grimselweltDAS MAGAZIN 2017

Adi Zurbuchen im Pikettdienst Grimsel solo

Industrietourismus Wie die KWO zum Tourismus kam

Regierungsrat Christoph Ammann Perspektiven für die Bergregion 2 grimselwelt grimselwelt 3

n der Debatte um die Energiestrategie 2050 wird heftig darum gefeilscht, wie Isich unsere Gesellschaft zu jedem Zeit- punkt sicher und kostengünstig versorgen lässt. Die Wasserkraft sieht sich dabei in einer Rolle, mit der sie noch vor ein paar Jahren nicht gerechnet hätte. Paradoxerweise ist die Bran- che wegen der tiefen Energie- preise unter Druck geraten. Ausgerechnet die Wasserkraft, das Rückgrat und der Stolz der Schweizer Energiewirt- schaft! Im rauen Wind muss sie sich neu erfinden, denn das bisherige Geschäftsmo- dell der Kraftwerke funktio- niert nicht mehr. Die KWO ist bereit, ihren Beitrag zu leisten. Die Wasserkraft ist in der Lage, Schwankun- gen in der Netzstabilität auszugleichen. Auf erneuerbare Energien zu setzen und sie in unser System einzuspeisen, ist sinn- voll. Damit stellen sich jedoch erhöhte An- forderungen an die Netzstabilität. Das System der KWO gehört mit 10 Kraftwer- ken und 8 Speicherseen zu den komplexes- ten Anlagen im Alpenbogen und leistet mit den Speichern und der kurzfristigen Abrufbarkeit von Leistung und Energie einen wichtigen Beitrag zur künftigen Willkommen in der Grimselwelt Netzstabilisierung. Diese Dienstleistun- gen werden jedoch zurzeit vom Markt nicht vergütet. Fokus Seite 4–7 Im Gespräch Seite 18–19 Für die KWO ist es nicht das erste Mal, Gewässerökologie im Gebiet der KWO Christoph Ammann, Regierungsrat dass sie sich nach einer Krise neu definiert. Der Beitrag über die touristischen Angebo- Wasserkraftwerke in der Schweiz sind verpflichtet, strenge Ge- Im Februar 2016 ist der Meiringer Christoph Ammann in den te zeigt, wie das Unternehmen nach dem wässerschutzauflagen einzuhalten. Die KWO hat sich auf diesem Regierungsrat des Kantons Bern gewählt worden. Zur KWO gescheiterten Projekt Grimsel West die Gebiet stark engagiert, forscht seit Jahren und hat sich in Sachen hatte der heutige Volkswirtschaftsdirektor immer schon eine in- Weichen neu stellte und einen Kulturwan- Gewässerökologie einen guten Ruf erarbeitet. tensive Beziehung. Er wandelte sich vom jugendlichen Grimsel- del herbeiführte, von dem die Firma noch West-Kritiker zum überzeugten Befürworter der Wasserkraft im heute profitiert. Wir sind deshalb zuver- . sichtlich, auch die neuen Herausforderun- Impressum Herausgeber KWO Kommunikation, Innertkirchen gen zu meistern. An unserem touristischen Gestaltung und Realisation Laufwerk, Bern Engagement halten wir nicht aus Nostalgie Tourismus Seite 20–23 Projektleitung Thomas Huber fest, sondern weil Transparenz und Offen- Zum Engagement der KWO Bilder David Birri, Daniel Bürki, KWO heit zum Erfolg führen. Texte Annette Marti Praktisch aus purer Not begann die KWO in den späten 1990er Druck Stämpfli AG, Bern Was mir sonst noch so im Kopf herum Jahren, sich mit dem Tourismus zu befassen. Das Unternehmen Auflage 25’000 Exemplare geistert, lesen Sie auf der letzten Seite – wo- hatte damals ein massives Imageproblem. Der ehemalige Mitar- bei ich hoffe, dass Sie mir wegen meiner beiter Ernst Baumberger schaut auf ein Stück spannende Unter- sprunghaften Gedanken keine Vorwürfe nehmensgeschichte zurück. machen. Als innovatives Unternehmen in einer Region, die schon immer stolz auf ihre eigenständigen Lösungen war, sehe Unterwegs in den Dörfern Seite 8–9 Grimselgeschichten Seite 24–25 ich es als unsere Aufgabe, auch in Sachen Die guten Seelen der Dorfläden Was sich in den Dörfern tut Die Grimselwelt ist ein Engagement der Arbeitsorganisation und Mobilität neue KWO, AG Ideen zu fördern. Für die kleinen Ortschaften innert dem Kirchet sind die Dorflä- Trotz Wasserkraft und Tourismus sind die kleinen Dörfer wie den ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt des gesellschaftlichen Gadmen und stets bemüht, neue Ideen für die Zu- Lebens. Man besorgt sich nicht nur die wichtigsten Dinge für den kunft auszuarbeiten. Mit kleinen Schritten ist viel zu erreichen, Alltag, sondern trifft sich auf einen Schwatz, weit über die sonst zeigen die Projekte für eine vielfältige Entwicklung der Region. Mechaniker Adi Zurbuchen alleine auf der Spitallamm-Staumauer am Grimselsee. üblichen Öffnungszeiten hinaus. Der Pikettdienst kann ihn irgendwo hinführen. Daniel Fischlin CEO KWO Perspektiven by Fischlin Seite 26–27 Titelgeschichte Seite 10–13 Persönlich Seite 14–15 Aus dem Notizbuch des Direktors Pikettdienst an der Grimsel Haslerinnen und Hasler in aller Welt Womit beschäftigt sich der CEO der KWO über die täglichen He-

Steigt mitten in der Nacht eine Maschine aus, ist der Pikettdienst Was bewegt diejenigen Personen, die im Oberhasli aufgewachsen rausforderungen der Energiebranche hinaus? Daniel Fischlin gibt Mix gefordert. Die Kraftwerksmitarbeiter leisten regelmässig Dienst, sind und jetzt irgendwo auf der Welt leben? Was vermissen sie am Einblick in seine Überlegungen. Wie könnte man die Fahrzeug- Produktgruppe aus vorbildlicher Waldwirtschaft und über Nacht, an Wochenenden und Feiertagen. Ein Rundgang mit meisten an ihrer Heimat? Ursula Schläppi, Christian Schild, Reto flotte des Unternehmens besser nutzen? Welche neuen Arbeitsfor- anderen kontrollierten Herkünften Cert no. SQS-COC-023903, www.fsc.org SQS-COC-100061 Adi Zurbuchen, Mechaniker im Kraftwerk Grimsel. von Weissenfluh und Stefan Regez erzählen. men sind denkbar? Neue Ansätze sind gefragt. © 1996 Forest Stewardship Council 4 grimselwelt · fokus grimselwelt · fokus 5

Die Grimselwelt -

In Sachen Gewässerschutz ist die KWO eine Vorzeigeunter- ie Seeforellen bewegen sich in ihrem men, zu den Gewässern Sorge zu tragen Leben über grosse Strecken, wan- und damit auch die Verhältnisse für die nehmung. Seit Jahren wird erforscht, wie sich die Was- Ddern wie die Lachse, um ihren Fische zu verbessern – dies im Verständnis, serkraft wirtschaftlich nutzen lässt, ohne die Folgen für Laich abzulegen. Manches an ihrem Ver- dass eine nachhaltige Energieproduktion halten ist für die Menschen schwer erklär- den ökologischen Grundsätzen nicht gänz- die Ökologie ausser Acht zu lassen. bar: Etwa, wie sie sich orientieren und ih- lich entgegen laufen muss. In erster Linie ren Geburtsort mit verblüffender Sicher- brauchen die Fische für ihr Überleben Was- heit immer wieder finden. Irgendwie können ser in den Bachläufen. So banal es tönt – die Jungfische die Besonderheiten dieses wirtschaftlich gesehen ist die Einsicht kei- Ortes abspeichern. Aber wie machen sie ne Kleinigkeit, denn je mehr Wasser die das? Über den Geruch? Wohl kaum via Kraftwerke zurück in den Bach leiten, des- GPS. Die Nutzung der Wasserkraft im to grösser sind ihre Produktionseinbussen. Oberhasli hatte für die Fische über lange Die Wasserkraftwerke sind per Gesetz dazu Jahre negative Folgen. In den letzten Jah- verpflichtet, eine Mindestmenge an soge- ren hat die KWO viele Schritte unternom- nanntem Restwasser in den Bächen fliessen 6 grimselwelt · fokus grimselwelt · fokus 7

