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bayerisches Anti Atom Magazin Ausgabe 13 Apri/ '87 4,- DM

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• 0 IMPRESSUM:

Herausgeber: PERSPEKTIVEN IM WIDERSTAND LAkO - Landeskonferenz der bayerischen Anti-AkW-Bür• Bericht zur "Herbstaktion" • • • • • • • • • 6 geri ni ti ati ven Distanzierungstango • • • • • • • • • 11 Perspektiven - Hans Schuierer • • • • • • • • • • • 11 Redaktion: Aktionstage • • • • • • • • • • • • 13 NIGA - Nürnberger Intiative KWU-Kampagne • • • • • • • • • • • . . . . . 15 gegen Atomanlagen TSCHERNOBYL

V.i.S.d.P.: Tschernobyl schon Geschichte? • • • • • • • • • • • 18 Loretta Ash VERBOTSCHRONOLOGIE Kirchenweg Nürnberg Demokratie made in Bayern • • • • • • • • • • • • • 25 KRIMINALISIERUNG Auflage: 5.000 Erscheinungsdatum: 15.4.87 Die Kriminalisierungswelle rollt und rollt • • • • • 29 Interview mit einer Betroffenen • • • • • • •• 33 Prozeßberichte • • • • • • • • • • • • • • • • • • • 38 Eigentumsvorbehalt: Nach Interview mit einem Prozeßbeobachter •••••••• 43 diesem Eigentumsvorbehalt Ehrengerichtsverfahren gegen engagierte Anwälte •• 48 ist die Zeitschrift solange Gespräch mit Edda Heider • • • • • • • • •••• 52 Eigentum des Absenders. bis Ein Polizist als SPD-Bürgermeister • • • • • • • • • 55 sie dem Gefangenen pe~sön­ RADI-AKTIV-PROZESS lich ausgehändigt worden ist. "Zur-Habe-Nahme" ist Gesinnungsjustiz reinsten Wassers • • . • • . . . • 57 keine Aushändigung im Sinne Interview mit dem Ehepaar Gietl ...... • . 61 des Vorbehalts. Wird die ÖSTERREICH Zeitschrift dem Gefangenen nicht persönlich ausgehän• Einige Eckdaten des Österreichischen Widerstands • • 64 digt, ist sie dem Absender BUNDESKONFERENZ mit dem Grund der Nichtaus­ händigung zurückzusenden. Verlorenes Terrain wird zurückerkämpft • • • • • • • 66 HANAU

Bestellungen: Rot-Grün und Alkern • • • • • • • • • • • • • • • • • 69 10 JAHRE GORLEBEN RADI AKTIV Rothenburger Str. 1o5 (K)ein Grund zum Feiern? •••••••••••••• 72 85 Nürnberg 70 KURZMELDUNGEN Mo-Do 18-19 Uhr Tel.: 0911/28 89 46

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Ein Jahresabo <5 Ausgaben) kostet incl. Porto 25,-DM. Ein Förderabo kostet 30,- DM. . Wiederverkäufer erhalten ab 5 bestellten Heften einen Rabatt. Für sie kostet das Heft dann 3,-DM zuzüglich Porto. ~~onto: Postscheckkonto Nürnberg Anita Aschenbrenner Kto.-Nr. 113 237-850 Mit solchen Formularen wurden die beschlagnahmten "Waffen" während des RADI-AKTIV-Prozesses quittiert- hier ein typischer Fall ••• VORWORT Da sind wir wieder! zum Thema WAA muß sich erst Staatsanwalt - ihm war das per Gerichtsentscheid den ganze Urteil zu lax, er Nach einem mehrwöchigen Weg zur Genehmigung bahnen. möchte unbedingt ein Urteil Prozeß,. der sich direkt an wg. Aufforderung zur Brand­ die BUKO in Nürnberg an­ Zur Zeit ist noch unklar, stiftung erreichen. Wir schloß, legen wir nun wie­ welche Aktivitäten für den sind also weiter auf Eure der eine ganz normale Radi­ Sommer/Herbst angepeilt Unterstützung angewiesen. Aktiv vor. Ganz normal werden und ob wirklich et­ Einen Termin für dieses heißt: ein bißchen zu spät, was Gemeinsames aller Strö• Verfahren gibt es aber noch ein bißchen zu dick und mungen zustande kommt. Un­ nicht. sicherlich mit vielen The­ ser Interesse ist jeden­ men, die !Ji.9l1 behand.el t falls eine breite Diskus­ Und damit kommen wir zu ei­ wurden. Z.B. der Komplex, sion um die angeschnittenen nem Punkt, der uns in den der in den letzten Tagen Fragen und dazu stehen letzten harten Wochen unge­ die Presse füllte: Teiler­ selbstverständlich als Fo­ heuer wichtig war und uns ichtungsgenehmigung und Ur­ rum zur Verfügung. viel bedeutet hat: Wir ha­ teil des bayerischen Ver­ ben von den Leserinnen und waltungsgerichtshofs. Ge­ Der zweite Schwerpunkt ist Lesern dieser Zeitung und richtsentscheidungen, die die Kriminalisierung in der auch sonst aus der Anti­ von allen Seiten als Erfolg Region. Was da inzwischen WAA-Bewegung soviel Unter­ gefeiert werden, machen uns zum Oberpfälzer Landrecht stützung erhalten, wie wir immer ein wenig mißtrau• geworden ist, spottet jeder es nicht für möglich gehal­ isch. Für uns Grund genug, Beschreibung. Viel zu wenig ten hätten. Mit den Spen­ genau hinzuschauen, mit den ist bisher bekannt gewor­ den, die seit Ende letzten einzelnen Verfahrensbetei­ den, was sich dort tagtäg• Jahres eingetroffen sind, ligten, Anwälten , Klägern lich in den Gerichtssälen konnten wir unsere gesamte usw. zu reden, uns das Ma­ abspielt. Wir haben ver­ Öffentlichkeitsarbeit zum terial vorzunehmen usw. Da sucht, durch Interviews mit Prozeß finanzieren. -Zig wollten wir keinen Verurteilten und ProzeB­ neue Abonnenten und Erhöh• 'Schnellschuß' produzieren, beobachtern, durch Berichte ungen der Bestellzahlen wa­ das kommt deshalb erst im über Polizeizeugsn-Präpara• ren das Ergebnis dieser Ar­ nächsten Heft dran. tion und Verteidiger-Behin­ beit und der Berichterstat­ derung einen kleinen Ein­ tung in der TAZ und anderen Schwerpunkt in dieser Aus­ blick in den Alltag des linken Zeitungen. Viele gabe ist einerseits die De­ bayerischen WAA-Regimes und zahlten zum Teil uralte batte über die weiteren seiner Justiz zu ermöglich• Rechnungen an uns, damit Perspektiven im Widerstand en. verringer~en sich unsere gegen die WAA. Ohne Geheim­ Außenstände um fast die nisse zu verraten, kann Ansonsten haben wir natür• Hälfte. Alles in Allem kann wohl festgestellt werden, lich eine Auswertung des wohl gesagt werden, daß der daß die militärische Ab­ l.Prozesses gegen die Radi­ bayerische Staat mit seinem sicherung des Baugeländes, Aktiv gemacht. Auch wenn Prozeß gegen uns das Gegen­ die hunderte von Verfahren wir verglichen mit der teil dessen erreicht hat, und tausende von Anklagen, Anklage - nochmal mit einem was er eigentlich wollte: kurz: die im· ganzen Land­ blauen Auge davongekommen Statt ein Diskussionsorgan kreis spürbare staatliche sind, konnten wir die Ver­ kaputt zu machen, hat er es Gewalt-Präsenz nicht ohne urteilung wg. unseres Ti­ erst richtig - auch bundes­ Folgen für die 'Stimmung' telbildes (das mit den weit - bekannt gemacht. des Widerstands geblieben bayerischen Löwen) nicht ist. Dazu kommt noch eine hinnehmen. Wir sind also in permanente "Verbots-Lage", die Berufung gegangen. Das das heißt fast jede Veran­ war aber auch die einzige staltung, Demo und Aktion Gemeinsamkeit mit dem

Vielen Dank an Euch alle und WAA-feindliche Grüße Eure Radi-Redaktion T., Hunsrück 155.00 DM T.~ Hunsrück 58.20 DM JANUAR 1987 T.L., Berlin 150.00 DM D. W., München 50.00 DM DEZEMBER 1986 w.s., Hannover 3.20 DM w. s. ~ Hildesheim 25.00 DM A.P., Velbert 5.00 DM T. I. , Grüne Bonn 100.00 DM R. S., München 25.00 DM R.K.~ München 25.00 DM D. S., Brilon 10.00 DM D. S., Stuttgart 3.20 DM E. S., Dietz 20.00 DM K. S., Nürnberg 500.00 DM T.W., Erlangen 15.00 DM W.R., Freiburg 200.00 DM E. L., Schopfloch 200.00 DM H.S., Regensburg 75. 00 DM v.s., Groß-Unstadt 10.00 DM u. J. ' Berlin 42.00 DM H.-G. o.' Weil am Rhein 50.00 DM u. w. ~ Schwebheim 23. 20 DM Dr. M. S., München 60.00 DM R.M., Horn/österreich 20.00 DM Dr. Th.E., Erlangen 100.00 DM 0. s.' Tübingen 11.20 DM Cr. F. ' Ni.irnberg 30.00 DM B.K., Schwaig 90.00 DM W. M., Nürhberg 20.00 DM U.K.~ . Rheinberg 50.00 DM K.-H. R., Nürnberg 50.00 DM W.P., München 120.00 DM N.N., Lübeck 270.00 DM 0. K., Bonn 50.00 DM Ch. H.·, Pullach 20.00 DM H. B., München 20.00 DM w.s., Berlin 25.00 DM u. t<.' Gießen 200.00 DM Ini Anti ~W18-Z24, München 263.00 DM BOP, Gießen 20.00 DM s.w., München 100.00 DM N.N., Nürnberg 18.50 DM G.und I.~' Germering 70.00 DM K. 0., München 85.00 DM P.G.~ Neumarkt 30.00 DM U.M., Nürnberg 25.00 DM D. S. ,. Stuttgart 3.20 DM I. K. , Bremen 50.00 DM H.-J. E.' Duisburg 5.00 DM T. M., Niedernhausen 50.00 DM B.P., Hannover 5.00 DM FEBRUAR 1987 PoKo, Berlin 25.00 DM Do Ho, Darmstadt 200o00 DM Ho Po Biele-feld 3o20 DM Eo J o, Nürnberg 20o00 DM AK Wackersdor-f, Tübingen 150.00 DM NoKo, Ingolstadt 100.00 DM E.Mo, München 70.00 DM Ro So, Bayreuth 15.00 DM W.Th, Erlangen 25.00 DM Th. s., Berlin 20.00 DM Die Grünen Amberg-Sulzb. 106.65 DM Dr. G. F., Regensburg 20.00 DM N.S., Harnburg 11.00 DM C.t1., Göttingen 100.00 DM M.B., Geesthacht 275.00 DM K. S., München 25.00 DM MÄRZ A.Bo, Darmstadt 20o00 DM DoSo, Tübingen 7.00 DM W. -D-oH., Nürnberg 3o30 DM Th. W., Erlangen 30.00 DM Th., Herbach 12o00 DM Friedensini Bad Steben 10.00 DM DoS., Tübingen 16.20 DM PoL., München 30o00 DM A.B., Benediktbeuern 4.00 DM "Zaunkönige", München 50.00 DM H.B., Bonn 15.00 DM CovoA., Augsburg 100.00 DM D.M., Balingen 20o00 DM G.Mo, Bi el e-fel d 200o00 DM HoL.' Würzburg 2o00 DM P. M., Bad Pyrmont 70o00 DM Aktionsbüro Erding 434o13 DM M.L., München 25.00 DM N.N~, XXXXXX X o.oo DM B.F., Nürnberg 20.00 DM D.L., Harnburg 20.00 DM K.-o.B., München 131.50 DM R. To, Frank-furt 75.00 DM Geschichtswerkst.Dortmund 50.00 DM S.M., Nürnberg 100.00 DM H.So, 6050 OF 5.00 DM D.W., München 70.00 DM K.-OoB., München 167.50 DM W.S.+M.W., Essen 100o00 DM Veranstaltung Harnburg 600o00 DM W.-D.H., Nürnberg 50.00 DM Veranstaltung Kiel 80o00 DM •Die 3 aus Ludwigsburg" 300o00 DM Die Grünen KV Neumarkt 61.41 DM I. B., Nürnberg 115o80 DM Gesamtsumme (bis 26.3.87) 7778.79 DM Ch.L., Dortsen 7.40 DM Ao G., Peiting 5.00 DM

Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf Bauherr: Deutsche Gesellschaft für Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen mbH Bauvorhaben Entwurfsverfasser Grossraeumiger Erdbau c/11 Uhde GmbH. Friedrlch·Uhda-Sir. 15. und Rodung 4600 Ooitmund 1

: : GrundstDcbumschlieftung c'o Deutschs Gesellschalllür' Wlederaularbeitung von Kern· brennstolten. Harnburver Allee 4. 3000 Hannover I -; t: Eruinzung der c!o Hochliel AG Bockenheimer landstr. 24 GrundsiDcksumschliessung 6000 Franklurt

Hängt hier nicht eine Schwarze Liste? Im folgenden die unterschiedlichen Standpunkte von einzelnen größeren Gruppen der Anti-AKW-Bewegung zur Entwicklung des Widerstands gegen die Perspektiven WAA. »Herbstaktion«

Der Widerstand gegen die WAA befin­ det sich in einer Phase der Stagnation. Seit etlichen Monaten hat es keine grös• weiter umstritten sere, erfolgreiche Aktion gegen die WAA - gegeben, stattdessen gibt es viel Frust und Resignation. Angesichts dieser Situation herrscht in Entscheidung der Oberpfalz eine gewisse Ratlosigkeit wie es weitergehen soll. ln diese Ratlosigkeit platzt die Ausein· andersetzung um die Gestaltung einer vertagt Großaktion im Herbst hinein.

zum Inhalt hatte. Zwei Redakteure der wurde zum erstenmal von einer Vertre­ "atom" und zwei autonome Frauen aus terio der BI Amberg der Vorschlag, die Am Anfang Berlin, Verfechter konträrer Positionen, Großdemonstration nach Amberg zu sollten den Vorschlag genauer ausformu­ verlegen eingebracht. Dieser Vorschlag stand die BUKO lieren. wurde in der Diskussion eindeutig zu· Als der gemeinsame Vorschlag auf dem rückgewiesen und rasch wieder fallen­ Abschlußplenum vorgestellt wurde, er­ gelassen. Während der BUKO in Nürnberg wur· klärten jene autonome Frauen, die den de eine Arbeitsgruppe WAA gebildet, Vorschlag mit ausformuliert hatten die den von der Redaktion der "atom" plötzlich, daß sie Widersprüche zu dem eingebrachten Vorschlag einer bundes­ Vorschlag hätten. Sie wollten u.a. lie· weiten Demonstration zum Bauzaun ber die Großdemonstration in Erlangen Bielefeld: neue diskutieren sollte. zur KWU. ln der Arbeitsgruppe wurde diesem Die Auseinandersetzung darüber konn­ Auseinandersetzung Vorschlag der Gegenvorschlag einer te auf dem BUKO·Pienum nicht mehr Fortsetzung und Ausweitung der ausgetragen werden. Die weitere Be· Blockadeaktionen vom Herbst 'B6 ent· Schlußfassung wurde auf die Atommüll• - neuer KompromiR gegengestellt. konferenz verschoben, bis zu der ein Gegenvorschlag erarbeitet werden sollte.

Auf der Atommüllkonferenz wurde von Autonomen aus verschiedenen Städ· Schnelle Einigung? LAKO unterstützt ten (u.a. Freiburg, Köln, Erlangen ... ) die Verbindung Großdemonstration und gemeinsames Aktionstage wieder in Frage gestellt und Das Wissen, daß es fatal wäre die bei­ nur für Aktionstage plädiert. den Konzepte gegeneinander zu stellen, Konzept Argumentiert wurde damit, daß eine brachte alle Beteiligten dazu, trotz wi­ solche Verbindung die Bereitschaft der dersprüchlicher Ansatzpunkte, ein ge­ Oberpfälzerlinnen an Aktionen und meinsames Konzept zu entwickeln. Blockaden teilzunehmen zu sehr ein· Trotz harter Kontroversen siegte der Die danach stattfindende Landeskon­ schränken würde. Wille zur Einigung. Die Arbeitsgruppe ferenz der Bayerischen 81's (LAKO) be­ Ein Argument, das jedenfalls einiges verabschiedete einstimmig ein Grobkon­ kräftigte den Vorschlag Aktionen und darüber aussagt wie gering die lnitiato· zept, das die Verbindung der beiden Großdemonstrationen zum Bauzaun ren der Aktionstage die Bereitschaft der Elemente, Großdemonstration zum Bau· miteinander zu verbinden, mit lediglich Oberpfälzerlinnen einschätzten, diese zaun und Aktions- und Blockadetage einer Gegenstimme. Auf dieser LAKO Aktionstage zu unterstützen. 6 des Widerstands

Auch auf der Atommüllkonferenz konnte mensch sich dann doch noch Strategietreffen - Klare Beschlüsse einigen. Oie Großdemonstration zum Bauzaun wurde quasi den Aktionstagen unterge· ordnet. Demonstrationen, Blockaden, Mahnwachen usw. sollten gleichberech· tigte Bestandteile der Aktionstage sein. Der neue Kompromiß wurde wieder von Redakteuren der ..atom" und Auto· nomen aus Erlangen formul iert. .. Im Herbst '87 sollen in der Oberpfalz mehrtägige Großaktionen gegen die WAA stattfinden. Wesentliche Bestand· teile dieser Aktionen sind - neben wei· teren Aktivitäten - Blockaden und eine Gro8demonstration zum Baugelände." ln dem Papier wurde ein Fahrplan für das weitere Vorgehen aufgestellt. Am 28.3. sollte ein Treffen der Anti·AKW· Bewegung und den Oberpfälzer Bl's in Schwandorf stattfinden, das einen Ak· tionsrahmen und einen Aufrufvorschlag erarbeiten sollte. Am 11./12.4. soilte ein Bündnistreffen mit der Friedens-, Frauen· und der 3. Wel~ewegung in Frankfurt zur gemein· samen Planung stattfinden. c: c: ; ·;; = ..0 Oberpfälzer Bl's­ ..c: -ö Entscheidung -...... 0 Das Strategietreffen der Oberpfälzer 2. Die Großdemonstration bildet den vertagt Bl's kam zu einer überraschend schnel· Abschluß der Aktionstage. len Einigung. Entscheidend dafür war 3. Es gibt einen gemeinsamen Aufruf der einstimmige Beschluß des Vorstan· der Oberpfälzer 81's und der Anti· des der BI Schwandorf, außerdem woll· A KW8ewegung zu den Aktionstagen Eine Woche später fand ein Seminar te mensch sich nicht gegen die Vorschlä· und der Großdemonstration. der Oberpfälzer Bl's statt. Es bestand ge der bundesweiten Anti-AKW·Bewe­ 4. Es gibt einen Arbeitskreis zur Vorbe­ dort nur eine geringe Bereitschaft den gung stellen. Diskutiert wurde dann, wie reitung der Demonstration. ln diesem Vorschlag von Bietefeld überhaupt zu nach Vorstellung der Oberpfälzer Bl's Arbeitskreis können auch Gruppen diskutieren. Oie Beiträge, der dann doch dieses gemeinsame Konzept aussehen und Organisationen mitarbeiten, die ncx:h stattfindenden Diskussion, mach· sollte und mit welchem Konzept nicht zu den Aktionstagen aufrufen ten deutlich, daß die Demonstration mensch in das Vorbereitungstreffen l' wollen. Dieser Arbeitskreis erstellt zum Bauzaun relativ unumstritten war. am 28.3. gehen wollte. einen Aufruf nur für die Demonstra· Für die Aktionstage und die Blockaden tion. konnten sich die meisten keine große ME INUNGSBILD 5. Oie Kundgebung findet in Wackers· Unterstützung seitens der Bevölkerung darf statt, mit anschlie&nder De­ vorstellen, teilweise wurde sogar von Oberpfälzer 81's und Gruppen gegen monstration zum Bauzaun. negativen Reaktionen auf die Blockade­ die WAA kamen auf dem Strategietref· 6. Die Aktionen dürfen sich nicht gegen tage im Herbst '86 berichtet. Trotzdem fen vom 16.3.87 bei 3 Enthaltungen, die Bevölkerung richten. Auf die Ver· gelang es im l aufe der Debatte diese zu folgendem Meinungsbild: mlttelbarkeit muß geachtet werden. Bedenken teilweise zu zerstreuen. Es Dieser Beschluß wurde ohne Gegen· deutete sich die Möglichkeit, ein ge­ 1. Im Herbst dieses Jahres sollen Ak· stimmen, auch nicht von seiten der an­ meinsames Konzept zu finden, an. Die tionstage und eine Großdemonstra• wesenden Autonomen, bei drei Enthal· Entscheidung sollte beim nächste Stra· tion mit vorheriger Kundgebung tungen, von BI-Vertretern, angenom· tegietreffen fallen. stattfinden. men. 7 Wieder LAKO- Noch einmal von vorne

Völlig überraschend erklärten die auf der folgenden LAKO anwesenden Auto· nomen aus Nürnberg, Erlangen und der Oberpfalz, sie wären mit den Beschlüs· sen von Sielefeld nicht einverstanden. Einmal mehr plädierten sie für Aktions­ tage ohne Großdemonstration. (ln Biele· feld hatten Erlanger Autonome am ver· abschiedeten Papier mitformuliert). Eine Abstimmung ergab eine deutliche Mehrheit für diese Position.

"Sooooo breit ist jetzt der Graben um den Zaun, was sollen wir da noch am Bauplatz?" Vorbereitungstreffen

28. 3. 87: Großdemonstration in Amberg?

Das Vorbereitungstreffen am 28.3. kanntes Vorgehen! Eine Vorgehensweise, die sicherlich sollte laut Beschluß der Atommüllkon• Die dann beginnende Diskussion mach­ äußerst risikoreich ist, angesichts der ferenz in Sielefeld einen Aktionsrahmen te deutlich, daß es um viel mehr geht als Tatsache, daß die Herrschenden nichts abstecken und einen Aufrufvorschlag für nur um zwei verschiedene Orte. Verbun· unversucht lassen, die Anti·AKW-Bewe­ die Aktionstage mit Großdemonstration den mit den beiden Vorschlägen sind gung zu zerschlagen. und Blockaden erarbeiten. völlig unterschiedliche Einschätzungen Der Vorschl~neben den Aktionstagen Stattdessen wurde wieder einmal der und Zielsetzungen. eine Demonstration zum Bauzaun zu or· vorher gefaßte Beschluß in Frage ge· Die Demo in Amberg will, wie schon ganisieren, zielt darauf ab1 mit bundes­ stellt. die Aktionstage, die Strukturen, die hin· weiter Unterstützung und einem breiten Nicht mehr zum WAA-Gelände sollte ter dem WAA·Bau stecken, nicht nur Bündnis den Versuch der bayerischen die Großdemonstration ziehen, sondern den WAA-Bau selbst, angreifen. Klar ist, Staatsregierung zurückzuweisen, die Re­ eine Großdemonstration in Amberg daß in der derzeitigen Situation viele gion Weckersdorf zu einem permanen· wurde vorgeschlagen. Menschen aus dem Widerstand rausfal· ten Notstandsgebiet zu machen. Damit Vorgeschlagen wurde dieses Konzept Jen, die diesen Schritt nicht mitmachen soll der Anti·AKW·Bewegung verloren· von einem Städtepartnerschaftstreffen, wollen. Klar ist auch, daß diese Konzep· gegangener Handlungsspielraum zurück· das eine Woche vorher getagt hatte. An­ tion ein breites Bündnis verhindert. erobert werden. Die Demonstration soll statt nun zur Tagesordnung überzugehen Ganz abgesehen davon, daß eine De­ der Oberpfälzer Bevölkerung die Unter· und auf der Grundlage,mitder zu diesem monstration in Amberg bundesweit si" stützung der gesamten Anti·AKW·Be­ Treffen eingeladen worden war, wurde eherlieh nicht sonderlich attraktiv ist. wegung, und nicht nur der, gegen Ver· der neue Vorschlag von den zahlreich So dürfte es schwierig seiry breite Teile botsterror und Kriminalisierung einer anwesenden Autonomen und einigen BI· der Anti·AKW-Bewegung davon zu über· ganzen Region verschaffen. Bundesweit Vertretern aufgegriffen und den bisheri· zeugen ausgerechnet in Amberg, z.B. vor soll thematisiert werden was in der Re­ gen Beschlüssen gegenübergestellt. der Firma Esso-Berzel, zu demonstrie­ gion an Verboten, Schikanen, Prozeß· Die ganze Diskussion begann völlig von ren. Auch der Gedanke die Friedensbe­ Iawinen, Haussuchungen, Polizeiüber· vorne, so als hätten alle bisherigen Aus­ wegung dafür zu begeistern ist allenfalls griffen usw. abläuft. einandersetzungen, Diskussionen, das naiv. Eine Massendemonstration entgegen Ringen um Gemeinsamkeiten und Kom· Es scheint jedoch eine gewisse Gleich· der derzeit geübten Verbotspraxis stärkt promisse nicht stattgefunden. gültigkeit hinter diesem Vorschlag zu den WAA·Widerstand vor Ort, hilft aber Dieser Vorschlag wurde dabei auch stecken, ob denn die propagierte Groß· auch die Auseinandersetzung mit bereits von Leuten vertreten, die noch in Biele· demo in Amberg tatsächlich so groß vollzogenen und noch geplanten Geset· feld das Kompromißpapier mitformu­ werden wird, damit sie einen solchen zesverschärfungen voranzutreiben. liert hatten. Ein inzwischen ja schon be- Namen verdient. Gesetzesverschärfungen, die sich gegen B jede außerparlamentarische Bewegung Demonstration gegen eine Demo direkt richten, die gegen die herrschende Poli­ Neue Debatte­ zum AKW· stellten. tik Widerstand leisten will. Manche Autonome dagegen verspre­ Grundlage eines Bündnisses mit ande­ Demovorschlag chen sich von einer Demonstration in ren Bewegungen müßte es sei" die Rolle, Amberg1 militante Aktionen starten zu die die WAA für den Bau einer bundes­ können, was ihnen am Bauzaungelände deutschen Atombombe spielen kann, blockiert derzeit als unmöglich erscheint. zu thematisieren. Es gibt also ein Bündnis vollkommen Das Gegenüberstellen der beiden Posi­ entgegengesetzter Interessen für den tionen war sicherlich nützlich, wurde da­ Der "Amberg-Votschlag" hat damit je­ Amberg-Vorschlag, welches früher oder bei doch deutlich gemacht, welche un­ denfalls erreicht,die Vorbereitungen für später zerbrechen muß. terschiedlichen Vorstellungen hinter den eine Großdemonstration zu blockieren, Mit diesem Durchpowern des ,,Am· beiden Vorschlägen stehen. während die Vorbereitungen für die berg-Vorschlags" gefährden die Autono· Im Verlauf der Auseinandersetzungen Blockaden und sonstige Aktionen an­ men u.a. ihre Position, die sie zweifels· zeigte sich, daß der "Amberger Vor­ laufen, gibt es für die Demo-Vorberei· ohne in vielen 81's haben, durch ihr schlag" noch nicht einmal bei den Auto· tung im Moment keinerlei Grundlage absolut rücksichtsloses Vorgehen gegen­ nomen diskutiert ist. Viele wurden von mehr. über Beschlüssen des Strategietreffens, diesem Vorschlag überrascht. gegen von ihnen mitformulierte und leider wurde die Diskussion von seiten mitgetragene Besch1üsse (Atommürlkon· vieler Autonomer auf sehr unschöne ferenz) und auch gegen die Stimmung in Weise geführt. Wer es wagte gegen den Die Tücken des Amberg·Vorschlages der Oberpfälzer Bevölkerung. Amberg-Vorschlag zu argumentieren, wurde unterbrochen, niedergeschrieen ... Sollte sich der Amberg -Vorschlag Es war klar, daß auf diesem Treffen durchsetzen, wird sich erweisen, daß er keine Entscheidung über die Großde• seine Tücken hat. Er wird nämlich von monstration getroffen werden konnte. unterschiedlichen Gruppierungen mit Ein Treffen am 9.5. soll jetzt die Klä• entgegengesetzten Zielsetzungen unter­ rung bringen. Die Diskussion wurde da­ stützt. mit auf einen Stand von vor der Atom· Für einige BI-Vertreter ist es ein Vor­ Weiterhin müllkonferenz zurückgeworfen. Fak· schlag, der von der Konfrontation mit tisch gibt es derzeit keinen Beschluß der Polizei, wie sie am Bauzaun zu er­ über Demo ja oder nein, Amberg oder warten wäre, wegführen soll. Genauso Großdemonstration Wackersdorf. wie SPD-nahe Kreise früher eine ltzehoe zum Baugelände? NRCH

~~ Die Voraussetzungen für eine Großde· monstration zum Baugelände haben sich durch das letzte Treffen am 28.3. ver­ schlechtert. Für eine solche Demo ist ein breites Bündnis absolut notwendig, das diese Demo trägt. Ansonsten ist die Ge­ fahr, daß die Demonstration ein Mißer• folg oder verhindert wird (, Brok­ dorf) zu groß. Durch das Verhalten der Autonomen präsentiert sich die Anti·AKW-Bewe· gung als unzuverlässig und unberechen­ bar. Die Tatsache, daß manche Gruppie· rungen wie z.B. das BUF (unabhängige Friedensgruppen) bereits auf der Grund· Iage des Sielefelder Beschlusses eine Teilnahme an den Herbstaktionen disku· tierten, während gleichzeitig die Anti­ AKW·Bewegung diese Beschlüsse ei.nfach wegwischt, macht deutlich, daß sich die Anti-AKW-Bewegung nicht gerade als zuverlässiger Bündnispartner empfiehlt. Damit ist die Grundlage für ein breites Bündnis gefährdet. Unsere Zerstrittenheit wäre gleichzei· tig eine schlechte Basis für Bündnisver· handlungen. Eine in sich zerstrittene Be­ \ : y wegung ist nur schwerlich in der lage1in Bündnisverhandlungen wichtige Positio· ··>-·-·--·.··---·":"··-· ... - nen zu behaupten. 9 Jetzt sind die Oberpfälzer Bl's gefordert!

Eine insgesamt sehr schwierige Aus­ Jetzt kann es eine Grundlage für ein lieh wollen und diesen Beschluß auch gangstage in einer vielleicht für die wei­ breites Bündnis und damit die Voraus­ entschieden gegen die zu erwartenden tere Entwicklung des WAA-Widerstan­ setzung für eine Demonstration zum Widerstände durchsetzen. des entscheidenden Situation. Den WAA-Gelände nur dann geben, wenn die Wenn diese Entschlossenheit nicht da Oberpfälzer 81's kommt dabei eine ent­ Oberpfälzer 81's diese Demonstration in ist. sollte mansch von einer Demonstra­ scheidende Rolle zu. ihrer überwiegenden Mehrheit tatsäch- tion zum Bauzaun die Finger lassen.

••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••• Bericht zum Vorbereitungstreffen »Herbstaktion« vom 28.3.1987

Am 28. 3. 1987 war das bundesweite Die Einheit der Bewegung, das ist am Neuer Vorschlag: Vorbereitungstreffen "Herbstaktionen .., Wochenende klar geworden, ist nur das in Selbstauflösung endete. Zunächst durch eine Großdemo in Wackersdorf zu Am 9. Mai soll in Schwandorf zur stand Konzept 1 : sichern. Nur bei einer Großdemo in Feststellung des Konzepts das Treffen Aktionstage mit abschließender Demo Wackersdorf sind Verhandlungen mit vom 28. 3. wiederholt werden, um dann in Wackersdorf, getragen von Teilen der anderen Bewegungen in unserem Sinne am 10. Mai mit anderen Bewegungen Bis, Atom, RADI-AKIV, KB.und ande­ zu führen. um Unterstützung des Gesamtkonzepts ren Gruppen Der infrastrukturelle Schwerpunkt zu verhandeln. Kurz vor dem Treff kam Konzept 2: Amberg (Knast, Gericht, Firmen) soll Wir können es uns nicht leisten, auf Aktionstage und Demo Amberg, getra­ im RaJ,men der Aktionstage deutlich diesem Treffen noch einmal über die gen von Teilen der Bis und großen T-ei­ hervorgehoben werden. Frage des Dem~Ortes zu streiten, wir len der Autonomen. müssen das Gesamtkonzept der Aktions­ tage inhaltlich bestimmen.

Bis und große Teile der Autonomen

Die beiden Standpunkte standen sich kompromißlos gegenüber, s~aß Vertre­ ter von Bis, RADI-AKTIV, Atom und BuF frustriert gingen. Die Autonomen saßen mehr oder weniger alleine da. Jede Form von Selbstausgrenzung ist bodenlos dumm, schadet dem Wider­ stand und der Bewegung in ihrer Ge­ samtheit. Das müssen auch die Autonomen ein­ sehen.

Wir Oberpfälzer müssen uns über die Frage des Dem~Ortes eigenständig klarwerden, ohne die verschiedenen Positionen der bundesweiten AKW-Be­ wegung außer Acht zu lassen. c.. Wesentlicher Bestandteil des Kon­ ~ zepts, egal welcher Demo-Ort, sind die ::u...., Aktionstage ...... 0 Für die Demo in Wackersdorf spricht, -8., daß bundesweit innerhalb der Anti­ .. AKW-Bewegung, der Friedensbewegung .."' und der Dritte-Welt-Bewegung ein we­ .a.. sentlich höherer Mobilisierungsgrad zu ...... ::J erreichen ist.. ~ 10 Distanzierungstango - Von der (scheinbaren) Schwierigkeit des Kompromisses

Ärgerlich ist es schon: Da wird auf der nach Namibia, ihrer überragenden Funk­ de Vermittlung bereits erarbeiteter ln­ Buko in Nürnberg in der WAA·Arbeits· tion im BRD-Atomprogramm kann die halte. gruppe über Aktionen im Herbst in der Kämpfe der verschiedenen sozialen Be­ Dem Vorgehen der autonomen Grup­ Oberpfalz diskutiert, nach zähem Rin· wegungen in politisch verallgemeinen pen scheint auch die Einschätzung zu­ gen ein Kompromiß gefunden - und auf der Weise verbinden. Dort ist ein Ob· grunde zu liegen, daß sich Teile der un­ dem Abschlußplenum distanzieren sich jekt, an dem der Kampf gegen den abhängigen Friedensbewegung trotz die mitarbeitenden Autonomen. Dann Atomstaat, gegen den Sicherheits· allem wieder an den so entstehenden findet in Bietefeld eine Neuauflage der staat, gegen den NATO-Staat und ge­ Aktionen des linksradikalen Zirkels be­ Nürnberger Diskussion statt, das Ab· gen den BAD-Imperialismus zugespitzt teiligen werden, doch sehe ich dafür mo­ schlußplenum der Atommüllkonferenz und gemeinsam geführt werden kann. mentan keine Hoffnung. Als Aushänge• billigt ein Kompromißpapier und ruft Eine Großdemo, die diesen Namen schild der Bündnisbereitschaft der Anti­ zu weiteren Beratungen zu einem Tref· auch verdient, die eine wirklich weiter­ AKW-Bewegung wird sich BuF diesmal fen in Schwandorf auf - und wieder weisende Bündnisaktion darstellt, nicht mißbrauchen lassen. Ohne echte, wird ein schon konsensualer Punkt des braucht ein über die Grenzen der "al· demokratische Partizi pationsmöglich• Kompromisses von autonomer Seite ge­ ten" Anti-AKW-Bewegung hinausge­ keiten wird es diesmal kein Bündnis ge­ kippt. hendes Symbol. Das kann momentan ben. laut Beschluß der Atommüllkonferenz nur die Gegner/innen/schaft gegen die Aktuell ist keine Lösung des Problems sollte in Schwandorf über "Aktionen, geplante WAA leisten. in Sicht. Auch die erneut angesetzte Dis­ zu denen auch Blockaden und eine Angesichts der sich wiederholenden kussion über die dissenten Punkte wird, Großdemo am WAA-Baugelände gehö• Diskussion der letzten zwei Monate ha­ solange das Ziel der autonomen Grup­ ren", diskutiert werden. Diskutiert wur· be ich jedoch den Verdacht, daß es da­ pen eben die Verhinderung einer Groß• de darüber, ob die Großdemo am Bauge­ bei nicht um den Demo-Ort geht, son­ demo zu sein scheint, zu keinem Ergeb­ lände oder in Amberg stattfinden solle. dern um die Demo selbst und damit um nis führen. Denn zur Verhinderung ge· Dabei ist der Streit nicht einmal neu. das integrierte Konzept (Blockaden und langen sie durch Festhalten am Am· Schon in Nürnberg waren Erlangen und Demo als Einheit). Mit der Annahme berg-Vorschlag immer: Ohne Einigung Regensburg als Demo-Orte im Gespräch, des Vorschlags Amberg wäre beides und wird es keine Großdemo geben und in mensch einigte sich jedoch auf eine De­ die Zusammenarbeit mit der Friedensbe· Amberg wird eine Demo keine Großde• mo am Baugelände. ln Bietefeld wurde wegung gekippt. Das beträfe jedoch mo. bereits kurz der Vorschlag Amberg dis· nicht nur diese eine Aktion, auch die Ob und wie der Diskussionsprozeß kutiert, letztendlich wurde obiger Auf· Versuche, eine staatlicherseits forcierte noch einmal in Gang kommen wird, ist ruf verabschiedet. Spaltung der Anti-AKW-Bewegung in also unklar. Viel wird auch davon ab· Warum dann dieser Vorschlag auf dem eine gute, staatlich tolerierte und eine hängen, wie sich die Oberpfälzer Bis da· Schwandorfer Treffen, auf dem doch böse, staatsfeindliche, als "terroristisch" zu verhalten werden. Der unabhängige die Ausgestaltung der Aktionen und der denunzierte durch gemeinsame Aktio­ Teil der Friedensbewegung, insbesonde­ möglichen Bündnisse diskutiert werden nen zu verhindern, erlitten einen schwe· re BuF, sind jedoch weiterhin bereit, sollten? Und was bedeutet das für die ren Rückschlag. gemeinsame Aktionen für den Herbst zu weitere Diskussion und das angestrebte Der Widerstand gegen das BAD-Atom­ planen und durchzuführen. Die Zeit ar­ Bündnis mit der Friedensbewegung? Der programm ist nicht mit (schein-)radika­ beitet jedoch gegen uns. Vorschlag, die Großdemo in Amberg zu len Ritualen voranzubringen, sondern 31.3.1987 veranstalten, wurde in einem Vor­ nur durch Verbreiterung und Zusam­ Jens Siegert (BuF-TK) schlagspapier des "Städtepartner• menarbeit und auch dadurch erfolgen- schaftstreffens" begründet. Da heißt es, in Amberg könne die Infrastruktur von am Bau der WAA beteiligten Firmen •••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••• und der staatliche Knast· und Justizap­ parat "angegriffen" werden. Für die Friedensbewegung gäbe es dann auch noch ein paar Kasernen und Truppen­ übungsplätze. Für Amberg spreche auch PERSPEKTIVEN DES WIDERSTANDS das momentane Konzept "Weg vom Bauzaun" und außerdem sei getreu dem Motto "Wackersdorf ist überall" damit zu zeigen, daß es in allen Städten und Regionen Angriffspunkte im Kampf ge­ gen das BRD·Atomprogramm gebe. Druck erzeugt Gegendruck! Jeder dieser Beispiele hat seine ureige­ Für dezentrale Aktionen ist das eine ne Motivation und die Form des "Wider­ hervorragende Begründung, nicht jedoch Diese uralte Volksweisheit hat ihre stands" ihre darin ·ruhende Berechti· für eine bundesweite Großdemo die Grundlage in vielen Geschehnissen der gung. überdies noch in ein weitgehend dezen­ Menschheitsgeschichte. Bezogen auf die Die besondere Gefahr der Atomkraft, trales Aktionskonzept eingebettet sein deutsche und bayerische Geschichte fin· von vielen Verantwortlichen in Staat soll. Der Zusammenhang mit den det man - angefangen von den Bauern· und Wirschaft sehr spät bzw. oft bis Kämpfen der Friedensbewegung bleibt kriegen über die erste bayerische Volks· jetzt nicht in ihrem vollem Ausmaß er­ künstlich und aufgesetzt. Truppen­ erhebung von 1705/1706, die in der kannt, ist für viele verantwortungsbe­ übungsplätze gibt es überall, aber nur ,,Sendlinger Mordweihnacht" endete, wußte Bürger in unserem land, in unse· der Kampf gegen die WAA mit ihren bis zum Naziregime 1933 bis 1945 - rer Heimat, Anlaß, sich in Bürgerinitiati• Optionen im Bereich der Plutoniums­ viele Beispiele und Formen des Wider· ven zum demokratischen, friedlichen wirtschaft, ihren Verbindungen z. B. stands. Widerstand zusammenzuschließen. 11 ln einer lebendigen, kraftvollen Demo­ deren Veranstaltungen. zu verzeichnen. Die Bürger, die sich da­ kratie ist es m. E. unerläßlich, in Form Gewalt und Unterdrückung des An­ für engagierten, setzten ihren Namen, von Bürgerinitiativen gegen "von oben dersdenkenden sind auf beiden Seiten ihren Ruf und oft auch ihre Gesundheit verordnete", aufgezwungene atomare strikt abzulehnen. Steine einerseits - und ihr Leben für die Allgemeinheit ein. Mammutprojekte, deren Sinn und Nut­ Gaseinsätze auf unbeteiligte Bürger, Rechtsstaat und Demokratie wären zen weltweit von Fachwissenschaftlern Gummigeschosse, ungerechtfertigte wohl auch bei uns noch eine Utopie, mehr als umstritten sind, vorzugehen. Hausdurchsuchungen, gesetzwidrige Ab­ hätte es diese Frauen und Männer nicht Die dabei entwickelten Formen und brüche von Widerstandsbauten - wie ge­ gegeben. Auswirkungen des legalen Widerstandes schehen - andererseits sind untaugliche Die von ihnen errungenen Güter gilt es können bzw. sollen und müssen sogar Mittel bei der Durchsetzung der ver­ zu bewahren und zu sichern. Die bisheri­ kreativ, umfassend und wirkungsvoll schiedenen Standpunkte und Meinun­ gen Erfahrungen um den Bau der WAA sein. Sie müssen aber in jedem Fall mit gen. haben uns gelehrt, wachsam zu sein und friedlichen Mitteln und absolut oewalt­ Verfassung und Grundsetz regeln und Anfängen zu wehren. Die Notwendig­ frei im Rahmen der gesetzlichen Voraus­ garantieren die Rechte und Pflichten keit führt uns zu den Mittel des legalen setzungen durchgezogen werden. von Staat und Bürgern. und friedlichen Widerstands, denn nur Im Falle " Wackersdorf" gibt es genü­ Staatsregierung und Bürgerinitiativen allzu leicht werden Demokratie und gend Beispiele dafür. Angefangen mit sind dem gleichermaßen in vollem Um­ Freiheit zum Spielball der Macht und den verschiedenen Kulturveranstaltun­ fang verpflichtet. Mächtigen. gen, Rockfestival, Dichterlesungen, bis Zu allen Zeiten waren neue Ideen, die hin zu den ökumenischen Andachten Durchsetzung von mehr Bürgerrechten am "Franziskus-Marterl" und vielen an- Hans Schuierer (Landrat)

...... Widerstand im Wackerland - Aktionstage 1987

Für ein offensives Aktionskonzept in der Oberpfalz

Der zur Zeit verbreitete Aufruf für eine Großdemo '87 in Wackersdorf mit Blockaden im Vorfeld (allerdings mit unterschiedlichen Aufrufern), war ein Vorschlag auf der BUKO in Nürnberg, den wir allerdings als politischen Rück• schritt empfinden. Warum - Wieso? Es gab im Gegensatz zu Hanau in Wackersdorf schon einige Großdemos. Insofern ist es nicht mehr an der Zeit, Äl_ v* der BAD-Bevölkerung aufzuzeigen, daß eine WAA gebaut wird. Es ist jetzt ange­ zeigt, den Alltag ..Großbaustelle WAA" zu durchbrechen, zu behindern. PROfiTIERT ... Nach den Massenaktionen im Frühjahr/ ~.."' Sommer 1986 wurde klar, daß zur Ver­ 00 hinderung der WAA der Widerstand in­ c: ..00 haltlich ausgedehnt werden muß: Auf SOLI

Welchen Charakter sollen Das Projekt von Großdemo und Großdemo und Blockaden haben? Warum Blockaden bedeutet eine länger angeleg· te bundesweite Informations- und Mobi· - Durch die Großdemo und Blockaden lisierungskampagne gegen den Versuch sollen verschiedene Personen des Wider· Wackersdorf? der Herrschenden, den nach wie vor an· stands und des Protests in einen inhaltli· haltenden Protest und Widerstand in der chen Zusammenhang gebracht werden, Die WAA in Weckersdorf istdasgefähr• Oberpfalz totzuschweigen, einzuschüch· um allen Spaltungsversuchen eine klare lichste und gleichzeitig umstrittenste tern und zu isolieren. Dabei sind alle lni· Absage zu erteilen. Die Blockaden und Atomprojekt in der BRD. Seit der tiativen aufgefordert, in ihren Orten ln· die Großdemo sind zwei gleichberechtig­ Standortentscheidung für die WAA Gor­ foveranstaltungen durchzuführen. Nur te Aktionsformen, für die es einen ge· leben im Februar 1977, seit genau zehn so kann die Kampagne intensiv genug meinsamen Aufruf gibt. Während den Jahren, wurde an über zehn Standorten geführt werden, um die inhaltlichen Blockaden können alle die Aktionsform die WAA von den Bürgerinitiativen we­ Grundlagen von Blockaden und Großde· wählen, die sie für richtig halten. Die gen ihres besonders großen radioaktiven mo einem breiten Spektrum zu vermit· Großdemo findet zum Abschluß der Gefährdungspotentials verhindert. teln. Blockaden statt, die Blockaden werden Heute haben sich alle energiepolitischen Gegen die derzeitige Ausgrenzungs· vorher beendet. Vorwände für die Errichtung dieser An­ und Kriminalisierungspolitik halten wir - Wir machen uns keine Illusionen: lage erledigt und der alte Traum von der daran fest, daß unser Widerstand gegen Schon eine Großdemo gegen die WAA deutschen Atomwaffenmacht ist als zen­ die WAA sich nicht auf Demonstratio· ist mittlerweile in der Oberpfalz kein trales Motiv für die Durchsetzung der nen und Erklärungen beschränken darf. Spaziergang sondern eine Machtprobe. Plutoniumfabrik übriggeblieben. Die WAA wird nicht nur hinter dem Wir betrachten deshalb den Aufbau Bei keinem anderen Atomprojekt ist Bauzaun gebaut, sondern in Konzernen eines strömungs· und bewegungsüber· die Position der Bundesregierung und und Zulieferarfirmen in der ganzen BRD greifenden Bündnisses als die entschei· der bayerischen Staatsregierung stärker projektiert und teilgefertigt. Mit vielfäl· dende Voraussetzung für die geplanten isoliert als bei der WAA. Kein Projekt tigen Blockadeaktionen wollen wir die Aktionen. Es kommt darauf an, die Er· eignet sich besser, um die internationa­ Entschlossenheit unseres Anliegensdeut· fahrungen zur Durchsetzung der Nürn· len Proteste gegen den Bonner Atom­ lieh machen und in die Infrastruktur für berger Anti·AKW·Bundeskonferenz und kurs mit dem Widerstand der Anti· die WAA in der Oberpfalz eingreifen. das Bündnis der Hanau·Demonstration zu berücksichtigen. Die politische AKW-Bewegung sowie der Friedensbe­ Es reicht nicht aus, sich dem Kun der wegung an einem Ort und zu einem Grundlage des Hanau·Bündnisses läßt Hemchenden lediglich verbal oder ver· sich folgendermaßen zusammenfassen: Zeitpunkt zusammenzubringen. einzelt entgegenzusetzen! Gerade jetzt - Eigenständigkelt der BI-Bewegung geht es darum, den ör11ichen Widentand statt parlamentarischer Illusion Warum durch praktiac;h demONtriel18 massen· - Ablehnung staatlicher Spaltungsver· hafta Solidarität zu ermutigen und zu Großdemonstration suche, Kampf gegen Kriminalisierung untentützenl - Einheit in der Aktion auf Grundlage und verbindlicher Vereinbarungen - Massenmobilisierung mit dem ge­ Blockade? meinsamen Ziel, die politische Basis für den Antl·AKW·Widerstand zu ver· Kaum ein anderes Großprojekt hat so breitern. einen massiven und anhaltenden Wider­ BiWAK, Regemburg stand in der regionalen Bevölkerung her­ vorgerufen wie die WAA Wackersdorf. Trotzdem ist der Kreis der Aktivistinnen und Aktivisten in der Oberpfalz relativ klein geblieben. Viele Menschen haben noch nicht den Schritt gemacht, den Kampf um ihre Interessen auch mitzuor­ ganisieren. Es ist nötig, daß für die orga­ nisatorische und inhaltliche Vorberei­ tung der Blockaden und der Großdemo genügend Zeit zur Verfügung steht. Da· her scheidet auch das Frühjahr als Ter· min aus der Sicht der Oberpfälzer Bis aus. Auch für spätere Termine wird eine eine starke Unterstützung durch andere Initiativen gebraucht. Es ist eine verstärkte inhaltliche Arbeit über die Bedeutung der WAA (z. B. mili· tärische Nutzung, Polizeistaat, ... ) in der Oberpfalz nötig, etwa in den Städtepart• nerschaften oder durch lnformationsver­ anstaltungen. Dadurch sollten die Ver­ bindungen der WAA zum gesamt(atom)­ wirtschattlichen Komplex in der BRD besser herausgearbeitet und öffentlich gemacht werden. Die Städtepartner• schaften sind zudem die Voraussetzung dafür, daß sich Auswärtige und Ober­ pfälzer besser kennenlernen und sich ge· genseitig unterstützen.

14 KWU- Kampagne

Die Arbeitsgruppe ,.KWU und andere Nuklearfirmen" setzte sich aus verschie­ denen Anti-AKW-Initlativen, die kon­ kret an der Thematik " KWU und andere Atomfirmen" arbeiten, zusammen. Um bereits gelaufene, regionale Öffentlich­ keitsarbeit, Aktionen (KWU-Spaziergang in Erlangen, KWU-Beobachtungswoche in Berlin) zu koordinieren, zu konkreti­ sieren und vor allem zu verbreitern, soll die KWU-Kampagne jetzt bundesweit entwickelt werden. Ein Bestandteil sol­ len bundesweite dezentrale Aktionstage an den Standorten mit vielfältigem Un­ terstützerspektrum sein. Die KWU steht hier exemplarisch für alle Atomfirmen. Die weitere Koordination hierfür fin­ det auf einem bundesweiten Treffen Mitte März in Berlin statt.

Warum die KWU als wichtiger Angriffs­ und Ansatzpunkt unseres Widerstands?

