13. Jahrgang Freitag, 28. Januar 1966 Nummer 1

nein, es mußte in tagelanger Fahrt nach Alt-Ehingen und seine Markung Ludwigstal bei Tuttlingen geliefert werden. Schmiedeeisen hatte man in Christofstal­ Von Hans Müller Friedrichstal bei Freudenstadt zu holen. 1809 wurde dem Bleicher Jerg seine Bleiche Erst war die Landschaft. Dann kam der ' 446 Jahren durfte sich Bitz mit 23000 C-ul­ konfisziert, weil er ausländische Tuche da­ Mensch. Ohne Grund und Boden gibt es den wieder loskaufen. bei hatte. Diese brachten ihm mehr ein, keine Menschen und somit auch keine Es war von einschneidender Bedeutung weil er von ihnen höhere Gebühren ver­ Geschichte, ja nicht einmal einen Zeit­ für Ebingen, daß von diesen vielen dieser langen konnte. Das sind nur einige von begriff. Nachbarn zunächst eigentlich nur ein ein­ den vielerlei Erschwerungen, die Ebingens Eine Markung oder Flur ist ein Stück ziger k ein Ausland war, nämlich Winter­ Lage mit sich brachte. Zoll und Maut hatte Landschaft, das einer Gemeinde gehört. lingen. Beide Orte gehörten zu Hohenberg. indessen auch manchmal sein Gutes. Nach Selten hat sie natürliche Grenzen, wie etwa Man könnte Meßstetten hinzunehmen, wäre Einrichtung des Zollvereins spürten die Burgfelden, und dennoch sind die Mar­ es nicht vorübergehend (1347 bis 1418) tier­ Wirker die preußische, hessische und säch• kungsgrenzen unter allen Arten von Gren­ bergisch gewesen wie Lauttingen und Mar­ sische Konkurrenz! zen die beständigsten. Sie gehen über grethausen, die es schon um 1250 waren Zur politisch-wirtschaftlichen Verworren­ Berg und Tal, so daß bei uns fast jede und um 1650 staufenbergisch wurden. Neu­ heit kam die Ungunst der Lage. Die Straßen Gemeinde Talauen, Hänge und Hochland fra war lange Zeit ritterschaftlich, Straß• waren schlecht, das Gelände verkehrshin­ hat. berg und Frohnstetten gehörten dem Klo­ dernd. Außer den Talstraßen gab es steile Die Ebinger Flur, die größte im Kreis, ster Buchau. Diese Orte kamen zu den Steigen nach Bitz, nach Stetten, nach hat sich seit einem halben Jahrtausend zollerischen Orten Burladingen und Gausel­ Sehwenningen und nach Meßstetten. Die nicht mehr geändert. Der letzte Zuwachs fingen hinzu. Da die ehemals mächtigen Frachtfuhrleute, zur Hälfte Gastwirte, wuß• war Ehestetten, das 1453 von Ebingen ge­ Grafen von Veringen ihren Besitz an der ten ein Lied davon zu singen. Die Post kauft und mit der Markung verschmolzen Lauchert auch an Zollern verloren hatten, besorgten die Metzger, seit dem 17. Jahr­ wurde. war nun Ebingen auf drei Seiten von hundert die Grafen von Thurn und Taxis. Wichtig sind die Nachbarn, die man hat. Hohenzollern umgeben, welches 1848 sogar 1830 ging ein Postbote nach Balingen zu preußisch wurde, so daß 1866 an der Esel­ Fuß, und eine Magd trug die Briefe aus. mühle richtiges Feindesland begann! Stet­ Also sehr groß waren Handel und Wandel ten a. k. M., das erst hohenbergiseh, dann noch nicht. Man war noch auf Landwirt­ Klosterbesitz war, wurde badisch. schaft angewiesen. Im Jahr 1367 kamen Ebingen, Bitz und Winterlingen an Wirtemberg. Weitab vom Teil der Landschaft Landesherrn gelegen, bildeten sie eine Ex­ Ein überblick im Freien oder eine Höhen• klave, eine Insel, von lauter Ausland um­ linienkarte (Skizze 2) zeigen, daß drei geben. Aber das war nun gerade der Kern breite Flußtäler eine bucklige Höhenland• des späteren Kreises Balingen. Erst nach 36 schaft in drei Teile zerlegt haben. Jahren wurde Balingen mit 12 Ortschaften, Diese hießen früher Raidenberg, Bitzer darunter Truchtelfingen und Tailfingen, und 15 Jahre später auch Meßstetten wirtem­ Berg und Schwerminger Berg. Zum Raiden­ berg gehören die Ochsenberge, Glinken­ bergisch. Noch nach 1806 konnte man ohne wasen und Kreuzbühle, sowie Rick und Grenzüberschreitung nur über den Vor­ Martinskopf. Genaueres darüber findet man schwarzwald nach gelangen. Zwei in den Heimatblättern 1957 S. 189 und 204. Drittel der Umgebung Ebingens waren noch immer Ausland. Die Straßberger Bitzer Bergle heißt heute nur noch ein nannten nachweisbar 1817 die Ebinger »Aus­ winziger Teil der Höhen, alles andere ist in viele Namen zerfallen. Der Name Schwen­ länder" und umgekehrt. ninger Berg erinnert an Beziehungen, die seit 1809 durch den Truppenübungsplatz Vielfältige Folgen zerschnitten worden sind. Es kamen die Die Folgen dieses Zustandes waren viel­ Namen Ebinger Berg und Ebinger Hardt fältig. Schon in früher Zeit mußte Ebingen auf. ummauert und von seinen Bürgern selber Wir betrachten nun zuerst die Höhen. Sie verteidigt werden. Bis weit in die Neuzeit sind ein Ausschnitt aus dem kuppigen Teil herein war für Frachtfuhrleute ein Geleit der Hochalb, die nach SO einfällt, d. h. nötig. Ebingen durfte von den Ausländern schräg liegt. Das "stimmt" auch auf unserer Weg- und Brückengeld verlangen. Noch Markung. Wir müssen nur die Erhebungen 1822 kam es an der Grenze zu einer über 950 m (dunkel schattiert) ins Auge Schlägerei, als ein Pfarrer von Winterlin­ fassen. Die Kuppen sind Felsenkalk (CaC03) gen bei Straßberg Chausseegeld bezahlen des mittleren und oberen Weißjura, teils sollte. Auf dem Ebinger Markt mußten die dolomitisch (Ca,MgC03) und verwittern sehr Die Markung Fremden höhere Standgelder geben, soweit langsam. Die hübsche Verworrenheit des sie überhaupt zugelassen wurden. Die Win­ Landschaftsbildes wird durch zahlreiche ge­ Um Ebingen herum liegen die Markungen terlinger waren in zwei Ebinger Mühlen wundene Vertiefungen vergrößert. Sie sind Lautlingen, Margrethausen, Tailfingen, Bitz, gebannt, weil Straßberg Ausland war. Eine auf Skizze 2 durch Pfeile angedeutet. Man Winterlingen, Straßberg, Frohnstetten, Stet­ von diesen Mühlen schaffte sich für den möchte sie für flache Täler halten, wenn ten a. k. M. (mit einem Eck bei den drei Ferntransport einige Esel an, also Esel­ ihnen nur nicht das durchgehende Gefälle Bannmarken) und Meßstetten. Die Grenze mühle. Schließlich baute Winterlingen eine abginge. Es bestand aber einmal, nämlich in gegen Tailfingen war noch bis 1934 eine eigene Mühle im Ried. Sie wurde teilweise der Pliozänzeit des Tertiär; es waren tat­ Grenze gegen Truchtelftngen, dessen letzter mit katholischem Wasser von der Gemeinde sächlich Täler, in denen sogar Wasser floß. Bürgermeister erst vor kurzem gestorben Benzingen betrieben. Einmal sind Ebinger Man kann noch immer schöne Prall- und ist. Aber von 1386 bis 1832 hatte Ebingen Bierbrauer - es gab deren 51 - bestraft Gleithänge erkennen. Diese Bäche sind . noch mehr Nachbarn: Harthausen a. d. worden, weil sie Bier ins Ausland "expor­ durch das Sicheinfräsen ihres Vorfluters, Scheer, Neufra-Freudenweiler, Gauselfin­ tiert" hatten. Das auf den Höhen mühsam der Donau, um 200 m, in die Tiefe versun­ gen, Burladingen und Tailfingen. Denn Bitz gesammelte Bohnerz durfte nicht in die ken. Seither sind die Kuppen zwar lang­ war von den Ebingern um 210 Pfund Heller näher gelegenen Schmelzen Laucherttal, sam noch weiter heruntergewittert. aber (etwa 270 Goldmark) gekauft worden. Nach Thiergarten oder Harras gebracht werden, ihr Schutt wurde nicht mehr fortgeschafft. Seite 582 Heimatkundliche Blätter für den Kreis Balingen Januar 1966

Das m ächtige Riedbachtal ist das Werk der Urschmiecha, die no ch Ende Pliozän auf der dam al s viel größeren Alb von w eit herkam. Obere Eyach und obere Schmiecha waren ihre Neb enflüsse. Das läßt sich be­ weisen. In 900 m Höhe ist das Riedbachtal 1,6 km breit, da s der oberen Schmiecha nur 1 km. Das Gefäll des Riedbachs ist auf 4 km nur 25 m , al so 0,6 Prozent. Demgegenüber w eist die obere Schmiecha 40 m Gefälle auf 4 km auf, also 1 Prozent. Die obere Eyach hat 1,7 Prozent. Heute, und auch schon zur Zeit der ersten Menschen, ist dem breiten Westost-Tal nur ein winziges Rinnsal geblieben, der Riedbach. Je kürzer und damit schwächer dieUrschmiecha wurde, um so weniger konnte sie ihre eigenen Ablagerungen wieder selber aus­ räumen. So entstand über undurchlässigen Impressamergeln eben ein Ri ed auf nahezu waagrechter Unterlage. Die Schmiecha hin­ gegen blieb noch wasserreich und gefälls• stark genug, sich wieder eine Rinne zu schaffen. Daher ist sie auf unserer Flur fast gar nicht vermoort, nicht einmal unter­ halb von Ebingen, wo die Aptychenmergel ganz flach unter die Talsohle untertauchen, w as mancherlei hydrographische Probleme aufwirft. Wir werden noch sehen, wie wichtig die geologischen Verhältnisse für die Stadt ge worden sind. In der Mitte der alten Talsohlen sa mmelte namen w ie Alte Höfe, Höfle, Spritzwang sich das F einkörnigste, der Schluffleh m ab. oder Brunnweiler , sä m tlich auf dem Ebin­ Hangschutt und Ffußgerötl Da ein Abfluß nur noch senkrecht nach ger Hardt, erinnern no ch daran. Mit zu­ sind erdbebenunsicher u nten mö glich ist, kann dieser Leh m durch nehmendem Wachstum der Stadt mußten Auslaugen kalkfrei geworden sein. Dar­ auch schlechtere Fläch en gerod et und be­ Die untersten Hänge all er drei Täler sind u nter liegen in verschiedenen Tiefen die ackert werde n, di e Stock- ode r Reutfelder. da und dort, besonders aber a n der Straße Höhlensystem e. Bricht ein Höhlen d ach ein, Sie w urden 6 ' bis 12 J ahre hing ge n utzt nach Truchtelfingen, nochmal s ziemlich st eil. so entsteht eine Doline. Der Boden kann und dann 12 bis 30 J ahre in Ruhe gelas­ Die Ursache dafür ist , daß die wohlge­ aber auch kilometerweit n achsacken ; dann sen oder als Wiese n behandelt. In neu est er schichteten Bankkalke eine Stufe bilden gibt es eine Wanne (Skizze 2!) und damit ist Zeit komm t m an wieder auf die Boden­ oder es wenigstens versu chen. Sie sind zwar d as alte Talgefälle u nterbrochen. nutzung der Hochalb zurück durch Ein ­ senkrecht geklüftet, aber sehr brüchig und Die Kuppen sind m eist bewaldet, hatten r ichtung von Au ssiedlerhöfen, allerdings erosion sanfällig. Näheres Heima tbl ätter 1963 jedoch vor Mitte des 18. J ahrhunderts eine n nur auf dem Bitzer Berg. Der beste Lehm S. 467. Ihr Verwitterungsmaterial rutscht in lichten Buchen mi schw al d, noch früher auch aus den Talrinnen w ur de vo n den Töpfern kleinen, kantigen Scherben, stets in Leh m viele Ei che n. Die Eicheln und Bucheie di en­ und Ofen setzern geho lt oder an die Ziegel­ eingebettet, bi s in -die Stadt herunter u nd ten der Schweinern ast , daher die Wald­ hütte geliefert. Es soll sogar weißen Ton ist se hr oft an Baustellen in gro ßer Mäch• bezeichnung Eck eri ch. Die fl ach en Hänge gegeben haben. tigkeit zu sehen. Wer die Schleppkraft eines a uf den Höh en waren Weideland. Viele Regengusses erleben will, gehe nur einmal Flurnamen erinner n noch daran: Ochsen­ Tiefe, breite Taleinschnitte durch die Sonnenstraße; da kommen Kies­ berg, Och senkopf, Stierkopf, Stierhau, Kuh­ . Nun wenden wir uns den ti efen, breiten portionen bis über die Gehwege geflossen. berg, Kuhfel sen, Kühbuchen(heide), Kälber­ Taleinschnitten zu. Wo Riffe von ihnen Man darf den ewig herab.ikriechenden" buckel. Wo das Vieh in die Wälder ge trie­ angeschnitten sind, treten diese kühn und Hangschutt nicht mit Flußgeröll en in einen ben wurde, lichtete es sie zu einem Weide­ steil hervor, - so wie sie einst im Jurameer Topf werfen, die mehr ab gerundet sind, wald ode r Hardt. Das Vieh w urde täglich aus Tiermassen erwachsen sind. Gegen SO weil sie in Fließrichtung der Wasserläufe w eite Strecken transp ortiert worden sind. auf dem Kuhweg, am Kühweiher vo rbei, kommen sie bis auf 800 m herab. Zwischen ~ber hinaufgetrieben oder blieb im Sommer ihnen ist viel verwittert und herunterge­ 'beide, Hangschutt und F'lußgeröll, überhaupt oben . Es gab drei Auchten auf rutscht, was die geologische Kartierung sehr sm d erdbebenunsicher. Das wirkt sich bei der Markung; das Wort bedeutet Nacht­ erschwert. Nur selten, so am Kälberbrünnle Hochbauten sehr fühlbar als eine Finanz­ w eide. Auf Raid en waren besonders die stößt man auf eine mächtig ge schichtet~ frage aus. Die Talsohlen, besonders auch K älber ; ihnen gehörte der K älberbuckel Balderusb ank, Dann treten w ir beim Her­ weil aus ihnen viele Quellen austreten, und das Kälberbrünnle, das auch Sch af­ unterwandern über all in di e Aptyehen­ geben gute Wiesen, "Dreimähder", soweit sie nicht "zu riedig" sind. Die schw ärzeste brunnen w ar. I Auch stand auf Raiden ein mergel ein, in den en der Wald in einen Hirtenhäuslein, welches 1720 als K älber­ Wacholder-Schafweidegürtel übergeht, be­ Moorerde wird von Gärtnern und Klein­ haus neu gebaut w urde . Am Hainloch gegen sonders an den besonnten Seiten. In di esen gärtnern ausgenützt. Sie gäbe auch wunder­ Bitz wu rde neben ei ner Hülbe das Galthaus Mergel n läuft ri ngs um die Stadt ein Kranz volle Parkanlagen. wenn . .. Die stärksten errichtet, für nicht milchgebendes Rindv ieh. vo n Och sen-, K älber-, Schaf- und Gäns­ Karstquellen treten über dem Quellhorizont Gin g man den Griesenloch hinauf, so kam brünnlein,(man m uß sich die entsprechen­ de r Impressamergel, also auf der Talsohle m an zum Stierhaus. Natürlich standen bis den Herden dazudenken) am Ochsenkopf in da aus, wo d as gegen SO ein fallende Ein­ an die Flur grenz en da und dort Schaf­ 900 m Höhe beginnend, am Stefansbrünnle zu gsgebiet am größten ist, also gegen Ehe­ hä user. Ma nches besteht ja heute noch. Vor in 740 m Höhe im gleiche n Mergelhorizont stetten hin. Dort bringen sie eine größere 150 J ahren hatten di e Ebinger außerdem endend, der som it ebe nfalls gegen SO schief Wassermenge zutage al s die Schmiecha sel­ "nur zu viele Geißen" ; 1840 waren es steht. Der Aptychenm ergelwäre sehr steril, ber. Auff allend ist der linealgerade Verlauf immer noch 255 Stück. Die Ge iß enkanzel käme nicht aus den Wäldern her ab v iel der rechten Talseite von de r Truchtelfinger erinnert noch daran. Geißen sind im m er ein Wal dschwarzerde mi t K al kscherben . So Grenze bis zur Langwatte. Hier geht eine Zeichen vo n Armut. Um 1853 wurde der haben die Terra ssen und flachen Hänge Bruchlinie, die mit dem Zoll erngraben zu­ Weidebetrieb auf den Höhen aufge hoben. (Staufen, Hörna iten, Stopper, Degerw ang sa mm enzuhängen scheint. Ein Qu erbruch Die Hül be n trockneten aus. - Au ßer den und kleinere) eine milde Humuserde, die ve rlä uft vom Ochsenberg am K älberbuckel ga nz mageren Strichen , di e heu te noch ga nz natürlich zu Ackerland w urde. Sie u nd Stein bruch herüber zum Franzosenloch Schafw eide sind, soweit sie nicht ange­ ziehen sich bei Ehest etten bi s auf ' die Tal­ und von da zu dem jahrtausendealten Erd­ pflanzten Nadelw al d tr agen, m ußten sich sohle herunter. Es w urde außer Getreid e, rutsch über dem heutigen Lehrlingsheim. nun die fl ach en Hänge und die Wan nen Rüben u nd Kartoffeln auch ziemlich Hanf Er ist noch nicht zur Ruhe gek ommen. Es (z. B. Seelwi esen, K onstanzer Rain) für den und Flachs angebaut und verarbeitet als w ird berichtet, 1790 habe sich der Berg Wieswachs bewähren . Weil aber trotz Vorläufer der Tex tili ndustri e. ü ber die "runter versetzt" und 1789 habe es "zw i­ Pferdehaltung de r Transport von Mist, der Verhältnisse am Schatten hang kann man schen Wald u nd Ack er " einen tiefen Ri ß mit knapp war, auf die Höhen u nm öglich war, sich in den He imatblättern 1964 S. 513 Wasser gegeben. Zu Wa sserst auungen blieben diese Hochwiesen nur "Einmähder". u nter richten. Als um 1810 der :rGhrungs­ kommt es jetzt noch. Auf den Sohlen der Trockentäler, wo der bedarf für die 3755 Einwohner nicht mehr Ein Flurumgang u m das Eb in ge r Gebiet ei ngeschwemmte Lehm die gar nicht so gedeckt werden konnte, ging man dazu würde 7 bis 8 Stunden d auer n, denn es schlechten Lix böden bildete, war etwas über, di e Bruche mit anzubauen. Daß die sind ru nd 30 k m , davon 8 im Truppen­ Acker bau möglich. Aber es reichte nur für drei Ösche od er Zelgen in die drei Täler übungsplatz. Der We g ginge tüchtig über Einz elhöfe, die alle abgegangen sind. Flur- hinausreichten, versteht sich von selber. Berg und Tal , nämlich bis zu 965 m hi nauf Januar 1966 Heimatkundliche Blätter für den Kreis Bahngen Seite 583

(Raidenkopf) und bis auf 687 m hinab (Esel­ gewachsen ist ; das w ar bei den m eisten halde sagen. Das alte, ummauerte Ebingen m ühle), also mit 278 m Höh endifferenz, w as Orten so. Aber w ie zusammenge wachs en? li egt nun am unteren Auslauf der Bühl• d en Weg noch verlängert. Di e sogenannte Ganz zu fällig, r ein durch Ausdehnung? halde, vo n 735 m auf 720 m herab geneigt. Reliefenergie ist also auf Ebinger Markung Nein , offensichtlich mit kl uger Planu ng. Es berührt di e Schm iecha, aber nicht den betr ächtlich. Dr eim al quert die Flur­ Ob diese Planer in der Mitte des 13. J ahr­ Ri edbach ! Wi e konnte aber ei n Teil des grenze ein großes Tal: Ried , obe re und hunderts die Grafen vo n Hoh enberg oder Flüßchens Schmiecha so gü ns tig durch die untere Schmiecha ; d azu kommen auf den Ebinger Bürger höheren Standes (mit ad­ Stadt geleitet wer de n? Dazu müssen wir H öhen die Trockentäler: zwi schen Schopf­ li gen Fr auen) gewesen sind, ist nicht fest­ in eine noch m enschenlose Zeit zurück• loch und Flinsberg, das Höllschtal, das gestell t und auch nicht die Haupts ache. Es greifen. Skizze 2 zeigt, daß di e einst noch P faffental, das Mauertal, eine Senke auf wäre se hr verwunde rlich, w enn sie (zu­ höher fließende Schmiecha beim Widder dem Ehestetter Berg, eine beim Galthaus mindest di e Gr afen) nicht ihr Auge auch unter dem Menesboch einen Prallhang gegen Bitz, im Stein enlöchle und am Kreuz­ einmal auf den Bühl geworfen h ätten, hatte. Nach den Strömungsgesetzen wurde bühl. Gegen NO umfaßt d ie Markung den denn da war nach den Ansichten der da­ sie dadurch auf die Gegenseite gedrängt H ainl och (sprich . .. looch = Wald), wo man m aligen Zeit eine ideale Verteidigungslage. und formte a n der Bühlhalde eine Nische ' nach Bi tz hineinsieht. Ebingen wäre ein Spornstädtchen gewor­ aus. (Auf Skizze 2 und 3 gut zu sehen). Zu Beginn der Neuzeit waren 95 Prozent den w ie so v iele. Durch die Hangschuttmassen aus dem Kla­ der Markung (bei nicht viel über 1000 Ein­ ratal , die bis hinab in den Kirchgraben wohnern) Ebin ger Privatbesitz oder All­ einen Schuttfächer bilden (im Höhenlinien­ m en de, freilich größtenteils in den Händen bild sehr gut sichtbar) wurde sie wieder der "Ehr barkeit" ; das waren Grundherren auf die andere Seite gedrängt und hat an mit abhängigen Bauern. Die Bürger erhiel­ der Mühlsteige (bei Fa. Fischbach) nun ten das Bauholz kostenlos. einen ganz regelwidrigen Prallhang. Der (Soviel für diesmal über die Markung.) Riedbach, der zu der Zeit längst keine Ur­ schmiecha mehr war, spielt mit seinem ge­ Alt-Ebingen ringen Gefäll und seiner minimalen Warum en ts tand und en twickelte sich Schleppkraft fast keine Rolle mehr. Na­ Ebingen gerade an der Stelle, wo es nun türlich hat die Schmiecha, wie all e Flüsse, steh t? Man wi rd sagen: Hi er komm en drei mehrmals ihre Abflußrinne verlegt, so z. geräumige Täl er zusam men und seit Rö• B. auch in der Mitte der Talsohle. Die Un­ m erzeiten führen Straßen vorbei, di e m an ruhe der Höhenlinien (Skizze 3 und 4) zeigt sperren kann. Aber so einfach läßt sich di e das an. Der Hangschutt aus dem Klaratal F rage nich t beantw orten. Alle Siedlungen hat mitgewirkt. Man darf dieses Tälchen beruh ten zunächst viele J ahrhunderte lang in seinen Auswirkungen nicht unterschät• auf Landwirtschaft, und dafür ist eigen t­ zen; es konnte noch in m enschlichen Zei­ li ch oben m ehr P latz als in den Täl ern; es ten zuweilen "groß Wasser" (1783) führen, gibt ge nug gr oße Dörfer auf Hochflächen. und alles Gestein, das in diesem Tal fehlt, Die Römerstr aßen wurden zuerst aus' mili­ muß ja unten li egen, zum al der Riedbach tärischen Gründen angeleg t; ein se hr w ich­ ni chts davon fortzu tragen verm ocht hat. ti ger Albübergang war aber bei Eb in ge n nicht. Gu te Str aßen, die ein mal d a sind, Nun kam also der Mensch werden natürlich zu Handelswegen. zu m al Und er hatte in alten Zeiten die Augen das Mittelalter selber nur w enig Str aß en w eit offen, wen n es um Naturgrundlag en baute. So wurde die Römerstraße Lai z bis ging, denn er mußte noch sehr mit ihnen Sulz zu einer Verkehrslinie bi s in unsere rechnen. Auch er verlegt Flußläufe. Wir Tage. Andere Wege w ie de r Me nesteig sehen (Skizze 3) dieSchmiecha erst, bei der nach Burladingen und der Rottw eiler Weg Aber das ging n icht, denn die kl eine jetzigen Luisenstraße, zur Bühlhalde her­ von Ehestetten durch den Griesenloch sind Quelle beim Kl arahof hätte als Wasser­ übergeleitet, dann beim Hohen Steg über n ur sagenhaft überliefert. Nach Bit z, Stet­ versorgung nicht ausger eicht, und Tiefen­ ein Wehr (Wehrstraße!) wieder hinüber ten a. k. M., Schw erm ingen und Meßstet­ brunnen vo n 80 Meter waren eine zw eif el­ "in di e Wiesen". Dieses Stück ist jetzt ka­ ten hi nauf gingen nur die mühsamen Al­ hafte Sache. Außerdem lagen ja die Orts­ nalisiert. Der Stadtbach aber konnte vom ten Steigen, w ie sie sich aus der Gelände• kerne schon unten: Das "Dorf" Ebingen Wehr aus mit ge r ingem Gef äll in di e Stadt "form ergeben. bei der Martinskirche, di e "Bur g", die gelotst werden. Er ging vor der Stadt Wann hätte Ebingen jemal s den Alb­ wahrscheinlich schon eine Wasserburg um durch die Langwatte. Der Name bedeu­ ü bergang sper ren sollen oder können? Im den heutigen Bürgerturm herum ge w esen tet aufgeweichtes , zerstampftes, schlam­ Gegenteil : es war ja selber abges per r t ist und der womöglich auch schon le icht miges Gelände. Der Stadtbach war bei der durch die Grenzen auf fast allen Seiten ummauerte Hundshof, da wo jetzt die Stadtmühle umgebogen, wodurch er grö• sein es Geb iets. Ebingen ist nicht wegen Plätze Spitalhof und Im Hof sind. Darauf ßeres Gefäll erhielt. Nördlich vom Rosen­ sonder n trotz seiner Verkehrslage groß w ar di e en ts tehende Stadt Ebingen festge­ gäßle mündete er wieder in dieSchmiecha; gew orden . Das untere Schmiechatal war legt. Rosenfeld z. B. ' konnte von einem das ist heute auch kanalisiert. Von hier immer wegelos. Der Umweg hinüber zur Herrn ganz neu angelegt werden, Ebingen aus konnte später ein Mühlgraben mit we­ Lauchert führte zweim al durch buchaui­ nicht. Aber dennoch ist Alt-Ebingen ge­ nig Gefäll am Prallhang entlang zur Spi­ sches bzw. zollerisches Hoheitsgebiet, in plant, und sogar sehr gut: Im Tal und doch talmühle geführt werden. (Skizze 3 unten älteren Zeit en auch durch die damals hochwasserfrei , mit einem regulterbaren rechts). All diese Mö glichkeiten sind den mächti ge Gr afschaft Veringen und durch Bach durc h di e Stadt, mit bewässerbaren natürlichen Gewordenheiten sehr geschickt F ürstenbergisches Land. überdies w aren Verteidigungsgräben und durchweg inSon­ abgerungen. - Nun aber der "ti efe" Was­ di e Straßen sehr schlecht und unsicher. nenlage, Der Stadtbach (auch Stadtwasser, sergraben um die Stadt. Skizze 4 zeigtkeine Ebingen w urde zwar von den Grafen von Stadtgraben, Wasserlaite, Gerberbach ge­ Mutmaßungen sondern einen Ausschnitt Ho henberg begünsti gt, aber in deren Land nannt) w ar lange Zeit von größtem Wert. aus einer se h r ge wissenhaft gestoche nen lag es doch gan z peri pher. Was bleibt nun An ihm lag im Schutze der Ringmauern am tliche n K arte von 1864. Die beiden al s Hauptzweck der Stadtgründung? Die die Stadtmühle, Badstube, Waschhaus, Mauerringe mit dem Zwinger dazwischen Selbstverteidigung ! Nicht gegen große m ehrere Gerber und Färber; er diente als zeichnen sich noch deutlich ab; denn die Kriegsheere sondern vielmehr gegen klei­ Roß wette und Viehtränke, in alter Zeit Häuser stehen überall mit einer Wand auf nere Fehdesucher, Schnapphähne, Maro­ überhaupt als Wasserverso rgung u nd für der äußeren oder inneren Stadtmauer. deure und Gesindel. Man kann d as zur Brandfälle. Auch konnte aus ihm der Schon um 1400, also ein halbes Jahrhun­ Gen üge nachlesen. Nur einmal wird von Gr ü ngr ab en mit Wasser gefüll t w erden. dert nach ihr er Gründung, hatte di e Alt­ einer ernstliche n Bel agerung Ebingens be­ Ebingen war also doch w ohl se h r gut ge­ stadt die bekannte Hufeisenform ange­ richtet, als Graf Eitel Fri tz vo n Zoll ern plant. Wi e haben die das gemacht? Es un­ nommen. Zwischen den beiden Umfas­ wegen günstiger Gelegenheit di e Stadt terliegt ga r kein em Zw eifel, daß sie sich sungsmauer n lag 1864 und li egt heu te vergeblich zu gewinnen versuchte; aber das Gelände ge nau angesehen haben . Und noch de r obere Stadtgraben. der un­ der war ja damals auch nur ein Kl ein er . das müssen w ir für diese Betr achtung auch tere Stadtgr aben und das vo m neuen Auch von der w ir tembergisch en Her r schaft tun. Wo liegtEbin gen? Wir brauchen klare Rathaus teilweise überbaute Sträßchen hatte m an keine H ilf e zu erwarten. Die Begr iff e. Die alte Bezeichn ung Raidenberg "Hinter der Mauer". Es hieß 1864 noch Bürger Ebingens mußten sich stets selber ist zu ausgreifend. Vom Schneckiesf els, der "Auf der Mauer" und geht bis hinunter verteidigen. Der letzte Hoh enberger hat in wie eine K an zel über der Altstadt thront, zum Bürgerturm. Außerhalb der Au ßen­ der Stadt selber Schu tz gesucht, geben bis zum Mar tinskopf h eißt der obere Steil­ m auer liegen die Straßen: Ob ere Vorstadt, konnte er ihn nicht mehr . abfall Martinshalde. Weiter h inab sind di e Schütte, Grü ngr aben, Schweinweiher und Ter r assen Hörnaiten, Stopper u nd Bühl. Kirchengraben. Sch ütte kann zweierlei be­ Aus älteren Ortskernen Das Klaratal trennt den Bühl ab, dessen deuten und beides trifft hier zu: Von Na­ zusam mengewachsen unterer Steilhang somit die Bühlhalde ist. tur aufgeschüttete Massen (aus dem Kl ara­ Es ist kein Zweifel, daß Ebingen aus Da gibt es derzeit noch ein Bühlgäß le, Vom tal) oder Aush ub eines Ve r teid igu ngsgr a­ m ehreren älteren Ortskernen zusammen - Hohen Steg ab nach N kann m an Raiden- bens. Man sieht bei ein em Gang durch die Seite 584 Heimatkundliche Blätter für den Kreis Balingen Januar 1966

auf Ebinger Flur! Ein weiterer Hauch in­ dustrieller Zukunft! Das Ried wurde von jeher gemieden Schon von den elf aufgefundenen Ala­ mannengräbern liegt höchstens eines am Riedbach (ungenaue Fundangabe "beim Bau der Eisenbahn"). Auch die alte, ur­ sprünglich römische Durchgangsstraße hielt sich überall fünf bis zehn Meter über dem feuchten Moorgrund. Sie lief außerhalb der ummauerten Stadt südlich vorbei und wurde erst später mit einem Knick beim unteren Tor in und durch die Stadt ge­ leitet: Marktstraße, Sonnenstraße. - Das ehemalige Dorf Ebingen vermutet man bei der Martinskirche, die bei der Stadtgrün• dung außerhalb der Mauern blieb. Aber noch auf der Karte von 1864 blickt die Martinskirche gegen S in leeres Gelände! Außer dem Schafhaus und der Ölmühle (heute Ölmühlenweg bei der Ortskranken­ kasse) und der etwas südlicher gelegenen JergschenBleiche - nichts! Anzeichen und Funde deuten darauf hin, daß das Dörf• chen Ebingen nördlich der Kirche lag. Als besonders auffallend ist der Wegeverlauf um die Bühlgasse (Skizze 4) empfunden worden. Die Bühlgasse ging als Roßgasse (jetzt Eberhardstraße) bis zur Martins­ Altstadt und sogar auf der Skizze 4 noch Schmeihe" und "Rosengäßle". MitRecht ist kirehe herab, von wo sie keine gradlinige sehr gut die Geschlossenheit der Haus­ schon darauf hingewiesen worden, daß Fortsetzung mehr hatte. Nach N hin aber fronten nach außen hin und die Auflösung beim Rosengäßle keine Rosen im Spiel teilte sie sich, ganz ähnlich wie heute noch, in kleine Anbauten und spitzeWinkel nach sind, sondern schwäbisch Rousene = Run­ in drei Wege: 1. den Pfeffinger Weg hin­ innen hin. Als der Stadtbering zu eng ge­ sen, Rinnen, wie sie jeder Fluß, besonders auf zum Kälberbrünnle und durch die worden war und außerhalb weitergebaut bei Hochwasser, in seine eigenen Ablage­ Schlucht zum Kreuzbühleck, 2. einen mitt­ wurde, -or ien ti erte man die idyllischen rungen eingräbt. An der Schmiecha war leren Weg am westlichen Hang des Klara­ Abörtchen nach außen hin, nach der Na­ viel Arbeitsgelegenheit für Gerber (zeit­ tals steil hinauf zur Martinshalde, 3. eine turseite. Wo der Grüngraben zur Schütte weise 20 Rotgerber, d. h. solche, die mit Abzweigung hinauf auf den Bühl. Also umbiegt, geht man heute noch ein paar Lohrinde gerbten), für Färber (es gab durchweg in landwirtschaftliche Gefilde: Stäffelchen hinab in den äußeren Graben Schwarz- und "Schön"färber), für Bleicher Stopper, Hörnaiten, Bühl. Die Ackergren­ und dann wieder hinauf zur Mauer, und und Bierbrauer. Die beiden Gärbergäßle in zen da oben passen sich den Kurven der die_Häuschen, eben weil sie nur mit einer der Innenstadt waren doch zu eng gewor­ Höhenlinien an. Die Äcker sind nur noch Wand auf der Mauer stehen, hängen nach den. Ebingen zählte um 1800 schon 3800 ganz schmale "Bändel", deutlich sichtbar vorn. Von der Langwatte - zwei Straßen Einwohner. Auf der Schmeihe dürfen wir aus einst breiteren Flächen geschnitten. nebeneinander heißen heute so - kam der vorzugsweise die handwerklichen Vorläu• Hierüber liegen Forschungen von Prof. K. Stadtbach beim Rappen herein in den fer der jetzigen Industrie suchen. H. Schröder vor. Auf dem Bühl hingegen Langgraben (auch Landgraben. jetzt Lange Auf der Karte von 1864 (Skizze 4) sehen war die Allmende: alles in kurze, schmale Straße). An den "versenkten" alten Haus­ wir auch die damaligen Wasserleitungen. bis winzige Stückchen zerteilt. (Kataster­ türen sieht man, daß das jetzige Straßen• Sie bestanden teils aus Ton-, teils aus karte). Das waren Kraut- und Gemüse• profil höher liegt. Demnach muß die Stei­ Holzdeucheln und waren natürlich noch ländchen, die 1811 als "Gärten" bezeichnet gung die Schütte hinauf zur oberen Vor­ Falleitungen, d. h. sie brauchten kein sind. Die großen Steinbrüche im Betakalk stadt noch größergewesen sein. Wie konnte Pumpwerk, aber natürliches GefälI. Die gab es 1864 noch nicht. - An der Bühl• dann aber der äußere Wallgraben mit Holzdeuchel wurden in einem Deuchelwei­ gasse liegt auch der Ziegelplatz, auf dem Wasser gefüllt und wie konnte es in ihm her am Bürgerturm gewässert; über ein neben dem Brunnen (auch er soll wieder­ festgehalten werden? Wie leicht liest (und Wehr ging dann das Wasser in den viel erstehen!) eine der Stadt gehörige Ziegelei schreibt) sich das: ein tiefer Graben, bei größeren Schweinweiher, der 1819 zuge­ stand. Woher der Lehm geholt wurde, ha­ Fa. Kündig 20 Fuß tief. Mit Schmiecha­ schüttet wurde. Eine von den Wasserlei­ ben wir gehört. wasser füllen konnte man ihn von der tungen soll aus dem Giggentäle gekommen Eine auffallend geschlosseneHäuserreihe Langwatte über den Grüngraben bis zum sein. Als Falleitung hätte sie aber den gan­ ging und geht an der Außenseite des Kir­ Schweinweiher. Bergauf fließt Wasser zen Staufen umrunden müssen. Wahr­ chengrabens entlang. Außer dem Weg zur nicht. Bergab leider nur zu schnell, so daß scheinlicher ist ihre Herkunft aus den Ölmühle, "an der Teufelsmauer" genannt, man eine Grabenfüllung an der oberen Quellen beim Kälberbrünnle (das hoffent­ bemerken wir mir noch zwei Pfade, die Vorstadt (etwa durch ein Rinnsal aus dem lich wieder ersteht!), denn sie kommt den sich im Ried verlieren, sonst nichts! Und Klaratal) durch Staustufen im Graben Pfeffinger Weg herab, also aus dem Rai­ das noch vor 100 Jahren. Das Ried wird hätte festhalten müssen, auch im Kirchen­ dental. Sie speiste den Vorstadtbrunnen also absolut gemieden. graben; das hätte aber den Verteidigungs­ und eine Viehtränke beim Sternen, außer• wert vermindert. Was war also? Gewiß, dem eine Tränke im oberen Spitalhof, Quellen: Chronik des Bleichers Jerg 1771 ein tiefer Graben, aber um die obere Schafbrunnen genannt. Vorher muß auch bis 1825. Medicus Schäffler: Topographie der auf dem Ziegelplatz ein Brunnen gewesen Stadt Ebingen 1811. G. F. Hummel: Geschichte Hälfte der Stadt kein tiefes Wasser son­ der Stadt Ebingen 1923. Ernst Louis Beck: dern - Morast! Auch ein Verteidigungs­ sein. Eine zweite Wasserleitung kam als Zeitungsaufsätze. Josef Halm: Viele Zeitungs­ mittel, aber mit der Zeit doch lästig. Um "Brunnenbächle", das später überdeckt und aufsätze. Dr. W. Stettner: Kreisbeschreibung ihm zu Leibe zu rücken, wurde später das kürzlich artgegraben wurde, den Truchtel­ Bd. 11: Ortsbeschreibung Ebingen 1961: Kreis., Wasser der oberen Brunnen in einer ge­ finger "Postweg" herab. Ob ein Teil ihres beschreibung Bd. I 1960. Heimatkundliche deckten Leitung im Kirchengraben zum Wassers der Schmiecha entnommen wurde, Blätter für den Kreis Bahngen 1954 bis 1964. Schweinweiher und zur Schmiecha geführt. ist nicht ersichtlich. Dr, H. Bitzer: Tailfinger Heimatbuch 1953. Dr, M. König: Die bäuerliche Kulturlandschaft Diese Abwasserleitung ist vor vier Jahren Zur Stadtmühle in der Altstadt und der der Hohen Schwabenalb 1958. W. Keinath: gefunden worden. Obige Erwägungen kön• Spitalmühle in der unteren Vorstadt ka­ Orts- und Flurnamen in Württemberg 1951. nen zu ihrer Datierung beitragen. men noch die Mühlen im wasserreichen W. Meyer: Die Deutsche Burg 1963. Einschlä• ~ unteren Schmiechatal: die Pleuelmühle in gige Geologie- und geomorphologische Fach­ Mehr zur Schmiecha hingerichtet der Blüwelwiese (beides dasselbe Wort, bücher. Geologische Karten (auch im Manu­ Wurde schon die befestigte Stadt nicht auf eine Stampfmühle deutend), die von skript). Morphologische Karten des Landes­ am Riedbach sondern eindeutig an der Ehestetten herüberverlegte Mühle unter vermessungsamts. Mehrere Stadtpläne. Geo­ meter Schall: Katasterkarte 1839, neu recti­ Schmiecha angelegt, so ging ihr Wachstum der Weißenhalde, aus der das Pumpwerk ficirt 1864. Studium der Landschaft und der nach dem überquellen über den Mauerring hervorging, eine Mühle im Hebsack bei Stadt selber im Freien. trotz gelegentlicher Überschwem mu ngen Ehestetten und ganz an der Grenze die noch mehr zur Schmiecha: die Langwatte Eselmühle. Das Wasser als einzige Natur­ Herausgegeben von der Heimatkundlichen hinaus bis zum Weiher bei der heutigen triebkraft mußte Frucht mahlen, Lohrinde Veretrugung im Kreis Balingen. Erscheint je­ Luisenstraße, als untere Vorstadt bis zur zerstampfen, Holz sägen, Öl pressen, Tuch weils am Monatsende als ständige Beilage des Unoth und flußaufwärts bis zur Jäger• walken, Hanf reiben und brechen, Gips "Balinger Volksfreunds, der "Ebinger Zeitung" straße. Diese Gegend hieß "Auf der zerpulvern und Garn spinnen, alles auch und der "Schmiecha-Zeitung". 13. Jahrgang Samstag, 26. Februar 1966 Nummer 2

abgeschieden ein kleines' Dörfchen, lieblich Der schwäbische Dialektdichter eingebettet zwischen hohen Bergen; mein Geburtsort 'I'ieririgen. Meine lieben Lands­ Matthias Koch (1860-1936) leute machen in ihrer ehrlichen, treuher­ zigen Art den Eindruck biederer Leute, Von Karl Hötzer mit denen gut auszukommen ist. Gegen den Fremden erweisen sie sich stets D Kohlraisle blühat wiedr, Des klei', des freu'dle Fleackle freundlich und entgegenkommend. Ich bin S ganz Deuffetal ischt blob! Leit a' seim Bach so nett, zeitlebens im Herzen ein Tieringer geblie­ Ond Lüftle streichat drübr, Grad wia wenn s ei'sa Hearrgatt ben; nirgends fühlte ich mich so wohl wie Dia send so lend ond lob! So liable na'glait hätt. zwischen meinen grünen Bergen und den würzig duftenden Schafweiden." Heut" send mr na spaziera; So schö isch eaba neana, In 'I'ieringen ist der Dichter am 11. Juni No sait mei' kleine Lies: Ma'scht gauh', so weit da witt, 1860 zur Welt gekommen und hat dort ,,0 Vattr, guck, do leit jo Ond gehseht ao übers Bächle: seine Kindheit erlebt. Da sein Vater schon Dr Hemmel uf dr Wies!" Wuscht seha, - s gfällt dr it. vor seiner Geburt gestorben war, hatte seine Mutter mit ihren vier Söhnen ein "Kohlraisle" nannte Matthias Koch seine Do, wo dr Has fällt, bleibt r; schweres, doch in schlichter Frömmigkeit Mundartgedichte nach den zarten blauen Isch it so, Vetterma'? und Genügsamkeit tapfer und fröhlich ge­ Frühlingsblumen seines Heimattales, den Dees waßt do hob jo jedr; führtes Leben. Durch Vermittlung des Traubenhyazinthen, die anderswo "Baure­ Mach s anderschtr, wear s ka'! Pfarrers kam der begabte, gemütvolle büeble", "Kaminfegerle" oder "Mausöhrle" Knabe, der schon als Schüler fromme Verse genannt werden. Sie erschienen 1913 in Ond wär as denn a Wonder? auf Grabkreuze gemacht hatte, ins Lehrer­ der Deutschen Verlagsanstalt in Stuttgart, Gauh't uf dia Bearg do nuf, seminar Lichtenstern. Später wirkte er als und das war schon an und für sich etwas Uf Nack ond Bittahalda: Lehrer in verschiedenen Ortschaften der Besonderes: Dialektgedichte in der Deut­ Was sieht ma do it druf! Balinger Alb, so in Oberdigisheim . und schen Verlagsanstalt! Gleich kamen auch Winterlingen, besonders aber in Tieringen in den Tageszeitungen und Heimatschrif­ Deert dearna guckat füre selber, später in Waiblmgen und zuletzt ten lobende Besprechungen. Ludwig Finckh D Schnaibeargvso heall ond gnäb: in Tübingen, wo er am 1. Oktober 1936 schrieb damals:' "Seit Michel Buck haben Gnaot könnt ma wäger mana, gestorben ist. Immer schon war es sein wir keinen so eigenartig starken Dichter Daß oar gschwend heargruekt häb. Wunsch gewesen, einst in der Mutter Grab unserer Mundart gehabt. Sein Bändchen in 'I'ieringen zu ruhen, und auch den Ver­ "Kohlraisle" bringt Matthias Koch an eine Ond no - e ei'sam Täle!- lauf der Begräbnisfeier hatte er selbst bis allererste Stelle in der schwäbischen Dia­ Weam lachat s Hearz it drob, ­ ins Einzelne genau festgelegt, wie es sei­ lektgeschichte." Send dura vo Kohlraisle nem so lichten Sinne entsprach. Ergreifend Die Kohlraisle waren wirklich etwas an­ Äll Wiesa hemmelblob! war der Abschiedsgruß des Entschlafenen deres, als die in den vorhergegangenen an die Trauergemeinde: Jahrzehnten erschienenen schwäbischen Mei' Plätzle dört am Bächle ­ Wia gnaot be-n 'I dört na! Geht nun hin und grabt mein Grab, Gedichtsammlungen, und man fragte: "Wer Meinen Lauf hab ich vollendet, ist dieser Matthias Koch? Und wo spricht Bst, still, suscht lauft mr s Wasser Lege nun den Wanderstab man dieseMundart?" - Außer im "Schwa­ Glei über d Backa rat Hin, wo alles Irdsche endet, benspiegel" hatte man noch nichts von ihm Lege selber mich hinein gelesen; doch hatte er schon in den neun­ Mei' Diarenga, 0 mei' Diarenga! In das Bette sonder Pein. (Arndt) ziger Jahren im Metzlerschen Verlag in Nei'z uf dr ganza Wealt Stuttgart einen Band hochdeutscher Ge­ Ma'-n- i doch so grausenig! So war Matthias Kochs letzter Gang dichte, "Schlichte Lieder", erscheinen las­ Da bleibscht mei' Wamat, gealt? - wirklich ein Heimkommen in den ver­ sen. trauten Heimatboden, in dem er verwur­ Der damals in Tübingen lebende Dich­ zelt war während all der Jahre des Fern­ Matthias Koch war, als seine Kohlraisle ter MartinLang gehörte ebenfalls zu Kochs seins, und zu schlichten Menschen gleichen erschienen, Lehrer in Tübingen. Als bil­ Freundeskreis, und auch ihm las er seine Blutes, mit denen er sich zeitlebens innig dungshungriger und bildungsfähiger Mann schnell nacheinander entstehenden Mund­ verbunden gefühlt hatte. benützte er jede Gelegenheit, seinen Geist artgedichte vor. Martin Lang schrieb spä• zu schulen und zu bereichern und pflegte Charakteristik fremder Denk- und regelmäßigen Umgang mit Professoren ter: "Es galt zwischen dem älteren Freund verschiedener Fakultäten der Universität. und mir als ausgemacht, wie der ideale Redensweise Sie schätzten ihn alle hoch; denn er war Typus eines schwäbischen Gedichtbuches Wenn Hermann Fischer, der zu Kochs nicht nur ein Dichter, sondern auch ein beschaffen sein mußte. Örtlich begrenzt, Zeit in Tübingen am großen Schwäbischen Denker. rein und richtig gesprochen und so ge­ Wörterbuch arbeitete, meinte: "Der Dia­ schrieben die Mundart '" Das Buch sollte lekt als Literatursprache kann nur zur Professor Heyfelder, dessen Vorlesungen wie aus Bauernmund gesprochen klingen Charakteristik fremder Denk- und Re­ über Ästhetik er jahrelang besuchte, über• und den Vorstellungskreis eines einfachen densweise, nicht als direkte Lebensäuße• redete ihn, statt wie bisher in der hoch­ Menschen nicht überschreiten." rung des Redenden dienen", so hat Koch deutschen Sprache, doch in der Mundart Auf wunderbare Weise hat Matthias das völlig widerlegt. Er war selber nichts seiner Heimat zu dichten. Das könne kei­ Koch diese Aufgabe gelöst, und Martin anderes und wollte nichts anderes sein, ner außer ihm ... Zuerst sträubte er sich; Lang war so begeistert davon, daß er den als eben ein 'I'Ieringer, und es wird kaum das Tieringerische sei zu abgelegen bäu• Direktor der DeutschenVerlagsanstalt auf­ ein zweites schwäbisches Dorf geben, das risch, als daß man darin dichten könne, munterte, einmal diese Dialektgedichte an­ einen mit seinem Fühlen, Denken und Spre­ und daß die Gedichte gelesen würden. zuhören. Matthias Koch wurde eingeladen, chen so unmittelbar verbunden gebliebenen Doch versuchte er es, und als erstes ent­ seine Gedichte vorzulesen, und der Verlag Dichter gefunden hat wie 'I'ieringen. Er hat stand sein jubelnder Lobgesang auf sein entschloß sich, sie herauszubringen. Ge­ für sein Dorf eine eigene Literatur ge­ Heimatdorf: widmet hat sie der Dichter seinen Freun­ schaffen. den Professor Heyfelder und Martin Lang. Das "Pöstle", sein Geburtshaus in der Mei' Diareriga, 0 mei' Diarenga! Tieringer Schweizgasse, schildert er einmal Nei'z uf dr ganze Wealt Lieblich eingebettet zwischen hohenBergen liebevoll: "Die Räumlichkeiten in unserem Ma'-n i doch so grausenig! über seine Heimat schreibt Matthias Häusle sind bald aufgezählt. Kam man zur Da bleibscht mei' Wamat, gealt? Koch: "Auf der Balinger Alb liegt welt- Haustüre herein, so betrat man zunächst Seite 586 Heimatkundliche Blätter für den Kreis Balingen Februar 1966 das ,Kuchele', das durch ein: kleines Fen­ Ischt des Tiarle nett! Dees duat am e dr Gurgl wohl! sterchen nur notdürftig erhellt wurde. Vom Wenn dr Metzger, Dr trei'kt ond trei'kt ond wut it vol. Kuchele gelangte man in das Stüble, in dem Dear wüascht Metzgr Ja, hairt r denn gar nemme uf? in früheren Jahren ein so großer Webstuhl No' koa' Meassr hätt! Konnt as am' neit a' s Zäpfle ruf! - stand, daß man sich kaum darin umkehren konnte. Da s Kämmerle war nur durch einen Guck, des Büable, Jetzt hät r se vrlabariert; Vorhang von dem Stüble getrennt ... Unter Des klei' Büable Dear Trau'k, dear hät a' ganz kuriart. dem Stüble war der kleine Keller. Man Ma' des Kitzle so, S ischt am jetzt wohl, ma sieht am s a': durfte nur das ,Schlägle' lupfen und hinab­ Schprengt ufs Wiesle, Dr leit voars Haus uf d 8täpfl na', hopfen .. . Von der Küche ging eine Tür Ufs grea Wiesle, in das Geißenställe. Wir hatten meist zwei S Kitzle sehprengt am noh. No langat r sein Globa raus oder drei Geißen . . . An einem Holznagel Ond blosat blobe Rengle naus. in der Küche hing ein Leiterchen, an dem Guck dr Metzgr, man auf die Bühne hinaufstieg. Da droben Dear wüascht Metzgr Dr Kirchaduuslr stand ein buntfarbiger Kasten, eine alte nemmt des Kitzle mit; Dr G örgl ischt Kirchaduuslr gsei'; Mehltruhe und hart daneben der Heustock. uf des Büable, Sei' Handwerk des hät r verstanda durei'! Auch das Holz wurde droben aufbewahrt." Des klei' Büable Es war ein sehr bescheidenes Wohnen, Hairt dr Metzgr it. Hät r sei' lange Ruat nausgstreckt, und doch konnte der Dichter später in Koa gotzigr Bua hätt se no maih verregt. einem Gedicht sagen: S Kätzle Na'gsessa send se, dia bschissna Lemmel, "Wia glückle send mir älle gsei' S Kätzle schleicht da Garta ruf, Da häscht doch gmant, s wölle äll en e ei'sam kleine Häusle denne!" Guckat no de Vögl nuf. Hemmel. Seine bei aller Armut reiche und schöne Kindheit schenkte dem Dichter einen un­ So a Stärle, dees wär feie: Jo wägr, so a'dächtig hau't se tau': erschöpflichen Schatz von Erinnerungen. Mülle, Mülle, laaß mr s sei'! Koar hätt maih a Aug vom Pfarr a-weg glau'! 'I'ieringen gab dazu seine Landschaft, Hal­ D Stora send für di it &0; den und Berge der Umgebung, Nack und Gang du deine Mäusa no! Dear hätt a graoße Freud dra' ghätt Bittenhalde und die Lochen, eine Buben­ Ond gsait, dia Buabe seine so nett; spielwelt ohnegleichen. Hundert Gesichter S geit noh gnuag e Feald ond Haus: Guck, do sehprengt a dicke raus! Da Görgl könn ma it gnuag lobe, und Gestalten drängten herzu und wollten Uf ehn waart sei' Laoh noh em Hemmel Leben und Stimme empfangen, und der dobe! warmherzige Poet tränkte sie mit seinem Natürlich treibt auch der Humor sein Blut und seinem feinen, edlen Sinn und Spiel, ein Geist der Heiterkeit und Schel­ Dr Görgl hät se au sölle druff gfreubt Geist, im innigsten Gemüt der Mutter zu­ merei, der nie laut und derb wird. Ond s Fräckle da Buabe noh besser getan, deren fromme - Obhut ihn bis ins ausgstäubt; Mannesalter begleitet hat. Besonders innig Poletik Vrschlage hätt r s, s ischt währle aSend, ­ und schlicht sind die Gedichte Mutter und Dr Käs-Kaschbr, dr dick, Ond so hät r s triebe bis a' sei' End. Kind, die der sterbenden und toten Mutter Frogat: "Was ischt Poletik?" Dr Pfarr hät deam Ma' no a Leichared tau': gewidmet sind. Dr Schneidr Meck Ufreacht hät r dearfe en Hemmel nei' gauh'! Sait "Geh mr a-weg!" Bhüate Gott! Dr Brose, dr domm, Mei' Muatr ischt ganz gnäb am End, Hollat schneall sein Lexikom. Nach und nach verwandelte sich die Ver­ Still stauht mr do ond faltet d Händ. Dr Naze duat zorn Bläse nom, schiele legenheit in Stolz und Freude und im Für a Leaba ka' ma nei'z maih hoffa; Ond sait: "Ontrem Deckele schpiela!" Herbst 1927 hat die Gemeinde 'I'ieringen De ander Wealt hät d Tür schao' offe. durch einmütigen Beschluß des Gemeinde­ D Emma vom Vohtal konnt jetzt rei'; Dr Teufl rats ihren Dichter zum Ehrenbürger er­ Se hebt da Schuurz uf, grennet drei', nannt. - In seinem Dankesbrief schrieb "J etzt laaß me amol mit deim Teuft en Matthias Koch u. a.: "Der Ehrenbürgerbrief Geit no dr Muatr d Ha'd ond sait: Rueh, -" "I wei'sch dr Glück e d Ebigkeit!" mit dem vertrauten Bild von Tieringen und Sait s Pfeifr-Fritzle zum Chrischtabua, die hübsche Photographie meines Geburts­ Dea füüchtat no' noh so domme Leut; S herbschtalat hauses haben mich tief gerührt. - Es hat "I glaub s amol it, daaß as oan geit! -" mir sehr wohl getan, wieder einmal zu übern Böllat gang e schpot; "Hm", mant dr Chrischtabua ond schmollat; sehen, daß mich meine lieben 'I'ieringer Wia doch älls so schneall vrgoht! "J etzt waart noh a Weile, bis r de hollat!" nicht vergessen haben, sondern in treuer Küahlr ischt dr Sonnaschei'; Anhänglichkeit meiner gedenken. Auch ich S goht a rauhar Luft dorei'. S Bachrösle hänge an meiner Heimat mit meiner S Bachrösle ischt a Mädle gsei', ganzen Seele. Zehn Bändchen wüßte ich S Laub a Nack wud geal ond raot, Hät s oar vo weitem gseah, noch über mein Tieringen zu schreiben; so Ond mei' Müatrle ischt taot; No h ät r gmannt, s könn weit ond broat vieles lebt in meinem Herzen, das nach Ge­ 0 , wia ben e so alloa'! ­ Do gar koa Schöners gea, staltung ringt und mir keine Ruhe läßt." Ällsgstät gang e wiedr hoa'. Sei' Nochbre, d Aiv, hätt aber gsait ­ Mit der Erinnerung an die Mutter unver­ Ma wasst, sie ischt a Bhäbe: - Die Kohlraisle sind jung geblieben lierbar verknüpft ist das Glück der Jugend­ ,,8 ist älls nei'z, Leut jetzt gauht amol Und manches Bändchen hat er den "Kohl­ zeit, ihre kleinen Freuden und vertrauten Ond bsehant s au e dr Gnähbe!" raisle" folgen lassen, hochdeutsche, mund­ Dinge. artlich gefärbte Geschichten, mit denen er Kaiserkrone Am Zei'stig z Obed trifft es do auch den Nichtschwaben seine Heimat er­ D Kaiserkrone guckat raus! Beim Merz denn e seim Lädle, schließen wollte: Albleut, Allerhand Kost­ S Büable sprengt zorn Garta naus, No hau-n e däächt: "S ist wäger wohr; gänger, In den Bubenhosen, Wo a klei's Sait s em Michel ond dr Lies s tuat fernala, des Mädle!" Hüttle steht, hießen die leider längst ver­ Donna uf dr Bronnawies: griffenen Bändchen, von denen Wilhelm "Holdrio ond hopsasa! Die Dorfgemeinde steuerte Anekdoten und Schussen schrieb: "Ein Stück intimster, Juchbeidi ond trallera! Sagen bei. Und sie dankte ihm nach an­ hocherfreulicher Heimatkunst, das auch D Kaiserkrona gucket raus, fänglicher Verwunderung und einigem Miß• literarisch bestehen kann." "'Viel Freude Ond jetzt ischt dr Wei'tr aus!" behagen, wie es sich auf dem Lande so haben auch die 1933 erschienenen "Christ­ leicht einstellt, wenn die Leute sich ab­ kindiesgeschichten" gemacht, die in Tausen­ D Kaiserkrona gucket raus! konterfeit sehen; z. B. den von Exemplaren verbreitet sind und in s Müatterle stoht voar am Haus; vielen Schulen als Lesestoff eingeführtwur­ s losnat deana Rackr zua, Dr Bäck den. Sie sind von ganz besonderem Reiz S freubt se ob seim kleina Bua: Heut ischt as übermachat hoaß; und zeigen unserer Jugend, wie einfach und nHoldrio ond hopsasa! D Leut trialat ganz voar lauter Schwoaß. doch wie "selig" damals der Christtag ge­ Juchbeidi ond trallera! feiert wurde, als es nicht einmal einen D Kaiserkrona guckat raus, Dr Bäck schwitzt Dreck, dear guat dick Ma', Christbaum gab, und die Kinder doch "voll Ond jetzt ischt dr Wei'tr aus!" Ond hät no' d Hos ond s Hemmad a'. Glück bis zum Zerspringen am Abend ihre Dear grausig Duurscht! - dees wud am Bettlein aufsuchten." Reizend sind die Kinderlieder, von denen z domm; Kochs mundartlichen Gedichten gleich­ einige vertont sind und in den Schulen Dr goht jetzt a' da Bronna nom. gesungen werden. wertig sind seine wenig bekannten, meist Oa Hosaträger rutschat ra, im "Schwabenspiegel" veröffentlichten, ganz Ond lommelig hangat d Äram na. in Mundart geschriebenen Erzählungen: S Kitzle "D Hemmedhäddler, Mei' Ähne ond de Guck des Kitzle, Jetzt setzt r s Käpple ufs lei'k Aohr schwaarz Katz, D Hex, Wia dr Rosel-Mattes Des weiß Kitzle! Ond buckt se na ond trei'kt am Raohr. mit em Axthalm en Hase gschosse häb", Febmar 1966 Heimatkundliche Blätter für den Kreis Balingen Seite 587

und andere, urwüchsige Gestalten und gru­ tag voraussagte: "Die Kohlraisle sind jung lachende Tal in üppigem Grün, reich be­ selige Begebenheiten aus dem dörflichen geblieben, blühend, bescheiden, bestrickend. wässert und reich bebaut, mit alten Städt• Leben. Da ist alles geworden und gewach­ Und sie werden noch frisch sein, wenn der chen und heimeligen zwischen Obstwäldern sen, Form und Inhalt decken sich, und das Dichter 70 Jahre unter dem Boden ruht. versteckten Dörfern. hinzugewonnene Bildungsgut ist rein auf­ Sie stehen und blühen, und uns bleibt gelöst in heimatlicher Lebensanschauung nichts anderes, als zu danken." Nach Osten und Südosten erhebt sich auf und Lebensgestaltung. eine Quelle der Und der bekannte 'I'übinger Professor der Hochfläche in einem Abstand von eini­ Freude für alle, die Sinn haben für echtes Theodor Haering schrieb am Schluß seiner gen Kilometern eine zweite Stufe, teilweise Betrachtung zu dieser Neuauflage: "Möge bis 80 Meter hoch. Sie zieht vom Heersberg Volkstum, eine reiche Fundgrube für Volks­ und der "Burg" bei Margrethausen über und Sprachkundler. manch einer mit Freude dort oben auf den das Kugelwäldla zum Braunhardsberg, Die "Kohlraisle", die"jahrzehntelang ver­ Balinger Bergen gehen mit einem Strauß griffen waren, sind vor einigen Jahren im Kohlraisle in der Hand und Matthias Kochs Nank und Hochberg. springt zum Raichberg Verlag Fritz. Schlichtenmayer in Tübingen dabei in Liebe gedenken, dieses Mannes, nach Norden vor und weicht am Ostrand neu herausgekommen, und beglückt erleben dessen Leben zwar in engsten Grenzen ver­ des Zollerngrabens bis Hermannsdorf zu­ wir die Erfüllung dessen, was Ludwig floß, und der doch wußte, daß das Kleinste rück, um den Starzelausraum im Hinter­ immer ein Sinnbild des Größten ist." grund zu umrahmen. Ihre Waldkuppen Finckh 1930 bei Matthias Kochs 70. Geburts- heben sich von den Feld- und Wiesen­ flächen deutlich ab. Dieser Stufenrand ist meist in flachgeböschte, breite Kuppen auf­ Unser Albtrauf im Wechsel der Zeiten gelöst, die jedoch an der Basis zusammen­ Von Fritz Scheerer gewachsen sind und richtige Hügelreihen (Wildentierberg, Wachtfels, Ochsenberg) Jeder Mensch, jede Stadt, jedes Volk hat dann löst sich der geschlossene Zug auf in oder abgetrennte Kegelberge (Baienberg eine Geschichte. Vor unseren Augen voll­ einen vielzerschnittenen Trauf, in den die westlich Hessingen. Braunhardsberg und zieht sich das Auf und Nieder der Völker. Flüßchen tiefe, enge "Talzinken" hinein­ "Burg" bei 'I'ailflngen) bilden. Der Anstieg Eine völlige Umwälzung kann während gerissen haben. Die Felsen verhüllen ihren erfolgt also bei uns nicht in einer einzigen eines Menschenalters eintreten. So kann der Fuß und scheinen aus dem Walde empor­ Stufe, sondern in zwei. Die eine ist die einzelne Mensch als Augenzeuge Geschichte zuwachsen. Durch zahllose Vorsprünge, dicke Platte der Wohlgeschichteten Kalke, schreiben. Urkunden geben ihm dann aus Berghalbinseln. edel geformte Einzelberge die den eigentlichen Trauf bildet. In einem entlegenen Zeiten Kunde, bis schließlich und Streifen von dichtbewaldeten Vor­ Abstand von 5 bis 7 Kilometern erhebt sich weiter zurück das Dunkel mehr und mehr bergen, die sich zwischen die Albberge und dann eine zweite Stufe, die der Quader­ um sich greift, Welt- und Erdgeschehen das offene Vorland schieben (Hirschberg­ bzw. Massenkalke. ineinander übergehen. rücken), ist besonders in der Bahnger Ge­ Am großen Werden und Vergehen, am gend der Albsaum lebhaft gegliedert und Der Bauplan unseres Traufes zeigt einen gewaltigen Erdgeschehen, hat auch jede zerfranst. Über der Talbucht der Schlichem nach Nordwesten steilen Abfall mit Ton­ Landschaft ihren Anteil. Ihre Geschichte halten Schildwacht der Ortenberg mit sei­ und Mergellagen und Kalkbänken. Tone spielt sich auch vor unseren Augen ab, nur nen mächtigen Rutschen und die breit­ und Mergel kann das rinnende Wasser lebt sie in ganz anderen Zeitmaßen, so daß gelagerte Tafel des Plettenbergs, dem sich leicht zerfurchen und mitnehmen. Dagegen den meisten Menschen unsere Landschaft der kleinere Rücken des Schafbergs an­ wird es ihm schwer, mächtige Kalkfelsen als etwas Starres, Gleichbleibendes erscheint schließt, über der Talbucht der Eyach die zu bezwingen. So kommt es, daß an den und nicht als ein gesetzmäßig Gewordenes felsgegürtete Kuppe der Lochen, das be­ Hängen die "widerständigen" Kalkbänke und sich Entwickelndes. Nur das geschulte nachbarte Hörnle, der Felsklotz des Grä• als harte Treppenstufen heraustreten, Auge sieht auch hier eine stetige Wandlung. belesbergs und die Felsrippe der Schalks­ manchmal senkrecht abfallend, während die Zeiten- rasehestens Erdgeschehens sind burg. Die breite Bastei derBurgfelderPlatte "weichen" Tone und Mergel die schräge heute bei uns die der Wolkenbrüche, der mit Heersberg und Böllat wird von ver­ Böschung darunter bilden. Die mächtigen Schneeschmelze und des Hochwassers. Wan­ schiedenen Seiten angegriffen, wie auch der Kalkfelsen bilden daher die Albkante, den dern wir nach einem Hochwasser oder nach gratige, verzweigte Hundsrücken, während "Felsenkranz"_der Alb, den Albtrauf. An einem Wolkenbruch an unseren Bächen am Irrenberg eine fast ebene, wie mit dem Lochenstein, Hörnie, Grat, Gräbelesberg oder Flüssen, so sehen wir manche Ver­ Messer zugeschrrittene Randplatte die Stu­ usw. sind diese Kalke noch verschwammt. änderung. Da ist ein Stück Wiese weg­ fenstirn bildet. Echte Riffklötze steigen hier auf und bilden gerissen, dort ein Haufen Sand und Kies als gewaltige "Felsnasen und schroffe Ab­ Ganz anders ist das Bild für den, der stürze die weitvorragenden Schildwachen liegen geblieben. Da hat der Bach eine vom Innern der Alb herkommt und auf tiefe Furche gegraben, dort sind mächtige des (Eyach)-Tales" (Engel) und halten län• eines der frei vorspringenden und schroff ger Stand als die gewöhnlichen Kalkfelsen. Felsblöcke abgestürzt. Und blicken wir von abstürzenden Felsenhäupter des Steilrandes einer unserer Brücken die tiefen Fluten an, hinaustritt. Er kann seine Blicke nach In Steinbrüchen und Anrissen sieht man die bei Hochwasser im Flusse talab ziehen, Westen schweifen lassen über die weite und diese Schichten wohl geordnet und über• so denken wir selten darüber nach, wieviel reich gegliederte Landschaft zu seinen einander lagern. Wer nun mit offenen sie aus unserem Bezirk an festen Stoffen Füßen, über die gesegneten Fluren des Augen im Vorland, an den Hängen oder mit sich nehmen, teils schwebend, teils ge­ Unterlandes, über den "Teppich vor dem auf ihrer hangzugewandten Seite durch die löst. In einem Acker hat ein einziger Wol­ Thron" (G. Wagner), bis zu den dunklen wieder Versteinerungen: Muscheln, Schnek­ kenbruch einen tiefen Graben gegraben. Waldbergen des Schwarzwaldes. Hinter ken, Ammoniten und Belemniten (Teufels­ Das Landschaftsbild hat sich, wenn auch sich hat er die ernste Stimmung des Hoch­ finger), Seelilien, Seeigel, Schwämme usw. nur wenig, verändert. Der Meißel der Zer­ landes und hier den Ausblick auf das Es handelt sich fast nur um Tiere des störung hat aber Arbeit geleistet. Wir sehen im Geiste, die Täler sich allmählich ein­ tiefen und weiten, die Berge zusammen­ schrumpfen, kleiner und niedriger werden ~A'bfM.ttf und schließlich - in nebelgrauer Ferne ­ eine Verflachung und Verebnung unserer +- BeI'St'at'bthe Landschaft eintreten. So könnten wir uns (,._1 l)e{tQ.sfe.tft"I'~tt ein Bild der künftigen Landschaft entwer­ fen. Schauen wir rückwärts, so müssen wir e'1 t -'I(m überall Stücke ansetzen, die Täler anfüllen, die Berge verbreitern und auch erhöhen. Doch wir wollen unserer Phantasie keinen freien Lauf lassen, sondern aus vielen klei­ nen Beobachtungen uns ein Bild machen, wie aus dem Einst das Heute wurde und in dem Heute schon das Morgen wandelt. Aus jeder Furche im Antlitz unserer Heimat wollen wir ihre Geschichte lesen. Damit wir aber nicht auf schwankendem Bodenstehen, wollen wir uns zunächst nach den "Urkun­ , den" von heute umsehen. ,I Der Albtrauf heute Wer unsere Alb vom Westen oder Norden betrachtet, dem erscheint sie als hohe, blaue Mauer. Als mächtige Steilstufe erhebt sie sich über das Vorland. Kommt der Wan­ derer näher, so leuchtet der weiße Felsen­ kranz aus der grünen Waldverbrämung;