zu lassen. Um die Höhe dieser erforderli- gesetzt, einem Abschnitt zwischen dem Beruhigungsbecken in In- chen Mindestmengen wurde denn auch nertkirchen und der Aareschlucht. Das durch die Wassernutzung hart gefeilscht. Die KWO hat die ver- verursachte Problem ist hier der schwankende Pegelstand des Flus- schärften Vorgaben des Gewässerschutz- ses. Weder zu wenig noch zu viel Wasser in kurzer Zeit ist für die gesetzes als erstes grosses Wasserkraft- Fische gut. Mit dem Beruhigungsbecken bekommen die Forellen werk in der Schweiz zeitgerecht umgesetzt. in der Hasliaare wieder eine ausreichende Reaktionszeit, um sich Ja, sie experimentiert gar seit Jahren im auf verändernde Wasserstände einstellen zu können. Am besten Spannungsfeld zwischen Wirtschaftlich- wäre ein natürlich ausufernder Bachlauf, der an den Rändern keit und Ökologie. seichtere Tümpel und Unterschlüpfe bietet. In der auch landwirt- schaftlich stark genutzten Landschaft ist ein ursprünglicher Fluss- Hans Zybach und Steffen Schweizer lauf jedoch unrealistisch. Deshalb versucht man, die Massnah- waten in Gummistiefeln und dichten Fi- men innerhalb des bestehenden Gerinnes umzusetzen. So finden scherhosen der in Innertkirchen ent- sich Nischen an den Ufern, künstlich angebrachte Steinblöcke, lang, ziehen hier und dort einen Stein aus Äste und fest verankerte Stämme, die den Jungfischen als Unter- dem Wasser, drehen ihn in den Händen, schlupf dienen. «Die Kleinen müssen sich verstecken können», er- um zu sehen, welche Tierchen sich darun- klärt Schweizer, «damit sie bei viel Wasser nicht weggeschwemmt ter verstecken, deuten auf Nischen und werden und auch vor den grossen Fischen sicher sind.» In der Mit- Felsbrocken am Rande des Bachlaufs. te sorgen im Flussbett liegende Steine für Strukturen und Lebens- Nach der Entwicklungszeit Hans Zybach ist Präsident des Fischerei- räume, die sich unterhalb des an der Oberfläche schnell dahin schlüpfen die Brütlinge und vereins Oberhasli, Steffen Schweizer Ex- fliessenden Wassers befinden. So können die Fische bei stark stei- leben die ersten Wochen in perte für Gewässerfragen bei der KWO. gendem Pegel tief unten oder in Nischen am Rand Zuflucht finden. der kiesigen Bachsohle, bis Noch vor wenigen Jahren wäre es undenk- «Eine Autobahn ist das schlimmste für die Fische», betonen Zybach sie ihren Dottersack aufge- bar gewesen, dass ein passionierter Fischer und Schweizer. Sie meinen damit einen Flusslauf mit links und braucht haben. und ein Mitarbeiter der KWO in Minne rechts schnurgeraden Böschungen. «Die Fische brauchen Dynamik, den Bach abschreiten und sich in vielen Steine, Kies und seichte Stellen.» Wichtig ist auch die Beschaffen- Die Seeforellen aus dem Punkten sogar einig sind. Die Fronten wa- heit der Ufer. Wo das Vorland zwischen Bachlauf und Damm nicht Brienzersee legen ihre Eier in Als Jungfische leben die ren verhärtet. «An meine erste Sitzung in bewirtschaftet wird, ist die Artenvielfalt auf der Wiese grösser den Bächen im Oberhasli ab. Seeforellen in den Bächen, Bern kann ich mich gut erinnern», sagt Zy- und damit auch das Nahrungsangebot für die Fische. Sie bevorzugen schnell flies- bis sie im Alter von ungefähr sendes, nicht zu tiefes Wasser, zwei Jahren wieder in den und kiesigen Grund. Brienzersee absteigen.

LEBENS- ZYKLUS SEEFORELLE

Auf der «Musterstrecke» zwischen der Aareschlucht und Innertkirchen, sind Ein Gewinn auch für die Fischer: bereits viele Massnahmen zu Gunsten der Fische umgesetzt worden. Fliegenfischen im Gadmerwasser.

bach, «es war oft von der ’bösen Wasser- Nicht nur auf der «Musterstrecke», auch an anderen Orten im kraft’ die Rede.» Gemeinsam mit einigen weit verzweigten Gewässersystem des Grimsel- und Sustengebie- anderen Mitstreitern versuchte Zybach, tes hat die KWO Massnahmen umgesetzt, um die Situation der Nach Erreichen der Ge- Im See wachsen die Tiere das Verhältnis zu verbessern. Bei der KWO Fische zu verbessern. Jeder Nebenbach, der nicht gefasst wird, er- schlechtsreife steigen die schnell heran, denn sie Seeforellen wieder in die ernähren sich nicht mehr hatte man schon 2005 begonnen, eine ei- höht den Anteil an Klarwasser und damit auch die Artenvielfalt. Bäche auf, an den Ort ihrer hauptsächlich von Insekten gene Abteilung Ökologie aufzubauen und In den kleinen Zuflüssen finden die Forellen gute Laichplätze. Geburt. In ihrer ehemaligen und anderen wirbellosen in allen umweltrelevanten Themen hielt im Beim Ausgleichsbecken Fuhren im Gadmental wartet gar ein Kinderstube legen sie nun Tieren wie in den Bächen, Unternehmen eine neue Kultur des Dialogs ziemliches Abenteuer auf die wandernden Fische: Die KWO nahm selber ihre Eier und der sondern von kleinen Fischen. Einzug . «Es hat sich sehr viel getan», sagt vor wenigen Jahren einen Fischlift in Betrieb, mit dessen Hilfe die Zyklus beginnt von neuem. auch Steffen Schweizer. «Beim bernisch- Fische die Steilstufe überwinden können. Da der Wasserspiegel kantonalen Fischereiverband gab es eben- im Ausgleichsbecken stark schwankt, musste man eine andere Lö- falls Veränderungen, die den Prozess posi- sung finden als die herkömmliche Fischtreppe. Beim Fischlift fol- tiv beeinflusst haben.» Zybach bringt seine gen die Forellen der Strömung und bewegen sich durch mehrere Sicht auf den Punkt: «Schweizer war der Becken zum Liftturm. Dort schwimmen sie in einen Reusenkorb, erste der studierten Experten, der auch der sich automatisch schliesst. Im «Lift» werden sie fünf Meter nach der Meinung und den Erfahrungen hochgezogen, um dann über eine Rutsche ins Ausgleichsbecken der Fischer gefragt hat. Endlich wurden gespült zu werden. «Wir staunen alle, wie rege der Fischlift be- wir ernst genommen.» nutzt wird», sagt Schweizer. Die Lebensräume der Forellen sind jetzt wieder verbunden. Ein Puzzlestein mehr, um ein Stück jener Ziehen am gleichen Strick: Hans Zybach (links), Die bisherigen Erkenntnisse in Hinsicht Natur zurückzugewinnen, die einst den Lauf der Dinge bestimmt Präsident des Fischereivereins Oberhasli, und auf die Gewässerökologie hat die KWO hat. «Wenn man die Basis legt, kommen die Fische sofort», beob- Steffen Schweizer von der KWO. auf einer sogenannten Musterstrecke um- achtet Zybach. «Der Lebensraum muss intakt sein.» 8 grimselwelt · unterwegs grimselwelt · unterwegs 9

24/7 – was für amerikanische Supermärkte gilt, ist für die drei Dorfläden von Gadmen, Guttannen und Innertkirchen eine Selbstverständlichkeit. Um in den kleinen Dörfern über die Runden zu kommen, haben die Läden praktisch immer offen oder ganz sicher dann, wenn es die Kunden wünschen.

as macht ein Dorf aus? Eine Ansammlung Häuser? Eine gemeinsame Geschichte? Eine Schule? Eine Beiz? In ab- Wgelegenen Orten wie Gadmen oder Guttannen spielt sich ein wichtiger Teil des gesellschaftlichen Lebens in den Dorf- läden ab. Wenn an einem Winterabend in der Nebensaison die Dunkelheit über Gadmen hereinbricht, der Pass und die Gaststätten im Winterschlaf verharren, breitet sich vor einem Haus warmes Licht auf der Strasse aus. Im Dorfladen von Branka Reimann können die Einheimischen nicht nur ihre Einkäufe erledigen, hier will man einkehren, einen Kaffee an der Wärme trinken und ein paar Worte tauschen. «Ich habe immer offen», sagt Branka Reimann in einer Selbstverständlichkeit, die dem Besucher erst mal die Sprache verschlägt. Öffnungszeiten, Arbeitstage, Wochenstunden – all diese Begriffe aus der modernen Arbeitswelt passen nicht in Reimanns Dorfladen. «Wenn ich einen Tag frei habe, weshalb soll ich überhaupt aufstehen, frage ich mich? Ich liebe meinen Job, ich weiss gar nicht, was ich ohne den Laden machen würde.» Die Am Puls des Dorflebens gebürtige Montenegrinerin führt den Dorfladen seit 40 Jahren. In dieser Zeit hat sie sich ein treues Kundennetz aufgebaut, Poststelle und Café ins Lokal integriert. «Hier ist alles unter einem Dach», sagt sie, «so funktioniert mein kleines Geschäft.»

