Gemeinde Hohe Börde

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept (IGEK) Impressum

Gemeinde Hohe Börde – liebenswert, ländlich, modern. Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept (IGEK)

[Beschluß des Gemeindesrates der Gemeinde Hohe Börde vom 25.02.2014]

Herausgeber Gemeinde Hohe Börde Steffi Trittel, Bürgermeisterin Bördestraße 8 39167 Hohe Börde, OT Irxleben Telefon: 03 92 04 - 78 10 Telefax: 03 92 04 - 78 14 50 eMail: [email protected] www.hohe-boerde.de

Projektteam Dr. Wolfgang Bock (Projektleitung), Dr. Bock & Partner GbR, (Saale) Dipl.-Geograf Michael Schmidt, Amtshof Eicklingen Planungsgesellschaft mbH & Co. KG, Eicklingen Dipl.-Ing. Gudrun Viehweg, Amtshof Eicklingen Planungsgesellschaft mbH & Co. KG, Eicklingen Dipl.-Ing. Hartwig Borrmann, Beraten+Planen Ingenieurgesellschaft mbH, Irxleben PD Dr. habil. Harald Kegler, Universität Kassel, Weimar Dipl.-Ing. Wolfram Westhus, Landschaftsarchitektur Westhus, Dipl. Designer Christian Ackermann, ackermannundandere kommunikationsdesign, Halle (Saale) Christine Wille, Kartografin, Dr. Bock & Partner GbR Halle (Saale)

Fotonachweis (siehe Bildunterschrift)

Sprachliche Gleichstellung Personen- und Funktionsbezeichnungen im IGEK der Gemeinde Hohe Börde gelten jeweils in männlicher und weiblicher Form.

Gestaltung und Satz ackermannundandere kommunikationsdesign, Halle (Saale)

Nachdruck und Vervielfältigung – Alle Rechte vorbehalten.

Hohe Börde | Februar 2014

Die Erarbeitung des IGEK der Gemeinde Hohe Börde wurde durch die Europäische Union (Euro- päischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes / ELER, Technische Hilfe) und das Land Sachsen-Anhalt, Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt, unterstützt.

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 Impressum Inhalt

Vorwort ...... 5 Zusammenfassung ...... 6 . . . . Leitbild zur Integrierten Gemeindlichen Entwicklung der Gemeinde Hohe Börde ...... 8 Leitbild zur Integrierten Gemeindlichen Entwicklung: Methode...... 10 Methodisches Herangehen zur Erarbeitung des IGEK...... 12 . . 1. Untersuchungsgebiet und Rahmenbedingungen ...... 14 1.1 Untersuchungsgebiet . 14 1.2 Demografische Ausgangslage und Prognose. 15 1.3 Stärken, Schwächen, Chancen, Risiken. 18 1.4 Interkommunale Kooperation. 19 2. Gemeinde und Bürgerschaft...... 20 2.1 Ehrenamt und bürger schaftliches­ Engagement . 20 2.2 Vereine und Stiftung. 21 2.3 Kirchen . 23 3. Bauliche Entwicklung ...... 24 . . . 3.1 Anforderungenan das Flächen ­managementder Gemeinde . 24 3.2 Flächennutzungs- und Be bauungsplanung­ in der Gemeinde . 29 3.3 Dorfentwicklung. 34 3.4 Bautätigkeit und Wohnungsangebot. 41 3.5 Nachnutzung und Abriss alter Bausubstanz. 44 4. Bildung, Erziehung, Familien und Senioren...... 48 4.1 Familienfreundlichkeit . 48 4.2 Kinderbetreuung, Kindertageseinrichtungen . 50 4.3 Schule. 54 4.4 Jugendhilfe . 60 4.5 Senioren. 62 4.6 Eingliederung von Migranten . 69

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 Inhalt 1 5. Allgemeine Daseinsvorsorge...... 70. . . . 5.1 Grundversorgung und Dienstleistungsangebot. 70 5.2 Gesundheitswesen. 71 5.3 Brandschutz. 72 6. Bedarfsgerechte Infrastruktur...... 73 6.1 Straßen und Wegenetz . 73 6.2 Wasserversorgung . 76 6.3 Abwasserbeseitigung. 77 6.4 Versorgung mit Elektrizität und Gas . 80 6.5 Breitbandversorgung . 82 6.6 Öffentlicher Personen-Nahverkehr und Mobilität. 84 6.7 Wohninfrastruktur. 86 6.8 Friedhöfe. 89 7. Freizeiteinrichtung...... 90 7.1 Sportstätten. 90 7.2 Kulturelle Einrichtungen . 92 7.3 Dorfgemeinschaftshäuser. 93 7.4 Freibäder . 94 7.5 Heimatstuben und Schlachthäuser . 96 8. Wirtschaftsförderung / Stärkung der Wirtschaftskraft ...... 97 . . 8.1 Ansiedlung von Handel, Gewerbe und Industrie. 97 8.2 Tourismus. 99 8.3 Landwirtschaft und Flurneuordnung. 102 9. Klimaschutz ...... 106 9.1 Mögliche Extremereignisse. 106 9.2 Wassermanagement. 107 9.3 Hochwasserschutz . 108 9.4 Bodenerosion. 110 9.5 Klimaschutz, Mikroklima und Luftgüte. 112 Infrastrukturausstattung und Handlungsschwerpunkte in den Ortschaften / Ortsteilen. . . 116. Verwendete Literatur und Quellen ...... 131 . . . Abkürzungsverzeichnis (Auswahl) ...... 131 . . . Glossar...... 132 . . . .

