Fluter Nr. 19
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S_U1-U4 19.06.2006 10:17 Uhr Seite 3 WAS WIR BRAUCHEN DAS ENERGIE-HEFT S_U1-U4 19.06.2006 10:18 Uhr Seite 4 BIS ZU H M C O N 18. August 2006! N E B E B Der „einheitspreis – Bürgerpreis zur Deutschen Einheit“ wird seit W E R 2002 von der Bundeszentrale für politische Bildung verliehen. Sie zeichnet Einzelpersonen, Projekte und Initiativen aus, die sich kreativ und zukunftsorientiert mit der Deutschen Einheit auseinandersetzen. Einheitspreis 2006 www.einheitspreis.de Sponsoren: Medienpartner: S_03_inhalt 16.06.2006 9:00 Uhr Seite 1 EDITORIAL / INHALT EDITORIAL s ist alles so selbstverständlich:Auto fahren und Kaffee kochen, Expertenzirkeln tobt der Streit.An einzelnen Themen wie dem be- Musik hören und die Heizung aufdrehen. Der Strom kommt schlossenen Ausstieg aus der Kernenergie gerät das dann eher sym- Eja aus der Steckdose. Aber wie lange noch? Wir sind in einer bolisch an die mediale Oberfläche. In dieser Ausgabe nähert sich Zwischenzeit – noch funktioniert das auf dem exzessiven Verbrauch fluter einem im Wortsinne heißen Thema.Wie sieht die Energiege- fossiler Energien beruhende System. Aber die finanziellen,politischen winnung in den kommenden Jahren aus? Was können die erneuer- und ökologischen Kosten steigen immens, das Ende dieser prekären baren Energien leisten,wo werden sie schon eingesetzt? Warum wird Balance ist klar abzusehen. Dass die Öl-, Erdgas-, Uran- und Kohle- Außenpolitik immer öfter zur Energiepolitik – und umgekehrt? Wenn vorkommen endlich sind,ist kein Geheimnis.Anfänge anderer Ener- so viel Geld und Macht im Spiel sind,kommen wir ins kalte Herz der gieordnungen gibt es bereits – Orte, die sich selbst versorgen, Eigen- wirtschaftlichen und politischen Kalküle.In den Energiebilanzen gibt initiativen und Unternehmen,die das Energiesparen und neue Tech- es immer Gewinner und Verlierer.Eine hochpolitische,weil offene Si- nologien zum erfolgreichen Geschäftsmodell machen. Und es gibt tuation – wir entscheiden bei der Zukunft des Energiesystems auch Gesetze,die den erneuerbaren Energien ihren Weg bahnen helfen.Die über die Frage, in welcher Gesellschaft wir leben werden. Die Dis- Frage nach der Zukunft unserer Energieversorgung wird aber kaum kussion darüber wird sich nicht mehr von der Agenda nehmen las- wirklich öffentlich und im Zusammenhang verhandelt, nur in den sen.Aber wie energisch werden wir sie führen? Thorsten Schilling Christoph Koch, 31, war sieben Jahre alt, als er Kathrin Steinbichler,32,war mit ihrem Kollegen den Spruch „Aus und wieder an kostet so viel, Christoph Leischwitz zwei Tage lang Gast im wie fünf Minuten brennen lassen“ zum ersten Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie Mal hörte. Nach 24 Jahren blinden Glaubens hat und sprach dort nicht nur mit vielen Experten, er diesen Tipp für fluter auf seinen Wahrheitsge- die über verschiedene Energiefragen Auskunft halt hin überprüft. Seine größten Energiewün- gaben – sie entdeckte auch eine alte Liebe neu: sche nach der Recherche: selbstkühlende Bier- ihr Fahrrad.Seit sie genauer weiß,wie viel Ener- dosen und mehr Tankstellen mit Zweitaktgemisch gie sie damit sparen kann, ist sie noch öfter mit für seine alte Vespa. >> Seite 24 ihm unterwegs. >> Seiten 12 bis 17 4 Vorwahl: Zahlen zum Weitererzählen. 