Einfach ist es nicht, mit dem Verkauf von Lebensmitteln wirtschaftlich über die Runden zu kommen. Sowohl Gadmen als auch Guttannen schrumpfen stetig in ihrer Einwohnerzahl. Die treuen älteren Kun- den, die gerne vor Ort einkaufen, sterben weg. Die jüngeren Einwohnerinnen und Einwohner, die auswärts arbeiten, kaufen oft auch an ihrem Arbeitsort ein. Trotz der lebhaften Sommermonate, wenn viel Verkehr über die Pässe rollt Die enormen Schwankungen je nach Saison betreffen auch den und Touristen in der Region weilen, sind alle drei Dorfläden in- Volg in Innertkirchen. Zwar ist der Kreis der Kundschaft dort et- nert dem Kirchet auf die einheimische Kundschaft angewiesen. In was grösser und der Laden bietet an seinem Standort im neuen Guttannen erledigen Regula und Emin Zogu die Herkulesarbeit, Dorfzentrum Grimseltor ein breites Sortiment. Trotzdem erfor- ohne fette Umsätze bestmöglichen Service für die Kunden zu bie- dert auch dieser Betrieb ein grosses Engagement. Die zwei Schwes- ten. Auch hier richten sich die Öffnungszeiten nach Bedarf. «An tern Jacquelien Ott und Nancy Banholzer führen den Laden. Sie einem schönen Sommerabend, wenn der Ausflugsverkehr nicht stammen aus Holland und wohnen seit langem in der Region. abflaut oder Leute vor unserem Laden sitzen, schliessen wir nicht «Wir wollten immer etwas zusammen anpacken», sagt Ott, «dies um 18.30 Uhr», sagt Regula Zogu. Es gibt im Dorfladen Guttan- hier machen wir enorm gerne.» Die Dankbarkeit der Kundinnen nen zwar Öffnungszeiten, aber Zogu bezeichnet sie als «offizielle» und Kunden entschädigt die zwei Geschäftsführerinnen für vieles. Variante. In Tat und Wahrheit wird man auch dort praktisch rund «Es ist schön, wenn sich die Leute im Laden treffen», finden beide. um die Uhr bedient. In den Sommermonaten sammeln sich da Ohne die Einheimischen, die vor Ort einkaufen, gäbe es keinen schon mal Präsenzzeiten von 80 bis 90 Stunden pro Woche an, Laden in Innertkirchen. Denn «nur» mit den Touristen alleine Ferien gibt es nicht. «Man muss es wirklich gerne machen», ist kommt das Geschäft nicht über die Runden, unterstreichen sie. Sie sorgen dafür, dass die Dorfläden laufen: Zogus Fazit. Sie verschweigt nicht, dass es mit jedem Jahr ein biss- Und dann wäre das Dorf sehr viel ruhiger und sie beide um viele (vlnr.) Jacquelien Ott, Nancy Banholzer chen enger wird, doch noch überwiegt die Freude. «So lange es Geschichten ärmer. Oder wie es Branka Reimann sagt: «Ich kom- (Innertkirchen), Regula und Emin Zogu irgendwie geht, werden wir den Laden betreiben», sagt sie. «Das me zwar nicht weg, aber die Leute reisen zu mir. Sie kommen aus (Guttannen), Branka Reimann (Gadmen) ist für das Dorf einfach wichtig.» aller Welt und bringen ihre Geschichten mit.» 10 grimselwelt · vogelfrei grimselwelt · nachtwache 11

A lleine in der nächtlichen Grimselwelt

Abends, wenn die allermeisten Gäste und Kraftwerksmitar- beiter wieder im Tal sind, bleibt einer oben – zum Beispiel Adi Zurbuchen, der im Kraftwerk Grimsel 2 regelmässig Pikett- dienst leistet.

«Keiner weiss warum, aber es ist so: Man- chaniker leistet Zurbuchen regelmässig Pi- In manchen Fällen reicht es, den Vorfall che von uns erwischen immer die Nächte, kettdienst. Welche Probleme zu lösen sind, vor Ort zu quittieren, dann kann der Be- in denen viel los ist», sagt Adi Zurbuchen. weiss er nicht, bis er auf den Computern trieb weitergehen. Hin und wieder müssen «Ich bin so einer.» Dass oben etwas los ist, im Kraftwerk die Meldungen kontrolliert. die Pikettmitarbeiter aber auch selber davon kann er ausgehen, wenn Zurbuchen Zurbuchen deutet mit dem Finger auf eine Hand anlegen. Nicht nur die Maschinen nachts per Telefon von der Zentrale der Liste am Bildschirm. Jede Bewegung der kommen zwischendurch ins Stottern. Auch KWO zum Einsatz aufgeboten wird, ins vier mächtigen Francis-Maschinen im in einer der weit verzweigten Aussenanla- Auto steigt und die Grimselpassstrasse Kraftwerk Grimsel 2 wird hier registriert. gen kann eine Störung auftreten, zum Bei- hoch fährt. Unterhalb der Staumauer des «Mein Kollege war letzte Nacht um 3.04 spiel in einer Apparatekammer der Stau- Räterichbodensees passiert er das mächti- Uhr da. Ein Kugelschieber hat sich beim mauern oder an einer Lüftung in einem ge Portal und folgt dem unterirdischen Herauffahren der Maschine nicht zeitge- Stollen. Dann heisst es, ausrücken und das Gang zum Kraftwerk Grimsel 2. Als Me- recht geöffnet», liest er vom Protokoll ab. Problem vor Ort beheben. 12 grimselwelt · nachtwache grimselwelt · nachtwache 13

«Besser keine Klappe öffnen, die unter Wasser steht.»

Die Pikettdienste dau- Treppen und durch enge Gänge zu errei- samen, unterirdischen Besuchen Sie Adi Zurbuchen’s Kraftwerkswelt ern jeweils eine Wo- chen. Einmal habe er sich in einer Stau- Welt nicht und doch Führung für Gruppen che. Nach der regulä- mauer verirrt, erinnert sich Zurbuchen. muss eine gewisse Si- ren Arbeit tagsüber Nach den vielen Jahren kennt er das Sys- cherheit gewährleistet bezieht derjenige Mit- tem bestens und weiss, wie sich die Stollen sein. Ein Tag unter Strom arbeiter, der Pikett- und Kammern zusammenfügen. Ruhig Fachkundige Führer begleiten Sie durch die faszinierende Unterwelt und dienst leistet, Quartier schreitet er den Wänden entlang, deutet Zurbuchen zieht die wissen auf fast jede Frage eine Antwort. So lässt sich die Stromgewin- in der Dienstwohnung mit der Hand auf die kleinen Sintersäulen, schwere Tür des Lifts nung hautnah erleben. beim Kraftwerk Han- die sich durch das stetig tropfende Wasser zu, drückt den obers- betriebsamen Hospiz deck. Dort wohnt bilden. Wie eine kleine Mondlandschaft ten Knopf am Schalt- liegt eine unantastba- Programm auch Adi Zurbuchen, breitet sich das Muster in den Gängen aus. brett. Mit einem Ruck re Ruhe. Dieser Job 11.00 – 13.00 Gelmerbahn retour wenn er an Wochenen- «Hier unten sieht es immer gleich aus», sagt setzt sich der Lift in Be- bietet alle möglichen 13.00 – 14.00 Mittagessen – Kraftwerksmenü in der Kantine Handeck den oder Feiertagen er. «Egal, ob am Tag oder in der Nacht.» wegung. Er bringt ei- Facetten. Die Pikett- 15.00 – 16.30 Kraftwerk Grimsel 2 und Kristallkluft im Einsatz steht. Im Im Winter ist es dunkel, wenn die Kraft- nem aus der Tiefe der einsätze reichen vom Sommer leistet er auch werksmitarbeiter zur Arbeit gehen und Staumauer 130 Meter Quittieren am Com- Personenzahl Gruppen ab 10 bis max. 24 Personen von zuhause aus Pi- auch, wenn sie die Stollen wieder verlassen. aufwärts, zurück an puter über technische Daten 3. Juni bis 21. Oktober 2017, Mo-Sa n der Kraftwerkshalle heulen und sur- kettdienst. Da er in Innertkirchen wohnt, Daran habe er sich schnell gewöhnt, sagt die Oberfläche. Für den Fall einer Rettung Besonderheiten bis hin zu medizinischen Dauer 5h 30 (Tagesausflug) Preis pro Person CHF 89.- ren die Motoren. Mit Wucht schiesst ist er innerhalb von 30 Minuten im Kraft- Zurbuchen. Auch das Gefühl, weit unten, in diesem hohen Liftschacht ist das nötige Notfällen. «Einmal wurde ich zu einem Sprachen Deutsch (andere Sprachen auf Anfrage) Idas Wasser aus dem Oberaar- und dem werk. Im Winter, besonders bei unsiche- mitten im Fels zu arbeiten, finde er keines- Rettungsmaterial vor Ort im Lift, auch ein Mann mit Herzinfarkt gerufen, weil sonst Grimselsee auf die Turbinen und Pumpen. ren Wetterverhältnissen, zieht er es vor, in wegs bedrohlich. Lediglich der grosse Hö- Not-Telefon ist vorhanden. Zurbuchen er- niemand da war», erinnert sich Zurbu- Interessiert an weiteren Führungsangeboten? Die leichte Vibration und das dumpfe der Dienstwohnung zu bleiben. «Anfangs henunterschied zwischen seinem Wohn- zählt von einem Einsatz in einer der Appa- chen. «Da kam ich an meine Grenzen, aber Die Grimselwelt hält für Sie ein abwechslungsreiches und spannendes Rauschen lassen die enorme Kraft erah- war ich ziemlich nervös während meinen und Arbeitsort habe ihm anfangs Mühe ratekammern, als eine Pumpe ausgefallen im Allgemeinen liebe ich diese Vielseitig- Angebot bereit – von kurzen Informationsführungen bis zu ganztägigen nen, die sich in diesen Rohren entfaltet. Diensten», erinnert sich Zurbuchen. bereitet. Abends sei er müde ins Bett gekro- war, die Sickerwasser abführt. Als er mor- keit.» Und so seltsam sein Arbeitsplatz im Erlebnistouren. Buchen Sie Ihre Führung direkt auf unserer Webseite Gut, wenn der Mensch hier Herr der Tech- «Nicht so sehr das technische Verständnis chen. So oder so – die Arbeit erfordert phy- gens um halb drei die Kammer erreichte, Innern der Berge auch erscheinen mag, www.grimselwelt.ch. nik ist. Wer in diesem komplexen Gefüge hat mich beunruhigt, unangenehm fand sische Fitness, im Winter ist es oft kalt und musste er bereits knietief durchs Wasser während Pikettdiensten, abends und an Hand anlegt, operiert so gut wie am offe- ich eher, nachts zum Beispiel die Seilbahn manchmal dauern die Märsche lang. Sind waten, um die Pumpe wieder instandzu- den Wochenenden bietet er etwas, das Zur- nen Herz. «Man muss wissen, was man alleine zu bedienen.» die Pikettmitarbeiter alleine im KWO-Ge- stellen. Wir treten hinaus auf den Vorplatz buchen besonders lieb geworden ist: «Wenn macht», sagt Zurbuchen. Und fügt lapidar biet unterwegs, melden sie sich alle 20 Mi- beim Grimsel Hospiz. Das letzte Licht die- ich jeweils kurz irgendwo draussen stehe, an: «Besser keine Klappe öffnen, die unter Die Tunnels, Kavernen und Stollen der nuten an einem der fix installierten Telefon- ses Winterabends schimmert am Horizont, auf einer Staumauer oder so, dann fühlt Wasser steht.» Der gelernte Polymechani- Kraftwerke Oberhasli AG sind weit ver- apparate bei der Zentralen Leitstelle und während die Bergspitzen immer dunkler sich das sehr speziell an», sagt er. «In der ker und Instandhaltungsfachmann arbei- zweigt. Manche Orte sind nur per Seil- sagen, wo sie sich gerade befinden und was werden. Die ersten Sterne sinken herab bis Nacht hat man diese wunderbare Bergwelt tet seit über zehn Jahren bei der KWO. bahn oder mit einem langen Marsch über sie tun. Handyempfang gibt es in der ein- fast auf den See. Über dem im Sommer so ganz für sich alleine.» 14 grimselwelt · persönlich grimselwelt · persönlich 15

