Seite 1875 Heimatkundliche Blätter Januar 2014

Buch, das übrigens bereits 1855 erschienen ist, zum naueschingen) war als Bub Sopranist an der Münch- men des zweiten Teils schon brannten ... Glück, denn seither ist offenbar einiges verlorenge- ner Hofkapelle, dann Baß-Sänger, ab 1768 Hohenzol- Heute würde so etwas nicht mehr passieren! Oder gangen. Ein Expl. der 3. Auflage steht in der Bayeri- lerisch-Sigmaringer Forst- und Kapellmeister in Sig- wieder? Dass im Computerzeitalter der Originalitäts- schen Staatsbibliothek München. Ein Expl. der 4. Auf- maringen. Die beiden Teile seiner Gellert-Vertonun- begriff verlorenzugehen droht, ist allgemein bekannt. lage steht in der Stadtbibliothek Trier. Das hat den- gen sind bekannt und werden im Internet neuaufbe- Noch nicht allgemein bekannt ist der Umstand, daß selben Seitenumfang wie unser Exemplar, und natür- reitet und kostenpflichtig als Notenmaterial an-gebo- viele Vertreter der allergiegeplagten Handy- und Ta- lich haben wir die beiden Bücher detailliert vergli- ten, nicht aber die Einzelstimmen. Der Anbieter, von blet-Generation ein altes Buch gar nicht mehr auf- chen, mit dem Resultat: unser Expl. stammt von der 5. uns kontaktiert, ließ uns etwas herablassend wissen, schlagen können, ohne von Nießattacken, Reizhusten und letzten Auflage. Zwar fehlen einige Blätter und so- Einzelstimmen zu diesem Werk seien überhaupt nicht und Hautausschlägen heimgesucht zu werden. Das läßt gar das Titelblatt – dem Trierer Exemplar geht es nicht erschienen. Irrtum! Wir haben sie, wenn auch nur vom Schlimmes befürchten. Für’s Buch. Für’s erste aber besser –, es ist also ein Torso, aber lieber ein Torso als ersten Teil. soll’s mir recht sein: dann verkaufen sie die alten Din- Jahrgang 61 31. Januar 2014 Nr. 1 garnichts, denn außer bei uns läßt sich weltweit kein Martin Friedrich Jehle schrieb 1975 in einem Zei- ger schnell und billig. einziges anderes Expl. der 5. Auflage nachweisen. Die- tungsartikel über die Ebinger Martins-kirche („Man Damit „wir“ uns an einer großen Buchausstellung er- ses Buch liegt als einziges Stück in Virtine 1. hätte ein Fest feiern sollen“): „Wir Ebinger sind arm an freuen können, auch wenn das zu einer antiquierten Zweitens, die ganze Vitrine 4: „C.[hristian] F.[ürch- Unterlagen für unsere Stadtgeschichte. Auch die kirch- Beschäftigung geworden ist. Keine Sorge übrigens: die- tegott] Gellerts Oden und Lieder, mit neuen Melodien lichen Akten gehen nicht weit zurück. Das Taufregister se gesundheitsgefährdenden Objekte liegen bei uns zum Singen beym Claviere für eine und mehrere Stim- beginnt mit dem Jahre 1565, das Eheregister mit dem hinter Glas. men“ von Johann Georg Wernhammer, erster Teil 1777, Jahre 1566, das Totenbuch mit dem Jahre 1676. Es sind Wir betrachten diese Ausstellungseröffnung als ers- Unverzichtbar fürs kulturellen Leben zweiter Teil 1785, streng genommen keine Liederbü- vorher und nachher viele Unterlagen verloren gegan- te Veranstaltung zu Ehren des 100. Geburtstags von cher, aber Kunstlieder sind eben nicht zwischen prall- gen. Nicht nur im 30jährigen Krieg, auch später noch Martin Friedrich Jehle am 3. Januar 2014. Martin Fried- gefüllten Deckeln zu finden. Im ersten Teil mit Tinte durch Feuersbrünste und durch die Mißachtung alter rich Jehle hat ja nicht nur dieses Museum gegründet Die Geschichte der Bücherei in Tailfingen - Von Dr. Peter Thaddäus Lang von alter Hand: „Von der St. Martins-Pfleg zur Kirchen Akten. Bürgermeister Hartmann – nach dem die Hart- und bis zu seinem Tod 1982 betreut, sondern er hat in Musik erkauft. / Ebingen, 1791. im Jänner.“ Vom ers- mannstraße heißt – hat in einem kalten Winter solche Ebingen das Musikhaus Johannes Jehle geleitet, als Anlässlich seines 50-jährigen Dienstjubiläums im Jahr ten Teil liegen die Stimmen bei, alle extra gebunden: Dokumente in den Rathausofen gesteckt. Nach dem Obermeister der Württembergischen Klavierbauer-In- 1970 berichtet der damalige Betreuer der Bücherei, Karl Sing-stimmen, aber auch Instrumente: zwei Geigen, zweiten Weltkrieg habe ich interessante Noten‚1791 zur nung in Ebingen Klaviere und Flügel gebaut, von 1949 Benz, er habe eine Urkunde gefunden, wonach die öf- Bratsche und ein Fondament-Baß (im Unterschied zum Kirchenmusik erkauft‘ aus dem brennenden Ofen der bis 1977 den Chor der Friedenskirche geleitet und zahl- fentliche Bücherei bereits im Jahr 1870 bestanden ha- so auch genannten „Singe-Baß“). Zu unserem großen Martinskirche gezogen.“ reiche große Konzerte veranstaltet, unvergessen auch be. Diese Bücherei sei vom damaligen Pfarrer gelei- Bedauern fehlen die Stimmen zum zweiten Teil. Wer weiß, ob mein Vater nicht einfach nur ein biß- seine alljährliche Weihnachtmusik am Erscheinungs- tet worden und habe hauptsächlich aus religiösen Bü- Johann Georg Wernhammer (gest. 1807 in Do- chen zu spät in die Heizung gekommen ist und die Stim- fest. chern bestanden. Diese Information findet sich in dem Tailfinger Gemeinderatsprotokoll, in welchem von der Jubiläumsfeier des Büchereileiters die Rede ist. Wo- her der 85-jährige Jubilar dieses weiß, ist unbekannt; es gibt auch keine andere Quelle, die dieses Alter der Veranstaltungen und Exkursionen Tailfinger Bücherei bestätigt. So bleibt es also bei dem uns bekannten Jahr 1900, Die Angebote und Termine der Heimatkundlichen Vereinigung im Februar und März in welchem die Tailfinger Bücherei erstmals erwähnt wird: Mit Datum vom 27. Oktober 1900 schlägt die Tail- finger Ortsschulbehörde dem Gemeinderat vor, „die FEBRUAR zur Stuttgarter Markthalle auf den Spuren des Archi- tung der hohenzollerischen Fürstentümer (1803/06), Verwaltung der hiesigen Ortslesebibliothek, insbe- tekten Martin Elsaesser und der Malerin Käte Schal- 3. Frauen von Häftlingen im KZ Heuberg, 4. Wider- sondere die Anschaffung neuer Bücher und die Vor- Mittwoch, 19. Februar, Vortrag: „Graf Stauffenberg ler-Härlin. stand von Frauen im Dritten Reich: die „Weiber- nahme des jährlichen Sturzes dem Ortsgeistlichen zu und die Württembergs“ mit Dr. Eberhard Fritz. Ge- Zum Schluss steht eine Führung durch die aktuelle schlacht Geislingen“. übertragen.“ Dieser Vorschlag ist wohl folgender- meinsame Veranstaltung mit dem Hohenzolleri- Landesausstellung „Im Glanz der Zaren. Die Roma- 15 Uhr, Balingen, Landratsamt Zollernalbkreis (Sit- maßen zu interpretieren: Die Gemeinde Tailfingen, schen Geschichtsverein. nows, Württemberg und Europa“ auf dem Programm. zungssaal), Hirschbergstraße 29, Eintritt frei. durch reichlich fließende Gewerbesteuer mit Geld- Trotz ausführlicher Forschungen zu seinem Leben Anhand der fünf Ehen – der Russinnen in Württem- mitteln gesegnet, legt sich eine öffentliche Bücherei und zum Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 sind Le- berg und der Württembergerinnen am russischen Za- Mittwoch, 12. März 2013, Werksbesichtigung der Fir- zu, denkt aber nicht daran, dass diese neue Ein- ben und Einstellungen des Attentäters und seiner Fa- renhof – erzählt die Ausstellung von Prunk, Pracht und ma Bizerba GmbH & Co. KG mit Dr. Michael Wal- richtung gepflegt sein will. Wohl erst nach einigen Mo- milie vor der Tat den Deutschen weitgehend unbe- Herrlichkeit, aber auch von Heimweh und Alltag, von ther. naten – oder vielleicht auch erst nach ein bis zwei Jah- kannt, ihr Interesse an den widersetzlichen Figuren ih- Glaube und Mythos, und vom Austausch zwischen 14 Uhr, Wilhelm-Kraut-Straße 65, Anfahrt mit Pri- ren – stellt die Ortsschulbehörde diesen Mangel fest. rer Geschichte eher gering geblieben. Der Archivar des Russland und Württemberg in Bildung, Wissenschaft vat-PKW. Anmeldung unbedingt erforderlich. Teil- Das würde auf eine Gründung der Tailfinger Bü- Hauses Württemberg in Schloss Altshausen, Dr. Eber- und Wirtschaft. Herausragende und teils erstmals au- nahme frei. cherei im Jahr 1898, 1899 oder möglicherweise auch hard Fritz, wird etwas Licht in die familiäre Vorge- ßerhalb Russlands gezeigte Exponate bringen den erst im Frühjahr 1900 hinauslaufen. schichte bringen. Der Vater der Stauffenberg-Brüder, Reichtum des Zarenhofes wieder zurück nach Stutt- Die Bücherei erfreut sich offensichtlich gleich von Alfred Graf Stauffenberg, leitete lange die private Ver- gart. Hochkarätige russische Museen, wie Kreml, Staat- STAMMTISCHE Anfang an regen Zuspruchs. So ist bereits 1904 von mögensverwaltung des vormals königlichen Hauses liches Historisches Museum Moskau oder das Reser- der „außerordentlich starken Benutzung“ die Rede, Württemberg. Dr. Fritz zeigt die Verbindungen zu den vat Pawlowsk konnten als Leihgeber für prunkvolle Ob- Jeweils am ersten Mittwoch eines Monats trifft sich weshalb der nebenberuflich tätige Bibliothekar seine württembergischen Herzögen auf und erläutert, wel- jekte gewonnen werden. unter der Leitung von Dr. Peter Th. Lang der Ebin- jährliche Entlohnung von 27 auf 50 Mark erhöht be- che Impulse die Brüder Stauffenberg aus diesem Kon- Abfahrt in Albstadt-Ebingen, Busbahnhof 7 Uhr, Ba- ger Stammtisch um 15.00 Uhr im Café Wildt-Abt, Son- kommt. Das scheint nicht viel Geld, aber wenn man be- takt für ihre oppositionelle Haltung gewonnen haben. lingen, Stadthalle 7.30 Uhr. Umlage 38 Euro für Fahrt, nenstraße 67, 72458 Albstadt-Ebingen, Telefon denkt, dass damals eine Brezel ungefähr drei Pfen- 20 Uhr, Albstadt-Lautlingen, Stauffenbergschloss, Eintritte und Führungen. (0 74 31) 41 88. nig kostete, und heute 70 Cent, also 23mal so viel, dann Eintritt frei. kommt man auf über 1000 Euro im Jahr. Eine ähn- Anmeldung zu den Veranstaltungen über den Ge- liche Rechnung: Die erste Kino-Aufführung fand in Samstag, 22. Februar, Tagesexkursion: „Frühling im MÄRZ schäftsführer Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, Tailfingen im April 1911 statt und der erste Platz kos- Südwesten – Neuer Stil um 1900“ und Landesaus- 72461 Albstadt, Telefon (0 74 32) 68 07. tete 50 Pfennig. Heute würde man für den ersten Platz stellung „Im Glanz der Zaren“ mit Dr. Veronika Mer- Donnerstag, 6. März, Vortrag: Rückblick zu den Email: [email protected] sicher mindestens zehn Euro bezahlen, als 20mal so tens. Gemeinsame Veranstaltung mit dem Galerie- Fahrten „Trentino“ und „Taubertal“ mit Wolfgang oder [email protected] sowie über unsere viel. Wenn man nun berücksichtigt, dass dieser Bib- verein Albstadt. Willig. Homepage www.heimatkundliche-vereinigung.de. liothekar mindestens 50 Stunden Aufwand pro Jahr Die Exkursionsteilnehmer besuchen zunächst die Rückblick zu den beiden Studienfahrten des Jahres hatte, dann kam er auf einen Stundenlohn von 20 Eu- Pfullinger Hallen und anschließend die Pfarrkirchen 2013 mit anschließendem gemütlichem Beisammen- Bei allen Veranstaltungen sind Gäste jederzeit will- ro, was nicht gerade bodenlos schlecht ist. Alle uns be- Das Haus am Uhlandsgarten 1988. Foto: Stadtarchiv Albstadt in Holzelfingen und -Gaisburg. Weiter geht es sein. Für Bewirtung ist gesorgt. kommen. kannten Bibliothekare in Tailfingen waren übrigens bis 18 Uhr, Balingen, Landratsamt Zollernalbkreis (Sit- spät im 20. Jahrhundert im Hauptberuf Lehrer. Tailfinger Gemeindeverwaltung hatte nun andere Sor- Das Kaiserreich bestand nun nicht mehr; man hat- zungssaal), Hirschbergstraße 29, Eintritt frei. Herausgegeben von der Die Geschicke unserer an Wechselfällen reichen gen, als ein Bücherverzeichnis drucken zu lassen. te nun eine Republik und eine sozialdemokratische Re- Heimatkundlichen Vereinigung Zeitgeschichte spiegeln sich wiederholt am Gesche- Die Bücherei befand sich zur damaligen Zeit in der gierung; kurz: Es herrschte ein vollkommen neuer Geist. Samstag, 8. März, Tag der Archive im Stadtarchiv hen in der Tailfinger Bücherei, und das erste große Er- Bismarckschule, die sich an der Hechinger Straße be- Das dachte sich auch der Weber und Gewerkschaft- Albstadt mit Dorothea Reuter: Fotoausstellung und Zollernalb Die Autoren dieser Ausgabe eignis im gerade angebrochenen 20. Jahrhundert war fand, etwa dem Schreibwarengeschäft Gonser ge- ler Jakob Conzelmann, der im Frühjahr 1920 an das Archivalienschau. denn der Erste Weltkrieg. genüber. Heute sind nur noch die Fundamente die- Schultheißenamt Tailfingen einen Brief schrieb des In- Vorsitzender: 14 Uhr bis 17 Uhr, Stadtarchiv, Johannesstraße 5, Der am 20. Januar 1914 ins Amt gekommene Volks- ser Schule zu sehen. Sie musste abgerissen werden, halts, man möge doch eine Kommission bilden, in der 72458 Albstadt, Eintritt frei. Dr. Andreas Zekorn, Landratsamt Zollernalbkreis, 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 92 11 45 schulrektor Kammerer war als Bibliothekar äußerst weil sie bei dem Erdbeben 1978 stark beschädigt wur- auch die Arbeiterschaft vertreten sei. Diese Kom- fleißig: Innerhalb kürzester Zeit fertigte er ein Ver- de. Weil die Bismarckschule nach Kriegsbeginn zu ei- mission solle bei der Bücherbeschaffung mitwirken im Dr. Volker Jehle Samstag, 8. März, Tag der Archive im Stadtarchiv zeichnis aller vorhandenen Bücher an, das gedruckt nem Lazarett umfunktioniert wurde, kam der Aus- Hinblick auf den „Geist der neuen Zeit“. Der Tail- Bachstraße 56 Geschäftsführung: Balingen mit Dr. Hans Schimpf-Reinhardt: Präsen- werden sollte. Man muss allerdings dazu sagen, dass leihdienst der Bücherei zum Erliegen. Die Bücher selbst finger Gemeinderat nahm diese Anregung gerne auf 72351 Geislingen Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, tation ausgewählter Dokumente. die Bücherei zu dieser Zeit exakt nur 1275 Titel um- wurden dennoch weiter benützt, und zwar von den In- und beauftragte Schulheiß Hufnagel, eine solche Kom- 14 Uhr, Stadtarchiv, Charlottenstraße 31, 72336 Ba- 72461 Albstadt, Telefon (0 74 32) 68 07 fasste; die Arbeit war also durchaus überschaubar. Rek- sassen des Lazaretts. mission zusammenzustellen. Schultheiß Hufnagel war lingen, Eintritt frei. tor Kammerer arbeitete auch eine Bücherei-Ordnung Nach Ende des Kriegs kehrte wieder der normale aber eher konservativ und außerdem ein Schlitzohr: Dr. Peter Thaddäus Lang E-Mail: [email protected] aus, nach der eine Leihgebühr von 20 Pfennig erho- Schulbetrieb ein, und auch die Bücherei wurde wie- Er berief insgesamt acht Männer in das Gremium, da- Lammerbergstraße 53 Sonntag, 9. März, Tag der Archive im Kreisarchiv ben wurde, eine Leihfrist von drei Wochen bestand und der aktiviert. Als ein neuer Bibliothekar den Bü- runter fünf Lehrer, ein Pfarrer und zwei Arbeiter. Im 72461 Albstadt Redaktion: Zollernalbkreis mit Dr. Andreas Zekorn. bei Verspätung ein Bußgeld von fünf Pfennig pro Tag er- cherbestand überprüfte, war er ziemlich entsetzt: Die Zweifelsfall hatten die beiden Arbeiter also wenig zu Ausstellung und Kurzvorträge: 1. Der Einfluss von Daniel Seeburger, Grünewaldstraße 15, 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 2 66-1 53 hoben wurde. Aus der Drucklegung wurde allerdings Soldaten waren nämlich keineswegs sehr pfleglich mit melden. Am 9. März 1921 trat die Bücherei-Kom- Frauen in der Frühen Neuzeit, 2. Fürstin Amalie Ze- nichts, weil im Sommer 1914 der Krieg ausbrach. Der den Büchern umgegangen: Vieles fehlte, vieles be- mission erstmals zusammen. Außer dieser ersten Sit- phyrine von Hohenzollern-Sigmaringen und die Ret- Volksschulrektor Kammerer musste einrücken, und die fand ich in einem üblen Zustand. zung ist keine andere Aktivität aktenkundig gewor- Seite 1873 Heimatkundliche Blätter Januar 2014 Januar 2014 Heimatkundliche Blätter Seite 1874

den.1920 kam der bereits erwähnte Lehrer Karl Benz te also fast bei Null anfangen, und zwar in ver- schon durch ihre Farbigkeit hervor: Vorträge, Aus- dienst: Sie hatte es doch tatsächlich geschafft, die Tail- zum Amt des Bibliothekars. Der Gemeinderat er- schiedenen Richtungen: Der Bücherbestand als sol- stellungen, Leseabende, Gesprächsrunden, musika- finger Bücherei von einer Buch-Ausleihstelle in eine le- wartete nun etwas mehr Professionalität bei der Bü- cher war für ein jüngeres Lesepublikum weitgehend lische Darbietungen, Vernissagen – nun war immer bendige und viel genutzte Kultureinrichtung zu ver- chereiverwaltung und schickte ihn für einige Tage nach ungeeignet. Da musste ordentlich ausgemistet und viel wieder was los in der Tailfinger Bücherei. wandeln. Trossingen, um die dortige, „vorbildlich eingerich- Neues angeschafft werden. Als Folge der Studenten- In erster Linie mussten aber neue Leser gewon- Ihre Nachfolgerinnen Christine Widmann und Uta tete“ Bücherei zu studieren. Als Benz zurückkam, hat- unruhen Ende der 1960er Jahre hatte sich lesemäßig nen werden. Frau Kehne tat dies, indem sie der Rei- Schreyer mitsamt ihren netten Kolleginnen haben die- te er den Kopf voll mit neuen Ideen: Er bat die Ge- Grundsätzliches verändert. Die Studenten hatten näm- he nach die Tailfinger Schulen besuchte und dort sich se Kultureinrichtung mit Herzblut und mit höchs- meindeverwaltung um Anschaffung von „Fachge- lich die Bildergeschichten, auch „Comics“ genannt, und ihr neues Bücherei-Programm vorstellte. Da sie ei- tem Engagement gepflegt, erweitert und ausgebaut. stellen“, wie es in den Akten heißt, womit wohl Bü- hoffähig gemacht. Micky Maus, Tarzan und Super- ne äußerst kommunikative Person war mit einem sehr Und so können die Tailfinger zweifelsohne stolz sein cherregale gemeint sind. Die Bücher waren nämlich man waren zu akzeptiertem Lesestoff geworden. Da- gewinnenden Wesen, waren ihre Bemühungen au- auf ihre Bücherei: Sie ist ein unverzichtbarer und nicht ansonsten in verschließbaren Kästen untergebracht. zu kamen die französischen und belgischen Bilder- genblicklich erfolgreich: Gleich reihenweise bissen die mehr wegzudenkender Teil des kulturellen Lebens die- Außerdem fertigte er ein neues Bücherverzeichnis für geschichten, als Beispiele seien „Tim und Struppi“ oder Schülerinnen und Schüler an, die Bücherei füllte sich ser Stadt. die mittlerweile 1400 Bände an. „Asterix“ genannt. Frau Kehne wollte auch die Kleins- mit jungen Leuten, und die jungen Leute brachten hin Leicht abgeänderte Version des Vortrags, den ich am Kaum waren der Erste Weltkrieg und seine Folgen ei- ten an die Bücherei binden, es mussten also Bilder- und wieder ihre Eltern mit. Zudem verstand es Frau 25. Oktober in der Bücherei Tailfingen hielt aus An- nigermaßen überstanden, da meldete sich auch schon bücher angeschafft werden. Kehne, auf neue Besucher zuzugehen und ihnen das lass des Jubiläums „25 Jahre in Haus am Uhlands- die nächste Krise: die Inflation des Jahres 1923, die auch Des Weiteren sollte das Bücherei-System als sol- Gefühl zu geben, in der Bücherei willkommen zu sein. garten“. im Tailfinger Büchereiwesen Spuren hinterließ. Man ches modernisiert werden. Karl Benz war ein Bib- Für zahlreiche neu Zugezogene war die Tailfinger Bü- sieht dies an den exorbitanten Geldsummen, die in den liothekar alten Schlages, er verwaltete die Bücher, hü- cherei somit die erste Anlaufstelle, um sich am neu- Tailfinger Akten genannt werden: Am 9. August 1923 tete sie wie kostbare Schätze und ließ keinen Leser an en Wohnort wohl zu fühlen. Der frühere Tailfinger Bür- Quellen bittet Karl Benz das Schultheißenamt um drei bis vier sie heran. Wer ein Buch ausleihen wollte, der muss- germeister Kiesecker brachte es im Oktober 2013 auf Millionen zur Anschaffung neuer Bücher. Zwei Mo- te dem Bibliothekar erklären, was er lesen wollte, und den Punkt: „Frau Kehne war ein Glücksfall für die Bü- – Stadtarchiv Albstadt, Stadt Tailfingen, Gemeinde- nate später bittet er um Erhöhung seines Bibliothe- der Bibliothekar suchte dann das Geeignete heraus. cherei“. ratsprotokolle 1900 - 1970. kar-Salärs auf 20.000 Mark, und beides wird ihm an- Dieses System war im Jahr 1970 einfach nicht mehr zeit- Wir kommen zum Jahr 1987. Damals wurde im Ge- – Stadtarchiv Albstadt, Stadt Tailfingen, R-T 5630. standslos bewilligt. Man muss allerdings hinzufügen, gemäß: die Freihand-Bücherei war angesagt, so dass je- meinderat von Albstadt über den Abriss der Christ- – Erste Filmaufführung in Tailfingen: freundliche Mit- dass Anfang August 1923 eine Brezel 3500 Mark kos- der Leser zwischen den Regalen herumschlendern ophschule abgestimmt. Die Stadtväter wollten Platz teilung von Stadtarchivarin Dorothea Reuter, Ok- tete und zwei Wochen später schon 10.000 Mark, dass konnte, um sich selbst herauszusuchen, was ihm in- schaffen für eine grundlegende Sanierung der Tail- tober 2013. Ende August 1923 ein Glas Bier für 75.000 Mark zu ha- teressant erschien. Dazu waren aber umfangreiche finger Innenstadt. In der Folge wanderten 1988 die Bü- – Preise während der Inflationszeit 1923: Gottlob ben war und dass Mitte September ein städtischer Ar- Baumaßnahmen erforderlich, die 1971 durchgeführt cherei, Jahre später dann Musikschule und Notariate Friedrich Hummel, Geschichte der Stadt Ebingen, beiter in Ebingen einen Stundenlohn von 2,8 Milli- wurden. Die Bücherei hatte in der Folge doppelt so in das von Grund auf neu hergerichtete „Haus am Uh- 2. Aufl. 1936, S. 273. onen verdiente. So gesehen sind die von Karl Benz er- viel Platz, statt einem standen nun zwei Räume zur Ver- landsgarten“, ehemals Fabrikgebäude der Tailfinger – Käte Kehne, Neuanfang in der Bücherei: Zoller- betenen Beträge doch eher bescheiden. fügung, die hell und freundlich wirkten. Trikotfirma Bitzer und Lorch. Dieser Winkelbau be- nalbkurier 25. November 1999; Beurteilung: Ge- Im Lauf der 1920er Jahre steigt das Lese-Interesse Schließlich ging es auch um die Definition des- steht aus zwei Teilen, dessen älterer, an der Martin-Lu- spräch mit Horst Kiesecker, Oktober 2013. der Tailfinger Bevölkerung stark an, so dass im Herbst sen, was eine Bücherei sein soll: eine Buchausgabe- ther-Straße gelegen, um 1904 entstand; der jüngere Ge- – Firma Bitzer & Lorch: Bauakten in der Bauregistra- 1929 neben der bisher üblichen Ausleih-Stunde an den stelle oder ein kultureller Mittelpunkt für Tailfingen? bäudeteil 1922. Die Firma selbst wurde 1901 ge- tur des Technischen Rathauses der Stadt Albstadt; Freitagen eine weitere Ausleih-Stunde an den Diens- Frau Kehne sah sofort, dass die „Buchausgabestelle“ gründet. Karl Bergmann, Die Trikotagenindustrie in Tailfin- tagen eingerichtet wird. Karl Benz bittet um weitere ein Auslaufmodell war. Die Bücherei als lebendiger kul- Frau Kehne wirkte noch über zehn Jahre lang im gen/Württbg., Tailfingen 1947; Ingrid Helber, Stu- 70.- Reichsmark für die Mehrarbeit, was ihm an- tureller Mittelpunkt: das war ihr Ziel. Ihre Aktivitä- Haus am Uhlandsgarten; Ende 1999 trat sie in den mehr dien zur Industriearchitektur in Albstadt, Diss. Tü- standslos bewilligt wird. ten heben sich in den städtischen Unterlagen allein als wohlverdienten Ruhestand. Ihr ganz großes Ver- bingen 1999. Nun nähert sich mit Riesenschritten das Dritte Reich, das sich nur wenige Monate nach der Machtergrei- fung Hitlers auch auf die Tailfinger Bücherei aus- wirkt. Die NS-Gemeinderatsfraktion fordert, „alle mar- xistischen und zersetzenden Bücher“ aus der Stadt- bücherei auszuscheiden und überdies alle Werke jü- Als Volkslieder in Mode kamen discher Autoren zu vernichten. Karl Benz muss ent- setzt gewesen sein, denn was gibt es Schlimmeres für ei- nen Bibliothekar, als Bücher zu vernichten? Wenige Ta- Vortrag zur Eröffnung der Sonderausstellung „Liederbücher ab 1800“ - Von Dr. Volker Jehle (2) ge später gibt er eine Stellungnahme ab: Er teilt mit, dass eine Säuberung der Bücherei in amtlicher Form (Fortsetzung) Feinden sind unsere singend heranstürmenden Scha- ab 1800“ erstmals der Öffentlichkeit präsentieren: bereits erfolgt sei gemäß einer Liste des preußischen Eine der Fiesheiten des Dritten Reiches war die un- ren oft mit überirdischer Kraft versehen erschienen. Weltraritäten. Das mag auch erklären, weshalb wir un- Ministeriums für Wissenschaft, Kunst und Volksbil- auffällige und beinah unmerkliche Nutzbarmachung Und so war es auch.“ War es tatsächlich so? Laut sin- sere thematische Beschränkung hier durchbrechen und dung. Diese Säuberung habe zur Folge gehabt, dass der Wandervogel-Seligkeit. Jungvolk, BDM, HJ – La- gend scharenweise aufgesprungen und laut singend eben doch ein Gesangbuch zeigen. Wir durchbrechen 30 Bücher gesperrt wurden. Darüber hinaus warnte er gerfeuerromantik pur, wundervoll! Und mit Hans Bau- scharenweise ins Bajonett gerannt!? Entsetzliche Vor- auch unsere zeitliche Beschränkung, und zwar sozu- davor, „daß vorschneller Übereifer das zerschlägt, was mann hatte das Dritte Reich einen begnadeten Lie- stellung! sagen hemmungslos, nämlich um rund 250 Jahre. wir in treuer und mühsamer Arbeit aufgebaut ha- Die Christophschule um 1975. Foto: Stadtarchiv Albstadt derkomponisten, nur schade, dass er auf der bösen Sei- Beispiel aus dem nächsten Krieg. Da gab ein Herr Denn wir zeigen das älteste gedruckte Buch der Mu- ben.“ Das war ganz schön mutig in der damaligen Zeit! te stand, denn kompositionstechnisch sind die Sachen namens Stoffregen – ausgerechnet – eines der vielen sikhistorischen Sammlung Jehle, erst in diesem Jahr Wie es scheint, blieb die Tailfinger Bücherei von wei- waltungen sei noch immer NS-Material vorhanden. gang der Leser. 1958 waren es noch 140, und 1962 noch gut, und breiten Erfolg hatten sie auch. „Wir Mädel sin- Liederbücher für Soldaten heraus, er nannte seines zu- hinzugekommen, aber was heißt da eigentlich „Ge- terer, ideologisch bedingter Dezimierung ihres Bü- Solches Material sei bei den Landratsämtern abzu- mickrige 95. Während also die Bücherzahl in die Hö- gen und uns geht die Sonne nicht unter“ – noch heute fällig Deutsches Soldaten-Liederbuch, erschienen 1941 sangbuch“: „Das Newer vnd gemehret Gesangbuech- cherbestands verschont. Der Krieg allerdings brachte liefern. So kam es, dass im September 1948 die Mi- he stieg, sank die Zahl der Leser in tiefste Tiefen. gibt es Leute, natürlich ältere Semester, die die Lieder (zur Zeit der fröhlichen Tobakslieder), und Stoffregen lin, Darinn Psalmen, Hymni, Geistliche Lieder, Chor- trotzdem gewisse Einschränkungen: Ein Runderlass des litärregierung in Balingen der Stadtbücherei Tailfin- Bis zum Jahr 1958 war die jährliche Entlohnung des aus diesen Büchern nicht nur auswendig können, son- schreibt im Vorwort: „Der deutsche Soldat und das Sol- gesenge, Alte vnd newe Festlieder, sampt etlichen an- Reichsministeriums des Innern vom 23.10.1944 be- gen die Ablieferung von 316 Büchern bestätigte, aus- Bibliothekars auf DM 800.- gestiegen. Die wach- dern durchaus mit Inbrunst singen mögen. Natürlich datenlied sind zwei unzertrennliche Begriffe. Das gehencktenSchrifftspruechenvndCollectgebetlein,die sagt, dass in den öffentlichen Büchereien „nur noch gesondert höchstwahrscheinlich von Karl Benz, dem sende Zahl der Bände, so argumentierte Benz, er- nicht alle Lieder, jedenfalls wohl nicht gerade „Du lie- scheint eine Binsenweisheit zu sein, aber das Bild än- be sonders fleisses jetz z? sammen bracht seind. Mit diejenigen Arbeiten weiter zu führen sind, die die Buch- die Trennung von derartigem Schriftgut offensicht- fordere zusätzlichen Arbeitsaufwand, und so bat er im ber Führer, du oder Ich bin Adolf Hitlers kleiner Sol- dert sich, wenn man hinzufügt, daß die Zusammen- schoenen Figuren Hin vnd wider gezieret, vnd Rei- ausleihe und die sachgemäße Beratung des Lesers ge- lich nicht besonders schwer gefallen ist. Außerdem: Ab- März 1958 um eine Aufstockung auf DM 960.- . dat“. gehörigkeit von Soldat und Lied kaum irgendwo in der mensart gestellet. Getruckt z? Strasburg bey Thiebolt währleisten. Lesesäle sind zu schließen.“ Das hatte für liefern fällt dem Bibliothekar leichter als vernichten. Hatte die Kommune bisher immer ohne zu zögern den Hans Baumann aber schaffte es, mit „Hohe Nacht Welt so ausgeprägt ist wie in Deutschland. In man- Berger, am Weinmarckt zum Treübel, Anno 1566.“ Tailfingen keine weiteren Auswirkungen. Ein Lese- Mit den Fünfzigerjahren kommt das Wirtschafts- Bitten des Bibliothekars entsprochen, so erkundigte der klaren Sterne“ ein unchristliches Weihnachtslied chen Teilen des besetzten Gebietes kamen die Ein- Dieses Buch hat Martin Bucer (1491 – 1551) ge- saal war ohnehin nicht vorhanden. wunder auf die Alb, und das Wirtschaftswunder hat sich die Stadtverwaltung nun in Balingen, Böblin- zu schreiben, das in nahezu alle Weihnachtstuben Ein- wohner aus dem Staunen nicht heraus, als sie den macht. Bucer gilt als der Reformator Straßburgs und Zu dieser Zeit war das Ende der Nazi-Herrschaft nur sich in mehrfacher Hinsicht auf die Tailfinger Bü- gen, Ebingen, Oberndorf, Rottenburg, Rottweil und laß fand. Nicht ganz ohne Nachdruck. Als meine Mut- Marschgesang einer deutschen Kompanie hörten.“ Ge- des Elsaß. Als Student in Heidelberg begegnete er 1518 noch wenige Monate entfernt, und als es dann so weit cherei ausgewirkt. Zunächst einmal positiv: Als man Sindelfingen nach der Entlohnung der Bibliothekare ter in Bitz, ihrer ersten Stelle als Lehrerin, 1937 die wiss kamen sie nicht nur aus dem Staunen nicht mehr Luther, mit dem er sich später auseinandersetzte, was war, da dauerte es nicht lange, bis sich dies auch in im April 1954 die Lammerbergschule eingeweiht hat- und bewilligte ihm nach langem Zögern schließlich DM Weihnachtsfeier zu gestalten hatte und natürlich nur heraus, sondern auch aus dem Schrecken. Man ver- ihn nicht davon abhielt in sein Gesangbuch 34 Luther- der Tailfinger Bücherei bemerkbar machte, hatten es te, konnte die schon reichlich angejahrte Christ- 900.- , worauf Benz ziemlich verärgert reagierte. die lieben alten Weihnachtslieder singen ließ, kam hin- steht durchaus, weshalb der Begriff „the German Lied“ Lieder aufzunehmen. Mit Melanchthon verfaßte er zwei sich die französischen Besatzer doch als Ziel gesetzt, al- ophschule für andere Zwecke verwendet werden. Nach Das Jahr 1970 hatte für den nunmehr 85-jährigen terher die Ebinger Frauenschaftsleiterin zu ihr und nicht nur positive Gefühle weckt. Schriften. Er gab Reichsstädten eine Kirchenordnung le Spuren des Nationalsozialismus zu tilgen. Anfang weitreichenden Umbaumaßnahmen konnten schließ- Karl Benz eine ganz außergewöhnliche Ehrung pa- blaffte: „Sie werden doch wohl nicht an das Märchen Gehen wir lieber weiter, zu den geistlichen Lie- und beriet Herzöge und Könige, auf ihn geht die Kon- des Jahres 1946 erging somit ein Erlass, dass alle ver- lich mehrere Einrichtungen in die Christophschule ein- rat: das 50-jährige Dienstjubiläum als Bibliothekar, vom Kind in der Krippe glauben!“ dern. Auch da gibt es sogenannte Volkslieder – die je- firmation zurück (die erst von den Pietisten generell botenen Werke in einem verschlossenen Lokal auf- ziehen. Das waren neben der Bücherei die Notaria- denn er hatte 1920 seinen Dienst aufgenommen. An- Außerdem gab Hans Baumann für die Wehrmacht der kennt und jeder singt –, die wie die weltlichen Volks- eingeführt wurde). Er verlor seine Frau und 12 Kinder zubewahren sind. „Verboten“ bedeutete in diesem Zu- te, die Jugendmusikschule und das Tailfinger Stadt- lässlich seines Jubiläums bat Benz darum, altershal- sogenannte Singleiterkurse – mein Vater besuchte ei- liederbuch-Sammlungen für allerlei Guppen und An- an die Pest, nur der geistig behinderte Sohn überlebte sammenhang: alle Titel militaristischen, nationalis- archiv, das ganz oben unter dem Dach eine Bleibe ge- ber von seinem Amt zurücktreten zu dürfen. Diese Bit- nen davon, in Skien in Norwegen, November/De- lässe zusammengestellt werden: „Lobt froh den Herrn! und die beiden Kinder mit der zweiten Frau, Wibran- tischen und rassistischen Inhalts. funden hatte. te wurde ihm gewährt. Ein Jahr später ist er ver- zember 1941. Und so wundert es niemand, daß das Sol- Geistliche Lieder für jung und alt, / Der helle Ton. Ein dis Rosenblatt. 1549 emigrierte er nach England, wo er In der Folge wandte sich Benz wieder mal an das Bür- Eine weitere, positive Folge des Wirtschaftswun- storben. daten-Liederbuch gerade im Zweiten Weltkrieg be- Liederbuch für die deutsche evangelische Jugend / Sin- eine Professur in Cambridge erhielt. germeisteramt mit der Bitte um Erhöhung der Mittel ders war, dass die Stadt aus der Gewerbesteuer stän- Die Tailfinger Stadtverwaltung sah sich nun vor ei- sonders weit verbreitet war. Begonnen hatte es schon gebronn. Lieder katholischer Frauenjugend / Lied- Die erste Auflage seines Gesangbuchs erschien in für Bücher, weil durch die Säuberung „empfindliche dig steigende Geldmittel zur Verfügung hatte, die sich ner folgenschweren Entscheidung: Entweder die Bü- zu bester Wandervogelzeit, also im Ersten Weltkrieg. bätter der evangelischen Jugend auf dem Lande / Das Straßburg bei Wolfgang Köpfel 1545. Die 2. Auflage Lücken“ entstanden seien. Diese erste Säuberung ver- sehr günstig auf den Bücherbestand auswirkten. Wa- cherei schließen oder aber einen Neuanfang wagen, Man beeilte sich sogar, sofort ein Liederbuch für die Quempas-Heft. Auslese deutscher Weihnachtslieder. ebenda 1547. Die 3. Auflage in Straßburg bei Thibold liefwohlnichtganzzurZufriedenheitderBesatzer,denn ren es 1951 noch 2800 Bücher, so kam man 1958 schon das war hier die Frage. Bürgermeister Kiesecker ent- Soldaten parat zu haben, das erste womöglich schon Im Auftrage des Finkensteiner Bundes herausgege- Berger 1559. Die 4. Auflage ebenda 1562. Die 5. Aufla- 1947 musste nochmals gesäubert werden. Bürger- auf deren 4300, 1965 bereits auf 5500 und 1970 schließ- schied sich für den Neuanfang. Und für die damals Ende 1914: „Unser Liederbuch. Eine Sammlung deut- ben“ und so weiter. Es gibt aber auch Kunstlieder, ge, 1566, abermals bei Berger, nun aber nicht mehr „am meister Schöller teilte dem Landratsamt im April 1947 lich auf stolze 7000. 33-jährige Käte Kehne als Nachfolgerin von Karl Benz. scher u. österreichischer Soldaten-, Volks- u. Heimat- kunstvolle Kompositionen, wir zeigen als Beispiele Wil- Barfüsser platz“, sondern wie gesagt „am Weinmarckt mit, dass im Juli 1945 150 Bücher ausgesondert wor- Die andere Auswirkung des Wirtschaftswunders war Käte Kehne hatte zuvor schon in der Bücherei aus- Lieder. Nach Auswahl von Major a. D. E.[ernst] Mo- helm Paulus, Johannes Jehle, Hermann Stern, Chris- zum Treübel“. Die beiden ersten Auflagen sind nicht er- den seien und im April noch einmal 50. Aber damit negativ. Seit Mitte der Fünfzigerjahre hatten die Haus- geholfen und war auf diese Weise dem Bürgermeis- rath“. Der beginnt das Vorwort so: „Kriegszeit ist San- tian Lahusen und Kurt Rommel. halten geblieben, oder sagen wir: nicht nachzuweisen, nicht genug. Das Innenministerium des Landes Würt- halte mehr und mehr ein Fernsehgerät, und wer Abend ter bekannt. geszeit geworden.“ Ja? „Singend zog die Blüte Deutsch- Abschließend sei noch – natürlich eher beiläufig, je- man kennt sie nur aus der minutiösen Arbeit des Phi- temberg-Hohenzollern teilte den Landratsämtern im für Abend vor der Glotze hockt, der steckt die Nase sel- Als Käte Kehne am 1. September 1970 ihr Amt an- lands in den Kampf. Singend folgten die Väter.“ Oh weh, denfalls nicht auftrumpfend – auf zwei Einmaligkeiten lipp Wackernagel: „Bibliographie zur Geschichte des November 1947 mit, bei gewissen deutschen Ver- tener in Bücher. Deshalb ergab sich seit 1957 ein Rück- trat, war die Zahl der Leser auf 29 gesunken, sie muss- man sieht sie gehen, aber nicht wiederkommen. „Den hingewiesen, die wir in der Ausstellung „Liederbücher deutschen Kirchenliedes im XVI. Jahrhundert“, ein Seite 1873 Heimatkundliche Blätter Januar 2014 Januar 2014 Heimatkundliche Blätter Seite 1874

den.1920 kam der bereits erwähnte Lehrer Karl Benz te also fast bei Null anfangen, und zwar in ver- schon durch ihre Farbigkeit hervor: Vorträge, Aus- dienst: Sie hatte es doch tatsächlich geschafft, die Tail- zum Amt des Bibliothekars. Der Gemeinderat er- schiedenen Richtungen: Der Bücherbestand als sol- stellungen, Leseabende, Gesprächsrunden, musika- finger Bücherei von einer Buch-Ausleihstelle in eine le- wartete nun etwas mehr Professionalität bei der Bü- cher war für ein jüngeres Lesepublikum weitgehend lische Darbietungen, Vernissagen – nun war immer bendige und viel genutzte Kultureinrichtung zu ver- chereiverwaltung und schickte ihn für einige Tage nach ungeeignet. Da musste ordentlich ausgemistet und viel wieder was los in der Tailfinger Bücherei. wandeln. Trossingen, um die dortige, „vorbildlich eingerich- Neues angeschafft werden. Als Folge der Studenten- In erster Linie mussten aber neue Leser gewon- Ihre Nachfolgerinnen Christine Widmann und Uta tete“ Bücherei zu studieren. Als Benz zurückkam, hat- unruhen Ende der 1960er Jahre hatte sich lesemäßig nen werden. Frau Kehne tat dies, indem sie der Rei- Schreyer mitsamt ihren netten Kolleginnen haben die- te er den Kopf voll mit neuen Ideen: Er bat die Ge- Grundsätzliches verändert. Die Studenten hatten näm- he nach die Tailfinger Schulen besuchte und dort sich se Kultureinrichtung mit Herzblut und mit höchs- meindeverwaltung um Anschaffung von „Fachge- lich die Bildergeschichten, auch „Comics“ genannt, und ihr neues Bücherei-Programm vorstellte. Da sie ei- tem Engagement gepflegt, erweitert und ausgebaut. stellen“, wie es in den Akten heißt, womit wohl Bü- hoffähig gemacht. Micky Maus, Tarzan und Super- ne äußerst kommunikative Person war mit einem sehr Und so können die Tailfinger zweifelsohne stolz sein cherregale gemeint sind. Die Bücher waren nämlich man waren zu akzeptiertem Lesestoff geworden. Da- gewinnenden Wesen, waren ihre Bemühungen au- auf ihre Bücherei: Sie ist ein unverzichtbarer und nicht ansonsten in verschließbaren Kästen untergebracht. zu kamen die französischen und belgischen Bilder- genblicklich erfolgreich: Gleich reihenweise bissen die mehr wegzudenkender Teil des kulturellen Lebens die- Außerdem fertigte er ein neues Bücherverzeichnis für geschichten, als Beispiele seien „Tim und Struppi“ oder Schülerinnen und Schüler an, die Bücherei füllte sich ser Stadt. die mittlerweile 1400 Bände an. „Asterix“ genannt. Frau Kehne wollte auch die Kleins- mit jungen Leuten, und die jungen Leute brachten hin Leicht abgeänderte Version des Vortrags, den ich am Kaum waren der Erste Weltkrieg und seine Folgen ei- ten an die Bücherei binden, es mussten also Bilder- und wieder ihre Eltern mit. Zudem verstand es Frau 25. Oktober in der Bücherei Tailfingen hielt aus An- nigermaßen überstanden, da meldete sich auch schon bücher angeschafft werden. Kehne, auf neue Besucher zuzugehen und ihnen das lass des Jubiläums „25 Jahre in Haus am Uhlands- die nächste Krise: die Inflation des Jahres 1923, die auch Des Weiteren sollte das Bücherei-System als sol- Gefühl zu geben, in der Bücherei willkommen zu sein. garten“. im Tailfinger Büchereiwesen Spuren hinterließ. Man ches modernisiert werden. Karl Benz war ein Bib- Für zahlreiche neu Zugezogene war die Tailfinger Bü- sieht dies an den exorbitanten Geldsummen, die in den liothekar alten Schlages, er verwaltete die Bücher, hü- cherei somit die erste Anlaufstelle, um sich am neu- Tailfinger Akten genannt werden: Am 9. August 1923 tete sie wie kostbare Schätze und ließ keinen Leser an en Wohnort wohl zu fühlen. Der frühere Tailfinger Bür- Quellen bittet Karl Benz das Schultheißenamt um drei bis vier sie heran. Wer ein Buch ausleihen wollte, der muss- germeister Kiesecker brachte es im Oktober 2013 auf Millionen zur Anschaffung neuer Bücher. Zwei Mo- te dem Bibliothekar erklären, was er lesen wollte, und den Punkt: „Frau Kehne war ein Glücksfall für die Bü- – Stadtarchiv Albstadt, Stadt Tailfingen, Gemeinde- nate später bittet er um Erhöhung seines Bibliothe- der Bibliothekar suchte dann das Geeignete heraus. cherei“. ratsprotokolle 1900 - 1970. kar-Salärs auf 20.000 Mark, und beides wird ihm an- Dieses System war im Jahr 1970 einfach nicht mehr zeit- Wir kommen zum Jahr 1987. Damals wurde im Ge- – Stadtarchiv Albstadt, Stadt Tailfingen, R-T 5630. standslos bewilligt. Man muss allerdings hinzufügen, gemäß: die Freihand-Bücherei war angesagt, so dass je- meinderat von Albstadt über den Abriss der Christ- – Erste Filmaufführung in Tailfingen: freundliche Mit- dass Anfang August 1923 eine Brezel 3500 Mark kos- der Leser zwischen den Regalen herumschlendern ophschule abgestimmt. Die Stadtväter wollten Platz teilung von Stadtarchivarin Dorothea Reuter, Ok- tete und zwei Wochen später schon 10.000 Mark, dass konnte, um sich selbst herauszusuchen, was ihm in- schaffen für eine grundlegende Sanierung der Tail- tober 2013. Ende August 1923 ein Glas Bier für 75.000 Mark zu ha- teressant erschien. Dazu waren aber umfangreiche finger Innenstadt. In der Folge wanderten 1988 die Bü- – Preise während der Inflationszeit 1923: Gottlob ben war und dass Mitte September ein städtischer Ar- Baumaßnahmen erforderlich, die 1971 durchgeführt cherei, Jahre später dann Musikschule und Notariate Friedrich Hummel, Geschichte der Stadt Ebingen, beiter in Ebingen einen Stundenlohn von 2,8 Milli- wurden. Die Bücherei hatte in der Folge doppelt so in das von Grund auf neu hergerichtete „Haus am Uh- 2. Aufl. 1936, S. 273. onen verdiente. So gesehen sind die von Karl Benz er- viel Platz, statt einem standen nun zwei Räume zur Ver- landsgarten“, ehemals Fabrikgebäude der Tailfinger – Käte Kehne, Neuanfang in der Bücherei: Zoller- betenen Beträge doch eher bescheiden. fügung, die hell und freundlich wirkten. Trikotfirma Bitzer und Lorch. Dieser Winkelbau be- nalbkurier 25. November 1999; Beurteilung: Ge- Im Lauf der 1920er Jahre steigt das Lese-Interesse Schließlich ging es auch um die Definition des- steht aus zwei Teilen, dessen älterer, an der Martin-Lu- spräch mit Horst Kiesecker, Oktober 2013. der Tailfinger Bevölkerung stark an, so dass im Herbst sen, was eine Bücherei sein soll: eine Buchausgabe- ther-Straße gelegen, um 1904 entstand; der jüngere Ge- – Firma Bitzer & Lorch: Bauakten in der Bauregistra- 1929 neben der bisher üblichen Ausleih-Stunde an den stelle oder ein kultureller Mittelpunkt für Tailfingen? bäudeteil 1922. Die Firma selbst wurde 1901 ge- tur des Technischen Rathauses der Stadt Albstadt; Freitagen eine weitere Ausleih-Stunde an den Diens- Frau Kehne sah sofort, dass die „Buchausgabestelle“ gründet. Karl Bergmann, Die Trikotagenindustrie in Tailfin- tagen eingerichtet wird. Karl Benz bittet um weitere ein Auslaufmodell war. Die Bücherei als lebendiger kul- Frau Kehne wirkte noch über zehn Jahre lang im gen/Württbg., Tailfingen 1947; Ingrid Helber, Stu- 70.- Reichsmark für die Mehrarbeit, was ihm an- tureller Mittelpunkt: das war ihr Ziel. Ihre Aktivitä- Haus am Uhlandsgarten; Ende 1999 trat sie in den mehr dien zur Industriearchitektur in Albstadt, Diss. Tü- standslos bewilligt wird. ten heben sich in den städtischen Unterlagen allein als wohlverdienten Ruhestand. Ihr ganz großes Ver- bingen 1999. Nun nähert sich mit Riesenschritten das Dritte Reich, das sich nur wenige Monate nach der Machtergrei- fung Hitlers auch auf die Tailfinger Bücherei aus- wirkt. Die NS-Gemeinderatsfraktion fordert, „alle mar- xistischen und zersetzenden Bücher“ aus der Stadt- bücherei auszuscheiden und überdies alle Werke jü- Als Volkslieder in Mode kamen discher Autoren zu vernichten. Karl Benz muss ent- setzt gewesen sein, denn was gibt es Schlimmeres für ei- nen Bibliothekar, als Bücher zu vernichten? Wenige Ta- Vortrag zur Eröffnung der Sonderausstellung „Liederbücher ab 1800“ - Von Dr. Volker Jehle (2) ge später gibt er eine Stellungnahme ab: Er teilt mit, dass eine Säuberung der Bücherei in amtlicher Form (Fortsetzung) Feinden sind unsere singend heranstürmenden Scha- ab 1800“ erstmals der Öffentlichkeit präsentieren: bereits erfolgt sei gemäß einer Liste des preußischen Eine der Fiesheiten des Dritten Reiches war die un- ren oft mit überirdischer Kraft versehen erschienen. Weltraritäten. Das mag auch erklären, weshalb wir un- Ministeriums für Wissenschaft, Kunst und Volksbil- auffällige und beinah unmerkliche Nutzbarmachung Und so war es auch.“ War es tatsächlich so? Laut sin- sere thematische Beschränkung hier durchbrechen und dung. Diese Säuberung habe zur Folge gehabt, dass der Wandervogel-Seligkeit. Jungvolk, BDM, HJ – La- gend scharenweise aufgesprungen und laut singend eben doch ein Gesangbuch zeigen. Wir durchbrechen 30 Bücher gesperrt wurden. Darüber hinaus warnte er gerfeuerromantik pur, wundervoll! Und mit Hans Bau- scharenweise ins Bajonett gerannt!? Entsetzliche Vor- auch unsere zeitliche Beschränkung, und zwar sozu- davor, „daß vorschneller Übereifer das zerschlägt, was mann hatte das Dritte Reich einen begnadeten Lie- stellung! sagen hemmungslos, nämlich um rund 250 Jahre. wir in treuer und mühsamer Arbeit aufgebaut ha- Die Christophschule um 1975. Foto: Stadtarchiv Albstadt derkomponisten, nur schade, dass er auf der bösen Sei- Beispiel aus dem nächsten Krieg. Da gab ein Herr Denn wir zeigen das älteste gedruckte Buch der Mu- ben.“ Das war ganz schön mutig in der damaligen Zeit! te stand, denn kompositionstechnisch sind die Sachen namens Stoffregen – ausgerechnet – eines der vielen sikhistorischen Sammlung Jehle, erst in diesem Jahr Wie es scheint, blieb die Tailfinger Bücherei von wei- waltungen sei noch immer NS-Material vorhanden. gang der Leser. 1958 waren es noch 140, und 1962 noch gut, und breiten Erfolg hatten sie auch. „Wir Mädel sin- Liederbücher für Soldaten heraus, er nannte seines zu- hinzugekommen, aber was heißt da eigentlich „Ge- terer, ideologisch bedingter Dezimierung ihres Bü- Solches Material sei bei den Landratsämtern abzu- mickrige 95. Während also die Bücherzahl in die Hö- gen und uns geht die Sonne nicht unter“ – noch heute fällig Deutsches Soldaten-Liederbuch, erschienen 1941 sangbuch“: „Das Newer vnd gemehret Gesangbuech- cherbestands verschont. Der Krieg allerdings brachte liefern. So kam es, dass im September 1948 die Mi- he stieg, sank die Zahl der Leser in tiefste Tiefen. gibt es Leute, natürlich ältere Semester, die die Lieder (zur Zeit der fröhlichen Tobakslieder), und Stoffregen lin, Darinn Psalmen, Hymni, Geistliche Lieder, Chor- trotzdem gewisse Einschränkungen: Ein Runderlass des litärregierung in Balingen der Stadtbücherei Tailfin- Bis zum Jahr 1958 war die jährliche Entlohnung des aus diesen Büchern nicht nur auswendig können, son- schreibt im Vorwort: „Der deutsche Soldat und das Sol- gesenge, Alte vnd newe Festlieder, sampt etlichen an- Reichsministeriums des Innern vom 23.10.1944 be- gen die Ablieferung von 316 Büchern bestätigte, aus- Bibliothekars auf DM 800.- gestiegen. Die wach- dern durchaus mit Inbrunst singen mögen. Natürlich datenlied sind zwei unzertrennliche Begriffe. Das gehencktenSchrifftspruechenvndCollectgebetlein,die sagt, dass in den öffentlichen Büchereien „nur noch gesondert höchstwahrscheinlich von Karl Benz, dem sende Zahl der Bände, so argumentierte Benz, er- nicht alle Lieder, jedenfalls wohl nicht gerade „Du lie- scheint eine Binsenweisheit zu sein, aber das Bild än- be sonders fleisses jetz z? sammen bracht seind. Mit diejenigen Arbeiten weiter zu führen sind, die die Buch- die Trennung von derartigem Schriftgut offensicht- fordere zusätzlichen Arbeitsaufwand, und so bat er im ber Führer, du oder Ich bin Adolf Hitlers kleiner Sol- dert sich, wenn man hinzufügt, daß die Zusammen- schoenen Figuren Hin vnd wider gezieret, vnd Rei- ausleihe und die sachgemäße Beratung des Lesers ge- lich nicht besonders schwer gefallen ist. Außerdem: Ab- März 1958 um eine Aufstockung auf DM 960.- . dat“. gehörigkeit von Soldat und Lied kaum irgendwo in der mensart gestellet. Getruckt z? Strasburg bey Thiebolt währleisten. Lesesäle sind zu schließen.“ Das hatte für liefern fällt dem Bibliothekar leichter als vernichten. Hatte die Kommune bisher immer ohne zu zögern den Hans Baumann aber schaffte es, mit „Hohe Nacht Welt so ausgeprägt ist wie in Deutschland. In man- Berger, am Weinmarckt zum Treübel, Anno 1566.“ Tailfingen keine weiteren Auswirkungen. Ein Lese- Mit den Fünfzigerjahren kommt das Wirtschafts- Bitten des Bibliothekars entsprochen, so erkundigte der klaren Sterne“ ein unchristliches Weihnachtslied chen Teilen des besetzten Gebietes kamen die Ein- Dieses Buch hat Martin Bucer (1491 – 1551) ge- saal war ohnehin nicht vorhanden. wunder auf die Alb, und das Wirtschaftswunder hat sich die Stadtverwaltung nun in Balingen, Böblin- zu schreiben, das in nahezu alle Weihnachtstuben Ein- wohner aus dem Staunen nicht heraus, als sie den macht. Bucer gilt als der Reformator Straßburgs und Zu dieser Zeit war das Ende der Nazi-Herrschaft nur sich in mehrfacher Hinsicht auf die Tailfinger Bü- gen, Ebingen, Oberndorf, Rottenburg, Rottweil und laß fand. Nicht ganz ohne Nachdruck. Als meine Mut- Marschgesang einer deutschen Kompanie hörten.“ Ge- des Elsaß. Als Student in Heidelberg begegnete er 1518 noch wenige Monate entfernt, und als es dann so weit cherei ausgewirkt. Zunächst einmal positiv: Als man Sindelfingen nach der Entlohnung der Bibliothekare ter in Bitz, ihrer ersten Stelle als Lehrerin, 1937 die wiss kamen sie nicht nur aus dem Staunen nicht mehr Luther, mit dem er sich später auseinandersetzte, was war, da dauerte es nicht lange, bis sich dies auch in im April 1954 die Lammerbergschule eingeweiht hat- und bewilligte ihm nach langem Zögern schließlich DM Weihnachtsfeier zu gestalten hatte und natürlich nur heraus, sondern auch aus dem Schrecken. Man ver- ihn nicht davon abhielt in sein Gesangbuch 34 Luther- der Tailfinger Bücherei bemerkbar machte, hatten es te, konnte die schon reichlich angejahrte Christ- 900.- , worauf Benz ziemlich verärgert reagierte. die lieben alten Weihnachtslieder singen ließ, kam hin- steht durchaus, weshalb der Begriff „the German Lied“ Lieder aufzunehmen. Mit Melanchthon verfaßte er zwei sich die französischen Besatzer doch als Ziel gesetzt, al- ophschule für andere Zwecke verwendet werden. Nach Das Jahr 1970 hatte für den nunmehr 85-jährigen terher die Ebinger Frauenschaftsleiterin zu ihr und nicht nur positive Gefühle weckt. Schriften. Er gab Reichsstädten eine Kirchenordnung le Spuren des Nationalsozialismus zu tilgen. Anfang weitreichenden Umbaumaßnahmen konnten schließ- Karl Benz eine ganz außergewöhnliche Ehrung pa- blaffte: „Sie werden doch wohl nicht an das Märchen Gehen wir lieber weiter, zu den geistlichen Lie- und beriet Herzöge und Könige, auf ihn geht die Kon- des Jahres 1946 erging somit ein Erlass, dass alle ver- lich mehrere Einrichtungen in die Christophschule ein- rat: das 50-jährige Dienstjubiläum als Bibliothekar, vom Kind in der Krippe glauben!“ dern. Auch da gibt es sogenannte Volkslieder – die je- firmation zurück (die erst von den Pietisten generell botenen Werke in einem verschlossenen Lokal auf- ziehen. Das waren neben der Bücherei die Notaria- denn er hatte 1920 seinen Dienst aufgenommen. An- Außerdem gab Hans Baumann für die Wehrmacht der kennt und jeder singt –, die wie die weltlichen Volks- eingeführt wurde). Er verlor seine Frau und 12 Kinder zubewahren sind. „Verboten“ bedeutete in diesem Zu- te, die Jugendmusikschule und das Tailfinger Stadt- lässlich seines Jubiläums bat Benz darum, altershal- sogenannte Singleiterkurse – mein Vater besuchte ei- liederbuch-Sammlungen für allerlei Guppen und An- an die Pest, nur der geistig behinderte Sohn überlebte sammenhang: alle Titel militaristischen, nationalis- archiv, das ganz oben unter dem Dach eine Bleibe ge- ber von seinem Amt zurücktreten zu dürfen. Diese Bit- nen davon, in Skien in Norwegen, November/De- lässe zusammengestellt werden: „Lobt froh den Herrn! und die beiden Kinder mit der zweiten Frau, Wibran- tischen und rassistischen Inhalts. funden hatte. te wurde ihm gewährt. Ein Jahr später ist er ver- zember 1941. Und so wundert es niemand, daß das Sol- Geistliche Lieder für jung und alt, / Der helle Ton. Ein dis Rosenblatt. 1549 emigrierte er nach England, wo er In der Folge wandte sich Benz wieder mal an das Bür- Eine weitere, positive Folge des Wirtschaftswun- storben. daten-Liederbuch gerade im Zweiten Weltkrieg be- Liederbuch für die deutsche evangelische Jugend / Sin- eine Professur in Cambridge erhielt. germeisteramt mit der Bitte um Erhöhung der Mittel ders war, dass die Stadt aus der Gewerbesteuer stän- Die Tailfinger Stadtverwaltung sah sich nun vor ei- sonders weit verbreitet war. Begonnen hatte es schon gebronn. Lieder katholischer Frauenjugend / Lied- Die erste Auflage seines Gesangbuchs erschien in für Bücher, weil durch die Säuberung „empfindliche dig steigende Geldmittel zur Verfügung hatte, die sich ner folgenschweren Entscheidung: Entweder die Bü- zu bester Wandervogelzeit, also im Ersten Weltkrieg. bätter der evangelischen Jugend auf dem Lande / Das Straßburg bei Wolfgang Köpfel 1545. Die 2. Auflage Lücken“ entstanden seien. Diese erste Säuberung ver- sehr günstig auf den Bücherbestand auswirkten. Wa- cherei schließen oder aber einen Neuanfang wagen, Man beeilte sich sogar, sofort ein Liederbuch für die Quempas-Heft. Auslese deutscher Weihnachtslieder. ebenda 1547. Die 3. Auflage in Straßburg bei Thibold liefwohlnichtganzzurZufriedenheitderBesatzer,denn ren es 1951 noch 2800 Bücher, so kam man 1958 schon das war hier die Frage. Bürgermeister Kiesecker ent- Soldaten parat zu haben, das erste womöglich schon Im Auftrage des Finkensteiner Bundes herausgege- Berger 1559. Die 4. Auflage ebenda 1562. Die 5. Aufla- 1947 musste nochmals gesäubert werden. Bürger- auf deren 4300, 1965 bereits auf 5500 und 1970 schließ- schied sich für den Neuanfang. Und für die damals Ende 1914: „Unser Liederbuch. Eine Sammlung deut- ben“ und so weiter. Es gibt aber auch Kunstlieder, ge, 1566, abermals bei Berger, nun aber nicht mehr „am meister Schöller teilte dem Landratsamt im April 1947 lich auf stolze 7000. 33-jährige Käte Kehne als Nachfolgerin von Karl Benz. scher u. österreichischer Soldaten-, Volks- u. Heimat- kunstvolle Kompositionen, wir zeigen als Beispiele Wil- Barfüsser platz“, sondern wie gesagt „am Weinmarckt mit, dass im Juli 1945 150 Bücher ausgesondert wor- Die andere Auswirkung des Wirtschaftswunders war Käte Kehne hatte zuvor schon in der Bücherei aus- Lieder. Nach Auswahl von Major a. D. E.[ernst] Mo- helm Paulus, Johannes Jehle, Hermann Stern, Chris- zum Treübel“. Die beiden ersten Auflagen sind nicht er- den seien und im April noch einmal 50. Aber damit negativ. Seit Mitte der Fünfzigerjahre hatten die Haus- geholfen und war auf diese Weise dem Bürgermeis- rath“. Der beginnt das Vorwort so: „Kriegszeit ist San- tian Lahusen und Kurt Rommel. halten geblieben, oder sagen wir: nicht nachzuweisen, nicht genug. Das Innenministerium des Landes Würt- halte mehr und mehr ein Fernsehgerät, und wer Abend ter bekannt. geszeit geworden.“ Ja? „Singend zog die Blüte Deutsch- Abschließend sei noch – natürlich eher beiläufig, je- man kennt sie nur aus der minutiösen Arbeit des Phi- temberg-Hohenzollern teilte den Landratsämtern im für Abend vor der Glotze hockt, der steckt die Nase sel- Als Käte Kehne am 1. September 1970 ihr Amt an- lands in den Kampf. Singend folgten die Väter.“ Oh weh, denfalls nicht auftrumpfend – auf zwei Einmaligkeiten lipp Wackernagel: „Bibliographie zur Geschichte des November 1947 mit, bei gewissen deutschen Ver- tener in Bücher. Deshalb ergab sich seit 1957 ein Rück- trat, war die Zahl der Leser auf 29 gesunken, sie muss- man sieht sie gehen, aber nicht wiederkommen. „Den hingewiesen, die wir in der Ausstellung „Liederbücher deutschen Kirchenliedes im XVI. Jahrhundert“, ein Seite 1875 Heimatkundliche Blätter Januar 2014

Buch, das übrigens bereits 1855 erschienen ist, zum naueschingen) war als Bub Sopranist an der Münch- men des zweiten Teils schon brannten ... Glück, denn seither ist offenbar einiges verlorenge- ner Hofkapelle, dann Baß-Sänger, ab 1768 Hohenzol- Heute würde so etwas nicht mehr passieren! Oder gangen. Ein Expl. der 3. Auflage steht in der Bayeri- lerisch-Sigmaringer Forst- und Kapellmeister in Sig- wieder? Dass im Computerzeitalter der Originalitäts- schen Staatsbibliothek München. Ein Expl. der 4. Auf- maringen. Die beiden Teile seiner Gellert-Vertonun- begriff verlorenzugehen droht, ist allgemein bekannt. lage steht in der Stadtbibliothek Trier. Das hat den- gen sind bekannt und werden im Internet neuaufbe- Noch nicht allgemein bekannt ist der Umstand, daß selben Seitenumfang wie unser Exemplar, und natür- reitet und kostenpflichtig als Notenmaterial an-gebo- viele Vertreter der allergiegeplagten Handy- und Ta- lich haben wir die beiden Bücher detailliert vergli- ten, nicht aber die Einzelstimmen. Der Anbieter, von blet-Generation ein altes Buch gar nicht mehr auf- chen, mit dem Resultat: unser Expl. stammt von der 5. uns kontaktiert, ließ uns etwas herablassend wissen, schlagen können, ohne von Nießattacken, Reizhusten und letzten Auflage. Zwar fehlen einige Blätter und so- Einzelstimmen zu diesem Werk seien überhaupt nicht und Hautausschlägen heimgesucht zu werden. Das läßt gar das Titelblatt – dem Trierer Exemplar geht es nicht erschienen. Irrtum! Wir haben sie, wenn auch nur vom Schlimmes befürchten. Für’s Buch. Für’s erste aber besser –, es ist also ein Torso, aber lieber ein Torso als ersten Teil. soll’s mir recht sein: dann verkaufen sie die alten Din- Jahrgang 61 31. Januar 2014 Nr. 1 garnichts, denn außer bei uns läßt sich weltweit kein Martin Friedrich Jehle schrieb 1975 in einem Zei- ger schnell und billig. einziges anderes Expl. der 5. Auflage nachweisen. Die- tungsartikel über die Ebinger Martins-kirche („Man Damit „wir“ uns an einer großen Buchausstellung er- ses Buch liegt als einziges Stück in Virtine 1. hätte ein Fest feiern sollen“): „Wir Ebinger sind arm an freuen können, auch wenn das zu einer antiquierten Zweitens, die ganze Vitrine 4: „C.[hristian] F.[ürch- Unterlagen für unsere Stadtgeschichte. Auch die kirch- Beschäftigung geworden ist. Keine Sorge übrigens: die- tegott] Gellerts Oden und Lieder, mit neuen Melodien lichen Akten gehen nicht weit zurück. Das Taufregister se gesundheitsgefährdenden Objekte liegen bei uns zum Singen beym Claviere für eine und mehrere Stim- beginnt mit dem Jahre 1565, das Eheregister mit dem hinter Glas. men“ von Johann Georg Wernhammer, erster Teil 1777, Jahre 1566, das Totenbuch mit dem Jahre 1676. Es sind Wir betrachten diese Ausstellungseröffnung als ers- Unverzichtbar fürs kulturellen Leben zweiter Teil 1785, streng genommen keine Liederbü- vorher und nachher viele Unterlagen verloren gegan- te Veranstaltung zu Ehren des 100. Geburtstags von cher, aber Kunstlieder sind eben nicht zwischen prall- gen. Nicht nur im 30jährigen Krieg, auch später noch Martin Friedrich Jehle am 3. Januar 2014. Martin Fried- gefüllten Deckeln zu finden. Im ersten Teil mit Tinte durch Feuersbrünste und durch die Mißachtung alter rich Jehle hat ja nicht nur dieses Museum gegründet Die Geschichte der Bücherei in Tailfingen - Von Dr. Peter Thaddäus Lang von alter Hand: „Von der St. Martins-Pfleg zur Kirchen Akten. Bürgermeister Hartmann – nach dem die Hart- und bis zu seinem Tod 1982 betreut, sondern er hat in Musik erkauft. / Ebingen, 1791. im Jänner.“ Vom ers- mannstraße heißt – hat in einem kalten Winter solche Ebingen das Musikhaus Johannes Jehle geleitet, als Anlässlich seines 50-jährigen Dienstjubiläums im Jahr ten Teil liegen die Stimmen bei, alle extra gebunden: Dokumente in den Rathausofen gesteckt. Nach dem Obermeister der Württembergischen Klavierbauer-In- 1970 berichtet der damalige Betreuer der Bücherei, Karl Sing-stimmen, aber auch Instrumente: zwei Geigen, zweiten Weltkrieg habe ich interessante Noten‚1791 zur nung in Ebingen Klaviere und Flügel gebaut, von 1949 Benz, er habe eine Urkunde gefunden, wonach die öf- Bratsche und ein Fondament-Baß (im Unterschied zum Kirchenmusik erkauft‘ aus dem brennenden Ofen der bis 1977 den Chor der Friedenskirche geleitet und zahl- fentliche Bücherei bereits im Jahr 1870 bestanden ha- so auch genannten „Singe-Baß“). Zu unserem großen Martinskirche gezogen.“ reiche große Konzerte veranstaltet, unvergessen auch be. Diese Bücherei sei vom damaligen Pfarrer gelei- Bedauern fehlen die Stimmen zum zweiten Teil. Wer weiß, ob mein Vater nicht einfach nur ein biß- seine alljährliche Weihnachtmusik am Erscheinungs- tet worden und habe hauptsächlich aus religiösen Bü- Johann Georg Wernhammer (gest. 1807 in Do- chen zu spät in die Heizung gekommen ist und die Stim- fest. chern bestanden. Diese Information findet sich in dem Tailfinger Gemeinderatsprotokoll, in welchem von der Jubiläumsfeier des Büchereileiters die Rede ist. Wo- her der 85-jährige Jubilar dieses weiß, ist unbekannt; es gibt auch keine andere Quelle, die dieses Alter der Veranstaltungen und Exkursionen Tailfinger Bücherei bestätigt. So bleibt es also bei dem uns bekannten Jahr 1900, Die Angebote und Termine der Heimatkundlichen Vereinigung im Februar und März in welchem die Tailfinger Bücherei erstmals erwähnt wird: Mit Datum vom 27. Oktober 1900 schlägt die Tail- finger Ortsschulbehörde dem Gemeinderat vor, „die FEBRUAR zur Stuttgarter Markthalle auf den Spuren des Archi- tung der hohenzollerischen Fürstentümer (1803/06), Verwaltung der hiesigen Ortslesebibliothek, insbe- tekten Martin Elsaesser und der Malerin Käte Schal- 3. Frauen von Häftlingen im KZ Heuberg, 4. Wider- sondere die Anschaffung neuer Bücher und die Vor- Mittwoch, 19. Februar, Vortrag: „Graf Stauffenberg ler-Härlin. stand von Frauen im Dritten Reich: die „Weiber- nahme des jährlichen Sturzes dem Ortsgeistlichen zu und die Württembergs“ mit Dr. Eberhard Fritz. Ge- Zum Schluss steht eine Führung durch die aktuelle schlacht Geislingen“. übertragen.“ Dieser Vorschlag ist wohl folgender- meinsame Veranstaltung mit dem Hohenzolleri- Landesausstellung „Im Glanz der Zaren. Die Roma- 15 Uhr, Balingen, Landratsamt Zollernalbkreis (Sit- maßen zu interpretieren: Die Gemeinde Tailfingen, schen Geschichtsverein. nows, Württemberg und Europa“ auf dem Programm. zungssaal), Hirschbergstraße 29, Eintritt frei. durch reichlich fließende Gewerbesteuer mit Geld- Trotz ausführlicher Forschungen zu seinem Leben Anhand der fünf Ehen – der Russinnen in Württem- mitteln gesegnet, legt sich eine öffentliche Bücherei und zum Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 sind Le- berg und der Württembergerinnen am russischen Za- Mittwoch, 12. März 2013, Werksbesichtigung der Fir- zu, denkt aber nicht daran, dass diese neue Ein- ben und Einstellungen des Attentäters und seiner Fa- renhof – erzählt die Ausstellung von Prunk, Pracht und ma Bizerba GmbH & Co. KG mit Dr. Michael Wal- richtung gepflegt sein will. Wohl erst nach einigen Mo- milie vor der Tat den Deutschen weitgehend unbe- Herrlichkeit, aber auch von Heimweh und Alltag, von ther. naten – oder vielleicht auch erst nach ein bis zwei Jah- kannt, ihr Interesse an den widersetzlichen Figuren ih- Glaube und Mythos, und vom Austausch zwischen 14 Uhr, Wilhelm-Kraut-Straße 65, Anfahrt mit Pri- ren – stellt die Ortsschulbehörde diesen Mangel fest. rer Geschichte eher gering geblieben. Der Archivar des Russland und Württemberg in Bildung, Wissenschaft vat-PKW. Anmeldung unbedingt erforderlich. Teil- Das würde auf eine Gründung der Tailfinger Bü- Hauses Württemberg in Schloss Altshausen, Dr. Eber- und Wirtschaft. Herausragende und teils erstmals au- nahme frei. cherei im Jahr 1898, 1899 oder möglicherweise auch hard Fritz, wird etwas Licht in die familiäre Vorge- ßerhalb Russlands gezeigte Exponate bringen den erst im Frühjahr 1900 hinauslaufen. schichte bringen. Der Vater der Stauffenberg-Brüder, Reichtum des Zarenhofes wieder zurück nach Stutt- Die Bücherei erfreut sich offensichtlich gleich von Alfred Graf Stauffenberg, leitete lange die private Ver- gart. Hochkarätige russische Museen, wie Kreml, Staat- STAMMTISCHE Anfang an regen Zuspruchs. So ist bereits 1904 von mögensverwaltung des vormals königlichen Hauses liches Historisches Museum Moskau oder das Reser- der „außerordentlich starken Benutzung“ die Rede, Württemberg. Dr. Fritz zeigt die Verbindungen zu den vat Pawlowsk konnten als Leihgeber für prunkvolle Ob- Jeweils am ersten Mittwoch eines Monats trifft sich weshalb der nebenberuflich tätige Bibliothekar seine württembergischen Herzögen auf und erläutert, wel- jekte gewonnen werden. unter der Leitung von Dr. Peter Th. Lang der Ebin- jährliche Entlohnung von 27 auf 50 Mark erhöht be- che Impulse die Brüder Stauffenberg aus diesem Kon- Abfahrt in Albstadt-Ebingen, Busbahnhof 7 Uhr, Ba- ger Stammtisch um 15.00 Uhr im Café Wildt-Abt, Son- kommt. Das scheint nicht viel Geld, aber wenn man be- takt für ihre oppositionelle Haltung gewonnen haben. lingen, Stadthalle 7.30 Uhr. Umlage 38 Euro für Fahrt, nenstraße 67, 72458 Albstadt-Ebingen, Telefon denkt, dass damals eine Brezel ungefähr drei Pfen- 20 Uhr, Albstadt-Lautlingen, Stauffenbergschloss, Eintritte und Führungen. (0 74 31) 41 88. nig kostete, und heute 70 Cent, also 23mal so viel, dann Eintritt frei. kommt man auf über 1000 Euro im Jahr. Eine ähn- Anmeldung zu den Veranstaltungen über den Ge- liche Rechnung: Die erste Kino-Aufführung fand in Samstag, 22. Februar, Tagesexkursion: „Frühling im MÄRZ schäftsführer Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, Tailfingen im April 1911 statt und der erste Platz kos- Südwesten – Neuer Stil um 1900“ und Landesaus- 72461 Albstadt, Telefon (0 74 32) 68 07. tete 50 Pfennig. Heute würde man für den ersten Platz stellung „Im Glanz der Zaren“ mit Dr. Veronika Mer- Donnerstag, 6. März, Vortrag: Rückblick zu den Email: [email protected] sicher mindestens zehn Euro bezahlen, als 20mal so tens. Gemeinsame Veranstaltung mit dem Galerie- Fahrten „Trentino“ und „Taubertal“ mit Wolfgang oder [email protected] sowie über unsere viel. Wenn man nun berücksichtigt, dass dieser Bib- verein Albstadt. Willig. Homepage www.heimatkundliche-vereinigung.de. liothekar mindestens 50 Stunden Aufwand pro Jahr Die Exkursionsteilnehmer besuchen zunächst die Rückblick zu den beiden Studienfahrten des Jahres hatte, dann kam er auf einen Stundenlohn von 20 Eu- Pfullinger Hallen und anschließend die Pfarrkirchen 2013 mit anschließendem gemütlichem Beisammen- Bei allen Veranstaltungen sind Gäste jederzeit will- ro, was nicht gerade bodenlos schlecht ist. Alle uns be- Das Haus am Uhlandsgarten 1988. Foto: Stadtarchiv Albstadt in Holzelfingen und Stuttgart-Gaisburg. Weiter geht es sein. Für Bewirtung ist gesorgt. kommen. kannten Bibliothekare in Tailfingen waren übrigens bis 18 Uhr, Balingen, Landratsamt Zollernalbkreis (Sit- spät im 20. Jahrhundert im Hauptberuf Lehrer. Tailfinger Gemeindeverwaltung hatte nun andere Sor- Das Kaiserreich bestand nun nicht mehr; man hat- zungssaal), Hirschbergstraße 29, Eintritt frei. Herausgegeben von der Die Geschicke unserer an Wechselfällen reichen gen, als ein Bücherverzeichnis drucken zu lassen. te nun eine Republik und eine sozialdemokratische Re- Heimatkundlichen Vereinigung Zeitgeschichte spiegeln sich wiederholt am Gesche- Die Bücherei befand sich zur damaligen Zeit in der gierung; kurz: Es herrschte ein vollkommen neuer Geist. Samstag, 8. März, Tag der Archive im Stadtarchiv hen in der Tailfinger Bücherei, und das erste große Er- Bismarckschule, die sich an der Hechinger Straße be- Das dachte sich auch der Weber und Gewerkschaft- Albstadt mit Dorothea Reuter: Fotoausstellung und Zollernalb Die Autoren dieser Ausgabe eignis im gerade angebrochenen 20. Jahrhundert war fand, etwa dem Schreibwarengeschäft Gonser ge- ler Jakob Conzelmann, der im Frühjahr 1920 an das Archivalienschau. denn der Erste Weltkrieg. genüber. Heute sind nur noch die Fundamente die- Schultheißenamt Tailfingen einen Brief schrieb des In- Vorsitzender: 14 Uhr bis 17 Uhr, Stadtarchiv, Johannesstraße 5, Der am 20. Januar 1914 ins Amt gekommene Volks- ser Schule zu sehen. Sie musste abgerissen werden, halts, man möge doch eine Kommission bilden, in der 72458 Albstadt, Eintritt frei. Dr. Andreas Zekorn, Landratsamt Zollernalbkreis, 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 92 11 45 schulrektor Kammerer war als Bibliothekar äußerst weil sie bei dem Erdbeben 1978 stark beschädigt wur- auch die Arbeiterschaft vertreten sei. Diese Kom- fleißig: Innerhalb kürzester Zeit fertigte er ein Ver- de. Weil die Bismarckschule nach Kriegsbeginn zu ei- mission solle bei der Bücherbeschaffung mitwirken im Dr. Volker Jehle Samstag, 8. März, Tag der Archive im Stadtarchiv zeichnis aller vorhandenen Bücher an, das gedruckt nem Lazarett umfunktioniert wurde, kam der Aus- Hinblick auf den „Geist der neuen Zeit“. Der Tail- Bachstraße 56 Geschäftsführung: Balingen mit Dr. Hans Schimpf-Reinhardt: Präsen- werden sollte. Man muss allerdings dazu sagen, dass leihdienst der Bücherei zum Erliegen. Die Bücher selbst finger Gemeinderat nahm diese Anregung gerne auf 72351 Geislingen Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, tation ausgewählter Dokumente. die Bücherei zu dieser Zeit exakt nur 1275 Titel um- wurden dennoch weiter benützt, und zwar von den In- und beauftragte Schulheiß Hufnagel, eine solche Kom- 14 Uhr, Stadtarchiv, Charlottenstraße 31, 72336 Ba- 72461 Albstadt, Telefon (0 74 32) 68 07 fasste; die Arbeit war also durchaus überschaubar. Rek- sassen des Lazaretts. mission zusammenzustellen. Schultheiß Hufnagel war lingen, Eintritt frei. tor Kammerer arbeitete auch eine Bücherei-Ordnung Nach Ende des Kriegs kehrte wieder der normale aber eher konservativ und außerdem ein Schlitzohr: Dr. Peter Thaddäus Lang E-Mail: [email protected] aus, nach der eine Leihgebühr von 20 Pfennig erho- Schulbetrieb ein, und auch die Bücherei wurde wie- Er berief insgesamt acht Männer in das Gremium, da- Lammerbergstraße 53 Sonntag, 9. März, Tag der Archive im Kreisarchiv ben wurde, eine Leihfrist von drei Wochen bestand und der aktiviert. Als ein neuer Bibliothekar den Bü- runter fünf Lehrer, ein Pfarrer und zwei Arbeiter. Im 72461 Albstadt Redaktion: Zollernalbkreis mit Dr. Andreas Zekorn. bei Verspätung ein Bußgeld von fünf Pfennig pro Tag er- cherbestand überprüfte, war er ziemlich entsetzt: Die Zweifelsfall hatten die beiden Arbeiter also wenig zu Ausstellung und Kurzvorträge: 1. Der Einfluss von Daniel Seeburger, Grünewaldstraße 15, 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 2 66-1 53 hoben wurde. Aus der Drucklegung wurde allerdings Soldaten waren nämlich keineswegs sehr pfleglich mit melden. Am 9. März 1921 trat die Bücherei-Kom- Frauen in der Frühen Neuzeit, 2. Fürstin Amalie Ze- nichts, weil im Sommer 1914 der Krieg ausbrach. Der den Büchern umgegangen: Vieles fehlte, vieles be- mission erstmals zusammen. Außer dieser ersten Sit- phyrine von Hohenzollern-Sigmaringen und die Ret- Volksschulrektor Kammerer musste einrücken, und die fand ich in einem üblen Zustand. zung ist keine andere Aktivität aktenkundig gewor- Seite 1879 Heimatkundliche Blätter Februar 2014

Im Altertumszimmer im Musikhaus verwahrte er Martin Friedrich Jehle selbst am Dirigentenpult, ganz gantenEbingerFirmengeschichteschlosserab,imMärz nebst alten Musikinstrumenten auch die musikali- Ebingen pilgerte hin. Unvergessen seine alljährliche 1981 gab er Blickles den Fabrikschlüssel zurück, nicht schen Nachlässe seines Vaters und Großvaters – die Ur- Weihnachtsmusik in der Friedenskirche, am Erschei- ohne zuvor einiges Inventar der Klavierfabrik und vor zelle der Musikhistorischen Sammlung Jehle. 1948 nungsfest, also drei Tage nach seinem Geburtstag. 1977, allem die musikwissenschaftliche Bibliothek aus dem stellte er die Sammlung erstmals öffentlich vor, in ei- nach Differenzen mit dem seinerzeit amtierenden Frie- Chefbüro in die Musikhistorische Sammlung gebracht ner großen Ausstellung im Neuen Vereinshaus, 1964 denskirchen-Pfarrer über Fragen der liturgischen zu haben – der dritte musikalische Jehle-Nachlass. End- machte er sie öffentlich zugänglich, und zwar im obers- Funktion eine Chors im Gottesdienst, löste er den „Jeh- lich konnte er sich ganz der Musikhistorischen Samm- ten Stock des Ebinger Rathauses neben dem Heimat- le-Chor“ auf. lung Jehle und seinen musikhistorischen Forschun- museum, 1970 verkaufte er sie der Stadt Ebingen (da- Die Einstellung des ersten Lehrlings zum 1. August gen widmen. mals noch nicht Albstadt). Seit 1977 wird die Samm- 1949 gilt als Datum der Gründung der Pianofortefab- Doch bereits Mitte 1982 kam er wegen Diabetes ins Jahrgang 61 28. Februar 2014 Nr. 2 lung im Lautlinger Schloss gehütet, betreut seit über rik Jehle. Zunächst im Hinterhaus der Fabrik Linder & Krankenhaus, zuerst Ebingen, dann Tübingen. Das Er- dreißig Jahren von seiner ältesten Tochter, Ursula Epp- Schmid in der Schmiechastraße, ab 1956 in den zwei scheinen seines Buches „Württembergische Klavier- ler. unteren Stockwerken der Farbrik Erwin & Hugo Bli- bauer des 18. und 19. Jahrhunderts“ Ende Oktober 1982 1948 übernahm er den Chor der Friedenskirche: li- ckle in der Riedstraße. Seine Klaviere und Flügel lie- im renommierten Fachverlag „Das Musikinstrument“ turgische Gottesdienstbegleitung, jährliche Singwo- ferte er weltweit, sein Schrankflügel war die Sensation nahm er noch zur Kenntnis. Am 14. November 1982 chen, vielbeachtete Aufführungen auch zeitgenössi- der Frankfurter Musikmesse 1967. 1975 übergab er das starb er in der Chirurgischen Klinik Tübingen. Bei sei- scher Musik (Lahusen, Burgmann etc.), auch große Musikhaus seinem ältesten Sohn, Peter, verlegte sein ner Beerdigung im Familiengrab auf dem Ebinger Herausragende Künstler Konzerte mit Chor, Orchester und Solisten, anders als Büro in die Klavierfabrik und firmierte fortan „Jehle Friedhof trat der Chor der Friedenskirche noch ein- bei den lediglich organisierten Konzerten stand nun KG“. Doch auch dieses Kapitel dieser eher extrava- mal zusammen. Friedrich Eckenfelder und der Schwäbische Impressionismus - Von Dr. Ingrid Helber

Aus aktuellem Anlass, das heißt zum 150. Geburtstag des Balinger Malers Friedrich Eckenfelder, wollte auch der Bürgerverein anlässlich seines eigenen Jubiläums Termine und Exkursionen an den Künstler erinnern. Bereits im Frühjahr 2011 war Friedrich Eckenfel- Die Termine der Heimatkundlichen Vereinigung in den kommenden Monaten der in der Städtischen Kunstsammlung in Murrhardt mit sechs Werken vertreten unter dem Titel: „Schwä- bischer Impressionismus im Umfeld von Heinrich von MÄRZ Sonntag, 9. März: Tag der Archive im Kreisarchiv Zol- 14 Uhr, Wilhelm-Kraut-Straße 65 in Balingen. Anfahrt Zügel.“ Zügel war Lehrer und Freund Friedrich Ecken- lernalbkreis mit Dr. Andreas Zekorn. Ausstellung und mitPrivat-PKW.EsbestehteineWarteliste. felders. In dem zur Ausstellung erschienenen Katalog Donnerstag, 6. März: Vortrag: Rückblick zu den Fahr- Kurzvorträge. finden sich u.a. sechs Bilder und eine Kurzbiografie ten„Trentino“und„Taubertal“mitWolfgangWillig. „Frauen – Männer – Macht“ – Unter diesem Motto steht Eckenfelders. Weiterhin wurden in der ebenfalls 2011 Rückblick zu den beiden Studienfahrten des Jahres 2013 der Tag der Archive 2014. Das Kreisarchiv Zollernalbkreis APRIL präsentierten Ausstellung „Nützliche Natur“ der mitanschließendemgemütlichemBeisammensein.Für beteiligt sich an diesem Tag mit einer Vortragsveranstal- Kunststiftung Hohenkarpfen Werke Eckenfelders ge- Bewirtungistgesorgt. tung und einer kleineren Archivalien-Präsentation.In Mittwoch,9.April:Ausstellungsführung:Diktaturund zeigt. Hier zierte sogar ein Kunstwerk des Balinger 18 Uhr, Balingen, Landratsamt Zollernalbkreis (Sit- vierKurzvorträgenwirdaufdasThema„Frauen–Männer Demokratie im Zeitalter der Extreme mit Dr. Andreas Künstlers das Titelbild des Ausstellungskatalogs: „Zwei zungssaal),Hirschbergstraße29,Eintrittfrei. – Macht“ eingegangen. Zunächst befasst sich Kreisarchi- ZekornundDr.MichaelWalther. Pferde am Pflug“. Vom 17. 9. bis zum 27. 11. 2011 wid- var Dr. Andreas Zekorn mit der Stellung der Frauen in der Streiflichter auf die Geschichte Europas im 20. Jahrhun- mete die Stadt Balingen in der Friedrich-Eckenfel- Samstag, 8. März: Tag der Archive im Stadtarchiv Alb- Frühen Neuzeit, also in der Zeit bis 1800. Frauen besaßen dert (Ausstellung vom 24. 3. – 23. 5.). 16 Uhr, Balingen, der-Galerie in der Zehntscheuer dem Künstler die Aus- stadtmitDorotheaReuter. damals z.B. kein volles Bürgerrecht und waren damit von Landratsamt Zollernalbkreis (Foyer), Hirschbergstraße stellung „Eckenfelder privat“. Fotoausstellung und Archivalienschau. Das Stadtarchiv den Gemeindeversammlungen ausgeschlossen. Aller- 29,Eintrittfrei. Anfang 2012 erwarb dann der Balinger Bürgerver- Albstadt öffnet an diesem Tag zwischen 14.00 Uhr und dings konnten sie einen indirekten Einfluss auf ihre ein e.V. das in dieser Ausstellung gezeigte bedeuten- 17.00 Uhr für den Tag der Archive die Türen. Um 14.30 Männer nehmen, der hin und wieder in den Quellen Freitag, 25. April: Mitgliederversammlung: Festakt de Gemälde „Balingen, an der Eyach“ vom Kunst- und 16.00 bieten wir Führungen in die Magazine an. deutlich wird. Zudem besaßen sie ein bestimmtes Wahl- zum 60-jährigen Jubiläum der Heimatkundlichen haus Bühler in Stuttgart und sicherte es damit für die Darüber hinaus präsentieren wir eine Archivalienschau recht, nämlich das Recht, die Hebamme zu wählen. Eine VereinigungZollernalbe.V.undVortragvonDr.Stefan Balinger Bürger. Der Bürgerverein übergab das Bild als undzeigenalteFilme. Frau mit einer gewissen Macht und unmittelbaren Ver- Borchardt (Kurator des Kunstmuseums Hohenkarp- Dauerleihgabe an die Stadt Balingen und damit an die 14 Uhr – 17 Uhr, Albstad-Ebingen, Stadtarchiv, Johan- bindungen zum mächtigsten Mann seiner Zeit war Fürs- fen): „Kunstschaffende im deutschen Südwesten und Friedrich-Eckenfelder-Galerie. nesstraße5,Eintrittfrei. tin Amalie Zephyrine von Hohenzollern-Sigmaringen. derErsteWeltkrieg“. Zunächst sollen wichtige Stilmerkmale des Im- Zwar entfloh sie den engen Verhältnissen in Sigmaringen 18 Uhr, Balingen, Landratsamt Zollernalbkreis (Sit- pressionismus aufgezeigt wie auch die Charakteristi- Samstag, 8. März: Tag der Archive im Stadtarchiv Ba- und ihrem Ehemann Fürst Anton Aloys von Hohenzol- zungssaal),Hirschbergstraße29,Eintrittfrei. ka des deutschen und des „Schwäbischen Impressi- bach“ bezeichnet wurde, oder der in Albstadt-Truch- Freilichtmalerei. Voraussetzungen dafür waren tech- lingenmitDr.HansSchimpf-Reinhardt. lern-Sigmaringen, nutzte aber später ihre Bekanntschaft onismus“ verdeutlicht werden. Danach folgen Ein- telfingen geborene und hier in der Umgebung kaum be- nische Neuerungen wie preiswerte Tubenfarben ab Präsentation ausgewählter historischer Dokumente mit Napoleon, um die Selbstständigkeit der Fürstentü- blicke in den Münchener Kunstbetrieb, in dem Fried- kannte Gustav Essig, der später in Murrhardt gelebt 1840, transportierbare Leinwände und Malkartons, zumFrauenalltag. mer Hohenzollern-Hechingen und Sigmaringen be- rich Eckenfelder lebte und arbeitete. Zum Schluss sol- hat. Bestenfalls erinnert man sich noch an Professo- Feldstaffeleien sowie breitere und flache Borsten- wahren zu helfen. Damit konnten diese beiden Kleinst- Vergangene Lebensverhältnisse und Alltagserfahrun- len Motive und Arbeitsweise Eckenfelders näher be- ren der Kunstakademien wie an den gebürtigen Ebin- pinsel, die neue Möglichkeiten für schwungvolle Pin- staaten neben Baden und Württemberg die napoleoni- STAMMTISCHE gen der Frau spiegeln sich auch in den Dokumenten der leuchtet und eingeordnet werden. ger Christian Landenberger, von dem die Städtische selhiebe und Farbexperimente boten. Diesbezügliche sche Flurbereinigung zu Beginn des 19. Jahrhunderts Kommunalarchive wider. Über sie erfahren wir z.B. wie Jeweils am ersten Mittwoch eines Monats trifft sich un- Galerie Albstadt zahlreiche Gemälde besitzt, aber zu- Exponate sind in der Eckenfelder-Galerie zu sehen. überleben und einen hohenzollerischen Sonderweg ein- erschreckend hoch die Zahl der Geburten und die Säug- ter der Leitung von Dr. Peter Th. Lang der Ebinger Deutsche Impressionisten verkannt letzt selten ausgestellt hat. Professor Gustav Schönleber entwickelte um 1880 schlagen. Nach den beiden Vorträgen von Kreisarchivar - lingssterblichkeit, aber auch die Sterblichkeitsrate der Stammtisch um 15 Uhr im Café Wildt-Abt, Sonnenstra- Dr. Zekorn wird sich Dr. Michael Walther mit der Rolle und vergessen Zum „Schwäbischen Impressionismus“ werden Ma- eigens einen Farbkasten für die Freilichtmalerei mit Öl- Frauen selbst war. Wie wurden Sitte und Moral kontrol- ße67,72458Albstadt-Ebingen,Telefon07431/4188. von Frauen im Dritten Reich befassen. Zum einen wird er Schon seit längerer Zeit haben in den großen Kunst- ler und Malerinnen gezählt, die in Württemberg ge- farben. Für das schnelle Arbeiten in der Natur hatten liert? Wie sah es mit der schulischen und beruflichen den begrenzten Einflussmöglichkeiten von Ehefrauen institutionen Baden-Württembergs keine Impressio- boren sind oder hier gewirkt haben, wobei in der An- davor nur Aquarellfarben verwendet werden können. Bildung aus. Ab wann und wozu gab es die Frauenar- früher politischer KZ-Häftlingen nachgehen, anhand ei- Anmeldung zu den Veranstaltungen über den Ge- nismus-Ausstellungen mehr stattgefunden, in denen fangsphase die Stuttgarter Kunstschule im Gegensatz Die Ausführung der Gemälde im Impressionismus blieb beitsschule? Ohne männlichen Beistand waren Frauen nes konkreten Beispiels, den Schreiben von Carl Lang an schäftsführer Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, deutsche und „schwäbische“ Künstler präsentiert wur- zur Münchner Akademie wenige Impulse beitrug. Bei realistisch. Erst im Pointillismus mit den als „Tüpfe- nicht geschäftsfähig. Was stand einer Frau an Kleidung seine Frau Elisabethe. Der in Ebingen lebende Carl Lang 72461 Albstadt, Telefon 07432/6807. Email: anfra- den. Nur wenige Museen und Galerien wie die Kunst- der Motivwahl tritt das Typische der schwäbischen lesmaler“ bezeichneten Vertretern lösen Farbtupfen die und Hausrat zu? Was hatte es mit dem Heiratsverbot auf wurde Anfang März 1933 wegen eines gegen die neue [email protected] oder hans@an- stiftung Hohenkarpfen, die Stiftung Schloss Fach- Landschaft in den Vordergrund. Gegenständlichkeit fast ganz auf und zeigen den Weg sich? Konnte eine Frau sich scheiden lassen? Warum Reichsregierung unter gerichteten Pressear- dreasschoeller.de sowie über unsere Homepage senfeld in Aalen, das Museum Nuss in Weinstadt- Die junge Malergeneration wandte sich in den 1870- auf zur abstrakten Kunst wie bei Eugen Stammbach. lockte Amerika? Ab dem 20. Jahrhundert geben auch tikels verhaftetet. Er kam in eines der ersten deutschen www.heimatkundliche–vereinigung.de. Strümpfelbach sowie das Kunsthaus Bühler und die er Jahren von der einschränkenden sog. „Akademi- Für Deutschland werden oft eine dunklere Farb- zahlreicheFotografienEinblickindasLebenderFrau. Konzentrationslager, das KZ Heuberg bei Stetten am kal- Bei allen Veranstaltungen sind Gäste jederzeit willkom- Galerie Henn in Stuttgart setzten unter anderem im- schen Malerei“ ab. Akademien und Professoren be- palette und die „stimmungshaften“ Empfindungen als 14Uhr,Stadtarchiv,Charlottenstraße,Eintrittfrei. ten Markt. Seine Frau Elisabethe, die kurz nach der Ver- men. mer noch auf die „schwäbischen Impressionisten“. Die herrschten damals den Ausstellungsbetrieb und lie- charakteristisch angegeben. Ein dunkleres Kolorit ist haftung ihres Mannes das zweite Kind auf die Welt Städtische Kunstsammlung in Murrhardt hat mit ih- ßen nur diejenigen Kunstwerke aufhängen, die nach ih- mehr auf die Berliner Sezession um Liebermann, Co- brachte,versuchtemehrmalsvergeblich,ihren Mannaus rer Impressionismus-Ausstellung 2011 daher einen in- rer Auffassung komponiert und ausgeführt waren, d.h. rinthundSlevogtzutreffendalsaufdieSchwaben.Wenn der Haft freizubekommen. Carl Lang, der außerdem in novativen Weg beschritten. im Atelier – als Genremalerei (Alltagsszenen) und be- man die französischen Impressionisten genau be- Stuttgart und in Rottenburg inhaftiert war, kam erst Ende Herausgegeben von der Im Gegensatz zum Expressionismus ab circa 1905 vorzugt als Historienmalerei (mit historischem Be- trachtet,findetmanauchdortoftdunkleFarbtöne.Aber 1934 wieder frei. In der „Geislinger Weiberschlacht“ geht Heimatkundlichen Vereinigung ist die bedeutende Phase des „Deutschen Impressi- zug), die auch ein politisches Programm beinhalten eingeprägt in das „historische Gedächtnis“ haben sich esumdenWiderstandGeislingerFrauenimJahr1941,die Zollernalb onismus“ ab 1870 kaum erforscht und es gibt hierzu kei- konnte wie die Verherrlichung eines Landesherrn oder einfach Monets helle Stimmungsbilder und Serien wie Die Autoren dieser Ausgabe sich gegen die Absetzung von Untermarchtaler Ordens- ne umfassende Darstellung. Der Impressionismus ist eine „heroische“ Tat. die „Heuschober“. schwestern als Kindergartenerzieherinnen zu Wehr Vorsitzender: in den letzten Jahrzehnten trotz hochkarätiger deut- Auch darf nicht außer Acht gelassen werden, dass setzten. Es kam zu Verhören und Misshandlungen durch Dr. Andreas Zekorn, Landratsamt Zollernalbkreis, scher Künstler fast in Vergessenheit geraten. Der in „L‘ impression“ und die neue Malweise die deutschen Landschaften und hier eben auch die die Gestapo, drei Frauen wurden für mehrere Tage in- 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 92 11 45 Murrhardt geborene Heinrich von Zügel zählt neben Ausgehend von Claude Monets Gemälde „Impres- schwäbische Landschaft nicht das klare Licht und die Dr. Karl-Eugen Maulbetsch haftiert. Zwar mussten die Ordensschwestern ihre Arbeit den Mitgliedern der Berliner Sezession Max Lieber- sion, soleil levant“ – gemalt 1873, ausgestellt 1874, wur- kräftige Farbigkeit des Flussufers der Seine und des Mit- Am Stettberg 9 als Erzieherinnen aufgeben, aber der Kindergarten, in Geschäftsführung: mann, Lovis Corinth und Max Slevogt zu den Haupt- de der neue Kunststil zunächst verächtlich, später telmeers aufweisen. Die Themen waren in Deutsch- 72336 Balingen dem nun „NSV-Schwestern“ die Erziehung der Kinder Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, vertretern des deutschen Impressionismus. hochlobend Impressionismus genannt. Typisch für die land wohl auch stärker sozial ausgerichtet als in Frank- übernommen hatten, wurde von einem Großteil der 72461 Albstadt, Im Umfeld Heinrich von Zügels findet man in Süd- neue Malweise war das individuelle, nicht das ein- reich mit arbeitenden Menschen wie Schäfern, Fi- GeislingerFamilienbisKriegsendeboykottiert. Telefon (0 74 32) 68 07 westdeutschland aber herausragende individuelle schränkende und akademisch vorgeschriebene Seh- schern und Arbeitern in Handwerk und Industrie. Dr. Peter Thaddäus Lang 15 Uhr, Balingen, Landratsamt Zollernalbkreis (Sit- E-Mail: [email protected] Leistungen zahlreicher Maler, die heute zu Unrecht erlebnis. Wichtig war „l’impression“, der persönliche Lammerbergstraße 53 zungssaal),Hirschbergstraße29,Eintrittfrei. kaum mehr bekannt sind. Bei den schwäbischen Im- Eindruck, die eigenständige, selbst getätigte Motiv- Mittendrin – Friedrich Eckenfelder 72461 Albstadt Redaktion: pressionismus-Künstlern handelt es sich um über 50 wahl, die Erfassung von Lichtphänomenen und flüch- Ähnlich wie viele andere junge Künstler zog es auch Daniel Seeburger, Grünewaldstraße 15, herausragende Maler. Zu Ihnen zählen die Balinger tigen Stimmungen in der Natur, die Wiedergabe kom- den 17-jährigen Balinger Friedrich Eckenfelder in die Mittwoch, 12. März: Werksbesichtigung der Firma Bi- 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 2 66-1 53 Künstler Friedrich Eckenfelder und der aus Ostdorf pliziertester Farbtöne und der großzügige, skizzen- Kunstmetropole München. Zunächst hatte er von 1875 zerbaGmbH&Co.KGmitDr.MichaelWalther. stammende Otto Jung, der auch als „Schwäbischer Len- hafte Pinselstrich als Handschrift des Künstlers bei der bis 78 die Fortbildungsschule in Rottweil in der Mal- Seite 1877 Heimatkundliche Blätter Februar 2014 Februar 2014 Heimatkundliche Blätter Seite 1878

klasse bei Professor Hölder besucht, der gleichzeitig Weishaupt. Erst später wurde die Künstlerkolonie be- gerverein Balingen e.V. vom Kunsthaus Bühler in Stutt- Künstler bezog das braun eingebrannte Markenzei- dern Hochdeutsch, das er sich in München ange- Literatur auch das Ebinger Talent Christian Landenberger un- rühmt. Eckenfelder hielt sich zusammen mit Hein- gart erworbeneGemälde„Balingen,an der Eyach“.Zwei chen der Zigarren auf der Bildseite in die Komposi- wöhnt hatte. Die Kinder riefen: „Ja, ja. Das Braue- – Borchardt, Stefan: Nützliche Natur. Die Landwirt- terrichtete. Professor Hölder hatte in der kunst- rich von Zügel, teilweise war auch dessen Familie an- Pferde stehen im Geschirr am Wasser vor der alten tion ein, indem er an einigen Stellen die Farbe aus- reikimmet (Kamin) vom Gasthof Lang. Das wurde ver- schaft im Blick der Kunst. Mit einem Beitrag von And- handwerklichen Fortbildungsschule in Schwäbisch wesend, in Dachau zum Freilichtmalen auf. Hier ent- Steinbrücke, die bis zum Hochwasser von 1895 vor der sparte und den braun getönten Untergrund hervor- gessen!“ Eckenfelder antwortete: „Das ist die künst- rea Fadani. Beuron 2011. Hall bereits 1864 bis 66 dem Murrhardter Heinrich Zü- stand ein ganz reizendes Gemälde: Enten in der Son- Friedhofkirche über die Eyach führte. Die Tiere sol- treten ließ. Auch in den Schatten des dynamisch vor- lerische Freiheit! Das darf man vergessen“ (ganz im Sin- – Bühler, Andreas: Albert Kappis 1836 - 1914. Son- gel die malerischen Grundlagen beigebracht. Hölder ne, 1884. Beide, Eckenfelder und Zügel, bevorzugten len angeschwemmte Baumstämme aus dem Fluss zie- preschenden Pferdes ließ sich der dunkle Unter- ne des Impressionismus - Anmerkung der Verfasse- derdruck aus Der Landkreis Calw. Ein Jahrbuch von stellte für alle drei Maler eine wichtige Station am Be- die Tiermalerei. Zügel sah das „Tier als Teil des er- hen. Im Hintergrund erahnt man die Westfassade der grund gut integrieren. Ganz anders als die vielen pflü- rin). Dann fügte Eckenfelder aber hinzu: „Das passt 1997. Calw 1998. ginn ihrer künstlerischen Karriere dar und schuf wohl weiterten Landschaftsraumes“ und schuf – im Ge- Kirche. Ein Giebel auf der linken Seite kann nicht ein- genden Bauern aus dem Spätwerk, die sich im Vor- nicht herein in mein Gemälde, das passt nicht zum al- – Galerie der Stadt Stuttgart (Hrsg.): Heinrich von Zü- auch die notwendigen Kontakte zwischen Eckenfel- gensatz zu Eckenfelders „Acker mit Böllat“ von 1886 deutig zugeordnet werden und führt zu Diskussio- dergrund der Landschaft bewegen, zeigt ein klein- ten Stadtbild.“ gel. 1850 - 1941. Gemälde und Zeichnungen. Aus- der und Zügel. - kaum eine Landschaft ohne „Tierstaffage“. nen über die reale Situation. Dem Künstler ging es nicht formatiges, 12,5 x 22,5 Zentimeter großes Ölgemälde In seiner späten Balinger Künstlerphase versuchte stellung der Galerie der Stadt Stuttgart 7. März bis Bei seinem Aufenthalt bei Professor Hölder in Rott- 1886 lehnte Eckenfelder eine Stelle als Kirchen- um die fotorealistische Abbildung, sondern vielmehr auf Karton ein „Gespann beim Pflügen“ als Staffage Friedrich Eckenfelder manchmal auch ein wenig nos- 3. Mai 1981. Redaktion Eugen Keuerleber unter Mit- weil hatte Eckenfelder die 14 Jahre ältere Malerin Ma- maler in Balingen ab. Er wollte seinen Lebensmit- um die Darstellung der Pferde, um die Behandlung des der Landschaft. Der Künstler malte das Bild eindeu- talgisch angehaucht, die „gute alte Zeit“ ohne den tech- arbeit von Brigitte Reinhardt. Recklinghausen 1981. rie Junginger, die Tochter des Oberförsters von Rot- telpunkt in der Kunstmetropole München beibehal- Lichts im Fell der Tiere, um Dynamik und Lichtein- tig südlich von Endingen mit dem Blick in Richtung nischen Fortschritt zu konservieren und zu rekonst- – Helber, Ingrid: Reife und Vollendung. Gustav Essig tenmünster, kennen und lieben gelernt. Zusammen mit ten. Das Stellenangebot stand sicherlich in Zusam- strahlung im Wasser, um Spiegelungen und Schat- Hörnle. ruieren. Heute handelt es sich bei den Balinger An- zwischen Impressionismus und Neuer Sachlichkeit. ihr zog es den Kunststudenten 1878 nach München, menhang mit dem Porträt von Martin Luther, das ten. An den Schluss soll eine Anekdote gestellt werden, sichten Friedrich Eckenfelders auch um wichtige Do- In: Heimatkundliche Blätter Zollernalb. Jg. 59, Nr. wo man im Künstlermilieu freier leben konnte. Ecken- Eckenfelder 1883 nach dem berühmten Gemälde von Eckenfelder bildete oftmals auch Schafe, Ziegen, Kü- die die Balingerin Hilde Eisele aus der Stingstraße der kumentationen zur Stadtentwicklung. 11 vom 30. November 2012. S. 1816ff. felder blieb zeitlebens unverheiratet. In München wur- Lukas Cranach als Auftragsarbeit für die Balinger Stadt- he, Schweine, Esel, Hunde und Federvieh ab. Zügel Autorin im Sommer 2011 erzählte: In den 20er Jah- – Helber, Ingrid / von Berlepsch, Heide: Schwäbi- de er wohl neben dem Studium beim Piloty und Löffz, kirche geschaffen hatte. Bezahlt wurde der junge schenkte Eckenfelder nach dessen schwerer Krank- ren des 20. Jahrhunderts war es für die Balinger Ju- Danksagung scher Impressionismusim Umkreis von Heinrich von 1878/79 erster „privater“ Schüler Zügels. Viele Sujets Künstler aus Spendengeldern, die bei Vorträgen, Kon- heit 1896 einen seiner Hunde mit Namen „Lady“. gend immer interessant, wenn der Kunstmaler mit sei- Dank für die Bereitstellung von Fotos an Heide von Zügel. Städtische Kunstsammlung Murrhardt. Ka- Eckenfelders zeigen in der Folgezeit die unmittelbare zerten usw. zum Luther-Jubiläum zusammenge- Eckenfelder malte auch Zügels Hund Bekass. Immer ner Staffelei in der Stadt unterwegs war. Einmal mal- Berlepsch, Kuratorin der Städtischen Kunstsamm- talog zur Sonderausstellung vom 17. 4. bis 22. 5. 2011. Nähe zu diesem. Er war der erste Schüler - heute sind kommen waren. Das Urteil der Kirchengemeinde war wieder findet man Genre-Motive und hier vor allem te Eckenfelder unter der Schwarzen Brücke die Partie lung Murrhardt, und an Christoph Seeger für die Kunst- Hrsg. von der Stadt Murrhardt. Murrhardt 2011. über 150 so genannte Zügelschüler bekannt aus des- positiv. Das Gemälde „welches die Züge Luthers in Bäuerliches wie Marktszenen, einen Stammtisch oder Richtung Zollernschloss. Zum Malen war er immer vor- sammlungen Wüstenrot und Württembergische, Lud- – Jöckle, Clemens: Mit der Farbe zeichnen. Heinrich sen Professorenzeit an den Akademien. Zügel lehrte trefflicher Weise wiedergibt, gereicht dem jungen Leidringer Landwirte. Pflügende Bauern gestaltete der nehm in einen Anzug gekleidet. Die Gruppe um Hil- wigsburg und Stuttgart, sowie an das Kunsthaus Büh- von Zügel (1850 - 1941). Gedächtnisausstellung zum ab 1889 in München und unternahm 1893 einen ein- Künstler zur Ehre und unserer Stadt zur bleibenden Künstler in fünf Phasen. Erstmals 1883 bis 91 und dann de Eisele näherte sich neugierig dem Maler und be- ler in Stuttgart. Weiterer Dank geht an Stadtarchivar 150. Geburtstag. Lindenberg 2000. jährigen Abstecher nach Karlsruhe. In den Schüler- Zierde“(zitiertausdemVolksfreundvom16.Sept.1884). von 1908 bis 10. Nach dem Ende des Ersten Welt- gutachtete das im Entstehen begriffene Gemälde. Dr. Hans Schimpf-Reinhard für die Schaffung der Mög- – Schnerring, Walter: Der Maler Friedrich Eckenfel- listen hat man Eckenfelder vergeblich gesucht und wird Eckenfelder Luther hängt heute an der südlichen Chor- kriegs griff er von 1917 bis 22 wieder auf diese Moti- Eckenfelder kannte die Kinder und fragte: „Habe ich et- lichkeit, Gemälde der Friedrich-Eckenfelder-Galerie der. Ein Münchner Impressionist malt seine Schwä- ihn darin auch niemals finden. Zur Gruppe der „Zü- wand der Stadtkirche. ve zurück. Die beiden letzten Phasen gehen ineinan- was vergessen?“ Er sprach nicht etwa Schwäbisch, son- Balingen zu fotografieren. bische Heimat. Stuttgart 1984. gel-Schüler“ ab 1889 bestand von Eckenfelder aus ge- Eckenfelder wohnte während seiner Studienzeit in der über von 1924 bis 29 und von 1930 bis 36. Das Su- sehen doch ein beträchtlicher Altersabstand von min- Münchnen in der Findlingstraße, in der sich eben- jet „Pflügen“ basiert auf einem Gemälde des franzö- destens zehn Jahren. In der Zeitspanne von 1878 bis falls Zügel mit seiner jungen Familie niedergelassen sischenBarbizon-MalersConstantTroyon(1810- 1865) 1889 hatte sich Eckenfelder in München als Künstler hatte. Um 1890 logierte Eckenfelder dann in der Brien- mit dem Titel „Schwere Arbeit“. Es wurde von vielen bereits profiliert und etabliert. nerstraße 32/II und teilte die Wohnung zeitweise mit Malern auf unterschiedliche Weise umgesetzt – allen Zügel selbst war schon 1869/70, also zehn Jahre vor dem befreundeten Maler Bernhard Buttersack. Chris- voran von Heinrich von Zügel. Außerdem gibt es von Martin Friedrich Jehle zum 100. Geburtstag Eckenfelder, in die Isarmetropole gekommen und hat- tian Landenbergers Wohnung lag in demselben Ge- Eckenfelder zahlreiche Bilder mit Motiven aus Balin- te dort bedeutende Erfolge erzielt. Seit circa 1860 wohn- bäude auf der anderen Seite des Treppenhauses. Auch gen und Umgebung wie auch Gemälde, bei denen das ten der Biberacher Künstler Anton Braith und sein aus hier war also eine kleine „Schwabenburg“ der jün- Stadtbild quasi die Staffage der Landschaft bildet. Von Dr. Volker Jehle Stuttgart kommender Malerfreund Christian Mali in geren Künstlergeneration entstanden. Die Zeit nach dem Ende des Ersten Weltkriegs war München. Deren neu erbautes Atelierhaus war Treff- Der Sohn Heinrich von Zügels, Willi Zügel, erin- für die Maler allgemein sehr schwer. Zügel legte sei- Martin Friedrich Jehle (1914 – 1982) war Klavier- kannten Gei- 1943 war die Zeit in Norwegen endgültig vorbei. Nach punkt der württembergischen Schwaben, weshalb es nerte sich später, dass Eckenfelder bei den jährlichen ne Professur 1922 nieder und zog sich in sein Ateli- baumeister, Musikalienhändler, Chef des Musikhaus genbauer Her- einem Zwischenspiel am französischen Atlantik wur- „Schwabenburg“ genannt wurde. Heinrich von Zügel Malaufenthalten im Oktober und November ge- erhaus in München-Bogenhausen zurück. Oft hielt er Johannes Jehle mit Geigenbau- und Blechblasinstru- bert Moritz de die Kompanie ab 1. Oktober mit dem Zug quer durch bezeichnete Anton Braith später als seinen „einzigen meinsam mit der Familie Zügel im Murrhardter Wol- sich auch in Murrhardt auf dem Wolkenhof auf. Ecken- mentenbauwerkstatt und Musikverlag, Gründer der Pi- Mönnig, den er Frankreich und Deutschland in den Osten verfrachtet, Lehrer“. Hier in der Schwabenburg und deren Um- kenhof, dem elterlichen Schafhof und Familienbe- felder bereitete im Alter von 60 Jahren nach dem Tod anofortefabrik Jehle Ebingen und der Musikhistori- ab 1934 im Mu- nahm an der Schlacht von Fastow (bei Kiew) teils, in feld konnte man sicherlich auch Friedrich Eckenfel- sitz, zur Freilichtmalerei verweilte. Aus diesem Um- seines Vaters 1921 seine Rückkehr nach Balingen vor. schen Sammlung Jehle (heute im Stauffenberg-Schloss sikhaus anstellte. der Martin Friedrich Jehle am 10. November 1943 ver- der und Marie Junginger antreffen. Der 1879 gebo- feld stammt Eckenfelder Gemälde die „Eselsfamilie“ Das hing wohl auch mit dem Rückzug seines Freun- Albstadt-Lautlingen), Leiter des Chors der Friedens- 1937 stellte er wundet wurde: Ellbogendurchschuß. Die abenteuer- reneSohndieserbeidenKünstlerwuchsallerdingsbeim (1892), die Zügel später in ähnlicher Weise gemalt hat. des Zügel aus der Kunstszene zusammen. kirche Ebingen, Musikhistoriker (Spezialgebiet: Mu- auch den Kla- liche Rückreise heim ins Reich endete im Lazarett in Tü- Großvater in Rottweil auf. Eckenfelder und Junginger Ebenfalls 1892 zählten Eckenfelder und Zügel zu den Das Frühwerk Eckenfelders ist deutlich stärker zu be- sikinstrumente),BuchautorundVortragsreisender.Von viertechniker bingen, wo er die ersten Jehle-Klaviere entwarf und wo lebten - damals ganz unkonventionell – trotzdem ei- Gründungsmitgliedern der berühmten „Münchner Se- werten als das Spätwerk. Dies ist unverkennbar bei der seinen weiteren Funktionen seien jene genannt, die im Gerhard Binnas die Verwundung endlich operiert wurde. Zeit Lebens nige Jahre zusammen. Zügels Ehefrau soll diese Be- zession“, deren Ausstellungen im Gegensatz zum vor- Wiedergabe von Stimmungen oder von neuen The- weiteren nicht erwähnt werden: 1948 bis 1952 als Schöf- an, Anfang 1939 behielt er einen steifen rechten Ellbogen und an der ziehung nicht als anstößig, sondern eher als komisch herrschenden akademischen Ausstellungsbetrieb men des Impressionismus wie beim alltäglich an- fe beim Amtsgericht Balingen mit Entnazifizierung be- den Blechblas- rechten Hand steife Finger. Cello und Klavier spielen empfunden haben (Schnerring, Anmerkung 42). standen. mutenden „Acker mit Böllat“. In den Ölskizzen malte fasst; 1948 bis 1966 Mitglied in Gesellenprüfungsaus- instrumenten- konnte er nicht mehr. Doch greifen wir noch etwas weiter zurück: Wich- Im Leben Zügels trat 1894 eine starke Verände- er eindeutig impressionistischer (Dungführen, 1894) schüssen; 1948 bis 1974 Meisterbeisitzer im Meister- baumeister Emil Bei Kriegsende – in der Tübinger Frauenklinik war tig für die schwäbischen Impressionisten war die rung auf, denn er erhielt einen Ruf als Professor nach als in den fertig ausgeführten Gemälden, die einen fei- prüfungsausschuss für Klavier- und Cembalobauer der Bagus. Mit Jo- gerade seine älteste Tochter Ursula geboren worden – Kunststadt München, wo bereits um 1860 die Mal- Karlsruhe. Und hier entstand das, was heute als Zü- neren und detaillierteren Pinselstrich aufweisen - das Handwerkskammer Reutlingen; ab 1949 Innungs- hanna Raible flüchtete die junge Familie vor den anrückenden Fran- traditionen der „intimen Landschaft“ und des „volks- gel-Schule bezeichnet wird. Im nahen, damals noch trifft teilweise auch auf andere Maler zu. Bei zwei in Obermeister der Musikinstrumentenmacher-Innung verheiratete zosen nach Ebingen, von dort flüchtete er allein wei- tümlichen Genres“ ausgeprägt und von den Künst- kleinen Fischerdorf Wörth am Altrhein verbrachte der der Balinger Eckenfelder-Galerie befindliche Winter- Reutlingen, später der Württembergischen Instru- Hummel(ab1921 ter in die Wälder, wurde gefangen genommen, ins La- lern auf Wanderungen erkundet worden waren. Auf Professor, obwohl er schon nach einem Jahr von der skizzen sind ihm ganz herausragend gelungen. mentenmacher, ab 1981 Ehrenobermeister; ab 1951 im Büro ange- ger Sigmaringen gesteckt, von wo aus er wie die an- dieseVoraussetzungenstießder1860vonStuttgartnach Karlsruher Akademie nach München zurückgekehrt Das Spätwerk ist teilweise schwächer, besonders Vorsitzender im Meisterprüfungsausschuss für Blech- stellt) ist die Be- deren Gefangenen am 15. Mai 1945 zu Fuß nach Tutt- Mün-chen übergesiedelte Albert Kappis. Er war ab 1880 war, bis 1920 mit seinen Schülern die Sommerse- nach seiner Rückkehr nach Balingen ab circa 1922. Der blasinstrumentenmacher; ab 1965 Fachgruppenleiter legschaft genannt, die auch nach dem Krieg im Mu- lingen marschierte. Alle wurde zu einem Jahr Zwangs- als Professor der Stuttgarter Kunstschule, später Aka- mester zur Freilichtmalerei. Hier gab es besondere Elan und die Spritzigkeit wie auch die Farbkompo- Klavierbau im Bundesinnungsverband, in dieser Funk- sikhaus arbeitete und an die sich manche Ebinger noch arbeit in Frankreich verurteilt, der spätere Tailfinger demie, tätig. Deswegen wurde er als Vater, Lehrer oder Lichtbrechungen und Luftperspektiven auf Wasser und sition scheinen im Alter von über 60 Jahren nachge- tion verfasste er eine neue Prüfungsordnung; ab 1966 erinnern. Und natürlich an Hans Geißler, den er zum Rektor Schairer aber schob ihn nach vorn und wies auf Wegbereiter der „schwäbischen Impressionisten“ be- Tierkörper. Zügel entwickelte seine eigene Theorie des lassen zu haben. In dieser Zeit änderte der Künstler sei- Vertrauensmann der Gruppe Ebingen des Tonkünst- 1. 7. 1947 anstellte – Geißlers erste Ebinger Anstellung. den verletzten Ellbogen hin, also erhielt er ein „Certi- zeichnet. Zusammen mit den anderen Münchner Impressionismus. Besonders der Stuttgarter Tierma- ne Arbeitsweise – er ging teilweise von einem glatten lerverbandes Baden-Württemberg etc. Vermutlich hatte Martin Friedrich Jehle bereits Mit- ficat de libération provisoire pour raison de santé“, „Schwaben“ Anton Braith, Christian Mali, Carl Ebert, ler Josef Kerschensteiner steht in der Nachfolge Zü- Pinselstrich zum Tupfen und Stricheln über wie die Martin Friedrich Jehle, ältestes Kind und einziger te der 1930er Jahre Klavierbaupläne, aber im August marschierte zu Fuß nach Ebingen, wo ihm seine Frau Jakob Grünenwald und Theodor Schüz erkundete Kap- gels. Eckenfelder hielt sich bestimmt auch ab und zu Pointillisten. Außerdem änderte er seine Farbpalette Sohn des Komponisten, Orgelbauers, Musikverlegers, 1939, ein paar Tage nach dem Besuch der Salzburger um den Hals fallen wollte, er aber wehrte sie heftig ab: pis 1867 Paris und die Freilichtmalerei der „Schule von in Wörth auf, was einige seiner Bilder eindeutig be- hin zu einem sehr hellen, blau-gelb dominierten Ko- Musikalienhändlers und Chorleiters Johannes Jehle Festspiele, musste er einrücken. Am 9. April 1940 war „Läuse!“ Barbizon“. Die Freilichtmalerei war eine wichtige Sta- weisen. 1894 zählte er allerdings nicht mehr als Stu- lorit, dem der französischen Maler und Monet ähn- (1881 – 1935), wurde am 3. Januar 1914 in Ebingen ge- er bei der Besetzung von Oslo dabei. In Oslo blieb er Am nächsten Tag nahm er die Arbeit als Chef des Mu- tion auf dem Weg zum Impressionismus. Besondere dent. Eckenfelder hatte ja 16 Jahre zuvor sein Studi- lich. boren. 1928 arbeitete er als Volontär bei der Ebinger denn auch zumeist, also in der Garnison, ungefährlich sikhauses Johannes Jehle auf. Umgehend begann er Bedeutung kam in den 60er Jahren des 19. Jahrhun- um begonnen. Während Zügel in Wörth weilte, zog es Der Pinselstrich Eckenfelders zeigt in seiner Hoch- Möbelschreinerei Johannes Grotz, ab 1929 machte er – zum Glück – aber viel Freizeit. Also wollte er Fall- auch mit der Organisation von Konzerten, und zwar derts den „Ölskizzen mit spontanen Natureindrü- Eckenfelder nun in den Sommermonaten zum Frei- phase nicht in dem Umfang wie Zügel eine impres- eine Lehre zum Klavierbauer in der Klavierfabrik Karl schirmspringer werden, reiste dazu nach Wittstock an in der „Reihe wertvoller Musik“, 1945 bis 1952 im Neu- cken“ und lockerem Pinselstrich zu. Spätestens die ge- lichtmalen nach Balingen. sionistische Auflösung der Konturen der Tierkörper. Hardt in Stuttgart, Gesellenprüfung 1931. Danach ar- der Dosse, wurde wegen seiner Brille ablehnt und war en Vereinshaus, nachgewiesen sind weit über 50 Ver- tupften und lichtdurchfluteten Ölstudien aus Italien Um 1900 wurde Eckenfelder als enger Freund Hein- Der Einfluss Zügels wird aber in der Behandlung der beitete er in der Pianoteile-Fabrik Louis Renner und sauer, weil man ihm das schon in Oslo hätte sagen kön- anstaltungen, Eintritt zunächst ein Holzscheit oder ein zeichnen Kappis schon 1874 als schwäbischen Im- rich von Zügels sogar als möglicher Schwiegersohn für Lichtbestrahlung deutlich, das Licht wird vom Fell der der Harmoniumsabteilung der Klavierfabrik Schied- nen, wo er schließlich zu Beginn der Besetzung über Brikett; während der Pause hängte man die Mechanik pressionisten aus. Es war dasselbe Jahr, in dem Mo- die Tochter Anna in Betracht gezogen (vgl. Schner- Tiere reflektiert. Auch bei Eckenfelder ist das Licht der mayer, beide in Stuttgart. Nebenher besuchte er das dem Osloer Flugplatz abgesprungen war, trotz Brille. des Flügels zum Aufwärmen in die Nähe des Ofens. Sei- net seine „Impression, soleil levant“ in Paris in ei- ring, S. 74). Allerdings machte 1902 ein anderer Zü- Stimmungsträger. Oft stellt er das Typische der schwä- Konservatorium für Musik, überhaupt hätte er lieber Im Dezember 1940 wurde er (in Oslo) Rechnungsfüh- ne Reihe der Musumskonzerte ab 1964 bzw. ab 1977 nem eigenen „Salon“ ausstellte, die er 1873 gemalt hat- gel-Schüler dann diese gute Partie: Emanuel Hegen- bischen Landschaft in den Vordergrund. Ähnlich wie Musikstudiert.WegenderKrankheitseinesVaters(1928 rer. Außerdem kaufte er sich ein Cello, auf dem er in Schlosskonzerte – pro Jahr organisierte er 6 Veran- te. Zunächst erntete Monet zusammen mit seinen Kol- barth, der später als Professor an der Akademie in Dres- bei Zügel sind die Tierdarstellungen quasi Porträts und Schlaganfall mit Lähmung) wurde er aber nach Ebin- der Kaserne spielte, wie Claus von Stauffenberg. Und staltungen –, war fester Bestandteil des Albstädter Kul- legen nur Hohn. den wirkte. Voraussichtlich wird man Hegenbarth bald verdeutlichen die eigene Persönlichkeit der einzel- gen zurückbeordert und begann am 1. Oktober 1932 er suchte nach alten Musikinstrumenten. Mit den Mo- turlebens. Nach seinem Tod übernahm die Organisa- Friedrich Eckenfelder schuf 1880 das herausra- mit einer Ausstellung in Murrhardt gedenken. Ob- nen Tiere. im Musikhaus als „Klaviertechniker“. dalitäten der Bezahlung und des Transports war die tion Kulturamtsleiter Wolfgang Reiche. gende Porträt des Künstlers Albert Kappis, das sich in wohl Zügel Friedrich Eckenfelder unterstützte und ihm Immer wieder tauchen Eckenfelder-Gemälde ein- Legendär sind seine Radtouren bis nach Köln und ganze Kompanie beschäftigt. Nachdem er an zwei Sing- Am 1. Mai 1946 zählte er zu den Gründern der CDU- der Balinger Eckenfelder-Galerie befindet. Es ent- ebenfalls eine Professur verschaffen wollte, gelang die- deutiger Provenienz auf, die bisher noch nicht im Werk- Berlin; legendär auch seine Tour mit Hermann Stern leiterkursen teilgenommen hatte (zumindest einer Ortsgruppe Ebingen; 1946 bis 1951 war er CDU-Kreis- stand zwei Jahre nachdem Eckenfelder in München an- ses Vorhaben wohl aufgrund Eckenfelders Wider- verzeichnis enthalten sind - wie zwei kleinformatige auf Sterns Motorrad 1938, ins Sudetenland, nach Prag nachweislich unter Leitung von Hans Baumann) grün- vorsitzender, 1956 wurde ihm die Adenauer-Gedenk- gekommen und Schüler bei Zügel geworden war, al- stand nicht. Zügel erhielt aufgrund seiner künstleri- „Kabinettstücke“, die nicht für Museen, sondern für und weiter nach Rumänien. 1934, zwanzig Jahre alt und dete er, als die Kompanie dann doch nordwärts zie- medaille verliehen; 1980 das Bundesverdienstkreuz. „Ja so im Alter von circa 19 Jahren. Es beweist ein- schen Verdienste 1907 den persönlichen Adelstitel vom kleinere Räume gedacht waren. Diese reizenden klei- mit dem Fahrrad unterwegs, kaufte er in Jena das Ham- hen musste, an jedem neuen Standort einen Solda- ja“, spottete eine Freundin der Familie, „der Martin drücklich Eckenfelders künstlerisches Potential be- bayerischen Königshaus verliehen. nen Ölgemälde stehen ganz in der Tradition von Carl merklavier, das wohl Mozarts Klavierbauer Johann tenchor. Bei Aufführungen übernahm er den Part des hat den Bundesverdienst, die Hanna das Kreuz.“ züglich von Porträts bereits nach so kurzer Studien- Spitzweg und Eduard Schleich d. Ä., zu denen ein Über- Andreas Stein gemacht hat und das heute als Schmuck- Pianisten selbst, er soll phantastisch improvisiert ha- Ab 1947 hielt er Vorträge über musikgeschichtliche zeit. Eckenfelders Motive blick 2011/12 in einer beachtenswerten Ausstellung in stück in der Musikhistorischen Sammlung Jehle steht; ben. Ab 1. April 1942 war er Unteroffizier. Zur Hoch- Themen, immer wieder an der Ebinger Volkshoch- 1880 entdeckte Eckenfelders Lehrer und bald auch Bei Porträts erzielte Eckenfelder herausragende der Gemäldegalerie der Künstlerkolonie Dachau zu se- natürlich nahm er es nicht auf derm Rad mit, sondern zeit mit der Lehrerin Hanna Seeger, kirchliche Trau- schule oder zu besonderen Anlässen im Rathaus, in Freund Zügel die Freilichtmalerei in der Hochmoor- Leistungen, was meist wenig beachtet wird. Ange- hen war. Eckenfelder gestaltete „Zwei Pferde“ in Öl auf schickte es nach Ebingen, vermutlich per Bahnfracht. ung am 17. Juni 1942 in der Ebinger Kapellkirche, reis- der Festhalle, aber auch in Schloss Mainau oder in der landschaft von Dachau, wo damals nur einzelne Ma- sprochen wurde schon die Tiermalerei. Eckenfelder Holz, wobei er als Farbträger den Deckel einer Zi- Wohl auf derselben Reise schloss er in Markneukir- te er von einem Fjord hinterm Nordkap an und hin- Kongresshalle Berlin. Sein erstes Buch – „1000 Jahre ler arbeiteten wie der befreundete Tiermaler Victor malte bevorzugt Pferde. Dafür steht auch das vom Bür- garrenschachtel verwendete (12,5 x 22 Zentimeter). Der chen Bekanntschaft mit dem später international be- terher wieder dorthin zurück. Musik in Ebingen“ – blieb allerdings ungedruckt. Seite 1877 Heimatkundliche Blätter Februar 2014 Februar 2014 Heimatkundliche Blätter Seite 1878

