teil des Ölschieferprogramms war. Daniel Seeburger, Grünewaldstraße 15, der Auswanderer wieder in ihre alte Heimat nach Engst- te teils mit keinem oder nur mit geringem Vermögen, tungen veröffentlichten immer wieder Artikel über Un- 13 Uhr, Treffpunkt Balingen-Frommern, Seestraße 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 2 66-1 53 latt zurück. Im Sitzungsprotokolldes Gemeinderatsund die keine Aussichten hatten, ihre Familien dort zu er- garn und Aufforderungen des Pfarrers Stefan Ludwig (Gedenkstelen am Schiefersee). Die Teilnahme ist frei. Seite 2037 Heimatkundliche Blätter Mai 2017 Mai 2017 Heimatkundliche Blätter Seite 2038

Es waren Not und Armut, die die Württemberger da- das Bürgerrecht verloren sie das Nutzungsrecht an den (11. November), erstmals Martini 1846, an die Ge- zu antrieben, ihre Heimat zu verlassen. Ein schweres Allmendteilen. Den Auswanderungswilligen wurde meindekasse zu bezahlen. Zudem mussten die Päch- Roth an die Württemberger, nach Siebenbürgen aus- Unwetter mit Hagelschloßen bis zur Größe von Hüh- nichts Nachteiliges nachgesagt und gerne bescheinigt, ter einen tüchtigen Bürgen stellen und etwaige Min- zuwandern. Einen solchen Artikel findet man im Amts- ner- und Gänseeiern hatte am Sonntag 22. Juni 1845 dass sie gute Ökonomen und tüchtige Arbeiter wären. dererlöse der Gemeinde ersetzen. Für Hagelschäden , Intelligenz- und Unterhaltungsblatt für das Oberamt in Engstlatt wüst gehaust und die Dinkel- und Habe- wurden wie bei den Zehnten Mindererlöse zugestan- Balingen „Der Albbote“ vom November 1845 mit den rernte vernichtet. Das hat wohl die Überlegungen wei- Georg Wizemann, Tobias Wizemanns Sohn, und Ja- den. 10 Jahre waren die Pächter an ihr Wort gebunden Initialen „H.S.“. Ähnliche Artikel muss es früher schon ter verstärkt, das Land zu verlassen. Nach den Ge- kob Bantle, Nagelschmied, suchten, weil sie wenig Ver- und konnten die Pacht ohne Einwilligung der Aus- gegeben haben. In der Vorbemerkung heißt es: „Weil meinderatsprotokollen kamen im Oktober 1845 fast mögen hatten und ihre Allmendteile abtraten, bei den wanderer und ohne Einwilligung der Gemeinde nicht mehrere Familien aus dem Oberamt Balingen wie aus täglich Bürger aufs Rathaus und erklärten ihre Ab- beiden Bürgerkollegien (Gemeinderat und Bürger- aufkündigen. mehreren Gegenden Deutschlands nach Siebenbür- sicht, nach Siebenbürgen auszuwandern. Waren frü- ausschuss) darum nach, dass man ihnen von den All- Auch für die später Auswanderungswilligen galt die- gen auswandern wollen wird diese Beschreibung ver- her schon immer wieder Bürger alleine oder mit ihren mendteilen noch einen Beitrag zukommen lassen soll- ser Beschluss für die Genussrechte der Pachteinnah- öffentlicht.“ Familien in andere Länder ausgewandert, so wurde es te. Der Beschluss lautete: „Wenn Wizemann und Bant- men auf die Dauer von 10 Jahren. Da die Gemeinde jetzt eine große Zahl. le wirklich nach Siebenbürgen auswandern und auf das das Geld den Abziehenden vorschießen musste, wur- Die Chancen und Möglichkeiten, die Siebenbürgen hiesige Bürgerrecht verzichten, dann wolle man den- de auch darüber beraten, inwieweit der Zins ange- - gemäß dem Zeitungsartikel - Einwanderern damals Der Gemeinderat musste ein Zeugnis ausstellen, dass selben den Genuss von ihren Allmendteilen noch 10 rechnet oder nachgelassen werden sollte. Bei der Ab- bot, werden nachstehend auszugsweise wiedergege- der Auswanderung kein Hindernis im Wege steht. Auch Jahre zukommen lassen, den diese aber von der Ge- stimmung war die Stimme des Schultheißen ent- ben. Wörtlich heißt es dort unter anderem: „Sieben- die mit auswandernde Ehefrau und die Söhne über 16 meindepflege erheben müssen. Wenn sie aber nicht scheidend. „Da die Familien der Auswanderer später bürgen ungarisch bildet ein für sich bestehendes Land Jahren sowie die Töchter über 14 Jahren mussten vor auf das Bürgerrecht verzichten und trotzdem von hier der Gemeinde zur Last fallen könnten, solle der Zins der österreichischen Monarchie, grenzt an die Mol- dem Gemeinderat eine Erklärung unterschreiben, dass wegziehen, erhalten sie von der Gemeinde nichts und nicht nachgelassen werden“, lautete der Beschluss. Die dau, Wallachey, Ungarn und Gallizien, ist ungefähr sie entschlossen seien auszuwandern. Sie mussten auf ihre Allmend falle dennoch nach den gesetzlichen Be- Gemeinde hatte dazu bei Alt-Schwanenwirt Georg Mai- dreimal so groß als Württemberg mit höchstens zwei das Königlich Württembergische Untertanen- und stimmungen der Gemeinde zu“. er 775 Gulden geliehen, um diese Summe an die Aus- Millionen Einwohnern, größtenteils Protestanten, an- Bürgerrecht für sich und ihre Familien verzichten, falls wanderer auszahlen zu können. Das Darlehen sollte dere Religionen sind die katholische, griechische und sie als Kaiserlich Königliche Untertanen in Sieben- Die Allmendteile wurden verpachtet und die Päch- aus den Pachteinnahmen mit jährlich 100 Gulden zu- unitarische. Das Land ist sehr gebirgig und waldig und bürgen angenommen würden. Mit dem Verzicht auf ter dazu verpflichtet, die Pacht jedes Jahr auf Martini rückgezahlt werden. (Fortsetzung folgt) besitzt zwei Berge deren Gipfel ewigen Schnee tragen, die Täler und Ebenen sind ungemein fruchtbar. Der Bo- den bringt Wein, Getreide, Flachs, Hanf, Tabak, Kar- toffeln und Obst in Hülle und Fülle und von vorzügli- cher Güte hervor. Pferde, Rindvieh, Schafe zum Teil Schriftsteller und Freiheitskämpfer feinwollige, und Schweine gibt es in Menge. Auch die Bienenzucht ist nicht unerheblich, nicht minder gibt es Geflügel. Aus dem Mineralreiche findet man Gold, Zum 200. Geburtstag von Georg Herwegh – Von Dr. Ingrid Helber Silber, Kupfer, Eisen und Salz. Mineralwässer sind nicht selten. Der Bistrizer Bezirk hat allein 30 Sauerquellen. Am 31. Mai 2017 feiert man den 200. Geburtstag des Flüsse, aus denen zum Teil Gold gewaschen wird, sind bekannten Schriftstellers, Freiheitskämpfers und Re- die Maros, Samos, Alt und Aronzos“. ( . . .) volutionärs Georg Herwegh (31.5.1817 – 7.5.1875). Er wurde in Stuttgart geboren, jedoch lassen sich seine (. . .) „Das ganze Land ist in drei Teile geteilt, in das Wurzeln mütterlicherseits in namhaften Balinger Fa- Land der Ungarn mit der Hauptstadt Klausenburg, in milien über Jahrhunderte verfolgen. Die Stadt Balin- das Land des Szecklar mit der Hauptstadt Maros Va- gen möchte mit diesem Artikel zum Jubiläum das An- serbely und in das der Butschen mit Herrmanstadt. In denken an den Dichter und Schriftsteller bewahren und den letzteren Teil beabsichtigt man aus Württemberg seine Leistungen wieder ins Bewusstsein rufen. Be- einzuwandern. (. . .) Die dortigen Bewohner sind ein rühmt wurde Georg Herwegh durch seinen 1841 im po- freies, also nicht unter Druck des Adels stehendes Volk, litischen Exil in der Schweiz erschienenen Band „Ge- ziemlich wohlhabend, gemütlich und gastfreundlich. dichte eines Lebendigen“. Seine Schriften trafen den Da dieselben nicht all` ihr Land bebauen können, auch politischen Nerv der Zeit, sprach er sich doch für Frei- vieleGehöfteleerstehen,sowollensie,namentlichauch heit, für demokratische und liberale Gesinnung sowie um das rohe Volk der Wallachen fern zu halten, das üb- für „politische und soziale Befreiung“ aus. Als Ziel rige ihren Brüdern in Deutschland abtreten“. (. . .) wünschte sich Herwegh die Bildung eines deutschen Nationalstaats, jedoch war er skeptisch bezüglich ei- (. . .) „Vor allem jedoch finden fleißige, verständige ner Führung durch Preußen. Bauern die ein Vermögen von auch nur 500 Gulden ha- Schon in der Festschrift zum 50-jährigen Bestehen ben ein sorgenfreies Auskommen, und werden die- Bericht über Siebenbürgen. Aus dem Albboten vom 25. November 1845. des Gewerbevereins Balingen im Jahr 1911, heute HGV, wurde Georg Herwegh neben anderen, in Balingen ge- selben bald zur Wohlhaben- sie zu verhalten. Trotzdem für „fleißige und verstän- borenen geistigen Größen wie Gregor Reisch, Nico- heit gelangen“. (. . .) „Damit nun dige Bauern“, die auf der Schwäbischen Alb ihre Fa- demus Frischlin und Tobias Beck hervorgehoben. Als die Auswanderungslustigen so milien nur schwer ernähren konnten, mussten solche 1923 in der Inflationszeit neue Geldscheine mit hohen wohlfeil als möglich an Ort und hoffnungsvollen Aussichten einen Anreiz für ernst- Werten gedruckt werden mussten, wählte die Stadt- Stelle kommen, so sollten die- hafte Auswanderungsabsichten bilden. gemeinde ein Porträt Georg Herweghs für den Zwei- selben zusammenkommen, hundert-Milliarden-Schein aus. In Balingen hat man sich miteinander besprechen Eine Biographie über Pfarrer Stephan Ludwig Roth Georg Herwegh wohl in den 1920er-Jahren bei der und dann sollte einer noch die- gibt weitere Aufschlüsse zu den Hintergründen, wes- Stadterweiterung nördlich der Heselwanger Straße sen Herbst gehen und für die halb Siebenbürgen als Einwanderungsland bewor- zwischen den Dichtern Hölderlin, Wieland und Lenau andern Plätze auslesen. An Un- ben wurde. Roth wurde 1796 in Mediasch (Sieben- eine eigene Straße gewidmet. terkommen fehlt es nicht. Mit bürgen) geboren, studierte ab 1817 in Tübingen Theo- Völlig neue Forschungsergebnisse zu Georg Her- Bargeld ist dort alles zu erhal- logie, zog 1818 nach Yverdon (Schweiz) zu Pestalozzi wegh habe ich Ende 2016 bei meinen Recherchen im ten. Dann sollten dieselben sich und übernahm dort den Lateinunterricht nach der Balinger Stadtarchiv zur großen Stifterin Friederike miteinander kommendes Pestalozzischen Methode. Im September 1820 kehrte Rösler, der Cousine von Georg Herwegh, der Tochter Frühjahr aufmachen, zuerst mit Roth nach Siebenbürgen zurück und warb dort für pä- des Apothekers Märklin, gewonnen. Entgegen ande- einem Ulmer Schiffer einen Ak- dagogische Reformpläne. Er wurde Gymnasialpro- ren Behauptungen stammte der Dichter mütterli- kord abschließen, der sie die fessor in Mediasch und versuchte einige Pestalozzi- cherseits nicht aus „kleinbürgerlichen Verhältnissen“. Person für drei bis vier Gulden Methoden im Schulwesen einzuführen. Mit seinen Seine Vorfahren in Balingen zählten über Jahrhun- bis Wien liefert. Von Wien bis modernen Ideen kam Roth aber mit dem konserva- derte hinweg zu den Honoratioren und stellten Stadt- Pest kommt man in einem Ta- tiven Lehrerkollegium in Konflikt. In Ungarn und auch schultheißen, Bürgermeister Pfarrer, Kaufleute, Chi- ge für höchstens zwei Gulden. in Siebenbürgen verstärkten sich in jener Zeit die Ten- rurgen und Verwaltungsfachleute. Von Pest in zwei Tagen nach denzen gegen anderssprachige Landesbewohner. Georg Herwegh besuchte 1829 zunächst das Gym- Szegedin. Von Szegedin in ei- Roth verfasste und verbreitete eine Schrift mit dem Ti- nasium in Stuttgart, doch seine Mutter brachte ihn nem Tage nach Arad und von tel: „Der Sprachkampf in Siebenbürgen. Eine Be- möglicherweise wegen der schwachen Gesundheit oder Arad in 1 ½ Tagen über die leuchtung des Woher und Wohin?“. Diese Schrift wegen Problemen in der Ehe in ihre Heimatstadt Ba- Grenze von Siebenbürgen.“ brachte Roth von ungarischer Seite erhebliche Kritik lingen. Hier wohnte der Junge nicht bei der Groß- Ein Revolutionär mit Balinger Wurzeln: Georg Herwegh. Quelle: Kupferstich von Carl Arnold Gonzenbach ein. Um das Deutschtum in Siebenbürgen zu stärken mutter Rosina Barbara Märklin (1742-1831) und auch Den Einwanderungslusti- warb er in Württemberg um Einwanderer. Damit zog nicht bei den Geschwistern der Mutter (Märklin). Ge- wegh nach der Beerdigung mit nach Stuttgart ge- Georg Herwegh ein Stipendium für das Theologiestu- gen, die nichts schaffen woll- org Herwegh wurde zu Lateinlehrer Imanuel Knoll in nommen. Catharina Herwegh erbte nur noch 30 Gul- dium, wurde jedoch aus disziplinarischen Gründen aus er sich vollends den Hass der Ungarn zu. Durch das ten, wurde in der Veröffentli- Pension gegeben. In der „Krottengrabenschule“, die am den, da sie vorab wohl aus finanziellen Nöten schon dem Stift verwiesen. Nach kurzem Jurastudium ar- Agieren von Roth sollen im März 1846 allein 307 Fa- chung aber geraten, in Platz vor der heutigen Bibliothek stand, begegnete er 200 Gulden von der Mutter erhalten hatte. beitete er 1837 als Redakteur und Übersetzer in Stutt- milien mit 1460 Personen eingewandert sein, wo- Deutschland zu bleiben, da es im Unterricht anderen späteren Freiheitskämpfern der Trotz der überstandenen Krankheit bestand Georg gart. Da die Freistellung vom Militärdienst für Theo- durch Roth für die Ungarn zum meistgehassten Sie- in Siebenbürgen weder Stif- 1848er-Revolution: Jakob Huzel aus Balingen und Gott- das Landexamen in Stuttgart und durfte das Seminar logen entfiel, wurde Herwegh 1838 eingezogen. Das wi- benbürger wurde. Während der Revolution 1848 blieb tungen gebe, noch die Leute lieb Rau aus Dürrwangen. Ende Dezember 1830 wur- in Maulbronn besuchen, das zum Theologiestudium dersprach seinen freiheitlichen Ideen und führte 1839 dort Gefallen daran fänden, Roth kaisertreu. Nachdem die ungarische Armee ge- de Georg Herwegh von einer schweren Nervenkrank- weiterführte. Die Ehe der Eltern wurde 1832 geschie- schließlich zur Flucht in die Schweiz. Dabei soll er den Faulenzern und Säufern, mit gen die Kaiserlichen einen Sieg errungen hatte, wur- heit mit Krämpfen, dem sog. Veitstanz, befallen und den. Wahrscheinlich lebte Catharina Herwegh dann in Weg entlang der Schweizer Straße durch Balingen ge- denen sie schon ziemlich ver- de Roth verhaftet und am 11. Mai 1849 von einem am 31. Januar 1831 starb auch noch die Balinger Groß- Stuttgart in „bescheidenen“ Verhältnissen. Sie war wohl nommen haben. Aus dem Albboten vom 27. Februar 1846. sehen seien, fort zu helfen und Standgericht zum Tode verurteilt und am selben Tag mutter. Wahrscheinlich hat die Mutter Georg Her- gezwungen, ihr Vermögen aufzubrauchen.1835 erhielt Nachdem Herwegh seine „Gedichte eines Leben- erschossen. Seite 2037 Heimatkundliche Blätter Mai 2017 Mai 2017 Heimatkundliche Blätter Seite 2038

Es waren Not und Armut, die die Württemberger da- das Bürgerrecht verloren sie das Nutzungsrecht an den (11. November), erstmals Martini 1846, an die Ge- zu antrieben, ihre Heimat zu verlassen. Ein schweres Allmendteilen. Den Auswanderungswilligen wurde meindekasse zu bezahlen. Zudem mussten die Päch- Roth an die Württemberger, nach Siebenbürgen aus- Unwetter mit Hagelschloßen bis zur Größe von Hüh- nichts Nachteiliges nachgesagt und gerne bescheinigt, ter einen tüchtigen Bürgen stellen und etwaige Min- zuwandern. Einen solchen Artikel findet man im Amts- ner- und Gänseeiern hatte am Sonntag 22. Juni 1845 dass sie gute Ökonomen und tüchtige Arbeiter wären. dererlöse der Gemeinde ersetzen. Für Hagelschäden , Intelligenz- und Unterhaltungsblatt für das Oberamt in Engstlatt wüst gehaust und die Dinkel- und Habe- wurden wie bei den Zehnten Mindererlöse zugestan- Balingen „Der Albbote“ vom November 1845 mit den rernte vernichtet. Das hat wohl die Überlegungen wei- Georg Wizemann, Tobias Wizemanns Sohn, und Ja- den. 10 Jahre waren die Pächter an ihr Wort gebunden Initialen „H.S.“. Ähnliche Artikel muss es früher schon ter verstärkt, das Land zu verlassen. Nach den Ge- kob Bantle, Nagelschmied, suchten, weil sie wenig Ver- und konnten die Pacht ohne Einwilligung der Aus- gegeben haben. In der Vorbemerkung heißt es: „Weil meinderatsprotokollen kamen im Oktober 1845 fast mögen hatten und ihre Allmendteile abtraten, bei den wanderer und ohne Einwilligung der Gemeinde nicht mehrere Familien aus dem Oberamt Balingen wie aus täglich Bürger aufs Rathaus und erklärten ihre Ab- beiden Bürgerkollegien (Gemeinderat und Bürger- aufkündigen. mehreren Gegenden Deutschlands nach Siebenbür- sicht, nach Siebenbürgen auszuwandern. Waren frü- ausschuss) darum nach, dass man ihnen von den All- Auch für die später Auswanderungswilligen galt die- gen auswandern wollen wird diese Beschreibung ver- her schon immer wieder Bürger alleine oder mit ihren mendteilen noch einen Beitrag zukommen lassen soll- ser Beschluss für die Genussrechte der Pachteinnah- öffentlicht.“ Familien in andere Länder ausgewandert, so wurde es te. Der Beschluss lautete: „Wenn Wizemann und Bant- men auf die Dauer von 10 Jahren. Da die Gemeinde jetzt eine große Zahl. le wirklich nach Siebenbürgen auswandern und auf das das Geld den Abziehenden vorschießen musste, wur- Die Chancen und Möglichkeiten, die Siebenbürgen hiesige Bürgerrecht verzichten, dann wolle man den- de auch darüber beraten, inwieweit der Zins ange- - gemäß dem Zeitungsartikel - Einwanderern damals Der Gemeinderat musste ein Zeugnis ausstellen, dass selben den Genuss von ihren Allmendteilen noch 10 rechnet oder nachgelassen werden sollte. Bei der Ab- bot, werden nachstehend auszugsweise wiedergege- der Auswanderung kein Hindernis im Wege steht. Auch Jahre zukommen lassen, den diese aber von der Ge- stimmung war die Stimme des Schultheißen ent- ben. Wörtlich heißt es dort unter anderem: „Sieben- die mit auswandernde Ehefrau und die Söhne über 16 meindepflege erheben müssen. Wenn sie aber nicht scheidend. „Da die Familien der Auswanderer später bürgen ungarisch bildet ein für sich bestehendes Land Jahren sowie die Töchter über 14 Jahren mussten vor auf das Bürgerrecht verzichten und trotzdem von hier der Gemeinde zur Last fallen könnten, solle der Zins der österreichischen Monarchie, grenzt an die Mol- dem Gemeinderat eine Erklärung unterschreiben, dass wegziehen, erhalten sie von der Gemeinde nichts und nicht nachgelassen werden“, lautete der Beschluss. Die dau, Wallachey, Ungarn und Gallizien, ist ungefähr sie entschlossen seien auszuwandern. Sie mussten auf ihre Allmend falle dennoch nach den gesetzlichen Be- Gemeinde hatte dazu bei Alt-Schwanenwirt Georg Mai- dreimal so groß als Württemberg mit höchstens zwei das Königlich Württembergische Untertanen- und stimmungen der Gemeinde zu“. er 775 Gulden geliehen, um diese Summe an die Aus- Millionen Einwohnern, größtenteils Protestanten, an- Bürgerrecht für sich und ihre Familien verzichten, falls wanderer auszahlen zu können. Das Darlehen sollte dere Religionen sind die katholische, griechische und sie als Kaiserlich Königliche Untertanen in Sieben- Die Allmendteile wurden verpachtet und die Päch- aus den Pachteinnahmen mit jährlich 100 Gulden zu- unitarische. Das Land ist sehr gebirgig und waldig und bürgen angenommen würden. Mit dem Verzicht auf ter dazu verpflichtet, die Pacht jedes Jahr auf Martini rückgezahlt werden. (Fortsetzung folgt) besitzt zwei Berge deren Gipfel ewigen Schnee tragen, die Täler und Ebenen sind ungemein fruchtbar. Der Bo- den bringt Wein, Getreide, Flachs, Hanf, Tabak, Kar- toffeln und Obst in Hülle und Fülle und von vorzügli- cher Güte hervor. Pferde, Rindvieh, Schafe zum Teil Schriftsteller und Freiheitskämpfer feinwollige, und Schweine gibt es in Menge. Auch die Bienenzucht ist nicht unerheblich, nicht minder gibt es Geflügel. Aus dem Mineralreiche findet man Gold, Zum 200. Geburtstag von Georg Herwegh – Von Dr. Ingrid Helber Silber, Kupfer, Eisen und Salz. Mineralwässer sind nicht selten. Der Bistrizer Bezirk hat allein 30 Sauerquellen. Am 31. Mai 2017 feiert man den 200. Geburtstag des Flüsse, aus denen zum Teil Gold gewaschen wird, sind bekannten Schriftstellers, Freiheitskämpfers und Re- die Maros, Samos, Alt und Aronzos“. ( . . .) volutionärs Georg Herwegh (31.5.1817 – 7.5.1875). Er wurde in Stuttgart geboren, jedoch lassen sich seine (. . .) „Das ganze Land ist in drei Teile geteilt, in das Wurzeln mütterlicherseits in namhaften Balinger Fa- Land der Ungarn mit der Hauptstadt Klausenburg, in milien über Jahrhunderte verfolgen. Die Stadt Balin- das Land des Szecklar mit der Hauptstadt Maros Va- gen möchte mit diesem Artikel zum Jubiläum das An- serbely und in das der Butschen mit Herrmanstadt. In denken an den Dichter und Schriftsteller bewahren und den letzteren Teil beabsichtigt man aus Württemberg seine Leistungen wieder ins Bewusstsein rufen. Be- einzuwandern. (. . .) Die dortigen Bewohner sind ein rühmt wurde Georg Herwegh durch seinen 1841 im po- freies, also nicht unter Druck des Adels stehendes Volk, litischen Exil in der Schweiz erschienenen Band „Ge- ziemlich wohlhabend, gemütlich und gastfreundlich. dichte eines Lebendigen“. Seine Schriften trafen den Da dieselben nicht all` ihr Land bebauen können, auch politischen Nerv der Zeit, sprach er sich doch für Frei- vieleGehöfteleerstehen,sowollensie,namentlichauch heit, für demokratische und liberale Gesinnung sowie um das rohe Volk der Wallachen fern zu halten, das üb- für „politische und soziale Befreiung“ aus. Als Ziel rige ihren Brüdern in Deutschland abtreten“. (. . .) wünschte sich Herwegh die Bildung eines deutschen Nationalstaats, jedoch war er skeptisch bezüglich ei- (. . .) „Vor allem jedoch finden fleißige, verständige ner Führung durch Preußen. Bauern die ein Vermögen von auch nur 500 Gulden ha- Schon in der Festschrift zum 50-jährigen Bestehen ben ein sorgenfreies Auskommen, und werden die- Bericht über Siebenbürgen. Aus dem Albboten vom 25. November 1845. des Gewerbevereins Balingen im Jahr 1911, heute HGV, wurde Georg Herwegh neben anderen, in Balingen ge- selben bald zur Wohlhaben- sie zu verhalten. Trotzdem für „fleißige und verstän- borenen geistigen Größen wie Gregor Reisch, Nico- heit gelangen“. (. . .) „Damit nun dige Bauern“, die auf der Schwäbischen Alb ihre Fa- demus Frischlin und Tobias Beck hervorgehoben. Als die Auswanderungslustigen so milien nur schwer ernähren konnten, mussten solche 1923 in der Inflationszeit neue Geldscheine mit hohen wohlfeil als möglich an Ort und hoffnungsvollen Aussichten einen Anreiz für ernst- Werten gedruckt werden mussten, wählte die Stadt- Stelle kommen, so sollten die- hafte Auswanderungsabsichten bilden. gemeinde ein Porträt Georg Herweghs für den Zwei- selben zusammenkommen, hundert-Milliarden-Schein aus. In Balingen hat man sich miteinander besprechen Eine Biographie über Pfarrer Stephan Ludwig Roth Georg Herwegh wohl in den 1920er-Jahren bei der und dann sollte einer noch die- gibt weitere Aufschlüsse zu den Hintergründen, wes- Stadterweiterung nördlich der Heselwanger Straße sen Herbst gehen und für die halb Siebenbürgen als Einwanderungsland bewor- zwischen den Dichtern Hölderlin, Wieland und Lenau andern Plätze auslesen. An Un- ben wurde. Roth wurde 1796 in Mediasch (Sieben- eine eigene Straße gewidmet. terkommen fehlt es nicht. Mit bürgen) geboren, studierte ab 1817 in Tübingen Theo- Völlig neue Forschungsergebnisse zu Georg Her- Bargeld ist dort alles zu erhal- logie, zog 1818 nach Yverdon (Schweiz) zu Pestalozzi wegh habe ich Ende 2016 bei meinen Recherchen im ten. Dann sollten dieselben sich und übernahm dort den Lateinunterricht nach der Balinger Stadtarchiv zur großen Stifterin Friederike miteinander kommendes Pestalozzischen Methode. Im September 1820 kehrte Rösler, der Cousine von Georg Herwegh, der Tochter Frühjahr aufmachen, zuerst mit Roth nach Siebenbürgen zurück und warb dort für pä- des Apothekers Märklin, gewonnen. Entgegen ande- einem Ulmer Schiffer einen Ak- dagogische Reformpläne. Er wurde Gymnasialpro- ren Behauptungen stammte der Dichter mütterli- kord abschließen, der sie die fessor in Mediasch und versuchte einige Pestalozzi- cherseits nicht aus „kleinbürgerlichen Verhältnissen“. Person für drei bis vier Gulden Methoden im Schulwesen einzuführen. Mit seinen Seine Vorfahren in Balingen zählten über Jahrhun- bis Wien liefert. Von Wien bis modernen Ideen kam Roth aber mit dem konserva- derte hinweg zu den Honoratioren und stellten Stadt- Pest kommt man in einem Ta- tiven Lehrerkollegium in Konflikt. In Ungarn und auch schultheißen, Bürgermeister Pfarrer, Kaufleute, Chi- ge für höchstens zwei Gulden. in Siebenbürgen verstärkten sich in jener Zeit die Ten- rurgen und Verwaltungsfachleute. Von Pest in zwei Tagen nach denzen gegen anderssprachige Landesbewohner. Georg Herwegh besuchte 1829 zunächst das Gym- Szegedin. Von Szegedin in ei- Roth verfasste und verbreitete eine Schrift mit dem Ti- nasium in Stuttgart, doch seine Mutter brachte ihn nem Tage nach Arad und von tel: „Der Sprachkampf in Siebenbürgen. Eine Be- möglicherweise wegen der schwachen Gesundheit oder Arad in 1 ½ Tagen über die leuchtung des Woher und Wohin?“. Diese Schrift wegen Problemen in der Ehe in ihre Heimatstadt Ba- Grenze von Siebenbürgen.“ brachte Roth von ungarischer Seite erhebliche Kritik lingen. Hier wohnte der Junge nicht bei der Groß- Ein Revolutionär mit Balinger Wurzeln: Georg Herwegh. Quelle: Kupferstich von Carl Arnold Gonzenbach ein. Um das Deutschtum in Siebenbürgen zu stärken mutter Rosina Barbara Märklin (1742-1831) und auch Den Einwanderungslusti- warb er in Württemberg um Einwanderer. Damit zog nicht bei den Geschwistern der Mutter (Märklin). Ge- wegh nach der Beerdigung mit nach Stuttgart ge- Georg Herwegh ein Stipendium für das Theologiestu- gen, die nichts schaffen woll- org Herwegh wurde zu Lateinlehrer Imanuel Knoll in nommen. Catharina Herwegh erbte nur noch 30 Gul- dium, wurde jedoch aus disziplinarischen Gründen aus er sich vollends den Hass der Ungarn zu. Durch das ten, wurde in der Veröffentli- Pension gegeben. In der „Krottengrabenschule“, die am den, da sie vorab wohl aus finanziellen Nöten schon dem Stift verwiesen. Nach kurzem Jurastudium ar- Agieren von Roth sollen im März 1846 allein 307 Fa- chung aber geraten, in Platz vor der heutigen Bibliothek stand, begegnete er 200 Gulden von der Mutter erhalten hatte. beitete er 1837 als Redakteur und Übersetzer in Stutt- milien mit 1460 Personen eingewandert sein, wo- Deutschland zu bleiben, da es im Unterricht anderen späteren Freiheitskämpfern der Trotz der überstandenen Krankheit bestand Georg gart. Da die Freistellung vom Militärdienst für Theo- durch Roth für die Ungarn zum meistgehassten Sie- in Siebenbürgen weder Stif- 1848er-Revolution: Jakob Huzel aus Balingen und Gott- das Landexamen in Stuttgart und durfte das Seminar logen entfiel, wurde Herwegh 1838 eingezogen. Das wi- benbürger wurde. Während der Revolution 1848 blieb tungen gebe, noch die Leute lieb Rau aus Dürrwangen. Ende Dezember 1830 wur- in Maulbronn besuchen, das zum Theologiestudium dersprach seinen freiheitlichen Ideen und führte 1839 dort Gefallen daran fänden, Roth kaisertreu. Nachdem die ungarische Armee ge- de Georg Herwegh von einer schweren Nervenkrank- weiterführte. Die Ehe der Eltern wurde 1832 geschie- schließlich zur Flucht in die Schweiz. Dabei soll er den Faulenzern und Säufern, mit gen die Kaiserlichen einen Sieg errungen hatte, wur- heit mit Krämpfen, dem sog. Veitstanz, befallen und den. Wahrscheinlich lebte Catharina Herwegh dann in Weg entlang der Schweizer Straße durch Balingen ge- denen sie schon ziemlich ver- de Roth verhaftet und am 11. Mai 1849 von einem am 31. Januar 1831 starb auch noch die Balinger Groß- Stuttgart in „bescheidenen“ Verhältnissen. Sie war wohl nommen haben. Aus dem Albboten vom 27. Februar 1846. sehen seien, fort zu helfen und Standgericht zum Tode verurteilt und am selben Tag mutter. Wahrscheinlich hat die Mutter Georg Her- gezwungen, ihr Vermögen aufzubrauchen.1835 erhielt Nachdem Herwegh seine „Gedichte eines Leben- erschossen. Seite 2039 Heimatkundliche Blätter Mai 2017 digen“ veröffentlichthatte, reiste er 1842 gefeiertdurchs den durch zwei Erbschaften gelindert. Nach dem Tod ter und Kindern lassen vermuten, dass sich alle ge- Deutsche Reich – ohne Württemberg. In Berlin lernte ihrer Schwester Friederike Märklin 1842 und dem ih- holfen haben und wohl alle in gewissen Geldschwie- er die von seinen Gedichten begeisterte und „ent- res Bruders Andreas Märklin 1850 erbte sie insge- rigkeiten steckten. schiedene Republikanerin“ Emma Siegmund kennen, samt über 1100 Gulden. Aus diesem relativ hohen Be- Schon seit 1849 hatten sich Georg Herweghs fi- die aus einer wohlhabenden Familie stammte. Spon- trag machte sie ihren Kindern Georg und Friederike nanzielle Probleme verschärft, da die Zuwendungen tan verlobten sie sich. Herwegh wurde kurz darauf we- Herwegh Zuwendungen. Als im Februar 1855 Her- aus Emmas Familie kleiner wurden. Er hätte seine po- gen seiner politischen Aussagen aus Preußen ausge- weghs Mutter in Balingen bei ihrem Bruder, dem litischen Überzeugungen etwas zurücknehmen sol- wiesen und war deshalb in Zürich nun auch uner- Wundarzt Wilhelm Märklin, starb, war es dem Dich- len, dann wären wieder Honorare geflossen. Die wünscht. Schließlich konnte er sich im Kanton Basel- ter nicht möglich, zur Beerdigung zu kommen, da er Schulden waren immens, so dass 1866 Bibliothek, Ge- Land(schaft) ins Bürgerrecht einkaufen. Das Paar ließ sonst verhaftet worden wäre. Onkel und Tante ver- mälde und Hausrat in Zürich versteigert wurden und sich nach der Hochzeit in Paris nieder und lebte von teilten die wenigen Habseligkeiten der Verstorbenen das Paar nach Baden-Baden übersiedelte. Die Geld- Jahrgang 64 31. Mai 2017 Nr. 5 den Zuwendungen von Emmas Vater und von den eigenmächtig. Die schlaue Tante Magdalena brachte schwierigkeiten hielten an, doch das Ehepaar wollte Dichterhonoraren. Von Paris aus versuchte das Ehe- die 94 Gulden Ertrag aus der Versteigerung des Haus- sich nicht in seiner Gesinnung verbiegen lassen. Der paar Herwegh auf die dortige Februarrevolution von rats der Verstorbenen persönlich zum Neffen Georg Dichter starb am 7. April 1875 an einer Lungenent- 1848 hin mit einer „Deutschen Legion“ von Arbeitern, Herwegh nach Zürich. Doch dann griff das Balinger zündung im Alter von 58 Jahren in Baden-Baden. Er dem Revolutionär Friedrich Hecker in Baden vergeb- Notariatsamt ein. Es hatte die Aufenthaltsorte der Kin- wurde im schweizerischen Liestal in „freier, repub- lich zu Hilfe zu eilen. Paris, Genf, Nizza und Zürich wa- der in der Schweiz beziehungsweise in Amerika aus- likanischer Erde“ begraben. ren die nächsten Stationen des unsteten und aben- geforscht. Magdalena Märklin musste sich rechtfer- Auch noch nach dem Zweiten Weltkrieg wurde über Von Bürgern, die nach teuerlichen Lebens des Ehepaares. Herwegh war mit tigen. Schließlich kam man mit dem Balinger Nota- das Leben und Wirken des Dichters geschrieben. Be- vielen bekannten Persönlichkeiten befreundet. Zahl- riat überein, die Anerkennung des Erbes durch die sonders geschätzt war er wegen seiner „revolutionä- reiche seiner Gedichte wurden vertont unter anderem Kinder einzuholen. Deshalb befindet sich die Unter- ren“ Schriften in der DDR, wo ihm (Erscheinungs- von Franz Liszt. schrift Georg Herweghs im Balinger Stadtarchiv. Der datum 27.9.) 1967 zum 150. Geburtstag eine Brief- Siebenbürgen auswanderten Die finanziellen Nöte von Herweghs Mutter wur- Hinweis auf die gegenseitige Unterstützung von Mut- marke gewidmet worden ist. Ein besonderer Aspekt der Engstlatter Dorfgeschichte – Von Alfred Jenter – Teil 1 Veranstaltungen und Exkursionen Die Veranstaltungen der Heimatkundlichen Vereinigung im Juni, Juli und August

JUNI kommunalen Kunstmuseen auf der deutschen Seite des Samstag, 22. Juli 2017: Tagesexkursion mit Wilfried Bodensees zeigt Werke von Malern der klassischen Mo- Groh: Dettingen/Neckar und die Fürstäbte von Mu- derne wie Max Ackermann, Otto Dix, Erich Heckel, ri. Rottenburg und Horb in der vorderösterreichi- Mittwoch, 14. Juni 2017: Werksbesichtigung mit Al- Curth Georg Becker und Helmuth Macke. Dagegen prä- schen Grafschaft Hohenberg. fons Koch. Führung durch die Thomas Preuhs Hol- sentiert das Mac-Museum Art and Cars in regelmäßi- Busfahrt (Die Abfahrtszeiten werden noch bekannt ge- ding GmbH, u.a. mit den Firmen Solera GmbH, Mi- gen Wechselausstellungen hochkarätige moderne geben), Umlage 35 Euro für Fahrt, Eintritte und Füh- cro Mobility Systems D GmbH und Solare Daten- Kunst im Dialog mit exklusiven Automobilen. Die ak- rungen. systeme GmbH. tuelle Ausstellung „Grazile Begegnungen“ von Yvonne Der Beginn der Firmengeschichte setzt 1995 in einer und Dominik Schleich zeigt Skulpturen und Plastiken kleinen Garage in Binsdorf ein, dort wurde zuerst die aus Stein, Mörtel, Ton, Holz und Metall. Ihre Werke lö- Fa. TOP Montage gegründet, heute ein vollwertiger Zu- sen mit schlichten Linien, klaren Formen und beste- AUGUST lieferbetrieb mit hoher Kompetenz in Montage, Ent- chender Eleganz unterschiedliche Eindrücke und As- wicklung und Elektronikfertigung. Die Firma expan- soziationen beim Betrachtenden aus. Sie fügen sich be- dierte rasch und siedelte nach Rosenfeld um. Mit der hutsam harmonisch in ihre Umgebung ein. Parallel da- Sonntag, 6. August 2017: Ortsrundgang durch Wei- Entscheidung für den Neubau in Geislingen-Binsdorf zu zeigt das MAC die Ausstellung „James Francix Gill – len unter den Rinnen mit Jörg Berbalk. im Jahr 2009 fiel auch der ehrgeizige Entschluss ein gro- Pop Art & Cars“. Gezeigt werden Arbeiten aus den An- 14.00 Uhr, Treffpunkt an der Bushaltestelle beim Rat- ßes Industriegebäude rein mit regionalen, erneuer- fängen der Pop Art, darunter Werke die bereits im Mu- haus. Die Teilnahme ist frei. baren Energien zu versorgen. Strom und Wärme aus seum of Modern Art, New York, und anderen ameri- heimischer Sonne. Bereits in den Jahren 2013/2014 kanischen Museen gezeigt wurden, aber auch eine Aus- wurde auf dem Nachbargrundstück ein weiteres Fir- wahl der besten neuzeitlichen Bilder präsentiert. mengebäude errichtet. Die Firma expandierte in ver- Busfahrt. Die Abfahrtszeiten werden noch bekannt STAMMTISCHE schiedenen Bereichen weiterhin. Herr Reiner Stauss, gegeben. Umlage 40 Euro für Fahrt, Eintritte und Füh- GeschäftsführerderFirmenSoleraundezeeEnergywird rungen. uns durch das Firmengebäude und die Firmenge- Jeweils am ersten Mittwoch eines Monats trifft sich un- schichte führen. ter der Leitung von Dr. Peter Th. Lang der Ebinger 14. Uhr. Treffpunkt: Fuhrmannstraße 7, Geislingen- Stammtisch um 15.00 Uhr im Café Wildt-Abt, Son- Binsdorf. Anmeldung erforderlich, Teilnahme frei JULI nenstr. 67, 72458 Albstadt-Ebingen: Tel.: 0 74 31 41 88.