Ursula Schläppi Zwischen Bergidylle und Armenviertel

«Ihre Kinder» sind die grössten Verlierer der Armut. Ursula Schläppi aus Guttannen lebt seit Jahren in Kolumbien. Sie ist Direk- torin der Stiftung Aluna in Cartagena, die sich um geistig oder körperlich behinderte Zuhause. Die Arbeit draussen in den Vierteln ist eine Besonder- Kinder kümmert. heit von Aluna. Man versucht, die Kinder vor Ort zu fördern und die Mütter zu unterstützen. In der Stadt mit ihren vielen Zuwan- In der Regel ist Ursula Schläppi im Bild, derern leben sehr viele Menschen in ärmsten Verhältnissen. «Armut wenn jemand aus dem Oberhasli in Süd- und Behinderung stehen im engen Zusammenhang», erklärt amerika reist. Ihre Wohnung in Cartagena, Schläppi. «Mangelernährung, schlechte hygienische Bedingungen Kolumbien, ist eine beliebte Station für und fehlender Zugang zu medizinischer Versorgung erhöhen das Weltenbummler aus der alten Heimat. Risiko.» Zwar seien die Menschen in Kolumbien offen und kin- Schläppi, die in Guttannen aufgewachsen derliebend, häufig würden aber behinderte Kinder aus Scham ver- ist, liebt es, Gäste zu haben. Nicht wenige steckt, denn oft dienen religiöse Erklärungen für Handicaps. Aluna von ihnen führte sie bereits ans Meer und in versucht, die Lebensqualität der betroffenen Familien zu verbessern. die Altstadt von Cartagena. Dort traf sie zufällig auch Altbundes- rat Moritz Leuenberger. Ob Top-Politiker oder Backpacker – «Wenn ich hier bin, habe ich keine Zeit für Heimweh», scherzt In den Armenviertel allen erzählt sie unaufdringlich, aber mit viel Engagement von der Ursula Schläppi, «ich bin die meiste Zeit am Arbeiten oder dann von Cartagena betreut Tätigkeit der Stiftung Aluna und von «ihren Kindern». Seit sieben am Schlafen.» Vermisst sie die Guttanner Bergwelt doch einmal, das Aluna-Team die Jahren ist Ursula Schläppi Direktorin von Aluna, einem heilpäda- macht sie einen Spaziergang oder betrachtet den Sonnenuntergang Kinder mit Handicap gogischen Zentrum in Cartagena mit 130 Mitarbeitenden. Die am Meer. Zweimal im Jahr reist sie in die Schweiz, um sich mit in ihrem Zuhause. Stiftung, die von einem schweizerischen und einem kolumbiani- Projektpartnern zu treffen, Familie und Freunde zu besuchen und schen Verein getragen wird, kümmert sich um Kinder mit geisti- im Winter auch, um zu trycheln. «Das ist der Preis, den man be- ger Behinderung. zahlt: Ich bin an zwei Orten zuhause und das eine Leben funkti- oniert nicht ohne das andere.» Ihre Hasler Wurzeln geben ihr im Im vergangenen Jahr hat das Aluna-Team über 900 Kinder Alltag aber Bodenhaftung. «Es hilft», sagt sie, «wenn einem nicht und Jugendliche betreut. Knapp 400 davon gehen im Zentrum in schon der kleinste Föhnwind umbläst». die Schule. Die anderen besucht die Organisation in ihrem eigenen www.grupocs.org · www.aluna.org.co

Auf der Bühne zuhause, die BergeChristian im Herzen Schild VonReto vonder Weissenfluh Alphütte in die Szenebar SDer te f a nBotschafter Re g e z in Zürich

Wenn es grau ist in Wien oder Berlin, Combo eine Bekanntheit erreicht, die sie Erst vor kurzem hat er In der Schweizer Illustrierten schim- Herkunft kein Thema.» Da ist es eher vermisst Christian Schild (im Bild 2. vr) manchmal selber kaum fassen können. Ein in der Nachbarstadt mert es manchmal durch: Der Chef hat wichtig, in welchem Stadtteil man wohnt die Sonne, die Sicht auf die Berge und die Video eines Flashmobs in einem Münchner Coral Gables einen neu- eine Affinität für Berge, für jene im Berner oder welches Auto man fährt. Doch auch Jodellieder, die er in Vaters Stall am Hasli- Kaufhaus schlug im Jahr 2013 durchs en Job angetreten als Oberland, genauer, für das Oberhasli. Ste- dies ist für Regez kein Hindernis: Tut er berg jeweils am Radio hörte. «Die Berge Dach, verbreitete sich viral und katapul- Küchenchef eines ange- fan Regez ist in Meiringen aufgewachsen, was «Falsches», provoziert er die Städter geben mir Energie, die ich einfach brau- tierte voXXclub unmittelbar an den Schla- sagten Grillrestaurants. begann seine journalistische Karriere als zwischendurch ganz gerne. Sei es nur, weil che», sagt er. Seit bald zehn Jahren lebt der gerhimmel. Unterdessen spielt die Band An Miami schätzt von Chefredaktor der Zeitung, bevor er übers Wochenende zwar auch in «die ausgebildete Musical-Darsteller in Wien, mit den ganz Grossen der Szene, unter an- Weissenfluh besonders er nach Zürich auswanderte. Seit mehre- Berge» fährt, aber nicht nach Davos. Rich- mit der Band voXXclub tourt er die meiste derem auf der kommenden Konzerttour die kulinarische Viel- ren Jahren leitet er die Redaktion der tig böse dürften ihm die Zürcher deswegen Zeit durch Österreich, Deutschland und mit Florian Silbereisen in 30 Städten und falt und er liebt das Schweizer Illustrierten, heute als Co-Chef- aber nicht sein. Denn er sagt genauso über- die Schweiz. Die 5 Männer haben in ihrer Hallen mit bis zu 10’000 Plätzen. Trotz der Meer. Manchmal ver- redaktor. Geschichten wie der Triumph zeugt: «Ich lebe gerne in Zürich, die Stadt unbekümmerten und frechen Volksmusik- vielen Auftritte und des Erfolgs – Christi- misse er seine Heimat des Schwingerkönigs Matthias Glarner bietet viel Lebensqualität.» an Schild fühlt sich nur an sehr, sagt er. Das Hasli sind ihm besonders lieb, wo- einem Ort richtig zuhause, Als Reto von Weissenfluh von Innert- sei einfach ein Paradies. Besonders fehle im bei er auch weniger bekann- nämlich am Hasliberg, wo kirchen aufbrach mit dem Ziel USA, ging die Familie, aber auch die vier Jahreszeiten, te Bergler gerne ins Heft er aufgewachsen ist. «Meine er davon aus, er werde vielleicht ein Jahr die Natur und die Berge. Für seinen gut bringt. Mit seinem Dialekt Herkunft ist mir wahnsin- weg sein. Nach Florida zog es den gelern- einjährigen Sohn würde er sich wünschen, geniesst er selber in Zürich nig wichtig. Die Natur, die ten Koch, weil er damals eine Freundin er könnte näher bei den Verwandten auf- einen kleinen «Exotenbo- Berge sind tief in mir drin.» hatte, deren Familie teilweise in den USA wachsen. «Es ist gut möglich, dass ich ir- nus». «Wer in Zürich Bünd- So kommt Schild auch regel- lebte. Doch das erste Jahr im Land der gros- gendwann zurückkehren werde», sagt er. nerdeutsch oder Bern- mässig zurück, um sich zu sen Träume war härter als angenommen. Vorerst geschieht dies aber vor allem für deutsch redet, darf mit ein erden. «Wer weiss», überlegt «Ich habe nicht halb soviel erreicht, wie ich die Jagd, wenn er mit seinem Vater und sei- paar extra Sympathien rech- er, «vielleicht zieht es mich wollte. Deshalb war ich nicht bereit zurück- nem Bruder unterwegs ist, und für Ferien nen», stellt er fest. Wobei Re- irgendwann ganz zurück?» zukehren», sagt von Weissenfluh. Unter- in der Alphütte. gez der Stadt ein Kränzchen http://www.voxxclub.de dessen lebt er bereits neun Jahre in Miami. www.tarponbendrawbarandgrill.com windet: «In Zürich ist die 16 grimselwelt · aussicht grimselwelt · perspektive 13

