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Dossier Öff entlich-rechtlicher Rundfunk , € November/ Dezember 6 

Zeitung des Deutschen Kulturrates www.politikundkultur.net In dieser Ausgabe: Sigmar Gabriel Dieter Gorny Bundeskulturpolitik Mauerfall Positionen Beilage Monika Grütters Kulturetat, kulturelle Vielfalt, Damals und heute: ein Rückblick Aktuelle Positionen des Kultur bildet! Unsere aktuelle Freihandelsabkommen. auf das Zusammenwachsen der Deutschen Kulturrates zum Beilage zum Thema Lese- Peter Tauber Monika Grütters gibt Auskunft deutschen Kulturverbände aus Urheberrecht und zum Umgang förderung und Lesekompetenz. Johanna Wanka über ihre Pläne. Ost und West. mit Raubkunst. Unter anderem mit Rufus Beck. und viele andere Seiten  bis  Seiten  bis  Seiten  bis  Seiten  bis  Amputation Ende September veranstaltete ein Stiftungskonsortium in Kooperation mit der Kultusministerkonferenz in Berlin eine Dialogveranstaltung un- Wegweisend? ter dem Titel »Stärken stärken!« zur kulturellen Bildung. Eigentlich eine der vielen Wohlfühlveranstaltungen Die Digitale Agenda der Bundesregierung auf dem Prüfstand. zum Thema, die landauf, landab zur- Seiten  bis  zeit Hochkonjunktur haben. Doch diese Veranstaltung endete nicht im üblichen Selbstbestätigungsritual wie unverzichtbar kulturelle Bildung doch sei, sondern in einer handfes- ten Auseinandersetzung. Einige der Teilnehmer überboten sich mit immer neuen Ideen wie Kulturein- richtungen zur kulturellen Bildung gezwungen werden können. Angefangen hat die unselige De- batte aber bereits sieben Jahre vorher mit der Empfehlung der Enquete- Kommission »Kultur in Deutschland« des Deutschen Bundestages an Bund, Ländern und Kommunen, öff entlich geförderte Kultureinrichtungen in den Bewilligungsbestimmungen zu verpfl ichten, kulturelle Bildungsan- gebote für Kinder und Jugendliche zu entwickeln und nachzuweisen.

Ich selbst habe dieser Empfehlung PHASE FOTO: als Enquetemitglied zugestimmt und damit einer gefährlichen Ent- wicklung Vorschub geleistet. Der Bund hat diese Empfeh- lung zuerst umgesetzt und seine Zuwendungsempfänger zur kultu- rellen Bildung verpfl ichtet, selbst- Die strategischen Prioritäten verständlich ohne die dazu nötigen zusätzlichen Etatmittel bereitzu- stellen. Auch in den Ländern hat der Anderen die Idee der Enquete-Kommis- sion Konjunktur. Im sich gerade Zur Interessenlage der einzelnen Partner beim Transatlantischen Handelsabkommen TTIP im parlamentarischen Verfahren befi ndlichen Kulturfördergesetz VOLKER PERTHES Im Gegensatz dazu geht es bei denen, die ordnungs- Der US-Kongress und die Regierung von Präsident Nordrhein-Westfalen steht, dass politisch argumentieren, nicht in erster Linie um Obama haben mit Blick auf die Handelsabkommen landeseigene Kultureinrichtungen roße Handelsabkommen wie die Transat- Machtgewichte, sondern um Regeln. TTIP wie TPP partiell unterschiedliche Prioritäten. Für den US- dazu verpfl ichtet sind, Aufgaben der lantische Handels- und Investitionspart- werden vor allem als Instrument zu Gestaltung der Präsidenten hat das Abkommen mit den asiatischen kulturellen Bildung wahrzunehmen. nerschaft (TTIP) werden nie nur unter zukünftigen Welthandelsordnung betrachtet. Es geht und pazifi schen Staaten, das sein »Rebalancing« nach Sonstige institutionelle Förderun- G ökonomischen Gesichtspunkten, sondern um möglichst faire Wettbewerbsbedingungen, oder Asien unterstützt, Priorität vor dem Abkommen mit gen und die Förderung von Projek- immer auch unter innenpolitischen und geopoliti- das, was die Amerikaner ein »level playing fi eld« nen- der EU. Der Kongress ist allerdings bei TPP skeptischer ten kann das Land mit der Aufl age schen debattiert. Für die Meinungsbildung in der nen: So betrachten amerikanische Unternehmer und als bei TTIP. Es ist sehr unsicher, ob der Kongress be- verbinden, dass in ihrem Rahmen Europäischen Union ist es wichtig, sich darüber klar Arbeitnehmervertreter die Konkurrenz durch Staaten auch ein angemessenes Angebot der zu werden, welche Interessen und Prioritäten dabei mit niedrigeren Standards oder mit einer starken Rol- kulturellen Bildung realisiert wird. in den USA im Vordergrund stehen. Aufmerksamkeit le staatlicher Unternehmen zunehmend als Benach- Kann TTIP Ordnung In Niedersachsen wird diskutiert, gebührt auch der Position von wichtigen Drittstaaten, teiligung der USA. Gegner der Freihandelsabkommen dass vom Land geförderte Kultur- die nicht an den Verhandlungen zwischen EU und USA argumentieren in den USA deshalb durchaus ähnlich schaff en im internationalen einrichtungen zehn Prozent ihres beteiligt sind, sehr wohl aber eigene Interessen mit wie TTIP-Gegner in der EU, nur bezieht sich die Kritik Handelsgefl echt? Etats für kulturelle Bildung ausge- Blick auf das geplante Abkommen haben. amerikanischer Verbraucher- oder Umweltschützer ben müssen. In den USA lassen sich sowohl mit Blick auf die eher auf das geplante Abkommen mit den asiatischen Quotenfestschreibungen und TTIP-Verhandlungen wie auf die über die Transpazi- und pazifi schen Staaten. Hier wird befürchtet, dass reit ist, der Regierung die so genannte TPA (Trade Pro- Verpfl ichtungen in Zuwendungsbe- fi sche Partnerschaft (TPP) grob gesagt zwei Argumen- Standards nach unten angeglichen werden könnten. motion Authority) zu gewähren, die die Ratifi zierung scheiden, das wurde bei der Veran- tationsstränge unterscheiden: ein »real- oder geopo- Mit Blick auf die Europäer ist diese Sorge geringer, der Abkommen erleichtern würde. Man spricht hier staltung in Berlin deutlich, stoßen litischer« und ein »ordnungspolitischer«. In der real- allerdings wird gelegentlich gefragt, ob die hohen auch von »Fast Track«: Es ginge dann nur um Zustim- bei nicht wenigen Akteuren der kul- politischen Diskussionslinie gilt TTIP als Instrument europäischen Standards denn tatsächlich auch kon- mung oder Ablehnung, nicht um die Beschlussfassung turellen Bildung auf große Zustim- zum Machterhalt des Westens: Das Abkommen werde, sequent in allen EU-Staaten durchgesetzt würden. und eventuelle Neuverhandlung einzelner Elemente mung. Doch, was des einen Freud ist, so heißt es, bestehende Allianzen stärken; die erwar- Aus Sicht der US-Regierung ist der Investoren- der Abkommen. Es ist auch unwahrscheinlich, dass ist des anderen Leid. teten ökonomischen Gewinne könnten die jeweiligen schutz bei TTIP eben auch aus ordnungspolitischen der Kongress diese Autorisierung nur für TTIP ein- Niemand schert sich off ensicht- Gründen wichtig: Es geht auch hier darum, Standards räumen würde. Allerdings könnte der Kongress sich lich darum, ob die primäre Aufgabe zu setzen, die sich später in anderen Abkommen spie- anderweitig selbst binden – also darauf verzichten, der Kultureinrichtungen durch diese geln sollen. Insgesamt gehe es darum, über ein nor- jedes Kapitel einzeln zu beraten und abzustimmen –, zusätzlichen Maßnahmen gefährdet Ein Instrument zum males Freihandelsabkommen hinaus das multilate- um TTIP passieren zu lassen. Regelungen zum Inves- ist. Die pädagogische Vermittlung Machterhalt des Westens? rale Handelssystem insgesamt zu formen und globale torenschutz (ISDS) sind wegen ihrer globalen Vor- von kulturellen Inhalten ist wichtig, Regeln zu setzen. Wenn der Westen das jetzt nicht bildwirkung vor allem der Administration wichtig. aber nicht um den Preis der künst- schaff en werde, so wird gelegentlich angemerkt, wür- Aufgrund der geopolitischen Bedeutung, die TTIP wie lerischen Amputation. Kunst bedarf den später Staaten wie China die Regeln setzen. Wenn auch TPP beigemessen wird, scheint dies allerdings nicht immer der Erklärung und nicht Bündnispartner revitalisieren. In diesem Sinne sprach es dem Westen aber gelinge, seine Regeln durchzu- keine absolute rote Linie zu sein. Der Kongress hat selten ist zu viel Päd- die ehemalige US-Außenministerin Hillary Clinton im setzen, erhöhe dies auch das Ansehen des westlichen auch ein Abkommen mit Australien ratifi ziert, dass agogik der sichere Zusammenhang von TTIP auch von einer »economic Modells, also Demokratie und Marktwirtschaft. Hier keine ISDS-Regelung enthält. Tod der Kunst! NATO«. TTIP wie TPP werden in diesem Sinne auch als treff en sich also geopolitische und ordnungspoli- Fortsetzung auf Seite  Instrumente betrachtet, um den relativen »Niedergang tische Begründungsmuster. Dabei mischt sich die Olaf Zimmermann des Westens« aufzuhalten, eine Allianz gegen China Präferenz für TTIP und TPP gerade im US-Kongress Nr. / ist Herausgeber zu schmieden (TPP) oder die Kohäsion des Westens oft mit einer generellen Skepsis gegen multilaterale ISSN - 4:V;n4:V;r von Politik & Kultur gegenüber Russland zu stärken (TTIP). Abkommen. B   02 SEITE  www.politikundkultur.net

EDITORIAL Fortsetzung von Seite 

Amputation Querschnittsaufgabe Staaten, die bereits ein Freihandels- Europa den USA tatsächlich auf glei- Olaf Zimmermann 01 Margarete Evers 17 abkommen oder eine Zollunion mit cher Augenhöhe gegenüber. Das gilt in den USA oder der EU unterhalten oder anderen Bereichen nicht (NATO, NSA, Startschuss für die Digitale zur NATO gehören – insbesondere Diplomatie, globale Führung). Das US- LEITARTIKEL Zukunft Norwegen, Schweiz, Türkei, Kanada, Interesse an TTIP ist wirtschaftlich und Joachim Bühler 18 Mexiko – sind aus politischen und politisch so stark, dass die US-Regie- Die strategischen Prioritäten ökonomischen Gründen daran interes- rung wohl auch europäische Vorbehalte der Anderen Lasst den Worten Taten folgen siert, eine Integrations- oder Mitglied- etwa mit Blick auf Investorenschutz- Volker Perthes 01 Dieter Gorny 18 schaftsperspektive für TTIP zu erhalten. regelungen akzeptieren würde, wenn Diese Staaten sind sich bewusst, dass die EU darauf besteht. Umgekehrt wird Terra Ignoranzia sie bei den ohnehin komplizierten Ver- Europa auch akzeptieren müssen, dass AKTUELLES Lorenz Matzat 19 handlungen nicht mit am Tisch sitzen die USA bestimmte Bereiche schützt – können. So würde ein NATO-Mitglied so die Rüstungsproduktion, Aufträge Unsicherheiten und Unklarheiten Der Praxistest wird wie die Türkei sich gerade angesichts der öff entlichen Hand in den Bundes- Olaf Zimmermann und Gabriele Schulz 03 es zeigen müssen der geopolitisch untermalten Debatte staaten – oder sich weigert, den Export Christof Ellinghaus 20 über TTIP als NATO-Mitglied zweiter von Rohöl und Gas aus den USA unter Klasse behandelt sehen, wenn es keine die Regeln des Freihandels zu stellen. INLAND Die Chancen der Digitalisierung Beitrittsperspektive zu dem erwarteten Staaten wie der Türkei, Norwegen

für Bildung, Forschung und amerikanisch-europäischen Abkom- POLITIK UND WISSENSCHAFT STIFTUNG FOTO: oder Kanada sollte ein leichter Einstieg Kulturelle Vielfalt und Freiheit Wissenschaft nutzen men gäbe. Kanada, aber auch die Tür- Volker Perthes erlaubt werden. Die Perspektive eines bewahren Johanna Wanka 20 kei, befürchten wirtschaftliche Verluste späteren Beitritts zu TTIP ist von Be- Monika Grütters 04 auf dem amerikanischen bzw. dem EU- asiatischen Staaten. Einige »realpoliti- ginn an mitzudenken. Die EU tut gut Zwischen Lob und Kritik Markt, wenn die EU bzw. die USA dank sche« Kommentatoren haben auch of- daran, mit ihren Partnern nicht nur auf Vor 25 Jahren – der Deutsche Statements der Fraktionen zur Digitalen TTIP auf dem jeweils anderen Markt fen davon gesprochen, dass China die dem europäischen Kontinent, sondern Kulturrat und die DDR Agenda der Bundesregierung von Thomas wettbewerbsfähiger würden und es transatlantischen Bemühungen durch auch mit Kanada regelmäßige Konsul- Klaus Ihlau 06 Jarzombek, Lars Klingbeil, Halina Wawzyniak deshalb zu Handelsumleitungen käme. Einsatz eigenen Kapitals und eigener tationen über die TTIP-Verhandlungen und 21 In China, Indien und anderen Handelsanreize aktiv unterminieren zu führen. Auch Konsultationen mit Mit literarischen Begegnungen Schwellenländern befürchtet man, solle. Interessant ist allerdings, dass Mexiko, das durch NAFTA eng mit den gegen Missverständnisse und künftig nahezu global wirksame Stan- nach und nach mehr ökonomisch ar- USA verbunden ist, sind sinnvoll. Grabenkämpfe REAKTIONEN dards einhalten zu müssen, über die gumentierende Stimmen in der chine- China und anderen Schwellenlän- Regine Möbius 07 man kein Mitspracherecht hat. Die sischen Debatte laut werden, die ein dern sollte die EU off ene Gespräche Steile Überschrift – fl ach Sorge ist auch, dass Dritte sich immer eigenes Interesse darin sehen, sich an über Inhalt und Bedeutung von TTIP Kein Faktor, sondern die unterfüttert noch an amerikanische und europäische europäisch-amerikanisch abgestimm- und über die Vorteile und Herausfor- Bilanz Theo Geißler 22 Standards halten müssten, wenn sie in ten Standards zu orientieren und damit derungen globaler Standards anbieten. Konrad Adam 08 die USA und in die EU exportieren wol- Arbeits-, Umwelt- oder Verbraucher- Die Botschaften einzelner EU-Staaten Ratings Agentour len, während USA und EU ihre Standards schutz in China zu stärken. könnten zudem mehr tun, um Diskus- Arnulf Rating 22 gegenseitig akzeptieren. Mit Interesse Kritische Stimmen aus den Schwel- sionen zwischen Entscheidungsträgern, EUROPA wird auch betrachtet, wie die USA und lenländern, aber auch aus Industrie- Vertretern der Wirtschaft oder Vertre- Stillstand trotz die EU bei TTIP mit Ursprungsregeln staaten, befürchten allgemein, dass gro- tern der Zivilgesellschaft auf den Weg Neue Kommissare! Fördergesetz umgehen. In den meisten Schwellen- ße präferenzielle Handelsabkommen zu bringen. Es geht darum deutlich Neue Digitale Agenda? Thomas Sternberg 23 ländern gibt es allerdings auch Stimmen, wie TTIP oder TPP zur Blockbildung, zu machen, dass die Schwellenländer Jürgen Burggraf 09 die TTIP und TPP als Anreiz betrachten, zu einer Fragmentierung der Welthan- nicht benachteiligt werden. Deutsche eigene Reformen voranzutreiben und delsordnung, zum Bedeutungsverlust und andere Europäer können etwa da- Alterszorn WISSENSWERTES selbst höhere Standards zu erreichen. der Welthandelsorganisation (WTO) rauf hinwirken, dass TTIP sich an den Ein Kommentar von Hansgünther In China hat es vor allem in der ers- und zu verstärktem Protektionismus »großzügigeren« Ursprungsregeln der Heyme 10 Stellungnahmen/Resolutionen ten Phase nach Beginn der TTIP- und außerhalb der Blöcke führen könnte. EU und nicht an den »engeren« der USA des Deutschen Kulturrates TPP-Verhandlungen eine vor allem von Wahrscheinlich ist tatsächlich, dass es, orientieren solle und dass von EU und geopolitischen Argumenten getragene wenn TTIP und TPP erfolgreich verhan- USA gegenseitig akzeptierte Standards INTERNATIONALES Zum Umgang mit NS-verfolgungsbedingt Debatte gegeben, die die amerikanische delt werden und in Kraft treten, mehr auf beiden Märkten auch dann akzep- entzogenem Kulturgut 24 Diskussion zum Teil spiegelt: Chinesi- regionale Freihandelsabkommen geben tiert werden, wenn es um Importe aus In 80 Panels um die Welt sche Kommentatoren haben etwa un- wird, nicht unbedingt aber einen Block Drittstaaten geht. Peter Grabowski 10 Zur »Umsetzung der Richtlinie 2014/26/EU terstrichen, dass TTIP bzw. TPP sich der Schwellen- und Entwicklungsländer. Das verstärkte Interesse einiger des Europäischen Parlaments 26 primär gegen China und die anderen Deren Interessen sind dafür zu divers. Schwellenländer an multilateralen Lö- BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Denkbar ist auch, dass einige Schwel- sungen zeigt, dass das Verhältnis zwi- KULTURELLE BILDUNG EU-Grundrechtecharta mit Indien, China, Südafrika)richte; die lenländer in der WTO kompromissbe- schen TTIP und der WTO nicht zwangs- Leben erfüllen 27 USA und die EU versuchten mittels reiter werden, um die USA und die EU läufi g ein Nullsummenspiel sein muss. »Schön, dass ihr da seid!« dieser Abkommen, den Welthandel zu im multilateralen Rahmen zu halten. Deutschland und die EU sollten sich Max Fuchs 11 dominieren. Deshalb müsse man durch Der EU wäre angesichts der geschil- deshalb auch weiterhin für einen er- DAS LETZTE eigene Blockbildung ein Gleichgewicht derten Präferenzen und Interessen ih- folgreichen Abschluss der Doha-Runde schaff en. China fördert deshalb die Re- rer Partner zu empfehlen, durchaus einsetzen und auch gegenüber den USA KULTURELLES LEBEN Kurz-Schluss gional Comprehensive Economic Part- selbstbewusst und hart mit den USA zu dafür werben. Theo Geiẞler 28 nership (RCEP) zwischen den Mitglie- verhandeln. Bei Industrie und Handel Immaterielles Kulturerbe dern des Verbandes Südostasiatischer sowie bei Umwelt-, Gesundheits- und Volker Perthes ist Direktor der Stiftung Gerald Mertens Karikatur 28 Nationen (ASEAN) und sechs weiteren Verbraucherschutzstandards steht Wissenschaft und Politik

Von der Wartburg Kurznachrichten 28 in die Moderne Peter Tauber 12 Impressum 28

SELBSTORGANISIERTE Vom Elend einer Edition EUROPÄISCHE BÜRGERINITIATIVE Rainer Marwedel 12 GEGEN TTIP UND CETA Offi zielle Stellungnahmen des Die Rote Liste 13 www.stop-ttip.org Deutschen Kulturrates sind als Gegenstand

solche gekennzeichnet. Alle Vorname Familienname Kunstmarkt-Monopoly Wir fordern die Institutionen der Europäischen Union und ihre Mitgliedsstaaten anderen Texte geben nicht un- dazu auf, die Verhandlungen mit den USA über die Transatlantische Handels- und Straße, Nr. Olaf Zimmermann 14 bedingt die Meinung des Deut- Investitionspartnerschaft (TTIP) zu stoppen, sowie das Umfassende Wirtschafts- XQG+DQGHOVDENRPPHQ &(7$ PLW.DQDGDQLFKW]XUDWLȴ]LHUHQ schen Kulturrates wieder. PLZ Wohnort Land ]ɋ%'HXWVFKODQG Bibliothekarinnen, Wichtigste Ziele Datum, Unterschrift Bibliothekare... Wir wollen TTIP und CETA verhindern, da sie diverse kritische Punkte wie Inves- Ich möchte weiter E-Mail informiert werden ja Georg Ruppelt 14 ZUM TITELBILD tor-Staat-Schiedsverfahren und Regelungen zur regulatorischen Kooperation enthalten, die Demokratie und Rechtsstaat aushöhlen. Wir wollen verhindern, Vorname Familienname dass in intransparenten Verhandlungen Arbeits-, Sozial-, Umwelt-, Datenschutz- Kulturmensch phase  performing. XQG 9HUEUDXFKHUVFKXW]VWDQGDUGV JHVHQNW VRZLH ¸΍HQWOLFKH 'LHQVWOHLVWXQJHQ Straße, Nr. (z. B. Wasserversorgung) und Kulturgüter dereguliert werden. Die selbstorgani- Juli Zeh 14 Das Berliner Künstlernetzwerk, ver- sierte EBI unterstützt eine alternative Handels- und Investitionspolitik der EU. PLZ Wohnort Land ]ɋ%'HXWVFKODQG bindet in seinen Inszenierungen Medi- Datum, Unterschrift en- und Darstellender Künste. Am .. Vorname Familienname Ich möchte weiter E-Mail DIGITALE AGENDA diesen Jahres führt der künstlerische Straße, Nr. informiert werden ja Leiter Sven Sören Regie am Branden- PLZ Wohnort Land ]ɋ%'HXWVFKODQG Vorname Familienname Rosige Zeiten im digitalen burger Tor beim großen Bürgerfest Straße, Nr. Kulturland!? MUT ZUR FREIHEIT. Datum, Unterschrift PLZ Wohnort Land ]ɋ%'HXWVFKODQG Ich möchte weiter E-Mail Olaf Zimmermann 15 www.phase.de informiert werden ja Datum, Unterschrift Vorname Familienname In der Mitte der Gesellschaft Ich möchte weiter E-Mail informiert werden ja verankern DER AUSBLICK Straße, Nr. 1  Datenschutzerklärung: Ihre Daten werden ausschließlich zum Zweck dieser Un- PLZ Wohnort Land ]ɋ%'HXWVFKODQG terschriftenaktion verwendet. Die Angabe der Adresse ist freiwillig. Wenn Sie oben Bitte schnellstmöglich Sigmar Gabriel 16 „Ja“ angekreuzt haben, wird Stop TTIP Sie über den Fortgang dieser und weiterer Aktionen informieren. Ihre Daten werden nicht an Dritte weitergegeben und wer- zurückschicken an: Datum, Unterschrift Die nächste Politik & Kultur den nach dem Ende der Kampagne oder auf Wunsch von Ihnen früher gelöscht. Stop TTIP Impressum: Stop TTIP, Greifswalder Str. 4, D-10405 Berlin, Tel: 030 420 823 79, Sich trauen, auch unbequem erscheint am . Januar . Ich möchte weiter E-Mail (0DLOLQIR#VWRSWWLSRUJ9L6G3'U0LFKDHO(ȵHU Greifswalder Str. 4 informiert werden ja zu sein Im Fokus der nächsten Ausgabe Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier D-10405 Berlin Alexander Skipis 17 steht das Thema Zivilgesellschaft. Politik & Kultur | Nr. /  | November — Dezember  AKTUELLES 03

Unsicherheiten und Unklarheiten Das Misstrauen der Bürger gegenüber TTIP, CETA & Co. ist immens. Off enheit und politische Transparenz ist geboten

OLAF ZIMMERMANN UND Vorfeld war die Rede davon, sie lehne Gerichtshof geklärt werden muss: Was die über alle diese Handelsabkommen haben wir pfl ichtschuldigst Wahlprüf- GABRIELE SCHULZ das höchst umstrittene Investor-Staat- wäre passiert, wenn die Europäische abstimmen müssen und die zumindest steine zur Wahl des Europäischen Par- Streitschlichtungsverfahren (ISDS) ab, Bürgerinitiative zugelassen worden bei der Wahl der EU-Kommissare ein laments verfasst, in denen eben nicht ie so oft in der Politik, um dann kurze Zeit später klarzustel- wäre? Die EU-Kommission hätte eine Befragungsrecht haben, das sie wiede- die große Linie der EU-Politik mit sei- endet gegen Ende der len, dass sie es weiter verfolgen werde. rum sehr genau wahrgenommen haben. nen Auswirkungen auf den Kultur- und Amtszeit eines Verant- Insbesondere das CETA-Abkommen Von diesem Wahlrecht haben in den Mediensektor erfragt wurde, sondern W wortlichen auch die Zu- (Freihandelsabkommen zwischen der Ziele und Erwartungen Ländern ohne Wahlpfl icht relativ wenig Detailfragen breiten Raum einnahmen. rückhaltung, wenn es um politische EU und Kanada) wolle sie nicht noch Bürger Gebrauch gemacht und auch in Die letztlich teilweise enttäuschenden Entscheidungsprozesse geht. So scheint einmal aufschnüren und bei TTIP al- müssen off engelegt den Medien war von einem echten Eu- Antworten wurden zwar zur Kenntnis es auch beim scheidenden EU-Handels- lenfalls das ISDS etwas klarer fassen. werden ropawahlkampf kaum etwas zu spüren. genommen, lösten aber keine Reak- kommissar Karel de Gucht zu sein. In Von der amtierenden italienischen Allenfalls den Europaskeptikern bis hin tion aus. einer Veranstaltung im Oktober dieses Ratspräsidentschaft war zu hören, dass zu den Europagegnern ist es gelungen, Insofern wäre es sicherlich an der Jahres in der Niedersächsischen Lan- sich bei TTIP doch vor allem auf die Anhörung durchführen müssen. Das ist ihre Anhänger zu mobilisieren, sodass Zeit, eine vertiefte Diskussion zur eu- desvertretung in Berlin zu den TTIP- Themen konzentriert werden solle, bei doch wahrlich kein scharfes Schwert jetzt ein nicht unerheblicher Teil der ropäischen Politik zu führen und in Verhandlungen sagte er dem Verneh- denen Einigkeit erzielt werden könne. und sollte bei einem Abkommen von Abgeordneten des Europäischen Par- diesem Kontext ganz besonders auf die men nach, dass die Mitgliedstaaten Das könnte ein Umschwenken auf das dieser Tragweite eigentlich eine Selbst- laments gegen Europa eingestellt sind. Handelspolitik und ihre Auswirkungen sich noch einmal fragen müssten, ob im WTO-Kontext ansonsten übliche verständlichkeit sein. Die Ablehnung Die andere Seite der Medaille ist die auf die Gesellschaft, nicht nur auf den sie TTIP (Freihandelsabkommen zwi- Positivlistenverfahren bedeuten und der Europäischen Bürgerinitiative mangelnde Information der Europäi- Kultur- und Mediensektor, einzugehen. schen der EU und den USA) wirklich würde ein Fenster für die Ausnahme schürt aber das Misstrauen der Bevöl- schen Kommission aber auch der na- TTIP, CETA und Co. sind mehr als einfa- wollen und wenn ja, wie sie es wollen. von Wirtschaftssektoren öff nen. Auch kerung. Dass dieses Misstrauen und der tionalen Regierung über die Europäi- Diese klaren Worte des EU-Handels- ISDS könnte jetzt von Ratsseite zur Dis- Widerstand weit verbreitet sind, belegt sche Politik, sodass Vorhaben wie die kommissars de Gucht zeigen zweier- position gestellt werden. der rege Zuspruch, den die selbstorga- Freihandelsabkommen TTIP, CETA und lei, zum einen die Messen sind noch All dies belegt, dass doch erhebli- nisierte Europäische Bürgerinitiative TISA von der EU-Kommission vorange- Es bedarf einer längst nicht gesungen, was TTIP betriff t, che Unsicherheiten und Unklarheiten erfährt. Innerhalb eines Tages hatten trieben werden, ohne die Akzeptanz in off enen und und zum anderen scheint es an einer hinsichtlich eines Abkommens beste- . Menschen den Aufruf online den Mitgliedstaaten mitzubedenken. vertieften Diskussion echten Abstimmung zwischen der EU- hen, das immerhin die zwei stärksten unterzeichnet. Und die Sammlung von Insofern wird die neue EU-Kommission, Handelspolitik und den Mitgliedstaaten Wirtschaftsräume der Welt miteinander Unterschriften geht online und off- allen voran der designierte Kommissi- zu mangeln. Wie unklar off enbar die eingehen wollen und das erhebliche line weiter! Knapp eine Woche nach onspräsident Juncker, gut beraten sein, Wirkungen auf den Welthandel haben Veröff entlichung der Unterschriften- klarer zu machen, was seine Ziele sind che internationale Handelsabkommen. wird. sammlung sind es schon über . und dafür auch in den Mitgliedstaaten TTIP, CETA und Co. machen eine sich Die Messen sind noch Die neue EU-Kommission wird gut Online-Unterschriften. werben. Und auch in den Mitglied- seit Jahrzehnten ausbreitende radikale beraten sein, den bestehenden Wider- Die magere Wahlbeteiligung bei den staaten müsste klarer werden, welche Philosophie international verbindlich: längst nicht gesungen, stand gegen TTIP, CETA und andere Wahlen zum Europäischen Parlament europäische Wirtschaftsidee verfolgt Markt vor Gemeinwesen. Das müssen TTIP betreff end Freihandelsabkommen ernst zu neh- und die Proteste gegen TTIP, CETA und wird, welche Sektoren in den Blick ge- wir im Kulturbereich allgemein, aber men und den Dialog mit der Zivilge- – sobald mehr Informationen vorhanden nommen und welche wirtschaftlichen auch speziell im Deutschen Kulturrat, sellschaft zu suchen. Die Ablehnung der sind – sicherlich auch gegen TISA ( Eff ekte erwartet werden. Tiefgreifende zur Kenntnis nehmen und reagieren. Haltung der EU-Kommission in spe ist, Europäischen Bürgerinitiative durch die Länder verhandeln über Liberalisierung und umfassende Abkommen wie TTIP, wurde bei der Befragung der designier- amtierende EU-Kommission war stra- von Dienstleistungen) sind zwei Sei- CETA & Co. verdienen eine breite ge- Olaf Zimmermann ist Geschäftsführer ten EU-Handelskommissarin Cecilia tegisch und kommunikativ ein großer ten derselben Medaille. Auf der einen sellschaftliche Diskussion und Akzep- des Deutschen Kulturrates. Malmström durch den Handelsaus- Fehler. Selbst wenn es rechtliche Grün- Seite haben die Bürgerinnen und Bür- tanz. Aber auch der Kultur- und Me- Gabriele Schulz ist Stellvertretende schuss des Europäischen Parlaments de für die Ablehnung geben mag, deren ger die Chance, die Abgeordneten des dienbereich muss sich an die eigene Geschäftsführerin des Deutschen im September dieses Jahres deutlich. Im Stichhaltigkeit nun vom Europäischen Europäischen Parlaments zu wählen, Nase fassen. Als Deutscher Kulturrat Kulturrates

04 INLAND www.politikundkultur.net FOTO: RHADAMANT / PHOTOCASE.COM / RHADAMANT FOTO: Der eingeschlagene Weg, den Wert der Kultur in der globalisierten Welt zu festigen und zu erhalten – besonders vor dem Hintergrund der TTIP –, muss von der Politik entschlossen beschritten werden Kulturelle Vielfalt und Freiheit bewahren Im Rahmen der Mitgliederversammlung des Deutschen Kulturrates sprach Kulturstaatsministerin Monika Grütters über den Kulturetat, geförderte Programme, Rabattverhandlungen mit Verlagen sowie über das Freihandelsabkommen.

MONIKA GRÜTTERS Herzlichen Dank für die Einladung, die und Vielfalt in unserer Gesellschaft auch nicht sein. Wir müssen die Länder malschutzprogramme. Wir entlasten ich schon allein deshalb gerne ange- wert ist. Deshalb bin ich – abgesehen gelegentlich durchaus öff entlich stärker die Kommunen auch materiell, zum ie es sich für den Spitzen- nommen habe, weil mein Haus – eben- davon, dass mehr Geld natürlich im- in die Pfl icht nehmen. Auf Kulturhoheit Beispiel bis  von den Pfl ichtleis- verband der deutschen falls spartenübergreifend und sowohl mer eine gute Sache ist – auch im Sin- pochen und sich bei der Finanzierung tungen für Kosten der Unterkunft und Bundeskulturverbände auf politischer wie auch auf fachlicher ne der Bedeutung der Kultur wirklich aus der Verantwortung stehlen – das Grundsicherung im Alter, und zwar in W gehört, hat der Deutsche Ebene – vertrauensvoll und partner- froh, dass wir den Kulturhaushalt des geht so nicht! Die Kommunen wieder- Milliardenhöhe. Das schaff t Investi- Kulturrat sich für seine Mitglieder- schaftlich mit dem Deutschen Kultur- Bundes trotz des notwendigen, strik- um tun ja eigentlich sehr viel für die tionsfreiräume, die gut für freiwillige versammlung ein wahrlich kulturge- rat zusammenarbeitet. Wir schätzen ten Sparkurses gegenüber dem zwei- Kultur, und doch erlebe ich auch hier, Leistungen und da zuvörderst für die schichtsträchtiges Datum ausgesucht: es sehr, auf dessen Expertise und Un- ten Regierungsentwurf  wieder Kultur genutzt werden können. Vor  Jahren, am . September , terstützung zählen zu können. Das leicht erhöhen konnten, nämlich um Von Mark Twain, meine Damen und wurde in Dresden die Gemäldegalerie gilt beispielsweise für unser gemein- rund  Millionen bzw. zirka , Pro- »Kultur ist das, was Herren, stammt der schöne Satz: »Kul- Alte Meister des Baumeisters Gottfried sames Herzensanliegen der kulturel- zent auf rund , Milliarden Euro. Die tur ist das, was übrig bleibt, wenn der Semper eröff net. Vor  Jahren, am . len Bildung, aber auch für schwierige Bundesregierung bekennt sich damit übrig bleibt, wenn letzte Dollar ausgegeben ist.« Kultur September , wurde am Deutschen Rechtsfragen wie das Urheberrecht und zu der besonderen Stellung der Kunst der letzte Dollar schaff t Werte jenseits der Maßstäbe Theater Berlin Gerhart Hauptmanns natürlich für den Austausch zu den Pla- und Kultur in unserer Gesellschaft. ausgegeben ist.« ökonomischer Verwertbarkeit, und das berühmtes sozialkritisches Drama »Die nungen für ein transatlantisches Frei- Wir tun das in dem Bewusstsein, dass wird gerade in Zeiten ökonomischer Weber« uraufgeführt. Vor  Jahren, am handelsabkommen. Kulturfi nanzierung keine Subvention Krisen immer wichtiger. Wo, wenn nicht . September , wurde der berühm- Deshalb nutze ich gerne die Ge- für eine schützenswerte Nische unserer dass manche Kommunen beim Kultur- in der Kultur, wird nach Antworten auf te Maler Mark Rothko geboren. Vor  legenheit, über den Sachstand in ak- Gesellschaft ist, sondern eine Investiti- etat den Rotstift ansetzen. Bei allem letzte Fragen gerungen, auf Fragen Jahren, am . September , kam der tuellen kulturpolitischen Fragen zu on in die Zukunft. Dass darüber mittler- Verständnis für die fi nanziellen Nöte nach den sinnstiftenden Kräften und große Komponist Dmitri Schostako- informieren und wichtige Fragen zu weile zumindest auf bundespolitischer der Städte und Gemeinden – das kostet Werten, die unsere Gesellschaft zusam- witsch zur Welt. beantworten. Der Kulturetat  ist Ebene weitgehend Konsens besteht, mittelfristig mehr, als es an Einsparun- menhalten? Dies zu ermöglichen, ist Vor  Jahren, am . September sicher ein Thema, das alle unabhän- ist sicherlich unter anderem auch der gen bringt. Deshalb appelliere ich in Aufgabe einer Kulturpolitik, die sich der , verkündete der Börsenverein der beharrlichen Überzeugungsarbeit des jeder Stadt, in jeder Kommune, die ich Freiheit der Kunst und Kultur verpfl ich- Deutschen Buchhändler in Leipzig die Deutschen Kulturrats und seiner Mit- besuche, an die Verantwortlichen in der tet fühlt. Diese Freiheit muss heute an Errichtung der »Deutschen Büche- Was ist uns die gliedsverbände zu verdanken. Trotz- Politik, nicht an der Kultur zu sparen, vielen Fronten verteidigt werden. rei«, aus der die heutige »Deutsche dem erlebe ich bei meinen Reisen durch und hier bitte ich auch den Kulturrat Unverzichtbar zur Sicherung künst- Nationalbibliothek« hervorging. Und kulturelle Freiheit Deutschland –  Städte habe ich in den und seine Mitgliedsverbände um Un- lerischer Freiheit ist zum Beispiel die schließlich feiert heute auch noch ein und Vielfalt wert? vergangenen Monaten deutschland- terstützung. Künstlersozialversicherung, eingeführt Oscar-Preisträger seinen Geburtstag: weit besucht – immer wieder, dass die Der Bund tut alles, was im Rah- vor  Jahren. Seitdem gilt: Wer künst- Der amerikanische Schauspieler und Kulturetats der Länder und Kommunen men des Grundgesetzes, im Rahmen lerische Leistungen in Anspruch nimmt, Filmproduzent Michael Douglas wird gig von der Sektion, die vertreten wird, hier und da doch zusammen gestrichen des Kulturföderalismus möglich ist, der muss auch dafür Sorge tragen, dass  Jahre alt. Fast scheint es, als hätte interessiert – und aktuell ist es auch: werden. um die kulturelle Vielfalt vor Ort zu Künstler von ihrer Arbeit nicht nur der Vorstand bei der Wahl des Ter- Erst vor zwei Wochen wurde ja der Re- Es gibt Länder, die aufgrund des En- fördern. Da gibt es nicht nur heraus- knapp überleben können, sondern an- mins für die Mitgliederversammlung gierungsentwurf zum Bundeshaushalt gagements des Bundes die Mittel für ragende Programme wie zum Beispiel gemessen bezahlt und sozial abgesi- allergrößten Wert darauf gelegt, auch  in erster Lesung im Deutschen ihre Länderprogramme, beispielsweise den Kinoprogrammpreis, den Spielstät- chert werden. Ich bin froh, dass wir es kulturhistorisch ein möglichst breites Bundestag beraten. Nordrhein-Westfalen im Bereich des tenprogrammpreis und das Programm noch vor der Sommerpause hinbekom- Themenspektrum abzudecken. Das Wenn wir über den Kulturetat re- Denkmalschutzes, prompt nicht nur he- zur Förderung der Digitalisierung von men haben, ein Gesetz zu verabschie- nenne ich mal spartenübergreifendes, den, dann reden wir immer auch da- runterfahren, sondern ganz streichen. Kinos, damit sie als Kulturorte erhal- den, das die Künstlersozialkasse durch kulturpolitisches Engagement! rüber, was uns die kulturelle Freiheit So ist das nicht gemeint, und so darf es ten bleiben, sowie natürlich die Denk- Fortsetzung auf Seite  Politik & Kultur | Nr. /  | November — Dezember  INLAND 05

Fortsetzung von Seite  bessere Prüfpfl ichten der Deutschen fahrens – mit Schadenersatzforderung nämlich die Provenienzforschung. Der Kulturgutverluste« vorzuschlagen. Es haben sich bisher mit Provenienzfor- Rentenversicherung stabilisiert. gegen Deutschland belegt werden. In »Fall Gurlitt« hat das Thema NS-Raub- freut mich sehr, dass wir es innerhalb schung beschäftigt. Deshalb halte ich Politisches Handeln ist aber auch Staaten mit stabilen Rechtssystemen kunst ja in atemberaubender Weise ins kürzester Zeit geschaff t haben, gemein- auch eine weitere Erhöhung der Mittel und insbesondere dort gefragt, wo die darf dieses abgewogene rechtliche Sys- öff entliche Bewusstsein gehoben. NS- sam mit den Ländern die Aktivitäten für die dezentrale Suche nach NS-Raub- Vielfalt unseres kulturellen Angebots tem nicht ausgehebelt werden. Deshalb Raubkunstfälle sind immer komplexe zur Suche nach NS-Raubkunst zu bün- kunst für unbedingt notwendig. Der unter die Räder zu kommen droht – zum lehne ich ein Investor-Staat-Schieds- Einzelfälle mit zahlreichen historischen, deln. Schon ab  soll das Zentrum Haushaltsentwurf  sieht deshalb Beispiel, weil Unternehmen wie Amazon verfahren ab, fordere aber zumindest moralischen und juristischen Heraus- in Magdeburg die Koordinierungsstelle eine erneute Steigerung der Ausgaben ihre Marktmacht ausspielen. Deshalb eine vollständige Ausnahme für Audio- forderungen. Deshalb begrüße ich es und die Arbeitsstelle für Provenienz- für Provenienzrecherche vor, nämlich habe ich mich mit den Autoren soli- Vision und Kultur. sehr, dass der Deutsche Kulturrat vor auf sechs Millionen Euro – und damit darisiert, die von Amazon unter Druck Ein vierter Punkt: Sie als Verbän- wenigen Wochen eine eigene ad-hoc- eine Verdreifachung gegenüber dem gesetzt worden sind. Natürlich sind Ra- devertreter sind nicht zuletzt wegen Arbeitsgruppe ins Leben gerufen hat, Kleine Revolutionen Haushaltsansatz bei meinem Amtsan- battverhandlungen mit den Verlagen der Intransparenz der Verhandlungen um sich vertieft mit diesen Fragen zu tritt . wirtschaftlich legitim. Der Sündenfall höchst kritisch. Ich teile diese Beden- beschäftigen. Es ist wichtig, dass unser im Denken und Wahr- Mit diesen Themen möchte ich es besteht darin, dass man sich an den ken und mahne mehr Transparenz in Land – Staat und Verwaltungen genau- nehmen zulassen fürs Erste bewenden lassen. Kulturpo- Autoren, an den Künstlern, die am Be- meinen Stellungnahmen auch immer so wie Organisationen, Einrichtungen litik ist ein weites Feld, deshalb werden ginn der Kette stehen, rächt, wenn die wieder an. Mir geht es dabei auch und und Privatpersonen – keinen Zweifel Sie es mir sicher verzeihen, dass ich Verlage auf die Rabattforderungen nicht vor allem um Akzeptanz. Akzeptanz ist daran lässt, welche immense Bedeu- forschung unter einem Dach vereinen, nicht alle Fragen ansprechen konnte, eingehen. Das ist kulturpolitisch völlig wichtig, weil wir für das Abkommen tung für uns alle die rückhaltlose Auf- deren Arbeit fortführen und ausbauen von denen ich ahne, dass sie Ihnen inakzeptabel. Politisch ist unser Hand- eine breite und stabile demokratische arbeitung des nationalsozialistischen – sowohl fi nanziell als auch personell unter den Nägeln brennen. Dazu gibt lungsspielraum für Gegenmaßnahmen Grundlage brauchen. Am Ende muss Kunstraubs hat – eine Aufarbeitung, die gestärkt. Das Zentrum wird, wie bisher es jetzt aber gleich in der Aussprache hier allerdings relativ überschaubar. ein einstimmiger Beschluss der EU- komplex ist, die Zeit braucht und bei der die AfP, öff entliche Einrichtungen bei Gelegenheit. Wir können über kartellrechtsähn- Mitgliedstaaten stehen, hinzu kommt wir nie vergessen dürfen, dass mit der der Suche nach NS-Raubkunst fi nan- Von Joseph Beuys stammt ein schö- liche Regeln bei Google, Amazon usw. noch die Ratifi zierung durch das Euro- Provenienz eines entzogenen, geraub- ziell unterstützen und beraten, künftig ner Satz, den man vielleicht nicht ganz nachdenken. Und wir können die Ga- päische Parlament und auf nationaler ten, abgepressten Kunstwerks immer aber auch spezielle Angebote für Privat- wörtlich nehmen sollte, über den es ranten der Vielfalt auf dem deutschen Ebene durch Bundestag und Bundesrat. auch die Biographie eines verfolgten sammler und Privatmuseen entwickeln, sich aber nachzudenken lohnt: »Ar- Buchmarkt stärken. Genau dafür habe Dies ist die übereinstimmende Auff as- Menschen verbunden ist. die freiwillig den »Washingtoner Prin- beite nur«, so Joseph Beuys, »wenn Du ich eine Million Euro bereitgestellt, um sung der Bundesregierung und aller EU- Die Bundesrepublik hat sich unge- zipien« folgen. Es wird, wie bisher die das Gefühl hast, es löst eine Revolution  erstmals einen »Preis für unab- Mitgliedstaaten. Ohne Transparenz ist achtet der Wiedergutmachungsleistun- Koordinierungsstelle, die unabhängige aus.« Diese etwas ungesund anmutende hängige, inhabergeführte Buchhand- die dafür notwendige Akzeptanz nicht gen der Nachkriegszeit auf der »Wa- »Beratende Kommission« unterstützen, Arbeitseinstellung kann man durchaus lungen« zu vergeben. Damit werden wir zu haben. Nur ein gemischtes Abkom- shingtoner Konferenz«  dazu bereit zugleich aber eine neue Unterstützung auch als pointierte Beschreibung der deutschlandweit viele einzelne Buch- men kann die breite demokratische erklärt, auch dann nach NS-Raubkunst für freiberufl iche Provenienzforscher- Überzeugungen verstehen, die Künstler handlungen auszeichnen. Ich glaube, Basis sicherstellen. Deshalb muss die zu suchen und für deren Restitution innen und -forscher entwickeln. und Kreative, aber eben auch Kulturför- dass selbst kleine Summen analog zum Europäische Kommission das Transat- faire und gerechte Lösungen zu fi n- Besonders wichtige Akteure wie die derer und Kulturpolitiker motiviert. Es Kinoprogrammpreis – große Wirkung den, wenn dies nach rein juristischen »Taskforce Schwabinger Kunstfund« muss ja nicht immer gleich die Weltre- entfalten können. Darüber hinaus trägt Maßstäben nicht mehr zwingend ge- oder die »Forschungsstelle Entartete volution sein. der Preis vor Ort auch zur Sensibilisie- boten wäre. Dieses Bekenntnis ist un- Kunst« werden eng an das Zentrum Die kleinen Revolutionen im Denken, rung der Verbraucher bei, und das ist TTIP: Wir brauchen sere Handlungsmaxime, und Sie alle gebunden. Das Zentrum wird darüber im Wahrnehmen, im Empfi nden, im Be- wichtig, denn letztlich entscheidet das klare Garantien und kennen die Instrumente, die der Bund hinaus internationale Kooperationen wusstsein sind es, die jeder kleinen und Kaufverhalten der Kunden. rote Linien für die gemeinsam mit den Ländern und den unterstützen und strebt eine enge Ver- großen gesellschaftlichen Veränderung Eine weitere Front, an der wir die kommunalen Spitzenverbänden dafür zahnung mit der universitären und au- vorausgehen, und in diesem Sinne tra- Vielfalt und die Freiheit der Kultur ver- Kultur entwickelt hat: eine »Gemeinsame ßeruniversitären Forschung an. Nicht gen Kunst und Kultur immer den Keim teidigen müssen, sehe ich in den Ver- Erklärung«, die inzwischen mehrfach zuletzt wird es eine ganze Reihe von des – im besten Sinne – Revolutionären handlungen über das geplante Freihan- modernisierte »Handreichung«, die Angeboten und Initiativen in den Berei- in sich. Dass aus diesen Keimen etwas delsabkommen zwischen der EU und lantische Freihandelsabkommen (TTIP) Koordinierungsstelle Magdeburg, eine chen Kommunikation und Vernetzung wachsen darf, dass es einen fruchtbaren den USA. Um keine Missverständnisse als gemischtes Abkommen verhandeln. Lost -Datenbank, die »Beratende geben, um das Zentrum national wie Nährboden dafür gibt und ein wachs- aufkommen zu lassen: Ich befürworte Zur Sicherung der künstlerischen Kommission« unter Leitung von Jutta international zum zentralen Ansprech- tumsförderndes Klima – das macht eine dieses Abkommen grundsätzlich. Dass Freiheit gehört auch ein modernes, Limbach und nicht zuletzt, die Arbeits- partner in Deutschland zu Fragen der vitale Demokratie aus. Dafür einzutre- es Chancen für deutsche Unternehmen an das digitale Zeitalter angepasstes stelle für Provenienzforschung (AfP) Umsetzung der »Washingtoner Prinzi- ten ist aller Anstrengung wert, und ich bietet, dass es gleichzeitig gerade in Urheberrecht, das dem Urheber einen in Berlin. Mit all diesen Maßnahmen pien« zu machen. Ihre Einrichtungen danke Ihnen allen und dem Deutschen diesen Zeiten außenpolitisch wichtig fairen und gerechten Anteil an der haben wir in den letzten Jahren schon sind herzlich eingeladen, die Arbeit des Kulturrat dafür, dass er uns, den Kultur- ist, liegt auf der Hand. Es geht nicht Wertschöpfung aus seiner kreativen eine Menge erreicht. Zentrums zu unterstützen und dessen politikerinnen und -politikern, dabei um das »Ob«, wohl aber um das »Wie«. Leistung sichert – und damit die Exis- Der »Fall Gurlitt« allerdings ließ die Angebote reichlich wahrzunehmen! ein so verlässlicher Partner ist! Auf eine Wir brauchen klare Garantien und rote tenzgrundlage. Wir brauchen ausgewo- Schwächen der bisherigen Organisation Nach einer statistischen Untersu- weiterhin vertrauensvolle und konst- Linien. Das habe ich auch in meinem gene Lösungen, die den Belangen aller off en zutage treten, insbesondere die chung, die rund die Hälfte aller deut- ruktive Zusammenarbeit! Gespräch mit Kommissar de Gucht An- Interessenvertreter – Nutzern wie Ur- Zersplitterung unserer Förderland- schen Museen umfasste, befi nden sich fang Juli deutlich gemacht. hebern und Verwertern – gerecht wer- schaft und das Fehlen eines zentralen in  Prozent dieser Museen Bestände, Monika Grütters ist Staatsministerin Für mich ist entscheidend, dass – den. Der Schutz geistigen Eigentums Ansprechpartners. Ich habe das zum die auf das Vorhandensein von NS- der Bundeskanzlerin und Die erstens – für die EU und Deutschland ist Kernfrage auch für die Entwicklung Anlass genommen, im Frühjahr die Raubkunst untersucht werden müssten. Beauftragte für Kultur und Medien keine weiteren Verpfl ichtungen in das der Kreativwirtschaft, deren volkswirt- Gründung eines »Deutschen Zentrums Nur  Prozent der befragten Museen der Bundesregierung Abkommen aufgenommen werden, als schaftliche Bedeutung für Europa zahl- ohnehin in WTO / GATS bereits gelten. reiche Studien eindrucksvoll belegen. Audiovisuelle Dienste müssen also aus Mit Bundesminister Heiko Maas bin dem Anwendungsbereich des Dienst- ich mir einig, dass im Urheberrecht in leistungskapitels – entsprechend bis- der vergangenen Legislaturperiode heriger Freihandelsabkommen – aus- zu wenig passiert ist. Zentral – weil genommen bleiben; für die übrigen bis April  fristgebunden – ist jetzt Das Wichtigste kulturellen Dienstleistungen gilt die zunächst einmal die Umsetzung der Beschränkung auf den GATS-Status EU-Wahrnehmungsrichtlinie. Das ist quo. Die audiovisuelle Ausnahme muss eine große Chance für die Kreativen. Je zur Kulturpolitik Jetzt auch für alle denkbaren zukünftigen leichter sich Rechte grenzüberschrei- technologischen Entwicklungen gelten tend klären und Lizenzen einräumen testen! und darf nicht durch die Konvergenz lassen, desto größer ist der Vorteil von TV und Internet geschwächt wer- nicht nur für die Nutzer sondern auch Fordern Sie Ihr gratis Probe-Exemplar an! den. Daneben ist noch die horizontale auf Seiten der Urheber. Derzeit läuft Per Telefon:  .   , Fax:  .    Ausnahmeklausel für die Beihilfen bei ein Anhörungsverfahren, das den oder E-Mail: info@[email protected]. Dienstleistungen erforderlich, um un- Verwertungsgesellschaften Gelegen- ter anderem die Kultur- oder etwa die heit gibt, ihre Vorschläge und Petita Filmförderung abzusichern. einzubringen. Mir ist es wichtig, dass

Zweitens halte ich für eine um- der kulturelle und soziale Auftrag der Dossier Öffentlich-rechtlicher Rundfunk fassende Absicherung zusätzlich die Verwertungsgesellschaften vollum- Aufnahme einer Generalklausel für fänglich erhalten bleibt, der ja in der , € wichtig. Dadurch sollen Maßnahmen EU-Richtlinie ausdrücklich anerkannt November/ Dezember 6  zum Schutz der kulturellen Vielfalt und wird. Außerdem werbe ich dafür, das der Meinungsvielfalt in allen Bereichen Gesetzgebungsverfahren dafür zu nut- www.politikundkultur.net – auch Telekommunikation oder Urhe- zen, eine Hinterlegungspfl icht im Rah- Zeitung des Deutschen Kulturrates Beilage berrecht – und durchgängig bei allen men der Verhandlungen über die Höhe In dieser Ausgabe: Positionen Kultur bildet! Unsere aktuelle Sigmar Gabriel Mauerfall Aktuelle Positionen des Bundeskulturpolitik Beilage zum Thema Lese- Kapiteln – auch Investitionsschutz oder der gesetzlichen Pauschalvergütung Dieter Gorny Damals und heute: ein Rückblick Deutschen Kulturrates zum förderung und Lesekompetenz. Kulturetat, kulturelle Vielfalt, auf das Zusammenwachsen der Urheberrecht und zum Umgang Unter anderem mit Rufus Beck. Monika Grütters Freihandelsabkommen. regulatorische Zusammenarbeit – aus- bei der Privatkopie einzuführen. Dies deutschen Kulturverbände aus mit Raubkunst. Seiten  bis  Peter Tauber Monika Grütters gibt Auskunft Ost und West. Seiten  bis  drücklich für rechtmäßig erklärt wer- wäre ein wichtiger Schritt, um die von Johanna Wanka über ihre Pläne. Seiten  bis  Seiten  bis  den. Notwendig ist eine verbindliche vielen als langwierig und unbefriedi- und viele andere Verankerung dieser Generalklausel im gend empfundenen Verhandlungen zu Abkommenstext selbst. vereinfachen. Für diese Überlegungen Amputation Ende September veranstaltete ein Es stellt sich, drittens, auch die Frage scheint auch das Bundesministerium Stiftungskonsortium in Kooperation mit der Kultusministerkonferenz in- Wegweisend? Berlin eine Dialogveranstaltung un nach künftiger Regulierung: Eine Re- der Justiz und für Verbraucherschutz ter dem Titel »Stärken stärken!« zur kulturellen Bildung. Eigentlich eine Die Digitale Agenda der Bundesregierung auf dem Prüfstand. form, zum Beispiel der Buchpreisbin- durchaus off en zu sein. der vielen Wohlfühlveranstaltungen- Seiten  bis  zum Thema, die landauf, landab zur dung, könnte unter Umständen von US- Neben der Sicherung der Freiheit zeit Hochkonjunktur haben. Doch diese Veranstaltung endete nicht im Unternehmen angefochten werden, und und Vielfalt der Kultur beschäftigt uns üblichen Selbstbestätigungsritual wie unverzichtbar kulturelle Bildung- doch sei, sondern in einer handfes – dank des Investor-Staaten-Schiedsver- ein weiteres Thema besonders intensiv, ten Auseinandersetzung. Einigeih it 06 INLAND www.politikundkultur.net

meinsam benannt wurden die Schließung von Kultur- und Medieneinrichtungen, Vor  Jahren – der Deutsche Verschlechterung der Arbeitsbedingun- gen freischaff ender Künstler, geringere Perspektiven für eine Weiterführung bis- Kulturrat und die DDR lang künstlerisch produktiver Arbeit in Literatur, Theater, Film, etc. Ein persönlicher Bericht Schließlich stellten die meisten Be- triebe, die gerade auf kommunaler Ebene KLAUS IHLAU Ost werden? Am nächsten Tag konnte ich immer keine generelle Pfl ichtaufgabe in Kunst und wesentliche Stütze der kulturellen Bildung meinen Namen und meine persönliche der Bundesrepublik ist, lassen sich bei und der Kunstvermittlung waren, ihre För- erbst . Ein System kommt ins Adresse in allen überregionalen Zeitungen Etatkürzungen der Kommunen viel zu Kultur sind nicht derung ein. Wanken. Der Bürgerwille artiku- lesen. Ich hatte spontan eine Entscheidung leicht Bibliotheken schließen. Derzeit nur Ausdruck Vor diesem Hintergrund wurde ein Mo- H liert sich in Protesten und De- getroff en, die zu diesem Zeitpunkt noch steht die Johannes-Bobrowski-Bibliothek menschlichen ratorium für grundsätzliche Änderungen monstrationen. Ein wesentlicher Anstoß mit Risiko verbunden schien. in meinem Kiez vor dem Aus. Eine Bürger- Daseins, der kulturellen Infrastruktur gefordert. zum politischen Engagement kam von den Wie die Entwicklung zeigte, war es initiative kämpft für ihren Erhalt. Auch der Aufbau von kulturellen Fonds, insbeson- Künstlern des Landes. In Theatern und ein durchaus wichtiger und notwendiger Kulturrat ist wieder involviert – er hat sie sondern auch dere eines Kulturfonds der DDR, Stärkung Konzerten verlasen sie Resolutionen. Sie Schritt, der am . März  zur Eröff nung auf seine Rote Liste gesetzt. ein Wirtschafts- der Selbstverwaltung der Träger kultureller führten dann auch am . November die eines Kulturpolitischen Kontaktbüros Das Kontaktbüro mietete damals Räu- faktor Aktivitäten sowie ein umfassendes Pro- Protestdemonstration von Hunderttau- führte. Es galt das völlige Zusammenbre- me im Gebäude des Kulturbundes der DDR. gramm der Qualifi zierung einschließlich senden zur Kundgebung auf dem Berliner chen der kulturellen Strukturen in der DDR Miete, Einrichtung und Betriebskosten der Vermittlung europäischer Erfahrungen Alexanderplatz an. Fünf Tage später fi el zu verhindern und bei allen beschränk- wurden vom Kulturrat in getragen, gehörten dazu. Das alles war verknüpft mit die Mauer. ten Möglichkeiten, Ansprechpartner für der sich wiederum aus Projektmitteln fi - dem Angebot an Politik und Verwaltung Gut einen Monat später durchquerte verunsicherte und existentiell bedrohte nanzierte. Vom Innenministerium gab es der Länder zur Zusammenarbeit. Dazu ich sie von Ost nach West. Ich war mit Künstler und Kulturschaff ende zu sein. einen Zuschuss für die Ost-West-Arbeit. kam es dann auch, sodass viele diese For- anderen zu dem ersten Treff en von Ver- In der Zeit davor und danach kam es zu Das Büro half auch innerhalb der DDR derungen zumindest für eine Übergangs- tretern der Mitgliedsorganisatoren des dutzenden Ost-West-Treff en zwischen Ver- kulturpolitische Erfahrungen auszutau- zeit realisiert wurden. Für eine solche FOTO: KARIN KAPER FILM KAPER KARIN FOTO: East Side Gallery: das längste noch erhaltende Stück der Berliner Mauer (Filmplakat Berlin East Side Gallery)

