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Info Interessenvertretung der Kundinnen und Kunden des öffentlichen Verkehrs 4/17

S-Bahn ohne Grenzen

Endlich: Inbetriebnahme der neuen Bahnlinie FMV Mendrisio–Varese im Januar

BAV braucht mehr Zeit: Start nationaler Fernbus-Linien verzögert sich Blick in die USA: Stadtbahnen boomen in städtischen Agglomerationen

Schwerpunkt 2/2011 InfoForum 1 Editorial

Inhalt Schwerpunkt „Fahrplanwechsel“ Neues im Süden: Im Januar 2018 geht Mendrisio-Varese in Betrieb �������������������3-5 Trinational: Frankfurt-Mailand ...... 6

Aktuell Ärger mit Sitzplatzblockierern ��������������������������7 Karin Blättler Mühe mit Sparbilletten ������������������������������������8 Nicht für alle: Ausbauschritt 2035 ���������������9-10 Präsidentin Pro Bahn Schweiz Fernbusse: Konkurrenz oder Ergänzung? ���11-12 Fernbusse: Position von Pro Bahn �������������������12 Neue Stadtbahn für das Luganese �������������13-14 Bern: Wichtiger Schritt für neues Tram �����������15 Nachrichten ��������������������������������������������������16 Tempo raus und Fokus auf das Kerngeschäft! Wenig bekannt: Bus alpin �������������������������������17 D Laufend werden Dienstleistungen abgebaut. Verkaufsstellen werden geschlossen, Vorbild: Elektrofähren in Skandinavien �����������18 Bahnreisezentren an unattraktive Orte zu Gunsten von Take Aways verlegt. Toiletten werden Güterverkehr: Europäischer Hürdenlauf ����������19 ebenfalls in die hintersten Ecken verbannt. Fernbusse sollen nun dazu beitragen, das heutige Bahnangebot zu ergänzen. Kann bei Luzern - Zug - Zürich wirklich von Ergänzung Fokus USA gesprochen werden? Geht es nicht vielmehr nur um Preiskampf? Vom damit lancierten Boom für Stadtbahnen in Preiswildwuchs ganz zu schweigen. Ein Halbtaxabo bei Interdiscount für 92.50 Franken Agglomerationen ��������������������������������������20-21 und ein Klassenwechsel für Halbtax für 5.00 Franken haben mit Fairness gegenüber den Pro Bahn ...... 22-23 „Normalzahlenden“ gar nichts mehr zu tun. Wohin Preisdumping im Flugbusiness führt, hat uns Air Berlin aufgezeigt. Ich könnte meine Aufzählung noch beliebig fortsetzen. Hat gar Frontbild (Fotomontage): Stabio: Noch Endstation für die S40 (von Mendrisio) – nichts mehr Bestand, was zum heutigen Erfolg unseres Schweizer öV-Systems beigetragen ab Januar geht es bis Varese. hat? Etwas Tempo herausnehmen und sich wieder verstärkt aufs Kerngeschäft konzentrieren: Das würde nicht schaden.

Impressum Freiner la course et revenir à l’essentiel ! InfoForum 4/2017, Versand: 7. Dezember 2017 Des prestations continuellement réduites, des points de vente éliminés, des centres de F Herausgeber voyage qui cèdent leurs espaces à la restauration rapide, et même des WC relégués à des Pro Bahn Schweiz (PBS) Interessenvertretung der Kundinnen und Kunden des coins improbables; désormais, les bus longue distance sont destinés à compléter les services öffentlichen Verkehrs 8000 Zürich des gares. Mais peut-on véritablement parler d’offre complémentaire sur l’axe - T 044 741 49 90, M 079 401 05 40 Zoug ? N’est-il pas question ici de guerre des prix ? Sans parler de la jungle tarifaire ouverte, www.pro-bahn.ch, [email protected] Postkonto: 82-4920-4 ou lorsqu’un abonnement demi-tarif à 92.50 frs. est en vente chez Interdiscount et qu’un Redaktion changement en première classe ne coûte que 5.- frs. Peut-on encore parler de traitement Gerhard Lob (gl) cp 361, 6604 Locarno équitable pour l’usager qui paie le prix régulier ? La sous-enchère tarifaire a clairement montré T 091 752 38 29 cescato.lob@.com ses effets néfastes avec le triste épisode d’Air Berlin. Et les exemples sont nombreux. Les Mitarbeit Pro Bahn facteurs qui ont conduit au succès de nos transports publics n’ont-ils vraiment plus aucune Roland Arnet, Edy Bernasconi, Karin Blättler, Martin Stuber, Andreas Theiler, Kaspar P. Woker. Gastbeiträge: Kurt Metz raison d’être ? Le moment est venu de ralentir cette course effrénée et de revenir à l’essentiel. Bilder Pressedienste, Redaktion, soweit nicht anders erwähnt Korrektorat Stefan Schweizer Inserate und Druck Rub Media AG Seftigenstrasse 310, 3084 Wabern Frenare la corsa e maggior attenzione ai compiti prioritari! Postfach, 3001 Bern La diminuzione dei servizi continua. Punti di vendita vengono chiusi, biglietterie vengono T 031 380 14 95, F 031 380 14 89 I [email protected] spostati in luoghi poco attrattivi mentre Take Aways prendono il loro posto. Persino le toilettes Grafisches Konzept und Layout vengono spostate in luoghi discosti. Bus a lunga distanza dovrebbero ampliare e completare Marco Bernet, Projektathleten GmbH Holderbachweg 24, 8046 Zürich l’attuale offerta ferroviaria, ma se si considera ad esempio la tratta Lucerna-Zugo-Zurigo si può T 044 362 76 77, M 079 472 35 62 veramente parlare di completamento dell’offerta? Non si tratta piuttosto di lotta di prezzi? Un [email protected] Auflage abbonamento a metà prezzo viene venduto per 92.50 franchi presso Interdiscount, un cam- 2000 Exemplare, 4 x jährlich biamento di classe per 5 franchi. Tali offerte non hanno più nulla a che fare con il concetto di Mitgliedschaften Europäischer Fahrgastverband, Europäischer Verband für Fairness nei confronti di coloro che pagano un regolare biglietto. Il dumping dei prezzi può die Entwicklung des Schienenverkehrs avere gravi conseguenze, nell’ambito dei trasporti aerei ad esempio, la concorrenza sui prezzi ha Nächste Ausgaben InfoForum 1/2018, Versand: 7. März 2018 portato a situazioni come quella di Air Berlin. Dunque mi chiedo: Ciò che ha portato al successo Inserate- und Redaktionsschluss 15. Februar 2018 del sistema svizzero di pubblici trasporti non ha più valore? Secondo me dobbiamo frenare un InfoForum 2/2018 , Versand: 6. Juni 2018 po’ e concentraci nuovamente sui compiti prioritari. Inserate- und Redaktionsschluss 10. Mai 2018

2 InfoForum 4/2017 Editorial Fahrplanwechsel

Perfekte, tiefer gelegte Trasse zwischen Arcisate und Varese: Im Bild die Haltestelle Induno Olana. Bild: Gerhard Lob Im Süden etwas Neues Die grenzüberschreitende Bahnlinie Mendrisio–Varese ist auf italienischer Seite endlich fertiggestellt. Die Inbetriebnahme erfolgt aber erst im Januar 2018.

Gerhard Lob Man muss schon über hundert Jah- infrastruktureller Sicht ähnlich wichtig wie das italienischen Staatsbahnen bestellt – war 2004 re zurückblicken, seit letztmals eine normalspu- (noch im Bau befindliche) grenzüberschreiten- parat. Im Jahr 2008 begannen die Bauarbeiten rige grenzüberschreitende Bahnlinie zwischen de Bahnprojekt in Genf (CEVA) und die (bereits (auf italienischer Seite im Juli 2009) und im Jahr dem Tessin und Italien in Betrieb genommen vollendete) Durchmesserlinie in Zürich. 2014 wurde planmässig der Schweizer Ast der wurde. Das war im Jahr 1882 die Luino-Strecke Das erste konkrete Projekt für die FMV – von Linie in Betrieb genommen. Die Gesamtstrecke (Cadenazzo–Luino), die heute vor allem für den Kanton Tessin, Bundesamt für Verkehr, SBB und von 17 Kilometern, davon 6,5 Kilometer auf Schienengüterverkehr als Zubringer zu den Hu- Schweizer Seite zwischen Mendrisio und dem pac-Terminals von Busto-Arsizio und Gallarate Grenzort Stabio, ist Teil des S-Bahn-Netzes TILO dient und mit Schweizer Geldern als 4-Meter- Lugano (Ticino-Lombardia), das von den SBB in Zusam- Korridor ausgebaut wird. menarbeit mit der italienischen Bahngesell-

Die Idee zu einer grenzüberschreitenden Mendrisio schaft Trenord betrieben wird. Varese Bahnlinie im Südtessin zwischen Mendrisio Como und Varese via Stabio kam Ende der 1980er- Wichtige Lärmschutzmassnahme Jahre auf. Während der 1990er-Jahre wurden Nicht ganz so planmässig wie auf der Schweizer verschiedene Studien zu technischer Machbar- Malpensa Seite verlief der Bau auf italienischer Seite: Er- keit, Nachfragepotential und Finanzierbarkeit wähnt werden muss, dass dieser Teil technisch durchgeführt. Für die Lombardei ist die Strecke wesentlich anspruchsvoller war. Zwischen dem Neue Bahnlinie von Interesse, um über eine vernünftige Zugs- Neue Bahnlinie Grenzübergang Stabio-Gaggiolo und Arcisa- Neue Verbindungen verbindung zwischen Como und Varese (via te (3,5 Kilometer) mussten ein Tunnel und ein Mendrisio) zu verfügen. Für das Tessin erfüllt Viadukt (Beveratal) erstellt werden. Zwischen die Linie mehrere Zwecke: Zum einen ist sie eine Arcisate und Varese wurde die bestehende ein- funktionierende öV-Verbindung für Grenzgän- gleisige Linie auf 4,5 Kilometern verdoppelt und ger aus dem Raum Varese, die im Tessin arbei- tiefer gelegt. Dort führt die Strecke durch dicht Bern ten. Weiter bildet sie eine Querspange von der G besiedelte Dörfer. Die Tieferlegung der Trasse ist Go ot tth tha Südschweiz in die Westschweiz (mit Anschluss ar eine Lärmschutzmassnahme. >>> rd d in Gallarate an die Simplon-Linie) mit entspre- S Sim i mp chend kürzerer Reisezeit. Schliesslich stellt die plo lon n Die Grafiken zeigen gut, dass die neue Bahnlinie Gen f Lugano Linie auch einen Anschluss an den Interkonti- regional von Bedeutung ist (Varese/Flughafen nentalflughafen Mailand-Malpensa dar. Für die Malpensa), aber auch für den nationalen West-Ost- Gallarate Verkehr (Lausanne/Genf/Bern–Mendrisio/Lugano). SBB ist die FMV (Ferrovia Mendrisio–Varese) aus Neue Verbindungen Grafik: SBB

11 11 Fahrplanwechsel 4/2017 InfoForum 3 Lucerna / Zurigo

Bellinzona / Erstfeld

P. Ceresio Lugano SVIZZERA ITALIA Induno Olona Arcisate

Nuovo viadotto 3,5 km Bivio Mendrisio 2,7 km della Bevera Stabio Bevera Nuovo ponte P 4,5 km P sul Laveggio 90 posti auto 77 posti auto Nuovo ponte P Chiasso 3,5 km sul Gaggiolo Nuova galleria 54 posti auto Como S. G. di Induno Olona Nuova galleria 3,3 km 1 km ca. della Bevera + 100 provvisori 1 km ca. Cantello Gaggiolo Monza ITALIA Varese P Milano Centrale 131 posti auto

Gallarate / Milano Centrale Linea a doppio binario Linea a binario singolo ò Malpensa T1 – T2 Altre linee

In den S-Bahnen TILO wird bereits fleissig für die neue Verbindung Varese–Como geworben.

>>> Besonders problematisch erwies sich die Tat- ging es mit Riesenschritten vorwärts. Noch im to Maroni, versprochen, zum Fahrplanwechsel sache, dass bei den Erdarbeiten arsenhaltiges Juli hätte man kaum einen Franken gewettet, am 10. Dezember in Betrieb genommen. Es Aushubmaterial gefunden wurde. Die Lagerung dass diese Strecke bald eröffnet werden könn- kommt nochmals zu einer kleinen Verzögerung, dieses Materials und die Frage, wer dafür die te. Doch die Italiener sind Meister im Endspurt wie der Kanton Tessin Ende November bekannt Kosten übernimmt, führte zu juristischen Ausei- – selbst auf die Bauferien im August wurde ver- gab. Erst am 7. Januar 2018 werden die S- nandersetzungen zwischen dem Baukonsortium zichtet. In Windeseile wurden die Gleise und die Bahn-Züge über Stabio hinaus bis nach Varese und der Bauherrin, der staatlichen Bahninfra- Fahrleitung montiert. Die Haltestellten in Gag- rollen, das heisst erst nach den Weihnachtsfe- strukturbetreiberin RFI (Rete Ferroviaria Italiana). giolo, Arcisate und Induno-Olana waren Ende rien. Diese Zeit ist für weitere Testfahrten und Immer wieder wurden die Arbeiten gestoppt. November zwar noch nicht bereit, doch die Ar- die Erprobung der Sicherheitsstandards nötig. Aus der angepeilten Eröffnung zur Weltausstel- beiten weit fortgeschritten. Erste Testfahrten auf Das ist auch eine Lehre aus der zu schnellen In- lung in Mailand 2015 wurde nichts. In der Be- den Geleisen sind bereits erfolgt. betriebnahme der neuen Bahnstrecke zwischen völkerung hatte man teilweise den Glauben an Terminal 1 und Terminal 2 am Flughafen Mal- eine Vollendung des Werkes schon aufgegeben. Nochmals eine Verzögerung pensa. Dort waren viele Probleme aufgetreten. Doch mit dem Auftrag an eine neue General- Trotz dieser unglaublichen Anstrengungen wird Gleichwohl wird es bereits zum Fahrplan- unternehmerin kam Schwung in das Bauwerk. der italienische Streckenabschnitt nicht, wie wechsel vom 10. Dezember Neuerungen geben. Vor allem in den letzten Monaten dieses Jahres vom Präsidenten der Region Lombardei, Rober- So fährt die S 40 neu von Albate Camerlata–

Gewaltige Baufortschritte in diesem Jahr: Einfahrt in Unterführung in Stabio-Gaggiolo im Juli 2017 (oben links) und November 2017 (oben rechts); an der Brücke befindet sich unerkennbar die Landesgrenze Schweiz/Italien (unten links); eine schlichte Haltestelle und hohe Zäune in Arcisate (unten rechts). Bilder: Gerhard Lob