aniel Bürki lebt und arbeitet mitten in der Grimselwelt. Er kennt jede Ecke und Djeden Winkel dieser speziellen Land- schaft, die er je nach Wetter und Jahreszeit in stets neuem Licht sieht. An einem frühen Herbstmorgen hat Bürki diesen Blick von der Bäregg ins Unesco- Welterbe Schweizer Alpen Jung- frau-Aletsch festgehalten. Im Zentrum der mit Oberaarjoch, gepaart vom und Oberaarrothorn und dem Galmihorn. Als regel- mässiger Besucher ist Bürki be- sonders beeindruckt von den Spuren des Klimawandels, der vor rund 12’000 Jahren begon- nen hat und sich in dieser Landschaft regelrecht ablesen lässt. Der damalige Gletscher hat die rund geschliffenen Granitfelsen frei gegeben, während die zackigen Konturen des Oberaar- und Oberaarrothorns aus dem Eis ragten und deshalb eine andere Form tragen. Bürki ge- niesst das Verweilen und Beobachten an der Grimsel zu jeder Jahreszeit. Besonders lieb sind ihm Wetterkapriolen, wenn es etwa auf dem Grimselpass regnet und im Oberaargebiet dank Süd-Einfluss bereits wieder die Sonne scheint. In solchen Fällen hat der in Guttannen wohn- hafte KWO-Mitarbeiter stets seine Kamera da- bei. www.grimselfoto.ch 14 grimselwelt · im gespräch grimselwelt · im gespräch 19

mir eine grosse Mehrheit meiner ehemali- (NRP) die Rahmenbedingungen zu fördern, in denen sich die Un- gen Kritiker in diesem Punkt recht. ternehmung bewegt. So haben wir in letzter Zeit auch Projekte im Oberhasli unterstützt, beispielsweise das Grimseltor in Innert- Wie sehen Sie das Unternehmen heute? kirchen mit Tourismusbüro, Laden und Gemeindesaal oder das Es ist enorm, welche Projekte die KWO in Batteriekompetenz-Zentrum in Meiringen. den letzten Jahren realisiert hat. Dies brachte grosse Dynamik für diese Region Wie schätzen Sie die Wahrnehmung der KWO in Bern ein? im ländlichen Gebiet. Als zuständiger Re- Es ist klar festzustellen, dass die Wahrnehmung der KWO bis in gierungsrat für den Tourismus schätze ich die Städte und Agglomerationen reicht, das Vertrauen scheint mir Die Kraftwerke Oberhasli AG ist eine der grössten das touristische Engagement der KWO relativ hoch. Ich denke allgemein, es hat sich ein Verständnis ent- Arbeitgeberinnen im Oberhasli und geriet wegen der veränderten – die Grimselwelt mit ihren Angeboten ist wickelt, dass die Technik in der Landschaft ihren Platz hat. Ich Marktsituation in Bedrängnis. Wie grosse Sorgen bereitet Ihnen einzigartig. Was mich aber am meisten be- sehe es als Aufgabe der Politik zu zeigen, was ein Unternehmen dies als Volkswirtschaftsdirektor? eindruckt, ist die Art und Weise, wie das wie die KWO macht, und zwar in einer Region, die auf Diversifi- Natürlich nehme ich mit Stirnrunzeln zur Kenntnis, dass die Was- Unternehmen in den letzten 15 Jahren an zierung angewiesen ist und nicht nur vom Tropf des Tourismus serkraft heute nicht die Rolle spielt, die sie eigentlich spielen soll- der Reputation gearbeitet hat, wie es ganz abhängig sein kann. te. Mich befremdet, wie Deutschland die Energiewende durch- bewusst den Dialog suchte und Partner- drückt und eine Mogelpackung verkauft, indem auf Braunkohle schaften aufbaute. Das Engagement der Eine Bergregion wie das Oberhasli soll sich also nicht nur zurückgegriffen wird. Damit gerät die Wasserkraft unter Druck, KWO für die Region wurde wahrnehmba- touristisch entwickeln. Wie sonst? was natürlich schwierig ist. Es kann nicht sein, dass saubere Ener- rer. Ich schätze dieses Verständnis sehr, es Natürlich liegen viele Stärken beim Tourismus, vieles hängt direkt gie zurzeit nicht wettbewerbsfähig ist. Dennoch bin ich überzeugt, bringt zum Ausdruck: Wir leben alle in ei- oder indirekt mit dem Tourismus zusammen – und noch einmal, dass die Wasserkraft eine Zukunft hat. Die Wasserkraft wird bei ner Region und wir sind aufeinander ange- die KWO setzt die Bergwelt auf sehr gute Art in Szene, nämlich einer Energiewende, die diesen Namen verdient, eine entscheiden- wiesen. mit Blick auf die Nachhaltigkeit. Trotzdem, es wird für die Zu- de Rolle spielen. kunft entscheidend sein, sich breit aufzustellen. Als zweite Stärke Was meinen Sie damit? einer Region wie das Oberhasli sehe ich das handwerkliche Ge- Die Frage ist, wie lange diese Durststrecke dauern wird. In einer Region abseits der Zentren sind werbe. In einer Welt, die immer stärker digitalisiert wird, sind Richtig. Es besteht die Sorge, dass der wirtschaftliche Druck nicht die Abhängigkeiten gross. Ich bin über- Handwerker sehr gefragt. Es gibt im Oberhasli viele hervorragen- über Nacht verschwindet, und wir müssen uns im Klaren sein, zeugt davon, dass sich gerade im ländli- de Betriebe, die Unikate herstellen und Werkstoffe aus der Region verwenden. Solche Betriebe haben viel Potential. Daneben gibt es immer Nischen. Um nur ein Beispiel zu nennen: In Meiringen fin- Regierungsrat Christoph Ammann verfolgt den den sich viele junge Filmer und Fotografen, das ist auffällig. Sie Weg der KWO seit langem intensiv. Hatte er operieren national und international sehr erfolgreich und dies mit einst die Firma für ihr überdimensioniertes einer Basis in den Bergen. Projekt Grimsel West kritisiert, beeindruckt ihn heute die Art, wie das Unternehmen auftritt. DAVON KANN SICH DIE REGION INSPIRIEREN Interview: Annette Marti, Fotos: David Birri