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Meeres, die eindeutig für das Jura-Welt­ derers, sondern auch die karge Pflanzen­ gestellt, wird zum "Hangenden Stein", der meer sprechen. welt, die sich in diese "Wüste" wagt. Das schließlich das Übergewicht bekommt und Wie wurden aber aus dem alten Meeres­ Maiglöckchen wird oft während der kurzen kopfüber als Felssturz zu Tal geht, so erst boden 1000 m hohe Berge? Kräfte des Blütezeit von den wandernden Scherben 1879 am "Hangenden Stein" um 1943 am Innern haben die mächtigen Schichtpakete geknickt, Stämme krüppelhafter Buchen "Backofenfels". Auf der Hochfläche reißen gehoben und schief gestellt. Die Wohl­ auf ihrer hangzugewandten Seite durch die durch das Auseinanderrücken breite, klaf­ geschichteten Kalke, die die Platte des Plet­ Bewegung der scharfkantigen Steine tief fende Spalten auf ("Gespaltener Fels" am tenbergs bilden (1005 m), liegen bei Beu­ verwundet. Bei starken Regengüssen wird Schafberg), die Höll-Löcher" genannt wer­ ron in der Sohle des Donautales, also auf der Schutt weiter bergab verfrachtet; je den. Wo, wie an den Balinger Bergen, die 20 km Entfernung um 400 m tiefer: die feiner er ist, desto weiter. Wie ein aus­ Wohlgeschichteten Kalke verschwammtsind, Schichten fallen um 2 Prozent nach Süd• gebreiteter Teppich, wie ein Mantel, um­ stellen sich am Trauf bei den Kalksteinen osten ein. hüllt er das anstehende Gestein. Rechnet häufig Bergstürze ein. Man sieht dann Wie kam es aber zum Steilabfall im man diese Schuttmassen zusammen und jahrzehntelang die Wundstellen hell her­ Nordwesten und zur Mannigfaltigkeit der fügt sie an den heutigen Albtrauf an, so ausleuchten. Die großen Felsenmeere an Formen unseres Traufes? Zerstörende lassen sie uns greifbar das Wandern des Plettenberg, Lochenhörnle, Hangendem Kräfte, vor allem das Wasser, haben einen Stufenrandes, das "Rückschreiten", mit­ Stein sind deutliche Beispiele dafür. großen Teil des Abgelagerten abgetragen erleben. Doch es kommt noch mehr hinzu. und eine vielgestaltige Landschaft heraus­ Es kann aber auch vorkommen, daß die modelliert. Dabei ergibt sich die weitere Bergstürze und Bergrutsche Mergel so aufgeweicht werden, daß sie mit Frage: Wie kann aber das Wasser mit den Es geht nicht immer so sachte! Wandern den Felsen in Bewegung geraten und beide hohen Bergen fertig werden? Die Antwort wir am Albtrauf entlang, so sehen wir den Hang hinabrutschen, der Mergel voran, auf diese Frage soll an Beispielen gezeigt immer wieder ein Stück eines einstigen der Fels hinterdrein. Die zahlreichen Rut­ werden. Fußwegs, das in die Tiefe gestürzt ist, so schen zeigen, wie oft das in jüngster Ver­ daß man den alten Weg absehranken und gangenheit geschehen ist. über Ratshausen Die Verwitterung verlegen mußte. Die Wegwarte des Alb­ sind am Trauf des Plettenbergs noch die Wer im Frühjahr wandert, der weiß, daß vereins wissen ein Liedlein davon zu sin­ Stellen offen, an denen einst die Kalkfelsen es gefährlich ist, sich unter 'Felsw ände zu gen. So müssen im Frühjahr am Albver­ an- und nachbrachen, als unter ihrem Druck wagen, weil sich Brocken lösen können. einsweg von Frommern zum Hörnle, wie die durchfeuchteten Mergel und Tone 1851 Schilder warnen an Straßen und Wegen: an vielen andern Wanderwegen am Steil­ nachgaben und niedergingen und erst am "Vorsicht, Steinschlag!" überall sind der hang, öfters Ausbesserungen vorgenommen "Netzenbohl" über Ratshausen zum Still­ Fuß der Felsen und die Hänge von kleinen werden. Oft werden auch .an den Talhängen stand kamen und dabei 300 Morgen Feld Gesteinsscherben von Straßenschottergröße und Stufenkanten hohe Felsen durch Aus­ und Wald verwüstet hatten. Schon 1774, bedeckt. An der zackigen Oberfläche der wittern oder Auswaschen der darunter 1787 und 1789 waren gewaltige Bergrutsche Felsen sehen wir, woher diese Scherben lagernden Mergel unterhöhlt, bis sie nach­ am gegenüberliegenden Ortenberg nieder­ stammen. Hier hat die Verwitterung, der brechen und als Felssturz zu Tal gehen. Am gegangen. Sie alle sind höchst anschauliche Spaltenfrost, gearbeitet. Das Wasser sickert Fuße des 'I'ailfinger Schloßes liegt ein mäch• Beispiele für das "Rückschreiten des Alb­ in die Gesteinsritzen ein und gefriert. Dabei tiger Block von Massenkalk, dessen Ab­ traufs", das auch in der Gegenwart weiter­ dehnt es sich um etwa ein Zehntel aus bruchstelle 'um viele Meter höher liegt. geht. In Ratshausen findet bis heute eine und drückt damit die Fuge auseinander. Ähnlich ist es am Grat, am Gräbelesberg, Bittprozession statt im Gedenken an die Das wiederholt sich bei jedem Frostwechsel, am Schafberg usw, gleitenden Stamm- und Schuttmassen. Die bis schließlich in 10 oder 50 oder gar 100 Noch gefährlicher wird aber das einge­ Rutschurigen bedingen oft eigenartige Ver­ Jahren das vordere Gesteinsstück so ge­ sickerte Wasser, das in den Spalten auf der tiefungen am Berghang. kleine Wannen, in lockert ist, daß es beim nächsten Tauwetter Hochfläche versinkt und dann auf den dar­ denen sich Wasser sammeln kann, wie am herunterfällt. So bildet sich am Fuß jedes unter liegenden, undurchlässigen Mergeln 'I'ailflnger Schloß oder am Plettenberg, wo Felsens im Laufe der Zeit eine Schutthalde zum Austritt gezwungen wird. Durch dieses die Blöcke bergwärts hängen und unter von feinsplittrigem Kalkschutt, dem sog. werden die Mergel aufgeweicht und schmie­ dem Bersturzschutt sogar Quellen zutage "Bergkies", der oft in Gruben als Weg­ rig. Sie können unter der Last 'der mächti• kommen, die das Wasser fördern, das sich schotter abgebaut wird. gen Felsen ausgequetscht werden, so daß im Schutt gesammelt hat. Wie schnell solcher Bergkies hangabwärts eine schiefe Ebene entsteht. Der Fels kippt wandert, spürt nicht nur der Fuß des Wan- langsam gegen den Hang, er wird schief Am Raiehberg, wo der Trauf der Wohl­ geschichteten Kalke und der Massenkalke durch den Zollerngraben heute nebenein­ kann. Doch durch eine dichte, gepolsterte ander gelegt sind, lösen sich die sonst in Die Felsenhungerblume Rosette mit steifen linear-Ianzettlichen, Stockwerken getrennten Erosionstypen ein­ (Draba aizoides) smaragdgrünen Blättchen, die auch im ander in horizontaler Richtung ab. Dort ist im "Kohlwinkel" einstens ein Bergsturz mit Auf dem Scheitel Winter erhalten bleiben, wird die Wurzel­ erde vor Vertrocknung bei knapper wer­ hausgroßen Felsblöcken auf die Gamma­ und an den Flanken Mergel niedergegangen. Die Verwerfung, altersgrauer Felsen dender Wasserversorgung geschützt. Gleich­ zeitig ist diese Blattrosette an diesem lufti­ die hier an der Auslösung des Bergsturzes unserer Berge, in Rit­ völlig unbeteiligt war, bringt die Formen zen und Spalten, auf gen Standort eine Stützvorrichtung, durch die der im Wind schwankende Blütensterigel der verschiedenen Trauftypen und -etagen Vorsprüngen und in die gleiche Höhe. Bändern erwartet uns einen sicheren Halt bekommt. Von dem schon um die Zeit, wo dürren Boden hat unser zierlicher Kreuz­ Das Felsenmeer am "Hangenden Stein" der Haselstrauch seine blütler seinen eigentlichen Namen bekom­ ist groß, und die "Höll-Löcher " reichen dort ersten Blütenwürst• men. tief hinab (Mackensenhöhle). Die Berg­ chen öffnet, Ende Fe­ Die eigentliche Heimat der reizenden spalte selbst bereitet einen großen Berg­ bruar oder Anfang Felsenhungerblume ist das Hochgebirge. In sturz vor. An dem Steilhang, der mit dem März, die lieblich­ den Walliser Kalkalpen steigt sie sogar Streichen der Verwerfung zusammenfällt, ste Frühlingsüberra• über die Waldgrenze, bis 2300 m hinauf. herrschen heute die Erosionsformen des schung, die goldgelben Von den Kalkalpen muß sie in den Eis­ oberen Traufs. Der unterste Weiße Jura, die bei aller Zierlichkeit zeiten über den Jura bei uns eingewandert Impressamergel, die längs der Störung hoch doch geradezu üppi• sein. Sie ist somit ein ehrwürdiger Zeuge am Hang gegen den Trauf hinausgreifen. gen Blütensträußchen eines längst versunkenen Weltalters. Ein dürften diese Stürze nicht beeinflußt haben. der Felsenhunger­ Glück für dieses Relikt, daß es nur an Ehe die Erosion die Verwerfung erreicht blume. Nebenan in Standorten vorkommt, wo Menschen nur hatte, waren die bis dahin den Trauf bil­ einer Mulde oder am schwer hinkommen können, denn den denden Wohlgeschichteten Kalke (ß) auf Fuß des Felsens liegt Kampf mit Sturm und Wetter und der den unterlagernden Tonen des Braunjuras noch Schnee. Aber Trockenheit übersteht es glücklicher als abgeglitten. Vermutlich liegen am Hangfuß ihre schon im Herbst den mit der Unvernunft und Herzlosigkeit unter dem Schutt der Massenkalke noch in allen Teilen ausgebildete Blüte schlum­ der Menschen. ältere Beta-Schollen da und dort verborgen, merte in der Knospe und hat buchstäblich Fritz Scheerer Die Verwerfung des Zollerngrabens mag nur auf den Kuß der Frühlingssonne ge­ In den Frühlings- und Sommermonaten soll zwar die Erosion noch gesteigert haben. Wir wartet. immer wieder ein anderes unserer seltenen haben daher hier eines der größten Felsen­ Diese freundliche Frühlingsverkünderin Pflanzenkinder etwas näher beschrieben wer­ meere. auf den rauhen Kalkfelsen, deren blattloser den. Die Kunstwerke der Natur wollen wir Fortsetzung folgt. Stengel nur 5-10 cm hoch wird, ist an aber nur da in Ehrfurcht bewundern, wo sie ihrem freien, sonnigen Standort Wind und gewachsen und am allerschönsten sind. Hin Herausgegeben von der Heimatkundlichen und wieder muß dabei aus begreiflichen Vereinigung im Wetter ausgesetzt. Sie muß sich in den Gründen auf gerrauere Standortangaben ver­ Kreis Ballngen, Erscheint je­ Ritzen und Spalten mit einer dünnen Hu­ zichtet werden. Umso größer wird dann die weils am Monatsende als ständige Beilage des musschicht begnügen, die durch die lauen Entdeckerfreude sein, wenn man irgendwo "BalingerVolksfreunds, der "Ebinger Zeitung" Märzwinde leicht ausgetrocknet werden auf eines dieser Kleinode stößt. und der "Schmieclia-Zeitung". 1,3. Jahrgang Donnerstag, 31. März 1966 Nummer 3

von Caenogenese. Dies sind abgewandelte Hundert Jahre Biogenetisches Grundgesetz Neubildungen, die freilich der Phantasie hinsichtlich der wahrscheinlichen Vorfah­ Von Dipl.-Ing. R. Kerndter ren viel Spielraum lassen. Nach R. Steiner waren die Leb en sbed in gungen der Vorzeit "Unter gang, Dämmerung, Ende", sagte gane, deren überstarke Rückbildung zur Funktionslosigkeit geführt hat, z. B. der so sehr von den heutigen Verhältnissen Prof . O. Veit 19<17 in seinem Werk "D ie auf der Erde verschieden, daß es keiner Flucht v or der Freiheit" - "das sind die Wurmfortsatz des Blinddarms. Beim Men­ schen stellte man über 100 rudimentäre Umdeutung bei den die Stammesgeschichte Schl agw or te, die in k einer kulturgeschicht­ wiederholenden Embryoformen bedarf: lichen Abhandlung fehlen". Und Oswald Organe fest, und m an betrachtet sie als starke Stützen der Abstammungslehre. Diese w är en als unmittelbare Zeugen zu Spengler h atte im "U n tergan g des Abend­ nehmen, und aus der Mikrokosmogonie landes" geschr ieb en, daß "Tatsachen wich­ Darwin, der die Natur als in steter Ent­ w icklu n g erkannte und den "K am pf ums gewinnt man das Spiegelbild der Makro­ tiger als Wahrheiten" seien, und demge­ kosmogonie. Haeckels Biogenetisches m äß aus welthistorischer Schau unsere D asein" und die damit verbundene Aus­ lese b ei Un tergan g oder Erhaltung der Grundgesetz würde dadurch eine gran­ als Organ ismus mit begrenzter Lebens­ diose Ausweitung erfahren, weil nämlich dauer zu betrachtende Kultur nun bald Arten als entscheidend betrachtete, zollte Haeckels Werk Beifall, hielt diesen aber dann der Mensch Repräsentant des gan­ am Ende sei. Dieser pessimistischen Be­ zen Kosmos ist. trachtungsweise stehen aber schon lange als zusehr "von der Wahrheit seiner eige­ Auffassungen gegenüber, die den Men­ nen Schlüsse überzeugt". G emeinsame Wurzel für Mensch und Affe sch en zu grundsätzlichem Fortschritt be- . Ergötzliche FehJdeutungen Forscher wie Edgar D aq u e vertraten die rufen und das Leben im Laufe der geo­ Auffassung, daß der kosmisch zu fassende logischen Entwicklung zu immer höheren Aus der Geschichte der Paläontologie, Mensch gleichsam der gemeinsame Le­ Anpassungs- und Erkenntnisformen ge­ der Lehre vom urweltlichen Leben, sind bensstamm ist, aus dem sich die Tier­ langend sehen. H egel verstand unter Fort­ ergötzliche Fehldeutungen bekannt, die spezialisten heraussetzten, der Fisch als sch ritt ein w esentliches Prinzip des Welt­ man auf fossile Funde anwandte. So gab Wassertier, der Vogel als Flugtier, der gescheh ens, und für den D ialektischen Ma­ 1726 d er Züricher Arzt Scheuchzer die Affe als Klettertier. Der Mensdl spezia­ terialismus gipfelt der Forlschrittsglaube Reste eines großen Salamanders als "das lisierte sich nicht auf diese Art und konnte in einer durchrationalisierten Technik und Beingerüst ein es armen Sünders" aus, der deshalb weiter aufsteigen. Die viel um­ damit Naturbeherrschung. bei der Sintflut ertrunken sein soll; der strittene Frage, ob der Mensch vom Affen Philosoph Leibniz sah in einem Mammtit­ abstamme, erledigt sich also mit d em NiclIt ohne Kritik stoßz ah n das Horn eines "Einhorns". Bei h eute auch von der Wissenschaft aner­ Als der Naturfo rscher E r nst H aeck el der "Lü cken h aftigk eit der fossilen über­ k annten Hinweis, daß beide auf eine ge­ 1866 sein gewaltiges Werk "Generell e Mor­ lieferung" - v ergleichsweise alle hundert meinsame Wurzel zurückgehen. DieseWur­ phol ogie der Organismen" veröffentl ich te, Seiten eines Buches ein paar Buchstaben zel umschließt ab er nicht nur körperliche, wollte er, wie es der U ntertitel zum Aus­ - gab es in der Folgezeit manche Schwie­ sondern auch seelisch-geistige Eigenschaf­ d ruck b ringt, "Allgemein e Grundzüge der rigkeiten, die Besonderheiten des stam­ ten. Wie immer man sich die Vererbung organischen Formenwissenschaft, m echa­ m esgeschichtlichen Formenwandels und vorstellt, das Biogenetische Grundgesetz nisch b egründet durch die von Charles dessen Triebkräfte zu erkennen; aber bezieht si ch auch auf das Seelische, wobei Darw irr reformierte Des zendenztheorie" scho n Haeckels Studien über Vererbung es nicht so sehr um biologischen Zwang darstellen. Di es e Arbeit ist nicht ohne un d Anpassung verhalfen zu immer deut­ als um Analogien etwa auf kulturellem Kritik geblieben, w ie ja auch d as Für und li cheren Vorstellungen. Die Biologen wis­ Geb iet geht. Man k ann hier an den Lern­ Wider die Abstammungslehre heute noch se n heute zahlreiche Tatsachen aus der vorgang denken: Daß die Benzolformel nicht en dgültig entschieden is t. Bedeu­ Geschichte des Lebens, aus Bau und Le­ C6H6 heißt, kann heute ein Schüler nebst tungsvoll wurde aber ein Grundgedanke benserscheinungen, aus Keimesentwick­ den notwendigen Erklärungen über Ring­ H aeckels über die Stammesgeschichte von lung und Verbreitung der Lebewesen als bildung in fünf Minuten übernehmen; die Pflanze, Tier und Mensch, der als das sog. Stützen der Abstammungslehre anzufüh• Wissenschaft brauchtedazu über 150 Jahre. "Biogen et ische Grundgesetz" seine Formu­ ren.L am ar cks T h eo r ie der unmittelbaren D as erweiterte Biogenetische Grundgesetz lierung fand. Es besagt "Die Ontogenesis Anpassung stan d Dar w in s Th eor ie 'der n a­ charakterisiert also in der Praxis die un­ ist nur eine kurze Rekapitulation der türlichen Zu cht w ahl gegenüber. Hinsicht­ geheure Abkürzung des Wegs für das In­ Phylogenesis" oder, oh n e Fremdwörter, lich der Sonderstellung des Menschen im dividuum. "die Einzelentwicklung ist nur eine kurze System betonte man seinen aufrechten Der echte Kulturträger birgt Jahrtau­ Wiederholung der Stammesentwicklung". Gang, di e Umbildung seiner Vorderglled­ sende in sich. Und w enn "Biogen ese" die Nach Haeckel zeigen sich also etwa beim maßen zu Greifwerkzeugen, die Rückbil­ Entstehung nicht nur körperlichen, son­ menschlichen Embryo Entwicklungstor­ dung des Haarkleides, die En tw icklun g dern auch geistigen Lebens bedeutet, dann men, die früheren Tierstufen entsprechen; seines Gehirns und damit Verstandes, d er wird angesichts der "in divid uellen kurzen oder, anders ausgedrückt, die Ausformung au ch zur Moralität und damit Geist igk eit Wiederholung" die Zeitraffuug immer des Individuums ge schieht in kurzer Zeit führt. stärker. Die voranstürmende Technik b e­ durch gleiche oder abgewandelte Formen­ Schon Karl E. von Baer hatte um 1835 weist uns di eses Entwicklungstempo, und r eihen hindurch, zu denen der Stamm, die darauf aufmerksam gemacht, daß das or­ es ist dann di e Aufgabe des Menschen, Vorfahrenkette, Jahrtausende gebraucht ganische Leben unbewußt zielstrebig sei auch moralisch Schritt zu halten . H aeckel hat. Bei den Wirbeltieren weisen die Ent­ und daß Rhythmen das menschliche Le­ ging noch von der Materie und Primitiv­ Wicklungsstufen Fisch, Lurch, Kriechtier, ben durchziehen. Bezüglich der Onto­ anfängen aus, eine tiefere Schau zeigt uns Vogel und Säugetier auf einen gemein­ gen ese w ies er darauf hin, daß ein Men­ die geistige Welt als die ursprüngliche und samen Grundplan hin, auf den die sog. schenembryo in keiner Phase vollständig künftige Heimat des Menschen. Auf sie homologen Organe' zurückgehen, die ihrer­ z. B . einem Fisch entspreche, sondern sei­ hin ist die sich steigernde Frequenz ge­ seits sich teilweise rückbilden k önnen : So nem Spezialtypus folge. Andererseits er­ richtet, die Zeitlichkeit wird zum Symbol, entspricht etwa der Pferdehuf einer ur­ wies sich aber die mit dem Biogenetischen das nach Form und Inhalt auf das Ewige sprünglich fünfflngerigen Hand. "Analog" Grundgesetz ausgesprochene Repeti tion s­ hinweist. D essen W ellenschlag hebt die nennt man Organe, die nicht den gleichen regel doch insoweit als richtig, als man Menschheitsentwicklung über das Biolo­ Bauplan haben, jedoch aus gleichartiger dadurch Hinweise auf das Vergangene er­ gische hinaus u nd macht die vom Biogene­ Lebensweise sich erklären: So sind etwa hielt. Haeck:el selbst sah ein, daß auch b ei tischen Grun dgesetz angesprochenen D ahlienknollen verdickte' Wurzeln, wäh• starker Abkürzung nicht die ganze Stam ­ Schöpferkräften zu Urkräften, deren gött• rend Kartoffelknollen verdickte Sterigel mesgeschichte durchlaufen werden konnte lichen Ch ar ak ter zu erkennen und zu ach­ sind;' beide speichern unterirdisch Reser­ und daß überdies mögliche Störfunktionen ten die Aufgabe des dem Metaphysischen vestoffe. "Rudimentär" nennt man 0 1'- das Bild veränderten; er spr ach deshalb erschlossenen Menschen ist. Seite 590 Heimatkundliche Blätter für den Kreis Balingen März 1966

des Farrenbergs ist von den rheinischen Unser Albtrauf im Wechsel der Zeiten Bächen schon abgetrennt, während die des' Von Fritz Scheerer Dreifürstensteins noch durch einen schma­ len Hals eine Verbindung hat. (Schluß) dieser trägt eine Kappe aus wohlgeschich­ teten Kalken und dazu noch aus Schwamm­ Weißjura-Schutt im Vorland Auch inden Mergeln selbst kann es zu felsen, nur 100 m tiefer als auf dem benach­ Rutschurigen kommen. Besonders gefährlich barten Schafberg und ohne Verbindung zu Die Balinger Berge, das Burgfelder Pla­ si.nd die obersten Schichten des Braunjura, diesem, vielmehr 400 m von seinem Rand teau, Hundsrücken, Irrenberg und viele die Ornatentone, dann aber auch die entfernt, während die harten widerstands­ andere sind von einem fast lückenlosen Gamma-Mergel von Weiß-Jura. Wer Wald fähigen Schwammstotzen des Wenzelsteins Schuttmantel des Weißjura umgeben, der oder Wiesen in diesen Schichten besitzt, noch die Verbindung zum Schafberg haben. nur einzelne Bergnasen oder isolierte kann entsprechende Erfahrungen sammeln. Der Burzel ist der letzte Rest der einstigen Braunjuraflächen freiläßt. In Bergnischen. Werden die Tone und Mergel stark durch­ Südostecke des Schafbergs. In einem gewal­ Schluchten und Wasserläufen greift er teil­ feuchtet, so dehnen sie sich aus und quellen tigen Bergrutsch ist ein Teil des Schafbergs weise sogar bis in die Schwarzjuraebenen. auf. Der Druck der überlagerten Schichten auf dem tönernen Sockel. in Bewegung ge­ So sind bei dem Bau des Hochbehälters auf preßt die plastisch gewordenen Tone zu­ raten und abwärts gewandert, wie auch der dem "Binsenbohl" bei Balingen in 600 m sammen, und diese können dann nur an den riesige Felsklotz unterhalb der "Nußhecke" Höhe mächtige Weißjura-Schuttmassen an­ frei ausstreichenden Schichtköpfen nach­ am Heersberg. der im Mittelalter eine kleine geschnitten worden. Zahlreiche Hügel im geben. Tritt gar noch darüber eine Quelle Burg der Tierberger trug. Durch die ver­ Vorland haben sich nur erhalten, weil sie aus, so daß die Durchfeuchturig besonders schwammte Weißjura-Kappe war der Bur­ vor der Abtragung durch eine Weißjura• stark ist, so kommt der ganze Hang in zel vor Abtragung geschützt, so daß er heute Schuttdecke geschützt sind. Mächtige . Ge­ Bewegung. Die Rasendecke legt sich in noch mit seinem Waldschopf 40 m die Um­ hängeschuttströme ziehen abseits der Tal­ Wülste und Falten; der ganze Hang wird gebung überragt und einen Durchmesser kerben, besonders vom Plattenberg. bei sehr unruhig; die Bäume hängen schief; von 250 m hat. Roßwangen und Weilstetten, abwärts und Wasserleitungen die nicht genau im Hang­ verzahnen sich bei Frommern und Endtrigen gefälle laufen, werden abgedrückt. So kam Weitere Beispiele in unserer engeren mit den Schottern im Eyachtal, die von dem es zu Rutschurigen über dem Ebinger Heimat sind in der Talfianke der.Eyach der Flüßchen abgelagert wurden. Die Bachrisse Schwimmbad, auf der Nordseite des Tail­ "Bühl" (Name!) südlich Lautlingen, eine in der Umgebung des "Storchenbühls" west­ finger Schlosses und in Geisental, wo die abgerutschte Scholle des Tierbergs,)m Star­ lich Weilstetten, der solche Schuttreste Wasserleitung einen Hang schräg ange­ zeltal vor dem Hirnberg das "Bürgle" (Ruine trägt, haben sich in den weichen Tonen bis schnitten hatte. Dieselben Beobachtungen Affenschmalz) und "Hohenjungingen" süd• 20 m eingegraben, der Schalksbach zwischen können wir schon in den Mergeln des östlich Jungingen. Die "Alteburg" bei Zillhausen und Dürrwangen bis 30 m. Reste Schwarzen Jura machen, wie nach dem Bronnweiler westlich Reutlingen mit ihrer alten Schotters haben sich über dem Wolkenbruch im Sommer 1953 am "Heu­ Weißjura-Kappe liegt sogar 4 km vor dem Schalksbach nördlich Dürrwangen in 570­ berg" bei Balingen, Besonders eindringlich heutigen Albtrauf. Das abtragende Wasser 580 m Höhe gehalten. wurden diese Verhältnisse in dem nassen konnte mit den harten Felsmassen bei all Die Erosionswirkung der Eyach und ihrer Herbst und Winter 1912 bei Margrethausen, diesen Bergkegeln weniger rasch fertig Nebenbäche ist so stark, daß der Schutt­ Im tief eingeschnittenen Eyachtal kamen werden als mit den daneben anstehenden mantel, der einmal bis Balingen reichte, bis hier, stellenweise etwa 12 m mächtige, vor­ weichen Mergeln, so daß alle diese Hügel in die Gegend von Laufen zurückgedrängt wiegend aus Weißjura-Schutt bestehende als kleine Kuppen vor dem Trauf über ihre ist. Oberhalb Laufen ist aber die Schutt­ Schichten, auf den Ornatentonen an ver­ Umgebung "emporwachsen". zufuhr so bedeutend, daß er nicht mehr schiedenen Punkten der Talhänge ins Glei­ restlos durch den Fluß weggeführt werden ten und bedrohten Teile des Ortes, in Fel- Zeugenberge konnte und daher beide Talfianken fast dern und Gärten großen Schaden anrich- Wir sehen, immer wieder sind am Alb­ lückenlos überkleidet. Beim Bahnbau wur­ tend, Erst eine ausgiebige Drainagearbeit trauf Felsstürze und Rutschen niedergegan­ den auf der Wasserscheide am Riedbach leitete die Wasserfülle ab und brachte den gen. Die Erosion stand und steht am Alb­ 12 m Schotter angeschnitten, ohne auf den Erdbewegungen ein Ende. rand nicht still. Je steiler die Hänge, desto Untergrund zu stoßen. Darunter waren Gesteine der oberen Weißjuraschichten, die Ältere Schollen vor dem heutigen Trauf rascher arbeitet das Wasser. Da die Süd• westalb die höchsten Höhen hat, hat hier im heutigen Einzugsgebiet des Baches nicht Vor dem Albtrauf liegen eine Reihe klei- die Schollengleitung zuerst begonnen und mehr anstehen. ner Bergkegel, die eine Weißjura-Kappe ist der Trauf am stärksten aufgerissen Westlich Zillhausen finden wir am "Witt­ tragen. So erhebt sich über dem Schlichern- . worden. Der Schutt ist von den Flüssen hau" auf der Höhe 766,8 m auf oberstem tal nordöstlich von Schömberg auf der fortgeschafft worden. So ist verständlich, Braunjura als völlig isolierte Insel Weiß• Ebene der Posidonienschiefer ein fast ke- daß besonders hier die Flüsse den Albtrauf [ura-Schuttmassen, die entweder vom gelförmiger Waldschopf, der Palmbühl, der am raschesten zurückgetrieben, daß sie tiefe Hundsrücken oder vom Böllat stammen in weitem Umkreis sichtbar ist. Er besteht "Talzinken" in die Albtafel getrieben ha­ müssen. Sie zeigen uns, wie auch die Fließ• aus der untersten Schicht des Braunen Jura, ben. Eyach und Schlichem greifen heute erden am Binsenbohl (siehe oben), daß den weichen Opalinustonen. Diese Tone sind tief in das Gebirge, während zwischen ihren früher auf dem Hirschbergrücken noch ein gegen die Abtragung wenig widerstands- Tälern die Albtafel in Randberge (Pletten­ Aufbau aus Weißjura bestand, daß der fähig. Der Palmbühl müßte daher bei der berg, Schafberg. Lochen) oder Inseln (Burg­ Hirschberg ein Randberg der Alb war und geringen Entfernung von der Schlichem felder Bergstock) oder sogar in einzelne daß damals Böllat und Schalksburg ein merkliches Stück weiter nach Westen reich­ (500 m) und ihrem starken Gefäll im Laufe Vorposten als "Auslieger" oder "Zeugen­ ten. Je mehr wir in die Vergangenheit der Jahrtausende längst der Abtragung zum berge" aufgelöst ist. Vor der Front des zurückgehen, desto näher kommen die Opfer gefallen sein. Doch er trägt ein sehüt- Albtraufs liegen in unserer Gegend der Berge dem Büttenbach-Schalksburgtal, es zendes Dach aus Weißjura-Schutt (Name: Zoller, Oberhohenberg, Lemberg, Karpfen Barm Balm vorgermanisch Fels). Die- und Lupfen. Sie alle bestehen aus demselben füllt sich, und wir kommen dann in eine = = Zeit, wo es noch nicht bestanden haben sem verdankt er seine Erhaltung, denn die am Meeresgrund entstandenen Weißjura kann. In gewaltigen Zeiträumen haben harten Kalke leisten der Abtragung länger wie die Albtafel. Besonders breit ist die die Eyach und ihre Nebenbäche das Zill­ Widerstand als die weichen Tone, wie deut- Gosheimer Platte, in der die widerständigen hauser Tal geschaffen. Wieviel Jahrhun­ lich die 38 m tiefe Senke in den Tonen öst- Oolithe der obersten Braunjuraschichten an lieh des Berges zeigt. der "geköpften" Gosheimer Bära weit nach derttausende hierzu nötig waren, können wir einigermaßen beweisen. Der Palmbühl ist rund 2 km vom heuti- Westen vorstoßen, aber im sogenannten gen Trauf entfernt und seine Weißjura- "Millionenloch" schon zahlreiche Rutschun­ Wie weit ist nun der Albtrauf zurück• Kappe liegt um 200 m tiefer als die wohl- gen aufweist, die einstens den Bahnbau gewandert? geschichteten Kalke, die in dem Steinbruch gefährdeten. des Zementwerkes auf dem Plettenberg ab- "Zeugenberge" liegen auch vor dem Nach all dem bisher Angeführten steht gebaut werden. Wie kam nun der Weiß- . zweiten Stufenrand in der Tailflnger und außer Zweifel: 1. -d aß der Albtrauf auch [ura-Schutt in diese tiefe Lage und so weit Hessinger Gegend (siehe oben). Wie von heute noch abbröckelt und 2. daß die Alb­ vor den Trauf? Der Steilabfall des Pletten- kunstgeübter Menschenhand geformt liegt mauer weiter nach Westen gereicht haben bergs muß um einige 100 m weiter westlich 2 km vor diesem Rand der Kornbühl mit muß. Zurückschauend müssen wir die Berge gelegen und vor einigen 100000 Jahren ein der Salmendinger Kapelle. Er trägt eine verbreitern und erhöhen. ' Ebenen Fußes gewaltiger Bergsturz niedergegangen sein, Weißjura-Delta-Kappe und erhebt sich über gehen wir dann vom Böllat zum Hunds­ von dem der Schutt des Palmbühls stammt. der weiten, schief gestellten Betafiäche, die rücken, Lochenhörnle und Schalksburg Das Landschaftsbild muß dann bei Schöm- sich vom Dreifürstenstein bis zur Pforte reichen sich die Hände, vom Plettenberg berg ungefähr so gewesen sein, wie wir es ostnordöstlich Ringlugen um ' über 100 m schlagen wir die Brücke zu den Deilinger heute bei Ratshausen im Schlichemtal senkt und die größte Ausräumungsfläche Bergen. haben. auf Weißjura (ß) bildet. Die Ausräumung Zum Beweis all dieser Behauptungen Ein ähnliches Beispiel haben wir weiter erfolgte durch den zweiten Quellbach der haben wir zum Glück auch ein Dokument, östlich, hinter dem Plettenberg und Schaf- Lauchert; die alten Trockentäler sind nur das uns ziemlich genaue Werte liefert, den berg, in der Wiesenweitung um den Ober- wenig eingetieft. Zwischen ihnen haben sich Vulkanschlot bei Scharnhausen auf den hauser Hof, in dem "Burzel" (Name l). Auch Kornbühl und Bühlberg erhalten. Die Platte Fildern. In seinem Tuff kommt noch Weiß- M ärz 1966 Heimatkundliche Blätter für den Kreis Balingen Seite 591

juraschutt vor. Als er aus brach, muß es also se n tlich länger Trotz als die weichen Mer- edle Frau wird in einer überirdischen Voll­ dort noch Weiß jura gegeben h aben . Die Alb ge l darunter. So mußten Absätze, Stufen in k ommenheit verehrt und b esungen, und der reichte m indesten s 23 km weiter n ach Nor­ der Landschaft entstehen. Die stärkste An- Ritter versucht durch diesen Frauendienst den als heute. Er bew eist, daß vo r 10-12 derung brachte im Tertiär v or rund 50 Mil- sein Wesen zu einem v orbildlichen Charak­ Million en J ahren der Albtr auf noch in der lionen J ahren der Einbruch des Rheintal- .ter zu läutern, um d amit di e Gunst des Stuttgarter Gegend lag. Damit bekommen grabens . Das Donaunetz erlitt Verluste , Lächelns od er einer freundlichen Geste sei­ w ir ei n Maß für die Abtragung der Alb: denn alle Neckarzuflü sse drangen wegen ner geliebten "vr ou we" zu er langen . Di ese in 1000 J ahr en ei n "Zu r ü ckw an der n des ihres st ärkeren Gefälls in unserer Gegend F orm der Minne ist zu verglei chen mit der Al btr aufs" um 2 mm, eine Abtr agung eines erobernd vo r. Di e Wasserscheide wie auch Treue des Lehensmannes zu se inem Le­ Schichtstoßes von 600 m, also in 20 J ahr en der Albtrauf w ander te n langsam nach Süd- hensherrn, und si e ist Ausdruck einer Ab­ 1 mm Dicke. oste n . hängigkeit, einer Dienstverpflichtung. Ein Wi r können nun berech nen, w ieviel cbm / Doch auch di e jüngst e Phase der Erd- Hochziel der höfischen Gesellschaft w ar km Gestein aus unser er H eimat von dem ge sch ichte, in der w ir h eute noch leben, h at dabei neben Treue, Stetigkeit, Zucht und fließenden Wasser se it dem Ende der Jura­ zur A us gestaltu ng unseres Landschaftsbil- hohem Mut das Maßhalten. Walther von ze it, als sich das Meer vor 150 Millionen des Erhebliches beigetragen. Einem kräfti- der Vogel weide, der, genial ste der Minne­ Jahr enz urückzog, tal ab verfrachtet w ur de. gen Anstieg des Gesamtlandes entsprach sä ng er, der mit sein er Spruchdichtung auch Am Anfang war es weniger, weil da s eb en das weit ere Einschneiden' der Gewässer. in da s Weltgesch ehen eingrei ft u n d seiner aus dem Meer en tstiegen e Land zu n iedrig Im ei szeitlichen Klima entfiel der nicht zu Erregung und seinem Unwillen mit Kraft w ar. J e m ehr unser e L andsch aft aber unterschätzende Schutz gegen all e Aus- und Sicherheit Ausdruck verleiht, findet em po rgehoben w ur de - insgesam t über r äum u ngsa rbeit durch Pflanzen- und Wur- auch zwischen der hohen und der niederen 1000 m - desto m ehr Gefäll hatte das zelwer k und Grasnarbe. Wenn schon unter / Minne, di e dann zu Beg inn des 13. Jahr­ Wa sser, desto r asch er konnte es ausräumen. den heutigen Klimabedingungen Rutschun- hunderts literaturfähig wir d, den Aus­ gen ein starkes Ausmaß an nehm en , so wird gleich: Unsere Schmiecha (Rie db ach) und Bära man er m essen k önnen, um wieviel stärker Alles Edelswertes Bildnerin waren einmal größere Donauzuflüsse, denn dieser Vorgang w ährend der Eiszeiten das seid ihr in W ahrheit Frau'Maße!" sie liegen in breiten, tiefe n Tälern, deren d~rch Talboden v on der Ey ach bz w .Schlichem wir k;sam gewesen se i.n muß:. . Der Ritter verdient sich die Hin- WIr sehen, der Stellrand in seiner heuti- .abea e I di G d G tt d eh Ge b t d zersch nitten w urde (si ehe Heim atkundliche gen Gestalt dürfte im wesentlichen ein Ge- gd chIn leSchna e d 0 es, dur W.t e und Blätter 1962, Seite 427). Sie haben ihren d t bildI ed er Ie tz ten Ei'szeiiten , der Wurm" ei.szeitit , Waiseur enge ährtu z, edn der ·ten ·hI w Nenot unIi Oberlauf v erl or en, wurden "ge k öpft" bz w. se in . Seitder RIßeiszeit können wir stellen- d t ~ tt wa Idun arm I re in- H "angeza pft".Das seh en w ir besonders schön weise ein Zurückweichen von rund 1 km er .' 0 es ~ . .. bei der G osheimer, Deifinger und Ti eringer annehmen . Die kleinen Bergkegel, die im .~ I.cht nur RItt~r, s ond~~n auch Furste!?" B ära, bei der S chmeie bei Ebingon und am Vorland liegen w ie der Palmbühl, haben Komg~ un~ KaIser g~horten zum KreIS "Stich". A ls di e Schmiecha weite r draußen , ein höheres Alter als die großen H ang- der Minnesänger, un~ I~ Deut~~lan~ ~a­ etwa 300 m über Balingen , ihre Quellen im absätze , die terrassenförmig vorspringen. ren es vor al~em drel.Furstenhofe, die SIch oberste n Brau nj ura h atte, war der Zillhau­ Die ero sive Verschiebung des Albtraufs ist der Pfl~ge dieses lynsc?en Gesa~ges ~n­ ser Bach ein Neb enfl uß, und der Albtrau f a ber se it dem Tertiär eine Tatsache. nahme!!.. de.r babenbergische Hof in WIen, lag weiter im Norden. Die gro ßen Massen v on Weißjuraschutt der thürlngische !I!?f des Landgrafen Her­ Nun wird uns auch verständlich , warum vo r dem Trauf, im Vorland und in den mann, der ~ch~ablsche Hof der Stau~er. die Don au in die A lb hineinfließen kan n, Flußtäl ern, di e vor dem Trauf liegenden A? allen drei Hofen h~t au<;? W;;lther se~ne anstatt weiter sü dlich auszubiege n . Denn "Zeugenb er ge " und Schollen beweisen uns, LIeder gesungen. - DI~ BI~tezeIt des Mm­ die Alb r eichte fr üher weiter auf den daß der Trauf früher weiter im Westen ~~~gngs hegt m der Zeit zwischen 1190 und Schw arzwald hinauf; die Donau floß au f und Nordwesten lag. Am Albtrauf ver- . ihr. Durch Abtragung h at h at sie di e Alb stär ktes Niedergehen von Bergstürzen, auf dem Schwarzw ald zerstört und so er st Bergkiesbildung, Hangschuttdecken und Albert 11. von Hohenberg (1258-1298), m it ih r en Zuflü ssen den Albtrauf geschaf- ­ Fließlehm decken sind Zeichen dafür, daß der ausgezeichnete Staatsmann, begehrte fe n (Feldbergd onau, Eschach u sw .). Die de r Trauf noch nicht zur Ruhe gekommen Feldherr und Schwager Kaiser Rudolfs von h arten , weißen F el senkalke, die uns heute ist. Das Rückschreiten unseres Albtraufes Habsburg, der bedeutendste hohenberger von de r Stirn der Alb en tgegenle uchten . ge ht auch in der Gegenwart unentwegt Graf, gehörte schon der ausklingenden boten scho n damal s der Verwitterung we- weiter. Epoche dieser Lyrik an, aber sein edler Geist und sein tugendhafter Charakter lassen in seinen Strophen nochmal die hohe Minne aufklingen wie in der Blütezeit. Jo­ Beispiele und Bilder schwäbischer Minnesänger hann von Wirzburg lobt gerade ihn beson­ Auch Albert 11. v on Hohenberg war Minnesänger ! Von Kurt Wedler, Ebingen ders und fordert alle reinen Frauen auf, in dieses Lob einzustimmen. Leider sind uns Im 12. J ahrhundert blühte als erste ande re, konnten die hohe Kunst des edlen nur zwei Strophen seiner Gesänge in einem K unstfo r m ei nes weltlichen S tandes die Minnesangs nicht mehr erreichen, es setzte Nachtrag der Manessischen Handschrift er­ m itte lalter liche Lyrik auf, die wir mi t ein Formenverfall und eine r ealistische Ma­ halten (in freier sinngemäßer Üb er tr agu ng "Min nesang" b ezeichnen. Der Ritterstand nier ein. lauten sie): der Staufer zei t ist es , d er diese Lyrik pflegt. "Is t es jemand in der Welt wohler Es sind fa hren de Sänger, m ei st a ber Ritter Die ManeSsische Handschrift als einem, der sein treues Lieb selbst, die fähig geworden sind, ihre seeli­ Wir sind ab er vor allem dem Züricher mit Armen ganz hat umschlossen? schen Regungen ins Bewußtsein zu erheben R atsh errn R üdiger Manesse (gest. 1304) und Traut sie ihm in Wahrheit ohn allen Haß, und ihnen künstlerisch en Ausdruck zu ver­ se inem Sohn Johannes sehr zu Dank ver­ das ist besser als ein Minnedieb, leihen . Di e provenzalischen Troubadours pflichtet, daß sie diese nach ihnen benannte, ihn hat der langen Nächte nie verdrossen. waren w ohl Anreger für sie, aber der stau­ größte von verschiedenen Sammelhand­ Er fürchtet nicht die Angeber, fische Gei st und das Bewußtsein eigener sch r iften niederschreiben ließen. 140 Dich­ auch nicht ihren Haß, F ähigkeiten war der stär ker e Antrieb. Ihre ter der mittelhochdeutschen Lyrik sind . er liegt gar ohne Sünde, Lieder zeugen fü r den hoh en Wert eigen er darin vereinigt und sie sind mit 137 ganz­ und ohne Furcht und ohne Schande: schö pferischer Kraft. seitigen Miniaturen versehen von einem Tät jemand aber treulose Minne, Wi e schö n klingen die Zeilen de s namen­ Künstler, der zwar einige Zeit später ge­ die niemand in Wahrheit erkennt, losen Minnesängers, di e er in seinem lebt h at und deshalb schon der G otik ver­ der der Frauen Laster ihrer Ehre vorzieht: "Her zen sschlüssel" gefor m t h at: h aft et war, dessen Bilder aber Schöpfungen Von solcher Art kehre ich meine Sinne. "Du bi st m in, ich b in din: vo n h öchster künstlerischer Qualität in des solt du ge wis sin. For m und Farbe sind. Die Manessi sche Verbotene Wasser sind besser Du b ist b eslozzen H andschrift k am auf unbekannten Wegen als offener Wein, das hör' ich in m inem h erzen, 1490 in den Besitz des Kurfürsten von der von den Leuten sagen, verloren is t daz sluzzeli n : P falz auf das Schloß Heidelberg, 1657 nach die mit Sünde befangen sind. du muost och immer darinne sin." P aris und 1888 im Austausch w ie der zurück. Auch haben mir dies Jünkerlein bewiesen, Mit dem Untergang der Staufer und da­ Se ither ist sie in der Universitätsbibliothek ich hab dies selbst teilweise gesehen, mit dem Ende der hohen Ritterzeit geh t in H eidelberg zu sehen. der Welt Art ist nichts als ein Gelüste: au ch die Bed eutung des Minnesangs zurü ck . Vielfach w ir d das Wesen des Minnesangs ' da s kaum Gewonnene dünket gut. Man beginnt am Ende des 13. J ahrhunderts verkannt. Es ist auch nicht einfach, sich in Was man aber ohne Furcht hat, in den ritterlich . gesinnten P atrizierkreisen den vi el en und verschiedenen Ausprägun• das leidet seh r: vo n K on stanz u nd Zürich di e er r eichb aren ge n dieser Lyrik zurechtzufinden, di e viel­ Wo geheime Liebe die Lust erhöht, Min n eli eder zu sammeln. Di ese r omantisch­ fach au ch in derb sinnliche Form abgesun ­ w o im m er man freundlich in Liebe ver­ hi storisch e H altung ist ein de utliches Zei­ ken ist. Der ritterliche Minnesang in seiner str ick t chen für den Ausklang und das Ende di e­ Hochform, in der sogenannten "Ho h en und mit A rmen ganz heimlich um­ ser ritterlichen Epoche. Nachfahren, wie Minne" ist Ausdruck höfischen, mittelalter­ schlos sen liegt, Hugo von Montfort (1357-1423), Osw ald lichen ' Geistes und als solcher auch ein da is t es niemand wohler: vo n Wolkenstein (um 1377- 1445) un d einige wesentlicher Teil ritterlicher Erziehung. Die di e Rede is t unläugbar." Seite 592 Heimatkundliche Blätter für den Kreis Balingen März 1966

Er tade lt darin die niedere Minne, wenn einem Bild in der Sammlung. Das, was der er auch di e Schwäche zu ihr zu verstehen Sänger in seinen' Liedern bedauert und sucht. Auch ein Bild ze igt uns den edlen worüber er sich bei Kaiser und Papst be­ Grafen in seinem Tode skampf ge gen di e klagen will, nämlich über das nicht er­ Mannen des Herzogs von Niederbayern im langte, erhoffte Liebesglück (=Lächeln und J ah r 1298 wahrscheinlich bei Leinstetten' Trost), das gibt ihm der Maler recht frei­ (siehe Heimatkun dliche Blätter J ahrgang gebig. Aber es geschieht in Verkennung 1960, Nr. 4, Seite 306). der hohen Minne, die in dieser Zeit aller­ dings schon stark im Abklingen war und H einrich VI., der Sohn Barbarossas, 1191 der niederen Minne Platz gemacht hat. Er zum K aiser gekrönt, war ein kühler, beklagt sich auch über die Reserviertheit manchmal sogar brutaler Realpolitiker. der schwäbischen Ritterfrauen und lobt das Seine kühne K onzeption eines 'stauftschen Entgegenkommen der fränkischen. Weltkaisertums konnte w ege n seines frü• hen Todes nicht verwirklicht werden. In seiner "K ro n prinzenzeit" aber war auch er, w ie alle Staufer , dem Minnesang verpflich­ tet. Seine Lieder, von denen in der Heidel­ berger Handschrift drei erhalten sind, ge­ h ören zu des "Min nesangs F rühling", wie man die Anfänge der ritterlichen Lyrik bezeichnet. "Ich grüße m it Ge sang die Süßen, di e ich ni cht meiden w ill noch m ag, daß ich sie persönlich begrüßen konnte, ach, das ist la nge her ..." so heißt es in de m sogen annten K önigsl ied. A ls erster erschein t er in der Manessischen Konradin, der letzte Staufer

Bug von Werbenwag, der gesicherte Min­ nesänger des Donautales von der stolzen Fe1senburg Werenw ag, war der Li ebling des Staufenkaisers Friedrich 11. Urkundlich nachgewiesen lebte er in den Jahren 1258 Hug von Werbenwag bi s 1292. Sechs Lieder erscheinen nebst (Schluß folgt)

Der Frühlingsenzian indem sie ih re Zipfel in umgekehrter Rich­ tung dreht. (Gentiana verna) Der Honig sitzt in der Kronröhre sehr tief. Weder Bien en noch Tag fal ter können Schon Ende März oder ihn mit dem Rüssel erreichen. Nur die Anfang April erblüht ei­ allertüchtigst en Blumenbest äuber der nes .der lieblichsten Kin­ schwäbischen Insektenwelt, die flu ggew and­ der u nserer Albflora, der ten Taubenschw änzchen, k önnen ihn m it entz ückende Frühlings­ ihrem langen Rüssel schlürfen. I n pfeil­ enzian. In dicht gedrän g­ schnellem F lug sa us en diese sicheren Flie­ ten Herden sitzt er an ger w ie gespenstische Schatten dur ch die tro ckenen Stellen humus­ Luft, um über einer Blüte schwebend und reicher, schwach ge düng­ ra sch die Flügel schlagen d, in wenigen ter Moorwiesen abseits Sekunden den Nektar zu trinken. Bi nn en der Talsohlen, m eist in w en iger Minuten w erden so Hunderte von der Nachbarschaft des Enzianen b esucht. Di e Humm el vermag Waldes. Blütenst ern t ro tz ih res langen Rü ssels auf no rmalem strah lt neben Blüten• Weg den Honig nicht zu erreichen. Mit stern, und ih re blaue ihren scharfen Beißzangen durchschneidet Glut erreicht eine wun­ sie die Kronröhre und raub t die Blüte au s. derbare Tiefe und Kraft Oft findet man auf größeren Flächen keine der Farbe: Keine andere Kaiser Heinrich VI. einzige Blüte, die unbeschädigt geblieben Blume unserer Heimat kann sich hierin ist. au ch nur annähernd mit ihm messen. Diese s niedliche P flänzchen vermag auf H an dschrif t, u nd entthron t wie ein P anto­ Der Frühlingsenzian ist eben ein Kind den feuchten Enzianwiesen nur wenig Was­ krator in den byzantinischen und romani­ einer lichtfroheren und farbenfroheren ser aufzunehmen, da ihm die Wurzelhaare schen Kirchen als gestrenger Richter und Gegend. Seine Heimat sind die Wiesen des fehlen. Es muß deshalb mit seinem Wasser­ Herrscher von Gottes Gnaden. Er hält das Berggürtels der Alpen, auf welchen er vorrat recht sparsam umgehen und die Sz epter in der Hand, aber auch die Schrift­ über 1500 m hinaufsteigt. Nur in diesen Wasserströmung in den Blättern auf ein dunstfreien, luftverdünnten Höhen konnte Mindestmaß herabdrücken. Zu diesem r olle, die ihn als Minnesänger kennzeichnet. Zweck bildet es beim Stoffwechsel keine Friedrich von Hausen, der manchmal ein so wunderbares Blau entstehen. Zwar übertreffen ihn einige seiner Artgenossen S tärke sondern Zucker. Der Zellsaft löst dem Geschlecht der Edlen vo n Hausen im ihn auf und hält mit erhöhter Kraft das Ob eren Donautal zugerechnet wird , war in der Größe der Blüte und des Wuchses, wie der bei uns im Juli blühende Gelbe Wasser fest, und damit wird die Wasser­ Rheinpfälzer und gehörte dem Kreis Hein­ abgabe eingeschränkt. richs VI. an. Er w ar auch ein vertrauter Enzian; an Kraft der Farbe und des inne­ ren Aufbaus kommt ihm aber keiner gleich. Mit Pilzen hat der Enzian eine Lebens­ Freund Barbarossas und ist auf dem drit­ gemeinschaft geschlossen, die ihm die Ge­ t en Kreuzzug am 6. Mai 1190 in dem Ge­ Mit niedrigem Wuchs, wie wenn der winnung der Nahrungsstoffe abnehmen. fecht b ei Philomelion in Kleinasien gefal­ Friihlingsenzian so rasch w ie möglich zur Dafür erhalten sie vom Enzian die Pro­ len. Blüten- und Fruchtbildung schreiten wollte, dukte der Assimilation zurück. Dünger ist sitzen die Blüten über den grünen Blatt­ se in größter Feind. Wo dieser in größeren Konradin, der letzte der Staufer, der auf ro se tten, die zu den blauen Blüten mit Mengen gestreut wird, geht der Enzian zu­ so tragische Weise im Jahr 1268 sein junges den leuchtend w eißen Sternen im Schlund grunde. So ist er heute an vielen Stellen Leben mit 16 Jahren in Neapel aushauchte, ein en prächtigen Untergrund bilden. Die fast ganz an die Weg- und Grabenränder erscheint in einem ansprechenden Bild, Blüte ist nur bei Sonnenschein geöffnet. zurückgedrängt. Wir aber wollen mithelfen, wah rschei n lich mit sei nem Freund Fried­ Kaum wird sie vo n den Strahlen der auf­ ihn zu schützen, wo es nur möglich ist. rich vo n Baden, auf der ritterlichen Fal­ gehenden Sonne getroffen und erwärmen Fritz Scheerer kenbeize. Der Maler hat die letzten Zeilen sich ihre Blättchen, so erwacht sie. Die seines zweiten, erhaltenen Liedes in die­ Kronlappen beginnen sich langsam in der Herausgegeben von der Heimatkundlichen sem Bild mit zum Ausdruck gebracht: Richtung des Uhrzeigers zu drehen. Sie Vereinigung im Kreis Ballngen. Erscheint je­ "... Ich weiß nicht, Fraue, was Minne ist, rollen sich auf und biegen sich nach außen. weils am Monatsende als ständige Beilage des mich läßt die Liebe sehr entgelten, Verschwindet aber die Sonne hinter einer .Balinger Volksfreunds, der .Ebinger Zeitung" daß ich der Jahre bin ein Kind." Wolke, so schließt sich die Krone wieder, und der "Schmiecha-Zeitung". 13. Jahrgang Samstag, 30. April 1966 Nummer '"

Vom Aussehen und Auftreten der Kelten Von Dr. Walter Stettner Im Dezember 1965 hat Hauptkonservator im Kampf förderlich wären. Wenn man sie Dr. Zürn vom Staatl. Amt für Denkmal­ aber durch gütliches Zureden zu gewinnen pflege in Stuttgart vor der Heimatkund­ sucht, lassen sie leicht mit sich reden, so lichen Vereinigung einen inhaltsreichen daß sie auch für Bildung und Wissenschaft Vortrag mit vielen sehr schönen Lichtbil­ empfänglich sind. Ihre Kraft aber hat ihren dern über die Kelten gehalten. In der Aus­ Ursprung in ihren mächtigen Leibern." sprache blieb jedoch die Frage nach dem körperlichen Erscheinungsbild der Kelten, Viel Ähnlichkeit mit den Germanen die im letzten halben Jahrtausend vor Christi Geburt auch unsere Heimat be­ Eine solche Beschreibung hätten wir viel­ leicht eher von den Germanen erwartet, wohnten, offen, und so sei darüber noch und tatsächlich hebt Poseidonios die auf­ einiges nachzutragen. fallende Ähnlichkeit zwischen Kelten und Recken mit struppiger Mähne Germanen hervor: "Die Germanen unter­ scheiden sich von dem keltischen Stamme Der Grieche Diodor, der aus dem Werk nur um ein weniges durch das Übermaß an des bedeutenden Naturforschers Poseide­ Wildheit, Größe und Blondheit, im übrigen nios schöpft, beschreibt das Aussehen der sind sie ihm ähnlich an Gestalt, Natur­ Kelten folgendermaßen: "Sie sind von schö• anlage und Lebensgewohnheiten. Ihrer Na­ Sterbender Gallier (Statue in Rom) ner Körpergröße, aber ihr Fleisch ist fast tur und ihren staatlichen Einrichtungen krankhaft weichlich und weiß. Ihre Haare nach sind sie einander ähnlich und ver­ und weit, die der Germanen dagegen eng sind nicht nur von Natur blond, sondern wandt und bewohnen ein nur durch den diese Besonderheit der Haarfarbe heben sie Rhein getrenntes Land, das sich in den anliegend. noch durch die Behandlung. Sie reiben die meisten Dingen gleicht." Man wird daher Biologische Uneinheitlichkeit Haare ständig mit Kalklauge ein, und sie die in manchen Teilen des Schwarzwaldes streichen sie von der Stirn auf den Kopf stärker als im sonstigen Süddeutschland Schließlich sei noch erwähnt, daß die und bis in den Nacken. Von dieser Behand­ auftretenden dunklen und kleinen Körper• Skelettreste des keltischen Friedhofs von lung werden die Haare dick, so daß sie sich formen nicht auf keltischen Ursprung zu­ Nebringen, aus dem Dr. Zürn eine Reihe von der Mähne der Pferde nicht unter­ rückführen dürfen. von Schmuckstücken gezeigt hat, anthropo­ scheiden. Manche rasieren sich, manche Fügen wir noch einiges über die Kleidung logisch untersucht wurden. Es ergab sich, lassen den Bart mit Maßen wachsen. Die der Kelten hinzu (wieder nach Diodor): daß die Körpergröße der dortigen Kelten Vornehmen rasieren die Wangen glatt, las­ "Sie besteht aus gefärbten Chitonen, die in (3. und 2. Jahrhundert vor Christi) etwa sen den Schnurrbart aber lang herabwach­ allen Farben strahlen, und Hosen, die sie der der heutigen Bevölkerung Süddeutsch• sen, so daß ihr Mund verdeckt ist. Wenn sie Brakes nennen. Mit Schnallen befestigen lands entsprach, aber etwas unter der ger­ essen, hängt ihnen der Schnurrbart in die sie darübergestreifte Mäntel, im Winter aus manischen Reihengräberbevölkerung (6. Speise; wenn sie trinken, fließt das Bier wolligem, im Sommer aus glattem Stoff, und 7. Jahrhundert nach Christi) lag. Ihrer gleichsam durch eine Reuse". der mit kleinen, sehr bunten Rechtecken Sch ädelform nach gehören die Funde ver­ Diese Beschreibung entspricht, wie J. gemustert ist." Den Griechen und Römern schiedenen Menschenrassen an, womit die Moreau ("Die Welt der Kelten" 1958) fielen besonders die Hosen auf, die bei biologische Uneinheitlichkeit der süddeut• schreibt, genau dem idealisierten Bild der ihnen nicht getragen wurden. Zu Caesars sehen Kelten in vorrömischer Zeit be stätigt Kelten oder Galater, das von den perga­ Zeiten waren die Hosen der Kelten breit wird. menischen Bildhauern verewigt wurde. Da stehen vor uns die hochgewachsenen Rek­ ken mit struppiger Mähne, mit Seife dick bestrichen, mit dem hängenden Schnurr­ Beispiele und Bilder schwäbischer Min~esänger bart, geschmückt mit einem dicken Hals­ ring. Auch Albert 11. von Hohenberg war Minnesänger / Von Kurt Wedler, Ebingen • , . und. tiefer Stimme (Schluß) war zugleich auch der erste Epiker der Diodor berichtet ferner: "Sie sind er­ Burkhart von Hohenfels. urkundlich Stauferzeit. Er stammt aus einem schwä• schreckend anzusehen, ihre Stimme klingt nachgewiesen zwischen 1216 und 1242, ge­ bisch-alemannischen Geschlecht der Frei­ tief und ist ganz rauh. Bei ihren Zusam­ hörte zum Kreis Friedrichs H . und Hein­ burger Gegend. Seine Verwandtschaft mit menkünften sind sie kurz von Rede, sie richs (VI!.). Seine Burg stand über Sipp­ den Freiherrn von Ow in Wachendorf ist sprechen in Rätseln und Andeutungen. Iingen am Bodensee, dicht unter dem Hal­ nicht nachgewiesen. Er besuchte eine Klo­ Vieles drücken sie in Übertreibungen aus, denhof, der einst Wirtschaftshof der Burg sterschule und beteiligte sich am dritten wobei sie sich vergrößern, die andern ver­ war. Ansehnliche Reste sind noch erhalt en. Kreuzzug Barbarossas. In seiner Minne­ kleinern. Sie drohen gern, reden hochfah­ In der Handschrift finden wir 18 Lieder, die lehre beschäftigt er sich mit den see lischen rend und theatralisch. Sie sind in ihrer besonders Kühnheit, Sicherheit und Le­ und sinnlichen Mächten der Minne. Als Kombinationsfähigkeit sehr scharf und benslust zum Au sdruck bringen : Wegbereiter der höfisch-epischen Dichtung zum Lernen recht gut fähig." "Wunder kann ich euch am Schnürchen, vertritt er einen ritterlichen, idealisiert­ Ein anderer Grieche, Strabo, der sich fliegen kann ich und kann schwimmen, überhöhten Lebensstil. Seine eigene reli­ ebenfalls auf Poseidonios stützt, berichtet ich kann alle Ritterschaft! giöse Lebenskrise findet in seinen Dichtun­ über ihr Auftreten: "Das Volk, das man An die Sterne kann ich greifen, gen einen deutlichen Niederschlag ("Erec", jetzt gallisch oder galatisch nennt, ist in jagen kann ich, pirschen, schießen; "Gregor ius", "Armer Heinrich", "Iwein"). seiner Gesamtheit kriegswütig und hitzig dichten kann ich und hab Kraft: Auf dem Bild der Handschrift galoppiert und rasch beim Kampf, doch im übrigen das gibt Übermut mir ein." er mit Speer und Schild, die sein Wappen aufrichtig und nicht bösartig. Wenn man sie Wundert man sich über diesen Über m u t tragen, und dem übergestülpten Topfhelm reizt, wie, wo und aus welchem Anlaß man des Sängers , der in einer solchen Land­ zum Turnier. Episch-lyrisch rankt sich ein will, findet man sie gleich bereit zum schaft aufwuchs, die alles zu bieten hat? Gewächs mit Blumen ins Bild hinein, so Kampf, obgleich sie außer Kraft und Kühn• Hartmann von Owe, dessen Lyrik sich gibt der Maler dem kriegerischen Ritter heit keine Eigenschaften besitzen, die ihnen von der Minne zum Kreuzzug hinwandte, das dichterische Attribut. Seite 594 Heimatkundliche Blätter für den Kreis Bulingen April 1966

Namens im deutschen Sprachraum. In sei­ nem "Frauendienst" (1255) erzählt er die Abenteuer seines Lebens, in die viele hoch­ wertige Gesänge eingestreut sind. Einer vrouwe zuliebe läßt er sich den Mund ope­ rieren, einen Finger abschneiden, er macht Streifzüge in Verkleidung als Frau Venus, und er zieht aus, um den König Artus zu finden. Das sind Auswüchse einer ritterlich­ edien Form, die das Ende dieser Epoche andeuten.