Deutschen Kulturrates in die Akademie bänden, Gruppierungen und einzelnen Be- schen, insbesondere konnten wir den Übergangszeit fusionierten dann auch der Künste Berlin (West) eingeladen. Dem troff enen. Vieles ging dennoch »den Bach neuen Initiativen ein off enes kulturpoli- beide Kulturräte, indem das Statut mit der vorausgegangen waren offi zielle Regie- runter«, aber in manchen persönlichen tisches Diskussionsforum bieten. Zwischen Einrichtung eines jeweils dritten Sprechers rungsverhandlungen. Die getroffenen Fällen konnte Hilfe geleistet und Struk- Bundesrepublik und DDR kam es zu kon- in den Sektionen geändert wurde. Vereinbarungen wiesen wenig Flexibi- turen angepasst oder aufgefangen werden. kreten gemeinsamen Vorhaben zwischen lität und Fantasie auf. Jetzt wollten die Zwei Kulturstandorte von vielen in Initiativen und Verbänden. Klaus Ihlau war in der Wendezeit Leiter sich etwa fünfzig im alten (West-)Berliner Berlin waren das soziokulturelle Zentrum Zu einem gemeinsamen Kulturrat kam des Kulturpolitischen Kontaktbüros und Hansaviertel Versammelten herausfi nden, »Pfeff erberg« und das »Tacheles«. Eines ge- es etwas anders, als erwartet. Wegen Un- lebt heute als Journalist und Rentner in welche Forderungen an einen »deutsch- hört noch heute zur Stadtkultur, das Kunst- klarheiten beim sich überstürzenden Ei- Berlin.  erhielt er stellvertretend für deutschen Kulturaustausch« zu stellen sei- haus Tacheles ist privatisiert. Seine Künst- nigungsprozess wurden die Gelder für das das Kontaktbüro den Nürnberger Preis für en. Gemeinsam diskutierten wir lebhaft ler wurden vertrieben. Kunst und Kultur Büro gestoppt. Der Mietvertrag wurde vom Politische Kultur und ausführlich über Formen und Inhalte sind nicht nur Ausdruck des menschlichen DDR-Kulturbund gekündigt, mühsam er- direkter, möglichst staatlich unabhängiger Daseins, sondern auch Wirtschaftsfaktor. stellte Unterlagen kamen abhanden. Kurz Kooperation. Wir hatten uns einen vollen Schon  wurde vom Deutschen Kul- danach wurde ich in einer ADN-Meldung FILMTIPP Tag Zeit genommen. turrat eine »Kulturklausel«, die Aufnahme zitiert: »In Kürze soll in der DDR ein Kul- Gesprächspartner West waren neben den des Staatsziels Kultur in das Grundgesetz, turrat gegründet werden. Er macht sich Berlin East Side Gallery Sprechern der Kulturverbände der heutige gefordert. Eine große gesellschaftliche De- notwendig im gegenwärtigen Spannungs- Kinodokumentarfi lm von Karin Kaper und Akademiepräsident und der batte steht bis heute aus. feld zwischen der Aufhebung staatlichen Dirk Szuszies anlässlich des -jährigen Bundestagsabgeordnete Freimut Duve. Beim Stöbern in alten Unterlagen fällt Diktats, einsetzenden Kultur-Verfall im Er- Bestehens der East Side Gallery im Jahr Duve mahnte eine Staatsferne als Prin- mir ein Dankesschreiben einer Branden- gebnis marktwirtschaftlicher Eilfertigkeiten. . Das längste noch erhaltene Stück zip der Kultur an. Defi zite gäbe es auf burger Bibliothek in die Hände. Durch […] Angesichts bereits sichtbarer Gefahren Berliner Mauer gilt als größte Open Air beiden Seiten. Für die DDR – der schnelle Spenden von Schreibmaschinen und Ko- werde im D-Zug der Vereinigung eine Lang- Galerie der Welt und zieht seit ihrer Er- Anschluss war noch nicht im Fokus – sei pierern konnten wir helfen. Als Déjà-vu samfahrstrecke für die Kultur angestrebt.« öff nung  Millionen Besucher aus aller eine »Neue Assoziation« sinnvoll, um sich erscheint es mir heute, wenn ich dort eine Wir hatten wenige Monate vor der Ver- Welt an. Karin Kaper und Dirk Szuszies Gehör und organisatorischen Rückhalt zu inständige Bitte lese. Wir möchten doch einigung noch einen Kulturrat in der DDR haben viele Künstler und alle an der Re- verschaff en. mithelfen, die Bibliotheksverordnung als gegründet und bereits im Juni  konnte staurierung und Sanierung im Jahr  Wir kamen überein, eine Kontaktstelle gemeinsames deutsches Gesetz zu erhalten. man über die erste gemeinsame Konferenz Beteiligten als einziges Filmteam der Welt für einen »Gesprächskreis DDR« zu schaf- Da die Unterhaltung Öff entlicher Biblio- des Deutschen Kulturrates (West) und des von damals bis heute begleitet. Kinostart fen. Doch wer sollte der Ansprechpartner theken in Städten und Gemeinden noch neuen Kulturrates in der DDR lesen. Ge- ..; www.berlineastsidegalleryfi lm.de Politik & Kultur | Nr. /  | November — Dezember  INLAND 07

Mit literarischen Begegnungen gegen Missverständnisse und Grabenkämpfe Zur deutsch-polnischen steller aus den gegenseitigen Verdäch- Diskussionen, Schuldzuweisungen und mit auseinandersetzen, dass sein Bild Rau, Norbert Blüm, Helmut Schmidt Nachbarschaft tigungen und schmerzhaften Graben- Meinungsverschiedenheiten aus. Noch aus zwei Extremen besteht: Zwischen oder Kurt Biedenkopf präsentieren kämpfen herauszukommen, Erich Loest immer wird mit diesen fundamenta- den zauberhaften Gedichten der No- das Projekt in ihren jeweiligen Ländern. gehört zu den aktivsten Gesprächspart- len Auseinandersetzungen ein folgen- belpreisträgerin Wislawa Szymborska Am Ende seiner dreij ährigen Amtszeit REGINE MÖBIUS nern. Immer wieder gibt es Anlässe, die schweres Versagen des VS verbunden. oder eines Czesław Miłosz und den so mahnt der Verbandsvorsitzende Erich der Schriftsteller nutzt, um noch un- Wenn auch der Aachener Kongress oft hämisch genannten Autodiebereien Loest im Rahmen seiner Abschiedsre- ie Mauer fällt , und in- ausgesprochenen Absichten eine erste von prominenten Kollegen wie Martin liegt das weite Feld des Unbekannten. de auf dem Chemnitzer Kongress mit folgedessen wird der DDR- konkrete Form zu geben. Deutlich wird Walser, , Friedrich Dieck- Teil des literarischen Plans ist deshalb Bertolt Brecht: »Aber man wird nicht Schriftstellerverband aufge- das in einem Brief an Günter Grass, den mann oder Gerhard Zwerenz besucht auch Erich Loests Bestrebung, Begeg- sagen:/ Die Zeiten waren fi nster./ Son- D löst. Die frühen Neunziger er im Januar  schreibt: nungsmöglichkeiten zum Austausch dern: Warum haben/ ihre Dichter ge- sind angefüllt mit Ost-West-Ausein- »Lieber Günter, kultureller Informationen zu schaff en. schwiegen?« andersetzungen, -Missverständnissen im April in Aachen möchte ich dem Kooperationen des VS mit politi- »Sorgen wir«, so Erich Loest, »dass er und -Podien, auf denen die Wegge- Verband für das nächste Leitungsgre- Lebhafter schen Organisationen und dem Goethe- uns nicht gemeint haben kann.« gangenen und Hiergebliebenen sich mium einen Vorschlag machen, alle Austausch kultureller Institut ermöglichen neue Pläne. Immer Der neue Vorstand, so fordert Loest, gegenseitig erklären. Auch unter den Kraft auf unseren »wichtigsten, weil Informationen wieder sind Lesungen und Begegnun- solle sich auch weiterhin um Kulturpo- Künstlern verstehen sich nicht wenige schwierigsten Nachbarn« zu konzen- gen mit polnischen Autoren gleichzei- litiker aller Parteien bemühen, »Partei- als Reformsozialisten und behaupten, trieren, auf Polen. Die geschichtliche tig auch politische Foren. Die Bücher politik« könnte jedoch »niemals Ver- dem alten System keine Träne nach- Notwendigkeit liegt auf der Hand, auch der älteren Schriftsteller beantworten bandspolitik« sein. Loests Mahnung be- zuweinen. Doch refl ektieren sie kaum unser Verband sollte sich erinnern, dass wird, übersehen Teilnehmer und Presse Fragen nach Einzelschicksalen und zieht sich auf jenen Resolutionsantrag die mögliche Verkettung des von ihnen  bis  allerlei quer gelaufen nicht, dass andere maßgebende Kolle- geben oft gleichzeitig Auskunft über zur kulturpolitischen Neuorientierung favorisierten Projektes eines neuen sozi- ist. Begegnungen aller Art, Lesungen, gen nicht anwesend sind. die polnische Geschichte der letzten in Deutschland, den die Delegierten alistischen Humanismus, also eines de- Orientierung der Verlage, Hilfe durch Karl Otto Conrady, der über »Litera-  Jahre. Die polnische Literatur der am Ende mit leichten Retuschen als mokratischen Sozialismus, mit diesem Goethe-Institut und INTER NATIONES tur in einer neuen deutschen Einheit« er Jahre steht allerdings nicht mehr »Chemnitzer Appell« verabschieden: alten System, das jeder vitalen Substanz – alles, was unseres Amtes ist, sollten referiert, gibt ihr eine weitgefächerte als nationales Gewissen auf dem Sockel, »(…) Unser Land braucht eine Neuori- entbehrte. Nicht selten führt gerade un- wir einsetzen. Vorreiter sollten fünf Verantwortung: »Agent der Erinne- sondern gestattet sich selbstbewusst entierung, die kulturelle Kraft, wirt- ter Schriftstellern romantischer Schmerz Literaten sein, die aus dem Gebiet des rung« und »freie Instanz produktiven auch eine Ich-Bezogenheit. Wer bin schaftliche Stärke und internationale zu pathetischen Ausbrüchen. Da ist der heutigen Polens stammen, Jurek Becker, Prüfens«, »geistiger Raum der Selbst- ich? Was will ich? Und was gibt es Be- Geltung mit sozialer Gerechtigkeit und kritische Blick von außen nötig, wenn Günter Grass, Siegfried Lenz, Marcel verständigung« und »Anwalt der Opfer sonderes in meinem Umfeld? Das sind ökologischer Vorsorge verbindet. (…)« auch oft unbequem. Dabei können die Reich-Ranicki und Christa Wolf. und Beschädigten« solle, so der Kölner die Fragen, die die jüngeren polnischen Positionen innerhalb der diskutieren- Der jetzige Vorstand ist einverstan- Germanist, die Literatur sein und also Autoren in ihrer Literatur bewegen und Regine Möbius ist Stellvertretende den Schriftsteller und des beurteilen- den, Friesel könnte jetzt schon bei den »den Boden bereiten helfen für die die sie vermitteln. Bundesvorsitzende des Verbandes den Feuilletons nicht über einen Kamm polnischen Verbänden (es gibt vier) gemeinsame Zukunft in dem einen Parallel zu einer Fülle polnisch- deutscher Schriftsteller und Vize- geschoren oder in grobe Raster sortiert vorfühlen. Der Nebeneff ekt liegt auf Land«. Erich Loest wird zum neuen deutscher Literaturveranstaltungen präsidentin des Deutschen Kulturrates werden, nach der Devise: dafür oder der Hand: Wir bringen Schriftsteller VS-Vorsitzenden gewählt, damit ist beginnt die Arbeit an der Anthologie dagegen. Das ist weder hilfreich noch aus beiden deutschen Teilen in eine der Blick geöff net und weitet sich über »Nach den Gewittern«. Dieses Buch soll Im Internet kann unter www.kulturrat. erhellend und hat nicht selten einen fa- gemeinsame Aktion. Wir bringen den den deutschen Tellerrand hinaus. »Im preiswert in zwei Ausgaben in den bei- de/dokumente/regine-moebius-schrei- den Beigeschmack. Mit den alten Vorur- Verband aus seinem Schatten heraus. Streit um Polen hat unser Niedergang den Sprachen erscheinen, und Grundla- ben-aus-dem-labyrinth.pdf eine Lang- teilen auf beiden Seiten ist neues Miss- Ausgetretene Kollegen können sich angefangen«, resümiert Erich Loest. ge einer fortführenden Lesetournee mit version des Textes nachgelesen werden, verständnis vorprogrammiert. Grober, unbefangen nähern, ohne eintreten zu »Bis dahin waren sich die Einzelgän- etwa  weiteren Stationen sein, wobei in der auf die Situation der Schriftstel- projektiver Schematismus, den Teile des müssen. Wir ersetzen die jetzige Wei- ger im Verband deutscher Schriftsteller die Originaltexte und ihre Übersetzung lerverbände Ost und West in den er überregionalen Feuilletons vorführen, d. nerlichkeit durch eine Aufgabe. einig: Sie standen der Sozialdemokra- gelesen werden. Politiker wie Johannes und er Jahren eingegangen wird. h. mit der Literaturgeschichte umgehen Zuerst schreibe ich an Dich, ohne tie nahe, betrachteten sich als Teil der wie mit Aschenputtels berühmten Erb- Dich ginge das ganze schlecht, und ich Friedensbewegung und als Gewerk- sentopf, hilft nicht weiter. möchte es auch nicht. Bist Du dabei? schaft sowieso.« Uwe Friesel, amtierender VS-Vorsit- Möchtest Du jetzt schon etwas ergän- Allerorts wird das Loestsche »Po- BÜCHER GEGEN DAS VERGESSEN UND ZUR zender, hat  einen vieldiskutierten zen? Stellst Du eine Bedingung? Wenn lenprojekt« aufgegriff en. Dabei ist mit KRITIK DER HERRSCHENDEN VERHÄLTNISSE. Brief an  Schriftsteller vorrangig aus ich Deine Antwort habe, werde ich an erstaunlichen Erscheinungen Bekannt- Ostberlin geschrieben, die sich vermut- die anderen schreiben. […] Ich wäre schaft zu machen, die Maßstäbe setzen lich beteiligt hatten an der Verwaltung glücklich, könnten wir in dieser Sache im Literaturbetrieb.  gründet sich Das Massaker :SH]VQùPüLR eines inhumanen Wissens, an Verhin- an einem Strang ziehen.« die deutsch-polnische Euroregion »Po- von Sant’Anna -VYKLYU^PY derungen und Blockierungen nicht we- Die Antwort kommt prompt. Günter merania«. Aus dem Transportieren von di Stazzema niger Kollegen. Diese  hat er gebeten, Grass empfi ndet die Wichtigkeit der Loest- Gedanken mittels Sprache über Gren- Mit den Erinnerungen KHZh^^͵Die deutsche Vereinigung DIE AKTUALITÄT DES KOMMUNISMUS und die Zukunft Europas Plädoyer für eine neue Fragestellung stellerverband der DDR das Sagen hat- der zweite gesamtdeutsche nach dem von dem man bisher eher wenig wuss- 168 Seiten, € 22, ISBN 978-3-944233-26-0 200 Seiten, € 19,90, ISBN 978-3-942281-62-1 ten, ihrerseits eine ganze Anzahl ihrer Kongress in Lübeck-Travemünde. Dort te, dem die DDR vorgelagert gewesen Kollegen nicht nur ausgegrenzt, son- hatte man eine Geschichtskommission war: Polen, »dieses große fl ache Land«, Alle Bücher sind erhältlich unter dern ausgeschlossen haben. Das sind ins Leben gerufen, die die Problemfel- das für die Ostdeutschen schon immer shop.laika-verlag.de oder im lokalen Buchhandel. mir schöne Märtyrer!« der innerhalb des VS aufarbeiten soll. eine mutige Vorreiterrolle gespielt hat, In Autorenkonferenzen und literari- Noch immer löst die Nennung des aber jetzt, im geeinten Deutschland ein WWW.LAIKA-VERLAG.DE schen Begegnungen versuchen Schrift- VS-Kongresses in Saarbrücken () Imageproblem besitzt. Es muss sich da- 08 INLAND www.politikundkultur.net

Kein Faktor, sondern die Bilanz Zur Defi nition des Kulturbegriff s der AfD (Alternative für Deutschland)

KONRAD ADAM

n seiner Lehrschrift über die Re- geln des Gemeinschaftslebens, der I »Politik«, erwähnt Aristoteles die schönen Künste nur beiläufi g – mit Ausnahme der Musik. Ein Achtel des umfangreichen Buches ist ihr gewid- met, und nicht ganz zufällig steht die- ses Achtel ganz am Ende. Es untersucht, erwägt und schildert, was der Staat tun muss, um die Bürger zur Tugend anzu- halten, die ihrerseits als die Fähigkeit bestimmt wird, ein glückliches Leben zu führen. Aristoteles denkt hier ähnlich wie Thomas Jeff erson, der in der ame- rikanischen Unabhängigkeitserklärung neben der Freiheit und der Gleichheit den pursuit of happiness, den Verfolg des Glückes, als eines jener unabding- baren Menschenrechte bezeichnet, die zu schützen und durchzusetzen Aufga- be des Staates ist. Er unterscheidet sich von Jeff erson im Urteil über die Bedeutung der Mu- sik, die bei dem Amerikaner gar nicht vorkommt. In aller Ausführlichkeit be- handelt Aristoteles die verschiedenen Tonarten und Harmonien unter dem ausschlaggebenden Gesichtspunkt, welche Musik zu welcher Ordnung des öff entlichen Lebens am besten passt. Anders als die darstellenden und die bildenden Künste spreche die Musik unmittelbar zur Seele; und weil dem Staat daran gelegen sei, die Menschen zu tüchtigen Bürgern heranzubilden, gehöre die Sorge um die richtige Mu- sik zu seinen genuinen Aufgaben. Die Bürger, meint Aristoteles, sollten sich nicht nur freuen, sondern »auf die rich- tige Art und Weise freuen«. Und dazu

sei die Pfl ege der Musik das richtige FOTOLIA.COM / LUKATDB FOTO: Mittel. Ein Künstler bei der Arbeit Das klingt uns antiquiert, wo nicht bedenklich in den Ohren. Es ist aller- benen Förderung achten, sondern auch schwer fallen, irgendwo auf der Welt geht; sie wissen nur, dass andere am zu sagen. Es muss nachsprechen, was dings nicht allzu weit von dem entfernt, darauf, was mit dem Geld geschieht und ein anspruchsvolles Konzert zu besu- Steuer sitzen und sie zwar zu bezahlen, andere ihm vorgesprochen haben, und was zu bemerken pfl egte, draus wird. chen, auf dem die deutschen Namen aber nichts zu melden haben. Sie sind das ist eben doch zu wenig. Denn letzt- als er sich zur Erziehung äußerte. Schily »Was macht die Kunst?« lässt Les- nicht überwiegen. Auch deshalb ist es bloß Wähler, Passagiere, Konsumenten; lich ist es doch das Publikum, das der berief sich auf seine Eigenschaft als das sing seinen Prinzen den Maler Conti zu bedauern, dass der Musikunterricht als Kenner, Liebhaber oder Teilnehmer Künstler erreichen will und erreichen für Sicherheit im Inneren zuständige fragen, und der antwortet wahrheits- an deutschen Schulen vernachlässigt scheiden sie aus. muss. Erreichen, wie gesagt, nicht nur Kabinettsmitglied, um für mehr, vor gemäß: »Prinz, die Kunst geht nach wird; zu singen scheint geradezu ver- Natürlich gibt es da noch die Statis- herausfordern, verblüff en oder sonst allem aber für besseren Musikunter- Brot.« Dass ihr dies Brot vom Staat pönt zu sein. Hier sollte der Staat Ein- tik, und die scheint eine andere Sprache wie provozieren. richt in den Schulen zu werben. Musik gereicht wird, vom Bund, von Ländern fl uss nehmen, die Kompetenzen dazu zu sprechen. Sie berichtet von ausver- Hans-Jürgen Syberberg, der große stimmt die Menschen freundlich oder und Gemeinden, hat in Deutschland hat er ja. Wenn junge Leute aus aller kauften Festspielhäusern, endlosen Unangepasste, hat einmal darüber ge- rebellisch, lullt sie ein oder hetzt sie eine beispiellos reiche Kulturlandschaft Herren Länder zum Musikstudium nach Warteschlangen und heillos überbuch- klagt, dass die Deutschen in der frei- auf, und trägt auf diesem Wege, gewollt entstehen lassen. Nicht nur Zahl und Deutschland kommen: Mit welchem willigen Selbstaufgabe ihrer schöpfe- oder ungewollt, zum mehr oder weniger Vielfalt, auch Rang und Anspruch von Recht enthält der Staat den eigenen rischen Irrationalität »und vielleicht friedlichen Zusammenleben der Men- Theatern und Orchestern, von Muse- Schülern vor, was er Studenten aus einzig hier« den Krieg verloren hätten. schen bei. Generäle wissen das, wenn en und Einrichtungen der kulturellen aller Welt gewährt? Und die Musik ist Der Kulturbetrieb Das klingt wie vieles aus diesem Munde sie ihre Soldaten im Takt der Marsch- Weiterbildung übertreff en bei weitem hier doch nur ein Beispiel unter vielen. hat dem Götzen der ziemlich verzweifelt und ziemlich ra- musik in den Krieg ziehen lassen; und das, was anderswo üblich ist. Auch Kultur kommt insgesamt zu kurz, und Moderne, der Öko- dikal; falsch ist es aber nicht. Tatsäch- Therapeuten wissen das auch, wenn sie ohne dass der Begriff in der Verfas- nicht nur an der Schule. lich hat ja auch der Kulturbetrieb dem ihren sprachunfähigen Patienten ganz sung auftaucht, ist Deutschland eine Freilich ist der Kulturbegriff , gerade nomie, opfern müssen Götzen der Moderne, der Ökonomie, andere, besinnliche Musik vorspielen, Kulturnation, soll und muss das auch weil er so viel spontane Zustimmung die alles in rote und schwarze Zahlen um ihnen den Mund zu öff nen. bleiben, weil es neben der Hard Power, genießt, diff us geworden. In einer sar- aufl öst, opfern müssen; und wie den Wir sollten Schilys Rat beachten und auf die Amerika so stolz ist, eben auch kastischen Bilanz kommt Eckard Hen- ten Events: all dem also, was unter dem anderen, ursprünglich autonomen versuchen, nicht nur der Musik, sondern die Soft Power gibt; und es ist keines- scheid auf insgesamt  verschiedene Rubrum »Kultur als Wirtschaftsfaktor« Lebensbereichen, dem Sport, der Me- den schönen Künsten insgesamt mehr wegs ausgemacht, wer von den beiden »Kulturen«, wahrscheinlich unter Ein- abgehandelt wird. Es sind aber doch die dizin und der Wissenschaft, ist ihr dies Gewicht beizumessen. Schostakowitsch Machthabern mehr bewirkt. schluss von Willkommens-, Unterneh- Künstler selbst, die von derartigen Bi- Opfer schlecht bekommen. Wenn sie hatte ja nicht ganz Unrecht, als er, bei Die Alternative für Deutschland mens- und Möbelpacker-Kulturen; und lanzen nichts hören und nichts wissen auf ihren Namen Anspruch machen Stalin in Ungnade gefallen, die Ausreise (AfD) ist alles andere als das, was ihr es mag off enbleiben, ob der Deutsche wollen. Sie bestehen auf dem Eigenwert will, muss die Kultur daran festhalten, in polemischer Absicht vorgehalten Kulturrat gut beraten war, als er den ihrer Tätigkeit und wehren sich dage- dass sie um ihrer selbst geschaff en, ge- wird, sie ist keine Ein-Themen-Partei. Tätowierern, weil künstlerisch tätig, gen, den Umsatz zum Maßstab für alles fördert und genossen wird. Nicht als Sie nimmt den Auftrag, der sich aus Schutz und Hilfe zuteilwerden ließ. Aus und jedes zu machen. Kultur ist nicht Reklameträger, Lebensmittel, Wirt- Anders als die der spezifi sch deutschen Kulturstaats- der bekannten Formel »Kultur ist, was ein Faktor unter vielen in irgendeiner schaftsfaktor oder was weiß ich. Darstellende Kunst Tradition ergibt, ernst. Um die Bürger in der Zeitung steht« spricht ja doch, Bilanz, die von Ökonomen verwaltet spricht die Musik mit dieser Tradition so früh wie mög- neben der Ironie, auch eine ganze Men- und von Buchaltern geprüft wird. Kultur Konrad Adam ist Sprecher des lich vertraut zu machen, setzt sich die ge Verlegenheit. Man weiß nicht mehr, ist die Sache selbst, kein Faktor, son- Bundesvorstands der AfD direkt zur Seele Partei für eine Ausweitung des Sprach-, was mit dem Wort gemeint ist. dern der Saldo der Bilanz. Musik und Kunstunterrichts an allen Es ist dieselbe Art von Verlegenheit, Nach Zahlen gerechnet, war Hil- Schulen ein. Gegenüber Kunst und Kul- die viele von uns gegenüber der Politik mar Hoff manns Schlachtruf »Kultur nach Amerika mit der Begründung ab- tur, Bildung und Wissenschaft sieht sie empfi nden. Und die, wenn nicht alles für alle« überaus erfolgreich. Rück- INFO lehnte, er wolle dort bleiben, wo seine die Politik in einer dienenden Funktion. täuscht, der Hauptgrund ist für die an- schauend darf man allerdings fragen, Kunst ernst genug genommen werde, So wie sie auf europäischer Ebene das haltend geringe Wahlbeteiligung. »Ihr ob der Kulturbetrieb nicht an Gewicht Wie arbeitet es sich eigentlich in der um Einspruch, Verbot und Verfolgung Subsidiaritätsgebot verteidigt, bekennt macht in der Politik, was ihr wollt. Wir genauso viel verloren wie an Umfang außerparlamentarischen Oppositi- auf sich zu ziehen. Diesen barbarischen sie sich im nationalen Rahmen zum machen auch, was wir wollen« bekommt gewonnen hat. Wenn Kultur das ist, on? Diese Frage stellen wir seit der Preis muss hierzulande niemand mehr Föderalismus-Prinzip. Kultur ist Län- Horst Seehofer zu hören, wenn er die was in der Zeitung steht, und in der letzten Ausgabe jenen Parteien, die bezahlen: Das Grundgesetz ist unan- dersache und sollte das im Wesentli- Menschen »draußen im Lande«, wie sie Zeitung das steht, was der Künstler es nicht mehr oder vielleicht noch gefochten, die Freiheit der Kunst steht chen bleiben, denn Vielfalt und Provinz in der verräterischen Sprache der politi- selbst oder seine Kritiker für Kultur nicht (wieder) in den Bundestag ge- außer Frage, eine Zensur fi ndet nicht sind Wörter, die im kulturellen Leben schen Klasse immer noch heißen, nach halten, dann gibt es nur noch zwei In- schaff t haben. Den Anfang machte statt. Im Gegenteil, der Staat fördert. einen guten Klang haben. International ihrer Meinung fragt. In dieser Hinsicht stanzen, die in dieser Frage urteilsfähig die FDP. In dieser Ausgabe ist die Und weil er fördert, sollte er auch nicht ist Deutschland vor allem als Musik- sitzen Kultur und Politik im selben Boot. sind. Das Publikum jedenfalls nicht; Alternative für Deutschland (AfD) nur auf den Umfang der von ihm betrie- nation präsent. Tatsächlich dürfte es Die Leute wissen nicht, wohin die Reise das besteht aus Laien und hat nicht viel an der Reihe. Politik & Kultur | Nr. /  | November — Dezember  EUROPA 09

Teilhabe unter Maßgabe digitaler Tech- nologie und Kommunikation entwickeln? Neue Kommissare! Was macht den digitalen politischen Dis- kurs aus? Braucht es, auch angesichts von NSA-Skandal und des Datensammelns glo- bal agierender IT-Unternehmen, digitale Neue Digitale Agenda? Grundrechte? Welche Bedeutung kommt den Inhalten von Diensten, insbesondere Was bringt die Neubesetzung der EU-Kommission für die Kultur- und Medienpolitik? auch audiovisuellen Diensten, in digitaler Gesellschaft und Wirtschaft zu? Welchen JÜRGEN BURGGRAF Timmermans, sein, der u. a. für »Better berrecht und Bekämpfung der Piraterie aus Europäische Beitrag leisten sie nicht nur bei der Ent- Regulation« zuständig sein soll. der noch existierenden Generaldirektion wicklung lukrativer Geschäftsmodelle, U-Kommissionspräsident Jean- Zweitens: Das neue organisatorische Binnenmarkt zusammenführen. In seinem audiovisuelle sondern insbesondere auch für Informa- Claude Juncker hat Ende Sep- Konzept von »übergeordneten« und steu- Mission Letter sieht Jean-Claude Juncker Politik soll sich tions- und Meinungsfreiheit, Medienplu- tember seine Vorstellungen zur ernden Vizepräsidenten und variabel ko- u. a. – die Anforderungen an Andrus An- zukünftig nur ralismus sowie mediale und kulturelle E Strukturierung und zum Perso- operierenden »beigeordneten« einfachen sip wiederholend und zugleich über sie mit dem Vielfalt? Wie muss mit diesen Zielen das naltableau der neuen Europäischen Kom- Kommissaren kann der Beginn einer neu- hinausgehend – folgende Aufgaben für Urheberrecht reformiert werden, um nicht mission vorgestellt. Konzept und Team artig dynamisch agierenden Europäischen Günther Oettinger vor: »digitalen nur grenzüberschreitende Geschäftsmo- müssen nun in den Befragungen des Eu- Kommission sein, aber auch die Basis für • Reform des Urheberrechts, sodass die Binnenmarkt« delle im Binnenmarkt zu fördern, sondern ropäischen Parlaments bestehen, um dann sich gegenseitiges Blockieren. Viel wird Verbraucher in der EU unabhängig von beschäftigen auch vereinfachte Rechteklärungssyste- am . November , so die Planung, in abhängen vom Führungsgeschick Junckers Grenzen in der EU Zugang zu Diensten, me für die digital-konvergente Medien- die Realität umgesetzt zu werden. Ist das und seiner Vizepräsidenten, aber auch der Musik, Filmen und Sportereignissen im welt? Unterstellt man einmal, dass mit nun der Versuch eines echten Neuanfangs Kooperationsbereitschaft der »einfachen« EU-Binnenmarkt erhalten; digitalen Technologien gerade auch der oder alter Wein in neuen Schläuchen? Kommissionsmitglieder. • Schaff ung des vernetzten digitalen Bin- gesellschaftlichen Fragmentierung Vor- Was ist insbesondere aus der Perspektive Europäische audiovisuelle Politik soll nenmarkts: binnen sechs Monaten nach schub geleistet werden kann, etwa mittels der Medien- bzw. audiovisuellen Politik künftig nahezu ausschließlich in dem Amtsantritt Vorlage ambitionierter Re- proprietärer Zugangssysteme: Wie sichert zu erwarten bzw. bereits in Ansätzen zu Themen-Cluster stattfi nden, das unter gulierungsvorschläge in den Bereichen man für eine demokratische und partizi- erkennen? der Bezeichnung »digitaler Binnenmarkt« Telekommunikation, Urheberrecht und pative digitale Gesellschaft freien Zugang Zunächst einmal ist zu beobachten, fi rmiert und von dem liberalen künftigen harmonisierte Frequenzverwaltung; zu gesellschaftlich relevanten medialen dass Kommissionspräsident Juncker (sich) Vizepräsidenten Andrus Ansip aus Estland • Förderung hochwertiger digitaler Netz- Inhalten? Wie regulieren wir künftig Auf- konzentrieren und fokussieren will. Er de- verantwortet werden soll. In dem Missi- werke; fi ndbarkeit? Welche Bedeutung kommt der fi niert sechs bzw. sieben Schlüsselpolitiken on Letter, den Jean-Claude Juncker ihm • Fortentwicklung der europäischen Krea- Netzneutralität in dieser Hinsicht künftig und -ressorts, deren Inhaber alle im Range ebenso wie auch allen anderen anlässlich tivindustrien, insbesondere der Medien- zu? Wie gewährleistet Günther Oettinger, eines Vizepräsidenten der Europäischen ihrer Nominierung zukommen ließ, wer- und Content-Industrien; dass sein Portfolio und seine Arbeit nicht Union fungieren sollen. Unter und mit ih- den folgende Kernaufgaben für die Fort- • Unterstützung von Informations-, Me- dem Primat der Ökonomie gehorchen? nen sollen dann alle anderen Kommissare entwicklung des digitalen Binnenmarkts dien- und Meinungsfreiheit, von Medi- Wie fördert er künftig den wirtschaftli- an den Schlüsselthemen ausgerichtet und benannt: »Einreißen der nationalen Silos enpluralismus und kultureller Vielfalt chen Wert von Netzen, Plattformen und in jeweils durch sachliche und politische in der Regulierung der Telekom-Märkte, durch geeignete Initiativen. Diensten, auch audiovisuellen Diensten, Notwendigkeiten defi nierten Kontexten im Urheberrecht und im Datenschutz Was heißt das nun aus der Sicht der Me- ohne deren fundamental gesellschaftliche variabel zusammenarbeiten. Das lässt auf ebenso wie in der Verwaltung von Funkfre- dien, des öff entlich-rechtlichen Rundfunks Rolle und Bedeutung zu unterschätzen den ersten Blick zwei Vermutungen bzw. quenzen«, »Schaff ung eines ›level playing und somit auch der ARD? Zunächst fällt und unzureichend zu berücksichtigen? Erwartungen zu: fi eld‹ für digitale bzw. online angebotene auf, dass Kommissionspräsident Juncker Wie wird verhindert, dass diese audiovi- Erstens: Die Europäische Union soll Güter und Dienste« und »Förderung der beim Portfolio »Digitale Wirtschaft und suellen Dienste vor allem als Mittel wirt- sich unter Anleitung der Europäischen kreativen Industrien«, um den europäi- Gesellschaft« recht konkrete, ambitionier- schaftlicher Tätigkeit und Wertsteigerung Kommission schwerpunktmäßig mit den schen Kultur- und audiovisuellen Indust- te und auch kurzfristig angesetzte wirt- gesehen und im Kontext der übergeordne- Themen beschäftigen, die das Leben der rien zu helfen sich dem digitalen Wandel schaftspolitische Zielvorstellungen hat. ten wirtschaftspolitischen Ziele der neuen Menschen und Gesellschaften in der EU zu stellen und im »vernetzten digitalen Das ist angesichts der Herausforderungen Europäischen Kommission instrumentali- unmittelbar tangieren und bei denen die Binnenmarkt erfolgreich zu sein«. Maß- an die EU, mit denen er sich und die neue siert werden? Was heißt das für TTIP und Union tatsächlich einen signifikanten geblicher »einfacher« Kommissar neben Kommission konfrontiert sieht, nachvoll- TiSA? Welchen digitalen europäischen Beitrag zur Verbesserung der Lebenslagen Vizepräsident Ansip soll mit dem Portfolio ziehbar und auch nicht wirklich zu bean- Kultur- und Gesellschaftsraum stellen sich beitragen kann und muss, also: Wachstum, »Digitale Wirtschaft und Gesellschaft« der standen. Die Beschreibung politischer die künftigen Kommissare Ansip und Oet- Arbeitsplätze, Währung, Investitionen, Christdemokrat Günther Oettinger, bisher Ansätze hinsichtlich der »digitalen Gesell- tinger neben und gleichermaßen verwoben Finanzmarktregulierung, internationale EU-Energiekommissar und vormaliger ba- schaft« bleibt – zumindest vorerst – noch mit dem digitalen Binnenmarkt vor? Wettbewerbsfähigkeit, Energiesicherheit, den-württembergischer Ministerpräsident aus oder ist jedenfalls nur sehr rudimentär Die Beantwortung u. a. dieser Fragen (digitaler) Binnenmarkt etc. Das lässt er- sowie Vorsitzender der CDU-Medienkom- entwickelt. Man würde sich insofern wün- könnte zu einer Rejustierung, ja teils warten, dass Juncker zugleich beabsichtigt, mission, werden. Unter seinem Portfolio schen, dass die künftig zuständigen Kom- Neuformulierung der bisherigen Digita- die Europäische Kommission aus Arealen soll er künftig die bisherige Generaldirek- missare hier zeitnah nachbessern und ihre len Agenda der EU führen. Das wäre zu herauszuhalten oder jedenfalls weniger zu tion CNECT (Communications Networks, diesbezüglichen Ideen präsentieren. Erste begrüßen. Es könnte, unter dem Druck der engagieren, die nicht in die Schlüsselbe- Content and Technology), die bisher Vize- Gelegenheit dazu hatten Günther Oettin- wirtschaftlichen und fi skalischen Krise in reiche fallen und zugleich auch gut oder präsidentin Neelie Kroes unterstand, mit ger am . September und Andrus Ansip Teilen der EU, aber auch anders kommen. ggf. sogar besser von den Mitgliedstaaten den medienbezogenen Bereichen der bis- am . Oktober im Rahmen ihrer jeweiligen On verra. selbst traktiert werden können. Das sicher- herigen Generaldirektion EAC (Education parlamentarischen Anhörungen. Es stell- zustellen, dürfte eine wichtige Aufgabe & Culture), so Creative Europe Programme ten sich bspw. folgende Fragen: Wie sol- Jürgen Burggraf ist Leiter des ARD- des neuen Ersten Vizepräsidenten, Frans – Media, sowie den Abteilungen für Urhe- len sich Demokratie und gesellschaftliche Verbindungsbüros in Brüssel  FOTO: EUROPEAN UNION, UNION, EUROPEAN FOTO: Anhörung von Tibor Navracsics im Europäischen Parlament 10 EUROPA / INTERNATIONALES www.politikundkultur.net

In  Panels um die Welt Der Weltkongress der Kulturpolitikforschung (ICCPR) fand  in Hildesheim statt

PETER GRABOWSKI

um ersten Mal fand der Welt- kongres s der Kulturpolitik- forschung in Deutschland Z statt. Fast  Teilnehmer aus  Staaten kamen in Hildesheim zusammen, um aktuelle Trends und langfristige Tendenzen zu diskutieren. Schwerpunkt der dreitägigen Konfe- renz am Sitz des UNESCO-Lehrstuhls für Kulturpolitik war die Rolle von »Kul- tur in Konfl ikten«. »Es wird noch lange dauern«, sagte Rana Yazaji am Ende ihres Vortrages, »aber wenn es soweit ist, müssen wir vorbereitet sein«. Die syrische Sozio- login erforscht, wie gesellschaftliche Krisen und staatliche Instabilität die

Welche Rolle spielt die Kultur in Konfl ikten?

Bedingungen und Anforderungen der Kulturpolitik beeinfl ussen. Daraus ist eine Art kulturpolitischer Bedürfnispy- ramide entstanden, deren Stufen sich durch die unterschiedlichen Grade individueller Sicherheit und staatlich geschützter Infrastruktur unterschei- den – ganz unabhängig von der Art der Finanzierung von Kunst und Kultur. Die Wissenschaftlerin aus Damaskus

betreibt ihre Arbeit gerade von Ägyp- HARTMANN ANDREAS FOTO: ten und Tunesien aus; ihre Heimat ist Impressionen der Eröff nung des Weltkongresses der Kulturpolitikforschung zurzeit kein guter Ort, um sich für eine starke Zivilgesellschaft einzusetzen. der Kulturpolitikforschung war der un- Die Themenpalette des ICCPR  orientierten Ansätzen und Methoden einzelnen Arbeiten und ganzen The- Das tut Rana Yazaji aber auch wei- mittelbar anschließende Vortrag. Ulrike reichte von besagter »Kultur in Kon- zu folgen. Vor allem Arbeiten teils re- menkreisen. Eine wirklich spannende terhin, unter anderem in der Nicht- Blumenreich von der Kulturpolitischen fl ikten« über Fragen bürgerschaftlicher nommierter europäischer Institutionen Lektüre – gerade für Kulturpolitike- regierungsorganisation Al Mawred Al Gesellschaft mit Sitz in Bonn fasste die Aktivierung in Dänemark oder kreativ- fi elen mit unpräzisen Fragestellungen rinnen und -politiker, die man auf dem Thaqafi . Das Kulturinstitut mit Sitz in kulturelle Landschaft in Deutschland wirtschaftlicher Förderung in Ghana und inkonsistenten Datenanalysen auf. Kongress von wenigen Ausnahmen ab- Kairo ist nicht nur eine Forschungsein- zusammen und erntete beim Blick auf und Burkina Faso bis zum »Mythos Par- Insgesamt aber zeigte sich eine höchst gesehen leider vergebens suchte. richtung, sondern auch Netzwerkknoten, Fördermittel, Institutionen und Viel- tizipation« in Großbritannien oder der lebendige Szene kulturpolitischer For- Veranstalter und Förderer kultureller falt der Akteure regelrechtes Staunen jüngeren staatlichen Kulturpolitik an schung, mit einem übrigens hohen Peter Grabowski ist kulturpolitischer Aktivitäten im gesamten arabischen des Auditoriums. Noch interessanter den Beispielen USA, China und Brasili- Anteil von Topwissenschaftlerinnen. Reporter im öff entlichen-rechtlichen Raum. Die Leiterin Basma El Husseiny waren die Statements im Anschluss: en. Nicht alle der gut  vorgestellten Im Internetangebot des Instituts für Rundfunk, im eigenen Blog und betonte in einer emotionalen Keynote Viele Tagungsteilnehmer – gerade aus Forschungsprojekte machten immer Kulturpolitik der Uni Hildesheim fi n- als Moderator von Panels und zur Eröff nung des Hildesheimer Kon- den im Fokus stehenden Krisenländern den Eindruck, wirklich fundament- den sich vertiefende Informationen zu Podien gresses die weiterhin schwierige Situ- – machten deutlich, die deutsche Situa- ation in der gesamten Region. Al Maw- tion nicht etwa als unerreichbare Utopie red gehört zu den Initiatoren der »Arab ohne Bezug zu den Realitäten in ihren Cultural Policy Group«, in der Politiker, Heimatländern zu sehen. Vielmehr sei Wissenschaftler und Kulturschaff ende Alterszorn sich darum bemühen, Kulturpolitik in den islamisch geprägten Staaten zwi- Kultur in Deutschland Aufstand ist angesagt! nationalistischer Quark beherrscht Nun fragt man sich, was muss ge- schen Mauretanien und der Golfregion ist ein motivierendes das Land. Viele Ungarn haben das schehen, wenn man oft in den eiser- zu etablieren. Dazu gehört auch die Bil- Beispiel EIN KOMMENTAR VON Land verlassen. Eine ganze Genera- nen Denkmalschuhen am Donauufer dung und Förderung zivilgesellschaft- HANSGÜNTHER HEYME tion. Europaweit anerkannte Thea- – dorten, wo Juden aus ihren Schu- licher Strukturen; jenseits religiöser terleute wie Árpád Schilling, Victor hen rausgeschossen wurden und in Bünde existiert sie dort bislang kaum sie motivierendes Beispiel, was in einer Ganz Ungeheuerliches ereignet sich Bodó, Kornél Mundruczó, Béla Pintér der Donau abwärts trieben – Schwei- als gesellschaftlicher Faktor, wie Teil- starken Bürgergesellschaft mit intakten vor unserer Haustür, in Europa, in verharren noch im Lande – ohne nefüße fi ndet, wenn Sinti und Roma nehmer aus Algerien, Tunesien, Ägypten staatlichen Strukturen alles möglich sei. Ungarn. Arbeit. gelyncht werden, wenn jede kritische oder eben Syrien beinahe wortgleich be- Eine Sichtweise, die hiesige Diskurse um Ganz wie in Putins Russland Und nun holt unser aller Europa- Intelligenz getilgt ist. Wir verführen richteten. Exemplarisch für die enorme das vermeintlich permanente Mangel- grassieren in Orbáns Ungarnland präsident Jean-Claude Juncker einen mehr und mehr Länder, sich der Spannbreite bei diesem Weltkongress management erfrischend konterkarierte. schwarze Listen, alles was links ist, der brutalsten Fidecz-Säuberer als Eurozone anzuschließen und dulden was homosexuell ist, was jüdisch ist Kunst-und Kulturbeauftragten in und hätscheln ein faschistoides im Kunst-, im Kulturbetrieb, wird seine Regierungsriege. Was muss Regime in einem Kernland Europas. auf die Straße gesetzt, fl iegt raus. denn noch in Ungarn geschehen, Gewichtiges, oft grandioses Sprech- Handelt es si ch um sogenannte Freie dass unser aller Kanzlerin mal nicht theater, Tanztheater wurde ruiniert, Künstler, werden die Mittel derart freudestrahlend den Kollegen Orbán große Schreiber, große Dichter leben reduziert, dass ein »Aus« die beab- in die Arme schließt? im Exil, viele in Berlin – und der Arbeitsmarkt Kultur Die Studie gliedert sich in vier Teile. sichtigte Folge ist. Auch über die Ungarn hat in bitteren Friedens- Exodus geht weiter. Zur wirtschaftlichen und sozialen Nach einer Einführung wird im ersten geschürte Pogromstimmung gegen schlüssen nach dem ersten Weltkrieg Dem vor einer Spielzeit unter Róbert Lage in Kulturberufen Teil eine Bestandsaufnahme zum Arbeitsmarkt Kultur vorgenommen. die ungarischen Sinti und Roma, die große Teile seines Gebietes, vor Alföldi so blühenden Nationalthea- Dabei wird sowohl auf die Ausbildung längst zu den brutalsten Übergriff en allem in Rumänien, verloren. Wie ter (trotz seiner Verbannung aus für diesen Arbeitsmarkt, die Arbeit- SSSSSS geführt hat, wäre zu handeln – euro- die Nazis nach dem Ersten Weltkrieg dem Zentrum der Stadt und seiner SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSS SSSSSSSSSSSSSSSSSSSS SS geber, die abhängige Beschäftigung wie SSSSS SSSSSSSSSSSSS auch die Selbständigen eingegangen. paweit! platzt nun, nach der Wende, alles re- Errichtung in einem widerlichen Zu- SSSSSS SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSS Im weiteren Teil wird eine explorative All dies läuft seit Jahr und Tag, seit aktionär-nationalistische Gedanken- ckerbäckerbarock) wurde eine neue SSSSSSSSSSSS Analyse des sozio-ökonomischen SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSS Panels zum Arbeitsmarkt Kultur vor- die Fidecz-Partei des Viktor Orbán und Gefühlsgut wie ein sehr lange Leitung verpasst. In den vergange- SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSS SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSS genommen. Danach werden Daten der an die Macht gewählt worden ist. schwelendes Geschwür auf. Wir nen Spielzeiten gelang es Alföldi, SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSS Künstlersozialversicherung dezidiert Die Linke war und ist zerstritten, Deutsche kennen das, sollten das grandioses Theater zu machen, allen SSSSSSSSSSS ausgewertet. Im letzten Teil erfolgt eine SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSS SSSSSSSSSSS Zusammenschau der Untersuchung. ein klägliches Häufl ein reibt sich kennen, sollten darum wissen, wohin Etatkürzungen zum Trotz. Nun ist SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSS SSSSSSSSS auf, mehr und mehr. Der Präsident das führt. Wir sollten als erste ganz Alfödi gefeuert und ein reaktionärer SSSSS hat es durch schmutzige Reformen ungeheuerlichen Krawall machen: Attila Vidnyánsky hat das Regiment geschaff t, dass es auf absehbare Zeit Was soll das? In einem Europa, das übernommen. kein Ende der Fidecz-Herrschaft ge- gerade durch den einmaligen Mut Aufstand ist angesagt. Europaweit! Jetzt bestellen: www.kulturrat.de/shop.php ben kann. Die TV-Sender, die Zeitun- der Ungarn zur »Wiedervereinigung ISBN: ---- gen weitgehend, das Theater ganz Deutschlands«, zur Erweiterung Hansgünther Heyme ist Regisseur Gabriele Schulz, Olaf Zimmermann, Rainer Hufnagel  Seiten · , Euro Auch im Buchhandel erhältlich. radikal, sind gesäubert von der kriti- des »freien« Kontinents geführt und Intendant des Pfalztheaters schen Intelligenz. Regierungstreuer, hat. Ludwigshafen Politik & Kultur | Nr. /  | November — Dezember  KULTURELLE BILDUNG / KULTURELLES LEBEN 11

»Schön, dass ihr Immaterielles Kulturerbe da seid!« Welche deutschen Nominierten sind die ersten? GERALD MERTENS Vorschläge in der engeren Wahl. Da- ternationalen Übereinkunft gewartet Die zweite Denkschrift des des Ganztags nutzen. Dass sich zudem runter sind alle Bereiche, die in dem hatte. Ein hohes Renommee für die Rates für kulturelle Bildung der Aus- und Fortbildungsbereich ent- b November  wird es span- UNESCO-Übereinkommen zur Erhal- ersten beiden »Sieger« ist also ga- sprechend ändern und Teilhabe nicht nend: Wie lautet die deutsche tung des immateriellen Kulturerbes rantiert. Was aber geschieht mit den bloß bei der Nutzung von Angeboten, A Vorentscheidung für die ersten genannt werden:  Bräuche, Rituale Vorschlägen aus der Vorauswahl, die MAX FUCHS sondern bereits bei ihrer Planung und zwei Anmeldungen zum Immateriellen und Feste,  darstellende Künste,  es nicht im ersten Anlauf auf die in- der Strukturierung von entsprechenden Kulturerbe an die UNESCO-Zentrale Handwerkstraditionen und  Formen ternationale Liste schaff en? Nun, sie usammen mit kultureller Bil- Programmen praktiziert werden muss, in Paris? des Wissens im Umgang mit der Natur stehen jedenfalls auf der nationalen dung erlebt in den letzten ist eine wichtige und mutige Forderung. Erst seit  – und damit sehr viel und dem Universum. Drei Vorschläge Liste. Auch das ist immerhin schon Jahren der Begriff der Teilha- In all diesen hier nur kursorisch an- später als zahlreiche andere Länder sind mündliche Erzähltraditionen. ein wichtiges Signal. Es gibt also ei- Z be eine besondere Konjunktur. gesprochenen Aspekten ist die Studie – ist Deutschland Vertragsstaat des Anwärter sind unter anderem die gentlich keine »Sieger« und »Verlierer«, Beide Entwicklungen lassen sich durch- eine sehr gute und stets auch gut lesba- UNESCO-Übereinkommens zum im- Sage »Der Rattenfänger von Hameln«, sondern nur unterschiedlich platzierte aus mit einem »endlich« kommentieren. re Darstellung von Theorie, Politik und materiellen Kulturerbe. Das Überein- der Musikinstrumentenbau im Vogt- Gewinner. Allerdings muss man sich bei der Frage Empirie. Zudem wird sie angereichert kommen fördert und erhält in allen land oder der Segelfl ug auf der Wasser- Wer sich auf der nationalen Liste nach Teilhabe fragen, warum dies erst mit Ergebnissen einer ersten Auftrags- kuppe. Der Vorschlag des Deutschen wiederfi ndet, ragt damit aus den ur- jetzt geschieht. Denn spätestens mit arbeit, die sich mit dem Thema Qualität Bühnenvereins, die deutscher Orches- sprünglich  Vorschlägen heraus. der Allgemeinen Erklärung der Men- befasst, das geradezu als roter Faden ter- und Theaterlandschaft aufzuneh- Bereits dadurch ist eine Anerken- schenrechte im Jahr  ist Teilhabe des gesamten Textes verstanden wer- Die Diskussion schärft men, vor allem unter dem Aspekt des nung und Wertschätzung im Sinne der eines der am höchsten abgesicherten den kann. Es lohnt sich also in jedem das Bewusstsein für Ensembletheaters (Stadttheater), und UNESCO-Konvention verbunden. Um politischen Ziele. Dies gilt für politische Fall, sich mit dieser Arbeit – durchaus Tradition und Bräuche der Vorschlag des Deutschen Musik- die öff entliche Wahrnehmung zu stär- Teilhabe. Es gilt zudem für soziale und auch kritisch – auseinanderzusetzen. rats, die deutsche Orchesterlandschaft ken kommt es dann darauf an, was die ökonomische Teilhabe (»Wohlstand für Ein erster und zugleich wichtiger As- in Deutschland (Orchesterklang und -tradition) zu Beteiligten aus diesem Status machen. alle«). Es gilt natürlich auch für eine pekt ist das Verständnis von kultureller schützen, werden inzwischen zusam- Die Deutsche UNESCO-Kommission Teilhabe an Bildung und Kultur. Es han- Bildung. Diese wird als Allgemeinbil- mengefasst behandelt. ist ebenso wie die Verbände, Bundes- delt sich hierbei um zentrale Verspre- dung in den Künsten und durch die Weltregionen überliefertes Wissen, Das Expertenkomitee Immaterielles länder und Kommunen gut beraten, chungen der Moderne Künste verstanden (S. ). Damit wird Können und Alltagskulturen. Das bun- Kulturerbe der Deutschen UNESCO- wenn auch die Eintragungen der Vor- Eine besondere Relevanz erhalten eine Einengung vorgenommen, die wei- desweite Verzeichnis ist ein Beitrag zur Kommission (DUK) begutachtete von schläge auf der nationalen Liste an- alle Teilhabeformen dadurch, dass wir te – und gerade im Hinblick auf Teilha- Umsetzung des Übereinkommens in Juni bis Oktober  die Vorschläge gemessen hervorgehoben, beworben es in der Praxis mit einem erheblichen be besonders wichtige – Praxisfelder Deutschland. Nominierungen für die und gibt Empfehlungen für das bun- und gewürdigt werden. Ähnlich wie Defi zit in ihrer Umsetzung zu tun ha- kultureller Bildung ausschließt, zum internationalen Listen des immateri- desweite Verzeichnis. Die Anzahl der bei vielen UNESCO-Welterbestätten ben. Weder ist die  Jahre alte For- Beispiel Zirkus- und Spielpädagogik, ellen Kulturerbes können frühestens Aufnahmen in das bundesweite Ver- durch die Anerkennung ein Marketing- derung »Bildung für alle« (Comenius) weite Teile der Museumspädagogik,  nach dem deutschen Auswahl- zeichnis ist nicht beschränkt. Nach Be- und Tourismusfaktor generiert wurde, noch die Leitidee »Kultur für alle« (H. Medienpädagogik, Kindermuseen. Dies verfahren bei der UNESCO in Paris stätigung durch die staatlichen Stellen scheint dies auch beim immateriellen Hoff mann) aus den er Jahren erfüllt wird zudem durch die – in der Kunstthe- eingereicht werden. sollen voraussichtlich im Dezember Kulturerbe durchaus eine mögliche worden. Dabei muss man berücksichti- orie durchaus umstrittene – Rede von »Mit dem bundesweiten Verzeichnis die ersten Einträge vorgestellt werden. und wünschenswerte Option. gen, dass politische, ökonomische, sozi- einem »Werk« noch verschärft. Auch die gibt es erstmals eine Wertschätzung Am Ende der letzten Auswahlrunde Ein weiterer Punkt kann als sicher ale und kulturelle Teilhabe aufs engste Zusammenstellung von Qualitätsmerk- des immateriellen Kulturerbes in stehen je zwei Vorschläge pro Bundes- gelten: Die durch das erstmalig in zusammen gehören. malen (S. /) ist verdienstvoll. Sie Deutschland. Die Bewerbungen zeigen, land, also insgesamt . Hinzu kom- Deutschland mögliche Antragsver- Mit kultureller Bildung hat dieser ist ein Extrakt aus unterschiedlichen wie breit gefächert die Ausdrucksfor- men zwei weitere, länderübergreifende fahren in Gang gesetzte Debatte, was Zusammenhang gleich mehrfach zu men bei uns sind«, meint Christoph Vorschläge. Aus diesen  Vorschlägen denn eigentlich ein erhaltens- und tun: Mit Bildung und Kultur sind gleich Wulf, Vizepräsident der Deutschen schließlich erfolgt die Auswahl und of- schützenswertes immaterielles Kultur- zwei Problembereiche der Teilhabe UNESCO-Kommission und Vorsitzen- fi zielle Anmeldung von zunächst zwei erbe ist, kommt allen zugute. Sie hat angesprochen. Zudem sind »Kultur« Politische, soziale, der des Expertenkomitees Immateri- Vorschlägen für die Eintragung in das schon jetzt ein breiteres Bewusstsein und insbesondere »Kunst« geradezu ökonomische und elles Kulturerbe. Wissen und Können internationale UNESCO-Verzeichnis. dafür geschaff en, was uns kulturel- Kampff elder der Unterscheidung, in kulturelle Teilhabe werde seit Jahrhunderten von Gene- Das ist ein langes und aufwändiges le Bräuche und Traditionen auch in denen sich der angesprochene Zusam- ration zu Generation weitergegeben. Verfahren. Was bringt es am Ende? Die- Deutschland wert sein müssen. Und menhang von politischer, ökonomischer hängen eng zusammen »Veränderung gehört zu diesen Kul- jenigen zwei »siegreichen« Vorschläge, diese Debatte wird weitergehen, denn: und kultureller Teilhabe deutlich zeigt. turformen. Gelebte Traditionen sollen die es als erste in das internationale Nach dem Antragsverfahren ist vor All dies wird seit vielen Jahren mit erhalten, fortgeführt und weiterentwi- Verzeichnis schaff en, erzielen damit dem Antragsverfahren. Die nächste großer Vehemenz sowohl in der Träger- Kunsttheorien, wobei unklar bleibt, ckelt werden«, so Wulf. gewiss eine große Aufmerksamkeit. Runde kommt bestimmt. Dann können landschaft der kulturellen Bildung als ob alle oder nur ein Teil davon in der Eine Vorauswahl aus insgesamt Diese wird auch international wahrge- alle Vorschläge, die es im ersten An- auch in der Politik diskutiert, sodass die kulturellen Bildungsarbeit zu fi nden  Bewerbungen von Verbänden, nommen werden; hat man sich doch in lauf nicht nach Paris geschaff t haben, jetzige Thematisierung durch den Rat sein müssen und wie mit Spannungen Vereinen und Einzelpersonen haben Fachkreisen immer wieder gewundert, erneut antreten. für kulturelle Bildung einsichtig und und Widersprüchen zwischen einzelnen die Bundesländer getroff en. Danach warum ausgerechnet Deutschland als verdienstvoll ist. Die Studie fasst dabei Dimensionen umgegangen werden soll, standen für das bundesweite Verzeich- ausgesprochenes »Kulturland« so lan- Gerald Mertens ist Geschäftsführer in einem weiten Horizont Überlegun- zum Beispiel das Prinzip der Leiblich- nis des immateriellen Kulturerbes  ge mit der Unterzeichnung dieser in- der Deutschen Orchestervereinigung gen und Befunde rund um das Thema keit im Bereich der Literatur; die Di- Teilhabe zusammen. In einem theoreti- mension bewusster Wahlentscheidun- schen ersten Teil werden die individuel- gen auf der einen Seite und das Prinzip len und die strukturellen Dimensionen der Emanenz, dem Verstörenden eines von Teilhabe erfasst. Gesellschaftlicher plötzlichen und eben nicht geplanten Wandel, Diversität, Selektion werden Kunsterlebnisses, auf der anderen Seite. u. a. angesprochen und in Beziehung Es wird nicht auf die These in der ak- zu rechtlichen Regelungen und po- tuellen Kulturpädagogik eingegangen, litischen Visionen – eben: Kultur für dass die professionelle Kunst gerade alle – gesetzt. Im zweiten Teil werden nicht das wichtigste Referenzsystem einzelne Felder der kulturellen Bildung kultureller Bildungsarbeit sein kann. – zum Beispiel Elementarbereich und Denn Kunst oder »die Künste« – ein of- fenbar für selbstverständlich gehalte- ner und daher nicht geklärter zentraler Grundbegriff der Studie – ist auch ein Konzept der Grund- professionelles Feld spezifi sch ausge- versorgung als bildeter Menschen mit besonderen, oft normative Leitlinie prekären Existenz- und Arbeitsbedin- gungen – zum Beispiel Selbstausbeu- tung. Gerade die normative Setzung von Qualitätskriterien, die entscheidend Schule – ebenso wie aktuelle politische für eine Förderung sein können, bringt Initiativen, z.B. Teilhabepaket, Jeki oder die Verpfl ichtung zu einer sorgsamen »Kultur macht stark«, kritisch analysiert, Begründung mit sich, so wie sie in der wobei das Konzept der Grundversor- ersten Publikation des Rates gefordert gung, das vor einigen Jahren in die kul- wurde. Eine solche unterbleibt hier. turpolitische Debatte eingebracht und Nimmt man also die konzeptionelle kontrovers diskutiert wurde, als norma- Ausrichtung der Studie ernst, so ist sie tive Leitlinie benutzt wird. Im abschlie- eher ein Text eines Rates für künstleri- ßenden Teil werden auf der Basis dieser sche Bildung, was natürlich ein legiti- WITH THE PERMISSION OF UNESCO OF PERMISSION THE WITH Analysen zehn Empfehlungen formu- mes Verständnis für einen Teilbereich liert. Diese Empfehlungen liegen im kultureller Bildung ist. Doch muss dies Wesentlichen auf der Ebene dessen, was – bei allen Verdiensten – bei der Rezep- in der Praxis der kulturellen Bildung tion des Textes berücksichtigt werden. seit Jahren immer wieder gefordert wird,

unter anderem kulturelle Bildung in Max Fuchs ist Erziehungswissenschaft- () BY© ACERVO PCR, Kitas verstärken, Teilhabe als Teil des ler. Er war von März  bis März  Frevo, eine Kombination aus Musik und Tanz des »Karneval von Recife« wurde  von der UNESCO zum Immateriellen Qualitätsdiskurses verstehen, Chancen Präsident des Deutschen Kulturrates Kulturerbe der Menschheit ernannt 12 KULTURELLES LEBEN www.politikundkultur.net

Von der Wartburg in die Moderne Zur weltgeschichtlichen Bedeutung der Reformation

PETER TAUBER

ünfhundert Jahre Reformati- on sind ein guter Anlass, daran zu erinnern, was das Wirken F Martin Luthers bedeutet. Die Reformation ist von epochaler religi- onshistorischer Bedeutung. Aber sie hatte auch Auswirkungen weit über die Sphäre des Religiösen hinaus. Die Re- formation ist von weltgeschichtlicher Bedeutung. Und sie war eine Zeitwende. Die Beschäftigung mit Martin Lu- ther war daher für mich als Protestant nicht nur aus theologischen Gründen naheliegend. Seine Übersetzung der Bibel, seine Darstellung als zugleich lebensbejahenden und prinzipienfes- ten Mann hat mich begeistert. Ebenso faszinierte mich als historisch interes- sierter Mensch die prägende Persönlich- keit Martin Luthers für die Entwicklung unserer Nation.

