Informationsdienst Gewässerkunde | Flussgebietsmanagement 1/2019

Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz

Gewässerallianz Niedersachsen

Ein Kooperationsprojekt zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie

Rückblick auf die Pilotphase 2015-2018 Vorwort des Umweltministers Auf Initiative des Niedersächsischen Umweltministeriums wurde gemeinsam mit dem Wasserverbandstag Niedersachsen e.V. ein Interessenbekundungs- verfahren auf den Weg gebracht, um Kooperationen zwischen dem NLWKN und Gewässerunterhaltungsverbänden mit dem Ziel einer intensivierten Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie in der „Gewässerallianz“ zu schließen. Von Olaf Lies, Niedersächsischer Minister für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz

Der geschwungene, leise dahinplät- worden, Aktivitäten an ökologisch noch rarragt wertvollen Gewässern zu konzentrieren agrrtat und verstärkt erfolgsversprechende Maß- Niedersächsischer Umweltminister Olaf Lies Quelle: H. Hollemann naturnahen Gewässerlandschaft. Ein nahmen zur Gewässerentwicklung bei Landschaftselement wie es in unserer gleichzeitig hoher regionaler Akzeptanz heutigen niedersächsischen Kulturland- umzusetzen. Inhalt afturtut. Das Land Niedersachsen hat Vereinba- Vorwort des Umweltministers 2 Mit der Verabschiedung der Europäi- rungen mit ausgewählten Unterhaltungs- schen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) im verbänden (UHV) als Kooperationspart- Konzentrieren und Kümmern: Jahre 2000 haben sich die EU Mitglieds- ner der Gewässerallianz geschlossen, Aufgaben im Bereich der natur- staaten ambitionierte Ziele im Bereich der um vor Ort in 12 Pilotprojekten die nahen Gewässerentwicklung 3 Gewässerschutzpolitik gesetzt. Mit der WRRL-Umsetzung an den sogenannten Novelle des Wasserhaushaltsgesetzes Schwerpunktgewässern zu intensivieren. Erfolgreiche Maßnahmen für die und ihrer Umwandlung in nationales Heute blickt das Land auf eine 4-jährige Fließgewässer fi nden 5 Recht lautete der Auftrag an alle Bun- Pilotphase zurück, die trotz großer Her- desländer vereinfacht ausgedrückt: Alle ausforderungen im Umsetzungsprozess gr als erfolgreicher Einstieg in eine zukunfts- deckend aufgewertet und in einen „guten weisende Gewässerentwicklungs-Strate- Maßnahmenportraits der Teilprojekte ökologischen Zustand“ bzw. ein „gutes gie für Niedersachsen angesehen wird. ökologisches Potenzial“ überführt werden. Gewässerallianz Weserbergland 6 Ich bin überzeugt, dass dieser kooperati- Gewässerallianz -Böhme 7 Zum Stichtag 22.12.2015 erreichten ve Ansatz zwischen NLWKN und Ver- urtaru bänden unter Einbindung lokaler und Gewässerallianz Leine 8 Bäche in Niedersachsen den gefor- regionaler Akteure ein zielführender Weg derten Zustand. Dieses hängt eng mit umtgr Gewässerallianz Wümme 9 den vorherrschenden Belastungen der schutz darstellt, um uns längerfristig der Gewässer (Gewässerausbau, Wan- Erfüllung der WRRL-Vorgaben näher zu Gewässerallianz Luhe-Seeve-Este 10 rrurttrg bringen. Die Arbeit der Gewässerallianz zusammen. Intensiv genutzte Gewässer wird daher um eine weitere Projektphase Gewässerallianz Ilmenau 11 sind für viele anspruchsvolle aquatische bis Ende 2020 verlängert, um dann ge- ruaarturuug meinsam in den dritten Bewirtschaftungs- Gewässerallianz Hase 12 ar..frrt zeitraum zu gehen. aufgrund eines Mangels an Lebens- Gewässerallianz Aller-Ohre 13 raumstrukturen) bzw. schlecht erreichbar Mit dieser Broschüre hat die Projektgrup- (z.B. aufgrund vieler Barrieren, die Wan- pe Gewässerallianz gelungene Aktivitäten Gewässerallianz Hunte-Ochtum 14 derungen erschweren). Die Aufgabe einer zusammengetragen, die jeweils einen aturagrtug Beitrag zur Verbesserung des Zustands Gewässerallianz Große Aue 15 in der heutigen Kulturlandschaft besteht urrrg also darin, tragfähige Kompromisse ser leisten. An vielen Stellen wird deut- Gewässerallianz Südheide 16 zwischen Lebensraumansprüchen der Le- lich: Nur mit fachkundlicher Expertise, bewesen im Gewässer und menschlichen umsetzungsorientiertem Handeln und Gewässerallianz Obere Hunte 17 utugaru.ur mit vereinten Kräften können wir unsere können die ehrgeizigen Ziele der WRRL Gewässerläufe wieder naturnäher und le- erreicht werden. rtrgtat.rrgagmt und die getane und künftige Arbeit an den Rolle der Gewässerunterhaltung Es ist schon lange bekannt, dass dieses uuaaft und Geoinformationssysteme 18 besonders gut gelingen kann, wo sich in Niedersachsen möchte ich meinen engagierte Institutionen und Personen vor Dank aussprechen und wünsche allen So geht es - Erfolge Ort intensiv für „ihre“ Gewässer einset- Beteiligten weiterhin gutes Gelingen, um dokumentieren 19 zen. Mit der Gewässerallianz Niedersach- in Zukunft den Zustand unserer Gewässer sen ist zum zweiten WRRL-Bewirtschaf- nachhaltig zu verbessern. Zukunft der Gewässerallianz 20 tungszyklus eine Strategie entwickelt

2 Konzentrieren und Kümmern: Aufgaben im Bereich der naturnahen Gewässerentwicklung Für die Gewässerallianz Niedersachsen wurden ab dem Jahre 2015 zunächst neun UHV als Kooperationspartner ausge- wählt. Das niedersächsische Umweltministerium zog nach zwei Jahren eine erste positive Bilanz und verlängerte das Pi- lotprojekt bis Ende 2018. Die fachliche Begleitung liegt beim NLWKN Lüneburg: In enger Zusammenarbeit mit der dortigen Projektkoordination sowie den örtlichen NLWKN-Betriebsstellen kümmern sich fortan qualifi zierte Gewässerkoordinatoren um die vielfältigen Aufgaben. Von Dr. Katharina Pinz, NLWKN Betriebsstelle Lüneburg

Aufgrund der aktuell schlechten ökologi- An diesen Gewässern, den sogenann- Mit UHV und NLWKN als Partner der schen Bewertungsergebnisse für die ten Schwerpunktgewässern, sollen in Gewässerallianz werden leistungsfähige grrrugur Zusammenarbeit mit UHV verstärkt Maß- Strukturen genutzt, die in der Lage sind, den die vorhandenen Strategien für den nahmen geplant und umgesetzt werden. die vielfältigen Herausforderungen im zweiten Bewirtschaftungsplanzeitraum urugtrrmtta. Spannungsfeld der Maßnahmenumset- rrftumrtumuftg aumgrt zung anzunehmen und Projektaufgaben Maßnahmen noch zielgerichteter umzu- ugrgrammar konstruktiv mitzugestalten: Die UHV setzen und damit Erfolge aufzuweisen. ruaturrrt spielen in Niedersachsen einerseits eine araurg wichtige Rolle in der Übernahme von Da realistisch gesehen nicht damit zu rtugur. freiwilligen Trägerschaften für WRRL- rechnen ist, die Ziele der WRRL in aam.umatrt raaarrt agugrrmtt lich-rechtliches Kerngeschäft im Zuge chendeckend zu erreichen, müssen die reicht jedoch nicht aus: Vorangegangene gesetzlicher Aufgaben im WRRL-Zeitalter Aktivitäten auf verschiedenen Ebenen Untersuchungen zur WRRL-Umsetzung bereits zunehmend um Aspekte der Ge- grundsätzlich in Richtung erfolgsver- haben gezeigt, dass Umfang und Güte rgutugrtrt. sprechender Aktivitäten gebündelt und der Maßnahmen in Niedersachsen im Aufgrund der inhaltlichen Deckung mit konzentriert werden. Die Gewässeralli- starken Maße davon abhängen, ob eine dem Aufgabenspektrum der UHV lag anz ist daher auch gegenüber der EU als grtruugtattt. es strategisch nahe, eine zusätzliche Strategie zur WRRL-Umsetzung gemeldet Umsetzungserfolge werden vor allem in personelle Betreuung zur gesteigerten und somit Bestandteil der aktuellen Be- Regionen verzeichnet, wo in den Reihen WRRL-Umsetzung in diesen Strukturen wirtschaftungsplanung. der unterschiedlichen Akteure verstärkt gezielt landesseitig zu fördern. 2014 wur- rugfrgrt de daher durch das Umweltministerium Nach zwei einheitlichen Kriterien wurden lung betrieben und damit Akzeptanz für ein Interessenbekundungsverfahren zur landesweit besonders entwicklungsfähi- tgagar. Projektteilnahme auf den Weg gebracht. ge Gewässer gemäß Rahmenkonzept¹ ausgewählt. Dazu gehören:

• Gewässer im mäßigem Zustand bzw. Potenzial, da sie vom Ziel (guter Zustand bzw. gutes Potenzial) nur noch eine Klas- se entfernt sind und damit die größten Chancen besitzen, sich mit zielgerichteten Maßnahmen mittelfristig in einen guten Zustand bzw. zum guten ökologischen Potenzial zu entwickeln.