klasse bei Professor Hölder besucht, der gleichzeitig Weishaupt. Erst später wurde die Künstlerkolonie be- gerverein Balingen e.V. vom Kunsthaus Bühler in Stutt- Künstler bezog das braun eingebrannte Markenzei- dern Hochdeutsch, das er sich in München ange- Literatur auch das Ebinger Talent Christian Landenberger un- rühmt. Eckenfelder hielt sich zusammen mit Hein- gart erworbeneGemälde„Balingen,an der Eyach“.Zwei chen der Zigarren auf der Bildseite in die Komposi- wöhnt hatte. Die Kinder riefen: „Ja, ja. Das Braue- – Borchardt, Stefan: Nützliche Natur. Die Landwirt- terrichtete. Professor Hölder hatte in der kunst- rich von Zügel, teilweise war auch dessen Familie an- Pferde stehen im Geschirr am Wasser vor der alten tion ein, indem er an einigen Stellen die Farbe aus- reikimmet (Kamin) vom Gasthof Lang. Das wurde ver- schaft im Blick der Kunst. Mit einem Beitrag von And- handwerklichen Fortbildungsschule in Schwäbisch wesend, in Dachau zum Freilichtmalen auf. Hier ent- Steinbrücke, die bis zum Hochwasser von 1895 vor der sparte und den braun getönten Untergrund hervor- gessen!“ Eckenfelder antwortete: „Das ist die künst- rea Fadani. Beuron 2011. Hall bereits 1864 bis 66 dem Murrhardter Heinrich Zü- stand ein ganz reizendes Gemälde: Enten in der Son- Friedhofkirche über die Eyach führte. Die Tiere sol- treten ließ. Auch in den Schatten des dynamisch vor- lerische Freiheit! Das darf man vergessen“ (ganz im Sin- – Bühler, Andreas: Albert Kappis 1836 - 1914. Son- gel die malerischen Grundlagen beigebracht. Hölder ne, 1884. Beide, Eckenfelder und Zügel, bevorzugten len angeschwemmte Baumstämme aus dem Fluss zie- preschenden Pferdes ließ sich der dunkle Unter- ne des Impressionismus - Anmerkung der Verfasse- derdruck aus Der Landkreis Calw. Ein Jahrbuch von stellte für alle drei Maler eine wichtige Station am Be- die Tiermalerei. Zügel sah das „Tier als Teil des er- hen. Im Hintergrund erahnt man die Westfassade der grund gut integrieren. Ganz anders als die vielen pflü- rin). Dann fügte Eckenfelder aber hinzu: „Das passt 1997. Calw 1998. ginn ihrer künstlerischen Karriere dar und schuf wohl weiterten Landschaftsraumes“ und schuf – im Ge- Kirche. Ein Giebel auf der linken Seite kann nicht ein- genden Bauern aus dem Spätwerk, die sich im Vor- nicht herein in mein Gemälde, das passt nicht zum al- – Galerie der Stadt Stuttgart (Hrsg.): Heinrich von Zü- auch die notwendigen Kontakte zwischen Eckenfel- gensatz zu Eckenfelders „Acker mit Böllat“ von 1886 deutig zugeordnet werden und führt zu Diskussio- dergrund der Landschaft bewegen, zeigt ein klein- ten Stadtbild.“ gel. 1850 - 1941. Gemälde und Zeichnungen. Aus- der und Zügel. - kaum eine Landschaft ohne „Tierstaffage“. nen über die reale Situation. Dem Künstler ging es nicht formatiges, 12,5 x 22,5 Zentimeter großes Ölgemälde In seiner späten Balinger Künstlerphase versuchte stellung der Galerie der Stadt Stuttgart 7. März bis Bei seinem Aufenthalt bei Professor Hölder in Rott- 1886 lehnte Eckenfelder eine Stelle als Kirchen- um die fotorealistische Abbildung, sondern vielmehr auf Karton ein „Gespann beim Pflügen“ als Staffage Friedrich Eckenfelder manchmal auch ein wenig nos- 3. Mai 1981. Redaktion Eugen Keuerleber unter Mit- weil hatte Eckenfelder die 14 Jahre ältere Malerin Ma- maler in Balingen ab. Er wollte seinen Lebensmit- um die Darstellung der Pferde, um die Behandlung des der Landschaft. Der Künstler malte das Bild eindeu- talgisch angehaucht, die „gute alte Zeit“ ohne den tech- arbeit von Brigitte Reinhardt. Recklinghausen 1981. rie Junginger, die Tochter des Oberförsters von Rot- telpunkt in der Kunstmetropole München beibehal- Lichts im Fell der Tiere, um Dynamik und Lichtein- tig südlich von Endingen mit dem Blick in Richtung nischen Fortschritt zu konservieren und zu rekonst- – Helber, Ingrid: Reife und Vollendung. Gustav Essig tenmünster, kennen und lieben gelernt. Zusammen mit ten. Das Stellenangebot stand sicherlich in Zusam- strahlung im Wasser, um Spiegelungen und Schat- Hörnle. ruieren. Heute handelt es sich bei den Balinger An- zwischen Impressionismus und Neuer Sachlichkeit. ihr zog es den Kunststudenten 1878 nach München, menhang mit dem Porträt von Martin Luther, das ten. An den Schluss soll eine Anekdote gestellt werden, sichten Friedrich Eckenfelders auch um wichtige Do- In: Heimatkundliche Blätter Zollernalb. Jg. 59, Nr. wo man im Künstlermilieu freier leben konnte. Ecken- Eckenfelder 1883 nach dem berühmten Gemälde von Eckenfelder bildete oftmals auch Schafe, Ziegen, Kü- die die Balingerin Hilde Eisele aus der Stingstraße der kumentationen zur Stadtentwicklung. 11 vom 30. November 2012. S. 1816ff. felder blieb zeitlebens unverheiratet. In München wur- Lukas Cranach als Auftragsarbeit für die Balinger Stadt- he, Schweine, Esel, Hunde und Federvieh ab. Zügel Autorin im Sommer 2011 erzählte: In den 20er Jah- – Helber, Ingrid / von Berlepsch, Heide: Schwäbi- de er wohl neben dem Studium beim Piloty und Löffz, kirche geschaffen hatte. Bezahlt wurde der junge schenkte Eckenfelder nach dessen schwerer Krank- ren des 20. Jahrhunderts war es für die Balinger Ju- Danksagung scher Impressionismusim Umkreis von Heinrich von 1878/79 erster „privater“ Schüler Zügels. Viele Sujets Künstler aus Spendengeldern, die bei Vorträgen, Kon- heit 1896 einen seiner Hunde mit Namen „Lady“. gend immer interessant, wenn der Kunstmaler mit sei- Dank für die Bereitstellung von Fotos an Heide von Zügel. Städtische Kunstsammlung Murrhardt. Ka- Eckenfelders zeigen in der Folgezeit die unmittelbare zerten usw. zum Luther-Jubiläum zusammenge- Eckenfelder malte auch Zügels Hund Bekass. Immer ner Staffelei in der Stadt unterwegs war. Einmal mal- Berlepsch, Kuratorin der Städtischen Kunstsamm- talog zur Sonderausstellung vom 17. 4. bis 22. 5. 2011. Nähe zu diesem. Er war der erste Schüler - heute sind kommen waren. Das Urteil der Kirchengemeinde war wieder findet man Genre-Motive und hier vor allem te Eckenfelder unter der Schwarzen Brücke die Partie lung Murrhardt, und an Christoph Seeger für die Kunst- Hrsg. von der Stadt Murrhardt. Murrhardt 2011. über 150 so genannte Zügelschüler bekannt aus des- positiv. Das Gemälde „welches die Züge Luthers in Bäuerliches wie Marktszenen, einen Stammtisch oder Richtung Zollernschloss. Zum Malen war er immer vor- sammlungen Wüstenrot und Württembergische, Lud- – Jöckle, Clemens: Mit der Farbe zeichnen. Heinrich sen Professorenzeit an den Akademien. Zügel lehrte trefflicher Weise wiedergibt, gereicht dem jungen Leidringer Landwirte. Pflügende Bauern gestaltete der nehm in einen Anzug gekleidet. Die Gruppe um Hil- wigsburg und Stuttgart, sowie an das Kunsthaus Büh- von Zügel (1850 - 1941). Gedächtnisausstellung zum ab 1889 in München und unternahm 1893 einen ein- Künstler zur Ehre und unserer Stadt zur bleibenden Künstler in fünf Phasen. Erstmals 1883 bis 91 und dann de Eisele näherte sich neugierig dem Maler und be- ler in Stuttgart. Weiterer Dank geht an Stadtarchivar 150. Geburtstag. Lindenberg 2000. jährigen Abstecher nach Karlsruhe. In den Schüler- Zierde“(zitiertausdemVolksfreundvom16.Sept.1884). von 1908 bis 10. Nach dem Ende des Ersten Welt- gutachtete das im Entstehen begriffene Gemälde. Dr. Hans Schimpf-Reinhard für die Schaffung der Mög- – Schnerring, Walter: Der Maler Friedrich Eckenfel- listen hat man Eckenfelder vergeblich gesucht und wird Eckenfelder Luther hängt heute an der südlichen Chor- kriegs griff er von 1917 bis 22 wieder auf diese Moti- Eckenfelder kannte die Kinder und fragte: „Habe ich et- lichkeit, Gemälde der Friedrich-Eckenfelder-Galerie der. Ein Münchner Impressionist malt seine Schwä- ihn darin auch niemals finden. Zur Gruppe der „Zü- wand der Stadtkirche. ve zurück. Die beiden letzten Phasen gehen ineinan- was vergessen?“ Er sprach nicht etwa Schwäbisch, son- Balingen zu fotografieren. bische Heimat. Stuttgart 1984. gel-Schüler“ ab 1889 bestand von Eckenfelder aus ge- Eckenfelder wohnte während seiner Studienzeit in der über von 1924 bis 29 und von 1930 bis 36. Das Su- sehen doch ein beträchtlicher Altersabstand von min- Münchnen in der Findlingstraße, in der sich eben- jet „Pflügen“ basiert auf einem Gemälde des franzö- destens zehn Jahren. In der Zeitspanne von 1878 bis falls Zügel mit seiner jungen Familie niedergelassen sischenBarbizon-MalersConstantTroyon(1810- 1865) 1889 hatte sich Eckenfelder in München als Künstler hatte. Um 1890 logierte Eckenfelder dann in der Brien- mit dem Titel „Schwere Arbeit“. Es wurde von vielen bereits profiliert und etabliert. nerstraße 32/II und teilte die Wohnung zeitweise mit Malern auf unterschiedliche Weise umgesetzt – allen Zügel selbst war schon 1869/70, also zehn Jahre vor dem befreundeten Maler Bernhard Buttersack. Chris- voran von Heinrich von Zügel. Außerdem gibt es von Martin Friedrich Jehle zum 100. Geburtstag Eckenfelder, in die Isarmetropole gekommen und hat- tian Landenbergers Wohnung lag in demselben Ge- Eckenfelder zahlreiche Bilder mit Motiven aus Balin- te dort bedeutende Erfolge erzielt. Seit circa 1860 wohn- bäude auf der anderen Seite des Treppenhauses. Auch gen und Umgebung wie auch Gemälde, bei denen das ten der Biberacher Künstler Anton Braith und sein aus hier war also eine kleine „Schwabenburg“ der jün- Stadtbild quasi die Staffage der Landschaft bildet. Von Dr. Volker Jehle Stuttgart kommender Malerfreund Christian Mali in geren Künstlergeneration entstanden. Die Zeit nach dem Ende des Ersten Weltkriegs war München. Deren neu erbautes Atelierhaus war Treff- Der Sohn Heinrich von Zügels, Willi Zügel, erin- für die Maler allgemein sehr schwer. Zügel legte sei- Martin Friedrich Jehle (1914 – 1982) war Klavier- kannten Gei- 1943 war die Zeit in Norwegen endgültig vorbei. Nach punkt der württembergischen Schwaben, weshalb es nerte sich später, dass Eckenfelder bei den jährlichen ne Professur 1922 nieder und zog sich in sein Ateli- baumeister, Musikalienhändler, Chef des Musikhaus genbauer Her- einem Zwischenspiel am französischen Atlantik wur- „Schwabenburg“ genannt wurde. Heinrich von Zügel Malaufenthalten im Oktober und November ge- erhaus in München-Bogenhausen zurück. Oft hielt er Johannes Jehle mit Geigenbau- und Blechblasinstru- bert Moritz de die Kompanie ab 1. Oktober mit dem Zug quer durch bezeichnete Anton Braith später als seinen „einzigen meinsam mit der Familie Zügel im Murrhardter Wol- sich auch in Murrhardt auf dem Wolkenhof auf. Ecken- mentenbauwerkstatt und Musikverlag, Gründer der Pi- Mönnig, den er Frankreich und Deutschland in den Osten verfrachtet, Lehrer“. Hier in der Schwabenburg und deren Um- kenhof, dem elterlichen Schafhof und Familienbe- felder bereitete im Alter von 60 Jahren nach dem Tod anofortefabrik Jehle Ebingen und der Musikhistori- ab 1934 im Mu- nahm an der Schlacht von Fastow (bei Kiew) teils, in feld konnte man sicherlich auch Friedrich Eckenfel- sitz, zur Freilichtmalerei verweilte. Aus diesem Um- seines Vaters 1921 seine Rückkehr nach Balingen vor. schen Sammlung Jehle (heute im Stauffenberg-Schloss sikhaus anstellte. der Martin Friedrich Jehle am 10. November 1943 ver- der und Marie Junginger antreffen. Der 1879 gebo- feld stammt Eckenfelder Gemälde die „Eselsfamilie“ Das hing wohl auch mit dem Rückzug seines Freun- Albstadt-Lautlingen), Leiter des Chors der Friedens- 1937 stellte er wundet wurde: Ellbogendurchschuß. Die abenteuer- reneSohndieserbeidenKünstlerwuchsallerdingsbeim (1892), die Zügel später in ähnlicher Weise gemalt hat. des Zügel aus der Kunstszene zusammen. kirche Ebingen, Musikhistoriker (Spezialgebiet: Mu- auch den Kla- liche Rückreise heim ins Reich endete im Lazarett in Tü- Großvater in Rottweil auf. Eckenfelder und Junginger Ebenfalls 1892 zählten Eckenfelder und Zügel zu den Das Frühwerk Eckenfelders ist deutlich stärker zu be- sikinstrumente),BuchautorundVortragsreisender.Von viertechniker bingen, wo er die ersten Jehle-Klaviere entwarf und wo lebten - damals ganz unkonventionell – trotzdem ei- Gründungsmitgliedern der berühmten „Münchner Se- werten als das Spätwerk. Dies ist unverkennbar bei der seinen weiteren Funktionen seien jene genannt, die im Gerhard Binnas die Verwundung endlich operiert wurde. Zeit Lebens nige Jahre zusammen. Zügels Ehefrau soll diese Be- zession“, deren Ausstellungen im Gegensatz zum vor- Wiedergabe von Stimmungen oder von neuen The- weiteren nicht erwähnt werden: 1948 bis 1952 als Schöf- an, Anfang 1939 behielt er einen steifen rechten Ellbogen und an der ziehung nicht als anstößig, sondern eher als komisch herrschenden akademischen Ausstellungsbetrieb men des Impressionismus wie beim alltäglich an- fe beim Amtsgericht Balingen mit Entnazifizierung be- den Blechblas- rechten Hand steife Finger. Cello und Klavier spielen empfunden haben (Schnerring, Anmerkung 42). standen. mutenden „Acker mit Böllat“. In den Ölskizzen malte fasst; 1948 bis 1966 Mitglied in Gesellenprüfungsaus- instrumenten- konnte er nicht mehr. Doch greifen wir noch etwas weiter zurück: Wich- Im Leben Zügels trat 1894 eine starke Verände- er eindeutig impressionistischer (Dungführen, 1894) schüssen; 1948 bis 1974 Meisterbeisitzer im Meister- baumeister Emil Bei Kriegsende – in der Tübinger Frauenklinik war tig für die schwäbischen Impressionisten war die rung auf, denn er erhielt einen Ruf als Professor nach als in den fertig ausgeführten Gemälden, die einen fei- prüfungsausschuss für Klavier- und Cembalobauer der Bagus. Mit Jo- gerade seine älteste Tochter Ursula geboren worden – Kunststadt München, wo bereits um 1860 die Mal- Karlsruhe. Und hier entstand das, was heute als Zü- neren und detaillierteren Pinselstrich aufweisen - das Handwerkskammer Reutlingen; ab 1949 Innungs- hanna Raible flüchtete die junge Familie vor den anrückenden Fran- traditionen der „intimen Landschaft“ und des „volks- gel-Schule bezeichnet wird. Im nahen, damals noch trifft teilweise auch auf andere Maler zu. Bei zwei in Obermeister der Musikinstrumentenmacher-Innung verheiratete zosen nach Ebingen, von dort flüchtete er allein wei- tümlichen Genres“ ausgeprägt und von den Künst- kleinen Fischerdorf Wörth am Altrhein verbrachte der der Balinger Eckenfelder-Galerie befindliche Winter- Reutlingen, später der Württembergischen Instru- Hummel(ab1921 ter in die Wälder, wurde gefangen genommen, ins La- lern auf Wanderungen erkundet worden waren. Auf Professor, obwohl er schon nach einem Jahr von der skizzen sind ihm ganz herausragend gelungen. mentenmacher, ab 1981 Ehrenobermeister; ab 1951 im Büro ange- ger Sigmaringen gesteckt, von wo aus er wie die an- dieseVoraussetzungenstießder1860vonStuttgartnach Karlsruher Akademie nach München zurückgekehrt Das Spätwerk ist teilweise schwächer, besonders Vorsitzender im Meisterprüfungsausschuss für Blech- stellt) ist die Be- deren Gefangenen am 15. Mai 1945 zu Fuß nach Tutt- Mün-chen übergesiedelte Albert Kappis. Er war ab 1880 war, bis 1920 mit seinen Schülern die Sommerse- nach seiner Rückkehr nach Balingen ab circa 1922. Der blasinstrumentenmacher; ab 1965 Fachgruppenleiter legschaft genannt, die auch nach dem Krieg im Mu- lingen marschierte. Alle wurde zu einem Jahr Zwangs- als Professor der Stuttgarter Kunstschule, später Aka- mester zur Freilichtmalerei. Hier gab es besondere Elan und die Spritzigkeit wie auch die Farbkompo- Klavierbau im Bundesinnungsverband, in dieser Funk- sikhaus arbeitete und an die sich manche Ebinger noch arbeit in Frankreich verurteilt, der spätere Tailfinger demie, tätig. Deswegen wurde er als Vater, Lehrer oder Lichtbrechungen und Luftperspektiven auf Wasser und sition scheinen im Alter von über 60 Jahren nachge- tion verfasste er eine neue Prüfungsordnung; ab 1966 erinnern. Und natürlich an Hans Geißler, den er zum Rektor Schairer aber schob ihn nach vorn und wies auf Wegbereiter der „schwäbischen Impressionisten“ be- Tierkörper. Zügel entwickelte seine eigene Theorie des lassen zu haben. In dieser Zeit änderte der Künstler sei- Vertrauensmann der Gruppe Ebingen des Tonkünst- 1. 7. 1947 anstellte – Geißlers erste Ebinger Anstellung. den verletzten Ellbogen hin, also erhielt er ein „Certi- zeichnet. Zusammen mit den anderen Münchner Impressionismus. Besonders der Stuttgarter Tierma- ne Arbeitsweise – er ging teilweise von einem glatten lerverbandes Baden-Württemberg etc. Vermutlich hatte Martin Friedrich Jehle bereits Mit- ficat de libération provisoire pour raison de santé“, „Schwaben“ Anton Braith, Christian Mali, Carl Ebert, ler Josef Kerschensteiner steht in der Nachfolge Zü- Pinselstrich zum Tupfen und Stricheln über wie die Martin Friedrich Jehle, ältestes Kind und einziger te der 1930er Jahre Klavierbaupläne, aber im August marschierte zu Fuß nach Ebingen, wo ihm seine Frau Jakob Grünenwald und Theodor Schüz erkundete Kap- gels. Eckenfelder hielt sich bestimmt auch ab und zu Pointillisten. Außerdem änderte er seine Farbpalette Sohn des Komponisten, Orgelbauers, Musikverlegers, 1939, ein paar Tage nach dem Besuch der Salzburger um den Hals fallen wollte, er aber wehrte sie heftig ab: pis 1867 Paris und die Freilichtmalerei der „Schule von in Wörth auf, was einige seiner Bilder eindeutig be- hin zu einem sehr hellen, blau-gelb dominierten Ko- Musikalienhändlers und Chorleiters Johannes Jehle Festspiele, musste er einrücken. Am 9. April 1940 war „Läuse!“ Barbizon“. Die Freilichtmalerei war eine wichtige Sta- weisen. 1894 zählte er allerdings nicht mehr als Stu- lorit, dem der französischen Maler und Monet ähn- (1881 – 1935), wurde am 3. Januar 1914 in Ebingen ge- er bei der Besetzung von Oslo dabei. In Oslo blieb er Am nächsten Tag nahm er die Arbeit als Chef des Mu- tion auf dem Weg zum Impressionismus. Besondere dent. Eckenfelder hatte ja 16 Jahre zuvor sein Studi- lich. boren. 1928 arbeitete er als Volontär bei der Ebinger denn auch zumeist, also in der Garnison, ungefährlich sikhauses Johannes Jehle auf. Umgehend begann er Bedeutung kam in den 60er Jahren des 19. Jahrhun- um begonnen. Während Zügel in Wörth weilte, zog es Der Pinselstrich Eckenfelders zeigt in seiner Hoch- Möbelschreinerei Johannes Grotz, ab 1929 machte er – zum Glück – aber viel Freizeit. Also wollte er Fall- auch mit der Organisation von Konzerten, und zwar derts den „Ölskizzen mit spontanen Natureindrü- Eckenfelder nun in den Sommermonaten zum Frei- phase nicht in dem Umfang wie Zügel eine impres- eine Lehre zum Klavierbauer in der Klavierfabrik Karl schirmspringer werden, reiste dazu nach Wittstock an in der „Reihe wertvoller Musik“, 1945 bis 1952 im Neu- cken“ und lockerem Pinselstrich zu. Spätestens die ge- lichtmalen nach Balingen. sionistische Auflösung der Konturen der Tierkörper. Hardt in Stuttgart, Gesellenprüfung 1931. Danach ar- der Dosse, wurde wegen seiner Brille ablehnt und war en Vereinshaus, nachgewiesen sind weit über 50 Ver- tupften und lichtdurchfluteten Ölstudien aus Italien Um 1900 wurde Eckenfelder als enger Freund Hein- Der Einfluss Zügels wird aber in der Behandlung der beitete er in der Pianoteile-Fabrik Louis Renner und sauer, weil man ihm das schon in Oslo hätte sagen kön- anstaltungen, Eintritt zunächst ein Holzscheit oder ein zeichnen Kappis schon 1874 als schwäbischen Im- rich von Zügels sogar als möglicher Schwiegersohn für Lichtbestrahlung deutlich, das Licht wird vom Fell der der Harmoniumsabteilung der Klavierfabrik Schied- nen, wo er schließlich zu Beginn der Besetzung über Brikett; während der Pause hängte man die Mechanik pressionisten aus. Es war dasselbe Jahr, in dem Mo- die Tochter Anna in Betracht gezogen (vgl. Schner- Tiere reflektiert. Auch bei Eckenfelder ist das Licht der mayer, beide in Stuttgart. Nebenher besuchte er das dem Osloer Flugplatz abgesprungen war, trotz Brille. des Flügels zum Aufwärmen in die Nähe des Ofens. Sei- net seine „Impression, soleil levant“ in Paris in ei- ring, S. 74). Allerdings machte 1902 ein anderer Zü- Stimmungsträger. Oft stellt er das Typische der schwä- Konservatorium für Musik, überhaupt hätte er lieber Im Dezember 1940 wurde er (in Oslo) Rechnungsfüh- ne Reihe der Musumskonzerte ab 1964 bzw. ab 1977 nem eigenen „Salon“ ausstellte, die er 1873 gemalt hat- gel-Schüler dann diese gute Partie: Emanuel Hegen- bischen Landschaft in den Vordergrund. Ähnlich wie Musikstudiert.WegenderKrankheitseinesVaters(1928 rer. Außerdem kaufte er sich ein Cello, auf dem er in Schlosskonzerte – pro Jahr organisierte er 6 Veran- te. Zunächst erntete Monet zusammen mit seinen Kol- barth, der später als Professor an der Akademie in Dres- bei Zügel sind die Tierdarstellungen quasi Porträts und Schlaganfall mit Lähmung) wurde er aber nach Ebin- der Kaserne spielte, wie Claus von Stauffenberg. Und staltungen –, war fester Bestandteil des Albstädter Kul- legen nur Hohn. den wirkte. Voraussichtlich wird man Hegenbarth bald verdeutlichen die eigene Persönlichkeit der einzel- gen zurückbeordert und begann am 1. Oktober 1932 er suchte nach alten Musikinstrumenten. Mit den Mo- turlebens. Nach seinem Tod übernahm die Organisa- Friedrich Eckenfelder schuf 1880 das herausra- mit einer Ausstellung in Murrhardt gedenken. Ob- nen Tiere. im Musikhaus als „Klaviertechniker“. dalitäten der Bezahlung und des Transports war die tion Kulturamtsleiter Wolfgang Reiche. gende Porträt des Künstlers Albert Kappis, das sich in wohl Zügel Friedrich Eckenfelder unterstützte und ihm Immer wieder tauchen Eckenfelder-Gemälde ein- Legendär sind seine Radtouren bis nach Köln und ganze Kompanie beschäftigt. Nachdem er an zwei Sing- Am 1. Mai 1946 zählte er zu den Gründern der CDU- der Balinger Eckenfelder-Galerie befindet. Es ent- ebenfalls eine Professur verschaffen wollte, gelang die- deutiger Provenienz auf, die bisher noch nicht im Werk- Berlin; legendär auch seine Tour mit Hermann Stern leiterkursen teilgenommen hatte (zumindest einer Ortsgruppe Ebingen; 1946 bis 1951 war er CDU-Kreis- stand zwei Jahre nachdem Eckenfelder in München an- ses Vorhaben wohl aufgrund Eckenfelders Wider- verzeichnis enthalten sind - wie zwei kleinformatige auf Sterns Motorrad 1938, ins Sudetenland, nach Prag nachweislich unter Leitung von Hans Baumann) grün- vorsitzender, 1956 wurde ihm die Adenauer-Gedenk- gekommen und Schüler bei Zügel geworden war, al- stand nicht. Zügel erhielt aufgrund seiner künstleri- „Kabinettstücke“, die nicht für Museen, sondern für und weiter nach Rumänien. 1934, zwanzig Jahre alt und dete er, als die Kompanie dann doch nordwärts zie- medaille verliehen; 1980 das Bundesverdienstkreuz. „Ja so im Alter von circa 19 Jahren. Es beweist ein- schen Verdienste 1907 den persönlichen Adelstitel vom kleinere Räume gedacht waren. Diese reizenden klei- mit dem Fahrrad unterwegs, kaufte er in Jena das Ham- hen musste, an jedem neuen Standort einen Solda- ja“, spottete eine Freundin der Familie, „der Martin drücklich Eckenfelders künstlerisches Potential be- bayerischen Königshaus verliehen. nen Ölgemälde stehen ganz in der Tradition von Carl merklavier, das wohl Mozarts Klavierbauer Johann tenchor. Bei Aufführungen übernahm er den Part des hat den Bundesverdienst, die Hanna das Kreuz.“ züglich von Porträts bereits nach so kurzer Studien- Spitzweg und Eduard Schleich d. Ä., zu denen ein Über- Andreas Stein gemacht hat und das heute als Schmuck- Pianisten selbst, er soll phantastisch improvisiert ha- Ab 1947 hielt er Vorträge über musikgeschichtliche zeit. Eckenfelders Motive blick 2011/12 in einer beachtenswerten Ausstellung in stück in der Musikhistorischen Sammlung Jehle steht; ben. Ab 1. April 1942 war er Unteroffizier. Zur Hoch- Themen, immer wieder an der Ebinger Volkshoch- 1880 entdeckte Eckenfelders Lehrer und bald auch Bei Porträts erzielte Eckenfelder herausragende der Gemäldegalerie der Künstlerkolonie Dachau zu se- natürlich nahm er es nicht auf derm Rad mit, sondern zeit mit der Lehrerin Hanna Seeger, kirchliche Trau- schule oder zu besonderen Anlässen im Rathaus, in Freund Zügel die Freilichtmalerei in der Hochmoor- Leistungen, was meist wenig beachtet wird. Ange- hen war. Eckenfelder gestaltete „Zwei Pferde“ in Öl auf schickte es nach Ebingen, vermutlich per Bahnfracht. ung am 17. Juni 1942 in der Ebinger Kapellkirche, reis- der Festhalle, aber auch in Schloss Mainau oder in der landschaft von Dachau, wo damals nur einzelne Ma- sprochen wurde schon die Tiermalerei. Eckenfelder Holz, wobei er als Farbträger den Deckel einer Zi- Wohl auf derselben Reise schloss er in Markneukir- te er von einem Fjord hinterm Nordkap an und hin- Kongresshalle Berlin. Sein erstes Buch – „1000 Jahre ler arbeiteten wie der befreundete Tiermaler Victor malte bevorzugt Pferde. Dafür steht auch das vom Bür- garrenschachtel verwendete (12,5 x 22 Zentimeter). Der chen Bekanntschaft mit dem später international be- terher wieder dorthin zurück. Musik in Ebingen“ – blieb allerdings ungedruckt. Seite 1879 Heimatkundliche Blätter Februar 2014

Im Altertumszimmer im Musikhaus verwahrte er Martin Friedrich Jehle selbst am Dirigentenpult, ganz gantenEbingerFirmengeschichteschlosserab,imMärz nebst alten Musikinstrumenten auch die musikali- Ebingen pilgerte hin. Unvergessen seine alljährliche 1981 gab er Blickles den Fabrikschlüssel zurück, nicht schen Nachlässe seines Vaters und Großvaters – die Ur- Weihnachtsmusik in der Friedenskirche, am Erschei- ohne zuvor einiges Inventar der Klavierfabrik und vor zelle der Musikhistorischen Sammlung Jehle. 1948 nungsfest, also drei Tage nach seinem Geburtstag. 1977, allem die musikwissenschaftliche Bibliothek aus dem stellte er die Sammlung erstmals öffentlich vor, in ei- nach Differenzen mit dem seinerzeit amtierenden Frie- Chefbüro in die Musikhistorische Sammlung gebracht ner großen Ausstellung im Neuen Vereinshaus, 1964 denskirchen-Pfarrer über Fragen der liturgischen zu haben – der dritte musikalische Jehle-Nachlass. End- machte er sie öffentlich zugänglich, und zwar im obers- Funktion eine Chors im Gottesdienst, löste er den „Jeh- lich konnte er sich ganz der Musikhistorischen Samm- ten Stock des Ebinger Rathauses neben dem Heimat- le-Chor“ auf. lung Jehle und seinen musikhistorischen Forschun- museum, 1970 verkaufte er sie der Stadt Ebingen (da- Die Einstellung des ersten Lehrlings zum 1. August gen widmen. mals noch nicht Albstadt). Seit 1977 wird die Samm- 1949 gilt als Datum der Gründung der Pianofortefab- Doch bereits Mitte 1982 kam er wegen Diabetes ins Jahrgang 61 28. Februar 2014 Nr. 2 lung im Lautlinger Schloss gehütet, betreut seit über rik Jehle. Zunächst im Hinterhaus der Fabrik Linder & Krankenhaus, zuerst Ebingen, dann Tübingen. Das Er- dreißig Jahren von seiner ältesten Tochter, Ursula Epp- Schmid in der Schmiechastraße, ab 1956 in den zwei scheinen seines Buches „Württembergische Klavier- ler. unteren Stockwerken der Farbrik Erwin & Hugo Bli- bauer des 18. und 19. Jahrhunderts“ Ende Oktober 1982 1948 übernahm er den Chor der Friedenskirche: li- ckle in der Riedstraße. Seine Klaviere und Flügel lie- im renommierten Fachverlag „Das Musikinstrument“ turgische Gottesdienstbegleitung, jährliche Singwo- ferte er weltweit, sein Schrankflügel war die Sensation nahm er noch zur Kenntnis. Am 14. November 1982 chen, vielbeachtete Aufführungen auch zeitgenössi- der Frankfurter Musikmesse 1967. 1975 übergab er das starb er in der Chirurgischen Klinik Tübingen. Bei sei- scher Musik (Lahusen, Burgmann etc.), auch große Musikhaus seinem ältesten Sohn, Peter, verlegte sein ner Beerdigung im Familiengrab auf dem Ebinger Herausragende Künstler Konzerte mit Chor, Orchester und Solisten, anders als Büro in die Klavierfabrik und firmierte fortan „Jehle Friedhof trat der Chor der Friedenskirche noch ein- bei den lediglich organisierten Konzerten stand nun KG“. Doch auch dieses Kapitel dieser eher extrava- mal zusammen. Friedrich Eckenfelder und der Schwäbische Impressionismus - Von Dr. Ingrid Helber

Aus aktuellem Anlass, das heißt zum 150. Geburtstag des Balinger Malers Friedrich Eckenfelder, wollte auch der Bürgerverein anlässlich seines eigenen Jubiläums Termine und Exkursionen an den Künstler erinnern. Bereits im Frühjahr 2011 war Friedrich Eckenfel- Die Termine der Heimatkundlichen Vereinigung in den kommenden Monaten der in der Städtischen Kunstsammlung in Murrhardt mit sechs Werken vertreten unter dem Titel: „Schwä- bischer Impressionismus im Umfeld von Heinrich von MÄRZ Sonntag, 9. März: Tag der Archive im Kreisarchiv Zol- 14 Uhr, Wilhelm-Kraut-Straße 65 in Balingen. Anfahrt Zügel.“ Zügel war Lehrer und Freund Friedrich Ecken- lernalbkreis mit Dr. Andreas Zekorn. Ausstellung und mitPrivat-PKW.EsbestehteineWarteliste. felders. In dem zur Ausstellung erschienenen Katalog Donnerstag, 6. März: Vortrag: Rückblick zu den Fahr- Kurzvorträge. finden sich u.a. sechs Bilder und eine Kurzbiografie ten„Trentino“und„Taubertal“mitWolfgangWillig. „Frauen – Männer – Macht“ – Unter diesem Motto steht Eckenfelders. Weiterhin wurden in der ebenfalls 2011 Rückblick zu den beiden Studienfahrten des Jahres 2013 der Tag der Archive 2014. Das Kreisarchiv Zollernalbkreis APRIL präsentierten Ausstellung „Nützliche Natur“ der mitanschließendemgemütlichemBeisammensein.Für beteiligt sich an diesem Tag mit einer Vortragsveranstal- Kunststiftung Hohenkarpfen Werke Eckenfelders ge- Bewirtungistgesorgt. tung und einer kleineren Archivalien-Präsentation.In Mittwoch,9.April:Ausstellungsführung:Diktaturund zeigt. Hier zierte sogar ein Kunstwerk des Balinger 18 Uhr, Balingen, Landratsamt Zollernalbkreis (Sit- vierKurzvorträgenwirdaufdasThema„Frauen–Männer Demokratie im Zeitalter der Extreme mit Dr. Andreas Künstlers das Titelbild des Ausstellungskatalogs: „Zwei zungssaal),Hirschbergstraße29,Eintrittfrei. – Macht“ eingegangen. Zunächst befasst sich Kreisarchi- ZekornundDr.MichaelWalther. Pferde am Pflug“. Vom 17. 9. bis zum 27. 11. 2011 wid- var Dr. Andreas Zekorn mit der Stellung der Frauen in der Streiflichter auf die Geschichte Europas im 20. Jahrhun- mete die Stadt Balingen in der Friedrich-Eckenfel- Samstag, 8. März: Tag der Archive im Stadtarchiv Alb- Frühen Neuzeit, also in der Zeit bis 1800. Frauen besaßen dert (Ausstellung vom 24. 3. – 23. 5.). 16 Uhr, Balingen, der-Galerie in der Zehntscheuer dem Künstler die Aus- stadtmitDorotheaReuter. damals z.B. kein volles Bürgerrecht und waren damit von Landratsamt Zollernalbkreis (Foyer), Hirschbergstraße stellung „Eckenfelder privat“. Fotoausstellung und Archivalienschau. Das Stadtarchiv den Gemeindeversammlungen ausgeschlossen. Aller- 29,Eintrittfrei. Anfang 2012 erwarb dann der Balinger Bürgerver- Albstadt öffnet an diesem Tag zwischen 14.00 Uhr und dings konnten sie einen indirekten Einfluss auf ihre ein e.V. das in dieser Ausstellung gezeigte bedeuten- 17.00 Uhr für den Tag der Archive die Türen. Um 14.30 Männer nehmen, der hin und wieder in den Quellen Freitag, 25. April: Mitgliederversammlung: Festakt de Gemälde „Balingen, an der Eyach“ vom Kunst- und 16.00 bieten wir Führungen in die Magazine an. deutlich wird. Zudem besaßen sie ein bestimmtes Wahl- zum 60-jährigen Jubiläum der Heimatkundlichen haus Bühler in Stuttgart und sicherte es damit für die Darüber hinaus präsentieren wir eine Archivalienschau recht, nämlich das Recht, die Hebamme zu wählen. Eine VereinigungZollernalbe.V.undVortragvonDr.Stefan Balinger Bürger. Der Bürgerverein übergab das Bild als undzeigenalteFilme. Frau mit einer gewissen Macht und unmittelbaren Ver- Borchardt (Kurator des Kunstmuseums Hohenkarp- Dauerleihgabe an die Stadt Balingen und damit an die 14 Uhr – 17 Uhr, Albstad-Ebingen, Stadtarchiv, Johan- bindungen zum mächtigsten Mann seiner Zeit war Fürs- fen): „Kunstschaffende im deutschen Südwesten und Friedrich-Eckenfelder-Galerie. nesstraße5,Eintrittfrei. tin Amalie Zephyrine von Hohenzollern-Sigmaringen. derErsteWeltkrieg“. Zunächst sollen wichtige Stilmerkmale des Im- Zwar entfloh sie den engen Verhältnissen in Sigmaringen 18 Uhr, Balingen, Landratsamt Zollernalbkreis (Sit- pressionismus aufgezeigt wie auch die Charakteristi- Samstag, 8. März: Tag der Archive im Stadtarchiv Ba- und ihrem Ehemann Fürst Anton Aloys von Hohenzol- zungssaal),Hirschbergstraße29,Eintrittfrei. ka des deutschen und des „Schwäbischen Impressi- bach“ bezeichnet wurde, oder der in Albstadt-Truch- Freilichtmalerei. Voraussetzungen dafür waren tech- lingenmitDr.HansSchimpf-Reinhardt. lern-Sigmaringen, nutzte aber später ihre Bekanntschaft onismus“ verdeutlicht werden. Danach folgen Ein- telfingen geborene und hier in der Umgebung kaum be- nische Neuerungen wie preiswerte Tubenfarben ab Präsentation ausgewählter historischer Dokumente mit Napoleon, um die Selbstständigkeit der Fürstentü- blicke in den Münchener Kunstbetrieb, in dem Fried- kannte Gustav Essig, der später in Murrhardt gelebt 1840, transportierbare Leinwände und Malkartons, zumFrauenalltag. mer Hohenzollern-Hechingen und Sigmaringen be- rich Eckenfelder lebte und arbeitete. Zum Schluss sol- hat. Bestenfalls erinnert man sich noch an Professo- Feldstaffeleien sowie breitere und flache Borsten- wahren zu helfen. Damit konnten diese beiden Kleinst- Vergangene Lebensverhältnisse und Alltagserfahrun- len Motive und Arbeitsweise Eckenfelders näher be- ren der Kunstakademien wie an den gebürtigen Ebin- pinsel, die neue Möglichkeiten für schwungvolle Pin- staaten neben Baden und Württemberg die napoleoni- STAMMTISCHE gen der Frau spiegeln sich auch in den Dokumenten der leuchtet und eingeordnet werden. ger Christian Landenberger, von dem die Städtische selhiebe und Farbexperimente boten. Diesbezügliche sche Flurbereinigung zu Beginn des 19. Jahrhunderts Kommunalarchive wider. Über sie erfahren wir z.B. wie Jeweils am ersten Mittwoch eines Monats trifft sich un- Galerie Albstadt zahlreiche Gemälde besitzt, aber zu- Exponate sind in der Eckenfelder-Galerie zu sehen. überleben und einen hohenzollerischen Sonderweg ein- erschreckend hoch die Zahl der Geburten und die Säug- ter der Leitung von Dr. Peter Th. Lang der Ebinger Deutsche Impressionisten verkannt letzt selten ausgestellt hat. Professor Gustav Schönleber entwickelte um 1880 schlagen. Nach den beiden Vorträgen von Kreisarchivar - lingssterblichkeit, aber auch die Sterblichkeitsrate der Stammtisch um 15 Uhr im Café Wildt-Abt, Sonnenstra- Dr. Zekorn wird sich Dr. Michael Walther mit der Rolle und vergessen Zum „Schwäbischen Impressionismus“ werden Ma- eigens einen Farbkasten für die Freilichtmalerei mit Öl- Frauen selbst war. Wie wurden Sitte und Moral kontrol- ße67,72458Albstadt-Ebingen,Telefon07431/4188. von Frauen im Dritten Reich befassen. Zum einen wird er Schon seit längerer Zeit haben in den großen Kunst- ler und Malerinnen gezählt, die in Württemberg ge- farben. Für das schnelle Arbeiten in der Natur hatten liert? Wie sah es mit der schulischen und beruflichen den begrenzten Einflussmöglichkeiten von Ehefrauen institutionen Baden-Württembergs keine Impressio- boren sind oder hier gewirkt haben, wobei in der An- davor nur Aquarellfarben verwendet werden können. Bildung aus. Ab wann und wozu gab es die Frauenar- früher politischer KZ-Häftlingen nachgehen, anhand ei- Anmeldung zu den Veranstaltungen über den Ge- nismus-Ausstellungen mehr stattgefunden, in denen fangsphase die Stuttgarter Kunstschule im Gegensatz Die Ausführung der Gemälde im Impressionismus blieb beitsschule? Ohne männlichen Beistand waren Frauen nes konkreten Beispiels, den Schreiben von Carl Lang an schäftsführer Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, deutsche und „schwäbische“ Künstler präsentiert wur- zur Münchner Akademie wenige Impulse beitrug. Bei realistisch. Erst im Pointillismus mit den als „Tüpfe- nicht geschäftsfähig. Was stand einer Frau an Kleidung seine Frau Elisabethe. Der in Ebingen lebende Carl Lang 72461 Albstadt, Telefon 07432/6807. Email: anfra- den. Nur wenige Museen und Galerien wie die Kunst- der Motivwahl tritt das Typische der schwäbischen lesmaler“ bezeichneten Vertretern lösen Farbtupfen die und Hausrat zu? Was hatte es mit dem Heiratsverbot auf wurde Anfang März 1933 wegen eines gegen die neue [email protected] oder hans@an- stiftung Hohenkarpfen, die Stiftung Schloss Fach- Landschaft in den Vordergrund. Gegenständlichkeit fast ganz auf und zeigen den Weg sich? Konnte eine Frau sich scheiden lassen? Warum Reichsregierung unter Adolf Hitler gerichteten Pressear- dreasschoeller.de sowie über unsere Homepage senfeld in Aalen, das Museum Nuss in Weinstadt- Die junge Malergeneration wandte sich in den 1870- auf zur abstrakten Kunst wie bei Eugen Stammbach. lockte Amerika? Ab dem 20. Jahrhundert geben auch tikels verhaftetet. Er kam in eines der ersten deutschen www.heimatkundliche–vereinigung.de. Strümpfelbach sowie das Kunsthaus Bühler und die er Jahren von der einschränkenden sog. „Akademi- Für Deutschland werden oft eine dunklere Farb- zahlreicheFotografienEinblickindasLebenderFrau. Konzentrationslager, das KZ Heuberg bei Stetten am kal- Bei allen Veranstaltungen sind Gäste jederzeit willkom- Galerie Henn in Stuttgart setzten unter anderem im- schen Malerei“ ab. Akademien und Professoren be- palette und die „stimmungshaften“ Empfindungen als 14Uhr,Stadtarchiv,Charlottenstraße,Eintrittfrei. ten Markt. Seine Frau Elisabethe, die kurz nach der Ver- men. mer noch auf die „schwäbischen Impressionisten“. Die herrschten damals den Ausstellungsbetrieb und lie- charakteristisch angegeben. Ein dunkleres Kolorit ist haftung ihres Mannes das zweite Kind auf die Welt Städtische Kunstsammlung in Murrhardt hat mit ih- ßen nur diejenigen Kunstwerke aufhängen, die nach ih- mehr auf die Berliner Sezession um Liebermann, Co- brachte,versuchtemehrmalsvergeblich,ihren Mannaus rer Impressionismus-Ausstellung 2011 daher einen in- rer Auffassung komponiert und ausgeführt waren, d.h. rinthundSlevogtzutreffendalsaufdieSchwaben.Wenn der Haft freizubekommen. Carl Lang, der außerdem in novativen Weg beschritten. im Atelier – als Genremalerei (Alltagsszenen) und be- man die französischen Impressionisten genau be- Stuttgart und in Rottenburg inhaftiert war, kam erst Ende Herausgegeben von der Im Gegensatz zum Expressionismus ab circa 1905 vorzugt als Historienmalerei (mit historischem Be- trachtet,findetmanauchdortoftdunkleFarbtöne.Aber 1934 wieder frei. In der „Geislinger Weiberschlacht“ geht Heimatkundlichen Vereinigung ist die bedeutende Phase des „Deutschen Impressi- zug), die auch ein politisches Programm beinhalten eingeprägt in das „historische Gedächtnis“ haben sich esumdenWiderstandGeislingerFrauenimJahr1941,die Zollernalb onismus“ ab 1870 kaum erforscht und es gibt hierzu kei- konnte wie die Verherrlichung eines Landesherrn oder einfach Monets helle Stimmungsbilder und Serien wie Die Autoren dieser Ausgabe sich gegen die Absetzung von Untermarchtaler Ordens- ne umfassende Darstellung. Der Impressionismus ist eine „heroische“ Tat. die „Heuschober“. schwestern als Kindergartenerzieherinnen zu Wehr Vorsitzender: in den letzten Jahrzehnten trotz hochkarätiger deut- Auch darf nicht außer Acht gelassen werden, dass setzten. Es kam zu Verhören und Misshandlungen durch Dr. Andreas Zekorn, Landratsamt Zollernalbkreis, scher Künstler fast in Vergessenheit geraten. Der in „L‘ impression“ und die neue Malweise die deutschen Landschaften und hier eben auch die die Gestapo, drei Frauen wurden für mehrere Tage in- 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 92 11 45 Murrhardt geborene Heinrich von Zügel zählt neben Ausgehend von Claude Monets Gemälde „Impres- schwäbische Landschaft nicht das klare Licht und die Dr. Karl-Eugen Maulbetsch haftiert. Zwar mussten die Ordensschwestern ihre Arbeit den Mitgliedern der Berliner Sezession Max Lieber- sion, soleil levant“ – gemalt 1873, ausgestellt 1874, wur- kräftige Farbigkeit des Flussufers der Seine und des Mit- Am Stettberg 9 als Erzieherinnen aufgeben, aber der Kindergarten, in Geschäftsführung: mann, Lovis Corinth und Max Slevogt zu den Haupt- de der neue Kunststil zunächst verächtlich, später telmeers aufweisen. Die Themen waren in Deutsch- 72336 Balingen dem nun „NSV-Schwestern“ die Erziehung der Kinder Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, vertretern des deutschen Impressionismus. hochlobend Impressionismus genannt. Typisch für die land wohl auch stärker sozial ausgerichtet als in Frank- übernommen hatten, wurde von einem Großteil der 72461 Albstadt, Im Umfeld Heinrich von Zügels findet man in Süd- neue Malweise war das individuelle, nicht das ein- reich mit arbeitenden Menschen wie Schäfern, Fi- GeislingerFamilienbisKriegsendeboykottiert. Telefon (0 74 32) 68 07 westdeutschland aber herausragende individuelle schränkende und akademisch vorgeschriebene Seh- schern und Arbeitern in Handwerk und Industrie. Dr. Peter Thaddäus Lang 15 Uhr, Balingen, Landratsamt Zollernalbkreis (Sit- E-Mail: [email protected] Leistungen zahlreicher Maler, die heute zu Unrecht erlebnis. Wichtig war „l’impression“, der persönliche Lammerbergstraße 53 zungssaal),Hirschbergstraße29,Eintrittfrei. kaum mehr bekannt sind. Bei den schwäbischen Im- Eindruck, die eigenständige, selbst getätigte Motiv- Mittendrin – Friedrich Eckenfelder 72461 Albstadt Redaktion: pressionismus-Künstlern handelt es sich um über 50 wahl, die Erfassung von Lichtphänomenen und flüch- Ähnlich wie viele andere junge Künstler zog es auch Daniel Seeburger, Grünewaldstraße 15, herausragende Maler. Zu Ihnen zählen die Balinger tigen Stimmungen in der Natur, die Wiedergabe kom- den 17-jährigen Balinger Friedrich Eckenfelder in die Mittwoch, 12. März: Werksbesichtigung der Firma Bi- 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 2 66-1 53 Künstler Friedrich Eckenfelder und der aus Ostdorf pliziertester Farbtöne und der großzügige, skizzen- Kunstmetropole München. Zunächst hatte er von 1875 zerbaGmbH&Co.KGmitDr.MichaelWalther. stammende Otto Jung, der auch als „Schwäbischer Len- hafte Pinselstrich als Handschrift des Künstlers bei der bis 78 die Fortbildungsschule in Rottweil in der Mal- Seite 1883 Heimatkundliche Blätter März 2014

zum Aufbau einer demokratischen Ordnung, ma- 16) Stadtarchiv Albstadt, Stadt Tailfingen, Gemein- 28) Ebenda, Stadt Ebingen, Ausgabe der Lebensmit- schinengeschriebenes Manuskript, S. 72 f. Im deratsprotokoll 5. März 1947. telrationen für die 1. Dekade im Monat Septem- Stadtarchiv Albstadt vorhanden. 17) Stadtarchiv Albstadt, Stadt Tailfingen, R-T 9800. ber 1947. 9) Gerd Friedrich Nüske, Entnazifizierung, in: 18) Wirtschaftsarchiv Baden-Württemberg, Firma 29) „Donation of the People of the United States of Max Gögler/Gregor Richter (Hrsgg.), Das Land Martin Ammann, unverzeichneter Bestand, Brief America“. Württemberg-Hohenzollern, Sigmaringen 1982, S. an den Staatskommissar vom 18. Februar 1948. 30) Peter Thaddäus Lang / Wilhelm Conzelmann, Tail- 211. 19) Stadtarchiv Albstadt, Stadt Ebingen, Gemeinde- fingen – die Trikotstadt, Albstadt 1990, S. 36. 10) Stadtarchiv Albstadt, Stadt Ebingen, Gemeinde- ratsprotokoll 4. September 1947. 31) Stadtarchiv Albstadt, Stadt Tailfingen, Gemein- ratsprotokoll 15. April 1946. 20) Stadtarchiv Albstadt, Stadt Ebingen, HR-E deratsprotokoll 22. November 1945. 11) Ebenda, 14. Juni 1946. 000.02/04, Gesuch zur Streichung des Namens von 32) Ebenda, Stadt Ebingen, Gemeinderatsprotokoll 4. Jahrgang 61 31. März 2014 Nr. 3 12) Ebenda. PG=Parteigenosse. der Liste der Parteigenossen. Februar 1946. 13) Stadtarchiv Albstadt, Stadt Tailfingen, R-T 9850; 21) Stadtarchiv Albstadt, Stadt Ebingen, Gemeinde- 33) Ebenda, 10. Oktober 1946. Stadt Ebingen, HR-E 000.02. ratsprotokoll 7. März 1947. 34) Ebenda, 14. Januar 1947. 14) Wie der Kollege Rauch vom Stadtarchiv Tübingen 22) Stadtarchiv Albstadt, Stadt Ebingen, Gemeinde- 35) Ebenda, 28. Februar 1947. mir angelegentlich berichtete, fehlen dort die ratsprotokoll 2. September 1946. 36) Bärbel Köhnlein, Vom totalen Zusammenbruch Gemeinderatsprotokolle aus der Zeit 1933 bis 1945 23) Ebenda, Stadt Tailfingen, Gemeinderatsprotokoll zum Aufbau einer demokratischen Ordnung, S. 78 tatsächlich. 5. März 1947. f. (im Stadtarchiv Albstadt). 15) Gerd Friedrich Nüske, Entnazifizierung, in: Max 24) Ebenda, 12. März 1947. 37) Peter Thaddäus Lang / Wilhelm Conzelmann, Tail- Die Stunde Null Gögler/Gregor Richter (Hrsgg.), Das Land Würt- 25) Stadtarchiv Albstadt, Stadt Tailfingen, R-T 9800. fingen – die Trikotstadt, Albstadt 1990, S. 38. temberg-Hohenzollern, Sigmaringen 1982, S. 205. 26) Stadtarchiv Albstadt, Stadt Ebingen, 22. Septem- 38) Stadtarchiv Albstadt, Stadt Tailfingen, Gemein- Dort auch weitere Einzelheiten zur Organisation ber 1946. deratsprotokoll 22. November 1945. Albstadt nach Ende des Zweiten Weltkriegs - Von Dr. Peter Thaddäus Lang der Entnazifizierung in der französischen Besat- 27) Ebenda, Stadt Tailfingen, Gemeinderatsprotokoll 39) Ebenda, 30. Januar 1947. zungszone. 6. Oktober 1946. 40) Ebenda, 7. November 1946. Wie nicht anders zu erwarten, führte die frisch ge- backene Militärverwaltung der Franzosen ein stren- ges Regiment. Kaum hatten die neuen Machthaber ih- re Diensträume bezogen, kamen auch schon die ers- ten Erlasse heraus, die der Bevölkerung als ge- druckte Aushänge mitgeteilt wurden. Exemplare ha- Veranstaltungen und Exkursionen ben sich in Tailfingen erhalten1) – hier die ersten bei- den im Wortlaut: Das Programm der Heimatkundlichen Vereinigung für die Monate April und Mai Aufruf!

APRIL MAI schaft Burgund (Franche Comté) mit der Hauptstadt Die Stadt Tailfingen ist von der mit Deutschland Besancon. Die Landschaft entstand zur gleichen Zeit im Krieg befindlichen wie die Schwäbische Alb, wirkt jedoch viel uriger und Besatzungsmacht übernommen. Mittwoch,9.April:Ausstellungsführung:Diktaturund Samstag, 3. Mai: Tagesexkursion: Munderkingen und urtümlicher als diese. So stößt man auf tief einge- Diese hat angeordnet: Demokratie im Zeitalter der Extreme mit Dr. And- Oberstadion (Osterbrunnen, Krippen- und Osterei- schnittene Flusstäler, an deren Ende der Fluss aus dem 1. Sämtliche Waffen einschl. Munition sind bis reas Zekorn und Dr. Michael Walther. erausstellung) mit Wilfried Groh. Felsen schießt oder eine Quelle als Wasserfall ent- spätestens Donnerstag Streiflichter auf die Geschichte Europas im 20. Jahr- Der Vormittag beginnt mit einer Führung durch springt. Auf der Fahrt werden auch die Abdrücke von den 26. 4. 1945 mittags 12 Uhr in der hundert (Ausstellung vom 24. 3. – 23. 5. 2014). Munderkingen, einer der fünf vorderösterreichischen DinosauriernimFelsengestein,romanischeKlösterund Christofschule Zimmer 8 abzuliefern. Anlass dieser Ausstellung ist die Gleichzeitigkeit run- Donaustädte. Bereits Ende des 13. Jahrhunderts kam abgelegene Einsiedler-Kirchen besichtigt. Die Rück- 2. Sämtliche Fotoapparate sind ebenfalls dort der Jahrestage, die die Verflechtung der Nationalge- die Stadt durch Kauf an die Habsburger. Diese verlie- reise führt über eine ehemalige Kartause am Neuen- abzuliefern. schichten im „Jahrhundert der Extreme“ verdeutlicht: hen der Stadt das alte Wappen ihrer Familie: den stei- burger See, ein Geheimtipp. Die Gruppe ist in einem 3. Für die Bevölkerung einschl. der Ausländer 2014 jährt sich der Ausbruch des 1. Weltkriegs zum 100. genden, bekrönten Löwen. Mit dem Frieden von Preß- Hotel in der Nähe von Pontarlier untergebracht. Es sind besteht nach 22 Uhr Ausgehverbot. Personen, die Mal. 75 Jahre werden seit dem Beginn des von Deutsch- burg im Jahr 1805 ging Munderkingen dann an das Kur- nur noch wenige Plätze frei. auch nach 22 Uhr beschäftigt sein müssen, wie land entfesselten 2. Weltkriegs vergangen sein, 25 Jah- fürstentum und spätere Königreich Württemberg. An- Busfahrt. Abfahrt in Albstadt Ebingen, Busbahnhof Ärzte, Hebammen, Post- und Eisenbahnpersonal, re seit den friedlichen Revolutionen und zehn Jahre schließend geht es zum Mittagessen nach Oberstadi- 6.30 Uhr, Balingen, Stadthalle, 7 Uhr. 590 Euro Amtspersonen usw. haben eine vom Bürgermeister Hermann Schöller, Albert Walker, Emil Hayer und Fridolin Reiber (von links). Fotos: Stadtarchiv Albstadt seit der EU-Osterweiterung. Die Schau „Diktatur und on und danach in das benachbarte Krippenmuseum abgestempelte weisse Armbinde, die selbst zu be- Demokratie im Zeitalter der Extreme“ erzählt Europas in der ehemaligen Pfarrscheuer aus dem Jahre 1612. schaffen ist, zu tragen. Anträge sind auf Zimmer ter anderem Radiogeräte, Fotoapparate, Fahrräder, zelteile, die er jeweils sorgfältig in Ölpapier einwi- 20. Jahrhundert als dramatische Geschichte zwischen Neben einer Dauerausstellung der vielfältigsten Krip- 11 zu stellen. Motorräder, Autos, Wintermäntel und Sonntagsan- ckelte. Nachdem die Franzosen ihre Militärverwal- Freiheit und Tyrannei, zwischen Demokratie und Dik- pen präsentiert das Museum die Sonderausstellung Den Anordnungen ist unbedingt Folge züge aushändigen. Vorzugsweise bedienten sich die tung hierzulande beendet hatten, setzte er sein Mo- tatur. Sie lädt so zu einer historischen Ortsbestim- „Krippen aus Tschechien“ von den Krippensammlern STAMMTISCHE zu leisten. Besatzer zunächst bei den örtlichen Nazi-Größen. Es torrad wieder zusammen. mung ein, zu der das Jahr 2014 herausfordert. Die Aus- Sieglinde und Udo Hergesell aus Neunkirchen-Seel- gab offenbar genug Leute vor Ort, die den Franzo- Im Werksarchiv der Firma Groz-Beckert ist doku- stellung präsentiert 190 Fotos aus zahlreichen euro- scheid. Die nächste Station ist der Oberstadioner Os- Tailfingen, den 24. April 1945. sen die entsprechenden Namen mitteilten. Um den An- mentiert, dass die Franzosen ein Auge auf den Mer- päischen Archiven. terbrunnen, der in der Dorfmitte direkt vor dem Rat- Jeweils am 1. Mittwoch eines Monats trifft sich unter drang an den Sammelstellen einzugrenzen, verfüg- cedes des Firmen-Chefs geworfen hatten. Sie waren 16 Uhr, Balingen, Landratsamt Zollernalbkreis (Fo- haus steht. Über 23.000 bemalte Eier sollen 2014 den der Leitung von Dr. Peter Th. Lang der Ebinger Stamm- Das Bürgermeisteramt. ten die Besatzer beispielsweise, dass nur Personen lie- mit mehreren Mann angerückt, um das wertvolle Au- yer), Hirschbergstraße 29, Teilnahme frei. Brunnen in Oberstadion zieren. Er gilt als der größte Os- tisch um 15.00 Uhr im Café Wildt-Abt, Sonnenstraße fern sollten, deren Nachname mit bestimmten Buch- tomobil abzuholen. Als man ihnen bedeutete, man terbrunnen der Welt. Im Anschluss daran besuchen wir 67, 72458 Albstadt-Ebingen, Telefon (0 74 31) 41 88. staben beginnt. Wenn allerdings in Tailfingen die könne den Schlüssel zu der Garage nicht finden, griff Freitag, 25. April: Mitgliederversammlung: Festakt die zur gleichen Zeit laufende Ostereierausstellung im Buchstaben A, B und C benannt wurden, hatte man da- der französische Offizier kurzerhand zur Pistole und zum 60-jährigen Jubiläum der Heimatkundlichen historischen Sitzungssaal des Rathauses. Nach einer Anmeldung zu den Veranstaltungen über den Ge- Bekanntmachung ! mit einen recht großen Teil der Bevölkerung bei- richtete sie auf das Schloss der Garage. Der nun fol- Vereinigung Zollernalb e.V. und Vortrag von Dr. Ste- Kaffeepause geht es in die nahe gelegene St. Martins- schäftsführer Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße sammen, waren doch die Nachnamen Ammann, Bitzer gende Schuss öffnete zwar das Garagentor, doch muss- fan Borchardt (Kurator des Kunstmuseums Hohen- kirche. Insgesamt befinden sich in dem einschiffigen 4, 72461 Albstadt, Telefon (0 74 32) 68 07. Sämtliche Mitglieder der N.S.D.A.P. und ihrer und Conzelmann in Tailfingen besonders häufig an- ten die Franzosen zu ihrem Leidwesen feststellen, dass karpfen): „Kunstschaffende im deutschen Südwes- Langhaus mit fünf Seitenkapellen elf Altäre. Sieben da- Email: [email protected] Gliederungen zutreffen. das noble Gefährt aufgebockt war und die Räder fehl- ten und der Erste Weltkrieg“. von sind gotische Flügelaltäre aus der sogenannten oder [email protected] sowie über unsere werden hiermit aufgefordert, sich mor- Daneben beschlagnahmten die Besatzer oft „im Vo- ten. Als sie folgenden Tags wiederkamen, stand der 18 Uhr, Balingen, Landratsamt Zollernalbkreis (Sit- „Ulmer Schule“ den berühmten Holz- und Steinbild- Homepage www.heimatkundliche-vereinigung.de. gen Samstag, den 2. Juni 1945 rübergehen“ – so ganz nebenbei, gewissermaßen. Bür- Daimler fahrbereit da. Sie hatten ein Zugfahrzeug mit- zungssaal), Hirschbergstraße 29, Eintritt frei. hauern des 15. Jahrhunderts. Der Hochaltar stammt nachmittags 16 Uhr auf der Bauern- germeister Fridolin Reiber schildert einen solchen Fall: gebracht, Weil sie mit einem vorgetäuschten Mo- beispielsweise von Jörg Stocker. scheuer zu melden. „Wenn die Franzosen in Balingen ein Fest feierten, hieß torschaden des Fahrzeugs rechneten. Busfahrt. Abfahrt in Balingen, Stadthalle 7 Uhr, Alb- es: 'Wir brauchen hundert echtsilberne Bestecke. Na- Dass bei alldem die Franzosen ein besonderes Au- stadt-Ebingen, Busbahnhof 7.30 Uhr. Umlage 35 Euro Für den Stadtteil Truchtelfingen wird türlich schicken wir sie wieder zurück.' Wir mußten ge auf die ehemaligen Nazi-Bonzen geworfen hatten für Fahrt, Eintritte und Führungen. der Farrenstall als Sammelplatz nun hingehen zu den Leuten und silberne Bestecke ho- und diese bevorzugt piesackten, wen wundert's? Wie bestimmt. len und sie nach Balingen schicken. Und was zu- der Verfasser der Ebinger Stadtgeschichte klagt3), wur- Samstag, 17. Mai: Tagesexkursion: Besuch der Lan- Herausgegeben von der rückkam, waren Aluminiumbestecke – wenn über- den die Männer „teils ins Lager Balingen, teils nach desausstellung in Konstanz „Das Konstanzer Konzil Heimatkundlichen Vereinigung Nichterscheinen wird strengstens bestraft! haupt etwas zurückkam. Falls wir nicht abgeliefert hät- FrankreichzumArbeitseinsatzgeschickt“.Freilichnicht Der Autor dieser Ausgabe – 1414 – 1418. Weltereignis des Mittelalters“ und an- Zollernalb ten, wären zum Beispiel die Ausgehzeiten gekürzt wor- alle Männer, wie Stettner suggeriert, sondern nur die schließend Stadtführung „Auf den Spuren des Kon- Tailfingen, den 1. Juni 1945 den.“2) Im Stadtarchiv Albstadt findet sich ein grö- früheren Bonzen4). Außerdem waren Wohnungs- zils“ mit Dr. Andreas Zekorn. Vorsitzender: ßeres Konvolut von Listen mit den Gegenständen, wel- wechsel der ehemaligen Nazis der Besatzungsmacht Busfahrt. Abfahrt in Albstadt-Ebingen, Busbahnhof Dr. Andreas Zekorn, Landratsamt Zollernalbkreis, (Stempel) I.V. R. Gonser che die Ebinger Bürger den Franzosen abliefern muss- anzuzeigen. 7.30 Uhr, Balingen, Stadthalle 8 Uhr. Umlage 35 Euro 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 92 11 45 1. Beigeordneter ten: Die Überbringer der Listen erwarteten wohl, ir- Die Franzosen hatten auch Anliegen, die sich jen- für Fahrt, Eintritte und Führungen. Teilnehmerzahl gendwann entschädigt zu werden – ein doch recht na- seits des Materiellen bewegten: Im September 1948 rief Dr. Peter Thaddäus Lang maximal 49 Personen. Anmeldeschluss: 5. Mai. Geschäftsführung: iver Glaube an das gerechte Walten öffentlicher Ein- die Militärregierung die Ebinger auf, Ahnenfor- Lammerbergstraße 53 Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, Wie man sieht, hatte die Bevölkerung zunächst un- richtungen! – Natürlich suchten sich die Deutschen schung zu treiben. Gesucht wurden nämlich die Nach- 72461 Albstadt Samstag, 24. Mai – Donnerstag, 29. Mai: 6-tägige Stu- 72461 Albstadt, ter den sogenannten „Requisitionen“ zu leiden, die zu- diesen Enteignungen zu entziehen. In Onstmettin- fahren derjenigen, die in der großen Armee Napo- dienfahrt: Der französische Jura in der Freigraf- Telefon (0 74 32) 68 07 nächst wild und und ungeregelt vor sich gingen und gen erzählt man sich heute noch die Geschichte von ei- leons gedient hatten. Die Besatzer erhofften sich Ur- schaft Burgund (Franche-Comté) mit Wolfgang Wil- E-Mail: [email protected] im Grunde genommen nichts anderes waren als Plün- nem jungen Mann, der sein Motorrad in der elter- kunden, Andenken oder auch Orden aus der Zeit des lig. derungen. Einzelne französische Soldaten drangen lichen Scheune über eine Seilwinde bis unter das Dach frühen 19. Jahrhunderts. Allein: Nichts dergleichen kam Die Studienfahrt unter der bewährten Leitung von Redaktion: einfach mit vorgehaltener Waffe in Wohnhäuser ein hochzog, um sie dann auf den Boden heruntersau- zutage. Nur einige Nachfahren jener Soldaten konn- Wolfgang Willig führt diesmal in den Französischen Ju- Daniel Seeburger, Grünewaldstraße 15, und verlangten nach Wertgegenständen, meistens nach sen zu lassen nach der Devise: lieber kaputt als den ten ausfindig gemacht werden, die, aus Ebingen stam- ra. Diese dünn besiedelte und touristisch wenig er- 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 2 66-1 53 Schmuck. Erst nach einigen Tagen fingen die Fran- Franzosen geben. In einer ähnlichen Geschichte aus mend, unter Napoleon in den Krieg gezogen wa- schlossene Region ist Teil der ehemaligen Freigraf- zosen an, systematisch vorzugehen und ließen sich un- Ebingen zerlegte ein junger Mann sein Motorrad in Ein- ren5). Seite 1881 Heimatkundliche Blätter März 2014 März 2014 Heimatkundliche Blätter Seite 1882

Nach und nach installierten die Franzosen auch wie- Die Franzosen hatten es aber nicht nur auf Schmuck cherlich keine leichte Aufgabe aufgebürdet worden war. nommen werde. Er hoffe auch auf eine baldige Am- über anderen Städtern sehr im Vorteil, die reihen- mer wieder abfällig genannt wurden, kamen aus Ost- der demokratische Einrichtungen. Zunächst etab- und wertvolle Gegenstände abgesehen. Sie suchten da- Als die Entnazifizierungsergebnisse der Tailfinger Ver- nestie der Beamten20). weise Perserteppiche und Wintermäntel im Gepäck preußen, Schlesien und aus dem Banat. Auch in Tail- lierte die französische Militärverwaltung in Ebingen ein rüber hinaus jener Menschen habhaft zu werden, die waltung im Gemeinderat zur Debatte standen, dis- Als die Ebinger Gemeinderäte im März 1947 die Ent- hatten. „Jetzt hab ich schon so viele Perserteppiche ge- fingen stellten die Ostpreußen mit den Schlesiern das sogenanntes Gemeinderats-Komitee. Es wurde al- das ganze Übel der damaligen Zeit verursacht hat- tanzierte sich Gonser von der Härte der Strafen. Er ha- scheidungen für zehn Beschäftigte der Stadt auf den habt, ich hätt schon meinen Stall damit auslegen kön- Hauptkontingent37). lerdings nicht gewählt, sondern von der Besat- ten, sprich: Sie suchten nach Nationalsozialisten, vor be der Tübinger Kommission lediglich Vorschläge be- Tisch bekamen, waren die Stadtväter großenteils über- nen“, erzählte ein alter Bauer noch in den 1970er Jah- Zu dieser einen Aufgabe kam eine weitere hinzu: zungsmacht eingesetzt. Eine der Bedingungen: „Kein allem nach solchen, die höhere Ämter innegehabt hat- züglich des Strafmaßes unterbreitet, sagte er16). In Tü- haupt nicht einverstanden. „Entschieden zu hart“ wur- ren, wenn man auf die Hamster-Zeit zu sprechen kam. die Versorgung mit Brennholz und Lebensmitteln. Ge- Mitglied dieses beratenden Komitees darf jeweils der ten. Als der Krieg sich seinem Ende näherte, hatten letz- bingen aber wurden meist schärfere Urteile gefällt. de da geäußert, oder auch „kein Verständnis“. Bei die- Der Heimweg war für die Hamsterer nicht immer ganz rade mit dem Feuerholz haperte es zunächst enorm. Nazi-Partei angehört haben.“ Unter den acht Mit- tere sehr wohl gewusst, dass es ihnen an den Kra- Die Besatzer gingen systematisch vor. Sie ver- ser ablehnenden Haltung spielte gewiss auch eine Rol- ungefährlich, denn wer von den Franzosen erwischt Der Bedarf der Franzosen war so groß, dass „die Be- gliedern befanden sich erklärte Gegner des Natio- gen gehen werde – sie mühten sich, einen so ge- hängten zunächst in jedem Fall eine Strafe. Diese Stra- le, dass zu befürchten war, die Verwaltung würde durch wurde, dessen Hamsterware wurde konfisziert. So soll lange der Zivilbevölkerung nur schwach gedeckt wer- nalsozialismus, zum Beispiel in Ebingen der Kom- nannten „Persilschein“ zu ergattern, einen schriftli- fe reichte von Lagerhaft über Berufsverbot bis zu mehr den allzu großen Verlust von Fachleuten zusam- kurz vor Ebingen in Richtung Lautlingen eine Stra- den können“, wie Bürgermeister Gonser bilanzierte. Ei- munist Fridolin Reiber und der Sozialdemokrat Hans chen Nachweis dafür, dass die doch nicht so große oder weniger happigen Geldstrafen. Natürlich war die menbrechen. Genau dieser Gesichtspunkt kam ins ßensperre bestanden haben. Alles in allem hielten sich nen kalten Winter hatten daher gerade auch die Hei- Schaudt6). Gerade Fridolin Reiber besaß unabhängig Übeltäter gewesen waren. Zahl derjenigen nicht klein, die straflos ausgingen. An- Spiel, als der Säuberungsausschuss dem Chef des Ebin- die Kontrollen der Franzosen jedoch in Grenzen. matvertriebenen zu fürchten. Um Heizmaterial zu spa- von seiner Parteizugehörigkeit ein hohes Ansehen in Die Menschen in der französisch besetzten Zone hat- schließend ordneten die französischen Behörden die ger Bauamts und der Stadtwerke die leitende Tätig- Andere erinnerten sich ihrer wohlhabenden Ver- ren und den Neuankömmlingen ein warmes Plätz- der Stadt. Er gehörte dem ersten gewählten Ge- ten insofern Glück, als ihre Besatzer weniger streng nach dem Alphabet aufgereihten Parteimitglieder nach keit untersagte. Der Gemeinderat protestierte dage- wandten in den Vereinigten Staaten – der „reiche On- chen zu garantieren, sollten Wärmestuben einge- meinderat vom 15. September 1946 an; wenig spä- bei der Bestrafung der alten Nazis vorgingen als et- Berufsgruppen und veröffentlichten die Namen samt gen und vertrat die Ansicht, eine Zurückstufung der Ge- kel in Amerika“ wurde geradezu zum geflügelten Wort richtet werden38). Die Versorgungsnot hielt indes auch ter wurde er Bürgermeister in Ebingen. Damit war er in- wa die Amerikaner9). Alle Siegermächte waren sich zwar den Strafen in ihrem Amtsblatt, das den Namen „Jour- haltsgruppe sei Strafe genug21). Als sich abzeichnete, und war nun plötzlich heiß begehrt. Wenn er nicht nur die kommenden Jahre an. Angesichts der knappen nerhalb eines guten Jahres das dritte Stadtober- in dem Ziel einig, „den deutschen Militarismus zu zer- nal Officiel“ trug und im Stadtarchiv Albstadt vor- dass nicht nur dem Baurat, sondern auch einem an- Pakete schickte, sondern selbst noch persönlich er- Brennholz-Ressourcen konnten die Tailfinger in der haupt. Davor waren Albert Walker und Emil Hayer an stören und sicherzustellen, daß Deutschland nie wie- handen ist. Dort kann jedermann während der Öff- deren leitenden Beamten die leitende Funktion ab- schien und reichlich Dollars mitbrachte, dann stieg das Tat eine Wärmestube gut gebrauchen. Sie wurde in der Stadtspitze. der in der Lage sein wird, den Frieden in der Welt zu stö- nungszeiten nachlesen, welcher Fabrikant, Lehrer, gesprochen werden sollte, bildete sich zur Unter- Ansehen enorm. Begehrt waren zudem die Care-Pa- der Fröbelschule eingerichtet und war mit 30 bis 40 Be- Wie eingeschränkt die Entscheidungsbefugnis der ren.“ Doch wie das praktisch zu bewerkstelligen sei, da- Handwerker, Postbote, Eisenbahner, Verwaltungs- stützung des Baurats eine „große Koalition“ aller Par- kete, mit denen vornehmlich kinderreiche Familien be- suchern pro Tag bestens frequentiert39). Bürgermeister damals war, zeigt das Beispiel von Emil rüber konnten sich die Alliierten wie in so vielen an- beamter, Fabrikarbeiter, Rentner und so weiter zu wel- teien im Ebinger Gemeinderat: Das Bürgermeister- dacht wurden. Eine Stimmung wie an Weihnachten Nicht selten protestierte die Stadt Tailfingen, wenn Hayer recht gut. Bekanntlich war Hayer ja von 1933 deren Dingen nicht einigen. cher Strafe verdonnert worden ist. Bei der Lektüre fällt amt solle beim Staatskommissariat eine Revision be- herrschte, wenn so ein Paket auf dem Küchentisch ge- man sich gegenüber Ebingen und Balingen be- bis 1944 Ebinger Bürgermeister, als ihn dann die Na- Strittig blieb bei den Franzosen, wie eine Entna- auf, dass unter den Bestraften besonders viele Leh- antragen, so forderten sie, „dabei ist zum Ausdruck zu öffnet wurde: Büchsenfleisch, Milchpulver und But- nachteiligt sah. So war die Tailfinger Stadtverwal- zis abgesetzt hatten – die Nationalsozialisten hatten zifizierung auszusehen habe. Fürs Erste reichte ih- rer anzutreffen sind. bringen, daß sich dieser Beschluß auch mit der Auf- ter waren in diesen Paketen, jeweils in beachtlichen tung überhaupt nicht damit einverstanden, dass „Ebin- ihn allerdings auch zu Beginn des Dritten Reichs an nen eine Art kollektiver Bestrafung der ehemaligen Par- Oftmals passte es den Fabrikanten nicht, wenn sie ih- fassung der vier politischen Parteien, die im Ge- Mengen, so dass die betreffende Familie mehrere Wo- gen und Balingen den zweiten Bahnwaggon Kartof- die Stadtspitze gebracht. Schon allein seine lange Amts- teigenossen: Offensichtlich von den Besatzern dazu ren Namen in besagtem „Journal“ fanden, hatten sie meinderat vertreten sind, deckt.“22) chen versorgt war. „Spende des Volks der Vereinig- feln aufrufen konnten, in Tailfingen aber noch nicht zeit zeigt, dass er die Politik der Nazis großenteils mit- aufgefordert, verpflichtete der Ebinger Gemeinderat die sich doch vielfach der Nazi-Partei nur deshalb an- Von den 68 städtischen Beschäftigten in Tailfin- ten Staaten von Amerika“ stand auf jeder einzelnen einmal alle Einwohner mit dem ersten Waggon ver- getragen hatte. Auch verstand er es durchaus, mar- Ex-Nazis zur Trümmerbeseitigung10). Damit waren je- geschlossen, um besser an Aufträge heranzukom- gen wurden fünf ehemalige Nazis entlassen, acht Be- Konserve. Auf englisch natürlich29). sorgt werden konnten.“ Beim Tübinger Landeser- kige Reden im Nazi-Stil zu halten. Andererseits wuss- doch nicht alle der vormaligen braunen Amtsträger ein- men. In zahlreichen Fällen führte das trotzdem nicht dienstete hatten zum Teil erhebliche Gehaltseinbu- Nach Tailfingen kamen auch Spenden aus der nährungsamt sagte man dem seit 1946 amtierenden te er stets eine gewisse Distanz zu wahren, er war nie verstanden – der Ebinger Gemeinderat musste sich im zum gewünschten Ziel, und die Firma wurde ge- ßen hinzunehmen, der Rest blieb ohne Strafe23).Im Schweiz. Unter anderem wurden 300 Kilo Bohnen, 210 Bürgermeister Schöller daraufhin zu, weitere zwei bis Mitglied der NSDAP gewesen und sein Engagement in Juni 1946 mit einigen Einsprüchen auseinanderset- schlossen. Und jetzt, nach Kriegsende, sollte man von Schmiechatal neigte man dazu, möglichst viele Mit- Kilo Linsen 300 Suppenmehl und auch 120 Kilo der be- drei Waggons mit Kartoffeln nach Tailfingen zu schi- der evangelischen Kirchengemeinde Ebingens war un- zen. Einer der Alt-Nazis argumentierte dabei so ra- den Besatzern ein weiteres Mal bestraft werden! So pro- arbeiter weiter zu beschäftigen. Gegen solches Vor- sonders begehrten Schweizer Schokolade nach Tail- cken40). übersehbar. Das genügte den französischen Militärs, biat, dass sich die Gemeinderäte genötigt sahen, ei- testiertebeispielsweisederTailfingerUnternehmerCarl gehen protestierten indes die Bürger – so gesche- fingen gebracht30). Wohin wir auch blicken – zur Stunde Null al- Hayer nach Ende des Dritten Reichs wiederum in Amt niges klar zu stellen: „im übrigen sind seine Aus- Conzelmann im August 1945 beim Bürgermeister- hen, als die Stadt einen entnazifizierten und ent- Die Stunde Null – ein Anfang mit Schwierigkei- lenthalben bitterste Not, und wenig Aussicht auf ei- und Würden einzusetzen. Doch blieb er nicht lange lassungen durchaus unangebracht. Wenn sich Nicht- amt: Er habe trotz seiner NSDAP-Mitgliedschaft „bei lassenen Beamten wieder einstellen wollte. Die Bür- ten. Zu allem anderen kam noch hinzu, dass Hei- ne baldige Änderung der Verhältnisse. Dass den- in dieser Position. Anfang Mai 1945 trat er die Stelle Parteigenossen im Dritten Reich derart geäußert hät- den Parteidienststellen nur Nachteile über Nachtei- ger brachten zur Sprache, dass besagter Beamte wäh- matvertriebene aus dem Osten zu Tausenden nach noch nach wenigen Jahren ein steiler Aufschwung er- an, und schon Mitte November stand er vor dem Mi- ten, wären sie unbedingt hinter Schloß und Riegel ge- le“ ertragen. Er beantragte deshalb, von der Strafe be- rend des Dritten Reichs seine berufliche Stellung all Tailfingen und Ebingen hereinströmten. Nach Süd- folgte, das empfanden die Deutschen damals fast als litärgericht in Balingen. Angeklagt wurde er, weil er an- kommen.“11) Der Gemeinderat wollte den wider- freit zu werden, denn: „Ich genoß im Dritten Reich nicht zu sehr ausgenutzt habe. Gegenüber Frauen, die auf württemberg-Hohenzollern kamen rund 100.000, nach ein Wunder – das Wirtschaftswunder. geblich Gegenstände ohne Erlaubnis der Militärbe- spenstigen Nazi auf jeden Fall zur Trümmerbeseiti- die Vorteile eines Pg., ja nicht einmal Gleichbe- sein Amt kamen, sei er „sehr anmaßend und rigo- Ebingen um die 5000 und nach Tailfingen rund 3000. hörden verteilt habe. Außerdem seien aus dem Schuh- gung zwingen – „wenn nicht freiwillig, dann mit Hil- rechtigung mit mit anderen Bürgern, und glaube da- ros“ gewesen. Die Stadt Tailfingen beschäftigte ihn Viele Frauen kamen allein mit ihren Kindern, teil- lager des Rathauses, für das Hayer als Bürgermeister fe der Polizei.“ her auch jetzt nicht die Nachteile eines Pg.Ph hin- schließlichalsSekretärdesBürgermeisters24).Abernicht weise nahmen die Städte und Dörfer auch Kinder oh- Anmerkungen verantwortlich zeichnete, Schuhe entwendet worden. Aber keine Regel ohne Ausnahme: Weil den Fran- nehmen zu müssen. Als wir im Juni 1942 unser Ge- nur Verwaltungsfachleute waren in Tailfingen un- ne ihre Eltern auf. Bürgermeister Gonser von Tail- Auch soll er Maschinen, Elektromotoren und ande- zosen die anlaufende Produktion einer örtlichen Fir- schäft stillegen mußten, konnte ich mit meinen Ein- verzichtbar, sondern auch Ärzte: So bescheinigte Bür- fingen stellte im Sommer 1945 fest: „In den nächs- Diese Ausarbeitung beruht auf einem Text, den der res Material der Firmen, Kuby, Daimler-Benz und Gebr. ma wichtiger war als die Aufräumarbeiten der Be- sprüchen bei keiner Parteidienststelle Anerkennung als germeister Schöller einem Tailfinger Arzt, dass „die öf- ten Wochen und Monaten werden wir näher zu- Historiker und Journalist Gerhard Hauser in den Jah- Friederich zugunsten der Stadt beschlagnahmt ha- legschaft, drängten sie darauf, dass nur ein Teil der Mit- Pg. finden, davon wollte niemand nichts wissen.“17) Auf fentliche Meinung es gerne sehen würde“, wenn der sammenrücken müssen, um den Flüchtlingen aus dem ren 1991 und 1992 im Auftrag der Stadt Albstadt, sprich: ben. „Dem Angeklagten sei es bei den Maschinen nicht, arbeiter zur Trümmerbeseitigung eingesetzt werden ähnliche Weise verteidigte sich der Tailfinger In- Mediziner wieder praktizieren könne25). Osten, die Hab und Gut durch die Kriegsverhältnis- Hans Pfarr, unter meiner Anleitung erstellte unter dem wie er vorbringe, darum zu tun gewesen, weitere Plün- sollte. Auch der Firmeninhaber selbst, ein in der Wol- dustrielle Carl Ammann: Er sei nur deshalb schon 1933 Nach dem verlorenen Krieg hieß es erst einmal zu- se verloren haben, Platz zu machen.“31) Um der Woh- Arbeitstitel „Albstadt im 20. Jahrhundert“. Leider konn- derungen zu vermeiden, sondern mehr darum, die Ge- le gefärbter Brauner, sollte auf Anweisung der Fran- in die NSDAP eingetreten, weil er eine bürgerliche sammenzurücken. „Nicht gegeneinander, sondern mit- nungsnot Herr zu werden, überlegte man im Ebin- te der Nachfolger von OB Hans Pfarr mit dem druck- genstände für die Stadt sicherzustellen.“7) zosen vom „PG-Einsatz“ befreit werden12). Komponente innerhalb der Partei schaffen wollte ge- und füreinander für das Wohl der Stadt Ebingen“, gab ger Gemeinderat, Fabrikgebäude zu beschlagnah- reifen Manuskript nichts anfangen und verweigerte die Viel zu gut vertrat Hayer die Sache der Stadt aus der Selbstredend suchten die alten Parteigenossen, ih- gen die „fanatischen alten Kämpfer“18). Bürgermeister Walker im September 1946 das poli- men und diese zu Massenquartieren auszubauen. Da- Drucklegung. Sicht der Franzosen in einer Zeit, als dies nicht ge- re Parteizugehörigkeit so gut es ging zu verschlei- Nur zum Wohl der Firma sei man in die Partei ein- tische Leitmotiv aus26). Die zwölf Ebinger Gemein- von kamen die Stadtväter aber wieder ab, weil der Um- fragt war. Dass seine Vergangenheit in den Augen der ern. In Tailfingen und in Ebingen ließen die Fran- getreten, das war der Tenor all dieser Verteidi- deräte nahmen sich das zu Herzen und übten sich in bau alles in allem zu teuer sei. Außerdem benötigte 1) Bei der mittlerweile nicht mehr existierenden Dru- französischen Behörden auch nicht unbedingt für ihn zosen jeweils eine Liste erstellen; in beiden Fällen ist gungsreden.EinEbingerIndustriellergingsogarsoweit, Harmonie.EinträchtigsaßenhierLeutezusammen,von die Industrie bei anlaufender Produktion ihre Ge- ckerei Raff & Egle; Reproduktionen befinden sich sprach, mochte unterschwellig ebenfalls eine Rolle ge- unklar, wie sie zustande kamen13). Auch ist nicht si- sein Wirken im Dritten Reich fast schon als eine Art pri- denen sich einige vor 1933 heftig bekämpft hatten. Die bäude wieder32). im Stadtarchiv Albstadt, abgedruckt in: Landkreis spielt haben. Hayer wurde jedenfalls zu neun Mo- cher, ob die Listen vollständig waren, denn gegen vaten Widerstands darzustellen: „Ich habe mich auch gemeinsam durchgemachte Leidenszeit zwischen 1933 Meist wurden die Neuankömmlinge in ehemali- Zollernalb, Blau-Weiß-Rot. Leben unter der Tri- naten Gefängnis und 1000 Reichsmark Geldstrafe ver- Kriegsende suchten die Nationalsozialisten mit ei- nie irgendwie für die Partei betätigt oder ein Amt in und 1945 schweißte eben zusammen. Da lobte zum gen Zwangsarbeiter-Lagern, aber auch in Wohnun- kolore. Die Kreise Balingen und Hechingen in der urteilt. nem durch Verzweiflung angestachelten Erfin- der Wirtschaft angenommen, sondern nur die … mo- Beispiel der DVP-Gemeinderat Dr. Fritz Haux den neu gen und Gasthäusern untergebracht. Die Stadt Ebin- Nachkriegszeit 1945 bis 1949 (Zollernalb-Profile 5), In vielen anderen Orten stellten Sozialdemokraten dungsgeist, die einschlägigen Unterlagen auf den Rat- natliche Zahlung [für die Partei] geleistet. Da ich mei- gewählten Bürgermeister Fridolin Reiber, einen über- gen kaufte für diesen Zweck unter anderem das Daim- Stuttgart 1999, S. 37 und 41. Hervorhebungen wie und Kommunisten als Gegner der Nationalsozialis- häusern zu entsorgen. An die Gemeinderatsproto- ne[kritische]AnsichtderBewegunggegenüberinnichts zeugten Kommunisten: „Trotz der Demütigungen, die ler- und das Kuby-Lager. Diese beiden Barackenla- im Original. Für Tailfingen existiert eine Liste der ten die ersten Bürgermeister. In Tailfingen wurde der kolle trauten sie sich allerdings bei solchen Aktio- geändert habe, so habe ich unter der Sache inner- er durch die Nationalsozialisten erfahren habe, sei er ger wurden dann aber bald schon dem Landkreis als wild requirierten Fahrzeuge, vgl. Stadtarchiv Alb- Kommunist Reinhold Gonser als Stadtoberhaupt be- nen nur in den seltensten Fällen14). So kommt es, dass lich sehr gelitten. In Verfolg meiner Einstellung ha- stets ein aufrechter Mann geblieben. Durch seine über- Durchgangslager überlassen33). In Ebingen wurden stadt, Stadt Tailfingen, R-T 9730. stimmt, obgleich dieser auf dieses Amt gar nicht be- aus der Zeit des Nationalsozialismus im Stadtarchiv be ich durch die Tat bewiesen, daß ich mit allem nicht zeugenden menschlichen Eigenschaften habe er sich weitere Zwangsarbeiter-Lager wieder hergerichtet, so 2) Bärbel Köhnlein, Vom totalen Zusammenbruch sonders erpicht war. „Ich wollte mich vielmehr als Po- Albstadt herzlich wenig übrig geblieben ist. Um es über- einverstanden war.“19) nicht nur in den Kreisen der Arbeiterschaft, sondern das Dreilindenlager und das Bleuellager. zum Aufbau einer demokratischen Ordnung, ma- litiker einsetzen und habe deshalb auch bewirkt, daß spitzt auszudrücken: Wenn man gezwungen wäre, die Derselbe Unternehmer führte weiterhin aus, er sei auch in den sogenannten bürgerlichen Kreisen An- In Ebingen gestaltete sich die Quartiersuche für die schinengeschriebenes Manuskript, S. 76 (im Stadt- Bürgermeister Hayer von Ebingen die Geschäfte der deutsche Geschichte nach den Unterlagen des Stadt- von einem seiner eigenen Mitarbeiter unter Druck ge- hänger und Freunde erworben.“27) Heimatvertriebenenauchdeswegenschwierig,weilhier archiv Albstadt vorhanden). Stadt Tailfingen übernahm.“ Zunächst hatte der fran- archivs Albstadt zu rekonstruieren, so entstünde der setzt worden, weil er auch nach 1933 immer noch Be- Das von den Franzosen geschaffene Gemeinde- französische Truppen untergebracht waren. Aus die- 3) Walter Stettner, Ebingen. Geschichte einer würt- zösische Stadtkommandant den Kommunisten Gon- Eindruck, nach der Machtergreifung der Nazis im Ja- ziehungen zu jüdischen Handelsvertretern aufrecht rats-Komitee hatte zunächst nur beratende Funkti- sem Grund hielt SPD-Gemeinderat Schaudt dafür, dass tembergischen Stadt, Sigmaringen 1986, S. 549. In ser trotzdem vorgeschlagen. Freilich konnte der Fran- nuar 1933 seien anschließend gleich die Franzosen ein- gehalten habe. – Was von alledem entspricht nun der on, der erste Gemeinderat konnte Entscheidungen le- „solche Städte und Gemeinden, die nicht mit Trup- diesem Zusammenhang geht Stettner auch auf den zose den Bürgermeister gar nicht bestimmen – da- gerückt. So war es denn für die Besatzer nicht im- Wahrheit? Und was ist erfunden oder zurecht ge- diglich mit Vorbehalt treffen. Viele der vorrangig drän- penbelegung zu rechnen haben, in stärkerem Maße Nürnberger Prozess ein und meint, „unbefriedi- für war vielmehr die Militärregierung in Balingen zu- mer leicht, den braunen Funktionsträgern wirklich auf bogen? Die zuständige Behörde kam dem Ansuchen genden Probleme, wie das der Lebensmittelversor- für die Aufnahme von Flüchtlingen herangezogen wer- gend an dem Prozeß war, daß die Ankläger zu- ständig. die Schliche zu kommen. Trotzdem fanden sich Hilfs- des Fabrikanten um Tilgung seines Namens aus der Na- gung, waren ohnehin nicht im engen kommunalen den.“34) In einer anderen Sitzung beklagte Schaudt au- gleich die Richter waren; die Zusammensetzung Solche Kompetenzstreitigkeiten und Differenzen mittel genug, auch konnte jeweils eine ausreichende zi-Liste nicht nach. Dies hätte schon allein die fran- Rahmen zu lösen. Um die Grundversorgung zu ga- ßerdem, dass die Ebinger Bevölkerung „das Gebot der des Gerichts aus neutralen Personen oder zu- kamen öfters vor – der Ebinger Bürgermeister mach- Zahl von Zeugen befragt werden. In dem Ebinger Ad- zösische Militärregierung nicht gestattet. Die nächst- rantieren, gab man Lebensmittelkarten aus. Dafür war Stunde, nämlich zu Gunsten der Flüchtlinge noch mehr mindest ihre Hinzuziehung hätte die moralische te damit so seine Erfahrungen. Fridolin Reiber be- ressbuch von 1935 beispielsweise sind alle örtlichen höhere Instanz wäre die Säuberungskommission in Tü- in Ebingen das Wirtschaftsamt zuständig. Was man für zusammenrücken, nach den Erfahrungen der Woh- Wirkung des Prozesses auf die Deutschen und die klagte nicht nur, dass die Franzosen ihre Nasen in al- NS-Formationen mit allen Funktionsträgern ein- bingen gewesen, der es aus der Entfernung noch die Karten einkaufen konnte, war allerdings nicht ge- nungskommission bisher nicht verstanden hat.“35) Welt vergrößert.“ Ein typisches Nazi-Argument! Die les hineinsteckten – sie seien sich oftmals auch über ih- schließlich deren Adressen aufgeführt. Das Stadtar- schwerer gefallen wäre, eine Grenze zu ziehen zwi- rade üppig. Um sich zehn Tage zu ernähren, muss- Dass es immer wieder zu Differenzen kam, war an- hier zutage gekommenen Nazi-Gräuel, die milli- re Zuständigkeit nicht im Klaren gewesen. Einmal er- chiv Albstadt verfügt über mehrere Exemplare die- schen passivem Widerstand und aktivem Opportu- te sich ein erwachsener Ebinger im September 1947 gesichts der Notsituation nicht weiter verwunder- onenfachen Morde, die Konzentrationslager, das hielt er den Befehl eines französischen Offiziers, ei- ses auskunftsfreudigen Nachschlagewerks. nismus. mit zwei Kilo Brot und 200 Gramm Fleisch zufrie- lich. So schilderte der Ebinger Bürgermeister Reiber alles ist so schlimm, dass die Zusammensetzung ne Schranke am Truppenübungsplatz zu erneuern. Da- Mit der Entnazifizierung ließen sich die Franzo- Alles in allem konnten die Unternehmer als Be- den geben. Besser hatten es die Schwer- und Schwerst- seine Schwierigkeiten mit den Heimatvertriebenen: des Gerichts wahrhaftig eine nachrangige Rolle her bat er einen Colonel in Balingen um einen Ei- sen erst einmal Zeit. Erst gegen Ende 1945 rafften sie rufsgruppe bei den Säuberungs-Aktionen jedoch auf arbeiter, die Zusatzkarten erhielten. Werdende und „Sie kamen dauernd und klagten: 'Das haben wir ge- spielt! senbezugsschein. „Nach dessen Rückfrage, wofür ich sich allmählich auf, diesem Thema näher zu treten, ein Entgegenkommen der Franzosen hoffen. Ganz an- stillende Mütter wurden gleicherweise besser ver- habt, soviel haben wir verloren. Ach, die Leute hier wis- 4) Stettner selbst verbrachte einige Wochen in die- das Eisen brauche, erklärte ich ihm den Fall. Darauf sag- nachdem die Amerikaner entsprechenden Druck aus- ders sah es hingegen bei den Beamten aus. Sie wur- sorgt28). sen gar nicht, wie gut sie es haben. Dabei sind sie so sem Lager, so teilte es mir seine Tochter Barbara te er, ich solle warten, bis er mir die Auflage zum Bau geübt hatten15). Nun begann die französische Mili- den wesentlich strenger behandelt, worauf Dr. Fritz Um die knappen Rationen aufzustocken, war Hams- hartherzig!' Manchmal platzte mir der Kragen und ich im Dezember 1986 mit. der Schranke gebe.“ Einige Wochen später kam der ers- tärverwaltung damit, auf der unteren Ebene der Land- Haux hinwies bei der Entnazifizierung eines Ebinger tern angesagt – wohl dem, der Verwandte auf dem Land erklärte ihnen, daß die Leute hier auch nichts zu bei- 5) Stadtarchiv Albstadt, Stadt Ebingen, HR-E te Offizier in sein Amtszimmer gestürzt und schnauz- kreise „Kreisuntersuchungsausschüsse“ zu bilden, Stadtbauinspektors. Dem entschiedenen Nazi-Geg- hatte. Aber selbst ohne familiäre Beziehungen ging es: ßen hätten, und daß ich ihnen ihre Angaben nicht mehr 000.03/72. te ihn an, warum er den Befehl nicht ausgeführt ha- „Kruas“ abgekürzt, auf der nächst höheren Ebene ent- ner Haux konnte man kaum vorwerfen, er sei nicht Da wurden häufig Kinder aufs Land geschickt, die Gar- glauben würde.“36) 6) Stadtarchiv Albstadt, Stadt Tailfingen, Gemein- be. Darauf erklärte Reiber, dass er eine anders lau- standen die bereits erwähnten Säuberungskommis- aneinerAufarbeitunginteressiert.Hauxführteaus,dass ne, Stoffe und auch Fertigware aus der Trikotfertig- Bis 1950 hatte sich die Zahl der Heimatvertriebe- deratsprotokoll 28. November 1945. tende Order aus Balingen erhalten habe. Die Reak- sionen mit Sitz in Tübingen. Als Vorsitzender des Ba- die Entnazifizierung der Beamten in Südwürttem- ware im Rucksack mitnahmen, um dies dann gegen nen in Ebingen zwar weiter erhöht, erreichte jedoch 7) Staatsarchiv Sigmaringen, Wü 65/4, Az. 24/1975, tion: „Der hat hier überhaupt nichts zu melden, hier linger Untersuchungsausschusses fungierte der Tail- berg im Vergleich zu der Behandlung der Spitzen- Milch, Eier, Fleisch oder Kartoffeln einzutauschen. Da- nicht die Zahl, mit der die Behörden gerechnet hat- Paket 21. gelten meine Befehle!“8) finger Gemeinderat Reinhold Gonser, womit ihm si- kräfte in der Wirtschaft mit zu viel Schärfte vorge- bei waren die Älbler mit ihren Trikotwaren gegen- ten. Die meisten der „Rucksackdeutschen“, wie sie im- 8) Bärbel Köhnlein, Vom totalen Zusammenbruch Seite 1881 Heimatkundliche Blätter März 2014 März 2014 Heimatkundliche Blätter Seite 1882

Nach und nach installierten die Franzosen auch wie- Die Franzosen hatten es aber nicht nur auf Schmuck cherlich keine leichte Aufgabe aufgebürdet worden war. nommen werde. Er hoffe auch auf eine baldige Am- über anderen Städtern sehr im Vorteil, die reihen- mer wieder abfällig genannt wurden, kamen aus Ost- der demokratische Einrichtungen. Zunächst etab- und wertvolle Gegenstände abgesehen. Sie suchten da- Als die Entnazifizierungsergebnisse der Tailfinger Ver- nestie der Beamten20). weise Perserteppiche und Wintermäntel im Gepäck preußen, Schlesien und aus dem Banat. Auch in Tail- lierte die französische Militärverwaltung in Ebingen ein rüber hinaus jener Menschen habhaft zu werden, die waltung im Gemeinderat zur Debatte standen, dis- Als die Ebinger Gemeinderäte im März 1947 die Ent- hatten. „Jetzt hab ich schon so viele Perserteppiche ge- fingen stellten die Ostpreußen mit den Schlesiern das sogenanntes Gemeinderats-Komitee. Es wurde al- das ganze Übel der damaligen Zeit verursacht hat- tanzierte sich Gonser von der Härte der Strafen. Er ha- scheidungen für zehn Beschäftigte der Stadt auf den habt, ich hätt schon meinen Stall damit auslegen kön- Hauptkontingent37). lerdings nicht gewählt, sondern von der Besat- ten, sprich: Sie suchten nach Nationalsozialisten, vor be der Tübinger Kommission lediglich Vorschläge be- Tisch bekamen, waren die Stadtväter großenteils über- nen“, erzählte ein alter Bauer noch in den 1970er Jah- Zu dieser einen Aufgabe kam eine weitere hinzu: zungsmacht eingesetzt. Eine der Bedingungen: „Kein allem nach solchen, die höhere Ämter innegehabt hat- züglich des Strafmaßes unterbreitet, sagte er16). In Tü- haupt nicht einverstanden. „Entschieden zu hart“ wur- ren, wenn man auf die Hamster-Zeit zu sprechen kam. die Versorgung mit Brennholz und Lebensmitteln. Ge- Mitglied dieses beratenden Komitees darf jeweils der ten. Als der Krieg sich seinem Ende näherte, hatten letz- bingen aber wurden meist schärfere Urteile gefällt. de da geäußert, oder auch „kein Verständnis“. Bei die- Der Heimweg war für die Hamsterer nicht immer ganz rade mit dem Feuerholz haperte es zunächst enorm. Nazi-Partei angehört haben.“ Unter den acht Mit- tere sehr wohl gewusst, dass es ihnen an den Kra- Die Besatzer gingen systematisch vor. Sie ver- ser ablehnenden Haltung spielte gewiss auch eine Rol- ungefährlich, denn wer von den Franzosen erwischt Der Bedarf der Franzosen war so groß, dass „die Be- gliedern befanden sich erklärte Gegner des Natio- gen gehen werde – sie mühten sich, einen so ge- hängten zunächst in jedem Fall eine Strafe. Diese Stra- le, dass zu befürchten war, die Verwaltung würde durch wurde, dessen Hamsterware wurde konfisziert. So soll lange der Zivilbevölkerung nur schwach gedeckt wer- nalsozialismus, zum Beispiel in Ebingen der Kom- nannten „Persilschein“ zu ergattern, einen schriftli- fe reichte von Lagerhaft über Berufsverbot bis zu mehr den allzu großen Verlust von Fachleuten zusam- kurz vor Ebingen in Richtung Lautlingen eine Stra- den können“, wie Bürgermeister Gonser bilanzierte. Ei- munist Fridolin Reiber und der Sozialdemokrat Hans chen Nachweis dafür, dass die doch nicht so große oder weniger happigen Geldstrafen. Natürlich war die menbrechen. Genau dieser Gesichtspunkt kam ins ßensperre bestanden haben. Alles in allem hielten sich nen kalten Winter hatten daher gerade auch die Hei- Schaudt6). Gerade Fridolin Reiber besaß unabhängig Übeltäter gewesen waren. Zahl derjenigen nicht klein, die straflos ausgingen. An- Spiel, als der Säuberungsausschuss dem Chef des Ebin- die Kontrollen der Franzosen jedoch in Grenzen. matvertriebenen zu fürchten. Um Heizmaterial zu spa- von seiner Parteizugehörigkeit ein hohes Ansehen in Die Menschen in der französisch besetzten Zone hat- schließend ordneten die französischen Behörden die ger Bauamts und der Stadtwerke die leitende Tätig- Andere erinnerten sich ihrer wohlhabenden Ver- ren und den Neuankömmlingen ein warmes Plätz- der Stadt. Er gehörte dem ersten gewählten Ge- ten insofern Glück, als ihre Besatzer weniger streng nach dem Alphabet aufgereihten Parteimitglieder nach keit untersagte. Der Gemeinderat protestierte dage- wandten in den Vereinigten Staaten – der „reiche On- chen zu garantieren, sollten Wärmestuben einge- meinderat vom 15. September 1946 an; wenig spä- bei der Bestrafung der alten Nazis vorgingen als et- Berufsgruppen und veröffentlichten die Namen samt gen und vertrat die Ansicht, eine Zurückstufung der Ge- kel in Amerika“ wurde geradezu zum geflügelten Wort richtet werden38). Die Versorgungsnot hielt indes auch ter wurde er Bürgermeister in Ebingen. Damit war er in- wa die Amerikaner9). Alle Siegermächte waren sich zwar den Strafen in ihrem Amtsblatt, das den Namen „Jour- haltsgruppe sei Strafe genug21). Als sich abzeichnete, und war nun plötzlich heiß begehrt. Wenn er nicht nur die kommenden Jahre an. Angesichts der knappen nerhalb eines guten Jahres das dritte Stadtober- in dem Ziel einig, „den deutschen Militarismus zu zer- nal Officiel“ trug und im Stadtarchiv Albstadt vor- dass nicht nur dem Baurat, sondern auch einem an- Pakete schickte, sondern selbst noch persönlich er- Brennholz-Ressourcen konnten die Tailfinger in der haupt. Davor waren Albert Walker und Emil Hayer an stören und sicherzustellen, daß Deutschland nie wie- handen ist. Dort kann jedermann während der Öff- deren leitenden Beamten die leitende Funktion ab- schien und reichlich Dollars mitbrachte, dann stieg das Tat eine Wärmestube gut gebrauchen. Sie wurde in der Stadtspitze. der in der Lage sein wird, den Frieden in der Welt zu stö- nungszeiten nachlesen, welcher Fabrikant, Lehrer, gesprochen werden sollte, bildete sich zur Unter- Ansehen enorm. Begehrt waren zudem die Care-Pa- der Fröbelschule eingerichtet und war mit 30 bis 40 Be- Wie eingeschränkt die Entscheidungsbefugnis der ren.“ Doch wie das praktisch zu bewerkstelligen sei, da- Handwerker, Postbote, Eisenbahner, Verwaltungs- stützung des Baurats eine „große Koalition“ aller Par- kete, mit denen vornehmlich kinderreiche Familien be- suchern pro Tag bestens frequentiert39). Bürgermeister damals war, zeigt das Beispiel von Emil rüber konnten sich die Alliierten wie in so vielen an- beamter, Fabrikarbeiter, Rentner und so weiter zu wel- teien im Ebinger Gemeinderat: Das Bürgermeister- dacht wurden. Eine Stimmung wie an Weihnachten Nicht selten protestierte die Stadt Tailfingen, wenn Hayer recht gut. Bekanntlich war Hayer ja von 1933 deren Dingen nicht einigen. cher Strafe verdonnert worden ist. Bei der Lektüre fällt amt solle beim Staatskommissariat eine Revision be- herrschte, wenn so ein Paket auf dem Küchentisch ge- man sich gegenüber Ebingen und Balingen be- bis 1944 Ebinger Bürgermeister, als ihn dann die Na- Strittig blieb bei den Franzosen, wie eine Entna- auf, dass unter den Bestraften besonders viele Leh- antragen, so forderten sie, „dabei ist zum Ausdruck zu öffnet wurde: Büchsenfleisch, Milchpulver und But- nachteiligt sah. So war die Tailfinger Stadtverwal- zis abgesetzt hatten – die Nationalsozialisten hatten zifizierung auszusehen habe. Fürs Erste reichte ih- rer anzutreffen sind. bringen, daß sich dieser Beschluß auch mit der Auf- ter waren in diesen Paketen, jeweils in beachtlichen tung überhaupt nicht damit einverstanden, dass „Ebin- ihn allerdings auch zu Beginn des Dritten Reichs an nen eine Art kollektiver Bestrafung der ehemaligen Par- Oftmals passte es den Fabrikanten nicht, wenn sie ih- fassung der vier politischen Parteien, die im Ge- Mengen, so dass die betreffende Familie mehrere Wo- gen und Balingen den zweiten Bahnwaggon Kartof- die Stadtspitze gebracht. Schon allein seine lange Amts- teigenossen: Offensichtlich von den Besatzern dazu ren Namen in besagtem „Journal“ fanden, hatten sie meinderat vertreten sind, deckt.“22) chen versorgt war. „Spende des Volks der Vereinig- feln aufrufen konnten, in Tailfingen aber noch nicht zeit zeigt, dass er die Politik der Nazis großenteils mit- aufgefordert, verpflichtete der Ebinger Gemeinderat die sich doch vielfach der Nazi-Partei nur deshalb an- Von den 68 städtischen Beschäftigten in Tailfin- ten Staaten von Amerika“ stand auf jeder einzelnen einmal alle Einwohner mit dem ersten Waggon ver- getragen hatte. Auch verstand er es durchaus, mar- Ex-Nazis zur Trümmerbeseitigung10). Damit waren je- geschlossen, um besser an Aufträge heranzukom- gen wurden fünf ehemalige Nazis entlassen, acht Be- Konserve. Auf englisch natürlich29). sorgt werden konnten.“ Beim Tübinger Landeser- kige Reden im Nazi-Stil zu halten. Andererseits wuss- doch nicht alle der vormaligen braunen Amtsträger ein- men. In zahlreichen Fällen führte das trotzdem nicht dienstete hatten zum Teil erhebliche Gehaltseinbu- Nach Tailfingen kamen auch Spenden aus der nährungsamt sagte man dem seit 1946 amtierenden te er stets eine gewisse Distanz zu wahren, er war nie verstanden – der Ebinger Gemeinderat musste sich im zum gewünschten Ziel, und die Firma wurde ge- ßen hinzunehmen, der Rest blieb ohne Strafe23).Im Schweiz. Unter anderem wurden 300 Kilo Bohnen, 210 Bürgermeister Schöller daraufhin zu, weitere zwei bis Mitglied der NSDAP gewesen und sein Engagement in Juni 1946 mit einigen Einsprüchen auseinanderset- schlossen. Und jetzt, nach Kriegsende, sollte man von Schmiechatal neigte man dazu, möglichst viele Mit- Kilo Linsen 300 Suppenmehl und auch 120 Kilo der be- drei Waggons mit Kartoffeln nach Tailfingen zu schi- der evangelischen Kirchengemeinde Ebingens war un- zen. Einer der Alt-Nazis argumentierte dabei so ra- den Besatzern ein weiteres Mal bestraft werden! So pro- arbeiter weiter zu beschäftigen. Gegen solches Vor- sonders begehrten Schweizer Schokolade nach Tail- cken40). übersehbar. Das genügte den französischen Militärs, biat, dass sich die Gemeinderäte genötigt sahen, ei- testiertebeispielsweisederTailfingerUnternehmerCarl gehen protestierten indes die Bürger – so gesche- fingen gebracht30). Wohin wir auch blicken – zur Stunde Null al- Hayer nach Ende des Dritten Reichs wiederum in Amt niges klar zu stellen: „im übrigen sind seine Aus- Conzelmann im August 1945 beim Bürgermeister- hen, als die Stadt einen entnazifizierten und ent- Die Stunde Null – ein Anfang mit Schwierigkei- lenthalben bitterste Not, und wenig Aussicht auf ei- und Würden einzusetzen. Doch blieb er nicht lange lassungen durchaus unangebracht. Wenn sich Nicht- amt: Er habe trotz seiner NSDAP-Mitgliedschaft „bei lassenen Beamten wieder einstellen wollte. Die Bür- ten. Zu allem anderen kam noch hinzu, dass Hei- ne baldige Änderung der Verhältnisse. Dass den- in dieser Position. Anfang Mai 1945 trat er die Stelle Parteigenossen im Dritten Reich derart geäußert hät- den Parteidienststellen nur Nachteile über Nachtei- ger brachten zur Sprache, dass besagter Beamte wäh- matvertriebene aus dem Osten zu Tausenden nach noch nach wenigen Jahren ein steiler Aufschwung er- an, und schon Mitte November stand er vor dem Mi- ten, wären sie unbedingt hinter Schloß und Riegel ge- le“ ertragen. Er beantragte deshalb, von der Strafe be- rend des Dritten Reichs seine berufliche Stellung all Tailfingen und Ebingen hereinströmten. Nach Süd- folgte, das empfanden die Deutschen damals fast als litärgericht in Balingen. Angeklagt wurde er, weil er an- kommen.“11) Der Gemeinderat wollte den wider- freit zu werden, denn: „Ich genoß im Dritten Reich nicht zu sehr ausgenutzt habe. Gegenüber Frauen, die auf württemberg-Hohenzollern kamen rund 100.000, nach ein Wunder – das Wirtschaftswunder. geblich Gegenstände ohne Erlaubnis der Militärbe- spenstigen Nazi auf jeden Fall zur Trümmerbeseiti- die Vorteile eines Pg., ja nicht einmal Gleichbe- sein Amt kamen, sei er „sehr anmaßend und rigo- Ebingen um die 5000 und nach Tailfingen rund 3000. hörden verteilt habe. Außerdem seien aus dem Schuh- gung zwingen – „wenn nicht freiwillig, dann mit Hil- rechtigung mit mit anderen Bürgern, und glaube da- ros“ gewesen. Die Stadt Tailfingen beschäftigte ihn Viele Frauen kamen allein mit ihren Kindern, teil- lager des Rathauses, für das Hayer als Bürgermeister fe der Polizei.“ her auch jetzt nicht die Nachteile eines Pg.Ph hin- schließlichalsSekretärdesBürgermeisters24).Abernicht weise nahmen die Städte und Dörfer auch Kinder oh- Anmerkungen verantwortlich zeichnete, Schuhe entwendet worden. Aber keine Regel ohne Ausnahme: Weil den Fran- nehmen zu müssen. Als wir im Juni 1942 unser Ge- nur Verwaltungsfachleute waren in Tailfingen un- ne ihre Eltern auf. Bürgermeister Gonser von Tail- Auch soll er Maschinen, Elektromotoren und ande- zosen die anlaufende Produktion einer örtlichen Fir- schäft stillegen mußten, konnte ich mit meinen Ein- verzichtbar, sondern auch Ärzte: So bescheinigte Bür- fingen stellte im Sommer 1945 fest: „In den nächs- Diese Ausarbeitung beruht auf einem Text, den der res Material der Firmen, Kuby, Daimler-Benz und Gebr. ma wichtiger war als die Aufräumarbeiten der Be- sprüchen bei keiner Parteidienststelle Anerkennung als germeister Schöller einem Tailfinger Arzt, dass „die öf- ten Wochen und Monaten werden wir näher zu- Historiker und Journalist Gerhard Hauser in den Jah- Friederich zugunsten der Stadt beschlagnahmt ha- legschaft, drängten sie darauf, dass nur ein Teil der Mit- Pg. finden, davon wollte niemand nichts wissen.“17) Auf fentliche Meinung es gerne sehen würde“, wenn der sammenrücken müssen, um den Flüchtlingen aus dem ren 1991 und 1992 im Auftrag der Stadt Albstadt, sprich: ben. „Dem Angeklagten sei es bei den Maschinen nicht, arbeiter zur Trümmerbeseitigung eingesetzt werden ähnliche Weise verteidigte sich der Tailfinger In- Mediziner wieder praktizieren könne25). Osten, die Hab und Gut durch die Kriegsverhältnis- Hans Pfarr, unter meiner Anleitung erstellte unter dem wie er vorbringe, darum zu tun gewesen, weitere Plün- sollte. Auch der Firmeninhaber selbst, ein in der Wol- dustrielle Carl Ammann: Er sei nur deshalb schon 1933 Nach dem verlorenen Krieg hieß es erst einmal zu- se verloren haben, Platz zu machen.“31) Um der Woh- Arbeitstitel „Albstadt im 20. Jahrhundert“. Leider konn- derungen zu vermeiden, sondern mehr darum, die Ge- le gefärbter Brauner, sollte auf Anweisung der Fran- in die NSDAP eingetreten, weil er eine bürgerliche sammenzurücken. „Nicht gegeneinander, sondern mit- nungsnot Herr zu werden, überlegte man im Ebin- te der Nachfolger von OB Hans Pfarr mit dem druck- genstände für die Stadt sicherzustellen.“7) zosen vom „PG-Einsatz“ befreit werden12). Komponente innerhalb der Partei schaffen wollte ge- und füreinander für das Wohl der Stadt Ebingen“, gab ger Gemeinderat, Fabrikgebäude zu beschlagnah- reifen Manuskript nichts anfangen und verweigerte die Viel zu gut vertrat Hayer die Sache der Stadt aus der Selbstredend suchten die alten Parteigenossen, ih- gen die „fanatischen alten Kämpfer“18). Bürgermeister Walker im September 1946 das poli- men und diese zu Massenquartieren auszubauen. Da- Drucklegung. Sicht der Franzosen in einer Zeit, als dies nicht ge- re Parteizugehörigkeit so gut es ging zu verschlei- Nur zum Wohl der Firma sei man in die Partei ein- tische Leitmotiv aus26). Die zwölf Ebinger Gemein- von kamen die Stadtväter aber wieder ab, weil der Um- fragt war. Dass seine Vergangenheit in den Augen der ern. In Tailfingen und in Ebingen ließen die Fran- getreten, das war der Tenor all dieser Verteidi- deräte nahmen sich das zu Herzen und übten sich in bau alles in allem zu teuer sei. Außerdem benötigte 1) Bei der mittlerweile nicht mehr existierenden Dru- französischen Behörden auch nicht unbedingt für ihn zosen jeweils eine Liste erstellen; in beiden Fällen ist gungsreden.EinEbingerIndustriellergingsogarsoweit, Harmonie.EinträchtigsaßenhierLeutezusammen,von die Industrie bei anlaufender Produktion ihre Ge- ckerei Raff & Egle; Reproduktionen befinden sich sprach, mochte unterschwellig ebenfalls eine Rolle ge- unklar, wie sie zustande kamen13). Auch ist nicht si- sein Wirken im Dritten Reich fast schon als eine Art pri- denen sich einige vor 1933 heftig bekämpft hatten. Die bäude wieder32). im Stadtarchiv Albstadt, abgedruckt in: Landkreis spielt haben. Hayer wurde jedenfalls zu neun Mo- cher, ob die Listen vollständig waren, denn gegen vaten Widerstands darzustellen: „Ich habe mich auch gemeinsam durchgemachte Leidenszeit zwischen 1933 Meist wurden die Neuankömmlinge in ehemali- Zollernalb, Blau-Weiß-Rot. Leben unter der Tri- naten Gefängnis und 1000 Reichsmark Geldstrafe ver- Kriegsende suchten die Nationalsozialisten mit ei- nie irgendwie für die Partei betätigt oder ein Amt in und 1945 schweißte eben zusammen. Da lobte zum gen Zwangsarbeiter-Lagern, aber auch in Wohnun- kolore. Die Kreise Balingen und Hechingen in der urteilt. nem durch Verzweiflung angestachelten Erfin- der Wirtschaft angenommen, sondern nur die … mo- Beispiel der DVP-Gemeinderat Dr. Fritz Haux den neu gen und Gasthäusern untergebracht. Die Stadt Ebin- Nachkriegszeit 1945 bis 1949 (Zollernalb-Profile 5), In vielen anderen Orten stellten Sozialdemokraten dungsgeist, die einschlägigen Unterlagen auf den Rat- natliche Zahlung [für die Partei] geleistet. Da ich mei- gewählten Bürgermeister Fridolin Reiber, einen über- gen kaufte für diesen Zweck unter anderem das Daim- Stuttgart 1999, S. 37 und 41. Hervorhebungen wie und Kommunisten als Gegner der Nationalsozialis- häusern zu entsorgen. An die Gemeinderatsproto- ne[kritische]AnsichtderBewegunggegenüberinnichts zeugten Kommunisten: „Trotz der Demütigungen, die ler- und das Kuby-Lager. Diese beiden Barackenla- im Original. Für Tailfingen existiert eine Liste der ten die ersten Bürgermeister. In Tailfingen wurde der kolle trauten sie sich allerdings bei solchen Aktio- geändert habe, so habe ich unter der Sache inner- er durch die Nationalsozialisten erfahren habe, sei er ger wurden dann aber bald schon dem Landkreis als wild requirierten Fahrzeuge, vgl. Stadtarchiv Alb- Kommunist Reinhold Gonser als Stadtoberhaupt be- nen nur in den seltensten Fällen14). So kommt es, dass lich sehr gelitten. In Verfolg meiner Einstellung ha- stets ein aufrechter Mann geblieben. Durch seine über- Durchgangslager überlassen33). In Ebingen wurden stadt, Stadt Tailfingen, R-T 9730. stimmt, obgleich dieser auf dieses Amt gar nicht be- aus der Zeit des Nationalsozialismus im Stadtarchiv be ich durch die Tat bewiesen, daß ich mit allem nicht zeugenden menschlichen Eigenschaften habe er sich weitere Zwangsarbeiter-Lager wieder hergerichtet, so 2) Bärbel Köhnlein, Vom totalen Zusammenbruch sonders erpicht war. „Ich wollte mich vielmehr als Po- Albstadt herzlich wenig übrig geblieben ist. Um es über- einverstanden war.“19) nicht nur in den Kreisen der Arbeiterschaft, sondern das Dreilindenlager und das Bleuellager. zum Aufbau einer demokratischen Ordnung, ma- litiker einsetzen und habe deshalb auch bewirkt, daß spitzt auszudrücken: Wenn man gezwungen wäre, die Derselbe Unternehmer führte weiterhin aus, er sei auch in den sogenannten bürgerlichen Kreisen An- In Ebingen gestaltete sich die Quartiersuche für die schinengeschriebenes Manuskript, S. 76 (im Stadt- Bürgermeister Hayer von Ebingen die Geschäfte der deutsche Geschichte nach den Unterlagen des Stadt- von einem seiner eigenen Mitarbeiter unter Druck ge- hänger und Freunde erworben.“27) Heimatvertriebenenauchdeswegenschwierig,weilhier archiv Albstadt vorhanden). Stadt Tailfingen übernahm.“ Zunächst hatte der fran- archivs Albstadt zu rekonstruieren, so entstünde der setzt worden, weil er auch nach 1933 immer noch Be- Das von den Franzosen geschaffene Gemeinde- französische Truppen untergebracht waren. Aus die- 3) Walter Stettner, Ebingen. Geschichte einer würt- zösische Stadtkommandant den Kommunisten Gon- Eindruck, nach der Machtergreifung der Nazis im Ja- ziehungen zu jüdischen Handelsvertretern aufrecht rats-Komitee hatte zunächst nur beratende Funkti- sem Grund hielt SPD-Gemeinderat Schaudt dafür, dass tembergischen Stadt, Sigmaringen 1986, S. 549. In ser trotzdem vorgeschlagen. Freilich konnte der Fran- nuar 1933 seien anschließend gleich die Franzosen ein- gehalten habe. – Was von alledem entspricht nun der on, der erste Gemeinderat konnte Entscheidungen le- „solche Städte und Gemeinden, die nicht mit Trup- diesem Zusammenhang geht Stettner auch auf den zose den Bürgermeister gar nicht bestimmen – da- gerückt. So war es denn für die Besatzer nicht im- Wahrheit? Und was ist erfunden oder zurecht ge- diglich mit Vorbehalt treffen. Viele der vorrangig drän- penbelegung zu rechnen haben, in stärkerem Maße Nürnberger Prozess ein und meint, „unbefriedi- für war vielmehr die Militärregierung in Balingen zu- mer leicht, den braunen Funktionsträgern wirklich auf bogen? Die zuständige Behörde kam dem Ansuchen genden Probleme, wie das der Lebensmittelversor- für die Aufnahme von Flüchtlingen herangezogen wer- gend an dem Prozeß war, daß die Ankläger zu- ständig. die Schliche zu kommen. Trotzdem fanden sich Hilfs- des Fabrikanten um Tilgung seines Namens aus der Na- gung, waren ohnehin nicht im engen kommunalen den.“34) In einer anderen Sitzung beklagte Schaudt au- gleich die Richter waren; die Zusammensetzung Solche Kompetenzstreitigkeiten und Differenzen mittel genug, auch konnte jeweils eine ausreichende zi-Liste nicht nach. Dies hätte schon allein die fran- Rahmen zu lösen. Um die Grundversorgung zu ga- ßerdem, dass die Ebinger Bevölkerung „das Gebot der des Gerichts aus neutralen Personen oder zu- kamen öfters vor – der Ebinger Bürgermeister mach- Zahl von Zeugen befragt werden. In dem Ebinger Ad- zösische Militärregierung nicht gestattet. Die nächst- rantieren, gab man Lebensmittelkarten aus. Dafür war Stunde, nämlich zu Gunsten der Flüchtlinge noch mehr mindest ihre Hinzuziehung hätte die moralische te damit so seine Erfahrungen. Fridolin Reiber be- ressbuch von 1935 beispielsweise sind alle örtlichen höhere Instanz wäre die Säuberungskommission in Tü- in Ebingen das Wirtschaftsamt zuständig. Was man für zusammenrücken, nach den Erfahrungen der Woh- Wirkung des Prozesses auf die Deutschen und die klagte nicht nur, dass die Franzosen ihre Nasen in al- NS-Formationen mit allen Funktionsträgern ein- bingen gewesen, der es aus der Entfernung noch die Karten einkaufen konnte, war allerdings nicht ge- nungskommission bisher nicht verstanden hat.“35) Welt vergrößert.“ Ein typisches Nazi-Argument! Die les hineinsteckten – sie seien sich oftmals auch über ih- schließlich deren Adressen aufgeführt. Das Stadtar- schwerer gefallen wäre, eine Grenze zu ziehen zwi- rade üppig. Um sich zehn Tage zu ernähren, muss- Dass es immer wieder zu Differenzen kam, war an- hier zutage gekommenen Nazi-Gräuel, die milli- re Zuständigkeit nicht im Klaren gewesen. Einmal er- chiv Albstadt verfügt über mehrere Exemplare die- schen passivem Widerstand und aktivem Opportu- te sich ein erwachsener Ebinger im September 1947 gesichts der Notsituation nicht weiter verwunder- onenfachen Morde, die Konzentrationslager, das hielt er den Befehl eines französischen Offiziers, ei- ses auskunftsfreudigen Nachschlagewerks. nismus. mit zwei Kilo Brot und 200 Gramm Fleisch zufrie- lich. So schilderte der Ebinger Bürgermeister Reiber alles ist so schlimm, dass die Zusammensetzung ne Schranke am Truppenübungsplatz zu erneuern. Da- Mit der Entnazifizierung ließen sich die Franzo- Alles in allem konnten die Unternehmer als Be- den geben. Besser hatten es die Schwer- und Schwerst- seine Schwierigkeiten mit den Heimatvertriebenen: des Gerichts wahrhaftig eine nachrangige Rolle her bat er einen Colonel in Balingen um einen Ei- sen erst einmal Zeit. Erst gegen Ende 1945 rafften sie rufsgruppe bei den Säuberungs-Aktionen jedoch auf arbeiter, die Zusatzkarten erhielten. Werdende und „Sie kamen dauernd und klagten: 'Das haben wir ge- spielt! senbezugsschein. „Nach dessen Rückfrage, wofür ich sich allmählich auf, diesem Thema näher zu treten, ein Entgegenkommen der Franzosen hoffen. Ganz an- stillende Mütter wurden gleicherweise besser ver- habt, soviel haben wir verloren. Ach, die Leute hier wis- 4) Stettner selbst verbrachte einige Wochen in die- das Eisen brauche, erklärte ich ihm den Fall. Darauf sag- nachdem die Amerikaner entsprechenden Druck aus- ders sah es hingegen bei den Beamten aus. Sie wur- sorgt28). sen gar nicht, wie gut sie es haben. Dabei sind sie so sem Lager, so teilte es mir seine Tochter Barbara te er, ich solle warten, bis er mir die Auflage zum Bau geübt hatten15). Nun begann die französische Mili- den wesentlich strenger behandelt, worauf Dr. Fritz Um die knappen Rationen aufzustocken, war Hams- hartherzig!' Manchmal platzte mir der Kragen und ich im Dezember 1986 mit. der Schranke gebe.“ Einige Wochen später kam der ers- tärverwaltung damit, auf der unteren Ebene der Land- Haux hinwies bei der Entnazifizierung eines Ebinger tern angesagt – wohl dem, der Verwandte auf dem Land erklärte ihnen, daß die Leute hier auch nichts zu bei- 5) Stadtarchiv Albstadt, Stadt Ebingen, HR-E te Offizier in sein Amtszimmer gestürzt und schnauz- kreise „Kreisuntersuchungsausschüsse“ zu bilden, Stadtbauinspektors. Dem entschiedenen Nazi-Geg- hatte. Aber selbst ohne familiäre Beziehungen ging es: ßen hätten, und daß ich ihnen ihre Angaben nicht mehr 000.03/72. te ihn an, warum er den Befehl nicht ausgeführt ha- „Kruas“ abgekürzt, auf der nächst höheren Ebene ent- ner Haux konnte man kaum vorwerfen, er sei nicht Da wurden häufig Kinder aufs Land geschickt, die Gar- glauben würde.“36) 6) Stadtarchiv Albstadt, Stadt Tailfingen, Gemein- be. Darauf erklärte Reiber, dass er eine anders lau- standen die bereits erwähnten Säuberungskommis- aneinerAufarbeitunginteressiert.Hauxführteaus,dass ne, Stoffe und auch Fertigware aus der Trikotfertig- Bis 1950 hatte sich die Zahl der Heimatvertriebe- deratsprotokoll 28. November 1945. tende Order aus Balingen erhalten habe. Die Reak- sionen mit Sitz in Tübingen. Als Vorsitzender des Ba- die Entnazifizierung der Beamten in Südwürttem- ware im Rucksack mitnahmen, um dies dann gegen nen in Ebingen zwar weiter erhöht, erreichte jedoch 7) Staatsarchiv Sigmaringen, Wü 65/4, Az. 24/1975, tion: „Der hat hier überhaupt nichts zu melden, hier linger Untersuchungsausschusses fungierte der Tail- berg im Vergleich zu der Behandlung der Spitzen- Milch, Eier, Fleisch oder Kartoffeln einzutauschen. Da- nicht die Zahl, mit der die Behörden gerechnet hat- Paket 21. gelten meine Befehle!“8) finger Gemeinderat Reinhold Gonser, womit ihm si- kräfte in der Wirtschaft mit zu viel Schärfte vorge- bei waren die Älbler mit ihren Trikotwaren gegen- ten. Die meisten der „Rucksackdeutschen“, wie sie im- 8) Bärbel Köhnlein, Vom totalen Zusammenbruch Seite 1883 Heimatkundliche Blätter März 2014

zum Aufbau einer demokratischen Ordnung, ma- 16) Stadtarchiv Albstadt, Stadt Tailfingen, Gemein- 28) Ebenda, Stadt Ebingen, Ausgabe der Lebensmit- schinengeschriebenes Manuskript, S. 72 f. Im deratsprotokoll 5. März 1947. telrationen für die 1. Dekade im Monat Septem- Stadtarchiv Albstadt vorhanden. 17) Stadtarchiv Albstadt, Stadt Tailfingen, R-T 9800. ber 1947. 9) Gerd Friedrich Nüske, Entnazifizierung, in: 18) Wirtschaftsarchiv Baden-Württemberg, Firma 29) „Donation of the People of the United States of Max Gögler/Gregor Richter (Hrsgg.), Das Land Martin Ammann, unverzeichneter Bestand, Brief America“. Württemberg-Hohenzollern, Sigmaringen 1982, S. an den Staatskommissar vom 18. Februar 1948. 30) Peter Thaddäus Lang / Wilhelm Conzelmann, Tail- 211. 19) Stadtarchiv Albstadt, Stadt Ebingen, Gemeinde- fingen – die Trikotstadt, Albstadt 1990, S. 36. 10) Stadtarchiv Albstadt, Stadt Ebingen, Gemeinde- ratsprotokoll 4. September 1947. 31) Stadtarchiv Albstadt, Stadt Tailfingen, Gemein- ratsprotokoll 15. April 1946. 20) Stadtarchiv Albstadt, Stadt Ebingen, HR-E deratsprotokoll 22. November 1945. 11) Ebenda, 14. Juni 1946. 000.02/04, Gesuch zur Streichung des Namens von 32) Ebenda, Stadt Ebingen, Gemeinderatsprotokoll 4. Jahrgang 61 31. März 2014 Nr. 3 12) Ebenda. PG=Parteigenosse. der Liste der Parteigenossen. Februar 1946. 13) Stadtarchiv Albstadt, Stadt Tailfingen, R-T 9850; 21) Stadtarchiv Albstadt, Stadt Ebingen, Gemeinde- 33) Ebenda, 10. Oktober 1946. Stadt Ebingen, HR-E 000.02. ratsprotokoll 7. März 1947. 34) Ebenda, 14. Januar 1947. 14) Wie der Kollege Rauch vom Stadtarchiv Tübingen 22) Stadtarchiv Albstadt, Stadt Ebingen, Gemeinde- 35) Ebenda, 28. Februar 1947. mir angelegentlich berichtete, fehlen dort die ratsprotokoll 2. September 1946. 36) Bärbel Köhnlein, Vom totalen Zusammenbruch Gemeinderatsprotokolle aus der Zeit 1933 bis 1945 23) Ebenda, Stadt Tailfingen, Gemeinderatsprotokoll zum Aufbau einer demokratischen Ordnung, S. 78 tatsächlich. 5. März 1947. f. (im Stadtarchiv Albstadt). 15) Gerd Friedrich Nüske, Entnazifizierung, in: Max 24) Ebenda, 12. März 1947. 37) Peter Thaddäus Lang / Wilhelm Conzelmann, Tail- Die Stunde Null Gögler/Gregor Richter (Hrsgg.), Das Land Würt- 25) Stadtarchiv Albstadt, Stadt Tailfingen, R-T 9800. fingen – die Trikotstadt, Albstadt 1990, S. 38. temberg-Hohenzollern, Sigmaringen 1982, S. 205. 26) Stadtarchiv Albstadt, Stadt Ebingen, 22. Septem- 38) Stadtarchiv Albstadt, Stadt Tailfingen, Gemein- Dort auch weitere Einzelheiten zur Organisation ber 1946. deratsprotokoll 22. November 1945. Albstadt nach Ende des Zweiten Weltkriegs - Von Dr. Peter Thaddäus Lang der Entnazifizierung in der französischen Besat- 27) Ebenda, Stadt Tailfingen, Gemeinderatsprotokoll 39) Ebenda, 30. Januar 1947. zungszone. 6. Oktober 1946. 40) Ebenda, 7. November 1946. Wie nicht anders zu erwarten, führte die frisch ge- backene Militärverwaltung der Franzosen ein stren- ges Regiment. Kaum hatten die neuen Machthaber ih- re Diensträume bezogen, kamen auch schon die ers- ten Erlasse heraus, die der Bevölkerung als ge- druckte Aushänge mitgeteilt wurden. Exemplare ha- Veranstaltungen und Exkursionen ben sich in Tailfingen erhalten1) – hier die ersten bei- den im Wortlaut: Das Programm der Heimatkundlichen Vereinigung für die Monate April und Mai Aufruf!

