Titelbild: Verkleinertes Detail (Maßstab 1 : 10 000) aus der Geologischen Karte des zentralen Stadtgebiets von Freiburg i. Br. (Ausschnitt aus Beilage 1 dieses Heftes)

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Freiburg im – Geologie und Stadtgeschichte

ECKHARD VILLINGER

Freiburg i. Br. 1999 Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Informationen 12

ISSN 0940-0834

Herausgeber: Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg Albertstraße 5, D-79104 Freiburg Telefon: (0761) 204-4375, Fax (0761) 204-4438 E-Mail: [email protected] Internet: http://www.lgrb.uni-freiburg.de

Redaktion: Priv.-Doz. Dr. DIETHARD H. STORCH

Bildnachweis: Photos von E. VILLINGER (Okt./Dez. 1998), soweit nicht anders angegeben

Satz, Gestaltung: HEIKE MERKT

Druck: Poppen & Ortmann KG, Unterwerkstraße 5, D-79115 Freiburg

September 1999 Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Informationen 12

Vorwort

Freiburg im Breisgau liegt in einer geologisch höchst bemerkenswerten Landschaft – im Span- nungsfeld tektonischer Großstrukturen von kontinentaler Bedeutung und lebendiger Erdgeschichte. Darüber hinaus bietet die Stadt eindrucksvolle archäologische und baugeschichtliche Besonder- heiten, deren geologische Bezüge bisher nur wenig Beachtung fanden.

Die geologischen Verhältnisse im Freiburger Raum sind das Ergebnis erdgeschichtlicher Vorgän- ge der vergangenen 500 Millionen Jahre. Prägend, auch für das heutige Landschaftsbild, waren jedoch die letzten 50 Millionen Jahre, während denen der Oberrheingraben eingesunken ist – ein Vorgang, der bis zum heutigen Tage weitergeht und Auswirkungen auf das Stadtgebiet hat. Die östliche Hauptverwerfung dieser Großstruktur, die Schwarzwaldrandverwerfung, zieht mit einer Sprunghöhe von 1000–1500 m mitten durch Freiburg und trennt den Oberrheingraben vom Schwarzwald.

Die Vorgänge im jüngsten Abschnitt der Erdgeschichte, dem bis heute dauernden Quartär, führ- ten zu den geologischen und landschaftlichen Strukturen, die für die Entstehung Freiburgs und seine Weiterentwicklung bestimmend waren. Dank der Gunst der geologischen Situation konn- ten z. B. in unmittelbarer Nähe der Stadt geeignete Bausteine für den Bau des Münsters und der Stadtbefestigung sowie die Errichtung anderer Bauwerke gewonnen werden. Gutes Trink- und Brauchwasser ließ sich, die gleichmäßige Oberflächenneigung des Mündungsschwemmkegels der nutzend, mit freiem Gefälle in die Stadt leiten und dort verteilen. Die finanziellen Mittel für diese Unternehmungen stammten aus den Erlösen des Silberbergbaus im Schwarz- wald, der jahrhundertelang Wohlstand in die Stadt brachte.

Solche und andere Zusammenhänge verdeutlichen die engen Beziehungen zwischen der Geolo- gie und der Freiburger Stadtgeschichte. Einige Aspekte hierzu sind Gegenstand des vorliegen- den Heftes. Mögen die Ergebnisse dieser Untersuchungen auch zur Klärung strittiger Fragen im gegenwärtigen archäologischen Diskurs über die Stadtgeschichte Freiburgs im Hochmittelalter beitragen.

Prof. Dr. H. Schneider Präsident des Landesamts für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Informationen 12

Zum Geleit

Die geologischen Besonderheiten unserer Region am Oberrhein haben maßgeblich den Weg beeinflußt, den die Stadtentwicklung eingeschlagen hat. Das Landschaftsbild zwischen Rhein und Schwarzwald, wie es sich weit vor jedem menschlichen Leben geformt hat, umfaßt u. a. den südlichen Schwarzwald, den Oberrheingraben, den Tuniberg und – als Rudiment einstiger vulka- nischer Aktivität – den Kaiserstuhl. Als prägende Merkmale geben sie unserer Region ein einzig- artiges Bild und bestimmen das Gesicht der Stadt.

Zu den geologischen Bedingungen gehören auch jene Bodenschätze, die über Jahrhunderte hin- weg Grundlage des städtischen Reichtums und einer wirtschaftlich starken Bürgergesellschaft waren. Der Schauinsland trägt noch heute den Namen "Erzklasten"; er erinnert an den Erz- und Silberbergbau im Schwarzwald. MATTHÄUS MERIAN schreibt in seiner "Topographia Alsatiae" 1644 über Freiburg:

"...ist etwan ein herrlich Dorff gewesen / so hiebevor von viele der Bergleuten / unnd Ertzknappen dersel- bigen Gegend erbawet worden. Dann ein Meil Wegs von Breysach vor Zeiten ein gut Bergwerck gewe- sen / dessen Einkommen zu Erbawung dieses Orts / auch desselben Klöster unnd Kirchen / meistentheils geholffen hat. Es wurden die Burger auch also reich / daß sie sich adlen liessen..."

Bis vor wenigen Jahrzehnten ist Erz im Schauinsland gewonnen worden. Heute erinnert das dank privater Initiative wieder zugängliche Besucherbergwerk an dieses wichtige Kapitel der Stadtge- schichte; das Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg hat beim Auf- bau und in der fachlichen Beratung wertvolle Beiträge geleistet. Auch am Schönberg im heutigen Stadtteil St. Georgen und in vielen anderen Regionen des südlichen Schwarzwalds war über Jahrhunderte der Bergbau beheimatet und schuf die Grundlage für eine gute wirtschaftliche Ent- wicklung und ein selbstbewußtes, starkes Bürgertum.

Mit dem Heft "Freiburg im Breisgau – Geologie und Stadtgeschichte" legt das Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau nun eine Publikation vor, die einen tiefen Blick in die geologi- schen Verhältnisse und erdgeschichtlichen Vorgänge erlaubt, die wiederum Grundlage unserer heutigen Landschaft sind. Damit dokumentiert das Landesamt ein Stück Stadtgeschichte, die im wahren Wortsinn "fundamental" zu nennen ist.

Ich danke dem Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau für die Herausgabe dieser Schrift und wünsche ihr eine gebührende Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit.

Freiburg, im August 1999

Dr. Rolf Böhme Oberbügermeister Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Informationen 12

Inhalt

Seite 1 Einleitung ...... 6

2 Abriß der erdgeschichtlichen Entwicklung ...... 8 2.1 Vorbemerkungen ...... 8 2.2 Präkambrium und Paläozoikum...... 8 2.3 Mesozoikum...... 9 2.4 Känozoikum ...... 11 2.4.1 Entwicklung des Oberrheingrabens ...... 11 2.4.2 Tertiär ...... 13 2.4.3 Quartär...... 14

3 Tektonischer Bau ...... 21 3.1 Bruchstrukturen ...... 21 3.2 Erdbeben ...... 25

4 Mündungsschwemmkegel der Dreisam ...... 31 4.1 Entstehung und Aufbau ...... 31 4.2 Erosionsränder der Niederterrasse ...... 34

5 Grundwasserverhältnisse ...... 38 5.1 Vorbemerkungen ...... 38 5.2 Grundwasser in den Schottern der Dreisam ...... 38 5.3 Grundwasser im Kristallinen Grundgebirge...... 40

6 Zur Entstehung von Freiburg aus geologischer Sicht ...... 42 6.1 Natürliche Voraussetzungen...... 42 6.2 Flußübergang und Dreisambett ...... 44 6.3 Quellfassungen und Brunnen ...... 47 6.4 Bächlesystem und Straßenaufschüttung ...... 48 6.5 Baumaterial der Stadtmauer ...... 54

Zusammenfassung ...... 55

Literatur...... 56 Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Informationen 12

1 Einleitung

„So berühmt wie die Stadt ist der Ausblick von ihrem welcher sich hier – abstrahieren wir von den Alpen Schloßberg: Dunkel und steil wächst hinter uns der – zu wahrhaft imposanten Gebirgsmassen erhebt, Schwarzwald. Aber mitten in die Flut der Berge und wie diese nur vereinzelt wieder in Deutschland auf- Wälder bricht hell das Tor und Tal der Dreisam hinein treten“ (SCHILL 1862: 1). Dieser Gegensatz wird in und führt die Heiterkeit der Niederung in den schönsten Teilen des Gebiets gemildert durch die dem Schwarz- Ernst des Gebirges. Draußen aber, welch festlicher Tanz! Da flutet ein Meer aus Feldern und Wiesen, die Ebene.“ wald randlich vorgelagerten Höhen der Vorbergzone. Ähnlich verhält es sich am Westrand des Oberrhein- So faßte der bekannte Geologe HANS CLOOS in sei- grabens, wo die Vogesen als „Zwillingsbruder“ des nem Buch „Gespräch mit der Erde“ überwältigt sei- Schwarzwalds jenseits der westlichen Hauptverwer- ne Eindrücke von der Freiburger Umgebung in Wor- fung das Randgebirge bilden. Dazwischen, mitten te (CLOOS 1947: 260). In der Tat zählt das Gebiet um im Oberrheingraben gelegen und mit diesem ursäch- Freiburg im Breisgau aus der Sicht des Geologen lich verknüpft, bietet das Vulkanmassiv des Kaiser- zu den interessantesten und vielfältigsten Gebieten stuhls weitere geologische und landschaftliche Hö- Deutschlands. Die geradezu spektakulären geolo- hepunkte. Auf die Detailgliederung dieser Groß- gischen Verhältnisse sind nicht nur Ursache für den einheiten wird im Kap. 3.1 eingegangen. außergewöhnlichen landschaftlichen Reiz dieses Raums. Sie bedingen auch die besonderen Sied- Südlich von Freiburg, bei Müllheim, treffen die Struk- lungsgrundlagen, die der (?mittel-)paläolithische turen einer weiteren geologischen und tektonischen Mensch bei seinem Erscheinen im Breisgau ange- Besonderheit, der sogenannten Badenweiler–Lenz- troffen hat und die schließlich für die Entstehung und kirch-Zone (BLZ), auf den Oberrheingraben (vgl. Abb. Entwicklung Freiburgs von Bedeutung waren und 10). Sie teilt als etwa West–Ost verlaufende schma- sind. le Verwerfungs- und Faltenzone mit kompliziertem Bau den Südschwarzwald und setzt sich jenseits des Nähert sich der aufmerksame Beobachter aus west- Oberrheingrabens nach Südwesten wahrscheinlich licher Richtung, d. h. von der Rheinebene bzw. der bis in die französischen Cevennen fort. Die BLZ wird Freiburger Bucht her der Stadt, dann wird ihm auf- heute als Überbleibsel der Kollision zweier Krusten- fallen, daß der als dunkelgrünes Gebirge im Osten platten im Erdaltertum (= Paläozoikum, s. Abb. 2) majestätisch aufsteigende Schwarzwald mit den gedeutet, die im Zuge der variszischen Gebirgs- manchmal bis in den Frühsommer schneebedeck- bildung im Unterkarbon gewissermaßen als Vorläu- ten Gipfeln des Feldbergmassivs gegen das Tief- fer von Afrika und Europa hier miteinander „ver- land wie mit dem Messer abgeschnitten erscheint. schweißt“ worden sind. Ein dazwischen liegendes Verursacht wird dies durch den bis heute aktiven Ozeanbecken wurde dabei subduziert, d. h. von den Ostrand des Oberrheingrabens, einer tektonischen beiderseitigen Krustenplatten überschoben und „ver- Großstruktur von kontinentaler Bedeutung (zum Be- schluckt” (LOESCHKE et al. 1998). griff Tektonik s. Kap. 3.1). Der Oberrheingraben ist der zentrale Teil eines quer durch Europa, vom Mit- Die faszinierenden und mannigfaltigen Untergrund- telmeer über das Rhônetal bis in die Nordsee und verhältnisse im Freiburger Raum haben die Geolo- nach Skandinavien, verlaufenden sogenannten Rift- gen seit über 160 Jahren beschäftigt, denn hier bie- systems, d. h. eines Systems weitreichender, gro- tet nicht nur der geologische Bau Besonderes, son- ßer Grabenbrüche in der Erdkruste, an denen sich dern es treten auch Gesteine aus fast allen Peri- Krustenbereiche bis zum heutigen Tage verschie- oden der Erdgeschichte auf. Nach frühen „geogno- ben und mit denen zeitweise auch vulkanische Akti- stischen“ Übersichtsbeschreibungen in den 1830er vitäten verbunden waren. Jahren (MERIAN 1831, FROMHERZ 1837) wurde die erste, noch sehr einfache geologische Karte der Frei- Der Ostrand dieses Systems, die sogenannte Haupt- burger Umgebung (Maßstab 1 : 50 000) von JULIUS verwerfung (oder Schwarzwaldrandverwerfung) mit SCHILL im Jahre 1862 veröffentlicht. Wesentliche Fort- einer Sprunghöhe1 von etwa 1000–1500 m, verläuft schritte brachte dann 1890 der Geologische Führer entlang dem Schwarzwaldrand und mitten durch der Freiburger Professoren STEINMANN und GRAEFF, Freiburg (Abb. 1). Sie ist verantwortlich für den auf- der tektonische Darstellungen und eine erste geolo- fälligen landschaftlichen und geologischen Gegen- gische Übersichtskarte des Kaiserstuhls im Maß- satz zwischen der Rheinebene mit ihren Schotter- stab 1: 300 000 enthält. Bis zur modernen geologi- fluren und dem Schwarzwald mit seinem „Gneise..., schen Karte von Freiburg und Umgebung, die –

1 Sprunghöhe – vertikaler Versetzungsbetrag zwischen den beiderseits der Verwerfung angrenzenden Schichten bzw. Gesteinen

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Abb. 1: Blick von der Eichhalde oberhalb von Herdern nach Süden Die Hauptverwerfung durchzieht das Stadtgebiet entlang dem Fuß des Schloßbergs (links), zerschneidet den Lorettoberg (im Mittel- grund, links des Münsters) und trennt den Schönberg (im Hintergrund, hinter dem Münster) vom Schwarzwald. In der Ferne ist der Blauen zu erkennen. ebenfalls im Maßstab 1:50 000 – erstmals 1977 er- sche Karten dieses Raums sind im Rahmen des Kar- schienen ist (SCHREINER 1977; 3. Aufl. 1996) und dem tenwerks “Geologische Karte von Baden-Württem- zugehörigen, ausführlichen Erläuterungsband (GRO- berg 1 : 25 000" in den letzten Jahren erschienen: SCHOPF et al. 1977; 3. Aufl. 1996) war es aber noch ein weiter Weg. Die Darlegungen des vorliegenden 7912 Freiburg i. Br.-NW (FLECK & HERRGESELL 1997) Beitrags stützen sich großenteils auf dieses Werk, 7913 Freiburg i. Br.-NO (GROSCHOPF & SCHREINER sind jedoch durch neuere, im Text jeweils genannte 1994, 1996) Forschungsergebnisse modifiziert oder ergänzt. 8012 Freiburg i. Br.-SW (HERRGESELL & FLECK 1996) 8013 Freiburg i. Br. [-SO] (WIMMENAUER & HÜTTNER Die geologischen Verhältnisse des Freiburger Raums 1968 sowie HÜTTNER & WIMMENAUER 1967) behandelten in neuerer Zeit auch die ausführlichen Geologische Exkursionskarte des Kaiserstuhls Übersichtsdarstellungen von SAUER (1965) und z. T. (WIMMENAUER 1956 sowie HASEMANN et al. von SCHREINER (1991). Folgende detaillierte geologi- 1959).

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2 Abriß der erdgeschichtlichen Entwicklung

2.1 Vorbemerkungen 1 :1 000 000 (GROSCHOPF 1998). Dabei ist zwischen zwei großen Gesteinsgruppen zu unterscheiden: Die Das nachstehende Kapitel gibt einen knappen Über- Gesteine des Kristallinen Grundgebirges (sogenann- blick über die geologischen Entwicklungen und Er- te Kristallingesteine, landläufig auch als „Urgestein“ eignisse der Erdgeschichte in ihrer zeitlichen Rei- bezeichnet) haben sich aus verschiedenartigen äl- henfolge, soweit sie für den Freiburger Raum von teren Gesteinen durch Metamorphose oder aus auf- Bedeutung sind. Die im Verlauf dieses langen Zeit- gestiegenem Magma gebildet. Sie stellen den Kern raums aus Sedimenten oder bei magmatischen Vor- beider Gebirge dar, der durch Jahrmillionen andau- gängen entstandenen Schichten und Gesteinskom- ernde Abtragung weithin freigelegt wurde. Dieser plexe werden in der Aufeinanderfolge ihrer Bildung, enthält auch zahlreiche, häufig im Oberkarbon ent- d. h. vom Älteren zum Jüngeren beschrieben. Dies standene Mineralgänge (mit Quarz, Schwerspat, entspricht in der Regel auch ihrer Abfolge in der Natur Flußspat usw.) und Erzgänge, vor allem die bis in von unten nach oben. Die erdgeschichtliche Gliede- die Neuzeit wirtschaftlich wichtigen Blei-Zink-Erz- rung mit den wichtigsten geologischen Ereignissen gänge mit ihrem Silbergehalt. Den bei ihrem Abbau in Südwestdeutschland zeigt Abb. 2. (z. B. im Schauinsland bis 1954) erzielten hohen Er- lösen verdankt Freiburg seinen Aufstieg und Reich- Die Bezeichnung der Schicht- und Gesteinseinheiten tum im Mittelalter (STEUER & ZETTLER 1996 und an- folgt der aktuellen, beim Landesamt für Geologie, dere Autoren). Auch im Sternwald wurde mindestens Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg verbind- seit dem 12. Jahrhundert Bergbau betrieben. Davon lichen Nomenklatur (Symbolschlüssel 1995, 1999). zeugen nicht nur die Bergbauspuren bei dem in Beil. Sie weicht teilweise von der in früheren Publikatio- 1 eingezeichneten Erzgang, sondern auch neuer- nen verwendeten ab. Soweit notwendig, sind ältere dings entdeckte Pingen weiter östlich. Der Fund rö- Bezeichnungen in Klammern genannt. Für die Ein- mischer Scherben wirft die Frage auf, ob sogar schon zelbeschreibung der verschiedenen Gesteinsarten die Römer hier Erz gewonnen haben (PAUSE 1996). sei auf GROSCHOPF et al. (1996) sowie die Erläute- Römischer Silberbergbau wird schon länger u. a. im rungen zu den oben genannten geologischen Kar- Suggental bei Waldkirch und im Münstertal vermu- ten 1 : 25 000 verwiesen. tet, bei Sulzburg ist er nachgewiesen (KIRCHHEIMER 1976, vgl. auch GROSCHOPF & SCHREINER 1996: 89).

Einer Anreicherung des Eisensulfiderzes Magnet- 2.2 Präkambrium und kies (bis 3 Vol.-%) in Paragneisen und Metatexiten des tieferen Untergrunds zwischen Stegen und Burg Paläozoikum verdankt die in Fachkreisen berühmte magnetische Anomalie Kirchzarten ihre Existenz. Diese unge- Im ältesten Abschnitt der Erdgeschichte, dem Prä- wöhnliche und starke Störzone im irdischen Magnet- kambrium (Erdur- und -frühzeit), das vor 545 Millio- feld erstreckt sich im Bonndorfer Graben (s. Kap. nen Jahren zu Ende ging, liegen die geologischen 3.1) und hängt möglicherweise mit einem im Tertiär Verhältnisse in Südwestdeutschland noch weitge- aufgestiegenen, jedoch im Untergrund steckenge- hend im Dunkeln. Möglicherweise sind gegen Ende bliebenen Magmakörper zusammen. Zur Untersu- des Präkambriums die Sedimente abgelagert wor- chung der Anomalie wurde 1981 eine 999 m tiefe 2 den, aus denen später durch Metamorphose ein Forschungsbohrung abgeteuft (HAHN et al. 1985). Teil der Gneise des Schwarzwalds und der Vogesen entstanden ist. Über dem Kristallinen Grundgebirge liegen paläo- zoische Sedimentgesteine, die aus festländischen Gesteine des Paläozoikums (Erdaltertums) sind da- oder marinen Ablagerungen hervorgegangen und nur gegen im Schwarzwald wie in den Vogesen weit ver- in relativ kleinen Bereichen überliefert sind. Gestei- breitet, vgl. Geologische Übersichtskarte von Baden- ne des Paläozoikums (Schiefer, Grauwacken, Vul- Württemberg 1:500 000 (BRUNNER et al. 1998) oder kanite usw. aus dem Silur bis Karbon) treten z. B. in Geologische Schulkarte von Baden-Württemberg der weiteren Umgebung von Freiburg auf, so vor al-

2 Metamorphose – Gesteinsumwandlung durch Versenken von Gesteinen in die Erdkruste, teilweise verbunden mit Durchbewegung unter hohen Temperaturen (bis über 700–800 °C) und hohen Drücken (um 60 000 t/m˝ oder mehr). Kristallingesteine ist ein Sammelbegriff für Gneise und vergneiste Gesteine (in der Freiburger Umgebung vor allem Paragneise, Flasergneise und Amphibolite), Migmatite (hier Metatexite und Diatexite), Granite, Porphyre, metamorphe Schiefer, magmatische Ganggesteine usw. Hinsichtlich näherer Beschreibung dieser Gesteine sei auf die Erläuterungen zu den oben genannten geologi- schen Karten verwiesen (HÜTTNER & WIMMENAUER 1967, GROSCHOPF et al. 1996, GROSCHOPF & SCHREINER 1996).

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Abb. 2: Zeittafel der Erdge- schichte und der großen geo- logischen Ereignisse in Süd- westdeutschland Nach GROSCHOPF & VILLINGER (1998: Abb. 2, ergänzt). Alters- daten im wesentlichen nach GRADSTEIN & OGG (1996) und MENNING (1995). Untergliederung des Pleistozäns s. Tab. 1. lem in der Badenweiler–Lenzkirch-Zone (vgl. Abb. tion im Freiburger Raum lediglich am Hornwald bei 10), wo sie Mächtigkeiten von mehreren tausend Me- Sexau erhalten geblieben (nur 10 m mächtig). tern aufweisen. Dort wurden sie durch tektonische Vorgänge bei der im Kap. 1 erwähnten Platten- kollision zusammengeschoben und stark verfaltet (variszische Gebirgsbildung). Aus dem jüngeren 2.3 Mesozoikum Paläozoikum sind vor allem Sedimente des Rot- liegenden (Sandsteine, Arkosen, Konglomerate) er- Am Ende des Paläozoikums war die zuvor in Rük- halten. Diese Gesteine treten mit Mächtigkeiten zwi- ken und Senken gegliederte Landoberfläche weitge- schen 10 m und über 100 m am Mauracher Berg bei hend eingeebnet, und von den heutigen Mittelgebir- , stellenweise in Herdern, im tieferen gen Schwarzwald und Vogesen war noch nichts zu Untergrund von Zähringen (113 m mächtig in der sehen. Während der nachfolgenden Ära des Meso- dortigen Thermalwasserbohrung, vgl. Abb. 12: zoikums (Erdmittelalter) wurden in Südwestdeutsch- Schnitt 2) und im Lorettoberg (Abb. 13) sowie bei land mächtige, teils festländische, teils marine Sedi- St. Peter auf. Während der Zeit ihrer Ablagerung mente der Trias und des Juras abgelagert, „neptuni- herrschte auch lebhafter Vulkanismus. Auf ihn ge- sche Formationen“, wie man früher sagte (FROMHERZ hen z. B. die bis 250 m mächtigen vulkanischen 1837: 1, 1838: 101). Sie stehen im Freiburger Raum, Gesteine des Münstertäler Deckenporphyrs und ein in der Vorbergzone zwischen Emmendingen und kleines Vorkommen von Porphyrit an der Ohmen- Staufen, heute noch zutage an, wenn auch nur in kirche bei St. Märgen zurück. Zechstein-Sedimente kleinen Vorkommen und z. T. unvollständig. Innerhalb sind dagegen in Gestalt der Tigersandstein-Forma- des Oberrheingrabens sind sie vor allem im Unter-

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grund erhalten, aber auch in einigen Bruchschollen Gegen Ende der Untertrias überflutete das Meer, an der Oberfläche (Nimberg, Marchhügel, Lehener von Norden her vordringend, auch Südwestdeutsch- Bergle, Hunnenbuck, Tuniberg, Biengener und land. Es hinterließ die im Freiburger Raum etwa 120 Schlatter Berg; Abb. 12: Schnitte 1–4). bis 180 m mächtigen Schichten des Muschelkalks aus überwiegend grauen Ton-, Mergel-, Dolomit- und Zunächst bildeten sich die im Stadtgebiet nur 100 Kalksteinen, im Mittleren Muschelkalk auch mit Gips- bis 150 m, in der Emmendinger Vorbergzone um 200 m bzw. Anhydritsteinen. Die verkarsteten Kalk- und mächtigen, vorherrschend rötlichen Schichten des Dolomitsteine des rd. 55 m mächtigen Oberen Mu- Buntsandsteins, hauptsächlich als Ablagerungen von schelkalks bilden im Freiburger Raum einen wichti- Gewässern bei z. T. wüstenhaftem Klima. Die dar- gen Grundwasserleiter, wenn sie in geringer Tiefe aus entstandenen Sandsteine waren früher begehr- im Untergrund liegen. So liefern sie im Gebiet zwi- te Werk- und Bausteine, mit denen u. a. auch das schen Nimburg, Emmendingen und Denzlingen gro- Freiburger Münster erbaut wurde. Das Material wur- ße Mengen an Trinkwasser (HGK Freiburger Bucht de vor allem in Steinbrüchen am Loretto- bzw. Schlier- 1979, WENDT in GROSCHOPF et al. 1996: 262 f.). Bei berg (Abb. 3 u. Taf. 1, Fig. 1) und im Raum Freiamt– größerer Tiefenlage enthält der Obere Muschelkalk Emmendingen gewonnen (zur Herkunft und Beschaf- Thermalwasser, das mit den Tiefbohrungen Zäh- fenheit der Bausteine des Freiburger Münsters s. ringen (1964), Freiburg II (1976) sowie III (1996) bei SAUER 1983). St. Georgen für das Thermalbad erschlossen wurde (Abb. 12: Schnitte 2 u. 4). Näheres dazu beschrieb SAUER (1979). Auch das Bad Krozinger Thermal- bad wird aus dem Oberen Muschelkalk gespeist.