- Die KWU ist der Generalunterneh· Der Widerstand gegen Atomprojekte mer für den Bau der WAA in Wackers­ darf nicht nur vor Ort (Wackersdorf, dorf. Der Bau dieser Anlage soll die bun­ Stillegungs - Atomplätze) stattfinden, sondern muß desdeutsche Atombombenproduktion verstärkt in die Produktionsstätten, an ermöglichen. Die WAA in Wackersdorf die Wurzeln Übels getragen werden. hat einen Namen in Berlin, Erlangen, Eine davon ist die KWU, als die zentrale Mühtheim und Offenbach: KWU II 111 kampagne Koordinierungsinstanz des bundesdeut­ - Die konkrete Atomproduktion der schen Atomprogramms. ( ... ) KWU ist das Schaufenster dafür, inwie­ weit das Gerede vom Ausstieg aus der Breiten Raum nahm der Erfahrungs­ Wir sehen innerhalb einer Kampagne Atomenergie Substanz hat oder nicht. austausch ein, was an den verschiedenen gegen den KWU-Siemens-Konzern ver­ Fragen wir z. B. Sozialdemokraten, Ge­ Standorten gelaufen ist, was in Zukunft schiedene inhaltliche Ansatzpunkte für werkschaften u. a., was deren Ausstiegs­ möglich erscheint und was nicht. Einige Auseinandersetzungen: beschlüsse mit einer sofortigen Beendi­ wollten spezielle Argumente genauer - Die bundesdeutsche Entwicklung gung der KWU-Atomproduktion zu tun diskutieren, die ihnen in der jetzigen der Atompolitik nach Tschernobyl haben. Ausstieg muß nicht nur die so­ Auseinandersetzung wichtig erschienen zeigt, daß die Herrschenden in diesem fortige Stillegung aller Atomanlagen, (warum Atomenergie überflüssig ist, was Land bereit sind, das Atomprogramm sondern auch "Stop der KWU-Atompro­ es für Alternativen gibt, usw.). Andere weiter auf unsere Kosten und ihre Profi­ duktion" heißen. verwiesen auf die vielfältige Fachlitera­ te durchzuziehen. Dafür steht die KWU. tur und wollten mehr darüber diskutie­ - Die KWU ist ein zugespitztes Beispiel Es geht in dem Kampagnenaufruf dar­ ren, wie wir die Stillegung durchsetzen. dafür, wie die Arbeit von rund 14 000 um, die Widersprüche des Atomstaates Es wurde festgestellt, daß es bisherige Menschen gegen deren und die Interes­ nicht nur an den Projekten zu verdeutli· Praxis in der Anti-AKW-Bewegung war sen der Bevölkerung organisiert wird. chen, sondern eine Auseinandersetzung und ist, eine geplante Atomanlage so­ Wir sind bei der KWU vor die Frage ge­ mit der alltäglichen Produktion der lange anzugreifen, wie ein Bauzaun exi­ stellt, wie wir die Arbeit für die Atom­ Atomfirmen zu führen. stiert und sobald die Anlage in Betrieb produktion stoppen können. ln einem gemeinsamen Diskussionspro· genommen wird, sich dem nächsten - Die KWU exportiert Anlagen, zum zeß von Friedens-, Dritte-Welt-, Anti· Bauzaun zuzuwenden. Andererseits gibt Teil unter Umgehung des Atomwaffen· AKW- und revolutionären Gruppen müs­ es Äußerungen seitens der Atomlobby, sperrvertrages in die 3. Welt (Brasilien sen die Kapitalverflechtungen, Arbeits­ daß sie nicht weiter ausbauen und nur und Argentinien). Ihre Profite erwirt­ bedingungen/ Arbeitsplatzfrage, imperia­ noch ihren Bestand sichern will. Die sog. schaftet sie gemeinsam mit Militärdikta· listische Exportgeschäfte und das militär• "neue Bewegung" ist in dieser Hinsicht turen auf Kosten der Lebensbedingun­ technische Interesse bei der Durchfüh• - ohne sich dessen explizit bewußt zu gen der dort lebenden Menschen. Der rung des bundesdeutschen Atompro­ sein - radikaler, da einen Schritt weiter: Name KWU steht für Hunger, Elend, gramms zu einer offensiven Kampagne Sie hat als natürliches, weil logisch-kon­ Ausbeutung und Unterdrückung in die­ gegen die Atomfirmen zusammeAkom­ sequentes Ziel, die Stillegung der laufen­ sen Ländern. men. den Atomanlagen. 16 Das heißt. insbesondere für die "alte Bewegung'': Dezentrale Widerstandstage 1. Kämpfen wir gegen die Schere im ei­ genen Kopf, die uns die laufenden Atomanlagen akzeptieren läßt und ha­ ben den Mut, die Stillegong aller Atom· anlagen durchsetzen zu wollen. Im Sommer 1986 wurde ein Konzept zen" wird es möglich sein, Erfahrungen 2. Dieser Zieländerung (besser: Zieler­ erstellt, welches vorsieht, daß an jedem auszutauschen, Fehler zu vermeiden, weiterung) müssen natürlich Taten fol­ ersten Samstag im Monat bundesweit Ideen auszutauschen und dadurch eine gen. Dazu macht die AG folgenden Vor­ und dezentral Widerstandstage gegen die größere Vielfalt in den Aktionsformen schlag: Atomindustrie bzw. gegen den Atom­ zu erreichen. Wir sehen in dem Wider­ Jedes bundesdeutsche AKW wird jedes staat durchgeführt werden. Grundlegend standstag ein entscheidendes Mittel der Jahr zum fälligen Brennelementwechsel für dieses Konzept ist der Gedanke, daß vielfältigen Initiativen, das Atompro­ für ca. 4 Wochen abgestellt. ln dieser verschiedene Aktionsmöglichkeiten gramm zu kippen. Das Konzept kann Zeit werden ca. 1 400 Arbeiter (meist gleichberechtigt nebeneinander stehen, unter anderem dem bekannten ,,Ab­ Leiharbeiter) zum AKW gekarrt. Insge­ und daß damit der Breite der Anti­ schlaffen" der Bewegung nach Großak· samt herrscht rege Betriebsamkeit, die AKW-Bewegung Rechnung getragen tionen entgegenwirken und eine Hilfe­ sich zu Aktionen unsererseits nahezu wird. Um den Spaltungsversuchen von stellung dazu leisten, mehr Kontinuität aufdrängt. Für das AKW Stade gibt es außen und innen entgegen zu wirken, in den Widerstand zu bringen. Die Fi· bereits einen konkreten Vorschlag, der gibt es keine Distanzierung. Entschei· xierung auf die Standorte Wackersdorf, quasi als Probelauf für derartige Aktio­ dend dabei ist, daß die Gruppen, Initia­ Gorleben etc. reicht nicht aus, in den nen angesehen werden kann. Ziel soll es tiven und Personen bereit sind, auf ihre Städten eine politische Handlungsper­ sein, daß die Bis die Zeit des Brennele­ jeweilige Art zu zeigen, daß sie das Trei­ spektive zu entwickeln. Im Gegenteil, mentwechsels herausbekommen (nicht ben der Atommafia nicht mehr länger die Diskussion um Großdemos (Herbst: so einfach; geschickt nachfragen, z. B. untätig hinnehmen wollen. (... ) WAA) weckt in vielen Köpfen die lllu· als Leiharbeiter bei einer Leihfirma) und Das heißt nicht, daß sich mensch nicht sion, dort weiter zu machen, wo die eine ähnliche Kampagne planen und mit mit den gelaufenen Aktionen auseinan· Anti-AKW-Bewegung vor zehn Jahren bundesweiter Unterstützung durchfüh• dersetzen soll. Im Gegenteil: erst durch stehengeblieben ist. Die Orientierung an ren. das "Sich·Miteinander-Auseinanderset- Wackersdorf/Hanau als dem Zentrum des Widerstands vernachlässigt die Ent· wicklung einer politischen Kraft, einer radikalen Bewegung an den Orten, an denen mensch lebt und arbeitet. Einen Ausweg sehen wir darin, daß die Dezentralisierung des Widerstands nicht länger Anspruch bleibt. sondern Reali· tät, Praxis wird. Eine Perspektive Ist die Entwicklung einer radikalen Kraft in den Städten und auf dem Land, die po­ litische Handlungsperspektiven ent· wickelt, die sich nicht festlegen lassen auf "nur" Aufkfärung einerseits und mi· litanten Aktionen andererseits. Weiter· hin sehen wir in dem bundeswei~ de­ zentralen Widerstandstag die Möglich· keit, regional Strukturen aufzubauen und/oder zu verfestigen. Diese Struktu· renermöglichen eine bessere inhalttiche Auseinandersetzung und eine Einbezle· hung scheinbar anderer Themen, die aber genauer beleuchtet, eng mit der Atomkraft zusammenhängen: - der internationale Aspekt der Atom­ teChnologie (Uranabbau, Atombomben· produktion, allgemeine Kriegsproduk· tion, die Ausbeutung und Unterdrük· kung der Dritten Welt durch imperiali· stische Mächte} - der Überwachungs- und Atomstaat (Volkszählung, maschinenlesbarer Perso­ nalausweis) - die Zerstörung in den Städten - der Bau von Schnellstraßen Geplante Aktionen am AKW Stade - die Verpestung der Luft und des Was· sers - Repression (Siche.rheitsgesetZe etc.}

2. und 3. April (Oo + Fr): Blockaden Tschernobyl-Tag bzw. -Woche: ln die­ Auf der Bundeskonferenz der Anti­ des AKWs (nicht nur symbolisch) ser Zeit sollten auch insbesondere Ak­ AKW-Bewegung im Januar 1987 in tionen an allen Standorten, besonders Nürnberg wurden in einem Arbeitskreis 11. April (Sa): "Jericho-Tag'': Demo, bei den laufenden Atomanlagen stattfin­ die bisherigen Erfahrungen mit dem de· Kundgebung und viel Musik (deshalb Je­ den. DM wird der Tatsache mehr ge­ zentralen Widerstandstag zusammenge­ richo), um die breite öffentliche Unter­ recht, daß ein weiteres Tschernobyl von tragen.(... ) stützung der Blockaden auszudrücken. jeder Atomanlage droht. AG·Stillegungskampagne (BUKO Nürnberg '87) Infoladen Offenb8Ch 18 Wir wollen es nicht zulassen, daß die Bewegung lieber "tote Helden" hat als Zur Diskussion mit Verletzten umzugehen. In diesem Zusammenhang kritisieren wir, daß Sabotageanleitungen verbreitet darität angebracht wären. Wir konnen werden, die zu unverantwortlicher Pfu­ Zum Unfall die möglicherweise entstandene Panik scherei anleiten, Gefahren im Zusam­ bei einer Strommastaktion mitempfinden, wenn Aktionen derartig menhang mit Hochspannung verharmlo­ daneben gehen. Aber wir müssen es ver­ sen und so tun, als wären Mastaktionen Dieser Text entstand aus der Betrof­ urteilen, wenn die Verantwortung abge­ nur Abendspaziergänge und nicht wohl fenheit über die Qual, die eine von uns geben wird, die einer Gruppe und jedem vorbereitete, genaue Gruppenaktionen noch lange Zeit zu ertragen hat. Uschi einzelnen zukommt, auf das Leben und nötig. schwebt weiterhin in Lebensgefahr. die Unversehrtheit der eigenen Leute Wir wenden uns also gegen ein politi· Der Text soll Kritik sein, die unbe· wie auch unbeteiligter Menschen zu ach­ sches Abenteurertum, das notwendigen dingt von uns selbst kommen muß. Die­ ten und sie zu schützen. Widerstand mit Feierabendbeschäfti• se Kritik richtet sich nicht gegen Perso­ ln der Folgezeit haben wir erfahren, gung verwechselt. nen, sondern gegen Verhaltensweisen, daß einerseits Leute zur Tagesordnung Einer ernsthaft radikalen Politik muß die ihre Ursachen auch in zum Teil un­ übergehen, als wäre nichts passiert, was daran gelegen sein, wirksame Aktions· klaren Auseinandersetzungen unter uns einem Verdrängen und unter den Tisch formen im Rahmen eines sozialen Wi­ haben. Die Auseinandersetzungen über kehren gravierender Fehler gleich­ derstands zu entwickeln. Gerade die Be­ die Ursachen werden wir führen. kommt. Andererseits werden Positionen wegung gegen die Startbahn hat gezeigt, Nach Berichten der Frankfurter Rund­ geäußert, daß halt im Kampf "Opfer" in daß die Stärke des Widerstandes sich aus schau (FR) wurde im August 1985 ge· Kauf genommen werden müßten. dem Zusammenwirken der verschieden­ gen 3 Uhr eine Startbahngegnerin mit Seide Haltungen sind erschreckend sten Aktionsformen ergibt. lebensgefährlichen Verbrennungen an und werden uns nur zurückwerfen - die Ein/e Startbahngegner/in das Haus einer Familie gebracht, die oberflächliche, die militaristische. ebenfalls als Startbahngegner bekannt ist. Bei einem in der gleichen Nacht um­ gesägten Hochspannungsmasten wurden Spuren gefunden, die nach Ansicht der Kripo darauf hindeuten, daß sich die Startbahngegerin in der Nähe des umge­ sägten Mastes befunden hat. Nach An· sieht der Kripo rühren die Verletzungen der Frau von einem Lichtbogen her, der in Zusammenhang mit dem Umstürzen des Mastes aufgetreten ist. Über 70 Minuten sind vergangen zwi· sehen dem Lichtbogen (Kurzschluß) und dem Zeitpunkt, zu dem die Schwer­ verletzte an das Haus der Familie ge­ bracht wurde. Nach ml!dizinischen Ge­ sichtspunkten hätte der Tod eintreten können, weil ihr eine möglichst rasche Erst-Versorgung vorenthalten wurde.

Wenn wir annehmen, daß diese Zusam­ menhänge so stimmen, müssen wir er­ kennen: 1) daß die Gruppe sich nicht vorrangig um die medizinische Versorgung der Schwerstverletzten gekümmert, sondern die eigene Sicherheit (des Unerkannt­ bleibens) vorangestellt hat. Und das heißt, sich - egal für welchen Zeit­ raum - gegen das Leben eines Menschen zu entscheiden. 2) Wer die lebensgefährlich verletzte Frau nicht auf kürzestem Wege in ein Krankenhaus bringt, aber Umwege in Kauf nimmt, um die Frau bei Unbetei· ligten abzuladen, verringert nicht nur die Überlebenschancen cjer Frau. Damit werden die Unbeteiligten wissentlich be­ lastet, um selbst die Belastung loszuwer­ den. Dieses Verhalten ist gegen die Un­ beteiligten gerichtet, weil sie dann an dem zu tragen haben, wovor die anderen flüchten. Feige ist kein poJitischer Begriff. Des­ halb sei es so formuliert: 3) Wer so handelt, arbeitet denen zu, die die Unbeteiligten kriminalisieren wollen. Es ist leider so, daß es bei Aktio· nen Pfusch gibt. Wir kennen die Ober­ flächlichkeit im Umgang mit Menschen und Technik, wo Genauigkeit und Soli- 17 Tschernobyl

Fast möchte man es glauben, denn am nicht, wenn man sie verdünnt und erst Praktische Wege 26. April nähert sich der erste Jahrestag recht nicht, wenn man sie, wie der Um· sind nicht jedermanns/frau Sache vom Reaktorunglück in Tschernobyl. ln weltminister Dick, ißt. Warum wir Bec· deutschen Landen scheint wieder alles querels messen, ist demnach eigentlich Dieser praktische Lösungsweg erregt ruhig, trotz damaliger fast panikartiger einfach: Wir wollen wissen, was wir es· Widerspruch : Stimmung (Hamsterkäufe). sen und wie wir Spitzenbelastungen ver· - Halt, halt, die Lösung ist zu einfach, Bis auf gelegentliche Meldungen über meiden können. zu unpolitisch, tönen die Linken; Nahrungsmittel, die nach obriger Mei­ nung nun wieder fast alle bedenkenlos verzehrt werden können, wer etwas an· deres behauptet, bekommt Panikmache vorgeworfen, oder muß sich dem mär· tyrerhaften Verhalten des Umweltmini· sters Dick beugen. Ansonsten scheint das Thema für Presse und politische Par· teien nicht mehr viel herzugeben. Dabei hatte besonders die SPD damals auf mehreren Parteitagen ganz konkrete Ausstiegsbeschlüsse verfaßt. So wurden auf dem Landesparteitag der SPD in Bayern nach dem Unfall folgende For­ derungen gestellt: Alle im Bau befindli· chen AKWs sollten nicht mehr weiter gebaut werden, keine Inbetriebnahme des Schnellen Brüter, Baustopp für die WAA (anfangen wollte man mit der Ab­ schaltung von Ohu). Doch passiert ist seitdem nichts, eher das Gegenteil hat sich eingestellt: Schon zwei Monate spä• ter schienen bei einer Abstimmung im Bundestag die großen Beschlüsse verges· sen. Ein Antrag der Grünen für einen Baustopp der im Bau befindlichen Mei· ler Lingen und Brokdorf, die Genehmi· gung zu versagen, wurde von einem Großteil der Bundestagsfraktion der SPD nicht unterstützt, man gab sich lie· ber mit einem eigenen Antrag zufrieden, in dem nur eine nochmalige Überprü• fung der Sicherheitsmaßnahmen gefor· dert wurde. Die SPD hat seitdem nicht nur einmal ihre Chance vertan, etwas Konkretes für den Ausstieg zu tun. So ging auch der Hochreaktor Hammen· Uttrop mit Zustimmung der SPD ans Netz. Auch wenn es so scheint, daß sich seither nichts getan hat, betrifft das hauptsächlich die Politik. Trotz Vertuschungsaktionen der Politi· ker, deren Ziel es war, die Bevölkerung bewußt nicht zu informieren, wurden gerade dadurch viele Leute zumindest kritischer, auch sind gerade zu dieser Zeit nach Tschernobyl .eine Unmenge von neuen Gruppen entstanden. So hat· te sich auch das Umweltinstitut in Mün· chen gegründet, das folgende Informa · tionen herausgegeben hat. Ein Jahr nach Tschernobyl ''Die Kernspaltung hat alles Die Dinge, allen voran die Nahrungs· verändert, nur nicht die Art unseres mittel, sind durch den GAU von Tscher· nobyl radioaktiv verseucht. Aus diesem Denkens, und deswegen bewegen wir uns Zustand wollen viele heraus. Wir auch! aufeine Katastrophe ohnegleichen zu.'' Nur ist das nicht so einfach. Radioakti· vität läßt sich nicht vernichten, auch ALBERT EINSTEIN 18 schon Geschichte

- Panikmache, Verunsicherung, hört wissen, welche Schadstoffe enthalten nicht nur für einen Minister, sondern man aus dem rechten Lager; sind. Nur wenn sie das wissen, kann Wi­ auch für die Gegner der " Becquerelbe­ - überhaupt, wer sind denn "diese pri­ derspruch entstehen, der Druck auf die wegung''. Wir stören eine grenzübergrei• vaten Meßstationen"7 "Hier werden Politiker ausübt. Der ruhige Gang ist ge­ fende Koalition, die sich ihres gemein­ staatliche Monopole durchbrachen", so stört - man muß was tun. Hier gibt es samen Handeins möglicherweise gar die vereinigten Umweltminister; drei Möglichkeiten: nicht bewußt ist. - eine weitere Position ist, daß die Entens: Das Übel wird an der Wurzel Xaver Brenner "Becquerelbewegung'' eine Variante zur gepackt und die Kernkraft aus dem Ver­ 1) Das "Strahlenschutzvorsorgegesetz'' Vorbereitung auf den atomaren Ernst­ kehr gezogen. (StrVG) wurde von der CDU im Herbst fall sei und wir mithin das Programm Zweitens: Mit schönen Worten und in den Bundestag eingebracht und im der Katastrophenmedizin vorbereiten. wenig Taten wird das Problem kosme­ Dezember verabschiedet. Das Gesetz hat tisch verpackt und auf die lange Bank zwei Schwerpunkte: Wie sich hieraus zeigt, gibt es viele geschoben (die Wallmann-Lösung). a) Feststellung und Bewertung der Ra­ Möglichkeiten, mit der Strahlung fertig Drittens: Alles bleibt so, wie es ist. dioaktivität nach einem kerntechnischen zu werden: Aus ihr aussteigen, sie umge­ Kernenergie ist die sauberste Energie. So Unfall "oder einem anderen Ereignis" hen, sie verharmlosen oder gleich ganz wird das Problem ver- und gegessen (die (I nformationste iI); totschweigen. Alfred-Dick-Lösung). b) Bewertung und Festlegung von Wir sind auf das unmittelbare Bedürf• Die Wallmann-Lösung bedarf jedoch Grenzwerten und Dosiswerten (Bewer­ nis der Bevölkerung nach Information tungsteil). einiger "flankierender Maßnahmen": und Schutz vor verstrahlten Lebensmit­ Die erste liegt im lnformationsbereich. Dem Gesetz nach liegt es zukünftig teln eingegangen und sind deshalb ins So meint der Minister: Es habe nicht zu beim Umweltminister, welche Informa­ Schußfeld einer ganzen Reihe von Welt­ wenig, sondern zu viel Informationen tionen von staatlicher Seite an die Be­ anschauungen gekommen. gegeben. Den Ruf nach "Einheitlich­ völkerung gehen. Die Landesbehörden keit" haben die betroffenen Bürger je­ dürfen selbständig keine Meßwerte ver­ doch ganz anders gemeint, als Wallmann öffentlichen. Wie politisch ist die es meinte: Er verstand ihn als Ruf nach Die Festlegung der Grenzwerte liegt Becquerei-Zählerei? dem "Einen", der immer schon Amts gleichfalls beim Umweltminister. Durch wegen weiß, was richtig ist: Das staatli· Rechtsverordnung können "Dosiswerte Die Berliner tageszeitung (taz) zum che Monopol auf die Einheitlichkeit der und Kontaminationswerte" festgelegt Beispiel hat im Sommer ausführlich über Meßwerte in einem Gesetz. Nicht ohne werden. Noch gravierender wiegt die Tschernobyl und die Folgen berichtet, Grund haben wir also das Wallmann'sche Änderung der "Berechnungsverfahren". im Herbst aber die Berichterstattung "Strahlenschutzvorsorgegesetz". Es RA Geulen aus Berlin lehnt diese Rege­ über Meßwerte eingestellt. In einem Be­ schützt uns nicht vor den Strahlen Wo­ lungen ab, "weil sie zu einer erheblichen richt über "unabhängige Institute" vor es uns allerdings schützt, ist die In­ Erhöhung der Strahlenbelastung der Be­ (12. 12. 1986) war dann nur noch von formation über sie. völkerung führen würden und verfas­ der "Becquerelbewegung'' die Rede, Des Pudels wahrer Kern: Nur noch sungsrechtlich zweifelhaft" sind. (Gut­ ohne daß die politische Dimension der eine Stelle darf sagen (und das ist der achtenS. 2) Bewegung devtlich wurde. Uns scheint, Umweltminister in Bonn), wie und was dahinter steckt der alte Vorwurf, das sei Grenzwerte sind. Und was die Meßwerte unpolitisch und lenke die Betroffenheit betrifft: die einheitlichste Regelung ist Milch- nur auf Abstellgleise. So würde alles diejenige, keine Meßwerte durch staatli­ ein Geschenk der Natur? beim Alten bleiben, weil die Betroffe­ che Stellen herauszugeben. Und das ge­ nen nur noch Lebensmittel prüfen und schieht heute schon. "Liebe Eltern, es gibt eine Reihe guter die "große Politik" weiterhin machen Das Umweltinstitut München ist keine Gründe, W(IIUm Sie und Ihr Kind täglich kann, was sie will. Schlußfolgerung: Die staatliche Einrichtung und unterliegt da­ Milch trinken sollten." AKWs werden durch die Becquerelbe­ mit nicht diesem Gesetz. Wir messen wegung nicht abgeschaltet. und publizieren Becquerels. Damit stö• Das ist das Fazit einer Informations­ Wir meinen: Der Ausstieg aus der ren wir die Ruhe und sind unbeq1,.1em, schrift, die die centrale Marketingge- Kernenergie verträgt sich bestens mit dem Bedürfnis der Menschen zu überle• ben. Oberleben hängt nun bekannterma­ ßen mit Nahrungsmitteln zusammen. Die Schwierigkeit der Anti-Kernkr~ft­ Bewegung vor Tschernobyl bestand ja gerade darin, das sehr abstrakte Ge­ fahrenpotential der Kernenergie zu ver­ deutlichen. Jetzt ist die Gefahr sinnlich erfahrbar geworden. Die Menschen ha­ ben diese konkrete Erfahrung u. a. über die •. Lebensmittel" gemacht. Der Mensch ißt nicht jeden Mist

Die Menschen wollen Nahrungsmittel, die Lebensmittel sind. Dazu müssen sie 19 ------Ein Jahr nach Tschernobyl------sellschaft der deutschen Agrarwirtschaft m.b.H. (CMA) kürzlich an Bayerns Schulen verteilen ließ. Und Recht haben sie! Aber es gibt auch gute Gründe, be· sonders kritisch zu sein. Und das bezieht sich sowohl auf die Milch als auch auf diese sog. I nformationsschrift. Da die Öffentlichkeit beim Thema ,,SChadstoffe in Lebensmitteln" hochgradig sensibili­ siert sei, sehen sich die CMA-Leute ver­ pflichtet, "über den neuesten Stand der Dinge zu informieren". Das wäre durch· aus zu begrüßen und man würde dafür gerne darüber hinwegsehen, daß gemäß bayeräseher Schulordnung für Gymna· sien Druckschriften und Plakate in der Schulanlage an die Schüler nur verteilt werden dürfen, "wenn sie für die Erzie· hung und den Unterricht förderlich sind und keine kommerzielle oder politische Werbung enthalten.'' Doch was hier den Schülern mitgegeben wird, ist kommer­ richtet Eckhard Krüger vom Umweltin· allerseits üblich) jeweils auf Kilogramm zielle und politische Werbung zugleich stitut. "Zur Zeit gilt die Faustregel: je oder Liter. Milchproben aus dem Raum und für die Erziehung nur in soweit för• später das Haltbarkeitsdatum, desto bes· Augsburg wiesen 12, 24, 18, 30 Bq auf; derlich, als man dieses Faltblatt als Pa­ ser die Werte", rät er. Die derzeit unter­ aus dem Raum Berchtesgaden/Chiemgau radebeispiel für Manipulationen herneh· suchten Waren sind bis 1988 haltbar. 80, 83, 100, 90, 90, 90, 83 Bq; aus Nie­ men könnte. derbayern 53, 55, 60, 60 Bq. Folgende Schließlich und endlich befinden wir Angaben über "Milch-Drinks" beziehen uns im Jahre 1 nach Tschernobyl, und Das Umweltinstitut hat insgesamt elf Brote der Firmen "Müller", "Seidl", sich auf die Produkte einer Firma mit da wirkt es geradezu grotesk, wenn un­ mehreren Herstellungsorten, zunächst ter dem Punkt "Kontrolle der Milch" "Dr. Schnitzer" und "Barbara Rütting" darauf hingewiesen wird, daß nicht nur untersucht. Dabei stellte sich heraus, aus Berchtesgaden: Vanille-Milchtrunk die Kuh selbst auf Sauberkeit und Hy­ daß die Weizenvollkorn-Brote (2,3 8 90 Bq; Kakao-Milchtrunk 106 Bq; aus giene achtet, sondern auch die Futter· Bq) pro Kilo am wenigsten belastet wa· Oberbayern: H-Milch 62 Bq; Vanille­ mittel auf Reinheit und Verträglichkeit ren. Das gilbt auch für Soja-Brote. Un­ Milchtrunk 50 Bq; Kakao-Milchtrunk untersucht werden und schließlich die ter 14 Bq lagen sog. Vierkorn-Misch· 63 Bq. Aus dem Münchner Raum stam· Milch auf Bakterien kontrolliert wird. brote. Die höchste Belastung wiesen mende Milchprodukte: Speisequark 40 Von radioaktiver Belastung ist keine Re· Roggen- und Roggenschrot-Brote auf: % 44 Bq; Quark 20 % 36 Bq; Mager­ de. Statt dessen werden die Vitame, zwischen 36 und 59 Bq je Kilo. Hier quark 43 Bq; Joghurt 3,5% 36 Bq; Jog­ Nähr- und Mineralstoffe angepriesen, die weitere Meßwertergebnisse: Palmin· hurt aus entrahmter Milch 61 Bq; die Milch zweifelsfrei auch enthält. Fett 0 Bq; Sonnenblumenöl 0 Bq; Schlagrahm 38 Bq; Buttermilch 46 Bq. Doch wie sagte Klaus Bresser (SZ vom Balisto-Müsliriegel (alle Sorten) unter Buttermilch aus Aichach 11 bq. Fleisch­ 28.2./1.3.1987): "Die schlimmste Mani· 5 Bq; Kernmark-Sportnahrung (ein Ei­ proben vom Münchner Schlachthof: pulation sehe ich darin, daß lnformatio· weißkonzentrat) der Firma "Klopfer", Rind 270, 140, 20, 170 Bq; Schwein nen unterdrückt werden.'' lsmaning, 103 Bq; türkischer Tee 37, 10, 110 Bq; Lamm 26, 28 Bq. Türki· Wir haben im Umweltinstitut München 5260 Bq; Frischmilch aus der "stäh• sches Trockenobst: Feigen 30, 70 Bq; einige Proben der Münchner Schulmilch lernen Kuh" bei T engelmann hielt je­ Aprikosen 60 Bq. Verschiedene Gemüse• gemessen und dabei lagen die Radioakti· weils den garantierten Maximalwert von sorten aus Deutschland und Holland Ia· vitätswerte zwischen 40 bis 60 Bq/1 (die 15 Bq pro Liter ein oder lag darunter; gen jeweils unterhalb der Nach\Wisgren­ genauen Werte finden Sie in den Maßli• Äpfel aus Niederbayern (Ernte '86) 113 ze. sten dieses Heftes.) Bq; Orangen und Birnen (Spanien, USA) Ekkehard Müller-Jentsch Trotz dieser relativ hohen Belastung 0 Bq; "Koelln"-Schmelzflocken, Voll· kommt man auf dem CMA-"Informa· korn (haltbar bis Juni '88)) 4 Bq, Voll· (aus: Süddeutsche Zeitung, 25. März 1987) tionsblatt" zu dem Schluß: "Das korn-Haferflocken des gleichen Her­ Ergebnis all dieser Kontrollen und stellers (Juli '88) 1 Bq; Hühnerfleisch Die Stadt Nürnberg informiert: Untersuchungen ist eine in jeder Bezie· aus dem Allgäu (Schlachttag 7. März) hung einwandfreie Milch." 12 Bq; naturtrüber Apfelsaft aus Frei· Die Langzeitbelastung Unser Fazit ist: Vor Schulmilch sei sing 7 Bq; deutscher Frischkäse 33 Bq; durch Nahrungsmittel (derzeit) gewarnt. französischer Tortenbrie 2 Bq; Mousse de Berry (Frankreich) 4 Bq; Schnittkäse Möglicher Belastungspfad von Bedeu­ Radioaktivität - aus Tettau 1 Bq; "Fruchtzwerge" der tung ist derzeit nur noch die Aufnahme aktuelle Informationen Firma "Danone" 27 Bq; Vollmilchpul· der Strahlung durch Nahrungsmittel. ver (Haltbar bis Mai '87) von "Toepfer", Nachdem Jod 131 bereits abgeklungen Dietmannsried, 1 Bo. Das Umweltinsti· ist, Strontium und Plutonium nur in Wie vor einiger Zeit schon die "Mütter tut macht darauf aufmerksam: "Frisch­ gegen Atomkraft" kann nun nach neuen Spuren nachgewiesen werden konnten, käse aus Bayern erreicht momentan beziehen ,sich die folgenden Angaben Kontrollen auch das "Umweltinstitut Werte wie die Trinkmilch." München" der Fertignahrung für Babys auf die Summe von Cäsium 134 und in Bezug auf radioaktive Belastung gute 137. Sie beinhalten die wichtigsten Nah­ Zeugnisse schreiben. So wurde beispiels· Unter anderem für das Münchner rungsmittel )Und geben die Situation von weise die komplette Produktpalette der Kreisverwaltungsreferat hat das Institut in und um Nürnbergerzeugten Produk­ Firma "Humana" kontrolliert. Die Maß• für Strahlenhygiene (Bundesgesundheits· ten wieder. ergebnisse lagen zwischen 0 und 6 Bec­ amt) die Belastung von Lebensmitteln Frischgemüse querel pro Kilogramm Trockenmasse; in mit den Radionukliden Cäsium 134 und der Mehrzahl unter 2 Bq. Bei den ande­ 137 ermittelt. Die in Becquerel (Bq) an· ln allen ab Juni geernteten Frischge· ren Herstellern sähe es ähnlich aus, be· gegebenen Meßwerte beziehen sich (wie müsearten lag die Aktivitätskonzentra- 20 -----Ein Jahr nach Tschernobyl------

tion von Cäsium nahe der Nachweisgren­ Gleiches gilt für Eier und Schlachtgeflü• eher und tierischer Herkunft gerade ze, also unter 5 Bq/kg Frischmasse; ab gel. ln Wurstwaren sind die Cäsiumwerte noch nachweisbar bleiben werden. Le­ September konnte Cäsium praktisch je nach Wasser- bzw. Fettgehalt niedri­ diglich in Wildbeeren und Pilzen ist auch nicht mehr nachgewiesen werden. Dies ger als im schieren Muskelfleisch einzu- in den Folgejahren eine meßbare und ge­ gilt auch für die im Herbst geernteten schätzen. ln einheimischen Karpfen aus genüber den Vorjahren erhöhte Aktivi­ Lagergemüse. Von der Cäsiumaktivität Teichwirtschaften wurden höchstens 22 tätskonzentration zu erwarten. im Boden nehmen kurzlebige Frischge­ Bq/kg gefunden. Die Cäsiumwerte in Die aktuellen Meßwerte können über müse weniger als ein Prozent auf. Selbst Rehwild und Hasen entsprechen zur den Telefonansagedienst mit der Ruf­ bei Spitzenwerten von etwa 100 Bq/kg Zeit den Werten von Tschernobyl: 95 nummer (0911) 19 703 abgerufen wer­ in bearbeitetem Boden im Raum Mittel­ Prozent der Meßwerte liegen unter 20 den. Außerdem werden die Daten im franken wird in den Folgejahren weni­ Bq/kg. Rathaus Hauptmarkt 18, der Stadtbib­ ger als 1-2 Bq/kg Frischgemüse zu er­ Für alle Lebensmittel gilt also, daß in liothek Gewerbemuseumsplatz und im warten sein. den Folgejahren die Cäsiumwerte wegen Amt für öffentliche Ordnung, Innerer Getreide, Brot, der begrenzten Wurzelaufnahme aus Laufer Platz, ausgehängt. Teigwaren, Kartoffeln dem Boden in Lebensmitteln pflanzli-

Von der Ernte 1986 wurden in Weizen im Durchschnitt weniger als 10 Bq, bei Roggen 78 Bq pro kg trockenes Getrei­ de gemessen. Mehl enthält deutlich ge­ ringere Konzentrationen, selbst Voll­ kornbrot liegt durch höheren Wasser­ gehalt und weitere Backzutaten niedri­ ger. Höhere Aktivität wurde vereinzelt in Wintergerste gefunden, die also für Brot nicht verwendet wird. ln Kartoffeln lagen die Cäsiumwerte insgesamt unter 4 Bq/kg ungeschälter Knollen. ln den Folgejahren wird die Aktivitätskonzentration bei einer Auf------\~..:i~ nahme von 0,6-2 Prozent ebenfalls ge­ rade noch nachweisbar sein. Obst

ln Lagerobst wie Äpfeln und Birnen wurden im Durchschnitt 33 Bq/kg ge­ funden. ln Marmeladen und Gelee aus Beerenobst wurden um die Hälfte nie­ drigere Werte gemessen. Milch, Milchprodukte

Bei unveränderten Fütterungsgewohn• heiten wären im Winter 1986/87 im Durchschnitt Mittelfrankens etwa 40 Bq/kg in der Milch zu erwarten. Durch Umstellung der Ration sind Werte un­ ter 25 Bq/kg möglich und werden auch angestrebt. ln Höhe der Frischmilch fin­ Der ganz ,,normale" verbindet sich das wasserlösliche radio­ det sich Cäsium in Joghurt und Sahne, aktive Cäsium eher mit der Molke a·ls deutlich darunter liegen die Werte in Molkeweg mit dem Käse. Für eine noch stärkere Butter, Quark und Käse; in Kondens­ Anreicherung sorgt dann die Konzen­ milch, Milchpulver und Molkepulver rei­ trierung der Molke zu Molkepulver. Ver­ chert sich Cäsium durch Wasserentzug Das Verwirrspiel um die radioaktive arbeitet man z. B. Milch mit einem an. Insbesondere bei Herstellung von Molke aus Rosenheim war in den letzten Durchschnittswert von 60. Becquerel Baby- und Kindernahrung wird jedoch Wochen in aller Munde und dank der (bq) und gewinnt daraus Molkepulver, streng auf Verwendung geringbelasteter Wachsamkeit vieler Menschen konnte dann erhält man ein Produkt mit 900 bq Milch geachtet. ln den Folgejahren verhindert werden, daß zumindest ein Cäsium. Strahlendes Milchpulver wurde können in der Milch nach Schätzung Teil davon nicht zu dem wurde, wozu es in den vergangeneo Monaten nicht ent­ höchstens 1-2 Bq/kg erwartet werden. normalerweise verwendet wird: zu Be­ sorgt, sondern munter weiterverfüttert standteilen der menschlichen und tieri­ und verarbeitet, wie man an den hohen Fleisch, Wurstwaren, Eier, schen Nahrung. Wo geht die Molke hin? Meßwerten einiger Lebensmittel leicht Schlachtgeflügel, Fisch, Wild Wie schon in den letzten Umweltnach­ verfolgen kann. Die Molke müßte aus richten (Januar 1986) ausführlich darge­ dem Verkehr gezogen werden, aber wie­ Die Cäsiumkonzentration in Kuh­ stellt, ist die Molke ein Nebenprodukt viel einfacher ist es doch, die Menschen fleisch liegt etwa doppelt so hoch wie in bei der Käseherstellung. Zudem hat sie zum Endlager zu machen! der Milch. ln Frischfleisch von Mastrin­ die Eigenschaft, einen Großteil des nach dern und Mastschweinen wurden zur Tschernobyl in der Milch vorhandenen Von der in der Bundesrepublik anfal­ Zeit 15-20 Bq/kg gemessen. Begründet Cäsiums anzureichern. Das konzentrier­ lenden Süßmolke werden ca. 30 % in der ist dies durch die geringen bis sehr gerin­ te Molkepulver enthält rund 15 mal Tierfütterung eingesetzt, ca. 42 % wer­ gen Cäsiumwerte im Mastfutter, also mehr radioaktive Bestandteile als das den zu Molkepulver verarbeitet und 22 Mais, Futtergetreide, Kartoffeln oder Ausgangsprodukt Milch. Schon bei der % werden entzuckert, um Lactose i'mportierte Ergänzungsfuttermittel. Trennung in Käse und flüssige Molke (= Milchzucker) daraus zu gewinnen. Bei 21 ------Ein Jahr nach Tschernobyl------

der Entzuckerung kommt es zu einer sehen 4630 bq/kg (Probe 1) und 24650 der Stellungnahme des Ministeriums weiteren Anreicherung radioaktiver bq/kg (Probe 4) lagen. ln diesem Gut· heißt es wörtlich: Stoffe in der Restmolke. achten (vom 22. 10. 1986) geht Prof. Soeder davon aus, daß der Transfer von "Eine Aussage darüber, welche Strah­ 1) Molke ist ein wichtiger Grundstoff lendosis die Aufbringung von Klär• der Lebensmittelindustrie. Besonders Radioaktivität auf Grasland "für den er· sten Schnitt um den Faktor 85 über den schlamm auf Grünland tatsächlich zur der Einsatz von Molkeproteinen ge­ Abschätzungen aufgrund der allgemei· Folge hat, ist seiner (Prof. Soeders) winnt immer mehr an Bedeutung. Mol­ nen Transferfaktoren lag" (S. 9). Das Feststellung zufolge nicht vor Mai 1987 keproteine (Eiweiß) werden u. a. für Gutachten führt aus, daß durch Auf· möglich" Tatsächlich aber bezieht sich Kinder- und Babynahrung verwendet bringung des untersuchten Klärschlamms das Gutachten von Prof. Soeder in die­ (Magermilchpulver, Molkepulver und auf Ackerland eine Folgedosis von 47 ser Passage auf die Klärschlammverdün• Molkeprotein sind Hauptbestandteile mrem erwartet wird. Diese Dosis ent· nung. Für diesen Verdünnungstall ver· der adaptierten Babynahrung!), aber steht durch den Verzehr der Nahrungs· langt Prof. Soeder "gesicherte Erkennt· auch für Schlankheitskost (z. 8. Diät• mittel von solchen Böden. Durch die nisse", die erst im "Mai oder Juni 1987" suppen, Balaststoffkeks mit einem An· Düngung von Grasland entsteht eine Do· vorliegen. teil von 37 %, Molkepulver!), Sportler­ sis von 4000 mrem (4 rem!). Prof. Soe· Da es sich aber bei der Klärschlamm• nahrung, Puddings, Suppen, Soßen, der erklärt dazu: "Dies wäre eine zusätz• düngung im Allgäu nicht um die Auf­ Mayonnaisen, Wurst und Süßwaren. Bei liche Radioaktivität, die nun nicht mehr bringung verdünnten Klärschlamms han· Schlankheitskeksen wurden kürzlich als unbedenklich erscheint." (S. 9 des delte, gelten die Faktorberechnungen 100 bq/kg gemessen, eine andere Gutachtens) des Gutachtens für Kopfdüngung (Grün• Schlankheitsnahrung war mit 55 bq/kg landdüngung) ungeschmälert. Damit läßt verseucht. Ober die vom Kölner Kataly­ Das Bayerische Umweltministerium sich aus dem Gutachten weder die Unge· se-Institut festgestellten erhöhten Werte widerspricht: fährlichkeit der Aufbringung dieses ra­ in fast allen Babynahrungen (Milchpul· dioaktiven Klärschlamms herleiten, noch eine Begründung für die Einstel· ver und Brei) wurde in der Presse berich· Dieses Gutachten und unsere Presseer­ tet. lung des Verfahrens der Staatsanwalt· klärung vom 16. 1. 1987, auf der wir zu schaft Kempten ableiten. Aber auch die Molke, die nicht direkt den dort ermittelten Ergebnissen Stel· bei der Herstellung von Lebensmitteln Jung nahmen, veranlaßte das Staatsmini· Das Umweltinstitut sieht sich im Ge­ verwendet wird, findet ihren Weg wieder sterium für Umwelt am 23. 1. 1987 zu gensatz dazu in seiner bisherigen Auf· zu uns - nämlich über die Verfütterung einer Gegenerklärung. Das Bayerische fassung bestätigt. Derartig kontami· an Tiere. Kälber, Schweine" Lämmer Umweltministerium umgeht darin, wie nierter Klärschlamm konzentriert die und sogar Fische erhalten die strahlende zuvor schon die Oberstaatsanwaltschaft Radioaktivität aus den Kreisläufen der Nahrung. Die hohen radioaktiven Werte in Kempten, die oben zitierte, ent· Stadt·, Industrie- und Straßenkanalisa• im Fleisch sprechen für sich (ein scheidende Passage des Gutachtens von tion und dem landwirtschaftlichen Schwein trinkt ca. 3-4 I Flüssigmolke Prof. Soeder. ln seiner Erklärung geht Nutzflächenkreislauf. Wird dieses Ver· pro Tag!). Und es wird weiterhin in den das Ministerium nur auf die Stellungnah· fahren weiterhin praktiziert, dann sat· süddeutschen Molkereien täglich neue me zum Ackerboden ein, und übergeht telt man einmal konzentrierte Radio­ radioaktiv verseuchte Molke und Mol· die Frage der unverdünnten Aufbrin· aktivität nochmals auf bereits belastete kepulver produziert (jetzt in einer Mi· gung von Klärschlamm auf Grasland. ln Flächen auf. Als Grundsatz muß jedoch schung von angeblich unter 1850 bq/kg) und an die Lebensmittelindustrie und an Bauern verkauft. Die radioaktive Sela· stung der Milch wird andauern und viel· leicht noch zunehmen, da inzwischen immer mehr Bauern gezwungen sind, den hochkontaminierten 1. Schnitt zu verfüttern, weil sie weder Ersatzfutter noch Entschädigung angeboten beka· men. Wohl bekomm'sl Regina Bruder Klärschlamm ·Düngung: Ein zweites Tschernobyl für die Landwirtschaft?

Die Auseinandersetzung um den radio· aktiv verseuchten Klärschlamm geht in die entscheidende Runde. Einerseits sind sowohl dem Umweltministerium als auch der Öffentlichkeit die letzten Zweifel durch das Gutachten von Prof. Soeder genommen, andererseits quellen die Kläranlagen und Güllegruben im All· gäu und den anderen stark belastetaten Gegenden aber über. ln Kempten wurden die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, die durch den Sonthofener Juristen Thomas Walther ausgelöst wurden, eingestellt. Und dies, obwoh1 in allen von der Kernforschungs· anJage Jülich untersuchten Proben aus (9) Kläranlagen die Belastungswerte zwi· 22 ------Ein Jahr nach Tschernobyl------

gelten: Lebenskreisläufe dürfen nicht belastet werden. Deshalb darf Klär• schlamm weder auf Wiesen noch auf Äcker gebracht werden, deren Pflanzen Jede ~J\)l erzeugt sich in einem dem Grasland ähnlichen Wachstumszustand befinden. Dies be­ Strahlenschäden ! trifft die gesamte Wintersaat. Klärschlamm-Düngung von landwirt­ schaftlichen Flächen muß auf der Grund­ MiRaeltildete• lage des Jülicher Gutachtens sofort ver­ boten werden! ltinder• kaaa Dleaaad Auch wenn viele meinen, das Thema •elar heJiea. "Tschernobyl" sei schon längst verges­ sen, gibt es dennoch viele Gruppen, die seither entstanden sind und aus Angst Deshallt NEIN ZIU WAA und Besorgnis sehr aktiv wurden: ... I - ,,Mütter gegen Atomkraft" (Nürn- berg, Fürth, Ziegelstein, Regemburg): c/o Veronika Höller Schildgaae 18 • 20 8500 Nümberg 1 Tel. (0911) 23 24 36

oder

c/o Eva Kyew*i Ortstr. 7 8411 Riegling Tel. (0941) 35 192 ,,Mütter gegen Atomkraft'ß Anti-AKW-Aktionskreis bei Triumph-Adler: Aus Betroffenheit wird Widerstand'ß c/o Reaktion wie Aggressivität, "die Wände Lothar Bunk "Mitter gegen Atomkraft" hochgehen", Angst empfinden, nicht die Schwabacher Str. 70 normalste Reaktion überhaupt auf diese 8500 Nümberg 70 Ich brauche kein Kind, um politisch menschengemachte und einkalkulierte Tel. (0911) 61 90 32 aktiv zu werden!" Eine häufige Reak­ Katastrophe? tion, besonders von Frauen aus der Zielsetzung: ln der Firma/im Betrieb Frauenbewegung. Wenn ich Männern ge· Ein Jahr nach Tschernobyl hat sich Bewußtsein schaffen, mobilisieren und genüber erwähne, daß ich in dieser lni· nichts relativiert. Frühling, Knospen, die Diskussion in der Gewerkschaft vor­ tiative politisch aktiv bin, dann wieder werdendes Leben, Erde, Natur - ver· antreiben. I nformatiomveranstaltungen der Anspruch: "Ach, die Mütterlei Na, seuchte Lebensmittel, Tod und Mißge· organisieren, Infos in der Firma vertei­ zeigt mal, was ihr könnt!" burten bei Tier und Mensch (was natür· len, Filme zeigen und mit Leuten aus Bis vor kurzem machten mich diese lieh wissenschaftlich nicht erklärt wer· der Firma nach Wackendorf fahren, das Argumente noch sehr nachdenklich und den darf), Vorenthaltung unseres lnfor­ sind die Aktivitäten, die Leute aus dem ich stellte mir die Frage: Haben wir mationsrechtes, Verharmlosungen, eine Triumph-Adler-Arbeitskreis durchge­ durch diese Namensgebung nicht Frauen ganz neue Dimension der Gewalt gegen führt haben. und Männer ausgeschlossen, die keine die Angst der eigenen Bürger und die Er· Kinder haben oder Väter sind. Mittler­ kenntnis, daß wir Menschen durch die - Eltern-Kind-Gruppe weile macht mich diese Reaktion wü• Kernenergie nicht nur unsere Gesund· c/o tend, denn es wird mir bewußt, mit wie heit einbüßen, sondern auch unsere Anita Koller vielen Klischees und Vorurteilen die Sprache und unser Recht auf Selbstbe­ Tel. (0911) 20 90 72 Rolle "Mutter" behaftet ist. stimmung.

Arbeitskreis gegen die WAA des BN Selbstbestimmung - Demokratie - " Mütter gegen Atomkraft" Gleichberechtigung?! Slogans, die uns Im Anti-Atom-Forum sind vertreten: vernebeln, einlullen sollen und die zu - Umweltschutz-Verein Nürnber~Stadt Ja, für mich war es im ersten Moment einer Farce werden, wenn - wie nach - Recycling-Gruppe Fürth mein 4jähriger Sohn, der mich die Ka­ Tschernobyl -das Leben darin besteht - T A·Arbeitskreis, analog dazu der tastrophe von Tschernobyl als wirkliche (und das hat gerade das Zusammensein Soseh-Arbeitskreis Katastrophe erscheinen ließ. Es paßte al· mit Kindern in erschreckendem Maße - Müt1er gegen Atomkraft, Nbg./Fürth les zusammen: Frühling, Knospen, wer­ deutlich gemacht), die Kommunikation - Anti-NATO-Gruppe dendes Leben, Erde, Natur und das leb­ auf Verbote einzuschränken: "Faß das - BI gegen die WAA hafte Kind, das ich einsperren mußte in nicht an, zieh deine Schuhe aus, das RADI·AKTIV eine miefige Stadtwohnung, um es noch darfst du nicht essen, geh nicht ins Gras, Eltenrinitiative umweltkrankes Kind einigermaßen schützen zu können. Dem nein, nicht die Blumen berühren ... " - Die Grünen, KV Nümberg ich all das, was für mich eine Kraftquelle Die Natur, die wir so dringend zum Le­ ist, vorenthalten mußte, dessen Aggres· ben brauchen, wird wieder zum Feind. sivität ich durch meine hilflosen Erklä· Ein Leben wie in Kernkraftwerken : rungsversuche nur noch verstärkcte. Und Strahlenschutzanzüge, Isolation, Über· es kam mir der Gedanke: Ist diese seine wachung, unzählige Vorsichtsmaßnah· 23 ------Ein Jahr nach Tschernobyl------men und Kontrollen, Bespitzelung; der Wir Mütter nach Tschernobyl erken· len, die Widerstand leisten im kleinen Mensch als Risikofaktor der Technik. nen, daß wir benutzt werden, um die und im großen und merken, wie sehr Und die Frage: wie weit sind wir bereits jetzige Gesellschaft neu heranzuziehen; eines mit dem anderen verwoben ist - vom Rechtsstaat entfernt und wie nahe wir merken, daß durch politisches En· wir spüren, wie sich durch unser Öffent· dem Atomstaat. Viel zu vieles deutet gagement auch unsere tradierte Mutter· liehwerden auch unser Privatleben ver· auf diese Horrorvision hin. rolle "aufgeknackt" wird und wir spü· ändert. "Mütter gegen Atomkraft". ren, daß wir unsere eigene Ohnmacht Es war das Kind und meine eigene und Passivität an die Kinder weitergeben Viele Frauen fühlten sich in dem Mo· Menschenwürde, die ich bedroht sah, als würden. Wir Mütter, die nicht mehr ment, in dem sie ein Kind geboren hat· im Mai vergangeneo Jahres - die Strah· "mitmachen" wollen, da es um unsere ten, von der Frauenbewegung nicht Jung war am höchsten - nach den übli· eigene Lebensfreude geht, die wir den mehr angenommen. Gerade nach chen Warnungen, Verharmlosungen und Kindern nehmen oder geben können. Tschernobyl ist auch den Frauen, die Lügen das Gejammere der Politiker in Wir Mütter, die sensibel werden für die sich bis dahin aufgrund ihrer eigenen den Nachrichten übertragen wurde, daß vielen Formen von Unterdrückung und Geschichte, nicht der Frauenbewegung die Deutschen zu wenig Kinder hervor· Gewalt. Wir Mütter, die zu unserem zugehörig gefühlt haben, der radikal-fe· bringen. Mütter als Produktionsmaschi· Frausein stehen wollen und unsere eige· ministische Ansatz, nämlich das Be· nen für Bundeswehrnachwuchs und nen Kräfte spüren, indem wir das vorge· wußtsein, in welch patriarchalischer Ge· Steuerzahler! Ich erkannte, daß die von fertigte Mütterbild und die, die es uns sellschaft wir leben, augenscheinlich ge· Herrn Geißler angepriesene "neue Müt· aufdrängen, angreifen. Wir Frauen und worden. Gerade Frauen haben nach terlichkeit" schon längst "Mittäter· Mütter, die radikale Forderungen stel· Tschernobyl gespürt, daß die weiblichen schaft" ist: den versucht, während gesellschaftliche - die den Frauen zugesprochenen Ei· Mütter, die Kinder zu Ehrlichkeit, Ord· Zusammenhänge außeracht gelassen genschaften - notwendig sind, um unse­ nung, Fleiß und all den gesellschaftlich werden. Mütter, die " ihre Pflicht" zu re Gesellschaft von ihrem technokrati· "notwendigen" Tugenden erziehen, oh· tun haben (denn das tut " man" im Ar· sehen und wissenschafts-abergläubischen ne zu merken, wie sie selbst belogen beitsleben schließlich auch), ohne bitt· Weg abzubringen. So wie unser Bewußt· werden. Mütter, die bereit sind, in ihrem schön Dank oder ja Anerkennung dafür sein durch die Katastrophen des vergan· Streben nach Ordnung und Fleiß dann zu erwarten - und Mütter, die das auch genen Jahres feministisch-radikaler ge· auch noch die Schuldgefühle hinzuneh· wirklich in gewissenhafter Erfüllung worden ist, erwarten wir nun von allen men, die ihnen die männergemachte ihrer Rolle tun. Frauen, daß sie uns nicht mehr in Frau· Wissenschaft und Psychologie einzure· en mit und ohne Kindern wertend un· terteilen. Angesichts der derzeitigen Si· tuation ist es unumgänglich, daß wir uns gemeinsam bewegen, eine große Bewe· gung anstreben, die sich dem derzeitigen Irr· und Wahnsinn widersetzt, die von dem Glauben getragen ist: Wir wollen keine WAA, keine Atomkraftwerke, kei· ne Pershings, keine todbringenden Tech· nologien. Wir wollen uns unsere Formen von Widerstand nicht durch neue Geset· ze aufoktroyieren lassen. Wir wollen Freiheit und Menschlichkeit nicht länger dem Mehr an Gewinn und Konsum op­ fern. Wir müssen unser Leben in unsere eigenen Hände nehmen und dazu brau­ chen wir alle Frauen· und bereitwilligen Männerhände, um neue Formen zu fin· den, Leben zu bewahren.

Wir alle wollen leben und fordern alle Frauen und Männer auf, uns zu unter· stützen: durch phantasievolle Mitarbeit, durch lnformationsweitergabe, durch Spenden auf unser Konto Nr. 2916 93 • 855, A. Vohla-Wingerter (Sonderkonto •"" als "Mütter gegen Atomkraft"), Postgiro· amt Nürnberg (BLZ 760 100 85). A~ o rt f 2 hik , Laßt Euch in unsere Unterstützer• \) kartei aufnehmen! Massenhaft muß unser Druck wachsen!