APRIL MAI schaft Burgund (Franche Comté) mit der Hauptstadt Die Stadt Tailfingen ist von der mit Deutschland Besancon. Die Landschaft entstand zur gleichen Zeit im Krieg befindlichen wie die Schwäbische Alb, wirkt jedoch viel uriger und Besatzungsmacht übernommen. Mittwoch,9.April:Ausstellungsführung:Diktaturund Samstag, 3. Mai: Tagesexkursion: Munderkingen und urtümlicher als diese. So stößt man auf tief einge- Diese hat angeordnet: Demokratie im Zeitalter der Extreme mit Dr. And- Oberstadion (Osterbrunnen, Krippen- und Osterei- schnittene Flusstäler, an deren Ende der Fluss aus dem 1. Sämtliche Waffen einschl. Munition sind bis reas Zekorn und Dr. Michael Walther. erausstellung) mit Wilfried Groh. Felsen schießt oder eine Quelle als Wasserfall ent- spätestens Donnerstag Streiflichter auf die Geschichte Europas im 20. Jahr- Der Vormittag beginnt mit einer Führung durch springt. Auf der Fahrt werden auch die Abdrücke von den 26. 4. 1945 mittags 12 Uhr in der hundert (Ausstellung vom 24. 3. – 23. 5. 2014). Munderkingen, einer der fünf vorderösterreichischen DinosauriernimFelsengestein,romanischeKlösterund Christofschule Zimmer 8 abzuliefern. Anlass dieser Ausstellung ist die Gleichzeitigkeit run- Donaustädte. Bereits Ende des 13. Jahrhunderts kam abgelegene Einsiedler-Kirchen besichtigt. Die Rück- 2. Sämtliche Fotoapparate sind ebenfalls dort der Jahrestage, die die Verflechtung der Nationalge- die Stadt durch Kauf an die Habsburger. Diese verlie- reise führt über eine ehemalige Kartause am Neuen- abzuliefern. schichten im „Jahrhundert der Extreme“ verdeutlicht: hen der Stadt das alte Wappen ihrer Familie: den stei- burger See, ein Geheimtipp. Die Gruppe ist in einem 3. Für die Bevölkerung einschl. der Ausländer 2014 jährt sich der Ausbruch des 1. Weltkriegs zum 100. genden, bekrönten Löwen. Mit dem Frieden von Preß- Hotel in der Nähe von Pontarlier untergebracht. Es sind besteht nach 22 Uhr Ausgehverbot. Personen, die Mal. 75 Jahre werden seit dem Beginn des von Deutsch- burg im Jahr 1805 ging Munderkingen dann an das Kur- nur noch wenige Plätze frei. auch nach 22 Uhr beschäftigt sein müssen, wie land entfesselten 2. Weltkriegs vergangen sein, 25 Jah- fürstentum und spätere Königreich Württemberg. An- Busfahrt. Abfahrt in Albstadt Ebingen, Busbahnhof Ärzte, Hebammen, Post- und Eisenbahnpersonal, re seit den friedlichen Revolutionen und zehn Jahre schließend geht es zum Mittagessen nach Oberstadi- 6.30 Uhr, Balingen, Stadthalle, 7 Uhr. 590 Euro Amtspersonen usw. haben eine vom Bürgermeister Hermann Schöller, Albert Walker, Emil Hayer und Fridolin Reiber (von links). Fotos: Stadtarchiv Albstadt seit der EU-Osterweiterung. Die Schau „Diktatur und on und danach in das benachbarte Krippenmuseum abgestempelte weisse Armbinde, die selbst zu be- Demokratie im Zeitalter der Extreme“ erzählt Europas in der ehemaligen Pfarrscheuer aus dem Jahre 1612. schaffen ist, zu tragen. Anträge sind auf Zimmer ter anderem Radiogeräte, Fotoapparate, Fahrräder, zelteile, die er jeweils sorgfältig in Ölpapier einwi- 20. Jahrhundert als dramatische Geschichte zwischen Neben einer Dauerausstellung der vielfältigsten Krip- 11 zu stellen. Motorräder, Autos, Wintermäntel und Sonntagsan- ckelte. Nachdem die Franzosen ihre Militärverwal- Freiheit und Tyrannei, zwischen Demokratie und Dik- pen präsentiert das Museum die Sonderausstellung Den Anordnungen ist unbedingt Folge züge aushändigen. Vorzugsweise bedienten sich die tung hierzulande beendet hatten, setzte er sein Mo- tatur. Sie lädt so zu einer historischen Ortsbestim- „Krippen aus Tschechien“ von den Krippensammlern STAMMTISCHE zu leisten. Besatzer zunächst bei den örtlichen Nazi-Größen. Es torrad wieder zusammen. mung ein, zu der das Jahr 2014 herausfordert. Die Aus- Sieglinde und Udo Hergesell aus Neunkirchen-Seel- gab offenbar genug Leute vor Ort, die den Franzo- Im Werksarchiv der Firma Groz-Beckert ist doku- stellung präsentiert 190 Fotos aus zahlreichen euro- scheid. Die nächste Station ist der Oberstadioner Os- Tailfingen, den 24. April 1945. sen die entsprechenden Namen mitteilten. Um den An- mentiert, dass die Franzosen ein Auge auf den Mer- päischen Archiven. terbrunnen, der in der Dorfmitte direkt vor dem Rat- Jeweils am 1. Mittwoch eines Monats trifft sich unter drang an den Sammelstellen einzugrenzen, verfüg- cedes des Firmen-Chefs geworfen hatten. Sie waren 16 Uhr, Balingen, Landratsamt Zollernalbkreis (Fo- haus steht. Über 23.000 bemalte Eier sollen 2014 den der Leitung von Dr. Peter Th. Lang der Ebinger Stamm- Das Bürgermeisteramt. ten die Besatzer beispielsweise, dass nur Personen lie- mit mehreren Mann angerückt, um das wertvolle Au- yer), Hirschbergstraße 29, Teilnahme frei. Brunnen in Oberstadion zieren. Er gilt als der größte Os- tisch um 15.00 Uhr im Café Wildt-Abt, Sonnenstraße fern sollten, deren Nachname mit bestimmten Buch- tomobil abzuholen. Als man ihnen bedeutete, man terbrunnen der Welt. Im Anschluss daran besuchen wir 67, 72458 Albstadt-Ebingen, Telefon (0 74 31) 41 88. staben beginnt. Wenn allerdings in Tailfingen die könne den Schlüssel zu der Garage nicht finden, griff Freitag, 25. April: Mitgliederversammlung: Festakt die zur gleichen Zeit laufende Ostereierausstellung im Buchstaben A, B und C benannt wurden, hatte man da- der französische Offizier kurzerhand zur Pistole und zum 60-jährigen Jubiläum der Heimatkundlichen historischen Sitzungssaal des Rathauses. Nach einer Anmeldung zu den Veranstaltungen über den Ge- Bekanntmachung ! mit einen recht großen Teil der Bevölkerung bei- richtete sie auf das Schloss der Garage. Der nun fol- Vereinigung Zollernalb e.V. und Vortrag von Dr. Ste- Kaffeepause geht es in die nahe gelegene St. Martins- schäftsführer Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße sammen, waren doch die Nachnamen Ammann, Bitzer gende Schuss öffnete zwar das Garagentor, doch muss- fan Borchardt (Kurator des Kunstmuseums Hohen- kirche. Insgesamt befinden sich in dem einschiffigen 4, 72461 Albstadt, Telefon (0 74 32) 68 07. Sämtliche Mitglieder der N.S.D.A.P. und ihrer und Conzelmann in Tailfingen besonders häufig an- ten die Franzosen zu ihrem Leidwesen feststellen, dass karpfen): „Kunstschaffende im deutschen Südwes- Langhaus mit fünf Seitenkapellen elf Altäre. Sieben da- Email: [email protected] Gliederungen zutreffen. das noble Gefährt aufgebockt war und die Räder fehl- ten und der Erste Weltkrieg“. von sind gotische Flügelaltäre aus der sogenannten oder [email protected] sowie über unsere werden hiermit aufgefordert, sich mor- Daneben beschlagnahmten die Besatzer oft „im Vo- ten. Als sie folgenden Tags wiederkamen, stand der 18 Uhr, Balingen, Landratsamt Zollernalbkreis (Sit- „Ulmer Schule“ den berühmten Holz- und Steinbild- Homepage www.heimatkundliche-vereinigung.de. gen Samstag, den 2. Juni 1945 rübergehen“ – so ganz nebenbei, gewissermaßen. Bür- Daimler fahrbereit da. Sie hatten ein Zugfahrzeug mit- zungssaal), Hirschbergstraße 29, Eintritt frei. hauern des 15. Jahrhunderts. Der Hochaltar stammt nachmittags 16 Uhr auf der Bauern- germeister Fridolin Reiber schildert einen solchen Fall: gebracht, Weil sie mit einem vorgetäuschten Mo- beispielsweise von Jörg Stocker. scheuer zu melden. „Wenn die Franzosen in Balingen ein Fest feierten, hieß torschaden des Fahrzeugs rechneten. Busfahrt. Abfahrt in Balingen, Stadthalle 7 Uhr, Alb- es: 'Wir brauchen hundert echtsilberne Bestecke. Na- Dass bei alldem die Franzosen ein besonderes Au- stadt-Ebingen, Busbahnhof 7.30 Uhr. Umlage 35 Euro Für den Stadtteil Truchtelfingen wird türlich schicken wir sie wieder zurück.' Wir mußten ge auf die ehemaligen Nazi-Bonzen geworfen hatten für Fahrt, Eintritte und Führungen. der Farrenstall als Sammelplatz nun hingehen zu den Leuten und silberne Bestecke ho- und diese bevorzugt piesackten, wen wundert's? Wie bestimmt. len und sie nach Balingen schicken. Und was zu- der Verfasser der Ebinger Stadtgeschichte klagt3), wur- Samstag, 17. Mai: Tagesexkursion: Besuch der Lan- Herausgegeben von der rückkam, waren Aluminiumbestecke – wenn über- den die Männer „teils ins Lager Balingen, teils nach desausstellung in Konstanz „Das Konstanzer Konzil Heimatkundlichen Vereinigung Nichterscheinen wird strengstens bestraft! haupt etwas zurückkam. Falls wir nicht abgeliefert hät- FrankreichzumArbeitseinsatzgeschickt“.Freilichnicht Der Autor dieser Ausgabe – 1414 – 1418. Weltereignis des Mittelalters“ und an- Zollernalb ten, wären zum Beispiel die Ausgehzeiten gekürzt wor- alle Männer, wie Stettner suggeriert, sondern nur die schließend Stadtführung „Auf den Spuren des Kon- Tailfingen, den 1. Juni 1945 den.“2) Im Stadtarchiv Albstadt findet sich ein grö- früheren Bonzen4). Außerdem waren Wohnungs- zils“ mit Dr. Andreas Zekorn. Vorsitzender: ßeres Konvolut von Listen mit den Gegenständen, wel- wechsel der ehemaligen Nazis der Besatzungsmacht Busfahrt. Abfahrt in Albstadt-Ebingen, Busbahnhof Dr. Andreas Zekorn, Landratsamt Zollernalbkreis, (Stempel) I.V. R. Gonser che die Ebinger Bürger den Franzosen abliefern muss- anzuzeigen. 7.30 Uhr, Balingen, Stadthalle 8 Uhr. Umlage 35 Euro 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 92 11 45 1. Beigeordneter ten: Die Überbringer der Listen erwarteten wohl, ir- Die Franzosen hatten auch Anliegen, die sich jen- für Fahrt, Eintritte und Führungen. Teilnehmerzahl gendwann entschädigt zu werden – ein doch recht na- seits des Materiellen bewegten: Im September 1948 rief Dr. Peter Thaddäus Lang maximal 49 Personen. Anmeldeschluss: 5. Mai. Geschäftsführung: iver Glaube an das gerechte Walten öffentlicher Ein- die Militärregierung die Ebinger auf, Ahnenfor- Lammerbergstraße 53 Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, Wie man sieht, hatte die Bevölkerung zunächst un- richtungen! – Natürlich suchten sich die Deutschen schung zu treiben. Gesucht wurden nämlich die Nach- 72461 Albstadt Samstag, 24. Mai – Donnerstag, 29. Mai: 6-tägige Stu- 72461 Albstadt, ter den sogenannten „Requisitionen“ zu leiden, die zu- diesen Enteignungen zu entziehen. In Onstmettin- fahren derjenigen, die in der großen Armee Napo- dienfahrt: Der französische Jura in der Freigraf- Telefon (0 74 32) 68 07 nächst wild und und ungeregelt vor sich gingen und gen erzählt man sich heute noch die Geschichte von ei- leons gedient hatten. Die Besatzer erhofften sich Ur- schaft Burgund (Franche-Comté) mit Wolfgang Wil- E-Mail: [email protected] im Grunde genommen nichts anderes waren als Plün- nem jungen Mann, der sein Motorrad in der elter- kunden, Andenken oder auch Orden aus der Zeit des lig. derungen. Einzelne französische Soldaten drangen lichen Scheune über eine Seilwinde bis unter das Dach frühen 19. Jahrhunderts. Allein: Nichts dergleichen kam Die Studienfahrt unter der bewährten Leitung von Redaktion: einfach mit vorgehaltener Waffe in Wohnhäuser ein hochzog, um sie dann auf den Boden heruntersau- zutage. Nur einige Nachfahren jener Soldaten konn- Wolfgang Willig führt diesmal in den Französischen Ju- Daniel Seeburger, Grünewaldstraße 15, und verlangten nach Wertgegenständen, meistens nach sen zu lassen nach der Devise: lieber kaputt als den ten ausfindig gemacht werden, die, aus Ebingen stam- ra. Diese dünn besiedelte und touristisch wenig er- 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 2 66-1 53 Schmuck. Erst nach einigen Tagen fingen die Fran- Franzosen geben. In einer ähnlichen Geschichte aus mend, unter Napoleon in den Krieg gezogen wa- schlossene Region ist Teil der ehemaligen Freigraf- zosen an, systematisch vorzugehen und ließen sich un- Ebingen zerlegte ein junger Mann sein Motorrad in Ein- ren5). Seite 1887 Heimatkundliche Blätter April 2014

Die gesellschaftliche Stellung der Grafen Grafen, zu den führenden Fami- von Hohenberg lien im Reich zu gehören. Die zu- nächst verwendete Lanze im Sie- Die Hohenberger nahmen einen hohen verfas- gel ist die Waffe, die im ritterli- sungsmäßigen Rang innerhalb des Adels ein, der knapp chen Turnier Verwendung fand. unterhalb des Reichs- Albrecht ersetzte sie später durch fürstenstandes anzusie- das Schwert, ein Rechtssymbol, deln ist. Die Grafen be- das er wohl einführte, nachdem er wegten sich in den bes- als Landvogt eingesetzt war. Ein ten Kreisen, wie ihre Ehe- neuer Anspruch wird damit er- verbindungen (connubi- kennbar. Die Grabplatten ver- um) zeigen. Darüber wa- mitteln ein Denken der Hohen- Jahrgang 61 30. April 2014 Nr. 4 ren sie stark mit anderen berger in Generationen und be- Das Hohenberger Adelsfamilien verflochten zeugen das Selbstverständnis der Wappen. und standen in nach- Familie. Die im Kloster Kirchberg Die Reitersiegel Burkhards (links) und Albrechts. staufischer Zeit in be- bestatteten Familienangehörigen werden bemer- sonders enger Beziehung kenswerterweise nicht etwa namentlich genannt, son- Haigerloch und war dadurch im Vorteil. Diese Stadt zum Hause Habsburg. dern die Familie wird allein durch das Wappen re- wurde bald nach ihrem Ausbau zum neuen Verwal- Reitersiegel und Grab- präsentiert. In der Familie haben der oder die Ver- tungsmittelpunkt, und – wie es sich gehört – mit ei- mäler liefern Erkennt- storbene ihren Stellenwert. In Kirchberg findet sich so nem Kloster ausgestattet. 1276 schenkte Albrecht den nisse zur Vorstellungs- nur eine schlichte Platte, die Auskunft zur Selbstein- „Ist ieman in der welte baz...“ Karmelitern einen Platz in der Stadt zum Bau eines welt und zur verfas- schätzung des Geschlechts als Familie liefert. Die zur Klosters. Im Jahr 1292 wird die Stiftung des Karmeli- sungsrechtlichen Stel- gleichen Zeit entstandenen Grabmäler der Grafen von terklosters durch den Bischof von Konstanz bestätigt. lung der Hohenberger im Württemberg etwa dokumentieren dagegen den Wil- Die Grafen von Hohenberg und ihre Bedeutung für die Region Zollernalb- Von Dr. Andreas Zekorn Sein Sohn Graf Rudolf I. (+ 1336) stiftete später den 13. und 14. Jahrhundert. len dieser Grafen zur Repräsentation und damit ihren Chorherrenstift St. Moriz um 1330. Bereits ein Vor- Sie legen Zeugnis von der Anspruch auf Zugehörigkeit zum hohen Adel. gängerbau war seit 1308 offenbar als neue Grablege Verhaftung des Ge- Kloster Kirchberg: Grabmal der Nicht zu vergessen ist auch das eigene hohen- „nur das mit Mühe Gewonnene dünkt einem gut; der Hohenberger gedacht, was verdeutlicht, dass das schlechts innerhalb des GrafenBurkhardIII.(gest.1253) bergische Wappen, das sich das Geschlecht in Ab- das, was man ohne Furcht besitzt, das Geschlecht nun Rottenburg den Vorzug gegen- ritterlichen Ideals ab, das und Albert II von Hohenberg grenzung zu den Zollern zulegte. Das Wappen war ein das ist einem oft bald leid: über Haigerloch gab. Insgesamt legen die gesamten den niederen und hohen (gest. 17. April 1298) und des- in Silber und Rot geteilter Schild. Dieses Wappen über- So macht die heimliche Minne die Lust größer. Stadtgründungen oder Ausbauten ebenso wie die Klos- Adel umspannte. Der Rei- sen Frau Margarete von Fürs- nahmen beispielsweise auch die von ihnen ausge- Wo auch immer eine Geliebte in den Stricken der tergründungen den Herrschaftswillen und -anspruch ter im Siegelbild ist Aus- tenberg (gest. im März 1296) bauten Städte Haigerloch, Rottenburg und Ebingen. Minne der Grafen von Hohenberg dar. druck des Anspruchs der in der Klosterkirche Kirchberg. (Fortsetzung folgt) mit den Armen ringsum heimlich umschlossen liegt, da gibt es nichts Besseres. Diese Erzählung ist ohne Lüge.“

Das Minnegedicht schrieb Graf Albrecht von Ho- henberg, der sich auch nach Haigerloch und Rotten- Veranstaltungen und Exkursionen burg benannte. Es sind die einzigen von ihm überlie- ferten Verse, die in der Manessischen Liederhand- schrift festgehalten sind, verbunden mit der bekann- Die Termine der Heimatkundlichen Vereinigung im Mai, Juni und Juli ten Miniatur, die den Tod des Grafen in der Schlacht bei Leinstetten oder Oberndorf um den 17. April 1298 MAI abgelegene Einsiedler-Kirchen besichtigt. Die Rück- JULI darstellt. Das Gedicht ist an hervorgehobener Stelle in reise führt über eine ehemalige Kartause am Neuen- der Handschrift niedergeschrieben, was auf die Be- Samstag, 17. Mai: Tagesexkursion: Besuch der Lan- burger See, ein Geheimtipp. Die Gruppe ist in einem Achtung Terminänderung. Die Tagesexkursion mit deutung des Verfassers verweist. Der Oberhohenberg bei Schömberg-Schörzingen. Stammsitz der desausstellung in Konstanz „Das Konstanzer Konzil Hotel in der Nähe von Pontarlier untergebracht. Es sind Frau Monika Medel findet schon am 4. Juli statt. In dem Gedicht geht es, um dies vorweg zu neh- Grafen von Hohenberg. Foto: Günter Schmitt – 1414 – 1418. Weltereignis des Mittelalters“ und an- nur noch wenige Plätze frei. Freitag, 4. Juli: Tagesexkursion: Pfrungener Ried, St. men, in der ersten Strophe um die „triuwe“ und die „ste- schließend Stadtführung „Auf den Spuren des Kon- Busfahrt. Abfahrt in Albstadt Ebingen, Busbahnhof 6.30 Mauritius in Waldbeuren, Reichsstadt Pfullendorf, tige liebe“, die der heimlichen Minne vorgezogen wird. das Geschlecht als ältere Linie der Grafen von Zollern zils“ mit Dr. Andreas Zekorn. Uhr, Balingen, Stadthalle, 7 Uhr. Euro 590 Euro. Kieswerk in Ostrach mit Monika Medel. In der zweiten Strophe wird das Lockende und Reiz- unter dem neuen Namen Hohenberg um das Jahr 1179, Busfahrt.AbfahrtinAlbstadt-Ebingen,Busbahnhof7.30 Busfahrt (Die Abfahrtszeiten werden noch bekannt ge- vollere der heimlichen Liebe gegenüber der stetigen als der Name Hohenberg erstmals erwähnt wird. Das Uhr, Balingen, Stadthalle 8 Uhr. Umlage 35 Euro für geben). Umlage 35 Euro für Fahrt, Eintritte und Füh- Liebe betont. Diese spielerische Gegenübersetzung ist neue Wappen, das sich das Geschlecht zulegte, war ein Fahrt, Eintritte und Führungen. Teilnehmerzahl ma- rungen. typisch für die Spätzeit des Minnesangs. in Silber und Rot geteilter Schild. In teils heftigen Aus- ximal 49 Personen. Es besteht eine Warteliste. JUNI einandersetzungen mit den Zollern bildeten die Ho- henberger ein umfangreiches Territorium, ausgehend Samstag, 24. Mai – Donnerstag, 29. Mai: 6-tägige Stu- Sonntag, 8. Juni: Tagesexkursion: Eisen- und Stra- STAMMTISCHE von der namengebenden Burg Hohenberg bei Schöm- dienfahrt: Der französische Jura in der Freigraf- ßenbahn-Geschichte, Gegenwart und Zukunft in Die Grafen von Hohenberg berg-Schörzingenüber Haigerloch bis nach Rotten- schaft Burgund (Franche-Comté) mit Wolfgang Wil- Stuttgart mit Albrecht Dorow. Jeweils am 1. Mittwoch eines Monats trifft sich unter burg. Gerade unter Graf Albrecht II., der um 1235 ge- lig. Dieser Bahnerlebnistag beginnt mit einer Fahrt der der Leitung von Dr. Peter Th. Lang der Ebinger Die Bedeutung der Grafen von Hohenberg für die Ge- boren wurde, scheinen diese Auseinandersetzungen Die Studienfahrt unter der bewährten Leitung von Zollernbahn zum Stuttgarter Hauptbahnhof. In Stutt- Stammtisch um 15.00 Uhr im Café Wildt-Abt, Son- Graf Albrecht II. fällt 1298 in der Schlacht bei Leinstetten (Uni- schichte unseres Raumes ist groß. Hervorgegangen ist einen gewissen Höhepunkt erreicht zu haben. So sind Wolfgang Willig führt diesmal in den Französischen Ju- gart angekommen begibt sich die Gruppe auf einen ge- nenstraße 67, 72458 Albstadt-Ebingen, Telefon versitätsbibliothek Heidelberg, Cod. Pal. germ. 848, Große Hei- zwei Schlachten überlie- ra. Diese dünn besiedelte und touristisch wenig er- führten Erlebnisrundgang zum Bahnprojekt S 21. Vom (0 74 31) 41 88. delberger Liederhandschrift [Codex Manesse] Zürich, ca. 1300 bis fert, die 1267 bei Haiger- schlossene Region ist Teil der ehemaligen Freigraf- Bahnhofsturm (Fahrstuhl) haben die Teilnehmer ei- ca. 1340, fol. 42r). loch und 1286 bei Balin- schaft Burgund (Franche Comté) mit der Hauptstadt nen exzellenten Rundblick über die Großbaustelle S Anmeldung zu den Veranstaltungen über den Ge- gengeschlagenwurden.Im Besançon. Die Landschaft entstand zur gleichen Zeit 21 und über die Stuttgarter Innenstadt. Im Bahnhofs- schäftsführer Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, Ein mittelhochdeutsches Gedicht, ein Minnelied, das Zuge der Auseinander- wie die Schwäbische Alb, wirkt jedoch viel uriger und turm ist außerdem die Ausstellung zu S 21 zu besich- 72461 Albstadt, Telefon (0 74 32) 68 07. Email: anfra- Graf Albrecht II. von Hohenberg verfasste und das in setzungen mit den Zollern urtümlicher als diese. So stößt man auf tief einge- tigen. Anschließend spazieren die Teilnehmer durch [email protected] oder hans@an- der berühmten Mannessischen Liederhandschrift, ei- entrissen die Hohenber- schnittene Flusstäler, an deren Ende der Fluss aus dem den Schlosspark. Nach der Mittagspause geht es mit dreasschoeller.de sowie über unsere Homepage ner um das Jahr 1300 entstandenen Sammlung von ger wohl im Jahre 1268 die Felsen schießt oder eine Quelle als Wasserfall ent- der Stadtbahn über den Neckar nach Bad Cannstatt. www.heimatkundliche-vereinigung.de. Minneliedern, überliefert ist, soll uns in das Mittelal- Stadt Schömberg den springt. Auf der Fahrt werden auch die Abdrücke von Dort steht der Besuch des Museums „SSB-Straßen- ter, in die Zeit der Grafen von Hohenberg, in die Zeit, Zollern, die kurz zuvor, DinosauriernimFelsengestein,romanischeKlösterund bahnwelt Stuttgart“ auf dem Programm. Vor der Rück- Bei allen Veranstaltungen sind Gäste willkommen. als die Burg Hohenberg stand, hineinversetzen: 1255, von einem Zoll- fahrt geht es mit der historischen Straßenbahn auf ei- erngrafen gegründet wor- ne Rundfahrt durch die Stuttgarter Innenstadt. „Ist ieman in der welte baz den war, und bauten sie als Bahnfahrt. Abfahrtszeiten: Albstadt-Ebingen 8.12 Uhr, den einem, der sin staetez liep Bollwerk nun gegen die Balingen 8.27 Uhr, Hechingen 8.39 Uhr. Umlage 35 Eu- Herausgegeben von der mit armen hat alumb und umb beslozzen? Zollern aus. 1286 folgte die ro für Fahrt, Eintritte und Führungen. Heimatkundlichen Vereinigung Aussöhnung der Ver- Zollernalb Zur besseren Verständlichkeit sei mit der Übertra- wandten unter Vermitt- Die Autoren dieser Ausgabe Sonntag, 22. Juni: Übergabe der Gedenkstele Un- gung ins Neuhochdeutsche fortgefahren: lung König Rudolfs von ternehmen „Wüste“ in Balingen-Frommern – Stif- Vorsitzender: Habsburg, der damals auf tung der Heimatkundlichen Vereinigung anlässlich Dr. Andreas Zekorn, Landratsamt Zollernalbkreis, Wer hat auf Erden größ're Lust, der Burg Hohenberg von ihres 60-jährigen Jubiläums 2014. 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 92 11 45 Als Einer, der sein treues Lieb seinem Schwager Albrecht Dr. Andreas Zekorn Beginn 11 Uhr, Balingen-Frommern, Seestraße (Schie- Recht inniglich mit Armen hält umschlossen? empfangen wurde. Auf die Landratsamt Zollernalbkreis fersee). Die Teilnahme ist frei. Geschäftsführung: Wahrt sie ihm Lieb' in treuer Brust, vermutlich reichspoliti- 72336 Balingen Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, So hat ihn, wie den Minnedieb, schen Hintergründe die- 72461 Albstadt, Noch nie der langen Winternacht verdrossen. ser Auseinandersetzungen Samstag, 28. Juni: Vortrag und Führung: Vom Schloss Telefon (0 74 32) 68 07 Er fürchtet Klatsch und Kläffer nicht sei an dieser Stelle nicht zum Bürgerhaus – ein Gebäude im Wandel der Zeit E-Mail: [email protected] Und schlummert süß und ohne Furcht, eingegangen, sondern (1598 bis heute) mit Alfons Koch. daß Sünd' und Schand' ihm dräue.“ ausgehend vom Stamm- Beginn 14 Uhr. Treffpunkt: Geislingen, Bürger- und Redaktion: sitz der Hohenberger, der Vereinshaus „Harmonie“, Bachstraße 29, Anfahrt mit Daniel Seeburger, Grünewaldstraße 15, Nach dem Lob auf die Treue folgen antithetisch in Burg Hohenberg, soll das Privat-Pkw, Teilnahme frei. 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 2 66-1 53 der zweiten Strophe die Vorzüge der heimlichen Min- Grafengeschlecht näher ne: Die Stammtafel der Grafen von Hohenberg. vorgestellt werden. Seite 1885 Heimatkundliche Blätter April 2014 April 2014 Heimatkundliche Blätter Seite 1886

Die Burg Hohenberg nahe, etwa spätgotische Nischenkacheln mit Maß- men Hohenberg eine beachtliche Herrschaft aufbau- werk oder Ritter- und Tierdarstellungen. en. Die Herrschaftszentren verlagerten sich allmäh- Die Burg Hohenberg ent- Obwohl Haigerloch ab etwa dem ersten Drittel des lich weg von der Burg Hohenberg nach Haigerloch und stand in der zweiten Hälfte 13. Jahrhunderts an Bedeutung gewann und später die nach Rottenburg. des 12. Jahrhunderts, also von Albrecht II. um 1280 gegründete „neue Stadt Rot- Unter Graf Burkhard II., der um 1225 verstarb, wur- gerade zu der Zeit, als sich tenburg“, wurde die Burg Hohenberg nicht aufgege- de wahrscheinlich die Burg in der Oberstadt von Hai- die hohenbergische Linie ben. Dies deutet auch das Städtchen Hohenberg an, gerloch umgebaut oder erweitert. Ebenfalls unter den von der zollerischen ab- das unterhalb der Burg für Handwerker, Händler und Hohenbergern entstand in Haigerloch an der Stelle des spaltete. Das Bauwerk liegt Soldaten als typische Burgstadt zur Versorgung der heutigen Schlosses eine zweite Burg, weil sich die ers- auf einem Felsplateau über Wehranlage vermutlich um das Jahr 1270 gegründet te wohl als zu klein erwies. Um die Burg legte man ei- 1000 m ü. NN und ist damit wurde. ne Siedlung mit Marktplatz planmäßig an. Auch wur- eine der höchstgelegenen de Haigerloch wohl Anfang des 13. Jahrhunderts zur Burganlagen Deutschlands. Stadt erhoben. Welche Bedeutung der Stadt von den Wie Ausgrabungen und Re- Grafen von Hohenberg beigemessen wurde, zeigt sich konstruktionenbelegen,war Die Zerstörung der Burg daran, dass sie im 13. und 14. Jahrhundert zeitweilig sie zu einer mächtigen Fes- Hof auf ihrer Burg zu Haigerloch hielten und sich in tungsanlage ausgebaut wor- den Urkunden häufig nach Haigerloch nannten. Da sich den. Die Hauptburg war von Skizzieren wir an dieser Stelle kurz das weitere Albrecht auch nach Haigerloch benannte, ist davon einer 1,8 m starken Umfas- Schicksal der Burg Hohenberg: Nachdem die Grafen auszugehen, dass er sich häufig in der Stadt aufhielt. sungsmauer aus Kalk- und von Hohenberg ihre Grafschaft 1381 an Habsburg ver- Nicht zuletzt wurde 1267 bei Haigerloch auch eine Tuffstein umgeben, die kauft hatten, wurden Burg und Städtchen Hohenberg Schlacht geschlagen. Schildmauer im Südwesten verschiedentlich verpfändet: zunächst 1393 an den Die Stadt Haigerloch wurde von den Hohenbergern war bis zu 2,85 m dick, der Rottweiler Bürger Hans Pfuser und – nach anderen In- offensichtlich als neue Residenz angesehen. Haiger- achteckige Bergfried besaß habern – 1434 an Hans von Hornstein zu Schatzberg. lochs Bedeutung als Verwaltungssitz wurde nämlich einen Durchmesser von 6,8 Als dessen Sohn und Nachfolger Jost von Hornstein durch die Gebietszugewinne in der Umgebung in der m, ein weiterer runder Berg- im Jahre 1448 aufgefordert wurde, die Einlösung der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts gestärkt: Burkhard fried einen Durchmesser Feste Hohenberg durch Herzog Albrecht von Öster- III. heiratete Mechthild von Tübingen und konnte so von 6,4 m. Innerhalb der reich zu gestatten, weigerte er sich, da er die Burg das Gebiet um Nagold erwerben, sein Sohn Burkhard Burg lagen zwei größere pfandweise auf Lebenszeit erhalten habe. Als Bürger Grundriss Burg und Stadt. IV. gewann durch Heirat mit Luitgard von Tübingen Steinbauten und weitere der Reichsstadt Rottweil suchte Jost bei den Bürgern al- die Stadt Horb am Neckar und deren Umland hinzu. kleinere Gebäude, darunter lerdings vergeblich um Unterstützung nach. 1449 plan für die Errichtung eines Schlosses samt Kirche an Die Grafen von Hohenberg Insbesondere verdeutlicht eine Klostergründung den möglicherweise eine Mühle schloss sich Jost von Hornstein deshalb nun Graf Ul- die Innsbrucker Regierung, allerdings wurden die Plä- Stellenwert der Stadt: Graf Burkhard III. gründete im und eine Wächterwohnung rich von Württemberg an und dessen Fehde mit dem ne nicht ausgeführt. Im Oberhohenbergischen Lager- Von ihrem Stammsitz, dem Oberhohenberg, aus- Jahre 1237 in der Nähe Haigerlochs das Kloster Kirch- bzw. Kapelle. Gesichert war Städtebund, zu dem auch Rottweil gehörte, und fiel buch von 1582 findet sich schließlich der Vermerk, dass gehend, konnten die Grafen von Hohenberg im Laufe berg als Hauskloster der Hohenberger. Dieses Kloster die Burg unter anderem plündernd in das Gebiet der Reichsstadt ein. von der Burg nur noch eine Mauer oder ein Mantel vor- der Zeit ein Territorium bilden, wie bemerkt offenbar diente auch als Grablege des Geschlechts, wo der Klos- durch Vorbefestigungen Im Gegenzug rückten die Rottweiler vor die Burg Ho- handen wären. in teils heftigen Auseinandersetzungen mit den Gra- tergründer selbst, der 1253 vom Blitz erschlagen wur- und ein umfangreiches henberg mit einer großen Kanone, der nach der Bela- fen von Zollern. Ein wesentlicher Teil des ursprüngli- de, und Graf Albrecht II. sowie seine Ehefrau Marga- Graben-Wall-System. gerung benannten „Hohenberger Lisel“ und errichte- chen Besitzes war Reichslehen, so die Burg Hohen- reta (+ 1296) bestattet sind. Derartige Grablegen zei- Wie lange diese Burg den ten einen hölzernen Turm. In der Burg befanden sich berg und der Forst auf der Scheer. Weitere Rechte hat- gen an, wo ein Herrschergeschlecht seinen Herr- Hohenbergern selbst als die Gemahlin Jost von Hornsteins mit ihren Damen so- Das Städtchen Hohenberg ten die Grafen von Hohenberg als Vögte des Hoch- schaftsschwerpunkt sah. Allerdings begannen die Ho- Wohnsitz diente, ist nicht wie eine Besatzung von 18 Mann, welche die Burg ver- stifts Bamberg und der Klöster Stein am Rhein und Al- henberger gerade damals, auch neue Schwerpunkte zu mehr genau festzustellen, teidigte. Nach 16-stündiger Beschießung nahmen die Auf einer nordwestlichen Bergterrasse unterhalb der lerheiligen bei Schaffhausen inne. Ein beträchtlicher setzen. allzu lange wird dies aber Belagerer die Burg am 21. September 1449 ein, indem Burg hatten die Grafen von Hohenberg, wie bemerkt, Besitz kam hinzu, als sie mit Haigerloch und Umge- Durch eine andere Stadt verlor nämlich Haigerloch wahrscheinlich nicht der sie die Wehranlagen von dem hölzernen Turm aus be- wahrscheinlich um das Jahr 1270 eine Stadt gegrün- bung das Erbe der bald nach 1162 ausgestorbenen Gra- allmählich an Bedeutung. Um 1280 gründete Graf Alb- Fall gewesen sein, denn die stiegen. Dabei waren die Verteidiger gut munitioniert det. Für diese Stadt wurde vermutlich der südöstlich fen von Haigerloch-Wiesneck antraten. Ferner erwar- recht die „neue Stadt“ Rottenburg, als neuen Mittel- Grafen verlegten in der ers- gewesen und verfügten unter anderem über eine Ka- der Burg gelegene Burgweiler aufgelöst, auf welchen ben sie die Rechte verschiedener edelfreier Familien, punkt des Gesamtterritoriums. Die Stadt wurde nahe ten Hälfte des 13. Jahrhun- none und Büchsen. Wir haben hier ein Beispiel dafür, noch der Flurname „Weiler“ verweist. Die bäuerliche so die der Edelfreien von Bühl, von Hirrlingen und von der Burg Alt-Rotenburg und auf schon in römischer derts ihre Residenz zuneh- Rottweiler Hofgerichtsordnung um 1530: Burg Hohenberg. dass die alten Befestigungsanlagen der Burgen den Einwohnerschaft siedelte man in den neuen Ort Wei- Rottenburg. In dem beschriebenen Raum verdichte- Zeit besiedeltem Gelände angelegt. Rottenburg hatte mend nach Haigerloch. Auf Quelle: Württembergische Landesbibliothek HB VI neuen Feuerwaffen nicht mehr lange standhalten len unter den Rinnen um, wie Hans Jänichen glaub- ten die Grafen ihre Rechte und konnten unter dem Na- zweifellos eine bessere Verkehrs- und Handelslage al- der Burg Hohenberg waren konnten. Bei lebendigem Leib warfen die Reichsstäd- haft darlegte. Für die Stadt wollte man keine Bauern, Ministeriale der Grafen an- ter die Besatzung bis auf einen Mann über die Mau- sondern Handwerker, die gleichwohl auf landwirt- sässig, die dem Stand der Ritter (milites) angehörten Burgdiensteausgeübthabendürften.FürdieJahre1305, ern und Felsen hinab. Vier von den Rottweilern fan- schaftliches Nutzland angewiesen waren, weshalb man und sich ebenfalls nach Hohenberg benannten. Im 1330 und 1356 sind Vögte von Hohenberg nachge- den bei dem Gefecht den Tod. Nachdem die Belagerer die Markung von Weiler der neuen Stadt als Ausstat- Zeitraum von 1226 bis 1270 sind verschiedene Ritter wiesen, die von der Burg aus die umliegenden Besit- die Burg geplündert und alle Waffen, Munitionsvor- tung zugewiesen haben dürfte. mit der Bezeichnung von Hohenberg belegt, die hier zungen beaufsichtigt haben dürften. Zeichen einer be- räte sowie ein Christusbild aus der Burgkapelle fort- Die Stadt Hohenberg selbst wurde etwa im Recht- sonderen Hofhaltung sind insbesondere die Belege für geführt hatten, brannten sie die Burg am Tag nach der eck angelegt und war von einer Mauer von knapp 175 Truchsesse (1225, 1237, 1245) und Marschälle (1237, Einnahme nieder und zerstörten sie von Grund auf. m Länge und 90 m Breite und einer Stärke von 1,80 m 1245, 1278, 1307, 1314, 1367) der Hohenberger auf der Österreich forderte daraufhin eine Wiedergutma- umschlossen. Erstmals schriftlich als Stadt erwähnt Burg Hohenberg. Für das Jahr 1245 wird ein Notar im chung und den Wiederaufbau. 1453 einigte man sich wird die Siedlung 1381 in der Urkunde über den Ver- Dienste der Grafen erwähnt, was Anlass für die Ver- zwar auf eine Entschädigungszahlung, doch ein Wie- kauf der Grafschaft Hohenberg. mutung gibt, dass zumindest zeitweilig eine Kanzlei deraufbau unterblieb. Ein halbes Jahrhundert später, Die Stadt diente wohl vorrangig als Siedlung von der gräflichen Herrschaft hier bestanden haben dürf- 1515, lieferte ein Schreiber der Herrschaft Hohenberg Handwerkern zur Versorgung der Burg. In einer Steu- te. Auch finden sich Belege für eine eigene Burgka- noch einen genauen Bauvoranschlag und den Bau- erliste von 1394 sind 15 Steuerzahler verzeichnet, die pelle, die bei der Zer- immerhin mit einem Gesamtvermögen von 750 Pfund störung der Festung erfasst sind. Im Vergleich dazu waren Weilen unter den 1449 geplündert wur- Rinnen („Wiler under Hohemberg“) mit 1711 Pfund, de. Dass die Burg ins- Schörzingen mit 1119 Pfund, Bubsheim mit 745 Pfund gesamt die nötigen und Schömberg mit 3 869 Pfund veranlagt. Laut ei- Einrichtungen auf- nem späteren Beleg von 1513 mussten die Einwohner wies, um auch mitten der Stadt damals eine jährliche Steuer von 3 Pfund Hel- im Winter einen sehr ler bezahlen, einen Tag im Jahr Frondienst leisten und vornehmen Besucher beim Tod war eine Erbschaftsteuer („Hauptfall“) zu zu empfangen, zeigt entrichten. sich daran, dass Graf Offensichtlich führten der Verkauf der Herrschaft Albrecht II. hier kurz Hohenberg sowie die Verpfändung und vor allem die vor Weihnachten 1286 Zerstörung der Burg zu einem allmählichen Nieder- seinen Schwager Kö- gang der Stadt, die noch in den Jahren 1475, 1509 und nig Rudolf als Gast 1513 erwähnt wird. 1582 wird das „stättlin“ im Ober- empfangen konnte. hohenbergischen Lagerbuch dann als abgegangen be- Trotz der exponierten zeichnet. Lage vermochte die Das Stadt Hohenberg ist ein Beispiel für die zahl- Burg als gräfliche reichen Städte, die in der zweiten Hälfte des 13. Jahr- Dauerresidenz offen- hunderts gegründet wurden, aber häufig keinen dau- bar den Ansprüchen erhaften Bestand hatten. Die Stadtgründung verdeut- einer gehobenen und licht jedoch auch in diesem Fall den Willen der Grafen aufwendigen Hofhal- von Hohenberg, nachhaltig auf dem Gebiet der Stadt- tung zu genügen. Ei- gründungen tätig zu werden, worauf noch einzugehen ne derart hochwertige sein wird. Schließlich ist die Stadtwüstung ein beson- Ausstattung legen deres Beispiel für eine mittelalterliche Stadtgründung, Grundriss der Burg. Illustration: Günter Schmitt auch Grabungsfunde Mittelalterliche Keramikscherben. Gefunden bei den Ausgrabungen auf dem Oberhohenberg 2013. die aufgegeben und nicht wieder besiedelt wurde. Die Stadt Haigerloch Foto: Günter Schmitt Seite 1885 Heimatkundliche Blätter April 2014 April 2014 Heimatkundliche Blätter Seite 1886

Die Burg Hohenberg nahe, etwa spätgotische Nischenkacheln mit Maß- men Hohenberg eine beachtliche Herrschaft aufbau- werk oder Ritter- und Tierdarstellungen. en. Die Herrschaftszentren verlagerten sich allmäh- Die Burg Hohenberg ent- Obwohl Haigerloch ab etwa dem ersten Drittel des lich weg von der Burg Hohenberg nach Haigerloch und stand in der zweiten Hälfte 13. Jahrhunderts an Bedeutung gewann und später die nach Rottenburg. des 12. Jahrhunderts, also von Albrecht II. um 1280 gegründete „neue Stadt Rot- Unter Graf Burkhard II., der um 1225 verstarb, wur- gerade zu der Zeit, als sich tenburg“, wurde die Burg Hohenberg nicht aufgege- de wahrscheinlich die Burg in der Oberstadt von Hai- die hohenbergische Linie ben. Dies deutet auch das Städtchen Hohenberg an, gerloch umgebaut oder erweitert. Ebenfalls unter den von der zollerischen ab- das unterhalb der Burg für Handwerker, Händler und Hohenbergern entstand in Haigerloch an der Stelle des spaltete. Das Bauwerk liegt Soldaten als typische Burgstadt zur Versorgung der heutigen Schlosses eine zweite Burg, weil sich die ers- auf einem Felsplateau über Wehranlage vermutlich um das Jahr 1270 gegründet te wohl als zu klein erwies. Um die Burg legte man ei- 1000 m ü. NN und ist damit wurde. ne Siedlung mit Marktplatz planmäßig an. Auch wur- eine der höchstgelegenen de Haigerloch wohl Anfang des 13. Jahrhunderts zur Burganlagen Deutschlands. Stadt erhoben. Welche Bedeutung der Stadt von den Wie Ausgrabungen und Re- Grafen von Hohenberg beigemessen wurde, zeigt sich konstruktionenbelegen,war Die Zerstörung der Burg daran, dass sie im 13. und 14. Jahrhundert zeitweilig sie zu einer mächtigen Fes- Hof auf ihrer Burg zu Haigerloch hielten und sich in tungsanlage ausgebaut wor- den Urkunden häufig nach Haigerloch nannten. Da sich den. Die Hauptburg war von Skizzieren wir an dieser Stelle kurz das weitere Albrecht auch nach Haigerloch benannte, ist davon einer 1,8 m starken Umfas- Schicksal der Burg Hohenberg: Nachdem die Grafen auszugehen, dass er sich häufig in der Stadt aufhielt. sungsmauer aus Kalk- und von Hohenberg ihre Grafschaft 1381 an Habsburg ver- Nicht zuletzt wurde 1267 bei Haigerloch auch eine Tuffstein umgeben, die kauft hatten, wurden Burg und Städtchen Hohenberg Schlacht geschlagen. Schildmauer im Südwesten verschiedentlich verpfändet: zunächst 1393 an den Die Stadt Haigerloch wurde von den Hohenbergern war bis zu 2,85 m dick, der Rottweiler Bürger Hans Pfuser und – nach anderen In- offensichtlich als neue Residenz angesehen. Haiger- achteckige Bergfried besaß habern – 1434 an Hans von Hornstein zu Schatzberg. lochs Bedeutung als Verwaltungssitz wurde nämlich einen Durchmesser von 6,8 Als dessen Sohn und Nachfolger Jost von Hornstein durch die Gebietszugewinne in der Umgebung in der m, ein weiterer runder Berg- im Jahre 1448 aufgefordert wurde, die Einlösung der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts gestärkt: Burkhard fried einen Durchmesser Feste Hohenberg durch Herzog Albrecht von Öster- III. heiratete Mechthild von Tübingen und konnte so von 6,4 m. Innerhalb der reich zu gestatten, weigerte er sich, da er die Burg das Gebiet um Nagold erwerben, sein Sohn Burkhard Burg lagen zwei größere pfandweise auf Lebenszeit erhalten habe. Als Bürger Grundriss Burg und Stadt. IV. gewann durch Heirat mit Luitgard von Tübingen Steinbauten und weitere der Reichsstadt Rottweil suchte Jost bei den Bürgern al- die Stadt Horb am Neckar und deren Umland hinzu. kleinere Gebäude, darunter lerdings vergeblich um Unterstützung nach. 1449 plan für die Errichtung eines Schlosses samt Kirche an Die Grafen von Hohenberg Insbesondere verdeutlicht eine Klostergründung den möglicherweise eine Mühle schloss sich Jost von Hornstein deshalb nun Graf Ul- die Innsbrucker Regierung, allerdings wurden die Plä- Stellenwert der Stadt: Graf Burkhard III. gründete im und eine Wächterwohnung rich von Württemberg an und dessen Fehde mit dem ne nicht ausgeführt. Im Oberhohenbergischen Lager- Von ihrem Stammsitz, dem Oberhohenberg, aus- Jahre 1237 in der Nähe Haigerlochs das Kloster Kirch- bzw. Kapelle. Gesichert war Städtebund, zu dem auch Rottweil gehörte, und fiel buch von 1582 findet sich schließlich der Vermerk, dass gehend, konnten die Grafen von Hohenberg im Laufe berg als Hauskloster der Hohenberger. Dieses Kloster die Burg unter anderem plündernd in das Gebiet der Reichsstadt ein. von der Burg nur noch eine Mauer oder ein Mantel vor- der Zeit ein Territorium bilden, wie bemerkt offenbar diente auch als Grablege des Geschlechts, wo der Klos- durch Vorbefestigungen Im Gegenzug rückten die Rottweiler vor die Burg Ho- handen wären. in teils heftigen Auseinandersetzungen mit den Gra- tergründer selbst, der 1253 vom Blitz erschlagen wur- und ein umfangreiches henberg mit einer großen Kanone, der nach der Bela- fen von Zollern. Ein wesentlicher Teil des ursprüngli- de, und Graf Albrecht II. sowie seine Ehefrau Marga- Graben-Wall-System. gerung benannten „Hohenberger Lisel“ und errichte- chen Besitzes war Reichslehen, so die Burg Hohen- reta (+ 1296) bestattet sind. Derartige Grablegen zei- Wie lange diese Burg den ten einen hölzernen Turm. In der Burg befanden sich berg und der Forst auf der Scheer. Weitere Rechte hat- gen an, wo ein Herrschergeschlecht seinen Herr- Hohenbergern selbst als die Gemahlin Jost von Hornsteins mit ihren Damen so- Das Städtchen Hohenberg ten die Grafen von Hohenberg als Vögte des Hoch- schaftsschwerpunkt sah. Allerdings begannen die Ho- Wohnsitz diente, ist nicht wie eine Besatzung von 18 Mann, welche die Burg ver- stifts Bamberg und der Klöster Stein am Rhein und Al- henberger gerade damals, auch neue Schwerpunkte zu mehr genau festzustellen, teidigte. Nach 16-stündiger Beschießung nahmen die Auf einer nordwestlichen Bergterrasse unterhalb der lerheiligen bei Schaffhausen inne. Ein beträchtlicher setzen. allzu lange wird dies aber Belagerer die Burg am 21. September 1449 ein, indem Burg hatten die Grafen von Hohenberg, wie bemerkt, Besitz kam hinzu, als sie mit Haigerloch und Umge- Durch eine andere Stadt verlor nämlich Haigerloch wahrscheinlich nicht der sie die Wehranlagen von dem hölzernen Turm aus be- wahrscheinlich um das Jahr 1270 eine Stadt gegrün- bung das Erbe der bald nach 1162 ausgestorbenen Gra- allmählich an Bedeutung. Um 1280 gründete Graf Alb- Fall gewesen sein, denn die stiegen. Dabei waren die Verteidiger gut munitioniert det. Für diese Stadt wurde vermutlich der südöstlich fen von Haigerloch-Wiesneck antraten. Ferner erwar- recht die „neue Stadt“ Rottenburg, als neuen Mittel- Grafen verlegten in der ers- gewesen und verfügten unter anderem über eine Ka- der Burg gelegene Burgweiler aufgelöst, auf welchen ben sie die Rechte verschiedener edelfreier Familien, punkt des Gesamtterritoriums. Die Stadt wurde nahe ten Hälfte des 13. Jahrhun- none und Büchsen. Wir haben hier ein Beispiel dafür, noch der Flurname „Weiler“ verweist. Die bäuerliche so die der Edelfreien von Bühl, von Hirrlingen und von der Burg Alt-Rotenburg und auf schon in römischer derts ihre Residenz zuneh- Rottweiler Hofgerichtsordnung um 1530: Burg Hohenberg. dass die alten Befestigungsanlagen der Burgen den Einwohnerschaft siedelte man in den neuen Ort Wei- Rottenburg. In dem beschriebenen Raum verdichte- Zeit besiedeltem Gelände angelegt. Rottenburg hatte mend nach Haigerloch. Auf Quelle: Württembergische Landesbibliothek HB VI neuen Feuerwaffen nicht mehr lange standhalten len unter den Rinnen um, wie Hans Jänichen glaub- ten die Grafen ihre Rechte und konnten unter dem Na- zweifellos eine bessere Verkehrs- und Handelslage al- der Burg Hohenberg waren konnten. Bei lebendigem Leib warfen die Reichsstäd- haft darlegte. Für die Stadt wollte man keine Bauern, Ministeriale der Grafen an- ter die Besatzung bis auf einen Mann über die Mau- sondern Handwerker, die gleichwohl auf landwirt- sässig, die dem Stand der Ritter (milites) angehörten Burgdiensteausgeübthabendürften.FürdieJahre1305, ern und Felsen hinab. Vier von den Rottweilern fan- schaftliches Nutzland angewiesen waren, weshalb man und sich ebenfalls nach Hohenberg benannten. Im 1330 und 1356 sind Vögte von Hohenberg nachge- den bei dem Gefecht den Tod. Nachdem die Belagerer die Markung von Weiler der neuen Stadt als Ausstat- Zeitraum von 1226 bis 1270 sind verschiedene Ritter wiesen, die von der Burg aus die umliegenden Besit- die Burg geplündert und alle Waffen, Munitionsvor- tung zugewiesen haben dürfte. mit der Bezeichnung von Hohenberg belegt, die hier zungen beaufsichtigt haben dürften. Zeichen einer be- räte sowie ein Christusbild aus der Burgkapelle fort- Die Stadt Hohenberg selbst wurde etwa im Recht- sonderen Hofhaltung sind insbesondere die Belege für geführt hatten, brannten sie die Burg am Tag nach der eck angelegt und war von einer Mauer von knapp 175 Truchsesse (1225, 1237, 1245) und Marschälle (1237, Einnahme nieder und zerstörten sie von Grund auf. m Länge und 90 m Breite und einer Stärke von 1,80 m 1245, 1278, 1307, 1314, 1367) der Hohenberger auf der Österreich forderte daraufhin eine Wiedergutma- umschlossen. Erstmals schriftlich als Stadt erwähnt Burg Hohenberg. Für das Jahr 1245 wird ein Notar im chung und den Wiederaufbau. 1453 einigte man sich wird die Siedlung 1381 in der Urkunde über den Ver- Dienste der Grafen erwähnt, was Anlass für die Ver- zwar auf eine Entschädigungszahlung, doch ein Wie- kauf der Grafschaft Hohenberg. mutung gibt, dass zumindest zeitweilig eine Kanzlei deraufbau unterblieb. Ein halbes Jahrhundert später, Die Stadt diente wohl vorrangig als Siedlung von der gräflichen Herrschaft hier bestanden haben dürf- 1515, lieferte ein Schreiber der Herrschaft Hohenberg Handwerkern zur Versorgung der Burg. In einer Steu- te. Auch finden sich Belege für eine eigene Burgka- noch einen genauen Bauvoranschlag und den Bau- erliste von 1394 sind 15 Steuerzahler verzeichnet, die pelle, die bei der Zer- immerhin mit einem Gesamtvermögen von 750 Pfund störung der Festung erfasst sind. Im Vergleich dazu waren Weilen unter den 1449 geplündert wur- Rinnen („Wiler under Hohemberg“) mit 1711 Pfund, de. Dass die Burg ins- Schörzingen mit 1119 Pfund, Bubsheim mit 745 Pfund gesamt die nötigen und Schömberg mit 3 869 Pfund veranlagt. Laut ei- Einrichtungen auf- nem späteren Beleg von 1513 mussten die Einwohner wies, um auch mitten der Stadt damals eine jährliche Steuer von 3 Pfund Hel- im Winter einen sehr ler bezahlen, einen Tag im Jahr Frondienst leisten und vornehmen Besucher beim Tod war eine Erbschaftsteuer („Hauptfall“) zu zu empfangen, zeigt entrichten. sich daran, dass Graf Offensichtlich führten der Verkauf der Herrschaft Albrecht II. hier kurz Hohenberg sowie die Verpfändung und vor allem die vor Weihnachten 1286 Zerstörung der Burg zu einem allmählichen Nieder- seinen Schwager Kö- gang der Stadt, die noch in den Jahren 1475, 1509 und nig Rudolf als Gast 1513 erwähnt wird. 1582 wird das „stättlin“ im Ober- empfangen konnte. hohenbergischen Lagerbuch dann als abgegangen be- Trotz der exponierten zeichnet. Lage vermochte die Das Stadt Hohenberg ist ein Beispiel für die zahl- Burg als gräfliche reichen Städte, die in der zweiten Hälfte des 13. Jahr- Dauerresidenz offen- hunderts gegründet wurden, aber häufig keinen dau- bar den Ansprüchen erhaften Bestand hatten. Die Stadtgründung verdeut- einer gehobenen und licht jedoch auch in diesem Fall den Willen der Grafen aufwendigen Hofhal- von Hohenberg, nachhaltig auf dem Gebiet der Stadt- tung zu genügen. Ei- gründungen tätig zu werden, worauf noch einzugehen ne derart hochwertige sein wird. Schließlich ist die Stadtwüstung ein beson- Ausstattung legen deres Beispiel für eine mittelalterliche Stadtgründung, Grundriss der Burg. Illustration: Günter Schmitt auch Grabungsfunde Mittelalterliche Keramikscherben. Gefunden bei den Ausgrabungen auf dem Oberhohenberg 2013. die aufgegeben und nicht wieder besiedelt wurde. Die Stadt Haigerloch Foto: Günter Schmitt Seite 1887 Heimatkundliche Blätter April 2014

Die gesellschaftliche Stellung der Grafen Grafen, zu den führenden Fami- von Hohenberg lien im Reich zu gehören. Die zu- nächst verwendete Lanze im Sie- Die Hohenberger nahmen einen hohen verfas- gel ist die Waffe, die im ritterli- sungsmäßigen Rang innerhalb des Adels ein, der knapp chen Turnier Verwendung fand. unterhalb des Reichs- Albrecht ersetzte sie später durch fürstenstandes anzusie- das Schwert, ein Rechtssymbol, deln ist. Die Grafen be- das er wohl einführte, nachdem er wegten sich in den bes- als Landvogt eingesetzt war. Ein ten Kreisen, wie ihre Ehe- neuer Anspruch wird damit er- verbindungen (connubi- kennbar. Die Grabplatten ver- um) zeigen. Darüber wa- mitteln ein Denken der Hohen- Jahrgang 61 30. April 2014 Nr. 4 ren sie stark mit anderen berger in Generationen und be- Das Hohenberger Adelsfamilien verflochten zeugen das Selbstverständnis der Wappen. und standen in nach- Familie. Die im Kloster Kirchberg Die Reitersiegel Burkhards (links) und Albrechts. staufischer Zeit in be- bestatteten Familienangehörigen werden bemer- sonders enger Beziehung kenswerterweise nicht etwa namentlich genannt, son- Haigerloch und war dadurch im Vorteil. Diese Stadt zum Hause Habsburg. dern die Familie wird allein durch das Wappen re- wurde bald nach ihrem Ausbau zum neuen Verwal- Reitersiegel und Grab- präsentiert. In der Familie haben der oder die Ver- tungsmittelpunkt, und – wie es sich gehört – mit ei- mäler liefern Erkennt- storbene ihren Stellenwert. In Kirchberg findet sich so nem Kloster ausgestattet. 1276 schenkte Albrecht den nisse zur Vorstellungs- nur eine schlichte Platte, die Auskunft zur Selbstein- „Ist ieman in der welte baz...“ Karmelitern einen Platz in der Stadt zum Bau eines welt und zur verfas- schätzung des Geschlechts als Familie liefert. Die zur Klosters. Im Jahr 1292 wird die Stiftung des Karmeli- sungsrechtlichen Stel- gleichen Zeit entstandenen Grabmäler der Grafen von terklosters durch den Bischof von Konstanz bestätigt. lung der Hohenberger im Württemberg etwa dokumentieren dagegen den Wil- Die Grafen von Hohenberg und ihre Bedeutung für die Region Zollernalb- Von Dr. Andreas Zekorn Sein Sohn Graf Rudolf I. (+ 1336) stiftete später den 13. und 14. Jahrhundert. len dieser Grafen zur Repräsentation und damit ihren Chorherrenstift St. Moriz um 1330. Bereits ein Vor- Sie legen Zeugnis von der Anspruch auf Zugehörigkeit zum hohen Adel. gängerbau war seit 1308 offenbar als neue Grablege Verhaftung des Ge- Kloster Kirchberg: Grabmal der Nicht zu vergessen ist auch das eigene hohen- „nur das mit Mühe Gewonnene dünkt einem gut; der Hohenberger gedacht, was verdeutlicht, dass das schlechts innerhalb des GrafenBurkhardIII.(gest.1253) bergische Wappen, das sich das Geschlecht in Ab- das, was man ohne Furcht besitzt, das Geschlecht nun Rottenburg den Vorzug gegen- ritterlichen Ideals ab, das und Albert II von Hohenberg grenzung zu den Zollern zulegte. Das Wappen war ein das ist einem oft bald leid: über Haigerloch gab. Insgesamt legen die gesamten den niederen und hohen (gest. 17. April 1298) und des- in Silber und Rot geteilter Schild. Dieses Wappen über- So macht die heimliche Minne die Lust größer. Stadtgründungen oder Ausbauten ebenso wie die Klos- Adel umspannte. Der Rei- sen Frau Margarete von Fürs- nahmen beispielsweise auch die von ihnen ausge- Wo auch immer eine Geliebte in den Stricken der tergründungen den Herrschaftswillen und -anspruch ter im Siegelbild ist Aus- tenberg (gest. im März 1296) bauten Städte Haigerloch, Rottenburg und Ebingen. Minne der Grafen von Hohenberg dar. druck des Anspruchs der in der Klosterkirche Kirchberg. (Fortsetzung folgt) mit den Armen ringsum heimlich umschlossen liegt, da gibt es nichts Besseres. Diese Erzählung ist ohne Lüge.“

Das Minnegedicht schrieb Graf Albrecht von Ho- henberg, der sich auch nach Haigerloch und Rotten- Veranstaltungen und Exkursionen burg benannte. Es sind die einzigen von ihm überlie- ferten Verse, die in der Manessischen Liederhand- schrift festgehalten sind, verbunden mit der bekann- Die Termine der Heimatkundlichen Vereinigung im Mai, Juni und Juli ten Miniatur, die den Tod des Grafen in der Schlacht bei Leinstetten oder Oberndorf um den 17. April 1298 MAI abgelegene Einsiedler-Kirchen besichtigt. Die Rück- JULI darstellt. Das Gedicht ist an hervorgehobener Stelle in reise führt über eine ehemalige Kartause am Neuen- der Handschrift niedergeschrieben, was auf die Be- Samstag, 17. Mai: Tagesexkursion: Besuch der Lan- burger See, ein Geheimtipp. Die Gruppe ist in einem Achtung Terminänderung. Die Tagesexkursion mit deutung des Verfassers verweist. Der Oberhohenberg bei Schömberg-Schörzingen. Stammsitz der desausstellung in Konstanz „Das Konstanzer Konzil Hotel in der Nähe von Pontarlier untergebracht. Es sind Frau Monika Medel findet schon am 4. Juli statt. In dem Gedicht geht es, um dies vorweg zu neh- Grafen von Hohenberg. Foto: Günter Schmitt – 1414 – 1418. Weltereignis des Mittelalters“ und an- nur noch wenige Plätze frei. Freitag, 4. Juli: Tagesexkursion: Pfrungener Ried, St. men, in der ersten Strophe um die „triuwe“ und die „ste- schließend Stadtführung „Auf den Spuren des Kon- Busfahrt. Abfahrt in Albstadt Ebingen, Busbahnhof 6.30 Mauritius in Waldbeuren, Reichsstadt Pfullendorf, tige liebe“, die der heimlichen Minne vorgezogen wird. das Geschlecht als ältere Linie der Grafen von Zollern zils“ mit Dr. Andreas Zekorn. Uhr, Balingen, Stadthalle, 7 Uhr. Euro 590 Euro. Kieswerk in Ostrach mit Monika Medel. In der zweiten Strophe wird das Lockende und Reiz- unter dem neuen Namen Hohenberg um das Jahr 1179, Busfahrt.AbfahrtinAlbstadt-Ebingen,Busbahnhof7.30 Busfahrt (Die Abfahrtszeiten werden noch bekannt ge- vollere der heimlichen Liebe gegenüber der stetigen als der Name Hohenberg erstmals erwähnt wird. Das Uhr, Balingen, Stadthalle 8 Uhr. Umlage 35 Euro für geben). Umlage 35 Euro für Fahrt, Eintritte und Füh- Liebe betont. Diese spielerische Gegenübersetzung ist neue Wappen, das sich das Geschlecht zulegte, war ein Fahrt, Eintritte und Führungen. Teilnehmerzahl ma- rungen. typisch für die Spätzeit des Minnesangs. in Silber und Rot geteilter Schild. In teils heftigen Aus- ximal 49 Personen. Es besteht eine Warteliste. JUNI einandersetzungen mit den Zollern bildeten die Ho- henberger ein umfangreiches Territorium, ausgehend Samstag, 24. Mai – Donnerstag, 29. Mai: 6-tägige Stu- Sonntag, 8. Juni: Tagesexkursion: Eisen- und Stra- STAMMTISCHE von der namengebenden Burg Hohenberg bei Schöm- dienfahrt: Der französische Jura in der Freigraf- ßenbahn-Geschichte, Gegenwart und Zukunft in Die Grafen von Hohenberg berg-Schörzingenüber Haigerloch bis nach Rotten- schaft Burgund (Franche-Comté) mit Wolfgang Wil- Stuttgart mit Albrecht Dorow. Jeweils am 1. Mittwoch eines Monats trifft sich unter burg. Gerade unter Graf Albrecht II., der um 1235 ge- lig. Dieser Bahnerlebnistag beginnt mit einer Fahrt der der Leitung von Dr. Peter Th. Lang der Ebinger Die Bedeutung der Grafen von Hohenberg für die Ge- boren wurde, scheinen diese Auseinandersetzungen Die Studienfahrt unter der bewährten Leitung von Zollernbahn zum Stuttgarter Hauptbahnhof. In Stutt- Stammtisch um 15.00 Uhr im Café Wildt-Abt, Son- Graf Albrecht II. fällt 1298 in der Schlacht bei Leinstetten (Uni- schichte unseres Raumes ist groß. Hervorgegangen ist einen gewissen Höhepunkt erreicht zu haben. So sind Wolfgang Willig führt diesmal in den Französischen Ju- gart angekommen begibt sich die Gruppe auf einen ge- nenstraße 67, 72458 Albstadt-Ebingen, Telefon versitätsbibliothek Heidelberg, Cod. Pal. germ. 848, Große Hei- zwei Schlachten überlie- ra. Diese dünn besiedelte und touristisch wenig er- führten Erlebnisrundgang zum Bahnprojekt S 21. Vom (0 74 31) 41 88. delberger Liederhandschrift [Codex Manesse] Zürich, ca. 1300 bis fert, die 1267 bei Haiger- schlossene Region ist Teil der ehemaligen Freigraf- Bahnhofsturm (Fahrstuhl) haben die Teilnehmer ei- ca. 1340, fol. 42r). loch und 1286 bei Balin- schaft Burgund (Franche Comté) mit der Hauptstadt nen exzellenten Rundblick über die Großbaustelle S Anmeldung zu den Veranstaltungen über den Ge- gengeschlagenwurden.Im Besançon. Die Landschaft entstand zur gleichen Zeit 21 und über die Stuttgarter Innenstadt. Im Bahnhofs- schäftsführer Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, Ein mittelhochdeutsches Gedicht, ein Minnelied, das Zuge der Auseinander- wie die Schwäbische Alb, wirkt jedoch viel uriger und turm ist außerdem die Ausstellung zu S 21 zu besich- 72461 Albstadt, Telefon (0 74 32) 68 07. Email: anfra- Graf Albrecht II. von Hohenberg verfasste und das in setzungen mit den Zollern urtümlicher als diese. So stößt man auf tief einge- tigen. Anschließend spazieren die Teilnehmer durch [email protected] oder hans@an- der berühmten Mannessischen Liederhandschrift, ei- entrissen die Hohenber- schnittene Flusstäler, an deren Ende der Fluss aus dem den Schlosspark. Nach der Mittagspause geht es mit dreasschoeller.de sowie über unsere Homepage ner um das Jahr 1300 entstandenen Sammlung von ger wohl im Jahre 1268 die Felsen schießt oder eine Quelle als Wasserfall ent- der Stadtbahn über den Neckar nach Bad Cannstatt. www.heimatkundliche-vereinigung.de. Minneliedern, überliefert ist, soll uns in das Mittelal- Stadt Schömberg den springt. Auf der Fahrt werden auch die Abdrücke von Dort steht der Besuch des Museums „SSB-Straßen- ter, in die Zeit der Grafen von Hohenberg, in die Zeit, Zollern, die kurz zuvor, DinosauriernimFelsengestein,romanischeKlösterund bahnwelt Stuttgart“ auf dem Programm. Vor der Rück- Bei allen Veranstaltungen sind Gäste willkommen. als die Burg Hohenberg stand, hineinversetzen: 1255, von einem Zoll- fahrt geht es mit der historischen Straßenbahn auf ei- erngrafen gegründet wor- ne Rundfahrt durch die Stuttgarter Innenstadt. „Ist ieman in der welte baz den war, und bauten sie als Bahnfahrt. Abfahrtszeiten: Albstadt-Ebingen 8.12 Uhr, den einem, der sin staetez liep Bollwerk nun gegen die Balingen 8.27 Uhr, Hechingen 8.39 Uhr. Umlage 35 Eu- Herausgegeben von der mit armen hat alumb und umb beslozzen? Zollern aus. 1286 folgte die ro für Fahrt, Eintritte und Führungen. Heimatkundlichen Vereinigung Aussöhnung der Ver- Zollernalb Zur besseren Verständlichkeit sei mit der Übertra- wandten unter Vermitt- Die Autoren dieser Ausgabe Sonntag, 22. Juni: Übergabe der Gedenkstele Un- gung ins Neuhochdeutsche fortgefahren: lung König Rudolfs von ternehmen „Wüste“ in Balingen-Frommern – Stif- Vorsitzender: Habsburg, der damals auf tung der Heimatkundlichen Vereinigung anlässlich Dr. Andreas Zekorn, Landratsamt Zollernalbkreis, Wer hat auf Erden größ're Lust, der Burg Hohenberg von ihres 60-jährigen Jubiläums 2014. 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 92 11 45 Als Einer, der sein treues Lieb seinem Schwager Albrecht Dr. Andreas Zekorn Beginn 11 Uhr, Balingen-Frommern, Seestraße (Schie- Recht inniglich mit Armen hält umschlossen? empfangen wurde. Auf die Landratsamt Zollernalbkreis fersee). Die Teilnahme ist frei. Geschäftsführung: Wahrt sie ihm Lieb' in treuer Brust, vermutlich reichspoliti- 72336 Balingen Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, So hat ihn, wie den Minnedieb, schen Hintergründe die- 72461 Albstadt, Noch nie der langen Winternacht verdrossen. ser Auseinandersetzungen Samstag, 28. Juni: Vortrag und Führung: Vom Schloss Telefon (0 74 32) 68 07 Er fürchtet Klatsch und Kläffer nicht sei an dieser Stelle nicht zum Bürgerhaus – ein Gebäude im Wandel der Zeit E-Mail: [email protected] Und schlummert süß und ohne Furcht, eingegangen, sondern (1598 bis heute) mit Alfons Koch. daß Sünd' und Schand' ihm dräue.“ ausgehend vom Stamm- Beginn 14 Uhr. Treffpunkt: Geislingen, Bürger- und Redaktion: sitz der Hohenberger, der Vereinshaus „Harmonie“, Bachstraße 29, Anfahrt mit Daniel Seeburger, Grünewaldstraße 15, Nach dem Lob auf die Treue folgen antithetisch in Burg Hohenberg, soll das Privat-Pkw, Teilnahme frei. 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 2 66-1 53 der zweiten Strophe die Vorzüge der heimlichen Min- Grafengeschlecht näher ne: Die Stammtafel der Grafen von Hohenberg. vorgestellt werden. Seite 1891 Heimatkundliche Blätter Mai 2014

– Vorderösterreichische Regierung und Kammer 1753 – ANDREAS ZEKORN: Haigerloch – Strukturen einer – Summarisch hingewiesen sei auf die verschiedenen – 1805, Oberamt Rottenburg, bearb. von PETRA kleinen Residenzstadt in der Frühen Neuzeit. In: Beiträge zu den Grafen von Hohenberg in den Hei- SCHÖN; EUGEN STEMMLER; PETER STEUER, Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte 46 matkundlichen Blättern (www.heimatkundliche- Stuttgart 1999 (Gesamtinventar der Akten und Amts- (2010), S. 81 – 121 vereinigung.de: Downloadbereich bzw. Register un- bücher der vorderösterreichischen Zentralbehör- ter Heimatkundliche Blätter): den in den Archiven der Bundesrepublik Deutsch- – ANDREAS ZEKORN, PETER THADDÄUS LANG UND – Burkhard III. von Hohenberg: 41 (1994) 929-931, land Bd. 6. Schriftenreihe: Veröffentlichungen der HANS SCHIMPF-REINHARDT (Hrsg.), Die Herr- 957 f Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg; schaft Schalksburg zwischen Zollern und Würt- – Grafen von Hohenberg 6 (1959) 249, 254, 258, 273. 50,6) temberg, Epfendorf 2005 ...7 (1960) 306 f. ...8 (1961) 369 – 372. ...10 (1963) 453, 462 f, 464, 468, 475. ...41 (1994) 918 – 920. ...45 (1998), Jahrgang 61 31. Mai 2014 Nr. 5 – ANDREAS ZEKORN: Gefängnis, Staatliche Verwal- – ANDREAS ZEKORN, BERNHARD RÜTH, HANS-JO- S. 1113 – 1115. ...46 (1999), S. 1177 – 1179. ...48 (2001), tungsschule, Gastschloss: Schloss Haigerloch. In: ACHIM SCHUSTER, EDWIN ERNST WEBER (Hrsg.), 1294 f., ...60 (2013), S. 1844 – 1845 Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte 44 Vorderösterreich an oberem Neckar und oberer Do- – Albert II. von Hohenberg: 13 (1966) 591-594 (2008), S. 251 – 266 nau, Konstanz 2002 – Sigmund Gf. von Hohenberg: 10 (1963) 462 f, 468, 475. „Ist jeman in der welte baz...“ (2) Die Grafen von Hohenberg und ihre Bedeutung für die Region Zollernalb- Von Dr. Andreas Zekorn Termine und Exkurisonen Graf Albrecht II. ches 1367 die Stadt an Württemberg verkaufte. Na- gold ging ebenfalls an Württemberg. Den Hauptteil der Die Aktivitäten der Heimatkundlichen Vereinigung im Juni und Juli Die bedeutendste Grafschaft Hohenberg verkaufte Graf Rudolf von Ho- Persönlichkeit der Ho- henberg im Jahre 1381 an Habsburg. 66.000 schwere henberger war neben Goldgulden kostete die beachtliche Herrschaft. Habs- JUNI ternehmen mit ihrem Leben bezahlen. Der Schiefer- che Lebensräume mit einer Vielzahl seltener Tiere und Gertrud (Anna) von burg konnte den Kauf nur unter Schwierigkeiten und see und etwas entfernt davon in der Nähe des Bahn- Pflanzen ausschließlich der natürlichen Entwicklung. Hohenberg ihr Bruder über einen längeren Zeitraum finanzieren. 19) gleises noch vorhandene Gebäude der LIAS-Ölschie- Bequeme Bohlenwege, Sonnen- und Mückenschutz Graf Albrecht. Er war Anzumerken bleibt an dieser Stelle, dass mit Graf Ru- Sonntag, 8. Juni: Tagesexkursion: Eisen- und Stra- fergesellschaft zeugen davon, dass auch in Frommern empfehlenswert. Letztes Ziel sind die Kies- und Schot- ein bedeutender dolf der letzte männliche Angehörige der Rotten- ßenbahn-Geschichte, Gegenwart und Zukunft in Schiefer zur Ölgewinnung abgebaut und verschwelt terwerke Müller in Ostrach. Das dort in enormen Men- Staatsmann mit bes- burger Linie im Jahre 1389 verstarb. Knapp ein Jahr- Stuttgart mit Albrecht Dorow. wurde. Vom angrenzenden KZ sind keine Überreste gen abgebaute „Geschenk der Erdgeschichte“ ist für ten verwandtschaftli- hundert später erlosch mit dem Tode Graf Sigmunds Dieser Bahnerlebnistag beginnt mit einer Fahrt der mehr sichtbar. Vor mehr als drei Jahren fanden sich in seine Qualität bekannt. Ausmaß und Kompaktheit der chen Beziehungen. 1486 die Wildberger Linie und damit das Geschlecht Zollernbahn zum Stuttgarter Hauptbahnhof. In Stutt- Balingen mehrere Personen zu einem Arbeitskreis Anlage beeindrucken, richtungsweisend sind um- Seine Schwester Ger- der Grafen von Hohenberg im Mannesstamm. 20) gart angekommen begibt sich die Gruppe auf einen ge- „Wüste“ zusammen. Der Arbeitskreis hatte das Ziel, an weltschonende Abbaumethoden und die Rekultivie- trud heiratete Rudolf führten Erlebnisrundgang zum Bahnprojekt S 21. Vom den Orten der Balinger Gemarkung, auf denen noch rungsmaßnahmen. Kurze Aufenthalte bei der letzten von Habsburg, der Die Grafschaft Hohenberg Bahnhofsturm (Fahrstuhl) haben die Teilnehmer ei- bauliche Reste der Ölschieferwerke vorhanden sind, Erdölpumpe Pfullendorfs, dem aussichtsreichen Aft- 1273 zum deutschen in der Zeit von 1381 bis 1806 nen exzellenten Rundblick über die Großbaustelle Erinnerungsmale zu errichten. Am Sonntag, den 22. Ju- holderberg und der urtümlichen Mauritiuskapelle in König gewählt wurde. S 21 und über die Stuttgarter Innenstadt. Im Bahn- ni werden nun in einem Festakt durch Oberbürger- Waldbeuren vervollständigen das abwechslungsreiche Albrecht war ein en- Auch nach dem Ruin der Grafen von Hohenberg und hofsturm ist außerdem die Ausstellung zu S 21 zu be- meister Helmut Reitemann, dem Frommerner Orts- Programm. ger Weggefährte und dem Verkauf der Grafschaft an Habsburg im Jahre 1381, sichtigen. Anschließend spazieren die Teilnehmer vorsteher sowie dem Vorsitzenden der Heimatkund- Busfahrt. Abfahrt in Balingen: Stadthalle 7 Uhr, Alb- Vertrauter des Königs. ist die weitere Entwicklung des Herrschaftsgebiets von durch den Schlosspark. Nach der Mittagspause geht lichen Vereinigung, Dr. Andreas Zekorn, das From- stadt-Ebingen, Busbahnhof 7.30 Uhr. Umlage 35 Euro Einen großen Teil sei- maßgeblicher Bedeutung für die Geschichte unserer es mit der Stadtbahn über den Neckar nach Bad Cann- merner Stelenpaar der Öffentlichkeit übergeben. ahrt, Eintritte und Führungen. nes Lebens widmete Region. Die Grafschaft Hohenberg war spätestens nach statt. Dort steht der Besuch des Museums „SSB-Stra- Die Veranstaltung wird musikalisch umrahmt. Albrecht dem Ver- 1381 ein kompliziertes Gebilde, das sich aus vielfäl- ßenbahnwelt Stuttgart“ auf dem Programm. Vor der Anschließend lädt die Stadt Balingen zu einem Steh- Samstag, 19. Juli: Tagesexkursion: Die Schlösser Alts- waltungsdienst sowie tigen Rechten zusammensetzte und vom oberen Ne- Rückfahrt geht es mit einem Oldtimerbus auf eine empfang. hausen, Tettnang, Achberg und die ehemalige Reich- politischen und mili- ckar und der oberen Donau, von Spaichingen und Fri- Rundfahrt durch die Stuttgarter Innenstadt (eine Fahrt Beginn: 11Uhr, Balingen-Frommern, Seestraße (Schie- stadt Wangen mit Hans Kratt. tärischen Missionen dingen, von Oberndorf und Schömberg, bis nach Rot- mit der historischen Straßenbahn ist aufgrund von fersee). Die Teilnahme ist frei. Busfahrt (Die Abfahrtszeiten werden noch bekannt ge- König Rudolfs von tenburg reichte. Um den Besitz zu sichern, verpfän- Bauarbeiten an diesem Tag leider nicht möglich). geben). Umlage 35 Euro für Fahrt, Eintritte und Füh- Habsburg. Dabei stell- dete Habsburg die Grafschaft zeitweilig ganz oder teil- Abfahrtszeiten: Albstadt-Ebingen 8 Uhr, Busbahnhof, Samstag, 28. Juni: Vortrag und Führung: Vom Schloss rungen. te Albrecht die Inte- weise. Erst Erzherzog Albrecht von Österreich zog mit mit dem Schienenersatzverkehr nach Balingen. Bahn- zum Bürgerhaus – ein Gebäude im Wandel der Zeit ressen seines eigenen einem militärischen Gewaltstreich 1454 das Gebiet fahrt ab Balingen 8.27 Uhr, Hechingen 8.39 Uhr. Um- (1598 bis heute) mit Alfons Koch. Hauses gegenüber wieder an sich. Eine wesentliche Schmälerung er- lage 35 Euro für Fahrt, Eintritte und Führungen. Der Vortrag geht zum einen auf die Geschichte und viel- STAMMTISCHE denjenigen des Rei- Fürstenpfeiler-Kapitell in der Bartholomäuskirche Markgröningen (Landkreis Ludwigsburg): Graf Alb- fuhr der Bestand der Grafschaft als die Herrschaft Hai- fältige Nutzung des Gebäudes ein: vom Schloss zum ches und des Hauses recht II. von Hohenberg (umgeben von einem Rosenkranz) und seine Schwester Gertrud als gekrönte Kö- gerloch 1497 den Grafen Zollern im Tausch gegen die Sonntag, 22. Juni: Übergabe der Gedenkstele Un- Amtshaus, zum Gerichtsgebäude, Gasthaus und Habsburg hintan. nigin Anna. schweizerische Herrschaft Rhäzüns überlassen wurde. 21) ternehmen „Wüste“ in Balingen-Frommern – Stif- schließlich zum Bürger- und Vereinshaus. Der Geis- Jeweils am 1. Mittwoch eines Monats trifft sich unter So nahm er bei- Zentraler Verwaltungssitz für die Grafschaft wurde tung der Heimatkundlichen Vereinigung anlässlich linger Archivar wird in diesem Zusammenhang auch der Leitung von Dr. Peter Th. Lang der Ebinger spielsweise an mehreren Feldzügen König Rudolfs teil schen Ranges ein hervorragender Platz eingeräumt. das vorderösterreichsche Oberamt Rottenburg, dem ihres 60-jährigen Jubiläums 2014. den historischen Ortsplan aus dem Jahre 1732 erläu- Stammtisch um 15 Uhr im Café Wildt-Abt, Sonnen- und besuchte häufig die Reichstage. Albrecht erhielt Sein letzter Kampf ist in der Liederhandschrift in der be- Ende des 18. Jahrhunderts Gebiete mit unterschied- Während des Zweiten Weltkrieges versuchte Deutsch- tern. Zum anderen lässt Alfons Koch die Ereignisse der straße 67, 72458 Albstadt-Ebingen, Telefon (0 74 31) die neu geschaffene Landvogtei Niederschwaben zur kannten, eindrucksvollen, aber auch blutrünstigen lichen Rechtsstellungen zugeordnet waren. Zum ei- lands nationalsozialistisches Regime durch den Ab- letzten fünf Jahre noch einmal Revue passieren. Dabei 41 88. Verwaltung des – verbliebenen – Reichsguts über- Darstellung festgehalten. 18) bau und die Verschwelung des am Fuße der Schwä- geht er vor allem der Frage nach, wie die Bedeutung tragen, ebenso wurde er zum Landvogt von Achalm be- bischen Alb zu findenden Ölschiefers Treibstoff zu ge- des Gebäudes, das eigentlich abgerissen werden soll- Anmeldung zu den Veranstaltungen über den Ge- stellt. Wichtig war die Revindikation, die Herauslö- winnen. So entstanden in den Jahren 1942 und 1943 te, schließlich erkannt wurde. Es ist eine Geschichte schäftsführer Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, sung, und Reorganisation des Reichsguts als Basis für Der Verkauf der Grafschaft und in einer zweiten Phase ab September 1944 zwi- von Zufällen. 72461 Albstadt, Telefon (0 74 32) 68 07. das Wiedererstarken des Königtums. Mit der Über- Hohenberg 1381 und das schen Dusslingen und Zepfenhan drei Versuchsanla- Beginn: 14 Uhr. Treffpunkt: Geislingen, Bürger- und Email: [email protected] oder nahme solcher Verpflichtungen für König und Reich Aussterben der Grafen von gen sowie zehn Ölschieferwerke. In sieben dazuge- Vereinshaus Harmonie, Bachstraße 29, Anfahrt mit Pri- [email protected] sowie über unsere Home- begann allerdings bereits der spätere Ruin der Ho- Hohenberg hörigen Konzentrationslagern waren rund 12 000 Häft- vat-Pkw, Teilnahme frei. page: www.heimatkundliche–vereinigung.de. henberger. Und schließlich setzte Albrecht für das Haus linge untergebracht, deren Arbeitskraft beim Aufbau Habsburg gar sein Leben ein. Er unterstützte seinen Auch der Bruder Albrechts und Betrieb der Anlagen brutal ausgebeutet wurden – Bei allen Veranstaltungen sind Gäste jederzeit will- Neffen, Herzog Albrecht von Österreich, im Kampf ge- und seine Kinder befanden mehr als 3 500 von ihnen mussten dieses irrsinnige Un- JULI kommen. gen König Adolf von Nassau um den Königsthron. Her- sich auf Seiten Habsburgs. Der zog Otto von Niederbayern war im Frühjahr 1298 un- Reichsdienst für die Habs- terwegs, um König Adolf im Breisgau zu Hilfe zu ei- burger zahlte sich aber fi- Achtung Terminänderung. Die Tagesexkursion mit len. Als er in unserer Gegend anlangte, griff ihn Graf Alb- nanziell nicht aus. Zudem Frau Monika Medel findet schon am 4. Juli statt. Herausgegeben von der recht von Hohenberg an. Doch der Überraschungs- schwächten Teilungen in- Heimatkundlichen Vereinigung angriff misslang, und Graf Albrecht fiel in der Schlacht, nerhalb der Familie das Haus Freitag, 4. Juli: Tagesexkursion: Pfrungener Ried, St. Zollernalb die sich am 17. April 1298 zwischen Oberndorf und Hohenberg. So entstanden et- Die Autoren dieser Ausgabe Mauritius in Waldbeuren, Reichsstadt Pfullendorf, Leinstetten zutrug, nachdem ihn angeblich die meis- wa die Linien Wildberg und Kieswerk in Ostrach mit Monika Medel. Vorsitzender: ten seiner Ritter verlassen hatten. Matthias von Neu- Nagold. Der Besitz reichte als Die Fahrt zeigt sinnfällig den Zusammenhang zwi- Dr. Andreas Zekorn, Landratsamt Zollernalbkreis, enburg, Prokurator des geistlichen Gerichts des Bi- wirtschaftliche Substanz für schen naturräumlicher Ausstattung, geschichtlicher 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 92 11 45 schofs von Straßburg, zürnte mit folgenden Worten da- eine selbstständige Existenz und wirtschaftlicher Entwicklung im nördlichen Ober- rüber: „Wären doch blutgierige Wölfe gekommen und bald nicht mehr aus. Die Ho- Dr. Andreas Zekorn schwaben. Die Staufergründung Pfullendorf vermittelt Geschäftsführung: hätten die Feiglinge gefressen.“ Albrechts Verhalten henberger waren zu Verkäu- Landratsamt Zollernalbkreis einen Einblick in die Blütezeit der schwäbischen Reich- Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, selbst war in dieser Auseinandersetzung von einem rit- fen gezwungen. Ein Teil des 72336 Balingen städte. Wohlerhalten sind die weltlichen und geistli- 72461 Albstadt, terlichen Ehrenkodex geprägt. Besitzes gelangte auf dem chen Gemeinschaftsbauten, mit denen die stolzen Bür- Telefon (0 74 32) 68 07 Mit seiner staatsmännischen und kriegerischen Tä- Verkaufsweg bzw. infolge von ger Eigenständigkeit und Wohlstand zur Schau stell- E-Mail: [email protected] tigkeit ist eine Seite Albrechts erfasst. Die andere Sei- Heiratsverbindungen an ten, Meisterwerke mittelalterlichen Fachwerkbaus te ist die des Literaturfreundes und Minnesängers, die Württemberg, wie beispiels- prägen das Stadtbild. Im zweitgrößten Moor Süd- Redaktion: seine Verhaftung in der zeitgenössischen, höfischen weise Ebingen – einer ho- westdeutschlands, dem Pfrungener Ried, erkunden wir Daniel Seeburger, Grünewaldstraße 15, Kultur belegt. Obwohl Albrecht nur mit einem Ge- henbergischen Stadtgrün- den urwüchsigen und wilden Bannwald. Seit 1991 der 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 2 66-1 53 dicht in der Manessischen Liederhandschrift vertre- dung –, das als Heiratsgut und Nutzung entzogen, überlässt man hier unterschiedli- ten ist, wird ihm dort wegen seines hohen ständi- Pfand an Montfort kam, wel- Karte Grafschaft Hohenberg um 1790 Seite 1889 Heimatkundliche Blätter Mai 2014 Mai 2014 Heimatkundliche Blätter Seite 1890

nen waren dies österreichi- schen Alb, in: Forschungen und Berichte der Ar- von Zollern und die Herrschaft Rhäzüns. gut. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg 43 sche „Kameralherrschaften“, chäologie des Mittelalters Baden-Württemberg 26, In: Zeitschr. f. Hohenz. Geschichte 2 (1966) (2014), S. 62 – 63 die dem Oberamt direkt un- Stuttgart 2006, S. 254f. - SCHMITT, Burgen, Schlös- S. 123–160 terstanden, so die Stadt Rot- ser und Ruinen. – MORRISEY/ TUCHEN, Hohen- – HANS PETER MÜLLER: Genealogia Hohenbergica. tenburg, die Landschaft Nie- berg. – Regierungspräsidium Tübingen, Referat 26 20) MÜLLER, Genealogia, S. 117. – Rottenburg und die Die Linien Wildberg und Nagold. In: Rüth/Zekorn derhohenberg um Rottenburg Denkmalpflege, Burg, Stadtwüstung und Hofgut Grafschaft Hohenberg, S. 10. (Hrsg.), Graf Albrecht II. und die Grafschaft Ho- („Untere Grafschaft Hohen- Hohenberg. Liste der Kulturdenkmale in Baden- henberg, S. 107 – 118 berg“), die Obervogteiämter Württemberg Teil A1. Begründung der Denkmal- 21) QUARTHAL, Habsburg am oberen Neckar, bes. Spaichingen (Oberhohenberg, eigenschaft gemäß § 12 DSchG., bearb. v. BIRGIT S. 31, 46f. – HANS PETER MÜLLER: Ein Streifzug durch die obere Grafschaft), Horb und TUCHEN, 14. 1. 2013: In diesem Gutachten finden Geschichte Schörzingens von 785 bis 1806. In: Oberndorf, sowie die Städte sich wie bei Koch, Burg Hohenberg, die archäo- 22) STEMMLER, Grafschaft Hohenberg. – Vorderös- Schörzingen, Ein Dorf am Fuß des Oberhohen- Schömberg und Binsdorf. Hin- logischen Belege für Mühle und Wächterhaus bzw. terreichische Regierung und Kammer, Einleitung, bergs, hrsg. von der Stadt Schömberg, Sigmarinen zu kamen „Dominien“, die als Burgkapelle aufgeführt. S. 13ff. 1985, S. 19 – 54 Pfand oder Lehen vergeben waren (u. a. die Herrschaften 5) SCHMID, Geschichte der Grafen von Zollern-Ho- 23) SCHMID, Hohenberg, S. 386f. – Beschreibung des – Quellen zur Verwaltungs- und Wirtschaftsge- Kallenberg, Werenwag und henberg, S. 380ff., 385 (Kapelle), 389 (Vasallen). – Oberamts Spaichingen, S. 282. – MÜLLER, Streif- schichte der Grafschaft Hohenberg: vom Übergang Schramberg) sowie „Standes- KOCH, Burg Oberhohenberg: archäologische Be- zug, S.32ff. –TEYKE, Hofgut Hohenberg. – KRAUS, an Österreich (1381) bis zum Ende der reichsstäd- herrschaften“, die sich eben- lege. – MAURER, Burgen am oberen Neckar, S. 114. Burgkapelle Hohenberg. – HStAS B 38 I Bü 1054; tischen Pfandschaft (1454), Erster Teil, bearb. von falls in den Händen von Ade- – Beschreibung des Oberamts Spaichingen, S. 281f. B 38 a Bü 131 (zur Nikolauskapelle 1769 – 1804). Karl Otto Müller, Stuttgart 1953 ligen befanden (z.B. die Herr- – Regierungspräsidium Tübingen, Referat 26 schaften Wehrstein, Stetten Denkmalpflege, Burg, Stadtwüstung und Hofgut 24) KOCH, Burg Oberhohenberg. – FRANZ QUARTHAL: Graf Albrecht II. von Hohen- a.k.M, Dotternhausen und Hohenberg. Liste der Kulturdenkmale in Baden- berg: Territorial- und Reichspolitik im ausgehenden Oberhausen). 1805/06 kam das Württemberg Teil A1. Begründung der Denkmal- 13. Jahrhundert. In: Rüth/Zekorn (Hrsg.), Graf Alb- Ende Hohenbergs, als der eigenschaft gemäß § 12 DSchG., bearb. v. BIRGIT Literatur (in Auswahl) recht II. und die Grafschaft Hohenberg, S. 11 – 55 Großteil der Grafschaft Ho- TUCHEN, 14. 1. 2013. henberg an Württemberg – Beschreibung des Oberamts Spaichingen, hrsg. v. – FRANZ QUARTHAL: Habsburg am oberen Neckar überging, nachdem das von 6) Tiroler Landesarchiv Innsbruck, HS 1451, fol. 7 – Königlichen statistisch-topographischen Bureau, und an der oberen Donau. In: Zekorn, Rüth, Schus- Napoleon besiegte Österreich 23. Für den Hinweis danke ich Heinrich Stopper, Stuttgart 1876 (ND 1968) ter, Weber (Hrsg.), Vorderösterreich an oberem Ne- seine gesamten Vorlande in Meßstetten-Heinstetten. ckar, S. 17 – 53 Schwaben im Frieden von – CASIMIR BUMILLER: Die Hohenberger in der Tra- Preßburg 1805 abtreten muss- 7) Die Geschichte der Zerstörung der Burg folgt: dition der Grafen von Haigerloch-Wiesneck. In: – Rottenburg und die österreichische Grafschaft Ho- te. Württemberg gliederte die SCHMID, Geschichte der Grafen von Zollern-Ho- Rüth/Zekorn (Hrsg.), Graf Albrecht II. und die Graf- henberg: 1381 – 1981; Ausstellung des Haupt- Grafschaft in sein Gebiet ein. henberg, S. 382 – 386. – Beschreibung des Ober- schaft Hohenberg, S. 83 – 105 staatsarchivs Stuttgart und der Großen Kreisstadt 22) amts Spaichingen, S. 283f. – MAURER, Burgen am Rottenburg am Neckar zur Erinnerung an den Über- oberen Neckar, S. 159f. – HORNSTEIN-GRÜNIN- – CASIMIR BUMILLER: Rosenfeld im Mittelalter. In: gang der Grafschaft Hohenberg an Österreich von GEN: Die von Hornstein und von Hertenstein, Geschichte der Stadt Rosenfeld. Hrsg. v. Monika Spi- 600 Jahren. Katalog bearb. von Bernhard Theil. Stutt- Das Hofgut Oberhohenberg S. 160f. cker-Beck im Auftrag der Stadt Rosenfeld, Rosen- gart 1981 vom Mittelalter bis Ausgrabung Ruine Hohenberg 1913 feld 2009, S. 47 – 109 ins 20. Jahrhundert 8) JÄNICHEN, Siedlung im oberen Schlichemtal. – BORIS RETZLAFF: Zwei rätselhafte Strophen des Fußnoten So hat ihn, wie den Minnedieb, – CASIMIR BUMILLER: Schömberg im Mittelalter. Haigerlocher Minnesängers. Graf Albrecht II. von Die Grafen von Hohenberg stellten Kräfte dar, die Noch nie der langen Winternacht verdrossen. 9) Quellen zur Verwaltungs- und Wirtschaftsge- In: Geschichte der Stadt Schömberg, hrsg. im Auf- Haigerloch und Hohenberg als vernachlässigter unsere Gegend auch nach ihrem Bedeutungsverlust Der Beitrag ist die überarbeitete Fassung eines Vor- Er fürchtet Klatsch und Kläffer nicht schichte der Grafschaft Hohenberg, S. 90 – 96. trag der Stadt Schömberg anlässlich der 750-Jahr- Dichter des Mittelalters. In: Heimatkundliche Blät- und nach dem Verkauf ihrer Herrschaft prägten. Doch trags gehalten am Donnerstag, 10. 5. 2012 in Schöm- Und schlummert süß und ohne Furcht, Feier 2005 v. Casimir Bumiller, Schömberg 2005, ter 46 (1999), S. 1177 – 1179 wie sah es mit ihrem Stammsitz aus, der, wie ein- berg-Schörzingen anlässlich der Vorstellung des Lea- daß Sünd' und Schand' ihm dräue. 10) MÜLLER, Streifzug, S. 33. Die Angaben finden sich S. 49 – 77 gangs dargestellt, im 15. Jahrhundert zerstört und zer- der-Projekts „Erlebnistreff Oberhohenberg“. – Die Li- Wem falsche Minne mehr verspricht, im oberhohenbergischen Urbar von 1513. – BERNHARD RÜTH UND ANDREAS ZEKORN (Hrsg.): fallen war? Seine Geschichte sei abschließend noch teraturangaben finden sich im Literaturverzeichnis Der nie gewusst von Treue; – KARL JOSEF HAGEN: Die Entwicklung des Territo- Graf Albrecht II. und die Grafschaft Hohenberg, Tü- skizziert. Die Burg wurde nicht wieder aufgebaut, die aufgelöst. Der gäbe Frauenehr' um Frauenlaster; 11) BUMILLER, Hohenberger in der Tradition. – riums der Grafen von Hohenberg 1170 – 1482 (1490), bingen 2001 Stadt ging vor 1582 ab. Allein der bei der Stadt ge- Von allem Thun ist keines mir verhaßter. SCHÖNTAG, Kampf der Zollern, S. 48ff. Stuttgart 1914 legene Maierhof und eine Kapelle blieben erhalten. Der 1) – LUDWIG SCHMID: Geschichte der Grafen von Hof mit Scheuer, Äckern, Weiden und Wiesen sowie Ist ieman in der welte bas, den ei- NachgedichtetvonWilhelmStorck(1829-1905):Buch 12) HODLER,Oberamt Haigerloch, S. 68ff. – ZEKORN, – FRANZ XAVER HODLER: Geschichte des Oberamts Zollern-Hohenberg und ihrer Grafschaft: nach meist der Nikolauskapelle war mit dem „Burgstall“, dem Ort nem, der sin stetes lieb, mit armen der Lieder aus der Minnezeit von WILHELM STORCK, Gefängnis, Staatliche Verwaltungsschule, Gast- Haigerloch, Hechingen 1928 (ND 1985) ungedruckten Quellen, nebst Urkundenbuch; ein der ehemaligen Burg, verbunden. Die Kapelle ge- hat allumb und umb beslossen? Münster Adolph Russell's Verlag 1872, S. 22. schloss: Schloss Haigerloch. – DERS., Haigerloch - Beitrag zur schwäbischen und deutschen Reichs-Ge- hörte 1608 und vermutlich auch schon lange vorher treit si im triuwe an allen has, dast Strukturen einer kleinen Residenzstadt. – EDWARD FREIHERR VON HORNSTEIN-GRÜNIN- schichte, in zwei Bänden. Stuttgart 1862: zur Pfarrei Deilingen. In ihr las der Deilinger Pfarrer da- besser dan ein minnen dieb, in hat Verbotene Wasser seien besser GEN: Die von Hornstein und von Hertenstein. Er- – Geschichte der Grafen von Zollern-Hohenberg mals noch zweimal im Jahr die Messe. Bereits 1608 wur- der langen nacht nie verdrossen. als erlaubter Wein, das höre ich die Leute sagen, 13) QUARTHAL, Graf Albrecht II. von Hohenberg, 17, lebnisse aus 700 Jahren, 1. Teil, Konstanz 1911 und ihrer Grafschaft, Stuttgart 1862 (Teil 1) de angeregt die Kapelle zu restaurieren. Für das 18. Er fürcht melder noch ir has, er lit die mit Sehnsucht befangen sind; 28f. – Monumenta Hohenbergica: Urkundenbuch zur Jahrhundert sind Entwürfe für die Kapelle überlie- gar ane sünde und ane vorcht und auch haben mich das Kinder gelehrt; – HANS JÄNICHEN: Siedlung im oberen Schlichem- Geschichte der Grafen von Zollern-Hohenberg fert, deren Umsetzung fraglich ist. Nach dem Über- ane schande. tet ieman velsche mi- ich habe solches selber zum Teil gesehen. 14) QUARTHAL, Graf Albrecht II. von Hohenberg, tal von der Merowingerzeit bis zum 19. Jahrhun- und ihrer Grafschaft, Stuttgart 1862 (Teil 2) gang an Württemberg (1806) wurde die baufällige Ni- nne bas, da nieman triuwe erkande, Die Art der Welt ist nichts als ein Verlangen: S. 23ff., S. 27ff. dert. In: Alemannisches Jahrbuch 1955, S. 29 – 59 kolauskapelle auf jeden Fall 1815 auf Antrag der Ge- der nemme frouwen laster für ir er. von nur das mit Mühe Gewonnene dünkt einem gut; – GÜNTER SCHMITT: Burgen, Schlösser und Ruinen meinde Deilingen abgerissen. siner volge ich min sinne ker. das, was man ohne Furcht besitzt, 15) SCHÖNTAG, Rechtsstellung und Selbstverständ- – ADOLF KLEK: Vor 700 Jahren fiel Graf Albrecht von im Zollernalbkreis, hrsg. v. Landratsamt Zollern- Das Hofgut selbst war teils verpachtet, teils ver- das ist einem oft bald leid: nis der Grafen von Hohenberg, S. 59, 81f. Hohenberg. Erinnerungsstücke an den Staatsmann albkreis. Ostfildern 2007 (= Zollernalb-Profile Reihe pfändet oder als Lehengut vergeben. Seit den 1520- Verboten wasser besser sint den So macht die heimliche Minne die Lust größer. und Minnesänger. In: Heimatkundliche Blätter Ba- B, Bd. 3) er-Jahren war insbesondere die Weide verpachtet. 1563 offen win, des hoer ich iehen den liu- Wo auch immer eine Geliebte in den 16) SCHÖNTAG, Rechtsstellung und Selbstverständ- lingen 45 (1998), S. 113 – 115. bekamen die Gebrüder Humpis von Waltrams, de- ten, die mit send sint bevangen; ouch hant Stricken der Minne nis der Grafen von Hohenberg, S. 59. – WILFRIED SCHÖNTAG: Die Herrschaftsbildungen nen das benachbarte Wehingen gehörte, das Hofgut das mich bewiset kint, ich han das mit den Armen ringsum heimlich umschlossen liegt, – KONRAD ALBERT KOCH: Burg Hohenberg. In: Blät- der Grafen von Zollern vom 12. bis zur Mitte des 16. verpachtet. Es folgten unterschiedliche Pächter oder selb ein teil gesehen. der werlte vuor ist da gibt es nichts Besseres. 17) Zum Wappen von Ebingen und Binsdorf: Kreis- ter des Schwäbischen Albvereins 26. Jg. (1914), Sp. Jahrhunderts. In: Zeitschrift für Hohenzollerische Pfand- bzw. Lehensinhaber. Nach dem Übergang an niht wan ein gelangen: Das kum ge- Diese Erzählung ist ohne Lüge. beschreibung Balingen, Bd. 2, S. 106f., 231. Sie- 279 – 284 Geschichte 32 (1996), S. 167 – 228 Württemberg (1806) erwarb Freiherr Marquard von wunnen dunket guot; swas man gar gelabdrücke des Stadtsiegels von Binsdorf sollen Stein zum Rechtenstein das Lehen. Nach weiteren Be- an vorchte hat, das leidet sich vil dik- Text und Übersetzung der zweiten Strophe in An- angeblich 1390 und 1465 den Hohenberger geteil- – ADOLF KLEK: Herrengunst und Frauenminne. Die – WILFRIED SCHÖNTAG: Der Kampf der Zollern und sitzwechseln wurde das Hofgut Oberhohenberg 1825, ke: so tougen minne hoehet muot. swa lehnung an: HODLER, Oberamt Haigerloch, S. 73 und ten Schild aufgewiesen haben. Binsdorf hätte da- Frühzeit des Klosters Kirchberg, hrsg. vom Berneu- Hohenberger um die Herrschaft Schalksburg im 13. das 420 Morgen umfasste, an die Freiherren von Ow- lieb in minnen stricke mit armen lit RETZLAFF, Zwei rätselhafte Strophen. mit erst in nachhohenbergischer Zeit dieses Wap- chener Haus Kloster Kirchberg 2000 Jahrhundert. In: Zekorn, Lang, Schimpf-Reinhardt Wachendorf veräußert. Um das Jahr 1876 bestand der allumb beslossen tougen, do ist nieman pen besessen. . 1376, 1378 und 1384 ist der quad- (Hrsg.), Die Herrschaft Schalksburg, S. 43 – 67 Hof aus einem Wohngebäude mit angebautem Öko- bas: diu red ist ane lougen. 2) Übertragung des Gedichts auch in: HODLER, rierte zollerische Schild belegt. – Stadtwappen Hai- – JOHANN ADAM KRAUS: Die Burgkapelle Hohen- nomiegebäude und einem frei stehenden Schafhaus. Oberamt Haigerloch, S. 73 und: Rottenburg und gerloch: HODLER, Haigerloch, S. 432f. – ZEKORN, berg. In: Heimatkundliche Blätter Balingen 6 (1959), – WILFRIED SCHÖNTAG: Rechtsstellung und Selbst- Nachdem das Hofgut 1899 abgebrannt war, erwarb die Der Text folgt: Universitätsbibliothek Heidelberg, die österreichische Grafschaft Hohenberg, S. 82. Haigerloch, S. 83f. - Stadtwappen Rottenburg: Der S. 258f. verständnis der Grafen von Hohenberg im Spiegel Gemeinde Schörzingen im Jahre 1908 dessen Areal und Cod. Pal. germ. 848, Große Heidelberger Lieder- Landkreis Tübingen. Amtliche Kreisbeschreibung. ihrer Reitersiegel. In: Rüth/Zekorn (Hrsg.), Graf Alb- damit auch das Gelände der ehemaligen Burg Ho- handschrift (Codex Manesse) Zürich, ca. 1300 bis ca. 3) SCHMID, Geschichte der Grafen von Zollern-Ho- Hrsg. von der Staatlichen Archivverwaltung Ba- – Der Landkreis Balingen. Amtliche Kreisbeschrei- recht II. und die Grafschaft Hohenberg, S. 57 – 82 henberg. 23) Kurz darauf, 1913 legte der Schwäbische 1340, fol. 42v. henberg, hier bes. S. 59f. - SCHÖNTAG, Herr- den-Württemberg in Verbindung mit dem Land- bung, hrsg. v. Statistischen Landesamt Baden-Würt- Albverein unter Leitung des Burgenforschers Konrad schaftsbildungen, S. 174 – 176. – DERS., Rechts- kreis Tübingen, Stuttgart 1974, Bd. 3, S. 311. temberg in Verbindung mit dem Landkreis Balin- – EUGEN STEMMLER: Die Grafschaft Hohenberg und Albert Koch aus Schörzingen die Grundmauern frei.24) Heidelberger historische Bestände digital: stellung und Selbstverständnis der Grafen von Ho- gen, Balingen 1960 (Band 1), 1961 (Band 2) ihr Übergang an Württemberg (1806), Ludwigsburg Mit diesen Überresten einer bedeutenden Ver- http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg848/ henberg, 64f. - DERS., Kampf der Zollern, S. 48 – 18) QUARTHAL, Graf Albrecht II. von Hohenberg. – 1950 (ND 1985) gangenheit sollte heute behutsam und bedacht um- 0080?sid=be9c93576b6fe91aa0a12c0c80088e57& 54 (zu den Kämpfen, der Aussöhnung 1286 und SCHÖNTAG, Die Grafen von Hohenberg und ihre – HANS-MARTIN MAURER: Burgen am oberen Ne- gegangen werden, wie mit allen wertvollen Zeugen der zoomlevel=2 den reichspolitischen Hintergründen). – BUMIL- Reistersiegel, S. 69ff. – HODLER,Oberamt Haiger- ckar. Hohenberger Hofburgen – Bautypen – Burg- – EUGEN STEMMLER: Zollern und Hohenberg vom Vergangenheit, damit diese historischen Quellen auch In neuhochdeutscher Übertragung: LER, Schömberg im Mittelalter, S. 56ff. (zur Stadt loch, S. 68ff. frieden. In: Franz Quarthal, Zwischen Schwarzwald 12. bis 16. Jahrhundert. In: Hohenzollerische Jah- für künftige Generationen erhalten bleiben. Einen der- Schömberg als „Bollwerk“ gegen die Zollern). – und Schwäbischer Alb. Das Land am oberen Neckar, reshefte 21 (1961), S. 29 – 42 artigen bedachtsamen Umgang mit einem Bau- Wer hat auf Erden größ're Lust, DERS., Rosenfeld im Mittelalter, S. 57 – 65. 19) QUARTHAL, Habsburg am oberen Neckar, S. 31ff. Sigmaringen 1984, S. 111 – 160, bes. S. 112 – 125 denkmal, mit der Ruine Hohenberg, dem Stammsitz ei- Als Einer, der sein treues Lieb – MÜLLER, Genealogia Hohenbergica. – Rotten- – TOBIAS TEYKE: Unterlagen über das Hofgut Ho- nes bedeutenden Adelsgeschlechts, sei allen ans Herz Recht inniglich mit Armen hält umschlossen? 4) KOCH, Burg Oberhohenberg. – CHRISTOPH BI- burg und die österreichische Grafschaft Hohen- – CHRISTOPH MORRISSEY, BIRGIT TUCHEN: Der henberg entdeckt. In: Archivnachrichten 32/2006, S. gelegt. Wahrt sie ihm Lieb' in treuer Brust, ZER: Oberflächenfunde von Burgen der Schwäbi- berg, S. 11 – 13. – HERBERT NATALE, Die Grafen Hohenberg bei Schörzingen. Burg, Stadt und Hof- 24 Seite 1889 Heimatkundliche Blätter Mai 2014 Mai 2014 Heimatkundliche Blätter Seite 1890

nen waren dies österreichi- schen Alb, in: Forschungen und Berichte der Ar- von Zollern und die Herrschaft Rhäzüns. gut. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg 43 sche „Kameralherrschaften“, chäologie des Mittelalters Baden-Württemberg 26, In: Zeitschr. f. Hohenz. Geschichte 2 (1966) (2014), S. 62 – 63 die dem Oberamt direkt un- Stuttgart 2006, S. 254f. - SCHMITT, Burgen, Schlös- S. 123–160 terstanden, so die Stadt Rot- ser und Ruinen. – MORRISEY/ TUCHEN, Hohen- – HANS PETER MÜLLER: Genealogia Hohenbergica. tenburg, die Landschaft Nie- berg. – Regierungspräsidium Tübingen, Referat 26 20) MÜLLER, Genealogia, S. 117. – Rottenburg und die Die Linien Wildberg und Nagold. In: Rüth/Zekorn derhohenberg um Rottenburg Denkmalpflege, Burg, Stadtwüstung und Hofgut Grafschaft Hohenberg, S. 10. (Hrsg.), Graf Albrecht II. und die Grafschaft Ho- („Untere Grafschaft Hohen- Hohenberg. Liste der Kulturdenkmale in Baden- henberg, S. 107 – 118 berg“), die Obervogteiämter Württemberg Teil A1. Begründung der Denkmal- 21) QUARTHAL, Habsburg am oberen Neckar, bes. Spaichingen (Oberhohenberg, eigenschaft gemäß § 12 DSchG., bearb. v. BIRGIT S. 31, 46f. – HANS PETER MÜLLER: Ein Streifzug durch die obere Grafschaft), Horb und TUCHEN, 14. 1. 2013: In diesem Gutachten finden Geschichte Schörzingens von 785 bis 1806. In: Oberndorf, sowie die Städte sich wie bei Koch, Burg Hohenberg, die archäo- 22) STEMMLER, Grafschaft Hohenberg. – Vorderös- Schörzingen, Ein Dorf am Fuß des Oberhohen- Schömberg und Binsdorf. Hin- logischen Belege für Mühle und Wächterhaus bzw. terreichische Regierung und Kammer, Einleitung, bergs, hrsg. von der Stadt Schömberg, Sigmarinen zu kamen „Dominien“, die als Burgkapelle aufgeführt. S. 13ff. 1985, S. 19 – 54 Pfand oder Lehen vergeben waren (u. a. die Herrschaften 5) SCHMID, Geschichte der Grafen von Zollern-Ho- 23) SCHMID, Hohenberg, S. 386f. – Beschreibung des – Quellen zur Verwaltungs- und Wirtschaftsge- Kallenberg, Werenwag und henberg, S. 380ff., 385 (Kapelle), 389 (Vasallen). – Oberamts Spaichingen, S. 282. – MÜLLER, Streif- schichte der Grafschaft Hohenberg: vom Übergang Schramberg) sowie „Standes- KOCH, Burg Oberhohenberg: archäologische Be- zug, S.32ff. –TEYKE, Hofgut Hohenberg. – KRAUS, an Österreich (1381) bis zum Ende der reichsstäd- herrschaften“, die sich eben- lege. – MAURER, Burgen am oberen Neckar, S. 114. Burgkapelle Hohenberg. – HStAS B 38 I Bü 1054; tischen Pfandschaft (1454), Erster Teil, bearb. von falls in den Händen von Ade- – Beschreibung des Oberamts Spaichingen, S. 281f. B 38 a Bü 131 (zur Nikolauskapelle 1769 – 1804). Karl Otto Müller, Stuttgart 1953 ligen befanden (z.B. die Herr- – Regierungspräsidium Tübingen, Referat 26 schaften Wehrstein, Stetten Denkmalpflege, Burg, Stadtwüstung und Hofgut 24) KOCH, Burg Oberhohenberg. – FRANZ QUARTHAL: Graf Albrecht II. von Hohen- a.k.M, Dotternhausen und Hohenberg. Liste der Kulturdenkmale in Baden- berg: Territorial- und Reichspolitik im ausgehenden Oberhausen). 1805/06 kam das Württemberg Teil A1. Begründung der Denkmal- 13. Jahrhundert. In: Rüth/Zekorn (Hrsg.), Graf Alb- Ende Hohenbergs, als der eigenschaft gemäß § 12 DSchG., bearb. v. BIRGIT Literatur (in Auswahl) recht II. und die Grafschaft Hohenberg, S. 11 – 55 Großteil der Grafschaft Ho- TUCHEN, 14. 1. 2013. henberg an Württemberg – Beschreibung des Oberamts Spaichingen, hrsg. v. – FRANZ QUARTHAL: Habsburg am oberen Neckar überging, nachdem das von 6) Tiroler Landesarchiv Innsbruck, HS 1451, fol. 7 – Königlichen statistisch-topographischen Bureau, und an der oberen Donau. In: Zekorn, Rüth, Schus- Napoleon besiegte Österreich 23. Für den Hinweis danke ich Heinrich Stopper, Stuttgart 1876 (ND 1968) ter, Weber (Hrsg.), Vorderösterreich an oberem Ne- seine gesamten Vorlande in Meßstetten-Heinstetten. ckar, S. 17 – 53 Schwaben im Frieden von – CASIMIR BUMILLER: Die Hohenberger in der Tra- Preßburg 1805 abtreten muss- 7) Die Geschichte der Zerstörung der Burg folgt: dition der Grafen von Haigerloch-Wiesneck. In: – Rottenburg und die österreichische Grafschaft Ho- te. Württemberg gliederte die SCHMID, Geschichte der Grafen von Zollern-Ho- Rüth/Zekorn (Hrsg.), Graf Albrecht II. und die Graf- henberg: 1381 – 1981; Ausstellung des Haupt- Grafschaft in sein Gebiet ein. henberg, S. 382 – 386. – Beschreibung des Ober- schaft Hohenberg, S. 83 – 105 staatsarchivs Stuttgart und der Großen Kreisstadt 22) amts Spaichingen, S. 283f. – MAURER, Burgen am Rottenburg am Neckar zur Erinnerung an den Über- oberen Neckar, S. 159f. – HORNSTEIN-GRÜNIN- – CASIMIR BUMILLER: Rosenfeld im Mittelalter. In: gang der Grafschaft Hohenberg an Österreich von GEN: Die von Hornstein und von Hertenstein, Geschichte der Stadt Rosenfeld. Hrsg. v. Monika Spi- 600 Jahren. Katalog bearb. von Bernhard Theil. Stutt- Das Hofgut Oberhohenberg S. 160f. cker-Beck im Auftrag der Stadt Rosenfeld, Rosen- gart 1981 vom Mittelalter bis Ausgrabung Ruine Hohenberg 1913 feld 2009, S. 47 – 109 ins 20. Jahrhundert 8) JÄNICHEN, Siedlung im oberen Schlichemtal. – BORIS RETZLAFF: Zwei rätselhafte Strophen des Fußnoten So hat ihn, wie den Minnedieb, – CASIMIR BUMILLER: Schömberg im Mittelalter. Haigerlocher Minnesängers. Graf Albrecht II. von Die Grafen von Hohenberg stellten Kräfte dar, die Noch nie der langen Winternacht verdrossen. 9) Quellen zur Verwaltungs- und Wirtschaftsge- In: Geschichte der Stadt Schömberg, hrsg. im Auf- Haigerloch und Hohenberg als vernachlässigter unsere Gegend auch nach ihrem Bedeutungsverlust Der Beitrag ist die überarbeitete Fassung eines Vor- Er fürchtet Klatsch und Kläffer nicht schichte der Grafschaft Hohenberg, S. 90 – 96. trag der Stadt Schömberg anlässlich der 750-Jahr- Dichter des Mittelalters. In: Heimatkundliche Blät- und nach dem Verkauf ihrer Herrschaft prägten. Doch trags gehalten am Donnerstag, 10. 5. 2012 in Schöm- Und schlummert süß und ohne Furcht, Feier 2005 v. Casimir Bumiller, Schömberg 2005, ter 46 (1999), S. 1177 – 1179 wie sah es mit ihrem Stammsitz aus, der, wie ein- berg-Schörzingen anlässlich der Vorstellung des Lea- daß Sünd' und Schand' ihm dräue. 10) MÜLLER, Streifzug, S. 33. Die Angaben finden sich S. 49 – 77 gangs dargestellt, im 15. Jahrhundert zerstört und zer- der-Projekts „Erlebnistreff Oberhohenberg“. – Die Li- Wem falsche Minne mehr verspricht, im oberhohenbergischen Urbar von 1513. – BERNHARD RÜTH UND ANDREAS ZEKORN (Hrsg.): fallen war? Seine Geschichte sei abschließend noch teraturangaben finden sich im Literaturverzeichnis Der nie gewusst von Treue; – KARL JOSEF HAGEN: Die Entwicklung des Territo- Graf Albrecht II. und die Grafschaft Hohenberg, Tü- skizziert. Die Burg wurde nicht wieder aufgebaut, die aufgelöst. Der gäbe Frauenehr' um Frauenlaster; 11) BUMILLER, Hohenberger in der Tradition. – riums der Grafen von Hohenberg 1170 – 1482 (1490), bingen 2001 Stadt ging vor 1582 ab. Allein der bei der Stadt ge- Von allem Thun ist keines mir verhaßter. SCHÖNTAG, Kampf der Zollern, S. 48ff. Stuttgart 1914 legene Maierhof und eine Kapelle blieben erhalten. Der 1) – LUDWIG SCHMID: Geschichte der Grafen von Hof mit Scheuer, Äckern, Weiden und Wiesen sowie Ist ieman in der welte bas, den ei- NachgedichtetvonWilhelmStorck(1829-1905):Buch 12) HODLER,Oberamt Haigerloch, S. 68ff. – ZEKORN, – FRANZ XAVER HODLER: Geschichte des Oberamts Zollern-Hohenberg und ihrer Grafschaft: nach meist der Nikolauskapelle war mit dem „Burgstall“, dem Ort nem, der sin stetes lieb, mit armen der Lieder aus der Minnezeit von WILHELM STORCK, Gefängnis, Staatliche Verwaltungsschule, Gast- Haigerloch, Hechingen 1928 (ND 1985) ungedruckten Quellen, nebst Urkundenbuch; ein der ehemaligen Burg, verbunden. Die Kapelle ge- hat allumb und umb beslossen? Münster Adolph Russell's Verlag 1872, S. 22. schloss: Schloss Haigerloch. – DERS., Haigerloch - Beitrag zur schwäbischen und deutschen Reichs-Ge- hörte 1608 und vermutlich auch schon lange vorher treit si im triuwe an allen has, dast Strukturen einer kleinen Residenzstadt. – EDWARD FREIHERR VON HORNSTEIN-GRÜNIN- schichte, in zwei Bänden. Stuttgart 1862: zur Pfarrei Deilingen. In ihr las der Deilinger Pfarrer da- besser dan ein minnen dieb, in hat Verbotene Wasser seien besser GEN: Die von Hornstein und von Hertenstein. Er- – Geschichte der Grafen von Zollern-Hohenberg mals noch zweimal im Jahr die Messe. Bereits 1608 wur- der langen nacht nie verdrossen. als erlaubter Wein, das höre ich die Leute sagen, 13) QUARTHAL, Graf Albrecht II. von Hohenberg, 17, lebnisse aus 700 Jahren, 1. Teil, Konstanz 1911 und ihrer Grafschaft, Stuttgart 1862 (Teil 1) de angeregt die Kapelle zu restaurieren. Für das 18. Er fürcht melder noch ir has, er lit die mit Sehnsucht befangen sind; 28f. – Monumenta Hohenbergica: Urkundenbuch zur Jahrhundert sind Entwürfe für die Kapelle überlie- gar ane sünde und ane vorcht und auch haben mich das Kinder gelehrt; – HANS JÄNICHEN: Siedlung im oberen Schlichem- Geschichte der Grafen von Zollern-Hohenberg fert, deren Umsetzung fraglich ist. Nach dem Über- ane schande. tet ieman velsche mi- ich habe solches selber zum Teil gesehen. 14) QUARTHAL, Graf Albrecht II. von Hohenberg, tal von der Merowingerzeit bis zum 19. Jahrhun- und ihrer Grafschaft, Stuttgart 1862 (Teil 2) gang an Württemberg (1806) wurde die baufällige Ni- nne bas, da nieman triuwe erkande, Die Art der Welt ist nichts als ein Verlangen: S. 23ff., S. 27ff. dert. In: Alemannisches Jahrbuch 1955, S. 29 – 59 kolauskapelle auf jeden Fall 1815 auf Antrag der Ge- der nemme frouwen laster für ir er. von nur das mit Mühe Gewonnene dünkt einem gut; – GÜNTER SCHMITT: Burgen, Schlösser und Ruinen meinde Deilingen abgerissen. siner volge ich min sinne ker. das, was man ohne Furcht besitzt, 15) SCHÖNTAG, Rechtsstellung und Selbstverständ- – ADOLF KLEK: Vor 700 Jahren fiel Graf Albrecht von im Zollernalbkreis, hrsg. v. Landratsamt Zollern- Das Hofgut selbst war teils verpachtet, teils ver- das ist einem oft bald leid: nis der Grafen von Hohenberg, S. 59, 81f. Hohenberg. Erinnerungsstücke an den Staatsmann albkreis. Ostfildern 2007 (= Zollernalb-Profile Reihe pfändet oder als Lehengut vergeben. Seit den 1520- Verboten wasser besser sint den So macht die heimliche Minne die Lust größer. und Minnesänger. In: Heimatkundliche Blätter Ba- B, Bd. 3) er-Jahren war insbesondere die Weide verpachtet. 1563 offen win, des hoer ich iehen den liu- Wo auch immer eine Geliebte in den 16) SCHÖNTAG, Rechtsstellung und Selbstverständ- lingen 45 (1998), S. 113 – 115. bekamen die Gebrüder Humpis von Waltrams, de- ten, die mit send sint bevangen; ouch hant Stricken der Minne nis der Grafen von Hohenberg, S. 59. – WILFRIED SCHÖNTAG: Die Herrschaftsbildungen nen das benachbarte Wehingen gehörte, das Hofgut das mich bewiset kint, ich han das mit den Armen ringsum heimlich umschlossen liegt, – KONRAD ALBERT KOCH: Burg Hohenberg. In: Blät- der Grafen von Zollern vom 12. bis zur Mitte des 16. verpachtet. Es folgten unterschiedliche Pächter oder selb ein teil gesehen. der werlte vuor ist da gibt es nichts Besseres. 17) Zum Wappen von Ebingen und Binsdorf: Kreis- ter des Schwäbischen Albvereins 26. Jg. (1914), Sp. Jahrhunderts. In: Zeitschrift für Hohenzollerische Pfand- bzw. Lehensinhaber. Nach dem Übergang an niht wan ein gelangen: Das kum ge- Diese Erzählung ist ohne Lüge. beschreibung Balingen, Bd. 2, S. 106f., 231. Sie- 279 – 284 Geschichte 32 (1996), S. 167 – 228 Württemberg (1806) erwarb Freiherr Marquard von wunnen dunket guot; swas man gar gelabdrücke des Stadtsiegels von Binsdorf sollen Stein zum Rechtenstein das Lehen. Nach weiteren Be- an vorchte hat, das leidet sich vil dik- Text und Übersetzung der zweiten Strophe in An- angeblich 1390 und 1465 den Hohenberger geteil- – ADOLF KLEK: Herrengunst und Frauenminne. Die – WILFRIED SCHÖNTAG: Der Kampf der Zollern und sitzwechseln wurde das Hofgut Oberhohenberg 1825, ke: so tougen minne hoehet muot. swa lehnung an: HODLER, Oberamt Haigerloch, S. 73 und ten Schild aufgewiesen haben. Binsdorf hätte da- Frühzeit des Klosters Kirchberg, hrsg. vom Berneu- Hohenberger um die Herrschaft Schalksburg im 13. das 420 Morgen umfasste, an die Freiherren von Ow- lieb in minnen stricke mit armen lit RETZLAFF, Zwei rätselhafte Strophen. mit erst in nachhohenbergischer Zeit dieses Wap- chener Haus Kloster Kirchberg 2000 Jahrhundert. In: Zekorn, Lang, Schimpf-Reinhardt Wachendorf veräußert. Um das Jahr 1876 bestand der allumb beslossen tougen, do ist nieman pen besessen. . 1376, 1378 und 1384 ist der quad- (Hrsg.), Die Herrschaft Schalksburg, S. 43 – 67 Hof aus einem Wohngebäude mit angebautem Öko- bas: diu red ist ane lougen. 2) Übertragung des Gedichts auch in: HODLER, rierte zollerische Schild belegt. – Stadtwappen Hai- – JOHANN ADAM KRAUS: Die Burgkapelle Hohen- nomiegebäude und einem frei stehenden Schafhaus. Oberamt Haigerloch, S. 73 und: Rottenburg und gerloch: HODLER, Haigerloch, S. 432f. – ZEKORN, berg. In: Heimatkundliche Blätter Balingen 6 (1959), – WILFRIED SCHÖNTAG: Rechtsstellung und Selbst- Nachdem das Hofgut 1899 abgebrannt war, erwarb die Der Text folgt: Universitätsbibliothek Heidelberg, die österreichische Grafschaft Hohenberg, S. 82. Haigerloch, S. 83f. - Stadtwappen Rottenburg: Der S. 258f. verständnis der Grafen von Hohenberg im Spiegel Gemeinde Schörzingen im Jahre 1908 dessen Areal und Cod. Pal. germ. 848, Große Heidelberger Lieder- Landkreis Tübingen. Amtliche Kreisbeschreibung. ihrer Reitersiegel. In: Rüth/Zekorn (Hrsg.), Graf Alb- damit auch das Gelände der ehemaligen Burg Ho- handschrift (Codex Manesse) Zürich, ca. 1300 bis ca. 3) SCHMID, Geschichte der Grafen von Zollern-Ho- Hrsg. von der Staatlichen Archivverwaltung Ba- – Der Landkreis Balingen. Amtliche Kreisbeschrei- recht II. und die Grafschaft Hohenberg, S. 57 – 82 henberg. 23) Kurz darauf, 1913 legte der Schwäbische 1340, fol. 42v. henberg, hier bes. S. 59f. - SCHÖNTAG, Herr- den-Württemberg in Verbindung mit dem Land- bung, hrsg. v. Statistischen Landesamt Baden-Würt- Albverein unter Leitung des Burgenforschers Konrad schaftsbildungen, S. 174 – 176. – DERS., Rechts- kreis Tübingen, Stuttgart 1974, Bd. 3, S. 311. temberg in Verbindung mit dem Landkreis Balin- – EUGEN STEMMLER: Die Grafschaft Hohenberg und Albert Koch aus Schörzingen die Grundmauern frei.24) Heidelberger historische Bestände digital: stellung und Selbstverständnis der Grafen von Ho- gen, Balingen 1960 (Band 1), 1961 (Band 2) ihr Übergang an Württemberg (1806), Ludwigsburg Mit diesen Überresten einer bedeutenden Ver- http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg848/ henberg, 64f. - DERS., Kampf der Zollern, S. 48 – 18) QUARTHAL, Graf Albrecht II. von Hohenberg. – 1950 (ND 1985) gangenheit sollte heute behutsam und bedacht um- 0080?sid=be9c93576b6fe91aa0a12c0c80088e57& 54 (zu den Kämpfen, der Aussöhnung 1286 und SCHÖNTAG, Die Grafen von Hohenberg und ihre – HANS-MARTIN MAURER: Burgen am oberen Ne- gegangen werden, wie mit allen wertvollen Zeugen der zoomlevel=2 den reichspolitischen Hintergründen). – BUMIL- Reistersiegel, S. 69ff. – HODLER,Oberamt Haiger- ckar. Hohenberger Hofburgen – Bautypen – Burg- – EUGEN STEMMLER: Zollern und Hohenberg vom Vergangenheit, damit diese historischen Quellen auch In neuhochdeutscher Übertragung: LER, Schömberg im Mittelalter, S. 56ff. (zur Stadt loch, S. 68ff. frieden. In: Franz Quarthal, Zwischen Schwarzwald 12. bis 16. Jahrhundert. In: Hohenzollerische Jah- für künftige Generationen erhalten bleiben. Einen der- Schömberg als „Bollwerk“ gegen die Zollern). – und Schwäbischer Alb. Das Land am oberen Neckar, reshefte 21 (1961), S. 29 – 42 artigen bedachtsamen Umgang mit einem Bau- Wer hat auf Erden größ're Lust, DERS., Rosenfeld im Mittelalter, S. 57 – 65. 19) QUARTHAL, Habsburg am oberen Neckar, S. 31ff. Sigmaringen 1984, S. 111 – 160, bes. S. 112 – 125 denkmal, mit der Ruine Hohenberg, dem Stammsitz ei- Als Einer, der sein treues Lieb – MÜLLER, Genealogia Hohenbergica. – Rotten- – TOBIAS TEYKE: Unterlagen über das Hofgut Ho- nes bedeutenden Adelsgeschlechts, sei allen ans Herz Recht inniglich mit Armen hält umschlossen? 4) KOCH, Burg Oberhohenberg. – CHRISTOPH BI- burg und die österreichische Grafschaft Hohen- – CHRISTOPH MORRISSEY, BIRGIT TUCHEN: Der henberg entdeckt. In: Archivnachrichten 32/2006, S. gelegt. Wahrt sie ihm Lieb' in treuer Brust, ZER: Oberflächenfunde von Burgen der Schwäbi- berg, S. 11 – 13. – HERBERT NATALE, Die Grafen Hohenberg bei Schörzingen. Burg, Stadt und Hof- 24 Seite 1891 Heimatkundliche Blätter Mai 2014