• Gewässer, die noch über ein relativ intaktes, natürliches Arteninventar ver- fügen und damit von Natur aus ein gutes ökologisches Regenerationsvermögen targa Strukturen auch mit den gewässertypi- schen Arten besiedelt werden (Prioritäten 1-4 gemäß Leitfaden Maßnahmenpla- nung²).

Das Aufgabenspektrum der Projektgruppe Gewässerallianz Niedersachsen ist vielfältig

amtfruftgmtugrmrgr tfaaamaugrgrgrrmrga ..trruguugurrrugrgrtuggrt ug.traattr. 3 Unter allen interessierten UHV wurden zunächst neun Projektträger ausge- wählt und entsprechende Kooperationen geschlossen, um die Einstellung soge- nannter Gewässerkoordinatoren durch das Land Niedersachsen für zwei Jahre aufrr.mtrrauf wurden alle bestehenden Verträge mit den UHV bis Ende 2018 verlängert und die Projektkulisse darüber hinaus um drei neue Allianzgebiete „Leine“, „Weserberg- aurmaugtt.r die bevorzugt zu entwickelnden Schwer- punktgewässer werden neben weiteren Aufgaben auf Ebene der Teilprojekte Konzepte aufgestellt, um möglichst rasch lohnenswerte und umsetzungsreife Maß- Gewachsene Strukturen, z.B. alte Ufergehölze hier an der Örtze, sind möglichst zu erhalten nahmen zu realisieren. Die Gewässer- allianz wird durch den NLWKN, Betriebs- stelle Lüneburg (Geschäftsbereich III), Die Optimierung von Gewässerunterhal- Strukturen und Entwicklungsprozesse zentral begleitet und setzt zudem auf ver- tungsarbeiten kann einen wichtigen Bei- agr.rrau stärkte Unterstützung durch die im Gebiet trag dazu leisten, naturnahe hydrodynami- forderungen und erzielten Erfolge ihrer zuständigen und am Gewässer tätigen sche Prozesse zu initiieren. In manchen facettenreichen Arbeit tauschen sich Institutionen. Dabei geht es im Projekt trg die Gewässerkoordinatoren regelmä- nicht nur darum, großräumige Renaturie- schon durch „Nichtstun“ aufwerten, indem ßig sowohl untereinander als auch mit rungsvorhaben als bauliche Maßnah- man bewusst auf Maschineneinsatz ver- autrauaura magrau. zichtet und die Sicherstellung des ord- NLWKN aus. Oft lassen sich selbst in Gebieten mit uggmarautatt mruatatr dessen ingenieurfachlich beobachtet. Und Neuigkeiten zur Gewässerallianz, Kar- raammrar zu guter Letzt geht es in der Gewässer- tenmaterial sowie Listen mit Kontakt- umtutugu allianz natürlich auch um den Erhalt und personen werden regelmäßig auf der beeinträchtigen. grtrarrtr trttrtt.

Projektträger der Gewässerallianz:

Aller-Ohre-Verband, Gifhorn

ruaaftgra Südheide, Celle

Kreisverband der Wasser- und Bodenverbände Uelzen, Uelzen

Kreisverband der Wasser- und Bodenverbände Harburg, Winsen (Luhe)

tratuguaaftgra Große Aue, Mellinghausen

Hunte-Wasseracht, Großenkneten in Kooperation mit Ochtumverband, Harpstedt

Dachverband Hase, Essen (Oldenburg)

Arbeitsgemeinschaft der Unterhaltungsverbände Wümme, Rotenburg (Wümme)

Unterhaltungsverband Nr. 70 Obere Hunte, Bad Essen

Leineverband, Northeim

Unterhaltungsverband Bever-Holzminde, Holzminden in Kooperation mit Unterhaltungsverband Lenne, Eschershausen Teilnehmende UHV als Kooperationspartner und räumliche Lage der Projektgebiete der Gewässer- Dachverband Aller-Böhme, allianz

raaraauftrtt ..ra.arrtaftarramrtgraam 4 Erfolgreiche Maßnahmen für die Fließgewässer finden Die Zielerreichung nach WRRL bemisst sich u.a. am Vorhandensein der Tier- und Pflanzenwelt in unseren Gewässern. Daher müssen Erfolg versprechende Maßnahmen in den Schwerpunktgewässern eng an den vorherrschenden Defiziten und fließgewässerökologischen Kriterien ausgerichtet sein. Vor Ort sorgen Gewässerkoordinatoren, entweder in Vollzeit- beschäftigung bei den UHV angestellt oder im Büroauftrag, für die wichtigen Maßnahmen an den richtigen Stellen. Von Sascha Nickel und Niels Bardowicks, NLWKN Betriebsstelle Lüneburg

Trotz räumlicher Beschränkung auf die Instrumente, die eine Maßnahmenum- entwicklungsfähigsten Abschnitte ist der setzung drastisch erleichtern können, Umfang an Schwerpunktgewässern noch sind z.B. der Einsatz von Kompensati- beträchtlich und umfasst allein innerhalb onsgeldern oder die Verknüpfung der rrtua..m- Gewässerentwicklung mit Verfahren nach ge. Selbst in Vollzeitbeschäftigung ist das murrguggt.rat Arbeitspensum für die einzelnen Gewäs- dieser Werkzeuge setzt eine intensive serkoordinatoren zu gewaltig, um sich Zusammenarbeit und fachliche Abstim- parallel um ihre gesamte Gebietskulisse mung mit Landkreisen und weiteren zu kümmern. Auf Ebene der Teilprojekte Institutionen (z.B. Ämter für regionale ist daher geboten, fachliche Prioritäten atugrau.ruf- festzulegen, um das Gewässernetz bau solcher Netzwerke sind ebenfalls die sukzessive mit zielführenden Maßnah- Gewässerkoordinatoren verantwortlich. men zu versehen. Maßnahmenakquise als Kernaufgabe der Gewässerallianz ist In einer Zeit, die unter anderem geprägt überaus vielschichtig und insbesondere tatgrt große Vorhaben benötigen intensive rrtffrmtrtg Vorbereitung und oft einen langen Atem Antragsfristen sowie einem wachsen- bis zu ihrer Umsetzung. Die Auswahl an den Verwaltungsaufwand insbesondere geeigneten Entwicklungsmaßnahmen atrrmtttm ist ebenfalls vielfältig und unter Bezug Rahmen des Aufgabenspektrums unserer aufggagruag Gewässerkoordinatoren ein hohes Maß rechts) immer auch vor dem Hintergrund an Kreativität gefragt: Dies kann mitunter tfaaamaugr rtrtu zu Rückschlägen führen und eine hohe gewässer, Teil A Hydromorphologie augmfugamg Arbeitsbelastung bedeuten, andererseits arrrutrgugrag aber auch zufrieden machen, wenn ein kommender Alternativen zu präzisieren. langwieriges Gewässerprojekt endlich umgesetzt wird und sich hinterher auch Doch längst nicht immer lassen sich die als erfolgreich erweist (siehe S. 19). aus fachlicher Sicht dringlichsten Maß- nahmen an der richtigen Stelle umset- Themen, die darauf abzielen, die Umset- rugtrtar zung von Maßnahmen zu beschleunigen rttugmamat oder deren Qualität zu verbessern, sind sich kein Träger der Maßnahme oder es aummrrgtaa- mmtrarugu ururtugr stande. Hier ist neben fachlichem Know- NLWKN für die Projektgruppe organisiert. how ein starkes Engagement und gutes Von gewässerstrukturellen Ansprüchen Projektmanagement der Gewässerkoor- rrrrtug dinatoren gefragt. Sie müssen Chancen, Wirkungskontrollen waren schon allerlei Risiken und Alternativen abwägen und Themen dabei. Ebenfalls regelmäßig mit unter Betrachtung der lokalen Restriktio- eingebunden werden die Gewässerbiolo- nen entscheiden, wann eine Maßnahme gua. umsetzungsreif oder in Anbetracht ein- zugehender Kompromisse aus fachlicher Dabei legt die Gewässerallianz Wert auf Sicht überhaupt noch zielführend ist. urratrtg stimmungen und fachliche Einbindung in So mancher erbrachte Aufwand erweist aamugaumt- sich hinterher zunächst als vertan oder migungs- und Bewilligungsstellen) sollen spielt seine Stärke erst viel später aus: In u.a. die Ausrichtung an vorherrschenden aurauar- trrugagu zehnt an Vorlauf von der ersten Idee bis rrmttrtr- tfaaamaugr zur Maßnahmenumsetzung vergehen. gischen Maßnahmenerfolg stärken. gewässer, Ergänzungsband 2017

rmrgtrfrutgrttmtuamtauau tfaaamaugrgrtratgurgumrrrrt aftugargra.rarutgrarrratttrmta ugmfugmtrtrtt..ra.arrtaftarramrt .aamtfrrraurutumttrtr.rrurt 5 Gewässerallianz Weserbergland Gewässerrandstreifen und Maßnahmenpaket für den Forstbach Der Forstbach entsteht in Stadtoldendorf und ist auf seiner Länge von 14,4 km größtenteils als Biotop gemäß § 30 BNatSchG geschützt. Über das Entwicklungskonzept soll mittelfristig der Nutzungsdruck der landwirtschaftlichen Flächen durch Ausweisung von Gewässerrandstreifen verringert werden. Parallel soll die Durchgängigkeit verbessert und die Hydromorphologie über eine reduzierte Unterhaltung optimiert werden. Von Birgit Czyppull, Büro für Freiraumplanung