Samstag, 24. Juni 2017: Tagesexkursion mit Bettina Anmeldung zu den Veranstaltungen über den Ge- Zundel, M.A.: Kunstmuseum Singen und Museum Art Sonntag, 2. Juli 2107: Fahrrad-Halbtagesexkursion schäftsführer Hans Schöller, Johann-Strauß-Str. 4, and Cars in Singen (In Zusammenarbeit mit dem Ga- mit Dr. Michael Walther: Auf den Spuren des Un- 72461 Albstadt, Telefon 0 74 32 68 07. lerieverein Albstadt). ternehmens „Wüste“ in Frommern und Erzingen (in Email: [email protected] Diese Exkursion mit der Kunsthistorikerin Bettina Zun- Zusammenarbeit mit dem AK „Wüste“ Balingen). oder [email protected] sowie über unsere del führt in die an Kunst so reiche Bodenseeregion, ge- Die Exkursion beginnt bei den Gedenkstelen am Schie- Homepage www.heimatkundliche–vereinigung.de. nauer nach Singen. Das erst im Jahr 2014 moderni- fersee in der Seestraße in Frommern. Nach einer kur- sierte Kunstmuseum Singen konzentriert sich dabei auf zen Einführung zum Schieferölprojekt (1942-1944) und Bei allen Veranstaltungen sind Gäste jederzeit herz- die Präsentation moderner und zeitgenössischer Kunst zum Unternehmen „Wüste“ (1944/45) besuchen wir die lich willkommen. aus der Vierländerregion Bodensee. Eines der großen sich in nächster Nähe befindlichen Bauten der ehe- maligen LIAS Ölschieferforschungsgesellschaft in der Ohnrastraße. Die ehemalige Schwelhalle und das Kes- selhaus sind die eindrücklichsten baulichen Überreste der Schieferölgewinnung durch die Nationalsozialis- Herausgegeben von der ten. Anschließend geht es in die Erlenstraße nach Er- Heimatkundlichen Vereinigung zingen, zum dortigen Stelenpaar. In unmittelbarer Zollernalb Die Autoren dieser Ausgabe Nachbarschaft befand sich eines von sieben KZ-Au- ßenlagern des Unternehmens „Wüste“. Anschließend Vorsitzender: Die Engstlatter Ortsmitte im Jahr 1925. Foto: Archiv Ortschaftsverwaltung Engstlatt begeben wir uns auf den Geischberg zum dritten Ge- Dr. Andreas Zekorn, Landratsamt Zollernalbkreis, Alfred Jenter denkstelenpaar, das durch den Arbeitskreis „Wüste“ 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 92 11 45 Trotz des bevorstehenden Winters sind am 2. und des Bürgerausschusses von Engstlatt vom 04. No- nähren“. Man hatte die Auswanderungswilligen gerne Kreisarchiv, Balingen im Jahr 2015 errichtet wurde. Nur wenige Me- 4. November 1845 fünf Familien von Engstlatt mit zu- vember 1846 berichtet Schultheiß Johann Martin Jet- ziehen lassen; jetzt bei ihrer Rückkehr wurden sie un- Hirschbergstraße 29, ter von diesem Stelenpaar befindet sich der noch letz- Geschäftsführung: sammen 29 Personen nach Siebenbürgen ausgewan- ter, dass ein Pfarrer Roth aus Siebenbürgen, der den gern wieder aufgenommen. 72336 Balingen te erhaltene Schiefermeiler des Unternehmens „Wüs- Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, dert. Im April 1846 folgten weitere 6 Familien und zwei Auswanderungswilligen noch im Frühjahr 1846 gute te“. Die Teilnehmer haben von dort außerdem einen 72461 Albstadt, Einzelpersonen, mit insgesamt 39 Personen. Es waren Bedingungen für die Einwanderung in seine Heimat Zwischen Südwestdeutschland und Ungarn be- guten Ausblick auf das Bonbachtal, wo das „Wüste“- Telefon (0 74 32) 68 07 Männer, Frauen und Kinder, zusammen 68 Einwoh- in Aussicht stellte und durch positive Nachrichten die standen seit dem Mittelalter durch den günstigen Tran- Dr. Ingrid Helber Werk 5 entstehen sollte und auf das ehemalige Port- E-Mail: [email protected] ner, die ihre Heimat in Engstlatt verließen. Bei 800 Ein- Auswanderer anziehen wollte. Schultheiß Johann Mar- sitweg über die Donau für Kaufleute und Handwerker Lammerbergstraße 53 landzementwerk Dotternhausen (heute das Zement- wohnern waren das 8,5% der Bevölkerung. Bereits we- tin Jetter hatte in das Gemeinderatsprotokoll ge- wichtige Handelsbeziehungen. Deshalb bildete Un- 72461 Albstadt werk Dotternhausen der Firma Holcim), das ebenfalls Redaktion: nige Monate später, im Spätherbst 1846, kehrten 20 schrieben: „Die jetzt zurückgekommen sind, sind Leu- garn auch ein Ziel für Auswanderer. Die hiesigen Zei- Teil des Ölschieferprogramms war. Daniel Seeburger, Grünewaldstraße 15, der Auswanderer wieder in ihre alte Heimat nach Engst- te teils mit keinem oder nur mit geringem Vermögen, tungen veröffentlichten immer wieder Artikel über Un- 13 Uhr, Treffpunkt Balingen-Frommern, Seestraße 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 2 66-1 53 latt zurück. Im Sitzungsprotokolldes Gemeinderatsund die keine Aussichten hatten, ihre Familien dort zu er- garn und Aufforderungen des Pfarrers Stefan Ludwig (Gedenkstelen am Schiefersee). Die Teilnahme ist frei. Seite 2043 Heimatkundliche Blätter Juni 2017 meinde die Allmendteile 10 Jahre verpachten konnte, ringem Verdienst, mit dem er seine Familie nicht or- für Geschichte, Kunst und Volkskunde vom Schwarz- könne man den Heimkehrern den Allmendgenuss jetzt dentlich ernähren konnte und wegen Unsittlichkeit und wald, Heuberg und von der Baar in Nr. 120 im Mai nicht schon wieder zuteilen, wenn dieselben auch am überhaupt wegen rohem Betragen der dortigen Ein- 1934 in einem Artikel über „Engstlatter wandern nach hiesigen Ort wieder als Bürger angenommen werden wohner habe er sich entschlossen, wieder in sein Va- Siebenbürgen“ berichtet. Beim ersten Engstlatter Dorf- müssen. Bisher haben die Auswanderer sich noch er- terland zurückzukehren. An barem Geld und Hausrat, fest am 20. Juni 1981 wurde auf der Bühne bei der da- nähren können. Wie lang aber dieses noch dauern kön- auch ein Pferd und Wagen, habe er wohl 200 Gulden mals noch nicht errichteten Bushaltestelle die Aus- ne, könne man nicht angeben“, lautete die Stellung- mitgebracht. Sein Weib habe von ihrer Mutter, von der wanderergeschichte nach Siebenbürgen in einem von nahme der Bürgerkollegien an das Königliche Ober- sie das einzige Kind sei, noch etwa 600 Gulden zu er- Heimatdichter Hans Jetter aus Ostdorf, einem gebür- amt. hoffen. tigen Engstlatter, verfassten Heimatspiel durch Mit- glieder vom Sportverein aufgeführt. Balthas Jetter, Vogts, einer der Rückkehrer erklärte In ihrer Sitzung vom 18. Dezember 1846 haben die vor dem Gemeinderat, dass er sich etwa neun Wo- Bürgerkollegien beschlossen, dass 29 Familien als Über das Königreich Württemberg ist in Wikipedia Jahrgang 64 30. Juni 2017 Nr. 6 chen (gute 2 Monate) in Mediasch und Hermannstadt „Hausarme“, die mit Mehl versorgt werden müssen, nachzulesen, dass allein von 1800 bis 1804 etwa 17.500 aufgehalten habe. Er komme deshalb aus Siebenbür- anzuerkennen seien. Personen hauptsächlich nach Osteuropa auswander- gen zurück, weil dort die Religion nicht wie in Würt- ten, ehe König Friedrich die Auswanderung von 1807 temberg gehandhabt werde. In einer Stadt oder in ei- Caspar Haug, Michels Sohn, der im August 1846 mit bis 1815 verbat. Nach Aufhebung des Verbots stieg die nem Dorf würden verschiedene Religionsgemein- seiner Familie zurückkehrte, verstarb am 2. Septem- Zahl der Auswanderer 1816 und 1817 sprunghaft an. schaften leben. Überhaupt sei es ein rohes und unge- ber 1846. Michael Schöntag kehrte 1849 zurück. Jo- Jährlich sollen es etwa 20.000 Personen gewesen sein. Ein Freund und Kollege sittetes Volk. Man höre jeden Morgen von Felderver- hann Georg Wizemann, der im November 1845 aus- Gründe für die Auswanderung sollen nicht nur Armut wüstungenundDiebstählenanNaturalien,Pferdenund wanderte, zog es 1853 ohne Familie wieder in die Hei- und Arbeitslosigkeit gewesen sein, sondern auch die Vieh. Eine Einrichtung nach unseres Landes Sitte sei mat zurück. Christian Kaiser kam 1853 ohne Familie drückende Steuerlast und die verbreitete Willkür der Nachruf auf Dr. Hans Schimpf-Reinhardt - Von Dr. Andreas Zekorn schwer einzuführen. An Geld, Naturalien und seinem wieder in Engstlatt an. Jakob Sauter, Weber, der neun Obrigkeit. (Wikipedia) Hausrat zusammengerechnet habe er noch ein Ver- Monate mit seiner Familie in Siebenbürgen war, kam Völlig unerwartet verstarb der Balinger Stadtarchivar Februar 2017 verlieren wir einen hochgeachteten Men- mögen von 600 Gulden nach Engstlatt zurückge- im Spätjahr 1846 wieder in die Heimat zurück; er wan- Quellen: Stadtarchiv Balingen, E 34, Gemeinde- Dr. Hans Schimpf-Reinhardt am 21. Februar 2017. Er schen, der stets bescheiden und schlicht blieb. Er ver- bracht. derte mit seiner Familie 1871 nach Amerika aus. ratsprotokolle von 1845 und 1846 der Gemeinde Engst- war ein liebenswerter Mensch und stets engagiert bei fügte über einen immensen Erfahrungs- und Wis- latt; Veröffentlichungen in „Der Albbote“, Amts-, In- allem, was er tat. Sein Motto war: „Wenn man et- sensschatz, den er gerne mit anderen teilte. Die Er- Jakob Sauter gibt an, dass er acht Monate mit sei- Nachbemerkungen telligenz- und Unterhaltungsblatt des Oberamts Ba- was macht, dann muss man es richtig machen.“ Hans innerung an sehr viele intensive, informative und ins- ner Familie in Siebenbürgen gewesen sei und auf sei- Oberlehrer Hermann Schöllkopf hat in den „Hei- lingen von 1845 und 1846; Biographie von Pfarrer Ste- Schimpf-Reinhardt liebte seine Arbeit und war eine weit besondere auch liebevollen Begegnungen und Ge- ner Profession als Weber gearbeitet habe. Wegen ge- matblättern vom oberen Neckar“, einer Monatsschrift phan Ludwig Roth in Wikipedia. über Balingen hinaus anerkannte und geschätzte Per- spräche bleibt. Er war ein stets interessierter und en- sönlichkeit. Hans Schimpf-Reinhardt hinterlässt sei- gagierter Gesprächspartner – sowohl als geschätzter ne Ehefrau Margit Reinhardt, mit der er seit 1988 ver- Kollege als auch als lieber Freund. In großer Dank- heiratet war, und die gemeinsamen Kinder Marie und barkeit und Anerkennung können wir auf das Viele bli- Hannes. cken, was uns Dr. Hans Schimpf-Reinhardt als blei- Veranstaltungen und Exkursionen Hans Schimpf wurde am 22. Dezember 1952 in Hom- bendes Vermächtnis zurückließ. Sein Tod ist immer berg (Hessen) geboren und wuchs in Reutlingen-Gön- noch unbegreiflich und schmerzt. Hans Schimpf-Rein- Die Termine der Heimatkundlichen Vereinigung für Juli und August ningen auf. Nach dem Abitur 1972 am damaligen evan- hardt hinterlässt nicht nur in seiner Familie, der un- gelischen Aufbaugymnasium in Mössingen, wo er auch ser aufrichtiges Mitgefühl gehört, eine sehr große Lü- das Internat besucht hatte, studierte Hans Schimpf Em- cke. JULI wird. Die Stadtgründung erfolgte durch Graf Albert II. schwerpunktmäßig um den bekanntesten Sohn Wei- pirische Kulturwissenschaft und Soziologie an der Uni- von Hohenberg um 1280 auf dem Ruinengelände der lens, den Kirchenmaler August Blepp, der u.a. auch die versität Tübingen. In die Archivarbeit wuchs er als Zeit- Bibliographie Hans Schimpf-Reinhardt Samstag, 22. Juli 2017: Tagesexkursion mit Wilfried römischen Siedlung Sumelocenna. Doch die frühmit- Flügel des Kirchenaltars bemalt hat. Beginn um 14.00 angestellter für Archivpflege beim Landkreis Reut- Groh: Dettingen/Neckar und die Fürstäbte von Mu- telalterlichen Siedlungsräume waren das nordöstlich Uhr, Treffpunkt an der Bushaltestelle beim Rathaus. lingen hinein. Auf Initiative der damaligen Volks- - An die Daheimgebliebenen: Briefe eines nach Ame- ri. Rottenburg und Horb in der vorderösterreichi- gelegenen Sülchen und jenseits des Neckars Ehingen, Die Teilnahme ist frei. kundlerin und Kreisarchivpflegerin Angelika Bi- rika ausgewanderten Ulmers, in: Haspel-Press (2) 1977, schen Grafschaft Hohenberg. wo sich auch die Stiftskirche St. Moriz mit der Ho- schoff-Luithlen (* 29. August 1911 in Ludwigsburg; † 7, S. 11 - 13 Bei einer Führung durch die Altstadt von Horb, vom henberger Grablege befindet. Bereits ein Jahrhundert Mittwoch, 23. August 2017: Halbtagesexkursion mit 17. Oktober 1981 in Blaubeuren) war Hans Schimpf - Pflugwappen-Festschrift: Ostdorf 1985, hrsg. von Rathaus über die Stiftskirche an vielen historischen später verkauft der Urenkel des Stadtgründer Graf Ru- Jürgen Scheff: Veringenstadt – Eiszeithöhlen, Gra- - gemeinsam mit Karl-Heinz Rueß und Karlheinz Gep- der Vereinsgemeinschaft Ostdorf und der Stadtver- Bauten vorbei bis hin zur Liebfrauenkapelle wird die dolf III. die gesamte Grafschaft im Jahre 1381 an Her- fenburg und Hexenprozess (mit Besuch des Hei- pert, allesamt Studenten am Ludwig-Uhland-Institut waltung Balingen. Redaktion und Gestaltung: Hans Geschichte dieser malerisch gelegenen Stadt lebendig zog Leopold III. von Österreich. Bis 1806, also 425 Jah- matmuseums; Kinder erwünscht!). für empirische Kulturwissenschaft, beim Landkreis Schimpf, Balingen 1985 gemacht. Die Stadtgründung erfolgte vor 1227 durch re lang, war die Grafschaft Hohenberg mit dem Ver- 14.00 Uhr, Treffpunkt Veringenstadt, Parkplatz beim Reutlingen „zur Ordnung von Archiven von Ge- - Zum 50. Jahrestag eines Wahrzeichens der Stadt Ba- die Pfalzgrafen von Tübingen. 1302 kam Horb durch waltungsmittelpunkt Rottenburg Teil von Vorderös- Rathaus. Teilnahme frei. meinden“ teilzeitbeschäftigt. Im Rahmen dieser Tä- lingen: Vogtsitz, Scheuer, Denkmal; die wechselhafte Heirat an Graf Burkhardt IV. von Hohenberg. Graf Ru- terreich. Von 1454 bis 1482 residierte Erzherzogin tigkeit wurden gemeinsam 21 Ortsarchive der Ge- Gesch. des Balinger Schlosses, in: Heimatkundliche dolf III. von Hohenberg gründete 1387 das Horber Mechthild in Rottenburg und verlieh ihm den Glanz ei- meinden Römerstein, St. Johann, Zwiefalten, Go- Blätter Balingen 33 (1986), S. 557 - 559, 562 - 563 Chorherrenstift und so wurde aus der Heilig-Kreuz-Ka- nes Musenhofes. Ihr Sohn aus erster Ehe, Graf Eber- madingen, Engstingen und Hohenstein geordnet und - Balingen: Große Kreisstadt [Texte: Hans Schimpf pelle die Stiftskirche Heilig Kreuz. Mit dem Verkauf der hard im Bart gründete mit ihrer Unterstützung 1477 STAMMTISCHE verzeichnet. Dabei wurden auch vielfach Vorträge in u.a.], Horb am Neckar 1987 Grafschaft 1381 an Österreich gehörte Horb bis 1806 die Universität Tübingen. Als Rottenburg zu Würt- den jeweiligen Dörfern gehalten oder 1983 von Hans - Wilhelm Schwaibold, Roßwangen: Beiträge zur Ge- zu Vorderösterreich. Die Liebfrauenkapelle hat ihren temberg kam, wurde es 1821 Bischofsstadt und die Schimpf und Karlheinz Geppert eine Ausstellung zum schichte. Redaktion Hans Schimpf, Balingen 1987 (Ver- Ursprung in einer Burgkapelle der Burg Herrenberg der Pfarrkirche St. Martin zum Dom. Zum Schluss geht es Jeweils am 1. Mittwoch eines Monats trifft sich un- Gemeindejubiläum von Engstingen organisiert und ge- öffentlichungen des Stadtarchivs Balingen; Bd. 1) Edelfreien von Horb und war später zeitweilig Klos- mit dem Bus zum Friedhof bei der Sülchen- Kirche, ter der Leitung von Dr. Peter Th. Lang der Ebinger staltet. - Gönningen: eine Überlebensgeschichte, Reut- terkirche. Anschließend geht es in den Horber Stadt- der Grablege der Bischöfe. Auf dem Friedhof wird das Stammtisch um 15.00 Uhr im Café Wildt-Abt, Son- Von 1983 an sorgte Hans Schimpf zunächst in Teil- Dr. Hans Schimpf-Reinhardt. Fotos: Stadtarchiv lingen 1988 (Zugl.: Tübingen, Univ., Dissertation 1988) teil Dettingen. 1706 erwarb das Kloster Muri die Herr- Ehrengrab von Joseph Eberle, dem berühmten Mund- nenstr. 67, 72458 Albstadt-Ebingen: Tel.: 07431 4188. zeit, ab Ende 1987 in Vollzeit bei der Stadt Balingen - „Dr Deng mit seim Deng“: Dr. Friedrich Veit, ein schaft Glatt, zu dem auch das Dorf Dettingen gehörte. artdichter Sebastian Blau, besucht. für den Aufbau des Stadtarchivs. Er leistete hier eben- Stadtarchiv und die Zehntscheuer zu seinem blei- Orientalist in Ostdorf um die Jahrhundertwende, in: 1746 wurde dort von Fürstabt Gerold I. ein neues ba- Busfahrt. Albstadt-Ebingen, Busbahnhof, 7.00 Uhr. Anmeldung zu den Veranstaltungen über den Ge- so wie bei den Ortsteilarchiven grundlegende Ar- benden Vermächtnis. Mehrere seiner Veröffentli- Zollernalb-Profile 1 (1988), S. 95 - 103 rockes Schloss erbaut, das heutige Rathaus. Doch zu- Balingen, Stadthalle, 7.20 Uhr. Umlage 35,00 Euro für schäftsführer Hans Schöller, Johann-Strauß-Str. 4, beiten. Bald darauf kam zu seiner Tätigkeit als Stadt- chungen publizierte er in den Heimatkundlichen Blät- - Balinger Liebesgaben 1914/18, in: Zollernalb-Pro- vor schon ließ der Fürstabt eine neue Kirche bauen, Fahrt, Eintritte und Führungen. Anmeldung direkt an 72461 Albstadt, Telefon 07432-6807. Email: anfra- archivar die Betreuung der Städtischen Museen Ba- tern. file 2 (1990), S. 149 - 155 die 1747 eingeweiht wurde. Im katholischen Dettin- den Reiseleiter, Wilfried Groh, Telefon 07431-6537, per [email protected] oder lingen hinzu. Beim Ausbau der Zehntscheuer zum Aus- Dr. Schimpf-Reinhardt trat am 3. Dezember 1985 - Nationalsozialismus in einer kleinen Stadt: Ba- gen konnte im 19. Jahrhundert der Pietismus Fuß fas- Email an: [email protected] oder über anfra- [email protected] sowie über unsere Home- stellungs- und Museumsgebäude erwarb sich Dr. der Heimatkundlichen Vereinigung bei. Er wurde da- lingen 1923 - 1939, in: Verblendung, Mord und Wi- sen, was dazu führte, dass sich eine evangelische Kir- [email protected] page www.heimatkundliche–vereinigung.de. Schimpf-Reinhardt bleibende Verdienste. Konzepti- mals auch von der Hauptversammlung in den Aus- derstand. Aspekte nationalsozialistischer Unrechts- chengemeinde mit eigener Kirche und Pfarrhaus bil- on und Einrichtung des dort untergebrachten Hei- schuss gewählt. Für die Mitglieder der Heimat- herrschaft im Gebiet des heutigen Zollernalbkreises, dete. Am Nachmittag geht es nach Rottenburg, wo in ei- Bei allen Veranstaltungen sind Gäste jederzeit herz- matmuseums, das anschaulich die Balinger Stadt- kundlichen Vereinigung bot er zahlreiche Studien- hrsg. v. Zollernalbkreis Jugendring e.V. und Zol- nem Spaziergang die Rottenburger Altstadt erkundet lich willkommen. geschichte vermittelt, gehen maßgeblich auf ihn zu- fahrten und Exkursionen an. Noch für den Herbst 2017 lernalbkreis, Hechingen 1995, S. 27 - 38 AUGUST rück. Ebenso richtungsweisend war er bei der Pla- plante er eine Wanderung auf dem Geschichtspfad in - Vom Dorf zur Stadt: Blick auf Balingens Ge- nung und Einrichtung des Waagenmuseums im Zoll- und um Streichen, der ebenfalls zu seinem Ver- schichte, in: Blätter des Schwäbischen Albvereins 105 ernschloss tätig. In der Zehntscheuer betreute Hans mächtnis gehört. Nicht vergessen sind seine leben- (1999), S. 37 - 40 Achtung Terminänderung! Herausgegeben von der Schimpf-Reinhardt unzählige Ausstellungen, die weit digen Vorträge, zuletzt im Oktober 2014 über „Feld- - 800 Jahre Ostdorf: 1200 - 2000, hrsg. von der Ver- Heimatkundlichen Vereinigung mehr als 400000 Besucher anzogen. Die akribische Vor- postbriefe des Ersten Weltkriegs“. Im Ausschuss der einsgemeinschaft Ostdorf. Text, Fotoarbeiten, Re- Sonntag, 13. August 2017: Ortsrundgang durch Wei- Zollernalb bereitung und Durchführung der Ausstellungen zu oft Heimatkundlichen Vereinigung war er stets ein klu- daktion und Gestaltung: Hans Schimpf-Reinhardt, Ba- Die Autoren dieser Ausgabe len unter den Rinnen mit Jörg Berbalk. besonderen Themen, wie „Tiere der Eiszeit“, „Dampf- ger, kritischer und engagierter Ratgeber und Be- lingen 2001 Nach einer Einführung zur Geschichte und geolo- Vorsitzender: maschinen“ oder „Puppen der Welt“, lagen ihm sehr gleiter. - Friedrich Eckenfelder (1861-1938), in: Schwäbi- gischen Lage von Weilen geht es zunächst zur etwa ei- Dr. Andreas Zekorn, Landratsamt Zollernalbkreis, am Herzen. Unvergessen sind seine Stadtführungen, Unerlässlich zu erwähnen ist, dass er 2009 den Ar- scher Heimatkalender 116 (2005), S. 53 - 54 Alfred Jenter nen Kilometer entfernten Ottilienkapelle, dem ältes- 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 92 11 45 bei denen er ebenso profund wie lebendig und an- beitskreis „Wüste“ ins Leben rief. Die Erarbeitung und - „Wider die pestilenz“: Pestbüchlein des 15. Jahr- Kreisarchiv, ten Bauwerk auf der Weilener Gemarkung. Auf dem schaulich den Teilnehmenden die Balinger Stadtge- Errichtung der Gedenkstelen für die Opfer des Un- hunderts, in: Schwabenspiegel. Literatur vom Ne- Hirschbergstraße 29, Rundgang erfahren die Teilnehmer interessante In- Geschäftsführung: schichte nahebrachte. ternehmens „Wüste“ in Frommern, Erzingen und ckar bis zum Bodensee; 1000 - 1800 [Medienkom- 72336 Balingen formationen zur Frühgeschichte Weilens, den alten Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, 1987 schloss Hans Schimpf seine im Folgejahr im Engstlatt wurden von ihm maßgeblich organisiert. Er bination], hrsg. von Ulrich Gaier, Monika Küble, Wolf- Siedlungen sowie dem frühmittelalterlichen Besied- 72461 Albstadt, Druck erschienene Dissertation zum Thema „Gön- entwarf die Stelen selbst, womit auch sein künstle- gang Schürle, Ulm, Donau 2003, Bd. 2 (Aufsätze), S. Dr. Andreas Zekorn lungsgefüge des Oberen Schlichemtals. Jörg Berbalk Telefon (0 74 32) 68 07 ningen – Eine Überlebensgeschichte“ über die Gön- risches Talent einmal mehr offenbar wird. Die Um- 871 – 884 Kreisarchiv geht auch auf die ehemaligen Verkehrswege und die E-Mail: [email protected] ninger Samenhändler ab. Bei seiner wissenschaftli- setzung des Entwurfs durch eine Mössinger Firma be- Hirschbergstraße 29, mittelalterlichen Verhältnisse des Weilers ein. Weilen chen Tätigkeit lag ein wesentlicher Schwerpunkt bei gleitete er eng. Auf seine Anregung hin stiftete die Hei- Redaktion: Veröffentlichungen des Stadtarchivs 72336 Balingen ist wie viele alte Dörfer von einer Vielzahl von Sagen der Geschichte der Stadt Balingen und ihrer Orts- matkundliche Vereinigung anlässlich ihres 60. Jubi- Balingen umrankt, die im Zuge des Rundgangs ebenfalls zur Daniel Seeburger, Grünewaldstraße 15, teile. Er leistete hierzu selbst Forschungsarbeiten und läums die Stele in Frommern, die am 22. Juni 2014 ein- Sprache kommen. Beim Besuch der in der Dorfmitte 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 2 66-1 53 betreute mehrere Bände, die nicht anders als mo- geweiht werden konnte. - Wilhelm Schwaibold, Rosswangen: Beiträge zur Ge- gelegenen katholischen Kirche St. Nikolaus geht es numental zu bezeichnen sind. Sie gehören wie das Mit dem Tode von Hans Schimpf-Reinhardt am 21. schichte, Balingen 1987 (Veröffentlichungen des Stadt- Seite 2041 Heimatkundliche Blätter Juni 2017 Juni 2017 Heimatkundliche Blätter Seite 2042 archivs Balingen; Bd. 1) schinisten: zur Geschichte der Frommerner Möbel- Balingen) berichten: mit Zustimmung des - Hedwig Röckelein, Casimir Bumiller, ...ein un- industrie, Balingen 1992 (Veröffentlichungen des - Wilhelm Foth, „Es hat die Statt Balingen eine fei- 1. Wie es komme, dass seit etwa 4 Monaten eine Bürgerausschusses, dass ruhig Poet: Nikodemus Frischlin 1547 – 1590, Ba- Stadtarchivs Balingen; Bd. 4) ne Schul“: von der Lateinschule zum Gymnasium, Ba- so bedeutende Anzahl Amtsangehöriger das Vaterland man dem Bantle für sein lingen, 1990 [Ausstellungskatalog] (Veröffentlichun- - 1200 Jahre Endingen, Frommern, Heselwangen, lingen 2005 (Veröffentlichungen des Stadtarchivs Ba- verlassen und in neuerer Zeit meistens nach Sieben- Häusle 150 Gulden ge- gen des Stadtarchivs Balingen; Bd. 2) Weilstetten, Zillhausen: 793 – 1993, hrsg. von der Stadt- lingen; Bd. 6) bürgen statt früher nach Amerika auswandern, so- ben wolle und die 50 - Margarete Steinhart, 1918 - 1948: Kleinstadt im verwaltung Balingen, Balingen 1993 (Veröffentli- - 750 Jahre Stadt Balingen: 1255 – 2005, hrsg. von dann GuldenSchulden,dieauf Wandel, Balingen 1991 (Veröffentlichungen des Stadt- chungen des Stadtarchivs Balingen; Bd. 5) der Stadtverwaltung Balingen, Balingen 2005 (Ver- 2. ob es etwa Leute gebe, entweder fremde oder diesem noch hafteten, archivs Balingen; Bd. 3) - Frommern bei der Hochwasserkatastrophe 1895. öffentlichungen des Stadtarchivs Balingen; Bd. 7) einheimische, welche es sich zum Geschäft machen, übernehmen wolle. - Monika Schwedhelm, Schreiner, Polierer, Ma- Balingen 1993 (Veröffentlichungen des Stadtarchivs den Amtsangehörigen allerlei günstige Beschreibun- Wenn die Gemeinde aus gen von den glücklichen Verhältnissen zu machen, in dem Hausanteil mehr welche sie, wenn sie den Ort ihres künftigen Aufent- erlöse, dann sollte Bant- halts erreicht, eintreten würden, oder ob etwa die Aus- le darauf noch An- wanderer spruch haben. Seine 3. solche Leute seien, welche durch Trägheit und Tochter Anna Maria, die Von Bürgern, die nach Verschwendung, oder Mangel an Arbeit und Verdienst mit ihren zwei Kindern nicht mehr bestehen können und daher auf gut Glück mit ihrem Vater eben- das Vaterland verlassen. falls auswandern wollte, Siebenbürgen auswanderten 4. Ob solche Amtsangehörigen unter den Aus- erhalte bei ihrem Weg- wanderern sich befinden, welche nicht durch un- zugvonderGemeinde40 günstige Vermögens-Verhältnisse veranlasst wären, ein Gulden. Dafür müsse sie „Auswanderung nach Siebenbürgen“ Heimatspiel beim ersten Engstlatter Dorffest am 20.6.1981. Ein besonderer Aspekt der Engstlatter Dorfgeschichte – Von Alfred Jenter – Teil 2 besseres Auskommen in dem fernen Ausland zu su- aber ihre Allmendteile an Foto: Fotosammlung der Ortschaftsverwaltung Engstlatt chen, endlich die Gemeinde zurück- Die Auswanderer nahmen ihren Weg über Ulm und 5. ob der Herr Orts-Geistliche und der Schultheiß geben. Ausrufen an Alt Balthasar Jetter, Vogts, für 250 Gulden Wien die Donau abwärts. Balthasar Jetter, Schreiner; selbst noch nicht versucht haben, durch Vorstellung verkauft. Jakob Sauter, Weber; Christian Schöntag, Witwer; Ge- und Belehrung die Leute, welche auszuwandern be- In der gleichen Sitzung am 31. März 1846 erklärte Jo- org Wizemann; Christian Faupel und Jung Johannes absichtigen, von ihrem Vorhaben abzubringen? hann Michael Schmid, dass er willens sei, mit seinem Jakob Schmid, der im Frühjahr 1846 nach Sieben- Schöntag wanderten mit ihren Angehörigen und mit Tochtermann Caspar Haug und seiner Tochter Agnes bürgen ausgewandert war, im Spätjahr 1846 aber wie- bescheidenen Habseligkeiten im Herbst 1845 aus. Nach diesen Verlautbarungen fragt man sich, wie nach Siebenbürgen auszuwandern und auf das Bür- der zurückkehrte, wollte seine Allmendteile wieder- es möglich war, dass im April 1846 nochmals sechs Fa- gerrecht in Engstlatt zu verzichten. haben. Diese waren aber im Frühjahr 1846 an dieje- Da sich im Frühjahr 1846 weitere Auswanderungs- milien von Engstlatt den Weg nach Siebenbürgen an- nigen, welche Anspruch auf Allmendteile hatten, aus- willige mit mehr oder minder großem Vermögen mel- traten. Wenn man das Schreiben von Pfarrer Roth und Anderntags hatten die beiden Bürgerkollegien über geteilt worden. Der Gemeinderat beschloss unter Zu- deten, beschäftigte sich der Gemeinderat am 9. Feb- die Erklärung seines Agenten, dem Studenten Wolf in den Erlass des Königlichen Kameralamts zu beraten, stimmung des Bürgerausschusses am 16. Oktober 1846, ruar 1846 mit den Erfahrungen, die man mit den Aus- Tübingen, betrachtet, dann mussten sich die Aus- der der Gemeinde erlaubte, an die Bedürftigen der Ge- dass Jakob Schmid, als er wegzog, seine Ansprüche auf wanderern des Vorjahrs gemacht hatte. Es wurde er- wanderer bereits vor dem 14. Januar 1846 als aus- meinde Saat- und Essfrüchte auszugeben. Dabei wur- die Allmendteile verloren hätte und diese erst wieder wartet, dass auch die neuen Auswanderer den All- wanderungswillig gemeldet haben. Ob von Engstlatt de von den Gremien festgestellt, dass es den Armen beanspruchen könne, wenn er seine Untertanen- und mendnutzen für 10 Jahre haben wollten. Andererseits direkte Verbindungen zu Pfarrer Roth oder zu seinem und dem mittleren Mann nicht an Früchten, sondern Bürgerrechte wieder erworben hätte. Beim Wegzug von hatte es sich gezeigt, dass die Auswanderer ihre Häu- Agenten Wolf bestanden und ob ein Quartiermacher am Geld fehle. Deshalb wurde beim Königlichen Ka- Nagelschmied Bantle wurden ihm und seiner Tochter ser und Liegenschaften an Fremde oder Auswärtige vorausgereist war, ließ sich bisher nicht ermitteln. meralamt beantragt, den Hilfsbedürftigen einen be- Anna Maria Bantle ein Bett bei Wirt Vollmer in Balin- verkaufen wollten und damit neue Bürger Ansprüche, stimmten Geldbetrag auszahlen zu dürfen, damit sie gen gekauft. Dieses Bett soll dem Vollmer noch nicht insbesondere auf den Allmendgenuss erhielten. Des- Eine Schulmeistertochter aus Winterlingen, die im Mehlfrüchte bei den Fruchtscheunen kaufen könnten. bezahlt worden sein. Die Mutter und die Tochter er- halb wurde beschlossen, dass man den Auswanderern April 1846 mit ihren drei Kindern die Ausreise nach Sie- Außerdem wurde beschlossen, den Familien von Chris- hoben aber Anspruch darauf. Es wurde beschlossen, den Allmendgenuss überlasse, wenn die neu Herein- benbürgen antrat, berichtete am 16. Juni an die Ver- tian Kaiser und Nagelschmied Bantle auf ihren Antrag das Bett im Auftrag zu verkaufen. Anna Maria Bantle er- kommenden auf den Genuss der Allmendteile für 10 wandten in Winterlingen, dass die Reise gerade 4 Wo- hin von der Gemeindekasse die Kosten für die nö- hielt dasselbe gegen Barzahlung um 5 Gulden 24 Kreu- Jahre verzichten würden. Andernfalls hätten sich die chen dauerte. „Sehr glücklich waren wir auf der gan- tigsten Bett- und Kleidungsstücke sowie die Kosten für zer. Verkäufer, die auswandern wollten, mit den Käufern zen Reise, obwohl diese zwar sehr mühselig und be- das Fuhrwerk nach Ulm zu bezahlen. Das Fuhrwerk über den Allmendgenuss zu verständigen. schwerlich war. … Wir haben immer im Schiff ge- nach Ulm wurde ausgelobt und im Akkord vergeben. In ihrer Sitzung am 21. Oktober 1846 berieten die bei- schlafen und gekocht, und wo wir auf dem Wagen ge- Den Zuschlag erhielt für 20 Gulden Johannes Jetter, Sal- den Bürgerkollegien über mehrere Personen, die im Im Februar meldete sich Johann Martin Gerste- fahren, auch in unseren Betten geschlafen. Einige mal peterer. In mehreren Sitzungen im Sommer und Herbst Spätjahr 1845 und im Frühjahr 1846 nach Siebenbür- necker, der drei Jahre als Soldat bei der Königlichen Pi- Gasthaus zum Schwanen (um 1909). Foto: Ortschaftsverwaltung Engstlatt, Fotosammlung übernachteten wir im freien Feld. Milch und Kaffee war 1846 hatten sich die Kollegien mit dem schweren Ha- gen ausgewandert waren und nun im Sommer zu- onier Kompanie gedient hatte, und wollte nach Sie- unsere meiste Nahrung. … In Mühlenbach haben wir gelunwetter vom 14. Juli zu beschäftigen, das die rückkehrten. Dies waren 1. Balthas Jetter, Vogts mit Fa- benbürgen auswandern. Die Eltern und Geschwister 1. Balthasar Jetter, Vogts Sohn, mit Familie, Weib Mar- Ankauf und Betrieb einer Ansiedlung besitzen, und b) mehr gefunden, als wir hofften; wir sind in ein sehr Fruchtzelg Hürsten mit Dinkel und die Zelg Riedhal- milie, 2. Caspar Haug, Michels Sohn, der verstorben wollten nicht auswandern. Christian Kaiser wollte mit garethe, Tochter Alexandra und Sohn Johannes; 2. Cas- dass sie durch Vermittlung eines bereits angesiedelten schönes Haus aufgenommen. … Knor (der vorausge- den mit Haber schwer getroffen hatte. Es war das zwei- war, mit Familie, 3. Jakob Schmid, Witwer, 4. Balthas seiner Familie, Mann, Weib und 6 Kindern und seiner par Haug, Michels Sohn, mit Weib Agnes, den vier Bekannten, durch Voraussendung eines Bevollmäch- reist war und seine Familie erst nachkommen ließ) hat te Jahr hintereinander, in dem Hagelschlag die Arbeit Jetter, Schreiner, 5. Jakob Sauter mit Familie und 6. Ja- Mutter Anna Maria Weber nach Siebenbürgen aus- Töchtern Anna, Maria Catharina, Margaretha und tigten oder durch zweckmäßige Mittel sich die Zusi- eine Sommerwirtschaft übernommen. … Landsleute der Landwirte schwer geschädigt hatte. kob Bantle, Nagelschmied mit Familie, der ebenfalls wandern, nachdem ihm sein Vater Georg Wizemann Christina (deren Bürge Jakob Vötsch); 3. Michael cherung der Aufnahme bei einer Grundherrschaft in sehen wir genug. Es sind 50 Familien im Umkreis von ei- verstorben war. Die Genannten hatten einen Antrag ge- geschrieben hatte, dass er zu ihm nach Siebenbürgen Schöntag, jung, mit Weib Katharina, Tochter Agnes, den Siebenbürgen verschafft haben.“ ner Stunde.“ Inzwischen kehrte am 4. August 1846 Regina Bantle stellt, wieder in das hiesige Staatsbürgerrecht aufge- kommen solle. Kaiser stellte den Antrag, man möchte Söhnen Michael und Christian und Schwiegermutter wohl als erste von der Reise nach Siebenbürgen als Wit- nommen zu werden. Vom Bürgerausschuss wurde vor- ihm zu seinem Vorhaben von der Gemeinde eine Bei- Anna Maria, Christ. Vollmars hinterlassene Witwe, de- Am 6. März veröffentlichte „Der Albbote“ vom Kö- Nagelschmied Jakob Bantle, der schon im Herbst we mit dem Totenschein für Jakob Bantle nach Engst- getragen, diese nicht mehr als Bürger sondern nur als hilfe in Höhe von 250 Gulden geben. Dafür wolle er sei- ren Bürge Christian Vollmar war, und 4. Johannes Haf- niglichen Oberamt in Balingen zum Thema Auswan- 1845 auswandern wollte, aber sein halbes Haus nicht latt zurück. Nagelschmied Bantle hatte die Reise mit „Hintersäß“ anzunehmen. Vom Gemeinderat wurde ne und die von seiner Mutter benutzte Allmende der ner, Zimmermann, sein Weib Anna, den Söhnen Jo- derungen nach Siebenbürgen weitere Neuerungen. Es verkaufen konnte, bot seinen Hausanteil im März 1846 seinen Angehörigen nur bis Ungarn geschafft. Er war durch Stimmenmehrheit beschlossen: „In Anbetracht, Gemeinde überlassen. Da auch das Häusle an die Ge- hann Adam, Balthas, Johann Martin, Johann Jakob und wird berichtet, dass mit Schreiben vom 14. Januar 1846 der Gemeinde an. Die halbe Haushälfte war mit 300 am 25. Juli 1846 in Wien im Stift der Barmherzigen Brü- dass diese vor ihrem Abzug auf den Allmendgenuss für meinde verpfändet war und Christian Kaiser mit sei- Tochter Anna. Dabei wurde beschlossen, dass die Vor- Pfarrer Roth zu Nimesch in Siebenbürgen mitgeteilt Gulden von der Brandversicherung veranschlagt. Nach der gestorben. Seine Frau Regina Bantle, geb. Jenz, 10 Jahre verzichtet haben, sollen diese auch 10 Jahre ner Familie ebenso wie seine Mutter für jede Kleinig- stehenden noch soviel Vermögen hätten, dass es für hätte, dass weitere Auswanderer nicht mehr ange- einem Protokoll von Schultheiß Jetter war es ein neu- wollte in Engstlatt wieder aufgenommen werden. Da nicht als Bürger angenommen werden. Nach Ablauf keit der Gemeinde zur Last fallen würde, beschlossen das Reisegeld reiche. Nach der Prüfung seien keine nommen würden, weil man ihnen keine Unterkunft an- eres Haus, das mit einem Küchengärtle, besonderen erinnerten sich die Engstlatter Kollegien schnell da- dieser Zeit soll der dortige Gemeinderat und Bürger- beide Bürgerkollegien, dass, wenn Kaiser mit Familie wehrpflichtigen Söhne dabei. Die Familien seien als zuweisen wisse. Die Ortsvorsteher wurden aufgefor- Stuben und Kammern nebst Keller, Stall, Scheuer und ran, dass die aus Meßstetten stammende Regina auf ausschuss entscheiden“. und seiner Mutter wirklich auswandern sollten und auf Auswanderer zu empfehlen. dert, dieses bekannt zu machen. Den Gemeinden wur- Bühne ausgestattet war. Im Falle des Wegzugs von Entscheidung des Königlichen Oberamts vom 8. Sept. das Untertanen- und Bürgerrecht verzichten würden, de untersagt, von jetzt an weitere Reiseunterstützun- Bantle sollte die Gemeinde 150 Gulden und eine ver- 1830 der Gemeinde Engstlatt aufgezwungen wurde, als Darauf haben die Heimkehrer beim Königlichen man Kaiser und seine Mutter von der Gemeinde mit Daraufhin veröffentlichte das Schultheißenamt gen zu verwilligen und zu deren Bestreitung die All- briefte Schuld in Höhe von 50 Gulden übernehmen. So- sie Nagelschmied Bantle heiratete. Die erste Frau Ja- Oberamt Beschwerde eingelegt. Der Gemeinderat 230 Gulden unterstützen würde. Davon sollte die Ge- Engstlatt unter dem 21. Februar 1846 im „Albboten“ ei- mendteile der Auswanderer auf eine bestimmte An- mit blieben noch 100 Gulden für das Haus stehen. Na- kob Bantles war 1826 im Alter von 50 Jahren verstor- musste dem Oberamt seine Entscheidung begründen. meindepflege 50 Gulden für die verpfändete Woh- nen Gläubiger-Aufruf, dass folgende Personen beab- zahl von Jahren zu verpachten. Andernfalls hätten die gelschmied Bantle erklärte, dass er diesen Überschuss ben. Weil Regina Jenz in die Ehe kein Vermögen mit- Die Heimkehrer wurden deshalb aufs Rathaus zitiert nung abziehen. Kaiser müsste die Wohnung der Ge- sichtigten mit ihren Familien nach Siebenbürgen aus- Gemeinden das Geld aus ihren Mitteln zu ersetzen. Das von seinem Haus seinen Gläubigern überlassen woll- brachte, hatten die Engstlatter Kollegien vor der ober- und mussten vor dem Gemeinderat und Bürgeraus- meinde überlassen. zuwandern: 1.) Balthas Jetter, alt Vogts Sohn; 2.) Cas- Oberamt würde keine Reisepässe nach Siebenbürgen te. Bantle bat dabei seine Privatgläubiger, ihre Forde- amtlichen Entscheidung die Aufnahme abgelehnt. Bei schusserklären,warumsie zurückgekommenseienund par Haug, Michels Sohn; 3.) Michael Schöntag, jung; mehr ausstellen, weil die Einwanderer zurückgewie- rungen auf den Hausrest zu übertragen und ihm auf ihrer Verheiratung mit Nagelschmied Bantle hatte aber welches Vermögen sie mitbrächten. In dem Gemein- Als weiterer Auswanderer meldete sich Adam Roth, 4.) Christian Vollmer, Witwer; 5.) Johannes Hafner, sen würden und ihr ohnehin geringes Vermögen durch die Forderungen einen Nachlass einräumen. Wenn das Regina Jenz der hiesigen Gemeinde das Bürgergeld mit deratsprotokoll vom 4. November 1846 heißt es: “Die Totengräber, mit seiner Familie. Roth konnte seine Zimmermann; 6.) Christian Kaiser, Taglöhner; 7.) des- die Hin- und Rückreise zurück, wenn nicht ganz, so nicht möglich wäre, könnte Bantle nicht wegziehen, 12 Gulden und 30 Kreuzern bezahlt. jetzt zurückgekommen sind, sind Leute teils mit kei- Haushälfte Nr. 36 im Feuerbach (heute Caspar-Nagel- sen Mutter Anna Maria Weber; 8.) Jakob Bantle, Na- doch zum großen Teil erschöpft würde und sie des- aber auch seine Schulden nicht bezahlen. Das Gläu- nem oder nur geringem Vermögen, mit starken Fa- Straße 43, vormals Gottlieb Rau) bisher nicht verkau- gelschmied. Ihre Gläubiger wurden aufgefordert, ihre halb am Ende ihren Heimatgemeinden zur Last fielen. bigerverzeichnis ist umfangreich und reicht vom Chi- Da Regina Bantle keine Familie von Jakob Bantle und milien, die schon früher die Gemeinde zur Unterstüt- fen. Er wollte diese Haushälfte, die bei der Brandver- Ansprüche innerhalb 15 Tagen beim Schultheißenamt rurg Huzel in Balingen, über Stadtmüller Rehfuß, Öl- auch kein Vermögen mehr zurückbrachte, sah sich der zung in Anspruch genommen haben. Im Frühjahr 1846 sicherung mit 300 Gulden veranschlagt war, der Ge- geltend zu machen, andernfalls hätten sie die entste- Gemäß einer von dem Agenten des Pfarrers Roth, händler Maute aus Tailfingen, Barbier Jakob Alber, Ost- hiesige Gemeinderat veranlasst, das Oberamt um Ent- wurde nur der 10-jährige Allmendgenuss zugestan- meinde überlassen, wenn ihm die Gemeinde 200 Gul- henden Nachteile sich selbst zuzuschreiben. dem Studenten Wolf, der Stadtdirektion in Tübingen dorf bis zum Hirschwirt Hörtter in Ostdorf, um nur ei- scheidung zu bitten, ob Regina geb. Jenz in ihren Ge- den, ohne dass die Gemeinde den Zins übernommen den bar auf die Hand gebe. Wenn die Gemeinde aber am 27. Februar abgegebenen Erklärung hatten, mit nige wenige zu nennen. burtsort Meßstetten gewiesen werden könne oder nach hatte. Die Gemeinde durfte die Allmendteile ver- mehr erlösen sollte, wollte Roth den Mehrerlös nach Vom Oberamt Balingen wurden die Gemeindevor- Ausnahme der Personen, die sich bis zum 14. Januar Engstlatt kommen sollte. Die Entscheidung des Ober- pachten. Die Königliche Regierung hat diese Be- Abzug der Verkaufskosten erhalten. Auf die 10jährigen steher am 23. Februar 1846 aufgefordert, in ihren Ge- 1846 zur Auswanderung gemeldet hatten, weitere Fa- Die Vermögens- und Schuldenaufstellung des amts war eindeutig: „Da die Regina Jenz vor der Aus- schlüsse nicht untersagt.“ Nutzungsrechte seiner bisherigen Allmende wollte er meinden bekannt zu machen, dass die Ministerial-Ver- milien oder einzelne Personen keine Chance mehr, in Schultheißen zeigt die schwierige Lage des Nagel- wanderung mit ihrem Ehemann in Engstlatt als Bür- nicht verzichten. Er verzichtete aber für sich und sei- fügung vom 13. September 1830 für die Ausstellung von Siebenbürgen unterzukommen. Wolf wies auch da- schmieds. Wie nach den vorhandenen Unterlagen zu gerin aufgenommen wurde, so kann sie keiner ande- „Die Auswanderer, die im Spätjahr 1846 zurückge- ne Familie auf das württembergische Untertanen- und Reisepässen für diejenigen, welche nach Ungarn aus- rauf hin, dass mit dem Erwerb des Staats- und Ge- urteilen, hat bei Geschäftsleuten für die auswande- ren Gemeinde als Bürgerin zugewiesen werden, son- kommen sind, haben auf ihrer Hin- und Herreise und Bürgerrecht. Dieses Angebot wurde von den Bürger- zuwandern gedenken würden, bis auf weiteres auch meindebürgerrechts in Siebenbürgen der Erwerb von rungswillige Familie Bantle eine Spendensammlung dern ist als Bürgerin in Engstlatt zu betrachten.“ Nach solange sie sich in Siebenbürgen aufgehalten haben, kollegien angenommen. für die Auswanderung nach Siebenbürgen gültig wäre. Haus und Gütern abhängig sei. stattgefunden. Mit den Spenden konnte wohl ein Teil der Rückkehr von Regina Bantle wurde das halbe Häus- von ihrem Vermögen weiter eingebüßt und können die „Nach dieser Verfügung dürfen Reisepässe nur für die- der Gläubiger befriedigt werden. Die übrigen Gläubi- leNr.125,heuteCaspar-Nagel-StraßeNr.54(KarlStotz), im Artikel 18 – 20 im Bürgerrechtsgesetz gemachten Be- Am 21. Februar 1846 berieten die Bürgerkollegien jenigen ausgestellt werden, welche dargetan haben, a) Am 10. März 1846 fordert Oberamtmann Drescher ger haben anscheinend auf ihre Forderungen ver- für welches die Gemeinde Bantle 200 Gulden von der dingungen nicht erfüllen. Da denselben der Allmend- über die Auswanderungsanträge folgender Personen: dass sie wenigstens eine Summe von 350 Gulden zum die Schultheißenämter auf, innerhalb von 14 Tagen zu zichtet. Am 31. März 1846 beschloss der Gemeinderat Kaufsumme vorgeschossen hatte, nach mehrmaligem genuss nur insofern geschenkt wurde, dass die Ge- Seite 2041 Heimatkundliche Blätter Juni 2017 Juni 2017 Heimatkundliche Blätter Seite 2042 archivs Balingen; Bd. 1) schinisten: zur Geschichte der Frommerner Möbel- Balingen) berichten: mit Zustimmung des - Hedwig Röckelein, Casimir Bumiller, ...ein un- industrie, Balingen 1992 (Veröffentlichungen des - Wilhelm Foth, „Es hat die Statt Balingen eine fei- 1. Wie es komme, dass seit etwa 4 Monaten eine Bürgerausschusses, dass ruhig Poet: Nikodemus Frischlin 1547 – 1590, Ba- Stadtarchivs Balingen; Bd. 4) ne Schul“: von der Lateinschule zum Gymnasium, Ba- so bedeutende Anzahl Amtsangehöriger das Vaterland man dem Bantle für sein lingen, 1990 [Ausstellungskatalog] (Veröffentlichun- - 1200 Jahre Endingen, Frommern, Heselwangen, lingen 2005 (Veröffentlichungen des Stadtarchivs Ba- verlassen und in neuerer Zeit meistens nach Sieben- Häusle 150 Gulden ge- gen des Stadtarchivs Balingen; Bd. 2) Weilstetten, Zillhausen: 793 – 1993, hrsg. von der Stadt- lingen; Bd. 6) bürgen statt früher nach Amerika auswandern, so- ben wolle und die 50 - Margarete Steinhart, 1918 - 1948: Kleinstadt im verwaltung Balingen, Balingen 1993 (Veröffentli- - 750 Jahre Stadt Balingen: 1255 – 2005, hrsg. von dann GuldenSchulden,dieauf Wandel, Balingen 1991 (Veröffentlichungen des Stadt- chungen des Stadtarchivs Balingen; Bd. 5) der Stadtverwaltung Balingen, Balingen 2005 (Ver- 2. ob es etwa Leute gebe, entweder fremde oder diesem noch hafteten, archivs Balingen; Bd. 3) - Frommern bei der Hochwasserkatastrophe 1895. öffentlichungen des Stadtarchivs Balingen; Bd. 7) einheimische, welche es sich zum Geschäft machen, übernehmen wolle. - Monika Schwedhelm, Schreiner, Polierer, Ma- Balingen 1993 (Veröffentlichungen des Stadtarchivs den Amtsangehörigen allerlei günstige Beschreibun- Wenn die Gemeinde aus gen von den glücklichen Verhältnissen zu machen, in dem Hausanteil mehr welche sie, wenn sie den Ort ihres künftigen Aufent- erlöse, dann sollte Bant- halts erreicht, eintreten würden, oder ob etwa die Aus- le darauf noch An- wanderer spruch haben. Seine 3. solche Leute seien, welche durch Trägheit und Tochter Anna Maria, die Von Bürgern, die nach Verschwendung, oder Mangel an Arbeit und Verdienst mit ihren zwei Kindern nicht mehr bestehen können und daher auf gut Glück mit ihrem Vater eben- das Vaterland verlassen. falls auswandern wollte, Siebenbürgen auswanderten 4. Ob solche Amtsangehörigen unter den Aus- erhalte bei ihrem Weg- wanderern sich befinden, welche nicht durch un- zugvonderGemeinde40 günstige Vermögens-Verhältnisse veranlasst wären, ein Gulden. Dafür müsse sie „Auswanderung nach Siebenbürgen“ Heimatspiel beim ersten Engstlatter Dorffest am 20.6.1981. Ein besonderer Aspekt der Engstlatter Dorfgeschichte – Von Alfred Jenter – Teil 2 besseres Auskommen in dem fernen Ausland zu su- aber ihre Allmendteile an Foto: Fotosammlung der Ortschaftsverwaltung Engstlatt chen, endlich die Gemeinde zurück- Die Auswanderer nahmen ihren Weg über Ulm und 5. ob der Herr Orts-Geistliche und der Schultheiß geben. Ausrufen an Alt Balthasar Jetter, Vogts, für 250 Gulden Wien die Donau abwärts. Balthasar Jetter, Schreiner; selbst noch nicht versucht haben, durch Vorstellung verkauft. Jakob Sauter, Weber; Christian Schöntag, Witwer; Ge- und Belehrung die Leute, welche auszuwandern be- In der gleichen Sitzung am 31. März 1846 erklärte Jo- org Wizemann; Christian Faupel und Jung Johannes absichtigen, von ihrem Vorhaben abzubringen? hann Michael Schmid, dass er willens sei, mit seinem Jakob Schmid, der im Frühjahr 1846 nach Sieben- Schöntag wanderten mit ihren Angehörigen und mit Tochtermann Caspar Haug und seiner Tochter Agnes bürgen ausgewandert war, im Spätjahr 1846 aber wie- bescheidenen Habseligkeiten im Herbst 1845 aus. Nach diesen Verlautbarungen fragt man sich, wie nach Siebenbürgen auszuwandern und auf das Bür- der zurückkehrte, wollte seine Allmendteile wieder- es möglich war, dass im April 1846 nochmals sechs Fa- gerrecht in Engstlatt zu verzichten. haben. Diese waren aber im Frühjahr 1846 an dieje- Da sich im Frühjahr 1846 weitere Auswanderungs- milien von Engstlatt den Weg nach Siebenbürgen an- nigen, welche Anspruch auf Allmendteile hatten, aus- willige mit mehr oder minder großem Vermögen mel- traten. Wenn man das Schreiben von Pfarrer Roth und Anderntags hatten die beiden Bürgerkollegien über geteilt worden. Der Gemeinderat beschloss unter Zu- deten, beschäftigte sich der Gemeinderat am 9. Feb- die Erklärung seines Agenten, dem Studenten Wolf in den Erlass des Königlichen Kameralamts zu beraten, stimmung des Bürgerausschusses am 16. Oktober 1846, ruar 1846 mit den Erfahrungen, die man mit den Aus- Tübingen, betrachtet, dann mussten sich die Aus- der der Gemeinde erlaubte, an die Bedürftigen der Ge- dass Jakob Schmid, als er wegzog, seine Ansprüche auf wanderern des Vorjahrs gemacht hatte. Es wurde er- wanderer bereits vor dem 14. Januar 1846 als aus- meinde Saat- und Essfrüchte auszugeben. Dabei wur- die Allmendteile verloren hätte und diese erst wieder wartet, dass auch die neuen Auswanderer den All- wanderungswillig gemeldet haben. Ob von Engstlatt de von den Gremien festgestellt, dass es den Armen beanspruchen könne, wenn er seine Untertanen- und mendnutzen für 10 Jahre haben wollten. Andererseits direkte Verbindungen zu Pfarrer Roth oder zu seinem und dem mittleren Mann nicht an Früchten, sondern Bürgerrechte wieder erworben hätte. Beim Wegzug von hatte es sich gezeigt, dass die Auswanderer ihre Häu- Agenten Wolf bestanden und ob ein Quartiermacher am Geld fehle. Deshalb wurde beim Königlichen Ka- Nagelschmied Bantle wurden ihm und seiner Tochter ser und Liegenschaften an Fremde oder Auswärtige vorausgereist war, ließ sich bisher nicht ermitteln. meralamt beantragt, den Hilfsbedürftigen einen be- Anna Maria Bantle ein Bett bei Wirt Vollmer in Balin- verkaufen wollten und damit neue Bürger Ansprüche, stimmten Geldbetrag auszahlen zu dürfen, damit sie gen gekauft. Dieses Bett soll dem Vollmer noch nicht insbesondere auf den Allmendgenuss erhielten. Des- Eine Schulmeistertochter aus Winterlingen, die im Mehlfrüchte bei den Fruchtscheunen kaufen könnten. bezahlt worden sein. Die Mutter und die Tochter er- halb wurde beschlossen, dass man den Auswanderern April 1846 mit ihren drei Kindern die Ausreise nach Sie- Außerdem wurde beschlossen, den Familien von Chris- hoben aber Anspruch darauf. Es wurde beschlossen, den Allmendgenuss überlasse, wenn die neu Herein- benbürgen antrat, berichtete am 16. Juni an die Ver- tian Kaiser und Nagelschmied Bantle auf ihren Antrag das Bett im Auftrag zu verkaufen. Anna Maria Bantle er- kommenden auf den Genuss der Allmendteile für 10 wandten in Winterlingen, dass die Reise gerade 4 Wo- hin von der Gemeindekasse die Kosten für die nö- hielt dasselbe gegen Barzahlung um 5 Gulden 24 Kreu- Jahre verzichten würden. Andernfalls hätten sich die chen dauerte. „Sehr glücklich waren wir auf der gan- tigsten Bett- und Kleidungsstücke sowie die Kosten für zer. Verkäufer, die auswandern wollten, mit den Käufern zen Reise, obwohl diese zwar sehr mühselig und be- das Fuhrwerk nach Ulm zu bezahlen. Das Fuhrwerk über den Allmendgenuss zu verständigen. schwerlich war. … Wir haben immer im Schiff ge- nach Ulm wurde ausgelobt und im Akkord vergeben. In ihrer Sitzung am 21. Oktober 1846 berieten die bei- schlafen und gekocht, und wo wir auf dem Wagen ge- Den Zuschlag erhielt für 20 Gulden Johannes Jetter, Sal- den Bürgerkollegien über mehrere Personen, die im Im Februar meldete sich Johann Martin Gerste- fahren, auch in unseren Betten geschlafen. Einige mal peterer. In mehreren Sitzungen im Sommer und Herbst Spätjahr 1845 und im Frühjahr 1846 nach Siebenbür- necker, der drei Jahre als Soldat bei der Königlichen Pi- Gasthaus zum Schwanen (um 1909). Foto: Ortschaftsverwaltung Engstlatt, Fotosammlung übernachteten wir im freien Feld. Milch und Kaffee war 1846 hatten sich die Kollegien mit dem schweren Ha- gen ausgewandert waren und nun im Sommer zu- onier Kompanie gedient hatte, und wollte nach Sie- unsere meiste Nahrung. … In Mühlenbach haben wir gelunwetter vom 14. Juli zu beschäftigen, das die rückkehrten. Dies waren 1. Balthas Jetter, Vogts mit Fa- benbürgen auswandern. Die Eltern und Geschwister 1. Balthasar Jetter, Vogts Sohn, mit Familie, Weib Mar- Ankauf und Betrieb einer Ansiedlung besitzen, und b) mehr gefunden, als wir hofften; wir sind in ein sehr Fruchtzelg Hürsten mit Dinkel und die Zelg Riedhal- milie, 2. Caspar Haug, Michels Sohn, der verstorben wollten nicht auswandern. Christian Kaiser wollte mit garethe, Tochter Alexandra und Sohn Johannes; 2. Cas- dass sie durch Vermittlung eines bereits angesiedelten schönes Haus aufgenommen. … Knor (der vorausge- den mit Haber schwer getroffen hatte. Es war das zwei- war, mit Familie, 3. Jakob Schmid, Witwer, 4. Balthas seiner Familie, Mann, Weib und 6 Kindern und seiner par Haug, Michels Sohn, mit Weib Agnes, den vier Bekannten, durch Voraussendung eines Bevollmäch- reist war und seine Familie erst nachkommen ließ) hat te Jahr hintereinander, in dem Hagelschlag die Arbeit Jetter, Schreiner, 5. Jakob Sauter mit Familie und 6. Ja- Mutter Anna Maria Weber nach Siebenbürgen aus- Töchtern Anna, Maria Catharina, Margaretha und tigten oder durch zweckmäßige Mittel sich die Zusi- eine Sommerwirtschaft übernommen. … Landsleute der Landwirte schwer geschädigt hatte. kob Bantle, Nagelschmied mit Familie, der ebenfalls wandern, nachdem ihm sein Vater Georg Wizemann Christina (deren Bürge Jakob Vötsch); 3. Michael cherung der Aufnahme bei einer Grundherrschaft in sehen wir genug. Es sind 50 Familien im Umkreis von ei- verstorben war. Die Genannten hatten einen Antrag ge- geschrieben hatte, dass er zu ihm nach Siebenbürgen Schöntag, jung, mit Weib Katharina, Tochter Agnes, den Siebenbürgen verschafft haben.“ ner Stunde.“ Inzwischen kehrte am 4. August 1846 Regina Bantle stellt, wieder in das hiesige Staatsbürgerrecht aufge- kommen solle. Kaiser stellte den Antrag, man möchte Söhnen Michael und Christian und Schwiegermutter wohl als erste von der Reise nach Siebenbürgen als Wit- nommen zu werden. Vom Bürgerausschuss wurde vor- ihm zu seinem Vorhaben von der Gemeinde eine Bei- Anna Maria, Christ. Vollmars hinterlassene Witwe, de- Am 6. März veröffentlichte „Der Albbote“ vom Kö- Nagelschmied Jakob Bantle, der schon im Herbst we mit dem Totenschein für Jakob Bantle nach Engst- getragen, diese nicht mehr als Bürger sondern nur als hilfe in Höhe von 250 Gulden geben. Dafür wolle er sei- ren Bürge Christian Vollmar war, und 4. Johannes Haf- niglichen Oberamt in Balingen zum Thema Auswan- 1845 auswandern wollte, aber sein halbes Haus nicht latt zurück. Nagelschmied Bantle hatte die Reise mit „Hintersäß“ anzunehmen. Vom Gemeinderat wurde ne und die von seiner Mutter benutzte Allmende der ner, Zimmermann, sein Weib Anna, den Söhnen Jo- derungen nach Siebenbürgen weitere Neuerungen. Es verkaufen konnte, bot seinen Hausanteil im März 1846 seinen Angehörigen nur bis Ungarn geschafft. Er war durch Stimmenmehrheit beschlossen: „In Anbetracht, Gemeinde überlassen. Da auch das Häusle an die Ge- hann Adam, Balthas, Johann Martin, Johann Jakob und wird berichtet, dass mit Schreiben vom 14. Januar 1846 der Gemeinde an. Die halbe Haushälfte war mit 300 am 25. Juli 1846 in Wien im Stift der Barmherzigen Brü- dass diese vor ihrem Abzug auf den Allmendgenuss für meinde verpfändet war und Christian Kaiser mit sei- Tochter Anna. Dabei wurde beschlossen, dass die Vor- Pfarrer Roth zu Nimesch in Siebenbürgen mitgeteilt Gulden von der Brandversicherung veranschlagt. Nach der gestorben. Seine Frau Regina Bantle, geb. Jenz, 10 Jahre verzichtet haben, sollen diese auch 10 Jahre ner Familie ebenso wie seine Mutter für jede Kleinig- stehenden noch soviel Vermögen hätten, dass es für hätte, dass weitere Auswanderer nicht mehr ange- einem Protokoll von Schultheiß Jetter war es ein neu- wollte in Engstlatt wieder aufgenommen werden. Da nicht als Bürger angenommen werden. Nach Ablauf keit der Gemeinde zur Last fallen würde, beschlossen das Reisegeld reiche. Nach der Prüfung seien keine nommen würden, weil man ihnen keine Unterkunft an- eres Haus, das mit einem Küchengärtle, besonderen erinnerten sich die Engstlatter Kollegien schnell da- dieser Zeit soll der dortige Gemeinderat und Bürger- beide Bürgerkollegien, dass, wenn Kaiser mit Familie wehrpflichtigen Söhne dabei. Die Familien seien als zuweisen wisse. Die Ortsvorsteher wurden aufgefor- Stuben und Kammern nebst Keller, Stall, Scheuer und ran, dass die aus Meßstetten stammende Regina auf ausschuss entscheiden“. und seiner Mutter wirklich auswandern sollten und auf Auswanderer zu empfehlen. dert, dieses bekannt zu machen. Den Gemeinden wur- Bühne ausgestattet war. Im Falle des Wegzugs von Entscheidung des Königlichen Oberamts vom 8. Sept. das Untertanen- und Bürgerrecht verzichten würden, de untersagt, von jetzt an weitere Reiseunterstützun- Bantle sollte die Gemeinde 150 Gulden und eine ver- 1830 der Gemeinde Engstlatt aufgezwungen wurde, als Darauf haben die Heimkehrer beim Königlichen man Kaiser und seine Mutter von der Gemeinde mit Daraufhin veröffentlichte das Schultheißenamt gen zu verwilligen und zu deren Bestreitung die All- briefte Schuld in Höhe von 50 Gulden übernehmen. So- sie Nagelschmied Bantle heiratete. Die erste Frau Ja- Oberamt Beschwerde eingelegt. Der Gemeinderat 230 Gulden unterstützen würde. Davon sollte die Ge- Engstlatt unter dem 21. Februar 1846 im „Albboten“ ei- mendteile der Auswanderer auf eine bestimmte An- mit blieben noch 100 Gulden für das Haus stehen. Na- kob Bantles war 1826 im Alter von 50 Jahren verstor- musste dem Oberamt seine Entscheidung begründen. meindepflege 50 Gulden für die verpfändete Woh- nen Gläubiger-Aufruf, dass folgende Personen beab- zahl von Jahren zu verpachten. Andernfalls hätten die gelschmied Bantle erklärte, dass er diesen Überschuss ben. Weil Regina Jenz in die Ehe kein Vermögen mit- Die Heimkehrer wurden deshalb aufs Rathaus zitiert nung abziehen. Kaiser müsste die Wohnung der Ge- sichtigten mit ihren Familien nach Siebenbürgen aus- Gemeinden das Geld aus ihren Mitteln zu ersetzen. Das von seinem Haus seinen Gläubigern überlassen woll- brachte, hatten die Engstlatter Kollegien vor der ober- und mussten vor dem Gemeinderat und Bürgeraus- meinde überlassen. zuwandern: 1.) Balthas Jetter, alt Vogts Sohn; 2.) Cas- Oberamt würde keine Reisepässe nach Siebenbürgen te. Bantle bat dabei seine Privatgläubiger, ihre Forde- amtlichen Entscheidung die Aufnahme abgelehnt. Bei schusserklären,warumsie zurückgekommenseienund par Haug, Michels Sohn; 3.) Michael Schöntag, jung; mehr ausstellen, weil die Einwanderer zurückgewie- rungen auf den Hausrest zu übertragen und ihm auf ihrer Verheiratung mit Nagelschmied Bantle hatte aber welches Vermögen sie mitbrächten. In dem Gemein- Als weiterer Auswanderer meldete sich Adam Roth, 4.) Christian Vollmer, Witwer; 5.) Johannes Hafner, sen würden und ihr ohnehin geringes Vermögen durch die Forderungen einen Nachlass einräumen. Wenn das Regina Jenz der hiesigen Gemeinde das Bürgergeld mit deratsprotokoll vom 4. November 1846 heißt es: “Die Totengräber, mit seiner Familie. Roth konnte seine Zimmermann; 6.) Christian Kaiser, Taglöhner; 7.) des- die Hin- und Rückreise zurück, wenn nicht ganz, so nicht möglich wäre, könnte Bantle nicht wegziehen, 12 Gulden und 30 Kreuzern bezahlt. jetzt zurückgekommen sind, sind Leute teils mit kei- Haushälfte Nr. 36 im Feuerbach (heute Caspar-Nagel- sen Mutter Anna Maria Weber; 8.) Jakob Bantle, Na- doch zum großen Teil erschöpft würde und sie des- aber auch seine Schulden nicht bezahlen. Das Gläu- nem oder nur geringem Vermögen, mit starken Fa- Straße 43, vormals Gottlieb Rau) bisher nicht verkau- gelschmied. Ihre Gläubiger wurden aufgefordert, ihre halb am Ende ihren Heimatgemeinden zur Last fielen. bigerverzeichnis ist umfangreich und reicht vom Chi- Da Regina Bantle keine Familie von Jakob Bantle und milien, die schon früher die Gemeinde zur Unterstüt- fen. Er wollte diese Haushälfte, die bei der Brandver- Ansprüche innerhalb 15 Tagen beim Schultheißenamt rurg Huzel in Balingen, über Stadtmüller Rehfuß, Öl- auch kein Vermögen mehr zurückbrachte, sah sich der zung in Anspruch genommen haben. Im Frühjahr 1846 sicherung mit 300 Gulden veranschlagt war, der Ge- geltend zu machen, andernfalls hätten sie die entste- Gemäß einer von dem Agenten des Pfarrers Roth, händler Maute aus Tailfingen, Barbier Jakob Alber, Ost- hiesige Gemeinderat veranlasst, das Oberamt um Ent- wurde nur der 10-jährige Allmendgenuss zugestan- meinde überlassen, wenn ihm die Gemeinde 200 Gul- henden Nachteile sich selbst zuzuschreiben. dem Studenten Wolf, der Stadtdirektion in Tübingen dorf bis zum Hirschwirt Hörtter in Ostdorf, um nur ei- scheidung zu bitten, ob Regina geb. Jenz in ihren Ge- den, ohne dass die Gemeinde den Zins übernommen den bar auf die Hand gebe. Wenn die Gemeinde aber am 27. Februar abgegebenen Erklärung hatten, mit nige wenige zu nennen. burtsort Meßstetten gewiesen werden könne oder nach hatte. Die Gemeinde durfte die Allmendteile ver- mehr erlösen sollte, wollte Roth den Mehrerlös nach Vom Oberamt Balingen wurden die Gemeindevor- Ausnahme der Personen, die sich bis zum 14. Januar Engstlatt kommen sollte. Die Entscheidung des Ober- pachten. Die Königliche Regierung hat diese Be- Abzug der Verkaufskosten erhalten. Auf die 10jährigen steher am 23. Februar 1846 aufgefordert, in ihren Ge- 1846 zur Auswanderung gemeldet hatten, weitere Fa- Die Vermögens- und Schuldenaufstellung des amts war eindeutig: „Da die Regina Jenz vor der Aus- schlüsse nicht untersagt.“ Nutzungsrechte seiner bisherigen Allmende wollte er meinden bekannt zu machen, dass die Ministerial-Ver- milien oder einzelne Personen keine Chance mehr, in Schultheißen zeigt die schwierige Lage des Nagel- wanderung mit ihrem Ehemann in Engstlatt als Bür- nicht verzichten. Er verzichtete aber für sich und sei- fügung vom 13. September 1830 für die Ausstellung von Siebenbürgen unterzukommen. Wolf wies auch da- schmieds. Wie nach den vorhandenen Unterlagen zu gerin aufgenommen wurde, so kann sie keiner ande- „Die Auswanderer, die im Spätjahr 1846 zurückge- ne Familie auf das württembergische Untertanen- und Reisepässen für diejenigen, welche nach Ungarn aus- rauf hin, dass mit dem Erwerb des Staats- und Ge- urteilen, hat bei Geschäftsleuten für die auswande- ren Gemeinde als Bürgerin zugewiesen werden, son- kommen sind, haben auf ihrer Hin- und Herreise und Bürgerrecht. Dieses Angebot wurde von den Bürger- zuwandern gedenken würden, bis auf weiteres auch meindebürgerrechts in Siebenbürgen der Erwerb von rungswillige Familie Bantle eine Spendensammlung dern ist als Bürgerin in Engstlatt zu betrachten.“ Nach solange sie sich in Siebenbürgen aufgehalten haben, kollegien angenommen. für die Auswanderung nach Siebenbürgen gültig wäre. Haus und Gütern abhängig sei. stattgefunden. Mit den Spenden konnte wohl ein Teil der Rückkehr von Regina Bantle wurde das halbe Häus- von ihrem Vermögen weiter eingebüßt und können die „Nach dieser Verfügung dürfen Reisepässe nur für die- der Gläubiger befriedigt werden. Die übrigen Gläubi- leNr.125,heuteCaspar-Nagel-StraßeNr.54(KarlStotz), im Artikel 18 – 20 im Bürgerrechtsgesetz gemachten Be- Am 21. Februar 1846 berieten die Bürgerkollegien jenigen ausgestellt werden, welche dargetan haben, a) Am 10. März 1846 fordert Oberamtmann Drescher ger haben anscheinend auf ihre Forderungen ver- für welches die Gemeinde Bantle 200 Gulden von der dingungen nicht erfüllen. Da denselben der Allmend- über die Auswanderungsanträge folgender Personen: dass sie wenigstens eine Summe von 350 Gulden zum die Schultheißenämter auf, innerhalb von 14 Tagen zu zichtet. Am 31. März 1846 beschloss der Gemeinderat Kaufsumme vorgeschossen hatte, nach mehrmaligem genuss nur insofern geschenkt wurde, dass die Ge- Seite 2043 Heimatkundliche Blätter Juni 2017 meinde die Allmendteile 10 Jahre verpachten konnte, ringem Verdienst, mit dem er seine Familie nicht or- für Geschichte, Kunst und Volkskunde vom Schwarz- könne man den Heimkehrern den Allmendgenuss jetzt dentlich ernähren konnte und wegen Unsittlichkeit und wald, Heuberg und von der Baar in Nr. 120 im Mai nicht schon wieder zuteilen, wenn dieselben auch am überhaupt wegen rohem Betragen der dortigen Ein- 1934 in einem Artikel über „Engstlatter wandern nach hiesigen Ort wieder als Bürger angenommen werden wohner habe er sich entschlossen, wieder in sein Va- Siebenbürgen“ berichtet. Beim ersten Engstlatter Dorf- müssen. Bisher haben die Auswanderer sich noch er- terland zurückzukehren. An barem Geld und Hausrat, fest am 20. Juni 1981 wurde auf der Bühne bei der da- nähren können. Wie lang aber dieses noch dauern kön- auch ein Pferd und Wagen, habe er wohl 200 Gulden mals noch nicht errichteten Bushaltestelle die Aus- ne, könne man nicht angeben“, lautete die Stellung- mitgebracht. Sein Weib habe von ihrer Mutter, von der wanderergeschichte nach Siebenbürgen in einem von nahme der Bürgerkollegien an das Königliche Ober- sie das einzige Kind sei, noch etwa 600 Gulden zu er- Heimatdichter Hans Jetter aus Ostdorf, einem gebür- amt. hoffen. tigen Engstlatter, verfassten Heimatspiel durch Mit- glieder vom Sportverein aufgeführt. Balthas Jetter, Vogts, einer der Rückkehrer erklärte In ihrer Sitzung vom 18. Dezember 1846 haben die vor dem Gemeinderat, dass er sich etwa neun Wo- Bürgerkollegien beschlossen, dass 29 Familien als Über das Königreich Württemberg ist in Wikipedia Jahrgang 64 30. Juni 2017 Nr. 6 chen (gute 2 Monate) in Mediasch und Hermannstadt „Hausarme“, die mit Mehl versorgt werden müssen, nachzulesen, dass allein von 1800 bis 1804 etwa 17.500 aufgehalten habe. Er komme deshalb aus Siebenbür- anzuerkennen seien. Personen hauptsächlich nach Osteuropa auswander- gen zurück, weil dort die Religion nicht wie in Würt- ten, ehe König Friedrich die Auswanderung von 1807 temberg gehandhabt werde. In einer Stadt oder in ei- Caspar Haug, Michels Sohn, der im August 1846 mit bis 1815 verbat. Nach Aufhebung des Verbots stieg die nem Dorf würden verschiedene Religionsgemein- seiner Familie zurückkehrte, verstarb am 2. Septem- Zahl der Auswanderer 1816 und 1817 sprunghaft an. schaften leben. Überhaupt sei es ein rohes und unge- ber 1846. Michael Schöntag kehrte 1849 zurück. Jo- Jährlich sollen es etwa 20.000 Personen gewesen sein. Ein Freund und Kollege sittetes Volk. Man höre jeden Morgen von Felderver- hann Georg Wizemann, der im November 1845 aus- Gründe für die Auswanderung sollen nicht nur Armut wüstungenundDiebstählenanNaturalien,Pferdenund wanderte, zog es 1853 ohne Familie wieder in die Hei- und Arbeitslosigkeit gewesen sein, sondern auch die Vieh. Eine Einrichtung nach unseres Landes Sitte sei mat zurück. Christian Kaiser kam 1853 ohne Familie drückende Steuerlast und die verbreitete Willkür der Nachruf auf Dr. Hans Schimpf-Reinhardt - Von Dr. Andreas Zekorn schwer einzuführen. An Geld, Naturalien und seinem wieder in Engstlatt an. Jakob Sauter, Weber, der neun Obrigkeit. (Wikipedia) Hausrat zusammengerechnet habe er noch ein Ver- Monate mit seiner Familie in Siebenbürgen war, kam Völlig unerwartet verstarb der Balinger Stadtarchivar Februar 2017 verlieren wir einen hochgeachteten Men- mögen von 600 Gulden nach Engstlatt zurückge- im Spätjahr 1846 wieder in die Heimat zurück; er wan- Quellen: Stadtarchiv Balingen, E 34, Gemeinde- Dr. Hans Schimpf-Reinhardt am 21. Februar 2017. Er schen, der stets bescheiden und schlicht blieb. Er ver- bracht. derte mit seiner Familie 1871 nach Amerika aus. ratsprotokolle von 1845 und 1846 der Gemeinde Engst- war ein liebenswerter Mensch und stets engagiert bei fügte über einen immensen Erfahrungs- und Wis- latt; Veröffentlichungen in „Der Albbote“, Amts-, In- allem, was er tat. Sein Motto war: „Wenn man et- sensschatz, den er gerne mit anderen teilte. Die Er- Jakob Sauter gibt an, dass er acht Monate mit sei- Nachbemerkungen telligenz- und Unterhaltungsblatt des Oberamts Ba- was macht, dann muss man es richtig machen.“ Hans innerung an sehr viele intensive, informative und ins- ner Familie in Siebenbürgen gewesen sei und auf sei- Oberlehrer Hermann Schöllkopf hat in den „Hei- lingen von 1845 und 1846; Biographie von Pfarrer Ste- Schimpf-Reinhardt liebte seine Arbeit und war eine weit besondere auch liebevollen Begegnungen und Ge- ner Profession als Weber gearbeitet habe. Wegen ge- matblättern vom oberen Neckar“, einer Monatsschrift phan Ludwig Roth in Wikipedia. über Balingen hinaus anerkannte und geschätzte Per- spräche bleibt. Er war ein stets interessierter und en- sönlichkeit. Hans Schimpf-Reinhardt hinterlässt sei- gagierter Gesprächspartner – sowohl als geschätzter ne Ehefrau Margit Reinhardt, mit der er seit 1988 ver- Kollege als auch als lieber Freund. In großer Dank- heiratet war, und die gemeinsamen Kinder Marie und barkeit und Anerkennung können wir auf das Viele bli- Hannes. cken, was uns Dr. Hans Schimpf-Reinhardt als blei- Veranstaltungen und Exkursionen Hans Schimpf wurde am 22. Dezember 1952 in Hom- bendes Vermächtnis zurückließ. Sein Tod ist immer berg (Hessen) geboren und wuchs in Reutlingen-Gön- noch unbegreiflich und schmerzt. Hans Schimpf-Rein- Die Termine der Heimatkundlichen Vereinigung für Juli und August ningen auf. Nach dem Abitur 1972 am damaligen evan- hardt hinterlässt nicht nur in seiner Familie, der un- gelischen Aufbaugymnasium in Mössingen, wo er auch ser aufrichtiges Mitgefühl gehört, eine sehr große Lü- das Internat besucht hatte, studierte Hans Schimpf Em- cke. JULI wird. Die Stadtgründung erfolgte durch Graf Albert II. schwerpunktmäßig um den bekanntesten Sohn Wei- pirische Kulturwissenschaft und Soziologie an der Uni- von Hohenberg um 1280 auf dem Ruinengelände der lens, den Kirchenmaler August Blepp, der u.a. auch die versität Tübingen. In die Archivarbeit wuchs er als Zeit- Bibliographie Hans Schimpf-Reinhardt Samstag, 22. Juli 2017: Tagesexkursion mit Wilfried römischen Siedlung Sumelocenna. Doch die frühmit- Flügel des Kirchenaltars bemalt hat. Beginn um 14.00 angestellter für Archivpflege beim Landkreis Reut- Groh: Dettingen/Neckar und die Fürstäbte von Mu- telalterlichen Siedlungsräume waren das nordöstlich Uhr, Treffpunkt an der Bushaltestelle beim Rathaus. lingen hinein. Auf Initiative der damaligen Volks- - An die Daheimgebliebenen: Briefe eines nach Ame- ri. Rottenburg und Horb in der vorderösterreichi- gelegenen Sülchen und jenseits des Neckars Ehingen, Die Teilnahme ist frei. kundlerin und Kreisarchivpflegerin Angelika Bi- rika ausgewanderten Ulmers, in: Haspel-Press (2) 1977, schen Grafschaft Hohenberg. wo sich auch die Stiftskirche St. Moriz mit der Ho- schoff-Luithlen (* 29. August 1911 in Ludwigsburg; † 7, S. 11 - 13 Bei einer Führung durch die Altstadt von Horb, vom henberger Grablege befindet. Bereits ein Jahrhundert Mittwoch, 23. August 2017: Halbtagesexkursion mit 17. Oktober 1981 in Blaubeuren) war Hans Schimpf - Pflugwappen-Festschrift: Ostdorf 1985, hrsg. von Rathaus über die Stiftskirche an vielen historischen später verkauft der Urenkel des Stadtgründer Graf Ru- Jürgen Scheff: Veringenstadt – Eiszeithöhlen, Gra- - gemeinsam mit Karl-Heinz Rueß und Karlheinz Gep- der Vereinsgemeinschaft Ostdorf und der Stadtver- Bauten vorbei bis hin zur Liebfrauenkapelle wird die dolf III. die gesamte Grafschaft im Jahre 1381 an Her- fenburg und Hexenprozess (mit Besuch des Hei- pert, allesamt Studenten am Ludwig-Uhland-Institut waltung Balingen. Redaktion und Gestaltung: Hans Geschichte dieser malerisch gelegenen Stadt lebendig zog Leopold III. von Österreich. Bis 1806, also 425 Jah- matmuseums; Kinder erwünscht!). für empirische Kulturwissenschaft, beim Landkreis Schimpf, Balingen 1985 gemacht. Die Stadtgründung erfolgte vor 1227 durch re lang, war die Grafschaft Hohenberg mit dem Ver- 14.00 Uhr, Treffpunkt Veringenstadt, Parkplatz beim Reutlingen „zur Ordnung von Archiven von Ge- - Zum 50. Jahrestag eines Wahrzeichens der Stadt Ba- die Pfalzgrafen von Tübingen. 1302 kam Horb durch waltungsmittelpunkt Rottenburg Teil von Vorderös- Rathaus. Teilnahme frei. meinden“ teilzeitbeschäftigt. Im Rahmen dieser Tä- lingen: Vogtsitz, Scheuer, Denkmal; die wechselhafte Heirat an Graf Burkhardt IV. von Hohenberg. Graf Ru- terreich. Von 1454 bis 1482 residierte Erzherzogin tigkeit wurden gemeinsam 21 Ortsarchive der Ge- Gesch. des Balinger Schlosses, in: Heimatkundliche dolf III. von Hohenberg gründete 1387 das Horber Mechthild in Rottenburg und verlieh ihm den Glanz ei- meinden Römerstein, St. Johann, Zwiefalten, Go- Blätter Balingen 33 (1986), S. 557 - 559, 562 - 563 Chorherrenstift und so wurde aus der Heilig-Kreuz-Ka- nes Musenhofes. Ihr Sohn aus erster Ehe, Graf Eber- madingen, Engstingen und Hohenstein geordnet und - Balingen: Große Kreisstadt [Texte: Hans Schimpf pelle die Stiftskirche Heilig Kreuz. Mit dem Verkauf der hard im Bart gründete mit ihrer Unterstützung 1477 STAMMTISCHE verzeichnet. Dabei wurden auch vielfach Vorträge in u.a.], Horb am Neckar 1987 Grafschaft 1381 an Österreich gehörte Horb bis 1806 die Universität Tübingen. Als Rottenburg zu Würt- den jeweiligen Dörfern gehalten oder 1983 von Hans - Wilhelm Schwaibold, Roßwangen: Beiträge zur Ge- zu Vorderösterreich. Die Liebfrauenkapelle hat ihren temberg kam, wurde es 1821 Bischofsstadt und die Schimpf und Karlheinz Geppert eine Ausstellung zum schichte. Redaktion Hans Schimpf, Balingen 1987 (Ver- Ursprung in einer Burgkapelle der Burg Herrenberg der Pfarrkirche St. Martin zum Dom. Zum Schluss geht es Jeweils am 1. Mittwoch eines Monats trifft sich un- Gemeindejubiläum von Engstingen organisiert und ge- öffentlichungen des Stadtarchivs Balingen; Bd. 1) Edelfreien von Horb und war später zeitweilig Klos- mit dem Bus zum Friedhof bei der Sülchen- Kirche, ter der Leitung von Dr. Peter Th. Lang der Ebinger staltet. - Gönningen: eine Überlebensgeschichte, Reut- terkirche. Anschließend geht es in den Horber Stadt- der Grablege der Bischöfe. Auf dem Friedhof wird das Stammtisch um 15.00 Uhr im Café Wildt-Abt, Son- Von 1983 an sorgte Hans Schimpf zunächst in Teil- Dr. Hans Schimpf-Reinhardt. Fotos: Stadtarchiv lingen 1988 (Zugl.: Tübingen, Univ., Dissertation 1988) teil Dettingen. 1706 erwarb das Kloster Muri die Herr- Ehrengrab von Joseph Eberle, dem berühmten Mund- nenstr. 67, 72458 Albstadt-Ebingen: Tel.: 07431 4188. zeit, ab Ende 1987 in Vollzeit bei der Stadt Balingen - „Dr Deng mit seim Deng“: Dr. Friedrich Veit, ein schaft Glatt, zu dem auch das Dorf Dettingen gehörte. artdichter Sebastian Blau, besucht. für den Aufbau des Stadtarchivs. Er leistete hier eben- Stadtarchiv und die Zehntscheuer zu seinem blei- Orientalist in Ostdorf um die Jahrhundertwende, in: 1746 wurde dort von Fürstabt Gerold I. ein neues ba- Busfahrt. Albstadt-Ebingen, Busbahnhof, 7.00 Uhr. Anmeldung zu den Veranstaltungen über den Ge- so wie bei den Ortsteilarchiven grundlegende Ar- benden Vermächtnis. Mehrere seiner Veröffentli- Zollernalb-Profile 1 (1988), S. 95 - 103 rockes Schloss erbaut, das heutige Rathaus. Doch zu- Balingen, Stadthalle, 7.20 Uhr. Umlage 35,00 Euro für schäftsführer Hans Schöller, Johann-Strauß-Str. 4, beiten. Bald darauf kam zu seiner Tätigkeit als Stadt- chungen publizierte er in den Heimatkundlichen Blät- - Balinger Liebesgaben 1914/18, in: Zollernalb-Pro- vor schon ließ der Fürstabt eine neue Kirche bauen, Fahrt, Eintritte und Führungen. Anmeldung direkt an 72461 Albstadt, Telefon 07432-6807. Email: anfra- archivar die Betreuung der Städtischen Museen Ba- tern. file 2 (1990), S. 149 - 155 die 1747 eingeweiht wurde. Im katholischen Dettin- den Reiseleiter, Wilfried Groh, Telefon 07431-6537, per [email protected] oder lingen hinzu. Beim Ausbau der Zehntscheuer zum Aus- Dr. Schimpf-Reinhardt trat am 3. Dezember 1985 - Nationalsozialismus in einer kleinen Stadt: Ba- gen konnte im 19. Jahrhundert der Pietismus Fuß fas- Email an: [email protected] oder über anfra- [email protected] sowie über unsere Home- stellungs- und Museumsgebäude erwarb sich Dr. der Heimatkundlichen Vereinigung bei. Er wurde da- lingen 1923 - 1939, in: Verblendung, Mord und Wi- sen, was dazu führte, dass sich eine evangelische Kir- [email protected] page www.heimatkundliche–vereinigung.de. Schimpf-Reinhardt bleibende Verdienste. Konzepti- mals auch von der Hauptversammlung in den Aus- derstand. Aspekte nationalsozialistischer Unrechts- chengemeinde mit eigener Kirche und Pfarrhaus bil- on und Einrichtung des dort untergebrachten Hei- schuss gewählt. Für die Mitglieder der Heimat- herrschaft im Gebiet des heutigen Zollernalbkreises, dete. Am Nachmittag geht es nach Rottenburg, wo in ei- Bei allen Veranstaltungen sind Gäste jederzeit herz- matmuseums, das anschaulich die Balinger Stadt- kundlichen Vereinigung bot er zahlreiche Studien- hrsg. v. Zollernalbkreis Jugendring e.V. und Zol- nem Spaziergang die Rottenburger Altstadt erkundet lich willkommen. geschichte vermittelt, gehen maßgeblich auf ihn zu- fahrten und Exkursionen an. Noch für den Herbst 2017 lernalbkreis, Hechingen 1995, S. 27 - 38 AUGUST rück. Ebenso richtungsweisend war er bei der Pla- plante er eine Wanderung auf dem Geschichtspfad in - Vom Dorf zur Stadt: Blick auf Balingens Ge- nung und Einrichtung des Waagenmuseums im Zoll- und um Streichen, der ebenfalls zu seinem Ver- schichte, in: Blätter des Schwäbischen Albvereins 105 ernschloss tätig. In der Zehntscheuer betreute Hans mächtnis gehört. Nicht vergessen sind seine leben- (1999), S. 37 - 40 Achtung Terminänderung! Herausgegeben von der Schimpf-Reinhardt unzählige Ausstellungen, die weit digen Vorträge, zuletzt im Oktober 2014 über „Feld- - 800 Jahre Ostdorf: 1200 - 2000, hrsg. von der Ver- Heimatkundlichen Vereinigung mehr als 400000 Besucher anzogen. Die akribische Vor- postbriefe des Ersten Weltkriegs“. Im Ausschuss der einsgemeinschaft Ostdorf. Text, Fotoarbeiten, Re- Sonntag, 13. August 2017: Ortsrundgang durch Wei- Zollernalb bereitung und Durchführung der Ausstellungen zu oft Heimatkundlichen Vereinigung war er stets ein klu- daktion und Gestaltung: Hans Schimpf-Reinhardt, Ba- Die Autoren dieser Ausgabe len unter den Rinnen mit Jörg Berbalk. besonderen Themen, wie „Tiere der Eiszeit“, „Dampf- ger, kritischer und engagierter Ratgeber und Be- lingen 2001 Nach einer Einführung zur Geschichte und geolo- Vorsitzender: maschinen“ oder „Puppen der Welt“, lagen ihm sehr gleiter. - Friedrich Eckenfelder (1861-1938), in: Schwäbi- gischen Lage von Weilen geht es zunächst zur etwa ei- Dr. Andreas Zekorn, Landratsamt Zollernalbkreis, am Herzen. Unvergessen sind seine Stadtführungen, Unerlässlich zu erwähnen ist, dass er 2009 den Ar- scher Heimatkalender 116 (2005), S. 53 - 54 Alfred Jenter nen Kilometer entfernten Ottilienkapelle, dem ältes- 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 92 11 45 bei denen er ebenso profund wie lebendig und an- beitskreis „Wüste“ ins Leben rief. Die Erarbeitung und - „Wider die pestilenz“: Pestbüchlein des 15. Jahr- Kreisarchiv, ten Bauwerk auf der Weilener Gemarkung. Auf dem schaulich den Teilnehmenden die Balinger Stadtge- Errichtung der Gedenkstelen für die Opfer des Un- hunderts, in: Schwabenspiegel. Literatur vom Ne- Hirschbergstraße 29, Rundgang erfahren die Teilnehmer interessante In- Geschäftsführung: schichte nahebrachte. ternehmens „Wüste“ in Frommern, Erzingen und ckar bis zum Bodensee; 1000 - 1800 [Medienkom- 72336 Balingen formationen zur Frühgeschichte Weilens, den alten Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, 1987 schloss Hans Schimpf seine im Folgejahr im Engstlatt wurden von ihm maßgeblich organisiert. Er bination], hrsg. von Ulrich Gaier, Monika Küble, Wolf- Siedlungen sowie dem frühmittelalterlichen Besied- 72461 Albstadt, Druck erschienene Dissertation zum Thema „Gön- entwarf die Stelen selbst, womit auch sein künstle- gang Schürle, Ulm, Donau 2003, Bd. 2 (Aufsätze), S. Dr. Andreas Zekorn lungsgefüge des Oberen Schlichemtals. Jörg Berbalk Telefon (0 74 32) 68 07 ningen – Eine Überlebensgeschichte“ über die Gön- risches Talent einmal mehr offenbar wird. Die Um- 871 – 884 Kreisarchiv geht auch auf die ehemaligen Verkehrswege und die E-Mail: [email protected] ninger Samenhändler ab. Bei seiner wissenschaftli- setzung des Entwurfs durch eine Mössinger Firma be- Hirschbergstraße 29, mittelalterlichen Verhältnisse des Weilers ein. Weilen chen Tätigkeit lag ein wesentlicher Schwerpunkt bei gleitete er eng. Auf seine Anregung hin stiftete die Hei- Redaktion: Veröffentlichungen des Stadtarchivs 72336 Balingen ist wie viele alte Dörfer von einer Vielzahl von Sagen der Geschichte der Stadt Balingen und ihrer Orts- matkundliche Vereinigung anlässlich ihres 60. Jubi- Balingen umrankt, die im Zuge des Rundgangs ebenfalls zur Daniel Seeburger, Grünewaldstraße 15, teile. Er leistete hierzu selbst Forschungsarbeiten und läums die Stele in Frommern, die am 22. Juni 2014 ein- Sprache kommen. Beim Besuch der in der Dorfmitte 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 2 66-1 53 betreute mehrere Bände, die nicht anders als mo- geweiht werden konnte. - Wilhelm Schwaibold, Rosswangen: Beiträge zur Ge- gelegenen katholischen Kirche St. Nikolaus geht es numental zu bezeichnen sind. Sie gehören wie das Mit dem Tode von Hans Schimpf-Reinhardt am 21. schichte, Balingen 1987 (Veröffentlichungen des Stadt- Seite 2047 Heimatkundliche Blätter Juli 2017