Im Gutachtal, oberhalb der Schwarzwald­ stadt Hornberg. in der das "Hornberger Schießen" stattgefunden hat, liegt die Ruine Alt-Hornberg, die als Burg schon im 11.

o J ahrhundert genannt ist. Im Jahr 1276 er­ scheint im Gefolge Rudolfs von Habsburg ein Bruno von Hornberg, der wahrschein­ lich der Minnesänger der Handschrift ist, von dem vier Lieder erhalten sind. Sein Wappen, zwei Hörner über dem Dreiberg. hat heute auch die Stadt, nur sind sie in ih rem Wappen nach außen geschwungen. In seinen Liedern ist Bruno stolz auf das Lie­ besleid, das ihm seine vrouwe bereitet, und er sagt, daß die Minnestricke seiner Herrin ihm Trost seien, und daß er davon - wie Hartmann von Owe der Maler es zeigt - gar nicht erlöst sein Rudolf von Ems aus seiner WeItchronik: will. Joseph bei Potiphars Weib Auch auf der Felsenburg des Hohen­ neuffen lebte ein Minnesänger, der Frei­ ist. Neben dem höfischen Minnelied sind Der Spätzeit des Minnesangs gehört auch Tanz- und Spottlieder von ihm überliefert. herr Gottfried von Neifen, der urkundlich Walther von Klingen an. Als Thurgauer zwischen 1234 und 1255 nachgewiesen ist. war er ein Freund Kaiser Rudolfs. Die Zum Schluß sei noch eines Sängers ge­ Er war, wie Burkhart von Hohenfels, ein Freiherrn von Klingen hatten Besitz am treuer Anhänger Heinrichs (VII.). Seine dacht, der seine formvollendete Sprache an Hochrhein und im Schwarzwald, und von Gottfried von Straßburg geschult hat. Es Li eder sind formgewandt und zeigen eine 1267 bis 1300 gehörte ihnen auch der Ho­ hohe Beherrschung der Sprache: ist Rudolf von Eros. Er ist vor allem durch hentwiel. Urkundlich wird unser Minne­ seine "Weltchronik", die er auf Veranlas­ "Sol ich di sen sumer la ne sä nger Walther im Jahr 1256 in einer seiner sung Konrads IV. verfaßte, bekannt gewor­ bekumbert sin mit kinden, den. Dies ist ein unvollendetes Werk, das so waer ich vil lieber to t. sich mit dem göttlichen Wirken von der des ist mir min fröide krane. Weltschöpfung bis Salomo befaßt und das sol ich niht zen linden auch illustriert ist. Das Bild zeigt in reali­ reien, owe dirre not! stischer Art Joseph und Potiphars Weib, wigen wagen, gugen gagen, das ihm bei seiner Flucht den Mantel ab­ w enne wil ez tagen? reißt. Andere Werke von ihm sind "Wil­ minne, minne, trüts minne, helm von Orleans", "Barlaam und Josa­ swic, ich wil dich wagen." phat", "Der gute Gerhart" und der "Roman Es ist überliefert, daß die besungene von Alexander". Neben Konrad von Wirz­ burg ist er der bedeutendste Epiker der vrouwe Gottfrieds in der Burg zu Winnen­ späthöfischen Zeit. Die Ritter von Ems den lebte, die damals denen von Neifen zu­ gehörte. waren reichsunmittelbare Grafen bis ins 16. Jahrhundert. Ihre mächtige Burg stand auf einer senkrechten Felswand über dem heutigen Schloß von Hohenems südlich von Ulrich von Lichtenstein, der etwa 1200 Dornbirn. Neben den Handschriften Ru­ bis 1276 lebte, ist nicht Schwabe, sondern dolfs, der um 1254, vielleicht im Gefolge Steiermärker. Seine Burg ist also nicht Konrads IV. in Italien gestorben ist, wur­ unser Lichten stein. Es gibt v iele solchen den dort die Nibelungenhandschriften A und C aufbewahrt, die im Jahr 1800 ver­ äußert wurden. Diese Schriften ,("Weltchro­ nik" Nibelungenhandschrift C) sind heute zum' Teil in der fürstlich-fürstenbergischen Hofbibliothek in Donaueschingen zu sehen. Außer der Manessischen Handschrift, die auch die große Heidelberger Liederhand­ schrift genannt wird, sind uns erhalten: . Die kleine Heidelberger Liederhand­ schrift, die aus dem Elsaß stammt, mit 34 WaIther von Kltngen Dichtern aus dem Ende des 13. Jahrhun- derts. • Schenkungen genannt, die er dem Kloster Die Weingartner Liederhandschrift mit Häusern (im Elsaß) in Wehr Kreis Säckin• 31 Dichtern und 25 Bildern aus dem Anfang gen machte. Er starb im Jahr 1286. Der des 14. Jahrhunderts. Sie ist in Konstanz Maler der Handschrift zeigt Walther, wie entstanden, kam im 17. Jahrhundert nach er seinen Turniergegner aus dem Sattel Weingarten und befindet sich seit der Sä• wirft. Von der Zinne aus schauen fünf kularisation in der Landesbibliothek in Frauen teilneh m end dem Kampfe zu. Die Stuttgart. mittlere wird die Gebieterin sein und die beiden rechten gehören zu ihrer Partei, . Die Heidelberger Liederhandschrift und wäh rend die linken den Sturz des Gegners Die Jenaer Liederhandschrift, die beide bedauern. Melodien und vorwiegend Spruchdichtung enthalten. Die Benediktbeurer Handschrift, die die Ein wenig bekannter Minnesänger, der lateinische Vagantendichtung der "Cannina sogar das Amt eines Kanonikus und Dom­ Burana" aus dem 13. Jahrhundert mit mehr herrn innehatte, war Ulrich von Winter­ als 300 Liedern enthält. stetten, der aus dem schwäbischen Ministe­ Der Wasserburger Codex, das sogenannte rialengeschlecht der Schenken von Winter­ Donaueschinger Liederbuch in Donair­ Bruno von Hornberg stetten stammt und 1241 ' bis 1280 bezeugt eschingen. April 1966 Heimatkundliche Blätter für den Kreis Balingen Seite 595

stadt ab, und jenseits von ihr treibt der "Am Neckar, am Neckar .. Neckar sein Versteckspiel zwischen den oft senkrechten Mauern des Muschelkalks. In Von Hans Müller einer alten' Flußschlinge. verbirgt sich die . .. d a ist es nicht nur w unders chön, son­ striell, von Ludwigsburg an wird er ein frühere Pulverfabrik der Brüder Dutten­ dern da geht es auch sehr kurios zu. württembergischer Bauer und Weingärt• hofer. Auf der jenseitigen Bergnase liegt die Schon an der Quelle ist der Neckar nicht ner mit fränkischem Einschlag, verdient Ruine Berr.burg. Dann breiten sich weite reinrassig schwäbisch. Er kommt bekannt­ sich um Heilbronn das Salz in die Suppe Ackerfluren bis zum Anstieg der Keuper­ lich aus dem Schwenninger Moos. Aber und wird bei Neckarelz zum zweiten Mal wälder, hinter denen zum Greüen nahe die wo? Auf mehr als vier Kilometer ist ein in seinem Leben romantisch. Denn auf den Alb emportaucht. Mit alledem ist das The­ ebener Grundwasserspiegel in 710 m Höhe, vielen Bergnasen an den Flußkrümmun• ma der Wanderung gegeben. Es folgen die und davon ist die gr ößere Hälfte badisch. gen durch den Odenwald saßen die Ritter Variationen. Bald schleicht die stille MuseI, die bei und sahen auf die Bauern und Händler Wir steigen vom hohen Turm herab, fol­ Bad Dürrheim durch den Salinensee fließt, herab, von denen sie lebten. In Heidelberg 'gen ein wenig dem äußeren Wallgraben und mit Neckarwasser zur Donau. Bald macht studiert unser Neck ar nochmals, aber nun kommen durch eine unfertige Stadtrand­ es der Neckar mit badischem Wasser auf Badisch und schon als bemoostes siedlung. Bei der Diebssteige stehlen wir ebenso. überdies wird er selber unter­ Haupt. Dann verliert er sich charakterlos uns von der geräuschvollen Landstraße weg halb Schwenningen noch zweimal badisch. in der weiten Rheinebene wie ein Pensio­ und folgen schönen Wald- und Feldwegen. Kein Wunder, daß er sich im Unterlauf när, der mit dem Leben 'nichts mehr an­ bei Haßmersheim besinnt und-- wie es zufangen weiß. Die ses ist ja auch so Meilensteine und Ausrufezeichen Sebastian Blau so schön gesagt hat - : schmutzig, und er - auch. Drüben über dem völlig verborgenen "Was aber tuet dr Stromer? Neckartalliegt die Domäne Tierstein, zu 'r goht schnurstracks ins Badisch nei' Wanderung der auch einmal eine Burg gehör te. Auf ein­ ond deet, vor lauter Joomer Diesmal versuchen wir, die erste Roman­ mal bleiben wir gebannt stehen: Wie ein versäuft 'r se em Rhei'!" tik des Neckars von Rottweil bis Sulz zu er­ Amphitheater rundet sich unter uns in voll­ leben. Das geht nur auf einer Wanderung. endetem Oval eine alte Neckarschlinge mit Der Neckar ist bis Rottweil charakter­ Wir stehen auf der Hochwacht am ehemali­ einem wohlgeformten Umlaufberg in der los, von da ab romantisch, unterhalb Rot­ gen Stadtrand 'der Reichsstadt Rottweil, Mitte. Junge Menschen haben auf seiner tenburg wird er akademisch, dann hat er außerhalb und höher als der einstige Stadt­ Spitze ein weithin leuchtendes Zelt errich­ ausstudiert und wird ab Nürtingen indu- bereich. Da hebt sich immer noch die Alt- tet. Abwärts schreitend genießen wir die schöne Rundung des Weges, der an einem Bauerngut vorbei, über die kurz auftau­ chende' Bahn hinweg, zu einer Holzbrücke über den Neckar führt. Der Albverein hat sie neu errichtet. Eine sehr sch öneNeekar• talschlinge, in die von Dietingen her der Wettebach mündet, lockt zum Weitergehen. Aber wir müssen hinauf zu den beträcht• lichen Mauerresten der Neckarburg mit der malerischen Michaelskapelle dahinter. Jenseits senkrechte KaIkwände, ähnlich wie an.der Donau. Nun kommt ein kühler Wald­ randweg, inuner mit dem Neckar zur Seite. Da! Hoch oben im hellen Licht das stattlich .:[)'4; ltt:ll'fme88­ wirkende Schloß Hohenstein und davor wieder so ein fein ausgerundeter Umlauf­ berg, Ein weiterer Umweg, der natürlich für ~sc:henk"n~ den Wanderer keiner ist,führt mitsamt dem Fluß um den Sporn herum, auf dem einst die Burg Hohenstein war. In einer schönen Talweitung verlassen wir den Neckar, stei­ gen hinauf zur Ruine Nußburg und wie­ der hinab zur Stammruine der Herren von Zimmern, dicht unter dem Ort Herren­ Zinunern. Den Schloßbach hinab gelangen wir bei Talhausen wieder an den Neckar. Auf der andern Höhe liegt die Ruine Tier­ stein. Nun müssen wir den Waldrandweg rechts des Flusses benützen, um dem Ver­ kehr zu entgehen. Da tut sich rechterHand der weite Trichter des Schlichemtales auf, nicht ahnen lassend, daß nur eine gute halbe Stunde talaufwärts eine enge Klamm ent­ stehen konnte.Eine vom F lüßchen abge­ schnittene kleine Umlaufstrecke mit dem Burgb erg der Ruine Lrs l i n g e n hat zur Vertiefung der Klamm beigetragen. über senkrechter Kalksteinwand gegenüber liegt die Domäne Rarnstein. In Epfendorf seh en wir uns die Gipsgewinnung an und nehmen einige Brocken mit. Wir wandern weiter. Hoch über der Einmündung des Schenken­ bachs, der weiter oben Trichte nbach heißt, ve rstecken sich die Wälle der Sch e n k e n ­ b u r g im tiefen Wald. Es lohnt sich ein knapp halb stiindiger Gang den Bach hinauf zum noch bewohnten Schloß L i c h t e n egg. Man kann dann über die Höhe bequem nach Altoberndorf gelangen. Den Neckar que­ rend, steigen wir aber gleich links vom Fluß die Lange Steige zur Ruine Wase n e e k hinauf. Wenn wir im Dickicht auch nur noch ein paar moosbedeckteMäuerchen antJ;;.effen, .. lk-mbu.rJ so sehen wir doch an den Gräben, daß es eine starke Bur g war. Ein Umweg über die C Höhe, von der man w ieder einen prächtigen Blick bis zur Alb hat, führt an einer Vier­ eckschanze vorbei, tief hinunter nach Obem­ < dorf. Wir erklimmen, des schönen über• blicks wegen, die Schillerhöhe und bleiben oben bis zu den BoIler Felsen, wo wir nach Seite 596 Heimatkundliche Blätter für den Kreis Balingen April 1966

Aistaig hinunterblicken; d a war über dem 1100, in Epfendorf 1222, in B öehingen bis gen und seinen Prestige-Drang hinaus­ heutigen Staub ecken di e Burg A i c hstaig. ins 14. J h. und war gew iß auch in den posaunt u nd - die Unterdrückten blicken Das F lußtal ist imm er no ch eng, u nd über ü brigen Orten vorhanden. Von den Dorf­ untertänigst zu der Burg u n d d amit zu die Höhe kommen wir bess er v oran. So er­ burgen di eser werdende n Ritter dürfen ihm hin auf! Wi e stolz die Neckarburg da­ reichen wir die große Ruine Alb e c k und w ir u n s k ei ne üb ertrieb en en Vorstellun­ stan d, erkenn en w ir h eute n och an den endlich Sulz. Wir nehmen n atürlich ein gen m achen. Es waren w eh r h afte Bauern­ h ohen Mauerresten. Di e Michaelskapell e Handstück vom "Salzgeb irge" mit . Auf der höfe, m anchmal ein Turm auf einem nied­ dahinter deutet au f h ohes Alter. Das Gut Höhe ist an d en Bodenformen ein Römer• rigen Erdhügel mit einigen Vorratsschup­ am Fuße des Umlaufb erges w ar ei nst ein kastell zu erken n en, au f w elches linealge­ pen. (A. Schahi). Weiler. Die Zimmersche Chronik (als rade die Römerstraßen von Rottweil und In fränkischer Zeit w ur den hier beson­ Quelle im folgenden an der alten Recht­ v om Häsenbühl hinführen. ders viele b efestigte Königshöfe angelegt, schreibung erkennbar)' schreibt die Neckar­ Was haben wir auf unserer W anderung in denen Freizinser und Königsfreiewohn• burg einem sehr alten Geschlecht zu , ­ alles "m itgen ommen"? Eine schöne Fluß• ten. H . Jänichen hat die -zimmern- (lat. von den Römern abkomen. Aber schon st recke, Talauen, Hangwälder, oben die cimbra) und -dorf-Orte in Verdacht, eine 1111 kam sie an die Grafen von Sulz, Ackerebene, einige Ortschaften (und Wirt­ Art Postenkette gegen die noch aleman­ wechselte nachher oft den Besitzer; 1411 schaften ), gesunde Waldesluft, Ruhe, nische Alb gewesen zu sein. Im Bereich war di es Rottweil und im 19. Jh. die Freude, unaufdringliche Anregung und unserer Betrachtung liegen: Zimmern ob Reichsgrafen von Bissingen-Ntppenburg. eine gan ze Anzahl-zerfallener Burgen! Sie Rottweil, H errenzimmern, Marschalken­ Ein Gegenbeispiel: Von der Burg sin d die Meilensteine und Ausrufezeichen zimmern; Göllsdorf (Geroldsdorf), Epfen­ T h i e r s t a i n auf der andern seiten des auf unserem Wege. Sie fordern auf zu dorf, Beffendorf, Oberndorf. Auch Rott­ Nägkers, ain groser Fels (bei Talhausen) einer andern, einer historischen Wande­ weil-Altstadt war ein K önigshof. sind noch greben zu sehen. (1566 !). Es gab also auch schon vor 400 J ahren Ruinen und rung, di e sich n icht über zwei Tage, son­ Wenn eine neue Epoche beginnt, ist es dern über zwei Jahrtausende erstreckt. so manchen BurgstallI Von einigen exi­ ja nicht so, daß der Büttel ausschellt: "Ab stiert nur noch der Name: Ti e f e n b e r g ' W~nderung morgen f ängt das spätere Mittelalter an!". die veste, die dem amptmann zu Rosen­ Geschichtliche Vielmehr gehen die Dinge fließend, sto­ veld gehörte und U n t l' ewe s Z i I , ain 'W ollte man alles erwähnen, was über ßend, drängend ineinander über, und erst site (Sitz) nahebei; ein e Burg W i I d eck unsere Neckarstraße in Büchern steht, es im Rückblick kann man sie charakterisie­ auf Flur Irslingen; Wer s t a i n mit den gäb e w ieder ein Buch! Wir beschränken ren und in Epochen einteilen. Freilich hat Freiherren gleichen Namens; endlich ei n e uns daher au f die Burgen und betrachten auch schon m ancher Machthaber eine S i g bur g vor dem Schwarzwald am auch da nicht die vielen adeligen Namen "Neue Ära" proklamiert; aber dann war Negker, - Die Grafen vo n S u I z waren u nd Verw andtschaftsbeziehungen. Besitz­ es eb en gar keine. So kommt es, daß man große Herren und herrschten lange. Eine teile und derenVeräußerung, sondern nach in Epfendorf zu einer Zeit noch von 01'18­ Viertelstunde von Sulz entfernt liegt, wie Möglichkeit, was zum Ch arakter der ver­ adel spricht, wo schon längst Höhenbur• wir sahen, 110 m über dem Tal die Burg schi edenen Epochen geführt hat. gen mode waren, und in Aistaig ist sogar Alb eck und dahinter d as Gut Gerolds­ Di e r ömischen Kastelle bei Ro ttweil und noch später die Rede von einer Burg im eck. Im Bauernkrieg belagerte der "H au fe b ei Sulz m it den zuführenden und den Ort. Die Familie derer von B öehingen vor Wald" (Schwarzw ald) diese Burg. ­ (auch mit ein er Burg im Ort), später verbindenden Straßen sind Wehrbauten Ein bewegtes Familienschicksal h ängt mit einer Militärregierung, der zeitlich läng• Dienstmannen der Hohenberger Grafen, der Irslinger Ruine an der Schlichem zu­ sten, die w ir jemals gehabt haben. Sie ist erst 1397 erloschen! sammen. Die Burg hieß R a m s t a i n (Ra­ benstein) wie heute noch das große Gut li egen auf den offenen Höhen. Schon des­ Bergburgen waren eine Notwendigkeit h alb wurde das Neckartal hier auch im über der Felswand gegenüber und w ie die Mi ttelalter kein wichtiger Fernweg. Allerdings waren die Bergburgen viel Ramsteiner Mühle. Die Irslinger oder In alemannischer Zeit entstanden die mehr als nur eine Mode, nämlich eine Urshnger, mit den Zimmern verschwägert, v iele n -inge n - Or te, ebenfalls auf den strategische Notwendigkeit in politisch standen in staufischen Diensten. Sie wur­ fruchtbar en Höhen. Nicht ein einziger un­ labiler Zeit. (W. Meyer). Aber in diesem den 1177 Grafen von Assisi und 1187 Her­ t en am Neckar! Ortsadel ist nachgewiesen Rahmen h aben sie ja auch einen Baustil, zöge von Spoleto, dann Reichsverweser in in Aichstai g (Aistaig) und Talhausen um durch den der Erbauer seine Anschauun- Sizilien und Unteritalien; eine war Erzie­ herin des Staufers Friedrich 11. Schon vor dem Zusammenbruch der Staufer ging es mit ihnen rasch abwärts: 1327 verloren sie Die Küchenschelle tief am Boden, sind sie das Entzücken je­ dann die Stammburg an der Schlichern; des Beschauers, ein rechtes Bild des sieg­ einer trieb sich nachher al s "Fein d Gottes, (Anemone pulsatilla) haften Frühlings, des sieghaften jungen des Mitleids und Erbarmens" (völliger Zu­ Lebens in einer Pracht und Vollkommen­ sammenbruch des ritterlichen Ethos!) im heit, wo ringsum noch alles tot scheint. Lande umher; der letzt seines Stammens Erst nach dem Verblühen streckt sich die und nammens ist zu Flurn (Fluorn) in Pflanze, um die geschwänzten Flugfrüchte aim schlechten Haws gesessen und 1446, gehörig dem Wind auszusetzen. vielverklagt und vielverurteilt, gestorben. Den Namen Küchenschelle hat diese Schon 1411 kam Irslingen von den Grafen F rühlingsbotin von der Form der Blüte. von Sulz an Rottweil, 1490 haben die edel­ Er h eißt eigen tlich Kuhschelle, weil die leut vo m Stain , genannt von Staineck, das du n kelblauen Bl üten den Schellen der schloß Ursl.ingen, genannt der Ramstein, Kühe gle ichen. Die Verkleinerungsform des in gehabt. Im 19. Jh. kam er an die Frei­ Namens "K üh cherischell e" wurde dann herrn von Bissingen-Nippenburg (falls fälschlicherweise zu Küchenschelle. damit nicht der Ramstein bei Schramberg Di e Blätter , die erst nach der Blüte er­ gemeint ist). schein en, sind in haarfeine Zipfel aufge­ Di e S c h e n k e n bur g auf einem ho­ löst. Oft si n d am Sterigelgrund vom letz­ hen, isolierten Durchbruchsberg am Nek­ ten J ahr noch abgesto r ben e Blattfasern k ar an d er Mündung des Sch enkenbachs und Blattscheiden stehen geblieben, die sah schon vor 994 di e Herzogin Hadwig sich während der heiß en Tagess tunden bei von Schwaben (die k eine Schw äbin w ar ) starker Sonnenbestrahlung wie eine "Tu ­ öfter al s Gast. Diese Burg war im 14. und nika" schützend um den Stengelgrtmd le­ 15. Jh. der Sitz der Brunnsch enken von gen. Der Win terknospe hat di es e Tunika Schenkenbur g, den en auch Hohenzimmern einen gewissen Schu tz gegen Vertrocknung ( = Marschalk enzim mern) gehö r te. 1312 gewährt. Um sich b ei Trockenzeiten mit woh n ten sie mit noch m ehreren Adligen genügend W asser versorgen zu k önnen, be­ in dem Städtchen (damal s) Herrenzim­ sitzt sie eine m ächtige, b is metertiefe Pfahl­ mern, als o unter dem Sch u tz der Zim­ w urzeL Dies ist auch der Grund, war u m mern. 1490 haben di e edelleut vo m Stain in den seltenste n Fällen eine in den Gar­ (Staineck) das schloß (Sch enkenburg) in­ ten verpflanz te Küchen schelle fortkommt, gehab t. Auch diese Burg kam 1527 zu sam­ d a ihr immer die P fahlwurzel abgerissen m en mit Epfendorf an die Reichsstadt w urde. Und selbst, w enn sie im Garten Um die Osterzeit, zeitlich ebe nso ver­ RottweiL änderlich wie dieses F est, erblühen an son­ anwächst, wir d sie n ach wenigen Jahren Fortsetzung folgt. nigen Abhängen, auf Fel sen und Schaf­ verkümmert sein und farblos werden, weiden die Osterglocken oder Küchen schel­ b ei weitem nicht m ehr an ihre Farben­ Herau sgegeben von der Heimatkundlichen len. Die großen, aufrechten, violetten Gl ok­ pracht auf unser n Bergen herankommen. Ver ein igung im Kreis Balingen. Erscheint je­ ken, innen mit zahlr eichen gelbe n Staub­ Wir bewu n dern sie daher in der freien weils am Monatsende als st ändige Beilage des b eu tel n, si nd außen mit seidigem Pelz ver­ Natur, wo sie gew achsen und am aller- "Balinger Volksfreunds, der "Ebinger Zeitung" brämt. Zw isch en den dürren Grashalmen, schönsten ist. Fritz Scheerer und der "Schmiecha-Zeitung". 13. Jahrgang Samstag, 28. Mai 1966 Nummer 5 Aus der Geschichte Südtirols Von den Anfängen bis zu den Tagen Maximilians I Von Kurt Wedler Südtirol ist ein Land, das wie kein ande­ Brücke (Pons Latii), Landeck, Imst, Fern­ res den Menschen immer wieder in seinen paß nach Augsburg (Augusta Vindelicorum). Bann zieht. ein Land, das eine magische Der Saumpfad über den Brenner wurde Anziehungskraft ausübt auch auf den, der erst 200 n. Chr, unter Kaiser Septimus es nur von Bildern kennt. Es ist das Land Severus ausgebaut. Im Pustertal, in der der Berge und Gletscher, ein Bauern- und Nähe von Bruneck gründeten die Römer Weinland und ein Land der vielen Burgen. Sebatum und bei Lienz Aguntum, das durch Von den sieben Städten haben Sterzing, eine Naturkatastrophe zerstört wurde. Bruneck, Brixen, Klausen, Bozen Meran Bis in die Gegend von Bozen (Baudianum, und Glurns jede ihr eigenes Gepräge. Eppan = Appianum, Terlan = Taureli­ Außerdem gibt es noch 13 Märkte, und drei anum) wurde Südtirol romanisiert. Aber Hauptflüsse, die Etsch, der Eisack und die die rätoromanische oder ladinische Sprache, Rienz durchströmen das Land. Südtirol die sich aus dem Illyrischen entwickelte, hat umspannt den Raum zwischen dem Reschen­ sich in Abwandlung bis in die Gegenwart paß, den Ötztaler Alpen und Stubaier erhalten im Grödner- und Gadertal, in Alpen, dem Brenner und den Zillertaler Enneberg und Buchenstein, im Fassa- und Alpen im Norden, dem Derregen Gebirge Ampezzotal. Als Nachkommen von Flücht• und der Lienzer Klause im Osten, den lingen der Ostgoten aus der Hunnenzeit Heinrichs 11. und Konrads II. die Graf­ Dolomiten, einer einmaliggroßartigen Land­ oder aus der Zeit des Untergangs der Ost­ schaften gleichen Namens, die damit aus schaft, der Salurner Klause, die zugleich goten gelten die blonden Sarner, Passeirer, dem Verband des Herzogtums Bayern aus­ Sprachgrenze ist, und der Brenta-Gruppe Ultener und Schnalser. Sonst treffen wir in schieden. Damit waren die beiden Bischöfe im Süden und schließlich der majestätischen Südtirol Nachkommen der Bajuwaren, Ale­ zugleich Reichsfürsten. Dazu kamen später Ortlergruppe und dem Engadin im Westen. mannen. Langobarden und im Osten des die weltlichen Herren, an die die Graf­ Es soll im folgenden ein kurzer Abriß Pustertales der Slawen an. Im Obervintsch­ schaften als Lehen vergeben wurden. Die der Geschichte dieses Landes, die mit der gau sprach man teilweise noch bis ins 17. mächtigsten von ihnen waren die Grafen Geschichte ganz Tirols zusammengehört, Jahrhundert romanisch. Die "Walchen" von Eppan und die Grafen von Tirol. über gegeben werden. Wer ein Land besucht, der (Walchensee), wie die Romanen von den die Herkunft der letzteren ist nichts be­ wird vieles, was er erlebt und schaut, nur Bajuwaren bezeichnet wurden, sind von kannt. Ihr Name taucht seit dem Jahr 1140 dann richtig erkennen, wenn er auch die diesen teilweise beseitigt oder vertrieben auf. Sie sind seit 1150 Vögte von Trient Grundzüge der Geschichte dieses Landes worden. Sie verdrängten auch die Slawen und Inhaber der Grafschaft Vintsehgau. kennt. Es bestehen innere Zusammenhänge aus dem Pustertal. Namen wie Toblach, Diese Grafschaft ist im 10. Jahrh. aus dem zwischen Land und Volk. Politik, Wirt­ Gödnach und Vierschach sind slawisch, Verband von Churrätien ausgeschieden und schaft, Wissenschaft, Religion und Kultur Pustertal bedeutet "ödes, verwüstetes Tal". mit ihr das untere Engadin. Die Grafschaft der Gegenwart lassen sich nur aus der Ver­ Der Raum um Bozen-Meran kam von 650 Bozen wird von den Grafen von Tirol und gangenheit heraus deuten. bis 765 von den Langobarden an die Baju­ dem Bischof von Trient gemeinsam ver­ Die Geschichte Tirols und speziell die waren. waltet. In ihrem festen Charakter, dem Südtirols ist auf das engste mit der schwä• Tirol im 9. und 10. Jahrhundert stetigen und sparsamen Sinn sind sie am bisch-bayrischeri und damit der deutschen Schon im 9. Jahrhundert waren die Ger­ ehesten mit den württembergischen Grafen Geschichte verknüpft: Alemannen und zu vergleichen. Als erster Landesherr von Bayern besiedeln das Land, die Habsburger manen in der überzahl, obwohl die Lango­ barden im Süden romanisch wurden. Das Tirol wird Graf Albert II1. angesehen, der sind ein alemannisches Geschlecht, .die Mut­ bajuwarische Herzogtum der Agtlolfinger nach 1190 sein Erbe zu vergrößern suchte ter Konradins heiratet einen Tiroler Grafen. auf manchmal nicht ganz einwandfreie Konrad von Teck führt eine Zeit lang die umfaßte auch Tirol. Der Widerstand des letzten Herzogs Tassilo III. gegen Karl den Weise. Er übernahm die Grafschaften Regierungsgeschäfte in Tirol, ein Zweig der Bozen, Trient und Brixen und erbt im Jahr Welfen gründet Welsberg (Welfsberg). Großen ist bekannt. Er wurde 788 ins Klo­ ster gesteckt und Karl schuf die Ostmark, 1248 auch die andechsische Grafschaft. Da­ aus der dann später Österreich entstand. mit wird er der mächtigste Graf des Lan­ Von den Anfängen bis zum Ende des. Aber schon im Jahr 1253 stirbt er als des 8. Jahrhunderts Das Christentum kam durch die Nähe Roms schon viel früher ins Land als in den der letzte männliche Vertreter seines Ge­ Aus der Altsteinzeit fand man bis heute Gebieten nördlich der Alpen. Von Süden schlechtes und als Begründer Tirols. Das keine Siedlungsspuren im Land. Wie der kam um 300 der Glaubensbote Kassian, der ganze Gebiet wird nun "Grafschaft und Schwarzwald, so wurde wahrscheinlich auch Bistumspatron von Brixen und Landes­ Herrschaft Tirol" genannt und das Zeichen dieses Gebirge von den ersten Menschen patron ist. Im Raum Trient wirkte Vigilius der Grafen, der rote Adler, wurde das Wap­ gemieden. Jungsteinzeitliche Funde tauchen um 400. Er wurde zweiter Landespatron pen des Landes. Ihre Stammburg Tirol über dann in erster Linie in den großen Tälern und fand den Märtyrertod im oberen Sacra­ Meran gab dem ganzen Land den Namen. der Etsch und des Inn auf. Man zählt in tal. Valentin wirkte um 450 als Deutsch­ Südtirol rund 550 vorgeschichtliche Sied­ tiroler im Vintsehgau und in Meran. In Tirol unter den Grafen von Görz lungsplätze, davon etwa die Hälfte aus der Mais wurde er begraben und ist später nach Im Jahr 1254 wurde Tirol unter die Eisenzeit. In dieser frühen Zeit waren es Passau gebracht worden. Bistümer ent­ Schwiegersöhne Alberts geteilt. Den Norden Stämme der Veneter, die mit den Illyrern standen in Trient, Aguntum und, nicht auf erhielt Gebhard von Hirschberg. den Süden verwandt sind, dann der Etrusker, vor römischem Boden, in Säben. Der Bischof Meinhard von Görz. So ging die Herrschaft allem der Kelten, und wenige der Ligurer Ingenium von Säben ist heute noch Bis­ Südtirols schon sehr früh an das Geschlecht und Italiker. Nachdem die Kimbern und tumspatron von Brixen. Im 10. Jahrhundert der Grafen von Görz über. Im Jahr 1263 Teutonen um 100 v, Chr. die Römer be­ wurde der Bischofssitz von Säben nach erhielt Meinhard II. auch Brixen und die drohten. eroberten diese, als sie ihre Feinde Brixen verlegt. Die älteste Urkunde Tirols, meisten Besitzungen des Inntales. Interes­ vernichtet hatten, die Alpenländer und die in Bozen angefertigt wurde, ist die sant ist, daß dieser Meinhard 11. die Witwe besetzten sie. Es entstand Norikum im Gründungsurkunde des Klosters Innichen des Staufers Konrad IV., also die Mutter Osten und Rätien im Westen mit den zwei vom Jahr 769 durch Tassilo III. von Bayern. Konradins heiratete. Die' Tochter Mein­ Zentren in Chur und in Augsburg, Das hards, eine Elisabeth, heiratete den Sohn Gebiet südlich von Bozen kam zu Trient. Entstehung der Grafschaft Tirol Kaiser Rudolfs, Albrecht, den Habsourger Die Via Claudia Augusta führte von Trient Im 11. Jahrhundert erhielten die Bischöfe und. hier bahnt sich schon die spätere Ver­ über Bozen, Meran, Reschen, Pontlatzer von Trient und Brixen durch Schenkungen einigung Tirols mit den habsburgisehen Seite 598 Heimatkundliche Blätter für den Kreis Balingen Mai 1966

Landen an. Meinhard II. wird als Verweser senheit führte Konrad auch die Regie­ erscheinen, nicht nachkam, wurde er in und schließlich 1286 als Lehensherr von rungsgeschäfte gewalttätig und rücksichtslos Acht und Bann getan. Erst 1418 lenkte der Kärnten und Krain eingesetzt. Er starb als und wurde deswegen von einem Ritter von Kaiser auf Vermittlung des Bruders von Herzog im Jahr 1295. Sein Sohn Heinrich Gundelfingen 1352 in München ermordet. Frtedrich, Herzog Ernst von Kärnten, der erhielt Böhmen im Jahr 1308 als Albrecht Der Zweck heiligte die Mittel in dama­ einstweilen seine Regierungsgeschäfte von Habsburg von seinem Neffen Johann liger Zeit. Die Praxis der italienischen ünernommen hatte, ein und gab ihm sein Parricida in Königsfelden ermordet wurde. Fürstenhöfe griff auch auf deutschen Bo­ Land gegen Bezahlung einer hohen Geld­ Sein erster Sohn Otto regierte dann in den über. Im Jahr 1361 starb Ludwig eines summe zurück. Friedrich "mit der leeren Tirol sehr verschwenderisch. Um seinen plötzlichen Todes auf dem Wege nach Mün-' Tasche" wurde er fortan genannt. Die Feh­ Finanzen aufzuhelfen, gründete er 1303 die chen und sein Sohn Meinhard III. fand den nahmen noch immer kein Ende, Der Stadt Hall, 1304 Glurns und gab Sterzing zwei Jahre später, erst 20 Jahre alt, auf Adel machte ihm zu schaffen, vor allem Vorrechte städtischer Art. Das gab für ihn rätselhafte Weise den Tod in den Alpen, nun die Starkeaberger und die Wolken­ besondere Einnahmen. Meran wurde zur als er von Bayern aus, wo er von seinen steiner, darunter der bekannte Minnesän• Haupstadt erhoben, seine Münze aber ver­ Verwandten festgehalten wurde, in sein ger Oswald von Wolkenstein, den er über pachtet. Nach Ottos Tod im Jahre 1310 Land wollte. Diese ganzen Zustände schil­ seine Geliebte, Sabine Jäger, auf der Burg übernahm sein Bruder Heinrich das Land dert Lion Feuchtwanger in seinem Roman Hauenstein in seine Hände bekam. Dieses Tirol. Ihm wurde das Königreich Böhmen "Die häßliche Herzogin" in freier Weise Schicksal wird in dem Buch von Hans von Kaiser Heinrich VII., dem Luxembur­ sehr anschaulich. Nun lag die Last der Re­ Mumelter "Zwei ohne Gnade" eingehend ger, genommen, um es seinem eigenen Sohn gierung wieder auf Margarete, die inzwi­ geschildert. Johann vorzubehalten. schen 45 Jahre alt geworden war. Aber Herzog Friedrich, ein besonders tatkräf• König Heinrich, ein Gefühlsmensch von sie fühlte sich dieser Last nicht mehr ge­ tiger, kampfesmutiger und willensstarker wenig festem Charakter, führte eine ver­ wachsen. Die Geschlechter und Räte nütz• Landesherr, verlegte in den letzten Jahren schwenderische Hofhaltung. Er übergab die ten ihre Schwäche aus. Doch diesem Trei­ seiner Regierung die Residenz nach Inns­ Verwaltung an zehn Landesherren, die die ben wurde durch die Verhandlungen mit bruck:.. Damit verlor Südtirol und vor allem Finanzen in Ordnung brachten. Dann über• ihrem Vetter, Herzog Rudolf IV. von Habs­ Meran etwas von seiner Bedeutung. Er nahm er selbst die Regierungsgeschäfte. burg, ein Ende bereitet. Am 2. September starb am 24. Juni 1439 und hinterließ sei­ konnte es aber nicht verhindern, daß seine 1363 entsagte Margarete zugunsten der nem Sohn Siegmund ein wertvolles Erbe. Ministerialen, die er mit besonderen Auf­ Herzöge von Österreich, die geloben muß• Der Sohn war beim Tod des Vaters erst gaben betraute, immer mehr die Nutznießer ten, "das Land immerdar ungeteilt zu er­ 12 Jahre alt. Die Vormundschaft übernahm des Landes wurden. Durch die Verlobung halten", auf die Regierung des Landes, um sein Onkel, Erzherzog Friedrich von Steier­ seiner Tochter Margarets mit dem Luxem­ der Gefahr eines Krieges mit den Wittels­ mark. Mit 19 Jahren hielt dann Siegmund burger Johann von Böhmen sollte dieses bachern aus dem Wege zu gehen. Am 29. einen glänzenden Einzug in Innsbruck. Land später wieder mit Tirol vereinigt September dankte sie feierlich ab. Im Jahr Seine hohe, kräftige Gestalt mit blondem werden. Als Margarete zwölf Jahre und 1369 starb Margarete in Wien, und sie Haar brachte ihm Sympathien ein, er be­ Johann zehn Jahre alt war, wurde im Jahr wurde in der Minoritenkirche beigesetzt. saß auch Herzensgüte, Freundlichkeit und 1330 die Hochzeit gefeiert. Nach dem Tode Der Bezirk V in Wien ist nach ihr "Mar­ Liebe zur Kunst und Wissenschaft, aber es König Heinrichs 1335 erhielten die Habs­ gareten" benannt. fehlte ihm der rechte Arbeits- und Unter­ burger nach dem Vertrag von Augsburg, nehmungsgeist. Im Jahr 1449 verheiratete der im Jahr 1330 mit Kaiser Ludwig ab­ Tirol unter habsburgischer Herrschaft er sich mit Eleonore aus dem schottischen geschlossen wurde, Kärnten und den Süden Der Krieg und die Einfälle der Wittels­ Königshaus Stuart. Er führte eine neue Tirols, den Norden Tirols behielt sich der Münzordnung ein. In der Münzstätte in Kaiser selbst vor. bacher konnten aber auch unter der erfolg­ reichen Führung Rudolfs IV. nicht verhin­ Hall wurden die ersten Goldmünzen des Tirol unter Margarete Maultasch dert werden. Leider starb Rudolf schon im Landes geprägt und die Siegmundskreuzer Jahr 1365 mit 26 Jahren. Unter den jungen und Siegmundstaler galten damals als die Aber die Tiroler hielten treu zu Hein­ Brüdern Albrecht III. und Leopold III. gin­ besten Münzen im ganzen deutschen Lande. richs Tochter Margarete Maultasch (Her­ gen die Kämpfe weiter, die erst 1369 durch Im Jahr 1484 wurde in Hall auch eine kunft dieses Beinamens ungewiß). Es kam einen Vertrag beendet werden konnten. große Silbermünze, der erste deutsche Ta­ zum Kampf mit den Habsburgern, in den Dann wurden die habsburgischen Länder ler, geschlagen. Diese Tatsache brachte ihm sich auch der ältere Bruder Johanns, der am 25. September 1379 unter Albrecht III. den Beinamen "der Münzreiche" ein, aber spätere Kaiser Karl (1346 -'- 1378) mit Er­ und Leopold III., der die westlichen Ge­ er war trotzdem oft ohne Geld, weil er ein folg einschaltete. Die Habeburger verzich­ biete mit Tirol erhielt, geteilt. Dieser ver­ aufwendiges Leben führte und viel groß• teten 1336 im Vertrag von Enns auf das größerte die Macht seines Hauses nach al­ angelegte Schlösser ins Werk setzte: Sieg­ Land. Die Tiroler aber hatten ihren Willen len Seiten. So kam durch Kauf vom Gra­ mundslust, Siegmundsburg. Siegmunds­ durchgesetzt und nochmal die Selbständig• fen Rudolf von Montfort schon 1375 die freud und Siegmundskron. keit ihres Landes retten können. Aber Grafschaft Feldkirch mit Rankweil, Tosters, Kardinal Nikolaus von Kues, der damals Feuersbrünst, Heuschrecken und über• Fußach und Teilen des BregenzerWaldes zu bedeutendste Deutsche, wurde 1450 Bischof schwemmurigen verheerten weite Gebiete. Tirol. Aber im Kampf gegen die Schweizer in Brixen. Wegen seiner Reformen und Dem Widerwillen der Tiroler gegen den Bauern fiel er 1386 in der Schlacht bei Ansprüche auf alte Rechte kam es bald zu Luxemburger Johann kam die aufkom­ Sempach mit 600 Rittern, darunter 40 aus Streitigkeiten mit dem Herzog und mit der mende Abneigung Margaretes gegen ihren Tiroler Adelsfamilien. Als auch Al­ Äbtissin Verena von Sonnenburg, die bis Gemahl entgegen, und sie sahen es nicht brecht III. gestorben war, gab es Streitig­ zum Tod des Kardinals im Jahr 1464 an­ ungern, als sie ihm eines Tages im Jahr keiten unter den habsburgischen Prinzen. dauerten. Er mußte sich nach Säben und 1341 den Zugang zu Schloß Tirol sperrte. Dazu kam der Appenzeller Bauernkrieg im Buchenstein flüchten und wurde in seiner Seine Hofbeamten Wurden verjagt und er Jahr 1405, der sich bis in den Bregenzer Burg in Bruneck vom Herzog gefangen ge­ irrte zunächst im Lande umher. Kaiser Wald ausdehnte und eine bedenkliche Gä• setzt. über das Land wurde vom Papst Ludwig benützte die Gelegenheit, um sei­ rung bei den Tiroler Bauern hervorrief. das Interdikt verhängt und der Herzog nen längst gehegten Plan, Tirol mit seinem Auch machte der Adel neue Ansprüche gel­ verschiedentlich in Bann getan. Land zu vereinigen, verwirklichen zu kön• tend. Schließlich stürzte sich Siegmund noch in nen. Er versuchte Margarete als Gemahlin Herzog Friedrich IV., der dritte Sohn einen Krieg mit Venedig, den er zwar dank für seinen Sohn Ludwig zu gewinnen, was Leopolds, übernahm die Regierung über ihm auch gelang. Die Hochzeit, die im Jahr seiner guten Feldherrn siegreich beendete, Tirol. Der Adel schloß sich im Elefanten­ aber seine Ausgaben nahmen derart über• 1343 auf Schloß Tirol abgehalten wurde, bund, dem die Matscher und die Wolken­ hand, daß man ihm die Abdankung nahe­ stand aber unter einem schlechten Omen. steiner Grafen angehörten, und in dem legte. Diese wurde dann auch am 16. März Der Bischof von Freising, der die alte Ehe noch größeren Falkenbund zusammen. 1490 vollzogen. Maximilian, der Sohn des lösen und die neue binden sollte, ist beim Friedrich trat klugerweise dem Falkenbund Kaisers, übernahm die Regierungage­ Übergang über den Jaufen zu Tode ge­ bei, es kam aber doch zu Streitigkeiten und schäfte, und er vereinigte zum zweitenmal stürzt. Den Kaiser, seinen Sohn und Mar­ Kämpfen, vor allem mit dem mächtigen nach dem Tod Friedricl1s II!. im Jahr 1493 garete traf der Bannstrahl des Papstes. und reichen Heinrich von Rottenburg und alle habsburgischen Länder in einer Hand Drei Jahre darnach wurde Karl, der Bru­ dem Bischof von Trient. und bahnte durch die Heirat mit der Erb­ der Johanns, zum Kaiser ausgerufen. Nun tochter des burgundischen Königs die Welt- tobte wieder zwei Jahre lang der Krieg Drei Päpste und drei Kaiser machtstellung seines Hauses an. im Land. Dazu kam der schwarze Tod. Der Kaiser zog von Italien her nach Tirol und Wie unruhig diese Zeit auch in ganz Eu- Ausbliclt ließ Bozen und Meran einäschern, aber ropa war, beweist die Tatsache, daß es eine Schloß Tirol hielt stand und Ludwig zeigte Zeitlang drei Päpste und drei Kaiser gab. Bis zum Jahr 1564 blieb Tirol mit Oster­ sich als tatkräftiger, willensstarker Herr­ Das Konzil von Konstanz trat 1414 unter reich vereinigt, danach wurde es wieder scher. Er setzte Konrad von Teck als Lan­ Kaiser Sigismund und'P apst J ohann XXIII. von eigenen Landesfürsten bis 1665 regiert. deshauptmann ein, der die abgefallenen zusammen. Herzog Friedrich floh mit dem Im Preßburger Frieden von 1805 kam Tirol Tiroler Adeligen einem strengen Strafge­ Papst aus Konstanz, und als er der Auf- _ an Bayern. Das führte zu den bekannten richt unterzog. Während Ludwigs Abwe- forderung des Kaisers, vor dem Konzil zu Aufständen und Befreiungskämpfen im Mai 1966 Heimatkundliche Blätter für den Kreis Ballngen Seite 599

Jahr 1809 (Andreas Hofer). Im Vertrag vom Grenze liegt seit 1919 an der Wasserscheide, Sie wurden alle eingesack~ 28. Februar 1810 wurde der südliche Teil die über den Reschen und den Brenner Geschichtsforschung ist eine langwierige bis Bozen an Italien abgetreten und erst führt. Diese Trennung der deutschstäm• und mühsame Arbeit, und die Ergebnisse 1814 wieder mit Österreich vereinigt. Noch migen Tiroler besteht nun schon bald 50 sind großenteils niederdrückend belanglos. krasser aber wurde nach dem ersten Welt­ Jahre und hat unendliches Leid und Un­ Man muß einiges auswählen und viel weg­ krieg die Teilung Tirols durchgeführt. Die recht über diese Menschen gebracht. werfen. Dann muß das Wenige so geordnet werden, daß Zusammenhänge durchzu­ blicken beginnen und ein Zeitbild ent­ steht. Es schält sich heraus, daß die Ritter "Am Neckar, am Neckar sehr kleine Herren waren, aber alle in die Von Bans Müller Politik des christlichen Abendlandes hin­ einragten. Sehr deutlich zeichnet sich auch (Fortsetzung) nicht mehr' gab!!) wider geben und folgen auf engstem Raum ihr Verfall ab. Es ist Die Berren von Zimmern lassen. sehr oberflächlich, die Erfindung des Schießpulvers als alleinige Ursache dafür Alle übrigen Burgen unseres Gebiets Die Lusburg war ihr Stammsitz haben mehr oder weniger mit den Herren sehen zu wollen. Die Ursfinger sind nicht Nun nähern wir uns dem Zimmerschen am Pulver zugrunde gegangen, sondern an von Zimmern zu tun gehabt. Das weithin Stammsitz selber. Am Neckar, bei der Ein­ sichtbare Schloß Ho h e n s t ein wurde ihrem Prestige-Wahn ("Ehre"), sowie die­ mündung des Schloßbachs (in Talhausen) sem der Boden entzogen war. Die Ritter nach dem 1. Weltkrieg von den Reichsgra­ liegt 100 m über dem Fluß die Ruine Nuß• fen von Bissingen-Nippenburg neu erbaut; suchten später nicht nur wegen der Mauern burg, Sie hieß damals Lusburg und war Unterschlupf in den Städten; ihren Frauen über dem Schloß erstreckt sich das Hof­ 1566 ain alt burgstal, älter dann Zimbern. feld. Ende des 13. Jh. saßen da die Zim­ war es auf den Burgen zu langweilig ge­ Unten im Schloßbachtal steht die immer worden, und. da wehte auch kein Geist mern, 1311 wurde das Schloß von Rott­ noch ansehnliche Ruine Antian- oder weil zerstört und verprennt. Die Bur g mehr. Die Renaissance war eine Städte• Her ren z i m m ern, die Stammburg kultur. Indessen marschierte ein Teil der Hochenstein liegt dicht dabei auf einer dieses Geschlechts. Das bachaufwärts gele­ Bürger historisch rückwärts (das gib t es, Bergnase, wie wir sahen. gene Dorf gleichen Namens machten sie der auch heute), kaufte Rittergüter und sogar Die heute noch (von der Familie Neu­ Zeit gemäß zu "ihrer Stadt". Dises stöttlin Schlösser und Adelstitel, die dem Kaiser bronner seit 1871) bewohnte Burg Ha r t ­ wurde 1111 von ainem Zerirrger herzog für Geld feil waren. So konnte es nicht hau sen oder Harhausen, ein Schloß auf samt dem obern Schloß (Lusburg) belegert, ausbleiben, daß schließlich alle miteinander dem Hewberg (!) gelegen als Teil der blindert und ausbrennet. 1311 sind in dem eingesackt wurden. Zuerst haben noch die Herrschaft Rosenveld, liegt gegenüber dem zimbrischen stötlin vierzehn von adel ge­ Rottweiler viel Ritterbesitz "verprennt" und gleichnamigen Dorf auf einer Nase am sessen. Da wurde es von den Rottweilern an sich genommen, sogar Steinquader. Dann Schenkenbach (Trichtenbach) mit einem zerstört und verprennt, die die 'stainquader wäre es dem Hause Habsburg fast gelun­ Gut dahinter. Es gehörte im 11. Jh. einem mitgenommen (!) und den wideraufbau nit gen, das Gebiet "vor Wald" seinem hohen­ Gottfried von Zimmern, der mit Elsbeth zulassen noch vergunnen wellen. Von bergtsehen Besitz anzugliedern. Endlich von Tegk verheiratet war. Den Herzögen denen adligen kainer mehr dahin bawen steckte Wirtemberg alles in den Sack napo­ von Teck hat einst Rosenfeld und Obern­ wolt. Die unter vesti (Burg Herrenzim­ leonischer Abmessung. dorf gehört. Seit 1386 heißt die Burg Hart­ mern), wiewol nur ain man darauf ge­ Ein großes Stück Geschichte spiegelt sich hausen L ich t e n e g g, war also noch west, dasmal die Rottweiler nit gewinnen nicht im Wald versteckt. Um 1500 saß auf auf engem Raum; auch ein kleiner Spiegel­ haben mögen! 1464 wohnt Anna von Zim­ scherben zeigt ein Stück wahres Gesicht. der Burg ein Graf von Tübingen, verhei­ mern auf dem schloß, deren gemahl ain ratet mit einer 60000 guldin schweren Nur eine Geschichte braucht man nicht zu buolschaft zu Sulz gehabt; er wurde von schreiben: die Kulturgeschichte der mensch­ Böcklin aus Straßburg. Als dieser starb, disem "crocodill" höchstwahrscheinlich ver­ sollte sie ein Zimmern heiraten, um seiner lichen Charakterfehler. Man muß diese giftet und starb in ' den Armen seiner nicht einmal aufzählen; seit den ältesten Verschuldung aufzuhelfen. Sie war aber rechtmäßigen Frau. Soviel über "buolschaf­ eine solch stolze, hochmüetige bestia, daß Zeiten bis auf den heutigen Tag sind sie ten". Burg und Stadt Herrenzimmern ka­ völlig dieselben! In ihrer Beständigkeit ihr (der Bürgerlichen) ein Freiherr zu ge­ men 1595 an Rottweil, wo sich seit dem ring war, nachdem sie einen Grafen ge­ werden sie nur noch von der Schöpfung 14. Jh. die Adligen einbürgern (sogar die selber übertroffen: Erde, Bäume, Blumen, habt hatte. Es sollte daher im "heirats­ Zimmern selber!), während Bürger Adels­ nottel inseriert" werden, das er sich hin­ Tiere gehen ihren stetigen, kaum merk­ besitz erwerben und "Ritter" werden. Im lichen Entwicklungsschritt. Der kleine, füro ain grafen (von Rohrdorf bei Meß• Bauernkrieg war man hinter den Mauern kirch) mechte ' schreiben und sich des wichtigtuerische Zappelphilipp der Schöp• der Reichsstadt Rottweil am sichersten. fung, der Mensch, möchte es ihnen gleich­ namens Zimbern enthalten. Dise condi­ Draußen auf dem Land wollten indessen tion von einer solchen alten, außgerner• tun. Aber beständig ist er nur in seinen die Seedorfer Weiber die Frauen und Kin­ Fehlern. gelten losen nahm er mit etwas hocher der derer von Zimmern (denen sie ein Jahr beschwerd an, hat aber in wenig zeit der vorher alles Gute vom Himmel erfleht hat­ Erdgescbichtlidle Wanderung heirat abgeschrieben. Es heiratete sie dann ten) töten,"d amit keine Rächer blieben". ein Andrer, der ihr einmal dinten in die Aber sie taten es nicht. Auf ihren Burgen und durch ihre Burgen Gesichtssalben leerte, wodurch sie sich vor Als die Freiherren von Zimmern ihre Ge­ haben die Ritter geherrscht. Später haben dessen Freunden (in ihrem Schlafzimmer) biete teilten, erbat sich Wilhelm von Zim­ sie auch die Landstraßen "kontrolliert". lächerlich gemacht und - ihn enterbte. mern, um eine noch weitergehende Zer­ Durch das Neckartal führte wie gesagt Seit 1549 waren Dorf Harthausen und splitterung zu vermeiden, nur die Stamm­ keine sehr wichtige Fernverkehrsstraße. Burg Lichtenegg im Besitz der Freiherrn burg Herrenzimmern, wo er Gott gedient, Warum stehen dann die Burgen nicht oben von Stain als wirtembergisches Lehen. den Bauleuten zugesehen, mit Historiis an den Heerstraßen zwischen den fetten Dörfern? Weil sie über Steilhängen besser Die Burg Was e n eck bei Altobern­ umgangen, eine naturkundliche Sammlung angelegt und an einer Mainzischen Chronik verteidigt werden konnten; entweder auf dorf ist ein Beispiel dafür, wie man auch Bergspornen. die man nur nach hinten ab­ früher rangmäßig aufsteigen konnte: Die gearbeitet hat. Er wurde, ohne je krank riegeln mußte oder auf freistehenden Ber­ Maier des fränkischen Königshofes in Alt­ gewesen zu sein, neunzig Jahre alt, denn: gen, in unserem Fall also Umlauf- und oberndorf bauten diese Burg und nannten er aß Sauerkraut, rohe Rüben, kalte Milch Durchbruchsbergen (Neekarbgrg, Ramstein, sich später Maier von Waseneck:. Wasneck und trank dazu frisch kalt Wasser in gro­ Schenkenburg). Die befestigten Städte . das Burgstall (also schon 1566 abgegan­ ßer Viele. Auch braute er sich einen Trank machten es den Burgen nach: Rottweil war gen!) am Negker ganz lustig gelegen, wo aus Schlehen und Wacholder, und wenn er durch das Neckartal und zwei tiefe Seiten­ die edlen Herzogen von Tegk vor viI einmal Wein trank, dann nur von dem schluchten auf drei Seiten geschützt. Obern­ jahren ihr hofhaltung gehabt, volgends schlechtesten. Das war damals gar nicht dorf ist ein ganz besonderer Fall, der nicht die Mayer, die sich Mayer von Wasneck schwer; ein Spruch sagte noch viel später: mit ein paar Worten abgetan werden kann. geschriben und genampt bis zu ihrem ab­ Z' Rotwil wachst e Wii, Natürlich lagen die Burgen nicht im Wald gan~. 1412 bis 1416 gehörte die Burg zur R' künnt nüt suurer sii! versteckt wie heute ihre Ruinen, sondern Herrschaft Zimmern. Dann verfiel sie. Dieses Sprüchlein enthält zwei historische sie standen frei. Denn man mußte ja den 1462 sollten die Zimmern die burg wider­ Tatsachen. Einmal, daß auch am oberen Ausblick haben: der Ritter nach seinen umb bawen, schlugen aber ihrem österrei• Neckar Weinbau war, und dann, daß bis Untertanen und Feinden, die Frau nach chischenLehnsherrn einen schloßbau gleich zu der mit den Eidgenossen verbündeten den Naturaleinkünften und das Fräulein ob der statt (Stadt Oberndorf) vor. Her­ Stadt Rottweil die alemannische Mundart nach dem heranreitenden Liebsten. Daß die nach ist diser paw jedoch austeen beliben. ging. Burgberge ohne Wald waren, drückt sich 1491 sendet Kaiser Maximiltan an Herzog Es wäre noch viel über die Zimmern, auch in manchen Namen aus: Waseneck Eberhard im Bart einen Erlaß: ... begern ihre "Herrschaft vor Wald" (Schwarzwald) muß einst von Wiesen und nicht VO':l wir demnach an dich mit sonder vleis, du am oberen Neckar und die "Pfandschaft Dickicht umgeben gewesen sein, so daß man wollest derselben (hausfrawn dessen von Oberndorf" zu sagen, aber dazu reicht der nach Altoberndorf und vom Turm auch Zimbern) und iren kinden schloß Obern­ Platz so wenig wie für das Schicksal von nach Oberndorf hineinschauen konnte. Lich­ dorf und Wasneck (die es beide nicht oder Rottweil und Oberndorf. tenegg trug nicht den schönen Buchen- Seite 600 Heimatkundliche Blätter für den Kreis Balingen Mai 1966 mischwald; die Bergnase war noch "licht". eingesägt hat, entstand im deutschen ein flaches Meer) keine Unruhe, Strömung, Bei Albeck (Alb-eck) heißt das "alb" hell Muschelkalkmeer, das vom Weltmeer weit­ Deltaschüttung. Rutschung, Tierleben? Und oder weiß. Die Felsen lagen offen da, wie gehend abgeschnürt war. Der Kalkschlamm dann: im verhärtenden Kalkschlamm der die häufigen Silben "stein", "stain ", "egg" wurde zu Stein. Dieser ist, überall leicht späteren Zeit sei diese Materie "ganz ein­ oder "eck" erkennen lassen. Fels als Stand­ sichtbar, horizontal geschichtet und vertikal fach" geschrumpft und somit gesprungen; ort und Stein als Baumaterial bestimmten geklüftet. Er bricht ziemlich senkrecht ab, das ergäbe heute die Klüftung, in der nun die Lage der Burg. Man mußte sich und sein Verwitterungsschutt bildet steile das Regenwasser versinkt. Aber wer oder den hiesigen Naturgegebenheiten anpassen. Hänge. Oben gibt es eine scharfe Gelände• was weist den Klüften die Richtung an? Diese waren an den Steilrändern des Nek­ kante, weil da der Kalk anfängt, und unten Kein Kalksteinbrocken ist ein gerrauer kartals und einiger Nebentäler ideal. Wie auch eine, weil er da aufhört. Durch sein Quader, etwa wie beim Steinsalz; jeder hat aber die Felsen selber geworden sind, ent­ Einschneiden ist der Fluß in seinem Tal wie spitze und stumpfe Winkel. Das liegt am hüllt uns eine Wanderung in die Erd­ gefangen, aber doch nicht ganz. Er ist stark Calzit-Kristallgitter, dem auch derMuschel­ geschichte, wobei wir diesmal mit Jahr­ genug, seine Biegungen mitsamt dem gan­ kalk unterworfen ist. Vom unsichtbar klein­ millionen rechnen müssen. In diesen weit zen Tal langsam weiter auszubeulen. Sind sten Teilchen bis in die großen Landschafts­ entfernten Erdzeitaltern "fiel es noch keinem sie so schwungvoll geworden, daß sich die formen hinein wirkt und waltet die Kri­ Menschen ein, zu leben", wie einmal ein beiden Enden einer Schleife berühren, dann stallordnung. Es ist tatsächlich der "Tritt, kleiner Schüler sehr richtig schrieb. Der bricht der Fluß an dieser Stelle durch und der tausend Fäden regt", wie wir das so Hauptmuschelkalk, in den sich der Neckar ein Umlaufberg bleibt stehen. (Skizze 2) vielfach beim Studieren der Schöpfung er­ kennen können. (Nur die Menschen "sind keine Weber worden".) - Unter dem Hauptmuschelkalk liegt von Hohenstein ab auf der Talsohle (auf Skizze 1 punktiert) der gips- und salzhaltige Mittlere Muschel­ kalk. Ausbeutung von Gips bei Epfendorf und Sulz, von Salz früher bei Sulz (Name) und heute noch bei Göllsdorf in der Tiefe. (Schluß folgt)

