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Die Grünen Der letzte Kampf vor dem Wahljahr der alten Garde

Hubert Kleinert

Wohl noch nie in der Geschichte der Bun - Vorjahr inzwischen wieder in der Norma - desrepublik Deutschland herrschte ein lität einer Mittelpartei von zehn bis fünf - Jahr vor der nächsten Bundestagswahl so zehn Prozent angekommen, haben sie viel Ungewissheit über den möglichen derzeit nicht weniger als fünf Regierungs - Ausgang. Während nicht nur in der in - beteiligungen in den Ländern aufzuwei - haltlichen Kernfrage dieser Zeit, der sen, darunter sogar einen veri tablen Zukunft des Euro und der Finanzkrise, Ministerpräsidenten. Drei Jahre nachdem ein mehr oder weniger überparteilicher mit dem Ausgang der Bundestagswahl Grundkonsens die Konturen der partei - 2009 Rot-Grün schon das politische Toten - politischen Wettbewerber in den Augen glöcklein geläutet worden war, hat sich des Wählervolks verschwimmen lässt das Bündnis von SPD und Grünen über und der Begriff der „politischen Al- die Schwäche von Schwarz-Gelb und die ternativlosigkeit“ manchen Stimmbürger Wahlergebnisse in den Ländern wieder ratlos macht, scheint unsicher, ob der zur realistischen machtpolitischen Op - nächste aus drei, vier, fünf tion gemausert. Nach dem Scheitern der oder gar sechs Parteien zusammengesetzt schwarz-grünen Experimente in Ham - sein wird. Während die Öffentlichkeit burg wie im Saarland scheint der kurze noch nie so viel Mühe hatte, klare Profile Flirt mit der Union für die Grünen in- zumindest der politischen Hauptkonkur - zwischen schon wieder beendet. Jeden - renten zu unterscheiden, hat sich das Par - falls beeilen sich die Führungsleute der teiensystem gleichzeitig immer mehr zer - Partei seit einiger Zeit, immer wieder zu splittert. So gut wie sicher ist nur, dass versichern, ihr Ziel sei die „rückstands - Union und FDP ohne realistische Chance freie Entsorgung dieser Bundesregie - auf ein neues Bündnis in den Wahlkampf rung“ – kein sehr gelungenes Sprachbild ziehen müssen. Welche Alternativen aber übrigens für die Anhänger eines einiger - zur immer möglichen Großen Koalition maßen kultivierten politischen Stils. rechnerisch wie politisch nächsten Herbst Dabei können derlei schroffe grüne in Betracht kommen, ist völlig offen. Gut Bündnisabsagen kaum darüber hinweg - möglich, dass am Ende das wahlpoliti - täuschen, dass sich die Partei an der sche Schicksal der Piraten darüber ent - Schwelle des Wahljahres in einem objek - scheiden wird – wenn denn FDP und Lin - tiven strategischen Dilemma befindet. ken die Rückkehr in den Bundestag ge - Sosehr die Rückkehr zur alternativlosen lingt, was der Verfasser für wahrschein - Orientierung auf Rot-Grün zur Befrie - lich hält. dung der innerparteilichen Diskussion Entsprechend viel kann abhängen von beitragen und Risiken bei der Wählerzu - der inzwischen wieder eindeutig dritten stimmung vermeiden mag, so riskant ist Kraft des Parteienspektrums, den Grünen. sie im Blick auf eine mögliche Mehr - Nach einem grandiosen Höhenflug im heits bildung im Herbst 2013. Schließlich

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Der letzte Kampf der alten Garde