September, ab 16 Uhr gibt es Gelegenheit, das Schwar- weils schönste Jahreszeit. Gruseliges ze Tor zu erkunden. Das ursprünglich „Waldtor“ ge- Als Abschluss der Führungsreihe heißt es am Sams- nannte Tor wurde unter Friedrich II. als Teil der Stadt- Münsterturm Ein ganz besonders eindrucksvoller tag, 14. Oktober, um 17 Uhr: „Schauriges in der Zelle“. befestigung erbaut. Unter dem Rottweiler Stadtbau- Turm wird am Samstag, 30. September, um 16 Uhr vor- Auch im Schwarzen Tor haben sich Gefängniszellen er- meister Hans Weber von Werth entstanden 1571 die gestellt – der Münsterturm. Der höchste Turm der his- halten, in denen es sich trefflich gruseln lässt, wenn beiden fenstergeschmückten Geschosse mit dem torischen Rottweiler Türme ist ein interessantes Zeug- spannende und schaurige Geschichten vorgelesen Stadtwappen und der Turmuhr, noch auf der Ansicht nis unserer mittelalterlichen Vergangenheit. Was für ei- werden. Eine ausgiebige Besichtigung des Tores führt von Merian von 1643 zeigt sich das Tor zinnenbe- ne Katastrophe war es gewesen, als Heilig Kreuz beim die Besucher zurück in frühere Jahrhunderte. Und die wehrt. Die Legende vom Riesen Romäus, der eines großen Stadtbrand von 1696 so schwer beschädigt wur- Stadtführer versetzen sie literarisch in die düstere Zeit Nachts von Villingen nach Rottweil marschierte, dort de und die zerstörten Glocken die Gläubigen nicht mehr der Hexenverfolgungen. „Zur Stärkung gibt es bei die- Jahrgang 64 31. Juli 2017 Nr. 7 das Tor aus den Angeln hob und es zurück nach Vil- zum Gottesdienst rufen konnten! „Lassen Sie sich die ser letzten Führung Most und Schmalzbrot“, kündi- lingen trug, wird heute noch in Rottweil und Villingen beeindruckende Geschichte erzählen und einfangen gen die Organisatoren an. erzählt. Wenn heute am Fasnetsmontagmorgen die vom Zauber dieses Turmes und seiner Einzigartigkeit, Glocke vom Schwarzen Tor Punkt 8 Uhr läutet, den der schiefen Spitze“, laden die Rottweiler Stadtführer Info Rottweilern wohlige Schauer des Entzückens über den ein. Bei dieser Führung kann der Turm allerdings nicht Karten zu den Führungen gib's unter Tel. Rücken gehen, dann beginnt am Schwarzen Tor Rott- bestiegen werden. 0741/494280 oder [email protected]. Ein stiller Held Otto Mörike kam in Balingen-Dürrwangen zur Welt – Von Dr. Ingrid Helber Veranstaltungen und Exkursionen Im Zusammenhang mit Recherchen hinsichtlich von Straßennamen für das Neubaugebiet „Untere Brei- te“ in Balingen-Frommern, Ortsteil Dürrwangen, Die Termine der Heimatkundlichen Vereinigung im August und September machte die Verfasserin 2015 eine interessante Entde- ckung. Da es in ganz Balingen über 800 Straßenna- AUGUST den Status eines Weltkulturerbes besitzen. Nach der Er- ungszeit. Heute ist das Schloss ein Kulturzentrum. Die men, aber nur circa 15 mit weiblichem Bezug gibt, war kundung der Höhlen um Veringenstadt (Taschen- Pfarrkirche St. Johannes Evangelist wurde nach einem es eigentlich eine Suche nach Widerstandskämpfe- lampen) können im neu gestalteten Heimatmuseum Brand Anfang des 19. Jahrhunderts im Empirestil aus- rinnen, die sich vorbildhaft gegen Hitler und das NS- Sonntag, 13. August: Ortsrundgang durch Weilen un- im Rathaus neben den Eiszeitfunden auch die Mahn- gestattet. Als größten Schatz hütet die Kirche eine Ma- Regime stellten. ter den Rinnen mit Jörg Berbalk. male eines Hexenprozesses in Veringenstadt be- donna von Hans Multscher. Doch dann stieß die Verfasserin unter den vielen Nach einer Einführung zur Geschichte und geolo- trachtet werden. Der Besuch der mittelalterlichen Gra- Da Schloss und Kirche wegen einer großen Hoch- Menschen, die während des Nationalsozialismus Wi- gischen Lage von Weilen geht es zunächst zur etwa ei- fenburg des Hochadelsgeschlechts der Herren von Ver- zeit belegt sind gibt es ein Alternativprogramm mit ei- derstand geleistet haben, auf einen in Dürrwangen ge- nen Kilometer entfernten Ottilienkapelle, dem ältes- ingen führt die baulichen Unterschiede dieser Ruine nem kleinen Spaziergang auf den Kreuzberg. Gute borenen Mann: Otto Mörike. „Stille Helden“ nannte ten Bauwerk auf der Weilener Gemarkung. Auf dem zu den zahlreichen Ritternestern der Umgebung vor Schuhe werden empfohlen. In Biberach kann in der Wolfram Wette die sogenannten Judenretter in dem Rundgang erfahren die Teilnehmer interessante In- Augen. Einzig die romanische Burgkapelle blieb un- schönen Altstadt bei einem Spaziergang, einem Eis- von ihm herausgegebenen Buch. Diese „Helden“ setz- formationen zur Frühgeschichte Weilens, den alten versehrt erhalten. Ihre Apsis wurde um 1500 von Peter becher oder einem Glas Wein der interessante Tag aus- ten ihr Leben für bedrohte Mitmenschen ein und be- Siedlungen sowie dem frühmittelalterlichen Besied- Strüb ausgemalt. Dies ist das einzige im Heimatort er- klingen. Busfahrt. Balingen, 7 Uhr an der Stadthalle. sitzen in hohem Maße Vorbildcharakter. Zu ihnen zäh- lungsgefüge des Oberen Schlichemtals. Jörg Berbalk halten gebliebene Werk dieser überregional bedeu- Albstadt-Ebingen, Busbahnhof, 7.30 Uhr. Umlage 35 len auch Otto Mörike und seine Ehefrau Gertrud ge- geht auch auf die ehemaligen Verkehrswege und die tenden spätmittelalterlichen Künstlerfamilie aus Ve- Euro für Fahrt, Eintritte und Führungen. borene Lörcher. Beide leisteten mutigen Widerstand mittelalterlichen Verhältnisse des Weilers ein. Weilen ringenstadt. gegen den Nationalsozialismus. Einiges ist schon über ist wie viele alte Dörfer von einer Vielzahl von Sagen 14 Uhr, Treffpunkt Veringenstadt, Parkplatz beim Otto Mörike und seine Frau erforscht und geschrie- umrankt, die im Zuge des Rundgangs ebenfalls zur Rathaus. Teilnahme frei. Mittwoch, 20. September: Vortrag mit Dr. Matti ben worden, so dass man sich gut über deren Leben Sprache kommen. Beim Besuch der in der Dorfmitte Münch: Was müssen Schüler über die Reformation und Wirken informieren kann. 2017 ist Otto Mörike als gelegenen katholischen Kirche St. Nikolaus geht es lernen? Geschichtsunterricht in Baden-Württem- einer der Namensvorschläge der Verfasserin für den schwerpunktmäßig um den bekanntesten Sohn Wei- berg im Jubiläumsjahr 2017. Schulverbund Frommern (Grundschule, Werkreal- lens, den Kirchenmaler August Blepp, der u.a. auch die 20.00 Uhr, Balingen, Landratsamt Zollernalbkreis schule, Realschule) im Gespräch. Das ist Grund ge- Flügel des Kirchenaltars bemalt hat. Beginn um 14 Uhr, SEPTEMBER (Sitzungssaal), Hirschbergstr. 29, Eintritt frei. nug, sich mit dem Menschen Otto Mörike auseinan- Treffpunkt an der Bushaltestelle beim Rathaus. Die derzusetzen. Teilnahme ist frei. Samstag, 9. September: Tagesexkursion mit Marga- Als Sohn des damaligen Pfarrers Hermann Mörike Mittwoch, 23. August: Halbtagesexkursion mit Jür- reteBühler-Weber:DasHochgeländzwischenRißund STAMMTISCHE kam Otto Emil Mörike am 7. April 1897 in Dürrwan- gen Scheff: Veringenstadt – Eiszeithöhlen, Grafen- Umlach: Biberach-Lindele, Ummendorf, Eberhard- gen zur Welt als fünftes Kind des evangelischen Pfar- burg und Hexenprozess (mit Besuch des Heimat- zell, Unteressendorf. rerehepaares. Dieses wohnte natürlich im alten, nicht Gertrud und Otto Mörike etwa im Jahr 1943 Foto: siehe Fotohinweis museums; Kinder erwünscht!). Die Umlach, ein rechter Nebenfluss der Riß ent- Jeweils am 1. Mittwoch eines Monats trifft sich unter mehr bestehenden Pfarrhaus. Getauft wurde Otto Mö- Das malerische Städtchen Veringenstadt an der Lau- springt südwestlich von Füramoos und gehört zum der Leitung von Dr. Peter Th. Lang der Ebinger Stamm- rike in der alten Dürrwanger Petruskirche, die nach ei- Höhere Töchter in Königsfeld“. Gertrud hatte ihren Va- tes nicht entziehen, sondern angedeihen lassen möch- chert birgt auf engstem Raum eine Fülle heimatge- Flusssystem der Donau. Das Quellgebiet kann nicht an- tisch um 15.00 Uhr im Café Wildt-Abt, Sonnenstr. 67, nem Erdbeben abgerissen und 1913/14 ganz in der Nä- ter in der Gemeindearbeit und als Hilfsorganistin un- te, damit der sich in Demut vor ihm beuge.“ Diese Wor- schichtlicher Leckerbissen, von denen einige besucht gefahren werden, aber von der Kreisstraße 8031 aus 72458 Albstadt-Ebingen: Tel.: 07431 4188. he durch einen Neubau ersetzt worden ist. Otto Mö- terstützt. 1926 wurde Gertrud und Otto Mörike die te gefielen den Nationalsozialisten nicht, sie sahen sie werden. Optisch bestimmend öffnen sich in den Fel- kann man es gut erkennen. In Eberhardzell gibt es ein rike soll ein richtiger Lausbub gewesen sein, der im Kin- Tochter Dora geboren, 1927 Irmela, 1929 der Sohn Frie- als ungeheure Frechheit an. Zwar wurde das eingelei- sen rund um den Ort zahlreiche Karsthöhlen, welche Rathaus, dass wie ein Schloss wirkt, aber als Pfarrhaus Anmeldung zu den Veranstaltungen über den Ge- dergarten „immer Purzelbäume zwischen den Beinen der und der Pflegesohn Walter. 1934, 1938 und 1945 ver- tete Strafverfahren eingestellt, jedoch verwarnte man nach den Untersuchungen des Ausgräbers Eduard Pe- erbaut wurde und der Ortsmitte Eleganz verleiht. Der schäftsführer Hans Schöller, Johann-Strauß-Str. 4, eines umgedrehten Stuhles gemacht habe.“ Als er beim größerten sich die Familie um die Töchter Magdalena, Mörike eindringlich. 7) Von nun an stand er unter be- ters in den Jahren 1934 bis 1948 bereits vor ca. 50 000 barocke Bau korrespondiert mit der Pfarrkirche St. Ma- 72461 Albstadt, Telefon 07432-6807. Spielen einmal eine Scheibe eingeworfen hatte, soll er Ursel und Elisabeth. Alle Kinder engagierten sich in der sonderer Beobachtung. Jahren von Neandertalern aufgesucht wurden. Im letz- ria Dolorosa, die eigenwillig ihre Baugeschichte von Email: [email protected] schlagfertig gesagt haben, „der Stein sei alleine von ei- Gemeindearbeit. 5) ten Jahr wurden die Forschungen vom Urgeschichtli- der Romanik bis in die Moderne zeigt. Über den süd- oder [email protected] sowie über unsere nem Fenster ins andere geflogen.“1) Nach der Inhaftierung von über 800 Pfarrern und Ge- chen Institut der Universität Tübingen unter Prof. Ni- lichen Rücken des Hochgeländs geht es hinüber nach Homepage www.heimatkundliche–vereinigung.de. Zwar begrüßte das Pfarrerehepaar zunächst nach der meindegliedern im Jahr 1937 mit Ausweisungen, Re- cholas Conard hier wieder aufgenommen. Zweck die- Unteressendorf. Die hoch gelegene, mächtige Pfarr- Otto Mörike war weitläufig mit dem bekannten „Machtübertragung“ an Hitler (30. Januar 1933) die deverboten usw. wurde der sogenannte Kirchenkampf ser neuen Grabungen, die dieses Jahr fortgesetzt wer- kirche St. Martin zieht in ihren Bann. Das große Portal Bei allen Veranstaltungen sind Gäste jederzeit herz- schwäbischen Dichter Eduard Mörike (1804-1872) ver- „sozialen Leistungen“ und die „Idee der Volksge- zwischen der württembergischen Landeskirche und den den, ist es, die weltweit Aufsehen erregenden Gra- an der Westfassade stammt noch aus der um 1200 er- lich willkommen. wandt. Otto war der Ururenkel des jüngsten Bruders meinschaft“, doch erkannten sie sehr schnell die Hin- Nationalsozialisten seitens der Kirche vorsichtig ge- bungen des Instituts in den Höhlen des Lonetals so- bauten Pfeilerbasilika. In Hochdorf gibt es eine Mit- des Großvaters von Eduard Mörike 2). Die Familie Mö- tergründe. Otto Mörike beteiligte sich an den Ausei- führt. Man wollte sich möglichst etwas Handlungsfrei- wie bei Schelklingen abzusichern, welche neuerdings tagspause. Schon 805 wurde Hochdorf erstmals er- rike verließ Dürrwangen als Otto fünf Jahre alt war und nandersetzungen innerhalb der württembergischen heit bewahren. Deshalb sollten die Pfarrer mit öffentli- wähnt, heute gehört der größte Teil des Hochgeländs zog nach Ruit bei Esslingen, wo der Vater wieder eine Landeskirche. Das Ehepaar Mörike schloss sich der chem Widerspruch stillhalten. Man erwartete „politi- zu seiner Markung. Pfarrstelle annahm. Der Junge besuchte das Gymna- “Bekennenden Kirche an“ – im Gegensatz zu den na- sches Wohlverhalten“. In einem Rundschreiben vom 5. Das Hochgeländ war vor 2,5 Millionen Jahren noch sium in Esslingen und ab seinem 11. Lebensjahr die In- tionalsozialistisch geprägten „Deutschen Christen“, die April 1938 an alle Pfarrämter wurde auf das „Ja“ des Lan- ein weites Tal. Doch dann änderte sich das Klima, es Herausgegeben von der ternatsschulen der kirchlichen Seminare in Maul- versuchten, die Kirche „gleichzuschalten“. Otto Mö- desbischofs bei der anstehenden Wahl zum Anschluss Österreichs ans Deutsche Reich hingewiesen. Hitler hat- wurde kälter und in den Alpen wuchsen Gletscher so Heimatkundlichen Vereinigung bronn wie auch Blaubeuren. Er schloss mit dem Abi- rike gehörte dem „Bruderrat der evangelischen Be- te die Abstimmung zu Österreich jedoch verquickt mit stark an, dass Gletscherzungen bis in den Raum Bi- Zollernalb tur ab. Als Freiwilliger zog Otto Mörike in den Ersten kenntnisgemeinschaft in Württemberg“ an. Das rief der politischen Situation im Reich und mit der zweiten Die Autoren dieser Ausgabe berach reichten. Das Hochgeländ-Tal wurde von dem Weltkrieg, wo sich bald eine große Ernüchterung ein- bald die Geheime Staatspolizei auf den Plan, die sich 3) Frage: „Stimmst du für die Liste unseres Führers Adolf Schmelzwasserzuflüssen mit Schotter zugeschüttet. Vorsitzender: stellte. besonders für Mörikes Predigten interessierte. 1935 Hitler?“ Damit forderte Hitler das Volk auf, seine Leis- Erst viel später gruben sich in die in den Eiszeiten ge- Dr. Andreas Zekorn, Landratsamt Zollernalbkreis, wurde Otto Mörike auf die Stadtpfarrstelle in Kirch- 6) tungen in den vergangenen fünf Jahren zu prüfen. schaffene weite Hochfläche wieder Flüsse und Bäche 72336 Balingen, Telefon (07433) 92145 1919 begann Otto Mörike mit dem Theologiestudi- heim / Teck versetzt. ein und zerlegten sie in einzelne Riedel – einer der mar- um in Tübingen, das er 1922 beendete. Dort wurde er Einen staatlichen Verweis erhielt Otto Mörike we- Bei der Wahl am 10. April 1938 stimmte Otto Möri- Dr. Ingrid Helber kantesten ist das Hochgeländ. Weiter geht die Fahrt Geschäftsführung: von Adolf Schlatter geprägt. Sein Vikariat leistete er in gen seiner Sympathiebezeugung für den Landesbi- ke in Kirchheim bezüglich der „Wiedervereinigung mit Westerwaldstraße 17 wieder zurück ins Umlachtal an Fischbach vorbei nach Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, Oberboihingen ab, wo er die Tochter des dortigen Pfar- schof Theophil Wurm, der von den Nationalsozialis- Österreich“ mit „Ja“. Jedoch legte er zur Leistungsbe- 72336 Balingen Ummendorf. Schon im Mittelalter war der Ort Sitz ei- 72461 Albstadt, rers kennen und lieben lernte. 1926 heiratete er Ger- ten unter Hausarrest gestellt worden war. Mörikes Ver- urteilung Hitlers eine „ausführliche Erklärung“ zur po- nes Adelsgeschlechts. 1554 erwarb der aus Augsburg Telefon (07432) 6807 trud Lörcher. Die Hochzeit fiel zusammen mit dem An- halten anlässlich der Reichstagswahl vom 29. März 1936 litischen Situation in die Wahlurne. Gertrud Mörike stammende Handelsherr und Kaiserliche Rat Matthias E-Mail: [email protected] trittderersteneigenenPfarrstelleinOppelsbohm/Kreis führte dann zum Entzug seiner Lehrerlaubnis für den entschied sich mutig, zusätzlich zu ihrer Erklärung so- Manlich die Herrschaft. Bald begann er mit dem Neu- Waiblingen. Dort blieb die Familie bis 1935. 4) Religionsunterricht durch den nationalsozialistischen gar bei beiden Fragen mit einem „Nein“ zu stimmen. bau eines Schlosses. Die zwei kleinen Seitenflügel wur- Redaktion: Otto Mörikes Ehefrau Gertrud wurde 1904 als Pfar- Kult(us)minister Christian Mergenthaler. Am Wahltag Die Texte der Erklärungen und die nachfolgenden Vor- den später abgebrochen, doch das Haupthaus atmet Daniel Seeburger, Grünewaldstraße 15, rerstocher in Cleebronn geboren. Nach dem Schul- hatte Mörike ein mutiges Schlussgebet gehalten: „Ich kommnisse wurden von Otto Mörike später in einer mit seinem hohen Dach, den beiden Türmen und der 72336 Balingen, Telefon (07433) 266-153 abschluss besuchte sie das „Evangelische Internat für bitte Gott, dass er dem Führer die Zucht seines Geis- Denkschrift niedergelegt. Gelesen hatte die Wahler- Nischengliederung der Giebel den Geist der Erbau- Seite 2045 Heimatkundliche Blätter Juli 2017 Juli 2017 Heimatkundliche Blätter Seite 2046

klärungen zunächst nur die Wahlkommission, doch gab chung durch die Nationalsozialisten versteckten er und ben aus seinen Gemeinden. Mancher Häftling in den Fußnoten Weltkriegs. 2. Auflage. Herder Spektrum 6745. Frei- tomoerike.htm, Zugriff 11.12.2014. der Wahlleiter die Erklärung „aufreizenden Inhalts“ an seine Familie immer wieder flüchtende Juden im Pfarr- Konzentrationslagern dankt sein Leben der Hilfe die- 1) Raupp, Werner: Otto Mörike. In: Neue Deutsche burg i. Br. 2014. S. 143-161. https://de.wikipedia.org/wiki/Württembergi- den scheidenden Ortsgruppenleiter Harald Lill weiter. haus von Flacht und der Pfarrer organisierte dann auch ses Pfarrers und den Mitgliedern seiner Gemeinde. Was Biographie (NDB). Band 17. Berlin 1994, S. 672f. (di- – Kern, Wilhelm: Kirchlicher Widerstand während des sche_Pfarrhauskette, Zugriff 31.7.2017. Dieser verlas den Text am Abend des Wahltages öf- noch deren weitere Fluchtroute. Von Gertrud Mörike uns besonders wohltuend berührte, war, dass er so gar gitalisiert) und Scherrieble, Joachim: … Du sollst Dritten Reiches in Kirchheim unter Teck am Bei- – -www.zeitreise-bb.de/weissach/flacht/moeri- fentlich bei seiner Abschiedsfeier im Gasthaus Adler, sind folgende Worte aus dem Jahr 1943 überliefert: keine Furcht hatte, wir könnten bei ihm entdeckt wer- dich nicht vorenthalten. Das Leben und der Wi- spiel des Pfarrers Otto Mörike. In: Stadt Kirchheim ke.html, Zugriff 4.8.2017. dem größten Saal der Stadt. Dann wurde schnell die „Wenn draußen im Felde die Männer haufenweise zu- den.“ Otto Mörike nahm Max Krakauer völlig offen und derstand von Gertrud und Otto Mörike in der Zeit unter Teck. Schriftenreihe des Stadtarchivs Band 4. Gendarmerie verständigt. grunde gehen für etwas so Schreckliches wie das Drit- unbekümmert zu Bibelstunden und anderen kirchli- des Nationalsozialismus. Herausgegeben vom 1986. S. 105-133. Weitere Literatur zu Otto und Gertrud Mörike Um 11 Uhr in der Nacht läutete es am Pfarrhaus. te Reich, dann ist es das Gegebene, dass auch wir un- chen Veranstaltungen mit. Max Krakauer resümierte: Kreisjugendring Esslingen e.V. in Plochingen. – Krakauer, Max: Lichter im Dunkel. Flucht und Ret- – Anstöße: Otto Mörike – Ein Stachel im Gewissen der Der Stationskommandant hielt Pfarrer Mörike die Er- ser Leben einsetzen für etwas Richtiges, Gutes.” 9) „… Aus den weihnachtlichen Gesprächen dieser Tage Stuttgart-Vaihingen 1995, S. 9. tung eines jüdischen Ehepaares im Dritten Reich. Menschen. In: „Zeichen“. Mitteilungen der Aktion klärung unter die Nase und fragte, ob sie von ihm stam- mit Pfarrer Mörike habe ich die Kraft genommen, trotz 2) http://www.weissach.de/oeffentliche-einrich- Neu herausgegeben von Gerda Riehm und Jörg Sühnezeichen Friedensdienste, 3 7 78, S. 20f. me. Mörike berief sich zunächst auf das Wahlge- Genauer untersucht wurde bereits das Rettungs- aller Mühsal unseres Daseins, der ständigen Gefahr und tungen/ottomoerike.htm, Zugriff 22.1.2015. Thierfelder unter Mitarbeit von Susanne Fetzer. Mit – Auf der Suche nach unseren Müttern. Ergebnisse der heimnis und fragte, ob dieses amtlich aufgehoben sei. netz, das auch als „württembergische Pfarrhauskette“ der, wie es uns manchmal scheinen wollte, Aus- 3) http://de.evangelischer-wider- einem Vorwort von Eberhard Röhm. Calwer Ta- Nachforschungen in den Kirchengemeinden des Das wurde von der Polizei bejaht, worauf sich Mörike bezeichnet wird. Besonders der Weg des jüdischen sichtslosigkeit unseres Beginnens im Vertrauen auf stand.de/html/view.php?type=kurzbiogra- schenbibliothek 108. Stuttgart 2007. Evangelischen Kirchenbezirks Schorndorf. Hrsg. von zu seiner Erklärung bekannte. Nach einer Ermahnung Ehepaars Max und Karoline Krakauer von Pfarrhaus Gottes Führung den einmal beschrittenen Weg fort- fie&id=33, Zugriff 19. Jan. 2015. http://www.schu- – Mörike, Otto: 21 Lebensbilder aus der Seminarpro- der Frauenhilfe im Kirchenbezirk Schorndorf, Nr. 25: ging die Polizei wieder weg, wohl zurück in den Adler. zu Pfarrhaus im erweiterten Stuttgarter Raum wurde zusetzen. Die sichere Art des Hausherrn gab auch uns le-bw.de/unterricht/faecheruebergreifende_the- motion Maulbronn / Blaubeuren 1911 / 1915 (un- Die Pfarrfrau. Auf eine Anfrage hin bei der in Stuttgart wur- aufgrund deren Aufzeichnungen beleuchtet. Zweimal Sicherheit und Zuversicht.“ men/landeskunde/modelle/epochen/zeit- veröffentlicht). – Dieterich, Paul: Otto Mörike - Ein Stachel im Gewis- de gegen Otto Mörike ein Haftbefehl erlassen. verbargen Otto und Gertrud Mörike die Krakauers, zu- Als sich Anfang Juni 1944 in der Pfarrhauskette wie- geschichte/ns/widerstand/moerike/, Kerstin Ar- – Mörike, Otto: Denkschrift vom 23. April 1938 und sen der Menschheit. In: „Zeichen“. Mitteilungen der Teilnehmer der Versammlung im Adler und andere, erst vom 19.12.1943 bis 17.1.1944 und nochmals vom der keine andere Möglichkeit mehr bot, wurde das Ehe- nold: Otto und Gertrud Mörike, Kirchlicher Wi- Wahlerklärung. Archiv des Dekanats Kirchheim / T., Aktion Sühnezeichen Friedensdienste 1 / 75, S. 15- wohl um die 300 Menschen, liefen nun vors Pfarrhaus 6. bis 19. 6. 1944 (Stationen 8a und 19 von 47). Der paar Krakauer erneut bei Mörikes aufgenommen. Max derstand im Nationalsozialismus. Landesbil- Inv. Nr. 331 C. 19. und schrien zum Beispiel „Heraus mit dem Verräter“ Sohn Frieder Mörike, der keine eigene Unterkunft bie- Krakauer berichtete: „So sprang Pfarrer Mörike, der dungsserver Baden-Württemberg, Zugriff – Mörike, Otto: Ein neuer Savonarola tut uns not. – Dieterich, Paul: Otto Mörike – Vorkämpfer und Bru- usw. Als Mörike nicht öffnete wurde die Tür einge- ten konnte, war ebenfalls als einer der vielen Helfer ein- Unermüdliche, selbst wieder in die Bresche und lud 11.12.2014. Selbstverlag 1973. derautorität. In: „Zeichen“. Mitteilungen der Aktion schlagen und die Anführer drangen bis ins Schlaf- gesetzt. Es war typisch, dass die ganze Pfarrersfamilie uns ins Flachter Pfarrhaus ein, trotz aller Bedenken, 4) Evangelischer Widerstand. – Mörike, Otto: „Vier Tage im April“ – Widerstand ei- Sühnezeichen Friedensdienste, 3 / 78, S. 20f. zimmer ein, wo sich auch die dreijährige Tochter und unterstützend tätig war und sich aber auch auf die Kir- die dagegen sprachen. Zu Fuß und bei strömendem Re- 5) Ebd. nes überzeugten Christen. In: Wilimzig, Imo (Hrsg.): – Gerechte unter den Völkern. Die stillen Retter un- die schwangere Ehefrau befanden. Im Wohnzimmer chengemeinde verlassen konnte. Es mussten ja zu- gen wanderten wir zu ihm und kamen glücklich, wenn 6) Ebd. 1900-1950. Fünfzig Jahre erlebte und geschriebene tergetauchter Juden im Nordschwarzwald und im und in Flur drängten sich kampfbereite uniformierte sätzliche Lebensmittel für die verborgenen Juden be- auch völlig durchweicht an. Man empfing uns wie 7) http://www.adv-boeblingen.de/zrbb/weis- Geschichte. Stuttgart 1982. S. 81-86. Oberen Gäu. Autorenteam des Technischen Gym- SA-Männer. Sie schlugen Mörike die Brille weg und schafft werden. Insgesamt halfen 150 bis 200 Men- heimkehrende Kinder, nicht wie Fremde, die zu be- sach/flacht/moerike.html, Zugriff 11.12.2014. – Mörike,Otto:„Die„Odyssee“vondemjüdischenPaar nasiums Nagold, Pascal Sindlinger u.a. Redaktion malträtierten ihn hauptsächlich im Gesicht und auf den schen mit, das Ehepaar Krakauer im Südwesten zu herbergen sehr unangenehm werden konnte, zumal wir Kern, Wilhelm: Kirchlicher Widerstand während Krakauer alias Ackermann“ (unveröffentlicht). Pri- Volker Mall u.a. Schriftenreihe des Vereins KZ Ge- Kopf. Nur mit Glück verlor er nicht das rechte Auge. Mö- schützen und zu retten. Otto Mörike ergänzte 1975 als erst fünf Monate vorher dagewesen waren und man al- des Dritten Reiches in Kirchheim unter Teck am vatsammlung Mörika. denkstätte Hailfingen – Tailfingen e.V. Heft 1. Gäu- rike wehrte sich in keinster Weise. Er musste sich an- Anhang zur Autobiografie des Ehepaares Krakauer ei- len neugierigen Fragern geantwortet hatte, der Be- Beispiel des Pfarrers Otto Mörike. In: Stadt Kirch- – Raupp, Werner: Otto Mörike. In: Neue Deutsche Bio- felden 2011. ziehen und wurde zu Fuß in Richtung Gefängnis ab- ne Liste der Helfer. Der 15-jährige Sohn Frieder Mö- such sei wieder nach Berlin zurückgekehrt. Doch da- heim unter Teck. Schriftenreihe des Stadtarchivs graphie (NDB). Band 17. Berlin 1994, S. 672f. (Digi- – Lörcher, Martin: Gertrud und Otto Mörike. Einsatz geführt, begleitet vom Wutgeschrei der aufgehetzten rike und der gleichaltrige Pflegesohn Walter hatten zum rüber ließ sich Pfarrer Mörike keine grauen Haare Band 4. 1986. S. 105-133, hier S. 109ff. talisiert). für die Gerechtigkeit. Interne Familienchronik. Menge. Da der Gefängniswärter nicht benachrichtigt Beispiel mit dem Fahrrad angedachte Fluchtwege aus- wachsen.“ 8) Ebd., S. 111ff, auch NDB – Scherrieble, Joachim: … Du sollst dich nicht vor- – Otto Mörike (1897-1978). Braucht Württemberg worden war, öffnete er zunächst nicht die Tür. Otto Mö- kundschaften müssen. Der jüngste Schwager Martin Auch Erhard Eisenmann, der spätere Pfarrer von Alb- 9) http://www.db-weilimdorf.de/kirchengemein- enthalten. Das Leben und der Widerstand von Ger- Sühne-Zeichen? Materialien 2 / 1990, herausgege- rike fing sich dabei noch mehr Schläge ein. Auch wur- Lörcher, der Bruder von Gertrud Mörike, half ab 1944 stadt-Tailfingen (1956 Gründung des Tailfinger Wald- de/gemeindezentrum/otto-morike-saal/, Hans- trud und Otto Mörike in der Zeit des Nationalsozi- ben von der Evangelischen Akademie Bad Boll. Bad de ihm die Gurgel zugezogen. Im Obergeschoss sperr- bei der Suche nach Unterkünften im Raum Urach und heims), war in seiner damaligen Gemeinde Herren- jürgen Popp, Gemeindebrief 3/2003, Zugriff alismus. Herausgegeben vom Kreisjugendring Ess- Boll 1990. te man den Pfarrer als „Typischen Fall von Schutz- Reutlingen. Die Krakauers mussten ständig weiter- berg-Kuppingen an der Pfarrhauskette beteiligt, und 22.1.2015. lingen e.V. in Plochingen. Stuttgart-Vaihingen 1995. – Raithelhuber, Hildburg: Gertrud Mörike – Ein jun- haft“ in eine Zelle. Dort wurde er vom SS-Führer ver- ziehen, von Pfarrhaus zu Pfarrhaus oder zu sonstigen verbarg die Krakauers vom 18. Februar bis 16. März 10) Krakauer, Max: Lichter im Dunkel. Flucht und – Wette, Wolfram (Hg.): Stille Helden. Judenretter im ges Mädchen zu Anfang unseres Jahrhunderts. In: spottet. In seiner Denkschrift führte Mörike aus: „Ich Helfern. Besonders in dieser Zeit war die Beobach- 1945. Pfarrer Otto Mörike suchte dann unter immer Rettung eines jüdischen Ehepaares im Dritten Dreiländereck während des Zeiten Weltkriegs. Her- Heimatblätter, Jahrbuch für Schorndorf und Um- ließ alles ohne Widerstand und ohne Widerrede über tung der Pfarrhäuser durch die Nationalsozialisten schwierigeren Voraussetzungen nach der Anschluss- Reich. Neu herausgegeben von Gerda Riehm und der spektrum Band 6745. 2. Auflage Freiburg 2014. gebung. Band 6, o.J. mich ergehen. Zu solchem Verhalten war ich, ohne ei- streng. Wäre ein Retter enttarnt und verhaftet worden, unterbringung in Sindelfingen, Waiblingen und Korb. Jörg Thierfelder unter Mitarbeit von Susanne – Raithelhuber, Hildburg: Gertrud Mörike – Lebens- gene Überlegung, 'von oben' gehalten. Gott hat mich hätte das den sofortigen Transport ins KZ bedeutet. 10) Fetzer. Mit einem Vorwort von Eberhard Röhm. Internet gefährtin eines außergewöhnlichen Pfarrers. Die auch ruhig und angstfrei gemacht, nachdem einmal Die bedrohliche Situation war für alle Beteiligten eine Otto und Gertrud Mörike kümmerten sich nicht nur Calwer Taschenbibliothek 108. Stuttgart 2007. – www.adv-boeblingen.de/zrbb/weis- Pfarrfrau, Nr. 25, S. 25, 1-25-16. die Misshandlungen usw. eingesetzt hatten“. große Nervenanspannung. Mehrere Tage lang suchte um flüchtige Juden, sondern versorgten auch verhaf- (Erstausgabe 1947). sach/flacht/moerike.html, Zugriff 11.12.2014. – Raupp, Werner: Gelebter Glaube. Erfahrungen und Otto Mörikes wurde nach Stuttgart ins Polizeige- Otto Mörike zum Beispiel im Frühjahr 1945 nach ei- tete Pfarrer und ihren Familien mit Lebensmitteln und Hofmann, Lorenz: Ein Rettungsnetz im Stuttgar- – www.db-weilimdorf.de/kirchengemeinde/gemein- Lebenszeugnisse aus unserem Land. Metzungen 1993. fängnis in der Büchsenstraße überführt. Er wurde nach ner Anschlussunterkunft von Flacht über Böblingen moralischem Beistand. 11) ter Raum für das jüdische Ehepaar Max und Ka- dezentrum/otto-morike-saal/, Hansjürgen Popp, – Schray, Eberhard: Ortschronik von Flacht. Leon- einigen Tagen entlassen unter der Auflage, über Os- und Waiblingen nach Korb. roline Krakauer. In: Wette, Wolfram: Stille Helden. Gemeindebrief 3/2003, Zugriff 22.1.2015. berg 1978. tern nicht nach Kirchheim zurückzukehren. Doch Zu den Vertrauenspersonen aus der „Bekenntnis- Nach dem Krieg wurde Otto Mörike nach Stuttgart- Judenretter im Dreiländereck während des Zwei- http://de.evangelischer-wider- – Scherrieble, Joachim: Reichenbach an der Fils un- schnell sprach sich in Upfingen herum, dass der an- gemeinschaft“ gehörten neben Otto Mörike auch Weilimdorf versetzt. 1953 ernannte man ihn zum De- ten Weltkriegs. 2. Auflage. Herder Spektrum 6745. stand.de/html/view.php?type=kurzbiografie&id=33, term Hakenkreuz. Ein schwäbisches Industriedorf gebliche „Volksverräter“ Otto Mörike im Ort sei. Am Theodor Dipper, Rudolf Roller, Erwin Palmer und Paul kan von Weinsberg. In den Ruhestand trat Otto Möri- Freiburg i. Br. 2014. S. 143-161. Zugriff 19. Jan. 2015. in der Zeit des Nationalsozialismus. Tübingen 1994, 19. April kehrte er von seinem angeblichen „Erho- Schmidt. Dem württembergischen „Landesbruderrat“ ke 1959. Dann engagierte er sich in der Friedensbe- Dank für den freundlichen Hinweis zu Pfarrer Er- – www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/5IH- S. 407-446. lungsurlaub“ nach Kirchheim zurück. Planmäßig ent- gehörten ebenfalls Mörike und Dipper an. Die Be- wegung und an der Aktion Sühnezeichen, deren Vor- hard Eisenmanns Wirken in Albstadt an Heinz XUNLJX6MRBKU3ELYTZJAY5NIGXXGR, – Steinbauer, Karl: Einander das Zeugnis gönnen. 3 zündete sich noch am selben Tag erneut der Zorn der deutung dieser beiden Männer war hinsichtlich des sitzender er in Württemberg war. Otto Mörike zählte Conzelmann, Albstadt. Zugriff 22.1.2015. Bände. Selbstverlag, Erlangen 1985. brüllenden und erregten Menge, als der Sohn zu Nach- EhepaaresKrakauerbesondersgroß.Wichtigwarenhier zum Freundeskreis um Martin Niemöller und Gustav 11) Raupp, NDB. – www.kz-gedenkstaette-hailfingen-tailfin- – Stöffler, Erika: Initiativen – Lebensbilder evangeli- barn gebracht und die Schwiegereltern Lörcher be- die „traditionellen Pfarrerfamilien“ – wie bei Mörike -, Heinemann. Er stand in Verbindung mit Martin Lu- 12) Raupp, NDB. gen.de/pdf/kzht.v.ve_gerecht_e.pdf., scher Frauen. Stuttgart 1984. sucht wurden. Otto Mörike kam wieder ins Kirch- aber auch die Basler Mission. ther King und Willy Brandt. 12) 13) Ebd. und Böblingen, siehe Anmerkung 7 sowie Zugriff 31.7.2017. heimer Gefängnis. Obwohl es ihm nahegelegt wurde, Beim ersten Aufenthalt bei Mörikes in Flacht ka- Kerstin Arnold. – www.leo-bw.de/web/guest/detail/-/Detail/de- Fotohinweis Kirchheim zu verlassen, wollte er seine Pfarrstelle nicht men die Krakauers aus Korntal und Stuttgart-Mühl- In Würdigung der großen Verdienste um die Ret- 14) Evangelischer Widerstand. tails/PERSON/kgl_biographien/120778637/biogra- Das Ehepaar Gertrud und Otto Mörike, um 1943 verlassen. Schließlich räumt Mörike doch sein Amt, wo- hausen. Eigentlich sollten sie nach Altbach, von wo in tung von Juden erhielt das Ehepaar Otto und Gertrud 15) Hofmann, S. 157. fie, Zugriff 22.1.2015. Abbildungsnachweis: raufhin er aus dem Gefängnis entlassen wurde. Hilfe er- letzter Minute eine Absage gekommen war. Mörikes Mörike 1971 die Yad Vashem-Medaille (ein anderes Da- – www.schule-bw.de/unterricht/faecheruebergrei- www.google.de/imgres?imgurl=http://www.zeitreise- hielt er von einigen Oberkirchenräten. Mörike reiste so- sprangen ein. „… wir wussten, dass man uns jetzt nur tum, den 3. November 1970, nennt der Bildungsser- Verwendete Literatur fende_themen/landeskunde/modelle/epo- bb.de/images/weissa/flacht/moer1.gif&imgre- fort nach Stuttgart und dann in Urlaub. dorthin kommen ließ, weil es beim besten Willen kei- ver). Eine weitere hohe Ehrung des Ehepaares Mörike – Heim, Gabriel: Ich will keine Blaubeertorte, ich will chen/zeitgeschichte/ns/widerstand/moerike/, furl=http://www.zeitreise-bb.de/weis- Die „Affäre Mörike“ passte Landesbischof Theophil ne andere Möglichkeit gegeben hatte …“, berichtete stellte die Pflanzung eines Baumes in der „Allee der Ge- nur raus. Eine Mutterliebe in Briefen. Köln 2013. Kerstin Arnold: Otto und Gertrud Mörike, Kirchli- sach/flacht/moerike.html&h=166&w=260&tbnid=klwS- Wurm und dem Oberkirchenrat überhaupt nicht ins Max Krakauer in dem von ihm verfassten Buch „Lich- rechten“ in Jerusalem und die Aufnahme unter die „Ge- – Hirrlinger, Hans-Joachim: Ehrentitel für Theodor cher Widerstand im Nationalsozialismus. Landes- m_8CszklM:&tbnh=58&tbnw=92&usg=__ABlftv_gbgWH Konzept hinsichtlich des den Machthabern verspro- ter im Dunkel“ (S. 100 ff). Weiter: „So fürchteten wir, rechten unter den Völkern“ dar. 13) und Hildegard Dipper. Reichenbach: Yad Vashem bildungsserver Baden-Württemberg, Zugriff 3wONm4JrhNG917E=&vet=10ahUKEwjOwpfXy73VAh- chenen loyalen Verhaltens gegenüber dem Staat. Wurm als lästig betrachtet zu werden und waren umso an- zeichnet sie als „Gerechte unter den Völkern aus. 11.12.2014. VIPhQKHVy0CN4Q_B0IcTAK..i&do- übte Kritik an Mörike, jedoch sah er dessen Wahler- genehmer überrascht über die Herzlichkeit, mit der wir Otto Mörike starb am 9. Juni 1978 in Schorndorf, sei- In: EZ vom 9.1.2010. – www.strassenweb.de/stuttgart/gertrud-und-otto- cid=kvlmNjLsrKFrgM&itg=1&client=firefox- klärung als inhaltlich berechtigt an. Den Kirchheimer empfangen wurden. Meine Frau durfte im Pfarrhause ne Frau Gertrud verschied am 24. Dezember 1982. 14) – Hofmann, Lorenz: Ein Rettungsnetz im Stuttgarter mörike-weg-227875.html, Zugriff 22.1.2015. b&sa=X&ved=0ahUKEwjOwpfXy73VAh- Dekan Leube griff die Sache stark an, wurde er selbst wohnen, während ich bei der Mesnerin untergebracht Raum für das jüdische Ehepaar Max und Karoline – -www.yadvashem.org/yv/de/righteous/sto- VIPhQKHVy0CN4Q_B0IcTAK, Zugriff 4.8.2017. auch bedroht und man hatte ihn sogar verdächtigt, die wurde. Im Pfarrhause waren außer fünf Kindern, einer Lorenz Hofmann stellte fest, dass den Helfern von jü- Krakauer. In: Wette, Wolfram: Stille Helden. Ju- ries/moerike.asp, Zugriff 22.1.2015. Aus: www.zeitreise-bb.de/weissach/flacht/moeri- Wahlerklärung verfasst zu haben. Zwar setzte er sich Haustochter und der Mutter der Hausfrau noch deren dischen Flüchtigen in baden-württembergischen Ge- denretter im Dreiländereck während des Zweiten – www.weissach.de/oeffentliche-einrichtungen/ot- ke.html, Zugriff 4.8.2017. für die Wiederkehr Mörikes nach Kirchheim ein, je- Bruder sowie der verwundete Pflegesohn zu Gast. Aber meinden bisher nur wenig Würdigung zuteil gewor- doch warnte er vor der Verbreitung der „Denkschrift“, wir Fremde – und Andersgläubige – wurden fast noch den sei, doch müsse diese „erinnerungspolitische Auf- die Mörike selbst über die Vorfälle niedergeschrieben liebevoller behandelt als die eigenen Angehörigen. An gabe“ angegangen werden. 15) Immerhin gibt es in- hatte. Der Oberkirchenrat und Mörike stellten Straf- allen Vorbereitungen zum Weihnachtsfest durften wir zwischen das Otto-Mörike-Stift in Weissach-Flacht, ein anträge wegen Land- und Hausfriedensbruch gegen die teilnehmen, für uns in vieler Beziehung etwas ganz Alten- und Pflegeheim im Sandweg 10. Der Otto-Mö- gewalttätigen Angreifer bzw. „Demonstranten“ vom 10. Neues, und immer fester wurde das Band, das uns mit rike-Saal im Gemeindezentrum der Dietrich-Bon- Rottweils Türme im Fokus April. dem Ehepaar Mörike verknüpfte.“ Krakauers wussten, hoeffer-Gemeinde in Weilimdorf erinnert ebenfalls an Die Anklage gegen Otto Mörike lautete auf Heim- dass sich Otto Mörike trotz seiner „Bekanntheit“ bei den in Balingen-Dürrwangen geborenen Pfarrer. Das tücke, Verstoß gegen den Kanzelparagraphen und auf der Gestapo entschlossen hatte, „… sich immer von Otto-Mörike-Haus ist ein Freizeitheim des Kreisju- Vom 19. August bis 14. Oktober finden mehrere Führungen statt Beleidigung. Das Urteil betrug eine zehnmonatige Haft. neuem und pausenlos verfolgter Juden anzunehmen. gendrings Esslingen e.V. und liegt unterhalb von Bis- Es wurde für drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt. Doch Denn dass wir jetzt erst zu ihm kamen, lag nur daran, singen im Landkreis Esslingen. In Kirchheim/Teck Die Tourist-Information in Rottweil bietet zum „Jahr sante Türme ausweisen - der jüngste davon ist der sich ern lässt. Schon im 19. Jahrhundert war der Hochturm das alles machte Otto Mörike noch mehr zum „ver- dass sein Haus in den letzten Monaten fortwährend sol- brachte man eine Gedenktafel am ehemaligen Stadt- der Türme“ über das ganze Kalenderjahr hinweg ex- noch im Bau befindliche Thyssenturm. ein beliebter Aussichtsturm – ob sich Ludwig Uhland bissenen“ Gegner des Nationalsozialismus. 8) Zu be- che Gäste beherbergt hatte, wie wir es waren. Seine (Ot- pfarrhaus an, die an den nächtlichen Überfall durch klusiv ganz neue Sonderführungen zu und in Rott- von der überwältigenden Sicht auf die mittelalterliche achten ist natürlich auch, dass nach den Kirchheimer to Mörikes, Anm. der Verfasserin) Vergangenheit war Anhänger der NSDAP auf Otto Mörike erinnert. In Stutt- weils Türmen an. „Die Resonanz bei den Führungen Hochturm Stadt und die abwechslungsreiche Umgebung auch Vorfällen die Situation der Familie Mörike viel ge- natürlich in seinen Gemeinden wohl bekannt, und ge- gart-Weilimdorf gibt es einen Gertrud-und-Otto-Mö- ist sehr groß, die Zuhörer sind begeistert. Die Stadt- Am Samstag, 19. August, ab 16 Uhr steht der Hoch- inspirieren ließ? Die Besucher erwartet eine interes- fährlicher und die Beobachtung noch intensiver wur- rade sie trug dazu bei, dass er außerordentlich ge- rike-Weg. In Flacht ist ebenfalls ein Otto-Mörike-Weg führer haben noch weitere Höhepunkte in ihrem Pro- turm im Mittelpunkt. Der um 1225 errichtete Turm sante Führung in diesem ausdrucksvollen Turm. Als de. schätzt wurde. Wenn man auch vielleicht nicht al- zu finden. gramm“, so Ines Maier von der Stabstelle Stadtmar- diente als Teil der staufischen Stadtbefestigung über Besonderheit darf die sonst nicht zugängliche Turm- lenthalben wusste, dass er verfolgte Juden bei sich auf- Eine entsprechende Ehrung in Balingen bezie- keting und Wirtschaftsförderung. Rottweil ist die äl- Jahrhunderte als Wehr- und Wachturm, aber auch als hüter-Wohnung in Augenschein genommen werden. ImJuli1939wurdeOttoMörikenachWeissach-Flacht nahm, so war es doch ein offenes Geheimnis, dass er hungsweise in Dürrwangen wäre sicherlich auch an- teste Stadt Baden-Württembergs, nimmt eine wichti- Gefängnis. Markantes Zeugnis dafür ist die noch er- ins Dekanat Leonberg versetzt. Trotz der Überwa- für KZ-Häftlinge sorgte, und reichlich flossen die Ga- gebracht. ge historische Stellung ein und kann einige interes- haltene kleine Zelle, die manchen Besucher erschau- Schwarzes Tor Vier Wochen später, am Samstag, 16. Seite 2045 Heimatkundliche Blätter Juli 2017 Juli 2017 Heimatkundliche Blätter Seite 2046

klärungen zunächst nur die Wahlkommission, doch gab chung durch die Nationalsozialisten versteckten er und ben aus seinen Gemeinden. Mancher Häftling in den Fußnoten Weltkriegs. 2. Auflage. Herder Spektrum 6745. Frei- tomoerike.htm, Zugriff 11.12.2014. der Wahlleiter die Erklärung „aufreizenden Inhalts“ an seine Familie immer wieder flüchtende Juden im Pfarr- Konzentrationslagern dankt sein Leben der Hilfe die- 1) Raupp, Werner: Otto Mörike. In: Neue Deutsche burg i. Br. 2014. S. 143-161. https://de.wikipedia.org/wiki/Württembergi- den scheidenden Ortsgruppenleiter Harald Lill weiter. haus von Flacht und der Pfarrer organisierte dann auch ses Pfarrers und den Mitgliedern seiner Gemeinde. Was Biographie (NDB). Band 17. Berlin 1994, S. 672f. (di- – Kern, Wilhelm: Kirchlicher Widerstand während des sche_Pfarrhauskette, Zugriff 31.7.2017. Dieser verlas den Text am Abend des Wahltages öf- noch deren weitere Fluchtroute. Von Gertrud Mörike uns besonders wohltuend berührte, war, dass er so gar gitalisiert) und Scherrieble, Joachim: … Du sollst Dritten Reiches in Kirchheim unter Teck am Bei- – -www.zeitreise-bb.de/weissach/flacht/moeri- fentlich bei seiner Abschiedsfeier im Gasthaus Adler, sind folgende Worte aus dem Jahr 1943 überliefert: keine Furcht hatte, wir könnten bei ihm entdeckt wer- dich nicht vorenthalten. Das Leben und der Wi- spiel des Pfarrers Otto Mörike. In: Stadt Kirchheim ke.html, Zugriff 4.8.2017. dem größten Saal der Stadt. Dann wurde schnell die „Wenn draußen im Felde die Männer haufenweise zu- den.“ Otto Mörike nahm Max Krakauer völlig offen und derstand von Gertrud und Otto Mörike in der Zeit unter Teck. Schriftenreihe des Stadtarchivs Band 4. Gendarmerie verständigt. grunde gehen für etwas so Schreckliches wie das Drit- unbekümmert zu Bibelstunden und anderen kirchli- des Nationalsozialismus. Herausgegeben vom 1986. S. 105-133. Weitere Literatur zu Otto und Gertrud Mörike Um 11 Uhr in der Nacht läutete es am Pfarrhaus. te Reich, dann ist es das Gegebene, dass auch wir un- chen Veranstaltungen mit. Max Krakauer resümierte: Kreisjugendring Esslingen e.V. in Plochingen. – Krakauer, Max: Lichter im Dunkel. Flucht und Ret- – Anstöße: Otto Mörike – Ein Stachel im Gewissen der Der Stationskommandant hielt Pfarrer Mörike die Er- ser Leben einsetzen für etwas Richtiges, Gutes.” 9) „… Aus den weihnachtlichen Gesprächen dieser Tage Stuttgart-Vaihingen 1995, S. 9. tung eines jüdischen Ehepaares im Dritten Reich. Menschen. In: „Zeichen“. Mitteilungen der Aktion klärung unter die Nase und fragte, ob sie von ihm stam- mit Pfarrer Mörike habe ich die Kraft genommen, trotz 2) http://www.weissach.de/oeffentliche-einrich- Neu herausgegeben von Gerda Riehm und Jörg Sühnezeichen Friedensdienste, 3 7 78, S. 20f. me. Mörike berief sich zunächst auf das Wahlge- Genauer untersucht wurde bereits das Rettungs- aller Mühsal unseres Daseins, der ständigen Gefahr und tungen/ottomoerike.htm, Zugriff 22.1.2015. Thierfelder unter Mitarbeit von Susanne Fetzer. Mit – Auf der Suche nach unseren Müttern. Ergebnisse der heimnis und fragte, ob dieses amtlich aufgehoben sei. netz, das auch als „württembergische Pfarrhauskette“ der, wie es uns manchmal scheinen wollte, Aus- 3) http://de.evangelischer-wider- einem Vorwort von Eberhard Röhm. Calwer Ta- Nachforschungen in den Kirchengemeinden des Das wurde von der Polizei bejaht, worauf sich Mörike bezeichnet wird. Besonders der Weg des jüdischen sichtslosigkeit unseres Beginnens im Vertrauen auf stand.de/html/view.php?type=kurzbiogra- schenbibliothek 108. Stuttgart 2007. Evangelischen Kirchenbezirks Schorndorf. Hrsg. von zu seiner Erklärung bekannte. Nach einer Ermahnung Ehepaars Max und Karoline Krakauer von Pfarrhaus Gottes Führung den einmal beschrittenen Weg fort- fie&id=33, Zugriff 19. Jan. 2015. http://www.schu- – Mörike, Otto: 21 Lebensbilder aus der Seminarpro- der Frauenhilfe im Kirchenbezirk Schorndorf, Nr. 25: ging die Polizei wieder weg, wohl zurück in den Adler. zu Pfarrhaus im erweiterten Stuttgarter Raum wurde zusetzen. Die sichere Art des Hausherrn gab auch uns le-bw.de/unterricht/faecheruebergreifende_the- motion Maulbronn / Blaubeuren 1911 / 1915 (un- Die Pfarrfrau. Auf eine Anfrage hin bei der Gestapo in Stuttgart wur- aufgrund deren Aufzeichnungen beleuchtet. Zweimal Sicherheit und Zuversicht.“ men/landeskunde/modelle/epochen/zeit- veröffentlicht). – Dieterich, Paul: Otto Mörike - Ein Stachel im Gewis- de gegen Otto Mörike ein Haftbefehl erlassen. verbargen Otto und Gertrud Mörike die Krakauers, zu- Als sich Anfang Juni 1944 in der Pfarrhauskette wie- geschichte/ns/widerstand/moerike/, Kerstin Ar- – Mörike, Otto: Denkschrift vom 23. April 1938 und sen der Menschheit. In: „Zeichen“. Mitteilungen der Teilnehmer der Versammlung im Adler und andere, erst vom 19.12.1943 bis 17.1.1944 und nochmals vom der keine andere Möglichkeit mehr bot, wurde das Ehe- nold: Otto und Gertrud Mörike, Kirchlicher Wi- Wahlerklärung. Archiv des Dekanats Kirchheim / T., Aktion Sühnezeichen Friedensdienste 1 / 75, S. 15- wohl um die 300 Menschen, liefen nun vors Pfarrhaus 6. bis 19. 6. 1944 (Stationen 8a und 19 von 47). Der paar Krakauer erneut bei Mörikes aufgenommen. Max derstand im Nationalsozialismus. Landesbil- Inv. Nr. 331 C. 19. und schrien zum Beispiel „Heraus mit dem Verräter“ Sohn Frieder Mörike, der keine eigene Unterkunft bie- Krakauer berichtete: „So sprang Pfarrer Mörike, der dungsserver Baden-Württemberg, Zugriff – Mörike, Otto: Ein neuer Savonarola tut uns not. – Dieterich, Paul: Otto Mörike – Vorkämpfer und Bru- usw. Als Mörike nicht öffnete wurde die Tür einge- ten konnte, war ebenfalls als einer der vielen Helfer ein- Unermüdliche, selbst wieder in die Bresche und lud 11.12.2014. Selbstverlag 1973. derautorität. In: „Zeichen“. Mitteilungen der Aktion schlagen und die Anführer drangen bis ins Schlaf- gesetzt. Es war typisch, dass die ganze Pfarrersfamilie uns ins Flachter Pfarrhaus ein, trotz aller Bedenken, 4) Evangelischer Widerstand. – Mörike, Otto: „Vier Tage im April“ – Widerstand ei- Sühnezeichen Friedensdienste, 3 / 78, S. 20f. zimmer ein, wo sich auch die dreijährige Tochter und unterstützend tätig war und sich aber auch auf die Kir- die dagegen sprachen. Zu Fuß und bei strömendem Re- 5) Ebd. nes überzeugten Christen. In: Wilimzig, Imo (Hrsg.): – Gerechte unter den Völkern. Die stillen Retter un- die schwangere Ehefrau befanden. Im Wohnzimmer chengemeinde verlassen konnte. Es mussten ja zu- gen wanderten wir zu ihm und kamen glücklich, wenn 6) Ebd. 1900-1950. Fünfzig Jahre erlebte und geschriebene tergetauchter Juden im Nordschwarzwald und im und in Flur drängten sich kampfbereite uniformierte sätzliche Lebensmittel für die verborgenen Juden be- auch völlig durchweicht an. Man empfing uns wie 7) http://www.adv-boeblingen.de/zrbb/weis- Geschichte. Stuttgart 1982. S. 81-86. Oberen Gäu. Autorenteam des Technischen Gym- SA-Männer. Sie schlugen Mörike die Brille weg und schafft werden. Insgesamt halfen 150 bis 200 Men- heimkehrende Kinder, nicht wie Fremde, die zu be- sach/flacht/moerike.html, Zugriff 11.12.2014. – Mörike,Otto:„Die„Odyssee“vondemjüdischenPaar nasiums Nagold, Pascal Sindlinger u.a. Redaktion malträtierten ihn hauptsächlich im Gesicht und auf den schen mit, das Ehepaar Krakauer im Südwesten zu herbergen sehr unangenehm werden konnte, zumal wir Kern, Wilhelm: Kirchlicher Widerstand während Krakauer alias Ackermann“ (unveröffentlicht). Pri- Volker Mall u.a. Schriftenreihe des Vereins KZ Ge- Kopf. Nur mit Glück verlor er nicht das rechte Auge. Mö- schützen und zu retten. Otto Mörike ergänzte 1975 als erst fünf Monate vorher dagewesen waren und man al- des Dritten Reiches in Kirchheim unter Teck am vatsammlung Mörika. denkstätte Hailfingen – Tailfingen e.V. Heft 1. Gäu- rike wehrte sich in keinster Weise. Er musste sich an- Anhang zur Autobiografie des Ehepaares Krakauer ei- len neugierigen Fragern geantwortet hatte, der Be- Beispiel des Pfarrers Otto Mörike. In: Stadt Kirch- – Raupp, Werner: Otto Mörike. In: Neue Deutsche Bio- felden 2011. ziehen und wurde zu Fuß in Richtung Gefängnis ab- ne Liste der Helfer. Der 15-jährige Sohn Frieder Mö- such sei wieder nach Berlin zurückgekehrt. Doch da- heim unter Teck. Schriftenreihe des Stadtarchivs graphie (NDB). Band 17. Berlin 1994, S. 672f. (Digi- – Lörcher, Martin: Gertrud und Otto Mörike. Einsatz geführt, begleitet vom Wutgeschrei der aufgehetzten rike und der gleichaltrige Pflegesohn Walter hatten zum rüber ließ sich Pfarrer Mörike keine grauen Haare Band 4. 1986. S. 105-133, hier S. 109ff. talisiert). für die Gerechtigkeit. Interne Familienchronik. Menge. Da der Gefängniswärter nicht benachrichtigt Beispiel mit dem Fahrrad angedachte Fluchtwege aus- wachsen.“ 8) Ebd., S. 111ff, auch NDB – Scherrieble, Joachim: … Du sollst dich nicht vor- – Otto Mörike (1897-1978). Braucht Württemberg worden war, öffnete er zunächst nicht die Tür. Otto Mö- kundschaften müssen. Der jüngste Schwager Martin Auch Erhard Eisenmann, der spätere Pfarrer von Alb- 9) http://www.db-weilimdorf.de/kirchengemein- enthalten. Das Leben und der Widerstand von Ger- Sühne-Zeichen? Materialien 2 / 1990, herausgege- rike fing sich dabei noch mehr Schläge ein. Auch wur- Lörcher, der Bruder von Gertrud Mörike, half ab 1944 stadt-Tailfingen (1956 Gründung des Tailfinger Wald- de/gemeindezentrum/otto-morike-saal/, Hans- trud und Otto Mörike in der Zeit des Nationalsozi- ben von der Evangelischen Akademie Bad Boll. Bad de ihm die Gurgel zugezogen. Im Obergeschoss sperr- bei der Suche nach Unterkünften im Raum Urach und heims), war in seiner damaligen Gemeinde Herren- jürgen Popp, Gemeindebrief 3/2003, Zugriff alismus. Herausgegeben vom Kreisjugendring Ess- Boll 1990. te man den Pfarrer als „Typischen Fall von Schutz- Reutlingen. Die Krakauers mussten ständig weiter- berg-Kuppingen an der Pfarrhauskette beteiligt, und 22.1.2015. lingen e.V. in Plochingen. Stuttgart-Vaihingen 1995. – Raithelhuber, Hildburg: Gertrud Mörike – Ein jun- haft“ in eine Zelle. Dort wurde er vom SS-Führer ver- ziehen, von Pfarrhaus zu Pfarrhaus oder zu sonstigen verbarg die Krakauers vom 18. Februar bis 16. März 10) Krakauer, Max: Lichter im Dunkel. Flucht und – Wette, Wolfram (Hg.): Stille Helden. Judenretter im ges Mädchen zu Anfang unseres Jahrhunderts. In: spottet. In seiner Denkschrift führte Mörike aus: „Ich Helfern. Besonders in dieser Zeit war die Beobach- 1945. Pfarrer Otto Mörike suchte dann unter immer Rettung eines jüdischen Ehepaares im Dritten Dreiländereck während des Zeiten Weltkriegs. Her- Heimatblätter, Jahrbuch für Schorndorf und Um- ließ alles ohne Widerstand und ohne Widerrede über tung der Pfarrhäuser durch die Nationalsozialisten schwierigeren Voraussetzungen nach der Anschluss- Reich. Neu herausgegeben von Gerda Riehm und der spektrum Band 6745. 2. Auflage Freiburg 2014. gebung. Band 6, o.J. mich ergehen. Zu solchem Verhalten war ich, ohne ei- streng. Wäre ein Retter enttarnt und verhaftet worden, unterbringung in Sindelfingen, Waiblingen und Korb. Jörg Thierfelder unter Mitarbeit von Susanne – Raithelhuber, Hildburg: Gertrud Mörike – Lebens- gene Überlegung, 'von oben' gehalten. Gott hat mich hätte das den sofortigen Transport ins KZ bedeutet. 10) Fetzer. Mit einem Vorwort von Eberhard Röhm. Internet gefährtin eines außergewöhnlichen Pfarrers. Die auch ruhig und angstfrei gemacht, nachdem einmal Die bedrohliche Situation war für alle Beteiligten eine Otto und Gertrud Mörike kümmerten sich nicht nur Calwer Taschenbibliothek 108. Stuttgart 2007. – www.adv-boeblingen.de/zrbb/weis- Pfarrfrau, Nr. 25, S. 25, 1-25-16. die Misshandlungen usw. eingesetzt hatten“. große Nervenanspannung. Mehrere Tage lang suchte um flüchtige Juden, sondern versorgten auch verhaf- (Erstausgabe 1947). sach/flacht/moerike.html, Zugriff 11.12.2014. – Raupp, Werner: Gelebter Glaube. Erfahrungen und Otto Mörikes wurde nach Stuttgart ins Polizeige- Otto Mörike zum Beispiel im Frühjahr 1945 nach ei- tete Pfarrer und ihren Familien mit Lebensmitteln und Hofmann, Lorenz: Ein Rettungsnetz im Stuttgar- – www.db-weilimdorf.de/kirchengemeinde/gemein- Lebenszeugnisse aus unserem Land. Metzungen 1993. fängnis in der Büchsenstraße überführt. Er wurde nach ner Anschlussunterkunft von Flacht über Böblingen moralischem Beistand. 11) ter Raum für das jüdische Ehepaar Max und Ka- dezentrum/otto-morike-saal/, Hansjürgen Popp, – Schray, Eberhard: Ortschronik von Flacht. Leon- einigen Tagen entlassen unter der Auflage, über Os- und Waiblingen nach Korb. roline Krakauer. In: Wette, Wolfram: Stille Helden. Gemeindebrief 3/2003, Zugriff 22.1.2015. berg 1978. tern nicht nach Kirchheim zurückzukehren. Doch Zu den Vertrauenspersonen aus der „Bekenntnis- Nach dem Krieg wurde Otto Mörike nach Stuttgart- Judenretter im Dreiländereck während des Zwei- http://de.evangelischer-wider- – Scherrieble, Joachim: Reichenbach an der Fils un- schnell sprach sich in Upfingen herum, dass der an- gemeinschaft“ gehörten neben Otto Mörike auch Weilimdorf versetzt. 1953 ernannte man ihn zum De- ten Weltkriegs. 2. Auflage. Herder Spektrum 6745. stand.de/html/view.php?type=kurzbiografie&id=33, term Hakenkreuz. Ein schwäbisches Industriedorf gebliche „Volksverräter“ Otto Mörike im Ort sei. Am Theodor Dipper, Rudolf Roller, Erwin Palmer und Paul kan von Weinsberg. In den Ruhestand trat Otto Möri- Freiburg i. Br. 2014. S. 143-161. Zugriff 19. Jan. 2015. in der Zeit des Nationalsozialismus. Tübingen 1994, 19. April kehrte er von seinem angeblichen „Erho- Schmidt. Dem württembergischen „Landesbruderrat“ ke 1959. Dann engagierte er sich in der Friedensbe- Dank für den freundlichen Hinweis zu Pfarrer Er- – www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/5IH- S. 407-446. lungsurlaub“ nach Kirchheim zurück. Planmäßig ent- gehörten ebenfalls Mörike und Dipper an. Die Be- wegung und an der Aktion Sühnezeichen, deren Vor- hard Eisenmanns Wirken in Albstadt an Heinz XUNLJX6MRBKU3ELYTZJAY5NIGXXGR, – Steinbauer, Karl: Einander das Zeugnis gönnen. 3 zündete sich noch am selben Tag erneut der Zorn der deutung dieser beiden Männer war hinsichtlich des sitzender er in Württemberg war. Otto Mörike zählte Conzelmann, Albstadt. Zugriff 22.1.2015. Bände. Selbstverlag, Erlangen 1985. brüllenden und erregten Menge, als der Sohn zu Nach- EhepaaresKrakauerbesondersgroß.Wichtigwarenhier zum Freundeskreis um Martin Niemöller und Gustav 11) Raupp, NDB. – www.kz-gedenkstaette-hailfingen-tailfin- – Stöffler, Erika: Initiativen – Lebensbilder evangeli- barn gebracht und die Schwiegereltern Lörcher be- die „traditionellen Pfarrerfamilien“ – wie bei Mörike -, Heinemann. Er stand in Verbindung mit Martin Lu- 12) Raupp, NDB. gen.de/pdf/kzht.v.ve_gerecht_e.pdf., scher Frauen. Stuttgart 1984. sucht wurden. Otto Mörike kam wieder ins Kirch- aber auch die Basler Mission. ther King und Willy Brandt. 12) 13) Ebd. und Böblingen, siehe Anmerkung 7 sowie Zugriff 31.7.2017. heimer Gefängnis. Obwohl es ihm nahegelegt wurde, Beim ersten Aufenthalt bei Mörikes in Flacht ka- Kerstin Arnold. – www.leo-bw.de/web/guest/detail/-/Detail/de- Fotohinweis Kirchheim zu verlassen, wollte er seine Pfarrstelle nicht men die Krakauers aus Korntal und Stuttgart-Mühl- In Würdigung der großen Verdienste um die Ret- 14) Evangelischer Widerstand. tails/PERSON/kgl_biographien/120778637/biogra- Das Ehepaar Gertrud und Otto Mörike, um 1943 verlassen. Schließlich räumt Mörike doch sein Amt, wo- hausen. Eigentlich sollten sie nach Altbach, von wo in tung von Juden erhielt das Ehepaar Otto und Gertrud 15) Hofmann, S. 157. fie, Zugriff 22.1.2015. Abbildungsnachweis: raufhin er aus dem Gefängnis entlassen wurde. Hilfe er- letzter Minute eine Absage gekommen war. Mörikes Mörike 1971 die Yad Vashem-Medaille (ein anderes Da- – www.schule-bw.de/unterricht/faecheruebergrei- www.google.de/imgres?imgurl=http://www.zeitreise- hielt er von einigen Oberkirchenräten. Mörike reiste so- sprangen ein. „… wir wussten, dass man uns jetzt nur tum, den 3. November 1970, nennt der Bildungsser- Verwendete Literatur fende_themen/landeskunde/modelle/epo- bb.de/images/weissa/flacht/moer1.gif&imgre- fort nach Stuttgart und dann in Urlaub. dorthin kommen ließ, weil es beim besten Willen kei- ver). Eine weitere hohe Ehrung des Ehepaares Mörike – Heim, Gabriel: Ich will keine Blaubeertorte, ich will chen/zeitgeschichte/ns/widerstand/moerike/, furl=http://www.zeitreise-bb.de/weis- Die „Affäre Mörike“ passte Landesbischof Theophil ne andere Möglichkeit gegeben hatte …“, berichtete stellte die Pflanzung eines Baumes in der „Allee der Ge- nur raus. Eine Mutterliebe in Briefen. Köln 2013. Kerstin Arnold: Otto und Gertrud Mörike, Kirchli- sach/flacht/moerike.html&h=166&w=260&tbnid=klwS- Wurm und dem Oberkirchenrat überhaupt nicht ins Max Krakauer in dem von ihm verfassten Buch „Lich- rechten“ in Jerusalem und die Aufnahme unter die „Ge- – Hirrlinger, Hans-Joachim: Ehrentitel für Theodor cher Widerstand im Nationalsozialismus. Landes- m_8CszklM:&tbnh=58&tbnw=92&usg=__ABlftv_gbgWH Konzept hinsichtlich des den Machthabern verspro- ter im Dunkel“ (S. 100 ff). Weiter: „So fürchteten wir, rechten unter den Völkern“ dar. 13) und Hildegard Dipper. Reichenbach: Yad Vashem bildungsserver Baden-Württemberg, Zugriff 3wONm4JrhNG917E=&vet=10ahUKEwjOwpfXy73VAh- chenen loyalen Verhaltens gegenüber dem Staat. Wurm als lästig betrachtet zu werden und waren umso an- zeichnet sie als „Gerechte unter den Völkern aus. 11.12.2014. VIPhQKHVy0CN4Q_B0IcTAK..i&do- übte Kritik an Mörike, jedoch sah er dessen Wahler- genehmer überrascht über die Herzlichkeit, mit der wir Otto Mörike starb am 9. Juni 1978 in Schorndorf, sei- In: EZ vom 9.1.2010. – www.strassenweb.de/stuttgart/gertrud-und-otto- cid=kvlmNjLsrKFrgM&itg=1&client=firefox- klärung als inhaltlich berechtigt an. Den Kirchheimer empfangen wurden. Meine Frau durfte im Pfarrhause ne Frau Gertrud verschied am 24. Dezember 1982. 14) – Hofmann, Lorenz: Ein Rettungsnetz im Stuttgarter mörike-weg-227875.html, Zugriff 22.1.2015. b&sa=X&ved=0ahUKEwjOwpfXy73VAh- Dekan Leube griff die Sache stark an, wurde er selbst wohnen, während ich bei der Mesnerin untergebracht Raum für das jüdische Ehepaar Max und Karoline – -www.yadvashem.org/yv/de/righteous/sto- VIPhQKHVy0CN4Q_B0IcTAK, Zugriff 4.8.2017. auch bedroht und man hatte ihn sogar verdächtigt, die wurde. Im Pfarrhause waren außer fünf Kindern, einer Lorenz Hofmann stellte fest, dass den Helfern von jü- Krakauer. In: Wette, Wolfram: Stille Helden. Ju- ries/moerike.asp, Zugriff 22.1.2015. Aus: www.zeitreise-bb.de/weissach/flacht/moeri- Wahlerklärung verfasst zu haben. Zwar setzte er sich Haustochter und der Mutter der Hausfrau noch deren dischen Flüchtigen in baden-württembergischen Ge- denretter im Dreiländereck während des Zweiten – www.weissach.de/oeffentliche-einrichtungen/ot- ke.html, Zugriff 4.8.2017. für die Wiederkehr Mörikes nach Kirchheim ein, je- Bruder sowie der verwundete Pflegesohn zu Gast. Aber meinden bisher nur wenig Würdigung zuteil gewor- doch warnte er vor der Verbreitung der „Denkschrift“, wir Fremde – und Andersgläubige – wurden fast noch den sei, doch müsse diese „erinnerungspolitische Auf- die Mörike selbst über die Vorfälle niedergeschrieben liebevoller behandelt als die eigenen Angehörigen. An gabe“ angegangen werden. 15) Immerhin gibt es in- hatte. Der Oberkirchenrat und Mörike stellten Straf- allen Vorbereitungen zum Weihnachtsfest durften wir zwischen das Otto-Mörike-Stift in Weissach-Flacht, ein anträge wegen Land- und Hausfriedensbruch gegen die teilnehmen, für uns in vieler Beziehung etwas ganz Alten- und Pflegeheim im Sandweg 10. Der Otto-Mö- gewalttätigen Angreifer bzw. „Demonstranten“ vom 10. Neues, und immer fester wurde das Band, das uns mit rike-Saal im Gemeindezentrum der Dietrich-Bon- Rottweils Türme im Fokus April. dem Ehepaar Mörike verknüpfte.“ Krakauers wussten, hoeffer-Gemeinde in Weilimdorf erinnert ebenfalls an Die Anklage gegen Otto Mörike lautete auf Heim- dass sich Otto Mörike trotz seiner „Bekanntheit“ bei den in Balingen-Dürrwangen geborenen Pfarrer. Das tücke, Verstoß gegen den Kanzelparagraphen und auf der Gestapo entschlossen hatte, „… sich immer von Otto-Mörike-Haus ist ein Freizeitheim des Kreisju- Vom 19. August bis 14. Oktober finden mehrere Führungen statt Beleidigung. Das Urteil betrug eine zehnmonatige Haft. neuem und pausenlos verfolgter Juden anzunehmen. gendrings Esslingen e.V. und liegt unterhalb von Bis- Es wurde für drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt. Doch Denn dass wir jetzt erst zu ihm kamen, lag nur daran, singen im Landkreis Esslingen. In Kirchheim/Teck Die Tourist-Information in Rottweil bietet zum „Jahr sante Türme ausweisen - der jüngste davon ist der sich ern lässt. Schon im 19. Jahrhundert war der Hochturm das alles machte Otto Mörike noch mehr zum „ver- dass sein Haus in den letzten Monaten fortwährend sol- brachte man eine Gedenktafel am ehemaligen Stadt- der Türme“ über das ganze Kalenderjahr hinweg ex- noch im Bau befindliche Thyssenturm. ein beliebter Aussichtsturm – ob sich Ludwig Uhland bissenen“ Gegner des Nationalsozialismus. 8) Zu be- che Gäste beherbergt hatte, wie wir es waren. Seine (Ot- pfarrhaus an, die an den nächtlichen Überfall durch klusiv ganz neue Sonderführungen zu und in Rott- von der überwältigenden Sicht auf die mittelalterliche achten ist natürlich auch, dass nach den Kirchheimer to Mörikes, Anm. der Verfasserin) Vergangenheit war Anhänger der NSDAP auf Otto Mörike erinnert. In Stutt- weils Türmen an. „Die Resonanz bei den Führungen Hochturm Stadt und die abwechslungsreiche Umgebung auch Vorfällen die Situation der Familie Mörike viel ge- natürlich in seinen Gemeinden wohl bekannt, und ge- gart-Weilimdorf gibt es einen Gertrud-und-Otto-Mö- ist sehr groß, die Zuhörer sind begeistert. Die Stadt- Am Samstag, 19. August, ab 16 Uhr steht der Hoch- inspirieren ließ? Die Besucher erwartet eine interes- fährlicher und die Beobachtung noch intensiver wur- rade sie trug dazu bei, dass er außerordentlich ge- rike-Weg. In Flacht ist ebenfalls ein Otto-Mörike-Weg führer haben noch weitere Höhepunkte in ihrem Pro- turm im Mittelpunkt. Der um 1225 errichtete Turm sante Führung in diesem ausdrucksvollen Turm. Als de. schätzt wurde. Wenn man auch vielleicht nicht al- zu finden. gramm“, so Ines Maier von der Stabstelle Stadtmar- diente als Teil der staufischen Stadtbefestigung über Besonderheit darf die sonst nicht zugängliche Turm- lenthalben wusste, dass er verfolgte Juden bei sich auf- Eine entsprechende Ehrung in Balingen bezie- keting und Wirtschaftsförderung. Rottweil ist die äl- Jahrhunderte als Wehr- und Wachturm, aber auch als hüter-Wohnung in Augenschein genommen werden. ImJuli1939wurdeOttoMörikenachWeissach-Flacht nahm, so war es doch ein offenes Geheimnis, dass er hungsweise in Dürrwangen wäre sicherlich auch an- teste Stadt Baden-Württembergs, nimmt eine wichti- Gefängnis. Markantes Zeugnis dafür ist die noch er- ins Dekanat Leonberg versetzt. Trotz der Überwa- für KZ-Häftlinge sorgte, und reichlich flossen die Ga- gebracht. ge historische Stellung ein und kann einige interes- haltene kleine Zelle, die manchen Besucher erschau- Schwarzes Tor Vier Wochen später, am Samstag, 16. Seite 2047 Heimatkundliche Blätter Juli 2017