Steckbrief Ausgangslage

ram rta Im Zuge des Baus der Ortsumgehung Wasserkörper-Nr.: 08012 Negenborn (B 64) sind Ausgleichsmaß- grt amartam Landkreis: Holzminden Schwerpunktgewässer der Priorität 3, Einzugsgebiet: 39 km² gelegt worden. Die Anlage an dieser Stel- ttrru m le ergab sich über die gute Kooperation auarraam der Niedersächsischen Landesbehörde Gesamtkosten: ca. 125.000 € für Straßenbau und Verkehr (NLStBV) arug u mit der Unteren Wasserbehörde des LK Maßnahmenträger: NLStBV Holzminden. Die Gewässerallianz - Verbandsgebiet: UHV Lenne bergland war im Abstimmungsprozess um NLWKN-Betriebsstelle: Hann.- die Durchführung der Maßnahme be- Hildesheim teiligt, indem sie dafür sorgte, dass der Gewässerkoordinatorin: Birgit Czyppull NABU (Kreisgruppe Holzminden) als Gewässerallianz seit: Januar 2017 neuer Eigentümer der entstehenden, bis agraamamrta zu 15 m breiten Gewässerrandstreifen gewonnen werden konnte. Die in 2017 umgesetzten und in 2018 zu realisierenden Maßnahmen sind die Ent- nahme nicht standortgerechter Pappeln, der Erhalt der vorhandenen Kopfweiden Die Ziele des Maßnahmenpaketes utaaugtfrugr Uferbefestigung (Bruchsteinmauer) auf amrtart der rechten Uferseite, die Anlage einer lung der linearen und ökologischen utmuar urgggtrrugr ratraguraugt- Eigendynamik, die Entwicklung auetypi- wänden als Bruthabitat für den Eisvogel scher Lebensräume sowie die Optimie- sowie die Entfernung einer Sohlschwelle rugrurt.ur und Herstellung einer Gleite zur Verbes- Anlage der Gewässerrandstreifen auf ca. serung der linearen Durchgängigkeit. 1.200 m fällt der hohe Nutzungsdruck der intensiv genutzten landwirtschaftlichen Durch Belassen von Totholz und Zulassen aufrrtfrtg einer eigendynamischen Entwicklung auf das Gewässer wird in Zukunft vor Boden- der rechten Uferseite sollen sich mittelfris- tragurtrttrg tig die hydromorphologischen Bedingun- aus der Landwirtschaft geschützt. Zudem gen und damit auch die Bedingungen für kann die zukünftige Unterhaltung deutlich z.B. an Totholz angepasste Organismen ökologischer ausgerichtet werden. im Gewässer verbessern.

Vorher-Nachher-Vergleich: Sohlschwelle und aturarrattrt Übersicht Maßnahmen Sohlgleite (oben, 2017, unten, 2018) baches Quelle: B. Czyppull Quelle: NLStBV (oben),B. Czyppull (unten)

matrarraratrttgrga 6 Gewässerallianz Aller-Böhme Herstellung der Durchgängigkeit der Warnau an der alten Holzfabrik Die Warnau entspringt bei Behning im und legt zwischen Quelle und Mündung in die Böhme eine Strecke von 17,6 km zurück. Ihre Erhaltung und Entwicklung ist wesentlicher Schutzzweck des Landschaftsschutzgebiets „Warnautal“. Die 2017 gegründete Gewässerallianz begleitete den Rückbau eines Staubauwerks. Von Liv Launspach, Dachverband Aller-Böhme

Steckbrief Ausgangslage

Gewässername: Warnau Das Staubauwerk an der alten Holzfab- Wasserkörper-Nr.: 22014 rik, das in Cordingen die Warnau auf- grt staute, um dadurch zwei Teiche zu spei- Landkreis: Heidekreis sen, stammt aus der Zeit, als vor Ort Einzugsgebiet: 50,73 km² noch eine Holzindustrie ansässig war. ttrru m Die Industrie wich Wohngrundstücken auarraam und als Überbleibsel blieb u.a. das regu- Gesamtkosten: ca. 450.000 € lierbare Staubauwerk als Barriere im arug rrug uur.aur Maßnahmenträger: UHV Böhme unterschied von ca. 2 m zwischen dem NLWKN-Betriebsstelle: Verden Wasserspiegel ober- und unterhalb des Gewässerkoordinatorin: Liv Launspach Staus, als ein unüberwindbares Hinder- raat ruar fruauatt bewesen, bestehen. Lage der Maßnahme an der Warnau

Herstellung der Durchgängigkeit

aruratau Mithilfe dieser Umgestaltung wird also bauwerk entfernt und der Höhenunter- einerseits der vorhandene Höhenunter- schied durch Läufverlängerung und Her- schied abgebaut, den Lebewesen im stellung eines Raugerinnes überwunden. Gewässer aber gleichzeitig auch ein gut Um inmitten der Ortslage einen möglichst überwindbarer Wanderkorridor und neu- weitgehenden Rückbau des Staus reali- er Lebensraum zur Verfügung gestellt. sieren zu können, wurde einer der beiden Um mögliches Hochwasser schadfrei Teiche verkleinert und die Warnau in durch das Wohngebiet abführen und bei neuen Windungen über die entstandene Bedarf Unterhaltungs- und Ausbesse- rgt.urau rungsmaßnahmen durchführen zu Schwellen im verlegten Warnauverlauf können, wurde parallel zum neuen entstand ein Raugerinne mit Beckenstruk- Raugerinne eine befahrbare Berme als tur. Dies führt zu einer Laufverlängerung Hochwasserentlastung hergestellt. Somit um ca. 85 m. Die Sohle der Becken weist trägt die Maßnahme nicht nur zur Verbes- frurattrat serung der Gewässerökologie, sondern Staubauwerk vor der Maßnahmenum- raufatatramt. auch zum Hochwasserschutz bei. setzung

Über die Beckenstruktur im Raugerinne kann der Höhenunterschied auf kurzer Distanz Maßnahme nach mehrmonatiger Entwick- abgebaut werden und der neue Gewässerabschnitt ist ökologisch durchgängig für lung ur Quelle: L. Launspach

grgtraa 7 Gewässerallianz Leine Förderung der eigendynamischen Gewässerentwicklung Die Leine entspringt auf der Wasserscheide von Weser und Elbe im thüringischen Leinefelde und mündet nach 281 km bei Eickeloh in die Aller. Der Abschnitt von der Einmündung der Despe bis nach Burgstemmen ist im Gewässerentwicklungs- plan Leine als rund 10 km lange Pilotstrecke für eine kontrollierte eigendynamische Flussentwicklung vorgesehen. Die Gewässerallianz Leine setzt dabei verstärkt auf Kooperation mit den Anliegern. Von Uwe Schmida, Ingenieurgemeinschaft agwa

Steckbrief Ausgangslage

Gewässername: Leine Die Leine ist im Bereich der Pilotstrecke Wasserkörper-Nr.: 21068 tarrtmgrau grt gebaut worden, sondern besitzt noch Landkreis: Hildesheim weitgehend eine gewundene Linienfüh- Einzugsgebiet: 3463 km² rung mit gut ausgebildeten Abfolgen ttrru m von Gleit- und Prallufern. Allerdings Baujahr der Maßnahme: ab 2018 wurden die Ufer in der zweiten Hälfte Gesamtkosten: je max. 15.000 € des 20. Jahrhunderts regelmäßig nach arug rrug hochwasserbedingten Abbrüchen mit Kl. Vorhaben Steinschüttungen gesichert, sodass eine Maßnahmenträger: Leineverband eigendynamische Entwicklung auf weit NLWKN-Betriebsstelle: Hann.- über 50 % der Gewässerstrecke unter- Hildesheim bunden ist. Außerdem wurden einige kur- Gewässerkoordinatoren: Uwe Schmida ze Begradigungen zur Abtrennung langer und Bernd Laufschlingen vorgenommen. Ruban Lage der Maßnahme an der Leine Gewässerallianz seit: März 2017 Anhand von langjährigen Beobachtun- gen wurde das Entwicklungspotenzial der Um quantitative Veränderungen doku- Leine an Abschnitten ohne technische mentieren zu können, werden die neu Ufersicherungen dokumentiert. Die hergestellten Uferkanten anschließend dargestellten Vergleichsbilder 1 bis 3 mit lagemäßig eingemessen und beobachtet. rtuguaufrtg Die zweite Phase dient dem Sammeln Beginn einer Remäandrierung im Bereich von praktischen Erfahrungen mit den einer geraden Gewässerstrecke. Aus Auswirkungen auf die Gewässermorpho- rraufrtuatuaufrtm- logie in diesen Strecken. mend (1), bewirkt die nach links pendeln- de Strömung eine verstärkte Ufererosion In der dritten Phase soll das Vorgehen in urgtruat Abstimmung mit Privatanliegern Schritt die sich im Laufe der Jahre ausdehnt für Schritt ausgeweitet werden. Mit den (2). Dieses ist anschaulich im aktuellsten bereits vorliegenden Zustimmungen der taaragrutt gtmrrtftugu Hybridpappel erkennbar. Im Rahmen der Stadt Gronau) und der Wasserbehörde beobachtenden Gewässerunterhaltung des LK Hildesheim sollen ab Herbst 2018 wird hier einzelfallbezogen entschieden, an vier Uferabschnitten die vorhandenen ob eingetragenes Totholz lagestabil ist, Steinschüttungen entfernt werden: Das gegen Abtrieb gesichert oder entfernt Bild unten zeigt den ersten Bauabschnitt werden muss. an der Leine bei Betheln.