Den Abschluß der Triasschichten bildet der 155 bis 175 m mächtige Keuper mit seinen überwiegend fest- ländischen bunten Ton-, Mergel-, Dolomit- und Sand- steinen sowie im tieferen Abschnitt Gips- bzw. Anhydritbänken (Gipskeuper). Während sich das Meer gegen Ende der Mitteltrias, als die Ablagerung des Keupers begann, wieder zögernd nach Norden zurückgezogen hatte, kehrte es am Ende der Ober- trias nach Südwestdeutschland zurück und bestimm- te fortan während der gesamten Jurazeit das Ge- schehen, vgl. Abb. 2.

Der etwa 80 m mächtige Unterjura (oder Schwarz- jura, Lias) besteht vorwiegend aus dunklen Ton- mergelsteinen mit einzelnen helleren Kalkstein- bänken (Vorkommen über Tage z. B. am Lehener Bergle und Schönberg). Darüber folgt der etwa 280 m mächtige Mitteljura (Braunjura, Dogger), der im un- tersten und obersten Abschnitt wiederum hauptsäch- lich aus dunklen Tonmergelsteinen aufgebaut ist (Vorkommen über Tage vor allem am Schönberg und bei Zähringen). Der mittlere Abschnitt des Mitteljuras enthält dunkelrote Eisenoolithbänke, die 1937–1943 im Schönberg zur Eisenerzgewinnung bergmännisch abgebaut wurden, vor allem aber die 55–70 m mäch- tigen, hellgrauen Kalksteine des Hauptrogensteins und Ferrugineusooliths. Sie bilden in der Landschaft Abb. 3: Mittelalterlicher Steinbruch am Schlierberg mit markante Steilstufen mit Felsen, z. B. am Schön- Westportal des Lorettotunnels (Höllentalbahn) berg und am Westrand des Tunibergs. Im Untergrund Der tiefe Einschnitt des ehemaligen Steinbruchs wurde beim Bau gelegen führen diese teils verkarsteten Schichten der Höllentalbahn 1928 für den Durchstich des Lorettobergs ge- wiederum Thermalwasser, das z. B. in der Bohrung nutzt. Im Portalbereich stehen die Bänke des Kristallsandsteins (Mittlerer Buntsandstein), weiter oben die der Plattensandstein- Freiburg I (1974) bei St. Georgen erschlossen wur- schichten an (Oberer Buntsandstein, vgl. Schnitt in Abb. 13). de. Die Schichten des Oberjuras (Weißjura, Malm),

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im wesentlichen dunkle Ton- und Tonmergelsteine Schild). Dabei bildeten sich im Scheitelbereich die- sowie darüber die hellgraue Korallenkalk-Formation ser weitgespannten Struktur im Oberrheingebiet in von zusammen um 120 m Mächtigkeit, kommen – NNE–SSW-Richtung verlaufende Bruchstrukturen, von unbedeutenden Resten als Sinkschollen in Vul- für die ältere Anlagen vermutet werden (HÜTTNER kanschloten am Schönberg abgesehen – nur noch 1991: 24 f.). Der Bereich zwischen den Brüchen fing im Untergrund des Oberrheingrabens vor. Einst über- an einzusinken, womit der Oberrheingraben erstmals deckten sie, zusammen mit den anderen Trias- und in Erscheinung trat. Dies war im Alttertiär, genauer Juraschichten, auch den Bereich, den heute die Mit- im mittleren Eozän, vor knapp 50 Millionen Jahren. telgebirge Schwarzwald und Vogesen einnehmen. Seither gingen Absenkung und Verbreiterung des Grabens, von einer zeitweiligen Hebungsphase im Gegen Ende der Jurazeit zog sich das Meer infolge Miozän und damit verbundener vulkanischer Aktivi- von Hebungsvorgängen in der Erdkruste aus Süd- tät abgesehen (Kaiserstuhl, s. unten), unter fort- westdeutschland zurück, weshalb die jüngsten Jura- schreitender tektonischer Zerstückelung durch im- schichten fehlen (außer im Untergrund des Allgäus). mer zahlreichere Verwerfungen bis zum heutigen Auch der Freiburger Raum wurde damit Festland und Tage weiter. zu einem über das Meer (das im Gebiet der heuti- gen Alpen stand) herausgehobenen Abtragungs- gebiet, in dem sich nach und nach eine relativ we- Beide Bewegungen des Grabens, die vertikale und nig akzentuierte Schichtstufenlandschaft herausbil- die horizontale, haben inzwischen jeweils Beträge dete. Dies blieb so bis über das Ende der Kreidezeit um 5000 m erreicht, woraus man – bezogen auf die hinaus, wobei allerdings in der Oberkreide das Meer Gesamtdauer der Bewegungen – Durchschnittsraten von Süden her möglicherweise nochmals bis ins von jeweils etwa 0,1 mm pro Jahr errechnen kann. heutige Oberrheingebiet vorstieß. Ablagerungen aus Zeitweilig waren diese sicher auch höher (Kap. 3.1). der Kreidezeit sind jedoch bisher nicht bekannt. Parallel zu diesen Vorgängen wurden (und werden Dagegen stiegen im Bereich der späteren Ränder heute noch) die beiderseitigen Grabenschultern im- des Oberrheingrabens während der Oberkreide ört- mer weiter angehoben, wodurch im Zusammenwir- lich Basaltmagmen in Gängen auf. Solche treten ken mit den Prozessen der Abtragung die heutigen auch im Freiburger Raum auf (Olivinnephelinite), Mittelgebirge Schwarzwald und Vogesen entstanden meist im Bereich des Kristallinen Grundgebirges sind. Auf deren kristallinem Kern liegen nur noch (z. B. Sternwald, Schloßberg, Hirzberg, Uhlberg, Reste der einstigen, bis 1500 m mächtigen Decke Attental; Abb. 10 u. Beil. 1). aus Schichtgesteinen des Paläo- und vorwiegend Mesozoikums. Durch die Erosionsvorgänge wurde sie vor allem im Tertiär und Quartär abgetragen und das Gesteinsmaterial von Flüssen größtenteils in den 2.4 Känozoikum Oberrheingraben verfrachtet und dort wieder abge- setzt (Sedimentmächtigkeiten 1800–3000 m). Im 2.4.1 Entwicklung des Oberrhein- Graben überlagern diese Sedimente die mit in die grabens Tiefe gesunkene und dort erhaltene prätertiäre Land- oberfläche, die in den beiderseitigen Hochgebieten Mit dem vor 65 Millionen Jahren begonnenen und längst abgetragen ist. Von SITTLER (1969: Abb. 3), bis heute dauernden Känozoikum (Erdneuzeit) kam PFLUG (1982: Abb. 23, wiedergegeben auch in GEY- die Zeit, in der nach und nach die Strukturen der ER & GWINNER 1991: Abb. 101) und HÜTTNER (1991: heutigen Landschaft entstanden. Im Zusammenhang Abb. 8) veröffentlichte, sogenannte abgedeckte geo- mit den tektonischen Vorgängen bei der Entstehung logische Karten der Tertiärbasis im Graben zeigen der Alpen3 wurde die Erdkruste im Bereich des heu- die Verbreitung der an der ehemaligen Landober- tigen Oberrheingrabens und des Rheinischen Schie- fläche anstehenden Schichten. Ein anschauliches fergebirges allmählich schildförmig gehoben und Bild der Entwicklung des Oberrheingrabens im Frei- gleichzeitig gedehnt (sogenannter Rheinischer burger Raum vermittelt Abb. 4.

3 Diese Vorgänge waren ihrerseits Folgen der schrittweisen Öffnung des Atlantiks beim Zerbrechen des alten Riesenkontinents Pangäa ab dem Mitteljura (vor 170 Mio. Jahren): Die dabei neu entstandenen Eurasische und (Afrikanisch-)Adriatische Kontinentalplatten driften seit der Oberkreide bis heute aufeinander zu und kollidieren, wobei die sich dazwischen erstreckenden Ozeanbecken und ihre Sedimentfüllungen zusammengeschoben und z. T. verschluckt (subduziert) wurden. Ein Ergebnis dieser Vorgänge sind die aufeinan- der getürmten Deckenstapel des Alpengebirges, die geotektonisch teilweise quasi zu Afrika gehören (z. B. das Matterhorn und die Ostalpin-Decken), weil sich die (Afrikanisch-)Adriatische Platte auf die Eurasische Platte schiebt. Näheres hierzu beschreiben z. B. FRISCH & LOESCHKE (1990: Kap. 10.3), LABHART (1998) und SCHÖNENBERG & NEUGEBAUER (1997: Kap. 5).

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Abb. 4: Tektonische und morphologische Entwicklung des Oberrheingrabens im Freiburger Raum Schematische Darstellung für sechs Zeitpunkte (nach SCHREINER in GROSCHOPF et al. 1996: Abb. 26, verändert); 1 Ma = 1 Million Jahre

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2.4.2 Tertiär Graben, also auch im Freiburger Raum, bereits wäh- rend des frühen, im nördlichen Graben während des Die Ablagerungen des Tertiärs sind in ihrer Ausbil- späteren Untermiozäns, was am Fehlen von Sedi- dung und Mächtigkeit durch diese tektonische Ent- menten aus dieser Zeit ablesbar ist. Der Graben war wicklung bestimmt. Während man aus dem Paläo- damals morphologisch gegenüber seinen beiden zän keine Sedimente – allenfalls Verwitterungsbil- Flanken nur wenig eingesenkt. dungen – kennt (dagegen im Südschwarzwald ein- zelne Tuffschlote aus dieser Zeit), sind die nachfol- Schon zuvor, mit der beginnenden Absenkung des genden Epochen, beginnend mit dem mittleren Eo- Oberrheingrabens im Eozän einhergehend, waren zän, durch teils mächtige Ablagerungen belegt. Die erneut vulkanische Aktivitäten aufgelebt. Davon zeu- Schichtenfolge besteht vorherrschend aus grauen gen zahlreiche basaltische Tuffschlote mit Durch- bis grünlichen, z. T. bunten Ton- und Mergelsteinen messern bis mehrere hundert Meter auch im Frei- und enthält im Grabeninneren (westlich der Inneren burger Raum, so am Schönberg und am Tuniberg Grabenrandverwerfung, Abb. 7) Anhydrit-, Gips-, (Abb. 11). Den abschließenden Höhepunkt des ter- Stein- und Kalisalzlager4 sowie Erdöl- und Erdgas- tiären Vulkanismus im Oberrheingebiet markierten vorkommen (PLEIN 1993), dagegen Kalk- und Sand- aber während der Hebungsphase im Unter- bis steineinschaltungen sowie Konglomerate in den Mittelmiozän die Eruptionen der Kaiserstuhl-Vulka- Randbereichen. Die Mächtigkeit dieser Schichten ne, die vor etwa 18 Millionen Jahren einsetzten und erreicht im südwestlichen Freiburger Raum (Griß- bis vor 13 Millionen Jahren andauerten (zur tektoni- heim–Hartheim) bis über 2000 m, nimmt aber ge- schen Situation s. Kap. 3.1). Nach heutiger Kennt- gen den Ostrand des Grabens auf wenige 100 m nis muß man sich den Kaiserstuhl zu dieser Zeit als ab. Abgelagert wurden sie vorherrschend in großen, Vulkangruppe aus einem größeren Stratovulkan im meist den gesamten, 300 km langen Graben erfül- Zentrum, der vermutlich einige hundert Meter hö- lenden Seen, in die das Abtragungsmaterial von den her als der Kaiserstuhl heute aufragte (WIMMENAUER umgebenden Hochgebieten durch Flüsse hinein- 1978: 42), und mehreren kleineren Vulkanen in der transportiert wurde. In deren Mündungsbereich ent- Umgebung vorstellen (Limberg, Sponeck, Breisacher standen im Obereozän und Unteroligozän große Münsterberg u. a.), die zeitlich abwechselnd Laven Schwemmkegel mit bis etwa 200 m mächtigen Kon- und Tuffe förderten. Diese entstammten hauptsäch- glomeraten, aus denen z. B. Gipfelregion und West- lich tephritischen, essexitischen und phonolithischen abhang von Schönberg und Hohfirst aufgebaut sind. Magmen, die aus dem Erdmantel (Kap. 3.1) aufge- Man kann sie dort als Hinterlassenschaften von Vor- stiegen sind. Im Zentrum des Kaiserstuhls drang der läufern der Dreisam bzw. ansehen. weltberühmt gewordene Karbonatit auf, ein magma- tisches Kalkgestein. Neuere Gesamtdarstellungen Bereits im Obereozän hatte der Grabensee zeitwei- finden sich dazu bei KELLER (1984) und WIMMENAUER se Verbindung zum Meer im Süden; der Freiburger (1989), über Forschungsbohrungen berichtete zu- Raum gehörte damals zu einer langgestreckten letzt MAUS (1995). Meeresbucht, die fast bis Frankfurt reichte. Etwas später war es umgekehrt: Der Graben hatte erst- Geophysikalische Untersuchungen ergaben Hinwei- mals Verbindung zum Nordmeer (GRAMANN & KOCKEL se auf weitere, heute verdeckte Ausbruchsstellen 1988: 432–436, Kt. 3 und 4). Im Mittel- und Ober- des Vulkankomplexes im Untergrund der Umgebung oligozän wurde der Oberrheingraben vom Meer vor- des Kaiserstuhls. Durch die nach dem Erlöschen der übergehend durchgängig geflutet, so daß einige Vulkane einsetzende Erosion wurde der vulkanische Millionen Jahre lang eine 35–45 km breite Meeres- Oberbau weitgehend entfernt, so daß der heutige straße vom Molassemeer im Alpenvorland zum Zustand des kleinen Gebirges nicht dem ursprüng- Nordmeer bestand. Sie war zu beiden Seiten von lichen entspricht (Abb. 5). Zudem ist der Kaiserstuhl hohen Bergen gesäumt. Freiburg wäre damals, hätte größtenteils von einer mächtigen pleistozänen Löß- es die Stadt schon gegeben, an der Meeresküste und Schwemmlößdecke verhüllt (Kap. 2.4.3). Sie gelegen, eine ungemein reizvolle Vorstellung. Spä- verbirgt auch, daß sein östlicher Teil nicht von Vul- ter, gegen Ende des Oligozäns, herrschte im Gra- kaniten, sondern von oligozänen Sedimentgesteinen, ben wieder zunehmend Brack- und Süßwasserein- und der St. Michaelsberg im Nordostzipfel bei Rie- fluß vor, ehe das Land als Folge von Hebungen gel vom Hauptrogenstein des Mitteljuras aufgebaut weitgehend trockenfiel. Dies geschah im südlichen wird (Abb. 10).

4 Kalisalz wurde bis 1973 bei Buggingen bergmännisch gewonnen, heute wird es nur noch im Oberelsaß zwischen Mulhouse und Ensisheim abgebaut.

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Oberrheingrabens (z. B. Urfecht, Urkinzig) und strömten ab dem Mittelmiozän als neue Quellbäche des weiter im Norden schon vorher entstandenen Urrheins innerhalb des Grabens zur Nordsee (Kai- serstühler Rhein, SCHIRMER 1994: 183). Dies blieb so bis ins Unterpliozän vor etwa 4–5 Millionen Jah- ren.

Südlich der Kaiserstuhl-Wasserscheide entwässer- ten die aus den Südvogesen und dem Südschwarz- wald in den Graben gelangenden Flüsse im Mittel- bis Obermiozän (über den Bereich des noch nicht aufgefalteten Schweizer Juras hinweg) nach Süden ins schweizerische Molassebecken vor dem Alpen- nordrand. Im Zusammenhang mit dem Entstehen der Aare-Donau im ausgehenden Obermiozän in- folge erneuter tektonischer Bewegungen wandten sich diese Flüsse nach Südwesten in den Sundgau. Die Urelz und ihr Nebenfluß Urdreisam wurden so im Unterpliozän zu Quellbächen des Doubs und flos- sen zum Mittelmeer. In der Mitte des Pliozäns schloß sich die Aare an, die durch tektonische Vorgänge im Zusammenhang mit der Jurafaltung bei Waldshut von der Donau getrennt und nach Westen abgelenkt wurde. Dadurch entstand der Aare-Doubs, dessen Quellfluß Aare die oben genannten oberpliozänen Sundgauschotter aufschüttete.

Gegen Ende des Pliozäns kam durch das wieder Abb. 5: Der Kaiserstuhl mit dem Totenkopf als Kulisse einsetzende (und offenbar nach Norden kippende) jenseits der Freiburger Bucht, im Vordergund das aus Absinken auch des südlichen Oberrheingrabens ein- Buntsandstein erbaute Freiburger Münster, gesehen vom schließlich der Schwelle im Bereich des Kaiserstuhls Kanonenplatz auf dem Schloßberg eine neue, nach Norden gerichtete Tiefenlinie etwa in der Grabenachse zustande. Dadurch konnte die Aare mitsamt den Nebenflüssen aus dem Südgraben Die nachfolgende Zeit des Mittel- und Obermiozäns erneut abgelenkt werden und sich nun dem Urrhein ist im nördlichen Oberrheingraben nur wenig, im anschließen. Die Urelz dürfte zunächst noch weiter- südlichen Graben gar nicht durch Sedimente doku- hin (vielleicht bis ins Altpleistozän), der alten Rich- mentiert, was – wie schon erwähnt – auf überwie- tung folgend, an Freiburg vorbeigeflossen und mit gende Hebung und Abtragung zu dieser Zeit hin- der Urdreisam zusammen erst südwestlich des Tuni- weist. Auch aus dem Pliozän sind im Südgraben bergs in den neu entstandenen Aare-Rhein gemün- keine sicheren Zeugnisse nachgewiesen (abgese- det sein. hen von Verwitterungsbildungen und einzelnen rand- lichen Schotterresten), während im Nordgraben mächtige Fluß- und Seesedimente abgelagert wur- den. Oberpliozäne Schotter sind dagegen im Sund- 2.4.3 Quartär gau weit verbreitet erhalten. Damit und aus den re- gionalen Zusammenhängen heraus ist das damali- Gegen Ende des Tertiärs waren die Großformen ge Flußnetz einigermaßen rekonstruierbar (Abb. 6). Südwestdeutschlands sichtbar, die Landschaft er- Es zeigt sich, daß eine bei den erwähnten Krusten- hielt ihr heutiges Gesicht aber erst durch die geolo- bewegungen seit dem Untermiozän im Bereich Col- gischen und klimatischen Vorgänge im Quartär, der mar–Kaiserstuhl–Emmendingen entstandene, den letzten Periode der Erdgeschichte, und hier insbe- Oberrheingraben querende Schwelle als Wasser- sondere im Pleistozän. Diese auch als Eiszeitalter scheide wirkte. Nördlich davon sammelten sich die bezeichnete Epoche begann vor 2,6 Millionen Jah- Gewässer aus den beiderseitigen Randgebieten des ren und endete erst vor rund 12 000 Jahren (Unter-

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Abb. 6: Entwicklung des Flußnetzes im südlichen Oberrheingebiet während des Jungtertiärs und Pleistozäns Nach VILLINGER (1998: Abb. 5, verändert), Abkürzungen von Städtenamen: B – Belfort, BS – Basel, C – Colmar, FR – Freiburg, M – Mulhouse, S – Strasbourg, ZH – Zürich; a – Obermiozän bis Unterpliozän. Zuvor, im Mittel- bis Obermiozän, flossen die Urelz und ihre Zuflüsse nach Süden ins Molassebecken. Schweizer Jura und Aare-Donau gab es noch nicht; b – Mitte des Pliozäns, nach der Ablenkung der Aare bei Waldshut zum Doubs (Aare-Doubs); c – Oberpliozän, nach der Ablenkung der Aare in den Oberrheingraben (Aare-Rhein); d – Frühes Altpleistozän, nach dem im späten Eopleistozän erfolgten Anschluß des vorher zur Urdonau fließenden Alpenrheins an den Aare-Rhein. Kleinere Flußablenkungen geschahen auch noch später im Mittel- und Jungpleistozän. Die letzte war die der Feldbergdonau zur Wutach vor knapp 20 000 Jahren.

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Tab. 1: Gliederung des Quartärs in Südwestdeutschland Altersangaben in tausend Jahren (ka). In den schematisch als Kaltzeiten ausgewiesenen Phasen war das Klima überwiegend kühl bis sehr kalt, es gab darin jedoch auch wärmere Abschnitte (nach VILLINGER 1998: Tab. 1, verändert).