Munterer Sinn durch viel Relief den Wanderer erfreut. Viel Relief gibt Man sieht an der Neckarburg einen fer­ müde Beine, aber muntern Sinn! Woher tigen und einen fast fertigen Umlaufberg kommt nun die senkrechte Klüftung und und bei Hohenstein ebenfalls einen fertigen die waagrechte Schichtung, der wir das alles und einen angef'angenen. Wo Seitenbäche verdanken? Man meint: das Muschelkalk­ Herausgegeben von der Heimatkundlichen oder Schluchten einmünden, gibt es die meer hatte eben einen horizontalen Wasser­ Vereinigung Im Kreis Balingen. Erscheint je­ Bergnasen oder Sporne (auf beiden Skizzen spiegel und der Kalkschlamm sank gleich­ weils am Monatsende als ständige Beilage des zahlreiche). So entstand im Laufe langer mäßig in die Tiefe. Wirklich? War der "BalingerVolksfreunds, der "Ebinger Zeitung" Zeiten das morphologisch schöne Bild, das Meeresboden tischeben? Gab es da (es war und der "Schmiecha-Zeltung". 13. Jahrgang Dienstag, 28. Juni 1966 Nummer 6

steins zugleich Österreich an sich gebunden, Der Krieg von 1866 und seine Bedeutung und er hatte hier die Möglichkeit, Öster• reich jederzeit in einen Konflikt um die für Deutschland Vorherrschaft in Deutschland zu verwickeln. Zum 100. Jahrestag der Schlachten von Königgrätz und Tauberbischofsheim Leidenschaftliche Volksversammlungen Von ne, Wilhelm Foth Die deutsche und vor allem auch die süddeutsche Öffentlichkeit nahm leiden­ In seiner ersten Ausgabe des Jahres 1866 Die Einigung von "unten", vom Volk her, berichtet der in Ebingen erscheinende Alb­ war also gescheitert. Sie war gescheitert an schaftlichen Anteil an diesem sich anbah­ den Revolutionären selbst, die allzu zahm nenden Konflikt, der als deutscher Bruder­ bote ("Ein Volksblatt von der württember• krieg und nationales Unglück empfunden gisch-badisch-hohenzollern'schen Grenze") und gemäßigt waren, an den Fürsten, die wurde. Bismarck wollte in dieser Lage die über das Ergebnis einer Volkszählung im von der Revolution nicht bezwungen wur­ deutsche Öffentlichkeit dadurch für sich Gebiet des Deutschen Bundes, und er den, und an der internationalen Lage, denn das Ausland war keineswegs willens, dieser gewinnen, daß er im April 1866 in Frank­ schließt an das Ergebnis (46411 000 Köpfe) furt einen Antrag auf Bundesreform stellte folg enden Kommentar an: "Welch stattliche Verschiebung des europäischen Gleichge­ und ein deutsches Parlament auf Grund Anzahl und was würden sie ausrichten in wichts, die notwendigerweise die Folge der von direkten, allgemeinen und gleichen der Welt. wenn sie einig wären! Nun, zäh• deutschen Einigung sein mußte, tatenlos Wahlen beantragte. Aber er erntete für let nur unverdrossen zu, endlich werdet Ihr zuzusehen. diesen Antrag, den kein Mensch ernst unter den Neugeborenen auch Den mit­ Bismarck, seit 1862 preußischer Minister­ nahm, nur Hohn und Spott, Der Albbote zählen der Deutschland zur Einigkeit und präsident, hatte aus diesem Scheitern der Revolution von 1848 die für seine Politik kommentierte lakonisch: "Wenn je, so Macht 'führt, - den sichtbaren Messias der findet hier das alte schwäbische Sprüchlein deutschen Zukunft." entscheidenden Grundsätze abgeleitet: seine Anwendung: Und am 16. Januar schlägt der Albbote Die deutsche Einigung muß von ,;oben" Laß dich nicht vom Satan blenden, sieh dasselbe Thema der deutschen Einigung her, d. h. den Fürsten her erfolgen, wobei nicht Blei für Silber an." nochmals an, wenn er schreibt: "Voran­ für Bismarck natürlich nur die Vormacht­ überall fanden leidenschaftliche Volks­ geleuchtet in überraschend schnell er Ent­ stellung Preußens entscheidend war. versammlungen statt, bildeten sich sehr wicklung hat uns die italienische Nation; Die deutsche Einigung muß die Vorherr­ rührige Volksvereine, um das drohende wer hätte von der haltlosen, parteizer­ schaft in Deutschland eindeutig, d. h. not­ Verderben abzuhalten. So entstanden auch splitterten durchwühlten Nation dies er­ falls durch den Ausschluß Österreichs im in Balingen und Ebingen solche Vereine. wartet? Dort stehen die Gebildeten und Krieg festlegen, Vornehmen an der Spitze des Fort­ In einer Resolution des Balinger Volks­ und sie muß international durch eine vereins vom 18. April 1866 heißt es u. a.: schritts ..." geschickte Diplomatie vorbereitet werden, "Einen Krieg zwischen den beiden Groß• Die Einigung Deutschlands war die Hoff­ damit sie nicht von den deutschen Nach­ mächten müssen wir verdammen und der nung und das Ziel fast aller national- und barn vereitelt wird. deutschen Nation zurufen, gegen dieses liberaldenkender Deutscher seit den Be­ frevelhafte Beginnen einiger herrsch- und freiungskriegen. Aber Mettemich, und auf Bismark - damals der meistgehaßte Mann sein Betreiben hin die meisten deutschen eroberungssüchtiger Machthaber .vcn dem Fürsten, hatten alle Kräfte, die einen libe­ Wenn Bismarck heute als Schöpfer des Rechte der Notwehr Gebrauch zu machen, r alen und nationalen Staat erstrebten, mit Reiches verehrt und trotz mancher Fehler indem man ihnen zu einem Bruderkrieg harter Hand unterdrückt. als genialster deutscher Politiker des 19. weder Gut noch Blut bewilligt." Jahrhunderts anerkannt ist, so war er Und der Stuttgarter Oberbürgermeister Die Einigung vom Volk her war gescheitert damals sicher der meistgehaßte Mann in Sick erklärte gleichzeitig auf einer von Deutschland, und im liberalen Süddeutsch• 2000 Bürgern aller Schichten besuchten Das Jahr 1848 hätte die Wende bringen land besonders. Der Heeres- und Verfas­ Versammlung: "Wenn der Krieg überhaupt können: Im März siegte die Revolution auf sungskonflikt von 1862/63, in dem sich ein Unglück ist, so ist der Bürgerkrieg das der ganzen Linie, liberale Männer ergriffen Bismarck über alle Wünsche des preußi• größte Unheil und der ein Verbrecher, der al s "Märzminister" die Regierungen, die schen Abgeordnetenhauses brutal hinweg­ ihn hervorruft." Fürsten waren schwer getroffen und meist setzte, hatte ihm die tiefe Verachtung und bereit, auf die Eigenstaatlichkeit ihrer das Mißtrauen aller freiheitlich Denkenden Der "Albbote": Wo Aas ist, sammeln sich Länder zu verzichten. Aber die deutsche eingebracht; und doch wurden hier die die Adler Nationalversammlung, die in der Paulus­ Grundlagen für die militärischen Erfolge Aber nicht bloß der Bürgerkrieg und die kirehe in zusammentrat, schei­ späterer Jahre gelegt. Die Konvention Gefahr, unter die preußische Oberherr­ terte an der doppelten Aufgabe, die ihr Alvensleben von 1863, durch die Bismarck schaft zu kommen, schreckte die süddeut• gestellt war: sie sollte einen nationalen mithalf, den gegen Rußland gerichteten sche Bevölkerung, sondern auch die daraus Staat und gleichzeitig eine demokratische Aufstand der Polen, der wenigstens mora­ entstehenden europäischen Verwicklungen. Verfassung schaffen. Während die Verfas­ lisch von allen westeuropäischen Liberalen Der Albbote schreibt am 3. April: " . . . Wo sung in langen Beratungen beschlossen unterstützt wurde, niederzuwerfen, ver­ Aas ist, da sammeln sich die Adler. Sobald wurde, wäre es für die Staatsschöpfung auf stärkte dieses Mißtrauen noch, und doch in Deutschland die Kriegsfurie losgelassen rasche Entscheidungen angekommen, um sicherte sich Bismarck hier die für die ist, werden auch di e anderen Mächte auf die Gunst der Stunde, d. h. die Schwäche deutsche Einigung so wichtige russische dem Kampfplatz erscheinen, denn es bietet der Einzelstaaten, zu nutzen. Da das aber Neutraltät. sich ihnen dann ein neues willkommenes nicht geschah, setzten sich im Herbst 1848 Und dieser Haß der Liberalen auf Bis­ Mittel, Deutschland nicht aufkommen zu in Wien und Berlin wiede r die Kräfte des marck war durch den Krieg von 1864 in lassen, womöglich vollends zu zerstückeln. Fürstenstaates dur ch, di e sich dem libera­ Schleswig-Holstein noch gesteigert worden: Sobald der erste Kanon enschuß gefallen ist, len und nationalen Streb enen tgegenstell ten: Bismarck verweigerte diesen Provinzen das wissen wir nicht mehr, wo wir enden". Und Österreich weigerte sich, sich zerreißen "Selbstbestimmungsrecht", wie man schon der Albbote schließt dann mit einer be­ zu lassen und seine deutsche Bevölkerung damals sagte, d. h . er schuf keinen neuen m erkenswerten Einsicht:"Eines von beiden für eine "großdeutsche" Lösung freizugeben. IQlittelstaat, sondern verfocht mehr oder wird kommen: entweder Finis Germaniae, Der preußische König weigerte sich als weniger offen das Ziel "Die up ewig Unge­ oder die Einheit Deutschlands und damit legitimer König "von Gottes Gnaden", aus delten (d. h. Schleswig-Holsteiner) müssen Finis Austriae." den Händen der Revolutionäredie deutsche einmal Preußen werden". Die nationale Diese Einheit Deutschlands und der Aus­ Kaiserkrone, "einen imaginären Reif, aus Begeisterung kümmerte Bismarck nicht; er schluß Österreichs waren tatsächlich das Dreck und Letten gebacken, verunehrt mit dachte nur an Preußen und seine Stellung Ziel Bismarcks. Um für Preußen eine mög• dem Ludergeruch der Revolution", anzu­ in Deutschland und Europa. Aber Bismarck lichst günstige Ausgangslage zu schaffen, nehmen. hatte mit der Eroberung Schleswig-Hol- schloß er am 8. April ein auf 3 Monate Seite 602 Heimatkundliche Blätter für den Kreis Balingen Juni 1966 b efr istetes Schutz- und Trutzbündnis mit nur sechswöchiger Krieg sdauer, zwischen Seite und somit zur Gründung des Deut­ I ta lien ; er war sich zwar über die militä­ Preußen und Österreich der Vorfriede von schen Reiches führen. r ische Stärke (bzw. Schwäche) Italiens im Nikolsburg zu stande. Der staatsm ann klaren, hoffte aber, Österreich im Rücken Bi smarck, der sein politisches Ziel erreicht Spaltung der Nationalliberalen beunruhigen zu können. hatte, siegte in diesem Verständigungs• Der Krieg von 1866 führte, wie in allen fri eden übe r den König, der einen Vergel­ deutschen Ländern, so auch in Württem• Nap oleon IU. im Spiel tungsfriede n w ünschte. Ausschluß Öster­ berg, zu einer Spaltung der Nation allibe­ Napoleon III., bereit das Streben der reichs aus dem Bund, Abtretung von Vene­ r alen. Die "Deuts che Partei" trat mit der europ äi schen Völker nach nationaler Ein ­ tien an Italien, aber sonst keine Gebiets­ Forderung "keine Teilung Deutschlands am heit in gewissen Grenzen zu unterstützen, verl uste, das waren die ehrenvollen Bedin­ Main" für den Anschluß an Preußen ein, wenn Frankreich entsprechende Kom pen­ gungen, die Bismark dem Hauptverlierer mußte sich aber von ihren Gegnern den sation en erhielt, hoffte auf die Pfalz und aufer legte. Hannover, Kurhessen, Nassau Verzicht auf ihr liberales Gedankengut als das Saargebiet; Bismark hielt ihn hin und und Frankfurt wurden von Preußen annek­ "Unterwerfung unter das preußische Joch" machte nur die Zu sage, di e Unabhängigkeit ti ert. Die no rddeuts chen Staaten wurden vorwerfen lassen. Die "Volkspartei " hin­ Süddeutschlands nicht anzutasten. un te r preußischer Führung im norddeut­ gegen wollte das liberale Gedankengut Wie sollten sich in diesem Konflikt de r schen Bund zusammengeschlossen seine hochhalten, eine Art Südbund gründen und beiden deutschen Großmächte di e Mittel­ Südgrenze war de r Main. vor allem eine enge Verbindung zu Öster­ staaten verhalt en? Neutralität war, schon reich aufrecht erhalten, um nicht ,,12 a us re in terr itorialen Gründen nicht mög• Bulingen in Gefahr, preußisch zu werden Millionen Deutsche, die herrlichen Volks­ lich. Dazuhin war Preußen ve rhaßt, weil stämme Österreichs, unsere Brüder im Bi sm arck alle lib eralen und nationalen Damit hatte Österreich seine Verbündeten Kampf mit slawischen Elementen einem F orderungen m it Füßen zu treten schien. völlig im Stich gelassen. Am 1. August ungewissen Schicksal entgegenzutreiben", Die Bindungen an Österreich waren, vor schloß Württemberg mit Preußen einen ohne Zweifel ein schwerer Verlust nicht alle m in S üddeutschland. schon sei t J ahr­ Waffenstillstand, am 13. August den Frie­ nur an politischer Macht, sondern vor h underten eng. Die Mittel st aaten fühlten densvertrag: Württemberg mußte an Preu­ allem auch an kultureller Vielfalt. So stan­ sich als Verteidiger der vo n Preußen be­ ßen 8 Millionen Gulden Kriegsentschädi• den sich "Kleindeutsche" und "Großdeut­ drohten Freiheit. Al s die Lage Anfang gung zahlen und sich mit dem Vorfrieden sche" gegenüber. Wollten jene durch "Ein­ Juni 1866 zur Entscheidung drängte, st ellte von Nikolsburg, d. h . mit der Bildung des heit zur Freiheit" kommen, so diese durch sich desha lb di e württembergische Regie­ Norddeutschen Bundes einverstanden er­ "F reiheit zur Einheit." . r ung beding ungslos auf di e Seite Öster• klären. Da Württemberg während des Krie­ Aber im Grunde waren das alles nach r eichs. Am 17. Juni brach sie die Bezie­ ges da s preußische Hohenzollern in Besitz der Schlacht von Königgrätz keine Pro­ h ungen zu Preußen ab. Der deu tsche Bru­ geno mmen hatte, hatte der preußische bleme mehr: Die kleindeutsche Lösung derkrieg, der so unpopulär und letzten König jetzt eigentlich den Spieß umdrehen unter preußischer Vorherrschaft hatte ge­ Endes doch unvermeidlich war, war bittere und Hoh enzoll ern auf K osten Württem• siegt, die Deutschen Österreichs blieben Tatsache geworden: "Deutsche stehen wider bergs vergrößern wo llen (Balingen sta nd aus dem neuen Reich ausgeschlossen, die Deu tsche. Es ist ein furchtbaresVerhängnis. damal s in Gefahr preußisch zu werden!), deutsche Geschichte mündete in die preußi• Gott bewahr unser Deu tschland", so mel­ aber da Bismark weder für Preußen noch scheTraditi on. Das Rad der Geschichte war det der Albbote den Kri egsbeginn. für die nationale Zukunft daraus einen weder anzuhalten, noch gar rückwärts zu Die württembergische Armee wurde zum Nutzen kommen sah und das Vergeltungs­ drehen. Allerdings auch Bismarck konnte Sch utz de s Bundestages nach Frankfurt prinzip nicht für eine vernünftige Basis sich dem Geist der Zeit nicht entziehen: u nd ins Maingebiet geschickt. Ausbildung, der Politik hi elt, w urde der Vorkriegsstand Der Konflikt mit dem preußischen Abge­ A usrüstung, Verpflegung waren höchst wiederhe rges tellt. Um Württemberg nicht ordnetenhaus wurde beigelegt, in die Ver­ m angelhaft, die Kriegsb egeist erung war wirtschaftlich und militärisch vereinzelt zu fassung des Norddeutschen Bundes und gering ("Wenn de r Bism ark nicht w är, wär lassen, schlug Varnbühler, der württem• später des Deutschen Reiches gewisse ich nicht beim Mil itär", sang m ancher bergische Ministerpräsident, gemeinsame demokratisch-liberale Einrichtungen einge­ Reservist), die Zu sammen arbeit mit den preußisch-württembergische Einrichtungen baut. Die Tragik der deutschen Geschichte ande ren Bundesgenossen höchst dürftig, die vor. Man einigte sich auf die Fortdauer des aber liegt darin, daß es bis heute noch nie Führung in sgesamt hilf- und ratlos und Zollvereins und nicht zuletzt auf ein gehei­ gelungen ist, beide Komponenten des dem kühnen preu ßischen Aufmarschplan mes Schutz- und Trutzbündnis, durch das Nationalliberalismus - Einheit und Frei­ eines Helmuth von Molt ke in keiner Weise im Kriegs fall die württembergischen Trup­ heit - gleichzeitig zu verwirklichen. gewach sen . Den Zeitungen war bedeutet pen dem Oberbefehl des Königs von Preu­ So stellt das Jahr 1866 in der deutschen worden, üb er all di ese Mängel möglichst ßen unterstellt wurden; gleichzeitig sich erte und in der württembergischen Geschichte n icht zu berichten . man sich darin gegenseitig die Unverletz­ einen tiefen Einschnitt dar: hier wurde der lichkeit des Landes zu. Dieses Bündnis war Grund gelegt für den kleindeutschen Natio­ Die Entscheidung fiel in Böhmen das Vorbild für ähnliche Bündnisse Preu­ nalstaat, der bis in die Mitte unseres Die Entscheidung fiel in Böhmen , wo am ßens mit den anderen süddeutschen Staaten, J ahrhunderts im Kern unversehrt blieb. 3. Juli die Österreicher bei K öniggrätz­ Der Krieg war damit für Württemberg Erst Hitlers übersteigerter Nationalismus Sadowa vernichtend geschlagen wurden. nach nur zweimonatiger Dauer noch recht und Imperialismus, der Bismarckschen Österreich rief di e Vermittl ung Napoleon s glimpflich zu Ende gegangen. Das Schutz­ Selbstbeschränkung di ametral entgegen­ a n und tra t Venetien an Italien ab. Beides und Trutzbündnis sollte viel schneller al s ge setzt, zerstörten dann den im letzten blieb auf die Stimmung in Württemberg erwartet bekannt werden und im Krieg von J ahrhundert geschaffenen deutschen Natio­ nicht ohne Einfluß. So kommentiert doch 1870/71 zum Kriegseintritt auf preußischer nalstaat. z. B. der Albbot e diese Ereignisse wie folgt: "Da durch ist Öst erreich jetzt wirklich ent­ ehrt. Fluch üb er dieses verrottete Kaiser­ thum, das als eine Ruin e de s Mittelalters Bernhard Hauf{ die Wege sper rt, auf denen da s Leben Von DipI.-Ing. R. Kerndter unserer Zeit wandelt! Nieder mi t ihm so gu t wie nieder mit Preu ßen! " Ein sprichwörtlich "rechter Mann am das Anliegen Bernhard Hauffs war und Württemberg käm pfte weiter, auch we nn rechten Platz" war Bernhard Hauff, der wo rauf seine Arbeit gr ünde te. am 4. Juli 1866 in Holzmaden/Teck geb oren der Ausgang des Krieges kaum meh r zwei­ Keine unbekannten Begriffe fel haft war . Die Stuttg arter Regierung wurde. Es sind also jetzt hundert J ahre r echnete mit eine r weite ren Schlacht zw i­ her, daß in einen geologisch inzwischen Heimatfreunden aus dem Kreis Balingen schen P reu ßen und Österreich vo r Wien weltberühmt gewordenen Bereich Würt• sind "Öls chiefe r" und di e Fischech se und wollte es bis dahin mit keiner Seite tembergs ein Mensch schicksalhaft hinein­ "Ichthyosaurus" keine unbekannten Be­ verderben. Für wie unsicher abe r die Lage gestellt wurde, der durch Fachwissen und gri ffe, hat man doch etwa in F rommern/ a ngesehen w ur de , kann m an dar aus er­ P r äparierkunst sp äter den einzigartigen In­ Weil stetten und Dotternhausen schon zahl­ sehen, daß die Regierung die Staatsh aupt­ halt der Fossilfundstätten in Holzmaden reiches ein schlägiges Materi al aus Li as k asse nach Ulm in Sicherheit brachte und und im benachbarten Ohmden, Zell und Epsil on , aus dem P osidon ienschiefer gebo r ­ den Beamten ihr Gehalt auf 3 Mon ate im Boll bekannt gemacht hat. Mat hat vi el gen . Wer im Kreisgebiet wandert, kann voraus bezahlte, um das Geld sicher anzu­ aus dem dortigen Posidonienschiefer ge ­ alle 18 Juraschichten antreff en , die einst legen! Am 24. Juli wurde di e wür tte m­ borgen, versteinerte Seelilien, Fische, Am­ Professor Qu enstedt untersch ieden hat. borgisehe Division unerwartet bei Taub er­ moniten, Belemniten, Muscheln - aber Im Erdmittelalter, vor schätzungsweise bischofsheim von preußischen Truppen an­ nichts ist so sehr zum Begriff geworde n 150 Million en J ahren, überflutete das J ura­ gegriffen und tro tz aller Tapferkeit ge­ wie der fossil e Ichthyosaurus und sein P rä• m eer auch das Kreisgebiet, und in seinen sch lagen. 60 Tote, 450 Verwundete, 160 parator Bernhard Hauff. In eine m gut Ablagerungen, im heuti gen Albgestein. sto ­ Gefangene ware n der Blutzoll , den die ill ustr ierten Werk "Das Holzmadenbuch" ßen wir auf za hlreiche Versteinerungen w ürttembergischen Truppen in di eser letz­ hat der Soh n vo n Hauff die Forscherarbeit insb esondere von Tieren, von denen es ten Schlacht einer eigenen wü rttemberg i­ sei nes Va ters beschrieb en und die Funde über 20000 Arten im Jurameer gegebe n schen Armee zu entrichten hatten. wiss enschaftlich erläutert . Im folgenden soll haben soll. Nach der Gesteinsfa rbe unter­ Inzwi schen kam am 26. Juli 1866, nach wenigs tens im Umriß skizziert werden, was scheidet man, von unten nach oben und die Juni 1966 Heimatkundliche Blätter für den Kreis Balingen Seite 603

Schichten je von Alpha bis Zeta durchzäh• laturreste erhalten haben könnten, aber turbulenten Strömens durch Windkräfte, lend, den schwarzen (Lias), braunen (Dog­ Bernhard Hauff gelang es 1892, an einem Unterschiede in Temperatur und Salzge­ ger) und weißen (Malm) Jura. Der Posi­ kleinen fossilen Ichthyosaurus eindeutig halt, Küstenverlauf usw. bedingt sein kön• donienschiefer Holzmadens und des ÖI• die Haut um das ganze Skelett freizulegen. nen. Von den treibenden Tangmassen des schiefersees Weilstetten entspricht Lias Solche Erfolge ermutigten ihn, sich auf das Sargassomeers und des Schwarzen Meers Epsilon, der 5. Schicht von unten her im Präparieren von Fossilien aus dem Posido­ ist bekannt, daß sie in Großwirbel, in strö• Schwarzen Jura. Der Name "Posidonien­ nienschiefer und auf deren Systematik zu mende Drehkreise des Wassers geraten schiefer" leitet sich von der Poseidon­ spezialisieren. Im Jahre 1936 wurde auf können und an gewissen Stellen sich ein­ muschel Posidonia parva Bronni her, die Anregung von Dr. Todt das "Museum schließlich der mitgeführten Fauna gehäuft man stellenweise in ungeheuren Mengen Hauff" gebaut, in dem die einschlägigen, absetzen. Wenigstens modellmäßig be­ im Gestein und damit als maßgebliches zum Teil beim Autobahnbau gefundenen kommt man dadurch eine Vorstellung von "Leitfossil" findet. Charakteristisch ist, daß Juraversteinerungen schön präpariert einen Stagnation und Drehströmung. die im in diesem Schiefer, soweit es sich um Anziehungspunkt für zahlreiche, Besucher Holzmadener Gebiet einst die Tierleichen Schlammsedimente handelt, wohl wegen bilden, die sich für historische Geologie und auch pflanzliche Reste sich häufen lie­ Austritts des Haftwassers aus dem und damit für Fossilien auch der engeren ßen. Schlamm die eingeschlossenen Tierreste bis Heimat interessieren. Es hieße aber das Problem zu sehr ver­ zu einem Zwanzigstel der ursprünglichen einfachen, wenn man kurzerhand sagt, die Dicke zusammengepreßt wurden. Massive Eine nicht ganz gelöste Frage von der Hochsee hereinschwimmenden Fundstücke sind daher seltener, dafür sind Die Frage, wie es gerade im späteren Tiere erstickten in der giftigen Lagune. aber die "Goldschnecken", d. h. die platt­ Holzmaden zu einer solchen Häufung von Denn ganz ohne Sauerstoff kann der Mee­ gedrückten Ammoniten und sonstigen Fos­ Ichthyosauriern kam, daß es Professor von resgrund nicht gewesen sein, weil die frü• silien, oft verkiest und somit mit einem Huene und anderen Forschern gelang, an her als "Seegrasschiefer" angesprochenen metallschimmernden Überzug von Schwe­ Hand der zeitlich gestuften Fundreihen die Reste der Chondriten und Fukoiden von felkies versehen. Der Kiesgehalt der morphologischen und genetischen Eigen­ der neueren Forschung als Gestein mit Schicht kann bis zu 8 Prozent betragen, tümlichkeiten dieser Tierart zu klären, ist Bohrgängen von Sedimentfressern erkannt der Kalkanteil bis 40 Prozent. Die Olaus­ bis heute nicht ganz gelöst. Das Liasmeer wurden. Tatsache -aber bleibt, daß ­ beute aus dem Posidonienschiefer beträgt der Posidonienschiefer war nicht die hard Hauff zahlreiche Ichthyosaurier .­ etwa 8 Prozent, der Gehalt des Schiefers Tethys, das offene Weltmeer, sondern ein eine ältere, umfassende Gattungsbezeich­ an organischen Stoffen ca. 23 Prozent. etwa 300 km breiter Meeresarm zwischen nung - zur Untersuchung zur Verfügung Diese Stoffe, das Bitumen, deuten im der Ardennen-Insel im Nordwesten und standen, wobei man heute zwischen Fisch­ Schwarzjurameer - wie teilweise auch dem "böhmischen" Vindelizier-Gebirge im echsen, Mystriosauriern (Meerkrokodilen), heute im Schwarzen Meer - auf Zonen Südosten. Die Schichtmächtigkeit im sog. Schlangenhals- und Flugsauriern unter­ hin, in denen es an 'Sauer stoff fehlt, die Süddeutschen Becken beträgt meist unter scheidet. Man hat an anderen Stellen der aber reich an Schwefelwasserstoff sind. 30 Metern, so daß es sich um ein flaches Schieferölgewinnung fast keine Wirbel­ Man bringt die Schwefelquellen Bahngens Randmeer gehandelt haben muß, das sich tiere gefunden, so daß die starke Häufung oder etwa Sebastiansweilers mit diesen durch besondere Wind- und Meeresströ• in Holzmaden auffällig ist. Andererseits Verhältnissen in Zusammenhang, man weiß mungen auszeichnete. Man weiß, daß in darf man sich die Sache dort aber auch aber, daß in der Hauptsache das Plankton Faulschlammgebieten die Bodenfauna fehlt, nicht zu üppig vorstellen, denn man hat und nicht die relativ kleine Zahl zersetzter weil die Wassertiere, auf Sauerstoff ange­ ausgerechnet, daß nach dem inzwischen Tierleichen die Bitumenbildung verur­ wiesen, in der Schwefelwasserstoffzone des beträchtlichen Aushub im Holzmadener sachte und damit die Schieferölgewinnung Seegrundes ersticken. Das Tiefenwasser Gebiet heute zwölf Arbeiter ein Jahr lang ermöglichte. Landschaftlich ist der Posi­ grenzt sich in der sogenannten Sprung­ graben müßten, um auf brauchbare Reste donienschiefer neben der Gryphaeakalk­ schicht gegen das turbulente Oberflächen• eines Ichthyosaurus zu stoßen. stufe Lias Alpha 3 die zweite der frucht­ wasser ab, wobei Richtung und Stärke des (Schluß folgt) baren Terrassen, die die Albvorebene bil­ den. Und Bernhard Hauff war es nun, der den Lias Epsilon feinstratigraphisch unter­ "Am Neckar, am Neckar ...H suchte, in rund 20 Unterschichten einteilte, deren Fossilinhalt beschrieb und in präch• Von Hans Müller tigen Stücken, die die Zierde bedeutender (Schluß) Dolomit. Das ist ein idealer, warmer, sogar Museen und Sammlungen sind, mustergül• etwas wasserhaltender Ackerboden. Er be­ tig präparierte. Durch Auslaugung bleiben von diesem "Salzgebirge" viel Ton übrig, der als Quell- ' deckt glücklicherweise bei uns weite Flä• Aus Schwefel wurde Kalk horizont dem Neckar Wasser zuführt und chen über dem klüftigen Muschelkalk und zusammenbrechende Hohlräume, die den geht bis fast an den Fuß der Keuperwald­ Bernhard Hauffs Vater war eigentlich berge. An manchen Stellen, so bei Vöhrin• Theologe, er wandte sich aber der Chemie Hauptmuschelkalk nachbrechen lassen und die Hänge noch steiler machen. Darunter gen, kommt noch der fruchtbare, vom Wind zu und versuchte in den sechziger Jahren, während der Eiszeiten angewehte Löß hin­ in Holzmaden Schieferöl zu gewinnen. Bald folgt ab Epfendorf beiderseits der Talsohle der Untere Muschelkalk (in Skizze 1 zu. Wir sehen auch hier wieder, daß die lohnte sich aber das Schwelen des Schie­ Geologie, die in die ältesten Zeiten zurück• fers nicht mehr, weil die Einfuhr amerika­ schwarz). Seine Talauen endlich hat sich der Neckar selber aufgeschüttet, zum Teil auch greift, immer unmittelbar aktuell und prak­ nischen Petroleums eine viel zu starke tisch ist. - Ein gutes Stück vor dem An­ Konkurrenz schuf. Man machte daher aus aus dem sandig-tonigen Keuper oberhalb Rottweil und von den Nebenflüssen Prim, stieg des Keuperwaldes sehen wir das bis­ der Schwelanlage eine Kalkbrennerei zur Schlichem mit Schwarzenbach und dem her tischebene Ackerland in ein unruhiges Gewinnung von Schwarzkalk und Form­ Relief und gleichzeitig in Wiesenland über• steinen aus den Schieferrückständen. Da Schenkenbach. Der große Geologe Hans Cloos hat einmal empfohlen, sich so ein gehen, oft ganz unvermittelt und daher aber auch diese Arbeit nicht mehr einträg• Flußtal-Negativ, umgekehrt und auf eine leicht zu erkennen. Wir sind im Gipskeuper, lich genug war, ging man dazu über, den Ebene gestellt, als Gebirgszug vorzustellen. und die Unruhe kommt von der Auslau­ Fleins, eine feine Schicht des Unterepsilons, Da gäbe unser Neckartalstück einen über gung dieses löslichen Salzes. (CaSO•.2H20). zu Ofenplatten, Wandverkleidungen usw. 100 Meter hohen, kilometerbreiten kleinen Richtig finden wir in der Gegend da und zu verarbeiten. Bernhard Hauff, der die Gebirgszug, in der Höhe dem Keuperwald­ dort (Bochingen, Böhringen) Gipsbrüche. Lateinschule in Kirchheim/Teck und bis Wir kennen nun also schon zwei Gipse: den 1882 das Realgymnasium Nürtingen be­ Anstieg zu vergleichen, etwa wenn man von Böehingen auf den Kleinen Heuberg Keupergips und Gips aus dem Mittleren suchte, hatte dann im väterlichen Stein­ hinaufgeht, wo die Brittheimer "Heuberg­ Muschelkalk. bruch schwere Arbeit zu leisten, griff aber tiroler" wohnen. die Anregung der Professoren Quenstedt Weiter wollen wir uns vom Neckar nicht und Fraas gerne auf, sich mit den Verstei­ Jahrmillionenalte Pflanzensubstanz entfernen. Er hat uns auf kurzer Strecke nerungen - intensiver zu befassen und in Man soll nicht nur romantisch wandern, reich beschenkt, und wir legen die Hand Stuttgart an der Naturaliensammlung das über Berg und Tal, durch Wald und Wild­ über die Augen und suchen ihm weiter Präparieren zu lernen. Diese Ausbildung nis, an Ruinen und Klöstern vorbei. Son­ nachzublicken. Den Muschelkalk verläßt er dauerte nur ein halbes Jahr, wurde aber dern einmal auch ganz einfach "durch die bei Rottenburg und tritt wieder in den 1885/86 während der einjährigen Militär• Felder, durch die Auen". Denn man will Keuper ein wie zwischen Schwenningen und zeit in dienstfreien Stunden fortgesetzt. ja ein Gesamtbild der Natur. Beiderseits Rottweil. Bei Cannstatt wird er aber wieder Doch im wesentlichen war er auf eigene des Neckars dehnen sich die fruchtbaren ein Muschelkalkfluß mit teilweise senk­ Studien' angewiesen, hatte dafür aber im Verebnungen des Lettenkeupers, Lupfen rechten Felswänden und scharfrandigem Holzmadener Fundgebiet die einzigartige wir die Pflanzendecke ein wenig, um nach Profil, nur jetzt natürlich viel breiter. Im Gelegenheit, mit Fossilien bekannt zu wer­ ihrem Untergrund zu schauen, dann finden Odenwald hat er in mühevoller Arbeit den den, die es andernorts gar nicht oder zum wir feinschichtig verteilt Letten, d. h. Ton aufsteigenden Buntsandstein durchsägt. Er mindesten nicht in dieser vorzüglichen Er­ und Lehm, auch Mergel, manchmal sogar schleppt so viel Sand hinaus in die Rhein­ haltung gab. schwarz, also aus jahrmillionenalter Pflan­ ebene, daß der Wind daraus sogar Dünen Fachleute bestritten, daß sich z. B. von zensubstanz und dazwischen Sand oder zusammenblasen konnte. Sehr kurios und den Fischechsen noch Haut- und Musku- Sandsteinplättchen und etwas Kalk und "wunderschön" ! Seite 604 Heimatkundliche Blätter für den Kreis Balingen Juni 1966

ein Lied singen können. Bezeichnend für Schachtelhalme - ein altes Pflanzengeschlecht ihn ist die Ausbildung der farblosen Früh• Von Fritz Scheerer jahrssprosse und der grünen verzweigten, bis 80 cm hohen unfruchtbaren Sommer­ Welchem Naturfreund wären auf seinen im Perm, aus. Erst in einem Teil der fest­ triebe. Weiterhin neigt er zur Ausbildung Wanderungen durch Wald und Feld oder ländischen Ablagerungen des Keupers, der von Sonderformen, die teilweise auch im auf unsere Berge nicht schon die zierlichen Lettenkohle und des Kieselsandsteins, fin­ Sommer fruchtbare Sprosse bilden. Gestalten, die stockwerkartigen Sprosse der den wir wieder Schachtelhalmgewächse Schachtelhalme mit ihren Knoten und fein­ (Equisetites) . Siewaren ebenfalls inSumpf­ Am Plettenberg und Schafberg gerieften Sterigelgliedern zwischen den An­ gebieten dieser geologischen Epochen in In unseren Wäldern wächst sehr häufig, satzstellen der schmalen Blätter aufgefal­ dichten Beständen als Röhrichtbildner vor­ vor allem an schattigen, feuchten Stellen im len. Und wie erstaunt wird er sein, zu hö• handen. Die feingerieften und meist flach­ Gebiet des Braunen Jura, der Waldschach­ ren, daß diese heutigen Schachtelhälmchen gepreßten inneren Steinkerne der einen telhalm mit seinen äußerst feinverzweig­ mit den gigantischen "K atzen schwänzen " der fünf vom Keuper bekannten Arten hat ten Ästen, die meist in einem Bogen herab­ der Steinkohlenzeit verwandt sind, deren man lange für versteinerte "Schilfblätter" hängen. Aber nicht diese bekannten Arten hohle Stämme auch durch Querwände in gehalten (Name "Schilfsan dstein"!). Die sollen uns beschäftigen, sondern einige viele Stockwerke abgeteilt waren, daß wir größten von ihnen dürften immerhin bei nicht überall vorkommende Formen. aus ihnen Zeit und Gang der Pflanzenge­ einem Schaftdurchmesser von 12 bis 15 cm Am ehesten kann mit den ausgestorbe­ schichte durch die Jahrmillionen ablesen eine Höhe von etwa 6 m erreicht haben. nen vorzeitlichen Formen der schöne können. Ihre Dimensionen sind also noch viel be­ Riesenschachtelhalm (Equisetum maximum) trächtlicher als die der heute bei uns le­ verglichen werden, der besonders an schat­ In der Steinkohlen- oder Karbonzeit benden Gattung Equisetum (equus Pferd, (rund 80 Jahrmillionen bevor unser Jura = tigen, nassen Stellen in den rutschgefähr• seta = Haar, Borste; eine Art hieß bei den deten, fetten Ornatentonen am Fuße der entstanden) finden wir Wälder von mär• Griechen Pferdeschwanz). chenhafter Üp pigk eit. Zwar fehlen Eiche, weißen Felsen bei Ratshausen am Pletten­ Buche, Birke, Ahorn usw., nur die ersten berg, am Schafberg usw. mit ihren guten Verwandten unserer Nadelhölzer treffen Nur noch elf Arten Nahrungsbedingungen eine Höhe von über wir. Keine farbige Blume weit und breit, Heute kennt man in Europa nur noch 1 m erreichen kann. An diesen stark quel­ keine nektarheischenden Schmetterlinge. elf Arten von Schachtelhalmen, von denen Iigen Orten erschein t er dann in solchen Die vorhandenen Insekten waren Fleisch­ in unserer engeren Heimat 6 vorkommen Massen, daß er nahezu alle an de ren Pflan­ fresser. Umsonst halten wir Ausschau nach und deren größte bestenfalls eine Höhe von zen verdrängt. Der Boden zei gt nur alte Waldwild und Vogel. Aber in der tiefen 1,50 m er reicht, also gegenüber den riesen­ abgestorbene Stengelteile des Vorjahres. und weiten Truhe des Moorbodens dieser haften "Vettern" der Steinkohlenzeit als Die Pflanze strotzt geradezu vor Feuchtig­ Urweltwälder sind uns wertvolle Schätze Zwerge erscheinen. Es handelt sich dem­ keit. Nachdem sich im April-Mai die erhalten geblieben, die mehr wert sind als nach um ein altes Pflanzengeschlecht, das braunen, fruchtbaren Sprossen entwickelt alle Edelsteine und Diamanten der Welt, nach Artenzahl und Größe einst eine be­ haben, erscheint kurz darauf mit undeut­ die Steinkohlen. Sie bestehen aus Pflanzen­ deutende Rolle gespielt, seinen Höhepunkt lichen Rippen der elfenbeinweise unfrucht­ zellen, und zwar aus Zellen wie sie cha­ aber längst überschritten hat und doch bare Trieb (daher auch der Name "Elfen ­ rakteristisch sind für Farnkräuter, Schach­ heute noch die Verwunderung der Men­ beinschachtelhalm"), der anfangs einem telhalme und Bärlappgewächse unserer schen erregt, da es weder Blüten noch turmartigen indischen Reliquienschrein, heutigen h ei mischen Wälder. Ja Riesen, Früchte treibt und sich trotzdem vermehrt. einer Pagode, ähnelt. Dann aber beginnt wie Siegel- und Schuppenbäume, stehen in Die Einzelheiten der Fortpflanzung sollen die Verzweigung, die schließlich sehr reich­ dem herben und steifen Steinkohlenwald uns jedoch hier nicht beschäftigen. Das lich werden kann und viel Schatten wirft in eintönigem Grün ohne Farbenspiel und kann in jedem Lehrbuch der Botanik und die Pflanze charakteristisch wird als Duft. Unter den heutigen Pflanzen werden nachgelesen werden. Vi elmehr wollen wir Künder eines Quellhorizonts. Der Sterigel wir vergeblich nach den siegelge sp ickten unsere sechs h eimischen Schachtelhalm­ wird über 1 cm dick und zeigt im Quer­ Baumriesen suchen. Nur zwerghafte Krüp• arten betrachten, wie sie uns auf unseren schnitt einen sehr weiten Mittelluftgang. pel aus di es er Pflanzensippe gibt es in der Ausflügen entgegentreten und uns ihre Gegenwart, die Bärlappgewächse. Probleme stellen. Pflanzliche Baukunst An Größe steht dem Riesenschachtel­ Achtungheischende Charakterpflanzen Der Volksmund nennt die Schachtel­ halm kaum nach der bei Ratshausen und halme allgemein "Zinnkraut", "Katzen­ Hausen a. T . am Fuße des Plattenbergs Diesen Narbenbäumen gebührt bei der wedel" oder "Katzenschwänz". Wegen ihres Bildung der Steinkohle der Löwenanteil und Schafbergs vorkommende Schlamm­ starken Gehalts an Kieselsäure wurden sie schachtelhalm (E. limosum), dessen ähren• des Verdienstes. Jedoch nicht minder we­ früher häufig zum Reinigen von Zinnge­ niger waren in dem feuchtwarmen Stein­ tragende Sterigel und Laubsterigel aber schirr benützt. Fast durchweg bevorzugen gleichgestaltet und dessen Äste nicht kan­ kohlenwald die Ur-Schachtelhalme als sie einen feuchten Boden. Der Ackerschach­ achtungheischende Charakterpflanzen be­ tig, sondern fast glatt sind, vielfach sogar telhalm tritt mitunter auch an trockenen fehlen. teiligt, die in röhrichtähnlichen Beständen Stellen, z. B. auf Bahndämmen, in Massen vergesellschaftet auftraten. Bis 1 m dicke Im Gegensatz zu diesen safts trotzenden auf. Hat er sich einmal festgesetzt, so ist er Arten fühlt sich der seltenere Winter­ und bis 30 m hohe Schachtelhalme (Cala­ schwer auszurotten, da er mit seinem rie­ mites) mit quirlförmig gestellten Ästen er­ schachtelhalm mit seinemtiefdunkelgrünen. sigen Wurzelwerk den Boden durchzieht von zahlreichen Furchen durchzogenen hoben sich aus dem schwarzen Moraste, und durch Ausbildung von Knollen, die deren Steinkern wir beute noch finden, Sterigeln zäh, hart und wasserlos an, ob­ mit Nahrung gefüllt sind, unterirdische wohl auch er nasse Stellen im Gebiet der die durch Schlammausfüllung des mäch• Vorratslager anlegt. Dadurch ist er zu tigen Stammhohlraumes entstanden. Lochen oder bei Weilen u. d . R. und Rats­ einem gefürchteten und schwer auszurot­ hausen bevorzugt. Seinen Namen bekam er, Diese Gattung der Schachtelhalme starb tenden Unkraut geworden, von dem die weil er im Herbst nicht abstirbt, sondern aber in der auf das Karbon folgenden Zeit, Bauern in den feuchten Braunjuratonen auch im Winter grün bleibt. In seiner Gesellschaft trifft man bei Ratshausen öfters den nicht überwintern• den und kaum halb so hohen Sumpf­ schachtelhalm mit seinen in' einem Quirl aufrecht stehenden Ästen. Klein und ärm• lich steht er unter den heutigen "Riesen" der Schachtelhalme. Wir sehen also, keine der heimischen ..Arten vermag auch nur annähernd die Größe ihrer Vorfahren zu erreichen, aber eines haben sie noch heute gemeinsam, nämlich, daß sie senachtel- od er schaftartig ausziehbare Sterigelglieder b esitzen und Prachtwerke pflanzlicher Baukunst dar­ stellen, di e unserer Bewunderung wert sind.

Herausgegeben von der Heimatkundlichen Vereinigung im Kreis Balingen. Erscheint je­ weils am Monatsende a ls ständige Beilage da Acker-Schachtelhalm Schlamm-Schachtelhalm Riesen-Schachtelhalm "Balinger Volksfreunds, der "Ebinge r Zeitung' Equisetum arvense Equisetum limosum Equisetum maximum und der "Schmiecha-Zeitung". 13. Jahrgang Freitag, 29. Juli 1966 ·Nu m m er 7

Ganz a nders ver lief nun der G ang der Der Regierungshezirk Besiedlung in den ü br igen Lands chaften, im S chw ar zw ald, in den K euperberglän ­ dern u nd im südlichen Oberschwaben. Südwürttemherg-Hohenzollern Di ese Gebi ete blieben noch weitere r u nd Ein e l an deskun dliehe Ski zze v on Prof. Dr, K. H . Schröd er (Tübingen) 5000 Jahre von der Kultur ge mieden; si e verharrten , wie m an sagen k ann , im Zu­ Auf Wunsch der Schriftleiti.mg wird im Buchs derErdgeschichte aufgesch lagen, und stand des Urwalds. E rst im Mi ttelalter, in folgenden ein kurzer geographiseherUber­ das Ergebnis is t eine Vie lfalt von G estei­ der Zeit d es 9. und 10. J ahr h under ts, d r ang blick über den Regi erungsbezirk, dem der nen, L andschaftsformen un d Geländeei gen­ der Mensch dort e in. Die Besitzergreifung Kreis Balin gen ang ehör t, dargeboten. Be i erfolgte in d er Form einer m üh samen Ro­ der Knap ph eit des zur Verfügung stehen­ ar ten au f kleinem R aum. den Rau m es können dabei j edoch nur die Ähnliche Variationen zeigen die H öh en­ dung, und hier bei entstanden nun S ied­ lungsforrnen, die ganz anders sind als die Grundtatsachen des Landschaftsbildes und v er h ältn isse, bei d enen ei ne Abstufung des älteren Siedlungslandes : Während in die Hauptl in ien seine r En twicklung auf­ zwischen rd. 200 m und weit über 1100 m gezeigt werden. Gleichwohl dürfte diese zu erkennen ist. Diese Spannungsweite di es em d ie gesch lossenen Dörfer Unbedingt Skizze we nigstens für den, der sich rasch wiederholt sich n aturgemäß beim Klima, vorherrschen, findet m an dort Einzelh öfe, über das Wesen der heimatlichen Kultur­ kleine, locker ge b aute Weiler und im Nor­ landschaft und die Grundzüge ihres Wer- . das in den milden Albvorlandtälern den Weinbau, am Bodensee sogar ganzjährig den des Schwar zwaldes die ei genartige de ns unterrichten will, von einem gewis­ Waldhu fensiedlung, ei ne kettenförmige sen Nu tze n sei n. Für vertiefte Studien s üdliehe Gewächse, im Schwarzwaldanteil werden zwe i auch heute noch käufliche hingegen gerade noch den Roggenbau zu ­ Aufreihung der Hö fe entlan g einer Straße Werke empfohlen: R. Gradmann, Süd• läßt. Eine überraschende Mannigfaltigkeit bis zu 2 km Länge, wobei der einzelne de utschla nd, 2 Bde., Darmstadt 1964 (foto­ Bauer seinen gesamten Gr u ndbesit z in Ge­ mech . Nachdr.) und Fr. Huttenlocher, Ba­ is t, wie wir zusammenfass en dürfen, das K ennzeichen der Landesnatur. stalt eines langen und schmal en, handtuch­ den- Württemberg, Kl eine geographische ar t igen Streifens hinter seinem Hof hat. Landeskunde, 2. Auflage, Ka rlsruhe 1962. Wer das Wirken des Menschen in di esem Mit Recht wird diese F orm als Ausdruck Raum auch nur in den Gr undzügen ver­ ein er gepla nten und grundherrlich geleite­ Als Ver w altungsb ezirk hat Südwürttem• ten Rodung angesehen. berg- Ho henzollern, w ie di e meisten politi­ ständlich machen will, k om mt ohne einige Hinweise auf die gesch ichtlich e ' Entwick­ Eine verhältn ism äßig späte Erscheinung schen Einheiten, vorwie ge nd künstliche si nd im Landschaftsbild all en thalben die Grenzen. Wer jedoch d as geographische lung nicht aus. S o sei zu r Erklärung der Sied I u n g e n zunächst der Ta ts ache ge­ heuti gen St ädte; sie kom m en erst im 12., Wesen seiner Heimat oder irgend eines 13. u nd 14. J ahrhundert auf und sind da­ anderen G ebi ets erforschen u nd erkenn en dacht, daß der größte Teil Südwür ttem­ berg-Hohenzollerns, n äm lich das Land um m it bi s zu 1000 Jahren jünger als die länd• will, darf vor solchen Li n ien nicht halt­ li che n Si edlungen. Na ch der Er kenntnis machen. F ür ih n gelten allein Grenzen, den Neckar, die Alb, das nördliche Ober­ schwab en und das Bodenseeu fer, uralter der Forschung sin d di e weitaus meisten di e von der Natu r gezogen worden sind Städ te künstlich gegründet worden, nicht und die das umschließen, was d er große Kultur boden ist; seit der jüngeren Stein­ zeit, also seit etw a 6000 J ahren, ist der etwa, w ie man m ei nen möchte, großgewor ­ schwäbische Geograph Rober t Gradmann dene Dörfer. Di e Gründer w aren K önige eine "Na tü r lich e Land schaft" gen annt hat. Men sch h ier seßhaft. Hi er finden w ir die Hauptschauplätze der Geschich te, auf d e­ und hohe Adelsgesch lechter und ihr Ziel Unser Regierungsb ezir k ist, wie schon war zu nächst die Schaffung von Märkten. ein flüchtiger Blick auf eine physisch-geo­ nen der Reihe n ach d ie Völk erschaft en d er fr ühesten Zeit, di e Kelten , die Röm er u n d Aus diesen h aben sich dann fast all e 71 graphische K arte lehrt, alles an dere al s Städte des Regierungsbezirks en twick elt, eine derartige geograph ische Einhei t. Er schließlich vom d ritten na chchr istlichen J ahrhuntiert an die Al am annen auftreten. von denen jedoch nur 8 (1964) di e Zahl von besteht vielm eh r aus ei ner Reihe von Ge­ 20 000 bi s 70000 Einw ohnern und d amit bieten, di e als in ziemlich willkürlicher Diese, endgültig die Her ren des Lan des geblieben, haben die Grundlagen der heu ­ den Rang einer Mittel stadt erreicht haben ; Weise aus süddeutschen G r oßlandschaften es sind di eS""Reutlingen, T üb in gen , Fried­ herausgeschnitten erscheinen . Es sin d vier tigen Kulturlandschaft geschaffen. Bes on­ dere Charaktermerkmale der al talam an ­ r ichs h afen, Schweriningen, Ra ven sburg, Teile dieser Art, die die Grundzüge der Tuttlingen, Biberach und Ebi ngen , L a n des n a t u I' bezeichnen, zu unterschei­ ni schen Si edlungsfl äche sind das Haufen ­ den: dorf und die Gewannfiu r m it ihr er w ie ein Di e W ir t s c h a f t s s t I' U k t u r de s R e­ 1. der Anteil am Schwarzwald, nä mlich Teppichmuster w irkenden Aufteilurig des gierungsbezirks wir d heute vorwiegend dessen nördli che Ostabdachu ng. Ackerlandes. Allerdings h aben di ese länd• vo m Prod uzier enden Gewer be besti m mt, 2. der Anteil am Neckarland, d. h . d er Be­ lichen Siedlungsf or m en n ich t, w ie die auf aus dem 1961 über 57 v . H . der Bevölke­ zirk im Wi nkel zwischen Schwarzwald August Mei tzens großes Werk (1895) zu ­ rung ihren ' Un terhalt bezogen, währen d u nd Alb um Rottw eil, H orb, 'I' üb ingen rückgehende, schier u n ausrottbar e Lehr­ nur noch reichli ch 16 v. H. von der L and­ und Reu tl ingen, meinung behauptet, von vornherein ihre und F orstw ir tsch aft lebten. A u ch innerhalb 3. der Anteil an der Sch wäbis chen Alb (im heutigen Grundeigenschaft en ge ze igt; im sämtlicher 17 Landkr eise nimmt das Ge­ w esentlichen die Südwestalb und di e besonderen ist es unhaltbar, die Gewann­ w erbe, b ald mit größ er em, bald m it klei­ Mi ttlere Alb), flur als Ergebnis eines fein ausgeklügelten nerem Abstand, den ersten Platz vor der 4. der A nteil am A lpenvor l an d, der "Ober ­ Verfahrens der Bodenverteilung bei der Landwirtschaft ein . A m b esten h at sich schwaben" oder "Oberland" genannt Landnahme anzusehen. T atsächlich h aben d eren Anteil noch im Kreis M ünsingen w ir d. Hierzu r echnet m an au ch ein klei­ sich b eide Formen erst in all m äh li cher (1961: 34,7 v .H .) sowie in den obersch wä­ n es Stück der Vo ralpen , die Adelegg. Entwicklung im Laufe der mittel alterli­ bi schen Kreisen Ehingen, Saulgau und Mi t dieser Aufz ählung w ird auch die chen J ahrhunderte h erausgebildet. Wangen mit jeweils reichlich 31 v . H. b e­ geologische Gliederung des Landes gekenn ­ Aller din gs muß m an wissen, daß ein h auptet. zei chnet, d en n di e Natürlichen Landschaf­ kleiner Teil des Regi erungsbezirks, näm­ Di e L a n d wi r t s c h a f t trägt in den ten si nd zugle ich geologis che Einheiten. Im lich der Zipfel nör dlich der Li nie Weil der einzelnen Landschaft en sehr verschiedene Schwarzwald an teil tritt ganz vorwiege nd Stadt -Cal w - Enzklösterle, zu m Stam­ Zlüge. Vor allem gilt di es für die B etri ebs­ der Buntsandstein, in d en Tälern stell en­ m esgebiet d er Franken gehört, di e um 500 größen. W ährend wir in einer R eihe von w ei se au ch das Gr undgebir ge zutage, im den Norden Württembergs in Besitz ge­ Schwarzwaldgemeinden, streckenweise auf Neckarland treffen w ir den Muschelkalk nommen h aben. In unserem Gebi et woh­ der Alb und namentlich in Oberschw aben und den Keuper an, die Alb wird von der nen als o nicht n ur Alamannen, od er, was mittlere bis große Betriebe mit 10, 20, 30 Jur afo rmation aufgebaut u nd Oberschwa­ dasselbe ist, Schwaben, sondern auch Fran­ und m ehr Hektar antreffen, sin d im Nor­ ben ist w eithin vom Gletscherschutt des ken, wenn auch diese das Bewußtsein ihrer den - um den Neckar, im Albvoriand und Eiszeitalters bedeckt. Somit sin d in unse­ besonderen Abkunft weithin verloren ha­ auf der Münsinger Alb - kleinbäuerliche r em Gebi et gl eichsam viele Blätter des ben mögen. Verhältnisse die Regel; hier kommen auf Seite 606 H eim atk undliche Bl ätter für den Kreis Bahngen Juli 1966 ei nen Hof selten mehr als 6 bi s 7 H ektar städte aus dem Boden w uchsen und wo die m er noch seinen Rückhalt am Grundbesitz u nd viele tausend Betrieb e um fassen we­ graue Masse der F abriken und Wohnbau­ h at; ihm k ann es ni emal s ganz schle cht n iger al s 4 H ektar , so d aß deren Inhaber ten d as Bild beherrscht. Hi erzulande hin­ gehen. Auch in der gegenwärtige n Phase n och zu sätzlichen Verdienst im Gewerbe gegen verteil t sich di e Industrie weit h in des industri ellen Au fsch wungs wird au f suchen m üssen. auf di e kleinen und mittleren Städte und di ese R ück versich erung nur ungern ver­ Die Gründe di eses Gegensatzes zwischen auf die Dör fer , und d er Arbeiter wohn t zichtet. Nordteil und Südteil sind w iederum histo­ ni cht in Mietskasern en, sondern in ei nem risch er Art. Si e beruhen auf der T atsache, kleinen und oft eigenem H aus und h äufig Mannigfaltig wie die Werke der Natur daß di e Bauern im a lt w ür ttemb er gis chen bewirtschaftet er n ebenher au ch noch si nd in di esem La nde somit auch di e Gebie t seit späteste ns dem Beg inn der einige Äcker od er doch 'einen ansehnlichen Wer ke des Menschen: d ie Si edlungen, die Neuzeit die Gepfloge nheit haben , ih r en Gar ten . ge radezu' ei ne Musterk oll ektion fast aller Besitz unter säm tliche K inder gleichmäßig Der Ursprung dieser Verhältnisse, um in Westdeutschl and vorkommenden For­ aufzuteilen, w ähr end in den G ebieten, die die Württemberg oft beneidet worden ist, m en darstellen, die Wirts chaft m it ih r er , erst seit Beg inn des 19. J a hrhunderts zu lieg t in einem schon genannten Umstand: Spannw ei te von der Weidenutzung b is zu r Wür ttemberg gehören, dur chw eg der H of in der jah rhundertealten Sitte der E rbtei­ hochentwickelten Industr ie und endlich ungeteilt auf einen Erben übergeht; es lu ng, wie sie in den altwü r ttem b ergischen au ch , w as hi er nur angedeutet werden h er rsch t h ier also, w ie m an sagen kann, Gebieten üblich war. Die zwangsläu fige kann, das kulturelle Leben m it einer F ülle von jeh er ei n e Art ungeschri ebenes Erb­ Fol ge der ständ igen Teil u ngen w ar ei ne eigenständiger Zentr en und Tendenzen ; h of'gesetz, d as d ie Betriebe groß und statt- Bev ölker ungsver rnehrung, alsbald a ber hi er zu h at, außer der poli t is chen Au fsp lit­ li ch erhalten h at. ' auch ein Mißverhältn is zwischen Nähr• terung in der fer neren Vergangenhei t, in fl äche und Mensch enzahl und schließlich erhebli chem Maße 'au ch das Nebenei nander Au ch in der land w irtsch aft lichen P r o­ Armu t und Not. In dieser Lage b edeutete der beid en gr oßen K on fessi on en bei getra­ d u k ti on zeigen sich große räumliche Un­ es für di e Realteil u ngsge biete geradezu ge n. terschi ede, die allerdings vorwiegend k li­ eine Erlösung, als von der Mitte des 19. Letztlich als Folge der natürlichen K am­ m atisch bedingt sind. In den Schwarzwald­ J ahrhunderts an di e Ind ustrie aufkam und m erung des Landes ist es anzusehen, da ß ge meinden und im südlichen Oberland, wo den überschüssigen Arbeitsk r äften ein au ch ' di e Wesensart der Menschen vo n die höchsten R egenmengen fa llen , her r­ neues und w eites F eld bot. Entsch ei dend Landschaft zu Landscha ft etwas anders ist, schen Gr ünland und Viehwirtschaft unbe­ für die Entw icklung der wirtschaftlichen d aß uns jeweils verschiedene T ypen ent­ dingt vor ; alle übr igen Bezirke sind h aupt­ Struktur war es dabei , daß di e si ch der gegen treten: so, um nur einige zu nennen, sächlich Revier e des Acker baues, wenn Industrie zuwendenden Klein- und Zwerg­ der zähe, h arte und grüblerische Schw arz­ au ch dort das Grünland in den letzt en bauern an der Bewirtsch aftung ihr er er­ w älder, der lebhafte, erfi nder is che Neok ar­ J ahrzehnten erheblich zugenom m en h at. er bte n Äcker festh ie lten und zu diesem länder, der versonnene, verschwiegene und Der A nb au der F el d früchte zeigt ebenfa lls Zweck auch in ihr en Dör fern ansässi g blie­ ge nügsa me Älbl er, der fortschrittliche, r a­ ei ne ,kli m ati sch beding te Di ff erenzier ung : ben . So entstand in Württemberg di e viel­ ti on alistische Oberländer und der sto lze Im Schwarzwald baut man besonders Rog­ gerühmte "Ver bind ung vo n Landw irtschaft und selbstbewußte Reichsstädter. In d ie­ gen, H a fer und Kartoff eln a n, im Neckar ­ und Gewerbe" mit dem sozialen Misch typ se r Vielfalt will es scheinen, als ob es nur landanteil Weizen und Gerste, auf der Alb des Arb eiter-Bauern, der se ine S choll en­ eines gäbe, w as allen Menschen dieses H afer, Futtergew ächse und no ch etwas verb undenh eit bewahrt h at, und der vor R aumes gemeinsam ist: die Li ebe zur Hei­ Di nkel und im nördlichen Oberschw aben allem k rise nfest ist, w eil er in Zeiten ver ­ m at, di e ihnen, wie August Lämmle sagt, Weizen, Gerste und Roggen. minder ter industri eller Beschäftigu ng im - Mutter und Kind und Braut zu gl eich ist. Von den Sp ezi al k u ltu r en ist zu nächst d er Obstbau zu n ennen , der im ganzen Gebiet außer au f der Alb in hoh er Bl üte Tiroler Freiheitskämpfe steht, jedoch ni r gends so stark ist wie im Das Schi cksal Tirols im 19. und 20. J ahrhundert I Von Kurt Wedler Kreis Tettnang, wo im Dur chsch nitt au f jeden Einwohner m ehr als 10 Bäume kom ­ Nach dem dritte n K oali ti on skrieg im J ahr weichen. Ho fers Landstürmer verübten am m en. Weiterhin ist der Hop fen ba u anzu ­ 1805 kam im Preßburger Frieden Ti rol an 10. April einen Handstreich auf Sterzi ng, führen, der 1946 389 H ektar einnahm, Bayern. Obwohl die Tiroler mit den Bayern und vom 11. bis 13. April w urde Innsbruck seine Anbaufläche inzwischen jedoch auf stammesverwandt sind, w ur den sie als genommen. 7600 Gefangene fiel en in die 776 Hektar (1960) vergrößert h at, von de­ Eindringlinge angesehen. Durch ihre fast H ände der Tirol er. Die Franzosen vers uch­ n en über 70 v . H. a llei n au f den K r eis 450jährige Verbindung m it ö sterreich waren ten von Bozen aus nach Norden zu m a r­ Tettnang entfallen. Weniger günstig ist di e di e Tir oler m it diesem Land und seinem schier en, wurden aber an der Bozener Bilanz des Weinbaues, der ei nst für vie le Volk verwachsen. Sie mußten nu n viel Klause zurückgetrieben, und die ö sterrei­ Gemeinden im mittleren Alb vorland und höher e S teuern bezahlen, ihr Geld w u r de cher marschierten kampflos in Bozen ei n . am Bodensee der H au pter w er bszweig ge ­ entwertet und eine neue G erich tsordnung Bei ihrem Sieg bei Sacile hatte der Feind w es en ist, h eute a ber nur noch m it zus. eingeführt. D ie Industrie litt sch wer. Der in wenigen Tagen ga nz Südtirol geräumt. 134 H ektar (1960) an wenigen Stellen eine Tr ansit handel , der vor allem Bozen reich Andreas Hofer wurde als der bed eutendst e bescheid ene P osi ti on behauptet. Nennens­ gem ach t hatte, erh ielt durch die Kontinen­ Bauernführer gefeiert. wert ist er allein no ch im m it tl eren Alb ­ talsperre einen t ödlich en Schlag . Dur ch di e vorland. neue bayrische Ve rwalt ung wurde der alte Die zweite Befreiung Tirols Landesname ausget ilgt, Südbayern war die Au f dem Reichstag zu Wor ms spr ach Nach einer kurzen P ause der Freude über neue Bezeichnung. Auch gegen kirchliche di e gelungen e Befreiung, rückten aber schon Graf Eberhar d im Bart 1495 die ber ühmt Br äuche und ge gen die Klöster r ich teten gewordenen Wor te : "Ich h abe ein geringer Anfang Mai 1809 von allen Seiten di e sich die Anord nungen, d ie vom aufklä re ri­ Fei nde. Bayern und Franzosen, an. Am L and als Euer Liebden all e". Mi t diesem sch en Geist und der Säkularisation gestü tzt S atz m einte der Land esher r vor allem den Strubpaß k am es am 11. Mai zu einem w aren . Den größten Wid erst and verursachte mörderisch en Kampf, der dem Paß den Mangel an B 0 d en s c h ä tz e n . Di eser die A no r dnung der Mili tär dienstl eistung, Mangel besteht auch h eute noch , denn an Namen "T ir olische Thermopylen" eintrug. die entgegen de r alten ti r oli sche n Verfas­ Am 13. Mai w ur de di e Schlacht bei Wörgl w ich tigen Vorkomm en können wir nur di e sung, d ie Solda ten auch außer halb des Lan­ K ochsalzlager bei Sulz, di e H eil- und Mi­ verloren. Am 19. Mai zog der Feind in des zu m Dienst verpflichtete. Es kam, teil­ Innsbruck ein . .. neralquellen n amentlich des Schwarzw al­ weise zu offen em Widersta nd und vielfach d es u nd den Torfreichtum Obers chwabens zur F lucht in di e Berge. Manche Mä nner Am 23. Ma i übernahm Andreas Hofer an füh r en; eine sinnvolle wirtschaftliche diente n im öste rreichischen Heer. auf Verlangen von Abgeordneten aus allen Nutzu ng der seit 1951 vi eldiskutierten Vor allem die Wir te, die durch ihren Täle rn das Oberkommando über alle Auf­ Uranvorkommen im S chw arzw ald, d ie sich H andel di e Mö glichkeit h atten, mit den ge bote . Und am 25. und 29. Mai kam es zu einem Teil auch au f den südw ür ttern ­ Österreicher n in Ver bin dung, zu bleiben, zu den bek annten und sie gr eichen Kämpfen bergtseh en Gebir gsanteil erstrecken, ist bei darunter vo r allem der S andwirt im Pas­ am Berg Isel und r in gs um Innsbruck, die ihrer Armut und K leinheit nicht denkbar. seiertal, Andreas Ho fer (1767- 1810), über ­ am 30. Mai' den Abzug der Bayern ' zur n ah m en die Werbearbeit für ein en A uf­ Folge h atten . Am 2. Juni h ielt Andreas Indessen hat sich tr otz des Feh le ns von stand gegen die Bayern. Si e organisierten Ho fer sei ne n feierlichen Einzug in Inns­ Bod ensch ätzen eine bedeutende I n d u ­ Waff en und Schießpulvervor räte u nd leg­ bruck. s t r i e entwickelt, insbesondere au f den ten Lebens m ittelmagazine an. Gebi eten der Textil- und der feinmechani ­ Die dr itte Befr eiung Tirols schen I nd ustr ie, von denen manche Werke Die erste Befreiung Tirols Inzwi schen h atte am 21. und 22. Mai Erz­ Weltruf erlangt h aben. Das Gesicht der Am 9. April 1809 m ar schierten die Oster­ herzog K arl den K orsen bei Asp ern ge­ Industr ielandscha ft ist hi er ganz a nders als reicher vo n K ärnten aus in s Pust ertal ein. schlage n. Ab er am 6. J uli erfolgte die grau­ an Rhein und Ruhr oder im sü dlichen Ost­ Zugl eich aber erhoben sich überall di e sam e Niederlage bei Wagram, die di e Ost er­ deutschland, wo sich di e Mensch en zu Mil­ Ti r oler Bauer n und bedrängten u nd ver­ reicher auch zwang ihre Truppen aus Tirol lionen au f kleinen Räumen zusammen­ trieb en die bayerischen Truppen. Auch die und Vorarlberg abzuziehen. 50000 Franzo­ drängen, w o in w enigenJahrzehnten Groß- fr anzösische Besatzung von Brixen mußte sen wurden nach Tirol in Marsch gesetzt, Juli 1966 He imatkundliche Bl ätter für den Kreis Balingen Seite 607