32 Mischwald: Wie aus Holz Sprit für Autos werden kann. 6 Mehrkampf: Der britische Energieexperte Daniel Litvin er- 34 Widerstand: Ein Dorf im Schwarzwald kämpfte gegen klärt, warum Energiepolitik Außenpolitik ist. seinen Energieversorger – und gewann. 10 Zahltag: Wie viel Energie verbraucht man am Tag? 37 Massenspektrum: Jühnde und Sieben Linden – neue Ver- sorgungsideen. 12 Kernkompetenz: Was für den Ausstieg aus der Kernener- gie spricht – und was dagegen. 38 Umzugskosten: Weil Garzweiler II kommt, ist kein Platz mehr für Otzenrath. 14 Ersatzstoffe: Wie steht es um erneuerbare Energieträger? 41 Luftbuchung: Windenergiegewinnung in Brandenburg. 16 Bilanzprüfung: Übersicht über Sparmöglichkeiten im eigenen Haushalt. 42 Werkstattgespräch: Bastler in Kalifornien feilen an um- ocus weltfreundlichen Serienwägen. 18 Konzentrationsfrage: Interview mit Dieter Schmitt,eme- ritierter Professor für Energiewirtschaft. 43 Impressum Agentur F 22 Impulsgeber: fluter-Autor Daniel Erk plädiert für mehr 46 Plattenbau: Die besten Solarzellen kommen aus Sachsen- Vernunft in der Energiedebatte. Anhalt. 24 Klärwerk: Was spart wirklich Energie, was ist ein Mythos? 48 Nachfolgeregelung: Was kann nach Kohle, Gas und Öl kommen? 26 Bühnenerfahrung: In jedem Rockkonzert steckt eine Science Photo Library / Menge Energie. 50 Endabnehmer: Gewinnspiel. itel: T 3 S_04-05_energieseite 16.06.2006 9:04 Uhr Seite 2 VORWAHL Schon gehört? Energie in Zahlen 443 Exajoule Zusammengestellt von Bernd Klopfer Weltenergie- verbrauch Betrag, der nach einer Schätzung der IAE bis zum Jahr 2030 weltweit in die 2003 Modernisierung der Energieversorgung investiert werden muss: 14.238 Petajoule Energieverbrauch 16 BILLIONEN in Deutschland US-DOLLAR 2003 „Um es im Leben zu etwas zu bringen, muss man früh auf- GESAMTUMSATZ 2005 stehen, bis in die Nacht arbeiten – und E.ON, Vattenfall, EnBw, RWE: Öl finden.“ € Jean Paul Getty, US-Industrieller, Gründer von Getty Oil Co. 109,4 Mrd. (siehe Quartettkarten unten) Bundeshaushalt:Ausgaben 2005: 254,3 Mrd. € Der Airbus A380, das weltweit größte Passa- gierflugzeug, wird einen Pro-Kopf-Ver- brauch von weniger als drei Liter Kero- sin auf 100 Kilometer haben. Ins- gesamt aufnehmen kann er Anteil der Stromgesamtproduktion in % Anteil der Stromgesamtproduktion in % 310 000 Liter Treibstoff. E.ON ENERGIE AG, München VATTENFALL EUROPE AG, Berlin Braun–/Steinkohle 40,2 Braun–/Steinkohle 78 Kernenergie 46,9 Kernenergie 13 Gas, Sonstige 7,4 Gas 4 Wasserkraft 5,5 Wasserkraft, Biomasse, Windkraft 5 Umsatz 2005 56,4 Mrd.€ Umsatz 2005 10,5 Mrd.€ Anteil der Stromgesamtproduktion in % Anteil der Stromgesamtproduktion in % Die am weitesten in die Zukunft reichenden Szenarien gehen etwa von einer Verdopplung ENBW ENERGIE AG, Karlsruhe RWE POWER AG, Essen des Weltenergiever- Kohle, Gas, Öl 22 Braun–/Steinkohle 65,4 brauchs von 2003 bis Kernenergie 39,6 Kernenergie 23,8 zum Jahr 2050 aus. Primär 22,5 Gas 8,1 2003 Wasserkraft, Sonstige 15,9 Wasserkraft, Sonstige 2,7 2050 Umsatz 2005 10,7 Mrd.€ Umsatz 2005 41,8 Mrd.