Epoche Alter 2 (ka) Sedimentkomplexe Ablagerungen und Vorgänge Subepoche Klima1 0

Bodenbildung, Hauptlage, Hochflut- sedimente, Schotter, Auensedimente, Torf, Kalktuff, Fließerden, Hangschutt, Holozän 1234 1234 12 Rutschmassen 1234

1234 1234 Spätwürm 1234

1234 Spät- 1234 1234 16 1234

1234

1234 1234 Niederterrassenschotter, Löss; 1234

1234 Würm- 1234 Hauptwürm im Alpenvorland u. Schwarzwald 1234

1234 Jung- Ober- 1234 kom- Moränen- u. Beckensedimente 1234

1234

1234

pleisto- Würm 25 plex 12345 Gossau-

zän 12345 M- 12345 Schotter, lokal Torf; 12345 Würm 12345 Älteres 70 im Alpenvorland Moränen- 1234 Würm 1234 Saulgau- 1234 u. Seesedimente

1234 U- 1234 Würm 115 Eem Bodenbildung, Seesedimente, lokal Torf

Eem 12345 12345 130 12345

12345 12345 Jungriß 12345 Hochterrassenschotter, Löss; 12345

12345 12345 Riß- im Alpenvorland 12345 Doppelwall- 12345 12345 Moränen- u. Beckensedimente 12345 riß 12345 kom- Riß Riß-Würm-Komplex 1234

1234

1234

Mittel- 1234 plex Älteres Riß Schotter; im Alpenvorland

1234 pleisto- 1234 Moränensedimente 1234 zän 1234 450 Bodenbildung, Holstein3 Hol-

stein 12345 Seesedimente, lokal Torf

12345

12345 500 12345 Tiefenerosion (Rinnen- u. Becken-

12345

12345 bildung); Moränensedimente im 12345 Cromerkomplex Alpenvorland, lokal Torf; 12345

12345 12345 790 Schotter im Oberrheingraben 12345 Cromer

12345 und z. T. in seinen Seitentälern

12345

12345 900 Mindel-

12345 12345 komplex Haslach- 12345

12345 Mindel-

12345 12345 Haslach- Komplex Jüngere, Mittlere und Ältere Alt- 12345 Mindel

1234 komplex Deckenschotter sowie Moränen- pleisto- 1234 1234 Pleistozän 1234 sedimente im Alpenvorland; 1234

zän 1234

Tiefenerosion; Schotter im Günz- Oberrheingraben lokal in der 12345

12345 12345 komplex Tiefe erhalten? 12345 Günz

12345

12345 12345 1770 12345

12345

12345 Donau- 12345

12345 12345 komplex Moränensedimente (nur lokal 12345 12345 Biber- erhalten) und Eo- Donau Älteste Deckenschotter im pleisto- 12345 Donau- 12345 Alpenvorland; 12345

12345 zän 12345 Sedimente im Oberrheingraben 12345 Komplex 12345 Biber- lokal erhalten? Deckenschotterkomplex komplex

Biber 12345

12345

12345

12345

12345 12345 2600

12345 1 12345 12345 Kaltzeit, meist mit zeitweiligen Vorlandvergletscherungen (Eiszeiten), schematisch; Warmzeit 2 Untergliederung entwickelt im Alpenvorland 3 Vertreten durch das sogenannte Samerberg-Holstein

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gliederung s. Tab. 1) mit dem Übergang zum Holo- oberfläche aus älteren Festgesteinen (Südgraben) zän, der Nacheiszeit. Das Pleistozän ist gekenn- bzw. auf pliozänen Lockersedimenten (Nordgraben) zeichnet durch drastische weltweite Klimaänderun- abgelagert. Nach BARTZ (1974: Abb. 1) sind die gen, deren Vorläufer sich schon im Miozän bemerk- Mächtigkeiten in drei Teilbecken mit stärkerer Sen- bar machten. In weiten Teilen der Erde, so auch im kungstendenz am größten: westlich und südwest- Freiburger Raum, sank die mittlere Jahrestemperatur lich des Kaiserstuhls im linksrheinischen Gebiet (bis während einiger Kaltzeiten in mehreren, jeweils etli- 250 m), westlich Offenburg (> 150 m) und im Raum che Jahrtausende langen und besonders kalten, Heidelberg–Mannheim (200–400 m). Nach neuesten sogenannten hochglazialen Phasen (den eigentli- Überlegungen könnten bei Heidelberg vielleicht so- chen Eiszeiten oder Glazialen) um 10–15°C ab. Dies gar >1000 m Quartär vorhanden sein. Die Schotter führte mehrfach zu Vorstößen der Hochgebirgs- des Oberrheingrabens enthalten heute die größten gletscher bis weit in die Vorländer hinaus (z. B. Al- Grundwasservorkommen Baden-Württembergs. penvorland). Dazwischen erwärmte sich das Klima wiederholt kurzfristig auf heutige Werte oder war Auch aus den Vogesen und aus dem Schwarzwald sogar wärmer (Warmzeiten oder Interglaziale). wurde reichlich Abtragungsschutt (entstanden bei eiszeitlicher Frostsprengung und Gletscheraktivität Zumindest während der beiden letzten Kaltzeiten sowie intensiver Tiefenerosion durch die Gewässer) (Riß, Würm) waren auch der Südschwarzwald und in den Graben verfrachtet. Durch die z. T. in Mün- die südlichen Vogesen mehrmals vergletschert. Die dungsschwemmkegeln (Kap. 4.1) abgesetzte Geröll- Ausdehnung dieser Vergletscherungen ist in den fracht von Dreisam, Elz und anderen Schwarzwald- Übersichtskarten von BRUNNER et al. (1998) und flüssen wurde das vor allem im Jungtertiär entstan- GROSCHOPF (1998) dargestellt (s. dazu auch ELL- dene Schollenmosaik der Freiburger Bucht (Kap. WANGER et al. 1995, SCHREINER 1997, GROSCHOPF & 3.1), bestehend aus alttertiären und mesozoischen VILLINGER 1998: Kap. 3.4.2 sowie LESER & METZ Gesteinen, großenteils verschüttet (größte Schotter- 1988). Im Freiburger Raum bedeckte das Eis den mächtigkeit 125 m in der Thermalwasserbohrung Schauinsland und den Hinterwaldkopf als nordwest- Freiburg II). Tuniberg, Nimberg, Lehener Bergle und liche Ausläufer einer Südschwarzwälder Eiskappe, andere Bruchschollenhügel erheben sich daher z. T. deren Zentrum das Feldbergmassiv war. Würmzeit- kaum noch über die heutige Ebene, die weitgehend liche Talgletscher stießen ins hinterste Bohrertal und der Aufschüttungshöhe der in der letzten Eiszeit Kappeler Tal, ins Zastlertal und im Rotbachtal bis entstandenen Niederterrasse entspricht. etwa zum Hirschsprung vor. In den vorangegange- nen hochglazialen Phasen des Riß reichten die Glet- Vor der Aufschotterung war das Relief wesentlich scher noch weiter talabwärts; das Günterstal und stärker, wie Abb. 7 zeigt. Die dort zu erkennenden das Zartener Becken oder gar das Dreisamtal ha- tiefen Rinnen sind vermutlich gegen Ende des Alt- ben sie aber nach heutigem Kenntnisstand nicht pleistozäns durch Zusammenspiel von tektonischen erreicht. Für noch ältere Vergletscherungen läßt sich Bewegungen und Flußerosion entstanden. In Ana- das jedoch nicht ausschließen, denn neuerdings gibt logie zum Alpenvorland und anderen Gebieten wa- es Anzeichen für besonders weite cromerzeitliche ren dabei wohl auch die klimatischen Umstellungen Vorstöße zumindest der Alpengletscher. im ausgehenden Altpleistozän mitbestimmend: Durch sie wurde eine Phase starker Erosion, vermut- Während des gesamten Quartärs wurden die Flan- lich verbunden mit weiten Gletschervorstößen, und ken des Oberrheingrabens, bis heute anhaltend, nachfolgender Aufschotterung ausgelöst (Cromer- stark herausgehoben. Dadurch entstanden Schwarz- komplex, Tab. 1, s. auch Kap. 4.1). Die in Abb. 7 dar- wald und Vogesen als Mittelgebirge, während der gestellte Basisfläche dieser Lockergesteine ent- Graben generell weiter absank und immer noch ab- spricht deshalb wohl etwa der ehemaligen Land- sinkt (Kap. 3.1). Nach dem Anschluß der großen al- oberfläche zu Beginn der Aufschüttung. Deutlich ist, pinen Flüsse Aare (im Pliozän) und vor allem Alpen- daß zu dieser Zeit die Entwässerung der Freiburger rhein an das Rheinsystem (Ende des Eopleistozäns, Bucht noch nach Südwesten durch die Urelz erfolg- VILLINGER 1986, 1989, 1998) gelangten im Laufe der te, die vielleicht im Raum Geiswasser den Rhein er- zahlreichen Kaltzeiten des Pleistozäns riesige Men- reichte. Im tiefer abgesunkenen Westteil der Gra- gen an Abtragungsmaterial aus den Alpen in den benrandzone (Kap. 3.1) bildet vor allem Tertiär die Oberrheingraben. Dort wurden sie in Form von z. T. Lockergesteinsbasis, während im stärker abgetra- mehrere hundert Meter mächtigen Sedimenten, genen Ostteil hauptsächlich Jura und Keuper im Lie- meist Schottern, auf der in die Tiefe sinkenden Land- genden anstehen (Abb. 12: Schnitte 1–4).

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Der wohl in den Cromerkomplex zu stellende unte- Abb. 16). Nachzuweisen ist dies durch alpin gepräg- re, meist mächtigere Abschnitt der quartären Schot- te Niederterrassenschotter von 10–25 m Mächtig- terfüllung ist reich an Schluff und verwittertem Ge- keit. Da der Mensch wohl spätestens im Mittel- röllmaterial, besonders dort, wo dieses aus dem paläolithikum (130 000–40 000 Jahre vor heute) auch Schwarzwald stammt. Diese durch sogenannten im Freiburger Raum anwesend war, wird er diese Faulen Kies charakterisierten Ablagerungen werden Entwicklungen wahrgenommen haben, womöglich neuerdings nach ihrem typischen Verbreitungsge- war er auch unmittelbar davon betroffen. Bei Hoch- biet als „Breisgauschichten“ bezeichnet. Vermutlich wasser ist vermutlich bis ins späte Mittelalter Rhein- lag das Material zuvor in Form mächtiger Verwitte- wasser durch die ehemalige Ostrheinrinne geflos- rungs- und Hangschuttdecken auf dem Kristallinen sen (BANGERT 1958, KAYSER & MÄCKEL 1994). Der Grundgebirge, wurde dort abgetragen und in die tie- Überlauf in die Ostrheinrinne erfolgte zwischen fen Erosionsrinnen verfrachtet. Durch fortschreiten- Grezhausen und Gündlingen. de, z. T. völlige Zersetzung eines Großteils der ver- witterten Kristallingerölle zu Grus, Sand und Schluff Während der hochglazialen Phasen wurde aus den entstand darin der Faule Kies. Der jüngere, obere weithin freiliegenden Schotterflächen des Oberrhein- Abschnitt der Schotterfüllung besteht aus „frischem“, grabens und anderer Gebiete durch den Wind Fein- d. h. unverwittertem und schluffärmerem Kies. Die- material ausgeblasen. Dieser Staub setzte sich in se „Jüngeren Schotter" sind nach neuester Ansicht windstillen Bereichen wieder ab, was z. B. im Kai- vermutlich ein Äquivalent des Riß-Würm-Komplexes serstuhl zu einer bis über 60 m mächtigen Decke im Alpenvorland (Tab. 1), sie enden oben mit den aus Löß und Schwemmlöß über den vulkanischen würmzeitlichen Niederterrassenschottern. Die Zwei- Gesteinen führte, wobei auch Dünen aufgeweht teilung in Breisgauschichten unten und Jüngere wurden (SCHÄDEL 1997). Aus noch mächtigeren Löß- Schotter oben gilt auch für die Schotterfüllungen des und Lehmablagerungen – und nicht aus präquartären Dreisamtals und des Zartener Beckens (Kap. 4), die Festgesteinen, wie man angesichts des Hügel- – von randnahen Bereichen abgesehen – jeweils charakters meinen könnte – besteht die Mengener Mächtigkeiten um 30–60 m erreichen (vgl. EHR- Brücke zwischen Tuniberg und Batzenberg (bei Mun- MINGER 1993: Abb. 4, GROSCHOPF & STENGER 1985: zingen 140 m erbohrt), durch welche Staufener und 79) und ebenfalls von bedeutenden Grundwasser- Freiburger Bucht morphologisch voneinander ge- mengen erfüllt sind (Kap. 5.2). Abb. 8 zeigt einen trennt werden. Eine ähnliche Lößbrücke könnte Schnitt durch die Schotterfüllung im Bereich des Nimberg und Marchhügel miteinander verbinden Wasserwerks Ebnet der Stadt Freiburg. (zwischen Neuershausen und Holzhausen, Abb. 7), doch ist hierüber nichts Konkretes bekannt. In der letzten Eiszeit, zur Zeit des Hauptwürms, über- flutete der Rhein eine flache Wasserscheide zwischen In der Endphase der letzten Kaltzeit, im Spätwürm, Kaiserstuhl und Tuniberg und umfloß fortan, wohl bis wurden bei Überschwemmungen örtlich noch gering- zum Beginn des Holozäns, den Kaiserstuhl auch auf mächtige Hochflutlehme und abschließend weitver-

der Ostseite (Ostrheinrinne, Abb. 12: Schnitte 1 u. 2, breitet eine dünne Lößlage (Haupt- oder Decklage ➔

Abb. 7: Karte der Lockergesteinsbasis im Freiburger Raum Die Konstruktion erfolgte nach Bohrergebnissen und mit Hilfe geophysikalischer Meßergebnisse (HOMILIUS & SCHREINER 1991: Taf. 4–6), im linksrheinischen Gebiet unter Verwendung der Angaben des BRGM (1977/78), im Zartener Becken unter Berücksichtigung von EHRMINGER (1993: Abb. 3) und FRIEG (1987: Abb. 13). Zur Verdeutlichung des Basisreliefs sind die 100-m-Höhenstufen farbig angelegt. In der Legende nicht aufgeführte Signaturen s. Abb. 11. Die Bezeichnung Lockergesteinsbasis anstatt Quartärbasis wurde gewählt, weil nicht auszuschließen ist, daß sich im basalen Teil der Lockergesteine örtlich auch Sedimente pliozänen Alters verbergen. Die ver- gleichsweise geringmächtigen Lockergesteine über den Kristallingesteinen des Schwarzwalds (quartäre Deckschichten usw.) sind nicht berücksichtigt.

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Abb. 8: Geologischer Schnitt (5fach überhöht) durch das Zartener Becken im Bereich der Fassungsanlagen des Wasserwerks Ebnet Nach HERDEG (1993: Abb. 8, verändert). Verlauf der Schnittlinie s. Abb. 11. Die Bezeichnung S II Nordstrang bezieht sich auf einen Grundwassersammler des Wasserwerks. Angaben zu den holozänen und spätwürmzeitlichen Deckschichten nach neuen boden- kundlichen Untersuchungen des Landesamts für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg der Jüngeren Dryas als Auftauboden am Ende ei- ner letzten, kurzen Permafrostphase) über dem Nie- derterrassenschotter abgelagert (Abb. 9). Als die eiszeitliche Schuttanlieferung allmählich aufhörte, begannen sich die Flüsse in die Niederterrassen unter Ausbildung von Erosionsrändern einzutiefen, was sich im Holozän verstärkte (Kap. 4.1). In den dabei entstandenen Auenbereichen lagerten sich schließlich im Holozän bis wenige Meter mächtige, kiesige bis lehmige, z. T. torfige Auensedimente ab, oft bis in jüngste Zeit durch anthropogene Eingriffe verstärkt (Rodung mit nachfolgender Abschwem- mung, vgl. BLUDAU & FELDHOFF 1997). Als jüngste geologische Einheit entstanden in historischer Zeit anthropogene Aufschüttungen (s. dazu Kap. 4.1 u. 6.4).

➔ Abb. 9: Übergang des Niederterrassenschotters (unten) in die darüber folgende verwitterte lehmige Decklage im Keller des Gebäudes Oberlinden 14 in Freiburg i. Br. Auf der Decklage gründet eine zum Komplex des ehemaligen Grafenhofs gehörende Wackenmauer, vermutlich aus der Zeit um 1000 n. Chr.

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3 Tektonischer Bau

3.1 Bruchstrukturen SCHREINER (1999), ist er in seinen wesentlichen Ele- menten heute zwar bekannt. Doch sind nach wie Wie schon in den vorangegangenen Kapiteln deut- vor viele Einzelheiten unklar, weil die Bruchstrukturen lich wurde, gibt es im Freiburger Raum spätestens und Schollen der präquartären Festgesteine im seit dem Tertiär enge Beziehungen zwischen der Grabenbereich weithin von mächtigen quartären jüngeren erdgeschichtlichen und der tektonischen Lockergesteinen verhüllt werden (Kap. 2.4.3). Die in Entwicklung5 . Der in der Oberkreide vor 100 Millio- solchen Fällen für Untersuchungen eingesetzten nen Jahren zögernd einsetzende und schließlich im geophysikalischen Meßmethoden sind überdies mit Miozän kulminierende Vulkanismus in diesem Raum Unsicherheiten behaftet. Im Kristallinen Grundge- (ebenso im Hegau und auf der mittleren Schwäbi- birge des Schwarzwalds ist die Identifizierung tek- schen Alb) hängt einerseits mit der im Kap. 2.4.1 tonischer Störungen zudem von vorne herein schwie- angesprochenen Entwicklung der Bruchstrukturen rig. Der heutige Kenntnisstand über die tektonische des Oberrheingrabens und andererseits mit einer Situation ist in Abb. 11 als Strukturkarte wiederge- ebenso spektakulären Aufwölbung des Erdmantels geben, wobei die Verhältnisse in der Realität noch zusammen. Deren Scheitel befindet sich bemerkens- weitaus komplizierter sind. Das räumliche Bild ver- werterweise nicht in der Mitte des erwähnten Rhei- deutlichen vier geologisch-tektonische Schnitte (Abb. nischen Schilds (Raum Frankfurt a. M.–Mainz), son- 12). dern im Raum Freiburg–Colmar, mit dem Kaiserstuhl im Zentrum und mit der höchsten Heraushebung der Die beherrschende tektonische Großstruktur des beiderseitigen Grabenschultern. Wie geophysikali- Freiburger Raums ist der tief eingesunkene und zer- sche Forschungen in den letzten Jahrzehnten erge- stückelte Oberrheingraben, dessen Ostrand gegen ben haben, liegt hier die Grenze zwischen Erdkru- den hoch herausgehobenen Schwarzwaldblock ste und Erdmantel in weniger als 24 km Tiefe, ge- durch die am Gebirgsfuß verlaufende und morpho- genüber mehr als 30 km in den Gebieten außerhalb logisch wirksame Hauptverwerfung markiert wird des Oberrheingrabens (Abb. 10). (auch als Äußere Grabenrand- oder Schwarzwald- randverwerfung bezeichnet, Sprunghöhe 1000 bis Offenbar spielt dabei eine Rolle, daß gerade im Frei- 1500 m). Das Ausmaß der Versatzbeträge der ein- burger Raum eine weitere große tektonische Struk- zelnen Schollen wird in Abb. 11 und 12 (Schnitte 1– tur, der vom Gebiet der Hegauvulkane her kommen- 4) durch die Höhen- bzw. Tiefenlage der Grenze Mu- de und den Schwarzwald durchquerende Bonndorfer schelkalk/Keuper verdeutlicht. Die unter den quar- Graben (Abb. 11), von Südosten her auf den Ober- tären Sedimenten verborgene Innere Grabenrand- rheingraben trifft. Im Vergitterungsbereich beider verwerfung (auch als Rheinverwerfung bezeichnet) Strukturen muß die Erdkruste, besonders im Ter- trennt mit einer Sprunghöhe bis über 2000 m die tiär, stark gedehnt worden sein, so daß basaltische besonders tief abgesunkene Innere Grabenzone im Magmen aus dem sich damals schon aufwölben- Westen (an der das Stadtgebiet von Freiburg süd- den Erdmantel leichter als anderswo zur Erdober- westlich von Munzingen noch Anteil hat, Abb. 12: fläche aufsteigen konnten. Verursacher der Krusten- Schnitt 4) von einem unübersichtlichen „Haufwerk“ dehnungen sind vermutlich Konvektionsströmungen aus zahlreichen, unterschiedlich tief abgesenkten im Erdmantel (FRISCH & LOESCHKE 1993: 44, vgl. ILLIES Schollen im Osten. 1981), die auch zu einem erhöhten Erdwärmestrom im Oberrheingraben beitragen. Zum Riftsystem des Diese Schollen wurden bisher zu drei Untereinhei- Oberrheingrabens ist eine Fülle von Literatur erschie- ten zusammengefaßt. Von Westen nach Osten sind nen, für die u. a. auf HÜTTNER (1991: Kap. 9) verwie- das Grabenrandscholle, Äußere Grabenzone und sen wird. Randliche Vorbergzone (vgl. SCHREINER in GRO- SCHOPF et al. 1996: Abb. 23, S. 229–232), wobei of- Als Ergebnis der in den letzten 50 Millionen Jahren fensichtlich alle drei Untereinheiten zusammen auch abgelaufenen tektonischen Bewegungen weist der als „Vorbergzone” verstanden werden, ein Begriff, Freiburger Raum einen außerordentlich komplizier- der in der Literatur recht unterschiedlich verwendet ten tektonischen Bau auf. Aufgrund neuerer Unter- wird (zu seiner Entstehung s. SAUER 1953). Auf der suchungen, vor allem von HOMILIUS & SCHREINER neuen Strukturkarte (Abb. 11) ist diese Untergliede- (1991), außerdem von GROSCHOPF (1988), GRO- rung nicht mehr ohne weiteres nachzuvollziehen. Es SCHOPF & SCHREINER (1996) und WIMMENAUER & wird daher vorgeschlagen, die drei genannten Un-

5 Tektonik ist die Lehre vom Bau der Erdkruste sowie den Bewegungen und Kräften, die diesen erzeugt haben.

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Abb. 10: Aufwölbung der Grenze Erdkruste/Erdmantel und Vorkommen junger Vulkanite im Raum Freiburg–Colmar Im Zentrum liegen die miozänen Kaiserstuhlvulkane, in deren Umgebung zahlreiche vulkanische Schlote und Gänge aus dem Zeitraum Oberkreide–Miozän (im wesentlichen nach ILLIES 1981: Abb. 10, verändert; zum gesamten Oberrheingraben s. ILLIES 1984: Abb. 3 u. SITTLER 1992: Abb. 6 u. 7). Verwerfungen und Badenweiler–Lenzkirch-Zone nach BRUNNER et al. (1998)

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tereinheiten zur „G r a b e n r a n d z o n e" zusam- lem der leichten Erodierbarkeit der tektonisch zer- menzufassen und innerhalb dieser außer der Rand- rütteten Kristallingesteine durch die Dreisamzu- lichen Vorbergzone (Emmendinger Vorberge, Mau- flüsse, vielleicht auch besonders weiten Vorstößen racher Berg, Vorhügel im Gebiet Gundelfingen–Her- der Schwarzwaldgletscher im älteren Pleistozän dern, Lorettoberg, Schönberg/Hohfirst, Batzenberg, (Cromerkomplex, Kap. 2.4.3). Das gleichmäßige Staufener Vorberge usw.) nur noch einzelne diskre- Abfallen der Schotteruntergrenze talabwärts auch te Schollen auszuscheiden und zu benennen. über Ebnet hinaus (Abb. 7) spricht für eine überwie- gende Ausformung des Beckens durch fließendes Die Grabenrandzone ist in einen westlichen, tiefer Wasser. Die südliche Randverwerfung des Drei- und einen östlichen, geringer abgesunkenen Teil samgrabens verläuft vermutlich nahe dem Südrand gegliedert. In letzterem ist im Gebiet Gundelfingen– des Zartener Beckens (Abb. 8 u. 11), ist aber in die- Zähringen randnah nur der schmale Zähringer Gra- sem Abschnitt nicht genau zu fassen. Sie tritt je- ben stärker eingesenkt (Abb. 12: Schnitte 1 u. 2). doch im Stadtgebiet von Freiburg, das sie vermut- Ob er sich nach Süden bis ins zentrale Stadtgebiet lich südlich der Dreisam etwa in West–Ost-Richtung fortsetzt (wie in Abb. 11 u. 12: Schnitt 3 gezeich- durchquert (Beil. 1, Abb. 20: Schnitte B u. C), als net), ist nicht gesichert. Im Osten wird er von schma- Verwerfung mit einer Sprunghöhe von etwa 400 m len Schollen der Randlichen Vorbergzone begleitet, in Erscheinung, indem sie den Buntsandstein des die bei Herdern–Zähringen etwas herausgehoben Lorettobergs gegen die oben erwähnte quartär- bedeckte Unterjura- bzw. Keuperscholle nördlich der sind (Abb. 12: Schnitt 2). Nördlich der Freiburger Altstadt verwirft. Der im Freiburger Stadtgebiet auf Altstadt wurde in drei Bohrungen unter nur 23,6 bis den Oberrheingraben treffende Dreisamgraben ist 37,4 m mächtiger quartärer Bedeckung Unterjura verantwortlich dafür, daß in diesem Abschnitt keine bzw. Keuper einer relativ hochliegenden Scholle an- Randliche Vorbergzone ausgebildet ist. getroffen (Bereich Stadtgarten–Karlstraße–Sautier- straße). Der Bau des Tunnels für die Höllentalbahn quer durch den Lorettoberg war ein Glücksfall für die Im westlichen Teil der Grabenrandzone sind der lang- Geologie, denn er erschloß 1928/29 in einmaliger gestreckte Tuniberg-Ostgraben und – westlich des Weise die Zone der Hauptverwerfung, die den Lo- herausgehobenen, tektonisch und geologisch zwei- rettoberg der Länge nach durchschneidet, nordöst- geteilten Tunibergs – die Gündlinger Scholle durch lich davon das Dreisamtal quert und am Schwaben- die große Tunibergverwerfung (Sprunghöhe um tor den Schloßbergfuß erreicht (Beil. 1, Abb. 8: 1000 m) stark abgesenkt. Diese zieht nach Norden Schnitt 4). Abb. 13 zeigt die intensive Zerrüttung der zum Kaiserstuhlzentrum und dürfte als Aufstiegs- Gesteine in der Zone beiderseits der Hauptver- struktur für das Magma im Miozän wirksam gewe- werfung im Lorettoberg, Abb. 14 die Situation an der sen sein. Nimberg und Marchhügel werden durch im Tunnel beim Ausbau freigehaltenen Hauptver- ein Verwerfungsbündel längs in mehrere Teilschollen werfung („Hauptspalte” nach BRILL 1933: 44). Die zerlegt, deren westliche Randverwerfung offenbar starke tektonische Beanspruchung des Buntsand- an Uffhausen vorbei bis zum Schönberg bei Merz- steins war mit ein Grund dafür, daß man beim Bau hausen verläuft. des Münsters die Werksteine vom Lorettoberg nur anfänglich verwendete und später andere Gewin- Im Bereich des Schwarzwaldblocks sind Verwerfun- nungsstellen suchte (HÜTTNER & WIMMENAUER 1967: gen, wie erwähnt, schwer zu fassen, weshalb nur 128). einige größere, einigermaßen sichere in Abb. 11 ein- getragen sind (Sprunghöhen mehrere hundert Me- Der Lorettotunnel ermöglichte in der Folgezeit ge- ter). Daneben gibt es unzählige kleinere Störungen. naue Nivellements zur Klärung der Frage, ob der Wichtig ist der schon erwähnte Bonndorfer Graben Oberrheingraben auch heute noch einsinkt. Diese mit dem zentral darin noch tiefer eingesenkten Drei- und andere Messungen haben belegt, daß Einsen- samgraben. In diesem erstreckt sich auch das mor- kung des Grabens und Hebung des Schwarzwald- phologisch so auffällige Zartener Becken (mit der blocks bis in die Gegenwart weitergehen, wobei sich magnetischen Anomalie Kirchzarten, Kap. 2.2). Es die einzelnen Schollen innerhalb der Großeinheiten ist ebenfalls durch tektonische Störungen (darunter unterschiedlich rasch senken oder heben. Die tek- wohl auch Horizontalverschiebungen6) vorgezeich- tonisch bedingten heutigen Bewegungsraten errei- net, verdankt seine tiefe Ausräumung aber vor al- chen im rechtsrheinischen Gebiet 0,1–0,6 mm/Jahr

6 Horizontalverschiebungen sind Brüche in der Erdkruste, an denen die Bewegungen der beiderseitigen Schollen nicht mehr oder weniger vertikal wie bei Verwerfungen, sondern überwiegend horizontal erfolgen.