September, ab 16 Uhr gibt es Gelegenheit, das Schwar- weils schönste Jahreszeit. Gruseliges ze Tor zu erkunden. Das ursprünglich „Waldtor“ ge- Als Abschluss der Führungsreihe heißt es am Sams- nannte Tor wurde unter Friedrich II. als Teil der Stadt- Münsterturm Ein ganz besonders eindrucksvoller tag, 14. Oktober, um 17 Uhr: „Schauriges in der Zelle“. befestigung erbaut. Unter dem Rottweiler Stadtbau- Turm wird am Samstag, 30. September, um 16 Uhr vor- Auch im Schwarzen Tor haben sich Gefängniszellen er- meister Hans Weber von Werth entstanden 1571 die gestellt – der Münsterturm. Der höchste Turm der his- halten, in denen es sich trefflich gruseln lässt, wenn beiden fenstergeschmückten Geschosse mit dem torischen Rottweiler Türme ist ein interessantes Zeug- spannende und schaurige Geschichten vorgelesen Stadtwappen und der Turmuhr, noch auf der Ansicht nis unserer mittelalterlichen Vergangenheit. Was für ei- werden. Eine ausgiebige Besichtigung des Tores führt von Merian von 1643 zeigt sich das Tor zinnenbe- ne Katastrophe war es gewesen, als Heilig Kreuz beim die Besucher zurück in frühere Jahrhunderte. Und die wehrt. Die Legende vom Riesen Romäus, der eines großen Stadtbrand von 1696 so schwer beschädigt wur- Stadtführer versetzen sie literarisch in die düstere Zeit Nachts von Villingen nach Rottweil marschierte, dort de und die zerstörten Glocken die Gläubigen nicht mehr der Hexenverfolgungen. „Zur Stärkung gibt es bei die- Jahrgang 64 31. Juli 2017 Nr. 7 das Tor aus den Angeln hob und es zurück nach Vil- zum Gottesdienst rufen konnten! „Lassen Sie sich die ser letzten Führung Most und Schmalzbrot“, kündi- lingen trug, wird heute noch in Rottweil und Villingen beeindruckende Geschichte erzählen und einfangen gen die Organisatoren an. erzählt. Wenn heute am Fasnetsmontagmorgen die vom Zauber dieses Turmes und seiner Einzigartigkeit, Glocke vom Schwarzen Tor Punkt 8 Uhr läutet, den der schiefen Spitze“, laden die Rottweiler Stadtführer Info Rottweilern wohlige Schauer des Entzückens über den ein. Bei dieser Führung kann der Turm allerdings nicht Karten zu den Führungen gib's unter Tel. Rücken gehen, dann beginnt am Schwarzen Tor Rott- bestiegen werden. 0741/494280 oder [email protected]. Ein stiller Held Otto Mörike kam in Balingen-Dürrwangen zur Welt – Von Dr. Ingrid Helber Veranstaltungen und Exkursionen Im Zusammenhang mit Recherchen hinsichtlich von Straßennamen für das Neubaugebiet „Untere Brei- te“ in Balingen-Frommern, Ortsteil Dürrwangen, Die Termine der Heimatkundlichen Vereinigung im August und September machte die Verfasserin 2015 eine interessante Entde- ckung. Da es in ganz Balingen über 800 Straßenna- AUGUST den Status eines Weltkulturerbes besitzen. Nach der Er- ungszeit. Heute ist das Schloss ein Kulturzentrum. Die men, aber nur circa 15 mit weiblichem Bezug gibt, war kundung der Höhlen um Veringenstadt (Taschen- Pfarrkirche St. Johannes Evangelist wurde nach einem es eigentlich eine Suche nach Widerstandskämpfe- lampen) können im neu gestalteten Heimatmuseum Brand Anfang des 19. Jahrhunderts im Empirestil aus- rinnen, die sich vorbildhaft gegen Hitler und das NS- Sonntag, 13. August: Ortsrundgang durch Weilen un- im Rathaus neben den Eiszeitfunden auch die Mahn- gestattet. Als größten Schatz hütet die Kirche eine Ma- Regime stellten. ter den Rinnen mit Jörg Berbalk. male eines Hexenprozesses in Veringenstadt be- donna von Hans Multscher. Doch dann stieß die Verfasserin unter den vielen Nach einer Einführung zur Geschichte und geolo- trachtet werden. Der Besuch der mittelalterlichen Gra- Da Schloss und Kirche wegen einer großen Hoch- Menschen, die während des Nationalsozialismus Wi- gischen Lage von Weilen geht es zunächst zur etwa ei- fenburg des Hochadelsgeschlechts der Herren von Ver- zeit belegt sind gibt es ein Alternativprogramm mit ei- derstand geleistet haben, auf einen in Dürrwangen ge- nen Kilometer entfernten Ottilienkapelle, dem ältes- ingen führt die baulichen Unterschiede dieser Ruine nem kleinen Spaziergang auf den Kreuzberg. Gute borenen Mann: Otto Mörike. „Stille Helden“ nannte ten Bauwerk auf der Weilener Gemarkung. Auf dem zu den zahlreichen Ritternestern der Umgebung vor Schuhe werden empfohlen. In Biberach kann in der Wolfram Wette die sogenannten Judenretter in dem Rundgang erfahren die Teilnehmer interessante In- Augen. Einzig die romanische Burgkapelle blieb un- schönen Altstadt bei einem Spaziergang, einem Eis- von ihm herausgegebenen Buch. Diese „Helden“ setz- formationen zur Frühgeschichte Weilens, den alten versehrt erhalten. Ihre Apsis wurde um 1500 von Peter becher oder einem Glas Wein der interessante Tag aus- ten ihr Leben für bedrohte Mitmenschen ein und be- Siedlungen sowie dem frühmittelalterlichen Besied- Strüb ausgemalt. Dies ist das einzige im Heimatort er- klingen. Busfahrt. Balingen, 7 Uhr an der Stadthalle. sitzen in hohem Maße Vorbildcharakter. Zu ihnen zäh- lungsgefüge des Oberen Schlichemtals. Jörg Berbalk halten gebliebene Werk dieser überregional bedeu- Albstadt-Ebingen, Busbahnhof, 7.30 Uhr. Umlage 35 len auch Otto Mörike und seine Ehefrau Gertrud ge- geht auch auf die ehemaligen Verkehrswege und die tenden spätmittelalterlichen Künstlerfamilie aus Ve- Euro für Fahrt, Eintritte und Führungen. borene Lörcher. Beide leisteten mutigen Widerstand mittelalterlichen Verhältnisse des Weilers ein. Weilen ringenstadt. gegen den Nationalsozialismus. Einiges ist schon über ist wie viele alte Dörfer von einer Vielzahl von Sagen 14 Uhr, Treffpunkt Veringenstadt, Parkplatz beim Otto Mörike und seine Frau erforscht und geschrie- umrankt, die im Zuge des Rundgangs ebenfalls zur Rathaus. Teilnahme frei. Mittwoch, 20. September: Vortrag mit Dr. Matti ben worden, so dass man sich gut über deren Leben Sprache kommen. Beim Besuch der in der Dorfmitte Münch: Was müssen Schüler über die Reformation und Wirken informieren kann. 2017 ist Otto Mörike als gelegenen katholischen Kirche St. Nikolaus geht es lernen? Geschichtsunterricht in Baden-Württem- einer der Namensvorschläge der Verfasserin für den schwerpunktmäßig um den bekanntesten Sohn Wei- berg im Jubiläumsjahr 2017. Schulverbund Frommern (Grundschule, Werkreal- lens, den Kirchenmaler August Blepp, der u.a. auch die 20.00 Uhr, Balingen, Landratsamt Zollernalbkreis schule, Realschule) im Gespräch. Das ist Grund ge- Flügel des Kirchenaltars bemalt hat. Beginn um 14 Uhr, SEPTEMBER (Sitzungssaal), Hirschbergstr. 29, Eintritt frei. nug, sich mit dem Menschen Otto Mörike auseinan- Treffpunkt an der Bushaltestelle beim Rathaus. Die derzusetzen. Teilnahme ist frei. Samstag, 9. September: Tagesexkursion mit Marga- Als Sohn des damaligen Pfarrers Hermann Mörike Mittwoch, 23. August: Halbtagesexkursion mit Jür- reteBühler-Weber:DasHochgeländzwischenRißund STAMMTISCHE kam Otto Emil Mörike am 7. April 1897 in Dürrwan- gen Scheff: Veringenstadt – Eiszeithöhlen, Grafen- Umlach: Biberach-Lindele, Ummendorf, Eberhard- gen zur Welt als fünftes Kind des evangelischen Pfar- burg und Hexenprozess (mit Besuch des Heimat- zell, Unteressendorf. rerehepaares. Dieses wohnte natürlich im alten, nicht Gertrud und Otto Mörike etwa im Jahr 1943 Foto: siehe Fotohinweis museums; Kinder erwünscht!). Die Umlach, ein rechter Nebenfluss der Riß ent- Jeweils am 1. Mittwoch eines Monats trifft sich unter mehr bestehenden Pfarrhaus. Getauft wurde Otto Mö- Das malerische Städtchen Veringenstadt an der Lau- springt südwestlich von Füramoos und gehört zum der Leitung von Dr. Peter Th. Lang der Ebinger Stamm- rike in der alten Dürrwanger Petruskirche, die nach ei- Höhere Töchter in Königsfeld“. Gertrud hatte ihren Va- tes nicht entziehen, sondern angedeihen lassen möch- chert birgt auf engstem Raum eine Fülle heimatge- Flusssystem der Donau. Das Quellgebiet kann nicht an- tisch um 15.00 Uhr im Café Wildt-Abt, Sonnenstr. 67, nem Erdbeben abgerissen und 1913/14 ganz in der Nä- ter in der Gemeindearbeit und als Hilfsorganistin un- te, damit der sich in Demut vor ihm beuge.“ Diese Wor- schichtlicher Leckerbissen, von denen einige besucht gefahren werden, aber von der Kreisstraße 8031 aus 72458 Albstadt-Ebingen: Tel.: 07431 4188. he durch einen Neubau ersetzt worden ist. Otto Mö- terstützt. 1926 wurde Gertrud und Otto Mörike die te gefielen den Nationalsozialisten nicht, sie sahen sie werden. Optisch bestimmend öffnen sich in den Fel- kann man es gut erkennen. In Eberhardzell gibt es ein rike soll ein richtiger Lausbub gewesen sein, der im Kin- Tochter Dora geboren, 1927 Irmela, 1929 der Sohn Frie- als ungeheure Frechheit an. Zwar wurde das eingelei- sen rund um den Ort zahlreiche Karsthöhlen, welche Rathaus, dass wie ein Schloss wirkt, aber als Pfarrhaus Anmeldung zu den Veranstaltungen über den Ge- dergarten „immer Purzelbäume zwischen den Beinen der und der Pflegesohn Walter. 1934, 1938 und 1945 ver- tete Strafverfahren eingestellt, jedoch verwarnte man nach den Untersuchungen des Ausgräbers Eduard Pe- erbaut wurde und der Ortsmitte Eleganz verleiht. Der schäftsführer Hans Schöller, Johann-Strauß-Str. 4, eines umgedrehten Stuhles gemacht habe.“ Als er beim größerten sich die Familie um die Töchter Magdalena, Mörike eindringlich. 7) Von nun an stand er unter be- ters in den Jahren 1934 bis 1948 bereits vor ca. 50 000 barocke Bau korrespondiert mit der Pfarrkirche St. Ma- 72461 Albstadt, Telefon 07432-6807. Spielen einmal eine Scheibe eingeworfen hatte, soll er Ursel und Elisabeth. Alle Kinder engagierten sich in der sonderer Beobachtung. Jahren von Neandertalern aufgesucht wurden. Im letz- ria Dolorosa, die eigenwillig ihre Baugeschichte von Email: [email protected] schlagfertig gesagt haben, „der Stein sei alleine von ei- Gemeindearbeit. 5) ten Jahr wurden die Forschungen vom Urgeschichtli- der Romanik bis in die Moderne zeigt. Über den süd- oder [email protected] sowie über unsere nem Fenster ins andere geflogen.“1) Nach der Inhaftierung von über 800 Pfarrern und Ge- chen Institut der Universität Tübingen unter Prof. Ni- lichen Rücken des Hochgeländs geht es hinüber nach Homepage www.heimatkundliche–vereinigung.de. Zwar begrüßte das Pfarrerehepaar zunächst nach der meindegliedern im Jahr 1937 mit Ausweisungen, Re- cholas Conard hier wieder aufgenommen. Zweck die- Unteressendorf. Die hoch gelegene, mächtige Pfarr- Otto Mörike war weitläufig mit dem bekannten „Machtübertragung“ an Hitler (30. Januar 1933) die deverboten usw. wurde der sogenannte Kirchenkampf ser neuen Grabungen, die dieses Jahr fortgesetzt wer- kirche St. Martin zieht in ihren Bann. Das große Portal Bei allen Veranstaltungen sind Gäste jederzeit herz- schwäbischen Dichter Eduard Mörike (1804-1872) ver- „sozialen Leistungen“ und die „Idee der Volksge- zwischen der württembergischen Landeskirche und den den, ist es, die weltweit Aufsehen erregenden Gra- an der Westfassade stammt noch aus der um 1200 er- lich willkommen. wandt. Otto war der Ururenkel des jüngsten Bruders meinschaft“, doch erkannten sie sehr schnell die Hin- Nationalsozialisten seitens der Kirche vorsichtig ge- bungen des Instituts in den Höhlen des Lonetals so- bauten Pfeilerbasilika. In Hochdorf gibt es eine Mit- des Großvaters von Eduard Mörike 2). Die Familie Mö- tergründe. Otto Mörike beteiligte sich an den Ausei- führt. Man wollte sich möglichst etwas Handlungsfrei- wie bei Schelklingen abzusichern, welche neuerdings tagspause. Schon 805 wurde Hochdorf erstmals er- rike verließ Dürrwangen als Otto fünf Jahre alt war und nandersetzungen innerhalb der württembergischen heit bewahren. Deshalb sollten die Pfarrer mit öffentli- wähnt, heute gehört der größte Teil des Hochgeländs zog nach Ruit bei Esslingen, wo der Vater wieder eine Landeskirche. Das Ehepaar Mörike schloss sich der chem Widerspruch stillhalten. Man erwartete „politi- zu seiner Markung. Pfarrstelle annahm. Der Junge besuchte das Gymna- “Bekennenden Kirche an“ – im Gegensatz zu den na- sches Wohlverhalten“. In einem Rundschreiben vom 5. Das Hochgeländ war vor 2,5 Millionen Jahren noch sium in Esslingen und ab seinem 11. Lebensjahr die In- tionalsozialistisch geprägten „Deutschen Christen“, die April 1938 an alle Pfarrämter wurde auf das „Ja“ des Lan- ein weites Tal. Doch dann änderte sich das Klima, es Herausgegeben von der ternatsschulen der kirchlichen Seminare in Maul- versuchten, die Kirche „gleichzuschalten“. Otto Mö- desbischofs bei der anstehenden Wahl zum Anschluss Österreichs ans Deutsche Reich hingewiesen. Hitler hat- wurde kälter und in den Alpen wuchsen Gletscher so Heimatkundlichen Vereinigung bronn wie auch Blaubeuren. Er schloss mit dem Abi- rike gehörte dem „Bruderrat der evangelischen Be- te die Abstimmung zu Österreich jedoch verquickt mit stark an, dass Gletscherzungen bis in den Raum Bi- Zollernalb tur ab. Als Freiwilliger zog Otto Mörike in den Ersten kenntnisgemeinschaft in Württemberg“ an. Das rief der politischen Situation im Reich und mit der zweiten Die Autoren dieser Ausgabe berach reichten. Das Hochgeländ-Tal wurde von dem Weltkrieg, wo sich bald eine große Ernüchterung ein- bald die Geheime Staatspolizei auf den Plan, die sich 3) Frage: „Stimmst du für die Liste unseres Führers Adolf Schmelzwasserzuflüssen mit Schotter zugeschüttet. Vorsitzender: stellte. besonders für Mörikes Predigten interessierte. 1935 Hitler?“ Damit forderte Hitler das Volk auf, seine Leis- Erst viel später gruben sich in die in den Eiszeiten ge- Dr. Andreas Zekorn, Landratsamt Zollernalbkreis, wurde Otto Mörike auf die Stadtpfarrstelle in Kirch- 6) tungen in den vergangenen fünf Jahren zu prüfen. schaffene weite Hochfläche wieder Flüsse und Bäche 72336 Balingen, Telefon (07433) 92145 1919 begann Otto Mörike mit dem Theologiestudi- heim / Teck versetzt. ein und zerlegten sie in einzelne Riedel – einer der mar- um in Tübingen, das er 1922 beendete. Dort wurde er Einen staatlichen Verweis erhielt Otto Mörike we- Bei der Wahl am 10. April 1938 stimmte Otto Möri- Dr. Ingrid Helber kantesten ist das Hochgeländ. Weiter geht die Fahrt Geschäftsführung: von Adolf Schlatter geprägt. Sein Vikariat leistete er in gen seiner Sympathiebezeugung für den Landesbi- ke in Kirchheim bezüglich der „Wiedervereinigung mit Westerwaldstraße 17 wieder zurück ins Umlachtal an Fischbach vorbei nach Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, Oberboihingen ab, wo er die Tochter des dortigen Pfar- schof Theophil Wurm, der von den Nationalsozialis- Österreich“ mit „Ja“. Jedoch legte er zur Leistungsbe- 72336 Balingen Ummendorf. Schon im Mittelalter war der Ort Sitz ei- 72461 Albstadt, rers kennen und lieben lernte. 1926 heiratete er Ger- ten unter Hausarrest gestellt worden war. Mörikes Ver- urteilung Hitlers eine „ausführliche Erklärung“ zur po- nes Adelsgeschlechts. 1554 erwarb der aus Augsburg Telefon (07432) 6807 trud Lörcher. Die Hochzeit fiel zusammen mit dem An- halten anlässlich der Reichstagswahl vom 29. März 1936 litischen Situation in die Wahlurne. Gertrud Mörike stammende Handelsherr und Kaiserliche Rat Matthias E-Mail: [email protected] trittderersteneigenenPfarrstelleinOppelsbohm/Kreis führte dann zum Entzug seiner Lehrerlaubnis für den entschied sich mutig, zusätzlich zu ihrer Erklärung so- Manlich die Herrschaft. Bald begann er mit dem Neu- Waiblingen. Dort blieb die Familie bis 1935. 4) Religionsunterricht durch den nationalsozialistischen gar bei beiden Fragen mit einem „Nein“ zu stimmen. bau eines Schlosses. Die zwei kleinen Seitenflügel wur- Redaktion: Otto Mörikes Ehefrau Gertrud wurde 1904 als Pfar- Kult(us)minister Christian Mergenthaler. Am Wahltag Die Texte der Erklärungen und die nachfolgenden Vor- den später abgebrochen, doch das Haupthaus atmet Daniel Seeburger, Grünewaldstraße 15, rerstocher in Cleebronn geboren. Nach dem Schul- hatte Mörike ein mutiges Schlussgebet gehalten: „Ich kommnisse wurden von Otto Mörike später in einer mit seinem hohen Dach, den beiden Türmen und der 72336 Balingen, Telefon (07433) 266-153 abschluss besuchte sie das „Evangelische Internat für bitte Gott, dass er dem Führer die Zucht seines Geis- Denkschrift niedergelegt. Gelesen hatte die Wahler- Nischengliederung der Giebel den Geist der Erbau- Seite 2051 Heimatkundliche Blätter August 2017 vergällt, und durfte nur als Bienenfutter verwendet bracht, dass die Bienenvölker durch unsachgemäßes Rentschler aus Stuttgart, bei seinem Vortrag am 18. werden. Zur Verbesserung der Bienenweide erhielt je- Spritzen der Obstbäume mit Karbolineum vernichtet April 1943 über die Imkerei in der Kriegszeit. „Die No- der Imker kostenlos eine Weide als Pflanzgut. Im Au- wurden. Der Streit dauerte bis 1944, als das Landge- gust kam die Forderung, dass 3 kg Honig pro Volk ab- richt Rottweil die Klage abwies und die Kläger die Kos- sema-Krankheit muss mit allen Mitteln bekämpft zuliefern sind. Das konnte nicht erfüllt werden. 1941 ten des Rechtsstreits bezahlen mussten. Nach den vor- werden. Die Gewinnung von Honig und Wachs ist wurdederBahnverkehrimmermehreingeschränkt.Die liegenden Gutachten war der Schaden durch die No- der kleinere Nutzen. Die Bestäubung und Befruch- Lebensmittel wurden knapper. Für die Mitglieder war semaseuche entstanden (7). tung der Blüten- und Obstbäume sowie der Bee- es schwieriger an den Versammlungen teilzunehmen. rensträucher durch die Bienen hat zehnfachen Wert“, Deshalb wurden die Versammlungen geteilt, eine in sagte der Landesvorsitzende. Balingen und eine in Ebingen. Durch die Nosema- Der Krieg erfasst alles und alle – die Im- seuche sind im Kreis Balingen 500 Bienenvölker ver- ker erhalten 60 g Tabak pro Bienenvolk Wegen Fliegeralarm muss der Schrift- loren gegangen. Für Lazarette, Krankenhäuser, wer- führer die Versammlung verlassen Jahrgang 64 31. August 2017 Nr. 8 dende Mütter und Minderbemittelte haben die Mit- Bei der Frühjahrsversammlung 1942 hatte der Ver- glieder des Kreises 1.180 kg Honig abgeliefert. Das vor- ein 385 Mitglieder. Davon waren 81 Mitglieder zum Nach über 4 ½ Jahren Krieg war die Frühjahrsver- geschriebene Quantum von 2 kg Honig pro Volk konn- Heeresdienst eingezogen. Diese erhielten Beitrags- sammlung am 23. April 1944 im Wachtelsaal in Ebin- te trotzdem nicht erfüllt werden. befreiung. Nach vielen Fehljahren brachte 1942 eine gen nur mässig besucht. Rund 120 Mitglieder waren gute Honigernte. Die Kreisfachgruppe konnte 114 bei den Soldaten im Krieg. Züge fuhren nur noch we- Zentner Honig abliefern. „Wenn das vorgeschrie- nige. Der Auto- und Omnibusverkehr lag beinahe ganz Imker klagen gegen Obstbauern bene Soll nicht abgeliefert wird, gibt es keinen Zu- lahm. Die immer mehr zunehmenden Fliegeralarme Einblicke in die140-jährige cker zur Einfütterung“ so die Nachricht von der erschwerten den Besuch der Versammlungen. Das Ab- Dass Imker auch den Obstbauern gegenüber nicht Reichsfachgruppe. 1943 erhielten die Imker erst- lieferungssoll zur Erfüllung des Vierjahresplanes konn- immer grün waren, zeigt eine Schadenersatzforde- malig 60 g Tabak pro Volk für Rauch als Beruhi- te wiederum nicht erfüllt werden. Wegen Fliegeralarm rung von drei Imkern gegen die Gemeinde Schöm- gungsmittel bei der Arbeit an den Bienenvölkern. musste der Schriftführer als „Werkluftschutzleiter“ die Vereinsgeschichte der Bienenzüchter berg. Geklagt wurde wegen dem Verlust von 210 Bie- „Unter dem Gesichtspunkt: der Krieg erfasst alles und Versammlung verlassen. In den letzten Monaten des nenvölkern im April 1940 in Schömberg, Weilen u.d.R., alle, kann nur noch alles betrachtet werden“, so der Krieges scheint die Vereinstätigkeit ganz geruht zu ha- Ratshausen und Hausen a.T. Die Imker hatten vorge- ben. (Forsetzung folgt) Vorsitzende der Landesfachgruppe, Oberlehrer Der Imkerverein Balingen-Geislingen-Rosefeld schaut zurück - Von Alfred Jenter

„Ohne Bienen wäre die Welt farblos und trist. Die Blü- tenbestäuber sorgen für schöne Blütenmeere und pro- duzieren nebenbei wertvollen und köstlichen Honig. Veranstaltungen und Exkursionen Honigbienen erbringen durch ihre Bestäubungsleis- tung einen unschätzbaren Beitrag für die Artenvielfalt und den Naturhaushalt. In der Landwirtschaft helfen Die Termine der Heimatkundlichen Vereinigungen im September und Oktober sie Ernten zu sichern und Erträge zu steigern. Da liegt es nahe, von Menschenhand die Existenz der Honig- SEPTEMBER stadt-Ebingen, Busbahnhof, 7.30 Uhr. Umlage: 35 Eu- angelieferten Rüben Zuckerlösung gewonnen, von bienen zu sichern, zu fördern und ihren Lebensraum ro für Fahrt, Eintritte und Führungen. Fremdstoffen befreit und wie daraus nach einem mehr- zu optimieren“. So schreibt der Imkerverein Balingen Samstag, 9. September: Tagesexkursion mit Marga- stufigen Prozess schneeweißer Kristallzucker wird. Bit- – Geislingen - Rosenfeld auf seiner Homepage zum Bie- reteBühler-Weber:DasHochgeländzwischenRißund Mittwoch, 20. September 2017: Vortrag mit Dr. Mat- te bei der Kleidung beachten: Wir wechseln zwischen nenlehrpfad im Naherholungsgebiet „Schlackenhal- Umlach: Biberach-Lindele, Ummendorf, Eberhard- ti Münch: Was müssen Schüler über die Reformati- kühlem Außengelände und sehr warmen Innenräu- de“ bei Weilstetten im Zollernalbkreis. zell, Unteressendorf. on lernen? Geschichtsunterricht in Baden-Würt- men. Die Umlach, ein rechter Nebenfluss der Riß ent- temberg im Jubiläumsjahr 2017. Busfahrt. Albstadt-Ebingen, Busbahnhof, 7 Uhr. Ba- Vor 140 Jahren wurde für das Oberamt Balingen ein springt südwestlich von Füramoos und gehört zum Reformation im Comic? Luther als Playmobilfigur? lingen, 7.30 Uhr an der Stadthalle. Umlage 35 Euro für Bienenzüchterverein gegründet. Die Aufschriebe in Flusssystem der Donau. Das Quellgebiet kann nicht an- Geschichtsunterricht im Jubiläumsjahr der Reforma- Fahrt, Eintritte und Führungen. Sütterlinschrift über die Gründung des Vereins sind fast gefahren werden, aber von der Kreisstraße 8031 aus tion? Der Fachdidaktiker Matti Münch stellt – ausge- vergilbt. Es war Sonntag, der 02. April 1876, im Gast- kann man es gut erkennen. In Eberhardzell gibt es ein hend von aktuellen und früheren Lehr- und Bil- Mittwoch, 25. Oktober: Filmabend mit Dorothea Reu- haus Lamm in Lautlingen, als der Verein als Sektion Rathaus, das wie ein Schloss wirkt, aber als Pfarrhaus dungsplänen – allgemein die Ziele dar, welcher der Ge- ter, M.A.: „Querbeet“. Filme aus Albstadt vor und nach vom Landwirtschaftlichen Bezirksverein aus der Taufe erbaut wurde und der Ortsmitte Eleganz verleiht. Über schichtsunterricht in Baden-Württemberg verfolgt. Am 1975. gehoben wurde. Lehrer Paul Stehle von Lautlingen lei- den südlichen Rücken des Hochgeländs geht es hi- konkreten Beispiel soll danach gezeigt werden, wel- 19.30 Uhr. Albstadt-Onstmettingen. Gemeindesaal tete die Gründungsversammlung, formulierte die ers- nüber nach Unteressendorf. Hier zieht die hoch gele- chen Stellenwert hierbei die Reformation einnimmt. der katholischen Kirchengemeinde St. Maria, Johan- ten Statuten und wurde anschließend zum Vorstand gene, mächtige Pfarrkirche St. Martin in ihren Bann. Doch Schüler kommen heute nicht nur in der Schule nes-Raster-Straße 7. Eintritt frei. gewählt. Ausschussmitglieder wurden Carl Groz, Kauf- Das große Portal an der Westfassade stammt noch aus mit Geschichte in Berührung. Medial geprägten Jubi- mann, Ebingen; Schultheiß Wilhelm Hauser, From- der um 1200 erbauten Pfeilerbasilika. Das Hochgeländ läen, wie etwa dem diesjährigen Reformationsjubilä- mern; Bienen- und Obstbaumzüchter J.J. Herre, Zill- war vor 2,5 Millionen Jahren noch ein weites Tal. Doch um, können sich die Schülerinnen und Schülern kaum hausen; Schullehrer Mattes, Bitz und Oberlehrer Hau- dann änderte sich das Klima, es wurde kälter und in entziehen. Diese Beiträge verfolgen – offen oder ver- STAMMTISCHE ser, Ebingen. den Alpen wuchsen Gletscher so stark an, dass Glet- steckt – eigene Ziele und formen das Geschichtsbild scherzungen bis in den Raum Biberach reichten. Das von Jugendlichen ähnlich wie der Schulunterricht. Die Jeweils am 1. Mittwoch eines Monats trifft sich unter Die Vereinsprotokolle zeigen, wie unter politischen, Hochgeländ-Tal wurde von dem Schmelzwasserzu- Frage „Was müssen Schüler über die Reformationen der Leitung von Dr. Peter Th. Lang der Ebinger wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen unseres flüssen mit Schotter zugeschüttet. Erst viel später gru- lernen?“ lässt sich somit noch aus völlig anderer Pers- Stammtisch um 15.00 Uhr im Café Wildt-Abt, Son- Landes auch die Entwicklung der Bienenhaltung in 140 ben sich in die in den Eiszeiten geschaffene weite Hoch- pektive beantworten. Was damit eine Luther-Play- nenstr. 67, 72458 Albstadt-Ebingen: Tel.: 07431 4188. Jahren beeinflusst wurde. Zwei Weltkriege, Inflatio- fläche wieder Flüsse und Bäche ein und zerlegten sie mobilfigur, Disneys Lustige Taschenbücher und an- nen, Arbeitslosigkeit und Währungsumstellungen in einzelne Riedel – einer der markantesten ist das dere Comics zu tun haben, wird der Balinger aus- Anmeldung zu den Veranstaltungen über den Ge- mussten überwunden werden. Die Bienenhaltung ist Hochgeländ. Weiter geht die Fahrt wieder zurück ins führlich darlegen. schäftsführer Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, vom Wetter abhängig und gehört zur Landwirtschaft. Umlachtal an Fischbach vorbei nach Ummendorf. Da 20 Ur, Balingen, Landratsamt Zollernalbkreis (Sit- 72461 Albstadt, Telefon 07432-6807. Email: anfra- Nicht jedes Jahr ist ein gutes Honigjahr. Trotz fort- Schloss und Kirche wegen einer großen Hochzeit be- zungssaal), Hirschbergstaße 9, Eintritt frei. [email protected] oder hans@an- währender Bedrohung haben sich die Honigbienen seit legt sind gibt es ein Alternativprogramm mit einem klei- dreasschoeller.de sowie über unsere Homepage mindestens 25 Millionen Jahren erhalten. Die Honig- nen Spaziergang auf den Kreuzberg. Gute Schuhe wer- www.heimatkundliche–vereinigung.de. biene ist neben Rind und Schwein eines der drei wich- den empfohlen. Die Exkursion endet mit einem Spa- tigsten landwirtschaftlichen Nutztiere. ziergang in der schönen Biberacher Altstadt. OKTOBER Bei allen Veranstaltungen sind Gäste jederzeit will- Busfahrt. Balingen, 7 Uhr an der Stadthalle. Alb- kommen. Sonntag, 8. Oktober: Die Wanderung auf dem Ge- Das Vereinsgebiet umfasst das gesamte schichtspfad in und um Streichen entfällt. Oberamt Balingen Der Imker kontrolliert die Waben. Foto: Privat Samstag, 14. Oktober: Tagesexkursion mit Monika Herausgegeben von der Die Gründung des Bienenzüchtervereins für das Medel: Deutschordensstadt Neckarsulm, Südzucker- Heimatkundlichen Vereinigung Oberamt Balingen erfolgte zu einer Zeit, wo die Um- pelbareBeutenmitHinterbehandlung;KästenausHolz, über N.N. bei der Mühle in Engstlatt und der höchste Werk in Offenau. Zollernalb stellung von der Imkerei mit Strohkörben auf Holz- die von hinten zugänglich sind. Baron August von Ber- mit 987 m über N.N. auf dem Weichenwang bei Meß- Der Autor dieser Ausgabe Die Fahrt ins nördliche Neckarbecken hat zwei kästen voll im Gange war. Die Bienen bauen aus kör- lepsch machte 1853 aus den Stäbchen für die Aus- stetten. Ein Höhenunterschied von 528 m, der im obe- Schwerpunkte: Die Altstadt Neckarsulms wurde ge- Vorsitzender: pereigenem Wachs ihr Nest mit sechseckigen Zellen, richtung des Wabenbaues im Bienenstock die Rähm- ren und unteren Bezirk des Vereinsgebietes klimabe- prägt von den Bauten der kunstsinnigen Deutschor- Dr. Andreas Zekorn, Landratsamt Zollernalbkreis, die für den Nachwuchs als Wiege und als Vorrats- chen. Beide Entwicklungen ermöglichen das Umhän- dingtoft zu unterschiedlichenHonigerträgenführt.Von densritter, welchen die Stadt jahrhundertelang un- 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 92 11 45 speicher für Blütenpollen, Nektar- und Honigeintrag gen des Wabenbaues innerhalb der Bienenwohnung. Balingen wurde damals berichtet, dass die Bienen- terstanden. Trotz Industrialisierung und Kriegszer- dienen. In den geflochtenen Strohkörben hatten die Die Holzkästen lösten die Strohkörbe als Bienenwoh- zucht wegen der Frühlingsfröste nicht mit Glück be- Alfred Jenter störung sind in der Innenstadt Zeugnisse dieser Zeit be- Geschäftsführung: Bienen ihre Waben an der Decke und den Seiten- nung ab. Pfarrer Dr. Dzierzon und Baron von Ber- trieben wird (1). Zur Gründungszeit wurden im Ober- Schwalbenstr. 4 wahrt geblieben. Eine Führung zeigt uns die schöns- Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, wänden angebaut, das wird Stabilbau genannt. Bei der lepsch waren bedeutende Pioniere für die Bienenhal- amt Balingen 1.710 Bienenvölker gezählt (2). Es waren 72336 Balingen ten Gebäude, Glanzpunkt ist das wiederhergestellte 72461 Albstadt, Honigernte mussten im Stabilbau die Wabenteile, die tung, haben mehrere Lehrbücher geschrieben und auf also bereits Bienenzüchter da. Diese zusammenzu- Deutschordensschloss. Die Südzucker AG ist der größ- Telefon (0 74 32) 68 07 Honig enthielten, herausgeschnitten oder herausge- Wanderversammlungen viele Vorträge gehalten. Doch führen, damit durch Weiterbildung und den gemein- te Zuckerproduzent weltweit, ihr Werk in Offenau ist E-Mail: [email protected] brochen werden. nur langsam sind die Bienenhalter der Umstellung vom samen Erfahrungsaustausch die Bienenzucht im Ober- das einzige in Baden-Württemberg. Während der Stabilbau zum Mobilbau gefolgt. amt verbessert und gehoben wird, war das Ziel der „Kampagne“ werden auf dem ausgedehnten Areal Un- Redaktion: Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte Pfarrer Dr. Jo- Männer der ersten Stunde. mengen von Zuckerrüben verarbeitet. Nach Informa- Daniel Seeburger, Grünewaldstraße 15, hannes Dzierzon in Oberschlesien mit Stäbchen und Bei der Vereinsgründung war das Oberamt 322 km² tionen über den Zuckerrübenanbau und das Werk er- 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 2 66-1 53 Leitwachsstreifen den „Mobilbau“, das sind an Stäb- groß, hatte 31 Gemeinden mit knapp 35.000 Einwoh- Von Anfang an war der Bienenzüchterverein aktiv leben wir bei einer Führung anschaulich wie aus den chen gebaute Waben. Für das Bienenhaus baute er sta- nern. Der tiefste Punkt des Oberamts lag mit 459 m und suchte Verbindungen über die Oberamtsgrenzen Seite 2049 Heimatkundliche Blätter August 2017 August 2017 Heimatkundliche Blätter Seite 2050

nigen Jahrzehnten nicht mehr als Gaststätte genutzt. Wegen schlechter Honigernte wurde das Bei der Frühjahrsversammlung 1934 im Wachtel- Zum Besuch der Versammlungen waren neben den 50-jährige Jubiläum verschoben saal in Ebingen wurden die Teilnehmer mit einer Rund- Vortragsrednern die fast regelmäßig stattfindenden funksendung über die „Imkerei“ überrascht. Es ging „Gratisverlosungen“ ein starker Anreiz. Auch wurden 1926 konnte der Verein auf sein 50-jähriges Beste- um Bienenweide, Blütenbestäubung, Königinnen- Honiglotterien veranstaltet, die Geld in die leere Ver- hen zurückblicken. Doch im Jubiläumsjahr blieben die zucht, Honighandel und Honigpreis, steuerfreien Zu- einskasse brachten. Nach Erhebungen des Stat. Lan- Honigtöpfe leer. Man hoffte, dass das kommende Jahr cker, Seuchenbekämpfung und Bienensachverständi- desamtes wurden 1893 im Oberamt Balingen 1.835 Bie- besser würde. Da war Gelegenheit, das Jubiläum zu- ge. Die Sendung wurde begeistert und mit großer Auf- nenvölker gezählt. Davon waren 1.083 oder knapp 60% sammen mit dem Landwirtschaftlichen Bezirksfest am merksamkeit aufgenommen. Wenn es Honig gab, wie auf beweglichen Waben. 1912 sah das anders aus. Es 24. und 25. September 1927 in Ebingen zu feiern. Ver- zum Beispiel im Sommer 1934, dann führte das, in den gab 2.245 Völker auf beweglichem und nur noch 279 bunden war damit die Ausstellung von Erzeugnissen Gemeinden wo reichlich Honig geerntet werden konn- (11%) auf unbeweglichem Bau (3). der Landwirtschaft, des Obstbaus und der Bienen- te, zu Schleuderpreisen. Das erregte im Verein heftige zucht. Es gab eine Festschrift. Darin berichtet Vor- Kritik und verursachte Ärger unter den Mitgliedern. stand Hans Weinheimer u.a.: „Die Zahl der Mitglieder Einmal war die Ernte im oberen Bezirk besser, das an- Der erste Weltkrieg brachte einen gro- aus der Gründerzeit ist nicht bekannt. . . Wie aus den dere Mal im unteren Bezirk. ßen Rückschlag. Protokollen der Anfangsjahre ersichtlich ist, wurden damals schon wertvolle Vorträge gehalten. . . Das na- Viele Imker mussten an die Front. Die Zahl der Mit- türliche Bienenfutter kann nur der Honig sein. In Vierjahresplan, Auslese bei Königin- glieder und der Bienenvölker ging deutlich zurück. schlechten Jahren wurden Kandis, Brei aus Mehl und nenzucht, Wanderung in Trachtgebiete Während des Krieges haben bis 1917 keine Ver- Zucker, sogar Milch und Eier gereicht“ (4). Bei der Ju- sammlungen stattgefunden. Von den Soldaten kehr- biläumsausstellung zeigten die Imker in der Turn- 1936 hatte Hitler einen Vierjahresplan aufgestellt, der ten viele nicht mehr in die Heimat zurück. 1919 haben halle in Ebingen sämtliche Geräte, die zur Bienen- sich auch auf die Imkerei auswirkte: „Jeder Imker soll sich die Bienenzüchter vom landwirtschaftlichen Be- zucht gehören: Waben, ganze Bienenvölker, viele auf- ein Bienenvolk mehr halten“. In der hiesigen Tages- zirksverein getrennt und sich selbständig gemacht. Die wändig hergestellte Arbeiten aus Bienenwachs und zeitung „Der Wille“, nat.-soz. Kreisamtsblatt, wurden Honigernte 1919 ist ganz ausgefallen. Die Natur lie- Schautafeln zur Veranschaulichung der Bienenzucht die Imker mit wenigen Bienenvölkern aufgefordert, ih- ferte keinen oder nur wenig Nektar und Honigtau. Die (5). Beim Festzug durch die Stadt war ein Bienenwa- re Imkerei „von drei auf zehn Bienenvölker aufzusto- Bienenvölker mussten deshalb schon im Sommer ge- gen dabei. Die Imker verteilten an die Zuschauer 500 cken“ (6). Unwirtschaftliche Betriebe sollten so ge- füttert werden. Durch den Krieg war der Futterzucker Honigbrötchen. Oberlehrer Jakob Elsäßer, ein gebür- staltet werden, dass sie wirklich Nutzen bringen. Der immer noch rationiert. Für 1920 gab es z.B. nur 3 Pfund tiger Engstlatter, Erfinder der Schwäbischen Lager- Einfluss der Reichsregierung auf die Bienenhaltung Zucker pro Bienenvolk. „Folgt kein gutes Honigjahr, beute mit Hochwaben, eine andere Form der Bie- wurde immer stärker. Die Referenten der Reichsfach- so haben wir den Ruin der Bienenzucht“, klagte Vor- nenwohnung, Schöpfer verschiedener Beuten, He- gruppe empfahlen nur starke Völker einzuwintern und stand Ernst Loos bei der Frühjahrsversammlung. Der rausgeber des Taschenkalenders für Bienenzucht, bei der Königinnenzucht Auslese zu treffen. Die Wan- Jahresbeitrag betrug 5,00 Mark. Darin war eine Haft- Obst- und Gartenbau, überbrachte vom Landesverein derung in Trachtgebiete wurde propagiert. Damit soll- pflichtversicherung eingeschlossen. Wegen häufiger die Glückwünsche und eine Ehrenurkunde mit gol- te der Bedarf an Honig und Wachs für das Vaterland si- Faulbrutfälle wurde von der Regierung eine gesetzli- dener Medaille. chergestellt werden. Vom Frühjahr bis zum Herbst 1936 che Regelung erwartet. Faulbrut ist eine ansteckende hatten die Kreisimker durch diese Aktion die Zahl der Erkrankung der Bienenbrut mit seuchenhaftem Cha- Bienenvölker um 480 auf 3.065 gesteigert. „Wenn 1937 rakter, die weltweit verbreitet und anzeigepflichtig ist. Ebinger Schlossfelsenturm in der Stutt- das Wetter mithilft, dann kann die Forderung des Vier- garter Gewerbehalle ein Anziehungs- jahresplanes erfüllt werden“, freute sich der Vorstand. Erst 1922 wurde die durch den Krieg eingeführte Zu- punkt ckerbewirtschaftung aufgehoben. In der Inflationszeit Louis Leonhardt berichtete, dass er mehrere Jahre betrug der Jahresbeitrag für die Vereinsmitglieder ein- 1930 konnte der Württ. Landesverein sein 50-jähri- mit 40 Bienenvölkern nach Unterglashütte in die Espar- hundert Mark. Für 1922 wurde eine Nachzahlung von ges Jubiläum feiern. Mit dem Jubiläumsfest war der settentracht gewandert sei. Neben Fehl- und Mittel- 30 Mark verlangt. Die kurzfristig eingeführte Renten- Landesverein in Stuttgart Gastgeber für den Deut- ernten habe er einmal „in sechs Tagen 12 Zentner gold- mark wurde 1924 durch die Reichsmark ersetzt. Am schen Imkertag und für die 68. Wanderversammlung gelben Esparsettenhonig“ geerntet. Neid und Miss- 22.10.1926 wurde der Bienenzüchterverein beim Amts- der Bienenwirte deutscher Zunge. Bei dieser Groß- gunst habe er dabei von den ortsansässigen Imkern er- Bienenkönigin mit Hofstaat. Foto: Alfred Jenter gericht Balingen ins Vereinsregister eingetragen. Ver- veranstaltung unterstützten die Bienenzüchter vom fahren müssen. Die Reichsfachgruppe propagierte einssitz war Balingen. Als Vorstand war Hans Wein- Oberamt Balingen den Landesverein. Louis Leon- 1938, dass die Wanderung mit Bienenvölkern in Tracht- heimer, Kaufmann, Ebingen; als Kassier Christian Kö- hardt, Laufen, schon mehrfach hatte er für den Verein gebiete einen bemerkenswerten Aufschwung gebracht nig, Werkführer, Ebingen und als Schriftführer war seine Kreativität und Ausstellungskunst bewiesen, habe. Sie sei jetzt mit einer Wanderordnung nach ein- Der Beutenvielfalt wird mit Einheits- pflanzung von Obstbäumen ist ein dringendes Gebot. Sparkassendirektor Ludwig Jetter, Balingen, eingetra- setzte mit dem „Ebinger Schlossfelsenturm“ einen heitlichen Richtlinien geregelt. beuten begegnet Durch die Anpflanzung von Ahorn, Linde und Ulmen gen. Glanzpunkt in der Stuttgarter Gewerbehalle. Auf ei- an den Waldrändern wird die Bienenweide stark ver- nem wuchtigen Sockel aus Wachs, schlank zur Höhe Weil die Bienenwohnungen in vielen Größen und bessert“, so Vorsitzender Rentschler von der Landes- strebend, mit lauter Honiggläsern ausgefüllt, hatte Maßen mit unterschiedlichen Betriebsweisen auf dem fachgruppe. Das Protokoll der Gründungsversammlung vom Leonhardt den Schlossfelsenturm aufgebaut. Rastlos Markt waren, wurden Einheitsbeuten eingeführt. Die April 1877. Quelle: Archiv Jenter schwebte um diesen das Flugzeug des Ebinger Flie- Imker wurden aufgefordert, nur noch die Einheits- gers Anton Riediger. Das war für die vielen Besucher beuten zu verwenden. Grösseres Vereinsgebiet durch Kreisre- in der Stuttgarter Gewerbehalle ein starker Anzie- form hinaus. Als Vereinsblatt wurde in den Anfangsjahren hungspunkt und wurde von der Jury mit der goldenen Bei der Herbstversammlung 1937 wurde von Faul- der „Spaichinger Bienenbote“ gelesen. Bald schloss Jubiläumsmedaille, einer silbernen Preismünze vom brut und in einem größeren Teil des Kreises vom Be- Durch die Württembergische Kreisreform entstand man sich dem 1880 gegründeten Württembergischen Deutschen Imkerbund und einem Geldpreis von 100 fall der Bienenvölker mit der Nosema-Seuche, einer 1938 aus dem ehemaligen Oberamt Balingen der neue Landesverein für Bienenzucht an (Protokolle 1880 – Mark ausgezeichnet. Darmseuche, berichtet. In manchen Gegenden hatte Kreis Balingen mit 47 Gemeinden und einem Flä- 1890 fehlen). Die Tagungen und Ausstellungen des Lan- die Nosema-Seuche unter den Bienenvölkern gewaltig chenraum von 442 km². Dem neuen Kreis wurden die desvereins wurden regelmäßig von Delegierten be- aufgeräumt. Viele Stände waren völlig entvölkert. Auch Gemeinden Ratshausen und Weilen u. d. R. aus dem sucht, die über die dortigen Erkenntnisse in den Mit- Das Dritte Reich nimmt Einfluss auf die Honigernte war schwach ausgefallen. Nachbaroberamt Spaichingen; Bickelsberg, Binsdorf, gliederversammlungen berichteten. Nach 25 Jahren Vereinstätigkeit und Bienenhaltung Brittheim, Isingen, Leidringen und Rosenfeld vom OA. wurde 1901 unter Schultheiß Ludwig Jetter, From- Sulz; Dautmergen, Dormettingen, Dotternhausen, mern, eine neue umfangreichere Satzung beschlos- Unmittelbar nach der Machtergreifung der Natio- Der Ertrag aus der Imkerei ist wetterab- Hausen a.T., Roßwangen, Schömberg, Täbingen und sen.DieMitgliederdesBienenzüchtervereinswarenwie nalsozialisten erfolgte 1933 die Gleichschaltung der hängig Zimmern u.d.B. aus dem Oberamt Rottweil angeglie- bisher Mitglied beim Landwirtschaftlichen Bezirks- Vereine. Es ging um die Vereinheitlichung des ge- dert. Das Kreisgebiet wurde um über 1/3 größer. Auch verein im Oberamt Balingen. samten gesellschaftlichen und politischen Lebens. Die An der Imkertagung am 29. Mai 1938 im Hotel Rol- für den Bienenzüchterverein vergrößerte sich das Ver- Landes-, Kreis und Ortsfachgruppen, soweit sie ins Ver- ler in Balingen beteiligten sich neben Balingen auch einsgebiet. Es stieg die Zahl der Mitglieder. einsregister eingetragen waren, mussten eine Lö- die Ortsfachgruppen Schömberg, Hechingen und Lehrer informierten und motivierten die schung beantragen. Die Zusammensetzung des Vor- Steinlachtal. Der Vorsitzende, Oberlehrer Rentschler, Imker standes musste von der Landwirtschaftskammer ge- von der Landesfachgruppe kam bei seinem Vortrag zu Um Missstände auszuräumen wurde ei- nehmigt werden. Die Reichsfachgruppe, als eingetra- folgendem Ergebnis: „Da in unserer Gegend die Bie- ne Standbegehung angeordnet Etliche Jahrzehnte waren es Lehrer, die bei den Ver- gener Verein, hatte für die nachfolgenden Gliederun- nenzucht als Haupterwerb nicht in Frage kommt und sammlungen im Frühjahr und Herbst die Mitglieder gen die Führungsaufgaben übernommen. Der Verein ein Ertrag aus der Bienenzucht vor allen Dingen von Von der Reichsfachgruppe wurde 1939 im Rahmen mit verschiedenen Themen zur Bienenhaltung infor- zählte 198 Mitglieder. der Witterung abhängig ist, ist es unbedingt wichtig, des Vierjahresplanes eine Standbegehung angeordnet. mierten und motivierten. Da in den Gemeinden im- zur richtigen Zeit die Völker auf der Höhe zu haben, Die Imker sollten damit nicht unter Aufsicht gestellt mer nur wenige Imker das Handwerk der Bienenhal- Die Landwirtschaftskammer Stuttgart hatte dem denn starke Völker nach der Tracht haben keinen Wert werden. Sie sollten dabei Rat und Tat erhalten. Miss- tung betrieben, war die Zusammenfassung auf Be- Verein eine „Reichshilfe für Not leidende Imker“ in Hö- mehr. Königinnenzucht ist notwendig. Verbesserung stände sollten weggeräumt werden. Alle Vorteile, die zirksebene sinnvoll. Man war aber auch noch nicht so he von 185 Mark angeboten. Es mussten Verteilungs- der Bienenweide ebenso. Überaus wichtig ist das Wan- auf einem anderen Stand gefunden werden, sollten der mobil wie heute. Deshalb wurden in den ersten Jahr- vorschläge mit Begründung der Bedürftigkeit einge- dern mit Bienenvölkern. Dadurch können mehrere Allgemeinheit zugänglich gemacht werden. Dabei war zehnten die Versammlungsorte so gewählt, dass sie reicht werden. Die Ortsvertrauensmänner meldeten Trachten ausgenutzt werden. Die Forderung des Vier- auf den Gesundheitszustand der Völker und die Be- möglichst mit der Eisenbahn erreicht werden konn- dem Vorstand auf Grund ihrer Ortskenntnis bedürfti- jahresplanes, den Bedarf an Honig und Wachs durch schaffenheit der Bienenwohnungen zu achten. Bis im ten. ge Imker. Kinderreiche Familien, Kurzarbeit, Arbeits- Selbsterzeugung sicherzustellen, gebe dem Bienen- April 1941 wurden so im neuen Kreis Balingen 420 Bie- losigkeit, lange Krankheit und schlechter Geschäfts- züchter im Wirtschaftsleben eine ganz andere Stel- nenstände besichtigt. Das Lamm in Lautlingen war die ersten 15 Jahre ein gang waren Grund genug, dass die „Reichshilfe“ an 12 lung als früher. Die Bienenzucht ist nicht Liebhaberei, beliebter Versammlungsort. Das Gebäude steht heute Bienenzüchter-Protokoll vom 27. Januar 1901. Mitglieder in 9 Gemeinden des Oberamts verteilt wer- Die Festschrift zum landwirtschaftlichen Be- wie früher allgemein angenommen wurde, sondern Für die Frühjahrsfütterung 1940 erhielten die Imker noch in der Ortsmitte von Lautlingen; wird aber seit ei- Quelle: Archiv Jenter den konnte. zirksfest in Ebingen 1927 Quelle: Archiv Jenter wirtschaftliche Notwendigkeit. Die vermehrte An- pro Volk 3 Pfund Zucker. Der Zucker war eingefärbt, Seite 2049 Heimatkundliche Blätter August 2017 August 2017 Heimatkundliche Blätter Seite 2050

nigen Jahrzehnten nicht mehr als Gaststätte genutzt. Wegen schlechter Honigernte wurde das Bei der Frühjahrsversammlung 1934 im Wachtel- Zum Besuch der Versammlungen waren neben den 50-jährige Jubiläum verschoben saal in Ebingen wurden die Teilnehmer mit einer Rund- Vortragsrednern die fast regelmäßig stattfindenden funksendung über die „Imkerei“ überrascht. Es ging „Gratisverlosungen“ ein starker Anreiz. Auch wurden 1926 konnte der Verein auf sein 50-jähriges Beste- um Bienenweide, Blütenbestäubung, Königinnen- Honiglotterien veranstaltet, die Geld in die leere Ver- hen zurückblicken. Doch im Jubiläumsjahr blieben die zucht, Honighandel und Honigpreis, steuerfreien Zu- einskasse brachten. Nach Erhebungen des Stat. Lan- Honigtöpfe leer. Man hoffte, dass das kommende Jahr cker, Seuchenbekämpfung und Bienensachverständi- desamtes wurden 1893 im Oberamt Balingen 1.835 Bie- besser würde. Da war Gelegenheit, das Jubiläum zu- ge. Die Sendung wurde begeistert und mit großer Auf- nenvölker gezählt. Davon waren 1.083 oder knapp 60% sammen mit dem Landwirtschaftlichen Bezirksfest am merksamkeit aufgenommen. Wenn es Honig gab, wie auf beweglichen Waben. 1912 sah das anders aus. Es 24. und 25. September 1927 in Ebingen zu feiern. Ver- zum Beispiel im Sommer 1934, dann führte das, in den gab 2.245 Völker auf beweglichem und nur noch 279 bunden war damit die Ausstellung von Erzeugnissen Gemeinden wo reichlich Honig geerntet werden konn- (11%) auf unbeweglichem Bau (3). der Landwirtschaft, des Obstbaus und der Bienen- te, zu Schleuderpreisen. Das erregte im Verein heftige zucht. Es gab eine Festschrift. Darin berichtet Vor- Kritik und verursachte Ärger unter den Mitgliedern. stand Hans Weinheimer u.a.: „Die Zahl der Mitglieder Einmal war die Ernte im oberen Bezirk besser, das an- Der erste Weltkrieg brachte einen gro- aus der Gründerzeit ist nicht bekannt. . . Wie aus den dere Mal im unteren Bezirk. ßen Rückschlag. Protokollen der Anfangsjahre ersichtlich ist, wurden damals schon wertvolle Vorträge gehalten. . . Das na- Viele Imker mussten an die Front. Die Zahl der Mit- türliche Bienenfutter kann nur der Honig sein. In Vierjahresplan, Auslese bei Königin- glieder und der Bienenvölker ging deutlich zurück. schlechten Jahren wurden Kandis, Brei aus Mehl und nenzucht, Wanderung in Trachtgebiete Während des Krieges haben bis 1917 keine Ver- Zucker, sogar Milch und Eier gereicht“ (4). Bei der Ju- sammlungen stattgefunden. Von den Soldaten kehr- biläumsausstellung zeigten die Imker in der Turn- 1936 hatte Hitler einen Vierjahresplan aufgestellt, der ten viele nicht mehr in die Heimat zurück. 1919 haben halle in Ebingen sämtliche Geräte, die zur Bienen- sich auch auf die Imkerei auswirkte: „Jeder Imker soll sich die Bienenzüchter vom landwirtschaftlichen Be- zucht gehören: Waben, ganze Bienenvölker, viele auf- ein Bienenvolk mehr halten“. In der hiesigen Tages- zirksverein getrennt und sich selbständig gemacht. Die wändig hergestellte Arbeiten aus Bienenwachs und zeitung „Der Wille“, nat.-soz. Kreisamtsblatt, wurden Honigernte 1919 ist ganz ausgefallen. Die Natur lie- Schautafeln zur Veranschaulichung der Bienenzucht die Imker mit wenigen Bienenvölkern aufgefordert, ih- ferte keinen oder nur wenig Nektar und Honigtau. Die (5). Beim Festzug durch die Stadt war ein Bienenwa- re Imkerei „von drei auf zehn Bienenvölker aufzusto- Bienenvölker mussten deshalb schon im Sommer ge- gen dabei. Die Imker verteilten an die Zuschauer 500 cken“ (6). Unwirtschaftliche Betriebe sollten so ge- füttert werden. Durch den Krieg war der Futterzucker Honigbrötchen. Oberlehrer Jakob Elsäßer, ein gebür- staltet werden, dass sie wirklich Nutzen bringen. Der immer noch rationiert. Für 1920 gab es z.B. nur 3 Pfund tiger Engstlatter, Erfinder der Schwäbischen Lager- Einfluss der Reichsregierung auf die Bienenhaltung Zucker pro Bienenvolk. „Folgt kein gutes Honigjahr, beute mit Hochwaben, eine andere Form der Bie- wurde immer stärker. Die Referenten der Reichsfach- so haben wir den Ruin der Bienenzucht“, klagte Vor- nenwohnung, Schöpfer verschiedener Beuten, He- gruppe empfahlen nur starke Völker einzuwintern und stand Ernst Loos bei der Frühjahrsversammlung. Der rausgeber des Taschenkalenders für Bienenzucht, bei der Königinnenzucht Auslese zu treffen. Die Wan- Jahresbeitrag betrug 5,00 Mark. Darin war eine Haft- Obst- und Gartenbau, überbrachte vom Landesverein derung in Trachtgebiete wurde propagiert. Damit soll- pflichtversicherung eingeschlossen. Wegen häufiger die Glückwünsche und eine Ehrenurkunde mit gol- te der Bedarf an Honig und Wachs für das Vaterland si- Faulbrutfälle wurde von der Regierung eine gesetzli- dener Medaille. chergestellt werden. Vom Frühjahr bis zum Herbst 1936 che Regelung erwartet. Faulbrut ist eine ansteckende hatten die Kreisimker durch diese Aktion die Zahl der Erkrankung der Bienenbrut mit seuchenhaftem Cha- Bienenvölker um 480 auf 3.065 gesteigert. „Wenn 1937 rakter, die weltweit verbreitet und anzeigepflichtig ist. Ebinger Schlossfelsenturm in der Stutt- das Wetter mithilft, dann kann die Forderung des Vier- garter Gewerbehalle ein Anziehungs- jahresplanes erfüllt werden“, freute sich der Vorstand. Erst 1922 wurde die durch den Krieg eingeführte Zu- punkt ckerbewirtschaftung aufgehoben. In der Inflationszeit Louis Leonhardt berichtete, dass er mehrere Jahre betrug der Jahresbeitrag für die Vereinsmitglieder ein- 1930 konnte der Württ. Landesverein sein 50-jähri- mit 40 Bienenvölkern nach Unterglashütte in die Espar- hundert Mark. Für 1922 wurde eine Nachzahlung von ges Jubiläum feiern. Mit dem Jubiläumsfest war der settentracht gewandert sei. Neben Fehl- und Mittel- 30 Mark verlangt. Die kurzfristig eingeführte Renten- Landesverein in Stuttgart Gastgeber für den Deut- ernten habe er einmal „in sechs Tagen 12 Zentner gold- mark wurde 1924 durch die Reichsmark ersetzt. Am schen Imkertag und für die 68. Wanderversammlung gelben Esparsettenhonig“ geerntet. Neid und Miss- 22.10.1926 wurde der Bienenzüchterverein beim Amts- der Bienenwirte deutscher Zunge. Bei dieser Groß- gunst habe er dabei von den ortsansässigen Imkern er- Bienenkönigin mit Hofstaat. Foto: Alfred Jenter gericht Balingen ins Vereinsregister eingetragen. Ver- veranstaltung unterstützten die Bienenzüchter vom fahren müssen. Die Reichsfachgruppe propagierte einssitz war Balingen. Als Vorstand war Hans Wein- Oberamt Balingen den Landesverein. Louis Leon- 1938, dass die Wanderung mit Bienenvölkern in Tracht- heimer, Kaufmann, Ebingen; als Kassier Christian Kö- hardt, Laufen, schon mehrfach hatte er für den Verein gebiete einen bemerkenswerten Aufschwung gebracht nig, Werkführer, Ebingen und als Schriftführer war seine Kreativität und Ausstellungskunst bewiesen, habe. Sie sei jetzt mit einer Wanderordnung nach ein- Der Beutenvielfalt wird mit Einheits- pflanzung von Obstbäumen ist ein dringendes Gebot. Sparkassendirektor Ludwig Jetter, Balingen, eingetra- setzte mit dem „Ebinger Schlossfelsenturm“ einen heitlichen Richtlinien geregelt. beuten begegnet Durch die Anpflanzung von Ahorn, Linde und Ulmen gen. Glanzpunkt in der Stuttgarter Gewerbehalle. Auf ei- an den Waldrändern wird die Bienenweide stark ver- nem wuchtigen Sockel aus Wachs, schlank zur Höhe Weil die Bienenwohnungen in vielen Größen und bessert“, so Vorsitzender Rentschler von der Landes- strebend, mit lauter Honiggläsern ausgefüllt, hatte Maßen mit unterschiedlichen Betriebsweisen auf dem fachgruppe. Das Protokoll der Gründungsversammlung vom Leonhardt den Schlossfelsenturm aufgebaut. Rastlos Markt waren, wurden Einheitsbeuten eingeführt. Die April 1877. Quelle: Archiv Jenter schwebte um diesen das Flugzeug des Ebinger Flie- Imker wurden aufgefordert, nur noch die Einheits- gers Anton Riediger. Das war für die vielen Besucher beuten zu verwenden. Grösseres Vereinsgebiet durch Kreisre- in der Stuttgarter Gewerbehalle ein starker Anzie- form hinaus. Als Vereinsblatt wurde in den Anfangsjahren hungspunkt und wurde von der Jury mit der goldenen Bei der Herbstversammlung 1937 wurde von Faul- der „Spaichinger Bienenbote“ gelesen. Bald schloss Jubiläumsmedaille, einer silbernen Preismünze vom brut und in einem größeren Teil des Kreises vom Be- Durch die Württembergische Kreisreform entstand man sich dem 1880 gegründeten Württembergischen Deutschen Imkerbund und einem Geldpreis von 100 fall der Bienenvölker mit der Nosema-Seuche, einer 1938 aus dem ehemaligen Oberamt Balingen der neue Landesverein für Bienenzucht an (Protokolle 1880 – Mark ausgezeichnet. Darmseuche, berichtet. In manchen Gegenden hatte Kreis Balingen mit 47 Gemeinden und einem Flä- 1890 fehlen). Die Tagungen und Ausstellungen des Lan- die Nosema-Seuche unter den Bienenvölkern gewaltig chenraum von 442 km². Dem neuen Kreis wurden die desvereins wurden regelmäßig von Delegierten be- aufgeräumt. Viele Stände waren völlig entvölkert. Auch Gemeinden Ratshausen und Weilen u. d. R. aus dem sucht, die über die dortigen Erkenntnisse in den Mit- Das Dritte Reich nimmt Einfluss auf die Honigernte war schwach ausgefallen. Nachbaroberamt Spaichingen; Bickelsberg, Binsdorf, gliederversammlungen berichteten. Nach 25 Jahren Vereinstätigkeit und Bienenhaltung Brittheim, Isingen, Leidringen und Rosenfeld vom OA. wurde 1901 unter Schultheiß Ludwig Jetter, From- Sulz; Dautmergen, Dormettingen, Dotternhausen, mern, eine neue umfangreichere Satzung beschlos- Unmittelbar nach der Machtergreifung der Natio- Der Ertrag aus der Imkerei ist wetterab- Hausen a.T., Roßwangen, Schömberg, Täbingen und sen.DieMitgliederdesBienenzüchtervereinswarenwie nalsozialisten erfolgte 1933 die Gleichschaltung der hängig Zimmern u.d.B. aus dem Oberamt Rottweil angeglie- bisher Mitglied beim Landwirtschaftlichen Bezirks- Vereine. Es ging um die Vereinheitlichung des ge- dert. Das Kreisgebiet wurde um über 1/3 größer. Auch verein im Oberamt Balingen. samten gesellschaftlichen und politischen Lebens. Die An der Imkertagung am 29. Mai 1938 im Hotel Rol- für den Bienenzüchterverein vergrößerte sich das Ver- Landes-, Kreis und Ortsfachgruppen, soweit sie ins Ver- ler in Balingen beteiligten sich neben Balingen auch einsgebiet. Es stieg die Zahl der Mitglieder. einsregister eingetragen waren, mussten eine Lö- die Ortsfachgruppen Schömberg, Hechingen und Lehrer informierten und motivierten die schung beantragen. Die Zusammensetzung des Vor- Steinlachtal. Der Vorsitzende, Oberlehrer Rentschler, Imker standes musste von der Landwirtschaftskammer ge- von der Landesfachgruppe kam bei seinem Vortrag zu Um Missstände auszuräumen wurde ei- nehmigt werden. Die Reichsfachgruppe, als eingetra- folgendem Ergebnis: „Da in unserer Gegend die Bie- ne Standbegehung angeordnet Etliche Jahrzehnte waren es Lehrer, die bei den Ver- gener Verein, hatte für die nachfolgenden Gliederun- nenzucht als Haupterwerb nicht in Frage kommt und sammlungen im Frühjahr und Herbst die Mitglieder gen die Führungsaufgaben übernommen. Der Verein ein Ertrag aus der Bienenzucht vor allen Dingen von Von der Reichsfachgruppe wurde 1939 im Rahmen mit verschiedenen Themen zur Bienenhaltung infor- zählte 198 Mitglieder. der Witterung abhängig ist, ist es unbedingt wichtig, des Vierjahresplanes eine Standbegehung angeordnet. mierten und motivierten. Da in den Gemeinden im- zur richtigen Zeit die Völker auf der Höhe zu haben, Die Imker sollten damit nicht unter Aufsicht gestellt mer nur wenige Imker das Handwerk der Bienenhal- Die Landwirtschaftskammer Stuttgart hatte dem denn starke Völker nach der Tracht haben keinen Wert werden. Sie sollten dabei Rat und Tat erhalten. Miss- tung betrieben, war die Zusammenfassung auf Be- Verein eine „Reichshilfe für Not leidende Imker“ in Hö- mehr. Königinnenzucht ist notwendig. Verbesserung stände sollten weggeräumt werden. Alle Vorteile, die zirksebene sinnvoll. Man war aber auch noch nicht so he von 185 Mark angeboten. Es mussten Verteilungs- der Bienenweide ebenso. Überaus wichtig ist das Wan- auf einem anderen Stand gefunden werden, sollten der mobil wie heute. Deshalb wurden in den ersten Jahr- vorschläge mit Begründung der Bedürftigkeit einge- dern mit Bienenvölkern. Dadurch können mehrere Allgemeinheit zugänglich gemacht werden. Dabei war zehnten die Versammlungsorte so gewählt, dass sie reicht werden. Die Ortsvertrauensmänner meldeten Trachten ausgenutzt werden. Die Forderung des Vier- auf den Gesundheitszustand der Völker und die Be- möglichst mit der Eisenbahn erreicht werden konn- dem Vorstand auf Grund ihrer Ortskenntnis bedürfti- jahresplanes, den Bedarf an Honig und Wachs durch schaffenheit der Bienenwohnungen zu achten. Bis im ten. ge Imker. Kinderreiche Familien, Kurzarbeit, Arbeits- Selbsterzeugung sicherzustellen, gebe dem Bienen- April 1941 wurden so im neuen Kreis Balingen 420 Bie- losigkeit, lange Krankheit und schlechter Geschäfts- züchter im Wirtschaftsleben eine ganz andere Stel- nenstände besichtigt. Das Lamm in Lautlingen war die ersten 15 Jahre ein gang waren Grund genug, dass die „Reichshilfe“ an 12 lung als früher. Die Bienenzucht ist nicht Liebhaberei, beliebter Versammlungsort. Das Gebäude steht heute Bienenzüchter-Protokoll vom 27. Januar 1901. Mitglieder in 9 Gemeinden des Oberamts verteilt wer- Die Festschrift zum landwirtschaftlichen Be- wie früher allgemein angenommen wurde, sondern Für die Frühjahrsfütterung 1940 erhielten die Imker noch in der Ortsmitte von Lautlingen; wird aber seit ei- Quelle: Archiv Jenter den konnte. zirksfest in Ebingen 1927 Quelle: Archiv Jenter wirtschaftliche Notwendigkeit. Die vermehrte An- pro Volk 3 Pfund Zucker. Der Zucker war eingefärbt, Seite 2051 Heimatkundliche Blätter August 2017 vergällt, und durfte nur als Bienenfutter verwendet bracht, dass die Bienenvölker durch unsachgemäßes Rentschler aus Stuttgart, bei seinem Vortrag am 18. werden. Zur Verbesserung der Bienenweide erhielt je- Spritzen der Obstbäume mit Karbolineum vernichtet April 1943 über die Imkerei in der Kriegszeit. „Die No- der Imker kostenlos eine Weide als Pflanzgut. Im Au- wurden. Der Streit dauerte bis 1944, als das Landge- gust kam die Forderung, dass 3 kg Honig pro Volk ab- richt Rottweil die Klage abwies und die Kläger die Kos- sema-Krankheit muss mit allen Mitteln bekämpft zuliefern sind. Das konnte nicht erfüllt werden. 1941 ten des Rechtsstreits bezahlen mussten. Nach den vor- werden. Die Gewinnung von Honig und Wachs ist wurdederBahnverkehrimmermehreingeschränkt.Die liegenden Gutachten war der Schaden durch die No- der kleinere Nutzen. Die Bestäubung und Befruch- Lebensmittel wurden knapper. Für die Mitglieder war semaseuche entstanden (7). tung der Blüten- und Obstbäume sowie der Bee- es schwieriger an den Versammlungen teilzunehmen. rensträucher durch die Bienen hat zehnfachen Wert“, Deshalb wurden die Versammlungen geteilt, eine in sagte der Landesvorsitzende. Balingen und eine in Ebingen. Durch die Nosema- Der Krieg erfasst alles und alle – die Im- seuche sind im Kreis Balingen 500 Bienenvölker ver- ker erhalten 60 g Tabak pro Bienenvolk Wegen Fliegeralarm muss der Schrift- loren gegangen. Für Lazarette, Krankenhäuser, wer- führer die Versammlung verlassen Jahrgang 64 31. August 2017 Nr. 8 dende Mütter und Minderbemittelte haben die Mit- Bei der Frühjahrsversammlung 1942 hatte der Ver- glieder des Kreises 1.180 kg Honig abgeliefert. Das vor- ein 385 Mitglieder. Davon waren 81 Mitglieder zum Nach über 4 ½ Jahren Krieg war die Frühjahrsver- geschriebene Quantum von 2 kg Honig pro Volk konn- Heeresdienst eingezogen. Diese erhielten Beitrags- sammlung am 23. April 1944 im Wachtelsaal in Ebin- te trotzdem nicht erfüllt werden. befreiung. Nach vielen Fehljahren brachte 1942 eine gen nur mässig besucht. Rund 120 Mitglieder waren gute Honigernte. Die Kreisfachgruppe konnte 114 bei den Soldaten im Krieg. Züge fuhren nur noch we- Zentner Honig abliefern. „Wenn das vorgeschrie- nige. Der Auto- und Omnibusverkehr lag beinahe ganz Imker klagen gegen Obstbauern bene Soll nicht abgeliefert wird, gibt es keinen Zu- lahm. Die immer mehr zunehmenden Fliegeralarme Einblicke in die140-jährige cker zur Einfütterung“ so die Nachricht von der erschwerten den Besuch der Versammlungen. Das Ab- Dass Imker auch den Obstbauern gegenüber nicht Reichsfachgruppe. 1943 erhielten die Imker erst- lieferungssoll zur Erfüllung des Vierjahresplanes konn- immer grün waren, zeigt eine Schadenersatzforde- malig 60 g Tabak pro Volk für Rauch als Beruhi- te wiederum nicht erfüllt werden. Wegen Fliegeralarm rung von drei Imkern gegen die Gemeinde Schöm- gungsmittel bei der Arbeit an den Bienenvölkern. musste der Schriftführer als „Werkluftschutzleiter“ die Vereinsgeschichte der Bienenzüchter berg. Geklagt wurde wegen dem Verlust von 210 Bie- „Unter dem Gesichtspunkt: der Krieg erfasst alles und Versammlung verlassen. In den letzten Monaten des nenvölkern im April 1940 in Schömberg, Weilen u.d.R., alle, kann nur noch alles betrachtet werden“, so der Krieges scheint die Vereinstätigkeit ganz geruht zu ha- Ratshausen und Hausen a.T. Die Imker hatten vorge- ben. (Forsetzung folgt) Vorsitzende der Landesfachgruppe, Oberlehrer Der Imkerverein Balingen-Geislingen-Rosefeld schaut zurück - Von Alfred Jenter