€ 4 S_04-05_energieseite 16.06.2006 9:04 Uhr Seite 3 Abhängigkeit der deutschen Energieversorgung von Importen bei Royal Dutch Shell Umsatz 2005: •Uran: 100% 379 Milliarden US-Dollar. Gewinn 2005: •Mineralöl: 97% 25,3 Milliarden US-Dollar. •Gas: 83% •Steinkohle: 61% Ein Deutscher verbraucht rein rechnerisch in seinem Foto: Corbis Leben: 225 t Braun- und Steinkohle 116 t Mineralöl 40 t Stahl 1,1 t Kupfer Erdgas ist leichter als Luft (oben: Ein chinesischer Junge transportiert 200 kg Schwefel gestohlenes Erdgas in einem großen Plastiksack). Erdölförderung in Deutschland Deutsche Nordsee: 97 437 Tonnen „At present, atomic power presents an exceptionally costly and in- convenient means of obtaining energy which can be extracted more economically from conventional fuels ... The economics of atomic power are not attractive at present,nor are they likely to be for a long time in the future.This is expensive power, not cheap power as the public has been led to believe.“ C.G. Suits (Vizepräsident und Director Zwischen Elbe und Weser: 213 852 Tonnen of Research von General Electric, in einer Rede im Dezember 1950) Zwischen Oder / Neisse und Elbe: 30 460 Tonnen Die „5M“ in Brunsbüttel ist die größte Windmühle der Welt. Ihre Rotorspitzen reichen bis in eine Zwischen Weser und Ems: 387 425 Tonnen Höhe von 183 Metern. Westlich der Ems: 725 153 Tonnen Das saudi-arabische Ghawar ist das größte Ölfeld der Welt. Dort werden pro Tag fünf Millionen Barrel gefördert, was etwa sechs Prozent der Weltproduktion entspricht. Oberrheintal: 54 221 Tonnen Der Abriss eines Kernkraft- werks kostet durchschnitt- Alpenvorland: 35 004 Tonnen lich 500 Millionen Euro. Weltweit gibt es 450 Kernkraft- werke. Bei etwa einem Drittel gibt es wegen der Bauart oder veralteter Technik Versicherungs- Gesamt: 3 799 276 Tonnen / Jahr probleme. S_06-09_Litvin 14.06.2006 16:57 Uhr Seite 2 MEHRKAMPF Ölplattform in der Nordsee. S_06-09_Litvin 14.06.2006 16:57 Uhr Seite 3 „ES IST EIN MACHTSPIEL“ Manchmal geht es schon zu wie im Kalten Krieg, es kann aber noch schlimmer werden.Warum Energie- fragen Bündnisse verändern können, weshalb der Atomausstieg vielleicht keine gute Idee ist und was das alles mit China zu tun hat, weiß der britische Energieexperte Daniel Litvin. Interview: Dirk Schönlebe Herr Litvin, um Öl, Kohle, Gas oder verstärkt in erneuerbare Energien inves- Uran kümmert sich in Deutschland tieren.Wieder andere sagen,dass nichts da- oder Frankreich mehr der Außen- als von das Problem wirklich lösen werde und der Energieminister.Wie kommt das? der Westen größtmögliche Anstrengun- Diese Entwicklung hat vor allem mit den gen unternehmen müsse, um politische immer höher steigenden Ölpreisen zu tun. Stabilität und kontinuierliches wirtschaft- Ein Barrel Öl kostet heute um die 70 liches Wachstum in den sich entwickelnden Dollar, vor wenigen Jahren waren es noch Energie-Exportländern sicherzustellen. nicht mal 30 Dollar. Diese hohen Preise Einfach gesagt:Lateinamerika und der Na- bedeuten, dass die wirtschaftliche Auswir- he Osten sollten stabile,wohlhabende De- kung von Energiefragen auf Importlän- mokratien sein, die wachsen und gedei- der beträchtlich ist,so dass sich tatsächlich hen, dann hätten wir das Problem gelöst. nicht mehr Verwaltungsbeamte des Ener- Und? Wer hat Recht? gieministeriums damit