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(SCHWEIZER 1992: Kap. 4.7, vgl. FECKER et al. 1999: ben in Deutschland (LEYDECKER 1986 sowie Daten 363) – Werte, die unbedeutend erscheinen, sich je- des Erdbebendienstes im Landesamt für Geologie, doch schon nach 10 000 Jahren auf 1–6 m summie- Rohstoffe und Bergbau, Freiburg i. Br.) weist auch ren. So ist der zwischen 2 und 22 m betragende zahlreiche, im weiteren Freiburger Raum lokalisier- Höhenunterschied zwischen den Oberflächen der bare Epizentren auf, in deren Bereich es örtlich zu Niederterrasse und der Aue entlang dem südlichen Schäden gekommen ist (Intensitäten7 im jeweiligen Oberrhein (ILIIES & MÄLZER 1981: 73) das Ergebnis Epizentralbereich I = ca. 5–8). Das erste und gleich- junger tektonischer Bewegungen seit dem Spät- zeitig stärkste Ereignis dieser Art ist vom 3.8.1728 würm, d. h. in den letzten 16 000 Jahren. Im Elsaß überliefert (I = 7 oder 8), sein Epizentrum wird heu- erreichen die Höhenänderungen gegenwärtig sogar te im Gebiet Kenzingen–Lahr angenommen (früher 0,7–1,8 mm/Jahr, gleichzeitig wird der Graben jähr- bei Rastatt). Das bisher letzte bedeutendere Beben lich um etwa 0,5 mm breiter. Die Vogesen werden ereignete sich am 19.9.1965 bei Neustadt/Schwarz- außerdem um 0,05 mm/Jahr nach Süden verscho- wald (I = 6). Dazwischen gab es mindestens 16 ben (SITTLER 1992: 267). Deren Verschiebungsbetrag weitere Beben dieser Kategorie (die meisten im 19. gegen den Schwarzwald ist bis heute auf 30–40 km Jahrhundert), wovon zwölf Epizentren im nördlichen angewachsen. Kaiserstuhl liegen (die beiden stärksten mit I = 7 am 14.2.1899 und 28.6.1926). Das einzige für Freiburg selbst gemeldete nennenswerte Beben (I = 5) er- eignete sich am 17.11.1891, wobei sein Epizentrum 3.2 Erdbeben ungefähr bei Opfingen angenommen wird.

Mit den anhaltenden tektonischen Bewegungen der Neben diesen im jeweiligen Epizentralbereich (je- Erdkruste hängen auch die im südlichen Oberrhein- doch nicht im Freiburger Stadtgebiet) Schäden ver- graben gehäuft auftretenden Erdbeben zusammen. ursachenden Beben gab und gibt es im Freiburger Damit sind Beben gemeint, deren Epizentren im Raum viele schwache Erdbeben, die allerdings meist Bereich des Grabens liegen. Davon zu unterschei- unter der Fühlbarkeitsschwelle bleiben. Durch Aus- den sind weiter entfernte Ereignisse, die sich infol- bau des seismologischen Meßnetzes in den letzten ge ihrer Heftigkeit bis in den Freiburger Raum aus- Jahrzehnten lassen sich aber auch diese Beben wirkten (nur spürbar oder auch Schäden verursa- heute genauer lokalisieren und auswerten (Abb. 15). chend). Der Katalog der etwa ab dem Jahr 1000 n. Die registrierten Magnituden8 waren alle kleiner als Chr. belegten oder identifizierbaren, weil mit über- Ml = 4. Erkennbar ist eine Häufung von Epizentren lieferten Schadensereignissen verbundenen Erdbe- innerhalb des südlichen Oberrheingrabens und sei-

7 Intensitäten I werden nach einer zwölfteiligen Skala angegeben, welche die Bebenstärke phänomenologisch nach spürbaren Auswir- kungen und Schäden klassifiziert. Dabei treten bis I = 4 keine Schäden auf. Die weitere Einteilung lautet (Beschreibung stark verkürzt): I = 5 allgemein sehr deutlich gespürt, Erschütterung des ganzen Hauses, Verputz bröckelt ab I = 6 erschreckend gespürt, Gegenstände fallen von Regalen, leichte Gebäudebeschädigungen (Risse im Verputz usw.) I = 7 viele Personen flüchten ins Freie, einige Möbel fallen um, mäßige Gebäudeschäden (teilweise kleine Risse im Mauerwerk, Dachziegel fallen ab usw.) I= 8 allgemein großer Schrecken, beträchtliche Gebäudeschäden, vor allem an Giebeln und Dächern (z. T. tiefe Risse im Mauer- werk, Schornsteine brechen ab usw.), Spalten im Boden I = 9 Panik, schwere bis totale Gebäudeschäden, verbreitet Erdrutsche I = 10 Katastrophe, viele Bauwerke total zerstört, Bergstürze I = 11 nur wenige Bauwerke halten stand, umfangreiche Veränderungen an der Erdoberfläche I = 12 totale Zerstörung aller Bauten, tiefgreifende Veränderungen der Erdoberfläche

8 Die heutige Klassifizierung von Erdbeben erfolgt meist nach der sogenannten RICHTER-Skala mit der Magnitude (Ml, Ms), die ein logarithmisches Maß für die freigesetzte Energie im Bebenherd ist und mit Messungen (Seismogrammen) recht genau bestimmt

werden kann. Die weltweit größten gemessenen Werte liegen bei 9. ➔

Abb. 11: Strukturkarte des Freiburger Raums Konstruktion im wesentlichen nach HOMILIUS & SCHREINER (1991: Taf. 3–7) sowie HÜTTNER & SCHREINER in GROSCHOPF et al. (1996: 199–241, Beil. 1), unter Einbeziehung von GROSCHOPF & SCHREINER (1996: Beil. 1), GROSCHOPF (1988: Beil. 1) und WIMMENAUER & SCHREINER (1999), im Grabenbereich z. T. etwas abgewandelt aufgrund neuer Bohrergebnisse Von den Vorkommen vulkanischer Gesteine außerhalb des Kaiserstuhls sind nur die Tuffschlote eingezeichnet, die zahlreichen kleinen Basaltgänge sind weggelassen. Ebenso sind zahlreiche kleine Verwerfungen aus Gründen der Übersichtlichkeit nicht darge- stellt. Die Äußere Grabenrandverwerfung oder Hauptverwerfung wird auch als Schwarzwaldrandverwerfung bezeichnet. Abkürzun- gen: BB – Biengener Berg; H – Hunnenbuck; L – Lehener Bergle; N – Nimberg; M – Marchhügel; MB – Mauracher Berg; ME – Mengener Brücke; S – Schönberg; SB – Schlatter Berg

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Abb. 12: Geologische West–Ost-Schnitte 1–4 durch die Freiburger Bucht Konstruktion großenteils unter Zugrundelegung der geophysikalischen Ergebnisse von HOMILIUS & SCHREINER (1991: Taf. 5 u. 6) und nach neueren Bohrergebnissen. Verlauf der Schnittlinien s. Abb. 11. Die geringmächtigen holozänen und spätwürmzeitlichen Deck- schichten sind aus Maßstabsgründen weggelassen. Ebenso ist die Grundwasseroberfläche nur dort eingetragen, wo sie einen Flurab- stand von mehr als ca. 5 m hat (Niedrigwassersituation vom 9./10.9.1991, nach HGK Oberrheinebene 1995).

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ner Nachbarschaft, was vor allem im

nach größeren Überblick deutlich wird (BON- ° JER 1997: Abb. 7 u. a.). Dabei spielt auch der Bonndorfer Graben eine Rolle. Die Erdbebenherde liegen innerhalb des Oberrheingrabens in Tiefen von 2–12 km, im angrenzenden Schwarzwald bis estlich der mit 55 über 20 km tief.

Auswirkungen weiter entfernter Stark- beben auch auf den Freiburger Raum hat es zwar schon öfters gegeben, doch

scher Horizont [Unterer Buntsandstein]; ro neben Berichten der Lokalpresse über CK die Reaktionen der Bevölkerung haben ur Grabenrandzone, der Bereich östlich davon andsteinschichten [Oberer Buntsandstein]; VH2 solche Beben nur selten im Schrifttum uE – E und in Archivalien einen Niederschlag gefunden, vor allem, weil keine oder al- lenfalls geringfügige Schäden aufgetre- ten sind. Das gilt sogar für das katastro- phale Erdbeben am 18.10.1356, bei dem Basel in Schutt und Asche gelegt wurde (Epizentrum wahrscheinlich un- gefähr 10 km südlich der Stadt, I = 9 od. 10 bzw. Ms = 6,0–6,5, MAYER-ROSA & CADIOT 1979, WECHSLER 1987) und Schäden z. B. auch von Strasbourg über- liefert sind. Von Freiburg ist jedoch nichts dergleichen bekannt, wobei allerdings die Ratsprotokolle aus dem betreffen- den Zeitraum nicht mehr existieren (freundliche Mitteilung von Dr. U. P. ECKER, Stadtarchiv Freiburg i. Br.). Auf den ehemaligen Münsterbaumeister F. KEMPF geht die Vermutung einer Be- schädigung des Münsterturms durch ein Erdbeben 1433 zurück. Nach dem Ka- talog von LEYDECKER (1986) gibt es aber in der fraglichen Zeit kein Erdbeben, das in Freiburg Schäden verursacht haben könnte.

Nach dem derzeitigen Kenntnisstand Kristallines Grundgebirge] müßte das Baseler Erdbeben jedoch auch in Freiburg beträchtliche Erschüt- terungen der Stärke I = 7 oder 8 be- (1967: Beil. 2, verändert), Verlauf entlang der Trasse der Höllentalbahn (Lorettotunnel, s. Beil. 1: Schnitt D). Der Bereich w Trasse entlang der (1967: Beil. 2, verändert), Verlauf Paragneis [ wirkt haben. An dem um 1210 begon- nenen Münster wurde zu dieser Zeit noch gebaut: der Chor war gerade be-

IMMENAUER gonnen (1354), das Langhaus schon um 1300 und der große Westturm um 1330– & W & 1340 fertiggestellt (KOBLER in BECKSMANN et al. 1996: 352 ff.). Wenn hier und sonst ÜTTNER in der Stadt tatsächlich keine nennens- werten Schäden aufgetreten sein soll- – Oberrotliegend [Perm]; pg – – Oberrotliegend [Perm]; pg Abb. 13: Geologischer Schnitt durch die Zone der Hauptverwerfung des Oberrheingrabens im Lorettoberg Nach H zum Schwarzwaldblock. Kürzel der Geologischen Einheiten: yG –Auensedimente [Holozän]; gN – Niederterrassenschotter [Jungpleistozän]; sos Plattens Gesteinsschutt (anthropogen) und h – – Karneoldolomithorizont, smK Kristallsandstein und smg Geröllsandstein [Mittlerer Buntsandstein]; sus Bausandstein s Westen einfallenden Hauptverwerfung und der zugehörigen Ruschelzone (rd. 20 m breite Zone völliger Gesteinszerrüttung) gehört z Westen ten, wäre dies aus seismologischer

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Sicht erstaunlich. Denn von weniger starken und viel aus der Verteilung der beobachteten Intensitäten weiter entfernten Erdbeben bei Ebingen auf der west- damals abgeleiteten tektonischen Schlußfolgerun- lichen Schwäbischen Alb am 16.11.1911 (I = 8) und gen sind aus heutiger seismologischer Sicht nicht am 20.7.1913 (I = 7) sind einige kleinere Schäden haltbar, besonders hinsichtlich angenommener Ver- aus dem Freiburger Stadtgebiet beschrieben (Frei- werfungen im Stadtgebiet (vgl. auch NEUMANN & burger Zeitung, jeweils in den Ausgaben der auf die DEECKE 1912). beiden Beben folgenden Tage, sowie LAIS 1914). Die

Abb. 14: Östliche Hauptverwerfung des Oberrheingrabens im Lorettotunnel der Höllentalbahn Das “Fenster” in der Tunnelauskleidung zeigt den Ostrand der rd. 20 m breiten Ruschelzone (vgl. Schnitt in Abb. 13). Diese Zone besteht aus zerriebenem und gebleichtem Gneismaterial mit schwarzen, plastischen Lagen und Linsen (links oben). Sie wird durch eine scharfe Störungsfläche (graue mittlere Zone), die sogenannten Hauptspalte BRILLs (1933), von intensiv vererztem und verquarztem Paragneis (rechts unten) getrennt. Mit den eingebauten Meßgeräten werden seit 1995 nach der gleichen Methode wie schon seit 1993 im Wattkopf- tunnel bei Ettlingen (FECKER et al. 1999) Bewegungen des Gebirges in der Verwerfungszone registriert (Photo: R. SCHWEIZER, 22. Juni 1998).

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3375 3400 3425

N

SE

GE

LD

VO COLMAR

5325

FREIBURG

RZWA

HWA

5300

SC

MULHOUSE 0 5 10 15 20 25 km

Magnitude (RICHTER-Skala) 2,0-2,5 >2,5-3,0 >3,0-3,5

Grabenschultern Hauptverwerfungen (Vogesen, Schwarzwald) des Oberrheingrabens

Randverwerfungen des Kaiserstuhl Bonndorfer Grabens

Abb. 15: Epizentren von Erdbeben mit Magnituden von mindestens 2,0 in den Jahren 1973–97 im Raum Freiburg– Colmar Die Genauigkeit der Lokalisierung beträgt ± 1 km. Die zahlreichen Beben mit Magnituden kleiner als 2,0 sind der Übersichtlichkeit halber weggelassen (nach Erdbebendienst des Landesamts für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg).

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4 Mündungsschwemmkegel der Dreisam

4.1 Entstehung und Aufbau durch periglaziales Bodenfließen, Überschwemmun- gen mit Absatz von Lehm usw. Die Verebnungsfläche des Niederterrassen- schotters, welcher von der Dreisam bzw. den zu ihr Ursache für die Entstehung des Mündungsschwemm- kegels ist die plötzliche Verbreiterung des Dreisam- entwässernden Schmelzwässern der würmzeitlichen talquerschnitts um ein Vielfaches und die Gefälls- Gletscher aufgeschüttet wurde, fällt vom Zartener abnahme von 10 ‰ auf 8 ‰ beim Austritt des Flus- Becken bis Freiburg ziemlich gleichmäßig ab, eben- ses aus dem Schwarzwald (gemessen über eine so wie die Sohle der Talfüllung. Die Höhenlinien der Strecke von jeweils 5 km ober- und unterhalb der Terrassenoberfläche verlaufen deshalb – wie in brei- Hauptverwerfung, die von der Dreisam beim Ma- teren Flußtälern üblich – annähernd quer zum Tal, riensteg gequert wird, s. Beil. 1 u. Abb. 20: Schnitt um nur im Bereich der etwas tiefer liegenden Aue A). Dadurch bedingt nimmt im Bereich des Mün- gegen die Flußrichtung auszubiegen. Dieses Bild dungsschwemmkegels die Korngröße des zuletzt ab- ändert sich mit dem Austritt des Dreisamtals aus gelagerten Niederterrassenschotters nach Beobach- dem Schwarzwald bzw. dem Eintritt in den Ober- tungen in Bohrungen und Baugruben mit zunehmen- rheingraben, d. h. mit dem Überqueren der Haupt- der Entfernung ab. So beträgt der maximale Durch- verwerfung südlich der Freiburger Altstadt (Abb. 16). messer der Gerölle bzw. Blöcke von Ebnet bis in die Die Höhenlinien biegen in weitem Bogen in Fließ- Wiehre um 50–80 cm, in der Stadtmitte 40–60 cm richtung aus und verlaufen in der gesamten Freibur- und in Freiburg-West bis -Nord 20–40 cm und weni- ger Bucht halbkreisförmig um die Austrittsstelle der ger. Die Entstehung des Mündungsschwemmkegels Dreisam aus dem Gebirge. Sie zeichnen damit am Ausgang des Dreisamtals dürfte schon im Alt- die Oberfläche eines weiten, flachen, schild- oder pleistozän eingesetzt haben, denn die mächtigen kegelförmigen Schotterkörpers nach, der von der Breisgauschichten, welche etwa die untere Hälfte bis Dreisam in den einsinkenden Graben geschüttet drei Viertel der Lockergesteinsfüllung des Zartener wurde. Beckens und des Dreisamtals sowie der Freiburger Bucht ausmachen (Schnitte in Abb. 8, 12, 20 u. Kap. Terminologisch ist dieser Schotterkörper in die Ka- 2.4.3), stammen vermutlich aus der Cromerzeit. tegorie der Mündungsschwemmkegel einzuordnen (HINZE et al. 1989: 37). Mündungsschwemmkegel Die Umkehr der ursprünglich südwestlichen Ent- entstehen als relativ grobkörnige Ablagerung von wässerungsrichtung in der Freiburger Bucht (Urelz, Seitenbächen bzw. -flüssen an deren Mündung in Kap. 2.4.3) nach Norden zur Riegeler Pforte erfolg- ein Haupttal, wenn die Transportkraft des geröll- te wohl im Verlauf der ersten kräftigen Aufschüttun- führenden Gewässers durch Abnahme des Gefäl- gen im Mündungsschwemmkegel der Dreisam (ver- les, starke Verbreiterung des Strömungsquerschnitts bunden mit ähnlichen Aufschüttungen der südlich und damit einhergehende Verringerung der Fließ- benachbarten Möhlin). Der Fluß dürfte dann zu- geschwindigkeit plötzlich abnimmt (ähnlich bei Delta- nächst westlich an Gundelfingen vorbei und – ab ablagerungen von Flüssen an der Mündung in Seen). der Denzlinger Gegend mit der Elz vereinigt – über Im Unterschied dazu sind S c h w e m m f ä c h e r geflossen sein. Später änderte er seinen Lauf vorwiegend feinkörnig und flacher, sie entstehen z. B. immer wieder, dabei auch weit nach Südwesten bis durch Abschwemmung des Lockermaterials von zur Mengener Brücke und zum Tuniberg ausbiegend, Hängen. und schotterte nach und nach die ganze Freiburger Bucht auf. Voraussetzung für die Entstehung von Mündungs- Bedingt durch den fortlaufend einsinkenden Ober- schwemmkegeln ist weiterhin ein Gewässer mit star- rheingraben konnte sich der Mündungsschwemm- ker Geröllfracht, wozu wiederum eine gewisse Grö- kegel während des Mittel- und Jungpleistozäns auf ße des Einzugsgebiets, dessen fortlaufende Hebung diese Weise immer weiter ausbreiten, wobei die fri- und entsprechend starke Abtragung notwendig ist. schen Jüngeren Schotter (Kap. 2.4.3) abgelagert Alle diese Bedingungen sind bei der Dreisam späte- wurden. Bereits SAUER (1967: 617) vermutete, daß stens seit dem Altpleistozän erfüllt. Als Strömungs- deren tiefste Teile rißzeitlich sein könnten. Die Jün- querschnitt der eiszeitlichen Dreisam ist die gesam- geren Schotter weisen Mächtigkeiten von etwa 10 te Talbreite anzusetzen, da bei der Ablagerung des bis 30 m auf, im Bereich des Freiburger Industrie- Niederterrassenschotters der „verwilderte“ Fluß sein gebiets Nord (vermutlich infolge vorausgehender Bett vielfach wechselte bzw. zahlreiche miteinander Erosion älterer Sedimente) sogar bis etwa 40 m. verflochtene Rinnen benutzte. Die Einebnung des Diese Werte gelten auch für das Dreisamtal und das dadurch zunächst zerfurchten Talbodens erfolgte Zartener Becken (vgl. EHRMINGER 1993: Abb. 6).