– Vorderösterreichische Regierung und Kammer 1753 – ANDREAS ZEKORN: Haigerloch – Strukturen einer – Summarisch hingewiesen sei auf die verschiedenen – 1805, Oberamt Rottenburg, bearb. von PETRA kleinen Residenzstadt in der Frühen Neuzeit. In: Beiträge zu den Grafen von Hohenberg in den Hei- SCHÖN; EUGEN STEMMLER; PETER STEUER, Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte 46 matkundlichen Blättern (www.heimatkundliche- Stuttgart 1999 (Gesamtinventar der Akten und Amts- (2010), S. 81 – 121 vereinigung.de: Downloadbereich bzw. Register un- bücher der vorderösterreichischen Zentralbehör- ter Heimatkundliche Blätter): den in den Archiven der Bundesrepublik Deutsch- – ANDREAS ZEKORN, PETER THADDÄUS LANG UND – Burkhard III. von Hohenberg: 41 (1994) 929-931, land Bd. 6. Schriftenreihe: Veröffentlichungen der HANS SCHIMPF-REINHARDT (Hrsg.), Die Herr- 957 f Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg; schaft Schalksburg zwischen Zollern und Würt- – Grafen von Hohenberg 6 (1959) 249, 254, 258, 273. 50,6) temberg, Epfendorf 2005 ...7 (1960) 306 f. ...8 (1961) 369 – 372. ...10 (1963) 453, 462 f, 464, 468, 475. ...41 (1994) 918 – 920. ...45 (1998), Jahrgang 61 31. Mai 2014 Nr. 5 – ANDREAS ZEKORN: Gefängnis, Staatliche Verwal- – ANDREAS ZEKORN, BERNHARD RÜTH, HANS-JO- S. 1113 – 1115. ...46 (1999), S. 1177 – 1179. ...48 (2001), tungsschule, Gastschloss: Schloss Haigerloch. In: ACHIM SCHUSTER, EDWIN ERNST WEBER (Hrsg.), 1294 f., ...60 (2013), S. 1844 – 1845 Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte 44 Vorderösterreich an oberem Neckar und oberer Do- – Albert II. von Hohenberg: 13 (1966) 591-594 (2008), S. 251 – 266 nau, Konstanz 2002 – Sigmund Gf. von Hohenberg: 10 (1963) 462 f, 468, 475. „Ist jeman in der welte baz...“ (2) Die Grafen von Hohenberg und ihre Bedeutung für die Region Zollernalb- Von Dr. Andreas Zekorn Termine und Exkurisonen Graf Albrecht II. ches 1367 die Stadt an Württemberg verkaufte. Na- gold ging ebenfalls an Württemberg. Den Hauptteil der Die Aktivitäten der Heimatkundlichen Vereinigung im Juni und Juli Die bedeutendste Grafschaft Hohenberg verkaufte Graf Rudolf von Ho- Persönlichkeit der Ho- henberg im Jahre 1381 an Habsburg. 66.000 schwere henberger war neben Goldgulden kostete die beachtliche Herrschaft. Habs- JUNI ternehmen mit ihrem Leben bezahlen. Der Schiefer- che Lebensräume mit einer Vielzahl seltener Tiere und Gertrud (Anna) von burg konnte den Kauf nur unter Schwierigkeiten und see und etwas entfernt davon in der Nähe des Bahn- Pflanzen ausschließlich der natürlichen Entwicklung. Hohenberg ihr Bruder über einen längeren Zeitraum finanzieren. 19) gleises noch vorhandene Gebäude der LIAS-Ölschie- Bequeme Bohlenwege, Sonnen- und Mückenschutz Graf Albrecht. Er war Anzumerken bleibt an dieser Stelle, dass mit Graf Ru- Sonntag, 8. Juni: Tagesexkursion: Eisen- und Stra- fergesellschaft zeugen davon, dass auch in Frommern empfehlenswert. Letztes Ziel sind die Kies- und Schot- ein bedeutender dolf der letzte männliche Angehörige der Rotten- ßenbahn-Geschichte, Gegenwart und Zukunft in Schiefer zur Ölgewinnung abgebaut und verschwelt terwerke Müller in Ostrach. Das dort in enormen Men- Staatsmann mit bes- burger Linie im Jahre 1389 verstarb. Knapp ein Jahr- Stuttgart mit Albrecht Dorow. wurde. Vom angrenzenden KZ sind keine Überreste gen abgebaute „Geschenk der Erdgeschichte“ ist für ten verwandtschaftli- hundert später erlosch mit dem Tode Graf Sigmunds Dieser Bahnerlebnistag beginnt mit einer Fahrt der mehr sichtbar. Vor mehr als drei Jahren fanden sich in seine Qualität bekannt. Ausmaß und Kompaktheit der chen Beziehungen. 1486 die Wildberger Linie und damit das Geschlecht Zollernbahn zum Stuttgarter Hauptbahnhof. In Stutt- Balingen mehrere Personen zu einem Arbeitskreis Anlage beeindrucken, richtungsweisend sind um- Seine Schwester Ger- der Grafen von Hohenberg im Mannesstamm. 20) gart angekommen begibt sich die Gruppe auf einen ge- „Wüste“ zusammen. Der Arbeitskreis hatte das Ziel, an weltschonende Abbaumethoden und die Rekultivie- trud heiratete Rudolf führten Erlebnisrundgang zum Bahnprojekt S 21. Vom den Orten der Balinger Gemarkung, auf denen noch rungsmaßnahmen. Kurze Aufenthalte bei der letzten von Habsburg, der Die Grafschaft Hohenberg Bahnhofsturm (Fahrstuhl) haben die Teilnehmer ei- bauliche Reste der Ölschieferwerke vorhanden sind, Erdölpumpe Pfullendorfs, dem aussichtsreichen Aft- 1273 zum deutschen in der Zeit von 1381 bis 1806 nen exzellenten Rundblick über die Großbaustelle Erinnerungsmale zu errichten. Am Sonntag, den 22. Ju- holderberg und der urtümlichen Mauritiuskapelle in König gewählt wurde. S 21 und über die Stuttgarter Innenstadt. Im Bahn- ni werden nun in einem Festakt durch Oberbürger- Waldbeuren vervollständigen das abwechslungsreiche Albrecht war ein en- Auch nach dem Ruin der Grafen von Hohenberg und hofsturm ist außerdem die Ausstellung zu S 21 zu be- meister Helmut Reitemann, dem Frommerner Orts- Programm. ger Weggefährte und dem Verkauf der Grafschaft an Habsburg im Jahre 1381, sichtigen. Anschließend spazieren die Teilnehmer vorsteher sowie dem Vorsitzenden der Heimatkund- Busfahrt. Abfahrt in Balingen: Stadthalle 7 Uhr, Alb- Vertrauter des Königs. ist die weitere Entwicklung des Herrschaftsgebiets von durch den Schlosspark. Nach der Mittagspause geht lichen Vereinigung, Dr. Andreas Zekorn, das From- stadt-Ebingen, Busbahnhof 7.30 Uhr. Umlage 35 Euro Einen großen Teil sei- maßgeblicher Bedeutung für die Geschichte unserer es mit der Stadtbahn über den Neckar nach Bad Cann- merner Stelenpaar der Öffentlichkeit übergeben. ahrt, Eintritte und Führungen. nes Lebens widmete Region. Die Grafschaft Hohenberg war spätestens nach statt. Dort steht der Besuch des Museums „SSB-Stra- Die Veranstaltung wird musikalisch umrahmt. Albrecht dem Ver- 1381 ein kompliziertes Gebilde, das sich aus vielfäl- ßenbahnwelt Stuttgart“ auf dem Programm. Vor der Anschließend lädt die Stadt Balingen zu einem Steh- Samstag, 19. Juli: Tagesexkursion: Die Schlösser Alts- waltungsdienst sowie tigen Rechten zusammensetzte und vom oberen Ne- Rückfahrt geht es mit einem Oldtimerbus auf eine empfang. hausen, Tettnang, Achberg und die ehemalige Reich- politischen und mili- ckar und der oberen Donau, von Spaichingen und Fri- Rundfahrt durch die Stuttgarter Innenstadt (eine Fahrt Beginn: 11Uhr, Balingen-Frommern, Seestraße (Schie- stadt Wangen mit Hans Kratt. tärischen Missionen dingen, von Oberndorf und Schömberg, bis nach Rot- mit der historischen Straßenbahn ist aufgrund von fersee). Die Teilnahme ist frei. Busfahrt (Die Abfahrtszeiten werden noch bekannt ge- König Rudolfs von tenburg reichte. Um den Besitz zu sichern, verpfän- Bauarbeiten an diesem Tag leider nicht möglich). geben). Umlage 35 Euro für Fahrt, Eintritte und Füh- Habsburg. Dabei stell- dete Habsburg die Grafschaft zeitweilig ganz oder teil- Abfahrtszeiten: Albstadt-Ebingen 8 Uhr, Busbahnhof, Samstag, 28. Juni: Vortrag und Führung: Vom Schloss rungen. te Albrecht die Inte- weise. Erst Erzherzog Albrecht von Österreich zog mit mit dem Schienenersatzverkehr nach Balingen. Bahn- zum Bürgerhaus – ein Gebäude im Wandel der Zeit ressen seines eigenen einem militärischen Gewaltstreich 1454 das Gebiet fahrt ab Balingen 8.27 Uhr, Hechingen 8.39 Uhr. Um- (1598 bis heute) mit Alfons Koch. Hauses gegenüber wieder an sich. Eine wesentliche Schmälerung er- lage 35 Euro für Fahrt, Eintritte und Führungen. Der Vortrag geht zum einen auf die Geschichte und viel- STAMMTISCHE denjenigen des Rei- Fürstenpfeiler-Kapitell in der Bartholomäuskirche Markgröningen (Landkreis Ludwigsburg): Graf Alb- fuhr der Bestand der Grafschaft als die Herrschaft Hai- fältige Nutzung des Gebäudes ein: vom Schloss zum ches und des Hauses recht II. von Hohenberg (umgeben von einem Rosenkranz) und seine Schwester Gertrud als gekrönte Kö- gerloch 1497 den Grafen Zollern im Tausch gegen die Sonntag, 22. Juni: Übergabe der Gedenkstele Un- Amtshaus, zum Gerichtsgebäude, Gasthaus und Habsburg hintan. nigin Anna. schweizerische Herrschaft Rhäzüns überlassen wurde. 21) ternehmen „Wüste“ in Balingen-Frommern – Stif- schließlich zum Bürger- und Vereinshaus. Der Geis- Jeweils am 1. Mittwoch eines Monats trifft sich unter So nahm er bei- Zentraler Verwaltungssitz für die Grafschaft wurde tung der Heimatkundlichen Vereinigung anlässlich linger Archivar wird in diesem Zusammenhang auch der Leitung von Dr. Peter Th. Lang der Ebinger spielsweise an mehreren Feldzügen König Rudolfs teil schen Ranges ein hervorragender Platz eingeräumt. das vorderösterreichsche Oberamt Rottenburg, dem ihres 60-jährigen Jubiläums 2014. den historischen Ortsplan aus dem Jahre 1732 erläu- Stammtisch um 15 Uhr im Café Wildt-Abt, Sonnen- und besuchte häufig die Reichstage. Albrecht erhielt Sein letzter Kampf ist in der Liederhandschrift in der be- Ende des 18. Jahrhunderts Gebiete mit unterschied- Während des Zweiten Weltkrieges versuchte Deutsch- tern. Zum anderen lässt Alfons Koch die Ereignisse der straße 67, 72458 Albstadt-Ebingen, Telefon (0 74 31) die neu geschaffene Landvogtei Niederschwaben zur kannten, eindrucksvollen, aber auch blutrünstigen lichen Rechtsstellungen zugeordnet waren. Zum ei- lands nationalsozialistisches Regime durch den Ab- letzten fünf Jahre noch einmal Revue passieren. Dabei 41 88. Verwaltung des – verbliebenen – Reichsguts über- Darstellung festgehalten. 18) bau und die Verschwelung des am Fuße der Schwä- geht er vor allem der Frage nach, wie die Bedeutung tragen, ebenso wurde er zum Landvogt von Achalm be- bischen Alb zu findenden Ölschiefers Treibstoff zu ge- des Gebäudes, das eigentlich abgerissen werden soll- Anmeldung zu den Veranstaltungen über den Ge- stellt. Wichtig war die Revindikation, die Herauslö- winnen. So entstanden in den Jahren 1942 und 1943 te, schließlich erkannt wurde. Es ist eine Geschichte schäftsführer Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, sung, und Reorganisation des Reichsguts als Basis für Der Verkauf der Grafschaft und in einer zweiten Phase ab September 1944 zwi- von Zufällen. 72461 Albstadt, Telefon (0 74 32) 68 07. das Wiedererstarken des Königtums. Mit der Über- Hohenberg 1381 und das schen Dusslingen und Zepfenhan drei Versuchsanla- Beginn: 14 Uhr. Treffpunkt: Geislingen, Bürger- und Email: [email protected] oder nahme solcher Verpflichtungen für König und Reich Aussterben der Grafen von gen sowie zehn Ölschieferwerke. In sieben dazuge- Vereinshaus Harmonie, Bachstraße 29, Anfahrt mit Pri- [email protected] sowie über unsere Home- begann allerdings bereits der spätere Ruin der Ho- Hohenberg hörigen Konzentrationslagern waren rund 12 000 Häft- vat-Pkw, Teilnahme frei. page: www.heimatkundliche–vereinigung.de. henberger. Und schließlich setzte Albrecht für das Haus linge untergebracht, deren Arbeitskraft beim Aufbau Habsburg gar sein Leben ein. Er unterstützte seinen Auch der Bruder Albrechts und Betrieb der Anlagen brutal ausgebeutet wurden – Bei allen Veranstaltungen sind Gäste jederzeit will- Neffen, Herzog Albrecht von Österreich, im Kampf ge- und seine Kinder befanden mehr als 3 500 von ihnen mussten dieses irrsinnige Un- JULI kommen. gen König Adolf von Nassau um den Königsthron. Her- sich auf Seiten Habsburgs. Der zog Otto von Niederbayern war im Frühjahr 1298 un- Reichsdienst für die Habs- terwegs, um König Adolf im Breisgau zu Hilfe zu ei- burger zahlte sich aber fi- Achtung Terminänderung. Die Tagesexkursion mit len. Als er in unserer Gegend anlangte, griff ihn Graf Alb- nanziell nicht aus. Zudem Frau Monika Medel findet schon am 4. Juli statt. Herausgegeben von der recht von Hohenberg an. Doch der Überraschungs- schwächten Teilungen in- Heimatkundlichen Vereinigung angriff misslang, und Graf Albrecht fiel in der Schlacht, nerhalb der Familie das Haus Freitag, 4. Juli: Tagesexkursion: Pfrungener Ried, St. Zollernalb die sich am 17. April 1298 zwischen Oberndorf und Hohenberg. So entstanden et- Die Autoren dieser Ausgabe Mauritius in Waldbeuren, Reichsstadt Pfullendorf, Leinstetten zutrug, nachdem ihn angeblich die meis- wa die Linien Wildberg und Kieswerk in Ostrach mit Monika Medel. Vorsitzender: ten seiner Ritter verlassen hatten. Matthias von Neu- Nagold. Der Besitz reichte als Die Fahrt zeigt sinnfällig den Zusammenhang zwi- Dr. Andreas Zekorn, Landratsamt Zollernalbkreis, enburg, Prokurator des geistlichen Gerichts des Bi- wirtschaftliche Substanz für schen naturräumlicher Ausstattung, geschichtlicher 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 92 11 45 schofs von Straßburg, zürnte mit folgenden Worten da- eine selbstständige Existenz und wirtschaftlicher Entwicklung im nördlichen Ober- rüber: „Wären doch blutgierige Wölfe gekommen und bald nicht mehr aus. Die Ho- Dr. Andreas Zekorn schwaben. Die Staufergründung Pfullendorf vermittelt Geschäftsführung: hätten die Feiglinge gefressen.“ Albrechts Verhalten henberger waren zu Verkäu- Landratsamt Zollernalbkreis einen Einblick in die Blütezeit der schwäbischen Reich- Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, selbst war in dieser Auseinandersetzung von einem rit- fen gezwungen. Ein Teil des 72336 Balingen städte. Wohlerhalten sind die weltlichen und geistli- 72461 Albstadt, terlichen Ehrenkodex geprägt. Besitzes gelangte auf dem chen Gemeinschaftsbauten, mit denen die stolzen Bür- Telefon (0 74 32) 68 07 Mit seiner staatsmännischen und kriegerischen Tä- Verkaufsweg bzw. infolge von ger Eigenständigkeit und Wohlstand zur Schau stell- E-Mail: [email protected] tigkeit ist eine Seite Albrechts erfasst. Die andere Sei- Heiratsverbindungen an ten, Meisterwerke mittelalterlichen Fachwerkbaus te ist die des Literaturfreundes und Minnesängers, die Württemberg, wie beispiels- prägen das Stadtbild. Im zweitgrößten Moor Süd- Redaktion: seine Verhaftung in der zeitgenössischen, höfischen weise Ebingen – einer ho- westdeutschlands, dem Pfrungener Ried, erkunden wir Daniel Seeburger, Grünewaldstraße 15, Kultur belegt. Obwohl Albrecht nur mit einem Ge- henbergischen Stadtgrün- den urwüchsigen und wilden Bannwald. Seit 1991 der 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 2 66-1 53 dicht in der Manessischen Liederhandschrift vertre- dung –, das als Heiratsgut und Nutzung entzogen, überlässt man hier unterschiedli- ten ist, wird ihm dort wegen seines hohen ständi- Pfand an Montfort kam, wel- Karte Grafschaft Hohenberg um 1790 Seite 1895 Heimatkundliche Blätter Juni 2014

ßenlager des KZ Natzweiler-Struthof waren, erinnert deutung besitzt. Anlässlich unseres 60-jährigen Jubi- dicht „Fragment“ des polnischen Schriftstellers Ta- wird. Ein ehemaliger Häftling, der Norweger Helge Nor- läums ist es nun das Gedenkstelenpaar in Frommern, deusz Borowski, der im Lager Dautmergen von August seth, der lange Monate in Dautmergen inhaftiert war, zum Gedenken an die Unrechtstaten, die im Zusam- 1944 bis Anfang April 1945 inhaftiert war. In diesem Ge- schildert das dortige Lager als „Schlachthof der nati- menhang mit dem Unternehmen „Wüste“ begangen dicht verarbeitete er seine Eindrücke, die er hier vor onalsozialistischen Ideologie“, als Stätte, an der Trä- wurden. Diese öffentliche Spende, die ganz im Sinne Ort, bei uns, gewann, poetisch und lässt uns damit auf nen in Strömen flossen und der Tod eine reiche Ernte unserer Satzung ist, stieß im Ausschuss und bei den bewegende Weise am Schicksal der hiesigen KZ-Häft- hielt. An den Gedenkorten im Landkreis und nun auch Mitgliedern unserer Vereinigung auf ungeteilte Zu- linge teilnehmen: hier in Frommern werden wir an einzigartige Men- stimmung. Ich ließ hinter mir, in der Hand des Wetters schen erinnert, die im KZ litten oder ihr Leben wegen ei- Insbesondere möchte ich in diesem Zusammen- die Angst, die gewöhnliche menschliche Angst, nes verbrecherischen Regimes verloren. hang darauf hinweisen, dass die Spende auf Anregung und die Sorge um meinen Körper Jahrgang 61 30. Juni 2014 Nr. 6 Für die Heimatkundliche Vereinigung, die sich von von drei Mitgliedern des Arbeitskreises „Wüste“ ge- dem Bild der Erde noch einen ruhigen Blick ihrem grundsätzlichen Vereinszweck und –verständ- schah, welche zugleich im Ausschuss der Heimat- zuwerfen und ein Leben haben, so einfach wie nis her mit der Vergangenheit und dem Erinnern – vor kundlichen Vereinigung tätig sind, nämlich Hans Kratt, möglich, und wenn schon Tod – dann auch einen allem in unserer Region – befasst und gerade auch die Dr. Schimpf-Reinhardt und Dr. Michael Walther. Ih- einfachen. Förderung kulturgeschichtlicher Denkmäler zu ihren nen und allen Mitgliedern des Arbeitskreises „Wüste“ Aufgaben zählt, ist es deshalb eine besondere Ehre, mit danke ich vielmals für die Anregung, für die Erarbei- Der Regen fiel auf die Menschen und der Stiftung eines Gedenkstelen-Paares zum Geden- tung der Stelen und für die enorm wichtige Tätigkeit die Menschen fielen im Regen, „Wenn nur die vielen Toten nicht wären“ ken an die begangenen Verbrechen auf besondere Art der Gedenkstättenarbeit. Ebenso sage ich für die ge- aus dem Lager fuhren Kisten, voll beladen zur Erinnerungs- und Gedenkarbeit beizutragen. Die lungene künstlerische und handwerkliche Umsetzung mit Leichen. Stiftung geschieht aus Anlass des 60-jährigen Beste- des Stelenpaares allen hieran Beteiligten meinen Dank. Der Erste Weltkrieg im Raum Albstadt - Von Gerhard Hauser und Dr. Peter Thaddäus Lang hens der Heimatkundlichen Vereinigung und steht in Mit der Errichtung der Stelen auf dem Gebiet der Bis zum Gürtel im Schnee versunken, gingen wir, einer Tradition, die beim 40-jährigen Jubiläum der Ver- Stadt Balingen befinden sich nun an nahezu allen re- die Holzschuhe schnitten in den Fuß, Nervöse Stimmung einigung begründet wurde, nämlich der Tradition, ei- levanten Orten des Unternehmens „Wüste“ im Zol- vorbei am Tod der Kameraden und ohne Angst ne Spende oder Stiftung der Öffentlichkeit zu überge- lernalbkreis Gedenkorte. vor dem eigenen Tod. Als sich am 1. August 1914 die Kunde vom Kriegs- ben, um damit etwas Dauerhaftes zu hinterlassen. 1994 Ich freue mich, im Namen der Heimatkundlichen ausbruch in Deutschland verbreitete, da reagierten vie- waren es fünf Altarleuchter für die evangelische Stadt- Vereinigung Zollernalb am heutigen Tage das Ge- Und die Gestorbenen? Die Zeit hat sich schon le Deutsche mit großer Begeisterung. So wurde es je- kirche in Balingen sowie eine Spende an das Philipp- denkstelenpaar in Frommern der Öffentlichkeit über- erfüllt, aber in Gedanken kehre ich noch zurück denfalls offiziell wiedergegeben. Viele andere hin- Matthäus-Hahn Museum in Albstadt-Onstmettingen. geben zu dürfen und wünsche diesem Stelenpaar die zu den Menschen, die nicht mehr da sind, gegen nahmen die Neuigkeit eher verhalten auf: „Jetzt Zum 50-jährigen Jubiläum wurde eine Informations- angemessene Beachtung und Würdigung in der Öf- und ich sehe die Gesichter der Freunde, ist der Krieg da“, so riefen sich die Ebinger an die- tafel auf der Schalksburg bei Burgfelden errichtet, die fentlichkeit. derer, die an den Wiesenhängen für die Lebenden sem Tag zu, wie uns der Ebinger Stadtchronist Gott- für die Geschichte unseres Raumes eine erhebliche Be- Schließen möchte ich mit einigen Zeilen aus dem Ge- unter die Erde gegangen sind … lob Friedrich Hummel berichtet1). Dass die Nach- richt vom Kriegsausbruch auch Angst und Schre- cken verbreiten konnte, belegt uns ein Ebinger Pfar- rer2). Die frisch einberufenen Soldaten aus der Stadt und den Nachbarorten sammelten sich am Ebinger Bahn- Exkursionen und Termine hof. Von dort stiegen sie in den Zug und fuhren ent- weder zum Truppenübungsplatz bei Münsingen oder aber direkt zu dem Standort der Truppe. So fanden Die Veranstaltungen der Heimatkundlichen Vereinigung im Juli und August sich zahllose Familien am Ebinger Bahnhof ein, um sich von ihren Söhnen, Brüdern und Ehemännern zu JULI sehenswert sind seine Stuckdecken, diejenige im Rit- kopf (Vieil Armand) und dem Lingekopf zwei Gedenk- verabschieden. tersaal soll über 30 Tonnen wiegen. Bemerkenswert stätten zum Ersten Weltkrieg besichtigt. Zudem sind Die Daheimgebliebenen merkten schon bald an al- Samstag, 19. Juli: Tagesexkursion: Die Schlösser auch, dass Achberg ab 1850 zu Preußen kam und bis ein Rundgang durch das ehemalige Reichsstädtchen len Ecken und Enden, dass die Ausgerückten Lü- Altshausen, Tettnang, Achberg und die ehemalige nach 1945 der südlichste Punkt Preußens war. Obernai (Oberehnheim) und der Besuch des Klosters cken hinterließen. Als in Ebingen vier Schutzpoli- Reichsstadt Wangen mit Hans Kratt. Busfahrt. Abfahrt in Balingen, Stadthalle 7.00 Uhr, auf dem Odilienberg vorgesehen. Ein gemeinsames zisten zum Militär einberufen worden waren, mel- Altshausen war bis 1806 ein Verwaltungsbezirk (Bal- Albstadt-Ebingen, Busbahnhof 7.30 Uhr. Umlage 35,00 Mittagessen wird in einer für die Vogesen typischen Fer- deten sich spontan einige Bürger zum Polizeidienst. lei) des Deutschen Ritterordens, danach kam es in den Euro für Fahrt, Eintritte und Führungen. me-Auberge angeboten. Übernachtet wird im Win- Ähnliches bei der Feuerwehr: Jüngere Männer, aber Besitz der Württemberger. Heute ist das Schloss Wohn- zerdorf Gueberschwihr (Geberschweier), dessen ro- auch „Feuerwehrveteranen“ füllten die entstande- Landsturmmänner des Batallions 19/XIII, 1914-16. Quelle: Stadtarchiv Albstadt sitz des Herzogs von Württemberg und nicht zu be- manischer Kirchturm zu den schönsten des Elsass zählt. nen Lücken aus. Bereits wenige Wochen nach Kriegs- sichtigen. Beeindruckend ist das Schlossgelände mit AUGUST Busfahrt. Abfahrt in Albstadt-Ebingen, Busbahnhof beginn rief das Rote Kreuz dazu auf, Bettwäsche, Hem- schlugen. Später mussten sie sich von einem vo- fährlich. Auch er musste jederzeit damit rechnen, plötz- der ehemaligen Deutschordenskirche, den modernen 6.30 Uhr, Balingen, Stadthalle 7.00 Uhr. Euro 230,00. den und Verbandszeug für die Lazarette zu spen- gelkundigen Ebinger erklären lassen, es habe sich um lich an die vorderste Linie versetzt zu werden. Ge- Skulpturen von Diane, Herzogin von Württemberg, der Sonntag, 3. August: Halbtagesexkursion: Ortsrund- den. Daraufhin fanden sich 11- bis 15-jährige Ebin- ganz gewöhnliches Vogelgezwitscher gehandelt7). rade weil Konrad Bizer nicht im Rampenlicht der Öf- Ehefrau des Herzogs. Eine Rarität ist das „Heilige Grab“ gang durch Tieringen mit Jörg Berbalk und Dr. Pe- gerinnen im Neuen Vereinshaus3) und im Marien- Auf der Alb zeigten sich die Spuren des Kriegs im- fentlichkeit stand, war er nicht gezwungen, sich an dem in einem Neubau neben der Kirche. Früher war es nur ter Thaddäus Lang. STAMMTISCHE heim ein, um für die Soldaten Strümpfe zu stricken. mer deutlicher. Zunächst wurden die Reservisten ein- Hurrapatriotismus seiner Zeitgenossen zu beteiligen: als Kulisse zwischen Gründonnerstag und Ostern in der Der Rundgang beginnt am Rathaus mit einem ge- Aber die weibliche Fürsorge ging noch wesentlich wei- gezogen, der sogenannte Landsturm. Früh schon ka- Die Briefe an seine Frau zeugen davon. Kirche aufgebaut, ansonsten war das „Heilige Grab“ schichtlichen Überblick sowie der geografischen Ein- Jeweils am 1. Mittwoch eines Monats trifft sich unter ter: Frauen aus Ebingen stellten in großem Stil Him- men Lazarette nach Ebingen und dann auch nach Tail- Als er im Dezember 1916 zum Landsturm einge- auf der Kirchenbühne eingelagert. Seit einigen Jahren ordnung Tieringens oberhalb der Lochensteige und an der Leitung von Dr. Peter Th. Lang der Ebinger beersaft her; die Himbeeren dazu lieferten Bitzer Schü- fingen8), später eine Garnison. Auch ein Kriegsge- zogen wurde, kam er zunächst über Tuttlingen auf den ist es ständig zu besichtigen. Schloss und Städtchen der Europäischen Wasserscheide Rhein-Donau. Jörg Stammtisch um 15.00 Uhr im Café Wildt-Abt, Son- ler, und zwar gleich zentnerweise. fangenenlager wurde eingerichtet: Etwa 400 russi- Truppenübungsplatz Münsingen. Dort übten sich die Tettnang sind die nächsten Stationen. Die Grafen von Berbalk und Dr. Lang gehen auch auf den Heimat- nenstraße 67, 72458 Albstadt-Ebingen, Telefon Dass in jenen Tagen eine äußerst nervöse Stim- sche Kriegsgefangene waren in der Ebinger Turn- frisch gebackenen Soldaten im Schießen – „heute ha- Montfort erbauten im 18. Jh. diesen Prunkbau und ha- dichter und Mundartautor Matthias Koch ein, der 1860 (0 74 31) 41 88. mung herrschte, zeigen uns die zahlreichen und meist halle eingesperrt. be ich wieder 20 Patronen hinausgejagt“11) – und war- ben damit ihren eigenen Ruin herbeigeführt. Öster- in Tieringen geboren wurde und hier auch einige Zeit völlig irrwitzigen Gerüchte, die in der Bevölkerung kur- Die Normalität der Vorkriegszeit war dahin. Die Äl- teten auf ihren Einsatz. Wie leicht einzusehen, war das reich als Hauptgläubiger kassierte 1780 Schloss und beruflich tätig war. Die Teilnehmer des Rundgangs be- Anmeldung zu den Veranstaltungen über den Ge- sierten. So erzählte man sich beispielsweise in Ebin- bler trennten sich aber ungern von liebgewonnenen für ihn eine Zeit der Ungewissheit: Er machte sich Ge- Grafschaft.1810kamTettnanganWürttemberg.Schloss kommen einen Überblick über die historische Wirt- schäftsführer Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, gen, die Stadt Metz4) werde von Russen eingenom- Gewohnheiten aus Friedenszeiten, sofern dies zu ma- danken darüber, an welchen Frontabschnitt es ihn wohl Achberg diente den Deutschordensrittern aus Alts- schaftsweise und die Entwicklung Tieringens vom ag- 72461 Albstadt, Telefon (0 74 32) 68 07. men – was angesichts der geographischen Lage Russ- chen war. Trotz der verteuerten Lebensmittel muss- verschlagen werde: „Ich habe mir schon den Kopf zer- hausen als Jagdschloss. Einsam gelegen an der Grenze rarisch geprägten Albdorf zum Erholungsort. Das Ziel Email: [email protected] oder lands eigentlich kaum funktionieren konnte. Einem an- ten die Hausfrauen mehrmals ermahnt werden, sich brochen, ob ich nicht sonst wo hin könnte, aber ich zu Bayern, 8 km nördlich von Lindau, kam es in den Be- des Rundgangs bilden der Friedhof und die evangeli- [email protected] sowie über unsere Home- deren Gerücht zufolge trieb sich eine verdächtige Per- beim Kuchenbacken einzuschränken. Zur Ehrenret- weiß nirgends hin.“ Offensichtlich stellte er sich auch sitz der Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen. Heu- sche Kirche. Das heutige Bauwerk geht auf Um- und page www.heimatkundliche–vereinigung.de. son in Frauenkleidern im Wald zwischen Bitz und Tail- tung der Frauen muss allerdings bemerkt werden, dass vor, dass er seinen Militärdienst in Albnähe ableis- te gehört es dem Landkreis Ravensburg. Berühmt und Ausbauten aus dem Jahr 1595 zurück, nachdem im Jahr Bei allen Veranstaltungen sind Gäste willkommen. fingen herum. Eine wenig später von der Polizei durch- sie einen Großteil des Selbstgebackenen an ihre Män- ten könne; andererseits war er jedoch froh, dass es ihm 1592 der Turm der Kirche eingestürzt war. geführte Suche führte freilich zu keinem Ergebnis5). ner im Feld schickten. Wie sehr die Soldaten ver- nicht noch schlimmer ging: „[...] ich denke, daß es beim Anfahrt mit Privat-PKW. Treffpunkt vor dem Rathaus Weiterhin erzählten sich die Ebinger, bei einem ge- wöhnt wurden, zeigt der Brief eines Tailfingers an sei- Landsturm noch besser ist als bei der Landwehr, wo in Tieringen um 15.00 Uhr. Teilnahme frei. fangenen französischen Offizier habe man ein Schrei- ne Ehefrau: Etwas weniger Wurst hätte auch ge- ich gerade so gut sein könnte oder hinkommen könn- Herausgegeben von der ben gefunden, in welchem Ebingen als angenehmer reicht, meinte er, „ich glaube, daß ich besser esse als te.“12) Nachdem einer seiner Kameraden an die Front Samstag, 16. August: Halbtagesexkursion. Besuch der Heimatkundlichen Vereinigung Ort geschildert wurde, was die aufgeregte Bevölke- ihr“9). versetzt worden war, nahm er an, dass er selbst auch Militärgeschichtlichen Sammlung Stetten am Kalten Zollernalb rung als Hinweis darauf deutete, dass die Franzosen ih- bald an der Reihe sei, denn „ob man es nun dem Al- Die Autoren dieser Ausgabe Markt anlässlich des 100. Jahrestags der Eröffnung re Heimatstadt einnehmen wollten. Falls sich die Ebin- ter, oder dem Abc nach, oder der Kinderzahl nach des Truppenübungsplatzes Heuberg 1914 mit Wil- Vorsitzender: ger nicht ergäben, so hieß es, wolle man sie von den um- Briefe in die Heimat nimmt, ich habe überall die gleichen Aussichten.“13) fried Groh. Dr. Andreas Zekorn, Landratsamt Zollernalbkreis, liegenden Höhen aus zusammenschießen6). Selbst voll- Den anderen Ausweg aus diesem Dilemma – ein bal- Anfahrt mit Privat-PKW. Treffpunkt am Parkplatz beim 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 92 11 45 kommen harmlose Vorkommnisse dienten der Pa- Der kriegsbegeisterte Ebinger Stadtchronist Gott- diges Kriegsende – schätzte der Tailfinger recht skep- Dr. Andreas Zekorn Soldatenfreizeitheim „Haus Heuberg“, Hardstraße 48, nikmache: So war beispielsweise in Ebingen eine be- lob Friedrich Hummel bauschte in seiner „Ebinger tisch ein: „zur Zeit habe ich wenig Hoffnung auf ei- Landratsamt Zollernalbkreis Stetten am Kalten Markt um 15:00 Uhr. Eintritt 4,00 Eu- Geschäftsführung: sondere Wachtruppe tätig, die unter anderem auch die Kriegschronik“ auch die kleinsten Ereignisse in pat- nen baldigen Ausgang.“14) 72336 Balingen ro. Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, Gleisanlagen um den Bahnhof herum zu überwa- riotischem Sinne mächtig auf. Eine völlig andere Pers- Letztendlich beurteilte Landsturmmann Bizer die 72461 Albstadt, chen hatte; Posten standen an der Eisenbahnbrücke pektive, nicht von Vaterlands-Parolen verbrämt, lie- militärische Lage realistisch ein: Als ihm seine Frau Montag, 25. August – Dienstag, 26. August: 2-tägige Telefon (0 74 32) 68 07 in der Unteren Vorstadt; die Hauptwache im Bahn- fert uns der Tailfinger Konrad Bizer in den Briefen an aus Tailfingen schrieb, dass der Tailfinger Pfarrer Dr. Peter Thaddäus Lang Studienfahrt: Das Elsass und der Erste Weltkrieg E-Mail: [email protected] hof patrouillierte an den Bahnlinien entlang. Als ei- seine Ehefrau Nane10). Er war noch als 41-Jähriger seit Scheurlen in einer Predigt gesagt habe, durch den un- Lammerbergstraße 53 (Hartmannsweiler Kopf, Lingekopf), Obernai, Klos- nes Morgens nicht genug Soldaten zur Stelle waren, Ende 1916 an der Westfront, und zwar beim Infan- eingeschränkten Unterseeboot-Krieg bekomme man 72461 Albstadt ter Odilienberg mit Ruth Hübner und Wolfgang Wil- Redaktion: sprangen zwei Zivilisten ein. Die beiden waren ent- terie-Regiment 39, Landsturm-Bataillon Hall. Bizer wahrscheinlich noch mehr Gegner und es würde sich lig. Daniel Seeburger, Grünewaldstraße 15, lang der Bahnlinie nach Lautlingen zugange und hör- wurde als Landsturmmann allerdings nicht an den bald zeigen, ob wir siegen oder vernichtet würden, da Entsprechend dem Jahresthema der Heimatkundli- 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 2 66-1 53 ten unterwegs einen Pfiff, den sie für den Warnpfiff ei- Brennpunkten der Front eingesetzt, doch sein Dienst antwortete Konrad Bizer: „Ja und Amerika. Wir wer- chen Vereinigung werden mit dem Hartmannsweiler- nes Spions hielten, weshalb sie augenblicklich Alarm in der Etappe war keineswegs vollkommen unge- den es wohl auch noch auf den Hals bekommen. Ich Seite 1893 Heimatkundliche Blätter Juni 2014 Juni 2014 Heimatkundliche Blätter Seite 1894

halte es nicht für gut. […] Betreffs der Predigt vom Pfar- die Fernblockade durch die englische Flotte be- nung, durch Vorauszahlung eher berücksichtigt zu des vormaligen Tailfinger Pfarrers Ernst Bizer und rer muß ich natürlich sagen, daß er recht hat.“15) Ge- merkbar machte. Deren wichtigste Auswirkung: Die werden. Und nicht eher nahm der Reisende sein Geld wurde Gerhard Hauser 1991/92 für sein Buch- nau so wenig trog sein skeptischer, aber scharfer Blick Vereinigten Staaten fielen als größter Baumwoll-Im- wieder an sich, bis ihm der Fabrikant gedroht hat- projekt vorübergehend überlassen. auf die Situation der Mittelmächte knapp einen Mo- porteur aus. te, sämtliche Noten in den Papierkorb zu werfen.“38) 10) Vgl. vorige Anm. nat später: „Die politische Lage gefällt mir nicht. Wir Die britische „Home Fleet“ blockierte damit nicht Not macht bekanntermaßen erfinderisch, und so kam 11) 7. Februar 1917. werden Amerika schließlich doch noch auf den Hals be- nur die Importe aus Übersee, sondern auch vor al- eine damals auf der Alb noch weithin unbekannte Stra- 12) Ebendort. kommen und das ist nicht gut. So ein reiches, gro- lem die deutschen Exporte. Das machte dann auch dem tegie zum Zuge: „Statt Herren wurden Damen als Auf- 13) 20. Februar 1917. ßes Land hält den Krieg noch lange aus und kann uns Nadelhersteller Groz zu schaffen, denn kaum ein an- käuferinnen in der Zuversicht hierher gesandt, daß das 14) 25. Februar 1917. schaden, trotz der U-Boote. Ich denke allemal wie- deres Unternehmen hatte in Vorkriegszeiten sein Ex- schöne Geschlecht eher Berücksichtigung erfahre.“39) 14) 7. Februar 1917. der, daß die Prophezeiung im Propheten Daniel von portgeschäft nach Übersee so stark ausgebaut wie der Die günstige Wirtschaftslage der Textilindustrie hielt 16) Gemeint ist Dan 2,32-35: Ein Standbild mit gol- der Zertrümmerung der Weltreiche zur Zeit und in den Nadelhersteller33). Noch 1912 hatte das Unterneh- bis 1916 an, doch dann waren die Baumwolllager leer, denem Kopf, silberner Brust, Hüften aus Erz, Bei- nächsten Jahren doch in Erfüllung gehe16). Da muß die men eine neue Filiale errichtet. Zwei Jahre später mach- und Nachschub war nicht in Sicht. In dieser Zeit über- nen aus Eisen und Füßen aus einer Mischung von Menschheit noch viel leiden.“17) – Und in der Tat: Am te der Export 80 Prozent des gesamten Geschäfts aus. nahm der Kriegs-Wirk- und Strickverband in Zu- Ton und Eisen. Ein von einem Berg herabfallen- 6. April 1917 traten die Vereinigten Staaten an der Sei- Zunächst konnte die Firma noch einige Handelsbe- sammenarbeit mit der Kriegsrohstoffabteilung die Ma- der Stein zermalmt das Standbild. Seit der Spät- te der Entente in den Krieg ein. ziehungen aufrecht halten. Sogar mit England be- terial- und Auftragszuweisungen. Die Unternehmen antike wird das Standbild interpretiert als die Ab- Ende März 1917 kam Konrad Bizer nach Flan- standen noch Kontakte, denn man tauschte Nadeln ge- gründeten daraufhin den Interessenverband „Verein folge der vier Weltreiche der Babylonier, der Me- dern. Er war sich durchaus im Klaren darüber, dass gen Kupfer. Einmal sogar gingen Stricknadeln auf deutscher Wirkereien“ in Stuttgart. Der Rohstoff- der und Perser, der Griechen und der Römer. Mit es von nun an ernst werden würde. Natürlich hatte abenteuerliche Weise mit einem U-Boot Richtung USA, mangel blieb aber nach wie vor bestehen40). dem Ende des Römischen Reiches, so war die Mei- er ständig Angst bei dem Gedanken, er könne seine Fa- doch besagtes U-Boot kam nie an. Somit musste sich Die einzelnen Firmen versuchten, sich mit Not- nung, kommt das Ende der Welt. Darum die Fik- milie nicht wiedersehen, doch sein Glaube half ihm, der Nadelhersteller mit der Handelsblockade wohl oder arbeiten über Wasser zu halten. Auch die Verarbei- tion, dass das Römische Reich im Deutschen Reich diese Angst zu überwinden. Am 20. März schrieb er übel abfinden34). tung von Brennnesseln und Papiergarnen erhielt ei- des Mittelalters als Heiliges Römisches Reich deut- an seine Frau: „Wo ich nicht recht war, verzeih mir. Soll- Die Textilunternehmen waren ebenfalls stark von nen immer größeren Stellenwert. So begann man in scher Nation weiterlebe, vgl. Anna-Dorothee van te mir etwas zustoßen, dann tut nicht so verzwei- Auslandsaufträgen abhängig. Sie konnten aber die feh- Ebingen schon im Juli 1916, eine Anordnung der Kö- den Brincken, Studien zur lateinischen Weltchro- felt. Es muß ja einmal gestorben sein. Wenn ihr für lenden Exportaufträge durch eine verstärkte Nach- niglichen Zentralstelle für Gewerbe und Handel zu be- nistik bis in das Zeitalter Ottos von Freising. Phil. mich betet, dann betet nicht eigensinnig für mein Le- frage beim deutschen Militär auffangen; eine solche folgen und Brennnesseln zu sammeln41). Zunächst wur- Diss. Münster 1956, Düsseldorf 1957. Konrad Bi- ben, sondern mehr für Vergebung meiner Sünden und Möglichkeit hatte Groz nicht. Hinzu kam, dass viele den noch fünf Mark pro Zentner dafür bezahlt, zwei zer ist offensichtlich der Ansicht, das genannte Hei- ein seliges Ende – Das ist und bleibt die Hauptsa- der bei Groz beschäftigten Nadler 1914 zum Militär ein- Jahre später hingegen bereits fast das Sechzehnfa- lige Römische Reich lebe im zweiten deutschen che, ob wir siegen oder nicht.“ berufen worden waren. Obendrein wurde im No- che. Die Nachfrage nach solchen Ersatzstoffen war so Kaiserreich weiter. Aus Bizers Briefen wird deutlich, dass er den Mi- vember 1914 ein Ausfuhrverbot für Stricknadeln er- groß, dass der Ebinger Gemeinderat sogar ein gan- 17) 6. März 1917. litärdienst ohne allzu große Begeisterung über sich er- lassen; im Oktober 1915 folgte ein Exportverbot für zes Brennnesselfeld anpflanzen wollte42). 18) 21. April 1917. gehen ließ. Geradezu akribisch erzählte er in vielen Wirknadeln. Dergestalt kam in Ebingen die Nadel- 19) 15. April 1917. Briefen von seinem jeweiligen Tagesablauf, zum Bei- produktion ins Stocken. Groz hielt sich die nächs- 20) 18. April 1917. spiel zu Ostern 1917: „Am Gründonnerstag mußten wir ten Jahre über Wasser, indem die Firma Kanonen- Anmerkungen 21) 21. April 1917. dann morgens um 4 Uhr aufstehen und zu Schanz- Landsturmmann aus Laufen an der Eyach, 1914/15. Quelle: Stadtarchiv Albstadt bohrer und Zündernadeln herstellte. Trotz all dieser 22) 29. April 1917. arbeiten in eine Stunde nach vorn liegende Stellung Schwierigkeiten kümmerte sich Groz wie die meis- Bei vorliegendem Text handelt es sich um ein Ka- 23) Schwäbisch für Schlüsselblumen. marschieren, bis 11 Uhr morgens waren wir wieder da- mehr Menschen.“22) Je länger der Krieg dauerte, räten an Lebensmitteln […] wuchsen.“28) – Und das ten anderen Firmen um die Angehörigen der früher pitel eines Buches mit dem von mir vorgeschlage- 24) Schneeglöckchen, vgl. Hermann Fischer, Schwä- heim. Heute (Karfreitag) durften wir nicht schan- wünschte sich der Tailfinger Soldat immer sehnli- führte zwangsläufig zu Unmut. im Betrieb beschäftigten Arbeiter: Sie wurden mit Geld, nen Titel „... und dann ist immer die Rede von Alb- bisches Wörterbuch, sechs Teile in sieben Bän- zen, weil Festtag ist. Die, welche vorn Posten ste- cher, er möge bald zu Ende gehen – „wenn nur die vie- Da half es auch nicht viel, wenn die Stadt Ebin- Lebensmitteln und Heizmaterial unterstützt35). stadt“, das die Stadt Albstadt aus Anlass ihres 40-jäh- den, Tübingen 1904-1936. hen, müssen natürlich dableiben wie wir am Palm- len Toten nicht wären.“ schrieb er betrübt am 7. Ap- gen etwa zu Beginn des Jahres 1915 große Mengen Reis Der Krieg brachte dem Ebinger Waagenhersteller rigen Bestehens in Frühjahr 2015 herausgeben will. Die 25) 11. April 1918. sonntag. Das Schanzen ist etwa bis 1. April jetzt un- ril 1918. Der beginnende Frühling erinnerte ihn nur und Rauchfleisch einkaufte. Als dann die Stadtver- AugustSauter36) ebenfallsmassiveErtragseinbußen.Der Grundlage hierfür erarbeitete der Journalist und His- 26) Gottlob Friedrich Hummel, Ebinger Kriegs-Chro- ser Dienst, dann kommen scheints acht bis zehn Ta- an eines: an den Frieden: „Die Zwetschgenbäume blü- waltung das Pfund Rauchfleisch für 1,30 Mark an- damalige Inhaber Heinrich Cleß versuchte sofort nach toriker Gerhard Hauser 1991/1992 im Auftrag der Stadt nik, Stuttgart 1919, S. 145. ge Exerzieren und dann wieder Stellung.“ Ganz ent- hen schon schön in der Nähe, auch gibt es Barten- bot, war der Andrang so groß, „daß viele Frauen mit lee- Kriegsbeginn,beimMilitärAufträgezubekommen:„Ich Albstadt unter meiner Anleitung. Leider verhinderte 27) Ebenda S. 97. sprechend hätte Konrad Bizer seinen Tagesablauf auch ken23) und Schneekättern24). Der Frühling hat seinen ren Körben abzogen.“29) Viele suchten diese Misere zu habe alle Türen bis zum preußischen Kriegsminis- Oberbürgermeister Haller mit fadenscheinigen Grün- 28) Ebenda S. 136. im heimischen Tailfingen beschreiben können – selbst- Einzug gehalten, wenn nur der Friede den seinen ein- umgehen, indem sie zum Hamstern aufs Land fuh- terium aufgestoßen. Leider wurden meine Bemü- dendieDrucklegungdesfertigenManuskripts.Erst2013 29) Ebenda S. 103. verständlich unter gänzlich anderen Vorzeichen. mal halten würde ...“.25) ren. Die Bauern nannten diese Städter „Köfferles- hungen stets durch nichtssagende Kanzleitröste er- wurde durch die Initiative des Fördervereins Ebin- 30) Ebenda S. 155. Mit seinen Gedanken war er ohnehin oft auf der Alb. leut“, weil sie häufig Koffer mitgenommen hatten, um ledigt.“ Danach kamen zwar bis Herbst 1915 einige Auf- ger Heimatmuseum die Sache wieder aufgegriffen, 31) Ebenda S. 139. Das brachte er zwar selten explizit zum Ausdruck, es die erworbenen Lebensmittel darin zu transportie- träge herein, aber dann lief erst einmal gar nichts mehr. weshalb ich mich in der Zeit von September 2013 bis Ja- 32) Die Druckstöcke sind im Stadtarchiv Albstadt vor- wird aber spürbar, wenn er seine Frau bittet, sie mö- Probleme an der Heimatfront: ren30). Allerdings waren solche Reisen nicht immer von Cleß konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass nuar 2014 das ursprüngliche Manuskript von Grund handen. ge ihm doch vor allem Briefe schicken, das sei ihm wich- Lebensmittelknappheit Erfolg gekrönt, denn mancher Bauer verlangte we- man „offenbar an maßgebender Stelle mit einem bal- auf überarbeitete. 33) Durch den Absatz in den USA stieg die Produkti- tiger als warme Kleider oder Lebensmittel: „mir [wä- sentlich mehr als offiziell vorgeschrieben war. Wer al- digen Kriegsende rechnete.“ Als Letzteres aber auf sich Die Fotos stammen aus der Sammlung Louis Leon- on zwischen 1882 und 1887 um das Zwanzigfa- re] ein Brief oft lieber als alles andere.“18) Zuvör- Mit fortschreitender Kriegsdauer verschlechterte so den geforderten Preis nicht bezahlen konnte, be- warten ließ, produzierte das Unternehmen vor al- hardt Laufen, die sich im Stadtarchiv Albstadt be- che. Groz und Söhne gehörte damit zu den zehn derst wollte er demnach wissen, was seine Kinder so sich das soziale Klima in Deutschland. Die nur noch mi- kam Bemerkungen zu hören wie etwa „da füttere ich lem Geschossteile. Allerdings lief das herkömmliche findet. Die Identifikation der Fotos verdanke ich mei- größten Steuerzahlern Ebingens. Vgl. Peter Thad- trieben und was die Nachbarn tratschten. Solcher Le- nimal vorhandene Kriegsbegeisterung konnte die so- die Gerste lieber meinem Vieh“. Wer genügend Geld Geschäft mit Waagen und Gewichten auf Sparflam- nem Freund und Vereinskameraden Manuel Wöll- däus Lang, Theodor Groz (1828 – 1892) – Ein Ebin- sestoff war dem Soldaten Bizer ein Lebenselixier; das zialen Gegensätze nicht mehr übertünchen. So auch hatte, der brauchte nicht einmal eine Hamsterfahrt zu me weiter: An die Stelle der zivilen Abnehmer war das ner. Ihm sei auch an dieser Stelle noch einmal herz- ger Industriepionier. In: Heimatkundliche Blätter brachte ihm sein weit entferntes Zuhause in hand- auf der Alb. Dies machte sich zunächst an kleinen, aber unternehmen; der wusste sich auf andere Weise zu hel- Militär getreten. lich gedankt. Mai/Juni 2002. greifliche Nähe. So schilderte ihm seine Frau Nane, bezeichnenden Vorkommnissen bemerkbar. Dieser- fen: Er kaufte eine Kuh oder ein Schwein und stell- Während es der metallverarbeitenden Industrie al- 1) Kriegs-Chronik der Stadt Ebingen, Stuttgart 1919. 34) Festschrift 100 Jahre Theodor Groz & Söhne & Ernst was sie für den Sommer 1917 alles im Garten an- maßen erzählt uns Gottlob Friedrich Hummel in sei- te es gegen entsprechende Bezahlung bei einem Bau- so schlechter ging, erlebte die Trikotindustrie kei- 2) „Grauen erfüllt die Seelen“. Jochen Bölsche, Ein Beckert, Ebingen 1952, S. 42 – 46. pflanzen wollte: „Zum Schulhaus kommen Kartof- ner Kriegschronik folgende kleine Geschichte, die er ei- ern unter. Bei Bedarf holte er dann bei seinem Land- nen Ertragseinbruch. Zunächst jedenfalls. Der riesi- Hammerschlag auf Herz und Hirn, in: Der Spiegel 35) Hummel, Kriegschronik S. 212 f. feln und Bohnen, zum „Rössle“ Kartoffeln, bei der Ma- nem Leserbrief in der örtlichen Zeitung entnommen wirt Fleisch, Milch oder Butter ab31). ge Trikotbedarf beim deutschen Militär ermöglichte 9/2004 S. 134. 36) Zu der Firma August Sauter ebenda S. 212 f. riebäs Kartoffeln, wenn ich Kartoffeln habe.“19) Nane Bi- hatte26): Als eine Ebingerin am Bahnhof Kartoffeln ge- Mangel herrschte somit allerorten – sogar das Me- es auch Firmen wie Balthas Blickles Witwe, die vor dem 3) Heute Städtische Galerie. 37) Festschrift Balthas Blickles Witwe. zer erzählte ihrem Mann auch, dass sie sich auf dem gen Bezugsschein abholte, hielt sie mit ihrer Mei- tallgeld wurde mit der Zeit knapp. Nachdem schluss- Krieg mit über 80 Prozent ihres Umsatzes auf den Ex- 4) Bis 1919 deutsch. 38) Hummel, Kriegschronik S. 209. Rathaus ein Stück Allmende hatte zuteilen lassen. „Mit nung nicht zurück: „Sehet ihr au en Andre als uns ar- endlich auch die Nickelmünzen aus den – ohnehin nur port angewiesen waren, ohne größere Blessuren den 5) Hummel (wie Anm. 1) S. 62. 39) Ebenda. der Allmand kannst du ja machen, was du fertig bringst, me Grombire, de Reiche hent de ihre daheim, die sol- mäßig gefüllten – Geldbeuteln verschwunden wa- Wegfall der Auslandsmärkte zu verkraften37). Vor al- 6) Ebendort S. 74. 40) Karl Bergmann, Die Trikotagenindustrie in Tail- aber auf einen Neubruch sollte zuerst Hafer hin.“20) let verr...“ – und kaum hatte sie diesen Satz been- ren, gab die Stadt Ebingen Fünfzig-Pfennig-Scheine als lem aus Berlin kamen Aufkäufer und über- 7) Ebendort S. 63 f. fingen (Württ.), 1947, S. 18. An die Heimat wurde der Soldat Konrad Bizer im- det, da kam ein Herr aus den besseren Kreisen mit ei- Notgeld aus32). schwemmten die Unternehmen mit Aufträgen. Der 8) In Tailfingen in der Bismarckschule. 41) Hummel, Kriegschronik S. 147; Stadtarchiv Alb- mer wieder erinnert, wenn er einen Soldaten aus Tail- nem Handwägelchen angefahren, um Kartoffeln zu ho- Ebinger Stadtchronist Gottlob Friedrich Hummel be- 9) Brief des Konrad Bizer vom 14. Februar 1917. Der stadt, Stadt Ebingen, Gemeinderatsprotokoll 12. fingen traf; das war jedesmal ein Freudentag für ihn. len. Nun ließ sich dieselbe Frau wiederum hören: „Jetzt richtet: „Es wurde förmlich um Ware gebettelt. Ein Rei- Briefwechsel zwischen Konrad und Nane Bizer be- Juli 1916. Ausführlich beschrieb er die Gespräche mit solchen seht no den dickranzete Denger an, der fr... uns ar- Probleme an der Heimatfront: Lage der Industrie sender legte einem hiesigen Fabrikherrn Tausende von fand sich im Besitz des 2008 verstorbenen Göt- 42) Stadtarchiv Albstadt, Stadt Ebingen, Gemeinde- Tailfingern, denn da machten dann die letzten Neu- me Leut au no d'Grombire weg!“ Mark in Banknoten auf den Tisch […] in der Hoff- tinger Theologieprofessors Christoph Bizer, Sohn ratsprotokoll 16. Mai 1918. igkeiten die Runde: „Eugen Dobel am Bohl, wo so vie- Wenn auch der Leserbriefschreiber das Verhalten Mit der Kriegssituation kam zunächst die Textil- le Kinder hat, ist auch hier. […] Daub sagt, Schmid- seiner Mitbürgerin missbilligte, so ist es doch nicht zu industrie am besten zurecht. Das lag vor allem da- jakobs Lieseles Bruder sei auch da, der Waldhorn- übersehen, dass besagte Frau auf einen Missstand hin- ran, dass das deutsche Heer einen riesigen Textil- wirt und noch verschiedene Tailfinger.“21) wies, der in der Bevölkerung viel Ärger verursachte. Da- bedarf anmeldete. Die Firmen konnten also im Gro- Erschüttert war Bizer, wenn er erfuhr, dass ein Tail- bei war es noch nicht einmal das Schlimmste, dass sich ßen und Ganzen bei ihrer Produktpalette bleiben. Beim finger gefallen war. „Der Jakob Schmid u. Glaser- die Preise gegenüber der Vorkriegszeit erhöht hat- metallverarbeitenden Gewerbe sah das hingegen et- Die Erinnerung vor aufrecht halten vetters Wilhelm besuchten mich am Montagabend, be- ten. Nein, viel schlimmer war, dass Waren unter der was anders aus. Firmen wie etwa die Ebinger Un- vor ich auf Wache kam. […] Die beiden und wir hat- Hand weggingen, die eigentlich nur gegen Bezugs- ternehmen Groz und Sauter mussten auf Kriegs- tengroßeFreude,daßwireinandertrafen.JakobSchmid scheine zu haben waren. Während also die Le- produktion umsteigen. Das hieß: neue Produkti- Rede zur Übergabe des Gedenkstelenpaares in Frommern - Von Dr. Andreas Zekorn meinte, wir kommen schon wieder zusammen. […] Am bensmittel bei den Bezugsstellen schnell ausgingen, onstechniken entwickeln und Maschinen anschaf- Samstag kam Daub zu uns herüber und sagte, der war die gewünschte Ware auf dem Schwarzmarkt stets fen, um beispielsweise Geschossteile (Sauter) oder Ka- Zur Einweihung und Übergabe des Gedenkstelen- land einen Krieg, der vor knapp 70 Jahren endete. An erlitten in den hiesigen Konzentrationslagern Un- Schmidjakob sei gefallen. Wir glaubten zuerst, viel- zu haben. Gegen einen horrenden Aufpreis natür- nonenbohrer (Groz) herzustellen. Außerdem fehlten paares in Frommern, einer Stiftung der Heimatkund- die unglaublichen Verbrechen, die in der Zeit des na- menschliches oder fanden gar den Tod bei einem irr- leicht beruhe es auf einem Irrtum, doch heute ver- lich. Um derartigen Preistreibereien entgegen zu wir- mit der Zeit auch die zum Militär eingezogenen Fach- lichen Vereinigung Zollernalb aus Anlass ihres 60-jäh- tionalsozialistischen Unrechtsregimes von 1933 bis witzigen und sinnlosen Projekt der Nationalsozialis- gewisserten wir uns, daß es so ist. […] Was wird sei- ken, setzte das Stuttgarter Innenministerium schon kräfte, während bei den Textilunternehmen, bei de- rigen Bestehens, hielt der Vorsitzende Dr. Andreas Ze- 1945 begangen wurden, gilt es, die Erinnerung stets ten. Heute erscheint uns das Unternehmen „Wüste“ ne Frau, seine Mutter und Lisele sagen? Mir ging es bald Höchstpreise fest27); für einen Zentner Kartof- nen ohnehin schon vornehmlich Frauen arbeiteten, korn am 22. Juni folgende Rede: wach zu halten. nahezu unbegreiflich, auch wenn es historische Er- ganz kalt den Rücken hinauf, als ich die Kunde ver- feln beispielsweise auf 4,50 Mark oder für ein Pfund die Lücken mit weiteren Frauen geschlossen wur- „Das Vergessenwollen verlängert das Exil und das Hier bei uns im Zollernalbkreis ist die allgemeine Er- klärungsversuche gibt. Umso wichtiger ist es, die Er- nahm.“ Obwohl Bizer bestimmt nicht wenige Ge- Butter auf 2 Mark. Derartige Festsetzungen blieben je- den. Zunächst waren auch noch die Vorratslager mit Geheimnis der Erlösung heißt Erinnerung.“ So zitierte innerung an nationalsozialistisches Unrecht und Welt- innerung an die begangenen Verbrechen und insbe- fallene gesehen hatte, so traf es ihn doch sehr stark, doch reine Theorie, denn der Schwarzmarkt entwi- Baumwolle randvoll. Auch erreichten es die Ameri- Bundespräsident Richard von Weizsäcker 1985 in sei- krieg speziell verbunden mit den schrecklichen Kon- sondere an die Opfer hier vor Ort aufrecht zu erhal- wenn ein Soldat aus seinem Heimatort zu Tode ge- ckelte sich prächtig. Daran änderte auch die Zahl der kaner, dass sie im ersten Kriegsjahr noch Baum- ner Ansprache zum 40. Jahrestag der Beendigung des zentrationslagern des Unternehmens „Wüste“, die zu ten. kommen war. Hier vermerkte er auch kritisch: „Möch- Bundesratsverordnungen und Ministerialerlasse wolle in das Deutsche Reich liefern konnten. Doch von Zweiten Weltkriegs eine jüdische Weisheit. 1938, vor einem Großteil auf dem Gebiet des heutigen Zoller- Es ist würdig und richtig, dass nun auch auf dem Ge- te doch einmal der Krieg aufhören, es kostet immer nichts, „die im umgekehrten Verhältnis zu den Vor- 1916 an ging es mit der Textilindustrie bergab, als sich 75 Jahren begann das nationalsozialistische Deutsch- nalbkreises errichtet waren. Tausende von Häftlingen biet der heutigen Stadt Balingen an die KZ, die Au- Seite 1893 Heimatkundliche Blätter Juni 2014 Juni 2014 Heimatkundliche Blätter Seite 1894

halte es nicht für gut. […] Betreffs der Predigt vom Pfar- die Fernblockade durch die englische Flotte be- nung, durch Vorauszahlung eher berücksichtigt zu des vormaligen Tailfinger Pfarrers Ernst Bizer und rer muß ich natürlich sagen, daß er recht hat.“15) Ge- merkbar machte. Deren wichtigste Auswirkung: Die werden. Und nicht eher nahm der Reisende sein Geld wurde Gerhard Hauser 1991/92 für sein Buch- nau so wenig trog sein skeptischer, aber scharfer Blick Vereinigten Staaten fielen als größter Baumwoll-Im- wieder an sich, bis ihm der Fabrikant gedroht hat- projekt vorübergehend überlassen. auf die Situation der Mittelmächte knapp einen Mo- porteur aus. te, sämtliche Noten in den Papierkorb zu werfen.“38) 10) Vgl. vorige Anm. nat später: „Die politische Lage gefällt mir nicht. Wir Die britische „Home Fleet“ blockierte damit nicht Not macht bekanntermaßen erfinderisch, und so kam 11) 7. Februar 1917. werden Amerika schließlich doch noch auf den Hals be- nur die Importe aus Übersee, sondern auch vor al- eine damals auf der Alb noch weithin unbekannte Stra- 12) Ebendort. kommen und das ist nicht gut. So ein reiches, gro- lem die deutschen Exporte. Das machte dann auch dem tegie zum Zuge: „Statt Herren wurden Damen als Auf- 13) 20. Februar 1917. ßes Land hält den Krieg noch lange aus und kann uns Nadelhersteller Groz zu schaffen, denn kaum ein an- käuferinnen in der Zuversicht hierher gesandt, daß das 14) 25. Februar 1917. schaden, trotz der U-Boote. Ich denke allemal wie- deres Unternehmen hatte in Vorkriegszeiten sein Ex- schöne Geschlecht eher Berücksichtigung erfahre.“39) 14) 7. Februar 1917. der, daß die Prophezeiung im Propheten Daniel von portgeschäft nach Übersee so stark ausgebaut wie der Die günstige Wirtschaftslage der Textilindustrie hielt 16) Gemeint ist Dan 2,32-35: Ein Standbild mit gol- der Zertrümmerung der Weltreiche zur Zeit und in den Nadelhersteller33). Noch 1912 hatte das Unterneh- bis 1916 an, doch dann waren die Baumwolllager leer, denem Kopf, silberner Brust, Hüften aus Erz, Bei- nächsten Jahren doch in Erfüllung gehe16). Da muß die men eine neue Filiale errichtet. Zwei Jahre später mach- und Nachschub war nicht in Sicht. In dieser Zeit über- nen aus Eisen und Füßen aus einer Mischung von Menschheit noch viel leiden.“17) – Und in der Tat: Am te der Export 80 Prozent des gesamten Geschäfts aus. nahm der Kriegs-Wirk- und Strickverband in Zu- Ton und Eisen. Ein von einem Berg herabfallen- 6. April 1917 traten die Vereinigten Staaten an der Sei- Zunächst konnte die Firma noch einige Handelsbe- sammenarbeit mit der Kriegsrohstoffabteilung die Ma- der Stein zermalmt das Standbild. Seit der Spät- te der Entente in den Krieg ein. ziehungen aufrecht halten. Sogar mit England be- terial- und Auftragszuweisungen. Die Unternehmen antike wird das Standbild interpretiert als die Ab- Ende März 1917 kam Konrad Bizer nach Flan- standen noch Kontakte, denn man tauschte Nadeln ge- gründeten daraufhin den Interessenverband „Verein folge der vier Weltreiche der Babylonier, der Me- dern. Er war sich durchaus im Klaren darüber, dass gen Kupfer. Einmal sogar gingen Stricknadeln auf deutscher Wirkereien“ in Stuttgart. Der Rohstoff- der und Perser, der Griechen und der Römer. Mit es von nun an ernst werden würde. Natürlich hatte abenteuerliche Weise mit einem U-Boot Richtung USA, mangel blieb aber nach wie vor bestehen40). dem Ende des Römischen Reiches, so war die Mei- er ständig Angst bei dem Gedanken, er könne seine Fa- doch besagtes U-Boot kam nie an. Somit musste sich Die einzelnen Firmen versuchten, sich mit Not- nung, kommt das Ende der Welt. Darum die Fik- milie nicht wiedersehen, doch sein Glaube half ihm, der Nadelhersteller mit der Handelsblockade wohl oder arbeiten über Wasser zu halten. Auch die Verarbei- tion, dass das Römische Reich im Deutschen Reich diese Angst zu überwinden. Am 20. März schrieb er übel abfinden34). tung von Brennnesseln und Papiergarnen erhielt ei- des Mittelalters als Heiliges Römisches Reich deut- an seine Frau: „Wo ich nicht recht war, verzeih mir. Soll- Die Textilunternehmen waren ebenfalls stark von nen immer größeren Stellenwert. So begann man in scher Nation weiterlebe, vgl. Anna-Dorothee van te mir etwas zustoßen, dann tut nicht so verzwei- Auslandsaufträgen abhängig. Sie konnten aber die feh- Ebingen schon im Juli 1916, eine Anordnung der Kö- den Brincken, Studien zur lateinischen Weltchro- felt. Es muß ja einmal gestorben sein. Wenn ihr für lenden Exportaufträge durch eine verstärkte Nach- niglichen Zentralstelle für Gewerbe und Handel zu be- nistik bis in das Zeitalter Ottos von Freising. Phil. mich betet, dann betet nicht eigensinnig für mein Le- frage beim deutschen Militär auffangen; eine solche folgen und Brennnesseln zu sammeln41). Zunächst wur- Diss. Münster 1956, Düsseldorf 1957. Konrad Bi- ben, sondern mehr für Vergebung meiner Sünden und Möglichkeit hatte Groz nicht. Hinzu kam, dass viele den noch fünf Mark pro Zentner dafür bezahlt, zwei zer ist offensichtlich der Ansicht, das genannte Hei- ein seliges Ende – Das ist und bleibt die Hauptsa- der bei Groz beschäftigten Nadler 1914 zum Militär ein- Jahre später hingegen bereits fast das Sechzehnfa- lige Römische Reich lebe im zweiten deutschen che, ob wir siegen oder nicht.“ berufen worden waren. Obendrein wurde im No- che. Die Nachfrage nach solchen Ersatzstoffen war so Kaiserreich weiter. Aus Bizers Briefen wird deutlich, dass er den Mi- vember 1914 ein Ausfuhrverbot für Stricknadeln er- groß, dass der Ebinger Gemeinderat sogar ein gan- 17) 6. März 1917. litärdienst ohne allzu große Begeisterung über sich er- lassen; im Oktober 1915 folgte ein Exportverbot für zes Brennnesselfeld anpflanzen wollte42). 18) 21. April 1917. gehen ließ. Geradezu akribisch erzählte er in vielen Wirknadeln. Dergestalt kam in Ebingen die Nadel- 19) 15. April 1917. Briefen von seinem jeweiligen Tagesablauf, zum Bei- produktion ins Stocken. Groz hielt sich die nächs- 20) 18. April 1917. spiel zu Ostern 1917: „Am Gründonnerstag mußten wir ten Jahre über Wasser, indem die Firma Kanonen- Anmerkungen 21) 21. April 1917. dann morgens um 4 Uhr aufstehen und zu Schanz- Landsturmmann aus Laufen an der Eyach, 1914/15. Quelle: Stadtarchiv Albstadt bohrer und Zündernadeln herstellte. Trotz all dieser 22) 29. April 1917. arbeiten in eine Stunde nach vorn liegende Stellung Schwierigkeiten kümmerte sich Groz wie die meis- Bei vorliegendem Text handelt es sich um ein Ka- 23) Schwäbisch für Schlüsselblumen. marschieren, bis 11 Uhr morgens waren wir wieder da- mehr Menschen.“22) Je länger der Krieg dauerte, räten an Lebensmitteln […] wuchsen.“28) – Und das ten anderen Firmen um die Angehörigen der früher pitel eines Buches mit dem von mir vorgeschlage- 24) Schneeglöckchen, vgl. Hermann Fischer, Schwä- heim. Heute (Karfreitag) durften wir nicht schan- wünschte sich der Tailfinger Soldat immer sehnli- führte zwangsläufig zu Unmut. im Betrieb beschäftigten Arbeiter: Sie wurden mit Geld, nen Titel „... und dann ist immer die Rede von Alb- bisches Wörterbuch, sechs Teile in sieben Bän- zen, weil Festtag ist. Die, welche vorn Posten ste- cher, er möge bald zu Ende gehen – „wenn nur die vie- Da half es auch nicht viel, wenn die Stadt Ebin- Lebensmitteln und Heizmaterial unterstützt35). stadt“, das die Stadt Albstadt aus Anlass ihres 40-jäh- den, Tübingen 1904-1936. hen, müssen natürlich dableiben wie wir am Palm- len Toten nicht wären.“ schrieb er betrübt am 7. Ap- gen etwa zu Beginn des Jahres 1915 große Mengen Reis Der Krieg brachte dem Ebinger Waagenhersteller rigen Bestehens in Frühjahr 2015 herausgeben will. Die 25) 11. April 1918. sonntag. Das Schanzen ist etwa bis 1. April jetzt un- ril 1918. Der beginnende Frühling erinnerte ihn nur und Rauchfleisch einkaufte. Als dann die Stadtver- AugustSauter36) ebenfallsmassiveErtragseinbußen.Der Grundlage hierfür erarbeitete der Journalist und His- 26) Gottlob Friedrich Hummel, Ebinger Kriegs-Chro- ser Dienst, dann kommen scheints acht bis zehn Ta- an eines: an den Frieden: „Die Zwetschgenbäume blü- waltung das Pfund Rauchfleisch für 1,30 Mark an- damalige Inhaber Heinrich Cleß versuchte sofort nach toriker Gerhard Hauser 1991/1992 im Auftrag der Stadt nik, Stuttgart 1919, S. 145. ge Exerzieren und dann wieder Stellung.“ Ganz ent- hen schon schön in der Nähe, auch gibt es Barten- bot, war der Andrang so groß, „daß viele Frauen mit lee- Kriegsbeginn,beimMilitärAufträgezubekommen:„Ich Albstadt unter meiner Anleitung. Leider verhinderte 27) Ebenda S. 97. sprechend hätte Konrad Bizer seinen Tagesablauf auch ken23) und Schneekättern24). Der Frühling hat seinen ren Körben abzogen.“29) Viele suchten diese Misere zu habe alle Türen bis zum preußischen Kriegsminis- Oberbürgermeister Haller mit fadenscheinigen Grün- 28) Ebenda S. 136. im heimischen Tailfingen beschreiben können – selbst- Einzug gehalten, wenn nur der Friede den seinen ein- umgehen, indem sie zum Hamstern aufs Land fuh- terium aufgestoßen. Leider wurden meine Bemü- dendieDrucklegungdesfertigenManuskripts.Erst2013 29) Ebenda S. 103. verständlich unter gänzlich anderen Vorzeichen. mal halten würde ...“.25) ren. Die Bauern nannten diese Städter „Köfferles- hungen stets durch nichtssagende Kanzleitröste er- wurde durch die Initiative des Fördervereins Ebin- 30) Ebenda S. 155. Mit seinen Gedanken war er ohnehin oft auf der Alb. leut“, weil sie häufig Koffer mitgenommen hatten, um ledigt.“ Danach kamen zwar bis Herbst 1915 einige Auf- ger Heimatmuseum die Sache wieder aufgegriffen, 31) Ebenda S. 139. Das brachte er zwar selten explizit zum Ausdruck, es die erworbenen Lebensmittel darin zu transportie- träge herein, aber dann lief erst einmal gar nichts mehr. weshalb ich mich in der Zeit von September 2013 bis Ja- 32) Die Druckstöcke sind im Stadtarchiv Albstadt vor- wird aber spürbar, wenn er seine Frau bittet, sie mö- Probleme an der Heimatfront: ren30). Allerdings waren solche Reisen nicht immer von Cleß konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass nuar 2014 das ursprüngliche Manuskript von Grund handen. ge ihm doch vor allem Briefe schicken, das sei ihm wich- Lebensmittelknappheit Erfolg gekrönt, denn mancher Bauer verlangte we- man „offenbar an maßgebender Stelle mit einem bal- auf überarbeitete. 33) Durch den Absatz in den USA stieg die Produkti- tiger als warme Kleider oder Lebensmittel: „mir [wä- sentlich mehr als offiziell vorgeschrieben war. Wer al- digen Kriegsende rechnete.“ Als Letzteres aber auf sich Die Fotos stammen aus der Sammlung Louis Leon- on zwischen 1882 und 1887 um das Zwanzigfa- re] ein Brief oft lieber als alles andere.“18) Zuvör- Mit fortschreitender Kriegsdauer verschlechterte so den geforderten Preis nicht bezahlen konnte, be- warten ließ, produzierte das Unternehmen vor al- hardt Laufen, die sich im Stadtarchiv Albstadt be- che. Groz und Söhne gehörte damit zu den zehn derst wollte er demnach wissen, was seine Kinder so sich das soziale Klima in Deutschland. Die nur noch mi- kam Bemerkungen zu hören wie etwa „da füttere ich lem Geschossteile. Allerdings lief das herkömmliche findet. Die Identifikation der Fotos verdanke ich mei- größten Steuerzahlern Ebingens. Vgl. Peter Thad- trieben und was die Nachbarn tratschten. Solcher Le- nimal vorhandene Kriegsbegeisterung konnte die so- die Gerste lieber meinem Vieh“. Wer genügend Geld Geschäft mit Waagen und Gewichten auf Sparflam- nem Freund und Vereinskameraden Manuel Wöll- däus Lang, Theodor Groz (1828 – 1892) – Ein Ebin- sestoff war dem Soldaten Bizer ein Lebenselixier; das zialen Gegensätze nicht mehr übertünchen. So auch hatte, der brauchte nicht einmal eine Hamsterfahrt zu me weiter: An die Stelle der zivilen Abnehmer war das ner. Ihm sei auch an dieser Stelle noch einmal herz- ger Industriepionier. In: Heimatkundliche Blätter brachte ihm sein weit entferntes Zuhause in hand- auf der Alb. Dies machte sich zunächst an kleinen, aber unternehmen; der wusste sich auf andere Weise zu hel- Militär getreten. lich gedankt. Mai/Juni 2002. greifliche Nähe. So schilderte ihm seine Frau Nane, bezeichnenden Vorkommnissen bemerkbar. Dieser- fen: Er kaufte eine Kuh oder ein Schwein und stell- Während es der metallverarbeitenden Industrie al- 1) Kriegs-Chronik der Stadt Ebingen, Stuttgart 1919. 34) Festschrift 100 Jahre Theodor Groz & Söhne & Ernst was sie für den Sommer 1917 alles im Garten an- maßen erzählt uns Gottlob Friedrich Hummel in sei- te es gegen entsprechende Bezahlung bei einem Bau- so schlechter ging, erlebte die Trikotindustrie kei- 2) „Grauen erfüllt die Seelen“. Jochen Bölsche, Ein Beckert, Ebingen 1952, S. 42 – 46. pflanzen wollte: „Zum Schulhaus kommen Kartof- ner Kriegschronik folgende kleine Geschichte, die er ei- ern unter. Bei Bedarf holte er dann bei seinem Land- nen Ertragseinbruch. Zunächst jedenfalls. Der riesi- Hammerschlag auf Herz und Hirn, in: Der Spiegel 35) Hummel, Kriegschronik S. 212 f. feln und Bohnen, zum „Rössle“ Kartoffeln, bei der Ma- nem Leserbrief in der örtlichen Zeitung entnommen wirt Fleisch, Milch oder Butter ab31). ge Trikotbedarf beim deutschen Militär ermöglichte 9/2004 S. 134. 36) Zu der Firma August Sauter ebenda S. 212 f. riebäs Kartoffeln, wenn ich Kartoffeln habe.“19) Nane Bi- hatte26): Als eine Ebingerin am Bahnhof Kartoffeln ge- Mangel herrschte somit allerorten – sogar das Me- es auch Firmen wie Balthas Blickles Witwe, die vor dem 3) Heute Städtische Galerie. 37) Festschrift Balthas Blickles Witwe. zer erzählte ihrem Mann auch, dass sie sich auf dem gen Bezugsschein abholte, hielt sie mit ihrer Mei- tallgeld wurde mit der Zeit knapp. Nachdem schluss- Krieg mit über 80 Prozent ihres Umsatzes auf den Ex- 4) Bis 1919 deutsch. 38) Hummel, Kriegschronik S. 209. Rathaus ein Stück Allmende hatte zuteilen lassen. „Mit nung nicht zurück: „Sehet ihr au en Andre als uns ar- endlich auch die Nickelmünzen aus den – ohnehin nur port angewiesen waren, ohne größere Blessuren den 5) Hummel (wie Anm. 1) S. 62. 39) Ebenda. der Allmand kannst du ja machen, was du fertig bringst, me Grombire, de Reiche hent de ihre daheim, die sol- mäßig gefüllten – Geldbeuteln verschwunden wa- Wegfall der Auslandsmärkte zu verkraften37). Vor al- 6) Ebendort S. 74. 40) Karl Bergmann, Die Trikotagenindustrie in Tail- aber auf einen Neubruch sollte zuerst Hafer hin.“20) let verr...“ – und kaum hatte sie diesen Satz been- ren, gab die Stadt Ebingen Fünfzig-Pfennig-Scheine als lem aus Berlin kamen Aufkäufer und über- 7) Ebendort S. 63 f. fingen (Württ.), 1947, S. 18. An die Heimat wurde der Soldat Konrad Bizer im- det, da kam ein Herr aus den besseren Kreisen mit ei- Notgeld aus32). schwemmten die Unternehmen mit Aufträgen. Der 8) In Tailfingen in der Bismarckschule. 41) Hummel, Kriegschronik S. 147; Stadtarchiv Alb- mer wieder erinnert, wenn er einen Soldaten aus Tail- nem Handwägelchen angefahren, um Kartoffeln zu ho- Ebinger Stadtchronist Gottlob Friedrich Hummel be- 9) Brief des Konrad Bizer vom 14. Februar 1917. Der stadt, Stadt Ebingen, Gemeinderatsprotokoll 12. fingen traf; das war jedesmal ein Freudentag für ihn. len. Nun ließ sich dieselbe Frau wiederum hören: „Jetzt richtet: „Es wurde förmlich um Ware gebettelt. Ein Rei- Briefwechsel zwischen Konrad und Nane Bizer be- Juli 1916. Ausführlich beschrieb er die Gespräche mit solchen seht no den dickranzete Denger an, der fr... uns ar- Probleme an der Heimatfront: Lage der Industrie sender legte einem hiesigen Fabrikherrn Tausende von fand sich im Besitz des 2008 verstorbenen Göt- 42) Stadtarchiv Albstadt, Stadt Ebingen, Gemeinde- Tailfingern, denn da machten dann die letzten Neu- me Leut au no d'Grombire weg!“ Mark in Banknoten auf den Tisch […] in der Hoff- tinger Theologieprofessors Christoph Bizer, Sohn ratsprotokoll 16. Mai 1918. igkeiten die Runde: „Eugen Dobel am Bohl, wo so vie- Wenn auch der Leserbriefschreiber das Verhalten Mit der Kriegssituation kam zunächst die Textil- le Kinder hat, ist auch hier. […] Daub sagt, Schmid- seiner Mitbürgerin missbilligte, so ist es doch nicht zu industrie am besten zurecht. Das lag vor allem da- jakobs Lieseles Bruder sei auch da, der Waldhorn- übersehen, dass besagte Frau auf einen Missstand hin- ran, dass das deutsche Heer einen riesigen Textil- wirt und noch verschiedene Tailfinger.“21) wies, der in der Bevölkerung viel Ärger verursachte. Da- bedarf anmeldete. Die Firmen konnten also im Gro- Erschüttert war Bizer, wenn er erfuhr, dass ein Tail- bei war es noch nicht einmal das Schlimmste, dass sich ßen und Ganzen bei ihrer Produktpalette bleiben. Beim finger gefallen war. „Der Jakob Schmid u. Glaser- die Preise gegenüber der Vorkriegszeit erhöht hat- metallverarbeitenden Gewerbe sah das hingegen et- Die Erinnerung vor aufrecht halten vetters Wilhelm besuchten mich am Montagabend, be- ten. Nein, viel schlimmer war, dass Waren unter der was anders aus. Firmen wie etwa die Ebinger Un- vor ich auf Wache kam. […] Die beiden und wir hat- Hand weggingen, die eigentlich nur gegen Bezugs- ternehmen Groz und Sauter mussten auf Kriegs- tengroßeFreude,daßwireinandertrafen.JakobSchmid scheine zu haben waren. Während also die Le- produktion umsteigen. Das hieß: neue Produkti- Rede zur Übergabe des Gedenkstelenpaares in Frommern - Von Dr. Andreas Zekorn meinte, wir kommen schon wieder zusammen. […] Am bensmittel bei den Bezugsstellen schnell ausgingen, onstechniken entwickeln und Maschinen anschaf- Samstag kam Daub zu uns herüber und sagte, der war die gewünschte Ware auf dem Schwarzmarkt stets fen, um beispielsweise Geschossteile (Sauter) oder Ka- Zur Einweihung und Übergabe des Gedenkstelen- land einen Krieg, der vor knapp 70 Jahren endete. An erlitten in den hiesigen Konzentrationslagern Un- Schmidjakob sei gefallen. Wir glaubten zuerst, viel- zu haben. Gegen einen horrenden Aufpreis natür- nonenbohrer (Groz) herzustellen. Außerdem fehlten paares in Frommern, einer Stiftung der Heimatkund- die unglaublichen Verbrechen, die in der Zeit des na- menschliches oder fanden gar den Tod bei einem irr- leicht beruhe es auf einem Irrtum, doch heute ver- lich. Um derartigen Preistreibereien entgegen zu wir- mit der Zeit auch die zum Militär eingezogenen Fach- lichen Vereinigung Zollernalb aus Anlass ihres 60-jäh- tionalsozialistischen Unrechtsregimes von 1933 bis witzigen und sinnlosen Projekt der Nationalsozialis- gewisserten wir uns, daß es so ist. […] Was wird sei- ken, setzte das Stuttgarter Innenministerium schon kräfte, während bei den Textilunternehmen, bei de- rigen Bestehens, hielt der Vorsitzende Dr. Andreas Ze- 1945 begangen wurden, gilt es, die Erinnerung stets ten. Heute erscheint uns das Unternehmen „Wüste“ ne Frau, seine Mutter und Lisele sagen? Mir ging es bald Höchstpreise fest27); für einen Zentner Kartof- nen ohnehin schon vornehmlich Frauen arbeiteten, korn am 22. Juni folgende Rede: wach zu halten. nahezu unbegreiflich, auch wenn es historische Er- ganz kalt den Rücken hinauf, als ich die Kunde ver- feln beispielsweise auf 4,50 Mark oder für ein Pfund die Lücken mit weiteren Frauen geschlossen wur- „Das Vergessenwollen verlängert das Exil und das Hier bei uns im Zollernalbkreis ist die allgemeine Er- klärungsversuche gibt. Umso wichtiger ist es, die Er- nahm.“ Obwohl Bizer bestimmt nicht wenige Ge- Butter auf 2 Mark. Derartige Festsetzungen blieben je- den. Zunächst waren auch noch die Vorratslager mit Geheimnis der Erlösung heißt Erinnerung.“ So zitierte innerung an nationalsozialistisches Unrecht und Welt- innerung an die begangenen Verbrechen und insbe- fallene gesehen hatte, so traf es ihn doch sehr stark, doch reine Theorie, denn der Schwarzmarkt entwi- Baumwolle randvoll. Auch erreichten es die Ameri- Bundespräsident Richard von Weizsäcker 1985 in sei- krieg speziell verbunden mit den schrecklichen Kon- sondere an die Opfer hier vor Ort aufrecht zu erhal- wenn ein Soldat aus seinem Heimatort zu Tode ge- ckelte sich prächtig. Daran änderte auch die Zahl der kaner, dass sie im ersten Kriegsjahr noch Baum- ner Ansprache zum 40. Jahrestag der Beendigung des zentrationslagern des Unternehmens „Wüste“, die zu ten. kommen war. Hier vermerkte er auch kritisch: „Möch- Bundesratsverordnungen und Ministerialerlasse wolle in das Deutsche Reich liefern konnten. Doch von Zweiten Weltkriegs eine jüdische Weisheit. 1938, vor einem Großteil auf dem Gebiet des heutigen Zoller- Es ist würdig und richtig, dass nun auch auf dem Ge- te doch einmal der Krieg aufhören, es kostet immer nichts, „die im umgekehrten Verhältnis zu den Vor- 1916 an ging es mit der Textilindustrie bergab, als sich 75 Jahren begann das nationalsozialistische Deutsch- nalbkreises errichtet waren. Tausende von Häftlingen biet der heutigen Stadt Balingen an die KZ, die Au- Seite 1895 Heimatkundliche Blätter Juni 2014

ßenlager des KZ Natzweiler-Struthof waren, erinnert deutung besitzt. Anlässlich unseres 60-jährigen Jubi- dicht „Fragment“ des polnischen Schriftstellers Ta- wird. Ein ehemaliger Häftling, der Norweger Helge Nor- läums ist es nun das Gedenkstelenpaar in Frommern, deusz Borowski, der im Lager Dautmergen von August seth, der lange Monate in Dautmergen inhaftiert war, zum Gedenken an die Unrechtstaten, die im Zusam- 1944 bis Anfang April 1945 inhaftiert war. In diesem Ge- schildert das dortige Lager als „Schlachthof der nati- menhang mit dem Unternehmen „Wüste“ begangen dicht verarbeitete er seine Eindrücke, die er hier vor onalsozialistischen Ideologie“, als Stätte, an der Trä- wurden. Diese öffentliche Spende, die ganz im Sinne Ort, bei uns, gewann, poetisch und lässt uns damit auf nen in Strömen flossen und der Tod eine reiche Ernte unserer Satzung ist, stieß im Ausschuss und bei den bewegende Weise am Schicksal der hiesigen KZ-Häft- hielt. An den Gedenkorten im Landkreis und nun auch Mitgliedern unserer Vereinigung auf ungeteilte Zu- linge teilnehmen: hier in Frommern werden wir an einzigartige Men- stimmung. Ich ließ hinter mir, in der Hand des Wetters schen erinnert, die im KZ litten oder ihr Leben wegen ei- Insbesondere möchte ich in diesem Zusammen- die Angst, die gewöhnliche menschliche Angst, nes verbrecherischen Regimes verloren. hang darauf hinweisen, dass die Spende auf Anregung und die Sorge um meinen Körper Jahrgang 61 30. Juni 2014 Nr. 6 Für die Heimatkundliche Vereinigung, die sich von von drei Mitgliedern des Arbeitskreises „Wüste“ ge- dem Bild der Erde noch einen ruhigen Blick ihrem grundsätzlichen Vereinszweck und –verständ- schah, welche zugleich im Ausschuss der Heimat- zuwerfen und ein Leben haben, so einfach wie nis her mit der Vergangenheit und dem Erinnern – vor kundlichen Vereinigung tätig sind, nämlich Hans Kratt, möglich, und wenn schon Tod – dann auch einen allem in unserer Region – befasst und gerade auch die Dr. Schimpf-Reinhardt und Dr. Michael Walther. Ih- einfachen. Förderung kulturgeschichtlicher Denkmäler zu ihren nen und allen Mitgliedern des Arbeitskreises „Wüste“ Aufgaben zählt, ist es deshalb eine besondere Ehre, mit danke ich vielmals für die Anregung, für die Erarbei- Der Regen fiel auf die Menschen und der Stiftung eines Gedenkstelen-Paares zum Geden- tung der Stelen und für die enorm wichtige Tätigkeit die Menschen fielen im Regen, „Wenn nur die vielen Toten nicht wären“ ken an die begangenen Verbrechen auf besondere Art der Gedenkstättenarbeit. Ebenso sage ich für die ge- aus dem Lager fuhren Kisten, voll beladen zur Erinnerungs- und Gedenkarbeit beizutragen. Die lungene künstlerische und handwerkliche Umsetzung mit Leichen. Stiftung geschieht aus Anlass des 60-jährigen Beste- des Stelenpaares allen hieran Beteiligten meinen Dank. Der Erste Weltkrieg im Raum Albstadt - Von Gerhard Hauser und Dr. Peter Thaddäus Lang hens der Heimatkundlichen Vereinigung und steht in Mit der Errichtung der Stelen auf dem Gebiet der Bis zum Gürtel im Schnee versunken, gingen wir, einer Tradition, die beim 40-jährigen Jubiläum der Ver- Stadt Balingen befinden sich nun an nahezu allen re- die Holzschuhe schnitten in den Fuß, Nervöse Stimmung einigung begründet wurde, nämlich der Tradition, ei- levanten Orten des Unternehmens „Wüste“ im Zol- vorbei am Tod der Kameraden und ohne Angst ne Spende oder Stiftung der Öffentlichkeit zu überge- lernalbkreis Gedenkorte. vor dem eigenen Tod. Als sich am 1. August 1914 die Kunde vom Kriegs- ben, um damit etwas Dauerhaftes zu hinterlassen. 1994 Ich freue mich, im Namen der Heimatkundlichen ausbruch in Deutschland verbreitete, da reagierten vie- waren es fünf Altarleuchter für die evangelische Stadt- Vereinigung Zollernalb am heutigen Tage das Ge- Und die Gestorbenen? Die Zeit hat sich schon le Deutsche mit großer Begeisterung. So wurde es je- kirche in Balingen sowie eine Spende an das Philipp- denkstelenpaar in Frommern der Öffentlichkeit über- erfüllt, aber in Gedanken kehre ich noch zurück denfalls offiziell wiedergegeben. Viele andere hin- Matthäus-Hahn Museum in Albstadt-Onstmettingen. geben zu dürfen und wünsche diesem Stelenpaar die zu den Menschen, die nicht mehr da sind, gegen nahmen die Neuigkeit eher verhalten auf: „Jetzt Zum 50-jährigen Jubiläum wurde eine Informations- angemessene Beachtung und Würdigung in der Öf- und ich sehe die Gesichter der Freunde, ist der Krieg da“, so riefen sich die Ebinger an die- tafel auf der Schalksburg bei Burgfelden errichtet, die fentlichkeit. derer, die an den Wiesenhängen für die Lebenden sem Tag zu, wie uns der Ebinger Stadtchronist Gott- für die Geschichte unseres Raumes eine erhebliche Be- Schließen möchte ich mit einigen Zeilen aus dem Ge- unter die Erde gegangen sind … lob Friedrich Hummel berichtet1). Dass die Nach- richt vom Kriegsausbruch auch Angst und Schre- cken verbreiten konnte, belegt uns ein Ebinger Pfar- rer2). Die frisch einberufenen Soldaten aus der Stadt und den Nachbarorten sammelten sich am Ebinger Bahn- Exkursionen und Termine hof. Von dort stiegen sie in den Zug und fuhren ent- weder zum Truppenübungsplatz bei Münsingen oder aber direkt zu dem Standort der Truppe. So fanden Die Veranstaltungen der Heimatkundlichen Vereinigung im Juli und August sich zahllose Familien am Ebinger Bahnhof ein, um sich von ihren Söhnen, Brüdern und Ehemännern zu JULI sehenswert sind seine Stuckdecken, diejenige im Rit- kopf (Vieil Armand) und dem Lingekopf zwei Gedenk- verabschieden. tersaal soll über 30 Tonnen wiegen. Bemerkenswert stätten zum Ersten Weltkrieg besichtigt. Zudem sind Die Daheimgebliebenen merkten schon bald an al- Samstag, 19. Juli: Tagesexkursion: Die Schlösser auch, dass Achberg ab 1850 zu Preußen kam und bis ein Rundgang durch das ehemalige Reichsstädtchen len Ecken und Enden, dass die Ausgerückten Lü- Altshausen, Tettnang, Achberg und die ehemalige nach 1945 der südlichste Punkt Preußens war. Obernai (Oberehnheim) und der Besuch des Klosters cken hinterließen. Als in Ebingen vier Schutzpoli- Reichsstadt Wangen mit Hans Kratt. Busfahrt. Abfahrt in Balingen, Stadthalle 7.00 Uhr, auf dem Odilienberg vorgesehen. Ein gemeinsames zisten zum Militär einberufen worden waren, mel- Altshausen war bis 1806 ein Verwaltungsbezirk (Bal- Albstadt-Ebingen, Busbahnhof 7.30 Uhr. Umlage 35,00 Mittagessen wird in einer für die Vogesen typischen Fer- deten sich spontan einige Bürger zum Polizeidienst. lei) des Deutschen Ritterordens, danach kam es in den Euro für Fahrt, Eintritte und Führungen. me-Auberge angeboten. Übernachtet wird im Win- Ähnliches bei der Feuerwehr: Jüngere Männer, aber Besitz der Württemberger. Heute ist das Schloss Wohn- zerdorf Gueberschwihr (Geberschweier), dessen ro- auch „Feuerwehrveteranen“ füllten die entstande- Landsturmmänner des Batallions 19/XIII, 1914-16. Quelle: Stadtarchiv Albstadt sitz des Herzogs von Württemberg und nicht zu be- manischer Kirchturm zu den schönsten des Elsass zählt. nen Lücken aus. Bereits wenige Wochen nach Kriegs- sichtigen. Beeindruckend ist das Schlossgelände mit AUGUST Busfahrt. Abfahrt in Albstadt-Ebingen, Busbahnhof beginn rief das Rote Kreuz dazu auf, Bettwäsche, Hem- schlugen. Später mussten sie sich von einem vo- fährlich. Auch er musste jederzeit damit rechnen, plötz- der ehemaligen Deutschordenskirche, den modernen 6.30 Uhr, Balingen, Stadthalle 7.00 Uhr. Euro 230,00. den und Verbandszeug für die Lazarette zu spen- gelkundigen Ebinger erklären lassen, es habe sich um lich an die vorderste Linie versetzt zu werden. Ge- Skulpturen von Diane, Herzogin von Württemberg, der Sonntag, 3. August: Halbtagesexkursion: Ortsrund- den. Daraufhin fanden sich 11- bis 15-jährige Ebin- ganz gewöhnliches Vogelgezwitscher gehandelt7). rade weil Konrad Bizer nicht im Rampenlicht der Öf- Ehefrau des Herzogs. Eine Rarität ist das „Heilige Grab“ gang durch Tieringen mit Jörg Berbalk und Dr. Pe- gerinnen im Neuen Vereinshaus3) und im Marien- Auf der Alb zeigten sich die Spuren des Kriegs im- fentlichkeit stand, war er nicht gezwungen, sich an dem in einem Neubau neben der Kirche. Früher war es nur ter Thaddäus Lang. STAMMTISCHE heim ein, um für die Soldaten Strümpfe zu stricken. mer deutlicher. Zunächst wurden die Reservisten ein- Hurrapatriotismus seiner Zeitgenossen zu beteiligen: als Kulisse zwischen Gründonnerstag und Ostern in der Der Rundgang beginnt am Rathaus mit einem ge- Aber die weibliche Fürsorge ging noch wesentlich wei- gezogen, der sogenannte Landsturm. Früh schon ka- Die Briefe an seine Frau zeugen davon. Kirche aufgebaut, ansonsten war das „Heilige Grab“ schichtlichen Überblick sowie der geografischen Ein- Jeweils am 1. Mittwoch eines Monats trifft sich unter ter: Frauen aus Ebingen stellten in großem Stil Him- men Lazarette nach Ebingen und dann auch nach Tail- Als er im Dezember 1916 zum Landsturm einge- auf der Kirchenbühne eingelagert. Seit einigen Jahren ordnung Tieringens oberhalb der Lochensteige und an der Leitung von Dr. Peter Th. Lang der Ebinger beersaft her; die Himbeeren dazu lieferten Bitzer Schü- fingen8), später eine Garnison. Auch ein Kriegsge- zogen wurde, kam er zunächst über Tuttlingen auf den ist es ständig zu besichtigen. Schloss und Städtchen der Europäischen Wasserscheide Rhein-Donau. Jörg Stammtisch um 15.00 Uhr im Café Wildt-Abt, Son- ler, und zwar gleich zentnerweise. fangenenlager wurde eingerichtet: Etwa 400 russi- Truppenübungsplatz Münsingen. Dort übten sich die Tettnang sind die nächsten Stationen. Die Grafen von Berbalk und Dr. Lang gehen auch auf den Heimat- nenstraße 67, 72458 Albstadt-Ebingen, Telefon Dass in jenen Tagen eine äußerst nervöse Stim- sche Kriegsgefangene waren in der Ebinger Turn- frisch gebackenen Soldaten im Schießen – „heute ha- Montfort erbauten im 18. Jh. diesen Prunkbau und ha- dichter und Mundartautor Matthias Koch ein, der 1860 (0 74 31) 41 88. mung herrschte, zeigen uns die zahlreichen und meist halle eingesperrt. be ich wieder 20 Patronen hinausgejagt“11) – und war- ben damit ihren eigenen Ruin herbeigeführt. Öster- in Tieringen geboren wurde und hier auch einige Zeit völlig irrwitzigen Gerüchte, die in der Bevölkerung kur- Die Normalität der Vorkriegszeit war dahin. Die Äl- teten auf ihren Einsatz. Wie leicht einzusehen, war das reich als Hauptgläubiger kassierte 1780 Schloss und beruflich tätig war. Die Teilnehmer des Rundgangs be- Anmeldung zu den Veranstaltungen über den Ge- sierten. So erzählte man sich beispielsweise in Ebin- bler trennten sich aber ungern von liebgewonnenen für ihn eine Zeit der Ungewissheit: Er machte sich Ge- Grafschaft.1810kamTettnanganWürttemberg.Schloss kommen einen Überblick über die historische Wirt- schäftsführer Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, gen, die Stadt Metz4) werde von Russen eingenom- Gewohnheiten aus Friedenszeiten, sofern dies zu ma- danken darüber, an welchen Frontabschnitt es ihn wohl Achberg diente den Deutschordensrittern aus Alts- schaftsweise und die Entwicklung Tieringens vom ag- 72461 Albstadt, Telefon (0 74 32) 68 07. men – was angesichts der geographischen Lage Russ- chen war. Trotz der verteuerten Lebensmittel muss- verschlagen werde: „Ich habe mir schon den Kopf zer- hausen als Jagdschloss. Einsam gelegen an der Grenze rarisch geprägten Albdorf zum Erholungsort. Das Ziel Email: [email protected] oder lands eigentlich kaum funktionieren konnte. Einem an- ten die Hausfrauen mehrmals ermahnt werden, sich brochen, ob ich nicht sonst wo hin könnte, aber ich zu Bayern, 8 km nördlich von Lindau, kam es in den Be- des Rundgangs bilden der Friedhof und die evangeli- [email protected] sowie über unsere Home- deren Gerücht zufolge trieb sich eine verdächtige Per- beim Kuchenbacken einzuschränken. Zur Ehrenret- weiß nirgends hin.“ Offensichtlich stellte er sich auch sitz der Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen. Heu- sche Kirche. Das heutige Bauwerk geht auf Um- und page www.heimatkundliche–vereinigung.de. son in Frauenkleidern im Wald zwischen Bitz und Tail- tung der Frauen muss allerdings bemerkt werden, dass vor, dass er seinen Militärdienst in Albnähe ableis- te gehört es dem Landkreis Ravensburg. Berühmt und Ausbauten aus dem Jahr 1595 zurück, nachdem im Jahr Bei allen Veranstaltungen sind Gäste willkommen. fingen herum. Eine wenig später von der Polizei durch- sie einen Großteil des Selbstgebackenen an ihre Män- ten könne; andererseits war er jedoch froh, dass es ihm 1592 der Turm der Kirche eingestürzt war. geführte Suche führte freilich zu keinem Ergebnis5). ner im Feld schickten. Wie sehr die Soldaten ver- nicht noch schlimmer ging: „[...] ich denke, daß es beim Anfahrt mit Privat-PKW. Treffpunkt vor dem Rathaus Weiterhin erzählten sich die Ebinger, bei einem ge- wöhnt wurden, zeigt der Brief eines Tailfingers an sei- Landsturm noch besser ist als bei der Landwehr, wo in Tieringen um 15.00 Uhr. Teilnahme frei. fangenen französischen Offizier habe man ein Schrei- ne Ehefrau: Etwas weniger Wurst hätte auch ge- ich gerade so gut sein könnte oder hinkommen könn- Herausgegeben von der ben gefunden, in welchem Ebingen als angenehmer reicht, meinte er, „ich glaube, daß ich besser esse als te.“12) Nachdem einer seiner Kameraden an die Front Samstag, 16. August: Halbtagesexkursion. Besuch der Heimatkundlichen Vereinigung Ort geschildert wurde, was die aufgeregte Bevölke- ihr“9). versetzt worden war, nahm er an, dass er selbst auch Militärgeschichtlichen Sammlung Stetten am Kalten Zollernalb rung als Hinweis darauf deutete, dass die Franzosen ih- bald an der Reihe sei, denn „ob man es nun dem Al- Die Autoren dieser Ausgabe Markt anlässlich des 100. Jahrestags der Eröffnung re Heimatstadt einnehmen wollten. Falls sich die Ebin- ter, oder dem Abc nach, oder der Kinderzahl nach des Truppenübungsplatzes Heuberg 1914 mit Wil- Vorsitzender: ger nicht ergäben, so hieß es, wolle man sie von den um- Briefe in die Heimat nimmt, ich habe überall die gleichen Aussichten.“13) fried Groh. Dr. Andreas Zekorn, Landratsamt Zollernalbkreis, liegenden Höhen aus zusammenschießen6). Selbst voll- Den anderen Ausweg aus diesem Dilemma – ein bal- Anfahrt mit Privat-PKW. Treffpunkt am Parkplatz beim 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 92 11 45 kommen harmlose Vorkommnisse dienten der Pa- Der kriegsbegeisterte Ebinger Stadtchronist Gott- diges Kriegsende – schätzte der Tailfinger recht skep- Dr. Andreas Zekorn Soldatenfreizeitheim „Haus Heuberg“, Hardstraße 48, nikmache: So war beispielsweise in Ebingen eine be- lob Friedrich Hummel bauschte in seiner „Ebinger tisch ein: „zur Zeit habe ich wenig Hoffnung auf ei- Landratsamt Zollernalbkreis Stetten am Kalten Markt um 15:00 Uhr. Eintritt 4,00 Eu- Geschäftsführung: sondere Wachtruppe tätig, die unter anderem auch die Kriegschronik“ auch die kleinsten Ereignisse in pat- nen baldigen Ausgang.“14) 72336 Balingen ro. Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, Gleisanlagen um den Bahnhof herum zu überwa- riotischem Sinne mächtig auf. Eine völlig andere Pers- Letztendlich beurteilte Landsturmmann Bizer die 72461 Albstadt, chen hatte; Posten standen an der Eisenbahnbrücke pektive, nicht von Vaterlands-Parolen verbrämt, lie- militärische Lage realistisch ein: Als ihm seine Frau Montag, 25. August – Dienstag, 26. August: 2-tägige Telefon (0 74 32) 68 07 in der Unteren Vorstadt; die Hauptwache im Bahn- fert uns der Tailfinger Konrad Bizer in den Briefen an aus Tailfingen schrieb, dass der Tailfinger Pfarrer Dr. Peter Thaddäus Lang Studienfahrt: Das Elsass und der Erste Weltkrieg E-Mail: [email protected] hof patrouillierte an den Bahnlinien entlang. Als ei- seine Ehefrau Nane10). Er war noch als 41-Jähriger seit Scheurlen in einer Predigt gesagt habe, durch den un- Lammerbergstraße 53 (Hartmannsweiler Kopf, Lingekopf), Obernai, Klos- nes Morgens nicht genug Soldaten zur Stelle waren, Ende 1916 an der Westfront, und zwar beim Infan- eingeschränkten Unterseeboot-Krieg bekomme man 72461 Albstadt ter Odilienberg mit Ruth Hübner und Wolfgang Wil- Redaktion: sprangen zwei Zivilisten ein. Die beiden waren ent- terie-Regiment 39, Landsturm-Bataillon Hall. Bizer wahrscheinlich noch mehr Gegner und es würde sich lig. Daniel Seeburger, Grünewaldstraße 15, lang der Bahnlinie nach Lautlingen zugange und hör- wurde als Landsturmmann allerdings nicht an den bald zeigen, ob wir siegen oder vernichtet würden, da Entsprechend dem Jahresthema der Heimatkundli- 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 2 66-1 53 ten unterwegs einen Pfiff, den sie für den Warnpfiff ei- Brennpunkten der Front eingesetzt, doch sein Dienst antwortete Konrad Bizer: „Ja und Amerika. Wir wer- chen Vereinigung werden mit dem Hartmannsweiler- nes Spions hielten, weshalb sie augenblicklich Alarm in der Etappe war keineswegs vollkommen unge- den es wohl auch noch auf den Hals bekommen. Ich Seite 1899 Heimatkundliche Blätter Juli 2014 ches gefunden. In der Tat: Eine ganze Reihe von Waa- herzustellen, zuerst Gottlieb Gühring, dann der Waa- seiner Lehrlinge treten als Werkstattgründer auf und genbauern haben den Boden bereitet für die Werk- genfabrikant Gustav Hartner. Weiter geht es. In Win- ziehen später ihrerseits andere Gründer nach. Darun- zeugherstellung und in ihrem Gefolge Impulse für wei- terlingen ist es August Beck, der ab 1919 ein verwand- ter sind auch zwei Familienmitglieder der Großfamilie tere Metallbranchen im Umland gegeben. Und das kam tes Produktionswerkzeug herstellt, nämlich Reibahlen Bosch. Diese wandern nach der Lehre bei Ludwig Bosch so:KurzvordervorletztenJahrhundertwende,alsonoch für genau tolerierte Bohrungen. nach Straßburg aus, um dort ebenfalls Waagen her- vor 1900, gab es bei uns zu viele Werkstätten, die alle Dann die Messwerkzeuge: Mikrometer zur Messung zustellen. Dann vergrößern sie ihr Sortiment durch me- Waagen produzieren wollten. Hierzu macht die Lan- von Bruchteilen von Millimetern werden gleich von dizinische Geräte. 1919 kehren sie infolge des verlore- desgewerbeausstellung in Stuttgart 1881 eine interes- mehreren Onstmettinger Werkstätten hergestellt, und nen ersten Weltkrieges zwangsweise zurück in die alte sante Angabe: Im Bereich Ebingen, Balingen und Onst- schließlich Winkelmesser durch Jakob Metzger, um nur Heimat und bringen den Blutdruckmesser mit. Wieder mettingen gäbe es 50 – in Worten fünfzig! - solcher Be- einige wenige zu nennen. In Ebingen ist es August kommt es zu Gründungen, von sage und schreibe 12 triebe. Das war des Guten zu viel, das gab der Markt Steinmeyer, der die Herstellung von Mikrometern auf- Firmen in Jungingen, die alle Blutdruckmesser und Au- nicht her. nimmt. Es ist überliefert, dass er sich bei seiner Werk- gendruckmesser herstellen. Die Medizingeräteher- Also schaute man sich nach neuen Produkten um. stattgründung im Jahre 1920 ausdrücklich auf den Me- stellung im Zollernalbkreis nimmt hier ihren Aus- Jahrgang 61 31. Juli 2014 Nr. 7 Werkzeuge – das wäre doch was. Denn so lange war es chanikerpfarrer Hahn bezieht. Sehen Sie mir nach, dass gang.Doch damit möchte ich es aber nun wirklich gut noch gar nicht her, dass sich die Mechaniker ihre Werk- ich die Werkzeuglinie hier abbreche, denn es gibt noch sein lassen mit der Ausstrahlung des frühen Waagen- zeuge – jedenfalls teilweise – noch selbst herstellen einige andere Branchen, in denen sich Spuren des frü- baues auf das Metallgewerbe in unserer näheren Re- mussten. Die Kreisbeschreibung hat Recht, wiederum hen Waagenbaues finden lassen. gion. waren es die Onstmettinger, die mit dem Werkzeug- Zum Beispiel in Bitz. Dort betreibt in den 1850er Jah- bau begannen. Vor mehr als 120 Jahren ging es los. Da- ren Theodor Beck zusammen mit seinen Söhnen eine Segensspur eines Landpfarrers bei gab es zwei Richtungen, zum einen die Produkti- mechanische Werkstätte. Im Adressbuch von 1855 Der Textilmaschinenbau onswerkzeuge und zum anderen Messwerkzeuge. Der empfiehlt er sich mit „Feinen Waagen und Circular- älteste und heute noch in Onstmettingen tätige Be- Rundstühle“. In den 1870er Jahren kommt er in Ver- Eines aber bin ich Ihnen schuldig geblieben: Hat die Philipp Matthäus Hahn und der Waagenbau - Von Martin Sauter - Teil 1 trieb ist die Firma Johannes Boss. 50 Jahre lang baute bindung mit Theodor Groz, dem Nadelmacher aus gerade in unserem Raum früher so stark vertretene tra- man Präzisionswaagen, um anschließend auf Pro- Ebingen. Miteinander lösen sie feinmechanische Prob- ditionsreiche Textilindustrie nicht auch einen Einfluss Vortrag bei der Heimatkundlichen Vereinigung des Zoll- duktionswerkzeuge zur Gewindeherstellung umzu- leme bei der Herstellung von Zungennadeln, einem auf das Metallgewerbe gehabt? Absolut ja, dies ist durch ernalbkreises von Martin Sauter, Geschäftsführer der satteln. Seit nunmehr über 100 Jahre ist J. Boss auf Schlüsselprodukt des späteren Weltmarktführers Groz- den Textilmaschinenbau in Tailfingen ab der vorletz- Waagenfabrik Kern & Sohn, Balingen, am 27. Februar Schneideisen spezialisiert. Zum Schneideisen gehört Beckert. In Bitz entsteht eine große Nadelfabrik. ten Jahrhundertwende auch eingetreten. Gleich meh- 2013 in Albstadt-Ebingen der Gewindebohrer. Wieder kam es zu einer Onst- Wandern wir zum Schluss noch ins Hohenzolleri- rere Firmen werden hier gegründet, an ihrer Spitze die mettinger Gründung. Es ist die Firma Jakob Boss. Es sche nach Jungingen. Auch dort ist man lebhaft am Firma Mayer & Cie. ab 1905. Man wird nicht falsch lie- Wir werden eine ziemlich weite Reise machen, die geht nicht lange - noch vor 1900 kommt die Werk- Werk. Da ist Ludwig Bosch, ehemals Lehrling von Gott- gen, wenn auch hier ein treibender Faktor die guten mit einem außergewöhnlichen Menschen beginnt, der zeugherstellung auch in Ebingen in Gang. Gleich zwei lieb Kern und seit 1852 selbst Waagenfabrikant. Wie Mechaniker als Fachkräfte ein ausschlaggebendes Mo- vor 240 Jahren zwei wägetechnische Basiserfindungen Unternehmerpersönlichkeiten beginnen Spiralbohrer bei Kern gibt es auch bei ihm zahlreiche Ableger. Fünf ment gewesen sind. (Fortsetzung folgt) gemacht hat. Sie sind die Grundsteine zu der frühen Waagen- Industrie in unserem Raum. Diese strahlt aus, entwickelt Ableger und hat über viele Stufen und Ver- ästelungen zur heutigen erfolgreichen Metall- und Elektroindustrie im Zollernalbkreis beigetragen. Am Schluss des Vortrages sehen wir dann noch an Hand Veranstaltungen und Exkursionen der Entwicklung der Arbeitsplätze, wie segensreich die- se Metallindustrie dem Rückgang der Textilindustrie Die Angebote der Heimatkundlichen Vereinigung im August und September entgegengewirkt hat. „Es ist mir Gewohnheit, scharf zu denken, ein und dieselbe Sache unbewegt vor den Augen des Gemüths AUGUST auchAbgründen.ImErstenWeltkrieg1914-1918kommt Samstag,20September:Tagesexkursion:OttoDixund zu halten sowie an allem zu zweifeln von dem ich kei- diese besondere Stellung des Heubergs erstmals zum der Erste Weltkrieg. Besuch des Dix-Hauses in Hem- nen genugsamen Grund einsehe“. (1) Diesen so mar- Vorschein, als hier Hunderttausende von Soldaten aus menhofen und des Freskos in Singen mit Bettina Zun- kanten Satz schrieb vor 240 Jahren ein württembergi- ganz Deutschland eine zunehmend spezialisierte del. scher Landsmann, der es in gleich zwei Berufen zu gro- Samstag, 16. August: Halbtagesexkursion. Besuch der Kampf- und Waffenausbildung erhielten und auf den Busfahrt. Abfahrtszeiten s. Homepage und Hei- ßer Bedeutung brachte. Philipp Matthäus Hahn heißt Militärgeschichtlichen Sammlung Stetten am Kalten Fronteinsatz vorbereitet wurden. Außerdem entstand matkundliche Blätter. 35 Euro. er, Pfarrer und Ingenieur in einer Person. Geboren 1739 Markt anlässlich des 100. Jahrestags der Eröffnung neben dem Truppenlager ein riesiges Kriegsgefange- im Pfarrhaus im schwäbischen Scharnhausen auf den des Truppenübungsplatzes Heuberg 1914 mit Wil- nenlager, in dem bis zu 15000 gefangene Soldaten vor Fildern, unweit von Hohenheim. Er wirkte zeitlebens fried Groh. allem aus Russland und Frankreich hinter Stachel- im absolutistischen Alt-Württemberg unter Herzog Karl Das Programm beginnt am Soldatenheim und führt draht leben mussten. Der sogenannte „Russenfried- Eugen. Württemberg war damals ein kleines Länd- zur unmittelbar benachbarten Militärgeschichtlichen hof“ mit Gräbern von mehr als 150 russischen Solda- Stammtische chen im territorial zersplitterten deutschen Südwes- Sammlung, die in der ehemaligen Offiziersspeisean- ten erinnert bis heute an diese schwere Zeit. ten, nicht mal 500000 Einwohner stark. Zum Ver- stalt aus dem Jahr 1916 untergebracht wurde – ein be- Eine Anmeldung bei unserem Geschäftsführung gleich, allein die Stadt Stuttgart ist heute mit rund achtliches Gebäude mit Jugendstilelementen. Auf ei- Hans Schöller ist erforderlich. Anfahrt mit Privatauto. Jeweils am 1. Mittwoch eines Monats trifft sich unter 600000 Einwohner um einiges größer. Man ernährte ner Fläche von mehr als 900 m² wird die über 100-jäh- Treffpunkt am Parkplatz beim Soldatenfreizeitheim der Leitung von Dr. Peter Th. Lang der Ebinger sich meist redlich von der Landwirtschaft. Von In- rige Militärgeschichte einer Garnison von der Kaiser- „Haus Heuberg“, Hardtstr. 48, Stetten am Kalten Markt Stammtisch um 15.00 Uhr im Café Wildt-Abt, Son- dustrie und Fabriken hatten die meisten Untertanen zeit bis zur Bundeswehr eindrucksvoll dargestellt. Im um 15 Uhr. Eintritt: Vier Euro nenstr. 67, 72458 Albstadt-Ebingen: Tel.: 07431 4188. noch kaum etwas gehört. Mittelpunkt steht eine Replik der Rakete Bachem BA In diese Welt wird Philipp Matthäus Hahn hinein- 349A „Natter-M23“ in Originalgröße, in originalge- Anmeldung zu den Veranstaltungen über den Ge- geboren. Der Hochbegabte ringt zeitlebens zwischen treuer Startrampe, einem Triebwerk dieser Maschine, Montag, 25. August – Dienstag, 26. August: 2-tägige schäftsführer Hans Schöller, Johann-Strauß-Str. 4, seiner tief empfunden Berufung zum Theologen und sowie Originalteilen der M23 aus dem Jahr 1945. Au- Studienfahrt: Das Elsass und der Erste Weltkrieg 72461 Albstadt, Telefon 07432-6807. Email: anfra- Seelsorger und seinen geradezu genialen technischen ßerdem sind Waffen, Panzer, Radfahrzeuge, Ausrüs- (Hartmannsweilerkopf, Lingekopf), Obernai, Kloster [email protected] oder hans@an- und mathematischen Fähigkeiten. tungsgegenstände, Bilder und Uniformen seit dem Jahr Odilienberg mit Ruth Hübner und Wolfgang Willig. dreasschoeller.de sowie über unsere Homepage 1900 zu besichtigen. Das besondere Interesse gilt hier- Entsprechend dem Jahresthema der Heimatkund- www.heimatkundliche–vereinigung.de. bei der von Sammlungsleiter Marcus Klotz konzipier- lichen Vereinigung werden mit dem Hartmannswei- Der Theologe Hahn ten Sonderausstellung „1914: Auftakt zu einem bluti- lerkopf (Vieil Armand) und dem Lingekopf zwei Ge- Bei allen Veranstaltungen sind Gäste willkommen. gen Jahrhundert“. Der Truppenübungsplatz und das denkstätten zum Ersten Weltkrieg besichtigt. Zudem Wenden wir uns zunächst dem Theologen und Seel- Lager Heuberg sind ein Spiegel der deutschen Ge- sind ein Rundgang durch das ehemalige Reichsstädt- sorger Hahn zu: In einem seiner Lebensläufe schreibt Phillipp Matthäus Hahn schichte im 20. Jahrhundert mit ihren Umbrüchen und chen Obernai (Oberehnheim) und der Besuch des Klos- er für einen Pfarrer eher etwas ungewöhnlich: „Das ein- ters auf dem Odilienberg vorgesehen. Ein gemeinsa- seitige, ewige Einerlei von Sünde und Gnade ist zwar Testament (1777), legt den Epheserbrief aus (1779) und eine kleine Kostprobe seines kreativen und visionären mes Mittagessen wird in einer für die Vogesen typi- für den Anfänger gut, denn auf diesem Grund muß ein verfasst den Fingerzeig „Etwas zum Verstand des Kö- Denkens. Um 1760 liest er von einer der ersten Dampf- schen Ferme-Auberge angeboten. Übernachtet wird im Christ anfangen zu bauen, aber es gehören noch meh- nigreichs Gottes und Christi“ (1774). Fußnote am Ran- maschinen in England, ein haushohes Ungetüm. Sei- Winzerdorf Gueberschwihr (Geberschweier), dessen Herausgegeben von der rere Wahrheiten zum ganzen Evangelium…“ (2) Eine de: Nicht immer ist er im Reinen mit seinen Kirchen- ne Gedanken hierzu sind folgende: „Man setze die Ma- romanischer Kirchturm zu den schönsten des Elsass Heimatkundlichen Vereinigung dieser Wahrheiten formuliert er sinngemäß so: Wenn vorgesetzten in Stuttgart, dem Konsistorium, das über schine verkleinert auf einen Wagen, um allein durch zählt. Zollernalb Gott in allen Menschen wohnt, so ist jeder verständige die Einhaltung der reinen Lehre wacht. Wohl nicht ganz Wasser und Feuer ohne weitere Hülfe über Berge und Der Autor dieser Ausgabe Busfahrt. Abfahrt in Albstadt-Ebingen, Busbahnhof menschliche Geist ein kleiner Gott. Der Mensch als ohne Grund: In seinen Schriften finden sich unortho- Thäler in beliebiger Geschwindigkeit fahren zu kön- 6.30 Uhr, Balingen, Stadthalle 7 Uhr. Die Kosten be- Vorsitzender: Gottes Ebenbild sieht hinein in den Plan Gottes vom doxe Gedanken, dann lässt er immer wieder anonym nen“ (5). Hahn ist ein halbes Jahrhundert vor dem Start tragen 230 Euro Dr. Andreas Zekorn, Landratsamt Zollernalbkreis, Anfang an bis in die Herrlichkeit der Vollendung. Der im Ausland drucken und – besonders schlimm – er um- in England auf dem Wege zur Erfindung der Dampf- 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 92 11 45 Mensch baut im Kleinen nach, was Gott im Großen vor- geht damit bewusst die vorgeschriebene kirchliche eisenbahn. gebaut hat. (3) Zensur. Bequem ist er nie und überzeugt kann er for- Es grenzt an ein Wunder. Hahn hat nie eine techni- Geschäftsführung: Der letzte Satz ist ein Schlüsselsatz für Hahn selbst. mulieren: „Das ist der Hauptinhalt meiner ganzen sche Ausbildung genossen, nie an der Werkbank ge- Martin Sauter SEPTEMBER Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, Er baut mit seinen astronomischen Uhren im Klei- theologischen Erkenntnis, von welcher ich nicht ab- arbeitet, allein im Selbststudium kam er zu Erkennt- Ziegelei 1 72461 Albstadt, nen nach, was Gott im Großen, also im Universum, vor- gehe und sollte auch die Hölle sich wieder mich em- nissen, die ihn befähigten, wahrhafte Kunstwerke zu Telefon (0 74 32) 68 07 72336 Balingen gebaut hat. Besonders nachhaltig ist sein Wirken als Pi- pören.“ (4) Soweit der Theologe Hahn. entwerfen, die weit über das kleine Württemberg hi- E-Mail: [email protected] Samstag, 13. September: Ausstellungsführung: Otto etist. Er wird zu den Schwabenvätern gezählt, wie die naus bekannt wurden. Dix: Der Krieg – Ich musste das alles selber sehen. Prälaten Johann Albrecht Bengel und Friedrich Chris- Die Wirkungsorte: Redaktion: Francisco Goya: Los Desastres de lag Guerra – Yo lo toph Oetinger. Intensiven Austausch hat er mit Mi- Der Techniker Hahn - Onstmettingen vi mit Dr. Veronika Mertens. Daniel Seeburger, Grünewaldstraße 15, 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 2 66-1 53 chael Hahn, dem Gründer der Hahn'schen Gemein- - Kornwestheim 15:00 Uhr, Albstadt-Ebingen, Städtische Galerie, Kir- schaft, mit dem er aber nicht verwandt ist. Dann ist er Wenden wir uns nun dem Ingenieur und Techniker - Echterdingen chengraben 11. Acht Euro vielfach schriftstellerisch tätig. Er übersetzt das Neue zu, der anderen Seite seiner Doppelbegabung. Vorweg Zu seinem technischen Schaffen begleiten wir ihn Seite 1897 Heimatkundliche Blätter Juli 2014 Juli 2014 Heimatkundliche Blätter Seite 1898