Entfernung der Uferversteinung

Als aktive Maßnahme zur Initiierung der kontrollierten eigendynamischen Gewässerentwicklung wurde mit den örtlichen Akteuren das Entfernen von Steinschüttungen zur Ufersicherung abgestimmt. In einem ersten Schritt sollen Steine an Ufern entfernt werden, deren agrtra .gtumrauttftug Zeitreihe eigendynamischer Entwicklungspro- (Stiftung für Ornithologie, Tierarten- und zesse von oben nach unten: 1 (2008), 2 (2010), Biotopschutz) sind. Deckwerksrückbau an der Leine bei Betheln 3 (2017) u.rgg.ma u.rgg.ma

aumgrgtrau 8 Gewässerallianz Wümme Herstellung der ökologischen Durchgängigkeit an der Schleuse I Die Wümme entspringt östlich von Schneverdingen und mündet nach 120 km bei Bremen über die Lesum in die Weser. Hier existieren bereits langjährige Netzwerke und Bestrebungen zur naturnahen Fließgewässerentwicklung: Einer der Schwer- punkte dieser Gewässerallianz liegt im Rückbau von bestehenden Wanderhindernissen. Von Lasse Störmer, Arbeitsgemeinschaft Wümmeverbände

Steckbrief Ausgangslage

Gewässername: Wümme Die im Volksmund „Schleuse I“ genannte Wasserkörper-Nr.: 24004 tauaagturgtrtt grt wurde errichtet, um die angrenzenden Landkreis: Rotenburg artaftutaru Einzugsgebiet: 780 km² machen. Über die Jahre hinweg hat sich ttrru m durch das Querbauwerk ein Sohlhöhen- Baujahr der Maßnahme: 2016 unterschied von rund 2 m gebildet – Gesamtkosten: ca. 700.000 € tfrmmtar arug rrug kaum überwindbares Hindernis. Strom- Maßnahmenträger: UHV Mittlere auf- und abwärts der Schleuse hat sich Wümme in den vergangenden Jahrzehnten die NLWKN-Betriebsstelle: Verden Vegetation den vom Menschen geschaf- Gewässerkoordinator: Lasse Störmer fenen Wasserspiegelhöhen angepasst, Lage der Maßnahme an der Wümme Gewässerallianz seit: September 2015 sodass ein vollständiger Rückbau des Bauwerks aus naturschutzfachlicher Sicht nicht gelang.

Herstellung der Durchgängigkeit Länge insgesamt 200 m beträgt. Zudem ist das Bauwerk mit einer Niedrigwasser- Im Jahre 2016 wurde die Schleuse I rinne versehen, damit neben aquatischen teilweise zurückgebaut und durch eine Organismen auch Kanufahrer selbst bei arargtrtt.ur grgaura- Herstellung der Durchgängigkeit wurde rtfr. ein neuer, rund 300 m langer Lauf süd- lich des bestehenden Wümmelaufes Nach Umsetzung ist die Wümme insge- angelegt. Um das durch die Schleuse samt 100 m länger als zuvor. Der frühere verursachte Gefälle auszugleichen, wurde Lauf bleibt als Altarm erhalten und bietet muaufgtau utraumfru und Lesesteinen sowie Kies hergerichtet. Wirbellose. Darüber hinaus dient der Alt- amtggtfr verlauf als Hochwasserentlastung. artur den, wurde die Gleite mit einem geringen Gefälle (1 %) hergestellt, sodass die

Vorher-Nachher-Vergleich (oben, 2014 und rummaufamaggtrautarugfru unten, 2018) Wirbellose Quelle: Google Maps

aumgrgtrau 9 Gewässerallianz Luhe-Seeve-Este Verbesserung der ökologischen Durchgängigkeit in der Schmalen Aue Die Schmale Aue entspringt in einer moorigen Gegend in der Nähe von Volkwardingen und tritt nach kurzem Lauf im Be- reich bei Döhle in die Samtgemeinde Hanstedt ein. Sie durchfließt dann die Gemeindegebiete Egestorf, Hanstedt, Asendorf und Marxen bis zu ihrer Mündung in die Seeve unterhalb der Ortschaft Jesteburg. Von Matthias Nickel, Kreisverband der Wasser- und Bodenverbände Harburg

Steckbrief Ausgangslage

Gewässername: Schmale Aue Die Schmale Aue ist ein typischer kies- Wasserkörper-Nr.: 28073 grgtrrutrau. grt Sie verläuft überwiegend durch Wiesen Landkreis: Harburg und Wälder und durchquert nur ein kurzes Einzugsgebiet: bis 157 km² Stück die Ortschaft Hanstedt. In der Ver- ttrru m gangenheit wurden neben Begradigungen Baujahr der Maßnahme: 2016 mehrere kleinere Stauwehre angelegt, um Gesamtkosten: je max. 15.000 € Wasser in Rieselwiesensysteme abzulei- arug rrug ten oder um tiefe Sohllagen infolge von Kl. Vorhaben Erosionsvorgängen zu verhindern. Maßnahmenträger: Pachtverein Hamburger Mit der Rieselwiesenbewirtschaftung, Angler deren Anfänge bis in das neunzehnte Verbandsgebiet: ULV Seeve Jahrhundert zurückreichen, sollte der Grasertrag der Wiesen gesteigert werden. NLWKN-Betriebsstelle: Lüneburg Lage der Maßnahmen an der Schmalen Aue Gewässerkoordinator: Matthias Nickel Begradigungen führten zu günstigeren Gewässerallianz seit: April 2015 utturg konnten schneller abgeleitet werden. Die Nach vorbereitenden Arbeiten erfolgte Bewirtschaftungsart ist bereits seit Jahr- der Einbau von über 600 Tonnen Kies, zehnten eingestellt worden. tuga der Höhenunterschied von bis zu 70 cm zwischen Ober- und Unterwasser abge- Konzept und Maßnahmenumsetzung baut werden konnte. Die bauliche Um- setzung übernahm der Kreisverband der Der Pachtverein Hamburger Angler e.V. Wasser- und Bodenverbände Harburg hat die Querbauwerke wie Wehre, Ab- unter Leitung des Gewässerkoordinators stürze oder Sohlgleiten katalogisiert und mit Mitgliedern des Angelvereines. die Abmessungen mit einfachen Mitteln erfasst. Mit Hilfe der Studienergebnisse Eine weitere erwartete Wirkung zeigte wurden anhand der Geometriedaten sich in der Erhöhung der Turbulenz, die Überstiegswahrscheinlichkeiten an Strömungsdiversität und Tiefenvarianz. einzelnen Sohlbauwerken am Beispiel Aufgrund der unterschiedlich struk- von Äschen und Bachforellen ermittelt. turrtrrgt Die vier am schlechtesten überwindbaren sowohl Kiesbereiche als auch Stein- und arrragr graufttr rrrgrammra Gewässerabschnitt nun sowohl für zur Erreichung der Ziele der WRRL mmaartaau aufgenommen und inzwischen entschärft für Wirbellose gut passierbar. Kiesberei- worden. che in geeigneter Korngröße wurden von Bach- und Meerforellen überdies in Unterhalb des Bahn-Viaduktes in Jeste- kürzester Zeit als Laichgrund gut ange- burg ist im Mai 2016 vom Gumpenaus- mm.utattr lauf des Sohlabsturzes stromabwärts eine Akteuren fortwährend beobachtet und bei Vorher-Nachher-Vergleich (oben, 2014 und unten, 2016) Quelle: Dr. H. Ochmann (oben), über 50 m lange Sohlgleite hergestellt Bedarf werden Anpassungen zur Optimie- M. Nickel (unten) worden. rung vorgenommen.

grgtrau 10 Gewässerallianz Ilmenau Entwicklung Nebengewässer des Bornbaches bei Stadensen Das Nebengewässer des Bornbaches „Graben I“ beginnt als Entwässerungsgraben in einem Nadelwald und ist dort überwiegend trocken. Weiter unterhalb nimmt die Abflussmenge durch umliegende Quelltöpfe stetig zu und der Graben I verläuft teilweise geschwungen durch Naturwald und teilweise begradigt. Von Sarina Brandenburg, Kreisverband der Wasser- und Bodenverbände Uelzen