Die Reformation hat einen nicht unerheblichen Anteil an der deutschen Nationenbildung

Insofern habe ich meine Besuche in Mitteldeutschland immer wieder ge- nutzt, auf Luthers Spuren zu wandeln. Mehrfach war ich auf der Wartburg, das erste Mal bereits als Schüler noch zu Zeiten der DDR. Es gibt vermutlich kein einzelnes Ereignis, dass das Wir- ken Luthers in der Öff entlichkeit stärker symbolisiert als der Anschlag seiner  Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg am . Oktober . We- nigstens ebenso hat mich persönlich aber sein ungeheures Wirken in der Wartburg beeindruckt, wo er in nur elf Wochen das Neue Testament in die

deutsche Sprache übersetzte und damit FOTOIA.COM / STESCHUM FOTO: einen zuvor unvorstellbaren theologi- Die Bibelübersetzung durch Martin Luther und die Möglichkeit, Bücher zu verfi elfältigen, hatten umwälzende Auswirkungen auf die Gesellschaft schen und gesellschaftlichen Erneue- rungsprozess auslöste. Luthers Bibelübersetzung hat damit »Ein Christenmensch ist ein freier Herr wieder stärker erinnert werden sollte. Partizipation, vom Mitmachen. Auch Imponiert hat mir seine Arbeit in entscheidend dazu beigetragen, den über alle Dinge und niemand untertan. Die Freiheit, die wir heute genießen, ist hieran zu erinnern, ist das Reformati- der Wartburg in zweierlei Weise. Zum deutschen Flickenteppich der Klein- Ein Christenmensch ist ein dienstba- ohne das Wirken Luthers nicht vorstell- onsjubiläum ein guter Anlass. einen vollbrachte Martin Luther mit staaten zu überwinden und ein ein- rer Knecht aller Dinge und jedermann bar. Doch Luther plädierte auch an die der Bibelübersetzung eine theologisch- heitliches deutsches Nationalgefühl untertan.« Auch dies ist eine »Hinter- Verantwortung des Einzelnen für das Peter Tauber, MdB, ist Generalsekretär akademische Leistung, die man gar entstehen zu lassen. Dies war keine lassenschaft« Luthers, an die heute Ganze. Jede Gesellschaft lebt von der der CDU Deutschlands nicht hoch genug einschätzen kann. bewusst beabsichtigte, aber dennoch Zum anderen aber gelang ihm dies in tiefgreifende Nebenwirkung der Über- dem Wissen, mit seinem Tun gegen die setzungsarbeit Luthers. Interessen der Katholischen Kirche zu Der Beitrag zur Nationenbildung verstoßen, der er schließlich noch im- Deutschlands war gewissermaßen ein Vom Elend einer Edition mer angehörte und die er zu erneuern zufälliger Nebeneff ekt der Tatsache, trachtete. Es gab zwar schon Überset- dass Luther das Lesen der Schrift ei- Die Herausgabe der Werke Feuilletonist verunglimpft, wiewohl ausgabe fi nanziert werden sollte, doch zungen der Bibel in das Deutsche – aber ner breiten Bevölkerung ermöglichte. von Theodor Lessing ist der Ort der Publikation, das Feuilleton scheiterte dieses Vorhaben an dem zu in einer für das »gemeine« Volk letzt- Jedoch war es sein erklärtes Ziel, dass großer bürgerlicher liberaler Zeitun- geringen Spendenaufkommen. lich doch weithin unverständlichen Bildung allen zugänglich sein sollte, vom Aus bedroht gen, noch nichts darüber aussagt, um Nach  wurden von Stimmungen Diktion. Luther entriss mit nicht nur dem Klerus. Sei- welche Art von Texten es sich eigent- des Zeitgeistes und der Verlagspolitik seiner Bibelübersetzung, ne Schrift »An die Ratsher- RAINER MARWEDEL lich handelt. Sein anschaulicher Argu- abhängige Nachdrucke einzelner seiner die er für das einfache Volk ren aller Städte deutschen mentations- und Darstellungsstil, in Bücher veranstaltet. Erst mit der  schrieb, der katholischen Landes, dass sie christliche heodor Lessing (–) der Nachfolge von Schopenhauer und veröff entlichten ersten umfassenden Geistlichkeit die Herrschaft Schulen aufrichten und war ein deutsch-jüdischer Phi- Nietzsche, wurde ihm zum Vorwurf von Biografi e von Rainer Marwedel und der über das Wort. Er trug da- halten sollen« legt hier- T losoph des wilhelminischen Akademikern, die in der wissenschaft- Edition zweier Taschenbücher (Lucht- mit dazu bei, die Gläubigen von Zeugnis ab. Sicherlich Kaiserreichs und der Weimarer Re- lichen Abhandlung die einzig zulässige erhand) begann eine wissenschaftliche zu mündigen Bürgern zu müssen die Forderungen publik. Seit seiner Ermordung durch Form wissenschaftlichen Ausdrucks Auseinandersetzung mit dem vielfäl- machen. Luthers im zeithistorischen die Nationalsozialisten war sein um- erkannten. Dies hat der Edition seiner tigen Werk.  wurden die Biografi e Die Leistung Luthers Kontext gesehen werden. fangreiches Werk über lange Zeit in Werke gegenüber oft unüberwindliche und die Luchterhand-Edition mit dem und die darauf beruhende Mit dieser Kolumne Dennoch erschienen sie Vergessenheit geraten. Die Wirkungs- wissenschaftspolitische und wissen- Carl-von-Ossietzky-Preis der Stadt Ol- Reformation haben einen begleiten wir das mir bereits als Schüler, der geschichte seines philosophischen schaftsökonomische Barrieren errich- denburg ausgezeichnet. Seit  er- umfassenden Aufbruch Reformationsjubiläum. sich nach seinem Besuch und publizistischen Werkes ist über- tet, da es als Vorwurf benutzt wurde, scheinen Theodor Lessings gesammel- in Gang gebracht, der in der Wartburg intensiver schattet von einer bis heute nachwir- Theodor Lessing die philosophische te Schriften im Wallstein Verlag.  Deutschland und viele andere Länder mit dem Wirken Luthers beschäftigte, kenden »Defi nition von außen«, der Bedeutsamkeit abzusprechen. sollen zwei weitere Bände erscheinen. bis heute prägt. Es hat mich immer sehr aktuell – und dies gilt bis heute. politischen Denunziation und antise- Noch im Marienbader Exil hat Les- Ohne eine weitere Finanzierung dieser fasziniert, dass es nicht zuletzt der Über Sprache und Bildung löste die mitischen Verfolgung. Seine wissen- sing an einer Ausgabe letzter Hand Ausgabe droht das Scheitern auch die- kleine Mönch Luther war, der mit sei- Reformation eine gesellschaftliche schaftliche Reputation wurde durch gearbeitet, doch kam nach seiner Er- ses editorischen Versuchs, dem philo- ner Übersetzung, dem so genannten Dynamik aus, die zu mehr politischer gezielte antij üdische Kampagnen und mordung am . August  nur noch sophischen Schriftsteller ein würdiges »Septembertestament«, maßgeblich Teilhalbe der Menschen an ihrem Ge- zeittypische akademische Vorurteile ein Band heraus, seine Lebenserinne- Denkmal zu setzen. dazu beitrug, eine einheitliche deut- meinwesen führte. Dies galt für den beschädigt. Da er in der Presse seine rungen. Ein Komitee, dem Albert Ein- sche Schriftsprache zu entwickeln. Adel, die Bauern, aber vor allem für die philosophischen und psychologischen stein, Romain Rolland und Max Brod Rainer Marwedel ist Autor und Luther hatte dem Volk auf das Maul Bürger in den Städten. Luther wollte Texte veröff entlichte und aufgrund ei- angehörten, war unmittelbar nach Les- Herausgeber der Theodor Lessing geschaut – und im Volk wirkte die den mündigen Christen. Zugleich aber nes Zwangs zur Erwerbsarbeit dort ver- sings Tod für einen ›Theodor-Lessing- Werkausgabe Lektüre der lutherschen Übersetzung emanzipierten sich Untertanen und öff entlichen musste, wurde er seitens Fonds‹, aus dem eine wissenschaftli- auch im sprachlichen Sinne stilbildend. wurden mehr und mehr zu Bürgern. der akademischen Öff entlichkeit als chen Ansprüchen genügende Gesamt- www.theodorlessingedition.de Politik & Kultur | Nr. /  | November — Dezember  KULTURELLES LEBEN 13

Mit der Roten Liste bedrohter Kultureinrichtungen, einer Analogie zu den GEFÄHRDUNGSKATEGORIEN bekannten »Roten Listen« bedrohter Tier- und Pfl anzenfamilien, werden in jeder Ausgabe gefährdete Kulturinstitutionen, -vereine und -programme Kategorie  Gefährdung aufgehoben/ungefährdet Die vorgestellt. Ziel ist es, auf den Wert einzelner Theater, Museen oder Orches- ter, seien sie Teil einer Kommune oder einer Großstadt, hinzuweisen. Oft Kategorie  Vorwarnliste wird die Bedeutung einer kulturellen Einrichtung den Nutzern erst durch deren Bedrohung deutlich. Erst wenn Empörung und schließlich Protest Kategorie  gefährdet über mögliche Einschnitte oder gar eine Insolvenz entstehen, wird den Verantwortlichen bewusst, wie stark das Museum, Theater oder Orchester Kategorie  von Schließung bedroht Rote mit der Struktur und der Identität des Ortes verbunden ist. Diesen Bewusstseinsprozess gilt es anzuregen. Politik & Kultur stellt dazu Kategorie  geschlossen die Arbeit einzelner Einrichtungen vor und teilt sie ein in Gefährdungs- kategorien von  bis . Ob und welche Veränderungen für die vorgestell- Benachrichtigen Sie uns über die Lage Ihnen bekannter Kultureinrich- ten Einrichtungen eintreten, darüber werden wir Sie fortlaufend infor- tungen! Senden Sie uns dazu Ihre Vorschläge an info@politikundkultur. Liste mieren. net.

MÖNCHGUTER MUSEEN IN GÖHREN KULTUREINRICHTUNGEN DER STADT BONN, BISHER AUF RÜGEN, MECKLENBURGVORPOMMERN NORDRHEINWESTFALEN VORGESTELLTE GEFÄHRDETE • Gründung:  • Tätigkeitsfeld: Diverse Sparten INSTITUTIONEN • Tätigkeitsfeld: Museum • Finanzierung: Stadt Bonn Aktuelle • Finanzierung: Spenden • Homepage: www.general-anzeiger-bonn.de/bonn/bonn/Kammerspiele-und- Institution, Gefährdung • Homepage: www.moenchguter-museen-ruegen.de Baeder-auf-Bonns-Streichliste-article.html Bundesland ( ) = bei Erst------aufnahme Theater am Winterfeldplatz, Hans Wurst Nach-  () fahren, Berlin Studiengang Kirchenmusik der  () HfK Bremen Zollmuseum Friedrichs, Aachen,  () NRW Stadtbücherei Wedel, Schlsw.-  () Holstein Institut für klassi- sche Archäologie FOTO: TANJA RITTER / PIXELIO.DE / RITTER TANJA FOTO: FOTO: ARCHIV MÖNCHGUTER MUSEEN, OSTSEEBAD GÖHEN OSTSEEBAD MUSEEN, MÖNCHGUTER ARCHIV FOTO: der Universität  ()   Leipzig, Sachsen Bei den Mönchguter Museen handelt es das Rookhus und das Museumsschiff Zur Konsolidierung des Bonner Stadt- sparen. Hier spricht sich der Verwal- Kulturzentrum sich um einen Museumskomplex, der Luise ausschließlich durch Spenden haushalts plant der Verwaltungsvor- tungsrat für die Aufgabe der Godesber- Kaminwerk, Mem-  () vier dezentrale Standorte im Ostsee- der Mitglieder sowie der Gemeinden stand auch Einsparungen im Kulturbe- ger Kammerspiele zugunsten des Er- mingen, Bayern bad Göhren umfasst. Die Sammlung auf Mönchgut. Aufgrund fehlender fi - reich. Auf der »Giftliste« stehen unter halts der Beueler Bühnen aus. Kürzun- Museum Reichen- besteht aus Ausstellungsstücken zur nanzieller Ressourcen musste der För- anderem die Bonner Außenstelle des gen stehen darüber hinaus auch dem fels, Thüringen  () besonderen Lebensweise der Fischer derverein Ende Mai  jedoch den Deutschen Museums München sowie Beethoven-Orchester sowie einigen Stadtteilbibliothek und Bauern auf der Halbinsel Mönch- Nutzungsvertrag mit der Gemeinde das Theater Bonn. Ab dem Haushalts- Stadtteilbüchereien ins Haus. So soll es Großauheim,  () gut auf Rügen, die viele Jahrhunderte Göhren aufkündigen. Bis Ende Sep- jahr / sollen der Zuschuss für die künftig in jedem Bezirk nur noch eine Hanau, Hessen durch die Kultur der Zisterziensermön- tember  konnte einzig der Betrieb Außenstelle des Deutschen Museums städtische Bücherei geben. Betroff en ist Kulturfabrik che geprägt wurde. In den vergange- des Heimatmuseums aufrechterhalten wegfallen und der Mietvertrag gekün- zudem auch die Freie Kulturszene. Die Salzmann, ,  () nen  Jahren wurden die vier Stand- werden. Seit Oktober ist der gesamte digt werden, wodurch man sich Ein- Zuwendungen für das Euro-Theater- Hessen orte vom Förderverein der Mönchguter Museumskomplex geschlossen. Zur sparungen in Höhe von . Euro Central, das Frauenmuseum und das Museum Burg Museen betrieben. Finanziert wurde Zeit ringen der Förderverein und die jährlich erhoff t. Das Theater Bonn soll Kleine Theater in Bad Godesberg sollen Ranis, Thüringen  () das Heimatmuseum, der Museumshof, Gemeinde Göhren um eine Lösung. bis  rund acht Millionen Euro ein- ab  gestrichen werden. Plan – Architektur Biennale Köln,  () NRW HOFGARTENSAAL, KULTURGEMEINSCHAFT JUGENDTHEATERBÜRO BERLIN (JTB), Johannes- Bobrowski-  () OBERALLGÄU (KGO), IMMENSTADT, BAYERN BERLIN Bibliothek, Berlin

• Gründung:  • Gründung:  Institut für Thea- terwissenschaft, • Tätigkeitsfeld: Theater, Symphoniekonzert, Kunstausstellung • Tätigkeitsfeld: Jugendtheater Universität Leipzig,  () • Finanzierung: Eintrittsgelder, Förderbeiträge, Zuschüsse der • Finanzierung: projektbezogene Förderung, ehrenamtliche Tätigkeit Sachsen Kommunen • Homepage: www.grenzen-los.eu/jugendtheaterbuero Bona-Peiser- • Homepage: www.kulturgemeinschaft-oberallgaeu.de Bibliothek, Berlin  () ------Schleswig- Holsteinische Landestheater/  () Sinfonieorchester, Schleswig Deutsches Fernsehballett,  () MDR Kulturwerk Riesa, Sachsen  () Museen und Bibliotheken der Stadt Gera,  () Thüringen Kultureinrich- tungen in ,  () NRW FOTO: HARTMUT HAPPEL HARTMUT FOTO: FOTO: RICCARDO VALSECCHI RICCARDO FOTO: Archiv Frau und   Musik, Frankfurt  () Die Kulturgemeinschaft Oberallgäu komplett gestrichen werden. Um das Das Jugendtheaterbüro Berlin (JTB) Schließung des JTB zu verhindern, hat a.M., Hessen e.V. (KGO) bespielt seit fast  Jahren kulturelle Theater angebot im ländli- bringt alltags- und gesellschaftskriti- die »REFOrmations-commUNITY« ein Filmfestival den Hofgarten-Saal in Immenstadt chen Raum weiterhin zu garantieren sche Themen in Form von Theater- und Konzept vorgelegt, das unter anderem Münster, NRW  () und bietet ein vielseitiges und an- und die fehlenden Ressourcen nicht Musikprojekten mit Jugendlichen auf die Übertragung der Gebäude auf  Akademie der spruchsvolles Theaterprogramm so- nur mit der Anhebung von Abo- und die Bühne. Gemeinsam mit Refo Moabit, Jahre Erbpacht für einen symbolischen bildenden Künste wie ein Symphoniekonzert. Im Zuge Eintrittspreisen ausgleichen zu müs- der Cantorei an der Reformationskirche Betrag vorsieht. Damit soll die inhalt- Karlsruhe, Auß.St.  () der »Reduktion freiwilliger Leistun- sen, sucht die Kulturgemeinschaft und dem Christburg-Campus bildet das liche Arbeit der Vereine langfristig ge- Freiburg, BW gen«, die dem Hauptausschuss des Oberallgäu e.V. nun weiter nach al- JTB die »REFOrmations-commUNITY«, sichert werden. Der Vorschlag fand den Anhaltisches Stadtrats Mitte September  sei- ternativen Finanzierungsmöglich- die den »reformationsCAMPUS« zu ei- grundsätzlichen Zuspruch der Lan- Theater Dessau,  () tens der Verwaltung zur Abstimmung keiten und Förderern. Aber es wird nem kulturellen, politischen und spi- dessynode. Sollte das Konzept jedoch Sachsen-Anhalt vorgelegt wurde, sollen die Mittel für schwer, diese Summe zu kompensieren. rituellen Erlebnisort machen will. Um nicht angenommen werden, ist nicht Die vollständige Liste fi nden Sie unter die Kulturgemeinschaft Oberallgäu e.V. den seitens der Evangelischen Landes- nur der Erhalt des Jugendtheaterbüros www.kulturrat.de/rote-liste-kultur in Höhe von insgesamt . Euro synode geplanten Abriss und damit die gefährdet. 14 KULTURELLES LEBEN www.politikundkultur.net

Kunstmarkt-Monopoly Wie werden Künstler reich und berühmt?

OLAF ZIMMERMANN die Rangfolge der Kritiker, Sammler und Wirklichkeit ist der Künstler neben in einem Magazin auf den Verkaufs- Werken des Künstlers beschickt wer- Händler sich teilweise geändert hat. dem Träumer auch ein stinknormaler preis aus. Künstler, deren Werke in re- den. Damit alle die Erfolge der Gale- enn Banker zusammentref- Entscheidend ist, dass zwischen den Kleinunternehmer. Er muss seine Ware nommierten Museen ausgestellt und rie beim Verkaufen von Kunstwerken fen«, so hat es Oscar Wilde Künstler, seine Kunst und die Öff ent- herstellen und verkaufen, Verhandlun- von Kritikern positiv bewertet werden, sehen können, hat sich eingebürgert, W treff end gesagt, »reden sie lichkeit eine Art Katalysator geschaltet gen mit Kunden und Zwischenhändlern haben auch in der Regel eine höhere verkaufte Kunstwerke in einer Kunst- über Kunst, wenn sich Künstler treff en, ist, ohne den der Organismus Kunstsze- führen, Material einkaufen und die Pro- Marktdurchdringung. handlung oder auf einer Kunstmesse reden sie über Geld«. Ein scheinbarer ne nicht funktionieren würde. duktion organisieren. deutlich sichtbar mit einem roten Punkt Widerspruch, der sich aber schnell zu markieren. Ein »Kaufbeweis« kann Kunstsammler aufl ösen lässt: Künstlerischer Ruhm nur wirken, wenn andere Sammler, Kri- Künstler Kunstvermittlung ist immer eine Mischung aus öff entli- Eine ähnliche Stimulierung des Kunst- tiker und Museumsleute diesen Beweis cher Anerkennung und ökonomischem Zur Kunstszene gehören zuerst einmal Die zweiten Mitspieler beim großen verkaufspreises kann durch den »Kauf- auch sehen. Erfolg. die Künstlerinnen und Künstler, da Kunstmarktmonopoly sind die Kunst- beweis« erbracht werden. Für diese Me- Doch das Kunstmarktmonopoly hat Der ehemalige Direktor der renom- ohne ihre Kreativität und Obsessivität vermittler, sie platzieren die Kunst- thode braucht man die vierte Gruppe auch seine Schattenseiten. Nur weni- mierten Tate Gallery in London, Alan nie Kunst entstehen würde. Kunst ma- werke, kaufen und verkaufen, beraten von Mitspielern beim großen Kunst- ge Künstlerinnen und Künstler sind Bowness, hatte schon vor mehr als zwei chen ist ein einsamer Prozess, der im- Künstler, Museen und Sammler. Zu marktmonopoly – die Kunstsammler. letztlich Gewinner dieses Spiels und Jahrzehnten zusammengefasst, wie der mer durch Selbstzweifel, auch bei dem diesen Vermittlern gehören die Gale- Denn erst wenn nachweisbar und re- werden reich und berühmt. Das jähr- moderne Künstler zu Ruhm gelangt. scheinbar selbstsichersten Künstler ge- rien, die Kunsthandlungen, aber auch gelmäßig Sammler bereit sind, für Wer- liche Durchschnittseinkommen von Zuerst erfolgt eine Anerkennung durch prägt ist. Kunst machen ist aber nicht spezielle Agenturen und Auktionshäu- ke eines Künstlers einen bestimmen bildenden Künstlerinnen und Künst- Gleichgesinnte, dann durch ernsthaf- nur eine Berufung, sondern auch ein ser. Künstler brauchen diese Vermittler, Mindestpreis zu zahlen, ist dieser Preis lern beträgt gerade einmal . te Kritiker, später durch Sammler und Beruf. Das Bild des Künstlers in unse- weil nur wenige sich selbst gut vermark- bewiesen und damit der Marktpreis. Euro. Zwei Gründe sind ursächlich für Händler und zu allerletzt durch die rer Gesellschaft ist immer noch das des ten können oder neben ihrer künstleri- Künstler, Vermittler, Kritiker und die schlechte Lage verantwortlich. Das breite Öff entlichkeit. Bowness’ Regeln idealistischen Träumers, der die Kunst schen Arbeit die Zeit dazu haben. Die Sammler bilden eine »verschworene System funktioniert nur mit einer über- treff en auch heute noch zu, wenn auch um der Kunst willen macht. Doch in Hauptaufgabe dieser Kunstvermittler Gemeinschaft«, oftmals unbewusst, sichtlichen Zahl von Künstlern, weil es ist es nicht, einfach Bilder zu verkaufen, ohne die ein Künstler nicht erfolgreich nicht beliebig viele Kunstsammler, Mu- sondern erst einmal einen Kunstver- am Markt agieren könnte. Keiner die- seen und Kunstkritiker gibt, und zum kaufspreis zu stimulieren. Ohne die- ser Mitspieler agiert alleine, sondern Zweiten hat sich in den letzten zehn se Stimulierung hat ein Kunstwerk in immer Hand in Hand. Der Künstler hat Jahren der Anteil der selbstständigen unserer Wirtschaftsordnung, die nach ein Interesse, dass sein Marktpreis sich bildenden Künstlerinnen und Künstler dem Prinzip von Angebot und Nach- erhöht, damit er von seiner Kunst ver- in Deutschland um  Prozent auf fast frage funktioniert, keinen Marktwert. nünftig leben kann. Deshalb versucht . erhöht. Im gleichen Zeitraum er mit einem Galeristen zusammenzu- hat sich die Anzahl der Galerien und arbeiten, der die Werke des Künstlers Kunsthandlungen in Deutschland um Kunstkritiker an Museen und Sammler vermittelt.  Prozent auf deutlich unter . Letztlich gibt es nur zwei erfolgreiche Außerdem organisieren die Galeristen Unternehmen verringert. Das heißt, Methoden, den monetären Wert von selbst auch Ausstellungen, um Platt- es wird immer schwieriger für junge Kunstwerken langfristig zu beeinfl us- formen für den Verkauf der Werke, aber Künstlerinnen und Künstler, einen Ver- sen. Für die erste Methode wird die auch für Kontakte zu Museumsleitern mittler für ihre Werke zu fi nden. Der dritte Gruppe von Mitspielern beim und Kunstkritikern zu schaffen. Im Künstler Daniel Spoerri hat die prekäre Kunstmarktmonopoly, die Kunstkriti- besten Fall gelingt es der Galerie, ei- Situation auf den Punkt gebracht. Er ker und Museumskuratoren, gebraucht. nige Sammler davon zu überzeugen, sagt: »Kunst ist ein hartes Geschäft. Wenn sie Werke eines Künstlers in Mu- regelmäßig Werke des Künstlers zu Entweder man geht drauf, oder man seen und Kunstvereinen vorstellen, ist kaufen. Dadurch wird nicht nur die schaff ts.« das ein wichtiger Qualitätsbeweis, der ökonomische Situation des Künstlers unmittelbare Wirkung auf den Kunst- und seiner Galerie verbessert, sondern Olaf Zimmermann ist Geschäftsführer

FOTO: GERTAN / FOTOLIA.COM / GERTAN FOTO: verkaufspreis hat. Ebenso wirkt sich über die Sammlungen können nun auch des Deutschen Kulturrates und Wie gewinnt man als Künster im Spiel um den Erfolg? eine Kritik in einer Tageszeitung oder Museumsausstellungen mit wichtigen war Galerist

Bibliothekarinnen, Bibliothekare...

Casanova, Leibnitz, Staatsmann; Gründer der ersten Leih- steller und Direktor der argentinischen Hinzu kämen noch einige Prominen- nachhaltig im Sinne des Marxismus be- Chatami, Goethe, Golda bibliothek in den USA. Nationalbibliothek. te, die zeitweise als bibliothekarische einfl usst worden sein. Als Bibliothekar Johann Wolfgang Goethe (–), Laura Bush (–heute), Ehefrau des Hilfskräfte ihren Lebensunterhalt wird man ihn aber kaum bezeichnen Meir, Bud Spencer … Dichter; als Minister verantwortlich für amerikanischen Präsidenten (– verdienten, wie etwa Edgar J. Hoover können. Beruhigend ist auch, dass die Bibliotheken in Weimar und Jena, ) George W. Bush und Bibliothe- (–), Begründer und Direktor Namen wie Nero, Hitler, Stalin oder GEORG RUPPELT an deren Arbeit er aktiv beteiligt war. karin in Dallas und Austin. des FBI, der eine Zeitlang als studen- Pol Pot im Zusammenhang mit dieser Brüder Grimm, Jacob (–) Mohammad Chatami (Khatami, – tische Hilfskraft an der Library of Con- – wie gesagt unvollständigen – Liste ie gegenwärtige Bundesregie- und Wilhelm (–) Sprachwis- heute), Staatspräsident des Iran von gress in Washington arbeitete. nie auftauchen. rung setzt sich aus einer Bun- senschaftler, Volkskundler, Märchen-  bis , vorher seit  Direktor Mao Zedong (–) soll zu D deskanzlerin sowie Ministe- sammler, Bibliothekare in Kassel und der Nationalbibliothek in Teheran. seiner Zeit als Hilfskraft an der Uni- Georg Ruppelt ist Direktor der rinnen und Ministern zusammen, von Göttingen. Henri-Robert (– versitätsbibliothek Beij ing (Peking) Gottfried Wilhelm Leibnitz Bibliothek denen mehrere Jura studiert haben, Friedrich Hölderlin (–), Dich- ), Französisch-US-amerikanischer von dem ihm vorgesetzten Bibliothekar Hannover zwei Soziologie, eine Mathematik, eine ter, Hofbibliothekar in Homburg. Maler, seit  Bibliothekar an der Bib- Finanzwirtschaft, eine Volkswirtschaft August Heinrich Hoff mann von Fallers- liothek Sainte-Geneviève Paris. und Medizin; Pädagogen, Historiker leben, (–) Hochschullehrer, Raissa Maximowna Gorbatschowa und Germanisten sind darunter sowie Dichter, Kustos der Universitätsbiblio- (–), Ehefrau von Michail Gor- eine Physikerin – who is who? Auch im thek Breslau, Bibliothekar auf Schloss batschow, Generalsekretär des Zentral- Kulturmensch Bundestag wird die Liste der Abgeord- Corvey. komitees der Kommunistischen Partei netenberufe mit weitem Abstand von David Hume (—), Philosoph, der Sowjetunion und Staatspräsident den Juristen angeführt. Ökonom, Historiker; Bibliothekar der der Sowjetunion. Ende der er-Jahre Juli Zeh Ein Bibliothekar oder ei ne Biblio- Anwaltskammer in Edinburgh. Lektorin an der städtischen Bibliothek thekarin scheint nicht darunter zu sein. Immanuel Kant(–), Philosoph, Stawropol. Juli Zeh erhält den Kulturgroschen Interessant wäre es, einmal zu erfah- Unterbibliothekar der königlichen Ricarda Huch (–), Schriftstel- ! Damit ehrt der Deutsche Kul- ren, ob und wer in den verschiedenen Schlossbibliothek in Königsberg. lerin, Historikerin; Bibliothekarin an turrat ihr herausragendes, kontinu- Parlamenten des Deutschen Reiches, Gottfried Wilhelm Leibnitz (–), der Stadtbibliothek Zürich. ierliches kultur- und gesellschafts- der DDR und der Bundesrepublik sowie Universalgelehrter, Leiter der Kurfürst- Golda Meir (–), Außenminis- politisches Engagement. Als Auto- im wiedervereinten Deutschland aus lichen Bibliothek in Hannover und der terin und Ministerpräsidentin Israels; rin setzt sich Zeh im digitalen Zeit- diesem gemeinhin als friedlich und ge- herzoglichen Bibliothek in Wolfenbüt- Bibliothekarin in Chicago und New York. alter nicht nur für das Urheberrecht, bildet geltenden Berufsstand stammte tel. Musil, Robert (–) Schriftstel- sondern auch für Menschenrechte, oder stammt. Gotthold Ephraim Lessing (—), ler; Bibliothekar an der Technischen Freiheit und gegen die staatliche Hat es denn in der Vergangenheit Dichter, Bibliothekar an der herzogli- Hochschule Wien. und mediale Überwachung ein. So Prominente gegeben, die (auch) Bib- chen Bibliothek in Wolfenbüttel. Papst Pius XI. (Achille Ratti,–) forderte die  in Bonn geborene liothekare waren? Aber ja, hier sind Johann Joachim Winckelmann (– Bibliothekar Biblioteca Ambrosiana, Schriftstellerin und Juristin  in einige: ), Archäologe, Bibliothekar bei Mailand, Präfekt der Vatikanischen einem off enen Brief an die Bundes- Giacomo Casanova(–), Venezi- Heinrich Graf Bünau in Nöthnitz bei Bibliothek. kanzlerin mehr Transparenz und anischer Schriftsteller und Abenteurer; Dresden und an der Bibliotheca Vati- Marcel Valentin Louis Eugène Proust Aufklärung in der NSA-Aff äre und seine letzten Lebensjahre verbrachte er cana. (–), Schriftsteller, Bibliothekar mahnte einen angemessen Um- als Bibliothekar auf Schloss Duchcov Wie sieht es nun mit dem . und in der Bibliothèque Mazarine Paris. gang mit dieser an. Damit leistet (Dux). . Jahrhundert aus? Hier eine kleine Bud Spencer (Carlo Pedersoli, – sie einen unverzichtbaren Beitrag

Benjamin Franklin (–), Dru- und gewiss ganz unvollständige Liste: heute), Schauspieler, Bibliothekar in zum Schutz der Demokratie in der FRANZ BIRGIT FOTO: cker, Verleger, Schriftsteller, Erfi nder, Jorge Luis Borges (–), Schrift- Buenos Aires. digitalen Welt. Politik & Kultur | Nr.  /  | November — Dezember  DIGITALE AGENDA 15

Angepackt! Was bringt die Digitale Agenda? Seiten  bis 

Seiten  bis  , FOTO:, O.ANG.() FOTO: BUNDESARCHIV, BILD BILD BUNDESARCHIV, FOTO: Kabellegung Italien-Amerika: Es ist das erste direkte Unterseekabel zwischen den Vereinigten Staaten und Südeuropa

Rosige Zeiten im digitalen Kulturland!? Die Digitale Agenda und dem Weg dorthin gab es Börsencrashs, singen und auf der anderen Seite da- Ein weiteres Beispiel: Wenn durch die Medienordnung den Gegebenheiten des die Kulturlandschaft Konkurse unzähliger kleiner und großer für einzutreten, dass wissenschaftliche Online-Bereitstellung digitaler Inhalte digitalen Zeitalters und veränderten Unternehmen, eine ungeheure Mobili- Inhalte kostenfrei angeboten werden. und Abbilder mehr gesellschaftliche Nutzungsgewohnheiten angepasst wer- tät der Bevölkerung, neue ebenso wie Und auch der Einwand, dass Open Ac- Teilhabe ermöglicht werden soll, gilt es den soll. Doch was heißt das konkret? OLAF ZIMMERMANN verschwindende Berufe, Kinderarbeit, cess nur für mit öff entlichen Mitteln auch nach den Kosten für die Digitali- Sollen die Mediatheken der öff entlich- unbeschreibliche Armut im Proletariat, erstellte Ergebnisse gelten soll, ist kein sierung der Inhalte und Abbilder sowie rechtlichen Sender in der Zukunft alle ie Bundesregierung schreibt die Bildung neuer sozialer Bewegun- Ausweg, wenn bedacht wird, welche vor allem den Rechtekosten zu fragen. ihre Inhalte dauerhaft und kostenfrei in der »Digitalen Agenda gen, die Gründung von Gewerkschaften wissenschaftliche Forschung denn ohne Versprochen wird, dass die notwendi- den Nutzern, letztlich unter Abschaf- –«, dass sie Deutsch- und der Sozialdemokratie und anderes eine Unterstützung der öff entlichen gen rechtlichen Grundlagen zur Digi- fung der bislang existierenden Auswer- D land zu einem »digitalen Hand betrieben wird. Das sind doch talisierung von Kulturgut geschaff en tungskaskade, zur Verfügung stellen? Kulturland« entwickeln wolle. Beschwo- allenfalls Forschungsergebnisse von werden sollen. Soll dieses durch eine Wird die Politik dann dafür Sorge tra- ren wird das Internet als eine »nahezu Ist die Digitale Agenda privatwirtschaftlichen, also kommerzi- Ausweitung der Schrankenregelungen gen, dass die Haushaltsabgabe für den unerschöpfl iche Quelle« für Kultur- und wirklich eine Chance ell arbeitenden, Unternehmen und die geschehen? Soll dieses durch die Abtre- öff entlich-rechtlichen Rundfunk erhöht Medienschaff ende, die neue Nutzungs- für alle? werden ganz sicher Besseres zu tun ha- tung weiterer Rechte erfolgen? Neben wird, um die Urheber und andere Recht- möglichkeiten, Geschäftsmodelle und ben, als diese der Allgemeinheit einfach einer nebulösen Ankündigung ist nichts einhaber adäquat vergüten zu können? Verbreitungswege eröff nen soll. An an- so altruistisch zur Verfügung zu stellen. Konkretes zu lesen. Wenn also über neue Vertriebswege derer Stelle ist die Rede vom digitalen mehr. Wer zurückblickt, erahnt, welche Wenn Wissen, wenn Wissenschaft einen Ein letztes Beispiel: Bereits seit eini- und Erlösmöglichkeiten der Kultur- und Wandel in der Kreativ- und Medien- Gewissheiten zurückgelassen wurden Wert hat, hat sie auch einen Preis. Der gen Jahren arbeiten sich die Verbände Medienwirtschaft gesprochen wird, wirtschaft, der große Chancen für neue und welche neuen Freiheiten erkämpft Preis der Veröff entlichung wird von der Filmurheber und Filmproduzenten sollten die Bestehenden in den Blick ge- Kundengruppen eröff nen soll. Stehen wurden. den Nutzern zu zahlen sein, in dem am öff entlich-rechtlichen Rundfunk nommen, auf ihre Tauglichkeit und vor dem Kulturbereich also rosige Zeiten Das größte Manko der »Digitalen wie bisher ein Buch oder der Zugang hinsichtlich der Zugänglichmachung allem ihre wirtschaftliches Bedeutung bevor? Oder wird mittels Beschwö- Agenda –« ist die Selbstge- zu einer Datenbank gekauft wird oder von Werken im Internet, speziell den betrachtet werden. Neue Vertriebs- und rungsformeln versucht, eine positive wissheit, mit der die Umbrüche, die er wird vom Steuerzahler zu zahlen Mediatheken der öffentlich-rechtli- Erlösmodelle müssen die alten zumin- Stimmung zu erzeugen? durch die Digitalisierung entstehen, sein, indem Universitäten und andere dest ersetzen, wenn nicht mit Blick auf Zunächst einmal: Die mit der Digi- beschrieben werden. Die Digitalisierung Forschungseinrichtungen in die Lage eine wirtschaftliche Expansion über- talisierung fast aller Lebensbereiche ist eine Chance für alle, was für ein Un- versetzt werden, selbst zu publizieren. Wenn Wissenschaft treff en können. verbundenen Veränderungen werden sinn. Nun wiederholt sich Geschichte Der kulturwirtschaftliche Teilmarkt Um nicht missverstanden zu werden, bereits seit einigen Jahren nicht zu Un- nicht und unser aktuelles Wirtschafts- Wissenschaftsverlage wird jedenfalls einen Wert hat, hat mitten in einer Umbruchsituation wie recht mit der Industriellen Revolution systems mit dem der vorindustriellen davon nicht unberührt bleiben. sie auch einen Preis der Digitalisierung die richtigen Fra- verglichen. Innerhalb eines relativ kur- Revolution zu vergleichen, wäre falsch. Ein anderes Beispiel: Wenn eine gen zu stellen und dann auch noch die zen Zeitraums hat sich die Art des Kom- Doch die Verluste – auch von Arbeits- neue Bildungs- und Wissenschafts- angemessenen Antworten zu geben, ist munizierens, des Austauschs von Infor- plätzen – durch die Digitalisierung dür- schranke eingeführt werden soll, um chen Sender, ab. Konkret geht es den schwierig. Mit der »Digitalen Agenda mationen, des Anbietens und Kaufens fen nicht durch Fortschrittsversprechen »die Potenziale von Wissenschaft, For- Filmurhebern und -produzenten um –« hat die Bundesregierung von Informationen und Gegenständen einfach weggewischt werden. schung und Bildung voll zu nutzen«, eine angemessene Vergütung und den den ersten Aufschlag gemacht. Es wird und vieles andere mehr massiv verän- Worum geht es konkret im Kulturbe- sollte zunächst die Frage beantwortet Fortbestand bestehender Erlösmodelle, jetzt auch an uns liegen, dafür zu sor- dert. Und wie es bei solchen Umbrüchen reich: Wer beispielsweise Open Access werden, welche Hindernisse derzeit die auf einer Auswertungskaskade ba- gen, dass die Künstler, die Kulturwirt- üblich ist, bleibt einiges und einige auf und einen freien Zugang zu wissen- bestehen und es sollte in einem zwei- sieren. Sie unterstützen dabei die Verla- schaft und die Kulturvermittlung die der Strecke. Die industrielle Revolution schaftlicher Literatur will, muss auch ten Schritt klargestellt werden, wer die ge und privaten Rundfunkanbieter, die digitalen Umbrüche nicht nur ökono- hat das gesamte Gesellschaftsgefüge sagen, ob er noch Wissenschaftsverlage Einnahmeverluste der Urheber und an- die Internetaktivitäten des öff entlich- misch überleben, sondern die Übergän- so durcheinander gewirbelt, dass nach haben möchte. Es ist unehrlich, auf der deren Rechteinhaber ausgleichen wird. rechtlichen Rundfunks und die Bereit- ge auch aktiv gestalten können. einigen Jahrzehnten auch in der verspä- einen Seite das hohe Lied der Potenzi- Denn eine Schrankenregelung schränkt stellung von Inhalten stärker begrenzt teten deutschen Nation Deutschland ale der Kultur- und Kreativwirtschaft deren Erlöse und nicht die Nutzungs- wissen wollen. In der »Digitalen Agenda Olaf Zimmermann ist Geschäftsführer eine Republik gegründet wurde. Auf mithin auch der Buchwirtschaft zu möglichkeiten von Nutzern ein. –« ist nun zu lesen, dass die des Deutschen Kulturrates 16 DIGITALE AGENDA www.politikundkultur.net

In der Mitte der Gesellschaft verankern Ziele und Chancen der Und sie verändert unsere Kultur: Sie eine führende Rolle bei der konsequen- sellschaft anpassen und dabei einen die Digitalisierung auch zahlreiche Digitalen Agenda für bietet große Potenziale für den globa- ten, sozialverträglichen, vertrauens- gerechtem Ausgleich der Interessen Chancen für die Akteure eröff net. So len Austausch, eröff net nie zuvor für würdigen und sicheren Digitalisierung von Rechteinhaberinnen und -inha- lassen sich geografi sch entfernte Märk- Deutschland möglich gehaltene Räume der Kreativi- von Leben, Lernen, Arbeiten und Wirt- bern, Verwerterinnen und Verwertern, te leichter erschließen. Kunden können tät. Aber sie wälzt auch den Buchmarkt schaften einnehmen kann. Internet-Service-Providern sowie Nut- gezielter angesprochen werden. Und SIGMAR GABRIEL und die Musikindustrie um. Es ist aller- zerinnen und Nutzern gewährleisten. natürlich ermöglicht die Digitalisierung höchste Zeit, eine breite gesellschaft- Zugleich werden wir dafür sorgen, dass ganz neue Geschäftsmodelle. Dies gilt Herausforderungen begegnen er heute Mitte vierzig liche und kulturelle Debatte darüber sich Diensteanbieter, deren Geschäfts- keinesfalls nur für den Teilmarkt »Soft- oder älter ist, hat als zu führen – ohne Naivität, aber auch Die fortschreitende Digitalisierung modell im Wesentlichen auf der Ver- ware-/Games-Industrie«, auch wenn Teenager weder Mails ohne Angst. von Wirtschaft und Gesellschaft hat letzung von Urheberrechten aufbaut, dieser in den letzten Jahren überpro- W geschrieben noch Face- besonders auch in der Kultur- und nicht länger auf das Haftungsprivileg portional zur guten wirtschaftlichen book benutzt, um sich mit Freunden Kreativwirtschaft zahlreiche Spuren des Hostproviders zurückziehen kön- Entwicklung der Kultur- und Kreativ- Digitale Agenda für Deutschland auszutauschen. Die heute Zwanzigjäh- hinterlassen. Wertschöpfungsketten nen. Wir werden außerdem die kol- wirtschaft beigetragen hat. gemeinsam umsetzen rigen sind indes hineingeboren in das und Marktstrukturen haben sich zum lektive Rechtewahrnehmung entspre- digitale Zeitalter. In den vergangenen Die Bundesregierung hat im August die- Teil ganz gravierend verändert. Dies chend dem europäischen Rechtsrahmen Dialog weiter zwei Jahrzehnten hat sich die Welt nicht sen Jahres die »Digitale Agenda – stellt Teilmärkte und Akteure der Kul- stärken sowie an der Überprüfung des intensivieren nur politisch fundamental verändert, « beschlossen und dabei versucht, tur- und Kreativwirtschaft vor große europäischen Urheberrechts aktiv mit- sondern auch ökonomisch und kulturell. für die wichtigsten Handlungsfelder Herausforderungen. Das zeigen die wirken. Eine gute IT-Infrastruktur ist Die positiven Wirkungen der Digitali- Die Entwicklung ging rasend schnell: politische Lösungen anzubieten. Diese aktuellen Diskussionen um Amazon wichtig. Eine zukunftsfähige kulturelle sierung werden sich nur dann entfal- Amazon wurde  gegründet, Face- Agenda erhebt nicht den Anspruch, auf oder Google überdeutlich. Wo es er- Infrastruktur aber nicht minder. ten, wenn die digitale Transformation book , YouTube . Wir kom- alle Fragen die endgültigen Antworten forderlich ist, werden wir neue Regeln in der Mitte der Gesellschaft verankert munizieren anders, wir lesen anders, zu bieten. Sie erhebt noch nicht einmal setzen, denn mit der Digitalisierung ist. Deshalb sollten alle Akteure in Chancen der Digitalisierung und wie schauen Filme anders als noch den Anspruch, alle Fragen zu stellen. und der damit verbundenen Internati- Wirtschaft und Kultur, Wissenschaft nutzen vor nicht allzu langer Zeit. Wir greifen Sie ist zu allererst eine Einladung an onalisierung verändern sich die Rah- und Politik stärker zusammenarbeiten. nicht mehr zum Brockhaus, wenn wir alle gesellschaftlichen Akteure, über menbedingungen für jede und jeden Die Digitalisierung eröff net neue Di- Aber auch unabhängig davon werden uns schnell informieren wollen, son- die immer neuen Herausforderungen in unserer Gesellschaft. Wir müssen mensionen des Wissensfl usses. Ver- wir den Dialog mit der Kultur- und dern gehen auf Wikipedia. zu diskutieren. sicherstellen, dass neue Entwicklungen netzte Forschung beschleunigt den Kreativwirtschaft fortsetzen – so u. a. Wir wollen die Chancen und Heraus- nicht behindert werden, gleichzeitig Erkenntnisprozess und die Umset- auf der Jahreskonferenz der Initiati- forderungen der tief greifenden Ver- aber Fehlentwicklungen entgegensteu- zung in Innovationen wie nie zuvor. ve, die am . November  in Berlin Neue Dimensionen änderungen für das Arbeiten und das ern. Das gilt insbesondere für Fragen Deutschlands traditionelle ökonomi- stattfi nden wird. Die Branche ist für uns Leben der Menschen in unserem Land des Datenschutzes und des Rechts auf sche Stärken liegen in der Industrie- ein wichtiger Leitmarkt und ein ent- des Wissensfl usses gestalten. Es war uns wichtig, die Agen- informationelle Selbstbestimmung, den und Produktionstechnik. Wir haben scheidender Motor für die wirtschaft- durch Digitalisierung da auf drei Kernziele hin auszurichten: Schutz des geistigen Eigentums, den daher hervorragende Chancen, die mit liche und gesellschaftliche Erneuerung Erstens die stärkere Erschließung des Verbraucherschutz, den Jugendmedien- Industrie . bezeichnete intelligen- Deutschlands. Gerade im digitalen Zeit- Innovationspotenzials unseres Landes schutz. Das gilt aber genauso für die te und maßgeschneiderte Produktion alter brauchen wir die Innovationskraft Diese Entwicklung wurde wesentlich für weiteres Wachstum und Beschäf- Absicherung bewährter Instrumente und Logistik fortzuentwickeln, sie der Kultur- und Kreativwirtschaft. Vor durch die Kreativität und den Erfi n- tigung. Zweitens die Unterstützung wie das der Buchpreisbindung. um intelligente Dienste zu erweitern allem: Selten zuvor war unsere Gesell- dungsgeist von Unternehmen voran- beim Aufbau fl ächendeckender Hoch- Einen Schwerpunkt werden wir da- und somit für dauerhaftes Wachstum schaft so sehr auf die Widerständigkeit getrieben – und gelegentlich auch von geschwindigkeitsnetze und die Förde- rauf legen, einen unverfälschten und und anhaltend hohe Beschäftigung zu und Weitsicht von Schriftstellern und deren schierer Marktmacht. Inzwischen rung digitaler Medienkompetenz für zugleich fairen Wettbewerb zwischen sorgen. Eine breit gefächerte Start-up- Musikerinnen, von Schauspielern und ist das Internet erwachsen geworden. alle Generationen – denn ohne Zugang Unternehmen zu gewährleisten, Markt- Szene, die Innovationen rasch am Markt bildendenden Künstlerinnen angewie- Die manchmal auch arglose Begeiste- und Teilhabe kann die Digitalisierung zutrittsschranken weiter zu reduzieren umsetzt, ist dafür von entscheidender sen, wie in der Zeit der digitalen Re- rung der er Jahre ist übergegangen der Gesellschaft nicht gelingen. Und und vor allem einer missbräuchlichen Bedeutung. Die Rahmenbedingungen volution. Ohne ihre Impulse jenseits in eine diff erenzierte Betrachtungs- drittens die Verbesserung der Sicher- Ausnutzung von marktbeherrschen- hierfür wollen wir mit der Digitalen ökonomischer Interessen werden wir weise. Wir sehen nicht mehr allein die heit und den Schutz der IT-Systeme und den Stellungen entgegenzutreten. Wir Agenda verbessern. Aber die Digitali- diesen Prozess weder begreifen noch Chancen, sondern auch die Risiken der Dienste, um Vertrauen und Sicherheit wollen die rechtlichen Rahmenbe- sierung umfasst mehr als Industrie .: gestalten können. Digitalisierung. Die Digitalisierung ver- im Netz stärker zu gewährleisten. Ins- dingungen zum Schutz des geistigen Unser letztes Monitoring im Rahmen ändert unsere Wirtschaft. Sie verändert gesamt wollen wir mit der Agenda die Eigentums an die rasante technische der Initiative Kultur- und Kreativwirt- Sigmar Gabriel ist Bundesminister aber auch unser aller Zusammenleben. Weichen stellen, damit Deutschland Digitalisierung in Wirtschaft und Ge- schaft hat einmal mehr gezeigt, dass für Wirtschaft und Energie FOTOS: LINKS = PICTURE ALLIANCE / AKGIMAGES; RECHTS = PICTURE ALLIANCE / ZB / ALLIANCE PICTURE = RECHTS AKGIMAGES; / ALLIANCE PICTURE = LINKS FOTOS: Rechenmaschine  Rohrpost in Berlin  Politik & Kultur | Nr. /  | November — Dezember  DIGITALE AGENDA 17

Sich trauen, auch unbequem zu sein Digitale Agenda für  Fach- und Wissenschaftsverlage Bildung, Wissenschaft und für ein reiches, qualitativ hochwertiges Angebot und garantieren zugleich eine Forschung vom Staat inhaltlich unabhängige Ver- öff entlichungspraxis, wie sie für eine ALEXANDER SKIPIS pluralistische demokratische Infor- mationsgesellschaft unverzichtbar ist. ine digitale Agenda ist wichtig Insgesamt stellen Wissenschaftsverla- und richtig. Wenn sie jedoch eine ge weltweit über  Millionen Artikel E Erfolgsgeschichte werden soll, in elektronischer Form für Recherchen muss sie über die Technikdebatte und und Downloads bereit. bloße Heilsversprechen hinausgehen. Verlage und Bibliothekslieferanten Sie darf die kritische und zuweilen auch haben allein in den vergangenen  unbequeme Auseinandersetzung über Jahren über  Milliarden Euro in die Regeln, Qualität, Sinn und Unsinn für Erstellung von und den Zugang zu das Gemeinwohl und die Verbraucher wissenschaftlichen Informationen in- nicht scheuen. vestiert. Rund  Schulbuch- und Bil- Die Digitalisierung bietet neue dungsverlage versorgen in Deutschland Chancen für die Entstehung und Ver- derzeit rund  Millionen Schüler und breitung von Meinung, Information und etwa . Lehrerinnen und Lehrer, Texten und Möglichkeiten zu größerer viele Aktive in der Erwachsenenbildung Teilhabe des Einzelnen. Deshalb ist es und alle Studenten der Erziehungswis- nur folgerichtig, dafür gegebenenfalls senschaften mit Schulbüchern, Un- auch den gesetzlichen Rahmen neu zu terrichtsmaterialien, Studienbüchern, justieren. Es bedarf dazu einer detail- Literatur für die berufl iche Bildung lierten und ehrlichen Analyse der ge- und etlichem mehr. Das Gesamtan- genwärtigen Publikationsstrukturen, gebot dieser Verlagssparte umfasst die die Vorteile nicht verschweigt und zahlreiche digitale Angebote – von

die Defi zite genau benennt. Genau dar- Lernsoftware über Downloads bis zu AKGIMAGES / ALLIANCE PICTURE FOTO: an aber mangelt es der digitalen Agenda Online-Portalen für das Lehren und Hochgeschwindigkeits-Telegrafenamt in den USA  der Bundesregierung und deshalb zieht Lernen. Das Gesamttitelangebot für in sie beim Thema Bildung, Wissenschaft den Schulen verwendete Bücher liegt kationen einen angemessenen Preis zu Open Access – endlich eine off ensichtlich keine Rolle zu spielen. und Forschung die falschen Schlüsse bei rund .. Jährlich erscheinen zahlen und setzt auf minimalste Pau- Strategie? Und zweitens werden nicht die Publika- und muss mit konkreten Vorschlägen über . neue Titel für den Bildungs- schalvergütung. Das mag kurzfristig tionen mit öff entlichen Mitteln geför- nur allzu vage bleiben. bereich, alle behördlich geprüft und auf die öff entlichen Haushalte bei ihren Für diesen Publikationsweg wird in dert, sondern die Forschung selbst. Das unterschiedliche Lehrpläne, Jahrgangs- Ausgaben für Bibliotheken, Hochschu- der Digitalen Agenda zum x-ten Male digitale Verlagsangebot, die Qualitäts- stufen und Schulformen abgestimmt. len und Schulen entlasten. Langfristig eine umfassende Strategie angekün- sicherung und die Langzeitarchivie- Publizieren für Bildung und führen derartige Regelungen dazu, dass digt. Sie soll einen ungehinderten rung der Werke und Beiträge fi nanziert Wissenschaft begehrte kostenintensive Inhalte wie Informationsfluss, insbesondere in allein der Verlag als privatwirtschaft- Eine Schranke macht noch Für die Verbreitung und den Zugang z. B. Fach- und Lehrbücher nicht mehr der Wissenschaft, verbessern und den liches Unternehmen. Einen Anspruch, keine Qualität zu digitalen Inhalten wie Literatur und privatwirtschaftlich durch Verlage her- eff ektiven und dauerhaften Zugang zu diese Leistungen kostenlos zu nutzen, Fachliteratur, Schul- und Lehrinhalte, Die gegenwärtigen Publikationsstruk- gestellt und verbreitet werden können öff entlich geförderten Forschungspu- hat die Allgemeinheit nicht! Und der oder bei der Veröff entlichung wissen- turen sind also alles andere als schlecht, und schließlich der Staat diese Publika- blikationen und -daten verbessern. An Ehrlichkeit halber muss hinzugefügt schaftlicher Zeitschriftenbeiträge ist und qualitätsgesicherte Inhalte sind tionsleistung erbringen muss. Ein Pa- dieser Formulierung sind zwei Dinge werden, auch Staatsverlage müssten in auch der ordnungspolitische Rahmen in Hülle und Fülle für alle verfügbar. radigmenwechsel hin zu einer staatlich ärgerlich, aber auch entlarvend: Ers- Qualität und Nachhaltigkeit investie- entscheidend für Qualität und Vielfalt. Gleichwohl bietet die Digitalisierung gelenkten Publikationslandschaft ist tens fehlt der Qualitätsanspruch. Die ren und zwar auf Kosten der Steuerzah- Und darin sind sich ja alle einig: Wis- hervorragende Möglichkeiten, die aber weder im Sinne der Wissenschaft überwiegende Zahl der Wissenschaftler ler. Von einer klugen politischen Open senschaftler, Forscher, Lehrende und Nutzbarkeit von digitalen Informati- und Forschung noch im Sinne der Ge- legt vor allem Wert auf die qualitativ Access-Strategie sind wir also noch weit Lernende wollen die durch Digitalisie- onen weiter zu verbessern. Aber brau- sellschaft. hochwertige Veröff entlichung ihrer entfernt. Sie wäre dringend notwendig rung und moderne Datenübertragung chen wir tatsächlich eine allgemeine Zukunftsfähiges Steuerungspoten- Beiträge und Werke, die zitierfähig und sollte vor allem anderen von dem gewonnenen schnellen und unmit- Wissenschaftsschranke, um die Po- zial für digitale Nutzungen im Bereich und jederzeit auffi ndbar sein müssen Anspruch geleitet werden, für Bildung telbaren Wege des Wissenstransfers tenziale für Wissenschaft, Forschung Bildung und Wissenschaft, sehen wir und im besten Falle ihre Reputation als und Wissenschaft umfassende digita- bestmöglich und rechtssicher nutzen und Bildung voll zu nutzen, wie es die dagegen zuallererst in der Verschrän- Wissenschaftler stärken. Ein solcher le Angebote von hoher Qualität und können, ohne dabei auf Qualitätsstan- digitale Agenda vorsieht? Die Erfahrung kung von kollektiver und individueller Qualitätsstandard muss gewährleistet Dauerhaftigkeit zu schaff en. Wissen- dards verzichten zu müssen. der letzten zehn Jahre mit der Einfüh- Lizenzierung. Sie fördert den passge- sein, ganz gleich, ob Wissenschaftler schaftsverlage wissen, wie das geht und Gegenwärtig stehen Forschung, rung von Urheberrechtsschranken zur nauen Zuschnitt digitaler Angebote open access über Verlage publizieren bieten es längst an. Hochschulen und Schulen dafür pri- Anpassung an die digitale Nutzung in auf individuelle Nutzungsbedürfnisse oder in Repositorien ihrer Forschungs- vatwirtschaftlich organisierte und fi - Bildung und Wissenschaft hat uns vor und gewährleistet eine für den Urhe- gesellschaften oder Hochschulen. Bei Alexander Skipis ist Hauptgeschäfts- nanzierte Publikationsstrukturen zur allem eins gelehrt: Die öff entliche Hand ber angemessene und für den Nutzer den strategischen Überlegungen der führer des Börsenvereins des Verfügung. In Deutschland sorgen rund ist nicht bereit, für nachgefragte Publi- zumutbare Vergütung. Bundesregierung scheint dieser Aspekt Deutschen Buchhandels

für eine erfolgreiche (digitale) Zukunft. nie / EG) vorgesehen und zuletzt gruppen« geschehen. Dabei darf einer Für die Filmproduzenten von beson- vom Europäischen Gerichtshof bestä- der Grundpfeiler des Urheberrechts, die Querschnittsaufgabe derer Bedeutung ist die ausdrückliche tigt – bei Urheberrechtsverletzungen im Ausschließlichkeitsrechte, nicht durch Erwähnung von Haftungsfragen der Internet stärker in die Verantwortung eine Reihe weiterer, nur noch obliga- Einschätzung der Produzentenallianz zur Diensteanbieter im Internet. Allerdings genommen werden. Der Vorschlag des torisch ausgestalteter und umfassen- »Digitalen Agenda –« der Bundesregierung bleibt die Digitale Agenda in diesem Forums der Rechteinhaber, an dem die der Schrankenregelungen ausgehöhlt Bereich eher vage und unvollständig. Produzentenallianz aktiv mitgewirkt werden. MARGARETE EVERS Dies würde allerdings voraussetzen, Aus Sicht der Produzentenallianz be- hat, kann hier als umfassende Diskus- Begrüßenswert ist des Weiteren das dass sein Fokus künftig nicht alleine auf darf es für eine ausdrückliche und damit sionsgrundlage dienen: »Vorschlag für ausdrückliche Vorhaben der Bundesre- ie Produzentenallianz be- die Anbieter von technologischen Infra- modifi zierte Regelung der Haftung von eine Anpassung der Haftungsprivilegie- gierung, die digitale Medienkompetenz grüßt grundsätzlich die »Di- strukturen gelegt wird, sondern die Kre- Betreibern öff entlicher WLANs einer rungen in §§  bis  TMG [...]«. in Deutschland zu stärken. Allerdings gitale Agenda  bis « ativwirtschaft als ebenso entscheiden- adäquaten Abwägung und Berücksich- sind die Ausführungen hierzu relativ D der Bundesregierung, die der und gleichberechtigter Partner mit tigung der Interessen der Gesellschaft vage ausgefallen. Im Rahmen von Bil- mit ihren verschiedenen Handlungsfel- einbezogen wird. Eine Digitale Agenda an einem möglichst fl ächendeckenden dungsmaßnahmen zur Stärkung der Me- dern den Willen der Regierung verdeut- ist nur dann umfassend und zukunfts- mobilen Internet und der Rechteinha- Digitale Medien- dienkompetenz muss auch der Umgang licht, Leben und Arbeiten in der digita- weisend für die Herausforderungen der ber an einem möglichst eff ektiven und kompetenz stärken mit dem geistigen Eigentum im Internet len Welt zukunftsfähig zu gestalten, die digitalen Transformation, wenn sie dem wirksamen Schutz geistigen Eigentums ausreichend berücksichtigt werden. digitale Infrastruktur fl ächendeckend Content dem seinem Stellenwert ent- im Internet. Die Haftungserleichterung Begrüßt wird schließlich auch aus- und hochleistungsfähig auszubauen sprechenden Platz einräumt. Nur so von WLAN-Betreibern darf nicht zu ei- Für die Produzenten ebenso von ent- drücklich, dass ein »kohärenter und und Anreize für nachhaltige Innova- kann die »Weiterentwicklung« Deutsch- nem neuen ungeschützten Einfallstor scheidendem Belang sind die noch zu zeitgemäßer Jugendmedienschutz« tionen, Wachstum und Beschäftigung lands zu einem »digitalen Kulturland« für massenhafte Urheberrechtsverlet- entwickelnden adäquaten wirtschaft- entwickelt und umgesetzt werden soll. in der digitalen Wirtschaft zu schaff en. gelingen. Die digitalen Angebote der zungen werden. lichen und rechtlichen Rahmenbedin- Die Produzentenallianz wird sich Erfreulich dabei ist, dass die fortschrei- Wie bereits im Koalitionsvertrag an- gungen für die Produktion und Verbrei- in die Ausgestaltung und Konkretisie- tende digitale Transformation inzwi- gekündigt, sollte zusammen mit den tung digitaler Inhalte. Hier besteht im rung der Digitalen Agenda gerne als schen als Querschnittsaufgabe für alle Haftungsfragen für WLAN-Betreiber Rahmen der Digitalen Agenda noch kreativer und kompetenter Partner, Gesellschafts- und Wirtschaftsbereiche Alle Handlungsfelder auch die Haftung der Hostprovider umfassender Konkretisierungsbedarf. der innovative, leistungsstarke und angesehen wird. einbeziehen angepasst werden und die Haftungs- Eine Anpassung der rechtlichen Rah- kundenorientierte Filmproduzenten Positiv ist auch, dass die Bundes- privilegierung für solche Hostprovider menbedingungen für das Urheberrecht vertritt, einbringen. regierung beabsichtigt, Vertreter der entfallen, deren Geschäftsmodell im an die technische Digitalisierung in einzelnen Handlungsfelder aktiv in die Kreativwirtschaft, die ständig weiter- Wesentlichen auf der Verletzung von Wirtschaft und Gesellschaft kann und Margarete Evers ist Direktorin für Tarif, Konkretisierung der Digitalen Agenda entwickelt werden und sich an den Be- Urheberrechten beruht. Darüber hinaus darf – wie in der digitalen Agenda vor- Gremien und Verbände bei der Allianz miteinzubeziehen. Hier könnte der IT- dürfnissen der Verbraucher orientieren, sollten auch die Zugangsprovider – wie gesehen – nur »unter einem gerechten Deutscher Produzenten – Film & Fern- Gipfel als ein geeignetes Forum dienen. sind entscheidende Wachstumstreiber in der Urheberrechtsrichtlinie (Richtli- Ausgleich der betroff enen Interessen- sehen (Produzentenallianz) 18 DIGITALE AGENDA www.politikundkultur.net