„Ohne Bienen wäre die Welt farblos und trist. Die Blü- tenbestäuber sorgen für schöne Blütenmeere und pro- duzieren nebenbei wertvollen und köstlichen Honig. Veranstaltungen und Exkursionen Honigbienen erbringen durch ihre Bestäubungsleis- tung einen unschätzbaren Beitrag für die Artenvielfalt und den Naturhaushalt. In der Landwirtschaft helfen Die Termine der Heimatkundlichen Vereinigungen im September und Oktober sie Ernten zu sichern und Erträge zu steigern. Da liegt es nahe, von Menschenhand die Existenz der Honig- SEPTEMBER stadt-Ebingen, Busbahnhof, 7.30 Uhr. Umlage: 35 Eu- angelieferten Rüben Zuckerlösung gewonnen, von bienen zu sichern, zu fördern und ihren Lebensraum ro für Fahrt, Eintritte und Führungen. Fremdstoffen befreit und wie daraus nach einem mehr- zu optimieren“. So schreibt der Imkerverein Balingen Samstag, 9. September: Tagesexkursion mit Marga- stufigen Prozess schneeweißer Kristallzucker wird. Bit- – Geislingen - Rosenfeld auf seiner Homepage zum Bie- reteBühler-Weber:DasHochgeländzwischenRißund Mittwoch, 20. September 2017: Vortrag mit Dr. Mat- te bei der Kleidung beachten: Wir wechseln zwischen nenlehrpfad im Naherholungsgebiet „Schlackenhal- Umlach: Biberach-Lindele, Ummendorf, Eberhard- ti Münch: Was müssen Schüler über die Reformati- kühlem Außengelände und sehr warmen Innenräu- de“ bei Weilstetten im Zollernalbkreis. zell, Unteressendorf. on lernen? Geschichtsunterricht in Baden-Würt- men. Die Umlach, ein rechter Nebenfluss der Riß ent- temberg im Jubiläumsjahr 2017. Busfahrt. Albstadt-Ebingen, Busbahnhof, 7 Uhr. Ba- Vor 140 Jahren wurde für das Oberamt Balingen ein springt südwestlich von Füramoos und gehört zum Reformation im Comic? Luther als Playmobilfigur? lingen, 7.30 Uhr an der Stadthalle. Umlage 35 Euro für Bienenzüchterverein gegründet. Die Aufschriebe in Flusssystem der Donau. Das Quellgebiet kann nicht an- Geschichtsunterricht im Jubiläumsjahr der Reforma- Fahrt, Eintritte und Führungen. Sütterlinschrift über die Gründung des Vereins sind fast gefahren werden, aber von der Kreisstraße 8031 aus tion? Der Fachdidaktiker Matti Münch stellt – ausge- vergilbt. Es war Sonntag, der 02. April 1876, im Gast- kann man es gut erkennen. In Eberhardzell gibt es ein hend von aktuellen und früheren Lehr- und Bil- Mittwoch, 25. Oktober: Filmabend mit Dorothea Reu- haus Lamm in Lautlingen, als der Verein als Sektion Rathaus, das wie ein Schloss wirkt, aber als Pfarrhaus dungsplänen – allgemein die Ziele dar, welcher der Ge- ter, M.A.: „Querbeet“. Filme aus Albstadt vor und nach vom Landwirtschaftlichen Bezirksverein aus der Taufe erbaut wurde und der Ortsmitte Eleganz verleiht. Über schichtsunterricht in Baden-Württemberg verfolgt. Am 1975. gehoben wurde. Lehrer Paul Stehle von Lautlingen lei- den südlichen Rücken des Hochgeländs geht es hi- konkreten Beispiel soll danach gezeigt werden, wel- 19.30 Uhr. Albstadt-Onstmettingen. Gemeindesaal tete die Gründungsversammlung, formulierte die ers- nüber nach Unteressendorf. Hier zieht die hoch gele- chen Stellenwert hierbei die Reformation einnimmt. der katholischen Kirchengemeinde St. Maria, Johan- ten Statuten und wurde anschließend zum Vorstand gene, mächtige Pfarrkirche St. Martin in ihren Bann. Doch Schüler kommen heute nicht nur in der Schule nes-Raster-Straße 7. Eintritt frei. gewählt. Ausschussmitglieder wurden Carl Groz, Kauf- Das große Portal an der Westfassade stammt noch aus mit Geschichte in Berührung. Medial geprägten Jubi- mann, Ebingen; Schultheiß Wilhelm Hauser, From- der um 1200 erbauten Pfeilerbasilika. Das Hochgeländ läen, wie etwa dem diesjährigen Reformationsjubilä- mern; Bienen- und Obstbaumzüchter J.J. Herre, Zill- war vor 2,5 Millionen Jahren noch ein weites Tal. Doch um, können sich die Schülerinnen und Schülern kaum hausen; Schullehrer Mattes, Bitz und Oberlehrer Hau- dann änderte sich das Klima, es wurde kälter und in entziehen. Diese Beiträge verfolgen – offen oder ver- STAMMTISCHE ser, Ebingen. den Alpen wuchsen Gletscher so stark an, dass Glet- steckt – eigene Ziele und formen das Geschichtsbild scherzungen bis in den Raum Biberach reichten. Das von Jugendlichen ähnlich wie der Schulunterricht. Die Jeweils am 1. Mittwoch eines Monats trifft sich unter Die Vereinsprotokolle zeigen, wie unter politischen, Hochgeländ-Tal wurde von dem Schmelzwasserzu- Frage „Was müssen Schüler über die Reformationen der Leitung von Dr. Peter Th. Lang der Ebinger wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen unseres flüssen mit Schotter zugeschüttet. Erst viel später gru- lernen?“ lässt sich somit noch aus völlig anderer Pers- Stammtisch um 15.00 Uhr im Café Wildt-Abt, Son- Landes auch die Entwicklung der Bienenhaltung in 140 ben sich in die in den Eiszeiten geschaffene weite Hoch- pektive beantworten. Was damit eine Luther-Play- nenstr. 67, 72458 Albstadt-Ebingen: Tel.: 07431 4188. Jahren beeinflusst wurde. Zwei Weltkriege, Inflatio- fläche wieder Flüsse und Bäche ein und zerlegten sie mobilfigur, Disneys Lustige Taschenbücher und an- nen, Arbeitslosigkeit und Währungsumstellungen in einzelne Riedel – einer der markantesten ist das dere Comics zu tun haben, wird der Balinger aus- Anmeldung zu den Veranstaltungen über den Ge- mussten überwunden werden. Die Bienenhaltung ist Hochgeländ. Weiter geht die Fahrt wieder zurück ins führlich darlegen. schäftsführer Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, vom Wetter abhängig und gehört zur Landwirtschaft. Umlachtal an Fischbach vorbei nach Ummendorf. Da 20 Ur, Balingen, Landratsamt Zollernalbkreis (Sit- 72461 Albstadt, Telefon 07432-6807. Email: anfra- Nicht jedes Jahr ist ein gutes Honigjahr. Trotz fort- Schloss und Kirche wegen einer großen Hochzeit be- zungssaal), Hirschbergstaße 9, Eintritt frei. [email protected] oder hans@an- währender Bedrohung haben sich die Honigbienen seit legt sind gibt es ein Alternativprogramm mit einem klei- dreasschoeller.de sowie über unsere Homepage mindestens 25 Millionen Jahren erhalten. Die Honig- nen Spaziergang auf den Kreuzberg. Gute Schuhe wer- www.heimatkundliche–vereinigung.de. biene ist neben Rind und Schwein eines der drei wich- den empfohlen. Die Exkursion endet mit einem Spa- tigsten landwirtschaftlichen Nutztiere. ziergang in der schönen Biberacher Altstadt. OKTOBER Bei allen Veranstaltungen sind Gäste jederzeit will- Busfahrt. Balingen, 7 Uhr an der Stadthalle. Alb- kommen. Sonntag, 8. Oktober: Die Wanderung auf dem Ge- Das Vereinsgebiet umfasst das gesamte schichtspfad in und um Streichen entfällt. Oberamt Balingen Der Imker kontrolliert die Waben. Foto: Privat Samstag, 14. Oktober: Tagesexkursion mit Monika Herausgegeben von der Die Gründung des Bienenzüchtervereins für das Medel: Deutschordensstadt Neckarsulm, Südzucker- Heimatkundlichen Vereinigung Oberamt Balingen erfolgte zu einer Zeit, wo die Um- pelbareBeutenmitHinterbehandlung;KästenausHolz, über N.N. bei der Mühle in Engstlatt und der höchste Werk in Offenau. Zollernalb stellung von der Imkerei mit Strohkörben auf Holz- die von hinten zugänglich sind. Baron August von Ber- mit 987 m über N.N. auf dem Weichenwang bei Meß- Der Autor dieser Ausgabe Die Fahrt ins nördliche Neckarbecken hat zwei kästen voll im Gange war. Die Bienen bauen aus kör- lepsch machte 1853 aus den Stäbchen für die Aus- stetten. Ein Höhenunterschied von 528 m, der im obe- Schwerpunkte: Die Altstadt Neckarsulms wurde ge- Vorsitzender: pereigenem Wachs ihr Nest mit sechseckigen Zellen, richtung des Wabenbaues im Bienenstock die Rähm- ren und unteren Bezirk des Vereinsgebietes klimabe- prägt von den Bauten der kunstsinnigen Deutschor- Dr. Andreas Zekorn, Landratsamt Zollernalbkreis, die für den Nachwuchs als Wiege und als Vorrats- chen. Beide Entwicklungen ermöglichen das Umhän- dingtoft zu unterschiedlichenHonigerträgenführt.Von densritter, welchen die Stadt jahrhundertelang un- 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 92 11 45 speicher für Blütenpollen, Nektar- und Honigeintrag gen des Wabenbaues innerhalb der Bienenwohnung. Balingen wurde damals berichtet, dass die Bienen- terstanden. Trotz Industrialisierung und Kriegszer- dienen. In den geflochtenen Strohkörben hatten die Die Holzkästen lösten die Strohkörbe als Bienenwoh- zucht wegen der Frühlingsfröste nicht mit Glück be- Alfred Jenter störung sind in der Innenstadt Zeugnisse dieser Zeit be- Geschäftsführung: Bienen ihre Waben an der Decke und den Seiten- nung ab. Pfarrer Dr. Dzierzon und Baron von Ber- trieben wird (1). Zur Gründungszeit wurden im Ober- Schwalbenstr. 4 wahrt geblieben. Eine Führung zeigt uns die schöns- Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, wänden angebaut, das wird Stabilbau genannt. Bei der lepsch waren bedeutende Pioniere für die Bienenhal- amt Balingen 1.710 Bienenvölker gezählt (2). Es waren 72336 Balingen ten Gebäude, Glanzpunkt ist das wiederhergestellte 72461 Albstadt, Honigernte mussten im Stabilbau die Wabenteile, die tung, haben mehrere Lehrbücher geschrieben und auf also bereits Bienenzüchter da. Diese zusammenzu- Deutschordensschloss. Die Südzucker AG ist der größ- Telefon (0 74 32) 68 07 Honig enthielten, herausgeschnitten oder herausge- Wanderversammlungen viele Vorträge gehalten. Doch führen, damit durch Weiterbildung und den gemein- te Zuckerproduzent weltweit, ihr Werk in Offenau ist E-Mail: [email protected] brochen werden. nur langsam sind die Bienenhalter der Umstellung vom samen Erfahrungsaustausch die Bienenzucht im Ober- das einzige in Baden-Württemberg. Während der Stabilbau zum Mobilbau gefolgt. amt verbessert und gehoben wird, war das Ziel der „Kampagne“ werden auf dem ausgedehnten Areal Un- Redaktion: Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte Pfarrer Dr. Jo- Männer der ersten Stunde. mengen von Zuckerrüben verarbeitet. Nach Informa- Daniel Seeburger, Grünewaldstraße 15, hannes Dzierzon in Oberschlesien mit Stäbchen und Bei der Vereinsgründung war das Oberamt 322 km² tionen über den Zuckerrübenanbau und das Werk er- 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 2 66-1 53 Leitwachsstreifen den „Mobilbau“, das sind an Stäb- groß, hatte 31 Gemeinden mit knapp 35.000 Einwoh- Von Anfang an war der Bienenzüchterverein aktiv leben wir bei einer Führung anschaulich wie aus den chen gebaute Waben. Für das Bienenhaus baute er sta- nern. Der tiefste Punkt des Oberamts lag mit 459 m und suchte Verbindungen über die Oberamtsgrenzen Seite 2055 Heimatkundliche Blätter September 2017

Aufnahmeantrag von der „Vereinigung für wesensge- Faulbrut auf 10 Bienenständen im Raum Balingen Andreas Gmoser, Geislingen, 12,5 kg). mäße Bienenhaltung e.V.“, Rosenfeld, als Mitglied beim In Ostdorf mussten 1991 wegen dem Ausbruch der BV Balingen beraten und beschlossen. Ab 01.01.1990 „amerikanischen Faulbrut“ auf einem Stand 18 Bie- Wahlkreisvorsitz an Guido Klaiber weitergereicht wurde die Versuchsimkerei im Rosenfelder Tal als Mit- nenvölker und einige Ableger (Jungvölker) abgetötet Am 25.01.1992 gab Rudolf Walter den Wahlkreis- glied aufgenommen. Für die Jahre 1988 bis 1992 gab werden. Bei Untersuchungen wurde auf weiteren 9 Bie- vorsitz an Guido Klaiber, Schörzingen, ab. Walter es vom Land für die gemeldeten Bienenvölker eine Be- nenständen die Faulbrut festgestellt. (Balingen 3; Geis- Hengsteler stellte als Kassenprüfer fest: „Der Vor- stäubungsprämie von 5,00 DM pro Volk. Als Beauf- lingen 1; Engstlatt 1; Ostdorf 5). Bei der Versammlung standschaft kann eine sparsame, nahe zu „Geiz“ nei- tragter für Bienenweide, Umwelt- und Naturschutz, am 16.11.1991 in der Brücke in Endingen hielt Dr. Frank gende Vereinsführung bestätigt werden“. Die Imkerei wurde Dr. Eberhard Müller, Rosenfeld, gewählt. Am Neumann,Aulendorf,einenVortragüber„Faulbrutund Fischermühle hatte ein Imkereibetriebshaus gebaut. 31.03.1990 referierte Dr. Werner Ludwig vom Land- andere Bienenkrankheiten“. Der BV Balingen besichtigte diese neue Einrichtung am ratsamt über das Thema „Naturschutz und Imkerei“. 18.07.1992 mit 50 Personen. Das Jahr 1992 stand beim Ehrenurkunde und Zinnbecher für langjährige Vor- BV Balingen im Zeichen der Faulbrutbekämpfung. Erst Jahrgang 64 30. September 2017 Nr. 9 Pflanzaktionen am Geischberg in Erzingen und im standsmitglieder im Juni 1994 konnten die Sperrbezirke aufgehoben Rosenfelder Tal Bei der Versammlung am 09.03.1992 im Gasthaus werden. Im Januar 1991 haben 20 Männer an zwei Samsta- Brücke in Endingen fanden Neuwahlen statt. Rudolf gen am Geischberg in Erzingen 800 Bienenweide- Walter wurde als 1. Vorsitzender wiedergewählt. Wil- Nach 31 Jahren gab Rudolf Walter den Vorsitz an Wil- pflanzen gesetzt. Es war eine gemeinsame Aktion vom helm Nickol löste Stefan Dreher als 2. Vorsitzender ab. helm Nickol weiter Obst- und Gartenbauverein Erzingen, dem Balinger Dreher war 20 Jahre 2. Vorsitzender. Kassier wurde Hel- Bei der Hauptversammlung am 28.01.1995 gab Ru- Imkerverein und dem Landratsamt. Im Herbst 1991 mut Weinmann. Weinmann wurde Nachfolger von dolf Walter nach 31 Jahren aus gesundheitlichen Grün- wurde bei der Fischermühle im Rosenfelder Tal eine Walter Bühler. Bühler war 19 Jahre Kassier. Mit Wolf- den als erster Vorsitzender das Amt ab. Nachfolger wur- solche Pflanzaktion mit 35 Freiwilligen durchgeführt. gang Gess wurde auch ein neuer Schriftführer ge- de Wilhelm Nickol, Rosenfeld, der bisherige zweite Vor- Veranstalter war der BV Balingen mit dem Bund für Na- wählt. Gess löste Günther Zeiss ab. Zeiss war 16 Jahre sitzende. Im Sommer 1999 hatte der Imkerverein Ba- tur- und Umweltschutz. Die Leitung hatte der Bie- lang Schriftführer. Die ausscheidenden Vorstands- lingen in Zusammenarbeit mit der Stadt zehn Wo- nenweideobmann Dr. Eberhard Müller. Die Aktion war mitglieder erhielten eine Ehrenurkunde und einen chen die Wanderausstellung „Faszinierende Bienen- vorbereitet durch eine Vortragsreihe: „Bedeutung der Zinnbecher. welt“ vom Deutschen Imkerbund in der Zehntscheuer Wildbienen im Naturhaushalt“ mit Dr. Klaus West- in Balingen präsentiert. Über 5.000 Besucher konnten rich; „Bereicherung der Fauna durch Bienenweide- Honigspende für Kinderkrankenhäuser in St. Pe- registriert werden, viele davon haben Führungen in An- pflanzen“ mit Dr. Marianne Bauer und „Sicherung ei- tersburg und Moskau spruch genommen, darunter auch einige Schulklas- ner intakten Naturlandschaft“ mit Dr. Werner Ludwig. Mitglieder vom BV Balingen spendeten 112,5 kg Ho- sen. Eine Studienreise führte vom 30.08. bis 03.09.2001 Gepflanzt wurden über 400 Bäume und Büsche von nig für russische Kinderkrankenhäuser in St. Peters- für 40 Teilnehmer in das Zentrum der Südheide, wo 25 verschiedenen Arten. burg und Moskau. (BV Balingen 50 kg; Siegfried Blu- u.a. das Bieneninstitut in Celle und eine Korbimkerei menschein, Geislingen, 25 kg; Fischermühle 25 kg und besucht wurden. (Fortsetzung folgt) Veranstaltungen und Exkursionen Das Programm der Heimatlichen Vereinigung für Oktober und November

OKTOBER Eintritt frei. Mittwoch, 25. Oktober 2017: Filmabend mit Doro- thea Reuter, M.A.: „Querbeet“. Filme aus Albstadt vor Donnerstag, 30. November 2017: Jahresrückblick Samstag, 14. Oktober 2017: Tagesexkursion mit Mo- und nach 1975. 2017 und Ausblick 2018 mit Dr. Andreas Zekorn. Vor- nika Medel: Deutschordensstadt Neckarsulm, Süd- Die Heimatkundliche Vereinigung Zollernalb und trag (zusammen mit dem AK „Wüste“ Balingen) mit zucker-Werk in Offenau. das Stadtarchiv Albstadt veranstalten wieder einen Dr. Michael Walther: Unternehmen „Wüste“: Das Die Fahrt ins nördliche Neckarbecken hat zwei Filmabend. Das Stadtarchiv zeigt bewegte Bilder aus Netzwerk der Täter. 18 Uhr, Balingen, Landratsamt Schwerpunkte: Die Altstadt Neckarsulms wurde ge- den verschiedenen Teilorten Albstadts und aus ver- Zollernalbkreis (Sitzungssaal), Hirschbergstr. 29, prägt von den Bauten der kunstsinnigen Deutschor- schiedenen Zeiten (1930er bis 1980er Jahre). Wie fuhr Eintritt frei. densritter, welchen die Stadt jahrhundertelang un- man früher Ski? Wann gab es noch Pferdefuhrwerke? terstanden. Trotz Industrialisierung und Kriegszer- Wie sahen früher die Fußballtrikots aus? Wie wurde in störung sind in der Innenstadt Zeugnisse dieser Zeit be- den früheren Fabriken gearbeitet? Wie wurde gefeiert? wahrt geblieben. Eine Führung zeigt uns die schöns- Vergangene Zeiten werden in den alten Filmen zum Le- STAMMTISCHE ten Gebäude, Glanzpunkt ist das wiederhergestellte ben erweckt. Sie lassen einen schmunzeln, aber auch Deutschordensschloss. Die Südzucker AG ist der größ- nachdenklich werden. Gehen Sie mit auf eine Zeitrei- te Zuckerproduzent weltweit, ihr Werk in Offenau ist se. 19.30 Uhr. Albstadt-Onstmettingen. Gemeindesaal Jeweils am ersten Mittwoch eines Monats trifft sich das einzige in Baden-Württemberg. Während der der katholischen Kirchengemeinde St. Maria, Johan- unter der Leitung von Dr. Peter Th. Lang der Ebinger „Kampagne“ werden auf dem ausgedehnten Areal Un- nes-Raster-Str. 7. Eintritt frei. Stammtisch um 15 Uhr im Café Wildt-Abt, Sonnenstr. Das Lamm in Lautlingen in den 1950er-Jahren. Foto: Archiv Jenter mengen von Zuckerrüben verarbeitet. Nach Informa- 67, 72458 Albstadt-Ebingen: Tel.: 07431 4188. tionen über den Zuckerrübenanbau und das Werk er- leben wir bei einer Führung anschaulich wie aus den Anmeldung zu den Veranstaltungen über den Ge- angelieferten Rüben Zuckerlösung gewonnen, von NOVEMBER schäftsführer Hans Schöller, Johann-Strauß-Str. 4, Fremdstoffen befreit und wie daraus nach einem mehr- 72461 Albstadt, Telefon 07432-6807. Email: anfra- stufigen Prozess schneeweißer Kristallzucker wird. Bit- [email protected] oder Einblicke in die 140-jährige te bei der Kleidung beachten: Wir wechseln zwischen Sonntag, 5. November 2017: Ausstellungsführung mit [email protected] sowie über unsere Home- kühlem Außengelände und sehr warmen Innenräu- Dr. Veronika Mertens: MENSCHENSOHN, ECCE HO- page www.heimatkundliche–vereinigung.de. men. Busfahrt. Albstadt-Ebingen, Busbahnhof, 7 Uhr. MO, CRUCIFIXUS: Christusbilder im 20. Jahrhun- Balingen, 7.30 Uhr an der Stadthalle. Umlage 35 Euro dert. Ausstellung zum 500. Jahrestag der Reforma- Bei allen Veranstaltungen sind Gäste jederzeit will- Vereinsgeschichte der Bienenzüchter für Fahrt, Eintritte und Führungen. tion. kommen. Im Zentrum der Ausstellung mit Christusbildern aus der Sammlung des Kunstmuseums Albstadt stehen be- Der Imkerverein Balingen-Geislingen-Rosenfeld schaut zurück - Von Alfred Jenter (Teil 2) deutende Werkgruppen von Karl Caspar, Otto Dix und Christian Landenberger, in denen – auch konfessions- Herausgegeben von der und zeitgeschichtlich bedingt – sehr unterschiedliche Heimatkundlichen Vereinigung DER VEREIN NACH DEM ZWEITEN schädigung, die am 19.10.1947 vom Verein in der Gast- künstlerische Zugänge zur Person Jesu anschaulich Zollernalb WELTKRIEG Im Juli 1946 wurde aus dem Kreisgebiet die Ablie- stätte Gambrinus in Balingen ausbezahlt wurde. Ein Die Autoren dieser Ausgabe werden. Darüber hinaus stehen Passionszyklen von ferung von 500 Bienenvölkern samt Bienenwohnung Volk der Klasse I wurde mit 48 Reichsmark; Völker der Hans Fähnle, Wilhelm Geyer, HAP Grieshaber und Vorsitzender: und Bienenfutter als „Reparationsbienenvölker“ nach Klasse II mit 18 und für Klasse III wurden 8 Reichs- Günter Schöllkopf sowie graphische Einzelblätter von Dr. Andreas Zekorn, Landratsamt Zollernalbkreis, Der Krieg ist aus – das Vereinsgebiet gehört zur fran- Frankreich verlangt. Die Reparationsvölker wurden im mark bezahlt. Ein kg Reinwachs brachte vier Mark und rund 30 weiteren Künstlern im Blickpunkt, darunter 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 92 11 45 zösischen Besatzungszone November 1946 in Balingen in 4 Waggons verladen. Im- ein kg Altwachs eine Mark. In Zillhausen wurde im Au- Werke von Max Ackermann, Max Beckmann, Fried- Mit dem Einmarsch französischer Truppen im Kreis ker, die ihrer Ablieferungspflicht nicht nachkamen, gust 1947 auf drei Ständen die bösartige Faulbrut fest- Alfred Jenter rich Dürrenmatt, Werner Gilles, Karl Friedrich Gotsch, Geschäftsführung: Balingen endeten in unserer Region im April 1945 der mussten sich in Rottweil verantworten. Sie wurden be- gestellt. Schwalbenstraße 4 Gottfried Graf, Otto Lange, Friedemann Hahn, Oskar Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, zweite Weltkrieg und damit das Dritte Reich. Wir ge- straft und mussten nachliefern. Als weitere Auflage für 72336 Balingen Kokoschka, Michael Morgner, Wilhelm Morgner, Ed- 72461 Albstadt, hörten zur französischen Besatzungszone. Das Ver- die Imker des Kreises kam am 25. November 1946 die Die von der Militärregierung angeordnete Auftei- win Scharff, Fritz Steisslinger und Hermann Stenner. Telefon (0 74 32) 68 07 einsleben musste neu aufgebaut werden. Im Dezem- Ablieferung von 180 kg Wachs. Für die Mitglieder und lung des Kreisvereins wird vollzogen 15 Uhr, Albstadt-Ebingen, Kunstmuseum Albstadt, Kir- E-Mail: [email protected] ber 1945 forderte die französische Militärregierung ei- den Verein war die Abgabe der Bienenvölker ein schwe- Zur Aufteilung des im Kreis Balingen auf 47 Ge- chengraben 11, Eintritt frei. ne Neuorganisation der Bienenzüchter. In den 47 Ge- rer Aderlass. meinden verteilten Bezirksimkervereins waren mit dem Redaktion: meinden des Kreises Balingen hatte der Bezirksim- französischen Gouverneur mehrere Abstimmungsge- Mittwoch, 15. November 2017: Ausstellungsführung Daniel Seeburger, Grünewaldstraße 15, kerverein 423 Mitglieder. Die Militärregierung ver- Im Winter 1946/47 gingen zudem rund 70 % der Bie- spräche und Schreiben notwendig. Der Verein musste mit Dr. Andreas Zekorn: Evangelisch in Hohenzol- 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 2 66-1 53 langte deshalb eine Teilung des Kreisvereins in drei nenvölker verloren. Für die nach Frankreich abgelie- 5 Imker, die nicht Mitglied in der NSDAP waren, nam- lern. 19 Uhr Balingen, Rathausgalerie, Färberstr. 2, Gruppen. ferten Bienenvölker und das Wachs gab es eine Ent- haft machen. Die neue Satzung musste von der Mili- Seite 2053 Heimatkundliche Blätter September 2017 September 2017 Heimatkundliche Blätter Seite 2054

tärregierung genehmigt werden. Am 07.04.1947 fand Neuer Vorstand: Rudolf Walter folgt auf Karl Lebold Dr. Steche als einfache und Erfolg versprechende Be- tung der Felder in der Landwirtschaft nach dem Krieg, dann im Schwefelbad in Balingen eine Versammlung Bei den im Frühjahr 1964 anstehenden Neuwahlen triebsweise vorgestellt wurden. die Anwendung von chemischen Unkrautvernich- zur Aufteilung statt. Wegen Formfehlern war eine Wie- hatte sich Vorsitzender Karl Lebold für eine Wieder- tungsmitteln, die Saatgutreinigung, die frühere und derholung notwendig. Diese erfolgte am 27.07.1947 un- wahl nicht mehr zur Verfügung gestellt. Er war ent- Bienenverluste durch Schädlingsbekämpfung bei der häufigere Mahd der Wiesen, haben vielerorts zu einer ter Leitung des kommissarischen Kreisvorsitzenden, täuscht, weil 1962 von den 19 Ortsvereinen bei der Sam- Obstblüte Verarmung der Blütenwelt geführt, das von den Im- Louis Leonhardt, Laufen. Dabei wurde die Teilung auf melbestellung für Futterzucker 10 Vereine einen an- Die Imker in Weilstetten beklagten im Mai 1969 Bie- kern mit großer Sorge um die Nahrungsquellen für ih- die drei Bezirksvereine Balingen, Ebingen und Schöm- deren Lieferanten bevorzugten. Lebold hatte den Ver- nenverluste durch Spritzmittel bei der Obstblüte. Vor- re Bienenvölker kritisch verfolgt wird. Hinzu kamen seit berg beschlossen. ein eine Wahlperiode, also 4 Jahre, geführt. Im Rößle stand Walter hatte deshalb die Obstbauern zu einem 1970 in Süddeutschland die Meldungen über teilweise in Frommern wurde am 05. April 1964 Polizeiober- Gespräch eingeladen. Im Frühjahr des Folgejahres hielt schwer erkrankte Tannenbestände. Als Hauptursache Seither gehören vom Kreis Balingen 19 Städte, Ge- kommissar Rudolf Walter als Nachfolger von Lebold ge- Walter beim Obstbauverein in Weilstetten einen Vor- für das „Waldsterben“ wurde die Luftverunreinigung meinden und Ortsteile zum Vereinsgebiet des Be- wählt. trag über „Bienennutz und Pflanzenschutz“. Mit zwei erkannt. Nach Schätzungen stammen in Ba- zirksimkervereins Balingen. Das sind: Balingen, En- voll besetzten Omnibussen fuhren die Imker aus dem den–Württemberg im langjährigen Durchschnitt etwa dingen, Erzingen, Engstlatt, Frommern, Heselwangen, Die Tracheenmilbenseuche ist eine große Gefahr für Kreisgebiet im August 1969 zum Imker - Weltkongress 60 % des erzeugten Honigs aus dem Wald. Mit dem Ho- Ostdorf, Streichen, Weilstetten, Zillhausen, Tieringen, die Imkerei „Apimondia“ (Internationaler Verband der Bienen- nigertrag aus der Waldtracht steht und fällt in unserer Geislingen, Binsdorf, Erlaheim, Rosenfeld, Bickels- Schon während des Krieges und in den Nach- züchter) nach München. Region die Imkerei. berg, Brittheim, Isingen und Leidringen. Vorstand für kriegsjahren machte der Befall der Bienenvölker durch den Bezirksimkerverein Balingen wurde Hans Maier, die „Tracheenmilbenseuche“ den Imkern viele Jahre Wegen Sonntagsfahrverbot fällt die Herbstver- Varroamilbe erreicht den Zollernalbkreis Balingen. Angaben zu Mitglieder- und Völkerzahlen große Sorgen. Die Seuche führt zu Atembehinderung sammlung aus Die Tracheenmilbe ist seit ein paar Jahren bei den unmittelbar nach der Aufteilung des Kreisvereins und Flugunfähigkeit der Bienen. Sie wurde damals als Die Frühjahrsversammlung am 28.04.1973 fand im hiesigen Imkereien nicht mehr auffällig. Dafür wurde konnten leider nicht gefunden werden. „Bienenfeind Nr. 1“ bezeichnet. Die Wanderimker Württ. Hof in Balingen statt. Hier waren Balinger Mit- 1977 in der Bundesrepublik erstmals im Taunusgebiet durften aus den Sperrgebieten nicht auswandern. Sie glieder wohl erstmals unter sich. Dabei hatten die äl- die „Varroamilbe“, gegenwärtig das schwerste Prob- Futterzucker für Bienen ist bewirtschaftet waren dadurch stark behindert. Ab 1953 wurde die Tra- teren Mitglieder beantragt, die Herbstversammlung an lem der Bienenhaltung, entdeckt. Im Zollernalbkreis Der Bienenfutterzucker war wie schon im ersten cheenmilbe mit Räucherstreifen, die heute nicht mehr einem Sonntagnachmittag zu machen. Doch diese wurde der Parasit erstmals 1980 in Rosenfeld gefun- Weltkrieg in den Kriegs- und Nachkriegsjahren be- zugelassen sind, bekämpft. Dr. H. Sachs, Hohenheim, musste wegen der Ölkrise und dem damit verbunde- den. 1983 war die Stärke des Befalls noch unter- wirtschaftet. Die Organisation für die Belieferung der forderte 1956 alle Imker in den Sperrbezirken auf, die nen Sonntagsfahrverbot ausfallen. schiedlich. Doch 1984 wurde auch der Zollernalbkreis Vereinsmitglieder war Aufgabe des Imkervereins. Wenn Bekämpfung konsequent durchzuführen, damit die zum Beobachtungsgebiet erklärt. Seitdem hat sich die die Imker Futterzuckerhaben wollten, mussten sie nach Seuche ausgerottet würde. Trotzdem wurde im Mai Kommunale Verwaltungsreform: neue Kreis- und Milbe ständig vermehrt und weltweit ausgebreitet. Die der Ernte Honig abliefern. Das Verhältnis war drei zu 1964 in Balingen und Ostdorf die Tracheenmilben- Gemeindegrenzen Varroamilbe parasitisiert sowohl in der Bienenbrut als eins, auch zwei zu eins. Also für drei Pfund Zucker ein seuche festgestellt. 1967 ist die Milbenseuche in den Bei der Gebiets- und Verwaltungsreform der 70er- auch auf den erwachsenen Bienen und trägt massen- Pfund Honig. In der französischen Besatzungszone war Gemeinden Ostdorf, Weilstetten, Leidringen und Ro- Jahre wurde aus dem Altkreis Balingen, einem Groß- haft Viren in die Bienenvölker. Sie hat schon zu mas- die Zuckerversorgung mehr als unbefriedigend. Wenn senfeld erneut aufgetreten. teil des ehemaligen hohenzollerischen Kreises He- senhaften Völkerverlusten geführt. bei den Mitgliedern Bienenvölker verhungerten war das chingen, einzelnen Gemeinden der Kreise Sigmarin- für die Vereinsvorstände oft eine Zerreißprobe. Es gab Imkerei mit Magazinbeuten auf dem Vormarsch gen, Rottweil und Stockach der Zollernalbkreis mit ei- Die Bieneninstitute haben Behandlungsmethoden wüste Beschimpfungen und unschöne Briefe. Erst ab Bei der Frühjahrsversammlung 1967 im Adler in Tier- ner Fläche von 918 km² gebildet. Das führte zu Zu- zur Bekämpfung der Varroamilbe erarbeitet. Der Ver- 1953 besserte sich die Zuckerversorgung langsam. Es ingen hielt Imkermeister Curth von der 1963 gegrün- sammenschlüssen von Gemeinden und Städten, ver- ein versucht laufend mit Vorträgen namhafter Refe- gab erstmals Herbstzucker ohne Steuer. Das kg für 0,94 deten Landesanstalt für Bienenkunde an der Univer- änderte wiederum die Kreisgrenzen und führte zu ver- renten dazu beizutragen, dass die Imker die Milbe im DM ohne Steuer; 1,24 DM mit Steuer. Für ein Bie- sität Hohenheim ein Referat über die „Magazinimke- änderten Zuständigkeiten bei den Verwaltungen. Griff behalten. Die Imkerei ist mit der Varroamilbe zeit- nenvolk waren 5 kg Zucker steuerfrei. Nach den Be- rei“. Das sind Bienenwohnungen aus stapelbaren Kis- Landauf/landab trifft das für das gesamte Vereinsge- aufwendiger geworden. Wenn der Imker die Milbe nicht wirtschaftungsjahren wurden vom Verein Sammelbe- ten, „Zargen“, wo die Rähmchen eingehängt werden biet des Landesverbandes Württ. Imker zu. Vielerorts regelmäßig bekämpft, hat er innerhalb von 2 – 3 Jah- stellungen für Futterzucker organisiert und den Mit- und mit einem beweglichen Unterboden und Deckel wurde infolge dieser Kreis- und Gemeindereform bei ren keine Bienenvölker mehr. Trotzdem haben Imker, gliedern im Vereinsgebiet zugefahren. 1971 konnte ei- verschlossen werden. Diese neue Betriebsweise mit den den Imkervereinen eine Anpassung an die neuen Kreis- die sich an die Empfehlungen der Bieneninstitute hal- senoxidvergällter und unvergällter Bienenfutterzucker Magazinbeuten setzte sich langsam durch. Sie brachte und Gemeindegrenzen erforderlich. Leider wollte die- ten und in den Vereinen die Vorträge zur Varroabe- in unbegrenzter Menge bestellt werden. 100 kg ver- Vorteile bei der Bearbeitung und der Wanderung mit se Gebietsreform bei den Imkervereinen bisher nie- kämpfung besuchen, weniger oder gar keine Völker- gällter Zucker kosteten 70,- DM. Die gleiche Menge un- den Bienenvölkern. Man konnte feststellen, dass die mand aufgreifen. Deshalb steht die Anpassung immer verluste. Nur eine konsequente Varroadiagnose und ein vergällter Weißzucker kostete 113,90 DM. mit jungen Wissenschaftlern besetzte Landesanstalt im noch aus. angepasstes Behandlungskonzept führen zum Erfolg. Land immer mehr Einfluss auf die imkerliche Praxis Der Landesverein Südwürttemberg – Hohenzollern nahm. Der Imkerausflug 1968 führte u. a. zur Imker- Verarmung der Blütenwelt – Waldsterben durch Luft- 1985 wurde ein gutes Honigjahr. Neue Sorgen be- tagte zweimal in Balingen schule in Hohenheim. Das Interesse galt der „Ideal- verschmutzung reitete der Reaktorunfall am 26.04.1986 in Tscherno- Für den Verein war es eine Besonderheit, dass der Großraumbeute“ und der „Ideal – Biene“, die von Prof. Die intensiviere und mechanisierte Bewirtschaf- byl (Russland): „Wie wirken sich die bei uns festge- Landesverein am 29.12.1948 im Schwefelbad in Ba- Die Bienenstöcke werden kontrolliert. Foto:Privat stellten Strahlen auf die Honigqualität aus?“ Glückli- lingen eine Imkertagung abhielt. Der Chronist be- cherweise zeigten die Untersuchungen in unserer Re- richtet von einem wahrscheinlich „einmaligen Ereig- gion von Blütenhonig keine überhöhten Werte. nis“. Die meisten Vertreter aus den 66 Vereinen in Süd- schlossen werden konnte nichts. Der Ebinger Be- Balinger und Ebinger Imkerverein arbeiten zusam- württemberg - Hohenzollern waren gekommen. Bei der zirksimkerverein rettete aber dann die Ehre und erin- men Mitgliederverwaltung über EDV Tagung wurde vom Vertreter des Landwirtschaftsmi- nerte im Rahmen des landwirtschaftlichen Kreisfestes Nach der Trennung des Kreisimkervereins haben der In der Sitzung vom 14.02.1987 beschließt der Vor- nisteriums das Genossenschaftswesen vorgestellt. Die in Ebingen am 20. / 21. September 1952 an das Jubi- Balinger und der Ebinger Bezirksverein viele Jahre zu- stand und Ausschuss, dass sich der Bezirksimkerver- Vertreter der Ortsvereine haben die Gründung einer läum. Acht Imker des Ebinger Vereins stellten in einer sammengearbeitet. Die Frühjahrs- und Herbstver- ein Balingen zum nächstmöglichen Termin der vom Imkergenossenschaft als verfrüht abgelehnt. Am schön aufgebauten Ausstellung Erzeugnisse und sammlungen waren abwechselnd im oberen und un- Landesverband angestrebten EDV-Umstellung an- 19.03.1950 tagte der Landesverein südwürttembergi- Zuchtgeräte von der Imkerei aus. Vom Bezirksverein teren Bezirk. So konnte zweimal im Jahr ein Referent schließt, worunter auch das Einzugsverfahren des Ver- scher Imker nochmals in Balingen. Diesmal im Hotel Balingen wurden 16 Mitglieder für 40-jährige und 21 vom Landesverband kommen. Zum Besuch der Ver- einsbeitrages fällt. Post. Mitglieder für 25-jährige Vereinszugehörigkeit geehrt. sammlungen wurden eine Zeit lang extra Omnibusli- Außer den Jubilaren sah man nur wenige Mitglieder nien eingesetzt. Rudolf Walter wird Vorsitzender vom Wahlkreis 7 und Honig ist ein wertvolles Lebensmittel. 1949 muss- vom Bezirksverein Balingen beim Kreisfest in Ebin- Mitglied im Landesvorstand ten die Imker vom Kreis Balingen zur Versorgung der gen. Bei der Herbstversammlung 1954 im Eintrachtsaal Am 20.02.1988 wird Rudolf Walter vom Landesver- Krankenhäuser 390 kg Honig abliefern. Das Ernäh- in Ebingen wurden Bienenverluste durch die „Maikä- band zum Vorsitzenden des Wahlkreises 7 gewählt. Da- rungsamt rechnete diese Menge als Ausgleich für die Süd- und Nordwürttembergische Landesvereine bil- fer – Bekämpfungsaktion“ und in Tailfingen ein „sehr mit ist Walter Mitglied im Landesvorstand Württem- Lieferung von Bienenfutterzucker an. Für das Pfund den einen Landesverband krasser Gewaltakt mit Unkrautspritzen“ beklagt. Re- bergischer Imker e.V. Zum Wahlkreis 7 gehören 15 Be- Honig bezahlte die Kreispflege DM 2,50. Weil das zu we- In Sigmaringen hat die Vertreterversammlung des ferent Hinderhofer, 2. Vorsitzender vom Landesver- zirksimkervereine in den Landkreisen Reutlingen, Sig- nig war, zahlte der Verein seinen Mitgliedern als Aus- Landesvereins am 27.04.1952 den Zusammenschluss band, befürchtete damals, dass die moderne Ratio- maringen, Tübingen und Zollernalbkreis. Stellvertre- gleich noch 1,00 DM dazu. Die Ablieferungsmenge ver- der Nord- und Südwürttembergischen Imker-Lan- nalisierung der Landwirtschaft in der Lage wäre, der ter ist der Vorstand vom BV Schömberg, Guido Klai- teilte sich auf den Balinger Verein mit 200 kg, den Ebin- desvereine beschlossen. Damit wurde der „Landes- Imkerei den Todesstoß zu versetzen. Zur Besichtigung ber aus Schörzingen. ger mit 115 kg und den Schömberger Verein mit 75 kg. verband Württembergischer Imker e.V.“ gebildet. von Hohenheim und der 1954 eingerichteten Imker- schule fuhren am 15.06.1956 vier Omnibusse mit 140 Neueintrag ins Vereinsregister Nach dem Krieg fand am Wochenende Kreisvorsitzender Louis Leonhardt, Laufen, wird Imkern nach Stuttgart. Wegen der Eintragung in das Vereinsregister wurde 30.09./01.10.1950 in Balingen das erste landwirt- „Ehren – Imkermeister“ des DIB am 26.03.1988 in der Stadiongaststätte in Balingen ei- schaftliche Kreisfest statt. In drei Gruppen beteiligte Der Deutsche Imkerbund hat am 12.04.1953 bei der Vorstandswechsel: auf Hans Maier folgt Karl Lebold ne neue Satzung beschlossen. Mit dieser neuen Sat- sich der Kreisverein der Imker an dem Fest. Leonhard, Landesverbandsversammlung in Feuerbach den Kreis- Hans Maier, Balingen, war vom Juli 1947 bis April zung konnte der Verein nach der zwangweisen Lö- Laufen, war mit einem Festwagen dabei. Maier, Ba- vorsitzenden Louis Leonhardt, Laufen, für sein lang- 1960 Vorsitzender. Er wurde durch Oberlehrer Karl Le- schung vom 19.07.1935 am 27.06.1988 wieder als „Be- lingen, und Hoch und Mildenberger, Dotternhausen – jähriges, herausragendes und verdienstvolles Wirken bold aus Weilstetten abgelöst. Der 1961 in Stuttgart ge- zirksimkerverein Balingen e.V.“ unter der Nummer 377 Dormettingen, hatten Imkereigeräte und Honig aus- für die Bienenzucht zum „Ehren – Imkermeister“ er- gründeten Imkergenossenschaft sind vom Balinger in das Vereinsregister eingetragen werden. 24 Jahre gestellt. nannt. Bei der Herbstversammlung 1953 hielt Ober- Verein 28 Mitglieder beigetreten. später folgte am 11.02.2012 eine neue Satzung, womit lehrer Willhelm Möbus vom Landesverband einen Vor- die Namensänderung in „Imkerverein Balingen | Geis- Der Verein wird 75 Jahre alt – für eine Jubiläums- trag über das Wandern mit Bienenvölkern. Anfangs Vorstand Karl Lebold hatte im Herbst 1963 lingen | Rosenfeld e.V.“ verbunden ist. Damit sollen sich feier gibt es wenig Interesse wurden die Bienenvölker mit dem Leiterwagen trans- zusammen mit den Vorstandsmitgliedern Johannes die Imker/innen aus dem Räumen Geislingen und Ro- Weil für die Imker 1951 das 75-jährige Vereinsjubi- portiert, dann kam die Zeit mit modernen Wander- Moll, Günther Vögele und Rudolf Walter an 8 Aben- senfeld deutlicher in die Vereinsgemeinschaft einge- läum anstand, hatte Kreisvorstand Louis Leonhardt für wagen bis zum Lastwagen. Möbus sah die Wanderung den in den Kreisgemeinden die Imker besucht, um bunden fühlen. Die neue Satzung wurde modernisiert. den 04.11.1951 eine Kreisausschusssitzung der Bezir- in Trachtgebiete bienenwirtschaftlich notwendig. Seit in Versammlungen mit den Imkern Kontakt zu be- ke Balingen, Ebingen und Schömberg einberufen. Es Kriegsbeginn 1939 gab es im Herbst 1953 bei der Im- kommen und Tagesfragen zu besprechen. Dabei Versuchsimkerei für wesensgemäße Bienenhaltung kam nur knapp die Hälfte der Ausschussmitglieder. Das kerversammlung nach 14 Jahren erstmals wieder eine wurden Fachfilme gezeigt, die manche Anregungen als Mitglied aufgenommen wurde als Desinteresse gewertet. Beraten und be- Gratisverlosung. gaben. Imker brauchen ein gutes Auge. Foto:Privat Bei der Vorstandsitzung am 30.08.1988 wurde der Seite 2053 Heimatkundliche Blätter September 2017 September 2017 Heimatkundliche Blätter Seite 2054

tärregierung genehmigt werden. Am 07.04.1947 fand Neuer Vorstand: Rudolf Walter folgt auf Karl Lebold Dr. Steche als einfache und Erfolg versprechende Be- tung der Felder in der Landwirtschaft nach dem Krieg, dann im Schwefelbad in Balingen eine Versammlung Bei den im Frühjahr 1964 anstehenden Neuwahlen triebsweise vorgestellt wurden. die Anwendung von chemischen Unkrautvernich- zur Aufteilung statt. Wegen Formfehlern war eine Wie- hatte sich Vorsitzender Karl Lebold für eine Wieder- tungsmitteln, die Saatgutreinigung, die frühere und derholung notwendig. Diese erfolgte am 27.07.1947 un- wahl nicht mehr zur Verfügung gestellt. Er war ent- Bienenverluste durch Schädlingsbekämpfung bei der häufigere Mahd der Wiesen, haben vielerorts zu einer ter Leitung des kommissarischen Kreisvorsitzenden, täuscht, weil 1962 von den 19 Ortsvereinen bei der Sam- Obstblüte Verarmung der Blütenwelt geführt, das von den Im- Louis Leonhardt, Laufen. Dabei wurde die Teilung auf melbestellung für Futterzucker 10 Vereine einen an- Die Imker in Weilstetten beklagten im Mai 1969 Bie- kern mit großer Sorge um die Nahrungsquellen für ih- die drei Bezirksvereine Balingen, Ebingen und Schöm- deren Lieferanten bevorzugten. Lebold hatte den Ver- nenverluste durch Spritzmittel bei der Obstblüte. Vor- re Bienenvölker kritisch verfolgt wird. Hinzu kamen seit berg beschlossen. ein eine Wahlperiode, also 4 Jahre, geführt. Im Rößle stand Walter hatte deshalb die Obstbauern zu einem 1970 in Süddeutschland die Meldungen über teilweise in Frommern wurde am 05. April 1964 Polizeiober- Gespräch eingeladen. Im Frühjahr des Folgejahres hielt schwer erkrankte Tannenbestände. Als Hauptursache Seither gehören vom Kreis Balingen 19 Städte, Ge- kommissar Rudolf Walter als Nachfolger von Lebold ge- Walter beim Obstbauverein in Weilstetten einen Vor- für das „Waldsterben“ wurde die Luftverunreinigung meinden und Ortsteile zum Vereinsgebiet des Be- wählt. trag über „Bienennutz und Pflanzenschutz“. Mit zwei erkannt. Nach Schätzungen stammen in Ba- zirksimkervereins Balingen. Das sind: Balingen, En- voll besetzten Omnibussen fuhren die Imker aus dem den–Württemberg im langjährigen Durchschnitt etwa dingen, Erzingen, Engstlatt, Frommern, Heselwangen, Die Tracheenmilbenseuche ist eine große Gefahr für Kreisgebiet im August 1969 zum Imker - Weltkongress 60 % des erzeugten Honigs aus dem Wald. Mit dem Ho- Ostdorf, Streichen, Weilstetten, Zillhausen, Tieringen, die Imkerei „Apimondia“ (Internationaler Verband der Bienen- nigertrag aus der Waldtracht steht und fällt in unserer Geislingen, Binsdorf, Erlaheim, Rosenfeld, Bickels- Schon während des Krieges und in den Nach- züchter) nach München. Region die Imkerei. berg, Brittheim, Isingen und Leidringen. Vorstand für kriegsjahren machte der Befall der Bienenvölker durch den Bezirksimkerverein Balingen wurde Hans Maier, die „Tracheenmilbenseuche“ den Imkern viele Jahre Wegen Sonntagsfahrverbot fällt die Herbstver- Varroamilbe erreicht den Zollernalbkreis Balingen. Angaben zu Mitglieder- und Völkerzahlen große Sorgen. Die Seuche führt zu Atembehinderung sammlung aus Die Tracheenmilbe ist seit ein paar Jahren bei den unmittelbar nach der Aufteilung des Kreisvereins und Flugunfähigkeit der Bienen. Sie wurde damals als Die Frühjahrsversammlung am 28.04.1973 fand im hiesigen Imkereien nicht mehr auffällig. Dafür wurde konnten leider nicht gefunden werden. „Bienenfeind Nr. 1“ bezeichnet. Die Wanderimker Württ. Hof in Balingen statt. Hier waren Balinger Mit- 1977 in der Bundesrepublik erstmals im Taunusgebiet durften aus den Sperrgebieten nicht auswandern. Sie glieder wohl erstmals unter sich. Dabei hatten die äl- die „Varroamilbe“, gegenwärtig das schwerste Prob- Futterzucker für Bienen ist bewirtschaftet waren dadurch stark behindert. Ab 1953 wurde die Tra- teren Mitglieder beantragt, die Herbstversammlung an lem der Bienenhaltung, entdeckt. Im Zollernalbkreis Der Bienenfutterzucker war wie schon im ersten cheenmilbe mit Räucherstreifen, die heute nicht mehr einem Sonntagnachmittag zu machen. Doch diese wurde der Parasit erstmals 1980 in Rosenfeld gefun- Weltkrieg in den Kriegs- und Nachkriegsjahren be- zugelassen sind, bekämpft. Dr. H. Sachs, Hohenheim, musste wegen der Ölkrise und dem damit verbunde- den. 1983 war die Stärke des Befalls noch unter- wirtschaftet. Die Organisation für die Belieferung der forderte 1956 alle Imker in den Sperrbezirken auf, die nen Sonntagsfahrverbot ausfallen. schiedlich. Doch 1984 wurde auch der Zollernalbkreis Vereinsmitglieder war Aufgabe des Imkervereins. Wenn Bekämpfung konsequent durchzuführen, damit die zum Beobachtungsgebiet erklärt. Seitdem hat sich die die Imker Futterzuckerhaben wollten, mussten sie nach Seuche ausgerottet würde. Trotzdem wurde im Mai Kommunale Verwaltungsreform: neue Kreis- und Milbe ständig vermehrt und weltweit ausgebreitet. Die der Ernte Honig abliefern. Das Verhältnis war drei zu 1964 in Balingen und Ostdorf die Tracheenmilben- Gemeindegrenzen Varroamilbe parasitisiert sowohl in der Bienenbrut als eins, auch zwei zu eins. Also für drei Pfund Zucker ein seuche festgestellt. 1967 ist die Milbenseuche in den Bei der Gebiets- und Verwaltungsreform der 70er- auch auf den erwachsenen Bienen und trägt massen- Pfund Honig. In der französischen Besatzungszone war Gemeinden Ostdorf, Weilstetten, Leidringen und Ro- Jahre wurde aus dem Altkreis Balingen, einem Groß- haft Viren in die Bienenvölker. Sie hat schon zu mas- die Zuckerversorgung mehr als unbefriedigend. Wenn senfeld erneut aufgetreten. teil des ehemaligen hohenzollerischen Kreises He- senhaften Völkerverlusten geführt. bei den Mitgliedern Bienenvölker verhungerten war das chingen, einzelnen Gemeinden der Kreise Sigmarin- für die Vereinsvorstände oft eine Zerreißprobe. Es gab Imkerei mit Magazinbeuten auf dem Vormarsch gen, Rottweil und Stockach der Zollernalbkreis mit ei- Die Bieneninstitute haben Behandlungsmethoden wüste Beschimpfungen und unschöne Briefe. Erst ab Bei der Frühjahrsversammlung 1967 im Adler in Tier- ner Fläche von 918 km² gebildet. Das führte zu Zu- zur Bekämpfung der Varroamilbe erarbeitet. Der Ver- 1953 besserte sich die Zuckerversorgung langsam. Es ingen hielt Imkermeister Curth von der 1963 gegrün- sammenschlüssen von Gemeinden und Städten, ver- ein versucht laufend mit Vorträgen namhafter Refe- gab erstmals Herbstzucker ohne Steuer. Das kg für 0,94 deten Landesanstalt für Bienenkunde an der Univer- änderte wiederum die Kreisgrenzen und führte zu ver- renten dazu beizutragen, dass die Imker die Milbe im DM ohne Steuer; 1,24 DM mit Steuer. Für ein Bie- sität Hohenheim ein Referat über die „Magazinimke- änderten Zuständigkeiten bei den Verwaltungen. Griff behalten. Die Imkerei ist mit der Varroamilbe zeit- nenvolk waren 5 kg Zucker steuerfrei. Nach den Be- rei“. Das sind Bienenwohnungen aus stapelbaren Kis- Landauf/landab trifft das für das gesamte Vereinsge- aufwendiger geworden. Wenn der Imker die Milbe nicht wirtschaftungsjahren wurden vom Verein Sammelbe- ten, „Zargen“, wo die Rähmchen eingehängt werden biet des Landesverbandes Württ. Imker zu. Vielerorts regelmäßig bekämpft, hat er innerhalb von 2 – 3 Jah- stellungen für Futterzucker organisiert und den Mit- und mit einem beweglichen Unterboden und Deckel wurde infolge dieser Kreis- und Gemeindereform bei ren keine Bienenvölker mehr. Trotzdem haben Imker, gliedern im Vereinsgebiet zugefahren. 1971 konnte ei- verschlossen werden. Diese neue Betriebsweise mit den den Imkervereinen eine Anpassung an die neuen Kreis- die sich an die Empfehlungen der Bieneninstitute hal- senoxidvergällter und unvergällter Bienenfutterzucker Magazinbeuten setzte sich langsam durch. Sie brachte und Gemeindegrenzen erforderlich. Leider wollte die- ten und in den Vereinen die Vorträge zur Varroabe- in unbegrenzter Menge bestellt werden. 100 kg ver- Vorteile bei der Bearbeitung und der Wanderung mit se Gebietsreform bei den Imkervereinen bisher nie- kämpfung besuchen, weniger oder gar keine Völker- gällter Zucker kosteten 70,- DM. Die gleiche Menge un- den Bienenvölkern. Man konnte feststellen, dass die mand aufgreifen. Deshalb steht die Anpassung immer verluste. Nur eine konsequente Varroadiagnose und ein vergällter Weißzucker kostete 113,90 DM. mit jungen Wissenschaftlern besetzte Landesanstalt im noch aus. angepasstes Behandlungskonzept führen zum Erfolg. Land immer mehr Einfluss auf die imkerliche Praxis Der Landesverein Südwürttemberg – Hohenzollern nahm. Der Imkerausflug 1968 führte u. a. zur Imker- Verarmung der Blütenwelt – Waldsterben durch Luft- 1985 wurde ein gutes Honigjahr. Neue Sorgen be- tagte zweimal in Balingen schule in Hohenheim. Das Interesse galt der „Ideal- verschmutzung reitete der Reaktorunfall am 26.04.1986 in Tscherno- Für den Verein war es eine Besonderheit, dass der Großraumbeute“ und der „Ideal – Biene“, die von Prof. Die intensiviere und mechanisierte Bewirtschaf- byl (Russland): „Wie wirken sich die bei uns festge- Landesverein am 29.12.1948 im Schwefelbad in Ba- Die Bienenstöcke werden kontrolliert. Foto:Privat stellten Strahlen auf die Honigqualität aus?“ Glückli- lingen eine Imkertagung abhielt. Der Chronist be- cherweise zeigten die Untersuchungen in unserer Re- richtet von einem wahrscheinlich „einmaligen Ereig- gion von Blütenhonig keine überhöhten Werte. nis“. Die meisten Vertreter aus den 66 Vereinen in Süd- schlossen werden konnte nichts. Der Ebinger Be- Balinger und Ebinger Imkerverein arbeiten zusam- württemberg - Hohenzollern waren gekommen. Bei der zirksimkerverein rettete aber dann die Ehre und erin- men Mitgliederverwaltung über EDV Tagung wurde vom Vertreter des Landwirtschaftsmi- nerte im Rahmen des landwirtschaftlichen Kreisfestes Nach der Trennung des Kreisimkervereins haben der In der Sitzung vom 14.02.1987 beschließt der Vor- nisteriums das Genossenschaftswesen vorgestellt. Die in Ebingen am 20. / 21. September 1952 an das Jubi- Balinger und der Ebinger Bezirksverein viele Jahre zu- stand und Ausschuss, dass sich der Bezirksimkerver- Vertreter der Ortsvereine haben die Gründung einer läum. Acht Imker des Ebinger Vereins stellten in einer sammengearbeitet. Die Frühjahrs- und Herbstver- ein Balingen zum nächstmöglichen Termin der vom Imkergenossenschaft als verfrüht abgelehnt. Am schön aufgebauten Ausstellung Erzeugnisse und sammlungen waren abwechselnd im oberen und un- Landesverband angestrebten EDV-Umstellung an- 19.03.1950 tagte der Landesverein südwürttembergi- Zuchtgeräte von der Imkerei aus. Vom Bezirksverein teren Bezirk. So konnte zweimal im Jahr ein Referent schließt, worunter auch das Einzugsverfahren des Ver- scher Imker nochmals in Balingen. Diesmal im Hotel Balingen wurden 16 Mitglieder für 40-jährige und 21 vom Landesverband kommen. Zum Besuch der Ver- einsbeitrages fällt. Post. Mitglieder für 25-jährige Vereinszugehörigkeit geehrt. sammlungen wurden eine Zeit lang extra Omnibusli- Außer den Jubilaren sah man nur wenige Mitglieder nien eingesetzt. Rudolf Walter wird Vorsitzender vom Wahlkreis 7 und Honig ist ein wertvolles Lebensmittel. 1949 muss- vom Bezirksverein Balingen beim Kreisfest in Ebin- Mitglied im Landesvorstand ten die Imker vom Kreis Balingen zur Versorgung der gen. Bei der Herbstversammlung 1954 im Eintrachtsaal Am 20.02.1988 wird Rudolf Walter vom Landesver- Krankenhäuser 390 kg Honig abliefern. Das Ernäh- in Ebingen wurden Bienenverluste durch die „Maikä- band zum Vorsitzenden des Wahlkreises 7 gewählt. Da- rungsamt rechnete diese Menge als Ausgleich für die Süd- und Nordwürttembergische Landesvereine bil- fer – Bekämpfungsaktion“ und in Tailfingen ein „sehr mit ist Walter Mitglied im Landesvorstand Württem- Lieferung von Bienenfutterzucker an. Für das Pfund den einen Landesverband krasser Gewaltakt mit Unkrautspritzen“ beklagt. Re- bergischer Imker e.V. Zum Wahlkreis 7 gehören 15 Be- Honig bezahlte die Kreispflege DM 2,50. Weil das zu we- In Sigmaringen hat die Vertreterversammlung des ferent Hinderhofer, 2. Vorsitzender vom Landesver- zirksimkervereine in den Landkreisen Reutlingen, Sig- nig war, zahlte der Verein seinen Mitgliedern als Aus- Landesvereins am 27.04.1952 den Zusammenschluss band, befürchtete damals, dass die moderne Ratio- maringen, Tübingen und Zollernalbkreis. Stellvertre- gleich noch 1,00 DM dazu. Die Ablieferungsmenge ver- der Nord- und Südwürttembergischen Imker-Lan- nalisierung der Landwirtschaft in der Lage wäre, der ter ist der Vorstand vom BV Schömberg, Guido Klai- teilte sich auf den Balinger Verein mit 200 kg, den Ebin- desvereine beschlossen. Damit wurde der „Landes- Imkerei den Todesstoß zu versetzen. Zur Besichtigung ber aus Schörzingen. ger mit 115 kg und den Schömberger Verein mit 75 kg. verband Württembergischer Imker e.V.“ gebildet. von Hohenheim und der 1954 eingerichteten Imker- schule fuhren am 15.06.1956 vier Omnibusse mit 140 Neueintrag ins Vereinsregister Nach dem Krieg fand am Wochenende Kreisvorsitzender Louis Leonhardt, Laufen, wird Imkern nach Stuttgart. Wegen der Eintragung in das Vereinsregister wurde 30.09./01.10.1950 in Balingen das erste landwirt- „Ehren – Imkermeister“ des DIB am 26.03.1988 in der Stadiongaststätte in Balingen ei- schaftliche Kreisfest statt. In drei Gruppen beteiligte Der Deutsche Imkerbund hat am 12.04.1953 bei der Vorstandswechsel: auf Hans Maier folgt Karl Lebold ne neue Satzung beschlossen. Mit dieser neuen Sat- sich der Kreisverein der Imker an dem Fest. Leonhard, Landesverbandsversammlung in Feuerbach den Kreis- Hans Maier, Balingen, war vom Juli 1947 bis April zung konnte der Verein nach der zwangweisen Lö- Laufen, war mit einem Festwagen dabei. Maier, Ba- vorsitzenden Louis Leonhardt, Laufen, für sein lang- 1960 Vorsitzender. Er wurde durch Oberlehrer Karl Le- schung vom 19.07.1935 am 27.06.1988 wieder als „Be- lingen, und Hoch und Mildenberger, Dotternhausen – jähriges, herausragendes und verdienstvolles Wirken bold aus Weilstetten abgelöst. Der 1961 in Stuttgart ge- zirksimkerverein Balingen e.V.“ unter der Nummer 377 Dormettingen, hatten Imkereigeräte und Honig aus- für die Bienenzucht zum „Ehren – Imkermeister“ er- gründeten Imkergenossenschaft sind vom Balinger in das Vereinsregister eingetragen werden. 24 Jahre gestellt. nannt. Bei der Herbstversammlung 1953 hielt Ober- Verein 28 Mitglieder beigetreten. später folgte am 11.02.2012 eine neue Satzung, womit lehrer Willhelm Möbus vom Landesverband einen Vor- die Namensänderung in „Imkerverein Balingen | Geis- Der Verein wird 75 Jahre alt – für eine Jubiläums- trag über das Wandern mit Bienenvölkern. Anfangs Vorstand Karl Lebold hatte im Herbst 1963 lingen | Rosenfeld e.V.“ verbunden ist. Damit sollen sich feier gibt es wenig Interesse wurden die Bienenvölker mit dem Leiterwagen trans- zusammen mit den Vorstandsmitgliedern Johannes die Imker/innen aus dem Räumen Geislingen und Ro- Weil für die Imker 1951 das 75-jährige Vereinsjubi- portiert, dann kam die Zeit mit modernen Wander- Moll, Günther Vögele und Rudolf Walter an 8 Aben- senfeld deutlicher in die Vereinsgemeinschaft einge- läum anstand, hatte Kreisvorstand Louis Leonhardt für wagen bis zum Lastwagen. Möbus sah die Wanderung den in den Kreisgemeinden die Imker besucht, um bunden fühlen. Die neue Satzung wurde modernisiert. den 04.11.1951 eine Kreisausschusssitzung der Bezir- in Trachtgebiete bienenwirtschaftlich notwendig. Seit in Versammlungen mit den Imkern Kontakt zu be- ke Balingen, Ebingen und Schömberg einberufen. Es Kriegsbeginn 1939 gab es im Herbst 1953 bei der Im- kommen und Tagesfragen zu besprechen. Dabei Versuchsimkerei für wesensgemäße Bienenhaltung kam nur knapp die Hälfte der Ausschussmitglieder. Das kerversammlung nach 14 Jahren erstmals wieder eine wurden Fachfilme gezeigt, die manche Anregungen als Mitglied aufgenommen wurde als Desinteresse gewertet. Beraten und be- Gratisverlosung. gaben. Imker brauchen ein gutes Auge. Foto:Privat Bei der Vorstandsitzung am 30.08.1988 wurde der Seite 2055 Heimatkundliche Blätter September 2017

Aufnahmeantrag von der „Vereinigung für wesensge- Faulbrut auf 10 Bienenständen im Raum Balingen Andreas Gmoser, Geislingen, 12,5 kg). mäße Bienenhaltung e.V.“, Rosenfeld, als Mitglied beim In Ostdorf mussten 1991 wegen dem Ausbruch der BV Balingen beraten und beschlossen. Ab 01.01.1990 „amerikanischen Faulbrut“ auf einem Stand 18 Bie- Wahlkreisvorsitz an Guido Klaiber weitergereicht wurde die Versuchsimkerei im Rosenfelder Tal als Mit- nenvölker und einige Ableger (Jungvölker) abgetötet Am 25.01.1992 gab Rudolf Walter den Wahlkreis- glied aufgenommen. Für die Jahre 1988 bis 1992 gab werden. Bei Untersuchungen wurde auf weiteren 9 Bie- vorsitz an Guido Klaiber, Schörzingen, ab. Walter es vom Land für die gemeldeten Bienenvölker eine Be- nenständen die Faulbrut festgestellt. (Balingen 3; Geis- Hengsteler stellte als Kassenprüfer fest: „Der Vor- stäubungsprämie von 5,00 DM pro Volk. Als Beauf- lingen 1; Engstlatt 1; Ostdorf 5). Bei der Versammlung standschaft kann eine sparsame, nahe zu „Geiz“ nei- tragter für Bienenweide, Umwelt- und Naturschutz, am 16.11.1991 in der Brücke in Endingen hielt Dr. Frank gende Vereinsführung bestätigt werden“. Die Imkerei wurde Dr. Eberhard Müller, Rosenfeld, gewählt. Am Neumann,Aulendorf,einenVortragüber„Faulbrutund Fischermühle hatte ein Imkereibetriebshaus gebaut. 31.03.1990 referierte Dr. Werner Ludwig vom Land- andere Bienenkrankheiten“. Der BV Balingen besichtigte diese neue Einrichtung am ratsamt über das Thema „Naturschutz und Imkerei“. 18.07.1992 mit 50 Personen. Das Jahr 1992 stand beim Ehrenurkunde und Zinnbecher für langjährige Vor- BV Balingen im Zeichen der Faulbrutbekämpfung. Erst Jahrgang 64 30. September 2017 Nr. 9 Pflanzaktionen am Geischberg in Erzingen und im standsmitglieder im Juni 1994 konnten die Sperrbezirke aufgehoben Rosenfelder Tal Bei der Versammlung am 09.03.1992 im Gasthaus werden. Im Januar 1991 haben 20 Männer an zwei Samsta- Brücke in Endingen fanden Neuwahlen statt. Rudolf gen am Geischberg in Erzingen 800 Bienenweide- Walter wurde als 1. Vorsitzender wiedergewählt. Wil- Nach 31 Jahren gab Rudolf Walter den Vorsitz an Wil- pflanzen gesetzt. Es war eine gemeinsame Aktion vom helm Nickol löste Stefan Dreher als 2. Vorsitzender ab. helm Nickol weiter Obst- und Gartenbauverein Erzingen, dem Balinger Dreher war 20 Jahre 2. Vorsitzender. Kassier wurde Hel- Bei der Hauptversammlung am 28.01.1995 gab Ru- Imkerverein und dem Landratsamt. Im Herbst 1991 mut Weinmann. Weinmann wurde Nachfolger von dolf Walter nach 31 Jahren aus gesundheitlichen Grün- wurde bei der Fischermühle im Rosenfelder Tal eine Walter Bühler. Bühler war 19 Jahre Kassier. Mit Wolf- den als erster Vorsitzender das Amt ab. Nachfolger wur- solche Pflanzaktion mit 35 Freiwilligen durchgeführt. gang Gess wurde auch ein neuer Schriftführer ge- de Wilhelm Nickol, Rosenfeld, der bisherige zweite Vor- Veranstalter war der BV Balingen mit dem Bund für Na- wählt. Gess löste Günther Zeiss ab. Zeiss war 16 Jahre sitzende. Im Sommer 1999 hatte der Imkerverein Ba- tur- und Umweltschutz. Die Leitung hatte der Bie- lang Schriftführer. Die ausscheidenden Vorstands- lingen in Zusammenarbeit mit der Stadt zehn Wo- nenweideobmann Dr. Eberhard Müller. Die Aktion war mitglieder erhielten eine Ehrenurkunde und einen chen die Wanderausstellung „Faszinierende Bienen- vorbereitet durch eine Vortragsreihe: „Bedeutung der Zinnbecher. welt“ vom Deutschen Imkerbund in der Zehntscheuer Wildbienen im Naturhaushalt“ mit Dr. Klaus West- in Balingen präsentiert. Über 5.000 Besucher konnten rich; „Bereicherung der Fauna durch Bienenweide- Honigspende für Kinderkrankenhäuser in St. Pe- registriert werden, viele davon haben Führungen in An- pflanzen“ mit Dr. Marianne Bauer und „Sicherung ei- tersburg und Moskau spruch genommen, darunter auch einige Schulklas- ner intakten Naturlandschaft“ mit Dr. Werner Ludwig. Mitglieder vom BV Balingen spendeten 112,5 kg Ho- sen. Eine Studienreise führte vom 30.08. bis 03.09.2001 Gepflanzt wurden über 400 Bäume und Büsche von nig für russische Kinderkrankenhäuser in St. Peters- für 40 Teilnehmer in das Zentrum der Südheide, wo 25 verschiedenen Arten. burg und Moskau. (BV Balingen 50 kg; Siegfried Blu- u.a. das Bieneninstitut in Celle und eine Korbimkerei menschein, Geislingen, 25 kg; Fischermühle 25 kg und besucht wurden. (Fortsetzung folgt) Veranstaltungen und Exkursionen Das Programm der Heimatlichen Vereinigung für Oktober und November