und am 30. Juli zog Marschall Lefeb vre in Jahr 1921 mit 25000 Einwohnern und 6000 Innsbruck ein. Italienern auf 92 000 Einwohner mit 70000 Ab er die alten Baue rnführer Speckbacher. Italienern im 'Jahr 1962 zu . Die einschnei­ Peter Mayr, Haspin ger , Peter Kemen ater denste Aktion war aber die, die zwischen und an ihrer Spitze Andr eas Hofer, ließez{ Mussolini und Hitler am 23. Juni 1939 ver­ sich nicht einschüchte rn. Am 4. August ka m einbart wurde. Es war di e Umsiedlung der es zum ersten Kampf in der "Sachsen­ Südtiroler, die nur durch den Sturz des kl emme" zwischen Mauls un d Franzens­ Faschismus und die Besetzung Südtirols ab­ feste. Ein sächsisches Regiment der Franzo­ ge stoppt wurde. sen, das an der Spitze von Sterzing aus Nach dem zweiten Weltkrieg nach Süden marschierte, w urde' mit Stein­ lawinen bombardiert. Da bei gerieten 1000 . Auch das demokratische Italien setzte die Mann in Gefangenschaft. Die Franzosen Italienisierungspolitik fort, und der Wunsch kamen nicht vorwärts. Auch im Osten der Südtiroler, w ieder mit Nordtirol und kamen sie nicht weite r . Dort kämpften an Österreich vereinigt zu werden, wurde nicht der Lienzer K lause-österreichische Sold aten erfüllt. Die Alliierten entschieden am 30. mit freiwilligen Studenten aus Freiburg im April 1946:"Die Forderung Öst erreichs auf Breisgau erfolg reich gegen eine starke Volksabstimmung in Südtirol wird abge­ übermacht. Zur selben Zei t, am 8, und 9, lehnt." Obwohl sich bedeutende Staats­ Au gu st , siegten di e Bauern an der Pont­ m änner wie z. B. Churchill, aber auch latzer Brücke. italienische Politiker gegen diese Entschei­ Den glänzendste n Erfolg erreichten die dung aussprachen, wurde sie nicht revidiert. Tiroler in eine r beispiellosen Leistung gegen Aber im Pariser Vertrag vom 5. September eine große Übermacht in ihrer dritten 1946 ist dann Südtirol die Autonomie im Schlacht am Berg Isel am 13. Augu st. Mar­ durch die Pflicht de s Volkes, sein Land und italienischen Staat zugesichert worden. scha ll Lefebvre verlor bei seinem ganzen seine Freiheit gegen alle Feinde und wider Nun waren aber wieder Kräfte am Werk, Unternehmen 13 000 Mann, Er verließ am jegliche Bedrohung selbs t zu schützen und die durch den Taschenspielertrick der Sch af­ 18. Augu st den heißen Boden Tirols. ­ zu verteidigen. fung der Region "Trenti no - Tiroler Etsch­ Andreas Hofer wurde St adthalter im Land land" die allein Südtirol zugesagte Auto­ mit dem Sitz in der Hofburg in Innsbruck. Nach dem ersten Weltkrieg nomie verschwinden ließen. Durch die Auch heute stützen sich die Südtiroler Unterwanderung, die von den Südtirolern Tirol unterliegt auf di ese verbrieften Rechte. Obwohl Wil­ als ,,'!odesmarsch" bezeichnet wird, hat der Anteil der Italiener von ursprünglich 3 Nach dem Frieden von Schönbrunn am son, L. George und die französische Regie­ rung in den Friedensverhandlungen nach Prozent im Jahr 1910 auf 34 . Prozent im 14. Oktober war Öste rreich machtlos und Jahr 1951 zugenommen und hat sich bis Napoleon s Stiefsohn und Vizekönig' von dem ersten Weltkrieg immer wieder das "Recht der Selbstbestimmung" und die "Zu ­ heute noch mehr verstärkt. Italien Eugen Beauharnais erhielt den Auf­ Der Streit um die Rechte der Autonomie trag mit 60 000 Mann die Tiroler zu unter­ stimmung" der Regierten betonten, und die Südtiroler ganz kl ar den Verbleib bei Südtirols kam bis vor die UNO, aber Italien werfen . Die Bayern rück ten mit drei Divi­ sagte "nein " zu einer Sonderautonomie. Nun sionen vom Sal zburgischen aus in s Land. Öste rreich forderten, wurde im Friedens­ vertrag von St. Germain 1919 Südtirol von begannen die ersten Gewaltakte, die aber Andreas Hofer wollte auf da s Friedens­ alle maßgeblichen Politiker Südtirols ab­ ang ebot de s Vizekönigs eingehen, abe r er Österreich, zu dem es mit kurzen Unter­ brechungen über 550 J ahre gehörte, abge­ lehnten. Als die zweiten Verhandlungen wurde von Haspin ger zum Nachteil der wieder scheiterten, erfolgten weitere Tiroler umgestimmt. Am 1. November ver­ trennt. loren sie die vi erte Schlacht am Berg Isel. Sprengstoffattentate und darauf Verhaf­ Nach einem erneute n F riedensangebot Im Jahr 1910 umfaßte Deutsch-Südtirol tungen, Folterungen, Hausdurchsuchungen wurde der Sandwirt von Peter Mayr zu vom Brenner bi s Salurn 9900 qkm und usw. Auch eine dritte (1961) und vierte zählt e 223000 Deutsche, 15000 Ladiner, 8000 (1962) Südtirolverhandlung und die Tätig• weiteren Kämpfen anges tachelt . Am 16. keit einer ,,1ger Kommission" aus elf Italie­ November ka m es zu schweren Kämpfen Italiener. Italienisch Tirol (Trentino) 6400 qkm und 367000 Italiener, 10000 Deutsche, nern, sieben Südtirolern und einem Ladiner be i Meran und st. Leonhard und spä ter bei (also nicht paritätisch) brachten nicht die Brixen , abe r am 9. Dezember war der Auf­ 4000 Ladiner. . . stand vö llig zusammengebroche n . Die 'Sprachgrenze lief in der Geschichte ersehnte Lösung, sondern nur eine Besse­ Tirols niemals über den Brenner. Sie ver­ rung des Verhandlungsklimas, von dem Andreas Hofer wurde durch Verrat in der man aber im Lande nichts verspürte. Brantach er Alm aufgespürt. 600 Mann rück• lief seit dem 6. bis 8. Jahrhundert über den Ortlerkamm zur Mendel, weit nach Süden Gegen die Folterung von Häftlingen durch ten am 28. Januar 1810 dort an und brach­ Carabinieri wurde ein Prozeß angestrengt, ten ihn .nach Bozen und schließl ich nach zur Salurner Klause und dann über den Dolomitenkamm. der aber trotz stark belastenden Beweis­ Mantua, wo er vor ein Kriegsgericht ge­ materials zu Freispruch und Amnestie stellt und zum Tode verurteilt wurde. Am Obwohl viele europäische und sogar ita­ lienische Politiker gegen die Zerreißung führte. Die Attentatswelle flammte neu auf, 20. Februar um 11. Uhr trat er seinen letz­ obwohl alle Gewalttaten auch von der ten Gang an, nachdem er noch kurz vorher Tirols waren und ihnen von den Alliierten und den Italienern die Autonomie zugesagt Südtiroler Volkspartei scharf verurteilt den Satz niederschrieb: "Ade meine schnöde wurden. Welt, so leicht kommt mich das Sterben an, worden war, wurden Einsichten und Zu­ sicherungen in den Wind geschlagen. Schon Die fünfte Südtirolverhandlung am 23. daß mir nicht einmal die Augen naß wer­ Oktober 1963 brachte wiederum nicht die den." Seine Gebeine wurden 1823 in die 1921 begannen die Italienisierungsmaßnah• men: die Wehrpflicht in der italienischen Sicherung .der Lebensrechte der Südtiroler Hofkirche nach Innsbruck gebracht. Die wie sie, nach Ablehnung der Selbstbestim­ Gedächtniskapelle beim Sandhof erinnert Wehrmacht wurde eingeführt, 49 deutsche Schulen wurden geschlossen und das italie­ mung durch die Alliierten wenigstens der an seine Heldentaten. Pariser Vertrag vom J ahr 1946 m it der Ein ähnliches Schicksal ereilte den Wirt ni sche Gerichtswesen auf Südtirol über• tragen . "Autonom ie für Südtirol" garantierte. ­ vom Kalten Keller bei Klausen, Peter Mayr Nachdem nun aber das Land fast 50 Jahre und den Tharerwirt Peter Sigrnaier von Zur Zeit des Fasehismus unter fremder Herrschaft steht, sollte dieses Olang, Speckbacher, der "Feuerteufel" heiße Eisen nicht durch unüberlegte Ge­ konnte sich nach monatelanger Verfolgung Als Mu ssolini im Lande herrschte gingen w altakte, die nur weiteren Tej;r or verur­ nach Österreich retten. die Italiener zu Gewaltmaßnahmen über. sa chen, gelöst werden, sonde rn nur durch Am 28.Feb ruar 1810 wurde das Land Südtirol wurde mit dem Trentino vereinigt. zähe und bestimmte Verhandlungen. Kano­ geteil~. l?er nördliche Teil kam an Bayern, Der Name lautete nun Alto Adige - Hoch­ nikus Michael Gamper, ein einsichtiger, der südlich e an Italien. Die Grenze verlief etsch, Die deutschen K indergärten wurden weitschauender Kämpfer in der Südtirol­ nicht wie heute an der Wa sserscheide son~ geschlossen, das Italienische wurde Unter­ frage sagte: ". .. Wir alle, und zwar nicht dern mitten durch das Sarn- und Ei ~ sack­ richtssprache in allen Volksschulen und nur die Völker als Ganzes, sondern auch tal, nördlich von Fassa, Buchenstein und Amtssprache in allen Ämtern. Schließlich die kleinen Volksgruppen, befinden uns Ampezzo. Doch dauerte di ese Zerreißung w urde auch der Religionsunterricht it alieni­ auf ein und demselben Schiffe, das Europ a de s Landes nur vier J ahre. Nach der Nie­ sier t, der Privatunterricht verboten und alle heißt. Mit diesem werden wir gerettet oder de rwerfung des Korsen wurde Tirol im deutsche n Vereinigungen und di e poltti­ gehen zugrunde. - . . . Alles, was in dem Juni 1814 wiede r mit Öst erreich vereinigt. sehen Parteien aufgelöst. Bis in die private Raum zwi schen dem Kamm und dem Süd• Die Tiroler stützte n sich in ihren Freiheits­ Sphäre, z. B. in di e Namengebung gingen sa um der Alpen an Fortschritten in der kämpfen auf den "Gro ße n Freiheitsbrief" diese Maßnahmen. Durch die Aufhebung Uberwindung des Nationalismus erz ielt den Markgraf Ludwig, der zweite Gemahi des Tiroler Höferechtes im Jahr 1929 ging wird, belebt die Hoffnung auf eine fried­ der Gräfin Margarete Maultasch im Jahr man an die Zerschlagung des bäuerlichen liche nationale Flurbereinigung in dem 1342 ausstellte. Er enthielt die Selbstbe­ Besitzes. ges amten europäischen Raum." stimmung und die Mitbestimmung in der Die Schaffung der eigenen Provinz Bozen ' Regier ung des Landes. Kaiser Maximilian I. am 6. Dezember 1926 geschah nach Musso­ Daten über Südtirol ergänzte im Jahre 1511 im sog. "Landlibell" linis Worten, "um hier rasehestens zu Die Region Trentino - Tiroler Etschland die demokratischen Tiroler Freiheitsrechte italienisieren". Bozen selbst nahm vom setzt sich zusammen aus der Seite 608 Heimatkundliche .Blätter für den Kreis Balingen Juli 1966

Provinz Trient mit 6201 qkm und 414819 In der RegionalverwaItung sitzen den Steinbruchs im Betrieb, wobei jeweils Einwohnern (1962) 102 Südtiroler und 620 Italiener der letzte Abraum wieder die neuausge­ Provinz Bozen mit 7597 qkm und 379389 in der ProvinzialverwaItung hobene Grube füllt und so landwirtschaft­ Einwohnern (1962), davon zirka 64 Prozent 106 Südtiroler und 174 Italiener lich nicht zuviel Nutzfläche verloren geht. Südtiroler (Deutsch und Ladiner) und zirka Im Regionalrat (Landtag der Region Als "Versteinerungsschutzgebiet Holzma­ 36 Prozent Italiener. Trentino - Tiroler Etschland) sitzen den" stehen heute die berühmten Fossil­ 48 Abgeordnete, davon fundstätten unter staatlicher Obhut. In der öffentlichen Verwaltung sind aber 26 der Provinz Trient Bernhard Hauff, der 1896 einen eigenen in der Provinz Bozen bei der Staatsbahn 22 der Provinz Bozen, darunter wieder 6,5 Proz. Südtiroler, 93,5 Proz. Italiener; Hausstand gründete, hat bis zu seinemTode 15 ·Südti ro ler. am 10. Juli 1950 sich unablässig bemüht, Post 21,1 Proz. Südtiroler, 78,9 Proz, Italien.; Im Regionalausschuß (Regierung der Arbeitsamt und Sozialversicherung die geologischen Verhältnisse seiner Hei­ Region) ist die Südtiroler Volkspartei aus mat und damit insbesondere seine Funde 2,3 Proz. Südtiroler, 97,7 Proz. Italiener. Protest seit 1959 nicht mehr vertreten. im Posidonienschiefer zu klären. Er stellte auf Anregung von Tübinger Professoren seine wissenschaftlichen Ergebnisse in Bernhard Rauff - einer bedeutsamen Arbeit zusammen, auf Von Dipl.-Ing. R. Kerndter. Grund derer die Mathematisch-Naturwis­ senschaftliche Fakultät der Universität Tü• (Schluß) stücken der paläontologischen Wissenschaft bingen ihn 1921 zum Ehrendoktor der Na­ zu dienen. Denn die Eigenart vorweltlichen Der Nachdruck liegt hier auf "brauchbar", turwissenschaften ernannte. Es hieß dabei weil jeder Petrefaktensammler weiß, daß Lebens kann man nicht durch phantastische in der Verleihungsurkunde: "Dem Samm­ die wirklich gut erhaltenen, bis 18 m langen Spekulationen, sondern nur durch sorg­ ler und Präparator von Weltruf, der das Stücke sehr selten sind. Saurierwirbel und fältige Auswertung der erhaltenen Reste Leben der Vorzeit in einzigartiger Weise Rippensegmente, wie man sie etwa in Weil­ erschließen. Dabei handelte es sich, wie das wiedererweckt, die Aufmerksamkeit der stetten . findet, bedeuten eben noch keine "Holzmadenbuch" ausweist, nicht nur um Welt erneut auf die im Schoße unseres herrlichen Museumsstücke, wie sie aus den Saurier, sondern auch um Fische, auf ga­ heimatlichen Bodens ruhenden Zeugen fer­ Werkstätten Hauff nach mühsamer Präpa• gatisiertem -Treibh olz aufsitzende Seelilien ner Vergangenheit gelenkt und zur verfei­ ration hervorgingen. und Muscheln, um Tintenfische, Mollusken nerten Gliederung des Schwäbischen Jura mannigfacher Art, Mikrofossilien und einen ersten bedeutsamen Schritt getan Heute unter staatlicher Obhut pflanzliche Reste aus den Schieferbrüchen. hat, in Anerkennung vielseitiger Anregung Es sind heute in der Gegend etwa zwei und selbständiger Förderung der paläonto• Man darf sich das Auffinden, Bergen, Dutzend Gruben in der Art des wandern- logischen Wissenschaft". Bestimmen und Präparieren von Verstei­ nerungen nicht als eine leichte Arbeit vor­ stellen. -Bernhard Hauff hatte wohl das Glück, in Holzmaden zahlreiches gut er­ 4000 Jahre alteWetterregeln stimmen jetzt noch haltenes Material zu finden, aber ohne Meteorologie, die älteste aller Wissenschaften Sachkenntnis, ohne geschultes, auch durch Die Wetterkunde ist nicht nur eine außer• Griechen mit der Wetterkunde befaßt: Ari­ Finderlohn gerecht entlohntes Personal, ordentlich lebensnahe, sondern auch die stoteleswar es ja auch, der dieser Wissen­ ohne zweckmäßige Abbautechnik in den älteste aller Wissenschaften, älter jedenfalls schaft den Namen Meteorologie gab. Schieferbrüchen, ohne sinnvolle Untertei­ als jede Verwaltungskunst oder Rechts­ Zur Wettervorhersagekunst haben die lung der vielleicht durch Härtung gesicher­ gelehrtheit. Schon vor 4000 Jahren gab es Griechen die phänologischen Wetterregeln ten Versteinerungen und sorgfältige Prä• beamtete Meteorologen - das waren jene beigesteuert; aus Beobachtungen im Tier­ paration der dann zum ganzen Fossil wie­ alten Sterndeuter, die in Chaldäa und in und Pflanzenreich wurde auf das künftige der zusammengesetzten Handstücke wäre Ägypten auf Grund ihrer astronomischen Wetter geschlossen. über Aristoteles ist er _weder zu vorzüglichen Verkaufsobjek­ und meteorologischen Beobachtungen und man dann aber in den beiden folgenden ten noch zu besonderen wissenschaftlichen Vorhersagen die künstliche Bewässerung im Jahrtausenden nicht mehr recht hinaus­ Ergebnissen gekommen. Mit Grabstichel, Zweistromland .bzw. in dem Land am Nil gekommen, insbesondere konnte die Wetter­ Meißel, Messer, mit Lupe und Binokular­ steuerten. Sie hatten auch schon einige vorhersagekun-st nicht weiter entwickelt mikroskop wurde in behutsamer Schab­ Wettervorhersageregeln formiert, denen wir werden. Die alten babylonischen Wetter­ und Schneidearbeit den Einzelheiten nach­ noch heute zustimmen können. Sehr viel weisheiten und die Wetterregeln der Grie­ gegangen, um mit einwandfreien Beleg- wissenschaftlicher haben sich dann die alten chen erwiesen sich doch zu oft als unbrauch­ bar, und so kam der alte amtliche Wetter­ vorhersagedienst, der noch bei den Römern u. a. Aufgabe des Obersten Priesters war, Der Traubensteinbrech zontalen Flächen mit den andern Gesell­ allmählich in Verruf und wurde eingestellt. schaftern den Platz teilen muß. Sicher hat der Kirchenvater Augustinus.der Saxifraga aizoon Von seinem ursprünglichen Wurzelort im 4. Jahrhundert n. Chr. lebte, auch die sendet er zahlreiche Ausläufer aus, die jede Meteorologen gemeint, als er sagte: "Der Im Frühsommer gute Christ hüte sich vor den Mathemati­ leuchtet auf den son­ Spur von Wurzelerde aufzusuchen vermö• gen und so dichte Polster von Rosetten kern und all denen, die Vorhersagen ma­ nendurchglühten Fel­ chen, besonders, wenn sie zutreffen. Denn sen unserer Berge bilden. Diese dichte Packung der Blätter schützt gegen Vertrocknung bei knapper es besteht die Gefahr, daß die Mathematiker eine bezauberndeBlü• mit dem Teufel im Bunde den Geist trüben tenfülle. Ein Aufzäh• werdender Wasserversorgung. Das während des Regens zur Verfügung stehende Wasser und den Menschen in die Bande der Hölle len des einzelnen verstricken." würde ermüden. Nur kann die Pflanze durch Ventileinrichtungen der dicklichen Blätter aufnehmen, Der Sehr viel länger hat sich- übrigens ein an den reichblühen• Traubensteinbrechhat keine Hauptwurzel. solcher amtlicher Dienst in China gehalten. den Mauerpfeffer, den Dort war es die Aufgabe des Kaisers als in prächtigem Blau zeigt aber trotz des trockenen Standortes einen üppigen Wuchs. Er kann bis zu 30 cm Sohn des Himmels seinem Volk die himm­ prangenden Felsen­ lische Ordnung in einem Jahreskalender lattich und an die im hoch werden. Die dem Boden angedrückten Blattrosetten -entziehen die Pflanze auch voraus bekanntzugeben. Dazu gehörten ne­ Winde schwankenden ben den astronomischen Ereignissen, wie weißen Blütentrauben soweit wie möglich der Windwirkung. Auf den windoffenen, im Winter meist schnee­ Sonnen- und Mondfinsternisse, auch mete­ des Steinbrechs sei orologische Vorhersagen. Die chinesischen erinnert. freien Felsköpfen sind die überwinternden Blätter selbst großer Frosthärte gewachsen. Hofastrologen waren deshalb an jedem Mit großer Regel­ Fortschritt in der Astronomie und der mäßigkeit besiedelt Der Traubensteinbrech vermag die Meteorologie sehr interessiert und haben es der Traubensteinbrech schwierigsten Lebenslagen zu meistern, denn sicher begeistert und erwartungsvoll be­ (Saxifraga aizoon; er ist ein Pflanzenkind des Hochgebirges. grüßt, als sie von einem Jesuitenpater mit Saxifraga nach Plini­ In den Alpen finden wir ihn weit oberhalb ' dem Hundertjährigen Kalender bekannt­ us "qui sax frangit" = von 2000 Metern, selten steigt er dort unter gemacht wurden, der zuerst 1700 in Erfurt weil sie die Felsen bricht) in ganzen Tep­ 1300 m herab. Er ist in der Eiszeit von herausgekommen war. Sie werden nicht viel pichen die Oberfläche der Felsen. Häufig Süden her über den Jura zu uns eingewan­ Freude daran gehabt haben, aber zunächst überschreiten die Teppiche die Kanten der dert. Als Relikt der Eiszeit bildet er heute war ihre Begeisterung sicher sehr echt. Felsköpfe und hängen in langen Strähnen bei uns unmittelbar über dem Absturz der oder in einem 10- bis 40-cm-Saum über die Felsvorsprünge mit seinen weiß leuchten­ Herausgegeben von der Heimatkundlichen Kanten herab. In diesem Saum ist der den Blüten, häufig mit roten oder gelb­ Vereinigung im Kreis Balirigen. Erscheint je­ Traubensteinbrech in unserem Gebiet ohne lichen Punkten, einen Hauptschmuck, den weils am Monatsende als ständige Beilage des Konkurrenten und er tritt hier in Reinbe­ wir als Naturdenkmal schützen und damit "Balinger Volksfreunds, der "Ebinger Zeitung" ständen auf, während er sich auf den hori- erhalten wollen. Fritz Scheerer und der "Schmiecha-Zeitung". 13. Jahrgang Mittwoch, 31. August 1966 Nummer 8

Im Bereich der Alb-Forstämter, wie auch Ausländer oder Spätheimkehrer sonst im Land, sind Einzelbäume und Gruppen aus dieser Zeit zu finden, die sich von Günther Scheel, Tailfingen durch "besonders guten Wuchs und Grad­ Die Wälder unserer engeren und weiteren Bild der Wiederbestockung Europas erken­ schäftigkeit auszeichnen. Im Kreis Balingen Heimat bestanden bis zur Mitte des letzten nen, die von der baumlosen steppe nach auf der Alb sind z. B. im Gemeindewald Jahrhunderts vor dem Einsetzen der neue- der Eiszeit über Birkenwald. die Kiefer­ Bitz an der Straße Bitz/Truchtelfingen oder ren und zugleich intensiveren Forstwirt- Birkenwaldzeit, die Kiefernhaselzeit, den unmittelbar an der Straße nach Ebingen schaft aus relativ wenigen Holzarten. Auf Eichenmischwald vor rund 5500 , Jahren in der Nähe des Kalchhauses, im Gebiet der Alb z. B. waren es die Laubwälder mit zum Eichen-Buchenwald und den gegen­ Tailfingen in der Enge oder im Loch solche Buche als der wichtigsten, sowie Eschen, wärtigen Forsten verlief. So ist die ver­ älteren Exemplare zu finden. Diese heute Ahorn, Linde, Ulme, neben einigen anderen hältnismäßig geringe Zahl an Baumarten 40- bis 50jährigen, etwa 10 m lang astfreien wie Kirsche, Mehlbeere, Wildobst. In den in der gemäßigten Zone Europas zu erklä• Bäume haben eine Höhe von 24 bis 25 m wärmeren Gebieten des Weinbaues, aber ren, die ohne menschliches Zutun in der bei 30 bis 35 cm Brustdurchmesser. Im auch bereits unterhalb des Albtraufes kam Hauptsache aus Laubhölzern bestehen wür• selben Bestand vorhandene etwa gleich­ eine Region mit zahlreichen Eichen und den, in die erst in den letzten Jahrhunder­ alte Fichten oder Weißtannen haben dage­ Kiefern. An klimatisch rauheren Orten, wie ten die bis dahin ebenso fremden Nadel­ gen nur 15 bis 20 m Höhe bei 16 bis 24/20 cm dem Schwarzwald, waren es Fichten- und ' hölzern, wie Kiefer, Fichte und Tanne aus Durchmesser. Auch nach der Schneebruch­ Tannenwälder. Die Ursache dieser verhält- ihren natürlichen Verbreitungsgebieten ein­ katastrophe von 1960 auf der Zollernalb nismäßig bescheidenen Fflanzenarten ge- gewandert sind. hat diese Holzart in durchlöcherten Fichten­ genüber den Wäldern anderer Kontinente Wenn.' heute versucht wird, den Wald stangenhölzern als Heister eingebracht, die ist in den geologischen Epochen unseres durch Einbringurig anderer Holzarten auf­ damaligen Wunden wieder schließen helfen. Erdteiles zu finden. zubessern, es seien hier nur einige wenige Es ist daher kein Wunder, daß dieser, auch Als vor etwa 11 000 Jahren die letzte erwähnt, wie Roteiche bei den Laubhölzern für das Auge schöne Baum, mit seiner Haupteiszeit abgeklungen war, blieb in oder die Douglasie, Europ. und Jap. Lärche, duftigen, wohlriechenden Benadelung. dem Europa eine baumlose Steppe zurück. Der Weymutskiefer bei den Nadelhölzern, so guten Wuchs, der höheren Leistung bei in früheren geologischen Perioden und noch wird den Forstleuten zu gerne vorgehalten, seinen bodenpflegenden Eigenschaften, weil in den wärmeren Zwischeneiszeiten vor- diese Pflanzen seien Ausländer und hätten abgefallene Nadeln, ähnlich denen der handen gewesene üppige und artenreiche bei uns nichts zu suchen. Vergleichsweise Tanne, sich schnell zu Humus zersetzen, Baumwuchs war durch Kälte und Schnee sei auf die Kartoffel oder Rebe verwiesen, den Forstmann zum Anbau reizte, vor zurückgedrängt und fast ganz vernichtet. die es früher bei uns ebenfalls nicht gab allem, nachdem es gelungen war, für unser Die Art der voreiszeitlichen Waldzusam- und von denen wohl niemand mehr be­ Klima die geeigneten Herkünfte zu erhal­ mensetzung konnte durch Analysierung aus hauptet, sie seien fremd, ja abartig. Aus ten. Um etwaige Fehlschläge zu vermeiden, den Braunkohle- und Steinkohlelagern den Untersuchungen hat man ferner fest­ wird diese Holzart, wie übrigens alle ande­ sowie anderer Bodenschichten ermittelt gestellt, daß viele Baumarten, ebenso wie ren seltenen Baumarten, nicht als geschlos­ werden. Die Vielzahl aller möglichen Holz- deren jetzt z. B. in Amerika anzutreffende sener Reinbestand angebaut, sondern durch arten, wie sie heute noch in Amerika und Verwandte in früheren Erdzeiten, den noch Einzelmischung in Verjüngungsbeständen Asien anzutreffen sind, hatte es danach vor weiter zurückliegenden Jahrtausenden, bei von Buchen oder Fichte, genauso auch Erst­ der Vergletscherung der nördlichen Halb- uns heimisch waren. Erdgeschichtlich spie­ aufforstungen, mit eingebracht. Ist es doch kugel in Europa ebenfalls gegeben. Die len 10000 Jahre keine so große Rolle. Des­ das Bestreben der Forstleute, die einheit­ Hauptursache der heutigen Pflanzenarmut wegen von Ausländern - insbesondere un­ lichen Buchen- und Fichtenmonokulturen ist jedoch in den die Nordsüdrichtung ab- erwünschten und nicht passenden zu spre­ schon bei ihrem Anwuchs durch Mischung riegelnden Gebirgen von den Pyrenäen, chen - ist wohl nicht unbedingt richtig. mit Laub- und Nadelhölzern, wie auch über die Alpen bis zu den Karpaten zu Besser wäre es oft, statt "Ausländer" den durch Einsprengen anderer Holzarten in suchen. Hindernisse, die die . Pflanzen bei Ausdruck "Spätheimkehrer" zu gebrauchen. ihrem Wert und ihrer Leistung durch Viel­ gestaltigkeit zu steigern, ohne daß z. B. auf ihrer RÜckwanderung aus wärmeren Gebie- Daß die Leistung und der Wert der der Alb der. dort vorhandene Laubholz­ ten nicht so leicht, oder nur auf Umwegen, Mischllölzer einschließlich der "Fremd­ charakter verloren geht. überwinden konnten. Leichter für die Wie- länder" sowohl an Holz wie auch Aussehen dereroberurig früherer Wuchsgebiete waren unseren altbekannten Bäumen oft überle• Außer den Douglasien sind aber noch im Gegensatz zu den ' europaischen Ver- gen ist, soll nur an dem Beispiel der Dou­ andere Holzarten aufzuzählen, deren Anbau hältnissen die nordsüdlich verlaufenden glasie, einer in ihrem Habitus der Fichte in den letzten Jahren versucht wurde. So Gebirgszüge Amerikas, was den wesentlich ähnelnden Holzart dargestellt werden. Diese haben einsichtsvolle und naturverbundene größeren Artenreichtum dort erklärt. Allein Gattung, die in den letzten Jahren ver­ Waldbesitzer und Forstleute seit einiger in den USA sind mehr als 800 Holzarten mehrt zum Anbau kam, hat ihr Hauptvor­ Zeit, meist in aller Stille und ohne großen vorhanden, von denen etwa 180 wirtschaft- kommen im Westen von Nordamerika. Reklamerummel ähnlich den ersten Ver­ liche Bedeutung haben. Ähnliches gilt für Erste Anbauversuche fanden in Europa bzw. suchen von 1890 und 1910, j~och in ver­ den noch größeren Pflanzenreichtum Asiens. Deutschland um 1880/90 statt. Obwohl die mehrtem Umfange, weitere "fremde" Holz­ Einen Einblick in den Verlauf der Rück- Bedeutung der richtigen Herkunft - ein arten wieder angebaut, von denen nur die wanderung erhielten die Botaniker bei gut gewachsener Baum bringt im klima­ wichtigsten beschrieben werden sollen. Bei ihren pflanzensoziologischen .Forschungen tisch gleichen Gebiet und bei zusagenden den Laubhölzern ist es die amerikanische durch sogenannte Pollenanalysen. Das sind Böden ähnliche Leistungen wie die Mutter­ Roteiche, deren Belaubung sich im Herbst mikroskopische Untersuchungen der ver- bäume - damals, weil kaum bekannt, ­ intensiv rot verfärbt, so daß belaubte schiedenen Wuchsschichten, in denen die sicher nicht beachtet wurden, hatte man Zweige gerne von Gärtnern zu Zierzwecken charakteristischen Pollenreste der einzelnen seinerzeit ausgezeichnete Elternbestände verwendet werden. Das Holz entspricht un­ Holzarten festgestellt wurden. Zu den be- erfaßt gehabt. Jedenfalls sind die damali­ gefähr dem unserer Eichen. Für die Alb kanntesten Fundorten gehören die ehemali- gen, über ganz Deutschland gemachten Ver­ hat sie den Nachteil, wegen ihrer Kalk­ gen Hochmoore. Die hier eingelagerten suche, bei uns vor allem im Südschwarz• feindlichkeit nicht anbauwürdig zu sein. Pollenrelikte ergeben ein genaues Bild der wald von Freiburg bis Kandern, dazu in Auf sauren Böden gedeiht sie jedoch ausge­ damals vorhanden gewesenen Bäume. Nach verschiedenen Höhenlagen, ausgezeichnet zeichnet und liefert neben dem Holz, dessen einer Faustregel entspricht ein Meter Torf geglückt. Eine zweite Welle des Douglas­ Zuwachs-die einheimischen Eichen um ein der Moore einem Zeitraum 'von rund 1000 Anbaues setzte nach 1910 ein. Hier gab es Vielfaches übertrifft, auch das erwähnte Jahren. Die Untersuchungen in den Mooren jedoch infolge örtlich aufgetretener Krank­ Zierreis. Dann hat sich in weiteren Gebie­ Oberschwabens, Norddeutschlands und heiten stellenweise Fehlschläge, die in ten der amerikanische Tulpenbaum (lirio­ Skandinaviens mit bis zu 15 m starken Württemberg zu einem totalen Anbauver­ dendron tulipifera) mit seinen eigenartigen Torflagern lassen so ein ziemlich genaues bot führten. Blättern und Blüten bewährt. Das Holz ist Seite 610 Heimatkundliche Blätter für den Kreis Balingen August 1966

äußerst vielseitig verwendbar bei hervor­ empfindlichkeit der sonst bekannteren Schneebruchlöcher, Windwurfflächen u. a. ragenden Bearbeitungsmöglichkeiten. österreichischen Schwarzkiefer. m, bieten sieh für solche Anbauversuche an. Wichtiger sind jedoch die Nadelhölzer. Der Vollständigkeit halber sollen aber Und wen erfreute es nicht, wenn er im Die Lärche, die auch hierzu gehört, ist zu auch der Riesenlebensbaum (thuja plicata) Frühjahr das erste lichte Grün oder im bekannt, als daß sie besonders beschrieben und die Hemlockstanne (tsuga heterophylla) Herbst die braungelbe Benadelung der zu werden brauchte. Es gibt die europäische, sowie der Mammutbaum erwähnt werden. Lärchen sieht. Genau so wirken in Laub­ mit gelblichen, und die japanische mit röt• Gerade der letztere ist als Einzelbaum beständen eingesprengte Nadelhölzer. lichen Ästen. Auf die besonderen Unter­ allgemein bekannt. Er wurde verschiedent­ Wenn seit 1960 allein im Bereich des arten der Lärche, wie die Alpen-, Sudeton­ lich im Kreisgebiet angepflanzt und steht Forstamts 'I'ailflngen über zwei Millionen lärche u. a. m . soll hier nicht eingegangen z. B. unterhalb der Schalksburg in drei Pflanzen neu gesetzt wurden, so wurde werden. ihre Eigentümlichkeit ist das Ab­ älteren Exemplaren. Von den jüngeren An­ nebenbei in bescheidenem Umfang (einige werfen der Benadelung während des Win­ bauten sei in der Gemeinde Streichen der Prozente) auch an die erwähnten, hier im ters, das den Laien mitunter dazu verführt, Friedhof sowie das dortige Schwimmbad Kreisgebiet gedeihenden "Fremdländer" den Baum als abgängig anzusehen, wenn er als leicht auffindbare Stellen von jungen, gedacht. Nach nunmehr fünfjähriger Beob­ so kahl dasteht. In der freien Natur ist gut wachsenden Exemplaren benannt. achtung und durch Vergleich mit den älte• aber die Lärche mit ihrem lichten Grün im Die für uns wegen ihres Namens etwas ren Anbauten vor mehreren Jahrzehnten zeitigen Frühjahr, der Gelbfärbung der fremdartig erscheinenden Bäume gab es lassen sich Schlüsse ziehen, ob hier etwa Nadeln im Herbst, neben ihrer Holzleistung nach den erwähnten Untersuchungen in Fehlleistungen festzustellen sind. Schon die allgemein gesehen einer der schönsten und früheren Perioden auch in Europa. Für den rege Nachfrage, allein nach Zier- und anbauwürdigsten Bäume unserer Wälder. Waldbesitzer ist es äußerst wichtig, bei dem Schmuckreis lassen erkennen, daß eine Sehr wichtig ist aber gerade bei ihr die Anbau auf die richtigen Herkünfte zu ach­ Wiedereinbringung von Bäumen, die zu­ richtige Herkunft. Einen weiteren größeren ten, dazu nicht alles auf eine Karte zu sätzlich ein derartiges Material liefern, Kreis wegen ihrer zahlreichen Verwandten setzen. sondern ' durch wohlüberlegte durchaus gerechtfertigt ist. Dazu kommt, nimmt die Tanne ein. Allgemein bekannt Mischung, auch zeitlicher Art, wegen ver­ daß die verschiedenen Holzarten den Wald ist unsere heimische Weißtanne, insbeson­ schieden schnellen Wachstums, die nach wie in seinem Aussehen, seiner Standfestigkeit, ders wenn sie im Winter als Weihnachts­ vor tonangebenden, altgewohnten Holz­ seinem Widerstand gegen Gefahren bei baum zu uns kommt. In den letzten Jahren arten. wie Buche, Fichte oder Tanne auf­ durchweg höherer Leistung verbessern. Die stießen ihre amerikanischen Arten bei uns zufrischen. Gerade die Tannenarten zeich­ Mäßigung läßt aber den Meister erkennen, auf reges Interesse. Hierzu gehört die etwas nen sich durch hervorragenden Wuchs bei daher sei vor einseitiger übertriebener langsam wüchsigere amerikanische Silber­ auffallend schöner Benadelung aus. Kahl­ Konzentration bei Verwendung nur einzel­ tanne (abies concolor), Die Benadelung ist flächen in den Wäldern, wie z. B. beim ner dieser Holzarten zum Schluß dringend blau-grau, Oberseite und Unterseite gleich­ Bau von elektrischen Leitungen, größere gewarnt. farbig. Sie hat den Vorzug, winterhart zu sein. Ihr Anbau erfolgt in Europa meist als Parkbaum. sie gedeiht aber auch dort, wo Die Ruine von Urslingen es der europäischen Tanne zu trocken ist. Während sie selbst bis zu 33 m Höhe er­ und. die Herren von Urslingen reicht, kann die Unterart Loviana bis zu 70 m erreichen. Von Fritz Scheerer Eine weitere Tannenart ist die große Die Schlichem ist wohl der kleinste Fluß, Sie gehörten wie viele andere schwäbische Küstentanne (abies grandis). Schon der der einen Umlaufberg abgeschnürt hat. Am Adeligen zu den Anhängern der Staufer. Name deutet auf die Größe, und zwar hier Ende der Schlichemklamm gegen Epfendorf Im Jahr 1172 bestellte Friedrich Rotbart der Benadelung hin, die 25 bis 40 mm Länge erhebt sich ein eigenartig gebogener Berg. seinen Gefolgsmann Konrad von Urstingen erreicht. Bei ihrem Anbau sollte beachtet Seine Südspitze ist lang und senkt sich zum Amtsverweser im Herzogtum Spoleto werden, daß sie gegen tiefe Temperaturen allmählich zur alten Talsohle, während in Mittelitalien. Barbarossas Sohn, Kaiser in Europa empfindlich ist, obwohl sie in Felsen gegen den Butschhof senkrecht zur Heinrich VI., ernannte ihn sogar zum ihrer amerikanischen Heimat denkbar nied­ Schlichem abfallen. Von dem Felsen süd• Reichsverweser in Sizilien und vertraute rigen Kältegraden ausgesetzt ist. Der Grund westlich Ramstein hat man einen präch• ihm seinen neugeborenen Sohn an, den für diese Empfindlichkeit dürfte der sein, tigen Überblick über den alten Schlichem­ späteren Kaiser Friedrich H ., der seine daß bei uns während der Wintermonate Iauf. Dieser Felsensporn hatte einst Ver­ frühesten Kinderjahre in der Obhut der häufige Temperaturschwankungen auftre­ bindung mit den Felsen über dem Butsch­ Herzogin von Spoleto auf Burg Foligno ten und der Übergang vom Winter in den hof, als die Schlichem noch den Berg um­ verbrachte. Nach dem Tod des Kaisers Sommer nicht so abrupt vor sich geht, wie floß. Dort, wo heute der Butschhof steht, wurde der kleine Friedrich von seiner in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet. wurde die trennende Felswand immer Mutter Konstanze nach Sizilien geholt, und Anbauwürdiger ist wohl die nächste Art, schmäler, bis in vorgeschichtlicher Zeit der Konrad kehrte in sein Fürstentum Spoleto die pazifische Edeltanne (abies nobilis). Sie Berg abgeschnürt wurde und die Schlichem zurück. wird als die schönste Tanne Amerikas durchbrechen konnte. Damit war ein Was­ bezeichnet. Die Jungtriebe sind rund von Das Herzogtum Spoleto verlangte aber serfall von 10 bis ·11 Meter entstanden, da Nadeln umstellt, die Knospen kugelig und der Papst für seinen Kirchenstaat. Konrad das Umlauftal beim Butschhof 10 Meter ebenfalls von Nadeln eingebettet und ver­ suchte es zunächst durch Verhandlungen zu deckt. Durch eine von gelb-rötlich bis ins höher begann als dessen unteres Ende, das retten, doch vergebens. Der Papst nahm bläulich gehende Färbung der Nadeln ist in die heutige Talsohle in den mittleren nur die Unterwerfung an und Konrad sie ausgezeichnet. Die Wuchsleistung ist Muschelkalk übergeht. Hohenurslingen mußte nach Deutschland zurückkehren. Die gleich der vorigen. . (557,5 m) war ein Umlaufberg geworden, zweite Frau Konrads blieb mit den beiden der rund 40 m über der alten Talsohle Söhnen aus Konrads erster Ehe, Reinold Von den Fichtenarten hat sich in der liegt. Die alte Talsohle, vom Wald ein­ und Bertold, in Italien. Der ältere, Reinold, letzten Zeit die serbische Fichte (picia gerahmt, ist ein 30 bis 40 Meter breiter nannte sich später Herzog von Spoleto, ob­ omorika) einen größeren Freundeskreis Wiesengrund. wohl das Herzogtum nie mehr an die erworben. Ihr Wuchs ist sehmalkronig, nicht Steigt man in dem einsamen Waldtälchen Ursfingen kam. Kaiser Friedrich H. geneh­ so ausladend wie der der deutschen Fichte. vor Beginn der Schlichemklamm beim migte diesen Titel. Ihre Nadeln sind auf der Unterseite mit zweitletzten Haus des Butschhofes den einem silberweißen Hauch überzogen, was Die b~iden Brüder Urshrigen gehörten kleinen Bergkegel hinauf, so stößt man seit 1219 zu dem Gefolge Friadrich 11. und sie besonders reizvoll macht. Der Name auf die Ruinen der einstigen Burg Urslin­ serbisch sagt schon, daß sie aus dem Karst gelangten zu Macht und Ansehen in Italien. gen (Irslingen). Ein paar Mauerreste mit 1223 wurde Reinold zum Legaten in Tus­ stammt, wo sie in Höhen von 700 bis 1500 m Schießscharten schauen zwischen üppig vorkommt. Im Tertiär war sie übrigens cien ernannt. Als der Kaiser 1228 zu einem wuchernden Bäumen und Sträuchern her­ Kreuzzug rüstete, bestellte er ihn vor über ganz Deutschland verbreitet. Sie ist vor, dorniges Gestrüpp rankt sich über die unempfindlicher gegen Trockenheit, sonst seiner Abreise zum Verweser von Sizilien schmalen Pfade. Innerhalb des Gemäuers und in der Mark Ancona an der Adria. würde sie ja nicht in ihrer Heimat gedeihen. entdeckt man noch die Stelle, wo einst ein Damit ist ihr Anbauort auf die trockeneren Die Beziehungen des Kaisers zu Papst Burgturm gestanden. Von ihm kann man Gregor IX. waren aber wieder einmal in Standorte bei uns vorbedingt. Daß sie gegen in dem einsamen Tälchen, am Anfang einer Rauch nicht so empfindlich ist, sei als ein feindliches Stadium getreten. Gregor Klamm, keinen großen Rundblick gehabt verfolgte den Kaiser auch ins Heilige Land lobenswert miterwähnt. haben. Keine Straße führt hier vorbei. Ähnliches leistet die Schwarzkiefer auf mit Bann und Interdikt und griff ihn in Wenn die Burg auch keine große Aus­ seinen italienischen Staaten mit Bettel­ trockenen und extremen Böden. Heute ver­ dehnung gehabt hat, um so bedeutender w endet man drei Arten von ihr, die öster• mönchen und Schlüsselsoldaten an. Der war aber das Geschlecht, das sich nach ihr Urslingen sollte daher den Kaiser während reichische, die korsische und die calabrische. nannte. Beide letzteren kommen in ihrer Heimat in seiner Abwesenheit mit voller Gewalt ver­ treten und in äußerster Not in das päpst• Höhen bis zu 1500 m vor und passen dann Die Ursfingen im Dienst der Staufer auch in unsere Gegend. Deren Holz und liche Spoleto einfallen. Stamm ähneln unseren herkömmlichen Zur Zeit Friedrich Barbarossas treten die Kaum hatte sich der Kaiser eingeschifft, Kiefern, haben aber die klimatische Un- Urslingen erstmals ins Licht der Geschichte. wurde die Lage in Süditalien immer August 1966 Heimatkundliche Blätter für den Kreis Balingen Seite 611