Steckbrief Der Graben I wurde in der Vergangenheit begradigt und vertieft, um eine Bewirt- Gewässername: Nebengewässer aftugraurr. des Bornbaches Der Oberlauf wurde 2014 auf Initiative Wasserkörper-Nr.: 28050 rafrtra- grt gtmraufgrttg Landkreis: Uelzen optimiert. In einem nächsten Schritt folgte Einzugsgebiet: ca. 0,9 km² 2018 in enger Zusammenarbeit mit den ttrru m Landesforsten als Eigenmittelgeber die Baujahr der Maßnahme: 2018 Entwicklung des zweiten Abschnitts. Gesamtkosten: ca. 49.000 € arug rrug Maßnahmenträger: GLV Mittlere und Obere Ilmenau NLWKN-Betriebsstelle: Lüneburg Gewässerkoordinatoren: Christoph Scharf Entwicklung des Nebengewässers und Sarina Die Aufwertung und Entwicklung des Brandenburg zweiten Abschnittes des Bornbach- Lage der Maßnahme am Nebengewässer des Bornbaches Gewässerallianz seit: April 2015 Nebengewässers beinhaltete mehrere Maßnahmen. Zunächst wurde die zu stark Darüber hinaus wurden zwei nicht Ausgangslage eingetiefte Bachsohle durch Kieseinbau mehr notwendige Durchlässe ersatzlos angehoben, damit der Wasserrückhalt entfernt, während ein dritter zu kleiner Der Graben I mündet in den Bornbach rgfrrtr.g Durchlass gegen einen größeren Durch- nordwestlich von Neumühle, und liegt Hartsubstrate bieten darüber hinaus lass getauscht wurde. Der nicht mehr er- vollständig in dem Naturschutzgebiet raumfrru frrrtgururgaut. „Bornbachtal“. Der Bornbach ist ein (Laichplätze im Mündungsbereich). Am Schließlich musste die Maßnahme im Laich- und Aufwuchsgewässer und ge- begradigten und eingetieften Teilabschnitt ersten Abschnitt optimiert werden, da die mäß WRRL als natürlicher Wasserkörper wurde im oberen Bereich Kies zur Anhe- im Zuge der ersten Renaturierung gebau- gtuft.agrmt bung der Sohle und Initiierung einer Mä- ten Dämme zum Wasserrückhalt in der Nebengewässern ist als Lebensraum für andrierung eingebaut. Weiter unterhalb taurar.ar z.B. die Bachforelle sowie Eintags-, Stein- wurde ein Teilbereich des begradigten folgte nun eine komplette Verfüllung mit urgurgggu Verlaufs komplett verfüllt und ein vorhan- Sand eines Teilbereiches vom Oberlauf lebensraumtypisch zu gestalten. dener Altarm angeschlossen. mtrauag.

Sohlanhebung durch Kieseinbau in Wald- auggrfrrtarratra lage Quelle: S. Brandenburg Quelle: S. Brandenburg

grgtraa 11 Gewässerallianz Hase Revitalisierung des Schierenbaches als Kompensationsmaßnahme Der Schierenbach entspringt südlich von Emstek, mündet über den Bakumer Bach sowie den Fladderkanal in die Lager- hase bei Essen (Oldenburg) und erreicht über die Große Hase die Ems bei Meppen. Im Gewässerentwicklungsplan sind Hinweise zur naturnahen Fließgewässerentwicklung dokumentiert. Von Jürgen Herpin, Dachverband Hase

Steckbrief Bei der Planung des 6-spurigen Ausbaus der Bundesautobahn sind Kompensa- Gewässername: Schierenbach tionsmaßnahmen festgeschriebenen Wasserkörper-Nr.: 02020 worden, die auf Anregung der Hase- grt Wasseracht in der Revitalisierung des Landkreise: Vechta, Schierenbaches (6,41 ha) realisiert Cloppenburg worden sind. Parallel konnten zudem Einzugsgebiet: 39 km² Kompensationserfordernisse im Rahmen ttrru m der Bauleitplanung der Stadt Vechta unter auarraam Anwendung des so genannten Osna- Gesamtkosten: ca. 875.000 € brücker Modells (Kompensationsmodell, gr a aufraumg- arug mat setzt werden. Maßnahmenträger: Hase-Wasser- acht Revitalisierung des Schierenbaches NLWKN -Betriebsstelle: Cloppenburg Das Entwicklungsziel für den Schieren- Gewässerkoordinator: Jürgen Herpin Lage der Maßnahme am Schierenbach Gewässerallianz seit: Januar 2015 bach ist die Wiederherstellung einer vielfältigen Gewässerlandschaft mit matrgru der Rückgewinnung von auentypischen Lebensräumen. Der Schierenbach wurde In den hergestellten Sekundärauen sind Ausgangslage entsprechend dem Leitbild mäandrierend, neben temporären Klein- und Amphibi- teilweise in seinen ursprünglichen Verlauf engewässern mit einem eigenständigen Der ca. 10 km lange Schierenbach wurde zurückverlegt. Wegen der örtlichen Charakter auch terrestrische Bereiche mit dem Neubau der Bundesautobahn 1 Bodenverhältnisse wurden zur vorüber- angelegt worden, die für die Neubegrün- und der parallel durchgeführten Melio- gehenden Böschungsfußsicherung und dung von naturnahen Laubwäldern zur ration umgelegt, begradigt und vertieft. zur besseren Querschnittsgestaltung Verfügung stehen. Ein weiterer positiver Teilweise dient das Gewässer unmittelbar aaauauagfrm ttaugtt- als Entwässerung für die Autobahn. Nutzreisig (Weichsubstrat) eingebaut, die räumen um bei Hochwasser Wasser und mit autochthonem Kiesmaterial (Hartsub- Sedimente, insbesondere bei Starkre- strat) hinterfüttert wurden. Oberhalb der genereignissen zurückhalten zu können. Mittelwasserlinie wurden zur Ufersiche- Insgesamt werden hier die Vorgaben des ruguurrrugrg- Landes Niedersachsen, die WRRL und namik Erlenstubben und Erlenheister in den Naturschutz- und Hochwasserschutz rugtt.gat. zusammenzuführen, umfassend erfüllt.

uaurmtartuutrat Quelle: Hase Wasseracht Verlegung des Schierenbaches mit Sekundäraue (Luftbildaufnahme) u.urt

mgrgtraa 12 Gewässerallianz Aller-Ohre Herstellung der Durchgängigkeit am Allerwehr Weyhausen Die obere Aller durchfließt im niedersächsischen Teil das vorwiegend sandige und durch ein geringes Gefälle geprägte Allerurstromtal. Unterhalb von Wolfsburg wird der Abfluss bei Weyhausen durch zwei Regelungsbauwerke zwischen dem Allerkanal und dem ursprünglich gewundenen alten Allerlauf aufgeteilt. Neben der Herstellung einer ökologischen Durch- gängigkeit an den Bauwerken wird eine hydraulische Redynamisierung des alten Allerlaufes angestrebt. Von Ronald Möws, Aller-Ohre-Verband

Steckbrief Aufgrund weitgehend fehlender Ab- utururgrg- Gewässername: Aller uamgrt Wasserkörper-Nr.: 14014 Strukturen in der Alten Aller nur gering grt ausgeprägt oder fehlen gänzlich. In ihrem Landkreis: Gifhorn guatraufurt Einzugsgebiet: 792 km² die Aller das Naturschutzgebiet (NSG) ttrru m Allertal und ist aufgrund fehlender Be- Baujahr der Maßnahme: vsl. ab 2025 schattung in den Sommermonaten durch arug rrug eine starke Verkrautung geprägt. Der Maßnahmenträger: UV Oberaller Allerkanal wird hingegen fast durchgängig NLWKN-Betriebsstelle: Braunschweig atttuurtu.a.a Gewässerkoordinator: Ronald Möws Barnbruch. Gewässerallianz seit: Januar 2015

Zielsetzung Lage der Maßnahme an der Aller Die vorrangige Zielsetzung ist die Her- stellung der ökologischen Durchgängig- stehenden Biotope aufgrund ihrer Qualität Ausgangslage keit für alle aquatischen Organismen am und ihres Schutzstatus nicht negativ be- Abschlagsbauwerk in die Alte Aller. Dar- utr.tgtr Der Allerkanal wurde im 19. Jahrhun- über hinaus soll die Alte Aller als prioritä- unterschiedlichster Akteure im Projektge- dert mit dem Ziel errichtet, die Stadt rrru biet erfordern weiterhin einen regelmäßi- Gifhorn und die ausgedehnten Wiesen im namik erhalten, durch die sich typische gen und lebendigen Austausch über die Auenbereich der Aller vor den zum Teil grtruturuamt erfolgten und geplanten Schritte. langanhaltenden Hochwassern zu schüt- verbundenen Lebensräume wieder auf zen. Durch zwei Regelungsbauwerke in rgamttrtar- taurru- nen. Die besonderen Herausforderungen Methoden schen dem Allerkanal und der Alten Aller bei dieser Aufgabe bestehen einerseits in aufgeteilt, in die Alte Aller wird maximal der Aufrechterhaltung des Hochwasser- In einem ersten Schritt wird durch ein ein mittleres Sommerhochwasser (MHQ) schutzes für anliegende Ortslagen und ökologisches Gutachten geklärt, ob der magag. andererseits dürfen die be- Allerkanal durch im Mittel geringere Ab- uurggtar eine nicht zulässige Verschlechterung erfährt und ob ggf. an das Gewässer grenzende Biotope geschädigt werden könnten. Bei entsprechenden Ergebnis- sen wird im Rahmen der Ingenieurspla- nung die hydraulische Leistungsfähigkeit der Alten Aller bestimmt und in einem Variantenvergleich ein Umbauvorschlag für das Abschlagsbauwerk erarbeitet. Die Ansprüche an das Bauwerk sind wie folgt: Bis auf eine Restwassermenge für den Al- raauamum ruutratug Abschlagsbauwerk in den alten Allerlauf Hochwasserschutzes in die Alte Aller ab- geschlagen werden und die ökologische Durchgängigkeit muss gewährleistet sein.