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Abb. 16: Geologische Übersichtskarte des Mündungsschwemmkegels der Dreisam und seiner Umrahmung Verlauf der Höhenlinien im Bereich des farbig unterlegten Mündungsschwemmkegels nach der amtlichen topographischen Karte 1 : 25 000, z. T. ergänzt nach der Grundkarte 1 : 5 000; Angaben zu den holozänen und spätwürmzeitlichen Deckschichten nach neuen bodenkundlichen Untersuchungen des Landesamts für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg

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Im Westen reichte der Schwemmkegel schließlich der letzten Vereisung (Hauptwürm) annähernd zum bis zu den Hochgebieten Mengener Brücke und Tuni- Stillstand, weil die starke Geröllanlieferung durch die berg, im Nordwesten bis zur würmzeitlichen Ost- Gletscherschmelzwässer aus dem Schwarzwald rheinrinne entlang dem Kaiserstuhl (die schließlich aufhörte. Der ursprüngliche Zustand der Niederter- dadurch quasi abgeschnürt wurde) und im Norden rasse bzw. der Oberfläche des Mündungsschwemm- bis zum Aufschüttungsgebiet der Glotter und Elz kegels, den noch der nomadisierende Mensch des (Abb. 16). Dadurch ist der Mündungsschwemmkegel Spätpaläolithikums antraf, wurde in Abb. 17 zu re- der Dreisam nach dem des Neckars bei Heidelberg konstruieren versucht. Das höchstgelegene Gebiet zum zweitgrößten im gesamten Oberrheingraben an- erstreckte sich im Bereich der heutigen Freiburger gewachsen. Altstadt und südlich davon, also bezogen auf die Drei- samtalachse etwas nach Norden verschoben. Die Die bei derart großen Schüttungskörpern in einem Ursache dafür dürfte in der erst ab hier wirksam wer- bestimmten Stadium auch in rückwärtiger Richtung, denden, wohl seit dem Mittelpleistozän generell nach d. h. von der Ausgangsstelle flußaufwärts, einset- Norden gerichteten Entwässerung in der Freiburger zende Vergrößerung durch Rückstau der angelie- Bucht liegen. Zusätzlich dürfte ein Abdrängen der ferten Geröllfracht (AHNERT 1996: 244) fand weder Dreisam durch von Süden her einmündende Gewäs- beim Neckar noch bei der Dreisam statt, weil in bei- ser aus dem Günterstal eine Rolle gespielt haben, den Fällen die günstigen Ausgangsbedingungen die während der Eiszeiten viel Schmelzwasser aus durch die fortdauernde tektonische Einsenkung des dem vergletscherten Schauinslandgebiet führten. Grabens und die Hebung seiner Randschultern be- Womöglich kamen tektonische Kippbewegungen ver- stehen blieben. stärkend hinzu.

Die weitere Ausbreitung und Aufschüttung des Drei- Zuletzt wurden die hochglazial entstandenen Schot- sam-Mündungsschwemmkegels kam gegen Ende terflächen spätwürmzeitlich bei Überflutungen ge-

Abb. 17: Mutmaßliche Höhenlinien im Bereich des Dreisam-Mündungsschwemmkegels und des Dreisamtals am Ende der hochglazialen Schottersedimentation des Hauptwürms Dargestellt ist somit die Situation vor Ablagerung der spätwürmzeitlichen bis holozänen, meist lehmigen Deckschichten (Hochflutlehm und Decklage). Eingerechnet ist im Gebiet westlich der Hauptverwerfung eine angenommene tektonische Absenkung von 5 m in den letzten 16 000 Jahren (= 0,3 mm/Jahr) gegenüber dem angrenzenden Schwarzwald. Der Verlauf der Linien ist generalisiert, da die Lage etwaiger Rinnen von Fließgewässern, die vor allem im Bereich beiderseits der heutigen Dreisam anzunehmen sind, nicht bekannt ist.

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bietsweise mit einigen Dezimetern Hochflutlehm und Spätwürm und Holozän weiter sedimentiert wurde, der Decklage überschichtet (Kap. 2.4.3). Danach vermutlich als Folge tektonischer Absenkung die- setzte – noch im Spätwürm – wieder Erosion ein: ses Bereichs. Der Einschnitt der Höllentalbahn hat Die Dreisam und ihre Zuflüsse begannen sich in ihre dort eine Art geologisches Fenster geschaffen, in Niederterrassenschotter einzutiefen, verstärkt im dem von Auensedimenten bedeckte Niederterras- Holozän, setzten aber andererseits – vor allem im senschotter aufgeschlossen sind (Abb. 13, Beil. 1). äußeren Bereich des Schwemmkegels – bei vielen ausgreifenden Hochwässern verbreitet Auensedi- Die jüngste Bildung im Bereich des Dreisam-Mün- mente ab (vgl. Kap. 6.2). Bei diesem Wechselspiel dungsschwemmkegels ist die anthropogene Auf- von Erosion und Sedimentation entstanden beider- schüttung aus Kultur- und Siedlungsschutt, zu dem seits der Fließgewässer Erosionsränder (auch als auch der Schutt der geschleiften Stadtbefestigung Hochgestade bezeichnet), welche die heutigen zählt. Diese Aufschüttung überdeckt in der Stadt- Auenbereiche von der einige Meter höher liegenden mitte (Bereich Dreisam–Bahnlinie–Rhein-/Bernhard- Niederterrasse trennen. Lediglich im Günterstal feh- straße–Schloßbergring) nahezu geschlossen den len solche Erosionsränder, weil offenbar auch im natürlichen Untergrund als meist mehrere Meter mächtige Schicht. Im Bereich der alten Stadtbefe- stigungen selbst ist die Aufschüttung teilweise noch morphologisch sichtbar und einschließlich ehemali- ger Fundamente bis über 10 m mächtig (Beil. 1, Abb. 18 u. 20: Schnitte A–C).

4.2 Erosionsränder der Nieder- terrasse

Während im Zartener Becken die Erosionsränder z. T. mustergültig zu sehen sind (Abb. 8 u. 19), fehlt im Dreisamtal zwischen Ebnet und Freiburg das – in Fließrichtung gesehen – rechte Hochgestade. Das auf der linken Seite ist dagegen durch die ganze Oberstadt zu verfolgen (Beil. 1, Abb. 16 u. 17)9 und erreicht schließlich bis zur Schwabentorbrücke fast die Dreisam. Diese fließt ab Ebnet nahe dem nörd- lichen Talrand und hat die ursprünglich auch dort vorhandene Niederterrasse bis zum Hangfuß besei- tigt. Vermutlich hängt dieser „Rechtsdrall“ mit jun- gen tektonischen Kippbewegungen im Bereich der Dreisamtalverwerfung (Kap. 3.1) zusammen, durch die der Fluß nach Norden gegen den rechten Tal- rand gedrängt wurde. Auch für die mit 150 m auffal- lend geringe Breite der Aue bei der Schwabentor- brücke könnten tektonische Ursachen, wie lokale postglaziale Hebung im Zwickel zwischen Haupt- verwerfung und Dreisamtalverwerfung und dadurch Abb. 18: Colombischlößle im Colombipark bedingte Einengung der Erosion der Dreisam in die- sem Bereich verantwortlich sein. Der Hügel des Colombiparks besteht aus den Trümmern der 1744/ 45 geschleiften Bastion St. Louis der VAUBANschen Stadtbe- festigung. Die Nordwestecke der ehemaligen Bastion entspricht Ab dem Austritt des Dreisamtals aus dem Schwarz- der heutigen Ecke Rosa-/Colombistraße (im Vordergrund). wald (Beginn des Mündungsschwemmkegels), d. h.

9 Der Verlauf der Terrassenränder beiderseits der Dreisam im Stadtgebiet wurde neu kartiert. Dabei ergaben sich z. T. kleinere Abwei- chungen zu den publizierten geologischen Karten. Auch mit Hilfe der topographischen Darstellung in der ersten geologischen Karte (SCHILL 1862) war es möglich, die Erosionskante links der Dreisam von der Schwabentorbrücke ab noch bis fast zur Johanniskirche zu verfolgen (Beil. 1).

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mit dem Überqueren der Hauptverwerfung, setzt auf natürliche Topographie beträchtlich verändert haben der rechten Talseite bei der Schloßbergnase der und das Gelände heute durch den Trümmerschutt Erosionsrand der Niederterrasse wieder ein (Beil. bis über 5 m aufgefüllt ist (Abb. 20: Schnitt C). 1) und zwar mit einer markanten Stufe von ursprüng- lich wohl etwa 5 m Höhe gegen die tiefer liegende Am linken Rand der Aue fehlt das Hochgestade in Aue im Bereich der südlich angrenzenden Vorstadt der Wiehre etwa von der Johanniskirche bis ins Post- (heute durch mittelalterliche und frühneuzeitliche bahnhofgelände ebenfalls. Dies ist entweder primär Geländeveränderungen reduziert und z. T. verschlif- auf die Überschüttung der Niederterrasse mit meh- fen). UNTERMANN (1996a: 92) hält diese Stufe für eine rere Meter mächtigen, spätwürmzeitlichen Hochflut- weitgehend anthropogene Struktur, die durch „hoch- und holozänen Auensedimenten durch vom Günters- mittelalterliche und barocke Aufschüttungen in der tal gekommene Gewässer (Hölderlebach usw.) oder/ Altstadt“ entstanden sei. Dies trifft so sicher nicht und sekundär auf Überprägung durch die neuzeitli- zu. Die Stufe verläuft weiter entlang dem Südrand che Bebauung zurückzuführen. Zusätzlich könnten der Freiburger Altstadt bis westlich des Martinstors wiederum vom Günterstal her einmündende Gewäs- und ist dann mit abnehmender Höhe bis Lehen zu ser eine „verdrängende” Rolle gespielt haben. In je- verfolgen, von wo ab sie wegen holozäner Sedimen- dem Fall hat die Dreisam hier als Folge ihres oben tation (s. auch Kap. 6.2) auf dem Schwemmkegel erwähnten „Rechtsdralls“ auch nach dem Austritt aus allmählich verschwindet. Auch zwischen der Univer- dem Gebirge keine solche deutliche Stufe in den sität und den Bahnanlagen ist der Erosionsrand kaum Mündungsschwemmkegel eingeschnitten wie auf der mehr zu identifizieren, da dort die VAUBANschen Fe- gegenüberliegenden Seite. Endgültig verschwindet stungsanlagen des 17./18. Jahrhunderts (Beil. 1) die der linksseitige Erosionsrand in Haslach.

Abb. 19: Aue der Dreisam zwischen Ebnet (rechts) und Littenweiler (links) mit linksseitigem Erosionsrand der Nie- derterrasse Der Terrassenrand wird durch den Gehölzstreifen markiert. Die dahinter schwach erkennbaren Gebäude stehen auf der Verebnungsfläche der Niederterrasse.

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36 Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Informationen 12 tal gezeichnet. Abb. 20: Geologische Schnitte A–C durch das zentrale Stadtgebiet von Freiburg i. Br. (5fach überhöht) A–C durch das zentrale Stadtgebiet von Freiburg i. Br. Abb. 20: Geologische Schnitte der Schloßberg als Kulisse hinter das Dreisam und C ist zur Verdeutlichung A der Schnitte s. Beil. 1. Bei den Schnitten Verlauf

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5 Grundwasserverhältnisse

5.1 Vorbemerkungen Für den bei Ebnet (bei der 310-m-Linie in Abb. 21) das Zartener Becken verlassenden beträchtlichen Im vorliegenden Beitrag kann kein vollständiger Grundwasserstrom ermittelte FRIEG (1987: 63, 124) hydrogeologischer Überblick über den Freiburger je nach Berechnungsmethode und verwendeten Ein- Raum gegeben werden. Hierzu sei auf die einschlä- gangsgrößen Werte zwischen 170 und 750 l/s, wo- bei der zutreffendste Wert rd. 500 l/s (Mittelwert aus gige Literatur verwiesen (zuletzt WENDT in GRO- Querschnittsberechnung) sein dürfte. EHRMINGER SCHOPF et al. 1996, frühere zusammenfassende (1993: 60) errechnete mit dem am Landesamt für Übersichten gaben SAUER 1965, 1967 sowie HGK Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-Württem- Freiburger Bucht 1979). Herausgegriffen werden berg, Freiburg i. Br., entwickelten numerischen sollen lediglich einige für den engeren Bereich des Grundwassermodell rd. 400 l/s für den Zeitraum Freiburger Stadtgebiets wichtige Grundzüge der Februar 1987 – Juni 1988. Diese Werte sind um die oberflächennahen Grundwasservorkommen. Näher Grundwasserentnahmen aus dem Zartener Becken angesprochen werden hier nur die Vorkommen in vermindert (etwa 300–500 l/s, durchschnittlich um den Schottern und im Kristallinen Grundgebirge. Die 400 l/s). mesozoischen Gesteine in den Bruchschollen des Lorettobergs und des Bereichs Herdern–Zähringen Auf seinem weiteren Weg folgt der Grundwasser- sind grundwasserarm, teils weil keine Grundwasser- strom dem Dreisamtal, wobei er in manchen Ab- leiter entwickelt sind, teils weil die Schollen so zer- schnitten durch Uferfiltrat aus dem Fluß verstärkt rüttet sind (Abb. 13), daß in den Untergrund einge- wird (z. B. oberhalb der Sandfangbrücke). Zwischen sickertes Niederschlagswasser nicht gespeichert Hirzberg (Blauer Felsen) und Glümerhöhe (Weißer wird, sondern unterirdisch in die angrenzenden Felsen) verengt sich das Tal und damit auch der Schotter abströmt. Querschnitt des Grundwasserleiters beträchtlich (bei der 290-m-Linie in Abb. 21), möglicherweise unter Beteiligung von querenden Verwerfungen. Deshalb werden in diesem Bereich Teile des Grundwasser- 5.2 Grundwasser in den Schot- stroms zum Austreten gezwungen, was zur Entste- tern der Dreisam hung der Möslequellen am südlichen und von Quell- austritten in der Dreisam unterhalb der Sandfang- Die von der Dreisam und ihren Zuflüssen im Zartener brücke am nördlichen Talrand geführt hat. Die Quell- Becken und in der Freiburger Bucht abgelagerten austritte (vgl. WUNDT 1953: 54, FRIEG 1987: 53) sind mächtigen Schotter enthalten in ihrem Porenraum durch die starken Grundwasserentnahmen in den größere Grundwassermengen. Sie werden von zahl- letzten 100 Jahren zurückgegangen (SAUER 1967: reichen Gemeinden und Betrieben mittels Brunnen- 616). Die nicht mehr genutzten Möslequellen schüt- bohrungen zur Wasserversorgung genutzt, so auch ten mindestens 1500 m3 /Tag = rd. 17 l/s (FUNK 1967: von der Stadt Freiburg mit dem Wasserwerk Ebnet. 7). Dadurch und durch Entnahmen aus gewerblichen Abb. 21 zeigt die Lage der Grundwasseroberfläche Brunnen wird der Grundwasserstrom im weiteren bzw. den Verlauf der Grundwasserhöhengleichen im Verlauf bis zum Übergang des Dreisamtals in den Freiburger Raum als Abbild der Strömungsverhält- Mündungsschwemmkegel beträchtlich reduziert. Der nisse in den Schottern. Die Darstellung bezieht sich Abstrom am Talausgang hat nach HGK Freiburger auf relativ niedrige Wasserstände, unterscheidet sich Bucht (1979: 68) im Zeitraum 1968–1974 nur noch aber von höheren Ständen strukturell nur geringfü- 80 l/s, nach FRIEG (1987: 63) dagegen im Trocken- gig. jahr 1971 noch über 300 l/s betragen. Diese stark differierenden Werte dokumentieren, daß weitere Als Grundwasserleiter wirkt in erster Linie der obe- Untersuchungen erforderlich sind. re Abschnitt der Schotterfüllung mit den frischen, durchlässigen Kiesen (vor allem die Niederterrassen- Das Grundwassergefälle beträgt im Dreisamtal, d. h. schotter zuoberst), während der tiefere, schluffreiche östlich der Hauptverwerfung, 11–12 ‰ (Beil. 2). Nach Abschnitt (Breisgauschichten) als Grundwasserge- deren Überquerung wächst es im Mündungsschwemm- ringleiter anzusprechen ist, in dem allenfalls einzel- kegel vorübergehend etwas an, um dann, bedingt ne weniger schluffige Kieslagen Wasser führen. Auch durch die starke Querschnittsverbreiterung des die Möslequellen der ältesten zentralen Wasserver- Grundwasserleiters, stromabwärts immer mehr sorgung Freiburgs am Südrand des Dreisamtals abzunehmen (von zunächst 9–10 ‰ auf <4 ‰). Als beim Waldsee werden aus dem oberen Grund- mittlere Strömungsgeschwindigkeit des Grundwas- wasserleiter gespeist (s. auch Kap. 6.3). sers werden für den oberen Abschnitt der Schot-

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terfüllung je nach deren Durchlässigkeit und je nach Mittel beträgt er im Zartener Becken etwa 3–30m (be- dem Gefälle der Grundwasseroberfläche 2–10 m/ zogen auf 1987–1989 bzw. 1971–1986, nach HERDEG Tag, im Stadtgebiet Freiburg bis 30 m/Tag angege- 1993: Abb. 10), im Dreisamtal etwa die Hälfte davon. ben, während sie im Bereich des Wasserwerks Hau- Im Bereich des Mündungsschwemmkegels ist der sen a. d. Möhlin in der Rheinebene zwischen 0,5 Flurabstand im Altstadtbereich mit etwa 10–20 m am und 3 m/Tag beträgt (HGK Freiburger Bucht 1979, größten. Von dort nimmt er mit wachsender Entfer- FRIEG 1987, HERDEG 1993, WENDT in GROSCHOPF et nung bis auf unter 1 m im Mooswald ab (vgl. HGK al. 1996). Freiburger Bucht 1979: Karte IV), weil das Gefälle der Grundwasseroberfläche kleiner ist als das Ober- Die niederschlagsbedingten Schwankungen der flächengefälle des Mündungsschwemmkegels. In Grundwasseroberfläche betragen im Zartener Bek- dessen äußerem Bereich tritt das Grundwasser da ken um 5–12 m, im Dreisamtal um 2–5 m (entlang und dort sogar zutage. der Dreisam meist weniger) und in der Freiburger Bucht um 1–2 m. Entsprechend schwankt der Flur- In Beil. 2 ist die Grundwasseroberfläche im Bereich abstand der Grundwasseroberfläche. Im langjährigen der Freiburger Stadtmitte detailliert dargestellt (für

Abb. 21: Karte der Grundwasseroberfläche in den quartären Lockergesteinen des Freiburger Raums Die Darstellung beruht auf Stichtagsmessungen am 9./10.9.1991 im Oberrheingraben (nach HGK Oberrheinebene 1995, örtlich er- gänzt), am 10.8.1992 im Stadtgebiet Freiburg und am 22.7.1988 im Zartener Becken. Der Verlauf der Grundwasserhöhengleichen repräsentiert im Oberrheingraben relativ niedrige, im Dreisamtal und Zartener Becken knapp mittlere Wasserstandsverhältnisse (Linien- abstände 5 m, in der Rheinebene 2,5 m). In der Legende nicht aufgeführte Signaturen s. Abb. 11.

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den Stichtag 10.8.1992 bei knapp mittlerem Was- bergsporns bewirke die Grundwasseraufhöhung, serstand). Allerdings läßt die Zahl der Grundwas- trifft nicht zu, weil eine solche Struktur nicht existiert sermeßstellen in der Wiehre sehr zu wünschen üb- (Kap. 6.2). rig, weshalb dort die Linienführung bei der Konstruk- tion der Grundwasserhöhengleichen weithin mit er- Der Gewerbekanal, der bis zur Universität und wei- heblichen Unsicherheiten behaftet ist. Die Dreisam ter nach Westen weitgehend einem der ehemaligen hat im Stadtgebiet deutlichen Einfluß auf das Grund- Dreisamläufe folgt bzw. daraus hergestellt wurde, wasser: Ab unterhalb der Oberaubrücke bis zu den verläuft 10–12 m über der Grundwasseroberfläche Schwabentor-/Greiffeneggbrücken infiltriert die Drei- (zwischen Schwabentorring und Insel etwa 5–10 m, sam nach beiden Seiten ins Grundwasser. Danach, bezogen auf den 10.8.1992). Versickerungsverluste bis unterhalb der Kaiserbrücke, ist dieser Einfluß des Kanals kommen somit dem Grundwasser zu- kaum mehr erkennbar, was durch die in den letzten gute. Ähnliche Verhältnisse, wenn auch bei wesent- Jahren neu hinzugekommenen Meßstellen recht gut lich geringerem Abstand zum Grundwasser, herr- zu belegen ist. Ab den Kronenbrücken nimmt die schen beim Kronenmühlebach südlich der Dreisam. Infiltration der Dreisam wieder etwas zu, erreicht aber offenbar kein größeres Ausmaß.10 Die relativ starke Infiltration rechts der Dreisam und 5.3 Grundwasser im Kristallinen oberhalb der Schwabentorbrücke (mutmaßliche Grö- ßenordnung einige Zehner l/s am 10.8.1992) erzeugt Grundgebirge eine auffallende, flußabwärts gerichtete Ausbuch- tung der Isolinien 273 m bis 268 m, d. h. eine Auf- Kristallingesteine enthalten gewöhnlich nur geringe höhung der Grundwasseroberfläche zwischen dem Grundwassermengen, so auch in der Freiburger Um- Fluß und etwa der Wallstraße. Die in diesem Be- gebung. Ursache ist das sehr geringe Speicher- reich hochliegende Grundwasseroberfläche ist nicht vermögen dieser Gesteine, welches wiederum auf nur durch die Meßstelle S 7 direkt nachgewiesen. den geringen Anteil wasserwegsamer Gesteins- Sie wird auch gestützt durch die beim Schwestern- hohlräume zurückgeht. Trotz des hohen Nieder- haus des St. Elisabeth-Krankenhauses notwendige schlagsdargebots von 900–1100 mm/Jahr kann al- Drainage der Fundamente durch laufendes Abpum- lenfalls in Kluft- und Vergrusungszonen etwas Sik- pen und Ableiten in den Waldschützbach (in Beil. 2 kerwasser in den Untergrund eindringen und zu ei- östlich der Meßstelle S 7) und durch die frühere ner bescheidenen Neubildung von Kluftgrundwasser Existenz einer Quelle im Garten der ehemaligen Villa führen. Lediglich im Bereich von Hangschuttdecken, Waldschütz (Bereich um den heutigen Greiffen- wie sie z. B. in kleinen Tälchen und Hangmulden eggring). Betont wird die Konfiguration der Isolinien auftreten, sind die Verhältnisse ein wenig günstiger, noch durch steiles Abfallen der Grundwasserober- weil sich etwas Porengrundwasser ansammeln kann. fläche nördlich der Wallstraße bis zur Altstadt, was Trotzdem fließt nahezu das gesamte von Verdun- auf eine Verringerung der Schotterdurchlässigkeit in stung und Vegetation nicht aufgezehrte Nieder- diesem Bereich zurückgehen könnte. schlagswasser oberflächlich ab.

Im Bereich des Grundwasserrückens verläuft auch Infolge der häufigen Niederschlagsereignisse gibt es das ehemalige Flußbett der Dreisam (Beil. 1 u. 2), im Kristallinen Grundgebirge zwar viele schwache das beim Ausbau der Stadtfestung unter Leitung von Wasseraustritte, die nach der Schneeschmelze im VAUBAN um 1680 zugeschüttet wurde und bis auf Frühjahr bzw. in niederschlagsreichen Zeiten kurz- ein Reststück zwischen Greiffeneggring und Luisen- fristig bis über 1 l/s schütten können, dann aber schon straße im Bereich des ehemaligen Festungsgrabens nach kurzer Trockenheit rasch zurückgehen und häu- nicht mehr sichtbar ist (Abb. 20: Schnitte). Die Auf- fig versiegen. Der Altstadt am nächsten gelegen sind füllung dürfte jedoch keine wesentliche Auswirkung einige solcher unsteter Quellaustritte am Westhang auf die Lage der Grundwasseroberfläche haben, da des Schloßbergs unterhalb des Burghalderings (Be- sie sich in Richtung der Grundwasserströmung er- reich Faule Brunnen–Schöneck). Quellen, die vom streckt und nicht tief ins Grundwasser reicht. Die Kluftgrundwasser oder aus Hangschuttdecken ge- von mancher Seite geäußerte Vermutung, eine un- speist werden und länger aushalten, sind dagegen ter der Oberfläche bleibende, überschotterte Gneis- eher selten. Solche Wasseraustritte sind häufig für schwelle als unterirdische Fortsetzung des Schloß- laufende Brunnen gefaßt, z. B. der Obere Faule Brun-

10 Für die Linienkonstruktion in diesem Bereich gab Herr WEISS vom städtischen Umweltschutzamt wertvolle Hinweise.

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nen beim Restaurant Dattler am Schloßberg, der zelt zu finden. Die Wasserversorgung der Freibur- Katharinenbrunnen am Beginn des Immentals, der ger Ortsteile Kappel und Günterstal stützt sich auf Silberbrunnen am Hirzberg, der Odilienbrunnen in eine Vielzahl von Quellfassungen, die fast alle durch- St. Ottilien und das Jägerbrünnele bei Günterstal (alle schnittlich um 0,5–1 l/s schütten: Günterstal nutzt mit Schüttungen von höchstens einigen Zehnteln 40 Quellen im oberen Bohrertal mit zusammen um l/s). Einzelne Quellen sind für private Zwecke gefaßt 8 l/s Schüttung, Kappel 15 Quellen im obersten (z. B. eine Quelle nordöstlich Restaurant Dattler). Großtal mit zusammen 15–20 l/s, darunter jedoch eine Stollenfassung mit Wasser aus dem ehemali- Quellen mit anhaltenden Schüttungen über 1 l/s sind gen Schauinsland-Bergwerk, die allein etwa die in der näheren Umgebung von Freiburg nur verein- Hälfte der Gesamtschüttung liefert.