OKTOBER Eintritt frei. Mittwoch, 25. Oktober 2017: Filmabend mit Doro- thea Reuter, M.A.: „Querbeet“. Filme aus Albstadt vor Donnerstag, 30. November 2017: Jahresrückblick Samstag, 14. Oktober 2017: Tagesexkursion mit Mo- und nach 1975. 2017 und Ausblick 2018 mit Dr. Andreas Zekorn. Vor- nika Medel: Deutschordensstadt Neckarsulm, Süd- Die Heimatkundliche Vereinigung Zollernalb und trag (zusammen mit dem AK „Wüste“ Balingen) mit zucker-Werk in Offenau. das Stadtarchiv Albstadt veranstalten wieder einen Dr. Michael Walther: Unternehmen „Wüste“: Das Die Fahrt ins nördliche Neckarbecken hat zwei Filmabend. Das Stadtarchiv zeigt bewegte Bilder aus Netzwerk der Täter. 18 Uhr, Balingen, Landratsamt Schwerpunkte: Die Altstadt Neckarsulms wurde ge- den verschiedenen Teilorten Albstadts und aus ver- Zollernalbkreis (Sitzungssaal), Hirschbergstr. 29, prägt von den Bauten der kunstsinnigen Deutschor- schiedenen Zeiten (1930er bis 1980er Jahre). Wie fuhr Eintritt frei. densritter, welchen die Stadt jahrhundertelang un- man früher Ski? Wann gab es noch Pferdefuhrwerke? terstanden. Trotz Industrialisierung und Kriegszer- Wie sahen früher die Fußballtrikots aus? Wie wurde in störung sind in der Innenstadt Zeugnisse dieser Zeit be- den früheren Fabriken gearbeitet? Wie wurde gefeiert? wahrt geblieben. Eine Führung zeigt uns die schöns- Vergangene Zeiten werden in den alten Filmen zum Le- STAMMTISCHE ten Gebäude, Glanzpunkt ist das wiederhergestellte ben erweckt. Sie lassen einen schmunzeln, aber auch Deutschordensschloss. Die Südzucker AG ist der größ- nachdenklich werden. Gehen Sie mit auf eine Zeitrei- te Zuckerproduzent weltweit, ihr Werk in Offenau ist se. 19.30 Uhr. Albstadt-Onstmettingen. Gemeindesaal Jeweils am ersten Mittwoch eines Monats trifft sich das einzige in Baden-Württemberg. Während der der katholischen Kirchengemeinde St. Maria, Johan- unter der Leitung von Dr. Peter Th. Lang der Ebinger „Kampagne“ werden auf dem ausgedehnten Areal Un- nes-Raster-Str. 7. Eintritt frei. Stammtisch um 15 Uhr im Café Wildt-Abt, Sonnenstr. Das Lamm in Lautlingen in den 1950er-Jahren. Foto: Archiv Jenter mengen von Zuckerrüben verarbeitet. Nach Informa- 67, 72458 Albstadt-Ebingen: Tel.: 07431 4188. tionen über den Zuckerrübenanbau und das Werk er- leben wir bei einer Führung anschaulich wie aus den Anmeldung zu den Veranstaltungen über den Ge- angelieferten Rüben Zuckerlösung gewonnen, von NOVEMBER schäftsführer Hans Schöller, Johann-Strauß-Str. 4, Fremdstoffen befreit und wie daraus nach einem mehr- 72461 Albstadt, Telefon 07432-6807. Email: anfra- stufigen Prozess schneeweißer Kristallzucker wird. Bit- [email protected] oder Einblicke in die 140-jährige te bei der Kleidung beachten: Wir wechseln zwischen Sonntag, 5. November 2017: Ausstellungsführung mit [email protected] sowie über unsere Home- kühlem Außengelände und sehr warmen Innenräu- Dr. Veronika Mertens: MENSCHENSOHN, ECCE HO- page www.heimatkundliche–vereinigung.de. men. Busfahrt. Albstadt-Ebingen, Busbahnhof, 7 Uhr. MO, CRUCIFIXUS: Christusbilder im 20. Jahrhun- Balingen, 7.30 Uhr an der Stadthalle. Umlage 35 Euro dert. Ausstellung zum 500. Jahrestag der Reforma- Bei allen Veranstaltungen sind Gäste jederzeit will- Vereinsgeschichte der Bienenzüchter für Fahrt, Eintritte und Führungen. tion. kommen. Im Zentrum der Ausstellung mit Christusbildern aus der Sammlung des Kunstmuseums Albstadt stehen be- Der Imkerverein Balingen-Geislingen-Rosenfeld schaut zurück - Von Alfred Jenter (Teil 2) deutende Werkgruppen von Karl Caspar, Otto Dix und Christian Landenberger, in denen – auch konfessions- Herausgegeben von der und zeitgeschichtlich bedingt – sehr unterschiedliche Heimatkundlichen Vereinigung DER VEREIN NACH DEM ZWEITEN schädigung, die am 19.10.1947 vom Verein in der Gast- künstlerische Zugänge zur Person Jesu anschaulich Zollernalb WELTKRIEG Im Juli 1946 wurde aus dem Kreisgebiet die Ablie- stätte Gambrinus in Balingen ausbezahlt wurde. Ein Die Autoren dieser Ausgabe werden. Darüber hinaus stehen Passionszyklen von ferung von 500 Bienenvölkern samt Bienenwohnung Volk der Klasse I wurde mit 48 Reichsmark; Völker der Hans Fähnle, Wilhelm Geyer, HAP Grieshaber und Vorsitzender: und Bienenfutter als „Reparationsbienenvölker“ nach Klasse II mit 18 und für Klasse III wurden 8 Reichs- Günter Schöllkopf sowie graphische Einzelblätter von Dr. Andreas Zekorn, Landratsamt Zollernalbkreis, Der Krieg ist aus – das Vereinsgebiet gehört zur fran- Frankreich verlangt. Die Reparationsvölker wurden im mark bezahlt. Ein kg Reinwachs brachte vier Mark und rund 30 weiteren Künstlern im Blickpunkt, darunter 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 92 11 45 zösischen Besatzungszone November 1946 in Balingen in 4 Waggons verladen. Im- ein kg Altwachs eine Mark. In Zillhausen wurde im Au- Werke von Max Ackermann, Max Beckmann, Fried- Mit dem Einmarsch französischer Truppen im Kreis ker, die ihrer Ablieferungspflicht nicht nachkamen, gust 1947 auf drei Ständen die bösartige Faulbrut fest- Alfred Jenter rich Dürrenmatt, Werner Gilles, Karl Friedrich Gotsch, Geschäftsführung: Balingen endeten in unserer Region im April 1945 der mussten sich in Rottweil verantworten. Sie wurden be- gestellt. Schwalbenstraße 4 Gottfried Graf, Otto Lange, Friedemann Hahn, Oskar Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, zweite Weltkrieg und damit das Dritte Reich. Wir ge- straft und mussten nachliefern. Als weitere Auflage für 72336 Balingen Kokoschka, Michael Morgner, Wilhelm Morgner, Ed- 72461 Albstadt, hörten zur französischen Besatzungszone. Das Ver- die Imker des Kreises kam am 25. November 1946 die Die von der Militärregierung angeordnete Auftei- win Scharff, Fritz Steisslinger und Hermann Stenner. Telefon (0 74 32) 68 07 einsleben musste neu aufgebaut werden. Im Dezem- Ablieferung von 180 kg Wachs. Für die Mitglieder und lung des Kreisvereins wird vollzogen 15 Uhr, Albstadt-Ebingen, Kunstmuseum Albstadt, Kir- E-Mail: [email protected] ber 1945 forderte die französische Militärregierung ei- den Verein war die Abgabe der Bienenvölker ein schwe- Zur Aufteilung des im Kreis Balingen auf 47 Ge- chengraben 11, Eintritt frei. ne Neuorganisation der Bienenzüchter. In den 47 Ge- rer Aderlass. meinden verteilten Bezirksimkervereins waren mit dem Redaktion: meinden des Kreises Balingen hatte der Bezirksim- französischen Gouverneur mehrere Abstimmungsge- Mittwoch, 15. November 2017: Ausstellungsführung Daniel Seeburger, Grünewaldstraße 15, kerverein 423 Mitglieder. Die Militärregierung ver- Im Winter 1946/47 gingen zudem rund 70 % der Bie- spräche und Schreiben notwendig. Der Verein musste mit Dr. Andreas Zekorn: Evangelisch in Hohenzol- 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 2 66-1 53 langte deshalb eine Teilung des Kreisvereins in drei nenvölker verloren. Für die nach Frankreich abgelie- 5 Imker, die nicht Mitglied in der NSDAP waren, nam- lern. 19 Uhr Balingen, Rathausgalerie, Färberstr. 2, Gruppen. ferten Bienenvölker und das Wachs gab es eine Ent- haft machen. Die neue Satzung musste von der Mili- Seite 2059 Heimatkundliche Blätter Oktober 2017

Es fanden sich 76 Teilnehmer, denen in den Som- de und den Imkern in der Region Trachtergebnisse an- mütslage vieler Imker zusammenfasst, schließen. mermonaten imkerliches Grundwissen vermittelt wer- zeigt. Im Oktober 2012 folgten vereinseigene „Bie- den konnte. Beim Imkertag in Endingen im No- nen auf dem Dach des Landratsamtes vom Zol- vember 2006 erhielten sie ihre Urkunde. Doch nicht al- lernalbkreis“. Dank von Förderern konnte dazu eine Vi- Imkers Glück und Friede (8) le wurden gleich Mitglied in einem der 4 Vereine; an- deokamera eingerichtet werden und kann neben dem dere waren schon Mitglied und haben die Ausbil- täglichen Abruf von Wetter- und Trachtdaten aus Ba- AbseitsvomWeltgetriebe,vomArbeitslärmundTand dung gerne in Anspruch genommen. Der Balinger Ver- lingen auch weltweit der tägliche Bienenflug beob- umfängt den Imker Friede weilt er im Bienenstand. ein führt seitdem regelmäßig Nachwuchsschulungen achtet werden (www.honigboerse.de). durch, die langsam zur Erholung und Steigerung der In diesem Wundergarten, den `s Bienlein ihm Mitgliederzahlen führen, so dass sich diese wieder der Der Vereinsname wurde, wie schon erwähnt, 2012 gebaut 200er Marke nähern. in „Imkerverein Balingen | Geislingen | Rosenfeld e.V.“ vergisst er all des Harten, geändert. Seitdem gibt es ein neues Logo. vor dem ihm draußen graut. Vorstandswechsel: Friedrich Scholte-Reh löst Paul Jahrgang 64 31. Oktober 2017 Nr. 10 Stickel ab Unter „www.honigboerse.de“ hat der Verein eine ei- Hier nimmt der Bienen Treiben sein ganzes Herz in In den letzten Jahren konnte das Vorstandsteam ver- gene Homepage im Internet, auf die rund um die Uhr Bann, jüngt werden. Seit 01. Februar 2009 führt Friedrich auf die Vereinsinformationen zugegriffen werden kann. dass er die reinen Freuden niemals vergessen kann. Scholte-Reh den Imkerverein. Mit Scholte-Reh hat der Mit Scholte-Reh als Vorstand wurde es möglich, dass Verein einen agilen, vorwärts strebenden Vorstand. Auf der Imkerverein Balingen | Geislingen | Rosenfeld e.V. Initiative des Imkervereins Balingen konnte 2008, auch erstmals in seiner Geschichte am 16./17. April 2016 in Quellen: Ausschnitte aus den Vereinsprotokollen vor dem Hintergrund des Skandals im Rheintal, der Bie- der Turn- und Festhalle in Rosenfeld den Württ. Im- 1876 - 2016; nenschutzausschuss im Zollkernalbkreis wieder ak- kertag ausrichten und dabei sein 140-jähriges Ver- Zeitungsberichte; nachfolgend weitere Hinweise zu tiviert werden. Die Satzung von 1988 wurde 2010 über- einsjubiläum feiern konnte. Bei der Jubiläumsver- Fundstellen: Nicolas, Henri und Jeanne Schmit arbeitet und angepasst. Bei der Pflanzaktion auf der re- anstaltung in Rosenfeld haben sich 14 Vereinsmit- (1 + 2) Oberamtsbeschreibung Balingen von 1880, kultivierten Erddeponie „Schlackenhalde“ hat der Ver- glieder an der Honigprämierung des Landesverban- Seite 276 u. 547. ein mitgewirkt und konnte dort 2011/12 einen Bie- des beteiligt. Von den 15 eingereichten Losen wur- (3) Bienenpflege 1927, Seite 151 im Archiv beim Lan- nenlehrpfad anlegen. Damit sollen die „Bienen, ihre den 13 mit Gold und zwei mit Silber ausgezeichnet. desverband. Geschichte einer Familie im Widerstand Bestäubungsleistung, der Honig und der Nutzen für Ein Zeichen, dass heimischer Honig von hoher Qua- (4) Festschr. Landw. Bez.-Fest Ebingen 1927, S. 35 unsere Landschaft“ der Bevölkerung näher gebracht lität ist und die Vereinsimker ihr Handwerk verste- u. 36, Stadtarchiv Albstadt, Reg. 4/760. werden. hen. (5) Volksfreund Balingen v. 26.09.1927. Am 10. Mai 1940, marschiert die Deutsche Wehrmacht in Luxemburg ein. (6) „Der Wille“ nat.-soz. Kreisamtsblatt v. 14.01.1936. Bienenflug und Trachtergebnisse täglich vom Dach Die sachliche Darstellung der Entwicklung der Im- (7) Kreisarchiv Zollernalbkreis, Bestand ZAK 3/781 Von Gertrud Graf und Eugen Michelberger, Initiative Gedenkstätte Eckerwald des Landratsamtes kerei im Zollernalbkreis in knapp eineinhalb Hun- Bd. 2, Nr. 158. 2010 schaffte der Verein eine vollelektronische Bie- dert Jahren soll mit einem Gedicht von dem er- (8) Aus Lebenserinnerungen v. 1935 v. Jakob Elsä- Nicolas Schmit und sein Bruder Henri widersetzen nenstockwaage an, die sofort Online geschaltet wur- wähnten Volksschullehrer Jakob Elsäßer, das die Ge- ßer, Privatsammlung. sich von Anfang an den Maßnahmen zur sogenannten „Germanisierung“ Luxemburgs. Sie werden Mitglied der LPL, Luxemburger Patriote Liga. Das ist eine Wi- derstandsgruppe, die 1940 von dem Studenten Ray- mond Petit gegründet wird. Die Mitglieder beschaffen politische und wirtschaftliche Informationen für die Alliierten, bauen Fluchtrouten nach Frankreich und Veranstaltungen und Exkursionen Belgienauf.SieverfassenundverteiltenFlugblätter,die über das Referendum aufklären, das die deutschen Be- Das Programm der Heimatkundlichen Vereinigung für November satzer durchführen wollen. Nicolas und Henry gehen ein hohes Risiko ein. Sie werden verhaftet. Auch ihre NOVEMBER Mittwoch, 15. November 2017: Führung durch die flechtung zentraler Akteure des Unternehmens „Wüs- Familien sind von Strafmaßnahmen betroffen. Von Wanderausstellung „Evangelisch in Hohenzollern“ te“ mit zwei der größten deutschen Rüstungskonzer- 1941 bis 1945 durchleiden die Brüder verschiedene mit Dr. Andreas Zekorn. ne, der IG Farben und der Reichswerke AG „Hermann Konzen-trationslager. Schließlich treffen sie im „Wüs- Sonntag, 5. November 2017: Ausstellungsführung mit Das 500-jährige Reformationsjubiläum ist für den Göring“. Der Vortrag beleuchtet die Verflechtungen der te“- Lager Schömberg aufeinander und im April 1945 Dr. Veronika Mertens: MENSCHENSOHN, ECCE HO- Evangelischen Kirchenbezirk Balingen und das Staats- handelnden Personen auf der Reichs- aber auch auf werden sie auf den Todesmarsch gezwungen, dem sie MO, CRUCIFIXUS: Christusbilder im 20. Jahrhun- archiv Sigmaringen Anlass, an eine Besonderheit evan- der regionalen Ebene und gibt einen ersten Einblick anverschiedenenOrtenentkommen. dert. Ausstellung zum 500. Jahrestag der Reforma- gelischen kirchlichen Lebens im deutschen Südwes- in das Netzwerk der Täter. 18.00 Uhr, Balingen, Land- NicolasSchmit,kommtam1.Februar1914inOspern tion. ten zu erinnern: Bis 1950 bildeten die fünf evangeli- ratsamt Zollernalbkreis (Sitzungssaal), Hirschbergstr. in Luxemburg zur Welt. Fünf Jahre später, am 2. Sep- Im Zentrum der Ausstellung mit Christusbildern aus schen Kirchengemeinden Hohenzollerns einen selb- 29, Eintritt frei. tember 1919, wird sein Bruder Henri geboren. Nach der der Sammlung des Kunstmuseums Albstadt stehen be- ständigen Kirchenbezirk innerhalb der Kirche der alt- Schule entscheidet sich Nicolas für eine Ausbildung in deutende Werkgruppen von Karl Caspar, Otto Dix und preußischen Union. Unter dem Titel „Evangelisch in der Verwaltung und erhält danach eine Stelle als Be- Christian Landenberger, in denen – auch konfessions- Hohenzollern“ zeigt eine Wanderausstellung die Ge- STAMMTISCHE amter in der Passstelle des Außenministeriums. Er hei- Im Konzentrationslager Wüste, Schömberg (von rechts) Charles Hausemer, Joseph Schilz, Jean und zeitgeschichtlich bedingt – sehr unterschiedliche schichte der Protestanten und ihrer kirchlichen Or- ratet Jeanne Pierret (geb. 1917). Aus der Ehe gehen drei Pansin und Nicolas Schmit. Foto: DIE WARTE Nr.12/1729 künstlerische Zugänge zur Person Jesu anschaulich ganisation in Hohenzollern von den Anfängen bis zur Jeweils am 1. Mittwoch eines Monats trifft sich un- Kinder hervor: Monique, Robert und Marc. - Nach dem werden. Darüber hinaus stehen Passionszyklen von Eingliederung der fünf hohenzollerischen Kirchenge- ter der Leitung von Dr. Peter Th. Lang der Ebinger Krieg schließen sich Nicolas und Henri der LPPD an Hans Fähnle, Wilhelm Geyer, HAP Grieshaber und meinden Dettingen, Gammertingen, Haigerloch, He- Stammtisch um 15.00 Uhr im Café Wildt-Abt, Son- (Liga der luxemburger politischen Gefangenen und Evakuierungsmarsch: ab 17.04.1945 von Schöm- 2.8.1999). Robert Schmit bestätigt am 17. März 2017, Günter Schöllkopf sowie graphische Einzelblätter von chingen und Sigmaringen in die Evangelische Lan- nenstr. 67, 72458 Albstadt-Ebingen: Tel.: 07431 4188. Deportierten). Nicolas nimmt seine Arbeit im Außen- dass die Schwester seiner Mutter, Loul Pierret, einen rund 30 weiteren Künstlern im Blickpunkt, darunter deskirche in Württemberg. Die Ausstellung wird bis berg aus über Deilingen, Beuron, Pfullendorf, Ostrach, ministerium wieder auf. 1955 wechselt er in die Privat- Altshausen, Aulendorf, Waldsee, Wurzach, Treherz, wichtigen Anteil daran hatte, dass die dreijährige Mo- Werke von Max Ackermann, Max Beckmann, Fried- 25.11.2017 in der Rathausgalerie Balingen gezeigt. Anmeldung zu den Veranstaltungen über den Ge- industrie. Henri aber erholt sich nicht mehr von den nique noch im letzten Moment vor der Zwangsum- rich Dürrenmatt, Werner Gilles, Karl Friedrich Gotsch, Kreisarchivar Dr. Andreas Zekorn wird bei seiner Füh- schäftsführer Hans Schöller, Johann-Strauß-Str. 4, Aitrach, Kronburg, Grönenbach, in die Gegend von Folgen der KZ Haft. Er stirbt am 27. Dezember 1957 und Kempten. Für einige Gruppen endet der Gewaltmarsch siedlung gerettet wurde. Loul Pierret war damals als Gottfried Graf, Otto Lange, Friedemann Hahn, Oskar rung durch die Ausstellung besondere Aspekte her- 72461 Albstadt, Telefon 07432-6807. Email: anfra- wird in Mondorf les Bains begraben. Nicolas erreicht Übersetzerin für das italienische Konsulat in Luxem- Kokoschka, Michael Morgner, Wilhelm Morgner, Ed- vorheben und erläutern, beispielsweise die „katholi- [email protected] oder hans@an- erstanderTirolerGrenzebeiScharnitz. ein hohes Alter und stirbt am 16. November 2003. Er burg tätig. Sie hatte Beziehungen zum italienischen win Scharff, Fritz Steisslinger und Hermann Stenner. schen Pietesten“, die es in der ersten Hälfte des 19. Jahr- dreasschoeller.de sowie über unsere Homepage wirdinLuxemburgHöllerichbeigesetzt. Botschafter. 15.00 Uhr, Albstadt-Ebingen, Kunstmuseum Alb- hunderts in Bietenhausen und Höfendorf gab. Auch www.heimatkundliche–vereinigung.de. FluchtvomTodesmarsch: Nicolas entkommt am Nach der Verhaftung von Nicolas Schmit und der stadt, Kirchengraben 11, Eintritt frei. auf die evangelische Kirche im Dritten Reich wird ein- 23.04.1945 bei Kempten, Henri zögert, bleibt in der Ko- Umsiedlung von Jeanne Schmit-Pierret räumen die NS DieVerhaftungundihreFolgen: zugehen sein. So war der evangelische Stadtpfarrer von Bei allen Veranstaltungen sind Gäste jederzeit herz- lonne, flieht erst bei Stötten (oder Stetten?), 35 km nach Behörden die Dienstwohnung der Familie Schmit in Am 28.11.1941 erfolgt die erste Verhaftung von Ni- Hechingen, Peter Katz, ein Judenchrist, der zwangs- lich willkommen. Kempten Luxemburg-Stadt. Die Kinder kommen zu den Großel- colas Schmit. Vom 29.11.1941 – 03.12.1941 wird im Ge- weise in den Ruhestand geschickt wurde. 19.00 Uhr Ba- RückkehrnachLuxemburg tern Marguerite und Dominique Pierret nach Holle- fängnis Luxemburg Grund festgehalten und verhört. lingen, Rathausgalerie, Färberstr. 2, Eintritt frei. undWiederbegegnung: 08.05.1945 rich. Die Schwestern Sim und Loul Pierret sowie deren Nächste Station ist das KZ Hinzert: 03.12.1941 – Bruder Robert Pierret kümmern sich mit den Großel- 28.06.1942. Danach kommt er für kurze Zeit noch ein- Donnerstag, 30. November 2017: Jahresrückblick Herausgegeben von der ternumdieKinder. mal in Freiheit. Die erneute Verhaftung geschieht am 2017 und Ausblick 2018 mit Dr. Andreas Zekorn. Vor- Heimatkundlichen Vereinigung SituationderFamilie:ZweiWochennachderVerhaftungihresMannes,am Jeanne Schmit-Pierret wird mit anderen luxembur- 24.09.1942. Nicolas erhält die Häftlingsnummer: 2330. trag (zusammen mit dem AK „Wüste“ Balingen) mit Zollernalb Morgen des 7. Oktober 1943, um 5.00 Uhr morgens, gischen Frauen und Kindern nach Wartha, in das Um- Sein Leidensweg führt durch die Lager: Hinzert, Stapo Die Autoren dieser Ausgabe Dr. Michael Walther: Unternehmen „Wüste“: Das dringt die Gestapo in die Wohnung von Jeanne Schmit- siedlungslager 90 gebracht. Wartha liegt in Nieder- Trier, Natzweiler, Schömberg, mit Arbeitseinsatz in Netzwerk der Täter. Vorsitzender: Pierret ein. Sie erfährt, dass sie dass sie umgesiedelt schlesien, im Riesengebirge, in der Nähe von Görlitz, Dautmergen. Dem Unternehmen „Wüste“ wurde bisher ein „NS- Dr. Andreas Zekorn, Landratsamt Zollernalbkreis, wird. Sie hat 4 Stunden Zeit, um das Nötigste zu packen nahe der tschechischen Grenze. Heute heißt es Bardo KZHinzert: 03.12.1941–28.06.1942 typisches Kompetenzchaos“ unterstellt, geprägt durch 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 92 11 45 und alles zu regeln. Die beiden Kinder, Monique (3 Slaskie und gehört zu Polen. Das Lager befindet sich in GefängnisLuxemburgGrund: 24.09.1942 – Alfred Jenter Macht- und Profilierungskämpfe innerhalb einer un- Jahre) und Robert (3 Monate) sollen mit ihr fortge- einem ehemaligen Kloster. Es liegt an der Stelle, an der 07.01.1943 Schwalbenstraße 4 übersichtlichen Gemengelage von staatlichen und Geschäftsführung: bracht werden. Wegen einer Kopfverletzung (nach ei- dieNeißeindieStadtWarthafließt. KZHinzert: 07.01.1943–26.01.1943 72336 Balingen halbstaatlichen Institutionen sowie privaten Unter- Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, nem Sturz) darf Robert bei den Großeltern zurückblei- Am22.Mai1944wirdJeanneSchmit-Pierretausdem KZNatzweiler: 26.01.1943-??.12.1943 nehmen. Tatsächlich waren die Akteure Teil eines kom- 72461 Albstadt, ben. Monique wird mit der Mutter zum Bahnhof ge- Umsiedlungslager 90 entlassen.* Zu ihren Kindern KZSchömberg: ?12.43 plexen aber gut funktionierenden Netzwerks. Und: das Telefon (0 74 32) 68 07 bracht. Dort hat ein Gestapomann Mitleid und erlaubt, nach Luxemburg darf sie aber nicht zurück. Sie hat E-Mail: [email protected] KZNatzweiler: einigeWochen,Mitte1944 Gertrud Graf und Eugen Michelberger Unternehmen „Wüste“, das u.a. das Frommerner LI- dass die kleine Monique zwei Minuten vor Abfahrt des weiterhin den Status einer Zwangsarbeiterin und wird KZDautmergen: Herbst 1943, Arbeitskommando Initiative Gedenkstätte Eckerwald AS-Werk und das Dotternhausener Portlandzement- Zuges aus dem Fenster des Waggons gereicht und von nach Pfaffendorf bei Koblenz beordert. Sie kann bei ei- Redaktion: zum Aufbau des Lagers, nachts zurück nach Schöm- Ehemaliges Konzentrationslager Schömberg werk mit einschloss, wurde von nur zwei Institutionen ihrer Tante Loul aufgefangen wird. Derselbe Gestapo- ner bekannten Familie (= Apotheker und Arbeitgeber Daniel Seeburger, Grünewaldstraße 15, berg gesteuert – dem Rüstungsministerium Albert Speers mann genehmigt später eine Begegnung zwischen 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 2 66-1 53 Henris Weg durch die Lager: Verhaftung am ihres Bruders Robert Pierret) in Niederlahnstein woh- und der SS Heinrich Himmlers. Ein weiterer Aspekt, Jeanne Schmit-Pierret und den Kindern. (Informatio- nen. Sie ist nun einem kriegswichtigen Betrieb in Paf- der im Vortrag beleuchtet wird, ist die personelle Ver- 26.01.1943, danach Hinzert, Natzweiler und Schöm- berg,Häftlingsnummer2327 nen aus einem Brief von Frau Schmit-Pierret am fendorf zugeordnet, der Kleiderfabrik Hermann Gehr- Seite 2057 Heimatkundliche Blätter Oktober 2017 Oktober 2017 Heimatkundliche Blätter Seite 2058 Einblicke in die 140-jährige Vereinsgeschichte der Bienenzüchter Der Imkerverein Balingen-Geislingen-Rosenfeld schaut zurück - Von Alfred Jenter (Ende)

Wilhelm Nickol gab das Amt als Vorstand an Paul Stickel weiter Paul Stickel, ebenfalls ein Rosenfelder, folgte am 17. Februar 2002, als Vorsitzender für die Nachfolge von Wilhelm Nickol. Wilhelm Nickol wie auch Paul Sti- ckel waren als Vorstände Imker, die dem Verein aus ih- rer langjährigen praktischen Erfahrung mit der Bie- nenzucht gutes handwerkliches Können vermittel- ten.

Schreckgespenst „Kleiner Beutenkäfer“ Imkermeister Thomas Radetzki von der Lehr- und Versuchsimkerei Fischermühle in Rosenfeld war 2002 auf einer Studienreise bei Imkern in Amerika und hat dort die katastrophalen Auswirkungen des „kleinen Beutenkäfers“ kennen gelernt. Von ihm wurde eine „Bienenstockkäfer - Kampagne“ ins Leben gerufen. Ra- detzki forderte einen generellen Einfuhrstopp von Bie- nen nach Deutschland und in die EU. Inzwischen hat sich der Beutenkäfer anscheinend in Süditalien an- Nicola Schmit Erster von links) und Henri Schmit (Zweiter von rechts) mit Familie 1955. Foto: Archiv Robert Schmit gesiedelt und etabliert. Er hat ein hohes Verbrei- tungspotenzial, vermehrt sich rasch. Die Larven fres- *Diejenigen Zwangsausgesiedelten Luxemburger, die Er bittet den SS Mann Nietsch, Arbeitsdienstführer in rechnen sie ihm ihr Leben lang hoch an. sen Gänge durch die Waben, fressen Honig, Pollen und bis zur Befreiung durch die Sowjetunion im Januar Struthof,ihnnachSchömbergzurückzusenden.Nietsch 28. 01. 1946: das Staatsministerium verleiht tote Bienen, bevorzugt Brut und zerstört dabei die Wa- 1945 in den schlesischen Lagern ausharren muss- meint, das sei unmöglich. Ein paar Tage später jedoch ihm „la mention honofirique de 1er dégrée ben. Die Gefahr geht nicht nur von Bienenimporten ten, kehrten zum Teil auf abenteuerlichen Wegen in teilt er Nicolas Schmit mit, dass er nach Dautmergen 21. 05. 1970: Ehrung mit der „Medaille de Mérite sondern auch von der Wandertätigkeit der Imker nach die Heimat zurück. Da der direkte Weg durch bei Schömberg verlegt würde. Dort entstehe ein wei- des Anciens Militaires Luxem-burgoises“ Italien aus. Noch ist der Käfer bei uns nicht ange- Deutschland wegen des noch andauernden Krieges teres Lager für das Projekt „Unternehmen Wüste“, ein- 10. 10. 1970: die Duchesse de Luxembourg kommen. versperrt war, führte sie der Weg in die Heimat über gestuft als Außenlager von Natzweiler. Nicolas Schmit verleiht ihm den Titel „Résistant“ Polen nach Odessa, von dort mit dem Schiff nach Mar- gehört nun einem Schömberger Arbeitskommando an, 20. 06. 1971 : „Medaille de l`Internement et Die Meldungen über das Bienensterben im Rhein- seille und schließlich mit der Bahn nach Luxem- das die Aufbauarbeiten übernehmen muss. Mit Hilfe de la Déportation et „Croix de LPPD“. tal, Ende April 2008, erregte auch im Zollernalbkreis burg. von Roger Hoffmann, einem anderen Luxemburger die Gemüter der Imker und führte zu heftigen Dis- Quelle: Auszug / Extrait: MAMER 2009 (Juin 2010 - Häftling und „Lagerältesten“ in Schömberg, gelingt es Auch Jeanne Schmit wird hoch geehrt: kussionen. Im Ortenaukreis hatten 700 Imker 11.500 ISBN 13 978 -99959-663.0.0-S. 75-104). MAMER im II. Nicolas Schmit „Lagerältester“ im KZ Dautmergen zu 20. 06. 1971: „Medaille de l`Internement et de Bienenvölker verloren. Ursache: mit „Clothianidin“ ge- Weltkrieg: Jeanny HENRICY werden. Roger Hofmann sorgt außerdem für die Aus- la Déportation et „Croix de LPPD“. beiztes Maissaatgut, das gegen den Maiswurzbohrer nahmeregelung, dass Nicolas Schmit und seine Ka- eingesetzt wurde. Auch das im Erwerbsobstbau ge- mann, die Wehrmachtskleidung herstellt, bzw. repa- meraden jeden Abend ins Lager Schömberg zurück- gen den Feuerbrand eingesetzte Spritzmittel „Strep- riert. Der Arbeitseinsatz dauert von 6.30 bis 17.30 Uhr. kehren können. Das ist entscheidend, denn die Be- 1985 schreibt Jürgen Schübelin, ein deutscher Stu- tomycin“ fordert die Imker zur Aufmerksamkeit und Für den Hin- und der Rückweg benötigt sie jeweils ei- dingungen in Dautmergen sind entsetzlich. Die Häft- dent, einen Bericht über die „Wüste“- Lager und ganz zum Gespräch mit den Landwirten und Obstbau- ne halbe Stunde. linge verbringen in den ersten Wochen die Nächte in speziell über das Lager Schörzingen. Er interviewt Le- ern. Im Zollernalbkreis konnte damals kein Schaden Sie leidet sehr unter der Trennung von ihren Kin- Zelten, die direkt im Schlamm aufgestellt sind. Es gibt on Donven in Luxemburg. Viele lesen den Artikel, der nachgewiesen werden. dern und ist höchst besorgt um ihren Mann. Jeanne keine Gelegenheit sich zu waschen oder die Kleidung in zwei verschiedenen Zeitungen der Region er- Schmit-Pierret erkrankt an einem nervösen Herzlei- zu trocknen.- Nicolas Schmit trägt die Verantwortung scheint. In Rottweil schließen sich Bürger zusammen, Veranlasst durch große Verluste an Bienenvölkern den und Asthenie. Am 11.06.1944 richtet Ihr Mann ein eines „Kapos“, bzw. „Oberkapos“, dazu gehören die die es sich zum Ziel setzten, die Geschichte der Lager wurde 2004 ein „Bienenmonotoring“ - Projekt ins Le- Rapportgesuch an den Schutzhäftlingslagerführer des Aufgaben eines Vorarbeiters. Nach drei bis Monaten und die Schicksale der Häftlinge zu erforschen, einen ben gerufen, an dem sich bundesweit über 100 Im- Außenkommandos Schömberg. Er bittet darum, Brie- in Dautmergen wird sein Arbeitskommando nach Gedenkpfad und ein Mahnmal zu errichten. Gertrud ker beteiligen, die repräsentativ Daten von ihren Bie- Aus der Schleuder läuft der Honig in das Glas. fe in Zukunft an die neue Adresse seiner Frau schi- Schömberg zurückverlegt. Die Männer müssen nun bei Graf nimmt 1985 Kontakt auf mit Leon Donven. Er stellt cken zu dürfen. Am 7. Juli 1944 sendet Jeanne Schmit- der Zerkleinerung des Schiefers und der Verlegung von die Verbindung her zur Amicale Natzweiler- Struthof Pierret einen Bittbrief nach , an den höhe- Rohren mitarbeiten. Das bedeutet härteste Arbeit, bei in Luxemburg, einer Vereinigung der luxemburgi- nenvölkern zur Verfügung stellen. Die wissen- ren SS- und Polizeiführer der Rhein/Westmark. Sie er- jedem Wetter. Nicolas Schmit gelingt es, zwei zivile Vor- schen Überlebenden des KZ Struthof und seiner Au- schaftliche Betreuung und Auswertung der Daten leis- sucht darum, Ihren Mann aus der Schutzhaft zu ent- arbeiter positiv zu stimmen. Diese erlauben ihm und ßenlager. Robert Krieps, Marius Pauly, Ernest Gillen ten Mitarbeiter der Bieneninstitute. Die Landwirt- lassen. Das Schreiben zeigt keine Wirkung. Das Leid seinen Leuten langsamer zu arbeiten. Das ermöglicht und Nicolas Schmit sind die Kontaktpersonen. Sie be- schaftliche Untersuchungs- und Forschungsanstalt geht weiter. Erst im Mai 1945 kann Jeanne nach Lu- ihnen das Überleben. Mit einem der deutschen Vor- raten und unterstützen die Initiative in Rottweil, die Speyer hat für Analysen eigens eine „Multimethode“ xemburg zurückkehren und erfährt, dass Nicolas lebt arbeiter hat Nicolas Schmit nach dem Krieg noch lan- auf ihren Rat hin, am 11. Februar 1987, die „Initiative zum Nachweis für 258 verschiedene Pflanzen- und sie sich wiedersehen werden. – Die frühere Woh- ge Kontakt. Das Vorrücken der Alliierten veranlasst im Gedenkstätte Eckerwald“ gründet. Nicolas Schmit ist schutzstoffe von Saatgutbehandlungsmitteln mit ge- nung steht nicht mehr zur Verfügung. In der ersten Zeit April 1945 die NS Funktionsträger, die rechtsrheini- einer der Luxemburger, die für das Mahnmal im Ecker- ringsten Bestimmungsgrenzen entwickelt. findet die Familie Unterkunft bei den Großeltern. schen Außenlager des KZ Natzweiler zu räumen. Auf wald einen beachtlichen Betrag spenden und so die Befehl des Chefs des Reichs-Sicherheitshauptamtes, Grundlage für die Verwirklichung der Gedenkstätte Mitgliederentwicklung wieder im Aufwärtstrend Informationen aus den Aufzeichnungen und Doku- , treibt die SS die Häftlinge in Rich- schaffen. 1999 übergibt er sogar seinen Häftlingsan- Die Zahl der Vereinsmitglieder hat sich seit Kriegs- menten von Nicolas Schmit: tung der noch nicht besetzten KZ, u.a. Dachau, be- zug an die Initiative Gedenkstätte Eckerwald, als Zei- ende stark verändert. Zum einen ist es die Überal- Von Anfang an verweigert er sich den deutschen Be- ziehungsweise der fiktiven „Alpenfestung“. „Kein Häft- chen der Anerkennung für deren Erinnerungs- und terung und das Fehlen von neuen Mitgliedern; zum an- satzungsbehörden. Immer wieder erhält er Vorladun- ling soll in Feindeshand fallen!“ Für die Schömberger Versöhnungsarbeit. Die Initiative präsentiert den An- deren muss man auch die Veränderung des gesell- gen. Am 22. April 1941 wird er aufgefordert, in das 1. Po- Häftlinge beginnt der Marsch am 17. April 1945, gegen zug seither bei den Gedenkfeiern.- schaftlichen Lebens und das Freizeitverhalten der lizeirevier in Luxemburg Stadt zu kommen. Es geht um 21.00 Uhr. 450 - 600 Mann werden in Marsch gesetzt. Ei- Zwischen der Familie Schmit und Mitgliedern den Menschen sehen, die mit dem technischen Fort- den Zivilen Luftschutz. Er soll alle Papiere mitbringen, ne Kolonne umfasst etwa 100 Mann, und ist bewacht Initiatoren Initiative Gedenkstätte Eckerwald entwi- schrittunddemwirtschaftlichenAufschwungnachdem auch solche, die darüber Aufschluss geben, ob er Sol- von 6 - 8 Wachleuten mit Hunden. Die Wachmann- ckelte sich eine tiefe Freundschaft. Nicolas Schmit und zweiten Weltkrieg verbunden sind. Bei manchem Im- dat war (Freiwilligen-Armee in Luxemburg, schaften kennen sich nicht aus, Kartenmaterial steht Jeanne Schmit-Pierret bleiben unvergessen! ker hat in den 1980er-Jahren aber auch die Aus- 13.04.1931.bis 31.07.193). Erneut muss er sich am 1. Au- ihnen nicht zur Verfügung. Deshalb geraten die Ko- breitung der Varroamilbe zur Aufgabe des Hobbys ge- gust 1942 im Oberbürgermeisteramt melden. Es soll lonnen immer wieder auf Irrwege und müssen den Weg führt. Dokumente vorlegen und Angaben machen über sich, neu suchen. Manchmal gehen sie im Kreis und be- Quellen: die Familie und die Vorfahren. Das diene der „Erhe- gegnen sich wieder. Es gibt kaum etwas zu Essen. „Wer Robert Schmit: Erinnerungen, Fotos und Doku- Weil der Mitgliederschwund immer dramatischer bung zur Anlegung der Volkstumskartei“. nicht mehr kann, soll am Wegesrand erschossen wer- mente zum Leben seiner Eltern, übermittelt wurde, haben sich die Imkervereine von Balingen, He- Während seiner Zeit im KZ Schömberg wird er plötz- den!“ Nicolas Schmit gelingt am 23.04.1945 in der Nä- an Gertrud Graf und Eugen Michelberger 2017 chingen, Haigerloch und dem Steinlachtal 2006 für ei- lich einem Rücktransport nach Natzweiler zugeteilt. In he von Kempten die Flucht. Sein Bruder Henri (Harry) Nicolas und Jeanne Schmit Pierret:Briefe an Ger- ne großangelegte Nachwuchswerbung zusammen- den drei Tagen nach der Ankunft in Natzweiler muss zögert. Er kann erst nach Kempten, fliehen. Erst im Mai trud Graf geschlossen. Beim Sportplatz in Schlatt wurde am 25. er die Erhängung von 59 Männer aus seinem Trans- treffen sich die Brüder in Luxemburg wieder bei ihren Eduard Jeitz: Auszüge aus dem Pressearchiv der Ami- März 2006 eine Imkerschule mit Lehrbienenstand er- port miterleben, am ersten Tag sind es 25, am zweiten Familien. cale des Anciens de Natzweiler – Struthof Luxem- öffnet. Kursleiter war kein geringerer als der „Bie- Tag 18 und am dritten Tag 16. Die Bekanntgabe eines Nicolas Schmit wird mehrfach ausgezeichnet: bourg nenpabst“ Dr. Gerhard Liebig von der Landesanstalt Urteils oder einer Begründung erfolgt nicht. Nicolas Nicolas Schmit trug in seiner Stellung als Lageräl- Gertrud Graf und Eugen Michelberger:Schicksale für Bienenkunde an der Universität Hohenheim. Schmit erfährt auch nicht, warum er verschont bleibt. tester / Kapo viel zum Schutz der Kameraden bei. Das Luxemburger Häftlinge Schüler zu Besuch beim Imker. Werbung um und Training für den Nachwuchs. Fotos: Privat Seite 2057 Heimatkundliche Blätter Oktober 2017 Oktober 2017 Heimatkundliche Blätter Seite 2058 Einblicke in die 140-jährige Vereinsgeschichte der Bienenzüchter Der Imkerverein Balingen-Geislingen-Rosenfeld schaut zurück - Von Alfred Jenter (Ende)

Wilhelm Nickol gab das Amt als Vorstand an Paul Stickel weiter Paul Stickel, ebenfalls ein Rosenfelder, folgte am 17. Februar 2002, als Vorsitzender für die Nachfolge von Wilhelm Nickol. Wilhelm Nickol wie auch Paul Sti- ckel waren als Vorstände Imker, die dem Verein aus ih- rer langjährigen praktischen Erfahrung mit der Bie- nenzucht gutes handwerkliches Können vermittel- ten.

Schreckgespenst „Kleiner Beutenkäfer“ Imkermeister Thomas Radetzki von der Lehr- und Versuchsimkerei Fischermühle in Rosenfeld war 2002 auf einer Studienreise bei Imkern in Amerika und hat dort die katastrophalen Auswirkungen des „kleinen Beutenkäfers“ kennen gelernt. Von ihm wurde eine „Bienenstockkäfer - Kampagne“ ins Leben gerufen. Ra- detzki forderte einen generellen Einfuhrstopp von Bie- nen nach Deutschland und in die EU. Inzwischen hat sich der Beutenkäfer anscheinend in Süditalien an- Nicola Schmit Erster von links) und Henri Schmit (Zweiter von rechts) mit Familie 1955. Foto: Archiv Robert Schmit gesiedelt und etabliert. Er hat ein hohes Verbrei- tungspotenzial, vermehrt sich rasch. Die Larven fres- *Diejenigen Zwangsausgesiedelten Luxemburger, die Er bittet den SS Mann Nietsch, Arbeitsdienstführer in rechnen sie ihm ihr Leben lang hoch an. sen Gänge durch die Waben, fressen Honig, Pollen und bis zur Befreiung durch die Sowjetunion im Januar Struthof,ihnnachSchömbergzurückzusenden.Nietsch 28. 01. 1946: das Staatsministerium verleiht tote Bienen, bevorzugt Brut und zerstört dabei die Wa- 1945 in den schlesischen Lagern ausharren muss- meint, das sei unmöglich. Ein paar Tage später jedoch ihm „la mention honofirique de 1er dégrée ben. Die Gefahr geht nicht nur von Bienenimporten ten, kehrten zum Teil auf abenteuerlichen Wegen in teilt er Nicolas Schmit mit, dass er nach Dautmergen 21. 05. 1970: Ehrung mit der „Medaille de Mérite sondern auch von der Wandertätigkeit der Imker nach die Heimat zurück. Da der direkte Weg durch bei Schömberg verlegt würde. Dort entstehe ein wei- des Anciens Militaires Luxem-burgoises“ Italien aus. Noch ist der Käfer bei uns nicht ange- Deutschland wegen des noch andauernden Krieges teres Lager für das Projekt „Unternehmen Wüste“, ein- 10. 10. 1970: die Duchesse de Luxembourg kommen. versperrt war, führte sie der Weg in die Heimat über gestuft als Außenlager von Natzweiler. Nicolas Schmit verleiht ihm den Titel „Résistant“ Polen nach Odessa, von dort mit dem Schiff nach Mar- gehört nun einem Schömberger Arbeitskommando an, 20. 06. 1971 : „Medaille de l`Internement et Die Meldungen über das Bienensterben im Rhein- seille und schließlich mit der Bahn nach Luxem- das die Aufbauarbeiten übernehmen muss. Mit Hilfe de la Déportation et „Croix de LPPD“. tal, Ende April 2008, erregte auch im Zollernalbkreis burg. von Roger Hoffmann, einem anderen Luxemburger die Gemüter der Imker und führte zu heftigen Dis- Quelle: Auszug / Extrait: MAMER 2009 (Juin 2010 - Häftling und „Lagerältesten“ in Schömberg, gelingt es Auch Jeanne Schmit wird hoch geehrt: kussionen. Im Ortenaukreis hatten 700 Imker 11.500 ISBN 13 978 -99959-663.0.0-S. 75-104). MAMER im II. Nicolas Schmit „Lagerältester“ im KZ Dautmergen zu 20. 06. 1971: „Medaille de l`Internement et de Bienenvölker verloren. Ursache: mit „Clothianidin“ ge- Weltkrieg: Jeanny HENRICY werden. Roger Hofmann sorgt außerdem für die Aus- la Déportation et „Croix de LPPD“. beiztes Maissaatgut, das gegen den Maiswurzbohrer nahmeregelung, dass Nicolas Schmit und seine Ka- eingesetzt wurde. Auch das im Erwerbsobstbau ge- mann, die Wehrmachtskleidung herstellt, bzw. repa- meraden jeden Abend ins Lager Schömberg zurück- gen den Feuerbrand eingesetzte Spritzmittel „Strep- riert. Der Arbeitseinsatz dauert von 6.30 bis 17.30 Uhr. kehren können. Das ist entscheidend, denn die Be- 1985 schreibt Jürgen Schübelin, ein deutscher Stu- tomycin“ fordert die Imker zur Aufmerksamkeit und Für den Hin- und der Rückweg benötigt sie jeweils ei- dingungen in Dautmergen sind entsetzlich. Die Häft- dent, einen Bericht über die „Wüste“- Lager und ganz zum Gespräch mit den Landwirten und Obstbau- ne halbe Stunde. linge verbringen in den ersten Wochen die Nächte in speziell über das Lager Schörzingen. Er interviewt Le- ern. Im Zollernalbkreis konnte damals kein Schaden Sie leidet sehr unter der Trennung von ihren Kin- Zelten, die direkt im Schlamm aufgestellt sind. Es gibt on Donven in Luxemburg. Viele lesen den Artikel, der nachgewiesen werden. dern und ist höchst besorgt um ihren Mann. Jeanne keine Gelegenheit sich zu waschen oder die Kleidung in zwei verschiedenen Zeitungen der Region er- Schmit-Pierret erkrankt an einem nervösen Herzlei- zu trocknen.- Nicolas Schmit trägt die Verantwortung scheint. In Rottweil schließen sich Bürger zusammen, Veranlasst durch große Verluste an Bienenvölkern den und Asthenie. Am 11.06.1944 richtet Ihr Mann ein eines „Kapos“, bzw. „Oberkapos“, dazu gehören die die es sich zum Ziel setzten, die Geschichte der Lager wurde 2004 ein „Bienenmonotoring“ - Projekt ins Le- Rapportgesuch an den Schutzhäftlingslagerführer des Aufgaben eines Vorarbeiters. Nach drei bis Monaten und die Schicksale der Häftlinge zu erforschen, einen ben gerufen, an dem sich bundesweit über 100 Im- Außenkommandos Schömberg. Er bittet darum, Brie- in Dautmergen wird sein Arbeitskommando nach Gedenkpfad und ein Mahnmal zu errichten. Gertrud ker beteiligen, die repräsentativ Daten von ihren Bie- Aus der Schleuder läuft der Honig in das Glas. fe in Zukunft an die neue Adresse seiner Frau schi- Schömberg zurückverlegt. Die Männer müssen nun bei Graf nimmt 1985 Kontakt auf mit Leon Donven. Er stellt cken zu dürfen. Am 7. Juli 1944 sendet Jeanne Schmit- der Zerkleinerung des Schiefers und der Verlegung von die Verbindung her zur Amicale Natzweiler- Struthof Pierret einen Bittbrief nach Wiesbaden, an den höhe- Rohren mitarbeiten. Das bedeutet härteste Arbeit, bei in Luxemburg, einer Vereinigung der luxemburgi- nenvölkern zur Verfügung stellen. Die wissen- ren SS- und Polizeiführer der Rhein/Westmark. Sie er- jedem Wetter. Nicolas Schmit gelingt es, zwei zivile Vor- schen Überlebenden des KZ Struthof und seiner Au- schaftliche Betreuung und Auswertung der Daten leis- sucht darum, Ihren Mann aus der Schutzhaft zu ent- arbeiter positiv zu stimmen. Diese erlauben ihm und ßenlager. Robert Krieps, Marius Pauly, Ernest Gillen ten Mitarbeiter der Bieneninstitute. Die Landwirt- lassen. Das Schreiben zeigt keine Wirkung. Das Leid seinen Leuten langsamer zu arbeiten. Das ermöglicht und Nicolas Schmit sind die Kontaktpersonen. Sie be- schaftliche Untersuchungs- und Forschungsanstalt geht weiter. Erst im Mai 1945 kann Jeanne nach Lu- ihnen das Überleben. Mit einem der deutschen Vor- raten und unterstützen die Initiative in Rottweil, die Speyer hat für Analysen eigens eine „Multimethode“ xemburg zurückkehren und erfährt, dass Nicolas lebt arbeiter hat Nicolas Schmit nach dem Krieg noch lan- auf ihren Rat hin, am 11. Februar 1987, die „Initiative zum Nachweis für 258 verschiedene Pflanzen- und sie sich wiedersehen werden. – Die frühere Woh- ge Kontakt. Das Vorrücken der Alliierten veranlasst im Gedenkstätte Eckerwald“ gründet. Nicolas Schmit ist schutzstoffe von Saatgutbehandlungsmitteln mit ge- nung steht nicht mehr zur Verfügung. In der ersten Zeit April 1945 die NS Funktionsträger, die rechtsrheini- einer der Luxemburger, die für das Mahnmal im Ecker- ringsten Bestimmungsgrenzen entwickelt. findet die Familie Unterkunft bei den Großeltern. schen Außenlager des KZ Natzweiler zu räumen. Auf wald einen beachtlichen Betrag spenden und so die Befehl des Chefs des Reichs-Sicherheitshauptamtes, Grundlage für die Verwirklichung der Gedenkstätte Mitgliederentwicklung wieder im Aufwärtstrend Informationen aus den Aufzeichnungen und Doku- Heinrich Himmler, treibt die SS die Häftlinge in Rich- schaffen. 1999 übergibt er sogar seinen Häftlingsan- Die Zahl der Vereinsmitglieder hat sich seit Kriegs- menten von Nicolas Schmit: tung der noch nicht besetzten KZ, u.a. Dachau, be- zug an die Initiative Gedenkstätte Eckerwald, als Zei- ende stark verändert. Zum einen ist es die Überal- Von Anfang an verweigert er sich den deutschen Be- ziehungsweise der fiktiven „Alpenfestung“. „Kein Häft- chen der Anerkennung für deren Erinnerungs- und terung und das Fehlen von neuen Mitgliedern; zum an- satzungsbehörden. Immer wieder erhält er Vorladun- ling soll in Feindeshand fallen!“ Für die Schömberger Versöhnungsarbeit. Die Initiative präsentiert den An- deren muss man auch die Veränderung des gesell- gen. Am 22. April 1941 wird er aufgefordert, in das 1. Po- Häftlinge beginnt der Marsch am 17. April 1945, gegen zug seither bei den Gedenkfeiern.- schaftlichen Lebens und das Freizeitverhalten der lizeirevier in Luxemburg Stadt zu kommen. Es geht um 21.00 Uhr. 450 - 600 Mann werden in Marsch gesetzt. Ei- Zwischen der Familie Schmit und Mitgliedern den Menschen sehen, die mit dem technischen Fort- den Zivilen Luftschutz. Er soll alle Papiere mitbringen, ne Kolonne umfasst etwa 100 Mann, und ist bewacht Initiatoren Initiative Gedenkstätte Eckerwald entwi- schrittunddemwirtschaftlichenAufschwungnachdem auch solche, die darüber Aufschluss geben, ob er Sol- von 6 - 8 Wachleuten mit Hunden. Die Wachmann- ckelte sich eine tiefe Freundschaft. Nicolas Schmit und zweiten Weltkrieg verbunden sind. Bei manchem Im- dat war (Freiwilligen-Armee in Luxemburg, schaften kennen sich nicht aus, Kartenmaterial steht Jeanne Schmit-Pierret bleiben unvergessen! ker hat in den 1980er-Jahren aber auch die Aus- 13.04.1931.bis 31.07.193). Erneut muss er sich am 1. Au- ihnen nicht zur Verfügung. Deshalb geraten die Ko- breitung der Varroamilbe zur Aufgabe des Hobbys ge- gust 1942 im Oberbürgermeisteramt melden. Es soll lonnen immer wieder auf Irrwege und müssen den Weg führt. Dokumente vorlegen und Angaben machen über sich, neu suchen. Manchmal gehen sie im Kreis und be- Quellen: die Familie und die Vorfahren. Das diene der „Erhe- gegnen sich wieder. Es gibt kaum etwas zu Essen. „Wer Robert Schmit: Erinnerungen, Fotos und Doku- Weil der Mitgliederschwund immer dramatischer bung zur Anlegung der Volkstumskartei“. nicht mehr kann, soll am Wegesrand erschossen wer- mente zum Leben seiner Eltern, übermittelt wurde, haben sich die Imkervereine von Balingen, He- Während seiner Zeit im KZ Schömberg wird er plötz- den!“ Nicolas Schmit gelingt am 23.04.1945 in der Nä- an Gertrud Graf und Eugen Michelberger 2017 chingen, Haigerloch und dem Steinlachtal 2006 für ei- lich einem Rücktransport nach Natzweiler zugeteilt. In he von Kempten die Flucht. Sein Bruder Henri (Harry) Nicolas und Jeanne Schmit Pierret:Briefe an Ger- ne großangelegte Nachwuchswerbung zusammen- den drei Tagen nach der Ankunft in Natzweiler muss zögert. Er kann erst nach Kempten, fliehen. Erst im Mai trud Graf geschlossen. Beim Sportplatz in Schlatt wurde am 25. er die Erhängung von 59 Männer aus seinem Trans- treffen sich die Brüder in Luxemburg wieder bei ihren Eduard Jeitz: Auszüge aus dem Pressearchiv der Ami- März 2006 eine Imkerschule mit Lehrbienenstand er- port miterleben, am ersten Tag sind es 25, am zweiten Familien. cale des Anciens de Natzweiler – Struthof Luxem- öffnet. Kursleiter war kein geringerer als der „Bie- Tag 18 und am dritten Tag 16. Die Bekanntgabe eines Nicolas Schmit wird mehrfach ausgezeichnet: bourg nenpabst“ Dr. Gerhard Liebig von der Landesanstalt Urteils oder einer Begründung erfolgt nicht. Nicolas Nicolas Schmit trug in seiner Stellung als Lageräl- Gertrud Graf und Eugen Michelberger:Schicksale für Bienenkunde an der Universität Hohenheim. Schmit erfährt auch nicht, warum er verschont bleibt. tester / Kapo viel zum Schutz der Kameraden bei. Das Luxemburger Häftlinge Schüler zu Besuch beim Imker. Werbung um und Training für den Nachwuchs. Fotos: Privat Seite 2059 Heimatkundliche Blätter Oktober 2017

Es fanden sich 76 Teilnehmer, denen in den Som- de und den Imkern in der Region Trachtergebnisse an- mütslage vieler Imker zusammenfasst, schließen. mermonaten imkerliches Grundwissen vermittelt wer- zeigt. Im Oktober 2012 folgten vereinseigene „Bie- den konnte. Beim Imkertag in Endingen im No- nen auf dem Dach des Landratsamtes vom Zol- vember 2006 erhielten sie ihre Urkunde. Doch nicht al- lernalbkreis“. Dank von Förderern konnte dazu eine Vi- Imkers Glück und Friede (8) le wurden gleich Mitglied in einem der 4 Vereine; an- deokamera eingerichtet werden und kann neben dem dere waren schon Mitglied und haben die Ausbil- täglichen Abruf von Wetter- und Trachtdaten aus Ba- AbseitsvomWeltgetriebe,vomArbeitslärmundTand dung gerne in Anspruch genommen. Der Balinger Ver- lingen auch weltweit der tägliche Bienenflug beob- umfängt den Imker Friede weilt er im Bienenstand. ein führt seitdem regelmäßig Nachwuchsschulungen achtet werden (www.honigboerse.de). durch, die langsam zur Erholung und Steigerung der In diesem Wundergarten, den `s Bienlein ihm Mitgliederzahlen führen, so dass sich diese wieder der Der Vereinsname wurde, wie schon erwähnt, 2012 gebaut 200er Marke nähern. in „Imkerverein Balingen | Geislingen | Rosenfeld e.V.“ vergisst er all des Harten, geändert. Seitdem gibt es ein neues Logo. vor dem ihm draußen graut. Vorstandswechsel: Friedrich Scholte-Reh löst Paul Jahrgang 64 31. Oktober 2017 Nr. 10 Stickel ab Unter „www.honigboerse.de“ hat der Verein eine ei- Hier nimmt der Bienen Treiben sein ganzes Herz in In den letzten Jahren konnte das Vorstandsteam ver- gene Homepage im Internet, auf die rund um die Uhr Bann, jüngt werden. Seit 01. Februar 2009 führt Friedrich auf die Vereinsinformationen zugegriffen werden kann. dass er die reinen Freuden niemals vergessen kann. Scholte-Reh den Imkerverein. Mit Scholte-Reh hat der Mit Scholte-Reh als Vorstand wurde es möglich, dass Verein einen agilen, vorwärts strebenden Vorstand. Auf der Imkerverein Balingen | Geislingen | Rosenfeld e.V. Initiative des Imkervereins Balingen konnte 2008, auch erstmals in seiner Geschichte am 16./17. April 2016 in Quellen: Ausschnitte aus den Vereinsprotokollen vor dem Hintergrund des Skandals im Rheintal, der Bie- der Turn- und Festhalle in Rosenfeld den Württ. Im- 1876 - 2016; nenschutzausschuss im Zollkernalbkreis wieder ak- kertag ausrichten und dabei sein 140-jähriges Ver- Zeitungsberichte; nachfolgend weitere Hinweise zu tiviert werden. Die Satzung von 1988 wurde 2010 über- einsjubiläum feiern konnte. Bei der Jubiläumsver- Fundstellen: Nicolas, Henri und Jeanne Schmit arbeitet und angepasst. Bei der Pflanzaktion auf der re- anstaltung in Rosenfeld haben sich 14 Vereinsmit- (1 + 2) Oberamtsbeschreibung Balingen von 1880, kultivierten Erddeponie „Schlackenhalde“ hat der Ver- glieder an der Honigprämierung des Landesverban- Seite 276 u. 547. ein mitgewirkt und konnte dort 2011/12 einen Bie- des beteiligt. Von den 15 eingereichten Losen wur- (3) Bienenpflege 1927, Seite 151 im Archiv beim Lan- nenlehrpfad anlegen. Damit sollen die „Bienen, ihre den 13 mit Gold und zwei mit Silber ausgezeichnet. desverband. Geschichte einer Familie im Widerstand Bestäubungsleistung, der Honig und der Nutzen für Ein Zeichen, dass heimischer Honig von hoher Qua- (4) Festschr. Landw. Bez.-Fest Ebingen 1927, S. 35 unsere Landschaft“ der Bevölkerung näher gebracht lität ist und die Vereinsimker ihr Handwerk verste- u. 36, Stadtarchiv Albstadt, Reg. 4/760. werden. hen. (5) Volksfreund Balingen v. 26.09.1927. Am 10. Mai 1940, marschiert die Deutsche Wehrmacht in Luxemburg ein. (6) „Der Wille“ nat.-soz. Kreisamtsblatt v. 14.01.1936. Bienenflug und Trachtergebnisse täglich vom Dach Die sachliche Darstellung der Entwicklung der Im- (7) Kreisarchiv Zollernalbkreis, Bestand ZAK 3/781 Von Gertrud Graf und Eugen Michelberger, Initiative Gedenkstätte Eckerwald des Landratsamtes kerei im Zollernalbkreis in knapp eineinhalb Hun- Bd. 2, Nr. 158. 2010 schaffte der Verein eine vollelektronische Bie- dert Jahren soll mit einem Gedicht von dem er- (8) Aus Lebenserinnerungen v. 1935 v. Jakob Elsä- Nicolas Schmit und sein Bruder Henri widersetzen nenstockwaage an, die sofort Online geschaltet wur- wähnten Volksschullehrer Jakob Elsäßer, das die Ge- ßer, Privatsammlung. sich von Anfang an den Maßnahmen zur sogenannten „Germanisierung“ Luxemburgs. Sie werden Mitglied der LPL, Luxemburger Patriote Liga. Das ist eine Wi- derstandsgruppe, die 1940 von dem Studenten Ray- mond Petit gegründet wird. Die Mitglieder beschaffen politische und wirtschaftliche Informationen für die Alliierten, bauen Fluchtrouten nach Frankreich und Veranstaltungen und Exkursionen Belgienauf.SieverfassenundverteiltenFlugblätter,die über das Referendum aufklären, das die deutschen Be- Das Programm der Heimatkundlichen Vereinigung für November satzer durchführen wollen. Nicolas und Henry gehen ein hohes Risiko ein. Sie werden verhaftet. Auch ihre NOVEMBER Mittwoch, 15. November 2017: Führung durch die flechtung zentraler Akteure des Unternehmens „Wüs- Familien sind von Strafmaßnahmen betroffen. Von Wanderausstellung „Evangelisch in Hohenzollern“ te“ mit zwei der größten deutschen Rüstungskonzer- 1941 bis 1945 durchleiden die Brüder verschiedene mit Dr. Andreas Zekorn. ne, der IG Farben und der Reichswerke AG „Hermann Konzen-trationslager. Schließlich treffen sie im „Wüs- Sonntag, 5. November 2017: Ausstellungsführung mit Das 500-jährige Reformationsjubiläum ist für den Göring“. Der Vortrag beleuchtet die Verflechtungen der te“- Lager Schömberg aufeinander und im April 1945 Dr. Veronika Mertens: MENSCHENSOHN, ECCE HO- Evangelischen Kirchenbezirk Balingen und das Staats- handelnden Personen auf der Reichs- aber auch auf werden sie auf den Todesmarsch gezwungen, dem sie MO, CRUCIFIXUS: Christusbilder im 20. Jahrhun- archiv Sigmaringen Anlass, an eine Besonderheit evan- der regionalen Ebene und gibt einen ersten Einblick anverschiedenenOrtenentkommen. dert. Ausstellung zum 500. Jahrestag der Reforma- gelischen kirchlichen Lebens im deutschen Südwes- in das Netzwerk der Täter. 18.00 Uhr, Balingen, Land- NicolasSchmit,kommtam1.Februar1914inOspern tion. ten zu erinnern: Bis 1950 bildeten die fünf evangeli- ratsamt Zollernalbkreis (Sitzungssaal), Hirschbergstr. in Luxemburg zur Welt. Fünf Jahre später, am 2. Sep- Im Zentrum der Ausstellung mit Christusbildern aus schen Kirchengemeinden Hohenzollerns einen selb- 29, Eintritt frei. tember 1919, wird sein Bruder Henri geboren. Nach der der Sammlung des Kunstmuseums Albstadt stehen be- ständigen Kirchenbezirk innerhalb der Kirche der alt- Schule entscheidet sich Nicolas für eine Ausbildung in deutende Werkgruppen von Karl Caspar, Otto Dix und preußischen Union. Unter dem Titel „Evangelisch in der Verwaltung und erhält danach eine Stelle als Be- Christian Landenberger, in denen – auch konfessions- Hohenzollern“ zeigt eine Wanderausstellung die Ge- STAMMTISCHE amter in der Passstelle des Außenministeriums. Er hei- Im Konzentrationslager Wüste, Schömberg (von rechts) Charles Hausemer, Joseph Schilz, Jean und zeitgeschichtlich bedingt – sehr unterschiedliche schichte der Protestanten und ihrer kirchlichen Or- ratet Jeanne Pierret (geb. 1917). Aus der Ehe gehen drei Pansin und Nicolas Schmit. Foto: DIE WARTE Nr.12/1729 künstlerische Zugänge zur Person Jesu anschaulich ganisation in Hohenzollern von den Anfängen bis zur Jeweils am 1. Mittwoch eines Monats trifft sich un- Kinder hervor: Monique, Robert und Marc. - Nach dem werden. Darüber hinaus stehen Passionszyklen von Eingliederung der fünf hohenzollerischen Kirchenge- ter der Leitung von Dr. Peter Th. Lang der Ebinger Krieg schließen sich Nicolas und Henri der LPPD an Hans Fähnle, Wilhelm Geyer, HAP Grieshaber und meinden Dettingen, Gammertingen, Haigerloch, He- Stammtisch um 15.00 Uhr im Café Wildt-Abt, Son- (Liga der luxemburger politischen Gefangenen und Evakuierungsmarsch: ab 17.04.1945 von Schöm- 2.8.1999). Robert Schmit bestätigt am 17. März 2017, Günter Schöllkopf sowie graphische Einzelblätter von chingen und Sigmaringen in die Evangelische Lan- nenstr. 67, 72458 Albstadt-Ebingen: Tel.: 07431 4188. Deportierten). Nicolas nimmt seine Arbeit im Außen- dass die Schwester seiner Mutter, Loul Pierret, einen rund 30 weiteren Künstlern im Blickpunkt, darunter deskirche in Württemberg. Die Ausstellung wird bis berg aus über Deilingen, Beuron, Pfullendorf, Ostrach, ministerium wieder auf. 1955 wechselt er in die Privat- Altshausen, Aulendorf, Waldsee, Wurzach, Treherz, wichtigen Anteil daran hatte, dass die dreijährige Mo- Werke von Max Ackermann, Max Beckmann, Fried- 25.11.2017 in der Rathausgalerie Balingen gezeigt. Anmeldung zu den Veranstaltungen über den Ge- industrie. Henri aber erholt sich nicht mehr von den nique noch im letzten Moment vor der Zwangsum- rich Dürrenmatt, Werner Gilles, Karl Friedrich Gotsch, Kreisarchivar Dr. Andreas Zekorn wird bei seiner Füh- schäftsführer Hans Schöller, Johann-Strauß-Str. 4, Aitrach, Kronburg, Grönenbach, in die Gegend von Folgen der KZ Haft. Er stirbt am 27. Dezember 1957 und Kempten. Für einige Gruppen endet der Gewaltmarsch siedlung gerettet wurde. Loul Pierret war damals als Gottfried Graf, Otto Lange, Friedemann Hahn, Oskar rung durch die Ausstellung besondere Aspekte her- 72461 Albstadt, Telefon 07432-6807. Email: anfra- wird in Mondorf les Bains begraben. Nicolas erreicht Übersetzerin für das italienische Konsulat in Luxem- Kokoschka, Michael Morgner, Wilhelm Morgner, Ed- vorheben und erläutern, beispielsweise die „katholi- [email protected] oder hans@an- erstanderTirolerGrenzebeiScharnitz. ein hohes Alter und stirbt am 16. November 2003. Er burg tätig. Sie hatte Beziehungen zum italienischen win Scharff, Fritz Steisslinger und Hermann Stenner. schen Pietesten“, die es in der ersten Hälfte des 19. Jahr- dreasschoeller.de sowie über unsere Homepage wirdinLuxemburgHöllerichbeigesetzt. Botschafter. 15.00 Uhr, Albstadt-Ebingen, Kunstmuseum Alb- hunderts in Bietenhausen und Höfendorf gab. Auch www.heimatkundliche–vereinigung.de. FluchtvomTodesmarsch: Nicolas entkommt am Nach der Verhaftung von Nicolas Schmit und der stadt, Kirchengraben 11, Eintritt frei. auf die evangelische Kirche im Dritten Reich wird ein- 23.04.1945 bei Kempten, Henri zögert, bleibt in der Ko- Umsiedlung von Jeanne Schmit-Pierret räumen die NS DieVerhaftungundihreFolgen: zugehen sein. So war der evangelische Stadtpfarrer von Bei allen Veranstaltungen sind Gäste jederzeit herz- lonne, flieht erst bei Stötten (oder Stetten?), 35 km nach Behörden die Dienstwohnung der Familie Schmit in Am 28.11.1941 erfolgt die erste Verhaftung von Ni- Hechingen, Peter Katz, ein Judenchrist, der zwangs- lich willkommen. Kempten Luxemburg-Stadt. Die Kinder kommen zu den Großel- colas Schmit. Vom 29.11.1941 – 03.12.1941 wird im Ge- weise in den Ruhestand geschickt wurde. 19.00 Uhr Ba- RückkehrnachLuxemburg tern Marguerite und Dominique Pierret nach Holle- fängnis Luxemburg Grund festgehalten und verhört. lingen, Rathausgalerie, Färberstr. 2, Eintritt frei. undWiederbegegnung: 08.05.1945 rich. Die Schwestern Sim und Loul Pierret sowie deren Nächste Station ist das KZ Hinzert: 03.12.1941 – Bruder Robert Pierret kümmern sich mit den Großel- 28.06.1942. Danach kommt er für kurze Zeit noch ein- Donnerstag, 30. November 2017: Jahresrückblick Herausgegeben von der ternumdieKinder. mal in Freiheit. Die erneute Verhaftung geschieht am 2017 und Ausblick 2018 mit Dr. Andreas Zekorn. Vor- Heimatkundlichen Vereinigung SituationderFamilie:ZweiWochennachderVerhaftungihresMannes,am Jeanne Schmit-Pierret wird mit anderen luxembur- 24.09.1942. Nicolas erhält die Häftlingsnummer: 2330. trag (zusammen mit dem AK „Wüste“ Balingen) mit Zollernalb Morgen des 7. Oktober 1943, um 5.00 Uhr morgens, gischen Frauen und Kindern nach Wartha, in das Um- Sein Leidensweg führt durch die Lager: Hinzert, Stapo Die Autoren dieser Ausgabe Dr. Michael Walther: Unternehmen „Wüste“: Das dringt die Gestapo in die Wohnung von Jeanne Schmit- siedlungslager 90 gebracht. Wartha liegt in Nieder- Trier, Natzweiler, Schömberg, mit Arbeitseinsatz in Netzwerk der Täter. Vorsitzender: Pierret ein. Sie erfährt, dass sie dass sie umgesiedelt schlesien, im Riesengebirge, in der Nähe von Görlitz, Dautmergen. Dem Unternehmen „Wüste“ wurde bisher ein „NS- Dr. Andreas Zekorn, Landratsamt Zollernalbkreis, wird. Sie hat 4 Stunden Zeit, um das Nötigste zu packen nahe der tschechischen Grenze. Heute heißt es Bardo KZHinzert: 03.12.1941–28.06.1942 typisches Kompetenzchaos“ unterstellt, geprägt durch 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 92 11 45 und alles zu regeln. Die beiden Kinder, Monique (3 Slaskie und gehört zu Polen. Das Lager befindet sich in GefängnisLuxemburgGrund: 24.09.1942 – Alfred Jenter Macht- und Profilierungskämpfe innerhalb einer un- Jahre) und Robert (3 Monate) sollen mit ihr fortge- einem ehemaligen Kloster. Es liegt an der Stelle, an der 07.01.1943 Schwalbenstraße 4 übersichtlichen Gemengelage von staatlichen und Geschäftsführung: bracht werden. Wegen einer Kopfverletzung (nach ei- dieNeißeindieStadtWarthafließt. KZHinzert: 07.01.1943–26.01.1943 72336 Balingen halbstaatlichen Institutionen sowie privaten Unter- Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, nem Sturz) darf Robert bei den Großeltern zurückblei- Am22.Mai1944wirdJeanneSchmit-Pierretausdem KZNatzweiler: 26.01.1943-??.12.1943 nehmen. Tatsächlich waren die Akteure Teil eines kom- 72461 Albstadt, ben. Monique wird mit der Mutter zum Bahnhof ge- Umsiedlungslager 90 entlassen.* Zu ihren Kindern KZSchömberg: ?12.43 plexen aber gut funktionierenden Netzwerks. Und: das Telefon (0 74 32) 68 07 bracht. Dort hat ein Gestapomann Mitleid und erlaubt, nach Luxemburg darf sie aber nicht zurück. Sie hat E-Mail: [email protected] KZNatzweiler: einigeWochen,Mitte1944 Gertrud Graf und Eugen Michelberger Unternehmen „Wüste“, das u.a. das Frommerner LI- dass die kleine Monique zwei Minuten vor Abfahrt des weiterhin den Status einer Zwangsarbeiterin und wird KZDautmergen: Herbst 1943, Arbeitskommando Initiative Gedenkstätte Eckerwald AS-Werk und das Dotternhausener Portlandzement- Zuges aus dem Fenster des Waggons gereicht und von nach Pfaffendorf bei Koblenz beordert. Sie kann bei ei- Redaktion: zum Aufbau des Lagers, nachts zurück nach Schöm- Ehemaliges Konzentrationslager Schömberg werk mit einschloss, wurde von nur zwei Institutionen ihrer Tante Loul aufgefangen wird. Derselbe Gestapo- ner bekannten Familie (= Apotheker und Arbeitgeber Daniel Seeburger, Grünewaldstraße 15, berg gesteuert – dem Rüstungsministerium Albert Speers mann genehmigt später eine Begegnung zwischen 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 2 66-1 53 Henris Weg durch die Lager: Verhaftung am ihres Bruders Robert Pierret) in Niederlahnstein woh- und der SS Heinrich Himmlers. Ein weiterer Aspekt, Jeanne Schmit-Pierret und den Kindern. (Informatio- nen. Sie ist nun einem kriegswichtigen Betrieb in Paf- der im Vortrag beleuchtet wird, ist die personelle Ver- 26.01.1943, danach Hinzert, Natzweiler und Schöm- berg,Häftlingsnummer2327 nen aus einem Brief von Frau Schmit-Pierret am fendorf zugeordnet, der Kleiderfabrik Hermann Gehr- Seite 2063 Heimatkundliche Blätter November 2017