Abschlagsbauwerk in den alten Allerlauf Quelle: R. Möws

rraumgrgtrau 13 Gewässerallianz Hunte-Ochtum Strukturverbesserungen am Altonaer Mühlbach Der Altonaer Mühlbach durchfließt die Gemeinde Dötlingen und mündet bei Wildeshausen in die Hunte. Er fungiert im Gewässersystem als wertvolle Kinderstube für wandernde Fischarten und als Lebensraum für diverse Wirbellose. Die Be- strebungen der Gewässerallianz bestehen darin, sowohl Strukturverbesserungen als auch Maßnahmen zu Herstellung der ökologischen Durchgängigkeit am Altonaer Mühlbach umzusetzen. Von Ira Zylka, Hunte-Wasseracht und Ochtumverband

Steckbrief Ausgangslage

Gewässername: Altonaer In der Vergangenheit umgesetzte kul- Mühlbach turtechnische Maßnahmen, wie Begra- Wasserkörper-Nr.: 25048 digungen und Gewässerbettvertiefungen grt kombiniert mit der Anlage Sohlabstürzen Landkreis: Oldenburg und der Errichtung von Stauanlagen, Einzugsgebiet: 36 km² haben zu erheblichen Veränderungen ttrru m des Altonaer Mühlbaches geführt. Neben Baujahr der Maßnahme: 2017 den naturfernen Abschnitten verfügt der Gesamtkosten: ca. 20.000 € Mühlbach jedoch noch über wertvolle arug urg truturuaturatr. und Eigen- Die morphologischen und hydraulischen leistung Veränderungen haben unter anderem Maßnahmenträger: Hunte- einen hohen Sandtrieb im Mühlbach in Wasseracht Gang gesetzt, durch den zunehmend Lage der Maßnahme am Dünsener Bach NLWKN-Betriebsstelle: Brake-Oldenburg natürliche Strukturen verloren gehen. Gewässerkoordinatorin: Ira Zylka Neben der Lenkwirkung ergänzen die Gewässerallianz seit: März 2015 Baumaterialien das natürliche Hartsub- stratinventar und erfüllen damit eine wichtige Habitatsfunktion. Strukturverbesserungen Die Abstände zwischen den jeweiligen Seit 2015 bemüht sich die Hunte- Einbauten wurden so gewählt, dass sie Wasseracht eine Kombination aus der natürlichen Wellenlänge eines Mä- Strukturverbesserungen und Maßnahmen anders entsprechen und gleichzeitig die zur Herstellung der ökologischen Durch- vorhandenen Strukturen berücksichtigen. gängigkeit am Mühlbach umzusetzen. Im Jahre 2017 wurden auf einem rund Bereits ein Jahr nach der Umsetzung hat 700 m langen Abschnitt vielgestaltige utgurr Strömungslenker aus Totholzstämmen eingestellt und natürliche Kiesstrukturen und Wurzelstubben sowie aus Pfahlreihen wurden freigespült. Außerdem haben und Steinschüttungen in den Mühlbach sich sowohl das Strömungsbild als auch eingebaut. Das überdimensionierte und artfutrrt. gestreckte Bachbett wird mit Hilfe der Ein- Es ist eine Kombination aus Kolken und bauten in die Ufer gelenkt und gleichzeitig aar rarrfrrga- aus Anlandungen und Abbruchkanten raggt. entstanden.

Abschlagsbauwerk in den alten Allerlauf

Vorher-Nachher-Vergleich (oben, 2015) und Die Einbauten initiieren einen gewundenen Stromstrich und erhöhen die Tiefenvarianz (unten, 2018) Quelle: I. Zylka Quelle: I. Zylka

grgtraa 14 Gewässerallianz Große Aue Umgestaltung von Querbauwerken und Strukturverbesserungen Die Siede entspringt auf der Syker Geest in der Samtgemeinde Bruchhausen-Vilsen und mündet nach ca. 24 km Fließstre- cke nordwestlich von Steyerberg in die Große Aue. Das Fließgewässer wurde im letzten Jahrhundert naturfern ausgebaut und durch Querbauwerke unterbrochen. Parallel zur Wiederherstellung der ökologischen Durchgängigkeit setzt sich die Gewässerallianz für umfassende naturnahe Umgestaltungen auf 5 km im Oberlauf ein. Von Jörg Spicker, Unterhaltungs- und Landschaftspflegeverband Große Aue

Steckbrief Ausgangslage

Gewässername: Siede Die Siede präsentiert sich seit über 50 Wasserkörper-Nr.: 13028 und Jahren im mehr oder weniger eingetieften, 13038 aturfrrar.muamm- grt u hang mit der in den letzten Jahren schritt- Landkreise: Nienburg, weise reduzierten Gewässerunterhaltung Diepholz wird die Vegetation im Wasserwechsel- Einzugsgebiet: 200 km² und Sohlbereich partiell geschont. Da- ttrru m durch haben sich abschnittweise naturna- Baujahr der Maßnahme: vsl. ab 2021 he Bedingungen eingestellt und es wird Gesamtkosten: ca. 400.000 € deutlich, dass der Wasserlauf ein hohes arug rrug Potenzial für eine naturnahe Bachbiozö- Maßnahmenträger: ULV Große Aue nose in sich birgt. Gleichzeitig bestehen NLWKN-Betriebsstelle: Sulingen aruttugauf Gewässerkoordinator: Jörg Spicker Gewässerstrukturgüte und ökologische Gewässerallianz seit: Januar 2015 Durchgängigkeit. Mit der Umgestaltung von fünf Sohlbauwerken wurde Letzteres Lage der Maßnahme an der Siede schon wesentlich verbessert. Drei beste- hende Sohlabstürze beschränken aber • Laufverlegungen, Ersatzauen mit noch immer die Durchwanderbarkeit. Gewässerentwicklungsräumen tamrmg Naturnahe Umgestaltung im Oberlauf trr rtrmmr Saumbereiche wird anschließend weitest- lauf der Siede wurde im Juli 2018 ein gehend der Sukzession überlassen. Da- aturfmamrurr- durch werden sich mittelfristig standortty- gung Hohenmoor-Uepsen erarbeitet. In pische Ufergehölzsäume und naturnahe der vom ULV Große Aue beauftragten Ufer- und Sohlstrukturen einstellen. Der Planung auf Grundlage der niedersäch- Einbau von morphologisch wirksamen grtgur Totholzelementen erstreckt sich auf die Leitfäden Maßnahmenplanung (siehe gesamte Projektstrecke. Damit entstehen ttgrg auch außerhalb der Laufverlegungs- und Ersatzauenabschnitte ideale Vorausset- • Einbau von Totholz und Kiesbänken zungen für die eigendynamische Ausbil- uarrfrg dung einer leitbildgerechten, bachtypi- • Gewässerrandstreifen mit Gehölzen schen Strukturvielfalt in der Siede.

Siede Sohlabsturz S3 vor (oben, 2016) und Teilabschnitt der geplanten Maßnahmenstrecke im Siede-Oberlauf (Luftbildaufnahme) nach dem Umbau zur Sohlgleite (unten, 2019) Quelle: J. Spicker Quelle: S. Nolte (unten)

aumgrgtrau mgrgtraa 15 Gewässerallianz Südheide Durchgängigkeit und Restaurierung der Talaue des Liethbaches Der Unterhaltungsverband Meiße bewirtschaftet das Gewässersystem Meiße, zu dem der Liethbach als Gewässer 2. Ord- nung gehört. Er fließt ab dem Zusammenfluss von Forellenbach und Schwemmbeck über 3,5 km auf dem NATO-Truppen- übungsplatz Bergen und mündet südlich der Kaserne Hörsten in die Meiße. Aufgrund der vergleichsweise guten Nordsee- Anbindung verfügt das Gewässersystem über ein erhebliches Potenzial für diadrome Fischarten. Von Tobias Ryll, Gewässer- und Landschaftspflegeverband Südheide