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6 Zur Entstehung von Freiburg aus geologischer Sicht

6.1 Natürliche Voraussetzungen chäologischen Literatur wird für diese lehmige Deck- schicht häufig der hier nicht zutreffende Begriff Aue- Man sollte im Raum Freiburg eigentlich eine frühe lehm verwendet. Auch Bezeichnungen wie Schwemm- Besiedelung erwarten, bietet doch die natürliche Si- löß und dergleichen sind nicht korrekt, weil mit die- tuation, wie sie sich im Laufe der jüngeren Erdge- sen Begriffen bestimmte geogenetische Definitionen schichte herausgebildet hat, für eine Ansiedlung min- verknüpft sind. Ebenso sollte der bei den Archäolo- destens so gute Bedingungen wie die Niederterrasse gen oft benutzte Begriff „Kiesel” (z. B. BEYER 1992, bei Kirchzarten für die Keltensiedlung Tarodunum: PORSCHE 1994, UNTERMANN 1995a), vermieden und Wasserreichtum, annehmbare Böden, reichlich Wild, statt dessen von Geröllen gesprochen werden. Die etwa 0,3–0,7 m mächtige Deckschicht ist üblicher- Fische, Holz und Bausteine sowie vorteilhafte Ge- weise bräunlich, im Altstadtbereich – soweit sie in- ländebeschaffenheit, verkehrsgünstige Lage an ei- folge der starken, seit dem Hochmittelalter währen- nem uralten Handelsweg über den Schwarzwald den Bautätigkeit überhaupt noch erhalten ist – je- (FINGERLIN 1995: 18) und nicht zuletzt günstige kli- doch oben oft grau verfärbt. Dies ist eine Folge an- matische Verhältnisse. Spuren einer Besiedlung des thropogener Verdichtung des Lehms durch Begehen, engeren Freiburger Stadtbereichs vor dem Hoch- Befahren, Auflagerung und/oder zusätzliche Feuch- mittelalter sind aber bisher nicht belegt, sieht man tigkeitszufuhr (z. B. durch Wässerung). Wo örtlich von den Funden einiger römischer Mosaikreste auf Holzkohle in dem Lehm erhalten ist, deutet das auf dem Schloßberg und römischer Scherben in Altstadt- unmittelbare anthropogene Einflüsse und Umlage- grabungen ab (FINGERLIN 1996: 29). Wie die Mosaik- rung des Substrats. reste auf den Schloßberg kamen, ist allerdings un- klar. Gefunden wurden sie im Schutt der Befesti- Nicht zufällig folgt dem heutigen Scheitelbereich des gungen des 17./18. Jahrhunderts. Mündungsschwemmkegels der Straßenzug Ober- linden–Salzstraße, der als Teil des uralten Verkehrs- Das Dreisamtal selbst, genauer die Aue der Dreisam, wegs über den Schwarzwald angesehen wird. To- war zwar für eine frühe ständige Besiedlung wenig pographisch am höchsten liegt das Geländedreieck geeignet, weil sie bis in die Neuzeit hinein von zeit- zwischen dem Steilhang des Schloßbergsporns und lich und räumlich wechselnden, verästelten Flußläu- dem an dessen Spitze einsetzenden Erosionsrand fen durchzogen und häufig von Überschwemmun- gegen die tiefer liegende Aue der Dreisam. Dort gen betroffen wurde. Dies zeigen auch Darstellun- zweigte von dieser Route seit alters her der Weg gen der Stadt im 17./18. Jahrhundert, in denen z. T. nach Norden ab (Oberlinden–Herren- bzw. Konvikt- noch der alte Zustand der Dreisam zu erkennen ist straße). (DIEL et al. 1988: z. B. 272, 494, 534). Doch bot der seit Jahrtausenden nicht mehr überflutete höchste Spätestens die Herrschaftsträger des frühen Hoch- Teil des pleistozänen Mündungsschwemmkegels der mittelalters, die Zähringer, haben die strategische Dreisam unmittelbar nordwestlich der Schloßberg- Bedeutung dieses Platzes erkannt und mit einem nase beste Voraussetzungen als hochwassersiche- burgähnlichen Gebäude gesichert. BEYER (1992: 61, res Siedlungs- und Weideland in zusätzlich domi- 1997) bezeichnet dieses Gebäude als „Grafenhof“. nierender Lage. Seine Oberfläche ist schildförmig Noch ältere Gebäude aus dem 9. Jahrhundert nimmt aufgewölbt und weist ein gleichmäßiges Gefälle nach BEYER (1996b: 7) in der nahe gelegenen Münzgasse Westen und Norden auf (südlich Oberlinden–Grün- an. Mit dem Grafenhof waren sowohl die wichtige wälderstraße–Löwenstraße nach Süden). Dieses Weggabelung als auch der Dreisamübergang zu Gefälle ist natürlich entstanden, weitgehend auch kontrollieren, Aufgaben, die später, ab etwa 1090, in seiner Gleichmäßigkeit. Es mußte nicht erst durch die neue Burg der Zähringer auf dem Schloßberg anthropogene Aufschüttungen erzeugt werden, um und die 1091 gegründete Siedlung Freiburg über- im Hochmittelalter das Bächlesystem anlegen zu nahmen. Überdies beherrschte der befestigte Po- können (Kap. 6.4), wie das meist angenommen wird sten die ihm zu Füßen liegende, schon im Jahr 1008 (DIEL 1981: 42, UNTERMANN 1995b: 225, 1995c, urkundlich bezeugte, lockere Gewerbesiedlung 1996a: 111, KALCHTHALER 1997: 74, LÖBBECKE 1997: Wiehre (ZOTZ 1996: 56 ff., SCHADEK 1996: 61) im 127 und andere Autoren). Bereich der Dreisam bzw. des von ihr abgeleiteten Gewerbebachs (Alte Runz), dem heutigen Gewerbe- Zuoberst liegt als Substrat der im Holozän entwik- kanal. Dieser war schon damals mit Wehren zur kelten Böden eine lehmige, spätwürmzeitliche Deck- Nutzung der Wasserkraft versehen und hatte erheb- schicht (Decklage und örtlich Hochflutlehm, Kap. liche wirtschaftliche Bedeutung. Die damalige Hoch- 2.4.3) über wasserdurchlässigem Niederterrassen- wassergefährdung in der Aue legt nahe, daß sich schotter aus der Zeit des Hauptwürms. In der ar- die eigentliche Wohnsiedlung der Wiehre mit dem

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Weideland unmittelbar benachbart auf der erhöhten rend der Kleinen Eiszeit ab Mitte des 16. Jahrhun- Niederterrasse erstreckte, wo tatsächlich alte Sied- derts mit sich gebracht hat, ist auch von Freiburg lungskerne in der heutigen Freiburger Altstadt dis- eindrucksvoll belegt (BUSCELLO 1994: 95 ff.). Nach kutiert werden. Um 1100 haben dort auch Silber ver- Untersuchungen zum Klima der Neuzeit in der arbeitende Betriebe bestanden (UNTERMANN 1995a). Schweiz umfaßt die Kleine Eiszeit den Zeitraum Für diese Lage der Siedlung spricht ferner die Si- 1565–1895. Die damit verbundene „Neuzeitliche tuation der viel früher entstandenen Dörfer Haslach, Gletscherhochstandsphase” begann schon etwa 100 Betzenhausen und Lehen, deren alte Ortskerne Jahre vorher (PFISTER 1985: 117, 149, Abb. 22 u. ebenfalls auf der Niederterrasse liegen (Abb. 16). 28). Die Gewalt der Dreisamhochwässer zeigte auch die Katastrophe am 8. März 1896, als trotz bereits Möglicherweise besteht ein zeitlicher Zusammen- erfolgtem Ausbau der Dreisam (Kap. 6.2) neben vie- hang zwischen der Entwicklung der Gewerbesied- len anderen Brücken auch die Schwabentorbrücke lung Wiehre in der Aue und dem im 10. Jahrhundert von den verheerenden Fluten zerstört wurde (Abb. einsetzenden und bis etwa 1300 dauernden Klei- 22). Der Abfluß der Dreisam hat damals in der Stadt nen Klimaoptimum (ein späteres Ende des Kleinen 260 m3/s betragen (ROSSHIRT 1898: 111). Zum Ver- Klimaoptikums, um 1400 oder sogar 1550 könnte gleich: Am Pegel Ebnet wurde im Zeitraum 1941– aus den Statistiken von MÜLLER 1947 gefolgert wer- 95 der mittlere Abfluß mit 5,62 m≈/s und der seit den). Die Hochwassergefährdung dürfte in dieser 1896 höchste bei dem Jahrhunderthochwasser am Wärmeperiode zurückgegangen und damit der Auen- 22.12.1991 mit 233 m≈/s gemessen (Deutsches bereich besser erschließbar geworden sein. Welch Gewässerkundliches Jahrbuch 1997: 71). schwere Überschwemmungsschäden, Mißernten und dadurch ausgelöste Hungersnöte und Seuchen Die strategische Bedeutung der Erosionsstufe zwi- umgekehrt die spätere Klimaverschlechterung wäh- schen Niederterrasse und Aue wird auch aus dem

Abb. 22: Beim Hochwasser der Dreisam am 8. März 1896 zerstörte Schwabentorbrücke Beim Einsturz der Brücke kamen zwei die kritische Lage inspizierende Beamte ums Leben, während sich der damalige Oberbürgermei- ster von Freiburg (OTTO WINTERER) gerade noch retten konnte (SCHADEK 1989: 106; Photo: RÖBCKE, 9. März 1896, Stadtarchiv).

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in Beil. 1 dargestellten Verlauf der hochmittelalter- schotter der Dreisam entwickelt haben. Dies und die lichen Stadtmauer ersichtlich. Sie wurde um 1120– vor Hochwässern sichere Lage zwischen Dreisam- 1150 (oder etwas früher) unter BERTOLD V. errichtet Aue im Norden, Hölderlebach im Westen und Am- und um 1200–1210 stark ausgebaut (PORSCHE 1994: selbächle im Süden (das einer talparallelen schwa- 123 f., STEUER 1995: 118, UNTERMANN 1996a: 96, chen Senke etwa entlang der Urachstraße folgt, 117). Die Stadtmauer folgt vom Schwabentor, das am Beil. 1, Abb. 20: Schnitt C) könnten Gründe für die höchsten Punkt des Dreisam-Mündungsschwemm- Ansiedlung von Kloster und Dorf Adelhausen in die- kegels, an der Südspitze des oben erwähnten Ge- sem Bereich gewesen sein. ländedreiecks, in beherrschender Spornposition um 1265 errichtet wurde, bis westlich des Martinstors (erbaut um 1202, SCHADEK 1997: 17, 61) dem Terras- senrand (Abb. 23). Zusammen mit dem ehemaligen, 6.2 Flußübergang und am Fuß der Stufe angelegten, flutungsfähigen Stadt- graben (entlang der heutigen Gerberau) bot diese Dreisambett Situation bis zur Anlage der gewaltigen VAUBANschen Der Ost–West-Fernweg verlief, von Ebnet her kom- Fortifikation ab 1680 (1744/45 geschleift) ausrei- mend, auf der hochwassersicheren Niederterrasse chenden Schutz. südlich der Dreisam und überquerte den Fluß und seine überflutungsgefährdete Aue im Bereich der Auf der Niederterrasse südlich der Dreisam erstreck- heutigen Schwabentorbrücke. Diese Stelle war prä- te sich das ebenfalls schon 1008 bezeugte Dorf destiniert, weil dort der Abstand zwischen den er- Adelhausen, das von Acker- und Weinbau geprägt höhten Niederterrassen beiderseits der Dreisam am war. Seine Lage im Bereich der heutigen Unter- geringsten und damit die gefährdete Strecke durch wiehre, westlich der mittleren Kirchstraße (Abb. 16), die Aue am kürzesten ist (Abb. 17, Beil. 1). Der Fluß- ergibt sich u. a. aus einem Plan um 1675 in DIEL et übergang mußte bis zum Bau der ersten, wohl mit- al. (1988: 49). Diese Position erscheint zwar strate- telalterlichen Holzbrücke in einer Furt erfolgen. In gisch weniger günstig, aber dort, im verlängerten der Literatur sind in diesem Bereich („unterhalb der Mündungsbereich des Günterstals, gab es wahr- Schwabentorbrücke”) wiederholt eine Schwelle bzw. scheinlich landwirtschaftlich besser nutzbare Böden, im Dreisambett anstehende Gneisrippen als zu- die sich aus den holozänen lehmigen Auensedimen- geschotterte Fortsetzung der Schloßbergnase er- ten des Hölderlebachs über dem Niederterrassen- wähnt (LAIS 1914: 683, GUENTHER 1935: 46, WUNDT 1953: 49, HÜTTNER & WIMMENAUER 1967: 115, SCHWINE- KÖPER 1975: 12, SAUER 1984: 322). Bemerkenswert ist jedoch, daß STEINMANN & GRAEFF (1890) in ihrem breit angelegten Führer nichts über Gneisschwellen im Dreisambett berichten. Von den späteren Auto- ren wurden z. T. Zusammenhänge mit dem Flußüber- gang, der wenig flußabwärts querenden Hauptver- werfung (Beil. 1) und mit Stromschnellen bzw. klei- nen Wasserfällen in diesem Bereich gesehen.

Solche Zusammenhänge sind jedoch aus heutiger Sicht zu verneinen, denn weder gibt es in der Drei- sam anstehenden Gneis noch ist die vorübergehen- de Gefällsversteilung des Flußbetts unterhalb der heutigen Greiffeneggbrücke (Bereich der sog. Prit- sche, Abb. 24) natürlichen Ursprungs. Die erstge- Abb. 23: Rekonstruierte Schürze der mittelalterlichen Stadt- mauer am Augustinerplatz nannte Aussage ist aufgrund neuerer Bohrergeb- nisse möglich: Vor dem Bau der Greiffeneggbrücke Schürze und Mauer folgen der Erosionsstufe zwischen der Ver- ebnungsfläche der Niederterrasse (rechts oben) im Bereich des zu beiden Seiten der Dreisam im Jahr 1961 abge- Mündungsschwemmkegels und der südlich (links) anschließen- teufte Baugrundbohrungen wiesen nach, daß bis in den Aue der Dreisam. Die ursprünglichen natürlichen Niveauun- über 8 m Tiefe (< 270 m NN) Schotter mit großen terschiede sind durch anthropogene Aufschüttungen und sonsti- Geröllen ansteht (Blöcke bis fast 40 cm Durchmes- ge bauliche Veränderungen bei und nach der Anlage der Stadt- befestigung verwischt. Die Mauerschürze befestigte den Steilab- ser). Von den viel tieferen Erkundungsbohrungen für fall gegen den ehemaligen tiefen Stadtgraben. den geplanten Stadttunnel der Bundesstraße 31 (S 2,

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S 4–S 6) hat in diesem Bereich nur die Bohrung S 4 che haben, auch wenn der Fluß nur 100 m flußab- unter den Schottern das Kristalline Grundgebirge an- wärts der Gefällsstrecke die Hauptverwerfung quert. getroffen und zwar erst in 39 m Tiefe (Beil. 1, Abb. Bei Schotteruntergrund könnte ein solcher Gefälls- 20: Schnitte A u. C). Bei den in der Literatur genann- bruch gar nicht erst entstehen, geschweige sich über ten Gneisrippen dürfte es sich deshalb entweder um längere Zeit erhalten. Deshalb ist davon auszuge- nach der Dreisamkorrektion (im Stadtgebiet erfolgte hen, daß er beim hochwassersicheren Ausbau der diese zwischen 1822 und 1824) künstlich in das Fluß- Dreisam 1822–24 als Übergang11 zwischen beibe- bett eingebaute Schwellen zur Befestigung der ero- haltenem Oberlauf und neuem Unterlauf der Dreisam sionsgefährdeten Sohle handeln, oder es waren frü- künstlich geschaffen wurde: Im Bereich des Mün- her im Dreisambett größere, im Schotter enthaltene dungsschwemmkegels wurde die Dreisam zwischen Gneisblöcke (Kap. 4.1) so freigelegt, daß der Ein- 1817 und 1845 nach Vorschlägen von TULLA von Frei- druck von „gewachsenem“ Fels entstand. burg bis zur Mündung in die Elz bei Riegel korrigiert. Sie erhielt einen begradigten, tiefer gelegten und mit Die Befestigung der Dreisamsohle mit Querschwel- Dämmen versehenen neuen Lauf. Die Dreisam floß len (zunächst Faschinen) war nämlich schon bis in diesem Abschnitt infolge ihres geringen und fluß- Ende der 1840er Jahre auf der ganzen Strecke not- abwärts weiter abnehmenden Gefälles in vielen Win- wendig geworden. Besonders nach den schweren dungen, und ihr Bett lag nur wenig tiefer als das um- Hochwässern der Jahre 1851 und 1872 wurden gebende Gelände. Sie brach deshalb bei jedem nen- schließlich im Stadtgebiet die Ufer der Dreisam mit nenswerten Hochwasser aus und verwüstete weite Felsstücken gepflastert und auch die Sohlschwellen Landstriche mit zahlreichen Dörfern (Grossh. Ober- verstärkt (Grossh. Oberdirektion 1887: 51 f., 55). Der direktion 1887: 48 ff.). Auf solche Überschwemmun- Hinweis von HÜTTNER & WIMMENAUER (1967: 115) auf gen geht auch die z. T. mehrere Meter mächtige Felsen an der Schwabentorbrücke ging nicht auf ei- Hochflut- und Auensedimentdecke zurück, die wäh- gene Beobachtungen zurück, sondern stützte sich rend des Spätwürms und Holozäns bis zur Dreisam- auf Literaturangaben (Mitteilung von Dr. HÜTTNER im korrektion im äußeren Bereich ihres Mündungs- Jan. 1998), vor allem wohl auf GUENTHER (1935: 46). Dieser erwähnte, daß im Jahr 1896 bei Ausbesse- rungsarbeiten unterhalb der Brücke anstehender Gneis des Schloßbergs festgestellt worden sei. In den Akten des Stadtarchivs (C 4 Wasserbau XVII/ 2/8) befindet sich dazu ein Artikel der Freiburger Ta- gespost (Nr. 214) vom 13.9.1933 mit dem Titel „Die neue Dreisampritsche bei der Schwabentorbrücke“. Darin heißt es u. a.: „Unter der Pritsche liegt hartes Felsgestein.“ Im weiteren Text wird jedoch beschrie- ben (in Übereinstimmung mit Planzeichnungen in den Akten), daß im Bereich der neuen Pritsche „50 neue dicke Pfähle von 2–3 Meter Länge“ in den Untergrund gerammt worden sind, um die neuen Sohlschwellen zu befestigen. Auch wenn die Eichen- holzpfähle mit Eisenbändern an der Spitze verse- hen waren, ist es unmöglich, sie in anstehenden Fels aus „Urgestein“ (hier Metatexite) einzutreiben. Die- ser Bericht belegt folglich ebenfalls, daß es keine Felsschwelle in der Dreisam bei der Schwabentor- brücke gibt. Abb. 24: Gefällsversteilung der Dreisam unterhalb der Da somit die Dreisamsohle nicht durch anstehendes Greiffeneggbrücke Kristallingestein festgelegt ist, kann die heute mit Das Flußbett ist in diesem Bereich mit einer sogenannten Prit- Rundhölzern gesicherte Steilstrecke unterhalb der sche aus Holzstämmen befestigt; im Hintergrund der obere Greiffeneggbrücke (Abb. 24) keine natürliche Ursa- Schloßberg.

11 Planunterlagen zu diesem Übergang aus der Bauzeit waren trotz eigener Recherchen bei verschiedenen Ämtern (u.a. Stadtarchiv) nicht aufzufinden. Schon frührere Nachforschungen waren ebenso ergebnislos geblieben, wie die Herren WEISS vom Umweltschutzamt der Stadt Freiburg sowie HAJEKHAUS vom Landratsamt Emmendingen (früher Regierungspräsidium Freiburg) freundlicherweise mitteilten.

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schwemmkegels über den Niederterrassenschottern ben zufolge schon bald nach 169812, wurde der Ein- abgelagert wurde (Kap. 4.1). lauf etwas flußaufwärts in den Bereich zwischen dem heutigen Luisen- und Mariensteg verlegt. Darstel- Flußaufwärts der Schwabentorbrücke konnte man lungen des ausgehenden 18. Jahrhunderts13 zeigen sich bei der Dreisamkorrektion dagegen darauf be- den Einlauf wenig unterhalb der Schwabentorbrücke, schränken, dem bestehenden Flußlauf ein regelmä- wozu auch hier ein Wehr in der Dreisam gehörte. ßiges Profil zu geben und nur die Ufer zu befestigen (Ausführung vor allem in den 1830er Jahren, Grossh. Nach der Dreisamkorrektion von 1822–24 im Stadt- Oberdirektion 1887: 51). Die Dreisam hat dort ein gebiet begann der Kronenmühlebach ("Mühlen- erhebliches Gefälle, war von jeher stärker eingetieft bach"), bedingt durch die Vertiefung des Dreisam- und deshalb in der relativ schmalen Aue nur von betts, wieder erst zwischen dem später erbauten einem kleinen Überschwemmungsbereich begleitet. Marien- und Luisensteg, wie die nunmehr präzisen Karten zeigen (z. B. RÖSCH-Plan 1825 und LERCH- Für die Plazierung des Gefällsbruchs am Übergang Plan 1852 in Augustinermuseum 1995: Abb. 4 auf zwischen Ober- und Unterlauf, d. h. zwischen Drei- S. 44/45 u. 47, SCHILL 1862: Taf. 1). Der Dillenmühle- samtal oberhalb und Mündungsschwemmkegel un- bach mündete etwas unterhalb der Schwabentor- terhalb der Freiburger Stadtmitte, dürfte die Existenz brücke zwar wieder in die Dreisam, verzweigte sich der Schwabentorbrücke mitentscheidend gewesen aber vorher noch in mehrere Bewässerungsgräben, sein. Wäre die Dreisam auch noch ein Stück weit die sich in den damaligen Wiesen im Bereich bei- flußaufwärts der schließlich gewählten Stelle an der derseits der heutigen Uhlandstraße verloren. Die- heutigen Pritsche tiefer gelegt worden, hätte man sen Zustand zeigt z. B. der Stadtplan von BOLIA noch die Brücke aufwendig neu bauen müssen. Außer- um 1870 (Maßstab 1 : 6 000). 1873/74 erfolgte die dem wird der Einlauf des Kronenmühlebachs, der Verbindung von Kronenmühle- und Dillenmühlebach sich heute an dieser Brücke befindet, bei den Pla- (SCHÜLE & SCHWINEKÖPER 1988), ausgelöst – wie viele nungen eine Rolle gespielt haben: andere, frühere Veränderungen der Bacheinläufe – durch ein Hochwasser (26.5.1872), bei dem erneut Nach Angaben aus dem 15. Jahrhundert und den die Dreisamwehre zerstört wurden. Nach dem Zu- Kartendarstellungen des 16./17. Jahrhunderts (SCHÜ- sammenschluß war annähernd der frühere Zustand LE & SCHWINEKÖPER 1988: 117 sowie Großer SIK- eines in der südlichen Aue durchgehenden Gewerbe- KINGER-Plan von 1589 und MERIAN-Plan von 1644, bachs wieder hergestellt (Beil. 1), wie er bis 1680 Augustinermuseum 1995: Abb. auf S. 76 u. 94/95, s. bestanden hatte. Der Dillenmühlebach wurde nach auch DIEL et al. 1988: 35) wurde der damalige dem 2. Weltkrieg beseitigt, weil er nicht mehr benö- Dreisamlauf in der südlich angrenzenden Aue von tigt wurde. einem durchgängigen Gewerbebach begleitet (ur- kundlich erstmals 1272 erwähnt), der unterhalb der Während der Belagerung Freiburgs im September Sandfangbrücke von der Dreisam abzweigte. Beim 1744 schnitten die französischen Truppen die Stadt Bau der Stadtbefestigung durch VAUBAN ab 1680 von der Wasserzufuhr ab, indem sie die Dreisam wurde die Dreisam ab der Schwabentorbrücke bis oberhalb der Abzweigung des Gewerbekanals bei etwa zum heutigen Faulerbad nach Süden verlegt der Sandfangbrücke absperrten und umleiteten (alter Lauf s. Beil. 1), wobei im oberen Abschnitt für (VOGEL 1988: 65). Den ungefähren Verlauf der Um- den neuen Lauf z. T. dieser Gewerbebach benutzt leitungsstrecke zeigen Pläne in DIEL et al. (1988: 476 worden sein dürfte. Dadurch wurde dessen durch- bis 486). Dazu wurde in nur fünf Tagen ein Kanal gängiger Lauf unterbrochen und der später Dillen- gegraben, der – den Anstieg zur Niederterrasse mühlebach genannte obere Abschnitt mündete vor überwindend – nach Südwesten durch das heutige der Schwabentorbrücke wieder in die Dreisam. Der Stadthallengelände führte. Im weiteren Verlauf, etwa untere Abschnitt blieb als Kronenmühlebach erhal- entlang Andlawstraße und Urachstraße, benutzten ten, aber mit dem Einlauf samt Dreisamwehr erst die Kanalbauer offenbar die flache morphologische an der Kronenbrücke. Nach 1744, anderen Anga- Depression parallel zum südlichen Talrand, die als

12 Die Pläne in DIEL et al. (1988: z. B. 99, 385, 531) zeigen den Einlauf bis 1744 durchweg an der Kronenbrücke, während nach den in SCHÜLE & SCHWINEKÖPER (1988: 106 f.) zitierten alten Protokollen der Kronenmühlebach „bald nach 1698“ mit dem Einlauf weiter oberhalb wiederhergestellt worden sei.