Kommt zu unseren Bürozeiten (Mon· tagund Mittwoch von 15-17 Uhr) oder zu unserer Vollversammlung jeden Mon· tag 20-22 Uhr im Kulturladen Nord, Wurzelbauerstr. 35 (Rückgebäude). Kontaktadresse: Barbara Geier-Häckh Lange Gasse 8 8500 Nümberg 1 Tel. 55 1141 24 Demokratie made in Bayern Demonstrationen und Versammlungen verboten

Nach wie vor verfolgt die bayerische Staatsregierung das Ziel, alle Aktionen, Demonstrationen, Kundgebungen etc. rund um die WAA zu verbieten und die Oberpfalz zur demonstrations- und ver­ anstaltungsfreien Zone zu machen. Hier­ zu werden die im Grundgesetz veranker­ ten Rechte auf Versammlungs-, Demon­ strations- und Meinungsfreiheit ausge­ höhlt, umgebogen oder außer Kraft ge­ setzt und dies mit mehr als fadenscheini­ gen Begründungen. Im folgenden haben wir versucht. ein­ mal aufzuzeigen bzw. aufzulisten, wie in Bayern mit garantierten Grundrechten verfahren wird.

7. Juni 1986: Demo-Verbot am Bau- Gelände

Für den 7. Juni hatte das Landshuter Bürgerforum eine Demonstration am 20. Juli 1986: 26. -kali 1986: Rot-K reuz-Platz angemeldet. Das Land­ ratsamt Schwandorf verbot diese De­ Frauendemo gegen den Anti-WAAhnsinnsfestival monstration mit dem Hinweis auf die Ausschreitungen an Pfingsten, sowie einer erhöhten Waldbrandgefahr auf­ Willen des lnnenministe nur unter Auflagen geneh grund von Molotow-Cocktails. Ein Eil­ antrag beim Verwaltungsgericht in Re· migt gensburg mit dem Verweis auf das Brok­ riums dorf-Urteil des Bundesverfassungsge­ Der Burglengenfelder Stadtrat geneh­ richts (eine voraussichtlich friedlich ver­ Für den 20. Juli hatten die "Frauen ge­ migte mit knapper Mehrheit das Festi­ laufende Demonstration darf nicht ver­ gen die WAA" eine Kundgebung auf val. Diesen Beschluß jedoch setzte der boten werden, auch wenn zu erwarten dem Marktplatz in Weckersdorf mit Bürgermeister unter Druck des Innen­ ist, daß eine Minderheit der Demon­ einer anschließenden Demo zum Bau­ ministeriums außer Kraft und leitete die stranten sich friedlich verhält), brachte zaun beim Landratsamt Schwandorf an­ ganze Sache weiter an das Landratsamt lediglich eine Bestätigung des Verbots. gemeldet. Der Polizeiführungsstab im In­ Schwandorf. Landrat Schuierer hatte Als Begründung wurde angegeben, daß nenministerium erwirkte ein Verbot die­ zwar Weisung (von wem wohl?) erhal­ der Veranstalter den friedlichen Verlauf ser Veranstaltung mit der Begründung, ten, das Festival zu verbieten, er kam der Demonstration nicht gewährleisten daß Zusammenstöße mit militanten Die Veranstalter/innen versuchten mit kann. Ebenso entschied der bayerische Gruppen zu befürchten seien. Das Re­ einem Eilantrag bei Gericht den Stadt­ Verwaltungsgerichtshof. Daraufhin wur· gensburger Verwaltungsgericht hob die­ ratsbeschluß durchzusetzen. Derweil de das Bundesverfassungsgericht angeru­ ses Verbot mit der Begründung auf, daß startete das bayerische Innenministe­ fen, um eine einstweilige Verfügung ge­ von voraussichtlich 1 000 Demonstran­ rium eine unbeschreibliche Hetzkam­ gen das Verbot zu erlangen. Doch dieses tinnen keine kollektive Unfriedlichkeit pagne in der Presse, derzufolge von Ge­ fühlte sich außerstande, sich in so kurzer ausgehen könne. walttätern über Straßenterroristen bis zu Zeit (mittlerweile war es Samstag) einen Diese Begründung konnte und wollte Guerilleros zum Festival anreisen und Oberblick über die Sachlage zu verschaf­ der Freistaat jedoch nicht nachvollzie­ dieses für ihre Zwecke mißbrauchen fen. hen und wandte sich umgehend an den würden. Schließlich und endlich wurde Trotz der Aufrechterhaltung des De­ Bayerischen Verwaltungsgerichtshof. vom Verwaltungsgericht in Regensburg mo-Verbotes ließen sich 30 000 bis Dieser bestätigte die Aufhebung des das Festival zwar genehmigt, aber es 40 000 AKW- und WAA-Gegner/innen Verbots und die Kundgebung und die wurden erhebliche Auflagen verhängt: nicht davon abhalten, ihren Protest am Demo konnten stattfinden. 25 - es dürfen nicht mehr als 35 000 Be­ sucher/innen zugelassen werden 26. Oktober 1986: - Alkoholverbot auf dem Gelände 12. Oktober 1986: Klassikkonzert gegen die Busunternehmer dürfen keine Landtagswahl in Bayern Besucher/innen zum WAA-Gelände fahren. verboten WAA unerwünscht Das Festival selbst wurde von 6 000 Polizisten überwacht, die nahezu VValdspaz iergang Ein Klassikkonzert als Zeichen der So­ 70 000 Besucher/innen (von 100 000) lidarität mit dem Widerstand gegen die kontrollierten und durchsuchten. Au­ Eine angemeldete Kundgebung mit an­ WAA wurde in Regensburg zunächst ßerdem wurde der Einsatz von Gummi· schließendem Waldspaziergang wurde verboten bzw. den Veranstaltern/innen geschossen für dieses Wochenende frei­ verboten und mit Polizeigewalt aufge­ wurde der Mietvertrag für die Räumlich· gegeben. löst. keiten aufgekündigt. Begründung: Ein Formfehler im Mietvertrag. Das Konzert konnte dann zwar in anderen Räumen 4. Oktober 1986: stattfinden, doch wurde Luise Rinser München-Demo gegen 16./17. Oktober 1986: ein Auftrittsverbot erteilt. Atomanlagen und Polizei Blockadetage - Demo-Verbote und Ein 28. November 1986: staat verboten - Bayernweites Bu Ko- lediglich Kundgebung kesselung Verbot Am 27. 11 . 1986 verbot die Stadt Re· Die Stadt München verbot sowohl die Im Rahmen der Blockadetage waren in gensburg die Bundeskonferenz der Anti· Kundgebung als auch die anschließende Burglengenfeld zwei Kundgebungen mit AKW-Bewegung, die vom 28. 11. bis Demonstration. Als Begründung mußte anschließender Demonstration angemel­ 30. 11. 1986 in Regensburg stattfinden ein von der Stadt erwartetes Verkehrs· det worden. Das Landratsamt Schwan­ sollte. Das Verbot bezog sich auf alle chaos herhalten (Oktoberfest, Fußball• dorf verbot beide Demonstrationen, ge­ Bestandteile dieser Konferenz. Begrün· spiel, Modewoche, verkaufsoffener nehmigte aber die Kundgebungen, aller­ dungen für das Verbot waren Beiträge Samstag). Außerdem rechnete die Stadt dings nur mit Auflagen. Die erste Kund­ aus dem Konferenz-Reader; z. B. Wer­ München mit Gewaltaktionen. gebung konnte stattfinden, die zweite bung für Aufkleber (Oberpfälzer Säge­ Das Verwaltungsgericht München ver­ wurde unmittelbar vor Beginn verboten, fische gegen die WAA ; Aufruf zu bot schließlich die Demonstration, ge­ als Begründung wurden nicht eingehal­ Blockaden, z. B. in Stadel. nehmigte jedoch die Kundgebung mit tene Auflagen von der ersten Kundge­ Als weitere Begründung für das Verbot der Begründung, daß es auf dem Königs• bung herangezogen. der Buko wurde die zu erwartende Dul· platz leicht möglich sei, mit polizeili· Am 17. 10. wurde in Schwandorf eine dung beanstandeter Äußerungen ange­ chen Mitteln Ausschreitungen zu verhin­ Demonstration mit der Begründung ver­ führt: ,,Dabei geht die Stadt Regensburg dern. boten: Die Demo stelle eine Gefahr für nicht davon aus, daß alle Versammlungs· Diesbedeutete nichts anderes, als daß die die öffentliche Sicherheit dar. Eine teilnehmeroder auch nur eine Mehrheit Polizei aufgrund der örtlichen Gegeben­ Kundgebung konnte stattfinden, der der Teilnehmer die zu beanstandenden heiten jederzeit auf die in Polizeikreisen sich anschließende Spontan-Demo-Zug Ansichten bei der Bundeskonferenz äu• so beliebte Taktik des Einkesseins zu­ wird allerdings von starken Polizeikräf• ßern werden . . . Für die Bejahung der rückgreifen könne, an. ten gestoppt und eingekesselt. Es folgen Verbotsvoraussetzungen genügt es, daß 10 000 WAA·Gegner/innen ließen sich Verhaftungen, Knüppeleinsätze und Per­ zumindest die Duldung entsprechender jedoch nicht durch das riesige Polizei­ sonalienfeststellungen. A.'ußenmgen durch einzelne Versamm­ aufgebot (ca. 7 000) abschrecken und lungsteilnehmer mit an Sicherheit gren­ nahmen an der Kundgebung teil. zender Wahrscheinlichkeit zu erwarten ist. " (Aus der Verbotsbegründung der Stadt Regensburg) Das Verwaltungsgericht RegenSburg bestätigte das Verbot und fügte den obi· gen Begründungen noch eine weitere hinzu. Der Beitrag der Aktionsgruppe Kreis Steinburg im Konferenz-Reader (die Gruppe berichtete, daß einzelne Mitglieder angefangen hätten, Schrau­ ben von Strommasten zu lösen und sich zu ihrer Tat vor der Presse zu bekennen) erfülle den Tatbestand des § 111 (Auf· forderung zu Straftaten). Lediglich ein Fest am Samstagabend wurde erlaubt...... Als sich die angereisten Konferenzteil· 0 nehmer/innen zu einer Spontan-Demo -~ aufmachten, wurden sie von der Polizei ~ gestoppt und darüber aufgeklärt, daß dies eine Folgeveranstaltung der Buko !... sei und somit unter das Buko-Verbot ...,.,. falle. Bei dem Versuch, die Buko in er:::J Fronberg bei Schwandorf abzuhalten, ~ wurden die Teilnehmer/innen wieder ..0 ~ mit der geballten Staatsmacht konfron· tiert, die sie darüber informierte, daß 28 das Innenministerium die Konferenz in ganz Bayern verboten hat. Das Demon· strations- und Versammlungsrecht war in ganz Bayern außer Kraft gesetzt! Der Bundesfachschaftstagung der Bio­ logen, die in Regensdorf bei Regens· burg tagte, wurde kurzerhand der Miet· vertrag gekündigt, da sie Konferenzteil­ nehmerlinnen zu einem Arbeitskreis ein· geladen hatte. Die Begründung für die Kündigung lautete: Die Tagung findet in einem Jugendhaus statt, es nehmen aber auch Erwachsene daran teil. (Jeglicher Kommentar erübrigt sich!) Am Sonntag konnte dann doch noch ein Plenum (ca. 100 Leute) abgehalten werden. Auf diesem Plenum in Schwan­ dorf wurde der Beschluß gefällt, daß ...:3 diesem massiven Angriff auf die gesamte -..c: Struktur der Anti·AKW-Bewegung etwas ..~ entgegengesetzt werden muß: Die näch• "' ste Konferenz sollte wieder in Bayern ....."' stattfinden. (Und so geschah es dann 0.. z=.. auch.) u ...... "' >­ .Q.. -CJ"' 14. Dezember 1986: ö ~ Kundgebung und Wald "'- spaziergang verboten 24. Dezember 1986 bis bei der 1. Januar 1987: bung auf dem Wackersdorfer Marktplatz KWU in Erlangen am 26. 12. Generelles Verbot aller Diese Kundgebung wurde vom Land· ratsamt Schwandorf genehmigt, aller· dings mit neun sehr genau formulierten Auflagen, hier einige Beispiele: Die Stadt Erlangen verbietet eine Aktionen in Wackersdorf - "Oie Kundgebung 12. 1986 Kundgebung (mit anschließendem Wald· am 26. hat in der Zeit von bis Uhr aus­ spaziergang) in der Erlanger Innenstadt, 13 14 schließlich auf dem Marktplatz in der Verwaltungsgerichtshof bestätigt Wackersetort stattzufinden. dieses Verbot. Der städtische Rechts· Kurz vor Weihnachten erließ das Land· - Oie ständige Anwesenheit des VL und Öffentlichkeitsreferent D. Haber· ratsamt Schwandorf eine Allgemeinver­ oder seines Stellvertreters ist sicherzu­ meier, spricht selbst von einem Grenz· fügung, durch die nahezu alle geplanten stellen, wobei Änderungen in der Penon fall, d. h. eine andere offizielle Reaktion Aktionen an Weihnachten und Silvester des VL unverz(i9ich der Polizei mitzu· wäre auch möglich gewesen (Nürnberger verboten wurden. teilen sind ... Der VL oder sein Stellver­ Nachrichten, Erlanger 16. 12. 1986, Begründet wurde dieses Verbot u. a. treter haben 30 Minuten über das Ende Ausgabe). mit der ,,Sperrzonenregelung", die die der Veranstaltung hinaus der Polizei als Für ein Verbot habe die besondere La· Regierung der Oberpfalz am Ansprachpartner zur Verfügung zu 11:8· ge der KWU (Kraftwerksunion Sie­ 21 . 5. 1986 I verfügt hat. Derzufolge ist die Durchfüh­ hen. mens·Forschungszentrum) nämlich in rung öffentlicher Vergnügungen sowie - Es ist nicht zulässig, Tramparente an Waldnähe gesprochen, dadurch hätte das Aufstellen und Benutzen von Zelt· Kanthölzern mit einer Kantenlänge von eine unkontrollierbare Situation herr­ lagern aus Sicherheitsgründen untersagt. mehr als 3 x 5 m, an Rundhölzern mit schen können. ,.Dieser Umstand hat uns einem Durchmesser von mehr als 5 cm die Entscheidung förmlich aufgenötigt" Im Rahmen dieser Allgemeinverfügung (die in den Landratsämtern einzusehen oder an Metallstangen anzubringen. Höl· (NN, s. o.). Der Eindruck einer unkon· war und in der Tagespresse veröffent· zer dürfen eine Maximallänge von 2 m trollierbaren Situation genügt also voll­ licht wurde) wurde die Bevölkerung nicht überschreiten. kommen, um Demonstrations· und Ver­ noch einmal .,auf diejenigen gesetzli­ - Das Aufateigenlassen von Drachen sammlungsfreiheit für nichtig zu erklä· chen Vorschriften hingewiesen, die bis­ und Ballons ist verboten. ren. her bei Veranstaltungen im Umfeld der - Es ist unzulässig, daß der Veranstal· Um die "unkontrollierbare" Situation atomaren Wiederaufbereitungsanlage ter oder sein Anhang, der VL oder sein dann doch noch unter Kontrolle zu wenig beachtet wurden ... " (aus der All· Vertreter sowie die Redner Ansichten bringen, wurden ca. 2 000 Polizisten be· gemeinverfügung). Und jetzt kam eine vertreten oder Äußerungen dulden, die reits am Freitag zum Objektschutz im ellenlange Auflistung aller möglichen eine Straftat zum Gegenstand haben. Bereich der KWU abgestellt. Die sich, und unmöglichen Vergehen gegen das - Das Mitbringen von Kindem unter trotz Verbot, versammelnden Demon· Vi!rsammlungsgesetz. 12 Jahren zu der Kundgebung wird un· strantenlinnen (ca. 800) sahen sich wie· Ausgenommen aus dieser Allgemein· tersagt ..." (aus dem Bescheid des Land· der einmal einer gewaltigen Staatsmacht verfügung war lediglich eine ökomeni· ratsamtes). gegenüber, die sich nicht davor scheute, sehe Andacht am 24. Dezember am Begründung für diese Auflagen: ,,. .. ihre Knüppel zum Einsatz zu bringen. Franziskusmaterl sowie eine Kundge- Trotz einer sehr kritischen Gefahren· 27 prognose hat das Landra1samt davon ab­ zu berühren. Mit der vom Landra1Samt gesehen, die angemeldete Versammlung Schwandorf gegebenen Begründung, ein 17. Januar 1987: zu verbieten, erforderlich war aber, die unfriedlicher Verlauf der Demonstration BuKo in Nürnberg ver zu befürchtenden Sicherhei'ISStörungen könne nicht ausgeschlossen werden, und durch Auflagen zu verhindern ..." (s.o.). sei bei früheren gewalttätig verlaufenen boten- Als eine Ursache für die "kritische Ge­ Großdemonstrationen vorgekommen, fahrenprognose" benennt das Landrats­ daß Erwachsene Kleinkinder als Schutz· Genehmigt mit amt Professor Robert Jungk, der auf der scbilder gegen polizeiliche Einsätze miß· Auflagen- Kundgebung reden sollte. braucht hätten, wird denjenigen friedli­ "Hinzu kommt, daß bei der angemel­ chen Versammlungsteilnehmern mit verboten deten Kundgebung Professor Robert Kindern unter 12 Jahren die Chance Jungk als Redner auftreten wird. Gera­ einer Grundrech1sausübung von vorne· de Herr Professor Jungk hat anläßlich herein abgeschnitten, denen niemand einer Veranstaltung am 8. 11. 1986 in zur Verfügung steht, der, ohne selbst an Hanau zu Straftaten aufgerufen. Sinnge­ der Kundgebung teilnehmen zu wollen, mäß äußerte er damals ,Haup1sache Wi· während der Zeit der Kundgebung und (vgl. gesonderter Artikel) derstand, egal oder friedlich oder mili­ der An· und Abfahrmeit ihre Kinder tant' und ,macht kaputt, was Euch ka­ beaufsichtigt... " putt macht!' ..." (s. o.). " ... Die Erwägung, daß Gewalttäter in Als Begründung für das Verbot Kinder einer Masse mit vielen Kindern leichter unter 12 Jahren zu Kundgebung mitzu­ untertauchen können als in einer Masse Der bayerischen Landesregierung nehmen, führt das Landratsamt an: ,,. .. ohne Kinder, rechtfertigt die Auflage scheint jedes Mittel recht zu sein, um Aus früheren gewalttätig verlaufenen ebenfalls nicht ... Die für die Versamm· ganz Bayern zur demonstrationsfreien Großdemonstrationen sind Bilder be· lung zuständige Behörde ist nicht be· Zone zu machen. Seit nahezu einem kannt, wo verantwortungslose Erwach­ rechtigt, Auflagen gegenüber dem Nicht· Jahr werden entweder Demonstrationen sene Kinder, zum Teil Kleinkinder, als störer, der Kinder zur Versammlung und Veranstaltungen (die sich gegen Schutzschild gegen polizeiliche Einsätze mitbringen möchte, zu setzen, erst recht AKWs und WAA richten) mit haarsträu· mißbraucht haben" (s.o.). keine vorbeugenden ... " (aus dem Be· benden Begründungen verboten oder Die BI-Schwandorf legte beim Verwal· scheid des Verwaltungsgerichts Regens· mit Auflagen bedacht, die keinen ande· tungsgericht gegen diese Auflage Be· burg). ren Sinn ergeben, als daß die Bevölke· schwerde ein, der stattgegeben wurde. Die Landesanwaltschaft gab sich mit rung terrorisiert und schikaniert werden Hier Auszüge aus der Begründung vom diesem Bescheid nicht zufrieden und soll. Verwaltungsgericht in Regensburg: " ... wandte sich an das bayerische Ver· Um Österreichischen Atomkraft-Geg­ Die angefochtene Auflage ist geeignet, waltungsgericht: siehe Dokumentation. nern/innen die Möglichkeit zu nehmen, das Grundrecht der Versammlungsfrei· Dieser weist die Beschwerde aber zu­ ihren Widerstand gegen die WAA vor heit der Atomkraftgegner, die Kinder rück. Ort zu demonstrieren, schreckt die Lan· unter 12 Jahren haben, im Kernbereich desregierung selbst davor nicht zurück, Österreichischen Staatsbürgern die Ein· reise nach Bayern zu verbieten (so ge­ schehen am 28. 6. und 31. 12. 1986). Trotzalledem ließen sich viele Anti­ AKW-Gegner/innen weder abschrecken noch einschüchtern und nahmen ihr Grundrecht auf Demonstrations· und An das Versammlungsfreiheit wahr. Bayer.• Verwaltungsgericht So demonstrierten beispielsweise am 8400 Regensburg 7. Juni 40 000 in Wackersdorf, am

L 4. 10. demonstrierten 10 000 in Mün· chen und sehr viele Menschen beteilig· ten sich an den Weihnachtsaktionen in Wackersdorf. Auch die Buko in Nürn· Verwaltungastreit berg stellt einen bedeutenden Schritt in atomaren lii.eder Bache Sürgeriniti gen ERlaS von A;~J:;:::itungeaOJ.age •:;;:" 9::•n,. die Errichtung ei die Richtung dar, das bayerische Ver­ n .reiataat Bayern .:~r botskarussell zu durchbrechen. Anlagen: 1 Ceheft Abl.icht Vor diesem Hintergrund wäre eine ungen (bereite Gbergeben) massenhafte Beteiligung an den im Der Zulässige Antrag, die- . gegen den Bescheid d aufsch.tebende liirkun d Herbst in der Oberpfalz geplanten Ak­ insoweit wiederb ea Landrateamtes Schw d g ea Widerspru~ha tionen, insbesondere an einer Großde• ·12 Jahren zu d •;zustellen, a1a daa Hitb •; orr vom 19.12.1986 er undgebung u'ltereagt trir; ngen. von Kindern unter monstration, ein weiteres Signal der Oie Auflage t • iet unbegründet. Anti·AKW-Bewegung, sich das Recht en spricht de schränkt die Grundrechte 111 Grundsatz der VerhiUtnJ.a auf Widerstand nicht verbieten zu las· nicht unzulässig .ein de:r Heinunga .. und Versam lliOigkeit Und sen. wiegender. Rech.tag~t , weu. aie Zu• Schutz gl i lllungefreihait u er: erlaaea!' wurde. e ChtrerUger Oder Ober- Diese Verbote richten sich nicht nur ..... Die Ausü:un • • • gegen die Anti·AKW·Bewegung. Ver· durch Kinder oder d . g des Grundrechte d :Z:. wo leben und G er Eltern von Ki~dern fi er Meinungsfreiheit sammlungsverbete gab es in letzter Zeit f~:f fahrungen mit ;:;;:hei_t gefährdet Sind. Nac:d;t dort ihre" Grenze häufiger. So wurden in München eine ,-' daß die Kinder l Boten Gewalttätern llluß d . en bisherigen Er .. · Veranstaltung zur Situation von politi­ ._:· Schutzwaffe im ;i a Schutz:schild und damit ;m~t gerechnet ·werden, .!:.· dies bereite öft nne ~es lfereammlungageaet g eichaam als verbotene schen Gefangenen und eine Veranstal· solcher HiBbrauc:rk be~ Auaeinanderaetzunge:•; dienen sollen, Wie tung zum Libanon-Problem kurzerhand ann nur durch ein V er Fell war. tin erbot verhi d t verboten. Oie Landesanwalt h ~ e werden~ ac art bea t Auch im Zusammenhang mit der n .ragt, den Antrag abzuweisen. (( I Volkszählungsboykott-Bewegung gibt es eine Anweisung des Bayerischen Innen· ministeriums, keine öffentlichen Räume für solche Veranstaltungen zur Verfü· gung zu stellen. :: ...._ ~ :: :~ I 28 Die Kriminal isieru ngswelle rollt und roll

Mit dem Baubeginn der Wiederaufarbeitungsanlage in Wackersdorf hat die BRD einen weiteren Schritt in den ab­ soluten Atom- und Polizeistaat gemacht. Nachdem die Polizei mit enormen Mitteln personell und materiell aufgestockt wurde, begann der Kampf gegen alles und jeden, der/die sich gegen den Bau der WAA richtete. Oberharte Polizeieinsätze, Hausdurchsuchungen, Versammlungsverbote, lebensgefährliche CN-/CS-Gas-Einsätze, Massenverhaftungen usw. Es kam bisher zu weit über 4 000 Festnahmen seit Rodungsbeginn im Dezember 1985. Daraus ergingen laut Dr. Knittel, Pressesprecher des Bayerischen Justizministeriums, bis zum 7. 1. 1987 insgesamt 2 481 Strafverfahren, wovon bis dahin 1 093 Verfahren noch nicht erledigt waren. Seit Mitte April 1986 werden im Amtsgericht Schwandorf, inklusive der Nebenstellen Burglengenfeld und Nab­ burg drei bis vier Prozesse täglich verhandelt. Zur Zeit wird das Amtsgericht (AG) Schwandorf durch kostspielige Neubauten (1,2 Mio.) erweitert. Räume des Arbeitsgerichtes werden in das AG Schwandorf miteinverleibt. Es wurden sieben Richter zusätzlich für das Amtsgericht Schwandorf und zweieinhalb Richter für das Landge­ richt Amberg zur Bewältigung der WAA-Prozesse in die Oberpfalz versetzt. 13 neue Staatsanwälte kamen ebenfalls in die Region. Ihr Hauptaufgabengebiet sind auch nur die WAA-Verfahren. Zusätzlich wurden Justizwachtmeister, Sekretärinnen beim AG Schwandorf neu eingestellt.

Einschätzung dieser Prozesse------

Neben der massenhaften Abfertigung der sog. Hüttendorf-Prozesse laufen die AnklagenNerurteilungen von Pfingst· bzw. 7.-6.-Verfahren. Damit wollen sie jegliche Art von Widerstand, friedlichen Protest wie massive Aktionen durch Strafen brechen: - zielgruppengerechte Einschüchterung. Nicht zu übersehen ist dabei, daß das System der Ermittlungen und Verhand­ lungen nicht so perfekt ist, wie die Ju­ stiz bzw. ihre Hintermänner es gerne hätten oder darstellen. Es ist falsch zu sagen, es gibt keine Chance. Zum Widerstand gehört nicht nur, sich bei Aktionen zu beteiligen, sondern auch Widerstand vor der Justiz zu zei· gen. D.h. den Strafbefehl nicht zu zah­ len, das Verfahren nicht unter den ,Tep­ pich zu kehren' und dies dann still und heimlich durchzuziehen, sondern: damit in die Öffentlichkeit zu gehen, Flugis, Veranstaltungen zu machen, sich auf mehrere Verhandlungstage einzulassen und nicht den bequemen Weg zu gehen, alles möglichst schnell und einfach zu erledigen. Seit dem unser Widerstand gegen die Der Staat versucht u. a. mit der politi­ WAA begann, Geschlossenheit bzw. Ent· schen Justiz den Widerstand zu unter­ Zum Widerstand gehört genauso die schlossenheit und Stärke zu zeigen, rea­ drücken und zu brechen. Dabei sind Solidarität mit den Angeklagten. D. h. giert der Staat mit verschärfter und ge­ aberwitzige Konstruktionen der Staats· massenhafte Teilnahme an den Termi· zielter Repression. Dazu gehört auch die anwaltschaft und die präparierten Stel· nen. Die Aktionen ziehen wir gemein­ Linie, die die angeblich unabhängige Ju­ lungnahmen bzw. Zeugenaussagen der sam durch, also sind die Prozesse auch stiz bei den WAA-Verfahren zu Tage Polizeizeugen Grundlagen von Anklagen eine gemeinsame Sache; Sinn und legt. bzw. Verurteilungen. Zweck dieser Verfahren ist doch u. a. 29 die Vereinzelung der Widerstandler/­ innen. Dem gilt es entgegenzuwirken. Der/die Angeklagte sitzt stellvertretend für den Widerstand auf der Anklage­ bank. Es geht nicht darum, ob Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte geleistet wurde oder ob Steine geworfen wurden, sondern es geht dem Staat darum, den Widerstand zu brechen, Menschen ab­ zuhalten, Widerstand gegen menschen­ verachtende Machtpoliti ki-Projekte, insbesondere hier gegen die WAA zu leisten.

Das muß offengelegt und vor allem so begriffen werden. Die Verfahren richten sich von Seiten der Justiz gegen den/die einzelne/n, lassen wir nicht zu, daß ihre Strategie der Einschüchterung und der Abschreckung und der Vereinzelung greift I

~ Unbedingte Solidarität 0,... mit den Angeklagten! ~ ....:r Massenhafte Unterstützung 0• der Angeklagten! ... ,.""' -·::ll Wenn wir nicht mitmachen, er..., greift ihre Strategie nicht! .a.,.. --Worum geht es vorwiegend bei diesen Prozessen?-- Hauptsächlich verhandelt werden Ver­ Sie sich weiter links und rechts bei Ihren Die Betroffenen bekommen gleich eine fahren wie Nötigung, Widerstand gegen Nebenleuten eingehakt, sodaß es den Anklageschrift und die Termine werden Vollstreckungsbeamte. Beleidigung, Mit­ Polizeibeamten nur unter erheblichen vor einem Schöffengericht verhandelt. führen von gefährlichen Gegenständen, Kraftaufwand gelang, Sie aus der Reihe Schöffen werden eingesetzt, wenn, wie­ Sachbeschädigung, Eingriff in den Stra­ zu lösen. Dabei stemmten Sie sich mit derum laut Ermittlungen der Staatsan­ ßenverkehr, schwere und/oder gefährli• den Beinen gegen den Boden." (... ) waltschaft, eine Freiheitsstrafe über ei· che und/oder versuchte Körperverlet• Im Schnitt liegt die Höhe der Strafe nem Jahr zu erwarten ist. zung, versuchter oder schwerer Land­ bei 20 bis 30 Tagessätzen. Momentan Für diese Prozesse werden die Ankla· friedensbruch oder Verstoß gegen das liegt die Verurteilungsquote bei ca. 50 gen mittels abenteuerlichen Konstruk­ Versammlungsgesetz. %. Dies liegt daran, daß es doch mehr tionen und schon fast olympiareifen Diese Verfahren lassen sich im folgen­ Polizisten gibt, die das Spiel nicht mit· Leistungen, die hauptsächlich die Identi­ den charakterisieren: machen wollen, als zuerst angenommen fizierung betreffen, aufgrund der Wahr­ wurde. Aber dieses Aussageverhalten gilt nehmung der Polizeizeugen, zusammen­ 1. Nötigungs- und eigentlich nur für die Hüttendorf-Prozes­ gesetzt. Einen anderen Ausdruck als Widerstandstatbestände: se. Bei den härteren Anklagen sieht die ,zusammengezimmert' gibt's nicht da· Sache wieder anders aus. für. Zum allergrößten Teil laufen die.se Unter diese Sparte von Hüttendorf-Pro· So z. B. kann sich ein Polizeizeuge ge· Verfahren gegen Leute aus den beiden zessen fallen auch Termine wegen nau an das Gesicht des angeblichen Stei­ Hüttendörfern. Bei den ersten ,Hütten­ Baumbesetzungen, Baggerblockaden newerfers erinnern, den er beim Werfen dorf-Prozessen' stellte sich heraus, daß oder ähnliches. aus 70 m Entfernung gesehen haben will. der Vorwurf der Nötigung nicht gehal­ ten werden kann, da an beiden Tagen 2. Landfriedensbruch- und der Hüttendorfräumungen keine Wald­ Körperverletzungs-Anklagen: arbeiter mit ernsthaften Rodungsabsich­ Als Erkennungsmerkmal von Verdächti· Zum größten Teil handelt es sich hier ten am Gelände anwesend waren, und 1:1m Prozesse wegen Steinewerfen. Wur­ gen genügen rote Haare, ein gelber Re­ folglich auch nicht genötigt werden de der Stein, laut Anklageschrift, aus genmantel, Löcher in der Hose u. ä. An konnten. Die Staatsanwaltschaft ,ermit­ andere, z. B. entlastende Details, kön• einer Menschenmenge geworfen, handelt telte' nun gegen Hüttendorfbewohner es sich um einfachen oder schweren nen sie sich meist gar nicht mehr erin­ wegen "Widerstand gegen Voll­ nern, "weil's ja schon so lange her ist." Landfriedensbr~ch. Sagt ein Polizist aus, streckungsbeamte". Die Betroffenen be· er wurde verletzt, wird wegen gefährli• (... ) ln den Urteilsbegründungen ist viel kamen zum großen Teil gleichlautende cher und/oder schwerer Körperverlet· von "präventiven Gründen, zum Schutze Strafbefehle: "Die Ermittlungen der zung ermittelt. Es gibt da verschiedene des Rechts- und Ordnungsstaates" die Staatsanwaltschaft ergaben folgenden Varianten: Anklagen wegen versuchter Rede. Die Widersprüche bei den Polizei­ Sachverhalt: Am 7. I. (oder 12. 12. 85) aussagen werden abgebügelt, da sie "im gegen ..... Uhr wurden Sie im Taxölde• und/oder gefährlicher Körperverletzung Kernbereich" übereinstimmen. Aussagen ner Forst bei Wackersdorf, nachdem Sie und/oder Landfriedensbruch. der Entlastungszeugen sind demgegen­ wiederholten polizeilichen Aufforderun­ Vorwiegend sollen sich diese Vorgäng!! über, laut Richter/innen, zu ungenau gen zum Verlassen des Geländes keine an Pfingsten oder während der verbote­ und zu subjektiv. Folge geleistet hatten, aus der Men­ nen Großdemo am 7. 6. 1986 zugetra­ Für beide Prozeß-Kategorien ist zu sa~ schenkette, die Sie mit anderen WAA­ gen haben. Auch bei Sonntagsspazier­ gen, daß die Staatsanwaltschaft in den Gegnern gebildet hatten, durch unmit­ gängen soll es ,Landfriedensbrüche' ge­ meisten Fällen bei Freisprüchen Beru­ telbaren Zwang entfernt. Hierbei hielten geben haben. fung einlegt. 30 Behinderung der Verteidigung

Die Staatsanwaltschaft und das Ge· trupp die Hagelszene nicht mitgefilmt, Endeffekt werden dann, wie schon vor· richt versuchen mit allen Mitteln, die was unlogisch ist, oder fand diese be­ her gesagt, diese Aussagen für die Be­ Verteidigung zu erschweren: jede Menge schriebene Szene gar nicht statt oder weiserhebung bzw. für die Entlastung von Beweisanträgen werden abgelehnt. wurde sie rausgeschnitten, weil der An· des/der Angeklagten für "nicht rele­ Die Begründungen lauten z. B.: .,Der Be­ geklagte nicht als Werfer zu sehen war?! vant" angesehen. weisantrag hat nichts mit der Sache zu Für das Gericht genügt dies dennoch als Es wurden schon von der Staatsanwalt· tun", .,dieser Beweisantrag ist kein Be­ Teil der Beweisaufnahme, obwohl die schaft Ermittlungsverfahren wegen Ver­ weisantrag, er stellt einen Beweisermitt· Aussagen der Polizisten offensichtlich dacht auf eidlichefuneidliche Falschaus· Jungsantrag dar", Anträge zur Anhörung nicht mit dem Polizeivideo überein· sage gegen Entlastungszeugen eingelei­ von Sachverständigen werden mit Be· stimmen. tet. Der Vorwurf der Falschaussage er· gründungen wie .,eigene Sachkunde" ab­ Ein bezeichnendes Beispiel ist auch, scheint aber in diesen Fällen als ziemlich gelehnt, und so weiter. daß ein Rechtsanwalt, der einen Antrag haltlos. Anträge bezüglich Film· oder Fotoma­ auf Augenschein eines Videos vom terial der Polizei sind fast sinnlos, da 13. 12. 1985 stellte, die Antwort be· entweder Videos/Foto.s laut Aussage der kam, von diesem Datum sind keine Vi· Polizei nicht existieren, oder z. B. die deoaufnahmen vorhanden; obwohl ge­ Passagen des betreffenden Zeitraumes nau diese Videos schon x-mal bei --Prozeßvorbereitung nicht den/die Angeklagtein betreffen. anderen Gerichtsterminen gezeigt wur­ den. ---der Polizeizeugen So soll z. B. in einem Fall ein 10 bis 15 Und zuguterletzt sind die ,Ermittlungs­ minütiger Steinehagel auf Polizisten, die akten' der Staatsanwaltschaft oft viel Grundsätzlich besorgen sich die Poli· ein Loch im Zaun bewachten, niederge­ umfangreicher als die, die der Verteidi· zeizeugen Kopien oder Abschriften ihrer gangen sein. Der Polizeivideo-Film zeigt gung zur Verfügung gestellt werden. Stellungnahmen und ihrer Zeugenaussa­ die Polizisten um das Loch stehend. Laut Bei der Vernehmung der Entlastungs· gen, die sie der Kripo im Zuge der Er· Zeiteinblendung ist es 16.03 Uhr, zeugen werden diese massivst vom Ge· mittlungen abgegeben haben. Bei Nach­ dann Schnitt, die folgende Zeiteinblen­ richt eingeschüchtert, d. h. sie werden fragen diesbezüglich wird diese Tatsache dung: 16.10 Uhr. Also fehlt ein Zeit· dauernd und mit scharfen Worten auf nicht einmal bestritten. Und so ist es für raum von 7 Minuten. Jeder Mensch fragt die Folgen einer uneidlichen bzw. eidli· die Zeugen ein leichtes, sich ganz genau sich, haben die Beamten vom Video· chen Falschaussage hingewiesen. Im an den Sachverhalt zu ,erinnern'.

31 Genauso verhält es sich mit den Po­ laroidfotos, die bei der Festnahme ge­ Eigene Prozeßvorbereitung: bzw. keine Vorladung zur Polizei macht werden. Eines dieser drei Fotos hat keine Bedeutung. erhält der festnehmende Beamte. Dieser Bei Beschuldigungen wie Nötigung, betrachtet es als ,Privatbesitz'. Auf diese Im Zuge der Ermittlungen hat die Widerstand, Beleidigung oder ähnli· Art und Weise können sich die Beamten Polizei die Möglichkeit, den/die Be· ches, werden die Strafbefehle per selbstverständlich an den/die Angeklag· schuldigte/n zur sog. "Beschuldigten­ Einschreiben ausgestellt. ln dem te/n erinnern und sie/ihn zweifelsfrei Vernehmung" vorzuladen. Laut Ge· Strafbefehl werden die Ergebnisse identifizieren. Die Staatsanwaltschaft in· setz besteht nicht die Pflicht, dorthin der ,Ermittlungen' aufgeführt und teressiert sich nicht für diesen offenen zu gehen. Viele Erfahrungen zeigen, eine willkürliche Strafe von x Tages· Verstoß gegen ihre eigenen Datenschutz· daß sich ein Gespräch mit der Polizei sätzen zu xx DM festgesetzt. bestimmungen. nur negativ auf den anschließenden Die Höhe der Tagessätze richtet Tauchen in der Verhandlung Wider­ Prozeß auswirken kann. Auf keinen sich nach dem angenommenen Ein· sprüche zwischen der damaligen Aussage Fall mit der Polizei reden, auch nicht kommen und die Anzahl der Tages­ in der Zeugenvernehmung durch die Po­ zum Zeitpunkt der Verhaftung. Auch sätze nach der Schwere des Tatvor· lizeikollegen und der jetzigen Verneh· falls mensch meint, etwas zu seiner wurfes. Wobei der Tatvorwuf, wie mung vor Gericht auf, kommt auf Vor· Entlastung beitragen zu können. schon gesagt, einfach zusammenge­ halt von Seiten der Verteidigung oftmals Auch nicht, um Informationen raus­ bastelt wird. die Antwort: "Wenn ich das damals so zukriegen, auch nicht hingehen, um Es besteht die Möglichkeit, inner­ gesagt/geschrieben habe, wird das schon zu sagen, daß mensch nichts sagt, halb von 7 (in Worten: sieben) Tagen so stimmen" oder: "Jetzt kann ich mich auch nichts sagen, wenn sie sagen, sie Einspruch gegen diesen Strafbefehl viel besser an den Sachverhalt erinnern, wissen schon alles (Anm.: Warum fra· einzulegen. Falls der Einspruch nicht es war so, wie ich es jetzt gesagt habe." gen sie dann?), auch nicht hingehen eingelegt wird, wird dieser Strafbe­ So einfach können sich die Beamten mit bei Versprechungen von Seiten der fehl rechtskräftig und es muß bezahlt ihren Aussagen dem Gerichtsverlauf an­ Polizei. Wir betonen dies so deutlich, werden. Wird die Frist versäumt, gibt passen. (... ) weil es immer wieder Menschen gibt, es Möglichkeit mit Hilfe eines Dabei bekommen die zu vernehmen­ die sich auf solche Gespräche mit der Rechtsanwalts, "die Einsetzung des den Zeugen Unterstützung von Zivilkol· Polizei einlassen. Die Polizei hat eine vorherigen Standes" zu beantragen. legen, die im Zuschauerraum sitzen. Die­ außerordentliche Begabung, Leuten Dies ist schwierig, aber es geht. se Zivilbeamten notieren sich z. T. Aus­ das Wort im Mund rumzudrehen. Trotzdem soll mensch sich nicht dar· sagen und geben diese wichtigen lnfor· ln den seltensten Fällen bekommt auf verlassen! mationen anschließend denjenigen Be· mensch eine Vorladung zur Staatsan· Der Einspruch kann folgenderma· amten weiter, die noch im Gang vor waltschaft. Dieser muß allerdings ßen lauten: "Hiermit lege ich Ein­ dem Gerichtssaal auf ihre Vernehmung nachgekommen werden, da mensch spruch gegen den Strafbefehl Nr. xxx warten. Informationen geben sich auch gesetzlich dazu verpflichtet ist. Wich­ ein." Eine Begründung ist unnötig. Es die Zeugen untereinander weiter. Mit tig ist in diesen Fällen, nicht ohne ist sinnvoll, das Schreiben ebenfalls dieser Vorgehensweise lassen sich die Anwalt hinzugehen! per Einschreiben abzuschicken. Und Aussagen der Polizeizeugen besser ko­ Nicht in jedem Fall werden solche bitte nicht die Einspruchsfrist versäu· ordinieren und so können auch Wider­ Einladungen ausgesprochen. Eine men! sprüchlichkeiten vermieden werden. Daß diese ,Prozeß-Zeugenbetreuung' von offiziellen Stellen und von den Ge­ richten dementiert und als unwahr ab­ getan wird, muß als selbstverständlich gesehen werden. Sonst würden sie sich selbst völlig unglaubwürdig darstellen. Trotzdem bestätigen Beobachtungen immer wieder dieses Zusammenspiel von Zivilbeamten und Zeugen bzw. von Zeuge zu Zeuge. (... ) Geht einmal ein Richter auf dieses Thema ein, kommt z. B. folgendes dabei heraus: Frage des Richters: "Kennen Sie die Aussage des Kollegen?"- Antwort des Zeugen: "Die habe ich sogar selbst geschrieben, weil der Kollege so eine mi­ serable Schrift hat." - Richter: "Aber Sie haben sich nicht abgesprochen?"­ Zeuge: "Wir haben schon zusammenge· arbeitet." - Richter: "ls' ja wurscht!" ( ... ) Gleiche Aussagen "im Kernbereich", Widersprüchlichkeiten bei ,Nebensäch· lichkeiten', verdeutlichen, daß Abspra· chen unter den PoHzeizeugen getroffen werden. Einfach ausgedrückt, die Intelli­ genz der Zeugen reicht nicht aus, um je­ de Einzelheit abzusprechen.