Steckbrief auf der zum Teil weichen ehemaligen Teichsohle umfangreiche Bodenbewe- Gewässername: Liethbach gungen notwendig. Zur Verfestigung und Wasserkörper-Nr.: 17052 Verwurzelung der Außenkurven wurden grt kleinräumig Reisigfaschinen installiert. Landkreis: Celle Oberhalb der Schlossbrücke wurden neun Einzugsgebiet: 28 km² von zehn Teichen zurückgebaut. Lediglich ttrru m tmtr Baujahr der Maßnahme: 2014 rund 5.000 m² als Biotopteich erhalten Gesamtkosten: ca. 500.000 € bleiben. Nach der Herstellung des neuen arug rrug Verlaufes des Liethbaches wurde zur Maßnahmenträger: UV Meiße Stabilisierung der Sohle standorttypischer NLWKN-Betriebsstelle: Verden rmauu- Gewässerkoordinatoren: Tobias Ryll und zen eingebaut. Jens Kubitzki Gewässerallianz seit: Januar 2015 Insgesamt wurde der Liethbach auf einer Lage der Maßnahme am Liethbach Länge von 1,5 km restauriert und struktu- rell aufgewertet. Durch den Rückbau der rratttaata Teichanlage und das Schleifen der Däm- len Schwarzerlen im Unterwasser wurde mtuauframt- der Wasserstand dort „nur“ um 0,3 m an- gehoben. Zur Erhöhung der Strukturviel- Ausgangslage che von rund 4 ha revitalisiert werden. falt und Aufwertung der überwiegend mo- Auch der Liethbach wurde wie viele noton sandigen Sohle wurden ober- und Heidebäche bis in das 20. Jahrhundert Um die ökologische Durchgängigkeit unterhalb der Wehranlage auf rund 500 m hinein begradigt ausgebaut. Sein som- wiederherzustellen und den Liethbach auf insgesamt 1.300 t standorttypischer Hei- merkühles, klares Wasser wurde lange gesamter Länge aquatisch passierbar zu dekies in die Gewässersohle eingebracht. Zeit für die Bespannung der Teichanlage machen, wurde im zweiten Bauabschnitt Aufgrund sensibler Areale und zum Erhalt am Schloss Bredebeck genutzt, da es für die Wehranlage an der Panzerwäsche ab- wertvoller Uferstrukturen wurde partiell ratuggutggtar.- gebrochen und auf einer Länge von rund auf Maschineneinsatz verzichtet und rund gesamt befanden sich zwölf zusammen- 130 m eine Sohlgleite eingerichtet. 300 t in Handarbeit bewegt. hängende Teiche auf einer Länge von 750 m im Talraum des Liethbaches, wo- gmautuur wurden.

Oberhalb verhinderte ein Überlaufwehr mit einer Absturzhöhe von rund 2 m jegliche Wandermöglichkeit für die aqua- tischen Bewohner. Das zweite Hindernis lag rund 2 km unterhalb des Schlosses: Ein zweifeldriges Dammbalkenwehr, welches den Liethbach anstaute, um bei Bedarf das Betriebsvolumen der Panzer- aaagaugrmgru muf.

Herstellung der Durchgängigkeit

Im ersten Bauabschnitt wurde die kom- plette Teichanlage oberstrom beginnend umgestaltet, die Teichdämme zurückge- baut und ein gewundenes Bachbett wie- der in die taltiefste Linie verlegt. Hierfür Verlegung des Bachbettes zurück in die taltiefste Linie: Reisigfaschinen sichern instabile Prallufer waren im schwer zugänglichen Talraum Quelle: J. Kubitzki

grgtraa 16 Gewässerallianz Obere Hunte Renaturierung und Herstellung von Retentionsraum Der Wimmerbach entspringt in der Gemeinde Bad Essen (Landkreis Osnabrück) und gehört zum Einzugsgebiet der Oberen Hunte und damit des Dümmers. Ein besonderer Schwerpunkt der dortigen Gewässerallianz ist die Durchführung von Maß- nahmen im Einzugsgebiet zur Nährstoffreduzierung als Bestandteil der Dümmersanierung. Von Ingrid Vörckel, Unterhaltungsverband Nr. 70 Obere Hunte

Steckbrief Ausgangslage

Gewässername: Wimmerbach Der Wimmerbach wurde in seinem Wasserkörper-Nr.: 25095 gesamten Verlauf in den 1960er Jahren grt begradigt und mit einem durchgängigen Landkreis: Osnabrück raraugtattt.ut Einzugsgebiet: 53 km² wurden im Einzugsgebiet zahlreiche ttrru trmttt rrgttum Baujahr der Maßnahme: 2017 ackerbaulich nutzbar zu machen. Im Gesamtkosten: ca. 287.000 € amrurrgugarf arug mat konnten in den 1980er Jahren auf einer Maßnahmenträger: UHV Nr. 70 Strecke von ca. 1.100 m Randstreifen mit Obere Hunte einer Breite von ca. zwölf m gesichert NLWKN-Betriebsstelle: Cloppenburg werden. Im Anschluss erfolgte hier die Gewässerkoordinatorin: Ingrid Vörckel agrmuaa- Gewässerallianz seit: März 2015 zungen. Allerdings blieb eine monotone Lage der Maßnahme am Wimmerbach und breite Gewässersohle bestehen. Das sehr geringe Gefälle führte insbesondere Die Ausläufe der Dränagen wurden bei Niedrigwasser im Sommer zu Algen- vom Wimmerbach in die neu entstan- bildungen und der Wimmerbach wurde dene Sekundäraue verlegt, um den regelmäßig zum Stillgewässer. rtrttragurur. Gleiches gilt auch für den Eintrag über mmug.mtruturat Renaturierung und Retentionsraum im Gewässer zu erhöhen, wurde die Maß- nahmenstrecke zusätzlich mit Totholzein- Im Jahre 2017 wurde mit der Renaturie- bauten ergänzt. rung und der Vergrößerung des Reten- tionsvolumens auf einem 700 m langen Die Maßnahme ist ein gutes Beispiel für Abschnitt begonnen. Mehrere tausend auammrurr Kubikmeter Erde wurde abgefahren gugrtrurugm und entlang des Gewässers entstanden mersanierung), WRRL und Hochwasser- Sekundärauen. Gleichzeitig wurde eine ut.arugrfgtr Niedrigwasserinne ausgebildet. Der die Dümmervereinbarung der Gemeinden Ausbau erfolgte durch den Einbau von Bad Essen, Bohmte und Ostercappeln mit taaua dem LK Osnabrück und dem UHV sowie aufgrund der Bodenverhältnisse (Treib- urmattr sandvorkommen) nicht möglich war. Windparks.

Vorher-Nachher-Vergleich (oben, 2016 zu uraururtragrturarrat unten, 2018) Quelle: I. Vörckel Quelle: I. Vörckel

mgrgtraa 17 Rolle der Gewässerunterhaltung und Geoinformationssysteme Anpassungsschritte zur Optimierung der Gewässerunterhaltung stellen eine weitere Aufgabe der Gewässerallianz dar: Angepasste Unterhaltungsmaßnahmen erweisen sich als Erfolgsfaktoren im Hinblick auf die hydromorphologische und biologische Gewässerentwicklung. Um Veränderungen an den Gewässern angemessen zu dokumentieren, arbeiten die Ge- wässerkoordinatoren mit Geoinformationssystemen. Von Sascha Nickel und Niels Bardowicks, NLWKN Betriebsstelle Lüneburg

tratugrgr Inzwischen spielt eine ökologisch ver- Neue Strategien lassen sich vielfach umfatgrautug trgtratugrgr nicht sofort auf großer Streckenlänge sowie Räumungsarbeiten und dient heute eine zunehmend wichtigere Rolle: Neben umsetzen. Unterhaltungspraxis hat viel rratugarau- rurtuggt mit Tradition, Gewohnheit und größt- ses zunehmend auch der Aufrechterhal- die Gewässer naturnah und leitbildge- möglicher Vorsorge zu tun, aber eine tuguuturrra rtuguut. verlässliche Abstimmung zwischen UHV raumfraur. gut durchdachte und angepasste Gewäs- und Anliegern befördert vielerorts den serunterhaltung kann einen wertvollen Mut, Modellstrecken umzusetzen und zu Bis etwa 1950 wurden anstehende Unter- Beitrag leisten, indem sie Rücksicht auf beobachten. haltungsarbeiten noch vorrangig in müh- Gewässerstrukturen und Arten nimmt. In diesem Stadium ist es essentiell, den samer Handarbeit ausgeführt. Danach Entwicklungsverlauf des Gewässers sorgten modernere Spezialmaschinen Im Land Niedersachen wird die verant- fauartuatu für eine Arbeitserleichterung, die jedoch wortungsvolle Aufgabe der Unterhaltung Veränderungen genau zu dokumentieren. aufgrund der Habitatbeeinträchtigung vor der Gewässer mit überörtlicher Bedeu- allem an Sohle und Böschung auch zu tung (2. Ordnung) von UHV durchgeführt. Moderne Geoinformationssysteme (GIS) ökologischen Problemen führen: In der Gewässerallianz kümmern sich die erlauben eine detaillierte Abbildung der dort arbeitenden Gewässerkoordinatoren Gewässerunterhaltung: Im Jahr 2015 er- So hat sich im Zuge des Ausbaus und verstärkt um die Optimierung der Unter- arbeitete die Projektgruppe Gewässeralli- rtratugagr haltung: Es braucht gute Ortskenntnis agmamtugtm besonders das Aufkommen wertgeben- und viel Erfahrung, um die Gerätewahl, der Unterhaltungsintensität, das auf einer der Hartsubstrate (z.B. Kies oder Totholz) das richtige Timing und die Intensität rtttuga- drastisch reduziert, während Sandein- möglichst gut abzuschätzen. Besonders rugarratag..8 träge und -anteile in der Gewässersohle in Zeiten gehäufter Extremwetterlagen basiert. Die um drei Klassen erweiterte deutlich zugenommen haben. In derart erweist sich das simple Motto „so viel wie Darstellung verfolgt den Anspruch, vor mtgra nötig, so wenig wie möglich“ für Unterhal- allem hydromorphologisch bedeutsame spruchsvolle Arten kaum Lebensraum. tugtgftaraufrrug. tmrugatfarr- ziert abzubilden (z.B. Schonung der Gewässersohle, Belassen der Vegetation unmittelbar am Böschungsfuß, Strom- strichmahd). Dabei ist wichtig zu betonen, aaarmatrmat auszulegen ist (im Sinne von grün ist agugragr lediglich eine wertfreie Zuordnung des lokalen Unterhaltungserfordernisses widerspiegelt. Das System wird derzeit von allen Projektpartnern und an den landeseigenen Gewässern erprobt.