4 InfoForum 4/2017 Fahrplanwechsel Como via Mendrisio bis nach Stabio durch und na und Arcisate sind alle mit P+R-Parkplätzen die S 50 von Bellinzona–Lugano umsteigefrei ausgestattet: insgesamt 330. Die beiden „Bahn- Revolution für die bis nach Stabio. Bisher pendelte die S-Bahn höfe“ von Induno-Olana und Arcisate sind zwar „Regio Insubrica“ zwischen Mendrisio und Stabio. Mit der Ver- schmucklos, aber praktikabel. Es gibt nicht nur längerung der Linie ab dem 7. Januar wird es Treppen, sondern auch Lifte, die zu den tiefer Gerhard Lob Die neue Ferrovia Mendrisio– dann jede halbe Stunde eine Verbindung nach liegenden Perrons führen. Varese (FMV) verbindet in einem Einzugs- Varese geben. Die Fahrzeit für die 17 Kilometer Wichtig noch: Die Linie wird in den Tessiner gebiet mit rund 600 000 Einwohnern die zwischen Mendrisio und Varese beträgt gemäss Tarifverbund Arcobaleno eingebettet, was für Städte Bellinzona, Lugano, Mendrisio, offiziellem Fahrplan 21 Minuten. Zudem wird den Bezug der Tickets eine wesentliche Erleich- Chiasso, Como und Varese. Dabei ist es am 7. Januar die (eingleisige) Linie zwischen Ar- terung bringt. Und welche Erwartungen hat der das erste Mal, dass die S-Bahn TILO ein cisate und Porto Ceresio reaktiviert. Diese Linie, Kantons Tessin in Bezug auf die neue Bahnstre- neues Gebiet mit neuen Gleisen erschliesst. welche Varese und Porto Ceresio (am Luganer- cke? „Wir hoffen auf täglich rund 5000 Kun- Bisher expandierte TILO auf bestehenden see) verbindet, wurde vollständig erneuert. den“, sagt De Gottardi. Gleisanlagen und durch eine Verbesserung Bitter aus Sicht des Kantons Tessin ist hinge- Bald dürfte dann auch die grosse Abrech- des Rollmaterials und der Taktfrequenz, gen, dass die stündlichen Direktverbindungen nung kommen. Auf italienischer Seite waren beispielsweise nach Albate-Camerlata (bei von Lugano zum Interkontinentalflughafen 230 Mio. Euro budgetiert (zirka 270 Mio. Fran- Como) und Mailand. Mendrisio wird dank Mailand Malpensa mit der S 50 wohl erst auf ken). Doch die Endkosten dürften wohl deutlich der FMV zu einem Schweizer Knotenpunkt Ende 2018 aufgenommen werden. Die Ankün- höher ausfallen. Die Kosten für den Schweizer der italienischen öV-Verbindung Como–Va- digung der Lombardei, vorläufig nur bis Varese Teil betrugen rund 190 Mio. Franken. Das Bud- rese werden. zu fahren, hat im Tessin zu einem Proteststurm get konnte eingehalten werden. Für den Tessiner alt Nationalrat Remigio geführt. Die 2 Millionen Franken an Subven- Ratti, Professor für Regionalökonomie an tionen für den Betrieb auf italienischer Seite der Universität Lugano, wird die neue Linie sind einstweilen eingefroren. „Erst wenn diese FMV zusammen mit Alptransit die öV- zugesicherte Verbindung mit einem direkten Die Ankündigung Mobilität und damit die internen Gleichge- Anschluss von Bellinzona/Lugano bis Malpensa wichte des Kantons Tessin revolutionieren. läuft, wird der Kanton bezahlen“, sagt Riccardo der Lombardei, Ratti zeichnet zwei Dreiecke, deren Spitzen De Gottardi, Chef der Abteilung Raumplanung vorläufig nur bis sich in Lugano berühren. Durch den neuen und Mobilität im Tessiner Bau- und Umweltde- Ceneri-Basistunnel, dessen Inbetriebnah- partement. Varese zu fahren, me im Dezember 2020 vorgesehen ist, Ein Blick auf die weitgehend fertiggestellte hat im Tessin zu werden Locarno, Bellinzona und Lugano FMV zeigt indes, dass sich die Italiener viel Mühe nahe aneinander rücken. Die Fahrzeit von gegeben haben, eine futuristische Bahn zu er- einem Protest- Locarno nach Lugano wird sich von heute stellen. Die Haltestellten Gaggiolo, Induno-Olo- sturm geführt. 54 Minuten auf 22 Minuten reduzieren, von Bellinzona nach Lugano wird ein Fahr- gast nur noch 12 Minuten brauchen (heute 20 Minuten). Durch die FMV werden auch Locarno und Bellinzona näher an Varese rü- cken. „Die Regio Insubrica wird im Dreieck Como–Mendrisio–Varese erstmals über eine echte S-Bahn verfügen“, so Ratti.

Stabio ist bisher Endstation für die S-Bahn TILO im Pendelverkehr mit Mendrisio: Nun kommen umsteigefreie Verbindungen.

Fahrplanwechsel 4/2017 InfoForum 5 Vorwärts zur Vergangenheit SBB, DB und Trenitalia bieten ab dem 10. Dezember einen direkten Zug von Frankfurt nach Mailand via Schweiz an. Man darf gespannt sein, ob das Angebot ankommt.

Gerhard Lob Grosser Bahn- ab Frankfurt (Main) (ab 8.01 hof – im wahrsten Sinne des Uhr) über Basel, Luzern via Wortes – für den neuen tri- Gotthard-Basistunnel ins Tes- nationalen Eurocity. Auch Ex- sin und weiter nach Mailand Miss-Schweiz Christa Rigozzi (an 15.35 Uhr). In der Gegen- durfte natürlich nicht fehlen, richtung geht es ab Mailand als der SBB-Triebzug des Typs (ab 11.23 Uhr) via Simplon- ETR 610 am 17. November Lötschbergachse nach Bern, in Basel auf den Namen „Jo- Basel und weiter bis nach hann Wolfgang von Goethe“ Frankfurt (Main) (an 18.59 getauft wurde. „Der bekann- Uhr). Die Fahrzeit beträgt te Dichter ist in Frankfurt ge- folglich gut siebeneinhalb boren und unternahm immer Stunden. „Somit ist die Stre- wieder Reisen in die Schweiz cke eine bequeme Alternative und nach Italien. Der Zug wird zum Auto“, schreiben die SBB in den kommenden Mona- hoffnungsvoll. Das ist sicher ten mit seinem Drei-Länder- richtig. Aber ist sie auch eine Der trinationale Zug im Bahnhof Zürich: Im Regelbetrieb fährt er aber nie über Zürich, sondern via Design als Botschafter für die Luzern–Gotthard und in der Gegenrichtung via Lötschberg. Bild: SBB Alternative zum Flugzeug? neue Verbindung unterwegs Jedenfalls darf man ge- sein“, klärten uns die SBB in spannt sein, ob das Produkt einer Medienmitteilung auf. Tatsächlich ist das chefs von SBB, DB und FS aus Anlass der Eröff- bei den Passagieren ankommt. Zu hoffen bleibt Design der drei Länder unübersehbar. Selbst auf nung des Gotthard-Basistunnels Ende Mai 2016 zudem, dass die Verbindung in Bezug auf Pünkt- den Kopfstützen prangen die Landesfähnchen. in Lugano vereinbart haben. lichkeit verlässlich ist. Nicht, dass man allenfalls Früher war es eine Selbstverständlichkeit, Ganz konventionell ist das Produkt aber auf die Idee kommt, Johann Wolfgang von Goe- dass ein Eurocity aus Deutschland über die gleichwohl nicht, denn Hin- und Rückweg sind the nachzueifern. Dieser reiste bekanntlich noch Schweiz bis nach Italien fuhr, sogar bis Rom. nicht derselbe. Der trinationale Zug fährt täglich mit der Postkutsche. Auch die direkte Verbindung Stuttgart–Zürich– Mailand liegt noch nicht so lange zurück – lei- der wurde sie mit den pannenanfälligen ETR Die Neuerungen ab dem Fahrplanwechsel 470 gefahren. Jedenfalls wurde um trinationale Züge kein grosses Brimborium gemacht. Doch Im nationalen Verkehr ändern Fahrzeiten vor allem in der Romandie. in Zeiten der Hochgeschwindigkeitszüge und Billigflieger-Konkurrenz ist es in der Tat ausser- Gerhard Lob Die Intercity- und Interregio-Linien dehnt. Neben der neuen Direktverbindung gewöhnlich, wieder einen so langen Zuglauf der SBB werden ab dem Fahrplanwechsel in Frankfurt–Mailand (siehe Hauptartikel) wird bei einzusetzen. Es wird umgesetzt, was die Bahn- diesem Dezember zur besseren Merk- und Un- der Relation Zürich–Stuttgart ein Stundentakt terscheidbarkeit neu Nummern tragen. Die IC- eingeführt, wobei jede zweite Stunde in Singen Neigezüge werden künftig nicht mehr als eige- umgestiegen werden muss. Im Tessin kommt 25 Jahre ICE ne Kategorie ICN geführt. die Erweiterung des Streckennetzes der S-Bahn Veränderungen im Inland betreffen vorab die TILO bis nach Varese, aber erst im Januar 2018 in der Schweiz Romandie. Die Interregio-Linie 15 (Genf Flugha- (siehe Seiten 3 bis 5). fen–Bern–Luzern) hält neu auch in Nyon, Mor- Die SBB sind beim Fahrplanwechsel stark PB Seit einem Vierteljahrhundert verkehren ges, Palézieux und Romont. Die IR-Züge Genf gefordert, weil auf vielen Strecken Bautätigkei- direkte ICE-Züge zwischen Deutschland und Flughafen–Lausanne–Brig verkehren neu stünd- ten erfolgen. Um den Betreib nicht zu beein- der Schweiz. Am 27. September 1992 fuhr lich ohne Halt zwischen Genf und Lausanne. trächtigen, werden die nächtlichen Zeitfenster zum ersten Mal ein ICE der ersten Genera- Ab 22 Uhr werden die IC- und IR-Angebote im für die Bau- und Instandhaltungsarbeiten ver- tion von Deutschland nach Zürich. Die Di- Viereck zwischen Zürich, Basel, Bern und Luzern längert. Die SBB haben anlässlich der Medien- rektverbindungen zwischen Deutschland und leicht ausgedünnt. Insbesondere Richtung Basel konferenz zur Fahrplanumstellung eingeräumt, der Schweiz wurden seither schrittweise aus- und Luzern werden Direktverbindungen durch dass der Bahnbetrieb Anfang November durch gebaut. Heute führen die SBB in Kooperation solche mit Umsteigen in Olten ersetzt. eine aussergewöhnliche Häufung von Betriebs- mit der DB täglich über 40 direkte ICE-, Im internationalen Verkehr wird die heute unterbrüchen stark beeinträchtigt war. Die Ein- Eurocity- und Intercity-Züge pro Richtung am Wochenende bestehende Direktverbindung führung einer neuen Planungssoftware für das zwischen der Schweiz und Deutschland. Zürich–Venedig auf die ganze Woche ausge- Lok-Personal lief zudem nicht wie geplant.

6 InfoForum 4/2017 Fahrplanwechsel Aktuell

Mühsame Sitzplatzblockierer Zu viele Passagiere belegen ihren Nebensitz mit Taschen und Gepäck. Mehr Rücksichtnahme ist gefragt.

Karin Blättler Konflikte wegen Passagieren, die Plätze mit Gepäck versperren, sind in den Zügen ein Dauerbrenner. Inzwischen ist es eine weit verbreitete Unmode, dass Passagiere Sitze mit Taschen versperren und sich vornehmen, erst Platz zu machen, wenn jemand um den beleg- ten Platz bittet. Es ist augenscheinlich, dass Plät- ze, die mit Gepäck belegt sind, in der Regel als letzte besetzt werden. Zuerst werden alle freien Sitzplätze angesteuert. Mitreisende nehmen sogar lieber einen Stehplatz oder eine längere Suche nach einem komplett freien Sitzplatz in Kauf. Ein Beispiel, wie es sich tatsächlich letzthin im Bus der Linie 1 in Luzern im Feierabendver- kehr zugetragen hat: Eine junge Dame sass am Fenster, Ohrstöpsel in den Ohren, den Blick starr aus dem Fenster gerichtet und auf dem Nebensitz ihre Handtasche. Der Bus war sehr voll. Viele Leute standen. Am Bahnhof Luzern ist ein grosser Teil der Fahrgäste ausgestiegen, und entsprechend viele neue Fahrgäste sind wieder eingestiegen. Darunter eine junge Frau. Sie fragte die andere junge Dame, ob sie sich Eine Unsitte: Taschen auf Nebensitzen. Bild: G. Lob setzen könne. Keine Reaktion. Sie beugte sich sogar etwas vornüber, so dass die Dame mit junge Dame genervt ihre Handtasche weg. Das für die man kein Billett bezahlt. Deshalb mein den Ohrstöpseln sie bemerken musste. Immer Unglaubliche an der Sache war, dass der ältere Aufruf zu mehr gegenseitiger Rücksichtnahme: noch keine Reaktion. Fazit: Die neu eingestie- Herr sich dafür entschuldigte und sich neben Was spricht dagegen, dass man kurz vor einem gene Frau hat sich daraufhin für einen Stehplatz der jungen Dame sichtlich unwohl fühlte. Halt den belegten Platz freigibt und erst wäh- in der Mitte des Busses entschieden. Ein älterer Angesichts der vielen Reaktionen, die ich we- rend der Weiterfahrt, wenn sich alle Personen Herr probierte es sofort auch. Immer noch keine gen meiner Haltung zu den Sitzplatzblockierern gesetzt haben und der Platz freigeblieben ist, Reaktion. Erst als er sich auf die freie Ecke des erhalten habe, scheint es ein verbreitetes Ärger- ihn wieder mit seinem Gepäck belegt? So wäre belegten Sitzplatzes hingesetzt hatte, riss die nis zu sein. Es ist ein No-Go, Plätze zu belegen, das Problem gelöst.