32 Genauso wichtig, wie Zeugen su­ und Urteile ein, die gegen WAA­ chen/finden ist, den Termin des Pro­ Gegner/innen geführt bzw. gefällt Meter weg - habe natürlich einen zesses bekanntzugeben, d. h. den Ter· werden! wahnsinns Schrei losgelassen. Ich hatte min u. a. im Info-Büro zu melden. Angst um das Leben meiner Tochter, Auch der Bekanntenkreis daheim soll Bei schwerwiegender Anklage wie muß ich ehrlich sagen, ich hatte pani· mobilisiert werden. Das Info-Büro er­ Landfriedensbruch, gefährliche, sehe Angst - wer hat denn keine Angst stellt Listen mit den Terminen, um schwere oder versuchte Körperverlet· vor Hunden? Und dann hat der Polizist solche Verhandlungen bekannt zu zung und/oder ähnliches, werden von diesen Hund runtergerissen von meiner machen. Die Unterstützung aus dem der Staatsanwaltschaft Anklage­ Tochter - und sofort auf einen jungen Zuschauerraum gibt unheimlich viel schriften verschickt. Von dem Amts­ Mann aus Jülich gehetzt. Der war zufäl• Auftrieb für den/die Angeklagte/n. gericht kommen dann die Vorladun­ lig da, das erste Mal hinten am Bauzaun Zudem dürfen die Prozesse nicht ver­ gen zum Gerichtstermin. - ist spazierengegangen - und der stand gessen werden! Es ergeht zum tau­ Ein Anwalt benötigt eine Voll­ nur so da. Wir waren bloß acht Demon­ sendsten Mal der Aufruf, daß sich macht des/der Beschuldigten, um Ak· stranten und es waren 20 Polizisten hier. alle Betroffenen melden! teneinsatz zu bekommen. Mit dem Und dann sind noch zwei Hundeführer Es ist sinnvoll, Rechtsanwälte zu Erhalt der Ermittlungsakten kann die rausgekommen. - Dieser Hundeführer beauftragen, die sich mit der Materie konkrete Prozeßvorbereitung anlau­ ist auf den jungen Mann los, der Hund der WAA·Prozesse auskennen und fen. Aus den Ermittlungsakten ist ge· hat ihn sofort angesprungen, hat in den sich schon eingehend damit befaßt nau ersichtlich, zu welchem Zeit· Oberschenkel gebissen - dann ist der haben. Falls ihr bereits einen Anwalt punkt, an welchem Ort, was für ein junge Mann gefallen. - Es war ja gero· habt, sollte sich diese/r mit dem EA konkreter Vorwurf erhoben wird det - da war ja alles kreuz und quer - in Verbindung setzen. (Wir wollen bzw. welche Zeugen ,zuständig' sind. der junge Mann lag mit dem Rücken auf hier keinem RA seine Kompetenzen Manche dieser Zeugen haben schon einem Baumstamm. Der Polizist hat den absprechen, auf keinen Fall, aber die öfters vor dem AG Schwandorf aus· Hund noch immer nicht weg, bis der WAA·Prozeßführung hebt sich deut­ gesagt. So ist es möglich, frühere richtig über ihn rübergestiegen ist, über lich von anderen Gerichtsverhandlun­ Aussagen mit denen der Ermittlungs· den jungen Menschen. - Ich hab' das gen ab.) Zudem werden von unseren akten zu vergleichen und evtl. Wider· auch noch mitanseh'n müssen, meine RA's gemeinsame Strategien und sprüche herauszuarbeiten. Nerven sind mir durchgegangen. Und Vorgehensweisen ausgearbeitet, und angeblich - hab' ich dann geschrien: sie besitzen bereits eingehende Er­ Zur Prozeßvorbereitung gehört es "Ihr Nazischweine". - Es ist durchaus fahrungen mit dem AG Schwandorf, auch, bei seinem/ihrem Bekannten· möglich, daß ich das in meiner Wut und die auf jeden Fall benützt und ver­ kreis und beim Ermittlungsausschuß Angst geschrien habe. Ich, in meinem wendet werden können/sollen. EA; Info-Büro Altenschwand 91, Alter, hab' sofort wieder zurückgekop• Es ist wichtig, gibt gleichzeitig Auf­ 8465 Bodenwöhr, Tel. 09434/3368) pelt an die Jahre in der Hitlerzeit. Da trieb, einen Prozeß nicht als persönli• nach Fotos, Zeugen usw. zu suchen. hab' ich erlebt, wie mein Vater von der ches Ding zu sehen. Denn jeder ein· Die Erfahrungen zeigen, daß es total Gestapo abgeholt worden ist - auch mit zeine Termin reiht sich in tausende wichtig ist, rechtzeitig damit anzu· Hunden. Der ist auch angesprungen wor· weitere Verhandlungen, Verfahren fangen! den von Hunden -, das ganze Leben geht ja das bei mir schon wie ein roter Faden durch. - Und jetzt erleb' ich da draußen dasselbe - Hunde, die die eige­ •••••••••••••••••••••••••• ne Tochter anfallen. Ich hab' furchtbar geschrien, ich war in meinem Leben •••••••••••••••••••••••••• noch nie so entsetzt- so mit den Ner­ ven fertig - so voller Wut - voller Zorn. Ieh kann das nicht schildern, wie mir RADI: Seit Monaten laufen jetzt mas· zumute war. Ich hab' den Boden nur senhaft Prozesse gegen Leute aus wirk· noch tanzen sehen. Ich war fix und fer· INTERVIEW lieh allen Schichten der Bevölkerung. Es tig. Was ich da alles gesagt habe, weiß sind auch viele ältere Oberpfälzer mit ich nicht, weil ich dann sofort zusam· darunter, die mit Verfahren konfron­ mengebrochen bin. Ich war ohnmäch· tiert sind. Sie selber haben jetzt auch tig. Ich hab' einen Herzkollaps und einen Prozeß gehabt. Was waren die Nervenzusammenbruch gehabt, mußte RADI: Frau Meier (Name von der Vorwürfe gegen Sie? vier Tage ins Krankenhaus. Und acht Red. geändert), können Sie sich zu­ Frau Meier: Es war am 19. März, vor Tage später kommt die Kriminalpoli· nächst unseren RADI-Leserionen und einem Jahr. Da bin ich mft meiner Toch­ zei zu mir ins Haus: Gegen mich läuft -Lesern bekanntmachen? ter rausgegangen; wir wollten Mahnwa­ ein Verfahren wegen Nötigung und Be· che halten, weil außerhalb vom Zaun leidigung. Da sag ich: "Nötigung? Ich wieder Wald gerodet worden ist, und hab' doch niemand genötigt!" Ja, also, Frau Meier: Ja, also, ich bin 63 Jahre zwar reines Biotop. Unter diesem Wald wir hätten alle genötigt, wir haben alle alt und bin seit fünf Jahren bei der Bür· ist ja unser Grundwasser von der ganzen eine Anzeige bekommen, auch wegen gerinitiative und bin eigentlich, man Oberpfalz. Wir wollten eben durch die Beleidigung. Später ist dann die Anzeige kann sagen, von Anfang an dabei im Wi· Mahnwache auch symbolisch zeigen, wegen Nötigung fallengelassen worden derstand gegen die WAA. Und da ist mir daß wir nicht einverstanden sind, daß und dann bin ich übriggeblieben wegen ja eigentlich schon öfter aufgefallen, daß der Wald wieder gerodet wird, nachdem Beleidigung. Mir wirft man vor, daß ich ich einigen Polizisten schon ein Dorn im sie schon über 100 Hektar gerodet hat· "Nazischweine" zu den Polizisten ge­ Auge bin. Ich war immer ein bißchen so ten. Wie wir da draußen waren und wir sagt habe. Und da war jetzt der Prozeß, (lacht) Wortführerin. Ich hab' mir halt uns auch mit den Polizisten unterhalten vor 14 Tagen. Ich hatte sehr gute ärzt• was sagen traun zu den Polizisten und haben, kommen plötzlich aus dem Wald liche Atteste; der Anwalt war auch sehr meine Meinung vertreten und habe kei· zwei Hundeführer raus - mit Hunden­ gut und ich habe alles so vorgetragen, ne Angst gehabt vor der Polizei. Wenn und einer springt sofort meine Tochter wie es war. Aber die Polizisten, die fünf, die auf mich zugegangen sind oder zuge· an. Sie war am Zaun gelehnt und - oh­ die ausgesagt haben - die haben natür• hen, dann geh' ich eben zu ihnen hin, ne zu warnen, ohne irgendwas, hat er lich alles gesehen, nur nicht das, was mit schau ihnen in die Augen und sag' ihnen den Hund direkt auf meine Tochter ge· den Hunden passiert ist, das will keiner klipp und klar meine Meinung; und ich hetzt - und der sprang ihr auf die rech­ gesehen haben. find', es hilft dann schon, die Angst zu te Schulter - und ich hab' gesehen, ich Der Prozeß hat dann sieben Stunden überwinden. war ihr gegenüber gestanden - so vier gedauert - und der Staatsanwalt mein· 33 te, ich wäre doch wohl alt genug um zu wissen, daß das kein Vergleich ist - die jetzige Zeit mit der Nazizeit. Aber das war der letzte Spruch vom Staatsan· walt, ich konnte leider nichts mehr dazu sagen. Der Richter erklärte dann bei der Urteilsverkündung: Es täte ihm leid, aber er muß mich verurteilen und zwar zu 20 Tagessätzen a 30 Mark. Also es war sehr übel. Ich fühle mich ungerecht behandelt. Ich muß ehrlich sagen, das war kein richtiger Prozeß. So wie der ab­ gelaufen ist, hätten sie eigentlich die Notstandsparagraphen anwenden müs­ sen, aber das haben sie nicht getan. Ich habe Einspruch eingelegt. RADI: Wie hat sich der Richter zu Ih­ ren persönlichen Hintergründen verhal­ ten? Frau Meier: Der Richter ist überhaupt nicht darauf eingegangen und der Staats­ anwalt, der hat nur diesen einen Satz ge­ sagt, er könne das nicht billigen. Ich wär' schon alt genug, um eben zu wis­ sen, daß das mit der Nazizeit kein Ver­ gleich ist, obwohl ich vorher diesen Ver­ gleich ja geschildert habe mit meinem Vater. Der Staatsanwalt sagte, daß er das gar nicht einsieht; gerade die älteren Leute müßten eben wissen, daß man da keinen Vergleich ziehen kann. RADI: Hat das Gericht auf der Tatsa­ chenebene anerkannt, daß es einen Zu­ sammenhang zwischen diesem Hunde­ einsatz und Ihrem Ausspruch gibt? Oder ist das bestritten worden? Frau Meier: Das wurde so unterschwel­ Frau Meier: Die sind ja nicht so glaub­ das Auswirkungen, wie Sie sich weiter­ lig bestritten, und zwar ist ein Videofilm würdig, weil's ja die Tochter ist. Und hin verhalten oder wie Sie sich fühlen? gelaufen. ln diesem Videofilm ist alles dann war der junge Mann, der gebissen Frau Meier: Ja, zuerst einmal ist es mögliche vorgekommen, nur nicht diese worden ist. Er hat auch genauso ausge­ natürlich nicht emfach, wenn man noch Stellen, wo der Hund meine Tochter sagt wie's war, aber drauf eingegangen nie auf der Anklagebank gesessen ist überfällt und der junge Mann gebissen sind sie gar nicht. Bringt auch nicht viel und man wird da so hineingeschleift und wird. Nur ein Durcheinander und ein Neues, haben sie gemeint. Die Leute wa­ man fühlt sich vollkommen unschuldig Geschrei - und irgendwo weit weg hat ren sehr unruhig im Zuschauerraum. Sie an der ganzen Sache. Man hat die Hoff­ man mal einen Hund ein bißchen mit sind dauernd verwiesen worden und es nung: Das muß ja gut ausgehen. Ich ha­ dem Schwanz wackeln sehen. Also der wurde ihnen angedroht, daß der Saal so­ be nichts Unrechtes getan, ich sage, Videofilm hat überhaupt nichts ge­ fort geräumt wird, wenn sie sich nicht schuld waren ja die, warum ich so in Ra­ bracht. Weit im Hintergrund hat man ruhig verhalten. ge gekommen bin und ich so fertig war. " Nazischwein" gehört. Da ist auch ge­ RADI: Es war dann praktisch so die Dann der Eindruck von der Polizei,: Ich rufen worden: "Wo ist der Zugführer klassische Situation, daß zwei, drei Po­ hatte früher immer einen guten Ein­ - ich will eure Namen", aber nicht im lizeibeamte aussagen und diese gegen druck, dachte immer, die Polizei ist dein Zusammenhang. drei, vier, fünf andere Aussagen gestan­ Freund und Helfer. Das hat sich natür­ den waren? lich gewaltig geändert bei mir, denn die RAD!: Und wie ist das mit den Zeu­ Frau Meier: Und jeder das gleiche, so Polizisten hätten mir ja draußen im gen, die ... richtig stur, immer genau das gleiche. Wald schon helfen müssen in meinem Frau Meier: Ein einziger der fünf Poli­ Und wenn der Anwalt- mein Anwalt ­ Zustand. Da hätte ja doch einer herge­ zeizeugen war dabei, der wirklich so aus­ gefragt hat, was er denn zu den Hunde­ hen müssen und mich zumindest wach­ gesagt hat, wie's war. Der hat sofort ge­ angriffen sagt - ja, das haben sie nicht rütteln müssen. Ich war vollkommen sagt: "Ja, die Frau war draußen im gesehn. Das ist schon lange her, da kön• entsetzt. Ich hätte einen Zuspruch ge­ Wald. Ich hab' gestaunt und mich auch nen sie sich nicht mehr erinnern - oder braucht oder irgendetwas. Da habe ich gefreut, daß auch endlich mal ältere Per­ sie waren drei, vier Meter weiter weg von der Polizei keine Hilfe bekommen. sonen rauskommen und gegen diese und das hätten sie gar nicht mitbekom­ Ich lag da, und keine Hilfe warda - erst Waldrodung protestieren. Dann hab' ich men, erst viel, viel später haben sie es nach einer halben Stunde kam das Sani­ ausgesagt, daß die Hunde, die zwei De­ mal irgendwo gehört. Aber gesehen tätsauto. Da haben sie erst ihr Funkge­ monstranten angesprungen haben und haben sie das alles nicht. Obwohl sie rät herausgeholt, um einen Arzt anzuru­ daß das schrecklich war, daß das ganz direkt um uns herumgestanden sind. fen ... schlimm war, daß ich fix und fertig war, RADI: Und Sie haben den Eindruck RADI: Das haben sie nicht gleich ge­ daß ich zusammengebrochen bin. Und gehabt, daß das stereotype Zeugenaus­ macht? die anderen - tja - die haben gesagt, sagen von diesen Polizeibeamten waren? Frau Meier: Nein, nein, nein! Und seit­ ich hätte von Anfang an rumgeschrien Frau Meier: So richtig, als wenn sie es dem ist natürlich meine Einstellung der draußen, ich wär' hysterisch gewesen vorgesagt kriegen; so sagt es und so Polizei gegenüber nicht mehr so gut! Das und ich hätte auch die Hunde gereizt. geht's dann schon in Ordnung. dürft ihr mir glauben, daß ich keinen Wenn ich die Hunde nicht gereizt hätte, RADI: Wie ist das jetzt für Sie selber Respekt mehr vor der Polizei habe! wären die niemals auf jemanden losge­ nach den Erfahrungen - wie schnell das RADI: Wie ist denn das jetzt, wenn Sie gangen. gehen kann, daß man kriminalisiert rausgehen an den Zaun7 RADI: Und die Aussagen Ihrer Toch­ wird? Und den Erfahrungen, die· sie jetzt Frau Meier: Ich bin photomäßig und ter? auch im Gericht gemacht haben? Hat stimmenmäßig und was weiß ich was da 34 alles passiert da draußen, was die alles mit uns machen - auf jeden Fall gespei­ chert. Oie werden mich natürlich be· obachten, das ist ganz klar. Ich darf mir nicht mehr viel erlauben. Oie werden mich sofort wieder kassieren, und dann wissen Sie auch, daß ich Öffentlich• keitsarbeit mache. Ich war auch zusam­ men mit dem Friker vor einem Jahr in einer Sendung des Bayerischen Rund· funks im Zündfunk. Und da habe ich mich mit dem Frik~r gestritten und ich habe ihn draußen schon öfter wieder ge­ sehen. Der hat mich auch nach dem Hundeüberfall wieder einmal gesehen und er kennt mich; er hat mich sofort angesprochen damals und gesagt: ,,Ach, es geht Ihnen ja schon wieder ganz gut." Dann habe ich gesagt, ja, es wäre ganz schön gewesen, wenn er sich auch er· kundigt hätte, wie es mir schlecht ge­ gangen ist - jetzt brauche ich nieman· den mehr. RADI: Sie bekommen ja sicher auch viel mit, wie es Ihren Freunden und Be· kannten geht, die auch einige Prozesse am Hals haben. Welche Erfahrungen ha· benSie mitgekriegt? Frau Meier: Ja, also, die Prozesse ma· - daß man eben mitmachen muß und mitmachen, aber die haben alle so viel chen, was den Widerstand anbelangt, daß jeder gefragt ist, daß auch jeder et· Angst. Wenn man mit ihnen spricht - überhaupt nichts aus, ganz im Gegenteil. was tun kann - jeder kann was tun und ja, ich trau mich nicht, mei, des trau ich Jetzt wissen wir ja genau, um was es wenn er bloß a Papperl ans Radi hin· mich nicht, ich würde mir das nie tun geht - und daß die ja mit so nieder· hängt oder einen Ansteekar oder sonst traun usw. Oie trauen sich ja nicht ein· trächtigen Sachen und mit so viel Ge­ irgendwas. Es muß jeder zeigen, daß er mal an den Zaun hinter zu gehen, die walt diesen Bau da durchsetzen wollen dagegen ist. Soweit müssen wir die Leu­ haben ja da schon Angst, daß sie gleich und wir das natürlich, um das zu verhin· te bringen. Und wenn sie 50, 60 Kilo· gefangen genommen werden und was dern, erst recht zusammenhalten müs• meter weiter wegfahren, ist der ganze weiß ich was alles. sen, unsere Probleme rausbringen müs· Widerstand schon schlecht - und da RADI: Was natürlich durchaus begrün· sen, eben von den Prozessen erzählen, sind wir der Meinung, daß wir raus müs· det ist zum Teil ... denn das erfährt ja niemand draußen, sen, daß wir erzählen müssen, was wir Frau Meier: Sicher - aber es kann je­ nicht? hier erleben und wie schlimm das ist - der hintergehen und kannzeigen, daß er RADI: Insgesamt haben ja Leute, die und daß sie kommen sollen in Massen, dagegen ist, nicht? Es muß soweit kom· jetzt nicht in der Oberpfalz wohnen, im daß wir eben immer mehr werden, daß men, daß jeder eben auch Verantwor­ Augenblick den Eindruck, als würde sich das nicht einschläft. Ganz im Gegenteil: tung übernimmt und daß jeder sagt: Ich hier nichts mehr tun. Wie schaut das im daß der Druck größer wird. Wie soll der muß da was tun, ich bin verpflichtet Augenblick eigentlich wirklich aus? Was Druck sonst kommen, der kann nur von dazu, daß ich was tu. Nicht sagen, die tut sich alles? unten kommen. Oberpfälzer werden schon was tun. Da Frau Meier: Ja- die ganze Sache, man RADI: Wie sehen Sie in dem Zusam­ kriegen wir unsere WAA hingesetzt, das kann es so sagen: es schwielt. Es menhang die Großdemonstration, die Klagen hinterher nützt dann nichts schwielt irgendwie im Untergrund. Es für den Herbst geplant ist und am Bau· mehr. wird bei den Bürgerinitiativen fest daran zaun stattfinden soll, die bundesweit RADI: Im Zusammenhang mit der gearbeitet: Was können wir machen? sein soll und die ja auch als einen Großdemonstration wird ja auch disku· Was? - Wir müssen was Neues bringen. Schwerpunkt haben soll, sich gegen die tiert, wieder Blockaden zu machen. Wie - Wie können wir den Widerstand so ge· Kriminalisierung zu richten. sehen Sie .das? stalten, daß wir mehr Leute rüberbrin• Frau Meier: Ja, das wär doch dringend Frau Meier: Ja, das ist so: Oie letzten gen zu uns. Das müssen wir fertigbrin· notwendig, wenn so etwas käme, und Herbstblockaden sind ja zum Teil sehr gen. Und, da sind schon allerhand Pläne, das müßte wieder ganz groß werden, so gut gelaufen. Wir haben da eine gemacht die noch nicht ausgereift sind, aber - ähnlich wie der Ostermarsch im letzten mit Frauen/Mütter gegen Atom. Also, von wegen - daß der Widerstand ruht, Jahr. Wenn, dann müßte es schon so ge- ich muß sagen, das ist ganz, ganz toll ge· kann man nicht sagen! Nein, das auf gar waltig sein, also kleine Sachen bringen laufen - da waren sogar die Polizisten keinen Fall! Es wird ja wieder davon ge­ nichts mehr. Es muß was Gewaltiges irgendwie erschüttert, die sind in den sprochen, daß es eventuell keine WAA passieren, was einen großen Eindruck Hintergrund gegangen und haben ge­ wird, sondern ein großes Zwischenlager macht und wo man eben sieht, daß die schaut. Und wir haben das in einer fröh· - und sollte es das werden, ich weiß meisten Menschen gegen diese Atomfa­ Iichen Art gemacht. - Wir sind mit den nicht, ob das nicht genauso schlimm ist brik sind. Also so kleine Märchen brin· Rädern gefahren, haben unsere Woll­ oder noch schlimmer. Da müssen wir gen nicht viel. knäuel dabei gehabt ... Das war sehr gut. erst recht kämpfen: Also - uns bleibt ja Aber, dann muß ich sagen- also, das ist gar nichts anderes übrig! jetzt meine Meinung - daß ich nicht für RADI: Und wie konkret können wir RADI: Also Sie meinen, es ist grad gut finde, wenn irgendwie Gewalt ange­ den Widerstand weiterführen 7 wichtig, daß die Oberpfälzer sehen, daß wendet wird. Also, ich bin schon für ge· Frau Meier: Nicht nachlassen - raus· sie nicht allein sind? waltfreie Aktionen. Eben daß es immer fahren, vor allen Dingen, nach draußen Frau Meier: Ja -wir müssen den Ober­ so an der Grenze der Legalität ist. Sonst alles bringen. Hier in der Schwandorier pfälzern jetzt erst recht zeigen, wie ist es ja kein Widerstand, wenn man Gegend - da möchte ich vielleicht wichtig es ist nicht aufzugeben und daß bloß immer ein bißchen was tut, das sagen fast bis Nürnberg rein: Wer da halt noch mehr mitmachen, daß sie die muß schon direkt, also an der Grenze noch nicht kapiert hat, um was es geht Angst verlieren. Es würden ja viel mehr der Legalität, sein. Wir können es uns ja 35 Frau Meier: Jeder ist halt der Meinung, ich habe gewählt, ich habe meine Pflicht getan, und die werden das schon ma­ chen, da oben, - die meisten. Schlimm ist es ja in den Familien, die sich nicht einig sind. Wenn der Vater dagegen ist, die Mutter dafür, was da für Streitereien sind, Kinder sind schon ausgezogen, Eheleute haben sich schon scheiden las­ sen. Dieser Nachbar da drüben von mir - wir waren jahrelang gute Nachbarn: Seit fünf Jahren, seitdem ich bei der BI tätig bin, kein Wort mehr, wir sprechen nichts mehr miteinander - es ist aus - mer gnapt a bissl, wenn man vorbei geht - aber das Gespräch von Zaun übern Zaun ist weg, ist vorbei; es ist schlimm. (... ) Er hat ja, ich habe es erfahren (auf dem Dorf erfährt man ja alles), daß er gesagt hat, die Alte soll doch daheim bleiben, was tut denn die am Zaun draußen (lacht), die hat da draußen nichts zu suchen; das geschieht der ganz recht, wäre sie daheimgeblieben. - Das ist also der Tenor. auch nicht erlauben, daß jeder straffällig Frau Meier: Zum Beispiel: Wir müssen RADI: Jetzt hätte ich noch eine Frage wird. Oder daß die meinen, wir haben die Bauern dazu bringen, die Bauern im Zusammenhang mit den Wahlen - Straftaten verübt und es wird jeder vor mit ihren Traktoren. Das wäre doch eine den letzten Bundestagswahlen. Denken den Kadi geschleppt - das bringt uns Sache. Ich werde jetzt drei Bauern hier Sie, daß der Stimmenanteil der CSU immer weniger Leute. Da kriegen wir im Dorf - jeden einzeln - besuchen, korrekt den Anteil Bevölkerung wieder­ niemanden. Es müssen Aktionen passie· werde mit ihnen reden, da traut sich na­ gibt, die auch für die WAA sind oder ren, die Eindruck hinterlassen, die ge· türlich keiner anfangen. Wir waren näm• denken Sie, daß viele Leute immer noch waltig sind, aber doch friedlich. Das ist lich bei einer Bauernversammlung, da CSU wählen, obwohl sie dagegen sind? meine Meinung. Ich finde, wo da Gewalt hat der Sprecher von den Bauern ge­ Frau Meier: Ja, so ist das, genau. Man angewendet wird, da gibt's die Gegenge· sagt, ja, ich würd' das schon machen, spricht ja mit den Leuten, man kennt walt - und wir sind dann letzten Endes aber sonst keiner. Also da müssen wir sich ja auch und man weiß, der hat CSU immer die Schwächeren, nicht? Und einmal zehn zusammenbringen - das gewählt, ist aber gegen die WAA und das dann erschrickt das Volk noch mehr wär' eine Aktion, wenn die sich mit ih­ ist ein ganz, ganz großer Teil. Die Mut· und die Menschen bleiben zurück. Die ren Bulldogs an die Straßen hinstellen. ter, der Vater, die Urgroßmutter, die ha­ sagen natürlich, weil sie ja von Anfang Denn das ist dann ganz was anderes für ben alle immer schon CSU gewählt und an nicht dabei waren, ja mit denen wol· die Polizei, wenn ein Oberpfälzer Bauer dann wählen sie auch weiter CSU und len wir nichts zu tun haben, die wenden dort steht, und gegen diese WAA der Pfarrer sagt es ja auch in der Kirche ja Gewalt an, obwohl, es bleibt ihnen ja kämpft, als wenn, wie sie ja immer sa· dann wählen sie auch weiter CSU und schon fast gar nichts anderes mehr übrig, gen, die Autonomen kommen, das ist ja der Pfarrer sagt es ja auch in der Kirche als Gewalt anzuwenden. Aber wenn wir sowieso schon, Sie wissen ja - schon ein - und dann ist das richtig, das ist ty­ mehr Leute kriegen wollen und wir stär· Dorn im Auge. Aber wenn die Oberpfäl· pisch oberpfälzerisch. Und wenn man ker werden wollen und von der Basis un· zer, die Einheimischen, die Bodenständi• mit ihnen über die WAA spricht, dann ten mehr Druck ausüben wollen auf die gen, wenn die aufmarschieren würden sagen sie: Ja, dann fangen sie zu schimp­ Politiker, dann glaube ich, daß friedliche mit ihren Traktoren, das wäre eine Ak­ fen an - und der Strauß - und über Aktionen mehr bringen. Friedliche, aber tion! Das wär d i e A k t i o n. Und alles mögliche wird geschimpft, weil der gute Aktionen. das glauben dann die anderen auch alle uns die WAA hierher baut und so weiter Da wurden auf der B 85 Reifen ange· und dann würden sie auch mitgehen. und das müssen wir kaputtmachen und zündet. Mich schockiert das nicht- im Aber wenn so Aktionen passieren - von geben uns sogar Ratschläge, was wir tun Gegenteil, ich muß ehrlich sagen, ich auswärts, und wenn da so Sachen passie­ sollen und das müssen wir kaputtma· kann mich darüber auch freuen. Aber ren, da gehen die immer weiter zurück. chen und und so sollten wir es machen wir reden ja jetzt von der Masse Men· Und zum Schluß werden wir halt gar und jenes könnte man doch machen - sehen, gell - das ist nicht gut rüberge· keinen mehr dazu kriegen. und kürzlich hat einer zu mir gesagt, ja, kommen, wie die Straßen gebrannt ha· RADI: Obwohl die Entwicklung vom den Mast müßte man umsägen da am ben. Man darf ja nicht vergessen, daß Widerstand jetzt hier eigentlich nicht so Weinberg oben (Gelächter im Hinter· der Oberpfälzer ja nun ein ganz braver verlaufen ist, sondern die ist ja eigent­ grund - wer war das?); da haben die Hausmannstyp ist oder wie soll ich sa· lich so verlaufen, daß in dem Rahmen, von der WAA, ich weiß nicht, was sie da gen- Der weiß ja nichts anderes, wie wo auch immer wieder Aktionen am haben, irgendwas, ja, da habe ich gesagt, von früh bis Nacht seine Pflichten zu Bauzaun gelaufen sind - in dem Rah­ ja, Masten umsägen? Wenn du das erfüllen. Unterdrückung ist er gewöhnt men hat sich auch die Bewegung weiter meinst, warum tust du's dann nicht? - die Oberpfalz ist ja immer schon ein verbreitert ... Also, die wählen CSU und sind gegen bißchen schlecht behandelt worden im Frau Meier: Hm, das stimmt schon. die WAA. Das ist massenhaft hier. Gegensatz zu anderen Ländern im Bun· Ich meine, wenn wir die Auswärtigen RADI: Würden Sie es für sinnvoll fin­ desgebiet - und der ist eigentlich ein nicht gehabt hätten wäre am Bauzaun den, wenn hier im Landkreis speziell zur nichts passiert. Der ganze Widerstand, WAA eine Abstimmung stattfinden wür· recht zufriedener Mensch, ein derber, der große Widerstand, ist von den Aus­ de, da bei Wahlen ja noch ganz andere ein Bauerntyp. Da kann man mit denen wärtigen gekommen, das muß man Faktoren eine Rolle spielen? nichts anfangen - die sind gegen die Ge· schon festhalten. Aber diese Zeit ist, Frau Meier: Ja sicher, da bin ich fel· walt. glaube ich, vorbei. Sodaß man sich eben senfest der Meinung, daß mindestens was anderes überlegen muß von einer 80 % gegen die WAA sind. 80 bis 90 %. RADI: Was können Sie sich für Aktio· Form des Widerstands. - Eigentlich ist Das ist ein ganz kleiner Bruchteil, der nen oder Aktionsformen vorstellen, wo es ja doch ein politisches Argument, die dann noch dafür ist. Die meisten trauen auch die Zaghaften oder Eingeschüch· WAA, nicht? sich nicht. Wegen ihrem Beruf, ihrem terten mitmachen würden? RADI: Ja, ausschließlich. Posten, wir haben die Werke hier, Bay- 38 ernwerk etc. Oie Beschäftigten haben mitgeteilt bekommen - nicht direkt, aber indirekt - machen die das, die sind ja auch nicht dumm: .,Wenn Sie am WAA -Zaun draußen gesehen werden, wenn Sie sich da irgendwie aktiv betäti­ gen gegen die WAA, auf Versammlungen oder Demonstrationen, müssen Sie da­ mit rechnen, daß, wenn welche entlas­ sen werden, Sie an erster Stelle sind." Und das ist das, wovor die Oberpfälzer Angst haben. Wir haben ja soviele Arbeitslose, die Schulen werden auch gedrückt. Das neueste ist, daß in den Schulen sich die Lehrer nicht zur WAA äußern dürfen, der neue Kultusminister hat dies herausgegeben. Dann ist sogar hier in den örtlichen Zeitungen gestanden, daß drei Gymna­ siallehrer Verweise gekriegt haben, weil sie gegen die WAA Äußerungen gemacht haben. Wir wußten natürlich, welche Lehrer es waren und wir haben sie ange­ sprochen. Die haben dann moniert, beim Zehrtmeier und der mußte dann widersprechen, und es hat sich heraus­ gestellt, daß überhaupt keiner der Leh­ rer einen Verweis bekommen hat. Es wurde nur in den Zeitungen abgedruckt, um alle Lehrer einzuschüchtern. Es geht hier alles um Einschüchterung. Ob das jetzt die Prozesse sind, ob es drau­ ßen am Bauzaun ist, was es auch ist: Ge­ stern war ja erst wieder eine Hausdurch­ suchung bei Nabburg bei einem Foto­ grafen. Die sind scharf auf Fotos und Adressen. Das ist auch eine schlimme Sache. Das ist ja eigentlich ein Berufsfo- tograf - da dürfen die das eigentlich nicht - aber bei Gefahr im Verzug dür• fen die ja alles! Ich habe Anzeige gegen die Hundefüh• rer und Einsatzleiter gestellt. Das wurde abgelehnt mit der Begründung, wir hät· ten die Hunde so gereizt. Wir haben na­ türlich Widerspruch eingelegt, von daher wissen wir noch nicht, wie es weiter­ geht. Sollte das wieder negativ ausgehen, dann werden wir das erzwingen, daß die vor Gericht kommen. Da gehe ich bis zum Schluß. Da ist mir das auch wurscht, was das kostet. Das ist mir egal, denn ich möchte doch sehen, ob nicht die Gerechtigkeit siegt. Und ob das gerecht ist, daß der Unschuldige vors Gericht muß und der Schuldige freige­ sprochen wird, ja wo gibt es denn das? Der bayerische Staat gibt jetzt den Po· lizisten Rechtsschutz, denen kann gar nichts mehr passieren. Da müßten ja dann alle Beamten, bei der Bahn etc. auch Rechtsschutz bekommen, aber nein, nur die Polizei bekommt Rechts· ... schutz. Sachen, die der einzelne Beamte c: zu verantworten hätte, die nicht mehr i durch seine Beamtentätigkeit gedeckt ...' sind, dann bekommt er Rechtsschutz -.. (am 1. Januar oder 1. Februar ist dies ~ ~.. in Kraft getreten). Wahrscheinlich, weil c sich viele von den Polizisten geweigert U') haben, nach Wackersdorf zu gehen.

I_ I_ I_ I_ I_ I_I_ I_ I_I_ I_ J 37 ,~chwarzer Block ist ein Sammelbegriff, so wie man Neger als Neger bezeichnet'', so Amtsrichter Franz Schauer

-,..,~ ....:::0 ...0 .g., :: .."' "".. ...==' ~ ------Zum Prozeß gegen Susanne W. vor dem Amtsgericht in Schwandorf am 11. und 18. 2. 1987 Eine Farce in zwei Akten I Bei der Masse der Verfahren gegen aus, daß Susanne erst auf dem Weg zur war. Auf die Frage, wie die besagte WAA-Gegner ist die Vorschrift § 113 Gefangenensammelstelle auf dem Bauge­ Gruppe bekleidet war, spricht der Poli­ Strafgesetzbuch eine besonders strapa­ lände ihre Füße auf den Boden gestemmt zeizeuge H. vom "Schwarzen Block". zierte - von den Staatsanwaltschaften. haben soll. Ausdrücklich betont der Po­ Das sei bei der Polizei ein stehender Be­ § 114 StGB stellt Widerstand gegen lizist, daß Susanne aber keine Angriffe griff. Als nun der Verteidigerwissen will, Voltstreckungsbeamte unter Strafe. Dies auf die Polizisten gemacht habe. was das mit seiner Mandantin zu tun ha­ ist auch der Vorwurf gegen Susanne. Sie Als nebenbei der Richter nachfragt, ob be, klärt Richter Schauer ganz unbefan­ sott am 18. 5. 1986 am Bauzaun des der Polizeizeuge H. die schriftliche Stel­ gen auf: "Schwarzer Block ist ein Sam­ WAA-Geländes zu einer Menschenmenge lungnahme seines Kollegen G. kenne, melbegriff, so wie man Neger als Neger gehört haben, aus der heraus Steine auf gibt dieser freimütig zu, diese sogar ei­ bezeichnet." Polizisten geworfen wurden, so die bei­ genhändig für den Kollegen verfaßt zu Anschließend will der Anwalt vom den Polizeizeugen. Sie haben auch die haben. Dieser habe eine so miserable Zeugen wissen, ob es nicht sein kann, Verhaftung von Susanne vorgenommen. Schrift. Anstatt die Aussagen des Zeu­ daß die Angeklagte lediglich Beobachte­ Die Angeklagte sei vermummt gewesen gen H. abzulehnen, baut Richter Schauer rio des ganzen Szenarios war. Bevor es und für kurze Zeit später von ihnen fest­ eine Brücke: "Das ist keine abgesproche­ zur Antwort kommt, interveniert Rich­ genommen worden. Bei der Verhaftung ne Stellungnahme?" Darauf der Polizei­ ter Schauer: "Da muß man halt woan­ habe sie Widerstand geleistet, indem sie zeuge H.: "Wir haben schon zusammen ders Schwammerl such'n, als da, wo's sich mit beiden Beinen gegen den Boden überlegt". Antwort des Richters: " ls' ja zugeht!" Ein offenes Bekenntnis eines stemmte und ihre Arme bewegte. wurscht!" Richters zur Demonstrationsfreiheit al­ ln der Aussage des Polizeizeugen H. Auch auf Nachstoßen des Staatsanwal­ so. stellt sich heraus, daß sie auf Susanne tes Wilhelm Schneider kann der Zeuge Nach seiner Entlassung aus dem Zeu­ erst viel weiter weg auf einer Waldlich­ nicht einmal bestätigen, ob die Ange­ genstand kann sich Polizeizeuge H. nun tung gewahr wurden. Es stellt sich her- klagte bei der Gruppe der Flüchtenden ungehindert mit dem Kollegen auf dem 38 Foyer des Gerichts absprechen. dersetzte sie sich vehement. Oie Ange· vor, das Verfahren einzustellen. Staats· Nun wird der Polizeizeuge Johannes G. klagte war schwarz gekleidet und hatte anwalt Schneider lehnt dies ab. Im Ge· vernommen. Er gibt ebenfalls zu, die eine Sturmhaube auf." Das paßt gut zu­ genzug beantragt er einen weiteren Poli· Stellungnahme seines Kollegen gelesen sammen. Wegen eines Vergehens des Wi· zeizeugen vorzuladen, der beweisen soll, zu haben. derstandes ist die Angeklagte zu mit 40 Susanne W. habe einen Stein geworfen. Juristischer Fachkommentar von Rich· Tagessätzen zu 15,- DM zu strafen. Der Richter gibt dem Antrag statt, ob· ter Schauer dazu: .,Das Reichsgericht Dies kommt einem Monatseinkommen wohl dieser Polizeizeuge seine diesbezüg· hat gesagt, es ist nicht nur das Recht, der Angeklagten gleich. liehe Aussage schon im Vorverfahren wi· sondern auch die Pflicht des Zeugen, derrufen hatte! sich vorzubereiten auf seine Zeugenaus· Das Urteil von Franz Schauer: .,Im Na· Die Vernehmung dieses Zeugen eine sage". Damit dürften wohl Berge juristi· men des Volkes: Schuldig! Oie Strafe: Woche später ergibt auch nichts anderes, scher Fachliteratur als überflüssig anzu· 30 Tagessätze zu 15,- DM." Aus der als daß der Zeuge Susanne W. nicht als sehen sein. Begründung des Richters: .,Oie Ange­ Mitglied der Gruppe gesehen hat. Auch aus der zweiten Zeugenaussage klagte war in einer Art und Weise geklei· Trotzdem plädiert der Staatsanwalt ergibt sich kein anderes Bild: Susanne det, die nicht den Schluß zuläßt, daß sie jenseits der Aussagen seiner eigenen Be· ist ohne polizeiliche Aufforderung so· sich nur umschauen wollte. Sie war in lastungszeugen: .,Die Angeklagte ist des fort von den Polizisten mitgeschleift einer weitgefaßten Gruppe (!!!), die Po· Vergehens des Widerstandes überführt. worden. Sie hatte gar nicht die Möglich· lizisten angriff. Bei der Festnahme wi­ Sie war in der Gruppe, aus der Steine ge· keit, die Füße auf den Boden zu stem­ dersetzte sie sich etwas. Die Sitzung ist worfen wurden. Bei der Festnahme wi· men. Der Richter schlägt nun erneut geschlossen." * " ... der* Umgang mit Vorbestraften und * schlecht Beleumundeten wird untersagt'-'

Die Verurteilung des Oliver L., 17 Jahre, durch die Jugendrichterin Schmidt

Oliver wurde verurteilt wegen .,schwe· ren Landfriedensbruchs in Tateinheit mit einem gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr". Oliver L. hatte einen großen Stein in ein Polizeifahrzeug ge­ worfen und dies vor Gericht auch zuge­ geben. Die verhängte Strafe: 18 Monate auf drei Jahre Bewährung. Nach Aussa· gen seines Bewährungshelfers hätte er mindestens zwei Jahre ohne Bewährung bekommen, würde er nicht aus einem angesehenen Elternhaus kommen. Der Haken an dem Urteil: Bewährungsaufla· gen, die an finsterstes Mittelalter erin· nern. Oliver darf seine Wohnung nur mit Zu­ stimmung seines Bewährungshelfers wechseln. Er muß über die Verwendung seines Einkommens Rechenschaft able· gen und hat den Schaden wiedergutzu· machen. Schwerster Schlag für Oliver: der Um­ gang mit seinen zwei besten Kumpels ist ihm nun drei Jahre lang verboten! Mit einem besucht er nun auch die gleiche Schule. Dazu muß man wissen, daß es in seinem Wohnort Schwandorf - einer Kleinstadt - eigentlich nur zwei Treff· punkte für Jugendliche gibt. Bei Gefahr des Verlustes seiner Bewährung ist er drei Jahre gezwungen, sich außerhalb des Knastes selber zu isolieren. Verbo· ten ist in Zukunft auch der Besuch zwei· 39 er Kneipen in Schwandorf, damit er kei­ Oliver noch nicht genügend einzuschrän· Jugendarrest anstoßen oder die Bewäh• ne Flugblätter der WAA-Gegner bekom­ ken, dann hat Richterin Schmidt die rungszeit auf vier Jahre verlängert wird. men soll. Auflage Nr. 11 parat: "Dem Probanden Bei häufigeren Verstößen oder schwe­ Verboten für drei Jahre auch der Be­ wird der Umgang mit vorbestraften und rem Verstoß muß Oliver eineinhalb Jah­ such des Anti-WAA·Büros in Schwan· schlechtbeleumundeten Personen unter· re in den Knast. dorf und des Info-Büros in Alten­ sagt. Es verbleibt uns von hier aus, ihm un· schwand. Was ist das anderes als die Als das RADI sich überlegte, mit Oli· sere solidarischen Grüße zu übermitteln. zwangsweise politische Umerziehung ver ein Interview zu machen, fiel uns ge­ nach Art der ach so "objektiven" Rich· rade noch rechtzeitig ein, daß wir damit terin Schmidt. Übertreibung? Zur Be­ Oliver wohl arg in Schwierigkeiten brin· gründung der Strafe wurde vor Gericht gen würden. Insbesonders bei dessen ausdrücklich betont, daß es wichtiger Veröffentlichung im nicht mehr unbe· sei, den Angeklagten aus dem Wider­ scholtenen Organ der Anti-WAA·Bewe­ stand fernzuhalten, als ihn einzusperren. gung. Vermögen die bisher aufgeführten Be­ ln Olivers Bewährungsplan steht, daß währungsauflagen den Kontaktkreis von bei geringfügigem Verstoß vier Wochen * * 17 Monate Knast für die Gegnerschaft gegen die WAA *

Der Prozeß gegen Lorenz M., 20 Jahre, aus Regensburg vor dem Jugendschöffengericht in Schwandorf ------

gravierende Widersprüche. Widerspruch 1: Die Zeitangaben dar­ über, wie lange der Steinhagel auf die Abschreckung statt Wahrheitstindung ------Polizisten gedauert hat, variiert zwi· sehen drei und 30 Minuten. Widerspruch 2: Zur Frage der Wieder· Insgesamt laufen derzeit etwa 2 600 erkennung von Lorenz M. -zwei Zeu· Ermittlungsverfahren der Staatsanwalt· gen wollen den Angeklagten an Gesicht schatten gegen WAA·Gegner in der Re­ und Kleidung wiedererkannt haben. Ein gion. Über 670 Anklagen bzw. Strafbe· anderer Zeuge lediglich an der Klei· fehle sind bislang gegen WAA·Gegner er­ dung, weil er den Angeklagten nie ohne gangen. Das härteste Urteil im bislang Vermummung gesehen habe. Die beiden längsten Prozeß erging am 8. Verhand· ersten Zeugen behaupten dagegen, den Jungstag unter dem Vorsitz der Jugend· Angeklagten zur selben Zeit einmal mit richterin lrmingard Schmidt. und einmal ohne Sturmhaube gesehen Lorenz wurde vorgeworfen, im April zu haben. Einigkeit unter den Polizisten vergangeneo Jahres mit Steinen und besteht über ein Erkennungsmerkmal, Lehmbatzen nach Polizisten geworfen das im April 1986 auch zu seiner Ver· zu haben, die ein Loch im Bauzaun haftung führte: seine blaue Jacke. Das in deckten. Die Anklage lautete: "Schwe­ die Gerichtsverhandlung eingeführte Po· rer Landfriedensbruch" und "versuchte lizeivideo zeigt jedoch, daß an jenem 6. Körperverletzung''. April außer Lorenz noch eine große An· "Der Prozeß gegen Lorenz M. ist nicht zahl anderer Personen blaue Jacken nur wegen des harten Urteils eine Beson­ trug. Lorenz selbst ist auf dem Polizei· derheit unter den WAA-Prozessen, Auf­ video nicht zu sehen! Was die Polizei· fallend war vor allen Dingen das stetige zeugen zum besonderen Kennzeichen an Bemühen der Richterin lrmingard gigkeit. Gerade daran fehlte es ihr hin­ Lorenz' Kleidung erklärten - nämlich Schmidt, das Gericht als objektive ln­ ten und vorn. Soviel vorweg. die aufgesetzten Taschen an der blauen stanz darzustellen. Das führte auch zu Der Prozeß drehte sich eigentlich um Jacke, hatten sie offensichtlich erst er· einer Reihe grotesker Szenen im Laufe zwei zentrale Fragen: kennen können, als sie den Angeklagten der Verhandlung." So einer der Prozeß• 1. War Lorenz M. einer der Demon­ bereits festgenommen und auf das Bau· beobachter J. vom "SCHANZER-jour­ stranten, die geworfen haben und gelände geschafft hatten. nal" in lngolstadt. Für alle Beobachter 2. wenn ja, warf er tatsächlich Steine Die drei Polizeizeugen behaupten, den des Verfahrens oder für alle, die Richte­ oder nur Lehmbrocken? Angeklagten unabhängig voneinander er­ rin lrmingard Schmidt im Zündfunk Mehrere Polizeizeugen wollen den An­ kannt zu haben. Aufgrund einer vierten vom 7. 3. 1987 mitbekommen haben, geklagten beim Werfen gesehen und ihn Zeugenaussage kommt jedoch der Ver· war dies ein verständlicher Versuch des sicher wiedererkannt haben. ln den Aus· dacht auf - das Gericht sei hiervon aus· Zurschaustellens richterlicher Unabhän· sagen der Polizeizeugen stecken jedoch geschlossen - daß die Polizeizeugen sich 40 abgesprochen haben und sich zu einem Zeitpunkt auf eine Person als Täter ver· ständigten, als diese 40 bis 50 Meter ent· femt war. "Wegen schlechter Lichtver· hältnisse war es unmöglich, auf diese Entfernung Gesichtszüge oder Details der Kleidung zu erkennen", geht aus der vierten Zeugenaussage hervor. Die drei Polizeizeugen der Anklage hatten dies bei ihrer Aussage unerwähnt gelassen und zuvor unter Eid die volle Wahrheit ihrer Aussagen beteuert. Verteidiger Franz Schwinghammer stellt Strafanzei· ge wegen Verdachts des Meineids. Ein Polizeizeuge wurde von einem Lehmklumpen am Helm getroffen. Auch will er ein Klirren am Bauzaun ge­ hört haben, wie es nur von einem Stein· wurf herrühren könne. Obwohl viele Steine gleichzeitig geflogen sein sollen und er die Flugbahn nach eigenen Anga· ben nicht verfolgen konnte, will er Lo· renz M. als Werfer aus~macht haben können. Ein anderer Polizeizeuge erklärt aber, daß man mit Schutzhelm kaum was hören kann. Richterin Schmidt ließ daraufhin am 6. Verhandlungstag einen Polizeihelm in den Gerichtssaal schaf· fen, den sie unter großem Gelächter (verständlich) im Zuschauerraum anpro· Rechtsanwalt Schwinghammer verließ die Szenen beobachtet zu haben, warf bierte. Freilich taugte diese Maskerade unter Protest den sog. ,,Augenschein". sie vor, es bestünden Zweifel, ,,ob er nicht einmal dazu, um ein gründlich ar· Am 7. Verhandlungstag konnte der sich nach so langer Zeit noch genau er­ beitendes Gericht zu demonstrieren und Ortstermin nachgeholt werden. Richte· innern kann". Soviel richterliche Unver­ so setzte Frau Schmidt einen "Augen· rin und die beiden Schöffen setzten sich schäm1heit und Zynismus mußten die schein" am Bauzaun fest. Das vermeint· Polizeihelme auf und verbargen sich hin· Zuhörer provozieren. Bereits bei Betre· liehe Objektivitätsbestreben der Richte· ter Polizeischilden. Ein Justizbeamter ten des Gerichts mußten sie eine Aus­ rin sollte seinen Lauf nehmen. warf unter {J'Oßem Gejohle der Zu· weiskontrolle übe.r sich ergehen lassen. schauer Steine und Lehmbatzen an den Eine Strafe zur BewähNng "wäre eine Dazu kam es aber im ersten Anlauf Bauzaun - über die Köpfe des Gerichts ungerechtfertigte Nachgiebigkeit gegen­ nicht. Zehn Polizeifahrzeuge umstellten hinweg. über gewalttätigen Demonstranten", am Ortstermin WAA-Gelände Anwalt, Ergebnis des Akustiktests: Bei Stein· eine "generalpräventive Abschreckung Angeklagten und Zuschauer. Einige Per· würfen "mit Demo-Geräuschen" war sei daher nötig", gibt Richterin Schmidt sonen, darunter der Angeklagte, werden selbst ohne Helm nichts von aufprallen· in ihrer Ur18ilsbegründung bekannt. festgenommen "wegen Verdachts auf den Steinen zu hören. Geschweige denn unbefugtes Betreten des WAA·Gelän· von Lehmklumpen. Dieser Bericht entstand unter Verwen· des". Die "Gerichtsöffentlichkeit" war dung von Material des ,,SCHANZER· nämlich mit Genehmigung des Wachpo· Zurück im Gerichtssaal läßt Staatsan· joumal", lngolstadt. stens auf das WAA-Gelände gefahren, walt Freiherr von Casteil die Hosen her· um dort auf die Richterin zu warten. unter, die er zu tragen hat. ln seinem Nach Aufforderung durch einen weite· Plädoyer stellt er fest, daß ,.wenn man ren Wachposten hatte man das Gelände ehrlich ist", nichts für den Angeklagten aber längst verlassen. spreche. Die Polizeizeugen wären Die Richterin erscheint mit fast zwei· schließlich schon deswegen glaubwürdig, stündiger Verspätung am Ortstermin. "1 weil sie an einer Verurteilung ja gar kein woaß a net, was los is'. I' fahr' zu jedem Interesse hätten. Außerdem warf er dem Augenschein unter Polizeischutz, des Angeklagten vor, die vermummten müssen's versteh'n. I' woaß überhaupt "Chaoten" wären die " Totengräber des net, was Los is' ", so ihr Kommentar vor Demonstrationsrechts". Seine Forde· Ort. Der Angeklagte saß - fertig zum rung nach einer Freiheitsstrafe von Abtransport - in einem VW·Bus der Po· einem Jahr und neun Monaten ohne Be· lizei. Festgenommen, weil er seinen Per· währung quittiert das Publikum mit hef· sonalausweis nicht mit sich führte. tigen Unmutsäußerungen. Die Verteidigung betont noch einmal die Haltlosigkeit der Anklage: Ein Poli· zeivideo, auf dem der Angeklagte nicht zu sehen ist, ein Augenschein, der nicht ergibt, wer den Stein geworfen hat, Zeu· gen, die sich widersprechen. Am 8. Verhandlungstag schließlich das Urteil: 17 Monate ohne BewähNng. Dies sei nötig, so die Richterin Schmidt, um ,,die Vergehen zu sühnen". Es gebe außerdem keine Gründe ,,an der objektl· ven Richtigkeit der Aussagen der Poli· zeizeugen zu zweifeln. Dem Zeugen der Verteidigung, der ausgesagt hatte, wäh· rend des Geschehens zusammen mit dem vermummten Lorenz als Zuschauer 41 Die dritte Gewalt schlägt zu Kommentar e zur Kluft zwischen richterlicher Selbsteinschätzung und Gerichtsalltag - • am Beispiel der Richterin lrmingart Schmidt vom AG Schwandorf.

..Die Richter sind unabhängig und nur dem Gesetze unterworfen", so will es der Art. 97 der BAD-Verfassung. Dieses Postulat nimmt freilich auch lrmingart Schmidt, Jugendrichterin am Amtsge­ richt Schwandorf, für sich in Anspruch. Eine Richterin, die der aufmerksamen Wackersdorf-Prozeßöffentlichkeit be­ kannt ist für drastische Freiheitsstrafen gegen jugendliche WAA-Gegner. Einem vom Bayerischen Rundfunk ausgestrahlten Interview war zu entneh­ men, wie schwer doch ein solcher An­ spruch im Gerichtssaal umzusetzen ist. ln besagtem Interview verstieg sich Richterin Schmidt gleich zu einem der­ art hohen Postulat richterlicher Unab­ hängigkeit, daß sie die Strafverteidigung schlichtweg für überflüssig erklärte. Vom BA-Reporter befragt, ob es für sie einen Unterschied mache, o b vor ihr ein Ju­ gendlicher mit oder ohne Anwalt er· scheine, wußte sie mit einem kategori­ schen .,Nein" zu antworten. Lapidarer Grund hierfür: .,Es geht doch um die Wahrheit". Oder: ein jugendlicher Ange­ klagter hat es vor Richterin Schmidt deswegen nicht schwerer, ..weil's um die Gerechtigkeit geht. Es geht um Schuld oder Nichtschuld unct da kann der An­ walt auch nichts machen. Wenn ich je­ manden schlag", so die Richterin wei­ ter - ,.oder einen Stein wirf, dann kann der Anwalt auch nix mach'n." Nun wäre dies für eine verständige An­ licher Einstellungen bekommt, mensch waltschaft ein vielleicht noch zu verdau­ freilich selten zu Ohr. Jedenfalls nicht in Nein, da kann man nichts mehr ma­ ender schlechter Witz. Ein J ugendlicher öffentlichen Sitzungen und mit Anwalt. chen. Dagegen waren ja die päpstlichen ist jedoch in einem politischen Verfah­ Das angebotene richterliche Selbstver- Inquisitoren des Mittelalters vom Ver­ ren ohne Anwalt völlig dem Gericht aus­ ständnis gerät hier zur unfreiwilligen Sa­ ständnis her ja noch Gerechtigkeitsfana­ geliefert, da d ie Verhandlungen ohnehin tire: .,Für mich geht's nur um die Vor­ tiker. Diese hielten eine Verteidigung nichtöffentlich sind. Es könne sich aber schriften, die verletzt sind, nicht um Po­ der Ketzer wenigstens pro forma für jeder Jugendliche - angeklagt wegen litik." So die Beteuerungen der Richte­ notwendig. WAA-Widerstandshandlungen - vor ih­ rin Schmidt gegenüber dem Bayerischen rem Gericht zweifellos selbst verteidi­ Rundfunk. gen. Das traue sie jedem zu, behauptet Ginge es wirklich nach den Vorschrif­ Bei der aus Wackersdorf-Prozessen be­ die fragwürdige Richterin. Der Bayeri­ ten, müßte jeder Richter einen Verteidi- kannten Art, mit der Verteidigung um­ sche Rundfunk hat nun lobenswerter ger bestellen, wenn eine Höchststrafe zuspringen, könnte Frau Schmidt mit Weise diesen Kürlauf in Sachen richter­ von 10 Jahren Freiheitsentzug ange­ der von ihr behaupteten Sinnlosigkeit licher Unabhängigkeit ganz banal durch­ droht ist (§ 140 Abs. 2 StPO). Dies gilt einer Verteidigung fatalerweise sogar kreuzt. insbesondere dann, wenn der angeklag­ zum Teil noch recht behalten. Aber so Der vom BR ebenfalls befragte Klaus te Jugendliche durch eigenen Antrag zu wird sie es wohl nicht gemeint haben G., 17 Jahre, mußte vo r Richterin erkennen gibt, daß er sich nicht in der dürfen. Im gleichen Interview betont sie Schmidt erscheinen. Angeklagt wegen jedenfalls dagegen, der Anwalt sei .,Or­ schweren Landfriedenbruchs. Eine Tat, Lage sieht, sich selbst zu verteidigen. gan der Rechtspflege". Dem wäre erst die mit Strafen von mindestens 6 Mo­ Und dies vielleicht deswegen: ..Wenn nicht viel entgegenzuhalten. Entspricht naten bis zu 10 Jahren geahndet wird. man irgendetwas sagen wollt', die hat dies nun seit der Justiz im deutschen Klaus - er war ohne Verteidiger in die einen eigentlich nicht richtig ausreden Faschismus der herrschenden Meinung. Verhandlung gegangen - beantragte in lassen. Die hat einem immer dazwischen Im Zusammenhang mit Frau Schmidts der Sitzung die Bestellung eines Pflicht­ g'redt. Du hast eigentlich nie so richtig Äußerungen über die Überflüssigkeit der verteidigers. Frau Schmidt lehnt dies sagen können, was g'wollt hast." So der Strafverteidigung ist diese Äußerung je­ ohne Umschweife ab. Nach Aussage von 17jährige Klaus G. über die Verhand­ doch geeignet, dem interessierten Leser Klaus etwa mit der Begründung, sie wür­ lungsführung von Jugendrichterin einen Vergleich aufzunötigen. Und zwar de die Chaoten nicht unterstützen bzw. Schmidt. Er blieb somit ohne Verteidi­ mit der Rolle eines ..menschli chen Or­ der Staat würde den Chaoten ja nicht ger. Die Richterin verurteilte ihn zu 14 gans" kurz vor dessen Entfernung: des den Verteidiger finanzieren. Monanten Freiheitsstrafe ohne Be­ Wurmfortsatzes. Solch' freimütge Bekenntniss'e richter- währung! 42 ,,Ich hab' wirklich Angst um die Entwicklung in diesem Staat''