am besten in seine drei Pfarrorte, zuerst in Onstmet- sagte - ging vorüber und schließlich hat man auch im ckenden Unternehmertum, das tingen, dann in Kornwestheim und zum Schluss in Ech- Württembergischen gemerkt, dass sich anderenorts gab den Kick. Eine solche kraft- terdingen. Zu Onstmettingen, seinem ersten Wir- ganz sachte eine Industrie entwickelte. volle Aufbruchsstimmung ist kungsort von 1764 bis 1770. Hier findet er einen klei- Es war ein langer Weg, noch um 1780 war man sich wie ein Bazillus. Ist er einmal nen Uhrenbau vor, der von zwei taubstummen Mit- hierzulande nicht schlüssig, wie man sich zur auf- da, dann pflanzt er sich auch gliedern der Schmiedefamilie Sauter ab den 1750er Jah- kommendenIndustriestellensollte.AusHofkreisenwar fort. Dies gilt in positivem mit- ren betrieben wird. Nach erstaunlich wenigen Vor- zu hören: „Die kräftigen Männer brauchen wir für das telständischen Sinne bis in un- versuchen gelingt es ihm, zusammen mit dem Orts- Militär. Wenn doch Industrie, dann nur um Bettler, Mü- sere heutigen Tage. schulmeister Philipp Gottfried Schaudt als der aus- ßiggänger, Weiber und Kinder zu beschäftigen.“ (12) Da lief schon was, da oben führenden Hand, eine astronomische Uhr zu schaffen, Württemberg ist ein Ackerstaat und müsse es bleiben. auf der Alb. Die richtige Spe- die höchste Uhrmacherkunst erfordert. Ein Profiuhr- Die königliche Regierung und vor allem die Beamten- zialisierung, die hohe Qualität macher aber ist nicht dabei, die beiden Autodidakten schaft – der Schreiberstand - waren zunächst Indus- bei mäßigen Preisen setzte sich schaffen es mit Handlangerhilfe auch alleine. Unge- trieunwillig, doch nach dem Revolutionsjahr 1848 hat- durch. Zur Verdeutlichung: der wöhnlich ist auch, dass sich die Uhrmacherwerkstatt ten sie es begriffen. Dann aber ging es recht schnell, Lohn hier auf der Alb betrug nur im Pfarrhaus befindet. Dieses Kunstwerk ist eine Auf- die guten Volksschulen und die außergewöhnlich ho- etwa 50?% im Vergleich zum tragsarbeit von Herzog Karl Eugen und wird 1769 im he Handwerkerdichte im Land waren wichtige Vo- Lohn in größeren Städten. Schloss in Ludwigsburg aufgestellt. Sagen wir besser raussetzungen. Werfen Sie einen Blick auf zur Schau gestellt, denn solche Prunkstücke waren sei- Die berühmte Zentralstelle zur Förderung von Ge- eine solche Mannschaft. Sie nerzeit wichtig zur Prachtentfaltung am Hof. Doch werbe und Handel wird 1848 in Stuttgart gegründet und blicken ernst drein, die wa- Onstmettingen steht noch für etwas anderes: Eher ne- an ihre Spitze tritt Ferdinand Steinbeis, dessen Wirken ckeren Mannen, denn es dürf- benbei entsteht hier eine Waage, die bedeutsam für für die industrielle Entwicklung Württembergs nicht te die erste Fotografie ihres Le- den Ort werden sollte. hoch genug eingeschätzt werden kann. Nun beginnt bens gewesen sein. Der Waa- Der Bekanntheitsgrad des Mechaniker- Pfarrers auch bei uns die eigentliche Industrialisierung. Und genbauer Gottlieb Kern war mit steigt. Hahn wird 1770 in das nahe bei Stuttgart gele- die Onstmettinger sind hellwach. Sie wenden sich der seinen neun Gehilfen anno gene Kornwestheim versetzt. Technisch entwickelt sich Feinmechanik zu, junge Burschen erfahren auf der ob- 1863 sozusagen ein Großbe- Hahn stetig weiter. Wiederum entstehen in der Werk- ligatorischen Walz im Anschluss an ihre Lehrzeit in- trieb. Er baut 2 500 Waagen im statt im Pfarrhaus astronomische Uhren und als ab- teressante Anregungen in fremden Werkstätten, und Jahr (13). Dieses Bild könnte solutes Glanzstück eine Rechenmaschine, die erste auf so begegnen sie bei Meister Oechsle im badischen zum anstehenden 20. Firmen- der Welt, die alle vier Rechenarten rechnen kann. Sie Pforzheim einer Waage, die sie kennen. Es ist eine mo- jubiläum anno 1864 entstan- war 13-stellig und konnte somit Zahlen bis 9000 Mil- dernisierte Form der Allgemeinen hydrostatischen den sein. Soviel zu Onstmet- liarden verarbeiten. Geradezu unglaublich - und das Waage von Hahn, jetzt aber Präzisionswaage ge- tingen. Wendenwir uns nun der vor 230 Jahren. nannt.Sie kehren mit eben dieser Waage im Kopf ins Verbreitung dieses Gewerbes in Heimatdorf Onstmettingen zurück und eine ein- der Region zu. Da wird es span- Der Herzog will ihn zum Professor in Tübingen ma- drucksvolle Erfolgsgeschichte nimmt ihren Anfang. nend. chen, damit er sich ganz dem mathematischen Fach Doch zuvor muss ich auf eines hinweisen: Philipp Recht schnell erkennen die widmen könne. Doch Hahn lehnt ab. Er ist und bleibt Matthäus Hahn war in Onstmettingen nie vergessen. Ebinger die Zeichen der Zeit. Pfarrer.BeiallendiesenvielenTätigkeitenfindeternoch Theologisch sowieso nicht durch den Pietismus, aber Schon 1861 werden in einem Zeit, eine recht knifflige Waage zu entwickeln, wahr- auch technisch blieb er präsent durch den Uhrenbau gewerblichen Oberamtsver- scheinlich die genaueste ihrer Zeit in ganz Süd- am Ort und die bequeme Hauswaage, die hier über die zeichnis für Ebingen unter der deutschland. Auch diese Waage werden wir nachher se- Jahrzehnte hinweg durchgängig gefertigt wurde. Es ist Rubrik „Mechaniker für ma- hen. Hahn ist ein Vielarbeiter, sein Arbeitstag beginnt fraglich, ob Hahn jemals mit dem Gedanken umging, thematische, optische und morgens um sechs Uhr und vor Mitternacht kommt er in Onstmettingen ein neues Gewerbe auf den Weg zu physikalische Geräte“ 2 Meis- selten ins Bett. Muße oder gar Urlaub kommen in sei- bringen, doch hat er mit seinen beiden Waagen ohne ter mit 10 Gesellen gezählt (14). nem Weltbild nicht vor. Wen wundert's, dass ihm die Frage den Boden hierfür bereitet. Ebingen ist ein guter Gewer- Wanderorte Onstmettinger Mechaniker. Quelle: Privat Arbeit gelegentlich über den Kopf wächst und er sei- Die Sauters sind die Ersten, die Präzisionswaagen beplatz. Im Universal – Lexi- nem Tagebuch kräftige Aussprüche anvertraut. So herstellen. Durch frühe Todesfälle in der Familie steigt con von Württemberg aus dem Jahre 1841 lesen wir: ständig zu. In den 1870er Jahren wird unser Raum zum schreibt er am 10. August 1773: „Was Rechenmaschi- 1844 Gottlieb Kern in ihr Stammgeschäft ein. Genau „Überhaupt kann man von Ebingen sagen, dass es mehr bedeutendsten Präzisionswaagenzentrum in ganz ne, was astronomische Maschine, das ist Dreck! Je- Die von Hahn gebaute Rechenmaschine. Quelle: Privat zum richtigen Zeitpunkt, denn die aufkommende In- Handelsgeschäftemachtalsvielleichtdiemeistengleich Deutschland. Diese Position können wir 50 Jahre hal- doch zum Ruhm und Ehre zum Eingang und Ausbrei- dustrie, vor allem die chemische Industrie und viele an- großen Städte Württembergs.“ (15) Bitz und Jungin- ten. tung des Evangelii zu gelangen, will ich die Last wei- Grundgedanke ist so genial wie einfach. Bei den da- das er mich doch aus diesen Feßlen erlösen wolle!“ (11) dere Laboratorien, melden einen kräftigen Bedarf für gen folgen als Nächste. Die Szene verdichtet sich und tertragen.“ (6) mals üblichen Balkenwaagen muss man beim Wiegen Den Managerstress kann man durch die gute Quel- solche Waagen an. In schneller Folge entsteht in Onst- wächst aus dem Kleinhandwerklichen heraus. Für Und dann ist da noch der stete Strom an Besu- umständlich mit Gewichtsteinen hantieren. Er aber lenlage in seinen Tagebüchern förmlich nachfühlen. mettingen in den 1850er Jahren ein ganzer Kranz von württembergischeVerhältnisseistdasenormfrüh,denn Balingen - die Waagenstadt chern: Hochgestellte Persönlichkeiten waren da, um wollte eine automatische Waage schaffen - Wägegut Wieder entsteht ein Meisterstück mit dem Namen Werkstätten. Allein sechs Lehrlinge von Gottlieb Kern das eigentliche Industrieleben beginnt hier erst 10 bis sich seine Maschinen erklären zu lassen. Goethe be- auflegen und das Gewicht ablesen – genau wie heute „Allgemeine hydrostatische Waage“. Es ist ein prakti- werden selbst zu Gründern von Werkstätten bzw. Fir- 20 Jahre später. Weiter pflanzt sich der Gewerbefleiß – wie es da- sucht ihn 1779 und selbst seine Hoheit Kaiser Joseph im elektronischen Zeitalter. Die eiserne Waage mit ei- sches Kombigerät, das nicht nur für Dichtemessungen men. Sie bauen Waagen und teilweise auch andere an- Verweilen wir noch für einen Moment im Jahre 1861. mals hieß – auch talabwärts nach Balingen fort.Ein jun- II nimmt sich 1777 für ihn eine Stunde Zeit und lässt ner Belastbarkeit bis zu 200 Pfund ließ sich der Zeit- geeignet ist, sondern auch für Präzisionswägungen al- spruchsvolle physikalische Instrumente. Gleich sieben dieser frühen Waagenbauer ziehen nach ger Tailfinger namens Andreas Bizer, mit Onstmettin- sich in Stuttgart seine Rechenmaschine erklären. Hahn genosse Hahns und Dorfschmied in Onstmettingen, Jo- ler Art. Diese Waage wäre nach heutigem Verständnis Warum gerade in Onstmettingen, und warum nicht Rottweil zur ersten Gewerbeausstellung in unserer Ge- ger Waagenhintergrund, wandert in den 1860er Jahren ist mittlerweile so berühmt, dass ihn der Landesfürst hann Jakob Sauter, nicht entgehen; er und dann sein mehrfach patentfähig gewesen. Nur einen Geistesblitz in den beiden anderen viel reicheren Pfarrgemeinden gend, um zur Verblüffung des Publikums ihre feinen in Balingen ein und gründet dort eine Waagenwerk- Karl Eugen in seiner Nähe haben will. So wird seine letz- Sohn Simon sind die ersten Verfertiger dieser Waagen möchte ich aufzeigen:Auf der rechten Waagbalken- in denen Hahn länger wirkte als in Onstmettingen? Das Waagen vorzuführen. Ja - wo gibt es denn sowas! Und stätte. Dieser hat einen Schwiegersohn namens Wil- te Pfarrstelle ab 1781 bis zu seinem frühen Tod anno am Ort. Wir werden diesem Wägeprinzip 150 Jahre spä- seite sehen wir einen Schieber und zwei Skalen. Auf wohl Wichtigste: Philipp Gottfried Schaudt, Schul- die Zeitgenossen staunen. Der schon zitierte oberste helm Kraut, der seine Werkstatt als Nachfolger über- 1790 die Gemeinde Echterdingen, die damals bestdo- ter in Balingen bei der Firma Bizerba wieder begeg- der oberen Skale werden Grane gemessen, das ist eine meister und Uhrmacher am Ort. Den kennen wir doch, Wirtschaftsförderer des Landes Steinbeis fährt nach nimmt. Er ist es, der die bequeme Hauswaage von Hahn tierte Pfarrei im ganzen Land. nen. Sie ist der Auslöser für das Prädikat „Balingen die kleine mittelalterliche Gewichtseinheit für Apotheker, es war der wichtigste Mitarbeiter Hahns. Dieser muss Messeschluss höchstselbst nach Ebingen und Onst- sozusagen neu entdeckt. Das Messwerk ist jetzt in ei- In Echterdingen entstehen hauptsächlich Taschen- Waagenstadt“. und auf der vorderen Skale misst man moderne Dich- neben seinem Lehrerberuf und Uhrmacher auch ein mettingen und überzeugt sich persönlich von dem ho- nem Gehäuse versteckt, doch an dem Bogenverlauf des uhren mit astronomischen Anzeigen, also Spitzen- Erlauben Sie mir an dieser Stelle ein paar Worte zu tewerte. Hahn bringt diese beiden völlig verschiede- begnadeter Gewerbelehrer gewesen sein. Ihm folgt als hen technologischen Stand. Er lädt die Präzisions- Ablesezeigers entlang einer Skala sieht man die Ver- produkte. In ganz Württemberg gibt es niemand, der mir selbst. Ich bin der Nachfahre jener Dorfschmiede nen Maßsysteme durch einen raffinierten Kunstgriff Schulmeister sein Sohn Philipp Matthäus, der eben- waagenbauer ein, mit ihm auf die Weltausstellungen wandtschaft. Ab 1924 nimmt diese Kaufmannswaage – Vergleichbares zuwege bringt. Hahn hat als techni- Sauter. Johann Jakob - der Mitarbeiter Hahns - ist mein unter einen Hut. Zwei Fliegen also auf einen Streich falls Uhrmacher ist. Diese Beiden waren als techni- in London, Paris und Wien zu ziehen, um dort ihre Waa- richtig gesagt die Neigungs-Schaltgewichtswaage – ei- sches Genie eine solch' herausragende Stellung, dass vierfacher Urgroßvater. Durchgängig seit 240 Jahren und somit doppelten Nutzen als Kombigerät.Genau sche Wissensüberbringer ein Glücksfall für die älteren gen auszustellen. Gesagt getan, sie schlagen ein. nen kometenhaften Aufschwung. er mit seinen Produkten in der Exportbilanz Würt- beschäftigen wir uns in der Familie Sauter mit der Her- diese Waage ist die Keimzelle für die spätere Präzisi- Schüler und späteren Mechaniker. Dann ist die Karg- Wen wundert’s, dass dieses mutige Unternehmertum Aus der Wortkombination Bizer und Balingen wird tembergs 1785 namentlich erwähnt wird (7). Und im stellung von Waagen. Sie können es vielleicht nach- onswaagenindustrie hier auf der Alb, wie noch zu zei- heit des Bodens ab einer Meereshöhe von über 800 m bald auch in Stuttgart amtsbekannt wird. die Weltfirma Bizerba. In kurzer Zeit ist Bizerba der Teutschen Künstlerlexikon von 1789 lesen wir ein Jahr fühlen: Wenn man eine so lange Tradition hat, dann gen sein wird. Doch damit wollen wir das Kapitel der zu nennen. Sie zwingt zu Alternativen zur Landwirt- Die Handels- und Gewerbekammer, Vorläufer der größte Arbeitgeber am Ort und größte Waagenfabrik vor seinem Tod zu Hahn: „Einer der grösten Mecha- sind historische Betrachtungen nicht allzu fern. Hahn´schen Wägetechnik abschließen und uns den all- schaft. Genau wie im Schwarzwald beim Uhrenbau, Industrie- und Handelskammer, schreibt 1864 zu Onst- Deutschlands. Diese Weltmarktstellung wird noch ver- niker unserer Zeit, der in diesem Fache weder auf Uni- Doch zurück in die Geschichte. Das also war die Waa- gemeinen Zeitläufen nach 1790 – also nach seinem Ab- auch dort kam erst ab einer Höhenlage von über 800 mettingen: „…Bei dieser Gelegenheit können wir uns stärkt durch eine Vertriebskooperation zwischen Bi- versitäten noch bey Mechanikern Unterricht empfan- ge Numero Eins im Hahn'schen wägetechnischen leben – zuwenden. m die Mechanik in Gang. So wandelt sich dieser Nach- nicht enthalten, der Betriebsamkeit eines kleinen Or- zerba in Balingenund August Sauter in Ebingen ab 1932. gen hat.“ (8) Schaffen, doch die Zweite folgt sogleich. Am nächsten teil im Zuge der aufkommenden Feinmechanik zum tes… Erwähnung zu thun, …dass gerade dort eine sol- Zwei der kreativsten Hersteller dieser Ladenwaagen Hahn stirbt 1790 im Alter von gerade 50 Jahren. Sein Pfarrort Kornwestheim reift der Gedanke heran, eine Vorteil. Ferner gab es in Onstmettingen überdurch- che Fabrikation aus kleinen Anfängen heraus ent- finden zusammen. Der Grundgedanke von Hahn, näm- theologisches Wirken hat ihn lange überlebt, hier ist er ganz genaue Waage zu bauen. Hahn beschäftigt sich Die Zeit nach Hahn schnittlich viele Nagelschmiede, von denen über 50?% steht…- wo man es am wenigsten erwartet hätte…“ lich das automatische Wiegen ohne die üblichen Ge- späteren Generationen immer noch ein Begriff. Umso mit der Aufgabe, das spezifische Gewicht von Flüssig- arbeitslos waren. Hieraus konnten die ersten Mitar- (16) Deutlicher kann man es nicht sagen. wichtssteine, ist jetzt richtig auf der Erfolgsspur. seltsamer ist es, dass sein mechanisches Wirken in der keiten zu messen. Sinnigerweise geht es um die Güte Die in Württemberg durchaus friedvolle zweite Hälf- beiter rekrutiert werden. Nicht vergessen dürfen wir Die 1860er Jahre waren eine technische und wirt- Soweit so gut, doch nun gibt es da noch eine weite- ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zum Stillstand des Weines, die über eine Dichtebestimmung – so nen- te des 18. Jahrhunderts neigt sich ihrem Ende zu, doch die noch von Hahn geprägte pietistische Haltung im schaftliche Pionierzeit mit einer unglaublichen Auf- re Ebene. In der Kreisbeschreibung des Zollernalb- kommt. Keine der Werkstätten seiner Brüder, noch die nen wir das heute - des noch unvergorenen Mostes be- nun droht Ungemach. Franzosenlärm nannte man es, Dorf. Diese stillen, fleißigen und gottesfürchtigen bruchsstimmung. Soviel Neues auf einmal gab es noch kreises von 1979 steht der Satz: „… kann Onstmettin- seiner Söhne oder Schüler haben den Anschluss an die stimmt und damit vorhergesagt werden kann. Hahn denn ab etwa 1796 kam es zunächst zu Einfällen von un- Schaffer haben kräftig mitgeholfen, jenes Fundament nie. Dies bringt Ferdinand von Steinbeis, der oberste gen dank des Wirkens von Pfarrer Philipp Matthäus industrielle Zeit geschafft. Mit einer Ausnahme: Onst- formuliert selbst: „Der schwerste Most gibt den … geist- seren Nachbarn jenseits des Rheins, dann im Gefolge zu legen, auf dem wir anschließend industriell so er- Wirtschaftsförderer in Württemberg, anlässlich einer Hahn als Wiege des württembergischen 'Präzisions- mettingen. Nur hier ist eine Saat aufgegangen, die bei reichsten Wein…“ (10) Damit ist er der Wegbereiter der Napoleonischen Kriege zu enormen wirtschaftli- folgreich aufsetzen konnten. Messeeröffnung in Reutlingen 1866 so zum Ausdruck: waagen- und Werkzeugbaues' gelten.“ (18) Lichte betrachtet eigentlich gar nicht im Zentrum des des heutigen Öchslegrades des Weines. chen Belastungen für das mittlerweise zum König- Otto Borst spricht in seinem Buch „Württemberg – „Er hoffe, dass die Industrie fortfahre Wasserräder zu Hahn'schen Schaffens stand. Sie werden es ahnen, Aussagefähige Ergebnisse lassen sich aber nur mit ei- reich von Napoleons Gnaden erhobene Württemberg. Geschichte eines Landes“ vom Sauerteig der From- bauen und Schornsteine zu erheben, denn diese seien meine lieben Zuhörer, es sind die Waagen. ner supergenauen Waage erreichen, und genau das Kurz darauf ereilen uns die Hungerjahre 1816 auf 1817. men. Man hatte es nicht leicht mit ihnen, doch die Saat die Minarette des Westens. Er habe die freudige Hoff- Werkzeugbau? Die bequeme Hauswaage (9) ist ein Frühwerk, sie lockt den scharfsinnigen Ingenieur Hahn. Doch das Unter dieser Last hatte sich die Wirtschaftskraft Würt- ging auf. Mit am wichtigsten aber ist – wie bereits ge- nung, dass diese Ausstellung ihre Aufgabe erfülle, für könnte ein Abfallprodukt gewesen sein, als der junge Thema ist nervig und voller Tücken. Manch' verzwei- tembergs nahezu halbiert. Im Lande herrschte eine sagt – der ausgedehnte Wandertrieb und die Lernbe- welche er den Himmel um seinen Segen bitte.“ (17) Kann es denn sein, dass die Waagenbauer auch bei Vikar Hahn vergeblich versuchte, das perpetuum mo- felter Ausspruch findet sich in den Tagebüchern wie- schlimme Rezession während fast 20 Jahren. Doch auch reitschaft der überdurchschnittlich gut ausgebildeten Und die Minarette des Westens wuchsen. So nimmt dieser Branche ihre Finger im Spiel hatten? Diesem bile mit Hebeln und Gewichten zu realisieren. Der der, wie: „Ich schreie in meinem Inwendigen zu Gott, diese vaterländische Heimsuchung – wie man damals jungen Mechaniker. Dies verknüpft mit einem zupa- auch die Bedeutung der Waagenindustrie auf der Alb Stichwort bin ich nachgegangen und habe Erstaunli- Seite 1897 Heimatkundliche Blätter Juli 2014 Juli 2014 Heimatkundliche Blätter Seite 1898

am besten in seine drei Pfarrorte, zuerst in Onstmet- sagte - ging vorüber und schließlich hat man auch im ckenden Unternehmertum, das tingen, dann in Kornwestheim und zum Schluss in Ech- Württembergischen gemerkt, dass sich anderenorts gab den Kick. Eine solche kraft- terdingen. Zu Onstmettingen, seinem ersten Wir- ganz sachte eine Industrie entwickelte. volle Aufbruchsstimmung ist kungsort von 1764 bis 1770. Hier findet er einen klei- Es war ein langer Weg, noch um 1780 war man sich wie ein Bazillus. Ist er einmal nen Uhrenbau vor, der von zwei taubstummen Mit- hierzulande nicht schlüssig, wie man sich zur auf- da, dann pflanzt er sich auch gliedern der Schmiedefamilie Sauter ab den 1750er Jah- kommendenIndustriestellensollte.AusHofkreisenwar fort. Dies gilt in positivem mit- ren betrieben wird. Nach erstaunlich wenigen Vor- zu hören: „Die kräftigen Männer brauchen wir für das telständischen Sinne bis in un- versuchen gelingt es ihm, zusammen mit dem Orts- Militär. Wenn doch Industrie, dann nur um Bettler, Mü- sere heutigen Tage. schulmeister Philipp Gottfried Schaudt als der aus- ßiggänger, Weiber und Kinder zu beschäftigen.“ (12) Da lief schon was, da oben führenden Hand, eine astronomische Uhr zu schaffen, Württemberg ist ein Ackerstaat und müsse es bleiben. auf der Alb. Die richtige Spe- die höchste Uhrmacherkunst erfordert. Ein Profiuhr- Die königliche Regierung und vor allem die Beamten- zialisierung, die hohe Qualität macher aber ist nicht dabei, die beiden Autodidakten schaft – der Schreiberstand - waren zunächst Indus- bei mäßigen Preisen setzte sich schaffen es mit Handlangerhilfe auch alleine. Unge- trieunwillig, doch nach dem Revolutionsjahr 1848 hat- durch. Zur Verdeutlichung: der wöhnlich ist auch, dass sich die Uhrmacherwerkstatt ten sie es begriffen. Dann aber ging es recht schnell, Lohn hier auf der Alb betrug nur im Pfarrhaus befindet. Dieses Kunstwerk ist eine Auf- die guten Volksschulen und die außergewöhnlich ho- etwa 50?% im Vergleich zum tragsarbeit von Herzog Karl Eugen und wird 1769 im he Handwerkerdichte im Land waren wichtige Vo- Lohn in größeren Städten. Schloss in Ludwigsburg aufgestellt. Sagen wir besser raussetzungen. Werfen Sie einen Blick auf zur Schau gestellt, denn solche Prunkstücke waren sei- Die berühmte Zentralstelle zur Förderung von Ge- eine solche Mannschaft. Sie nerzeit wichtig zur Prachtentfaltung am Hof. Doch werbe und Handel wird 1848 in Stuttgart gegründet und blicken ernst drein, die wa- Onstmettingen steht noch für etwas anderes: Eher ne- an ihre Spitze tritt Ferdinand Steinbeis, dessen Wirken ckeren Mannen, denn es dürf- benbei entsteht hier eine Waage, die bedeutsam für für die industrielle Entwicklung Württembergs nicht te die erste Fotografie ihres Le- den Ort werden sollte. hoch genug eingeschätzt werden kann. Nun beginnt bens gewesen sein. Der Waa- Der Bekanntheitsgrad des Mechaniker- Pfarrers auch bei uns die eigentliche Industrialisierung. Und genbauer Gottlieb Kern war mit steigt. Hahn wird 1770 in das nahe bei Stuttgart gele- die Onstmettinger sind hellwach. Sie wenden sich der seinen neun Gehilfen anno gene Kornwestheim versetzt. Technisch entwickelt sich Feinmechanik zu, junge Burschen erfahren auf der ob- 1863 sozusagen ein Großbe- Hahn stetig weiter. Wiederum entstehen in der Werk- ligatorischen Walz im Anschluss an ihre Lehrzeit in- trieb. Er baut 2 500 Waagen im statt im Pfarrhaus astronomische Uhren und als ab- teressante Anregungen in fremden Werkstätten, und Jahr (13). Dieses Bild könnte solutes Glanzstück eine Rechenmaschine, die erste auf so begegnen sie bei Meister Oechsle im badischen zum anstehenden 20. Firmen- der Welt, die alle vier Rechenarten rechnen kann. Sie Pforzheim einer Waage, die sie kennen. Es ist eine mo- jubiläum anno 1864 entstan- war 13-stellig und konnte somit Zahlen bis 9000 Mil- dernisierte Form der Allgemeinen hydrostatischen den sein. Soviel zu Onstmet- liarden verarbeiten. Geradezu unglaublich - und das Waage von Hahn, jetzt aber Präzisionswaage ge- tingen. Wendenwir uns nun der vor 230 Jahren. nannt.Sie kehren mit eben dieser Waage im Kopf ins Verbreitung dieses Gewerbes in Heimatdorf Onstmettingen zurück und eine ein- der Region zu. Da wird es span- Der Herzog will ihn zum Professor in Tübingen ma- drucksvolle Erfolgsgeschichte nimmt ihren Anfang. nend. chen, damit er sich ganz dem mathematischen Fach Doch zuvor muss ich auf eines hinweisen: Philipp Recht schnell erkennen die widmen könne. Doch Hahn lehnt ab. Er ist und bleibt Matthäus Hahn war in Onstmettingen nie vergessen. Ebinger die Zeichen der Zeit. Pfarrer.BeiallendiesenvielenTätigkeitenfindeternoch Theologisch sowieso nicht durch den Pietismus, aber Schon 1861 werden in einem Zeit, eine recht knifflige Waage zu entwickeln, wahr- auch technisch blieb er präsent durch den Uhrenbau gewerblichen Oberamtsver- scheinlich die genaueste ihrer Zeit in ganz Süd- am Ort und die bequeme Hauswaage, die hier über die zeichnis für Ebingen unter der deutschland. Auch diese Waage werden wir nachher se- Jahrzehnte hinweg durchgängig gefertigt wurde. Es ist Rubrik „Mechaniker für ma- hen. Hahn ist ein Vielarbeiter, sein Arbeitstag beginnt fraglich, ob Hahn jemals mit dem Gedanken umging, thematische, optische und morgens um sechs Uhr und vor Mitternacht kommt er in Onstmettingen ein neues Gewerbe auf den Weg zu physikalische Geräte“ 2 Meis- selten ins Bett. Muße oder gar Urlaub kommen in sei- bringen, doch hat er mit seinen beiden Waagen ohne ter mit 10 Gesellen gezählt (14). nem Weltbild nicht vor. Wen wundert's, dass ihm die Frage den Boden hierfür bereitet. Ebingen ist ein guter Gewer- Wanderorte Onstmettinger Mechaniker. Quelle: Privat Arbeit gelegentlich über den Kopf wächst und er sei- Die Sauters sind die Ersten, die Präzisionswaagen beplatz. Im Universal – Lexi- nem Tagebuch kräftige Aussprüche anvertraut. So herstellen. Durch frühe Todesfälle in der Familie steigt con von Württemberg aus dem Jahre 1841 lesen wir: ständig zu. In den 1870er Jahren wird unser Raum zum schreibt er am 10. August 1773: „Was Rechenmaschi- 1844 Gottlieb Kern in ihr Stammgeschäft ein. Genau „Überhaupt kann man von Ebingen sagen, dass es mehr bedeutendsten Präzisionswaagenzentrum in ganz ne, was astronomische Maschine, das ist Dreck! Je- Die von Hahn gebaute Rechenmaschine. Quelle: Privat zum richtigen Zeitpunkt, denn die aufkommende In- Handelsgeschäftemachtalsvielleichtdiemeistengleich Deutschland. Diese Position können wir 50 Jahre hal- doch zum Ruhm und Ehre zum Eingang und Ausbrei- dustrie, vor allem die chemische Industrie und viele an- großen Städte Württembergs.“ (15) Bitz und Jungin- ten. tung des Evangelii zu gelangen, will ich die Last wei- Grundgedanke ist so genial wie einfach. Bei den da- das er mich doch aus diesen Feßlen erlösen wolle!“ (11) dere Laboratorien, melden einen kräftigen Bedarf für gen folgen als Nächste. Die Szene verdichtet sich und tertragen.“ (6) mals üblichen Balkenwaagen muss man beim Wiegen Den Managerstress kann man durch die gute Quel- solche Waagen an. In schneller Folge entsteht in Onst- wächst aus dem Kleinhandwerklichen heraus. Für Und dann ist da noch der stete Strom an Besu- umständlich mit Gewichtsteinen hantieren. Er aber lenlage in seinen Tagebüchern förmlich nachfühlen. mettingen in den 1850er Jahren ein ganzer Kranz von württembergischeVerhältnisseistdasenormfrüh,denn Balingen - die Waagenstadt chern: Hochgestellte Persönlichkeiten waren da, um wollte eine automatische Waage schaffen - Wägegut Wieder entsteht ein Meisterstück mit dem Namen Werkstätten. Allein sechs Lehrlinge von Gottlieb Kern das eigentliche Industrieleben beginnt hier erst 10 bis sich seine Maschinen erklären zu lassen. Goethe be- auflegen und das Gewicht ablesen – genau wie heute „Allgemeine hydrostatische Waage“. Es ist ein prakti- werden selbst zu Gründern von Werkstätten bzw. Fir- 20 Jahre später. Weiter pflanzt sich der Gewerbefleiß – wie es da- sucht ihn 1779 und selbst seine Hoheit Kaiser Joseph im elektronischen Zeitalter. Die eiserne Waage mit ei- sches Kombigerät, das nicht nur für Dichtemessungen men. Sie bauen Waagen und teilweise auch andere an- Verweilen wir noch für einen Moment im Jahre 1861. mals hieß – auch talabwärts nach Balingen fort.Ein jun- II nimmt sich 1777 für ihn eine Stunde Zeit und lässt ner Belastbarkeit bis zu 200 Pfund ließ sich der Zeit- geeignet ist, sondern auch für Präzisionswägungen al- spruchsvolle physikalische Instrumente. Gleich sieben dieser frühen Waagenbauer ziehen nach ger Tailfinger namens Andreas Bizer, mit Onstmettin- sich in Stuttgart seine Rechenmaschine erklären. Hahn genosse Hahns und Dorfschmied in Onstmettingen, Jo- ler Art. Diese Waage wäre nach heutigem Verständnis Warum gerade in Onstmettingen, und warum nicht Rottweil zur ersten Gewerbeausstellung in unserer Ge- ger Waagenhintergrund, wandert in den 1860er Jahren ist mittlerweile so berühmt, dass ihn der Landesfürst hann Jakob Sauter, nicht entgehen; er und dann sein mehrfach patentfähig gewesen. Nur einen Geistesblitz in den beiden anderen viel reicheren Pfarrgemeinden gend, um zur Verblüffung des Publikums ihre feinen in Balingen ein und gründet dort eine Waagenwerk- Karl Eugen in seiner Nähe haben will. So wird seine letz- Sohn Simon sind die ersten Verfertiger dieser Waagen möchte ich aufzeigen:Auf der rechten Waagbalken- in denen Hahn länger wirkte als in Onstmettingen? Das Waagen vorzuführen. Ja - wo gibt es denn sowas! Und stätte. Dieser hat einen Schwiegersohn namens Wil- te Pfarrstelle ab 1781 bis zu seinem frühen Tod anno am Ort. Wir werden diesem Wägeprinzip 150 Jahre spä- seite sehen wir einen Schieber und zwei Skalen. Auf wohl Wichtigste: Philipp Gottfried Schaudt, Schul- die Zeitgenossen staunen. Der schon zitierte oberste helm Kraut, der seine Werkstatt als Nachfolger über- 1790 die Gemeinde Echterdingen, die damals bestdo- ter in Balingen bei der Firma Bizerba wieder begeg- der oberen Skale werden Grane gemessen, das ist eine meister und Uhrmacher am Ort. Den kennen wir doch, Wirtschaftsförderer des Landes Steinbeis fährt nach nimmt. Er ist es, der die bequeme Hauswaage von Hahn tierte Pfarrei im ganzen Land. nen. Sie ist der Auslöser für das Prädikat „Balingen die kleine mittelalterliche Gewichtseinheit für Apotheker, es war der wichtigste Mitarbeiter Hahns. Dieser muss Messeschluss höchstselbst nach Ebingen und Onst- sozusagen neu entdeckt. Das Messwerk ist jetzt in ei- In Echterdingen entstehen hauptsächlich Taschen- Waagenstadt“. und auf der vorderen Skale misst man moderne Dich- neben seinem Lehrerberuf und Uhrmacher auch ein mettingen und überzeugt sich persönlich von dem ho- nem Gehäuse versteckt, doch an dem Bogenverlauf des uhren mit astronomischen Anzeigen, also Spitzen- Erlauben Sie mir an dieser Stelle ein paar Worte zu tewerte. Hahn bringt diese beiden völlig verschiede- begnadeter Gewerbelehrer gewesen sein. Ihm folgt als hen technologischen Stand. Er lädt die Präzisions- Ablesezeigers entlang einer Skala sieht man die Ver- produkte. In ganz Württemberg gibt es niemand, der mir selbst. Ich bin der Nachfahre jener Dorfschmiede nen Maßsysteme durch einen raffinierten Kunstgriff Schulmeister sein Sohn Philipp Matthäus, der eben- waagenbauer ein, mit ihm auf die Weltausstellungen wandtschaft. Ab 1924 nimmt diese Kaufmannswaage – Vergleichbares zuwege bringt. Hahn hat als techni- Sauter. Johann Jakob - der Mitarbeiter Hahns - ist mein unter einen Hut. Zwei Fliegen also auf einen Streich falls Uhrmacher ist. Diese Beiden waren als techni- in London, Paris und Wien zu ziehen, um dort ihre Waa- richtig gesagt die Neigungs-Schaltgewichtswaage – ei- sches Genie eine solch' herausragende Stellung, dass vierfacher Urgroßvater. Durchgängig seit 240 Jahren und somit doppelten Nutzen als Kombigerät.Genau sche Wissensüberbringer ein Glücksfall für die älteren gen auszustellen. Gesagt getan, sie schlagen ein. nen kometenhaften Aufschwung. er mit seinen Produkten in der Exportbilanz Würt- beschäftigen wir uns in der Familie Sauter mit der Her- diese Waage ist die Keimzelle für die spätere Präzisi- Schüler und späteren Mechaniker. Dann ist die Karg- Wen wundert’s, dass dieses mutige Unternehmertum Aus der Wortkombination Bizer und Balingen wird tembergs 1785 namentlich erwähnt wird (7). Und im stellung von Waagen. Sie können es vielleicht nach- onswaagenindustrie hier auf der Alb, wie noch zu zei- heit des Bodens ab einer Meereshöhe von über 800 m bald auch in Stuttgart amtsbekannt wird. die Weltfirma Bizerba. In kurzer Zeit ist Bizerba der Teutschen Künstlerlexikon von 1789 lesen wir ein Jahr fühlen: Wenn man eine so lange Tradition hat, dann gen sein wird. Doch damit wollen wir das Kapitel der zu nennen. Sie zwingt zu Alternativen zur Landwirt- Die Handels- und Gewerbekammer, Vorläufer der größte Arbeitgeber am Ort und größte Waagenfabrik vor seinem Tod zu Hahn: „Einer der grösten Mecha- sind historische Betrachtungen nicht allzu fern. Hahn´schen Wägetechnik abschließen und uns den all- schaft. Genau wie im Schwarzwald beim Uhrenbau, Industrie- und Handelskammer, schreibt 1864 zu Onst- Deutschlands. Diese Weltmarktstellung wird noch ver- niker unserer Zeit, der in diesem Fache weder auf Uni- Doch zurück in die Geschichte. Das also war die Waa- gemeinen Zeitläufen nach 1790 – also nach seinem Ab- auch dort kam erst ab einer Höhenlage von über 800 mettingen: „…Bei dieser Gelegenheit können wir uns stärkt durch eine Vertriebskooperation zwischen Bi- versitäten noch bey Mechanikern Unterricht empfan- ge Numero Eins im Hahn'schen wägetechnischen leben – zuwenden. m die Mechanik in Gang. So wandelt sich dieser Nach- nicht enthalten, der Betriebsamkeit eines kleinen Or- zerba in Balingenund August Sauter in Ebingen ab 1932. gen hat.“ (8) Schaffen, doch die Zweite folgt sogleich. Am nächsten teil im Zuge der aufkommenden Feinmechanik zum tes… Erwähnung zu thun, …dass gerade dort eine sol- Zwei der kreativsten Hersteller dieser Ladenwaagen Hahn stirbt 1790 im Alter von gerade 50 Jahren. Sein Pfarrort Kornwestheim reift der Gedanke heran, eine Vorteil. Ferner gab es in Onstmettingen überdurch- che Fabrikation aus kleinen Anfängen heraus ent- finden zusammen. Der Grundgedanke von Hahn, näm- theologisches Wirken hat ihn lange überlebt, hier ist er ganz genaue Waage zu bauen. Hahn beschäftigt sich Die Zeit nach Hahn schnittlich viele Nagelschmiede, von denen über 50?% steht…- wo man es am wenigsten erwartet hätte…“ lich das automatische Wiegen ohne die üblichen Ge- späteren Generationen immer noch ein Begriff. Umso mit der Aufgabe, das spezifische Gewicht von Flüssig- arbeitslos waren. Hieraus konnten die ersten Mitar- (16) Deutlicher kann man es nicht sagen. wichtssteine, ist jetzt richtig auf der Erfolgsspur. seltsamer ist es, dass sein mechanisches Wirken in der keiten zu messen. Sinnigerweise geht es um die Güte Die in Württemberg durchaus friedvolle zweite Hälf- beiter rekrutiert werden. Nicht vergessen dürfen wir Die 1860er Jahre waren eine technische und wirt- Soweit so gut, doch nun gibt es da noch eine weite- ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zum Stillstand des Weines, die über eine Dichtebestimmung – so nen- te des 18. Jahrhunderts neigt sich ihrem Ende zu, doch die noch von Hahn geprägte pietistische Haltung im schaftliche Pionierzeit mit einer unglaublichen Auf- re Ebene. In der Kreisbeschreibung des Zollernalb- kommt. Keine der Werkstätten seiner Brüder, noch die nen wir das heute - des noch unvergorenen Mostes be- nun droht Ungemach. Franzosenlärm nannte man es, Dorf. Diese stillen, fleißigen und gottesfürchtigen bruchsstimmung. Soviel Neues auf einmal gab es noch kreises von 1979 steht der Satz: „… kann Onstmettin- seiner Söhne oder Schüler haben den Anschluss an die stimmt und damit vorhergesagt werden kann. Hahn denn ab etwa 1796 kam es zunächst zu Einfällen von un- Schaffer haben kräftig mitgeholfen, jenes Fundament nie. Dies bringt Ferdinand von Steinbeis, der oberste gen dank des Wirkens von Pfarrer Philipp Matthäus industrielle Zeit geschafft. Mit einer Ausnahme: Onst- formuliert selbst: „Der schwerste Most gibt den … geist- seren Nachbarn jenseits des Rheins, dann im Gefolge zu legen, auf dem wir anschließend industriell so er- Wirtschaftsförderer in Württemberg, anlässlich einer Hahn als Wiege des württembergischen 'Präzisions- mettingen. Nur hier ist eine Saat aufgegangen, die bei reichsten Wein…“ (10) Damit ist er der Wegbereiter der Napoleonischen Kriege zu enormen wirtschaftli- folgreich aufsetzen konnten. Messeeröffnung in Reutlingen 1866 so zum Ausdruck: waagen- und Werkzeugbaues' gelten.“ (18) Lichte betrachtet eigentlich gar nicht im Zentrum des des heutigen Öchslegrades des Weines. chen Belastungen für das mittlerweise zum König- Otto Borst spricht in seinem Buch „Württemberg – „Er hoffe, dass die Industrie fortfahre Wasserräder zu Hahn'schen Schaffens stand. Sie werden es ahnen, Aussagefähige Ergebnisse lassen sich aber nur mit ei- reich von Napoleons Gnaden erhobene Württemberg. Geschichte eines Landes“ vom Sauerteig der From- bauen und Schornsteine zu erheben, denn diese seien meine lieben Zuhörer, es sind die Waagen. ner supergenauen Waage erreichen, und genau das Kurz darauf ereilen uns die Hungerjahre 1816 auf 1817. men. Man hatte es nicht leicht mit ihnen, doch die Saat die Minarette des Westens. Er habe die freudige Hoff- Werkzeugbau? Die bequeme Hauswaage (9) ist ein Frühwerk, sie lockt den scharfsinnigen Ingenieur Hahn. Doch das Unter dieser Last hatte sich die Wirtschaftskraft Würt- ging auf. Mit am wichtigsten aber ist – wie bereits ge- nung, dass diese Ausstellung ihre Aufgabe erfülle, für könnte ein Abfallprodukt gewesen sein, als der junge Thema ist nervig und voller Tücken. Manch' verzwei- tembergs nahezu halbiert. Im Lande herrschte eine sagt – der ausgedehnte Wandertrieb und die Lernbe- welche er den Himmel um seinen Segen bitte.“ (17) Kann es denn sein, dass die Waagenbauer auch bei Vikar Hahn vergeblich versuchte, das perpetuum mo- felter Ausspruch findet sich in den Tagebüchern wie- schlimme Rezession während fast 20 Jahren. Doch auch reitschaft der überdurchschnittlich gut ausgebildeten Und die Minarette des Westens wuchsen. So nimmt dieser Branche ihre Finger im Spiel hatten? Diesem bile mit Hebeln und Gewichten zu realisieren. Der der, wie: „Ich schreie in meinem Inwendigen zu Gott, diese vaterländische Heimsuchung – wie man damals jungen Mechaniker. Dies verknüpft mit einem zupa- auch die Bedeutung der Waagenindustrie auf der Alb Stichwort bin ich nachgegangen und habe Erstaunli- Seite 1899 Heimatkundliche Blätter Juli 2014 ches gefunden. In der Tat: Eine ganze Reihe von Waa- herzustellen, zuerst Gottlieb Gühring, dann der Waa- seiner Lehrlinge treten als Werkstattgründer auf und genbauern haben den Boden bereitet für die Werk- genfabrikant Gustav Hartner. Weiter geht es. In Win- ziehen später ihrerseits andere Gründer nach. Darun- zeugherstellung und in ihrem Gefolge Impulse für wei- terlingen ist es August Beck, der ab 1919 ein verwand- ter sind auch zwei Familienmitglieder der Großfamilie tere Metallbranchen im Umland gegeben. Und das kam tes Produktionswerkzeug herstellt, nämlich Reibahlen Bosch. Diese wandern nach der Lehre bei Ludwig Bosch so:KurzvordervorletztenJahrhundertwende,alsonoch für genau tolerierte Bohrungen. nach Straßburg aus, um dort ebenfalls Waagen her- vor 1900, gab es bei uns zu viele Werkstätten, die alle Dann die Messwerkzeuge: Mikrometer zur Messung zustellen. Dann vergrößern sie ihr Sortiment durch me- Waagen produzieren wollten. Hierzu macht die Lan- von Bruchteilen von Millimetern werden gleich von dizinische Geräte. 1919 kehren sie infolge des verlore- desgewerbeausstellung in Stuttgart 1881 eine interes- mehreren Onstmettinger Werkstätten hergestellt, und nen ersten Weltkrieges zwangsweise zurück in die alte sante Angabe: Im Bereich Ebingen, Balingen und Onst- schließlich Winkelmesser durch Jakob Metzger, um nur Heimat und bringen den Blutdruckmesser mit. Wieder mettingen gäbe es 50 – in Worten fünfzig! - solcher Be- einige wenige zu nennen. In Ebingen ist es August kommt es zu Gründungen, von sage und schreibe 12 triebe. Das war des Guten zu viel, das gab der Markt Steinmeyer, der die Herstellung von Mikrometern auf- Firmen in Jungingen, die alle Blutdruckmesser und Au- nicht her. nimmt. Es ist überliefert, dass er sich bei seiner Werk- gendruckmesser herstellen. Die Medizingeräteher- Also schaute man sich nach neuen Produkten um. stattgründung im Jahre 1920 ausdrücklich auf den Me- stellung im Zollernalbkreis nimmt hier ihren Aus- Jahrgang 61 31. Juli 2014 Nr. 7 Werkzeuge – das wäre doch was. Denn so lange war es chanikerpfarrer Hahn bezieht. Sehen Sie mir nach, dass gang.Doch damit möchte ich es aber nun wirklich gut noch gar nicht her, dass sich die Mechaniker ihre Werk- ich die Werkzeuglinie hier abbreche, denn es gibt noch sein lassen mit der Ausstrahlung des frühen Waagen- zeuge – jedenfalls teilweise – noch selbst herstellen einige andere Branchen, in denen sich Spuren des frü- baues auf das Metallgewerbe in unserer näheren Re- mussten. Die Kreisbeschreibung hat Recht, wiederum hen Waagenbaues finden lassen. gion. waren es die Onstmettinger, die mit dem Werkzeug- Zum Beispiel in Bitz. Dort betreibt in den 1850er Jah- bau begannen. Vor mehr als 120 Jahren ging es los. Da- ren Theodor Beck zusammen mit seinen Söhnen eine Segensspur eines Landpfarrers bei gab es zwei Richtungen, zum einen die Produkti- mechanische Werkstätte. Im Adressbuch von 1855 Der Textilmaschinenbau onswerkzeuge und zum anderen Messwerkzeuge. Der empfiehlt er sich mit „Feinen Waagen und Circular- älteste und heute noch in Onstmettingen tätige Be- Rundstühle“. In den 1870er Jahren kommt er in Ver- Eines aber bin ich Ihnen schuldig geblieben: Hat die Philipp Matthäus Hahn und der Waagenbau - Von Martin Sauter - Teil 1 trieb ist die Firma Johannes Boss. 50 Jahre lang baute bindung mit Theodor Groz, dem Nadelmacher aus gerade in unserem Raum früher so stark vertretene tra- man Präzisionswaagen, um anschließend auf Pro- Ebingen. Miteinander lösen sie feinmechanische Prob- ditionsreiche Textilindustrie nicht auch einen Einfluss Vortrag bei der Heimatkundlichen Vereinigung des Zoll- duktionswerkzeuge zur Gewindeherstellung umzu- leme bei der Herstellung von Zungennadeln, einem auf das Metallgewerbe gehabt? Absolut ja, dies ist durch ernalbkreises von Martin Sauter, Geschäftsführer der satteln. Seit nunmehr über 100 Jahre ist J. Boss auf Schlüsselprodukt des späteren Weltmarktführers Groz- den Textilmaschinenbau in Tailfingen ab der vorletz- Waagenfabrik Kern & Sohn, Balingen, am 27. Februar Schneideisen spezialisiert. Zum Schneideisen gehört Beckert. In Bitz entsteht eine große Nadelfabrik. ten Jahrhundertwende auch eingetreten. Gleich meh- 2013 in Albstadt-Ebingen der Gewindebohrer. Wieder kam es zu einer Onst- Wandern wir zum Schluss noch ins Hohenzolleri- rere Firmen werden hier gegründet, an ihrer Spitze die mettinger Gründung. Es ist die Firma Jakob Boss. Es sche nach Jungingen. Auch dort ist man lebhaft am Firma Mayer & Cie. ab 1905. Man wird nicht falsch lie- Wir werden eine ziemlich weite Reise machen, die geht nicht lange - noch vor 1900 kommt die Werk- Werk. Da ist Ludwig Bosch, ehemals Lehrling von Gott- gen, wenn auch hier ein treibender Faktor die guten mit einem außergewöhnlichen Menschen beginnt, der zeugherstellung auch in Ebingen in Gang. Gleich zwei lieb Kern und seit 1852 selbst Waagenfabrikant. Wie Mechaniker als Fachkräfte ein ausschlaggebendes Mo- vor 240 Jahren zwei wägetechnische Basiserfindungen Unternehmerpersönlichkeiten beginnen Spiralbohrer bei Kern gibt es auch bei ihm zahlreiche Ableger. Fünf ment gewesen sind. (Fortsetzung folgt) gemacht hat. Sie sind die Grundsteine zu der frühen Waagen- Industrie in unserem Raum. Diese strahlt aus, entwickelt Ableger und hat über viele Stufen und Ver- ästelungen zur heutigen erfolgreichen Metall- und Elektroindustrie im Zollernalbkreis beigetragen. Am Schluss des Vortrages sehen wir dann noch an Hand Veranstaltungen und Exkursionen der Entwicklung der Arbeitsplätze, wie segensreich die- se Metallindustrie dem Rückgang der Textilindustrie Die Angebote der Heimatkundlichen Vereinigung im August und September entgegengewirkt hat. „Es ist mir Gewohnheit, scharf zu denken, ein und dieselbe Sache unbewegt vor den Augen des Gemüths AUGUST auchAbgründen.ImErstenWeltkrieg1914-1918kommt Samstag,20September:Tagesexkursion:OttoDixund zu halten sowie an allem zu zweifeln von dem ich kei- diese besondere Stellung des Heubergs erstmals zum der Erste Weltkrieg. Besuch des Dix-Hauses in Hem- nen genugsamen Grund einsehe“. (1) Diesen so mar- Vorschein, als hier Hunderttausende von Soldaten aus menhofen und des Freskos in Singen mit Bettina Zun- kanten Satz schrieb vor 240 Jahren ein württembergi- ganz Deutschland eine zunehmend spezialisierte del. scher Landsmann, der es in gleich zwei Berufen zu gro- Samstag, 16. August: Halbtagesexkursion. Besuch der Kampf- und Waffenausbildung erhielten und auf den Busfahrt. Abfahrtszeiten s. Homepage und Hei- ßer Bedeutung brachte. Philipp Matthäus Hahn heißt Militärgeschichtlichen Sammlung Stetten am Kalten Fronteinsatz vorbereitet wurden. Außerdem entstand matkundliche Blätter. 35 Euro. er, Pfarrer und Ingenieur in einer Person. Geboren 1739 Markt anlässlich des 100. Jahrestags der Eröffnung neben dem Truppenlager ein riesiges Kriegsgefange- im Pfarrhaus im schwäbischen Scharnhausen auf den des Truppenübungsplatzes Heuberg 1914 mit Wil- nenlager, in dem bis zu 15000 gefangene Soldaten vor Fildern, unweit von Hohenheim. Er wirkte zeitlebens fried Groh. allem aus Russland und Frankreich hinter Stachel- im absolutistischen Alt-Württemberg unter Herzog Karl Das Programm beginnt am Soldatenheim und führt draht leben mussten. Der sogenannte „Russenfried- Eugen. Württemberg war damals ein kleines Länd- zur unmittelbar benachbarten Militärgeschichtlichen hof“ mit Gräbern von mehr als 150 russischen Solda- Stammtische chen im territorial zersplitterten deutschen Südwes- Sammlung, die in der ehemaligen Offiziersspeisean- ten erinnert bis heute an diese schwere Zeit. ten, nicht mal 500000 Einwohner stark. Zum Ver- stalt aus dem Jahr 1916 untergebracht wurde – ein be- Eine Anmeldung bei unserem Geschäftsführung gleich, allein die Stadt Stuttgart ist heute mit rund achtliches Gebäude mit Jugendstilelementen. Auf ei- Hans Schöller ist erforderlich. Anfahrt mit Privatauto. Jeweils am 1. Mittwoch eines Monats trifft sich unter 600000 Einwohner um einiges größer. Man ernährte ner Fläche von mehr als 900 m² wird die über 100-jäh- Treffpunkt am Parkplatz beim Soldatenfreizeitheim der Leitung von Dr. Peter Th. Lang der Ebinger sich meist redlich von der Landwirtschaft. Von In- rige Militärgeschichte einer Garnison von der Kaiser- „Haus Heuberg“, Hardtstr. 48, Stetten am Kalten Markt Stammtisch um 15.00 Uhr im Café Wildt-Abt, Son- dustrie und Fabriken hatten die meisten Untertanen zeit bis zur Bundeswehr eindrucksvoll dargestellt. Im um 15 Uhr. Eintritt: Vier Euro nenstr. 67, 72458 Albstadt-Ebingen: Tel.: 07431 4188. noch kaum etwas gehört. Mittelpunkt steht eine Replik der Rakete Bachem BA In diese Welt wird Philipp Matthäus Hahn hinein- 349A „Natter-M23“ in Originalgröße, in originalge- Anmeldung zu den Veranstaltungen über den Ge- geboren. Der Hochbegabte ringt zeitlebens zwischen treuer Startrampe, einem Triebwerk dieser Maschine, Montag, 25. August – Dienstag, 26. August: 2-tägige schäftsführer Hans Schöller, Johann-Strauß-Str. 4, seiner tief empfunden Berufung zum Theologen und sowie Originalteilen der M23 aus dem Jahr 1945. Au- Studienfahrt: Das Elsass und der Erste Weltkrieg 72461 Albstadt, Telefon 07432-6807. Email: anfra- Seelsorger und seinen geradezu genialen technischen ßerdem sind Waffen, Panzer, Radfahrzeuge, Ausrüs- (Hartmannsweilerkopf, Lingekopf), Obernai, Kloster [email protected] oder hans@an- und mathematischen Fähigkeiten. tungsgegenstände, Bilder und Uniformen seit dem Jahr Odilienberg mit Ruth Hübner und Wolfgang Willig. dreasschoeller.de sowie über unsere Homepage 1900 zu besichtigen. Das besondere Interesse gilt hier- Entsprechend dem Jahresthema der Heimatkund- www.heimatkundliche–vereinigung.de. bei der von Sammlungsleiter Marcus Klotz konzipier- lichen Vereinigung werden mit dem Hartmannswei- Der Theologe Hahn ten Sonderausstellung „1914: Auftakt zu einem bluti- lerkopf (Vieil Armand) und dem Lingekopf zwei Ge- Bei allen Veranstaltungen sind Gäste willkommen. gen Jahrhundert“. Der Truppenübungsplatz und das denkstätten zum Ersten Weltkrieg besichtigt. Zudem Wenden wir uns zunächst dem Theologen und Seel- Lager Heuberg sind ein Spiegel der deutschen Ge- sind ein Rundgang durch das ehemalige Reichsstädt- sorger Hahn zu: In einem seiner Lebensläufe schreibt Phillipp Matthäus Hahn schichte im 20. Jahrhundert mit ihren Umbrüchen und chen Obernai (Oberehnheim) und der Besuch des Klos- er für einen Pfarrer eher etwas ungewöhnlich: „Das ein- ters auf dem Odilienberg vorgesehen. Ein gemeinsa- seitige, ewige Einerlei von Sünde und Gnade ist zwar Testament (1777), legt den Epheserbrief aus (1779) und eine kleine Kostprobe seines kreativen und visionären mes Mittagessen wird in einer für die Vogesen typi- für den Anfänger gut, denn auf diesem Grund muß ein verfasst den Fingerzeig „Etwas zum Verstand des Kö- Denkens. Um 1760 liest er von einer der ersten Dampf- schen Ferme-Auberge angeboten. Übernachtet wird im Christ anfangen zu bauen, aber es gehören noch meh- nigreichs Gottes und Christi“ (1774). Fußnote am Ran- maschinen in England, ein haushohes Ungetüm. Sei- Winzerdorf Gueberschwihr (Geberschweier), dessen Herausgegeben von der rere Wahrheiten zum ganzen Evangelium…“ (2) Eine de: Nicht immer ist er im Reinen mit seinen Kirchen- ne Gedanken hierzu sind folgende: „Man setze die Ma- romanischer Kirchturm zu den schönsten des Elsass Heimatkundlichen Vereinigung dieser Wahrheiten formuliert er sinngemäß so: Wenn vorgesetzten in Stuttgart, dem Konsistorium, das über schine verkleinert auf einen Wagen, um allein durch zählt. Zollernalb Gott in allen Menschen wohnt, so ist jeder verständige die Einhaltung der reinen Lehre wacht. Wohl nicht ganz Wasser und Feuer ohne weitere Hülfe über Berge und Der Autor dieser Ausgabe Busfahrt. Abfahrt in Albstadt-Ebingen, Busbahnhof menschliche Geist ein kleiner Gott. Der Mensch als ohne Grund: In seinen Schriften finden sich unortho- Thäler in beliebiger Geschwindigkeit fahren zu kön- 6.30 Uhr, Balingen, Stadthalle 7 Uhr. Die Kosten be- Vorsitzender: Gottes Ebenbild sieht hinein in den Plan Gottes vom doxe Gedanken, dann lässt er immer wieder anonym nen“ (5). Hahn ist ein halbes Jahrhundert vor dem Start tragen 230 Euro Dr. Andreas Zekorn, Landratsamt Zollernalbkreis, Anfang an bis in die Herrlichkeit der Vollendung. Der im Ausland drucken und – besonders schlimm – er um- in England auf dem Wege zur Erfindung der Dampf- 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 92 11 45 Mensch baut im Kleinen nach, was Gott im Großen vor- geht damit bewusst die vorgeschriebene kirchliche eisenbahn. gebaut hat. (3) Zensur. Bequem ist er nie und überzeugt kann er for- Es grenzt an ein Wunder. Hahn hat nie eine techni- Geschäftsführung: Der letzte Satz ist ein Schlüsselsatz für Hahn selbst. mulieren: „Das ist der Hauptinhalt meiner ganzen sche Ausbildung genossen, nie an der Werkbank ge- Martin Sauter SEPTEMBER Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, Er baut mit seinen astronomischen Uhren im Klei- theologischen Erkenntnis, von welcher ich nicht ab- arbeitet, allein im Selbststudium kam er zu Erkennt- Ziegelei 1 72461 Albstadt, nen nach, was Gott im Großen, also im Universum, vor- gehe und sollte auch die Hölle sich wieder mich em- nissen, die ihn befähigten, wahrhafte Kunstwerke zu Telefon (0 74 32) 68 07 72336 Balingen gebaut hat. Besonders nachhaltig ist sein Wirken als Pi- pören.“ (4) Soweit der Theologe Hahn. entwerfen, die weit über das kleine Württemberg hi- E-Mail: [email protected] Samstag, 13. September: Ausstellungsführung: Otto etist. Er wird zu den Schwabenvätern gezählt, wie die naus bekannt wurden. Dix: Der Krieg – Ich musste das alles selber sehen. Prälaten Johann Albrecht Bengel und Friedrich Chris- Die Wirkungsorte: Redaktion: Francisco Goya: Los Desastres de lag Guerra – Yo lo toph Oetinger. Intensiven Austausch hat er mit Mi- Der Techniker Hahn - Onstmettingen vi mit Dr. Veronika Mertens. Daniel Seeburger, Grünewaldstraße 15, 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 2 66-1 53 chael Hahn, dem Gründer der Hahn'schen Gemein- - Kornwestheim 15:00 Uhr, Albstadt-Ebingen, Städtische Galerie, Kir- schaft, mit dem er aber nicht verwandt ist. Dann ist er Wenden wir uns nun dem Ingenieur und Techniker - Echterdingen chengraben 11. Acht Euro vielfach schriftstellerisch tätig. Er übersetzt das Neue zu, der anderen Seite seiner Doppelbegabung. Vorweg Zu seinem technischen Schaffen begleiten wir ihn Seite 1903 Heimatkundliche Blätter August 2014

Anmerkungen gebücher, hrsg. v. Martin Brecht und Rudolf F. Pau- Württemberg, 1. Jg., Stuttgart 1954, S. 261. lus (Texte zur Geschichte des Pietismus, Abt. 8, Ein- 13) Katalog Gewerbeausstellung des oberen Würt- 1) Sinngemäß nach: Hahn, Philipp Matthäus: Be- zelgestalten und Sondergruppen, Bd. 1), Berlin, tembergischen Schwarzwaldes zu Rottweil a.N. schreibung mechanischer Kunstwerke welche un- New York 1978, S. 175: Eintrag v. 10. August 1773. 1861, S. 36. ter der Direction und Anweisung M. Philipp Matth. 7) Krauter, Dr. Gerhard: Die Manufakturen des Her- 14) „Verzeichnis der Fabriken u. vorherrschend für den Hahns, Pfarrers in Kornwestheim, durch seine Ar- zogtums Wirtemberg in der zweiten Hälfte des 18. Großhandel beschäftigten Gewerbeanstalten beiter seit sechs Jahren verfertiget worden sind. Jahrhunderts, in: Jahrbücher für Statistik und Lan- 1861“,;darin verzeichnet: 15 Meister und Gesellen Erstes und zweytes Stück, Stuttgart 1774, Neu- deskunde von Baden-Württemberg, 1. Jg., Stutt- unter der Rubrik „Mechaniker für mathematische, druck Stuttgart 1991, S. XXI. gart 1954, S. 276. optische und physikalische Geräte“. 2) Hahn, Christian Ulrich: M. Philipp Matthäus 8) Johann Georg Meusel (Hrsg.), Teutsches Künst- 15) Grisinger, C. Th.: Universallexikon von Württem- Hahns, ehemaligen Pfarrers in Echterdingen hin- lerlexikon oder Verzeichns der jetztlebenden teut- berg, Hechingen und Sigmaringen, Stuttgart 1841, Jahrgang 61 31. August 2014 Nr. 8 terlassene Schriften, Erster Band: Lebenslauf nebst schen Künstler, 2. Teil, Lemgo 1789, S. 69 ff. S. 278 Anhängen, Heilbronn 1828, S. 12. 9) Kupferstich aus: Gnädigst privilegiertes Leipziger 16) Jahresberichte der Handels- und Gewerbekam- 3) Sinngemäßnach:Stäbler,Dr.Walter:Theologieund Intelligenz – Blatt in Frag und Anzeige No. 4, 27. Ja- mern in Württemberg für das Jahr 1864, hrsg. von High-Tech – Zwei Seiten einer Medaille? Philipp nuar 1787. der königl. Centralstelle für Gewerbe und Handel, Matthäus Hahn: Genialer Erfinder, Wegbereiter der 10) Hahn, Philipp Matthäus: Beschreibung mechani- Stuttgart 1865, S. 214. Informatik, Mitarbeiter am Reich Gottes. LIS Sym- scher Kunstwerke, herausgegeben von M. Philipp 17) Schwarzwälder Kreiszeitung. Oberamtsblatt für Judith Sabina Friederike posion 10./11. Juni 1999, S. 7+8. Matthäus Hahn, Pfarrer in Kornwestheim, Drittes den Bezirk Reutlingen, 10. Jg., No. 52 vom 4. Mai - - 4) Hahn, Philipp Matthäus: Lebenslauf Onstmettin- Stück enthält 1. die Beschreibung einer allgemei- 1866, Eröffnung der Schwarzwald – Kreis – Aus- gen 1764, Faks. der Handschrift und Transkripti- nen hydrostatischen Waage…, Stuttgart 1774, stellung am 1. Mai. Drei Balinger Frauen aus unterschiedlichen Jahrhunderten - Von Dr. Ingrid Helber on, hrsg. vom Evang. Dekanatamt Balingen – Stutt- Neudruck Stuttgart 1991, S. 36. 18) Lazi, Erhard (Hrsg.): Der Zollernalbkreis, Stutt- gart, Württ. Landesmuseum, 1989, S. 15. 11) Hahn, Philipp Matthäus: Die Kornwestheimer Ta- gart, Aalen 1979, S. 144. HierhandeltessichumeinaktuellesThema,denninder Der Großvater der „Balinger Judith“ 5) Hahn, Philipp Matthäus: Beschreibung mechani- gebücher, hrsg. v. Martin Brecht und Rudolf F. Pau- 19) ZAK aktuell, 04.03.1995 und 18./19.05.1996. Bürgerfragestunde in der Oktober-Gemeinderatssit- war Ludwig der Fromme, der 816 durch scher Kunstwerke welche unter der Direction und lus (Texte zur Geschichte des Pietismus: Abt. 8, Ein- 20) Hahn, Philipp Matthäus: Beschreibung mechani- zung hatte sich die Verfasserin erkundigt, warum es in den Papst zum Kaiser gekrönt wurde. Anweisung M. Philipp Matth. Hahns, Pfarrers in zelgestalten und Sondergruppen, Bd. 1), Berlin, scher Kunstwerke welche unter der Direction und Balingen denn so wenig Straßennamen mit weiblichem Ludwigs ältester Sohn war Lothar, die Kornwestheim, durch seine Arbeiter seit sechs Jah- New York 1978, S. 229, Eintrag v. 22. Januar 1774. Anweisung M. Philipp Matth. Hahns, Pfarrers in Bezug gibt. Bei ihren Recherchen zur thematischen jüngeren hießen Pippin und Ludwig der ren verfertiget worden sind. Erstes und zweytes 12) Sinngemäß nach: Krauter, Dr. Gerhard: Die Ma- Kornwestheim, durch seine Arbeiter seit sechs Jah- Stadtführung „Balinger Frauengeschichte(n)“ für die Deutsche. Im Jahr 829 schuf Ludwig der Stück, Stuttgart 1774, Neudruck Stuttgart 1991, S. nufakturen des Herzogtums Wirtemberg in der ren verfertiget worden sind. Erstes und zweytes Volkshochschule vor drei Jahren stellte sie fest, dass von Fromme für Karl den Kahlen, den Sohn VII f. zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, in : Jahrbü- Stück, Stuttgart 1774, Neudruck Stuttgart 1991, S. den über 800 Straßennamen in der Gesamtstadt nur 15 seiner zweiten Gattin, die ebenfalls Ju- 6) Hahn, Philipp Matthäus: Die Kornwestheimer Ta- cher für Statistik und Landeskunde von Baden- XX. einen weiblichen Bezug haben. Fünf Namen stammen dith hieß, ein Teilreich. Die „Balinger sogar aus Zeiten der Monarchie: Charlotte, Katharina, Judith“ hatte also den Namen der Kaise- Pauline, Olga und Wera – vier württembergische Köni- rin-Großmutter erhalten, die aus der ginnenundeineHerzogin. Familie der Welfen stammte. Die jüngste Die Frage zielte in der Gemeinderatssitzung darauf Tochter von Ludwig dem Frommen und ab, ob die Stadtverwaltung diesen Mangel nicht behe- der Welfin Judith war Gisela, die Eber- Veranstaltungen und Exkursionen ben wolle. Herr Oberbürgermeister Reitemann meinte, hard von Friaul geheiratet hatte. Die erwarteaufVorschlägemit„würdigen“Frauen.Deshalb „Balinger Judith“ war also eine Kaiser- Das Programm der Heimatkundlichen Vereinigung im September und Oktober hiernuneinAnfang:Judith,SabinaundFriederike. urenkelin, Kaiserenkelin und Kaiser- nichte.BalingenwurdealsoimGlanzder „Römischen Kaiser“ erstmals urkund- SEPTEMBER und der Erste Weltkrieg. Besuch des Dix-Hauses in Dr. Hans Schimpf-Reinhardt. licherwähnt! Hemmenhofen und des Freskos in Singen mit Bet- 20:00 Uhr, Balingen, Landratsamt Zollernalbkreis Judith(+863/881) Dem Markgrafen-Ehepaar von Friaul tina Zundel. (Sitzungssaal), Hirschbergstraße 29, Eintritt frei. warenwohl10Kindergeborenworden. Samstag, 13. September: Ausstellungsführung: Otto Zunächst besuchen die Exkursionsteilnehmer das Rat- und1150JahreBalingen Die „Balinger Judith“ verstarb zwi- Dix: Der Krieg – Ich musste das alles selber sehen. haus in Singen. Dort befinden sich erhaltene Wand- Sonntag, 26. Oktober: Tagesexkursion: Entlang der Balingen wurde vor 1150 Jahren erstmals schriftlich schen 863 und 881. Über Judiths Leben Francisco Goya: Los Desastres de la Guerra – Yo lo vi bilder von Otto Dix. Man kann die Ausgestaltung der Rot: Rot, Gutenzell, Burgrieden, Dellmensingen mit erwähnt in einer Urkunde, die in Musiestro in der Trevi- gibt es keine weiteren Quellen, aber eine mit Dr. Veronika Mertens. Wände des Singener Standesamtes mit einer Para- Margarete Bühler-Weber. saner Mark – beim italienischen Treviso – ausgestellt umfangreiche wissenschaftliche Ausei- Im Gedenken an den Kriegsausbruch vor 100 Jahren diesdarstellung sowie einer Abfolge der Jahreszeiten Busfahrt. Abfahrt in Balingen, Stadthalle 7:00 Uhr, Alb- wordenist.DiesgeschahimJahr863odervielleichtauch nandersetzung mit mehreren genealo- zeigt die Galerie Albstadt neben Otto Dix‘ berühmten und Lebensalter eine „Dreingabe“ des Malers anse- stadt-Ebingen, Busbahnhof 7:30 Uhr. Umlage 35 Euro 864, was von der Forschung nicht mehr präzisiert wer- gischen Hypothesen. Deshalb weiß man Zeichnungen aus dem Schützengraben und den farb- hen. Die Wandplastik im Ratssaal „Krieg und Frieden“ für Fahrt, Eintritte und Führungen. den kann. Aufgrund der beiden Jahreszahlen hat die auch nicht, ob Judith jemals nach Balin- glühenden Gouachen (1917/18), die außerhalb von aus dem Jahre 1960 ist mit einer Größe von 5 x 12 m Stadt Balingen auch noch nicht das Jubiläum zu feiern gen reiste oder hier verweilte. Judiths Albstadt nicht mehr gezeigt werden, auch sein Kriegs- als Hauptwerk im Schaffen von Otto Dix zu werten. versäumt. Vater, Eberhard von Friaul, war hochge- notizbuch von 1915 – 16. Als beeindruckender Ab- Mit diesem positionierte sich der Künstler in der Kunst- Wilfried Schöntag hat als Mittelalterspezialist in der bildet. Er gründete die Abtei Cysoing bei schluss steht Dix‘ Radiermappe ‚Der Krieg‘ (1924) der debatte seiner Zeit. Es belegt nicht allein Dix‘ Anse- STAMMTISCHE 2005 erschienenen Balinger Stadtgeschichte anlässlich Tournai, wo er und seine Frau begraben großen Folge ‚Los Desastres de la Guerra’ (1810 – 14) hen, sondern auch eine für die Nachkriegszeit cha- der 750-Jahr-Feier der Stadtgründung im ersten Kapitel wurden. Die Urkunde, in der Balingen von Francisco Goya gegenüber – beides Werke der rakteristische Kunstanschauung. Um Dix‘ Schaffen Jeweils am 1. Mittwoch eines Monats trifft sich unter über die Anfänge des Dorfes Balingen geschrieben. Bis- erstmals erwähnt wurde, hat im Archiv Weltkunst in diesem Themenkreis. Beiden Künstlern weiter gerecht zu werden, besuchen wir an diesem Tag der Leitung von Dr. Peter Th. Lang der Ebinger her gibt es keine Kopie der Urkunde im Stadtarchiv Ba- des Klosters Cysoing bis heue überdau- ging es nicht um Propaganda in irgendeine Richtung. ebenfalls das seit kurzem wieder eröffnete und nun un- Stammtisch um 15:00 Uhr im Café Wildt-Abt, lingen. Allerdings ist der betreffende Wortlaut im Würt- ert. Vielmehr zeigen sie unparteiisch als Augenzeugen Leid ter der Ägide des Kunstmuseums Stuttgart stehende Sonnenstraße 67, 72458 Albstadt-Ebingen, Telefon tembergischenUrkundenbuchWUB6,430,NachtragIII Informationen aus dem frühen Mit- und Brutalität des Menschen im Krieg: „Yo lo vi – Das Museum Haus Dix in Hemmenhofen. Das ehemalige 0 74 31/41 88. zufinden. telalter erhält man meist dann, wenn sah ich“, so der Titel einer Radierung von Goya, wäh- Wohnhaus der Familie Dix bietet die einzigartige Ge- Wohlgemerkt – die erste urkundliche Erwähnung Personen mit einem Kloster in „rechtli- rend Dix immer wieder betonte, wie wichtig es ihm legenheit, das Umfeld und den Lebensmittelpunkt ei- Anmeldung zu den Veranstaltungen über den Ge- stand im Zusammenhang mit einer Frau: Judith. Sie war che Beziehungen“ traten. Das in Mu- war, den Menschen mit eigenen Augen auch in die- nes der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts schäftsführer Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, die Tochter des Markgrafen Eberhard von Friaul, und siestro in der Trevisaner Mark ausge- Sabina Kromppein, Kupferstich aus der Leichenpredigt, Stadtarchiv Balingen. sem Zustand zu sehen: „Ich musste das alles selber se- kennen zu lernen. In den 1920er Jahren wurde der 1891 72461 Albstadt, Telefon 0 74 32/68 07. Email: anfra- seiner Frau Gisela. Nun kann man einwenden: Das ist stellte Testament wurde anscheinend Repro Helber hen.“ in Gera geborene Künstler einer der führenden Re- [email protected] oder hans@an- doch ziemlich entfernt – Balingen und Friaul. Im Mittel- zwischen Juni und dem 16. Dezember 15 Uhr, Albstadt-Ebingen, Städtische Galerie, Kir- präsentanten der Neuen Sachlichkeit. Während des dreasschoeller.de sowie über unsere Homepage alter war das aber nicht außergewöhnlich und man un- 867 verfasst. Es wird aber von der Forschung auf 863/64 Sabina(1595- 1672) chengraben 11. Dritten Reichs verlor er als einer der ersten in Deutsch- www.heimatkundliche–vereinigung.de. terschätzt die weitreichenden Beziehungen und die datiert,weilEberhardzwischen864und866verstarb. land 1933 seine Professur an der Dresdner Akademie. Mobilität trotz schwieriger Reisebedingungen. Das EineschlüssigegenealogischeVerbindungvonJudith Über das Leben der Sabina Kromppein (Krummbein) Samstag, 20. September: Tagesexkursion: Otto Dix Daraufhin siedelte er mit seiner Frau Martha und den Bei allen Veranstaltungen sind Gäste willkommen. Ehepaar–EberhardundGiselavonFriaul–teiltedamals zudenspäterenEigentümernBalingensgiltlautWilfried wissen wir viel aus ihrer Leichenpredigt und derjenigen drei Kindern Nelly, Ursus und Jan zuerst nach Ran- seinen Besitz in der Lombardei, in Alamannien, in Flan- Schöntag als gescheitert. Sollten nicht neue Urkunden ihres Mannes Georg Kromppein (1586 – 1664). Diese degg über, später, im Jahr 1936, bezog die Familie ihr dern, an der Maas und anderen Orten und übergab die- auftauchen, ist es müßig über die Familienzusammen- wurden gedruckt und gebunden. Sie liegen gut verwahrt Wohnhaus in Hemmenhofen. Bis zu Dix‘ Tod 1969 sen an die Kinder. Dem ältesten Sohn Unruoch wurden hänge zu spekulieren. Man kann aber davon ausgehen, im Balinger Stadtarchiv. Schon vor über 300 Jahren war wohnte und arbeitete er überwiegend hier, neben ei- Herausgegeben von der Besitzungen in der Lombardei und Alemannien zuge- dass Balingen im Erbgang an die Grafen von Urach kam. es in der evangelischen Landeskirche üblich, in der Lei- nem Atelier in Dresden, und widmete sich in seinem Heimatkundlichen Vereinigung teilt, wobei Balingen ausgeklammert wurde. Judith er- Die nächsten schriftlichen Belege zu Balingen stammen chenpredigt über das Leben der Verstorbenen zu be- Spätwerk zunehmend altmeisterlich der Landschaft am Zollernalb hielt Balingen und eine curtis, einen Fronhof oder ein erst aus dem 13. Jahrhundert. Das ist eine lange Zeit oh- richten. Die Wirkung war ähnlich wie bei Epitaphien Die Autoren dieser Ausgabe Bodensee. Die Exkursion endet mit einer kurzen Füh- Gehöft, bei Nimwegen in den Niederlanden. Entspre- ne Informationen. Dass Balingen weder in St. Gallener oder Denkmalen in einer Kirche wie zum Beispiel für rung in der Kirche in Kattenhorn, wo Glasfenster von Vorsitzender: chend der Formulierung muss Balingen mehr als eine noch in Reichenauer Urkunden auftaucht, hat sicher- Magdalena von Tegernau in der Balinger Stadtkirche. Otto Dix zu sehen sind. Anmeldung zu dieser Exkur- Dr. Andreas Zekorn, Landratsamt Zollernalbkreis, „curtis“ gewesen sein, nämlich ein bedeutender Besitz- lich seinen Grund – wohl den, dass es nicht zu diesen Denkmale,GrabsteineundgedruckteLeichenpredigten sion bitte ausnahmsweise nur per E-mail an: anfra- 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 92 11 45 komplex. Die weitläufigen Beziehungen und die hoch- beiden Klöstern gehörte. Schöntag sieht Balingen als dienten der dauerhaften Erinnerung an den/die Ver- Martin Sauter [email protected] oder hans@an- rangigen Persönlichkeiten stellen Balingen hier mitten immer weiter vererbtes Eigentum eines einzigen Fami- storbenen. Ziegelei 1 dreasschoeller.de. Busfahrt. Abfahrt in Balingen, Stadt- Geschäftsführung: indiegroßeReichspolitik. lienverbandes. Balingen gelangte schließlich im Erb- Der Druck der Leichenpredigt wurde nach der Beer- 72336 Balingen halle 8:00 Uhr. Albstadt-Ebingen, Busbahnhof 8:30 Uhr. Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, Eberhard von Friaul wurde 810 geboren und starb 866 gangandieGrafenvonUrach.GrafFriedrichvonZollern digung angefertigt und an Verwandte, Freunde und Umlage 35 Euro für Fahrt, Eintritte und Führungen. 72461 Albstadt, in Italien. Vom Jahr 828 bis zu seinem Tode war er Mark- erwarb Balingen um 1255 von den Grafen von Urach- wichtigePersönlichkeitenverteilt.DadasDruckenteuer Telefon (0 74 32) 68 07 graf. Er stammte aus der fränkischen Familie der sog. Fürstenberg und machte an Pfingsten 1255 Balingen war,konntensichnurdie„gutbetuchten“Leutesoetwas Dr. Ingrid Helber E-Mail: [email protected] Unruochinger.SeineFrauGiselawareineKaisertochter, dann förmlich zur Stadt, wie es in der Chronik „Flores Besonderesleisten.AufgrunddesVermögens,aberauch Westerwaldstraße 17 die jüngste Tochter von Ludwig dem Frommen (814 – temporum“(BlumenderZeit)zulesenist. des Ranges und des Ansehens verwendete man für diese 72336 Balingen OKTOBER Redaktion: 843). Gisela war die Enkelin Kaiser Karls des Großen. Die Aufgrund der erstmaligen urkundlichen Erwähnung Persönlichkeiten die Begriffe Herr und Frau. Es handelt Daniel Seeburger, Grünewaldstraße 15, 863/64 im Zusammenhang mit Balingen erwähnte Ju- und als erster bekannter und politisch hochrangiger Ei- sich hier um die Oberschicht, die in Württemberg als Mittwoch, 22. Oktober: Vortrag: „Nach Hause ge- 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 2 66-1 53 dith war somit die Urenkelin von Kaiser Karl dem Gro- gentümerin von Balingen wäre es sinnvoll, Judith eine „Ehrbarkeit“ bezeichnet wurde. Dazu zählten Sabina schickt“ – Feldpostbriefe des Ersten Weltkriegs mit ßen. Straßezuwidmen. KrumppeinundihrEhemannvonGeburtan. Seite 1901 Heimatkundliche Blätter August 2014 August 2014 Heimatkundliche Blätter Seite 1902

Als Besonderheit und als Deckblatt wurden für die „HierliegtdasfrommeHertz/ ter von 61 Jahren in Stuttgart. Sie war das dritte Kind des räume. Zur Erinnerung an die Stifterin erhielten die lichung des Stadtarchivs Balingen Band 7. Heraus- | Leichenpredigten die Porträts der Eheleute aufwändig dasGottesfurchtgeliebet/ Apothekers Gottlieb Friedrich Märklin. Von Friederike Hauswirtschaftliche Schule und das Ernährungswis- gegeben von der Stadtverwaltung Balingen. Balin- Ludwig der Fromme – verheiratet in 2. Ehe mit der in Kupfer gestochen. Deshalb kennen wir das realisti- UndsichmithöchstemFleißinTugendengeübet; ist keine Abbildung bekannt. Aber eine Porträt-Zeich- senschaftliche Gymnasium den Namen: „Friederike- gen 2005. S. 13-18. WelfinJudith sche Aussehen der beiden, die in hochwertiger zeitge- DieSeelelebtinGott/derLeibisthierverschlossen/ nung ihrer Schwester befindet sich im Balinger Heimat- Rösler-Schule Balingen“. Mit der Strukturreform des – Helber, Ingrid: Gulden, Goller, Geschirr. Lebens- | nössischerKleidungabgebildetsind. UndhofftdenFreuden-Tag/ museum.ApothekerMärklinwar1829derjenigeBürger, Zollernalbkreises im Jahre 2004 wurde diese Balinger verhältnisse in Oberjesingen vom 17. bis zum Ende Gisela–verheiratetmitEberhardvonFriaul Sabina wurde am 19. März 1595 in Tübingen geboren mitallenHimmels-Gnossen! der die höchste Gewerbesteuer in Höhe von 36 Gulden Schuleaber aufgelöst.Es erfolgteeine Fusionder beiden des 20. Jahrhunderts. In: Ortsgeschichte Oberjesin- | alsTochterdesHerrnHenricusWelling,der32Jahrelang ImJahr/DamandenenLeyd-tragendenzuruffte: bezahlte. „Der Umsatz ist sehr lebhaft“, wurde über den Hauswirtschaftlichen Schulen von Albstadt und Balin- gens. Veröffentlichung des Stadtarchivs Herren- Judith – 863/864 als Erbin Balingens urkundlich er- Professor für Latein der Universität Tübingen war. Ihre AusderhohenOffenbahrungJohannis/Cap.14,V.13. Geschäftsbetrieb des Vaters berichtet. Die in Balingen gen zur neuen „Hauswirtschaftlich-sozialpädagogi- berg. Erscheint im März 2014. wähnt Mutter, Frau Eva Moser, war die Tochter des Württem- Ja!SeeligsinddieTodten/ ansässigen 384 Handwerker und 3 Kleinhändler be- schenSchule“inAlbstadt. – Dieselbe: Evang. Kirchen. Balingen. Schnell Kunst- bergischen Rentkammerrats Balthasar Moser von Vils- soinChristoJesusterbenvonnunan!“ zahlten im Durchschnitt jeweils nur 2 Gulden und 34 BeiderAuswahlderStraßennamenfürdiegroßzügige führer Nr. 1065. 2. Völlig neu bearbeitete Auflage. Re- eck, dem 1573 der Adelstitel verliehen worden war. Der In ihrer Leichenpredigt von 1672 wird Sabina charak- Kreuzer. Stifterin Friederike Rösler war die Stadt Balingen be- gensburg 2006. Grabstein der Eltern befindet sich in der Tübinger terisiert und es werden ihre Verdienste aufgezählt: „Sie Auch in der Folgezeit hielt sich Märklin an der Spitze sondersgenerös.EsgibtnämlicheinenRöslerweghinter – Dies.: Die großen Stadtbrände. In: 750 Jahre Stadt Ba- SabinaKromppeindichtete Stiftskirche. Die fünf Kinder errichteten das Grabmo- wareinefromme,gottesfürchtigeHanna.“Derbiblische der Gewerbesteuerzahler. Friederike Rösler stammte dem Krankenhaus und vor der Siechenkirche sowie lingen. S. 380-390. nument. Bezug liegt hier wohl in Lukas 2, Vers 36, nach dem die aus dem florierendsten Unternehmen Balingens und jenseits der B 27 eine Röslerstraße, die parallel zur He- – Dies.: Vier Jahrhunderte Mode in Balingen. In: Ebd. dasfolgendegeistlicheLied. Die Eltern erzogen Sabina in Gottesfurcht, Gebet und Prophetin im Jesuskind den Messias erkannte. Hanna aus einer der wohlhabendsten Familien der Stadt. 1841 selwanger Straße zwischen dieser und der Neige ver- S. 442-453. (Abgedruckt auf Seite 45 der Leichenpredigt von Ge- im christlichen Katechismus, wie die Leichenpredigt zu wird auch erwähnt im Gedicht des Enkels Johann Wolf- gingen die Apotheke und das Elternhaus an Christoph läuft. Allerdings vergaß man bei der Namensgebung – Schöntag, Wilfried: Vom Dorf zur Stadt – Balingen orgKromppein.) erzählen weiß. Sie lernte Lesen und Schreiben, christli- gang Gess. Diese biblische Gestalt galt Sabina wohl als Vayhinger über, 1857 an Adolf Frank, 1882 an August beiderStraßendasWesentliche:dieFriederike. im Herrschaftsgefüge des frühen und hohen Mit- Zu singen nach der Melodie von: „Mein Wallfahrt ich che Tugenden und Fleiß. Die Mutter starb schon in Sa- Vorbild. Ihr Leichentext aus Johannes 2, 25 und 26 be- Egelhaf. Das 1812 von Apotheker Ofterdinger nach dem telalters. In: 750 Jahre Stadt Balingen. S. 5-12. vollendet hab“. Das war damals ein bekanntes evange- binas sechstem Lebensjahr. Als jüngste Tochter – es gab schäftigt sich mit dem Trost Jesu an Martha „… wer an Stadtbrand errichtete Gebäude war später als Rathaus- – Schüle, Ursula-Heidrun: Röslerstiftung und Frau- lisches Begräbnislied. Hier die ersten beiden von sechs drei Schwestern – führte sie 15 Jahre lang dem Vater den mich glaubet, der wird leben, ob er gleich stürbe …“. Sa- apothekebekannt(heuteSchuh-Weith). QuellenundLiteratur enarbeitsschule. In: 750 Jahre Stadt Balingen. S. 106- Strophen: Haushalt. Nach dessen Tod hielt sie sich zwei Jahre lang bina Kromppein hatte diesen Text vor ihrem Tod noch Im Jahr 1841, als die Apotheke an Vayhinger kam, 115. AchallerthewrsterJonthan beiihrerSchwesterFelicitasUnfriedauf. selbst ausgewählt und dem Dekan mitgeteilt. Die Pre- heiratete Friederike in Tiefenbronn den seit 1840 in – Stadtarchiv Balingen, Leichenpredigten, Gewerbe- – Trugenberger, Volker: Balingen im Spätmittelalter. WoseytIhrdochhinkommen/ Aus dem Lebenslauf erfahren wir, dass sich Sabina digt wurde vom Balinger Spezial (Dekan) und Stadt- Brackenheim lebenden Arzt Dr. Friedrich Rösler, der steuerprotokolle B 574 von 1829 und B 575 von 1830- In: 750 Jahre Stadt Balingen, S. 19-29. MeinHertznachEuchwarumbundan/ um 1619, damals im 24. Lebensjahr, mit Zustimmung pfarrerNicolausGebhardtausgearbeitetundgehalten. auch der „Armeleutedoktor“ genannt wurde. Dr. Rösler 1873, Quartierpläne zum Wiederaufbau nach dem – Zahawi, Lisbeth: Alte Balinger Familiennamen. In: WieLieb‘hiereingenommen. ihrer Pfleger mit M.(agister) Caspar Schäffer verheiratet Dieser weist im sog. „Ehrengedächtnis“ darauf hin, war als Sohn eines Pfarrers 1815 in Oberlenningen ge- Stadtbrand. 750 Jahre Stadt Balingen. S. 431-441. Hier S. 437f. Nunaberwandertach!Ihrfort hatte. Er war noch ein „stipendiario“ und studierte dass Sabina stark war im Glauben, viel gebetet und ge- boren worden. Sein Medizinstudium hatte er in Tübin- – Stadtarchiv Herrenberg, Oberjesingen, Inventuren – http://www.simpfendoerfer.de/gemeinde/kir- ZuGottinsHimmelsThrone/ Theologie. Das junge Ehepaar hielt sich noch zwei Jahre sungen hat. Sie dichtete und „komponierte“ geistliche gen absolviert, wo er 1832 dem „Corps Frankonia“ bei- und Teilungen, Band 1012, S. 143, Balthas Engel- che.htm, Zugriff 20.11.2013 (Ägidiuskirche in Bret- Sodaßichwederhienochdort in Tübingen auf, weil Caspar Schäffer nicht gleich „pro- Lieder. Außerdem übte sie sich in Fürbitte und Nächs- getreten war. Wie Friederikes Cousin Georg Herwegh fried. tach). JetztzwarnichtbeyEuchwohne. moviert“ wurde. Nach Ende des Studiums kam das tenliebe gegenüber Armen, Kranken und Kindbetterin- zählte Dr. Rösler zu den Revolutionären von 1848. Her- – Beschreibung des Oberamts Balingen. Herausge- – http://de.wikipedia.org/wiki/Johann Valentin An- Pfarrer-Ehepaar nach Burtenbach, Darendel, Neuen- nen. Sie setzte sich für die Stieftöchter und Schwieger- wegh kam im Alter von 12 Jahren als Pensionsgast zu geben vom K. statistisch-topographischen Bureau. dreae, Fußnote 6. Zugriff 20.11.2013 (Christoph Wel- DannichselbstwarauchinGefahr stein, Beutingen, Gochsheim und Brettach. Dem Ehe- söhne ein und hatte viele Enkel und Enkelinnen, die sie Präzeptor Knoll, dem Balinger Lateinlehrer. An Knoll Stuttgart 1880. Neuausgabe Magstadt 1982. S. 277f. ling). DeßTodesehgewesen paar wurden zehn Kinder geboren, die aber alle früh ge- geliebthat,alswärenesihreleiblichenKinder. erinnertnoch der Grabsteinseiner bei einer Geburtjung – Foth, Wilhelm: „Es hat die Statt Balingen eine feine – Dank an Horst Peter Öhler, Balingen, für die Infor- NochmacheesGottganzwunderbahr/ storbensind.Währenddes30-jährigenKriegeshattedie Besonders interessante und vergessene Aspekte sind verstorbenen Ehefrau an der Ostfassade der Friedhof- Schul“. Von der Lateinschule zum Gymnasium. Ver- mationen zum „Armendoktor“ Friedrich Rösler. Daßwiderichgenesen. Familie viel zu erleiden wie die Belagerung von Heil- Sabina Kromppeins Stiftungen. Sie hat den „Altar und kirche. Georg Herwegh war ein Klassenkamerad des öffentlichung des Stadtarchivs Balingen Band 6. Ba- IhrabermußtEuchgebendrein bronn und die Flucht nach Öhringen und Neuenstadt / Taufstein in hiesiger Kirchen rühmlich gezieret“. Wahr- Dürrwangers Gottlieb Rau, der ebenfalls in Balingen in lingen 2005. S. 48-51. Stammbaumder„BalingerJudith“ AusdieserWeltzuwandern/ Kocher. Der Ehemann starb 1642. An seiner letzten scheinlich geht auf sie das wunderschöne schmiedeei- die Lateinschule ging (Foth). Herweg und Rau traten – Graf, Klaus: Die „Flores temporum“ und Balingen. WeilIhrGottnemblichliebköndtseyn Pfarrstelle in Langenbrettach-Brettach ließ die Witwe serne Altargitter zurück. „Das aus der zweiten Hälfte des ebenso wie Rösler bei der Revolution von 1848 in Er- In: 750 Jahre Stadt Balingen. 1255-2005. Veröffent- KarlderGroße–verheiratetmitHildegard NimbtErEuchwegvorandern. für ihn in der Kirche ein Epitaph (Denkmal) aus Stein 17. Jahrhunderts stammende kunstvoll geschmiedete scheinung. errichten. Altargitter ist neben denjenigen von Urach, Nürtingen, Dr. Friedrich Rösler hatte wohl im Juni 1849 für die Nachdem Sabina über 20 Jahre lang außerhalb Tü- Kirchheim und Weilheim/Teck eines der wenigen am Unterstützung der Badener Revolution geworben und bingens gelebt hatte, wollte sie von Neuenstadt aus wie- Ursprungsort erhaltenen in Württemberg. Die hand- wurde schließlich im Januar 1851 auf dem Asperg inhaf- der in ihre Heimat zurückkehren. Um 1648 verheiratete werkliche Qualität ist hoch anzusetzen“ (Helber in tiert. Im Juli 1852 erhielt Rösler wegen seiner Krankheit sich Sabina ein zweites Mal „durch Vermittlung Gottes, Evang. Kirchen Balingen). Das Uracher Altargitter war Hafturlaub. Der nach Endingen strafversetzte Pfarrer Segensspur eines Landpfarrers des Allmächtigen“, und „auch Einraten guter Freund eine Stiftung des reichen Bürgers Bernhard Schwan, der Franz Hopf verhalf Rösler zwischen Hechingen und und ehrliebender Leute“. Aufgrund der Heirat mit dem einer einflussreichen Familie entstammte. Ein Schrift- SteinhofenzurFlucht.Wievieleandere„Revolutionäre“ ehemaligen und langjährigen „Stadt- und Amtsschrei- band am Gitter in Urach zeigt dessen Namen und das emigrierte Dr. Rösler mit seiner Frau Friederike nach Philipp Matthäus Hahn und der Waagenbau - Von Martin Sauter - Teil 2 (Schluss) ber“ Herrn Georg Kromppein kam Sabina nach Balin- Wappen. Etwas Ähnliches könnte in Balingen verloren Amerika, wo er in New York zu Ansehen und Reichtum gen. Die Ehe dauerte 16 Jahre lang, blieb jedoch – wohl gegangensein. kam. Über Kinder des Ehepaares Rösler ist nichts be- Die frühen Balinger Metallbetriebe ner deutschen Spezialität, die für wirtschaftliche Dy- gut wie nicht geflossen. auch aus Altersgründen – kinderlos. Für Georg Kromp- Weitere Verschönerungsmöglichkeiten in der Balin- kannt. Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1870 kehrte namik, aber auch für Beständigkeit steht. Diese großartige Selbsthilfe verdient Anerken- peinwaresdiedritteEhe. ger Stadtkirche wären natürlich auch die Abendmahls- Friederike Rösler nach Stuttgart zurück. Dort wurde sie Von Balingen – der Oberamtsstadt – war ja schon Doch Vorsicht – Bäume wachsen nicht in den Him- nung. Kromppein war ein sehr begabter Schüler und Stu- und Taufgeschirre, Kerzenhalter, Stoffdecken und Pa- 1874als„Doktorswitwe“erwähnt.PfarrerHopf,mitdem die Rede, hier etabliert sich neben dem Waagenbau ei- mel, da gibt es noch eine andere Bewegung, gerade Soweit so gut, doch lassen Sie mich zu den stei- dent gewesen, musste allerdings nach dem Balinger ramente. Interessant ist in diesem Zusammenhang, sie immer noch in Verbindung stand, wies die Witwe auf ne Maschinenindustrie. 1866 beginnen die beiden in unserer Region. In den beginnenden 1970er Jah- len Aufwärts- und leider auch Abwärtsbewegungen Stadtbrand von 1607 das Studium aufgeben, denn die dass Eva Beutterin 1664 der Stadtkirche eine silberne die Not in ihrer Heimatstadt Balingen hin und bewegte Gründer Roller und Mehrer mit der Herstellung von ren verschlechtert sich die wirtschaftliche Großwet- noch etwas mehr Allgemeingültiges sagen. Ein in- Familie verfügte nicht mehr über genügend finanzielle Hostienbüchse schenkte. Sie war die Ehefrau von Sabi- siezueinergroßzügigenStiftung.Am9.September1878, Maschinen aller Art. Sie trennen sich 1889 und Jo- terlage in Deutschland. 1973 haben wir die Ölkrise. Sie dustriegeprägter Raum muss offensichtlich mit stän- Mittel. Der Vater Michael Kromppein hatte den größten nas „Gegenschwieger“ Hans Wolf Gess, des Geistlichen zwei Jahre vor ihrem Tod, verfügte Friederike Rösler in sef Mehrer wendet sich dem bis heute erfolgreichen Ge- läutet das Ende des Nachkriegs-Wirtschaftswunders digen Veränderungen leben, ob dies gefällt oder auch Schaden der gesamten Stadt in Höhe von 5000 Gulden Verwalters(Kirchenpflegers)vonBalingen. ihrem Testament, dass eine Stiftung in Höhe von circa schäft von Luftkompressoren und Pressluftanlagen zu. ein. Die Textil- und Bekleidungsindustrie unseres Rau- nicht. Das ist fast so wie ein Naturgesetz. Ich möch- erlitten. Er verlor zwei große Wohnhäuser samt Hausrat Möglicherweise stiftete Sabina Kromppein auch einen 140.000 Goldmark eingerichtet werden sollte. Das war Drei weitere Maschinenfabriken folgen nach 1900, al- mes überschreitet ihren Höhepunkt, um in eine dra- te ein Beispiel anführen: 1934 wurde in einer groß auf- sowie Scheunen voller Getreide. Daraufhin erlernte Ge- Deckel für den Taufstein oder ließ ihn bemalen. Die Holz-sehr viel Geld. Aus den Zinsen sollten jährlich sechs le verbunden mit dem Namen Wahl. matisch steile Abwärtsbewegung überzugehen. Wir ha- gemachten Zeitungsbeilage die Industrie in unserem org bei seinem Vater den Beruf des Schreibers und wur- skulpturdes„JohannesderTäufer“wirdSimonSchweizerMädchen und sechs Knaben, die bedürftig und würdig ben es nicht vergessen, der Zolllernalbkreis hatte 1995 Raum ausführlich beschrieben. Begleitend haben hier- de 1613 vereidigt. Kurz danach legte er in der Stuttgarter um 1600 zugeschrieben– das Original befindet sich im waren, für ihre Kleidung bei der Konfirmation bis zu 50 und 1996 laut Zeitungsberichten die meisten Kri- zu 75 namhafte Firmen Anzeigen geschaltet. Von die- Kanzlei sein Examen ab, damit er ohne weitere Formali- Balinger Heimatmuseum, eine Kopie in der Friedhofkir-MarkalsZuwendungerhaltensowieeineUnterstützung In 150 Jahren zur flächendeckenden senbranchen im Landesvergleich. Der Niedergang der sen75FirmenausallenBranchenbestehengeradenoch täten die Nachfolge des Vaters antreten konnte. Da sein che. Allerdings wurde nach 1516, als die Stadtkirche zurfür die weitere Erziehung und Ausbildung bis zu ihrem Metallindustrie Textilindustrie wurde immer bedrohlicher 19). An die- zehn. Doch von diesen 10 Firmen haben acht eine er- Vater das Amt 1618 nicht mehr ausüben konnte, trat Ge- Pfarrkirche geworden war, in der Friedhofkirche nicht16. beziehungsweise 18. Lebensjahr. Die Stadt Balingen sem Punkt stellte sich für mich die Frage, inwieweit staunliche Gemeinsamkeit: Jede ist über 100 Jahre alt. orgindessenFußstapfen. mehr getauft. Der Täufer befand sich ursprünglich si-kaufte für den Friedhof in Stuttgart einen Grabstein so- Nun haben wir ausführlich genug einzelne Linien es der heimischen Metallindustrie in unserem Raum Von diesen acht Firmen standen fünf in ihrer Früh- Nach dem Tod ihres Ehemannes im Jahr 1664 lebte cherlichinderStadtkircheaufdemTaufstein. wieeinDenkmalfürdenBalingerFriedhofinFormeines und Branchen betrachtet. Werfen wir jetzt doch mal ei- gelungen sein könnte, die vielen verloren gegange- zeit in irgendeiner Verbindung mit dem Waagen- die Witwe Sabina weiterhin in Balingen. Laut Leichen- Sabina Kromppein hatte nicht nur an der Ausschmü- Obelisken. Dieses Denkmal aus rotem Sandstein steht nen Blick auf das Ganze. Es gibt ein paar Regeln, die nen Arbeitsplätze in der Textilindustrie wenigstens teil- bau. predigtwarsiebeidessenAblebenselbstkrankgewesen. ckung der Kirche ihre Freude, sondern auch an der „ler- heute noch im Friedhof, befindet sich seit einiger Zeit im industriellen Umfeld generell gelten: Die räum- weise zu kompensieren. Lassen Sie mich zum Schluss noch einmal kurz zu- Am 22. Februar 1672 wurde Sabina „vom Frost heimge- nenden Jugend“. Dieser vermachte sie zum Kauf „taug- allerdingsinleichterSchieflage. lich eng beieinander liegenden Betriebe der glei- Betrachten wir diese Darstellung der Industrie-Ar- sammenfassen: Philipp Matthäus Hahn hat mit sei- sucht“. Die wohl „reichlich“ vorhandenen Arzneien licher Bücher“ aus ihrem Nachlass ein Kapital in Höhe 1882 wurde über die Verwendung des Stiftungsgeldes chen Branche befruchten sich gegenseitig. Jeder will beitsplätze im Zollernalbkreis einmal genauer: nen beiden Waagenerfindungen den Grundstein für wirkten nicht, man vermutete einen „Schlagfluss“. Die von 100 Gulden. Das war damals ein sehr hoher Betrag. diskutiert,dajährlicheÜberschüsseherauskamen.Man die Nase vorn haben, und so schaukelt man sich im Sin- – Beginn mit kleinen Anfängen, dies gilt sowohl für unsere Waagenindustrie gelegt. Diese generiert über Sterbenskranke bat den Pfarrer und Spezial zu sich und Eine gute, großformatige Bibel mit einem 40-45 Zenti- stellte den Antrag zur Gründung einer Industrieschule ne eines kreativen Wettbewerbs Stufe um Stufe tech- die Textil- wie die Metallbranche. die Jahrzehnte hinweg Ableger und Verästelungen, ei- erhielt das Abendmahl. Am folgenden Abend verstarb meterhohenBuchrückenwarinjenerZeitungefährdrei für Mädchen. Schon 1883 erfolgte die Gründung und nologisch nach oben. Dann die gewerbliche Dichte al- – Starkes Wachstum in beiden Bereichen, der Textil- nebeeindruckendeMetallindustriewächstheran.Dann sieimAltervonfast77Jahren. Guldenwert,wieeinVergleichsbeispielausHerrenberg- Eröffnung der „Frauenarbeitsschule“. Mittel aus der ler Industrie-Branchen in dieser Region. Je größer die- bereich aber ist stark dominierend. hatten wir zeitlich gesehen großes Glück. Der ei- Der berühmte Theologe Johann Valentin Andreae Oberjesingen von 1675 zeigt. Ein Gesangbuch wurde Rösler-Stiftung wurden zu deren Unterhalt herangezo- se Dichte wird, desto ausgeprägter bildet sich ein Kranz – Größte Ausdehnung der Textilindustrie und Zahl der gentliche Aufstieg dieser Branche geschieht genau zu war Sabinas Cousin zweiten Grades. Ihr Bruder Chris- Anfang des 18. Jahrhunderts mit ca. 10 Kreuzern bewer- gen. Ein Neubau wurde 1898 errichtet, der in der Filser- von Zulieferern und Dienstleistern heraus, die alle zur Arbeitsplätze in den 1970er Jahren. dem Zeitpunkt, als der größte Industriezweig des Rau- toph Welling amtierte als Jurist von 1634 bis 1661 als tet. 60 Kreuzer machten einen Gulden aus. Aus Sabinas traße an der Bahnlinie bei der Ausfahrt des City-Kauf- Stärkung der Raumschaft beitragen. Am wichtigsten – Schnittpunkt der Abwärtsbewegung im Textil- mit mes, die Textilindustrie, schwindet. Eine ungewisse Stadtgerichts-ProkuratorinNürnberg.DessenSohnwar Stiftungsvermögen hätte man also für 600 Kinder Ge- hauses liegt. Durch die Inflation des Jahres 1923 verrin- aber sind die Mitarbeiter. Bei uns sind es in der Früh- der Aufwärtsbewegung im Metallbereich in der ers- Zukunft ist uns erspart geblieben. wohl Daniel Welling, der zusammen mit den Stief- sangbücherkaufenkönnen. gerte sich das Vermögen allerdings. Die Aufhebung der zeit die gut ausgebildeten Mechaniker. Je größer ih- ten Hälfte der 1990er Jahren. Rückblickend betrachtet ist deshalb Dankbarkeit an- SchwiegersöhnenWolfgangSigmundGessundWilhelm Sabina Kromppein tätigte eine Stiftung zur Verschö- Stiftung und die Zusammenlegung mit dem Vermögen re Zahl wird, desto interessanter wird es auch für frem- – - Heute: Die Arbeitsplätze im Metallbereich rü- gesagt, dem Altmeister Hahn, der mit seinen Waa- Hauser für den Druck der Leichenpredigt verantwort- nerung des Altars und des Taufsteins in der Stadtkirche der Stadt wurden in den Jahren 1950 bis 53 abgelehnt. de Betriebe, sich in unserem Raum anzusiedeln. cken der Höchstzahl in der Textilindustrie in den 70- gen einen nachhaltigen Grundstein für diese Ent- lich war. Auch der Enkel Georg Wolfgang Gess, damals und setzte einen finanziellen Grundstock für die An- 1957 wurde die Schule als „Hauswirtschaftsschule“ Hechingen ist dafür ein gutes Beispiel. Die Nach- er Jahren merklich näher. wicklung gelegt hat. Doch vielleicht hat er uns noch et- Stadt- und Amtsschreiber in Tuttlingen, widmete der schaffung von Lehrbüchern für die Jugend. Aufgrund (Fortbildungsschule), 1960 als „Haushaltungsschule“ kriegsgründungen der dortigen Medizingeräte-Her- Man muss es an dieser Stelle wirklich einmal deut- was ganz anderes - bis heute wirksames - mitgege- Großmutter ein Gedicht. Er berichtet, Sabina habe ihn ihrer Verdienste und als bisher nicht beachtete Stifterin bezeichnet. steller dürften unter anderem auch auf die gute Fach- lich sagen: Unser Raum hat ein Erfolgsmodell in Form ben, die Bereitschaft und den Mut zum Handeln, Ge- gepflegt „mit Honig Butter“… Der andere Enkel, wäresieeinesStraßennamensmehralswürdig. Der Landkreis Balingen übernahm 1971 die Schule. arbeiter-Infrastruktur zurückzuführen sein. Man den- einer neuen industriellen Ausrichtung geschaffen, das stalten und Zupacken. Johann Wolfgang Gess, verfasste als „Musarum Baali- ImJahr1981warimmerhinnocheinKapitalinHöhevon ke nur an das nahe gelegene Jungingen. Und so hat beispielhaft ist. Ohne die Metallindustrie wäre das wei- So schreibt Hahn einmal, was ihn zu seinen gro- gensium Alumnus“ (Balinger Musenschüler) ebenfalls 13.000 DM vorhanden, das einen jährlichen Zinsertrag sich über diese Sekundäreffekte im Lauf der Jahr- tere wirtschaftliche Wohlergehen unseres Raumes ßen Leistungen befähigt hat: „Will die Zeit nicht rei- ein Gedicht und erwähnte „das weitberühmte Bild fast Friederike(1819- 1880) von 600 bis 700 Mark einbrachte. Zu diesem Zeitpunkt zehnte ein engmaschiges Netz von Metall- und Elekt- fraglich geworden. Und das ganz Besondere: Wir ha- chen, so nehme ich die Nacht hinzu. Am rechten Ge- allerWeibestugend…“. erfolgte dann die Auflösung der Rösler-Stiftung durch ro-Betrieben im Zollernalbkreis gebildet, die heute ei- ben diesen Strukturwandel zum allergrößten Teil aus brauch der Zeit und am frischen Angriff der Sachen SabinasNeffeDanielWellingschlugfürdieTanteeine Friederike Rösler wurde am 6. September 1819 in Ba- den Gemeinderat. Das Vermögen ging an die evangeli- ne beeindruckende wirtschaftliche Größe darstellen. eigener Kraft erreicht. Staatliche Fördermittel zur Be- ist alles gelegen.“ 20) Sicher ein guter Leitsatz, auch für Grabinschriftvor: lingen geboren und starb am 28. September 1880 im Al- sche Kirchengemeinde zur Schaffung zweier Jugend- Wir sind umgeben von tüchtigen Mittelständlern, ei- wältigung dieses wirtschaftlichen Umbruchs sind so unsere Tage – Bleiben wir dabei! Seite 1901 Heimatkundliche Blätter August 2014 August 2014 Heimatkundliche Blätter Seite 1902