Für Erhalt der Drittverkaufsstellen Jetzt Kursbuch bestellen Karin Blättler Immer mehr Billett- der SBB-Drittverkaufsstellen enga- PB Im November 2016 hat die öV- schalter werden geschlossen. giert. Es kam innert kürzester Zeit Branche leider beschlossen, künftig Komplizierte Automaten oder die eine Petition mit 32 000 Unter- auf den Druck der Gesamtausgabe des elektronischen Ticket-Lösungen schriften zustande. Der Ständerat Schweizer Kursbuches zu verzichten. sind für unerfahrene öV-Kunden hat sich dafür ausgesprochen, die Der Verkehrsclub der Schweiz (VCS), oder handicapierte Personen SBB-Drittverkaufstellen zumin- die Interessengemeinschaft öffentlicher keine Alternative. Erschwerend dest weitere zwei Jahre offen zu hinzukommt, dass diese Ver- halten. Verkehr (IGöV) und Pro Bahn Schweiz kaufskanäle nur ein begrenztes Diese Zeit sollte genutzt werden, reagierten und geben nun das Kursbuch Fahrausweis-Sortiment anbieten. um sinnvolle Lösungen mit den 2018 heraus (siehe InfoForum 3/2017). Ein Teil der Kundschaft wird da- SBB zu finden. Im Fokus müssen Die beiden Bus-Bände sind weggefallen. Sämtliche Bahn-, Schiff- durch vom Zugang zu Bahn und immer die Bedürfnisse aller Kun- und Seilbahnverbindungen des Schweizer öV werden in einem 900 Bus ausgeschlossen. den stehen, und dazu gehören Gramm schweren Band kompakt erfasst. Das Kursbuch kann beim Pro Bahn Schweiz hat sich deshalb auch Personen, für die eine an- VCS zum Preis von 19 Franken (plus 5,90 Fr. Versandkostenanteil) zusammen mit vielen verschiede- gemessene persönliche Beratung bestellt werden: Telefon: 031 328 58 58, E-Mail: kursbuch@ nen Organisationen für den Erhalt essentiell ist. verkehrsclub.ch, Homepage: www.verkehrsclub.ch/kursbuch

Aktuell 4/2017 InfoForum 7 Vom Mühsal der Sparbillette Auch wenn die SBB-App eine Verfügbarkeit von Spartickets bei der Fahrplanauskunft anzeigt, können diese häufig nicht gekauft werden.

Gerhard Lob Die Sparbillette der SBB sind ein tol- geskarten kommt. Auf einen Blick sieht man die le Sache. Es lässt sich viel Geld sparen, voraus- Verfügbarkeit für die kommenden acht Tage. gesetzt man kommt an das gewünschte Ticket. Verkauft werden diese günstigen Fahrausweise Zu manchen Tageszeiten sind überhaupt keine maximal 30 Tage im Voraus. verfügbar, was gewollt und auch verständlich Positiv ist, dass die Spartageskarten auch ist. Denn diese Billette sollen zur Auslastung ohne Halbtax-Abo erworben werden können. schwach frequentierter Züge beitragen. Sehr Der Mindestpreis einer Spartageskarte für eine ärgerlich allerdings ist es, wenn nach dem Ab- Person ohne Halbtax beträgt 52 Franken. Es gibt fragen einer Verbindung (über die SBB-App) ein vier verschiedene Preisstufen: 52, 70, 88 und Prozent-Zeichen die Verfügbarkeit von Sparbil- 106 Franken. Für Fahrgäste mit Halbtax sind die letten signalisiert, doch zwei Schritte weiter – Spartageskarten je nach Verfügbarkeit sogar ab unter Billettoptionen – es dann heisst: „Für die- 29 Franken erhältlich – ein echtes Schnäppchen. se Verbindung sind Sparbillette nicht oder nicht Trotz etlicher Sparmöglichkeiten kann es mehr verfügbar“. Das ist nicht logisch. Manch- vorkommen, dass eine Fahrt in Zukunft teurer mal sind die Spartickets über die App nicht zu wird als bisher. Wer etwa bisher die 9-Uhr-Mul- erwerben, dafür aber online im Internet. Ver- tipack-Karte (6 Tageskarten 2. Klasse für 290 ständlich ist auch dies nicht. Franken) erworben hatte, war unter der Wo- Bei den neuen Spartageskarten funktioniert che nach 9 Uhr für 48.35 Franken unterwegs. dies scheinbar besser. Hier gilt das Prinzip „je Wenn sich nun eine Person nach 9 Uhr spon- früher, desto günstiger“. In der App lässt sich tan für einen Tagesausflug mit einer Tageskarte für einen Reisetag schnell feststellen, ob eine entscheidet, muss eine reguläre Tageskarte für Spartageskarte verfügbar ist und zu welchem 73 Franken gekauft werden, denn die Multi- Preis. Die Webseite zu den Spartageskarten ist pack-Karten werden genauso wie die regulären gut gestaltet und übersichtlich. Allerdings muss 9-Uhr-Tageskarten auf den Fahrplanwechsel in unter „Billette Schweiz“ zuerst „Tageskarten“ Obwohl ein Prozent-Zeichen (im schwarzen Dreieck) die diesem Dezember abgeschafft. Dies bedeutet Verfügbarkeit von Sparbilletten anzeigt, sind sie nicht angeklickt werden, bevor man zu den Sparta- immer vorhanden.. Bild: G. Lob eine Preiserhöhung von 51 Prozent.

Umstrittene Aktionen in die 1. Klasse deutlich günstiger als der vor- es gab auch Verständnis, dass die öV-Branche gängige Kauf eines Klassenwechsels oder eines mit Lockangeboten versuche, Autofahrer zum Klassenwechsel für 5 Franken und Billetts 1. Klasse. Negative Reaktionen befürch- Umsteigen zu bewegen. ten die SBB nicht. Kunden, die etwa den nor- Halbtax-Abos im Discounter für malen Klassenwechsel bezahlt hätten, tun dies 92,50 Franken. laut Schärli in der Regel für die ganze Reise. Der Billette per Rechnung Spezial-Klassenwechsel dagegen sei nur für den bezahlen Gerhard Lob Kondukteure können Zugpassagie- betreffenden Zug gültig. Trotzdem hat die Akti- ren neu kurzfristig ein Upgrade für den Wechsel on nicht gerade Begeisterungsstürme bei regu- PD Kundinnen und Kunden können auf SBB in die 1. Klasse verkaufen. Nach einer Testpha- lären 1.-Klasse-Kunden ausgelöst. Mobile oder sbb.ch gekaufte Billette neu per se haben die SBB das Angebot definitiv für alle Zu hitzigen Debatten führte zudem eine Rechnung bezahlen. Dies teilten die SBB Ende Fernverkehrszüge eingeführt, wie SBB-Sprecher weitere Aktion der öV-Branche. Interdiscount November mit. Die Bezahlung mit Kredit- oder Reto Schärli in der NZZ am Sonntag bestätigte. bot vom 20.11. bis zum 26.11.2017 das Debitkarte bleibe selbstverständlich weiterhin Für Halbtaxbesitzer kostet das Billett 5 Fran- Halbtax-Abo für 92,50 statt 185 Franken an. möglich. Gedacht ist die neue Möglichkeit somit ken, wenn die Fahrt weniger als 30 Minuten „Das Halbtax kann schon ab einem grossen für Kunden, die über keine solchen Karten ver- dauert, sonst 10 Franken. Ziel des neuen Billetts Tagesausflug für Sie rentabel sein“, warb der fügen oder diese nicht als Zahlungsmittel hinter- sei es, „die Kunden zu begeistern“. Zum einen Discounter. Das Angebot galt indes nur für legen wollen. Um Billette per Monatsrechnung geht es um Kundenlenkung, wenn die 2. Klasse Neukunden, also Personen, die zum Zeitpunkt bezahlen zu können, braucht es ein SwissPass- voll ist. Es soll Passagieren aber auch schmack- des ersten Gültigkeitstages des „Halbtax zum Login. Der Kauf auf Rechnung ist möglich für haft gemacht werden, öfter 1. Klasse zu reisen. halben Preis“ (20.11. bis 01.12.2017) kein gül- Personen, die mindestens 18 Jahre alt sind und Der Kondukteur kann den neuen Klassenwech- tiges Halbtax besassen. In der Presse und den ihren Wohnsitz in der Schweiz oder dem Fürs- sel laut Schärli „während des Kundenkontakts“ sozialen Medien gab es intensive Diskussionen tentum Liechtenstein haben. Aus Sicherheits- verkaufen, also auch nach der Abfahrt. Auf über das Angebot. Stammkunden fühlten sich gründen muss zudem bei der Registrierung eine längeren Strecken ist ein kurzfristiger Wechsel über den Tisch gezogen, hiess es häufig. Aber Mobiltelefonnummer angegeben werden.

8 InfoForum 4/2017 Aktuell Beim AS 2035 wird die Zentralschweiz faktisch auf den Sankt-Nimmerleins-Tag vertröstet: der Bahnhof Luzern. Bild: G. Lob Die Weichen richtig stellen Aus Sicht der Bahnfahrenden ist der Entscheid des Bundesrates zu begrüssen, dass nun der Ausbauschritt 2035 geplant werden soll. Doch das Paket hat gravierende Mängel.

Martin Stuber* An seiner Medienorientierung Franken sind ein relativ willkürlicher Betrag. 12 • Selbstfahrende Fahrzeuge sollten in dichter vom 9. November hat es SBB-Chef Andreas bis 13 Milliarden wären wohl auch noch finan- besiedelten Gebieten für einen gewissen Meyer auf den Punkt gebracht: Es redet nie- zierbar. Dies wird in der Vernehmlassung nach- Zeitraum dem öffentlichen Verkehr als direk- mand mehr vom Ausbauschritt 2030 (AS 2030). zufragen sein. ter Feinverteiler ab Bahnhof vorbehalten und Erinnern wir uns: Der Bundesrat hat letztes Jahr bei technischer Reife rasch und gezielt aus- dem BAV den Auftrag erteilt, zwei Varianten Grosse Weichenstellung gebaut werden. Damit würde die Vertaktung von Ausbauschritten auszuarbeiten – AS 2030 Es ist nicht zu unterschätzen, welche Wei- des Busses mit der Bahn, wie sie heute noch für 7 Milliarden, AS 2035 für 12 Milliarden chenstellung der AS 2035 bedeutet. Faktisch sinnvoll ist, entfallen, was mehr planerische Franken. Dies hat das BAV getan: Die Vernehm- sind damit die nächsten 30 Jahre ziemlich eng Freiheiten gäbe und auch den Modalsplit zu- lassungsvorlage, welche zusammen mit drei vorgespurt. Dabei kommt der AS 2035 ange- gunsten des öV verbessern würde. Zusatzberichten 380 Seiten umfasst, wurde am sichts der galoppierenden technologischen und 29. September 2017 veröffentlicht. kommerziellen Veränderungen eigentlich zu Aufgabe von Pro Bahn ist es, aus Kundensicht früh – aktuelle Stichworte sind selbstfahrende ein optimales Bahnangebot anzustreben, das Unterhalt frisst Fonds auf Fahrzeuge und Konkurrenz durch Fernbusse. Es zuverlässig funktioniert und bezahlbar bleibt. Wie wir aus sicherer Quelle wissen, hat Bundes- ist zwingend eine Gesamtsicht des Verkehrssys- STEP AS 2035 stellt uns somit vor eine doppelte rätin Leuthard die Obergrenze dann auf 11,5 tems nötig – der AS 2035 müsste sich in eine Herausforderung: eine fundierte Vernehmlas- Milliarden fixiert. Diese Grenze ist natürlich geplante Weiterentwickung des gesamten Mo- sung abzugeben und gleichzeitig politisch aktiv rein politisch gesetzt. Dahinter steckt aber ein bilitätssystems einfügen. Das fehlt in der Vor- zu werden, um sicherzustellen, dass die Wei- strukturelles Problem. Aus dem Bahninfrastruk- lage. chen richtig gestellt werden. turfonds (BIF) werden nicht nur die Ausbauten der Bahninfrastruktur bezahlt, sondern auch Zwei Beispiele mögen dies illustrieren: Drei Schwächen des AS 2035: der Unterhalt und Substanzerhalt. Letzteres hat • Auf den Hauptachsen des Bahn-Fernverkehrs 1. Drei wichtige Regionen gehen leer aus und sogar Priorität, was an sich sinnvoll ist – Aus- macht eine systematische Konkurrenzierung werden auf lange Zeit vernachlässigt: bauten dürfen nicht auf Kosten des Unterhaltes durch Fernbusse keinen Sinn, es werden Basel als eine der grössten Wirtschaftsregi- gehen. Nun ist in der Vernehmlassungsvorlage bloss schon zeitweise bestehende Überka- onen der Schweiz und zentrale Schnittstel- die Simulationsberechnung bis 2040 veröffent- pazitäten noch weiter ausgebaut. Hingegen le zu unseren beiden wichtigsten Nachbarn licht worden. Sie zeigt, welcher Finanzrahmen würden dort Fernbusse als Spitzenbrecher in geht praktisch leer aus. Basel „darf“ gerade pro Jahr für Ausbauten zur Verfügung stehen der Hauptverkehrszeit Sinn machen, gekop- mal sein Herzstück planen, wenn es das sel- wird, und dass dieser langsam aber sicher sinkt. pelt mit vergleichbaren Rahmenbedingun- ber finanziert, ohne Garantie auf Rückzah- Was aber auch sichtbar ist: Die 11,5 Milliarden gen für das Personal. lung. Die Realisierung steht in den Sternen. >>>