chen Gebiet nicht die Frage stellen darf, ob man miteinander auskommt, sondern viel- mehr: Wie findet man gemeinsam die bes- te Lösung? Die KWO hat mit den touristi- schen Angeboten oder der Dialogbereit- LASSEN schaft gezeigt, dass sie in der Lage ist, die gewohnten Pfade zu verlassen und Neues dass die Entwicklung auch wesentlich von der Energiepolitik un- zu versuchen. Ein weiteres Beispiel ist serer Nachbarländer abhängt. Ich bin sehr froh, dass die KWO Grimsel Hydro – es scheint mir eine beste- eine Durchhaltestrategie gewählt hat. Zwar sind Arbeitsstellen chende Idee, dass eine Unternehmung, die eingespart worden, aber die Massnahmen wurden nicht mit dem Knowhow auf einem bestimmten Fachge- Zweihänder durchgesetzt, dies hat mich beeindruckt. Es wären biet besitzt, Aufträge in die Region holt, in nämlich auch rigorosere Massnahmen denkbar gewesen. diesem Fall Turbinen aus der ganzen Schweiz und dem benachbarten Ausland Sie selber haben eine wechselvolle Beziehung zur KWO – als zur Wartung und Reparatur. Von einer sol- Gymnasiast gehörten Sie zu jenen, die das Unternehmen für das chen Unternehmenskultur sollten wir uns Ausbauprojekt Grimsel West kritisierten. inspirieren lassen. Es ist wichtig, Synergien Das stimmt, ich habe zu diesem Thema damals meinen ersten Le- zu schaffen und nicht, Gräben aufzubre- Christoph Ammann ist in Meiringen serbrief geschrieben. Meine Sorge war – wie übrigens bei vielen chen. ZUR PERSON aufgewachsen, hat Germanistik und anderen, die sich gegen Grimsel West äusserten –, dass die KWO Latein studiert und war lange als Gymnasiallehrer am Gymnasium mit diesem gigantischen Projekt die Natur an der Grimsel zu stark Was können Sie als Volkswirtschaftsdirek- Interlaken tätig. Von 2011 bis 2016 stand er diesem als Rektor vor. beeinträchtigen würde. Ich war nicht gegen die Wasserkraft, aber tor tun, um die KWO zu unterstützen? Daneben durchlief Ammann eine steile politische Karriere, 1993 das Projekt schien mir zu viel des Guten. Die KWO ist selber von Die Energiepolitik gehört nicht in meine trat er der SP bei, wurde 30-jährig Gemeindepräsident von Mei- diesem Vorhaben abgekommen und präsentierte kurze Zeit später Direktion, eine direkte Unterstützung ist ringen (1999 bis 2006), danach befasste er sich zehn Jahre lang mit KWO plus ein Programm, das mich als Gesamtstrategie über- deshalb nicht möglich. Allerdings befasst als Grossrat intensiv mit der Kantonspolitik (2006 bis 2016). Am zeugte. Ich bin zu einem klaren Befürworter dieser Strategie ge- sich die Regierung mit Energiefragen und 28. Februar 2016 ist Christoph Ammann für die SP in den Regie- worden und hatte natürlich als Gemeindepräsident von Meiringen vertritt die Interessen auch gegenüber der rungsrat des Kantons Bern gewählt worden. Als Privatperson wie als Politiker ist Ammann stark mit dem Oberhasli verbunden. Er und später als Grossrat immer wieder damit zu tun. In meiner ei- nationalen Politik. So haben wir zum Bei- lebt mit seiner Familie nach wie vor in Meiringen, erholt sich beim genen Partei war ich übrigens lange ziemlich alleine mit dem spiel in der Regierung den Entscheid ge- Langlaufen in Gadmen oder beim Wandern an der Grimsel – dort Standpunkt, dass die Pumpspeicherung ein Schlüssel zur Energie- troffen, die Wasserzinsen zu senken. Als wo er schon als kleiner Bube mit seinem Vater auf Bergtouren wende ist, wenn mit sauberem Strom gepumpt wird. Die Pump- Volkswirtschaftsdirektor setze ich mich unterwegs war. speicherung wurde vor zehn Jahren noch verteufelt. Heute gibt dafür ein, mit der Neuen Regionalpolitik 20 grimselwelt · unterwegs grimselwelt · tourismus 21

Text: Annette Marti, Fotos: David Birri

Wieso eigentlich ist ein Wasserkraftunterneh- men wie die KWO touristisch tätig, anstatt sich ausschliesslich auf Turbinen und Strompreise zu konzentrieren? Eine Tour d’Horizon mit dem langjährigen Mitarbeiter Ernst Baumberger.

s war ein hartes Lehrstück für die KWO, als sie sich in den 1990er Jahren neu definieren musste. Die Krise war die Ge- Eburtsstunde einer besonderen Art von Tourismus, einem Indu- strietourismus, der über die Jahre zu einer eigentlichen Erfolgs- geschichte geworden ist. Mit «Grimsel West» hatte die KWO in den 1980er Jahren auf ein Projekt gesetzt, das auf heftigen Wider- stand stiess. In der Euphorie des technischen Fortschritts, der gol- denen Zeit der Stromproduktion, hatte die Unternehmung einen enormen Ausbau des Grimselsees geplant. Dabei übersah sie den gesellschaftlichen Wandel, der stattgefunden hatte. Natur und Schutz der Umwelt wogen in der öffentlichen Wahrnehmung plötzlich schwer, sie verdrängten den blinden Glauben an Fortschritt und Technik als einzig gangbaren Weg.