muss als hochwahrscheinlich angesehen eine Frau fallen muss, sind die Altvor- werden, dass die Union mit der im Wäh - deren an den Partei- und Fraktionsspit - lervolk beliebten erneut zen Renate Künast, Claudia Roth und stärkste Partei wird, gegen die eine Mehr - Jürgen Trittin sowie die evangelische heit nur schwer zu erreichen sein wird. Kirchenrepräsentantin und Bundestags - Alle grünen Attacken gegen die Versäum - vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt. nisse der amtierenden Regierung bei der Was von den Grünen neuerdings als ba - , alle Kritik der europa- sisdemokratischer Meilenstein einer neuen begeisterten Grünen am too little, too late Partizipationskultur dargestellt wird, ist des Merkel ´schen Krisenmanagements in in Wahrheit eher aus der Not geboren. Brüssel können am Ende die machtpoli- Während ziemlich sicher scheint, dass das tische Tatsache nicht verdecken, dass je - grüne Wahlergebnis allenfalls unerheb - denfalls für den Fall des Einzugs der Pira - lich von der Frage beeinflusst werden ten in den Bundestag eine eigene Mehrheit dürfte, wie viele Wahlplakate das Konter - für Rot-Grün sehr unwahrscheinlich ist. fei von Trittin, Roth, Künast oder Gö - Hier droht den Grünen Ungemach: Ma - ring-Eckardt zeigen, wie viele Wahlspots, chen sie jede Option für eine schwarz- Großveranstaltungen und Fernsehrun - grüne Allianz zu, müssen sie nach der den diesen oder diese ins Blickfeld bringen Wahl womöglich ohnmächtig mit anse - werden, hatte sich die Partei im Dickicht hen, wie sich der Wunschpartner SPD in ihrer eigenen Quoten- und Strömungspro - Richtung Große Koalition davonmacht. porzregeln tüchtig verheddert. Nachdem Oder sie riskieren Glaubwürdigkeitspro - Renate Künast durch ihre gefühlte Wahl - bleme, die sich zu Zerreißproben aus - niederlage in Berlin deutlich geschwächt wachsen können. Versuchen sie aber, die worden war, hatte es im Frühjahr für eine Tür wenigstens ein kleines Stück weit of - Weile so ausgesehen, als wäre nun Jürgen fen zu halten, ris kieren sie schwierige in - Trittin in die Rolle des mehr oder weni - nerparteiliche Diskussionen und Kom - ger unbestrittenen Spitzengrünen in der munikationsprobleme mit einem Teil ih - Öffentlichkeit gerückt und damit eine rer Anhängerschaft. Man darf gespannt Art Nachfolger von in sein, wie die Partei mit diesem Dilemma der Rolle eines einzigen (männlichen) umgeht. Spitzenkandidaten. Da dies aber ange - sichts des grünen Frauenstatuts nicht Überraschende Personaldebatten sein durfte, brachte sich Claudia Roth als Einstweilen freilich haben die Grünen an - weibliche Spitzenkandidatin in Position. dere Probleme. Angesichts ihrer Rolle als Dies aber musste das mühsam austarierte dritter Kraft ohne Chance auf den Kanzler Strömungsgefüge der Partei verletzen: und ihrer Geschichte, in der sie jede Per - Schließlich entstammen beide der inner - sonalisierung lange ablehnten und sich parteilichen Linken. Da aber die Realos mit exponierten Köpfen nicht selten in der geschwächten Künast auch keine schwertaten, eher überraschend, sind sie rechte Alternative sahen, kam es zu ei - in den letzten Monaten vor allem mit Per - nem monatelangen Hin und Her, an des - sonaldebatten über die Spitzenkandida - sen Ende schließlich Künast und die aus tur auffällig geworden. Inzwischen ist so - Baden-Württemberg favorisierte Göring- gar eine Urabstimmung der Parteibasis Eckardt ins Rennen gingen. Hieraus in der zu dieser Frage beschlossene Sache. Bis eigenen Öffentlichkeitsarbeit eine basis - November soll das Ergebnis feststehen. demokratische Pioniertat zu machen ist Ernsthafte Aspiranten auf die beiden Po - sehr gewagt, wenn nicht ver messen. In sitionen, von denen mindestens eine an Wahrheit geht die Partei mit ihrer Urab -