Als Besonderheit und als Deckblatt wurden für die „HierliegtdasfrommeHertz/ ter von 61 Jahren in Stuttgart. Sie war das dritte Kind des räume. Zur Erinnerung an die Stifterin erhielten die lichung des Stadtarchivs Balingen Band 7. Heraus- | Leichenpredigten die Porträts der Eheleute aufwändig dasGottesfurchtgeliebet/ Apothekers Gottlieb Friedrich Märklin. Von Friederike Hauswirtschaftliche Schule und das Ernährungswis- gegeben von der Stadtverwaltung Balingen. Balin- Ludwig der Fromme – verheiratet in 2. Ehe mit der in Kupfer gestochen. Deshalb kennen wir das realisti- UndsichmithöchstemFleißinTugendengeübet; ist keine Abbildung bekannt. Aber eine Porträt-Zeich- senschaftliche Gymnasium den Namen: „Friederike- gen 2005. S. 13-18. WelfinJudith sche Aussehen der beiden, die in hochwertiger zeitge- DieSeelelebtinGott/derLeibisthierverschlossen/ nung ihrer Schwester befindet sich im Balinger Heimat- Rösler-Schule Balingen“. Mit der Strukturreform des – Helber, Ingrid: Gulden, Goller, Geschirr. Lebens- | nössischerKleidungabgebildetsind. UndhofftdenFreuden-Tag/ museum.ApothekerMärklinwar1829derjenigeBürger, Zollernalbkreises im Jahre 2004 wurde diese Balinger verhältnisse in Oberjesingen vom 17. bis zum Ende Gisela–verheiratetmitEberhardvonFriaul Sabina wurde am 19. März 1595 in Tübingen geboren mitallenHimmels-Gnossen! der die höchste Gewerbesteuer in Höhe von 36 Gulden Schuleaber aufgelöst.Es erfolgteeine Fusionder beiden des 20. Jahrhunderts. In: Ortsgeschichte Oberjesin- | alsTochterdesHerrnHenricusWelling,der32Jahrelang ImJahr/DamandenenLeyd-tragendenzuruffte: bezahlte. „Der Umsatz ist sehr lebhaft“, wurde über den Hauswirtschaftlichen Schulen von Albstadt und Balin- gens. Veröffentlichung des Stadtarchivs Herren- Judith – 863/864 als Erbin Balingens urkundlich er- Professor für Latein der Universität Tübingen war. Ihre AusderhohenOffenbahrungJohannis/Cap.14,V.13. Geschäftsbetrieb des Vaters berichtet. Die in Balingen gen zur neuen „Hauswirtschaftlich-sozialpädagogi- berg. Erscheint im März 2014. wähnt Mutter, Frau Eva Moser, war die Tochter des Württem- Ja!SeeligsinddieTodten/ ansässigen 384 Handwerker und 3 Kleinhändler be- schenSchule“inAlbstadt. – Dieselbe: Evang. Kirchen. Balingen. Schnell Kunst- bergischen Rentkammerrats Balthasar Moser von Vils- soinChristoJesusterbenvonnunan!“ zahlten im Durchschnitt jeweils nur 2 Gulden und 34 BeiderAuswahlderStraßennamenfürdiegroßzügige führer Nr. 1065. 2. Völlig neu bearbeitete Auflage. Re- eck, dem 1573 der Adelstitel verliehen worden war. Der In ihrer Leichenpredigt von 1672 wird Sabina charak- Kreuzer. Stifterin Friederike Rösler war die Stadt Balingen be- gensburg 2006. Grabstein der Eltern befindet sich in der Tübinger terisiert und es werden ihre Verdienste aufgezählt: „Sie Auch in der Folgezeit hielt sich Märklin an der Spitze sondersgenerös.EsgibtnämlicheinenRöslerweghinter – Dies.: Die großen Stadtbrände. In: 750 Jahre Stadt Ba- SabinaKromppeindichtete Stiftskirche. Die fünf Kinder errichteten das Grabmo- wareinefromme,gottesfürchtigeHanna.“Derbiblische der Gewerbesteuerzahler. Friederike Rösler stammte dem Krankenhaus und vor der Siechenkirche sowie lingen. S. 380-390. nument. Bezug liegt hier wohl in Lukas 2, Vers 36, nach dem die aus dem florierendsten Unternehmen Balingens und jenseits der B 27 eine Röslerstraße, die parallel zur He- – Dies.: Vier Jahrhunderte Mode in Balingen. In: Ebd. dasfolgendegeistlicheLied. Die Eltern erzogen Sabina in Gottesfurcht, Gebet und Prophetin im Jesuskind den Messias erkannte. Hanna aus einer der wohlhabendsten Familien der Stadt. 1841 selwanger Straße zwischen dieser und der Neige ver- S. 442-453. (Abgedruckt auf Seite 45 der Leichenpredigt von Ge- im christlichen Katechismus, wie die Leichenpredigt zu wird auch erwähnt im Gedicht des Enkels Johann Wolf- gingen die Apotheke und das Elternhaus an Christoph läuft. Allerdings vergaß man bei der Namensgebung – Schöntag, Wilfried: Vom Dorf zur Stadt – Balingen orgKromppein.) erzählen weiß. Sie lernte Lesen und Schreiben, christli- gang Gess. Diese biblische Gestalt galt Sabina wohl als Vayhinger über, 1857 an Adolf Frank, 1882 an August beiderStraßendasWesentliche:dieFriederike. im Herrschaftsgefüge des frühen und hohen Mit- Zu singen nach der Melodie von: „Mein Wallfahrt ich che Tugenden und Fleiß. Die Mutter starb schon in Sa- Vorbild. Ihr Leichentext aus Johannes 2, 25 und 26 be- Egelhaf. Das 1812 von Apotheker Ofterdinger nach dem telalters. In: 750 Jahre Stadt Balingen. S. 5-12. vollendet hab“. Das war damals ein bekanntes evange- binas sechstem Lebensjahr. Als jüngste Tochter – es gab schäftigt sich mit dem Trost Jesu an Martha „… wer an Stadtbrand errichtete Gebäude war später als Rathaus- – Schüle, Ursula-Heidrun: Röslerstiftung und Frau- lisches Begräbnislied. Hier die ersten beiden von sechs drei Schwestern – führte sie 15 Jahre lang dem Vater den mich glaubet, der wird leben, ob er gleich stürbe …“. Sa- apothekebekannt(heuteSchuh-Weith). QuellenundLiteratur enarbeitsschule. In: 750 Jahre Stadt Balingen. S. 106- Strophen: Haushalt. Nach dessen Tod hielt sie sich zwei Jahre lang bina Kromppein hatte diesen Text vor ihrem Tod noch Im Jahr 1841, als die Apotheke an Vayhinger kam, 115. AchallerthewrsterJonthan beiihrerSchwesterFelicitasUnfriedauf. selbst ausgewählt und dem Dekan mitgeteilt. Die Pre- heiratete Friederike in Tiefenbronn den seit 1840 in – Stadtarchiv Balingen, Leichenpredigten, Gewerbe- – Trugenberger, Volker: Balingen im Spätmittelalter. WoseytIhrdochhinkommen/ Aus dem Lebenslauf erfahren wir, dass sich Sabina digt wurde vom Balinger Spezial (Dekan) und Stadt- Brackenheim lebenden Arzt Dr. Friedrich Rösler, der steuerprotokolle B 574 von 1829 und B 575 von 1830- In: 750 Jahre Stadt Balingen, S. 19-29. MeinHertznachEuchwarumbundan/ um 1619, damals im 24. Lebensjahr, mit Zustimmung pfarrerNicolausGebhardtausgearbeitetundgehalten. auch der „Armeleutedoktor“ genannt wurde. Dr. Rösler 1873, Quartierpläne zum Wiederaufbau nach dem – Zahawi, Lisbeth: Alte Balinger Familiennamen. In: WieLieb‘hiereingenommen. ihrer Pfleger mit M.(agister) Caspar Schäffer verheiratet Dieser weist im sog. „Ehrengedächtnis“ darauf hin, war als Sohn eines Pfarrers 1815 in Oberlenningen ge- Stadtbrand. 750 Jahre Stadt Balingen. S. 431-441. Hier S. 437f. Nunaberwandertach!Ihrfort hatte. Er war noch ein „stipendiario“ und studierte dass Sabina stark war im Glauben, viel gebetet und ge- boren worden. Sein Medizinstudium hatte er in Tübin- – Stadtarchiv Herrenberg, Oberjesingen, Inventuren – http://www.simpfendoerfer.de/gemeinde/kir- ZuGottinsHimmelsThrone/ Theologie. Das junge Ehepaar hielt sich noch zwei Jahre sungen hat. Sie dichtete und „komponierte“ geistliche gen absolviert, wo er 1832 dem „Corps Frankonia“ bei- und Teilungen, Band 1012, S. 143, Balthas Engel- che.htm, Zugriff 20.11.2013 (Ägidiuskirche in Bret- Sodaßichwederhienochdort in Tübingen auf, weil Caspar Schäffer nicht gleich „pro- Lieder. Außerdem übte sie sich in Fürbitte und Nächs- getreten war. Wie Friederikes Cousin Georg Herwegh fried. tach). JetztzwarnichtbeyEuchwohne. moviert“ wurde. Nach Ende des Studiums kam das tenliebe gegenüber Armen, Kranken und Kindbetterin- zählte Dr. Rösler zu den Revolutionären von 1848. Her- – Beschreibung des Oberamts Balingen. Herausge- – http://de.wikipedia.org/wiki/Johann Valentin An- Pfarrer-Ehepaar nach Burtenbach, Darendel, Neuen- nen. Sie setzte sich für die Stieftöchter und Schwieger- wegh kam im Alter von 12 Jahren als Pensionsgast zu geben vom K. statistisch-topographischen Bureau. dreae, Fußnote 6. Zugriff 20.11.2013 (Christoph Wel- DannichselbstwarauchinGefahr stein, Beutingen, Gochsheim und Brettach. Dem Ehe- söhne ein und hatte viele Enkel und Enkelinnen, die sie Präzeptor Knoll, dem Balinger Lateinlehrer. An Knoll Stuttgart 1880. Neuausgabe Magstadt 1982. S. 277f. ling). DeßTodesehgewesen paar wurden zehn Kinder geboren, die aber alle früh ge- geliebthat,alswärenesihreleiblichenKinder. erinnertnoch der Grabsteinseiner bei einer Geburtjung – Foth, Wilhelm: „Es hat die Statt Balingen eine feine – Dank an Horst Peter Öhler, Balingen, für die Infor- NochmacheesGottganzwunderbahr/ storbensind.Währenddes30-jährigenKriegeshattedie Besonders interessante und vergessene Aspekte sind verstorbenen Ehefrau an der Ostfassade der Friedhof- Schul“. Von der Lateinschule zum Gymnasium. Ver- mationen zum „Armendoktor“ Friedrich Rösler. Daßwiderichgenesen. Familie viel zu erleiden wie die Belagerung von Heil- Sabina Kromppeins Stiftungen. Sie hat den „Altar und kirche. Georg Herwegh war ein Klassenkamerad des öffentlichung des Stadtarchivs Balingen Band 6. Ba- IhrabermußtEuchgebendrein bronn und die Flucht nach Öhringen und Neuenstadt / Taufstein in hiesiger Kirchen rühmlich gezieret“. Wahr- Dürrwangers Gottlieb Rau, der ebenfalls in Balingen in lingen 2005. S. 48-51. Stammbaumder„BalingerJudith“ AusdieserWeltzuwandern/ Kocher. Der Ehemann starb 1642. An seiner letzten scheinlich geht auf sie das wunderschöne schmiedeei- die Lateinschule ging (Foth). Herweg und Rau traten – Graf, Klaus: Die „Flores temporum“ und Balingen. WeilIhrGottnemblichliebköndtseyn Pfarrstelle in Langenbrettach-Brettach ließ die Witwe serne Altargitter zurück. „Das aus der zweiten Hälfte des ebenso wie Rösler bei der Revolution von 1848 in Er- In: 750 Jahre Stadt Balingen. 1255-2005. Veröffent- KarlderGroße–verheiratetmitHildegard NimbtErEuchwegvorandern. für ihn in der Kirche ein Epitaph (Denkmal) aus Stein 17. Jahrhunderts stammende kunstvoll geschmiedete scheinung. errichten. Altargitter ist neben denjenigen von Urach, Nürtingen, Dr. Friedrich Rösler hatte wohl im Juni 1849 für die Nachdem Sabina über 20 Jahre lang außerhalb Tü- Kirchheim und Weilheim/Teck eines der wenigen am Unterstützung der Badener Revolution geworben und bingens gelebt hatte, wollte sie von Neuenstadt aus wie- Ursprungsort erhaltenen in Württemberg. Die hand- wurde schließlich im Januar 1851 auf dem Asperg inhaf- der in ihre Heimat zurückkehren. Um 1648 verheiratete werkliche Qualität ist hoch anzusetzen“ (Helber in tiert. Im Juli 1852 erhielt Rösler wegen seiner Krankheit sich Sabina ein zweites Mal „durch Vermittlung Gottes, Evang. Kirchen Balingen). Das Uracher Altargitter war Hafturlaub. Der nach Endingen strafversetzte Pfarrer Segensspur eines Landpfarrers des Allmächtigen“, und „auch Einraten guter Freund eine Stiftung des reichen Bürgers Bernhard Schwan, der Franz Hopf verhalf Rösler zwischen Hechingen und und ehrliebender Leute“. Aufgrund der Heirat mit dem einer einflussreichen Familie entstammte. Ein Schrift- SteinhofenzurFlucht.Wievieleandere„Revolutionäre“ ehemaligen und langjährigen „Stadt- und Amtsschrei- band am Gitter in Urach zeigt dessen Namen und das emigrierte Dr. Rösler mit seiner Frau Friederike nach Philipp Matthäus Hahn und der Waagenbau - Von Martin Sauter - Teil 2 (Schluss) ber“ Herrn Georg Kromppein kam Sabina nach Balin- Wappen. Etwas Ähnliches könnte in Balingen verloren Amerika, wo er in New York zu Ansehen und Reichtum gen. Die Ehe dauerte 16 Jahre lang, blieb jedoch – wohl gegangensein. kam. Über Kinder des Ehepaares Rösler ist nichts be- Die frühen Balinger Metallbetriebe ner deutschen Spezialität, die für wirtschaftliche Dy- gut wie nicht geflossen. auch aus Altersgründen – kinderlos. Für Georg Kromp- Weitere Verschönerungsmöglichkeiten in der Balin- kannt. Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1870 kehrte namik, aber auch für Beständigkeit steht. Diese großartige Selbsthilfe verdient Anerken- peinwaresdiedritteEhe. ger Stadtkirche wären natürlich auch die Abendmahls- Friederike Rösler nach Stuttgart zurück. Dort wurde sie Von Balingen – der Oberamtsstadt – war ja schon Doch Vorsicht – Bäume wachsen nicht in den Him- nung. Kromppein war ein sehr begabter Schüler und Stu- und Taufgeschirre, Kerzenhalter, Stoffdecken und Pa- 1874als„Doktorswitwe“erwähnt.PfarrerHopf,mitdem die Rede, hier etabliert sich neben dem Waagenbau ei- mel, da gibt es noch eine andere Bewegung, gerade Soweit so gut, doch lassen Sie mich zu den stei- dent gewesen, musste allerdings nach dem Balinger ramente. Interessant ist in diesem Zusammenhang, sie immer noch in Verbindung stand, wies die Witwe auf ne Maschinenindustrie. 1866 beginnen die beiden in unserer Region. In den beginnenden 1970er Jah- len Aufwärts- und leider auch Abwärtsbewegungen Stadtbrand von 1607 das Studium aufgeben, denn die dass Eva Beutterin 1664 der Stadtkirche eine silberne die Not in ihrer Heimatstadt Balingen hin und bewegte Gründer Roller und Mehrer mit der Herstellung von ren verschlechtert sich die wirtschaftliche Großwet- noch etwas mehr Allgemeingültiges sagen. Ein in- Familie verfügte nicht mehr über genügend finanzielle Hostienbüchse schenkte. Sie war die Ehefrau von Sabi- siezueinergroßzügigenStiftung.Am9.September1878, Maschinen aller Art. Sie trennen sich 1889 und Jo- terlage in Deutschland. 1973 haben wir die Ölkrise. Sie dustriegeprägter Raum muss offensichtlich mit stän- Mittel. Der Vater Michael Kromppein hatte den größten nas „Gegenschwieger“ Hans Wolf Gess, des Geistlichen zwei Jahre vor ihrem Tod, verfügte Friederike Rösler in sef Mehrer wendet sich dem bis heute erfolgreichen Ge- läutet das Ende des Nachkriegs-Wirtschaftswunders digen Veränderungen leben, ob dies gefällt oder auch Schaden der gesamten Stadt in Höhe von 5000 Gulden Verwalters(Kirchenpflegers)vonBalingen. ihrem Testament, dass eine Stiftung in Höhe von circa schäft von Luftkompressoren und Pressluftanlagen zu. ein. Die Textil- und Bekleidungsindustrie unseres Rau- nicht. Das ist fast so wie ein Naturgesetz. Ich möch- erlitten. Er verlor zwei große Wohnhäuser samt Hausrat Möglicherweise stiftete Sabina Kromppein auch einen 140.000 Goldmark eingerichtet werden sollte. Das war Drei weitere Maschinenfabriken folgen nach 1900, al- mes überschreitet ihren Höhepunkt, um in eine dra- te ein Beispiel anführen: 1934 wurde in einer groß auf- sowie Scheunen voller Getreide. Daraufhin erlernte Ge- Deckel für den Taufstein oder ließ ihn bemalen. Die Holz-sehr viel Geld. Aus den Zinsen sollten jährlich sechs le verbunden mit dem Namen Wahl. matisch steile Abwärtsbewegung überzugehen. Wir ha- gemachten Zeitungsbeilage die Industrie in unserem org bei seinem Vater den Beruf des Schreibers und wur- skulpturdes„JohannesderTäufer“wirdSimonSchweizerMädchen und sechs Knaben, die bedürftig und würdig ben es nicht vergessen, der Zolllernalbkreis hatte 1995 Raum ausführlich beschrieben. Begleitend haben hier- de 1613 vereidigt. Kurz danach legte er in der Stuttgarter um 1600 zugeschrieben– das Original befindet sich im waren, für ihre Kleidung bei der Konfirmation bis zu 50 und 1996 laut Zeitungsberichten die meisten Kri- zu 75 namhafte Firmen Anzeigen geschaltet. Von die- Kanzlei sein Examen ab, damit er ohne weitere Formali- Balinger Heimatmuseum, eine Kopie in der Friedhofkir-MarkalsZuwendungerhaltensowieeineUnterstützung In 150 Jahren zur flächendeckenden senbranchen im Landesvergleich. Der Niedergang der sen75FirmenausallenBranchenbestehengeradenoch täten die Nachfolge des Vaters antreten konnte. Da sein che. Allerdings wurde nach 1516, als die Stadtkirche zurfür die weitere Erziehung und Ausbildung bis zu ihrem Metallindustrie Textilindustrie wurde immer bedrohlicher 19). An die- zehn. Doch von diesen 10 Firmen haben acht eine er- Vater das Amt 1618 nicht mehr ausüben konnte, trat Ge- Pfarrkirche geworden war, in der Friedhofkirche nicht16. beziehungsweise 18. Lebensjahr. Die Stadt Balingen sem Punkt stellte sich für mich die Frage, inwieweit staunliche Gemeinsamkeit: Jede ist über 100 Jahre alt. orgindessenFußstapfen. mehr getauft. Der Täufer befand sich ursprünglich si-kaufte für den Friedhof in Stuttgart einen Grabstein so- Nun haben wir ausführlich genug einzelne Linien es der heimischen Metallindustrie in unserem Raum Von diesen acht Firmen standen fünf in ihrer Früh- Nach dem Tod ihres Ehemannes im Jahr 1664 lebte cherlichinderStadtkircheaufdemTaufstein. wieeinDenkmalfürdenBalingerFriedhofinFormeines und Branchen betrachtet. Werfen wir jetzt doch mal ei- gelungen sein könnte, die vielen verloren gegange- zeit in irgendeiner Verbindung mit dem Waagen- die Witwe Sabina weiterhin in Balingen. Laut Leichen- Sabina Kromppein hatte nicht nur an der Ausschmü- Obelisken. Dieses Denkmal aus rotem Sandstein steht nen Blick auf das Ganze. Es gibt ein paar Regeln, die nen Arbeitsplätze in der Textilindustrie wenigstens teil- bau. predigtwarsiebeidessenAblebenselbstkrankgewesen. ckung der Kirche ihre Freude, sondern auch an der „ler- heute noch im Friedhof, befindet sich seit einiger Zeit im industriellen Umfeld generell gelten: Die räum- weise zu kompensieren. Lassen Sie mich zum Schluss noch einmal kurz zu- Am 22. Februar 1672 wurde Sabina „vom Frost heimge- nenden Jugend“. Dieser vermachte sie zum Kauf „taug- allerdingsinleichterSchieflage. lich eng beieinander liegenden Betriebe der glei- Betrachten wir diese Darstellung der Industrie-Ar- sammenfassen: Philipp Matthäus Hahn hat mit sei- sucht“. Die wohl „reichlich“ vorhandenen Arzneien licher Bücher“ aus ihrem Nachlass ein Kapital in Höhe 1882 wurde über die Verwendung des Stiftungsgeldes chen Branche befruchten sich gegenseitig. Jeder will beitsplätze im Zollernalbkreis einmal genauer: nen beiden Waagenerfindungen den Grundstein für wirkten nicht, man vermutete einen „Schlagfluss“. Die von 100 Gulden. Das war damals ein sehr hoher Betrag. diskutiert,dajährlicheÜberschüsseherauskamen.Man die Nase vorn haben, und so schaukelt man sich im Sin- – Beginn mit kleinen Anfängen, dies gilt sowohl für unsere Waagenindustrie gelegt. Diese generiert über Sterbenskranke bat den Pfarrer und Spezial zu sich und Eine gute, großformatige Bibel mit einem 40-45 Zenti- stellte den Antrag zur Gründung einer Industrieschule ne eines kreativen Wettbewerbs Stufe um Stufe tech- die Textil- wie die Metallbranche. die Jahrzehnte hinweg Ableger und Verästelungen, ei- erhielt das Abendmahl. Am folgenden Abend verstarb meterhohenBuchrückenwarinjenerZeitungefährdrei für Mädchen. Schon 1883 erfolgte die Gründung und nologisch nach oben. Dann die gewerbliche Dichte al- – Starkes Wachstum in beiden Bereichen, der Textil- nebeeindruckendeMetallindustriewächstheran.Dann sieimAltervonfast77Jahren. Guldenwert,wieeinVergleichsbeispielausHerrenberg- Eröffnung der „Frauenarbeitsschule“. Mittel aus der ler Industrie-Branchen in dieser Region. Je größer die- bereich aber ist stark dominierend. hatten wir zeitlich gesehen großes Glück. Der ei- Der berühmte Theologe Johann Valentin Andreae Oberjesingen von 1675 zeigt. Ein Gesangbuch wurde Rösler-Stiftung wurden zu deren Unterhalt herangezo- se Dichte wird, desto ausgeprägter bildet sich ein Kranz – Größte Ausdehnung der Textilindustrie und Zahl der gentliche Aufstieg dieser Branche geschieht genau zu war Sabinas Cousin zweiten Grades. Ihr Bruder Chris- Anfang des 18. Jahrhunderts mit ca. 10 Kreuzern bewer- gen. Ein Neubau wurde 1898 errichtet, der in der Filser- von Zulieferern und Dienstleistern heraus, die alle zur Arbeitsplätze in den 1970er Jahren. dem Zeitpunkt, als der größte Industriezweig des Rau- toph Welling amtierte als Jurist von 1634 bis 1661 als tet. 60 Kreuzer machten einen Gulden aus. Aus Sabinas traße an der Bahnlinie bei der Ausfahrt des City-Kauf- Stärkung der Raumschaft beitragen. Am wichtigsten – Schnittpunkt der Abwärtsbewegung im Textil- mit mes, die Textilindustrie, schwindet. Eine ungewisse Stadtgerichts-ProkuratorinNürnberg.DessenSohnwar Stiftungsvermögen hätte man also für 600 Kinder Ge- hauses liegt. Durch die Inflation des Jahres 1923 verrin- aber sind die Mitarbeiter. Bei uns sind es in der Früh- der Aufwärtsbewegung im Metallbereich in der ers- Zukunft ist uns erspart geblieben. wohl Daniel Welling, der zusammen mit den Stief- sangbücherkaufenkönnen. gerte sich das Vermögen allerdings. Die Aufhebung der zeit die gut ausgebildeten Mechaniker. Je größer ih- ten Hälfte der 1990er Jahren. Rückblickend betrachtet ist deshalb Dankbarkeit an- SchwiegersöhnenWolfgangSigmundGessundWilhelm Sabina Kromppein tätigte eine Stiftung zur Verschö- Stiftung und die Zusammenlegung mit dem Vermögen re Zahl wird, desto interessanter wird es auch für frem- – - Heute: Die Arbeitsplätze im Metallbereich rü- gesagt, dem Altmeister Hahn, der mit seinen Waa- Hauser für den Druck der Leichenpredigt verantwort- nerung des Altars und des Taufsteins in der Stadtkirche der Stadt wurden in den Jahren 1950 bis 53 abgelehnt. de Betriebe, sich in unserem Raum anzusiedeln. cken der Höchstzahl in der Textilindustrie in den 70- gen einen nachhaltigen Grundstein für diese Ent- lich war. Auch der Enkel Georg Wolfgang Gess, damals und setzte einen finanziellen Grundstock für die An- 1957 wurde die Schule als „Hauswirtschaftsschule“ Hechingen ist dafür ein gutes Beispiel. Die Nach- er Jahren merklich näher. wicklung gelegt hat. Doch vielleicht hat er uns noch et- Stadt- und Amtsschreiber in Tuttlingen, widmete der schaffung von Lehrbüchern für die Jugend. Aufgrund (Fortbildungsschule), 1960 als „Haushaltungsschule“ kriegsgründungen der dortigen Medizingeräte-Her- Man muss es an dieser Stelle wirklich einmal deut- was ganz anderes - bis heute wirksames - mitgege- Großmutter ein Gedicht. Er berichtet, Sabina habe ihn ihrer Verdienste und als bisher nicht beachtete Stifterin bezeichnet. steller dürften unter anderem auch auf die gute Fach- lich sagen: Unser Raum hat ein Erfolgsmodell in Form ben, die Bereitschaft und den Mut zum Handeln, Ge- gepflegt „mit Honig Butter“… Der andere Enkel, wäresieeinesStraßennamensmehralswürdig. Der Landkreis Balingen übernahm 1971 die Schule. arbeiter-Infrastruktur zurückzuführen sein. Man den- einer neuen industriellen Ausrichtung geschaffen, das stalten und Zupacken. Johann Wolfgang Gess, verfasste als „Musarum Baali- ImJahr1981warimmerhinnocheinKapitalinHöhevon ke nur an das nahe gelegene Jungingen. Und so hat beispielhaft ist. Ohne die Metallindustrie wäre das wei- So schreibt Hahn einmal, was ihn zu seinen gro- gensium Alumnus“ (Balinger Musenschüler) ebenfalls 13.000 DM vorhanden, das einen jährlichen Zinsertrag sich über diese Sekundäreffekte im Lauf der Jahr- tere wirtschaftliche Wohlergehen unseres Raumes ßen Leistungen befähigt hat: „Will die Zeit nicht rei- ein Gedicht und erwähnte „das weitberühmte Bild fast Friederike(1819- 1880) von 600 bis 700 Mark einbrachte. Zu diesem Zeitpunkt zehnte ein engmaschiges Netz von Metall- und Elekt- fraglich geworden. Und das ganz Besondere: Wir ha- chen, so nehme ich die Nacht hinzu. Am rechten Ge- allerWeibestugend…“. erfolgte dann die Auflösung der Rösler-Stiftung durch ro-Betrieben im Zollernalbkreis gebildet, die heute ei- ben diesen Strukturwandel zum allergrößten Teil aus brauch der Zeit und am frischen Angriff der Sachen SabinasNeffeDanielWellingschlugfürdieTanteeine Friederike Rösler wurde am 6. September 1819 in Ba- den Gemeinderat. Das Vermögen ging an die evangeli- ne beeindruckende wirtschaftliche Größe darstellen. eigener Kraft erreicht. Staatliche Fördermittel zur Be- ist alles gelegen.“ 20) Sicher ein guter Leitsatz, auch für Grabinschriftvor: lingen geboren und starb am 28. September 1880 im Al- sche Kirchengemeinde zur Schaffung zweier Jugend- Wir sind umgeben von tüchtigen Mittelständlern, ei- wältigung dieses wirtschaftlichen Umbruchs sind so unsere Tage – Bleiben wir dabei! Seite 1903 Heimatkundliche Blätter August 2014

Anmerkungen gebücher, hrsg. v. Martin Brecht und Rudolf F. Pau- Württemberg, 1. Jg., Stuttgart 1954, S. 261. lus (Texte zur Geschichte des Pietismus, Abt. 8, Ein- 13) Katalog Gewerbeausstellung des oberen Würt- 1) Sinngemäß nach: Hahn, Philipp Matthäus: Be- zelgestalten und Sondergruppen, Bd. 1), Berlin, tembergischen Schwarzwaldes zu Rottweil a.N. schreibung mechanischer Kunstwerke welche un- New York 1978, S. 175: Eintrag v. 10. August 1773. 1861, S. 36. ter der Direction und Anweisung M. Philipp Matth. 7) Krauter, Dr. Gerhard: Die Manufakturen des Her- 14) „Verzeichnis der Fabriken u. vorherrschend für den Hahns, Pfarrers in Kornwestheim, durch seine Ar- zogtums Wirtemberg in der zweiten Hälfte des 18. Großhandel beschäftigten Gewerbeanstalten beiter seit sechs Jahren verfertiget worden sind. Jahrhunderts, in: Jahrbücher für Statistik und Lan- 1861“,;darin verzeichnet: 15 Meister und Gesellen Erstes und zweytes Stück, Stuttgart 1774, Neu- deskunde von Baden-Württemberg, 1. Jg., Stutt- unter der Rubrik „Mechaniker für mathematische, druck Stuttgart 1991, S. XXI. gart 1954, S. 276. optische und physikalische Geräte“. 2) Hahn, Christian Ulrich: M. Philipp Matthäus 8) Johann Georg Meusel (Hrsg.), Teutsches Künst- 15) Grisinger, C. Th.: Universallexikon von Württem- Hahns, ehemaligen Pfarrers in Echterdingen hin- lerlexikon oder Verzeichns der jetztlebenden teut- berg, Hechingen und Sigmaringen, Stuttgart 1841, Jahrgang 61 31. August 2014 Nr. 8 terlassene Schriften, Erster Band: Lebenslauf nebst schen Künstler, 2. Teil, Lemgo 1789, S. 69 ff. S. 278 Anhängen, Heilbronn 1828, S. 12. 9) Kupferstich aus: Gnädigst privilegiertes Leipziger 16) Jahresberichte der Handels- und Gewerbekam- 3) Sinngemäßnach:Stäbler,Dr.Walter:Theologieund Intelligenz – Blatt in Frag und Anzeige No. 4, 27. Ja- mern in Württemberg für das Jahr 1864, hrsg. von High-Tech – Zwei Seiten einer Medaille? Philipp nuar 1787. der königl. Centralstelle für Gewerbe und Handel, Matthäus Hahn: Genialer Erfinder, Wegbereiter der 10) Hahn, Philipp Matthäus: Beschreibung mechani- Stuttgart 1865, S. 214. Informatik, Mitarbeiter am Reich Gottes. LIS Sym- scher Kunstwerke, herausgegeben von M. Philipp 17) Schwarzwälder Kreiszeitung. Oberamtsblatt für Judith Sabina Friederike posion 10./11. Juni 1999, S. 7+8. Matthäus Hahn, Pfarrer in Kornwestheim, Drittes den Bezirk Reutlingen, 10. Jg., No. 52 vom 4. Mai - - 4) Hahn, Philipp Matthäus: Lebenslauf Onstmettin- Stück enthält 1. die Beschreibung einer allgemei- 1866, Eröffnung der Schwarzwald – Kreis – Aus- gen 1764, Faks. der Handschrift und Transkripti- nen hydrostatischen Waage…, Stuttgart 1774, stellung am 1. Mai. Drei Balinger Frauen aus unterschiedlichen Jahrhunderten - Von Dr. Ingrid Helber on, hrsg. vom Evang. Dekanatamt Balingen – Stutt- Neudruck Stuttgart 1991, S. 36. 18) Lazi, Erhard (Hrsg.): Der Zollernalbkreis, Stutt- gart, Württ. Landesmuseum, 1989, S. 15. 11) Hahn, Philipp Matthäus: Die Kornwestheimer Ta- gart, Aalen 1979, S. 144. HierhandeltessichumeinaktuellesThema,denninder Der Großvater der „Balinger Judith“ 5) Hahn, Philipp Matthäus: Beschreibung mechani- gebücher, hrsg. v. Martin Brecht und Rudolf F. Pau- 19) ZAK aktuell, 04.03.1995 und 18./19.05.1996. Bürgerfragestunde in der Oktober-Gemeinderatssit- war Ludwig der Fromme, der 816 durch scher Kunstwerke welche unter der Direction und lus (Texte zur Geschichte des Pietismus: Abt. 8, Ein- 20) Hahn, Philipp Matthäus: Beschreibung mechani- zung hatte sich die Verfasserin erkundigt, warum es in den Papst zum Kaiser gekrönt wurde. Anweisung M. Philipp Matth. Hahns, Pfarrers in zelgestalten und Sondergruppen, Bd. 1), Berlin, scher Kunstwerke welche unter der Direction und Balingen denn so wenig Straßennamen mit weiblichem Ludwigs ältester Sohn war Lothar, die Kornwestheim, durch seine Arbeiter seit sechs Jah- New York 1978, S. 229, Eintrag v. 22. Januar 1774. Anweisung M. Philipp Matth. Hahns, Pfarrers in Bezug gibt. Bei ihren Recherchen zur thematischen jüngeren hießen Pippin und Ludwig der ren verfertiget worden sind. Erstes und zweytes 12) Sinngemäß nach: Krauter, Dr. Gerhard: Die Ma- Kornwestheim, durch seine Arbeiter seit sechs Jah- Stadtführung „Balinger Frauengeschichte(n)“ für die Deutsche. Im Jahr 829 schuf Ludwig der Stück, Stuttgart 1774, Neudruck Stuttgart 1991, S. nufakturen des Herzogtums Wirtemberg in der ren verfertiget worden sind. Erstes und zweytes Volkshochschule vor drei Jahren stellte sie fest, dass von Fromme für Karl den Kahlen, den Sohn VII f. zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, in : Jahrbü- Stück, Stuttgart 1774, Neudruck Stuttgart 1991, S. den über 800 Straßennamen in der Gesamtstadt nur 15 seiner zweiten Gattin, die ebenfalls Ju- 6) Hahn, Philipp Matthäus: Die Kornwestheimer Ta- cher für Statistik und Landeskunde von Baden- XX. einen weiblichen Bezug haben. Fünf Namen stammen dith hieß, ein Teilreich. Die „Balinger sogar aus Zeiten der Monarchie: Charlotte, Katharina, Judith“ hatte also den Namen der Kaise- Pauline, Olga und Wera – vier württembergische Köni- rin-Großmutter erhalten, die aus der ginnenundeineHerzogin. Familie der Welfen stammte. Die jüngste Die Frage zielte in der Gemeinderatssitzung darauf Tochter von Ludwig dem Frommen und ab, ob die Stadtverwaltung diesen Mangel nicht behe- der Welfin Judith war Gisela, die Eber- Veranstaltungen und Exkursionen ben wolle. Herr Oberbürgermeister Reitemann meinte, hard von Friaul geheiratet hatte. Die erwarteaufVorschlägemit„würdigen“Frauen.Deshalb „Balinger Judith“ war also eine Kaiser- Das Programm der Heimatkundlichen Vereinigung im September und Oktober hiernuneinAnfang:Judith,SabinaundFriederike. urenkelin, Kaiserenkelin und Kaiser- nichte.BalingenwurdealsoimGlanzder „Römischen Kaiser“ erstmals urkund- SEPTEMBER und der Erste Weltkrieg. Besuch des Dix-Hauses in Dr. Hans Schimpf-Reinhardt. licherwähnt! Hemmenhofen und des Freskos in Singen mit Bet- 20:00 Uhr, Balingen, Landratsamt Zollernalbkreis Judith(+863/881) Dem Markgrafen-Ehepaar von Friaul tina Zundel. (Sitzungssaal), Hirschbergstraße 29, Eintritt frei. warenwohl10Kindergeborenworden. Samstag, 13. September: Ausstellungsführung: Otto Zunächst besuchen die Exkursionsteilnehmer das Rat- und1150JahreBalingen Die „Balinger Judith“ verstarb zwi- Dix: Der Krieg – Ich musste das alles selber sehen. haus in Singen. Dort befinden sich erhaltene Wand- Sonntag, 26. Oktober: Tagesexkursion: Entlang der Balingen wurde vor 1150 Jahren erstmals schriftlich schen 863 und 881. Über Judiths Leben Francisco Goya: Los Desastres de la Guerra – Yo lo vi bilder von Otto Dix. Man kann die Ausgestaltung der Rot: Rot, Gutenzell, Burgrieden, Dellmensingen mit erwähnt in einer Urkunde, die in Musiestro in der Trevi- gibt es keine weiteren Quellen, aber eine mit Dr. Veronika Mertens. Wände des Singener Standesamtes mit einer Para- Margarete Bühler-Weber. saner Mark – beim italienischen Treviso – ausgestellt umfangreiche wissenschaftliche Ausei- Im Gedenken an den Kriegsausbruch vor 100 Jahren diesdarstellung sowie einer Abfolge der Jahreszeiten Busfahrt. Abfahrt in Balingen, Stadthalle 7:00 Uhr, Alb- wordenist.DiesgeschahimJahr863odervielleichtauch nandersetzung mit mehreren genealo- zeigt die Galerie Albstadt neben Otto Dix‘ berühmten und Lebensalter eine „Dreingabe“ des Malers anse- stadt-Ebingen, Busbahnhof 7:30 Uhr. Umlage 35 Euro 864, was von der Forschung nicht mehr präzisiert wer- gischen Hypothesen. Deshalb weiß man Zeichnungen aus dem Schützengraben und den farb- hen. Die Wandplastik im Ratssaal „Krieg und Frieden“ für Fahrt, Eintritte und Führungen. den kann. Aufgrund der beiden Jahreszahlen hat die auch nicht, ob Judith jemals nach Balin- glühenden Gouachen (1917/18), die außerhalb von aus dem Jahre 1960 ist mit einer Größe von 5 x 12 m Stadt Balingen auch noch nicht das Jubiläum zu feiern gen reiste oder hier verweilte. Judiths Albstadt nicht mehr gezeigt werden, auch sein Kriegs- als Hauptwerk im Schaffen von Otto Dix zu werten. versäumt. Vater, Eberhard von Friaul, war hochge- notizbuch von 1915 – 16. Als beeindruckender Ab- Mit diesem positionierte sich der Künstler in der Kunst- Wilfried Schöntag hat als Mittelalterspezialist in der bildet. Er gründete die Abtei Cysoing bei schluss steht Dix‘ Radiermappe ‚Der Krieg‘ (1924) der debatte seiner Zeit. Es belegt nicht allein Dix‘ Anse- STAMMTISCHE 2005 erschienenen Balinger Stadtgeschichte anlässlich Tournai, wo er und seine Frau begraben großen Folge ‚Los Desastres de la Guerra’ (1810 – 14) hen, sondern auch eine für die Nachkriegszeit cha- der 750-Jahr-Feier der Stadtgründung im ersten Kapitel wurden. Die Urkunde, in der Balingen von Francisco Goya gegenüber – beides Werke der rakteristische Kunstanschauung. Um Dix‘ Schaffen Jeweils am 1. Mittwoch eines Monats trifft sich unter über die Anfänge des Dorfes Balingen geschrieben. Bis- erstmals erwähnt wurde, hat im Archiv Weltkunst in diesem Themenkreis. Beiden Künstlern weiter gerecht zu werden, besuchen wir an diesem Tag der Leitung von Dr. Peter Th. Lang der Ebinger her gibt es keine Kopie der Urkunde im Stadtarchiv Ba- des Klosters Cysoing bis heue überdau- ging es nicht um Propaganda in irgendeine Richtung. ebenfalls das seit kurzem wieder eröffnete und nun un- Stammtisch um 15:00 Uhr im Café Wildt-Abt, lingen. Allerdings ist der betreffende Wortlaut im Würt- ert. Vielmehr zeigen sie unparteiisch als Augenzeugen Leid ter der Ägide des Kunstmuseums Stuttgart stehende Sonnenstraße 67, 72458 Albstadt-Ebingen, Telefon tembergischenUrkundenbuchWUB6,430,NachtragIII Informationen aus dem frühen Mit- und Brutalität des Menschen im Krieg: „Yo lo vi – Das Museum Haus Dix in Hemmenhofen. Das ehemalige 0 74 31/41 88. zufinden. telalter erhält man meist dann, wenn sah ich“, so der Titel einer Radierung von Goya, wäh- Wohnhaus der Familie Dix bietet die einzigartige Ge- Wohlgemerkt – die erste urkundliche Erwähnung Personen mit einem Kloster in „rechtli- rend Dix immer wieder betonte, wie wichtig es ihm legenheit, das Umfeld und den Lebensmittelpunkt ei- Anmeldung zu den Veranstaltungen über den Ge- stand im Zusammenhang mit einer Frau: Judith. Sie war che Beziehungen“ traten. Das in Mu- war, den Menschen mit eigenen Augen auch in die- nes der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts schäftsführer Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, die Tochter des Markgrafen Eberhard von Friaul, und siestro in der Trevisaner Mark ausge- Sabina Kromppein, Kupferstich aus der Leichenpredigt, Stadtarchiv Balingen. sem Zustand zu sehen: „Ich musste das alles selber se- kennen zu lernen. In den 1920er Jahren wurde der 1891 72461 Albstadt, Telefon 0 74 32/68 07. Email: anfra- seiner Frau Gisela. Nun kann man einwenden: Das ist stellte Testament wurde anscheinend Repro Helber hen.“ in Gera geborene Künstler einer der führenden Re- [email protected] oder hans@an- doch ziemlich entfernt – Balingen und Friaul. Im Mittel- zwischen Juni und dem 16. Dezember 15 Uhr, Albstadt-Ebingen, Städtische Galerie, Kir- präsentanten der Neuen Sachlichkeit. Während des dreasschoeller.de sowie über unsere Homepage alter war das aber nicht außergewöhnlich und man un- 867 verfasst. Es wird aber von der Forschung auf 863/64 Sabina(1595- 1672) chengraben 11. Dritten Reichs verlor er als einer der ersten in Deutsch- www.heimatkundliche–vereinigung.de. terschätzt die weitreichenden Beziehungen und die datiert,weilEberhardzwischen864und866verstarb. land 1933 seine Professur an der Dresdner Akademie. Mobilität trotz schwieriger Reisebedingungen. Das EineschlüssigegenealogischeVerbindungvonJudith Über das Leben der Sabina Kromppein (Krummbein) Samstag, 20. September: Tagesexkursion: Otto Dix Daraufhin siedelte er mit seiner Frau Martha und den Bei allen Veranstaltungen sind Gäste willkommen. Ehepaar–EberhardundGiselavonFriaul–teiltedamals zudenspäterenEigentümernBalingensgiltlautWilfried wissen wir viel aus ihrer Leichenpredigt und derjenigen drei Kindern Nelly, Ursus und Jan zuerst nach Ran- seinen Besitz in der Lombardei, in Alamannien, in Flan- Schöntag als gescheitert. Sollten nicht neue Urkunden ihres Mannes Georg Kromppein (1586 – 1664). Diese degg über, später, im Jahr 1936, bezog die Familie ihr dern, an der Maas und anderen Orten und übergab die- auftauchen, ist es müßig über die Familienzusammen- wurden gedruckt und gebunden. Sie liegen gut verwahrt Wohnhaus in Hemmenhofen. Bis zu Dix‘ Tod 1969 sen an die Kinder. Dem ältesten Sohn Unruoch wurden hänge zu spekulieren. Man kann aber davon ausgehen, im Balinger Stadtarchiv. Schon vor über 300 Jahren war wohnte und arbeitete er überwiegend hier, neben ei- Herausgegeben von der Besitzungen in der Lombardei und Alemannien zuge- dass Balingen im Erbgang an die Grafen von Urach kam. es in der evangelischen Landeskirche üblich, in der Lei- nem Atelier in Dresden, und widmete sich in seinem Heimatkundlichen Vereinigung teilt, wobei Balingen ausgeklammert wurde. Judith er- Die nächsten schriftlichen Belege zu Balingen stammen chenpredigt über das Leben der Verstorbenen zu be- Spätwerk zunehmend altmeisterlich der Landschaft am Zollernalb hielt Balingen und eine curtis, einen Fronhof oder ein erst aus dem 13. Jahrhundert. Das ist eine lange Zeit oh- richten. Die Wirkung war ähnlich wie bei Epitaphien Die Autoren dieser Ausgabe Bodensee. Die Exkursion endet mit einer kurzen Füh- Gehöft, bei Nimwegen in den Niederlanden. Entspre- ne Informationen. Dass Balingen weder in St. Gallener oder Denkmalen in einer Kirche wie zum Beispiel für rung in der Kirche in Kattenhorn, wo Glasfenster von Vorsitzender: chend der Formulierung muss Balingen mehr als eine noch in Reichenauer Urkunden auftaucht, hat sicher- Magdalena von Tegernau in der Balinger Stadtkirche. Otto Dix zu sehen sind. Anmeldung zu dieser Exkur- Dr. Andreas Zekorn, Landratsamt Zollernalbkreis, „curtis“ gewesen sein, nämlich ein bedeutender Besitz- lich seinen Grund – wohl den, dass es nicht zu diesen Denkmale,GrabsteineundgedruckteLeichenpredigten sion bitte ausnahmsweise nur per E-mail an: anfra- 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 92 11 45 komplex. Die weitläufigen Beziehungen und die hoch- beiden Klöstern gehörte. Schöntag sieht Balingen als dienten der dauerhaften Erinnerung an den/die Ver- Martin Sauter [email protected] oder hans@an- rangigen Persönlichkeiten stellen Balingen hier mitten immer weiter vererbtes Eigentum eines einzigen Fami- storbenen. Ziegelei 1 dreasschoeller.de. Busfahrt. Abfahrt in Balingen, Stadt- Geschäftsführung: indiegroßeReichspolitik. lienverbandes. Balingen gelangte schließlich im Erb- Der Druck der Leichenpredigt wurde nach der Beer- 72336 Balingen halle 8:00 Uhr. Albstadt-Ebingen, Busbahnhof 8:30 Uhr. Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, Eberhard von Friaul wurde 810 geboren und starb 866 gangandieGrafenvonUrach.GrafFriedrichvonZollern digung angefertigt und an Verwandte, Freunde und Umlage 35 Euro für Fahrt, Eintritte und Führungen. 72461 Albstadt, in Italien. Vom Jahr 828 bis zu seinem Tode war er Mark- erwarb Balingen um 1255 von den Grafen von Urach- wichtigePersönlichkeitenverteilt.DadasDruckenteuer Telefon (0 74 32) 68 07 graf. Er stammte aus der fränkischen Familie der sog. Fürstenberg und machte an Pfingsten 1255 Balingen war,konntensichnurdie„gutbetuchten“Leutesoetwas Dr. Ingrid Helber E-Mail: [email protected] Unruochinger.SeineFrauGiselawareineKaisertochter, dann förmlich zur Stadt, wie es in der Chronik „Flores Besonderesleisten.AufgrunddesVermögens,aberauch Westerwaldstraße 17 die jüngste Tochter von Ludwig dem Frommen (814 – temporum“(BlumenderZeit)zulesenist. des Ranges und des Ansehens verwendete man für diese 72336 Balingen OKTOBER Redaktion: 843). Gisela war die Enkelin Kaiser Karls des Großen. Die Aufgrund der erstmaligen urkundlichen Erwähnung Persönlichkeiten die Begriffe Herr und Frau. Es handelt Daniel Seeburger, Grünewaldstraße 15, 863/64 im Zusammenhang mit Balingen erwähnte Ju- und als erster bekannter und politisch hochrangiger Ei- sich hier um die Oberschicht, die in Württemberg als Mittwoch, 22. Oktober: Vortrag: „Nach Hause ge- 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 2 66-1 53 dith war somit die Urenkelin von Kaiser Karl dem Gro- gentümerin von Balingen wäre es sinnvoll, Judith eine „Ehrbarkeit“ bezeichnet wurde. Dazu zählten Sabina schickt“ – Feldpostbriefe des Ersten Weltkriegs mit ßen. Straßezuwidmen. KrumppeinundihrEhemannvonGeburtan. Seite 1907 Heimatkundliche Blätter September 2014

fron(DAF) auf. Die DAF, die im Mai 1933 gegründet waltung Stuttgart die Verpflegung einschließlich Ein- Nähe des Kriegsgefangenenlagers im ehemaligen Ze- wurde, war die Einheitsgewerkschaft des Dritten Rei- richtung der Kücheneinrichtungen für die Baustelle mentwerk untergebracht war.40) Auch Wilhelm Foth ches. Sie galt mit etwa 25 Millionen Mitglieder als die übernehmen. Tatsächlich wurde diese dann von der schreibt, allerdings ohne eine Quelle zu nennen, in ei- größte aller NS-Organisationen. 35) Die Kreisverwal- DAF, Abt. Gemeinschaftsverpflegung, Wilhelm-Murr- nem Artikel zum Unternehmen „Wüste“: Eine Gesta- tung der DAF hatte ihren Sitz im „Wilhelm-Murr- Haus, Balingen geliefert.38) po-Dienststelle in Balingen übernahm die Überwa- Haus“.36) chung des Gesamtvorhabens.41) Mit fortschreitender Dauer des Krieges wurde die Aufgrund der Quellenlage des Jahres 2014 ist eine Ge- DAF immer stärker in die Organisation von Werks- und Gestapo stapodienststelle in Balingen allerdings nicht zu bele- Gemeinschaftsverpflegungen eingebunden. Außer- gen. Im Geschäftstagebuch des Gendarmerie-Postens dem war sie, zusammen mit anderen Organisationen, In Balingen könnte zum Schutz des Unternehmens Frommern für die Jahre 1943 – 1949 finden sich für die Verpflegung eines Großteils der Zwangsarbei- „Wüste“ auch eine Gestapodienststelle eingerichtet für den Zeitraum zwischen dem 18. 9. 1944 und Jahrgang 61 30. September 2014 Nr. 9 ter zuständig, die in Lagern untergebracht waren. Die- worden sein. Dazu würde passen, dass nach dem At- 24. 10. 1944 insgesamt sechs Vorgänge von Flucht oder se Aufgabenverteilung wird auch durch das schon er- tentat vom 20. Juli 1944 die Mutter der Attentäter Claus Festnahmen von KZ-Häftlingen und deren Überstel- wähnte Protokoll einer Sitzung des Geilenbergstabes und Berthold von Stauffenberg, Caroline, sowie ihre lung an die Gestapo Oberndorf am Neckar.42) Und die vom 28.7.1944 bestätigt, in dem es heißt: Die Verpfle- Schwester Alexandrine Gräfin von Üxküll-Gyllenband polizeiliche Zuständigkeit für das KZ Bisingen lag nach- gung zu Wehrmachtsverpflegungssätzen einschl. Kü- von der Gestapo in das Balinger Amtsgerichtsgefäng- weislich bei der Gestapodienststelle Oberndorf am Ne- cheneinrichtungen in Schulen, Baracken und Zelten nis gebracht wurden und dort einige Zeit in Einzelhaft ckar. Auch eine neue Untersuchung zur Gestapo in Das Unternehmen „Wüste“ in Balingen übernimmt die DAF. … Für die KL-Häftlinge über- verbringen mussten.39) Außerdem gibt es einen Hin- Württemberg-Hohenzollern liefert zu dieser Frage kei- nimmt Verpflegung und Küchenleitung die SS.37) weis einer Balingerin, die bei Kriegsende in der In- ne neuen Erkenntnisse sondern verweist auf die Er- Für „Wüste“ 2 (Bisingen) sollte die DAF-Gauver- nenstadt wohnte, dass eine Gestapodienststelle in der gebnisse von Christine Glauning. 43) (Forsetzung folgt) Die Einrichtung des südwürttembergischen Schieferölprojekts - Von Dr. Michael Walther

Wenige Tage nach Bekanntgabe des Beschlusses des Generalkommissars Geilenberg, im Raume Balingen- Hechingen 10 Meilerwerke zur errichten, rückte die Or- ganisation Todt mit einer großen Anzahl von Baufir- Veranstaltungen und Exkursionen men an und begann mit den Tiefbauarbeiten (Erdar- beiten, Gleisanlagen, Bau von Maschinenschuppen Die Termine der Heimatkundlichen Vereinigung für Oktober und November usw.). Man kann sagen, wie ein Heuschrecken- schwarm ergossen sich tausende von OT-Männern, in- und ausländischen Arbeitskräften auf die Baustellen, OKTOBER wo durch einen kundigen Führer das Klosterareal und Samstag, 29. November: Tagesexkursion: „Fastnacht fuhren mit ihren LKW, Traktoren usw. kreuz und quer Kirche näher erklärt werden. Das Kloster war die erste der Hölle“. Der Erste Weltkrieg und die Sinne (Haus über die Felder und verwandelten alles in eine Wüs- Mittwoch, 22. Oktober: Vortrag: „Nach Hause ge- Niederlassung der Prämonstratenser in Schwaben. der Geschichte) und „Oskar Schlemmer. Visionen ei- te.1) schickt“ – Feldpostbriefe des Ersten Weltkriegs mit Durch die Säkularisation gehörte die ganze Gemeinde ner neuen Welt“ (Staatsgalerie) mit Dr. Michael Wal- Dr. Hans Schimpf-Reinhardt. zum Königreich Württemberg. 1947 kehrten die Prä- ther. Die Feldpost ist die eigenhändige Geschichtsschrei- monstratenser nach Rot zurück. Seit 1960 befindet sich Bahnfahrt nach Stuttgart (Abfahrtszeiten werden noch Einleitung bung der Soldaten über den Krieg. Im Stadtarchiv Ba- im Konventsgebäude des Klosters das Jugendhaus St. bekannt gegeben). Umlage 35,00 Euro für Fahrt, Ein- lingen befindet sich eine Sammlung von etwa 500 Feld- Norbert. tritte und Führungen. Obwohl es zum Unternehmen „Wüste“ inzwi- postbriefen und – karten des Ersten Weltkrieges. Sämt- Nach der Mittagspause wird die ehemalige Reichsabtei schen eine große Anzahl von Untersuchungen gibt, liche wurden von „im Felde“ befindlichen Balinger Vä- Damenstift Gutenzell besichtigt. Sie wurde 1237 ge- Zusatzveranstaltung wurde bisher nie nach den Einrichtungen der be- tern und Söhnen geschrieben. Allesamt sind sie an den gründet und wurde im 15. Jh. reichsfrei. Auch sie ge- teiligten staatlichen Dienststellen und Organisatio- Schultheißen (heute Bürgermeister) oder den Ge- hörte nach der Säkularisation dem Königreich Würt- Mittwoch, 10. Dezember: Vortrag: Hans von Rech- nen gefragt und wo sich diese befunden haben. Wir ha- meinderat adressiert. Warum? Mehrere Male während temberg. 1864 wurde der leerstehende Konvent bis auf berg, die Schalksburg und die Klingenberger Fehde ben über die Standorte der Versuchsanlagen, der „Wüs- des Krieges hatte die Stadt den Ausmarschierten soge- wenige Reste abgerissen. Es wird dort eine interessante mit Dr. Niklas Konzen. te“-Werke und auch der Konzentrationslager eine Fül- nannte Liebesgaben in Form eines Paketes mit Essba- Führung geben. Der Abschluss der Exkursion ist die Vil- Eine gemeinsame Veranstaltung von Hohenzolleri- le an Informationen, nicht aber wo die für die Pro- rem und Kleidung oder als Geldbetrag zukommen las- la Rot. Das Anwesen hat eine bewegte und in einigen schem Geschichtsverein und Heimatkundlicher Ver- jektierung, Planung und Durchführung verantwort- sen, wofür sich diese dann schriftlich bedankten. Frei- Zügen auch tragische Vergangenheit. Raymund von einigung Zollernalb. lichen staatlichen Organisationen und Institutionen lich enthalten die oft mehrseitigen Briefe und die Post- Fugger, der aus einer Nebenlinie der Augsburger Fug- 20:00 Uhr, Albstadt-Lautlingen, Stauffenbergschloss, ihre Büros, Wohnstätten oder Lagerräume hatten. Ers- karten immer auch Schilderungen des Kriegsgesche- ger entstammt, ließ das „Schlösschen“ in einem de- Eintritt frei. te Antworten dazu werden im Rahmen dieses Bei- ten, d.h. dem Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941, suchsanlagen und später der „Wüste“-Werke einge- hens. Es handelt sich hierbei um eine sehr subjektive zenten Stilpluralismus erbauen. 1925 erwarb Alexandra trags gegeben. Auf die privaten Unternehmen, die in wurde dieses Thema immer wichtiger. Da die kauka- setzt. Dafür wurden als Außenlager des elsässischen Art der Berichterstattung, bei der auch die prekäre und von Hornstein die Villa und lebte dort zusammen mit großer Zahl in das Schieferölprojekt eingebunden wa- sischen Ölanlagen vor der Besetzung durch die Wehr- Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof vier Kon- verzweifelte Situation der Schreiber manchmal offen ihrer Freundin Feodora Christ. Alexandra von Horn- ren, wird an dieser Stelle nicht eingegangen, da dies macht teilweise von der Roten Armee zerstört wurden zentrationslager gegründet: in Frommern, Schörzin- zu Tage tritt. Einige Soldaten fügten ihren Briefen Fotos stein vermachte 1927 nach ihrem Freitod der Freundin STAMMTISCHE den Rahmen der Arbeit sprengen würde und auch ein und auch die Öllieferungen von den rumänischen Öl- gen, Schömberg und etwas später in Erzingen. bei, die dann auch undenkbare Ereignisse, wie z.B. die das gesamte Anwesen. Diese heiratete den Musiker und eigenständiges Thema darstellt. feldern keine zuverlässige Quelle für den Treibstoff- Im Zuge des Vorrückens der sowjetischen Armeen, „Verbrüderung“ russischer und deutscher Soldaten an angehenden Dirigenten Hoenes. Er bezeichnete sich Jeweils am 1. Mittwoch eines Monats trifft sich unter Im Zentrum der Untersuchung steht die Stadt Ba- nachschub darstellten, waren die deutschen Armeen dem Verlust der Ölfelder in Rumänien und der Ein- der Ostfront eindeutig belegen. 20:00 Uhr, Balingen, selbst als „angeblichen Juden“. Durch die Verschärfung der Leitung von Dr. Peter Th. Lang der Ebinger lingen, die sich, wie noch zu zeigen sein wird, nicht immer stärker auf die Produktion aus den eigenen Fab- stellung der Schieferölförderung in Estland, wurde die Landratsamt Zollernalbkreis, Hirschbergstraße 29, der Rassengesetzgebung im Dritten Reich verlor er sei- Stammtisch um 15:00 Uhr im Café Wildt-Abt, Son- nur räumlich gesehen im Zentrum des Unternehmens rikanlagen, aus den Hydrier- und Synthesewerken, an- Treibstoffversorgung der deutschen Streitkräfte im- Eintritt frei. ne Stellung im Reichssymphonieorchester in München nenstraße 67, 72458 Albstadt-Ebingen: Telefon „Wüste“ befunden hat. Die Quellenlage erlaubt uns gewiesen. mer schwieriger. Als die deutschen Hydrier- und Syn- und zog sich in die Villa Rot zurück. Zusammen mit sei- 0 74 31 / 41 88. auch einen ersten Überblick zu den Einrichtungen des Vor diesem Hintergrund ist die Wiederbelebung der thesewerke dann auch noch im Frühjahr 1944 durch al- Sonntag, 26. Oktober: Tagesexkursion: Entlang der ner Frau baute er eine bedeutende international ge- Unternehmens „Wüste“ in den Balinger Teilgemein- Idee zu sehen, aus Schiefer Öl zu gewinnen. Als Vor- liierte Bombenangriffe schwer beschädigt wurden, ver- Rot: Rot, Gutenzell, Burgrieden, Dellmensingen mit prägte Kunstsammlung auf. Alle Vermögenswerte wur- Anmeldung zu den Veranstaltungen über den Ge- den Engstlatt, Erzingen und Frommern zu geben. bild diente dabei die Ölschieferproduktion in Estland fügte Rüstungsminister Albert Speer den Aufbau neu- Margarete Bühler-Weber. den später in eine Museumsstiftung eingebracht. Bei schäftsführer Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, Ein weiteres Thema, das von der Forschung bisher - die dortigen Produktionsstätten wurden schon 1941 er Krisenstäbe. Einer davon, unter der Leitung von Ed- Da die Rot, ein rechter Nebenfluss der Donau, keine Dellmensingen wird dann noch kurz die Mündung der 72461 Albstadt, Telefon 0 74 32 / 68 07. nicht ausreichend Beachtung gefunden hat, ist die Fra- durch die Wehrmacht besetzt. Zwischen Herbst 1942 mund Geilenberg, beschäftigte sich ab Juli 1944 mit Quelle hat, wird zuerst der Zusammenfluss vom Pfaf- Rot in die Donau besichtigt. Busfahrt. Abfahrt in Balin- Email: [email protected] oder ge, welche Gruppen neben den KZ-Häftlingen und ih- und Herbst 1943 entstanden zunächst in Frommern, der Intensivierung der Schieferölproduktion in Würt- fenrieder Bach und Ellbach bei einem kurzen Spazier- gen, Stadthalle 7:00 Uhr, Albstadt-Ebingen, Busbahn- [email protected] sowie über unsere Home- ren Bewachern aus der SS und der Wehrmacht sonst Schörzingen und Schömberg drei Großversuchsanla- temberg und Hohenzollern, die sich damals noch im- gang besichtigt. Diese beiden Flüsschen bilden die Rot. hof 7:30 Uhr. Umlage 35 Euro für Fahrt, Eintritte und page www.heimatkundliche–vereinigung.de. noch in das württembergische Schieferölprojekt und gen für die weitere Erforschung der Schieferölpro- mer im Versuchsstadium befand. Das nun war die Ge- Diese schlängelt sich nun nordwärts durch ihr von be- Führungen. das Unternehmen „Wüste“ eingebunden waren. So duktion. Dafür wurden drei Ölschieferforschungsge- burtsstunde des Unternehmens „Wüste“. waldetenHöhenzügengesäumtesTalundmündetnach Bei allen Veranstaltungen sind Gäste jederzeit will- stoßen wir in den Quellen immer wieder auf Fremd- sellschaften gegründet, die die Verschwelung des Entlang der Bahnlinie von Tübingen nach Rottweil 54 Kilometer bei Dellmensingen in die Donau. An- kommen. arbeiter und ausländische Zivilarbeiter. Auch hierzu Schiefers auf jeweils unterschiedliche Art und Weise er- sollten zehn sogenannte „Wüste“-Werke entstehen: in schließend geht die Fahrt weiter nach Rot an der Rot, NOVEMBER wurden erste Informationen zusammengetragen. probten: Nehren („Wüste“-Werk 1), Bisingen (2), Engstlatt (3), 1. Die LIAS-Ölschieferforschungsgesellschaft in Erzingen (4 und 5), Dormettingen (6, 7 und 8), Schöm- Mittwoch, 12. November: Vortrag: Der Truppen- Frommern, gegründet im September 1942. In berg (9) und Zepfenhan (10). Als Arbeitskräfte waren übungsplatz Heuberg im Ersten Weltkrieg mit dem Herausgegeben von der Schieferölgewinnung und Frommern wurde das sogenannte „Schachtver- vor allem Häftlinge aus den Konzentrationslagern im Sigmaringer Kreisarchivar Dr. Edwin Ernst Weber. Heimatkundlichen Vereinigung Unternehmen „Wüste“ fahren“ erprobt, bei dem der Schiefer vertikal ver- Osten vorgesehen. Heute wissen wir von mindestens Der Truppenübungsplatz und das Lager Heuberg sind Zollernalb schwelt wurde. 12500 dieser KZ-Häftlinge, deren Arbeitskraft beim ein Spiegel der deutschen Geschichte im 20. Jahrhun- Die Ausbeutung und Nutzung des Ölschiefers in der 2. Die Kohle-Öl-Union in Schörzingen, gegründet im Aufbau und Betrieb der Anlagen brutal ausgebeutet Der Autor dieser Ausgabe dert und ihren Umbrüchen und auch Abgründen. Im Vorsitzender: Region war keine Erfindung der Nationalsozialisten. Juli 1943. Hier wurde das Verfahren der Unterta- wurde. Zu den schon bestehenden vier Konzentrati- Ersten Weltkrieg 1914 – 1918 kommt diese besondere Dr. Andreas Zekorn, Landratsamt Zollernalbkreis, Beispielsweise wurde in den Jahren zwischen 1857 bis geverschwelung getestet. onslagern kamen noch drei weitere hinzu: in Bisin- Stellung des Heubergs erstmals zum Vorschein, als hier 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 92 11 45 1861 durch eine rheinische Bergbaugesellschaft auf den 3. Die im Oktober 1943 gegründete Deutsche Öl- gen, Dautmergen und Dormettingen. Mindestens 3.500 Hunderttausende von Soldaten aus ganz Deutschland Gemarkungen der Gemeinden Bisingen, Wessingen schieferforschungsgesellschaft (DÖLF) in Schöm- der KZ-Häftlinge kamen durch das Unternehmen eine zunehmend spezialisierte Kampf- und Waffen- Geschäftsführung: und Zimmern versucht, aus dem sich nah an der Ober- berg, wo die „Meilerverschwelung“ erprobt wur- „Wüste“ ums Leben. Weitere starben infolge der Kran- Dr. Michael Walther ausbildung erhalten und auf den Fronteinsatz vorbe- Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, fläche befindlichen Posidonien-Schiefer Öl zu gewin- de. Diese Technik wurde dann auch in den „Wüs- kentransporte nach Dachau und in das „Sterbelager“ Schwanenstr. 13 reitet werden. Neben dem Truppenlager entsteht ein 72461 Albstadt, nen. Das Projekt scheiterte nicht zuletzt an den hohen te“-Werken eingesetzt, in denen die Schieferöl- Vaihingen/Enz sowie auf den „Todesmärschen“ nach 72336 Balingen riesiges Kriegsgefangenenlager, in dem bis zu 15000 ge- Telefon (0 74 32) 68 07 Produktionskosten, vor allem nachdem Ende der 1850- produktion noch angefahren wurde. der Räumung der Lager im April und Mai 1945. fangene Soldaten vor allem aus Russland und Frank- E-Mail: [email protected] er-Jahre das wesentlich preiswertere amerikanische Diese drei Versuchsanlagen wurden nie offiziell in Nur in einigen der Versuchsanlagen bzw. „Wüste“- reich hinter Stacheldraht leben müssen. Der sog. „Rus- Erdöl auf dem Weltmarkt erhältlich war. 2) die Zählung der „Wüste“-Werke aufgenommen, waren Werken wurde bis zur Besetzung durch die französi- senfriedhof“ mit Gräbern von mehr als 150 russischen Redaktion: Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges war die Treib- aber dennoch Teil der Planungen des Unternehmens sche Armee am 20. und 21. 4. 1945 tatsächlich auch Öl Soldaten erinnert bis heute an diese schwere Zeit. 20 Daniel Seeburger, Grünewaldstraße 15, stoffversorgung der deutschen Streitkräfte eines der „Wüste“. produziert. Ab Mai 1945 setzte die französische Be- Uhr, Balingen, Landratsamt Zollernalbkreis (Sitzungs- 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 2 66-1 53 zentralen Anliegen der nationalsozialistischen Kriegs- Auch aufgrund des Mangels an Arbeitskräften wur- satzungsmacht die Schieferölanlagen unter Zwangs- saal), Hirschbergstraße 29, Eintritt frei. wirtschaft. Durch die Ausweitung des Krieges nach Os- den KZ-Häftlinge für den Bau und den Betrieb der Ver- verwaltung. Schon bestehende Gesellschaften, wie die Seite 1905 Heimatkundliche Blätter September 2014 September 2014 Heimatkundliche Blätter Seite 1906

DBHG, die DÖLF oder die LIAS, wurden in der Zent- ganisation Todt wird die Zahl von insgesamt 1,5 Mil- 54 - mehr dazu im Kapitel ‚Deutsche Ölschieferfor- der Wilhelmstraße Telex- und Telegrafenrelais pro- nach Balingen kamen und wiederum in der Schiefer- de im Jahr 1935 das „Gesetz über die Landbeschaf- ralverwaltung der württembergischen Ölschieferwer- lionen OT-Angehöriger genannt. Die OT war ab 1942 schungsgesellschaft’. duzierte.18) ölproduktion eingesetzt wurden. Nach dem Krieg, das fung für Zwecke der Wehrmacht“ erlassen, das, im- ke mit Sitz in Dotternhausen zusammengefasst. Am in sieben Einsatzgruppen gegliedert, mit wiederum In der Aufzählung von Bürgermeister Friederichs Nicht unerwähnt bleiben sollen die Kriegsgefange- geht aus einer Gehaltsliste vom 19.10.1945 hervor, be- mer wieder verlängert, bis Kriegsende in Kraft blieb. 1. 1. 1948 wurde schließlich die Verwaltung an die Würt- mehreren Oberbauleitungen, mit einer Arbeiterzahl werden 179 Angehörige der OT genannt. Ausdrücklich nenlager, die im Verlauf des Krieges, ab dem Jahr 1940, schäftigte die DÖLF noch 76 Mitarbeiter, davon 27 in Als eines der staatlichen Vollzugsorgane wurde unter tembergische Verwaltungs- und Treuhand mbH über- von bis zu 15000 Mann. Das Unternehmen „Wüste“ ausgenommen wurden dabei die OT-Angehörigen, die in Balingen eingerichtet wurden, wie beispielsweise im der nicht näher bezeichneten Hauptverwaltung Ba- anderem die Reichsumsiedlungsgesellschaft gegrün- geben, einer Gesellschaft des Finanzministeriums von war der Oberbauleitung Heidelberg zugeordnet. in „Massenlagern“ untergebracht waren. ehemaligen Zementwerk, in dem Franzosen inhaftiert lingen,in5Schieferölwerken,einerVersuchsanlageund det, die sich in erster Linie um Neuansiedlungen und Württemberg-Hohenzollern. Die Ölförderung ging an Nach Kriegsbeginn wurde die OT zunächst vor al- waren.19) Diese finden in der Zusammenstellung des einem Laboratorium. 24) Entschädigungsfragen zu kümmern hatte.29) einzelnen Standorten bis ins Jahr 1949 weiter. Zuletzt lem in den besetzten Gebieten eingesetzt. Erst ab dem Balinger Bürgermeisters überhaupt keine Erwähnung. Wo genau sich die Zentrale der DÖLF in Balingen be- In Zusammenhang mit der Inanspruchnahme von wurde das Werk in Frommern wegen Unwirtschaft- Jahr 1943 wurde sie auch innerhalb des Reichsgebie- Zwangsarbeiter Die tatsächliche Anzahl der in Balingen lebenden funden hat, wissen wir bisher nicht. Möglicherweise Grundstücken schilderte der frühere Balinger Landrat lichkeit stillgelegt. Die Abwicklung der verschiedenen tes tätig. Die Ursachen waren zum einen die schritt- bzw. zwangsweise untergebrachten Personen war also befand sie sich im Gartengelände der Behrstr. 54, wie Dr. Theodor Zeller im Jahr 1948, nun als Vertreter der Gesellschaften zog sich noch bis Ende der 1950er-Jah- weise Verlagerung wichtiger Rüstungsbetriebe in das Bei dem Begriff des „Zwangsarbeiters“, nach neu- wesentlich höher als die von Friederichs genannte Zahl. ein Schriftwechsel nahelegt, der sich im Stadtarchiv be- durch die Schieferölwerke geschädigten Grund- re hin. 3) Reichsgebiet aufgrund der an allen Fronten vordrän- esten Schätzungen gab es im Laufe des Krieges etwa findet. In diesem geht es um die Erstellung einer Bü- stückseigentümer, die Vorgehensweise von OT und genden alliierten Armeen. Zum anderen bewirkten die 13,5 Millionen, werden die folgenden Gruppen un- robaracke durch die OT auf dem Grundstück der DBHG: zunehmenden Bombenangriffe von Briten und Ame- terschieden: 12) Deutsche Bergwerks- und Hüttenbau Behrstr. 54 (Ecke Kronenstraße). Das weitläufige Ge- Völlig formlos und wild vollzog sich … die Inan- Balingen rikanern die Auslagerung von Produktionsstätten aus 1. Ausländische Zivilarbeiter: sowohl aus von Gesellschaft m.b.H. lände gehörte damals zur sogenannten ‚Villa Rössle’. spruchnahme der Grundstücke, Strassen, Quellen usw denBallungsgebietenherausinländlicheGegendenwie Deutschland besetzten wie auch aus verbündeten Eine der damaligen Eigentümerinnen, Doris Rössle, [ durch die OT]. Weder den Bürgermeistern noch viel Im Hauptstaatsarchiv Stuttgart findet sich eine Auf- z.B. nach Balingen. 5) Ländern, die freiwillig aber auch unter Zwang und Eine der zentralen Organisationen für das Unter- versuchte den Bau dieser Baracke in ihrem Garten zu wenigerdeneinzelnenGrundstücksbesitzernwurdedie stellung des Balinger Bürgermeisters Kurt Friederichs Innerhalb des Unternehmens „Wüste“ war die OT Gewaltanwendung im Deutschen Reich oder in den nehmen „Wüste“, die ebenfalls in der Liste des Balin- verhindern. Aus den Schreiben geht allerdings nicht Inanspruchnahme angekündigt. Das Landratsamt pro- vom 2.11.1944 zur Zusammensetzung der Bevölke- für den Aufbau der Konzentrationslager sowie für die besetzten Gebieten arbeiten mussten. ger Bürgermeisters auftaucht, war die Deutsche Berg- hervor, ob die Baracke schließlich gebaut wurde.25) Die testierte hiegegen immer wieder. Praktisch ging aber rung der Stadt Balingen.4) Die Aufstellung war einem Errichtung der „Wüste“-Werke verantwortlich. Dafür 2. Kriegsgefangene: zum Beispiel waren italienische werks- und Hüttenbau Gesellschaft m.b.H. (DBHG). Sie Wahrscheinlichkeit dafür ist sehr hoch, wenn man sich in den ersten Wochen [des Unternehmens „Wüste“] al- Schreiben an den Reichsverteidigungskommissar für mussten, soweit die Arbeiten nicht durch Angehörige Kriegsgefangene, die in Dusslingen inhaftiert wa- war eine 1939 mit Sitz in Berlin gegründete Tochter- die oft rücksichtslose Vorgehensweise vergegenwär- les … drunter und drüber. Erst als … die Reichsum- Württemberg, Wilhelm Murr, beigefügt. Spätestens mit der OT ausgeführt werden konnten, die entsprechen- ren, für den Betrieb von „Wüste“-Werk 1 bei Neh- gesellschaft des reichseigenen „Hermann Göring Kon- tigt, mit der die Behörden und die Organisationen des siedlungsgesellschaft m.b.H. (RUG) mit der Vorberei- dem Beginn des Unternehmens „Wüste“ muss die Zu- den Firmen beauftragt, das notwendige Baumaterial ren vorgesehen und wurden auch beim Bau des zerns“. Innerhalb des Unternehmens „Wüste“ hatte sie Unternehmens „Wüste“ zu den für sie notwendigen tung und Durchführung der gesamten Fragen der wanderung von Evakuierten, Schulen und auch von sowie die Baumaschinen organisiert und vor allem die „Wüste“-Werks 3 bei Engstlatt eingesetzt. In den eine Doppelfunktion: einerseits fungierte sie als Bau- Grundstücke kamen – mehr dazu im Kapitel ‚Reichs- Grundstücksübereignung betraut wurde und zu die- Rüstungsarbeitern im Zuge der Bombenangriffe auf notwendigen Arbeitskräfte beschafft werden. Für das „Wüste“-Werken 4 und 5 bei Erzingen mussten rus- herr-undTreuhänderfirmadesDeutschenReiches,d.h. umsiedlungsgesellschaft’. sem Zweck eine Zweigstelle der „RUG“ in Balingen er- Großstädte für die Stadtverwaltung kaum noch be- Unternehmen „Wüste“ waren zwischen 2000 bis 3000 sische Kriegsgefangene arbeiten. alle Verträge, Abmachungen und Bestellungen hatten Im Oktober 1945 tritt die DÖLF bezüglich des Strom- richtet wurde, kamen diese Dinge in Fluss.30) herrschbare Ausmaße angenommen haben. Daher ver- OT-Angehörige in Balingen und Umgebung im Ein- 3. KZ-Häftlinge: etwa 12500 KZ-Häftlingen waren im über sie zu laufen. Andererseits trat die DBHG als selb- preises für die von ihr genutzten Gebäude mit den Ba- Theodor Zeller stellt seiner ehemaligen Behörde al- suchten die Bürgermeister der von den Einquartie- satz. 6) Zuge der Schieferölgewinnung und des Unter- ständige Firma auf, die auf den einzelnen Baustellen linger Elektrizitätswerken in Verhandlung. Eines die- lerdings ein besseres Zeugnis aus, als sie es tatsäch- rungen im Zuge des Unternehmens „Wüste“ betrof- Ein ‚Teillageplan von Balingen’, der auf den nehmens „Wüste“ ab 1943 eingesetzt.13) Montagearbeiten durchführte. ser Gebäude, eine Bürobaracke, befindet sich nach An- lich verdient hatte. Denn so unbeteiligt war die von fenen Gemeinden in Stuttgart ein generelles Verbot des 28. 12. 1944 datiert ist, zeigt das Gelände zwischen der Bei den Personen in den ‚OT Massenlagern’ wird es Die Geschäftsstelle der DBHG befand sich im Amts- gabe der DÖLF in der Behrstraße. Hierbei wird es sich ihm geleitete Behörde bei dem Entzug der Grundstü- weiteren Zuzugs von Evakuierten und anderen Per- Schickhardtstrasse und der Eyach in deren Mittel- sich mit großer Wahrscheinlichkeit um Zwangsarbei- gericht, heute Ebertstraße, damals Adolf-Hitler-Stra- mit großer Wahrscheinlichkeit um die von der OT ge- cke gar nicht. Im Zuge der Planungen durch den Ar- sonengruppen zu erreichen, die nichts mit der Schie- punkt sich die heutige Tennisanlage der Balinger Ten- ter aus Osteuropa gehandelt haben, die bei der OT frei- ße. Dort waren, nach eigenen Angaben, Ende 1944 ins- plante Baracke gehandelt haben, da die Angehörigen beitsstab Geilenberg in Tübingen am 28. 7. 1944, bei ferölgewinnung zu tun hatten. Ob diese Gesuche von nisgemeinschaft befindet. Hier befanden sich mehre- willig oder gezwungenermaßen beschäftigt waren. Ost- gesamt 91 Angestellte und 18 Arbeiter beschäftigt, letz- der OT zwei Tage vor dem Einmarsch der Franzosen der die Aufgabenverteilung für die Organisationen und Erfolg gekrönt waren, erschließt sich aus den uns heu- re Gebäude, die bis Kriegsende von der OT genutzt wur- europäern war es, unabhängig davon ob sie „freiwil- tere hauptsächlich als Kraftfahrer. Im Dezember 1945 aus Balingen geflohen waren. Ihre leerstehenden Ge- Institutionen vorgenommen wurde, heißt es unter der te vorliegenden Dokumenten nicht. Folgende Ein- den. 7) lig“ oder unter Anwendung von Zwang im Reich ar- waren es noch 19 Angestellte und 9 Arbeiter und im Ju- bäude wurden von Organisationen wie der DÖLF, die Überschrift „Beschaffung von Grund und Boden“: wohnerzahlen wurden genannt, wahrscheinlich mit Auf dem heutigen Tennisgelände, in älteren Stadt- beiteten, nicht erlaubt, außerhalb von Sammellagern li 1947 wurden in einer nicht näher bezeichneten Werk- in Balingen verblieben waren und nach Kriegsende Der Landrat, Herr Dr. Zeller, übernimmt federfüh- Heselwangen, das schon 1934 eingemeindet wurde: plänen wird das Gelände als ‚Festwiese’ oder ‚Trä- in Unterkünften zu leben. statt Balingen nur noch 10 Mitarbeiter beschäftigt. 20) weiter existierten, übernommen.26) Dass eine Baracke rend die Benachrichtigung der Eigentümer der Grund- nenwiese’ bezeichnet, wurde schon in den 1920er-Jah- Im Balinger Stadtarchiv befindet sich ein Schrei- Weitere Räumlichkeiten, die von der DBHG genutzt im Garten der Behrstr. 54 gebaut worden war und von stücke, auf denen die Anlagen gebaut werden, dahin- Rest der Stammbevölkerung 5318 Pers. ren im Sommer Tennis gespielt, im Winter war es eine ben, bei dem es um die nächtliche Ruhestörung in ei- wurden, waren das Gebäude der ehemaligen Frauen- der DÖLF genutzt wurde, legt eine weitere Quelle na- gehend, dass diese die Duldung von Baumassnahmen Eisbahn.8) Im Zuge des Unternehmens „Wüste“ wurde nem „Ostarbeiterinnenlager“ in der Balinger Innen- arbeitsschule in der Filserstraße 9, in der sich seit dem he. Im Gemeindearchiv in Bisingen befinden sich zwei auf ihrem Grundstück zu dulden haben.31 Außerordentliche Belegung eine Zementdecke auf einem Teil des Geländes auf- stadt geht: Aufgrund angeschlossener schriftlicher Be- Jahr 2008 das „Generationenhaus“ mit Einrichtungen Schriftstücke, sie sind auf den 31. 10. 1945 datiert, in de- Fest steht, dass es eine Nebenstelle der Reichsum- Evakuierte 541 gebracht. Darauf befanden sich die Reparaturbaracke, schwerde von Herrn Dr. Kuttroff, wonach in dem Ost- mehrerer gemeinnütziger Organisationen befindet. In nen es um die Höhe der Pachtzahlungen von ver- siedlungsgesellschaft in Balingen gegeben hat, die mit Schulen: vor allem für die Wartung von Autos, sowie eine nicht arbeiterinnenlager, Obere Kirchstraße 15, die halbe den Quellen finden sich außerdem ein Lagerraum für schiedenen Einrichtungen der DÖLF geht. Der Ab- einem Juristen und einem landwirtschaftlichen Sach- Stuttgart 78 weiter bezeichnete Baracke - unter Umständen eine Nacht gelärmt und dergl. werde, so habe ich zur Nacht- Elektromaterialien in der Oberen Kirchstraße sowie ein sender ist die Abteilung ‚Grundstücksverwaltung’ der verständigen, die Herren hießen Plassmann und Rö- Duisburg 102 spätere Erweiterung. Vor der Eisbahn standen das Ab- zeit, das Lager wiederholt kontrolliert und festgestellt, Lager der Firma Brucklacher am Bahnhof. 21) Und am DÖLF in der „Behrstr. (Baracke)“.27) mer, sowie zwei Vermessungsleuten, besetzt war. Zu Berlin 19 ort- und Garderobenhaus. Auf der gegenüberliegen- dass sich dort männliche ostländische Angehörige der 28. 10. 1944 wurden vom Bürgermeister der Stadt Ba- Ein weiteres Beispiel für die Übernahme von ur- Vertragsabschlüssen der Reichsumsiedlungsgesell- Essen 27 den Straßenseite, bis 1933 ‚Tränenwiesenstraße’, da- OT … aufhielten, lärmten und musizierten. Da das- lingen zwei Räume der Neuapostolischen Gemeinde sprünglichen OT-Einrichtungen durch die DÖLF sind schaft scheint es aber nicht mehr gekommen zu sein. Si- 7 nach ‚Wilhelm-Murr-Straße’, heute ‚Hindenburgstra- selbe zur Nachtzeit nicht abgeschlossen wurde und e.V. in der Mörikestr. 3 als Auffanglager für Gefolg- das Gelände und die Gebäude bei der Eisbahn. Nach cher ein Grund weshalb sich in den Quellen kaum Hin- Oberhausen 13 ße’, befindet sich der Balinger Schlachthof. Die Wil- dieser Zustand nicht geduldet werden konnte, so wand- schaftsmitglieder der DBHG, d.h. als kurzfristige Schlaf- der Besetzung Balingens durch die französischen weise auf ihre Tätigkeit finden. Aus einem Schreiben Verschiedene 22 268 helm-Murr-Straße wurde nach dem Gebäude be- te ich mich an den Bauführer Teusch, OT, wo die Rus- und Wohngelegenheiten, beschlagnahmt.22) Streitkräfte taucht in den Schriftsätzen die DÖLF als des damaligen Landrats des Kreises Balingen wissen nannt, in dem die Parteizentrale der NSDAP, ver- sinnen beschäftigt sind…14) EinweiteresBüroderDBHGhatsich,zumindestnach Mieterin auf, die Pacht an die Grundstückseigentü- wir, dass die Mitarbeiter der Reichsumsiedlungsge- Rüstungsarbeiter 296 schiedene NS-Organisationen sowie Verlag und Dru- Bei diesem „Ostarbeiterinnenlager“ in der Oberen Kriegsende, in der damaligen ‚Landwirtschaftsschule merin, die Stadt Balingen, bezahlt. sellschaft vor dem Einmarsch der Franzosen aus Ba- ckerei der NS-Tageszeitung „Der Wille“ untergebracht Kirchstraße scheint es sich um eines dieser Massen- Balingen’ befunden.23) Diese im Jahr 1923 gegründete Wegen des großen Mangels an Büroräumen er- lingen geflohen sind. Wo genau die Reichsumsied- Ausländer waren – das Gebäude gehört heute der Württember- lager gehandelt zu haben. Dieses Schreiben macht au- Schule war, zusammen mit anderen Institutionen wie richtete die DÖLF auch Bürobaracken im Gewann lungsgesellschaft ihr Büro hatte, geht aus den weni- Privat 206 gischen Elektromotoren GmbH (WEG). An der Ein- ßerdem deutlich, dass viele Angehörige der Organisa- dem Arbeitsamt, im 1811 erbauten ‚Alten Schulhaus’, ‚Ebergasse’. Bei der ‚Ebergasse’ handelt es sich nicht gen Quellen nicht hervor.32) In Lagern 445 651 mündung der Kesselmühlenstraße stand ein Unter- tion Todt aus osteuropäischen Ländern stammten. der späteren ‚Krottengrabenschule’, untergebracht. Die um das gleichnamige Sträßchen auf der rechten Seite kunftsraum. Außerdem sind eine Unterstellbaracke Denn mit zunehmender Dauer des Krieges wurden Adresse lautete Schulstr. 8. Das Gebäude, das 1980 ab- der Eyach am Rande der Stadt, sondern um einige Par- Unternehmen „Wüste“ längs der Wilhelm-Murr-Straße (heute etwa auf der mehrundmehrdeutscheOT-AngehörigefürdenDienst gerissen wurde, befand sich zwischen der heutigen zellen auf der dem heutigen Landratsamt gegenüber- Flakstellung OT (nur in Privatunterkünften) 179 KreuzungHindenburgstraße/Kesselmühlenstraßeund in den Streitkräften eingezogen. 15) Stadtbücherei und dem ehemaligen Gasthaus Adler im liegenden Seite der Hirschbergstraße bis hoch zum DBHG 47 dem Gelände des ehemaligen Boschdienstes) und wei- Allerdings gab es in Balingen schon vor dem Beginn Bereich ‚Hinterer Kirchplatz’. 23) heutigen Hotel Stadt Balingen und dem Konferenz- Zum Schutze der „Wüste“-Werke war auf Veran- DÖLF 9 ter der Straße entlang, in Richtung des heutigen Bau- des Unternehmens „Wüste“ Lager für osteuropäische zentrum CUBUS. Dieses Gelände gehörte dem Brau- lassung des Arbeitsstabes Geilenberg eine besondere Hauptverm.Abt. XII Frommern 33 hofgeländes, auf der linken Seite, eine OT Nachschub- Zwangsarbeiter. Darauf weist auch die Angabe von ereibesitzer Eugen Huber, dessen Hirschbrauerei sich Flakeinheit eingesetzt worden. Die zentrale Kom- Bauzug Keller der OT 75 Baracke eingezeichnet. Friedrichs hin, der von „445 Ausländern in Lagern“ Deutsche Ölschieferforschungsgesell- auf dem Gelände des heutigen Landratsamtes befun- mandostelle für diese Einheit lag in Balingen.33) Gesamtbelegung ohne OT Massenlager 2099 Pers. Es gab in Balingen noch weitere Gebäude, die von schreibt. Die ersten Zwangsarbeiter in Balingen sind al- schaft den hatte. Eugen Huber tauschte mit der Stadt Balin- In den Dokumenten dazu ist einmal von einer Ba- der OT genutzt wurden. So befand sich die Zentrale lerdings schon für das Jahr 1941 belegt.16) Eines dieser gen einige Parzellen, diese wiederum verpachtete das racke oberhalb der Baracken am Hirschberg die Rede 7417 Pers. bzw. die Bauleitung für das Unternehmen „Wüste“ im Zwangsarbeiterlager befand sich auf dem Gelände der Eine Organisation, deren Namen im Zusammen- Gelände an die DÖLF, die dann dort Bürobaracken für – damit sind wahrscheinlich die Baracken im Gewann Gasthof Schwanen, in der Friedrichstraße – hier steht heutigen Stadtgärtnerei und der Spitalwiese. Das Da- hang mit der Schieferölproduktion und dem Unter- ihre Beschäftigten erstellen ließ. 28) Ebergasse gemeint. In einem zweiten Schriftstück, Ab- In dieser Aufstellung wurden auch drei für das Un- heute die Hauptstelle der Volksbank Balingen. Als tum des Lagerplans, Januar 1943, weist darauf hin, dass nehmen „Wüste“ immer wieder genannt wird und de- senderin ist die DÖLF, ist von einer RAD-Baracke auf ternehmen „Wüste“ wichtige Organisationen genannt, Wohngebäude wurden außerdem das Evangelische das Lager schon vor Beginn des Unternehmens „Wüs- ren Name sich ebenfalls auf der Liste von Bürger- dem Rain die Rede (RAD steht in diesem Zusammen- die Einrichtungen in der Stadt hatten: die ‚Organisa- Gemeindehaus in der Hermann-Berg-Straße sowie ein te“ errichtet worden war. Auch die auf dem Plan no- meister Friederichs findet, ist die Deutsche Ölschie- Reichsumsiedlungsgesellschaft hang für Reichsarbeitsdienst). Eine genauere Stand- tion Todt’ (OT), die ‚Deutsche Ölschieferforschungs- Teil der Sichelschule genutzt. Sichelschule und evan- tierten Entfernungsangaben zu großen Balinger Un- ferforschungsgesellschaft mit Sitz in Schömberg ortbestimmung, lässt sich aufgrund der bisher vorlie- gesellschaft’ (DÖLF) und die ‚Deutsche Bergwerks- und gelisches Gemeindehaus wurden beim letzten Luft- ternehmen wie Bizerba (Waagenfabrik), Robert Wahl (DÖLF). Sie wurde durch das Reichsamt für Wirt- In Balingen wurde im Zuge des Unternehmens genden Quellen nicht durchführen. Die Baracke stand Hüttenbau Gesellschaft m.b.H.’ (DBHG). Zu welcher angriff auf Balingen, kurz vor dem Einmarsch der fran- (Kühlanlagenfabrik), Mercedes (Schuhfabrik), Sie- schaftsaufbau gegründet, das zunächst zum Reichs- „Wüste“ die Zweigstelle einer Organisation einge- mit einiger Sicherheit am süd-östlichen Rande der Organisation oder Einheit die „Hauptverm. Abt. XII zösischen Streitkräfte, am 20. 4. 1945, von Bomben ge- mens u. Halske (Fabrik für elektronische Bauteile) und wirtschaftsministerium, später dann zu Speers Rüs- richtet, deren Geschichte bis heute kaum untersucht Stadt. Auch wie sie genutzt wurde, geht aus den Do- Frommern“ gehörte, ist bislang nicht geklärt. troffen. Ein weiteres von der OT genutztes Gebäude, ei- Conzelmann (Trikotfabrik), lassen darauf schließen, tungsministerium gehörte. Die Aufgabe der DÖLF be- wurde, die aber im Zuge von Enteignungen von Grund- kumenten nicht hervor. Vielleicht war es die Kom- ne kleine Magazinbaracke, befand sich im Bereich des dass zumindest ein Teil der Lagerinsassen in diesen Be- schränkte sich zunächst nur auf die Erforschung und stücken im ganzen Reichsgebiet tätig gewesen ist - die mandozentrale, vielleicht eine Wohnbaracke, viel- Geländes der ehemaligen Balinger Reithalle. Heute be- trieben gearbeitet hat. 17) Weiterentwicklung des Meilerschwelverfahrens in Reichsumsiedlungsgesellschaft (RUG). Ihre Entste- leicht beides. Jedes der zehn „Wüste“-Werke bekam ge- Organisation Todt findet sich dort unter anderem die Balinger Kunsteis- Zivilarbeiter aus westeuropäischen Staaten hatten Schömberg. Im Rahmen des Unternehmens „Wüste“ hung ist in Zusammenhang mit der Aufrüstungspoli- gen Kriegsende jeweils eine Batterie mit je 9 Flugab- bahn.9) dagegen die Möglichkeit in Privatunterkünften unter- wurde ihr Aufgabengebiet erweitert, da sie auch als Be- tik und den Kriegsvorbereitungen der Nationalsozia- wehrgeschützen zugewiesen. Wo sich die die Stellun- Mit dem Beginn des Unternehmens „Wüste“ in der In einem Bericht des Stadtbauamtes Balingen vom zukommen – im November 1944 zählte Bürgermeister treiberin der fertig gestellten Schieferölwerke vorge- listen und dem damit verbundenen Ausbau der Inf- gen der Flugabwehrkanonen befunden haben, ist nicht zweiten Jahreshälfte 1944 rückte die Organisation Todt 18.4.1946 ist außerdem von einer Baracke in der „Ver- Friederichs 206 Personen. Dazu gehörte beispielswei- sehen war. Zu diesem Zweck wurde die Zentrale der rastruktur zu sehen. Dafür benötigte das NS-Regime bekannt. Es ist aber davon auszugehen, dass sich die in Balingen ein. Diese größte Bauorganisation des NS- längerten Friedrichstraße“ (heute Ebertstraße) die Re- se der Niederländer Hugo van Win, ein holländischer DÖLF nach Balingen verlegt. die Möglichkeit, schnell und einfach auf das Eigentum Flakstellungen jeweils in der Nähe der „Wüste“-Werke Staates wurde 1938 zunächst für den Bau militärischer de, die bis zum Einmarsch der Franzosen von der OT ge- Juden, der vor der Deportation unter falschem Namen Über den Personalbestand der DÖLF wissen wir, dass an Grundstücken zuzugreifen. Das erste einer Reihe befunden haben.34) Anlagen gegründet. Ihr erstes und auch bekanntestes nutzt wurde. 10) Eine Lokalisation des Standorts ist bis- nach Deutschland geflohen war. Um seinen Lebens- er bis Juli 1944 in Schömberg lediglich etwa 20 Perso- von „Enteignungsgesetzen“ war beispielsweise ein Bauprojekt war der Westwall entlang der französi- her nicht möglich. Auch am Balinger Bahnhof hatte unterhalt zu verdienen, ließ er sich in einem deut- nen betragen hat. Nach dem Umzug der Zentrale nach schon im Juni 1933 beschlossenes Gesetz zur Erleich- schen Grenze. Ihren Namen erhielt die OT nach ih- die OT eine, allerdings unvollständige RLM-Baracke, schen Arbeitsamt, das auf die Vermittlung von Aus- Balingen sollen etwa 250 zivile deutsche und auslän- terung von Enteignungen für den Reichsautobahn- Deutsche Arbeitsfront rem Gründer Fritz Todt, der sie bis zu seinem Tod 1942 die sie einen Tag vor der Besetzung durch die Fran- ländern für deutsche Unternehmen spezialisiert war, dische Arbeitskräfte für sie gearbeitet haben. Dazu ge- bau. führte. Danach wurde sie in das Rüstungsministerium zosen an die Firma Bossert, Bauunternehmung, ver- anwerben. In Balingen arbeitete er in der Lohnbuch- hörten auch viele Arbeitskräfte aus Estland, dem Sitz Auch die Reichswehr verlangte nach Möglichkeiten In das Unternehmen „Wüste“ waren weitere NS-Or- Albert Speers eingegliedert. kauft hat. 11) Außerdem gab es wahrscheinlich eine von haltung der aus Berlin evakuierten Firma Siemens und der bisherigen Baltöl, die nach der Aufgabe der dorti- für einen vereinfachten Grundstückserwerb, z.B. für die ganisationen eingebunden. In diesem Zusammen- In der bis heute (2014) einzigen Monografie zur Or- derOTerrichteteBarackeimGartengeländederBehrstr. Halske, die im Gebäude der Trikotfabrik C.F. Behr in gen Schieferölproduktionsstätten mit ihren Familien Erweiterung von Truppenübungsplätzen. Dafür wur- hang taucht immer wieder die ,Deutsche Arbeits- Seite 1905 Heimatkundliche Blätter September 2014 September 2014 Heimatkundliche Blätter Seite 1906

DBHG, die DÖLF oder die LIAS, wurden in der Zent- ganisation Todt wird die Zahl von insgesamt 1,5 Mil- 54 - mehr dazu im Kapitel ‚Deutsche Ölschieferfor- der Wilhelmstraße Telex- und Telegrafenrelais pro- nach Balingen kamen und wiederum in der Schiefer- de im Jahr 1935 das „Gesetz über die Landbeschaf- ralverwaltung der württembergischen Ölschieferwer- lionen OT-Angehöriger genannt. Die OT war ab 1942 schungsgesellschaft’. duzierte.18) ölproduktion eingesetzt wurden. Nach dem Krieg, das fung für Zwecke der Wehrmacht“ erlassen, das, im- ke mit Sitz in Dotternhausen zusammengefasst. Am in sieben Einsatzgruppen gegliedert, mit wiederum In der Aufzählung von Bürgermeister Friederichs Nicht unerwähnt bleiben sollen die Kriegsgefange- geht aus einer Gehaltsliste vom 19.10.1945 hervor, be- mer wieder verlängert, bis Kriegsende in Kraft blieb. 1. 1. 1948 wurde schließlich die Verwaltung an die Würt- mehreren Oberbauleitungen, mit einer Arbeiterzahl werden 179 Angehörige der OT genannt. Ausdrücklich nenlager, die im Verlauf des Krieges, ab dem Jahr 1940, schäftigte die DÖLF noch 76 Mitarbeiter, davon 27 in Als eines der staatlichen Vollzugsorgane wurde unter tembergische Verwaltungs- und Treuhand mbH über- von bis zu 15000 Mann. Das Unternehmen „Wüste“ ausgenommen wurden dabei die OT-Angehörigen, die in Balingen eingerichtet wurden, wie beispielsweise im der nicht näher bezeichneten Hauptverwaltung Ba- anderem die Reichsumsiedlungsgesellschaft gegrün- geben, einer Gesellschaft des Finanzministeriums von war der Oberbauleitung Heidelberg zugeordnet. in „Massenlagern“ untergebracht waren. ehemaligen Zementwerk, in dem Franzosen inhaftiert lingen,in5Schieferölwerken,einerVersuchsanlageund det, die sich in erster Linie um Neuansiedlungen und Württemberg-Hohenzollern. Die Ölförderung ging an Nach Kriegsbeginn wurde die OT zunächst vor al- waren.19) Diese finden in der Zusammenstellung des einem Laboratorium. 24) Entschädigungsfragen zu kümmern hatte.29) einzelnen Standorten bis ins Jahr 1949 weiter. Zuletzt lem in den besetzten Gebieten eingesetzt. Erst ab dem Balinger Bürgermeisters überhaupt keine Erwähnung. Wo genau sich die Zentrale der DÖLF in Balingen be- In Zusammenhang mit der Inanspruchnahme von wurde das Werk in Frommern wegen Unwirtschaft- Jahr 1943 wurde sie auch innerhalb des Reichsgebie- Zwangsarbeiter Die tatsächliche Anzahl der in Balingen lebenden funden hat, wissen wir bisher nicht. Möglicherweise Grundstücken schilderte der frühere Balinger Landrat lichkeit stillgelegt. Die Abwicklung der verschiedenen tes tätig. Die Ursachen waren zum einen die schritt- bzw. zwangsweise untergebrachten Personen war also befand sie sich im Gartengelände der Behrstr. 54, wie Dr. Theodor Zeller im Jahr 1948, nun als Vertreter der Gesellschaften zog sich noch bis Ende der 1950er-Jah- weise Verlagerung wichtiger Rüstungsbetriebe in das Bei dem Begriff des „Zwangsarbeiters“, nach neu- wesentlich höher als die von Friederichs genannte Zahl. ein Schriftwechsel nahelegt, der sich im Stadtarchiv be- durch die Schieferölwerke geschädigten Grund- re hin. 3) Reichsgebiet aufgrund der an allen Fronten vordrän- esten Schätzungen gab es im Laufe des Krieges etwa findet. In diesem geht es um die Erstellung einer Bü- stückseigentümer, die Vorgehensweise von OT und genden alliierten Armeen. Zum anderen bewirkten die 13,5 Millionen, werden die folgenden Gruppen un- robaracke durch die OT auf dem Grundstück der DBHG: zunehmenden Bombenangriffe von Briten und Ame- terschieden: 12) Deutsche Bergwerks- und Hüttenbau Behrstr. 54 (Ecke Kronenstraße). Das weitläufige Ge- Völlig formlos und wild vollzog sich … die Inan- Balingen rikanern die Auslagerung von Produktionsstätten aus 1. Ausländische Zivilarbeiter: sowohl aus von Gesellschaft m.b.H. lände gehörte damals zur sogenannten ‚Villa Rössle’. spruchnahme der Grundstücke, Strassen, Quellen usw denBallungsgebietenherausinländlicheGegendenwie Deutschland besetzten wie auch aus verbündeten Eine der damaligen Eigentümerinnen, Doris Rössle, [ durch die OT]. Weder den Bürgermeistern noch viel Im Hauptstaatsarchiv Stuttgart findet sich eine Auf- z.B. nach Balingen. 5) Ländern, die freiwillig aber auch unter Zwang und Eine der zentralen Organisationen für das Unter- versuchte den Bau dieser Baracke in ihrem Garten zu wenigerdeneinzelnenGrundstücksbesitzernwurdedie stellung des Balinger Bürgermeisters Kurt Friederichs Innerhalb des Unternehmens „Wüste“ war die OT Gewaltanwendung im Deutschen Reich oder in den nehmen „Wüste“, die ebenfalls in der Liste des Balin- verhindern. Aus den Schreiben geht allerdings nicht Inanspruchnahme angekündigt. Das Landratsamt pro- vom 2.11.1944 zur Zusammensetzung der Bevölke- für den Aufbau der Konzentrationslager sowie für die besetzten Gebieten arbeiten mussten. ger Bürgermeisters auftaucht, war die Deutsche Berg- hervor, ob die Baracke schließlich gebaut wurde.25) Die testierte hiegegen immer wieder. Praktisch ging aber rung der Stadt Balingen.4) Die Aufstellung war einem Errichtung der „Wüste“-Werke verantwortlich. Dafür 2. Kriegsgefangene: zum Beispiel waren italienische werks- und Hüttenbau Gesellschaft m.b.H. (DBHG). Sie Wahrscheinlichkeit dafür ist sehr hoch, wenn man sich in den ersten Wochen [des Unternehmens „Wüste“] al- Schreiben an den Reichsverteidigungskommissar für mussten, soweit die Arbeiten nicht durch Angehörige Kriegsgefangene, die in Dusslingen inhaftiert wa- war eine 1939 mit Sitz in Berlin gegründete Tochter- die oft rücksichtslose Vorgehensweise vergegenwär- les … drunter und drüber. Erst als … die Reichsum- Württemberg, Wilhelm Murr, beigefügt. Spätestens mit der OT ausgeführt werden konnten, die entsprechen- ren, für den Betrieb von „Wüste“-Werk 1 bei Neh- gesellschaft des reichseigenen „Hermann Göring Kon- tigt, mit der die Behörden und die Organisationen des siedlungsgesellschaft m.b.H. (RUG) mit der Vorberei- dem Beginn des Unternehmens „Wüste“ muss die Zu- den Firmen beauftragt, das notwendige Baumaterial ren vorgesehen und wurden auch beim Bau des zerns“. Innerhalb des Unternehmens „Wüste“ hatte sie Unternehmens „Wüste“ zu den für sie notwendigen tung und Durchführung der gesamten Fragen der wanderung von Evakuierten, Schulen und auch von sowie die Baumaschinen organisiert und vor allem die „Wüste“-Werks 3 bei Engstlatt eingesetzt. In den eine Doppelfunktion: einerseits fungierte sie als Bau- Grundstücke kamen – mehr dazu im Kapitel ‚Reichs- Grundstücksübereignung betraut wurde und zu die- Rüstungsarbeitern im Zuge der Bombenangriffe auf notwendigen Arbeitskräfte beschafft werden. Für das „Wüste“-Werken 4 und 5 bei Erzingen mussten rus- herr-undTreuhänderfirmadesDeutschenReiches,d.h. umsiedlungsgesellschaft’. sem Zweck eine Zweigstelle der „RUG“ in Balingen er- Großstädte für die Stadtverwaltung kaum noch be- Unternehmen „Wüste“ waren zwischen 2000 bis 3000 sische Kriegsgefangene arbeiten. alle Verträge, Abmachungen und Bestellungen hatten Im Oktober 1945 tritt die DÖLF bezüglich des Strom- richtet wurde, kamen diese Dinge in Fluss.30) herrschbare Ausmaße angenommen haben. Daher ver- OT-Angehörige in Balingen und Umgebung im Ein- 3. KZ-Häftlinge: etwa 12500 KZ-Häftlingen waren im über sie zu laufen. Andererseits trat die DBHG als selb- preises für die von ihr genutzten Gebäude mit den Ba- Theodor Zeller stellt seiner ehemaligen Behörde al- suchten die Bürgermeister der von den Einquartie- satz. 6) Zuge der Schieferölgewinnung und des Unter- ständige Firma auf, die auf den einzelnen Baustellen linger Elektrizitätswerken in Verhandlung. Eines die- lerdings ein besseres Zeugnis aus, als sie es tatsäch- rungen im Zuge des Unternehmens „Wüste“ betrof- Ein ‚Teillageplan von Balingen’, der auf den nehmens „Wüste“ ab 1943 eingesetzt.13) Montagearbeiten durchführte. ser Gebäude, eine Bürobaracke, befindet sich nach An- lich verdient hatte. Denn so unbeteiligt war die von fenen Gemeinden in Stuttgart ein generelles Verbot des 28. 12. 1944 datiert ist, zeigt das Gelände zwischen der Bei den Personen in den ‚OT Massenlagern’ wird es Die Geschäftsstelle der DBHG befand sich im Amts- gabe der DÖLF in der Behrstraße. Hierbei wird es sich ihm geleitete Behörde bei dem Entzug der Grundstü- weiteren Zuzugs von Evakuierten und anderen Per- Schickhardtstrasse und der Eyach in deren Mittel- sich mit großer Wahrscheinlichkeit um Zwangsarbei- gericht, heute Ebertstraße, damals Adolf-Hitler-Stra- mit großer Wahrscheinlichkeit um die von der OT ge- cke gar nicht. Im Zuge der Planungen durch den Ar- sonengruppen zu erreichen, die nichts mit der Schie- punkt sich die heutige Tennisanlage der Balinger Ten- ter aus Osteuropa gehandelt haben, die bei der OT frei- ße. Dort waren, nach eigenen Angaben, Ende 1944 ins- plante Baracke gehandelt haben, da die Angehörigen beitsstab Geilenberg in Tübingen am 28. 7. 1944, bei ferölgewinnung zu tun hatten. Ob diese Gesuche von nisgemeinschaft befindet. Hier befanden sich mehre- willig oder gezwungenermaßen beschäftigt waren. Ost- gesamt 91 Angestellte und 18 Arbeiter beschäftigt, letz- der OT zwei Tage vor dem Einmarsch der Franzosen der die Aufgabenverteilung für die Organisationen und Erfolg gekrönt waren, erschließt sich aus den uns heu- re Gebäude, die bis Kriegsende von der OT genutzt wur- europäern war es, unabhängig davon ob sie „freiwil- tere hauptsächlich als Kraftfahrer. Im Dezember 1945 aus Balingen geflohen waren. Ihre leerstehenden Ge- Institutionen vorgenommen wurde, heißt es unter der te vorliegenden Dokumenten nicht. Folgende Ein- den. 7) lig“ oder unter Anwendung von Zwang im Reich ar- waren es noch 19 Angestellte und 9 Arbeiter und im Ju- bäude wurden von Organisationen wie der DÖLF, die Überschrift „Beschaffung von Grund und Boden“: wohnerzahlen wurden genannt, wahrscheinlich mit Auf dem heutigen Tennisgelände, in älteren Stadt- beiteten, nicht erlaubt, außerhalb von Sammellagern li 1947 wurden in einer nicht näher bezeichneten Werk- in Balingen verblieben waren und nach Kriegsende Der Landrat, Herr Dr. Zeller, übernimmt federfüh- Heselwangen, das schon 1934 eingemeindet wurde: plänen wird das Gelände als ‚Festwiese’ oder ‚Trä- in Unterkünften zu leben. statt Balingen nur noch 10 Mitarbeiter beschäftigt. 20) weiter existierten, übernommen.26) Dass eine Baracke rend die Benachrichtigung der Eigentümer der Grund- nenwiese’ bezeichnet, wurde schon in den 1920er-Jah- Im Balinger Stadtarchiv befindet sich ein Schrei- Weitere Räumlichkeiten, die von der DBHG genutzt im Garten der Behrstr. 54 gebaut worden war und von stücke, auf denen die Anlagen gebaut werden, dahin- Rest der Stammbevölkerung 5318 Pers. ren im Sommer Tennis gespielt, im Winter war es eine ben, bei dem es um die nächtliche Ruhestörung in ei- wurden, waren das Gebäude der ehemaligen Frauen- der DÖLF genutzt wurde, legt eine weitere Quelle na- gehend, dass diese die Duldung von Baumassnahmen Eisbahn.8) Im Zuge des Unternehmens „Wüste“ wurde nem „Ostarbeiterinnenlager“ in der Balinger Innen- arbeitsschule in der Filserstraße 9, in der sich seit dem he. Im Gemeindearchiv in Bisingen befinden sich zwei auf ihrem Grundstück zu dulden haben.31 Außerordentliche Belegung eine Zementdecke auf einem Teil des Geländes auf- stadt geht: Aufgrund angeschlossener schriftlicher Be- Jahr 2008 das „Generationenhaus“ mit Einrichtungen Schriftstücke, sie sind auf den 31. 10. 1945 datiert, in de- Fest steht, dass es eine Nebenstelle der Reichsum- Evakuierte 541 gebracht. Darauf befanden sich die Reparaturbaracke, schwerde von Herrn Dr. Kuttroff, wonach in dem Ost- mehrerer gemeinnütziger Organisationen befindet. In nen es um die Höhe der Pachtzahlungen von ver- siedlungsgesellschaft in Balingen gegeben hat, die mit Schulen: vor allem für die Wartung von Autos, sowie eine nicht arbeiterinnenlager, Obere Kirchstraße 15, die halbe den Quellen finden sich außerdem ein Lagerraum für schiedenen Einrichtungen der DÖLF geht. Der Ab- einem Juristen und einem landwirtschaftlichen Sach- Stuttgart 78 weiter bezeichnete Baracke - unter Umständen eine Nacht gelärmt und dergl. werde, so habe ich zur Nacht- Elektromaterialien in der Oberen Kirchstraße sowie ein sender ist die Abteilung ‚Grundstücksverwaltung’ der verständigen, die Herren hießen Plassmann und Rö- Duisburg 102 spätere Erweiterung. Vor der Eisbahn standen das Ab- zeit, das Lager wiederholt kontrolliert und festgestellt, Lager der Firma Brucklacher am Bahnhof. 21) Und am DÖLF in der „Behrstr. (Baracke)“.27) mer, sowie zwei Vermessungsleuten, besetzt war. Zu Berlin 19 ort- und Garderobenhaus. Auf der gegenüberliegen- dass sich dort männliche ostländische Angehörige der 28. 10. 1944 wurden vom Bürgermeister der Stadt Ba- Ein weiteres Beispiel für die Übernahme von ur- Vertragsabschlüssen der Reichsumsiedlungsgesell- Essen 27 den Straßenseite, bis 1933 ‚Tränenwiesenstraße’, da- OT … aufhielten, lärmten und musizierten. Da das- lingen zwei Räume der Neuapostolischen Gemeinde sprünglichen OT-Einrichtungen durch die DÖLF sind schaft scheint es aber nicht mehr gekommen zu sein. Si- Frankfurt 7 nach ‚Wilhelm-Murr-Straße’, heute ‚Hindenburgstra- selbe zur Nachtzeit nicht abgeschlossen wurde und e.V. in der Mörikestr. 3 als Auffanglager für Gefolg- das Gelände und die Gebäude bei der Eisbahn. Nach cher ein Grund weshalb sich in den Quellen kaum Hin- Oberhausen 13 ße’, befindet sich der Balinger Schlachthof. Die Wil- dieser Zustand nicht geduldet werden konnte, so wand- schaftsmitglieder der DBHG, d.h. als kurzfristige Schlaf- der Besetzung Balingens durch die französischen weise auf ihre Tätigkeit finden. Aus einem Schreiben Verschiedene 22 268 helm-Murr-Straße wurde nach dem Gebäude be- te ich mich an den Bauführer Teusch, OT, wo die Rus- und Wohngelegenheiten, beschlagnahmt.22) Streitkräfte taucht in den Schriftsätzen die DÖLF als des damaligen Landrats des Kreises Balingen wissen nannt, in dem die Parteizentrale der NSDAP, ver- sinnen beschäftigt sind…14) EinweiteresBüroderDBHGhatsich,zumindestnach Mieterin auf, die Pacht an die Grundstückseigentü- wir, dass die Mitarbeiter der Reichsumsiedlungsge- Rüstungsarbeiter 296 schiedene NS-Organisationen sowie Verlag und Dru- Bei diesem „Ostarbeiterinnenlager“ in der Oberen Kriegsende, in der damaligen ‚Landwirtschaftsschule merin, die Stadt Balingen, bezahlt. sellschaft vor dem Einmarsch der Franzosen aus Ba- ckerei der NS-Tageszeitung „Der Wille“ untergebracht Kirchstraße scheint es sich um eines dieser Massen- Balingen’ befunden.23) Diese im Jahr 1923 gegründete Wegen des großen Mangels an Büroräumen er- lingen geflohen sind. Wo genau die Reichsumsied- Ausländer waren – das Gebäude gehört heute der Württember- lager gehandelt zu haben. Dieses Schreiben macht au- Schule war, zusammen mit anderen Institutionen wie richtete die DÖLF auch Bürobaracken im Gewann lungsgesellschaft ihr Büro hatte, geht aus den weni- Privat 206 gischen Elektromotoren GmbH (WEG). An der Ein- ßerdem deutlich, dass viele Angehörige der Organisa- dem Arbeitsamt, im 1811 erbauten ‚Alten Schulhaus’, ‚Ebergasse’. Bei der ‚Ebergasse’ handelt es sich nicht gen Quellen nicht hervor.32) In Lagern 445 651 mündung der Kesselmühlenstraße stand ein Unter- tion Todt aus osteuropäischen Ländern stammten. der späteren ‚Krottengrabenschule’, untergebracht. Die um das gleichnamige Sträßchen auf der rechten Seite kunftsraum. Außerdem sind eine Unterstellbaracke Denn mit zunehmender Dauer des Krieges wurden Adresse lautete Schulstr. 8. Das Gebäude, das 1980 ab- der Eyach am Rande der Stadt, sondern um einige Par- Unternehmen „Wüste“ längs der Wilhelm-Murr-Straße (heute etwa auf der mehrundmehrdeutscheOT-AngehörigefürdenDienst gerissen wurde, befand sich zwischen der heutigen zellen auf der dem heutigen Landratsamt gegenüber- Flakstellung OT (nur in Privatunterkünften) 179 KreuzungHindenburgstraße/Kesselmühlenstraßeund in den Streitkräften eingezogen. 15) Stadtbücherei und dem ehemaligen Gasthaus Adler im liegenden Seite der Hirschbergstraße bis hoch zum DBHG 47 dem Gelände des ehemaligen Boschdienstes) und wei- Allerdings gab es in Balingen schon vor dem Beginn Bereich ‚Hinterer Kirchplatz’. 23) heutigen Hotel Stadt Balingen und dem Konferenz- Zum Schutze der „Wüste“-Werke war auf Veran- DÖLF 9 ter der Straße entlang, in Richtung des heutigen Bau- des Unternehmens „Wüste“ Lager für osteuropäische zentrum CUBUS. Dieses Gelände gehörte dem Brau- lassung des Arbeitsstabes Geilenberg eine besondere Hauptverm.Abt. XII Frommern 33 hofgeländes, auf der linken Seite, eine OT Nachschub- Zwangsarbeiter. Darauf weist auch die Angabe von ereibesitzer Eugen Huber, dessen Hirschbrauerei sich Flakeinheit eingesetzt worden. Die zentrale Kom- Bauzug Keller der OT 75 Baracke eingezeichnet. Friedrichs hin, der von „445 Ausländern in Lagern“ Deutsche Ölschieferforschungsgesell- auf dem Gelände des heutigen Landratsamtes befun- mandostelle für diese Einheit lag in Balingen.33) Gesamtbelegung ohne OT Massenlager 2099 Pers. Es gab in Balingen noch weitere Gebäude, die von schreibt. Die ersten Zwangsarbeiter in Balingen sind al- schaft den hatte. Eugen Huber tauschte mit der Stadt Balin- In den Dokumenten dazu ist einmal von einer Ba- der OT genutzt wurden. So befand sich die Zentrale lerdings schon für das Jahr 1941 belegt.16) Eines dieser gen einige Parzellen, diese wiederum verpachtete das racke oberhalb der Baracken am Hirschberg die Rede 7417 Pers. bzw. die Bauleitung für das Unternehmen „Wüste“ im Zwangsarbeiterlager befand sich auf dem Gelände der Eine Organisation, deren Namen im Zusammen- Gelände an die DÖLF, die dann dort Bürobaracken für – damit sind wahrscheinlich die Baracken im Gewann Gasthof Schwanen, in der Friedrichstraße – hier steht heutigen Stadtgärtnerei und der Spitalwiese. Das Da- hang mit der Schieferölproduktion und dem Unter- ihre Beschäftigten erstellen ließ. 28) Ebergasse gemeint. In einem zweiten Schriftstück, Ab- In dieser Aufstellung wurden auch drei für das Un- heute die Hauptstelle der Volksbank Balingen. Als tum des Lagerplans, Januar 1943, weist darauf hin, dass nehmen „Wüste“ immer wieder genannt wird und de- senderin ist die DÖLF, ist von einer RAD-Baracke auf ternehmen „Wüste“ wichtige Organisationen genannt, Wohngebäude wurden außerdem das Evangelische das Lager schon vor Beginn des Unternehmens „Wüs- ren Name sich ebenfalls auf der Liste von Bürger- dem Rain die Rede (RAD steht in diesem Zusammen- die Einrichtungen in der Stadt hatten: die ‚Organisa- Gemeindehaus in der Hermann-Berg-Straße sowie ein te“ errichtet worden war. Auch die auf dem Plan no- meister Friederichs findet, ist die Deutsche Ölschie- Reichsumsiedlungsgesellschaft hang für Reichsarbeitsdienst). Eine genauere Stand- tion Todt’ (OT), die ‚Deutsche Ölschieferforschungs- Teil der Sichelschule genutzt. Sichelschule und evan- tierten Entfernungsangaben zu großen Balinger Un- ferforschungsgesellschaft mit Sitz in Schömberg ortbestimmung, lässt sich aufgrund der bisher vorlie- gesellschaft’ (DÖLF) und die ‚Deutsche Bergwerks- und gelisches Gemeindehaus wurden beim letzten Luft- ternehmen wie Bizerba (Waagenfabrik), Robert Wahl (DÖLF). Sie wurde durch das Reichsamt für Wirt- In Balingen wurde im Zuge des Unternehmens genden Quellen nicht durchführen. Die Baracke stand Hüttenbau Gesellschaft m.b.H.’ (DBHG). Zu welcher angriff auf Balingen, kurz vor dem Einmarsch der fran- (Kühlanlagenfabrik), Mercedes (Schuhfabrik), Sie- schaftsaufbau gegründet, das zunächst zum Reichs- „Wüste“ die Zweigstelle einer Organisation einge- mit einiger Sicherheit am süd-östlichen Rande der Organisation oder Einheit die „Hauptverm. Abt. XII zösischen Streitkräfte, am 20. 4. 1945, von Bomben ge- mens u. Halske (Fabrik für elektronische Bauteile) und wirtschaftsministerium, später dann zu Speers Rüs- richtet, deren Geschichte bis heute kaum untersucht Stadt. Auch wie sie genutzt wurde, geht aus den Do- Frommern“ gehörte, ist bislang nicht geklärt. troffen. Ein weiteres von der OT genutztes Gebäude, ei- Conzelmann (Trikotfabrik), lassen darauf schließen, tungsministerium gehörte. Die Aufgabe der DÖLF be- wurde, die aber im Zuge von Enteignungen von Grund- kumenten nicht hervor. Vielleicht war es die Kom- ne kleine Magazinbaracke, befand sich im Bereich des dass zumindest ein Teil der Lagerinsassen in diesen Be- schränkte sich zunächst nur auf die Erforschung und stücken im ganzen Reichsgebiet tätig gewesen ist - die mandozentrale, vielleicht eine Wohnbaracke, viel- Geländes der ehemaligen Balinger Reithalle. Heute be- trieben gearbeitet hat. 17) Weiterentwicklung des Meilerschwelverfahrens in Reichsumsiedlungsgesellschaft (RUG). Ihre Entste- leicht beides. Jedes der zehn „Wüste“-Werke bekam ge- Organisation Todt findet sich dort unter anderem die Balinger Kunsteis- Zivilarbeiter aus westeuropäischen Staaten hatten Schömberg. Im Rahmen des Unternehmens „Wüste“ hung ist in Zusammenhang mit der Aufrüstungspoli- gen Kriegsende jeweils eine Batterie mit je 9 Flugab- bahn.9) dagegen die Möglichkeit in Privatunterkünften unter- wurde ihr Aufgabengebiet erweitert, da sie auch als Be- tik und den Kriegsvorbereitungen der Nationalsozia- wehrgeschützen zugewiesen. Wo sich die die Stellun- Mit dem Beginn des Unternehmens „Wüste“ in der In einem Bericht des Stadtbauamtes Balingen vom zukommen – im November 1944 zählte Bürgermeister treiberin der fertig gestellten Schieferölwerke vorge- listen und dem damit verbundenen Ausbau der Inf- gen der Flugabwehrkanonen befunden haben, ist nicht zweiten Jahreshälfte 1944 rückte die Organisation Todt 18.4.1946 ist außerdem von einer Baracke in der „Ver- Friederichs 206 Personen. Dazu gehörte beispielswei- sehen war. Zu diesem Zweck wurde die Zentrale der rastruktur zu sehen. Dafür benötigte das NS-Regime bekannt. Es ist aber davon auszugehen, dass sich die in Balingen ein. Diese größte Bauorganisation des NS- längerten Friedrichstraße“ (heute Ebertstraße) die Re- se der Niederländer Hugo van Win, ein holländischer DÖLF nach Balingen verlegt. die Möglichkeit, schnell und einfach auf das Eigentum Flakstellungen jeweils in der Nähe der „Wüste“-Werke Staates wurde 1938 zunächst für den Bau militärischer de, die bis zum Einmarsch der Franzosen von der OT ge- Juden, der vor der Deportation unter falschem Namen Über den Personalbestand der DÖLF wissen wir, dass an Grundstücken zuzugreifen. Das erste einer Reihe befunden haben.34) Anlagen gegründet. Ihr erstes und auch bekanntestes nutzt wurde. 10) Eine Lokalisation des Standorts ist bis- nach Deutschland geflohen war. Um seinen Lebens- er bis Juli 1944 in Schömberg lediglich etwa 20 Perso- von „Enteignungsgesetzen“ war beispielsweise ein Bauprojekt war der Westwall entlang der französi- her nicht möglich. Auch am Balinger Bahnhof hatte unterhalt zu verdienen, ließ er sich in einem deut- nen betragen hat. Nach dem Umzug der Zentrale nach schon im Juni 1933 beschlossenes Gesetz zur Erleich- schen Grenze. Ihren Namen erhielt die OT nach ih- die OT eine, allerdings unvollständige RLM-Baracke, schen Arbeitsamt, das auf die Vermittlung von Aus- Balingen sollen etwa 250 zivile deutsche und auslän- terung von Enteignungen für den Reichsautobahn- Deutsche Arbeitsfront rem Gründer Fritz Todt, der sie bis zu seinem Tod 1942 die sie einen Tag vor der Besetzung durch die Fran- ländern für deutsche Unternehmen spezialisiert war, dische Arbeitskräfte für sie gearbeitet haben. Dazu ge- bau. führte. Danach wurde sie in das Rüstungsministerium zosen an die Firma Bossert, Bauunternehmung, ver- anwerben. In Balingen arbeitete er in der Lohnbuch- hörten auch viele Arbeitskräfte aus Estland, dem Sitz Auch die Reichswehr verlangte nach Möglichkeiten In das Unternehmen „Wüste“ waren weitere NS-Or- Albert Speers eingegliedert. kauft hat. 11) Außerdem gab es wahrscheinlich eine von haltung der aus Berlin evakuierten Firma Siemens und der bisherigen Baltöl, die nach der Aufgabe der dorti- für einen vereinfachten Grundstückserwerb, z.B. für die ganisationen eingebunden. In diesem Zusammen- In der bis heute (2014) einzigen Monografie zur Or- derOTerrichteteBarackeimGartengeländederBehrstr. Halske, die im Gebäude der Trikotfabrik C.F. Behr in gen Schieferölproduktionsstätten mit ihren Familien Erweiterung von Truppenübungsplätzen. Dafür wur- hang taucht immer wieder die ,Deutsche Arbeits- Seite 1907 Heimatkundliche Blätter September 2014

fron(DAF) auf. Die DAF, die im Mai 1933 gegründet waltung Stuttgart die Verpflegung einschließlich Ein- Nähe des Kriegsgefangenenlagers im ehemaligen Ze- wurde, war die Einheitsgewerkschaft des Dritten Rei- richtung der Kücheneinrichtungen für die Baustelle mentwerk untergebracht war.40) Auch Wilhelm Foth ches. Sie galt mit etwa 25 Millionen Mitglieder als die übernehmen. Tatsächlich wurde diese dann von der schreibt, allerdings ohne eine Quelle zu nennen, in ei- größte aller NS-Organisationen. 35) Die Kreisverwal- DAF, Abt. Gemeinschaftsverpflegung, Wilhelm-Murr- nem Artikel zum Unternehmen „Wüste“: Eine Gesta- tung der DAF hatte ihren Sitz im „Wilhelm-Murr- Haus, Balingen geliefert.38) po-Dienststelle in Balingen übernahm die Überwa- Haus“.36) chung des Gesamtvorhabens.41) Mit fortschreitender Dauer des Krieges wurde die Aufgrund der Quellenlage des Jahres 2014 ist eine Ge- DAF immer stärker in die Organisation von Werks- und Gestapo stapodienststelle in Balingen allerdings nicht zu bele- Gemeinschaftsverpflegungen eingebunden. Außer- gen. Im Geschäftstagebuch des Gendarmerie-Postens dem war sie, zusammen mit anderen Organisationen, In Balingen könnte zum Schutz des Unternehmens Frommern für die Jahre 1943 – 1949 finden sich für die Verpflegung eines Großteils der Zwangsarbei- „Wüste“ auch eine Gestapodienststelle eingerichtet für den Zeitraum zwischen dem 18. 9. 1944 und Jahrgang 61 30. September 2014 Nr. 9 ter zuständig, die in Lagern untergebracht waren. Die- worden sein. Dazu würde passen, dass nach dem At- 24. 10. 1944 insgesamt sechs Vorgänge von Flucht oder se Aufgabenverteilung wird auch durch das schon er- tentat vom 20. Juli 1944 die Mutter der Attentäter Claus Festnahmen von KZ-Häftlingen und deren Überstel- wähnte Protokoll einer Sitzung des Geilenbergstabes und Berthold von Stauffenberg, Caroline, sowie ihre lung an die Gestapo Oberndorf am Neckar.42) Und die vom 28.7.1944 bestätigt, in dem es heißt: Die Verpfle- Schwester Alexandrine Gräfin von Üxküll-Gyllenband polizeiliche Zuständigkeit für das KZ Bisingen lag nach- gung zu Wehrmachtsverpflegungssätzen einschl. Kü- von der Gestapo in das Balinger Amtsgerichtsgefäng- weislich bei der Gestapodienststelle Oberndorf am Ne- cheneinrichtungen in Schulen, Baracken und Zelten nis gebracht wurden und dort einige Zeit in Einzelhaft ckar. Auch eine neue Untersuchung zur Gestapo in Das Unternehmen „Wüste“ in Balingen übernimmt die DAF. … Für die KL-Häftlinge über- verbringen mussten.39) Außerdem gibt es einen Hin- Württemberg-Hohenzollern liefert zu dieser Frage kei- nimmt Verpflegung und Küchenleitung die SS.37) weis einer Balingerin, die bei Kriegsende in der In- ne neuen Erkenntnisse sondern verweist auf die Er- Für „Wüste“ 2 (Bisingen) sollte die DAF-Gauver- nenstadt wohnte, dass eine Gestapodienststelle in der gebnisse von Christine Glauning. 43) (Forsetzung folgt) Die Einrichtung des südwürttembergischen Schieferölprojekts - Von Dr. Michael Walther