13 Gemarkungsplan von 1786 (SCHÜLE & SCHWINEKÖPER 1988: 98, Abb. 26) und SCHMITTsche Karte von Südwestdeutschland 1797 (Blatt 17 Freiburg, Nachdruck des Landesvermessungsamts Baden-Württemberg). Eine nicht maßstäbliche Skizze vom 18.6.1805 (Verfasser: FISCHER) läßt dagegen eher auf einen Einlauf weiter unterhalb schließen (Stadtarchiv, C 1 Wasserbau, 12/1).

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Sammelrinne der vom Sternwald bzw. Bromberg Die Zuleitung von Quellwasser aus dem Areal des abfließenden Bäche fungierte und aus der heute Schloßbergs wäre zwar möglich gewesen, kann aber noch das Amselbächle Zulauf erhält. Der Kanal bog, angesichts der nur gering und unzuverlässig schüt- den alten Plänen zufolge, etwa nahe dem Westende tenden Quellen (Kap. 5.3) allenfalls für einzelne Ge- der Urachstraße ab, um nördlich am Annaplatz und bäude in Frage gekommen sein. Die nächstgelege- am Hölderlebachknie vorbei wieder die Aue der nen Quellen sind die beim Oberen Faulen Brunnen Dreisam zu erreichen. Etwa über Postbahnhof und (Beil. 1). Es gibt jedoch offenbar keine Hinweise auf Staudingerschule weiterführend, mündete der Ka- eine frühere Wasserleitung von dieser oder anderen nal schließlich nördlich von Haslach in den Kronen- hochliegenden Quellen. Die Versorgung des Herr- mühlebach. schaftsitzes an der Weggabelung Oberlinden erfolg- te vermutlich aus dem im Keller des Gebäudes Ober- linden 12 b (Hotel Roter Bären) entdeckten gemau- erten Brunnen (BEYER 1997: 7, Abb. 27), eine Ein- richtung, die krisensicher und somit höchst zweck- 6.3 Quellfassungen und Brunnen mäßig war. Das Wasser in diesem heute leider weit- gehend verfüllten Brunnen ist bei knapp mittlerem Für jede Ansiedlung ist die Versorgung mit Trink- Grundwasserstand wie am 10.8.1992 (Beil. 2) aller- und Brauchwasser von existentieller Bedeutung. Im dings erst in einer Höhe um 265 m NN zu erwarten, Freiburger Raum war und ist Wasser reichlich vor- d. h. fast 17 m unter dem heutigen Straßenniveau handen, lediglich seine Gewinnung ist nicht überall (rd. 12,5 m unter der Schachtoberkante im Brunnen- einfach. Das galt schon für das mittelalterliche Frei- keller). burg. Das ergiebige Grundwasservorkommen im Niederterrassenschotter hätte zwar mit Brunnen- schächten erschlossen werden können, was aber angesichts der tiefen Lage der Grundwasserober- fläche (Kap. 5.2) sowohl beim Abteufen wie bei der täglichen Wasserförderung für den normalen Bür- ger mühsam gewesen wäre. Zudem wurde das Grundwasser durch die zahlreichen, den etwaigen Hausbrunnen zwangsläufig unmittelbar benachbar- ten Latrinenschächte (Tiefe bis 6,6 m, UNTERMANN 1996a: 112) ständig gefährdet und sicher auch ver- unreinigt.

Es ist deshalb davon auszugehen, daß die viel- gerühmte zentrale Quellwasserversorgung der Stadt schon bei oder kurz nach der Stadtgründung einge- richtet wurde (KÜHL 1992: 211, UNTERMANN 1996b: 497), zumal man bisher nur wenige alte Schacht- brunnen gefunden hat (in offenbar privilegierten Ge- bäuden). Die Wasserversorgung mit Laufbrunnen, die durch Beileitung von Quellwasser in hölzernen Deicheln aus Fassungen im „Mösle“ (beim heutigen Waldsee, Abb. 25) und vorübergehend auch aus Fas- sungen im „Grien“ (zwischen Kartäuserstraße und Dreisam) gespeist wurden (UNTERMANN 1996b: 499), ist 1317 erstmals urkundlich erwähnt (FUNK 1967, ECKER 1996: 489). Dieses System war in Betrieb, bis das Grundwasserwerk Ebnet gebaut wurde und mit dem ersten Wasserbehälter am Schloßberg die moderne Zentralversorgung aller Häuser 1875 in Betrieb ging (FUNK 1967: 8). Danach dienten die Möslequellen (eigentlich Sickerfassungen, d. h. Rohre Abb. 25: Übereich der früher zur Wasserversorgung von mit Schlitzen zum Wassereintritt) noch bis 1945 Freiburg genutzten Quellfassungen im Möslepark zur Speisung der Laufbrunnen in der Stadt. Seither Rechts hinter dem Wasseraustritt ist der Deckel eines der Quell- fließen die Quellen ungenutzt ab. schächte zu erkennen.

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Die Siedler in der Aue hatten dagegen neben der und die Anlage der Bächle wird der Zeitraum 1170 Verwendung von Oberflächenwasser die Möglich- bis 1180 vermutet (UNTERMANN 1995c: 22, 1995d, keit, mit nur wenige Meter tiefen Brunnen das Grund- 1996a: 111), wobei für die Zuleitung des Wassers wasser zu erschließen. Gleiches gilt für das ehe- aus dem Gewerbebach und damit aus der Dreisam malige Dorf Adelhausen. Ob auch die diskutierten ein Stollen durch den Schloßberg bis zum Schwaben- Wohnbehausungen der damaligen Wiehre auf der tor angelegt worden sei. nördlichen Niederterrasse aus Brunnen versorgt wurden, erscheint angesichts des großen Flurab- Nach der zweiten These wäre dagegen das Bächle- stands der Grundwasseroberfläche fraglich. Eher system, zumindest in den Grundzügen, bereits von könnte man hier an die Nutzung von beigeleitetem Anfang an angelegt worden und das Straßenniveau Oberflächenwasser aus der Dreisam denken und wäre in vielen kleinen, manchmal etwas größeren zwar aus Vorläufern der heutigen Bächle (Kap. 6.4). Schritten, verteilt über Jahrhunderte, durch unregel- mäßige und lokal jeweils unterschiedlich starke Auf- schüttungen allmählich angewachsen (BEYER 1996a: 7, Stadtnachrichten 1997: 7). Von Zeit zu Zeit, wenn 6.4 Bächlesystem und Straßen- es das jeweils erreichte Aufschüttungsniveau in ei- ner Straße notwendig gemacht habe, sei dann das aufschüttung dort verlaufende Bächle ebenfalls angehoben wor- den. Das Material der Aufschüttung ist nach dieser Der schon seit Jahren anhaltende Disput um die Anlage der 1238 bzw. 1246 erstmals urkundlich er- wähnten Freiburger Bächle ist eng verknüpft mit der Bewertung der im Stadtkern unter den öffentlichen Straßen und Plätzen festgestellten Aufschüttung von etwa 1–2,9 m Kies und Sand (DIEL 1981: 42 f., BEYER 1992: 60, UNTERMANN 1995c: 15, 1996a: 111). Sie liegt auf dem nachgewiesenermaßen ersten befe- stigten Straßenniveau vom Ende des 11. bis Anfang des 12. Jahrhunderts (UNTERMANN 1995c: 17; z. T. vielleicht auch älter). Unter diesem Niveau befindet sich der „gewachsene“ Untergrund, die lehmige spätwürmzeitliche Deckschicht (Kap. 2.4.3 u. 6.1).

Die eine These geht davon aus, daß diese Aufschüt- tung durch einen vom Zähringer Stadtherrn befoh- lenen Akt als mehr oder weniger einheitlicher Vor- gang erfolgte, um das Bächlesystem in der schon bestehenden Stadt anlegen und damit die Brauch- und Löschwasserversorgung, aber auch die Entsor- gung (Abwässer, Fäkalien der zahlreichen Vierbei- ner usw.) und die Straßenreinhaltung in der wach- senden Stadt verbessern zu können (DIEL 1981: Kap. 6.2 und nachfolgend besonders UNTERMANN 1995b: 224f., 1995c: 17 ff., 1996a: 110 ff. sowie andere Au- toren, s. Kap. 6.1). Die Aufschüttung sei notwendig gewesen, um für die Bächle ein gleichmäßiges Ge- fälle der Oberfläche aller Straßen und Plätze von 10 ‰ in der gesamten Stadt herzustellen. Diese An- sicht stützt sich besonders auf den unstrittigen Be- fund, daß durch die Aufschüttung das ursprüngliche Erdgeschoß der bereits bestehenden Häuser zum Abb. 26: Bächle in der Herrenstraße bei Oberlinden Kellergeschoß wurde. Ein solch schwerwiegender Eingriff in das Eigentum vieler Bürger müsse einen Beim Schwabentor (im Hintergrund) tritt das Wasser, aus dem Bächlestollen am Schloßberg kommend, in die Altstadt ein und Befehl des Stadtherrn voraussetzen, wird bei dieser wird hauptsächlich von der Herrenstraße aus in zahlreiche Ne- These angenommen. Für den Aufschüttungsvorgang benbächle verteilt.

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These entsorgter Kies und Sand, der zunächst z. T. Auch einige der heutigen Bächle in der Altstadt selbst beim Ausbau der Stadtbefestigung (Mauer, Graben) belegen das: Dort differieren die Gefällswerte der Ende des 12./Anfang des 13. Jahrhunderts unter einzelnen Abschnitte beträchtlich, nämlich zwischen BERTOLD V. und später z. B. beim Aushub von Bau- 48 ‰ (Kaufhausgäßle) und weniger als 2 ‰ (Weber- gruben sowie beim Anlegen der zahlreichen sekun- straße/Merianstraße), was ähnlich auch für die Ver- dären Tiefkeller unter bestehenden Gebäuden im 13. hältnisse in der mittelalterlichen Stadt angenommen und z. T. bis in das 17. Jahrhundert angefallen ist. werden kann. Die bei Oberlinden sich trennenden Auf diese Weise habe das Material nicht umständ- Hauptachsen des Bächlesystems entlang der Her- lich weggefahren werden müssen. renstraße (Abb. 26) bzw. entlang der Salz- und Bertoldstraße (Beil. 1) weisen ebenfalls deutliche in- Aus geologischer Sicht ist dazu festzustellen, daß – terne Gefällsunterschiede auf (Tab. 2). Das größte wie schon im Kap. 6.1 erwähnt – die natürliche Ober- durchschnittliche Gefälle der heutigen Oberfläche fläche des Mündungsschwemmkegels nach dem herrscht mit 12,4 ‰ entlang der Luftlinie zwischen Ende der spätglazialen Deckschichtsedimentation dem Schwabentor als höchstem Punkt, an dem der vor etwa 12 000 Jahren im Bereich der späteren Bächlekanal die Altstadt erreicht, und deren NW-Ecke Stadt ein einheitliches und wahrscheinlich recht (Ecke Rotteckring/Ringstraße) als tiefstem Punkt, in gleichmäßiges Gefälle gehabt haben dürfte (um 10– dessen Nähe bis heute der Gewerbekanal als Vor- 12 ‰, ähnlich der Schotteroberfläche in Abb. 17). flut aller Bächle der Altstadt vorbeiführt (Höhen- Das Gefälle blieb, bei weitergehendem Absinken des differenz 8,8 m auf 710 m Entfernung). Oberrheingrabens (Kap. 3.1), auch im Holozän er- halten (Abb. 16). Für die Anlage eines Bächlesy- Das Gefälle der ehemaligen natürlichen Oberfläche, stems war deshalb in der Frühzeit der Stadt keine das sich aus der Subtraktion der Aufschüttungs- generelle künstliche Aufschüttung auf die Straßen mächtigkeiten von den heutigen Geländehöhen er- und Plätze notwendig14, vielleicht abgesehen von mitteln läßt, ist entlang den oben genannten drei örtlichen Maßnahmen zum Ausgleich kleinerer Un- Strecken auf durchschnittlich 8–12 ‰ zu veranschla- ebenheiten. Überdies wären für das Einrichten ei- gen. Selbst wenn man dennoch unterstellt, es habe nes solchen Fließsystems auch weit geringere Ge- nur ein geringes natürliches Gefälle von wenigen ‰ fällswerte von wenigen Promille ausreichend, wie im Bereich der Altstadt (Höhendifferenz Schwaben- u. a. viele Flüsse zeigen. tor/Ringstraße z. B. nur 2 m) gegeben und dieses

Tab. 2: Höhen- und Gefällsverhältnisse entlang dreier Hauptstrecken in der Freiburger Altstadt

Zugrunde gelegt ist der Plan von SCHWINEKÖPER (1975) im Maßstab 1 : 2000; 1 Luftlinie; 2 Zwischen den 1-m-Höhenlinien

Herrenstraße, Bertoldstraße, Rotteckring, Ecke Gußmann- Kreuzung Ecke Ringstraße straße Rotteckring

Heutige Geländehöhe (m NN) 277,7 276,4 274,0

Höhendifferenz zum Schwabentor (282,8 m NN) in m 5,1 6,4 8,8

Entfernung längs der Straße zum Schwabentor (m) 420 730 7101

Durchschnittl. Gefälle vom Schwabentor (‰) 12,1 8,8 12,4

Schwankungen des Gefälles auf dieser Strecke (‰)2 9–17 7–10,5 9–20

14 Die Schlagzeile des Artikels „Die Bächle bestimmen das Gefälle der neuen Stadt” (UNTERMANN 1995d) ist daher irreführend.

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sei für die Einrichtung eines Bächlesystems seiner- Vom Gefälle her war das ohne weiteres mehrfach zeit als zu schwach beurteilt worden, machte eine möglich. mehr oder weniger gleichmäßige Niveauanhebung des ganzen Areals durch Aufschüttung keinen Sinn. Was alles an Abfällen absichtlich oder achtlos ein- Zur Schaffung eines Gefälles von 10 ‰ zwischen fach auf die Straße bzw. in die Bächle geschüttet dem Schwabentor und dem tiefsten Teil der Altstadt wurde – zusätzlich zu den Hinterlassenschaften des nordwestlich von Unterlinden (Distanz rd. 710 m) herumlaufenden Viehs – ist den Beschreibungen hätte man dann einen Niveauunterschied von 7,1 m ERASMUS’ VON ROTTERDAM aus dem Jahr 1534 (UN- durch entsprechende Aufschüttung herstellen müs- TERMANN 1995c: 12) und ECKERs (1996: 492) zu ent- sen. Das heißt, diese hätte beim Schwabentor bis nehmen. Vergleichbare Situationen sind von ande- etwa 5 m Mächtigkeit erreichen und nach NW bis ren mittelalterlichen Städten bekannt, z. B. von Ba- zum unverändert (!) bleibenden Geländeniveau bei sel. Auch in der Breisacher Oberstadt auf dem Mün- sterberg erfolgte eine allmähliche Anhebung des Unterlinden etwa gleichmäßig abnehmen müssen. Straßenniveaus um 0,8–1,1 m während sechs Jahr- Die vorliegenden Befunde widerlegen jedoch solche hunderten durch „Entsorgung“ von Abfallstoffen al- Annahmen. ler Art (darunter offenbar reichlich organisches Ma- terial) – und zwar ohne Kontext mit einem Bächle- Außerdem erscheint die Vorstellung einer Aufschüt- system. Die entsprechenden Befunde von SCHMAE- tung in einem Zuge wenig einleuchtend, weil mit ihr DECKE (1992: 614) werden von UNTERMANN (1995c: in den unbebauten Bereichen der Stadt ein Verlauf 15) jedoch ohne Begründung abgelehnt. der Straßen auf bis fast 3 m hoch aufgeschütteten Dämmen aus Kies und Sand gefolgert werden müßte Die Bewertung aller geschilderten Befunde bestä- (UNTERMANN 1995c: 19). Solche Dämme sind aber tigt die Ansicht, daß das Bächlesystem in seinen ohne massive seitliche Befestigungen wenig stand- Grundzügen bereits bei der Stadtgründung ange- fest und als Verkehrswege kaum brauchbar. Außer- legt worden ist. Wahrscheinlich diente es primär zur dem böschen sie sich mit der Zeit auf etwa die dop- Brauch- und vielleicht auch Trinkwasserversorgung, pelte Breite ab, was angrenzende Grundstücke be- solange die Wasserleitung zu den Möslequellen einträchtigt. (Kap. 6.3) noch nicht vorhanden war. Wenn BEYER (1996a: 6) recht hat und das romanische Haus im Die Beobachtung von zahlreichen unregelmäßigen, Sparkassenkomplex an der Gauchstraße nicht um vom basalen Teil abgesehen meist etwa 5–15 cm 1200 erbaut wurde, sondern bereits in die Zeit vor dicken Lagen und dazwischen mehrfach auftreten- 1120 zu datieren ist, dann stützt der Fund einer bis den Laufniveaus (erkennbar an stärkerer Verdichtung, ca. 1 m tief reichenden tonigen Isolierschicht gegen Verfärbung und Vermischung des Kiessands mit Fein- Zutritt von versickertem Bächlewasser an der stra- material sowie organischen Resten wie Knochensplit- ßenseitigen Kellerwand dieses Hauses (UNTERMANN tern)15 innerhalb der kiesig-sandigen Aufschüttung 1995c: 22, Abb. 4) die Auffassung einer frühen An- spricht eindeutig für deren schrittweises Anwachsen lage des Bächlesystems. Möglicherweise sind die über längere Zeiträume hinweg (Abb.27). Vermutlich Anfänge dieses Systems sogar älter als die Stadt wird man damals Kiessandlagen auch deshalb von und das Wasser wurde ursprünglich zur Bewässe- Zeit zu Zeit auf Straßen und Plätzen aufgebracht rung von Weideland auf dem relativ trockenen höchst- haben, um den sich ansammelnden, offenbar be- gelegenen Bereich des Mündungsschwemmkegels trächtlichen Schmutz und Unrat von Mensch und Tier beigeleitet. Schon BUHLE (1898: 116) und SCHWINE- abzudecken. Der aufgebrachte Kiessand konnte KÖPER (1975: 14) nahmen dies an. Darüber hinaus leicht wieder festgestampft werden (ein Straßenpfla- könnte die Beileitung zur Wasserversorgung der er- ster im heutigen Sinne gab es nicht). Wurden durch sten Siedlung genutzt worden sein (Kap. 6.3). Daß die jeweils sicher eher kleinräumig aufgebrachten Auf- Wiesenwässerung betrieben wurde, ist urkundlich schüttungen vor den Gebäuden die Höhenunterschie- bereits im Jahr 1220 (im Bereich des vom Kloster de innerhalb einer Straße zu groß und hinderlich, Tennenbach gekauften Hofs bei der Habsburger- insbesondere auch in bezug auf das in der Mitte flie- straße, DIEL 1981: 43) und auch später für das Ge- ßende und in seiner Höhenlage verbliebene Bächle, biet außerhalb der Stadtmauern belegt (ECKER 1996: dürfte das Niveau wieder über ein längeres Stück 493). Aus anderen Gegenden ist schon viel frühere egalisiert und das Bächle mitangehoben worden sein. Wiesenwässerung bekannt.

15 Befund nach Unterlagen von Dr. I. BEYER (Hochbauamt der Stadt Freiburg i. Br.) in einer Baugrube am Gebäude Salzstraße 17, vgl. auch BEYER (1992: 63, 1998). Diese Beobachtungen lassen sich nicht mit den Einwänden von UNTERMANN (1995c: 17, 1996a: Anmer- kung 175 auf S. 614) abtun.

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Abb. 27: Straßenaufschüttung in der Salzstraße Baugrube vor dem Sickingen-Palais (Salzstraße 17). Die Mächtigkeit der Aufschüttung beträgt nach der Darstellung von BEYER (1992: 63, 1998) rd. 2,8 m. Das im Photo nicht erfaßte, natürliche Liegende besteht aus 0,5–0,6 m Lehm, der Deckschicht des darunter folgenden Niederterrassenschotters (Photo: I. BEYER, 14. Sept. 1985).

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Die Zuleitung des Dreisamwassers für das Bächle- system (heute bis 200 l/s) erfolgte von Anfang an mit dem auch jetzt noch dafür genutzten sogenann- ten Bächlekanal. Er zweigt am Südrand des Schloß- bergs, hinter dem Gebäude Kartäuserstr. 47a, vom Gewerbekanal ab (Abb. 28) und verläuft bis vor das Schwabentor in einem engen Stollen (Beil. 1). Nach neueren Vermessungen schlängelt sich dieser den Hangfuß des Schloßbergs entlang, den Augustiner- weg nördlich bzw. südlich begleitend (Unterlagen des Hochbauamts der Stadt Freiburg i. Br. sowie BEYER 1997: 22). Der Kanal war ursprünglich ein offener Wasserlauf, der wohl erst im Zuge des Festungs- baus gegen Ende des 17. Jahrhunderts überwölbt und als wichtige Versorgungsader dadurch besser geschützt wurde. Dies dürfte vor allem wegen der Verschüttungsgefahr durch Rutschmassen vom Steil- hang des Schloßbergs und wegen der Gefährdung bei kriegerischen Auseinandersetzungen notwendig geworden sein. Erstaunlich ist, daß die Annahme, der Bächlekanal verlaufe in einem Stollen d u r c h den Schloßberg (UNTERMANN 1995d, 1996a: 111 und andere Autoren), überhaupt aufkommen konnte, denn in zahlreichen Plänen des 17. und 18. Jahrhun- derts ist dieser Gewässerlauf enthalten. Er zweigt darin korrekt von dem am Hangfuß verlaufenden Gewerbebach ab und begleitet diesen wenig ober- halb bis vor das Schwabentor (DIEL et al. 1988: z. B. die Pläne auf den Seiten 35/Zustand 1638, 83/um 1680, 105 u. 526/1694, 269/1711, 298/1713, 388/ Abb. 28: Abzweigung des Bächlekanals vom Gewerbe- 1723 und 487/1744). In allen Darstellungen ist der kanal und Eingang in den Bächlestollen hinter dem Ge- Bächlekanal wie ein offenes Gewässer eingezeich- bäude Kartäuserstraße 47a

Tafel 1: Mittelalterliche Abbaustellen und Bausteine aus Buntsandstein und Kristallinem Grundgebirge Fig. 1: Ehemaliger Steinbruch im Geröllsandstein (Mittlerer Buntsandstein) auf der Ostseite des Lorettobergs Über den hier (beim Haus Mercystraße 40) stark nach Westen einfallenden Sandsteinbänken ist im Hintergrund der Hildaturm zu erkennen. Dicht östlich des Steinbruchs verläuft die Hauptverwerfung und unter seinem Südrand befindet sich der Lorettotunnel.