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Hubert Kleinert

stimmung etliche Risiken ein: Warum soll Auch Katrin Göring-Eckardt gehört dem man eigentlich Parteivorstände künftig Bundestag bereits seit 1998 an. noch auf Parteitagen wählen? Ist über - Eine derartige personelle Kontinuität haupt sicher, dass eine Mehrzahl der Par - kann – von Gysi, Schäuble und Lafon - teimitglieder die Frage der Spitzenkandi - taine einmal abgesehen – jedenfalls keiner daten wirklich so stark bewegt? Und was der parteipolitischen Konkurrenten der bedeutet der Ausgang für die künftige Ko - Grünen vorweisen. Als Jürgen Trittin operationsfähigkeit an der Spitze? Verliert erstmals Minister wurde (1990 in Nieder - Renate Künast, was wahrscheinlich ist, sachsen), gab es die DDR noch. Und Hel - droht ihr dann der innerparteiliche Ab - mut Kohl hatte die zweite Hälfte seiner sturz? sechzehn Jahre noch vor sich. So ge - Es ist jedenfalls eine erstaunliche Ent - sehen, ist die Veteranendichte bei den wicklung, dass ausgerechnet die Grünen 1980 so jugendlich gestarteten Grünen offenbar keine wichtigeren Fragen haben überraschend hoch. Natürlich lässt sich als ebendiese. Freilich scheint die Öffent - das erklären: Nachdem in den Anfangs - lichkeit dies nicht weiter übel zu nehm - jahren das Führungspersonal in allzu en. Nachdem lange in der veröffent lich - rascher Folge gewechselt hatte, haben ten Meinung ein kritischer Grundton do - später Aspekte der Kontinuität und Er - minierte, ist über den Urabstimmungs- fahrung eine größere Rolle gespielt. Und beschluss des Kleinen Parteitags eher da seit den 1990er-Jahren große Misser - wohlwollend berichtet worden. Dass die folge bei Wahlen auf Bundesebene aus - Wähler das auch so sehen, kann freilich blieben (auch den Machtverlust 2005 ha - be zweifelt werden. Denn es ist kaum zu ben die Grünen einiger maßen glimpf - erkennen, welche großen Unterschiede lich überstanden), haben sich die Argu - sich mit der Wahl der einzelnen Personen mente für einschneidende Personalwech - verbinden. sel kaum von selbst aufgedrängt. Hinzu Immerhin hat die Partei auch noch ei - kommt, dass echte Ambitionen auf die ne zweite Urabstimmung zu inhalt lichen bundespolitischen Spitzenämter durch Fragen geplant: Im Frühjahr 2013 soll die eine nachrückende Generation bis heute Parteibasis aus dreißig von einem Partei - ausgeblieben sind. Ihre Vertreter drängt tag vorgeschlagenen Punkten die zehn es eher in die Führungsrollen auf Landes - Schwerpunktthemen für den Bundes - ebene. tagswahlkampf auswählen. Es steht zu So ist durchaus erklärbar, warum ge - erwarten, dass dieser Vorgang einige öf - rade bei den Grünen so viel Altvordere an fentliche Beachtung finden wird. der Spitze stehen und auch für diese Ur - abstimmung kein Kandidat einer jünge - Hohe Veteranendichte ren Generation seinen Hut in den Ring Da alle vier Kandidaten und Kandidatin - geworfen hat. Erstaunlich bleibt es gleich - nen schon seit seit mehr als zwei Jahr - wohl. Und man wird es ebenfalls kaum zehnten (Trittin sogar schon seit 1985) als Indiz für große Debattierfreude und grüne Spitzenämter innehaben, musste politische Innovationskraft sehen kön - die Personaldebatte auch die Frage nach nen. dem Generationswechsel provozieren. Freilich ist auch bei den Grünen nichts Trittin und Künast waren schon Minister für die Ewigkeit gemacht. Und so wird im Kabinett Schröder, und Claudia Roth, schließlich die Zeit der Veteranen zu seit 2001 mit einer eher kurzen Unter- Ende gehen. Wer immer gewinnen wird – brechung Parteivorsitzende, wurde 1989 er und sie kämpfen um ihre zweite erstmals ins Europaparlament gewählt. Chance. Gelingt der Partei der Wiederein -