Oder der Zuwachs, der meinen Vater gewiß beson- Mainz, erschienen in Würz- ders gefreut hätte, letzten Dezember von Klavier- und burg im Jahr 1671. Ich lasse das Cembalobaumeister Nobuyuki Shima, der das Stück Buch auf dem Pult liegen, wer entdeckt hatte, selbst ins Schloß gebracht. Shima hat will, kann nachher hinein- natürlich ebenfalls bei Jehle Ebingen gearbeitet, au- schauen,dasSchweinslederist ßerdem hat auch er eine Tochter des Hauses geheira- nach offenbar eifrigem Ge- tet: die jüngste. Ein Hammerklavier von Johann Gott- brauch sowieso finger- fried Mahr jun., Wiesbaden 1789, also beinah so alt wie schwarz, eine rare Gelegen- das Steinsche. Es steht oben gleich neben der Vitrine heit zur Einsichtnahme, denn mit der Sonderausstellung Geschichte der Musikhis- demnächst wird das Buch nur torischen Sammlung Jehle, für die meine Rede gleich- noch hinter Glas zu sehen sein. zeitig als Eröffnung gilt und durch die nachher Ursula Eppler führen wird. Jahrgang 64 29. November 2017 Nr. 11 Für Urlaubs- oder sonstige Reisen stellt meine Frau immer eine Liste der Flohmärkte zusammen, die an der Strecke liegen. Ich kann mich drauf verlassen, daß ich, wenn ich wieder gehe, das beste Stück auch tat- sächlich gefunden habe. Ebay ist ebenfalls nicht zu ver- achten. Von der Rarität der Extraklasse – weltweit letz- tes erhaltenes Exemplar der fünften Auflage von Mar- Seit vier Generationen Musik tin Bucers Gesangbuch, Straßburg 1566 – habe ich an- dernorts schon erzählt. Der Mann wußte nicht, was er anbietet. Bei Ebay geht’s eben zu, wie in der afrikani- 40 Jahre Musikhistorische Sammlung Jehle im Stauffenberg-Schloss Albstadt-Lautlingen schen Savanne: den Unerfahrenen beißen die Leo- von Dr. Volker Jehle parden. Zu diesem Vortrag mitgebracht habe ich den al- lerneuesten Zuwachs, angeboten von einem Mann, der erst 24 Bewertungen hat. Für erfolgreiche Käufe und Am 6. November 1977 wurde die Musikhistorische Verkäufe wird man bei Ebay bekanntlich bewertet, die Sammlung Jehle im eigens für sie umgebauten Stauf- Bewertungen sind öffentlich einsehbar, und wer erst fenberg-Schloss in Albstadt-Lautlingen eröffnet. Ge- 24 Bewertungen hat, ist ein erbärmlicher, aber beilei- nau einen Tag früher, aber 40 Jahre später, nämlich be kein erbarmungswürdiger Neuling. Also habe ich am 5. November 2017 fand im Stauffenberg-Schloss ihm erbarmungslos vorgeschlagen, ein Drittel seiner die Jubiläumsfeier „40 Jahre Musikhistorische Samm- Forderung nachzulassen, was er getan hat. Ergattert lung Jehle im Stauffenberg-Schloss“ statt, zugleich die zum Preis eines kleinen Abendessens zu zweit: Rituale Eröffnung der diesjährigen Sonderausstellung „Ge- sive Agenda, schweinsledern gebunden, durchgängig schichte der Musikhistorischen Sammlung Jehle“. Dr. rot und schwarz gedruckt, zwischen lateinischen Ka- Volker Jehle, Sohn des Sammlers und Museumsgrün- piteln auch deutsche Kapitel – die herrliche alte Spra- ders, hielt dazu folgenden Rede: che: statt „Kenntnis“ „Kanndtnuß“ –, Noten in Huf- Der Schrankflügel von Philipp Ja- nagelschrift, herausgegeben von Johann Philipp von kob Warth, Untertürckheim um Sehr geehrte Damen und Herren, Schönborn, einem der bedeutendsten Erzbischöfe von 1780. Foto: Jehle um anzuknüpfen: vor vier Jahren haben wir die Sonderausstellung Liederbücher ab 1800 eröffnet, vor zwei Jahren die Sonderausstellung Kirchengesangbü- cher aus fünf Jahrhunderten, beide am 2. Advent. Beim zweitenmal habe ich gesagt, das sehe verdächtig nach Veranstaltungen und Exkursionen Serie aus, konsequenterweise sollten wir also in zwei Jahren, am 2. Advent 2017, die nächste Sonderaus- stellung eröffnen, Thema vielleicht Musikschulen und Das Programm der Heimatkundlichen Vereinigung für Dezember/Januar Lehrbücher. An ein Jubiläum 40 Jahre Musikhistori- sche Sammlung Jehle im Stauffenberg-Schloß hat da- DEZEMBER baut. Ebenfalls neu ist eine Passionskrippe mit vielen 14.00 Uhr. Treffpunkt Haupteingang EDEKA (Ede- mals eben keiner gedacht. Stationen von der Verkündigung bis zur Kreuzigung kastraße). Anmeldung unbedingt erforderlich. Teil- Eigentlich wollte ich diese Rede mit dem ersten Im Dezember finden mit Ausnahme des Ebinger zu sehen. Neu dazu gekommen ist die Taufe am Jor- nahme frei. Instrument beginnen, das der Sammler und Muse- Stammtisches keine Veranstaltungen statt. dan und Jesus im Tempel. umsgründer Martin Friedrich Jehle, mein Vater, nicht Nach der Führung durch diese Ausstellung werden für das Musikhaus gekauft hat, sondern als Samm- wir uns bei Kaffee und Kuchen im Gemeindehaus stär- STAMMTISCHE lungsgegenstand. Aber dann ist mir eingefallen, daß Die Geigenwerkstatt im Lautlinger Schloß. Foto: Jehle JANUAR ken. Anschließend geht es weiter nach Hechingen in sein Großvater am musikalischen Teil des Württem- die ehemalige Klosterkirche St. Luzen, wo im Chor der Jeweils am 1. Mittwoch eines Monats trifft sich un- bergischen Gesangbuchs 1912 beteiligt war, man museum, ein Mann erzählt, in einem Dorf hier in der cher, auf das Titelschildchen seines „Verkaufsbuch No. Samstag 13.1.2018: Halbtagesexkursion mit Wilfried Kirche eine wundervolle Barockkrippe aufgebaut ist. ter der Leitung von Dr. Peter Th. Lang der Ebinger möchte sagen: maßgeblich beteiligt, aber dem hätte Gegend – ich könnte den Namen nennen – habe man 1“ notierte er: „angefangen am 27. Oktober 1907“, die Groh: Krippen in St. Luzen (Hechingen) und Hausen Groß ist nicht nur ihr Umfang, groß sind auch die Fi- Stammtisch um 15.00 Uhr im Café Wildt-Abt, Son- er widersprochen. Es gibt ja eine feine Bescheiden- vor wenigen Jahren das Pfarrhaus geräumt, Container zweite der drei identischen Annoncen zur Geschäfts- i.K. guren. nenstr. 67, 72458 Albstadt-Ebingen: Tel.: 07431 4188. heit, die schon ins Gebiet der Selbstgefälligkeit fällt. Je- vorsHaus,Bibliothek„entsorgt“,lauterBüchervor1800, Eröffnung erschien im Neuen Alb-Boten just am 5. No- Zuerst besucht die Gruppe die Krippenbauer in Hau- Die Holzgliederpuppen sind zwischen 60 cm und 94 denfalls hat er – mein Urgroßvater Stadtpfarrer Fried- sogar vor 1700, viele mit Noten drin – ich stelle mir lie- vember – auch so ein Jubiläum: 110 Jahre Gründung sen im Killertal. Seit 1963 werden in Hausen im Niko- cm hoch. Solche großfigurigen Krippen bevorzugten Anmeldung zu den Veranstaltungen über den Ge- rich Martin Jehle – alle Kirchenlieder einer textlichen ber gar nicht erst vor, was da aus Dummheit vernich- des Musikhaus Jehle. Auf alten Ebinger Postkarten kann lausheim Weihnachtskrippen von besonderer Schön- besonders die Jesuiten ab dem 16. Jahrhundert. Zwar schäftsführer Hans Schöller, Johann-Strauß-Str. 4, und musikalischen Revision unterzogen, um die teils tet wurde. A propos Müll: eines unserer ältesten und man seinen Laden sehen, d. h. zwei Läden, denn er mie- heit gefertigt und liebevoll zu einer einzigartigen Krip- gab es in Hechingen nie eine Jesuitenniederlassung, 72461 Albstadt, Telefon 07432-6807. Email: anfra- Jahrhunderte alten „Fehler“ rückgängig zu machen. teuersten Choralbücher – Johann Georg Christian Störls tete nach einiger Zeit das direkt danebenliegende Ge- penausstellung zusammengestellt Verbindungen und Kontakte könnte es aber durchaus [email protected] oder gescha- Wozu er vor allem alte Choral- und Gesangbücher he- [...] Neubezogenes Davidisches Harpfen- und Psalter- schäft dazu, der Laden lief offenbar nicht schlecht. Den In dieser Ausstellung werden ca. 55 Krippen ge- gegeben haben, zum Beispiel zum Jesuitenkolleg im [email protected] sowie ranzog, auslieh, erwarb oder geschenkt bekam, kurz- Spiel, 1744 – haben wir doppelt. Die Doublette brach- Musikverlag brachte er wohl schon aus Augsburg mit zeigt. Es werden heimatliche, alpenländische und ori- nahen Rottenburg oder nach Mindelheim. So ähneln über unsere Homepage www.heimatkundliche–ver- um: er wurde nicht nur Pietistengeneral genannt, son- te uns vor zwei, nein: drei Jahrzehnten ein Mann: das und firmierte nun Musikverlag Johannes Jehle Ebin- entalische Krippen gezeigt, auch Wurzelkrippen und sich die Krippenfiguren der Mindelheimer Jesuiten- einigung.de. dern galt als der deutsche Hymnologe. Noch jahrelang habe er auf dem Schutt gefunden; bei uns sei‘s wohl gen/Württ. Orgeln hat er, soweit bekannt, keine ge- Papierkrippen aus dem 19. Jahrhundert. Auf einer 12 kirche und die der St. Luzenkirche auffallend. nach Erscheinen des Gesangbuches publizierte er wis- an einem besseren Platz. baut, aber er hat die Orgel des Tübinger Stifts zur Wind- Quadratmeter großen Fläche ist eine Orientalische Vor der Renovierung der Krippe 1985 wurde sie in Bei allen Veranstaltungen sind Gäste jederzeit herz- senschaftliche Artikel über Kirchenlieder und Lieder- Friedrich Martin Jehle war übrigens Stadtpfarrer in erzeugung an die Wasserleitung angeschlossen. Und Krippe mit Figuren der Künstlerin Angela Tipi aufge- der seitlichen Antoniuskapelle als Wechselkrippe auf- lich willkommen. dichter. Als 1983 Martin Rößler – die gleiche Funktion Ebingen, 1885-1897, er hat dem Jungmännerverein zum im Zuge seiner Forschungen über den gregoriani- gebaut. Inzwischen werden die Engel, die hl. Familie, bei der Entstehung des Württembergischen Gesang- Hospiz verholfen, hat Anteil am Entstehen des Sor- schen Choral war er Brieffreund von Otto Riethmüller, die Hirten mit ihren Frauen, die Könige mit ihren Die- buchs 1996 – zu uns zum Taufgespräch kam (wir wohn- genkindes Rotunde auf dem Ebinger Friedhof, hat das Alfred Stier und einigen Beuroner Mönchen. Und er nern und die Tiere gleichzeitig im Chorraum der Kir- ten in Bronnweiler, wo Rößler eine nicht ohne Be- Buch Stimmen des Trostes am Grab eines Kindes he- hat zahlreiche Stücke komponiert und veröffentlicht. che aufgestellt. Da die Fahrt bis 18.00 Uhr in Ebingen Herausgegeben von der dacht überschaubare Gemeinde versah), setzte er sich rausgegeben, lauter Briefe deutscher Theologen an den Zum zweiten Jehle-Nachlaß in der Musikhistorischen endet, ist diese Krippenfahrt auch für Familien mit Kin- Heimatkundlichen Vereinigung erst an den Flügel und spielte den ersten Satz von Beet- Ebinger Lehrer Stengel nach dem Scharlachtod von Sammlung gehören also nicht nur die Ausgaben sei- dern geeignet. Busfahrt. Albstadt-Ebingen, Busbahn- Zollernalb hovenskleinerPathetique,dannfragteer,obunserSohn dessen viereinhalbjähriger Tochter im Jahr 1854. Die nes Verlages – in den Unibibliotheken bekommt man Die Autoren dieser Ausgabe hof, 12.00 Uhr. Balingen, an der Stadthalle, 12.30 Uhr. ein Nachkomme sei und war zufrieden. Ebinger Abschiedspredigt hielt er am 3. Oktober 1897 derlei, wenn überhaupt, als Rarum nur unter Aufsicht Umlage 20,00 Euro für Fahrt, Eintritte und Führun- Vorsitzender: Friedrich Martin Jehle dichtete und komponierte – auch ein naheliegendes Jubiläum, ziemlich genau 120 in den Sonderlesesaal – , sondern seine Kompositio- gen. Dr. Andreas Zekorn, Landratsamt Zollernalbkreis, auch selbst, einige seiner Lieder wurden in Gesang- Jahre. Seine nächste und letzte Stelle war dann an der nen als Autograph, außerdem Autographen der von ihm 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 92 11 45 und Liederbücher aufgenommen. Ein gewichtiger Teil Friedenskirche Stuttgart. verlegten Komponisten, deren Kompositionen er für Dr. Volker Jehle seines Nachlasses gehört zu den Beständen der Mu- Zu diesem Gründervater wäre noch viel zu sagen. den Druck im Verlag eingerichtet hat, kurzum: das Ver- Am Schloss 1 Mittwoch 24.1.2018 Vortrag mit Dr. Andreas Zekorn: Geschäftsführung: sikhistorischen Sammlung Jehle – eine solche Cho- Wenden wir uns aber seinem Sohn zu, meinem Groß- lagsarchiv. Zudem zahlreiche von ihm durchgearbei- 72459 Albstadt-Lautlingen KZ-Friedhöfe als erste KZ-Gedenkstätten für die Op- Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, ralbuch-Sammlung könnte man heute nur noch mit vater, Johannes Jehle, ebenfalls ein Gründervater: Or- tete Bücher, auch hier wieder Choral- und Gesang- fer des Unternehmens „Wüste“ 72461 Albstadt, immens viel Geld zusammenbringen, einige Ausga- gelbauer, Kaufmann, Musikalienhändler, Musikverle- bücher, und auch ihm wurde manches zugetragen; im 20.00 Uhr, Balingen, Landratsamt Zollernalbkreis Telefon (0 74 32) 68 07 ben sind teuer als viele der Musikinstrumente. Aber na- ger, Chorleiter, Erforscher des gregorianischen Cho- Buch Martin Luthers geistliche Lieder mit den zu sei- (Sitzungssaal), Hirschbergstr. 29, Eintritt frei. E-Mail: [email protected] türlich: was 1912 über 120 Jahre alt war, stammte aus rals, Komponist, Organist. 1907 kam er aus Augsburg, nen Lebzeiten gebräuchlichen Singweisen, 1856, fin- dem 18. Jahrhundert. Finden wir heutzutage etwas aus wo er Geschäftsführer der Harmoniumfabrik Kaim war, det man seinen Eintrag: „Von Bäckermeister Ochs Mittwoch, 31.1.2018: Werksbesichtigung mit Dr. Mi- Redaktion: dem Jahr 1900, halten wir das schließlich auch nicht nach Ebingen und gründete das Musikhaus Johannes 1919“. chael Walther: Führung durch das Logistikzentrum Daniel Seeburger, Grünewaldstraße 15, für spektakulär. Jehle, und zwar in der Marktstraße, etwa da, wo heute Ganz abgesehen von Briefen und Postkarten. Das der EDEKA Südwest in Balingen 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 2 66-1 53 A propos immense Kosten. Da hat mir vor einem der Treppenaufgang ins Ebinger Rathaus führt. Wann Kapitel wuchs und wächst, Jahr um Jahr und umfaßt Jahr ungefähr, bei einer Veranstaltung im Maschen- genau er den Laden eröffnet hat, ist nicht völlig si- heute über 1050 Briefe, neue Gattung: Email. Seite 2061 Heimatkundliche Blätter November 2017 November 2017 Heimatkundliche Blätter Seite 2062

Johannes Jehle trat auch als Pianist auf. Und er sam- Musik studiert hatte, also: daß er gerade 1934 wieder mente zeigen alle – aufgelötet oder eingraviert – die Sig- Man sieht: der Jehle-Nachlaß in dritter Generation bekannte eben hin und wieder thematisch sortiert vor- melte die Programme der Konzerte, die er besucht hat, nach Ebingen kam, lag daran, daß sein Vater nach ei- natur „Musikhaus Johannes Jehle“. Momentan schreibt ist umfangreich und weitgefächert. Daß das ganze Ma- gezeigt. In den früheren Jahren konnte Ursula Eppler, und natürlich erst recht die, an denen er beteiligt war, nem Schlaganfall im Jahr 1927 bereits sehr krank ge- ein Johann Schiller, der an der Stuttgarter Musik- terial zu einer musikhistorischen Sammlung werden wenn am Jahresende vom Etat übrig war, etwas an- nicht anders als später mein Vater und heute meine worden war. Und just in diesem Jahr, 1934, änderte schule Trompete unterrichtet hat und nun in Schwe- würde,warspätestensnachdemZweitenWeltkriegklar. schaffen, was damals, lange vor Ebay, nur via ge- Schwester und ich. Beispielsweise: „Musik-Verein sich hinsichtlich der Musikhistorischen Sammlung so- den lebt, ein Verzeichnis aller Süddeutscher Blech- InderFestschriftMusikhausJohs.JehleEbingen/Württ. drucktenAntiquariatskatalogengeschehenkonnte,und Ebingen. Konzert am Sonntag den 5. Dezember 1909, zusagen die Qualität des Nachlasses, denn in diesem blasinstrumentenmacher. Ihn konnten wir mit Daten 1907-1947 gibt’s auch ein Kapitel mit Beispielen „aus da erwischte sie tolle Sachen, beispielsweise ein Ge- abends 7 Uhr, im Postsaal unter Leitung des Herrn Mu- Jahr kaufte Martin Friedrich Jehle jenes eingangs er- und sogar Fotos versorgen, er nennt Bagus „Meister“ unserer musikhistorischen Sammlung“, damals war die sangbuch für Ost- und Westpreußen, Danzig 1915, oder sikdirektors Strecker und gütiger Mitwirkung von Frau wähnte Instrument, das er nicht für das Musikhaus ge- und sagt, die böhmischen Kerle in Kraslice hätten meist Amati noch dabei. Das Heft war übrigens eine von Hans einen Schwung extrem rarer Firmenkataloge, oder die Oberförster Schleicher, Herrn Konzertsänger Emil kauft hat, sondern als Sammlungsgegenstand: ein auch keinen Meistertitel gehabt und auch nichts an- Geißlers ersten Arbeiten für das Musikhaus Jehle, wo Weihnachts-Cantilene von Mathias Claudius, in Mu- Krempel aus Stuttgart (Tenor) u. den Herren Bauer, Hammerklavier, um 1780 gebaut, und zwar höchst- deres getan, als aus Halbfabrikaten Instrumente ge- er zum 1. August 1947 angestellt worden war – auch sik gesetzt von Johann Friedrich Reichardt von 1786 Beck, Heidorn, Jehle u. Ziegler.“ Nach diesem Ober- wahrscheinlich von Mozarts Klavierbauer Johann And- baut – wer baue schon eine Maschine!? ein Jubiläum: 70 Jahre seit Hans Geißlers erster Ebin- mit gedruckter Widmung an Claudius. förster ist bekanntlich die Schleicherhütte benannt. reas Stein in Augsburg, in den Unterlagen steht von Davon, dass mein Vater im Zweiten Weltkrieg in ger Anstellung. Selbstverständlich kamen und kommen auch Inst- Nach vielfältigen Wanderjahren, u. a. wohl einen der Hand meines Vaters: „gekauft 1934 bei Glaser in Je- Norwegen war, aber meist in der Garnison in Oslo, daß Im Jahr darauf, 1948, stellte mein Vater die Samm- rumente hinzu. Ein paar der neuesten Beispiele: 2009 Sommer lang Hotel- oder Barpianist in Bordeaux, hat- na“. Würde man mich nach dem Gründungsjahr der er in der Kaserne Cello spielte, wie Claus von Stauf- lung erstmals öffentlich aus, ein paar Wochen eben, rief ein befreundeter Würzburger Klavierbauer bei mei- te sich Johannes Jehle endlich etabliert, der Laden lief, Musikhistorischen Sammlung Jehle fragen, würde ich fenberg, habe ich bei anderer Gelegenheit schon er- und zwar im Neuen Vereinshaus, also dort, wo sich heu- ner Schwester an, er habe in einer Spedition ein Kla- seine Stiefschwester Frida half im Geschäft – doch in 1934 angeben. 40 Jahre Musikhistorische Sammlung zählt: dass er vor allem historische Instrumente sam- te das Kunstmuseum Albstadt befindet. vier gesehen, wie er noch nie eines gesehen habe, wir der Nacht auf den 8. Januar 1911 brach aus, was als Jehle im Stauffenberg-Schloss in allen Ehren – was die melte, einem Juristen sogar eine Amati abkaufte, die 1963 kaufte er aus der Sammlung Klinckerfuß das solltenunsbeeilen,sonstlandedasDingaufdemSchutt. Ebinger Marktstraßenbrand bekannt ist. Frida hat die Sammlung und nicht den Ort betrifft, feiern wir die- er Mitte der 1950er Jahre wieder verkaufen musste, was Clavichord, das Spinett, den Lyraflügel, zwei Tafel- Meine Schwester und ich fuhren also nach Würzburg, Ladenkasse gerettet – Familienlegende. Im ersten Ge- ses Jahr das 83-jährige Jubiläum. Wobei natürlich zu sa- er sonst noch gefunden hat, und was davon heute noch klaviere und das Konsolenpianino von Klinckerfuß. und es war sofort klar, daß wir das Ding haben wollen: schäftsbuch steht beim Harmonium Mod. 62 No. 260 gen ist, daß die Sammlung zuvor noch niemals so lan- in der Musikhistorischen Sammlung Jehle liegt. Denn im Jahr darauf, 1964, präsentierte er seine Samm- der Kasten über den Tasten, wo sonst der obere Teil der Vermerk: „verbrannt“. ge an einem Ort untergebracht war, und noch nie in ei- Nach dem Krieg übernahm er nicht nur das Mu- lung erstmals dauerhaft öffentlich, und zwar im Rat- der Saiten zu sehen ist, ist leer, die Stimmnägel, die Johannes Jehle kaufte das Haus 594 (später Un- nem so auserwählten Rahmen: sie hat eine wunder- sikhaus wieder und war Konzertveranstalter, sondern haus Ebingen, oberster Stock. Die breiten Treppen- sonst ganz oben im Kasten stecken, schauen unter den tere Vorstadt 15, heute im Besitz des Eiscafés Venezia volle Heimat gefunden. gründete die Klavierfabrik, zunächst im Hinterhaus von geländer sind für Buben herrlich! Natürlich veran- Tasten nach vorn heraus, was heißt: auch die Mecha- daneben), während Frida vom gewieften Heiratspoli- Martin Friedrich Jehle kam also zurück nach Ebin- Linder & Schmid in der Schmiechastraße, heute hin- staltete er zur Eröffnung eine Festwoche, 3. bis 6. Juni, nik ist völlig anders. Gegen die Transportkosten ha- tiker, Friedrich Martin Jehle, dem Missionar gen, ein Mann von 18 Jahren, der sofort – wie bei Jeh- term Ärztehaus, ab Mitte der 1950er Jahre in den bei- Konzerte, Vortrag, Führung, und danach ein paar Jah- ben wir‘s tatsächlich bekommen und wissen inzwi- als Ehefrau nach China geschickt wurde. Also dachte den unteren Stockwerken der Fabrik von Hugo & Er- re lang alljährliche Festtage. Ich erinnere mich an die schen: um 1900 gebaut von Jakob Erbe in Eisenach, die- auch Johannes Jehle ans Heiraten. Die Hochzeit mit win Blickle der Riedstraße, ich meine, man sehe auf schrillen Schreie der Mauersegler, die übers Rathaus- se kleinen Klaviere nennt man – in Analogie zu den kur- Bertha Schmidt aus Michelbach an der Lücke, Toch- dem Putz neben der Haustür noch heute den Umriß sei- dach jagten. Ob er daran dachte, daß sozusagen unter zen Stutzflügeln – Stutzklavier. Unser Klavierbauer, ter des Waiblinger Rektors Leonhardt Schmidt, fand nes Firmenschilds, dabei hat er die Fabrik schon 1981 ihm sein Vater das erste Musikgeschäft gehabt hatte? Nachfolger von Richard Eppler, der alljährlich eine am 22. Januar 1913 an der Friedenskirche Stuttgart statt, geschlossen. Er wurde Obermeister der Württember- 1970 verkaufte er die Sammlung der Stadt Ebingen mehrtägige Runde stimmend und reparierend durchs Traupfarrer: Friedrich Martin Jehle, die Feier war dann gischen Klavierbauer, zuletzt Ehrenobermeister, auch und war fortan ihr Kustos. Als der Platz im Rathaus an- Haus dreht, Peter Zettel aus Balingen – hat das Klavier in Waiblingen beim Brautvater – und fast genau aufs Vorsitzender oder Vorstandsmitglied diverser Instru- derweitig gebraucht wurde, hatte die Familie von Stauf- restauriert, der Lions Club hat die Kosten übernom- Jahr: am 3. Januar 1914 wurde das erste Kind gebo- mentenbauergremien. Alle seine offiziellen Funktio- fenberg das Lautlinger Schloß bereits der Ortschaft men. ren: Martin Friedrich, mein Vater. nen mag man in den einleitenden Essays meines Be- Lautlingen verkauft, mit der Gründung von Albstadt Oder Hartmut Burgmann, Klavierbauer – wie alle, Daß der Presse, wenn von meinem Urgroßvater und standsverzeichnisses der Musikhistorischen Samm- 1975 kam alles in eine Hand. Und einer – ich meine: die im süddeutschen Raum Rang und Namen haben, meinem Vater die Rede ist, stets eine gelinde Verwir- lung Jehle nachlesen. Das Verzeichnis ist nicht ge- es war noch Oberbürgermeister Hans Hoss – sagte: wa- hataucherbeiJehleEbingengearbeitet:begonnen1954, runganzumerkenist,liegtnahe:meinUrgroßvaterheißt druckt erschienen, sondern online, downzuloaden von rum stecken wir die Sammlung vom Jehle nicht ins Gesellenprüfung 1957, Meisterprüfung 1965, ab 1971 Friedrich Martin, mein Vater heißt Martin Friedrich – der Website der Sammlung innerhalb der Website der Lautlinger Schloß ? Was sein Nachfolger Hans Pfarr Lehrer für Klavierbau an der Oskar Walcker-Schule weshalb wir unseren Sohn schlicht Martin getauft ha- Stadt Albstadt. Diesen August, rechtzeitig zum Jubi- dann tatkräftig umsetzte. Wer darüber genaue Aus- Mit dem Lyraflügel (oben) kam auch das Spinett, zwei Tafelkla- Ludwigsburg, von ganzer Seele Komponist, auch Mu- ben, sonst nix. läum, ist die 5. Auflage online gegangen, der Umfang kunft haben möchte, lese den gestrigen Jubiläumsar- viere und das Konsolenpianino von Klinckerfuß in die Sammlung. sikverleger, wie Johannes Jehle. Von ihm hüten wir die A propos Nachlaß: in der Musikhistorischen Samm- beträgt nun 3747 Seiten. Aber no worries: man kann tikel im Schwarzwälder Boten, der allerdings die heu- Foto: Jehle wohl vollständigste Sammlung seiner Kompositionen lung Jehle stehen zwei Edison-Phonographen von 1907 das gratis herunterladen und zuhause in Ruhe durch- tige Veranstaltung ebenfalls auf gestern verlegte. Wir ab den ersten Heften, die er noch meinem Vater ge- – die Vorführgeräte im Musikhaus Jehle. In Pappzy- schauen. waren gestern bis nach 17 Uhr da – ist keiner gekom- widmet hat, dazu Briefe, Autographen, sogar seine lindern steckt, was man später als Schellack, Lp, CD Musikhaus, Flügel- und Klavierfabrik, Geigen- men, also niemand drauf reingefallen. ich ihm seit 1977 in der Sammlung immer wieder ge- technischen Zeichnungen: Cembalo, Klavier und Tan- etc.verkaufte:diekonservierteMusik,hiernochinForm bauer, Blechblasinstrumentenbauer, Musikalien- Bis das Schloß umgebaut war, und bis zuletzt die holfen hatte und gerade nach meinem Studium an fün- gentenklavier. Darüber, daß er im Chor der Friedens- von Wachs-Walzen, die man auf den Metallzylinder des handlung – aus diesen Quellen, dem Material unter württembergischen Stukkateure ihr Meisterwerk vol- ferlei Städten wieder ins Land gekommen war, über- kirche mitzusingen hatte – wie Richard Eppler auch – Phonographen schob, wo sie abgetastet und mittels den Füßen, wurde natürlich die Musikhistorische lendet hatten, wurde die Sammlung in einem Schup- nahm ich sozusagen seine Stelle, aber nur stunden- spottet Burgmann heute: „Wes Brot ich ess, des Lied großer Trichter, wie man sie von Grammophonen Sammlung gespeist. Unsere umfangreichen Abtei- penunterhalbdesEbingerKrankenhausesgelagert.Was weise. Führungen, sagte ich damals, mache ich nicht, ich sing.“ Aber der Chor hat eben auch einen Kom- kennt, hörbar gemacht wurden. Johannes Jehle muß lungen zu Instrumentenbau und Instrumentenbau- nicht ohne Folgen blieb: die Orgel, die Johann Victor ich erarbeite ein Bestandsverzeichnis, aber endlich positionsabendBurgmannveranstaltet,1972,undmein ein verspielter Mensch gewesen sein – seine Tochter Jo- ern sind, glaube ich, ziemlich einzigartig. Aber auch Gruol 1842 in die Martinskirche Gechingen bei Calw ge- nach wissenschaftlichen Kriterien, die mein Vater, der Vater hat die ersten Kontakte zu Musikverlagen für hanna meinte, er sei gewiß der einzige der Ebinger Ho- ganz direkt: Wer ein Klavier kaufte und sein altes Kla- baut hatte und die unter Denkmalschutz steht, hat seit- Klavierbauer, nicht so streng gehandhabt hatte wie ich Burgmann geknüpft. Kurzum: für Burgmann ist die noratioren gewesen, der mit den Buben auf der Stra- vier loswerden wollte, stieß auf wachsame Aufmerk- dem Zahnprobleme, sprich: da fehlen Pfeifen, und von das als Literaturwissenschaftler inzwischen gewohnt Musikhistorische Sammlung Jehle wohl beinah so et- ße gekickt hat –, jedenfalls hat er sich den notwendi- samkeit. Gerichtet wurden die alten Instrumente dann den Tasten ist nur noch die Hälfte da. Die Obdachlo- war. Computer gab es damals noch nicht, die Sache was wie eine zweite Heimat: außer von Johannes Jehle gen Zubehör verschafft, um nicht nur abspielen, son- „in der Fabrik“, wie es bei uns hieß. Und wenn einer sen, die den Schuppen ebenfalls nutzten, haben sich mit den Karteikarten kam nur sehr mühsam voran, und verwahren wir von keinem Komponisten sozusagen das dern auch aufnehmen zu können. Da steht also eine Martin Friedrich Jehle in der 50er Jahren. Foto: Jehle die Raten für sein Jehle-Klavier nicht mehr aufbrin- mit den Pfeifen aufgespielt und mit den Tasten ihr Feu- als ich 1983 bei Walter Jens zu promovieren begann, Gesamtwerk. Burgmann kommt auch immer wieder, Schachtel voller beschrifteter Wachswalzen, und au- gen konnte, nahm mein Vater auch Naturalien an. So erchen angeheizt. Da nützt der beste Denkmalschutz war ich nicht unfroh, den Job aufgeben zu können. um seine Instrumente zu warten. Die hat er selbst ge- ßer Konzerten berühmter Komponisten gibt es noch les üblich – mit allen Anwesenden verkracht war, es haben wir Originalbilder einiger nicht nur im Zol- nichts. Man sollte einen Orgelverein gründen, 100.000 Was mir leicht gemacht wurde, da meine Schwes- baut und der Sammlung im Jahr 2012 geschenkt: Tan- anderes zu hören: Johannes Jehle spielt eigene Kom- existiert sogar ein beleidigtes Kündigungsschreiben an lernalbkreis namhafter Maler, einmal hatten wir auch Euro würde man wohl benötigen. ter, Ursula Eppler, schon im Herbst 1982, als mein Va- gentenklavier,Quart-Spinett,daskleineClavichordund positionen auf dem Harmonium, Fräulein Marie Kno- seinen Vater. Zum Klavierstimmen fuhr er in weitem einen halben Zentner Honig, und was meine Mutter Im August 1977 zog die Sammlung ins Stauffen- ter im Krankenhaus lag, die erste Führung ihres Le- das Missionarsharmonium, das einer seiner Brüder in bel, meine spätere Klavierlehrerin, singt Lieder – noch Umkreis mit dem Fahrrad, gewiß auch ins Stauffen- über das Hammerklavier unterm Christbaum ihrer ers- berg-Schloß um. Martin Friedrich Jehle erarbeitete ei- bens gemacht hatte – noch ein naheliegendes Jubilä- Afrika entdeckt und ihm in ein paar Plastiktüten zum ehe sie Eugen Geiger geheiratet hatte, die beiden ha- berg-Schloss, mit dem Fahrrad auch auf ausgedehnte ten Weihnacht ihrer jungen Ehe in der ersten ge- ne dreiteilige Artikelserie im Zollern-Alb-Kurier Schloß um: 35 Jahre Ursula Eppler im Stauffenberg-Schloß, 50. Geburtstag geschenkt hat; dem hat er die fehlen- ben das Musikinstitut Geiger in der Ebinger Bogen- Touren: ins Donautal sowieso, aber auch nach Köln, meinsamen Wohnung erzählt – ich habe ihre Texte über Lautlingen und die Musik, also vor allem über die Haus- seit 10 Jahren Führungen auch durch die Stauffen- den Pedale hinzugebaut. Und als er uns 2013 seine Baß- straße gegründet, und Martin Friedrich Jehle brüllt. Wer wo er auf der Hitler-Autobahn radelte und sich bei der alteMusikinstrumentealsBuchherausgegeben,essteht musik der Familie von Stauffenberg. Mitte Oktober, al- berg-Gedenkstätte. Einen Chor leitet sie übrigens posaune schenkte, er nennt sie Elvira, weil er aus ge- kann schon behaupten, er könne seinen vor über hun- Polizei in extra breitem Schwäbisch damit verteidigte, bei den Postkarten zum Verkauf – kurzum: ein Ham- so ziemlich spät, flog er nach Hamburg, um bei Stein- ebenfalls. Und Sonderausstellungen hat sie ab Mo- sundheitlichen Gründen nicht mehr spielen konnte, dert Jahren geborenen Vater als Baby brüllen hören? daß man so was bei ihm daheim halt nicht kenne; aber merklavier unterm Christbaum gehört auch zu mei- way den Flügel für den Saal auszuwählen. Und am 6. zarts 200. Todestag 1991 eine ganze Reihe gemacht. hat er uns sozusagen sein Leben anvertraut. Das heißt: genau genommen kann auch ich das nicht auch zu den Bayreuther Festspielen, ja, bis nach Ber- nen eigenen Erinnerungen. Da hatten alle zusam- November 1977 war’s endlich soweit: Eröffnung der Sie und ihr Museum im Koffer kann man engagieren: Oder: Vor zwei Jahren schickte ein Schweizer Ent- behaupten. Denn zum Glück habe ich mich zuerst in- lin – „bei Glaser in Jena“ war also en passant bei ei- mengelegt. Musikhistorischen Sammlung Jehle im Stauffenberg- Kindergärten, Schulen, Waldheim. Außerdem hat sie rümpler Museumsleiterin Susanne Goebel ein paar Fo- formiert, was es mit den schwarzen Flecken auf den ner Radtour, vermutlich gerade jener nach Berlin. Außerdem war mein Vater Musikhistoriker, na- Schloß – der Anlaß unseres Jubiläums. Beim Festakt vor Jahren damit begonnen, ganz unspektakulär, d. h. tos: merkwürdiges Tasteninstrument, sehr kleiner Ton- Wachswalzen auf sich hat: das ist ein Pilz, und Wal- Und im gleichen Jahr, 1934, gewiß auf derselben heliegendes Spezialgebiet: historische Musikinstru- sprach Baubürgermeister Norbert Czernoch, den Vor- ohne Vernissage oder dergleichen, aus eigenen Be- umfang, zwei Treter wie ein Harmonium, steht auf zwei zen mit diesem Pilz lassen sich noch ein einziges Mal Tour, traf er in Markneukirchen den Geigenbauer Her- mente. Er hielt Vorträge in ganz Deutschland, von trag hielt Henry van der Meer, Leiter der Sammlung al- ständen kleine jährliche Sonderschauen zu Musiker- Beinen, die aus zwei Lyras an Scharnieren überei- abspielen, dann sind sie kaputt. Jetzt hoffe ich auf die bert Moritz Mönnig. Schon zum 2. September dieses Schloß Mainau bis zur Kongreßhalle Berlin. Er schrieb ter Musikinstrumente im Germanischen National- jubiläen zu machen, was inzwischen ich, der Ausstel- nander bestehen, durch die die Luft ins Gehäuse ge- Wissenschaft und ein Mittel gegen den Pilz oder auf Jahres, 1934, begann Mönnig im Musikhaus Jehle in das Buch 1000 Jahre Musik in Ebingen, das nicht ge- museum Nürnberg, anschließend machte Martin Jeh- lungsmacher, übernommen habe, Thema dieses Jahr, langt. Das ganze Ding steht in einem Kistchen, in dem die Weiterentwicklung der 3D-Drucker. Ebingen zu arbeiten, wurde international bekannt, ein druckt wurde, die Manuskripte liegen in der Samm- le eine Führung, am Abend gab’s ein Konzert mit Ale- ebenfalls naheliegend: 500 Jahre Reformation. es, die Lyrabeine zusammengeklappt, restlos ver- Eine Komposition von Johannes Jehle läßt sich gefragter Gutachter edler Geigen, angefangen bei Stra- lung. Gedruckt wurde sein Buch Württembergische xander Bohnke. Der Text der Einladung klang damals Die klaviertechnische Seite, die mit dem Tod mei- schwindet: Deckel drauf, weg. Kein Wunder war Su- trotzdem anhören, und zwar im Internet. Der Ulmer divari und Amati. Nach der Übergabe des Musikhau- Klavierbauer des 18. und 19. Jahrhunderts und sein kurz ganz anders: „Die Stadt Albstadt gibt sich die Ehre, zur nes Vaters ja nicht mehr versorgt war, übernahm der sanne Goebel entzückt, wir waren’s ebenfalls. Also sind Organist Siegfried Gmeiner, der eine exzellente Web- ses an meinen Bruder Peter 1976 ging Mönnig in den gefaßter Katalog der Musikhistorischen Sammlung Eröffnung der neugestalteten Musikhistorischen Mann meiner Schwester, Richard Eppler. Eintritt in die meine Schwester und ich nach Zürich gefahren, ha- site Schwäbische Orgelromantik führt, hat an der Wal- Ruhestand. Seine Werkstatt kann man heute in der Mu- Jehle, der hier im Hause bis heute – natürlich in über- Sammlung Jehle in das Stauffenberg’sche Schloß in Klavierfabrik 1951, er hat den Aufbau der Sammlung so- ben die teuersten Hamburger unseres Lebens geges- cker-Orgel in St. Georg Ulm Johannes Jehles Choral- sikhistorischen Sammlung Jehle betrachten. Seltsam arbeiteter Auflage – zum Kauf angeboten wird. Albstadt-Lautlingen freundlichst einzuladen“ – mit re- zusagen auf der technischen Seite mitverfolgen kön- sen – 17 Franken, pro Stück! Schmackhafteres war we- vorspiel Wie nach einer Wasserquelle von 1919 ein- übrigens, als der alte Mönnig die Sache unterm Dach Am 3. November 1948, also vorgestern vor 69 Jah- produ¬zierter Unterschrift von Oberbürgermeister nen; zuletzt, bis zur Schließung der Fabrik 1981, war sentlich teurer –, haben die Adresse am Berg überm gespielt. des Stauffenberg-Schlosses einmal ansah, sich auf sein ren, übernahm er den Chor der Friedenskirche Ebin- Hans Pfarr. Am 8. November folgte ein Konzert mit Wer- er der Kapo. See gesucht und nur immer wieder ein Bruchstück der Was bisher als Nachlaß kam und der Sammlung Dreibein setzte, das Käppi übern Kopf zog – da saß gen: jährliche Singfreizeiten – wie schon sein Vater mit ner Feyrer und Ulf Hoelscher, und am 10. November Wenn man wollen würde, könnte man auch 10 Jah- Straße gefunden, lauter Sackgassen oder Einbahn- Fundament gab, war sozusagen Material, das sich beim der betagte Herr, als sei auch er ein Museumsstück. Sei- dem Chor des Jungfrauenvereins, später auch mit dem das Abschlußkonzert mit Tibor Varga. re Bestandsverzeichnis von Volker Jehle feiern, denn straßen in der falschen Richtung, alles steil, eng und Gang durch ein Leben sammelt, selbst die prächtigen ne Instrumente werden heute recht teuer gehandelt, Chor des CVJM. Manche erinnern sich gewiß noch an Schloßkonzerte veranstaltete Martin Friedrich Jeh- 2007 – nach der großen Renovierung des Schlosses und voll, zum Haareraufen. Meine Schwester war bereit, die Jahrgänge der Zeitschrift für Instrumentenbau, die Jo- erst vor ein paar Tagen habe ich im Internet diverse An- die Weihnachts- und Passionsmusiken des Chors der le danach regelmäßig, jedes Jahr rund ein halbes Dut- der Einrichtung der Stauffenberg-Gedenkstätte in den ganze Sache aufzugeben. Enerviert fragte ich einen Pas- hannes Jehle ab 1906 abonniert hatte, deren Jahr- gebote entdeckt. In einem wird mit der Beschreibung Friedenskirche, die Motetten in der Kapellkirche, auch zend, das letzte im März 1982, ein halbes Jahr vor sei- Räumen der ehemaligen Ortsverwaltung – habe ich die santen. Der wies den Berg hinunter und raunzte: „Mu- gänge er stets binden ließ, was man nach seinem frü- geworben: „Beautiful German instrument; sounds as die Konzerte mit Solisten und großem Orchester – na- nem Tod. Eine Selbstverständlichkeit, damals, daß ganz 1983 liegengelassene Arbeit wieder aufgenommen, esch unne numme fahre!“ – Der Beweis, daß wir die Ad- hen Tod 1935 bis ins zweite Kriegsjahr fortführte – heu- good as it looks! / Price: 3600.00 $“ türlich wurde die Musikhistorische Sammlung auch aus Albstadt nach Lautlingen ins Schloßkonzert geht. – Und diesmal mit Computer und Internet und, wie gesagt, resse zuletzt doch noch gefunden haben, steht oben, te füllt das einen großen Schrank. Den Blechblasinstrumentenmacher Emil Bagus dieser Quelle gespeist. In der Sammlung liegen alle Pro- auch er machte schon eine Sonderausstellung: 200 Jah- diesmal bin ich fertig geworden, d. h. ständig mit Ak- bei den Harmónien. Übrigens, meine Nachforschun- Daß Martin Friedrich Jehle 1932 aus Stuttgart, wo stellte mein Vater zum 1. September 1938 ein. Bagus grammhefte der Veranstaltungen und der Singwo- re Musik in Ebingen, 13.-22. November 1981 – immer tualisierungen beschäftigt. Und Führungen mache ich gen haben ergeben, es handelt sich um eine Physhar- er bei Hardt zum Klavierbauer ausgebildet worden war, baute aus Halbfabrikaten Blechblasinstrumente zu- chen, nicht zuletzt die Presse, auch ein Kasten mit Dias, dieser November! nun natürlich doch. monika, Vorläufer des Harmoniums, gebaut um 1850, zuletzt bei Schiedmayer in der Harmoniumfabrik ge- sammen, ein Jehle-Verkaufskatalog von Ende der 1940- die Karl Raible gemacht hat, und Spulentonbänder mit Am 14. November 1982 – auch so ein naheliegendes Denn glauben Sie nicht, die Sammlung werde nun, Clara Schumann hatte auf Reisen so ein Kistchen da- arbeitet und mit Leidenschaft am Konservatorium für er Jahre beweist: die komplette Palette. Diese Instru- Gerhard Conzelmanns Konzertmitschnitten. Jubiläum, das 35. – starb Martin Friedrich Jehle. Da in vierter Generation, nur noch verwaltet und das Alt- bei. Seite 2061 Heimatkundliche Blätter November 2017 November 2017 Heimatkundliche Blätter Seite 2062

Johannes Jehle trat auch als Pianist auf. Und er sam- Musik studiert hatte, also: daß er gerade 1934 wieder mente zeigen alle – aufgelötet oder eingraviert – die Sig- Man sieht: der Jehle-Nachlaß in dritter Generation bekannte eben hin und wieder thematisch sortiert vor- melte die Programme der Konzerte, die er besucht hat, nach Ebingen kam, lag daran, daß sein Vater nach ei- natur „Musikhaus Johannes Jehle“. Momentan schreibt ist umfangreich und weitgefächert. Daß das ganze Ma- gezeigt. In den früheren Jahren konnte Ursula Eppler, und natürlich erst recht die, an denen er beteiligt war, nem Schlaganfall im Jahr 1927 bereits sehr krank ge- ein Johann Schiller, der an der Stuttgarter Musik- terial zu einer musikhistorischen Sammlung werden wenn am Jahresende vom Etat übrig war, etwas an- nicht anders als später mein Vater und heute meine worden war. Und just in diesem Jahr, 1934, änderte schule Trompete unterrichtet hat und nun in Schwe- würde,warspätestensnachdemZweitenWeltkriegklar. schaffen, was damals, lange vor Ebay, nur via ge- Schwester und ich. Beispielsweise: „Musik-Verein sich hinsichtlich der Musikhistorischen Sammlung so- den lebt, ein Verzeichnis aller Süddeutscher Blech- InderFestschriftMusikhausJohs.JehleEbingen/Württ. drucktenAntiquariatskatalogengeschehenkonnte,und Ebingen. Konzert am Sonntag den 5. Dezember 1909, zusagen die Qualität des Nachlasses, denn in diesem blasinstrumentenmacher. Ihn konnten wir mit Daten 1907-1947 gibt’s auch ein Kapitel mit Beispielen „aus da erwischte sie tolle Sachen, beispielsweise ein Ge- abends 7 Uhr, im Postsaal unter Leitung des Herrn Mu- Jahr kaufte Martin Friedrich Jehle jenes eingangs er- und sogar Fotos versorgen, er nennt Bagus „Meister“ unserer musikhistorischen Sammlung“, damals war die sangbuch für Ost- und Westpreußen, Danzig 1915, oder sikdirektors Strecker und gütiger Mitwirkung von Frau wähnte Instrument, das er nicht für das Musikhaus ge- und sagt, die böhmischen Kerle in Kraslice hätten meist Amati noch dabei. Das Heft war übrigens eine von Hans einen Schwung extrem rarer Firmenkataloge, oder die Oberförster Schleicher, Herrn Konzertsänger Emil kauft hat, sondern als Sammlungsgegenstand: ein auch keinen Meistertitel gehabt und auch nichts an- Geißlers ersten Arbeiten für das Musikhaus Jehle, wo Weihnachts-Cantilene von Mathias Claudius, in Mu- Krempel aus Stuttgart (Tenor) u. den Herren Bauer, Hammerklavier, um 1780 gebaut, und zwar höchst- deres getan, als aus Halbfabrikaten Instrumente ge- er zum 1. August 1947 angestellt worden war – auch sik gesetzt von Johann Friedrich Reichardt von 1786 Beck, Heidorn, Jehle u. Ziegler.“ Nach diesem Ober- wahrscheinlich von Mozarts Klavierbauer Johann And- baut – wer baue schon eine Maschine!? ein Jubiläum: 70 Jahre seit Hans Geißlers erster Ebin- mit gedruckter Widmung an Claudius. förster ist bekanntlich die Schleicherhütte benannt. reas Stein in Augsburg, in den Unterlagen steht von Davon, dass mein Vater im Zweiten Weltkrieg in ger Anstellung. Selbstverständlich kamen und kommen auch Inst- Nach vielfältigen Wanderjahren, u. a. wohl einen der Hand meines Vaters: „gekauft 1934 bei Glaser in Je- Norwegen war, aber meist in der Garnison in Oslo, daß Im Jahr darauf, 1948, stellte mein Vater die Samm- rumente hinzu. Ein paar der neuesten Beispiele: 2009 Sommer lang Hotel- oder Barpianist in Bordeaux, hat- na“. Würde man mich nach dem Gründungsjahr der er in der Kaserne Cello spielte, wie Claus von Stauf- lung erstmals öffentlich aus, ein paar Wochen eben, rief ein befreundeter Würzburger Klavierbauer bei mei- te sich Johannes Jehle endlich etabliert, der Laden lief, Musikhistorischen Sammlung Jehle fragen, würde ich fenberg, habe ich bei anderer Gelegenheit schon er- und zwar im Neuen Vereinshaus, also dort, wo sich heu- ner Schwester an, er habe in einer Spedition ein Kla- seine Stiefschwester Frida half im Geschäft – doch in 1934 angeben. 40 Jahre Musikhistorische Sammlung zählt: dass er vor allem historische Instrumente sam- te das Kunstmuseum Albstadt befindet. vier gesehen, wie er noch nie eines gesehen habe, wir der Nacht auf den 8. Januar 1911 brach aus, was als Jehle im Stauffenberg-Schloss in allen Ehren – was die melte, einem Juristen sogar eine Amati abkaufte, die 1963 kaufte er aus der Sammlung Klinckerfuß das solltenunsbeeilen,sonstlandedasDingaufdemSchutt. Ebinger Marktstraßenbrand bekannt ist. Frida hat die Sammlung und nicht den Ort betrifft, feiern wir die- er Mitte der 1950er Jahre wieder verkaufen musste, was Clavichord, das Spinett, den Lyraflügel, zwei Tafel- Meine Schwester und ich fuhren also nach Würzburg, Ladenkasse gerettet – Familienlegende. Im ersten Ge- ses Jahr das 83-jährige Jubiläum. Wobei natürlich zu sa- er sonst noch gefunden hat, und was davon heute noch klaviere und das Konsolenpianino von Klinckerfuß. und es war sofort klar, daß wir das Ding haben wollen: schäftsbuch steht beim Harmonium Mod. 62 No. 260 gen ist, daß die Sammlung zuvor noch niemals so lan- in der Musikhistorischen Sammlung Jehle liegt. Denn im Jahr darauf, 1964, präsentierte er seine Samm- der Kasten über den Tasten, wo sonst der obere Teil der Vermerk: „verbrannt“. ge an einem Ort untergebracht war, und noch nie in ei- Nach dem Krieg übernahm er nicht nur das Mu- lung erstmals dauerhaft öffentlich, und zwar im Rat- der Saiten zu sehen ist, ist leer, die Stimmnägel, die Johannes Jehle kaufte das Haus 594 (später Un- nem so auserwählten Rahmen: sie hat eine wunder- sikhaus wieder und war Konzertveranstalter, sondern haus Ebingen, oberster Stock. Die breiten Treppen- sonst ganz oben im Kasten stecken, schauen unter den tere Vorstadt 15, heute im Besitz des Eiscafés Venezia volle Heimat gefunden. gründete die Klavierfabrik, zunächst im Hinterhaus von geländer sind für Buben herrlich! Natürlich veran- Tasten nach vorn heraus, was heißt: auch die Mecha- daneben), während Frida vom gewieften Heiratspoli- Martin Friedrich Jehle kam also zurück nach Ebin- Linder & Schmid in der Schmiechastraße, heute hin- staltete er zur Eröffnung eine Festwoche, 3. bis 6. Juni, nik ist völlig anders. Gegen die Transportkosten ha- tiker, Friedrich Martin Jehle, dem Missionar Ernst Witt gen, ein Mann von 18 Jahren, der sofort – wie bei Jeh- term Ärztehaus, ab Mitte der 1950er Jahre in den bei- Konzerte, Vortrag, Führung, und danach ein paar Jah- ben wir‘s tatsächlich bekommen und wissen inzwi- als Ehefrau nach China geschickt wurde. Also dachte den unteren Stockwerken der Fabrik von Hugo & Er- re lang alljährliche Festtage. Ich erinnere mich an die schen: um 1900 gebaut von Jakob Erbe in Eisenach, die- auch Johannes Jehle ans Heiraten. Die Hochzeit mit win Blickle der Riedstraße, ich meine, man sehe auf schrillen Schreie der Mauersegler, die übers Rathaus- se kleinen Klaviere nennt man – in Analogie zu den kur- Bertha Schmidt aus Michelbach an der Lücke, Toch- dem Putz neben der Haustür noch heute den Umriß sei- dach jagten. Ob er daran dachte, daß sozusagen unter zen Stutzflügeln – Stutzklavier. Unser Klavierbauer, ter des Waiblinger Rektors Leonhardt Schmidt, fand nes Firmenschilds, dabei hat er die Fabrik schon 1981 ihm sein Vater das erste Musikgeschäft gehabt hatte? Nachfolger von Richard Eppler, der alljährlich eine am 22. Januar 1913 an der Friedenskirche Stuttgart statt, geschlossen. Er wurde Obermeister der Württember- 1970 verkaufte er die Sammlung der Stadt Ebingen mehrtägige Runde stimmend und reparierend durchs Traupfarrer: Friedrich Martin Jehle, die Feier war dann gischen Klavierbauer, zuletzt Ehrenobermeister, auch und war fortan ihr Kustos. Als der Platz im Rathaus an- Haus dreht, Peter Zettel aus Balingen – hat das Klavier in Waiblingen beim Brautvater – und fast genau aufs Vorsitzender oder Vorstandsmitglied diverser Instru- derweitig gebraucht wurde, hatte die Familie von Stauf- restauriert, der Lions Club hat die Kosten übernom- Jahr: am 3. Januar 1914 wurde das erste Kind gebo- mentenbauergremien. Alle seine offiziellen Funktio- fenberg das Lautlinger Schloß bereits der Ortschaft men. ren: Martin Friedrich, mein Vater. nen mag man in den einleitenden Essays meines Be- Lautlingen verkauft, mit der Gründung von Albstadt Oder Hartmut Burgmann, Klavierbauer – wie alle, Daß der Presse, wenn von meinem Urgroßvater und standsverzeichnisses der Musikhistorischen Samm- 1975 kam alles in eine Hand. Und einer – ich meine: die im süddeutschen Raum Rang und Namen haben, meinem Vater die Rede ist, stets eine gelinde Verwir- lung Jehle nachlesen. Das Verzeichnis ist nicht ge- es war noch Oberbürgermeister Hans Hoss – sagte: wa- hataucherbeiJehleEbingengearbeitet:begonnen1954, runganzumerkenist,liegtnahe:meinUrgroßvaterheißt druckt erschienen, sondern online, downzuloaden von rum stecken wir die Sammlung vom Jehle nicht ins Gesellenprüfung 1957, Meisterprüfung 1965, ab 1971 Friedrich Martin, mein Vater heißt Martin Friedrich – der Website der Sammlung innerhalb der Website der Lautlinger Schloß ? Was sein Nachfolger Hans Pfarr Lehrer für Klavierbau an der Oskar Walcker-Schule weshalb wir unseren Sohn schlicht Martin getauft ha- Stadt Albstadt. Diesen August, rechtzeitig zum Jubi- dann tatkräftig umsetzte. Wer darüber genaue Aus- Mit dem Lyraflügel (oben) kam auch das Spinett, zwei Tafelkla- Ludwigsburg, von ganzer Seele Komponist, auch Mu- ben, sonst nix. läum, ist die 5. Auflage online gegangen, der Umfang kunft haben möchte, lese den gestrigen Jubiläumsar- viere und das Konsolenpianino von Klinckerfuß in die Sammlung. sikverleger, wie Johannes Jehle. Von ihm hüten wir die A propos Nachlaß: in der Musikhistorischen Samm- beträgt nun 3747 Seiten. Aber no worries: man kann tikel im Schwarzwälder Boten, der allerdings die heu- Foto: Jehle wohl vollständigste Sammlung seiner Kompositionen lung Jehle stehen zwei Edison-Phonographen von 1907 das gratis herunterladen und zuhause in Ruhe durch- tige Veranstaltung ebenfalls auf gestern verlegte. Wir ab den ersten Heften, die er noch meinem Vater ge- – die Vorführgeräte im Musikhaus Jehle. In Pappzy- schauen. waren gestern bis nach 17 Uhr da – ist keiner gekom- widmet hat, dazu Briefe, Autographen, sogar seine lindern steckt, was man später als Schellack, Lp, CD Musikhaus, Flügel- und Klavierfabrik, Geigen- men, also niemand drauf reingefallen. ich ihm seit 1977 in der Sammlung immer wieder ge- technischen Zeichnungen: Cembalo, Klavier und Tan- etc.verkaufte:diekonservierteMusik,hiernochinForm bauer, Blechblasinstrumentenbauer, Musikalien- Bis das Schloß umgebaut war, und bis zuletzt die holfen hatte und gerade nach meinem Studium an fün- gentenklavier. Darüber, daß er im Chor der Friedens- von Wachs-Walzen, die man auf den Metallzylinder des handlung – aus diesen Quellen, dem Material unter württembergischen Stukkateure ihr Meisterwerk vol- ferlei Städten wieder ins Land gekommen war, über- kirche mitzusingen hatte – wie Richard Eppler auch – Phonographen schob, wo sie abgetastet und mittels den Füßen, wurde natürlich die Musikhistorische lendet hatten, wurde die Sammlung in einem Schup- nahm ich sozusagen seine Stelle, aber nur stunden- spottet Burgmann heute: „Wes Brot ich ess, des Lied großer Trichter, wie man sie von Grammophonen Sammlung gespeist. Unsere umfangreichen Abtei- penunterhalbdesEbingerKrankenhausesgelagert.Was weise. Führungen, sagte ich damals, mache ich nicht, ich sing.“ Aber der Chor hat eben auch einen Kom- kennt, hörbar gemacht wurden. Johannes Jehle muß lungen zu Instrumentenbau und Instrumentenbau- nicht ohne Folgen blieb: die Orgel, die Johann Victor ich erarbeite ein Bestandsverzeichnis, aber endlich positionsabendBurgmannveranstaltet,1972,undmein ein verspielter Mensch gewesen sein – seine Tochter Jo- ern sind, glaube ich, ziemlich einzigartig. Aber auch Gruol 1842 in die Martinskirche Gechingen bei Calw ge- nach wissenschaftlichen Kriterien, die mein Vater, der Vater hat die ersten Kontakte zu Musikverlagen für hanna meinte, er sei gewiß der einzige der Ebinger Ho- ganz direkt: Wer ein Klavier kaufte und sein altes Kla- baut hatte und die unter Denkmalschutz steht, hat seit- Klavierbauer, nicht so streng gehandhabt hatte wie ich Burgmann geknüpft. Kurzum: für Burgmann ist die noratioren gewesen, der mit den Buben auf der Stra- vier loswerden wollte, stieß auf wachsame Aufmerk- dem Zahnprobleme, sprich: da fehlen Pfeifen, und von das als Literaturwissenschaftler inzwischen gewohnt Musikhistorische Sammlung Jehle wohl beinah so et- ße gekickt hat –, jedenfalls hat er sich den notwendi- samkeit. Gerichtet wurden die alten Instrumente dann den Tasten ist nur noch die Hälfte da. Die Obdachlo- war. Computer gab es damals noch nicht, die Sache was wie eine zweite Heimat: außer von Johannes Jehle gen Zubehör verschafft, um nicht nur abspielen, son- „in der Fabrik“, wie es bei uns hieß. Und wenn einer sen, die den Schuppen ebenfalls nutzten, haben sich mit den Karteikarten kam nur sehr mühsam voran, und verwahren wir von keinem Komponisten sozusagen das dern auch aufnehmen zu können. Da steht also eine Martin Friedrich Jehle in der 50er Jahren. Foto: Jehle die Raten für sein Jehle-Klavier nicht mehr aufbrin- mit den Pfeifen aufgespielt und mit den Tasten ihr Feu- als ich 1983 bei Walter Jens zu promovieren begann, Gesamtwerk. Burgmann kommt auch immer wieder, Schachtel voller beschrifteter Wachswalzen, und au- gen konnte, nahm mein Vater auch Naturalien an. So erchen angeheizt. Da nützt der beste Denkmalschutz war ich nicht unfroh, den Job aufgeben zu können. um seine Instrumente zu warten. Die hat er selbst ge- ßer Konzerten berühmter Komponisten gibt es noch les üblich – mit allen Anwesenden verkracht war, es haben wir Originalbilder einiger nicht nur im Zol- nichts. Man sollte einen Orgelverein gründen, 100.000 Was mir leicht gemacht wurde, da meine Schwes- baut und der Sammlung im Jahr 2012 geschenkt: Tan- anderes zu hören: Johannes Jehle spielt eigene Kom- existiert sogar ein beleidigtes Kündigungsschreiben an lernalbkreis namhafter Maler, einmal hatten wir auch Euro würde man wohl benötigen. ter, Ursula Eppler, schon im Herbst 1982, als mein Va- gentenklavier,Quart-Spinett,daskleineClavichordund positionen auf dem Harmonium, Fräulein Marie Kno- seinen Vater. Zum Klavierstimmen fuhr er in weitem einen halben Zentner Honig, und was meine Mutter Im August 1977 zog die Sammlung ins Stauffen- ter im Krankenhaus lag, die erste Führung ihres Le- das Missionarsharmonium, das einer seiner Brüder in bel, meine spätere Klavierlehrerin, singt Lieder – noch Umkreis mit dem Fahrrad, gewiß auch ins Stauffen- über das Hammerklavier unterm Christbaum ihrer ers- berg-Schloß um. Martin Friedrich Jehle erarbeitete ei- bens gemacht hatte – noch ein naheliegendes Jubilä- Afrika entdeckt und ihm in ein paar Plastiktüten zum ehe sie Eugen Geiger geheiratet hatte, die beiden ha- berg-Schloss, mit dem Fahrrad auch auf ausgedehnte ten Weihnacht ihrer jungen Ehe in der ersten ge- ne dreiteilige Artikelserie im Zollern-Alb-Kurier Schloß um: 35 Jahre Ursula Eppler im Stauffenberg-Schloß, 50. Geburtstag geschenkt hat; dem hat er die fehlen- ben das Musikinstitut Geiger in der Ebinger Bogen- Touren: ins Donautal sowieso, aber auch nach Köln, meinsamen Wohnung erzählt – ich habe ihre Texte über Lautlingen und die Musik, also vor allem über die Haus- seit 10 Jahren Führungen auch durch die Stauffen- den Pedale hinzugebaut. Und als er uns 2013 seine Baß- straße gegründet, und Martin Friedrich Jehle brüllt. Wer wo er auf der Hitler-Autobahn radelte und sich bei der alteMusikinstrumentealsBuchherausgegeben,essteht musik der Familie von Stauffenberg. Mitte Oktober, al- berg-Gedenkstätte. Einen Chor leitet sie übrigens posaune schenkte, er nennt sie Elvira, weil er aus ge- kann schon behaupten, er könne seinen vor über hun- Polizei in extra breitem Schwäbisch damit verteidigte, bei den Postkarten zum Verkauf – kurzum: ein Ham- so ziemlich spät, flog er nach Hamburg, um bei Stein- ebenfalls. Und Sonderausstellungen hat sie ab Mo- sundheitlichen Gründen nicht mehr spielen konnte, dert Jahren geborenen Vater als Baby brüllen hören? daß man so was bei ihm daheim halt nicht kenne; aber merklavier unterm Christbaum gehört auch zu mei- way den Flügel für den Saal auszuwählen. Und am 6. zarts 200. Todestag 1991 eine ganze Reihe gemacht. hat er uns sozusagen sein Leben anvertraut. Das heißt: genau genommen kann auch ich das nicht auch zu den Bayreuther Festspielen, ja, bis nach Ber- nen eigenen Erinnerungen. Da hatten alle zusam- November 1977 war’s endlich soweit: Eröffnung der Sie und ihr Museum im Koffer kann man engagieren: Oder: Vor zwei Jahren schickte ein Schweizer Ent- behaupten. Denn zum Glück habe ich mich zuerst in- lin – „bei Glaser in Jena“ war also en passant bei ei- mengelegt. Musikhistorischen Sammlung Jehle im Stauffenberg- Kindergärten, Schulen, Waldheim. Außerdem hat sie rümpler Museumsleiterin Susanne Goebel ein paar Fo- formiert, was es mit den schwarzen Flecken auf den ner Radtour, vermutlich gerade jener nach Berlin. Außerdem war mein Vater Musikhistoriker, na- Schloß – der Anlaß unseres Jubiläums. Beim Festakt vor Jahren damit begonnen, ganz unspektakulär, d. h. tos: merkwürdiges Tasteninstrument, sehr kleiner Ton- Wachswalzen auf sich hat: das ist ein Pilz, und Wal- Und im gleichen Jahr, 1934, gewiß auf derselben heliegendes Spezialgebiet: historische Musikinstru- sprach Baubürgermeister Norbert Czernoch, den Vor- ohne Vernissage oder dergleichen, aus eigenen Be- umfang, zwei Treter wie ein Harmonium, steht auf zwei zen mit diesem Pilz lassen sich noch ein einziges Mal Tour, traf er in Markneukirchen den Geigenbauer Her- mente. Er hielt Vorträge in ganz Deutschland, von trag hielt Henry van der Meer, Leiter der Sammlung al- ständen kleine jährliche Sonderschauen zu Musiker- Beinen, die aus zwei Lyras an Scharnieren überei- abspielen, dann sind sie kaputt. Jetzt hoffe ich auf die bert Moritz Mönnig. Schon zum 2. September dieses Schloß Mainau bis zur Kongreßhalle Berlin. Er schrieb ter Musikinstrumente im Germanischen National- jubiläen zu machen, was inzwischen ich, der Ausstel- nander bestehen, durch die die Luft ins Gehäuse ge- Wissenschaft und ein Mittel gegen den Pilz oder auf Jahres, 1934, begann Mönnig im Musikhaus Jehle in das Buch 1000 Jahre Musik in Ebingen, das nicht ge- museum Nürnberg, anschließend machte Martin Jeh- lungsmacher, übernommen habe, Thema dieses Jahr, langt. Das ganze Ding steht in einem Kistchen, in dem die Weiterentwicklung der 3D-Drucker. Ebingen zu arbeiten, wurde international bekannt, ein druckt wurde, die Manuskripte liegen in der Samm- le eine Führung, am Abend gab’s ein Konzert mit Ale- ebenfalls naheliegend: 500 Jahre Reformation. es, die Lyrabeine zusammengeklappt, restlos ver- Eine Komposition von Johannes Jehle läßt sich gefragter Gutachter edler Geigen, angefangen bei Stra- lung. Gedruckt wurde sein Buch Württembergische xander Bohnke. Der Text der Einladung klang damals Die klaviertechnische Seite, die mit dem Tod mei- schwindet: Deckel drauf, weg. Kein Wunder war Su- trotzdem anhören, und zwar im Internet. Der Ulmer divari und Amati. Nach der Übergabe des Musikhau- Klavierbauer des 18. und 19. Jahrhunderts und sein kurz ganz anders: „Die Stadt Albstadt gibt sich die Ehre, zur nes Vaters ja nicht mehr versorgt war, übernahm der sanne Goebel entzückt, wir waren’s ebenfalls. Also sind Organist Siegfried Gmeiner, der eine exzellente Web- ses an meinen Bruder Peter 1976 ging Mönnig in den gefaßter Katalog der Musikhistorischen Sammlung Eröffnung der neugestalteten Musikhistorischen Mann meiner Schwester, Richard Eppler. Eintritt in die meine Schwester und ich nach Zürich gefahren, ha- site Schwäbische Orgelromantik führt, hat an der Wal- Ruhestand. Seine Werkstatt kann man heute in der Mu- Jehle, der hier im Hause bis heute – natürlich in über- Sammlung Jehle in das Stauffenberg’sche Schloß in Klavierfabrik 1951, er hat den Aufbau der Sammlung so- ben die teuersten Hamburger unseres Lebens geges- cker-Orgel in St. Georg Ulm Johannes Jehles Choral- sikhistorischen Sammlung Jehle betrachten. Seltsam arbeiteter Auflage – zum Kauf angeboten wird. Albstadt-Lautlingen freundlichst einzuladen“ – mit re- zusagen auf der technischen Seite mitverfolgen kön- sen – 17 Franken, pro Stück! Schmackhafteres war we- vorspiel Wie nach einer Wasserquelle von 1919 ein- übrigens, als der alte Mönnig die Sache unterm Dach Am 3. November 1948, also vorgestern vor 69 Jah- produ¬zierter Unterschrift von Oberbürgermeister nen; zuletzt, bis zur Schließung der Fabrik 1981, war sentlich teurer –, haben die Adresse am Berg überm gespielt. des Stauffenberg-Schlosses einmal ansah, sich auf sein ren, übernahm er den Chor der Friedenskirche Ebin- Hans Pfarr. Am 8. November folgte ein Konzert mit Wer- er der Kapo. See gesucht und nur immer wieder ein Bruchstück der Was bisher als Nachlaß kam und der Sammlung Dreibein setzte, das Käppi übern Kopf zog – da saß gen: jährliche Singfreizeiten – wie schon sein Vater mit ner Feyrer und Ulf Hoelscher, und am 10. November Wenn man wollen würde, könnte man auch 10 Jah- Straße gefunden, lauter Sackgassen oder Einbahn- Fundament gab, war sozusagen Material, das sich beim der betagte Herr, als sei auch er ein Museumsstück. Sei- dem Chor des Jungfrauenvereins, später auch mit dem das Abschlußkonzert mit Tibor Varga. re Bestandsverzeichnis von Volker Jehle feiern, denn straßen in der falschen Richtung, alles steil, eng und Gang durch ein Leben sammelt, selbst die prächtigen ne Instrumente werden heute recht teuer gehandelt, Chor des CVJM. Manche erinnern sich gewiß noch an Schloßkonzerte veranstaltete Martin Friedrich Jeh- 2007 – nach der großen Renovierung des Schlosses und voll, zum Haareraufen. Meine Schwester war bereit, die Jahrgänge der Zeitschrift für Instrumentenbau, die Jo- erst vor ein paar Tagen habe ich im Internet diverse An- die Weihnachts- und Passionsmusiken des Chors der le danach regelmäßig, jedes Jahr rund ein halbes Dut- der Einrichtung der Stauffenberg-Gedenkstätte in den ganze Sache aufzugeben. Enerviert fragte ich einen Pas- hannes Jehle ab 1906 abonniert hatte, deren Jahr- gebote entdeckt. In einem wird mit der Beschreibung Friedenskirche, die Motetten in der Kapellkirche, auch zend, das letzte im März 1982, ein halbes Jahr vor sei- Räumen der ehemaligen Ortsverwaltung – habe ich die santen. Der wies den Berg hinunter und raunzte: „Mu- gänge er stets binden ließ, was man nach seinem frü- geworben: „Beautiful German instrument; sounds as die Konzerte mit Solisten und großem Orchester – na- nem Tod. Eine Selbstverständlichkeit, damals, daß ganz 1983 liegengelassene Arbeit wieder aufgenommen, esch unne numme fahre!“ – Der Beweis, daß wir die Ad- hen Tod 1935 bis ins zweite Kriegsjahr fortführte – heu- good as it looks! / Price: 3600.00 $“ türlich wurde die Musikhistorische Sammlung auch aus Albstadt nach Lautlingen ins Schloßkonzert geht. – Und diesmal mit Computer und Internet und, wie gesagt, resse zuletzt doch noch gefunden haben, steht oben, te füllt das einen großen Schrank. Den Blechblasinstrumentenmacher Emil Bagus dieser Quelle gespeist. In der Sammlung liegen alle Pro- auch er machte schon eine Sonderausstellung: 200 Jah- diesmal bin ich fertig geworden, d. h. ständig mit Ak- bei den Harmónien. Übrigens, meine Nachforschun- Daß Martin Friedrich Jehle 1932 aus Stuttgart, wo stellte mein Vater zum 1. September 1938 ein. Bagus grammhefte der Veranstaltungen und der Singwo- re Musik in Ebingen, 13.-22. November 1981 – immer tualisierungen beschäftigt. Und Führungen mache ich gen haben ergeben, es handelt sich um eine Physhar- er bei Hardt zum Klavierbauer ausgebildet worden war, baute aus Halbfabrikaten Blechblasinstrumente zu- chen, nicht zuletzt die Presse, auch ein Kasten mit Dias, dieser November! nun natürlich doch. monika, Vorläufer des Harmoniums, gebaut um 1850, zuletzt bei Schiedmayer in der Harmoniumfabrik ge- sammen, ein Jehle-Verkaufskatalog von Ende der 1940- die Karl Raible gemacht hat, und Spulentonbänder mit Am 14. November 1982 – auch so ein naheliegendes Denn glauben Sie nicht, die Sammlung werde nun, Clara Schumann hatte auf Reisen so ein Kistchen da- arbeitet und mit Leidenschaft am Konservatorium für er Jahre beweist: die komplette Palette. Diese Instru- Gerhard Conzelmanns Konzertmitschnitten. Jubiläum, das 35. – starb Martin Friedrich Jehle. Da in vierter Generation, nur noch verwaltet und das Alt- bei. Seite 2063 Heimatkundliche Blätter November 2017