Startschuss für die digitale Zukunft Zur Bedeutung der fortschreitenden Digitalisierung für die deutsche Wirtschaft

JOACHIM BÜHLER Zu einem solchen Masterplan gehört außerdem, die übergeordneten Ziele ie Digitale Agenda der Bun- in der täglichen politischen Arbeit zu desregierung ist ein Meilen- berücksichtigen. Von entscheidender stein in der Digitalpolitik Bedeutung wird sein, ob und wie die D Deutschlands. Ein so um- einzelnen Ministerien ihre eigenen Vor- fassendes Bekenntnis der Bundesre- haben an den Prioritäten der Digitalen gierung zu den enormen Chancen der Agenda ausrichten. Es darf nicht mehr Digitalisierung für unsere Wirtschaft vorkommen, dass einzelne Gesetzesin- und unsere gesamte Gesellschaft hat itiativen die Erfordernisse der digitalen es bisher nicht gegeben. Wirtschaft vollständig ausblenden. So Die Kultur- und Kreativwirtschaft sieht die jüngst verabschiedete Reform war Vorreiter der Digitalisierung. Was des Erneuerbare-Energien-Gesetzes Ende der er mit der Musikindustrie zwar für die Produktion von Alumini- um-Eimern steuerliche Entlastungen vor, nicht aber für den Betrieb von Rechenzentren – den Datenspeichern,

Die Digitalisierung die zusammen mit Breitbandnetzen AKGIMAGES / ALLIANCE PICTURE FOTO: verändert die Wert- eine zentrale Infrastruktur der digita- Datenverarbeitung : Eingabe auf Lochkarten schöpfungsprozesse len Gesellschaft sind. Auf diese Weise besteht die Gefahr, dass Internet bald zum Importartikel in Deutschland wird – eine Entwicklung, die niemand wirklich begann, beobachten wir heute in allen begrüßen kann. Wirtschaftsbereichen: Digitalisierung Ein weiteres Beispiel: Die geplante Lasst den Worten verändert Wertschöpfungsprozesse und Reform des Kleinanlegerschutzgesetzes ist Treiber von Innovation. Software bedroht die Finanzierung von Start-ups sorgt dafür, dass Autos immer besser durch Crowdinvesting in Deutschland. werden, Haushaltsgeräte vernetzt sind So würde künftig nicht mehr der Maus- Taten folgen und die klassische Produktion sich zur klick für eine Beteiligung von wenigen Industrie . entwickelt. hundert Euro an einem innovativen Die Digitale Agenda muss beispielsweise die Hostprovider-Haf- Um die Kultur- und Kreativwirtschaft Die ökonomische Bedeutung der di- Start-up ausreichen. Der potenzielle schnell umgesetzt werden tung. Doch bereits die Reaktionen auf jedoch angemessen am Prozess teilha- gitalen Wirtschaft wächst; mit mehr als Investor müsse stattdessen eine Erklä- die Ankündigung zur Anpassung der ben zu lassen, reicht der IT-Gipfel als . Beschäftigten ist die ITK-Bran- rung ausdrucken, unterschreiben und WLAN-Haftung machen deutlich, dass Plattform nicht aus, denn der Rahmen che bereits der zweitgrößte industrielle per Post zurückschicken. Wer diese Aus- DIETER GORNY sich erst in der konkreten Ausgestal- wird der Bedeutung kultureller Inhal- Arbeitgeber in Deutschland, knapp hin- drucker-Gesinnung bei der Schwarm- tung zeigen wird, wie belastbar die Di- te für den Digitalen Wandel schlicht ter dem Maschinenbau. Durchschnitt- Finanzierung von Start-ups durchsetzt, it der Digitalen Agenda gitale Agenda in der Realität sein wird. nicht gerecht. Ein eigens geschaff e- lich sind in den vergangenen Jahren konterkariert die Ziele der Digitalen schlägt die Bundesregie- Daher ist es umso wichtiger, in die- ner nationaler »Content-Gipfel« hin- jährlich . Arbeitsplätze hinzu- Agenda. In Estland werden heute Unter- M rung ein neues Kapitel ih- se konkrete Ausgestaltung der Digita- gegen würde gleichzeitig ein klares gekommen. Trotz dieser erfreulichen nehmen via Smartphone-App in  Mi- rer Netzpolitik auf, die einen klaren len Agenda die Branchen mit einzube- Bekenntnis der Politik für die Kultur- Zahlen ist Deutschland im internatio- Gestaltungswillen erkennen lässt. Es ziehen, die die digitale Transformation und Kreativwirtschaft darstellen. Er nalen Vergleich nur Mittelmaß, deutlich ist begrüßenswert, dass die Bundes- auch wirklich betriff t. Denn andern- hinter den USA, die im Silicon Valley Der blinde Fleck regierung unter anderem den Breit- falls drohen sich Fehler der Vergan- nach wie vor die Standards vorgeben, bandausbau hierzulande weiter voran- genheit zu widerholen: Schon einmal oder Israel, das seit Jahrzehnten auf der Agenda: die bringen will. Doch ohne Achtung und mussten wir mitansehen, wie sich die Ein verheißungs- Hightech setzt und über eine der ak- Bildungspolitik Respekt vor dem zu transportierenden Politik nur auf das digital Machbare volles Signal für die tivsten Start-up-Szenen verfügt. Content droht die Digitale Agenda, auf konzentrierte, ohne die legitimen Musikindustrie Deutschland muss international lange Sicht zu einem gigantischen Belange der Kultur- und Kreativwirt- aufholen, um die Wettbewerbsfähigkeit nuten gegründet, an solchen Eckwerten Ausbauprogramm von Leer-Rohren schaft ausreichend zu würdigen. Es seiner Wirtschaft zu sichern. Von her- müssen wir uns orientieren, statt mit zu werden. war zu beobachten, dass uns Inhal- ausragender Bedeutung sind dabei drei Sparbuchmentalität zu glänzen. Denn auch im Jahr  sehen sich teanbietern im Spannungsfeld zusam- würde damit das Bewusstsein für den Themen: Infrastrukturen und intelli- Und leider hat die Digitale Agenda Kreative und die mit ihnen partner- men mit Nutzern und Technologieun- Wert kreativer Leistungen, die dahin- gente Netze, Vertrauen und Sicherheit noch einen blinden Fleck: die Bildungs- schaftlich verbundenen Musikfi rmen ternehmen zwar in der Realität eine ter liegenden Wertschöpfungsketten sowie die Entwicklung einer interna- politik. Für eine Digitale Agenda ist die mit der Tatsache konfrontiert, dass sie bedeutsame Rolle zukam, während es sowie den Schutz der Investments tional wettbewerbsfähigen digitalen junge Generation entscheidend. Wir aufwändig und kostenintensiv kultu- jedoch an der politischen Akzeptanz stärken. Und wenn an dieser Stelle von Wirtschaft mit den Säulen Industrie . brauchen junge Menschen mit Medien- rell hochwertige Inhalte produzieren, für unsere Positionen mangelte, so- Bewusstsein die Rede ist, so hoff e ich und Start-ups. kompetenz und einem Grundverständ- aber die rechtlichen Möglichkeiten zur dass wir hier über lange Jahre hinweg übrigens, dass bei den Aufklärungsen- Das Ziel der Digitalen Agenda ist nis der Technologien, die unsere heuti- Durchsetzung ihrer Urheberrechte ei- eine vergleichsweise schwächere Posi- gagements der Bundesregierung künf- richtig: Deutschland muss zum di- ge Welt prägen – und morgen noch viel nem Holzschwert gleichen, mit dem tion hinnehmen mussten. Die Folgen tig auch der Umgang mit geistigem gitalen Wachstumsland Nummer  wichtiger sein werden. Hier klaff t eine sie es mit international agierenden dieser politischen Haltung sind uns Eigentum im Internet eine stärkere werden. Dazu brauchen wir eine Stra- große Lücke in der Digitalen Agenda. und technologisch hochgerüsteten allen bekannt. Berücksichtigung erfahren wird. tegie – einen Masterplan. Und zu ei- Wir brauchen ab der Grundschule die Gegnern aufnehmen müssen. Mit der Das vorgestellte Papier zur Digita- Die Digitale Agenda ist zusammen- nem Masterplan gehören nicht nur Vermittlung von Medienkompetenz. Neuregelung der rechtlichen Mittel len Agenda lässt zumindest erkennen, fassend betrachtet ein verheißungs- eine Absichtserklärung, sondern auch Und wir müssen Informatik ab der Se- zur Durchsetzung von Urheberrechts- dass sich die Politik heute nicht mehr volles Signal und ich hoff e, dass die konkrete Schritte zur Umsetzung. Und kundarstufe I als Pfl ichtfach unterrich- verletzungen hat die Politik ihnen so- nur einseitig an digitalen, technolo- Politik den Worten Taten folgen lässt. ten – eine Forderung, die übrigens von gar ein wichtiges Instrument zur legi- gischen Chancen orientiert, sondern Bereits die Vereinbarungen aus dem der großen Mehrheit der Lehrer und timen Wahrung ihrer Rechte faktisch die digitale Transformation als Quer- Koalitionsvertrag waren ein erster Eltern geteilt wird. An dieser Stelle sind genommen. schnittsthema für alle Gesellschafts- Schritt in die richtige Richtung. Ziel ist Deutschland muss deshalb die Länder nun in der Pfl icht, Daher muss Teil der Digitalen Agen- und Wirtschaftsbereiche begreift. Zu nun, dass der Gesetzgebungsprozess diesen bedeutenden Teil der Digitalen da sein, dass die Politik die rechtlichen diesen gehört selbstverständlich auch bis Anfang  konkrete Ergebnis- zum digitalen Wachs- Agenda in einer gemeinsamen Aktion Rahmenbedingungen für die Inhalte- die Kreativwirtschaft, die daher aktiver se für einen verbesserten Schutz von tumsland Nr.  werden schnellstmöglich zu ergänzen. produzenten weiter verbessert. Denn Teil der Digitalen Agenda werden muss. Urheberrechten hervorbringt. Wir als Der nächste wichtige Schritt bei der die Inhalte sind nicht nur Treiber Wir als Musikindustrie bieten an, Musikindustrie haben unsere »Haus- Digitalen Agenda wird der diesjähri- technologischer Entwicklungen, wie unsere Erfahrungen in den Ausgestal- aufgaben« gemacht, indem wir uns den ge IT-Gipfel am . Oktober in Ham- an den Beispielen Tablet-PC oder tungsprozess einzubringen. Denn an veränderten Bedingungen angepasst genau das ist das größte Manko des Pa- burg sein. Der IT-Gipfel ist genau der Smart-TV deutlich wird, sondern auch unserer Entwicklung in den vergan- haben. Nun ist es Aufgabe der Politik, piers: Bislang enthält die Agenda kei- richtige Ort, um die Umsetzung der kultureller Identitätsfaktor. Zusam- genen  Jahren lässt sich beispielhaft dies im Rahmen der Digitalen Agenda ne konkreten Umsetzungsschritte oder Agenda zu begleiten. Die Kernthemen men mit dem kulturellen Leben stellt erkennen, wozu es führt, wenn Krea- entsprechend zu würdigen, um letzt- Finanzierungszusagen, etwa zur För- der Digitalen Agenda waren und sind der Content überhaupt erst die unver- tive dabei zusehen müssen, wie ihre lich auch das Signal auszusenden, dass derung des Breitbandausbaus oder zur auch Kernthemen des IT-Gipfels. Die zichtbare Basis für den angestrebten Bedürfnisse zulasten des »Anything sich hierzulande Geschäftsmodelle mit Steigerung der Start-up-Gründungen in Verabschiedung der Digitalen Agenda Digitalen Wandel bereit. goes« netzpolitischer Interessen po- kulturellen Inhalten der Kreativwirt- Deutschland. Doch am Ende muss sich im Bundeskabinett war deshalb nicht Erfreulicherweise signalisiert das litisch unbeachtet bleiben. Und den- schaft sehr wohl mit netzpolitischen die Digitale Agenda auch in der Haus- der Schlusspunkt, sondern sie ist der vorgestellte Papier der Bundesregie- noch ist es der Musikindustrie gemein- Interessen ausbalancieren lassen – haltsplanung widerspiegeln. So gut und Startschuss auf Deutschlands Weg in rung, dass sich die Politik der Proble- sam mit den Rechteinhabern gelungen, wenn man es denn politisch durch die richtig ambitionierte Ziele auch sind, die Digitale Zukunft. matik durchaus bewusst ist: So werden ohne besondere Hilfe der Politik und entsprechenden Rahmenbedingungen sie lediglich zu formulieren reicht nicht dort Haftungsfragen im Netz, die für trotz dieser schwierigen Verhältnisse ermöglicht. aus, um Deutschland auf die Gigabit- Joachim Bühler ist Mitglied der die Kreativbranchen von großer Be- mit dem Musikstreaming ein neues Gesellschaft vorzubereiten. Nötig sind Geschäftsleitung beim BITKOM – deutung sind, in der Digitalen Agen- Geschäftsmodell zu schaff en, das nach Dieter Gorny ist Vorstands- Prioritäten, inhaltliche Substanz und Bundesverband Informationswirtschaft, da eigens adressiert. Ein drängendes  verlustreichen Jahren zumindest vorsitzender des Bundesverbands ein Höchstmaß an Konkretheit. Telekommunikation und neue Medien Thema in diesem Zusammenhang ist wieder hoff en lässt. Musikindustrie Politik & Kultur | Nr. /  | November — Dezember  DIGITALE AGENDA 19

Terra Ignoranzia Die Digitale Agenda der Bundesregierung zeugt von einem verlorenen Jahrzehnt

LORENZ MATZAT ismus in der »Open«-Bewegung steckt. erwehren«. Von einem Gefühl, das hier Bildung kommt also durchaus vor. Die für die Entwicklung der Beschäftigung« Sich in diese Energie einzuklinken, sie ernsthaft ein Aufbruch angegangen SPD brachte auf besagtem Parteikon- erwartet. Doch ob diese Impulse guter s ist ein ungewöhnlicher Kon- nutzbar für die Gesellschaft zu ma- werden sollte, war nicht zu spüren. vent immerhin das Thema »Program- oder schlechter Natur sind, wird nicht tinent, der sich vor einem hal- chen, hat die etablierte Politik längst Das spiegelt sich auch im Geist der miersprache als Fremdsprache« im weiter ausgeführt. ben Jahrhundert zu bilden verschlafen. Allerdings nicht nur sie: Digitalen Agenda der Bundesregierung. Schulunterricht auf. Darüber ließe sich Und das ist das Problem: Viele Zei- E begann. Von jedem Ort der Zwar gibt es einige zivilgesellschaftli- Dort steht nichts prinzipiell Falsches diskutieren. Doch dafür müssten Rah- chen deuten darauf hin, dass die Au- Welt ist er gleich schnell zu erreichen; chen Gruppen, etwa aus den Kreisen der drin. Aber auch kaum Richtiges: Sie ist tomatisierung durch Software in den Dinge lassen sich auf ihm ohne Abnut- »Open Government«-Bewegung und gespickt mit schwammigen Absichts- nächsten Jahren verstärkt Arbeitsplätze zung vervielfachen; jeder Ort auf ihm der netzpolitischen Aktivisten, die das formulierungen – konkrete Schritte in Branchen ersetzen wird, die bislang ist gleich weit voneinander entfernt. Potential des Digitalen genutzt sehen fi nden sich kaum. Von Geldsummen, Die Politik von Maschinen verschont blieben. Das Richtig zugänglich wurde er vor knapp wollen. Doch stehen große Akteure wie die bereitgestellt werden sollen, ganz hat erheblichen wird deutlich am Beispiel von selbst-  Jahren, als das World Wide Web der die Kirchen oder Gewerkschaften dem zu schweigen. Nachholbedarf im fahrenden Fahrzeugen, die in einigen technologischen Infrastruktur Internet Internet zumindest zaudernd gegen- Zum Thema politische Partizipati- Jahren einsatzbereit sein dürften: Sie und seiner Vorgänger besser verständ- über; die akute Zeitungskrise – besser on fi nden sich einige dünne Sätze. Es Bereich des Digitalen werden nicht nur die Arbeitswelt im liche Regeln gab. Seitdem wächst und Verlegerkrise – ist auch Ausdruck ein scheint nicht im Interesse der etab- Logistiksektor erschüttern. Sondern gedeiht der Meta-Erdteil allenthalben, und desselben Phänomens: Das welt- lierten Parteien und ihrer Politiker zu könnten, wenn immer mehr Leute auf überwölbt alle Lebensbereiche und umspannende Netzwerk wurde seitens liegen, das Internet als Demokratie- menbedingungen geschaff en werden, das eigene Auto verzichten, weil ein transformiert ganze Wirtschaftszweige. Vieler in Entscheidungspositionen zu- werkzeug zu verwenden. Die, die so für die die Bundesregierungen Impulse Netzwerk von selbstfahrenden Fahr- Spätestens ab Anfang dieses Jahr- lange mit Nichtbeachtung behandelt: gerne alles reformieren, nehmen ihre geben könnte. zeugen auf Zuruf per Smartphone zur tausends hätte sich die Politik diesem Terra Ignoranzia. ureigenste Sphäre davon aus. Dabei Wer Schülerinnen und Schüler in Verfügung steht, die gesamte Autoin- neuen Kontingent zuwenden müssen. Und leider ist kaum Besserung in sollte ihnen der zeitweise Erfolg der Sachen Digitales und Internet gut aus- dustrie und ihre Zulieferer empfi ndlich Doch es sollte noch ein Jahrzehnt ver- Sicht. Weiterhin ist in aller Regel das Piratenpartei zu denken geben: Deren bilden will, braucht dafür gute fachkun- treff en. gehen, bis mit einer »Enquete-Kommis- Denken und Reden über das Internet Erfolg war wesentlich davon gespeist, dige Lehrer. Doch das Internet, welches Wie bereitet man in der Schule die sion Internet und digitale Gesellschaft« mit dem Narrativ der Bedrohung behaf- dass es ein Wunsch nach mehr Transpa- die Lebensrealität vieler Kinder und kommende Generation auf die digita- das bundesdeutsche Parlament offi ziell tet und die Floskeln über die Chancen renz und Partizipation gab. Der besteht Jugendlichen immer stärker prägt, ist lisierte Welt vor? Wie begegnet man anerkannte, dass man sich diesem In- auch nach dem Niedergang der Piraten in vielen Schulen als Chancenmedium einem möglichen rabiaten und rapi- ternet intensiver widmen müsse. Un- weiter. Das Misstrauen gegenüber der kaum Thema. Es bräuchte bundesweit den Abbau von Arbeitsplätzen in den längst mündete dies nun in einer Di- Nun zeigt sich, wie etablierten Politik kann diese nur zu- viele tausend medienkompetente Leh- nächsten zehn Jahren? Dies wären gitalen Agenda –, die von der rückgewinnen, wenn sie bereit ist, sich rerinnen und Lehrer. Doch woher sollen Fragen, der sich die Digitale Agenda Großen Koalition Ende des Sommers sich ein verlorenes zu wandeln. Das Internet als Raum für sie kommen? Wer entwickelt die ent- hätte widmen müssen. Doch es wird präsentiert wurde. Jahrzehnt rächt Chancen in diesen Belangen zu nutzen, sprechenden Methoden für eine Leh- deutlich, dass die etablierte Politik gar In jener Agenda wird off ensichtlich, wird verpasst. rerausbildung? Wie wird gewährleistet, nicht die Instrumente besitzt, um sich wie sich ein verlorenes Jahrzehnt rächt. Noch schlimmer ist, dass zwei Punk- dass die Lehrkräfte auf dem Stand der in diesem Themenfeld zu bewegen. Sie Anfang der er war es durch das rei- erweisen sich als eben diese. Jüngst te nahezu völlig ausgespart werden und sich permanent weiterentwickelnden hat beachtlichen Nachholbedarf im Be- nigende Feuer der Dotcom-Blase zu der etwa äußerte sich der SPD-Partei- das dürfte sich eher auf kurz als lang als Computer- und Softwaretechnologie reich des Digitalen. Die Chancen, dass ersten notwendigen Ernüchterung und vorsitzender Sigmar Gabriel über die Desaster herausstellen. bleiben? sie sich in absehbarer Zeit mit dessen Erdung des Internethypes gekommen; Netzpolitik, die seine Partei zukünftig Zum einen ist das Thema Internet Diese Fragen greifen über in die dringenden Zukunftsfragen befassen seitdem prosperiert das Digitale unge- als wichtiges Politikfeld begreifen will. und Schule faktisch nicht enthalten. zweite Leerstelle der Digitalen Agenda: kann, stehen schlecht. bremst. Großprojekte wie die Wikipedia Seine Rede anlässlich eines Parteikon- Das mag sich mit der Zuständigkeit der Zwar wird einiges an Worten über die und OpenStreetMap zeigten, welche vents #DigitalLEBEN war durchzogen Länder für Bildungsaufgaben erklären. Arbeitswelt verloren – »wir wollen gute Lorenz Matzat ist Journalist und Kraft dieses Netzwerk entfalten kann; von Ressentiments wie: »Wir müssen Allerdings äußert sich die Agenda ein digitale Arbeit«. Und durch die digitale Unternehmer in Berlin. Er schreibt welche kreative Energie und auch Altru- uns dem Silicon-Valley-Kapitalismus wenig zu Hochschulen – das Thema Wirtschaft werden »deutliche Impulse unter anderem für www.netzpolitik.org FOTO: PICTURE ALLIANCE / AKGIMAGES / ALLIANCE PICTURE FOTO: Großrechenmaschine von IBM  20 DIGITALE AGENDA www.politikundkultur.net

Der Praxistest wird es zeigen müssen Digitale Agenda und die Interessen kleiner und mittlerer Musikunternehmen

CHRISTOF ELLINGHAUS Die Digitale Agenda schneidet für un- wird den unabhängigen Musikunter- ternationale Konzerne ihre Marktmacht politischen Agenda – und zwar nicht sere Mitglieder relevante Themen an, nehmen die Grundlage dafür entzogen, nicht zur Benachteiligung von kleinen nur in der Digitalen Agenda – nieder- ir, der Verband unabhängi- darunter die Hostproviderhaftung, die nachhaltig in aufstrebende Künstler zu und mittleren Unternehmen ausnutzen schlägt. Denn für die musikalische ger Musikunternehmen e.V. kollektive Rechtewahrnehmung, Me- investieren, Nachwuchsförderung zu können. Vielfalt, die Nachwuchsförderung, die W (VUT), vertreten die Inter- dienkompetenz, die Verbesserung der betreiben und ihren Beitrag zu unserer Dass die Digitale Agenda insbeson- langfristigen Beziehungen zu ihren essen der unabhängigen Musikunter- Rahmenbedingungen für Inhaltean- vielfältigen Musiklandschaft zu leisten. dere die Innovationskraft kleiner und Künstlern, den Beitrag zur interkul- nehmen in Deutschland, darunter vor bieter, Marktzugang und faire Wettbe- Der Fall »Indies vs. YouTube« im Som- mittlerer Unternehmen fördern und turellen Arbeit und die sozialen Ar- allem kleine und mittlere Musikunter- werbsbedingungen sowie den Schutz mer dieses Jahres hat gezeigt, dass es an ihre Bedingungen verbessern will, un- beitsbedingungen sind genau diese nehmen wie Labels, Verlage, Vertriebe geistigen Eigentums und das Urheber- der Zeit ist, die Regeln, die momentan terstützen wir. Jedoch vermissen wir Unternehmen verantwortlich. Und sowie Künstler, die sich selbst vermark- recht. Aber den Worten müssen jetzt für den digitalen Wettbewerb gelten, auch an dieser Stelle, dass die Krea- nicht zuletzt sind sie es auch die un- ten. Die unabhängigen Musikunterneh- Taten folgen. Die Anpassung des Haf- zeitgemäß zu überarbeiten. tivwirtschaft an diesen Punkten mit- abhängigen Musikunternehmen, die men stehen zusammen für  Prozent tungsprivilegs für Hostprovider an die Aus der Digitalen Agenda lässt sich gedacht wird, ob es nun um Big Data, dem Internet seine Inhalte liefern. Marktanteil, sind somit die Nummer heutige Zeit ist überfällig, um nur ein das Bestreben erkennen, Marktzu- Cloud Computing oder Smart Services zwei hinter Universal auf dem Musik- Beispiel zu nennen. Seit Jahren sind die trittsschranken zu minimieren sowie und Start-ups geht. Christof Ellinghaus ist markt und liefern damit einen beachtli- Aufgabenfelder bekannt und nicht nur den Missbrauch marktbeherrschender Es ist an der Zeit, dass sich die kultu- Vorstandsvorsitzender des Verbands chen Teil eines der am meisten nachge- wir haben konkrete Regelungsvorschlä- Stellungen zu unterbinden. Dies sehen relle Bedeutung der kleinen und mitt- unabhängiger Musikunternehmen fragten Inhalte im Internet, der Musik. ge in fast allen genannten Bereichen wir als elementares Ziel an, damit in- leren Musikunternehmen auch auf der (VUT) Unsere Mitglieder gehörten zu den unterbreitet, die generell die Interes- ersten, die gelernt haben, mit der Digi- sen der Produzenten von Inhalten und talisierung umzugehen und zwar dank im Besonderen die der unabhängigen ihrer kleinteiligen Struktur und ihrer Musikunternehmen angemessen be- Innovationskraft. So konnten sie neue rücksichtigt würden. Entwicklungen aktiv mitgestalten, dies Konkret wird die Digitale Agende gilt ebenso für neue Nutzungsformen aber nur an anderen Stellen. Anbieter wie auch für neue Geschäftsmodelle. von öff entlichem WLAN sollen nicht für Darum begrüßen wir die Initiative der die Rechtsverletzungen ihrer Kunden Bundesregierung und der verantwortli- haften. Das ist schön für die Anbieter chen Ministerien, die nun mit der Digi- von öffentlichem WLAN. Schön für talen Agenda der Digitalisierung Rech- die Nutzer von WLAN ist, dass sie mit nung tragen und dabei die Menschen in Hochgeschwindigkeitsnetzen versorgt den Mittelpunkt der Strategie rücken. und Geschäftsmodelle geschützt wer- den sollen, die Anonymisierungs- und Pseudonymisierungsmaßnahmen ver- wenden. Und zuletzt ist es schön für Die Innovationskraft die Anbieter offensichtlich struktu- rell rechtsverletzender Internetseiten, kleinerer Firmen muss dass aus kartellrechtlichen Gründen gefördert werden sich Werbewirtschaft und Produzenten von Musik, Film, E-Books, Games usw. nicht abstimmen und ein einvernehm- liche erarbeitetes Verfahren anwenden Wir verstehen die Digitale Agenda als dürfen, um zu verhindern, dass im all- eine Art Wegweiser für die nächsten gemeinen Interesse Werbung auf diesen Jahre, denn sie umreißt relevante Seiten platziert wird. Themen. Gleichzeitig erwarten wir als Insbesondere der Themenbereich nächsten Schritt von den verantwortli- faire Wettbewerbsbedingungen und chen Ministerien die Entwicklung und Marktzugang sind für die kleinen und Umsetzung von geeigneten Instrumen- mittleren Musikunternehmen von ten und konkreten Maßnahmen, um größter Relevanz. Bloßes Beobachten

den ordnungspolitischen Rahmen zu und Prüfen reichen an dieser Stelle JENA UNIVERSITÄT / ALLIANCE PICTURE FOTO: schaff en. nicht. Denn ohne den Marktzugang Telefonzentrale der Universität Jena 

Die Chancen der Digitalisierung für Bildung, Forschung und Wissenschaft nutzen

Die zukunftsweisenden ihren Eltern der Fall war. Auch Studium lationen, die Höchstleistungsrechner antwortet. In diesem Handlungsfeld der frastrukturen als übergeordnetes Ko- Möglichkeiten der und Lehre profi tieren von der schnellen heute ermöglichen, haben sich neben Digitalen Agenda haben wir wichtige ordinierungs- und Beratungsgremium Verfügbarkeit digitaler Informationen der Theoriebildung und dem Experi- Ziele formuliert: Gemeinsam mit den die Weiterentwicklung der wissen- Digitalen Agenda und dem Einsatz digitaler Lehrmittel. ment als dritte Säule der Wissenschaft Ländern und unter Einbeziehung von schaftlichen Informationsinfrastruktur Besonders erfreulich ist, dass auch beim etabliert. So lassen sich zum Beispiel weiteren Verantwortlichen im Bil- unterstützen. Mit einer umfassenden JOHANNA WANKA Thema Inklusion eine neue Dynamik wichtige Erkenntnisse für die Klima- dungsbereich werden wir die Strategie Open-Access-Strategie wollen wir die durch die Digitalisierung entstanden und Gesundheitsforschung gewinnen. Rahmenbedingungen für einen unent- ie Digitalisierung bietet ist. Digitale Hilfsmittel können den fl e- Die Tatsache, dass neue Daten schneller geltlichen, eff ektiven und dauerhaften vielfältige und immer wie- xiblen und auf den individuellen Bedarf verfügbar sind, mehr Daten generiert Die Digitalisierung Zugang zu öff entlich fi nanzierten wis- der aufs Neue beeindru- abgestimmten Zugang zu Bildungsan- werden und diese großen Datenmengen wird selbst zum senschaftlichen Publikationen und zu D ckende Chancen. Sie hat geboten erleichtern. mit weniger Zeitaufwand ausgewertet Forschungsdaten verbessern. unser Leben spürbar verändert und ist In der Wissenschaft hat die Digita- werden können, hilft in der Spitzenfor- Forschungsgegenstand Schließlich geht es aber auch dar- zunehmend zu einem weitreichenden lisierung die Vernetzung und die Zu- schung die Grenzen unserer bisherigen um, die grundsätzlichen Auswirkungen Querschnittsthema geworden. Deshalb sammenarbeit auf eine andere Ebene Erkenntnisse zu überschreiten. des digitalen Wandels gut zu verstehen. widmet sich das Wissenschaftsjahr  gehoben. Heute ist es Forscherinnen All das sind enorme Chancen, die die »Digitales Lernen« auf den Weg brin- Deshalb wird die Digitalisierung selbst der digitalen Gesellschaft. Im Mittel- und Forschern leichter möglich, die Er- Digitalisierung in Bildung, Forschung gen. Damit wollen wir den intensiven zum Forschungsgegenstand. Wir wer- punkt stehen die Chancen und Her- kenntnisse und die daraus resultieren- und Wissenschaft bietet. Dennoch Einsatz digitaler Medien in der Bildung den Antworten auf Fragen nach dem ausforderungen des digitalen Wandels. den neuen Fragen mit der globalen For- sollten wir die digitalen Möglichkeiten und im gesamten Lebenslauf voranbrin- selbstbestimmten Leben, der zukünf- Zweifelsfrei gehört die Möglichkeit, un- schungsgemeinschaft zu teilen. Daten, nicht immer gleichzeitig auch als die gen. Mit dem Förderprogramm »Digita- tigen Arbeit und der Privatheit in der entgeltlich und barrierefrei an Wissen besseren ansehen. Konkret heißt das le Medien in der berufl ichen Bildung« digitalen Welt suchen. teilhaben zu können, zu den großen zum Beispiel: In der Bildung und der werden wir den Einsatz digitaler Aus- Ich bin überzeugt, in Bildung, For- Vorteilen der Digitalisierung. So können Daten sind schneller Lehre kommt es trotz überall verfüg- und Weiterbildungswerkzeuge in der schung und Wissenschaft werden die beispielsweise Lehrerinnen und Lehrer barer Informationen weiterhin auf die berufl ichen Bildung deutlich steigern. positiven Aspekte und die vielen neuen heute auf viel mehr Informationsquel- verfügbar. Das kommt individuelle Vermittlung und Betreuung Für die Forschung wird die Bun- Möglichkeiten der Digitalisierung die len für den Unterricht zurückgreifen. der Forschung zugute durch qualifi zierte Lehrkräfte an. desregierung eine Strategie für den Risiken weit überwiegen. Diese Chan- Das zur Verfügung stehende Ton- und Die Bundesregierung hat im August digitalen Wandel in der Wissenschaft cen der Digitalisierung zu erkennen Filmmaterial ist gewachsen, und die die Digitale Agenda – vorge- vorlegen, die wesentlich dazu beitragen und sie auch in der Bildungs- und For- Digitalisierung bringt neue didaktische die zum Beispiel durch die deutschen legt. Dabei werden sieben zentrale soll, die Informationsinfrastrukturen schungspolitik konsequent umzusetzen, Konzepte hervor. Durch die digitalen Forschungsschiff e auf den Weltmeeren Handlungsfelder fokussiert. Das Hand- – wie zum Beispiel Archive, Bibliothe- ist unsere vornehmliche Aufgabe – heu- Quellen und Lehrmittel kann der Unter- erhoben werden, können zeitnah auch lungsfeld »Bildung, Forschung, Wissen- ken, Forschungs- und Publikations- te und in Zukunft. richt für die heutigen Schülerinnen und in den meereswissenschaftlichen For- schaft, Kultur und Medien« wird dabei datenbanken – weiterzuentwickeln. Schüler anschaulicher und diff erenzier- schungsstellen auf dem Festland mit- federführend vom Bundesministerium Hier wird der von Bund und Ländern Johanna Wanka ist Bundesministerin ter gestaltet werden als dies etwa bei verfolgt und analysiert werden. Simu- für Bildung und Forschung (BMBF) ver- beschlossene Rat für Informationsin- für Bildung und Forschung Politik & Kultur | Nr. /  | November — Dezember  DIGITALE AGENDA 21

Zwischen Lob und Kritik Statements der Fraktionen zur Digitalen Agenda – der Bundesregierung

Wichtige Sicherung der Zu schwammige Sammelsurium Innovationskraft Vielfalt Ankündigungen ohne Konzept

THOMAS JARZOMBEK LARS KLINGBEIL HALINA WAWZYNIAK KONSTANTIN VON NOTZ

Deutschland zum Digitalen Zukunfts- Mit der Digitalen Agenda liegt ein am- Einfach übersetzt heißt Agenda »Das, Die »Digitale Agenda« sollte der gro- land Nummer  in Europa zu machen – bitioniertes Arbeitsprogramm für die was getan werden muss«. Folgt man ße Programmentwurf der Bundesre- das ist der Anspruch der CDU/CSU-Frak- kommenden drei Jahre vor. Erstmals dieser Lesart, braucht die Digitale gierung zur Netzpolitik werden. Her- tion im Deutschen Bundestag. Und es gibt es eine ressortübergreifende Di- Agenda der Bundesregierung nieman- ausgekommen ist ein Sammelsurium muss auch der Anspruch der Digitalen gitalisierungsstrategie und ein zusam- dem Kopfzerbrechen bereiten. Sie ver- längst bekannter Ankündigungen. Statt Agenda der Bundesregierung sein: In menhängendes politisches Programm liert sich in allgemein gehaltenen An- den Herausforderungen der digitalen der Digitalisierung liegen große Chan- für die Gestaltung der digitalen Gesell- kündigungen, die ganz gut klingen, aber Gesellschaft visionär, konzeptionell cen für unser Land. Hierzu gehört zum schaft. niemanden in die Pfl icht nehmen, keine und konkret gesetzgeberisch zu be- Beispiel die Möglichkeit für unsere klas- Die Digitalisierung und die welt- konkreten Aufgaben beschreiben, keine gegnen und den digitalen Wandel im sischen und erfolgreichen deutschen weite Vernetzung haben die Schaff ung Termine nennen und deshalb in vielen Sinne der Nutzer, der Kreativen und Industrien, den Maschinenbau und die und den Zugang zu Kulturgütern und Bereichen folgenlos bleiben werden. der Wirtschaft aktiv zu begleiten, ver-

Automobilindustrie – den Anschluss an zu medialen Inhalten sowie die Mög- Nehmen wir zum Beispiel das Thema steckt man sich hinter allgemeinen KOCH TOBIAS FOTO: die globale Weltwirtschaft nachhaltig lichkeiten der Kommunikation und der »Breitbandausbau«. Die Bundesregie- Plattitüden oder verweist lapidar auf Thomas Jarzombek, Netzpolitischer sicherzustellen. Das Stichwort dazu Meinungsbildung und -äußerung re- rung erkennt die »Notwendigkeit fl ä- die Europäische Ebene. Eine Vision, Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im heißt Industrie .. Aber es gibt noch volutioniert und demokratisiert. Einen chendeckend verfügbarer leistungs- wohin die Reise gehen soll, hat man Deutschen Bundestag breiten Raum in der Digitalen Agenda starker Breitbandnetze« an. Bis  trotz jahrelanger Diskussionen noch nehmen folgerichtig auch die Themen sollen Bandbreiten von mindestens  immer nicht. Deutschland soll Kultur und Medien ein. So soll Deutsch- Mbit/s genutzt werden können. Wie Wir waren bereits viel weiter: Die land zu einem digitalen Kulturland dies sichergestellt werden soll, ist Enquete-Kommission »Internet und Digitales Zukunftsland weiterentwickelt werden und es ist das nicht zu lesen. »Mit staatlichen Mit- digitale Gesellschaft« des Bundesta- Nummer  werden Ziel der Digitalen Agenda, ein qualitativ teln unterstützen wir dort, wo sich ein ges hat sich intensiv mit allen netzpo- hochwertiges Angebot digitaler kultu- wirtschaftlicher Ausbau nicht lohnt«, litischen Fragestellungen befasst und reller und medialer Inhalte zu sichern. kündigt die Bundesregierung an. Woher hunderte Handlungsempfehlungen für zahlreiche weitere Felder, wie – um nur Hierzu sollen die Rahmenbedingungen die Mittel dafür kommen und wer sie den Gesetzgeber vorgelegt, welche in- einige zu nennen – die Digitale Bildung, für Inhalteanbieter verbessert und die unter welchen Bedingungen bekommt terfraktionell verabschiedet wurden. Sie den Bereich E-Health, die Nutzung von Digitalisierung von Kulturgut und Me- – dazu kein Wort. hätten als Grundlage für eine »Digitale Open Data oder die Möglichkeiten für dien unterstützt werden. Vor allem muss Agenda« dienen müssen. Statt auf diese direkte Wertschöpfung durch die vielen die Zugänglichkeit zum kulturellen und wichtige Vorarbeit des Parlaments auf- Gründerinnen und Gründer und Start- wissenschaftlichen Erbe in Archiven, Bi- Eine Problem- zubauen, legt die Regierung nun einen ups, die sich die digitale Wirtschaft zu- bliotheken und Museen – also der Zu- Entwurf vor, der substanzloser kaum nutze machen. Es ist Aufgabe der Politik, gang zum kulturellen Gedächtnis der beschreibung ist sein könnte und den netzpolitischen solche Perspektiven zu erkennen und digitalen Gesellschaft – sichergestellt noch keine Agenda Kardinalsfehler der Bundesregierung für sie zu werben. Mit der Digitalen werden. Darüber hinaus muss es dar- off enbart: Bis heute wurde verpasst,

Agenda stellt sich die Bundesregierung um gehen, die geltende Medien- und Kompetenzen zu bündeln und ange- JAENICKE FLORIAN / KNOLL SUSIE PARTEIVORSTAND SPD FOTO: dieser Aufgabe. Mit der Digitalen Agen- Kommunikationsordnung, die unter Die Agenda verweist auf die großen Po- messen zu koordinieren. Lars Klingbeil, Netzpolitischer da – hat die Bundesregierung den Bedingungen der analogen Welt tenziale der Digitalisierung für den Ar- Noch immer bemühen sich »drei Sprecher der SPD-Fraktion im erstmals eine Gesamtstrategie vorge- entstanden ist, an die Gegebenheiten beitsmarkt, aber wie die rund . federführende Minister« vergeblich Deutschen Bundestag legt, in der – über die verschiedenen des digitalen Zeitalters anpassen. Die Arbeitsplätze gegenwärtig ausgestattet um eine einheitliche Linie. Diese man- Handlungsfelder hinweg – ein Weg in Regelungen müssen der Konvergenz der sind und was getan werden muss, um gelnde Koordinierung, weitestgehend die digitalisierte Zukunft Deutschlands Medien, neuen technologischen Ent- gute Arbeit und gute Löhne zu fördern ohne den – unter anderem für das vorgegeben wird. Voraussetzung dafür wicklungen und der weltweiten Vernet- – dazu fi nden wir keine Vorschläge. Eine Urheberrecht zuständigen – Minister sind fl ächendeckende Investitionen in zung aber auch den sich ändernden Nut- Problembeschreibung aber ist noch der Justiz und für Verbraucherschutz, die digitale Infrastruktur: Der Ausbau zungsgewohnheiten Rechnung tragen. keine Agenda. Die Bundesregierung macht sich inhaltlich schmerzhaft der Breitbandversorgung muss vor- Für die SPD bleibt dabei auch in der kündigt an, prüfen zu wollen, wie sich bemerkbar. So steht beispielsweise angetrieben werden, denn die Große digitalen Gesellschaft die Vielfalts- die Digitalisierung auf soziale Siche- zum Urheberrecht was genau in der Koalition hat sich das Ziel gesetzt, bis sicherung zentrales Leitmotiv ihrer rungssysteme auswirkt. Ob sie Vor- Agenda? Nichts! Exemplarisch wird  alle Haushalte in Deutschland mit Kultur- und Medienpolitik. Sie zielt schläge hat, beispielsweise zur Frage hieran deutlich: Diese Agenda wird Anschlüssen mit der Geschwindigkeit insbesondere darauf ab, einseitige der Vertraulichkeit von Äußerungen letztlich niemandem helfen. Zu Recht von  MBit/s zu versorgen. im Internet und die Bedeutung dieser wurde sie daher auch von allen Seiten Die Agenda ist eine Gesamtstrategie, Frage in Bezug auf das Arbeitsrecht – verrissen. Von der vielbeschworenen die über alle Ressorts hinweg entwickelt Die Digitale Agenda ist wir wissen es nicht. Einbeziehung der Zivilgesellschaft und wurde. Das war eine große Herausforde- Die Bundesregierung will Start-ups anderer Multistakeholder war im Zuge rung und ich fi nde, das Ergebnis kann nicht der Schlusspunkt, stärker unterstützen. Das ist schön. der Erarbeitung bereits nichts mehr zu sich sehen lassen. Die Digitale Agenda sondern ein Auftakt Aber es gibt keine Analyse, was mit hören. Eine inhaltliche Diskussion wur- muss jetzt mit konkreten Haushaltmit- den Start-ups passiert. Werden sie nur de einmal mehr erst durch Leaks mög-

teln hinterlegt werden – denn erst da- von den Großkonzernen aufgekauft lich. Das zeigt: Die Bundesregierung NOLTE SASCHA FOTO: durch kann sie eine richtige Innovati- Meinungsmachtverteilung und Ver- und lässt sich so mit Wagniskapital hat auch die Vorteile einer modernen, Halina Wawzyniak, Netzpolitische onskraft entfalten. Auf der Grundlage breitungsdominanzen zu verhindern viel Geld verdienen, nur um am Ende partizipativen Politik bis heute nicht Sprecherin der Fraktion Die Linke der Strategie müssen nun konkrete und Anreize für eine vielfältige Ange- die Konzentration in diesem Bereich zu verstanden. im Deutschen Bundestag Umsetzungsmaßnahmen entwickelt botsstruktur zu schaff en. Ein weiterer verstärken? Oder wird das Ziel verfolgt, Selbst angesichts der eigenen Kon- werden. Die CDU/CSU-Bundestagsfrak- Schwerpunkt muss die digitale Bildung mehr eigenständige Player zugunsten zeptlosigkeit fehlt ihr der Mut, auf die tion wird diesen Prozess im ständigen sein – vor allem im Sinne einer Befä- einer größeren Vielfalt und eines weni- wichtige Vorarbeit des Parlaments zu- Austausch mit der Bundesregierung, der higung zur digitalen Selbständigkeit. ger verzerrten Wettbewerbs zu fördern? rückzugreifen. Dem Parlament kommt Zivilgesellschaft, der Wissenschaft und Die Vorstellung der Digitalen Agen- Die Aussagen zum Urheberrecht sind in den nächsten Monaten die Aufgabe den verschiedenen Stakeholdern beglei- da ist nicht der Schlusspunkt, sondern schwammig und allgemein – dabei be- zu, die substanzlose Vorlage im wei- ten. Und wir werden als Parlament da- der Auftakt und der Start eines off e- steht hier dringender Handlungsbedarf. rauf achten, dass in den verschiedenen nen Umsetzungsprozesses. Die Um- Auch in dem Bereich »Medien- und Ministerien aus der Digitalen Agenda setzung dieses zentralen politischen Informationskompetenz« lesen wir Es braucht eine Vision möglichst viele disruptive Projekte ent- Vorhabens kann nur in enger Abstim- viele Worte, fi nden nichts Konkretes, stehen. Eine besondere Aufgabe kommt mung mit allen politischen Ebenen ebenso beim Thema »digitale Beteili- der digitalen Zukunft hierbei auch dem neuen Ausschuss Di- sowie Zivilgesellschaft, Wissenschaft gungsmöglichkeiten für Bürgerinnen im Land gitale Agenda des Deutschen Bundes- und Wirtschaft gelingen. Der neu ein- und Bürger«. tages zu. Vielfach wurde kritisiert, die gerichtete Ausschuss Digitale Agenda Immerhin formuliert die Agenda, Digitale Agenda sei zu wenig konkret des Deutschen Bundestages wird die dass Netzneutralität gesetzlich veran- teren parlamentarischen Verfahren und es fehlten die einzelnen Maßnah- Umsetzung der Digitalen Agenda fe- kert werden soll. anzudicken. Daher ist es richtig, dass men. Diese Kritik sollte man durchaus derführend begleiten und voranbringen. Aber am Ende fragt man sich, wofür der gleichnamige Internet-Ausschuss anhören, und auch miteinander über Als SPD-Bundestagsfraktion haben wir die Enquete-Kommission des Deut- des Bundestages das Thema in einer

die Ausgestaltung einzelner Vorhaben diesen Dialog bereits im Rahmen un- schen Bundestags »Internet und digi- Sondersitzung aufgreifen und inten- FOTO: VONNOTZ.DE im Gespräch bleiben, aber man sollte seres Kreativpaktes gesucht und diesen tale Gesellschaft« eigentlich gearbeitet siv nachhaken wird. Als grüne Fraktion Konstantin von Notz, die Kritik auch realistisch einordnen: Dialog werden wir jetzt im Rahmen der hat, wenn die Bundesregierung sich werden wir die Große Koalition noch Netzpolitischer Sprecher der Die Aufgaben sind defi niert und gestellt Umsetzung der Digitalen Agenda mit ihrer Empfehlungen und Vorschläge einmal an die gemeinsam geleistete, Fraktion Bündnis /Die Grünen im –jetzt geht es an die Umsetzung! dem Deutschen Kulturrat fortsetzen. nicht bedient. wichtige Vorarbeit erinnern. Deutschen Bundestag 22 REAKTIONEN www.politikundkultur.net

Steile Überschrift – flach unterfüttert Kulturjournalismus ist das Zentrum, nicht das »Afghanistan« politischer Berichterstattung

THEO GEIẞLER und vieles andere mehr. Schade, dass diese Kärrnerarbeit, die in vielen Re- rstmal sehr mutig von Ihnen, daktionen, Verbänden und Verlagen für lieber Peter Grabowski, dass Kulturpolitik geleistet wird, von Ihnen Sie für das vorsichtig gewach- so verächtlich gemacht wird, in dem Sie E sene »Zentralorgan« der deut- unterstellen, dass sich mit den Akteu- schen kulturpolitischen Beobachtung, ren gemein gemacht wird. für die Zeitung »Politik und Kultur« ein Gar nicht teilen, kann ich Ihre Ein- derart negatives Bild kulturpolitischer schätzung, dass Kulturpolitik kein The- Berichterstattung abgeliefert haben. ma der Politik oder von Politikern ist. Ja, Das ist ebenso kühn, wie unsere (der die große kulturjournalistische Geste Herausgeber) Entscheidung, das »Teil« eines Michael Naumanns, der vom Kul- zu drucken. Wir sind off enbar von einer turföderalismus als Verfassungsfolklo- gewissen Off enheit geleitet. Denn – bei re sprach, fehlt. Aber vermissen wir es allen schönen Worten, den sehr selektiv aufgeklaubten Zitaten und Beispielchen, die Sie zu einem fast verzweifelten Fa- Öff entlich-rechtliche zit verbinden: Ihr Text ist kurzhubig, geschichtsvergessen, analysearm. Und Medien müssten springt daher leider genauso so kurz, öfter einen Blick zur wie Sie es Ihren Journalisten-Kollegen Seite wagen in den Zeitungen und Rundfunkan- stalten, aber auch den Herausgebern und Verlegern kulturpolitischer Medi- wirklich? Beweisen die Kulturstaats-

FOTO: ELLIOT LEPERS FOR OWNI.FR, MODIFIED BY F. TURC F. BY MODIFIED OWNI.FR, FOR LEPERS ELLIOT FOTO: en vorwerfen. Schade, eigentlich. Und minister auf der Bundesebene, sei es letztlich frage ich mich auch, worum der ausgeschiedene Bernd Neumann es Ihnen geht? oder die amtierende Monika Grütters FORUM DIGITALES ARCHIV UND KULTURELLES GEDÄCHTNIS Schwungvoll fangen Sie an, in dem nicht, dass Kulturpolitik das Bohren Sie den ehemaligen Kulturpolitischen sehr dicker Bretter ist, abseits schnell Wie beeinfl ussen digitale Technolo- diskutieren über unseren Umgang mit Kulturrat laden zu einem ganztägigen Sprecher der CDU/CSU-Bundestags- dahingeschriebener (Fehl)Urteile. Und gien unser Verhältnis zur Geschichte, digitalen Archiven. Warum archivieren Forum am . November  in Ber- fraktion Wolfgang Börnsen zitieren, der streiten nicht die Abgeordneten in den zur Kultur und zum kulturellen Ge- wir? Wer archiviert was, wie und für lin ein. off enbar den Begriff von der Kulturpo- Landtagen und im Bundestag mit ihren dächtnis? Vertreter aus Politik, For- wen? Das Institut français, die Fran- Anmeldung und Infos: litik als »Afghanistan des Feuilletons« Kollegen, die gerade nicht den Kultur- schung und Bildung, Kunst und Kultur zösische Botschaft und der Deutsche [email protected] geprägt hat. Wolfgang Börnsen meinte bereich angehören, tapfer für den Kul- im Prinzip nichts anderes als die gute turetat und gute Rahmenbedingungen alte Weisheit aller Medienmacher »Bad für Kunst und Kultur kämpfen. Die Ein- leicht aufl ösen konnte. Deutschland solle mehr Verantwor- news are good news«. Und auch Sie ver- ladungen Bernd Neumanns an seine Nach alldem war  eine Zeit tung übernehmen. Er sagte das auf fahren in Ihrem Text nicht anders. Denn Fraktionskollegen zu gemeinsamen der Hoff nung. Unglaubliche Tage, der Waff enhändlertagung in Mün- was ist er letztlich, als eine Schelte von Filmabenden noch vor seiner Zeit als als der Eiserne Vorhang in Ungarn chen. Offi ziell Sicherheitskonferenz mangelnder Forschungspraxis an der Kulturstaatsminister waren doch ge- durchlässig wurde und die fi nale genannt. Damit war klar, welche Art Universität Hildesheim oder dem Ins- rade solche Versuche, jene, die noch Schwindsucht der DDR begann. Der von Verantwortung er meinte. Ein titut für Kulturpolitik der Kulturpoliti- nicht kulturüberzeugt sind, dazu zu Sozialismus war im Freilandversuch auf besondere Weise kluger Auftakt schen Gesellschaft in Bonn, dass sie zu machen. Fragen wir wieder nach dem aktu- am lebenden Deutschen gescheitert. zum Weltkriegsgedenkjahr. Und – so wenig oder die in Ihren Augen falsche Vollkommen Recht gebe ich Ihnen, ellen Zusammenwirken von Politik Das Versuchsgelände war aufgebro- schnell kann es gehen – bald brannte Forschung betreiben. Ganz ketzerisch dass die öff entlich-rechtlichen Sen- und Kultur, so beschert uns der Blick chen worden und so wurden die Ver- es auf der Welt. In der Ukraine. Im fällt mir die Frage ein, ob es für solche der, für die Sie ja arbeiten, und hier in den Kalender heuer eine üppige suchspersonen rasch hinweggeraff t Nahen Osten. Die »Welt am Sonntag« Forschungsarbeiten nicht berufenere besonders das Fernsehen viel öfter Erinnerungskultur:  Jahre Erster von der Buda-Pest. titelte: »Weltpolizist Deutschland (in Forschungseinrichtungen gäbe, die sich mal nach rechts und links blicken und Weltkrieg,  Jahre Zweiter Weltkrieg. Erstaunlich, wie zeitgleich der Ausbildung)«. journalistischen Fragen beschäftigen. wahrnehmen sollten, was abseits ih- Nicht gerade kulturelle Glanzlichter. amtliche Sprachbeton der Nach-  Jahre nach dem Mauerfall tritt Sei’s drum. rer gut gefütterten Apparate entsteht. Doch zum Jahresende kommt ein Sil- richtensendung »Aktuelle Kamera« das vereinigte Deutschland wieder Deutlich ärgerlicher werde ich als Hier ist sicherlich noch viel Entwick- berstreif:  Jahre Mauerfall. täglich ein Stück weiter aufweichte. ungenierter in Uniform auf. Wir sind Herausgeber dieses ehrenwerten Blat- lungsarbeit zu leisten, auch für das Eine Sternstunde unserer politi- Eine spannende Zeit. Jedem Anfang im Antiterrorkampf gefragt. Zur Vor- tes und weiterer Zeitungen und Zeit- Bewusstsein, dass auch kleine und schen Kultur. Gerade im Gegensatz wohnt ein Zauber inne, so hat es uns sorge lassen wir uns brav abhorchen. schriften, wenn Sie beklagen, dass es feine Medienunternehmen inhaltlich zu den beiden anderen Daten, weil Hermann Hesse formuliert. Nach Machen wir beim Arzt ja auch. Und keine fundierte und kontroverse Aus- und technisch wertvolle Beiträge leis- hier nicht Krieg und Zerstörung, dem Kalten Krieg lag der Zauber DDR-Bürger wie Gauck kennen das einandersetzung mit Themen wie TTIP ten. Immer ein Stachel im Fleisch ist sondern Frieden und Neubeginn im in der Hoff nung auf Freiheit und von früher. Da wird auch sonst nicht oder dem Fall Gurlitt gäbe. Wenn Sie für mich als Medienunternehmer, wie Zentrum stehen. Das ist schon was: Frieden. Zwei waff enstarrende Mili- lange ins Grundgesetz geschaut, das zuvor die letzten Ausgaben von Politik Kulturzeit Sendematerial von mir über- Eine Revolution! In Deutschland! tärblöcke mit mehrfachem Weltver- ausdrücklich militärische Zurückhal- nahm und dieses absichtlich verpixelt Und das friedlich! Die Kultur hat nichtungspotential hatten das Leben tung fordert. Von mehr Verantwor- ausstrahlte, als handele es sich um die übrigens dabei auch nicht schlecht gelähmt. Dann kam Gorbatschow tung steht da nichts. Kulturpolitik ist Mediengruppe eines Altenheims. Und mitgespielt: Fünf Tage vor dem und schlug die Aufl ösung der Mili- Die Lyrik dazu kommt heute nicht hier wäre auch eine Aufgabe für Sie, Mauerfall waren es Schauspieler der tärblöcke vor – und fi ng damit gleich von Dichtern, sondern von Politikern das Bohren dicker werter Kollege Grabowski, intensiver Ost-Berliner Theater, welche die beim Warschauer Pakt an. Nur: die und Schreibern, die blumig von Ver- Bretter abseites über das zu berichten, was in den Re- Bühne bereiteten für die größte Bür- NATO dachte gar nicht an Aufl ösung. antwortung und Luftschlägen reden, schneller Vorurteile daktionsstuben der kulturpolitischen gerdemonstration der DDR auf dem Und Deutschland? Wohl hatte die wo Krieg und Bomben gemeint sind. Zeitungen erdacht, geschrieben und Berliner Alexanderplatz. SPD in ihrem Programm vom De- Die politische Kultur off enbart sich publiziert wird. Ich freue mich schon Spät, klar. Aber die »Kulturschaff en- zember  formuliert: »Unser Ziel stets in der Sprache des Politischen. & Kultur zur Hand genommen hätten, auf viele Berichte, Reportagen und In- den«, wie man sie nannte, hatten ist es, die Militärbündnisse durch So auch im Gerede von den intelli- hätten Sie festgestellt, dass seit über terviews über unser Kultur-Biotop, Ihr sich auch schon eher eingemischt. eine europäische Friedensordnung genten Waff en. einem Jahr das Thema TTIP rauf- und Theo Geißler. Die Ausbürgerung von Wolf Bier- abzulösen.« Aber die Geschichte Das sind Waff en, die im weiten runtergenudelt wird und eben nicht nur mann und die Reaktion vieler Künst- verlief anders. Schon bald nach dem Bogen an Frauen, Kindern und die Klagegeister und Beschwerdeführer Theo Geißler ist Herausgeber von ler darauf im Jahre , das waren Mauerfall kam es Anfang  zum Unschuldigen vorbei zielgenau nur zu Wort kommen, sondern ebenso die Politik & Kultur, der neuen große Steine, die ins Rollen kamen, ersten Golfkrieg. Und Deutschland auf die Bösen fl iegen. Und da liegt glühenden Anhänger dieses Abkom- musikzeitung und Verleger um den Arbeiter- und Mauernstaat war dabei. Noch nicht mit Truppen, Deutschland weit vorne. Wenn der mens. Und nicht nur dies, wenn ich aufzubrechen. Und Bertolt Brecht das wäre nicht durchsetzbar gewe- Marschbefehl kommt, stellt sich mal auf das »Hausblatt« des ConBrio- hatte bereits nach dem Aufstand sen. Aber mit fünfeinhalb Milliarden heraus: Der ganze sündhaft teure Verlags, die neue musikzeitung, blicke REAKTIONEN vom . Juni  einen Beitrag ge- Dollar. Beim nächsten Krieg auf dem Krempel ist nicht einsatzfähig! Das oder andere in unserem Haus verlegte leistet. Mit dem Gedicht für die DDR- Balkan mischte gar die umgekrem- heißt: Unsere Waff en sind so intel- Zeitungen wie Kunst + Kultur oder un- Der Text von Theo Geißler ist eine Regierung, die beklagte, das Volk pelte Friedenspartei der Grünen ligent, dass sie grundgesetzkonform ser aus privatwirtschaftlichen Mitteln Reaktion auf den Beitrag »Afgha- habe das Vertrauen der Regierung ganz vorne mit. Völkerrecht hin oder am Boden bleiben. Die guten Waff en betriebenes Kulturinformationszen- nistan des Feuilletons – Die kul- verscherzt: her. Dann kam Srebrenica. Die UNO- exportieren wir, der Schrott bleibt im trum (www.nmz.de/kiz), überall wird turpolitische Berichterstattung in »Wäre es da Truppen konnten das Massaker dort Lande. Das erinnert  Jahre seit Monaten aus den verschiedensten Deutschland liegt im Argen« von Nicht doch einfacher, die Regierung nicht verhindern. So entstand der nach ihrem Ende wieder an die gute Blickwinkeln gerade über TTIP und Peter Grabowski in der letzten Aus- Löste das Volk auf und Eindruck: Die UNO kann es nicht, die alte DDR: Ruinen schaff en ohne viele andere kulturpolitische Themen gabe (P&K /). Der Beitrag von Wählte ein anderes?« NATO unter der Führung der USA Waff en. Auch ein Stück Erinnerungs- berichtet. Und wir beherrschen eben Thomas Sternberg ist eine Reaktion Doch die Politik hörte nicht auf die muss den Weltpolizist machen. Und kultur. nicht nur den hohen Ton des Klage- auf die Beiträge zum Kulturförde- Kultur. Stattdessen hat sie das Land Deutschland sekundiert. lieds, sondern genauso den Klang des rungsgesetz in Nordrhein-Westfalen  mit einer Mauer umgeben, da- Anfang des Jahres forderte Bun- Arnulf Rating ist deutscher Loblieds auf besonders gelungene Ver- in der letzten Ausgabe von Politik mit das Volk seinerseits sich nicht so despräsident Gauck dann pastoral, Kabarettist anstaltungen, Konzerte, Diskussionen & Kultur. Politik & Kultur | Nr. /  | November — Dezember  REAKTIONEN 23

