Grimsel Solo Wie Die KWO Zum Tourismus Kam Perspektiven Für Die Bergregion

Grimsel Solo Wie Die KWO Zum Tourismus Kam Perspektiven Für Die Bergregion

grimselweltDAS MAGAZIN 2017 Adi Zurbuchen im Pikettdienst Grimsel solo Industrietourismus Wie die KWO zum Tourismus kam Regierungsrat Christoph Ammann Perspektiven für die Bergregion 2 grimselwelt grimselwelt 3 n der Debatte um die Energiestrategie 2050 wird heftig darum gefeilscht, wie Isich unsere Gesellschaft zu jedem Zeit- punkt sicher und kostengünstig versorgen lässt. Die Wasserkraft sieht sich dabei in einer Rolle, mit der sie noch vor ein paar Jahren nicht gerechnet hätte. Paradoxerweise ist die Bran- che wegen der tiefen Energie- preise unter Druck geraten. Ausgerechnet die Wasserkraft, das Rückgrat und der Stolz der Schweizer Energiewirt- schaft! Im rauen Wind muss sie sich neu erfinden, denn das bisherige Geschäftsmo- dell der Kraftwerke funktio- niert nicht mehr. Die KWO ist bereit, ihren Beitrag zu leisten. Die Wasserkraft ist in der Lage, Schwankun- gen in der Netzstabilität auszugleichen. Auf erneuerbare Energien zu setzen und sie in unser System einzuspeisen, ist sinn- voll. Damit stellen sich jedoch erhöhte An- forderungen an die Netzstabilität. Das System der KWO gehört mit 10 Kraftwer- ken und 8 Speicherseen zu den komplexes- ten Anlagen im Alpenbogen und leistet mit den Speichern und der kurzfristigen Abrufbarkeit von Leistung und Energie einen wichtigen Beitrag zur künftigen Willkommen in der Grimselwelt Netzstabilisierung. Diese Dienstleistun- gen werden jedoch zurzeit vom Markt nicht vergütet. Fokus Seite 4–7 Im Gespräch Seite 18–19 Für die KWO ist es nicht das erste Mal, Gewässerökologie im Gebiet der KWO Christoph Ammann, Regierungsrat dass sie sich nach einer Krise neu definiert. Der Beitrag über die touristischen Angebo- Wasserkraftwerke in der Schweiz sind verpflichtet, strenge Ge- Im Februar 2016 ist der Meiringer Christoph Ammann in den te zeigt, wie das Unternehmen nach dem wässerschutzauflagen einzuhalten. Die KWO hat sich auf diesem Regierungsrat des Kantons Bern gewählt worden. Zur KWO gescheiterten Projekt Grimsel West die Gebiet stark engagiert, forscht seit Jahren und hat sich in Sachen hatte der heutige Volkswirtschaftsdirektor immer schon eine in- Weichen neu stellte und einen Kulturwan- Gewässerökologie einen guten Ruf erarbeitet. tensive Beziehung. Er wandelte sich vom jugendlichen Grimsel- del herbeiführte, von dem die Firma noch West-Kritiker zum überzeugten Befürworter der Wasserkraft im heute profitiert. Wir sind deshalb zuver- Oberhasli. sichtlich, auch die neuen Herausforderun- Impressum Herausgeber KWO Kommunikation, Innertkirchen gen zu meistern. An unserem touristischen Gestaltung und Realisation Laufwerk, Bern Engagement halten wir nicht aus Nostalgie Tourismus Seite 20–23 Projektleitung Thomas Huber fest, sondern weil Transparenz und Offen- Zum Engagement der KWO Bilder David Birri, Daniel Bürki, KWO heit zum Erfolg führen. Texte Annette Marti Praktisch aus purer Not begann die KWO in den späten 1990er Druck Stämpfli AG, Bern Was mir sonst noch so im Kopf herum Jahren, sich mit dem Tourismus zu befassen. Das Unternehmen Auflage 25’000 Exemplare geistert, lesen Sie auf der letzten Seite – wo- hatte damals ein massives