schwieriger. Reinold glaubte, daß ein An­ Dienste des Papstes, der sich für Johanna denen durch die Erwerbungen im Kinzig­ griff unmittelbar bevorstehe und eröffnete einsetzte. Kurz darauf stand er wieder und Gutachtal ein bedeutender Vorstoß seinerseits die Feindseligkeiten. Vielleicht im Sold des Königs. Weil aber der Lohn nach Südwesten geglückt war. reizte ihn auch, die Hand wieder nach ausblieb, verließ Werner die Partei Lud­ Herzog Reinold von Ursfingen hatte da­ Spoleto, dessen Verlust er wahrscheinlich wigs wieder. Zuletzt stellte er sich der mit seine letzten Güter verloren. Um Geld nie ganz verschmerzt hatte, auszustrecken. Stadt Bologna zur Verfügung und trat mit und Gut zu gewinnen, beschritt er Wege, In seinem Kampf war er aber nicht erfolg­ den Herren von Verona in Verbindung. bei denen seine Hände nicht immer sauber reich. Nach kurzer Zeit kehrte der Kaiser 1351 zog sich Werner schwerkrank nach blieben. Er trat in die Dienste der Stadt vom Kreuzzug zurück, und der Papst Schwaben zurück, wo er bald darauf starb. Straßburg, geriet in Fehden gegen Kauf­ wurde 1230 zum Frieden von Germano Er war ein typischer Söldnerführer des 14. leute, Städte und eigene Standesgenossen. gezwungen. Herzog Reinold war beim Kai­ Jahrhunderts. Auf seinem Brustschild sol­ Er führte, wie mancher seiner Vorfahren, ser in Ungnade gefallen. Der Chronist len die Worte gestanden sein: "Duca ein abenteuerliches Leben. Wie er selbst Ricardo de San Germano schreibt: "Weil Guarnieri della Gran Compania, nimico di von seinen eigenen Verwandten einge­ Reinold dem Kaiser keine genügende Rech­ Dio, di pieta e di misericorda" (Herzog schätzt wurde, geht aus einem Bericht der nung legen, auch keine Bürgschaft stellen Werner von der Großen Kompanie, Feind Zimmerischen Chronik hervor: "Herr Jo­ konnte, wurde er auf Befehl des Kaisers Gottes, des Mitleids und der Barmherzig­ hanns von Zimbern der alt unterwande im Monat Mai bei Fuggia gefangen genom­ keit). Doch Werner war vielleicht nicht so sich mit treuen seines Sohnes verlassenen men und in Haft geführt, auch wurde er verwegen und wild, wie dieses Motto aus­ Kinder. Einstmals hatte es sich zugetragen, mit dem Verlust aller seiner Güter be­ weist, denn die italienischen Chronisten daß Herzog Reinold von Urslingen, der straft." Was die' wahren Gründe von schreiben von ihm: "Homo magnificus et letzte seines Stammes und seines Namens, Friedrichs plötzlichem Mißfallen waren, magni consilii" - ein großartiger und sehr die zween junge Herrn zu sich gen Horn­ kann man nur vermuten. Auffallend ist, " kluger Mann. berg auf die Fasnacht geladen hat, aber daß sich der Papst für Reinold verwendete, seitmals gedachter Herzog gar arm gewe­ obwohl er vorher sein Gegner war. Viel­ Mit den Ursfingen ging es aber rapide abwärts. Werner hatte keine Reichtümer sen, hat ihm Herr Johanns von Zimbern leicht befürchtete Friedrich einen Verrat der alt nit vertraut, auch die Enkel gen des Herzogs. von Italien gebracht. Sein Bruder und des­ Hornberg nit lassen wollen, wiewohl sie Der jüngere Bruder Reinolds, Bertold, sen Sohn verkauften um 13 000 Pfund nahe Vettern gewesen, denn er besorgt, nahm die Einkerkerung des Herzogs nicht Heller ihre reichen Güter im Schönbuch Herzog Reinhold möchte vielleicht aus ohne weiteres hin. Er empörte sieh gegen und auf den Fildern an den Grafen Ulrich großer Armut dahin dringen, die jungen .d en Kaiser und verschanzte sich im Kastell von Württemberg. Herren zu fangen und seines Gefallens zu Introduco und erzwang die Freilassung schätzen." Im Jahr 1442 soll er sogar an seines Bruders. Doch die Stellung der Reinold von Urslingen dem überfall der Hegauritter auf einen Urstingen in Italien war unhaltbar gewor­ Burg und Stadt Schiltach im Kinzigtal Nürnberger Kaufmannszug bei Stein am den. In ihre Güter wurden sie nicht mehr hatte Konrad von Ursfingen von Herzog Rhein beteiligt gewesen sein. eingesetzt, den Herzogstitel durften sie Friedrich von Teck erworben, doch schon Herzog Reinold starb arm und verlassen, jedoch behalten. Sie kehrten nach Deutsch­ 1381 mußte Reinold von Ursfingen sie an hungrig bis zu seinem letzten Stündlein in land zurück, Ihre Nachfahren nannten sich Eberhard den Greiner von Württemberg einem kleinen, dunklen Dachstüblein seiner aber nicht mehr Herzöge von Spoleto, verkaufen. Auch die Burg Hornberg und ehemaligen Stadt Schiltach. Damit war das sondern von Urslingen. die Hälfte der Stadt Hornberg. die Reinold einst bedeutende Geschlecht der Herzoge Die Stammburg im Schlichemtal konnten um 1385 durch Heirat mit Anna von Usen­ von Urslingen, die die Spuren ihrer Taten die Urslingen nicht lange halten. 1327 war berg an sich gebracht hatte, gingen ver­ in deutschen und italienischen Chroniken sie in den Händen des Grafen Ulrich von loren. Sie kamen durch Heirat seiner eingezeichnet haben, erloschen. Nur noch Württemberg. Doch machten sie um diese Töchter an die Herren von Falkenstein die kümmerlichen Reste der Stammburg im Zeit wieder viel von sich reden und zwar und von Geroldseck-Sulz und von diesen, Schlicherntal, der die seltsame Ehre zuteil erneut in Italien. da sie nicht zu wirtschaften verstanden, wurde, einst Herzogsburg gewesen zu sein, Werner von Urslingen 1443 an die Grafen von Württemberg, erinnern an die Ursfingen. Mit dem Sturz der Staufer (1254) ver­ sank das Deutsche Reich in Anarchie, und auch in Italien begannen schreckliche Zei­ Die Eiserne Krone jm Dom zu Monza ten. Hier bildeten sich zahlreiche Herr­ von Robert Kohlrausch schaften, die sich gegenseitig bekämpften und sich mit Waffen selbst Recht ver­ Gleich einem vornehmen Gefangenen dünner Ei enring in den sechsteilig zusam­ schafften. über Nacht verwandelten sich liegt sie dort hinter schwerem, kunstvollem mengesetzten goldenen Reifen und "leiht Freunde in erbitterte Gegner. Kriegsleute Gitter. Nicht in der Schatzkammer mit den ihm - das ist für unbefangene Augen sein standen demzufolge hoch im Kurs. In übrigen Kleinodien gemeinsam. Eine eigene praktischer und einziger Zweck - eine Deutschland begann der in seiner Bildung Kapelle neben dem Kirchenchor hat man größere Festigkeit. als er sie ohne dieses und Bedeutung und seinen Vermögens• ihr eingeräumt, wo sie fest und sicher Hilfsmittel besitzen würde. Wann man das verhältnissen heruntergekommene Adel, eingeschlossen ruht. Das Trinkgeld sogar, Eisen zum Helfer des Goldes berufen hat, von Not und Raubgier getrieben, vom das dem fremden Beschauer den Riegel des weiß niemand mit Bestimmtheit zu sagen. Stegreif zu leben, oder er zog als Söldner Gitters öffnet. muß von bemerkenswerter Die eine Tatsache nur steht fest, daß man um Gold und Beute nach Italien, wo diese Höhe sein. Man hält ein Kleinod neidisch erst im 13. Jahrhundert von einer eisernen Söldner vor allem von den Städten Pisa, verborgen, das politisch und künstlerisch Krone in Monza zu reden begonnen hat. Lucca und Venedig angeworben wurden. gleich heiß umstritten worden ist. Auch Vorher ist sie einfach als Krone oder als Aus unserer Gegend ist 1363 Anichinus und künstlerisch; um Jahrhunderte liegen die goldene Krone bezeichnet worden. In der Henricus de Saspurgh (Schalksburg) im Zeiten auseinander. in denen die verschie­ ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts trat Banner Heinrichs von Neidlingen, Bur­ denen Kunstforscher den Ursprung dieses sodann die Behauptung auf, Kaiser Maxi­ cardus im Banner Konrads von Burladin­ altheiligen Symbols der Königsherrschaft miltanus habe bei seinem Verzicht auf die gen, 1369 Henricus de Salsispurgh im über Italiens Boden gesucht haben. Dieser Regierung zu Gunsten seines Sohnes Banner Friedrichs von Randeck. 1361 er­ eisernen Krone, die in Wahrheit gar nicht Maxentius die eiserne Krone in Mailand scheint ein Ritter von Mesten (Meßstetten) von Eisen ist, deren Name so ganz falsche zurückgelassen und bestimmt. jeder damit neben zwei von Schalksburg im Banner Vorstellungen von ihrem Äußeren erweckt. Gekrönte solle ohne weiteres 'König von Heinrichs von Neidlingen im Dienste der Man sucht einen bescheidenen eisernen Italien sein. Andere führten den Ursprung Stadt Pisa. Reifen und findet ein Kunstwerk, - bar­ der eisernen Krone auf Theudelinde oder Zu diesen "Italien fah rer n " gehörte auch barisch prunkvoll gleich dem Reliquien­ auf Karl den Großen zurück. Erst ver­ Herzog Werner von Urslingen. Er war schrein im benachbarten Schatz - von hältnismäßig spät aber, am Schlusse des Führer der "Groß en Kompanie", die 1338 Gold und Email, von Edelsteinen und Gem­ 16. Jahrhunderts, kam durch die Propa­ im Dienst von Venedig stand. Der Italiener men erstrahlend. Auf dem farbig emaillier­ ganda eines portugiesischen Jesuiten Azzario berichtet von dieser Truppe, die ten Reifen, der eine Höhe von etwas über narnens Emanuele Sa der Glaube auf, daß Reiter seien alle "Deutsche, 1500 Helme fünf Zentimeter hat, blühen goldene Rosen, der eisernen Krone eine zweifache Bedeu­ stark und so stattliche Gestalten, wie nie die sich kreuzförmig um eine ovale Gem­ tung innewohne, daß ihr neben dem poltti­ schönere Reiterei in die Lombardei kom­ me in ihrer Mitte ordnen, während ein schen Ansehen eine besondere Heiligkeit men." In fast alle Kämpfe auf der Halb­ senkrechter Streifen aus drei übereinander als Reliquie gebühre. Dieser Jesuit sprach insel war Werner verwickelt. Sein Leben geordneten Gemmen dieses funkelnde Ro­ im Dome zu Mailand unter Bezugnahme mutet wie ein abenteuerlicher Film an. senkreuz von einem gleichen im Nachbar­ auf eine Rede des heiligen Ambrosius vom 1347 war er mit seinen Reitern König felde trennt. Sechs derartige Felder, aus Jahre 395 die Behauptung aus, der eiserne Ludwig von Ungarn verpflichtet, der im Goldblech gebildet und untereinander durch Reifen in der Krone sei aus einem Nagel Krieg gegen seine Schwägerin, Königin Scharniere verbunden, fügen sich zu dem vom Kreuze Christi gefertigt worden, den Johanna von Neapel, lag. Doch als sich schönen Reifen zusammen, der nach außen die heilige Helena, die Mutter Konstantins Werner von Ludwig zurückgesetzt fühlte, hin auch nicht die leiseste Spur von Eisen des Großen, mit anderen Reliquien aus löste er seinen Vertrag und trat in die zeigt. Nur im Innern legt sich ein schmaler, Jerusalem herbeigebracht habe. Aus dem Seite 612 Heimatkundliche Bl ätter für den Kreis Balingen August 1966 ein en der Nägel h ab e sie ein Gebiß für das von denen die eine noch in alter - Form tung erweckt, daß au ch dies er Goldreif Pferd ih res Sohnes, aus dem an dren diesen erhalt en geblieb en ist: ein an Ketten auf­ einstmals den Hals einer Fürstin aus der Kronenreifen fertigen lassen. Unter den gehangener, reichverzierter Goldreifen, aus Völ ker w anderungszeit geziert h abe, daß er Hörern des beredten J es uit en befand sich dessen Mitte sich ein mit Edelsteinen fun­ von einem der Großen jener Tage der auch der heilige Ca rlo Borromeo, der seinen kelndes, m it Ge hängen geschmücktes Kreuz Theudelinde vermacht und von ihr mögli• Worten willig Glauben schenkte u nd den niedersen kt. F orm und Größe der eisernen cherweise zum letztenmal als H alszier ge­ Anfang damit machte, die Kron e al s Krone b eweisen im Verein mit Löchern im tragen w orden sei, bis sie den irdischen Reliquie zu verehren. Doch v erging noch Gold e zum Anbringen der nötigen Ketten, Schmuck dann zusamm en mit ihrem Kamm, einige Zeit, b is ihre Heiligkeit allgemein ­ daß auch sie dereinst in gleicher Weise als ihrem Fächer und v ielen anderen Schätz en auch von der h öch st en Instanz der katho­ ex vo to ged ient hat. Vielleicht aber hatte ihrer Lieblingskirche ver m achte. lischen Kirche - zugestanden wurde. Im sie schon eine bewegte Vergangenheit hin­ J ahre 1717 erst erfolgte die endgültige Hei­ Als K rone oder Diadem ist dieses spätere ter sich, bevor sie den stillen Kirchenhafen Symbol der Königsherrschaft von vornher­ ligsprechung des alten, goldenen, eisen­ erreichte. Die zwischen den goldenen Rosen ein sicher nicht gedacht gewesen. Schon der beschlagenen Reifens. hervorwachsenden, streng stilisierten geringe Durchmesser von 15 Zentimeter,der Was er in Wahrheit bedeutet, und wo Schmelzblumen scheinen dies Geheimnis bei verschiedenen Krönungen zu künstli• sein Ursprung zu suchen ist , darüber gehen zu verraten. Die meisten von ihnen si nd eherVergrößerung Anlaß gab, widerspricht. die Ansichten heute noch weit aus einan der. blau und weiß auf grünem Grund, in drei Wann diese Krone trotzdem ihrer bedeut­ Sicher ist wohl das eine, daß er ehedem Feldern aber blühen sie rotbraun und weiß. samen Bestimmung zugeführt w orden, ist als Votivkrone im Dome zu Monza gehan­ Jene rotbraune Farbe im Verein mit der ungewiß, fraglich vor allem, ob wirklich gen hat. Es war seit Konstantin dem Technik de s SChmelzes weist auf die spätere schon Karl der Große, wie man behauptet, Großen unter den Herrschern Gebrauch ge­ römische Kaiserzeit zurück, und so bedeutet sich mit ihr hat krönen lassen. Seit Otto I. worden, durch Stiftung solcher Kronen die heutige Form der eisernen Krone viel­ w ar die dreifache Krönung Sitte geworden: Gott und den Heiligen ihre Ergebenheit zu leicht nur das Ergebnis einer nachmaligen eine in Deutschland, ein e in Oberitalien, bezeigen. Die Goten hatten diesen Brauch Restauration. Zugleich haben Funde ähn• eine in Rom; bis zum J ahr 995 h aben jedoch übernommen, die Langobarden ihn b eson­ licher Reifen in Rußland, die nach Gestalt alle Krönungen in der Lombardei zu Mai­ ders eifrig geübt. Im Domschatz von Mon­ und Muster fast als Wiederholung dieser Krone gelten können, die aber als Hals­ land oder Pavia, niemals in Monza stattge­ za befanden sich, wie auch das Portalrelief funden. Als man später im 13. Jahrhundert bezeugt. versch iedene Kronen solcher Art, schmuck erkannt worden sind, die Vermu- die Krone von Monza die eiserne zu nennen begann, erhielten auch die beiden- anderen Kronen ihren entsprechenden Namen; die deutsche wurde als die silberne, die römi• sche als die goldene bezeichnet. Möglicher• weise h at Otto III. im Jahre 995 die Krone Die Hirschzunge von Monza zum erstenmal auf seinem (Seolope ndrium v ulgare) Haupte getragen. Als diese Krönung statt­ finden sollte, war Mailand so von Partei­ Welcher Naturfreund h ätte sich bei kämpfen zerrissen, daß es Otto III. vielleicht einem Spaziergang durch den Wald nicht vorzog, die gefährliche Stadt nicht zu betre­ schon erfreut an den vielen zierlich zerteil­ ten. Damals h at man, weil die übliche Krone ten Wedeln der F arnkräuter. Die ganze au s Mailand nicht zu erlangen war, vermut­ Pracht und Schönheit dieser Pflanzenart lich eine der alten Votivkronen ihrem jahr­ ze igen aber erst ihre Vertret er in den hundertelangenKirchenschlaf entrissen und feuchten Wäldern der Tropen, wo b aum­ ihr eine ungeahnte Bedeutung verliehen. f örrnige F arne in einer Höhe vo n 15 m Seit jener Zeit ist sie mit h eißer Leiden­ m it riesigen Wedeln das Erstaunen des schaft umw orben worde n. In ihr ver kö r ­ Europäers erregen. Und doch, was sin d per te sich nun die Herrschaft über Italiens selbst' diese baumförmigen F arne der Ge­ Fluren, in ihrem Goldglanz erglühte die ge nw art im Vergleich mit ihren Brüdern südliche Sonne. Merkwürdig ab er hat es d as in der Steinkohlezeit, in der den F arnen Schicksal gefügt: Italiens Krone hat sich die Herrschaft unter den Pflanzen zukam, dem Haupt ein es Italieners wieder undwie­ in der sie in großen unermeßlichen Wäldern der h artnäckig verweigert. Auch der Fran­ und Mo oren das feste L and bedeckten. zosenkaiser Napoleon 1., der sich selbst im In welch üppiger Entfaltung ",nd kolos­ Dome zu Mailand eigenhändig mit dem ehr­ saler Menge die Farnkräuter damals auf würdigen Reifen.bekrönte, k ann als Italie­ der Erde existiert haben, beweisen uns n er im nationalen Sinne nicht mehr gelten. heute noch die mächtigen Steinkohlenflöze. Mit begreiflicher Trauer betrachten darum italienische Patrioten das für ihr Gefühl so Die vielen Farnkräuter in den heimlichen häufig entweihte Kle inod; in Versen und in Verstecken des Waldes und in den Felsen­ Prosa haben sie dieser Empfindung Aus­ ritzen unserer Heimat (Blasen-, Wurm-, druck verliehen und die Krone von Monza Buchen-, Eichen-, Rippen-, Adler-, Milz­ m it ei n er feilen Dirne verglichen, die jedem farn, Mauerraute, Engelsüß usw. ) haben Fremden sich willig preisgegeben habe. Wir gefiederte Blätter. Nur die Hirschzunge hat können dies n ational e Gefühl verstehen ein einfaches ungeteiltes Blatt, was bei den der Menschen erregt hat. Unsern Vorfah­ und müssen es ehren. Um so mehr ab er ist verschiedenen Formen der Farnkräuter ren war ihre Kenntnis fremd, und so fand für uns der alte Dom eine vor neh m ste etwas ungewöhnliches ist. Die lederartigen. der Abergl aube leichtes Spiel. Man brachte Denkstätte deutscher Geschichte, Denn die 15 bis 40 cm langen, bis lineal-Ianzettlichen die Pflanze mit bösen Geistern in Verbin­ eiserne Krone, die den,Italienern unerreich­ Blätter (Name Hirschzunge) haben einen dung. b ar blieb, hat die Stirne von deutschen kurzen Stiel, sind am Grunde tief herz­ Herrschern häufig geziert. Wird auch ihre förmig, meist ganzrandig und können über• Die kalkliebende Hirschzunge finden w ir heute nur noch an wen igen Stellen der Benutzung in früheren J ahrhunderten wintern. Sie sind durch ihren Bau dem Nordhänge unserer Berge. Wo grober Fels­ mehrfach angezweifelt, sicher geschah sie schattigen, feuchten Standort angepaßt, in­ schutt am Fuße von Steilhängen oder bei der Krönung von K arl IV., Sigismund, dem das Pfahlzellengewebe überhaupt nicht in Nischen tief im Untergrund von Sicker­ Friedrich III., Karl V. und Zuletzt noch im zur Entwicklung kommt. wasser durchtränkt ist, findet sich der Jahre 1838 bei der des Kaisers Ferdinand I. Von Juli bis September werden auf den eigenartige Ahorn-Ulmen-Geröllwald. Die von Österreich. An stolzen Erinnerungen Nerven der Blattunterseite in kleinen Buche fehlt hier völlig, auch die Tanne reich ist also für den Deutschen die kleine Kapseln (Sporangien) Sporen erzeugt, die tritt zurück. Die Gerölle der Halden ver­ Kapelle des Domes von Monza, wo die ei­ sich in linienförmigen Gruppen (Sori) paar­ schwinden unter einem dichten Moostep­ serne Krone ruht und wo von den Wänden weise einander nähern, denn wie alle Farne pich, über den sich ein geschlossener Be­ immer wieder in langem Freskenzyklus des treibt auch die Hirschzunge weder Blüten stand von Hochstauden erhebt. Gelber fünfzehnten Jahrhunderts das Bildnis der noch Früchte wie fast alle übrigen Pflan­ Eisenhut, Robertsfarn (Aspidium Rober­ hier auch beigesetzten deutschen Prinzessin, zen (sie gehört zu den Krytogamen-s blü ten­ tanium), Lappenfarn (Polystichum lobatum) der Langobardenkönigin Theudelinde, her­ losen Pflarizen) und vermehrt sich trotzdem. und vor allem Silberblatt (Lunaria redi­ niederschaut. Die Fortpflanzungskörper sind die Sporen, viva) kennzeichnen die Gesellschaft, in der (Schluß folgt) deren Ringe bei trockenem Wetter zerrei­ wir hier die Hirschzunge noch finden. Ihre ßen und ihren braunen "St aub" weit zer­ wenigen Standorte sollen aber nicht ge­ Herausgegeben von der Heim atkundlichen streuen. Auf dem feuchten Erdboden keimt nannt werden, da sie als einziger Farn Vereinigung im Kreis Bahngen. Erscbeint je­ er und bildet dann einen zarten Vorkeim, unserer Heimat, der ungeteilte Blätter hat, weils am Monatsende als ständige Beilage des aus dem eine neue Pflanze hervorgeht. zu den Seltenheiten gehört und daher Diese Art der Fortpflanzung ist es von schutzbedürftig ist. "Balinger Volksfreunds, der "Ebinger Zeitung" jeher gewesen, welche die Verwunderung Fritz Scheerer und der "Scbmiecba-Zeitun g". ------13. Jahrgang Donnerstag, 29. September 1966 Nummer 9 weitere Güter in Dormettingen er­ Der Leidringer Dingbrief von 1399 wähnt. 1140 wird zu B a lin g e n dem Von Fritz Scheerer Kloster eine Manse geschenkt, und ein gewisser Hug verkauft seinen Besitz zu Leidringen ist, wenn auch spät, erst 1087 begütert war. Hug und Hartmann schenk­ Bronnhaupten an das Kloster. Der zu urkundlich erwähnt, eine der ältesten Sied­ ten 1094/95 u. a. Teile von Dürrwangen. I s i n g e n schon 786 genannte St, Galler lungen des Kleinen Heubergs. Die Kirche Stockenhausen und Ehestetten an St. Geor­ Fronhof kommt auf unbekannte Art zu und die umgebenden Häuser stehen auf den gen. Als Papst Innocenz Ir. 1139 das einer Hälfte an St. Georgen, zur anderen an st, Blasien. Die St. Geerger Hälfte war Ruinen eines römischen Gutshofes. Beim Kloster in seinen Schutz nahm und ihm 1675 in 6 Trägerlehen unterteilt und um­ einstigenBau derPeterskirche sind römische seine Besitzungen bestätigte, waren darun­ ter das Gut Lideringen (Leidringen) und faßte 1699 71 Jauchert Äcker, 21 Manns­ Baureste verwendet worden. Reste von Mo­ mahd Wiesen und 44 Jauchert Holz. In saikböden, von Heizanlagen mit Sandstein­ das Gut Dagewingen (Täbingen). In den Roßwangen und Weilheim übergab säulen usw. in und bei den stattlichen nächsten Jahrzehnten und Jahrhunderten der freie Alker 1094/95 sein gesamtes Eigen­ Nachbarhäusern und im Pfarrhof sind kam dann noch vieles hinzu. Spuren der von einer Mauer umgebenen, tum dem Kloster. Zum Leidringer Dinghot zählte 1491 und später das "Weinmännen• etwas erhöht liegenden römischen "Villa", Besitzungen des Klosters in unserer gut" zu Erlaheim. die wohl bei der Besitznahme durch die engeren Heimat alemannischen Siedler zerstört wurde. Landold von Winzeln und sein Sohn Hug 1087 schenkte Eberhard von Seedorf eine schenkten 1094 ihr Eigentum zu Dürr• Um die Kirche im Oberdorf. die noch Manse in Lideringen dem Kloster, 1088 w a n g e n , einschließlich der Kirche, St. im 30jährigen Krieg als Fluchtburg diente, Udalrich 2 Mansen und 1094 dessen Bruder Georgen, das einen Fronhof einrichtete, der gruppierten sich später stattliche Bauern­ capitaneus Erchenfried seine Güter in Lide­ 1491 der Pflege in Leidringen unterstand häuser, und größer und schöner als die ringen und Buhilsperg (Biekelsberg). Im und damals noch 39 J. Äcker und 23 Mm. übrigen Höfe lag der Kirche gegenüber der selben Jahr machte Liutfrid von Leidringen Wiesen umfaßte. Das Kloster präsentierte ehemalige "Dinghof" des Schwarzwald­ dem Kloster Schenkungen in villa Cimberri auch den Pfarrer. Zu Stockenhausen klosters St, Georgen, der heute noch an­ (wahrscheinlich Kleinenzimmern im Schli­ besaß das Kloster 1094/95 fast den ganzen sehnlich hervortritt. Die Gemeinde kaufte cherntal, einem Weiler, von dem nur noch Flecken. Lucile von Engen übergab 1138 1829 das Hauptgebäude dieses Hofes und die Brestneckermühle erhalten ist), 1140 ihr ererbtes Gut in Ti e r in g e n dem Klo­ richtete darin ein Rat- und Schulhaus ein. Dietrich de Lideringen in Leidringen. Egino ster. In T ä bin g en besaß das Kloster seit Der westliche Teil wurde erst später ange­ V. von Freiburg-Urach schenkte 1231 auf 1139 im westlichen Ortsteil in der Nähe der baut. Durch eine Spitzbogentür, zu der man der Burg Zindelstein zu seinem und zu Kirche einen großen Maierhof. Dieser Hof, früher auf einer bedachten Treppe gelangte, seiner Gemahlin und Kinder Seelenheil ein der 1749 104 J. Äcker, 33 Mm . Wiesen und wird heute eine Verbindung zwischen dem Gut zu Leidringen. damit entsprach er der 150 J. Hölzer umfaßte, hatte große zusam­ alten Ostteil und dem angebauten Westteil Bitte seines getreuen Vasallen Berthold v. menhängende Stücke und war von Fron­ hergestellt. An der Stelle. des heutigen Leidringen. der das Gut früher besessen diensten, Beschwerden und Auflagen be­ Farrenstalls stand einst die große Zehnt­ hatte und den er mit 20 Mark Silber dafür freit. Die Fischermühle, die einstige Stei­ scheuer des Klosters, die 1923 einem Brand entschädigte. Die Vogtei über das Gut be­ nerne Mühle, gehörte dem Kloster, das sie zum Opfer fiel. hielt sich der Graf vor, wies aber dessen mindestens seit 1493 um geringe Gülten St. Geergen im Schwarzwald, am Abhang Einkünfte im Betrag von 1 Malter Korn verliehen hatte. des Roßberges gegen die Br'igach, war eine dem Kloster zu. So umfaßte in Leidringen Neben diesen Gütern, die alle dem Ding­ jüngere Niederlassung der Benediktiner. 1491 der gesamte Klosterbesitz 57 Lehen­ hof zu Leidringen unterstellt waren, hatte Sie wurde 1084 von Hasso und Hezilo unter güter mit zusammen 607 Jauchert Äckern, das Kloster in all den aufgeführten Orten Mitwirkung des großen Abtes Wilhelm von 262 Mannsmahd Wiesen und vielen kleine­ Leibeigene. So wurden in Brittheim 1461 Hirsau begründet. Eine Chronik, die bis ren Wiesenplätzen, dazu 2 Lehen in Klei­ durch Unterwerfung, 1480 und 1484 durch 1530 reicht, berichtet vom Jahr 1083 . (in nenzimmern. Zum Besitz des Klosters Tausch neue Leibeigene erworben. 1606 etwas modernere Form gesetzt): "Ein wüst zählten das Edelmana- oder Junkersgut, gab es auch Leibeigene des Klosters in wild wesen war in allen landen, kein das Heinrich-Luz- oder Digesengut, das Oberdigisheim, Meßstetten, Obernheim und gewiß Haupt war im Reich, so waren auch Heinrich-von-Dürrwangen-Gut, also Güter Ostdorf, 7 Personen zu Zillhausen. Die aus zwen Bischof zu Konstanz, da jeder den von Niederadeligen der Umgegend. Der Leidringen in die Stadt Rosenfeld zuge­ anderen verfolgte. In solcher zwietrachtung größte Teil der in Leidringen verfügbaren wanderten Eigenleute verweigerten St. haben zwen Brüder (?), Freiherrn von Güter war im Besitz des Klosters. Georgen Dienste und "Fälle", und der Tegernowe, Hasso und Hezilo genannt, die In B ickels b er g vermachte 1094 eine Rosenfelder Vogt schützte sie, weil das Zergänglichkeit dieser Welt verlassen und Städtchen "gefreit" war. In Bickelsberg Edle, Irmengart, ihre Güter St. Geergen. begab sich eine freie Frau 1460 in die miteinander ein Zellen gebaut in der Ehr Das Kloster hat später noch weitere Güter des Ritters St. Jörgeri''. Auch die Sage Leibeigenschaft von St. Geergen. Die Leib­ erworben, so daß es 1491 3 Höfe, 19 Güter eigenschaft wurde erst im 1a.. Jahrhundert macht Hasso und Hezilo, "die ihr Gut auf und 8 Lehen, insgesamt 100 Jauchert Äcker zwei Ochslein aufgelegt" haben sollen, zu teilweise, endgültig zu Anfang des 19. Jahr­ und 44 Mannsmahd Wiesen besaß. Vom hunderts abgelöst. Brüdern und Freiherren von Tegernau. Sie Ortsherrn. dem Kloster St. Georgen, wurde waren aber keine Brüder, und nur Hezilo wohl schon im 12. Jahrhundert oder aber Der Dingbrief war ein Herr von Tegernau. Die Abstam­ anfangs des 13. Jahrhunderts eine St, mung Hassos ist umstritten. Der anfäng• Georgskapelle errichtet, die 1322 erstmals Wohl gleich nach seinem Eindringen in liche Grund und Boden des neuen Gottes­ erwähnt wird. Zur Ausstattung des Klosters unsere engere Heimat ergab sich für St. hauses bestand aus dem Waldgebiet, gehörten vermutlich auch 1088 und 1094 Geergen zur Verwaltung dieses umfang­ welches vom Kesselberg gegen Osten zieht Güter in B r i t t h e i m, denn 1399 unterstan­ reichen Besitzes die Notwendigkeit der und mit dem "Langenmoos" im Brigachtal den Einwohner dieses Ortes dem Leidringer Errichtung eines Fronhofes in Leidringen, endigt, den Höhen gegen Mariazell hin und Dinggericht. 1675 besaß das Kloster den der der Mittelpunkt durch Jahrhunderte dem Hauptgebirgszug des Hochwaldes und Linsenhof. 3 Lehen, 1 Gut und 1 Schuppis­ des bäuerlichen Lebens Leidringens und Roßberges. lehen. In dem westlich von Brittheim gele­ dessen Umgebung wurde. Das "Hofrecht", 1084/86 erscheint ein Landold von Winzeln genen vicus (~Dorf) Horohusen (Haarhau­ das hier zwischen den Bauern und dem (beim Oberhauser Hof) mit seinem Sohn sen), das im Mittelalter vermutlich größer Kloster galt, wurde im Jahre 1399, so wie Hug und seinem Schwiegersohn Hartmann war als Brittheim, bekam das Kloster von es durch mündliche Uberlteferungen und von Talhausen bei der Stiftung des Klosters einem Owinger Herr Güter geschenkt. 1322 lebendige Gewohnheit überkommen war, St. Geergen. Sie waren nahe Verwandte Wurden diese Güter an Hermann von Dorn­ zum erstenmal schriftlich im Dingbriet der Vögte der Reichsabtei Reichenau und hau, Bürger zu Oberndorf, verkauft. 1090 niedergelegt. Ein glücklicher Zufall hat einer hochadeligen Sippe, die in Leidringen werden von einem Engtlhardt und 1092 dieses wertvolle Dokument in einer Ab- Seite 614 Heimatkundliche Blätter für den Kreis Bahngen September 1966

schrift des 16. Jahrhunderts erhalten und festgehalten werden. Deshalb durften sie holden) sei nur das Wesentlichste h eraus­ ist erstmals 1890 gedruckt in den Württem• vor allem n icht ge istlich werden, denn der gegriff en . bergtseh en Vierteljahrsheften für Landes­ Mönch oder Geistliche streifte d as Kleid Der gebräuchlichste Ster bfall war das ge schichte erschi en en. Wir ersehen aus der Abhängigkeit und Unfreiheit ab. Der "Besthauptrecht" d, h , das beste Stück Vieh diesem Dingbri ef, unter welchen rechtlichen Brief bestimmte daher:"Wer des obenge­ wurde beim Tod e des Grundholden aus Verhäl tnissen um die Wende des 14. und 15. nannten Gotteshauses eigen ist, er se i F rau seinem Stall eingezogen. War kein Sohn J ahrhunderts die Leidrin ger und die andern oder Mann, die sollen demselben Gottes­ da, so wurde beim Tode eines Eigenmannes, Bauer n des Kl einen Heubergs gelebt haben. haus ihre Kinder nicht entfremden in de r nicht auf Klosterboden saß, noch zu­ Der Dingbrief ist ke in e einseitige Ver­ keinem Weg, noch keines zu Mönch, noch zu sä tzlich sein "Wat u nd Waffen" (Wehr und ornung des Klosters, sonder n eine Verein­ Nonnen, noch zu Pfaffen m achen oh ne Waff en) b eansprucht. Saß er aber auf barung zwi sch en ihm und den Bauern. Die ihren be sonderen Urlaub" (Erlaubnis). Kloster bo de n, trate n also zu den leibher r­ P artner sind die Bauernsch aften der Dörfer Ei n zweiter Weg, der Leibeigensch aft zu schaftl iche n Rechten des Klosters no ch (Wortformen und Rechtschreibung moder­ entrinnen, war der Wegzug in die Stadt. grund herrschaftliche, so wur de neben dem nisier t): "Wir sind Eigenleute des Gottes­ In dem Brief war daher die feierliche Ver­ S terbefall ein "Abfah rgeld" oder "Güter­ h auses St. Ge orgen oder Lehenleute oder pflichtung aufgenommen: "Welcher des fall" gefor dert, das gewöhnlich aus dem 3. Zinser zu Leidringen, zu Bickelsberg, zu Gotteshaus eigen ist oder des Mutter ei ne Teil de s fa hrenden Guts ("Dritteil") be­ Brittheim, zu Trichtingen, zu Isingen zu Zinserin gewesen ist, wenn der 12 Jahre alt stand . Beim Tod einer Zinserin wurde das T äbingen, zu Rotenzimmern, zu Kleinen­ wurd, so soll er einem Abt von Sankt Kleid eingezogen, das sie zu "Kirchen und zimmern, und auch wir alle d ie, die in de n Geergen und dem Gottesh aus schwören zu Weg u nd zu Straß" getrage n , beim Tode Dinghof zu Leidringen gehören" und auf Treue und Wahrheit".Die Knaben hatten ei ne r Eigen frau da s beste Kleid , "das sie der anderen Se ite der "ehrwürdige geist­ zu schwören : "Treue und . Wahrheit, ihres am Weihnachtstag ange habt h at", und dazu liche Herr Abt Johannsen zu Sankt Geor­ Gotteshauses Schaden zu wen den und de s ei n Bett. gen", Ausführlich wird dann erzählt, wie Gotteshauses Nutzen zu fö rdern urigefahr ­ St. Geergen war ei n strenger Leibherr. der Abt und die Bauern "freundli ch, gütig lich und zu werben in der Genossen schaft, Die "Erbschaftssteuer" war damals kaum und lieblich " übereingekommen sei en. er tue es denn mit ihrem Urlaub". Das letz­ weniger drü ckend als h eute. Noch schwerer Der Klosterhof zu Leidringen soll ein tere wa r das härteste Gebo t : der Genosse trug man an den regelmäßigen Abgaben Dinghof sein, d. h . ein Hof, wo der Abt durfte nur eine genössische Frau heiraten und Lasten. Wer Klostergüter zu Lehen oder se in Stellvertreter, der Probst, mit 18 und keine "Ungenöss in ", d. h. keine F rau, die hatte, schuldete dafür als jährliche Steuer Richtern alle J ahre zwei "off en e Gedinge", einer anderen Genossenschaft od er einem vor allem das "Lehengel d". Es mußte in feierliche Oerichtssitzungen, abhalten soll. anderen Stande angehörte. Wer sich ni cht Win terkor n Haber und Zinspfennigen ge­ . Die Richter wurden au s den ehrbaren daran hielt, verlor die Huld des Klosters geben werden. Das Winter korn m ußte auf Bauern ge wählt und vo m Kloster bestätigt. und der Abt konnte ihn "h alten und stra­ St. Gallentag (16. Ok t.), de r Haber und So w erden u . a. ge n annt Albrecht der fen an Leib und Gut", wie er wollte. Zinspfennig auf St. Martinstag (11, Nov.), Meyer von Leidringen als Vertreter des Andererseits hatte das Kloster die Pflicht, b eim Me ier abgeliefert werden, der dann Klosters, d ann Bentzen Zurnen von Britt­ die Waisen seiner Leibeigenen zu erziehen den Bauer n mit einem Brot bewirten heim, Claus F oydinger von Bickelsberg, und auszustatten b is zu ihrer Sel bständig­ mußte. Nur bei Mißwachs konnte bis drei Auber tin Butzen von Leidringen, Contzen keit. Dieses Versprechen ist erfreulicher­ Jahre gestundet werden. Einmal im Jahr de n Burrer, Haintzen den Arnolden und w eise eingehalten worden. mußten auch für einen Tag alle Bauern, Ru ffen Molassen. Der Meier als Vertreter Die Bestimmung, daß den Kindern die Kloster - wie Lehenleute, dem Kloster d es Kloster s war also nicht selbständig, mähen oder einen Recher stellen. son de r n zu se iner Seite stand das Gericht, Güter ihrer Eltern aufgehalten werden soll ten , zeigt, wie fest die Bauern auf Eine Verpflichtung des Klosters war, für d as die Aufgabe der Rechtsprechung und seine Bauern die Zu chttiere zu halten, einen auch der Ordnung und Verwaltung hatte. ihren Höfen saßen. An dem erblichen Besitzrecht wollte die Herrschaft nicht rüt• Eber und ein "Wu cher rind " (Farren). Der Zwei Gerich tstage war en zu halten, der teln. Für jede Belehnung mußte der Belie­ Bulle hatte seine "Bull en fr eiheit" , denn es eine "zu Mayen (1. Mai) vierzehn Tage vor hene einen "Handlohn" oder ein "Auffahrt­ heißt: "Und soll das Wucherrind unter der dem Maytag oder v ierzehn Tage darnach", geld" geben: "Wem sie oder ihre Amtleut Herd gon und hat deshalb das Wu cherrind der ander e "zu Sankt Martinstag (11 . Nov.) ein Gut leihen., es sei klein oder groß, der das Recht, das mag gon, wohin es w ill, es auch vierzeh n Tage davor oder vierzehn soll ihnen geben zwei neue Hendschuch sei in Samen, in Korn, in Gräser und wo es Tage darnach ungefähr". Die 18 Richter (Handschuh) oder aber zwei gute Hühner". gat, da verliert es keine Einung (Strafe, sollen dann jedesmal das geltende Recht Der Beliehene w ar wohl der sichere Besit­ Buße) und soll es auch niemand sch lagen eröffnen und verkü nden, so wie es in dem zer, aber nicht Eigentümer des Lehengutes, noch übel b eh andeln. Wohl m ag es einer Din gbrief geschrieben stand. Die Eigen­ denn er war in der Verfügung über das aus dem Samen treiben und in das nächste leute, Lehenleute und Zinser des Klosters Gut beschränkt. Er durfte es w eder "v er­ Korn", sollen dazu entbo ten werden bei Strafe wandeln" noch "v erändern", d. h. weder Wichtig waren auch die Bestimmungen von 3 Schillin gen h alber Währung: Es galt v er kaufen., noch verschenken, noch ver­ über das Lehensrecht. Bei der Verleihung d ie Rügepflich t, d. h. es w ar unter Eides­ pfänden, noch sonstwie dem Kloster ent­ der Güter des Klosters kamen die Eigen­ zwang Pflicht der Bauern, alle geschehene fr em den. leute in erster Linie in Betracht. Nur wenn oder drohende Benachteiligung des Klosters, keine interessierten St. Georgischen Leib­ von denen sie Kenntnis erhalten, anzu­ Der Heimfall eines Gutes nach dem To d eigene vorhanden waren, durften sie an geben. eines Beliehenen trat nur ein, wenn der Klosterzinser und erst wenn auch solche Die 18 Richter sollen m öglichst Eigenleute oder die Beliehene als "Hagstolz" od er fehlten, nach Belieben des Abtes v erliehen des Klosters sein oder seine Zinser oder "Hags tölzin" starben. Dann zog das Kloster werden.So genossen die Ei genleute auch Lehenleute . Waren es Eigenleute eines unter Umgehung der Anverwandten-alles manche Vor teile. fahrende und liegende Gut ein, da der anderen Klosters, so hatten sie St. Geergen Der Brief war "am Sankt-Andreas­ die Treue zu schw ören wie die Eigenleute. eigene Erbe fehlte, de r es rechtmäßig über­ Abend des heiligen Zw ölfb oten tag nach Daraus ist ersichtlich, daß die Klosterleute nehmen konnte. Als Hagestolz galt, "wer Christi Ge burt dreizehnhundertneunzig und innerhalb der Gemeinde eine Sonderge­ weder Vater noch Mutter hat und auch neun J ahre" kaum gegeben, als die Ord­ meinde, eine Genossenschaft, bildeten. kein Eheweib nit hat u nd zu seinen Tagen nung, die er festhalten sollte, 1401 eine Wie nur "genössige" Leute R ichter wer­ kommen ist, zwölf Jahre alt, und wär auch entscheidende Umgestaltung erfuhr. Das den sollten, so soll ten auch die Güter der eine Mutter eine Zinserin gesein., so heißt Kloster gab seine Eigenwirtschaft in Leid­ Genossenschaft nur an genössige Leute er doch ein Hagestolz ". Auffallend ist. daß ringen auf. Die Hofäcker, größtenteils in verliehen werden. Wenn die Genossenschaft im Leidringer Dingbrief der K n abe schon den "Br ai ken" gelegen, wurdenan 14 Schu­ bestrebt war, den Kreis ihrer Mitglieder mit zwölf Jahren volljährig und ehemündig posen (kl einere Höfe) aufgeteilt, die an 14 nicht zu vergrößern, so war umgekehrt (heiratsfähig) wird, während anderwärts "Schuposmeier " ausgegeben wurden, und das Kloster bestrebt, ihn nicht kleiner Knaben 14Jahre und Mädchen 12 Jahre alt die drei Br üh le des Din ghofes wurden bis w erden zu lassen , damit sich die zahl der sein mußten. auf 12 Mannsmahd Wiesen zerteilt. Auch Steuer- und Fronpflichtigen nicht verrin­ Nur in diesem "H agestoizenrecht" hat der "Höfinger Brühl", in der Nähe de s gerte. Wer Klostergüter zu Lehen besaß, sich das Beerbungsrecht, das der Grund­ heutigen Bomm lerh ofes, wurde aufgeteilt. sollte nach Möglichkeit auch Haus und Ho f herr ursprünglich an dem Gut seines Auf den Dinghof wurde ein Hofmeister auf dem Boden des Kl osters errichten . Bot Grundholdenbesessenhatte,uneingeschränkt gesetzt, der die Einnahmen und Ausgaben das Kl oster ein en Bauplatz an, dann mußte erhalten. Bei der Hinterlassenschaft der zu registrieren, die Eigenle ute zu beauf­ ihn der Bauer annehmen. Das Bauholz übrigen gestorbenen Untertanen des Klo­ sich tigen und ü ber das althergebrachte durfte er in den Klosterwäldern holen. sters wu rde ganz verschieden verfahren, je Recht zu wachen hatte. Das Gericht als die Da s Klost er w ar be strebt, Eltern wie nachdem es sich um Leibeigene oder nur Jahresversammlung der Genossenschaft Kinder in seinem Dienst und in seiner um Zinser, um Männer oder um Frauen, blieb, es blieb auch die Leibeigenschaft. Abhängigkeit zu er h alten. Die Kinder der um Verheiratete oder Ledige handelte. Die Nur Haupt- und Kleider fall wurden später lediglich dinglichen Anhängigen, der "Le­ Be stimmungen hierüber nehmen im Ding­ in Geldabgaben verwandelt und die Hei­ henleute", w aren dem Kloster natürlich brief einen breiten Raum ein und sin d ratsbeschränkung aufgehoben. Sonst aber so wenig "gehörig" wie ihre Eltern. Die überaus kompliziert. Aus den Bestimmun­ überlebte n die alten Rechts- und Besitz­ Kinder aber der Eigenleute war en dem gen im "Ster bfall" oder "To dfall" (Fall verhältnisse das Zeitalter de r Reforma tion Kloster h örig und mußten in der Hörigkeit hier = Änderung in der P erson des Grund- und der Religionskriege. September 1966 Heimatkundliche Blätter f ür den Kreis Balingen Seite 615

Zwischen d em württem bergischen Vogt­ Aber die Herrschaft des Klosters St. Geor­ Habsburg immer der nominelle Eigentümer gericht (Leidringen seit 1317 württember• gen dominierte nach ihrer tatsächlichen blieb. 1396 wurde ein Johannes Pfuser von gisch) und dem S t. Geerger Dinggericht, Bedeutung. Die Genossenschaft seiner Nordstetten al s Besitzer genannt, darauf die beide in der Gerichtss tube des Ding­ Bauern ste ll te einen ge schlossenen Rechts­ die Grafen von Sulz und durch sie die ho fes tagten , b estanden b is ins 17. Jahr­ u nd Lebenskrei s dar, und der Leidringer Gräfin Henriette von M ömpelgard, 1410 hunder t K om petenzstreitigkeiten. Viele Dingbrief war durch J ahr h underte in verpfändete Friedrich von Habsburg Rot- . Bauern hatten nämlich drei Herren : de n Wah r h eit die Rechtsg rundlage und Ver­ tenburg und Altrottenburg, Horb, Schöm• Landesherrn , s t . Geergen zum Grundherrn fassun g de r Bauernschaft de s Kleinen berg und Binsdorf um 33343 Gulden an den u nd ein anderes K loster zu m Leibherrn. He ubergs. schwäbischen Städtebund (dem unter ande­ ren Ulm, Reutlingen und Rottweil angehör• ten). So zerfiel die hohenbergische Graf­ Die Hohenherger und ihre Burg schaft immer mehr. Den letzten Hohenber­ gern gelang es , Weilerburg und die umlie­ von Wolfgang Leipold genden Dörfer zurückzukaufen. Im S üden unseres Kreises erhebt sich der Ulm, 1290 in Erfurt und noch kurz vor dem Die Stammburg selbst fand ihren letzten Oberhohenberg. Mi t 1010 Me te r Höhe ist Tode de s K önigs in Hagenau, Seine Ge­ Herrn in dem reichen Ritter Jobst von er ein er der m ächtigsten Berge der Schwä• mahlin w ar Rudolf schon 1281 im Tode Hornstein. Dieser sollte wegen seiner Räu• bischen Alb. Vor mehr eren Jahrhunderten v orausgegangen, nachdem sie ihm sieben bereien Herzog Albrecht von Österreich die stand auf ihm die S ta mmburg d es Grafen­ Kinder, sechs Töchter und einen Sohn, Einlösung des Pfandes ge statten. w eigerte ge schlechtes der Ho henbarger. geschenkt h atte. Der Sohn starb schon in sich aber und wandte sich um Hilfe an Rottweil, dessen Bürger er war. Als er dort Die wechselhafte Geschichte der Burg jugendlichem Alter, während sämtliche Töchter in die regierenden Fürstenhäuser keine Unterstützung fand, schloß er sich beginnt im zwölften Jahrhundert. Ur­ Ulrich von Württemberg an und fiel pl ün• sprünglich war sie ein alter F amilienbesitz Europas verheiratet wurden. Auf diesem Wege sin d die Grafen von Hohenberg mit dernd in das Gebiet der Reichsstadt ein. der Zoller n. Die Abspaltung der Hohen­ allen Fürst engeschlechtern Europas, mit Bereits 1434 hatte K aiser Sigi smund den berger von der H auptl inie der Zollern er­ Ausnahme derer von Serbien, Monaco und Rottweilern schärfstes Vorgehen gegen den folg te unter dem Gra fen Burkhard (1170 Monten egro, verwan dt. Am 12. April 1298 von Hornstein befohlen. Jetzt beschloß der b is 1193), der sich abwechsel nd Graf von fiel Albrecht H. mit 340 der Seinigen b ei Städterat ihm den größtmöglichen Schaden Hohenberg und Gr af von Zollern n annte. Leinstetten (b. Horb), Nach seinem Tode zuzufügen. Am 21. September 1449 zogen Burkhard und sein Bruder Friedrich w ur­ die Rottweiler daraufhin mit stark er Mann­ den häufig in der Umgebung der S tau fen­ nahmen Ei nfluß und Be sitz der H ohen­ berger immer mehr ab. schaft und Belagerungsgerät vor die Burg kaiser genannt. Friedrich nahm unter K ai­ Hohenberg. die von 21 Mann, darunter auch ser Bar barossa an einem Kreuzzug teil. Die Burg Hoh enberg selbst fand in der Zeit v on 1299 bis 1343 nur noch in fünf Jobst , gehalten wurde. Nach der Spatehinger Durch die Erw erbung Haigerloch s und Ro t­ Ob eramtschronik fiel die Burg nach 16st ün• tenburgs, einer Erbschaft vo n den G rafen Urkunden Erwähnung und auch diese zeu­ gen nur vo m r aschen Schwinden der Besitz­ diger Belagerung, w obei nur J obst mit zwei von Hirrlingen, über ragten die Hohenber­ Mann entkam. Die Legende dagegen be­ ger die Zoller n bald an Besitz. Eine weitere t üm er und dem Anw achsen der Schulden. Um 1381 war die Gr afschaft durch F ehden richtet, die Burg hätte sich noch 20 Tage Gebiets er werbung gelang einem Enkel des lang geh alten und sei auch dann nur durch • ersten Burk h ard, Bur kh ard H , de r eine und Mißwi r ts chaft so h eruntergebracht, daß Tochter des Pfalzgrafen von T übingen hei­ sie von Rudolf IH. an das Haus H absburg den Ve r rat einer K öchin gefallen. Ob man für 66 000 Gulden veräußert wurde. Im nun dieser ode r jener F assung Glauben ratet e, und den Nagoldgau als Mitgift schenken will, die Burg, die in ihrer Ge­ erhielt. Auf diese Verlagerung des Macht­ K auf inbegriffen waren Burg und Stadt bereiches vom Albrand ins Neckar tal Hohenberg. die S tädte Schömberg, Nusplin­ schi chte so v erschieden en Gest alten , wie folgte bald auch eine Verlegung des H aupt­ ge n, Sp aichingen und Fr'idingen, die Burgen einer Königi n und einem Raubritter Wohn ­ sit zes aus der Burg Hohenberg in die an K all enberg, Werenw ag, Wehingen, Neckar­ sitz bot, w urde nach Amtschronik am 22. gemäßigteren Orten liegenden Burgen von burg, Wasseneck (b. Ob erndorf), die Stadt Septem ber 1449 vo n den Siegern von Grund Rottenburg (Weilerburg) und Haigerloch. Ob erndorf selbst, die F esten Wehrstein und auf ze rstört. Isenburg, die Stad t Hor b, die Feste Urn­ Der Name Hohenberg aber taucht in der Mit der Heirat der Tochter Burkhards H I, burg (b, Weitingen), On s (Obe rnau), die Gertrud , um 1250, m it dem späteren deut­ Geschichte noch zweimal au f : Anfangs des Feste Roten burg. Burg Rottenburg. Burg 17. J ahrhunderts erhielt ein öster reichischer schen König Rudolf von Habsburg, begann u nd Stadt Haigerloch , der Turm zu Alten­ die Blütezeit des Hauses Hohenberg. Erzherzog. der eine K aufmannstochter hei­ ste ig und Burg und Stadt Waldenbuch, ratet e und auf seine übrigen Titel verzich­ Ger tr ud, die a ls Königin den Namen Anna allesamt m it Zug ehörurigen. Die Habsbur­ annahm , bra chte ihrem Gem ah l di e n icht ten m ußte, den Titel eines Grafen von ge r befanden sich damals aber auch laufend Hohenberg . unbeträchtlich en Besitzungen der Hohen­ in Geldsch wierigkeiten, so daß die Graf­ berger im El sas s mit in die Ehe. Doch auch schaft noch b is zu seinem Tode 1389 an Letzte Trä gerin des alten Namens w ar das Haus Hohenberg zog seinen Nutzen Rudolf IH. verpfändet blieb. die Gemahlin Erzherzogs Franz F erdinand. aus der Verbindung mit dem Habsourger. Von nun an w echselten die Besitzer der Zusammen m it ihrem Mann fiel sie 1914 Im Schatten König Rudolfs erreichte h ohe nbergis chen L ande h äufig, wobe i aber dem Attentat v on Sera jewo zum Op fer . Albrecht H beachtliches Ansehen. Von 1274 bis 1291 bekleidete er da s Amt eines Land­ vogts von Niedersch w aben, un d wurde dadurch in mehrere Fehden verwickelt, so Die Eiserne Krone Im Dom zu Monza auch gegen Eberhard de n Erlauchten vo n von Robert KohlrauSch Wür tte mberg. Auf dem Feldzug gegen die ­ sen eroberte und zerstörte Al brecht die (Schluß) Sag e geh t, er h ab e d er Königin Theudelinde Festungen Waiblingen, Berg und Enders­ Auch ein sichtb ares Abb ild von einer die vom K aiser Konstantin stammen de hei­ b ach. Nach der Eroberung S tuttgarts und Krönung deu tscher K önige bewahrt dieser lige Reliquie zum Geschenk gemacht. So dem Abschluß des Feldzugs im J ah re 1286 Dom . Im rechten Querschiff ist ein ehemals weist hier alles immer wieder auf den besuchte K ön ig Rudolf d ie Burg Hohenberg. an der K anzel befindliches Relief in die K ronreifen h in, der das kostbarste Gut die­ Diese Gelegen heit benützte er, um den Wand eingelas sen w orden, auf dem der se r Kirche seit vielen J ahrhunderten be­ schon seit längerer Zeit schwelende n Streit fe ie rliche Akt von steinernen Figuren voll­ deutet. zwischen Zollern und Hohenbergern zu zogen w ird. Man h at gestritten , w elche Krö• Das Prophezeien ist eine gewagte Sache. schlichten. 1286 war es auch bei Bahngen nung hier dargestellt wird. Früher hat man Das eine jedoch kann m an w ohl ohne zu zu einem Gefecht gekomm en , das fü r die die Szene auf Otto IH., dann a uf Otto IV. große Kühnh eit behaupten, da ß im Dome zu Hohen h erger einen ähnlich ungünstigen bezogen; jetzt w ird sie auf Karl IV. gedeu­ Monza ni em al s w ieder ei n Deutscher mit Ausgang nahm, wie ein Treffen bei Haiger­ tet, od er auch angenommen, d aß gar kein Italien s eiserner Krone gekrönt werden loch 19 J ahre zuvor. Do ch scheint die Ver­ bes timmter Vorgang, sondern lediglich die wird. Und so darf d ie Kapelle. wo diese m ittl ung K önig Rudolfs nicht von langer fe ierliche Zeremonie an si ch h ier im Stein K ro ne jetzt im Schlum mer liegt, zugleich Da uer gewesen zu sein, denn schon kurz verewigt worden ist. Lin ks erblickt m an auf als Grabkapelle gelten für das italienische darauf befand sich ein Zoll erngraf in di esem Relief den Altar, über dem auch K önigs- und K aisertum deutscher Nation. hoh enbergisch er Gefangen schaft. Bei dem hier vi er Votivkronen zu sehen sind, dann K am pf, Streben, Ehrgeiz r uhen do r t als Zwist der beiden Grafenhäuser h andelte es folg t di e Gruppedes unter einem Thronhim­ ve rgangene, ver gessene Dinge. Hier ist eine sich ohne Zweifel um Erbstreitigke iten , und mel si tzenden Königs mit den die Krönung der Stätten, w o tiefe Wehmut unwidersteh­ zwa r insbesondere um die Städte Balingen vollzieh enden geistlichen Würdenträgern. lich ei nzieht in d as Her z des deutschen Be­ und Haigerloch. Der Hohenherger traf noch We iter nach rechts die Kurfürsten, deren suchers. Mag d ie eiserne Krone von Monza öfters mit seinem königlichen Schwager einer das große K önigsschwer t t rägt, und wirklich bei den meisten Königskrönungen zusammen, so etwa 1275 bei der R eichsver­ zum Schluß eine Gruppe vo n Figuren, die in Italien di e große Roll e, die m an ihr frü• sammlung in Aachen und der Zusammen­ als Einwoh ner von Monza unter der Füh• her zuschrieb, gespielt haben oder nicht, für kunft mit P apst Gregor X . in Lausanne, rung ihres Podestä gedeutet werden . über uns ist sie nun einmal zum altheiligen Sym­ 1282 in DIm, Weissenburg/Elsass und Augs­ dem Steinbild aber thront eine Statue des bol für die Herrschaft über jenes verführe• burg, 1287 in Würzburg. 1288 in und P apstes Gregor des Großen, von dem die rische Land geworden. Seite 616 Heimatkundliche Blätter für den Kreis Balingen September 1966

eine ganze Min nesä ngerschule war, die sich Beiträge zur Frage der Herkunft in Südtirol in der Zeit na ch ihm feststellen läßt, und de r Leutold von Säben , Walther Walthers von der Vogelweide vo n Metz, Rubin, der Burggr af , von Lienz, Hawar t von Antholz und andere angehören . Das Waltherdenkmal in Bozen und der sich fü r alles Altdeutsche begeisterten. Klin­ Zweifellos eine wichtige Beob achtung, der Waltherplatz sind Zeugen von jener berech­ ge nde Namen sind darunter, w ie etwa großer Wert beizumessen ist. tigten Verm utung, die da annimmt, daß Defr egger, Steub , Gr edl er , Natter P em baur Wied er anders vers uchte Prof. Karl K urt Walther von der Vogel we ide. der bed eu­ und Gottli eb Putz. Kl ein, ebe nfa lls von der Universität Irms­ tendste Lyr ik er des deutschen Mittel alters, Seith er ni m mt auch die Welt der Fach­ bruck der Sache beizukom men . Er fa nd im seiner Abstammung nach Südti ro ler sei. Die gelehrten di e süd ti rolis che Abstammung "Willehalm", einem im Sch atten des "Parzi­ geistigen Väter dieser Theorie sind ur­ Walthers als sehr wahrscheinlich - wenn val" stehenden Werk Wolfr ams von Eschen­ sprünglich zwei Priester gewesen, der Ko­ auch durch nicht b e wi e sen - an. Die b ach , eine Stell e, in der von ein er Nach tig all operator Anton Spieß und nach ihm der Mögli chkeit zu Vermutungen ist ja nur zu und glei ch darauf vom "bozenaere", also P farrer Johann Haller, die beide Seel sorg er groß, haben wir doch über Walther eine dem Wein von Bozen die Red e ist. Nun ist in Lajen w aren. H aller wurde sp äter Kar­ einzige urkundliche Erwähnung aus dem bekannt, daß Walther von zeitgenössischen din al und Fürsterzbischof von Salzburg. J ahr 1203. Das Geburtsjahr 1168 und das Dichtern selten beim Namen , häufig aber Beide wiesen d arauf hin, daß es im La­ Sterbejahr 1230 ist auch nicht gewiß, und mit "Na chtigall" genannt wird, gl eichsam jener Ried einen Vogelweiderhof gebe und ebensowenig wissen wir wirklich Beweis­ als ob m an ihm damit den höchsten Rang daß demzufolge hier die Heimat Walthers, bares über seine Herkunft. unter allen Minnesängern verdientermaßen über di e wir ja bek anntlich keinerlei Ur­ Der Be r eich läßt sich allerdings einengen, zu erkennen wollte. So wird also an d er ge­ kunde besitzen, daß also dessen Heimat denn Walther ist, schon der Sprache nach ­ nannten Stelle Walther in Verbindung mit h ier gew esen sei. Begeistert üb ernahm der dein Wein aus Boz en geb racht - wi ed erum Süddeutscher gewesen. Nun gibt es aber im '. Innsbrucker Germanist Ignaz Vinzenz Zin­ süddeutschen Raum nicht wenige Vogel­ ein wichtiger Indiz, aber kein Beweis, "; gerle diese Theorie, baute sie auf wissen­ tennen, angefa ngen von St, Gallen bi s hin­ Als Endergebnis ist festzuhalten, daß die schaftlicher Basis aus , und so kam es im über n ach Dux (heute Duchcov) in Böhmen, Germanistik heu te n ur meh r auf einen Zu­ letzten Drittel des vorigen J ahrhunderts zu und es hat nicht wenige Orte gegeben , di e fall hoffen kann, der die Herkunft Walthers einer regelrechten "Walther- Renai ssa nce" Walther als einen der ihren beansprucht bündig beweist. Es müßte - was kaum an­ in Südtirol. Man enthüllte an dem kleinen haben, ähnlich dem Streit der griechischen zunehmen ist - eben doch einmal eine Vogelweiderhof eine Gedenktafel mit den Städte um di e Herkunft Homers. längst vergilbte Urkunde aufgefunden wer­ b erühmt en Versen des Hugo von Trimberg: Die neuere Germanist ik hat aber nun eine den, di e uns Walther namhaft mach t - alles "Her Walther von der Vogelweide/Swer des ganze Reihe von r echt handfesten Indizien andere muß immer Vermutung bleiben. Wir vergäss, der tät mir leid e." In Bozen selbst ge sammelt, die für Walthers südtirolische dürfen aber im Rahmen dieser Vermutun­ wurde 1889 das Waltherdenkmal errichtet, Abstammu ng sprechen. Da ist einmal die gen doch so weit gehe n, daß wir Walther und vor all em war es d as Künstlerstädtchen enge Bezieh un g des Augustiner Chorherren­ mit g r ö ß t e r W a h r s c h ein I i ch k e i t K lau sen, das au f Grund d ieser neuen Er­ stiftes von Neustift mit dem von Kloster­ eine n Südti r oler sein lassen dürfen, denn gebnisse in der Vogelw eid erforschung zu neuburg zu nen nen, dessen Verbindung m it der Indizien sin d viele, die dafür sprechen. ein em "Mekka der deutschen Romantik " dem Wiener Hof evide nt ist, mit jenem In diesem Zu sammenhang fü hrte in den w ie es Carl Ritter von Lama in sei ner ver­ Wiener Ho f, an dem Walther nachweisb ar Spätherbsttagen dieses J ahres der bekannte dienstvollen Neuauflage von Ernst Loesch's seine Au sbildung genoß. Die Neustifter Heimatkundler Luis Oberrauch, Gri es, eine "Sü dtiroler Erinnerungen" ne nnt. Dor t tra­ Herren aber sind im Lajener Ried b egütert Gruppe von F reunden der Dichtung des fen sich Künstler und Geleh r te im Rahmen gewes en . große n Minnesängers durch das Lajener der "Wa lther-Tafelrunde", und Zingerl e P rof. Thurnhe r von der Univ ersität Inns­ Ried, um dort auf Beob ach tu ngen aufmerk­ wußte auf sei nem Schloß Gufidaun einen bruck weist im w eiteren darauf hin , daß sa m zu machen, die er bei vielen Streif­ Kreis von Menschen um sich zu scharen, di e Walther möglicherweis e der Anreger fü r zügen durch das Ried gemacht hatte. Schon fr üher wu rde da rauf hingewi esen, daß es sich b eim Vogelweiderhof k aum um die Heimat eines Ad eli gen h and eln könne. Die Mehlbeere Der Hof trägt zwar diesen Namen und Sorbus aria wurde, wie wir bereits hörten , deshalb auch Eine Hauptcharakterpflanze unserer Alb mit eine r Gedenktafel geschm ückt. Es han­ ist die kalkliebende Mehlbeere mit ihrem delt sich um eine n mal er ischen , schön en derben, unterseits silbri gen, weißfllzigen, Hof, abe r er ist eh er kl ein und durchaus ob erseits glänzenden Laub. Im Herbst, nicht mit einem bef estigt en, mittel alter­ wenn auf felsig-steinigen Schafweiden oder lichen Edelsitz zu vergl eichen. auf dem Scheitel und an den Flanken Woher aber der Hofname? Ob errauch altersgrauer Felsen unserer Berge noch wies dar auf hin, daß der Ho fname mit dem blaue Glocken und Enziane und rote Ska­ Träger di eses Namens dur cha us abwande rn biosen blühen, die weitoffene n, großen, könne. So wäre es denkbar , daß ein "Vogel­ w eißstrahlenden Blumenkronen der sten­ w eid er " di esen Namen auf das "Höfl" über• gellosen Silberdistel wie lauter Sonnen auf trug, das er viell eicht als sei nen .Austrags­ der Heide liegen, si nd die hoh en Büsch e der und Alterssitz erkor und wohl au ch selbst Mehlbeere voll von fast k ugeligen, schar­ erbaute. lachroten, weißlich-punktierten, den Win­ Bestärkt w ird diese Theorie durch manche ter überdauernden Früchten, d ie von den Beobachtung im Lajener Ried : Da ste ht, Vögeln, ihren Hauptliebhabern, abgeholt fast gen au der Trostbur g gegenüber, am w er den. Die Vögel verzehren das Frucht­ Eingang ins Grödner Tal, ein ausgeprägter fleisch und geben die Kerne, di e durch eine Hügel, der im Volksmund heute. noch den derbhäutige Umhüllung gegen die Angriffe Namen "Burgstall" trägt und Mauerreste des Vogelmagens geschützt sind, in noch aufweist. Mehr ist über den Burgenrest keimfähigen Zu stand wieder von sich. Die kaum in Erfahrung zu bringen. Ist es der Auffälligkeit der Frucht wird durch die rote Sitz jenes Heinrich von Lajon gewesen, den Lockfärbung erhöht. Eine nahe Verwandte der Mehlbeere ist Neustifter Urkunden erwähnen? Und wohnt Da s silberne Laub der Mehlbeere, das bei di e Vogelbeere (Sorbus aucuparia), die aber der ebenfalls urkundlich erwähnt e "Wal­ jeder Luftbewegung aufleuchtet, ist unte r ­ gefiederte Bl ätter hat. Wie die Mehlbeere th eriu s von Gredena" ein Ministeriale des seits, wo die Spaltöffnungen liegen, sta rk wird sie oft an den Straßen unserer Hoch­ Heinrich, auf einem der festen Höfe in dem behaart. Dadurch wi rd die Verdunstung alb als Baum gepflanzt. Beide können eine ob er dem Burghügel liegenden Ried? Um vo r allem an den fr ei dem Winde aus ge­ Höhe bis zu zehn Metern erreichen. Auf 1151 ist dieser "Wa ltheri us" bezeugt ­ setzte n Standorten wesentli ch herabgesetzt. dem Plettenberg und auf dem Lochenhörnle unser Wa'lther ist aber fast sieher 1168 ge­ In dem von Steinbrocken durchsetzten Bo­ finden wir auch eine Kreuzung, einen Ba­ boren, er k ann also nicht mit ihm identisch den und in den engen, oft nach unten offe­ stard, von Sorbus ar ia und aucuparia. Sie sein. Der Vater? Ein Verwandter? - Wir nen Felsspalten muß mit den Wasservor­ alle erfreu en uns im September, wenn die wissen es nicht. Vielleicht aber birgt doch r äten sp ars am umgeg angen werden. Um Blütenpracht des Sommers zu Ende geht das Neustifter Archiv einen wichtigen Hin­ auch auf trockenem Standort aus halten zu und sich die meisten Pfl anzen für den Win­ weis ! können, muß die Mehlbeere im stande sein, terschlaf vorbereiten, durch den prächtigen, (Schluß fol gt) wenigstens vorübergehend Trockenheit zu sch arlachro te n Fruchtbehang. "Und mit der ertragen. roten Beeren Last , die deine Zweiglein nie­ Her ausgegeben von der Heimatkundlichen . Von Mai bis Juni krabbeln die vers chie­ de rziehn, scheinst du dem Blick noch schö• Vereinigung im Kr eis Balin gen. Erscheint je­ densten Kerbtiere auf den wo lli gen, weißen ne r fast, als da du prangtest weiß und weils am Monatsende als stä ndige Beilage des Doldenrispen herum. Die Gäste werde n grün"(Trojan). "Balinger Volksfreunds, der "Ebinger Zeitung" durch den st arken Honigduft angelockt. Fritz Scheerer und der "Schmiecha-Zeitung". 13. Jahrgang 28. Oktober 1966 Nummer 10

erscheint der nahe Ortenberg und ganz Zur Landschaftsgeschichte nahe die gewaltige Hochfläche des Heu­ bergs, in die das Bäratal tief einschneidet, um den Oherhohenherg während es bei Wehi rrgen (777 m ) gegen von Fritz Scheerer Deilin gen (826 m) und gegen Gosheim (849 m ) breit wird. Zw ei Quelläste der Bära Nachdem in Nr. 9/1966 der Heimatkund­ Bau m riesen , den der Weißjurablock Hoch­ greifen in der Gosheimer Pforte auf den lichen Blätter erfreulicherweise auch ein­ berg (1008 m), Oberhohenberg (1011 m) u n d harten Ooliten des obersten Braun jura mal ein junger Autor versucht hat, die Lernberg (1015 m) trägt. weit nach Westen. Das Tal ist unten rund geschichtliche Bedeutung des Ob er h oh en­ Nachdem wir vor dem schon 786 genann­ 1 km breit, von Kante zu Kante gar 2,5 km, bergs herauszustellen, soll in den folgenden ten Deilingen die Blaukalkstufe Braun­ dazu rund 150 m tief. Wir haben hier die Ausführungen die Landschaftsgeschichte jura y erstiegen haben, schlagen wir den höchste Braunjurastufe des Landes. Süd ­ um den Oberhohenberg im Vordergrund Fahrweg ein zu dem einstigen Meierhof lich Gosheim werden im Hummelberg und stehen. Dabei wollen wir zwei verschiedene der Hohenberger, der vor etwa 60 Jahren im Aussichtspunkt beim "Hau" wieder Standorte wählen. abgebrannt ist, und zu der in den ·Flur ­ Höhen von über 1000 m erreicht. Dahin ter leuchtet die schroffe Felsenkante des Klip­ Das heutige Landschaftsbild karten von 1839 noch als Wiese verzeichne­ ten Fläche des einstigen Burgstädchens penecks auf. Unsere Wanderung soll auf dem kegel­ Hohenberg (920 m), um dann in Windun­ Nach Westen, gegen die Orte Wilflingen, förmigen Wächterberg vor der trichter­ gen zu den schwachen Resten der einst Frittlingen und D en kin gen. die rund 200 m förmigen Schlichem-Randbucht, dem Palm­ weitberühmten Burg der Grafen von tiefer liegen wie Gosheim, fällt die P latte bühl bei Schömberg, beginnen. Breitmassig Hohenberg hinaufzusteigen. Wir erreichen steil ab. Viele Äste gieriger Bäche, so der stellt sich dabei beim Blick 'n ach Süden damit den zweithöchsten Albgipfel, das Wellendinger Starzel, des Vogelsang- und die Weißjurakrone des Oberhohenbergs. man ihm aber durchaus nicht ansieht, weil Wettbaches, die zur Prim eilen, haben sie Auf 'h alb er Höhe des Albtraufs stößt an die Talsohlen an der Kante bei Deifingen angenagt. Zahlreiche Rutschurigen im Wett­ ihm di e Braunjurastufe weit hervor in fast so hoch liegen wie der Gipfel des Roß- bachtal, die einst den Bahnbau gefährde- dem kantigen Eisensandsteinsporn des Wochenbergs (827 m). Aus dem Grund des alten Dorfes Schörzingen heraus streckt sich gegen Westen eine zerlappte Ebenheit der Oberliasstufe des Ölschiefers, an die sich die fruchtschwere Unterliasstufe um Zepfenhan, Feckenhausen und Neukirch anschließt. Vom Oberhohenberg gen Osten folgt bei Deilingen ein fast ebener, tiefer Einschnitt von über einem Kilometer Breite. Seine H änge fallen von der wie mit dem Messer geschnittenen Kante in den Sandkalken zunächst steil, dann bei Weilen unter den Rinnen flacher werdend, gegen die Schli­ chem ab. Drei Bäche (Brandbächle, Weilen­ bach und Mittelbach) und ihre Verästelun• gen haben die Hänge unter der Stufen­ kante zerfurcht und führen die über den reinen Tonmassen austretenden Wasser der Schlichem zu. Am anschließenden Orten­ berg sind die Stellen noch offen, an denen wiederholt die Kalkfelsen an- und nach­ brachen, als unter ihrem Druck di e durch­ feuchteten Mergel und ' Tone nachgaben. So folgte nach zwei kleineren Bergrutschen in den Jahren 1744 und 1787 vom Orten­ berg herunter 1789 ein großer, der in ziem­ licher Breite bis auf die Schlichem herab­ bergs, Er reiht sich in Reih und Gli ed wie ten (Millionenloch!) sind Zeugen der Zer­ reichte und diese sogar staute. Die Kante links und rechts die anderen Tau sen der. störungsarbeit. Nu r in Steigen (Wassersteig, des gegenüberliegenden Eckpfeilers des Nur durch einen kurzen, schmalen Sattel Katzensteig, Gosheim er Steige) können die Schlicherntals, des Plettenbergs, liegt nur von 90 m Tiefe ist er mit dem höchsten Höhenunterschiede überwunden" werden. rund 2 km entfernt und dazwischen ist das Berg der Alb (von der Küssaburg am Wollen wir vom Lemberg zum Klippen­ Schlichemtal 300 bis 400 m eingetieft. Rhein bis zum Staffelberg am Main), dem eck, so führt der Weg bald steil und steinig Ein alter Weg hinauf nach Wehingen, der Lemberg, verbunden, dem man schon einen abwärts und man muß die breite Braun­ östlich am Palmbühl vorbei über Holzheim Turm zur Krönung aufsetzen mußte, um jurafläche bei Gosh eim überqueren, um (an der Stelle der 2. Schörnberger Schli­ ihn hervorzuheben. Andere Berge unserer nach Verlassen des Dor fes die Höhe (1002 m ) chemmühle, 785 erstmals genannt, abge­ Alb wie Hohenstaufen, Rechberg. Stuifen, mit ihr en schroffen, mauerähnlichen Weiß• gangen), die Otilienkapelle und das "Hei­ Achalm, Hohenzoller, Hohenkarpfen, Lup­ beta-Schichten zu ersteigen. Also auch hier denschlößle" auf einem kleinen Bergvor­ fen, Fürstenberg und Eichberg treten weit ist, genau wie bei Deilingen, der Albtrauf sprung über dem Mittelbach führte, er­ mehr hervor, liegen viel auffälliger als mit seinen Weißjuraschichten unterbrochen. reichte in einer steilen Steige die breite Auslieger vor der geschlossenen Front des Wo wir die F ortsetzung des Bäratales Deili nger Platte, wo heute die Deifinger Albtraufs. Und doch ist der Weißjurablock suchen, schaut der blaue Himmel herein. Bär a entspringt, die erst südlich Deitingen von Oberhohenberg, Hochberg und Lern­ Ein rund 2 qkm großer Weißjurablock ist in die Weißjurapforte eintritt. Das Deilin­ berg heute selbständig; er ist vom Albkör• im Lemberg, Hochberg, Hohenberg vom ger Rathaus (826 m) steht auf der Wasser­ per völlig getrennt. Um dies klar zu er­ Albkörper abgetrennt (s. Blockbild). Wir scheide zwischen Schlichem und Bära. Seine kennen, wollen wir die Landschaft noch müssen uns daher die Fragen stellen: 1. Traufen ergießen so ihre Wasser zur Nord­ vom Lernbergturm aus betrachten. Wie ist dieser Block entstanden? 2. Wi e see und zum Schwarzen Meer. Südwestlich Von dem 30 m hohen eisernen Turm konnten die breiten Täler von Gosh eim und Deitin gen erhebt sich der gewaltige Mantel erschließt sich ein herrlicher ü ber b lick. Als Deilin gen entstehen? Wie können so win ­ von Tann en wald, mit teils mächtigen wuchtiger E ckpfeiler des Schlichemtals zige Bächl ein so vi el ausräu men? Seite 618 Heimatkundliche Blätter für den Kreis Balingen Oktober 1966