Stillstand trotz Fördergesetz Zum Entwurf des Kultur- lässt sich allgemeine Zustimmung fi n- ihrer Verfassungskompetenz gegen das im Personalkostenbereich, der Kultur- tion kommt nun das Gesetzesvorhaben. fördergesetzes NRW den – die Ziele solcher Bildung in den Linsengericht einer Bundesfi nanzie- einrichtungen besonders triff t, bei über Der umfassende Begründungsteil ist Institutionen oder in den Aktionen rung abzugeben bereit sind. Und zur  Prozent Besoldungserhöhung der eine lohnenswerte Lektüre kulturpo- und Projekten der Künstlerinnen und Wahrnehmung einer Kompetenz gehört Beschäftigten im Öff entlichen Dienst, litischer Grundsätze, aber eine »ver- THOMAS STERNBERG Künstler habe es weit schwerer. auch ein angemessenes fi nanzielles En- eine reale Kürzung bedeutet, wird nicht bindliche und verlässliche Grundlage Es wäre notwendig, dass sich das gagement, bei dem der Bund dem Land diskutiert. Die Leidtragenden solcher für die Kulturförderung« gelingt mit m Koalitionsvertrag der gegenwär- Land seiner Kompetenz in Sachen auch den Rang abläuft. Das lässt sich Politik sind die Frauen und Männer in dem Gesetz nicht. tigen Regierung von Nordrhein- Kultur intensiver annimmt – und zwar am Kulturengagement des Bundes gut Es handelt sich nicht um einen Ge- I Westfalen aus dem Jahre  heißt nicht allein fördernd, sondern auch mit zeigen. Dessen Kulturanteil liegt mit in- setzestext, sondern um die Zusammen- es: »Kulturförderung braucht eine ver- den notwendigen gesetzlichen Rah- zwischen , Milliarden Euro, was mehr stellung von Unverbindlichkeiten. Der lässliche Grundlage. Deshalb werden menbedingungen, die eine Entfaltung als , Prozent des Gesamtetats aus- Eine Aneinander- Abschnitt »Kosten« in der Einleitung wir den bereits begonnenen Prozess einer pluralen und lebendigen Kultur macht, höher als im Land NW. Anders reihung von sagt das auch ganz unverblümt: »Die- für die Erarbeitung eines NRW-Kul- erst ermöglichen. Kulturordnungspo- gerechnet: Legt man den Königsteiner Unverbindlichkeiten ses Gesetz begründet keine subjektiven turfördergesetzes fortsetzen.« Dies war litik bedeutet nicht immer gleich För- Schlüssel an die Summe, entspricht die Rechte Einzelner, insbesondere keine und ist das wichtigste kulturpolitische derung. Insbesondere bei dem Komplex Bundeskulturförderung für unser Land Ansprüche auf Landesförderung«. Da Vorhaben der Regierung in der vorigen der durch die Digitalisierung neu auf- etwa  Millionen Euro –  Millionen muss man eigentlich gar nicht weiter- kurzen und in dieser Legislaturperiode. geworfenen Frage eines Urheberrechts, mehr als die Landesaufwendungen für den unmittelbar künstlerischen Beru- lesen. Keine der schon lang diskutierten Seine Vorstellung ließ vier Jahre lang das die legitimen Interessen von Urhe- Kultur. fen ohne tarifvertragliche Absicherung. Rahmensetzungen für kommunale Kul- auf sich warten. Mit Dialogveranstal- bern, intermediären Einrichtungen und Deren Anteil am Etat des Landes Sie sind seit Jahren probates Sparpo- turarbeit in den Prüfungen der vielen tungen, Foren und Brimborium wurde auch den Nutzern, die von einer Ab- beträgt weniger als , Prozent am tenzial gewesen, nur lassen sich deren Städte in der Haushaltssicherung wird das Kommende vom Ministerium über mahnungsindustrie abkassiert werden, Gesamtvolumen von , Milliarden Honorare kaum noch weiter reduzieren. aufgegriff en. die Jahre ohne jede textliche Grundlage neu austariert. Die Themen reichen bis Euro – und das nach der Verdoppelung Die mit großer Eindringlichkeit Der Entwurf ist in den parlamenta- medienwirksam debattiert. Die Erwar- zum Datenschutz, der zwar auch vor in den Jahren der CDU/FDP-Regierung vorgetragenen fi nanziellen Argumen- rischen Beratungen. Die Kulturleute tungen in der Szene wurden entspre- allem bundesgesetzlich zu regeln ist,  bis . Das ist so gering wie in te beziehen sich auf marginale Ausga- trösten sich angesichts des weniger als chend hoch geschraubt. Der nun vor- aber wegen der Kulturhoheit der Län- keinem anderen Land des Bundes. Die benbereiche. Besonders drastisch ist schmalen Ergebnisses mit dem Hinweis liegende Referentenentwurf enttäuscht der nicht einfach dem Bund überlassen Städte fi nanzieren überregional wirksa- die Situation in der Denkmalpfl ege, darauf, dass doch nun zum ersten Mal auf ganzer Linie. Man erwartete den bleiben darf. Ein neuer Gedanke nach me Kultureinrichtungen nahezu allein. die nicht in der Kultur, sondern im ein Land seine Verpfl ichtung zur Kul- großen Durchbruch: der Berg kreißte dem Vorbild der Bundespolitik ist die Wie ein Mantra wird die fi nanzielle Verkehrsministerium ressortiert. Dort turförderung gesetzlich festlege – be- endlich – und heraus kam ein Mäuslein. dort eingeführte »Kulturverträglich- Überlastung der Kommunen für alle wurde mit dem Argument der Schul- darf eine Verfassungsnorm denn der Das ist nicht zuletzt Ergebnis der keitsprüfung« aller gesetzgeberischer Probleme der Kulturszene beschworen. denbremse deren Miniaturetat von  wortreichen Umschreibung in einem schwachen Verortung der Kultur in Maßnahmen; das gehört in solch einen Mit einer Besserstellung der Kommu- Millionen Euro oder , Prozent auf Gesetz? Die Szene ist momentan wie den Regierungen Kraft  und : Komplex von Kulturordnungspolitik nen wird es aber nicht getan sein. Die ein Viertel zusammengestrichen. Wie paralysiert: Man kann es noch nicht Sie ressortiert nicht mehr wie  und sollte auch in NW zur Regel werden . Kulturetats sind dort nicht die ent- vorgeschoben solche Argumente sind, glauben, dass der versprochene Auf- bis  in der Staatskanzlei, wo der Kultur gehört mit Wissenschaft und scheidenden Ausgabenpositionen und zeigt eine zeitgleiche Einzelausgabe, wo schwung durch das neue Gesetz so Ministerpräsident die Umsetzung der Bildung ja zu den recht wenigen, aber um die Akzeptanz der Kulturförderung ohne weiteres für eine Maßnahme die kläglich in Überrollhaushalten endet. Kulturpolitik sicherte, sondern als eindeutigen Kompetenzen der Länder muss auch dort gerungen werden. Und Fördersumme von , Millionen durch Erst wenn Kunst und Kultur und die kleinste von fünf Abteilungen eines im föderalistisch geordneten Bundes- zudem gibt es eine Reihe überkommu- Ministerentscheid um , Millionen Politik zu deren Ermöglichung wieder großen Sammelsurium-Ministeriums. staat. Mit dem Bewusstsein der Eigen- naler, wichtiger Aufgaben im kulturel- Euro erhöht wurde. ernst genommen werden, wird sich Kulturpolitik muss ernst genommen staatlichkeit – und den daraus erwach- len Leben dieses Landes. Nun geben Die Marginalisierung der Kulturpoli- auch in den fi nanziellen Bedingungen werden – viel ernster als es die margi- senden Konsequenzen – ist es in Nord- Regierung und Koalition die Parole tik in den Haushalten ganz so, wie es bis und gesetzlichen Festlegungen etwas nalen Etatanteile zeigen und ernster als rhein-Westfalen wie auch anderswo aus, man solle zufrieden sein, wenn es  mit jährlichen Kürzungen die Re- verbessern: In der Regierung Kraft ist es die beliebt gewordene Verschiebung momentan nicht weit her. Die Länder gelinge, wie im Haushalt  bereits gel war, ist die eigentliche Gefährdung das nicht der Fall. in den Bereich gehobenen Freizeitver- dürfen aber nicht über das Wegbrechen vorgesehen, die eingefrorenen Beträge des kulturellen Lebens in dem großen gnügens suggeriert. Lediglich noch in von Aufgaben an den Bund jammern, der vergangenen Jahre zu halten. Dass Land Nordrhein-Westfalen mit seinen Thomas Sternberg ist Kulturpolitischer der Frage der kulturellen Kinderbildung wenn sie zunehmend Arbeitsbereiche dies bei Kostensteigerungen vor allem  Millionen Bewohnern. In diese Situa- Sprecher im Landtag NRW 24 WISSENSWERTES www.politikundkultur.net

Stellungnahme des Deutschen Kulturrates Zum Umgang mit NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut

Berlin, den ... Der Deutsche lich wurden Kulturgegenstände und Der Deutsche Kulturrat begrüßt die Das Musik-Kultur-Politik-TV-Programm der nmz Kulturrat, der Spitzenverband der Bun- Gegenstände von besonderem künst- Planungen zur besseren Verzahnung deskulturverbände, positioniert sich lerischem Wert erwähnt, die aus Privat- und Abstimmung der Aktivitäten. Eine in dieser Stellungnahme zum Umgang besitz NS-Verfolgter stammen. Zukunftsaufgabe sollte die Überarbei- mit Kulturgut, welches durch direkte tung und Vernetzung der bestehenden Auswirkung der NS-Politik entzogen, In der Bundesrepublik Deutschland Datenbanken sein. das heißt geraubt oder abgepresst erfolgte eine Überleitung von Geset- wurde. Unter Kulturgut werden hier zen der Militärverwaltung. Im Jahr  Für die Restitutionsforschung brau- Werke der bildenden Kunst, Archiva- wurde das Bundesergänzungsgesetz chen öff entliche Kultureinrichtungen, lien, Bücher und weitere Artefakte wie und im Jahr  das Bundesentschädi- private Kunstbesitzer und der Kunst- zum Beispiel Musikalien, technisch- gungsgesetz beschlossen; beide sollten handel funktionierende Werkzeuge. naturwissenschaftliche und kunstge- unter dem heute problematisch gese- Vernetzte Datenbanken müssen dem werbliche Gegenstände etc. verstanden. henen Begriff »Wiedergutmachung« Handel und privaten Kunstsammlern Der Deutsche Kulturrat beschränkt sich NS-Verfolgte, die in der Bundesrepublik zugänglich gemacht werden. Sie müs- aufgrund der aktuellen Debatten zur Deutschland lebten, entschädigen. Im sen sich insbesondere durch verlässli- Neuordnung der Provenienzrecherche Jahr  wurde das Bundesentschädi- che Informationen auszeichnen. Aktu- von NS-verfolgungsbedingt entzoge- gungsgesetz novelliert. In ihm wurden ell werden in der Datenbank »lostart. nem Kulturgut bewusst auf diese Zeit, unter anderem Verjährungsfristen ver- de« auch Objekte geführt, deren Res- Donaueschinger Musiktage 2014 wohlwissend, dass Raub von Kulturgut längert und Regelungen auch für nach titution schon abgeschlossen ist oder Vier Blogvideos vom Festival der Neuen Musik auch in anderen Kontexten stattgefun- Israel ausgewanderte Juden getroff en. auch Objekte, die keiner Sammlung zu- Komponisten, die sich über ihr musikalisches Schaffen hinaus den hat und immer noch stattfi ndet. Er geordnet werden können. Letzteres gilt gleichzeitig auch in anderen Kunstformen betätigen, standen unterstreicht, dass die Diskussion um Die junge Bundesrepublik wollte mit insbesondere für multiple Kunst. In der NS-verfolgungsbedingt entzogenes der Novellierung des Bundesentschädi- Datenbank »lostart.de« verzeichnete im Zentrum der diesjährigen Musiktage. Das Wechselspiel Kulturgut getrennt von der Debatte gungsgesetzes dieses Thema endgültig Werke sind auf dem Kunstmarkt nicht zwischen den verschiedenen Disziplinen, das gegenseitige um Kulturgut, welches in der Aktion abschließen. In der DDR gab es keine zu veräußern. Voneinander-Profitieren und Sich-Beeinflussen der Künste, »Entartete Kunst« beschlagnahmt wur- der Bundesrepublik vergleichbaren das die Donaueschinger Musiktage 2014 präsentierten, zeigt de, gesehen werden muss. Regelungen. Der Deutsche Kulturrat fordert, nmzMedia in vier aktuellen Videos mit Proben- und Konzert- dass die Ressourcen zur Pflege der ausschnitten sowie Interviews mit Veranstaltern und Kompo- Datenbank »lostart.de« aufgestockt Materieller und ideeller Wert Washingtoner Erklärung nisten. werden. Ebenso müssen die Kriterien von geraubtem Kulturgut aus dem Jahr  zur Einstellung von Kulturgütern ge- Der Deutsche Kulturrat betont mit die- Die Washingtoner Erklärung aus dem schärft werden. Das geplante »Deutsche ser Stellungnahme nachdrücklich, dass Jahr  und spektakuläre Restituti- Zentrum Kulturgutverluste« sollte im die Debatte um NS-verfolgungsbedingt onsansprüche führten erneut zu einer Streitfall kompetent darüber entschei- entzogene Kulturgüter nicht nur oft er- verstärkten gesellschaftlichen Debatte den können, ob ein Kulturgut zu Recht hebliche materielle, sondern ebenso zu NS-verfolgungsbedingt entzogenem oder zu Unrecht in der Datenbank »lo- stets auch wesentliche ideelle Werte Kulturgut. Das Erfordernis einer um- start.de« aufgeführt ist. einschließt. Zurückgegebenes NS-ver- fassenden Provenienzrecherche wurde folgungsbedingt entzogenes Kulturgut off ensichtlich. Bund, Länder und die In den von ihm geförderten Kultu- ist oft die einzige materielle Erinnerung, Kommunalen Spitzenverbände haben reinrichtungen wie der Stiftung Preu- die die Nachfahren von Verfolgten des sich  im Nachgang zur Washing- ßischer Kulturbesitz ist der Bund bei NS-Regimes haben. toner Erklärung auf die »Gemeinsame der Provenienzforschung mit gutem Erklärung« verständigt, die auf dem Beispiel vorangegangen. Die Enteignung und der Raub von Grundsatz der in der Washingtoner Kulturgut gingen mit Entrechtung und Erklärung formulierten Maxime des Der Deutsche Kulturrat geht davon Verfolgung einher. Bereits  war der fairen und gerechten Ausgleichs ba- aus, dass der Bund diesen Weg konse- Das mu:v-Camp 2014 – Die junge Initiative der Raub des Eigentums von Juden in der siert. Diese Handreichung gilt für NS- quent weiter beschreitet und hierfür Jeunesses Musicales Deutschland NS-Zeit, worunter ausdrücklich auch der verfolgungsbedingt entzogenes Kultur- die entsprechenden Mittel bei Zuwen- Das mu:v-Team der JMD hat auch in diesem Sommer wieder Raub von Kulturgut gefasst wurde, als gut, das sich im Besitz der öff entlichen dungen an die von ihm geförderten mehr als 100 junge Leute aus ganz Deutschland nach Weikers- Verbrechen gegen die Menschlichkeit Hand befi ndet. Einrichtungen bereitstellt. heim gelockt, um sich über die Musik kennenzulernen, Neues eingestuft worden. Obwohl nach Kriegs- ende erhebliche Anstrengungen unter- Die Handreichung weist einen Weg auszuprobieren und gemeinsam Spaß an der Musik zu haben. Verantwortung der Länder nommen wurden, geraubtes Kulturgut für den Umgang öff entlicher Kultur- Ein umfangreiches und außergewöhnliches Kursangebot, das aufzufi nden und seinen rechtmäßigen einrichtungen mit Restitutionsforde- Der Bund hat mit der Unterzeichnung weder im normalen Schul-Stundenplan noch an Musikschulen Eigentümern zurückzugeben, blieben rungen. In strittigen Fällen kann die der »Washingtoner Erklärung« und mit so einfach zu finden ist, trug mit zu der ganz besonderen Stim- damals zahlreiche Fälle ungeklärt. Erst »Beratende Kommission« zusätzlich der Bereitstellung finanzieller Res- mung zwischen konzentriertem Arbeiten und ungezwungenem die Ereignisse nach dem Mauerfall ha- eine Empfehlung abgeben, sofern sie sourcen ein Zeichen gesetzt. Er unter- Sich-Versuchen bei, die das mu:v-Camp ausmacht. ben erneut Bewegung in die Thematik von beiden Parteien angerufen wird. streicht damit die Notwendigkeit der gebracht. Zwar wurde in den letzten Restitution von NS-verfolgungsbedingt Jahren viel unternommen, um den Ver- Noch vor der Washingtoner Erklä- entzogenem Kulturgut, nimmt diese bleib von in der NS-Zeit geraubtem Kul- rung wurde im Jahr  die »Koordi- kulturpolitisch bedeutsame Aufgabe turgut zu klären, doch zeigt sich, dass nierungsstelle für Kulturgutverluste« in an und betreibt sie aktiv. Der Deutsche diese Anstrengungen noch nicht genü- Magdeburg ins Leben gerufen, die unter Kulturrat sieht die Länder in der Pfl icht, gen. Es entsteht hieraus eine moralische anderem in der Datenbank »lostart.de« in der Förderung ihrer Kultureinrich- Verpfl ichtung, der die Verantwortlichen Kulturgut ausweist, das wahrscheinlich tungen ebenso Verantwortung für die in Kulturinstitutionen und Kulturpolitik NS-verfolgungsbedingt entzogen wurde. Provenienzrecherche und, wenn erfor- gerecht werden müssen. derlich, zur Restitution von NS-verfol- Seit  stellt Die Beauftragte der gungsbedingt entzogenem Kulturgut Bundesregierung für Kultur und Medi- zu übernehmen. Verschiedene Länder Entschädigungs- und en (BKM) Projektmittel von  Million haben in Kulturkonzepten, Kulturbe- Restitutionspolitik bis  Euro zur Verfügung, damit über die richten, Kulturentwicklungsplänen oder beim Institut für Museumsforschung – wie in Nordrhein-Westfalen geplant Noch während des Zweiten Weltkrieges, der Staatlichen Museen zu Berlin Preu- – in einem Kulturfördergesetz ihre kul- im Jahr , hatten sich die Alliierten ßischer Kulturbesitz angebundene »Ar- turpolitischen Akzente und Verfahren Forum Historische Musikinstrumente – auf die Rückgabe der von den Natio- beitsstelle für Provenienzforschung« beschrieben. In der Kulturpolitik dürfen Violinen und Violen da Gamba nalsozialisten erfolgten Enteignungen Recherchen zur Herkunftsgeschichte in die Forschungsaufgaben in Kulturein- verständigt. Im April  verfügte der Kultureinrichtungen wie Museen oder richtungen nicht vernachlässigt werden. Die Hochschule für Musik Nürnberg und das Germanische Alliierte Kontrollrat, dass Vermögens- Bibliotheken durchgeführt werden kön- Nationalmuseum veranstalten jährlich ein mehrtägiges Forum, werte kirchlicher, karitativer, gewerk- nen. Im Jahr  hat der Bund seine Der Deutsche Kulturrat erwartet, dass das sich in wissenschaftlicher und künstlerischer Forschung schaftlicher und politischer Einrich- Projektförderung zur Unterstützung auch die Länder – angestoßen durch den Gattungen historischer Musikinstrumente tungen ohne Prüfung zurückgegeben von Provenienzrecherche verdoppelt. die aktuellen Diskussionen um NS-ver- widmet – dieses Mal den Violinen werden müssten. folgungsbedingt entzogenes Kulturgut und Violen da Gamba. Der Deutsche Kulturrat begrüßt – zusätzliche Mittel für die Provenienz- In der amerikanischen Besatzungs- diese Etaterhöhung und die für das recherche bereitstellen. zone wurde  und in der britischen kommende Jahr geplante weitere Ver-  das Militärregierungsgesetz Nr. dopplung ausdrücklich. Verantwortung der  erlassen, das den ersten gesetzli- Kommunen chen Rahmen für die Restitution von Ebenso sollen bis Anfang des kom- NS-verfolgungsbedingt entzogenem menden Jahres die bisherigen Bund- Die »Gemeinsame Erklärung« wurde kostenlos unter: Kulturgut bildete. Als Stichtag wurde Länder-Aktivitäten zur Provenienzre- im Jahr  von Bund, Ländern und der .. eingeführt. Verkäufe cherche gebündelt und in einem »Deut- den Kommunalen Spitzenverbänden Exklusiv und kostenlos unter nach diesem Stichtag konnten gene- schen Zentrum Kulturgutverluste«, so verabschiedet. Insofern müssen auch www.nmzmedia.dewww.nmz.de rell angefochten werden, da von einer der derzeitige Arbeitstitel, zusammen- die Kommunen, die oftmals Träger von Zwangslage auszugehen sei. Ausdrück- gefasst werden. Fortsetzung auf Seite  Politik & Kultur | Nr. /  | November — Dezember  WISSENSWERTES 25

Fortsetzung von Seite 

Kultureinrichtungen sind, sich ihrer Mittel von der öff entlichen Hand zur Kunst- und Auktionshandel unterstützt werden. Die Verbände des Kunst- und besitzer wie der Handel ein funktionie- Verantwortung stellen. Hier bestehen Verfügung gestellt werden. zumeist diskret und ohne viel Aufheben Auktionshandels sollten in ihren Präam- rendes Werkzeug. Hierzu gehören die zusätzliche Möglichkeiten einer Ver- Besitzer und Sammler bei der Proveni- beln analog zur Sorgfaltspfl icht bezüg- notwendige Vernetzung von Datenban- netzung mit lokalen erinnerungspoliti- enzrecherche. Belastete Werke sind in lich der Echtheit der von ihnen gehan- ken sowie die dringend erforderliche Verantwortung der Hochschulen schen Aktivitäten, um den Kontext, der Deutschland faktisch nicht veräußerbar. delten Objekte eine Überprüfung even- Überarbeitung des »lostart«-Registers. zum NS-verfolgungsbedingten Entzug An den Hochschulen spielt die Erfor- Mit der Einrichtung des Artloss-Regis- tuell restitutionsbelasteter Stücke durch von Kulturgut führte, zu verdeutlichen. schung des Kunstmarktes gegenwärtig ters hat der internationale Kunsthandel entsprechende Forschung aufnehmen Der Deutsche Kulturrat ist der Auf- Einige Kommunen, wie z.B. München, eine untergeordnete Rolle und dies ob- schon vor Jahrzehnten ein bedeuten- und damit gegenüber den Mitgliedern fassung, dass in die durch Projektmittel sind in ihrer Förderpolitik mit gutem wohl der Besitzwechsel von Kulturgut des Instrument für die Ermittlung von einen gewissenhaften Umgang mit der unterstützte Provenienzrecherche auch Beispiel vorangegangen. fast immer über den Kunstmarkt von- gestohlenem und auch von NS-verfol- Provenienzrecherche anmahnen. Es Privatsammlungen einbezogen werden statten ging und geht. Im Kontext der gungsbedingt entzogenem Kulturgut ist allerdings darauf hinzuweisen, dass sollten. Überdies sollte das geplante Der Deutsche Kulturrat sieht das aktuellen Fragen bedarf es mithin nicht etabliert. Kunsthandlungen haben sich nicht jedes Objekt, das zwischen  »Deutsche Zentrum Kulturgutverlus- Erfordernis, dass weitere Kommunen nur der Einrichtung von Studiengängen erst zum Teil ihrer Geschichte gestellt und  keine lückenlose Provenienz te« mindestens eine Handreichung für Mittel zur Provenzienzrecherche in den zur Provenienzrecherche, diese sollten und insbesondere die NS-Zeit aufgear- hat, automatisch restitutionsbelastet Privatsammler zur Verfügung stellen, von ihnen geförderten Kultureinrich- zum besseren Verständnis der jeweili- beitet. Allerdings fehlt es den Firmen ist. Die Kunsthandelsverbände sollten welche geeignete Vorgehensweisen bei tungen bereitstellen. gen Kontexte stets auch von Lehr- und oft an Ressourcen, die eine Aufarbei- den Verkauf von Objekten mit eindeutig der Provenienzrecherche aufzeigt und Forschungsangeboten zum Kunstmarkt tung der eigenen Geschichte ermög- belasteten Provenienzen ausdrücklich im Falle von belasteten Provenienzen fl ankiert werden. Der Verband deut- lichen. Überdies gingen über die Jahre ächten. mögliche Ansätze für faire und gerechte Verantwortung der Kultur scher Kunsthistoriker hat jüngst sehr zahllose Archivbestände von Kunsthan- Lösungen skizziert. einrichtungen und -verbände deutliche Zeichen gegeben, dass er sich delsfi rmen zugrunde, eine Entwicklung, Verantwortung der privaten Verschiedene Direktoren und Leiter dieser Verantwortung stellen möchte. die vielerorts immer noch anhält. Mit Sammler und Besitzer Gute Standards müssen von Kultureinrichtungen sind in den der Unterstützung des Zentralarchivs durchgesetzt werden letzten Jahren mit gutem Beispiel vo- Der Deutsche Kulturrat begrüßt des Internationalen Kunsthandels (ZA- Die »Washingtoner Erklärung« gilt rangegangen und haben die Bestände diese Zeichen. Er sieht Handlungsbe- DIK) in Köln setzt der Bundesverband ausschließlich für öff entliche Kultu- Die bestehenden positiven Beispiele der ihrer Einrichtung gründlich auf NS- darf, diese Angebote auszubauen und Deutscher Galerien und Kunsthändler reinrichtungen und weder für private Provenienzrecherche und der Befas- verfolgungsbedingt entzogenes Kul- zu verstetigen. Dazu gehören auch die (BVDG) ein deutliches Zeichen für den Sammler und Besitzer noch für den sung mit dem Thema »NS-verfolgungs- turgut untersuchen lassen. Sie haben wissenschaftliche Refl exion der Pro- Erhalt von Kunsthandelsarchiven. Handel. Gleichwohl gilt der Grundsatz bedingt entzogenes Kulturgut« durch damit ein Schweigen in den Kultur- venienzrecherche und die Weiterent- der gemeinsamen Erklärung: »Privat- Kultureinrichtungen und Hochschulen, einrichtungen durchbrochen und den wicklung der bestehenden Methoden Diese und weitere Bemühungen für rechtlich organisierte Einrichtungen durch Kunsthandlungen und private Weg für eine Auseinandersetzung mit und Arbeitsweisen. Die Erforschung den Erhalt von Kunsthandelsarchiven und Privatpersonen werden aufgefor- Sammler müssen Schule machen. Der der Geschichte der Einrichtungen ge- der Geschichte des Kunsthandels im sollten durch das geplante »Deutsche dert, sich den niedergelegten Grundsät- Umgang mit NS-verfolgungsbedingt ebnet. Diese Beispiele sollten für alle . Jahrhundert ist dabei mit zu be- Zentrum Kulturgutverluste« koordiniert zen und Verfahrensweisen gleichfalls entzogenem Kulturgut ist kein The- Verantwortliche in Kultureinrichtungen rücksichtigen. Der Bund sollte diese und gefördert werden, etwa indem ge- anzuschließen.« Viele Sammler und Be- ma, das sich schnell erledigen lässt. Es ein Ansporn sein, ähnliche Aktivitäten Entwicklung unterstützen, indem er zielt Mittel für den Erhalt und die Er- sitzer, die Werke teilweise geerbt haben, muss zügig und beherzt, aber mit lan- zu unternehmen. Ebenso sind positive gezielt Drittmittel für die Förderung forschung von Handelsarchiven ausge- sind sehr an der Klärung der Proveni- gem Atem angegangen werden. Hierfür Ansätze eines Diskurses in den Fach- von Kunstmarkt- und Provenienzfor- lobt werden. Ebenso sollte das geplante enz der in ihrem Besitz befi ndlichen müssen die entsprechenden Ressourcen verbänden zu erkennen. So haben sich schung an geeigneten Hochschulen zur »Deutsche Zentrum Kulturgutverluste« Werke interessiert und oft auch bereit, zur Verfügung gestellt werden. beispielsweise Arbeitskreise von Exper- Verfügung stellt. eine Beratungsstelle für Fragen rund um gerechtfertigte Ansprüche auf faire und ten der Provenienzforschung etabliert. den NS-verfolgungsbedingten Entzug gerechte Weise zu regeln. Angesichts Die Rahmenbedingungen sind nicht von Kulturgut im Handel einrichten, des Streubesitzes von Kulturgut liegt zuletzt dank der »Washingtoner Erklä- Verantwortung des Kunst- und Der Deutsche Kulturrat ermutigt die welche insbesondere den Kunsthandels- jedoch auf der Hand, dass die allermeis- rung«, die auf faire und gerechte Lösun- Auktionshandels Verantwortlichen in Kultureinrichtun- verbänden als Ansprechpartner zur Ver- ten Sammler nicht über die Zeit und gen abhebt und bei Kunst im Besitz der gen und Verbänden, diesen Weg der Der verantwortliche Kunst- und Auk- fügung stehen sollte. Im Kunsthandel die Ressourcen verfügen können, um öff entlichen Hände keine Verjährung Erforschung der Geschichte und des tionshandel fühlt sich an die Grund- selbst sollten Händlern und Galeristen sich mit den oft äußerst komplexen kennt, ausreichend. Entscheidend sind Diskurses weiterzugehen. Damit Pro- sätze der »Gemeinsamen Erklärung« die besondere Bedeutung, die der Ar- Problemen der Provenienzrecherche die konsequente Umsetzung sowie das venienzrecherche betrieben werden gebunden und setzt diese um, obwohl chivierung und Provenienzrecherche auseinanderzusetzen. Für die Restituti- Bewusstsein und der Respekt vor der kann, müssen allerdings erhebliche sie de jure für ihn nicht gelten. Der zukommt, über die Verbände vermittelt onsforschung brauchen private Kunst- Individualität jedes einzelnen Falls.

Das Kulturquartett! Herausgegeben von Olaf Zimmermann und Theo Geißler.

Vorwort Von der AusländVer-orwor zurt Integrationspolitik – Barbara Haack:V Vorworom Vert lunag dzum Ein Mleitdiungen-Unternehmen. – B ernd Neumann:Vorwor Das Rte funormad Eitionsnlejituungbiläum  Muslimisches Leben – Annette Schavan: Grußwort der Bundesministerin – Gabriele Schulz:– OlafEinleitung Zimmermann: / S. 111 Vom Nischenmarkt Rolle und Aufgaben– Stephan von Verlagen Dorgerloh, im digitalen Stefan Zeitalter Rhein und aus als Chance begreifen.– Olaf Das Zimmermann: kirchliche Kulturengagement Die beste Pizza von Jerusalem / S. 19 – Gabriele Steffen: Stadtteilentwicklungwicklung aalsls gesgesell-elll- für Bildung und Forschung / S. 15 – Olaf Zimmermann:zur FeuerwehrBoombranche sucht / S. 15 Migranten / S. 113 Sicht eines kleinenOlaf Fachverlags Zimmermann: / S. 110 Disputationen I: rückt stärker ins– öffentliche Gabriele Schulz: Bewusstsein Einleitung / S. 77 / S. 20 schaftliches Projekt / S. 105 – Max Fuchs: Zum kontinuierlichen Dialog – Wolfgang Barth:Einleitung Pisa-Schock und ein veränderter – Barbara Haack imReflexionen Gespräch zummit AlexanderReformationsjubiläum Skipsis:  / S. 11 – Cornelia Pieper:Wie Von alles Wittenberg anfing in … die und Welt. dann fortgesetzt wurde – Reinhold Zemke: Die Moscheee alsals AuAufgabefgabe dderer beitragen. Strukturbedingungen für nachhaltige Bildungsbegriff.– KulturelleGabriele Schulz:Bildung inZu einer diesem Buch / S. 19 Aus den Fehlern– der Gabriele Musikindustrie Schulz: lernenZu diesem / S. 113 Buch / S. 13 Die Lutherdekade– Olaf in der Zimmermann: Auswärtigen Kultur- Zweifellos und / S. 29 Stadtplanung. Zwischen Hinterhofhof und BouBoulevard,levardd,, kulturelle Bildung / S. 16 Einwanderungsgesellschaft, Arbeitsmarkt die eigentlichKultur: Eine keine erste Annäherung – Werner Schaub:Der Kunst lange für Wegdie Öffentlichkeit. zum Reformationsjubiläum Bildungspolitik /– S. 80 Olaf Hahn: Einladung zur konstruktiven Ausein- Zentrum und Stadtrand / S. 108 8 Einleitung sein möchte9 / S. 117– Max Fuchs: Kulturberufe und der flexible Der Bund und die– KunstStefan am Rhein: Bau / S. 118Vom Thesenanschlag zur – Peter Reifenberg:andersetzung. … ein glühender Was Backofen ein Dossier »Islam · Kultur · Politik« – Stefanie Ernst im Gespräch mmitit EErolrol PürPürlü:lü: – Olaf Kulturelle Zimmermann und Gabriele Schulz: – Roberto Alborino:Kapitalismus. GrundlagenArbeitsmarkt Notizenvon zum Arbeitsmarkt Kultur – Bogislav von Wentzel:Lutherdekade.Disputationen Galeristen: Das Viel Reformationsjubiläum Glanz – viel  voller Liebe / S. 82 leistenI:Islam · Kultur · Politik kann / S. 31 Normalität im Zusammenlebenn istist das ZielZiel / S. 111S. 111 Kulturelle Vielfalt leben. Chancen und Herausforde - Integrations prozessenund Leseempfehlungen/ S. 121 / S. 23 Schatten. Im Alterals zu Einladungoft Havarie zum – Schluss Diskurs mit / S. 17 lustig / S. 121 – Georg Ruppelt:– Thron Olaf Zimmermann und Altar / S. 85 und Olaf Hahn: – Abdulla Elyas: waymo – Plattformform füfürr jujungenge rungen inter kultureller Bildung – Rückblick auf – Andreas Damelang:– Max Die Fuchs: Potenziale Die Entdeckung der der Kreativität in der – Stefanie Ernst im– Stephan Gespräch Dorgerloh: mit Klaus Von Gerrit freien Friese: Christen und – Stephan Schaede:Zwei Luther Jahre gehört spannende uns nicht Debatten. / S. 87 Die Dossiers Muslime / S. 115 das Projekt »Strukturbedingungen für nachhaltige Zuwanderung nutzen Kulturpolitik. / S. 124 Hinweise zur Karriere einer politischen Qualität statt Hype.mündigen Spitzenstellung Bürgern. deutscher Luthers Reformation / S. 20 – Olaf Zimmermann:»Islam Luther · Kultur gehört · Politik« euch wirklich / S. 33 – Götz Nordbruch: Muslim, deutschtsch und aktiaktiv.v. interkulturelleVielfalt Bildung« / S. 21 leben:– Kristin Bäßler: Es Leitformel gehtKultur: um die / S. 26 Gemeinsamkeiten. Galerien / S. 123 – Gabriele Reflexionen Schulz im Gespräch mit Udo Dahmen: nicht! EvangelischeIslam Kirche in Deutschland sollte ihre Tore weit, Muslimische Jugendkulturen inn DeutscDeutschlandhland / S. 117S. 1117 Stellungnahmen Resultate des . Integrationsgipfels– Gabriele Schulz im KanzleramtGespräch mit / S. 127 Karla Fohrbeck – Klaus Gerrit Friese: Reformation Was sich allesund Musikändern als muss. Chance / S. 23 sehr weit öffnen – / KatajunS. 90 Amirpur: Gleichberechtigung für Muslime – Sawsan Chebli: Jung, muslimisch,sch, aaktiv.ktiv. – Lernorte interkultureller Bildung. Außerschulische Kultur- – Max Fuchs: Vom NIPund zum Andreas NAP. EineJoh. BewertungWiesand: Wiedes alles begann: Ein Plädoyer aus– Galeristensicht Dieter Georg Herbst:/ S. 129 Am Anfang war das Wort – – Heinz Schilling: Luther schaffen. historisch Über unsägliche einordnen Debatten / S. 92 und positive Ent- Das JUMA-Projekt in Berlin / S. 120120 und Bildungsorte. Stellungnahme vom .. / S. 35 . IntegrationsgipfelsZwei der Blicke Bundesregierung auf die Gründerjahre / S. 131 / S. 30 – Ulla Walter: Was undsich wasalles kommt ändern danach? muss – Eine/ S. 25 Replik. – Friedrich Schorlemmer:wicklungen »Die in ganze Deutschland Welt ist /in S. 37 der – Nadjib Sadikou: Erziehung zwischenwischen ddenen K Kulturen.ultureen. – LernorteChancen interkultureller Bildung im vorschulischen und und – Memet Heraus-Kılıç: Interkulturalität– Hans-Jürgen Vom ist Blinn: Zukunft Die undZukunft Nischenmarkt Heraus- unserer Arbeit. Eine KünstlersichtDer auf kultur- zumeine Galeristensicht und religionspolitische / S. 132Reformations Blick des Bundes Habsucht ersoffen– Patrick wie in einerBahners: -Sintflut«. Der AufklärungÜber gemeinen verpflichtet. Wertewelten muslimischer Jugendlicherendlicher im schulischen Kontext. Stellungnahme vom .. / S. 40 forderung. Zu den KulturdienstleistungenAufgaben des Bundeszuwanderungs- in Zeiten der Globalisierung / S. 39 – Werner Schaub:– WerBernd gegen Neumann: wen? Eine Enormer Antwort Bildungsschub. auf Nutz und Wucher beiDie Martin Kritik der Luther Islamkritik / S. 96 / S. 39 Klassenzimmer / S. 123 Vielfalt als Reichtum und Integrationsrates– Olaf / Zimmermann:S. 134 Wachstumsbranche Kultur – einen Text von KlausDas Gerrit Reformationsjubiläum Friese in Politik &  Kultur / S. 29 – Rupert Graf Strachwitz:– Kristin BäßlerLuther undim Gesprächder Staat. mit Hilal Sezgin: – Haci Halih Uslucan: Muslime alsals gewalttätigegewalttätige – Gabriele Schulz: Einleitung / S. 47 – Sidar A. Demirdögen:aber unter Ein Koffer welchen voller Bedingungen Hoffnungen. / S. 43 / / S. 134 – Siegmund Ehrmann: Was lange währt, Kann sich die KircheDeutschland der Reformation muss sich zur neuZivilgesell- erfinden / S. 42 Machos? Zum Zusammenhang vvonon GesGeschlecht,chlecht, GeGewaltewalt – Christine forderungen M. Merkel: Brücke oder Dynamit? Aktuelle inter- Integrationspolitik– Olaf zur Zimmermann in Deutschland undBoombranche Gabriele/ S. 137 Schulz: – Olaf Zimmermann:wird Mehrjubiläum endlich Gerechtigkeit gut … / S. 30 für die Galerien! schaft bekennen?– /Ronald S. 99 Grätz: Wer lernt von wem? und Religion / S. 126 Provokation zum interkulturellen Dialog. – Ergun Can: GesellschaftlicheWert der Kreativität. Teilhabe Kulturwirtschaftermöglichen / S. 141 muss in Künstler- Galeristen sind: –gnadenlose Ingrid Fischbach: Indivi dualisten, Luther schlechte —  Jahre – Johannes Süßmann:Islam Heute in Deutschland würde Luther / S. 46 twittern. – Stephanie Doetzer: »Mein Gesichtsicht isistt pprivat«rivat« Weltgipfel Kunst und Kultur tagte in Afrika / S. 49 – Birgit Jagusch: Rechtlicheinnen und Grundlagen Künstler investieren für / S. 49 Unter nehmer und Reformation absolut unverzichtbar / S. 31 / S. 136 Reformation und– Neue Michael Medien Blume: / S. 102 Wie können Muslime unsere Gesellschaft Warum manche Frauen Gesichtsschleiersschleier tratragengen unundnd – Max Fuchs: Kulturelle Bildung hat Fahrt aufge- Ausländervereine– Gabriele / S. 144 Schulz im Gespräch mit Gerhard Pfennig: – Birgit Maria Sturm– Raju im Sharma: Gespräch  mit neue Michael Thesen Werner: / S. 33 – Olaf Zimmermann:mitgestalten? Die Sprache Antworten ist Deutsch. aus der Lebensrealität / S. 51 Deutschland sich eine Burka-Debatteebatte sparsparenen ssollteolltte / SS. 129. 129 nommen.kultureller Eine gute Bilanz der zweiten UNESCO- Welt- BildungVon anderen lernenDen Wert der Kreativität in Heller und Pfennig »Ich wollte meine– Stefan eigenen Ruppert: Hierarchien« Initiativen / S. 139 vernetzen und Martin Luther hätte– Gabriele wohl für Hermani: die Aufnahme Die Deutsche von Islam Konferenz  – Reinhard Baumgarten: Verhängteängte Ansichten.Ansichten. konferenz für kulturelle Bildung in Seoul / S. 52 – Gabriele Schulz: bemessenEinleitung / /S. 52 S. 149 – Thomas Welter: ArbeitsmarktRessourcen zielgerichtet Baukultur: Wiebündeln. sieht Deutsch ins Grundgesetzbis . plädiert Zusammensetzung / S. 104 und Ergebnisse / S. 53 Was steckt oder besser wer stecktkt eieigentlichgentlich hhinterinteer – Joachim Reiss: Vielfalt und Gegensätze in Belem. – Olaf Zimmermann:– Thomas Nachhaltige Flierl: interkulturelleInitiative für Kulturarbeit in Berlin. er wirklich aus? HintergründeNeues zur Reform und Analysen ationsforschung / S. 148 / S. 34 Anhang: Anträge– Sonjaund Debatten Haug: Herkunft, im Deutschen Glaubensrichtung, Bildung, einem Niqab oder einer Burka? / S. 132S. 132 Weltkongress theaterpädagogischer Organisationen Bildung / S. 152 Der öffentliche Beschäftigungssektor Kultur, ÖBS / S. 58 – Nicoline-Maria Reformationsjubiläum Bauers und Titus Kockel: – Bundestag zum ReformationsjubiläumPartizipation. Vom Eins-Werden und vom Einssein / S. 58 – Stefanie Ernst im Gespräch mmitit MMelihelih KesKesmen:menn: in Brasilien / S. 57 – Susanne Huth: –Interkulturelle Johannes Klapper: Perspektive. Künstler Dialog vermitteln und Künstler. Arbeitsmarkt Denkmalpflegeauch gegen /den S. 151 Strich gebürstet – Reformationsjubiläum– Wolfgang  als Benz: welthistorisches Wie die Angst vor dem Islam die I love my prophet / S. 134 – Max Fuchs: Risse im Paradies? Integrationsprobleme Kooperation mit MigrantenorganisationenDie Zentrale Bühnen-, Fernseh- / S. 155 und Filmvermittlung (ZBF) – Michael C. Recker:– Petra Kulturberuf Bahr: Lob zwischen des Geheimnisses – Luther lesen! Ereignis würdigen.Demokratie Antrag der CDU/CSUgefährdet. und Fehlende Kenntnisse über den – Ingrid Pfluger-Schindlbeck: ZurZur SymbolikSymbolik in Kanada und eine politische Antwort / S. 60 – Karin Haist: Partizipationund die Künstlerdienste = Dazugehören. (KD) / S. 61 Wissenschaft und VomKunst. »falsch Fällt dieZeugnisreden«: Berufsgruppe Medienrevolutionen der SPD-BundestagsfraktionIslam produzieren / S. 107 Vorurteile und Ablehung / S. 61 des Kopfhaares / S. 137 – Barbara Gessler-Dünchem: Zur Vielfalt in Europa Über die Integrationsaktivitäten– Olaf Zimmermann der Körber-Stiftung und Gabriele / Schulz:S. 159 Bundeskultur- der Restauratoren unddurchs ihre Raster? Folgen / / S. 155 S. 37 – Reformationsjubiläum– Heinz  Fromm: als welthistorisches Der Islam aus Sicht des Verfassungs- – Reinhard Baumgarten Die Lastst dderer llangenangen NaseNase.e. stehen. Das Europäische Jahr für den Interkulturellen – Harald Löhlein: Zusammenarbeitwirtschaftsbericht. mit Ein Migranten- Anfang wurde gemacht / S. 64 – Volker Schaible:– Wolfgang Auseinandersetzung Böhmer: Luthersmit dem Wirkungsspur Original. ist breit. Ereignis würdigen.schutzes. Beschlussempfehlung Ein friedliches und Zusammenleben Bericht braucht sachli- Neuer Trend zur Schönheitschirurgierurgie im IIranran / S. 1S. 14040 Dialog  / S. 64 organisationen. KulturberufeErfahrungen im – Paritätischen Ein Blick in Wohl- die Sparten Zur Situation der RestauratorenVon der Reformation in Deutschland zum Kulturprotestantismus / S. 158 / S. 39 des Ausschusses fürche Tourismus Auseinandersetzung (. Ausschuss) / S. 64 / S. 112 Muslimische Zivilgesellschaftt – Max Fuchs: Vielfalt als Reichtum? fahrtsverband / S. 162– Gerald Mertens: Die Orchesterlandschaft in Deutschland. – Mechthild Noll-Minor:– André Brie:Erhaltung Für einen und Pflege Häretiker / S. 41 – Die Luther-Dekade– Detlef – Pollack: und Akzeptanzdie Vorbereitung und Wahrnehmung des – Olaf Zimmermann: Nutzen fürür allealle.. StaStarkerke iislamischeslammische Über den Zusammenhang von Vielfalt, Migration – Martin Affolderbach:ÜberlegungenIch singe zu mein Stand Lied und in künftiger Entwicklung / S. 73 des Kulturerbes.– Der Stephan Beruf des Dorgerloh: Restaurators Wird / S. 161  ein Melanchthonjahr? auf das ReformationsjubiläumIslams. Zu den . Ergebnissen Öffentliches einer Studie der Zivilgesellschaft / S. 143 und Integration / S. 67 fremdem Land. Kultur– Gerald und Mertens: Migrationsgemeinden Philharmonisches / S. 165 Paradies? Arbeits- – Henning Krause:Die Wir Lutherdekade nennen es Armut. eröffnet ihr nächstes Themenjahr Gespräch des AusschussesWestfälischen für Kultur Wilhelms-Universität und Medien / S. 114 Münster / S. 67 – Rupert Graf Strachwitz: Muslimischelimische StruStrukturenkturen – Christian Höppner: Transkulturalität: Fata Morgana – Ritva Prinz: Kulturvermittlungmarkt- und Berufssituation braucht von Orchestermusikern / S. 77 Zum Einkommen von »Reformation Kommunikationsdesignern und Bildung« / S. 43 / S. 164 – Das Reformationsjubiläum– Aiman A. im Mazyek: Jahre  Islam-Bashing – / S. 69 im Stiftungswesen. Eine jahrtausendealteusendealte TraTraditionditioon iimm oder Realität? / S. 70 Gemeinschaft / S. 168– Wolf Steinweg: Ein problematischer Königsweg. – Marjan Parvand:– Torsten Neue Deutsche Ehrke: MedienmacherSchluss mit der / Luther-Apologie S. 167 / S. 47 Ein Ereignis von –Weltrang. Sabine Schiffer: Antrag der Islamfeindlichkeit CDU/CSU-, in Deutschland. Wandel der Zeit / S. 145 – Christian Höppner: Transkulturelle Kommunikation: – Maria Ringler: International,Die arbeitsrechtlichen binational Auswirkungen und der Privatisierung – Ulrich Blum und– KerstinAndrea Griese:Meyer: ReformationDer Weg des Spielsund Bildung? auf der SPD-, der FDP-BundestagsfraktionAusgrenzende Strukturen und der ernst nehmen / S. 71 – Olaf Zimmermann: Muslimischeche ZiviZivilgesellschaftlgesellschaaft – Ich und Du. Containerland Deutschland / S. 74 multikulturell. Beziehungenvon Musikschulen und Partnerschaften / S. 80 den Spieltisch. DasReformation Spiel auf dem durch Weg Bildung! zum Spieler / S. 51 / S. 170 BundestagsfraktionDer von Bruch Bündnis des ./Die September Grünen /  S. 126 gibt es sie eigentlich? / S. 148 – Andreas Freudenberg: Plädoyer für die Stadt über Grenzen hinweg– Christian / S. 171 Handke und Peter James: Ein starker Partner – Michael Bhatty:– DramaturgieHermann Gröhe: der Gewalt. Die Gegenwartsbedeutung der – Das Reformationsjubiläum– Olaf Zimmermann im Jahre  und – Gabriele Schulz: – Matthias Kortmann: Mühsamesmes RingenRingen um der Diversität.  Jahre Einwanderungsgesellschaft – Valentina L’Abbate:der heimischenDie Muttersprache Kreativen. ist ein Die Independents / S. 83 Betrachtungen eines Losungen. Computerspiele-Entwicklers Zum . Todestag Nikolaus / S. 173 Ludwig von Ein Ereignis von Weltrang.Kein Märchen Beschlussempfehlung aus tausendundeiner und Nacht. Der Bruch Anerkennung. Muslimische Dachverbändechverbände aalsls zizivil-viil- beginnen in Deutschland zu wirken / S. 77 kultureller Schatz.– Günter Das CGIL-Bildungswerk: Jeschonnek: Förderstrukturen Integration des Freien – Andreas Kämpf: ZinzendorfsGroßer Erfolg / S. 53 auf tönernen Bericht des Ausschussesdes . fürSeptember Kultur und  Medien enthält die Chance eines gesellschaftliche Akteure in Deutschlandutschland / S. 151S. 151 Migrationsgeschichte von Migrantenfamilien Theaters. erleichtern Deutlichere / S. 175 Unterstützung durch die Politik Füßen. Karriere im– Wolfgang Soziokulturellen Huber: Zentrum Die Ambivalenz setzt des Reformators / S. 56 (. Ausschuss) / S. 132kulturellen Aufbruchs / S. 75 – Mohammed Abdulazim: Organisationanisation – Gabriele Schulz: Einleitung / S. 83 – Sidar A. Demirdögen:gefordert In mehreren / S. 86 Kulturen Risikofreude voraus– Margot / S. 177 Käßmann: Im Kontext unserer Zeit. – Das Reformationsjubiläum– Petra Bahr: im Jahre Gegenbilder  – entgegensetzen / S. 79 muslimischer Jugendlicher in VeVerbänden.rbänden. Das BeisBeispielspiel – Katrin Göring-Eckardt: Heimat – Wir suchen noch / S. 85 zuhause. Bundesverband– Azadeh der Sharifi: Migrantinnen Akademie postmigrantischer Theater- – Birgit Mandel undDas Nicole Reformationsjubiläum Kubasa: Strategien  zeit- und die politische Ein Ereignis von –Weltrang. Aiman A. Auszug Mazyek: aus Umdem Jahre Plenar- zurückgeworfen. / und der Muslimischen Jugend in Deutschlandutschland / S. 154S. 154 – Rita Süssmuth: Eingewandert nach Deutschland. in Deutschland e.V.kunst. / S. 178 Ein Plädoyer für mehr Teilhabe / S. 89 genössischer Kunst. Dimension »Mobiles desAtelier Freiheitsbegriffes – Kunstprojekte / S. 58 für protokoll vom . Oktoberdie Folgen  für / VölkerverständigungS. 135 und Integration / S. 82 – Thomas Klie und Julia Schad:d: BrachliegendesBrachliegendes Anfragen an eine Kultur des Zusammenlebens / S. 88 – Berrin Alpbek: –Vereint Michael für Freundt: Eltern und Mobilität Kinder. Tanz – ein Politikum. Kindergärten« in– Hannover Michael Kretschmer:/ S. 180 Ein Ereignis von internationaler – Die Autoren / S. 152– Herfried Münkler: Sicherheitssorge statt Engagementpotenzial. Zugangshemmnisse uundnd -chancen-cchancen – Vural Öger:  Jahre Migration aus der Türkei / S. 92 Die Föderation derDer Türkischen Tanzbereich Eltern muss vereine sich inin den Dialog mit der Politik Ausbildung in KulturberufenRelevanz. Das Reformationsjubiläum  / S. 61 Bedrohungsangst. Der . September und seine Folgen für junge Muslime zu Freiwilligendiensten / S. 156S. 156 – Max Fuchs: Viel wurde erreicht / S. 95 Deutschland / S. 181 begeben / S. 92 – Angelika Bühler:– Volker Talent Leppin:allein genügt Luther nicht.  – eine ökumenische aus politikwissenschaftlicher Sicht / S. 85 – Jens Kreuter: Bundesfreiwilligendienst undd MusMuslime.llime. – Gülay Kizilocak: Etappen der türkischen – Vicente Riesgo –Alonso: Cornelia Selbstorganisation Dümcke: Transition als Zentrum TANZ. Wie Künstler erfolgreich Chance Karriere / S. 63 machen / S. 185 – Wolfgang Schmidbauer: Die Sehnsucht nach neuen Erfahrungen und Entwicklungen / S. 159 Migrations geschichte / S. 97 Grundlage des Erfolgs. Gründungsinitiative Bund der Spanischen zur Umsetzung Eltern- einer Empfehlung der – Gabriele Schulz– im Athina Gespräch Lexutt: mit Das Karl Lob Ermert: der Anfechtung / S. 65 Idealen. Von der Psychologie des Terrors / S. 88 – Christoph Müller-Hofstede: Zivilgesellschafthaft vovonon – Olaf Zimmermann: Türkische Migranten. Teilhabe vereine in DeutschlandEnquete-Kommission / S. 184 »Kultur in Deutschland« / S. 95 Vom Bohren dicker– Christoph Bretter. Von Markschies: der Erfolgsgeschichte Womöglich mit wuchtigen – Almut S. Bruckstein Çoruh: Augen ohne Gedächtnis morgen. Vorstellung eines Modellprojekts / S. 162S. 162 an Kunst und Kultur und die Last der deutschen – Witold Kaminski:– Imre Szenenwechsel. Török: Zwischen Jugendliche Melonen und Kulturen. der Bundesakademie Hammerschlägen Wolfenbüttel / S. 188/ S. 68 sehen nichts. Persönliche Reflexionen zu / / S. 91 Jetzt– Aiman bestellen A. Mazyek im Gespräch mit Ali Dere:ere: Geschichte / S. 100 im interkulturellenIst und die interreligiösen »Gastliteratur« Dialog in den / deutschen S. 188 Literaturbetrieb – Olaf Zimmermann:– Christoph Vom Nutzen Matschie: der Nutzlosigkeit Die Reformation / S. 193 war eine – Friedrich Wilhelm Graf: Nine eleven und Wir brauchen heute mehr Dialog als je zuvorr / S. 165S. 1665 – Didem Yüksel: Herzlichen Glückwunsch! – Kenan Küçük: Jenseits integriert von worden?Folklore /und S. 98 Tee. – Margret Wintermantel: Bildungs-Bewegung. Hohe Sichtbarkeit. Philipp Die Melanchthon Situation – die Christen / S. 94 – Nurhan Soykan: Tag der offenen Moschee. Gesp Gesprächerräche mi imitt Sie sind Teil der Gesellschaft / S. 103 Interkulturelle Bildung– Barbara in Migrantenorganisationen Haack im Gespräch mit Imre Török: der GeisteswissenschaftenWeggefährte in Deutschland Luthers und / S. 195»praeceptor Germaniae« / S. 70 – Petra Klug: Die Kulturalisierung der deutschen Integra- www.kulturrat.de/Muslimen sind effektiver als Gespräche überr s iesie / S. 168SS. 168 Aus Politik & Kultur Olaf Zimmermann und Theo Geißler Herausgegeben von Aus Politik & Kultur Olaf Zimmermann und Theo Geißler Herausgegeben von Aus Politik & Kultur Olaf Zimmermann und Theo Geißler Herausgegeben von Aus Politik & Kultur Olaf Zimmermann und Theo Geißler Herausgegeben von – Mehmet Çalli: Eine Erfolgsgeschichte. Fremde am Beispiel des MultikulturellenDie Verlage sind Forums nicht unser / S. 191 Feind / S. 102 – Marcus Beiner:– Reflexion Regine Möbius: und Spitzenleistung. Mein Luther – ihr Luther? / S. 72 tionspolitik. Grundannahmen der politischen Ausein- – Gabriele Schulz im Gespräch mit Aiman A. wird zur neuen Heimat / S. 106 – Heike Kübler und– Carla Rüdiger Meyer: Stenzel: Herausforderungen Integration durch und Fährnisse eines Vier Wissenschaftsförderer– Johann Michael schaffen Möller: Erfolgsbedingungen Die Präsenz der andersetzung im Bundestag nach dem . September / S. 97 shop.phpMazyek: Die Gründung eines muslimischenn WohlWohl-l- – Kristin Bäßler: Türkische Migration heute / S. 108 Sport und Musik. EinBerufs. kreativer Gedanken Lösungsansatz zum Freien/ S. Lektorat 194 / S. 107 »pro Geisteswissenschaft«Reformation/ S. 198/ S. 75 – Lars Klingbeil: / und die Welt danach / S. 100 fahrtsverbandes ist überfällig / S. 171