Oder der Zuwachs, der meinen Vater gewiß beson- Mainz, erschienen in Würz- ders gefreut hätte, letzten Dezember von Klavier- und burg im Jahr 1671. Ich lasse das Cembalobaumeister Nobuyuki Shima, der das Stück Buch auf dem Pult liegen, wer entdeckt hatte, selbst ins Schloß gebracht. Shima hat will, kann nachher hinein- natürlich ebenfalls bei Jehle Ebingen gearbeitet, au- schauen,dasSchweinslederist ßerdem hat auch er eine Tochter des Hauses geheira- nach offenbar eifrigem Ge- tet: die jüngste. Ein Hammerklavier von Johann Gott- brauch sowieso finger- fried Mahr jun., Wiesbaden 1789, also beinah so alt wie schwarz, eine rare Gelegen- das Steinsche. Es steht oben gleich neben der Vitrine heit zur Einsichtnahme, denn mit der Sonderausstellung Geschichte der Musikhis- demnächst wird das Buch nur torischen Sammlung Jehle, für die meine Rede gleich- noch hinter Glas zu sehen sein. zeitig als Eröffnung gilt und durch die nachher Ursula Eppler führen wird. Jahrgang 64 29. November 2017 Nr. 11 Für Urlaubs- oder sonstige Reisen stellt meine Frau immer eine Liste der Flohmärkte zusammen, die an der Strecke liegen. Ich kann mich drauf verlassen, daß ich, wenn ich wieder gehe, das beste Stück auch tat- sächlich gefunden habe. Ebay ist ebenfalls nicht zu ver- achten. Von der Rarität der Extraklasse – weltweit letz- tes erhaltenes Exemplar der fünften Auflage von Mar- Seit vier Generationen Musik tin Bucers Gesangbuch, Straßburg 1566 – habe ich an- dernorts schon erzählt. Der Mann wußte nicht, was er anbietet. Bei Ebay geht’s eben zu, wie in der afrikani- 40 Jahre Musikhistorische Sammlung Jehle im Stauffenberg-Schloss Albstadt-Lautlingen schen Savanne: den Unerfahrenen beißen die Leo- von Dr. Volker Jehle parden. Zu diesem Vortrag mitgebracht habe ich den al- lerneuesten Zuwachs, angeboten von einem Mann, der erst 24 Bewertungen hat. Für erfolgreiche Käufe und Am 6. November 1977 wurde die Musikhistorische Verkäufe wird man bei Ebay bekanntlich bewertet, die Sammlung Jehle im eigens für sie umgebauten Stauf- Bewertungen sind öffentlich einsehbar, und wer erst fenberg-Schloss in Albstadt-Lautlingen eröffnet. Ge- 24 Bewertungen hat, ist ein erbärmlicher, aber beilei- nau einen Tag früher, aber 40 Jahre später, nämlich be kein erbarmungswürdiger Neuling. Also habe ich am 5. November 2017 fand im Stauffenberg-Schloss ihm erbarmungslos vorgeschlagen, ein Drittel seiner die Jubiläumsfeier „40 Jahre Musikhistorische Samm- Forderung nachzulassen, was er getan hat. Ergattert lung Jehle im Stauffenberg-Schloss“ statt, zugleich die zum Preis eines kleinen Abendessens zu zweit: Rituale Eröffnung der diesjährigen Sonderausstellung „Ge- sive Agenda, schweinsledern gebunden, durchgängig schichte der Musikhistorischen Sammlung Jehle“. Dr. rot und schwarz gedruckt, zwischen lateinischen Ka- Volker Jehle, Sohn des Sammlers und Museumsgrün- piteln auch deutsche Kapitel – die herrliche alte Spra- ders, hielt dazu folgenden Rede: che: statt „Kenntnis“ „Kanndtnuß“ –, Noten in Huf- Der Schrankflügel von Philipp Ja- nagelschrift, herausgegeben von Johann Philipp von kob Warth, Untertürckheim um Sehr geehrte Damen und Herren, Schönborn, einem der bedeutendsten Erzbischöfe von 1780. Foto: Jehle um anzuknüpfen: vor vier Jahren haben wir die Sonderausstellung Liederbücher ab 1800 eröffnet, vor zwei Jahren die Sonderausstellung Kirchengesangbü- cher aus fünf Jahrhunderten, beide am 2. Advent. Beim zweitenmal habe ich gesagt, das sehe verdächtig nach Veranstaltungen und Exkursionen Serie aus, konsequenterweise sollten wir also in zwei Jahren, am 2. Advent 2017, die nächste Sonderaus- stellung eröffnen, Thema vielleicht Musikschulen und Das Programm der Heimatkundlichen Vereinigung für Dezember/Januar Lehrbücher. An ein Jubiläum 40 Jahre Musikhistori- sche Sammlung Jehle im Stauffenberg-Schloß hat da- DEZEMBER baut. Ebenfalls neu ist eine Passionskrippe mit vielen 14.00 Uhr. Treffpunkt Haupteingang EDEKA (Ede- mals eben keiner gedacht. Stationen von der Verkündigung bis zur Kreuzigung kastraße). Anmeldung unbedingt erforderlich. Teil- Eigentlich wollte ich diese Rede mit dem ersten Im Dezember finden mit Ausnahme des Ebinger zu sehen. Neu dazu gekommen ist die Taufe am Jor- nahme frei. Instrument beginnen, das der Sammler und Muse- Stammtisches keine Veranstaltungen statt. dan und Jesus im Tempel. umsgründer Martin Friedrich Jehle, mein Vater, nicht Nach der Führung durch diese Ausstellung werden für das Musikhaus gekauft hat, sondern als Samm- wir uns bei Kaffee und Kuchen im Gemeindehaus stär- STAMMTISCHE lungsgegenstand. Aber dann ist mir eingefallen, daß Die Geigenwerkstatt im Lautlinger Schloß. Foto: Jehle JANUAR ken. Anschließend geht es weiter nach Hechingen in sein Großvater am musikalischen Teil des Württem- die ehemalige Klosterkirche St. Luzen, wo im Chor der Jeweils am 1. Mittwoch eines Monats trifft sich un- bergischen Gesangbuchs 1912 beteiligt war, man museum, ein Mann erzählt, in einem Dorf hier in der cher, auf das Titelschildchen seines „Verkaufsbuch No. Samstag 13.1.2018: Halbtagesexkursion mit Wilfried Kirche eine wundervolle Barockkrippe aufgebaut ist. ter der Leitung von Dr. Peter Th. Lang der Ebinger möchte sagen: maßgeblich beteiligt, aber dem hätte Gegend – ich könnte den Namen nennen – habe man 1“ notierte er: „angefangen am 27. Oktober 1907“, die Groh: Krippen in St. Luzen (Hechingen) und Hausen Groß ist nicht nur ihr Umfang, groß sind auch die Fi- Stammtisch um 15.00 Uhr im Café Wildt-Abt, Son- er widersprochen. Es gibt ja eine feine Bescheiden- vor wenigen Jahren das Pfarrhaus geräumt, Container zweite der drei identischen Annoncen zur Geschäfts- i.K. guren. nenstr. 67, 72458 Albstadt-Ebingen: Tel.: 07431 4188. heit, die schon ins Gebiet der Selbstgefälligkeit fällt. Je- vorsHaus,Bibliothek„entsorgt“,lauterBüchervor1800, Eröffnung erschien im Neuen Alb-Boten just am 5. No- Zuerst besucht die Gruppe die Krippenbauer in Hau- Die Holzgliederpuppen sind zwischen 60 cm und 94 denfalls hat er – mein Urgroßvater Stadtpfarrer Fried- sogar vor 1700, viele mit Noten drin – ich stelle mir lie- vember – auch so ein Jubiläum: 110 Jahre Gründung sen im Killertal. Seit 1963 werden in Hausen im Niko- cm hoch. Solche großfigurigen Krippen bevorzugten Anmeldung zu den Veranstaltungen über den Ge- rich Martin Jehle – alle Kirchenlieder einer textlichen ber gar nicht erst vor, was da aus Dummheit vernich- des Musikhaus Jehle. Auf alten Ebinger Postkarten kann lausheim Weihnachtskrippen von besonderer Schön- besonders die Jesuiten ab dem 16. Jahrhundert. Zwar schäftsführer Hans Schöller, Johann-Strauß-Str. 4, und musikalischen Revision unterzogen, um die teils tet wurde. A propos Müll: eines unserer ältesten und man seinen Laden sehen, d. h. zwei Läden, denn er mie- heit gefertigt und liebevoll zu einer einzigartigen Krip- gab es in Hechingen nie eine Jesuitenniederlassung, 72461 Albstadt, Telefon 07432-6807. Email: anfra- Jahrhunderte alten „Fehler“ rückgängig zu machen. teuersten Choralbücher – Johann Georg Christian Störls tete nach einiger Zeit das direkt danebenliegende Ge- penausstellung zusammengestellt Verbindungen und Kontakte könnte es aber durchaus [email protected] oder gescha- Wozu er vor allem alte Choral- und Gesangbücher he- [...] Neubezogenes Davidisches Harpfen- und Psalter- schäft dazu, der Laden lief offenbar nicht schlecht. Den In dieser Ausstellung werden ca. 55 Krippen ge- gegeben haben, zum Beispiel zum Jesuitenkolleg im [email protected] sowie ranzog, auslieh, erwarb oder geschenkt bekam, kurz- Spiel, 1744 – haben wir doppelt. Die Doublette brach- Musikverlag brachte er wohl schon aus Augsburg mit zeigt. Es werden heimatliche, alpenländische und ori- nahen Rottenburg oder nach Mindelheim. So ähneln über unsere Homepage www.heimatkundliche–ver- um: er wurde nicht nur Pietistengeneral genannt, son- te uns vor zwei, nein: drei Jahrzehnten ein Mann: das und firmierte nun Musikverlag Johannes Jehle Ebin- entalische Krippen gezeigt, auch Wurzelkrippen und sich die Krippenfiguren der Mindelheimer Jesuiten- einigung.de. dern galt als der deutsche Hymnologe. Noch jahrelang habe er auf dem Schutt gefunden; bei uns sei‘s wohl gen/Württ. Orgeln hat er, soweit bekannt, keine ge- Papierkrippen aus dem 19. Jahrhundert. Auf einer 12 kirche und die der St. Luzenkirche auffallend. nach Erscheinen des Gesangbuches publizierte er wis- an einem besseren Platz. baut, aber er hat die Orgel des Tübinger Stifts zur Wind- Quadratmeter großen Fläche ist eine Orientalische Vor der Renovierung der Krippe 1985 wurde sie in Bei allen Veranstaltungen sind Gäste jederzeit herz- senschaftliche Artikel über Kirchenlieder und Lieder- Friedrich Martin Jehle war übrigens Stadtpfarrer in erzeugung an die Wasserleitung angeschlossen. Und Krippe mit Figuren der Künstlerin Angela Tipi aufge- der seitlichen Antoniuskapelle als Wechselkrippe auf- lich willkommen. dichter. Als 1983 Martin Rößler – die gleiche Funktion Ebingen, 1885-1897, er hat dem Jungmännerverein zum im Zuge seiner Forschungen über den gregoriani- gebaut. Inzwischen werden die Engel, die hl. Familie, bei der Entstehung des Württembergischen Gesang- Hospiz verholfen, hat Anteil am Entstehen des Sor- schen Choral war er Brieffreund von Otto Riethmüller, die Hirten mit ihren Frauen, die Könige mit ihren Die- buchs 1996 – zu uns zum Taufgespräch kam (wir wohn- genkindes Rotunde auf dem Ebinger Friedhof, hat das Alfred Stier und einigen Beuroner Mönchen. Und er nern und die Tiere gleichzeitig im Chorraum der Kir- ten in Bronnweiler, wo Rößler eine nicht ohne Be- Buch Stimmen des Trostes am Grab eines Kindes he- hat zahlreiche Stücke komponiert und veröffentlicht. che aufgestellt. Da die Fahrt bis 18.00 Uhr in Ebingen Herausgegeben von der dacht überschaubare Gemeinde versah), setzte er sich rausgegeben, lauter Briefe deutscher Theologen an den Zum zweiten Jehle-Nachlaß in der Musikhistorischen endet, ist diese Krippenfahrt auch für Familien mit Kin- Heimatkundlichen Vereinigung erst an den Flügel und spielte den ersten Satz von Beet- Ebinger Lehrer Stengel nach dem Scharlachtod von Sammlung gehören also nicht nur die Ausgaben sei- dern geeignet. Busfahrt. Albstadt-Ebingen, Busbahn- Zollernalb hovenskleinerPathetique,dannfragteer,obunserSohn dessen viereinhalbjähriger Tochter im Jahr 1854. Die nes Verlages – in den Unibibliotheken bekommt man Die Autoren dieser Ausgabe hof, 12.00 Uhr. Balingen, an der Stadthalle, 12.30 Uhr. ein Nachkomme sei und war zufrieden. Ebinger Abschiedspredigt hielt er am 3. Oktober 1897 derlei, wenn überhaupt, als Rarum nur unter Aufsicht Umlage 20,00 Euro für Fahrt, Eintritte und Führun- Vorsitzender: Friedrich Martin Jehle dichtete und komponierte – auch ein naheliegendes Jubiläum, ziemlich genau 120 in den Sonderlesesaal – , sondern seine Kompositio- gen. Dr. Andreas Zekorn, Landratsamt Zollernalbkreis, auch selbst, einige seiner Lieder wurden in Gesang- Jahre. Seine nächste und letzte Stelle war dann an der nen als Autograph, außerdem Autographen der von ihm 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 92 11 45 und Liederbücher aufgenommen. Ein gewichtiger Teil Friedenskirche Stuttgart. verlegten Komponisten, deren Kompositionen er für Dr. Volker Jehle seines Nachlasses gehört zu den Beständen der Mu- Zu diesem Gründervater wäre noch viel zu sagen. den Druck im Verlag eingerichtet hat, kurzum: das Ver- Am Schloss 1 Mittwoch 24.1.2018 Vortrag mit Dr. Andreas Zekorn: Geschäftsführung: sikhistorischen Sammlung Jehle – eine solche Cho- Wenden wir uns aber seinem Sohn zu, meinem Groß- lagsarchiv. Zudem zahlreiche von ihm durchgearbei- 72459 Albstadt-Lautlingen KZ-Friedhöfe als erste KZ-Gedenkstätten für die Op- Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, ralbuch-Sammlung könnte man heute nur noch mit vater, Johannes Jehle, ebenfalls ein Gründervater: Or- tete Bücher, auch hier wieder Choral- und Gesang- fer des Unternehmens „Wüste“ 72461 Albstadt, immens viel Geld zusammenbringen, einige Ausga- gelbauer, Kaufmann, Musikalienhändler, Musikverle- bücher, und auch ihm wurde manches zugetragen; im 20.00 Uhr, Balingen, Landratsamt Zollernalbkreis Telefon (0 74 32) 68 07 ben sind teuer als viele der Musikinstrumente. Aber na- ger, Chorleiter, Erforscher des gregorianischen Cho- Buch Martin Luthers geistliche Lieder mit den zu sei- (Sitzungssaal), Hirschbergstr. 29, Eintritt frei. E-Mail: [email protected] türlich: was 1912 über 120 Jahre alt war, stammte aus rals, Komponist, Organist. 1907 kam er aus Augsburg, nen Lebzeiten gebräuchlichen Singweisen, 1856, fin- dem 18. Jahrhundert. Finden wir heutzutage etwas aus wo er Geschäftsführer der Harmoniumfabrik Kaim war, det man seinen Eintrag: „Von Bäckermeister Ochs Mittwoch, 31.1.2018: Werksbesichtigung mit Dr. Mi- Redaktion: dem Jahr 1900, halten wir das schließlich auch nicht nach Ebingen und gründete das Musikhaus Johannes 1919“. chael Walther: Führung durch das Logistikzentrum Daniel Seeburger, Grünewaldstraße 15, für spektakulär. Jehle, und zwar in der Marktstraße, etwa da, wo heute Ganz abgesehen von Briefen und Postkarten. Das der EDEKA Südwest in Balingen 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 2 66-1 53 A propos immense Kosten. Da hat mir vor einem der Treppenaufgang ins Ebinger Rathaus führt. Wann Kapitel wuchs und wächst, Jahr um Jahr und umfaßt Jahr ungefähr, bei einer Veranstaltung im Maschen- genau er den Laden eröffnet hat, ist nicht völlig si- heute über 1050 Briefe, neue Gattung: Email. Seite 2067 Heimatkundliche Blätter Dezember 2017

Zeit des Nationalsozialismus Bürgermeisteramt Winterlingen zu nutzen, dem das Kreisarchiv die Fotos digital übermittelte. Auch in dem aktuell erschienenen Bildband „Winterlingen einst und jetzt“, der beim Bürgermeisteramt Winterlingen zu be- ziehen ist, können Bilder aus der Fotosammlung ent- deckt werden.

1)Die Zitierung der Fotos in dem folgenden Beitrag bezieht sich auf den Be- stand Kreisarchiv Zollernalbkreis, – Der vorliegende Beitrag geht zurück auf den Vortrag des Verfassers anlässlich des Jubiläums 60 Jahre Rathaus Win- terlingen am 22. Juli 2017, 18.30 Uhr mit Fotoausstellung und Präsentation des Bildbands: Winterlingen einst und jetzt, hrsg. v. der Gemeinde Winter- lingen, Horb am Neckar 2017. 2)Vgl. Vorwort zum Findbuch F Ma Fotosammlung Hermann Maute. 3)Daniel Seeburger, Militarisierung des Alltags. In: Zollern-Alb-Kurier Nr. 200Jahrgang 64 31. Dezember 2017 Nr. 12 vom 30.8.2014. 4)Vgl. Vorwort zum Findbuch F Ma Fotosammlung Hermann Maute. 5)Geboren 1884 in Winterlingen, gestorben 04.02.1960 in Winterlingen, siehe Bild Nr. 889. Heirat 19.9.1904. – Das Ehepaar hatte sechs Kinder: vier Töch- ter: Luise (*14.06.1907 +08.12.1910; vgl. Bild 888), Luise (1912 – 2009), Helene (1915 – 1989) und Käte, verheiratete Becela (1925 – 2010), sowie die beiden Söh- ne Hermann und Reinhold (siehe F Ma Nr. 842). In der Fotosammlung fin- Die Fotosammlung Hermann Maute Nichts ohne Nazi-Ideologie: Die Hakenkreuzfahne den sich zahlreiche Familienbilder: 863, 864, 869, 872 – 875, 888, 962, 912f., fehlt selbstverständlich nicht bei dem großen Fest- Damit sei die Vorstellung der Fotosammlung Her- 925 – 929 und öfter. 6)F Ma Nr. 1273: Arbeitsordnung für die Tricotagenfabrik Hermann Maute in Eine abenteuerliche Fotografiegeschichte (1) umzug zur 1100-Jahr Feier in Winterlingen 1936. – Rei- mann Maute beendet. Es sind lediglich etwa 30 von Winterlingen, 14. Juli 1909 (4 Seiten. Vgl.auch die Fotos 930, 947, 949, 957, ter in historischen Uniformen. (Nr.193) fast 1300 Fotos, die präsentiert werden konnten. Es ist 1081f. Von Dr. Andreas Zekorn damit nur ein kleiner Ausschnitt aus der gesamten 7)F Ma Biographische Unterlagen Hermann Maute. 8)F Ma Nr. 837, 911, 1010. Zeit des Nationalsozialismus Sammlung, der jedoch genügt, um zu erkennen, dass 9)Zeppelinbilder: Nr. 26 f., 40 – 42, 138, 207 – 215, 836. Auf dem Foto Nr. 41 Historische Ländergrenzen fallen im Dritten Reich. den Fotos ein besonderer historischer Quellenwert zu- ist der Kirchturm von Winterlingen ohne Gerüst zu sehen, im Bild Nr. 42 ist er eingerüstet. Auf beiden Bildern ist der Zeppelin in ähnlicher Position über August 2014 im Zollern-Alb-Kurier ein Artikel von Da- Zur Biographie von Hermann Maute Hier: Entfernung der Grenztafeln bei Winterlingen im kommt. Mit der Fotosammlung Hermann Maute steht dem Ort zu sehen. niel Seeburger über die Fotosammlung Maute im Zu- November 1935 auf Anordnung des Sigmaringer Land- nicht nur den Winterlingern ein kulturhistorischer 10)Vgl.z.B. Nr. 129 – 132, 298, 644, 868, 966, 967oder die Fotos von Bibel- versen: Nr. 119 - 126. sammenhang mit dem Gedenken an den Ausbruch des rats Dr. Seifert vom 11. November 1935 . (Nr. 24) Die Ta- Schatz zur Verfügung, der nun erstmals mit der Foto- 11)Gemeindearchiv Straßberg, vorl. Nr. 2158. Ersten Weltkriegs erschien, meldete sich der Enkel Her- feln markierten die Grenzen zwischen Württemberg ausstellung anlässlich des Jubiläums 60 Jahre Rathaus mann Mautes, Joachim Becela, der in Schwabenheim und den preußischen Hohenzollerischen Landen. In Winterlingen und dem Bildband, der anlässlich dieses (Landkreis Mainz-Bingen) wohnt (3). der Mitte Bürgermeister Otto Butz, Winterlingen. Laut Jubiläums erschien, gewürdigt wird. Es ist beabsich- der Anordnung waren die Grenztafeln „unverzüglich“ tigt, die Fotos über eine Internetplattform der Öffent- auszuheben und „sorgfältig auf dem Rathaus aufzu- lichkeit bereitzustellen. bewahren. Bei der hohen Bedeutung (wurde) pünkt- Dann können alle daran mitwirken, die Fotos noch liche und sofortige Erledigung“ der Anordnung bis zum besser zu erschließen und Orte oder Aufnahmedaten 16. November 1935 erwartet. Vollzug war von den „Gen- zu ermitteln und mitzuteilen. Bis dahin gibt es die Fo- darmeriebeamten“ zu melden. tos digital im Kreisarchiv Zollernalbkreis und auch im Veranstaltungen und Exkursionen Das Programm der Heimatkundlichen Vereinigung für Januar 60 cm und 94 cm hoch. Solche großfigurigen Krippen bevor- zugten besonders die Jesuiten ab dem 16. Jahrhundert. Zwar JANUAR gab es in Hechingen nie eine Jesuitenniederlassung,FEBRUAR Verbin- dungen und Kontakte könnte es aber durchaus gegeben ha- ben, zum Beispiel zum Jesuitenkolleg im nahen Rottenburg oder Samstag 13.1.2018: Halbtagesexkursion mit Wilfried nach Mindelheim. So ähneln sich die Krippenfiguren derSamstag, Min- 17.2.2018: Halbtagesexkursion mit Dr. Veronika Mertens: „Karl-Caspar-Kirchen“ in der Region: Heudorf, Bins- Groh: Krippen in St. Luzen (Hechingen) und Hausen delheimer Jesuitenkirche und die der St. Luzenkirche auffal- lend. dorf, Hausen am Tann und das Haus Prof. Dr. Schäfer, Beu- i.K. ron. Vor der Renovierung der Krippe 1985 wurde sie in der seit- Busfahrt (Abfahrtszeiten siehe Homepage und Heimat- lichen Antoniuskapelle als Wechselkrippe aufgebaut.kundliche Inzwi- Blätter), Euro 20,- Zuerst besucht die Gruppe die Krippenbauer in Hausenschen im werden die Engel, die hl. Familie, die Hirten mit ihren Frau- Killertal. Seit 1963 werden in Hausen im Nikolausheimen, Weih- die Könige mit ihren Dienern und die Tiere gleichzeitigMittwoch, im 21.2.2018: Vortrag mit Wolfgang Willig: Rückblick nachtskrippen von besonderer Schönheit gefertigt undChorraum liebe- der Kirche aufgestellt. Da die Fahrt bis 18.00auf Uhr die in Studienfahrt „Istrien und Friaul“ 2017. 18.00 Uhr, Ba- voll zu einer einzigartigen Krippenausstellung zusammenge-Ebingen endet, ist diese Krippenfahrt auch für Familien mitlingen, Kin- Landratsamt (Sitzungssaal), Hirschbergstr. 29, Ein- stellt In dieser Ausstellung werden ca. 55 Krippen gezeigt.dern Es wer- geeignet. Busfahrt. Albstadt-Ebingen, Busbahnhof,tritt 12.00 frei Haus Ebinger Straße 55 in Winterlingen.(Nr. 1081) den heimatliche, alpenländische und orientalische KrippenUhr. ge- Balingen, an der Stadthalle, 12.30 Uhr. Umlage 20,00 Euro zeigt, auch Wurzelkrippen und Papierkrippen aus dem 19.für Jahr- Fahrt, Eintritte und Führungen. Hermann Maute im Studio.(Nr. 838) Zur Biografie von Hermann Maute und der Ge- hundert. schichte der Glasplatten konnte Joachim Becela nun Auf einer 12 Quadratmeter großen Fläche ist eine Orienta- STAMMTISCHE Wie in einem Spiegel lässt sich die Geschichte der Näheres mitteilen: Sein Onkel Reinhold, ein Sohn des Hermann Maute in Uniform. (Nr. 903) lische Krippe mit Figuren der Künstlerin Angela Tipi aufge- ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in den Bildern des Fotographen Hermann Maute, bewohnte mit seiner baut. Ebenfalls neu ist eine Passionskrippe mit vielen Statio- Jeweils am 1. Mittwoch eines Monats trifft sich unter der Leitung Winterlinger Fotographen Hermann Maute entde- Frau das Haus in der Ebinger Straße 55 in Winterlin- Hermann Maute wurde am 8. Februar 1878 in Tail- nen von der Verkündigung bis zur Kreuzigung zu sehen. Neu da- cken. Bäuerliche Lebenswelten, der Beginn der Mo- gen, bis er dort etwa 1979 verstarb. Hier hatte sich das fingen geboren. Er absolvierte eine kaufmännische zu gekommen ist die Taufe am Jordan und Jesus im Tempel. von Dr. Peter Th. Lang der Ebinger Stammtisch um 15.00 Uhr im Mittwoch 24.1.2018 Vortrag mit Dr. Andreas Zekorn: Café Wildt-Abt, Sonnenstr. 67, 72458 Albstadt-Ebingen: Tel.: dernisierung, gekennzeichnet etwa mit der Einfüh- Fotoatelier Hermann Mautes befunden. Beim Aus- Ausbildung in der Trikotwarenfabrik Jacob Ott zur Brü- Nach der Führung durch diese Ausstellung werden wir uns KZ-Friedhöfe als erste KZ-Gedenkstätten für die Op- 07431 4188. Anmeldung zu den Veranstaltungen über den Ge- rung einer Stromversorgung oder des Beginns der Luft- räumen des Hauses wurden die Glasplatten mit den Fo- cke in Ebingen und wurde 1896 aufgrund seiner Leis- bei Kaffee und Kuchen im Gemeindehaus stärken. Anschlie- fer des Unternehmens „Wüste“ schäftsführer Hans Schöller, Johann-Strauß-Str. 4, 72461 Albstadt, ßend geht es weiter nach Hechingen in die ehemalige Kloster- fahrt, aber auch die Militarisierung der Gesellschaft bis tos aufgeteilt: Ein Teil gelangte über das Württem- tungen mit 18 Jahren zum Filialleiter der Filiale „Zum Telefon 07432-6807. Email: anfrage@heimatkundliche-vereini- kirche St. Luzen, wo im Chor der Kirche eine wundervolle Ba- hin zu den Anfängen des nationalsozialistischen Un- bergische Landesmuseum / Landesstelle für Volks- Fuchsloch“ in Winterlingen ernannt. Innerhalb der rockkrippe aufgebaut ist. Groß ist nicht nur ihr Umfang,Der groß Vortrag von Kreisarchivar Dr. Andreas Zekorn gehtgung.de auf oder [email protected] rechtsregimes. Die Fotos von Hermann Maute sind im kunde, Stuttgart zurück nach Winterlingen, zu dem nächsten 12 Jahre wuchs dieser Betrieb zu einer be- sind auch die Figuren. Die Holzgliederpuppen sind zwischendie Entstehung und Entwicklung der Friedhöfe für diesowie Toten über unsere Homepage www.heimatkundliche–vereini- Kreisarchiv Zollernalbkreis in der Fotosammlung Her- Uhrmachermeister Rudi Rieber, der in unmittelbarer achtlichen Größe an. 1904 heiratete Hermann Maute gungL.de. Bei allen Veranstaltungen sind Gäste willkommen. der Konzentrationslager des Unternehmens „Wüste“ in Schör- mann Maute erhalten und erschlossen. Nachbarschaft der Familie Maute in der Ebinger Str. die Winterlingerin Luise Blickle (5). Die Eheleute er- zingen, Schömberg und Bisingen ein. Die Exhumierung der Mas- sengräber in der Nähe dieser KZ konfrontierte sowohl Franzo- 20 wohnte. warben 1908 das Haus Ebinger Straße 55 (ehemals Ro- sen wie Deutsche mit den in den KZ begangenen Gräueltaten. Es fing vor 13 Jahren an: Damals im Jahre 2004 wur- Nach seinem Tode wurde dieser Teil der Bilder dem senstraße) in Winterlingen, in dem sie im Folgejahr ei- Die Friedhöfe an den Orten der Massengräber wurden von der den 835 Glasplattennegative des Winterlinger Foto- Kreisarchiv Zollernalbkreis übergeben. Ein anderer Teil ne eigene Tricotagenfabrik einrichteten (6). Wie den französischen Besatzungsverwaltung in den Jahren 1945 bis 1947 grafen Hermann Maute dem Kreisarchiv Zollernalb- der Glasplatten war über eine Tante an Joachim Be- Fotos zu entnehmen ist, war Hermann Maute Soldat als erste, christlich geprägte Gedenkorte für die KZ-OpferHerausgegeben ein- von der kreis übergeben. Die Bilder gab die Witwe des am 15. Ja- cela gelangt, der die Fotos an Heiner Schuler in Win- und nahm vermutlich auch am Ersten Weltkrieg teil. gerichtet. Insofern stellten die Friedhöfe die ersten MahnmaleHeimatkundlichen Vereinigung nuar 2004 in Winterlingen verstorbenen Uhrmacher- terlingen abgab. Sorgfältig verpackt und dokumentiert dar, die dauerhaft an die in den hiesigen Konzentrationslagern Zollernalb meisters Rudi Rieber an Diplomarchivar Alfons Koch leitete Heiner Schuler im Oktober 2014 dem Kreisar- Die Autor dieser Ausgabe begangenen furchtbaren Verbrechen erinnerten. Zugleich zeugt die Geschichte der KZ-Friedhöfe aber auch von dem langjäh- ab, der in Winterlingen im Zeitraum von Oktober 2003 chiv Zollernalbkreis die Fotos nach dem besagten Pres- rigen Verdrängungsprozess der nationalsozialistischenVorsitzender: Ver- bis Juni 2004 mit Archivierungsarbeiten im Gemein- sebericht zu. Die Fotosammlung Maute im Kreisar- gangenheit in der Nachkriegszeit. Erst im Laufe der Zeit kamenDr. Andreas Zekorn, Landratsamt Zollernalbkreis, dearchiv beschäftigt war. Die Glasplattennegative wur- chiv Zollernalbkreis umfasst mittlerweile fast 1300 Dr. Andreas Zekorn Denkmale für die Toten jüdischen Glaubens ebenso wie72336 In- Balingen, Telefon (0 74 33) 92 11 45 den zunächst von Rainer Nagel und Werner Mogg, bei- Glasplattennegative und auch Papierabzüge. Landratsamt Zollernalbkreis, formationen zum historischen Hintergrund der Friedhöfe hin- de Postbeamte in Winterlingen, gereinigt und archiv- An ihrer Erschließung beteiligen sich wiederholt ge- 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 92 11 45 zu. 20.00 Uhr, Balingen, Landratsamt ZollernalbkreisGeschäftsführung: (Sit- zungssaal), Hirschbergstr. 29, Eintritt frei. gerecht verpackt. Werner Mogg verstarb leider am 11. schichtlich interessierte Mitbürger ehrenamtlich (4). So Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, Februar 2016. Ebenfalls 2004 beschrieben die Beiden erschloss der militärgeschichtliche Experte Hubert 72461 Albstadt, Mittwoch, 31.1.2018: Werksbesichtigung mit Dr. Michael Wal- die in Winterlingen entstandenen Bilder auf der Grund- Scheuermann aus Balingen im Jahre 2016 den mili- ther: Führung durch das Logistikzentrum der EDEKATelefon Süd- (0 74 32) 68 07 lage ihrer Ortskenntnis. Die weitere Bearbeitung und tärhistorischen Teil der Fotosammlung Maute. Mit sei- west in Balingen. E-Mail: [email protected] Archivierung der Glasplatten erfolgte im Kreisarchiv. nem Detailwissen trug er nachhaltig zum vertieften 14.00 Uhr. Treffpunkt Haupteingang EDEKA (Edekastraße). Hier wurden die Glasplatten unter anderem einge- Wissen und insbesondere auch zur Datierung der Fo- Anmeldung unbedingt erforderlich. Teilnahme frei. Redaktion: scannt und können damit digital genutzt werden (2). tos bei. Auch bei der weiteren Identifizierung von Fo- Daniel Seeburger, Grünewaldstraße 15, tos soll und kann hoffentlich bald öffentlich mitge- Familie Maute, Familienbild Hermann Maute im 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 2 66-1 53 Von dem Fotografen Hermann Maute selbst, war bis wirkt werden, worauf am Ende des Beitrags einzuge- Studio, Winterlingen. August 1914:v.l.n.r Luise, Luise, zu diesem Zeitpunkt praktisch nichts bekannt. Als im hen ist. Hermann, Reinhold, Hermann (Nr. 872) Seite 2065 Heimatkundliche Blätter Dezember 2017 Dezember 2017 Heimatkundliche Blätter Seite 2066

In ihrem Haus entwickelte das Ehepaar nach dem Luft, in Winterlingen und Umgebung. Die Aufnahmen Aufbruch in eine neue Zeit Militaristische Zeit Ersten Weltkrieg ein weit verzweigtes Textilversand- entstanden im Zeitraum von etwa 1900 bis 1940. Kriegszeit – Erster Weltkrieg geschäft, dem 1928 ein Ladengeschäft angegliedert Der Inhalt der Fotosammlung wurde. In späteren Jahren war Hermann Maute sehr krank und musste deshalb die Geschäfte an seine Frau Ortsansichten von Winterligen Luise und seinen Sohn Reinhold übergeben. Hermann Maute verstarb am 23. Januar 1955 in Winterlingen. Sei- Im Folgenden sei nun der Inhalt der Fotosammlung ne Ehefrau folgte ihm am 4. Februar 1960(7). exemplarisch vorgestellt. Ein Teil der Aufnahmen be- steht aus Ortsansichten von Winterlingen, zum Teil mit besonderen Ereignissen:

Jahrmarkt in der Friedrichstraße, Winterlingen, um Russische Kriegsgefangene werden während des 1920. Beschädigte Glasplatte. Das Bild verdeutlicht die Ersten Weltkriegs zu Zwangsarbeiten in Winterlingen Probleme bei der Aufbewahrung von Glasplattenne- Soldaten beim Schlittenfahren im Schnee – noch herangezogen (1914/18).(Nr. 88) gativen, denn Glas ist zerbrechlich. (Nr. 6) macht das Soldatenleben Spaß. (Nr. 115) Kriegszeit – Erster Weltkrieg Militaristische Zeit

Bahnhof Veringendorf und Dampflok mit Wagen und Fahrgästen. (Nr. 203) Wilhelm Keinath – Park um 1910 / 1915 mit altem Rathaus (Nr. 367)

Im Vordergrund ist der mit Wegen und Bäumen schön angelegte Park zu sehen, rechts im Park bei den Fahnenmasten steht das Denkmal von Wilhelm Kei- nath, dem Stifter des Parks. Das Gebäude links am Park ist das alte Rathaus, der Vorgängerbau des heutigen Rathauses, dessen 60-jähriges Jubiläum 2017 began- gen werden kann.

Brand des Bauernhauses in der Ebingerstraße 54 (Nachbarhaus Mautes) in den 1920er-Jahren – Die Feu- Aus Spaß wird Ernst: Ein Foto an der Bretterwand Die Folgen des Krieges: Etwa 17 Millionen Men- erwehr bekam den Brand mit damaligen Mitteln nicht von Helmut Maute kündet von der Front - Maschi- schen verloren ihr Leben, hier: Friedhof mit den To- in den Griff. (Nr. 81) nengewehrstand. (Nr. 56) ten des Infanterie Regiments 119 bei Ypern (Belgi- 1908 wurde beim deutschen Heer ein Maschinen- en).(Nr. 819) Im Studio vor Kulisse: Drei Soldaten im Waffenrock Zeppelin überfliegt Winterlingen – wahrscheinlich gewehr eingeführt und 1915 nochmals verbessert, es er- Modell 1907, Feldmütze, Halsbinde Modell 1909 oder Dokumente vom Aufbruch in eine neue Zeit eine Fotomontage. (Nr. 40,41) hielt die Typbezeichnung LMG 08/15, während des Ers- 1914, Reithose, Stiefel für Berittene, der mittlere Sol- ten Weltkrieges fand ein Massendrill an der Waffe statt, Zeit des Nationalsozialismus – Auftakt dat dazu auch Sporen. Militarisierte Gesellschaft der unter der Bezeichnung 08/15 zum Sinnbild für das zu neuem Morden Militär wurde. Neben dem Textilunternehmen richtete sich Her- mann Maute nach 1908 in seinem Wohnhaus ein Fo- Militaristische Zeit toatelier ein, in dem er Porträtaufnahmen anfertigte. Ein weiterer Themenbereich, den Fotos der Foto- Nach Aussagen des Enkels Joachim Becela betrieb Her- sammlung Maute dokumentieren, ist der Beginn des mann Maute die Fotografie nie gewerblich, sondern Nationalsozialismus. sehr ambitioniert als Hobby. Häufig ließen sich hier Soldaten, vermutlich vom nahe gelegenen Truppen- übungsplatz Heuberg, aber auch Familien und Ein- zelpersonen aufnehmen. Es sind bemerkenswerte Porträts, die der Fotograph vor den im Atelier aufge- stellten Kulissen von den Menschen anfertigte.

Altes Rathaus mit junger Dame. (Nr. 58) Postbus etwa um die Zeit 1914 - 1916 . (Nr.11) Zahlreiche Fotos dokumentieren eine vergangene, Gefallenendenkmal – unbekannter Standort. landwirtschaftlich geprägte Lebenswelt: Busverbindung zwischen Bahnhof Tiergarten und (Nr.552) Stetten am kalten Markt. Aufnahme in Stetten am kal- ten Markt in der Lagerstraße vor dem Gebäude Kauf- Dokumente der Kolonialzeit stellen die zahlreichen haus und Armeelieferant J. Beck (seit 1912). Fotos eines Denkmals dar, das für die Gefallenen und Militärflugzeug des Ersten Weltkriegs: Jagdflugzeug Verstorbenen bei Huang Ushang und im Lazarett Ti- mit Maschinengewehr vorne. (Nr. 16) rutsin errichtet wurde, die während einer Chinaexpe- SA-Aufmarsch in Winterlingen. (Nr. 1126) dition 1900/01 wegen des „Boxeraufstands“ ums Le- Kriegszeit – Erster Weltkrieg ben kamen. Weitere – vor allem nicht nur deutsche – To- te gab es bei einem Kriegszug gegen die Hereros (Na- Zeit des Nationalsozialismus mibia) 1904/05. Die Deutschen begingen an den He- reros einen ersten Völkermord zu Beginn des 20. Jahr- hunderts, indem man Kinder, Frauen und Männer in Heuernte mit dem Ochsengespann (1920er-Jahre?) der Wüste verdursten ließ. Der Standort des Denk- (Nr. 9) mals ist bislang unbekannt.

Selbstporträt Hermann Maute. Fotos an der Bret- terwand. (Nr. 837)

Fotoabzüge befestigte Hermann Maute an einem Bretterzaun bei seinem Haus für Bestellungen, wie dies auf Fotos dokumentiert ist (8). Hermann Maute ex- perimentierte auch mit Fotomontagen, so montierte Militaristische Zeit er beispielsweise wohl mehrfach einen Zeppelin in die Infanterie auf dem Marsch von Winterlingen zu- Die Indoktrinierung mit der nationalsozialistischen Fotos(9). Ebenso fertigte er nochmals Aufnahmen von Die Installation von Stromleitungen in Winterlin- rück nach Stetten am kalten Markt, Manöverende, vo- Traurige Kriegsereignisse: Aus Kirchenglocken soll Ideologie beginnt schon bei den Kleinen: Ein kleiner vorliegenden Papierabzügen an(10). Maute machte Tanzbär in der Ebingerstraße, Winterlingen, 1927 gen (Nr. 57)dokumentiert den Beginn der Elektrifizie- raus drei Musiker, es folgt ein Offizier hoch zu Ross. tödlicheMunitiongewonnenwerden.Abschiedvonden Junge zeigt den Hitlergruß. Als Dank für die Pose durf- nicht nur Bilder im Studio, sondern auch in der freien (Nr.183) rung (Nr. 53) Winterlinger Kirchenglocken am 23. Juli 1917. (Nr.182) te der Matrosenanzug behalten werden.(Nr. 1121) Seite 2065 Heimatkundliche Blätter Dezember 2017 Dezember 2017 Heimatkundliche Blätter Seite 2066

In ihrem Haus entwickelte das Ehepaar nach dem Luft, in Winterlingen und Umgebung. Die Aufnahmen Aufbruch in eine neue Zeit Militaristische Zeit Ersten Weltkrieg ein weit verzweigtes Textilversand- entstanden im Zeitraum von etwa 1900 bis 1940. Kriegszeit – Erster Weltkrieg geschäft, dem 1928 ein Ladengeschäft angegliedert Der Inhalt der Fotosammlung wurde. In späteren Jahren war Hermann Maute sehr krank und musste deshalb die Geschäfte an seine Frau Ortsansichten von Winterligen Luise und seinen Sohn Reinhold übergeben. Hermann Maute verstarb am 23. Januar 1955 in Winterlingen. Sei- Im Folgenden sei nun der Inhalt der Fotosammlung ne Ehefrau folgte ihm am 4. Februar 1960(7). exemplarisch vorgestellt. Ein Teil der Aufnahmen be- steht aus Ortsansichten von Winterlingen, zum Teil mit besonderen Ereignissen:

Jahrmarkt in der Friedrichstraße, Winterlingen, um Russische Kriegsgefangene werden während des 1920. Beschädigte Glasplatte. Das Bild verdeutlicht die Ersten Weltkriegs zu Zwangsarbeiten in Winterlingen Probleme bei der Aufbewahrung von Glasplattenne- Soldaten beim Schlittenfahren im Schnee – noch herangezogen (1914/18).(Nr. 88) gativen, denn Glas ist zerbrechlich. (Nr. 6) macht das Soldatenleben Spaß. (Nr. 115) Kriegszeit – Erster Weltkrieg Militaristische Zeit

Bahnhof Veringendorf und Dampflok mit Wagen und Fahrgästen. (Nr. 203) Wilhelm Keinath – Park um 1910 / 1915 mit altem Rathaus (Nr. 367)

Im Vordergrund ist der mit Wegen und Bäumen schön angelegte Park zu sehen, rechts im Park bei den Fahnenmasten steht das Denkmal von Wilhelm Kei- nath, dem Stifter des Parks. Das Gebäude links am Park ist das alte Rathaus, der Vorgängerbau des heutigen Rathauses, dessen 60-jähriges Jubiläum 2017 began- gen werden kann.

Brand des Bauernhauses in der Ebingerstraße 54 (Nachbarhaus Mautes) in den 1920er-Jahren – Die Feu- Aus Spaß wird Ernst: Ein Foto an der Bretterwand Die Folgen des Krieges: Etwa 17 Millionen Men- erwehr bekam den Brand mit damaligen Mitteln nicht von Helmut Maute kündet von der Front - Maschi- schen verloren ihr Leben, hier: Friedhof mit den To- in den Griff. (Nr. 81) nengewehrstand. (Nr. 56) ten des Infanterie Regiments 119 bei Ypern (Belgi- 1908 wurde beim deutschen Heer ein Maschinen- en).(Nr. 819) Im Studio vor Kulisse: Drei Soldaten im Waffenrock Zeppelin überfliegt Winterlingen – wahrscheinlich gewehr eingeführt und 1915 nochmals verbessert, es er- Modell 1907, Feldmütze, Halsbinde Modell 1909 oder Dokumente vom Aufbruch in eine neue Zeit eine Fotomontage. (Nr. 40,41) hielt die Typbezeichnung LMG 08/15, während des Ers- 1914, Reithose, Stiefel für Berittene, der mittlere Sol- ten Weltkrieges fand ein Massendrill an der Waffe statt, Zeit des Nationalsozialismus – Auftakt dat dazu auch Sporen. Militarisierte Gesellschaft der unter der Bezeichnung 08/15 zum Sinnbild für das zu neuem Morden Militär wurde. Neben dem Textilunternehmen richtete sich Her- mann Maute nach 1908 in seinem Wohnhaus ein Fo- Militaristische Zeit toatelier ein, in dem er Porträtaufnahmen anfertigte. Ein weiterer Themenbereich, den Fotos der Foto- Nach Aussagen des Enkels Joachim Becela betrieb Her- sammlung Maute dokumentieren, ist der Beginn des mann Maute die Fotografie nie gewerblich, sondern Nationalsozialismus. sehr ambitioniert als Hobby. Häufig ließen sich hier Soldaten, vermutlich vom nahe gelegenen Truppen- übungsplatz Heuberg, aber auch Familien und Ein- zelpersonen aufnehmen. Es sind bemerkenswerte Porträts, die der Fotograph vor den im Atelier aufge- stellten Kulissen von den Menschen anfertigte.

Altes Rathaus mit junger Dame. (Nr. 58) Postbus etwa um die Zeit 1914 - 1916 . (Nr.11) Zahlreiche Fotos dokumentieren eine vergangene, Gefallenendenkmal – unbekannter Standort. landwirtschaftlich geprägte Lebenswelt: Busverbindung zwischen Bahnhof Tiergarten und (Nr.552) Stetten am kalten Markt. Aufnahme in Stetten am kal- ten Markt in der Lagerstraße vor dem Gebäude Kauf- Dokumente der Kolonialzeit stellen die zahlreichen haus und Armeelieferant J. Beck (seit 1912). Fotos eines Denkmals dar, das für die Gefallenen und Militärflugzeug des Ersten Weltkriegs: Jagdflugzeug Verstorbenen bei Huang Ushang und im Lazarett Ti- mit Maschinengewehr vorne. (Nr. 16) rutsin errichtet wurde, die während einer Chinaexpe- SA-Aufmarsch in Winterlingen. (Nr. 1126) dition 1900/01 wegen des „Boxeraufstands“ ums Le- Kriegszeit – Erster Weltkrieg ben kamen. Weitere – vor allem nicht nur deutsche – To- te gab es bei einem Kriegszug gegen die Hereros (Na- Zeit des Nationalsozialismus mibia) 1904/05. Die Deutschen begingen an den He- reros einen ersten Völkermord zu Beginn des 20. Jahr- hunderts, indem man Kinder, Frauen und Männer in Heuernte mit dem Ochsengespann (1920er-Jahre?) der Wüste verdursten ließ. Der Standort des Denk- (Nr. 9) mals ist bislang unbekannt.

Selbstporträt Hermann Maute. Fotos an der Bret- terwand. (Nr. 837)

Fotoabzüge befestigte Hermann Maute an einem Bretterzaun bei seinem Haus für Bestellungen, wie dies auf Fotos dokumentiert ist (8). Hermann Maute ex- perimentierte auch mit Fotomontagen, so montierte Militaristische Zeit er beispielsweise wohl mehrfach einen Zeppelin in die Infanterie auf dem Marsch von Winterlingen zu- Die Indoktrinierung mit der nationalsozialistischen Fotos(9). Ebenso fertigte er nochmals Aufnahmen von Die Installation von Stromleitungen in Winterlin- rück nach Stetten am kalten Markt, Manöverende, vo- Traurige Kriegsereignisse: Aus Kirchenglocken soll Ideologie beginnt schon bei den Kleinen: Ein kleiner vorliegenden Papierabzügen an(10). Maute machte Tanzbär in der Ebingerstraße, Winterlingen, 1927 gen (Nr. 57)dokumentiert den Beginn der Elektrifizie- raus drei Musiker, es folgt ein Offizier hoch zu Ross. tödlicheMunitiongewonnenwerden.Abschiedvonden Junge zeigt den Hitlergruß. Als Dank für die Pose durf- nicht nur Bilder im Studio, sondern auch in der freien (Nr.183) rung (Nr. 53) Winterlinger Kirchenglocken am 23. Juli 1917. (Nr.182) te der Matrosenanzug behalten werden.(Nr. 1121) Seite 2067 Heimatkundliche Blätter Dezember 2017

Zeit des Nationalsozialismus Bürgermeisteramt Winterlingen zu nutzen, dem das Kreisarchiv die Fotos digital übermittelte. Auch in dem aktuell erschienenen Bildband „Winterlingen einst und jetzt“, der beim Bürgermeisteramt Winterlingen zu be- ziehen ist, können Bilder aus der Fotosammlung ent- deckt werden.

1)Die Zitierung der Fotos in dem folgenden Beitrag bezieht sich auf den Be- stand Kreisarchiv Zollernalbkreis, – Der vorliegende Beitrag geht zurück auf den Vortrag des Verfassers anlässlich des Jubiläums 60 Jahre Rathaus Win- terlingen am 22. Juli 2017, 18.30 Uhr mit Fotoausstellung und Präsentation des Bildbands: Winterlingen einst und jetzt, hrsg. v. der Gemeinde Winter- lingen, Horb am Neckar 2017. 2)Vgl. Vorwort zum Findbuch F Ma Fotosammlung Hermann Maute. 3)Daniel Seeburger, Militarisierung des Alltags. In: Zollern-Alb-Kurier Nr. 200Jahrgang 64 31. Dezember 2017 Nr. 12 vom 30.8.2014. 4)Vgl. Vorwort zum Findbuch F Ma Fotosammlung Hermann Maute. 5)Geboren 1884 in Winterlingen, gestorben 04.02.1960 in Winterlingen, siehe Bild Nr. 889. Heirat 19.9.1904. – Das Ehepaar hatte sechs Kinder: vier Töch- ter: Luise (*14.06.1907 +08.12.1910; vgl. Bild 888), Luise (1912 – 2009), Helene (1915 – 1989) und Käte, verheiratete Becela (1925 – 2010), sowie die beiden Söh- ne Hermann und Reinhold (siehe F Ma Nr. 842). In der Fotosammlung fin- Die Fotosammlung Hermann Maute Nichts ohne Nazi-Ideologie: Die Hakenkreuzfahne den sich zahlreiche Familienbilder: 863, 864, 869, 872 – 875, 888, 962, 912f., fehlt selbstverständlich nicht bei dem großen Fest- Damit sei die Vorstellung der Fotosammlung Her- 925 – 929 und öfter. 6)F Ma Nr. 1273: Arbeitsordnung für die Tricotagenfabrik Hermann Maute in Eine abenteuerliche Fotografiegeschichte (1) umzug zur 1100-Jahr Feier in Winterlingen 1936. – Rei- mann Maute beendet. Es sind lediglich etwa 30 von Winterlingen, 14. Juli 1909 (4 Seiten. Vgl.auch die Fotos 930, 947, 949, 957, ter in historischen Uniformen. (Nr.193) fast 1300 Fotos, die präsentiert werden konnten. Es ist 1081f. Von Dr. Andreas Zekorn damit nur ein kleiner Ausschnitt aus der gesamten 7)F Ma Biographische Unterlagen Hermann Maute. 8)F Ma Nr. 837, 911, 1010. Zeit des Nationalsozialismus Sammlung, der jedoch genügt, um zu erkennen, dass 9)Zeppelinbilder: Nr. 26 f., 40 – 42, 138, 207 – 215, 836. Auf dem Foto Nr. 41 Historische Ländergrenzen fallen im Dritten Reich. den Fotos ein besonderer historischer Quellenwert zu- ist der Kirchturm von Winterlingen ohne Gerüst zu sehen, im Bild Nr. 42 ist er eingerüstet. Auf beiden Bildern ist der Zeppelin in ähnlicher Position über August 2014 im Zollern-Alb-Kurier ein Artikel von Da- Zur Biographie von Hermann Maute Hier: Entfernung der Grenztafeln bei Winterlingen im kommt. Mit der Fotosammlung Hermann Maute steht dem Ort zu sehen. niel Seeburger über die Fotosammlung Maute im Zu- November 1935 auf Anordnung des Sigmaringer Land- nicht nur den Winterlingern ein kulturhistorischer 10)Vgl.z.B. Nr. 129 – 132, 298, 644, 868, 966, 967oder die Fotos von Bibel- versen: Nr. 119 - 126. sammenhang mit dem Gedenken an den Ausbruch des rats Dr. Seifert vom 11. November 1935 . (Nr. 24) Die Ta- Schatz zur Verfügung, der nun erstmals mit der Foto- 11)Gemeindearchiv Straßberg, vorl. Nr. 2158. Ersten Weltkriegs erschien, meldete sich der Enkel Her- feln markierten die Grenzen zwischen Württemberg ausstellung anlässlich des Jubiläums 60 Jahre Rathaus mann Mautes, Joachim Becela, der in Schwabenheim und den preußischen Hohenzollerischen Landen. In Winterlingen und dem Bildband, der anlässlich dieses (Landkreis Mainz-Bingen) wohnt (3). der Mitte Bürgermeister Otto Butz, Winterlingen. Laut Jubiläums erschien, gewürdigt wird. Es ist beabsich- der Anordnung waren die Grenztafeln „unverzüglich“ tigt, die Fotos über eine Internetplattform der Öffent- auszuheben und „sorgfältig auf dem Rathaus aufzu- lichkeit bereitzustellen. bewahren. Bei der hohen Bedeutung (wurde) pünkt- Dann können alle daran mitwirken, die Fotos noch liche und sofortige Erledigung“ der Anordnung bis zum besser zu erschließen und Orte oder Aufnahmedaten 16. November 1935 erwartet. Vollzug war von den „Gen- zu ermitteln und mitzuteilen. Bis dahin gibt es die Fo- darmeriebeamten“ zu melden. tos digital im Kreisarchiv Zollernalbkreis und auch im Veranstaltungen und Exkursionen Das Programm der Heimatkundlichen Vereinigung für Januar 60 cm und 94 cm hoch. Solche großfigurigen Krippen bevor- zugten besonders die Jesuiten ab dem 16. Jahrhundert. Zwar JANUAR gab es in Hechingen nie eine Jesuitenniederlassung,FEBRUAR Verbin- dungen und Kontakte könnte es aber durchaus gegeben ha- ben, zum Beispiel zum Jesuitenkolleg im nahen Rottenburg oder Samstag 13.1.2018: Halbtagesexkursion mit Wilfried nach Mindelheim. So ähneln sich die Krippenfiguren derSamstag, Min- 17.2.2018: Halbtagesexkursion mit Dr. Veronika Mertens: „Karl-Caspar-Kirchen“ in der Region: Heudorf, Bins- Groh: Krippen in St. Luzen (Hechingen) und Hausen delheimer Jesuitenkirche und die der St. Luzenkirche auffal- lend. dorf, Hausen am Tann und das Haus Prof. Dr. Schäfer, Beu- i.K. ron. Vor der Renovierung der Krippe 1985 wurde sie in der seit- Busfahrt (Abfahrtszeiten siehe Homepage und Heimat- lichen Antoniuskapelle als Wechselkrippe aufgebaut.kundliche Inzwi- Blätter), Euro 20,- Zuerst besucht die Gruppe die Krippenbauer in Hausenschen im werden die Engel, die hl. Familie, die Hirten mit ihren Frau- Killertal. Seit 1963 werden in Hausen im Nikolausheimen, Weih- die Könige mit ihren Dienern und die Tiere gleichzeitigMittwoch, im 21.2.2018: Vortrag mit Wolfgang Willig: Rückblick nachtskrippen von besonderer Schönheit gefertigt undChorraum liebe- der Kirche aufgestellt. Da die Fahrt bis 18.00auf Uhr die in Studienfahrt „Istrien und Friaul“ 2017. 18.00 Uhr, Ba- voll zu einer einzigartigen Krippenausstellung zusammenge-Ebingen endet, ist diese Krippenfahrt auch für Familien mitlingen, Kin- Landratsamt (Sitzungssaal), Hirschbergstr. 29, Ein- stellt In dieser Ausstellung werden ca. 55 Krippen gezeigt.dern Es wer- geeignet. Busfahrt. Albstadt-Ebingen, Busbahnhof,tritt 12.00 frei Haus Ebinger Straße 55 in Winterlingen.(Nr. 1081) den heimatliche, alpenländische und orientalische KrippenUhr. ge- Balingen, an der Stadthalle, 12.30 Uhr. Umlage 20,00 Euro zeigt, auch Wurzelkrippen und Papierkrippen aus dem 19.für Jahr- Fahrt, Eintritte und Führungen. Hermann Maute im Studio.(Nr. 838) Zur Biografie von Hermann Maute und der Ge- hundert. schichte der Glasplatten konnte Joachim Becela nun Auf einer 12 Quadratmeter großen Fläche ist eine Orienta- STAMMTISCHE Wie in einem Spiegel lässt sich die Geschichte der Näheres mitteilen: Sein Onkel Reinhold, ein Sohn des Hermann Maute in Uniform. (Nr. 903) lische Krippe mit Figuren der Künstlerin Angela Tipi aufge- ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in den Bildern des Fotographen Hermann Maute, bewohnte mit seiner baut. Ebenfalls neu ist eine Passionskrippe mit vielen Statio- Jeweils am 1. Mittwoch eines Monats trifft sich unter der Leitung Winterlinger Fotographen Hermann Maute entde- Frau das Haus in der Ebinger Straße 55 in Winterlin- Hermann Maute wurde am 8. Februar 1878 in Tail- nen von der Verkündigung bis zur Kreuzigung zu sehen. Neu da- cken. Bäuerliche Lebenswelten, der Beginn der Mo- gen, bis er dort etwa 1979 verstarb. Hier hatte sich das fingen geboren. Er absolvierte eine kaufmännische zu gekommen ist die Taufe am Jordan und Jesus im Tempel. von Dr. Peter Th. Lang der Ebinger Stammtisch um 15.00 Uhr im Mittwoch 24.1.2018 Vortrag mit Dr. Andreas Zekorn: Café Wildt-Abt, Sonnenstr. 67, 72458 Albstadt-Ebingen: Tel.: dernisierung, gekennzeichnet etwa mit der Einfüh- Fotoatelier Hermann Mautes befunden. Beim Aus- Ausbildung in der Trikotwarenfabrik Jacob Ott zur Brü- Nach der Führung durch diese Ausstellung werden wir uns KZ-Friedhöfe als erste KZ-Gedenkstätten für die Op- 07431 4188. Anmeldung zu den Veranstaltungen über den Ge- rung einer Stromversorgung oder des Beginns der Luft- räumen des Hauses wurden die Glasplatten mit den Fo- cke in Ebingen und wurde 1896 aufgrund seiner Leis- bei Kaffee und Kuchen im Gemeindehaus stärken. Anschlie- fer des Unternehmens „Wüste“ schäftsführer Hans Schöller, Johann-Strauß-Str. 4, 72461 Albstadt, ßend geht es weiter nach Hechingen in die ehemalige Kloster- fahrt, aber auch die Militarisierung der Gesellschaft bis tos aufgeteilt: Ein Teil gelangte über das Württem- tungen mit 18 Jahren zum Filialleiter der Filiale „Zum Telefon 07432-6807. Email: anfrage@heimatkundliche-vereini- kirche St. Luzen, wo im Chor der Kirche eine wundervolle Ba- hin zu den Anfängen des nationalsozialistischen Un- bergische Landesmuseum / Landesstelle für Volks- Fuchsloch“ in Winterlingen ernannt. Innerhalb der rockkrippe aufgebaut ist. Groß ist nicht nur ihr Umfang,Der groß Vortrag von Kreisarchivar Dr. Andreas Zekorn gehtgung.de auf oder [email protected] rechtsregimes. Die Fotos von Hermann Maute sind im kunde, Stuttgart zurück nach Winterlingen, zu dem nächsten 12 Jahre wuchs dieser Betrieb zu einer be- sind auch die Figuren. Die Holzgliederpuppen sind zwischendie Entstehung und Entwicklung der Friedhöfe für diesowie Toten über unsere Homepage www.heimatkundliche–vereini- Kreisarchiv Zollernalbkreis in der Fotosammlung Her- Uhrmachermeister Rudi Rieber, der in unmittelbarer achtlichen Größe an. 1904 heiratete Hermann Maute gungL.de. Bei allen Veranstaltungen sind Gäste willkommen. der Konzentrationslager des Unternehmens „Wüste“ in Schör- mann Maute erhalten und erschlossen. Nachbarschaft der Familie Maute in der Ebinger Str. die Winterlingerin Luise Blickle (5). Die Eheleute er- zingen, Schömberg und Bisingen ein. Die Exhumierung der Mas- sengräber in der Nähe dieser KZ konfrontierte sowohl Franzo- 20 wohnte. warben 1908 das Haus Ebinger Straße 55 (ehemals Ro- sen wie Deutsche mit den in den KZ begangenen Gräueltaten. Es fing vor 13 Jahren an: Damals im Jahre 2004 wur- Nach seinem Tode wurde dieser Teil der Bilder dem senstraße) in Winterlingen, in dem sie im Folgejahr ei- Die Friedhöfe an den Orten der Massengräber wurden von der den 835 Glasplattennegative des Winterlinger Foto- Kreisarchiv Zollernalbkreis übergeben. Ein anderer Teil ne eigene Tricotagenfabrik einrichteten (6). Wie den französischen Besatzungsverwaltung in den Jahren 1945 bis 1947 grafen Hermann Maute dem Kreisarchiv Zollernalb- der Glasplatten war über eine Tante an Joachim Be- Fotos zu entnehmen ist, war Hermann Maute Soldat als erste, christlich geprägte Gedenkorte für die KZ-OpferHerausgegeben ein- von der kreis übergeben. Die Bilder gab die Witwe des am 15. Ja- cela gelangt, der die Fotos an Heiner Schuler in Win- und nahm vermutlich auch am Ersten Weltkrieg teil. gerichtet. Insofern stellten die Friedhöfe die ersten MahnmaleHeimatkundlichen Vereinigung nuar 2004 in Winterlingen verstorbenen Uhrmacher- terlingen abgab. Sorgfältig verpackt und dokumentiert dar, die dauerhaft an die in den hiesigen Konzentrationslagern Zollernalb meisters Rudi Rieber an Diplomarchivar Alfons Koch leitete Heiner Schuler im Oktober 2014 dem Kreisar- Die Autor dieser Ausgabe begangenen furchtbaren Verbrechen erinnerten. Zugleich zeugt die Geschichte der KZ-Friedhöfe aber auch von dem langjäh- ab, der in Winterlingen im Zeitraum von Oktober 2003 chiv Zollernalbkreis die Fotos nach dem besagten Pres- rigen Verdrängungsprozess der nationalsozialistischenVorsitzender: Ver- bis Juni 2004 mit Archivierungsarbeiten im Gemein- sebericht zu. Die Fotosammlung Maute im Kreisar- gangenheit in der Nachkriegszeit. Erst im Laufe der Zeit kamenDr. Andreas Zekorn, Landratsamt Zollernalbkreis, dearchiv beschäftigt war. Die Glasplattennegative wur- chiv Zollernalbkreis umfasst mittlerweile fast 1300 Dr. Andreas Zekorn Denkmale für die Toten jüdischen Glaubens ebenso wie72336 In- Balingen, Telefon (0 74 33) 92 11 45 den zunächst von Rainer Nagel und Werner Mogg, bei- Glasplattennegative und auch Papierabzüge. Landratsamt Zollernalbkreis, formationen zum historischen Hintergrund der Friedhöfe hin- de Postbeamte in Winterlingen, gereinigt und archiv- An ihrer Erschließung beteiligen sich wiederholt ge- 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 92 11 45 zu. 20.00 Uhr, Balingen, Landratsamt ZollernalbkreisGeschäftsführung: (Sit- zungssaal), Hirschbergstr. 29, Eintritt frei. gerecht verpackt. Werner Mogg verstarb leider am 11. schichtlich interessierte Mitbürger ehrenamtlich (4). So Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, Februar 2016. Ebenfalls 2004 beschrieben die Beiden erschloss der militärgeschichtliche Experte Hubert 72461 Albstadt, Mittwoch, 31.1.2018: Werksbesichtigung mit Dr. Michael Wal- die in Winterlingen entstandenen Bilder auf der Grund- Scheuermann aus Balingen im Jahre 2016 den mili- ther: Führung durch das Logistikzentrum der EDEKATelefon Süd- (0 74 32) 68 07 lage ihrer Ortskenntnis. Die weitere Bearbeitung und tärhistorischen Teil der Fotosammlung Maute. Mit sei- west in Balingen. E-Mail: [email protected] Archivierung der Glasplatten erfolgte im Kreisarchiv. nem Detailwissen trug er nachhaltig zum vertieften 14.00 Uhr. Treffpunkt Haupteingang EDEKA (Edekastraße). Hier wurden die Glasplatten unter anderem einge- Wissen und insbesondere auch zur Datierung der Fo- Anmeldung unbedingt erforderlich. Teilnahme frei. Redaktion: scannt und können damit digital genutzt werden (2). tos bei. Auch bei der weiteren Identifizierung von Fo- Daniel Seeburger, Grünewaldstraße 15, tos soll und kann hoffentlich bald öffentlich mitge- Familie Maute, Familienbild Hermann Maute im 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 2 66-1 53 Von dem Fotografen Hermann Maute selbst, war bis wirkt werden, worauf am Ende des Beitrags einzuge- Studio, Winterlingen. August 1914:v.l.n.r Luise, Luise, zu diesem Zeitpunkt praktisch nichts bekannt. Als im hen ist. Hermann, Reinhold, Hermann (Nr. 872)