Aktuell 4/2017 InfoForum 9 >>> Und Basels Nord-Süd-Verbindungen werden • Im Regionalverkehr wird eine Attrak- wurde offensichtlich gar nicht in Betracht nicht verbessert, denn die eigentlich schnel- tivitätssteigerung durch Angebotsver- gezogen. Dieses hätte finanziell im AS 2035 lere Verbindung über Luzern wird noch lan- dichtung innerhalb urbaner Zentren Platz. ge nicht ausgebaut. angestrebt. Die Erreichbarkeit der Touris- Nicht recht nachvollziehbar ist in Bezug auf Die Zentralschweiz wird faktisch auf den musregionen und die Grundversorgung die Kriterien auch die Haltung der SBB beim Sankt-Nimmerleins-Tag vertröstet für den ländlicher Räume sind sicherzustellen. Lötschberg. Zwar wird bestätigt, dass der Ausbau des bereits heute an der Kapazitäts- • Im Güterverkehr werden Voraussetzun- Ausbau des Lötschberg-Basistunnels gemäss grenze angelangten Bahnhofs Luzern. Der gen für eine attraktive, wettbewerbs- den Kriterien nicht vordringlich sei, aber notwendige Befreiungsschlag Durchgangs- fähige und wirtschaftliche Produktion trotzdem unterstützen die SBB dessen Auf- bahnhof Luzern (DBL) soll vom Kanton Lu- geschaffen. Der Fokus liegt auf der Si- nahme in den AS 2035 – er müsse einfach zern selber finanziert werden – die Aussich- cherstellung der benötigten Anlagen so- Platz haben in den 11,5 Mia. (Aussagen von ten auf Rückzahlung durch den Bund sind wie der Trassenkapazität und -qualität im Andreas Meyer an der SBB-Medienkonferenz sehr klein. Binnen-, Import- und Exportverkehr. vom 9. November). Die Ostschweiz hört für den AS 2035 prak- tisch in St. Gallen auf. Zu Recht titelte die Ausgerechnet beim zweitteuersten Modul, 3. Nur ein mögliches Konzept – Motto: mehr NZZ ihren Bericht zum AS 2035: „Viel Bahn dem Zimmerberg-Basistunnel II (ZBT II), wer- vom Gleichen für Zürich“! den diese Kriterien aber nicht eingehalten; Das Konzept der Vernehmlassungsvorlage ist der Variantenentscheid des BAV ist unter eine Möglichkeit – der Ausbau entlang der 2. Eigene Kriterien nicht eingehalten keinem Titel nachvollziehbar. Viele Fragen bestehenden Kapazitätsengpässe. De Facto Die Vernehmlassungsvorlage gibt vor, die bleiben unbeantwortet, so auch, wie viel wird mit diesem Konzept die Metropolitani- Ausbauten nach vier allgemeinen Leitsätzen Zimmerberg light (ZBL) kostet. Hingegen sierung der Schweiz in zwei Räume – Gross- ausgewählt zu haben: wird klar, wieso der ZBL so teuer sein soll: raum Zürich und Arc Lémanique – weiter • Der Infrastrukturausbau richtet sich nach der Umfahrungstunnel Meilibach wird hin- vorangetrieben. der zu erwartenden Nachfrage während zugerechnet – also ZBL „künstlich“ verteu- Die SBB haben ein eigenes nationales Ange- der Hauptverkehrszeit im Umsetzungs- ert. Einen detaillierten Fragenkatalog von Pro botskonzept entwickelt (Input SBB), das den horizont 2030/2035. Die Kapazität des Bahn Zentralschweiz zum DBL und ZBT II hat durchgehenden Halbstundentakt und auf Netzes wird erhöht, um einen stabilen das BAV erst nach Redaktionsschluss beant- den Hauptstrecken den Viertelstundentakt Betrieb sowie die effiziente Umsetzung wortet: Wir werden im nächsten InfoForum bringen soll. Interessanterweise brauchen des Substanzerhalts und der Erweiterun- vertieft darauf eingehen. die SBB dazu dieselben Grossprojekte, wie gen sicherzustellen. Der Ausbau der Pub- Hauptargumente für den ZBT II gegenüber sie das BAV vorschlägt. likumsanlagen ist voranzutreiben. dem halb so teuren Ausbau der Stammstre- Denkbar wären aber auch andere Konzepte, • Im Fernverkehr wird eine Attraktivitäts- cke (Zimmerberg light) sind eine Fahrzeitver- welche andere raumplanerische Prämissen steigerung durch Angebotsverdichtung kürzung und nicht nachvollziehbare Aussa- aufnehmen (z.B. eine dezentralere Metropo- in ausgewählten Korridoren angestrebt. gen zur Netzwirkung. Ein Modul mit dem litanisierung) oder welche die oben skizzier- Fahrzeitverkürzungen sind nicht prioritär. Tiefbahnhof als erste Etappe und dem ZBL ten anstehenden grossen Änderungen schon miteinbeziehen. Hier dürften die eidgenössi- schen Räte gefragt sein, einen Denkhalt vor- Abbildung: Ausgaben des Bahninfrastrukturfonds (Stand Juni 2017) zunehmen.

6000 Mitsprache dank FABI Trotz aller oben geäusserten kritischen Punkten: 5000 das Versprechen, dass dank FABI eine nachvoll- ziehbare Planung des Bahninfrastrukturausbaus 4000 mit Mitsprachemöglichkeit und letzter Kompe- tenz des Souveräns möglich wird, wurde einge- 3000 löst. Die Schweiz wird rundherum beneidet für die Etablierung dieses Prozesses und weiter mit 2000

in Millionen Franken Interesse beobachtet. Nützen wir dies mit einer fundierten Stellungnahme! 1000

0 *Der Autor ist Vizepräsident von Pro Bahn Zentralschweiz.

2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030 2031 2032 2033 2034 2035 2036 2037 2038 2039 2040 Martin Stuber beschäftigt sich als ehemaliger Kantonsrat seit Jahrzehnten mit dem öffentlichen Verkehr und äussert in diesem Artikel seine persönliche Meinung. Pro Bahn Betrieb und Substanzerhalt Beschlossene Ausbauprogramme (AS 2025, ZEB, NEAT, u.a.) AS 2030/35 Schweiz erarbeitet zur Zeit eine offizielle Stellungnahme zur Vernehmlassungsvorlage.

10 InfoForum 4/2017 Aktuell Fernbusse: Konkurrenz oder Ergänzung? Bei einem Studiennachmittag der Bahnjournalisten Schweiz in Zürich ging es um die Frage, was die Entwicklung mit Fernbussen bedeutet. Eine Übersicht zu den Standpunkten.

Andreas Theiler Die Fachtagung zu Fernbussen Ueli Stückelberger, Direktor Verband öffentli- tion auf die Beliebtheit von FlixBus angegangen fand am 6. November in Zürich statt. Dabei cher Verkehr (VöV), betonte, dass internationa- wurden. oblag es Widar von Arx, Dozent und Leiter des le Fernbusse einen Rechtsanspruch auf Fahrten Patrick Angehrn, Leiter Linienbusverkehre bei Kompetenzzentrums Mobilität am Institut für in der Schweiz haben, die nationalen aber eine Domo Reisen, erläuterte das geplante neue An- Tourismuswirtschaft der Hochschule Luzern, Konzession nur erhalten, wenn sie keine wesent- gebot für die Schweiz ab Fahrplanwechsel 2017. das Thema in einen grösseren Zusammenhang liche Konkurrenzierung des regionalen Perso- Das Unternehmen hat dafür sechs Doppelstock- einzubetten. Eine Studie hat ergeben, dass nenverkehrs auf der Schiene darstellen; zusätz- Busse angeschafft, mit 10 Plätzen 1. Klasse und Fernbus-Kunden aus der Schweiz hauptsächlich lich darf der Fernverkehr auf der Schiene nicht 59 Plätzen 2. Klasse sowie – als Weltneuheit – jung, einkommensschwach und sowohl öV- wie im Bestande gefährdet sein. mit einer rollstuhlgängigen Toilette. Ein radikaler internetaffin sind. Wichtig sind der Preis und Di- Unterschied zu FlixBus besteht darin, dass Domo rektverbindungen. Schliesslich meinte von Arx: FlixBus mit hohen Wachstumsraten Reisen mit eigenen Fahrzeugen und eigenem Die wesentlichen Konkurrenten der Bahn sind Fabian Stenger, Geschäftsführer FlixBus für Fahrpersonal unterwegs sein wird. Das Strecken- nicht die Fernbusse, sondern das eigene Auto Deutschland, Österreich und die Schweiz, war netz umfasst vier Linien mit einem Knoten von und das Flugzeug. bestrebt, ein rundum positives Image seines drei Linien in Rothrist. Angefangen wird mit je Andreas Windlinger, Leiter Kommunikati- Betriebs wie seiner Pläne zu beschreiben. 14 einer Hin- und Rückfahrt pro Tag, ab nächstem on beim Bundesamt für Verkehr (BAV), verwies Haltepunkte gibt es aktuell in der Schweiz, Sommer soll das Angebot verdoppelt werden. auf den Bericht des Bundesrats vom 18. Okto- nächstes Jahr sollen neun weitere dazukom- Es sind keine Fahrten innerhalb von Tarifverbun- ber zum internationalen Fernverkehr auf Schie- men. Die Wachstumsraten sind beeindruckend, den geplant. Und es sollen kombinierte Billette ne und Strasse (inklusive nationale Fernbusse). und die Prognosen bis 2030 gehen von einer „Fernbus + Bahn“ verkauft werden. Eine Konzessionierung von nationalen Linien ist weiteren starken Zunahme zwischen 15 und 20 Retus Ruffner, Mitglied der Geschäftsleitung im geltenden Recht möglich, solange keine we- Prozent aus. Er ist zudem überzeugt: „Fernbus der PostAuto AG, hielt fest, dass PostAuto na- sentliche Konkurrenzierung erfolgt. Damit sind und Züge ergänzen sich – der Kunde profitiert tionalen wie internationalen Fernbussen positiv Nischenangebote möglich; der Bund will aber von der Entwicklung“ und führt als Beleg in gegenübersteht. International sind Fernbus- keine Liberalisierung um jeden Preis, sondern Deutschland WLAN im Zug, weniger Verspä- se Zu- und Wegbringer für die Tourismusde- eine saubere Konzessionierung. tungen und neue Apps der DB an, die als Reak- stinationen und den öffentlichen Verkehr in >>>

Fernbusse als Segen oder Fluch? Die Meinungen gehen auseinander (im Bild der Busbahnhof von Zürich). Bild: Peter Hummel

Aktuell 4/2017 InfoForum 11 Absage an Fernbusse im Inland >>> der Schweiz, deshalb ist PostAuto offen für Aus Sicht von Pro Bahn Schweiz leiten Fernbusse den Niedergang des partnerschaftliche Zusammenarbeitsformen. Aber das Kabotageverbot muss eingehalten schweizweiten und internationalen Schienenpersonenverkehrs ein. und vom BAV durchgesetzt werden. National fordert PostAuto gleich lange Spiesse für alle Karin Blättler Fernbusse locken mit Dumpingprei- räumigen Staumeldungen bestehen Zweifel, ob Marktteilnehmer. sen öV-Kunden von der Schiene auf die Strasse. die Fernbusse den Fahrplan immer einhalten Als erste Rednerin des Anlasses nahm Bar- In Frankreich sieht TGV Lyria rund 10 Prozent können. Der Kunde erwartet auch Haltestellen, bara Spalinger, Vizepräsidentin SEV (Gewerk- eines Marktes durch Fernbusse oder Mitfahran- die über ein Mindestmass an Infrastrukturen schaft des Verkehrspersonals) klar negativ gebote gefährdet. Den ersten Schritt, den TGV verfügen, wie z.B. WC-Anlagen, Kundeninfor- gegenüber der Konzessionierung von Fern- eingeleitet hat, war die radikale Schliessung von mationen, geschützter Wartebereich. bussen im Inland Stellung. Sie kam mit drei Linien ohne Perspektive respektive ohne genü- Ein Marktverlust zu Gunsten der Fernbusse Thesen. These 1: „Das ausgezeichnete öV-Sys- gende Rentabilität. Was das für die öV-Kunden kann wie beim TGV dazu führen, dass der heu- tem Schweiz widerlegt die Annahme, dass der bedeutet, versteht sich von selbst. Ist es das, tige Taktfahrplan gefährdet und ausgedünnt Wettbewerb alles immer besser und billiger was wir für die Schweiz anstreben? wird. Und das, obwohl in die Bahninfrastruktur macht.“ These 2: „Es gibt in der Schweiz kei- Was spricht aus Kundensicht für Fernbusse? massiv investiert wird. Die Stadtzentren sind nen nachgewiesenen Bedarf für Fernbusan- Wettbewerb tut immer gut, so dass auch die schon heute völlig verstopft. Zusätzliche Bus- gebote“. These 3: „Faire Wettbewerbsregeln Bahnunternehmen besser werden könnten, se würden die Situation zusätzlich verschärfen. zwischen Schienenfernverkehr und Fernbus etwa beim Service, WLAN und der Verpfle- Die Konsequenz: Städtische Busunternehmen werden zum Verschwinden des Fernbusses gung. Die günstigen Preise ermöglichen Leute stehen noch mehr im Stau und verlieren da- führen“. Oder anders gesagt: Deutschland die Fahrt, welche sie sich sonst nicht leisten durch an Attraktivität. und Frankreich sind nicht mit der Schweiz zu könnten. Dies sind insbesondere Studenten, Pro Bahn Schweiz spricht sich aus vorge- vergleichen. Zum Schluss noch ein Zitat: „Es Pensionierte mit schmalem Portemonnaie und nannten Gründen klar gegen Fernbusse im ist besser, in der Schweiz verdienen alle so Wenigfahrer. Aus Kundensicht sind die Fern- Schweizer Netz aus. Im internationalen Verkehr viel, dass sie sich die Bahn leisten können, als busangebote eine willkommene Ergänzung hingegen sieht sie Pro Bahn Schweiz durchaus mit den Fernbussen ein Malaise korrigieren zu zum heutigen öV-System. Reisende erhalten als Ergänzung, aber nur unter gewissen Bedin- wollen.“ mehr Direktverbindungen und dies erst noch zu gungen. Die wichtigsten Punkte sind: Martin Vincenz, CEO Graubünden Ferien, einem günstigeren Preis. Auch fürs Gepäck gibt - Wir fordern gleich lange Spiesse für Bahn- erläuterte, welche Aspekte die Verkehrsmit- es genügend Platz. Die Kunden müssen dafür und Busunternehmen in jeder Hinsicht. Be- telwahl der Touristen in Graubünden beein- etwas mehr Zeit aufbringen. dingung für diese Unternehmen muss sein, flussen. Der PW hat die Nase vorn, wenn es Doch was spricht aus Kundensicht gegen dass es sich um schweizerische Unterneh- um Gepäck, Reisezeit und mangelnde Alter- Fernbusse? Angesichts der regelmässigen gross- men handeln muss. nativen geht, der öV dagegen bei Sicherheit, - Die Sicherheit beim Ein-/Aussteigen und Ver- Reisegenuss, Zuverlässigkeit und – nicht unbe- laden des Gepäcks muss an allen Haltestel- dingt so zu erwarten – bei den Kosten. Fern- Konzession: Entscheid im 2018 len gegeben sein, d.h. reine Haltekanten an busse sind für Graubünden positiv, weil sie befahrenen Strassen dürfen nicht zugelas- vielen potenziellen Feriengästen die Anreise GL Das Bundesamt für Verkehr (BAV) sen werden. erleichtern und das Einzugsgebiet bis Mün- braucht zusätzlich Zeit, um das Konzessi- - Es muss einen festgelegten Fahrplan geben. chen und Mailand vergrössere. Mehr öV be- onsgesuch von Domo Reisen zu prüfen. Dieser ist einzuhalten. Fahrgastrechte müs- deute mehr Gäste. Schliesslich ist eine Anreise Eine Inbetriebnahme der ersten inländischen sen auch für die Fernbusse Gültigkeit haben. per Bus nachhaltiger als der Einzeltransport Fernbusse zum Fahrplanwechsel 2018 ist - Behinderte sollen selbstständig ein-/ausstei- mit dem PW. daher nicht möglich. Ein Entscheid soll nun gen können und auch selber aufs WC gehen Thierry Müller vom Amt für Energie und im ersten Quartal 2018 fallen. Domo Reisen können. Verkehr Graubünden verwies auf folgende rechnet damit, im März 2018 mit dem Erkenntnisse: Ein Drittel der Kunden gewinnt Betrieb starten zu können. Schwieriger als Ich persönlich als Präsidentin von Pro Bahn der Fernbus von der Bahn, ein Drittel von der erwartet erwies sich die Verfügbarkeit von Schweiz vertrete die Meinung, dass Fernbusse Strasse (MIV) und ein weiteres Drittel wäre gar Haltestellen, da einige Städte und Gemein- den Niedergang des schweizweiten und inter- nicht an dieses Ziel gefahren. Kunden, die mit den keine Bewilligungen erteilten. Das BAV nationalen Schienenpersonenverkehrs einleiten dem Fernbus anreisen, haben an der Destina- teilte mit, diese The- bzw. teilweise schon eingeleitet haben. Unsere tion kein Auto zur Verfügung und nutzen den matik mit den Städ- Nachbarn beneiden uns um unser Schweizer öV vor Ort. Das erhöht den Kostendeckungs- ten und Gemeinden öV-Erfolgsmodell. Wir unternehmen alles, um grad. Seiner Meinung nach macht es definitiv auf grundsätzlicher die Fehler dieser Nachbarländer zu überneh- keinen Sinn, nationale Fernbussysteme aufzu- Ebene aufnehmen men. Wozu das geführt hat, ist allseits bekannt. bauen, welche der Bahn die Kunden mittels zu wollen. einer aggressiven Preispolitik abjagen. Damit Beim Text handelt es sich um eine Zusammenfassung werden geplante Taktverdichtungen und An- Vorläufig nicht in Betrieb. des Referats anlässlich der Fernbus-Fachtagung in gebotsausbauten gefährdet. Bild: Peter Hummel Zürich.