Kulturelle Vielfalt leben: Arbeitsmarkt Kultur: Disputationen I: Islam · Kultur · Politik Chancen und Herausforderungen Vom Nischenmarkt Refl exionen zum Reformations- interkultureller Bildung zur Boombranche jubiläum  ISBN: ----,  S., € , ISBN: ----,  S., € , ISBN: ----,  S., € , ISBN: ----,  S., € , 26 WISSENSWERTES www.politikundkultur.net

Stellungnahme des Deutschen Kulturrates Zur Anhörung zur »Umsetzung der Richtlinie 2014/26/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 26. Februar 2014 über die kollektive Wahrnehmung von Urheber- und verwandten Schutzrechten und die Vergabe von Mehrgebietslizenzen für Rechte an Musikwerken für die Online-Nutzung im Binnenmarkt (»VG-Richtlinie«) sowie zu weiteren Änderungen im Urheberrechtswahrnehmungsgesetz«

Berlin, den ... Der Deutsche Teil I – Verbindliche Vorgaben der Teil II – Optionale Vorgaben der fraglich. Der Beschleunigung des derzei- räumen (Abschlusszwang). Sollte die Kulturrat, der Spitzenverband der VG-Richtlinie VG-Richtlinie tigen Verfahrens wäre mehr gedient, in Regelung – kombiniert mit der in §  Bundeskulturverbände, begrüßt die dem man über die Aufstockung der Res- Absatz  UrhWG vorgesehenen Hin- schriftliche Anhörung des Bundes- . Sollte der Begriff der »nicht-kom- . Artikel  Absatz  erklärt bestimmte sourcen bei der bestehenden Schieds- terlegungsmöglichkeit – angesichts ministeriums der Justiz und für Ver- merziellen Nutzungen« in Artikel  Richtlinienvorschriften auf Rechtsin- stelle nachdenkt. Sollte der Gesetzgeber der Vorgaben aus Artikel  Absätze braucherschutz zu o.g. Umsetzung der Absatz  und  konkretisiert werden? haber für anwendbar, die zwar nicht von dieser Option Gebrauch machen,  und  modifi ziert werden? VG-Richtlinie und erhoff t, dass der Ge- Der Deutsche Kulturrat spricht sich für Mitglied einer Organisation für die wäre nach Auff assung des Deutschen Der bislang bestehende Abschlusszwang setzgeber die vorhandenen Spielräu- eine enge Auslegung des Begriff s der kollektive Rechtewahrnehmung sind, Kulturrates die Schiedsstelle nach dem ist vor allem durch die faktische Mono- me bei der Umsetzung der Richtlinie »nicht-kommerziellen Nutzung« aus. jedoch gesetzlich oder aufgrund einer UrhWG die richtige Stelle für ein solches polstellung der Verwertungsgesellschaf- ausschöpft, um die besondere soziale, Von einer gesetzlichen Defi nition sollte Abtretungs-, Lizenz- oder sonstigen alternatives Streitbeilegungsverfahren. ten in Deutschland gerechtfertigt und kulturelle und kulturpolitische Bedeu- abgesehen werden, da Artikel  Absatz vertraglichen Vereinbarung in einem Sie müsste allerdings entsprechend per- sollte im Grundsatz beibehalten werden, tung der Verwertungsgesellschaften in  der VG-Richtlinie die Verwertungs- unmittelbaren Rechtsverhältnis zu sonell ausgestattet werden. soweit diese faktischen Monopole noch Deutschland zu erhalten und zu stärken. gesellschaften in die Pfl icht nimmt, die dieser stehen. Nach Artikel  Absatz bestehen. Eine Hinterlegungspfl icht für Der Deutsche Kulturrat hatte noch vor Rahmenbedingungen für die Vergabe  können die Mitgliedstaaten weite- Teil III – Weitere Änderungen gesetzliche Vergütungsansprüche wird der Verabschiedung der VG-Richtlinie freier Lizenzen festzusetzen. Dabei soll- re Bestimmungen der Richtlinie auf vom Deutschen Kulturrat für dringend im Februar  am . Juni  in sei- te insbesondere zum Schutz der Urheber diese Rechtsinhaber anwenden. In . Das Urheberrechtswahrnehmungsge- erforderlich erachtet. ner Stellungnahme »Verbesserungen auch im Bereich der Lizenzierung von welchem Umfang sollte von dieser setz sieht in § Absatz  UrhWG eine bei EU-Richtlinie zu Verwertungsgesell- nicht-kommerziellen Nutzungen wei- Option Gebrauch gemacht werden? Erlaubnispfl icht für die kollektive . Die Verwertungsgesellschaft ist nach schaften sind dringend notwendig« be- terhin eine zentrale Rechtewahrneh- Das deutsche Wahrnehmungsrecht geht Wahrnehmung von Urheber- und ver- §  UrhWG grundsätzlich verpfl ichtet, tont, dass Verwertungsgesellschaften in mung von Verwertungsgesellschaften über die Vorgaben der VG-Richtlinie in wandten Schutzrechten vor. Sollte die Gesamtverträge zu angemessenen Be- Deutschland eine zentrale Rolle bei der möglich bleiben. Artikel  Abs  hinaus (vgl. §  Absatz Erlaubnispfl icht beibehalten werden? dingungen abzuschließen. Sollte die- Sicherung der kulturellen Vielfalt ein-  UrhWG). Hieran sollte festgehalten Titel III der VG-Richtlinie regelt die se Verpfl ichtung beibehalten werden? nehmen. Er hat verdeutlicht, dass sich . Artikel  Absatz  regelt, dass Orga- werden. Voraussetzungen, die Organisationen Die Pfl icht zum Abschlusszwang von die Europäische Union zur Wahrung nisationen für die kollektive Rechte- für die kollektive Rechtewahrneh- Gesamtverträgen hat sich ausdrücklich und Sicherung der kulturellen Vielfalt wahrnehmung Einnahmen spätes- . Artikel  regelt die Maßgaben, nach mung bei der Vergabe von Mehrge- bewährt. Der Deutsche Kulturrat hält in verschiedenen Dokumenten ver- tens neun Monate nach Ablauf des denen die Mitgliederversammlung bietslizenzen für Online-Rechte an auch deshalb faktische Monopole bei pfl ichtet hat. So wird in der EU-Charta Geschäftsjahres verteilen und an die von Organisationen für die kollekti- Musikwerken erfüllen müssen. Sollte Verwertungsgesellschaften für den rich- auf die Bedeutung der kulturellen Viel- Rechtsinhaber ausschütten müssen, ve Rechtewahrnehmung stattfi ndet. die Tätigkeit auch insoweit erlaubnis- tigen Weg und ist der Auff assung, dass falt für Europa verwiesen. es sei denn, die Frist kann aus objek- Die Absätze ,  Unterabsatz , Ab- pfl ichtig sein? dieses Modell in Deutschland beibehal- tiven Gründen nicht gewahrt werden. satz  Unterabsatz  Satz , Absatz  Der Deutsche Kulturrat spricht sich für ten werden soll. Wenn faktische Mono- Die Europäische Union hat ebenso wie Sollte die Vorgabe »objektive Gründe« Unterabsatz  und die Absätze  bis die Beibehaltung der Erlaubnispfl icht pole bestehen, ist der Abschlusszwang die Bundesrepublik Deutschland das weiter konkretisiert werden?  räumen den Mitgliedstaaten dazu aus, da sie sich in Deutschland bewährt auch im Hinblick auf Gesamtverträge »UNESCO-Übereinkommen über den Der Deutsche Kulturrat spricht sich für verschiedene Regelungsoptionen ein. hat. gerechtfertigt. Schutz und die Förderung der Vielfalt eine Konkretisierung der objektiven In welchem Umfang sollte von dieser kultureller Ausdrucksformen« ratifi - Gründe aus. Damit eine Ausschüttung Option Gebrauch gemacht werden? . Die Richtlinie bestimmt in Artikel . Wie kann aus Ihrer Sicht die Aufsicht ziert. Darin wird bekräftigt, dass »kul- an die Rechtsinhaber erfolgen kann, Der Deutsche Kulturrat hat bereits in  Absatz , dass die Rechtsinhabern über die Verwertungsgesellschaften turelle Vielfalt ein gemeinsames Erbe müssen den Verwertungsgesellschaf- seiner o. g. Stellungnahme während der zustehenden Beiträge gemäß den eff ektiver ausgestaltet werden (vgl. der Menschheit darstelle und zum Nut- ten die abrechnungsrelevanten Daten Beratungen zur VG-Richtlinie kritisch allgemeinen Grundsätzen für die Koalitionsvertrag, Seite )? Ist es zen aller geachtet und erhalten wer- vorliegen. Hierfür ist der in der VG- gefragt, ob die angestrebte Detailtiefe Verteilung regelmäßig, sorgfältig in diesem Zusammenhang erwägens- den soll«. Kulturelle Vielfalt ist keine Richtlinie vorgesehene Zeitraum von der VG-Richtlinie mit Blick auf die in- und korrekt zu verteilen und auszu- wert, für Streitigkeiten über Verwal- Leerformel für Sonntagsreden. Im Ge- neun Monaten sehr knapp bemessen. ternen Strukturen der Verwertungsge- schütten sind. Nach Artikel  Absatz tungsakte der Staatsaufsicht den genteil, ein wesentlicher Bestandteil Vor diesem Hintergrund spricht viel sellschaften wirklich erforderlich und , Artikel  Absatz  gelten entspre- Rechtsweg zum Bundespatentgericht der deutschen und europäischen Kultur dafür, die »objektiven Gründe« weiter zielführend ist. Hier werden unmittel- chende Pfl ichten auch im Verhältnis mit letztinstanzlicher Überprüfung ist ihre Vielfalt, die in verschiedenen zu konkretisieren. Insbesondere sollte bar Rechte der Mitglieder berührt, die von Organisationen für die kollektive durch den Bundesgerichtshof zu er- künstlerischen Formen, in populärer klargestellt werden, dass wie bisher län- sie üblicherweise selbst in Satzungen Rechtewahrnehmung untereinander öffnen, der ansonsten in Urheber- Kunst, aber auch in Werken, die nur ein gere Meldezeiträume der Rechtsinhaber niederlegen. Der Deutsche Kulturrat bzw. bei der Mehrgebietslizensierung rechtsfragen letztinstanzlich urteilt? kleines Publikum begeistern können, bei Verwertungsgesellschaften möglich ist daher der Auff assung, dass die Sat- von Online-Rechten an Musikwerken. Der Deutsche Kulturrat sieht in erster ihren Ausdruck fi ndet. Der Deutsche sind. Ferner darf das Gebot einer zeit- zungsautonomie der Mitglieder einer Sollten bei der Umsetzung dieser Linie das Erfordernis das Deutsche Pa- Kulturrat setzt sich mit Nachdruck für nahen Ausschüttung nicht dazu führen, Verwertungsgesellschaft soweit wie Richtlinienvorgaben die Pfl icht zur tent- und Markenamt sowie das zustän- die Wahrung und den Ausbau der kul- dass die Kosten für Ausschüttungen un- möglich erhalten bleiben sollte. Hierzu Aufstellung von Verteilungsplänen dige Fachreferat im Bundesministerium turellen Vielfalt ein. verhältnismäßig ansteigen. gehört auch, dass Verwertungsgesell- in §  Satz  UrhWG und die Vorga- der Justiz und für Verbraucherschutz schaften frei sein sollten, die Möglich- ben von §  Satz  UrhWG beibehalten personell besser auszustatten, um die Der Deutsche Kulturrat ist der Über- . Sollten die in Artikel  geregelten In- keit der Stimmrechtsübertragung in werden? Aufsicht eff ektiver umzusetzen. Den zeugung, dass Wettbewerb gerade im formationspfl ichten für Nutzer näher geeigneter Weise zu begrenzen. Der Deutsche Kulturrat spricht sich für Vorschlag, für Streitigkeit über Ver- Kultursektor nicht der beste Weg ist, bestimmt werden? die Beibehaltung und Stärkung des § waltungsakte der Rechtsaufsicht den um kulturelle Vielfalt zu ermöglichen Der Deutsche Kulturrat empfi ehlt, die . Artikel  regelt unter anderem den  Satz  und  UrhWG aus. Insbeson- Rechtsweg zum Bundespatentgericht und zu erhalten. Insofern sieht der sogenannte Programmpfl icht (§ b Umgang mit nicht verteilbaren Be- dere sollte die Möglichkeit in §  Satz und Bundesgerichtshof zu eröff nen, er- Deutsche Kulturrat im angestrebten UrhWG) auf sämtliche Nutzungen zu trägen. Über die Verwendung nicht  UrhWG erhalten bleiben, kulturell scheint sinnvoll. europäischen Wettbewerb der Verwer- erweitern, wie es in Erwägungsgrund verteilbarer Beträge entscheidet bedeutende Werke und Leistungen zu tungsgesellschaften keinen Gewinn für  vorgesehen ist, nämlich auf sinn- nach Artikel  Absatz  die Mitglie- fördern. . Wie können nach Ihrer Auff assung das kulturelle Leben. Jedenfalls müssen volle, notwendige und den Nutzern zur derhauptversammlung. Artikel  die Verhandlungen und Streitigkei- für den vorgesehenen Wettbewerb der Verfügung stehende Auskünfte, die die Absatz  eröff net den Mitgliedstaa- . Die Richtlinie lässt es zu, dass Ver- ten über die Höhe der Privatkopie- Verwertungsgesellschaften in Europa Verwertungsgesellschaften benötigen, ten die Möglichkeit, die zulässigen wertungsgesellschaften, soziale, kul- vergütung schneller, effi zienter und gleiche Bedingungen geschaff en und um ihre Funktion erfüllen zu können. In Verwendungen von nicht verteilbaren turelle oder Bildungsdienstleistungen einfacher gestaltet werden (vgl. Ko- Absenkungen bestehender Standards der Regel kann und muss jeder Nutzer Beträgen einzuschränken. In welchem erbringen (vgl. etwa Artikel  Absatz alitionsvertrag, Seite )? verhindert werden. über Art und Umfang der Nutzung die Umfang soll von dieser Option Ge- ). Sollte die derzeit geltende Bestim- Bereits im Jahr  hat der Deutsche erforderlichen Angaben an die Verwer- brauch gemacht werden? mung in §  UrhWG insoweit beibehal- Kulturrat unterstrichen, dass er die im Gerade in der digitalen Welt über- tungsgesellschaft weiterleiten, damit Der Deutsche Kulturrat ist der Auff as- ten werden, wonach Verwertungsge- Zuge von Korb II Urheberrecht in der nehmen Verwertungsgesellschaften die Nutzung erfasst, berechnet und die sung, dass von dieser Option kein Ge- sellschaften Vorsorge- und Unterstüt- Informationsgesellschaft vorgeschla- wichtige, teilweise auch neue Aufgaben. Vergütung an die Berechtigten verteilt brauch gemacht werden sollte. Vielmehr zungseinrichtungen für die Inhaber genen Regelungen zur Vergütungshöhe Nutzer können durch Verwertungsge- werden kann. Einschränkungen, wie sie sollten die zuständigen Gremien der der von ihr wahrgenommen Rechte für nicht geeignet hält, den Urhebern sellschaften in einem one-stop-shop derzeit in § b Absatz  Satz  UrhWG Verwertungsgesellschaften über die Ver- und Ansprüche einrichten sollen? eine angemessene Vergütung für die auf ein breites Repertoire zugreifen, vorgesehen sind, müssten im Sinne der wendung derartiger Beträge entscheiden. Der Deutsche Kulturrat spricht sich aus- Nutzung ihrer Werke zu sichern. Der da die Verwertungsgesellschaften über Richtlinienkonformität entfallen. drücklich dafür aus, dass die Verwer- Deutsche Kulturrat hat daher die Ab- Gegenseitigkeitsverträge und andere . Nach Artikel  Absatz  können die tungsgesellschaften weiterhin Vorsorge- geordneten des Deutschen Bundestags Kooperationsverträge auch das Reper- . Artikel  Absatz  sieht vor, dass Mitgliedstaaten vorsehen, dass hin- und Unterstützungseinrichtungen im aufgefordert, die von Experten vorgetra- toire von Verwertungsgesellschaften für die Zwecke des Titels III der sichtlich der dort näher bestimmten Sinne des §  UrhWG einrichten und genen Argumente genau zu prüfen und anderer Länder lizenzieren können. Die VG-Richtlinie hinsichtlich konkret Streitigkeiten ein alternatives Streit- unterhalten können sollen. Darüber dem Vorschlag der Bundesregierung zur one-stop-shop Verwertungsgesellschaft benannter Streitigkeiten ein alter- schlichtungsverfahren durchgeführt hinaus hält es der DKR für erforderlich, Neuregelung der Vergütungshöhe nicht hat eine Zeit- und Kostenersparnis bei natives Streitbeilegungsverfahren werden kann. Sollte von dieser Op- klarzustellen, dass die Verwertungsge- zu folgen. Mit Blick auf die ansonsten den Nutzern zur Folge. Der nunmehr durchzuführen ist. Sollte mit die- tion Gebrauch gemacht werden und sellschaften auch kulturpolitische Ini- zu erwartenden Verschlechterungen für angestrebte europäische Wettbewerb ser Aufgabe die Schiedsstelle nach wenn ja, sollte mit dieser Aufgabe tiativen sowie Initiativen zur Stärkung die Urheber erachtete es der Deutsche von Verwertungsgesellschaft erschwert dem UrhWG betraut werden, oder die Schiedsstelle nach dem UrhWG des Urheberrechts unterstützen können. Kulturrat für geeigneter, wenn weiterhin den one-stop-shop von Verwertungs- erscheint eine andere Stelle besser betraut werden, oder erscheint eine der Gesetzgeber oder aber der Verord- gesellschaften. geeignet? andere Stelle besser geeignet? . Eine Verwertungsgesellschaft ist nungsgeber die Vergütungshöhe festlegt. Der Deutsche Kulturrat sieht die Die Notwendigkeit einer Änderung nach §  Absatz  UrhWG ausdrück- Leider haben sich die Befürchtun- Der Deutsche Kulturrat beantwortet Schiedsstelle nach dem UrhWG als ge- des in Deutschland bewährten Zu- lich verpfl ichtet, auf Grund der von ihr gen des Deutschen Kulturrates bestä- die vom Bundesministerium der Justiz eignete Stelle an. Allerdings sind deren ständigkeitsgefüges von Deutschem wahrgenommenen Rechte jedermann tigt, dass sich die Regelungen zur Ver- und für Verbraucherschutz aufgewor- Ressourcen dann deutlich zu erhöhen. Patent- und Markenamt, Schiedsstelle auf Verlangen zu angemessenen Be- gütungshöhe nicht bewährt haben. Der fenen Fragen wie folgt: und ordentlichem Rechtsweg erscheint dingungen Nutzungsrechte einzu- Fortsetzung auf Seite  Politik & Kultur | Nr. /  | November — Dezember  WISSENSWERTES 27

Fortsetzung von Seite 

Deutsche Kulturrat schlägt angesichts Resolution: EU-Grundrechtecharta mit Leben erfüllen der schlechten Erfahrungen mit der Sechs Forderungen an das Europäische Parlament anlässlich der geltenden Praxis erneut vor, die Vergü- tungshöhe für gesetzliche Vergütungs- Neubesetzung der EU-Kommission ansprüche auf dem Verordnungsweg festzulegen und gesetzlich vorzuschrei- Berlin, den ... Der Deutsche on verfügen über eine bemerkenswerte hältnis von Künstlern, von Vermitt- . Zusammenwachsen Europas ben, dass eine regelmäßige Anpassung Kulturrat, der Spitzenverband der Bun- kulturelle Vielfalt, die über Jahrhun- lern und von Nutzern gelten nicht als kulturelle Aufgabe der Vergütungshöhe erfolgen muss. deskulturverbände, hat sich in seiner derte gewachsen ist, sich kontinuier- mehr in gleichem Maße wie in der begreifen Sprecherratssitzung mit den anstehen- lich verändert, im zeitgenössischen analogen Welt. Umso mehr gilt es Sollte dieser Vorschlag keine Berücksich- den Anhörungen und Befragungen der künstlerischen Schaff en und durch zu unterstreichen, dass das Internet Das Zusammenwachsen der europä- tigung fi nden, regt der Deutsche Kul- designierten EU-Kommissare im Euro- Angebote der kulturellen Bildung eine technische Infrastruktur mit der ischen Mitgliedstaaten ist eine wei- turrat an, dass die Verfahren zur Vergü- päischen Parlament befasst. Die neu weiterentwickelt wird. Diese kultu- Möglichkeit der Teilhabe an Kunst und terhin bestehende Aufgabe. Trotz der tungsfestsetzung nach geltendem Recht zu bestellende EU-Kommission wird relle Vielfalt muss gesichert und aus- Kultur sowie der Verbreitung künstle- zunehmenden wirtschaftlichen Inte- deutlich zu beschleunigen. Das gilt ins- in den kommenden fünf Jahren neben gebaut werden. Das gilt insbesonde- rischer Werke ist. Es erwächst hieraus gration gelingt es vielfach noch nicht, besondere in Hinblick auf den Vorschlag dem Europäischen Rat und dem Euro- re in Krisenzeiten, wenn gravierende die Anforderung, den Wert kreativer den Mehrwert eines geeinigten Euro- ein selbständiges Verfahren bei der päischen Parlament entscheidend den Einschnitte in die kulturelle Substanz Leistungen stärker zu vermitteln und pas den Bürgern zu vermitteln. Europa Schiedsstelle für die Einholung von em- weiteren Integrationsprozess inner- vorgenommen werden. Der Deutsche zu verdeutlichen. Dazu gehört auch, erscheint vielen Bürgern als inhalts- pirischen Untersuchungen zu schaff en. halb Europas sowie das Handeln Eu- Kulturrat appelliert daher nachdrück- die Kenntnis und die Akzeptanz des leer, bürokratisch und fern ab. Dieser ropas gegenüber Drittstaaten prägen. lich an das Europäische Parlament, Urheberrechts zu verbreitern und zu Eindruck steht in einem Gegensatz . Wie sollte aus Ihrer Sicht eine Hin- Im Jahr  erinnern wir in Europa die designierten EU-Kommissare zu vertiefen. In der EU-Grundrechtechar- zur realen Bedeutung europäischer terlegungspfl icht für gesetzliche Ver- an den Beginn des Ersten Weltkriegs befragen, wie sie die von der Europä- ta wird der Schutz des geistigen Eigen- Diskussions- und Entscheidungspro- gütungsansprüche ausgestaltet sein vor hundert Jahren und den Beginn ischen Union ratifi zierte »UNESCO- tums als Grundrecht eigens erwähnt. zesse. Von Entscheidungsträgern wird (vgl. Koalitionsvertrag Seite )? des Zweiten Weltkriegs vor  Jahren. Konvention über den Schutz und die Der Deutsche Kulturrat fordert die europäische Kultur vielfach als Ap- Insbesondere: Wie sollte der zu hin- Dieses Erinnern ist zugleich eine Ver- Förderung der Vielfalt kultureller Aus- die Abgeordneten des Europäischen pendix zur Wirtschaftsgemeinschaft terlegende Betrag bemessen werden; pfl ichtung für die Zukunft. Das fried- drucksformen« (Konvention Kulturel- Parlaments auf, die designierten EU- verstanden und dabei verkannt, welche sollte die Möglichkeit einer Überprü- liche Zusammenleben in Europa muss le Vielfalt) umsetzen wollen. Dies gilt Kommissare zu befragen, wie sie da- Rolle Kultur und hier besonders der fung der Höhe der Sicherheitsleistung immer wieder neu mit Leben gefüllt insbesondere mit Blick auf internati- für Sorge tragen wollen, dass kreati- Kulturaustausch und kulturelle Bil- eröff net werden? werden und bedeutet eine Verantwor- onale Handelsabkommen. Der Deut- ve Leistungen als geistiges Eigentum dung im zusammenwachsenden Eu- Der Deutsche Kulturrat unterstreicht tung für das Zusammenleben mit den sche Kulturrat unterstreicht, dass die geachtet, geschützt und bei Nutzung ropa übernehmen kann. Der Deutsche nachdrücklich, dass er die Einführung Nachbarn. Umsetzung der Konvention Kulturelle eines Werks vergütet werden müs- Kulturrat fordert die Abgeordneten des einer Hinterlegungspfl icht für gesetz- In der »Charta der Grundrechte Vielfalt eine Aufgabe aller Ressorts der sen. Ein durchsetzungsstarkes Urhe Europäischen Parlaments auf, die desi- liche Vergütungsansprüche angesichts der Europäischen Union« (EU-Grund- neuen EU-Kommission ist. berrecht ist in der analogen wie der gnierten EU-Kommissare zu befragen, der Länge der Verhandlungen über die rechtecharta) haben die unterzeich- digitalen Welt unerlässlich. Es dient wie sie das Zusammenwachsen Euro- Tarife und der Schnelllebigkeit des nenden Staaten die Grundwerte der . Kunst-, Medien- und dem Schutz des Urhebers und seines pas als kulturelle Aufgabe begreifen Marktes bei Geräten und Speicherme- Europäischen Union beschrieben. Zu Pressefreiheit sichern Werks und schaff t Anreize zur Schöp- und wie sie dieses Zusammenwachsen dien für dringend erforderlich erachtet. diesen Grundwerten gehören neben fung neuer Werke. Dieser Schutz muss stärken wollen. der Würde des Menschen, der Freiheit, Die Kunst-, Medien- und Pressefreiheit in der digitalen Welt, in der territori- Teil IV – Sonstige Änderungen Gleichheit und Solidarität auch die gehören zu den zentralen Grundwer- ale Grenzen keine Rolle mehr spie- . Kulturpolitik vernetzt Erhaltung und Entwicklung der kul- ten demokratischer Staaten. In der len, aufrechterhalten und verbessert denken . Welche sonstigen Änderungsvor- turellen Vielfalt, das Recht auf freie EU-Grundrechtecharta haben sie daher werden. schläge im Kontext der kollektiven Meinungsäußerung, die Medienfreiheit einen wichtigen Stellenwert. Demokra- Kultur- und Medienpolitik werden Rechtewahrnehmung sollten aus Ih- und -pluralität, der Schutz geistigen tische Gemeinwesen leben vom gesell- nicht allein im Kulturressort gestal- . Datenschutz und Privatsphäre rer Sicht aufgegriff en werden? Eigentums sowie die Kunst- und For- schaftlichen Diskurs, der sich in den tet. Viele andere Ressorts, wie zum gewährleisten Der Deutsche Kulturrat greift gerne die schungsfreiheit. Medien spiegeln muss und denen freie, Beispiel Rechtssetzung und Grund- Gelegenheit auf, weitere Anregungen Der Deutsche Kulturrat fordert unabhängige Medien ein Forum bieten Die digitalen Techniken ermöglichen rechtecharta, Digitaler Binnenmarkt, für Regelungen im Kontext der kollek- die Mitglieder des Europäischen müssen. Die Kunstfreiheit wurde in die sekundenschnelle Weitergabe von Euro und sozialer Dialog, Wettbewerb, tiven Rechtewahrnehmung zu geben. Parlaments auf, die designierten EU- Europa mühsam erkämpft. Kunstfrei- Texten, Tönen, Filmen und Bildern. Digitale Wirtschaft und Gesellschaft, Kommissarinnen und EU-Kommissa- heit bezieht sich auf das künstlerische Dieses ist eine große Chance für den Wirtschafts- und Finanzangelegen- Wie eingangs bereits formuliert, hält der re auf die EU-Grundrechtecharta zu Schaff en und die öff entliche oder pri- Kulturbereich, da dadurch die Weiter- heiten, Beschäftigung und soziale Deutsche Kulturrat den angestrebten verpfl ichten und mit Blick auf deren vate Förderung künstlerischer Produk- gabe künstlerischer Werke gefördert Angelegenheiten, Binnenmarkt und stärkeren Wettbewerb der Verwertungs- Arbeitsprogramme die Umsetzung tionen. Der Deutsche Kulturrat fordert werden kann. Zugleich sieht der Deut- Industrie, Migration und Inneres, For- gesellschaften für nicht wegweisend. einzufordern. die Abgeordneten des Europäischen sche Kulturrat mit Sorge, dass die Pri- schung, Wissenschaft und Innovation Insbesondere mit Blick auf das eigent- Im Einzelnen fordert der Deutsche Parlaments auf, die designierten EU- vatsphäre verletzt wird, hemmungslos sowie Handel sind ebenfalls mit kul- liche Erfordernis nach one-stop-shop- Kulturrat die Mitglieder des Europäi- Kommissare zu befragen, wie sie die Daten weitergegeben und ohne Anlass tur- und medienpolitischen Fragen Lösungen in der digitalen Welt ist der schen Parlaments auf: Kunst-, Presse- und Medienfreiheit gespeichert werden. Damit werden befasst. In erster Linie ist Kultur in der Wettbewerb von Verwertungsgesell- sichern wollen und welche Maßnah- auch in der EU-Grundrechtecharta be- Lage, spezifi sche Bindungsqualitäten schaften eher hinderlich als zielführend. men sie ergreifen wollen, wenn ein schriebene Grundrechte verletzt. Der innerhalb Europas hervorzubringen . Kulturelle Vielfalt zur Besonders im Bereich der gesetzlichen Mitgliedstaat gegen die Einhaltung Deutsche Kulturrat fordert die Abge- und auf Dauer eine europäische Iden- Richtschnur kulturpolitischen Vergütungsansprüche, die in Deutsch- dieser Grundwerte verstößt. ordneten des Europäischen Parlaments tität zu ermöglichen. Der Deutsche Handelns machen land ganz überwiegend nur von Verwer- auf, die designierten EU-Kommissare Kulturrat fordert die Abgeordneten tungsgesellschaften wahrgenommen Der Erhalt, die Stärkung und die Wei- zu befragen, wie sie sich im europäi- des Europäischen Parlaments auf, . Urheber in Digitalisierungsdis- werden können, erscheint ein solcher terentwicklung der kulturellen Viel- schen und internationalen Kontext für die designierten EU-Kommissare zu kussion in den Mittelpunkt rücken Wettbewerb problematisch. Es sollte falt muss die Richtschnur kulturpo- einen starken Datenschutz einsetzen. befragen, wie sie eine integrierte deshalb zumindest sichergestellt wer- litischen Handelns auf europäischer Die Digitalisierung ist ein Epochen- Die Akzeptanz digitaler Techniken ist Kulturpolitik und die Sicherung der den, dass derartige Vergütungsansprü- und internationaler Ebene sein. Die umbruch in mannigfacher Hinsicht. eng mit der Wahrung des Datenschut- kulturellen Vielfalt in allen Ressorts che nur von Verwertungsgesellschaften Mitgliedstaaten der Europäischen Uni- Tradierte Vorstellungen über das Ver- zes verbunden. herstellen wollen. wahrgenommen werden können, die in Deutschland niedergelassen sind und damit den Regelungen des UrhWG unter der Aufsicht des Deutschen Patent- und

Markenamts unterliegen. Vorwort – M edienmacht / S. 81 – Christian Höppner: Vorwort / S. 11 – Transparenz / S. 82 Die Editorials – Gottesbezug / S. 83 Die Verpfl ichtungen aus Artikel  Ab- – Mangas / S. 13 – Sommertheater / S. 84 Unentbehrlich! – Reichtum / S. 14 – Verrat / S. 85 satz  der VG-Richtlinie sollen auch für – Exoten / S. 15 – Mythos / S. 86  – Sonnenschutz / S. 16 – Think big! / S. 87 Verwertungsgesellschaften gelten, die – Obsession Kulturpolitik / S. 17 – Exoten / S. 88 – Wettbewerb / S. 18 – Feiertag / S. 89 eine nicht-mitgliedschaftliche Rechts- Seit  Jahren erscheint Politik & Kultur, die Zeitung des Deutschen – Sinnkrise / S. 19 – Gedanken / S. 90 form haben. – Feuerwehr / S. 20 – Wunden / S. 91 Kulturrates, jeweils mit einem Editorial des Herausgebers Olaf – Mängelexemplare auf / S. 21 den Punkt– Nützlich / S. 92 Für Verwertungsgesellschaften, die – Wunderglaube / S. 22 – Wächter / S. 93 Zimmermann. Die Editorials sind eine ungewöhnliche Kommentar- – Fragen / S. 23 – Obrigkeit / S. 94 Urheber und Verleger gemeinsam ver- – Effizienz / S. 25 – Likrat / S. 95 sammlung zur jüngsten Kulturpolitik. Ein umfang reiches kultur- – Wegducken gebracht: / S. 26 Anhang treten, sollte klargestellt werden, dass – Schuld / S. 28 – Kulturpolitisches Glossar / S. 98 sie wie bisher auf der Grundlage ihrer – Ein-Euro-Digitalisierer / S. 29 – Register / S. 140 politisches Glossar ergänzt die Kommentarsammlung und macht – Schamhaftes Schweigen / S. 30 Verteilungspläne Auszahlungen an Ur- – Kakaopulver Kommentare / S. 31 und das Buch zu einem unentbehrlichen Hilfsmittel durch das – Expansion / S. 32 heber und Verlage vornehmen können. – Offenheit / S. 33 Generell sollte im Bereich der Verwer- Labyrinth der Kulturpolitik. – Wissenslücken / S. 34 – Jahresrückblick Begriffe / S. 35 von tungsgesellschaften klargestellt werden, – Leitkulturstandards / S. 36 ISBN: ----,  Seiten, € , – Spannungsverlust / S. 38 dass die durch die zuständigen Gremien – Unfair / S. 39 – Kurzgeschichte Olaf / S. 41 Zimmermann beschlossenen Verteilungspläne indivi- – Ort / S. 42 duellen Vereinbarungen zwischen Urhe- – Kultureller Takt / S. 43 – Wiedergutmachung / S. 44 bern und Verwertern vorgehen. – Kunstgeschmack / S. 45 – Aufgeräumt / S. 47 – Kunstdinge / S. 48 – Turbokinder / S. 49 Ferner sollte klargestellt werden, dass – Nörgeln / S. 50 zur Identitätsfeststellung der Rechts- – Frischzellenkur / S. 51 – Agendasetzung / S. 52 inhaber, sofern es sich um natürliche – Uneinigkeit / S. 53 Personen handelt, von Verwertungsge- – Disputationen / S. 55 Jetzt bestellen: www.kulturrat.de/shop.php– Märchenstunde / S. 56 sellschaften eine Kopie des Personalaus- – Visionen / S. 57 – Nerverei / S. 58 weises verlangt werden kann. Hierbei – Spielsucht / S. 59 – Zukunftswillen / S. 60 soll sich an den Vorschriften von §  – UngehorsUngehorsam am / S. 62S. 62 – EntfEntfremdung remdungg / S. 63 af Zimmermann und Theo Geißler Absatz  TKG orientiert werden. l KooperationsKooperationsverbotverbot / S64S 64 28 DAS LETZTE www.politikundkultur.net

Kurz-Schluss Wie ich einmal aus gegebenem Anlass verzweifelt nach einem Fluchtweg suchte

THEO GEIẞLER mermann beispielsweise wurde gemein- überwiegenden Teil der Bevölkerung von schlichter Video-Dokumentation zeitig wird – zur Entlastung der Bevöl- sam mit dem damaligen Präsidenten aber wird vom fünften Lebensjahr an der abartigen Tätigkeiten am Inter- kerung – allgemein dem Trinkwasser Wenn Sie diese Zeilen lesen – vielleicht des Deutschen Kulturrates Höppner und eine gesetzliche Mindestrente ausge- net-Pranger samt Grundversorgungs- eine unschädliche, nahezu natürliche im Russia-Internet-Free-Book – befi nde einigen tausend weiteren »Unbelehrba- lobt. Sie ist aufgesplittet in einen (be- Entzug bis eben zur Einweisung in ein empfängnishemmende Substanz zu- ich mich hoff entlich schon in Moskau ren« unmittelbar nach der sogenannten scheidenen) Grundversorgungs-Anteil Ökonomisierungs-Camp oder eben die gesetzt – zwecks Optimierung des ge- oder Odessa. Eine Sicherheits-Kopie humanistisch-marktwirtschaftlichen (meist Lebensmittel-Chips) und in eine Abschiebung mit einem Ebola-Hilfs- samtgesellschaftlichen Genpools… habe ich auf den Weg zu Wiki-Leaks Gesellschafts-Wende in Europa, Ame- Abenteuer- und Freizeit-Pauschale, die Konvoi. In dieser Nacht begann ich – nach gebracht. Man weiß ja nie – aber auch rika und Japan in die nordafrikanischen immer nur für einen Monat gilt und Unter all diesen Umständen könnte Vorbild einiger mutiger DDR-Bürger nicht, ob’s ankommt. Seit Ende  Ebola-Gebiete verfrachtet. Als Hygie- nicht übertragbar ist. So bleibt ge- ich als ehemaliger fundamentalistischer – den Tunnel zu graben, durch den – also fast schon zwei Jahre – bin ich ne-Helfer. Seither habe ich trotz allen währleistet, dass die Menschen dank Feind aller klandestiner Freihandels- ich nach Russland zu fl iehen geden- nämlich in einem Ökonomisierungs- Bemühungen nichts mehr von diesen umfassender medialer Unterhaltungs- abkommen mit meiner bescheidenen ke. Lieber Putin, bei dem funktioniert Camp von Google-Face-Tube interniert. guten alten Freunden gehört. sendungen und einer hyperschnellen Eberswalder Existenz eigentlich recht wenigstens nicht alles – als Orwells Es ist im ehemaligen Bundesbahn-Re- Ermöglicht wurde die besagte »Wen- Glasfaser-Vernetzung mithilfe von zahl- zufrieden sein. Sechs Stunden täglich Wiedergeburt im Supertower der West- paraturwerk Eberswalde angesiedelt de« bekanntlich durch diskret verhan- losen, auf individuelle Bedürfnisse zu- darf ich mich nützlich machen und fest welt-Regierung. Der Tunnel ist schon und angesichts der sonst üblichen delte Freihandelsabkommen namens geschnittenen Social-Network-Angebo- formatierte Filmchen oder hirnrissige  Meter lang, ich muss drei Kilometer Verhältnisse in solchen Einrichtungen CETA, TTIP oder TISA. Sie führten ge- ten (Partnervermittlung, Lotto-Spiele, Kommentare in diverse Web-Portale schaff en. Wir hören voneinander, spä- noch recht komfortabel. Wir haben fl ie- wissermaßen zur Selbstentmachtung Persönlichkeits-Tests) ununterbrochen kopieren. In der »Belehrungsstunde« testens wenn ich in Odessa die Weltre- ßend Kaltwasser in unseren Fünfzig- der Parlamente in den einst autono- beschäftigt sind. Das Home-Service- samt »Tagesschau« habe ich Mühe, volution starte… Mann-Unterkünften, die Verpfl egung men Staaten. Die existieren jetzt als Controlling sorgt dafür, dass möglicher- nicht offensichtlich einzuschlafen kann als ausgewogen gelten. Und ein- Kantone samt einem geringen Maß an weise auftretendes deviantes Verhalten (strafbewehrt verboten!). Aber nackte mal täglich dürfen wir sogar die »Ta- Selbstverwaltungs-Kompetenz weiter. sofort an das globale »Keep-Yourself- Mädels, die mit schriller oder sentimen- gesschau« des gemeinsamen ARD-ZDF- Bestimmen können sie noch über ört- Clean«-Zentrum übermittelt wird. taler Popmusik unterlegt irgendwelche Tagesfüll-Programmes in einer extra liche Straßenerhaltungs-Maßnahmen, Besonders strafbewehrt: Gesprächs- Börsenkurse samt akrobatischen Be- für uns aufbereiteten Version angucken. Regional-Sport und gewisse Bildungs- runden, bei denen Abhör-Mikros und wegungen präsentieren, interessieren All diese Vorzüge genieße ich wohl angebote, die sich vor allem auf Verbrei- Web-Cams verdeckt oder gestört wer- mich schon lange nicht mehr. wegen meines fortgeschrittenen Alters tung der Universalsprache Englisch zu den, das Lesen von Büchern, die nicht Aufgewacht bin ich dann doch bei und vielleicht auch wegen meiner lang- fokussieren haben. erkennbar der Unterhaltung oder der folgender Meldung: Wie bekannt lassen jährigen treuen Dienste als Embedded Natürlich gibt es eine privilegierte berufl ichen Fortbildung dienen sowie Facebook und Apple seit  Eizellen Journalist für einen auch heutzutage Schicht in den Konzernzentralen der »Zärtlichkeiten im Dunkeln« (die so ihrer besten Mitarbeiterinnen einfrie- immer noch angesehenen Ex-Minister. Global-Player, der Börsen und der welt- produzierten Filme werden nämlich zur ren, damit diese Top-Frauen länger Da hat es einige meiner einstigen Mit- weit aufgestellten Banken. Sie genießt kostengünstigen Speisung der inter- unbeschwert arbeiten können. Jetzt streiter schon viel härter erwischt: Mein Reisefreiheit und verfügt über schier nationalen Social-Media-Server benö- wurden diese Zellen erstmals extraute- Theo Geißler ist Herausgeber von geschätzter P&K-Mitherausgeber Zim- unbegrenzte Finanz-Budgets. Für den tigt). Erziehungsmaßnahmen reichen rin befruchtet und ausgebrütet. Gleich- Politik & Kultur

KURZNACHRICHTEN

Abschied gespräch mit dem ARD-Vorsit zen- Nach acht Jahren beim Deutschen den Lutz Marmor. Neben Fragen Kulturrat, davon vier Jahre als Re- zum Arbeitsmarkt Medien wurde ferentin für Öff entlichkeitsarbeit, über das Thema Kultur und Unter- hat Stefanie Ernst den Deutschen haltung gesprochen. Kulturrat Mitte September verlas- sen und ist seither Pressespreche- Initiative Stop TTIP rin beim Bundesverband Deutsche Die selbstorganisierte Europäi- Tafel. Vorstand und Geschäftsfüh- sche Bürgerinitiative »Stop TTIP« rung bedanken sich bei Frau Ernst gegen TTIP und CETA ist am für die gute und erfolgreiche Zu- .. gestartet. Schon in den sammenarbeit und wünschen ihr ersten  Stunden haben mehr als alles Gute für die verantwortungs- . Personen den Aufruf un- volle neue Aufgabe. terzeichnet. Im Bündnis mit  Organisationen kämpft der Deut- Fachausschuss sche Kulturrat dafür, dass binnen Kulturerbe gegründet eines Jahres europaweit  Millio- Am .. fand die konstituie- nen Unterschriften zum Stopp der rende Sitzung des Fachausschus- Freihandelsabkommen TTIP und ses Kulturerbe des Deutschen Kul- CETA gesammelt werden. Hier un- turrates statt. Zur Vorsitzenden terschreiben: www.stop-ttip.org/de wurde Barbara Seifen aus dem Rat für Baukultur gewählt. Fünftes Dialogforum »Kultur bildet.« Spitzentreff en mit Am ..  fi ndet das fünfte ARD-Vorsitzendem Dialogforum »Kultur bildet.« zum Am . September  trafen sich Thema »Lesen und lesen lassen… der Präsident des Deutschen Kul- Strategien gegen Analphabetis- turrates, Christian Höppner und mus« im Podewil in Berlin statt. der Geschäftsführer, Olaf Zimmer- Weitere Informationen unter www.

KARIKATUR: KLAUS STUTTMANN KLAUS KARIKATUR: mann zum regelmäßigen Jahres- kultur-bildet.de/dialogforum

IMPRESSUM

Politik & Kultur – REDAKTIONSASSISTENZ LAYOUT UND SATZ VERKAUFSSTELLEN HINWEISE Zeitung des Deutschen Kulturrates Rike Rathjens Petra Pfaff enheuser Politik & Kultur ist im Abonnement, in Politik & Kultur bemüht sich intensiv um c/o Deutscher Kulturrat e.V. ConBrio Verlagsgesellschaft mbH Bahnhofsbuchhandlungen, großen Kiosken die Nennung der Bildautoren. Nicht immer Mohrenstraße ,  Berlin ANZEIGENREDAKTION Regensburg sowie an Flughäfen erhältlich. Alle Ausgaben gelingt es uns, diese ausfi ndig zu machen. Telefon:  .    Martina Wagner können unter www.politikundkultur.net Wir freuen uns über jeden Hinweis und Fax:  .    Telefon:  .    Politik & Kultur erscheint auch als PDF geladen werden. Ebenso kann werden nicht aufgeführte Bildautoren in der www.politikundkultur.net, Fax:  .   , [email protected]  mal im Jahr. der Newsletter des Deutschen Kulturrates jeweils nächsten Ausgabe nennen. Sollte in [email protected] (– mal pro Woche) unter www.kulturrat.de Beiträgen auf das generische Femininum VERLAG ABONNEMENT abonniert werden. verzichtet worden sein, geschah dies aus HERAUSGEBER ConBrio Verlagsgesellschaft mbH  Euro pro Jahr Gründen der besseren Lesbarkeit. Olaf Zimmermann und Theo Geißler Brunnstraße ,  Regensburg (inkl. Zustellung im Inland) HAFTUNG Selbstverständlich sind immer weibliche www.conbrio.de Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte als auch männliche Gruppenangehörige REDAKTION BESTELLMÖGLICHKEIT und Fotos übernehmen wir keine Haftung. einbezogen. Olaf Zimmermann (Chefredakteur DRUCK Politik & Kultur Alle veröff entlichten Beiträge sind urhe- v.i.S.d.P), Gabriele Schulz (Stv. Freiburger Druck GmbH & Co. KG Mohrenstraße  berrechtlich geschützt. Offi zielle Stellung- FÖRDERUNG Chefredakteurin), Verena Schmidt www.freiburger-druck.de  Berlin nahmen des Deutschen Kulturrates sind als Gefördert aus Mitteln Der Beauftragten (Chefi n vom Dienst), Andrea Wenger, Telefon:  .    solche gekennzeichnet. Alle anderen Texte der Bundesregierung für Kultur und Barbara Haack, Andreas Kolb , Carolin Ries, GESTALTUNGSKONZEPT Fax:  .    geben nicht unbedingt die Meinung des Medien auf Beschluss des Deutschen Tim Schneider, Stefanie Ernst Ilja Wanka und S Design [email protected] Deutschen Kulturrates e.V. wieder. Bundestages.

Ausgabe Nr. 6 – November 2014 ISSN 2191-5792 M Mehr als Zeichen Schlüsselkompetenz Beiträge zur Denis Thouard 2 Gisela Beste & Irene Hoppe 7

kulturellen Bildung Vom Lesen zum Schreiben Lesehelfer 2.0 Stefanie Ernst im Gespräch mit Regine Möbius 3 Elisabeth Simon-Pätzold 8

Genug der Worte? Můĺţilĭnġuàļ! Sascha Schröder 4 Maria Ringler 9

Der Vorleser Eine Frage des Kanons Stefanie Ernst im Gespräch mit Rufus Beck 5 Maik Philipp 9

Wenn Alltägliches zur Qual wird Wo bleibt der Masterplan? Anke Grotlüschen 5 Birgit Dankert 10

Jugendclub vs. Leseclub Kompetenzvergleich R R Esther Dopheide & Juliane Pflugmacher 6 Anke Walzebug & Wilfried Bos 11 Zugang legen Fürsorgepflicht, Stefanie Ernst im Gespräch mit aber kein Allheilmittel K Barbara Schleihagen 6 Jürgen Jankofsky 11

5 Kurz und knapp 12

U P C 4 S Impressum 12 8 K

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Alle Kinder lernen lesen. Oder nicht? Für 7,5 Millionen funktionale Analphabeten in Deutschland sind Texte nur Buchstabensuppe. Was, wann undN wie wir lesen (lernen)? Fragen, denen »Kultur bildet.« nachgeht. Kultur bildet. Beiträge zur kulturellen Bildung | Nr. 6 – November 2014 2

Mehr als Zeichen

Was machen wir, wenn wir lesen? Ein philosophischer Lese­exkurs � Denis Thouard

ie Vorstellung, dass die Gutenberg-Ga- Zeitung, das heißt schnell, um sich von dem Gan- »Vier Monate lang hatte ich kein Buch in der Hand dass man sich dafür auf eine besondere Weise ein- laxie vorbei wäre, hat sich als einer der zen einen Begriff zu machen. Um informiert zu gehabt, und schon die bloße Vorstellung eines Bu- stellt. Wenn das Wissen ist, dann muss ich selbst zahlreichen Wahne der letzten Zeit er- werden. ches, in dem man aneinandergereihte Worte sehen wissen, wenn es ein Gedanke ist, so muss ich ihn wiesen – die Begeisterung für die Zu- Dieses Lesen hängt eng mit der Organisation konnte, Zeilen, Seiten und Blätter, eines Buches, selbst denken, eine Erdichtung, so muss ich sie Dkunft ging nicht immer mit der richtigen Einsicht des Informations-Wissens zusammen. Das Infor- aus dem man andere, neue, fremde, ablenkende nachvollziehen können. Überhaupt kann man all einher, wie diese Zukunft aussehen sollte. Statt mations-Wissen oder Wissen von Information be- Gedanken lesen, verfolgen, sich ins Hirn nehmen diese Mitwirkung, die von dem Leser erwartet ’ von der Welt der Schrift Abschied genommen zu steht nämlich darin, dass es aus einfachen Sätzen könnte, hatte etwas Berauschendes und gleichzei- wird, wenn er seinem Text ebenbürtig sein wird, haben, sind wir umzingelt von Schrift, wie das zu- besteht, die jeweils etwas Faktisches aussagen: Et- tig Betäubendes.« (Schachnovelle, Frankfurt am als Denken bezeichnen. Lesen – also ein Lesen, das vor nie der Fall war. Man spricht zwar auch von was ist geschehen, die Preise sind gestiegen, der Main, Fischer, 1974, S. 67). sich nicht mit dem schnellen Entziffern und Nüt- einer Flut der Bilder – diese Bilder werden aber König geht, der Papst reist, usw. Dabei erweist Ich unterstreiche: Ein Buch, das ist der Zugang zung genügt – ist Denken, Mitdenken. gelesen, und gehen nicht lange ohne die Sprache, sich das Lesen als eine Technik, sogar eine Über- zu anderen Gedanken, also zu den Anderen. Was in Im Gelesenen sind die anderen da, aber zugleich ohne die Schrift. lebenstechnik in einer Umwelt, wo tendenziell al- dem Buch versprochen ist, das sind »andere, neue, ist das Ich bei sich. Wie im Gespräch und wie im Bildschirmdarstellungen ersetzen allmählich les durch Schrift vermittelt wird. Die Wissensge- fremde, ablenkende Gedanken«, die man durch Gebet zugleich. In der Konzentration und in der Bücher und Papierzeitungen, aber dafür wird die sellschaft, die Rolle des Wissens von, des Wissens das Lesen entdecken kann. Der Mann, Dr. B., der Erweiterung. Das Lesen hilft jedem, weil es das Schrift nicht weniger, sondern eher vermehrt in in einer komplexen Gesellschaft macht es, dass die seit Monaten verhaftet und isoliert war, hat aber Nahe und das Ferne in Kontakt bringt. unserem Umfeld präsent. Wir lesen also ständig, Schrift, dank der Schnelligkeit ihrer Erfassbarkeit, Pech gehabt: Statt eines Buches bekommt er die Diese Struktur entfaltet unsere menschliche, aber sehr verschiedene Sachen: Halbwach am ins Zentrum rückt. 150 besten Partien des Schachspiels zu lesen – ohne kulturelle Welt. Sie behält ihren Wert unabhängig Frühstück entziffern wir halbautomatisch und wie Die Schnelligkeit: Wenn alles schneller geht, ein einziges Wort des Kommentars! Er wird dann von technologischen Änderungen, die sie betreffen ferngesteuert die Buchstaben auf der Milchflasche, tendiert das Lesen dazu, sich an diese Form des Le- noch verrückter als zuvor! können. Es lohnt sich deshalb, das Lesen zu retten. schon anders geht es mit der ersten Kenntnisnah- sens anzupassen. Man benutzt die Schrift, um Be- Willkürliche Zeichen brauchen wir, und zumal me der Zeitung, die man aber keine Zeit hat zu le- scheid zu wissen. Die passende Darstellung einer Schrift, um Zugang zu anderen zu haben – wir ken- Das Lesen retten? sen, usw. usw. Zu einem ruhigen Lesen, zum Spaß Schrift, die schnell verbraucht wird, ist nämlich nen die Gedanken der Anderen nur durch ihre Zei- oder für unser Studium kommen wir kaum, ob- auf dem Bildschirm – wie früher auf den Wachs- chen, aber auch unsere –, Gedanken lesen ist also Es ist natürlich suspekt, von einer Rettung spre- wohl wir durchgängig von Schriften, Emails, Pla- tafeln der Römer. Man braucht nicht alles auf Mar- ein täuschendes Bild, das die Einfachheit des Le- chen zu wollen. Haben wir nicht gerade seine All- katen, Schildern, Titeln usw. umgegeben sind. mor einzugravieren. sens auf die Gedanken direkt überträgt, wo das Le- gegenwärtigkeit festgestellt? Man sollte es viel- Lesen ist also nicht gleich lesen. Aber in der ei- sen nur von Zeichen gilt. leicht anders formulieren: Nicht das Lesen als sol- nen oder anderen Weise bleibt Lesen eine unse- Wenn wir eine Schrift lesen, die uns etwas zu ches gilt es zu retten, sondern die Zeit des Lesens. Inwieweit ist Lesen Denken? rer wichtigsten Tätigkeiten – obwohl es manch- sagen hat, ist es nicht so, dass wir ruhig auf die Unsere Zeit schafft viel Freizeit und öffnet damit mal schwierig ist, zwischen einem, der liest, und Wenn das meiste Lesen auf Benutzung zielt, also geistige Nahrung warten, sondern eher so, dass neue Märkte. Das Lesen kostet aber nichts oder einem, der nur zuschaut, zu unterscheiden. So seinen Zweck in einem praktischen Hinweis oder jeder Gewinn sich durch das Verstehen des Ge- wenig, was die Märkte nur ärgern kann. Es gibt entsteht die banale und anscheinend wenig phi- in der Vermittlung einer Information hat, so ist das lesenen erkämpft. Verstehen geht einerseits von tausend andere Tätigkeiten, worauf man die Auf- losophische Frage über das, was wir wohl machen, Lesen vielleicht sehr effizient – es erweitert -un selbst, ohne dass man daran denkt. Es ist unser merksamkeit des potentiellen Lesers lenken kann, wenn wir lesen. Es setzt bereits etwas Wichtiges sere Handlungsfähigkeit und ist strategisch un- Element. Wir bemerken nur die Störungen. Aber die viel rentabler sind. voraus: nämlich, dass das Lesen eine Tätigkeit ist. abdingbar. verstehen braucht auch nicht selten eine gewisse Der Kampfplatz ist heftig umkämpft. Was sich Dafür haben wir aber natürlich nicht alle Mög- Anstrengung. Es zeigt sich als nicht so leicht wie von selbst bewegt, zieht dafür das Auge auf sich. lichkeiten des Lesens ausgeschöpft. Man wird sich erhofft. Ein hoher Grad an Abstraktheit kann das Die Schrift bewegt sich nicht, und das ist ein Man- Was ist Lesen? erinnern, dass Nietzsche (Morgenröte, Vorrede) Verstehen erschweren, etwa gel. Dieser Nachteil wurde Lesen ist erst einmal, eine Schrift erkennen = als an den Philologen die Fähigkeit, langsam zu le- wenn der Leser die erste Sei- kompensiert, indem man auf Zeichen betrachten, nicht als physische Züge, als sen, gepriesen hat. Wenn das Geschriebene bleibt, te der »Ethik« Spinozas liest Man benutzt die Schrift, den Bildschirm immer öf- reine Kunst oder Arabeske. Wenn ich Zeichen als scripta manent, kann man es natürlich zweimal und meint, man könnte wei- ter bewegte Schrift zu lesen Zeichen nehme, weiß ich, dass sie für etwas an- lesen, und immer wieder, und auch sehr langsam. ter fortfahren. Natürlich geht um Bescheid zu wissen. bekommt. Der Weg von der deres da sind. Ich kann sie mit anderen Zeichen Das hat Nachteile, das hat auch Vorteile. es nicht so. Oder wenn es so Schrift zum Hirn des Lesers ersetzen. Das Auge braucht Millisekunden, um ein Wort geht, so heißt es, dass man doch zurück zu diesem wird denkbar verkürzt, indem man die Schift nur Die Schrift ist aus Zeichen gemacht. Aber es zu lesen, das heißt um zu wissen, was da war. Aber Anfang kommen muss. Die Abstraktheit ist aber darstellt, solange sie gelesen werden muss. Die gibt da noch mehr. Eine Schrift ist aus »entzif- auch beim schnellen Lesen sichert immer das Auge, ein normales Kennzeichen der Schrift überhaupt, Zukunft der bewegten Schrift geht aber weiter, so ferbaren« Zeichen gemacht. Wer liest, kann die- was gerade gelesen wurde, und antizipiert, was die von sich aus über keinen Zusammenhang ver- eine neuere Erfindung in der Branche, wenn man se Zeichen entziffern. Anders gesagt, eine Schrift noch kommt. Die Aufmerksamkeit geht in beiden fügt, der seine Entzifferung lenken könnte. sich begnügt, einzelne Wörter schnell nacheinan- kann gelesen werden. Wer über den Code verfügt, Richtungen innerhalb einer einbahnigen Bewe- Es ist dann ein Spiel, diesen Inhalt zurückzu- der aufzuzeigen. Der Leser kann sie lesen, wenn kann eine Schrift lesen, im Sinne des Lautlesens. gung. Bereits bei der Aufzählung der Wörter und gewinnen, aber dieses Spiel ist ja wohl ein Denk- der zentrale Buchstabe jeweils gefärbt ist, meist Er kann auch durch dieses Lesen zu der Einsicht in Silben spielt das Zusammennehmen, die Synthe- spiel, das heißt ohne selbst zu denken, kann man rot gefärbt. Es regnet also Wort nach Wort und der die Sprache gelangen, in welcher die Schrift steht. se, eine Rolle. Beide entgegengesetzte Operationen daran nicht teilnehmen. Jede Schrift, die ein we- Leser verbraucht sie mit einer maximalen Schnel- Er kann verstehen, was er liest. Nicht nur das Ge- werden beim Lesen gefordert. nig ernst genommen wird, also nicht sofort ver- ligkeit. Man kann dann sehr genau für jedes ge- lesene in Laute und Töne verwandeln, sondern in Die Bedeutung des Lesens wird in einer Novel- schluckt wird, braucht also – das möchte ich plau- lesene Wort den richtigen Preis zahlen (pay for bestimmte Vorstellungen. Auch das mühsamste le von Stefan Zweig zwar leicht pathetisch insze- sibel machen – unser Mitdenken. Unser Zusam- word). Diese Zuspitzung der Reduktion des Lesens Lesen erfordert so viel an Vorwissen. niert, aber im Kern richtig geschätzt, indem Zweig mendenken mit ihr, aus ihr, von ihr weg und zu macht sichtbar, wohin man steuert, wenn man den Wenn dieses Lesen routinemäßig geworden ist, auf die Wichtigkeit der Schrift als solche hinweist. ihr zurück. Unsere Selbstbestimmung. Zeitgewinn und den Gewinn überhaupt ins Zent- wenn der Leser geübt ist, kann er problemlos ent- Unsere Aufmerksamkeit braucht Stützen, um sich Lesen gibt uns Stoff zu denken, Stoff zum Mit- rum der kulturellen Entwicklung rückt. ziffern, verlauten und gleich direkt zum »Sinn« zu halten, sowie unsere Einbildungskraft, um sich denken. Unser Denken übt sich an einem anderen. Deshalb bleibt, müsste die Schule bleiben, die gelangen. Er überspringt anscheinend die Vermitt- zu entfalten. Die unscheinbaren Zeichen auf ei- Es ist einerseits sicher richtig, dass das Lesen sich Schule als der Ort, wo man diese uralte und zu- lung der Zeichen und geht direkt zu dem, was ihm ner Seite sind diese Hilfen. Der Held der Schach- auf bereits verfügbares Wissen stützt. Wenn die- gleich neue und einfache Technik des Lesens lernt. nutzt. Das ist die zweite Stufe des Lesens, die man novelle zeichnet sich dadurch aus, dass er lange ses jedoch ein Wissen oder ein Denken ist, aber aktiviert, ohne daran zu denken. So liest man die Zeit ohne Buch überleben musste, was eigentlich auch ein Werk der Einbildungskraft, so ist es un- Denis Thouard ist Philosoph und arbeitet seit meiste Schrift, die vor unseren Augen fällt, so die nicht so einfach war … Jetzt findet er endlich eins: ablässig, diesen Inhalt wiederzubekommen, ohne 2012 am Centre Georg Simmel in Paris Mehr zum Thema kulturelle Bildung finden Sie im Internet →www.kultur-bildet.de 3

Vom Lesen zum Schreiben Regine Möbius schafft viel: Als Kulturfunktionärin im Amt der Vizepräsidentin des Deutschen Kulturrates setzt sie sich ein für die Verbesserung von Rahmen- bedingungen für Kunst- und Kulturschaffende. Kulturanlässe schafft sie u. a. als Projektleiterin des Leipziger Literarischen Herbstes. Als Schriftstellerin ver- öffentlicht sie Prosa, Lyrik und Publizistik und gibt ihre Erfahrungen in Schreib­ werkstätten und Workshops weiter.