Ernst Baumberger 22 grimselwelt · tourismus grimselwelt · tourismus 23

erarbeiten musste, in der Natur und Technik nebeneinander ste- hen, in der Nachhaltigkeit ein Thema ist.» Es bestand kein genau Leiterrené Tourismus kohler ausgearbeitetes Konzept, wie das effektiv gehen sollte. Die dama- lige Geschäftsleitung hatte aber die Vision, über die Einbindung Seit Januar 2017 ist René Kohler als Leiter Tourismus im Amt. des Tourismus liesse sich die Lage verbessern. Der Meiringer arbeitet seit sieben Jahren bei der KWO, zuletzt war er Leiter der 15 Seilbahnen sowie der Meiringen-Innertkir- So machte sich die KWO auf den langen Weg, ihr Auftreten chen-Bahn. «Als die Firma im Zuge der Restrukturierung durch- neu zu erfinden und das Image zu verbessern. In dieser Si- leuchtet worden ist, haben wir uns intensiv mit der touristischen tuation war es naheliegend, einen Brückenbauer ins Zukunft auseinandergesetzt», erklärt Kohler. «Ich bin sehr froh, Boot zu holen. Ernst «Aschi» Baumberger war Tou- dass Verwaltungsrat und Geschäftsleitung nicht vom Tourismus rismusdirektor in Meiringen, als er mit dem Jobpro- fil der KWO konfrontiert wurde. Der kompro- ein Verständnis von einem Miteinander von Natur, Technik und missorientierte und lokal stark verankerte Geschichte, die nicht nur nach aussen kommuniziert wurde, son- Baumberger brachte für die Mission das ideale dern auch firmenintern einen Wandel mit sich brachte. Die Öff- Profil mit. Da er viel schlafendes, touristisches Potenti- nung verlangte den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einiges ab al sah, sagte Baumberger zu. «Wir arbeiteten Schritt für Schritt», – arbeiteten sie vorher in ihrem klar definierten Reich, tauchten an afterwork erzählt er, «keiner wusste, ob es funktionieren würde, ob über- eben demjenigen Arbeitsort plötzlich Besucher auf. Neue Themen haupt jemand in eine Region mit Stromleitungen in die Ferien fanden Eingang in den Alltag der KWO, nicht nur touristische am kommen wollte.» Als erstes begann die KWO, sich von ihrer Bun- Fragen, sondern beispielsweise auch ökologische Gedanken. So apero ker-Haltung zu verabschieden. Anstatt alles zu verriegeln, die wurde eine ganze Abteilung Ökologie geschaffen, die sich mit der Leute mit Zäunen und Verbotsschildern abzuwehren, bat man sie Frage befasste, wie sich die Produktion von Wasserkraft und ein gelmersee herein, bot erste Führungen im Kraftwerk an. nachhaltiger Umgang mit Ressourcen vereinen lassen. Heute zeigt Der Konflikt über Grimsel West führte Baumberger hält ein altes Schild hoch mit der sich, dass die Krise nach «Grimsel West» auch in dieser Hinsicht dazu, dass die Talschaft im Oberhasli zerstritten Wir richterlich festgehaltenen Drohung, es werde so- positive Spuren hinterlassen hat: Die Expertise der KWO-Ökolo- abrücken, denn ich sehe auf diesem Feld viele Chancen.» Es wird war. Viele Einheimische fürchteten, die Natur " fort verzeigt, wer das Gelände unbefugt betrete. gen ist schweizweit gefragt. auch die Abteilung Tourismus gefordert sein, effizienter zu arbei- würde durch das Vorhaben zu stark beeinträch- wollten ein Zum Anfang der neuen Ära wurden die Schil- ten. Dazu hat man beispielsweise die bisher getrennten Bereiche tigt. Es ging so weit, dass einzelne Gemeinden der abmontiert, Transparenz musste her. Die Bahnbetrieb, Verkauf, Besucherführungen und Hotels zusam- und touristische Organe sogar Einsprachen erho- Kraftwerk KWO schrieb sich auf die Fahne, das erste mengelegt. Kohler betont: «Die Angebote sind sehr gut aufge- ben. KWO-Verwaltungsrat und Geschäftslei- zum Anfassen Kraftwerk «zum Anfassen» zu werden. Man stellt, da ist es schon eine Herausforderung, das Niveau zu hal- tung sahen sich gezwungen, von Grimsel West wollte das Vetrauen wieder herstellen, die Ver- ten.» Konkret spricht er die Hotels an, die dank dem engagierten abzurücken und entwickelten die moderatere werden" bindung zwischen den Kunden in den städti- Management in den letzten Jahren gute Resultate erzielt haben. Ausbauvariante KWO plus, die in den letzten Jahren in vielen schen Gebieten und der Produktion in den Bergen. Konkrete «Wir haben super Teams», sagt Kohler, «ich bin überzeugt, dass wir Punkten umgesetzt worden ist. Ernst Baumberger, der ehemalige Angebote wurden geschaffen. einiges zusammenfassen und verbessern können und so auch Leiter der touristischen Abteilung sowie der Unternehmenskom- durch schwierigere Zeiten kommen.» Für ihn persönlich, der sich munikation, stiess in dieser Zeit zur KWO. «Als ich 1999 zur Fir- Die Idee, die Plattform des Tourismus sachte als PR-Spielplatz als ausgebildeter Mechaniker immer weiter vom rein technischen ma kam, wollte man einen Kulturwandel herbeiführen», erinnert zu nutzen, entwickelte eine eigene Dynamik. Auf Führungen Bereich entfernt, ist die Entwicklung positiv. Er liebt den Kontakt er sich. «Man hatte erkannt, dass die Stromproduktion zu erklären, ist eine naheliegende zu den Gästen und findet es spannend, über den professionellen sich die KWO eine Reputation Massnahme. Der überraschende Mix ent- Hintergrund hinweg im Team zusammenzuarbeiten. stand dort, wo sich die Touristen Teile der Kraftwerksanlagen einverleibten, die ei- gentlich in die Produktion gehören: Bah- nen, Stollen, Staumauern. Als erstes öffne- te die KWO die Werkbahn zum Gelmersee Leiterinursula Grimselhotels monhart für Touristen, dann kamen die Triftbahn und die Triftbrücke, die einen eigentlichen Hype Die klare Bergluft hilft beim Denken, das ist un- um Hängebrücken in der Schweiz auslöste, andere Ernst Baumberger, der unter- bestritten. Deshalb sind Seminare und Retraiten Bahnangebote folgten. Die friedliche Übernahme dessen die KWO verlassen hat, weil er nach all den Jahren eine im Hotel Handeck an der Grimsel beliebt. Neben durch Gäste reichte soweit, dass sogar Konzerte in neue Herausforderung im Ausland sucht, sieht es als Schlüssel zur dem Arbeiten bieten sich viele verschiedene Ak- Kraftwerken veranstaltet wurden. In der gleichen positiven Entwicklung, dass man stets einen Stein auf den ande- tivitäten in der fantastischen Bergwelt als Rah- Zeit brachte die KWO die Hotels auf Vordermann, ren gesetzt hatte und nur dann den nächsten Schritt machte, wenn menprogramm an, neu dabei eine Exklusivität: sie entwickelten sich zu eigentlichen Hotspots der sich der vordere als erfolgreich erwiesen hatte. «Wir stellten fest, Die Gelmerbahn bietet für Gruppen Abendfahr- Gastfreundschaft. Auch in diesen Gebäuden ist zu dass wir mit dem touristischen Engagement nicht nur gute PR- ten hinauf zum wohl schönsten Stausee der spüren, dass die Wurzeln anderswo liegen, dass sie Arbeit betreiben konnten und die Leute für die Thematik der Schweiz. Nach getaner Arbeit sind die spekta- über den touristischen Zweck hinaus eine eigene Ge- Kraftwerke sensibilisierten, sondern wir erreichten auch eine viel- kuläre Fahrt auf der einstigen Werkbahn und der schichte tragen: Säumer stiegen in diesen Herbergen seitige Verknüpfung zur Talschaft», bilanziert er. Die KWO schuf Blick über den See ein besonderer Genuss. Bei einst ab, später dienten sie den Arbeitern als Zuhause Jobs im Tourismus und eröffnete Potential für andere Anbieter, einem rustikalen Apero auf der Staumauer wird auf Zeit. Eine solche Atmosphäre erreicht ein «künstli- von Ferienwohnungsbesitzern bis zu Bauern mit lokalen Produk- Ab April 2017 hin erhalten die Grimselhotels der KWO eine neue es ein Leichtes sein, die Gedanken schweifen zu cher» Hotelbau nicht. Über die Jahre entwickelte sich ten. «Das war etwas vom schönsten meiner Arbeitsjahre bei der Leiterin: Ursula Monhart aus Schaffhausen. Monhart ist eidg. Re- lassen und neue Horizonte zu ergründen. KWO», sagt Baumberger, «zu sehen, wie die KWO nahbar und stauratrice mit breitem Hintergrund. Die 47-Jährige war an vielen sympathisch wurde, ohne direkt viel dafür zu unternehmen.» Die Stationen tätig, arbeitete unter anderem im Goms, in Paris und in «Afterwork Gelmerbahn Special» mit Übernach- Krise, so ist man sich im Nachhinein einig, war zwar schmerzhaft, Hamburg, absolvierte die Tourismusfachschule in Sierre, danach tung im Wohlfühlzimmer, reichhaltigem Früh- aber auch lehrreich. Die Talschaft hat das Unternehmen in die leitete sie ein Seminarhaus. Sie selber bezeichnet sich als Prakti- stücksbuffet, Erfrischungspausen, leichtem Busi- Schranken verwiesen zu einem Zeitpunkt, als es in Gigantismus kerin, die gerne anpackt. Für einige Jahre lebte sie gar auf einem nesslunch, 4-Gang-Geniessermenü am Abend, abzugleiten drohte. «Die Verbindung ist aus meiner Sicht sehr Bauernhof, arbeitete überall mit und baute einen Hofladen auf. Retourfahrt mit der Gelmerbahn, Aperitif am wichtig. Man muss abwägen, wie weit man gehen darf», um- Die letzten Jahre war sie als Leitung Verwaltung, Reception & Gelmersee, Raummiete, Seminarinfrastruktur schreibt Baumberger. «Partnerschaftlich bleiben und nicht domi- Administration eines Seniorenzentrums tätig und bildete sich zur und -technik, freie Benutzung Wellnessoase und nant. Das braucht eine gute Balance.» Dieses Gleichgewicht wird Wirtschaftsfachfrau weiter. Sie merkte aber, wie sehr ihr die Gas- Aussenpool. in den nächsten Jahren Herausforderungen standhalten müssen. tronomie, insbesondere die Hotellerie, fehlte. Den Schritt ins Ber- Die KWO hat sich dazu bekannt, trotz der schwierigen Marktbe- ner Oberland sieht sie persönlich als grosse Herausforderung, Preis pro Person im Doppelzimmer ab CHF 250.– dingungen an ihren touristischen Angeboten festzuhalten. Nebst über die sie sich sehr freut. «Obwohl ich die Grimsel zuvor nur allen anderen wirtschaftlichen Impulsen hat die KWO mit ihrem von gelegentlichen Passfahrten kannte, wusste ich sofort, als ich www.grimselwelt.ch touristischen Engagement dazu beigetragen, den Wert der Region anlässlich der Vorstellungsrunde vor dem Grimsel Hospiz stand: zu zeigen, ihn gut in Szene zu setzen. Dieses gesunde Selbstver- Das ist es!», sagt Monhart. Den Stil der Hotels sowie die Verbin- Buchen Sie Ihr Seminar unter trauen hilft in schwierigeren Zeiten, in denen in der Energiebranche dung von Technik und Tourismus findet sie einzigartig und möch- +41 33 982 36 14 ein rauer Wind weht. te diesen Spirit gastronomisch weiter pflegen. 24 grimselwelt · grimselgeschichten grimselwelt · abenteuer 25

Das Gadmental entwickelt sich Von Sternen, Mond und Hirschen: nach und nach zu einer Region, in der Natur, Sport und Erho- lung touristisch eine wichtige NACHTLEBEN IM GADMENTAL Rolle spielen. Viele kleine An- gebote wie der Biketrail Ober- mad tragen zur Vielfalt bei.