12 InfoForum 4/2017 Aktuell Eine Revolution für das öV-Kolumne Luganese Schnell aufs Il tram-treno Luganese è un progetto fondamentale per il principale Abstellgleis agglomerato a sud delle Alpi. I lavori di costruzione dovrebbero Kurt Metz cominciare nel 2020. Allein sein Name ist banal: Supervelo- ce bedeutet ja nichts anderes als „sehr Edy Bernasconi Il Luganese è la regione quotidia- leria tra Bioggio e Lugano ed il prolungamento schnell“. Das mag er höchstens auf rund namente più congestionata dal profilo del traf- del tracciato a nord fino a Manno (zona indu- fünfzig Kilometern in der Dunkelheit des fico stradale in Ticino. Ad essere messa sotto striale). A Manno rimarrebbe aperta la possibi- Gotthard-Basistunnels (und später noch pressione è soprattutto la parte meridionale lità di allacciare la rete urbana tram-treno con einem Dutzend Kilometer mehr im Ceneri- della Valle del Vedeggio, lungo la quale si muo- la stazione FFS di Lamone (Tilo). A Lugano il Basistunnel) sein. vono gran parte dei frontalieri che entrano in Ti- tram-treno non si fermerà invece come avviene Die Idee dieser „Spitzenverbindung“ reiht cino da Ponte Tresa. Accanto ai progetti stradali oggi con la Lugano–Ponte Tresa all’altezza della sich lückenlos in die effekthascherischen (la circonvallazione di Agno), il Cantone insie- stazione FFS, con la quale sarà collegato trami- Ankündigungen von sogenannter Leis- me alla Commissione regionale dei trasporti ed te una grande scala mobile, ma proseguirà fino tungsverbesserung für die „lieben Kundin- ai Comuni ha elaborato un progetto legato al in centro città. Quella descritta è solo la prima nen und Kunden“ ein, die vollmundig viel trasporto pubblico che vuole avere un impatto tappa di un progetto che nel futuro potrebbe versprechen und im Alltag wenig halten. epocale. Si tratta del nuovo collegamento tram- essere completato con una nuova asta cittadina Daher ist der Superveloce aufs Abstellgleis treno tra il Vedeggio, la stazione FFS e il centro a nord verso la zona di Cornaredo ed a sud in zu manövrieren, bevor er Fahrt aufnimmt. di Lugano che si inserirebbe, almeno in parte, direzione dell’area commerciale-industriale del Das mindestens aus drei Gründen: sul tracciato della già esistente Ferrovia Lugano– Pian Scairolo. Per la realizzazione della prima Der Schienenpersonenverkehr kann wegen Ponte Tresa (FLP). fase è previsto un investimento di quasi 400 mi- seiner grossen Transportgefässe kommer- Punti focali del progetto, già approvato dal lioni dei quali 263 a carico della Confederazio- ziell nicht erfolgreich im Punkt-zu-Punkt- Consiglio di Stato e ora al centro di una consul- ne, che ha già garantito il proprio sostegno (la Verkehr über längere Distanzen wie Zürich tazione, sono la costruzione di una nuova gal- >>> – Mailand betrieben werden. Sonst würde die Swiss allmorgendlich auf dieser Strecke längst eine Boeing Triple Seven mit 340 Plätzen einsetzen oder FlixBus im Konvoi mit 10 Bussen von Zürich nach München fahren. Die NEAT wurde für die Verkehrsverlage- rung des Güterverkehrs von der Strasse auf die Schiene gebaut und nicht für Wunschträume von Eisenbahnnostalgikern. Der angedachte Superveloce liegt völlig quer zur angestrebten Kapazität für ein sinnvolles und zweckmässiges Miteinander von Güter- und Personenverkehr mit einer vom Stimmvolk gewollten Priorität für den Schienengütertransport. Der bescheidene Zeitgewinn entlang der kompletten Reisekette von zuhause bis an den Zielort steht in keinem Verhältnis zum Energieverbrauch, dem Trassenverschleiss und dem erhöhten Aufwand an Infrastruk- tur und Fahrzeugen durch die Beschleuni- gungs- und Abbremsvorgänge. Statt Hüscht und Hott zu fahren, ist ein kontinuierlich zuverlässiges und im Ver- gleich zu allen anderen Verkehrsträgern angenehmes Reisen ohne Stop-and-go wie beim Fliegen und Stress und Stau wie im Bus oder Auto anzustreben. Das ist das „Super“, dem sich die SBB stellen müssen, Die Linienführung der künftigen Stadtbahn (Tram-Treno) entspricht einem H: Die zentrale Achse verläuft von der Innenstadt ohne „veloce“. (Lugano Centro) durch einen Tunnel nach Bioggio. Grafik: Dipartimento del territorio, Canton Ticino

Aktuell 4/2017 InfoForum 13 >>> quota di partecipazione finanziaria del Can- tone sarà di 63 milioni e quella dei Comuni Eine Revolution für das Luganese di 45 milioni). Eine Stadtbahn soll die chronischen Verkehrsprobleme in der wichtigsten Un aumento esponenziale Tessiner Agglomeration lösen. Mit dem Baubeginn wird 2020 gerechnet. Per il Ticino si tratta del maggior investimen- to nel trasporto pubblico degli ultimi decenni Edy Bernasconi Das Luganese leidet unter chro- Phase ist auf 400 Mio. Franken veranschlagt, dopo la galleria ferroviaria di base del Monte nischen Verkehrsproblemen. Der tägliche Ver- wovon 263 Mio. zu Lasten des Bundes gehen, Ceneri ed il nuovo collegamento transfron- kehrsinfarkt betrifft nicht nur das Stadtzen- der dem Gesamtprojekt bereits seine Unterstüt- taliero su rotaia Lugano–Mendrisio–Varese– trum, sondern auch das Valle del Vedeggio, zung zugesagt hat. Malpensa. E’ considerato al tempo stesso un wo viele Grenzgänger tätig sind, die via Ponte progetto di portata storica destinato – negli Tresa ins Tessin kommen. Neben einer Umfah- Nur 7 statt 22 Minuten intenti del Cantone – a rivoluzionare la mo- rung von Agno hat die regionale Verkehrskom- Die Arbeiten sollen 2020 aufgenommen wer- bilità all’interno del principale agglomerato mission ein öV-Projekt ausgearbeitet, das sich den; die Inbetriebnahme ist für 2027 vorgese- a sud delle Alpi. I lavori di costruzione do- unübertrieben als epochal bezeichnen lässt: Es hen. Die Planer rechnen mit einem gewaltigen vrebbero cominciare nel 2020 e la messa in handelt sich um eine Stadtbahn (tram-treno), Passagieraufkommen. Die Fahrzeiten werden esercizio è fissata per il 2027, tempistica che die teilweise auf dem bestehenden Gleis der sich stark reduzieren, beispielsweise zwischen sarà rispettata ricorsi permettendo. Il nume- Ponte Tresa-Bahn verkehrt, aber auch neue Bioggio und Lugano von 22 auf 7 Minuten. ro dei passeggeri, rispetto agli attuali 7›500 Streckenabschnitte beinhaltet, insbesondere Neues Rollmaterial soll angeschafft werden. che utilizzano quotidianamente la Ferrovia eine Tunnelverbindung zwischen dem Vede- Wie bei allen Projekten dieser Tragweite gibt Lugano-Ponte Tresa, secondo le previsioni ggio-Tal und dem Bahnhof von Lugano (siehe es auch Kritik. Bemängelt wird beispielsweise, dovrebbe salire fino a 20›000 (con un au- Skizze). dass die vorgesehene Haltestelle in Agno zu mento del 170 per cento). Sotto la galleria Zudem ist auch ein Ast nördlich bis nach weit vom Flughafen Lugano-Agno entfernt ist. Bioggio–Lugano transiteranno invece quo- Manno geplant – eventuell später mit einer Ver- Auch die Trasse Bioggio–Manno gefällt nicht al- tidianamente 15›000 persone. Risulteranno längerung bis zur SBB-Haltestelle in Lamone. len. Einige Unternehmer, die in dieser Gegend pure massicciamente ridotti i tempi di per- Die Stadtbahn soll – im Gegensatz zur heutigen aktiv sind, glauben, dass so die Gleisanschlüsse correnza. Ad esempio, se da Ponte Tresa a Ponte Tresa-Bahn – nicht am Bahnhof enden, zu dieser wichtigen Industriezone nicht auf- Lugano con il treno si impiegano oggi 35 sondern bis ins Stadtzentrum führen. Von dort rechterhalten werden können. Der Verein Rail- minuti con il tram-treno si scenderà a 24 mi- sind weitere Äste in Richtung Stadion (Cornare- Valley sieht das Potential der Stadtbahn nicht nuti. Da Bioggio si potrà raggiungere Lugano do) sowie südlich zur Industriezone Pian Scairo- ausreichend ausgeschöpft und schlägt eine Ver- in 7 minuti (oggi 22 minuti). Le Ferrovie re- lo (IKEA) angedacht. Die Realisierung der ersten längerung bis nach Taverne vor. gionali Luganesi, la stessa società che gesti- sce oggi la Lugano–Ponte Tresa, si doterà di nuovo materiale rotabile con una capacità di Wichtiger Schritt für neue Tramlinie in Bern 250 posti (70 seduti). Kaspar P. Woker „Danke Stadt Bern! Und am den oder die Tramlinie weitab der bewohnten Non mancano le critiche 4. März nun der Kanton!“: Mit diesem Twit- Quartiere durchgeführt werden, einzig um die Tra gli aspetti controversi del progetto vi è, ter kommentierte Regierungsrätin Barbara Eg- alten Alleebäume zu schonen, welche beim Bau prima di tutto, l’accesso all’aeroporto di Lu- ger die erfreuliche Zustimmung der Berner am der Tramlinie fast alle ersetzt würden. Zudem gano-Agno. La fermata prevista è conside- 26. November zum städtischen Anteil von argumentieren die Gegner, am Zytglogge ent- rata troppo lontana dal terminal. Altre voci 24 Mio. Franken an das projektierte Tram Bern– stehe ein Tram-Chaos. Würde das Tram aber auf critiche si sono alzate per contestare il nuovo Ostermundigen. Trotz den beiden „Ja“ der Vor- einer anderen Route verkehren als die Buslinie, collegamento Bioggio–Manno. Così alcuni ortgemeinde und der Stadt können die Bagger wären besagte Tramgegner vom öV abgeschnit- imprenditori attivi nella zona ritengono che noch nicht auffahren. Am 4. März 2018 wird ten. Am liebsten wäre ihnen das Tram weit weg il percorso proposto dal Cantone creerebbe von Gadmen bis Courtelary über den kantona- und eine „exklusive“ innerstädtische Buslinie troppi ostacoli agli accessi alle aree industriali. len Beitrag von 102 Mio. Franken abgestimmt. ohne Gedränge für ihr Wohlergehen – reines A sua volta l’Associazione RailValley che pro- Einzig und allein, weil ein eigennütziges Komi- Wunschdenken. Zugegeben: Das Berner Tram- pugna un ammodernamento tecnologico del tee aus dem betroffenen Berner Stadtquartier netz mit seiner Wespentaille zwischen Zytglog- trasporto pubblico è dell’avviso che le poten- das Referendum gegen den Grossratsbeschluss ge und Hirschengraben ist problematisch und zialità della futura struttura andrebbero sfrut- ergriffen hat. dort überlastet. In absehbarer Zeit tut Abhilfe tate meglio prolungando il percorso a nord Not. Mit einem Nein zur kommenden kanto- fino a alla stazione FFS di Taverne sfruttando Alleebäume gegen Tramgleise nalen Abstimmung ist aber gar nichts gewon- il tracciato attualmente utilizzato dai treni Was ist von den Argumenten der Tramgegner nen. Die Pro-Bahn-Sektion Espace Mittelland merci che partono dal terminale del Vedeg- zu halten? Fast gar nichts: Die völlig überlaste- empfiehlt für die kantonale Abstimmung vom gio e questo per un migliore inserimento del ten Busse der Linie 10 – die Busse folgen sich 4. März 2018 zum Tramkredit Bern–Ostermun- tram-treno nella rete Tilo e una valorizzazione zu Spitzenzeiten im Zwei-Minuten-Takt und digen ein überzeugtes „Ja“. Nur so reist man in della linea ferroviaria storica dopo l’apertura sind heute schon rappelvoll – sollen nach deren Zukunft als Fahrgast und nicht als „Bus-Sardi- della galleria di base del Monte Ceneri. Vorstellungen durch Mega-Busse ersetzt wer- ne“ auf der Linie 10.

14 InfoForum 4/2017 Aktuell Im Strom der Pendler Tagung in Lausanne zum Spannungsfeld zwischen Verkehr und Raumplanung. Pro Bahn ist gefordert.