Werden de s heutigen Landschaftsbildes stein, sogar darunter Grundgebirgsschotter, di e breiten Pforten im Albtrauf bei Dei­ bei 649 m die alte Tal sohle. Di e heutige Iingen und Go sheim entstanden, der Weiß• Die Bächlein entspringen ni cht ei nmal Wasserscheide zwischen Prim und Faulen- jurablock Oberhohenberg-Lernberg vom am Rande se lbst! Dazu h ab en sie ein ganz bach m it 688 m ist also mindestens 40 m Albtrauf getrennt. geringes Gefälle, nur 1/ 4 vo n dem des Wett- au fgeschüttet. Weitere Bohrungen im Fau- b aches, dessen T äl chen noch viel enger ist . ITI Merkwürdig is t, daß der ganze Block nur Sie müssen ei nst größere Tage gesehen , d. lenba chtal drangen nicht bis zur a ten ai- unteren Weißjura enthält. Das Dach b ilden h . mehr Wasser gefüh rt h aben u nd damit soh le durch, so daß bei Tuttlingen die di e Wohlgeschichteten K alke (Betakalk), ihr Ursprung vor einigen Millionen J ahren Eltamündung (h eute 642 m ) tiefer als 643 m fast 1 qkm groß. Der ganze m ittlere und lag. Das alte Gefälle betrug demnach 1 %0. obere Weißjura, rund 300 m Gestein, feh ­ weiter im Westen gelegen sein . Ihr Ob er- Auch beim Bau der Bodenseew as server- lauf ist mit sam t dem zugehörigen Stück d len, sin d abgetragen worden. Bekanntlich Albtafel vern ich tet. Das Bär atal ist seines sorguri g w ur de n Schotter bei H ofen in er wurde der ganze Jura im Weltmeer abge­ Höhe von 656 m gefu nden. lagert. Unser Block muß daher seit jener Ober laufes beraub t ; es ist "gekö pft". Es Südwestlich vo n Rottweil bei Oberroten- Zeit um mindestens 1300 m geh ob en wor­ entstanden die breiten Pforten vo n Gos- stein (Sch afh of) sind zusammenhängende den sein! Di e Schich ten, di e einst seinen h eim und Deili ngen. Di e Zerstörung des Schotterfelde r au f Lettenkohle und unte­ A lbtraufes sehen wir h eu te noch in den Gipfel bildeten, liegen aber h eute am Aach­ vielen Rutschen. Und wenn es auch nur im rem Gipskeuper in einer Höhe vo n 663 bis topf und bei Sigmaringen rund 500-600 m 677 m. Wei ter es chachau fwärts stoßen wir über dem Meer, sind also dort um rund J ahrtausend 1-2 m si nd, die am Al b trauf auf den Musch elkalkhöhen bei Seedorf zu 700-800 m weniger gehoben worden. v erschwin den , im L aufe geologischer Zei- den höchsten Ur eschach-Schottern. Hier ist t en gib t es doch ei n Stück. Zur Zeit der b Daran erkennen wir die starke Schiefstel­ Albvulkane reichte unser Albtrauf m inde- in dem Dreieck Rötenberg-Heiligen ronn- lung und Aufkippurig unserer Albtafel. Fluorn noch ein e alte unberührte Donau­ Hätte nun nicht das Wasser dafür ge­ stens bi s zum heutigen Neckartal, wah r - landschaft er halten, das ei nzige Stück vor sorgt, daß "die Bäume nicht in den Him­ scheinlich noch weiter n ach Westen. Die dem Albtrauf im Neckargebiet. mit alten m el wachsen", läge sie im Westen am d amalige Alb ho chfläche wurde zu r Donau Verwitterungsböden und einem n ahezu ein- en tw ässer t. . Oberhohenberg noch höher. geebneten Musch elkalkstufenrand. Die frü- Im Gebiet der stärksten Hebung, über Das alte Einzu gsgebiet der Bära k ann h er bei Fluorn au sgebeu tete n Bohnerzvor­ dem Schwarzwald, sorgte die abtragende aber n icht über die Liasplatte des Al bvor- k ommen stammen noch aus der Tertiär• Kraft des Wasser, daß der ganze Jura ab­ landes h in ausger eich t h aben, denn ihr Ge- zei t. Wir müssen so das damalige Liefer­ getragen wurde. Der Donau, die vor etwa fälle ist vi el zu groß (fast 2%) und über gebiet der Eschach bis hinüber in das der 140 Millionen Jahren mit ihrer Arbeit ein­ dem Primtal floß di e Eschachdonau. 5 bis 10 Kinzig mit der Schiltach ausdehnen. Wahr­ setzte, als das Jurameer vom Rheinischen km w eiter im Nordwesten w ird ihr Ur- scheinlieh hat das ganze Kinziggebiet bis Schild zurückwich, der sich langsam auf­ sprung ge legen sein. Zu jener Zeit war nach Hausach und bis zum Kniebis einst wölbte, flossen ihr von Nordwesten Flüsse auch der Oberhohenberg-Lemberg-Block zur Eschach gehört (so Zeichnung). mit geringem Gefälle zu. Als aber vor weit größer; ja er hing w ohl am Albtrauf Die Ablenkung der Eschachdonau zum rund 20 Millionen Jahren das oberschwä• mit dem übrigen Weißjura zu sammen. Erst von Norden angreifenden, zunächst im bische Meer bis zur Klifflinie auf der Alb das Rückschreiten des Albtraufs h at ihn Keuper fließenden Neckar erfolgte im frü• (Winterlingen, Stetten am kalten Markt abgetrennt, h at S tufenrandberge erzeugt. hen Diluvium. Mit dem Augenblick der usw.) vordrang, setzte eine starke danu­ D as muß aber auch bewiesen werden. Anzapfung der Eschach, etwa über dem bische Abtragung ein. Der gewaltige Auf sicherem Boden b efinden wir uns heutigen Bühlingen, hat dann der durch Schutt-Transport zur Voralpensenke, die bei den letzten Schottern der Eschachdonau, den Wassergewinn plötzlich gekräftigte Juranagelfluh, beweist dies. Es wurde unmittelbar vor ihrer Ablenkung zum Neckar die Talweitung von Rottweil im kräftig ausgeräumt. Die obersten Schichten Neckar. Die jüngste Bautätigkeit am West- Lauf der Ei szeiten etwa 100 m ti ef ausge­ des Weißjura wurden in unserem Gebiet rande Rottweils ermöglichte es, ein aus- räumt, ist dabei zusammen mit seinem abgetragen, so daß unser Block heute nur gedehntes L ager vo n Höhenschottern fes t- neu entstandenen Nebenfluß P rim im noch die Wohlgeschichteten Kalke trägt. zustell en, das K om ponen ten vo m m ittleren Schichtfallen um 2 km nach Osten ab ge­ An der Wende Tertiär-Diluvium erli tt Keuper bis zu m Weißjura enthält. Es hat r u ts cht und hat auf den westlichen Gleit­ die Donau durch den Angriff des Neckars d urchweg Ges tein e, die h eute nicht mehr hängen große Felder von Schwarzwald­ bei Rottweil einen schweren Verlust. Die links, son der n nur n och rechts des Neckars schottern hinterlassen. Die Schichtstufen Wasser der einstigen Eschachdonau er­ v orhanden sind . Diese Flußscho tter tragen sin d w ähren d dieser Eintiefung gleicher ­ höhten die . Arbeit des Neckars, während Merkmal e nur kurzen Transports, das m aßen nach Osten gedrängt worden, und sich di e Donau nicht m ehr weiter eintief en, Keuper- und Li asgestein h at sogar Hang- zwar um durchschnittlich 4 km. Der Neckar sonder n nur noch au fschütten konnte, da s chuttcharakter. Di e Auswertung di es er grub sich immer tiefer ein und seine r ech­ ihre Wasser nicht mehr ausreichten, um F unde führt uns 600000 J ahr e, an den ten Nebenflüßchen (Schlichern , Nebenbäche den Schutt ab zu tr ansportieren. Am ob eren B eginn der Ei szeit, zurü ck, als es h ier n och., der Prim) ko n nten in rückschreitender Neckar dagegen k onnte eine starke Aus­ keinen Neckar gab. Wo h eute Rottweil Erosion. weiter vordringen, bis sie die räumung erfolgen. Ob erhoh enberg und liegt, erho b sich der K euper stu fenrand auf Quell äste der Bära köpften. Damit waren L ember g w urden Stufenr an db er ge. ü ber 800 m Höh e und nach Osten, wo w ir - h eute die Liasflächen h aben, stieg der Jura­ stufenrand weit über 1000 m an. Westlich Louis Landerer vor dem Keuperstufenrand floß auf 660 m H öhe ein stark dezim ier tes Stufenran d­ flüßchen n ach Süden zur E sch ach und mit (gest. 12. Okt, '194 1) zum Gedächtnis dieser zu r Donau. "Reih om Reih ond Grab om Grab, Landerer {1872 - 1941) ", und es ist mir, In n och früh ere Zeiten weisen uns di e jedem ist se i' Platz zuegmesse." als sei es erst gewesen . . . , au fgeregte alten Schotter der Eschach, die durch die Wi e viele vertraute Namen vo n Ver­ Stimmen in den Straßen der Stadt:"Her r S pat ehinger Pfor te floß, auf der Liasfläche Landerer ist gestorben; eb en k am die b ei Alding en-Aixheim , die au ßer wenig wandten, Nachbarn und Bekannten aus der Jugendzei t, Namen, di e schattenhafte Bil­ Nachricht von Inzigkofen!" - Als Mitglied geru ndetem Jur a, au ch Keuper, Musch el­ des Schwäbischen Heimatbundes hatte er k alk und Buntsandstein führen. Wass er­ der der ersten Kindheit h eraufbeschwören, b ohrungen in der Pforte ob erhalb Spai­ lese ich b ei ein em Gang durch den Balin­ an dessen H erbsttagung in Inzigkofen teil­ ch ingen er reichten unter Schottern von ger Friedhof und jedes Mal auch "Lou is genommen, und während ei ner Führung Jura, K euper, Muschelkalk und Buntsand-

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durch den Park bekam er eine Herz­ Von dem damaligen Bürgermeister Rom­ wissen, wie Hans von Rechberg dies zu­ schwäche, an deren Folgen er kurz darauf mel verständnisvoll unterstützt, hat Ober­ wege gebracht, denn er sah, daß keine Zau­ starb. lehrer Landerer nach dem ersten Weltkrieg berei und Hexerei mit im Spiel war. Doch Louis Landerer war nicht nur mit einer in Verbindung mit einigen Heimatfreun­ dieser sträubte sich lange und gab erst Balingerin verheiratet, sondern auch seine den aus Beständen des Rathauses und nach, als Ludwig ihm einen zweiten Hengst eigenen Vorfahren stammten aus Balingen, Leihgaben und Schenkungen alteingesesse­ bewilligte. Wie nun Hans beide Hengste so daß er in den Jahren 1913 - 1941 mit ner Bürger die Anfänge des Heimat­ in Händen hatte, gab er seinen Streich gutem Grund hier "daheim" war. Jedes museums geschaffen, das nach wechselvol­ preis. Man ließ die beiden Weiber kom­ len Schicksalen und Wanderungen schließ• men, die erzählen mußten, wie sich alles lich einen würdigen Platz im Zollernschloß zugetragen, und man lachte noch lange gefunden hat und neben vielen Zeugen aus über den lustigen Einfall. der Geschichte der Stadt und dem Leben ihrer Bewohner auch sei n Bild pietätvoll bewahrt. - Das städtische Archiv, das auf Die Silberdistel seine Veranlassung hin im Wasserturm untergebracht wurde, war eine Fundgrube (Carlina acaulis) für seine Forschungen, undmanche Stunde ist er hinter den dicken Mauern des Turms Immer liegt ein gewisser Zauber über über den kostbaren Aufzeichnungen aus dem Bild auf steinigen Kuppen und kargen alter Zeit gesessen. Hochflächen zwischen Wacholdern und wil­ den Rosenbüschen weidenden Schafherden, Trotz der schweren Schicksalsschläge, wo der Schäfer auf seine Schippe gestützt welche ihm durch den Tod zweier Kinder vom Schatten der mächtigen Weidbuche und seiner ersten Gattin zugefügt wurden, aus mit wachsamen Augen sein Reich be­ war Oberlehrer Landerer zeitlebens geraßt herrscht. Ohne den Schäfer kann man sich und aufrecht, ein gläubiger Christ, und die Alb kaum vorstellen. Ein solches Bild wurde von der Bevölkerung als Zeichen erscheint uns fast weltentrückt und doch ihrer Achtung und ihres Vertrauens zum von einer ursprünglichen Sprache. Am Stadtrat gewählt. stimmungsvollsten wird es im Hochsommer und im Herbst, wenn auf dem kurzen, Das Beste eines Menschen bleibt, auch sonnverbrannten Rasen noch der vielblü• wenn er geht. Es bleibt seine Gestalt; es tige, blaßlilafarbene Deutsche Enzian und bleibt die Erinnerung an seine Liebe und der einblütige Franzenenzian mit seinem Pflänzlein, jeden Stein kannte er und um­ Fürsorge und Charakterfestigkeit zurück. faßte das äußere Bild der Heimat, wie die verwaschenen Himmelsblau die Schafwei­ Darüber hinaus aber gilt für ihn das Wort den schmücken und die weitoffenen, großen ihm anvertrauten Kinder, mit der ganzen Goethes: verhaltenen, stillen Wärme seines Herzens. weißstrahlenden Blumenkronen der sten­ Und ebenso ruhig und bescheiden wie sein "Manches Herrliche der Welt gellosen Silberdisteln wie lauter Sonnen persönliches Leben vollzog sich mit vor­ Ist in Krieg und Streit zerronnen. ­ auf der Heide liegen. bildlicher Sachlichkeit und Unbestechlich­ Wer bewahret und erhält, Die stattliche Silberdistel ist eines der keit seine Forscherarbeit, deren Ergebnisse Hat das schönste Los gewonnen." schönsten Wahrzeichen der Alb. Sie weist er in zahlreichen interessanten Veröffent• daher auf den Schildern der Schwäbischen lichungen festgehalten hat. Karl Hötzer Albstraße den Weg. Mit ihren fiederspalti­ gen bis fiederteiligen Blättern, ihren dornig gezähnten Zipfeln drückt sie sich so eng Eine lustige Gescliichte von Ebingen wie möglich an den Boden an, daß sie dem Schafbiß entgeht und sich immer wieder die in der "Chronik derer von Zimmern" berichtet wird erneuern kann. Auch ihre scheinbar sten­ Von Kurt Wedler, Ebingen gellosen Blütenköpfe mit ihren glänzend• Graf Ludwig 11. von Württemberg be­ te te Hans von Rechberg um einen schönen weißen inneren Hüllblättern, die der suchte während seiner Regierungszeit (1450 Hengst mit ihm. Pflanze den deutschen Namen Silberdistel gaben, sitzen unmittelbar "auf dem Boden bis 57) mit vielen Grafen, Rittern und Her­ Dann stellte er sich ans Fenster, machte ren auch das Städtchen Ebingen, in dem auf. Den lateinischen Namen Carlina be­ allerlei Possen, 'und auf das verabredete kam sie nach Kaiser Karl dem Großen, gerade Markttag gehalten wurde. Unter Zeichen zerschlugen die beiden Frauen ihre ihnen war auch der Ritter Hans von Rech­ dessen Heer durch ihre Wurzeln von der ganzen Töpfe, Krüge und Schüsseln mit Pest verschont worden sein soll. Schon im berg, der gefürchtete Raubritter, dessen ihren herbeigeholten Prügeln. Darauf gab Nest Ramstein im Bernecktal zerstört wor­ Althochdeutschen heißt sie auch Epurwurz es auf dem Markt und im Ratssaal ein =~ Eberwurz, denn wie die Jäger wissen den war. Er erwarb darauf dort im Jahr großes Gelächter. Graf Ludwig aber sah, wollen, sollen die Wildschweine die Pflanze 1452 die beiden Falkenstein und erbaute daß er seinen Hengst ehrlich und redlich fressen, wenn sie durch den Genuß von 1457 - 59 die Burg Hohenschramberg. verloren hatte, doch wollte er nun auch Bilsenkraut gelähmt sind. Lonicer schreibt Als sich nun die Herren auf dem Rat­ haus unterhielten, schaute Hans von Rech­ berg auf das Markttreiben hinunter, er­ blickte dort zwei Frauen mit allerlei Töp• fen, Krügen und Schüsseln und kam aut einen neckischen Gedanken. Er schlich sich heimlich hinunter, ging zu den beiden Frauen, kaufte ihren ganzen Kram, be­ zahlte gut und befahl ihnen, ihre Waren noch länger feil zu bieten und auf ein Fen­ ster des Rathauses besonders zu achten. Wenn er ihnen von dort ein Zeichen gäbe, sollten sie ihre Töpfe, Krüge und Schüs• seln ohne Bedenken alle zerschlagen. Wie er gegangen, so kam er ohne Auf­ sehen wieder in den Ratssaal zurück. Er stellte sich zu einer Gruppe, die an den Fenstern stand, die zum Markt hinaus­ gingen (damals wurde der Markt noch in der Marktstraße abgehalten). Da sagte er zu denen, die um ihn waren, er kenne eine geheime Kunst, die es ihm ermögliche, zu erreichen, daß unten auf dem Markt die Weiber ihr Geschirr zerschlagen. Diese Be­ hauptung löste Unglauben, Widerspruch und Gelächter aus, so daß Graf Ludwig auf die Gruppe aufmerksam wurde. Darauf hatte es Hans von Rechberg abgesehen, denn er wollte natürlich das Geschirr nicht umsonst bezahlt haben. Als Graf Ludwig die Probe aufs Exempel sehen wollte, wet- Seite 620 Heim atkundli~e Bl ätter für den Kreis Balingen Oktober 1966

1573 von ihr: "Etliche pflegen diese Wurzel gesetzlich geschützt w erden . Doch der" ge­ begann eine lange Zeit voll bitterer Aus­ in die S äutröge zu nageln, daß die Sau setzliche Schutz allein genügt nicht, wenn einandersetzungen. Zu r Zeit Ch risti ver­ od er Schwein stets darüber essen und trin­ nich t gl eichzeitig ein Weckruf an das Ge­ achtete n die Juden die Samariter zutiefst. ken". wissen der Menschen hilft. Wir wollen da­ Langsam entwickelten die Samariter eine Durch J ahrtausende hat di e Silberdist el eigene Theologie. Sie bewahrten ihren auf unseren kargen Heid en ruhmreich um her die Silberdistel da, wo sie gewachsen Gl auben über 2500 schwere J ahre hinweg. ihr Leben gekäm pft. Der Zahn der Weide­ und am allerschönsten ist, in Ehrfurcht Heute noch pflegen sie uralte Bräuche, sie tiere konnte ih r ni chts antun; aber gegen bewundern und darauf verzichten, sie al s verwenden ein Alphabet, das an die Schrift beutegieri ge "Blumenfreunde" ist sie heute Trophäe nach Hause zu bringen. de r alten Phönizier erinnert, sie leben nach vielfach nicht geschützt. Sie mußte deshalb Fritz Scheerer eine m eigenen Kalender. Von der Bibel er­ kennen sie nur den Pentateuch an, die ersten fünf Bücher Moses. Sie preisen Moses als den einzigen wahren Propheten. Noch leben Samariter im biblischen Land Gl äubig erwarten sie den Messias, der alle Völker zu Samaritern machen wird. "Unser Unter dem Staub der J ahrhunderte be­ ständen zu: Die jahrhundertelange Verfol­ Volk", sagt Hohepriester Amran Isaak, "be­ graben liegen Ruhm und Elend der alt en gung hat endlich aufgehört, überdies wächst wahrt, so gut es möglich ist, die alten Sitten Samarite r . Doch hat sich die Religions­ die Gemeinde durch Einheirat und Bekeh­ - getreu dem mosaischen Gesetz. Und es gemeinsehaft bis auf den heutigen Tag er­ rung von Fremden. hat zum Gott der Schöpfung immer die halten, wenn auch zusammengeschmolzen In uralte Zeiten zurück reicht die Ge-" rechten Gebete gesprochen, damit er Not, auf etwa 375 Mitglieder. Die meisten leben schichte der Samaritaner, dieChristus durch Gewalt und Unglück von ihm fernhalte". in Nablus (Jordanien), nahe der biblischen sein . Gleichnis vom guten Samariter un­ Stadt Sichern, die heute Tell Balata heißt. sterblich machte. Nach dem Tode des Königs Etwa 150 Samariter sind in Israel zu Hause. Salomon zerfiel Israel in zwei Teile; den Das alemannische Memento mori Im Mittelalter war es einmal soweit ge­ Norden mit Samaria, der den Namen Israel kommen, daß es nur noch zehn Samariter behielt, und den Süden, der sich Juda An das ersteTotenlied in deutscher Spra­ gab. Jetzt aber wächst langsam ihre zahl. nannte. 721 v. Chr. fielen die Assyrer über che, an das alemannische Memento mori Ihr Hohepriester Amran I Isaak schreibt Israel her. Sie verschleppten Tausende von aus dem Kloster Zwiefalten, erinnert eine diese erfreuliche Entwicklung zwei Um- Bürgern der Führungsschicht, viele Bauern Südfunk-Sendung am Totensonntag, dem abe r bli eb en in ihrer Heimat zurück. Sie 20. .November, um 13.10 Uhr über Mittel­ vennischten sich mit den Eroberern und welle und UKW I. Dr. Wolfgang Irtenkauf übernahmen manches von der assyrischen hat es für den Funk ein gerichtet und erläu ­ Als der Kaffee Religion. Die orthodoxen Juden im Süden tert. Das erste Totengedicht in deutscher machten diese Entwicklung nicht m it. Für Sprach e entstand um das Jahr 1080 in in London regierte sie wur de Jerusal em , die Hauptstadt Judas, einem schwäbische n Benediktiner-Kloster, zu m Zentrum ih res J ahwe-Glaubens. wahrscheinlich in Zwiefalten. Der Mönch Frankreich soll 1671 in Marseille, Wien 586 v. Chr, eroberte Nebukadnezar di e Notker sch rieb es in eine r Handschrift nie­ n ach der zweiten Türkenbelagerun g 1683, Stadt. er verbannte die Juden nach Baby­ der, die später im K loster Ochsenhausen N ürnberg und Regensburg etwa zur glei ­ Ion. Als sie 50 J ahre sp äter aus dem Exil aufbewahr t war. Dieses "Memento mori" chen Zeit zuerst den Kaff ee kennen gelernt heimkehr ten , ba uten sie ihren Tempel in hat - den Charakter einer Bußpredigt in haben, London hat offenbar die älteste J erusalem wieder auf. Die Samariter boten Strophen. Es will nicht nur den Kl oster­ Tradition in Europa. Nach der Bank von ihre Hilfe an, doch wies man sie zurück. insassen jener geistig und politisch aufge­ England und der Börs e steht heute noch Denn die Juden sahen in ihnen ni cht mehr wühlten Zeit sagen, daß das Erdenleb en das Haus, in dem vor 300 Jahren das erste Gl aubensbrüder. Daraufhin erbauten sich dem echten Christen nur eine Pilgerfahrt. Cafe eröffnet wurde. Seine Geschichte ist die Samariter auf dem Berg Garizim bei e in Durchgang zur ewigen Seli gkeit se in genau bekannt ; es war di e erste di eser Sichern einen eigenen Tempel, und damit kann. gastlichen Einrichtungen, in denen in der Folge die großen Geschäfte der City-Kauf­ leute abgewickelt wurden und von denen eines - Ll oyds - der heute größte n Ver­ Beiträge zur Frage der Herkunft sicherungsorganisation der Welt seinen Namen gab. Walthers von der Vogelweide Die vorhandenen Berichte sagen ; daß ein englischer, weitgereister Kaufm ann des 17. (Schluß) Oberrauch m einte. Und auch der Stadel von Jahrhunderts, Daniels Edwards, den ersten Und nun zu den Höfen im Ried. Da er­ Ob erfins trägt unter seinem hohen Stroh­ Kaffee aus Smyrna mitbrachte - zugleich hebt sich unter dem Vogelwerderhof und dach ein fes tes Gemäuer, das ursprünglich mit einem griechischen Diener namens der Katharinakirche der stattliche, burg­ wohl kaum landwirtschaftlichen Zwecken Pasqua Rosee. Dieser ha tte die Zubereitung artige Unterfinser Hof, ein wehrhaftes gedient hat. des köstlichen Getränks von den Türken Gebäude aus altem Mauerwerk. Im Bereich Ober dem Oberfinser liegt, nahe am Bahn­ gelernt, di e es ih rerseits, wahrscheinlich des Hofes lassen sich Mauerreste feststel­ körper der aufgelassenen Grödner Bahn, ein bis zwei J ahrhunderte früher, von den len, und innerhalb ·dieser Mauern - ein der Hof "Tenner", der seinen Namen ga nz Abessiniern gelernt hatten. Die Geschäfts• Ziehbrunnen, ein "Ziggl", ein auffallend solid zweifellos von einem Vogeltennen hat. Die­ freunde Edwards' fanden bald Geschmack gemauerter, tiefer Schacht. Solch einen ser Tennen, oder besser gesagt, dessen Reste an dem neuartigen Genußmittel, und Ed­ Ziehbrunnen,ein"Ziggl",einauffallend solid finden sich nicht w eit vom Hof, ebenfalls wards etablierte seinen P asqua als einen ernhof nicht, wenn schon, dann eher ein an der alten Bahnlinie, die heute zu einer "Kaffeemann" im Jahre 1652. Seine ersten wehrhafter Edelsitz . .. schmalen Straße umgewandelt wurde. Einladungen sind noch erhalten; ein Exem­ Dicke Mauern, Rundbogentüren, da und All diese Dinge geben sehr zu denken und plar im Britischen Museum. in der zeit­ dort Buckelquadern - all das weist der legen als Ergebnis folgende Uberlegung genössischen Orthographie, preist "di e Tu­ Unterfinser auf. Dazu noch zwei Vogel­ nahe: Der Vogelweiderhof ist wohl nur gend des Kaffees, eines Getränks, das in tennen,aus Steinen gemauerte Unte rstände, Namensträger. auf den der alt e Name im England zuerst öffentlich gemacht und ver­ heute zerfallen, aber doch noch erkenn­ obig angedeuteten Sinne übergeg angen ist. kauft wird von Pasqua Rosee in dem bar - das war die "Vogelweide". Diese Als even tu eller Wohnsitz des-Adeligen Wal­ Michaels-Durchgang in Cornhill, unter dem Vogeltennen sind in der Erinnerung sehr ther kommen eher die Finserhöfe in Frage. Zeichen seines eigenen Kopfes". alter Leute noch verankert. Es erhebt sich Wer die Baulichkeiten besichtigt . wird un­ Rosee muß guteGeschäfte gemacht haben, die Frage - und wurde bei dieser Begehung weige rlich zu diesem Ergebnis kommen. denn um 1715 gab es inLondon 2000Kaffee­ a uch gestellt - was dazu veranlaßt haben könnte, daß diese Vogeltennen so solide Das alles schließt jedoch di e T atsache häuser; während des ganzen 18. Jahr­ nicht aus, daß der Vogelweiderhof m it sei­ hunderts war England das Land der größ• Steinbauten gewesen seien. Die Antwort: Man hat wohl das Nützliche mit dem ner Gedenktafel ein würdiger Ort ist, eine ten Kaffeetrinker, wie es später das der wichtige Gedenkstätte für jeden, dessen größten Teetrinker werden sollte. Die Ge­ Zweckmäßigen verbunden, man hat die Steine aus den Wiesen zusammengetragen, Herz an deutscher Dichtung hängt. Freund­ schichte des Kaffees ist denn auch eng mit liche Menschen wohnen dort, die den Wan- / derjenigen ' der bedeutendsten englischen man hatte so Steine genug, um gleich eine wetterbeständige Mauer zu errichten. derer gut aufnehmen und auch die Gäste• Banken, Schiffahrtslinien und Handels­ bücher hüten, in denen mancher klingende häuser verknüpft und eine ganze Anzahl Weiter oben im Ried liegt der Hof Ober­ Namen aufscheint. der noch heute in der Welt bekannten fins. Es wäre der Mühe wert, wollte man Handelszeichen solcher Millioneninstitute, von dem interessanten Gebäude eine genaue die Heuschrecke, der Greif, usw. gehen auf Skizze herstellen. Denn im Oberfins steckt Herausgegeben von der Heimatkundlichen die alten Kaffeehäuser zurück. in deren eindeutig ein fester Turm - nicht gerade Vere inigung im Kreis Balingen. Erscheint je­ traulichen, niedrigen Stuben sie als Kon­ ein wuchtigerBergfrit, wohl aberein starkes weils am Monatsende als ständige Beilage des sortialunternehmungen begründet worden Gemäuer, ein "Kasten" fast, nur kleiner als "Balinger Volksfreunds, der "Ebinger Zeitung" waren. Karl Bechtold etwa in Galsaun, ein "Zehentturm", wie und der "Schmiecha-Zeitung".

/ 13. Jahrgang 30. November 1966 Nummer 11

Jahrhunderten blickt auf die alten Ver­ Alte Steigen um Ehingen kehrswege herab. Unser e benzintrunkenen J ah rzehnte sind zeitlich eine Ger ingfü gig­ von Hans Müller keit dagegen! Werden die h eu ti gen Auto­ straßen auch so viele Jahrhunderte in Vor 155 Jahren erlaubte sich der Ebinger Tier ingen . Diese Orte und was zwischen Betri eb sein? Mu ß di e m oderne Technik Physikus (Amtsarzt) Dr. Schäffler den ihnen u nd Ebingen liegt, kauften und ver':' immer im jetzigen Tempo so weitergehen? Vorschlag, einen "Sbazirweg" zum K üh­ kauften nach dem "Ebinger Meß" (Vortrag L eh r t nicht di e Weltgeschichte, daß Tech-. weiher, einem echten Moorbad, anzulegen. Dr . Stettner am 11. 2. 1966 in Balin gen), niken in ga nzen Länder n auch für lange Dieser Weg kam wohl nie zustande, denn Auf der Nordseite ging der Marktbereich Zeit stillstehen, ja rückläufig w erden kön­ auf dem Stadtplan von 1839, neu "recti ­ bis Pfeffingen, Onstmettingen, Bitz., u nd nen? Also ist Gerl ngsch ätzigkeit gegenüber fi cir t" 1864, steht er nicht. Da ist zwischen Winterlingen. Auf di eser Seite haben wir dem Alten nicht angebracht. Verglichen mit der Öhlmühle und der "Stell e" - heute an Steigen den Pfeffinger Weg und die alte den Zugtieren ist der Motor z e i t I ich ein müssen w ir sa gen: zwischen Ortskranken­ Bitzer Steige und von Straßberg ab ' die ganz junger Säugling. kasse und K arlsbrücke - nur ein Stück Wintertinger Steige. Ein "Rottw eiler Weg~' Wi esenweg. Beim Garagenbau wurde in berührte Ebinger Gebiet im Griesenloch von Die alten Steigen diesem J ahr (1966) ein Wegprofil ange­ Ehestetten hin auf zur Höhe. Der einmal schnitten. Wer hat es gemerkt ? An der umstrittene Menesteig, vom heutigen Sta­ Es ist nicht ohne Reiz, sich di e Anlage "Stelle", wo ein Brunnen war, standen ein dion hinauf ins Degerfeld nach Burladingen, der alten Steigen einmal näher anzusehen. paar landwirtschaftliche Gebäude, und nur ist zwar auf einer Karte im neuesten Buch Auf den ersten Blick stellt man fest, daß von hier aus führte ein etw as breiterer von Professor P aret als gesicherte Römer­ sie viel kürzer und damit steile r sind als Weg durchs Ri ed in Richtung Geißenkanzel. st raße eingezeichnet, aber w ohl später kein di e neuen. Mißt man nach, so findet man Dort wurde das Vieh hinausgetrieb en auf Handelsw eg geworden. ein L ängenverhältnis von 1:4, und damit die Weideflächen an den noch wenig be­ n atürlich auch dasselbe Stei gungsverhältnis Auf Ski zze 1 sind die alten Steigen ge ­ zwi schen den Berührungspunkten an der waldeten Hang und auf d ie Höh en des str ichelt eingetrage n. Die neuen Steigen, Ebinger H art. Aber nicht alles Vieh; denn untersten und der obersten Kurve. Schon nur noch nach Meßstetten (seit 1847) und Bitz seit Römerzeiten überwanden Straßen es w ird auch am Kühweiher (Name !) vo n (seit 1850) sind zum Vergleich durchgezogen Vieh trieb berichtet. Der Kühweiher war da, Höhenunterschiede nahezu auf dem kürze• wo heute di e Meßstetter Straße die Um­ beigefügt, ebenso die alte Talstraße (ehe­ sten Wege, und das, mit P ferde-, Rinder­ gehu ngsstraße kreuzt.Auch dortging einWeg malige Römerstraße) und der Postweg nach und Menschenkraft! Seit 80 J ahren aber quer durchs Ried als Zugang zu zwei wich­ Truchtelfingen. Diese gehören aber nicht macht es sich der viel stärkere Motor viel ti gen Steigen : einer nach Meß stetten u nd zum Thema. bequemer, indem er nach der Goldenen einer nach Schwennirigen auf dem H euberg Ebingen h atte also früher zwar kleinere, Regel der Mechanik so viel an Weg zugib t, u nd nach Stetten am kalten Markt. Das aber mehr Handelswege. Das ist gewiß wi e er an Kraft weniger einsetz t. - Das waren aber nicht nur Viehwege; das waren nicht weltbew egend, verdient aber doch andere Kennzeichen alter Wege (nicht nur schon "Fernver kehr sstr aßen" , w enn wir sie einmal bis in Einzelheit en festgehalten zu Steigen) ist - diesmal von den Römern uns auch sehr schmal vorstellen müssen, werden, bevor die Spuren dieser alten abgesehen - ihr schlechter Zu stand, der und di e damalige "Ferne" in di eser Rich­ Verhältnisse vollends verwischt sind. Mag natürlich den Zugtieren noch m ehr An­ tu ng kaum bis zur Donau ging. Denn der der Handel auf diesen Steigen auch, an strengung abfordern mußte. Wi e oft mag frühere Handel der Marktstadt Ebingen heutigen Begriffen gem esse n, klein gewesen auch der Mensch gezwu ngen, gewesen se in, war bi s in di e Neuzeit herein vorwiegend se in, für di e einst vi el kl einere Stadt in di e Speichen zu greifen! (De n gesu nden Nachbars chaftshandel ; der Ebinger Markt­ Ebingen (Skizze 1 zeigt di e Altstadt und di e Sport des Autoschi eb en s erleb t m an leider bereich ging bis Nusplingen, Gl ashütte, Ausdehnung bis 1864) war er wichtig genug nur selten.) Straßen wurde n früher kaum Sch w enriin gen, die beiden Digisheim und und insbesondere: eine stattliche Zahl von ausgebessert. Herzog K arl Eugen blieb in Nagold vor .dem Ob eramtsgeb äude mit se iner Kutsche im Dreck stecken, kehrte fluchend um und kam ers t im nächst en Jahr wieder. Für Marie Antoinette mußte vor ihrer Hochzeitsfahrt nach Frankreich von ' Ulm bis Breisach di e "Dau phine­ Straße" gebaut w er den, weil man ihr die österreichischen Ordinari -Poststraßen nicht zumuten wollte. Hinter Winterlingen steh t ein Markstein tief in einem Acker drin. Es war wi e anderswo auch: anstattdenWeg aus­ zubessern, fuhr man einfach immer wieder daneben. So entstanden breite. Triften, die entweder heute noch Weideland sind oder aber in anderer Form der Gesamtgemeinde ge hören oder eben von privaten Grund­ besitzern "angeknappert" w urden, wie obiger Gr enzstein zeigt. --.:.. Weitgehend unverwischbar sind n u n diese nebenein­ ander verlaufe nden F ahrgeleise an Steil­ h ängen. Ein mal ist steiles Gelände für Acker bau u ngeeignet u nd außerdem sind die Fahrbahnen am Hang eingekerbt. Beginnen wir mit der alt e n M e ß ­ s te t t el' S t e i g e (Skizze 2). Sie wird von der Gastwirtschaft "Schat­ ten" an sichtbar. Ein benutzbares Tal zum Aufstieg auf die Höhe hat die Riedhalde und Holzhalde nicht aufzuweisen. Also nichts als hinauf! Aber schon unten am "S chatten" dröselt sich der Aufstieg in wenigstens vier F ahr spu ren auseinander, ------Seite 622 Heimatkundliche Blätter für den K reis Ballngen November 1966 durch die Rüfe wie die andere alte Steige auch. Auf langer Strecke sind die eingefah­ renen Radspuren sehr gut zu sehen, wenn ALte u.,cL neue man das welke Laub herausputzt. Dieser obere Teil der Steige heißt "Sieb enk reu zles­ Meßstetter Stei.ge weg", weil einmal in einer Nacht eine ganze Beamtenfa m ilie aus Stetten a. k. M. mit ihrem F uhrwerk abstürzte. Sieht man genau hin, so b em er k t man tatsächlich drei Gelegenheiten zu fast senkrechten Abstür• zen auf di eser waghalsigen Strecke, zumal früher die Bäume noch spärlicher standen als jetzt. Pietätvolle Menschen haben die sieben Kreuzle am Felsen erneuert, ja es wurde gelegentlich sch on ein e Laterne da oben aufgehängt, die man von der Stadt aus blinzeln sehen konnte. 'Wenn heute an jeder Auto-Unfallstelle Kreuze und Later­ nen angebracht würden -. Auf dem Sie­ benkreuzlesweg sieht man kaum noch jemand gehen und natürlich schon gar nicht hcu.t'::Jc 5tr.a(J.. mehr fahren. Das Albvereinszeichen ist lteu.t'ge We,e unglücklich angebracht. Heute ist der Ver ­ kehr nach Sehwennin gen/H euber g, nach a Lte Drctteste',e Stetten a. k. M., nach Frohnstetten, nach aLte We~e Ober- und Unter-Glashütte, nach H ein­ stetten und Hartheim abgeschnitten. 1908 I1bnan, , wurde auf dem Ebinger Hart ein b adischer ~~::::------l HOhlweg Schießplatz angelegt, der 1911 zum Trup­ ::. "Riffe penübungsplatz wurde. Einfacherundfast nureinspurigverlaufen jede m it einem linkssei ti gen Hang, also licher weiter bis zur Kurve der neuen die Steigen auf der Sonnenseite von Ebin­ eingekerbt. Es ist nicht zu befürchten, daß Straße. Mächtige Buchen mit durcheinan­ gen. Der P fe f f i n g e r Weg genießt den man zu vi ele Wegspuren feststellt, eher zu derquellendem Wurzelwerk halten das Erd­ Vorteil, sozusagen in zwei Raten hinauf­ wen ige, denn es könnte ja ein e völlig ver­ reich fest. - Zwischen den genannten zwei klettern zu können, weil wir nördlich der w isch t sei n. Wo der Wald anfängt (über Fahrbahnen entdeckt man nochmals zwei, Stadt die schönen Landschaftsterrassen dem n eueren Querweg am Waldeck) werden gewiß ältere, denn sie enden unten steil in haben. Ausgehend vom alten D 0 I' f Ebin­ die Spuren zu fünf Hohlwegen und einem den ersten Weg. Auf der Mitte der Strecke gen um die Martinskirche, die .Roßgasse Kerbw eg. Wald erhält Bodenspuren besser steht ein Riffklotz, den man einfach stehen (Eberhardstraße) und die Bühlgasse (Bühl• als began gene ' Weide oder gar Acker. ließ und beiderseits vorbeifuhr. Am Rand str aße) hinauf, benützte dieser Weg erst die Außerdem sind wir hier in den Mittleren des Weges findet sich noch mehr Riffkalk, linke Hangschulter des Klaratals zu seinem Weißjuramergeln, in den en der Regen die die Durchfahrt einengend. Er gehört nicht unteren Aufstieg, ging dann auf der Stop­ Hohlwege vertieft, was der Wald allerd ings in diese Höhenlage, ist vielmehr von den per-Hörnaiten-Terrasse noch 1959 zu dem wieder ab bremst. Aber dieser ist hi er Riffen über der Geißenkanzel abgebrochen Waldeck unter dem Schneckiesfelsen, wech­ unten n och nicht alt, Somit w urde immer und heruntergekommen. T atsächlich zeigt selte am Waldrand hinüber ins Raidental wieder sehr rasch eine Wegs pur unwegsam eine geologische Manuskriptkarte da her­ zum Kälberbrünnle und erklomm durch die und es wurde daneben eine andere ein­ un ter eine tektonische Störung. Man ist an obere Raidenschlucht, .geradeaus bis zum gefahren. Anders ve r h ält es sich etwas der Sehwenninger Steige offensichtlich mit Steinbruch, die Höhe. Oben stand das weiter oben, wo es noch steiler, aber auch dem Weg immer ti ef er herabgerückt, bis Kälberhaus au f Raiden. Der weitere Ver­ felsiger wird (Untere F elsenkalke). Da w ird das Mittelstück des H anges r u tschte.Dann lauf an den Kreuzbühlen und dem Kugel­ alles Weiche rasch abgespü lt, der Weg ist man resolut höher gegangen und hat die w äldie über das Lerchenfeld nach Pfeffin­ b ekommt ei ne natürliche Unterlage aus gut erhaltene, breitere Wegspur angelegt, gen ist h eute ein W anderweg geworden. Kalkfels. Ob en setz en dann die Riffe ein, deren oberes Ende vom Bau der neuen Die a l t e Bitzer S t e i g e zweigt e von durch die sich die alte Straße (übrigens Meßstetter Steige verwischt wurde. - Noch der Unot (Einöd = Einzelhof) als "Bitzer auch di e n eue) auf m ancherlei Weise h in­ weiter hinauf, schon ganz im Wald, wird Gasse" spitzwinklig v on der Talstraße ab durchzw ängt, zuletzt in kleinen F els­ die Schwenninger Steige steil und steinig, und benützte zum Aufstieg das breite, schluchten. Da oben h aben die Räder durch ein gleisig und gefäh r lich un d zw ängt sich besonnte und meist trockene Otmarstal, lan ge Zeiten ihre Fahr spur en in den K alk­ gan z oben ebenfalls w ieder zwischen Riffen. stein gegraben, noch gut zu sehen in d em An der Bitzer Markungsgrenze liegt das Hohlweg, der in die neue Steige einmündet, Galthaus, einst für nicht milchgebendes leider aber zerstört (beim Kabellegen 1965) Vieh bestimmt, mit einer noch sichtbaren an der ger ade hinaufführenden alten Meß• Hülbe, Es ist naturbedingt, daß die Steigen stetter Straße. Welche Wegspuren sind nun am Sonnenhang weniger Schwierigkeiten älter und w elche jü n ger?, Einfache Beobach­ bereiten als diejenigen am Schattenhang. tung: Ein Weg , der an seinem unteren Ende Man vergleiche unsere Heimatblätter 1964 mit einer kleinen Steilstufe aufhört, muß Seite 513/15 . älter sein. Auch im Falle einer Straßen­ Anhangsweise muß noch über die alt e ko r rek tur ist es ja der jüngste Weg, der Winterlinger Steige (Skizze 4) be­ besser eingeritzt wurde. richtet werden, weil auf ihr der Ebinger Die S c h we n n i n g e r S t e i g e (S ki zze Verkehr aus dem Ebinger Sattel hinauf 3) ging ebenfalls vom Kühweiher aus, nahm auf die Alb und weiter zur Lauchert statt­ aber den Aufstieg nach links hinauf. Zu­ fand. Sie ist die berühmteste unserer Stei­ n ächst betrachten wir sie bis zur zwei ten gen, denn es war der Aufstieg der Römer• Kurve der neuen Meßstetter Steige. Noch straße auf das Hochstr äß nach Laiz, Kein 1959 gab es keinen "Neuen Weg" vom Meß• Wunder, wenn dieser Weg als der älteste stetter Kreuz zum Friedhof. Von der Post­ auch am stärksten zerfahren ist. Im Mai schu tzschule führte nur die gezwieselte alte 1952 wurde dieses Straßenstück in einem Steige an dieser Stelle empor. Auch sie ------sehr' gut besuchten Vortrag u nd einer Ex ­ entpuppt sich bei näherem Hinsehen als ein kursion im Rahmen des Volk sb ildungs­ ganzes Bündel von Fahrgeleisen.Das unter­ werkes von mir erläu ter t. - Es schien ste ist in den Hang eingekerbt und hat nur dam als so , als ob die H eimatfo rschun g hin ­ in der Mitte und oben ein kleines Stück fort von der Volkshochschu le u nd dem Hohlweg. Unten hinter dem Holzbaus (aber Albverein Ebingen gefördert werden wer klettert schon die wenigen Meter hin­ würde. -Der Aufstieg der Römerstraße auf?) beginnt dagegen ein langes Stück '" erfolgt von Straßberg, das nicht umsonst Hohlweg, oben mit einem Querrlegel wie d as Wort "Straße " in seinem Ortsnamen bei einem Schießstand, aber deutlich ein hat. Nach P aret, Hertlein, Gößler ist die ehemaliger Weg:. Im Mittelstück ist d ieser alte S traße am H a n g (nicht d ie in der durch einen Erdrutsch zerstört; denn wir Talmulde) römisch. Sie ist verhältnismäßig befinden uns auch hier wieder in den Mitt­ breit, sehr steinig und durchweg als H an g­ leren Mergeln. Oben geht er um so deut- weg eingekerbt. (In der Skizze 4 doppelt November 1966 Heimatkundliche .Blätter für den Kreis Balingen Seite 623 gestrichelt.) Oben angekommen, zieht sie und wohl auch Blut von Mensch und Tier rische Schrift! Nicht auf Papier (das auch sehr geradlinig durch Winterlingen. Die haben sie erlebt! Wieviel stumme Ergeben­ früher schon lügen konnte) sondern in die neue Straße folgt ihr da streckenweise, heit in die Härte des Daseins, wieviel Angst Erde eingegraben, ja sogar in harten Fels. biegt aber vor Benzingen scharf (und vor möglichem Unglück oder auch läster• Zur Heimat gehörig wie der Fluß oder die gefährlich) nach links ab. Die Burg Eden­ liche Flüche sind in der Luft zergangen! Kirche. - Menschen ohne heimatgeschicht­ burg mit der kleinen Verena-Kapellemußte Geblieben sind die Wege selber und ein lichen Sinn sind wie Wege, die von nirgend­ fast zwangsläufig auf der Felsnase über paar Radspuren: Eine schwer verlöschbare, wo herkommen. Also eigentlich Unmöglich• Straßberg entstehen. Der WinterlingerAuf­ leicht deutbare, wahrheitsgetreue histo- keiten. stieg genießt den Vorteil, ganz in den Fel­ senkalken emporzustreben, denn die Mitt­ leren Mergel liegen bei Straßberg schon auf oder sogar unter der Talsohle. Aber fast Mittelalterlicher Bergbau in den Alpenländern 2000 Jahre machen sich auch im Kalkstein Von Dipl-Ing. R. Kerndter bemerkbar. Im unteren Drittel ist zunächst überhaupt nur eine Fahrspur sichtbar, weil Wanderungen im Gebirge wecken natur- ränge der Bergbaufreiheit, die freilich keine da Äcker sind. Es waren aber einst mehrere. gemäß auch das Interesse am Bergbau, der umfassende war. Die Goldene Bulle (1356) Auch der untere Teil der Römerstraße ging an ertragreichen Plätzen einst blühte oder übertrug den Kurfürsten das Bergregal nicht so wie der heute vorhandene Weg. An vielleicht noch heute betrieben wird. Dem innerhalb ihres Territoriums, auch sonst der Abzweigung des Burgwegs zersplittert Bergbau geht es darum, nutzbare Minera- nahmen dasRechtam "Fundunter derErde" sich nun der Aufstieg in mehrere undeut­ lien, Erze und Steine zu gewinnen und in immer mehr die Landes- und Gerichts­ liche Spuren, teils als kurze Hohlwege aus­ Aufbereitungsprozessen von taubem Mate- herren für sich in Anspruch. Als erster gebildet. Sie laufen oben mit dem heutigen rial zu befreien, soweit nicht ohnehin schon wurde Herzog Ludwig von Bayern in sei­ Fußweg zusammen, der so steil ist, daß er etwa in Form von Kohle oder Steinsalz ein nem Lande mit dem Bergregal vom Kaiser über einige Stufen geht. Der Fußweg muß verkaufsfähiges Rohprodukt vorliegt. Das belehnt. . aber Fahrweg gewesen sein, denn durch ein "Ber gwerk" ist der Inbegriff der durch Der deutsche Bergbau scheint seine Ent­ Hohlweglein ist er mit dem breiten (jünge• Berggesetze geregelten Verleihungen und wicklung vom Rhein und dessen Neben­ ren?) Fahrweg verbunden, der sogar noch der entsprechenden technischen Anlagen. flüssen aus genommen zu haben. 833 wurde eine Anzahl Prellsteine hat (in der Skizze Die Markscheidekunst orientiert über die Kloster Corvey von Kaiser Ludwig dem als Punkte bezeichnet). Im Wald versteckt Lagerungsverhältnisse und' Gewinnungs- Frommen mit dem Salzregal belehnt, unter läuft dicht unter dem breiten Weg ein möglichkeiten des bergbaulichen Materials, Otto 1. nahmen fränkische Bergleute die wenig eingetiefter, aber langer Hohl­ die Bergbaukunde lehrt im einzelnen die Erzlager bei Goslar in Betrieb und es setzte . weg. Er wurde 1951 von dem jetzigen Bau­ Abbaumethoden, den Grubenausbau, die der Bergbau im Harz ein. Die Anfänge des rat E. Malpricht (Stuttgart) zuerst bemerkt. Fahrung, Wetterführung, Beleuchtung,Was- SiIberbergbaus im Schwarzwald reichen in Noch tiefer führt ein gewundener weiterer serhaltung und Förderung. das 11., die des Zinnbergbaus im Erz- Weg an kleinen Riffen entlang, großenteils gebirge in das 12. Jahrhundert zurück. auch als (tieferer) Hohlweg. Man kann von Die Anfänge des Bergbaus reichen bis in Gleichzeitig begann man in Schlesien nach der Eintiefung nicht unbedingt auf lange vor geschichtliche Zeit zurück, wenn wir Gold zu schürfen und in Donau, Rhein und Benützung schließen, weil die Erosion ein­ auch wenig genug über die Art und Weise Schwarza durch Waschen Gold zu gewin­ tiefen hilft. Dies allerdings nicht so sehr wissen, wie die Erze und nutzbaren Ge- nen; der Anfang des 13. Jahrhunderts auf nacktem Fels, der an einigen Stellen steine einst gewonnen, aufbereitet und brachte die Ausbeutung der Mansfelder zutage tritt und unten deutlich eingegra­ verarbeitet wurden. Den Ägyptern war Kupferschiefer. Allenthalben blühte der bene Fahrspuren zeigt. Ein weiterer Hang­ schon 4000 v. Chr. das Eisen bekannt, die Bergbau auf und mit den deutschen Berg­ weg mündet oben so sinnwidrig, daß man Assyrer besaßen um 2000 v. ehr. Kupfer- leuten, die man in die Nachbarländer, nach mit ihm wenig anfangen kann. Die beiden' bergwerke in Armenien, die Griechen kann- Böhmen, Mähren, Ungarn, Tirol und Italien untersten endlich sind reine Wiesen- und ten zur Zeit des Trojanischen Krieges schon berief, verbreitete sich vielfach auch deut­ Waldwege (nicht gestrichelt). - Als ich Edelmetalle, Zinn, Kupfer und Eisen, und sche Kultur und Rechtsgewohnheit. 1946 zum erstenmal nach Winterlingen der Silberbergbau in Attika war von alters- So ist auch die Bergbaufreiheit, soweit sie gehen wollte, nahm ich instinktiv den Weg her berühmt. Auch die Römer trieben aus- im Mittelalter in den Alpenländern bestand, durch die Talmulde hinauf. Für einen gedehnten Bergbau, insbesondere in den deutschen Ursprungs. Nach ihr ist, wie z. B. bloßen Feldweg ist er zu gut angelegt, breit eroberten Provinzen, und auf sie soll das um 1235 der Sachsenspiegel noch bestätigt, und mit steilem rechten Hang. Sollte er nie noch heute geltende Eigentumsrecht des jeder Bürger einer Gemeinde zum Bergbau ein Weg nach Winterlingen gewesen sein, Staates auf nutzbare Gesteine und Metalle berechtigt und als erster Finder befugt, die so ging er doch ganz bis hinauf (auf den zurückgehen. In der fränkischen Zeit war Zumessung eines bestimmten Gebietes zum Faehberg) und faßte Feld- und Waldwege der König Herr des Bodens und auf Grund Bergwerksbetrieb zu verlangen. In späterer zusammen, alle noch auf Straßberger Flur. dieses ;,Bodenregal" genannten Rechtes be- Zeit mußte vor der Inbesitznahme des Jahrhundertelang wurden die steilen fugt, allerlei Zinsen und Zehnte zu nehmen. Bergwerks durch den Finder bzw. Muter Steigen benützt: als Viehtrieb auf die Höhe, Damit im Zusammenhang stand das Berg- (einer, der um das Besitzrecht nachsucht) als Verbindungswege zu den Äckern und und Salzregal, auf Grund dessen Abgaben eine "Freierklärung" durch den Landes­ Wiesen oben, als Holzabfuhrwege und für aus Privatbetrieben ,gezahlt wurden. Schon herrn erfolgt sein. Die deutschen Bergleute den Nachbarschaftshandel. Wieviel Schweiß das 13. Jahrhundert aber brachte die An- behielten ihr Bergrecht in den "Kolonien", die sie inmitten einer romanischen und sla­ wischen Bevölkerung gründeten, bei und zeichneten es in deutscher oder lateinischer Sprache meist zusammen mit dem Stadt­ recht auf. Zu nennen sind hier besonders . das Bergrecht von Trient 1185, und als älteste vollständige Aufzeichnung, das Berg­ recht von Iglau in Mähren (um 1250). Vom mittelalterlichen Bergbau in Salz­ burg, Kärnten, Steiermark, Tirol, Krain, also im wesentlichen im heutigen. Deutsch­ Österreich, liegen mancherlei Nachrichten vor. Unverkennbar ist in diesen erzreichen Alpenländern der deutsche Einfluß, wenn auch die Bergordnungen und Einrichtun­ gen oft ein eigentümliches örtliches Ge­ präge zeigen. Die Antike kannte nur die Metalle Gold, Silber, Kupfer, Zinn, Blei, Quecksilber und Eisen; erst viel später lernte man auch Zink, Nickel, Mangan, Platin und dann gar Chrom und Vanadium, Molybdän, Wolfram, Uran, Tantal, Titan, Wismut usw. und die Leichtmetalle gewin­ nen. Nach der Steinzeit beherrschten also zunächst die Schwermetalle das Bild. Die erste Urkunde über Tiroler Gold- Senke. bergwerke stammt aus dem ' Jahre 1177; 1182 erlangt die Probstei Seckau in Kärn• ten das Schürfrecht auf Eigengütern, 1196 If. WinterLin9~r Steige werden in einer Admonter Urkundezehent­ pflichtige Goldwäscher (censu(l)ales auri)