Vor zehn Jahren hätte ich ja überhaupt nicht gedacht, daß solche Polizeiaufge­ bote, daß solche Einschüchterung bei uns überhaupt möglich sein würde. Wenn es dann auch an die Pressefreiheit geht, dann ist es ja so elementar, daß man einfach dorthin gehen muß, um zu hören und zu sehen, wie diese Prozesse laufen. RADI: Wie war für Sie die Erfahrung dann beim Prozeß? Herr Schmidt Schockierend waren zu· nächst einmal die Kontrollen. Völlig überzogen. Es wurde zum Teil damit be­ gründet, daß man bei Zuhörern kleine Gassprühdosen gefunden hat. Diese Do· sen habe ich vor 10 , 15 Jahren als Wer· begeschenke verteilt - an Kundinnen und Vorzimmerdamen - das ging mit ein paar humorvollen Worten. Wenn ich daran denke, daß ich etwas möglicher· weise Strafbares als Werbeschenke ver· teilt habe ... Und dann natürlich die gesamte Ge· ... richtsverhandlung, in der der Richter :> über eine Karikatur urteilen wollte und ....c ....Al dabei keinerlei Zeugen zugelassen hat. ...Al Und wer nun wirklich diese Massenpoli· zeiaufgebote in der Oberpfalz gesehen "'Al ...c:a. hat, das war doch so erschreckend, oder ....0 das Gas vom Hubschrauber, alles, um ....0 die Interessen der Atomindustrie hier c:: durchzusetzen. Das geht ja bis zum heu· ...,.~ tigen Tag. Das wird immer schlimmer, die Hausdurchsuchungen und die Tau· ....ö sende von Prozessen, wo alte Leute ver· ....0 urteilt werden, weil sie ein scharfes Wort gesagt haben; sogar gegen Rechtsanwälte wird vorgegangen. Die Maßgebenden, die hier die WAA durchsetzen, die ha· ben es zwar noch nicht gesagt, aber die Herr Schmidt {Name von der Redak· derten Fall von den Sicherungsbeamten können mit Sicherheit sagen: "Die Poli· tion geändert) aus Schwandorf war re­ nicht aufdiese erneute Eingangskontrol­ tiker gehören uns." gelmäßig beim RADI-Prozeß; er ist 58 le, die zur damaligen Zeit vor der Ge­ Wenn Sie sehen, daß alle Macht des Jahre alt, Techniker. Als er sich wegen bäudeeingangstür durchgeführt werden Staates zur Durchseuung dieses Projek· der Durchsuchungsmaßnahmen beim mußte, hingewiesen worden. Dies be­ tes eingesetzt .vird, dann drängt sich in RADI-Prozeß schriftlich beim Oberlan· dauere ich. Um die Zuhörer in Zukunft einem dieser Verdacht auf. Diese Zu· desgerichtspräsidenten beschwerte, er· vor weiteren Wartezeiten zu bewahren, sammenarbeit, dieser Kurzschluß zwi· hielt er einen Antwortbrief mit folgen­ habe ich die Kontrollbeamten angewie­ sehen maßgebenden Politikern und den der Begründung der Maßnahmen: sen, die Zuhörer bei Verlassen des Ein­ Interessen der Atomindustrie, es ist ge· gangsbereiches zum Sitzungssaal auf die radezu erschreckend. erneute Kontrolle und Durchsuchung RADI : Haben Sie selber auch andere Sehr geehrter He" ... ! aufmerksam zu machen. Prozesse hier in Schwandorf mitbekom· In Beantwortung Ihres Schreibens vom Bemerken möchte ich noch, daß we­ men? 8. Februar 1987 teile ich Ihnen mit, daß gen der derzeitigen naßkalten Wetterlage Herr Schmidt: Ja, ich bin zu einigen es in dem Strafverfahren gegen Aschen· die Kontrollen vorübergehend im In· gegangen. Im Gegensatz zum RADI· brenner u. a. vor allem wegen der Si­ nenbereich des Gebäudes durchgeführt AKTIV-Prozeß werden hier noch Zeu· cherheit aller Prozeßteilnehmer notwen­ werden, so daß die Zuhörer nicht mehr gen zugelassen. Das kann man nicht so dig ist, daß auch Zuhörer, die den Sit­ vor Eingangstür den Wetterunbilden aus­ vergleichen, hier in Schwandorf kommt zungssaal- und Eingangsbereich verlas­ gesetzt sind. es darauf an, vor welchem Richter man sen, bei Wiedereintritt erneut kontrol­ Mit freundlichen Grüßen steht. Die Unterschiede sind gravierend. liert und durchsucht werden. Dies hat Schaffer RADI : Aufgrund der ganzen Erfahrun· zur Folge, daß diese Zuhörer dann mög• gen, die Sie hier machen: Was haben Sie licherweise längere Wartezeiten vor der für Perspektiven, wie wir hier weiterrr.a· Eingangskontrolle in Kauf nehmen miis­ RADI: Herr Schmidt, Sie sind ja zu je­ chen müssen? Wie muß der weitere Wi· sen. Denn im Interesse aller Prozeßteil• dem Prozeßtag gegen das RADI-AKTIV derstand aussehen? nehmer können nur so viele Zuhörer in aus der Oberpfalz nach Nürnberg gefah· Herr Schmidt Ich hätte nicht gedacht, den Sitzungssaal eingelassen werden, als ren. Warum? daß dieser Staat wirklich so hart durch· dort Sitzplätze vorhanden sind. Mögli· Herr Schmidt: Ich habe wirklich Angst greift und seinen Willen so durchsetzt. eherweise ist in dem von Ihnen geschil· um die Entwicklung in diesem Staat. Ich bin schockiert. Ich habe diesen Staat 43 verteidigt, wo immer ich konnte. Zumal ich auch Unterdrückung schon erlebt ha· be an anderer Stelle, sowohl als Kind als auch später als Heranwachsender. Aber schockiert bin ich von dem Massenpoli· zeiaufgebot, von diesen Durchsuchun· gen mit oder ohne Durchsuchungsbe· fehl, vom Gaseinsatz vom Hubschrau­ ber, dann wird das oft noch bestritten, so letztens in der Sendung im Fernsehen mit unserem Landrat Schuierer - wenn man da sieht. wie sein Beitrag zurechtge· stutzt wird, zurechtmanipuliert wird! Und dann im Grunde doch auch die Durchsuchung beim RADI-AKTIV-Pro· zeß, das war doch nur dazu da, um uns das Mäntelchen umzuhängen, wir gehör· ten alle in den Terroristentopf. Da hat es mich gefreut, daß der Richter im ent· scheidenden Punkt, der Aufforderung zu Sachbeschädigung und Brandstiftung, nicht umhin kam, freizusprechen. Zum weiteren Widerstand: ln erster Li· nie muß Überzeugungsarbeit auch an an­ derer Stelle geleistet werden. Denn die Informationen, die jetzt über Presse, Rundfunk gehen, die sind so einseitig. Wenn wir das verhindern wollen, dann muß der Informationsstand, wie er bei der Schwandorfer Bevölkerung ist, im­ mer weiter verbreitert werden. Dann würden sich auch die Stimmenverhält· nisse entsprechend ändern, und die WAA wird zu einer Last für die tragende Und gerade auch die demonstrativen staat gesprochen hätte, da hätte ich dar­ Partei. Aufklären, Gespräche suchen, in Besuche am Baugelände darf man nicht über gelacht, der wäre nicht ernstgenom­ Versammlungen gehen, woanders solche einschlafen lassen. Denn darauf speku· men worden. Heute, je mehr man sich Versammlungen machen, das sind die lieren die ja. Die haben ja von Anfang an dem Polizeistaat nähert, um so mehr entscheidenden Sachen. Und hier natür• gemeint, wenn erst der Zaun da ist, wer­ muß man befürchten, allein für diese lich auch immer präsent sein mit unse­ den wir nicht mehr kommen. Und das Äußerungen schon bestraft zu werden. rem Widerstand, natürlich im gewaltfrei· darf nicht sein. Gewalt bringt nichts. Und deshalb würde ich mir heute kein en Raum. Denn die Gewalt schadet - Denn die sind stärker mit Schlagstock, Urteil mehr darüber erlauben, ob das und mehr als daß sie nützt. Sie sehen ja, Gas, Gummigeschossen. Auf diesem Ge­ ein Polizeistaat ist oder nicht. Da muß immer schärfere Gesetze. Deshalb muß biet sind unsere Waffen die besseren Ar· man sich zurückhalten in seiner Mei· immer breitere Oberzeugungsarbeit ge· gumente. nung. Die Tendenz läuft in diese Rich­ leistet werden. RADI: Die Entwicklung vom Wider· tung. stand war schon so, daß die ganzen Aus­ RADI: Vor zehn Jahren gab's Brok­ einandersetzungen am Bauzaun dazu dorf, ein ähnliches Phänomen. Dort beigetragen haben. daß die ganze Bewe­ konnten andere Leute, die nicht vor Ort "Unsere Waffen sind die gung noch größer geworden ist, daß sie waren, sich auch nicht vorstellen, daß besseren Argumente'' bundesweit verankert ist. Leute vom Polizeistaat reden. Herr Schmidt: Das ist richtig. Sie hat Herr Schmidt Ich habe früher noch schon zur Stärkung beigetragen. Aber nie etwas mit einem Polizisten zu tun RADI: Wie sehen Sie in diesem Zusam· die Regierenden werden daraus gelernt gehabt. Aber jetzt habe ich natürlich ge­ menhang die geplanten Herbstaktivitä• haben und werden von vornherein ver­ sehen, die Schienbeintretereien, die Gas­ ten, die geplanten Blockaden und die suchen, das gänzlich zu unterbinden. abwürfe, die Hundeeinsätze, das habe Großdemonstration am Bauzaun? Aber sie haben es ja auch anschließend ich mit eigenen Augen gesehen, jetzt ha· Herr Schmidt Es sollte gewaltfrei sein, überzogen, indem sie zum Beispiel die be ich natürlich Angst um die Entwick· aber man sollte dies durchaus machen. Aufführung der ,,Schöpfung" hier nicht Jung dieses Staates. Und im übrigen, Ich bedauere auch, daß wir nicht öfter gestattet haben. Diese Sachen müssen wenn wir davon wegkommen wollen, mal einen Fackelzug machen, das muß fortgesetzt werden. Es wäre gut, wenn oder wenn die einen Ausgleich suchen wieder organisiert werden. Man muß ja man auch weiterhin Künstler für ähnli· wollen mit uns, dann sollten die zu· deswegen nicht zur Gewalt aufrufen. ehe Sachen gewinnen könnte. nächst mal einen Baustopp verfügen. Wenn ich daran denke, daß beim letzten RADI: Seit einem dreiviertel Jahr ist Aber die WAA wird immer noch härter Fackelzug am nächsten Tag in der Zei­ hier in der Oberpfalz das Recht auf De­ durchgesetzt. Bisher haben die Franzo­ tung gestanden ist, "Polizist mit bren· monstrationsfreiheit außer Kraft ge­ sen uns die abgebrannten Brennstäbe ab· nender Fackel angegriffen ... !" und sich setzt. Es gab ja seither nichts Erlaubtes genommen, haben sie uns wiederaufbe· dann herausgestellt hat, daß er einige mehr. reitet zu einem vielfach höheren Preis Wachstropfen an der Hand gehabt hatte, Herr Schmidt So ist esl wir werden als auf dem Weltmarkt wieder zurück• weil er zu nah an die Fackel herange­ allmählich ein Raum mit Ausnahme· gegeben, haben aber die Abfälle dortbe· gangen ist. Mit solchen Aussagen bla­ recht, also fast rechtlos. halten - dies doch sicher in der Hoff­ miert sich die Polizei immer mehr. RADI: Im Prinzip geht es darum, daß nung, irgendwann ein Endlager zu fin· Solche Dinge müssen immer wieder man überhaupt noch das Demonstra· den. Jetzt müssen wir die Abfälle ab stattfinden und wir dürfen nicht müde tionsrecht durchsetzt ... 1990 wieder zurücknehmen. Da brau­ werden. Das SteineweHen, das hat kei­ Herr Schmidt Ja, denn viele Entwick· chen wir auch gar nicht damit zu rech· nen Sinn. Aber aktiv müssen wir sein, Iungen bereiten einem Sorge. Vor zehn nen, daß wir ein Endlager finden wer· insbesondere Überzeugungsarbeit ma· Jahren, als hier die DWK noch nicht den, es gibt ja auf der ganzen Welt chen. war, wenn da jemand von einem Polizei·· noch keines. Und ich meine, das gehört 44 verbreitet, diese Erkenntnis. Wenn die Meter weiter festgenommen worden. Er RADI: Haben Sie den Eindruck, daß Leute das überall wissen würden, dann hat sich nur an der Frau festgehalten, ist im Augenblick diese Zeit jetzt auch von würden alle dazu kommen, daß wir ja aber gleich auseinandergerissen worden, der Anti·WAA·Bewegung genutzt wird, nicht nur Abfälle für künftige Generatio· mehr hat der Pfarrer nicht gemacht. Er Informations· und Überzeugungsarbeit nen produzieren können, sondern wir wollte zum Einsatzleiter, um eine Reso· zu machen? mit dem Ausstieg beginnen müssen. Und lution, ein Schreiben, abzugeben. Das Herr Schmidt: Ich bin überzeugt, daß wenn sie mit dem Ausstieg beginnen Verfahren ist zwar eingestellt worden, woanders die Leute durchaus interes· würden, und sie würden dann sagen: aber 1 500 Mark muß der Mann zahlen, siert sind, wenn man ihnen sagt: Ihr seid "Gut, aber für das Vorhandene brau· wegen solcher Lappalien, wegen solcher ja absolut einseitig informiert! Jetzt chen wir irgendwo ein Endlager", dann Nichtigkeiten. Oder wenn Sie hören, 17 hört Euch doch auch mal etwas anderes wäre ich also wahrscheinlich der letzte, Monate wegen einem Steinwurf, der kei· an! Das macht sie doch nachdenklich. der sagen würde, nicht hier, bitte wo· nen verletzt hat, das ist doch hanebü· Wir haben nicht die Millionen, die die anders. Wenn's denn sein muß, dann sol· chen. Wenn Sie andererseits das Wirt· Stromindustrie ausgibt, um uns glauben len sie das Lager hier machen, aber Be· Schaftsstrafrecht sehen, was da jetzt für zu machen, daß alles in Ordnung ist. ginn des Ausstiegs und keine Wiederauf· Leute in Konkurs gehen, Existenzen an· Ich würde immer zu Demonstrationen bereitung. derer vernichten, schon wieder eine an· gehen, nur das Gewalttätige - ich bin RADI: Meinen Sie, daß jetzt praktisch dere Gesellschaft haben, andere betrü· nicht dafür, ich hätte es nicht gern, diese ganzen Repressalien- Fall Genske gen, völlig straffrei, und hier - ich ver· wenn man auf mich einen Stein wirft, meinetwegen - da gibt's ja mehrere sol· stehe diese Rechtsprechung nicht. ich würde auch keinen werfen, ich habe eher Geschichten, wo wegen irgendwel· auch noch keinen Stein angefaßt, und eher Lappalien die Leute belangt wor· ich werden auch keinen anfassen, das den sind ... gibt es für mich nicht. Aber andererseits Herr Schmidt: Das ist ja richtig, ganze . .. wenn das Bündnis, diese feste Verket· Prozesse sind ja wegen Lappalien ge· tung zwischen den Politikern und den führt worden. Schauen Sie, da war kürz· interessierten Kreisen am Bau dieser An· lieh ein Prozeß in Burglengenfeld, der ist Iage aufbrechen würde, dann gäbe es zwar eingestellt worden, gegen einen auch hier keine Tolerierung der Gewalt Pfarrer. Der ist mit einem Kind und mit "Wir haben nicht die Millionen, zwischen Hiesigen und diesen Steinewer· einer Frau weit weg von den Rodungs· die die Stromindustrie ausgibt, fern. Dort liegt die Ursache, in diesem maschinen unter so einem Farbband der um uns glauben zu machen, Bündnis zwischen denjenigen, die ein Polizei durchgegangen, ist gleich zwei daß alles in Ordnung ist" Interesse am Bau der WAA haben. RADI: Danke für das Interview.

Zehn Monate Haft für Ralf - Vorbereitung zu noch härterem Durchgreifen

45 Einen weiteren Schritt in Richtung Verschärfung der Kriminalisierungsstra­ 2) Der Tag vor 3) Behinderung tegie ging die WAA-Justiz gegen einen WAA-Gegner aus Erlangen. Die dabei im Vorfeld angewandten Methoden, der dem 7. 6. 1986 der Verteidigung Prozeßablauf sowie das Verhältnis zwi­ schen ,,begangener", nicht einmal nach· gewiesener "Tat" und Strafe waren bis­ Der Anwältin wurde beim Haftprü• her einmalig. Es ist zu befürchten, daß Haftbefehl vom 15. 12. 1986 fungstermin mitgeteilt, daß der "Oster­ dies nicht einmalig bleiben wird, son· Prozeß" in Nabburg ausfallen würde. Als dern vielmehr ein noch härteres Vor­ und Festnahme vom 19. 3. 1986 er dann völlig überraschend für densel­ gehen in den Prozessen ankündigt und ben Tag um 13 Uhr anberaumt wurde, die geplante Verschärfung des Ver­ mußte die Anwältin einen Vertreter hin· sammlungsrechts (u. a. Vorbeugehaft für schicken. Nur durch ständiges Nachfra­ ,,bekannte" Demonstranten/innen) vor· So, jetzt kann Mensch nur empfohlen gen hatte sie erfahren, daß der Prozeß wegnimmt. Um diesen Fall veröffentli• werden, langsam zu lesen. Denn hier be­ doch noch stattfinden würde. Bei der chen zu können, erhielten wir glückli• ginnt das unglaubliche Verwirrspiel, das telefonischen Bestellung meinte das Ge­ cherweise Unterstützung von einer Lese­ sie gestartet haben, um ein möglichst richt, daß "es für diesen Prozeß eh kei­ rin, die uns einen Bericht über die ge­ schnelles und hohes Urteil durchzuzie­ nen Anwalt bräuchte". Der erste Ver­ samte Geschichte zuschickte. hen. handlungstag war eine Farce, da der Ralf wurde wegen einer ganz anderen Anwalt weder mit Ralf ein Wort wech­ Sache am Tag vor seinem "Oster-Pro­ seln konnte noch Akteneinsicht hatte. zeß" in U-Haft gesteckt. Das ganze hat Die harte Gangart bekamen auch die 1) Osterdemo und Urteil eine Vorgeschichte: Besucher der Verhandlungen zu spüren. Am Abend vor der Demo am 7. 6. in Das Gerichtsgebäude war quasi unter vom 25. 3. 1987 Wackersdorf wurden Ralf und zwei ·Polizeischutz, die Zufahrtswege kontrol­ Frauen in Erlangen vor einer Kneipe liert und auf Anweisung des Amtsge· wieder kontrolliert. Bei der Durchsu­ richtsdirektors wurden Personalausweis· chung wurden verschiedene Gegenstän• kontrollen bei allen Besuchern durchge­ Ralf war an Ostern an einer Kontroll­ de sichergestellt, u. a. eine Zwille, ein führt. Bei der zweiten Verhandlung gin­ stelle des BGS an der Industriestraße Reservekanister und Arbeitshandschuhe gen sie dann besonders brutal vor. We­ mit seinem Auto angehalten worden. als "Demoausrüstung" und die drei vor­ gen angeblicher Überfüllung drängten Bei der Durchsuchung beförderten die läufig festgenommen. Bei den Frauen ist Bullen in den Saal, um all diejenigen Bullen mehrere demo-nützliche Dinge dasselbe Verfahren schon wegen Gering­ rauszuzerren, die keine "richtigen Sitz­ zutage, darunter waren auch eine fügigkeit eingestellt worden, was gegen plätze" hatten. Eine Frau wurde kopf· Schleuder und Stahlkugeln. Die Durch· Ralf am 15. 12. 1986 in einen Haftbe­ über über eine Bank gezogen, die dabei suchung muß ein einziges Chaos gewe­ fehl umgesetzt wurde. Der einzige Un­ sogar zu Bruch ging. Es kam zu einer sen sein, im nachhinein war nicht mehr terschied besteht darin, daß Ralf den ziemlichen Drängelei und Rauferei. nachvollziehbar, was wem gehörte. Das Besitz der Arbeitshandschuhe zugegeben wurde so auch von mehreren Zeugen be­ hatte. Die Brisanz liegt darin, daß jetzt stätigt. Ein dabei angeblich erstellter Si­ probiert wird, trotzräumlicher und zeit­ cherstellungsbescheid tauchte interes­ licher Trennung von einer Veranstaltung Eigene Gedanken santerweise erst am zweiten Verhand­ gegen x-beliebige Leute wegen unerlaub­ lungstag wieder auf, er trug zudem kei­ ter Waffenmitführung ein Haftbefehl Für jeden aufmerksamen Leser muß nen Namen. Bei der Festnahme soll Ralf erlassen wird. Das ist ein einmaliger Fall sich das Ganze wie ein schlechter Ro· Widerstand geleistet haben unc'l als er die in der ganzen WAA-Prozeß-Geschichte. man lesen. Nach Ordnung und Durch­ Bullen wegen der Mißhandlung einer Bei dem Schweizer Christoph hatten sie dringung des Verwirrspiels ist klar, um Frau bei der Festnahme als "Schweine" sich noch nicht soweit vorgewagt und was es eigentlich bei diesem Verfahren bezeichnete, ergab das natürlich auch "nur" den zeitlichen Zusammenhang geht. noch den Anklagepunkt der Beleidi­ außer acht gelassen. 1) Ein Exempel zu statuieren. gung. Bei der Beweisaufnahme blieb äu• Nachdem die Verfahren gegen die bei· 2) Abschreckungswirkung für die Ak· ßerst umstritten, ob die sichergestellten den Frauen eingestellt worden waren, tionen im Frühjahr {nach dem Win· Gegenstände Ralf gehört haben. Die rechnete Ralf wahrscheinlich auch nicht terschlaf) Bullen, die an diesem Tag über 100 mehr mit einem Vorgehen gegen ihn 3) Ein schnelles und hartes Urteil zum Durchsuchungen durchgeführt hatten, selbst. jetzigen Zeitpunkt und speziell gegen behaupteten zuerst, gesehen zu haben, Am 19. 3. 1987 wurde Ralf in seiner Ralf durchzuziehen. daß Ralf die Zwille bei sich hatte; als Nürnberger Wohnung festgenommen. 4) Vorbereitung eines "härteren Durch· der Anwalt jedoch fragte, ob sie dann Die Öffentlichkeit hätte wahrscheinlich greifens" in der Anwendung des Ver­ noch Namen von anderen Durchsuchten nie so schnell von seiner Verhaftung er­ sammlungsgesetzes (vgl. Franz-Josef nennen könnten, verneinten sie. Ein fahren, wenn nicht Bekannte Ralf in Strauß). Bullenzeuge, der bei der Beschlagnah­ einem Bullenauto wiedererkannt hätten. mung Protokoll geführt hatte, konnte Der Haftprüfungstermin am 20. 3. über· Daß Ralf erst am 19. 3. festgenommen sich einerseits daran erinnern, Ralf den schnitt sich mit der eigentlich für diesen wurde, hat mit Sicherheit mit der mo­ Sicherstellungsbescheid hi die Jacken­ Tag angesetzten Verhandlung wegen mentanen Situation innerhalb der Anti­ tasche gesteckt zu haben, andererseits Ostern. Beim Haftprüfungstermin wurde WAA·Bewegung zu tun. Die Streitereien konnte er ihn vor Gericht nicht sicher beschlossen, Ralf weiter in U-Haft zu um die Herbstaktionen, die allgemeine wiedererkennen. Richter Bochum mach­ behalten wegen "Fiuchtgefahr'' und Laschheit und die fußfassende Ein­ te bei der Urteilsverkündung dann ein· "weil die zu erwartende Strafe hoch aus­ schüchterungsstrategie der Staatsmacht fach die Unklarheiten zu seinen Wahr· fallen würde". "Nicht bestehende sozia­ machen den Zeitpunkt günstig, solche heiten. Die Verteidigerio forderte Frei­ le Bindungen" und ein angeblich fehlen­ Schnellverfahren durchzuziehen. Wäh• spruch, weil Ralf der Besitz von Schleu­ der Wohnsitz wurden als Begründung für rend der Vor- nach Nachbereitungszeit der und Kugeln nicht nachgewiesen wer­ die Fluchtgefahr vorgeschoben. (Das der Bundeskonferenz im Januar wäre es den konnte. Die Forderung des Staats­ hatten wir doch schon mehrmals - z.B. ihnen sicher nicht so leicht gelungen, anwalts betrug 14 Monate, davon alleine bei Frank aus Hamburg). Eine Meldebe­ und zu Weihnachten und Silvester war 11 für die unerlaubte Waffenmitführung. scheinigung, die sich bei der Festnahme der Widerstand noch lebendiger. Die gesetzliche Höchststrafe dafür be­ im Ausweis befand, war "plötzrich nicht Von Bedeutung ist sicher noch, daß trägt 12 Monate. mehr auffindbar". schon in der Zeit nach Pfingsten Ralf in 48 einem Polizeifilm als ,,.exemplarischer Denn jene Kriminalisierung der erfah· Folgende Forderungen sollten eigent· Gewalttäter" aufgebaut wurde. Dieser rensten und entschlossensten von uns ist lich von allen aufgestellt werden, denen Film wurde auf mehreren CSU-Veran· ein Schlag gegen die gesamte Bewegung, es um Ralf und die Bewegung geht: staltungen gezeigt, u. a. auf einer Veran­ weil sie durch Gewöhnung und Ab· sofortige Freilassung von Ralf staltung des "Arbeitskreises Polizei in schreckung das Klima für Höchsturteile - Einstellung aller Verfahren gegen Mittelfranken" unter Vorsitz von G. wegen noch geringerer Nichtigkeiten WAA-Gegner Beckstein (Vorsitzender des Sicherheits· schafft. Wenn sie Ralf wegen unerlaub· - keine Kriminalisierung ausschusses im bayerischen Landtag und ten Waffenbesitzes am 6. 6. weiter in - Zurücknahme der Terror-Gesetze Oberbürgermeisterkandidat in Nürn• U-Haft behalten können und das Urteil berg). Darin war in Zusammenhang mit wegen Ostern trotz nicht bewiesener Eine WAA-Gegnerin verletzten Polizisten Ralfs Gesicht in Tatsachen so lassen können, haben sie Großaufnahme zu sehen und dazu wur­ einen weiteren Schritt geschafft: Miß• den seine Personalien eingeblendet(!). liebige Personen aus dem Widerstand Post erreicht Ralf unter folgender Das Interesse des Staatsschutzes für entfernen, sobald es ihnen paßt. Be­ Adresse: Ralf dürfte wohl schon vor einigen Jah· reits die Unterstellung einer Absicht ren, als er wegen einer Sprühaktion ver­ oder die allgemeine Absicht würden Ralf Justus urteilt wurde, geweckt worden sein. Pro· genügen, jemanden für Monate hinter c/o Ermittlungsrichter Renner zesse wegen Sprühaktionen laufen zwar Gitter zu bringen. Soweit darf es nicht am Amtsgericht Erlangen im allgemeinen glimpflich ab, aber wenn kommen, schon wegen Ralf nicht! Im Mezartstraße 23 sie im Zusammenhang mit dem Hunger· Knast stehlen sie uns ein Stück Leben. 8520 Erlangen streik der Gefangenen aus der RAF und der Forderung nach Zusammenlegung stehen, läuft das Ganze natürlich als "terroristischer Akt", der nach § 129a angeklagt wird. Die laufenden 4 000 Verfahren gegen die Anti-WAA·Bewegung nehmen schleichend immer härtere Formen an. Das läuft parallel zum politischen Kli· ma: Verurteilung eines 20jährigen we­ gen Zwilleschießans zu 17 Monaten ohne Bewährung, Verbot der Bundes· konferenz in Regensburg und (versucht) in Nürnberg, die neuen Terror-Gesetze, Prozesse gegen RADI-AKTIV, Radikal und Freiraum und die beiden verbote· nen und abgeräumten Veranstaltungen in München drücken sie aus:

Kriminalisierungs- und Einschüchterungsstrategie I Presseerklärung zur Verhaftung eines Genossen aus dem Widerstand

Am 20. 3. 1987 ging der Prozeß gegen gen die beiden anderen wegen "Gering­ Ralf im Zusammenhang mit der Groß· fügigkeit'' eingestellt. demo an Ostern an der WAA los. Ralf Obwohl der Haftbefehl gegen Ralf wurde an einer Kontrollstelle des BGS schon am 15. 12. 1986 ausgestellt wur­ festgenommen. Die Anklage lautet: de, haben sie ihn erst einen Tag vor dem "Waffenbesitz", Beleidigung und Wider­ Prozeß verhaftet. stand. Dies schaffte erstmal ein Klima von Einen Tag vorher, am 19. 3., wurde Verwirrung, wo's unklar war, ob der Ralf nachmittags in seiner Wohnung ver­ Prozeß stattfindet, da parallel zum ange­ haftet. Die Begründung des Haftbefehls setzten Haftprüfungstermin in Nürnberg ist ein Ermittlungsverfahren vom auch der Prozeß in Nürnberg anfangen 6. 6. 1986 wegen Verstoßes gegen das sollte. Der Haftbefehl wurde beim Haft· Versammlungsgesetz. prüfungstermin aufrecht erhalten, und Zu dem Ermittlungsverfahren folgen­ Ralf daraufhin zum Prozeß nach Nab­ des: Am Abend vor den Großdemon· burg verschubt. Nur über den anhalten­ strationen vom 7. 6. 1986 an der WAA den Druck der Anwältin war überhaupt und in Brokdorf wurde Ralf mit zwei herauszubekommen, daß der Prozeß al­ Es gibt für uns nur eine Möglichkeit, weiteren Genossinnen in Erlangen vor so doch am selben Tag läuft. dem etwas entgegenzusetzen. Geschlos· einer Kneipe im Auto kontrolliert. Aus Mit dieser durchpsychologisierten Ver­ senes und entschlossenes Auftreten. Für dem Auto wurden Gegenstände be­ gehensweise versuchten sie eine Situa­ mich heißt das, keine Einteilung in schlagnahmt mit der Behauptung, es tion zu schaffen, in der sie zum einen friedliche und "gewalttätige" WAA· handle sich um Demo-Ausrüstung. Dar­ den Prozeß in Nabburg zu ihren Bedin· Gegner zuzulassen, durch Öffentlichkeit aus konstruierte die Staatsanwaltschaft gungen mit so einem hohen Urteil, wie und Protest den politischen Preis für die einen Verstoß gegen das Versammlungs­ es die Staatsanwaltschaft gefordert hat Herrschenden möglichst hoch zu schrau­ gesetz, in dem sie behauptete, daß sich (14 Monate Haft) reibungslos durchzie· ben, ein kritisches Bewußtsein gegen· die drei auf dem Weg zu der Großde· hen wollten, d. h. ohne Öffentlichkeit, über Kriminalisierungs- und Einschüch· monstration an der WAA befänden. Da­ ohne Verteidigung (der zuständige Rich· terungsmaßnahmen zu schaffen und vor mals reichte das Konstrukt nicht einmal ter in Nabburg teilte der Rechtsanwältin allen Dingen: SOLIDARISCH zu sein! für "Sicherheitsgewahrsam" aus. Außer• mit, daß er eine Verteidigung nicht für Nur dadurch werden wir siegen! dem wurde das Ermittlungsverfahren ge- nötig befände). 47 Zum anderen sollten durch den Haft· auf einer CSU.Veranstaltung des "Ar· tantenTeil der Bewegungen zusammen· befehl hauptsächlich Fakten geschaffen beitskreises Polizei in Mittelfranken" kommt. werden für einen gezielten Vorstoß ge­ unter Vorsitz von Backstein (Vorsitzen· Die F AZ dazu am 26. 2. 1987: "Der gen den ganzen Widerstand und ihn zu­ der des Sicherheitsausschusses im Unterbau des Terrorismus verbreitert: gleich, in einer Situation, wo jeder die bayerischen Landtag) gezeigt. Das war ... nach den Erkenntnissen des Verfas· Verhaftung von Ralf auf den Prozeß be· in der Phase verstärkter Überwachung sungsschutzes gäbe es erste Berüh· zog, solange wie möglich verdecken: und Kontrolle des breiten Widerstands, rungspunkte zwischen den ,militanten Real ist der richterliche Haftbefehl wo sie nach Pfingsten angefangen haben, Autonomen' und der RAF. Eine Unter· über eine völlige Neudefinition des Ver· die Strukturen insgesamt zu checken scheidungder Tätergruppen sei zum Teil sammlungsgesetzes gelaufen, mit der es und von da aus auch anzugehen. Auch nur noch schwer möglich. Es zeichne jederzeit und überall möglich wäre, un· da ist Ralf mehrmals im Computer hän· sich eine Entwicklung ab, deren Ausmaß ter Bezug auf irgendwelche Veranstal· gengeblieben. sich nur schwer einschätzen lasse. Hier tungen, Demos oder Versammlungen, Zum anderen, weil Ralf auch schon müsse der Rechtsstaat unter Ausschöp• Genoss-inn-en wegzuverhaften, die {je mal wegen einer Sprühaktion im Hunger· fung aller ihm zur Verfügung stehender nach Auslegung) mit "Demo-Ausrü· streik der Gefangenen aus RAF und Wi· Mittel reagieren." stung" kontrolliert werden. Das ist die derstand für ihre Zusammenlegung nach Ralf wurde zu zehn Monaten ohne Se· Richtung da drin, und jetzt ist es der er­ § 129a verurteilt worden ist, und es so währungverurteilt (vgl. taz, 27.3.1987). ste materielle Vorstoß. Und sie bringen herum mit ihrer Ausweitung der "Anti· Anti-WAA-PLENUM, Nümberg diesen Vorstoß deshalb verdeckt, hinter terrorismus"·Propaganda auf den mili· dem vom Staatsschutz organisierten Verwirrspiel, weil sie sich eben nicht si· eher sind, ob sie damit durchkommen, oder wir ihnen da eine politische Grenze setzen können. Mit dem Vorstoß- wie mit allen anderen aktuellen Vorstößen - geht es ihnen darum, sich neue Mittel für die Bekämpfung der starken Ent· wiekJung im Widerstand zu schaffen. Konkret: alle die auszuschalten, die sie als wichtig einschätzen in dem Prozeß des Widerstands jetzt, wo ein politischer Zusammenhang zwischen den unter· schiedlichen Bewegungen entsteht und auch in gemeinsamen Aktionen lebendig wird. Es einfach den starken Willen gibt, sich gemeinsam gegen den Staat durch· zusetzen, wie in Hanau, Hafenstraße in Hamburg, die BuKo in Nürnberg ... So ist es auch kein Zufall, daß sie's jetzt an Ralf festmachen. Zum einen ha­ ben sie ihn schon vorher in einem Poli· zeifilm als "exemplarischen Gewalttä• ter" aufgebaut und diesen Film auf mehreren Veranstaltungen der CSU, u.a. * Engagierten Anti-WAA-Anwälten soll die Schneid' abgekauft werden

Gesichtspunkt. Nach § 114 Bundes­ Amtsgerichts Schwandorf, dem Gericht, rechtsanwaltsordnung kann als Straf· Zum Ehrengerichtsverfahren das mit den meisten WAA.Verfahren maßnahme auch mit dem Ausschluß aus gegen die Rechtsanwältin beschäftigt ist. Zum zweiten sind die der Rechtsanwaltschaft gedroht werden. Claudia Schenk und beiden erhobenen Vorwürfe nun nicht Dies bedeutet nicht nur Existenzver· den Rechtsanwalt einmal an den Haaren herbeigezogen, nichtung für die Anwälte individuell, Franz Schwinghammer, sondern fußen einfach auf nichts. sondern obendrein auch das Ausschalten Regensburg Drittens gesteht das aufsichtsführende der engagierten Verteidiger aus der Re· Justizministerium freimütig zu, daß die gion. Da wir wissen, wie viele Verfahren Verfahren auch wegen politischer Äu· die Justiz noch vorhat und wie wenige Aus nachstehend abgedruckter Protest· ßerungen der Anwälte angestrengt und engagierte Anwälte zur Verfügung ste­ erklärung mehrerer Strafverteidigerzu­ durchgezogen werden (siehe Meldung hen, gilt es diesen politischen Schachzug sammenschlüsse aus der BRD geht der MZ). der Bürokratie zu durchkreuzen. Aus unschwer hervor, daß die Reglementie· Ist die Zurechtweisung kritischer Be· diesem Grunde würden wir auch allzu rung der beiden Verteidiger aus der amter im Zusammenhang mit dem gerne gerade die staatlich Bediensteten Region der WAA ausschließlich politi· WAA-Widerstand zwar nichts Neues, so in der Leserschaft zu Protestschreiben scher Natur ist. Zum ersten erfolgte die hat die Repression gegen die Anti-WAA· gegen die "Ehrengerichtliche Repres· Denunziation vom Präsidenten des Anwälte jedenfalls einen zusätzliche!'\ sion" anstiften. Die Beschwerdepost 48 kann der Einfachheit halber beim auf­ Wunsch jedenfalls an die betroffene Festung mit Mauer, Betongraben und sichtsführenden Landesjustizministe­ Anwältin und den betroffenen Anwalt: Stacheldraht. Oie ortsansässige Bevölke• rium eingeworfen werden. Unser .,Weitermachen wie bisher!" rung sieht sich ständigen Schikanen durch Polizeikontrollen, willkürlich er­ scheinenden Hausdurchsuchungen und demonstrativer Polizeikonpräsenz z. B. durch patroullierende Hubschrauber ausgesetzt. Der Justizapparat ist durch extra wegen der WAA-Prozesse auf Zeit abgeordnete Richter und Staatsanwälte aufgestockt worden. Da gleichwohl der Widerstand gegen die WAA immer breitere Kreise umfaßt, wird nun auch mit den Mitteln des Be­ amten- und Disziplinarrechts gegen be­ kannte WAA-Gegner vorgegangen. Ge­ gen den Amberger Zivilrichter Helmut Wilhelm wurde wegen dessen Aktivi­ täten gegen die WAA ein Disziplinar­ verfahren beim Nürnberger Oienstge· richt für Richter beantragt. Wilhelm, der auch ehrenamtlicher Richter am BayVerfGH ist, hat zudem Anhalts· punkte dafür, daß seine Post von Ge­ heimdiensten geöffnet wird. Der Re­ gensburger Universitätsprofessor J:rnst Brekle erhielt wegen einer öffentlichen Erklärung gegen den Bau der WAA vom bayerischen Minister für Wissenschaft und Kunst einen .,Verweis", weil er sei­ ne Dienstpflicht zur Mäßigung und Zu­ rückhaltung bei politischer Betätigung verletzt haben soll. Oie jetzt erhobene Ansehuldigungs­ schrift gegen die Kollegen Claudia Schenk und Franz Schwinghammer geht auf eine Aktivität des Präsidenten des AG Schwandorf zurück, vor dem die meisten Prozesse gegen WAA-Gegner stattfinden. Er übersandte zwei Zei­ tungsartikel mit Berichten über Rede­ beiträge beider Kollegen auf Versamm­ lungen von örtlichen Bürgeriniativen ge­ gen die WAA. Oie zuständige Rechtsan· waltskammer in Nümberg legte diese Ar­ tikel der StA zum Zwecke der Einlei­ tung der ehrengerichtliehen Verfahren vor. RAin Schenk und RA Schwingham­ mer sollen in ihren Redebeiträgen Poli­ zei und Justiz standeswidrig kritisiert und darüber hinaus verbotene Werbung getrieben haben. U. a. wird ihnen vorge· worfen, davor gewarnt zu haben, in die anstehenden Prozesse ohne anwaltliehen Beistand zu gehen, wer ohne Anwalt hingehe, werde ,.abgemäht" . Weiter heißt es, RA Schwinghammer solle aus· Ehrengerichtsverfahren gegen Verteidiger geführt haben, die Richter, die sich auf­ grund der anrollenden Prozeßlawine freiwillig zum Dienst an den örtlichen von WAA-Gegnern in Wackersdorf Gerichten meldeten, würden vielleicht schon nach einem halben Jahr wieder der staatlicher Machtentfaltung. Nach abziehen, wenn sie glaubten, dadurch Gegen RAin Claudia Schenk und RA offiziellen Angaben sind wegen der Aus­ ihre Aufstiegschancen gewahrt zu ha· Franz Schwinghammer aus Regensburg einandersetzungen im Raum Wackers­ ben. Haftbefehle gegen WAA-Gegner hat die Staatsanwaltschaft (StA) bei dorf ca. 3 500 Ermittlungsverfahren ge­ dienten nur dazu, die Einsatzerfolge der dem Oberlandesgericht (OLG) Nürnberg gen WAA-Gegner eingeleitet worden, Polizei nachzuweisen. Ansehuldigungsschrift zum Ehrengericht mehr als 2 500 Menschen sollen bereits Oie unterzeichnenden Strafverteidiger· für Rechtsanwälte in Nürnberg erhoben. angeklagt sein. Neben den Hundert­ Organisationen protestieren gegen die Diesen Ehrengerichtsverfahren findet schaften der Bereitschaftspolizei und neuerlichen Versuche, gegen Kollegen, vor folgendem Hintergrund statt: den Sondereinsatzkommandos wird die sich bei der Verteidigung von poli· Seit dem Beginn der Rodungsarbeiten auch der BGS in verfassungsrechtlich tisch mißliebigen Beschuldigten enga­ im Dezember 1985 antwortet die Baye­ fragwürdiger Weise ständig eingesetzt - gieren, mit dem Mittel des Standesrechts rische Staatsregierung auf den wachsen­ u. a. zur Räumung eines Gerichtssaales vorzugehen. Oie erhobenen Vorwürfe er­ den Widerstand der Bevölkerung gegen beim Prozeß gegen das Anti-Atom­ scheinen gerade angesichts des beschrie­ den geplanten Bau einer atomaren Wie­ Magazin RADI-AKTIV im März 1987. benen Hintergrunds als Vorwand, um deraufbereitungsanlage mit zunehmen- Das Baugelände der WAA gleicht einer eine Einschüchterung und Oisziplinie· 49 rung zu erreichen. So ist es nachgerade Vereinigung Niedersächsischer Straf­ Vereinigung Berliner Strafverteidiger absurd, angesichts der anstehenden Pro· verteidiger e. V. e. V. zeßwelle bei gleichzeitigem aktuten Baden-Württembergische Strafvertei­ Hamburger Arbeitsgemeinschaft für Mangel, genügend Verteidiger zu finden, diger e. V. Strafverteidiger e. V. von standeswidriger "Werbung" zu spre­ Initiative Bayerischer Strafverteidger Strafrechtsausschuß des Kölner An· chen. e. V. waltsvereins e. V. Der Beruf Rechtsanwalt ist frei und Initiative Bremer Strafverteidiger Nordrhein-Westfälische Strafverteidi­ soll unabhängig von jedem staatlichen e. V. ger Druck ausgeübt werden. Jeder Versuch, die Anwälte einer beamtenrechtsähnli­ chen Zensur zu unterwerfen, muß im Interesse einer wirkungsvollen und nur dem Gesetz und dem Interesse der Be­ schuldigten verpflichteten Verteidigung zurückgewiesen werden. Osnabrück, 14. 3. 1987

Sollen Rechtsanwälte an die "CSU-Kandare"~~;J /r SPD fordert Berfcht der Staatsregierung über Ehrengerichtsverfahren gegen zwei Regensburger Anwälte

M ü n e h • n (dpa). Einen ausführliehen S.rlcht über du Ehftncerleh~n, das dle­ werde eine ehrengerichtliche Maßnahme ver­ Staatsanwaltxhalt beim Oberlandesrerlcht ln NümberJ cecen zwei ~ensbur~er Rechtsanrille hängt. Dies könne bis zum Ausschluß aus der elncelel~t hat. forderte am Freilai die SPD-Fraktlon voa der Staabftclervnc•• Kommt nun auch R.e<:btsanwaltsch&ft geben. Den beiden Rechts· noch ein Maulkorb für kritlxbe Rechtsanwllte, sollen denn nach den Dlnlpllnlerunpvenuehen anwäl~n lägen keineswegs nur .kritische Äuße• cecen MelnuncsluBervncen von Rlehtem und St.aat.sanwll~n nun auch noch die Reeht.sanwllte rungen• zur Lasl Der Inhalt der von der Staats· an die CSU-Kandare cenommen werden?" fncte der rechtspolitische Sprecher der Fraktion, Gün· anwaltschalt als standeswidrig bf!we~ten Vor­ ter Wlrth, Im Pra.dlenst seiner Panel. fälle könne aber nicht dargelegt werden. weil das Verfahren nicht öffentlich sei. Es sei ein empörender Vorgang, wenn stan· len Prozessen sehr empfehlenswert isl" Wegen desgerichtliebe Ehrengerichtsverfahren gegen entsprechender Äußerungen wird den Anwälten Rechtsanwälte eingeleitet werden, die sich krl· ein Verstoß gegen das Werbeverbot vorgehalten. Bewaffnet ln den Westen geflohen tischzum Vorgeben der Justiz bei WAA- Prozes­ Du Vertrauen der Bürger in die Unabhängig· München(lby). Erneut sind gestern früh zwei sen geäußert haben. Den Regensburger Anwäl· keit der Anwälte werde erschüttert, wenn diese Soldaten der DDR-Grenztrvppe nach Bayern ten Claudla Schenk und Franz Schwinchammer .nur noch kuschen und gehorsame, obrigkeits­ geflüchtel Oie 20 und 24 Jahre al~n Männer wird vorceworfen. Im Zusammenhang mit der freundliche Äußerungen von sich geben", warnte überwanden die Grenzsperren nach Agaben des WM Polizei und Justiz standeswidrig kriU.Siert der Abgeordnete. Grenzpolizeipräsidiums München ohne Zwi­ zu haben. Die Empörvng sei völlig unangebracht. ent­ schenfall. Seide kamen in Uniform, ein Soldat Die Verfahren seien ein Angrirt auf die Unab­ gegnete du JusU:tministerium. Der Re<:htsan· f\ihrte e ine Maschinenpistole .KoJaschnikow" hängigkeit der Rechtsanwäl~. meinte Wirth. walt sei ein unabhänciges Organ der Rechts­ und Munition mil Erst am Mittwoch waren zwei .5elbstverständ.lieb ist es du gute Recht eines pflege und müsse sieb der Achtung und des Ver­ ebenlaUs 20 und 24 Jobre al~ Gefreite der OOR­ jeden Rechtsanwaltes, darauf aufmerksam zu trauens ln seinen Stand würdig erweisen. Ver• Grenztruppe - unbewaffnet - nach Bayern ge· machen. dall anwaltschaltlieber & !stand ln vie- leue ein Anwalt schuldhalt seine Pflich~n. flücb~L * * * Ein Ast auf dem Weg - nötigt die freie Wildbahn

Interview mit einem verurteilten Arbeiter aus der Oberpfalz

Die RADI-AKTIV unterhielt sich mit dem VenJrtailten Herrn Fink (Name von der Red. geändert).

Herr Fink: Ich bin verheiratet, habe ein Kind. Ich bin bei keiner Partei, prak­ tisch. Von Beruf bin ich Ausbildungslei· ter. Vor kurzem bin ich per Sozialplan in den Ruhestand versetzt worden. Bis dahin war ich 40 Jahre tätig in der Max­ hütte. Erst kürzlich bin ich vom Wirt·

Schaftsministerium geehrt worden für c.. meine 40jährige Dienstzeit - und dann ..0 n bin ich verhaftet worden. Ich habe noch ~ nie in meinem Leben mit der Polizei was •-· zu tun gehabt...... n . RADI : Und wie ist das passiert? .. -~ 60 Herr Fink: Das ist am 20. Juli gewe­ Herr Fink: Ja, ja. Der Rechtsanwalt Erster Freispruch sen, voriges Jahr. Da sind wir vom "Mar­ hat mir eben nicht garantieren können, terl" zusammen hingegangen zum "Ro­ ob es letztlich mehr oder weniger als im für Blockade-Teilnehmerio ten Kreuz" - und wieder zurück. Auf Strafbefehl angegeben, wird. am Bauzaun zur WAA dem Rückweg haben wir halt ein paar RADI: Kommen wir auf die Festnah­ Ästlein über einen Weg gezogen. Das war me zurück: Das war also ein Typ, der Liebe Freunde, alles. Nach einem kurzen Besuch in praktisch aussah wie einer vom heute will ich Euch über den Verlauf einer Gaststätte haben sie mich an der "Schwarzen Block"? der Ermittlungsverfahren zu unserer nächsten Tankstelle gestoppt. Herr Fink: Tja, fast möchte man sa­ Blockade im Juni 19B6 informieren. "Fahrzeugkontrolle!" Dann ist der gen, wie ein "Chaot". Schwarze Hose, Also, am 23. Juni 1985 ketteten sich Schwarze da 'rausgekomen, so ein Mo­ schwarze Lederjacke und mir ist er da­ zehn Personen der Sandkörnergruppe torradfahrer. Er hat seinen Ausweis ge­ vor überhaupt nicht aufgefallen. morgens um 6.30 Uhr draußen am zeigt: "Polizei." Der hat mich also be­ RADI: Was denken Sie über die Krimi­ WAA-Gelände ans Tor, um den Bauar­ obachtet, wie ich angeblich Baumsper­ nalisierungswelle, die jetzt über fast alle beitern das Einfahren mit ihren LKWs ren gemacht hätte. Dann ist es hin und WAA-Gegner hinwegschwappt? Haben nicht zu ermöglichen. Obwohl Polizei her. Erstmal das Leugnen. Na ja, hilft Sie den Eindruck, daß die Leute sich und Torhüter anwesend waren, ist uns nichts, hab' ich mir gedacht. Ob ich vielleicht überlegen, ,machen wir jetzt die Aktion gelungen und wir standen mein Auto abstellen möchte. Meine was oder nicht'? zweieinhalb Stunden und die Fahrzeuge Frau ist dann mitgefahren. Dann haben Herr Fink: Die werden da nicht Frie­ stauten sich und Diskussionen haben sie mich ins WAA-Gelände gefahren. den schaffen, sondern die werden mehr stattgefunden, aber das ist Euch ja be­ Was mir am allermeisten gestunken hat, Haß schaffen durch das schnelle Verhaf­ kannt. Christine, Uschi und ich haben ist, daß mich da jemand auf eine Art ten und so ... dann bei der Festnahme unsere Persona­ 'rausgegriffen hat, als wäre ich bewaff­ RADI: Resignieren die Leute durch lien nicht angegeben, sondern haben den net. Was soll das? Ich hab' doch nur den Druck? Polizeibeamten einen Brief ausgehän• einen Ast in den Weg gezogen. An­ Herr Fink: Nein, das glaub' ich nicht. digt. Uschi wurde deshalb 14 Tage in schließend haben sie mich nach Amberg Freilich, viele trauen sich nicht mehr Untersuchungshaft gesteckt. Sie ist auch zur Polizei gebracht. Dort haben sie hin. Bei mir ist das zwar nicht so, aber die erste gewesen, die vor Gericht zu er­ mich fotografiert, von allen Seiten, im manche sagen sich: ,Könnte ich auch scheinen hatte. Sitzen, im Stehen, ja, erkennungsdienst­ verhaftet werden? Kann ich da nicht Vor dem Amtsgericht in Regensburg lieh behandelt. Und auf'd Nacht um mehr hin?' wurde Uschi zu 15 Tagessätzen a DM 12 Uhr haben sie uns dann 'rausgelassen. RADI: Glauben Sie, das kann sich wie­ 20,- auf Bewährung verurteilt. Sowohl Da hat mich einer von Amberg dann der ändern durch massenhafte Aktio­ die Staatsanwaltschaft als auch Uschi 'runtergefahren, von der BI. Die warten nen? Also für den Herbst ist ja geplant, legten Widerspruch ein. da schon, meistens. Na ja, später ist eine Großdemonstration am Bauzaun zu eben der Strafbefehl bekommen: über machen, zu der bundesweit mobilisiert Am 26. 3. 1987 hat die Berufungsver­ 1600 Markt werden soll. Bringt das was für den Wi­ handlung vor dem Landgericht Regens­ RADI: Wie hat denn die Anklage ge­ derstand in Wackersdorf und der Re­ burg stattgefunden und endete mit lautet? gion? einem Freispruch. ln seiner Urteilsbe­ Herr Fink: Nötigung. Herr Fink: Freilich ist es besser, wenn gründung griff der Richter u. a. auf das RADI: Ist wegen Nötigung auch ver­ wieder mehr Unterstützung von außen Plädoyer von Uschi zurück und bestätig• urteilt worden? kommt. Das gibt uns hier auch wieder te, daß eine WAA zur Vorbereitung Herrn Fink: Ja. Ich hab' gegen den mehr Auftrieb, denke ich. Das ist rich­ eines kollektiven Selbstmordes diene, Strafbefehl Einspruch eingelegt. Da hat tig so. Selbstmörder seien jedoch an ihrem mich der Rechtsanwalt vertreten. Nach Vorhaben zu hindern, notfalls auch mit Nabburg sind wir gekommen. Gewalt (sonst ist es ja unterlassene Hil­ RADI : Wer soll denn eigentlich laut feleistung). Dies, so der Richter, sei al­ Anklage durch die Äste auf dem Weg lerdings kein Freibrief für weitere Aktio­ genötigt worden sein? nen. Herr Fink: Angeblich sollen da Fahr­ zeuge hin und her gefahren sein. Tat­ Bemerkenswert an diesem Strafverfah­ sächlich sind aber keine hin und her ge­ ren ist auch, daß bei der ersten Verhand­ fahren. lung Staatsanwalt Janzen einer Einstel­ RADI: Dann ist also niemand zu et­ lung zustimmen wollte, dies jedoch was genötigt worden? nicht konnte, da Staatsanwälte wei­ Herr Fink: Nein. sungsgebunden sind und nach langer RADI: Und wie ist im Prozeß der fernmündlicher Rücksprache mit seinem Nachweis der Nötigung geführt wor­ Vorgesetzten die Verhandlung nicht den? mehr fortführte. Am 26. 3. 1987 er­ Herr Fink: Der Rechtsanwalt hat dann schien nun der Herr Oberstaatsanwalt da eben gesagt, also, er möchte gerne Demleitner persönlich. Aber auch der wissen, ob zu dem Zeitpunkt tatsächlich Herr Oberstaatsanwalt rückte von sei­ Fahrzeuge gefahren sind. Und dann hat nem ursprünglichen Vorhaben ab, 40 der Richter eben nach Schwandorf tele­ Tagessätze zu verlangen und sagte in foniert zu der Bundesgrenzschutzstelle. seinem Plädoyer, daß er nicht so recht ln der Pause haben sie sich einfach ge­ sagen kann, ob er Hochachtung aus­ einigt, der Staatsanwalt usw. und haben sprechen solle vor so viel Mut und Zi­ mich gefragt, ob ich einverstanden bin. vilcourage oder ob er Bedenken haben Die sind halt runter auf 750 DM und müsse vor märtyrerhaftem Verhalten. keine Eintragung ins Strafregister. Was - Doch keine Angst - Märtyrer sind mir egal wäre. Was soll mir schon noch wir nicht! Auf alle Fälle forderte er passieren? Ich hab' die 750 DM an die dann nur noch 15 Tagessätze a DM Staatskasse bezahlt und fertig! Der 20,-. Und höre und staune: Richter Rechtsanwalt hat's halt so gemacht ... und Schöffen waren der Meinung, daß RADI: Es ist also im Prozeß letztlich Uschi freizusprechen sei. Wir hoffen unklar geblieben, ob überhaupt Fahrzeu­ jetzt nur noch, daß auch in der Urteils- ge dort gefahren sind, die überhaupt ge­ nötigt hätten werden können? 51 begründung, wenn sie schriftlich ein· Gewalttäter diffamiert. Und wehe, ein sehen wider besseren Wissens ein Groß• geht, das zu lesen ist, was er im Ge­ Richter wagt es, öffentlich gegen die projekt gegen Gleichgesinnte mit Schlag­ richtssaal gesagt hat. WM einzutreten. Zwangsversetzung stock und CS-Gas und verraten so ihre Es bleibt zu hoffen, daß der Richter­ wlire die Folge, wie in Schwandorf eigene Gesinnung. Ich habe mich schon spruch richtungsweisend für die weite· bereits vorexerziert. oft gefragt, für wen verteidigen diese ren Prozesse sein wird. - Nicht der Ein polemisierender und gegen die Verteidiger eigentlich? Was uns weit€1"• Glaube an den Rechtsstaat würde bei politischen Gegner agitierender CSU­ hilft, sind viele Polizisten vom Schlage mir wieder geweckt, sondern die Hoff· Staatsanwalt Walter Leupold jedoch Hans Weigl, die auf Seiten der Ober­ nung in die Aktionsform gestärkt. kann in Weiden sein Unwesen treiben, pfälzer Bevölkerung stehen und mit ih­ Gewaltfreie Aktionsgrupe ohne daß eine höhere staatliche Stelle rem Einsatz auch eine Entfernung vom ,,Sandkörner", Nümberg daran Anstoß nehmen würde. Dienst riskieren und akzeptieren. Ihnen Aber zurück zu Hans Weigl und den muß unsere Solidarität gehören. Ereignissen in Schwandorf Es ist schon Heinrich Albertz sagte in jenem Kom­ verrückt, da stehen viele Polizisten hin­ mentar auch noch etwas anderes: ,,Es ter dem Zaun, die genauso denken, wie gibt keine Revolutionen mit Pensions­ die Demonstranten vor dem Zaun. Und anspruch'~ was tun sie? Sie fordern die WM-Geg­ Also, auf Polizisten, schmeißt Eure ner auf, bei der nächsten Wahl die "rich· Schlagstöcke weg und kommt zu uns! tige Partei" zu wählen. Welch eine gro­ Ein WAA-Gegner aus Weiden teske Situation. Da verteidigen Men-

LESERBRIEF Anmerkung zu der Verhandlung von Hans Weigel vor dem Amtsgericht Schwandorf