Kaspar P. Woker Gelingt die Koordination zwi- geht die Autobenützung zurück. Noch erstaun- schen Verkehr und Raumplanung? Mehr Be- licher: Bisher stiegen Pendler im Segment 25 wohner, mehr Wohnqualität, mehr Bauzonen, bis 64 Jahre immer häufiger auf das Auto um. mehr Autobahnen, mehr S-Bahnen, weitere Der jüngste Trend zeigt in die entgegengesetzte Pendlerdistanzen, täglicher Stau auf der Stras- Richtung. Städter und Personen aus der enge- se – so dreht sich die Spirale immer weiter. Mit ren Agglomeration bleiben dem öV und dem FABI und NAF stehen in der Schweiz zwei Finan- Fahrrad für die Arbeitswege treu. Sie verzich- zierungstöpfe bereit, die stetig fliessende Mittel ten auf ihr persönliches Mobilitäts-Symbol, das für den Verkehrsausbau garantieren. Soll das so Auto. Statistisch ist dies für das Alterssegment weitergehen? Gerade jetzt, wo das Parlament 15 bis 34 Jahre erwiesen. den „Ausbauschritt 2035“ für die Bahninfra- struktur zu verabschieden hat (siehe Bericht auf Starkes Signal den Seiten 9/10)? Mit diesen Fragen beschäf- Hier klingelt ein äusserst starkes Signal für Pro tigte sich eine Tagung der Dialog-Plattform Bahn Schweiz. Dieses Bevölkerungssegment ist „Avenir-Mobilité/Zukunft Mobilität“ kürzlich in auf ein funktionierendes Bahn- und Busnetz Lausanne. angewiesen: intelligentes Liniennetz, dichter Aus dem Gros der Referate ging die sek- Takt, Barriere-Freiheit für Familien mit Kinder- torielle Betrachtung dieser Frage hervor. Die wagen und Gepäck, ganztägiges Angebot bis Vorgaben der nationalen Planung decken sich in die späten Abendstunden – und nicht zu nicht immer mit den regionalen, geschweige Letzt leichter Zugang zu einem preisgünstigen denn kommunalen Interessen punkto Entwick- Städter und Personen aus der engeren Agglomeration Tarif, der die Mobilität zum Pendeln und für die bleiben dem öV für die Arbeitswege treu. Bild: BLS lung und Bewältigung von Siedlungsdruck und Freizeit abdeckt. Kombinierte Mobilitätsformen Verkehr. Allzu oft ist die Planung und Realisie- sind bereit zu stellen und die junge Bevölkerung rung von Verkehrsinfrastrukturen einfach eine on Schweiz“ die grösste Einsicht. Während die ist für deren Benützung zu sensibilisieren. Pro Fortschreibung des Ist-Zustandes oder die Behe- Schweiz 1850 lediglich eine Handvoll „Gros- Bahn Schweiz wird sich mit diesem Themen- bung von Engpässen. Wird mit grossen Worten städte“ zählte, darunter La Chaux-de-Fonds, kreis auseinandersetzen. Engagierte jüngere wieder eine Umfahrungsstrasse eingeweiht und kamen 1930 die Agglomerationen auf. Wäh- Personen sind eingeladen, bei uns als Interes- von der erhofften Entlastung fabuliert, so holt rend 1950 nicht mehr als 17 Prozent der werk- senvertretung der Kunden und Kundinnen des die Verkehrsentwicklung die Realität in allzu tätigen Bevölkerung zur Arbeit pendelten, sind öffentlichen Verkehrs mitzudenken. Nur so kurzer Zeit wieder ein. dies heute rund 70 Prozent. können wir den Transportunternehmen und Wir leben mittlerweile in einem „océan des Behörden Mobilitätsbedürfnisse aufzeigen, für Trend zum Auto gebrochen pendulaires“. Dabei spielt bei den über 45-jäh- welche Lösungen bereitzustellen sind. Als fachlich unbedarfter Beobachter seitens rigen, oft in periurbanen Siedlungen zu Hause, Pro Bahn brachte mir das Eingangsreferat von das Auto – mehr als eines pro Haushalt – die Der Fazitbericht zu diesem Anlass lässt sich über die Pierre Desmontet „Die Dynamik der Raument- „mobile Hauptrolle“. Anders bei den Bewoh- Homepage von „Zukunft Mobilität“ finden: wicklung: Auf dem Weg zur Metropolitanregi- nern der Städte und der Agglomeration: Hier www.zukunft-mobilitaet.ch/veranstaltungen

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Aktuell 4/2017 InfoForum 15 Nachrichten

Gestaffelte Vorlesungszeiten Bern–Freiburg: Keine Bahn- Erfolgreicher App-Test Die Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW Neubaustrecke PostAuto Schweiz bezeichnet das am 30. ist eine weitere Bildungsinstitution, die in Zu- Der Bundesrat hat im Auftrag des National- November beendete Pilotprojekt Nordwest- sammenarbeit mit der SBB ihre Vorlesungs- rats untersucht, ob die Linienführung der Mobil im Grossraum Basel als Erfolg. Die zeiten anpasst. Auf dem neuen FHNW-Cam- SBB-Strecke Bern–Freiburg geändert werden Mobilitäts-App sei bei den Nutzerinnen und pus in Muttenz BL beginnen die Vorlesungen soll, um den Abschnitt Flamatt–Schmitten Nutzern gut angekommen. NordwestMobil teils zu einem späteren Zeitpunkt. Damit zu umfahren und gleichzeitig die Fahrzeit war eine Mobilitäts-App mit ausgebautem sollen die Pendlerspitzen gebrochen werden. zwischen Bern und Lausanne zu verkürzen. Routenplaner. Angeboten wurden nicht Der neue FHNW-Campus Muttenz wird ab Die Abklärungen haben ergeben, dass keine nur Verbindungen und öV-Tickets, sondern Herbst 2018 der Studien- und Arbeitsort von der untersuchten Varianten für eine Neu- auch Routenvorschläge für den Individual- rund 3700 Studierenden und 800 Mitarbei- verkehr, Fussgänger- und Veloverbindun- baustrecke ein positives Ergebnis brächte. tenden sein. Für ein Drittel der Studierenden gen, Angebote von Taxidiensten sowie Bike- Zudem sind die Störungen auf der Strecke werden dort ab dem Herbstsemester 2018 und Carsharing. Auf den Frühling 2018 wird dank Sanierungsmassnahmen stark zurück- die Vorlesungszeiten angepasst. (pd) PostAuto die bestehende PostAuto-App zu gegangen. Der Bundesrat will darum keine einer nationalen multimodalen App ausbau- Neubaustrecke zwischen Bern und Freiburg en. Diese App wird die gleichen Funktiona- bauen lassen, wie er Anfang November be- Litra-Preis 2017 vergeben litäten aufweisen wie NordwestMobil, aber schlossen hat. (pd) Angebote für die ganze Schweiz und nicht Der Prix Litra 2017 ging an drei Abschluss- nur für den Grossraum Basel liefern. (pd) arbeiten an der Zürcher Hochschule für An- gewandte Wissenschaften ZHAW, die sich allesamt mit der Zukunft der Bahn beschäf- Neue Angebote auf dem tigen. Ausgezeichnet wurde Tobias Cerny SwissPass vom Institut of Management and Law für seine Masterarbeit „Cost cap tariffs and their Die sechs Tarifverbünde A-Welle, Z-Pass, Fri- market potential for public transportation“. mobil, Libero, Passepartout und Tarifverbund Der zweite Preis ging an die beiden Bache- Schwyz bieten einen Teil ihrer Abonnemente lorabsolventen Robert Schuler und Benjamin auf dem SwissPass an. Parallel dazu werden Steiner von der ZHAW School of Engineering weitere Sortimente und Angebote auf dem SwissPass integriert, wie die SBB mitteilten. für ihre Arbeit „Chancen von Social Media Dazu gehören der Velo-Pass und die Monats- im operativen Betrieb und in der Kundenin- karte zum Halbtax. Anfang 2018 folgen das formation bei der SBB“. Der dritte Preis ging Gleis 7, der Monatsklassenwechsel zum GA an Martin Moser und Gregor Schibig, die ihre und das Ausflugs-Abo. Ebenfalls 2018 wird Bachlorarbeit „Analyse und Modellierung eine Mobile App lanciert. Auch die Mehr- von Eisenbahnunfällen“ am gleichen Institut wertpartner werden ausgebaut: Aktuell wird verfasst haben. (pd) der SwissPass als Türöffner getestet. Zusam- men mit dem Coworking-Netzwerk Villa- geOffice führen die SBB einen Pilotversuch SmartShuttle bis Bahnhof durch. (pd) Der Testbetrieb und die Strecke der selbst- fahrenden Postautos in Sion werden verlän- Bahnhof St. Gallen erneuert gert. Dies haben die Stadt Sion, der Kanton Wallis und PostAuto gemeinsam beschlos- Nach einer rund 1,5-jährigen Bauzeit ist das sen. Das Bundesamt für Strassen (ASTRA) Bahnhofgebäude St. Gallen seit dem 17. hat grünes Licht gegeben für die Verlän- November wieder vollständig öffentlich zu- gerung der SmartShuttle-Strecke bis zum gänglich. Die rundum sanierte Halle im Ost- Bahnhof. Die gesamte Route wird sich von flügel erstrahlt in neuem Glanz. Die neuen 1,5 auf 3 Kilometer verdoppeln. Der Test soll Geschäftsflächen sind von einer raumhohen bis mindestens Ende 2018 laufen. PostAuto Innenverglasung umgeben und werden von betreibt mit dem SmartShuttle in Sion das einer neuen Beleuchtung bestrahlt. Ebenfalls weltweit am weitesten entwickelte Ange- eröffnet wurden in der Bahnhofshalle zwei bot automatisierter Busse auf öffentlichen neue Gastronomiebetriebe sowie die neue, Strassen. Das Interesse in anderen Ländern kostenpflichtige WC-Anlage. Für Pro Bahn ist gross. Selbst in den USA ist man auf den Sektion Ostschweiz ist der Umbau nur zum Versuch von Sion aufmerksam geworden. Teil gelungen: Die grosse Schalterhalle ist (pd/gl) zwar schön renoviert, aber mit dem Einbau der zwei Gastronomiebetriebe völlig unter- nutzt. (lo/pd)

16 InfoForum 4/2017 Aktuell Tourismus und öV

Perspektiven für den Freizeitverkehr Vereinsgründung 2011 sind die Busangebote kommunizierten Fahrplan fahren muss, nicht und für touristische Ausflugsziele ohne Subventionen unterwegs. Auftragnehmer je nach Wetter oder Bedarf. Zudem muss nicht in der Schweiz. Eine Tagung von sind PostAuto, Busunternehmen oder private nur wie auf den Zubringerstrecken ein Takt vor- Taxibetreiber. handen sein, sondern die Bekanntheit des Bus Bus alpin in Bern. Die Fahrgastzahlen sind extrem unterschied- alpin allgemein verbessert werden. Interessant lich. 2016 verzeichnete das bestfrequentierte ist in diesem Zusammenhang, dass generell in Andreas Theiler Eine spannende Tagung zum The- Angebot im Binntal rund 10 500 Passagiere, ge- der Schweiz ein Frequenzrückgang bei Rufbus- ma Tourismus und öffentlicher Verkehr fand am folgt von Greina/Bleniotal mit rund 9500 Fahr- sen zu verzeichnen ist. 19. Oktober in Bern statt. Schon nur die Liste gästen. Alp Flix sowie Habkern–Lombachalp Das führte Ueli Stückelberger zur Forderung, der Unterstützer war bunt wie kaum je sonst verzeichneten je rund 3200 Benutzer, während dass der abgeltungsberechtigte Verkehr (RPV) an einer öV-Zusammenkunft. „Bus alpin“ hatte fünf der elf Regionen mit Einzelreiseverkehr un- in Zukunft neu definiert werden soll. Heute eingeladen, der Verein für die öV-Erschliessung ter tausend Fahrgästen blieben. umfasst er nur Verkehr zu Siedlungen, ohne touristischer Ausflugsziele im Schweizer Berg- Ueli Stückelberger als Direktor des VöV Nachtbus- oder Tourismus-Angebote. Der öV gebiet. Als dessen Träger kamen das Netzwerk nahm anlässlich der Tagung den Binnen-Frei- müsse aber ein System sein, da Kunden sonst Schweizer Pärke, der SAC, der VCS, die Schwei- zeitverkehr unter die Lupe. Obschon es ein fast nicht begreifen würden, warum für gleich aus- zerische Arbeitsgemeinschaft für Berggebiete, perfektes System mit Takt und Knoten gibt, was sehende Angebote verschiedene Regeln gelten. PostAuto Schweiz sowie der Verband öffentli- gleichbedeutend mit guten Umsteigeverbin- Also sollte ein Teil des touristischen Verkehrs cher Verkehr (VöV) dazu. dungen ist, und obwohl satte 57 Prozent der ebenfalls in den RPV übernommen werden. Was ist Bus alpin? Bus alpin fördert öV-Ange- Bevölkerung ein öV-Abo haben, ist der Anteil Dies begründete Ueli Stückelberger mit gesell- bote zu touristisch attraktiven Ausflugszielen, des öV am Freizeitverkehr unterdurchschnitt- schaftlichen Entwicklungen, etwa mit dem im- die bisher nicht oder nur schlecht mit dem öV lich. Stückelberger nannte den Bus alpin ein mer noch steigenden Potential von älteren, aber erschlossen sind. Mitglieder sind die genann- relativ neues und vor allem in weiten Teilen der mobilen Menschen, oder mit der ebenfalls noch ten nationalen Trägerorganisationen und die Bevölkerung noch unbekanntes Angebot. zunehmenden Individualisierung. Regionen, in denen die öV-Angebote betrie- Seine These: Den Kunden interessiert Bus ben werden. Die Kosten werden gedeckt durch alpin als Name nicht, sondern dessen Angebot Alle Referate der Tagung können über Billetteinnahmen, regionale Träger, Sponsoren mit den Kriterien „einfach, klar, zuverlässig“. www.busalpin.ch/de/anlaesse-publikationen sowie in Einzelfällen durch Kantone. Seit der Das bedeutet, dass der Bus alpin mit einem klar abgerufen werden.

120 Jahre Righi-Standseilbahn in Genua

Roland Arnet An einer Jubiläumsfeier im Funicolare von Zecca auf den Mura delle Ghiap- „Schweizerische Hotelgesellschaft“, gehörte September in Genua zu Ehren des Werks von pe fertiggestellt, von Bucher Stolz „Righi-Bahn“ Bucher. Einige Standseilbahn-Meilensteine von Franz Josef Bucher und 120 Jahren Righi-Bahn getauft (auf Italienisch spricht sich „Righi“ wie Bucher: 1873 Grandhotel Bürgenstock, 1886 nahmen unter anderem der Vize-Stadtpräsident auf Deutsch „Rigi“). Dem erfolgreichen Hotel- Lugano Stadt – Bahnhof, 1888 Bürgenstock, von Genua, Stefano Balleari, der Schweizer Ge- könig, Eisenbahnpionier und Unternehmer war 1890 Monte San Salvatore, 1893 Stanserhorn, neralkonsul für Italien, Félix Baumann, und der ein weiteres Wunderwerk der Technik geglückt. 1899 Reichenbachfall, 1900 Vevey–Chardonne– Direktor der Schweizer Rigibahnen, Stefan Otz, Bucher gründete 1863 mit seinem Schwager Mont Pèlerin. Auch die Palace-Hotels Lugano, teil. Dem 1834 in Kerns () geborenen Josef Durrer-Gasser die Firma Bucher & Durrer, Milano und Luzern gehörten Bucher, der 1906 Franz Josef Bucher-Durrer ist es zu verdanken, die ab 1886 auch im Bahnbau erfolgreich in Ägypten kurz vor Eröffnung seines (im dass Genua bereits 1896 die elektrische Stra- war und bis 1895 existierte. Auch die damals Namen noch heute existierenden) Luxushotels ssenbahn erhielt. 1897 war auch der Bau der weltweit grösste Hotel-Unternehmung, die „Semiramis“ in Kairo verstarb.

Ein Grund zum Feiern: Die Standseilbahn Righi in Genua einst und heute. Bilder: Roland Arnet

Aktuell 4/2017 InfoForum 17 Elektrofähren im Auftrieb Die in Skandinavien bereits eingesetzte Elektrotechnologie könnte Vorbild für den Fährbetrieb auf Schweizer Seen sein.