Imageproblem. Der ehemalige Mitar- bei ich hoffe, dass Sie mir wegen meiner beiter Ernst Baumberger schaut auf ein Stück spannende Unter- sprunghaften Gedanken keine Vorwürfe nehmensgeschichte zurück. machen. Als innovatives Unternehmen in einer Region, die schon immer stolz auf ihre eigenständigen Lösungen war, sehe Unterwegs in den Dörfern Seite 8–9 Grimselgeschichten Seite 24–25 ich es als unsere Aufgabe, auch in Sachen Die guten Seelen der Dorfläden Was sich in den Dörfern tut Die Grimselwelt ist ein Engagement der Arbeitsorganisation und Mobilität neue KWO, Kraftwerke Oberhasli AG Ideen zu fördern. Für die kleinen Ortschaften innert dem Kirchet sind die Dorflä- Trotz Wasserkraft und Tourismus sind die kleinen Dörfer wie den ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt des gesellschaftlichen Gadmen und Guttannen stets bemüht, neue Ideen für die Zu- Lebens. Man besorgt sich nicht nur die wichtigsten Dinge für den kunft auszuarbeiten. Mit kleinen Schritten ist viel zu erreichen, Alltag, sondern trifft sich auf einen Schwatz, weit über die sonst zeigen die Projekte für eine vielfältige Entwicklung der Region. Mechaniker Adi Zurbuchen alleine auf der Spitallamm-Staumauer am Grimselsee. üblichen Öffnungszeiten hinaus. Der Pikettdienst kann ihn irgendwo hinführen. Daniel Fischlin CEO KWO Perspektiven by Fischlin Seite 26–27 Titelgeschichte Seite 10–13 Persönlich Seite 14–15 Aus dem Notizbuch des Direktors Pikettdienst an der Grimsel Haslerinnen und Hasler in aller Welt Womit beschäftigt sich der CEO der KWO über die täglichen He- Steigt mitten in der Nacht eine Maschine aus, ist der Pikettdienst Was bewegt diejenigen Personen, die im Oberhasli aufgewachsen rausforderungen der Energiebranche hinaus? Daniel Fischlin gibt Mix gefordert. Die Kraftwerksmitarbeiter leisten regelmässig Dienst, sind und jetzt irgendwo auf der Welt leben? Was vermissen sie am Einblick in seine Überlegungen. Wie könnte man die Fahrzeug- Produktgruppe aus vorbildlicher Waldwirtschaft und über Nacht, an Wochenenden und Feiertagen. Ein Rundgang mit meisten an ihrer Heimat? Ursula Schläppi, Christian Schild, Reto flotte des Unternehmens besser nutzen? Welche neuen Arbeitsfor- anderen kontrollierten Herkünften Cert no. SQS-COC-023903, www.fsc.org SQS-COC-100061 Adi Zurbuchen, Mechaniker im Kraftwerk Grimsel. von Weissenfluh und Stefan Regez erzählen. men sind denkbar? Neue Ansätze sind gefragt. © 1996 Forest Stewardship Council 4 grimselwelt · fokus grimselwelt · fokus 5 Die Grimselwelt - In Sachen Gewässerschutz ist die KWO eine Vorzeigeunter- ie Seeforellen bewegen sich in ihrem men, zu den Gewässern Sorge zu tragen Leben über grosse Strecken, wan- und damit auch die Verhältnisse für die nehmung. Seit Jahren wird erforscht, wie sich die Was- Ddern wie die Lachse, um ihren Fische zu verbessern – dies im Verständnis, serkraft wirtschaftlich nutzen lässt, ohne die Folgen für Laich abzulegen. Manches an ihrem Ver- dass eine nachhaltige Energieproduktion halten ist für die Menschen schwer erklär- den ökologischen Grundsätzen nicht gänz- die Ökologie ausser Acht zu lassen. bar: Etwa, wie sie sich orientieren und ih- lich entgegen laufen muss. In erster Linie ren Geburtsort mit verblüffender Sicher- brauchen die Fische für ihr Überleben Was- heit immer