Fig. 2: Wasserspeier aus Buntsandstein von der Südseite des Freiburger Münsters Die frühgotische Skulptur des “Kauernden Mannes” stammt wahrscheinlich aus der Zeit um 1230–40 (KÖSTER & JERAS 1997: 18). Die Einflüsse der Verwitterung haben die Härteunterschiede der einzelnen, z.T. verkieselten Sandsteinlagen herauspräpariert, wodurch am Körper der Figur Riefen entstanden sind. Ob das verwendete Steinmaterial aus einem der alten Steinbrüche am Schlierberg (vgl. SAUER 1983: 13) oder aus der Gegend von Heimbach stammt, ist offen (Photo: J. JERAS, Juli 1996).

Fig. 3: Angeschliffenes Handstück eines Metatexits Aus diesem Kristallingestein besteht auch der Freiburger Schloßberg (aus HÜTTNER & WIMMENAUER 1967: Taf. 3, Fig. 1).

Fig. 4: Die Schloßbergnase, vom Münsterturm aus gesehen Der morphologische Abbruch unterhalb des Greiffeneggschlößles (links) entspricht der bergseitigen Abbauwand eines mittelalterlichen Steinbruchs im Metatexit. Sie ist auf einer Photographie aus der Zeit um 1900 (KALCHTHALER 1997: Abb. 45), als die Schloßbergnase unbewaldet war, noch deutlicher zu erkennen. Ursprünglich reichte der Bergsporn weiter nach rechts bis fast zum Schwabentor.

Fig. 5: Steilwand des mittelalterlichen Steinbruchs an der Schloßbergnase unterhalb des Greiffeneggschlößles Blick von der Galerie des Schwabentors, unten die Gebäude städtischer Ämter, rechts im Hintergrund das Dreisamtal.

Fig. 6: Halsgraben hinter der Ludwigshöhe (rechts) auf dem Schloßberg Beide Strukturen sind Reste der mittelalterlichen Burganlage der Herzöge von Zähringen. Im Halsgraben ist der Metatexit des Schloß- bergs am besten aufgeschlossen.

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net. Offenbar war er aber spätestens Ende des 17. Über die Herkunft der Metatexit-Bruchsteine wird in Jahrhunderts überwölbt (zumindest in bestimmten der Literatur nichts berichtet. Doch liegt es nahe, hier- Abschnitten), denn ein Querschnitt durch den Schloß- für Gewinnungsstellen in unmittelbarer Nähe zur Alt- berg von 1698 zeigt ihn, oberhalb des Gewerbebachs stadt zu vermuten und zwar am Schloßberg, der verlaufend, als Stollen (DIEL et al. 1988: 161). größtenteils aus Gesteinen des in der Stadtmauer verbauten Typs aufgebaut ist (Taf. 1, Fig. 3). Die Ge- Diese Befunde werden durch Beobachtungen beim ländesituation an der Schloßbergnase beim Schwa- Bau eines Zugangsstollens zum Schloßbergbunker bentor zeigt bei näherer Betrachtung, daß es sich von der Kartäuserstraße her (beim Spielplatz zwi- um einen ehemaligen Steinbruch handelt (Taf. 1, Fig. schen den Gebäuden Nr. 21 und 23) im Jahr 1979 4, Beil. 1). Dessen bergseitige, hohe Abbauwand gestützt. Etwa 8 m nach dem Stolleneingang wurde unterhalb des Greiffeneggschlößles ist heute im un- der dort 1,14 m (unten) bzw. 1,74 m (oben) breite teren Teil durch eine Natursteinmauer gesichert. Da- und 1,15 m hohe Bächlestollen gequert. Er verläuft, vor stehen mehrere Gebäude (Taf. 1, Fig. 5), wäh- nach den Eintragungen im Bautagebuch des Staat- rend der östlich angrenzende Teil in das Rebgelände lichen Hochbauamts II (Freiburg i. Br.) in künstlich einbezogen ist. Der Steilabfall ist sehr alt, denn er ist aufgeschüttetem Lockermaterial. Etwa 13 m nach schon in frühen Ansichten der Stadt zu erkennen dem Eingang schlägt der Zugangsstollen an der Soh- (Augustinermuseum 1995: z. B. DEUTSCHs Ansicht le den Fels des Kristallinen Grundgebirges an, und von 1549 auf S. 74, Großer SICKINGER-Plan von 1589 erst bei ca. 18 m tritt er vollständig in dieses ein. auf S. 94/95 und LE CLERCs Ansicht von 1677 auf S. 98). Beim Bau der Festungsanlagen im 17./18. Jahr- hundert wurde er entsprechend ausgespart, wie der 6.5 Baumaterial der Stadtmauer Verlauf der Befestigungsanlagen zeigt (Beil. 1). Man kann davon ausgehen, daß die gesamte Nase Die hochmittelalterliche Stadtmauer umschloß mit des Schloßbergs zwischen dem westlichsten Ab- ihrem vorgelagerten Graben den gesamten damali- schnitt des Augustinerwegs und der Steilwand un- gen Stadtkern in einer Länge von rd. 2200 m (Beil. ter dem Greiffeneggschlößle abgebaut worden ist 1; nach SCHWINEKÖPER 1975). Sie war monumental (Abb. 20: Schnitt A). Dies ergibt ein Abbauvolumen ausgeführt als (ältere) dreischalige Kernmauer (mitt- von mindestens 30 000 m3 Metatexit, eine Menge, lere Schale aus großen Geröllen, sogenannten Wak- die bei weitem ausreichte, um damit die gesamten, ken) von 3–4 m Höhe mit vorgesetzter einschaliger oben beschriebenen Bruchsteinmauern zu erbau- (jüngerer) Schürze bis in den Stadtgraben und auf- en, selbst wenn kein Buntsandstein- und Wacken- gesetzten zweischaligen Zinnen (insgesamt gegen 12 m hoch) sowie einer einschaligen Gegenmauer material verwendet worden wäre. Eine Überschlags- von etwa 5 m Höhe an der anderen Grabenseite rechnung ergibt, daß dafür pro laufenden Meter der Gesamtbefestigung max. 10 m3, d. h. insgesamt (nach Rekonstruktionen von BEYER 1997: Abb. 35 höchstens 22 000 m3 Steine benötigt wurden. Wei- u. 36, vgl. auch den Großen SICKINGER-Plan von 1589, Augustinermuseum 1995: 94/95). Stadtein- tere alte, jedoch kleinere Steinbrüche sind auf Höhe wärts vervollständigten ein aufgeschütteter Damm des Greiffeneggschlößles und im Bereich des gro- (oben mit einem Rondenweg) und eine Stützmauer ßen Wasserbehälters nordwestlich des Kanonen- (0,6–1,0 m breit, aus Bruchsteinen und Wacken) die platzes vorhanden (Beil. 1). Sie könnten auch bei Befestigungsanlage. Als Bausteine wurden meist der Anlage der Schloßbergfestung im 17./18. Jahr- Bruchsteine aus Metatexit, untergeordnet aus Bunt- hundert entstanden sein. Der tiefe Halsgraben zwi- sandstein des Lorettobergs sowie Wacken aus dem schen der heutigen Ludwigshöhe und dem Bismarck- Niederterrassenschotter der Dreisam verwendet. Die turm (Abb. 14: Schnitt A, Taf. 1, Fig. 6) wurde jedoch Stadttore wurden dagegen mit Werksteinen aus schon beim Bau der Burg auf dem Schloßberg im Steinbrüchen im Oberen und Mittleren Buntsand- 11./12. Jahrhundert angelegt (SCHWINEKÖPER 1975: stein des Lorettobergs errichtet (Taf. 1, Fig. 1), eben- 12, ZETTLER 1995: 156). Das ausgebrochene Ge- so wie romanische Bauteile und manche Skulptu- steinsmaterial aus Metatexit dürfte in der Burg ver- ren des Freiburger Münsters (Taf. 1, Fig. 2; SAUER baut worden sein, die sich im Bereich Ludwigshöhe 1983: 13). – Kanonenplatz erstreckte.

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Zusammenfassung

Die geologischen Verhältnisse im Freiburger Raum Zudem gestatteten die in unmittelbarer Nähe der sind das Ergebnis der erdgeschichtlichen Vorgänge Stadt am Lorettoberg und am Schloßberg anstehen- in den vergangenen 500 Millionen Jahren. Während den Gesteine des Buntsandsteins und des Kristalli- dieses langen Zeitraums war der Breisgau überwie- nen Grundgebirges die Gewinnung von geeignetem gend Teil des Festlands, auf dem zeitweise Ero- Baumaterial für die Errichtung der Stadtbefesti- sions- und zeitweise Sedimentationsprozesse in gungen und des Münsters sowie anderer Bauwer- Seen und Flüssen vorherrschten. Vor allem im Me- ke, die mit den reichen Erlösen aus dem Silber- sozoikum, phasenweise auch im Tertiär, überflutete bergbau im Schwarzwald (Schauinsland usw.) finan- aber das Meer diesen Raum und hinterließ mächti- ziert worden sind. Diese und andere, im vorliegen- ge Ablagerungen. Für die Entwicklung der heutigen den Aufsatz skizzierte Zusammenhänge illustrieren, geologischen Situation und des reizvollen Land- wie eng Geologie und Stadtgeschichte Freiburgs schaftsbilds im Freiburger Gebiet waren hauptsäch- miteinander verknüpft sind. lich die letzten 50 Millionen Jahre entscheidend. In diesem Zeitraum, während des Tertiärs und Quar- Dank: Zum Gelingen der vorliegenden Arbeit haben zahl- tärs, sank der Oberrheingraben ein, was weitreichen- reiche Personen und Institutionen beigetragen, indem sie de Folgen hatte (Umverteilung der Abtragungs- und freundlicherweise Unterlagen (Pläne, Akten, Literatur, Sedimentationsgebiete, zeitweilige Vulkanausbrü- Photos) zur Verfügung gestellt oder Auskünfte erteilt haben. Zu danken habe ich vor allem den Vertretern che, Entstehung des Rheinsystems usw.). Während mehrerer Ämter der Stadt Freiburg i. Br.: Herrn ANGENENDT des Quartärs ereigneten sich schließlich dramati- (Hochbauamt) und ganz besonders Herrn Dr. BEYER (frü- sche Klimaveränderungen mit zeitweiligen Verglet- here Stelle für Stadtkernforschung und Monumenten- scherungen auch weiter Teile des Schwarzwalds. archäologie beim Hochbauamt), Herrn ZINK (Vermes- sungsamt), Herrn ZENKER (Tiefbauamt), den Herren Dr. Besonders die Vorgänge während dieses letzten SCHADEK und Dr. ECKER (Stadtarchiv) sowie LÜDERS und Abschnitts der Erdgeschichte führten zu den geolo- WEISS (Umweltschutzamt), des weiteren Herrn GUTJAHR gischen Strukturen, die letztlich auch für die Entste- (Dorsch-Consult), Herrn JERAS (Fotodesign), Herrn ROGG hung und Weiterentwicklung Freiburgs mitbestim- (Freiburger Energie- und Wasserversorgungs-AG), Frau mend waren. Die wichtigste Rolle spielt dabei der HEUER und Herrn VOOS vom Eigenbetrieb Stadtentwäs- aus Schottern der Dreisam bestehende Mündungs- serung, Herrn HAJEKHAUS (Landratsamt Emmendingen), Herrn SCHECK (Vistatour), Frau MITTMANN und Herrn schwemmkegel, den diese an ihrem Austritt aus dem LEUSCHNER (Münsterbauverein), dem Freiburger Redak- Schwarzwald und Eintritt in den Oberrheingraben tionsarchiv der Badischen Zeitung und Herrn MÜLLER aufgeschüttet hat. Er bot für den Menschen nutzba- (Zinnfigurenklause im Schwabentor). res Land in hochwassersicherer sowie verkehrs- mäßig und strategisch günstiger Lage. Die von Na- Meinen Amtskollegen Dr. BRÜSTLE (Erdbebendienst), Dr. tur aus weitgehend gleichmäßig abfallende Ober- FLECK (Bodenkunde), Dr. GROSCHOPF (Geologie), Dr. KECK fläche des Schwemmkegels erlaubte die Anlage ei- (Ingenieurgeologie), Dr.-Ing. SCHWEIZER und Dr. WIRSING nes von der Dreisam gespeisten Wasserzuleitungs- (Hydrogeologie) verdanke ich Hinweise und Unterlagen systems im freien Gefälle, das zunächst zur Wiesen- sowie Herrn CROCOLL, Frau FISCHER, Frau Dipl.-Ing. (FH) bewässerung und zur Versorgung der präurbanen SCHMÜCKING und Herrn Dipl.-Ing. (FH) SCHUFF die sorg- Bebauung gedient haben dürfte. Mit der Anlage der fältige Reinzeichnung bzw. kartographische Bearbeitung der Abbildungen und Beilagen. Frau DUFNER und Frau Stadt im ausgehenden 11. Jahrhundert konnte dar- MERKT besorgten mit dankenswerter Geduld die lang- aus das Bächlesystem entwickelt werden. wierigen Schreib- und Satzarbeiten. Last but not least bin ich Herrn PD Dr. STORCH für die engagierte redaktio- Die Gunst der geologischen Verhältnisse ermöglichte nelle Bearbeitung und Herrn Prof. Dr. SCHNEIDER, dem auch die frühe Einrichtung einer zentralen Trinkwas- Präsidenten des Landesamts für Geologie, Rohstoffe und serversorgung aus reichlich schüttenden Quellen, Bergbau Baden-Württemberg, für die Aufnahme der Ar- die aus dem Schotter im Dreisamtal entspringen. beit in diese Schriftenreihe zu Dank verpflichtet.

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57 Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Informationen 12

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58 Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Informationen 12

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59 Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Informationen 12

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Beilagen

Beil. 1: Geologische Karte des zentralen Stadtgebiets von Schnittlinien A–D zeigen die Lage der Schnitte in Abb. 13 und Freiburg i. Br. 1 : 5000 20. Verlauf der Stadtmauer hauptsächlich nach SCHWINEKÖPER (1975); Lage der VAUBANschen Befestigungen nach Unterlagen Geologische Grenzen weitgehend nach WIMMENAUER & HÜTTNER des städtischen Hochbauamts (vereinfacht) (1968) und GROSCHOPF & SCHREINER (1994), z. T. verändert. Die digitale topographische Grundlage stellte das Vermessungsamt der Stadt Freiburg i. Br. zur Verfügung. Der Verlauf des Bächle- stollens entlang dem Hangfuß des Schloßbergs beruht auf Ver- Beil. 2: Karte der Grundwasseroberfläche im zentralen messungen des Hochbauamts der Stadt Freiburg i. Br. Von den Freiburger Stadtgebiet am 10.8.1992 bei knapp mittle- zahlreichen Baugrund- und Brunnenbohrungen im Stadtgebiet sind nur die Ansatzpunkte der geologisch wichtigeren bzw. tie- rem Wasserstand, Maßstab 1 : 5000 feren Bohrungen eingetragen. Bezeichnungen: B 1–B 19 – Bohr- Abkürzungen der Meßstellenbezeichnungen s. Beil. 1. Bei der profile aus HÜTTNER & WIMMENAUER (1967: Kap. X). Sonstige Konstruktion der Linien sind die Höhen der Gewässersohle und Bohrprofile nach Archivunterlagen des Landesamts für Geolo- damit auch des Wasserspiegels der Dreisam (angenommene Was- gie, Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg, Freiburg i. Br.; sertiefe etwa 0,3 m) berücksichtigt. Die Sohlhöhen der Dreisam Br – Brunnen; S – Erkundungsbohrungen für B 31-Stadttunnel; wurden im wesentlichen der topographischen Karte 1 : 5 000 (Aus- M – Erkundungsbohrungen für B 31-Ost; NB – Notwasser- gabe 1930) entnommen. Der Hölderlebach ist als über der Grund- brunnen; Bohrpunkte ohne Bez. – Baugrundbohrungen. Die wasseroberfläche fließend angenommen (vgl. Abb. 20: Schnitt B).

60 CD-ROM Geowissenschaftliche Übersichtskarten von Geologische Schulkarte von Baden-Württemberg 1 : 1 000 000 Baden-Württemberg 1 : 350 000 12. Aufl.: 1 Karte und Erläuterungen: VI + 142 S., 27 Abb., CD-ROM mit 20 Karten, Freiburg i. Br. 1998, DM 49,- 2 Tab., Freiburg i. Br., DM 12,80

Im Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau, Frei- Das Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau (LGRB) burg i. Br., wurde eine CD-ROM erarbeitet, die vom Wirt- hat die seit 1951 an den Schulen und Hochschulen sowie in schaftsministerium Baden-Württemberg herausgegeben wur- der geologisch interessierten Öffentlichkeit viel verwendete de. Es handelt sich um 20 geowissenschaftliche Karten im Geologische Schulkarte von Baden-Württemberg 1 : 1 000 000 Maßstab 1 : 350 000, die auf einer CD-ROM zusammenge- überarbeitet und in 12. Auflage herausgegeben. Zugleich er- stellt sind, gemeinsam mit Anwendungsprogrammen. Die schienen die Erläuterungen in 12., überarbeiteter und wesent- 20 Karten sind folgenden Themen und Teildisziplinen gewid- lich erweiterter Auflage. met: Topographie, Geologische Einheiten und Tektonik, Hy- drogeologie (6), Rohstoffgeologie (3), Bodenkunde (7) sowie Die Karte wurde auf moderner und den Belangen der Geolo- Erdbeben (2). gie angepaßter topographischer Grundlage neu gestaltet. Dabei konnten in den vergangenen Jahrzehnten gewonnene Neben der klassischen Darstellungsart, den gedruckten geo- Erkenntnisse über die geologischen Verhältnisse des Landes wissenschaftlichen Karten, werden seit einiger Zeit solche eingearbeitet werden, sofern sie in diesem Maßstab darstell- Karten auch digital erstellt. Mit Hilfe von Geoinformationssy- bar sind. Gleiches gilt für die beiden neu konstruierten geolo- stemen (GIS) können die zugrunde liegenden digitalen Da- gischen Schnitte auf dem Kartenblatt: Sie zeigen den Aufbau ten visualisiert, weiterverarbeitet, ausgedruckt und Karten des tieferen Untergrunds, soweit dieser sich von der Oberflä- unterschiedlichster Größen oder Maßstäbe erzeugt werden. che aus und durch Bohrungen erschließen läßt. Die völlig Außerdem können erheblich mehr Informationen gespeichert überarbeiteten und wesentlich erweiterten Erläuterungen – werden (auf einer CD-ROM z. B. der Text von 300 000 zuvor waren es nur maximal 40 Seiten – wurden ebenfalls Schreibmaschinenseiten). Neben der raschen Zugriffszeit neu gestaltet. Sie enthalten jetzt erstmals Abbildungen und auf die gespeicherten Informationen hat der Nutzer auch Tabellen, wodurch die Verständlichkeit des Textes erleichtert noch den Vorteil, daß er wesentlich weniger Platz benötigt, wird. Die Karte wurde auf wasserabweisendem und abwasch- um die Unterlagen aufzubewahren. barem Spezialpapier gedruckt, das nicht mehr auf Leinen aufgezogen werden muß. Sie wird gefaltet und zusammen mit Die auf dieser CD-ROM gespeicherten Geodaten liegen als den Erläuterungen in einer handlichen Mappe ausgeliefert. Raster- und Vektordaten vor. Mit Hilfe der mitgelieferten Die Karte und die Erläuterungen vermitteln ein kurz gefaßtes Benutzeroberfläche kann man sich flexibel im Datenbestand Bild der geologischen Verhältnisse in Baden-Württemberg und bewegen und die CD-ROM als digitalen Atlas nutzen. Wer den angrenzenden Gebieten, wie es dem heutigen Kenntnis- sich z. B. die Geologische Karte von Baden-Württemberg stand entspricht. Auf der Karte ist die Verbreitung der zu grö- daraus auf dem Bildschirm betrachtet, der kann durch einfa- ßeren geologischen Einheiten zusammengefaßten Gesteine ches Anklicken der ausgewählten Fläche Zusatzinformatio- und Schichten dargestellt, d. h. deren Ausstrich an der Erd- nen erhalten, wie die Größe der Fläche oder die stratigraphi- oberfläche. Aufgeführt sind auch Altersangaben nach der sche Situation. Wichtig ist ferner, daß die Karte oder ein neuesten Zeitskala. Weiter sind auf der Karte bedeutendere Ausschnitt davon im jeweils gewünschten Maßstab angese- Bergwerke und Salinen, wichtige Vorkommen von Erdöl und hen werden kann. Da die Daten in Standarddatenformaten Erdgas (deren Förderung inzwischen eingestellt ist) sowie von vorliegen, können sie auch für eigene Visualisierungen und Mineral- und Thermalwasser eingetragen. Auswertungen in gängige GIS-Systeme eingebunden wer- den. Bei der Installation kann man sich entscheiden, ob man Zweck der Erläuterungen ist es, dem Leser das auf der Karte nur mit der Benutzeroberfläche und den Karten oder zusätz- Dargestellte in seinen Grundzügen näherzubringen. Aufbau lich mit den Vektordaten (Themen) arbeiten will. und Entstehung der Gesteine und Schichten sowie anderer geologischer Einheiten in Baden-Württemberg, ihre Stellung Die Bedeutung dieser CD-ROM für die Nutzer ergibt sich in der Erdgeschichte, der tektonische Bau sowie die Grund- dadurch, daß sie vor allem als Grundlage für landesweite züge der Landschaftsgeschichte sind hier beschrieben und Planungs- sowie Lehr- und Forschungsvorhaben geeignet illustriert. Außerdem werden die wichtigen Themenbereiche ist. Daneben gibt es weitere Anwendungsmöglichkeiten: So Erdbeben, Bodenschätze (einschließlich Grund-, Mineral- und kann der private Nutzer z. B. von seinem Heimcomputer aus Thermalwasser sowie Erdwärme), Baugrund und Böden be- sofort feststellen, welche geologischen Einheiten in der Nach- handelt. Eine Auswahl weiterführender Literatur sowie eine Zu- barschaft (oder am Urlaubsort, sofern dieser in Baden-Würt- sammenstellung von Besucherbergwerken und Schauhöhlen temberg liegt) vorhanden sind und wie groß das jeweilige in Baden-Württemberg runden den informativen Text ab. Verbreitungsgebiet ist. Die Geologische Schulkarte soll nicht nur Lehrern und Schü- Mit dieser CD-ROM erhalten die Nutzer ein Kartenwerk von lern als anschauliches Arbeitsmittel dienen, sondern auch vie- hoher Aktualität, Praxisbezogenheit und zahlreichen Anwen- len anderen, an der Geologie Südwestdeutschlands Interes- dungsmöglichkeiten. Voraussetzung ist lediglich ein geeig- sierten Kenntnisse über den Untergrund vermitteln, auf dem neter PC (zumindest ein PC 486, 16 MB RAM, Windows95). wir leben.

Die CD-ROM und die Geologische Schulkarte sind bei dem Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden- Württemberg, Abholfach, D-79095 Freiburg im Breisgau, zu beziehen. Bestellungen sind auch möglich per Fax (0761-204 4438) oder per E-Mail ([email protected]).