Kurt Metz Die nordischen Länder setzen auf des Be- und Entladens in den beiden Häfen auf- sche Schnellladung sorgt und vom Energiema- batteriebetriebene und damit umweltscho- geladen. Die zwei Lithium-Ionen-Batteriepakete nagementsystem der Fähre aus gesteuert wird. nende und passagierfreundliche Technologien verfügen über ein Energiespeichervermögen im Schiffbau. Nach der „Ampere“, der ersten von je 530 kWh. Für Umwelt und Komfort Elektrofähre der Welt in Norwegen, und der Für Passagiere ist die Fahrt an Bord einer Elek- „Elektra“ für FinFerries erhält Siemens als tech- Betriebskosten gesenkt trofähre aus dreierlei Sicht angenehm: Die nologischer Partner den dritten Auftrag vom Die Elektra ist mit dem elektrischen Antriebs- Rauchentwicklung der Motoren und der Ge- norwegischen Fährbetreiber Fjord1. Die Am- system BlueDrive PlusC von Siemens ausgerüs- stank von Dieselöl fallen weg. Die Elektromo- pere nahm im Mai 2015 ihren Dienst auf und tet. Dieses umfasst ein Energiespeichersystem, toren verursachen keinen hörbaren Lärm – das hat seither über die eineinhalbfache Länge des drehzahlveränderbare Antriebstechnik für die Rauschen der Wellen ist lauter. Die Fahrmanö- Äquators zurückgelegt. Mit der Umstellung von Propeller und ein integriertes Warn- und Beob- ver beim Wegfahren und Andocken sind ruck- Dieselantrieb auf Batterie senkte der norwegi- achtungssystem. Daraus ergeben sich niedrige- frei. Auch für die Umwelt sind die elektrisch be-

sche Schiffseigner Norled die Treibstoffkosten re Betriebskosten, Einsparungen bei Wartung triebenen Schiffe ein Gewinn: CO2-Emissionen um 60 Prozent. und Reparatur ebenso wie eine verbesserte gibt es keine. In Norwegen stammt die elekt- Steuerung und Sicherheit durch die beiden rische Energie zu 95 Prozent aus erneuerbarer Strom vom Netz Energiemanagement- und Strahlrudersteue- Energie, in Finnland ist es noch etwas weniger. Die neueste Elektrofähre ist die „Elektra“: Im rungsanlagen. „Die höheren Investitionskosten Juni 2017 begann sie mit dem Regelbetrieb zwi- gegenüber einer traditionellen, dieselangetrie- Vielseitige Anwendung schen Nauvo und Parainen in den Schären vor benen Fähre werden durch die deutlich tieferen Die Perspektiven für weitere Elektroschiffe ste- Turku. Ihre beiden Lithium-Ionen-Batteriepake- Betriebskosten wie die gesteigerte Verfügbar- hen gut: Im Januar 2018 nehmen zwei Ein- te mit einer Aufnahmeleistung von zusammen keit dank der Hybridtechnologie mehr als nur heiten von Fjord1 den Pendelverkehr auf der über einem Megawatt werden in den Häfen kompensiert“, freut sich FinFerries-CEO Mats Europaroute 39 in Westnorwegen über eine über landseitige Ladestationen mit Energie aus Rosin. Die komplette elektrotechnische Lösung Strecke von 2,4 Kilometer auf. Im 2019 gehen dem Netz versorgt. Sie dienen als Primärener- von Siemens umfasst auch die Fernüberwa- zwei Fähren für Fosen Nansos Sjø ebenfalls in giequelle für den Antrieb und – im Falle von Eis- chung EcoMain sowie die WLAN-Lösung für die Betrieb. Schliesslich ist für die Fischzucht in bildung – unterstützen sie Dieselmotoren, die Ladestationen an Land, die für eine automati- norwegischen Küstengewässern das Elektro- auch als Notstromaggregate bereit stehen. Die Arbeitsschiff „Elfrida“ bereits unterwegs. Somit Elektra ist Finnlands grösste Autofähre: Mit der ist es nur eine Frage der Zeit, wann auch die auf Länge von fast 98 m, der Breite von 16 m und Schweizer Seen – Bodensee, Zürichsee, Vier- den fünf Ladespuren von total 450 m transpor- Die Perspektiven für waldstättersee und Lac Léman – pendelnden tiert sie pro Fahrt bis zu 90 Strassenfahrzeuge weitere Elektroschiffe Fähren des öffentlichen Verkehrs und Schiffe in und 375 Passagiere. Sie pendelt alle 15 Minuten stehen gut. ökologisch sensibler Umgebung ihren Antrieb auf der 1,6 Kilometer langen Strecke. Die Bat- auf die kostengünstige und umweltfreundliche terien werden in rund fünf Minuten während Elektrotechnologie umstellen.

Höhere Investitionskosten, deutlich tiefere Betriebskosten: die Elektrofähre Elektra bei Turku (Finnland). Bild: zVg

18 InfoForum 4/2017 Aktuell Der Hürdenlauf Zu viele nationale Reglemente: Von den grossen Schwierigkeiten im europäischen Schienengüterverkehr.

Andreas Theiler Am 20. September startete in Ba- sel eine dreitägige Besichtigung des Schienen- güterkorridors 2 (offiziell „Rail Freight Corridor 2“, RFC2), einer zusätzlichen Verbindung zwi- Leading on the North-South Axis schen Antwerpen/Zeebrugge und Rotterdam The Hurdle Race im Norden sowie Basel und Lyon im Süden. An diesem Korridor liegt der am 7. Juli eröffnete grösste europäische Inlandterminal für den Intermodal-Güterverkehr von Dudelange in Luxemburg. Der Organisator der Reise, Kurt Netherlands Border Emmerich Germany Border Basel Border Domodossola Metz, wählte für den Einstieg eine Runde mit Train formation: Change of Increased costs for Change of ETCS NL is not Change of loco/driver regulatory fulfilment loco/driver noisy waggons Loco/driver compatible with ETCS CH Or: Referaten von Fachleuten aus der Branche. of all involved Or: Refurbishment: Or: countries. Admission of loco for I Admission of loco for 1.7T€/waggon Loco needs CH Dieser Beitrag nimmt nur Bezug auf ein dort incl. equipment SCMT Standard: «lowest D incl. equipment Admission of loco for ETCS & ZUB PZB/LZB CH (400T€/Lok) verhandeltes Problem, nämlich die nationale length/tonnage» of Language skills B1 the respective Language skills B1 Training of driver in Loco needs CH country. Training of driver in Regulierungsdichte im Schienengüterverkehr (20T€) route knowledge CH pantograph (smaller) route knowledge I incl. incl. driving license respektive das Fehlen europäischer Normen, die Loco has to be with driving license NL train-control- Training of driver in (20T€) diese Bezeichnung verdienen. Für einen kom- system ATB & ETCS route knowledge D Two train driver (400-500T€) incl. driving license Max. length of train pletten Überblick der drei Tage bietet sich als (20T€) 560m/1600tons sehr gute Quelle die Website www.fokus-oev- schweiz.ch von Ernst Rota an. Pascal Jenni von SBB Cargo International brauchte eine ganz simple, aber enorm aussa- gekräftige Folie, um die heutige Misere darzu- Der Hürdenlauf auf der Nord-Süd-Achse in einer Darstellung von Pascal Jenni. Grafik: SBB stellen. Er verglich den Güterschienenverkehr in Europa mit einem Hürdenlauf. Da gibt es etwa wenige Lokomotiv-Produzenten, die jeweils für heissen. Spannend ist auch die nach wie vor die Abstimmung über die Alpen-Initiative jedes Land spezielle Teile einbauen müssen, und gültige Vorschrift der Italiener nach einem 1994, die immer noch der kompletten Um- die Typenabnahme steht nach wie vor unter na- zweiten Lokführer. setzung harrt, und erinnern wir uns auch als tionaler Hoheit. Dann kommen die Hürden für Ein Lastwagen dagegen, ob voll oder leer, Mitglieder von Pro Bahn daran, dass die NEAT die Lokführer: Sprachprüfungen und begleitete fährt die Strecke einfach durch; die Sicherheits- als ein Projekt für den Schienengüterverkehr Instruktionsfahrten. bestimmungen sind laxer als bei der Bahn; von angepriesen wurde. den Arbeitszeiten respektive Entlöhnungen Die Forderungen der Sprecher an dieser Mangelnde Flexibilität wollen wir nicht reden; und Kontrollen gibt es Eröffnungstagung in Basel an den ebenfalls Kein Wunder, denn in Deutschland regeln über kaum. Am Schluss ist auch noch die Fahrzeit anwesenden Managing Director des RFC2, 32 000 Seiten den Bahnverkehr, während es für kürzer. Guillaume Confais-Morieux, waren sehr klar: die Binnenschifffahrt gut 2800 sind, für den Pro Bahn Schweiz beschäftigt sich im Grun- Gleiche Auflieger-Masse, vereinfachter Zugang Lastwagenverkehr nicht einmal mehr 1100. Ge- de nicht mit dem Güterverkehr. Die Panne in zum Flaschenhals St. Louis – Basel, höhere Flexi- mäss Christian Stäubli, Leiter Produktmanage- Rastatt hat aber vermutlich vielen Schweizern bilität sowohl bei Trassen wie Lokomotiven und ment bei der BLS, gibt es keine Lokomotiven, die Augen geöffnet, wie gefährdet unsere Ver- ihrer Führer, und eine kompetente Ansprech- welche den gesamten Korridor von Belgien und lagerungspolitik im Transit ist. Die Bürokratie, person im Falle eines Problems. Der One-Stop- Frankreich nach Italien und in Gegenrichtung sei es nun die deutsche oder die französische, Shop ist zwar gemäss dem RFC2-Verantwortli- befahren dürfen. Zusätzlich fehlt eine gewis- trägt auf jeden Fall einen rechten Beitrag zum chen bereits ein solcher Ansprechpartner, aber se Flexibilität: In Frankreich machen oft Streiks vorhersehbaren Knick in den Verladezahlen die Praktiker sind mit den Dienstleistungen des einen Strich durch die Rechnung, und generell 2017 bei. Erinnern wir uns wieder einmal an One-Stop-Shops noch nicht zufrieden. Dazu – darauf wies auch Pascal Jenni deutlich hin – kommen die schon oben aufgeführten nicht fehlt nach wie vor, trotz aller schönen Worte, koordinierten Baustellen. Pascal Jenny fasste eine verbindliche Absprache zwischen den Län- dies alles in drei „Y“ zusammen.: Fortschritte dern über geplante Grossbaustellen. In Deutschland regeln braucht es, damit der Gütertransport auf der Gemäss beiden Referenten ist zum Beispiel Schiene konkurrenzfähig bleibt, bei „quality“, das E in ETCS (European Train Control System) 32 000 Seiten den bei „capacity“ und schliesslich bei „easy“. eine Irreführung oder ein Bluff. Das niederlän- Bahnverkehr. dische System ist grundsätzlich verschieden Auf der Webseite www.kurtmetz.ch vom schweizerischen, obschon beide gleich können alle Referate abgerufen werden.

Aktuell 4/2017 InfoForum 19 Fokus USA

Langsames Umdenken im Autoland In den USA wird der öffentliche Verkehr in den Städten immer wichtiger. Eindrücke von einer Reise in den Westen Amerikas.

Gerhard Lob Ein Eigenheim und ein eigenes wo im Grünen im eigenen Häuschen zu leben. Auto. In wohl kaum einem anderen Land der Auch das eigene Auto gehört nicht mehr zu Welt ist dieser „Traum“ so sehr Realität gewor- den Top-Prioritäten. Warum soll man sich um den wie in den USA. Und dies mit Folgen für die ein eigenes Fahrzeug kümmern, wenn einen Siedlungsstrukturen. Die Städte wuchern. Ag- ein „Uber-Taxi“ günstig von A nach B bringt? glomerationen und Innenstädte brechen mitt- Gefragt sind generell kürzere Arbeitswege, eine lerweile unter dem wachsenden Autoverkehr öV-Station in Fuss- oder Velodistanz zur Woh- zusammen. Viele Amerikaner verbringen täg- nung, der Einkaufsladen um die Ecke. lich viele Stunden in ihrem Fahrzeug, um zum Arbeitsplatz zu pendeln. Boomstadt Seattle Allerdings scheint dieser Trend ein wenig ge- Städtische Busse und öffentliche Verkehrsmittel brochen. Zumindest in den grossen städtischen galten lange als Einrichtungen für „Loser“ – das Agglomerationen, die wir im Oktober im Rah- heisst für Personen, die sich kein Auto leisten men einer Studienreise an der US-Westküste können. Katastrophal war häufig der Zustand Rail) in Seattle fährt, ist in modernen Fahrzeu- besuchen konnten. Egal ob Seattle, Portland des Rollmaterials der „People mover“, wie die gen unterwegs. Bis zu 100 km/h fahren diese oder San Francisco. Überall konnten wir die- Massentransportmittel in den Agglomeratio- schlanken Züge. selbe Botschaft hören: Gerade für junge Men- nen genannt werden. Doch auch hier hat sich Überhaupt Seattle: Die Hauptstadt des Bun- schen ist es nicht mehr erstrebenswert, irgend- einiges getan. Wer mit einer Stadtbahn (Light desstaates Washington ist sozusagen ein Pa-

Oakland Airport Connector Wenn Passagiere in die Luft gehen

GL Ein innovatives System des öffentlichen Verkehrs lässt sich in GL Die Zunahme von Seilbahnen als öV-Mittel in urbanen Räumen Oakland im Osten von San Francisco entdecken. Dort hat Doppelmayr war Thema vom InfoForum 3/2017. Ein schönes Beispiel dieses ein sogenanntes „Cable Liner Pinched Loop System“ aufgebaut. Die Trends findet sich in Portland (Oregon). Dort wird seit 2007 ein Spi- Züge rollen – angetrieben von Seilen – auf einer erhöhten Trasse über talkomplex mit sieben Krankenhäusern auf einem Hügel mit einem 5,1 Kilometer vom Flughafen Oakland zur Bahnstation Coliseum, die „Aerial Tram“ erschlossen. Da es nur eine kleine Zugangsstrasse ihrerseits einen Knotenpunkt im öffentlichen Nahverkehrssystem der und wenige Parkplätze gab, kam die Idee einer Seilbahn auf, die San Francisco Bay Area darstellt. 10 Minuten dauert eine Fahrt mit von Garaventa/Doppelmayr verwirklicht wurde. Die Erwartungen dem „Automated People Mover“, dem führerlosen Wagen. Vier Jahre wurden übertroffen, mittlerweile nutzen 1,36 Millionen Passagie- dauerten die Arbeiten; die Investitionen beliefen sich auf rund 400 re pro Jahr das schwebende Tram. Die Talstation ist direkt an das Millionen Dollar; die Inbetriebnahme war im November 2014. Die Strassenbahnnetz der Stadt angeschlossen, ausserdem gibt es viele Kundschaft hat diesen Service gut angenommen, allerdings leidet der Velo-Abstellplätze. Portland will sich als Velo- und öV-Stadt etablie- horizontale Cable-Service nun unter der Konkurrenz vom Taxi-Anbieter ren. Symbol dieser Berufung ist die neue, im September 2015 eröff- Uber. Grund ist der Preis: Eine einfache Fahrt mit dem Airport Con- nete Tilikum-Brücke über den Fluss Willamette. Sie ist ausschliesslich nector kostet 6 Dollar. Für Familien ist es damit häufig günstiger, von Fussgängern, Radfahrern, Trams und städtischen Bussen vorbehal- Coliseum mit Uber bis zum Flughafen Oakland zu fahren. ten – ein Unikum in den USA für ein Bauwerk dieser Dimension.