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Der letzte Kampf der alten Garde

zug in eine Bundesregierung, werden die - ten Konfliktlinien – die Grünen als Aus - jenigen noch einmal ganz vorn stehen, die stiegspartei, die Union als Protagonist der jetzt obsiegen. Ein Comeback für Jürgen Atomlobby – wird nicht wiederkehren. Trittin, diesmal als Außen- oder gar Fi - Und jeder weiß, dass sich auch ein rot-grü - nanzminister? Möglich ist es, aber wahr - nes Kabinett nicht leichttäte mit Stromtras - scheinlich wohl nicht. Sollte freilich den sen, Genehmigungsverfahren und dem Grünen und damit auch ihren Altvorde - Anstieg der Strompreise. Insoweit ist die ren der Einzug in eine neue Regierung Energiewende ein grünes Pflichtthema; ob nicht gelingen, dann wird nach 2013 si - es große zusätzliche Mobilisierungswir - cher auch der Generationswechsel in den kungen haben kann, ist eher fraglich. Dazu Spitzenämtern anstehen. Sollte dann nie - sind viele Probleme auch zu kleinteilig. mand zur Verfügung stehen, der sich das Auch die grünen Positionierungen zu zutraut und wirklich infrage kommt – die Europa sind ehrenwert und, soweit ich Grünen hätten ein echtes Problem. Inso - sehen kann, intellektuell redlich. Die Par- weit ist der Wahlkampf 2013 auch der tei versucht, sich als die eigentliche Euro - letzte Kampf der alten Garde. papartei darzustellen, die („Mehr Mut zu Um das eigene Ergebnis muss die Partei Europa“) sich allen Tendenzen zur Rück - dabei weniger fürchten als um ihre strate - kehr des Nationalismus entgegenstellt gische Machtoption. Natürlich kann nie - und konsequent auch eine europäische mand vorhersagen, ob die Partei eher bei Wirtschafts- und Finanzpolitik einfordert. zehn oder bei fünfzehn Prozent einkom - Nur wer diesen Weg, der auch die umstrit - men wird. Darüber entscheiden viele Fak - tenen Eurobonds mit einschließen müsse, toren, die nicht exakt zu kalkulieren sind: gehe, könne die Eurokrise wirklich lösen. so das weitere Schicksal der Piratenpartei, An diesen Stellen machen die Grünen we - aber auch Profil, Kandidat und Macht - niger Konzessionen an europaskeptische chance der SPD. Stimmungslagen in der Gesellschaft als Union oder auch die SPD. Dass diese mit Wenig brisante Inhalte einer Kritik Merkel‘scher Halbherzigkeit Die inhaltliche Ausrichtung der Partei und „Hasenfüßigkeit“ verbundene Posi - wird wohl vor allem ökologische und tionierung aber zu einer relevanten Eigen - energiepolitische Fragen nach vorne rü - profilbildung beitragen kann, kann man cken. Nach dem Positionswechsel der bezweifeln. Bislang hat die Mehrheit der Union in der Atomenergie verwenden die Deutschen das Agieren von Angela Merkel Grünen jetzt viel Energie auf den Nach - in Europa jedenfalls goutiert. Und am weis einer praktischen Ausstiegsblockade Ende wird von den Grünen wenig mehr durch Schwarz-Gelb. Die notwendigen wahrgenommen als deren in staatsmänni - Beschlüsse zum Umbau der Energiewirt - schem Duktus vorgetragene grundsätzli - schaft würden sabotiert, der Solarwirt - che Zustimmung zu den Rettungs- und schaft Knüppel zwischen die Beine gewor - Stabili sierungsmaßnahmen. fen, der Ausbau der Windenergie verzö - Die grünen Finanzpolitiker sind seit gere sich. „Wir können Energiewende bes - Längerem schon auf allen Ebenen der Par - ser“ – so werden sich die Grünen im Wahl - tei um den Nachweis von Solidität und jahr empfehlen. Das mag alles nicht falsch Seriosität bemüht. Da ist wenig geblieben sein. Doch so viele kritische Ansatzpunkte von jener grünen Frühzeit, in der alle mög - die Energiewende im Einzelnen auch bie - lichen sozialpolitischen und sonstigen ten mag, es erscheint doch fraglich, ob die Wunschzettel die politischen Forderungs - Partei daraus wirklich viel Honig wird zie - kataloge bestimmten. Allein die in der hen können. Die Übersichtlichkeit der al - Beschlusslage der Partei seit Jahren ent-