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 2 Inhalt Vorwort

Mit dem vorliegenden Integrierten schen Union, des Bundes und des Lan- Gemeindlichen Entwicklungskonzept des bedeutsam sind. Parallel zu den Ar- (IGEK) geht die Gemeinde Hohe Bör- beiten am IGEK hat die Gemeinde einen de einen weiteren Schritt zur nach- neuen Flächennutzungsplan vorbe- haltigen Entwicklung der Kommune. reitet. Mit Beginn der EU-Förderphase Nach der Bildung der Einheitsge- 2014 bis 2020 haben wir damit wichti- meinde im Zuge der kommunalen ge formelle und informelle Planungen Gebietsreform im Jahr 2010 hatten zum Abschluss gebracht. sich Politik und Verwaltung schnell darauf geeinigt, eine Anpassungs- Die Gemeinde Hohe Börde will lang- strategie für die Gestaltung des de- fristig ein kinder- und familien- mografischen Wandels auszuarbei- freundlicher Standort sein. Kinderbe- ten. Diese wurde im Herbst 2011 vom treuungseinrichtungen und Schulen Gemeinderat beschlossen und bildet sowie dörfliche Gemeinschaftsein- seitdem einen Handlungskorridor für richtungen und generationsübergrei- die Entwicklung der Gemeinde. fende Angebote spielen im IGEK eine besondere Rolle. Darüber hin- In den zurückliegenden beiden Jah- aus haben wir Wert darauf gelegt, ren wurden Empfehlungen aus der die Entwicklungsschwerpunkte je- Anpassungsstrategie schrittweise in der Ortschaft und jedes Ortsteils zu die Praxis überführt. Das Demografie- beleuchten. Dies erfolgte im en- Team der Einheitsgemeinde, der Se- gen Zusammenwirken mit den Ort- nioren- und der Jugendbeirat sowie schaftsräten. Bei der Erarbeitung des die Engagement-Drehscheibe helfen Integrierten Gemeindlichen Entwick- uns, leistungsstarke zivilgesellschaft- lungskonzeptes hat uns ein fachlich liche Strukturen aufzubauen und je- breit aufgestelltes Expertenteam be- der Bürgerin und jedem Bürger die gleitet. Allen am IGEK-Prozess in der Möglichkeit zu geben, sich aktiv für Gemeinde Beteiligten möchte ich seinen Ort einzusetzen. sehr herzlich danken. Mein Dank gilt zugleich dem Ministerium für Land- Das IGEK knüpft unmittelbar an die An- wirtschaft und Umwelt und dem Mi- passungsstrategie an; es vertieft The- nisterium für Landesentwicklung und menbereiche, die das demografische Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt, Anpassungskonzept nicht berührt hat, die uns seit dem Jahr 2010 bei der die aber vor allem mit Blick auf die zu Schaffung zukunftsfähiger Planungs- erwartende Förderkulisse der Europäi- grundlagen unterstützen.