------Seite 624 Heimatkundliche Blätter für den Kreis Balingen November 1966 genannt, u n d aus demselben J ahre stammt vo n Grubenanteilen, K olben (Aufberei­ und unter " das Anzünden eines Brandes die Urkunde, di e zum erstenmal ü ber die tungsw erken) und H ütten, und schli chtet a ngezeigt werden. Das Erz wi rd gepocht, "salina apud Tuval " berich tet, dem zweife l­ Streit zwischen den Arbeitern und Gruben­ d. h. in Hammerw erk en zer klei n ert, ge ­ los schon in vo rgeschichtlicher Zeit gele­ meist ern. Für den Wechsler und Bergrichter waschen, zu fei n em Schlich gemahlen und gen tl ich ausgebeuteten Salzbergw erk zwi­ h andelt stellvertreten d der "Fr oner", ins­ in Brenngaden (Schmelztiegel) zu Bar ren schen Salza ch u nd K ön igssee-Alm , dessen besondere, wen n ein "Dur ch schlag" gemacht ge gossen. Abbau vo n Berehtesgaden h er b egonnen wur de, also ei n B au in den anderen über• Alle beim Bergbau Beschäftigten gen ie ­ wu rde. 1197 v er zichtete Erzbischof Adelbert greift und Zweifel über die Ansprüche der ßen "Fr eiu ng" (Frei zügigkei t) ; W affen­ 111. vo n Salzburg zugunst en von Kloster Grubeninhaber bestehen. Der "gr u eb ­ tragen ist bei 5 Pfund Pfenni g und Verfall Admont auf Silbergruben (argentifodinae) maister" ist eine Art R evierbeamter, der der Waffen verboten, desgleichen jede am Zossen (bei Hüttenberg in Kärnten). Um den Lohn (samchost) auszuzahlen hat, wenn "Einu ng" (Art Innung, Zusammenschluß). 1200 dringen die Goldwäscher allmählich an zuvor dem Landesherrn sein Recht gegeben Zuwiderhandelnde zahlen dem Bergrichter die Flüsse und Bäche aufwärts bis zum w ar d. Mit dem Grundstückseigentümer di e übliche Bergstrafe. das "W an del" (30 Muttergestein des Goldes in Kärnten also muß ein Abkommen über Wald, Wi ese, Pfund Pfennig) und sind überdies mit Leib in den Hohen Tauern in das Großglockner­ Acker und Weide getroffen werden. Das und Gut dem Fürsten verfallen. gebiet vor, das nach Strabo nebst Steier­ nötige Rüstholz darf jeder im Umkreis von Im Jahre 1366 erhält der Erzbischof von m ark Wohnsitz der norischen Taurisker 7 Klaftern um den Bau nehmen. In des Salzburg im Zusammenhang mit der Ord­ war. Die Bergordnung von Trient vom Jahr Grubenmeisters Lohn steh t der Schaffer nung des Berwesens vom Kaiser das Recht, 1208 nimmt Bezug auf Silbergruben; die im (Hutmann, Vorarbeiter), der Arbeiter selbst Goldmünzen zu prägen "als die guldin di Jahr 1213 von Bischof Friedrich erlassene hat Freizügigkeit, muß aber den Arbeits­ man in unser und des reiches stat zu Bergwerksordnung macht den Gewerken vertrag einhalten . Gearbeitet wird im florentzie slehet". Florenz hatte die Lilie (Bergleuten), die den bischöflichen Ga­ Schichtlohn, au sgen om m en sonn- und feier­ als Wappenbild schon im 12. Jahrhundert; stalden (Amtleuten) gehorchen, zur Pflicht, tags. flos-florin-Florenz; später fl orentinus = di e gewon n en en Erze nur in Trient unter Jeder, ob einheimisch oder fremd, kann Gulden. Entrichtung einer Abgabe zu verkaufen. Baue anschlagen: "soll iglicher perkman Auch über Salzburgs Salzb ergw erke lie­ Daß m an sich diese Bergleute als ein en perkwerch in seinen r echten vervahen v on gen mancherlei Nachrichten vo r. In Sulzen­ eigenen, hochentwickelten Berrufsstand zu ainem wechsler od er sein em richter". Wer stuben (Sinkwerken) im Inn ern des Berges denken hat, geht auch aus der Angabe h er­ Neufund auf Klüften verfi n g, wo kein alter wird ' das salz h altige Hasel gebirge durch v or, d aß im J ahre 1249 Ezzelin 111. von Bau war (da vormalen nicht alte paw auf­ zugeleitetes Süßwasser ausgelau gt und die R omano zur Er ob erung des Stammschlosses sind und unv erschroten pirg ist"), soll Sole mittels Röhren zur Sudst ätte gele itet, d es welfischen Markgrafen Azzo VII. v on Schirmbau und einen n achgehenden Bau w o sie eingedampft w ird; äh nlich hieß es Este n ich t weitere Heerhaufen, sondern empfangen. Ein Bau soll v om andern v iert­ später in Tirol, d aß m an "So le über den K är tn er Bergleute her anzog, die durch halb Bergklafter od er sieben Mannsklafter Alpenkam m" pu m pe. E s gibt verschiedene erfolgreiche Anlage von Minen ihm zum (etwa 16 m) en tfe rnt sein und sein eigenes Ar ten vo n Salzarbei ter n : Knappen am Berg, Sieg ver halfen . Aus d em J ahre 1267 stammt Mundloch h ab en. Der m it der Grube Be­ K n echte in den Sudhäusern bei den Pfan­ d ie L aufener Schifferordnung, die Vor­ li ehen e muß in dr ei Tag en J och und n en (Sudleute, Pfannhauser), K üfl er (Salz ­ schr iften zur Regelung des Salzhandels fü r Stempel setzen, dann ei nen Tag und ei ne kufe nverfer tiger, chuff arii ); Klenzier , die di e Aust ergen (Schi ffer im Di enst e Salz­ Nacht am Bau ar beiten: daraufhin ist er Hol z zu Dauben für die Salzfässer spalten; burgs ) enth ält. Einblicke in Salzburgs Edel­ ihm se chs Wo chen und einen Tag gefriedet. K n echte am Holzrechen, p fiesler (Salz­ metall gewinnurig und Münzprägung ge­ Arbeitet er nicht, ist ihm der Bau verloren; trockner , di e das Sal z aus de r Pfan ne hole n , währt der Münzvertrag mit K ärnten aus eb enso, wenn der Bau alt angetroffen am Holzfeuer trockn en und mit "Perl­ dem J ahre 1286. Im folgenden J ahr überläßt wu r de ("auf k luften, da vormalen au f­ ko lben" in Kufen stoßen) u nd Sal zstoß er Erzbischof Rudolf den "van chp fen ig", d . h, gearbait ist"). Gruben, di e infol ge Nicht­ (Verpacker). Den Salztransport besorgen di e Abgabe für den Erzb er gb au. seinem bearbeitung h errenlos gewor den sin d, darf Schiffer: "Erbausfe rgen" bringen das Sal z Domk api tel ; 1292 verwahrt sich sein Nach­ man ausbeu ten, dabei aber kein genageltes von Hallein bis L aufen, "Erbnau fergen" b is fo lger d agegen, daß man "an aerztper gen Zimmerholz oder Eisenw erk fortbrechen. in die Tümpel b ei P assau am Zusam men­ d as go tzhau s irre". 1317 w erden Silberberg­ Entsteht Strei t wegen der Ersitzungsfrist fluß von Inn und Don au. Die Ausfuhr (m it w erke im Unterengadin und Schmel zhütten ein es Baues, so muß, w enn der B esitze~ ein 8 bi s 16 Schiffen ) h ei ßt "Halfahrt" (quod und Waschw erke zu Meran gen an n t; 1325 Grubenmeister ist, der Schwur ge le istet vulgo "Halvar t" dici tur);"Salzi r ru ngen" erhalten di e "Er zleu te am Berg St. L eon­ werden, daß er den Bau ein e "lange n ennt m an di e Streitigk eiten, die of t wegen h ardt" in Kärnten ein Bergrecht. Für Schicht", al so einen Tag und eine Nacht, des Sal zes zwischen Salzburg und z. B . Steiermark erläßt Herzog Albrecht 11. 1338 innegehabt h abe; der Lehenhäuer (Lohn­ Bayern entstehen. Der "Halli nger" ist der eine Ber gordnung. vo r 1342 muß ein eige n ­ arbeiter) muß di es für sich "bei seinen obers te Beamte des Sal zw esen s (Hellrnger­ ar tiges Bergrecht in der Gastein und Rauris treuen und eid" b ezeugen. Der Bergrichter am t), "der "H um blo" (Hummel) de r Leiter bestanden h aben (statuta et iura minere et verlängert die Frist um einige Wochen, des Sal zhandels; "Salza m tleute" (officiarii) m ontium in Castuna et R auris), und au s wan man vor wildem wetter oder snee wer den schon 1196 genannt. dem J ahre 1346 endlich stam m t der "Berg­ ctarzue nit kömen m ag". S teiermarks Eisengewinnung am Erzb erg brief" Erzbischof Ortolfs von Salzburg. der, Ein sogenannter Erbstollen verschaff t den (bei Ei senerz) hat ihr Gegenstück am Hü t­ 1369 vo n Pilgrim er neuer t, wertvolle Ein­ Gruben Wass er- und Wetterlosung. Er ge ­ tenberg in K ärnten, dessen u nterer Teil blicke in das mittelalterliche Bergw esen in h ört n icht zu m Grubeneigentum, sondern der "K n app enb er g" hieß. Auf freier Berg­ den Al p enländern gew äh r t: Wer d ab ei mit­ m uß vo m Landesfürsten erworben w erden. h öh e schmolzen die b äuerlichen Gruben­ gearbeitet h at, geh t auch aus einer Schrift Jeder B au, dem der Stollen "Wasser n immt b esi tz er in W indöfen am zu gigen Hang mit des P arac el sus hervor. Im Jahre 1534 ver­ und Luft brin gt", muß dem Stollenherrn Hilfe von Hol zk ohle das Erz, d as, schlacken ­ faßte er für die vo n der P est h eimgesuchte "den sie bten Stein" (d, h. '17 der Aus­ reich, erst d ann bess ere Ei gen sch aften au f­ S tadt S terzing, in der damals reiche Berg­ beute) zu geb en schu ldig sein . Die Frone w ies, als m an v on den W aldeisengewerken h erren und P atrizier lebten, ein Büchlein, .ist ei n Zehntel des Rohertrages ; d as Aus­ ins Tal hinunterstieg, ei ne Stückhütte b aute, au f dessen Titelblatt es hieß "Allen Ertz gebrachte wird auf einen Haufen gelegt: in der ein' H ammerwerk vo m W asserrad vnnd Bergleüten I Schmeltzern / Prob ierern / "aber die vanchpfening (Fangpfennige) und getrieb en wurde und in der ei n m ächtiger Müntzmai stern / Goldschmiden / vnnd Alchi­ das vierzigist gehoret dem an, des der Wolfsofe n stand: Da s Schmelzgut ward misten / au ch allen denen so inn Metallen was(en) ist"; 1/ 9 erhält der Grubenmeister. b esser und durch Ausschmieden reiner. vnnd Mineralien arbayten / h ochnutzlieh I Das Bergregal des Landesfürsten w irk t In ledernen Körben trugen di e Gewerken tröstlich vnnd no tturff'tig." sich so aus daß der "wechsel", also alles das oben in der " Knappen~ube" gewon­ Nach Ortolfs Bergbrief ist Bergbau eigent­ erzeugte G~ld , um einen bestimmten Preis n ene Erz ins Tal zu den "Radmeister n" , den lich Sache des Landesfürsten."W echs ler" nur an ihn verkauft wird; deshalb darf se lbstän digen Besitzern der "Radwerke" genannte Beamte haben das gewonnene der Grubenbesitzer Gold nur im Kolben und Schmelzhütten, in deren Dienst viele Metall für die landesherrliche Kammer ein­ des Wechslers mahlen und in dessen Schmelzer, Knappen, Köhler und Fuhrleute zulösen. Der Wechsler oder sein Bergrichter "pren n gadem" ausschmelzen. Nur der standen. Das Rauheisen (vergleichbar dem verleihen neue Baue; niemand darf un­ Wechsler hat Mittel zu Goldproben und die heutigen Roheisen) wurde in sbesondere in erlaubte Goldprüfungsmittel wie "goltnadel, Grubenmeister dürfen keine Waagen und Althofen verkauft, das Privilegien hinsicht­ stain, weg und gelöt" besitzen. Beim Wechs­ Gewichte haben. Das erzeugte Gold ­ lich des Stapelrechtes und Mautzwanges ler wird gemahlen und' gebrannt; Haus­ Mühl-, Rein- und Queckgold - hat 17 h atte: Fremden Händlern waren Abgaben, suchung findet statt, wenn der Verdacht Karat; der Preis für eine (kölnische) Mark Reiseweg und somit Einkaufs- und Absatz­ auf heimlichen Goldverkauf besteht. Streng ( = 234 g)Gold ist nach heutigem Wert gebiet vorgeschrieben; Altenhofen und spä• geschieden ist die Kompetenz des L and­ etwa 1200 DM. ter St. Veit behaupteten lange ihr Eisen­ r ichters von der des Bergrichter s : Vor den . An Gezähe, also Handwerkszeug, werden m onopol und beherrschten den Handelsweg . Bergrichter z. B. gehört der Fall "erz m ann Wolf (Schlägel) und Eisen vom Bergknap­ nach Welschland. Fortsetzung folgt. hinz (gegen) lantzmann", dagegen der Streit . pen b enutzt . Dem Transport di enen "tr ag " des Bauern mit dem Bergmann vo r den (Ge fäß) und "kra tze" (Art Schaufel). üblich Herau sgegeben von der He im atkundlichen L andrichter, der jedenSonntag richtet. Mon­ ist das Feuersetzen, wobei das Gestei n Veremigung im Krei s Battrigen. Er sch eint je­ tags verleiht der Bergrichter Hofstätten star k er h itzt und dann durch Benetzen mit weil s am Monatsende a ls st än dige Beilage des und Funde und richtet mit 12 "Genann ten" k altem W asser gesprengt wird. Bei Strafe "Balinger Volksfreunds, der "Ebing er Zeitung" (Besi tzern). Ferner leitet er den Verkauf an Leib und Gut muß Nachbarbauen "ob er und der "Schmiecha-Zeitung". 13. Jahrgang Samstag, 31. Dezember 1966 Nummer 12

Jauchert) Acker und 7,5 Mm. (=Manns­ Die Ehinger Klause mahd) Wiesen in einzelnen Stücken ver­ streut, die Äcker 'bei der Schießmauer von Dr. Walter s tettner (Gegend des Heringsteins), im ob eren Maz­ mann, unter der Siechenkapelle, in der I. Entstehung und materielle Verhä ltnisse Tausch vo n Besi tz und den damit verbun - Breite, an der Meßstetter Steige; di e Wie­ Das Spätmittelalter, die Zeit vor der Re- denen Rech te n und Pfl ichten . sen zumeist in den Unteren Wiesen oder im Kienten , je ei ne' im Pleuel und beim formation zeigt zwar nicht mehr die schöne Behausung Einheit von weltlicher und geistlicher Füh­ Hof. In dem Besitzverzeichnis von 1598 rung der Christlichen Welt, wie sie bis zum Wo wo hnte n die Fr au en ? Im J ahr 1402 w er den noch "etli che Bergwiesen an rau ­ Investiturstreit bestanden hatte, aber die freien der Schultheiß Konrad Matz und die hem, ungeschl achtem Feld" von geringem Sorge um das Heil der Seele war in weiten Bürger zu Ebingen "das Haus und di e Ertrag aufgeführt: Kreisen auch der Laien, durchaus wach. Scheune der Klaus neri nne n an s t. Martins Ferner hatten di e Fr auen hier ein kleine s "Die geistige Oberschicht der Kirche ver­ Ki rchhof gelegen" zwischen dem eigene n herrschaftlich württembergisches Leh en gut liert weitgehend die religiöse Führung; Garten der Klause, dem der P redi ger und mit 10,5 J . Acker , 10,5 Mrn. Wiesen und aber auch im Laienturn ist keine geistige einem dritten. Der Kirchhof lag um di e einem Viertel Baumgarten (1561). Für die­ Elite (wie in der ritterlichen Kultur) da, Kirche ; nach Osten bis zur heutigen Kro­ ses Gut mußten sie de m herrschaftlichen die die Wege hätte weisen können. Die ne nstraße wur de er erst im 18. J ahrhundert Keller einen beträchtlichen Zins zahlen; es Schwerkraft der Entwicklung wird durch verlängert. Im Gel ände dicht östlich der stand der Herrschaft auch frei, die Stücke die Mentalität der breiten Volksschichten Mar tinsk irche wir d man also das erste aufzukündigen und anderen zu verleihen. bestimmt .. . Zum erstenmal tritt also das Haus der Kl ause zu suchen haben. Die 1567 w ar di eses Lehengut an Balthasar ,Volk' aktiv, ja tonangebend in die deutsche Freiung, die in einer besonderen Urkunde Mathes zur Bewirtschaftung weite r ver­ Geistes- und Seelengeschichte ein. Und 'es auch von Konrad vo n Emmingen, Kirch­ lieh en. ist ein frommes Volk , so wie nur irgend herrn St. Martins und Dekan, und von eines fromm sein kann, erfüllt vo n den Burkard von Tierberg als Kastvogt der Das Gut in Meßstetten stammt aus intensivste n religiösen Bedür fnissen. Alle Kirche bestätigt wurde, bedeutete, daß die, der Güterrnasse der Herren von Tierberg. Arten kirchlicher Akte begleiten den Men­ Ebinger auf irgendwelche Bel astung wie Im Jahre 1391 verkauften Konrad von schen vo n der Wiege bis zum Grab und Steuerzahlung. Heranziehung zu Fronden Hölnstein, seßhaft zu Tierberg, und Anna darüber hinaus; Messe, Segnungen, Heili­ usw. verzichteten. Allerdings galt diese Be­ von 'I'ierberg, seine eh eliche Hausfrau, das genverehrung und Bilderkult. P r ozes sionen, vorzugung nur für Haus und Scheuer, der Gut, das damals Konrad Vogt bebaute und Wallfahrten und dergleichen durchweben übrige Besitz der Klausnerinnen blieb der das jährlich ein Malter Vesen und ein Mal­ das gesamte öffentliche und private Leb en." Besteuerung unterworfen. ter Haber Ebinger Meß, 5 Schlg Heller, 30 Mit diesen Wor ten schilder t ein Geschichts­ Die Prediger (Dominikaner) in Rottweil Eier und 2 Hühner abzuliefern hatte, und schreiber unserer Tage (Seidlm ayer ) das verkauften im Jahr 1404 den oben erwähn• das Gütlein, das Härdli Wil er bebaute und religiöse und kir chliche Leb en de s aus ­ te n Garten, genannt der Rain, der an der das 1 Malter Vesen, 1 Malter Haber 3 Schlg gehenden Mittel al ter s. Prediger Herberge stößt, und 1420 ihr Heller, ein halbes Viertel Ei er und 2 Hüh• "Haus und Hofraite, genannt der Prediger ner einbrachte, an den Eb inger Bürger Die Zunahme des r eligiöse n Eifers führte Herberge, zu Ebingen vor der Stadt, die Heinz den Laner um 49 Pfd Heller. Die auch im Gebiet des heutigen Kr eises Ba­ einerseits an den Garten, genannt der Rain, Gülten waren künftig nach Ebingen zu lingen zur Gründung von Kl ausen, in ander erseits an die Kirchmauer der Pfarr­ liefern. Auf der Außen seite dieser Urkunde denen si ch m eistens Frauen, seltener Män• kirche. stößt", an die hiesigen Klausnerin­ steht folgender Vermerk: "ein alter Kauf­ ner zusammenschlossen, um nach der 3. nen. Dieses Haus, das von da ab den brief um den Hof zu Meß stetten, den Regel des Heili gen Franz zu leb en . Sech­ Frauen als Heim diente, dürfte das he utige Closnerinnen zu ständig". Daraus geht also zehn sol cher Kl ausen sin d in der Am tl iche n Büromaschinenhaus Hofei e, der frühere ' hervor, daß der Be sitz von der Familie Beschreibung des Kreises Balingen (Bd . I "Kirchenwirt" , od er sei n Vorgänger ge­ Laner (auch Lon er ges chr ieben) an die S. 278) aufgezählt . Die meisten von ihne n wesen sein. Der Rain wird sich nach Osten Klause gekommen ist; über de n Weg, auf sind in der Ref ormati on szeit eingegangen; oder Süden angeschlossen h ab en ; dahinter dem das gesch ah, können wir nur Mut­ die Margrethauser entwickelt e sich unter folg te wohl das alte Haus der Klause, von maßungen ans te llen . Viell eicht verdanken dem Schutz der Herren vo n W esterstetten dem wir später ni chts mehr erfahren. ' es di e Frauen dem Magiste r Nikolaus Lo­ und später derer von Stauffenberg zu Als im Jahr 1605 der Eb inger Stadt­ ner, der von 147l}-1489 als Pfarrer, 1487­ eine m richtigen Kl oster . schreiber J oh ann Raach im Auftrag Herzog 1489 auch als Dekan von Ebin gen nachzu­ Friedrichs den Besitz der Klause aufzeich­ weis en ist. Al s man 1544 eine Bestands­ Entstehung nete, heißt es: "eine ei gene Behausung, Hof aufna hme bei der Kl ause machte, gehörten und Hofraite in der Ob er en Vor stadt an der in den Hof 49 J auchert Acker und 21 In Ebingen bestand über 200 J ahre lang Pfarrkirche; vo n derselben geht ein Gang Mannsmahd Wiesen; die Abgaben betrugen • eine solche Kl ause. Nach der Chronik de s und Wandel zu der Kl ausen Ki rchl ein (wohl je tz t je 1 Malter 10 Viertel Vesen und Ha­ Pa ter s Berard Mü ller vom Jahr 1703 waren einer eige ne n Empore ode r Nische) in ge­ ber, dann 2 Hühner u nd 60 Eier. Sie sind es zwei Töchter eines hiesigen Bürger s, die, n annter Pfarrkirche. Anschließen d auf dem also etwas verringert. dur ch das Beispiel der F rauen von Mar­ umgemachten (eingefriedeten ) Hof steht ein Von dem Hof zu H o s s i n g e n berichte t grethausen ermutigt, im J ahr 1344 mit Scheuerlein, unter welchem ein gewölbter einigen Frauen, die schon ihr Gelübde ab­ die alte Oberam tsbeschreibung (die Ur­ Keller ist; vor der Behausung gehör t auch kunden scheine n verschollen zu sein), daß gelegt hatten, die dritte Regel des Heiligen ein Höflein dazu und neben demselben Franciscus annahmen und kurz danach Arnold von Tierberg 1342 gegenüber dem hin um wieder ein e Scheuer und Hofraite Leutpri ester zu T ün gen auf den Maierhof auf Zuspruch der Franziskaner, die in die­ zwischen dem Klausengarten und der ge­ ser Gegend häufig predigten, unter deren ve rz ichtete und daß 1381 der Ebinger Bür­ meinen Straße, wie das alles ummarktet ger Heinrich Schmid ihn an unsere Klause Leitung und Aufsicht in einer Klause zu ist." leben begannen. Täglich hätten, wie Müller verkauft hat. Obwohl dieser Hof etwas klein er war als der Meßstetter (37 J. Acker , weiter berichtet, nicht bloß ihrli Zahl und Grundbesitz ihre Einkünfte, sondern auch ihre Hingab e 10,5 Mm . Wiesen ), lagen , seine Ab gaben erstaunlich zugenommen. Der Unterhalt der F r auen war dur ch er­ etwas hö her: je 1 Malter 12 Viertel Ves en heblichen Grundbesitz gesich ert. Dazu ge­ und Haber alt Ebinger Meß, 2 Hühner und Leider br icht die Dar stell ung hier ab. hörten zwei Komplexe hier und Höfe in 60 Ei er. Ein Rechtsstr eit der K lause vom Was die Urkunden bieten, handelt weder benachbarte n Orten, in Meß stetten, Hos­ Jahr 1556 um di e rechtliche Stell ung dieses von der Zahl der Fr auen noch vo n ihrer singen, Oberdigisheim, Frohnstetten und Hofes und die daraus zu leistenden Abg a­ Hi ngabe oder ihrem religiösen Leben, son­ Truchtelfingen. ' ben ist insofern bemerkenswert, als er drei der n nur vo n Einkünften, Käufen und Der Ebinger Besitz umfaßte 8,5 J. (= Instanzen durchlief: das Dorfgericht Meß- Seite 626 Heimatkundliche Blätter für den Kreis Balingen Dezember 1966 st etten, das Sta dtgericht Balingen und das H aug, baten in einer Eingab e an den Her- wollten. Aber man habe sie zeitweise über f ürstl iche Hofgericht Si ndel flu gen . - zog von Württemberg um die Erlaubnis, Gebühr belastet. So sei ihnen schon im über den Erwerb der Höfe in Ob er digis­ di e F ahrnis schon zu ih ren Leb zeiten zu Schmalkaldischen Krieg (1546/47) die Stel­ h eim , Froh nst etten und Truchtelfingen teilen und ih ren Verwandten zukommen lung eines Kri egsr osses auferlegt w or den. wissen w ir nichts; anschein end gingen die zu lassen, w as ihnen m it Rücksicht auf Sie hätten' also eines kaufen und fast ein F rauen m it ihren Urkunden nicht sonder ­ deren Armut gestattet wurde. Zu gleich J ahr unterhalten müssen , ob w ohl m an es li ch sorgfä lt ig um. We nn sie aber 1581 be­ aber erhielt der Geistliche Verw alter und nicht in Anspruch genomm en habe. Aus­ h aupteten , sie hätten keine Bri ef e und Schultheiß Jakob DengIer den Auftrag zu leihen hätten sie das P ferd nicht .dürfen , P ergamente, so ist dem entgege nz uh alten, einer vo ll ständigen Bet andsaufnahme. Sil­ selbst gebraucht hätten sie es auch nicht, daß im J ahr 1567 im mer hin 22 Urkunden berne Geräte w aren -,in u nseren Bürger­ denn sie, "ar m e, alte, schwache u nd blöde der Klause aufgezä hlt sind. Aufschluß über häusern (üb rigens noch bis in s 19. Jah r­ Weibsbilde r ", könn ten nicht m it Rossen den Erwer b von Höfen würde n wir trotz­ hundert ) selten, dagegen waren die F rauen umgehen . Sie seien aber bereit, statt des dem nur fü r Hessingen er halten , und aus­ m it Zinn- und Messingger äten reichlich Rosses Geld zu bezahlen . Trotzdem hat gerechnet diese Urkunde ist nach 1380 ver­ versehe n. Der Schultheiß fa nd vor : 15 sil­ m im die F r auen auch sp äter gelegentlich sch wunden; di e anderen Schriftstücke, berne Löffel , 4 silberne Becherlein , 20 zu r Stellung vo n Pferden verpflichtet, z. B. m eist von gerin gerem Bel arie. befi nd en sich schlechte P aternoster , ferner 4 solche aus im Musterr egister vo n 1558. noch he utzutage in Stuttgart und Ludwi gs­ K orall en , 3 aus gelbem u nd 3 aus sch w ar­ burg. . zem Augstein, eine aus Katzento n, ein Ge­ Armut Das Gut "ze de m o b e r n t i g e s h a n hänge m it silbernem Kreu z; an Bett ge­ Bew egte Kl age über ihr e Armut führen gelegen , das m an nem pt Eb erhards von wand 7 Oberbetten, 15 Unterbetten, 15 die Frauen im J ahr 1568: Sie h ätten ein Ober nhan gut", um faßte nur 21 J . Acker u nd P fulben, 7 Sch ulterk issen, 2 weiß gesteppte ganz geringes Einkommen. Man habe ihrem 5 Mm. Wi esen: es war schon 1453 im Besitz Decken, 40 Leinlach, 12 Ti schl aken , 14 Gotteshaus nichts gestiftet oder geschenkt, d er Klausn eri i.nen. Üb ri gens können 1606 Zw eIen , 60 Ellen Tuch, 2 Um hänge; an wie das in anderen Klöstern geschehen sei. : in Ob erdigisheim wenigstens der Vogt und Zinngesch ir r 30 Tell er, 4 Platten, 16 große Die ersten Konventschw estern hätten sich einer der R ichter schreiben, wäh rend es im u nd kleine K annen , 3 Viertelkän nlein, 2 mit Taglöhnern, Weben (no ch 1581 wird selben J ahr in Hessi ngen niem and solchen Fl asch en; an Messingeschirr 6 Handbecken , der Webgaden der F r auen er w ähn t) und gibt. 8 Leuchter, 2 Kupferkessel, 2 Pfannen, 1 anderer harter Handarbeit er näh r en müs• Der Hof der Kl ause in F r oh n s t e tt e n Ring ; an Küchengeschirr 14 eh erne Häfen, sen, auch infolge ihrer Armut das Korn wurde 1544 durch J oh ann Bri egel. Stadt­ 7 Kessel, 2 große Waschkessel , 1 Schw enk­ nicht um Lohn zur Mühle fahren lassen schreiber zu Eb ingen und vo n römischer kessel, 1 kupfernen Brunnenkessel. 1 Rost, können; zw ei ihrer Mitsch w estern hätten kaiserlicher Macht öffentlichen Notarius, 13 P fan nen, 1 gro ßen Dreifuß, 1 Bratspieß, jew eils einen Landsch effel Korn nach im Beisein eines Schreiber s aus Str aßberg 1 kupfernen Brennofen m it ei nem Hut, 1 Truchtelfingen in die Mühle getragen und zweier Froh nstetter Ein woh ner , dar­ P feff erpfanne; an Holz- und Schreinwerk (wahrscheinli ch doch nur das in Truchtel­ u nter des Beständers J erg Dreher , "er­ 2 Archen, 1 Tisch , 12 Tröge , 8 Bettladen, fingen anfallende K orn). J etzt seien sie nur neuer t", d. h. seine einzelne n Stück e und 4 K ästlein , 6 Laden, 1 L otterbettlädlein, noch fünf K on ventschw estern,"m ehr en teils die auf dem Hof la stenden Aufl agen w ur­ 1 Kar ren, 1 Wach sb reche. So sah es also alte und son st leibarme, schwache und den neu beschrieben. Der Hof um faßte 41 vor 400 J ahren in einem größeren und blöde Frauenzimmer" ; sie könnten nicht J. Acker, 10 Mm. Wi esen und einen Bau m ­ besseren Haushalt der Schwäbischen Alb mehr so vi el Arbeit lei sten wie früher, wo garte n, war also noch nicht zerteilt.' Er aus. Die Ausstattung zeigt übrigens, daß sie noch vi el e und jung gew esen. In der zinste jährli ch den Frauen je zwe i Malter m an mit einer Belegurig des Hauses durch Stadt lobe man sie wegen ihr es untadeligen Vesen und H ab er Ebinger Meß , 2 Hühner höch sten acht Frauen rechnete. Im ga n zen Lebenswandels. Von arm en L euten wü r­ und 120 Ei er, alles u nen tgeltlich nach aber erweist der Besitz der Klause, was den sie überlaufen. Ebingen zu liefern. Der Frohnste tter Hof auch für di e Stadt Ebinge n , die gesamte 1567 verlangt di e R egierung Auskunft wurde nach einem Bericht des Ebi nger Alb und fü r Teile ih res Vorlandes im Mit­ über die Vermögensverhältnisse und über Schultheißen von 1567 als ein zige r "um telalter und bi s ins 19. Jahrhundert gilt: ihr Tun und Lassen; es sei dem Herzog Gottes w illen", d. h. als Schen kung (zu m an bew egte sich in be sch eiden en Verhält• berichtet worden, daß sie in ihren Kutten unbekannter Zeit) an di e K la use gegeben; n issen . anderen zum Ärgernis hin und wider alle anderen Höfe hätten die Beginen nach schw eifte n, Kranke und Sterbende ~esuch­ und nach dur ch harte Arbeit 'erw orben. 11. Die Klause nach der Reformation ten und auf das Papsttum und die Ab­ Besonders u m fangr eich w ar de r Besitz Als im J ahre 1534 Herzog Ulrich mit der götterei wiesen. der Klause in Tl' u c h t el f i n g e n. Da muß Einführung der Ref ormation in seinem ungef ähr je der zw eite Acker d en Frauen L and begann, blieben die Kl ausnerinnen Lebenswandel gehört haben: nach einer Beschreib u ng von ode r m in destens ein Teil von ihnen dem Schultheiß , Bürgermeister und Gericht 1437 w aren es über 200 J . Acker und 50 alten Gl auben treu. Das hat man ihnen schreiben daraufhin: es seien noch fünf, Mm. Wiesen . Zwölf Inhab er hatten davon nicht verweh rt, auch den anfä ngli che n zwei davon alt, zwei jung und stark, Stücke verschie den er Größe zw ische n 5 und Plan, sie m it anderen Frauen Irgendw o zu­ eine auch jung, ab er ein leibarmes, schwa­ 50 Jauchert; · offe nbar war di e Teilung sammenzufassen , wieder aufgegeben und ches hoferiges Menschlein. Sie schafften einiger Höfe schon weit fortgeschr itten. Im sie w eiter hin in ih r er Klause wo h nen las­ früh und spät hart und hielten sich still L aufe der nächst en hunder t J ahre kam sen . Dagegen hat m an sie nun zu Kriegs­ und eh rlich, fromm u nd tugendlich; man auch noch de r Hu ndsh of in den Besitz der und anderen Las ten herangezo gen . Das kö nne weder vo n ihnen noch ihren ver­ Klause und damit noch einm al 100 J . Ack er führte zu R eib ereien, zu Kl agen der Frauen storbenen Mitschwestern Unzucht oder Un­ und 17 Mm. Wi esen im Tal , ebensov iele beim Stadtmagistrat und bei der Regierung eh r barkeit melden. Nur in Religionssachen B er gwiesen u nd 7 Hanfgärten . Wie gelang ­ in Stuttgart, zu Rückfragen von dort, zu seien sie widerspenstig und hielten sich t en die Klausnerinnen zu di esem großen Berichten der örtliche n Instanzen und zu nicht an E.F.G. und Augsburgische wahre B esitz? Trotz der oben erw ähn ten Noti z m ehr eren Vermögensaufnahmen , di e schon christliche Konfession". Zur Predigt in der vo n 1567 wir d man vermuten dürfen, daß im ersten Teil verw ertet wurden. Aus di e­ Pfarkirche k ämen sie all e, in die Kapell­ sie di e Güter nicht nur erar beitet, sondern sem Schriftwechsel erfah ren wir nun end ­ kirehe nur jeweils zwei, zum Ab endmahl wenigstens zum großen Teil einem wohl­ lich m ancherlei über die Tätigkeit der keine. Um die letzte Fastnacht sei ihnen tätigen F örderer, vi elleicht den Herren von Frauen. (Viel es von dem, was wir so über ein Schindellädlein voll Hostien von ihrem Tierberg, ver dankten. Manches m ögen d ie di e Verhältnisse des 16. J ahrhunderts hö• Guardian oder Beichtvater in Freiburg Schwestern auch als Leib geding m itge­ ren, w ird sich auch ins 14. und 15. J ahr­ i. BI'. zugegangen; ob sie die selbst benütz­ b r ach t haben. hundert zurückprojizie ren lassen, anderes ten oder anderen auf Bitten zu senden , Die Frauen brauchten also keine Not zu bleibt ungeklärt, z. B. die Stellung der wisse man nicht. Sie gingen in ihren Kut­ leiden , auch wen n ein beträchtlicher Teil vorreformatorisch en Geistlichen zu den ten, doch errege das kein Ärgernis, da man der Einkünfte Armen , Kranken und Bett­ Frauen). es ge wöh nt sei. Krankenbesuche machten lern zugu te kam. Sie h atten auch für den die Frauen abgesehen von ihrer Verwandt­ Durst vorgesorgt: Im 16. Jahrh undert muß• Treue Bürgerinnen schaft nur, w en n m an sie ruf~. Dem Pfar­ ten ihnen die Weinbauer n aus dem Am mer­ Im J ahr 1564 verklagten Schultheiß, Bür• rer hätten sie bekannt, daß Sie den Kran­ tal Wein lief ern, sie bezogen aus P f äffin gen, germeister und Gericht die Frauen beim ken und Sterbenden außer dem Gebet des Poltringen und J esingen etwa 350 Liter Herzog, sie w ollten sich von den Lasten Herrn und dem christlichen Glauben auch Wein im J ahr . Man w ird als o sagen dür• für Feldzüge drücken . Auf fürstlichen Be­ den englischen Gruß vorsprechen, sie woll­ f en , daß bei den Frauen trotz hoh en Kosten fehl wurden sie daraufhin nicht m ehr mit ten auch die Fürbitte der verstorbenen für di e Instandhaltung der Geb äude ein den Ebin ger Bürgern veranlagt, sonde r n Heiligen verteidigen. Den Kranken und gewisser Wohlstand h er rsch te. unter di e Sondergruppe der Prälaten, Armen hätten sie durch Mitbringen oder Klöster usw. eingereiht. Das war den Schicken von Essen und Trinken, durch Haushalt Frauen nicht recht ; sie begehrten nicht, Bereiten von Arzneien (Ebingen sei weit Dasselbe stell en wir fest, w enn w ir einen schrieben sie, sich von der Bürgerschaft ab von Apotheken) und durch Aufätzen Blick in den Haushalt der Beginen werfen, abzusondern, denn sie seien ohne Aus­ und Verbinden 'von Pestkranken viel Gutes den uns ein 1598 angefertigtes Inventar­ nahme Bürgerinnen und Bürgerkinder zu getan. verzeichnis ermöglicht. Die zwei letzten Ebingen, die bei gemeiner Bürgerschaft in Zur Rechtfertigung reisten zwei Schwe­ Schwestern, Margarete Beck und Ursula Lieb und Leid bis an ihr Ende bleiben stern sogar nach Stuttgart, wo ihnen der Dezember 1966 Heimatkundliche Blätter für den K reis Balingen Seite 627

K irchenr at zuredete, sich in ein Spital zu Galle über: es wäre gu t, wenn man das des m ei'?. .. I ka ' it rausgee." - "Des begeben oder gegen Ubergabe ih rer Habe Geschmeiß los wäre, da man sons t n ichts ghört ganz Dir !" - "Was ao! !" - "Ja, und u nd ihrer Güter ein jährlicl1es Leibgedin g mit ihnen 'ausr ichten könne. Nach ein em vielleich t kanns t Du mir m or gen wieder anzunehmen . Aber "s ie b aten, di eweil es Bericht von 1588 kommt oft der Lau tlin ger eine Stu nde in den Acker stehen." -"Äll doch nit mehr lang m it ihnen währen Meßpfaff zu den Klosterfr auen und r eich t Tag stan d i nei'. .., äll Tag !" k önne, sie vo llen ds b eiein ander und bei ihnen h eimli ch die Sakramente. Di e Non ­ Mit Her rn Pfaff ging er ei nes Tages n ach ihrem Ar m ütlein bleiben zu lasse n", was nen w oll ten diese Ostern n icht zu Beichte Ostdor f. Er wollte dort au f der "Breite " ihnen gewährt wurde. und Abendmahl beim h iesigen P farrer. malen. Nun war aber gerade Rekruten ta g. Aus einem Syn odusprotokoll von 1590 Eckenfelder hatte ei ne gr oße Freude an den Verstockte Altgläubige erfah ren wi r, daß Pfar rer Mar tin En s, der Rekruten, ging, anstatt zu malen, m it ihnen Der Schu lth eiß Carlin Ziegler , der kein Nachfolger Sch erers, mit den Frauen ver­ in di e "Krone" und traktierte sie m it Bie r alter Eb inger w ar, b erichtete im J ahr 1581 handelt h at, sie soll te n kommunizieren , er und roten Würsten. Er selber tr ank und etwas schärfer über si e : Im Begin en ha us h ab e aber nichts ausgerichtet. Sie h ä tt en sang wacker mit. Spät am Aben d schlichen "sin d noch vier Frauen, haben d en Orden eingewendet, sie hätten nicht di e Gnade, die beiden h eimw ärts, singend, Arm in (Or densgew a nd ) an, können ein w enig mit uns zu kommunizieren; sie sähen au ch . Arm . . ., aber "da - h en nerom " - lesen und schr eiben, sind ihres Glaubens nicht ein, daß di e Leu te durch u n ser Nacht­ mit nichten fu ndiert, ga r tolle, verstockte, mahl fr ömmer würden; daran se i zu sehen , Immer schon hatte Eckenfelder ei ne be­ zwei alte und zwei junge Weib er , gehen daß es nicht das rechte Nachtmahl sei. sondere Liebe zu ' P ferden. Einmal b egeg­ in die Kireh, brauchen aber das Nach tmahl Mit Rücksicht darauf, daß die F r au en alt nete ih m au f der Heselw anger Straße ein Christi nicht, lassen Behausung und Aecker waren u nd m an m it ihrem b aldigen End e Bauer mit einem schönen Pferd, das stark v erkommen". Er h at erfah ren, daß sie r echnen konnte, hat m an n ichts mehr gegen lahmte ; es h atte einen kranken Fuß. Er manchmal Meßpriester und Mönche zu sich sie unternommen , es sogar hingehen lassen, besah das Pferd und fragte, was es ko ste. b erufen, Wasser un d Salz ' und ' anderes daß sie Weingü lten in J esingen b ei Tübin­ ,,50 Mark." Ohne sich zu besinnen, k aufte w eihen lassen , auch bei ih nen kommuni­ ge n h eimlich ablösten u n d d en Ertrag zur er das P ferd und brachte es zum Hotelier zieren , u nd daß diese gelegentlich bei ihnen Bestr eitu ng dringender Ausgaben ver­ Roller , der ein h alber Ti erarzt war. Und über Nacht bleiben. wendeten . nu n pflegten sie b eide das kranke Tier. Der seit 1583 hier tätige Pfar rer M. Wolf­ J eden Tag w ur de n L ehmumschläge ge­ gang Küssel genan nt Scherer war n ach der Da s Ende macht, u n d n ach 14 Tagen w ar der Fuß Meinun g vieler zu hitzig in seinem K am pf Die Sch wester Catharina Leipp starb fast wieder gut. J etzt hatte er sein eigenes gegen die Altglä ubigen, doch hielt es Sche­ 90 J ahre alt anno 1594 am Gründonnerstag; Pferd, und oft h at er es später gezeichnet r er für nötig, denn viel Volk in sein er Ge­ sie war 70 Jahre in de r Sammlung gewe­ und gemal t. meinde approbiere noch das Papsttum, m an se n. Die beid en letzten, Ursula H aug und An einem h eißen Tag malte er droben gebe auch Kinder in das P apsttum (in den Margarethe Beck, durften noch, wie er­ im Schlichemtal. Die Sonne stach, und so gei stlichen Stand? in k atholische Ehen?). w äh n t, im J ahr 1598 ihre Habe, Hausrat, spannte er seinen gr oßen, bunten Sonnen­ D a ist es k ein Wunder, wen n ihm die Bettgewand u nd etwas Geld, an ihre armen schirm auf. Plötzlich hörte er hinter seinem Klausnerin nen ein Dorn im Auge sind: sie Verwandten verteilen. Ursula Haug starb Rücken fremde Laute und dazwischen h ätten eine große Verwandtschaft, zei gten 1605; ihre Paternoster und Kleinodien immer wieder das Wort: "Luftballo' . .., den Leuten ihre "Götzen ", ver teidig ten ih r e w u rden in ei nem verschlossenen Trühlein Luftballo' . .." Nicht weit von ihm standen papistischen Zeremon ien; daß sie nicht lu­ im fü rstlichen Vor gemach in Stuttgart ab- " ein paar Zigeunerkinder. Er redete sie therisch werden wollten, gefalle dem ge­ geliefert. Di e letzte, Margarete Beck, kam freundlich an und erfuhr, daß sie oben am m ein en Manne; es sei zu befürchten, daß n och für ein paar J ahre ins Spital, wo sie Bach ihr Lager hatten. Gleich packte er si e Schaden tun, da sie di e Leute ir re n ach längerer K r ankheit 1608 verstarb. Die sein e Sachen zusammen, und mit seinem m achten. Manche Kranken riefen eher die K lause, "Haus, Scheuern, Keller, Garten, Begleiter folgte er den Buben, bis sie zum Non n en als ihn, den P farrer, zu sich. Vom alles an - und beieinander in der Oberen Wagen und Lager kamen. Sofort erkannte Synodus erhielt Scherer auf diese Kl agen Vorstadt zwischen dem Kirchgäßlein und er die künstlerische Situation, spendierte hin Weisung, er soll e so predigen, daß es Hans Rehfueßen Garten", wurde 1609 um den Männern ein paar Mark und malte den der Erbauun g di ene. 2150 Gulden an Martin Krimmel ver kau ft, Wagen, di e Weiber, Kinder und Hund, und 1587 weiß der P far rer zu b erichten, wen n zahlreiche li egende Güter bald darauf an was eben dazu gehörte. So entstand das eine Klosterfrau b egrab en werde, ge­ andere Bürger. Der Geist opferwilligen Bild "Zigeu n erlager ". brauchten die Frauen ihre Zeremonien Dienstes aber ist mit der Klause in Ebin­ Matthias Koch äußerte einmal den wie Weihw asser, K erzen, Kreuz usw. Da gen nicht ausgestorben und darf hoffentlich Wunsch, Friedrich Eckenfelder, dessen Bil­ läuft au ch den Herren in Stuttgart die au ch künfti g bezeugt w erden. der er sehr schätzte, und mit dem er sich wesensverwandt fühlte, kennenzulernen. Wir gingen an einem Sonntagmorgen nach 11.00 Uhr in die Neue Straße und trafen Friedrich Eckenfelder (1861-1938) den Meister in seiner Wohnstube. Die Freude und die herzliche Begrüßung der Erinnerungen von Karl Hötzer beiden w erde ich nie vergessen, und als dan n der Hausherr seine Skizzen und F riedrich Eckenfelder entstammte einer die meisten ab er sind in dem vo n se inen Bilder ze igte, u. a. auch den großartig alten Balin ger Familie, wohnte seit seinem Nichten (Frau Schnitzler-Wagner und der gemalten "Guulr" (Hahn), h atte Matthias Besuch der Münchner Kunstakademie wäh ­ verstorbenen F rau Gertrud Link-Wagner) K och seine h elle Freude, und gleich fing er rend des größten Teils seines Lebens in mit viel Li ebe und Verständnis zusammen­ an : "Dr Guulr uf dr Mischte, dr machet au' München, verbrachte aber alljährlich einige gestellten Eckenfeldermuseum (Neue Str. 3) da Ma'; dr streckt sein lange Krage ond für seine Kunst fruchtbare Monate b ei der Öffentlichkeit zugänglich. krähat, w as r ka' ..." Da war die Freund­ seinen Angehörigen in Bahngen. Im Jahre Im J ahre 1938 schloß Eckenfelder di e schaft geschlossen, und erst nach sanftem 1923 ist er wieder ganz dahin zurückgekehrt Augen für immer. Er ruht in ein em Ehren­ Mahnen der treuen Pflegerin und sp äteren und h at dort di e le tzten 15 Jahre seines grab an der sü dlichen Mauer der Balinger Biographin des Malers, Frau Gertrud Link­ Lebens unermüdlich sch affend zugebrach t. Friedhofkirche, und n ie versäume ich, an Wagner, wurde der Besuch abgebrochen. ' Al s au f einer der großen Mü n chener Kunst­ seinem Gr ab seiner in Treue zu gedenken, Die beiden Männer, die sich in der Liebe ausstellun gen ein großes Pferdeb ild vo n und dann tauchen alte, li eb e Erinnerungen zur Heimat gefunden h atten, ~onn ten sich ihm, ("In der Schw emme"), mit der gol ­ auf. Oft sind w ir, ' sein Schw a ger Christian kaum trennen. . denen Medaille ausgezeichnet und ihm Wagner, K anzleirat Wilhelm Jetter, Notar Dem Mal er ' Friedrich Eckenfelder habe gl eichzeiti g ein e P r ofessur an der Münche­ Schmidt, Stiftungspfleger H enger und ich , ich zu seinem 70. Geburtstag die Verse ner Kunstakademie angetr agen w u rde , unter heit eren Gesprächen mit Herrn gew idm et : lehnte er den eh renvollen Ruf ab und blieb Eckenfelder hinausspaziert in eines der freischaff en der Künstler. So hat er sich umliegenden Dörfer und sin d dort ein ­ "Die Muse schenk te Dir in gnadenreichen b esonders als Landschafts- und Tiermal er gekeh rt. Stunden neben seinem Lehrer, Prof. Dr. von Zügel, Wenn er zu m Malen au szog, war der die hohe Kunst, der Heimat Pracht zu einen Namen er wor ben als eine ganz eigene ge tr eue Herr Pfaff sein ständiger Begleiter. schildern. in sich geschlossene Künstlerpersönlichkeit. Er trug die Malgeräte und erzählte später So b leibt Dein Name allezeit mit ihr An seinem 68. Geburtstag verlieh ihm di e m anch heiteres Erlebnis. So waren sie ein­ verbunden; Stadt Balingen das Ehrenbürgerrecht, und m al auf dem Weg n ach Erzirrgen. Da sah Du lebst, ihr treuer Sohn, in Deinen in vielen Balinger Häusern hängen sein e Meister Eckenfelder ein Paar schön e Pferde Bildern." Bilder , m eist sehr groß angelegte Land­ vor dem Pflug. Ein junger Bauer im blauen schaften mit Pferden oder' Schafen im Vor­ Kittel führte sie. "Bleib grad so stehen", dergrund, ab er auch intime Genre-Bilder r ief der Maler und begann gleich zu skizzie­ Herausgegeben von der Heimatkundlichen Ver­ wie "Säulesmar k t" , "J ahrmar kt mit Karus­ ren. Nach einer Stunde bedankte er sich einigung Im Kreis Balingen. Erscheint jeweils am sell", "I n der Schmiede", "Zigeunerlager " u nd drückte dem Bauern fünf Mark in die Monatsende als ständige Beilage des "Ballnger u . a. Einige seiner schönsten Werkeschmük• Hand. Der schaute ihn etwas verblüfft an Volksfreunds", der "Ebln ger Zeitung" und der ken das Trauzimmer im Balinger Rathaus; und stammelte schließlich: Ja, ja ..., ghairt "Schmlecha-Zeltung". Seite 628 Heimatkundlidle Blätter für den Kreis Balingen Dezember 1966

Bergbau ist natürlich nicht Selbstzweck, Mittelalterlicher Bergbau in den Alpenländern sondern er will Wirtschaftsgüter schaffen. Die Beschäftigung mit seiner Geschichte Von Dipl-Ing. R. Kerndter lenkt aber den Blick doch auf die an einem ge istigen Bild des Menschen orientierte (Schluß) war, ob es sich nun um die Ausbeute in Auffassung der Natur: Die Mineralien und Hand el sstr aßen füh rten über Villach nach Schwaz, Sterzing, Gossensaß, Imst, Primör Metalle sind Zeugen der Erdvergangenheit Venedig und die Drau a ufwä rts ; der alte oder andere Fundstätten wie etwa da s und damit, auch im Sinne alter Mythen, Weg von K är n ten nach Italien führte über Kupferkiesb ergwerk bei Forno im Avisiotal der lebendigen Kräfte, die wir noch heute Pontebba , Venzone, Coilalto, Udine n ach handelte. am Werk finden. Palma, T irol, d ie "Gr afschaft im Gebirge ", b es aß im Norden des L andes ein ent wickeltes Das Widumgut in Isin gen Berg- und H ütten we sen; in Krain stand später an erster S tell e die Quecksilber­ gewi nnurig. um 1699 und 1782 übereinstimm end ze igen die se Alpen­ Von K arl Ho lweger länder im Mittelalter einen hohen Stand bergb aulicher T echn ik. Sagen wie di e vom Das Widumgut (K irchengut) gehörte der wurde deshalb am 8. Juli 1769 mit fürstli­ "Venedigermand l" deu ten darauf hin, daß Pfarrei in Isingen und war ein zur Nutz­ cher Genehmigung gegen 4 Stücke von je sch on früher allerlei Vo lk au s W elschland, nießung der Kirche "gew idm etes", d . h. 1l1/ 4 Vi ertel au f dem Heuberg eingetauscht aus slawischen und deutschen Gauen, vo n geschenktes Gut, welches nach der Refor­ und zur Allmend geschlagen. Alle genannte den reichen Schätzen angelock t, se ine K unst mat ion 1534 der Geistl ichen Verw altung in Stücke lagen auf dem H euberg an der "Hal­ versuch te, der Erde ih r e K leinodien zu ent­ Rosenfeld unterstellt wurde un d damit un­ den" oder in "Wo lf sgru b" und im "Gr un d". r eißen.Sp äter wurden sachkundige Berg­ te r landesher rschaftl iche (fürstliche) Kon­ leu te, insbesondere aus Deu tsch la nd, regel­ tr olle kam. Auch die Pfarrei kam damal s b) Zel g Hin terhofe n. 6' /, J . - 21/ 2 J .Acker recht berufen und so kam es zu der eigen­ endgültig nach Rosen feld und ein Diakon und Brachwiese n vor dem "Lau", da ru nter tümlichen Durchdringung m it deutsch en hatte die kirchliche Besor gung. Auch der ein Wi esl e, mit Öhmdr ech t, 3 Viertel im Elem en ten , die die b ergbauliehen Arbeits­ "Heuzehnt" gehörte allein der P farr ei. 1782 "Raizle" , IJ. auf "Hochegart", 2 J. am i.Rie ­ m eth oden und Rechts ordnungen der Alpen­ war ein Diakon von Rosenfeld, der P farr­ derbrunnen" wurden in die Allmend ge­ länder auszeichnen. Hier mittelalterlichem verweser zu I singen war, der E mpfänger. legt und dagegen 1112 J . auf "H ein ren", 2 J. Leb en nachgehen, heißt e in r eizvolles Au ch der Mesner von Rosenfeld h atte all­ in den "Graben äckern" oder au f "Elm et" Spiegelbild de u ts chen Wesens su chen. jäh r lich Anspruch auf ein en "einrossigen und 1/ 2 J. im "Gr un d" vertau sch t. Im 16. J ahr hundert regelten landesherr­ Karren" Heu. 1 liche Ber gordn ungen den Ber gbau; auf ihn c) Zelg "Längenfeld"! 5 / . J . - 2 J . in w ur de au ch im Allgemeinen P reußischen Das Widumgut, d as der Lehensträger den eben genannten "G raben ä cker n", 1/2 J . Landrecht 1794 ausführlich Bezug genom ­ Christian Weiß, Bauer und 25 weitere auf Grund, 1 J . auf "Längenfeld" und 1"1. men. In Österreich unterschied man hin­ "Zinsre iche r" innehatten, b estand aus 17 J . auf dem "Schöm b erg". Sich tlich der Bergbeamten "die vom Leder Jauchert (J.) Äcker, 16 Mannsmahd (Mrn.) und die von der Feder". Dabei muß man Wiesen und 1 J. Wald, nach württbg, Mor­ 1 bedenken , daß es auch in per soneller H in­ genmeß 41 Morgen, 11/4' Viertel und 8 / 2 2. Wiesen, 16 Mannsmahd. sicht viel zu r eg eln un d zu verwalten gab, Ruten. denn z. B. in Sterzing in Tirol w aren die ~ 1 Mm. Wi esen im "Grab en", Brachwiese , Alljährlich mußte "ew ig onablösige wurde ge gen eine gleichgroßige auf dem Zehntausende von Ber gknappen damit be­ Gült" auf dem geistlichen Verwaltungska­ schäftigt, den "Bergsegen " in Form von Heuberg in der oberen "Reu te" von der Ge­ sten in Rosenfeld ohne derselben Kosten meinde und dem Brachrecht gekau ft. 21/! Kupfer, Blei und Zinkblende einzubringen. und Schaden (unentgeltlich) in guter, sau­ Mm. vor dem "L au ", 11/ 2 Mm. in den "Tal­ Sterzings Kirche "Unsere liebe Frau im berer Frucht, Kaufmannsgut (Handelsware) wiesen" 2, Binsdorfer Bahn, 113 Mm, war Moos" die gr ößte Kirche Südtirols, be­ "zu währen und antwortten" je 4 S imri treute diesen Bergwerksbezirk, der durch Brachwiese, weitere 1/ 2 Mm. ebd. 1 Mm . Dinkel und Hafer abgeliefert werden. Lie­ Brachwiese im "G rü nd elbach ", 1 Mm. vor die Verpfändung an die Augsburger Fugger fertag w ar "St. Martins, des Bischofs-Tag." .Bue" am Schafwasen, 1/ 2 Mm. in "Steigen ", und ausländische Gesellschaften im 15. (Martini) In dieses Widumsgut gehörten: Jahrhundert dem Landesherren "Friedrich 11/ 2 Mm. vor oder ob dem "Härtle". 1 Mm. in der ob eren "Reu te" , v ertauscht für 1' 12 mit der leeren Tasche" dazu verhalf, seinem 1. Äcker Nachfolger "Sigism un d dem Münzreichen" Mm. au f dem Heuberg an der "Fuchsloche­ einen stattlichen, inzwischen durch neu­ a) in der Zelg "ob der Kirch": 5112 J . ­ rin" 2 ist mit Iürstl. G enehmigung von der entdeckte Gold- und Silberbergwerke be­ 1/ 2 J . "ob der Kirch", P I2 J . auf dem Heu­ Gemeinde für das Brachr echt au f 1 Mm. reicherten Nachlaß zu übereignen. Kaum berg "im Grund". Di eses Stück lag zu allen im "Gr a ben" überlassen und in di e All­ ein Tal in T ir ol, das ohne "K n a ppenlöcher" Seiten zwischen der G emeindeallmend und mend geschlagen w orden. 21/ 2 Mm. auf dem Heuberg in den "Otter wiesen " oder auf den "Gr oßteil" auf dem "Falchen", davon Wi ese und Wald. 1 Viertel in "Graben". Die viel­ Inhaltsverzeichnis des dreizehnten Jahrganges genannten Brachwiesen blieben z, T. unbe­ • nutzt, vielfach aber umgearbeitet oder auf­ Alt-Ebingen und seine Markung Seite Ausländer oder Spätheimkehrer geforstet. Tausch und K auf durch die Ge­ Von Hans M Uller .• •• .•. 5111-584 Von Günther Scheel .. .. . 609-610 meinde zeigen, wie damals schon eine weit­ Der sdlwäbische Dialektd tch ter Die Ruine von Urslingen gehende Arrondierung (Zusammenlegung) M a tthtas Koch (1860-1936) und die Herren von trrsnngen Von Kart Hötzer...... : 585--587 Von Frltz Scheerer ...... 610-611 betrieben wurde und später die Anlegurig Unser Alb trauf im Wectlsel der Zeiten Die E iserne Krone im Dom zu Monza von Einzelhöferi, die erst nach 1772 nachzu­ Vo n Fritz Scheerer . . . .. 587-588, 590-591 Von Robert Kohlrausch ...... 611-612, 615 weisen sind, begünstigte. H u n d er t J ahre Bio genettsches Der L eidringer Dingbrief von 1399 G r un dges etz Von Frltz Scheerer . 613-615 Von Rudolf K erndt er . . . 589 Die H ohenberger und ihre Burg • B eis p iele und Bilder Von Wolfgang Leipold . . . .. 615 3. Wald. 6dIw äbischer Minn esänger Beiträge zur Frage der H erk unft Von Kurt Wedler • . •.. . . . 5'1-594 Wal ther s von der Vogel weid e Vom A ussehen und Auftreten d er K elten Verfasser u n genannt .. 616, 620 1 J. im "Assam " oder "Fayenried". ­ Von Dr . Walter St ettn er . 593 Zur Landschaftsgeschichte Bei der Ablieferung ergab sich mit 31/ 2 "Am Neckar. am Neckar " u m den Oberhohenber g Von Hans Müller 595-596, .9ll--6ll0, 603 Von F ritz Scheerer . 617-618 Vi ertel Dink el und H afer ein allzugro ßer A us der Geschichte Südtiro ls Lou is Landerer (gest. 12. Oktober 1941) Überschuß. der dem Lehensträge r "für Von Kurt Wedler .. •..• 597_599 z u m G edäch t n is se ine Mühe m it dem Ei nziehen un d Liefern, D er Krieg von 1866 u nd sein e Von Karl Hötzer...... 618-619 B e deu t un g f ür Deu ts ch land Eine lu stige Geschichte vo n Eb in gen au ch zum Ei nmeß" verblieb . Di es war dar­ Von Dr. Wll he lm Foth . , 601-602 Vo n Kurt Wedler ...... 619 au f zurückzuführ en, weil ein e Mm. Wi esen B er n ha r d H au ff Noch leben Samariter im biblischen Land in "Otter nw iesen " erst "er in iert" wurde, Von R u dolf Kerndter . . . 602-603, 608 Verfasser ungenan nt . . 620 Sm a ch telha lm e - ein altes Alte Ste igen um Ebingen nachdem di e ' Au fstellung bereits erfolg te P fla n zen gesch lech t Vo n Hans Müller .. .. 621-623 u nd sich "ob der großen Weit läu fi gkeit" Vo n Fritz Sch eer er . .. . 604 Mittelalterlicher Bergbau (Umstände) nicht m ehr "än dern ließ". Der R egier u n gsb ezirk in den Al penlä n d ern S üd w ür ttem b er g-H ohenzollern Von Rudolf K ernd t er .. 623-624, 628 V on Prof. D r . K . H . Schröder 605-606 Di e Ebinger Klause . . Tirole r Freiheitskämpfe Von D r . Walter St ettner . .. 625-627 Vo n Kurt Wedler . .•.• • • F rled r ich Eck en fe lder (1861-1938) 4000 J a h r e a lte We tterr egeln E rinn er un gen von K arl Hötzer . . 627 stimm en j etzt noch Da s W id u m gut in Isingen von 1699 und 1782 Ver fasser u ngenannt .. . .. 608 Vo n Karl R ol weger . 628