Innovativ: People Mover von Doppelmayr in Oakland. Erwartungen übertroffen: Portland Aerial Tram.

20 InfoForum 4/2017 Fokus USA sind in wenigen Jahren im Zentrum entstanden, aber nur 2300 neue Parkplätze. Im Grossraum Seattle leben 3 Millionen Menschen; das ent- spricht 40 Prozent der Bevölkerung des ganzen Bundesstaates. Innerhalb der nächsten 25 Jahre wird mit einem weiteren Bevölkerungswachs- tum von 33 Prozent gerechnet. Gemäss einer Studie aus dem Jahr 2015 verbringt jeder Auto- Arbeitspendler pro Jahr 63 Stunden im Stau.

Siemens liefert Fahrzeuge Sound Transit (ST) heisst das Verkehrsunter- nehmen, das in dieser Agglomeration tätig ist und zumindest einen Teil der Verkehrsprobleme löst beziehungsweise lösen soll. Täglich werden Tausende von Pendlern mit Zügen, Bussen und Light Rail transportiert. Besonders erfolgreich Moderne Stadtbahnen erobern Seattle: radebeispiel dieser schleichende Revolution. erweist sich das Tram-Zug-System „Light Rail“, Massiver Ausbau bis 2040. Eine boomende Stadt: Hier befindet sich der mit dem erst 2009 begonnen wurde. Mittler- Bilder: Gerhard Lob Firmensitz von Amazon mit 50 000 Beschäftig- weile zählt man auf dem Light Rail 77 000 Pas- ten; genauso viele Personen sind am Hauptsitz sagiere pro Werktag (Stand: Juli 2017) – mit Zü- von Microsoft tätig. 42 000 neue Arbeitsstellen gen und Bussen zusammen beträgt das tägliche Passagieraufkommen 163 000 Passagiere. Und die Ausbaupläne für ein „High-Capacity Transit Stadler baut in den USA System“ sind gewaltig. Neue Linien, neue Hal- testellen, neues Rollmaterial: Im Jahr 2040 wird GL Vom Boom im Personennahverkehr in den USA will auch der Schweizer Schie- täglich mit bis zu 690 000 Passagieren gerech- nenfahrzeughersteller Stadler profitieren. Ganze 50 Millionen Dollar investiert net. Die Bevölkerung hat – in Schweizer Manier Stadler in Salt Lake City (Utah) in ein eigenes Werk. Der Spatenstich erfolgte am – darüber abgestimmt. Ein grosser Teil der Fi- 13. Oktober 2017. Ausschlaggebend für die Investition war eine im August 2016 nanzierung funktioniert über die so genannte eingegangene Bestellung von Caltrain (Kalifornien) über mindestens 16 Triebzüge „Sales-Tax“, ein Aufschlag auf jedes verkaufte für den Einsatz im Silicon Valley, wo Facebook und Google zu Hause sind. Die Stre- Produkt. Der Bundesstaat Washinghton kennt cke wird elektrifiziert. „Das ist für uns ein Vorzeigeprojekt“, sagt Martin Ritter, CEO keine Einkommenssteuer. von Stadler USA. Und er macht keinen Hehl daraus, dass er Folgeaufträge erwartet. Dieses massive Ausbauprogramm bringt ei- Stadler muss in den USA produzieren, wenn es an Aufträge kommen will, bei nen hohen Bedarf an Rollmaterial mit sich. Gut denen Bundesgelder fliessen. Der so genannte „Buy America Act“ schreibt genaue im Geschäft ist Siemens: Sound Transit hat im Prozentzahlen der Wertschöpfung fest, die in den USA generiert werden müssen. Mai 2017 bei Siemens weitere 30 Stadtbahnen Stadler hat sich zuerst in ein Servicewerk der Utah Transit Authority eingemietet, vom Typ S70 (Light Rail Vehicle) bestellt. Sie sind um Flirt-Züge für TEXRail zu bauen. Die Platzverhältnisse sind dort sehr bescheiden. für den Betrieb im Regionalnetz des Grossraums Das neue Werk liegt in unmittelbarer Nähe zum Flughafen von Salt Lake City und Seattle und der Region Central Puget Sound im nahe an einer Autobahn. US-Bundesstaat Washington vorgesehen. Da- mit wurde eine Option eines im Jahr 2016 un- terzeichneten Vertrages eingelöst. Damals or- derte Sound Transit 122 Züge vom Typ S70. Mit der neuerlichen Bestellung wächst die Anzahl der Siemens-Fahrzeuge für die Region Seattle auf insgesamt 152. Gebaut werden die Bahnen im Siemens-Werk in Sacramento, Kalifornien.

Internet: www.soundtransit.org

Grosse Erwartungen: Martin Ritter, CEO Stadler USA.

Fokus USA 4/2017 InfoForum 21 Pro Bahn

Kundenlenkung Gönnermitglieder gross geschrieben?

Kaspar P. Woker Was bei der Westbahn in Ös- terreich fast zu gross geraten ist, bleibt beim schweizerischen Design zu klein. Kundennut- zen versus Ästhetik: Beide Anschriften für Fahr- räder wurden anlässlich von Probefahrten in der Schweiz entdeckt: an den Bombardier-Dop- pelstockzügen für die SBB und an den Stadler- Doppelstock-KISS für die Westbahn. Wir überlassen es den Betrachtern dieser Fo- tos zu entscheiden, welche Anschrift auf den beiden Fernverkehrszügen sie nützlicher oder schöner finden. Pro Bahn als Vertretung der Kundinnen und Kunden im öV spricht sich für klare von weitem sichtbare Anschriften aus. Es ist nachzutragen, dass einige dieser SBB-Züge mit etwas grösseren Velosymbolen auf den schmalen Türfenstern unterwegs sind. Auf ei- nem Perron voll wartender Fahrgäste mit Kin- derwagen, Velos etc. sind auch diese kaum von weitem zu entdecken. Liebe SBB, bitte Kunden- lenkung aufbessern!

Minimale und maximale Kennzeichnung: Schweiz (oben) und Österreich. Bilder: Kaspar P. Woker

MV 2018 mit Applaus für Bieler Besuch im Bahnlabor „Fernbus“-Linie via in Deisswil Autobahn

Am Samstag, 10. März 2018 findet die Mitglie- Kaspar P. Woker Was Flixbus kann, das können derversammlung von Pro Bahn Sektion Espace wir auch, sagten sich die Bieler Verkehrsbetrie- Mittelland, statt. Der Morgen beginnt im Res- be und setzen flix und fix mit der Eröffnung der taurant Linde in Stettlen mit dem statutarischen Südumfahrung der A5 in Biel einen regionalen Teil. Nach dem Mittagessen statten wir dem „Fernbus“ in Betrieb. Linie 12, Brügg-Bahnhof Bahnlabor DESM im Bernapark in Deisswil einen – Bözingerfeld direkt. Zehn Minuten dauert die Besuch ab. Der Verein „Dynamisches Eisenbahn Fahrt, sechs davon auf der Autobahn. Bahnhof System Modell“ betreibt in der ehemaligen und Zentrum von Biel werden sprichwörtlich Kartonfabrik den einzigen Lok-Vollsimulator zu links liegen gelassen. Forschungszwecken in der Schweiz. Gäste und Perfekt der Anschluss von und zur S3 in Mitglieder anderer Sektionen sind willkommen. Brügg und damit ideal für Pendler aus dem Raum Bern-Lyss zu den Arbeitsplätzen im Bö- Gemeinden Programm: 10.30 Uhr MV zingerfeld. Pro Bahn Espace-Mittelland kann BL: Läufelfingen 12.15 Uhr Mittagessen den Bieler Verkehrsbetrieben nur applaudieren TG: Frauenfeld 13.45 Uhr Transfer nach Deisswil für dieses wirklich kundenfreundliche Ange- UR: Erstfeld 14.30 Uhr Vorführung bot. ZH: Dietikon, Dietlikon, Loksimulator Wir wünschen dem Bieler „Fernbus“ einen Dübendorf, Elgg, Meilen, ebenso rasanten Passagierzuwachs wie den Rafz, Richterswil, Schlieren, Wir freuen uns auf zahlreiche Teilnehmer. grünen Flixbussen und freuen uns über diese Schwerzenbach, Thalwil, Vorstand, Pro Bahn Sektion Espace Mittelland Initiative. Uetikon, Wädenswil

22 InfoForum 4/2017 Pro Bahn Petition in Nidwalden chancenlos Begehren für Fahrplan-Verbesserungen scheitert im Landrat.

Rod Über 350 Personen haben diesen Sommer Die deutlich besseren Fahrgastfrequenzen der nicht. Aufgrund der guten finanziellen Aus- die Petition „Bessere Zugverbindungen von und letzten Jahre und eine Effizienzsteigerung ha- gangslage lancierten sie die Petition, um die nach Nidwalden“ unterschrieben, welche von ben Mehrerträge für die Zentralbahn ergeben, besseren öV-Verbindungen von und nach Nid- Pro Bahn Sektion Zentralschweiz, VCS Ob- und was wiederum zu geringeren Abgeltungen für walden per Fahrplan 2019 umzusetzen. Die Pe- Nidwalden und weiteren Partnern lanciert wur- den Kanton Nidwalden führte. tition sowie ein Antrag der Grünen Nidwalden, de. Die Petitionäre forderten den Nidwaldner Statt die Anschlusslücken zu schliessen und den beantragten Kredit um 150 000 Franken zu Regierungsrat auf, zwischen Nidwalden und die Mehrerträge in einen gezielten Angebots- erhöhen, scheiterten jedoch Ende August 2017 Luzern drei zusätzliche Zugverbindungen zu ausbau zu investieren, beantragte der Regie- im Landrat. bestellen. Seit dem Fahrplan 2014 müssen Nid- rungsrat beim Parlament jedoch eine Senkung Pro Bahn bedauert diesen Entscheid ausser- waldner Pendler in Richtung Basel, Bern, Zürich des öV-Rahmenkredits 2018/2019 um 1,4 Mil- ordentlich und wird sich auch in Zukunft für wie auch Spätheimkehrende lange Wartezeiten lionen auf 14,4 Millionen Franken. Diese Stoss- verbesserte Anschlüsse von und nach Nidwal- von fast 30 Minuten in Luzern in Kauf nehmen. richtung akzeptierten die öV-Organisationen den einsetzen.

Sind Pendler mobil oder immobil?

Im InfoForum 3/2017 berichteten wir über die der sollte sich vielleicht Gedanken machen nous aurions tous la possibilité de franchir la These des Soziologen Vincent Kaufmann, wo- darüber, was denn „mobil“ heisst. Zudem: Wa- Sarine ou le Gothard pour aller à la rencontre nach Pendler eigentlich immobile Wesen sei- rum für andere sprechen? Ich kann nur meine de nos concitoyens suisses alémaniques et en. Denn Pendler scheuten in Wahrheit einen Sichtweise vertreten. Also fragt doch mal alle suisses italiens à la faveur d’un spectacle, d’un Wohnortwechsel oder einen Berufswechsel. Pendler, wie sie sich fühlen.“ concert ou d’une conférence. Et le pendulaire, „Gependelt wird gerade, weil man keinen ech- condamné à suivre son entreprise, pourrait ten Wechsel, keine Mobilität will“, so Kauf- conserver ses racines, sa terre et toute son Professor Daniel Mange aus Lausanne mann. Auf die Aufforderung, diese These zu organisation familiale. schreibt: diskutieren, gingen zwei Beiträge ein, die wir Les pendulaires ne se déplacent pas pour hier publizieren. „Si l’on suit le professeur Vincent Kaufmann, le plaisir d’avaler des kilomètres, mais par qui veut clairement brider la mobilité en nécessité de combiner une vie familiale Suisse, les 220 employés de Shire – l’entreprise sédentaire avec les contraintes d’un employeur Marisa Cervini aus Oberengstringen condamnée à quitter Nyon pour Zoug – sont nomade. Les infrastructures de transport schreibt: invités à brader leur résidence, à rompre leurs sont notamment là pour permettre cette „Das eine hat doch nichts mit dem anderen attaches familiales et associatives, à arracher adéquation et, en fin de compte, pour zu tun!? Das eine ist mein Weg zur Arbeit. leurs enfants de leurs écoles et clubs sportifs, participer à la production de richesse du pays.“ Wechsle ich meinen Wohnort, verändert sich pour tout recommencer sur les bords du lac vieles, aber vermutlich bleibt mir ein Arbeits- de Zoug. « La découverte de l’altérité », selon weg. Also mobil heisst doch sich bewegen!? Vincent Kaufmann, compense largement ces Und das kann man in der Schweiz überall, menus détails d’intendance. On peut imaginer denn sogar, wenn man still steht, bewegt man le scénario inverse. Avec un réseau ferroviaire sich immer noch bei jedem Atemzug. Wer also à grande vitesse – où Lausanne serait à une das Gefühl hat, nicht mobil sein zu können, heure de Zurich et à deux heures de Lugano –,

Kontakte

ZENTRALVORSTAND NORDWESTSCHWEIZ TICINO ASTUTI ZÜRICH Karin Blättler, Präsidentin Willi Rehmann, Präsident Fabio Canevascini, Presidente Yves Matscher, Co-Präsident Hirschmattstr. 54, 6003 Luzern Pro Bahn NWCH, 4000 Basel Via Gen. Guisan 20, 6828 Balerna Pappelnstrasse 16, 8620 Wetzikon T 041 210 28 72 T 061 421 31 80 T 079 248 5014 M 079 711 68 18 [email protected] [email protected] [email protected] [email protected]

ESPACE MITTELLAND OSTSCHWEIZ ZENTRALSCHWEIZ Michael Strasser, Co-Präsident Aldo Hänni, Präsident Bruno Eberle, Präsident Karin Blättler, Präsidentin Tannenbergstrasse 56 Böcklinstrasse 13, 3006 Bern Heiligkreuzstrasse 32, 9008 St. Gallen Hirschmattstr. 54, 6003 Luzern 8625 Gossau / ZH T 031 352 83 46 T T 071 245 36 46 T 041 210 28 72 T 043 277 82 76, M 079 583 72 10 [email protected] [email protected] [email protected] [email protected]

Pro Bahn 4/2017 InfoForum 23 Gemeinsam sind wir stark: Pro Bahn Schweiz, die Interessenvertretung der Kundinnen und Kunden des öffentlichen Verkehrs.

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