Wenige Tage nach Bekanntgabe des Beschlusses des Generalkommissars Geilenberg, im Raume Balingen- Hechingen 10 Meilerwerke zur errichten, rückte die Or- ganisation Todt mit einer großen Anzahl von Baufir- Veranstaltungen und Exkursionen men an und begann mit den Tiefbauarbeiten (Erdar- beiten, Gleisanlagen, Bau von Maschinenschuppen Die Termine der Heimatkundlichen Vereinigung für Oktober und November usw.). Man kann sagen, wie ein Heuschrecken- schwarm ergossen sich tausende von OT-Männern, in- und ausländischen Arbeitskräften auf die Baustellen, OKTOBER wo durch einen kundigen Führer das Klosterareal und Samstag, 29. November: Tagesexkursion: „Fastnacht fuhren mit ihren LKW, Traktoren usw. kreuz und quer Kirche näher erklärt werden. Das Kloster war die erste der Hölle“. Der Erste Weltkrieg und die Sinne (Haus über die Felder und verwandelten alles in eine Wüs- Mittwoch, 22. Oktober: Vortrag: „Nach Hause ge- Niederlassung der Prämonstratenser in Schwaben. der Geschichte) und „Oskar Schlemmer. Visionen ei- te.1) schickt“ – Feldpostbriefe des Ersten Weltkriegs mit Durch die Säkularisation gehörte die ganze Gemeinde ner neuen Welt“ (Staatsgalerie) mit Dr. Michael Wal- Dr. Hans Schimpf-Reinhardt. zum Königreich Württemberg. 1947 kehrten die Prä- ther. Die Feldpost ist die eigenhändige Geschichtsschrei- monstratenser nach Rot zurück. Seit 1960 befindet sich Bahnfahrt nach Stuttgart (Abfahrtszeiten werden noch Einleitung bung der Soldaten über den Krieg. Im Stadtarchiv Ba- im Konventsgebäude des Klosters das Jugendhaus St. bekannt gegeben). Umlage 35,00 Euro für Fahrt, Ein- lingen befindet sich eine Sammlung von etwa 500 Feld- Norbert. tritte und Führungen. Obwohl es zum Unternehmen „Wüste“ inzwi- postbriefen und – karten des Ersten Weltkrieges. Sämt- Nach der Mittagspause wird die ehemalige Reichsabtei schen eine große Anzahl von Untersuchungen gibt, liche wurden von „im Felde“ befindlichen Balinger Vä- Damenstift Gutenzell besichtigt. Sie wurde 1237 ge- Zusatzveranstaltung wurde bisher nie nach den Einrichtungen der be- tern und Söhnen geschrieben. Allesamt sind sie an den gründet und wurde im 15. Jh. reichsfrei. Auch sie ge- teiligten staatlichen Dienststellen und Organisatio- Schultheißen (heute Bürgermeister) oder den Ge- hörte nach der Säkularisation dem Königreich Würt- Mittwoch, 10. Dezember: Vortrag: Hans von Rech- nen gefragt und wo sich diese befunden haben. Wir ha- meinderat adressiert. Warum? Mehrere Male während temberg. 1864 wurde der leerstehende Konvent bis auf berg, die Schalksburg und die Klingenberger Fehde ben über die Standorte der Versuchsanlagen, der „Wüs- des Krieges hatte die Stadt den Ausmarschierten soge- wenige Reste abgerissen. Es wird dort eine interessante mit Dr. Niklas Konzen. te“-Werke und auch der Konzentrationslager eine Fül- nannte Liebesgaben in Form eines Paketes mit Essba- Führung geben. Der Abschluss der Exkursion ist die Vil- Eine gemeinsame Veranstaltung von Hohenzolleri- le an Informationen, nicht aber wo die für die Pro- rem und Kleidung oder als Geldbetrag zukommen las- la Rot. Das Anwesen hat eine bewegte und in einigen schem Geschichtsverein und Heimatkundlicher Ver- jektierung, Planung und Durchführung verantwort- sen, wofür sich diese dann schriftlich bedankten. Frei- Zügen auch tragische Vergangenheit. Raymund von einigung Zollernalb. lichen staatlichen Organisationen und Institutionen lich enthalten die oft mehrseitigen Briefe und die Post- Fugger, der aus einer Nebenlinie der Augsburger Fug- 20:00 Uhr, Albstadt-Lautlingen, Stauffenbergschloss, ihre Büros, Wohnstätten oder Lagerräume hatten. Ers- karten immer auch Schilderungen des Kriegsgesche- ger entstammt, ließ das „Schlösschen“ in einem de- Eintritt frei. te Antworten dazu werden im Rahmen dieses Bei- ten, d.h. dem Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941, suchsanlagen und später der „Wüste“-Werke einge- hens. Es handelt sich hierbei um eine sehr subjektive zenten Stilpluralismus erbauen. 1925 erwarb Alexandra trags gegeben. Auf die privaten Unternehmen, die in wurde dieses Thema immer wichtiger. Da die kauka- setzt. Dafür wurden als Außenlager des elsässischen Art der Berichterstattung, bei der auch die prekäre und von Hornstein die Villa und lebte dort zusammen mit großer Zahl in das Schieferölprojekt eingebunden wa- sischen Ölanlagen vor der Besetzung durch die Wehr- Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof vier Kon- verzweifelte Situation der Schreiber manchmal offen ihrer Freundin Feodora Christ. Alexandra von Horn- ren, wird an dieser Stelle nicht eingegangen, da dies macht teilweise von der Roten Armee zerstört wurden zentrationslager gegründet: in Frommern, Schörzin- zu Tage tritt. Einige Soldaten fügten ihren Briefen Fotos stein vermachte 1927 nach ihrem Freitod der Freundin STAMMTISCHE den Rahmen der Arbeit sprengen würde und auch ein und auch die Öllieferungen von den rumänischen Öl- gen, Schömberg und etwas später in Erzingen. bei, die dann auch undenkbare Ereignisse, wie z.B. die das gesamte Anwesen. Diese heiratete den Musiker und eigenständiges Thema darstellt. feldern keine zuverlässige Quelle für den Treibstoff- Im Zuge des Vorrückens der sowjetischen Armeen, „Verbrüderung“ russischer und deutscher Soldaten an angehenden Dirigenten Hoenes. Er bezeichnete sich Jeweils am 1. Mittwoch eines Monats trifft sich unter Im Zentrum der Untersuchung steht die Stadt Ba- nachschub darstellten, waren die deutschen Armeen dem Verlust der Ölfelder in Rumänien und der Ein- der Ostfront eindeutig belegen. 20:00 Uhr, Balingen, selbst als „angeblichen Juden“. Durch die Verschärfung der Leitung von Dr. Peter Th. Lang der Ebinger lingen, die sich, wie noch zu zeigen sein wird, nicht immer stärker auf die Produktion aus den eigenen Fab- stellung der Schieferölförderung in Estland, wurde die Landratsamt Zollernalbkreis, Hirschbergstraße 29, der Rassengesetzgebung im Dritten Reich verlor er sei- Stammtisch um 15:00 Uhr im Café Wildt-Abt, Son- nur räumlich gesehen im Zentrum des Unternehmens rikanlagen, aus den Hydrier- und Synthesewerken, an- Treibstoffversorgung der deutschen Streitkräfte im- Eintritt frei. ne Stellung im Reichssymphonieorchester in München nenstraße 67, 72458 Albstadt-Ebingen: Telefon „Wüste“ befunden hat. Die Quellenlage erlaubt uns gewiesen. mer schwieriger. Als die deutschen Hydrier- und Syn- und zog sich in die Villa Rot zurück. Zusammen mit sei- 0 74 31 / 41 88. auch einen ersten Überblick zu den Einrichtungen des Vor diesem Hintergrund ist die Wiederbelebung der thesewerke dann auch noch im Frühjahr 1944 durch al- Sonntag, 26. Oktober: Tagesexkursion: Entlang der ner Frau baute er eine bedeutende international ge- Unternehmens „Wüste“ in den Balinger Teilgemein- Idee zu sehen, aus Schiefer Öl zu gewinnen. Als Vor- liierte Bombenangriffe schwer beschädigt wurden, ver- Rot: Rot, Gutenzell, Burgrieden, Dellmensingen mit prägte Kunstsammlung auf. Alle Vermögenswerte wur- Anmeldung zu den Veranstaltungen über den Ge- den Engstlatt, Erzingen und Frommern zu geben. bild diente dabei die Ölschieferproduktion in Estland fügte Rüstungsminister Albert Speer den Aufbau neu- Margarete Bühler-Weber. den später in eine Museumsstiftung eingebracht. Bei schäftsführer Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, Ein weiteres Thema, das von der Forschung bisher - die dortigen Produktionsstätten wurden schon 1941 er Krisenstäbe. Einer davon, unter der Leitung von Ed- Da die Rot, ein rechter Nebenfluss der Donau, keine Dellmensingen wird dann noch kurz die Mündung der 72461 Albstadt, Telefon 0 74 32 / 68 07. nicht ausreichend Beachtung gefunden hat, ist die Fra- durch die Wehrmacht besetzt. Zwischen Herbst 1942 mund Geilenberg, beschäftigte sich ab Juli 1944 mit Quelle hat, wird zuerst der Zusammenfluss vom Pfaf- Rot in die Donau besichtigt. Busfahrt. Abfahrt in Balin- Email: [email protected] oder ge, welche Gruppen neben den KZ-Häftlingen und ih- und Herbst 1943 entstanden zunächst in Frommern, der Intensivierung der Schieferölproduktion in Würt- fenrieder Bach und Ellbach bei einem kurzen Spazier- gen, Stadthalle 7:00 Uhr, Albstadt-Ebingen, Busbahn- [email protected] sowie über unsere Home- ren Bewachern aus der SS und der Wehrmacht sonst Schörzingen und Schömberg drei Großversuchsanla- temberg und Hohenzollern, die sich damals noch im- gang besichtigt. Diese beiden Flüsschen bilden die Rot. hof 7:30 Uhr. Umlage 35 Euro für Fahrt, Eintritte und page www.heimatkundliche–vereinigung.de. noch in das württembergische Schieferölprojekt und gen für die weitere Erforschung der Schieferölpro- mer im Versuchsstadium befand. Das nun war die Ge- Diese schlängelt sich nun nordwärts durch ihr von be- Führungen. das Unternehmen „Wüste“ eingebunden waren. So duktion. Dafür wurden drei Ölschieferforschungsge- burtsstunde des Unternehmens „Wüste“. waldetenHöhenzügengesäumtesTalundmündetnach Bei allen Veranstaltungen sind Gäste jederzeit will- stoßen wir in den Quellen immer wieder auf Fremd- sellschaften gegründet, die die Verschwelung des Entlang der Bahnlinie von Tübingen nach Rottweil 54 Kilometer bei Dellmensingen in die Donau. An- kommen. arbeiter und ausländische Zivilarbeiter. Auch hierzu Schiefers auf jeweils unterschiedliche Art und Weise er- sollten zehn sogenannte „Wüste“-Werke entstehen: in schließend geht die Fahrt weiter nach Rot an der Rot, NOVEMBER wurden erste Informationen zusammengetragen. probten: Nehren („Wüste“-Werk 1), Bisingen (2), Engstlatt (3), 1. Die LIAS-Ölschieferforschungsgesellschaft in Erzingen (4 und 5), Dormettingen (6, 7 und 8), Schöm- Mittwoch, 12. November: Vortrag: Der Truppen- Frommern, gegründet im September 1942. In berg (9) und Zepfenhan (10). Als Arbeitskräfte waren übungsplatz Heuberg im Ersten Weltkrieg mit dem Herausgegeben von der Schieferölgewinnung und Frommern wurde das sogenannte „Schachtver- vor allem Häftlinge aus den Konzentrationslagern im Sigmaringer Kreisarchivar Dr. Edwin Ernst Weber. Heimatkundlichen Vereinigung Unternehmen „Wüste“ fahren“ erprobt, bei dem der Schiefer vertikal ver- Osten vorgesehen. Heute wissen wir von mindestens Der Truppenübungsplatz und das Lager Heuberg sind Zollernalb schwelt wurde. 12500 dieser KZ-Häftlinge, deren Arbeitskraft beim ein Spiegel der deutschen Geschichte im 20. Jahrhun- Die Ausbeutung und Nutzung des Ölschiefers in der 2. Die Kohle-Öl-Union in Schörzingen, gegründet im Aufbau und Betrieb der Anlagen brutal ausgebeutet Der Autor dieser Ausgabe dert und ihren Umbrüchen und auch Abgründen. Im Vorsitzender: Region war keine Erfindung der Nationalsozialisten. Juli 1943. Hier wurde das Verfahren der Unterta- wurde. Zu den schon bestehenden vier Konzentrati- Ersten Weltkrieg 1914 – 1918 kommt diese besondere Dr. Andreas Zekorn, Landratsamt Zollernalbkreis, Beispielsweise wurde in den Jahren zwischen 1857 bis geverschwelung getestet. onslagern kamen noch drei weitere hinzu: in Bisin- Stellung des Heubergs erstmals zum Vorschein, als hier 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 92 11 45 1861 durch eine rheinische Bergbaugesellschaft auf den 3. Die im Oktober 1943 gegründete Deutsche Öl- gen, Dautmergen und Dormettingen. Mindestens 3.500 Hunderttausende von Soldaten aus ganz Deutschland Gemarkungen der Gemeinden Bisingen, Wessingen schieferforschungsgesellschaft (DÖLF) in Schöm- der KZ-Häftlinge kamen durch das Unternehmen eine zunehmend spezialisierte Kampf- und Waffen- Geschäftsführung: und Zimmern versucht, aus dem sich nah an der Ober- berg, wo die „Meilerverschwelung“ erprobt wur- „Wüste“ ums Leben. Weitere starben infolge der Kran- Dr. Michael Walther ausbildung erhalten und auf den Fronteinsatz vorbe- Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, fläche befindlichen Posidonien-Schiefer Öl zu gewin- de. Diese Technik wurde dann auch in den „Wüs- kentransporte nach Dachau und in das „Sterbelager“ Schwanenstr. 13 reitet werden. Neben dem Truppenlager entsteht ein 72461 Albstadt, nen. Das Projekt scheiterte nicht zuletzt an den hohen te“-Werken eingesetzt, in denen die Schieferöl- Vaihingen/Enz sowie auf den „Todesmärschen“ nach 72336 Balingen riesiges Kriegsgefangenenlager, in dem bis zu 15000 ge- Telefon (0 74 32) 68 07 Produktionskosten, vor allem nachdem Ende der 1850- produktion noch angefahren wurde. der Räumung der Lager im April und Mai 1945. fangene Soldaten vor allem aus Russland und Frank- E-Mail: [email protected] er-Jahre das wesentlich preiswertere amerikanische Diese drei Versuchsanlagen wurden nie offiziell in Nur in einigen der Versuchsanlagen bzw. „Wüste“- reich hinter Stacheldraht leben müssen. Der sog. „Rus- Erdöl auf dem Weltmarkt erhältlich war. 2) die Zählung der „Wüste“-Werke aufgenommen, waren Werken wurde bis zur Besetzung durch die französi- senfriedhof“ mit Gräbern von mehr als 150 russischen Redaktion: Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges war die Treib- aber dennoch Teil der Planungen des Unternehmens sche Armee am 20. und 21. 4. 1945 tatsächlich auch Öl Soldaten erinnert bis heute an diese schwere Zeit. 20 Daniel Seeburger, Grünewaldstraße 15, stoffversorgung der deutschen Streitkräfte eines der „Wüste“. produziert. Ab Mai 1945 setzte die französische Be- Uhr, Balingen, Landratsamt Zollernalbkreis (Sitzungs- 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 2 66-1 53 zentralen Anliegen der nationalsozialistischen Kriegs- Auch aufgrund des Mangels an Arbeitskräften wur- satzungsmacht die Schieferölanlagen unter Zwangs- saal), Hirschbergstraße 29, Eintritt frei. wirtschaft. Durch die Ausweitung des Krieges nach Os- den KZ-Häftlinge für den Bau und den Betrieb der Ver- verwaltung. Schon bestehende Gesellschaften, wie die Seite 1911 Heimatkundliche Blätter Oktober 2014

32) KrAZ, Sa UW Nr. 28. – StAS, Wü 65/4 T5 Nr. 423. Be- 37) KrAZ, Sa UW 2 Nr. 31. 44) Alfred Jenter: Das „Unternehmen Wüste“ – Werk richt über die Inanspruchnahme von Grundstü- 38) KrAZ, Sa UW 2 Nr. 31 und Sa UW Nr. 28. 3 Engstlatt. 60 Jahre später – Erinnerungen. In: Ge- cken durch die Wüste-Werke“, vom 29.3.1950. In: 39) Konstanze von Schulthess: Nina Schenk Gräfin von meindebrief der Evangelischen Kirchengemeinde StAS Wü 64/5 T 4 Nr. 2249. Stauffenberg. Ein Porträt. Zürich und München Engstlatt, Ausgabe Ostern 2005. 33) StadtA, A1/4070. 2008, S. 141 – 156. 45) Ebd. 34) StAS, Wü 120 T 5 Nr. 942. – Erklärung von Dr. Theo- 40) Informationen von Frau Susanne Brabant, Balin- 46) StAS, Wü 65/4 T 4 Nr. 529. Schreiben vom 25.9.1945. dor Zeller, vom 7.10.1948 sowie von Rudolf Rohr- gen. 47) Hinweis von Alfred Jenter, Engstlatt. bach, vom 15.3.1948. In: Verfahrensakten der 41) Wilhelm Foth: Das Unternehmen Wüste. In: Hei- 48) StAS, Wü 65/4 T 4 Nr. 529. Schreiben vom 5.7.1945. Spruchkammer. Spruch gegen Rudolf Rohrbach. matkundliche Blätter, 1985, S. 501f und 505f. 49) Hinweis von Alfred Jenter, Engstlatt. StAS Wü 13 T 2 Nr. 2670/087. 42) Staatsarchiv Ludwigsburg EL 48/2 II Bü 113: Ge- 50) Protokoll des Engstlatter Gemeinderats vom Jahrgang 61 31. Oktober 2014 Nr. 10 35) Michael Schneider: „Organisation aller schaffen- schäftstagebuch des Gendarmerie-Postens From- 2.6.1949. den Deutschen der Stirn und der Faust“. Die Deut- mern 1943 – 1949. 51) StAS, Wü 65/4 T 4 Nr. 529. Schreiben vom 25.9.1945. sche Arbeitsfront (DAF). In: Stephanie Becker, 43) Ingrid Bauz, Sigrid Brüggemann, Roland Maier 52) StAS, Wü 65/4 T 4 Nr. 529. Schreiben vom 25.9.1945. Christoph Studt (Hg.): „Und sie werden nicht mehr (Hg.): Die Geheime Staatspolizei in Württemberg 53) Alfred Küppers: Weit war der Weg zurück ins Hei- frei sein ihr ganzes Leben.“ Funktion und Stel- und Hohenzollern. Stuttgart 2013, insbes. 158f. – matland. Tagebuch-Erinnerungen 1942 – 1948. lenwert der NSDAP, ihre Gliederungen und ange- Glauning, Entgrenzung (wie Anm. 2), S. 149 – 163. O.O., o.J., S. 263. schlossenen Verbände im „Dritten Reich“. Berlin – Andreas Zekorn: Der polnische Schriftsteller Ta- 54) Robert Steegmann: Das Konzentrationslager Nat- Aus Ungarn und der Schweiz 2012, S. 159 – 178. deusz Borowski und das KZ Dautmergen, ein La- zweiler-Struthof und seine Außenkommandos an 36) StadtA, Einwohner- und Heimatbuch der Kreis- ger des Unternehmens „Wüste“. Unveröffent- Rhein und Neckar 1941 – 1945. Straßburg 2005, S. stadt Balingen. Balingen 1936, S. 81f. lichtes Manuskript, S. 7f. 310 – 314. Einträge im Heselwanger Kirchenbuch nach dem Dreißigjährigen Krieg - Von Adolf Klek

Nicht nur gegenwärtig kommen Menschen aus frem- den Ländern in unsere Städte und Dörfer. Schon nach dem schrecklichen Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) erschienen viele Ausländer hierzulande. Erstaunliche Veranstaltungen und Exkurisonen Einträge im ältesten Kirchenbuch des Dorfes Hesel- wangen lassen das beispielhaft erkennen. Das Programm der Heimatkundlichen Vereinigung im November und Dezember Der Ort und sein Kirchenbuch NOVEMBER Dokumente die künstlerische Vision Schlemmers ver- hauptmann, der seit Jahren als Anstifter vieler Klein- Heselwangen hatte durch den langen Krieg nicht so mitteln. Schlemmers Auffassung vom Menschen als kriege berüchtigt war. Mit ihm kämpfte sein Neffe Wil- stark gelitten wie viele andere Orte der Region, wo durch „Maß aller Dinge“ war zu seiner Zeit am Bauhaus ein- helm von Rechberg, der Pfandbesitzer der Schalks- Verwüstung, Hunger und Pest, Raub und Mord die Zahl Mittwoch, 12. November: Vortrag: Der Truppen- zigartig. Dabei spricht er der Kunst die Kraft zu, die Er- burg. Auf der anderen Seite stand die Rittergesell- der Einwohner und Häuser auf weniger als die Hälfte übungsplatz Heuberg im Ersten Weltkrieg mit dem schaffung einer neuen Welt zu bewirken. Anschlie- schaft mit St. Georgschild, eine mächtige Bündnisor- absank.1) Der Ort lag für durchziehende Heere und zü- Sigmaringer Kreisarchivar Dr. Edwin Ernst Weber. ßend erleben wir im Haus der Geschichte Baden-Würt- ganisation von oberschwäbischen Grafen, Herren und gellose Söldnerhaufen wohl zu sehr versteckt hinter Der Truppenübungsplatz und das Lager Heuberg sind temberg, hundert Jahre nach Ausbruch des Ersten Rittern. Als die beiden Grafen von Württemberg auf ih- der Neige-Anhöhe. Von 204 Einwohnern im Jahr 1603 ein Spiegel der deutschen Geschichte im 20. Jahr- Weltkriegs, warum der Erste Weltkrieg damals alle rer Seite in den Konflikt eintraten, geriet die Klingen- lebten hier bei einer Zählung 1655 immerhin noch 157. hundert, ihren Umbrüchen und auch Abgründen. Im Maßstäbe der Sinneswahrnehmung sprengte. Spre- berger Partei in die Defensive. Nachdem ein würt- Die Anzahl der bestehenden Häuser hatte sich von 42 Ersten Weltkrieg 1914 – 1918 kommt diese besondere chende Zitate, Originaltöne, ungewöhnliche Objekte tembergisches Heer die Schalksburg zerstört hatte und auf 36 verringert.2) Stellung des Heubergs erstmals zum Vorschein, als hier und noch nie gezeigte Fotos führen in der Ausstellung Hans von Rechberg gefallen war, konnten sich die Klin- Sechs Jahre nach Kriegsende, anno 1654, kam der Hunderttausende von Soldaten aus ganz Deutschland „Fastnacht der Hölle“ diesen Krieg vor Augen, bringen genberger nur durch eine diplomatische Intervention Dekan des Kirchenbezirks von Balingen nach Hesel- eine zunehmend spezialisierte Kampf- und Waffen- ihn zu Gehör, machen ihn fühlbar, verdeutlichen Ge- Österreichs retten. Der Vortrag stellt die Ereignisse und wangen zu einem prüfenden Besuch. In seinem Vi- ausbildung erhalten und auf den Fronteinsatz vorbe- schmack und Geruch des Krieges an der Front, in der Akteure der Klingenberger Fehde vor und analysiert auf sitationsbericht an die Kirchenleitung in Stuttgart reitet werden. Neben dem Truppenlager entsteht ein Etappe und in der Heimat. der Grundlage neuerer Forschungsergebnisse die Hin- schrieb er knapp: „Kirch ist im Bau, aber alles Kirch- riesiges Kriegsgefangenenlager, in dem bis zu 15.000 Bahnfahrt nach Stuttgart. Albstadt-Ebingen 7:26 Uhr, tergründe des Konflikts. geräts mangelt.“3) Die kleine Kirche am „Ranken“ (in gefangene Soldaten vor allem aus Russland und Frank- Balingen 7:51 Uhr, Hechingen 8:07 Uhr. Umlage 35,00 20:00 Uhr, Albstadt-Lautlingen, Stauffenbergschloss, der Kurve) zum Beginn der Gasse in Richtung Strei- reich hinter Stacheldraht leben müssen. Der sog. „Rus- Euro für Fahrt, Eintritte und Führungen. Eintritt frei. chen, wo heute der Hof des Gasthauses „Krone“ liegt, senfriedhof“ mit Gräbern von mehr als 150 russischen hatte also Schaden gelitten und die wertvollen Tauf- Soldaten erinnert bis heute an diese schwere Zeit. und Abendmahlsgeräte waren wohl durch Plünde- 20:00 Uhr, Balingen, Landratsamt Zollernalbkreis (Sit- rung abhandengekommen. zungssaal), Hirschbergstraße 29, Eintritt frei. DEZEMBER STAMMTISCHE Es mag ein Ergebnis der Dekans-Visitation gewe- sen sein, dass der zweite Balinger Pfarrer, M(agister) Jo- Samstag, 29. November: Tagesexkursion: „Fastnacht sua Jacob Ketterlino, bald darauf begann, für Hesel- der Hölle“. Der Erste Weltkrieg und die Sinne (Haus Donnerstag, 4. Dezember: Rückblick 2014 und Aus- Jeweils am 1. Mittwoch eines Monats trifft sich unter wangen ein eigenes Kirchenbuch anzulegen. Laut her- der Geschichte) und „Oskar Schlemmer. Visionen ei- blick auf das Jahresprogramm 2015 mit Dr. Andreas der Leitung von Dr. Peter Th. Lang der Ebinger Stamm- zoglicher Anordnung aus dem Jahr 15594) mussten die ner neuen Welt“ (Staatsgalerie) mit Dr. Michael Wal- Zekorn. Vortrag: „Kalendergeschichten“ mit Dr. Mi- tisch um 15.00 Uhr im Café Wildt-Abt, Sonnenstraße Pfarrer in einem solchen unbedruckten Buch ein Tauf- ther. chael Walther. 67, 72458 Albstadt-Ebingen, Telefon (0 74 31) 41 88. register, Eheregister und Leichenregister führen und Der Eintrag einer Eheschließung im Heselwanger Kirchenbuch. Quelle: Adolf Klek Am Vormittag besuchen die Teilnehmer der Exkursi- Dr. Andreas Zekorn wird zunächst einen kurzen Über- darin ihre diesbezüglichen Amtshandlungen (Kasua- on die Große Landesausstellung 2014. Gewürdigt wird blick über die verschiedenen Programmpunkte des sich Anmeldung zu den Veranstaltungen über den Ge- lien) Fall für Fall aufschreiben. Seither waren die He- Mutter des Kindes war eine junge Witwe. Die Hoch- terlein eines „Grattenmachers“ und seiner Ehefrau aus das facettenreiche Werk des Stuttgarter Bauhaus- dem Ende zuneigenden Jahres geben und danach ei- schäftsführer Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße selwanger Fälle im Balinger Kirchenbuch eingetragen zeit mit ihr fand 18 Monate später statt. Bregenz in Österreich, obwohl alle beide „papisti- künstlers Oskar Schlemmer, das alle Varianten der Ma- nen Ausblick auf das neue Programm bieten. 4, 72461 Albstadt, Telefon (0 74 32) 68 07. worden. Der Vermerk „von Heselwangen“ unter- Als weitere Väter unehelicher Kinder sind einge- scher Religion“ waren. lerei ebenso wie Skulptur und Bühnenkunst umfasst. Der anschließende Vortrag von Dr. Michael Walther be- Email: [email protected] schied sie von den Balinger Fällen. Heselwangen ge- tragen: Seit 37 Jahren sind die Arbeiten Schlemmers, die in ih- fasst sich mit dem Thema Kalender. Dabei geht es bei- oder [email protected] sowie über unsere hörte ja seit der Reformation zum Dienstbereich des rer unvergleichlichen Bandbreite und gedanklichen spielsweise um die Frage, was den Autor des 1667 er- Homepage www.heimatkundliche–vereinigung.de. Kollegen und „Diaconus“ (Helfers) des Dekans. – ein „Buchbinder aus Ungarn von Preßburg“, Die Heselwanger Kirche Tiefe einmalig sind, nicht mehr so umfassend in schienenen Romans „Der Abentheuerliche Simplicis- Im Heselwanger Pfarramt gibt es tatsächlich ein 5 – ein Fuhrknecht aus der Schweiz, als Hochzeitskirche Deutschland zu sehen gewesen. Neben zahlreichen simus Teutsch“, Hans Jakob Christoffel von Grim- Bei allen Veranstaltungen sind Gäste willkommen. cm dickes Buch mit der Titelseite: „Heselwanger christ- – ein Küfergeselle aus dem Bistum Bamberg, Gemälden, Skulpturen, graphischen Arbeiten und Ori- melshausen, mit Johann Peter Hebel, dem Autor des liches Tauf- Ehe- und Todtenbuch. Angefangen Anno – ein „papistischer Knecht von Bisingen, Hechinger Die Zahl der kirchlichen Eheschließungen (stan- ginalkostümen werden auch bislang unveröffentlichte „Rheinländischen Hausfreund“ und einem der wich- 1656.“5) Die Einträge für das Ehe- und das Leichen- Herrschaft“, desamtliche gab es noch nicht) ist im Heselwanger Ehe- tigstenDramatikerdes20.Jahrhunderts,BertoldBrecht, register setzen allerdings erst 1661 ein. – ein ebenso katholischer Knecht aus Lautlingen. Bei register anfangs wohl als Kriegsfolge auffallend nied- verbindet. Welche Arten von Kalender sind zu unter- diesem ist vermerkt, er habe sich zu seiner Vater- rig. Es sind zunächst pro Jahr nur eine oder zwei Hoch- scheiden und welche Funktion hatten sie. Außerdem schaft bekannt, sei jedoch dann „durchgegangen“. zeiten eingetragen. Später gab es bis zu fünf Trau- wird der Frage nachgegangen, welche Stellung Ka- Herausgegeben von der Zugewanderte Väter von Täuflingen ungen jährlich. lender innerhalb des neuzeitlichen Mediensystems Heimatkundlichen Vereinigung Mancher fremde Mann wurde durch Heirat mit ei- Es überrascht, wie oft damals in der Heselwanger hatten und noch haben. Zollernalb Im ersten Jahrzehnt nach Kriegsende kamen im Ort ner Heselwangerin im Ort sesshaft und brachte da- Dorfkirche Hochzeiten von Paaren aus Balingen statt- Die Autoren dieser Ausgabe 18:00 Uhr, Balingen, Landratsamt Zollernalbkreis (Sit- durchschnittlich pro Jahr nur bis zu vier Kinder auf nach beider Kind zur Taufe. Ein Taglöhner aus Ober- fanden. An besonders reizvoller Lage oder herausra- zungssaal), Hirschbergstraße 29, Eintritt frei. Vorsitzender: die Welt. Als sie erwachsen waren – 30 Jahre später – haßlach bei Colmar im Elsass hatte so eingeheiratet. gender Schönheit der Kirche kann es nicht gelegen ha- Dr. Andreas Zekorn, Landratsamt Zollernalbkreis, waren jährlich bis zu 16 Kinder zu taufen. Ein Reiter aus der Schwäbischen Kompagnie eines ben. Die Balinger Pfarrer, die hier ihren Dienst ver- Mittwoch, 10. Dezember: Vortrag: Hans von Rech- 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 92 11 45 Es starben zwar in jener Zeit viele Kinder schon im „Bergischen Regiments“ ließ das Mädchen, das seine sahen, klagten regelmäßig in ihren Visitationsbe- Adolf Klek berg, die Schalksburg und die Klingenberger Fehde Säuglings- oder Kleinkindalter. Aber insgesamt ver- Ehefrau Anna Margaretha geboren hatte, der Sitte ent- richten, die Kirche sei zu klein, zu niedrig und viel zu Balingen-Heselwangen mit Dr. Niklas Konzen (Eine gemeinsame Veran- Geschäftsführung: mehrte sich die Dorfbevölkerung doch erheblich. sprechend am Tag danach taufen. Ehrenwerte Ge- dunkel.6) staltung von Hohenzollerischem Geschichtsverein Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, Dazu trugen auch Väter bei, die gar nicht aus dem vattersleute (Paten) standen ihm zur Seite: ein Bar- Die Trauungen geschahen hier vielmehr offen- und Heimatkundlicher Vereinigung Zollernalb). 72461 Albstadt, Dorf stammten. Als eine Folge der langen Kriegszeit bier aus Balingen, der Heselwanger Bauer Kleinkon- sichtlich deshalb, weil der Herr Dekan sie nicht selbst Dr. Michael Walther Im Jahr 1464 wurde das südliche Schwaben vom Ne- Telefon (0 74 32) 68 07 hatten sich in allen Bevölkerungsschichten häufig die rad und eine Frau Schuler von hier. in der Balinger Stadtkirche vollziehen wollte. Der Dia- Schwanenstr.13 ckar bis zum Bodensee durch Überfälle und Plünde- E-Mail: [email protected] gewohnten Bindungen zur Herkunftsfamilie, zum Hei- Der evangelische Pfarrer vollzog und registrierte die conus schrieb im Heselwanger Eheregister aus- 72336 Balingen rungszüge bewaffneter Banden heimgesucht. Der matort und zum Arbeitsplatz gelöst. Einen neuen Le- Taufe in der Heselwanger Kirche stets auch dann, wenn drücklich dazu „auf Befehl Herrn Specialis“, das heißt Grund war eine Fehde zwischen zwei ungleichen Adels- Redaktion: bensunterhalt mussten stets die bisherigen Soldaten die Väter zwar „papistisch“, also katholisch, aber im- „auf Befehl des Herrn Dekans“. Solche Hochzeits- koalitionen: Die Partei der Herren von Klingenberg Daniel Seeburger, Grünewaldstraße 15, suchen, wenn sie entlassen worden waren. merhin die Mutter wie alle Ortsansässigen evange- paare stammten allemal nicht aus den achtbaren Ba- wurde geführt durch deren Helfer Hans von Rech- 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 2 66-1 53 So steht ein „Tragoner“ aus Oßweil bei Ludwigs- lisch war. Im Jahr 1680 praktizierte der Ortspfarrer aber linger Familien; mit ihnen wollte der Herr Dekan nichts berg, ein ehemaliger württembergischer Rat und Feld- burg als Vater eines Täuflings im Kirchenbuch. Die eine noch hochgradigere Ökumene. Er taufte das Töch- zu tun haben. Seite 1909 Heimatkundliche Blätter Oktober 2014 Oktober 2014 Heimatkundliche Blätter Seite 1910

Das wird unzweifelhaft deutlich an einem Paar aus frau 49 Jahre und eine andere nur 21 Jahre alt. Wahr- ebenso seine Ehefrau. Das Leichenregister enthält ih- bracht war, nach der Eisenbahnunterführung, hinter maligen Bürgermeisters an den Balinger Landrat über 423. der niedrigsten Bevölkerungsschicht der Scharfrich- scheinlich hat die lange Kriegsnot sie so früh ins Grab re Namen noch nicht. dem Bahndamm, im Gewann ‚Riedhalde’, auf der rech- die Anzahl, Ausmaße, Zustand und Verwendung der 2) Zur Vorgeschichte und Entstehung des Schiefe- ter und Kleemeister (Tierkadaver-Entsorger). Scharf- gebracht. Das Mädchen Anna war 1645 zur Welt gekommen, ten Seite befunden hat.47) Im Gewann ‚Brühlen’, heute in der Gemeinde Erzingen vorhandenen Baracken. Es rölprojektes in Württemberg und Hohenzollern richter galten als unehrliche Leute. Sie durften prin- Der Sarg mit der Leiche musste damals über die Nei- bei Kriegsende also erst drei Jahre alt. Es durfte als Wai- ist das der Bereich ‚Am Bahndamm’ sowie der Gera- ist auch hier davon auszugehen, dass die KZ-Baracken und des Unternehmens „Wüste“: Christine Glau- zipiell nur unter ihresgleichen heiraten oder Nach- ge bergauf und bergab zum Friedhof in Balingen ge- senkind in Heselwangen aufwachsen, wohl in einer nien-, Veilchen- und Dahlienstraße, standen in der in der Zählung mit enthalten sind. Es handelt sich um ning: Entgrenzung und KZ-System. Das Unter- folger finden.7) Wer in diesem Fall in Heselwangen hei- tragen werden. Dieser Weg stellte die einzige Ver- Pflegefamilie. Als Anna herangewachsen war, ver- Straße ‚Am Bahndamm’ drei weitere Baracken, die von zwölf Wohnbaracken, einen Schuppen mit Werkstatt, nehmen „Wüste“ und das Konzentrationslager Bi- ratete, war der Sohn des Reutlinger Scharfrichters und kehrsverbindung zwischen Heselwangen und Balin- suchte sie ihr Glück auswärts. Sie konnte aber nir- Ostarbeitern bewohnt wurden. Die vierte als Werk- einen Küche- Speise- und Vorratsraum, einen Auf- singen 1944/45. Berlin 2006, insbes. S. 31 – 119. die Witwe des Balinger Kleemeisters. Auch die Nacht- gen dar. Den eigenen Friedhof für das Dorf gibt es erst gends einen Ehemann oder eine Anstellung finden. statt genutzte Baracke stand schräg gegenüber der enthaltsraum, einen Waschraum, einen Vorratsraum, 3) Franz-Josef Ziwes: Öl für den Endsieg. Das Un- wächter besaßen kein gesellschaftliches Ansehen. Die seit 1829. Nach den damaligen Vorschriften musste die Hei- ‚Hinteren Krone’ an der heutigen Dehnhaldenstraße. eine Küche sowie eine Wirtschaftsbaracke. Für das ternehmen Wüste in der Überlieferung des Fi- Tochter des Nachtwächters von Balingen konnte des- Die Balinger Pfarrer mussten diese Strecke zu ih- matgemeinde für sie sorgen. Aber zurück nach Gott- In der Aufzählung von Bürgermeister Haas ist in Be- „Wüste“-Werk 5 werden drei Bürobaracken, eine nanzministeriums Württemberg-Hohenzollern. In: halb nur in der Heselwanger Dorfkirche einen Tag- ren Amtsverpflichtungen in Heselwangen ebenso über lieben wollte oder getraute sie sich offenbar nicht. Als zug auf diese Baracke sowohl von ‚Russen’ wie von ‚Ita- Wohnbaracke, sieben Lagerschuppen sowie vier Werk- Archivnachrichten Sondernummer 2005, S. 28 – 30. löhner heiraten. die Neige zurücklegen, sei es zu Fuß wandernd, auf ei- 44-jährige Jungfer kam sie wieder nach Heselwan- lienern’ die Rede, die diese leerstehende Werkstatt- statträume aufgeführt.52) 4) Hauptstaatsarchiv Stuttgart (HStAS), E 151/03 Bü Wenn sogar beide Partner überhaupt nicht aus Ba- nem Pferd reitend oder in einer Kutsche fahrend. Sie gen. Im Protokoll des Kirchenkonvents steht später: baracke ausgeplündert, teilweise abgebrochen und als Neben den KZ-Häftlingen mussten vor allem mehr 967. lingen stammten, gab der Herr Spezial natürlich erst klagten in ihren Visitationsberichten regelmäßig da- „Weil sie eine schwache und gebrechliche Leibes- Brennholz verwendet haben.48) Auf dem Sportplatz als zweitausend russische Kriegsgefangene, die in ei- 5) Franz W. Seidler: Die Organisation Todt. Bauen für recht dem zweiten Pfarrer den Befehl, sie in Hesel- rüber, dass der Weg beschwerlich und im Winter ge- constitution hat, hat sie sich bisher mit Betteln er- Hölzle stand eine große Fahrzeughalle mit einer nem Kriegsgefangenenlager auf dem ‚Hungerberg’ un- Staat und Wehrmacht. Koblenz 1987. – Glauning, wangen zu trauen. Im Eheregister ist deshalb ein „Fahr- fährlich sei. Zu Fuß brauchten sie dafür 45 Minuten. nährt.“10) Grundfläche von etwa 504 qm und 5,60 m Höhe sowie tergebracht waren, in den beiden „Wüste“-Werken ar- Entgrenzung (wie Anm. 2), S. 201-203, S. 207 – 211. nissattler im Dragonerregiment“ aus der Pfalz mit ei- In der Sakristei, einer bloß mit Gitterwand abge- Anna Tagmann durfte in der Dorfgemeinschaft oh- eine 18 qm große Bürobaracke. Diese Baracken wur- beiten. Deren Situation, d.h. Unterbringung, Beklei- 6) StAS, Wü 65/4 T2 Nr. 1412: Erläuterungen zum Or- ner Deutschen aus Kronstadt in Ungarn trennten Ecke im Kirchenschiff, hielt man einen ne Missachtung leben. Wenn an die Armen aus dem den im Herbst 1945 durch das Zimmergeschäft Wams- dung und Ernährung, war nach Aussage eines Wehr- ganisationsplan des Geilenberg-Bauvorhabens eingetragen. Für einen Fall mit ähnlichem Hinter- schwarzen Gehrock für den gottesdienstlichen Auf- Stiftungsfonds Almosen auszuteilen waren, wurde sie ler und Taglohnarbeiter aus der Gemeinde abgebaut machtssoldaten, der von Januar bis zur Räumung der „Wüste“. grund lautet der Kirchenbuch-Text in heutiger Recht- tritt bereit. Einen Talar gab es in Württemberg noch jedes Mal wie die alteingesessenen Bedürftigen be- und verladen. Eine weitere Baracke stand in der Mö- Werke am 14./15. April 1945 als Wachmann für die rus- 7) Stadtarchiv Balingen (StadtA), A 1/4070. schreibung: nicht. dacht. Wie im Communikantenverzeichnis zu erse- rikestraße. Sie diente als Treibstofflager. Eine Wohn- sischen Kriegsgefangenen eingesetzt wurde, wesent- 8) StadtA, A 1, Nr. 147, Eisbahn 1924-1964. „Den 22. Januar sind auf Befehl des Herrn Spe- Im Leichenregister sind nach dem Dreißigjährigen hen ist, durfte sie laufend als Abendmahlsgast mit an- und Bürobaracke war im Tal, westlich der Reichsstra- lich schlechter als die der Häftlinge des KZ Erzingens: 9) Schreiben der DÖLF an den Landrat des Kreises Ba- cialis M. Jacob Rothen zu Heselwangen copuliert wor- Krieg immer wieder außergewöhnliche Todesfälle ein- deren Alleinstehenden zum Altar gehen. ße (heute B 27) aufgebaut. Hier wohnte bis zum Kriegs- Die Russen sind in langen Baracken untergebracht, je lingen vom 23.11.1945. In: StAS Wü 65/4 T 4 Nr. den: Hans Heinrich Kilchberger, Witwer und Gerber getragen. Eine Witfrau kam im Jahr 1707 „von unge- Das Oberamt ließ im Jahr 1712 Pfarrer Habelsho- ende der Werksleiter mit seiner Familie. Anschließend Baracke 500 Männer. An den Längswänden stehen 529. von Buß als aus dem Grüninger Amt, Zürcher Ge- fähr hierher nach Heselwangen“. Ihr einstiger Ehe- fer seine Bereitschaft mitteilen, diese ausländische Bet- wurde sie als Behelfswohnheim genutzt. Der Weg dort- Brettergestelle ohne Strohsäcke, auf denen die Leute 10) Bericht des Stadtbauamtes zur Erfassung von Ba- biets und Anna, Hans Meßmers von Trossingen, Tutt- mann hatte als Musketier im Normannischen Regi- telfrau zurück ins Schweizerland auszuweisen. Da- hin führte vom Ortskern am Rathaus und Kirche vor- schlafen. Im Mittelgang ein langer Tisch aus Brettern. racken in der Kreisstadt Balingen an die französi- linger Amts, eheliche Tochter.“ ment gedient und stammte aus Kirchheim/Teck. Die gegen wehrte sich jedoch der Kirchenkonvent. bei über die Reichsstraße ins Tal.49) Die armen Teufel werden nicht nur schlecht ernährt, sche Militärregierung vom 18.4.1946. In: StAS Wü Im Verlauf des Jahres 1737 fanden in der Kirche zu Witwe trug ein Töchterlein Anna mit sich. Es starb im Denn Anna Tagmann habe sich bisher „im Fle- 1949 konnte die Gemeinde zwei abgebrochene RAD- sie sind auch miserabel untergebracht. … Die Russen T 4 Nr. 529. Heselwangen drei Soldatenhochzeiten statt. Sie alle Dorf 10 Wochen nach der Geburt. Was für ein arm- cken ohne sonderbaren beschwerd unärgerlich auf- Baracken, die auf dem Werksgelände im Ried lager- bewegen sich im Schneckentempo und arbeiten nur 11) Zwei Schreiben vom 19.4.1945 und 26.1.1946. In: wollte der Dekan nicht in der Stadtkirche haben. Ein seliger Leichenzug mag damals über die Neige mar- gehalten“. Das Oberamt wurde um „großgünstiges ten, kaufen. Eine davon wurde als Geräteraum für den wenig. Es sind arme Kerle, schlecht ernährt und noch StAS Wü 65/4 T 4 Nr. 529. Feldscher (Wundarzt) aus dem Graf Fuggerischen Re- schiert sein! Nachdenken“ gebeten, ob die Bettlerin nicht weiter- Fron- und Brunnenmeister hinter dem Rathaus und schlechter gekleidet. Die Uniformen sind verdreckt und 12) Ich halte mich bei der Definition des ‚Zwangsar- giment war mit der Tochter eines Rittmeisters zu trau- Drei Jahre später erschien im Mai eine Bettler-Fa- hin im Ort geduldet werden dürfe. Statt eines Aus- die zweite als Turnerbaracke auf dem Sportplatz Hölz- nur noch als Lumpen zu bezeichnen. Die meisten tra- beiterbegriffs’ an das Bundesarchiv, „Zwangsar- en. Ein Corporal aus dem Württembergischen Regi- milie aus dem Gebiet von Schaffhausen in der Schweiz weisungsbescheides möge das Oberamt ihr eine fi- le aufgebaut.50) gen Holzschuhe und haben die Füße mit Sacklein- beit im NS-Staat“. ment zu Fuß des Grafen von Remchingen ging mit ei- im Dorf. Während ihres Aufenthaltes hier starb ihr Kind, nanzielle Unterstützung zukommen lassen. Die Aus- wand umwickelt.53) In: http://www.bundesarchiv.de/zwangsarbeit. ner Balingerin die Ehe ein. Am Feiertag Bartholomäi ein Mädchen im Alter von neun Monaten. weisung erfolgte daraufhin nicht. In Heselwangen durf- Dagegen waren die Verhältnisse im Erzinger Kon- 13) Seidler, Organisation Todt (wie Anm. 5), S 128 – im August hatte Diaconus M. Christoph Heinrich Zel- te die Schweizerin noch elf Jahre bis zu ihrem Tode Frommern zentrationslager, gemessen an den Verhältnissen in den 147. ler einen Inspektor aus dem Württembergischen Leib- die Barmherzigkeit der Leute erfahren. größeren „Wüste“-Lagern, wie Bisingen oder Daut- 14) Nachricht des Revierleiters der Schutzpolizei an regiment mit der Tochter eines Schusters aus Balin- Bettlerin aus der Schweiz darf bleiben Die Gründung der LIAS-Ölschieferforschungsge- mergen, erträglicher. Das Lager war insgesamt besser Bürgermeister Friederichs vom 20.10.1944. In: gen zu verheiraten. 1) Vgl. Der Landkreis Balingen, Amtliche Kreisbe- sellschaft im September 1942 stellte den Beginn des Öl- organisiert, die Versorgung der Häftlinge mit Kleidung StadtA, Az 115.10, Ausländerpolizei. Trotz Kriegsende 1648 brauchte man danach Sol- Als am 21. November 1723 laut Leichenregister ei- schreibung Bd.2, 1961, Gemeindebeschreibung En- schieferprojektes in der Region dar. Im darauffolgen- und Nahrung war besser – dieselbe Aussage lässt sich 15) Zwangsarbeit im NS-Staat (wie Anm. 12). daten in geringerer Anzahl immer noch ständig. ne Anna Tagmann in Heselwangen starb, ging ein 78- dingen S. 298, Erzingen S. 342, Dürrwangen S. 369 den Jahr wurde mit dem Bau der Versuchsanlage zwi- auch für das Konzentrationslager in Frommern treffen. 16) Margarete Steinhart: Balingen 1918 – 1948. Klein- König Ludwig XIV. von Frankreich führte laufend jähriges Leben zu Ende, das viel Nächstenliebe im Dorf 2) Der Landkreis Balingen, Amtliche Kreisbeschrei- schen den Gewannen ‚Ohnra’ und ‚Kohl’ begonnen, stadt im Wandel. Balingen 1991, insbes. S. 209 – Krieg, um seinen Machtbereich auszudehnen. Von erfahren hatte. Aus Protokollen des Kirchenkon- bung Bd.1, 1960, Tabelle 17 und 18 die bis Kriegsende aber nicht mehr fertig gestellt wer- 216. Bayern und anderen deutschen Staaten wurde er un- vents9) lassen sich Einzelheiten zu diesem bewegten Le- 3) Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Bestand A 281, Bü- den konnte. Zusammenfassung 17) StadtA, Fremdarbeiter-Baracken 1942 – 1944, Az terstützt, nicht jedoch von Württemberg. Französi- ben entnehmen. Der Kirchenkonvent war als Gre- schel 50 In einem Schreiben des Bürgermeisters der Ge- 622-11. sche, bayrische und kaiserliche Truppen waren zeit- mium unter dem Vorsitz des Pfarrers nicht nur für die 4) GroßeKirchenordnungdesHerzogsChristoph,1559 meinde Frommern an den Balinger Landrat werden Die Stadt Balingen befand sich nicht nur räumlich 18) Hugo van Win: Een jood in nazi-Berlijn. Das Ka- weise in unserer Gegend einquartiert. Im Sommer 1704 Kirche, sondern auch für das Schulwesen, das sittli- 5) Evangelisches Pfarramt Heselwangen in Balingen- 20 Baracken aufgezählt, die sich alle auf dem Gelände gesehen im Zentrum des Unternehmens „Wüste“. Vie- pitel „Balingen“ wurde von Mathilde Stark ins kam Prinz Eugen mit einem Heer nach Engstlatt und che Verhalten der Ortsbewohner und die Armenfür- Heselwangen, Stahlschrank-Archiv der Ölschieferanlage – und sicher auch des kurz vor le wichtige Einrichtungen und Organisationen und zum Deutsche übersetzt und befindet sich im Stadtar- Steinhofen.8) sorge zuständig. Er konnte immer wieder Almosen an 6) Vgl. Adolf Klek, Die Kirche in Heselwangen, Hrsg. Kriegsende aufgelösten KZ – befunden haben. Als Ei- Teil noch wenig bekannte Institutionen waren in der chiv Balingen. Bedürftige aus den Zinsen seiner Stiftungskasse aus- Evang. Kirchengemeinde Heselwangen, Advent gentümer werden die beiden Baufirmen LIAS und Bar- Stadt untergebracht. Balingen aber als die Stadt zu be- 19) StadtA, F 4733, Fremdarbeiter 1939 – 1945. zahlen. 2000 esel genannt. Aufgezählt werden: ein Baubüro sowie ei- zeichnen, in der die Zentralverwaltung des Unter- 20) Zu den Jahren 1944 und 1945: StAS Wü 65/4 T 5 Außergewöhnliche Todesfälle In Heselwangen begann der Lebenslauf von Anna 7) Vgl. Hans Peter Hauler, Des Scharfrichters Arbeit ne Baracke, die zur Aufbewahrung von Holz und Koh- nehmens „Wüste“ untergebracht war, wie Robert Nr. 942. Zum Juli 1947: Schreiben des Arbeitsamts Tagmann, als nach dem Dreißigjährigen Krieg ein Hans getan. „Hohenzollerische Heimat“ Nr. 2 / 2000 len genutzt wurde. Fünf als Magazine bezeichnete Ba- Steegmann in seinem Buch über das Konzentrations- Balingen vom 8. Juli 1947. In: Kreisarchiv Zol- Der dritte Teil des Kirchenbuches beginnt im Jahr Jörg Tagmann mit seiner Ehefrau Ursula Barbara und 8) Wie Nr. 2, S. 360 racken, eine Schmiede, fünf Wohnbaracken, ein Wohn- lager Natzweiler-Struthof schreibt, führt allerdings zu lernalbkreis (KrAZ), Sa UW Nr. 22. 1661 mit der Registrierung von drei Todesfällen, bei de- dem Töchterlein Anna aus dem schweizerischen Ort 9) Heselwanger Communikanten- und Catechume- raum, ein Speise- und Schlafraum, ein Wohnraum und weit. 54) Das Unternehmen „Wüste“ war, wie der gan- 21) Schreiben StAS, Wü 65/4 T5 Nr. 942. nen die Verstorbenen während des Dreißigjährigen Gottlieben westlich von Konstanz ins Dorf kam. Der Va- nenverzeichnis 1696 – 1729, dabei auch Kirchen- Küche sowie vier Waschräume.51) ze NS-Staat, ein polykratisches Geflecht von Organi- 22) Schreiben der DBHG an den Landrat des Land- Krieges geboren worden waren. Der hier genannte ter fand als Schäfer ein geringes Auskommen für sei- konventsprotokolle 1707 – 1761 Die französische Besatzungsmacht übernahm die sationen, Institutionen und Unternehmen in einem kreises Balingen vom 10.11.1944 und Schreiben des Schulmeister war 45 Jahre alt geworden, eine Haus- ne Familie. Er muss aber schon vor 1661 gestorben sein, 10) Wie Nr. 9, Actum den 28. August 1712 Baustelle und ordnete die Fertigstellung des Schiefe- schwer nachzuvollziehenden vertikalen und horizon- Balinger Bürgermeisters an den Reichsverteidi- rölwerks an. In den Jahren 1947 bis 1949 wurde dann talen Beziehungsgeflecht der einzelnen Akteure un- gungskommissar in Stuttgart vom 6.11.1944. In: auch Schieferöl produziert. Aus dieser Zeit stehen noch tereinander. Eine Zentralverwaltung hat es, zumin- StAS Wü 65/4 T 4 Nr. 2249. Zwischen 1940 und mehrere Gebäude, vor allem das ehemalige ‚Maschi- dest bis Kriegsende, nicht gegeben. 1954 befand sich das Gemeinde- und Gotteshaus nenhaus’ sowie das ‚Kesselhaus’. Auch die Reste des In diesem Zusammenhang wurde deutlich, dass der Neuapostolischen Gemeinde in Balingen in der ‚Schiefersees’, der erst nach Kriegsende entstand, ist ei- neben den bekannten Akteuren auch NS-Organisati- Mörikestr. 3. In: nak-balingen.de. ne Hinterlassenschaft der Schieferölproduktion. Da- onen vor Ort, wie die DAF oder das NSKK, in das Un- 23) Brief an die DBHG vom 22.11.1945. In: StadtA, Ak- Das Unternehmen „Wüste“ in Balingen gegen sind von dem an das Schieferölwerk angren- ternehmen „Wüste“ eingebunden waren. tenübernahme Stadtwerke Nr. 6, 1945 A-Z. – Wil- zenden Konzentrationslager, das vor allem aus Bara- Spätestens seit 1940 sind Zwangsarbeiter, d.h. aus- helm Foth: „Es hat die Statt Balingen eine feine Die Einrichtung des südwürttembergischen Schieferölprojekts - Von Dr. Michael Walther, Teil 2 cken bestanden hat, keine Überreste mehr sichtbar. ländische Zivilarbeiter aber auch Kriegsgefangene in Schul.“ Von der Lateinschule zum Gymnasium. Ba- Außerhalb des Geländes mit Ölschieferwerk und KZ Balingen nachweisbar. Ab dem Jahr 1943 kamen lingen 2005, S. 74 – 77. – Der Landkreis Balingen. Engstlatt nen Hörnlestraße (im Gebäude befinden sich im Jahr portaufgabenfürdieWehrmachtundLuftwaffe,soauch sind bisher keine weiteren Gebäude bekannt, die für Flüchtlinge aus den zerstörten Großstädten sowie Be- Amtliche Kreisbeschreibung. Bd. 1. Balingen 1960, 2014 Wohnungen, der Saalanbau wird durch ein Tanz- in Engstlatt: Die Männer der OT und der NSKK in brau- das Projekt genutzt wurden. schäftigte aus den in den ländlichen Raum verlegten S. 714. Ende des Jahres 1943 entschied sich die SS in Engst- studie genutzt) für 100 Personen. Außerdem wurde ein nen Uniformen rückten mit ihren Fahrzeugen an. Die Unternehmen hinzu. Die Not an Wohn- und Büro- 24) StAS, Wü 65/4 T5 Nr. 942. latt eine eigene Schieferölproduktion aufzubauen. We- Klassenzimmer der ehemaligen ‚Zeppelinschule’ bei damalige Adolf-Hitler-Straße, heute Hechinger Straße, räumen vergrößerte sich mit dem Beginn des Unter- 25) StadtA, Fremdarbeiter-Baracken 1942-1944, Az gen der größeren Schiefervorkommen wurde der der evangelischen Kirche (heute Feuerwehr- und Ver- stand voll mit Fahrzeugen; wegen Treibstoffmangel Erzingen nehmens „Wüste“ weiter, so dass eine ganze Reihe von 622-11. Standort für die Fabrikanlage noch vor Beginn der Pro- einshaus) mit insgesamt 50 OT-Angehörige belegt. viele mit Holzvergaserkessel.45) Barackenansiedlungen, von denen wir mit großer 26) StAS, Wü 65/4 T2 Nr. 1412: Erläuterungen zum Or- duktion nach Bronnhaupten bei Erzingen verlegt. Die Küchenausstattung wurde durch die DAF, Wil- Im Zusammenhang mit dem Unternehmen „Wüs- In Erzingen stand ein Konzentrationslager für so- Wahrscheinlichkeit noch nicht alle kennen, am Rande ganisationsplan des Geilenberg-Bauvorhabens Erst im August 1944, im Rahmen des Unterneh- helm-Murr-Haus in Balingen, angeliefert. Für die Ver- te“, d.h. dem „Wüste“-Werk 3, befanden sich in Engst- genannte Nacht- und Nebel-Gefangene. Dabei han- der Stadt Balingen und in den umliegenden Gemein- „Wüste“. mens „Wüste“, wurde mit dem Bau eines Schieferöl- pflegung waren DAF und OT gemeinsam zuständig. Die latt insgesamt 20 Baracken unterschiedlicher Größe. delte es sich um politische Gegner des Naziregimes vor den entstanden sind. 27) StadtA, Aktenübernahme Stadtwerke Nr. 6, 1945 werks in Engstlatt begonnen, dem „Wüste“-Werk 3. Ge- Küche der OT wurde im Erdgeschoss des früheren Das geht aus einer Aufstellung des damaligen Engst- allem aus den besetzten Gebieten West- und Nord- Neben den KZ-Häftlingen war eine nicht bekannte A-Z. – Gemeindearchiv Bisingen T1 Nr. 1617. baut wurde auf privaten Grundstücken hinter der Brauereigebäudes ‚Hintere Krone’ an der heutigen latter Bürgermeisters Haas für den Balinger Landrat europas, die bei „Nacht und Nebel“ verschleppt wur- Anzahl an Zwangsarbeitern für das Unternehmen 28) StadtA, A1/4070. Bahnlinie im Gewann ‚Riedhalde’ auf einer Fläche von Dehnhaldenstraße eingerichtet.44) hervor.46) Davon befanden sich insgesamt 12 Baracken den. Über ihren Verbleib sollte nie wieder etwas be- „Wüste“ beschäftigt. Über ihre Arbeitsbedingungen ist 29) JanSchleusener:EigentumspolitikimNS-Staat.Der etwa 19 Hektar. Neben der DAF war mit dem ‚Nationalsozialisti- im Gewann ‚Riedhalde’: es handelte sich dabei um zwei kannt werden. Das spurlose Verschwinden der Ge- im Einzelnen noch zu wenig bekannt. Zum Teil waren staatliche Umgang mit Handlungs- und Verfü- Für den Bau des „Wüste“-Werks 3 wurden zunächst schen Kraftfahrerkorps’ (NSKK) eine weitere NS-Or- Lagerschuppen, eine offene Lagerhalle mit 600 Quad- fangenen diente als Terrormaßnahme zur Ein- die Lebensbedingungen aber ebenso menschenun- gungsrechten über privates Eigentum 1933-1939. Einheiten der OT eingesetzt. Als Wohnraum für diese ganisation in das Unternehmen „Wüste“ eingebun- ratmeter, einen Schmiedeschuppen, fünf kleine Bau- schüchterung der Bevölkerung der besetzten Gebiete. würdig wie die der meisten KZ-Häftlinge. Frankfurt/M. et.al. 2009, insbes. S. 96-102. – Für Bi- Einheiten wurden von den Behörden die folgenden Ge- den. Das NSKK wurde im Jahr 1931 als eine von drei baracken mit jeweils 12 qm, einen Lokomotivschup- Das KZ befand sich in der Nähe des Bahnhofs auf singen: Wolfgang Söros: Nationalsozialistische bäude in Anspruch genommen: der Dachraum der ehe- NS-Kraftfahrtformationen gegründet. Vor und wäh- pen aus Wellblech und schließlich zwei weitere Bara- Grundstücken der Erlenstraße. Der Gemeinde Erzin- Konzentrationslager und Kriegswirtschaft im re- maligen ‚Schuhfabrik Jetter’ in der Mörikestraße (heu- rend des Zweiten Weltkriegs war das NSKK für die Aus- cken, eine wurde als teilweise bewohnt, die andere als gen sind zwei „Wüste“-Werke zuzuordnen: das „Wüs- Anmerkungen gionalgeschichtlichen Unterricht der Hauptschule te Meisterstraße) für 90 Personen, eine Baracke der bildung von Fahrern beispielsweise für motorisierte durch Besatzungstruppen besetzt bezeichnet. Wo ge- te“-Werk 4 im Gebiet Bronnhaupten zwischen den Ge- (dargestellt am Beispiel des Konzentrationslagers ‚Möbelfabrik Schmid & Co’ (heute Roma Strickstoff- Transporteinheiten der Wehrmacht zuständig. Schon nau die Gebäude gestanden haben lässt sich größ- wannen ‚Kilchsteige’ und ‚Judenkirchhof’ sowie das 1) AuseinemSchreibendesehemaligenLandratesdes Bisingen). Ludwigsburg 1977, insbes. S. 96 – 98. Fabrik) in der Hertenwinkelstraße für 60 Personen so- 1938 übernahm das NSKK die Gesamtorganisation des tenteils nicht mehr nachvollziehen. Wir wissen aber, „Wüste“-Werk 5 im Bonbachtal. Kreises Balingen, Theodor Zeller (1940 – 1945). In: 30) StAS, Wü 65/4 T5 Nr. 942. wie der große Saal der Bahnhofswirtschaft in der Klei- Fuhrwesens der OT aber auch Nachschub- und Trans- dass sich die Baracke, in der die Bauleitung unterge- Auch für Erzingen existiert eine Aufstellung des da- Staatsarchiv Sigmaringen (StAS), Wü 65/4 T5 Nr. 31) KrAZ, Sa UW 2 Nr. 31. Seite 1909 Heimatkundliche Blätter Oktober 2014 Oktober 2014 Heimatkundliche Blätter Seite 1910

Das wird unzweifelhaft deutlich an einem Paar aus frau 49 Jahre und eine andere nur 21 Jahre alt. Wahr- ebenso seine Ehefrau. Das Leichenregister enthält ih- bracht war, nach der Eisenbahnunterführung, hinter maligen Bürgermeisters an den Balinger Landrat über 423. der niedrigsten Bevölkerungsschicht der Scharfrich- scheinlich hat die lange Kriegsnot sie so früh ins Grab re Namen noch nicht. dem Bahndamm, im Gewann ‚Riedhalde’, auf der rech- die Anzahl, Ausmaße, Zustand und Verwendung der 2) Zur Vorgeschichte und Entstehung des Schiefe- ter und Kleemeister (Tierkadaver-Entsorger). Scharf- gebracht. Das Mädchen Anna war 1645 zur Welt gekommen, ten Seite befunden hat.47) Im Gewann ‚Brühlen’, heute in der Gemeinde Erzingen vorhandenen Baracken. Es rölprojektes in Württemberg und Hohenzollern richter galten als unehrliche Leute. Sie durften prin- Der Sarg mit der Leiche musste damals über die Nei- bei Kriegsende also erst drei Jahre alt. Es durfte als Wai- ist das der Bereich ‚Am Bahndamm’ sowie der Gera- ist auch hier davon auszugehen, dass die KZ-Baracken und des Unternehmens „Wüste“: Christine Glau- zipiell nur unter ihresgleichen heiraten oder Nach- ge bergauf und bergab zum Friedhof in Balingen ge- senkind in Heselwangen aufwachsen, wohl in einer nien-, Veilchen- und Dahlienstraße, standen in der in der Zählung mit enthalten sind. Es handelt sich um ning: Entgrenzung und KZ-System. Das Unter- folger finden.7) Wer in diesem Fall in Heselwangen hei- tragen werden. Dieser Weg stellte die einzige Ver- Pflegefamilie. Als Anna herangewachsen war, ver- Straße ‚Am Bahndamm’ drei weitere Baracken, die von zwölf Wohnbaracken, einen Schuppen mit Werkstatt, nehmen „Wüste“ und das Konzentrationslager Bi- ratete, war der Sohn des Reutlinger Scharfrichters und kehrsverbindung zwischen Heselwangen und Balin- suchte sie ihr Glück auswärts. Sie konnte aber nir- Ostarbeitern bewohnt wurden. Die vierte als Werk- einen Küche- Speise- und Vorratsraum, einen Auf- singen 1944/45. Berlin 2006, insbes. S. 31 – 119. die Witwe des Balinger Kleemeisters. Auch die Nacht- gen dar. Den eigenen Friedhof für das Dorf gibt es erst gends einen Ehemann oder eine Anstellung finden. statt genutzte Baracke stand schräg gegenüber der enthaltsraum, einen Waschraum, einen Vorratsraum, 3) Franz-Josef Ziwes: Öl für den Endsieg. Das Un- wächter besaßen kein gesellschaftliches Ansehen. Die seit 1829. Nach den damaligen Vorschriften musste die Hei- ‚Hinteren Krone’ an der heutigen Dehnhaldenstraße. eine Küche sowie eine Wirtschaftsbaracke. Für das ternehmen Wüste in der Überlieferung des Fi- Tochter des Nachtwächters von Balingen konnte des- Die Balinger Pfarrer mussten diese Strecke zu ih- matgemeinde für sie sorgen. Aber zurück nach Gott- In der Aufzählung von Bürgermeister Haas ist in Be- „Wüste“-Werk 5 werden drei Bürobaracken, eine nanzministeriums Württemberg-Hohenzollern. In: halb nur in der Heselwanger Dorfkirche einen Tag- ren Amtsverpflichtungen in Heselwangen ebenso über lieben wollte oder getraute sie sich offenbar nicht. Als zug auf diese Baracke sowohl von ‚Russen’ wie von ‚Ita- Wohnbaracke, sieben Lagerschuppen sowie vier Werk- Archivnachrichten Sondernummer 2005, S. 28 – 30. löhner heiraten. die Neige zurücklegen, sei es zu Fuß wandernd, auf ei- 44-jährige Jungfer kam sie wieder nach Heselwan- lienern’ die Rede, die diese leerstehende Werkstatt- statträume aufgeführt.52) 4) Hauptstaatsarchiv Stuttgart (HStAS), E 151/03 Bü Wenn sogar beide Partner überhaupt nicht aus Ba- nem Pferd reitend oder in einer Kutsche fahrend. Sie gen. Im Protokoll des Kirchenkonvents steht später: baracke ausgeplündert, teilweise abgebrochen und als Neben den KZ-Häftlingen mussten vor allem mehr 967. lingen stammten, gab der Herr Spezial natürlich erst klagten in ihren Visitationsberichten regelmäßig da- „Weil sie eine schwache und gebrechliche Leibes- Brennholz verwendet haben.48) Auf dem Sportplatz als zweitausend russische Kriegsgefangene, die in ei- 5) Franz W. Seidler: Die Organisation Todt. Bauen für recht dem zweiten Pfarrer den Befehl, sie in Hesel- rüber, dass der Weg beschwerlich und im Winter ge- constitution hat, hat sie sich bisher mit Betteln er- Hölzle stand eine große Fahrzeughalle mit einer nem Kriegsgefangenenlager auf dem ‚Hungerberg’ un- Staat und Wehrmacht. Koblenz 1987. – Glauning, wangen zu trauen. Im Eheregister ist deshalb ein „Fahr- fährlich sei. Zu Fuß brauchten sie dafür 45 Minuten. nährt.“10) Grundfläche von etwa 504 qm und 5,60 m Höhe sowie tergebracht waren, in den beiden „Wüste“-Werken ar- Entgrenzung (wie Anm. 2), S. 201-203, S. 207 – 211. nissattler im Dragonerregiment“ aus der Pfalz mit ei- In der Sakristei, einer bloß mit Gitterwand abge- Anna Tagmann durfte in der Dorfgemeinschaft oh- eine 18 qm große Bürobaracke. Diese Baracken wur- beiten. Deren Situation, d.h. Unterbringung, Beklei- 6) StAS, Wü 65/4 T2 Nr. 1412: Erläuterungen zum Or- ner Deutschen aus Kronstadt in Ungarn trennten Ecke im Kirchenschiff, hielt man einen ne Missachtung leben. Wenn an die Armen aus dem den im Herbst 1945 durch das Zimmergeschäft Wams- dung und Ernährung, war nach Aussage eines Wehr- ganisationsplan des Geilenberg-Bauvorhabens eingetragen. Für einen Fall mit ähnlichem Hinter- schwarzen Gehrock für den gottesdienstlichen Auf- Stiftungsfonds Almosen auszuteilen waren, wurde sie ler und Taglohnarbeiter aus der Gemeinde abgebaut machtssoldaten, der von Januar bis zur Räumung der „Wüste“. grund lautet der Kirchenbuch-Text in heutiger Recht- tritt bereit. Einen Talar gab es in Württemberg noch jedes Mal wie die alteingesessenen Bedürftigen be- und verladen. Eine weitere Baracke stand in der Mö- Werke am 14./15. April 1945 als Wachmann für die rus- 7) Stadtarchiv Balingen (StadtA), A 1/4070. schreibung: nicht. dacht. Wie im Communikantenverzeichnis zu erse- rikestraße. Sie diente als Treibstofflager. Eine Wohn- sischen Kriegsgefangenen eingesetzt wurde, wesent- 8) StadtA, A 1, Nr. 147, Eisbahn 1924-1964. „Den 22. Januar sind auf Befehl des Herrn Spe- Im Leichenregister sind nach dem Dreißigjährigen hen ist, durfte sie laufend als Abendmahlsgast mit an- und Bürobaracke war im Tal, westlich der Reichsstra- lich schlechter als die der Häftlinge des KZ Erzingens: 9) Schreiben der DÖLF an den Landrat des Kreises Ba- cialis M. Jacob Rothen zu Heselwangen copuliert wor- Krieg immer wieder außergewöhnliche Todesfälle ein- deren Alleinstehenden zum Altar gehen. ße (heute B 27) aufgebaut. Hier wohnte bis zum Kriegs- Die Russen sind in langen Baracken untergebracht, je lingen vom 23.11.1945. In: StAS Wü 65/4 T 4 Nr. den: Hans Heinrich Kilchberger, Witwer und Gerber getragen. Eine Witfrau kam im Jahr 1707 „von unge- Das Oberamt ließ im Jahr 1712 Pfarrer Habelsho- ende der Werksleiter mit seiner Familie. Anschließend Baracke 500 Männer. An den Längswänden stehen 529. von Buß als aus dem Grüninger Amt, Zürcher Ge- fähr hierher nach Heselwangen“. Ihr einstiger Ehe- fer seine Bereitschaft mitteilen, diese ausländische Bet- wurde sie als Behelfswohnheim genutzt. Der Weg dort- Brettergestelle ohne Strohsäcke, auf denen die Leute 10) Bericht des Stadtbauamtes zur Erfassung von Ba- biets und Anna, Hans Meßmers von Trossingen, Tutt- mann hatte als Musketier im Normannischen Regi- telfrau zurück ins Schweizerland auszuweisen. Da- hin führte vom Ortskern am Rathaus und Kirche vor- schlafen. Im Mittelgang ein langer Tisch aus Brettern. racken in der Kreisstadt Balingen an die französi- linger Amts, eheliche Tochter.“ ment gedient und stammte aus Kirchheim/Teck. Die gegen wehrte sich jedoch der Kirchenkonvent. bei über die Reichsstraße ins Tal.49) Die armen Teufel werden nicht nur schlecht ernährt, sche Militärregierung vom 18.4.1946. In: StAS Wü Im Verlauf des Jahres 1737 fanden in der Kirche zu Witwe trug ein Töchterlein Anna mit sich. Es starb im Denn Anna Tagmann habe sich bisher „im Fle- 1949 konnte die Gemeinde zwei abgebrochene RAD- sie sind auch miserabel untergebracht. … Die Russen T 4 Nr. 529. Heselwangen drei Soldatenhochzeiten statt. Sie alle Dorf 10 Wochen nach der Geburt. Was für ein arm- cken ohne sonderbaren beschwerd unärgerlich auf- Baracken, die auf dem Werksgelände im Ried lager- bewegen sich im Schneckentempo und arbeiten nur 11) Zwei Schreiben vom 19.4.1945 und 26.1.1946. In: wollte der Dekan nicht in der Stadtkirche haben. Ein seliger Leichenzug mag damals über die Neige mar- gehalten“. Das Oberamt wurde um „großgünstiges ten, kaufen. Eine davon wurde als Geräteraum für den wenig. Es sind arme Kerle, schlecht ernährt und noch StAS Wü 65/4 T 4 Nr. 529. Feldscher (Wundarzt) aus dem Graf Fuggerischen Re- schiert sein! Nachdenken“ gebeten, ob die Bettlerin nicht weiter- Fron- und Brunnenmeister hinter dem Rathaus und schlechter gekleidet. Die Uniformen sind verdreckt und 12) Ich halte mich bei der Definition des ‚Zwangsar- giment war mit der Tochter eines Rittmeisters zu trau- Drei Jahre später erschien im Mai eine Bettler-Fa- hin im Ort geduldet werden dürfe. Statt eines Aus- die zweite als Turnerbaracke auf dem Sportplatz Hölz- nur noch als Lumpen zu bezeichnen. Die meisten tra- beiterbegriffs’ an das Bundesarchiv, „Zwangsar- en. Ein Corporal aus dem Württembergischen Regi- milie aus dem Gebiet von Schaffhausen in der Schweiz weisungsbescheides möge das Oberamt ihr eine fi- le aufgebaut.50) gen Holzschuhe und haben die Füße mit Sacklein- beit im NS-Staat“. ment zu Fuß des Grafen von Remchingen ging mit ei- im Dorf. Während ihres Aufenthaltes hier starb ihr Kind, nanzielle Unterstützung zukommen lassen. Die Aus- wand umwickelt.53) In: http://www.bundesarchiv.de/zwangsarbeit. ner Balingerin die Ehe ein. Am Feiertag Bartholomäi ein Mädchen im Alter von neun Monaten. weisung erfolgte daraufhin nicht. In Heselwangen durf- Dagegen waren die Verhältnisse im Erzinger Kon- 13) Seidler, Organisation Todt (wie Anm. 5), S 128 – im August hatte Diaconus M. Christoph Heinrich Zel- te die Schweizerin noch elf Jahre bis zu ihrem Tode Frommern zentrationslager, gemessen an den Verhältnissen in den 147. ler einen Inspektor aus dem Württembergischen Leib- die Barmherzigkeit der Leute erfahren. größeren „Wüste“-Lagern, wie Bisingen oder Daut- 14) Nachricht des Revierleiters der Schutzpolizei an regiment mit der Tochter eines Schusters aus Balin- Bettlerin aus der Schweiz darf bleiben Die Gründung der LIAS-Ölschieferforschungsge- mergen, erträglicher. Das Lager war insgesamt besser Bürgermeister Friederichs vom 20.10.1944. In: gen zu verheiraten. 1) Vgl. Der Landkreis Balingen, Amtliche Kreisbe- sellschaft im September 1942 stellte den Beginn des Öl- organisiert, die Versorgung der Häftlinge mit Kleidung StadtA, Az 115.10, Ausländerpolizei. Trotz Kriegsende 1648 brauchte man danach Sol- Als am 21. November 1723 laut Leichenregister ei- schreibung Bd.2, 1961, Gemeindebeschreibung En- schieferprojektes in der Region dar. Im darauffolgen- und Nahrung war besser – dieselbe Aussage lässt sich 15) Zwangsarbeit im NS-Staat (wie Anm. 12). daten in geringerer Anzahl immer noch ständig. ne Anna Tagmann in Heselwangen starb, ging ein 78- dingen S. 298, Erzingen S. 342, Dürrwangen S. 369 den Jahr wurde mit dem Bau der Versuchsanlage zwi- auch für das Konzentrationslager in Frommern treffen. 16) Margarete Steinhart: Balingen 1918 – 1948. Klein- König Ludwig XIV. von Frankreich führte laufend jähriges Leben zu Ende, das viel Nächstenliebe im Dorf 2) Der Landkreis Balingen, Amtliche Kreisbeschrei- schen den Gewannen ‚Ohnra’ und ‚Kohl’ begonnen, stadt im Wandel. Balingen 1991, insbes. S. 209 – Krieg, um seinen Machtbereich auszudehnen. Von erfahren hatte. Aus Protokollen des Kirchenkon- bung Bd.1, 1960, Tabelle 17 und 18 die bis Kriegsende aber nicht mehr fertig gestellt wer- 216. Bayern und anderen deutschen Staaten wurde er un- vents9) lassen sich Einzelheiten zu diesem bewegten Le- 3) Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Bestand A 281, Bü- den konnte. Zusammenfassung 17) StadtA, Fremdarbeiter-Baracken 1942 – 1944, Az terstützt, nicht jedoch von Württemberg. Französi- ben entnehmen. Der Kirchenkonvent war als Gre- schel 50 In einem Schreiben des Bürgermeisters der Ge- 622-11. sche, bayrische und kaiserliche Truppen waren zeit- mium unter dem Vorsitz des Pfarrers nicht nur für die 4) GroßeKirchenordnungdesHerzogsChristoph,1559 meinde Frommern an den Balinger Landrat werden Die Stadt Balingen befand sich nicht nur räumlich 18) Hugo van Win: Een jood in nazi-Berlijn. Das Ka- weise in unserer Gegend einquartiert. Im Sommer 1704 Kirche, sondern auch für das Schulwesen, das sittli- 5) Evangelisches Pfarramt Heselwangen in Balingen- 20 Baracken aufgezählt, die sich alle auf dem Gelände gesehen im Zentrum des Unternehmens „Wüste“. Vie- pitel „Balingen“ wurde von Mathilde Stark ins kam Prinz Eugen mit einem Heer nach Engstlatt und che Verhalten der Ortsbewohner und die Armenfür- Heselwangen, Stahlschrank-Archiv der Ölschieferanlage – und sicher auch des kurz vor le wichtige Einrichtungen und Organisationen und zum Deutsche übersetzt und befindet sich im Stadtar- Steinhofen.8) sorge zuständig. Er konnte immer wieder Almosen an 6) Vgl. Adolf Klek, Die Kirche in Heselwangen, Hrsg. Kriegsende aufgelösten KZ – befunden haben. Als Ei- Teil noch wenig bekannte Institutionen waren in der chiv Balingen. Bedürftige aus den Zinsen seiner Stiftungskasse aus- Evang. Kirchengemeinde Heselwangen, Advent gentümer werden die beiden Baufirmen LIAS und Bar- Stadt untergebracht. Balingen aber als die Stadt zu be- 19) StadtA, F 4733, Fremdarbeiter 1939 – 1945. zahlen. 2000 esel genannt. Aufgezählt werden: ein Baubüro sowie ei- zeichnen, in der die Zentralverwaltung des Unter- 20) Zu den Jahren 1944 und 1945: StAS Wü 65/4 T 5 Außergewöhnliche Todesfälle In Heselwangen begann der Lebenslauf von Anna 7) Vgl. Hans Peter Hauler, Des Scharfrichters Arbeit ne Baracke, die zur Aufbewahrung von Holz und Koh- nehmens „Wüste“ untergebracht war, wie Robert Nr. 942. Zum Juli 1947: Schreiben des Arbeitsamts Tagmann, als nach dem Dreißigjährigen Krieg ein Hans getan. „Hohenzollerische Heimat“ Nr. 2 / 2000 len genutzt wurde. Fünf als Magazine bezeichnete Ba- Steegmann in seinem Buch über das Konzentrations- Balingen vom 8. Juli 1947. In: Kreisarchiv Zol- Der dritte Teil des Kirchenbuches beginnt im Jahr Jörg Tagmann mit seiner Ehefrau Ursula Barbara und 8) Wie Nr. 2, S. 360 racken, eine Schmiede, fünf Wohnbaracken, ein Wohn- lager Natzweiler-Struthof schreibt, führt allerdings zu lernalbkreis (KrAZ), Sa UW Nr. 22. 1661 mit der Registrierung von drei Todesfällen, bei de- dem Töchterlein Anna aus dem schweizerischen Ort 9) Heselwanger Communikanten- und Catechume- raum, ein Speise- und Schlafraum, ein Wohnraum und weit. 54) Das Unternehmen „Wüste“ war, wie der gan- 21) Schreiben StAS, Wü 65/4 T5 Nr. 942. nen die Verstorbenen während des Dreißigjährigen Gottlieben westlich von Konstanz ins Dorf kam. Der Va- nenverzeichnis 1696 – 1729, dabei auch Kirchen- Küche sowie vier Waschräume.51) ze NS-Staat, ein polykratisches Geflecht von Organi- 22) Schreiben der DBHG an den Landrat des Land- Krieges geboren worden waren. Der hier genannte ter fand als Schäfer ein geringes Auskommen für sei- konventsprotokolle 1707 – 1761 Die französische Besatzungsmacht übernahm die sationen, Institutionen und Unternehmen in einem kreises Balingen vom 10.11.1944 und Schreiben des Schulmeister war 45 Jahre alt geworden, eine Haus- ne Familie. Er muss aber schon vor 1661 gestorben sein, 10) Wie Nr. 9, Actum den 28. August 1712 Baustelle und ordnete die Fertigstellung des Schiefe- schwer nachzuvollziehenden vertikalen und horizon- Balinger Bürgermeisters an den Reichsverteidi- rölwerks an. In den Jahren 1947 bis 1949 wurde dann talen Beziehungsgeflecht der einzelnen Akteure un- gungskommissar in Stuttgart vom 6.11.1944. In: auch Schieferöl produziert. Aus dieser Zeit stehen noch tereinander. Eine Zentralverwaltung hat es, zumin- StAS Wü 65/4 T 4 Nr. 2249. Zwischen 1940 und mehrere Gebäude, vor allem das ehemalige ‚Maschi- dest bis Kriegsende, nicht gegeben. 1954 befand sich das Gemeinde- und Gotteshaus nenhaus’ sowie das ‚Kesselhaus’. Auch die Reste des In diesem Zusammenhang wurde deutlich, dass der Neuapostolischen Gemeinde in Balingen in der ‚Schiefersees’, der erst nach Kriegsende entstand, ist ei- neben den bekannten Akteuren auch NS-Organisati- Mörikestr. 3. In: nak-balingen.de. ne Hinterlassenschaft der Schieferölproduktion. Da- onen vor Ort, wie die DAF oder das NSKK, in das Un- 23) Brief an die DBHG vom 22.11.1945. In: StadtA, Ak- Das Unternehmen „Wüste“ in Balingen gegen sind von dem an das Schieferölwerk angren- ternehmen „Wüste“ eingebunden waren. tenübernahme Stadtwerke Nr. 6, 1945 A-Z. – Wil- zenden Konzentrationslager, das vor allem aus Bara- Spätestens seit 1940 sind Zwangsarbeiter, d.h. aus- helm Foth: „Es hat die Statt Balingen eine feine Die Einrichtung des südwürttembergischen Schieferölprojekts - Von Dr. Michael Walther, Teil 2 cken bestanden hat, keine Überreste mehr sichtbar. ländische Zivilarbeiter aber auch Kriegsgefangene in Schul.“ Von der Lateinschule zum Gymnasium. Ba- Außerhalb des Geländes mit Ölschieferwerk und KZ Balingen nachweisbar. Ab dem Jahr 1943 kamen lingen 2005, S. 74 – 77. – Der Landkreis Balingen. Engstlatt nen Hörnlestraße (im Gebäude befinden sich im Jahr portaufgabenfürdieWehrmachtundLuftwaffe,soauch sind bisher keine weiteren Gebäude bekannt, die für Flüchtlinge aus den zerstörten Großstädten sowie Be- Amtliche Kreisbeschreibung. Bd. 1. Balingen 1960, 2014 Wohnungen, der Saalanbau wird durch ein Tanz- in Engstlatt: Die Männer der OT und der NSKK in brau- das Projekt genutzt wurden. schäftigte aus den in den ländlichen Raum verlegten S. 714. Ende des Jahres 1943 entschied sich die SS in Engst- studie genutzt) für 100 Personen. Außerdem wurde ein nen Uniformen rückten mit ihren Fahrzeugen an. Die Unternehmen hinzu. Die Not an Wohn- und Büro- 24) StAS, Wü 65/4 T5 Nr. 942. latt eine eigene Schieferölproduktion aufzubauen. We- Klassenzimmer der ehemaligen ‚Zeppelinschule’ bei damalige Adolf-Hitler-Straße, heute Hechinger Straße, räumen vergrößerte sich mit dem Beginn des Unter- 25) StadtA, Fremdarbeiter-Baracken 1942-1944, Az gen der größeren Schiefervorkommen wurde der der evangelischen Kirche (heute Feuerwehr- und Ver- stand voll mit Fahrzeugen; wegen Treibstoffmangel Erzingen nehmens „Wüste“ weiter, so dass eine ganze Reihe von 622-11. Standort für die Fabrikanlage noch vor Beginn der Pro- einshaus) mit insgesamt 50 OT-Angehörige belegt. viele mit Holzvergaserkessel.45) Barackenansiedlungen, von denen wir mit großer 26) StAS, Wü 65/4 T2 Nr. 1412: Erläuterungen zum Or- duktion nach Bronnhaupten bei Erzingen verlegt. Die Küchenausstattung wurde durch die DAF, Wil- Im Zusammenhang mit dem Unternehmen „Wüs- In Erzingen stand ein Konzentrationslager für so- Wahrscheinlichkeit noch nicht alle kennen, am Rande ganisationsplan des Geilenberg-Bauvorhabens Erst im August 1944, im Rahmen des Unterneh- helm-Murr-Haus in Balingen, angeliefert. Für die Ver- te“, d.h. dem „Wüste“-Werk 3, befanden sich in Engst- genannte Nacht- und Nebel-Gefangene. Dabei han- der Stadt Balingen und in den umliegenden Gemein- „Wüste“. mens „Wüste“, wurde mit dem Bau eines Schieferöl- pflegung waren DAF und OT gemeinsam zuständig. Die latt insgesamt 20 Baracken unterschiedlicher Größe. delte es sich um politische Gegner des Naziregimes vor den entstanden sind. 27) StadtA, Aktenübernahme Stadtwerke Nr. 6, 1945 werks in Engstlatt begonnen, dem „Wüste“-Werk 3. Ge- Küche der OT wurde im Erdgeschoss des früheren Das geht aus einer Aufstellung des damaligen Engst- allem aus den besetzten Gebieten West- und Nord- Neben den KZ-Häftlingen war eine nicht bekannte A-Z. – Gemeindearchiv Bisingen T1 Nr. 1617. baut wurde auf privaten Grundstücken hinter der Brauereigebäudes ‚Hintere Krone’ an der heutigen latter Bürgermeisters Haas für den Balinger Landrat europas, die bei „Nacht und Nebel“ verschleppt wur- Anzahl an Zwangsarbeitern für das Unternehmen 28) StadtA, A1/4070. Bahnlinie im Gewann ‚Riedhalde’ auf einer Fläche von Dehnhaldenstraße eingerichtet.44) hervor.46) Davon befanden sich insgesamt 12 Baracken den. Über ihren Verbleib sollte nie wieder etwas be- „Wüste“ beschäftigt. Über ihre Arbeitsbedingungen ist 29) JanSchleusener:EigentumspolitikimNS-Staat.Der etwa 19 Hektar. Neben der DAF war mit dem ‚Nationalsozialisti- im Gewann ‚Riedhalde’: es handelte sich dabei um zwei kannt werden. Das spurlose Verschwinden der Ge- im Einzelnen noch zu wenig bekannt. Zum Teil waren staatliche Umgang mit Handlungs- und Verfü- Für den Bau des „Wüste“-Werks 3 wurden zunächst schen Kraftfahrerkorps’ (NSKK) eine weitere NS-Or- Lagerschuppen, eine offene Lagerhalle mit 600 Quad- fangenen diente als Terrormaßnahme zur Ein- die Lebensbedingungen aber ebenso menschenun- gungsrechten über privates Eigentum 1933-1939. Einheiten der OT eingesetzt. Als Wohnraum für diese ganisation in das Unternehmen „Wüste“ eingebun- ratmeter, einen Schmiedeschuppen, fünf kleine Bau- schüchterung der Bevölkerung der besetzten Gebiete. würdig wie die der meisten KZ-Häftlinge. Frankfurt/M. et.al. 2009, insbes. S. 96-102. – Für Bi- Einheiten wurden von den Behörden die folgenden Ge- den. Das NSKK wurde im Jahr 1931 als eine von drei baracken mit jeweils 12 qm, einen Lokomotivschup- Das KZ befand sich in der Nähe des Bahnhofs auf singen: Wolfgang Söros: Nationalsozialistische bäude in Anspruch genommen: der Dachraum der ehe- NS-Kraftfahrtformationen gegründet. Vor und wäh- pen aus Wellblech und schließlich zwei weitere Bara- Grundstücken der Erlenstraße. Der Gemeinde Erzin- Konzentrationslager und Kriegswirtschaft im re- maligen ‚Schuhfabrik Jetter’ in der Mörikestraße (heu- rend des Zweiten Weltkriegs war das NSKK für die Aus- cken, eine wurde als teilweise bewohnt, die andere als gen sind zwei „Wüste“-Werke zuzuordnen: das „Wüs- Anmerkungen gionalgeschichtlichen Unterricht der Hauptschule te Meisterstraße) für 90 Personen, eine Baracke der bildung von Fahrern beispielsweise für motorisierte durch Besatzungstruppen besetzt bezeichnet. Wo ge- te“-Werk 4 im Gebiet Bronnhaupten zwischen den Ge- (dargestellt am Beispiel des Konzentrationslagers ‚Möbelfabrik Schmid & Co’ (heute Roma Strickstoff- Transporteinheiten der Wehrmacht zuständig. Schon nau die Gebäude gestanden haben lässt sich größ- wannen ‚Kilchsteige’ und ‚Judenkirchhof’ sowie das 1) AuseinemSchreibendesehemaligenLandratesdes Bisingen). Ludwigsburg 1977, insbes. S. 96 – 98. Fabrik) in der Hertenwinkelstraße für 60 Personen so- 1938 übernahm das NSKK die Gesamtorganisation des tenteils nicht mehr nachvollziehen. Wir wissen aber, „Wüste“-Werk 5 im Bonbachtal. Kreises Balingen, Theodor Zeller (1940 – 1945). In: 30) StAS, Wü 65/4 T5 Nr. 942. wie der große Saal der Bahnhofswirtschaft in der Klei- Fuhrwesens der OT aber auch Nachschub- und Trans- dass sich die Baracke, in der die Bauleitung unterge- Auch für Erzingen existiert eine Aufstellung des da- Staatsarchiv Sigmaringen (StAS), Wü 65/4 T5 Nr. 31) KrAZ, Sa UW 2 Nr. 31. Seite 1911 Heimatkundliche Blätter Oktober 2014

32) KrAZ, Sa UW Nr. 28. – StAS, Wü 65/4 T5 Nr. 423. Be- 37) KrAZ, Sa UW 2 Nr. 31. 44) Alfred Jenter: Das „Unternehmen Wüste“ – Werk richt über die Inanspruchnahme von Grundstü- 38) KrAZ, Sa UW 2 Nr. 31 und Sa UW Nr. 28. 3 Engstlatt. 60 Jahre später – Erinnerungen. In: Ge- cken durch die Wüste-Werke“, vom 29.3.1950. In: 39) Konstanze von Schulthess: Nina Schenk Gräfin von meindebrief der Evangelischen Kirchengemeinde StAS Wü 64/5 T 4 Nr. 2249. Stauffenberg. Ein Porträt. Zürich und München Engstlatt, Ausgabe Ostern 2005. 33) StadtA, A1/4070. 2008, S. 141 – 156. 45) Ebd. 34) StAS, Wü 120 T 5 Nr. 942. – Erklärung von Dr. Theo- 40) Informationen von Frau Susanne Brabant, Balin- 46) StAS, Wü 65/4 T 4 Nr. 529. Schreiben vom 25.9.1945. dor Zeller, vom 7.10.1948 sowie von Rudolf Rohr- gen. 47) Hinweis von Alfred Jenter, Engstlatt. bach, vom 15.3.1948. In: Verfahrensakten der 41) Wilhelm Foth: Das Unternehmen Wüste. In: Hei- 48) StAS, Wü 65/4 T 4 Nr. 529. Schreiben vom 5.7.1945. Spruchkammer. Spruch gegen Rudolf Rohrbach. matkundliche Blätter, 1985, S. 501f und 505f. 49) Hinweis von Alfred Jenter, Engstlatt. StAS Wü 13 T 2 Nr. 2670/087. 42) Staatsarchiv Ludwigsburg EL 48/2 II Bü 113: Ge- 50) Protokoll des Engstlatter Gemeinderats vom Jahrgang 61 31. Oktober 2014 Nr. 10 35) Michael Schneider: „Organisation aller schaffen- schäftstagebuch des Gendarmerie-Postens From- 2.6.1949. den Deutschen der Stirn und der Faust“. Die Deut- mern 1943 – 1949. 51) StAS, Wü 65/4 T 4 Nr. 529. Schreiben vom 25.9.1945. sche Arbeitsfront (DAF). In: Stephanie Becker, 43) Ingrid Bauz, Sigrid Brüggemann, Roland Maier 52) StAS, Wü 65/4 T 4 Nr. 529. Schreiben vom 25.9.1945. Christoph Studt (Hg.): „Und sie werden nicht mehr (Hg.): Die Geheime Staatspolizei in Württemberg 53) Alfred Küppers: Weit war der Weg zurück ins Hei- frei sein ihr ganzes Leben.“ Funktion und Stel- und Hohenzollern. Stuttgart 2013, insbes. 158f. – matland. Tagebuch-Erinnerungen 1942 – 1948. lenwert der NSDAP, ihre Gliederungen und ange- Glauning, Entgrenzung (wie Anm. 2), S. 149 – 163. O.O., o.J., S. 263. schlossenen Verbände im „Dritten Reich“. Berlin – Andreas Zekorn: Der polnische Schriftsteller Ta- 54) Robert Steegmann: Das Konzentrationslager Nat- Aus Ungarn und der Schweiz 2012, S. 159 – 178. deusz Borowski und das KZ Dautmergen, ein La- zweiler-Struthof und seine Außenkommandos an 36) StadtA, Einwohner- und Heimatbuch der Kreis- ger des Unternehmens „Wüste“. Unveröffent- Rhein und Neckar 1941 – 1945. Straßburg 2005, S. stadt Balingen. Balingen 1936, S. 81f. lichtes Manuskript, S. 7f. 310 – 314. Einträge im Heselwanger Kirchenbuch nach dem Dreißigjährigen Krieg - Von Adolf Klek

Nicht nur gegenwärtig kommen Menschen aus frem- den Ländern in unsere Städte und Dörfer. Schon nach dem schrecklichen Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) erschienen viele Ausländer hierzulande. Erstaunliche Veranstaltungen und Exkurisonen Einträge im ältesten Kirchenbuch des Dorfes Hesel- wangen lassen das beispielhaft erkennen. Das Programm der Heimatkundlichen Vereinigung im November und Dezember Der Ort und sein Kirchenbuch NOVEMBER Dokumente die künstlerische Vision Schlemmers ver- hauptmann, der seit Jahren als Anstifter vieler Klein- Heselwangen hatte durch den langen Krieg nicht so mitteln. Schlemmers Auffassung vom Menschen als kriege berüchtigt war. Mit ihm kämpfte sein Neffe Wil- stark gelitten wie viele andere Orte der Region, wo durch „Maß aller Dinge“ war zu seiner Zeit am Bauhaus ein- helm von Rechberg, der Pfandbesitzer der Schalks- Verwüstung, Hunger und Pest, Raub und Mord die Zahl Mittwoch, 12. November: Vortrag: Der Truppen- zigartig. Dabei spricht er der Kunst die Kraft zu, die Er- burg. Auf der anderen Seite stand die Rittergesell- der Einwohner und Häuser auf weniger als die Hälfte übungsplatz Heuberg im Ersten Weltkrieg mit dem schaffung einer neuen Welt zu bewirken. Anschlie- schaft mit St. Georgschild, eine mächtige Bündnisor- absank.1) Der Ort lag für durchziehende Heere und zü- Sigmaringer Kreisarchivar Dr. Edwin Ernst Weber. ßend erleben wir im Haus der Geschichte Baden-Würt- ganisation von oberschwäbischen Grafen, Herren und gellose Söldnerhaufen wohl zu sehr versteckt hinter Der Truppenübungsplatz und das Lager Heuberg sind temberg, hundert Jahre nach Ausbruch des Ersten Rittern. Als die beiden Grafen von Württemberg auf ih- der Neige-Anhöhe. Von 204 Einwohnern im Jahr 1603 ein Spiegel der deutschen Geschichte im 20. Jahr- Weltkriegs, warum der Erste Weltkrieg damals alle rer Seite in den Konflikt eintraten, geriet die Klingen- lebten hier bei einer Zählung 1655 immerhin noch 157. hundert, ihren Umbrüchen und auch Abgründen. Im Maßstäbe der Sinneswahrnehmung sprengte. Spre- berger Partei in die Defensive. Nachdem ein würt- Die Anzahl der bestehenden Häuser hatte sich von 42 Ersten Weltkrieg 1914 – 1918 kommt diese besondere chende Zitate, Originaltöne, ungewöhnliche Objekte tembergisches Heer die Schalksburg zerstört hatte und auf 36 verringert.2) Stellung des Heubergs erstmals zum Vorschein, als hier und noch nie gezeigte Fotos führen in der Ausstellung Hans von Rechberg gefallen war, konnten sich die Klin- Sechs Jahre nach Kriegsende, anno 1654, kam der Hunderttausende von Soldaten aus ganz Deutschland „Fastnacht der Hölle“ diesen Krieg vor Augen, bringen genberger nur durch eine diplomatische Intervention Dekan des Kirchenbezirks von Balingen nach Hesel- eine zunehmend spezialisierte Kampf- und Waffen- ihn zu Gehör, machen ihn fühlbar, verdeutlichen Ge- Österreichs retten. Der Vortrag stellt die Ereignisse und wangen zu einem prüfenden Besuch. In seinem Vi- ausbildung erhalten und auf den Fronteinsatz vorbe- schmack und Geruch des Krieges an der Front, in der Akteure der Klingenberger Fehde vor und analysiert auf sitationsbericht an die Kirchenleitung in Stuttgart reitet werden. Neben dem Truppenlager entsteht ein Etappe und in der Heimat. der Grundlage neuerer Forschungsergebnisse die Hin- schrieb er knapp: „Kirch ist im Bau, aber alles Kirch- riesiges Kriegsgefangenenlager, in dem bis zu 15.000 Bahnfahrt nach Stuttgart. Albstadt-Ebingen 7:26 Uhr, tergründe des Konflikts. geräts mangelt.“3) Die kleine Kirche am „Ranken“ (in gefangene Soldaten vor allem aus Russland und Frank- Balingen 7:51 Uhr, Hechingen 8:07 Uhr. Umlage 35,00 20:00 Uhr, Albstadt-Lautlingen, Stauffenbergschloss, der Kurve) zum Beginn der Gasse in Richtung Strei- reich hinter Stacheldraht leben müssen. Der sog. „Rus- Euro für Fahrt, Eintritte und Führungen. Eintritt frei. chen, wo heute der Hof des Gasthauses „Krone“ liegt, senfriedhof“ mit Gräbern von mehr als 150 russischen hatte also Schaden gelitten und die wertvollen Tauf- Soldaten erinnert bis heute an diese schwere Zeit. und Abendmahlsgeräte waren wohl durch Plünde- 20:00 Uhr, Balingen, Landratsamt Zollernalbkreis (Sit- rung abhandengekommen. zungssaal), Hirschbergstraße 29, Eintritt frei. DEZEMBER STAMMTISCHE Es mag ein Ergebnis der Dekans-Visitation gewe- sen sein, dass der zweite Balinger Pfarrer, M(agister) Jo- Samstag, 29. November: Tagesexkursion: „Fastnacht sua Jacob Ketterlino, bald darauf begann, für Hesel- der Hölle“. Der Erste Weltkrieg und die Sinne (Haus Donnerstag, 4. Dezember: Rückblick 2014 und Aus- Jeweils am 1. Mittwoch eines Monats trifft sich unter wangen ein eigenes Kirchenbuch anzulegen. Laut her- der Geschichte) und „Oskar Schlemmer. Visionen ei- blick auf das Jahresprogramm 2015 mit Dr. Andreas der Leitung von Dr. Peter Th. Lang der Ebinger Stamm- zoglicher Anordnung aus dem Jahr 15594) mussten die ner neuen Welt“ (Staatsgalerie) mit Dr. Michael Wal- Zekorn. Vortrag: „Kalendergeschichten“ mit Dr. Mi- tisch um 15.00 Uhr im Café Wildt-Abt, Sonnenstraße Pfarrer in einem solchen unbedruckten Buch ein Tauf- ther. chael Walther. 67, 72458 Albstadt-Ebingen, Telefon (0 74 31) 41 88. register, Eheregister und Leichenregister führen und Der Eintrag einer Eheschließung im Heselwanger Kirchenbuch. Quelle: Adolf Klek Am Vormittag besuchen die Teilnehmer der Exkursi- Dr. Andreas Zekorn wird zunächst einen kurzen Über- darin ihre diesbezüglichen Amtshandlungen (Kasua- on die Große Landesausstellung 2014. Gewürdigt wird blick über die verschiedenen Programmpunkte des sich Anmeldung zu den Veranstaltungen über den Ge- lien) Fall für Fall aufschreiben. Seither waren die He- Mutter des Kindes war eine junge Witwe. Die Hoch- terlein eines „Grattenmachers“ und seiner Ehefrau aus das facettenreiche Werk des Stuttgarter Bauhaus- dem Ende zuneigenden Jahres geben und danach ei- schäftsführer Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße selwanger Fälle im Balinger Kirchenbuch eingetragen zeit mit ihr fand 18 Monate später statt. Bregenz in Österreich, obwohl alle beide „papisti- künstlers Oskar Schlemmer, das alle Varianten der Ma- nen Ausblick auf das neue Programm bieten. 4, 72461 Albstadt, Telefon (0 74 32) 68 07. worden. Der Vermerk „von Heselwangen“ unter- Als weitere Väter unehelicher Kinder sind einge- scher Religion“ waren. lerei ebenso wie Skulptur und Bühnenkunst umfasst. Der anschließende Vortrag von Dr. Michael Walther be- Email: [email protected] schied sie von den Balinger Fällen. Heselwangen ge- tragen: Seit 37 Jahren sind die Arbeiten Schlemmers, die in ih- fasst sich mit dem Thema Kalender. Dabei geht es bei- oder [email protected] sowie über unsere hörte ja seit der Reformation zum Dienstbereich des rer unvergleichlichen Bandbreite und gedanklichen spielsweise um die Frage, was den Autor des 1667 er- Homepage www.heimatkundliche–vereinigung.de. Kollegen und „Diaconus“ (Helfers) des Dekans. – ein „Buchbinder aus Ungarn von Preßburg“, Die Heselwanger Kirche Tiefe einmalig sind, nicht mehr so umfassend in schienenen Romans „Der Abentheuerliche Simplicis- Im Heselwanger Pfarramt gibt es tatsächlich ein 5 – ein Fuhrknecht aus der Schweiz, als Hochzeitskirche Deutschland zu sehen gewesen. Neben zahlreichen simus Teutsch“, Hans Jakob Christoffel von Grim- Bei allen Veranstaltungen sind Gäste willkommen. cm dickes Buch mit der Titelseite: „Heselwanger christ- – ein Küfergeselle aus dem Bistum Bamberg, Gemälden, Skulpturen, graphischen Arbeiten und Ori- melshausen, mit Johann Peter Hebel, dem Autor des liches Tauf- Ehe- und Todtenbuch. Angefangen Anno – ein „papistischer Knecht von Bisingen, Hechinger Die Zahl der kirchlichen Eheschließungen (stan- ginalkostümen werden auch bislang unveröffentlichte „Rheinländischen Hausfreund“ und einem der wich- 1656.“5) Die Einträge für das Ehe- und das Leichen- Herrschaft“, desamtliche gab es noch nicht) ist im Heselwanger Ehe- tigstenDramatikerdes20.Jahrhunderts,BertoldBrecht, register setzen allerdings erst 1661 ein. – ein ebenso katholischer Knecht aus Lautlingen. Bei register anfangs wohl als Kriegsfolge auffallend nied- verbindet. Welche Arten von Kalender sind zu unter- diesem ist vermerkt, er habe sich zu seiner Vater- rig. Es sind zunächst pro Jahr nur eine oder zwei Hoch- scheiden und welche Funktion hatten sie. Außerdem schaft bekannt, sei jedoch dann „durchgegangen“. zeiten eingetragen. Später gab es bis zu fünf Trau- wird der Frage nachgegangen, welche Stellung Ka- Herausgegeben von der Zugewanderte Väter von Täuflingen ungen jährlich. lender innerhalb des neuzeitlichen Mediensystems Heimatkundlichen Vereinigung Mancher fremde Mann wurde durch Heirat mit ei- Es überrascht, wie oft damals in der Heselwanger hatten und noch haben. Zollernalb Im ersten Jahrzehnt nach Kriegsende kamen im Ort ner Heselwangerin im Ort sesshaft und brachte da- Dorfkirche Hochzeiten von Paaren aus Balingen statt- Die Autoren dieser Ausgabe 18:00 Uhr, Balingen, Landratsamt Zollernalbkreis (Sit- durchschnittlich pro Jahr nur bis zu vier Kinder auf nach beider Kind zur Taufe. Ein Taglöhner aus Ober- fanden. An besonders reizvoller Lage oder herausra- zungssaal), Hirschbergstraße 29, Eintritt frei. Vorsitzender: die Welt. Als sie erwachsen waren – 30 Jahre später – haßlach bei Colmar im Elsass hatte so eingeheiratet. gender Schönheit der Kirche kann es nicht gelegen ha- Dr. Andreas Zekorn, Landratsamt Zollernalbkreis, waren jährlich bis zu 16 Kinder zu taufen. Ein Reiter aus der Schwäbischen Kompagnie eines ben. Die Balinger Pfarrer, die hier ihren Dienst ver- Mittwoch, 10. Dezember: Vortrag: Hans von Rech- 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 92 11 45 Es starben zwar in jener Zeit viele Kinder schon im „Bergischen Regiments“ ließ das Mädchen, das seine sahen, klagten regelmäßig in ihren Visitationsbe- Adolf Klek berg, die Schalksburg und die Klingenberger Fehde Säuglings- oder Kleinkindalter. Aber insgesamt ver- Ehefrau Anna Margaretha geboren hatte, der Sitte ent- richten, die Kirche sei zu klein, zu niedrig und viel zu Balingen-Heselwangen mit Dr. Niklas Konzen (Eine gemeinsame Veran- Geschäftsführung: mehrte sich die Dorfbevölkerung doch erheblich. sprechend am Tag danach taufen. Ehrenwerte Ge- dunkel.6) staltung von Hohenzollerischem Geschichtsverein Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, Dazu trugen auch Väter bei, die gar nicht aus dem vattersleute (Paten) standen ihm zur Seite: ein Bar- Die Trauungen geschahen hier vielmehr offen- und Heimatkundlicher Vereinigung Zollernalb). 72461 Albstadt, Dorf stammten. Als eine Folge der langen Kriegszeit bier aus Balingen, der Heselwanger Bauer Kleinkon- sichtlich deshalb, weil der Herr Dekan sie nicht selbst Dr. Michael Walther Im Jahr 1464 wurde das südliche Schwaben vom Ne- Telefon (0 74 32) 68 07 hatten sich in allen Bevölkerungsschichten häufig die rad und eine Frau Schuler von hier. in der Balinger Stadtkirche vollziehen wollte. Der Dia- Schwanenstr.13 ckar bis zum Bodensee durch Überfälle und Plünde- E-Mail: [email protected] gewohnten Bindungen zur Herkunftsfamilie, zum Hei- Der evangelische Pfarrer vollzog und registrierte die conus schrieb im Heselwanger Eheregister aus- 72336 Balingen rungszüge bewaffneter Banden heimgesucht. Der matort und zum Arbeitsplatz gelöst. Einen neuen Le- Taufe in der Heselwanger Kirche stets auch dann, wenn drücklich dazu „auf Befehl Herrn Specialis“, das heißt Grund war eine Fehde zwischen zwei ungleichen Adels- Redaktion: bensunterhalt mussten stets die bisherigen Soldaten die Väter zwar „papistisch“, also katholisch, aber im- „auf Befehl des Herrn Dekans“. Solche Hochzeits- koalitionen: Die Partei der Herren von Klingenberg Daniel Seeburger, Grünewaldstraße 15, suchen, wenn sie entlassen worden waren. merhin die Mutter wie alle Ortsansässigen evange- paare stammten allemal nicht aus den achtbaren Ba- wurde geführt durch deren Helfer Hans von Rech- 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 2 66-1 53 So steht ein „Tragoner“ aus Oßweil bei Ludwigs- lisch war. Im Jahr 1680 praktizierte der Ortspfarrer aber linger Familien; mit ihnen wollte der Herr Dekan nichts berg, ein ehemaliger württembergischer Rat und Feld- burg als Vater eines Täuflings im Kirchenbuch. Die eine noch hochgradigere Ökumene. Er taufte das Töch- zu tun haben. Seite 1915 Heimatkundliche Blätter November 2014 Thaddäus Troll, der Schwabenversteher Eine Biographie, nur für eingefleichte Fans – Von Dr. Peter Thaddäus Lang

Im Frühjahr 2014 wäre er hundert Jahre alt gewor- den Nazi-Jargon gekonnt zu gebrauchen. Nach kurzer Wer die Biographie zur Hand nimmt, mag vielleicht den, Dr. Hans Bayer alias Thaddäus Troll, der Mann, der britischer Kriegsgefangenschaft kam ihm bei der Ent- erwarten, dass deren Autor so spritzig und unterhalt- mit „Deutschland, deine Schwaben“ ebendiesem nazifizierung durch die Amerikaner in Stuttgart zugute, sam schreibt wie Thaddäus Troll – das ist jedoch nicht Stamm zu neuem Selbstbewusstsein verhalf, so dass die dass er als Student im Vollsuff einmal ein Hitlerbild zer- der Fall: Der Biograph schreibt eher nüchtern und sach- Schwaben heute ohne falsche Bescheidenheit von sich trümmert hatte. Er legte sich nun das Pseudonym lich, streckenweise verliert er sich in Nebensächlich- sagen „Wir können alles, außer hochdeutsch“ – Grund „Thaddäus Troll“ zu und machte sich einen Namen als keiten und verbreitet dann Langeweile. Während die Jahrgang 61 30. November 2014 Nr. 11 genug, eine Biographie über den erfolgreichen Ober- Theaterkritiker und Feuilletonist. Großen Erfolg hatte erste Hälfte der Biographie den Lebensweg als solchen Schwaben vorzulegen. er in diesem Lebensabschnitt nicht und wirtschaftlich recht lebendig beschreibt, widmet sich die zweite Hälf- Hans Bayer, am 18. März 1914 in Cannstatt als Sohn ging es ihm und seiner nunmehr mehrköpfigen Familie te Einzelthemen wie „Thaddäus Troll der kritische eines Seifensieders geboren, besuchte das humanisti- eher so lala. Der große Durchbruch kam 1967, als der Mundartdichter“, Thaddäus Troll und die Meinungs- sche Gymnasium in Cannstatt und machte dort 1932 Verlag Hoffmann und Campe bei ihm anfragte, ob er freiheit“, „... und seine Wahlkampfhilfe“, „...der Koch“ das Abitur. Das Studium (Literatur- und Kunstge- nicht ein Buch über den Charakter der Schwaben und Ähnliches, was immer wieder zu Überschneidun- schichte) führte ihn, wie damals üblich, von einer Uni- schreiben wolle, und zwar in einer Reihe „Deutschland gen und Wiederholungen führt. Und außerdem: Wen versität zur anderen, nämlich von Tübingen über Mün- deine ...“. Der Band über die Sachsen lag bereits vor. interessiert es, ob der Schwaben-Kenner Troll gerne chen bis nach Leipzig. Ebenso zeittypisch ist es, dass er Das Buch erschien 1967 und war ein durchschlagender kochte? Oder ob er Knoblauch als Speisezutat schätzte? Der schwäbische Leonardo sich einer Studentenverbindung anschloss und dort Erfolg: Innerhalb von zwei Jahren brachte es „Deutsch- Oder ob er gerne reiste? Und außerdem: Nicht gerade nicht nur dem Alkohol fleißig zusprach, sondern auch land deine Schwaben auf 15 Auflagen mit 200.000 Ex- spannend wirkt die unentwegte Nennung zahlloser mindestens genau so fleißig dem Ritual des studenti- emplaren. Thaddäus Troll schwenkte nun ganz auf die Kulturschaffender (meist aus Stuttgart), mit denen Heinrich Schickhardt und das „Tegernauer Schlössle“ - Von Dr. Ingrid Helber schenDegen-Fechtensoblag,„biszumExzess“,wiesein Schwaben-Schiene um und galt seitdem als der klassi- Thaddäus Troll irgendwann einmal zu tun hatte. Zumal Biograph meint (S. 48). Sein Studium scheint er darob sche Schwaben-Versteher. Er schob mehrere weitere die meisten von ihnen ohnehin mittlerweile längst ver- Heinrich Schickhardt (1558 – 1635) ist DER be- nicht vernachlässigt zu haben – er schlosst es 1939 mit Schwaben-Bücher nach, die sich zwar allesamt recht gessen sind. rühmte württembergische Baumeister und Bauinge- der Promotion ab (Thema seiner Doktorarbeit: „ Presse- gut verkauften, aber den Erfolg von „Deutschland deine Nur eingefleischte Troll-Fans werden es wohl schaf- nieur der Renaissancezeit. Seine vielfältigen und zahl- und Nachrichtenwesen der im Weltkrieg kriegsgefan- Schwaben“ konnte er nicht wiederholen. Trotzdem ge- fen, dieses Buch ganz zu Ende lesen. reichen Arbeiten sind insgesamt die am besten doku- genen Deutschen“). Mittlerweile war der Zweite Welt- hörte er fortan zum bundesdeutschen Literatur-Jetset. mentierten Projekte nördlich der Alpen in der Zeit um krieg ausgebrochen und er kam als „Berichter“ in eine Das änderte jedoch nichts daran, dass er immer wieder Jörg Bischoff: Thaddäus Troll. Eine schwäbische See- 1600. Der riesige Bestand N 220 des Hauptstaatsar- Propagandakompanie. Bei dieser journalistischen Ar- unter schweren Depressionen litt. Als Folge einer sol- le, Tübingen, Silberburg-Verlag 2013, 301 S., zahlr. chivs in Stuttgart fasst seinen allerdings nicht voll- beit verhielt er sich absolut systemkonform und wusste chen Depression setzte er 1980 seinem Leben ein Ende. Abb. ständigen künstlerischen Nachlass mit Plänen, Ent- würfen und Schriften zusammen. Dabei handelt es sich allein bei den Kopien um einen enormen Umfang von über zwei Metern an „Microfiches“. In der Württem- bergischen Landesbibliothek in Stuttgart befindet sich Exkursionen und Termine das eigenhändig von Heinrich Schickhardt geschrie- bene Inventar seines Eigentums – unter anderem mit Die Veranstaltungen der Heimatkundlichen Vereinigung im Dezember und Januar seiner umfangreichen Privatbibliothek. Daran fügte er die Zusammenstellung seiner enormen Arbeitsleis- tung an. Als Nachruhm wurde er angesichts seines im- DEZEMBER der Grundlage neuerer Forschungsergebnisse die Hin- Jahrhundert im bürgerlichen Auftrag von Leopold La- mensen Lebenswerks in der zweiten Hälfte des 20. Jahr- tergründe des Konflikts. zaro für die Wirtsfamilie des Rottenburger Waldhorn hunderts auch als „schwäbischer Leonardo“ (da Vinci) Mittwoch, 10. Dezember: Vortrag: Hans von Rech- 20 Uhr, Albstadt-Lautlingen, Stauffenbergschloss, Ein- geschaffen (1835/40) und 1850 der Kirche gestiftet. Be- bezeichnet. Dabei war Schickhardt eher der äußerst berg, die Schalksburg und die Klingenberger Fehde tritt frei. kannt ist das Gedicht „S'Weggetaler Kripple“ von Se- fleißige und bodenständige Praktiker als der Künstler mit Dr. Niklas Konzen (Eine gemeinsame Veran- bastian Blau (Josef Eberle). mit utopischen Ideen. staltung von Hohenzollerischem Geschichtsverein Busfahrt: Abfahrt in Albstadt-Ebingen, Busbahnhof 8 Allerdings hat Schickhardt auch seine innovativen und Heimatkundlicher Vereinigung Zollernalb). Uhr; Balingen, Stadthalle 8.30 Uhr. Umlage 35 Euro für Vorstellungen und seine technischen Weiterentwick- Im Jahr 1464 wurde das südliche Schwaben vom Ne- JANUAR Fahrt, Eintritte und Führungen. lungen aufgezeichnet. Er wirkte als Architekt bei Kir- ckar bis zum Bodensee durch Überfälle und Plünde- chen (Winkelhakenkirche in Freudenstadt, Montbé- rungszüge bewaffneter Banden heimgesucht. Der Samstag, 17. Januar 2015: Tagesexkursion: Botani- liard, Göppingen), Schlössern, öffentlichen und pri- Grund war eine Fehde zwischen zwei ungleichen Adels- scher Garten in Tübingen und Krippen in Rotten- vaten Gebäuden sowie als Städteplaner (Freudenstadt, koalitionen: Die Partei der Herren von Klingenberg burg mit Wilfried Groh. STAMMTISCHE Oppenau). Schickhardt fertigte Pläne für Energiespar- wurde geführt durch deren Helfer Hans von Rech- Am Vormittag werden in einer Führung durch die Ge- öfen in Wohngebäuden und Vorwärmpfannen für die berg, ein ehemaliger württembergischer Rat und Feld- wächshäuser des Botanischen Gartens Tropische Jeweils am 1. Mittwoch eines Monats trifft sich unter Salzgewinnung in der Saline von Sulz am Neckar. Er be- hauptmann, der seit Jahren als Anstifter vieler Klein- Nutzpflanzen und viele andere Gewächse der Tropen der Leitung von Dr. Peter Th. Lang der Ebinger tätigte sich als Kartograph für das Pays de Montbéliard kriege berüchtigt war. Mit ihm kämpfte sein Neffe Wil- im Tropicarium gezeigt. In den weiteren Schauhäu- Stammtisch um 15.00 Uhr im Café Wildt-Abt, (Mömpelgard), sorgte als Ingenieur für die Neckarre- helm von Rechberg, der Pfandbesitzer der Schalks- sern können Sie die Welt der Sukkulenten erleben, und Sonnenstraße 67, 72458 Albstadt-Ebingen, Telefon gulierung nördlich von Cannstatt, für Kanäle und Stol- burg. Auf der anderen Seite stand die Rittergesell- werden über die Flora der Kanarischen Inseln oder der 0 74 31 / 41 88. len, für Mühlen und Stampfwerke, für Torfabbau und schaft mit St. Georgschild, eine mächtige Bündnisor- subtropischen Gebiete informiert. Am Nachmittag er- Kohlebergwerke, für Brücken (Köngen) und Brunnen ganisation von oberschwäbischen Grafen, Herren und folgt eine Führung durch die Ausstellung des Sülch- Anmeldung zu den Veranstaltungen über den Ge- (Tübingen), Gartenanlagen (Pomeranzengarten in Le- Rittern. Als die beiden Grafen von Württemberg auf ih- gauer Altertumsvereins „Historische Rottenburger Ba- schäftsführer Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, onberg) und Festungsbauten (Tübingen) und noch vie- Das ehemalige „Tegernauer Schlössle“ am Eyachufer in Frommern. Beim Jahrhunderthochwasser 1895 wurde es teilweise zerstört rer Seite in den Konflikt eintraten, geriet die Klingen- rockkrippen und Papierkrippen“ in der Rottenburger 72461 Albstadt, Telefon 0 74 32 / 68 07. les mehr. Schickhardt war auch schriftstellerisch tätig, und bis 1899 abgerissen. Ölgemälde von Julius Kornbeck. In: Nagel, Gerd K.: Schwäbisches Künstlerlexikon. Vom Barock bis zur Ge- berger Partei in die Defensive. Nachdem ein würt- Zehntscheuer. Diese ehemalige vorderösterreichische Email: [email protected] denn entsprechend der Aufforderung Herzog Fried- genwart. München 1986, S. 371, Abb. 507. tembergisches Heer die Schalksburg zerstört hatte und Zehntscheuer wurde nach dem Stadtbrand von 1644 oder [email protected] sowie über unsere richs verfasste er zu der 1599/1600 gemeinsamen Hans von Rechberg gefallen war, konnten sich die Klin- neu aufgebaut und hat ein Doppeladlerrelief an der Homepage: www.heimatkundliche–vereinigung.de. durchgeführten Reise nach Italien einen Bericht, der rer Zeit unter Herzog Carl Eugen erhalten ist. Schick- Ergebnisse wurden anschließend in einer Ausstellung genberger nur durch eine diplomatische Intervention Ostseite. Zum Abschluss wird die Wallfahrtskirche im in mehreren Auflagen erfolgreich in Buchform ge- hardts Aufzeichnungen und Pläne haben in den Ar- und 1999 in einem herausragend gestalteten Buch prä- Österreichs retten. Der Vortrag stellt die Ereignisse und Weggental mit Führung besichtigt. Die ab 1682 er- Bei allen Veranstaltungen sind Gäste jederzeit will- druckt wurde. chiven besser überdauert als die Bauwerke, die Brän- sentiert. Beteiligt an der Schickhardt-Forschung war Akteure der Klingenberger Fehde vor und analysiert auf baute prächtige Barockkirche, eine vierjochige, ton- kommen. Im Jahr 1992 wurde die „Heinrich-Schickhardt-Stra- den, Kriegen und Neubauwut ausgesetzt waren. auch die Verfasserin, die in diesem Prachtband für den nengewölbte Hallenkirche mit eingezogenen Wand- ße“ als Kulturweg des Europarats ins Leben gerufen. In Backnang, Freudenstadt, Bad Boll, Stuttgart Bereich Balingen und Umgebung verantwortlich war. pfeilern, wurde 1695 geweiht. Für die Planung und Aus- Sie verbindet Württemberg und Frankreich und reicht (Hauptschule, Werkrealschule, Realschule, Berufs- Bei der Durchsicht des Schickhardt-Inventars in der führung des Kirchenbaus, ein frühes Beispiel des Vor- von Vaihingen/Enz bis ins französische Blamont im schule, Gemeinschaftsschule) sowie in Herrenberg Württembergischen Landesbibliothek in Stuttgart fand arlberger Münsterbauschemas, kommen Michael Herausgegeben von der „Pays de Montbéliard“ in der burgundischen Pforte - (Gymnasium) erhielten schon Schulen den Namen die- die Verfasserin 1998 das heraus, was man als kleine Sen- Thumb und Valerian Brenner in Frage. Als Stucka- Heimatkundlichen Vereinigung in das Gebiet um das früher württembergische Möm- ses berühmten Württembergers, die die entsprechen- sation bezeichnen konnte: Heinrich Schickhardt baute Die Autoren dieser Ausgabe teure finden Prospero Brenno (1688) und Johann Ge- Zollernalb pelgard (www.heinrich-schickhard-kulturstrasse.de). de „Vernetzung“ der Schickhardt-Kulturstraße nutzen in Frommern das „Tegernauer Schlössle“. Sein Wirken org Brix (1700) Erwähnung. Die Innenausstattung Es bestehen heute viele deutsch-französische Part- können. Der berühmte Name „Heinrich Schickhardt“ in Frommern war bis dato völlig unbekannt gewesen. Dr. Ingrid Helber stammt aus dem ersten Drittel des 18. Jh. Der Dach- Vorsitzender: nerschaften wie zwischen den Städten Ludwigsburg würde sich auch für ein Schulzentrum in Frommern an- Im Jahr 1613 errichtete Schickhardt für Johann Fried- Westerwaldstraße 17 reiter von 1799/1800 ersetzt den früheren Turm. Mit Dr. Andreas Zekorn, Landratsamt Zollernalbkreis, undMontbéliardoderzwischendenMusikvereinenvon bieten, da er auch in diesem Ort gewirkt hat. rich von Tegernau, den damaligen Obervogt in Balin- 72336 Balingen der Schenkung des Hochaltars mit der Kreuzabnahme 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 92 11 45 Frommern und Exincourt, das 3 Kilometer östlich von Die Forschung ist sich heute darüber einig, dass es gen, einen „Hauptbau“. Heinrich Schickhardt schrieb von 1730 förderte das österreichische Kaiserhaus die Montbéliard liegt. sich bei Schickhardt um eine unpolitische und absolut diese Tatsache eigenhändig in seinem Inventar nieder Dr. Michael Walther Wallfahrtskirche in der vorderösterreichischen Ober- Geschäftsführung: 1998 wurde der Verein „Europäische Kulturstraße integre Persönlichkeit handelt. Schickhardt war ein – und zwar an erster Stelle(!) seiner Zusammenstellung Schwanenstraße 13 amtsstadt Rottenburg. Ziel der Wallfahrt ist das höl- Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, Heinrich Schickhardt“ mit Sitz im französischen Hor- „Praktiker“, der nicht über eine verfeinerte Bildung mit der Rubrik „Adelige Schlösser“, die er gebaut hatte. 72336 Balingen zerne Gnadenbild der Pietà, Maria mit dem toten Chris- 72461 Albstadt, bourg-Wihr gegründet. Die Mitgliedsstädte wollen an Lateinunterricht verfügte. Viel Wissen erwarb er sich „Tegernauer Schlössle“, „Schlösslesmühle“ oder tus. Die Weggentaler Krippe zieht mit der von zahl- Telefon (0 74 32) 68 07 Bauwerke, Konstruktionen und Pläne Heinrich Schick- selbst durch sein Bücherstudium und seine Reisen so- „Schlössle-Bauer“ sind bis heute in Frommern be- Dr. Peter Thaddäus Lang reichen Figuren in der Landschaft des Krippenbergs E-Mail: [email protected] hardts erinnern und dessen Erbe der Nachwelt be- wie durch seinen „Lehrmeister“, Landbaumeister Ge- kannte Begriffe. Sie beziehen sich auf den östlichen Teil Lammerbergstraße 53 dargestellten Weihnachtsgeschichte als beliebtes wahren und präsentieren. Die Straße und der Verein org Beer. der heutigen Mühlstraße im Bereich des E-Werks Stotz. 72461 Albstadt Schauerlebnis zwischen dem 23. Dezember und dem Redaktion: bilden ein umfangreiches Netzwerk. Balingen ist der Mit der Vereinsgründung der „Europäischen Kul- Dort lag eine Mühle, die der Obervogt Johann Fried- 2. Februar (Mariä Lichtmess) zahlreiche Besucher an. Daniel Seeburger, Grünewaldstraße 15, Heinrich-Schickhardt-Kulturstraße noch nicht beige- turstraße Heinrich Schickhardt“ wurde auch ein For- rich von Tegernau schon 1608 zu kaufen beabsichtigt Die Krippe ist im Verlauf der Weihnachtszeit in vier Sze- 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 2 66-1 53 treten – ganz im Gegensatz zu Sulz /Neckar, von deren schungsprojekt der Landesgeschichte unter Prof. Sön- hatte. Heinrich Schickhardt war sicherlich mit dem „il- nen aufgebaut. Ursprünglich wurde die Krippe im 19. früherer Saline nur noch ein Wappenschild aus späte- ke Lorenz und Dr. Wilfried Setzler in Gang gesetzt. Die lustren“ Obervogt, der von Amts wegen im Balinger Seite 1913 Heimatkundliche Blätter November 2014 November 2014 Heimatkundliche Blätter Seite 1914

findet sich wohl in Privatbesitz. Im Stadtarchiv ist nur wähnte Anna Peters, Käte Schaller-Härlin, Maria Hil- ließ sich nie von einer Richtung vereinnahmen. Vie- Die Kunsthistorikerin Gabriele Katz hat mit die- ein Schwarz-Weiß-Foto des Gemäldes überliefert. ler-Foell oder auch Luise Deicher schon um die Jahr- le ihrer Bildmotive, wie beispielsweise das sich im Ba- sem Buch nicht nur eine Hommage an bekannte und Heinrich Schickhardt starb 1635 während kriegeri- hundertwende von Ihrer Kunst leben. linger Landratsamt befindende Triptychon „Obst- weniger bekannte oder fast vergessene Künstlerin- scher Handlungen im Dreißigjährigen Krieg in Stutt- Zwei der vorgestellten Künstlerinnen stehen in di- ernte“, stammen aus unserer Region. Helene Wag- nen vorgelegt sondern gibt auch einen Einblick in den gart, als er eine Verwandte in seinem Wohnhaus be- rekten Zusammenhang mit unserer Region: Maria Ca- ner, ebenfalls Jahrgang 1878, schrieb sich ein Jahr nach Kunstbetrieb des deutschen Südwestens vom aus- schützen wollte. Feindliche Soldaten erstachen ihn. spar-Filser und Helene Wagner. Maria Filser, Toch- Maria Filser an der Kunstakademie in Stuttgart ein. Der gehenden 19. Jahrhundert bis in die Zeit nach dem ter des Balinger Oberamtmanns Josef Filser, ver- aus Ebingen stammende Impressionist Christian Zweiten Weltkrieg. Die jeweiligen Kurzbiografien sind brachte Kindheit und Jugend zum Teil in Balingen. Hier Landenberger, bei dem sie auch zeitweise studierte, mit der Beschreibung wichtiger Bilder, der Mal- Quellen und Literatur heiratete sie im Jahr 1907 auch den Kunstmaler Karl übte großen Einfluss auf ihr Werk, auf die Farbwahl technik sowie dem künstlerischen Selbstverständnis Caspar, einen der wichtigsten Vertreter christlich ins- und ihre Maltechnik aus. Viele ihrer Motive und Mo- der Malerinnen verwoben, was die Lektüre dieses reich – Württembergische Landesbibliothek Stuttgart, Cod. pirierter Malerei. Zum Wintersemester 1896/97 schrieb delle fand sie auf der Alb in Tieringen. Im Jahr 2008 bebilderten Buches umso abwechslungsreicher Hist. F 562 Blatt 171v. sie sich an der Stuttgarter Kunstakademie ein. Sie ge- ging ihr künstlerischer und schriftlicher Nachlass an macht. hörte schon Anfang des 20. Jahrhunderts zu den be- das Kreisarchiv des Zollernalbkreises – darunter 32 Öl- – Stadtarchiv Balingen, Foto Nr. 266/5. deutendsten Künstlern ihrer Zeit und war Mitglied in gemälde sowie 600 Zeichnungen, Radierungen und Gabriele Katz: Stuttgarter Damenklasse. Künstle- den unterschiedlichsten Künstlervereinigungen. In ih- Aquarelle. Zwei Jahre später, im Jahr 2010, erfuhr das rinnen auf dem Weg in die Moderne. Karlsruhe: – Stadtarchiv Herrenberg, Chronik des Vogt Heß. rer sieben Jahrzehnte andauernden künstlerischen Werk Helene Wagners mit einer Ausstellung im Land- G. Braun Buchverlag. Karlsruhe 2013. 2013. 164 S., Schaffenszeit änderte sie immer wieder ihren Stil und ratsamt Zollernalbkreis die verdiente Würdigung. 112 größtenteils farbige Abbildungen, 29,95 Euro. – Der Landkreis Balingen. Amtliche Kreisbeschrei- bung. Hrsg. vom Statistischen Landesamt Baden- Württemberg in Verbindung mit dem Landkreis Ba- lingen. 2 Bände. Balingen 1960/61.