Ende November fand vor dem Amtsge­ richt Schwandorf der Prozeß gegen den Polizisten Hans Weigl statt. Nicht je­ doch, wie man vielleicht annehmen könnte, weil dieser Polizist bei einer der vielen Konfrontationen am Bauzaun in Wackersdorf zu hart gegen Demonstran­ ten vorgegangen wlire. Nein, Hans Weigl hat sich vor dem Gesetz schuldig ge­ macht, weil er - in seiner Freizeit - einen hilflosen Demonstranten vor ....:::r einem Grenzschutzbeamten schützen wollte, der seinen Schlagstock als Stich­ ! waffe benutzte. ...."' '":=t Am 2Z 11. 1975 wurde das Urteil ge­ 0" ~ sprochen: 10 Monate auf Bewährung. .a Allein die Rangelei mit dem Grenzschüt• ..., zeT hiitte für eine derart harte Strafe nicht ausgereicht. Hier wurde ein Präze­ "Wir sind immer gemäßigt gewesen - denzfall geschaffen. Dafür mußte kein 11 geringerer als Ex-Polizeipräsident Her­ und was hat,s gebracht? mann Friker herhalten. Dieser will be­ obachtet haben, wie Weigl einen Stein - Gespräch mit Edda Heider - gegen seine Kollegen geworfen hat. Edda: Ja, bei dem weiß ich wirklich Da I«Jnnte der Angeklagte noch so Edda: Also, ich bin Edda Heider, 54 nicht warum. Der ist nicht festgenom­ sehr seine Unschuld beteuern, Herrn Fri­ Jahre alt und Hausfrau. Gegen die WAA men worden am Tatort, sonden erst ker schenkte das Gericht mehr Glauben. bin ich schon lang, gleich wie das publik beim Lorenz vorne, zwei oder drei Kilo· Der Grund liegt aufder Hand: Polizisten geworden ist. Zur BI bin ich erst vor et­ meter entfernt. Den wollten sie halt ein· soll mit diesem Urteil ein für allemal die wa einem Jahr gekommen. Vorher habe mal haben, weil er ein bisserllaut ist. Er Lust am Demonstrieren vergehen. ich viele Veranstaltungen besucht. schreit halt, aber gewalttätig ist er über· Pastor Albertz äußerte sich in der Au­ RADI: Es laufen ja nun täglich mehre­ haupt nicht. Und da haben sie an jenem gustausgabe der Zeitschrift ,natur' auch re Gerichtsverfahren gegen WAA-Geg­ Tag nur eine Personenbeschreibung zu der Bayerischen Gerichtsbarkeit. Von ner, unter anderem hast Du ein Verfah­ durchgegeben und anschließend beim der Objektivität der Gerichte des Frei­ ren, ebenfalls Dein Mann. Was wird Lorenz festgenommen. Und zwar die staates, so Albertz, sei er keinesfalls Euch vorgeworfen? Beamten, deren Fahrzeug er angeblich überzeugt. Die Richtigkeit dieser Aussa­ Edda: Ja, mir tun sie zweimal Körper­ behindert hat. Wie einen Schwerverbre­ ge ist vielfach nachprüfbar. Da wird ein verletzung vorwerfen und Widerstand cher haben sie ihn damals festgenom· ganzer Senat des Verwaltungsgerichts· gegen die Staatsgewalt. Beleidigung ge­ men. Er hat am anderen Tag noch blaue hofs in München gegen einen regierung$­ gen Minister Hillermeier war am Anfang Flecken g'habt. treuen ausgetauscht, damit den WAA­ auch noch dabei. Das ist später fallen­ Und was mich betrifft: Na ja, da ist Gegnem der gerichtliche Weg verbaut gelassen worden. Und meinem Mann, der ehemalige Innenminister in Schwan· werden soll; da werden vor Amtsgerich­ dem wird Landfriedensbruch vorgewor· dorf im DWK-Büro gewesen und hat ten aus geringfügigen Ordnungswidrig­ fen, Beleidigung und Behinderung eines eine Sprechstunde gehalten. Wir sind keiten te"oristische Gewaltakte gezim­ Fahrzeugs. auch hingegangen und dann ist halt so mert und harmlose Demonstranten als RADI: ln welchem Zusammenhang? ein bisserl Tumult gewesen. Da ist dem 52 Hillermeier sein Chauffeur in die Ein· fahrt gefahren - und er ist mir über den Fuß gefahren. Und dann bin ich eben schon ein bisserl aufgeregt gewesen. Ich habe auf die Motorhaube draufgehauen und gesagt: "Der ist mir über den Fuß gefahren!" ln dem Moment also, da ha· ben sie meinem - weil er eben ein bißchen laut schreit "in Gewahrsam" ge­ nommen. Sie haben ihn hinter die Poli· zeikette gebracht. Anschließend hab' ich g'sagt: "Ich will die Autonummer von dem Fahrzeug''. Das war bereits hinter der Polizeikette verschwunden und die Polizisten haben mich nur ausgelacht. Dann war da so ein Gerangel und ich hab' g'sagt, ich möcht' zu meinem Mann rein. Na ja, das haben sie abgelehnt und haben mich immer weggestoßen. Dabei habe ich u. a. von einem Polizisten einen Fußtritt in den Unterleib gekriegt und ans Schienbein. Ich. hab' damals aber nicht nachgelassen und immer wieder gefordert: "Ich will rein, ich will rein, zu meinem Mann!" Und mittendrin sind sie ganz überra· sehend gekommen: "Ja, lassen Sie die Frau rein!" Die Polizeikette hat sich daraufhin geöffnet und wie ich drin war, hat's geheißen: "Sie sind verhaf· tet!" Daraufhin haben sie mich in einen Polizeibus geschubst. Einer der Poltzi· sten hat gesagt, ich kriege eine Anzeige, weil ich ihn verletzt habe. Im Gesicht hat er einen Kratzer gehabt. Da hat Mal geladen worden. An diesem Ver· mein Mann gesagt, den konnte ich gar nicht glaubwürdig sind. Und genauso handlungstag soll halt so aussagen, weil nicht kratzen, weil ich ja Handschuhe jetzt mit den Eidschwüren. Die 3 Polizi· man sagt, wenn jetzt mein Mann keinen anhatte. Dann haben sie sich beraten sten, die jetzt den Eid geschworen ha· Landfriedensbruch kriegt, dann kann er und auf Zeitverzögerung gemacht. Kurz ben bei dem Zivildienstleistenden von ja auch keinen kriegen, und jetzt wollen vor mir ist noch jemand verhaftet wor· Regensburg, und da haben dem seine sie schauen, daß sie vom ZDF Filme den, er hätte mich zu befreien versucht Zeugen auch einen Eid geschworen, kriegen. Damals haben sie einen 12jähri· - also "Gefangenenbefreiung". Und aber die Polizisten, die sind halt glaub· gen Jungen verhaftet und das ZDF war das, obwohl er früher verhaftet worden würdig. Da ändert sich nichts, obwohl dabei, und hat gefilmt. Sie wollen die war als ich. Das mit dem Kratzer im Ge· den Eindruck habe ich schon vom Rich· Filme haben und hoffen, daß dabei et· sieht des einen Polizisten haben sie zu· ter gehabt, daß er vielleicht ein bißchen was Ausschlußreiches dabei heraus rückgezogen. Nach ihrer Beratung sind gemäßigt ist; aber jetzt habe ihn halt kommt. Der Prozeß ist abgebrochen sie gekommen und haben gesagt, ich wiedergesehen, da habe ich nicht mehr worden und seit Dezember hören wir da krieg' eine Anzeige, weil ich dem eine den Eindruck gehabt. Entweder ist er nichts mehr. Wir müssen erst warten, Ohrfeige gegeben habe. Der Kratzer schon ein wenig in die WAA-Verfahren wie das weitergeht. ginge auf das Konto desjemgen, der eingestiegen, daß er härter wird, gell - RADI: Und wie ist jetzt für Euch diese mich zu befreien versucht hatte. Das aber - das ist halt, weil mein Mann den Situation, diese Prozeßsituation? Das war also auch so ein abgekartetes Spiel. gleichen Richter hat. Das wäre besser, zieht sich ja ... Im Dezember hab' ich jetzt Verhand· wenn er einen anderen hätte. Edda: Das ist ganz schön nervenauf· lung gehabt. Wegen der Ohrfeige bin RADI: Das heißt, die ganze Familie reibend, schon mies. Man ist an einen ich verurteilt worden. Wegen der Belei· wird vom gleichen Richter verurteilt? Punkt angelangt, wo man sagt, jetzt ist digung nicht. Jedenfalls muß ich 800 Edda: Ja. mir alles wurscht. Jetzt ist eine Flaute DM Strafe bezahlen. Der Staatsanwalt RADI: Und bei Ihrem Mann, wie drin, gell. Mundtot machen sie uns hat 3 Monate Freiheitsstrafe mit 3 Jah· schaut es da aus? schon. Früher sind wir anders gewesen, ren Bewährung (I!!) gefordert und dazu Edda: Ja, da sind zwei Verhandlungs­ heut' sind wir ruhiger, man darf sich 800 DM. Er ist jetzt in Berufung gegan· tage gewesen, und dann hat sich da was nicht mehr viel erlauben. gen, weil ihm das Urteil zu wenig war. ergeben, daß- an dem Tag haben sie an RADI: Also insgesamt ist es schon so, RADI: Und wie ist der Prozeß selber dem Tor noch einen festgenommen, daß Du für Dich selber auch an einem gelaufen? Was hattest Du für einen Ein· und der soll auch das Fahrzeug behin· Punkt angekommen bist, wo Du merkst, druck während des Prozesses? dert haben, und den haben sie festge­ daß die Kräfte auch irgendwie nachlas· Edda: Von der Bevölkerung ist viel nommen und haben ihn halt ins Gelän· sen? Unterstützung gekommen - das ist de gebracht. Und der hat jetzt das glei· Edda: Ja. schon gut. Der Prozeß, das ist immer das ehe Verfahren wie mein Mann, bloß der RADI: Hast Du irgendwelche Ideen, Gleiche, das läuft immer nach dem glei· hat auch noch keine Gerichtsverhand· wie es weitergehen kann mit dem WAA· chen Prinzip. ab. Den Polizisten wird lung gehabt und mein Termin steht j-a Widerstand? Was jetzt passieren sollte? halt mehr geglaubt wie einem anderen, auch noch nicht fest, und durch die Ver· Edda: Ja. Man muß halt - aber da ich wie einem Angeklagten. Oder man kann handlung gegen meinen Mann ist jetzt nicht allein - das sagen die anderen - sagen wir mal 10 gute Zeugen haben miteinbezogen worden, denn das ist ... auch alle - normal müßte ruhig mal und drei Polizisten - die haben dann wir haben seinen Namen ja mal ge­ rausgehen, vor allem in die Region. Aber Recht. Die sind immer glaubwürdig, ob· wußt, das ist jetzt eigentlich ... durch jetzt ist eben auch wieder Punkt, wo ei­ wohl es sich in vielen Prozessen heraus· den Gerichtslauf ist der andere auch nige sagen, "ach, das hilft ja alles nix!" gestellt hat, daß die Polizisten wirklich mit hingekommen, und beim zweiten Immer die gleichen gehen, immer die 53 gleichen werden dumm angeredet. Und darum finde ich das nicht gerecht, die Edda: Naja, sagen wir es beim Namen: wenn was ist, werde ja da hinten auch Strafe. Das wird selten einer gerecht fin· SPD. Da sind wir schon manchmal ent· gefilmt und fotografiert. Und es sind ja den. Also, ich hab' noch keinen getrof· täuscht. Weil : einmal so - einmal so. im Grund genommen immer die Glei· fen. Und wenn ich heute zu einem Poli· Manchmal meint man schon, das Thema chen dran. Daß einmal ein paar neue Ge· zisten (in entsprechender Situation) WAA hat für sie nur im Wahlkampf eine sichter auftauchen, das müßte sein. Daß sage: "Schläger!", da finde ich nicht, Rolle gespielt. Daß sie halt Stimmen neue Gesichter wieder hinkommen. daß ich gelogen habe. Ich habe Bilder wollten. Nicht, daß es immer heißt: Ja, schaut's da, wo sie wirklich einen zusammenge· RADI: Du hast also handfeste Zweifel Euch die an, jetzt ist sie schon wieder schlagen haben und wo das Blut run· an der Ernsthaftigkeit der SPD in punk· dabei. terläuft. Und dann haben wir sie dem to WAA·Gegnerschaft? RADI : Jetzt ist geplant, daß wir im Staatsanwalt gezeigt in Burglengenfeld. Edda: Schauen wir doch den Hambur· Herbst wieder eine Großdemo am Bau· Und der hat dann gesagt: " Na ja, der ger Kessel an. Das war eine SPD·Regie· zaun machen, bundesweit ... wird halt mit Ketchup beschmiert sein." rung. Hätte das sein müssen? Edda: Ja, das wäre schon ganz gutl Da steht man dann schon vor einem Da wär's zu machen gewesen, daß sie Das hilft uns am meisten weiter. Sagen Rätsel und sagt sich: " Also, wenn das sagen: nein, die Leute kommen frei! wir mal, daß das an die Öffentlichkeit noch gerecht istl" Oder wozu brauchen die eingekesselt rausgetragen wird, gell! RADI: Siehst Du momentan eine Mög· werden? Das war ja eine SPD·Regierung. RADI: Edda, Du sagst, Du findest lichkeit, politischen Druck zu erzeugen Wenn das Schwarze gewesen wären, Herbstaktionen mit bundesweiter Un· gegen diese riesige Kriminalisierungswel· hätt' ich gesagt, na ja, von denen sind terstützung momentan für sehr wichtig. le7 Über die Parlamentsparteien zum wir es gewöhnt. Aber das hat mich dann Wir erinnern uns auch an eine bestimm· Beispiel? schon überrascht. te Phase, in der viele Oberpfälzer Bis Edda: Manchmal sind wir schon ent· RADI : Gibt es nun aus der SPD heraus eher skeptisch waren gegen die Unter· täuscht. Gerade von den Parteien. Unterstützung gegen die Kriminalisie· stützung aus anderen Bundesländern RADI: Welche Parteien? rung? oder seitens der BUKO. Ist das jetzt an· Edda: Da hört man halt gar nix, gell! ders? Edda: Ja, ich finde die Unterstützung ist ja gleich am Anfang von außerhalb gekommen. RADI: Ja, ja, aber da gab's ja jede Menge Schwierigkeiten hier in der Re­ gion. Edda: Ja, die haben sich oft distan­ ziert von allem. Ich weiß, bei uns ist auch besprochen worden: Sollen jetzt die Blockaden im Herbst '87 vor oder nach der Demo stattfinden. Es soll erst die Demo sein und dann die Blockaden, weil dann wirft das ein besseres Licht auf uns. Aber ich finde das nicht richtig. Sollen sie sie doch lassen. Ich finde auch, man sölf sich nicht auf der zu ge­ mäßigten Linie befinden. Das bringt uns nichts. Wir sind ja erst immer gemäßigt gewesen - und was hat's gebracht? Gar nixl Wir haben ja überhaupt nichts er· reicht. Ich meine, wir sind jetzt auch nicht gewalttätig, aber ich sehe nicht ein, warum ich etwas ändere mit den Verhaftungen. Ich bin ja auch verhaftet worden, obwohl ich nichts gemacht ha· be. Genauso mein Mann. RADI: Wie seht Ihr denn das so im alt· gemeinen mit der Bestrafung? Es gab ja so Erfahrungen aus der Friedensbewe­ gung. Da wurde oft die Verurteilung we· gen einer Sitzblockade als gerechte Stra· fe hingenommen. Edda: Na, gerecht nehmen wir das nicht hin. Man muß natürlich irgendwie damit fertig werden mit der Strafe. Aber wir akzeptieren das nicht. Also, wir fin· den die Strafe ungerecht. Nehmen wir z. B. das Urteil der letzten Wochen. Da ist ein junger Mann verurteilt worden zu 17 Monaten ohne Bewährung. Aber nicht bloß, weil ich einem einen Stein an den Kopf schmeiß'. Und es ist ja nicht mal bewiesen, ob er überhaupt ge· schmissen hat. Aber ich kann mir viel erlauben in einer anderen Strafsache, wenn ich 17 Monate ohne Bewährung krieg. Und bei uns da, wenn ich hinge· he, bin vielleicht schwarz gekleidet auch noch, um ein bißchen ' rumzuschaun, dann kommen die Bullen und packen mich. So, jetzt bist du verhaftet. Und 64 SPD-Bürgermeister: Beteiligung an Einschüchterung und Kriminalisierung gegen WAA-Gegner

Eine junge Frau aus dem Städtedrei• Dann y~:~o er s1cn entgegenKommend: eck, lsolde Sch., hat Angst - Angst vor Er sei also nicht bestrebt, daß lsolde Strafverfolgung. - Doch nicht etwa vor jetzt mords bestraft werde, aber sie müs· Strauß und seinen Vollstreckem, son· se sich schon entschuldigen. Aber wofür dem vor dem SPD·Bürgermeister von eigentlich? Sie verwies ihn darauf, daß Teublitz, Herrn Damm, der sich selbst er ja im "lokal" eine "Richtigstellung" als WAA·Gegner sieht und nebenbei fordern kann . auch noch Polizist ist. - Die Angst von .. . setzte sich fort in einer Das hat er jedoch offensichtlich als lsolde Sch. geht soweit, daß sie sich Lösung abgelehnt. nicht einmal traut, ein Interview mit uns zu machen - der einflußreiche Herr Damm könnte ihr sonst weiterhin das Anzeige wegen Beleidigung ... ; Leben schwermachen und mit einer wei· teren Klage gegen sie vorgehen, befürch· tet sie. Die nötigen Informationen muß· ten wir uns von ihren Freunden beschaf· Vierzehn Tage später erhielt lsolde fen. einen Anruf der Polizeiinspektion Nit­ ... endete mit einer tenau, in dem ihr mitgeteilt wurde, daß Es begann mit einem eine Anzeige von Herrn Damm, dem 2. Bürgermeister von Teublitz, gegen sie vorliege wegen Beleidigung und übler Nachrede. Begründung war der oben do­ ,,Ehrenerklärung" ... Leserbrief ... kumentierte Leserbrief. Stark verunsi­ chert übergab sie den "Fall" an ihren Mitte Dezember hatte das Anzeigen­ Rechtsanwalt. Stattdessen erfuhr lsolde dann von ih­ blatt "lokal" aus dem Städtedreieck ihre Daraufhin wurde sie von einem BI· rem Rechtsanwalt, daß sie eine "Ehren­ Leserinnen und Leser aufgefordert, ihre Mitglied angesprochen, das meinte, er erklärung" zu unterschreiben hätte, Meinung der Redaktion mitzuteilen, in· kenne den Damm und sie soll ihn doch wenn sie keinen Nerv auf einen Prozeß wieweit sie weiterhin ihre Berichterstat· einmal anrufen und die Geschichte so habe. tung zur WAA beibehalten soll, nach· aus der Welt schaffen. - Sie sträubte Allerdings war für sie klar, daß sie dem es wegen der kritischen Bericht· sich jedoch dagegen, da dies wie ein nichts unterschreibt, in dem das Wort erstattung einen Aufruf örtlicher Ge­ Schuldanerkenntnis aussehen würde und "unwahre Behauptungen" auftaucht, da schäftsleute gegeben hatte, ihre Anzei­ dazu habe sie keinen Grund. Sie wurde ja nichts an ihrem Leserbrief unwahr gen deswegen zurückzuziehen. jedoch weiter bedrängt und rief darauf· ist. Frau lsolde Sch. schrieb dazu folgen­ hin doch Herrn Damm an, um ihn zu Als es dann soweit war, standen in der den kurzen Leserbrief (inhaltlich waren fragen, warum er sie überhaupt ange· Ehrenerklärung doch die Worte, daß sie die entsprechenden Fakten bereits im zeigt habe. Dazu meinte er: Der Brief sei die unwahren Behauptungen mit dem RADI Nr. 12 veröffentlicht). ziemlich hart und ziele auf sein politi· Ausdruck des Bedauerns zurücknimmt sches Mandat - außerdem habe er we· und sich verpflichtet, diese Behauptun­ der jemanden überfallen, noch sei er in gen nicht mehr zu wiederholen. Entge­ der Wohnung der Familie Davis gewesen, gen ihrer ursprünglichen Entschlossen· Weiter so! und vor allen Dingen habe er niemand heit, eine solche Formulierung nicht zu Seit geraumer ?ßit soll bei uns in der geschlagen. lsolde stellte klar, daß im unterschreiben, war sie inzwischen so CJf1erpfabr die HA.rte der Rm?!8i rer­ tuscbt werden. Aber bitte, tun8ieda.5 "lokal" berichtet worden ist, daß bei mürbe gemacht und nervlich am Ende, nicht! Bei den BJocksdcaktionen in dem Polizeiübefall in Burglengenfeld je· daß sie entgegen ihrer Überzeugung Burglengenfeld lromtte mBnja ~ mand geschlagen worden ist und daß er diese "Ehrenerklärung" doch unter­ UlJBifH'8 hiesigen Polizisten als Schlii­ selbst bei der Polizeiaktion als Polizist schrieb, um einer Verhandlung zu ent­ ger in Aktion bestaunen. Und der 2. mit dabei war (er wurde von mehreren gehen. ' Biirgermeister (SPD) von Teublitz Leuten dabei beobachtet). Auch RADI· Sie ist damit praktisch mundtot ge­ war beim Oberraukommando auf die Jl'&mille DaviB, Burglengenfeld, mit AKTIV habe darüber berichtet. Dazu er· macht und muß um ihre eigene Ehre ! dabei. widerte er, daß er das gelesen habe, aber bei den Nachbarn und Freunden fürch• Das m~ die Leute unbedingt das RADI-AKTIV würde bei ihnen in ten ... ert'ahren, damit sich auch jene ein der Gegend nicht gelesen (Herr Damm, i Bild daniber machen können, die wir haben 5 000 Auflage, d. Red.) und IIIDh an Aktionen nicht beteiligen (trauen). deswegen würde er damit nicht in Ver· Liebe6 JolaJr-mach weiter BOf ruf kommen. Außerdem habe er auch Iaolde Schoierer gegen das "lokal" und gegen das Tbujenweg2 "RADI-AKTIV" Strafanzeige erstattet. 8414 Maxhütte-Winkerling (Wir danken für Ihre solidarische Hai· tung uns gegenüber, wenige Tage vor städtedreieck lokal dem Prozeßbeginn gegen uns - aller­ dings haben wir bis jetzt noch keine An­ 24.1.87 zeige zugestellt bekommen).

55 EHRENERKLlRUNG Was sagt die SPD dazu? Zwischen Herrn Siegfried Damm, Polizeibeamter und 2. BOrgermeister der Stadt Tau­ blitz, vertr. durch die RechtsanwAlte SchreineriFaltermeier, Am Kreuzberg 4, 8412 Burglengenfeld Damit die SPD nicht mit Leuten wie und Herrn Damm in einen Topf geworfen Frau lsolde Scholrar, Hausfrau, Thujenweg 2, 8414 Maxh0tte-Winker1ing, vertr. durch RA Schwinghammer, Hinter der Grleb 13, 8400 Regensburg wird, stünde es ihr gut an, sich bei lsolde kommt folgende öffentlich zu entschuldigen, sich von YERE1NBARUNG dem Vorgehen des Herrn Damm zu di· zur Vermeldung eines Strafverfahrens bzw. Privatklageverfahrens zustande: stanzieren und stattdessen die für lsolde 1.) Frau lsolde Scholerer nimmt die in der Zeltschrift .stikltedraieck lokal" vom entstandenen Kosten zu übernehmen. 24. 1. 1987 unter der Übersehr1ft .Weiter so!" Ober Herm Damm aufgestellten unwahren Behauptungen mit dem Ausdruck des Badauerns zurück. Sie ver­ Was lsolde angetan worden ist, läßt pflichtet sich diese Behauptungen nicht mehr zu wiederholen. sich damit sicher nicht aus der Welt 2.) Frau lsolde Scholerer trAgt auch die notwendigen Auslagen des Herm schaffen, aber es könnte für sie sicher Siegfried Damm einschließlich der bei den Rechtsanwälten Schreiner/Falter­ eine Erleichterung sein. meier angefallenen GabOhren und Auslagen. Diese werden von Frau lsolde Schoierar als Spende der RechtsanwAlte SchreinertFaltermeier an die .BI StAdtedreleck" bezahlt. 3.) Frau lsolde Schalerer trAgt auch evtl. Kosten, die durch die VeroffenHi­ chung dieser Vereinbarung Im .stAdtedreieck lokal" anfallen. 4.) Herr Siegfried Damm nimmt nach Erfüllung der Vereinbarung durch Frau Scholerer Strafantrag und Strafanzeige zurück. Wer zuletzt 8412 Burglengenfeld. 9. 3. 1987 gez. gez. Siegtried Damm vertr. durch lsolde Scholerer vertr. durch lacht ... RA Schreiner RA Schwlnghammer

städtedreieck lokal 19.3.87

... doch das letzte Wort ist noch nicht gesprochen ...

Die Bürgermeisterwahl steht noch aus, Herr Damm I

Was für einen Teufel hat eigentlich mindest müßte man/frau bei so weitge· Herrn Damm geritten? - Ganz offen· henden Polizeistaatsaktionen erwarten sichtlich geht es ihm um sein politisches können, daß ein Herr Damm dabei den Mandat - seinen Bürgermeisterposten. Befehl verweigert. Die Ausrede von ihm, Es mag eh schon seltsam scheinen, er habe schließlich ja nicht selbst Hand Die Ironie des Schicksals bleibt nicht wenn in einer Region, die durch Polizei· angelegt, und Leute verprügelt, ist ei· aus: Beim Sonntagsspaziergang Mitte repressionen geprägt ist, aus den Reihen gentlieh nur noch peinlich angesichts März drängten Teublitzer WAA-Gegner der SPD ausgerechnet ein Polizist dieses deutschter Geschichte, die ja so nur ein Polizeifahrzeug in den Graben. Drei­ Amt innehat. Daß er in diesem Zusam· durch die Millionen von Mitläufern voll· mal dürft ihr raten, wer drin saß: Ihr menhang Angst um seinen politischen ziehbar war. Das allermindeste wäre je· "eigener" Bürgermeister, mal wieder Ruf hat, in einer Region, die zu einem doch gewesen, der Auseinandersetzung dienstlich unterwegs als Polizist. hohen Prozentsatz aus entschlossenen um seine Person statt mit Methoden der WAA·Gegnern besteht, diese Befürch· Einschüchterung zu begegnen, stattdes· tung ist durchaus berechtigt. Wenn er sen lieber öffentlich (z. B. exklusiv) zu sich dann noch bei solchen Terror· klären, wie er sich vorstellt, weiterhin Aktionen beteiligt, wie sie die Oberfälle die verschiedenen sich widersprechen· auf zwei Familien im Herbst nach den den Positonen als WAA-Gegner, SPD· Blockaden darstellen, wenn er in sol· Bürgermeister und Polizist in sich zu ver· chen zugespitzten Situationen auf der einbaren. anderen Seite steht, in Situationen, die Ein Leserbrief von ihm hätte zwar vie· bei vielen alten Oberpfälzern Erinnerun­ le WAA-Gegner nicht zufriedengestellt, gen an die Nazizeit wachriefen, dann aber er wäre zumindest auf Verständnis muß er allerdings um seinen Ruf, seine gestoßen. Ehre fürchten. - Allerdings hat er dies Bei den jetzt gewählten Methoden der mit sich selbst abzuklären und sich die Einschüchterung tauchen stattdessen Frage zu stellen, inwieweit seine WAA· eher die Fragen auf, inwieweit seine Gegnerschaft und sein politisches Man· WAA-Gegnerschaft überhaupt ehrlich dat sich überhaupt noch mit seinem Be· sein kann, oder ob sie angesichts der po· ruf als Polizist vereinbaren lassen. Zu· litischen Situation nicht nur taktischer Natur ist. Wie mit einem solchen Bürger· meister allerdings ein entschlossener Kampf gegen die WAA und die Krimina· lisierung der WAA·Gegner geführt wer· den kann, bleibt auf jeden Fall unvor· ·-· stellbar.

58 RADI-AKT IV -Prozeß: reinsten Gesinnungsjustiz Wassers

Im Prozeß gegen die RADI-AKTIV Alles zusammen gab es eine Geldstrafe. lieh zum Zeitpunkt der Erstellung von wurde am sechsten Verhandlungstag das Christian muß mit 60 Tagessätzen 3 600 RADI·AKTIV Nr. 7 in Urlaub war) eine Urteil gesprochen. Verurteilt wurden DM, Anita mit 60 Tagessätzen 3 000 Geldstrafe beantragt. wir für die Verunglimpfung des Wappens DM und Wolfgang mit 45 Tagessätzen des Freistaats und für den Aufruf zum 900 DM berappen. Damit blieb das Ur· Die Zuhörer, die wieder massenhaft er· Verrat des Diestgeheimnisses. Einen teil weit unter der vom Staatsanwalt ge· schienen waren, konnten erst verspätet Freispruch dritter Klasse gab es für den forderten Höhe. Dieser hatte für Anita auf dieses Urteil reagieren. "Volkes schwersten Anklagepunkt: ,,Aufforde· und Christian eine Haftstrafe von acht Stimme", in dessen Name das Urteil ge· rung zu Brandstiftung und Sachbeschä· Monaten auf Bewährung plus Geldstrafe sprachen wurde, war von Richter Voll digung" • und für Wolfgang (da dieser nachweis· ausgeschlossen worden. ••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••• Prozeßverlauf Ein Prozeß ohne Zeugen ehe, daß es sich hier um ein Pressever· Dauerbrenner: fahren reinsten Wassers handelt, in dem oder: D·ie Ablehnungs es vorrangig um die sprachliche Ausle· orgie des Richters Sicherheitsverfügung gung des geschriebenen Wortes und die rechtliche Bestimmung der Grenzen der Alle Beweisanträge der Verteidigung - Meinungsfreiheit, um eine sensible Ab­ insgesamt 41 -wurden vom Vorsitzen­ Der erste Verhandlungstag begann mit wägung verschiedener Rechtsgüter u.fJd den abgelehnt. ln das Rechtsgebiet der einem Paukenschlag. Ein martialisches um die präzise Erfassung von den Au­ Ablehnungsbegründungen war er bestens Polizeiaufgebot war angetreten, alle Be· ßerungen zugrunde liegenden Tatsachen eingearbeitet. ln Sekundenschnelle Ieier· sucher/innen und die Angeklagten einer geht, einfach perfide, gleichzeitig logisch teer sie mit monotoner Stimme jeden Leibesvisitation zu unterziehen. nur, wenn hier tatsächlich Vollstrecker Verhandlungstag herunter. Leute wurden geschubst, Fotos ge· politischen Willens am Werk wären und Wahrheitsunterstellung von bestimm· macht - so richtige Wackersdorfer Rea· nicht unabhängige, d. h. vor allem inner· ten Sachverhalten, seine Zeitpunkttheo­ lität beim Amtsgericht (AG) Nürnberg. lieh freie Richter. (... ) rie (d. h., nur Ereignisse vor der Heraus­ Der Bundestagsabgeordneten Renate Mein Gott, ein Gericht ist doch keine gabe von RADI-AKTIV Nr. 6 sind rele· Schmidt, die wegen der Fotos beim Po· atomare Wiederaufbereitungsanlage und vant), ohne rechtliche Bedeutung und lizeipräsidium nachfragte, wurde erklärt, seiner prinzipiellen Störanfälligkeit muß ohne Bezug zur Anklage waren wohl die daß nicht Fotos gemacht, sondern das doch wirklich nicht mit Präventivmaß• am häufigsten verwandten Begriffe wäh· "Blitzlicht" (!) ausprobiert worden sei. nahmen wie Berstschutz und Phantasi· rend den sechs Verhandlungstagen. Das Verfahren, das Richter Voll ur· en, die sich an der Vorstellung vom Su­ Auch alle Anträge zur Berufung eines sprünglich in zwei Stunden in einem per-Gau belegen, begegnet werden" Sachverständigen, der den künstleri· kleinen Verhandlungsraum durchführen (Auszug aus der Begründung zur Ableh­ sehen Wert der Karikatur beurteilen hät· wollte, wurde von einem, sonst nur bei nung der Sicherheitsverfügung von RA te können oder der ein sprachwissen- Terroristenprozessen üblichen Polizei· Maeffert). aufgebot, abgeschirmt. Damit war wohl dem/der letzten Besucher/in klar, daß es hier um einen Probelauf für die neuen Anti-Terror-Gesetze 129a I 130a ging. Trotz aller Versuche von Seiten der Rechtsanwält/in/e die Sicherheitsverfü· gung, die der OLG-Präsident anordnete und der sich Richter Voll anschloß, auf· heben zu lassen, hatte sie bis zum letz· ten Verhandlungstag Bestand. \~ ._".,~...,-<;--._ ,,Die angeordReten Maßnahmen sugge­ rieren eine besonders strafrechtlich rele­ vante Gefährlichkeit der Angeklagten und damit deren Strafwürdigkeit. Die Maßnahmen sind den Sicherungen bei Terroristenprozessen entliehen und ste­ hen ihnen in Gesamtheit und Details nicht nach. Das ist angesichts der Tatsa· 67 dem Prozeß herauszuhalten. stanzierung von bestimmten Aktionen Beides wurde nicht erreicht. Nichts der Bewegung sehen wir uns in keinster sorgte für mehr Reibung als die Sicher­ Weise veranlaßt." heitsverfügung des OLG-Präsidenten. Für eine Verurteilung sprach auch die Vielmehr kam es zu einem .,Jetzt-erst· Äußerung im RADI-AKTIV, daß auf ille­ recht-Gefühl" und der Gerichtssaal war gale Elemente nicht verzichtet werden jedesmal überfüllt. Der Ausschluß der soll. Auch würden wir mit solchen An­ Oberpfälzer Wirklichkeit schlug fehl, schlägen sympathisieren. weil die Wirklichkeit des AG Nürnberg Gegen eine Verurteilung sprach unser dieser in nichts nachstand. Hinweis, daß die Anti-AKW-Bewegung versucht, mit Firmen und vor allem Ar· beitern dieser Firmen ins Gespräch zu kommen, um sie vom Wahnsinn der Das Urteil--- WAA zu überzeugen. Ferner meinte der Richter, daß wir mit illegalen Aktionen Barrikaden und Platzbesetzungen ge· Aufforderung zu meint hätten. Brandstiftung und Summa Sumarum: Die RADI-AKTIV sympathisiert zwar mit Anschlägen, Sachbeschädigung doch sei eine Befürwortung von Strafta­ ten etwas anderes als die Aufforderung dazu. Daraus resultierte ein Freispruch, Das verhältnismäßig niedrige Strafmaß da uns die Aufforderung nicht zweifels· gegen die RADI-AKTIV ist dadurch zu frei nachgewiesen werden konnte. Eine erklären, daß Richter Voll im schwer­ Befürwortung von Straftaten sei halt sten Anklagepunkt - .,Aufforderung zu (noch) nicht strafbar. Brandstiftung" - freisprach. Ein Frei· spruch dritter Klasse, wie die Urteilsbe· Trotz Freispruch - diese Urteilsbe· gründung zeigte. Sein Freispruch basiert gründung ist schon jetzt eine Vorweg· nicht darauf, die Meinungs· und Doku­ nahme des neuen Anti-Terror-Paragra­ mentationsfreiheit zu schützen, sondern phen 130a. Schon die Auflistung des auf einem lay-out-technischen Zufall. Für und Wider einer Verurteilung ist mit schaftliches Gutachten über die Bedeu· Zehn Seiten waren zwischen der dem § 111 nicht zu vereinbaren. So tung von geheim/geheimgehalten hätte .,Schwarzen Liste" bzw. dem Bekenner· schrieb denn auch der Spiegel: ,.. .. anfertigen können, wurden abgelehnt. schreiben und dem abgedruckten schwer wiegt, daß der Vorwurf vor Ge­ Hier verfügt Herr Voll, so seine Begrün• "TAZ"·Interview. Ein rein formales Ur· richt überhaupt zur Verhandlung zuge­ dung, über ausreichenden eigenen Sach­ teil, das einer Gesinnungsjustiz weiter­ lassen worden war •.." (Spiegel11/87). verstand. Den Beweis dafür blieb er je· hin Tür und Tor öffnet. Akribisch listete doch schuldig. der Vorsitzende auf, was für bzw. was Sein ganzes Bemühen zielte darauf, jeg­ gegen eine Verurteilung sprach. Für eine Verunglimpfung des Wappens liche Oberpfälzer Realität, die den ei· Verurteilung sprach die Prozeßerklärung gentlichen Hintergrund für die Karika­ von Wolfgang, der sagte: tur darstellt, aus dem Prozeß herauszu­ .,Die Berichterstattung über alle Wider­ Mit der Verurteilung der Verunglimp· halten. Ganz gelang ihm dies jedoch standsformen ist notwendig. Ein expli­ fung des Wappens des Freistaates Bay· nicht. So mußte er zugeben bzw. als zites Ausgrenzen besh·mmter Teile der ern folgte der Richter wieder dem ge­ wahr unterstellen, daß Bewegung würde ... nicht mehr eine um­ setzten Urteilsdruck. Gerade bei diesem Hunderte Demonstranten von Hun­ fassende Dokumentation der Bewe­ Anklagepunkt hätte er nach den als den bedroht wurden; gungsaktivitäten darstellen. Zu einer Di- wahr unterstellten Polizeiübergriffen SEK·Beamte anliißlich des Sommer­ camps 1985 eine Demonstrantin bru­ tal zusammenschlugen; es zu allerlei rechtswidrigen Polizei­ einsätzen kam; die Polizei, entgegen kriegsrechtli· chen Bestimmungen, Rot-Kreuz-Ein· richtungen zerstört; - etliche Bürger/innen durch Hundebis­ se vertetzt wurden u.v. a. m.

Eine Latte von Übergriffen, die wir im RADI-AKTIV nicht besser hätten aufli· sten können.

Sicherheitsverfügung und Ablehnungs· orgie gingen Hand in Hand, um ein ge­ meinsames Ziel zu erreichen - Rei­ bungslosigkeit. Reibungslosigkeit nach außen durch ein riesiges Polizeiaufgebot, Einschüch­ terungen der Öffentlichkeit, um sie von der Beobachtung des Prozesses abzuhal· ten. Reibungslosigkeit nach innen, in· dem versucht wurde, die eigentliche po­ litische Brisanz des Verfahrens (Ausnah­ mezustand in der Oberpfalz usw.) aus 68 (s. o.) freisprechen müssen. Der Vorsit­ zende erkannte durchaus reale Ansatz­ Aufruf zum Verrat des punkte für eine Kritik an der Polizei. Fazit: Die an den Haaren herbeigezogene Be­ Dienstgeheimnisses gründung für die Verurteilung lautete, das bayerische Staatswappen symboli­ Hjer war es nach Ansicht des Richters siere den ganzen Staat und nicht die Po­ am leichtesten zu verurteilen. Schwierig lizei. Die Polizei ist nur ein Teil des ist eine Verurteilung sicherlich nicht, Ein Erfolg ist dieses Urteil sicherlich Staates, und deren Übergriffe rechtferti­ wenn der Richter alle Beweisanträge der nicht. Einen Erfolg hätten wir errungen, gen noch lange nicht die Verunglimp­ Verteidigung zu diesem Themenkom· wenn es uns gelungen wäre, diesen An· fung des bayerischen Freistaates als Po­ plex ablehnt. Wir wiesen darauf hin, daß griff auf die Pressefreiheit abzuwehren. lizeistaat. es uns um solche Polizeihandlungen gin­ Die formale Urteilsbegründung, daß auf· An dieser Stelle nahm der Vorsitzende ge, die offensichtlich rechtswidrig sind grund von zehn Seiten Zwischenraum dann eine Abwägung verschiedener (Celler Loch, GSG-9 in Wackersdorf, kein räumlicher Zusammenhang mehr Rechtsgüter vor. Auf der einen Seite usw.). Auch eine Aufforderung, solche bestehe, ist zu schwammig. Hauptten­ Meinungs- und Pressefreiheit, auf der an­ offensichtlichen Verfassungsbrüche der denz des Verfahrens war die "Gesin· deren Seite der Schutz staatlicher Sym· Öffentlichkeit bekanntzumachen, ist nungsjusitz". Diese ist mit dieser Urteils· bole vor Verunglimpfung. Das Gericht nach Ansicht des Vorsitzenden strafbar. begründung rechtens, sonst hätte Voll entschied sich für den Schutz staatlicher Er bezeichnete die Beweisanträge der die Anklage abweisen oder zumindest Symbole und zeigte damit noch einmal, Verteidigung als "krampfhaft anmuten­ im Urteil die Unzulässigkeit der Beweis· wie viel bzw. wie wenig grundlegende de Versuche, ein fehlendes Unrechtsbe­ führung von Seiten der Staatsanwalt· demokratische Rechte in Bayern wert wußtsein der Angeklagten zu behaup­ schaft feststellen müssen. sind. ten." Von einer "Kontrollfunktion" der Wir müssen uns darauf einstellen, daß Die gewählte Karikatur sei ein ungeeig­ Presse gegenüber staatlichen Handlungen in zukünftigen 130a.Prozessen der ln· netes Mittel und deswegen als Verun· war in seiner Urteilsbegründung kein halt einer ganzen Zeitung, die politische glimpfung zu verurteilen. Wort zu hören. Ausrichtung der Redakteure, ihre Ge· sinnung und ganz besonders der Raum zwischen den Zeilen und daraus folgen· de Interpretationen der Staatsgewalt an­ geklagt bzw. verurteilt werden. Nicht zuletzt deswegen werden wir uns das Urteil nicht gefallen lassen und Be· rufung dagegen einlegen. Auch die Staatsanwaltschaft legte Berufung dage· gen ein. Ihr geht es darum, ihre Anklage­ konstruktion doch noch durchzubrin· gen. Die Urteilsbegründung von Richter Voll gibt ihr für die 2. Instanz gute Chancen, einen Schuldspruch zu errei­ chen. Ein Erfolg war dieser Prozeß insofern jedoch, daß es der bayerischen Staatsre­ gierung nicht gelang, die RADI·AKTIV zu zerschlagen und uns einzuschüchtern.

Abschließend möchte ich noch deut· lieh machen: Erfolg im Sinne der bayeri· sehen Staatsregierung wird dieser Prozeß nicht haben.

- Die RADI-AKTIV hat in den letzten Wochen einen Bekanntheitsgrad er· fahren, wie wir es nicht für möglich gehalten hätten. Pro Woche sind 100 neue Abonnen· ten hinzugekommen. Es erreichen uns unzählige Solidari· tätsbriefe aus dem gesamten Bundes­ gebiet, aus Österreich, der Schweiz, den Niederlanden.

Und unseren Willen, dies auch künftig mit allen zur Verfügung stehenden Kräf• ten zu tun, haben sie jedenfalls nicht ge­ brochen - so wie auch die tausenden Ermittlungsverfahren in Schwandorf nicht die Bevölkerung davon abhalten, weiterhin wöchentlich an den Bauzaun zu ziehen.

Wir werden weitermachen, wir werden die Zeitung weiter herausbringen, und wir werden uns auch nicht einer journa· Iistischen Selbstzensur unterwerfen, die hier ... von uns verlangt wird" (aus der Prozeßerklärung der Angeklagten). 59 ln der Strafsache 11 .2.1987 gegen ••• Regelmäßiger Prozeßbesucher aus der Oberpfalz ich dafür noch einiges Verständnis. Wenn aber bereits kontrollierte Be· teile ich mit, daß im Rahmen der vor­ sucher, die während stundenlanger Ver· ehliehen Sicherheitsmaßnahmen auch handlungspausen sich den darüber lie­ undesgrenzschutzbeamte eingesetzt An den genden Schwurgerichtssaal ansahen oder ind. Präsidenten des die Kantine besuchten, an der Treppen· Oberlandesgerichts Nürnberg haustüre des ersten Stockes, die Kon· Ich frage deshalb das Gericht I Fürther Str. 110 trollstelle in zehn Metern Entfernung . Ist der BGS deshalb eingesetzt, weil vor Augen, durch lange Flure zum 8500 Nürnberg es einen Grenzstreit zwischen der sit· Haupteingang und von dort im Freien zurück zum Nebeneingang mußten, um zungspolizeilichen Gewalt des Vorsit· vor der Türe oft lange Zeit auf die zwei· zenden und dem Hausrecht des OLG· Betr.: te oder dritte Kontrolle zu warten, stellt Präsidenten gab? Entwürdigende Behandlung das eine weitere Eskalation behördlicher . Welche Kompetenzen hat der BGS von Besuchern des Prozesses Willkür dar. innerhalb des Grenzstreites zwischen gegen Frau Anita Aschenbrenner Frauen haben deshalb geweint. Sie hat· Amtsgericht und OLG? Sind be· und andere ten ihre Winterbekleidung im verschlos· stimmte Kompetenzen vorgesehen, senen Verhandlungssaal, weil mit einer wenn der Grenzstreit nicht friedlich fünfstündigen Unterbrechung nicht zu Sehr geehrter Herr Präsident! gelöst werden sollte? rechnen war. Die Sympathie für unseren Staat ist da· . Wenn der Einsatz des BGS nichts mit Wir Schwandorfer Bürger sind mittler· durch weiter geschädigt worden. dem juristischen Grenzstreit zu tun weile viele Schikanen im Zusammen· Es enttäuscht, daß der Präsident eines haben sollte, auf welche Rechts­ hang mit der Durchsetzung des Baues Oberlandesgerichts in offensichtlich ser· grundlage ist der BGS dann einge· der WAA gewöhnt. viler Weise die Bemühungen der Staats· setzt? Was aber auf Ihre Weisung hin am ver· regierung unterstützt, uns in die Nähe . Wer hat den Einsatz angeordnet? gangenen Donnerstag passierte, stellt von Terroristen zu rücken, um so den . Aufgrund welcher Tatsachen ist der eine weitere Eskalation der Demütigung friedlichen Widerstand gegen die WAA friedlicher WAA-Gegner dar. BGS eingesetzt? zu diffamieren. Obwohl ich die Eingangskontrolle bei . Leitet sich der Einsatz des BGS im Hochachtungsvoll einem Prozeß zur Einschränkung der Eint WAA-Gegner Gericht aus den BGS.Einsätzen am Pressefreiheit für überflüssig halte, habe WAA-Gelände ab?