wieder finden. Irgendwie können ser in den Bachläufen. So banal es tönt – die Jungfische die Besonderheiten dieses wirtschaftlich gesehen ist die Einsicht kei- Ortes abspeichern. Aber wie machen sie ne Kleinigkeit, denn je mehr Wasser die das? Über den Geruch? Wohl kaum via Kraftwerke zurück in den Bach leiten, des- GPS. Die Nutzung der Wasserkraft im to grösser sind ihre Produktionseinbussen. Oberhasli hatte für die Fische über lange Die Wasserkraftwerke sind per Gesetz dazu Jahre negative Folgen. In den letzten Jah- verpflichtet, eine Mindestmenge an soge- ren hat die KWO viele Schritte unternom- nanntem Restwasser in den Bächen fliessen 6 grimselwelt · fokus grimselwelt · fokus 7 zu lassen. Um die Höhe dieser erforderli- gesetzt, einem Abschnitt zwischen dem Beruhigungsbecken in In- chen Mindestmengen wurde denn auch nertkirchen und der Aareschlucht. Das durch die Wassernutzung hart gefeilscht. Die KWO hat die ver- verursachte Problem ist hier der schwankende Pegelstand des Flus- schärften Vorgaben des Gewässerschutz- ses. Weder zu wenig noch zu viel Wasser in kurzer Zeit ist für die gesetzes als erstes grosses Wasserkraft- Fische gut. Mit dem Beruhigungsbecken bekommen die Forellen werk in der Schweiz zeitgerecht umgesetzt. in der Hasliaare wieder eine ausreichende Reaktionszeit, um sich Ja, sie experimentiert gar seit Jahren im auf verändernde Wasserstände einstellen zu können. Am besten Spannungsfeld zwischen Wirtschaftlich- wäre ein natürlich ausufernder Bachlauf, der an den Rändern keit und Ökologie. seichtere Tümpel und Unterschlüpfe bietet. In der auch landwirt- schaftlich stark genutzten Landschaft ist ein ursprünglicher Fluss- Hans Zybach und Steffen Schweizer lauf jedoch unrealistisch. Deshalb versucht man, die Massnah- waten in Gummistiefeln und dichten Fi- men innerhalb des bestehenden Gerinnes umzusetzen. So finden scherhosen der Aare in Innertkirchen ent- sich Nischen an den Ufern, künstlich angebrachte Steinblöcke, lang, ziehen hier und dort einen Stein aus Äste und fest verankerte Stämme, die den Jungfischen als Unter- dem Wasser, drehen ihn in den Händen, schlupf dienen. «Die Kleinen müssen sich verstecken können», er- um zu sehen, welche Tierchen sich darun- klärt Schweizer, «damit sie bei viel Wasser nicht weggeschwemmt ter verstecken, deuten auf Nischen und werden und auch vor den grossen Fischen sicher sind.» In der Mit- Felsbrocken am Rande des Bachlaufs. te sorgen im Flussbett liegende Steine für Strukturen und Lebens- Nach der Entwicklungszeit Hans Zybach ist Präsident des Fischerei- räume, die sich unterhalb des an der Oberfläche schnell dahin schlüpfen die Brütlinge und vereins Oberhasli, Steffen Schweizer Ex- fliessenden Wassers befinden. So können die Fische bei stark stei- leben die ersten Wochen in perte für Gewässerfragen bei der KWO. gendem Pegel tief unten oder in Nischen am Rand Zuflucht finden. der kiesigen Bachsohle, bis Noch vor wenigen Jahren wäre es undenk- «Eine Autobahn ist das schlimmste für die Fische», betonen Zybach sie ihren Dottersack aufge- bar gewesen, dass ein passionierter Fischer und Schweizer. Sie meinen damit einen Flusslauf mit links und braucht haben. und ein Mitarbeiter der KWO in Minne rechts schnurgeraden

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