Dramatisch sieht die Gadmerfluh aus, die mächtige Fels- barriere hoch über Gadmen. Schon tagsüber lässt einem dieser Anblick vor Ehrfurcht zu einem kleinen Zwerg schmelzen. In der Nacht erst wirkt die Kulisse noch viel eindrücklicher, ganz besonders im Mondlicht. Dann treten je nach Blickwinkel ganz neue Formen hervor, die Felsen zaubern ein Spiel von Licht und Schatten ins Tal. Seit einiger Zeit bietet die Gemeinde Innert- kirchen im Winter geführte Mondscheinwanderungen an. Die Gruppen wandern mit einem einheimischen Führer durch das Eine Welt, in der Menschen wohnen, arbeiten stille Tal, geniessen die Ruhe und erfahren Besonderheiten aus oder Erholung suchen.» Konkret bedeutet Weitere Angebote Geschichte und Natur. Unterwegs gibt es eine Kaffeepause, dies, mit Angeboten Personen anzusprechen, für Zweirad-Freaks zum Abschluss ein Fondue im Hotel Alpenrose in Gadmen. die sich dem Bergsport verschrieben haben, Wandern lässt sich auch bei Neumond, dann präsentiert sich Für ausdauernde Mountainbikerinnen und die Natur und Abgeschiedenheit geniessen der Sternenhimmel in einer Intensität, die lange in Erinnerung Mountainbiker bietet sich eine Fahrt über und Energie tanken wollen. Um die Land- bleibt. Naturliebhaber und Ruhe-Suchende müssen auch im den Sustenpass an. Verschiedene Ab- schaft, Natur und Kultur in Wert zu setzen, Sommer nicht auf die nächtlichen Erlebnisse verzichten. Das schnitte können auf der historischen Sus- Rauf und runter, über Stock und Stein, sind nicht immer grosse Investitionen nötig. Berggasthaus Tälli lädt zu Vollmondwanderungen mit Abend- tenpassstrasse zurückgelegt werden – immer schön kitzelnd, aber nicht extrem. Oft genügt eine gute Idee und etwas Man- essen ein. Hoch über dem Tal klingt der Tag beim 3-Gang-Me- ein atemberaubendes Erlebnis ab vom Das ist der Biketrail Obermad, ein Rundkurs, power, um schlafendes Potential zu wecken. nu aus, ein Jäger erzählt aus der Welt der Tiere – in aller Regel Verkehr. Ab Herbst 2017 sollen weitere den die Gemeinde Innertkirchen im Jahr Der Biketrail Obermad ist ein solches Puz- lassen sich von der Terrasse aus mit dem Fernrohr Hirsche be- Trails ins Angebot aufgenommen werden. 2015 geschaffen hat. Die Strecke ist abwechs- zleteil, das in der Kombination mit anderen obachten. Nach dem Essen geht es in Begleitung eines Bergfüh- Die eine Tour führt von Gadmen über die lungsreich und gut drei Kilometer lang. Die kleinen Angeboten zu einer Vielfalt führt, Birchlauistrasse entlang hinauf zum Berg- rers abwärts zur Alp Raflue und zurück ins Dorf. Unter- vielen Hügel, Kurven und Mulden sind auch die touristisch interessant ist. «Wichtig ist», gasthaus Tälli. Die Abfahrt folgt einer wegs werden Geschichten und Sagen aus dem Gadmental serviert. für Kinder gut zu meistern und versprechen sagt Huber, «dass die neu geschaffenen Er- spritzigen Route, die in einem Abschnitt www.taelli.ch · www.gadmen-dolomiten.ch eine Menge Fahrspass. Der Start des Trails lebnismöglichkeiten in die gleiche Richtung noch ausgebaut wird. Eine längere Tour befindet sich beim Camping Obermad, der gehen und dass sie dem Ziel der Gemeinde, führt auf kleinen Wegen auf der einen Rundkurs ist gut ausgeschildert. Die Ge- nachhaltigen Tourismus zu fördern, dienen.» Talseite nach Nessental und auf der an- meinde Innertkirchen, zu der seit dem Jahr Radfahren, Mountainbiken, Wandern, Klet- deren Talseite wieder zurück nach Gad- 2014 auch Gadmen gehört, hat sich vorge- tern und Bergsteigen sind Themen für den men. Ein weiteres Highlight für Zweirad- nommen, das Tal mit «sanften» Tourismu- Sommer. Im Winter will sich Gadmen mit An- Freunde ist der Velospass am Sustenpass, sangeboten zu beleben. «Wir wollen keine geboten wie Langlaufloipen, Skitouren oder welcher am 20. Mai 2017 stattfindet. Welt schaffen, die man nur von aussen be- Schneeschuhtouren weiterentwickeln. Die Weitere Informationen: EIN DORF – EIN MARKT trachten kann», sagt Gemeinderat Thomas verschiedenen Massnahmen werden im Pro- www.gadmen-dolomiten.ch Der Markt in Guttannen ist ein besonderer Markt – drei Huber, «sondern eine erlebbare Welt zeigen. jekt «Nordic Zentrum Gadmen» koordiniert. Mal im Jahr präsentiert das Dorf, was zum Alltag in den Bergen gehört: kulinarische Besonderheiten und Handwerk. Am «Göt- tanner-Märt» stehen hausgemachte Produkte zum Verkauf. Neben Käse von den umliegenden Alpen sind das Konfitüren, Sirup, Tee und Likör, frisches Brot, Gebäck und Torten, ein- gemachte Früchte und vieles mehr. Die einheimischen Stand- betreiber bringen auch Kunsthandwerk und Handarbeiten mit, etwa Kreationen aus Steinen oder Kristallen, Gestricktes und Gesticktes oder Postkarten mit Sujets aus der Region. Zu einem Markttag gehört auch das gemütliche Beisammensein in der Caféteria. Bei einer Wurst oder einem «Chäsbrätel» tauscht man sich aus, frischt Erlebnisse auf oder knüpft neue Kontakte. Der «Göttanner-Märt» zeigt das vielfältige und abwechslungsrei- che Leben in den Bergen und hat bereits zahlreiche Stammgäs- te aus nah und fern. Der Markt findet bei jeder Witterung statt.

Jeweils samstags, 1.7, 5.8 und 2.9.2017, von 9 - 16 Uhr auf dem Dorfplatz beim Gemeindehaus Guttannen. 26 grimselwelt PERSPEKTIVEN Technologien? Lassen sich daraus auch daraus sich Technologien? Lassen Gästen zur Verfügung? Sharing ist das Ge- das ist Sharing Verfügung? zur Gästen Bedeutung ist. Wieso nutzt die Unterneh die nutzt Wieso ist. Bedeutung Fahrzeugflotte und das Thema Mobilität, Mobilität, Thema das und Fahrzeugflotte durchdachten letzte ins bis keine sind Es BY FISCHLIN Die gesamte Energiebranche ist in Auf in ist Energiebranche gesamte Die Und trotzdem darf man den Kopf den ver- nicht man darf Und trotzdem Hirngespinste. Da wären zum Beispiel die Beispiel zum wären Da Hirngespinste. auch vielleicht Ideen, sind es Projekte, und Ansätze sind gefragt. gefragt. sind Ansätze und Sharoo bringt Mehrwert für alle. alle. für Mehrwert bringt Sharoo wie Plattform eine über bilitätsangebot Auslastung bessere eine Stunde, der bot Ge- Zeiten braucht schwierigen gerade in sicher. Es Fischlin sich ist dessen lieren, beitsplatz der Zukunft aus? Wege Neue Zukunft der beitsplatz ableiten? sieht Ar der Wie beitsmodelle Ar mobil-flexible neue, KWO die für neuen den mit Digitalisierung die bringt Welche Vorteile Zukunft? in wir beiten laut KWO der über CEO der denkt lin» der Fahrzeuge kann nur im Sinne der Fir der Sinne im nur kann Fahrzeuge der das Hier und Heute hinaus beschäftigt. beschäftigt. hinaus Heute und Hier das Szenarien. und neue Impulse über danken das gerade im ländlichen Raum von grosser Raum ländlichen gerade im das ma sein und ein spontan buchbares Mo buchbares spontan ein und sein ma Druck. unter steht Wasserkraft die ruhr, mit einen Einblick in das, was ihn über über was ihn das, in Einblick einen mit da gewährt und nach Projekte mögliche mung ihre Fahrzeugflotte nicht effizien Fahrzeugflotte ihre mung ter aus und stellt sie der Bevölkerung und und sie Bevölkerung der stellt aus und ter sessel eines Wasserkraftunternehmens. Wasserkraftunternehmens. eines sessel nahm in einer bewegten Zeit den Chef den Zeit bewegten einer in nahm in der Bergerlebniswelt. Ihr alpines Zuhause Hotel und Naturresort Handeck Hotel undNaturresort Handeck Wie und mit welchen Methoden ar welchen Methoden mit und Wie Daniel Fischlin – CEO der KWO, über- KWO, der –CEO Fischlin Daniel In der Rubrik «Perspektiven by «Perspektiven Fisch Rubrik der In · perspektiven ------

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Die Grimselwelt ist ein Engagement der KWO, Kraftwerke Oberhasli AG Schlucht. Schwerelos.Schlucht. Eine Passage überdie Triftbrücke www.grimselwelt.ch grimselwelt ·perspektiven

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Der Strom entsteht Besuch im Kraftwerk Folgen sie uns in die Tiefe des Berges und wir zeigen Ihnen, wie aus der unbändigen Kraft des Wassers Strom produziert wird. Doch nicht nur die Technik fasziniert: Wir öffnen für Sie das Tor zum «Kraftwerk» der Natur, zur Jahrmillionen alten Kristallkluft.

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Starte einzeln, gemeinsam mit der Familie oder mit Freunden in eine bewegte Velosaison. 20. Mai 2017: Velospass am Sustenpass An diesem Tag gehört die Susten-Passstrasse den Velofans. Du hast die Wahl mit dem Rennrad, Bike oder E-Bike: · gemütlich die Berglandschaft am Susten zu entdecken · sportlich am «highway to Sky 2017» deine Kondition zu messen Das Ziel bleibt das Gleiche – Spass an Bewegung! Weitere Informationen: · Teilnahme am «Velospass am Susten» für Geniesser oder Stöckli Kids-Bike-Cup: www.haslital.ch · Anmeldung «highway to Sky 2017», Einzelstart mit individueller Zeitmessung, Strecke 28 km und 1606 Höhenmeter: Haslital – eine Velowelt bewegt www.highwaytosky.com Von Frühling bis Herbst begeistert das Haslital mit abwechslungsreichen Routen im Tal, am Berg und über die Pässe – www.haslital.ch Atelier KE

FÜHRUNGEN ZIMMER · BAHNEN ONLINE BUCHBAR Das Haslital, meine Heimat: www.grimselwelt.ch einzigartig & herzlich Die Verschmelzung von Berg zu Tal, von mächtigen Bergen hin zu lieblichen Alpwiesen, stillen Bergseen, tiefen Schluchten und rauschenden Wasserfällen lassen meine Heimat zu einer unvorstellbar, grenzenlosen Vielfalt erblühen. Entdecke meine Heimat – www.haslital.ch Matthias Glarner, Schwingerkönig 2016

Übrigens: das Haslital ist von Bern und Zürich in nur 70 Minuten erreichbar.