Liebe Anita, wissen, welche Schweinereien hier pas­ nun spielt Dir der Richter noch einen sieren. Wer erfährt es denn, daß friedli· Trumpf in die hand, so sehe ich es we­ chen Bürgern mit der chemischen Keule nigstens, indem er uns Oberpfälzer aus in den Lüftungsschätz ihrer Autos ge­ dem Prozeßgeschehen raushält. Es wäre spritzt wird, nur weil sie am WAA-Ge­ für die Staatsmacht auch unpassend hö­ lände sind und bei der Heimfahrt die ren zu müssen, welchen Eindruck altein­ ganze Familie tränend utul hustend aus gesessene unbescholtene Bürger dieser dem Auto flüchtet. Oder wer schreibt Gegend am WAA-Gelände bekommen. von dem;ungenDemonstranten, welcher Wir Atomkraftgegner mit Bauzauner­ bei der Überprüfung der Personalien von fahrung kennen doch viel zu gut die Me· Polizisten mit dem Knie in den Unter­ thoden, mit welchen der Polizeiapparat leib getreten wud, nur weil er nicht pas· friedliche ältere Widerständler behan· send dortsteht All jene Vorfälle müssen delt Ich erinnere nur an die Gaseinsätze über Presseorgane wie eurer RADI-AK· zu Ostern und Pfingsten 1986 und an TIV publik werden, weil die konventio­ den vielen Wochenenden danach, bei nelle Presse viel zu knapp und oberjliich­ welchen ich mir lt. ärztlichem Befund lich informiert. erhebliche Lungenschädigung zugezogen Mein Widerstand hier geht weiter und habe. wenn es bis ans Ende meiner Tage gehen Wer Derartiges erlebt oder am eigenen sollte. Schon meiner Enkelkinder wegen Leib verspürt hat, der brauacht bestimmt sehe ich es als Pflicht an, gegen die nur keine Hetze durch euer Informations· auf dem Papier friedliche Nutzung der blatt (RADI-AKTIV}, um von der Kernenergie vorzugehen. Wenn uns der Notwendigkeit des Widerstandes gegen Staat nicht schützen will gegen diese dieses WAAhnsinns·Projekt überzeugt zu spezielle Art von Körperverletzung sein. durch Strahlen, so müssen wir es eben Mein Mann sagt immer: "Wenn es selbst in die Hand nehmen. ihnen (dem Staat) gelingt, die Presse Wäre ich noch jung und hätte die Ent­ gleichzuschalten, dann ist der Falschin­ scheidung zu treffen: Kinder ja oder formation Tür und Tor geöffnet, und nein - so würde ich sagen, ein System, die Folgen solcher Machenschaften das mit der Gesundheit seiner Schutz­ mußte ich als 18jähriger bereits einmal befohlenen so umgeht, ist Kinder nicht erleben." wert. Wir hoffen, ihr haltet durch trotzaller Liebe Anita, bleibe ein Fels, wenn Dir Diffamierungen und Drohungen, um der Wind auch noch so ins Gesicht bläst. auch weiterhin möglichst vielen Men­ Rir eine gute Sache einzutreten, war zu schen mitzuteilen, welches Unrecht uns allen Zeiten ein steiniger Weg. Oberpfälzern widerfährt. Es grüßt Dich Ich glaube, daß noch viel zu wenige lrmgard Gietl 60 ,, ... was die mit uns machen, das ist Terror in Vollendungll --1 nterview mit Ehepaar Gietl

RADI: Es laufen jetzt irgendwie stän• dig täglich Prozesse, seit Monaten schon. Du gehst auch immer wieder zu allen möglichen Prozessen hin, und warst jetzt auch bei mehreren Verhandlungen bei unserem Prozeß von RADI-AKTIV dabei. Was hast denn Du für einen Ein· druck dabei gehabt? Gietl: Das war mein 19. Prozeß von WAA-Gegnern, wo wir hingegangen sind und das war - ehrlich, für mich das Schlimmste. Die Untersuchungen und so. Die haben uns ja behandelt in Nürn· berg als Verbrecher und das finde ich ganz einfach zuviel, was die mit uns ma­ chen, das ist Terror in Vollendung. Weil wir uns das ganz einfach nicht bieten lassen, wegen ihrer Scheiß-WAA, die sie daherbauen. Weil die uns da vollkom· men terrorisieren. Das ist doch eine Sauerei. Und in Burglengenfeld waren wir auch schon etliche Male und in Schwandorf auch - nur für WAA-Geg· ner - und in Regensburg war ich schon einmal. Aber sowas wie in Nürn· berg haben wir noch nie erlebt. Die glauben ja, wir sind lauter Terroristen. RADI: Und so vom eigentlichen Pro· zeßablauf her? Wir wollten ja u. a. auch Dich als Zeugin haben, für das, was ei· gentlieh in der Oberpfalz passiert. Von der Kantine darf man wieder nicht Gietl: Ja, das haben wir auch erlebt, rein. Mußten wir wieder warten. daß die uns überhaupt nicht ernstge· Erst sagt er nichts, der Polizist, und wo Einschüchtern? nommen haben, die haben ja alles abge· wir runter wollten, da lacht er: "Raus!" lehnt. Der hat doch nur eines gekonnt, Da sag ich: "Was heißt da raus?" Und da der Richter und der Staatsanwalt, die sagte er: "Sie sind aus dem Sicherheits· Da sind die zu haben alles abgelehnt. Ich glaube, das bereich". Sag ich: "Warum haben Sie konnte er auswendig dahersagen. Das das zuvor nicht gesagt?" Mensch, das ist haben wir an einem Tag zehn Mal ge­ ein Blödmann, da habe ich mich so geär• spät dran bei unsl hört oder noch öfter. gert. - Das könnten ja unsere Enkel Wir sind da wirklich erschüttert heim· sein. Was sich die vorstellen, wegen der RADI: Die ganzen Prozesse laufen na­ gefahren, ganz ehrlich. Das ist unver· Uniform, was die sind. Das dritte Mal, türlich unter dem Motto Einschüchte· schämt, was die mit den Leuten ma· da wär' mir schon bald der Gaul durch· rung. Wie seht Ihr das? Haut das hin? chen. Ich habe mich da auch so aufge­ gegangen. Am liebsten hätt' ich ihn am Gietl: Nein. Die können Distanzwaffen regt, unverschämt kann ich da bloß sa· Kragen gepackt. Weißt Du, das packst einsetzen und da bleiben wir auch nicht gen - unverschämt. Du nicht mehr, das packst Du nervlich daheim. Jetzt sind wir erst wach gewor· Und wie die uns behandelt haben. Zu­ nicht mehr. Das ist unter unserer Würde. den, seitdem sie die wollen. Nur ein· erst ist die Verhandlung gewesen und Wir haben noch nie was mit der Poli· schüchtern, da sind die zu spät dran bei dann wollte ich hoch, den Saal an­ zei zu tun gehabt, wir haben wedi!r ein uns. Das Hüttendorf, das ist ihr Fehler schauen (Nürnberger Prozesse), dann bin Strafverfahren noch irgendwas. Und gewesen, das haben sie zu lang gelassen. ich wieder runter und dann durfte ich nachher behandeln die einen so. Nürn• Das war ihr größter Fehler. Wir haben nicht mehr rein und ich mußte den gan· berg war, ganz ehrlich, für uns das heute noch gute Bekannte, und kei· zen Bau wieder vorgehen und raus und schlimmste, was wir bis jetzt erlebt ha· ne Terroristen, das sind wirklich hoch· dann konnte ich mich wieder neu anstel­ ben. Das RADI-AKTIV ist denen wahr­ anständige Leute, die noch nie ein Ver· len. scheinlich ein bißchen ein Dorn im Au­ fahren gehabt haben und die sagen: Man Das zweite Mal ist es uns genau wieder ge, gell. Aber trotzdem kaufen wir's alle kann sich und man darf sich wehren, das so gegangen, da sind wir in die Kantine. Monat. ist unser gutes Recht und von dem ma- 61 chen wir Gebrauch. Das ist unser gutes Recht. Nein, das lassen wir uns auch nicht nehmen. - Wir haben die Erfahrung gemacht da hinten, daß dem Strauß seine Terrori­ sten uns geholfen haben. Die haben uns die Augen ausgewaschen, die haben uns geholfen, ne. Aber seine Polizei, die der Helfer sein soll, da hab' ich noch keinen gesehen. - Da haben wir keine Hilfe von denen - im Gegenteil. Da haben wir auch schon Leuten geholfen, z. B. einem vom Fernsehteam, da hab' ich meine Flasche dabei gehabt und da hab' ich dem geholfen. Und da hat er gesagt: "Sowas Dreckiges hab' ich noch nie gesehen." Einerseits wollt ich's ihm ja gar nicht auswaschen, weil ... Der hat nämlich den ganzen Nachmittag be­ hauptet, wir wären die, wo... Wir sollen wegbleiben vom Zaun, wir sollten die Vermummten nicht unterstützen und so. So gut wie ihr von Nürnberg runter­ fahren dürft, dürfen die doch auch kommen. Da kannst doch niemanden vorher fragen, wo die herkommen oder wo sie hinwollen, ne. Das geht doch nicht. Aber wir haben mit denen, mit den Leuten, wirklich keine schlechten Erfahrungen gemacht. Und dann zum Schluß kommt der vom ZDF zu einer Verhaftung dazu und er ist ziemlich nah dran gewesen und da schlägt ihm ein Polizist den Knüppel übern Kopf. Da schreit er: ,,Jetzt ist's aus, jetzt ist's aus bei mir. Das ist ja ein Verbrechen, das werd' ich zur Anzeige bringen." ,,Ah", sag ich, "jetzt auf einmal sehen Sie, so muß es kommen. Das ist richtig, jawohl, I - daß es auch sie erwischt hat." Der hat mir nicht leid getan. Keine Stunde. Der hat keine Luft mehr gekriegt. So hat der RADI : Deswegen wäre es wichtig, sagt, wir haben nur Besuch bekommen. Polizist auf ihn eingedroschen. Der hat wenn ihr mal so grob einen Überblick Es kommen ja zum Teil sogar Englän­ sich gebückt, und der haut ihm übern geben würdet über das, was alles doch der und Österreicher, aber die dürfen ja Rücken drüber, der Polizist. Freilich, aus noch so läuft. erst gleich gar nicht mehr rein, trotzdem Versehen praktisch, gell. Ich hab' dann Gied: Es kommen von überall her stän• kommen sie - die lassen sich das nicht zu ihm gesagt: ,,Sehen Sie, so schnell dig Gruppen, z. B. am nächsten Sonntag verbieten - und wir lassen uns einfach geht's bei uns, so schnell ist man drun­ kommen Leute aus Münster, mindestens das Denken nicht verbieten. Aus - ter. Mir tun's gar nicht leid." Den 20 Leute, letztes Wochenende waren Amen. ganzen Nachmittag hat er uns kritisiert, mindestens soviel von Passau da - und Wir haben 35 Jahre eine schöne Zeit als wenn wir die wären, die was Ver­ es wird hier nie eine Ruhe geben - nie. gehabt, aber seit zwei Jahren ist der Un­ werfliches machen. Wenn die im Fern­ Die informieren sich erst jetzt, die wer­ frieden eingekehrt, dies haben die alles sehen die Wahrheit bringen würden. - den erst jetzt wach. Wir informieren die in München ausgeknobelt und seither ist Ja, das wird ja bewußt rausgeschnitten, Leute, damit sie kommen. Kommen tun es hier auch nicht mehr schön. Das Le­ die dürfen das nicht mehr bringen. die Leute jeden Sonntag mit Bussen. ben ist nicht mehr lebenswert. Wenn Du (... ) Vor zwei Wochen waren Busse aus Nürn• jedes Wochenende nichts mehr siehst Ich sage immer wieder, seit das gebaut berg und München da und aus Tübingen, außer BGS, Polizei und Hubschrauber­ werden soll, seitdem tut's mir leid, daß so geht das immer weiter. Den ganzen das ist ihr Eid, Schaden vom Volke zu ich drei Kinder gehabt hab, denn dieser April und den ganzen Mai schon. Am wenden - stattdessen fügen sie Tausen­ Staat ist keine Kinder wert. Da können's Zaun kann man zwar praktisch nichts den Schaden zu. jetzt von mir denken, was sie wollen, mehr machen, aber das, was dann rund­ Die Brutalität, mit der sie hinten am das ist meine ehrliche Meinung dazu.­ um passiert, das liegt nicht in unserem Zaun gegen uns vorgehen - da kann Weil das sowieso das größte Verbrechen Ermessen. man nur noch den Kopf schütteln. aller Zeiten wird, was sie jemals gebaut Dadurch, daß sie uns das Demonstra­ haben. tionsrecht genommen haben, das ist ja RADI: Im Augenblick ist es doch so, total beseitigt, da kommen die Leute daß in der Öffentlichkeit der Eindruck eben als Spaziergänger. Z. B. waren wir "Des können die entsteht, als wäre hier so alles tot. Aber mit den Passauern am Roten Kreuz und gleichzeitig passiert hier doch trotzdem Vertreter des AK Theologie und Kern­ einiges an Aktivitäten. energie erklärten die ganze Geschichte, im Leben nimmer Gied: Ganz viel passiert, aber die Zei­ über den Widerstand, über den Bauzaun, tungen dürfen das ja nicht mehr brin­ der ja angeblich nicht überwindbar ist - haben. Das haben wir in Nürnberg ge­ aber da ist schon von rausgesägt worden gutmachen'' sehen, daß alles unterbunden wird, bru­ - auch wenn sie es sagen, der ist doch tal unterbunden. überwindbar. - Da kam gleich die Poli­ zei und fragte, ob wir hier eine Ver­ sammlung machen. Nein, haben wir ge· 62 Da meinen die, mit uns können die Gied: Glaubst Du, daß das erst im soll. Sollen sie nicht zu nahe bei der Oe­ noch einmal reden, wie es früher war. Herbst was wird? Da wird schon viel mo sein, vor der Demo, nach der Demo Sie wollen mit den Bürgern wieder ein früher was laufen, da wirst Du schauen was meint Ihr? ' gutes Verhältnis haben, da sind immer - im Mai z. B. beim Ostermarsch. Der wieder Beilagen in der Zeitung drinnen Ostermarsch wird bestimmt genauso Gietl: Vor der Demo halte ich die Ak· •.. Für was halten die uns eigentlich? groß wie im letzten Jahr. Wir kriegen tionstage auch nicht für richtig. Wir müs­ Zuerst schlagen die uns nieder und ver­ von überall Post, daß die Leute an sen mit der Demo mal wieder so richtig gasen uns. Ich habe einen Lungenscha­ Ostern kommen. Die Initiativen werden durchdrücken, damit wir zeigen können, den seit dem Ostermontag im letzten immer mehr, die wachsen wie die daß die Leute sich tatsächlich nicht ab­ Jahr - und dann soll man denen wieder Schwammerl aus dem Boden, zurück· bringen lassen. Oie Großdemo ist auf je­ gut sein? ... Und wenn wir hundert Jah­ gehen tut doch niemand mehr. So den Fall total wichtig. re alt werden, des können die im Leben schließen sich die Leute zusammen, die nimmer gutmachen, nie mehr ... das, lassen sich das nicht mehr gefallen. So was uns der Staat angetan hat bzw. un­ z. B. mit der Molke, die werden mit dem sere bayerische Staatsregierung. Ruhe Scheiß von Tschernobyl nicht fertig und wird es da nie wieder geben. Ich habe wollen sie schon wieder was Neues an­ fangen. Aber stattdessen kommen jetzt --- das Gefühl, daß viele Leute innerlich in­ zwischen dagegen sind - aber sie trauen auch immer mehr Schwarze hinter zum sich nicht. Zaun, die das früher befürwortet haben, RADI: Glauben Sie, daß das Polizei­ und heute sagen sie, so ist es ja gar vorgehen und die vielen Gerichtsverfa~­ nicht. Seit Tschernobyl sind es 30 % ren und Urteile die Leute in Schach mehr geworden, die dagegen sind, und hält? Gerade die Leute, die bisher noch das stinkt ihnen ja maßlos das ist die nicht aktiv waren und erst dazugestoßen pure Wahrheit, aber die wollen sie nicht sind? wahrhaben, die können es einfach nicht Gietl: Nein, wir haben gerade auch äl• glauben. Jeder, der kommt, bringt näch­ tere Leute hinten am Zaun, die gerade stes Mal mindestens eine Person zusätz· eine Woche zuvor ihr Urteil abgeholt ha· lieh mit. ben und gleich schon wieder hinten wa­ RADI : Das ist wirklich ein ganz wich­ ren und schon wieder aufs Neue sau­ tiger Aspekt, diese Verbreiterung, die frech waren. Je mehr sie die Leute ver· jetzt beständig läuft, auch wenn es knacken, desto mehr kommt bei den scheinbar nach außen hin ruhig ist. Leuten nach nicht jetzt gleich, aber Gietl: Es wird wirklich überall mobil das kommt noch. Ich habe schon mit gemacht, das ist ja auch nicht nur für ~Ieien gesprochen, die sagen, das, was uns, sondern das ist ja für die ganze Be­ rch gezahlt habe, das bring ich wieder völkerung. Das läßt sich nicht einschrän­ rein. Ich weiß nicht, ob sie es machen ken, das haben gesehen bei Tschernobyl. Sie erzählen, es wären Terroristen dabei: RADI: Beschlossen ist ja, im Herbst RADI: Was für einen Stellenwert seht am Bauzaun eine Großdemo zu machen Ihr in den geplanten Herbstaktionen - umstritten ist jedoch, wie das Ver· und der Demo am Bauzaun? hältnis zu den geplanten Aktions- und Blockadetage zu der Großdemo sein 63 Einige Eckdaten des Österreichischen Widerstands gegen die WAA----......

12. Juni 1986: Eine Delegation der Entscheidend für die Einschätzung des pen und Parteigliederungen, vom christ· Salzburger Landesregierung spricht sich Österreichischen Widerstandes gegen aus­ Iichen bis zum linken Spektrum, an. in München bei Umweltminister Dick ländische Nuklearanlagen - vor allem 2:1. Mai 1986: Der Salzburger Landtag gegen die WAA aus. gegen die WAA, aber auch gegen Kern­ spricht sich einstimmig (!) gegen den 16. Juni 1986: linzer Bischof: Atom­ kraftwerke in der CSSR und Ungar ist Bau der WAA aus, völkerrechtliche Maß· anlagen sind ethisch nicht vertretbar. wohl zweierlei: Einerseits hatte sich die nahmen gegen den Bau der WAA - Der neue Österreichische Bundes­ Österreichische Bevölkerung bereits werden das erste Mal erwogen. kanzler Vranitzky erklärt in seiner An· 1978 in einer Volksabstimmung (!} ge­ 48 Österreichische Studenten trittspressekonferenz, er gedenke nicht, gen die Inbetriebnahme des einzigen, bis schmuggeln ca. 50 000 Flugblätter in sich in die Kontroverse um die WAA dahin gebauten Atomkraftwerkes Zwen­ tschechischer und ungarischer Sprache einzuschalten. Unter dem Druck der öf• tendorf entschieden, andererseits war nach Prag und Budapest und machen fentlichen Meinung sieht er sich jedoch der radioaktive Fallout nach Tscherno­ darin auf die Bedrohung durch die dort gezwungen, seinen Standpunkt binnen byl in Westösterreich, speziell in Salz­ in Betrieb befindlichen Atomanlagen zwei Wochen zu revidieren. Danach prü• burg, enorm hoch, die lnformationspo· aufmerksam. Einige werden festgenom· fen Österreichische Völkerrechtsjuristen litik der Österreichischen Behörden zwar men und vehört, aber nach Interventio· des Bundeskanzleramtes völkerrechtli· nicht optimal, aber noch wesentlich bes· nen des Österreichischen Außenmini· che Maßnahmen gegen den Bau der ser als etwa in der BRD, die Grenzwerte steriums nach kurzer Zeit wieder frei­ WAA. waren niedriger. Nachdem die Österrei• gelassen. 17. Juni 1986: Der Salzburger Erzbi· chischen Politiker also keine Atomanla­ 1. Juni 1986: Ca. 2000 bis 3000 Teil· schof Berg - Vorsitzender der Österrei• gen im eigenen Land zu verteidigen hat· nehmer fahren zu einer Demo nach chischen Bischofskonferenz - meint: ten, fiel es ihnen auch wesentlich Ieich· Schwandorf; unter ihnen prominente Atomenergienutzung sei ethisch nicht ter, ohne Gesichtsverlust gegen ausländi· Politiker und Künstler, wie z. B. Salz· vertretbar. sche Atomanlagen Stellung zu beziehen. burgs Bürgermeister Reschen. Inzwischen gibt es Gutachten vom "Fo­ 2. Juni 1986: Die ersten Einschüch· 19. Juni 1986: Der Salzburger Landes­ rum österreichischer Wissenschaftler für terungsversuche seitens der deutschen hauptmann Haslauer holt sich einen Ge­ Umweltschutz", dem mehr als 400 nam­ Bundesregierung und seitens der baye­ sichtsverlust in der Österreichischen Öf· hafte Wissenschaftler angehören sowie rischen Staatsregierung beginnen: Zim­ fentlichkeit, da er bei einer Festrede in vom "Umweltbundesamt'', in denen mermann meint, der Österreichische München vor Strauß und Co. nicht ge­ eindeutig auf die Gefährdung hingewie­ Protest könnte sich negativ auf die gen die WAA Stellung bezieht- Strauß sen wird, die die WAA bereits im "Nor· Wirtschaftsbeziehungen zwischen der ist schließlich ein alter Duzfreund von malbetrieb" bildet, von Unfällen ganz BRD und Österreich auswirken. ihm! zu schweigen. Im folgenden eine kurze 4. Juni 1986: Österreichs damaliger - Aktionstag in Salzburg: Original­ Chronologie über die wichtigsten Aktio­ Bundeskanzler Sinowatz spricht sich für treuer Bauzaun im Maßstab 1:1 wird in nen in Österreich, speziell in Salzburg: eine "Denkpause" bezüglich der WAA der Fußgängerzone aufgestellt; diverse aus. Aktionen. 7. Juni 1986: Die ersten schikanösen - Podiumsdiskussion über die WAA Grenzkontrollen und Einreiseverbote für mit bayerischem Staatssekretär Fischer, Österreicher führen zu Grenzblockaden einem Münchner Physiker, dem österrei· 29. Oktober 1985: Der Salzburger Ge­ an zwei Grenzübergängen und zu meh­ chischen Umweltminister Kreuzer und meinderat spricht sich einstimmig gegen reren Kilometer langen Staus; die ersten Dr. Peter Weish von der Österreichischen den Bau der WAA aus. Verhöre österreichischer Demonstran· Akademie der Wissenschaften. Fischer Januar 1986: Die Salzburger Landesre­ ten. und der Münchner Physiker werden gierung - mehrheitlich konservativ - - In Salzburg startet die größte Unter­ mehrheitlich "ausgebuht" und perma· äußert erste Bedenken gegen die WAA. schriftenaktion gegen die WAA. Auf nenter Lüge bezichtigt. Kreuzer meint: 26. April 1986: Der Tschernobyl-Un­ einer Papierrolle, die inzwischen 4 km Wackersdorf sei eine Dreckschleuder fall mobilisiert die öffentliche Meinung lang ist, haben sich mehr als 50 000 ganz besonderer Art und bedeute einen gegen die WAA. Die Medien werden zu· Österreicher gegen den Bau der WAA Einstieg in den Plutoniumstaat. nehmend kritischer und sensibler für Be· ausgesprochen; sie soll demnächst im 21. Juni 1986: "Mütter gegen die richterstattungen rund um die WAA. Bundestag in Bonn übergeben werden. WAA" demonstrieren in Freilassing. Anfang Mai 1986: Diverse Kundgebun· - Die "Mütter gegen Wackersdorf" 23. Juni 1986: "Wackersdorf·Gipfel" gen und Demos in Salzburg - die größte veranstalten einen grrenzüberschreiten· zwischen Salzburger Landesregierung seit langer Zeit; vor den Konsulaten der den Protest von Salzburg nach Freilas· und österreichischer Bundesregierung in UdSSR und der BRD Kundgebungen. sing. Salzburg. 6. Mai 1986: Der Salzburger Gemein· - Etliche Landgemeinden in Ober· 26. Juni 1986: Hillermeier gibt an die derat spricht sich ein weiteres Mal gegen Österreich und Salzburg verabschieden bayerische Grenzpolizei betreffs der De­ den Bau der WAA aus. Resolutionen gegen den Bau der WAA. mo am 28. Juni in Wackersdorf Anwei­ 20. Mai 1986: Die "überparteiliche 9. Juni 1986: Der ÖSterreichischen Al· sung, keine Österreichischen Demon· Plattform gegen die WAA" konstituiert penverein - 200 000 Mitglieder - stranten einreisen zu lassen. Die öster· sich in Salzburg. Ihr gehören inzwischen spricht sich gegen den Bau der WAA reichische Presse spricht bereits, in Hin· über 60 (I) verschiedene lnitiativgrup- aus. blick darauf, daß die Einreise von Ärz- 64 Landkreis Schwandorf gegen die WAA - Parallel dazu findet eine erste welt· besiegelte. we1te Konferenz der Anti·AKW·Bewe­ - Zur offiziellen Eröffnung der Fest· gung statt unter dem Motto: Anti· spiele gibt es gegenüber des Festspiel· Atom-International. Auf dieser Reaktor· hauses ein "Die·ln", nach einem Super­ Unsicherheitskonferenz sprechen sich Gau in Wackersdorf. Sirenen geben den Wissenschaftler und Bürger aus über 20 Auftakt für ein gekonntes Massenster· Nationen gegen die weitere Nutzung von ben vor dem Festspielpublikum und vor Atomenergie aus und stellen aufgrund den Fernsehkameras. neuester wissenschaftlicher Studien ein Außenminister Genscher und Außen· Gegengewicht zu den Beschwichtigungs· minister Jankowitsch verhandeln über versuchen der IAEO dar. ln der Ab· die WAA, jedoch ohne Erfolg. Schlußresolution kommt man überein, August 1986: Tausende von "Gäste• den Protest gegen Atomanlagen zu inter· faltern" "Willkommen im Atom-Frei­ nationalisieren. Neueste Studien zu den staat Österreich" werden an ausländi· Themen Reaktorunsicherheit und Un· sehe, vornehmlich deutsche Touristen fallgefahren von westlichen Reaktoren, verteilt. Niedrigstrahlungsschädigung und zum 20. August 1986: Bundeskanzler Kohl internationalen Ausstieg aus der Atom· wird in seinem Urlaubsort St. Gilgen am energienutzung werden vorgestellt. Wolfgangsee ein "Ständchen" darge­ - Eine Spontandemo vor dem Ta· bracht. gungsort der IAEO, der Wiener Hofburg, 24. August 1986: Erste WAAhnsinns· wird von der Polizei aufgelöst. radeltour startet von Salzburg über 1. November 1986: Künstler gegen die Passau nach Wackersdorf. WAA: Eine Großveranstaltung im Satz­ 1. bis 21. September 1986: Aktion 1 burger Landestheater. vor 12 der Österreichischen Hochschü· 8. November 1986: Grenzüberschrei• fersehaften startet ein österreichisches tende Demo in Passau. Kulturprogramm in Bayern, mit dem 31. Dezember 1986: Eine Salzburger Stimmung gegen die WAA gemacht Journalistin des Österreichischen Rund· werden soll. funks wird bei dem Versuch, zur Silve­ - 400 Salzburger fahren mit einem sterfeier nach Wackersdorf zu fahren, Sonderzug nach Regensburg und über· mit anderen Österreichern an der bringen "Liebesgrüße aus Österreich". Grenze zurückgewiesen. Die Presse ten und Krankenschwestern mit der Be­ spricht inzwischen davon, daß selbst in gründung, man habe mit "gefährlichen 24. bis 26. September 1986: Wien - totalitär regierten Ländern internationa· Gewalttätern" zu rechnen, verwehrt ln Wien finden zwei wichtige Konferen· le Journalisten ungehindert Interviews wurde, von einer "Frechheit" der baye­ zengleichzeitig statt. Die Internationale machen und ein· und ausreisen könnten. rischen Staatsregierung. Atomenergiekommission tagt in Wien, Anfang März 1987: ln Wien kommt es 28. Juni 1986: Erwartete Zurückwei• um den weiteren Ausbau der Kernener· zu den "Opernkrawallen" aufgrund der sung von hunderten österreichischer De· gie weltweit zu proklamieren und Ge­ Anwesenheit von F. J. Strauß; erste monstranten an den deutschen Grenzen. fahren nach Tschernobyl zu bagatellisie­ nichtfriedliche Demo in Causa Wackers· ren. Auf dieser Konferenz spricht sich Daraufhin die großen Grenzblockaden. dort in Österreich. Österreichs Außenminister Jankowitsch Am Autobahngrenzübergang Salzburg· - ln Salzburg veranstaltet die "Platt· Walserberg bildet sich ein 30 bis 40 km für einen internationalen Ausstieg aus der Kernenergienutzung aus. form" eine WAA-"Gschnas" bei reger langer Stau. Sehr positives Medienecho: Beteiligung der Bevölkerung. die ersten Einreiseverbotsstempel wer· den in Pässe gestempelt. - Die Zurückweisungen von Österrei• Presseinformation der österreichweiten chern nehmen bereits groteske Züge an. Ein Bergsteiger, der in Bayern bergstei­ Konferenz der Atomgegner ---- gen gehen wollte, wird zurückgewiesen, weil bei ihm ein Anti·AKW-Sticker ge· tunden wird. Resolution------27. Juli 1986: Österreichs Vizekanzler - daß die Kundgebung von der Polizei Steger plant zum Anti-WAAhnsinnsfesti· Am Abend des Opernballs hatten sich um 21.55 Uhr ungerechtfertigt und ge­ val nach Schwandorf zu fahren. Die mehr als 1 000 Menschen vor der Oper waltsam aufgelöst wurde, obwohl sie bis Bayerische Staatsregierung plant, für ihn versammelt, um gegen die WAA Wackers· 23 Uhr angemeldet war; ein Einreiseverbot zu verhängen, das je­ dort zu demonstrieren. Deren Hauptbe· - daß es erst nach Beginn der Räu• doch von Genscher wieder zurückgezo• treiber Franz Josef Strauß wurde dort mung überhaupt Verletzte gab. Mehrere gen wird, Steger fährt dennoch nicht skandalöserweise von den österreichi· Schaufenster wurden dadurch einge­ nach Wackersdorf. sehen Politikern freundlich empfangen. drückt, daß die die Polizei die Demon· 25. bis 27• ..,Ii 1986: Aktionswochen· ( ... ) stranten dagegendrängte. (... ); ende mit der größten Wirkung bisher, Vielfach wurde behauptet, daß die auf - daß die beiden Einsatzleiter Mag. aufgrund der Salzburger Festspieleröff• die Kundgebung folgenden Auseinander­ Zander und Major Neugeboren nicht nung. Diese werden jedoch sogleich zu setzungen von den Atomgegnern provo­ Willens oder nicht fähig waren, für die Salzburger "Protestspielen" umfunk· ziert wurden. Diese Behauptung ist Sicherheit von Demonstranten und Poli· tioniert; großes internationales Medien· falsch. Richtig ist vielmehr: zisten zu sorgen. (... ) echo. - daß bereits im Vorfeld der Veran­ - Bei der Festspieleröffnung werden staltung die Polizei erkennen ließ, daß Die Interessen der deutschen Industrie, Programme für die Salzburger "Protest· ein friedticher Verlauf nicht erwünscht die Franz Josef Strauß vertritt, stehen spiele" verteilt, mit einem Spielplan für sei; unserer Bundesregierung offenbar näher die "Zwischengauzeit". Strauß kam - daß die Polizei durch Absperrung als das Wohl des Volkes. Die österreichi· nicht, dafür aber Landrat Schuierer, der des Kundgebungsplatzes von Anfang an sehe Bevölkerung wurde von F.. J. mit Satzburgs Bürgermeister Reschen eine gespannte Stimmung erzeugte. Die Strauß wiederholt beleidigt und jetzt mit einem symbolischen Handschlag Demonstranten konnten den ihnen zu­ wieder als "Narren" bezeichnet. (..• ) über dem "Bauzaun" eine Partnerschaft gewiesenen Platz nur durch Oberklet· I nitia1ive österreichischer zwischen der Stadt Salzburg und dem tern eines Zaunes erreichen; Atomkraftwerksgegner, Wien 65 Verlorenes Terrain wird zurückerkämpft! Mit viel Aufwand und enormer Kraft· anstrengung haben wir's geschafft. Die Städtische und juristische Barrieren vorherige Anhörung der Veranstalter ge­ Bundeskonferenz der Anti·AKW·Bewe­ ben. Mit Zuversicht gingen die Veran· gung, die in Regensburg verhindert wur­ Am Freitag, den 9. Januar 1987, fand stalter zu diesem Gespräch. Die Nürn­ de, konn18 entgegen den Willen der ein Gespräch statt zwischen den Vertre­ berger SPD, die zusammen mit den Grü• bayerischen Staa11regierung in Nümberg tern der Stadt Nürnberg und den Veran· nen die Stadtratsmehrheit bildet, hatte vom 16. bis 18. Januar 1987 durchge· staltern. So sollte es nach dem Willen zwar nicht den Unterstützeraufruf un­ setzt werden. der Stadt keinen Mietvertrag für das terzeichnet, aber eine eigene Erklärung Schon in Regensburg war klar, das To­ KOMM (Städt. Kommunikationszen­ verlaßt, in der sie für das Recht auf talverbot und die polizeilic:he Auflösung trum in Selbstverwaltung) ohne eine Meinungs· und Versammlungsfreiheit der BuKo konn18 nicht hingenommen eintrat. Entweder kannte der SPD-ge- werden. Das verlorene Terrain, die freie politbche Diskussion muß18 zurück er· kämpft werden. Die Ungeheuerllchkei· ten des Regensburger BuKo-Verbo11 waren der breiten Öffentlichkeit über· haupt nicht bek•nt. Als eine wesentliche Aufgabe zur Durchsetzung der BuKo in Nürnberg wurde angesehen, daß die Regensburger Ereignisse bekannt gemacht werden und die demokratische Öffentlichkeit zur Solidarität aufgefordert werden muß. ln Nürnberg setzte sich ein Vorbereitungs· kreis aus verschiedenen Initiativen zu­ sammen, der die weitere Planung über· nahm. An Hunderte von Initiativen und bekannte Persönlichkeiten wurde ein Aufruf verschickt, der dazu aufforderte, "mit allen zur Verfügung stehenden Kräften dafür zu sorgen, daß die BuKo der Anti·AKW·Initiativen ungestört stattfinden kann - ohne Schikanen und ohne Zensur" (aus dem Aufruf siehe RADI-AKTIV Nr. 12). Innerhalb kürze• sterZeitunterstützten zahlreiche lnitiati· ven und Prominente den Aufruf. ln Frankfurt auf einem bundesweitem Vor· bereitungstraffen sind die bisherigen Ak· tivitäten des Nürnberger Kreises für gut gefunden worden. Als wesentliches Ele­ ment wurde eine breite Bündnisarbeit ohne Berührungsängste gesehen. Zum Bündniskonzept gehörte auch, daß Teile des Unterstützerspektrums verantwort· lieh in die Vorbereitung mit eingebun­ den werden. So wurde ein Veranstalter· kreis gebi ldet, bei dem die örtlichen Anti·AKW·Inis (RADI-AKTIV, BI gegen die WAA') sowie der bayerische Land· tagsabgeordnete der Grünen, Hans· Günter Schramm, und der niedersächsi· sehe landtagsabgeordnete Hannes Kempmann, jahrelanger Pressesprecher der BI lüchow-, vertreten waren.

66 bundene Rechtsreferent (Dr. Sauber} gers auf Entscheidungsprozesse der Re­ 1. Oie Stadt Nürnberg kann für die De­ die Erklärung nicht, oder man sieht ein­ gierung und das Aufzeigen von Mißstän• monstration Auflagen erteilen. mal mehr das Doppelspiel der SPD. ln den und Fehlentwicklungen. Das von 2. Die Leiter der AGs müssen in Anwe­ inquisitorischer Weise wurden die Ver­ der Antragsgegnerin ausgesprochene senheit eines Anwalts über die Bestim­ anstalter ausgefragt, der Verweis auf das Verbot stellt ein Denk- und Diskutier­ mungen des Versammlungsgesetzes in­ Recht auf Meinungsfreiheit wurde er­ verbot, sowie eine Zensur der Anti­ formiert werden. bost zurückgewiesen. Die Veranstalter AKW-Bewegung dar und schränkt das 3. Bis Samstag, 10 Uhr, müssen Namen wurden gefragt, was sie zu tun geden­ Recht auf freie Meinungsäußerung in und Anschriften der AG-Leiter der ken, wenn strafbare Äußerungen fallen, unerträglichem Maße ein." Stadt Nürnberg oder der Polizei bekannt ob sie bereit sind dagegen einzuschrei­ Für die Anhörung vor dem Ansbacher werden. ten, ob sie bereit wären, notfalls die Po­ Verwaltungsgericht waren sich Veran­ Diese Auflagen dämpften natürlich die lizei zu rufen. Die Veranstalter wiesen stalter und Anwälte einig, daß man auf Freude über den juristischen Erfolg. solche Forderungen zurück und erklär• keinen Fall bereit ist, Zugeständnisse zu Aber mit diesem Erfolg ließ sich auch ten, daß sie sich an den Rahmen des machen. Die mündliche Anhörung stell­ die Weisung des Innenministeriums Versammlungsgesetzes halten werden. te eher ein Gesinnungsverhör dar, als nicht mehr halten, das KOMM ab Frei­ Obwohl am darauf folgenden Tag in eine juristische Auseinandersetzung über tag, 10 Uhr, geschlossen zu halten. einer Pressemitteilung Bürgermeister die Gesetzeslage. So wurde beispielswei· Prölß erklärte, daß der Unterzeichnung se vom Gericht gefragt, ob die Veran­ des Mietvertrages nichts mehr im Wege stalter inhaltlich den Satz des Aufrufs Der Zeitpunkt stehe, konnte der Mietvertrag trotzdem billigen: ,.Auch die radikalen Teile der für die SPD-Unterstützung erst am Dienstag unterzeichnet werden. Bewegung sind gefordert, sich für die war gekommen Die Stadt wollte dem Innenministerium Organisierung unserer Diskussion massiv anscheinend noch einen Tag Zeit für ein einzusetzen." Die Veranstalter unter­ Nach diesem Urteil zeigte sich die Verbot einräumen. Aufgrund dieser Wei­ stützten entweder den Inhalt dieses Sat­ Nürnberger SPO praktisch solidarisch. gerungshaltung erklärte sich die Bundes­ zes oder stellten klar, daß die F"rage des Am Freitag morgen, als noch eine mögli• tagsfraktion der Grünen bereit, als Mit­ Aushorchans politischer Meinungen che Schließung des KOMM drohte, ver­ veranstalterin aufzutreten, um ihre Soli· dient und auf einem Erörterungstermin, sammelte sich die Nürnberger SPO-Pro­ darität mit der Anti-AKW-Bewegung zu der die rechtlichen Fragen klären soll, minenz im Eingangsbereich des KOMM. unterstreichen. Übrigens gegen den Wil­ nichts zu suchen hat. Oie Veranstalter Der SPD-Fraktionssprecher kümmerte len von Otto Schily, der eine Verbrüde• haben dem Gericht gegenüber erklärt, sich um die Rückgängigmachung der rung mit den militanten AKW-Gegnern die Bestimmungen des Versammlungs­ Weisung des Innenministeriums. als wahlkampfschädigend und das Ganze gesetzes einzuhalten, weitere Zusagen Noch am Freitag morgen legte die Lan­ nur als ein Regionalproblem betrachte­ wurden nie gegeben. Die Ankündigung desanwaltschaft Beschwerde gegen die te. Oie Bürogruppe gab eine Presseerklä• von Seiten der Anwälte, daß man bei Aufhebung des Verbotes ein. Der Ver­ rung heraus, in der das Verhalten der einem erneuten Verbot im Eilverfahren waltungsgerichtshof München bestätigte SPD scharf kritisiert wurde. Denn einer­ bis zum Bundesverfassungsgericht nach zwar das Urteil von Ansbach, verschärf• seits gab sie Erklärungen zur Meinungs­ Karlsruhe gehen wird, machte eine allzu te aber in spaltarischer Absicht die Auf­ und Versammlungsfreiheit ab, auf der einfache Bestätigung des juristisch win­ lagen der BuKo. Folgende Anordnungen anderen Seite verweigerte sie bislang im­ delweichen Nürnberger Verbots doch sollten für das gesamte Wochenende gel­ mer noch die Unterzeichnung des Miet­ nicht möglich. ten: vertrages. Diese Sprache wurde anschei­ Mit der Begründung der Verhältnismä­ 1. Die Namen der Arbeitsgruppenleiter nend gehört; am Oienstag morgen konn­ ßigkeit und der notwendigen Würdigung müssen dem Nürnberger Ordnungsamt te der Mietvertrag unterzeichnet wer­ des Grundgesetzes auf Versammlungs· gemeldet werden. den, die Freude war aber nur von kurzer freiheit wurden alle Veranstaltungen der 2. Den Antragstellern wird aufgege­ Dauer. Schon einige Stunden später er­ BuKo erlaubt. Schadenfroh kann man ben: ging bereits die Weisung vom bayeri­ ergänzen, daß die Kosten dieses Verfah­ - Die Veranstalter und Leiter sämtli• schen Innenministerium, die BuKo zu rens die Stadt Nürnberg zahlen muß. cher Arbeitsgruppen zu verpflichten, verbieten. Oie Stadt beugte sich dieser Oie in diesem Urteil erteilten Aufla­ a} bei allen Demonstrationen und Dis­ und verbot gleich alle Veranstaltungen, gen: kussionen Aufrufe zu Straftaten und ge- die im Rahmen der BuKo (Auftaktver­ anstaltung der RADI-AKTIV, Demo, BuKo, Fest} stattfinden sollten. Ein Team von Rechtsanwälten/innen erstellte in stundenlanger Nachtarbeit Eilanträge, in denen sie das Recht auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit einklagten und die Berücksichtigung des Brokdorf-Urteils verlangten. Die fol­ gende Kostprobe aus einem der Schrift­ sätze verdeutlicht dies: ,.Das Verbot der Bundeskonferenz der Anti-AKW-Bewe­ gung stellt sich somit als einen rechtlich nicht zu haltenden Versuch dar, die Fra­ ge nach Möglichkeiten und Grenzen des Widerstands gegen die Atompolitik der Bundesregierung und gegen staatliche Maßnahmen überhaupt zu verhindern. Es handelt sich somit - unter Verstoß gegen geltendes Recht - um den Ver­ such, die Anti-AKW-Bewegung jedweder Handlungsmöglichkeiten zu berauben. Das Verbot verletzt somit den Wesens­ kern dessen, was mit Artikel 8 und Arti­ kel 5 Grundgesetz und vom Bundesver­ fassungsgericht nochmals ausdrücklich hervorgehoben, gewährleistet werden soll, nämlich die Einflußnahme des Bür- 67 watttätigem Widerstand gegen öffentli· erkundigte sich der extra gebildete Kri­ ehe Einrichtungen, wie sie auf Seite 17 senstab von Polizei und Ordnungsamt des sog. Readers geschehen sind, zu un· im KOMM-Büro nach dem Beschluß zu terbinden den AGs. Die Veranstalter teilten mit, b) nicht, wie aufS. 46 und 47 des Rea· daß sich jetzt die AGs gebildet hätten, ders behauptet wird, die BRD zu be· das Plenum aber abgelehnt habe, AG­ schuldigen, die Ermordung "Gefangener Leiter zu bestimmen, folglich gebe es aus der RAF" beschlossen zu haben und keine AG-Leiter, folglich könnten auch Personen aus politischen Gründen getan· keine Namen genannt werden. Im übri• gen zu halten. gen stehe in den Auflagen des Gerichts Ein erstes Plenum mit den eingetroffe· nichts darüber, daß AG-Leiter überhaupt nen AKW-Ge~ern stellte klar, daß man existieren müssen, sondern nur, falls sich auf keinen Fall auf die inhaltlichen welche existieren, sie benannt werden Zensurauflagen einläßt, die Handhabe müßten. der ersten Auflage sollte das Eröffnungs· Das sei eine interessante juristische In­ plenum entscheiden. terpretation, war die Antwort des Poli­ zeisprechers, über die erst beraten wer· Kurz vor Beginn der Podiumsveranstal· den müßte. Die Beratungen dauerten of­ tung der RADI-AKTIV rief die Einsatz· fensichtlich länger als die Tagung der Ieitung der Polizei im KOMM-Büro an Arbeitsgruppen. Die eifrige Landesan­ und teilte mit, daß sie drei Polizeibeam­ waltschaft konnte die Nichteinhaltung te zur Veranstaltung schicken wird und der Auflagen anscheinend nicht hinneh­ ob es den Veranstaltern lieber sei, wenn men. Noch in der Nacht zum Sonntag jene zivil oder uniformiert kämen ... wurden die Richter zusammengetrom­ Wir teilten mit, daß dies eine Provoka· melt und verdonnert, nochmal über die tion wäre und sie Verantwortung für et· BuKo zu befinden. Das Ganze ist nur als waige Folgen tragen müssen, aber wenn Rechthaberei und Schikane zu verste­ sie unbedingt kommen wollen, dann na­ hen, denn selbst den Richtern war klar türlich uniformiert. daß sonntags keine AGs mehr statttiO: den. Sie kamen nicht. Wahrscheinlich wäre Foto: Herbert Voll die Provokation zu offensichtlich gewe­ kaden wurden von einigen "harten Nachts um 3 Uhr fällt die Entschei­ dung: die BuKo war erneut verboten. sen. Im überfüllten Festsaal des KOMM Kämpfern" noch verstärkt und hart· fand bereits die größte, inhaltlich radi· näckig verteidigt. So mußten beim Ein· Unser unermüdlicher Rechtsbeistand kalste Veranstaltung in Nürnberg seit treffen der Demo die BuKo-Teilnehmer legte sofort Beschwerde beim VGH Jahren statt. Unter den Scheinwerfern noch ein bißchen warten, bis alle Barri· München ein. Man erreichte somit im­ der Kamerateams und den Augen der kaden abgebaut waren, und die Masse merhin den Aufschub einer drohenden Presse, per Lautsprecher übertragen in ins KOMM strömen konnte. Räumung, denn die Polizei wollte den Bescheid der zweiten Instanz abwarten. mehrere Nebenräume und in das Trep· Im Eröffnungsplenum der BuKo wur· Während des bestehenden Verbots tag­ penhaus, wurde vom Podium (Robert de natürlich als erstes über die gerichtli· te am Sonntag morgen konzentriert das Jungk, Brigitte Heinrich, Rolf Gössner, chen Auflagen diskutiert. ln einer Reso­ Plenum. Die Ergebnisse der AGs wurden Heidi Davis, Anita Aschenbrenner, Det· lution wurde folgendes dazu beschlos· vorgestellt und diskutiert. Die Diskus­ lef zum Winkel) ein Bekenntnis gegen sen: "Wir akzeptieren diese Auflagen sion über eine Großaktion in Wacker~ Zensur, Verbote, Diktaturen und Tyran· nichtl ( ... ) Die Auflagen widersprechen dorf im Herbst war gerade im Gang, als nen aller Art abgelegt. fundamental unserer bisherigen Praxis, um 11 .45 Uhr das endgültige Verbot der Am darauffolgenden Tag mußte bis 10 freie und ungehinderte Diskussionen BuKo den Veranstaltern mitgeteilt wur­ Uhr auf die erste Auflage des VGH rea· über die OrganisierunQ des weiteren Wi· de. Als Grund für das erneute Verbot giert werden. Die Veranstalter verfaßten derstandes zu führen. Diese Praxis wer­ wurde die Resolution vom Eröffnungs• für das Ordnungsamt einen Brief mit den wir auch gegen die neuen Gesetze plenum genannt. Nach kurzer Diskus­ dem Inhalt, daß es bis dato noch keine erkämpfen! Es gibt in unserer Bewegung sion, wie mit dieser Situation umgegan­ AGs gibt und das Eröffnungsplenum keine einzelnen Verantwortlichen, son­ gen werden soll, beschloß das Plenum, erst über die Arbeit in den AGs entschei· dern wir orientieren uns in unserem die Konferenz bis 13.30 Uhr zu Ende det. Handeln auf ein gemeinsames, solidari­ zu bringen und dann geschlossen das Inzwischen versammelten sich ca. sches und kollektives Vorgehen. (. .. ) Ein Haus zu vt)rlassen. 2 500 Menschen vor der Lorenzkirche, Nachgeben auch bei einzelnen Auflagen I nzwjschen bereitete sich die Polizei um den Beiträgen der Kundgebung zu wird zu einer schleichenden Gewöhnung auf eine Räumung vor. ln der Polizeifüh­ lauschen. Redner der Oberpfalz (Leo und dazu führen, daß zukünftig Wider­ rung waren anscheinend auch einige Un­ Feichtmeier, Brigitte Papst) wiesen auf standsaktionen und Konferenzen mit einigkeiten: Während das Bayerische ln· die tägliche Repression gegen WAA· den Herrschenden ausgehandelt werden nenministerium auf eine sofortige Räu­ Gegner/innen hin. Daneben waren noch müssen. (... ) Wir wollen die Unterstüt• mung drängte, fürchtete die Nürnberger die Reden von den Müttern gegen Atom­ zung und Solidarität von Prominenten, kraft, Robert Jungk, Christian Stöbele, Grünen und anderen Parteien nur auf Polizeiführung eher eine Schlacht ums Jutta Ditfurt, einer Autonomen und Grundlage dieses Selbstverständnis• KOMM. Um 13.20 Uhr ist das KOMM einer Angehörigen der politischen Ge· ses. (... )" von SEK-Einheiten umstellt, Presse und fangeneo zu hören. Grußworte von den Sogleich wurde sie auch offensiv auf Kamerateams verfolgen die Szenerie. dänischen und ÖSterreichischen AKW·/ der Pressekonferenz vorgestellt. Obwohl Unter deren Augen macht einer der WAA·Initiativen wurden verlesen. mit dieser Resolution die Gefahr eines Rechtsanwälte den Einsatzleiter darauf Geschlossen führte die Demo zum erneuten Verbotes bestand, war sie total aufmerksam, daß er die gesamte Verant­ wortung für die Folgen trage, wenn er KOMM. Neben dem " schwarzen Block" richtig und wichtig. Nur im Bewußtsein jetzt wegen 10 Minuten räumen lasse. zogen Polizeiketten auf. Die Aufforde· des Handeins im Sinne des aufrechten "Scheiße" war die deutlich hörbare Ant­ rung der Demospitze an den Einsatzlei· Gangs, kann der Widerstand ohne Aus­ wort, er zog die SEKler aber nochmal ter, diese Provokation zu beenden, an· grenzung und Spaltung geführt werden. zurück. sonsten würde man nicht weiter gehen, Was würde es anderes als Ausgrenzung hatte Erfolg. Das Polizeispalier wurde der militanten Teile der Anti-AKW-Be­ Inzwischen versammelten sich im Ein­ entfernt. wegung bedeuten, wenn man sich ver­ gangsbareich des KOMM die BuKo-Teil­ Im KOMM selbst kam es zu ein paar pflichtet. inhaltliche Zensurmaßnah• nehmer, die Barrikaden wurden beiseite geräumt und geschlossen und erhobe­ nervigen Auseinandersetzungen. Die von men einzuhalten? der Nacht noch übrig gebliebenen Barri· Die Arbeitsgruppen tagten bereits, da nen Hauptes verließen alle das KOMM. 68 Rot-Grün und Alkem: Von Herzen, mit Schmerzen, ein bißchen, fast gar kein Plutonium

Die Hanauer Atomfabrik Alkem, die seit 12 Jahren ohne Genehmigung Genehmigung überhaupt erteilt werden mit Plutonium hantiert und mit über 30 Millionen DM Subventionen pro kann. Jahr etwa 500 kostbare Arbeitsplätze ,,sichert", hat der langen Reihe ih­ b) Genehmigung nach dem Bundes· rer Spaltprodukte ein weiteres hinzugefügt: die Rot-Grüne Koalition in emissionsschutzgesetzes (BimSchG), die­ Hessen ist an der Frage der Alkam-Genehmigung gescheitert, am 5. April se Genehmigung muß ebenfalls vor der finden Neuwahlen statt. atomrechtlichen vorliegen. Obwohl in Sachen Alkem/RBU Anklage gegen die Atommanager Warrikoff Zuständig war der Umweltminister - und Stoll sowie gegen drei leitende Beamte der hessischen Staatskanzlei er­ der Grüne Joschka Fischer. Steger hält hoben ist (wegen illegalen Betriebs einer Atomanlage), obwohl die Betrie­ diesen Punkt durch eine Unterschrift be nicht einmal über eine Genehmigung nach der Gewerbeordnung verfü• des Darmstädter Regierungspräsidenten gen, obwohl bei derAlkemunter einem 0,8 cm dünnen Aluminiumdach für erledigt - Fischer bestritt dessen Kompetenz und erklärte, er habe bisher Plutonium lagert - direkt unter der "Warteschleife Charly" des Frankfur­ noch nicht einmal Einsicht in die Akten ter Flughafens - obwohl eine Studie des DGB im Auftrag der Physika­ erhalten. SPD und Grüne streiten um lisch-Technischen Bundesanstalt ergab, daß nicht einmal für die Beschäf• Zuständigkeiten, in dem ähnlich gelager­ tigten des Betriebs der Strahlenschutz gewährleistet ist, weil die verwende­ ten Fall der Firma NUKEM ruht ein ten Strahlenmäßgeräte nur einen Teil der Strahlung überhaupt anzeigen­ ähnliches Verfahren seit Monaten. trotz all dieser und einer ganzen Reihe von weiteren Schlampereien und c) Der Strahlenschutz für die Beschäf• Rechtsbrüchen bei der Alkem erklärten die verantwortlichen SPD-Pol iti­ tigten der Alkem ist nicht gewährleistet ker, allen voran Ministerpräsident Börner, dessen designierter Nachfolger - siehe oben. Anstatt der Alkem nun Hans Krollmann und Wirtschaftsminister Steger, daß sie der Alkem nun­ mit diesen Gründen grundsätzliche jede mehr eine auf zehn Jahre befristete und mengenmäßig eingeschränke Be­ Betriebsgenehmigung zu versagen und damit dem Alptraum erstmal ein Ende triebsgenehmigung erteilen wollen. zu machen, wollen die verantwortlichen SPD-Politiker eine "eingeschränkte" Ge­ Dies war den hessischen Grünen dann nehmigung erteilen. Sie geben diese doch zuviel. Noch im November 1986 "eingeschränkte" Genehmigung als das hatten sie es hingenommen, daß Börner - die "Umgangsmenge" Plutonium die äußerste an politischer Machbarkeit aus in einer Regierungserklärung eine Be· bisherige Menge von 460 kg nicht und verkaufen das Ganze als eine Strate· Standsgarantie für die Hanauer Atom· überschreitet; gie für den Ausstieg aus der Atomener­ betriebe abgab. Nun aber forderten sie - die Genehmigung auf zehn Jahre be· gie und gegen den (längst vollzogenen) die SPD auf, ihr Genehmigungsvorhaben fristet ist; Einstieg in die Plutoniumwirtschaft. zurückzuziehen, und Ministerpräsident - wenn mit dem Plutonium keine Gegen eben diese Plutoniumwirtschaft Börner setzte seinen Umwelt· und Turn· Brennelemente für den Schnellen klagt die hessische Staatsregierung nun minister Joschka Fischer vor die Tür. Brüter, sondern lediglich Mischoxid· vor dem Bundesverfassungsgericht, Sehen wir uns zunächst einmal an, was brennstäbe für die herkömmlichen nachdem CDU·Umweltminister Wall· die vom Wirtschaftsminister Steger be· Leichtwasserreaktoren hergestellt mann von seinem Weisungsrecht Ge­ absichtigte Genehmigung eigentlich be· werden. Die Einbindung des Pluto· brauch gemacht hat und von der Lan· deutet: daran wird überdeutlich, wie niums in Mischoxid sichert es angeb­ desregierung verlangt, daß sie der Alkem hohl das Gerde der SPD vom Ausstieg lich auch gegen militärischen Ge­ eine unbefristete Genehmigung über aus der Atomindustrie im allgemeinen brauch. eine Umgangsmenge von 2,5 t Pluto­ und der Plutoniumswirtschaft im beson· nium erteilt. deren in Wirklichkeit ist. Außerdem ist Zunächst einmal ist es ein Skandal, Die Hessen weigern sich, Wallmanns zu prüfen, wie die hessischen Parteien daß der Möchtegern-Anti·Piutoniumsmi· Weisung nachzukommen. Das sieht mit dieser Situation umgehen: damit nister Steger überhaupt eine Genehmi· standhaft aus und macht sich gut, aber wiederum haben wir als Anti·AKW·Be· gungerteilen will. Selbst auf dem Boden bei näherem Hinsehen entpuppt sich wegung umzugehen. geltender, atomwirtschafts·freundlicher auch das, was die SPD der Alkem gerne Vorschriften fehlen mindestens drei genehmigen möchte, als ein weiterer Voraussetzungen für eine Genehmigung Schritt in die Plutoniumwirtschaft, als Die des Alkem·Antrags, als da sind: ein direktes Eingehen auf die wirtschaft· a) Zuverlässigkeit der Antragsteller. Die Iichen Wünsche der Atomindustrie und Steger-Genehm igung Antragsteller, die Geschäftsführer War· als politische Absicherung der Wirt· rikoff (beurlaubt) und Stall (amtierend) Schaftsinteressen der Atomindustrie. haben eine Anklage wegen illegalen Steger hält die Verarbeitung von Plu· Betriebs einer Atomanlage am Hals, tonium bei der Alkem dann für geneh· Zuverlässigkeit ist aber eine Vorausset· migungsfähig, wenn zung dafür, daß eine atomrechtliche