Die Eindrücke des 18. Literarischen ebenfalls las. Nicht um zu kontrollie- ale Komponente hat. Die Gruppe hat Herbstes sind noch frisch: Können ren, sondern, um sich mit mir darü- eine Altersstruktur, die von 16 Jahren Sie als Projektleiterin eine Verände­ ber zu unterhalten. Ein Ritual, das ich bis zu einem Lebensalter von 78 Jah- rung in der Lesebegeisterung fest­ sehr genossen habe. Unbewusst hat sie ren reicht und beruflich ein Spektrum stellen, wenn Sie die vergangenen wohl damit – so würde man das heute abbildet, das von Schülern, Studen- Jahre Revue passieren lassen? sehen – in meine Früherziehung in- ten über die Sekretärin, die Lehrerin, ― Der Kern Lesebegeisterter, die das vestiert. Wir werden in der Gegen- verschiedene Naturwissenschaft- Festival besuchen, ist nicht kleiner wart mit Bildern überflutet, und das ler, Schmuckgestalter, Filmemacher geworden, denn von drei Gegebenhei- Bild hat inzwischen die gleiche oder bis zum emeritierten Anatom reicht. ten konnte auch der diesjährige Leip- stärkere Aussagekraft als ein Text. Um Zwischen den einzelnen Alters- und ziger Literarische Herbst profitieren. das Lesen wieder populärer werden zu Berufsgruppen herrscht hohe Akzep- Erstens: Leipzig ist traditionell eine lassen, könnte man sich das zunutze tanz. Ihre Probleme mit Texten wer- am Buch und der Literatur interes- machen. Beispielsweise könnten Pro- den von mir, aber auch untereinander, sierte Stadt, die nicht nur ihre Buch- minente aller Genres oder die soge- ebenso sensibel behandelt wie persön- messe liebt und pflegt. Zweitens: Der nannten coolen Typen im Fernsehen liche Probleme, das heißt wir haben ARBEITSGEMEINSCHAFT Sog eines Festivals gegenüber Einzel- vorlesen. Darüber hinaus sind digitale ein Vertrauensverhältnis, in dem nicht LITERARISCHER veranstaltungen ist ein sich immer Medien eine zukunftsweisende Ergän- nur Leseempfehlungen intensiv auf- GESELLSCHAFTEN UND stärker herausbildendes Phänomen. zung in der Leseförderung. Verlage gegriffen werden. Es umschließt weite GEDENKSTÄTTEN E.V. Drittens: Von Beginn an hat der Leip- bieten inzwischen unterschiedliche Bereiche. Die Arbeitsgemeinschafts Literarischer Gesell- ziger Literarische Herbst, gegründet Formate an. Das Leseportal Antolin schaftsen und Gedenkstätten e.V. hat sich der 1991 von aktiven Vorstandsmitgliedern beispielsweise ist dafür ein herausra- Welche Bücher würden Sie als Förderung und Vernetzung von literarischen des Verbands deutscher Schriftstel- gendes Beispiel. Schnürte man beide Autorin und Leserin empfehlen, um Einrichtungen verschrieben, um die literari- ler (VS), auf literarische Begegnungen Formate in ein Paket, könnte daraus ein Gespür für die Schönheit und sche Vielfalt im Land der Dichter und ­Denker und kulturpolitische Auseinanderset- ein neuer Leseanreiz entstehen. die Vielfalt der Sprache zu erhalten? zu erhalten und ihr – auch in Zeiten neuer zungen fokussiert. Dieses Spannungs- ― Immer spielt dabei eine nicht zu un- Technologien – die nötige Anerkennung zu ver- feld, dem wir eine kontinuierliche, In Schreibwerkstätten geben Sie terschätzende Rolle das Umfeld, die schaffen. Zum jetzigen Zeitpunkt gehören der eher noch anwachsende Zuhörerschaft Jugendlichen und Erwachsenen Persönlichkeitsstruktur und voran- ALG 235 literarische Gesellschaftsen, Literatur- verdanken, hat über die Literatur und Ihre Erfahrungen im kreativen Um­ gegangene Leseerlebnisse der Person, museen und Gedenkstätten an. Seit 1993 ver- durchgeführte Podien die kritische gang mit Sprache weiter. Können der ich ein Buch empfehle. Nicht sel- gibt sie alle zwei Jahre den »Hartmut-Vogel- Auseinandersetzung mit drängenden Sie einen Unterschied in der Lese­ ten erlebe ich bei Büchern, für die ich Preis für Literaturvermittlung«, mit dem au- Problemen und Fragen der Gegen- kompetenz der Teilnehmer im Ver­ gebrannt habe und deshalb empfehle ßergewöhnliche literarische Projekte, die in wart ermöglicht. Nach wie vor zogen gleich zu vergangenen Jahrzehnten oder verschenke, dass sie ungelesen ihrer Art von besonderem Gewicht für das kul- auch in diesem Jahr bekannte deut- festmachen? im Regal verschwinden oder keines- turelle Leben in Deutschland sind und/oder sche Autoren wie Christoph Hein, Karl ― 2014 besteht die von mir geleitete falls mit der von mir empfundenen Vorbildcharakter für die Arbeitsmöglichkeiten Schlögel oder Ingo Schulze ebenso Schreibwerkstatt am Haus des Buches Emphase gelesen werden. Jedes Mal mit Literaturvermittlung befasster Einrich- wie die Ukrainerin Katja Petrows- 18 Jahre. Gleichzeitig blicke ich auf ist das für mich ebenso enttäuschend tungen haben, ausgezeichnet werden. kaja, der Franzose Camille de Toledo fast drei Jahrzehnte Erfahrung in der wie lehrreich. Also, die Antwort fällt eine erfreuliche Zahl Literaturinter- Arbeit mit Nachwuchsautoren zurück. aus besagten Gründen schwer. Sofort essierter an die Veranstaltungsorte. In Wir erleben in unserer Schreibwerk- fallen mir alle die Bücher ein, die ich einem Kammertheater war Erich Lo- statt, die offen für jeden Interessier- gern auch nennen möchte, ja müsste, ests Revolutionsstück »Ratzel speist ten ist, Begabung vorausgesetzt, wie weil sie mir nicht weniger wichtig im Falco« zu sehen. Es integrierte sich, wichtig und kritikbildend es für Lite- sind als die nun folgenden. Lesern, die wie viele der Texte, in die literarische raturinteressierte sein kann, sich im Freude am Reim haben, empfehle ich Aufarbeitung der Friedlichen Revo- Dialog untereinander und im Zwiege- Peter Rühmkorf. Sprachschönheit ist lution vor 25 Jahren, der das gesamte spräch mit mir, eigener Möglichkei- gleichfalls zu entdecken bei Paul Ce- Festival gewidmet war. ten zu versichern. Allein ist der Schritt lan, Ingeborg Bachmann oder dem in vom spielerisch Übernommenen bis Berlin lebenden Lyriker Andreas Alt- Das Buch konkurriert mit einer zum vertretbar Eigenen oft schwer zu mann, dessen Gedicht schneespuren immer größeren Zahl weiterer erkennen und deshalb kaum zu reali- mit der Zeile beginnt »die farbe des Freizeitangebote. Sind aus Ihrer sieren. Orte, an denen Schriftsteller, felsenatems ist im eiszapfen zu se- Sicht als Autorin die Freude und angehende und Schreibinteressierte hen«. Die Sprache der Bibel darf nicht BÖRSENVEREIN DES DEUT- das Interesse am Lesen noch aus­ einzeln oder in Gruppen im Schein- vergessen werden oder der schaurig SCHEN BUCHHANDELS E.V. reichend vorhanden? werferlicht der Öffentlichkeit lesen, schöne Originalton Grimm’scher Mär- Im Börsenverein sind rund 5.700 Verlage, ― Nein, muss ich so klar sagen. Diese gibt es viele. Über Entstehungspro- chen, Franz Fühmanns Essays oder Buchhandlungen und Antiquariate, Zwi- Antwort trübt natürlich nicht nur zesse, handwerkliches Können und seine Sprachspiele, Heinrich Bölls Er- schenbuchhändler und Verlagsvertreter meine Freude als Autorin, sondern ge- Methodik wird eher geschwiegen, ob- zählungen. Volker Braun empfehle organisiert. Er versteht sich als Sprach- nerell als gesellschaftliches Wesen. Um wohl das Interesse groß ist. In meinen ich immer wieder, nicht zu vergessen rohr der Buchbranche und steht Öffent- einer komplexen Welt zu begegnen, Schreibseminaren versuche ich immer Brecht’sche Dramatik oder Goethes lichkeit und Politik beratend zur Seite. Der benötigen wir auch einen komplexen wieder, über genaueres Lesen und ver- »Wilhelm Meisters Lehrjahre«, Karl Börsenverein veranstaltet die Frankfurter Zugang zu ihr und dazu gehört exis- ständigeres Kritisieren einen distan- Kraus’ Aphorismen und die großar- Buchmesse, verleiht jährlich den »Frie- tentiell als Bildungsschwerpunkt das zierteren Blick auf die eigenen Texte tigen Übersetzungen von Swetlana denspreis des Deutschen Buchhandels« so- Lesen. Lesekompetenz ist beim Niveau zu erreichen, der dann den jungen Geier, die neben Tolstoi, Bulgakow wie den »Deutschen Buchpreis« für den eines Individuums eine ausschlagge- Autorinnen und Autoren einen hand- und Solschenizyn auch Fjodor Dosto- besten deutschsprachigen Roman des Jah- bende Größe. Denn es gibt weder ei- werklich exakteren Umgang mit dem jewski übersetzte. Bei ihr wurde aus res. Weiter lobt er den bundesweiten »Vor- nen sozialen noch einen technischen eigenen Schreiben ermöglicht. Dabei »Schuld und Sühne« »Verbrechen und lesewettbewerb« aus. Er engagiert sich Fortschritt, wenn es keine Bildung spielt das Lesen von Büchern unter- Strafe«. Georg Büchner, Kafka, Hil- für das Kulturgut Buch und das Lesen, für gibt. Eine kanadische Langzeitstudie schiedlicher Genres eine fundamen- big oder Stefan Zweig rege ich an zu die Meinungsfreiheit und die kulturelle belegte, dass diejenigen mit höherer tale Rolle. Immer wieder ermuntere lesen, den flämischen Schriftsteller Vielfalt der Gesellschafts. Lesekompetenz einen erfolgreicheren ich die Teilnehmer, mehr fremde Texte Louis Paul Boon, ebenso die von Mir- Berufsweg aufzuweisen hatten. zu lesen als eigene zu schreiben. Dabei jam Pressler übersetzte Zeruya Shalev. gebe ich sowohl Leseempfehlungen, Und so könnte ich weiter und weiter In Deutschland gelten 7,5 Millionen lasse mir aber auch von den Werkstatt- empfehlen. Menschen als funktionale Analpha­ mitgliedern Bücher nennen, die ihnen beten. Ein Armutszeugnis für eines wichtig sind. In diesem Kreis spie- Regine Möbius ist Vizepräsidentin des Deut- der reichsten Länder der Erde. Wa­ len die selbstgelesenen Bücher, auch schen Kulturrates und Stellvertretende Bundes- rum versagt unser Bildungssystem wenn sie ganz unterschiedliche The- vorsitzende des Verbands deutscher Schriftssteller. bei der Vermittlung von geschriebe­ men ansprechen und sehr verschie- Das Interview führte Stefanie Ernst, bis Mitte ner Sprache? dene Welten öffnen, eine unverändert September 2014 Referentin für Öffentlichkeitsar- ― Gern erinnere ich mich noch, dass starke Rolle. Nicht zu vergessen, dass beit beim Deutschen Kulturrat. meine Mutter alle Bücher, die ich als das regelmäßig stattfindende Treffen Kind und Jugendliche zur Hand nahm, Schreib­interessierter eine stark sozi- Kultur bildet. Beiträge zur kulturellen Bildung | Nr. 6 – November 2014 4

TREFFEN JUNGER AUTOREN – BUNDESWETTBEWERB DER BERLINER FESTSPIELE Beim Treffen junger Autoren begegnen ­sich talentierte junge Autorinnen und Autoren im Alter von 11 bis 21 Jahren. Sie wurden von einer unabhängigen Jury aus den Ein- sendungen zum Wettbewerb ausgewählt. Für die Einsendungen gibt es keine the- matischen Vorgaben. Sie können aus Pro- sa, Lyrik oder Drama aller Genres bestehen und müssen selbst geschrieben sein. Eine Fachjury wählt zehn Preisträgerinnen und Preisträger aus. Teil des Treffens ist auch ein Forum für Pädagoginnen und Pädagogen sowie Leiterinnen und Leiter von Schreibwerkstätten. Der Wettbewerb wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

Genug der Worte?

Warum manche Sechstklässler zwei Millionen Worte gelesen haben und andere gerade mal ein Zehntel dessen � Sascha Schröder

esen ist eine komplexe Fähigkeit, deren sches Anregungspotenzial haben als andere Textsor- fast vollständig vermeidet und eher zähflüssig liest, Erwerb nicht selbstverständlich ist. Kin- ten. Viele Alltagsgespräche – Und? Wie war es heute kommt nur auf etwa zehn Prozent davon. Gleichzei- der brauchen pädagogische Unterstützung, in der Schule? – sind nicht sehr komplex und drehen tig kann ein Kind, das doppelt soviel liest, leicht vier um die Herausforderungen des Schrift- sich meist um bereits bekannte Dinge. Wenn es da- bis sechs Millionen Wörter in der Grundschule lesen. Lspracherwerbs erfolgreich zu meistern. Die PISA- rum geht, Neues zu lernen und unbekannten Wör- Wie bei allen exponentiell verlaufenden Wachstum- Studien haben gezeigt, dass dies nicht allen gleich tern zu begegnen, geht also kein Weg am Bücher- sprozessen machen sich kleine Unterschiede in den gut gelingt: Lesen ist der schulische Fähigkeitsbe- lesen vorbei. Auch ist klar, dass sich verschiedene Anfangszuständen schnell bemerkbar. reich, in dem sich vielleicht die größten Unterschie- Arten von Kinderbüchern hier sehr unterscheiden Es ist einfach zu sehen, dass die oben skizzierte de zwischen Schülerinnen und Schülern offenbaren können. Wachstumsdynamik erhebliche Konsequenzen hat und in dem es besonders schwierig ist, effektive För- Nun gibt es nicht nur große Unterschiede zwi- und zwar sowohl für die Fähigkeiten der Schülerin- dermaßnahmen zu implementieren. schen den Büchern, die Kinder lesen, sondern vor nen und Schüler als auch für das Handeln von Eltern Warum ist Lesen so schwierig? Erwachsene ver- allem darin, ob sie überhaupt lesen. Aber wie häu- und Lehrern. Zunächst einmal kann sich durch das gessen häufig, dass Lesen alles andere als selbstver- fig machen sie das eigentlich und wie lange? Es ist Zusammenspiel von Leseverhalten und Lesefähig- ständlich ist. Für sie ist es eine hoch automatisierte nicht einfach, das herauszubekommen. In der Schu- keit ein positiver »Engelskreis« ergeben: Menschen, Fähigkeit, die ohne große Anstrengung ausgeführt le selbst lesen Kinder kaum, zumindest nicht in der die mehr und anspruchsvollere Bücher lesen, üben wird. In der Tat können Erwachsene »nicht nicht le- Grundschule. Ein durchschnittliches Lesebuch für diese Fähigkeiten mehr und werden dadurch immer sen«, das heißt, wenn sie ein Wort sehen, lesen sie es den Deutschunterricht in der dritten Klasse hat un- besser. Leider ist jedoch der umgekehrte Fall we- unbewusst und automatisch und können seine Be- gefähr 30.000 Wörter – das ist in etwa der Umfang, sentlich häufiger: Kinder, denen das Lesen schwer- deutung nicht ignorieren, auch wenn das manch- den auch ein Band der »Drei ???«-Serie hat. Ein Buch fällt, vermeiden es, dadurch fällt es ihnen immer mal hilfreich wäre. Vielleicht haben ja Sie sich auch wie Cornelia Funkes »Tintenherz« (140.000 Wörter) schwerer und sie vermeiden es immer weiter. schon einmal von der Werbung in einer Zeitung von umfasst ungefähr so viele Wörter wie alle Schulbü- Obwohl die Leseforschung diese komplexen der Lektüre eines Artikels ablenken lassen? Das war cher der ersten bis zur vierten Klasse zusammen. Wechselbeziehungen zwischen dem, was Kinder le- jedoch nicht immer so. Auch Erwachsene mussten Es ist deshalb wahrscheinlich, dass die meis- sen und dem, was sie können, schon lange beobach- sich das Lesen einmal mühevoll Wort für Wort erar- te Lektüre in außerschulischen Situationen statt- tet, ist nicht klar, was man am besten dagegen tun beiten. Manchmal wird ihnen das klar, wenn sie in findet – oder eben auch nicht. Darüber hinaus sind kann. Sicherlich liegt die Lösung in einem Zusam- einer Fremdsprache vorlesen sollen: Wie wird das die meisten Lese-Episoden nicht in einen erziehe- menspiel unterschiedlicher Maßnahmen gleichzei- englische Wort »examine« noch einmal ausgespro- rischen Kontext eingebunden, etwa in den Unter- tig: Die Lehrkräfte in der Schule sind wichtig, ha- chen? Und wie wird »Spaghetti« geschrieben? Vor richt, sondern finden eher nebenher und selbstge- ben aber häufig nicht die Zeit, sich in jedem Ein- solchen Fragen stehen Kinder, die gerade Lesen und steuert statt. Fragt man Kinder und Jugendliche da- zelfall um das Lektüreverhalten ihrer Schülerinnen Schreiben lernen, jeden Tag! nach, wann und was sie in den letzten Tagen au- und Schüler zu kümmern. Lesepaten-Systeme sind Eines ist klar: Wie andere Dinge im Leben lernt ßerhalb der Schule gelesen haben, dann erhält man sicherlich eine gute Sache, aber es ist unklar, wie man Lesen nur dadurch, dass man es tut. Es ist des- meist einen Mittelwert von ungefähr fünf Minuten nachhaltig die Wirkung solcher eher punktuellen wegen wichtig, sich genauer anzuschauen, wel- pro Tag. Dabei gibt es aber erhebliche Unterschiede: Maßnahmen ist. Programme zur Förderung der Le- che Informationen Kinder beim Lesen aufnehmen Einige lesen gar nicht und andere dafür eine Stunde. semotivation sind ebenfalls gut und sinnvoll, aber und wie sie diese nutzen. Dabei ist zunächst einmal Kinder unterscheiden sich nicht nur darin, wie aus kognitiver Perspektive meist zu unspezifisch. festzuhalten, dass die Sprache in Büchern, die soge- häufig und wie lange sie ein Buch in die Hand neh- Gerade die schwächeren Schülerinnen und Schüler, nannte Schriftsprache, sich in verschiedener Hin- men, sondern auch darin, wie schnell und flüssig sie denen das Dekodieren einfachster Wörter noch sehr sicht von der gesprochenen darin lesen. Lesen Kinder in schwerfällt, bedürfen der gezielten Förderung und Sprache unterscheidet, die der zweiten Klasse, brau- Übung, um sie überhaupt erst in die Lage zu verset- Kinder ja bereits vor Schu- Das entspricht ungefähr chen sie für 70 Wörter, das zen, eigenständig weiterzulesen. Denn das ist das leintritt sicher beherrschen. heißt fünf bis sechs durch- Entscheidende: Statt einmal die Woche zum Leseun- Der wichtigste Unterschied dem doppelten Umfang aller schnittlich lange Sätze, un- terricht zu gehen oder, von den Eltern vorgeschrie- für das Lesen ist, dass ge- Harry-Potter-Bände. gefähr eine Minute. Ein Er- ben, die obligatorischen fünf Minuten zu Hause le- schriebene Sprache in Bü- wachsener braucht für die sen zu müssen, ist es wichtig, das »kognitive Im- chern ungleich reichhalti- gleiche Menge an Text nur munsystem« der Kinder soweit zu stärken, dass sie ger ist als unsere Alltagssprache, das heißt in ihnen ungefähr ein Viertel dieser Zeit. Auf die Dauer sum- in der Lage und willens sind, sich eigenständig mit kommen mehr neue, unbekannte Wörter vor. Ver- mieren sich solche Unterschiede zu erheblichen Dif- Büchern und Texten auseinanderzusetzen – egal ob gleicht man verschiedene sprachliche Kommunika- ferenzen: Ein Kind, das durchschnittlich lange und in altmodischer Papierform, als E-Book oder im In- tionsformen miteinander, wie zum Beispiel Gesprä- gut liest, wird am Ende der sechsten Klasse unge- ternet. che zwischen Erwachsenen und Kindern, Fernseh- fähr zwei Millionen Wörter gelesen haben. Das ent- sendungen und Kinderbücher, dann fällt auf, dass spricht ungefähr dem doppelten Umfang aller Har- Sascha Schröder ist Leiter der Max-Planck-Forschungs- (Kinder-)Bücher ein wesentlich höheres lexikali- ry-Potter-Bände. Ein Kind, das hingegen das Lesen gruppe »Reading Education and Development« (REaD) Mehr zum Thema kulturelle Bildung finden Sie im Internet →www.kultur-bildet.de 5

Der Vorleser Harald Schmidt kündigte ihn einst als erfolgreichsten Vorleser Deutschlands an. Wie aber wird man eigentlich ein guter Vorleser, Rufus Beck?

Haben Sie selbst während Ihrer Kindheit oder Jugend Hörbücher oder Kassetten gehört? Wenn Alltägliches zur Hörbücher auf Kassette oder CD gab es damals noch nicht. Manchmal, aber eher selten haben wir eine Schallplatte mit Märchen aufgelegt. Und heute? Qual wird Ob beim Joggen oder beim Autofahren, ich höre ständig Hör­ bücher. Ich bin nicht nur Vorleser, sondern vor allem auch ein Genießer. Ich lese sehr gerne, liebe es aber auch Literatur zu hören. Das eine schließt das andere nicht aus. Ganz im Formulare ausfüllen oder Papierkram Klassenarbeit auswendig hinschreiben, das genügt dann für Gegenteil, beides läuft bei mir parallel. erledigen: für Millionen unmöglich, denn das Nötigste. Auffallend wird es dann in der Berufsgrund- bildung und Berufsvorbereitung, in denen erschütternde Lesen Sie nach, was Sie zuvor gehört haben? funktionaler Analphabetismus ist trotz Schreibbeispiele offenbar weit verbreitet und den Lehrkräf- Das kommt durchaus vor. Über ein Hörbuch bin ich zum Bei- Schulbesuch keine Seltenheit. Ein Erklä- ten auch bekannt sind. spiel auf die Bücher von Stephen King aufmerksam geworden. rungsversuch. � Anke Grotlüschen Insgesamt zeigen die Daten aber auch, dass jüngere Ko- Vorher hatte ich kein Interesse, sie zu lesen, ich dachte, es horten bessere Durchschnittsleistungen erbringen als älte- handele sich um simple, amerikanische Horrorgeschichten. ie so genannte leo.-Level-One Studie bescheinigt re Kohorten. Die Frage ist natürlich, ob der Unterricht besser Erst durch das großartig gelesene Hörbuch wurde mir bewusst, Deutschland 7,5 Millionen Menschen, die nicht gut geworden ist, ob gerade die Schwächeren aufgrund längerer dass Stephen King ein sehr guter, psychologischer Autor ist. lesen und schreiben können. Das Phänomen wird als Pflichtschulzeit mehr Unterricht erhalten oder ob schlicht die Dfunktionaler Analphabetismus bezeichnet. Das bedeutet, die noch frische Schulerinnerung für gute Leistungen in Tests Gibt es eigentlich Bücher, die sich nicht zum Vorlesen eignen? Betroffenen können oder konnten durchaus ein bisschen le- wie der leo.-Studie sorgt. Bücher haben natürlich unterschiedliche Schwierigkeitsgrade. sen, allerdings nur einzelne Sätze. Sie bringen auch einen Einige neuere Tools stehen für Lehrkräfte zur Verfügung, Beim Vorlesen geht es um Klang, Inhalt und natürlich auch um Satz zu Papier, den jedoch selten fehlerfrei. Die Mehrheit ar- die spielerisch ihre Schüler und Schülerinnen mit dem leo.- Intonation. Vorlesen bedeutet immer auch interpretieren. Ein beitet, gründet eine Familie und erinnert die Schulzeit als gar Test konfrontieren möchten. Die leo.-App ist sowohl für das Buch aber, das man nicht vorlesen kann, kann man auch nicht nicht so schlecht. Telefon als auch in der Vergrößerung für Tablets (Andro- lesen. Für mich ist ein Buch wie eine Partitur. Den Inhalt dieser Betroffene verdienen sehr wenig, bekleiden aber die an- id und iOS) verfügbar und enthält auch schwierige Aufga- Komposition gilt es ernst zu nehmen und es gilt zu überlegen, aus strengendsten und langweiligsten Arbeitsplätze. Wer dann ben. Dabei mag es bereits schwierig sein, im digitalen Leben welchem Blickwinkel die Geschichte erzählt werden soll. Dabei einmal befördert werden könnte, steht vor der Herausforde- die korrekte Groß- und Kleinschreibung zu verwenden. Die ähnelt die Stimme in ihrer Funktion der einer Filmkamera mit rung, dass in der neuen Position mehr Papierarbeit zu leisten Links finden sich im leo.-Blog unterblogs.epb.uni-hamburg.de/ verschiedenen Blickwinkeln, Farben, Nahaufnahmen, Totalen ist. Wer Kinder in die Schule schickt, muss sich eingestehen, leo, die Apps sind gratis und werbefrei. Anonyme Testwerte oder Panoramaeinstellungen. Letztendlich wird ein Buch, wenn ihnen nicht helfen zu können. Wer den Lebenspartner ver- werden bei Zustimmung gern gesammelt und im Rechenzent- es laut vorgelesen wird, nicht vorgelesen, sondern erzählt oder liert oder älter wird, muss sich allein durch Steuerformula- rum der Universität Hamburg gespeichert. Solche Daten sind vorgetragen. Vortragen ist wie musizieren: Ich muss wissen, wel- re, Bankkonten, Gesundheits- und Rentenpapiere kämpfen. hilfreich für die Entwicklung neuer Testaufgaben. che Akzente ich setzen will, welche Rhythmik ich einsetze, wie Jetzt wird die geringe Kompetenz tatsächlich zum Problem. Lehrkräfte stehen in der Primarstufe vor der besonderen der Atem läuft, welche Dynamik der Text hat, welche Schnellig- Ausgeschlossen sind Betroffene vor allem von Weiterbildung. Aufgabe, allen Kindern die vollständige Beherrschung des keit – der Einsatz der Stimme beim Vortragen ähnelt dem Spielen Lediglich Staplerscheine, Gefahrgutführerscheine, Arbeitssi- Lesens und Schreibens nahe zu bringen. Aus Sicht der Er- eines Instruments. cherheitsschulungen werden besucht oder Integrationskur- wachsenenforschung wissen wir aber, dass es Kinder und se, wenn es sich um Zugewanderte handelt. auch Jugendliche gibt, die dafür nicht offen sind. Sie brau- Das klingt nach einer sehr zeitintensiven Arbeit. Ausgeschlossen sind Menschen bei funktionalem Anal- chen die Möglichkeit der zweiten Chance. Es ist dann sinn- Die einfachen Dinge sind immer kompliziert. Authentisch zu phabetismus aber vor allem von der unterhaltenden Lektü- voll, wenn vor dem Schulabgang eine umfassende Informati- sein ist kompliziert. Sonst könnte jeder Manager brillante freie re. Im ungünstigen Fall wird das rudimentär noch mögliche on über weiterführende Möglichkeiten gegeben würde. Das Reden halten, stattdessen halten sich viele an Konzepten und Lesen umgangen, vermieden und zunehmend verlernt. So kann vom Alfa-Telefon über die regionale Bildungsberatung geschriebenen Sätzen fest. Beim Vorlesen, beim Vortragen geht werden Schriftstücke aller Art vom Arbeitsvertrag bis zum bis hin zur Kenntnis des Portals »ich-will-lernen.de« reichen. es also in erster Linie um Authentizität. Um Echtsein. Die Ge- Fitnessstudio-, Telefon- und Mietvertrag in solchen Fällen Die Erwachsenenbildung wiederum unterliegt weitgehend schichte muss der Vortragende an sich ranholen. Meine Stimme nicht mehr gelesen, sondern geradezu blanko unterzeich- dem Prinzip der Freiwilligkeit, muss also zum Lernen mo- ist Mittel zur Interpretation und ich muss genau wissen, wie ich net. Zudem fehlt die Nutzung der Schrift für die Organisati- tivieren und ihre Angebote bekanntmachen. Hält man sich sie einsetze. Natürlich könnte man auch improvisieren, aber on des eigenen Daseins, denn das durch die Schrift erleich- aber die internationalen Daten vor Augen (Programme for das ist sehr schwer. Für sich selbst lesen bedeutet, sich selbst eine terte Ordnen der Welt in Abschnitte, in Listen und Kalender- the Assessment of Adult Competences – PIAAC 2012), wird Geschichte zu vergegenwärtigen. Lesen und Vorlesen sind zwei wochen, in Vorher und Nachher, ist für Betroffene erschwert. von zwanzig Prozent dieser Zielgruppe als Motiv für die Teil- ganz unterschiedliche Dinge. Auch die schrifttypische Erleichterung beim kritischen Hin- nahme an der Erwachsenenbildung angegeben, man sei dazu terfragen von Zusammenhängen geht verloren. Im gedruck- verpflichtet worden. Ungeübteren Vorlesern fällt es mitunter schwer, ten Wort ist es durchaus möglich, immanente Widersprüche Vertiefende Analysen in Hamburg zeigen derzeit, wie das vor lauter Konzentration auf das Vortragen auf den einer Argumentation durch Zurückblättern und Nachsehen persönliche und professionelle Umfeld an der Stabilisierung Inhalt zu achten. Wer kennt das nicht, man liest aufzuspüren. Im gesprochenen Wort muss man schon sehr des funktionalen Analphabetismus beteiligt ist. Zu oft wird einem Kind vor und merkt am Ende der Geschichte, genau achtgeben. Alle diese – einst so- den Betroffenen stillschweigend alles dass man selbst wenig mitgenommen hat. ziologisch heftig umstrittenen und als abgenommen, was sie vermeintlich Das kann passieren, heißt aber nicht unbedingt, dass das Vorlesen schwache Literalitätsthese inzwischen Sie brauchen die Möglichkeit nicht mehr selbst bewerkstelligen kön- schlecht war. Letztendlich wurde erfolgreich vorgelesen, wenn doch anerkannten Argumente – zeigen, nen. Gleichzeitig zeigen sich aber auch der Zuhörer zugehört hat. Wenn man seinen Zuhörer verliert, hat dass Schrift nicht nur dazu da ist, die der zweiten Chance. Erwachsene, die ihre betroffenen Kol- man schlecht vorgelesen. Zeitung zu lesen. Sie strukturiert un- legen oder Freunde auffordern, ihren sere Welt, unser Verständnis von Argumentation, Kritik, Ur- Schriftverkehr erst einmal selbst zu verfassen und die dann In Deutschland engagieren sich immer mehr Menschen heberschaft und Intellektualität. Nicht nur das individuel- korrigieren und Rückmeldung geben, sodass die Betroffenen als Vorlesepaten. Vielleicht haben Sie ein oder zwei le Denken wird durch Schrift beeinflusst, auch Gesellschaf- ihre Selbständigkeit erhalten und ausbauen können. Tipps für Laienvorleser, wie es gelingt, eine Geschichte ten als Ganze. Buchführung und Kredit, kodifiziertes Recht Neue Fragen entstehen entlang der wesentlichen Kompe- spannend rüberzubringen. und Festsetzung der Massen als gemeldete Einwohner erfor- tenzdomänen im Erwachsenenalter. Wenn es um die Litera- Wichtig ist, die eigene Haltung zum Vorgelesenen zu überprüfen. dern Schrift. Eine kapitalistische, auf Eigentum und Handel, lität so schlecht bestellt ist, wie steht es um kulturelle Grund- Die eigene Haltung ist zentral für den Vorleser. Ebenso wichtig ist, auf Staat und Recht sowie Buchreligionen gegründete Gesell- bildung, um Demokratiefähigkeit, um finanzielle Grundbil- dass man Freude beim Vorlesen hat. Die Stimme sollte ein wenig schaft bedarf der Schrift. dung oder auch um Gesundheitsbildung? Hier sind die Theo- trainiert werden. Am besten, man probiert es zuhause einfach aus Die Annahme, Lehrkräfte der allgemeinbildenden Schu- rieentwicklung, die Erhebungsverfahren und Interpretation und schaut, wie die Zuhörer reagieren. Es ist hilfreich nachzu­ len seien an allem schuld, kann aus dem Datenmaterial nicht der Aussagen sehr unterschiedlich ausgeprägt. Wichtig er- fragen, ob die Zuhörer alles verstanden haben und wenn nicht, bestätigt werden. Die Mehrheit der Betroffenen erinnert die scheint aber vor allem, nicht auf das individualistische Denk- woran das gelegen haben könnte. Trial and error, bis das Ergebnis eigene Schulzeit als eher durchschnittlich, sozial ganz an- muster des »blaming the victim« zu verfallen, bei dem so- stimmt. genehm, nur wenige bestätigen häufigen Schulabsentismus zial und kulturell ausgeschlossenen Bevölkerungsgruppen oder waren längerfristig erkrankt. Das ist vermutlich auch auch noch die Alleinschuld für ihre Lage zugeschrieben wird. Rufus Beck ist Schauspieler sowie Hörbuch- und Synchronsprecher. das Kernproblem für die Lehrkräfte: Diese Schülerinnen und Das Interview führte Stefanie Ernst, bis Mitte September 2014 Referentin Schüler sind möglicherweise relativ unauffällig. Manche kön- Anke Grotlüschen ist Professorin für Lebenslanges Lernen für Öffentlichkeitsarbeit beim Deutschen Kulturrat. nen von der Tafel abmalen, können die Schlüsselwörter der an der Universität Hamburg Kultur bildet. Beiträge zur kulturellen Bildung | Nr. 6 – November 2014 6

Zugang legen Auch im Zeitalter der Neuen Medien ist die Bibliothek zentraler Ort der Leseförderung. Barbara Schleihagen sagt uns weshalb.

Welche zielgruppenspezifischen Ange­ tration nachlassen. Daher ist es wichtig, bote bieten Bibliotheken ihren Nutzern nicht an einem engen Begriff der »Lesekom- im Bereich der Leseförderung an? petenz« festzuhalten, sondern vielmehr das ― Für Kinder und Jugendliche haben Biblio- Verstehen von Texten oder Bildern in den theken besonders viele Angebote. Sie setzen Blick zu nehmen. Schwerpunkt der Lese- dabei auf einen spielerischen Ansatz, der förderung sollte es daher sein, das Sinner- die Lesefähigkeit fast nebenbei verbessert. schließen und Sinnverstehen zu fördern. Eingesetzt werden dabei unterschiedliche Dabei ist es hilfreich, Kinder und Jugendli- Medien und Methoden wie z. B. für die Klei- che nicht nur durch angeleitetes Lesen zu nen (digitale) Bilderbuchkinos, »Wimmel- fördern, sondern auch das ganz alltägliche, bilder« mit vielen Figuren zum Entdecken, informelle Lesen mit elektronischen Gerä- Audio-Digital-Stifte, die Texte zum Klingen ten stärker in ihr Bewusstsein zu rücken. bringen (sog. Ting- oder Tiptoi-Bücher), Internet, Social Media-Anwendungen oder oder Vorlesestunden. Etwas größere Kinder Lese-Apps ermöglichen es ihnen, sich de- Jugendclub lieben Lesenächte mit Übernachtung in der ren Inhalte eigenständig und im eigenen Bibliothek, sie erkunden in der Bibliothek Tempo zu erschließen. Leseförderung muss kindorientierte Internetportale, erleben vor allem die Förderung von Lesefreude vs. Leseclub lebendige Autorenlesungen oder sind bei und Leseinteressen in den Mittelpunkt stel- kreativen Schreibworkshops aktiv. In den len. Digitale Medien faszinieren nicht nur Leseclubs arbeiten jugendliche Lesescouts Kinder und Jugendliche, sie fesseln ihre oder Lesementoren zusammen und bieten Aufmerksamkeit und können so ganz wun- Lesesommerangebote an. Viele Bibliotheken derbar dazu anregen, sich auf die anfäng- Kann man dem pubertären »Leseknick« heutzutage mit Leseclubs gewinnen gezielt Männer als Vorlesepaten, lichen Mühen des Lesens einzulassen und entgegenwirken? � Esther Dopheide & Juliane Pflugmacher um ein positives Rollenbild speziell für Jun- sich neue Welten zu erschließen. gen anzubieten. Digitale Lesemedien spie- e älter Kinder und Jugendliche werden, desto Als Königsweg in der außerschulischen Leseförde- len eine immer wichtigere Rolle. So kann Bei über sieben Millionen funktionalen größer empfinden sie oft den Leistungs- und rung gilt eine Mischung aus dezidierten Leseprojek- man z. B. vom Buch ausgehend digitale Me- Analphabeten stellt sich die Frage, ob Notendruck in der Schule. Bei einigen von ih- ten und Angeboten, die auf das Lesen »über Umwe- dien einsetzen und nach dem gemeinsamen außerschulische Leseförderung über­ nen besteht das Risiko, dass sie auch Lesen mit gen« setzen, das heißt bei denen das Lesen nur ein Ne- Lesen die Webseiten beliebter Kinder- und haupt ansatzweise auffangen kann, was J Schule, Noten und Zwang verbinden und so die beneffekt einer bestimmten Aktivität ist. Ein gelun- Jugendbücher besuchen oder gelesene Ge- das Elternhaus und die Schule nicht ge­ Lust am Lesen verlieren. Aus diesem Grund spricht er- genes Beispiel hierfür ist der innovative Ansatz der schichten durch Fotostories mit dem Handy leistet haben. folgreiche Leseförderung, die in erster Linie die Be- Stiftung Lesen, durch die Verbindung von Lesen und oder dem Tablet-PC kreativ weiter entwi- ― Wir wissen aus der letzten PISA-Studie, geisterung für das Lesen weckt und befördert, Heran- Bewegung eine vorhandene Begeisterung für Sport ckeln. Auch kommen verstärkt Bücher-Apps dass neben 7,5 Millionen funktionalen Anal- wachsende auch außerhalb des Schulunterrichts an für die Leseförderung zu nutzen. Diese zunächst un- zum Einsatz, bei denen Kinder und Jugend- phabeten auch 14,5 Prozent der 15-Jährigen und bezieht ihre Lebenswelten mit ein. Vor allem für gewöhnliche Verbindung ermöglicht es den Kindern liche die Geschichte aktiv durch das Lösen in Deutschland Schwierigkeiten beim Lesen Kinder und Jugendliche, denen das Lesen schwer fällt und Jugendlichen, sich mit ihren jeweiligen Fähigkei- von Aufgaben mit entwickeln. Für Men- und Schreiben haben, ähnlich stellt sich die oder die dem Lesen eher distanziert gegenüber stehen, ten einzubringen und den vermeintlichen Gegensatz schen mit Leseschwierigkeiten oder solchen, Situation für die Grundschüler der vierten ist dieser Ansatz ein wichtiger Schritt, um nachhalti- von »Bücherwurm« und »Sportskanone« aufzuhe- die die deutsche Sprache nicht gut beherr- Klasse dar. Unter den Kindern und Jugend- ge Lesefreude zu vermitteln. ben. Aus diesem Grund werden in den Lese- und Be- schen, halten Bibliotheken Medienangebote lichen wachsen somit kontinuierlich neue Die dringende Notwendigkeit, auch außerhalb der wegungsparcours, die die Stiftung Lesen entwickelt in Leichter Sprache bereit. Generationen potenzieller funktionaler An- Schule neue und niedrigschwellige Zugänge zum Le- hat, die beiden Bereiche nicht in »hier Leseecke – dort alphabeten heran. Dieser Herausforderung sen zu schaffen, zeigen die Zahlen aus den aktuel- Dribbelparcours« getrennt; vielmehr verschmelzen Erschwert die Digitalisierung die Lese­ können wir nur begegnen, wenn Leseförde- len Bildungsstudien: Rund 14 Prozent der 15-Jähri- Lesen und Bewegung. In der Fußball-Bundesliga-Sai- förderung oder liefert sie vielleicht sogar rung in Schulen, Elternhäusern und in au- gen haben Schwierigkeiten beim Lesen und Schrei- son 2013/2014 kam dieses Konzept bei einer Koopera- neue Möglichkeiten der Vermittlung? ßerschulischen Einrichtungen stattfindet. ben (PISA-Studie­ 2012); auch in der Grundschule er- tion mit der Deutschen Fußball Liga und der Bundes- ― Grundsätzlich bieten digitale Medien viel reichen 15,4 Prozent der Schülerinnen und Schüler liga-Stiftung bereits erfolgreich zum Tragen: Alle 32 Potenzial, das Lesen zu fördern. Aktuelle Worin liegen die größten Unterschiede kein ausreichendes Leistungsniveau im Lesen (IG- Bundesliga-Vereine mit Kids-Club einigten sich auf Studien zeigen das vielfältige Mediennut- in der Leseförderung in Bibliotheken LU-Studie 2011). Dies hat weitreichende Folgen für das Saisonthema »Lesen«, bei dem die Stiftung Le- zungsverhalten von Kindern und Jugend- heute, verglichen mit den letzten 20 Jah­ Wirtschaft und Gesellschaft: Knapp sechs Prozent sen mit verschiedenen Aktionen die Kinder zum Le- lichen. Drei Viertel der 6- bis 13-Jährigen ren, und wie kann es gelingen, die zu­ der Schulabgänger erreichten 2013 laut aktuellem sen bewegte. nutzen regelmäßig gedruckte Bücher und künftigen Generationen für das Lesen Bildungsbericht keinen Abschluss, viele Lehrstellen Beispiele wie diese zeigen: Ob in der Bibliothek Zeitschriften und 80 Prozent haben Erfah- zu begeistern? bleiben auf Grund mangelnder Ausbildungsfähigkeit oder auf dem Bolzplatz – Leseförderung ist überall. rung mit Computern. Jeder Zugang zum ― Die Vermittlung von Lesekompetenz war unbesetzt – mit entsprechenden negativen Auswir- Dies gilt nicht nur für den Ort, sondern auch für die Lesen sollte also genutzt werden. Daher schon immer eine Kernaufgabe von öffent- kungen für den Wirtschaftsstandort und die sozialen Lese-Medien. Zeitgemäße Leseförderung, gerade auch werden vor allem die Menschen, die Lesen lichen Bibliotheken. Mit den heutigen Er- Sicherungssysteme in Deutschland. Dies zeigt, dass im außerschulischen Bereich, nutzt multimedial in wenig attraktiv finden, am besten über die kenntnissen setzen Bibliotheken jedoch die komplexen Herausforderungen für die Leseför- Enhanced E-Books, Apps, interaktiven Websites und digitalen Medien, die sie selbst stark nut- schon viel früher mit ihren Angeboten zur derung nicht allein im Schulunterricht gelöst werden Konsolenspielen erzählte Geschichten, um Jugendli- zen – Smartphone, Videospiele und Social Sprach- und Leseförderung ein. Bibliothe- können: Lesen muss integrativer Bestandteil des ge- che zur Auseinandersetzung mit Texten zu animieren Media –, zum Lesen animiert. Der Deutsche ken arbeiten dabei verstärkt mit anderen samten Lebens sein. und ihnen zu zeigen, was sie spielerisch machen: Sie Bibliotheksverband unterstützt die Biblio- Einrichtungen wie Kindergärten, Schu- Leseförderung in non-formalen, informellen Bil- lesen! So helfen digitale Angebote dabei, Zugänge zum theken mit dem vom Bundesministerium len und offenen Einrichtungen der Kinder- dungssettings orientiert sich an den Medien- und Lesen zu öffnen. Die »Spieletester AG«, die der Fach- für Bildung und Forschung (BMBF) geför- und Jugendarbeit zusammen, um gerade Themeninteressen der Kinder und Jugendlichen und bereich Jugend und Bildung der Stadt Gütersloh im derten Projekt »Lesen macht stark. Lesen die bildungsfernen Kinder und Jugendliche stellt die Lesefreude in den Mittelpunkt. Hier setzt und digitale Medien« dabei, diese digitalen aktiver ansprechen zu können. Allerdings das Projekt »Leseclubs – mit Freu(n)den lesen« der Einsatzmöglichkeiten für Kinder und Ju- werden neue Geräte verstärkt auf Sprach- Stiftung Lesen an. Seit 2013 richtet sie im Rahmen Ob in der Bibliothek oder gendliche zu erkunden. Dabei kooperieren steuerung statt auf das Lesen und Schreiben des Programms »Kultur macht stark. Bündnisse für auf dem Bolzplatz – Bibliotheken mit Kindergärten, Schulen und setzen. Aber auch crossmediales Lesen oder Bildung« des Bundesministeriums für Bildung und Einrichtungen der offenen Kinder- und Ju- komplexe Computerspiele, die ebenfalls ih- Forschung Leseclubs für Kinder und Jugendliche zwi- Leseförderung ist überall. gendarbeit, um so aktiv auf diejenigen zuzu- ren Platz in Bibliotheken haben, erfordern schen sechs und zwölf Jahren ein. Grundgedanke ist gehen, die den Weg in die Bibliothek von sich eine hohe Lesekompetenz. Bei der Fülle es, in ungezwungener Atmosphäre gemeinsam mit Rahmen der Initiative »Lesespaß« von Bertelsmann, aus nicht finden. Diese Gruppe wird durch von Informationen wird es immer wichti- Gleichaltrigen verschiedene Lesemedien zu entde- Stiftung Lesen und Goethe-Institut anbietet, macht den Einsatz digitaler Medien und durch Nut- ger, daraus die für die eigenen Bedürfnisse cken und sich kreativ mit ihnen auseinanderzusetzen. sich dieses Potenzial zunutze, indem sie Kinder dazu zung von Medieninhalten aus ihren Lebens- wichtigen zu filtern und zu bewerten, um Die regelmäßige Teilnahme an Leseclubs wirkt nach- einlädt, sich aktiv mit Konsolenspielen auseinander- welten zum Mitmachen motiviert. sich Wissen zu erarbeiten. Zur Entwick- weislich dem pubertären »Leseknick« entgegen und zusetzen und diese in einem kurzen Text zu bewerten. lung dieser Informationskompetenz sind schafft nachhaltig einen positiven Bezug zum Lesen. Dieses Angebot fördert nicht nur sprachliche und so- Das Buch, ob als Printprodukt oder aber auch Grundkenntnisse im Lesen und Auf die Vermittlung von Lesefreude durch die Be- ziale Kompetenzen, sondern gleichzeitig einen kriti- als E-Book, steht heutzutage in einer in der Nutzung digitaler Medien notwendig. rücksichtigung individueller Leseinteressen zielt bei- schen und bewussten Umgang mit digitalen Medien. enormen Konkurrenzsituation zu Die Vermittlung von digitaler Lesekompe- spielsweise der Julius-Club der VGH-Stiftung und der Im außerschulischen Bereich, in dem keine Lehr- anderen Medien. Besteht die Gefahr, tenz gehört daher ebenfalls zu den zentralen Büchereizentrale Niedersachsen ab. Er wird bereits pläne den Rahmen vorgeben und keine vorab festge- dass Lesekompetenzen im Zeitalter Aufgaben einer Bibliothek. Mit kreativen seit 2007 als Sommerferienprogramm von Öffentli- legten Lernziele erreicht werden müssen, sollte Lese- der Digitalisierung eher abnehmen als Angeboten, durch eine Vielfalt an unter- chen Bibliotheken in Niedersachsen und mit Unter- förderung auch Wege gehen, die auf den ersten Blick dass sie weiter ausgebaut werden? schiedlichen Medien und in einem breiten stützung des Landes sowie der Akademie für Lese- ungewöhnlich scheinen. Nur so können wir auch die ― Gerade im digitalen Zeitalter ist und Bündnis mit anderen Einrichtungen wird förderung Niedersachsen durchgeführt. Kinder zwi- Kinder und Jugendlichen für das Lesen begeistern, die bleibt das Lesen die grundlegende Schlüs- die Bibliothek auch zukünftige Generatio- schen elf und 14 Jahren können aus 100 Buchtiteln dies auf den ersten Blick »uncool« finden – und bei selfertigkeit, ohne die eine kompetente nen für das Lesen begeistern. ihre Favoriten ausleihen und erhalten für mindestens ihnen so die notwendige Grundlage für Bildung, Er- Nutzung anderer Medien gar nicht möglich zwei gelesene und bewertete Bücher das Julius-Dip- folg in der Schule und den weiteren (beruflichen) Le- ist. Jedoch erfordert das Lesen mit unter- Barbara Schleihagen ist stellvertretende lom. Begleitet wird der Club mit vielseitigen Veran- bensweg legen. schiedlichen Medien auch unterschiedli- Vorsitzende der Stiftsung Lesen und Geschäftssführerin staltungen und Workshops. Das Lesen wird so ergän- che Fähigkeiten. So fördert das Lesen von des Deutschen Bibliotheksverbands. Das Interview zend zu schulischen Angeboten in einen spielerischen Esther Dopheide ist Pressesprecherin der Stiftsung Lesen elektronischen Texten zwar einerseits Fä- führte Stefanie Ernst, bis Mitte September 2014 Kontext gesetzt und auch für leseferne Kinder und Ju- Juliane Pflugmacher ist Trainee für Öffentlichkeits- higkeiten wie selektives Lesen, durch viele Referentin für Öffentlichkeitsarbeit beim Deutschen gendliche attraktiver. arbeit bei der Stiftsung Lesen Hyperlinks kann aber schnell die Konzen- Kulturrat. Mehr zum Thema kulturelle Bildung finden Sie im Internet →www.kultur-bildet.de 7

* Das »Lesecurriculum« beruht auf drei Säulen. Schulen finden hier Informationen, Anregungen, Ideen, Konzepte, Kopiervor- lagen und Materialien für alle Bereiche der schulischen Leseförderung, um so das zu ihrer speziellen Schulsituation passende schulinterne Lesecurriculum entwickeln zu können (www.bildungsserver.berlin- brandenburg.de/lesecurriculum.html). Schlüsselkompetenz Lesen ist der Schlüssel zur Welt, denn fachliches Lernen ist sprachliches Lernen. Fast nichts ist wichtiger von all dem, was Schule ihren Schülern mit auf den Lebensweg geben kann. � Gisela Beste & Irene Hoppe

och welchen Weg geht eine Schule idealerweise, da- tigung von Leseinteressen und das Praktizieren einer vielsei- mit jeder Schüler im Rahmen seiner Lesekompetenz tigen gesamtschulischen Lesekultur. Der Schule war und ist bestmöglich gefördert und immer wieder neu her- wichtig, dass ihre Schülerinnen und Schüler, die zum großen Dausgefordert wird? In Berlin und Brandenburg bietet der Bil- Teil einen Migrationshintergrund haben und aus eher bil- dungsserver mit seinem »Lesecurriculum« Orientierung für dungsunerfahrenen Familien stammen, durch zahlreiche Ak- eine systematische schulische Leseförderung*. tivitäten Freude am Lesen gewinnen und ein positives Selbst- Die Säule »Lesen im Unterricht« steht für unterrichtliche konzept von sich als Leser entwickeln. Unterstützung bei der Maßnahmen in der Leseförderung. Hier nimmt der Deutsch- sehr erfolgreichen Umsetzung bekam die Schule von Beginn unterricht eine zentrale Rolle ein: Er fördert Kompetenzen in an durch Kooperationspartner wie z. B. Lesepaten. den Bereichen des basalen Leseverstehens vor allem auf der Individuelle Lernstandsanalysen und Vergleichsarbeiten Wort- und Satzebene, der Lesestrategien, der persönlichen zeigten jedoch immer wieder auf, dass verstärkt auch Maß- Leseprozesse und der vertieften Texterschließung – unter Be- nahmen zur Ausbildung von Leseflüssigkeit gerade in den rücksichtigung der individuellen Leseinteressen der Schüler. unteren Jahrgangsstufen und zum Umgang mit Lesestrate- Die systematische Entwicklung der Lesekompetenz braucht gien in allen Fächern in den höheren Jahrgangsstufen ergrif- jedoch die Beteiligung aller Fächer, um fachspezifische Le- fen werden sollten. Durch schulinterne Fortbildungen konn- sekompetenzen in der Auseinandersetzung mit Sachtexten te die Schule hierfür effektivere Maßnahmen kennen lernen, auszubilden. auf ihre spezielle Schulsituation anpassen und anwenden. Die Säule »Lesen in der Schule« verdeutlicht, dass eine Vor allem auch das Lesen im Tandem (paired reading) und systematische schulische Leseförderung über den Unter- Lautlesetrainings, modelliert durch einen versierten Leser/in, richt hinausgeht und durch lesekulturelle Aktivitäten, die haben sich zur Förderung von Leseflüssigkeit sehr bewährt. auch den Ganztagsbereich einbeziehen, auf be- Fortschritte der Lesekompetenzentwicklung lassen sich an reichernde Weise ergänzt wird. So wird das Le- den VERA-Ergebnissen der bundesweiten Vergleichsarbei- Das Instrument trägt sen für die ganze Schule oder einzelne Jahrgangs- ten in der dritten Klasse ablesen. bereiche zum sozialen Ereignis. Viele Maßnah- Im Sekundarbereich haben Schulen gute Erfahrungen mit der Tatsache Rechnung, men haben die für die Entwicklung der Lese- dem Schwerpunkt »Lesestrategien« gesammelt. Das LISUM dass fachliches Lernen kompetenz bedeutsame Lesemotivation im Blick: hat gemeinsam mit der Universität Potsdam und dem Thü- z. B. Aufgaben zur visuellen, medialen oder sze- ringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung auf die Verarbeitung nischen Gestaltung von Textpassagen unter ei- und Medien (ThILLM) das Set »LeseNavigator« entwickelt nem ausgewählten Aspekt wie spannendste Stelle, und im Kontext des KMK-Projekts »ProLesen« in Branden- textueller Informationen Figurenkonstellation oder Textausstellungen zu burger Ober- und Gesamtschulen implementiert, um vor al- angewiesen ist. einem Thema wie z. B. Witze, Essen. Außerdem lem das Lesen in allen Fächern der Schule zu fördern. Der sind die Eltern wichtige Partner der Leseförde- »LeseNavigator« leitet die Schüler durch den Text: Er fordert rung: z. B. wenn sie gemeinsam mit ihren Kindern zur Aktivierung von Vorwissen als Verstehensressource vor in ein Zeitungsprojekt eingebunden werden, Kinder-Eltern- dem Lesen auf, gibt Hinweise zur Überwindung von Verste- Lesefeste mitgestalten oder Texte zum Wohnort erkunden. hensbarrieren während des Lesens sowie zur Verarbeitung STIFTUNG LESEN Die Säule »Kooperationen« zeigt, dass die schulische Lese- des Gelesenen in Stichpunkten und Grafiken nach dem Lesen. Zweck der Stiftsung Lesen ist die Förderung förderung auch ihre Grenzen hat und unbedingt Unterstützer Das Instrument trägt der Tatsache Rechnung, dass fachliches von Buch, Zeitschrifts und Zeitung in allen aus dem außerunterrichtlichen Raum braucht. In allen Bun- Lernen, z. B. über den Bau der Nervenzelle im Biologieunter- Bevölkerungskreisen sowie die Pflege und Er- desländern gibt es verschiedene Angebote von Einrichtungen richt, auf die Verarbeitung textueller Informationen angewie- haltung einer zeitgemäßen Lese- und Sprach- und Institutionen, die die Schulen bei der Leseförderung un- sen ist: seien sie in kontinuierlichen, seien sie in diskontinu- kultur, nicht zuletzt in den neuen Medien. terstützen. Sie bringen Menschen in die Schulen – z. B. Lese- ierlichen Materialien enthalten. Die Stiftsung Lesen ist eine operative Stiftsung. paten, Autoren, und Literaturvermittler – oder stellen Ma- Alle Schulen, die mit dem »LeseNavigator« gearbeitet ha- Seit 1988 entwickelt sie zahlreiche Projekte, terialien zur Verfügung. Auch die Beteiligung von Polizei – ben, haben eine intensivierte Auseinandersetzung der Lehr- um das Lesen in der Medienkultur zu stärken. beispielsweise in einem Krimi-Projekt – oder der Feuerwehr kräfte, die nicht aus dem Deutsch-Bereich kamen, zurückge- Dazu zählen Projekte wie »Lesescouts«, kann gerade Jungen aus der Reserve gegenüber Büchern und meldet und einen veränderten Blick auf das Lesen als Voraus- »Leseclubs – mit Freu(n)den lesen«, »Alle Lesen locken. setzung für Lernen. Kinder dieser Welt«, »Mein Papa liest vor!«, Zahlreiche Grund- und weiterführende Schulen in Berlin Der nachhaltige Erfolg der schulischen Bemühungen so- der »Deutsche Lesepreis« und der »Bundes- und Brandenburg betreiben systematische Leseförderung auf wohl im Bereich der Grundschule wie auch der Sekundarstu- weite Vorlesetag«. Dabei versteht sich die der Grundlage dieses Drei-Säulen-Modells. Ein Beispiel hier- fe wird davon mitbestimmt sein, wie konsequent die Maß- Stiftsung Lesen als Plattform für die Ver­ für ist die Berliner Allegro-Grundschule, die mitten in einem nahmen zwischen allen Beteiligten abgestimmt, in gegensei- bindung von Wirtschaftssunternehmen mit sozialen Brennpunkt liegt. Schon seit Jahren hat sie im Rah- tigem Erfahrungsaustausch praktiziert und deren Ertrag in modernen Formen der Leseförderung. men ihrer Profilbildung als »lesende Schule« ein schulinter- Abständen evaluiert wird. Das gilt für die Abstimmung zwi- nes Curriculum entwickelt, das die Handlungsfelder des Drei- schen Deutsch- und Fachlehrkräften wie für die Verständi- Säulen-Modells mit konkreten Maßnahmen gefüllt und für gung zwischen Lehrkräften und Erziehern. die Arbeit der Pädagogen verbindlich gemacht hat. Von Anfang an wurden Maßnahmen in allen Bereichen Gisela Beste ist Stellvertretende Direktorin des LISUM sowie Leiterin formuliert und auch umgesetzt. Den ersten Fokus setzte die der Abteilung Unterrichtsentwicklung Sek. I/II und E-Learning Schule jedoch bewusst auf die Entwicklung und Berücksich- Irene Hoppe ist Referentin für die Schulanfangsphase im LISUM Kultur bildet. Beiträge zur kulturellen Bildung | Nr. 6 – November 2014 8

LESEHELFER 2.0

Die Digitalisierung macht auch vor der Leseförderung keinen Halt. Dabei kann der Einsatz des Computers zur Leseförderung hoch motivierend sein. � Elisabeth Simon-Pätzold

Die Begriffe Lesekompetenz und Leseförderung erleben in unseren Ta- te sind aufwendig und qualitativ hochwertig illustriert. Die Themen gen eine eigenartige Flüchtigkeit. Wenn man sich nur ein wenig mit sind sorgfältig ausgewählt, im Hinblick auf die Herkunft der Kinder der medialen Entwicklung und den dazu prognostizierten Trends be- und ihre Interessen. Die Sprache wurde fachgerecht entlastet. Alle schäftigt, wird einem schnell klar, dass eigentlich nichts mehr so ist, Texte sind in fünf bis sechs Sprachen übersetzt. Die Texte werden in wie es war. Was Lesekompetenz ist und was es in Zukunft sein soll und Deutsch und demnächst auch in allen anderen Sprachen zum Mitle- sein wird, ist keineswegs mehr eindeutig. Konnten wir nach dem PISA- sen vorgelesen. Die Geschichten werden in Form virtueller Büchlein Schock noch von einer gut abgesicherten Vorstellung ausgehen, dass präsentiert. Zu jedem Text gibt es eine Auswahl von fünf bis sieben man Lesen durch eine systematische Alphabetisierung und eine stu- Spielen, die meist in Partnerschaft mit anderen gespielt werden kön- fenweise sich erweiternde Literacy erwirbt, so weisen Fachdidaktiker nen. Dazu gibt es jeweils Highscores zur Steigerung der Motivation. heute darauf hin, dass wir es im digitalen Umbruch mit mindestens Das Programm ist multimedial konzipiert. Alle Geschichten kön- zwei verschiedenen Lesehaltungen zu tun haben. Wir finden bei den nen auch als gedruckte Büchlein bezogen werden. Für alle Geschich- sogenannten »Digital Natives« bereits ein ganz anderes Lesen vor als ten gibt es methodisches Material für den Offline-Einsatz durch -Le bei Menschen mit herkömmlicher, buchorientierter Bildung. Bei der sehelfer oder in freier Arbeit im Unterricht. ersten Gruppe ist Lesen eher eine Folge des Schreibens und der Funk- tionalität für digitale Spiele und Kommunikation und rasche Informa- Worin liegt der medienbasierte Gewinn des Programms? tionsaufnahme. Dieses Lesen ist überfliegend, sehr schnell, nur auf bestimmte Stimulationen ausgerichtet und oft simultan. Das bucho- ▶▶Es ist ein universelles Lesematerial, das von allen Kindern rientierte Lesen dagegen ist langsam, präzise, sinnentnehmend und erreicht werden kann. Das schafft kein anderes Medium! Es ist auf ein zusammenfassendes Verstehen bedacht. auch universell einsetzbar, das heißt seine Wirkung ist nicht Medienorientiertes Lesen ist heute notwendig. Daran gibt es kei- auf die Schule begrenzt, ganz im Gegenteil. Leseförderung findet nen Zweifel, ob wir das gut finden oder nicht. In meinem Urlaub saß heute zu großen Teilen außerhalb der Schule statt. ich mit Freunden zusammen. Wir waren zwei Großmütter, ein El- ▶▶Das Programm ist flexibel. Es ist erweiterbar und korrigierbar. ternpaar und vier Kinder zwischen fünf und zwölf Jahren. Zusammen Damit bleibt es aktuell und spannend. zählten wir am Tisch den Besitz von acht Mobiltelefonen. Das war die ▶▶Es ist multimedial. Diese Forderung wird sich immer Urlaubsausstattung und diese Geräte wurden reichlich genutzt! Lese- mehr durchsetzen, damit man nicht auf ein Medium fixiert kompetenz ist heute ganz sicher auch Medienkompetenz. Manche Di- ist. Damit kann man die Onlinepräsenz der Nutzer auf daktiker gehen soweit, dass sie das Lesen gänzlich in den Fachbereich ein Minimum beschränken. der Medienerziehung eingliedern wollen. Ich halte das für problema- ▶▶Alle Texte werden mehrsprachig in bis zu sechs Sprachen tisch. Alle seriösen Prognosen gehen im Augenblick davon aus, dass angeboten. Der Wechsel von einer zur anderen Sprache es neben der rasanten Medienexpansion noch für lange Zeit auch die ist ein Knopfdruck. Die Einbeziehung der Eltern, die Sicher- gedruckten Medien geben wird und dass diese weiterhin eine wich- heit in der Herkunftssprache und Sprachvergleiche: Dies tige Rolle in der Bildung spielen werden. Die Frage allerdings, ob Me- ist nur digital zu bewerkstelligen. dien in der Leseförderung eingesetzt werden sollen oder nicht, halte ▶▶Der Einsatz des Computers ist hoch motivierend. ich für ignorant. Sie müssen eingesetzt werden. Wir haben schon viel Selbstver­ständlich sind animierte Teile der Illustration versäumt auf dem Feld einer sinnvollen und effektiven medialen Aus- und Geräusche eine wichtige Erweiterung. bildung. Das gilt ganz besonders für den Grundschulbereich. ▶▶Die Geschichten können parallel zum Text auch gehört ­ Wichtig scheint mir aber, ganz unabhängig vom genau definierten werden und sind somit barrierefrei zugänglich. Ziel, dass man sich nach vielen eventverliebten Irrwegen in der Lese- Die Bedienungsan­leitungen sind ebenfalls auditiv verfügbar. förderung auf die Grundsätze jeder effektiven Förderung besinnt und Printform und Digitalform sind parallel zu verwenden. alle Fördermaßnahmen daran ausrichtet. ▶▶Alle Geschichten werden durch kommunikative und motivierende Spiele ergänzt. ▶▶Effektive Förderung braucht exzellentes Material. ▶▶Die Interaktivität der Kinder ist durch die Spiele und ▶▶Effektive Förderung braucht Förderexpertise bei der ver­ durch die geplanten Mitmach-Aktivitäten gegeben und mittelnden Person, ohne die es keine Förderung gibt, soll in der Folge noch deutlich ausgebaut werden. und zwar in den Bereichen Diagnostik, Schaffung einer ▶▶Text, Illustration und Ästhetik können sehr effektiv im Lernumgebung und der Fähigkeit zu motivieren. Sinne einer Bildlesekompetenz eingesetzt werden ▶▶Effektive Förderung hängt davon ab, dass das Kind lernen durch Vergrößerungen, durch Trennen von Schrift und will. Das bedeutet, dass die Motivation der springende Illustration, durch Ausschneiden von Teilen und Punkt jeder Förderung ist. Montagen, durch Veränderungen der Typografie usw.