– Helber, Ingrid: Balingen, Frommern und Tieringen. In: Lorenz, Sönke / Setzler, Wilfried (Hrsg.): Hein- Jugendstil in Albstadt rich Schickhardt. Baumeister der Renaissance. Le- ben und Werk des Architekten, Ingenieurs und Städ- teplaners. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Ein bemerkenswertes Buch aus der Städtischen Galerie – Von Dr. Peter Thaddäus Lang Geschichtliche Landeskunde der Universität Tü- bingen, dem Hauptstaatsarchiv Stuttgart und der Bei dem angesprochenen Werk handelt Landesbildstelle Baden, Karlsruhe. Leinfelden-Ech- sich um einen Begleitband zur gleichnami- terdingen 1999. gen Ausstellung der Städtischen Galerie Alb- Auszug aus dem eigenhändig verfassten Inventarverzeichnis von Heinrich Schickhardt. Frommern an erster Stelle unter „adeliche Schles- stadt. Anlass für die Ausstellung war der ein- ser Dain Ich gebaut“. Württembergische Landesbibliothek Stuttgart, Cod. Hist. F 562 Blatt 171v. – Dieselbe: „Dem Schickhardt zuzustellen“. Die Kir- hundertjährige Geburtstag des Ebinger Rat- chenbauten des Renaissance-Architekten Heinrich hauses, eingeweiht am 11. Dezember 1913, Zollernschloss residierte, persönlich bekannt. Nach dig erhalten. Neben der bestehenden Mühle sollte Schickhardt. In: Heimatkundliche Blätter Zollernalb gerade noch rechtzeitig, wenn man so will, dem großen Stadtbrand im Jahr 1607 war Schickhardt Schickhardt wohl eine Art Landhaus errichten. Die Re- Jahrgang 56 (2009). S. 1632f. vor Beginn des Ersten Weltkriegs. Dem sorg- für den Wiederaufbau Balingens verantwortlich ge- sidenz des Obervogts war ja wie oben beschrieben das fältigen Betrachter ist das Ebinger Rathaus ei- wesen. Deshalb wurde dem Baumeister zur Erinne- Balinger Zollernschloss. Die Länge des zweigeschossi- – Dieselbe: Evangelische Kirchen Balingen. Schnell ne Fundgrube jugendstilartiger Ornamente, rung eine Straße in Balingen gewidmet wie auch dem gen Schlösschens mit einem nahezu quadratischen Kunstführer Nr. 1965. 2. Völlig neu bearbeitete Auf- die dort an allen erdenklichen Ecken und En- Obervogt. Grundriss sollte 80 Schuh betragen, das sind umge- lage. Regensburg 2006. den angebracht sind und nur darauf warten, Johann Friedrich von Tegernaus Beziehungen reich- rechnet fast 23 Meter. Nach der Steuereinschätzung von entdeckt zu werden. Frau Dr. Mertens, stell- ten sicherlich weit in die württembergische Füh- 1715 besaß das Gebäude zwei Stuben, eine Küche so- – Dieselbe: Kunst- und Kulturdenkmale im Zollern- vertretende Leiterin der Städtischen Galerie rungselite hinein und man kann aufgrund der ihm wie fünf Kammern und einen Stall. Das waren für da- albkreis. Mit einem Beitrag von Andreas Zekorn. Albstadt, hatte die Idee zu einem Rathaus-Ju- übertragenen Ämter sogar von der persönlichen Be- malige Balinger und Frommerner Verhältnisse relativ Herausgegeben vom Zollernalbkreis. Zollernalb- gendstil-Projekt bereits vor etwa fünf Jah- kanntschaft mit den württembergischen Herzögen viele Zimmer. Profile Reihe B Band 1. Stuttgart 2001. ren; es ging ihr darum, im Rahmen des Rat- ausgehen. Bei einem aktuellen Forschungsprojekt im Die Fachwerkkonstruktion des „Tegernauer haus-Jubiläums eine große Bestandsauf- Jahr 2013 fand die Verfasserin Johann Friedrich von Te- Schlössles“ zeigte am Giebel die typischen Stilele- – Meinhold, Günther: Frommern, Dürrwangen und nahme all dessen vorzunehmen, was im Alb- gernau auch in Herrenberg, in der Geburtsstadt Hein- mente Schickhardts. Über einem massiven Erdge- Stockenhausen. Herausgegeben von der Stadt Ba- städter Raum an architektonischen Jugend- rich Schickhardts, wieder. Nach dem Tod Herzog Fried- schoss wurde das Hauptgeschoss aus Fachwerk er- lingen. Balingen 1993. stil-Schöpfungen vorhanden ist. richs von Württemberg im Jahr 1608 nahm der Balin- richtet, wie Schickhardt dies auch beim Wiederaufbau Und da ist erstaunlich viel. Bedingt durch ger Obervogt in Herrenberg die Huldigung der Bürger Balingens 1607 angeregt hatte. Charakteristisch sind – Nagel, Gerd K.: Schwäbisches Künstlerlexikon. Vom die ausnehmend späte Entwicklung der In- ab für den neuen Landesherrn – Herzog Johann Fried- die 2/3 hohen Streben, welche die Ständer rechts und Barock bis zur Gegenwart. München 1986, S. 371, dustrie wie auch durch deren atemberau- rich (1608-1628). Dieser wiederum ordnete 1613 – im links abstützten. Auf Verzierungen jener Zeit wie Feu- Abb. 507. bend raschen Aufstieg hatten die frisch ge- Jahr des Neubaus des „Tegernauer Schlössles“ – die Be- erböcke, Feuerlinien oder Rosetten verzichtete Hein- backenen, hiesigen Unternehmer genügend malung des Mittelschiffs der Balinger Stadtkirche mit rich Schickhardt. Er bevorzugte rein konstruktive For- – Zollernalbkurier vom 1.10.1998. Historie / Überra- Geld in der Hand, um sich repräsentative „biblischen Bildern“ an. Das Dokument hierüber, ein men und war seiner Zeit damit weit voraus. schende Entdeckung in Frommerns Geschichte. Te- Häuser leisten zu können, sprich: Villen nach großes, bemaltes Holzschild mit der entsprechenden Das „Tegernauer Schlössle“ in Frommern wurde gernauer Schlößchen ein Werk Schickhardts. His- dem aktuellen Zeitgeschmack, also Jugend- Anweisung, hing früher in der Stadtkirche und befin- beim Jahrhundert-Hochwasser 1895 schwer beschä- torikerin Ingrid Helber forschte in der Landesbib- stilvillen. Außerdem erkannten sie recht det sich heute als Leihgabe im „Haus der Museen“ in digt und bis 1899 abgebrochen. Den Zustand nach dem liothek. schnell, dass die von ihnen hergestellten Pro- der Zehntscheuer. Hochwasser dokumentiert ein Ölgemälde „Sägemühle dukte nicht nur nach deren Qualität beur- Pläne Heinrich Schickhardts für das „Tegernauer bei Balingen“ des bekannten schwäbischen Malers Ju- – Zollernalbkurier vom 23. Oktober 1999. Schwäbi- teilt wurden, sondern – so sind die Men- Schlössle“ in Frommern konnten leider nicht mehr ge- lius Kornbeck (1833-1920). Das Bild war vor einigen scher Leonardo? „Heinrich-Schickhardt“-Buch am schen eben – auch nach dem Aussehen ihrer funden werden. Sein Nachlass ist eben nicht vollstän- Jahrzehnten in einer Kunstauktion aufgerufen und be- Mittwoch in Stuttgart vorgestellt. Fabriken: Deren ansprechendes Erschei- nungsbild erhöhte also durchaus den Ab- satz. Das in attraktive Fabrikbauten ge- steckte Geld konnte demnach als Ausgabe für eine sinnvolle Werbemaßnahme gelten. Somit ist der umfangreichste Beitrag des Malerinnen im deutschen Südwesten Bandes „Architektur zwischen Jahrhundert- wende und Erstem Weltkrieg: Bauten im heu- tigen Albstadt“ von Michael Ruhland von „Stuttgarter Damenklasse. Künstlerinnen auf dem Weg in die Moderne“ – Von Dr. Michael Walther zentraler Bedeutung. Der Verfasser, lang- jähriger Denkmalpfleger im Regierungsbe- Im neuesten Buch der Kunsthistorikerin Dr. Gab- nigin Charlotte von Württemberg. Es gab aber auch Malerin, Ida Kerkovius, gingen durch die Bomben- zirk Tübingen, porträtiert hier 24 Gebäude, riele Katz, „Stuttgarter Damenklasse. Künstlerinnen auf Männer, die die Frauen aktiv unterstützten. Vor al- angriffe in den letzten Jahren des Zweiten Welt- darunter acht Villen, ein Hotel, zwei Ge- dem Weg in die Moderne“ werden 16 Malerinnen aus lem der Maler Adolf Hölzel, der in den Jahren vor dem krieges verloren. schäftshäuser, drei Kirchen, ein Rathaus, ei- dem deutschen Südwesten vorgestellt. Allen ge- Ersten Weltkrieg zunächst eine private Malschule in Alle im Buch vorgestellten Künstlerinnen wurden in ne Schule und sieben Fabriken. Die Krö- meinsam war, dass sie ab den 1860er-Jahren an der Kö- Dachau unterhielt und anschließend an der Stutt- eine Zeit, das 19. Jahrhundert, hineingeboren, in de- nung aller Jugendstil-Architektur im Raum niglichen Kunstschule in Stuttgart Malerei studieren garter Akademie unterrichtete, war ein Förderer vie- nen Frauen von der gesellschaftlichen Teilhabe noch Albstadt aber, zweifelsohne die Neue Villa konnten. Als aber die ersten Frauen auch am Kunst- ler der im Buch vorgestellten Künstlerinnen. Dazu ge- immer weitestgehend ausgeschlossen waren. Von we- Haux, ist ein eigener Beitrag gewidmet: „Ehe- markt auf sich aufmerksam zu machen begannen, wur- hörten Lily Hildebrandt, Hedwig Pfizenmayer, Marie nigen Ausnahmen abgesehen mussten viele der auch malige Villa Haux und ehemalige Trikotfab- den die Bedingungen für das Frauenstudium wieder er- Sieger oder Ida Kerkovius – letztere war in Stuttgart als „Malweiber“ abschätzig bezeichneten Künstle- rik Gebr. Haux, Wohnhaus und Fabrikge- schwert. Dennoch kam der Zulassung von Frauen an auch selbst als Lehrerin tätig. rinnen hart um Anerkennung und einen eigenstän- bäude“vonGabrieleHowaldt.Siewarbis1995 die Akademie einer Initialzündung gleich. Denn nun Während der NS-Diktatur wurden Malerinnen, de- digen Lebensentwurf kämpfen, der oftmals, wie bei wie Michael Ruhland Denkmalpflegerin an gründeten drei Frauen, allen voran die damals schon ren Kunst nicht mehr in das nun vorherrschende Kunst- Emma Joos oder Erna Raabe Freiin von Holzhausen Regierungsbezirk Tübingen. Zwei weitere Beiträge zu sich mit einzelnen Künstlern in einer Beziehung zu hie- in der Hand zu haben und Seite für Seite sich in ihn hi- erfolgreiche „Blumenmalerin“ Anna Peters, im Buch verständnis passten, vom Kunstbetrieb ausge- teuer bezahlt werden musste. Die Geringschätzung, mit Aspekten der Jugendstil-Architektur im heutigen Alb- sigen Raum stehen. Das Ganze ist auf anspruchsvolle nein zu vertiefen. wird auch ihre Schwester Pietronella Peters vorge- schlossen. Dazu zählten Maria Caspar-Filser, Maria denen die Künstlerinnen zu kämpfen hatten, ging bis stadt ergänzen diesen Themenkomplex (Gerhard Weise üppig bebildert, der Einband zeigt Christian Ganz großes Lob an Dr. Veronika Mertens und an al- stellt, den Württembergischen Malerinnen-Verein. In Hiller-Foell und Clara Harnack. Zwei aus jüdischen Fa- in die eigene Familie hinein. So war für den Kunst- Penck, Fritz Leibfritz). Landenbergers Monumentalgemälde „Der Frühling“ le anderen, die am Zustandekommen dieses schönen Stuttgart begann sich ein Netzwerk zu bilden, das milien stammende Künstlerinnen, Alice Haarburger historiker Hans Hildebrandt seine Frau Lily Hilde- Buchstäblich eingerahmt ist dieser zentrale Teil aus dem Jahr 1909, dessen Original in der Neuen Villa Bandes beteiligt waren! Künstlerinnen die Möglichkeit bot, ihre Kunst zu prä- und Käthe Loewenthal, wurden deportiert und er- brandt, ja alle Künstlerinnen, im besten Falle „An- durch einen, der vorgeschaltet ist und verschiedene Haux zu bewundern ist, alles höchst erlesen also, selbst Veronika Mertens (Hrsg.), Frühling im Südwesten. sentieren und zu verkaufen. Unterstützung fanden die mordet. Viele Werke, wie die von Marie Sieger oder, regerin… im Schatten des Größeren“. Dennoch konn- Beiträge zu Einzelfragen der Kunstgeschichte jener zeit die hier gebrauchten Schrifttypen sind in leicht ju- Neuer Stil um 1900, Albstadt 2013, 200 S., zahlr. Abb., Malerinnen bei einflussreichen Frauen wie der Kö- der neben Maria Caspar-Filser heute bekanntesten ten einige der Künstlerinnen, wie die schon er- enthält. Ein dritter Teil, der nachgeschaltet ist, befasst gendstiligerArtgehalten–esisteinGenuss,diesenBand 35 Euro. Seite 1913 Heimatkundliche Blätter November 2014 November 2014 Heimatkundliche Blätter Seite 1914 findet sich wohl in Privatbesitz. Im Stadtarchiv ist nur wähnte Anna Peters, Käte Schaller-Härlin, Maria Hil- ließ sich nie von einer Richtung vereinnahmen. Vie- Die Kunsthistorikerin Gabriele Katz hat mit die- ein Schwarz-Weiß-Foto des Gemäldes überliefert. ler-Foell oder auch Luise Deicher schon um die Jahr- le ihrer Bildmotive, wie beispielsweise das sich im Ba- sem Buch nicht nur eine Hommage an bekannte und Heinrich Schickhardt starb 1635 während kriegeri- hundertwende von Ihrer Kunst leben. linger Landratsamt befindende Triptychon „Obst- weniger bekannte oder fast vergessene Künstlerin- scher Handlungen im Dreißigjährigen Krieg in Stutt- Zwei der vorgestellten Künstlerinnen stehen in di- ernte“, stammen aus unserer Region. Helene Wag- nen vorgelegt sondern gibt auch einen Einblick in den gart, als er eine Verwandte in seinem Wohnhaus be- rekten Zusammenhang mit unserer Region: Maria Ca- ner, ebenfalls Jahrgang 1878, schrieb sich ein Jahr nach Kunstbetrieb des deutschen Südwestens vom aus- schützen wollte. Feindliche Soldaten erstachen ihn. spar-Filser und Helene Wagner. Maria Filser, Toch- Maria Filser an der Kunstakademie in Stuttgart ein. Der gehenden 19. Jahrhundert bis in die Zeit nach dem ter des Balinger Oberamtmanns Josef Filser, ver- aus Ebingen stammende Impressionist Christian Zweiten Weltkrieg. Die jeweiligen Kurzbiografien sind brachte Kindheit und Jugend zum Teil in Balingen. Hier Landenberger, bei dem sie auch zeitweise studierte, mit der Beschreibung wichtiger Bilder, der Mal- Quellen und Literatur heiratete sie im Jahr 1907 auch den Kunstmaler Karl übte großen Einfluss auf ihr Werk, auf die Farbwahl technik sowie dem künstlerischen Selbstverständnis Caspar, einen der wichtigsten Vertreter christlich ins- und ihre Maltechnik aus. Viele ihrer Motive und Mo- der Malerinnen verwoben, was die Lektüre dieses reich – Württembergische Landesbibliothek Stuttgart, Cod. pirierter Malerei. Zum Wintersemester 1896/97 schrieb delle fand sie auf der Alb in Tieringen. Im Jahr 2008 bebilderten Buches umso abwechslungsreicher Hist. F 562 Blatt 171v. sie sich an der Stuttgarter Kunstakademie ein. Sie ge- ging ihr künstlerischer und schriftlicher Nachlass an macht. hörte schon Anfang des 20. Jahrhunderts zu den be- das Kreisarchiv des Zollernalbkreises – darunter 32 Öl- – Stadtarchiv Balingen, Foto Nr. 266/5. deutendsten Künstlern ihrer Zeit und war Mitglied in gemälde sowie 600 Zeichnungen, Radierungen und Gabriele Katz: Stuttgarter Damenklasse. Künstle- den unterschiedlichsten Künstlervereinigungen. In ih- Aquarelle. Zwei Jahre später, im Jahr 2010, erfuhr das rinnen auf dem Weg in die Moderne. Karlsruhe: – Stadtarchiv Herrenberg, Chronik des Vogt Heß. rer sieben Jahrzehnte andauernden künstlerischen Werk Helene Wagners mit einer Ausstellung im Land- G. Braun Buchverlag. Karlsruhe 2013. 2013. 164 S., Schaffenszeit änderte sie immer wieder ihren Stil und ratsamt Zollernalbkreis die verdiente Würdigung. 112 größtenteils farbige Abbildungen, 29,95 Euro. – Der Landkreis Balingen. Amtliche Kreisbeschrei- bung. Hrsg. vom Statistischen Landesamt Baden- Württemberg in Verbindung mit dem Landkreis Ba- lingen. 2 Bände. Balingen 1960/61.

– Helber, Ingrid: Balingen, Frommern und Tieringen. In: Lorenz, Sönke / Setzler, Wilfried (Hrsg.): Hein- Jugendstil in Albstadt rich Schickhardt. Baumeister der Renaissance. Le- ben und Werk des Architekten, Ingenieurs und Städ- teplaners. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Ein bemerkenswertes Buch aus der Städtischen Galerie – Von Dr. Peter Thaddäus Lang Geschichtliche Landeskunde der Universität Tü- bingen, dem Hauptstaatsarchiv Stuttgart und der Bei dem angesprochenen Werk handelt Landesbildstelle Baden, Karlsruhe. Leinfelden-Ech- sich um einen Begleitband zur gleichnami- terdingen 1999. gen Ausstellung der Städtischen Galerie Alb- Auszug aus dem eigenhändig verfassten Inventarverzeichnis von Heinrich Schickhardt. Frommern an erster Stelle unter „adeliche Schles- stadt. Anlass für die Ausstellung war der ein- ser Dain Ich gebaut“. Württembergische Landesbibliothek Stuttgart, Cod. Hist. F 562 Blatt 171v. – Dieselbe: „Dem Schickhardt zuzustellen“. Die Kir- hundertjährige Geburtstag des Ebinger Rat- chenbauten des Renaissance-Architekten Heinrich hauses, eingeweiht am 11. Dezember 1913, Zollernschloss residierte, persönlich bekannt. Nach dig erhalten. Neben der bestehenden Mühle sollte Schickhardt. In: Heimatkundliche Blätter Zollernalb gerade noch rechtzeitig, wenn man so will, dem großen Stadtbrand im Jahr 1607 war Schickhardt Schickhardt wohl eine Art Landhaus errichten. Die Re- Jahrgang 56 (2009). S. 1632f. vor Beginn des Ersten Weltkriegs. Dem sorg- für den Wiederaufbau Balingens verantwortlich ge- sidenz des Obervogts war ja wie oben beschrieben das fältigen Betrachter ist das Ebinger Rathaus ei- wesen. Deshalb wurde dem Baumeister zur Erinne- Balinger Zollernschloss. Die Länge des zweigeschossi- – Dieselbe: Evangelische Kirchen Balingen. Schnell ne Fundgrube jugendstilartiger Ornamente, rung eine Straße in Balingen gewidmet wie auch dem gen Schlösschens mit einem nahezu quadratischen Kunstführer Nr. 1965. 2. Völlig neu bearbeitete Auf- die dort an allen erdenklichen Ecken und En- Obervogt. Grundriss sollte 80 Schuh betragen, das sind umge- lage. Regensburg 2006. den angebracht sind und nur darauf warten, Johann Friedrich von Tegernaus Beziehungen reich- rechnet fast 23 Meter. Nach der Steuereinschätzung von entdeckt zu werden. Frau Dr. Mertens, stell- ten sicherlich weit in die württembergische Füh- 1715 besaß das Gebäude zwei Stuben, eine Küche so- – Dieselbe: Kunst- und Kulturdenkmale im Zollern- vertretende Leiterin der Städtischen Galerie rungselite hinein und man kann aufgrund der ihm wie fünf Kammern und einen Stall. Das waren für da- albkreis. Mit einem Beitrag von Andreas Zekorn. Albstadt, hatte die Idee zu einem Rathaus-Ju- übertragenen Ämter sogar von der persönlichen Be- malige Balinger und Frommerner Verhältnisse relativ Herausgegeben vom Zollernalbkreis. Zollernalb- gendstil-Projekt bereits vor etwa fünf Jah- kanntschaft mit den württembergischen Herzögen viele Zimmer. Profile Reihe B Band 1. Stuttgart 2001. ren; es ging ihr darum, im Rahmen des Rat- ausgehen. Bei einem aktuellen Forschungsprojekt im Die Fachwerkkonstruktion des „Tegernauer haus-Jubiläums eine große Bestandsauf- Jahr 2013 fand die Verfasserin Johann Friedrich von Te- Schlössles“ zeigte am Giebel die typischen Stilele- – Meinhold, Günther: Frommern, Dürrwangen und nahme all dessen vorzunehmen, was im Alb- gernau auch in Herrenberg, in der Geburtsstadt Hein- mente Schickhardts. Über einem massiven Erdge- Stockenhausen. Herausgegeben von der Stadt Ba- städter Raum an architektonischen Jugend- rich Schickhardts, wieder. Nach dem Tod Herzog Fried- schoss wurde das Hauptgeschoss aus Fachwerk er- lingen. Balingen 1993. stil-Schöpfungen vorhanden ist. richs von Württemberg im Jahr 1608 nahm der Balin- richtet, wie Schickhardt dies auch beim Wiederaufbau Und da ist erstaunlich viel. Bedingt durch ger Obervogt in Herrenberg die Huldigung der Bürger Balingens 1607 angeregt hatte. Charakteristisch sind – Nagel, Gerd K.: Schwäbisches Künstlerlexikon. Vom die ausnehmend späte Entwicklung der In- ab für den neuen Landesherrn – Herzog Johann Fried- die 2/3 hohen Streben, welche die Ständer rechts und Barock bis zur Gegenwart. München 1986, S. 371, dustrie wie auch durch deren atemberau- rich (1608-1628). Dieser wiederum ordnete 1613 – im links abstützten. Auf Verzierungen jener Zeit wie Feu- Abb. 507. bend raschen Aufstieg hatten die frisch ge- Jahr des Neubaus des „Tegernauer Schlössles“ – die Be- erböcke, Feuerlinien oder Rosetten verzichtete Hein- backenen, hiesigen Unternehmer genügend malung des Mittelschiffs der Balinger Stadtkirche mit rich Schickhardt. Er bevorzugte rein konstruktive For- – Zollernalbkurier vom 1.10.1998. Historie / Überra- Geld in der Hand, um sich repräsentative „biblischen Bildern“ an. Das Dokument hierüber, ein men und war seiner Zeit damit weit voraus. schende Entdeckung in Frommerns Geschichte. Te- Häuser leisten zu können, sprich: Villen nach großes, bemaltes Holzschild mit der entsprechenden Das „Tegernauer Schlössle“ in Frommern wurde gernauer Schlößchen ein Werk Schickhardts. His- dem aktuellen Zeitgeschmack, also Jugend- Anweisung, hing früher in der Stadtkirche und befin- beim Jahrhundert-Hochwasser 1895 schwer beschä- torikerin Ingrid Helber forschte in der Landesbib- stilvillen. Außerdem erkannten sie recht det sich heute als Leihgabe im „Haus der Museen“ in digt und bis 1899 abgebrochen. Den Zustand nach dem liothek. schnell, dass die von ihnen hergestellten Pro- der Zehntscheuer. Hochwasser dokumentiert ein Ölgemälde „Sägemühle dukte nicht nur nach deren Qualität beur- Pläne Heinrich Schickhardts für das „Tegernauer bei Balingen“ des bekannten schwäbischen Malers Ju- – Zollernalbkurier vom 23. Oktober 1999. Schwäbi- teilt wurden, sondern – so sind die Men- Schlössle“ in Frommern konnten leider nicht mehr ge- lius Kornbeck (1833-1920). Das Bild war vor einigen scher Leonardo? „Heinrich-Schickhardt“-Buch am schen eben – auch nach dem Aussehen ihrer funden werden. Sein Nachlass ist eben nicht vollstän- Jahrzehnten in einer Kunstauktion aufgerufen und be- Mittwoch in Stuttgart vorgestellt. Fabriken: Deren ansprechendes Erschei- nungsbild erhöhte also durchaus den Ab- satz. Das in attraktive Fabrikbauten ge- steckte Geld konnte demnach als Ausgabe für eine sinnvolle Werbemaßnahme gelten. Somit ist der umfangreichste Beitrag des Malerinnen im deutschen Südwesten Bandes „Architektur zwischen Jahrhundert- wende und Erstem Weltkrieg: Bauten im heu- tigen Albstadt“ von Michael Ruhland von „Stuttgarter Damenklasse. Künstlerinnen auf dem Weg in die Moderne“ – Von Dr. Michael Walther zentraler Bedeutung. Der Verfasser, lang- jähriger Denkmalpfleger im Regierungsbe- Im neuesten Buch der Kunsthistorikerin Dr. Gab- nigin Charlotte von Württemberg. Es gab aber auch Malerin, Ida Kerkovius, gingen durch die Bomben- zirk Tübingen, porträtiert hier 24 Gebäude, riele Katz, „Stuttgarter Damenklasse. Künstlerinnen auf Männer, die die Frauen aktiv unterstützten. Vor al- angriffe in den letzten Jahren des Zweiten Welt- darunter acht Villen, ein Hotel, zwei Ge- dem Weg in die Moderne“ werden 16 Malerinnen aus lem der Maler Adolf Hölzel, der in den Jahren vor dem krieges verloren. schäftshäuser, drei Kirchen, ein Rathaus, ei- dem deutschen Südwesten vorgestellt. Allen ge- Ersten Weltkrieg zunächst eine private Malschule in Alle im Buch vorgestellten Künstlerinnen wurden in ne Schule und sieben Fabriken. Die Krö- meinsam war, dass sie ab den 1860er-Jahren an der Kö- Dachau unterhielt und anschließend an der Stutt- eine Zeit, das 19. Jahrhundert, hineingeboren, in de- nung aller Jugendstil-Architektur im Raum niglichen Kunstschule in Stuttgart Malerei studieren garter Akademie unterrichtete, war ein Förderer vie- nen Frauen von der gesellschaftlichen Teilhabe noch Albstadt aber, zweifelsohne die Neue Villa konnten. Als aber die ersten Frauen auch am Kunst- ler der im Buch vorgestellten Künstlerinnen. Dazu ge- immer weitestgehend ausgeschlossen waren. Von we- Haux, ist ein eigener Beitrag gewidmet: „Ehe- markt auf sich aufmerksam zu machen begannen, wur- hörten Lily Hildebrandt, Hedwig Pfizenmayer, Marie nigen Ausnahmen abgesehen mussten viele der auch malige Villa Haux und ehemalige Trikotfab- den die Bedingungen für das Frauenstudium wieder er- Sieger oder Ida Kerkovius – letztere war in Stuttgart als „Malweiber“ abschätzig bezeichneten Künstle- rik Gebr. Haux, Wohnhaus und Fabrikge- schwert. Dennoch kam der Zulassung von Frauen an auch selbst als Lehrerin tätig. rinnen hart um Anerkennung und einen eigenstän- bäude“vonGabrieleHowaldt.Siewarbis1995 die Akademie einer Initialzündung gleich. Denn nun Während der NS-Diktatur wurden Malerinnen, de- digen Lebensentwurf kämpfen, der oftmals, wie bei wie Michael Ruhland Denkmalpflegerin an gründeten drei Frauen, allen voran die damals schon ren Kunst nicht mehr in das nun vorherrschende Kunst- Emma Joos oder Erna Raabe Freiin von Holzhausen Regierungsbezirk Tübingen. Zwei weitere Beiträge zu sich mit einzelnen Künstlern in einer Beziehung zu hie- in der Hand zu haben und Seite für Seite sich in ihn hi- erfolgreiche „Blumenmalerin“ Anna Peters, im Buch verständnis passten, vom Kunstbetrieb ausge- teuer bezahlt werden musste. Die Geringschätzung, mit Aspekten der Jugendstil-Architektur im heutigen Alb- sigen Raum stehen. Das Ganze ist auf anspruchsvolle nein zu vertiefen. wird auch ihre Schwester Pietronella Peters vorge- schlossen. Dazu zählten Maria Caspar-Filser, Maria denen die Künstlerinnen zu kämpfen hatten, ging bis stadt ergänzen diesen Themenkomplex (Gerhard Weise üppig bebildert, der Einband zeigt Christian Ganz großes Lob an Dr. Veronika Mertens und an al- stellt, den Württembergischen Malerinnen-Verein. In Hiller-Foell und Clara Harnack. Zwei aus jüdischen Fa- in die eigene Familie hinein. So war für den Kunst- Penck, Fritz Leibfritz). Landenbergers Monumentalgemälde „Der Frühling“ le anderen, die am Zustandekommen dieses schönen Stuttgart begann sich ein Netzwerk zu bilden, das milien stammende Künstlerinnen, Alice Haarburger historiker Hans Hildebrandt seine Frau Lily Hilde- Buchstäblich eingerahmt ist dieser zentrale Teil aus dem Jahr 1909, dessen Original in der Neuen Villa Bandes beteiligt waren! Künstlerinnen die Möglichkeit bot, ihre Kunst zu prä- und Käthe Loewenthal, wurden deportiert und er- brandt, ja alle Künstlerinnen, im besten Falle „An- durch einen, der vorgeschaltet ist und verschiedene Haux zu bewundern ist, alles höchst erlesen also, selbst Veronika Mertens (Hrsg.), Frühling im Südwesten. sentieren und zu verkaufen. Unterstützung fanden die mordet. Viele Werke, wie die von Marie Sieger oder, regerin… im Schatten des Größeren“. Dennoch konn- Beiträge zu Einzelfragen der Kunstgeschichte jener zeit die hier gebrauchten Schrifttypen sind in leicht ju- Neuer Stil um 1900, Albstadt 2013, 200 S., zahlr. Abb., Malerinnen bei einflussreichen Frauen wie der Kö- der neben Maria Caspar-Filser heute bekanntesten ten einige der Künstlerinnen, wie die schon er- enthält. Ein dritter Teil, der nachgeschaltet ist, befasst gendstiligerArtgehalten–esisteinGenuss,diesenBand 35 Euro. Seite 1915 Heimatkundliche Blätter November 2014 Thaddäus Troll, der Schwabenversteher Eine Biographie, nur für eingefleichte Fans – Von Dr. Peter Thaddäus Lang

Im Frühjahr 2014 wäre er hundert Jahre alt gewor- den Nazi-Jargon gekonnt zu gebrauchen. Nach kurzer Wer die Biographie zur Hand nimmt, mag vielleicht den, Dr. Hans Bayer alias Thaddäus Troll, der Mann, der britischer Kriegsgefangenschaft kam ihm bei der Ent- erwarten, dass deren Autor so spritzig und unterhalt- mit „Deutschland, deine Schwaben“ ebendiesem nazifizierung durch die Amerikaner in Stuttgart zugute, sam schreibt wie Thaddäus Troll – das ist jedoch nicht Stamm zu neuem Selbstbewusstsein verhalf, so dass die dass er als Student im Vollsuff einmal ein Hitlerbild zer- der Fall: Der Biograph schreibt eher nüchtern und sach- Schwaben heute ohne falsche Bescheidenheit von sich trümmert hatte. Er legte sich nun das Pseudonym lich, streckenweise verliert er sich in Nebensächlich- sagen „Wir können alles, außer hochdeutsch“ – Grund „Thaddäus Troll“ zu und machte sich einen Namen als keiten und verbreitet dann Langeweile. Während die Jahrgang 61 30. November 2014 Nr. 11 genug, eine Biographie über den erfolgreichen Ober- Theaterkritiker und Feuilletonist. Großen Erfolg hatte erste Hälfte der Biographie den Lebensweg als solchen Schwaben vorzulegen. er in diesem Lebensabschnitt nicht und wirtschaftlich recht lebendig beschreibt, widmet sich die zweite Hälf- Hans Bayer, am 18. März 1914 in Cannstatt als Sohn ging es ihm und seiner nunmehr mehrköpfigen Familie te Einzelthemen wie „Thaddäus Troll der kritische eines Seifensieders geboren, besuchte das humanisti- eher so lala. Der große Durchbruch kam 1967, als der Mundartdichter“, Thaddäus Troll und die Meinungs- sche Gymnasium in Cannstatt und machte dort 1932 Verlag Hoffmann und Campe bei ihm anfragte, ob er freiheit“, „... und seine Wahlkampfhilfe“, „...der Koch“ das Abitur. Das Studium (Literatur- und Kunstge- nicht ein Buch über den Charakter der Schwaben und Ähnliches, was immer wieder zu Überschneidun- schichte) führte ihn, wie damals üblich, von einer Uni- schreiben wolle, und zwar in einer Reihe „Deutschland gen und Wiederholungen führt. Und außerdem: Wen versität zur anderen, nämlich von Tübingen über Mün- deine ...“. Der Band über die Sachsen lag bereits vor. interessiert es, ob der Schwaben-Kenner Troll gerne chen bis nach Leipzig. Ebenso zeittypisch ist es, dass er Das Buch erschien 1967 und war ein durchschlagender kochte? Oder ob er Knoblauch als Speisezutat schätzte? Der schwäbische Leonardo sich einer Studentenverbindung anschloss und dort Erfolg: Innerhalb von zwei Jahren brachte es „Deutsch- Oder ob er gerne reiste? Und außerdem: Nicht gerade nicht nur dem Alkohol fleißig zusprach, sondern auch land deine Schwaben auf 15 Auflagen mit 200.000 Ex- spannend wirkt die unentwegte Nennung zahlloser mindestens genau so fleißig dem Ritual des studenti- emplaren. Thaddäus Troll schwenkte nun ganz auf die Kulturschaffender (meist aus Stuttgart), mit denen Heinrich Schickhardt und das „Tegernauer Schlössle“ - Von Dr. Ingrid Helber schenDegen-Fechtensoblag,„biszumExzess“,wiesein Schwaben-Schiene um und galt seitdem als der klassi- Thaddäus Troll irgendwann einmal zu tun hatte. Zumal Biograph meint (S. 48). Sein Studium scheint er darob sche Schwaben-Versteher. Er schob mehrere weitere die meisten von ihnen ohnehin mittlerweile längst ver- Heinrich Schickhardt (1558 – 1635) ist DER be- nicht vernachlässigt zu haben – er schlosst es 1939 mit Schwaben-Bücher nach, die sich zwar allesamt recht gessen sind. rühmte württembergische Baumeister und Bauinge- der Promotion ab (Thema seiner Doktorarbeit: „ Presse- gut verkauften, aber den Erfolg von „Deutschland deine Nur eingefleischte Troll-Fans werden es wohl schaf- nieur der Renaissancezeit. Seine vielfältigen und zahl- und Nachrichtenwesen der im Weltkrieg kriegsgefan- Schwaben“ konnte er nicht wiederholen. Trotzdem ge- fen, dieses Buch ganz zu Ende lesen. reichen Arbeiten sind insgesamt die am besten doku- genen Deutschen“). Mittlerweile war der Zweite Welt- hörte er fortan zum bundesdeutschen Literatur-Jetset. mentierten Projekte nördlich der Alpen in der Zeit um krieg ausgebrochen und er kam als „Berichter“ in eine Das änderte jedoch nichts daran, dass er immer wieder Jörg Bischoff: Thaddäus Troll. Eine schwäbische See- 1600. Der riesige Bestand N 220 des Hauptstaatsar- Propagandakompanie. Bei dieser journalistischen Ar- unter schweren Depressionen litt. Als Folge einer sol- le, Tübingen, Silberburg-Verlag 2013, 301 S., zahlr. chivs in Stuttgart fasst seinen allerdings nicht voll- beit verhielt er sich absolut systemkonform und wusste chen Depression setzte er 1980 seinem Leben ein Ende. Abb. ständigen künstlerischen Nachlass mit Plänen, Ent- würfen und Schriften zusammen. Dabei handelt es sich allein bei den Kopien um einen enormen Umfang von über zwei Metern an „Microfiches“. In der Württem- bergischen Landesbibliothek in Stuttgart befindet sich Exkursionen und Termine das eigenhändig von Heinrich Schickhardt geschrie- bene Inventar seines Eigentums – unter anderem mit Die Veranstaltungen der Heimatkundlichen Vereinigung im Dezember und Januar seiner umfangreichen Privatbibliothek. Daran fügte er die Zusammenstellung seiner enormen Arbeitsleis- tung an. Als Nachruhm wurde er angesichts seines im- DEZEMBER der Grundlage neuerer Forschungsergebnisse die Hin- Jahrhundert im bürgerlichen Auftrag von Leopold La- mensen Lebenswerks in der zweiten Hälfte des 20. Jahr- tergründe des Konflikts. zaro für die Wirtsfamilie des Rottenburger Waldhorn hunderts auch als „schwäbischer Leonardo“ (da Vinci) Mittwoch, 10. Dezember: Vortrag: Hans von Rech- 20 Uhr, Albstadt-Lautlingen, Stauffenbergschloss, Ein- geschaffen (1835/40) und 1850 der Kirche gestiftet. Be- bezeichnet. Dabei war Schickhardt eher der äußerst berg, die Schalksburg und die Klingenberger Fehde tritt frei. kannt ist das Gedicht „S'Weggetaler Kripple“ von Se- fleißige und bodenständige Praktiker als der Künstler mit Dr. Niklas Konzen (Eine gemeinsame Veran- bastian Blau (Josef Eberle). mit utopischen Ideen. staltung von Hohenzollerischem Geschichtsverein Busfahrt: Abfahrt in Albstadt-Ebingen, Busbahnhof 8 Allerdings hat Schickhardt auch seine innovativen und Heimatkundlicher Vereinigung Zollernalb). Uhr; Balingen, Stadthalle 8.30 Uhr. Umlage 35 Euro für Vorstellungen und seine technischen Weiterentwick- Im Jahr 1464 wurde das südliche Schwaben vom Ne- JANUAR Fahrt, Eintritte und Führungen. lungen aufgezeichnet. Er wirkte als Architekt bei Kir- ckar bis zum Bodensee durch Überfälle und Plünde- chen (Winkelhakenkirche in Freudenstadt, Montbé- rungszüge bewaffneter Banden heimgesucht. Der Samstag, 17. Januar 2015: Tagesexkursion: Botani- liard, Göppingen), Schlössern, öffentlichen und pri- Grund war eine Fehde zwischen zwei ungleichen Adels- scher Garten in Tübingen und Krippen in Rotten- vaten Gebäuden sowie als Städteplaner (Freudenstadt, koalitionen: Die Partei der Herren von Klingenberg burg mit Wilfried Groh. STAMMTISCHE Oppenau). Schickhardt fertigte Pläne für Energiespar- wurde geführt durch deren Helfer Hans von Rech- Am Vormittag werden in einer Führung durch die Ge- öfen in Wohngebäuden und Vorwärmpfannen für die berg, ein ehemaliger württembergischer Rat und Feld- wächshäuser des Botanischen Gartens Tropische Jeweils am 1. Mittwoch eines Monats trifft sich unter Salzgewinnung in der Saline von Sulz am Neckar. Er be- hauptmann, der seit Jahren als Anstifter vieler Klein- Nutzpflanzen und viele andere Gewächse der Tropen der Leitung von Dr. Peter Th. Lang der Ebinger tätigte sich als Kartograph für das Pays de Montbéliard kriege berüchtigt war. Mit ihm kämpfte sein Neffe Wil- im Tropicarium gezeigt. In den weiteren Schauhäu- Stammtisch um 15.00 Uhr im Café Wildt-Abt, (Mömpelgard), sorgte als Ingenieur für die Neckarre- helm von Rechberg, der Pfandbesitzer der Schalks- sern können Sie die Welt der Sukkulenten erleben, und Sonnenstraße 67, 72458 Albstadt-Ebingen, Telefon gulierung nördlich von Cannstatt, für Kanäle und Stol- burg. Auf der anderen Seite stand die Rittergesell- werden über die Flora der Kanarischen Inseln oder der 0 74 31 / 41 88. len, für Mühlen und Stampfwerke, für Torfabbau und schaft mit St. Georgschild, eine mächtige Bündnisor- subtropischen Gebiete informiert. Am Nachmittag er- Kohlebergwerke, für Brücken (Köngen) und Brunnen ganisation von oberschwäbischen Grafen, Herren und folgt eine Führung durch die Ausstellung des Sülch- Anmeldung zu den Veranstaltungen über den Ge- (Tübingen), Gartenanlagen (Pomeranzengarten in Le- Rittern. Als die beiden Grafen von Württemberg auf ih- gauer Altertumsvereins „Historische Rottenburger Ba- schäftsführer Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, onberg) und Festungsbauten (Tübingen) und noch vie- Das ehemalige „Tegernauer Schlössle“ am Eyachufer in Frommern. Beim Jahrhunderthochwasser 1895 wurde es teilweise zerstört rer Seite in den Konflikt eintraten, geriet die Klingen- rockkrippen und Papierkrippen“ in der Rottenburger 72461 Albstadt, Telefon 0 74 32 / 68 07. les mehr. Schickhardt war auch schriftstellerisch tätig, und bis 1899 abgerissen. Ölgemälde von Julius Kornbeck. In: Nagel, Gerd K.: Schwäbisches Künstlerlexikon. Vom Barock bis zur Ge- berger Partei in die Defensive. Nachdem ein würt- Zehntscheuer. Diese ehemalige vorderösterreichische Email: [email protected] denn entsprechend der Aufforderung Herzog Fried- genwart. München 1986, S. 371, Abb. 507. tembergisches Heer die Schalksburg zerstört hatte und Zehntscheuer wurde nach dem Stadtbrand von 1644 oder [email protected] sowie über unsere richs verfasste er zu der 1599/1600 gemeinsamen Hans von Rechberg gefallen war, konnten sich die Klin- neu aufgebaut und hat ein Doppeladlerrelief an der Homepage: www.heimatkundliche–vereinigung.de. durchgeführten Reise nach Italien einen Bericht, der rer Zeit unter Herzog Carl Eugen erhalten ist. Schick- Ergebnisse wurden anschließend in einer Ausstellung genberger nur durch eine diplomatische Intervention Ostseite. Zum Abschluss wird die Wallfahrtskirche im in mehreren Auflagen erfolgreich in Buchform ge- hardts Aufzeichnungen und Pläne haben in den Ar- und 1999 in einem herausragend gestalteten Buch prä- Österreichs retten. Der Vortrag stellt die Ereignisse und Weggental mit Führung besichtigt. Die ab 1682 er- Bei allen Veranstaltungen sind Gäste jederzeit will- druckt wurde. chiven besser überdauert als die Bauwerke, die Brän- sentiert. Beteiligt an der Schickhardt-Forschung war Akteure der Klingenberger Fehde vor und analysiert auf baute prächtige Barockkirche, eine vierjochige, ton- kommen. Im Jahr 1992 wurde die „Heinrich-Schickhardt-Stra- den, Kriegen und Neubauwut ausgesetzt waren. auch die Verfasserin, die in diesem Prachtband für den nengewölbte Hallenkirche mit eingezogenen Wand- ße“ als Kulturweg des Europarats ins Leben gerufen. In Backnang, Freudenstadt, Bad Boll, Stuttgart Bereich Balingen und Umgebung verantwortlich war. pfeilern, wurde 1695 geweiht. Für die Planung und Aus- Sie verbindet Württemberg und Frankreich und reicht (Hauptschule, Werkrealschule, Realschule, Berufs- Bei der Durchsicht des Schickhardt-Inventars in der führung des Kirchenbaus, ein frühes Beispiel des Vor- von Vaihingen/Enz bis ins französische Blamont im schule, Gemeinschaftsschule) sowie in Herrenberg Württembergischen Landesbibliothek in Stuttgart fand arlberger Münsterbauschemas, kommen Michael Herausgegeben von der „Pays de Montbéliard“ in der burgundischen Pforte - (Gymnasium) erhielten schon Schulen den Namen die- die Verfasserin 1998 das heraus, was man als kleine Sen- Thumb und Valerian Brenner in Frage. Als Stucka- Heimatkundlichen Vereinigung in das Gebiet um das früher württembergische Möm- ses berühmten Württembergers, die die entsprechen- sation bezeichnen konnte: Heinrich Schickhardt baute Die Autoren dieser Ausgabe teure finden Prospero Brenno (1688) und Johann Ge- Zollernalb pelgard (www.heinrich-schickhard-kulturstrasse.de). de „Vernetzung“ der Schickhardt-Kulturstraße nutzen in Frommern das „Tegernauer Schlössle“. Sein Wirken org Brix (1700) Erwähnung. Die Innenausstattung Es bestehen heute viele deutsch-französische Part- können. Der berühmte Name „Heinrich Schickhardt“ in Frommern war bis dato völlig unbekannt gewesen. Dr. Ingrid Helber stammt aus dem ersten Drittel des 18. Jh. Der Dach- Vorsitzender: nerschaften wie zwischen den Städten Ludwigsburg würde sich auch für ein Schulzentrum in Frommern an- Im Jahr 1613 errichtete Schickhardt für Johann Fried- Westerwaldstraße 17 reiter von 1799/1800 ersetzt den früheren Turm. Mit Dr. Andreas Zekorn, Landratsamt Zollernalbkreis, undMontbéliardoderzwischendenMusikvereinenvon bieten, da er auch in diesem Ort gewirkt hat. rich von Tegernau, den damaligen Obervogt in Balin- 72336 Balingen der Schenkung des Hochaltars mit der Kreuzabnahme 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 92 11 45 Frommern und Exincourt, das 3 Kilometer östlich von Die Forschung ist sich heute darüber einig, dass es gen, einen „Hauptbau“. Heinrich Schickhardt schrieb von 1730 förderte das österreichische Kaiserhaus die Montbéliard liegt. sich bei Schickhardt um eine unpolitische und absolut diese Tatsache eigenhändig in seinem Inventar nieder Dr. Michael Walther Wallfahrtskirche in der vorderösterreichischen Ober- Geschäftsführung: 1998 wurde der Verein „Europäische Kulturstraße integre Persönlichkeit handelt. Schickhardt war ein – und zwar an erster Stelle(!) seiner Zusammenstellung Schwanenstraße 13 amtsstadt Rottenburg. Ziel der Wallfahrt ist das höl- Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, Heinrich Schickhardt“ mit Sitz im französischen Hor- „Praktiker“, der nicht über eine verfeinerte Bildung mit der Rubrik „Adelige Schlösser“, die er gebaut hatte. 72336 Balingen zerne Gnadenbild der Pietà, Maria mit dem toten Chris- 72461 Albstadt, bourg-Wihr gegründet. Die Mitgliedsstädte wollen an Lateinunterricht verfügte. Viel Wissen erwarb er sich „Tegernauer Schlössle“, „Schlösslesmühle“ oder tus. Die Weggentaler Krippe zieht mit der von zahl- Telefon (0 74 32) 68 07 Bauwerke, Konstruktionen und Pläne Heinrich Schick- selbst durch sein Bücherstudium und seine Reisen so- „Schlössle-Bauer“ sind bis heute in Frommern be- Dr. Peter Thaddäus Lang reichen Figuren in der Landschaft des Krippenbergs E-Mail: [email protected] hardts erinnern und dessen Erbe der Nachwelt be- wie durch seinen „Lehrmeister“, Landbaumeister Ge- kannte Begriffe. Sie beziehen sich auf den östlichen Teil Lammerbergstraße 53 dargestellten Weihnachtsgeschichte als beliebtes wahren und präsentieren. Die Straße und der Verein org Beer. der heutigen Mühlstraße im Bereich des E-Werks Stotz. 72461 Albstadt Schauerlebnis zwischen dem 23. Dezember und dem Redaktion: bilden ein umfangreiches Netzwerk. Balingen ist der Mit der Vereinsgründung der „Europäischen Kul- Dort lag eine Mühle, die der Obervogt Johann Fried- 2. Februar (Mariä Lichtmess) zahlreiche Besucher an. Daniel Seeburger, Grünewaldstraße 15, Heinrich-Schickhardt-Kulturstraße noch nicht beige- turstraße Heinrich Schickhardt“ wurde auch ein For- rich von Tegernau schon 1608 zu kaufen beabsichtigt Die Krippe ist im Verlauf der Weihnachtszeit in vier Sze- 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 2 66-1 53 treten – ganz im Gegensatz zu Sulz /Neckar, von deren schungsprojekt der Landesgeschichte unter Prof. Sön- hatte. Heinrich Schickhardt war sicherlich mit dem „il- nen aufgebaut. Ursprünglich wurde die Krippe im 19. früherer Saline nur noch ein Wappenschild aus späte- ke Lorenz und Dr. Wilfried Setzler in Gang gesetzt. Die lustren“ Obervogt, der von Amts wegen im Balinger Seite 1919 Heimatkundliche Blätter Dezember 2014

seinem Titel und der adligen Herkunft zu präsentieren. ßischen Hof. Hier diente sie der Kronprinzessin Vikto- einem anwesenden Arzt. Im Buch können Sie viele De- Zumal Üxküll seine militärische Ausbildung in die Wie- ria, Gattin des späteren Kaisers Friedrich III. auch 99 Ta- tails entnehmen, hier und jetzt nur so viel, Graf Üxküll ner Hofburg führte, einem Ort an dem die Zwänge des ge-Kaiser genannt. erlitt eine schwere, zunächst als tödlich eingestufte Ver- Adels und das Hofprotokoll mehr als streng gehand- In dieser geachteten Stellung lernte Valerie den Gra- letzung. Er konnte wohl gerettet werden, dennoch litt habt wurden und es für den jungen Grafen nicht ein- fen Üxküll kennen, der als österreichischer Militärat- er Zeit seines Lebens unter der nicht entfernten Kugel fach war, sich durch diese Klippen zu navigieren. Er taché ebenfalls am Berliner Hofe agierte. Über die ei- und damit an Schmerzen, die teils mit starken Mitteln hielt sich zurück, blieb abends lieber zuhause um zu gentliche Liebesgeschichte konnte bisher kaum etwas behandelt wurden. sparen, als im Theater und an sonstigen öffentlichen in Erfahrung gebracht werden, indes ist klar, die Affäre Um die Sache abzukürzen, die Schnellfassung: Das Plätzen zu repräsentieren. Gleichwohl erkannte er aber, war nach kurzer Zeit sehr heftig. Beide Liebende hat- erste Kind, des nicht verheirateten Paares kam am 25. das wissen wir aus seinen Tagebüchern, die Kulissen, ten gewisse Grundsätze und einer war eben der, dass März 1870 in Venedig zur Welt und war das ganz große die sich viele Adlige und Herrscher zurechtlegten, hin- ein Kind aus dieser Verbindung durch seine adlige Her- Glück des Paares, das in keinster Weise vor hatte zu hei- Jahrgang 61 31. Dezember 2014 Nr. 12 ter denen sich aber oft nur Neid, Missgunst und Dumm- kunft seines Lebens mit Konventionen kämpfen müsse raten. Zur Zeit des deutsch-französischen Krieges war Graf Üxküll in Paris tätig und dort maßgeblich daran be- heit verbarg. In seinen eigenen Aufzeichnungen sparte und in der persönlichen Entwicklung eingeengt sei. Dies teiligt, dass Österreich nicht mit in diesen Krieg ein- er auch nicht mit diesbezüglicher Kritik. wollten sie verhindern und damit war eine konventio- griff! Seine Familie wohnte in einem kleinen Vorort. An- In kriegerischen Einsätzen hatte Üxküll mehrfach nelle Eheschließung vorneweg aus dem Rennen. Nun schließend suchte Graf Alfred mit Valerie und dem klei- großen Mut bewiesen, wurde sogar schwerst verwun- gab es also eine Hofdame und einen Militärattaché die nen Sohn, der als Alfred det und sein ramponierter Dreispitz aus dem deutsch- ein uneheliches Verhältnis führten, keine sonderlich Ein ungeliebter Greifvogel Hohmann protestantisch getauft wurde, eine Zu- dänischen Krieg beeindruckte noch seinen Enkel Claus gute und zu verheimlichende Idee im geschwätzigen kunft in der Schweiz, wo er in Schwamendingen bei Zü- Schenk Graf von Stauffenberg, denn er wurde im Laut- Berlin des 19. Jahrhunderts! rich das kleine Gut Waldgarten kaufte. Aber das Glück linger Schloss aufbewahrt! Auf den Punkt gebracht: Valerie verließ Berlin und Der Habicht, Vogel des Jahres 2015 – Von Dr. Karl-Eugen Maulbetsch war nur von kurzer Dauer, der Sohn Alfred erkrankte Die Mutter Alexandrines, Angelica Adelheid Valeria gab damit ihre Stellung am königlichen Hofe auf. In Ve- schwer und was zunächst als harmlos angesehen wur- geb. Gräfin von Hohenthal entstammte einem alten Ge- nedig fand die sicher schon sichtbar Schwangere Un- de, endete mit seinem frühen Tod am 2. Juli 1871!!! schlecht, das man aber dem sogenannten Briefadel zu- terkunft! Die Gerüchteküche brodelte und eine uner- In der Folge bestand Graf Alfred vehement auf einer ordnen darf. Briefadel bedeutet, es hat eine Standes- wartete Zusammenkunft des Grafen Üxküll mit dem Eheschließung, die am 8. August 1871 stattfand. Im klei- erhöhung stattgefunden, die durch einen Adelsbrief Bruder seiner Valerie, dem Grafen Moritz von Ho- nen Gut Waldgarten kam dann 1872 Gräfin Albertine festgeschrieben wurde. Die sogenannte Ahnenprobe, henthal ließ die Sache zum kochenden Höhepunkt brin- von Üxküll-Gyllenband zur Welt und am 30. Juni 1873 bei der die adligen Vorfahren festgestellt wurden, hätte gen: Hohenthal forderte Üxküll zum Duell!! schließlich Gräfin Alexandrine. Ihr folgten 1875 in Wien hier aber nicht oder nur teilweise funktioniert. Nichts- Der Dreikönigstag des Jahres 1870 wurde zum Tag Gräfin Caroline und 1877 in der ungarischen Garnison destotrotz, die Grafen von Hohenthal hatten einen der Tage erkoren. Ein klassisches Pistolenduell im Ber- Güns Graf Nikolaus von Üxküll-Gyllenband. ebenso großen Standesdünkel wie die Üxküll und Va- liner Grunewald fand statt. Wie es die Ehre erforderte lerie war ja auch immerhin Hofdame am königlich preu- mit ordentlichen Sekundanten auf beiden Seiten sowie (Fortsetzung folgt) Exkursionen und Veranstaltungen Die Termine der Heimatkundlichen Vereinigung im Januar und Februar

JANUAR setzt den früheren Turm. Mit der Schenkung des Hoch- 19.30 Uhr, Albstadt-Ebingen, Stadtbücherei, Johan- altars mit der Kreuzabnahme von 1730 förderte das ös- nesstraße 5, Eintritt frei. Samstag, 17. Januar 2015: Tagesexkursion: Botani- terreichische Kaiserhaus die Wallfahrtskirche in der scher Garten in Tübingen und Krippen in Rottenburg vorderösterreichischen Oberamtsstadt Rottenburg. mit Wilfried Groh. Ziel der Wallfahrt ist das hölzerne Gnadenbild der Pie- Mittwoch, 18. Februar 2015: Ausstellungsführung: Am Vormittag werden in einer Führung durch die Ge- tà, Maria mit dem toten Christus. Die Weggentaler „Krieg und Passion – Otto Dix nach dem 2. Weltkrieg“ wächshäuser des Botanischen Gartens Tropische Krippe zieht mit der von zahlreichen Figuren in der und „Zwischen Reportage und Graphic Novel: Krieg Nutzpflanzen und viele andere Gewächse der Tropen Landschaft des Krippenbergs dargestellten Weih- zeichnen“ mit Dr. Veronika Mertens. im Tropicarium gezeigt. In den weiteren Schauhäusern nachtsgeschichte als beliebtes Schauerlebnis zwischen 14 Uhr, Galerie Albstadt, Städtische Kunstsammlun- können Sie die Welt der Sukkulenten erleben, und wer- dem 23. Dezember und dem 2. Februar (Mariä Licht- gen, Kirchengraben 11, 8 Euro. den über die Flora der Kanarischen Inseln oder der sub- mess) zahlreiche Besucher an. Die Krippe ist im Verlauf tropischen Gebiete informiert. Am Nachmittag erfolgt der Weihnachtszeit in vier Szenen aufgebaut. Ur- eine Führung durch die Ausstellung des Sülchgauer Al- sprünglich wurde die Krippe im 19. Jahrhundert im STAMMTISCHE tertumsvereins „Historische Rottenburger Barock- bürgerlichen Auftrag von Leopold Lazaro für die Wirts- krippen und Papierkrippen“ in der Rottenburger familie des Rottenburger Waldhorn geschaffen Jeweils am 1. Mittwoch eines Monats trifft sich unter Zehntscheuer. Diese ehemalige vorderösterreichische (1835/40) und 1850 der Kirche gestiftet. Bekannt ist das der Leitung von Dr. Peter Th. Lang der Ebinger Zehntscheuer wurde nach dem Stadtbrand von 1644 Gedicht „S'Weggetaler Kripple“ von Sebastian Blau (Jo- Stammtisch um 15.00 Uhr im Café Wildt-Abt, Son- neu aufgebaut und hat ein Doppeladlerrelief an der sef Eberle). nenstraße 67, 72458 Albstadt-Ebingen, Telefon Im Anflug: Der Habicht Foto: NABU / W. Lorenz Ostseite. Zum Abschluss wird die Wallfahrtskirche im Busfahrt: Abfahrt in Albstadt-Ebingen, Busbahnhof (0 74 31) 41 88. Weggental mit Führung besichtigt. Die ab 1682 erbaute 8.00 Uhr; Balingen, Stadthalle 8.30 Uhr. Umlage 35,00 Nach dem Grünspecht bekam ein bekannter, aber nicht Landesteilen mit größeren Waldflächen. Im Süd- növrierfähigkeit zwischen den Waldbäumen und dem prächtige Barockkirche, eine vierjochige, tonnenge- Euro für Fahrt, Eintritte und Führungen. Anmeldung zu den Veranstaltungen über den Ge- überall beliebter Greifvogel den Titel „Vogel des Jah- schwarzwald, Teilen Oberschwabens, den Gäuland- Unterholz. Die kleineren Seitenflächen, bedingt durch wölbte Hallenkirche mit eingezogenen Wandpfeilern, schäftsführer Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, res 2015“. Jahrhunderte lang wurde der kräftige, wen- schaften brütet er in geringerer Anzahl. Hinweise auf die Rundungen an den Flügelenden erzeugen weniger wurde 1695 geweiht. Für die Planung und Ausführung 72461 Albstadt, Telefon (0 74 32) 68 07. dige und blitzschnell auf hohe Geschwindigkeiten be- Reviere und Beobachtungen liegen auch für die nä- Wirbel und Widerstand, so dass schnell höhere Be- des Kirchenbaus, ein frühes Beispiel des Vorarlberger Email: [email protected] oder schleunigende Vogel verfolgt. Manche Jäger sahen in here Umgebung vor. Am Boxberg, südlich von Bitz, schleunigungen und Geschwindigkeiten möglich sind. Münsterbauschemas, kommen Michael Thumb und FEBRUAR [email protected] sowie über unsere Home- ihm einen Konkurrenten um Niederwild. Tauben- und konnte ein Horst mit mindestens einem Jungvogel fest- Bei der Jagd, die von einer Warte aus oder im Pirsch- Valerian Brenner in Frage. Als Stuckateure finden Pro- page www.heimatkundliche-vereinigung.de. Hühnerhaltern galt er als Dieb. Auch heute noch ist er gestellt werden. Östlich der Beurener Heide am Ran- flug erfolgt, nützt der Habicht den Überraschungsef- spero Brenno (1688) und Johann Georg Brix (1700) Er- Mittwoch, 4. Februar 2015: Vortrag: Forschung im der nicht erlaubten Verfolgung ausgesetzt. „Illegal ab- kenberg ließen sich Habichte bei der Balz beobachten fekt aus. Vögel verfolgt und greift er im Flug, kleinere wähnung. Die Innenausstattung stammt aus dem ers- Schatten der Zollernburg. Die Kaiser Wilhelm Insti- Bei allen Veranstaltungen sind Gäste jederzeit herzlich geschossene, vergiftete Habichte sind nach wie vor (Auskünfte: H.M. Weisshap, 2013). In Endingen an der Säugetiere indem er flach über dem Boden auf die Beu- ten Drittel des 18. Jh. Der Dachreiter von 1799/1800 er- tute in Hechingen, Haigerloch und Tailfingen mit willkommen. trauriger Alltag, so NABU-Vizepräsident H. Opitz“. Der Steinach zeigten sich im Frühjahr 2014 die Greife bei te zustößt, um diese dann mit den Fängen zu fassen. Volker Lässing. Naturschutzbund Deutschland und der Landesbund Überraschungsangriffen auf Tauben, die dort zu ei- Da er wegen des enormen Energieaufwands nur kür- In einem Vortrag mit Lesung stellt Volker Lässing sein für Vogelschutz in Bayern stellen mit dieser Wahl ei- nem Schlag gehören (Mitteilung O. Renaux). Bei He- zere Strecken zurücklegen kann, wird er den Kurz- Buch „Im Schatten der Zollernburg – Die Kaiser-Wil- nen faszinierenden, scheuen Waldbewohner vor und selwangen an der Krummen Steige kreiste ein Habicht streckenfliegern zugeordnet. Auf Grund seiner Jagd- helm-Institute und ihre Nobelpreisträger in Hechin- Herausgegeben von der appellieren die Greifvogelverfolgung einzustellen. bei strahlendem Sonnenschein über dem Waldgebiet, methoden entwickelten sich vielfältige Beziehungen gen, Haigerloch und Tailfingen“ vor. Nachdem Lässing Heimatkundlichen Vereinigung Verbreitung: Der Habicht kommt in mehreren Un- stürzte plötzlich aus großer Höhe nach unten und jag- zwischen dem Greifvogel und den Menschen. In der in seinem ersten Buch „Den Teufel holt keiner!“ die Zollernalb terarten, die sich in der Musterung und Färbung un- te unter „gik-gik“- Rufen mit hoher Geschwindigkeit Falknerei wird er zur Beizjagd oder in Flugshows ein- Die Autoren dieser Ausgabe Zeit Otto Hahns in Tailfingen aufgearbeitet hat, steht terscheiden, vor allem auf der Nordhalbkugel als Brut- durch die Bäume (C. u. K.-E. Maulbetsch 19.10.2014). gesetzt. Namensgebungen im Volksmund wie Hüh- jetzt Hechingen im Mittelpunkt. Die Forschungs- Vorsitzender: vogel vor. Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich z.B. Kennzeichen und Namen: Das Habichtweibchen hat ner-, Taubenhabicht, Stößer, Stockfalke oder Dop- schwerpunkte und die Standorte der Kaiser-Wilhelm- Dr. Andreas Zekorn, Landratsamt Zollernalbkreis, in Eurasien von den Wäldern im Westen Europas über ungefähr die Größe eines Bussards. Das Männchen, pelsperber sind auf seine Jagd nach Geflügel und Zucht- Institute für Biologie und Physik mit ihren Nachfolge- 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 92 11 45 die Waldareale in Mittel-, Nord- und Osteuropa sowie auch Terzel genannt, ist etwa um ein Drittel kleiner. tauben als Beutetiere und seine Ähnlichkeit mit dem Dr. Karl-Eugen Maulbetsch instituten von 1943 bis 1960 werden mit vielen erst- Nordasiens bis zu denjenigen auf der Halbinsel Kamt- Beide Altvögel sind in der Färbung nahezu gleich. Die Sperber zurückzuführen. In der Kunst und Literatur gilt Am Stettberg 9 mals veröffentlichten Bildern eindrucksvoll darge- Geschäftsführung: schatka im Osten. Die Gebiete jenseits des borealen Na- Oberseite ist dunkelgrau bis braun, die weißliche Un- der Jäger als Symbol für drohende Gefahren, Verfol- 72336 Balingen stellt. Lässing hat in vielen Archiven im In- und Aus- Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, delwaldgürtels, die Tundren, sowie die Steppen- und terseite jeweils schwarz gebändert. Der krumme, schar- gungen, Auseinandersetzungen in der Natur, aber auch land recherchiert und in Hechingen auch viele Perso- 72461 Albstadt, Wüstengebiete sind nicht bewohnt. Die Besiedlungs- fe Schnabel hat die Form eines Hakens. Die Iris der Au- als Sinnbild für Einsamkeit und Freiheit. nen befragt. Er zeigt im Rahmen seines multimedial Telefon (0 74 32) 68 07 dichten innerhalb des Verbreitungsgebietes schwan- gen leuchtet gelb bis orange oder rot-orange. Läufe und Lebensraum und Brutbiologie: Der Habicht besie- Heiko-Peter Melle unterstützen Vortrages auch erstmals einen Film, der E-Mail: [email protected] ken jedoch beträchtlich. Ein Schwerpunkt liegt im eu- Fänge sind verhältnismäßig groß. Letztere enden in delt lichte Nadel- und Mischwälder sowie Waldränder Tierberger Straße1 die Alsos-Einheit im April 1945 in unserer Region in Ak- ropäischen Teil Russlands. Die bewaldeten Mittelge- spitzen Krallen und haben beträchtliche Greifweiten. in reich strukturierten Landschaften. Inzwischen hat 72459 Albstadt tion zeigt. Dieses Filmmaterial befindet sich im ame- Redaktion: birge und das Tiefland im Nordwesten Deutschlands Die Flugmuskulatur ist stark ausgeprägt. Die Flügel sind er sich als Kulturfolger auch in größeren Städten nie- rikanischen Nationalarchiv in Washington und macht Daniel Seeburger, Grünewaldstraße 15, haben eine relativ hohe Dichte. Lücken gibt es z.B. an relativ breit, kurz und abgerundet. Sie können plötz- dergelassen. Die Anlage eines Horstes geschieht mög- 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 2 66-1 53 eine wichtige Episode in der Geschichte unserer Regi- der Nordseeküste und in der Magdeburger Börde. Auch lich in andere Richtungen bewegt werden. Der lange lichst in Altholzbeständen. In Baden-Württemberg be- on lebendig. in Baden-Württemberg horstet der Habicht in allen Schwanz als Steuerorgan unterstützt die hohe Ma- vorzugt er dabei Nadelbäume. Beide Geschlechter sind Seite 1917 Heimatkundliche Blätter Dezember 2014 Dezember 2014 Heimatkundliche Blätter Seite 1918

am Bau eines Nestes beteiligt. Dies mittlere Eintreffdatum aus dem Winterquartier auf dem tembergs, Gefährdung und Schutz, Teil 2). Fortpflan- kann in einer Astgabel oder auf star- Heuberg oder im Tal in Balingen fällt auf den 16. Feb- zungsraten und Lebenserwartung sanken. Seit 1977 be- ken Ästen im Kronenbereich ange- ruar (20-jährige Beobachtungsreihe). steht eine ganzjährige Schonzeit. Einige Chemikalien legt sein. Das Nistmaterial setzt sich Der Schwarze Milan ist dunkler gefärbt und der wurden verboten, die Belastungen sanken. Die Ha- Literatur aus Reisern und grünen Zweigen zu- Schwanz weniger gegabelt. Seine Anwesenheit in bichtpopulationen erholten und vergrößerten sich. sammen. Manchmal werden ver- Horstnähe verrät er durch ähnlich klingende Rufrei- Heute leben in Baden-Württemberg wieder 1200 bis – Deutscher Rat für Vogelschutz: Berichte zum Vo- lassene Nester von Bussarden oder hen wie sie beim Roten Milan zu hören sind. Der Lang- 1600 Brutpaare. Die Situationen in anderen Bundes- gelschutz, Heft Nr. 44, NABU 2007 von Krähen weiter ausgestaltet. Oft streckenzieher ist bei uns ein Sommervogel. Er er- ländern sind sehr unterschiedlich. Bayern stuft den Ha- – Fitter, R.: Buch der Vogelwelt Mitteleuropas, Stutt- werden innerhalb eines Reviers scheint Ende März/Anfang April und zieht bereits En- bicht als gefährdet ein. Brandenburg meldete in der gart 1973 mehrere sogenannte Wechselhorste de August in den westlichen Mittelmeerraum oder nach Zeitspanne von 1995 bis 2009 eine Abnahme von 44%. – Glutz von Blotzheim u. a.: Handbuch der Vögel Mit- gebaut, die dann abwechslungs- Afrika, um zu überwintern. In Baden-Württemberg Auch Nordrhein-Westfalen gibt Rückgänge bekannt. teleuropas, Bd. 4, Frankfurt 1971 weise über mehrere Jahre genutzt brütet er vor allem im Bodenseebecken, entlang der Dies war der Anlass, den Habicht in den beiden Län- – Grzimeks Tierleben: Bd. IX, Vögel 1, Lizenzausgabe werden. Balzflüge, begleitet mit lau- großen Flussniederungen, in Oberschwaben, auf der dern in die Vorwarnliste aufzunehmen. Andere Län- 1977 ten Rufen, Sturzflügen und Wen- Schwäbischen Alb und auf der Baar. der wie Sachsen-Anhalt verzeichnen stabile Bestände – Hölzinger, J.: Artenliste der Vögel Baden-Württem- dungen, beginnen bereits im Feb- Der Mäusebussard kommt in allen Landesteilen Ba- (s. Tab. 2). Da Tauben die Hauptbeute ausmachen, fin- bergs, Ornithologische Jahreshefte für BW, Bd. 22, ruar, unter sehr milden Bedingun- den-Württembergs vor. Die Färbung ist sehr variabel, det der Bewohner der Wälder auch in größeren Städ- Heft 1, Dez. 2005 gen noch früher. Die Zeremonien sie schwankt zwischen weiß und dunkelbraun. Mar- ten gute Bedingungen. Die Population in den Stadt- – Hölzinger, J. u. a.: Rote Liste der Brutvögel Baden- finden in unmittelbarer Nähe zum kante Erkennungsmerkmale sind der aus hellen und wäldern und Parks in Berlin umfasst ca. 100 Paare. Die Württembergs, Ornithologische Jahreshefte für BW, Revier statt. Bau-und Besetzungs- dunklen Querstreifen bestehende „Latz“ auf der Brust Siedlungsdichte mit 11,2 Brutpaaren/100 km2 stellt ei- Bd. 24, Heft 1, Juli 2008 phase eines Horstes dauern bis zu und die wehmütigen hiiäh-Rufe. Er jagt im offenen Ge- nen Spitzenwert dar. Im Nordschwarzwald ist dage- – Mebs, Th.: Greifvögel Europas und die Grundzüge einem Monat. Danach beginnt die lände entweder von einer Warte oder von einem Rüt- gen die Dichte mit 3,3 Brutpaaren/100 km2 gering der Falknerei, Kosmos Naturführer, Stuttgart 1968 Eiablage. Das Gelege umfasst zwei telflug aus. Die Beute, die insbesondere aus Mäusen be- (Straub, F. u. a.: Ornithologische Jahreshefte für – Naturschutzbund Deutschland e. V. (NABU) und bis fünf, mehrheitlich drei bis vier steht, wie der Name besagt, wird im Anflug am Boden BW 2011). Für das Bundesgebiet mit seinen geschätz- Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV): Der grünlichweiße ovale Eier, die vom geschlagen. In aufsteigenden Luftströmen können die ten 11500 bis 16500 Brutpaaren geben die natur- Habicht, Vogel des Jahres 2015, Aktionsleitfaden, Weibchen bebrütet werden. Wäh- Vögel manchmal bewegungslos in der Luft stehen. Beim schutztreibenden Vereine einen Wert von 6 Brutpaa- Berlin 2014 rend dieser Zeit wird es vom Männ- Flug wechseln Schlag- und Gleitphasen ab. Durch das ren/100 km2 an. – NABU, LBV: Der Habicht, Vogel des Jahres 2015, Ber- chen mit Beute versorgt. Nach etwa Aufspreizen der Flügelspitzen erzielt der Vogel eine Der Habicht gilt in Deutschland als eine nicht ge- lin 2014 40 Tagen schlüpfen die Jungen, die Auftriebsvermehrung und verhindert so ein Absinken. fährdete Vogelart. In manchen Gebieten ist er jedoch – NABU, LBV: Illegale Greifvogelverfolgung, Berlin acht bis zehn Tage gehudert wer- Zum Abbremsen wird der kurze Schwanz aufgefä- verschwunden oder selten geworden. Bundesnatur- 2014 den. Der Terzel übernimmt auch in chert, was einen hohen Widerstand erzeugt, der sich schutzgesetz und europäische Artenschutzverord- – Rüppel, G.: Vogelflug, rororo Sachbuch 1980 dieser Phase die Versorgung der ge- noch durch das Ausstrecken der Beine erhöht. nung sehen für die in Europa lebenden Greifvögel ei- – Singer, D.: Was fliegt denn da? Fotoband, Ting, Kos- samten Familie. Danach beteiligt Bestand: Vor etwa fünfzig Jahren war der Habicht nen hohen Schutzstatus vor. Trotzdem kommen im- mos Naturführer 2011 sich auch das Weibchen am Beute- in Baden-Württemberg fast ausgestorben. Der Be- mer wieder nicht erlaubte Nachstellungen und Tö- – Straub, F. u. a.: Siedlungsdichte und Beutespekt- erwerb. Die ersten Stehversuche und stand zählte damals noch etwa 100 Paare. Einer der tungen vor. In Nordrhein-Westfalen wurden von 2005 rum des Habichts Accipiter gentilis im Nord- Sprünge mit ausgebreiteten Flügeln Hauptgründe war die Verfolgung durch den Men- bis 2009 700 Eulen und Greifvögel, darunter auch Ha- schwarzwald: Eine Zusammenfassung des Wis- wagen die Nestlinge nach zwei bzw. schen. Jäger, Tauben- und Geflügelhalter waren ihm bichte, getötet. Der Naturschutzbund und der Lan- sensstandes, Ornithologische Jahreshefte für BW, Bd. vier Wochen. Die volle Flugfähig- nicht immer wohlgesonnen. Die Greifvögel wurden mit desbund wollen mit ihren Projekten und Aktivitäten ei- 27, Heft 1, Juni 2011 keit erlangen sie Ende Juni /Anfang Fangkörben und Schlagfallen, die Tauben als Köder nen Beitrag zum Überleben des Habichtes leisten, denn – Walz, J.: Aktionsraumnutzung und Territorialver- Juli nach 40 bis 45 Tagen. Die Jung- enthielten, gefangen, Altvögel im Horst abgeschossen dieser spielt dadurch, dass kranke und nicht fitte Tie- halten von Rot- und Schwarzmilanpaaren (Milvus vögel halten sich zunächst noch in und Jungvögel ausgehorstet. Fällungen von Horst- re geschlagen werden, auch eine wichtige Rolle in der milvus, M. migrans) bei Neuansiedlungen in Horst- der Nähe des Horstes auf und wer- bäumen und Kahlschläge von Altholzbeständen ka- natürlichen Auslese. Zu seinem Schutz fordern die Ver- nähe, Ornithologische Jahreshefte für BW, Bd. 24, den weiter gefüttert. Ihr Federkleid men hinzu. Aber auch der verstärkte Einsatz von Um- bände: Heft 1, Juli 2008 ist längsgestreift mit tropfenähnli- weltchemikalien hatte die Dezimierung der Populati- • Verbote der Habichtfangkörbe, Schlagfallen, – Walz, J.: Bemerkenswerte Bestandszunahme von chen Flecken. Der Übergang zum onen zur Folge. Als Endglieder in einer Nahrungskette Tellereisen und das Aushorsten junger Habichte Rot- und Schwarzmilan in den Oberen Gäuen west- gebänderten Gefieder erfolgt im darauffolgenden Jahr. als Beutetiere vier Familien vorherrschen, nämlich zu klein, ist der Energieaufwand zu hoch. Optimale kam es in den Vogelkörpern zur Anreicherung von chlo- • Einrichtungen von Schutzzonen um Horstbäume lich Böblingen, Ornithologische Jahreshefte für BW, Die Entfernungen vom Brutplatz nehmen immer mehr Tauben mit 45%, Krähenvögel 17%, Drosseln 14% und Beutegewichte schwanken zwischen 300 und 600 rierten Kohlenwasserstoffen. Rückstandsmessungen in • Erhalt von Altholzbeständen Bd. 30, Heft 1, Juli 2014 zu und nach etwa sieben Wochen löst sich der Fami- Spechte 11%. Ringeltauben dominieren bei der erst- Gramm ( Straub, F. u. a.: Siedlungsdichte und Beute- Eiern aus den 1970er Jahren zeigten zum Teil be- • Einschränkung waldbaulicher Maßnahmen wäh- – Wink, M.: Ornithologie für Einsteiger, Springer-Ver- lienverband auf und die Junghabichte verlassen das Re- genannten Familie und Eichelhäher bei den Krähen- spektrum des Habichts im Nordschwarzwald, Orni- trächtliche Werte (Hölzinger, J.: Die Vögel Baden-Würt- rend der Brutzeit lag, Berlin Heidelberg 2014 vier. Während die Altvögel Standvögel sind, wandern vögeln. Das Nahrungsspektrum ändert sich im Laufe thologische Jahreshefte für BW, Bd. 27, 2011). die Jungen weiter umher. eines Jahres. Zugvögel fehlen im Winter, in dieser Jah- Einige Verwandte (s. auch Tab. 1): Der Sperber äh- Auf dem Speiseplan der Habichte stehen Vögel, Nie- reszeit werden vor allem kleine Säugetiere wie Eich- nelt in Färbung, Bänderung, in der Lebensweise und derwild, ab und zu Hühner und Zuchttauben, wobei hörnchen erbeutet. Die bevorzugten Beutetiere im den Jagdmethoden dem Habicht, ist aber wesentlich nur das mächtigere Weibchen in der Lage ist größere Nordschwarzwald fallen in die Gewichtsklasse zwi- kleiner. Wie der Habicht, so hat sich auch der Sperber Tiere zu greifen. Aus einer Untersuchung aus dem schen 80 und 640 Gramm. Sind die Beutegewichte zu in Städten und Dörfern eingerichtet. Er jagt an Wald- „In der Heimat fand ich vieles sehr verändert.“ Nordschwarzwald geht hervor, dass unter den Vögeln groß, entstehen möglicherweise Verletzungen, sind sie rändern, in Arealen, die mit Hecken und Feldgehölzen durchsetzt sind, sowie in Gärten des Siedlungsraumes. Fliegen Die Lebensgeschichte von Alexandrine von Üxküll-Gyllenband - Von Heiko-Peter Melle, Teil 1 plötzlich Sperlinge oder Finken aus den Büschen in alle Richtun- Wir haben hier in Lautlingen das Glück, dass wir jähr- ihre privaten Archive tische Ortschaft Ikskile, was so viel wie Eindorf bedeu- gen, dann kann dies ein Zeichen lich den Personen gedenken können, die im Kampf ge- zugänglich machten tet. Bevor Riga im Jahre 1201 gegründet wurde, befand sein, dass der Sperber auf der Jagd gen die Nazi-Diktatur ihr Leben verloren haben. Es ist und hier kann ich mit sich in Ikskile der Bischofssitz und die alte Bischofs- ist. Mit seinen langen Läufen und ganz natürlich, dass hier einige Personen wie Claus großer Dankbarkeit auf kirche ist in Resten heute noch auf einem kleinen In- kräftigen Fängen kann er Klein- Schenk Graf von Stauffenberg und sein Bruder Bert- Frau Olga von Saucken, selchen erkennbar. Schon 1257 werden die Herren von vögel bis in Hecken hinein ver- hold, im Vordergrund stehen manche aber wiederum eine Nichte von Ale- Üxküll erstmals erwähnt und damit beginnt auch die folgen und greifen. Bei uns ist der eher ein Schattendasein führen. In den letzten Jahren ge- xandrine von Üxküll, Odysee der Namenschreibung. Wir finden hier alles von Sperber ein Standvogel. Jungvö- lang es uns mit der hier im Hause beheimateten Stauf- und deren Kinder Kon- Uxkull über Uexkull bis Üxküll, je nachdem in wel- gel wandern z. T. weit umher, fenberg-Gedenkstätte den Onkel der beiden Grafen- rad von Saucken und chem Land geschrieben wurde und welche Sprachei- genheiten berücksichtigt wurden. Nichtsdestotrotz, manche können im Winter bis in Brüder, Graf Nikolaus von Üxküll-Gyllenband aus eben Katharina von Sau- Michael Freiherr von Taube war es, der in den 1930er den Mittelmeerraum ziehen. diesem Schattendasein zu reißen. Er war einer der Spi- cken-Griebel verwei- Jahren eine ausführliche Familiengeschichte schrieb Der Rote Milan ist an seinem tief ritusrektoren des 20. Juli – und eben auch ein Bruder sen. Hier durfte ich die und der auch die Zusammenhänge fand, wie die würt- gegabelten rostroten Schwanz und der heute zum Thema anstehenden Gräfin Alexandrine. sehr persönlichen Ta- tembergischen Reichsgrafen von Üxküll-Gyllenband in an seinen trillernden Rufen im Ge- Sie hat ihre Lebenserinnerungen selbst in Buchform gebuchab-schriften diese Familie hineinpassen. Dies aber können Sie aus- lände gut erkennbar. Gute Beob- einsehen und alte Fo- 1956 aufgelegt. Ein kleines, kompaktes Büchlein, das führlich im Büchlein nachlesen. achtungsmöglichkeiten bieten natürlich schon seit langem vergriffen ist. Stetigen An- tos kamen zutage. Mit Die Eltern von Gräfin Alexandrine von Üxküll-Gyl- sich an, wenn die Greifvögel wäh- fragen folgend, hat der Verlag die Einwilligung gege- großer Geduld hat Wil- lenband waren der Reichsgraf Alfred Richard August rend der Heu-, Öhmd- oder Ge- ben, dass dieses Buch in limitierter Auflage nachge- fried Griebel das Lek- von Üxküll-Gyllenband und Angelica Adelheid Valeria treide-Ernten ihre Aktionsräume druckt werden kann. Also, eine kleine Nachfrage gab’s torat für dieses Buch geb. Gräfin von Hohenthal. Schon dem Namen ent- auf die frisch gemähten Wiesen schon immer und ich selbst habe das Büchlein natür- übernommen und mir nehmen wir, dass es sich um Adelshäuser handelte, oder frisch umgebrochenen Äcker lich auch gelesen und konnte tief eintauchen in die Be- sehr viel bei den Nach- wenngleich auch mit einigen Unterschieden. Waren die weggründe der Gräfin und in ihr Tun im und nach dem forschungen geholfen. ausweiten, um an Beute, insbe- Alexandrine von Üxküll-Gyllen- Üxküll seit dem 13. Jahrhundert bekannt, handelt es ersten Weltkrieg. Die heutigen Möglichkeiten des Di- Am 30. Juni 1873 sondere Mäuse, zu kommen. Die band. Foto: Privat sich bei den Hohenthals um sächsischen Briefadel der gitaldruckes gaben mir nun auch die Möglichkeit, end- wurde also Gräfin Ale- Schwerpunkte der Verbreitung erst seit der Mitte des 17. Jahrhunderts erscheint. Den- lich in Kleinauflage die Lebenserinnerungen zu repro- xandrine von Üxküll in Waldgarten bei Zürich geboren. liegen in Baden-Württemberg im noch, das Standesbewusstsein galt in beiden Familien. duzieren und natürlich zu ergänzen. Es ist nämlich so, Geboren in ein Elternhaus, das mit der Liebesge- Hegau, auf der Baar, auf der Der Vater Alexandrines, Alfred Richard von Üxküll, dass schon die Eltern von Alexandrine und deren Ge- schichte der Eltern besten Stoff für ein Filmepos ab- Schwäbischen Alb, im Schönbuch geboren in Stuttgart und aufgewachsen im Schloss Bur- schwistern Albertine, Caroline und Nikolaus, bemer- gegeben hätte. Deshalb auch die Ergänzungen im Re- und in der Hohenloher Ebene. Die leswagen bei Crailsheim, kam aus einem Haus dessen kenswerte Persönlichkeiten waren, deren Lebensge- print der Lebenserinnerungen. Mehrzahl der Milane zieht im Familienerbkrankheit die „Finanznot“ war. Keine be- schichte mehr als lesenswert ist. Die Üxküll im Allgemeinen entstammen einem Ge- Winter nach Südfrankreich, Spa- sonders guten Voraussetzungen, denn im ausgehen- Im Zuge des Aufbaues der Gedenkstätte durfte ich schlecht, das wir zunächst im Baltikum, etwa 30 km nien oder Italien, ein Teil über- den 19. Jahrhundert hatte sich ein Graf entsprechend wintert jedoch auch im Land. Das Menschen kennenlernen, die mir in großem Vertrauen die Düna stromaufwärts von Riga finden. Dort ist die let- Seite 1917 Heimatkundliche Blätter Dezember 2014 Dezember 2014 Heimatkundliche Blätter Seite 1918

am Bau eines Nestes beteiligt. Dies mittlere Eintreffdatum aus dem Winterquartier auf dem tembergs, Gefährdung und Schutz, Teil 2). Fortpflan- kann in einer Astgabel oder auf star- Heuberg oder im Tal in Balingen fällt auf den 16. Feb- zungsraten und Lebenserwartung sanken. Seit 1977 be- ken Ästen im Kronenbereich ange- ruar (20-jährige Beobachtungsreihe). steht eine ganzjährige Schonzeit. Einige Chemikalien legt sein. Das Nistmaterial setzt sich Der Schwarze Milan ist dunkler gefärbt und der wurden verboten, die Belastungen sanken. Die Ha- Literatur aus Reisern und grünen Zweigen zu- Schwanz weniger gegabelt. Seine Anwesenheit in bichtpopulationen erholten und vergrößerten sich. sammen. Manchmal werden ver- Horstnähe verrät er durch ähnlich klingende Rufrei- Heute leben in Baden-Württemberg wieder 1200 bis – Deutscher Rat für Vogelschutz: Berichte zum Vo- lassene Nester von Bussarden oder hen wie sie beim Roten Milan zu hören sind. Der Lang- 1600 Brutpaare. Die Situationen in anderen Bundes- gelschutz, Heft Nr. 44, NABU 2007 von Krähen weiter ausgestaltet. Oft streckenzieher ist bei uns ein Sommervogel. Er er- ländern sind sehr unterschiedlich. Bayern stuft den Ha- – Fitter, R.: Buch der Vogelwelt Mitteleuropas, Stutt- werden innerhalb eines Reviers scheint Ende März/Anfang April und zieht bereits En- bicht als gefährdet ein. Brandenburg meldete in der gart 1973 mehrere sogenannte Wechselhorste de August in den westlichen Mittelmeerraum oder nach Zeitspanne von 1995 bis 2009 eine Abnahme von 44%. – Glutz von Blotzheim u. a.: Handbuch der Vögel Mit- gebaut, die dann abwechslungs- Afrika, um zu überwintern. In Baden-Württemberg Auch Nordrhein-Westfalen gibt Rückgänge bekannt. teleuropas, Bd. 4, Frankfurt 1971 weise über mehrere Jahre genutzt brütet er vor allem im Bodenseebecken, entlang der Dies war der Anlass, den Habicht in den beiden Län- – Grzimeks Tierleben: Bd. IX, Vögel 1, Lizenzausgabe werden. Balzflüge, begleitet mit lau- großen Flussniederungen, in Oberschwaben, auf der dern in die Vorwarnliste aufzunehmen. Andere Län- 1977 ten Rufen, Sturzflügen und Wen- Schwäbischen Alb und auf der Baar. der wie Sachsen-Anhalt verzeichnen stabile Bestände – Hölzinger, J.: Artenliste der Vögel Baden-Württem- dungen, beginnen bereits im Feb- Der Mäusebussard kommt in allen Landesteilen Ba- (s. Tab. 2). Da Tauben die Hauptbeute ausmachen, fin- bergs, Ornithologische Jahreshefte für BW, Bd. 22, ruar, unter sehr milden Bedingun- den-Württembergs vor. Die Färbung ist sehr variabel, det der Bewohner der Wälder auch in größeren Städ- Heft 1, Dez. 2005 gen noch früher. Die Zeremonien sie schwankt zwischen weiß und dunkelbraun. Mar- ten gute Bedingungen. Die Population in den Stadt- – Hölzinger, J. u. a.: Rote Liste der Brutvögel Baden- finden in unmittelbarer Nähe zum kante Erkennungsmerkmale sind der aus hellen und wäldern und Parks in Berlin umfasst ca. 100 Paare. Die Württembergs, Ornithologische Jahreshefte für BW, Revier statt. Bau-und Besetzungs- dunklen Querstreifen bestehende „Latz“ auf der Brust Siedlungsdichte mit 11,2 Brutpaaren/100 km2 stellt ei- Bd. 24, Heft 1, Juli 2008 phase eines Horstes dauern bis zu und die wehmütigen hiiäh-Rufe. Er jagt im offenen Ge- nen Spitzenwert dar. Im Nordschwarzwald ist dage- – Mebs, Th.: Greifvögel Europas und die Grundzüge einem Monat. Danach beginnt die lände entweder von einer Warte oder von einem Rüt- gen die Dichte mit 3,3 Brutpaaren/100 km2 gering der Falknerei, Kosmos Naturführer, Stuttgart 1968 Eiablage. Das Gelege umfasst zwei telflug aus. Die Beute, die insbesondere aus Mäusen be- (Straub, F. u. a.: Ornithologische Jahreshefte für – Naturschutzbund Deutschland e. V. (NABU) und bis fünf, mehrheitlich drei bis vier steht, wie der Name besagt, wird im Anflug am Boden BW 2011). Für das Bundesgebiet mit seinen geschätz- Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV): Der grünlichweiße ovale Eier, die vom geschlagen. In aufsteigenden Luftströmen können die ten 11500 bis 16500 Brutpaaren geben die natur- Habicht, Vogel des Jahres 2015, Aktionsleitfaden, Weibchen bebrütet werden. Wäh- Vögel manchmal bewegungslos in der Luft stehen. Beim schutztreibenden Vereine einen Wert von 6 Brutpaa- Berlin 2014 rend dieser Zeit wird es vom Männ- Flug wechseln Schlag- und Gleitphasen ab. Durch das ren/100 km2 an. – NABU, LBV: Der Habicht, Vogel des Jahres 2015, Ber- chen mit Beute versorgt. Nach etwa Aufspreizen der Flügelspitzen erzielt der Vogel eine Der Habicht gilt in Deutschland als eine nicht ge- lin 2014 40 Tagen schlüpfen die Jungen, die Auftriebsvermehrung und verhindert so ein Absinken. fährdete Vogelart. In manchen Gebieten ist er jedoch – NABU, LBV: Illegale Greifvogelverfolgung, Berlin acht bis zehn Tage gehudert wer- Zum Abbremsen wird der kurze Schwanz aufgefä- verschwunden oder selten geworden. Bundesnatur- 2014 den. Der Terzel übernimmt auch in chert, was einen hohen Widerstand erzeugt, der sich schutzgesetz und europäische Artenschutzverord- – Rüppel, G.: Vogelflug, rororo Sachbuch 1980 dieser Phase die Versorgung der ge- noch durch das Ausstrecken der Beine erhöht. nung sehen für die in Europa lebenden Greifvögel ei- – Singer, D.: Was fliegt denn da? Fotoband, Ting, Kos- samten Familie. Danach beteiligt Bestand: Vor etwa fünfzig Jahren war der Habicht nen hohen Schutzstatus vor. Trotzdem kommen im- mos Naturführer 2011 sich auch das Weibchen am Beute- in Baden-Württemberg fast ausgestorben. Der Be- mer wieder nicht erlaubte Nachstellungen und Tö- – Straub, F. u. a.: Siedlungsdichte und Beutespekt- erwerb. Die ersten Stehversuche und stand zählte damals noch etwa 100 Paare. Einer der tungen vor. In Nordrhein-Westfalen wurden von 2005 rum des Habichts Accipiter gentilis im Nord- Sprünge mit ausgebreiteten Flügeln Hauptgründe war die Verfolgung durch den Men- bis 2009 700 Eulen und Greifvögel, darunter auch Ha- schwarzwald: Eine Zusammenfassung des Wis- wagen die Nestlinge nach zwei bzw. schen. Jäger, Tauben- und Geflügelhalter waren ihm bichte, getötet. Der Naturschutzbund und der Lan- sensstandes, Ornithologische Jahreshefte für BW, Bd. vier Wochen. Die volle Flugfähig- nicht immer wohlgesonnen. Die Greifvögel wurden mit desbund wollen mit ihren Projekten und Aktivitäten ei- 27, Heft 1, Juni 2011 keit erlangen sie Ende Juni /Anfang Fangkörben und Schlagfallen, die Tauben als Köder nen Beitrag zum Überleben des Habichtes leisten, denn – Walz, J.: Aktionsraumnutzung und Territorialver- Juli nach 40 bis 45 Tagen. Die Jung- enthielten, gefangen, Altvögel im Horst abgeschossen dieser spielt dadurch, dass kranke und nicht fitte Tie- halten von Rot- und Schwarzmilanpaaren (Milvus vögel halten sich zunächst noch in und Jungvögel ausgehorstet. Fällungen von Horst- re geschlagen werden, auch eine wichtige Rolle in der milvus, M. migrans) bei Neuansiedlungen in Horst- der Nähe des Horstes auf und wer- bäumen und Kahlschläge von Altholzbeständen ka- natürlichen Auslese. Zu seinem Schutz fordern die Ver- nähe, Ornithologische Jahreshefte für BW, Bd. 24, den weiter gefüttert. Ihr Federkleid men hinzu. Aber auch der verstärkte Einsatz von Um- bände: Heft 1, Juli 2008 ist längsgestreift mit tropfenähnli- weltchemikalien hatte die Dezimierung der Populati- • Verbote der Habichtfangkörbe, Schlagfallen, – Walz, J.: Bemerkenswerte Bestandszunahme von chen Flecken. Der Übergang zum onen zur Folge. Als Endglieder in einer Nahrungskette Tellereisen und das Aushorsten junger Habichte Rot- und Schwarzmilan in den Oberen Gäuen west- gebänderten Gefieder erfolgt im darauffolgenden Jahr. als Beutetiere vier Familien vorherrschen, nämlich zu klein, ist der Energieaufwand zu hoch. Optimale kam es in den Vogelkörpern zur Anreicherung von chlo- • Einrichtungen von Schutzzonen um Horstbäume lich Böblingen, Ornithologische Jahreshefte für BW, Die Entfernungen vom Brutplatz nehmen immer mehr Tauben mit 45%, Krähenvögel 17%, Drosseln 14% und Beutegewichte schwanken zwischen 300 und 600 rierten Kohlenwasserstoffen. Rückstandsmessungen in • Erhalt von Altholzbeständen Bd. 30, Heft 1, Juli 2014 zu und nach etwa sieben Wochen löst sich der Fami- Spechte 11%. Ringeltauben dominieren bei der erst- Gramm ( Straub, F. u. a.: Siedlungsdichte und Beute- Eiern aus den 1970er Jahren zeigten zum Teil be- • Einschränkung waldbaulicher Maßnahmen wäh- – Wink, M.: Ornithologie für Einsteiger, Springer-Ver- lienverband auf und die Junghabichte verlassen das Re- genannten Familie und Eichelhäher bei den Krähen- spektrum des Habichts im Nordschwarzwald, Orni- trächtliche Werte (Hölzinger, J.: Die Vögel Baden-Würt- rend der Brutzeit lag, Berlin Heidelberg 2014 vier. Während die Altvögel Standvögel sind, wandern vögeln. Das Nahrungsspektrum ändert sich im Laufe thologische Jahreshefte für BW, Bd. 27, 2011). die Jungen weiter umher. eines Jahres. Zugvögel fehlen im Winter, in dieser Jah- Einige Verwandte (s. auch Tab. 1): Der Sperber äh- Auf dem Speiseplan der Habichte stehen Vögel, Nie- reszeit werden vor allem kleine Säugetiere wie Eich- nelt in Färbung, Bänderung, in der Lebensweise und derwild, ab und zu Hühner und Zuchttauben, wobei hörnchen erbeutet. Die bevorzugten Beutetiere im den Jagdmethoden dem Habicht, ist aber wesentlich nur das mächtigere Weibchen in der Lage ist größere Nordschwarzwald fallen in die Gewichtsklasse zwi- kleiner. Wie der Habicht, so hat sich auch der Sperber Tiere zu greifen. Aus einer Untersuchung aus dem schen 80 und 640 Gramm. Sind die Beutegewichte zu in Städten und Dörfern eingerichtet. Er jagt an Wald- „In der Heimat fand ich vieles sehr verändert.“ Nordschwarzwald geht hervor, dass unter den Vögeln groß, entstehen möglicherweise Verletzungen, sind sie rändern, in Arealen, die mit Hecken und Feldgehölzen durchsetzt sind, sowie in Gärten des Siedlungsraumes. Fliegen Die Lebensgeschichte von Alexandrine von Üxküll-Gyllenband - Von Heiko-Peter Melle, Teil 1 plötzlich Sperlinge oder Finken aus den Büschen in alle Richtun- Wir haben hier in Lautlingen das Glück, dass wir jähr- ihre privaten Archive tische Ortschaft Ikskile, was so viel wie Eindorf bedeu- gen, dann kann dies ein Zeichen lich den Personen gedenken können, die im Kampf ge- zugänglich machten tet. Bevor Riga im Jahre 1201 gegründet wurde, befand sein, dass der Sperber auf der Jagd gen die Nazi-Diktatur ihr Leben verloren haben. Es ist und hier kann ich mit sich in Ikskile der Bischofssitz und die alte Bischofs- ist. Mit seinen langen Läufen und ganz natürlich, dass hier einige Personen wie Claus großer Dankbarkeit auf kirche ist in Resten heute noch auf einem kleinen In- kräftigen Fängen kann er Klein- Schenk Graf von Stauffenberg und sein Bruder Bert- Frau Olga von Saucken, selchen erkennbar. Schon 1257 werden die Herren von vögel bis in Hecken hinein ver- hold, im Vordergrund stehen manche aber wiederum eine Nichte von Ale- Üxküll erstmals erwähnt und damit beginnt auch die folgen und greifen. Bei uns ist der eher ein Schattendasein führen. In den letzten Jahren ge- xandrine von Üxküll, Odysee der Namenschreibung. Wir finden hier alles von Sperber ein Standvogel. Jungvö- lang es uns mit der hier im Hause beheimateten Stauf- und deren Kinder Kon- Uxkull über Uexkull bis Üxküll, je nachdem in wel- gel wandern z. T. weit umher, fenberg-Gedenkstätte den Onkel der beiden Grafen- rad von Saucken und chem Land geschrieben wurde und welche Sprachei- genheiten berücksichtigt wurden. Nichtsdestotrotz, manche können im Winter bis in Brüder, Graf Nikolaus von Üxküll-Gyllenband aus eben Katharina von Sau- Michael Freiherr von Taube war es, der in den 1930er den Mittelmeerraum ziehen. diesem Schattendasein zu reißen. Er war einer der Spi- cken-Griebel verwei- Jahren eine ausführliche Familiengeschichte schrieb Der Rote Milan ist an seinem tief ritusrektoren des 20. Juli – und eben auch ein Bruder sen. Hier durfte ich die und der auch die Zusammenhänge fand, wie die würt- gegabelten rostroten Schwanz und der heute zum Thema anstehenden Gräfin Alexandrine. sehr persönlichen Ta- tembergischen Reichsgrafen von Üxküll-Gyllenband in an seinen trillernden Rufen im Ge- Sie hat ihre Lebenserinnerungen selbst in Buchform gebuchab-schriften diese Familie hineinpassen. Dies aber können Sie aus- lände gut erkennbar. Gute Beob- einsehen und alte Fo- 1956 aufgelegt. Ein kleines, kompaktes Büchlein, das führlich im Büchlein nachlesen. achtungsmöglichkeiten bieten natürlich schon seit langem vergriffen ist. Stetigen An- tos kamen zutage. Mit Die Eltern von Gräfin Alexandrine von Üxküll-Gyl- sich an, wenn die Greifvögel wäh- fragen folgend, hat der Verlag die Einwilligung gege- großer Geduld hat Wil- lenband waren der Reichsgraf Alfred Richard August rend der Heu-, Öhmd- oder Ge- ben, dass dieses Buch in limitierter Auflage nachge- fried Griebel das Lek- von Üxküll-Gyllenband und Angelica Adelheid Valeria treide-Ernten ihre Aktionsräume druckt werden kann. Also, eine kleine Nachfrage gab’s torat für dieses Buch geb. Gräfin von Hohenthal. Schon dem Namen ent- auf die frisch gemähten Wiesen schon immer und ich selbst habe das Büchlein natür- übernommen und mir nehmen wir, dass es sich um Adelshäuser handelte, oder frisch umgebrochenen Äcker lich auch gelesen und konnte tief eintauchen in die Be- sehr viel bei den Nach- wenngleich auch mit einigen Unterschieden. Waren die weggründe der Gräfin und in ihr Tun im und nach dem forschungen geholfen. ausweiten, um an Beute, insbe- Alexandrine von Üxküll-Gyllen- Üxküll seit dem 13. Jahrhundert bekannt, handelt es ersten Weltkrieg. Die heutigen Möglichkeiten des Di- Am 30. Juni 1873 sondere Mäuse, zu kommen. Die band. Foto: Privat sich bei den Hohenthals um sächsischen Briefadel der gitaldruckes gaben mir nun auch die Möglichkeit, end- wurde also Gräfin Ale- Schwerpunkte der Verbreitung erst seit der Mitte des 17. Jahrhunderts erscheint. Den- lich in Kleinauflage die Lebenserinnerungen zu repro- xandrine von Üxküll in Waldgarten bei Zürich geboren. liegen in Baden-Württemberg im noch, das Standesbewusstsein galt in beiden Familien. duzieren und natürlich zu ergänzen. Es ist nämlich so, Geboren in ein Elternhaus, das mit der Liebesge- Hegau, auf der Baar, auf der Der Vater Alexandrines, Alfred Richard von Üxküll, dass schon die Eltern von Alexandrine und deren Ge- schichte der Eltern besten Stoff für ein Filmepos ab- Schwäbischen Alb, im Schönbuch geboren in Stuttgart und aufgewachsen im Schloss Bur- schwistern Albertine, Caroline und Nikolaus, bemer- gegeben hätte. Deshalb auch die Ergänzungen im Re- und in der Hohenloher Ebene. Die leswagen bei Crailsheim, kam aus einem Haus dessen kenswerte Persönlichkeiten waren, deren Lebensge- print der Lebenserinnerungen. Mehrzahl der Milane zieht im Familienerbkrankheit die „Finanznot“ war. Keine be- schichte mehr als lesenswert ist. Die Üxküll im Allgemeinen entstammen einem Ge- Winter nach Südfrankreich, Spa- sonders guten Voraussetzungen, denn im ausgehen- Im Zuge des Aufbaues der Gedenkstätte durfte ich schlecht, das wir zunächst im Baltikum, etwa 30 km nien oder Italien, ein Teil über- den 19. Jahrhundert hatte sich ein Graf entsprechend wintert jedoch auch im Land. Das Menschen kennenlernen, die mir in großem Vertrauen die Düna stromaufwärts von Riga finden. Dort ist die let- Seite 1919 Heimatkundliche Blätter Dezember 2014

seinem Titel und der adligen Herkunft zu präsentieren. ßischen Hof. Hier diente sie der Kronprinzessin Vikto- einem anwesenden Arzt. Im Buch können Sie viele De- Zumal Üxküll seine militärische Ausbildung in die Wie- ria, Gattin des späteren Kaisers Friedrich III. auch 99 Ta- tails entnehmen, hier und jetzt nur so viel, Graf Üxküll ner Hofburg führte, einem Ort an dem die Zwänge des ge-Kaiser genannt. erlitt eine schwere, zunächst als tödlich eingestufte Ver- Adels und das Hofprotokoll mehr als streng gehand- In dieser geachteten Stellung lernte Valerie den Gra- letzung. Er konnte wohl gerettet werden, dennoch litt habt wurden und es für den jungen Grafen nicht ein- fen Üxküll kennen, der als österreichischer Militärat- er Zeit seines Lebens unter der nicht entfernten Kugel fach war, sich durch diese Klippen zu navigieren. Er taché ebenfalls am Berliner Hofe agierte. Über die ei- und damit an Schmerzen, die teils mit starken Mitteln hielt sich zurück, blieb abends lieber zuhause um zu gentliche Liebesgeschichte konnte bisher kaum etwas behandelt wurden. sparen, als im Theater und an sonstigen öffentlichen in Erfahrung gebracht werden, indes ist klar, die Affäre Um die Sache abzukürzen, die Schnellfassung: Das Plätzen zu repräsentieren. Gleichwohl erkannte er aber, war nach kurzer Zeit sehr heftig. Beide Liebende hat- erste Kind, des nicht verheirateten Paares kam am 25. das wissen wir aus seinen Tagebüchern, die Kulissen, ten gewisse Grundsätze und einer war eben der, dass März 1870 in Venedig zur Welt und war das ganz große die sich viele Adlige und Herrscher zurechtlegten, hin- ein Kind aus dieser Verbindung durch seine adlige Her- Glück des Paares, das in keinster Weise vor hatte zu hei- Jahrgang 61 31. Dezember 2014 Nr. 12 ter denen sich aber oft nur Neid, Missgunst und Dumm- kunft seines Lebens mit Konventionen kämpfen müsse raten. Zur Zeit des deutsch-französischen Krieges war Graf Üxküll in Paris tätig und dort maßgeblich daran be- heit verbarg. In seinen eigenen Aufzeichnungen sparte und in der persönlichen Entwicklung eingeengt sei. Dies teiligt, dass Österreich nicht mit in diesen Krieg ein- er auch nicht mit diesbezüglicher Kritik. wollten sie verhindern und damit war eine konventio- griff! Seine Familie wohnte in einem kleinen Vorort. An- In kriegerischen Einsätzen hatte Üxküll mehrfach nelle Eheschließung vorneweg aus dem Rennen. Nun schließend suchte Graf Alfred mit Valerie und dem klei- großen Mut bewiesen, wurde sogar schwerst verwun- gab es also eine Hofdame und einen Militärattaché die nen Sohn, der als Alfred det und sein ramponierter Dreispitz aus dem deutsch- ein uneheliches Verhältnis führten, keine sonderlich Ein ungeliebter Greifvogel Hohmann protestantisch getauft wurde, eine Zu- dänischen Krieg beeindruckte noch seinen Enkel Claus gute und zu verheimlichende Idee im geschwätzigen kunft in der Schweiz, wo er in Schwamendingen bei Zü- Schenk Graf von Stauffenberg, denn er wurde im Laut- Berlin des 19. Jahrhunderts! rich das kleine Gut Waldgarten kaufte. Aber das Glück linger Schloss aufbewahrt! Auf den Punkt gebracht: Valerie verließ Berlin und Der Habicht, Vogel des Jahres 2015 – Von Dr. Karl-Eugen Maulbetsch war nur von kurzer Dauer, der Sohn Alfred erkrankte Die Mutter Alexandrines, Angelica Adelheid Valeria gab damit ihre Stellung am königlichen Hofe auf. In Ve- schwer und was zunächst als harmlos angesehen wur- geb. Gräfin von Hohenthal entstammte einem alten Ge- nedig fand die sicher schon sichtbar Schwangere Un- de, endete mit seinem frühen Tod am 2. Juli 1871!!! schlecht, das man aber dem sogenannten Briefadel zu- terkunft! Die Gerüchteküche brodelte und eine uner- In der Folge bestand Graf Alfred vehement auf einer ordnen darf. Briefadel bedeutet, es hat eine Standes- wartete Zusammenkunft des Grafen Üxküll mit dem Eheschließung, die am 8. August 1871 stattfand. Im klei- erhöhung stattgefunden, die durch einen Adelsbrief Bruder seiner Valerie, dem Grafen Moritz von Ho- nen Gut Waldgarten kam dann 1872 Gräfin Albertine festgeschrieben wurde. Die sogenannte Ahnenprobe, henthal ließ die Sache zum kochenden Höhepunkt brin- von Üxküll-Gyllenband zur Welt und am 30. Juni 1873 bei der die adligen Vorfahren festgestellt wurden, hätte gen: Hohenthal forderte Üxküll zum Duell!! schließlich Gräfin Alexandrine. Ihr folgten 1875 in Wien hier aber nicht oder nur teilweise funktioniert. Nichts- Der Dreikönigstag des Jahres 1870 wurde zum Tag Gräfin Caroline und 1877 in der ungarischen Garnison destotrotz, die Grafen von Hohenthal hatten einen der Tage erkoren. Ein klassisches Pistolenduell im Ber- Güns Graf Nikolaus von Üxküll-Gyllenband. ebenso großen Standesdünkel wie die Üxküll und Va- liner Grunewald fand statt. Wie es die Ehre erforderte lerie war ja auch immerhin Hofdame am königlich preu- mit ordentlichen Sekundanten auf beiden Seiten sowie (Fortsetzung folgt) Exkursionen und Veranstaltungen Die Termine der Heimatkundlichen Vereinigung im Januar und Februar

JANUAR setzt den früheren Turm. Mit der Schenkung des Hoch- 19.30 Uhr, Albstadt-Ebingen, Stadtbücherei, Johan- altars mit der Kreuzabnahme von 1730 förderte das ös- nesstraße 5, Eintritt frei. Samstag, 17. Januar 2015: Tagesexkursion: Botani- terreichische Kaiserhaus die Wallfahrtskirche in der scher Garten in Tübingen und Krippen in Rottenburg vorderösterreichischen Oberamtsstadt Rottenburg. mit Wilfried Groh. Ziel der Wallfahrt ist das hölzerne Gnadenbild der Pie- Mittwoch, 18. Februar 2015: Ausstellungsführung: Am Vormittag werden in einer Führung durch die Ge- tà, Maria mit dem toten Christus. Die Weggentaler „Krieg und Passion – Otto Dix nach dem 2. Weltkrieg“ wächshäuser des Botanischen Gartens Tropische Krippe zieht mit der von zahlreichen Figuren in der und „Zwischen Reportage und Graphic Novel: Krieg Nutzpflanzen und viele andere Gewächse der Tropen Landschaft des Krippenbergs dargestellten Weih- zeichnen“ mit Dr. Veronika Mertens. im Tropicarium gezeigt. In den weiteren Schauhäusern nachtsgeschichte als beliebtes Schauerlebnis zwischen 14 Uhr, Galerie Albstadt, Städtische Kunstsammlun- können Sie die Welt der Sukkulenten erleben, und wer- dem 23. Dezember und dem 2. Februar (Mariä Licht- gen, Kirchengraben 11, 8 Euro. den über die Flora der Kanarischen Inseln oder der sub- mess) zahlreiche Besucher an. Die Krippe ist im Verlauf tropischen Gebiete informiert. Am Nachmittag erfolgt der Weihnachtszeit in vier Szenen aufgebaut. Ur- eine Führung durch die Ausstellung des Sülchgauer Al- sprünglich wurde die Krippe im 19. Jahrhundert im STAMMTISCHE tertumsvereins „Historische Rottenburger Barock- bürgerlichen Auftrag von Leopold Lazaro für die Wirts- krippen und Papierkrippen“ in der Rottenburger familie des Rottenburger Waldhorn geschaffen Jeweils am 1. Mittwoch eines Monats trifft sich unter Zehntscheuer. Diese ehemalige vorderösterreichische (1835/40) und 1850 der Kirche gestiftet. Bekannt ist das der Leitung von Dr. Peter Th. Lang der Ebinger Zehntscheuer wurde nach dem Stadtbrand von 1644 Gedicht „S'Weggetaler Kripple“ von Sebastian Blau (Jo- Stammtisch um 15.00 Uhr im Café Wildt-Abt, Son- neu aufgebaut und hat ein Doppeladlerrelief an der sef Eberle). nenstraße 67, 72458 Albstadt-Ebingen, Telefon Im Anflug: Der Habicht Foto: NABU / W. Lorenz Ostseite. Zum Abschluss wird die Wallfahrtskirche im Busfahrt: Abfahrt in Albstadt-Ebingen, Busbahnhof (0 74 31) 41 88. Weggental mit Führung besichtigt. Die ab 1682 erbaute 8.00 Uhr; Balingen, Stadthalle 8.30 Uhr. Umlage 35,00 Nach dem Grünspecht bekam ein bekannter, aber nicht Landesteilen mit größeren Waldflächen. Im Süd- növrierfähigkeit zwischen den Waldbäumen und dem prächtige Barockkirche, eine vierjochige, tonnenge- Euro für Fahrt, Eintritte und Führungen. Anmeldung zu den Veranstaltungen über den Ge- überall beliebter Greifvogel den Titel „Vogel des Jah- schwarzwald, Teilen Oberschwabens, den Gäuland- Unterholz. Die kleineren Seitenflächen, bedingt durch wölbte Hallenkirche mit eingezogenen Wandpfeilern, schäftsführer Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, res 2015“. Jahrhunderte lang wurde der kräftige, wen- schaften brütet er in geringerer Anzahl. Hinweise auf die Rundungen an den Flügelenden erzeugen weniger wurde 1695 geweiht. Für die Planung und Ausführung 72461 Albstadt, Telefon (0 74 32) 68 07. dige und blitzschnell auf hohe Geschwindigkeiten be- Reviere und Beobachtungen liegen auch für die nä- Wirbel und Widerstand, so dass schnell höhere Be- des Kirchenbaus, ein frühes Beispiel des Vorarlberger Email: [email protected] oder schleunigende Vogel verfolgt. Manche Jäger sahen in here Umgebung vor. Am Boxberg, südlich von Bitz, schleunigungen und Geschwindigkeiten möglich sind. Münsterbauschemas, kommen Michael Thumb und FEBRUAR [email protected] sowie über unsere Home- ihm einen Konkurrenten um Niederwild. Tauben- und konnte ein Horst mit mindestens einem Jungvogel fest- Bei der Jagd, die von einer Warte aus oder im Pirsch- Valerian Brenner in Frage. Als Stuckateure finden Pro- page www.heimatkundliche-vereinigung.de. Hühnerhaltern galt er als Dieb. Auch heute noch ist er gestellt werden. Östlich der Beurener Heide am Ran- flug erfolgt, nützt der Habicht den Überraschungsef- spero Brenno (1688) und Johann Georg Brix (1700) Er- Mittwoch, 4. Februar 2015: Vortrag: Forschung im der nicht erlaubten Verfolgung ausgesetzt. „Illegal ab- kenberg ließen sich Habichte bei der Balz beobachten fekt aus. Vögel verfolgt und greift er im Flug, kleinere wähnung. Die Innenausstattung stammt aus dem ers- Schatten der Zollernburg. Die Kaiser Wilhelm Insti- Bei allen Veranstaltungen sind Gäste jederzeit herzlich geschossene, vergiftete Habichte sind nach wie vor (Auskünfte: H.M. Weisshap, 2013). In Endingen an der Säugetiere indem er flach über dem Boden auf die Beu- ten Drittel des 18. Jh. Der Dachreiter von 1799/1800 er- tute in Hechingen, Haigerloch und Tailfingen mit willkommen. trauriger Alltag, so NABU-Vizepräsident H. Opitz“. Der Steinach zeigten sich im Frühjahr 2014 die Greife bei te zustößt, um diese dann mit den Fängen zu fassen. Volker Lässing. Naturschutzbund Deutschland und der Landesbund Überraschungsangriffen auf Tauben, die dort zu ei- Da er wegen des enormen Energieaufwands nur kür- In einem Vortrag mit Lesung stellt Volker Lässing sein für Vogelschutz in Bayern stellen mit dieser Wahl ei- nem Schlag gehören (Mitteilung O. Renaux). Bei He- zere Strecken zurücklegen kann, wird er den Kurz- Buch „Im Schatten der Zollernburg – Die Kaiser-Wil- nen faszinierenden, scheuen Waldbewohner vor und selwangen an der Krummen Steige kreiste ein Habicht streckenfliegern zugeordnet. Auf Grund seiner Jagd- helm-Institute und ihre Nobelpreisträger in Hechin- Herausgegeben von der appellieren die Greifvogelverfolgung einzustellen. bei strahlendem Sonnenschein über dem Waldgebiet, methoden entwickelten sich vielfältige Beziehungen gen, Haigerloch und Tailfingen“ vor. Nachdem Lässing Heimatkundlichen Vereinigung Verbreitung: Der Habicht kommt in mehreren Un- stürzte plötzlich aus großer Höhe nach unten und jag- zwischen dem Greifvogel und den Menschen. In der in seinem ersten Buch „Den Teufel holt keiner!“ die Zollernalb terarten, die sich in der Musterung und Färbung un- te unter „gik-gik“- Rufen mit hoher Geschwindigkeit Falknerei wird er zur Beizjagd oder in Flugshows ein- Die Autoren dieser Ausgabe Zeit Otto Hahns in Tailfingen aufgearbeitet hat, steht terscheiden, vor allem auf der Nordhalbkugel als Brut- durch die Bäume (C. u. K.-E. Maulbetsch 19.10.2014). gesetzt. Namensgebungen im Volksmund wie Hüh- jetzt Hechingen im Mittelpunkt. Die Forschungs- Vorsitzender: vogel vor. Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich z.B. Kennzeichen und Namen: Das Habichtweibchen hat ner-, Taubenhabicht, Stößer, Stockfalke oder Dop- schwerpunkte und die Standorte der Kaiser-Wilhelm- Dr. Andreas Zekorn, Landratsamt Zollernalbkreis, in Eurasien von den Wäldern im Westen Europas über ungefähr die Größe eines Bussards. Das Männchen, pelsperber sind auf seine Jagd nach Geflügel und Zucht- Institute für Biologie und Physik mit ihren Nachfolge- 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 92 11 45 die Waldareale in Mittel-, Nord- und Osteuropa sowie auch Terzel genannt, ist etwa um ein Drittel kleiner. tauben als Beutetiere und seine Ähnlichkeit mit dem Dr. Karl-Eugen Maulbetsch instituten von 1943 bis 1960 werden mit vielen erst- Nordasiens bis zu denjenigen auf der Halbinsel Kamt- Beide Altvögel sind in der Färbung nahezu gleich. Die Sperber zurückzuführen. In der Kunst und Literatur gilt Am Stettberg 9 mals veröffentlichten Bildern eindrucksvoll darge- Geschäftsführung: schatka im Osten. Die Gebiete jenseits des borealen Na- Oberseite ist dunkelgrau bis braun, die weißliche Un- der Jäger als Symbol für drohende Gefahren, Verfol- 72336 Balingen stellt. Lässing hat in vielen Archiven im In- und Aus- Hans Schöller, Johann-Strauß-Straße 4, delwaldgürtels, die Tundren, sowie die Steppen- und terseite jeweils schwarz gebändert. Der krumme, schar- gungen, Auseinandersetzungen in der Natur, aber auch land recherchiert und in Hechingen auch viele Perso- 72461 Albstadt, Wüstengebiete sind nicht bewohnt. Die Besiedlungs- fe Schnabel hat die Form eines Hakens. Die Iris der Au- als Sinnbild für Einsamkeit und Freiheit. nen befragt. Er zeigt im Rahmen seines multimedial Telefon (0 74 32) 68 07 dichten innerhalb des Verbreitungsgebietes schwan- gen leuchtet gelb bis orange oder rot-orange. Läufe und Lebensraum und Brutbiologie: Der Habicht besie- Heiko-Peter Melle unterstützen Vortrages auch erstmals einen Film, der E-Mail: [email protected] ken jedoch beträchtlich. Ein Schwerpunkt liegt im eu- Fänge sind verhältnismäßig groß. Letztere enden in delt lichte Nadel- und Mischwälder sowie Waldränder Tierberger Straße1 die Alsos-Einheit im April 1945 in unserer Region in Ak- ropäischen Teil Russlands. Die bewaldeten Mittelge- spitzen Krallen und haben beträchtliche Greifweiten. in reich strukturierten Landschaften. Inzwischen hat 72459 Albstadt tion zeigt. Dieses Filmmaterial befindet sich im ame- Redaktion: birge und das Tiefland im Nordwesten Deutschlands Die Flugmuskulatur ist stark ausgeprägt. Die Flügel sind er sich als Kulturfolger auch in größeren Städten nie- rikanischen Nationalarchiv in Washington und macht Daniel Seeburger, Grünewaldstraße 15, haben eine relativ hohe Dichte. Lücken gibt es z.B. an relativ breit, kurz und abgerundet. Sie können plötz- dergelassen. Die Anlage eines Horstes geschieht mög- 72336 Balingen, Telefon (0 74 33) 2 66-1 53 eine wichtige Episode in der Geschichte unserer Regi- der Nordseeküste und in der Magdeburger Börde. Auch lich in andere Richtungen bewegt werden. Der lange lichst in Altholzbeständen. In Baden-Württemberg be- on lebendig. in Baden-Württemberg horstet der Habicht in allen Schwanz als Steuerorgan unterstützt die hohe Ma- vorzugt er dabei Nadelbäume. Beide Geschlechter sind