69 Was hat es mit den angeblichen "Ein· schränkungen" denn nun auf sich? - Verbot zur Herstellung von Brüter· elementen: sämtliche Brennelemente für den Schnellen Brüter in Kaikar sind längst fertig und lagern im Plutonium· bunker der Alkem. Ein Verbot an weite· ren Brüterelementen besteht gar nicht, und die Verwendung des Plutoniums in Mischoxid-Brennelementen für die übli· chen Atomkraftwerke ist sogar eine wirtschaftliche Notwendigkeit: wohin sonst mit dem Teufelszeug Plutonium, wenn man im Moment leider keine Bomben damit bauen darf? Mit diesem Schachzug wird die Alkern neben der RBU zum wichtigsten Brennelementher· steiler der BRD. -Zehn-Jahres-Befristung: ln zehn Jah· ren soll die WAA fertiggestellt sein (oh Herr, hilf!) und ein großer Teil der Ar· beit der Alkern soll dann ohnehin von der WAA übernommen werden. Außer· dem sieht das Atomgesetz eine befriste· te Genehmigung überhaupt nicht vor, und dies ist eine direkte Hilfestellung für alle, die die befristete Steger-Genehmi· gung zugunsten einer weitergehenden vor Gericht kippen wollen. .Bedaure, aber wenn Sie keine ordnungsgemäße Genehmigung haben ..." - Aber nicht einmal das Argument, diese Genehmigung sei "einschränkend", ist stichhaltig. Die "Umgangsmenge" Plutonium von 460 kg ist nämlich kei· also verfassungswidrig ist. Streit neswegs eine Jahreshöchstmenge, son· Dieser Genehmigungsentwurf ist ein dern die Menge an Plutonium, die die Stück praktische Atompolitik und fällt Alkern gleichzeitig im Bunker und/oder sogar hinter Vorstellungen der Bundes­ in der SPD im Produktionsprozeß haben darf. Eine SPD zurück. Steger will sich damit als Dies alles hat auch innerhalb der hessi· solche 460 kg-"Charge" Plutonium kann Anti-Plutoniums-Minister profilieren sehen SPD zu einigem Aufruhr geführt. aber günstigstenfalls in ca. vier Wochen und bekommt dafür ogar noch Beifall Inzwischen haben sich die Wogen wieder verarbeitet werden; dann die nächsten von den Grünen, die seine angebliche geglättet (Wahlium 10 ist angesagt), zu­ 460 kg und so weiter, insgesamt über 5 t Härte loben, weil er sich der - doch nur nächst aber protestierten die traditionell im Jahr. Mengenmäßig eingeschränkt scheinbar weitergehenden - Weisung linken Genossen aus Südhessen lautstark: wird der Plutoniumsdurchsatz bei der Wallmanns widersetzt. Sie wollen überhaupt keine Genehmi· Alkern dabei nach wie vor nur durch die Selbstverständlich hat die hartgesotte­ gung für Alkem, auch der SPD-Atomex· Kapazität der Produktionsanlagen. ne Atomfront in der hessischen SPD perte Klaus Traube ist dieser Ansicht. Außerdem lagert im Plutoniumbunker kein Interesse daran, der Alkern die Ge· Die Jusos fanden gar, Börner habe den der Alkern auch der bundesdeutsche nehmigung grundsätzlich zu versagen "falschen Minister" (Fischer statt Ste­ Staatsschatz an Plutonium (unter Auf· mit einer Begründung, die Aussicht auf ger) gefeuert. Ein ganz arges innerpartei· sieht der Physikalisch-technischen Bun· Erfolg hätte: Unter Hinweis auf die vie­ liches Abenteuer hatte der südhessische desanstalt). len, vielen Schlampereien und Rechts· Bezirksvorsitzende Willi Görlach zu be· Das Bundesplutonium ist von dem pri· brüche seit über zehn Jahren nämlich stehen. Zunächst wurde ein Interview vatwirtschaftlichen der Alkern strikte· und aufgrund fehlender Sicherheitsvor· mit ihm veröffentlicht, in dem er Steger stens getrennt: Durch Vorschriften näm• aussetzungen. Dann müßte sie nämlich scharf kritisierte - "Görlach fordert lich, deren Einhaltung kaum jemand zugeben, daß leitende Beamte und auch Stegers Kopf" - schrieben die Zeituno überwachen kann (unsererseits jedenfalls verantwortliche Politiker über Jahre hin· gen. Und der linke Spitzen-SPDier er· nicht, aus Sicherheitsgründen, versteht weg einen ungesetzlichen und lebensge­ klärte prompt, das Interview hätte er gar sich auch) - und durch rote und grüne fährlichen Zustand wissentlich gedeckt nicht selbst gegeben, sondern sein Pres· Striche auf dem Boden der lagerhalle und die Beteiligung der Öffentlichkeit sesprecher, er entschuldigte sich im Bei­ (wie sinnfällig!). (die sie zu recht fürchten!) gezielt ver­ sein von Journalisten bei Steger und - Wir halten fest: Die Alkern verarbeitet hindert haben. Inzwischen ermittelt die feuerte seinen Pressesprecher. Damit exakt soviel Plutonium, wie sie will. Staatsanwaltschaft in Sachen NU· war das Schicksal des innerparteilichen Darüber hinaus macht dieser Genehmi· KEM nicht mehr nur gegen Atommafia Widerstandes erst einmal besiegelt. gungsentwurf die hessische Verfassungs· und Beamte der Staatskanzlei, sondern Auf ihrem Wahlparteitag hat die Partei klage gegen die Plutoniumwirtschaft völ· auch gegen Steger selbst und dessen dann geradezu einen Offenbarungseid lig unglaubwürdig. Selbst einem geneig­ Vorgänger Hoffie- unterstellt wird Bei­ über sozi3ldemokratische Glaubwürdig· ten Verfassungsrichter wird wohl hilfe zum illegalen Betrieb einer Atom· keit geleistet. Die Schließung der Alkern schwerlich klarzumachen sein, warum anJage. Anstatt nun mit alten Fehlern wurde als Ziel in den Wahlaufruf der die großtechnische Nutzung von Pluto· aufzuräumen, soll der bisherigen - ille· Partei aufgenommen. "SPD und Grüne nium genau bei einer Umgangsmenge gale - Zustand genehmigt und damit le­ fassen ähnliche Beschlüsse", hieß es in von über 460 kg anfängt, dann die Plu· galisiert werden, und so ist man selbst den Zeitungen manche sahen die Rot­ toniumwirtschaft bedeutet und damit aus dem Schneider, kann weiterhin eine Grüne-Koalition schon wiederauferste­ gegen Art. II Abs. 2 Grundgesetz Unschuldsmiene machen und von "un­ hen. Die Grünen begrüßten die SPD zu (Recht auf körperliche Unversehrtheit) terschiedlichen Rechtsauffassungen" fa· diesem "mutigen Beschluß". sowie über die atomstaatlichen Überwa· sein, und gleichzeitig ist dafür gesorgt, Sie alle haben nicht zugehört. Auch chungs-Konsequenzen auch gegen die daß die Atommafia nicht eine Feder las· der SPD-Spitzenkandidat Krollmann hat Freiheitsrechte der Bürger verstößt und sen muß. zugestimmt, als der Alkem-Beschluß ge­ faßt wurde. Er erklärte aber sofort: er 70 und nicht aus den grünen Konsequen· zen. --~ r - ·· I ~·· Aber wir wollen nicht mißtrauisch -- _,. ..._ -...... sein. Die Grünen stehen im Wort und wir alle haben es gehört: einer Genehmi­ _._ _': :.._ ::_:--;:_·;;_ ~~~" ..7.:. gung für die Alkem werden sie auf kei· • _ _ .,. ~ - ---- • ·• I nen Fall zustimmen. -- . .,.... . ln diese Verlegenheit werden sie wohl \" - .... - ~-.:.. _:...:_: ~ auch gar nicht kommen. Vielleicht ge­ winnen die Rot-Grünen die Wahlen ja gar nicht, sondern der Umwelt- und Plu· tonium·Minister Wallmann. Auf alle Fäl· le hat Wallmann gute Chancen, sich am Zustandekommen einer neuen hessi­ schen Regeriung beteiligen zu dürfen, wenn schon nicht als neuer Ministerprä• sident, so doch als Heiratsvermittler einer neuen rot-grünen Koalition. Denn er hat mit seiner Weisung vor den Ge­ richten gute Karten, und sowohl SPD als auch Grüne können nun vorerst darauf hinweisen, daß sie alles getan haben, was nur in ihrer Macht stand. Die SPD, die mit der Steger-Entscheidung ihre eigene Verfassungsklage (quasi vorsichtshalber) torpediert hat, blickt zum Bundesver­ fassungsgericht auf: Die Verfassungs· richter werden's schon richten. Ober· wisse, es gibt einen Unterschied zwi­ deutlich klaffen politische Analyse (Piu­ schen den politischen Wünschen der Par· toniumwirtschaft bedroht Leben und tei, wie man sie auf Parteitagen äußert, Und die Grünen? Gesundheit der Bürger, ist ein atom­ und dem konkreten Regierungshandeln. staatlicher Eingriff in ihre Frei· Für alle, denen das nicht deutlich genug heitsrechte und aus diesen Gründen ist: ln einer eventuellen Regierungser· Die Grünen haben deutliehst gesagt, auch verfassungswidrig) und politische, klärung Krollmanns wird von einer daß es mit ihnen keinerlei Genehmigung faktische Untätigkeit auseinander. Ver­ Schließung der Alkern jedenfalls nicht für die Alkern geben wird, auch keine fassungsrichter sind aber nicht dazu da, die Rede sein. Teilgenehmigung. Es ist aber spannend politische Entscheidungen zu treffen, Das Ist also die SPD, zu deren Gunsten zu lesen, wie bereitwillig manche grünen und auch sie entscheiden nicht völlig ab­ die Grünen eine so schnelle und eindeu­ Realos der SPD ein "Umdenken" zuge­ strakt nach Gesetzen, sondern ateh tige Wahlaussage getroffen haben. stehen. Mag ja sein, daß dieses Umden· nach der Stimmungslage der Nation. ln ln den letzten Märzt~n - während ken zumindest in Teilen der SPD tat· ihrem Kalkar-Urteil ließen sie keine dieser Artikel eigentlich schon bei der sächlich stattfindet, sicherlich werden hie grundsätzlichen Bedenken gegen die Setzerin sein sollte - stehen die merk· und da auch grüne Positionen übernom• Brütertechnologie (sprich: Plutonium­ würdigsten Dinge in der Zeitung: die men. Trotzdem, die Parteibasis denkt, wirtschaft) gelten. Auch für die Alkem Stegar-Entscheidung ist schon Geschich­ die Atomwirtschaft lenkt, und daß die gilt, was für die WAA gilt und für jede te, die Alkern soll nur noch als Pluto· SPD Beschlüsse faßt, die dann als kon­ Atomanlage: Wir müssen dafür sorgen, niumsvemichtungsfabrik weiterlaufen, kretes Regierungshandeln nicht die ge­ daß die Plutoniumwirtschaft politisch bis das Verfassungsgericht sie verbietet, ringste Chance haben, ist nichts Neues. nicht durchsetzbar ist. Dann findet sich die Verträge über die Rücknahme des Sie sind mir ein bißchen zu nachsichtig vielleicht auch ein Verfassungsgerichts­ Plutoniums aus der französischen WAA mit der SPD, die grünen Reformpoliti· hof, der das Recht auf körperliche Un­ La Hague werden die Hessen aufkündi· ker. Jochen Vielhauer, Fraktionsspre­ versehrtheit und den Schutz vor dem gen (was sie laut Ökoinstitut Darm· cher der Grünen im hessischen Landtag, Atomstaat höher bewertet als die Inter· stadt, gar nicht können, weil diese pri­ definiert in einem Zeitungsinterview sei· essen der Atomindustrie und den vatwirtschaftlicher Natur sind), heute ne ,,SChmerzgrenzen": "lrgendwelche Wunsch nach Waffenplutonium. Es ist noch gilt die Einbindung von Plutonium Neu- und Erweiterungsgenehmigungen vor allem die jahrelange Arbeit der Ha­ in MOX-Eiernente als "Piutoniumver· für atomare Anlagen sind mit den Grü· nauer Bürgerinitiativen gewesen, die nichtung", zwei Tage später hat's die nen nicht zu machen." Man muß diesen endlich zu den Anklagen gegen die Ver­ SPD kapiert und korrigiert sich: nein, Satz mindestens fünf mal lesen. Man antwortlichen der Atombetriebe geführt nein, wir sind nur noch für Zwischen­ muß sich die sozialdemokratische Inter· hat. Sicherlich hat die Parlamentsarbeit und Endlagerung von Plutonium. "Wir pretation dieses Satzes vorstellen. Da die der Grünen dazu beigetragen, Hanau werden kein Produkt mehr genehmigen, Steger-Genehmigung nur einen alten Zu­ ständig in der Diskussion zu halten. Eine das im Plutoniumkreislauf zum Einsatz stand weiterbestehen läßt ... Neugeneh­ Stillegung, ein Ende der Horrorvision kommen könnte." Die Alkern wird wei· migung ... Erweiterungsgenehmigung ... von Plutoniumstaat ist das noch lange terlaufen, bis das Verfassungsgericht, Im Juni 1986, als die Empörung über nicht. Für uns kann es aber nicht um ein voraussichtlich 1989, entscheidet und die Katastrophe von Tschernobyl noch bißchen mehr oder weniger, um mehr dann ... Hinter all diesen bärenstarken ganz frisch war, beschlossen die hessi· oder weniger vertrauenswürdig gemanag­ Sprüchen merkt man nur zu deutlich die sehen Grünen, die Koalition bis Jahres· te Plutoniumwirtschaft gehen. Politisch Erleichterung darüber, daß die geplagte ende zu beenden, wenn die SPD nicht durchsetzen wird das ,,AUS" für die Plu­ Hessen-SPD erstmal gar nichts mehr zu zu konkreten Schritten bereit sei - kon· toniumwirtschaft nicht das Verfassungs­ sagen hat. Seit Wallmann ihr den kon· krete Schritte zum Ausstieg, zur Stiii- gericht und nicht die SPD mit ihren kreten Handlungsdruck abgenommen 18{J.Ing waren damals gemeint (Stillegung Phrasen, und auch nicht die Grünen in hat, fallen ihr ihre Parteitagsbeschlüsse von NUKEM alt und Biblis A noch den Parlamenten, Regierungsbeteiligung wieder ein. Und wenn wieder einmal ein 1986, konkrete Planung für die Stille­ ja oder nein. Es wird schon auf uns an­ Handlungsdruck besteht ...7 gung der anderen hessischen Atomanla­ kommen, auf eine starke und entschlos· gen) - nicht nur das flache Gerede von sene Bewegung, die sich kein X für ein "keine Neu- und Erweiterungsgel'lehmi­ U vormachen läßt. Lassen wir Hanau gungen". Aus beidem ist nichts gewor­ nicht aus den Augen - und lassen wir den, nicht aus dem hessischen Ausstieg nicht locker! 71 Zehn Jahre Gorleben (k)ein Grund zum Feiern?

22. Februar 19n. Der Saal des Gilde· hauses der Kreisstadt Lüchow ist knüp· pelvoll, Loden und Flanell geben den Ton an in der rauchgeschwängerten Luft, bei Bier und Korn wartet man auf den Gastretetenten des heutigen Tages, Dr. Salander. Das Kreislandvolk hat ein­ geladen, der Geschäftsführer der "Pro­ jektgesellschaft Wiederaufbereitung von Kernbrennstoffen" (PWK, später DWK) wird einen Vortrag vor den Landwirten halten. Seit Wochen bereits wird gemun­ kelt, für Lüchow-Dannenberg liege etwas im Busch in Sachen Atom. 16.05 Uhr. Aus dem Schankraum des Gildehauses läuft jemand in den Saal zum Mikrofon. Völlig aufgelöst teilt er der Versamm­ lung mit, was er, der zur Aufrechterhal­

tung von Sicherheit und Ordnung be­ ." stellte Polizist gerade in den Nachrich­ 0.. ten gehört hat: Der niedersächsische Mi­ 2 ::c nisterpräsident Albrecht (CDU) hat Gor­ :!. leben als vorrangigen Standort für ein .,::J Nukleares Entsorgungszentrum (NEZ) g. benannt. Pfui-Rufe mischen sich mit un­ ~~~~~~i:

meld ungen. Kurzmeldungen. Kurzmeldu

Presseerklärung zur Aktion am 17. Januar 1987 der 81-Amberg

ln einer in ihrem Ausmaß unglaubli· chen Werbekampagne, bei der mehrere hundert Millionen Mark keine Rolle spielen, versucht vor allem seit Tscher· nobyl die Atomindustrie - und nicht • .A ~ nur die - Bedenken in der Bevölkerung gegen Atomkraftwerke und die WAA e od aus dem WM .. Kam aufzuweichen. (.. . ) 1 Der symbolische WAA·Kamin in Am­ erwischt uns alle! berg und das Transparent "Der Tod aus dem WAA-Kamin erwischt uns alle" sol· ... : ..... len verdeutlichen, welchen Gefahren die !!! 1' Bevölkerung nicht nur am unmittelba· ••• ren Standort der WAA ausgesetzt sein !I! wird. Auch ganz ohne technische Pan· nen und ohne menschliches Versagen werden von der WAA tödliche Gefahren ausgehen. Die Verseuchung unserer Hel· mat findet schon im Normalbetrieb statt. (... ) Diesen tödlichen Segen von oben will uns die CSU·Regierung bescheren. Als Dreingabe gibt es Maulkörbe für Lehrer, Maßregelungen für Pfarrer, Disziplinar· verfahren gegen Richter, pauschale Diffamierung von friedlichen Demon· stranten und Atomgegnern. (. .. ) BI-Amberg

74 · Kurzmeldungen · Kurzmeldu HAUSDURCHSUCHUNG IN ROSENI-iElM

Ca. 30 Beaate der Polizei, des Staats­ nicht Strafbares, so doch lnti1es zu nuar eingeführt) noch nicht fällt, soll schutzes, des Landeskriainala1tes und erhaschen. Dies dürfen nach dea Gesetz nicht 1ehr Täterschaft sondern geistige Rauschgiftdezernats durchsuchten am nur Staatsanwälte. Haltung verfolgt werden. Wer bekundet, Dienstag, den 24. "ärz das Haus in der gegen WAA und Volkszählung zu sein, Kloeckelstraße in Rosenhei1. Unter der Eine elektrische Schreibmaschine wird vielleicht sogar noch Widerstand dage­ Leitung zweier Staatsanwälte kehren sie nur 1itgenoaaen, weil sie sie für eine gen leistet, ist verdächtig. Wer eine vo1 Keller bis zu• Dachboden das Unter­ Schriftprobe nicht in Gang beko1aen. andere "einung hat, wird zu• potentiel­ ste zu oberst. "it dea Recht aa eigenen Bild werden len Straftäter. Und dann reicht es Fotos von Spitzeln und Staatsschützern schon, einen uagesägten Stroaaasten ab­ Ab 6.45 Uhr wird das Haus uastellt. !auf öffentlichen Veranstaltungen) ait­ zubilden, auch wenn alle Zeitungen und Sechs der neun Bewohner sind bereits genom•en. Quittungen für die beschlag­ das Landeskriainalaat in einer Brosch­ unterwegs zur Arbeit. Zehn "inuten nahaten Fotos werden nicht ausgestellt. üre das Gleiche tun. Stur1klingeln holt die Verbliebenen aus Die "ülltonne wird auf der Zufahrt ent­ den Betten. Die Ba1ten bauen sich vor leert und durchwühlt. Der Bauhof wird Doch egal, was aus diese• Vorwurf ein­ den Wohnungstüren in den drei Etagen bestellt und auß es wieder wegräu1en. aal juristisch wird, eines haben die auf, nachde• ihnen je1and schlaftrunken Rosenheiaer Staatsschützer und die die Haustür aufgelacht hat. Nach zwei Stunden Durchsuchung werden Staatsanwaltschaft in Trauostein schon die beiden Beschuldigten zur erken­ jetzt geschafft: Endlich war der •ini• Beil öffnen hält der Erste gleich den nungsdienstliehen Behandlung abgeführt. aalste Vorwurf entstanden, unter wel­ Fuß in der Tür, drückt dagegen und ver­ Die Aktion hat in der Nachbarschaft che• das aöglich war, was sie schon so langt barsch: ""achen Sie die Tür auf!" starkes Aufsehen erregt und viele Leute lange ersehnten; nirht nur die Räu1e Erst auf hartnäckiges Dagegendrücken stehen auf der Straße. Da die Staats­ der direkt Besrhuldigten, sondern ein und Fragen nach de1 Warua und Wieso schätzer nichts gefunden haben, verab­ gesaates Haus ait engagierten Leuten in wird der richterliche Beschluß vorge­ schieden sie sich ait "Auf Wiederseh­ Rosenheil zu durchsuchen und daait aus­ zeigt und sie dringen ein. Auf weitere en•. Abschließend geben sie den Bewoh­ zuleuchten. Den von dieser Aktion Be­ Fragen geben die Bea1ten nur ausweich­ nern noch schlechte Zensuren, da sie troffenen, aber auch allen Anderen, die ende Auskünfte und keinerlei Aufklärung sich zu wenig kooperativ gezeigt haben. in dieser Gegend noch kritische "ei­ über die Rechte. Eingeschüchtert von nungen äußern, soll unaißverständlich den eigenen Propagandalügen hatten sie klar gelacht werden, daß sie von Seiten wohl 1it starke• Widerstand gerechnet. des Staates ait alle• zu rechnen haben. Was war der Grund Wenn sich viele gegen den täglithen Syste1atisch werden nun alle Zi11er für die Durchsuchung? Wahnsinn in diese• Land wehren, 1üssen gleichzeitig durchsucht. Drei Bewohner Exe1pel statuiert werden. "o•entan und eine Frau, die nur Gast ist, versu­ Wie lächerlich und überzogen dies zu­ trifft es konkret nur wenige, geaeint chen bei der Durchsuchung den überblick nächst scheint - hierait werden Ziele sind alle. Einige als "kriainell" dar­ zu behalten. Vergeblich. Eine Frau wird verfolgt, die alle betreffen. Auch bei zustellen heißt:- Alle sollen einge­ i1 Nachtheld lange Zeit in der Küche genauea Lesen des besagten Flugblattes schüchtert werden! Während der letzten festgehalten. Räuae der Hausbesitzerin können keine Stellen gefunden werden, Tage haben wir aber geaerkt, daß bei werden kurzerhand aufgebahrt. Wäsche• in denen z.B. nach de• "otto 1Zündest vielen, die von dieser Aktion der Poli­ stück für Wäschestück wird u1gedreht, Häuser an, Schaeißt Scheiben ein, oder zei erfahren haben, nicht Angst und Bücher und Unterlagen werden Seite für gar Beraube deinen Nächsten• zu konkre­ Einschüchterung sondern Eapörung und Seite gesichtet. Anfänglich werden die ten Straftaten aufgerufen wird. Doch in Wut entstanden sind. Wenn wir zusa•aen• Sachen noch zurückgestellt. Nachdei de1 Ka1pf gegen das •geistige U1feld halten und einsehen, daß wir alle ge­ nach einer Stunde noch nichts zu• Be­ des Terrorismus•, in dem sich dieser •eint sind, wird diese Strategie des schlagnahaen gefunden wurde, erlah1t Staat seit gerauaer Zeit befindet, ist Staates keinen Erfolg haben und es wei­ der Eifer etwas. Sie geben sich jetzt das auch augenscheinlich gar nicht 1ehr terhin 1öglich sein, Politik in Rosen­ jovial und hoffen, daß ihnen 1it Erklä• nötig. Gerade mit den neuen Sicher­ heia zu aachen. rungen und Ko11entaren zu den herausge­ heitsgesetzen, unter die jenes Flug­ griffenen Gegenständen die Arbeit er­ blatt wohl zu1 Leidwesen der Staatsan­ (aus eine• Flugblatt der Rosenheiltri leichtert wird. Einige versuchen nun in waltschaft und seiner Helfer aus zeit­ Briefen und privaten Fotos, wenn schon lichen Gründen !sie wurden erst i1 Ja- Unterstützt den Rechtshilfefond! Spendenkonto: Raiffeisenbank Rosenheia Nr. 4533 7399

75 · Kurzmeldungen · Kurzmeldu Leserbrief Spaziergang Beschluß Buchtip: am WAA-Bauzaun des Bundesgerichtshofs Karlsruhe Dietrich Schulze-Marmeling: Am Sonntag. den 04. 01. 1987. fuhr ich mit meinem Auto wie so jeden (... ) "Die NATO- Sonntag nach Wackersdorf. Da ich zu­ ist die Zeitschrift "RADI-AKTIV", Anatomie eines Militärpaktes'* fällig meine Kamera dabei hatte. nahm Ausgabe 12, 1987, von der Aushändi• ich die Möglichkeit wahr. den Trocken­ gung an den Beschuldigten auszuschlie­ ln den Auseinandersetzungen um graben sowie das Gebäude. das neu ent­ ßen und zu dessen Habe zu nehmen. "Nachrüstung", Rogers-Pian und SOl standen ist. zu fotografieren. Eine vor­ Rechnung und Zahlkarte sind dem Be­ spielte eine Kritik an der NATO und der beigehende Gruppe löste dann einen schuldigten hingegen auszuhändigen. Rolle der BRD in diesem Bündnis eine Aufstand aus. Sie fragten. warum ich sie wachsende Rolle innerhalb der Friedens­ fotografiere. Antwort: Ich habe nicht Gründe: bewegung. Es mangelt indes an einer sie fotografiert. sondem den Trocken­ Analyse, die - jenseits von Schlagwor­ graben. (... ) ten und von Blocklogik - die innere Aus der Gruppe lösten sich dann eine Oberdies muß auch der Inhalt der Zeit­ Struktur und Funktionsweise des west­ ältere Frau und deren Tochter und be­ schrift beanstandet werden. Auf mehre­ lichen Militärbündnisses aufdeckt und schimpften mich. ich sei ein Spitzel. (... ) ren Seiten befinden sich Ablichtungen von daher eine Absage an die NATO Als ich dann wieder Richtung Haupt­ einer früheren Ausgabe, die im Rahmen inhaltlich entwickelt. tor ging. verfolgte mich eine Gruppe eines Strafverfahrens beschlagnahmt Eingehend analysiert Schulze-Marme­ junger Leute. um mich zu fotografieren. worden ist. Durch diese Art der Bericht· ling Themenbereiche wie: Geschichte ( ... ) erstattung wird die frühere Beschlag­ und ,Modernisierung' der NATO-Strate­ Ich vermchte dann. mit ihnen über nahme umgangen. gie; Ursachen der ,permanenten' Kriegs­ Spitzelparanoia zu sprechen. (•.. )Nach gefahr; NATO und Dritte Welt; militäri• der etwas heftigen Unterredung war es Schließlich enthält die Zeitschrift dif­ sche Konflikte: Libyen, Iran, Malwinen; mir dann irgendwo auch egal - sollten famierende und entstellende Darstellun­ Rolle der BRD in der NATO; die BRD sie den Film halt bekommen. Ich nahm gen über die Justiz. ln ihrer verletzenden als Atomwaffenstaat auf Abruf; ,alter­ ihn dann heraus und übergab ihn den Tendenz ist die Zeitschrift geeignet, den native' Verteidigungsmodelle. Umstritte­ beiden Frauen. Es gesellten sich immer Beschuldigten in seiner widersätzlichen ne Konsequenz seiner Analyse: erst der mehr Leute dazu. Als ich ihnen meinen Einstellung gegenüber den Vollzugsbe­ Austritt aus dem NATO-Bündnis eröff• Ausweis zeigte und sie darfl!lf verwies. amten, wie er sie bereits an den Tag ge­ net der Bundesrepublik die Chance einer daß ich Angestellter im Öffentlichen legt hat, zu bestärken. Durch ihre Aus­ dauerhaften Friedenspolitik. Dienst bin. lmr es ganz aus, da die händigung wäre daher die Ordnung in Der Autor rechnet auch innerhalb der Leute. die im Öffentlichen Dienst der Anstalt gefährdet (§ 119 Abs. 3 Friedensbewegung mit Widerspruch, aus arbeiten. ja nicht systemkritisch denken StPO i. V. m. Nr. 45 UVollzO). dem sich eine weiterführende Debatte dürfen.(... ) Richter am Bundesgerichtshof ergeben sollte: "Denn beim Abfassen Die Schüderung dieses Vorfalls ist kein des Manuskriptes wurde mir einmal Einzelfall und ichfmde. wir sollten ge­ mehr deutlich, woran es der bundesre­ meinsam darüber nachdenken. was dies publikanischen Friedensbewegung vor bedeutet. wenn irgendwelche Leute eine allem mangelt: an einer radikalen Ana­ Paranoia bekommen und vielleicht das lyse und Kritik von Militär und Milita­ nächste Mal auf die Leute losprügeln. ,,Spaltprozesse" - rismus. Im Nachfolgestaat des Dritten die überhaupt nicht die Absicht haben, Reiches erscheint dieser Mangel gerade­ Leuteam WAA-Bauzaun zu filmen. Wir Ein Film von zu unverzeihlich" (aus dem Vorwort). Bertram Verhaag sollten uns auch darüber klar werden. Zu beziehen über: Verlag Die Werk· daß nicht jeder. der am Bauzaun foto­ und Claus Strigel staat, Lotzestr. 24a, 3400 Göttingen, grafiert. ein Spitzel ist.(... ) Tel. (0551) 77 00 557; 272 Seiten, Ich habe mir im Anschluß an das Er­ Der Titel "Spaltprozesse" spielt nicht Paperback, mit einem Anhang: wichtige eignis Gedanken gemacht und bin dar­ nur auf die Kernspaltung an (Thema Fachausdrücke, DM 19,80. auf gekommen. daß es wichtig ist. über WAA und die Bombe), sondern auch auf solche Sachen zu diskutieren (... ). Ein die Spaltprozesse und Veränderungen, praktisches Beispiel wäre. nicht allein die das Leben in der Oberpfalz seit mit der Kamera herumzuspazieren, Standortbekanntgabe kennzeichnen. sondern immer geschlossen mit einer Die Bevölkerung kommt ausführlich zu Gruppe von Leute. (... ) Wort. Eine WAA-Gegnerin Der Film "eröffnet einen Einblick in landschaftliche, ökologische Zerstörung, schildert die mit dem Bau der WAA ver­ knüpften atompolitischen Absichten, verdeutlicht die Gefährdung der Bevöl• kerung durch radioaktive Schadstoff­ emissionen. Dabei stehen die bedrohten Menschen der Region in ihren persönli• chen und politischen Veränderungspro• zessen eindeutig im Vordergrund". 16 mm, Farbe, Lichtton, 95 min. Zu beziehen über: Verleihgenossen­ schaft der Filmemacher e.G., Alfons­ str. 1, 8000 München 19, Tel. 089/ 1810 97.

76 Leserbrief

Silvester am WAA-Gelände: Die Polizei schlägt wieder zu­ diesmal auch still und heimlich ...

Während einer Aktion von AKW-Geg­ nern/innen an Silvester am WAA-Gelän• de stürmten auf ein Kommando unver­ mutet 15 bis 20 SEKler aus einer ca. 4 Meter vom Aktionsort entfernt gelege­ nen niedrigen Schonung hervor. Sie er­ griffen die AKW-Gegner/innen und schleppten sie blitzschnell in die Sehe· nung zurück. ln der Schonung wurden die Gefangenen auf den Bauch gewor­ fen, mit Plastikfesseln die Hände auf den Rücken gefesselt, durchsucht und mußten dann knieend auf den Abstrans­ port warten. Dabei wurden sie ständig zur absoluten Ruhe ermahnt, wie auch die SEKler sich gegenseitig zu Ruhe und Eile ermahnten. Die Gefangenen wurden im Gänse­ marsch durch die Schonung zum WAA· Gelände geführt. Der ,Zug' stoppte häu• fig, da Späher immer im voraus erkunde­ taten, ob der Weg " frei" war. Auf dem Weg zwischen Schonung und Gelände, den Außenstehende eventuell hätten einsehen können, wurden die Ge· fangeneo von einem Teil der Truppe ohne Stahlhelm begleitet, der Rest blieb in der Schonung. Später ging dann die gesamte Truppe wieder durch die Scho­ nung in Richtung ihres ursprünglichen Versteckes zurück. Im WAA-Gelände wurden die Gefange­ nen der Polizei übergeben und einige Zeit darauf mit ihren Polizeizeugen, die Dafür spricht, sie angeblich festgenommen hatten, fo­ - daß bisher SEKler nur in Stärke von tografiert. Dabei ist jedoch nicht sicher, mindestens 30 Leuten am Gelände ein· ob es sich um die wirklichen Festneh­ gesetzt wurden; mer handelte, da diese darauf ausgerich­ - daß die Ausrüstung des SEK aus tet waren, von den Gefangenen nicht er­ Kampfanzüge.n, langen Holzknüppeln, kannt zu werden - durch Masken und LESERBRIEF teilweise Motorradmasken (I) und grü• ständigem Aufhalten im Rücken der Ge­ nen Stahlhelmen mit Netzen bestand. fangenen. Die grünen Stahlhelme, die bisher noch Anzahl und Ausrüstung der SEKler nie bei SEKlern beobachtet worden und die Durchführung ihres Einsatzes sind, lassen vermuten, daß es sich hier lassen darauf schließen, daß es sich um um einen Einsatz der GSG 9 handelte eine besonders qualifizierte Einheit han­ (so wie auch an der Startbahn West); delte, die eventuell mit GSG-9- Leuten - daß die SEK-Truppe vollkommen durchmischt war. venteckt direkt an einer Stelle lauerte, wo sich für eine Widerstandsaktion brauchbare Gegenstände befanden, was auf eine Falle hinweist; - daß die ganze Aktion so geplant war und ausgeführt wurde, daß sie von Au· Benstehenden unbemerkt blieb. Besonders übel an dieser Taktik ist, daß speziell darauf trainierte Truppen AKW-Gegner/innen unbemerkt, schnell und effektiv von der Bildfläche ver­ schwinden lassen, d. h., daß niemand et· was davon mitbekommt und keine Soli· Aktionen mehr möglich sind!

Die Situation hat sich verschärft . • .I Ein WAA-Gegner

77 Leserbrief LESERBRIEF LESERBRIEF Leserbrief LESERBRIEF Betrifft: Akzeptanz-Spektakel Hallo, liebe Leute, Uns ist in den letzten Tagen zu Ohren gekommen, daß in den Anti-WAA-Bür• ,,Symposium über die Entsorgung am Freitag, 26. 12., waren wir auf der gerinitiativen die Meinung kursiert, die von Kernkraftwerken .. Kundgebung in Waclcersdorf und an­ am Festival beteiligten Bands und Musi­ schließend am Bauzaun gewesen. Wir ker hätten sich unter Umständen daran 18. bis 21. Mai 1987 im Vortragssaal waren überrascht, wie sich der Strom bereichert. Auch uns ist es unverständ• des Hotel Hilton, Am Tueherpark 7, der Demonstranten nach der Kundge­ lich, wie es geschehen konnte, daß bei 8000 München 22. bung um ein Vielfaches vergrößerte. einem Festival, bei dem alle Bands und Anliegen: Laut Einladungsbrief ..die Die Stimmung in der Demo wurde viele andere umsonst arbeiteten, zu dem Diskussion zu versachlichen" noch besser, als wir die Polizisten auf rund 100 000 Zuschauer kamen und Modus der Versachlichung: ausschließ• der Betonstraße austricksten und quer zahlten, nur 400 000 DM Gewinn ge­ lich WAA· bzw. KKW·befürwortende durch den Wald liefen. Ein paar hundert macht wurde.(... ) Referenten (d. h. CSU-gemäße Versach· Meter hinter der Absperrung formierten Unser ganz persönliches Anliegen ist lichung) wir uns dann wieder zu einem geschlos­ es, Euch anhand der folgenden zu bele­ Showcharakter: Strauß beginnt, ein senen Demozug, zwei Polizeikontrollen genden Zahlen zu verdeutlichen, daß wir CDU-naher Dominikaner schließt ab wurden einfach ignoriert. Dann waren uns - und wie wir glauben, auch die an­ Obergeordneter Rahmen: I FTAT = wir am Bauzaun. Ein Teil der Demo· deren Bands sich - lceineswegs berei­ 8. Internationale Fachmesse für Ent· Teilnehmer ging am Zaun entlang, der chert haben. Wir erhielten: sorgung, Abwasser, Abfall, Recycling, andere Teil konzentrierte sich am Städtereinigung, Straßenbetriebs· und Chaoteneck. (... ) Hotelkosten .....•.... DM 1546,00 Winterdienst (19. 5. • 23. 5. 1987 Mün· Die immer massiver auftretende Staats­ f. 6Musiker, 3 Technilcer. chen) gewalt provozierte ( ... ), unerfahrene Po­ u. 1 Tourneeleiter Notabene: Vergleich der Briefköpfe lizeieinheiten wurden durch das SEK 3 Techniker der beiden Einladungsschreiben (Bayeri­ ausgetauscht, jetzt wurden einzelne Ver­ x 2 TagejeDM 200,00 .. DM 600,00 sches Staatsministerium für Landesent­ mummte rausgesucht und erbarmungslos Fahrtkosten: wicklung und Umweltfragen - AKA­ gejagt, verprügelt und festgenommen. 2 Busse DEMIE TÜV BAYERN GmbH: der ein· ( ... ) Was verbal verleugnet wurde, trat in je 700 km x 0,42 DM ..• DM 588,00 ladende Ministerialdirigent Dr. Vogl ist der Aktion deutlich zutage: die Spal­ Aufsichtsratsmitglied des TÜV tung. Eine radikale und solidarische Be­ ...•.....•.••..•.. DM 2734,00 BAYERN- wird der eine Vogl dem an­ wegung muß sich gegen Polizeüibergrif• dern Vogl ein Auge aushacken?) fe dieser Art wehren können!(... ) Unser Manager und unsere Frauen und Fußnote: Bei Zeitgenossen, deren Ego Solidarische Grüße Freundinnen haben sowohl ihr Hotel als sich ausschließlich in Konsum und Zeit· von zwei Frankfordern auch die Cateringkosten von ca. 30 DM vertreib "verwirklicht", wird durch den pro Tag selbst bezahlt. (... ) sie bevormundenden Staat der Eindruck In der Hoffnung, daß in das Abrech­ erweckt, als ginge alles mit rechten Din· nungsdunkel noch Licht gebracht wird, gen zu. grüßeich Angeblich "unabhängige" Wissen­ J. Böttcher schaftler verbürgen sich für die Harmlö· sigkeit der "Entsorgung". Aufruf Rodgau Monotones, Offenbach Das "Urteil" der "unabhängigen" Wis· oder besser: Aufschrei senschaftler solle der Bayerischen Staats· regierung dazu dienen, dem Zeitgenos­ sen den Eindruck zu vermitteln, daß Seit einem halben Jahr sprechen wir sich sein Urteil - gestützt auf die Wahr­ von lebensgefährdender Industrie (man­ nehmung von Fakten - erübrige. Der che sprechen gar schon länger davon) Zeitgenosse akzeptiert alles, nicht nur und nichts passiert. Wir demonstrieren die WAA, auch das C5-Gas, auch Gum· gegen AKWs und WAAs und nichts pas­ miknüppel, auch Hausdurchsuchungen, siert. Immer klarer wird es uns, was es auch Diffamierungen, auch Prozesse mit der Macht und der Gewalt im Staate etc. etc. solange nur er selbst nicht beim auf sich hat. Der Widerstand muß wach­ Konsumieren und Zeitvertreiben ge­ sen und jeder sollte auf seine Art etwas stört wird. riskieren, noch brauchen die großen In­ Für sein Gewissen bzw. die "Entsor­ dustrien unser Geld, was wir ihnen so gung" seines Gewissens sorgt auch das bereitwillig zahlen. Doch jetzt sind wir Umweltministerium (siehe Akzeptanz­ dran zu fordern, was damit geschieht. spektakel). Unterstützt nicht länger die Atomindu­ Merke: Ein gutes Gewissen ist ein strie mit Eurem Geld. Informiert Euch sanftes Ruhekissen. bei Eurem Stromerzeuger nach den Ein WAA-Gegner Atomstrom-Prozenten. Wir werden im­ mer mehr, nur müssen wir auch zu ge­ meinsamen Aktionen finden. (. .. ) Wir müssen in allen Formen des Wider­ standes zeigen, daß wir nicht bereit sind, mit Atomkraft und radioaktiver Verseu­ chung zu leben. Wir sind die Basis und dies gilt es heute verstärkt wieder zu zeigen. Mit Grüßen an Allel Andreas Friedrich, Lön-ach

78 AUS DEM INHALT:

Neue Erkenntnisse über sunA1roa1u1 Ausstieg · aus den AKW's dem Staat? Widerstandsperspektiven • Debatte um die ,.offenen • Perspektiven der ,.neuen gung" · Interview · ·Demonstration in Hanau · Blockaden in Stade · Brokdorf-Nachlese ·Volksentscheid

SPO: Mehr Ausstieg wagen

Kriminalisierung (radikal-Verlaut· Den PreRReRpiegel gibt'~ fi~ 6,-- im Info­ barung) büro, Alten,.chwand 91, 8465 ßodenwöhr, 09434/ JJ6B. Wackersdorf Bei EinzelbeRtellung bitte 6,-- in Brief­ ·Chronik marken im Vorrau,.. Ab 5 Stück gibt'~ JO ~ • Situationseinschätzung Rabatt. · Polizeiaufrüstung Die Au,.gaben Oktober H6 incl. ~ebruar 87 · radi · aktiv angeklagt ko,.ten im Pack je 5,--. Herzschläge

Standorte ve~bungen . · Cattenom, Kalkar, Hamm, Stade be::ietAten Elel'ld und He~mat:Josig­ -/ Fbslglw~rg 935-200 > BLZ 200 1CO 2D ABSCHALTEN! - Anti-WAA- Adressen -

A9tNS8EP!6 elaBrtgltte H•uslnger GIWNE Darott,e• \hoc-7oro\c: Rt:GEI:SUUP.D n....nstarer-atr. \5 M t:'noro1• GevtlStl' o "' Dst.b•\lr ucha Pro!IH Oohsone 9.aronou· .7 f'neaemuntt.a•uv• D'te! Aben"Sberg dl!t' Grunfm 8000 Munchen Agont.ur B'tOO Ragnm•bllrg 0091~? 17 St'f 09'1115!103 BBA • lnfoh.d•n St. P•v1tett" 101 11 ALTOORT Karn:at\.lbo 1'\t tdort Al(rocs .:orbte•n REGENSDUPG gegon dlo \itiA c f o n . Mettor i?BOO Soamoß-Oatortor 81 f'ltdort Rbdcrsu•o l AX [ntlt"QlD Engolhord•tr o "I Stt,ldont a• chnr Unastr, 31 O"ii?l-700l"t"J 8SOl Altdorf ·-·de&t" GrUMdn 0000 n;..nchon 70 A~ttanDou,.schua 9-tOO ,.g.,n!Sburo 09't119't 32 2"13 c .to frutdru;h Erb.Acnar Pras•ettutto Fcr•:o.str. J Hdmut \ltl".l• CiRuNE REBENSTAUf n t o•tHM2ra ku.hln1n t1ut:lano•n ? 075 nu-tlo,.•"' LahQISNJII!Irweg 't2 .:A-Au-asehuß BaUII•tren. <; 8 I Reoen~staur Marktolot~ ~ 0717l· 71K'10 9'tSO '*'-borg der Grunon 8000 Mllt~ehan 5 8'tt3 Rogoru~taur 09&e11 61 1?'19 0891~01 't't BB 0 9'i 02/ Sl 68 8•utk.lro U .A ,U .L Ant ~-..:M-Iit-uppe Currwetr. es ~AF'FEHBURG I ~'OOLSTADT Har-•t F'e)IJnnr ROSEUHEI11 Stofan 'l:a!Uor CI O 1000 Boro-Un 3G nnta-WAA-In,t. o und Pleten~~Mllo• 7(Hantarl\) Grt..lf'lno euro Trankt-orstl 0 II . Ant J - WAA•P l•nua Xloeckolatt" .. 3 l nt.g•g•n Atamenleo• 91'50 Ao.c.haftenburg lngol•te·dt 0070 l"QOlsta.dt: 9000 Ro5trnhol- OfN J-33 70l Atllt'V'\uLL-)I;tP~-rt:JfDIZ Anetta "Jod A;,oaauJlkonrerenz LanQhtr•ß• l't AUGSBURG We~torhe-ff' e l o Jorg KAL.U1uNZ Karl Ka"'l!lor SCHVANOOAr CI O HelfJVt. Wal t'U"a~ct\ .3530 'lola.rburo Aktacn 9urorrt•doMtro 10 BI JC•l hnun:r Ga lgonb"I'O !i Or'tagruppo Woclo'ocrs• Chlt~or•tr . 1 OSS'tl t 666't Uru,4HKho.lt~ • . v . 8900 Augaburg 6"111 JCai1~"-L ... , O"iftlt 1.1ocltnr:rdarf 091?1/51 &0 &t 09'173 1 10 51 ~Dt.N·SAOEN c / o C•nuel 2 u •eer-.ann Antl ·AKV.. Jnlt&etJ VO ~o.'albi!"8'St.r .. 1 NJGSBIJR(; c / o Cet"J y , Anc.'lt'll'" KRI.JnBACH c i Q J o fllc:rr- SCIIWtiMlORF Erno VellnhOfor 7 5 ?0 a.ccrn--Baden 14l t.bunct ~Schutze N••stttwengarstro Je MH.tohC:hlilbb10ChO SCI\lOßbat"g 7 BI gegen die \IAA W•ldo•~.~o•t.~ 9 072'o!lll & '1 !!1 dell l öbttn• t wSL).t.U 8900 Augsburg lnlt.tattv• g d . WM 8908 KrU~~ttlec::h- Hahenraneu Seh~~tt~ndarr' I Uorstand. S"t&O Schw.andorf oee11 & S9 &l ~ea - !l.ßta 09'tJl / i!l 658 SONN r;t o -.ol ro•"D D•naals 01 e OruMtt1'1 Bund.Dsh11ue AUGSBURO cta ltflr1an lhoß KULMSACH fl'ooaon.lbut'o Oberrrenken SCKIMNDDRF 1Corlhoo1f'IL ~arg•r1110 1 ar 5300 l!lonn BI ;ooen Ato«~•.n l •o•n k.eaptone-c-•tr. e"li! Dio Gr.... nen kogt Dna l- Obere Stadt. 27 Ortsgruppe Ro•enstr .19 Qe2'8- l&9J67 8901 110ntg11br ynn bl.lra obar!rankon OGSO k vleb•c:h SchM:,.ndorl" B't60 SChtr.l•l'\d.l)rf· rranbors;; Oßl31-1 15l 092?1- tUSOl 09"tJl / t?Q '135 0AR:t151AOT ltolnn \.'OQCI & 8unt• Hilfe Ant t - AICW-Adt'011S. ~l l hrl l iii " LoUsch-nor- ~Str . 39 AUGSBURO Robel' t Proste l• LnHOSHUf fhoae.s von reovrrentt.e.eh $00;.:AN00Rf- Dtt~~t•r Kt rp•l 6100 Car~:!Jto.dt lnat.l•tt,ve r . •trah* IClrchQatJ::&.a 8 BurQI!t'f aruw l.al"d.!''tlllt Da~~~n~tr . ll DrtftgnJppw UlttttNu S•nd'~~ltG ~ lanrrrue Ener otever. 8.900 nuosbvr o c / o OJOO L11nch,hut 0'115 l~ l tl.fiOiiol oe.in -38 a l'i O!i"t361't 53 OIENELSTADT nntt- nto... bvrc Auf dO"! Ort 10 AUGSBURG clo Nonwerk 1.ANO$:HUT &t"t<~Ot ltoubl oln SCKI:ANOOR'r Barbnra !k:hl!l i tJ: lS'tS Oi e "ObtaClt- '"llethol' 81 goaon r;Ue WAA ..,.,., Hol J tg •Or(lb-0••~• 't !lur"u•rrc:ru"' l..andst-.,t. iSvnard..,t-r ~ I! Drtagrupp"' Pot1st• 1n1n.r. i! OSB.9"t t"'3 7 •ndar• t:~tamant agnn 9900 l'luQaburg Oll 1 nt tfra\.ln~r" " SUI.dtedrotaclo 0'1 t 0 f m.tblJU DB21 11S 38 62 087051 10 i!J oa-t1 11 g n se f JtUBUP.:ß '"J ot1 fntr:" Antl·IM~ -Plenu.., lolllhele•tr .15 Ac:I'Mit-nob\,11 8000 Mllnchnn 90 :.:ot.~nbura v .w. O'fG.? ' ;ou.,bvt'o .., .v 0951155 072 08!1 1 6~7 i!5 Zl 0$1l 1\l l~ HEIDELD!:RG AftU ·At..V-&tra !lcrghellftnrst.r l i!~ AAVRfUTH Joc:han S•hr n.,.:o1C::ur.u l..•n4• •J..,g•""''SI•&t.\I'I"Q !:C/IWANJ)C)m" 1'\o·F'r 1 8-i!O ur.r- 6900 W•sd.l b•rv ,Ob~ n l a"'"·n'ldftlote:Q Wood 8a\lf"lt\.lt.h Dr :u JUQendorgan•satJon Thore~nmmtr . ~ H i li Ant 1 -IIIAA ~ ßvro Po•tr ach ll"t'!t 06l~l / ll 861 BSBO hwreut.l\ Bu~ Ne~ur•ehut...~ 0000 l'lllnchnn ~ B•tGO !ich._al"'dor! O!JC'll't626i! o&.J I C!B 000 i!J O!N: II 10 e9 KARLSJlUH( t/fl..,ol t~onti"UUII ßUPjQ ttJ~g l cnalv•rb•NS Untar• St..r. 36 IAYRt:UtH r1uNCJl•ror Oborrhltan 7500 !t:orl:arut!e i?l BUND t:ATURSCHUTZ lt.;dwtgstre.ße 3Z Anti AtCMI BUt"O Ur-•.tft"charatr . U! tmrnt.liHGSAIJSSCHUSS Al 91 01t1• SS 00 St XroleQetiM:hllfts!tt•l l• O'SOQ .8eureuttl te""chloo.ano Murc::Ntn 8000 ~Nn UD c: l o lnro-&."ro 9'*65 Sodor-..ahf" 09~ 1/53 99! 009/ 't'fß 96 Je 09'13'1133 68 );ASSEL ~lt.untr-..- kU'"Jttl t l fDI.Iehen•t.r . 18 8AVREUTH NAJI..AIBAD STEBEN o t o Wolfgang nu11or SCK!oll\-"ltlOR'f' lSOO Kauol FR J t .DENSLAQ.EN Joan-Pa•d- Su·. 8 rr lodftn"grvppo 8odoi1Qr unar IJOQ 6 1Nf'0- 8URO Altan-.cr..anct 5 1 OS&t 177 'Sl 0 7 ßS80 8a1,1rout.h Natla/ Biu:t 5to.bcn H7S Bad Stablln f'rotes Wochtrhnd ß"i65 Badanuohr 0921/ SG 910 09'tJ.. / :t3 60 XASSI:I. ~<•s!Solet" J ug.,r-d Goet~tr 96 CKN1 c/o Marun Houbeck Ul\JMARJ(f Hetn.t Hotl: SCK:...ANOOR' SJ ogrr l oct Mev.or gogan Ato... •nlegon 'JSOO Ka•aol BI Cha111 Gr~,ob 81 BI ,taL~~N~rlt./ Sp.,noerlflt'otr. SI Drtgru ppn Brucl< ~ Hoff••d 2'1 dle WM gttgen 9't93 xoutlno Dla !kLJnao 9'500 N~.trnberQ B"t66 Bruc.k 099'11135 Ol OSUi eG 08 O't I.UIJIJI~Ft•~ c; t o O.o l taC" S.tgfnod l ntt.iattva gegen dan Kanal:.tr. 17 Warn•r niehol Cdd 10 'towek !t:HIMNDORF" narut Sch~t~ld Ata.tOd. t14tnnhl:ltm 6700 t.ud o~ lQSt-~ar• n NteoJays Zech Stl' . 66 .,_,idanwong "'I Drtgrup~ Bruc.lt 81t'ktr'f'IWUQ 17 09211 62 1.3 't2' 9630 Cobura EN3"1 a.rchtng O•t15 t41tt:e"4tu 09SG1-367 9't 0911!tt 560e LuCfi.Ol&!-O~a:"48.EPG 8 1 !.~.~Cttow-D•nnttnboro Dro .... h.nor• t rol NfU!lTADTI AISCM c l o O...C:l•tttden tCobt1 t t.­ SioOTtDftt: 1 !l:JC Potu.t•ch U?'t 3 130 Lue~ rtohr.en"Str. J 84.irocrt•utttlti vtl Wur~:burgar Str.i!' l Jugand:rnnlr'1.a 1m D58'11-'!66't 8630 Coburg OOOt'tf'l AtOMenlogen 8530 Naust.adt / A l sch St.lidtodru t ack 8"t li!' lk.trolongonfeh1 0916lfS 790 l uNEBUPG Sablf'le Rotseh l'lltOIIIIIItJll:ret tUMO sutte,...,.o 53 DI LLt NGE~ N\.!Rt.BtP.G c t o ltult.Ut"l •den 5\Jd 5TaM'NSTE 1 ,~ Hen5 .:.rauß zteo L"'nobur-v Bur-gor-•nfo kont onr. 'ti! R•dt- AkttY Rott'f!nl)urgnr Str 106 rtossersLt' , (! 0'tl31-"i83GO eeeo 0 111 J ngeni Oon•u ...... 0500 t.ut"nborg BI StotRNSlE:JN INBl St.OI'"ft!Stetn 0907 1/ 'tl - 317 00ll 128 B9 "t6 M.OR'BURG CIO Ktl 81 gego-n AtG"'anlagnn Sc,..ul•tr. 6 DON"-AAIJtTH Dr. Joc::hon Mel,let' HuPkBI:RO CIO t10ni ka 8Gclol SULZt1AC11·MOSVfBJ:tl'ß Marbu:t-G .3550 narbur-g sc:~t.;rg.,- . Oon.ouwbt"th B.t. rkonweg e N~.Jrnt>eroet' B t ueQan l.~r•n Ha1Jer!ttr . 15 Bund NlltUriiQhut~ B•uornt•• nastr . i!J 010 Grui'WJn Suhbocl\· thnderga&tatr ? OS'1Slll2 6~ 8'501 EscNmau Nordbollern 9500 Niuf'nboro SO JtoNn.tM.ro &iS9 Sul zbtlch ·Ro.enbat"Q 09126 I 53 69 091J -96 00 t1 MöRHLOt:U Holga nrnald BI oegen dl• flug-­ Wt 1 htll•- Lausehflers.tr o SO ERLM.'Ol:N St.af'an Pahdo ,._,JitiBtRG OIO 0\rt..'UHtd Yucl"ts tlata l'lef"lllctl t-•r-ut~>Q 608~ t1cl'"felden Gnrope aogen AtOAan- rorehhetlflal' 5tr. 1l UAti"JSTElN c / o t'lo!lrg-DL St•f"u le ßaweltf'raaa Aktlonu- Koporn, kvspl•t::r 17 010 Grt.o~f'on,Ku Tr•un- Oberp•rocl\ 1 06105·37 e6 hgon 9520 Erle~of'l Qt'U~Ula •sand~Of'T'IDI' " 0500 N\.lrnberg '10 ote.tn 8091 rroberttt.l'\aJ'II 091311 99 3't oe 0~11 /'!5 Jl &~ 00~ 1 132'0 MvNSrER u-wot uont.-1,11!1 Scharn~rattJU' o 57 ULANGEH 9H trhnoan DBf:RVl ECHtnc.H rrttz U&llconrotl't UC:KtP.SOOR't MUntitOf' 't'IOO tt...Jn•ttt" a..m~ Hltt~.or-•chut7 li•1••u. · .t SI Obef'vlecht.Ch Burkhftr-d\\berg 1 rrau.tn gogcn d t D ~A c / o t.lekllr'Jdorf 1 aes1 1~ 11 se Kra uagrupPft rr1 o 020 !rJ•ngon D"t78 revn~ O't67 Uekarsdorf 09611 / 12' 56 056-"51557 REVTt.l ,..C!N c / o rr lltdon•bl.lf"o Anta-ltM•Druppe lil•tr>Q•rtnor•t.r. 25 rtiRCH:H.EIM c / 0 Pet.tlr Mnu PAPPv.-HEIM Uol>.or Sc:ho\lct \IIL SHOfEN 7't10 RnYtl t ngon GNftl-1\1 terNitl ve 9el"'loßpl•t~ 0 llilllwo l t.art.~ppa Dr . 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