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Hubert Kleinert

haltene Forderung nach Anhebung der Fehler, würde sie darauf verzichten, das Hartz-IV-Sätze auf 420 Euro würde aller - Ansehen ihres populären Ministerpräsi - dings den Staatshaushalt enormen Mehr - denten Kretschmann im Wahljahr auch belastungen aussetzen. bundesweit gebührend herauszustellen. Wer sich die Mühe macht, sich durch Wie allen Oppositionsparteien werden die Grünen-Anträge und Beschlüsse der freilich auch den Grünen Person und Wahl - letzten Jahre einigermaßen durchzu - kampf der Kanzlerin zu schaffen machen. kämpfen, wird dennoch den Eindruck ge - Die Fähigkeit Angela Merkels, sich mit ho - winnen, dass die Partei inhaltlich eher her Flexibilität und ihrem eigenen politi - besser auf eine neuerliche Regie rungs - schen Stil der harten politischen Polari - rolle vorbereitet wäre als 1998. Überbor - sierung nahezu entziehen zu können, wird dender Radikalismus ist nicht zu befürch - wohl auch 2013 ein wichtiger Wahlkampf - ten. Auch die Parteibasis hat aus den ers - faktor werden. Die polarisierende Attacke ten rot-grünen Jahren gelernt; dass sie auf die Kanzlerin zündet allenfalls im sich mit der Regierungsrolle noch einmal Kernbereich der Anhängerschaft, darüber so schwertun würde wie bis 2001, er - hinaus eher nicht. Schwarz-Gelb soll weg, scheint unwahrscheinlich. Hier bieten die gewiss. Aber auch Angela Merkel? Grünen wenig Angriffsflächen. Begehen die Grünen keine schweren Fehler, werden sie am Wahlabend ein Nicht ganz so etabliert gu tes Ergebnis einfahren und ihr Resultat Ob sie allerdings über ihre relativ sichere von 2009 übertreffen können. Auch ohne Kernwählerschaft, die inzwischen ober - ein ganz großes Mobilisierungsthema, das halb der zehn Prozent liegt, hinauskom - eher unwahrscheinlich ist. Sie werden men können, wird davon nur wenig be - nicht zur Volkspartei werden und auch einflusst werden. Ein großes inhaltliches nicht jene zwanzig Prozent erreichen, die Mobilisierungsthema, das Chancen böte, ihnen zwischenzeitlich prognostiziert wor - in ganz neue Wählerschichten einzudrin - den waren. Wie sich der Stimmenaus - gen, ist derzeit nicht in Sicht. Mit dem tausch mit der SPD gestalten wird, ist Aufkommen der Piraten ist auch die derzeit noch offen. Dabei erscheint keiner Chance perdu, von Überdruss an den der drei diskutierten Kandidaten prädes - Altparteien und grassierenden Wellen tiniert, den Grünen viele Stimmen abzuja - der Politikverdrossenheit zu profitieren. gen. Frau Kraft würde ihnen wohl ge - Sicher mag der eine oder andere Pro- fährlicher werden können. testwähler, der zwischenzeitlich den Pi - Ob die Grünen elf, dreizehn oder gar raten zugeneigt war, zurückzugewinnen fünfzehn Prozent erreichen können, darauf sein. Aber daraus kann die Partei keine wird es am Ende weniger ankommen – Stra tegie machen. Und der jugendliche auch für ihre eigene künftige Rolle. Viel Charme des unkonventionellen „An - wichtiger wird ihre stra tegische Flexibilität ders-Seins“ der frühen Jahre lässt sich sein, wenn eintreten sollte, was nicht eben nicht einfach revitalisieren. Was noch unwahrscheinlich ist: dass es für Rot-Grün bleibt, ist die Ausstrahlung der am we - nicht reicht. Ob die Partei dann offen ge - nigsten etablierten unter den etablierten nug ist, auch andere Optionen anzusteu - Parteien. ern, ob sie solche Optionen nicht schon im Noch offen ist auch, wie weit die Vorfeld ausschließt, ob es also Alternati - Partei mit ihrem seit den Wahlen eher noch ven zur Großen Koalition geben kann, gewachsenen Ansehen in Baden-Würt - das wird darüber entscheiden, welche temberg im Wahlkampf Politik machen Chancen die alten Schlachtrösser haben, kann und will. Sie beginge einen schweren ihren letzten Kampf zum Erfolg zu führen.

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