Ich habe versucht, diese drei Eckpfeiler der Förderung im, Es war das Ziel, ein exzellentes Material bereit zu stellen. Man kann im folgenden dargestellten Programm zu realisieren. damit eine wirksame Leseförderung in Gang setzen. Dazu braucht man aber nach wie vor Vermittler, zielgerichteten Willen und Aus- dauer. Das Programm kann und sollte im Bereich der Interaktivität Leseförderung mit und durch Medien am Beispiel AMIRA erweitert werden. Die Praxis wird die Richtung weisen. Ich bin aber (www.amira-pisakids.de) sicher, dass der Weg über eine multimediale Ausrichtung richtig und Das Online-Programm AMIRA wurde mit öffentlichen Mitteln geför- sinnvoll ist. In der jetzigen »medialen Revolution« sind wir gut bera- dert (www.ein-netz-fuer-kinder.de) und ist deshalb kostenfrei. Es will ten, alle Möglichkeiten, die die faszinierende Welt der neuen Medien für die Gruppe der Zweitsprachenlerner frei zugängliche Lesetexte in bietet, zu prüfen und diszipliniert den Fördergrundsätzen unterzu- drei Lesestufen anbieten. Dies scheint notwendig, weil viele Kinder ordnen. Dann jedoch sollen die Medien Lernen erleichtern, Motivati- aus dieser Zielgruppe keinen Zugang zu Büchern haben. Kinder sol- on erzeugen, den Kindern Freude bringen und wenn möglich neben len hier ein Erstangebot an geeigneten Lesestoffen finden. Alle Tex- den kognitiven auch ihre sozialen Kompetenzen erweitern.

Elisabeth Simon-Pätzold ist Germanistin und Autorin der Leseförderprogramme »Pisa Kids« und »Amira« Mehr zum Thema kulturelle Bildung finden Sie im Internet →www.kultur-bildet.de 9

Eine Frage des Kanons

Gibt es eigentlich »richtige« die Textauswahl entscheidend. Leseförderung und »falsche« Texte in der Lese­ kennt nämlich viele Verfahren (und die damit verbundenen Ziele sowie Grenzen) und damit förderung � Maik Philipp auch mehr oder minder passende Texte. Allein deshalb verbietet es sich schon, absolutistisch ine Leseförderung ohne Texte ist von »geeigneten« oder »ungeeigneten« Tex- wie Schwimmenlernen ohne Was- ten zu sprechen. Und noch ein Vorurteil gilt es ser. Doch allein auf Texte zu set- gleich von vornherein auszuräumen: den fal- zen reicht nicht. Denn dass Kinder schen Widerspruch zwischen angeblich nur und Jugendliche sich selbstständig lesemotivations- bzw. kognitionsförderlichen Texte aussuchen und an ihnen wachsen, das Texten. Motivation und Kognition beim Lesen Eist ein Fernziel, bei dem das Textangebot erst sind keine Antipoden, sondern gehen im bes- spät dazu einlädt, aus eigenen Kräften seine ten Falle, also bei geübten Lesern ab einer spä- Lesekompetenz zu steigern. Was die Angele- ten Phase im Lesekompetenzerwerb bzw. bei genheit noch verkompliziert: Auch die Leser- umfassender, präventiver Förderung, Hand bzw. Textseite genügen für sich nicht. Wir in Hand. wissen nämlich aus der Lesesozialisationsfor- Wenn man also Leseflüssigkeit fördern will, schung, jenem Forschungszweig, der sich da- dann bieten sich Texte an, die dicht am Alltag Můĺţilĭnġuàļ! mit beschäftigt, wie aus Heranwachsenden bis der Heranwachsenden sind. Das muss nicht ins hohe Alter Leser bzw. Nicht-Leser werden, notwendigerweise inhaltlich der Fall sein; dass eine Menge sozialer Einflüsse und Wech- man denke nur an die inhaltlich fremde Fan­ Mehrsprachiges Vorlesen ermöglicht Zugang zu familiären und fremden selwirkungen das Geschehen dynamisiert. tasyliteratur. Es geht eher um Wörter und Aus- Sprachwelten – und das ist nur ein Vorteil. � Maria Ringler Diese einleitenden Worte sollen die Bedeu- drucksweisen, die typisch und alltäglich sind. tung der einzelnen Texte, Textsorten und Text- Das Ziel ist, mündlich Bekanntes im Schriftli- ehrsprachigkeit ist für viele Kinder selbst- und Sprache des Vorlesers und wird zum Schau- genres keineswegs schmälern, sondern nur chen wiederzuentdecken und so oft zu wieder- verständlicher Bestandteil ihres Alltags. platz von Freude und Spaß, Wut und Trauer, eige- darauf hinweisen, dass Texte einen wichti- holen, dass man als Leser nur noch wenig men- Diese gelebte Mehrsprachigkeit als wich- ner Identifikation mit den Helden und Figuren der gen Einflussfaktor, aber eben nur einen unter tale Mühe aufwenden muss, um Wörter oder Mtige Bildungsressource wahrzunehmen, zählt bei uns Geschichte. vielen Faktoren, auf der langen Reise zum in- Phrasen zu dekodieren und mit Inhalt zu fül- noch nicht zum bildungspolitischen Selbstverständ- Im Unterschied dazu sollen sich beim klassischen dividuellen Lesen darstellen. Dabei scheinen len. Solche Ausdrücke tauchen häufig in kin- nis. Auch in den pädagogischen Diskursen findet im- Vorlesen die Kinder ganz auf das Gehörte einlassen es – zumindest in gewissen Altersphasen – be- der- und jugendliterarischen Texten auf, die mer noch zu wenig Beachtung, dass die Sprachen der können und nicht von Bildern abgelenkt werden. stimmte Texte zu sein, die besonders vielver- weniger komplex sind als Sachtexte, wobei es Migranten ein wichtiges Bildungspotential darstel- So wird in ihren Köpfen ein »Vorstellungsraum« sprechend wirken, etwa im Kindesalter: lite- natürlich Ausnahmen gibt. Diese Texte lesen len. Es wird nicht gesehen, dass wir in einer globali- geschaffen und ihre Fantasie angeregt. Es geht hier rarische Bücher. Dennoch scheint es vorder- Kinder entweder sowieso zuhause so häufig sierten Welt in zunehmendem Maße auf mehrspra- auch um den »Unterhaltungswert« der gehörten Ge- hand sinnvoller, sich zunächst kurz mit dem freiwillig, dass diese Automatisierung erfolgt, chige und interkulturell kompetente Personen ange- schichte. Sie erzeugt Spannung und Dramatik und Weg zum Lesen auseinanderzusetzen. oder aber man kann sie in kurzen Dosen, aber wiesen sein werden. Es sollte daher im Interesse al- nimmt die Kinder emotional mit auf eine Leserei- dafür unbedingt längerfristig in Fördereinhei- ler Verantwortlichen sein, sprachliche und kulturelle se – sowohl in fremde Sprach- und Kulturwelten als ten, wiederholen lassen. Es geht hierbei weni- Zum Leser werden – Ressourcen aller Menschen zu fördern. auch in vertraute Welten der eigenen Herkunft und ger um den Inhalt als um die Automatisierung. einige vernachlässigte Aspekte Zwei- oder mehrsprachig zu leben in einer sich Familiengeschichte. Gleichwohl gilt: Interessante Texte bzw. The- einsprachig verstehenden Welt, ist nicht immer ein- Die wohl bekannteste Form des Erzählens ist das Bis zum PISA-Schock galt die unhinterfragte men haben hier natürlich einen klaren Vorteil fach – das wissen binationale Familien aus eigener Märchenerzählen, sie kommt dem klassischen Vor- Annahme, dass nach dem mehr oder minder und hier hilft weder ein Rezept noch eine Lis- Erfahrung. Gerade wenn es darum geht, dass mehr- lesen am nächsten und ist ein gutes Beispiel dafür, geglückten Schriftspracherwerb in der Grund- te von Titeln, sondern die Frage nach Leseinte- sprachige Kinder in all ihren Sprachen bildungs- wie eine Geschichte funktioniert. Märchen haben schule, der lesemotivationsförderlich zu ge- ressen von Schülern und das Gespür von För- sprachliche Kompetenzen erwerben sollen. Denn um eine Einleitung »Es war einmal …«, die den Ort, die stalten sei, das Leseverstehen von einem Puf- derpersonen. eine Sprache gut verstehen und nutzen zu können, Zeit, die Akteure und das Handlungsfeld einführt. fer oder Speicher der Lesemotivation so stark braucht es auch die Schriftsprache. Untersuchun- Das Fortschreiten der Handlung folgt einem Span- stabilisiert wäre, dass Jugendliche praktisch Wenn es inhaltlich wird gen belegen, dass regelmäßiges Lesen für den schu- nungsbogen, immer wieder sind Herausforderun- jedweden Text erfolgreich meistern. Eine ir- lischen Erfolg eine zentrale Rolle spielt. Der Literacy- gen zu bewältigen. Der Schluss liefert dann eine Auf- rige Annahme, wie uns PISA & Co. stets aufs Automatisierung allein reicht nicht – auch Förderung, der Hinführung an Lese- und Schriftkul- lösung und ein emotional entlastendes Ende. Beim Neue zeigen. Was vernachlässigt wurde, sind nicht beim Lesen. Spätestens bei längeren tur, kommt daher eine große Bedeutung zu. Erzählen hält man zwar kein Buch in den Händen, die elementaren kognitiven Prozesse der Ver- Texten braucht man Strategien, um die vielen Geschichten erzählen und Vorlesen mit bilingua- stützt sich aber auf ein fiktives Geschichtenbuch, arbeitung von Schriftsprache, sei es basal in gegebenen oder nur indirekt erschließbaren len Kinderbüchern ist eine Möglichkeit, wie Eltern das in der Erinnerung sehr wohl existiert. Gerade der Worterkennung und syntaktischen Verar- Informationen aufeinander zu beziehen. An- und Pädagogen Kinder auf ihrem Weg des »mehr- durch das Geschichten erzählen, z. B. durch Omas beitung, sei es in anspruchsvolleren Fähigkei- dernfalls löst man sich nicht von der unmit- sprachig Werdens« gut begleiten können. Sie un- und Opas werden Familiengeschichten und Migra- ten wie der übergreifenden Kohärenzbildung, telbaren Textoberfläche und kann kaum zum terstützen sie so nicht nur bei der Entwicklung bil- tionserfahrungen weitergegeben, Werte und kultu- dem »roten Faden« in Texten, den man findet. Inhalt vordringen. Die Förderung dieser Fähig- dungssprachlicher Kompetenzen, sondern geben relles Wissen vermittelt. Und viele, z. B. afrikanische Inzwischen mehrt sich die Erkenntnis, dass keiten ist ungleich anspruchsvoller, zugleich ihnen die Möglichkeit ihre familiäre »Sprachwelt« Sprachen haben eine große orale Tradition, ein Ge- man zunächst einmal technisch flüssig lesen öffnet sich damit die Palette an Texten. Und wiederzufinden und gleichzeitig neue »Sprachwel- schichtenerzähler ist als Träger kulturellen Wissens können muss, was sehr lange Übung und Wie- auch hier stellt sich wieder – und im Grun- ten« zu entdecken. hoch angesehen. derholung ebenso voraussetzt wie attraktive de sogar noch dringlicher – die Frage nach der Mehrsprachig vorlesen kann heißen: Vorlesen Sprache ist nichts Äußerliches wie ein Kleid, das Lesestoffe und damit die entsprechende Moti- Eignung bzw. Passung. und Geschichten erzählen findet nur in der nicht- man anziehen kann oder nicht. Wir wissen, dass sich vation. Dabei scheint sich schon in dieser für Wenn man das Zusammenfassen als eine deutschen Familiensprache statt. Oder es wird in Sprachen nicht im Vokabellernen erschließen. Für die Grundschul-, aber auch Sekundarschulp- klassische Lesestrategie fördern will, dann der einen Sprache vorgelesen zwei- und mehrsprachig auf- hase so wichtigen Phase abzuzeichnen, dass an welchem Text? Ein Twitter-Eintrag eignet und in der anderen erklärt. wachsende Kinder verdeut- die Motivation Folge der Kompetenz im Lesen sich ebenso wenig wie ein Lexikonartikel. Eine Man kann auch in wechseln- Wir bemerken nur lichen die Sprachen unter- ist – und nicht umgekehrt. Anders gesagt: Kön- Geschichte oder ein Sachbuchkapitel, am bes- der Rolle und Sprache vorle- schiedliche Denk- und Ver- nen motiviert eher als Motivation das Können, ten eines zu einem interessanten Thema, sind sen und erzählen. Oder man die Störungen. haltensmuster, erschließen auch wenn das natürlich sehr vereinfacht ist. eher geeignet. Man kann dies beliebig fortset- lässt einzelne Figuren in einer innere Bilder und bündeln kul- In ähnlicher Weise gilt das auch später, zen, und immer wird das Ergebnis sein, dass anderen Sprache sprechen oder bereichert die Ge- turelle Traditionen. Die mit den Sprachen vermit- wenn der Lesefluss ausreichend automati- Lesestrategien unter gewissen Umständen bei schichte mit Bezeichnungen und Elementen aus an- telten Werthorizonte prägen ihre Entwicklung, sind siert ist. Dann werden Lesestrategien wichtig, einigen Aufgaben und unter klar definierten deren Sprachen. Teil ihrer Identitätsbildung. Sie bilden damit auch die man erwirbt, erprobt und ausdifferenziert. Umständen mehr oder weniger sinnvoll ver- Mehrsprachiges Vorlesen lädt dazu ein, über die die Grundlage für Zugehörigkeit und Akzeptanz. Lesestrategien sind bewusste Handlungspläne, mittelbar sind. unterschiedlichen Sprachen zu reflektieren: Was Für mehrsprachige Menschen ist es selbstver- um lesebezogene Probleme zu beheben – und klingt ähnlich, was klingt ganz anders oder wie un- ständlich, sich in unterschiedlichen Sprachen und sei das Problem erst einmal nur, den aktuellen Statt eines Fazits: terscheiden sich Zeichen und Schrift? Auch wenn das Welten zu bewegen, oft übernehmen sie dabei wich- Text zu verstehen. Der Strategieerwerb dau- Wider die Einfachheit Kind die Vorlesesprache nicht versteht, kann das Zu- tige Aufgaben der Verbindung und Vermittlung zwi- ert erheblich länger als die Automatisierung hören spannend sein. Vielleicht kann es die Hand- schen einzelnen Gruppen. Wissen, das über mehr bei der Leseflüssigkeit und ist noch anspruchs- Ob Texte »richtig« sind oder »falsch«, ist zu- lung aufgrund der Bilder verstehen oder es achtet als eine Sprache erfasst wird, ist umfangreicher und voller. Wichtig bei den Lesestrategien als einer tiefst relativ. Lesekompetenz als Fernziel viel- mehr auf Betonung, Sprachmelodie, Mimik und Ges- komplexer. Mehrsprachige Kinder reflektieren und zweiten Etappe auf dem Weg zur umfassenden fältiger Förderbemühungen erwerben wir tik und lässt seine Fantasie schweifen. Sich in einer vergleichen mehr, reagieren flexibel und stellen sich Lesekompetenz ist: Das Verhältnis von Texten, nämlich an verschiedensten Texten. Entschei- Situation zurechtzufinden, obwohl man etwas nicht schnell auf neue Situationen ein. Dies sind nur ei- Motivation und Strategien scheint hier erheb- dend ist, mit welchem Ziel Texte an Heran- versteht, ist eine wichtige Erfahrung und stärkt das nige Vorteile, die Mehrsprachigkeit mit sich bringt. lich komplexer auszufallen. wachsende herangetragen werden. Hier sind Selbstvertrauen. Mehrsprachig vorlesen macht nicht nur Spaß, die Lesefördermaßnahmen inzwischen so dif- Als Methode des Vorlesens eignen sich die Bil- sondern trägt dazu bei, vielfältige und grenzüber- ferenziert, dass man nur auf entsprechende Und die Texte? derbuchbetrachtung und das dialogische Vorlesen greifende Lebensentwürfe anzuerkennen und wert- Fachliteratur verweisen kann. Eines aber ist besonders für jüngere Kinder oder kleinere Grup- zuschätzen. Familiäre Mehrsprachigkeit darf keine Nach diesen Ausführungen dürfte schon deut- gewiss: In der Forschung hütet man sich inzwi- pen. Dabei verzahnt sich der schriftliche Text mit vergessene Ressource bleiben! lich werden: Es gibt nicht »den« Text bzw. schen vor der falschen Zweiteilung in »geeig- der mündlichen Sprache. Das Kind kann sich auf das »die« Texte für die gelingende Leseförderung. nete« und »ungeeignete« Texte. Zuhören und Verstehen konzentrieren oder selbst Maria Ringler ist Referentin für interkulturelle Das hat zum einen mit den leserseitigen, so- sprachlich aktiv werden und sich ausprobieren. Das Beratung und Bildung beim Verband binationaler Familien zialen und natürlich textseitigen Merkma- Maik Philipp ist Vertretungsprofessor für Literatur­ Bilderbuch schafft eine emotionale Nähe zur Person und Partnerschaftsen, iaf e.V. len zu tun. Zum anderen ist aber das Ziel für didaktik an der Pädagogischen Hochschule Weingarten Kultur bildet. Beiträge zur kulturellen Bildung | Nr. 6 – November 2014 10

BORROMÄUSVEREIN E. V. Medien dienen der Bildung, Information, Kommunikation und Unterhaltung. Moti- viert durch eine christliche Grundhaltung sieht es der Borromäusverein als seinen Auftsrag, allen Menschen den Zugang zur Medien- und Informationswelt zu eröffnen. Mit den Angeboten sollen die Interessen der Menschen in ihren jeweiligen Lebenspha- sen und -situationen angesprochen werden. In Zusammenarbeit mit weiteren Partnern bietet der Borromäusverein qualifizierte Aus- und Weiterbildungen zu literarischen, bibliothekarischen, spirituellen und me- thodischen Themen an. Der Borromäusver- ein führt zudem im Rahmen des Bundes- projektes »Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung« die Maßnahme »Ich bin ein LeseHeld« durch.

Wo bleibt der Masterplan?

Beileibe nicht das Lesen, wohl aber die Kinder- und Jugendliteratur gehört zu den größten Erfolgsgeschichten bundesrepublikanischer Kinderkultur. � Birgit Dankert

ei einer Gesamtproduktion von 79.860 Neu- Viele Initiativen waren also ursprünglich Kinder des wie Schreibwerkstätten, Theaterworkshops, Leselern- erscheinungen wurden 2012 im deutsch- Mangels, entwickelten sich aber – mit einem hohen helfer-Programme, »Ohrlotsen« mit dem Fokus audi- sprachigen Raum circa 7.857 neue Kinder- Prozentsatz ehrenamtlicher Ressourcen – zu einer tive Medien, Veranstaltungszentren zur Literatur und und Jugendbücher veröffentlicht. Sie ma- Avantgarde der außerschulischen Lese- und Litera- dem Lesen in sozialen Brennpunkten, einige von ih- Bchen also 10 Prozent der Produktion, gleichzeitig aber turerziehung, die inzwischen zunehmend in die Schu- nen auch als Nachfolge-Einrichtungen geschlossener 15,6 Prozent des Jahresumsatzes im gesamten Buch- len hinein geholt werden. Mehr Mittel, mehr Kreati- öffentlicher Bibliotheken im Stadtteil. Auch hier lehr- handel (2012 insgesamt 9,52 Milliarden Euro) aus. vität, mehr organisatorische Freiheit, ausländische te die Not unübersehbare Tugenden. Das Netzwerk, Kinder- und Jugendbücher gehören damit zu den Vorbilder, Deutschlands Kulturföderalismus und Ver- das digital und in mehreren jährlichen Treffen kom- wichtigsten und umsatzstärksten Teilen der Buch- einskultur – mit diesen Stellschrauben wird das Lese- muniziert, ist wegweisend für literarische Arbeit mit produktion. Diese Bücher werden geschrieben, pro- Erlebnis von Kindern und Jugendlichen häufiger, viel- Kindern. duziert, gekauft, vermittelt und gelesen – auch wenn seitiger und zielgerichteter. Leseförderung funktio- Die für Zielgruppen von Kindern und Jugendlichen ein nicht geringer Teil der gegenwärtigen quantitati- niert – das ist bis in die unbestechlichsten Statistiken notwendige direkte Zuwendung vor Ort wird von die- ven Spitzenproduktion keine intensiven oder gar be- spürbar. Umso mehr schmerzt die Kenntnis, dass im- sem kleinteiligen System nicht durch große Organi- geisterten Leser findet. mer noch soziale Herkunft, elterlicher Bildungsstan- sationseinheiten zerschlagen. Das Lesenetz verfügt Gleichwohl bildet Kinder- und Jugendliteratur in- dard und Genderfragen Hindernisse auf dem Weg zum über vielfältige Qualitäten – nicht jeder besitzt sie alle, zwischen die Basis jeder Lese-Erziehung, ist bei der stabilen Lesehabitus aufstellen, weil hier eindimensi- aber alle können via digital zugängliche Angebote da- Einübung von Freude, Kenntnis und Lebens- wie Leis- onale Förderwege ins Leere laufen und nur dauerhaf- von Gebrauch machen. Seine Teilnehmer sind regional tungstauglichkeit vermittelnder Lesefähigkeit nicht te soziale Kulturarbeit der Erfolg versprechende Weg (Stadtteile), altersstufig von literarischer Früherzie- LYRIX – wegzudenken. Ihre Autoren arbeiten als viel beschäf- ist. Pioniere der Leseförderung werden nicht müde, hung bis zur Jugend-Schreibwerkstatt; nach Medien- BUNDESWETTBEWERB­ FÜR tigte Literaturvermittler. die dringend notwendige Planungssicherheit mit ver- und Literaturgattungen, wie Kinderverse, Märchenta- JUNGE DICHTERINNEN Inzwischen gehören zu Qualitätskategorien und lässlicher Finanzierung und Personalressourcen ein- ge, Hörspiele, sozialen Zielen, wie Inklusion oder Inte- UND DICHTER MIT KLASSE Verwertungspotential eines erfolgreichen Buchs bzw. zufordern. Aber viele Kulturpolitiker haben sich in gration, aufgestellt – ein Raster, das sich in einzelnen Um die Ausdruckskrafts von Gedichten Autors eine Vielzahl von Begleitpublikationen und der punktuellen Teilfinanzierung »freier« Angebo- Angeboten und Großveranstaltungen einsetzen lässt. wieder mehr in den Vordergrund zu -programmen: Hörbuch, E-Book, App, Theaterstück, te eingerichtet und setzen auf die leistungsfördern- Die locker organisierten Arbeitsgruppen des Lese- rücken, bietet der Schülerwettbewerb Musical, Zeichentrick-Film, Verfilmung, Fernseh- de Konkurrenz nicht einklagbarer öffentlicher Mittel. netzes sprechen u. a. Qualitätsfragen der Leseförde- Kindern und Jugendlichen ein Forum, Serie, Merchandising, Unterrichtsmaterial, Biogra- Eine Antwort auf dieses Dilemma ist in Netzwerken rung und Methoden der Akquise von Fördergeldern um sich mehr mit Lyrik auseinander- fie, Prämierung, Rezensionen, wissenschaftliche -Li vorwärts getriebene Kooperation. Als Beispiel kann an und werden auch als Profilierungsplattform, Fort- zusetzen und unabhängig von Mutter- teratur, Posting in Social Media, Ausstellungen, Lese- hier das Lesenetz Hamburg (www.Lesenetz-Hamburg. bildung und Karrierestart benutzt. Fatal aber wäre die sprache und Herkunfts eigene Texte zu L projekte, Lesefeste, Leseförderungsprogramme, Poe- de) gelten. Im Auftrag und finanziert von der Hambur- Schlussfolgerung »Wenn’s so preiswert geht, wollen verfassen und in den Wettbewerb ein- tik-Vorlesung. Im deutschsprachigen Bereich decken wir mal so weiter machen«. So geht es – auch in Ham- zubringen. Das lyrix-Jahr gliedert sich Kirsten Boie, Cornelia Funke und Paul Maar das größ- burg – nicht weiter! Die gegenwärtige Träger-, Orga- in zwölf monatlich wechselnde Wettbe- te Spektrum dieser Palette ab. Wenn’s so preiswert geht, wollen nisations- und Finanzstruktur wendet zu viel Ener- werbsrunden, die jeweils unter einem Ein ähnlich buntes Bild der Möglichkeiten, Buch gie, Zeit und Handlungsspielraum mit dem Akqui- vorgegebenen Leitmotiv stehen. Jugend- und Lesen zum Kind und Jugendlichen zu bringen, wir mal so weiter machen. rieren von Spenden, Zuwendungen und ehrenamt- liche im Alter von 10 bis 20 Jahren kön- bieten die inzwischen zahlreichen Initiativen, Pro- licher Teilnahme auf. Vielleicht weist das Ineinander nen ihre selbst verfassten Gedichte zu jekte, Unternehmen und Einrichtungen, die sich ne- ger Kulturbehörde knüpfen es seit 2009 Annette Hu- von Programmplanung und Mischfinanzierung Wege jeder Leitmotivrunde per E-Mail an den ben den traditionellen Vermittlern Schule und Biblio- ber und Nina Kuhn vom »Seiteneinsteiger e. V.«, einer zu einem schlanken, effektiven Management. Aber es Deutschlandfunk senden. thek in freier Trägerschaft oder Mischfinanzierung Kulturmanagement-Agentur für Kinder- und Jugend- schränkt die nachhaltige, stringente Arbeit und die ge- von privaten Spendern, Stiftungen und Öffentlicher literatur. Die über dreißig teilnehmenden Institutio- stalterische Freiheit ein. Hand etabliert haben. nen und Aktionen offenbaren die historisch gewachse- In Hamburg und anderenorts fehlt der Masterplan, Vor etwa 15 Jahren waren nicht wenige Eltern, Er- nen wiederentdeckten und gestärkten Facetten einer der die positiven Effekte dieser in Netzwerken bereit- zieher, Lehrer, Autoren, Verleger, Buchhändler, Biblio- neu definierten Literatur- und Lesekultur der tradi- gehaltenen kleinteiligen Angebote spontaner Kreati- thekare der konventionellen Wege der Lese-Erziehung tionell auf privates Mäzenatentum eingestellten Frei- vität und schnellen Reagierens erhält und absichert. überdrüssig, entdeckten materielle und personelle De- en und Hansestadt Hamburg. Denn nur wenn es gelingt, Kontinuität und evaluier- fizite, strebten eine Demokratisierung, ein Mitspra- Neben Bibliotheken, dem Hamburger Kinderbuch- bare anhaltende Qualität zu sichern, werden auch die cherecht an, begriffen, dass sie selber Verantwortung haus, dem Jungen Literaturhaus Hamburg, Abteilun- so erfolgreichen Anstrengungen der letzten Jahre sich tragen und Lösungen finden mussten. Die beschämen- gen von Hochschulen und Gewerkschaften finden sich fortsetzen und steigern lassen. den Ergebnisse der »PISA«-Studie 2000 wurden für ausländische Kulturinstitute, Aktionen zur Leseförde- Politiker zum Fanal, auch wenn nicht alle Fachleute rung mehrsprachiger Bücherleser, das »Buchstart«- Birgit Dankert ist Bibliotheks- und Informationswissenschafts- den OECD-Leseleistungs-Paradigmen folgen mochten. Programm zur sprachlichen Frühförderung ebenso lerin an der HAW Hamburg und Beraterin von Lesenetz Hamburg Mehr zum Thema kulturelle Bildung finden Sie im Internet →www.kultur-bildet.de 11

ARBEITSKREIS FÜR JUGENDLITERATUR E. V. 40 Mitgliedsverbände aus den Bereichen Bibliothek, Bildung, Buchhandel/Verlag und Forschung und rund 200 Einzelper- sonen, ausgewiesene Experten der Kinder-­ und Jugendliteratur, haben sich im Arbeits­ kreis für Jugendliteratur zusammenge- schlossen. Ziel ist es, Kinder- und Jugend- literatur und die literarisch-ästhetische Bildung von Kindern und Jugendlichen in Deutschland zu stärken. Zu seinen Auf- gaben gehören die Organisation und Be- kanntgabe des Deutschen Jugendliteratur- preises, Leseförderung und Orientierungs- hilfe zur Kinder- und Jugendliteratur in Form der Fachzeitschrifts »JuLit« und ande- ren Publikationen. Zudem realisiert er das Projekt »Literanauten überall – Ein Projekt von Jugendlichen für Jugendliche«. Kompetenz- vergleich

IGLU erfasst die Lesekompetenzen von deut- schen Grundschulkindern – eine Zusammen­ fassung � Anke Walzebug & Wilfried Bos Fürsorgepflicht,

ie Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung (IGLU) wird seit 2001 alle fünf Jahre durchgeführt (zuletzt Bos, Ta- relli, Bremerich-Vos & Schwippert: IGLU 2011. Lesekompe- aber kein Allheilmittel Dtenzen von Grundschulkindern in Deutschland im internationa- len Vergleich, 2012). International bekannt als Progress in Inter- national Reading Literacy Study (PIRLS) wird sie von der Interna- Autorenbegegnungen wirken nachhaltig. Sie öffnen Augen und Ohren, tional Association for the Evaluation of Educational Achievement fördern die Fantasie und machen Bücher als etwas Lebendiges erfahr- (IEA) verantwortet. Deutschland beteiligt sich seit 2001 an PIRLS/ IGLU. Untersucht wird das Leseverständnis von Schülerinnen und bar. Autorenpatenschaften sind eine ganz besondere Form der Begegnung Schülern am Ende der vierten Jahrgangsstufe, das unter Berück- zwischen Autoren, jungen Lesern und Literatur. � Jürgen Jankofsky sichtigung zentraler Rahmenbedingungen schulischer Lernumge- bungen betrachtet wird. or 60 Jahren kam der Hannoveraner Am Ende jeder Autorenpatenschaft gibt eine ner Texte auf, seit 1997 stets unter dem Mot- Mit dem in IGLU eingesetzten Lesetest werden die Leseintenti- Pädagoge Friedrich Bödecker auf die Publikation vor allem mit Texten der »Pa- to »Unzensiert & unfrisiert« und in Koope- on, mit der ein Text gelesen wird, und das Verständnis der Informa- Idee, Autoren mit ihren Büchern in tenkinder«, doch auch auswertenden Kom- ration mit dem FBK-Bundesverband auch tionen eines Textes erfasst. Beide Bereiche werden mittels zweier VSchulen zu schicken, um in Begegnungen mentierungen und Begleitmaterialien, Ein- bundesweit. Textsorten, literarische Texte und informierende Texte, differen- mit Schülern, mit Lesungen und Diskussi- blicke in das jeweilige, gemeinsame Projekt- Allein im Schuljahr 2013/2014 wurden ziert erhoben. Es werden vier Verstehensprozesse unterschieden, onen, zielgerichtet zum Lesen anzuregen. jahr – nicht zuletzt, um zur Weiterführung 5.250 Texte eingesandt, Texte aller Alters- die das Leseverständnis bestimmen: 1. explizit angegebene Informa- Eine fruchtbare Idee offenbar, denn mitt- und Nachahmung anzuregen. Die Materi- gruppen, aller Formen, aller denkbaren tionen lokalisieren, 2. einfache Schlussfolgerungen ziehen, 3. kom- lerweile gibt es in jedem Bundesland au- alien werden im Internet auf www.boede- Themen. Dieser Schreibaufruf entspricht plexe Schlussfolgerungen ziehen, interpretieren und kombinieren ßer Berlin einen Friedrich-Bödecker-Kreis cker-buendnisse.de veröffentlicht. also offenbar und nach wie vor einem Be- sowie 4. Inhalt und Sprachgebrauch prüfen und bewerten. Diese (FBK), der jahrein jahraus Autorenbegeg- In Sachsen begründete der FBK-Bun- dürfnis Heranwachsender, sich mittels Prozesse sind als textimmanente und als wissensbasierte Verste- nungen organisiert, im Durchschnitt etwa desverband beispielsweise ein lokales Bil- mehr oder weniger literarischer Texte aus- hensleistungen zusammengefasst. Die Leistungen der Schülerin- 7.000 pro Jahr bundesweit. Eine Studie der dungs-Bündnis in Döbeln: Viert- bis Sechst- zudrücken, das Medium Sprache zu nutzen, nen und Schüler auf der Gesamtskala Lesen werden anhand von TU Dortmund kommt zu dem Schluss: »dass klässler der Schlossbergschule (Schule zur um sich und die sie umgebende Welt besser Kompetenzstufen beschrieben, wobei Stufe I dem niedrigsten und eine Autorenbegegnung zwar kein Allheil- Lernförderung) verfassten mithilfe der Au- verstehen zu lernen. Um dem zu entspre- Stufe V dem höchsten Leistungsniveau entspricht. Mit Hilfe eines mittel gegen die sich verstärkende Leseun- torenpatin Sylvia Eggert diese »werbeträch- chen, arbeitet der Friedrich-Bödecker-Kreis Fragebogens werden Aspekte des Leseverhaltens und Einstellun- lust bei Kindern und Jugendlichen ist, aber tigen« Zeilen: seit Jahren mit dem weltweit einzigartigen gen zum Lesen der Grundschülerinnen und Grundschüler erfasst. einen ernst zu nehmenden Ansatz zur Archiv für Kindertexte an der Martin-Lu- Den Erhebungen aus dem Jahre 2011 zufolge erreichen Kinder Lese(r)förderung darstellt: Autorenbegeg- Lesen ist ein Abenteuer ther-Universität Halle-­Wittenberg zusam- am Ende der vierten Jahrgangstufe in Deutschland ein Leistungs- nungen holen mehr Literatur anders in die mit Drache, Hexe, Ungeheuer. men. Hier werden alle Texte eingestellt und niveau im oberen Drittel der internationalen Rangreihe und eine Schule!« (Conrady »Lebendige Literatur«, stehen beispielsweise für die Lehrer-Aus- international gesehen relativ geringe Streuung der Leistungen von Westermann, 2008, S. 57) Wenn wir lesen ist es schön, bildung zur Verfügung, hier erfährt dieser besonders guten und besonders schwachen Leserinnen und Lesern. Innerhalb des Programms »Kultur macht die tollsten Abenteuer zu bestehn. Schreibaufruf wissenschaftliche Begleitung. Auch wenn sich in IGLU 2006 eine Verbesserung der Leseleistung stark. Bündnisse für Bildung« des Bundes- Die fantasievollsten, ehrlichsten, interes- gezeigt hat, die in 2011 nicht gehalten werden konnte, verdienen ministerium für Bildung und Forschung be- Lesen ist ganz wundervoll santesten Texte werden Jahr für Jahr in ei- die Grundschulen in Deutschland nach wie vor ein gutes Zeugnis. gründete der FBK-Bundesverband nun die und Bücher die sind supertoll. ner Anthologie veröffentlich, deren Buchp- Die Leseleistungen von 2011 entsprechen in etwa dem Leistungsni- Initiative »Autorenpatenschaften – Litera- remiere am Welttag des Buches in den Fran- veau von 2001. Die Ergebnisse zeigen darüber hinaus, dass Kinder tur lesen und schreiben mit Profis«: Profes- Geschichten ändern unsre Welt ckeschen Stiftungen zu Halle gefeiert wird. sehr positive Einstellungen zum Lesen haben und dass signifikant sionelle Kinder- und Jugendbuchautoren und machen dich zum Bücherheld. Dann ist der große Saal der Stiftungen stets mehr zum Vergnügen gelesen wird. führen 8- bis 18-Jährige an das Lesen und überfüllt, dann könnte man jederzeit eine Ein differenzierter Blick auf die Ergebnisse verweist aber auch Schreiben literarischer Texte heran. Die Durch Bücher kriegt man was fürs Leben, Stecknadel fallen hören, wenn von Schü- auf Schwachstellen: So ist der Anteil von 9,5 Prozent der Schülerin- Kinder und Jugendlichen entdecken mit- weil sie unsere Bildung heben … lern verfasste Texte anderen Schülern vor- nen und Schüler, die Leseleistungen auf der höchsten Kompetenz- hilfe von professionell Schreibenden neue gelesen werden … Überhaupt scheint bei Al- stufe V erreichen, sicherlich noch zu steigern. Als zu hoch ist in die- Ausdrucksformen und können sich damit Und die Schriftstellerin und Pädagogin Re- tersgenossen eine erstaunliche Akzeptanz sem Zusammenhang der Anteil der Kinder in Deutschland einzu- neue Erfahrungshorizonte erschließen. Vor nate Schimmel, involviert in die Hambur- für Texte von Schülern zu bestehen, gibt schätzen – insgesamt 15,4 Prozent –, der nicht die Kompetenzstufe III allem in Schreibwerkstätten entwickeln die ger »Autorenpatenschaft«, urteilt: »Es sind es auch immer wieder Resonanz, dass An- und damit nicht über ausreichende Lesekompetenzen verfügt. Län- Teilnehmer eigene Texte, welche in einem Texte entstanden, die mitnehmen ins Leben. thologien mit Texten schreibender Schüler der wie Finnland oder die Niederlande erzielen hier einen günsti- intensiven Entstehungs- und Wandlungs- Gedanken, die Zustimmung finden oder Ab- selbst bei »Lesemuffeln« Leseinteresse we- geren Wert von unter 10 Prozent und bereiten damit mehr Grund- prozess entworfen, diskutiert, bearbeitet lehnung. Sehnsüchte, Wünsche und Erfah- cken würden. Auch auf diesem Wege könn- schülerinnen und Grundschüler auf die zunehmenden Leseanfor- und vorgestellt werden. Durch das Projekt rung, die in Worte gefasst werden. Texte, te also mehr Literatur anders in die Schule derungen in der Sekundarstufe I vor. Die Ergebnisse zeigen auch, soll die Lese- und Schreibkompetenz und die von kleinen oder großen Momenten der geholt werden. dass Deutschland zu den Staaten mit der größten Differenz zwi- auch die persönliche Entwicklung der Kin- Erfüllung erzählen. Poetische, nachdenkli- Aus der jüngsten Anthologie des Fried- schen guten Werten im genauen und sorgfältigen Lesen (textim- der und Jugendlichen gestärkt werden. che, erzählende oder biografische. rich-Bödecker-Kreises »Wenn die Erde manente Verstehensleistungen) und schwächeren wissensbasier- Im Gegensatz zu einer klassischen Auto- Das Schreibprojekt »Kultur macht stark« Worte hätte« (Dorise, 2014, S. 176) zu guter ten Verstehensleistungen gehört. Zudem gibt es den über die Jahre renbegegnung, die in der Regel zwei Schul- hat die Schüler wirklich stark gemacht, ih- Letzt denn ein Gedicht der 9-jährigen Anne stabilen Befund, dass bessere Leistungen beim Lesen literarischer stunden, bestenfalls einen Schultag dauert, nen Zutrauen im Umgang mit Sprache ver- Möbius aus Merseburg: Texte erzielt werden als beim Lesen informierender Texte. Bereits ist die Laufzeit einer »Autorenpatenschaft« mittelt, ihnen gezeigt, dass sie etwas zu sa- in IGLU 2001 wurde darauf hingewiesen, dass im Curriculum der auf ein Jahr ausgerichtet. Das ergibt neue gen haben. Ganz gewiss werden ihnen diese Ein Haus kann man bauen, weiterführenden Schulen eine entsprechende Förderung, z. B. von Ansätze, neue Chancen nicht zuletzt, um neu hinzugewonnenen Fähigkeiten auf ih- Einen Kaugummi kauen, basalen Lesekompetenzen, verankert sein muss und über Maßnah- auch bildungsbenachteiligte Kinder und Ju- rem weiteren Lebensweg helfen.« Ein Auto kann lenken, men zur Stärkung von Diagnosekompetenzen der Lehrkräfte nach- gendliche Literatur erleben zu lassen, sogar Schon seit einiger Zeit sind Landesver- Ich kann denken, gedacht werden sollte. selbst aktiv zu werden: mit einem Profi-Au- bände der Friedrich-Bödecker-Kreise im- Ein Gedicht kann man schreiben, tor zu lesen, vertrauensvoll mit seiner Hil- mer wieder auf Suche nach neuen Wegen Und es wird im Gedächtnis bleiben. Anke Walzebug arbeitet als Diplom-Pädagogin am Institut fe zu schreiben, so eigene, vielleicht unge- zur Lese- und Schreibförderung, zur Un- für Schulentwicklungsforschung (IFS) der TU Dortmund ahnte Möglichkeiten zu entdecken und sich terstützung beim Erwerb von Lesekompe- Jürgen Jankofsky ist Schriftssteller Wilfried Bos ist Professor für Bildungsforschung und leitet das nachhaltig zu erschließen, neue Kompeten- tenz. So ruft der FBK Sachsen-Anhalt seit und stellvertretender Bundesvorsitzender Institut für Schulentwicklungsforschung (IFS) der TU Dortmund zen zu erwerben also! 1992 Schüler alljährlich zum Schreiben eige- der Friedrich-Bödecker-Kreise Kultur bildet. Beiträge zur kulturellen Bildung | Nr. 6 – November 2014 12

Kurz und knapp

WETTBEWERBE

VERANSTALTUNGEN Bundesweiter Vorlesewettbewerb 2014/2015 gestartet WEITERBILDUNG Lesen und lesen lassen … Auch im Schuljahr 2014/2015 ruft der 5. Dialogforum des Börsenverein des Deutschen Buchhan- Deutschen Kulturrates dels die Schülerinnen und Schüler aller PUBLIKATIONEN Tanzpädagogische sechsten Klassen dazu auf, sich am Bun- Weiterbildung »Creating Dance Am 20. November 2014 veranstaltet desweiten Vorlesewettbewerb zu betei- in Art and Education« der Deutsche Kulturrat sein 5. »Kultur ligen. Wer gerne liest und Spaß an Bü- Besonders normal. bildet.«-Dialogforum zum Thema »Le- chern hat, ist eingeladen sein Lieblings- Wie Inklusion gelebt werden kann Das UdK Berlin Career College bietet ab sen und lesen lassen … Strategien gegen buch vorzustellen und eine kurze Pas- dem 20. Februar 2015 zum zweiten Mal Analphabetismus« im Podewil in Ber- sage daraus vorzulesen. Nach Klassen-, Inklusion bedeutet, dass jeder Mensch – die tanzpädagogische Weiterbildung lin. In Deutschland leben 7,5 Millionen Schul-, Stadt- und Bezirksentscheiden behindert oder nicht behindert – selbst- »Creating Dance in Art and Education« funktionale Analphabeten. Was sind die treten im Juni 2015 die Landessiegerin- bestimmt am gesellschaftlichen Leben in Zusammenarbeit mit der TanzTan- Ursachen und Auswirkungen? Welche nen und -sieger gegeneinander an. Seit teilhaben kann. Nur welche Strukturen gente Berlin an. Innerhalb von zwölf Rolle spielen Schule, Elternhaus und au- Mitte Oktober 2014 können die Unter- müssen dafür geschaffen werden? Wie Monaten erwerben die Teilnehmen- ßerschulische Projekte bei der Präventi- lagen zur Anmeldung sowie die Urkun- viel Kampf, Mut und Unterstützung ge- den Fähigkeiten, Techniken und Me- on von funktionalem Analphabetismus? den für die Klassen- und Schulgewin- hören dazu? Wo muss der Einzelne um- thoden, um den Tanz als Kunstform an Wie und wo können Kinder, Jugendliche, ner heruntergeladen werden. Der Vorle- denken? Dazu hat Minka Wolters viele Laien zu vermitteln. Der Zertifikatskurs aber auch Erwachsene aus bildungsfer- sewettbewerb des Deutschen Buchhan- Betroffene, Menschen aus ihrem Um- findet an zwölf Wochenenden statt und nen Schichten erreicht werden und wel- dels steht unter der Schirmherrschaft feld und Fachleute befragt. Sie alle er- umfasst Tanztrainings, Workshops, Se- che neuen Strategien der Leseförderung des Bundespräsidenten und zählt zu zählen von ihren Erfahrungen mit In- minare mit praktischen und künstleri- sind dabei denkbar? Diese Fragen disku- den größten bundesweiten Schüler- klusion im Kindergarten, in der Schule, schen Inhalten sowie ­Lecture-Abende tieren Dr. Gisela Beste (LISUM), Klaus wettbewerben. Er wird von der Kultus- an der Universität und am Arbeitsplatz. zu aktuellen Themen der Vermittlung Buddeberg (Universität Hamburg), Prof. ministerkonferenz empfohlen. Rund Von den täglichen Herausforderungen: und Vernetzung, zu Tanztheorie und Christian Höppner (Deutscher Kultur- 600.000 Schülerinnen und Schüler be- mit Behörden, mit dem Partner und mit Tanzgeschichte. Alle Teilnehmenden rat), Prof. Karl Karst (Initiative Hören) teiligen sich jedes Jahr. den Geschwistern. Es geht um Wut, um werden ein tanzpädagogisches Projekt und Dr. Jörg F. Maas (Stiftung Lesen) an- → www.vorlesewettbewerb.de Verzweiflung und um die große Freu- in Eigenregie durchführen. Zusätzlich lässlich des Bundesweiten Vorlesetags de über winzige Erfolge. Ein einfühl- wird ein praktisches Intensivprogramm 2014. Anmeldungen bis zum 13. Novem- PERSONALIEN sam geschriebenes Buch, das zahlrei- mit Hospitations- und Unterrichtsmög- ber 2014 unter [email protected]. KJF schreibt Bundeswett- che neue Impulse liefert – für ein viel- lichkeiten sowie Supervisions-/Coa- → www.kultur-bildet.de/dialogforum bewerb »Video der fältiges gemeinsames Miteinander. chingstunden angeboten. Neu gegründeter Generationen 2015« aus → www.christoph-links-verlag.de → www.ziw.udk-berlin.de »Bundesverband Musikunterricht 17. DIE-Forum Weiterbildung (BMU)« wählt Präsidenten Das Kinder- und Jugendfilmzentrum in zum Thema Kulturelle Bildung Deutschland (KJF) schreibt auch für das Kulturpolitik MUSEALOG-Weiterbildung Prof. Dr. Ortwin Nimczik und Dr. Mi- Jahr 2015 den Bundeswettbewerb »Vi- auf den Punkt gebracht startet im Februar 2015 Am 1. und 2. Dezember 2014 veranstal- chael Pabst-Krueger sind die Präsiden- deo der Generationen« aus. Bis zum 15. tet das Deutsche Institut für Erwach- ten des im September 2014 neu gegrün- Januar 2015 können junge Filmemacher Seit 12 Jahren erscheint Politik & Kultur, Am 2. Februar 2015 startet zum 23. Mal senenbildung (DIE) das 17. DIE-Forum deten »Bundesverbandes Musikunter- bis 25 Jahre, Medienmacher ab 50 Jahre die Zeitung des Deutschen Kulturrates, die MUSEALOG-Weiterbildung zum Weiterbildung zum Thema Kulturelle richt (BMU)«. Mit der Absicht, den viel- sowie Mehr-Generationen-Teams (bis jeweils mit einem Editorial des Heraus- bzw. zur »Fachreferent/in für Samm- Bildung. Das breite Angebot an Semi- fältigen Aufgaben der inhaltlichen und einschließlich 25 und ab 50 Jahre) ihre gebers Olaf Zimmermann. Die Editori- lungsmanagement und Qualitätsstan- naren, Kursen und Projekten kulturel- kulturpolitischen Arbeit für die musi- Produktionen in der Kategorie »Allge- als sind eine ungewöhnliche Kommen- dards in Museen«. Ziel der 8-monatigen ler Bildung von Weiterbildungseinrich- kalische Bildung an Schulen mit ver- meiner Wettbewerb« oder aber zum tarsammlung zur jüngsten Kulturpoli- Vollzeit-Weiterbildung ist es, die Teil- tungen wird lokal ergänzt durch vielfäl- einten Kräften zu begegnen, haben Jahresthema »Eine andere Zeit – Zeit- tik. Von armen Künstlern, obsessiven nehmenden für eine Tätigkeit in Mu- tige Lerngelegenheiten und -orte dritter sich der »Arbeitskreis für Schulmu- zeugen berichten« einreichen. Die Fil- Sammlern, von Kooperationsverboten, seen, Kultureinrichtungen, im Feld der Anbieter. Das derzeitige bildungspoliti- sik (AfS)« und der »Verband deutscher me müssen in den Jahren 2013, 2014 von kulturell gebildeten Turbokindern, kulturellen Bildung, Galerien und im sche und gesellschaftliche Interesse am Schulmusiker (VDS)« im Rahmen des und 2015 produziert worden sein be- vom Kulturföderalismus, von der Ver- politisch-administrativen Bereich zu kulturellen, künstlerischen und ästhe- 2. Bundeskongresses Musikunterricht ziehungsweise werden. Preise vergibt derbtheit der computerspielenden Ju- qualifizieren. Bewerben können sich tischen Lernen und den damit verbun- in Leipzig zusammengeschlossen. Mit das Bundesministerium für Familie, Se- gend, vom familiären Egotrip der Wag- arbeitssuchende Kunsthistoriker, His- denen Kompetenzen stellt zugleich eine über 130 Gründungsmitgliedern und nioren, Frauen und Jugend in Höhe von ners, von Humboldt’schen-Schloss-Fan- toriker, Volkskundler sowie Akademi- interessante öffentliche Neuakzentuie- weiteren 26 Eintritten während des insgesamt 6.000 Euro. Darüber hinaus tasien und bröckelnden Mahnmahlen, ker mit vergleichbaren kulturwissen- rung des Bereichs dar. Das Forum soll Kongresses verfügt der Verband schon verleiht das Konzeptbüro Dialog der Ge- von ruhmlosen Jubiläen und anderen schaftlichen Abschlüssen. Die Weiter- all diejenigen zusammenbringen, die jetzt über eine solide Mitgliederbasis. nerationen einen mit 1.000 Euro dotier- leitkulturellen Irrungen und von vielen bildung setzt sich aus praktischer Pro- das Feld der kulturellen Erwachsenen- Im kommenden Jahr werden AfS und ten Projektpreis. Die Präsentation und wunderbaren Kultur-Träumen schreibt jektarbeit im Museum, Fachseminaren bildung bestellen. Es gibt Gelegenheit VDS samt ihrer Landesverbände end- Auszeichnung der besten Produktionen Olaf Zimmermann in 72 kulturpoliti- und museumsrelevanten EDV-Schulun- zur Bestandsaufnahme und Diskussion gültig in den »Bundesverband Musik- findet im Rahmen des Bundesfestivals schen Kommentaren. Ein umfangrei- gen zusammen. MUSEALOG arbeitet neuer Akzente, pädagogischer und an- unterricht« übergehen. Als Vizepräsi- Video in Halle/Saale vom 26. bis 28. Juni ches kulturpolitisches Glossar ergänzt mit zehn Museen zusammen, an denen thropologischer Grundlagen sowie ak- dentinnen wurden Prof. Dr. Dorothee 2015 statt. Dorthin werden alle Filme- die Kommentare und macht das Buch die Teilnehmenden während ihrer Aus- tueller Konzepte kultureller Erwachse- Barth und Evelyn Beißel gewählt. macher eingeladen, deren Produktio- zu einem unentbehrlichen Hilfsmittel bildung tätig sind. Bewerbungen wer- nenbildung. → www.vds-musik.de/infos- nen gezeigt werden. durch das Labyrinth der Kulturpolitik. den laufend entgegengenommen. → www.die-bonn.de verbaendefusion → www.video-der-generationen.de → www.kulturrat.de → www.musealog.de

Kultur bildet. Adresse Redaktion Verlag Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte erscheint als regelmäßige Beilage zur Deutscher Kulturrat e.V. Olaf Zimmermann (Chefredakteur, V. i. S. d. P), ConBrio Verlagsgesellschaft mbH und Fotos übernehmen wir keine Haftung. Zeitung Politik & Kultur, herausgegeben von Mohrenstraße 63, 10117 Berlin Gabriele Schulz (Stv. Chefredakteurin), Brunnstraße 23, 93053 Regensburg Sollte in Beiträgen auf das generische Femini- Olaf Zimmermann und Theo Geißler. Telefon: 030 / 226 05 28 - 0 Verena Schmidt (Chefin vom Dienst), Telefon: 0941 / 945 93 - 0, Fax: - 50 num verzichtet worden sein, geschah dies aus Fax: 030 / 226 05 28 - 11 Stefanie Ernst, Kerstin Hübner, Andreas Kolb, [email protected], www.conbrio.de Gründen der besseren Lesbarkeit. Selbstver- [email protected], www.kulturrat.de Carolin Ries, Andrea Wenger, Rike Rathjens ständlich sind immer weibliche als auch männ- (Redaktionsassistenz) Druck liche Gruppenangehörige einbezogen. Alle Freiburger Druck GmbH & Co. KG veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich Gestaltung geschützt. Namentlich gekennzeichnete Bei­ 4S Design träge geben nicht unbedingt die Meinung des Deutschen Kulturrates e.V. wieder.