Ebenso können o.g. Modellstrecken GIS- basiert abgebildet werden und münden neben weiteren Informationen zur Ge- wässerentwicklung (z.B. Maßnahmenpla- nung, Querbauwerke, Belastungspfade, taraumg Darstellung in ein GIS-basiertes Hand- ugtafr Teilprojekt von den Gewässerkoordinato- raufgautuggtr. arrraararttaattur basierten Einstufung der Gewässerunterhaltungsintensität in den Schwerpunktgewässern

8 WVT (2011): Gewässerunterhaltung in Niedersachsen, Teil A: Rechtlich-fachlicher Rahmen, Wasserverbandstag e.V., Hannover 18 So geht es - Erfolge dokumentieren Ob eine durchgeführte Maßnahme zur Fließgewässerentwicklung von Erfolg gekrönt ist, entscheiden am Ende die Bewoh- ner unserer Bäche: Die WRRL bemisst die Wasserqualität nicht nur an chemischen Parametern, sondern vor allem an der gebotenen Strukturvielfalt (z.B. Kies und Totholz) und dem Vorhandensein gebietstypischer Tier- und Pflanzenarten. Von Sascha Nickel und Dr. Katharina Pinz, NLWKN Betriebsstelle Lüneburg

Entscheidend für den Renaturierungser- Bei der Kartierung am Lünzener Bruch- folg ist neben einer konsequenten Orien- bach zeigte sich schon sehr rasch nach trugarrrtr Durchführung einer streckenhaften allem das Potenzial zur Wiederbesied- Maßnahme des UHV Obere Wümme ein ugatruturur Anstieg der Strukturklasse im Bereich der angenommen werden, wenn die Tiere sie Sohle von ehemals 4-5 auf 2-3. In einem auau.rr..arr- Vergleichsabschnitt ohne Maßnahme ren wie Stauwehre die Rückwanderung, ergab sich keine wesentliche Änderung. wird eine Wiederbesiedlung unterbunden oder benötigt lange Zeiträume, die weit über die WRRL-Anforderungen hinaus- ugtamrraaa g.mta rtmttrttugr- Restpopulationen anspruchsvoller Arten rechtigten Quelle: K. H. Bahns im Gewässersystem, die nach erfolgrei- cher Strukturverbesserung in den neuen ugrutr Lebensraum einwandern und sich dort dung der örtlichen Akteure durchgeführt auf Dauer erfolgreich vermehren können. mtmtt Nach Bereitstellung geeigneter Habitate teiligten intensiver zu vernetzen. an der richtigen Stelle, kann es aber Als Maßnahmengewässer im Ochtum- auch sehr schnell gehen: Kieslaichende verband wurde der Dünsener Bach aus- rruaug gewählt, in dessen Mittellauf im Jahr 2017 reagieren z.B. sehr rasch und nutzen eine strukturverbessernde Maßnahme im ihr neues Sohlsubstrat manchmal sogar amrrrrtum schon unmittelbar nach der Einbauphase. setzt wurde: Instream-Einbauten aus Kies Solche Beobachtungen erweisen sich als bzw. Totholz sollten die eigendynmische guter Erfolgsindikator, erfordern aber viel Detailstrukturen am Lünzener Bruchbach: Entwicklung des Baches auf ca. 1 km Beobachtungsaufwand oder sind reines Vergleich vor (2011, Band oben) und nach wieder reaktivieren. Das begleitende Glück. Gleichzeitig sind Gewässerent- (2015, Band unten) der Maßnahmenumsetzung trrtrggt wicklungsvorhaben meistens räumlich Quelle: Dr. T. Eggers die Maßnahmenwirksamkeit und ihren ugaggrtumaar uaarfaua ttauffauar. Messstellen auf Ebene der Wasserkörper- im räumlichen und zeitlichen Vergleich re- Es wurde jeweils eine Bestandsaufnah- bewertung nach WRRL zu besseren Er- lativ rasch messbare Veränderungen der me im Bereich der Totholzstrecke und gebnissen zu führen: Während die WRRL- Habitatqualität zeigen. Daher konnten mit der Kiesstrecke durchgeführt. Dabei hat Bewertung versucht, die durchschnittliche Unterstützung des LAVES gezielte Elekt- sich neben dem Artenspektrum auch die atragarrr rugrgmmr. Abundanz erhöht. zu ermitteln, interessiert die Akteure vor Ort vielmehr die Wirkung auf lokaler Maßnahmenebene. Entsprechende faunistische Nachweise insbesondere für anspruchsvolle Kleinlebewesen brauchen natürlicherweise aber meist mehrere Jahre Entwicklungszeit9.

Um den Erfolg durchgeführter Renatu- rierungen in der Gewässerallianz zu bewerten, kommt der „kurze Draht“ der Gewässerkoordinatoren mit dem Land Niedersachsen gelegen: In Absprache mit den Gewässerbiologen des NLWKN war es möglich, die Gewässerstrukturen von Maßnahmenstrecken exemplarisch vor und nach der Umsetzung zu untersuchen. Eine hydromorphologische Verbesse- rung lässt sich schon relativ kurzfristig ermitteln und dient als erster Beleg für die Strukturgüte einer Maßnahme. rgraamrfgtramraurtrug

rattumaamgttrggrfgtrrmrgraama gewässern, Band 8 19 Zukunft der Gewässerallianz Der Verlauf der Pilotphase der Gewässerallianz verdeutlicht erwartungsgemäß einen enormen Handlungsbedarf an unse- ren Fließgewässern, der sich nur mit vereinten Kräften, politischem Umsetzungswillen und Präsenz vor Ort lösen lässt. Wie die Beispiele aus den Projektgebieten zeigen, sind aber trotz erschwerter Randbedingungen überall Erfolge möglich. Von Dr. Katharina Pinz, NLWKN Betriebsstelle Lüneburg Die Beispiele zeigen, wie zeitaufwendig uattrrrug Impressum rfuggtug ten überprüft und bei Bedarf neu geregelt und schließlich Umsetzung von Maßnah- werden. Der mit der bisherigen Umset- Herausgeber murgrtug zung verbundene bürokratische Aufwand Niedersächsischer Landesbetrieb für eine ökologische Anpassung der Gewäs- wird in Reihen der Praktiker zunehmend Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz rutratugt.rtrrt als Verhinderungsinstrument wahrgenom- Am Sportplatz 23 tmaumt m.atrtuug 26506 Norden oft erst nach vielen Jahren an. Erfah- und Vergaberecht vermehrt z.B. auch ruartarat Umweltrecht, Biotop- und Artenschutz- sich nur mit langfristigen Projektansätzen fragen sowie die zunehmende Dauer für Redaktion Niedersächsischer Landesbetrieb für dauerhaft binden. Die Abwicklung von Planungs- und Genehmigungsprozesse. Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz rrrarmmrmr. GB III Gewässerbewirtschaftung und Dabei werden großmaßstäbige Erfolge Dies wirkt sich auch auf das Erfolgspoten- ugtmaagmt zial der Gewässerallianz aus. nur unter Beteiligung anderer Politikbe- Andreas Persy reiche wie z.B. der Landwirtschaft zu [email protected] Die Idee und Strategie der Gewässeral- erzielen sein. In Zeiten virtueller Welten lianz in Niedersachsen sollte daher dau- ist auch die Wertschätzung sauberer und erhaft und verbindlich angelegt und als naturnaher Gewässer und ihre Wahr- Technische Umsetzung geeignetes Instrument der Gewässerent- nehmung in der Bevölkerung deutlich zu trrft, wicklung fest etabliert werden. Es hat sich intensivieren. Die Rolle und Verantwor- muftragNLWKN Direktion, Pressestelle ggtagrtug tung der UHV ist im Umsetzungsprozess Abbildungen und Karten: NLWKN weniger an fehlenden Planungen und der WRRL zu stärken, aber auch eine Erkenntnissen leidet, sondern an Umset- fachliche Begleitung und Steuerung ttt..t ugtufutg durch das Land Niedersachsen muss tuaga keiten, Projektinitiatoren und Kümmerern. gewährleistet sein. Letztendlich darf nicht Aber auch innovative Ideen und neue vergessen werden: Es geht um mehr als Instrumente müssen vermehrt genutzt tatrfrma werden (z.B. verstärkter Einsatz von Kom- urartruutr © NLWKN, Mai 2019 atmttaurgrrg Hahnenfuß, Bachforelle und Libelle: Ohne ugarrrugt intakte Gewässer ist eine lebenswerte lang Gewässern sowie Implementierung Umwelt auch für den Menschen nicht von gewässerbezogenen Strukturmaß- vorstellbar. amurrgugrfar.

Die Lutter bei Eldingen: Ein Heidegewässer mit guten Erfolgsaussichten auf WRRL-Zielerreichung www.nlwkn.niedersachsen.de Quelle: H.-J. Zietz

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