Steffi Trittel Bürgermeisterin

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 Vorwort 3 Zusammenfassung

Das vorliegende Integrierte Gemeindliche Entwicklungs- Hieran anknüpfend stellt das IGEK eine Reihe zusätzlicher, konzept (IGEK) knüpft an die Anpassungskonzeption zur praxisorientierter Empfehlungen vor, die den verant- Gestaltung des demografischen Wandels der Gemeinde wortlichen Akteuren in der Gemeinde als Handlungsge- Hohe Börde vom November 2011 an. Teile aus der Anpas- rüst dienen soll. Das IGEK hat dabei einen Zeitrahmen bis sungskonzeption wurden in den zurückliegenden beiden in die Mitte des kommenden Jahrzehnts im Blick. Für die Jahren bereits in die Praxis umgesetzt. Das betrifft vor al- Einschätzung der Ausgangslage wurden (neben den um- lem partizipationsorientierte Strukturen, wie beispiels- fangreichen analytischen und empirischen Daten aus der weise die Bildung des Senioren- und des Jugendbeirates, Anpassungsstrategie) auch die Ergebnisse des Zensus aus des Demografie-Beirates und die Etablierung der Engage- dem Jahr 2011 eingebunden. ment-Drehscheibe oder das Programm „Jung sucht Alt“. Zugleich wurden die Grundlagen für die Stiftung Hohe Die Gemeinde Hohe Börde wird sich langfristig als attrak- Börde und den Heimatverein geschaffen. Auch wurde be- tiver Lebens- und Arbeitsraum in intakter Umwelt und gonnen, die Empfehlungen zur Ausprägung eines Posi- Landschaft entwickeln können. Die landwirtschaftliche tivimages der Gemeinde umzusetzen. Heute vermitteln Produktion, die Verarbeitung landwirtschaftlicher Pro- elektronische und gedruckte Informationen das Bild einer dukte und die Erzeugung regenerativer Energien werden sympathischen, lebensfrohen Gemeinde. tragende Pfeiler für die wirtschaftliche Entwicklung des Gebietes bleiben. Viele dieser Erfahrungen hat die Gemeinde an die interes- sierte Öffentlichkeit des Landes weitergeben können; die Anknüpfend an die regionalwirtschaftliche (und demo- Landesregierung hat die Gemeinde Hohe Börde mehrfach grafische) Sonderstellung der Gemeinde im Umfeld der als modellhaft für die Anpassung an die künftigen Rah- Landeshauptstadt wurde im IGEK die Einteilung des Ge- menbedingungen im ländlichen Raum dargestellt. Auch bietes in Entwicklungszonen in leicht modifizierter Form die Nominierung der Gemeinde durch das Land Sachsen- weiterentwickelt. Die Argumentation zur Schaffung eines Anhalt für die Bewerbung um den Europäischen Dorfer- funktionsteiligen Grundzentrums (Irxleben-Hermsdorf- neuerungspreis 2014 würdigt die Anstrengungen der Bür- Hohenwarsleben) wird mit dem IGEK weiter untersetzt. gerinnen und Bürger sowie der Verantwortlichen in Politik (Gemeinderat, Ortschaftsräte) und Verwaltung für die Zu- Die Gemeinde hat alle in der Kraft der Kommune stehen- kunftsfähigkeit der Hohen Börde. den Schritte eingeleitet, um schnellstmöglich die Versor- gung mit einem schnellen Breitbandangebot zu ermög- Das IGEK knüpft an diese Entwicklung unmittelbar an und lichen. Die Schaffung eines flächendeckenden Zugangs zu lenkt den Blick – ergänzend – auf weitere Handlungsfelder. von mindestens 50 MBit/s stellt eine Voraussetzung dar, Das betrifft zunächst den Bereich derformellen und infor- um vor allem den hier tätigen kleinen und mittleren Unter- mellen Planung: Parallel zur Erarbeitung des IGEK wurde nehmen weiterhin wettbewerbsfähige Rahmenbedingun- der gemeinsame Flächennutzungsplan vorbereitet. Die Ge- gen bieten zu können. meinde verfügt damit zu Beginn der neuen EU-Förderphase 2014-2020 mit dem IGEK, der Anpassungsstrategie und dem Das IGEK stärkt die Intention der Gemeinde, schrittwei- F-Plan über ein komplexes Geflecht prägender Planungsdo- se die Ortsmitten aller Ortschaften zu stärken. Mit dem kumente, die durch funktionierende Beteiligungsformen er- geplanten Programm „Hohe Börde Vital“ kann dafür ein gänzt werden (u.a. Beiräte, Heimatverein, Stiftung). öffentlichkeitswirksamer Impuls vermittelt werden. Jede Ortschaft der Gemeinde hat eine Zukunft; auch vor dem Die Gemeinde hat die kommunale Gebietsreform ab dem Hintergrund der prognostizierten demografischen Verän- Jahr 2010 als Impulsgeber genutzt, um in der neu formier- derungen für die kommenden Jahrzehnte kommt jedem ten Gebietskörperschaft ein starkes Zusammengehörig- Ortsteil eine Funktion zur harmonischen Entwicklung der keitsgefühlt herauszubilden und gleichzeitig einen belast- Gemeinde zu. Im Zuge der IGEK-Erarbeitung haben die baren konzeptionellen Handlungsrahmen für die nächsten Ortschaftsräte ihre Handlungs- und Investitionsschwer- Jahre vorzubereiten. punkte – zumindest bis zum Ende des laufenden Jahr-

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 4 Zusammenfassung zehnts – vorgestellt. Diese wurden mit den Untersu- Grundschulbereich) Erfolg versprechend auseinanderset- chungsergebnissen des IGEK-Teams abgeglichen und als zen. Voraussetzung hierfür ist, dass komplementäre Finan- Anlage dem Konzept beigefügt. zierungen (Förderung) eingeworben werden können und die Gesetzgebung keine weiteren Restriktionen vorsieht. Der Gemeinde wird empfohlen, geeignete Brachflächen im Innenbereich der Ortsteile auf die Möglichkeit des Er- Die Gemeinde kann auf spürbare Fortschritte bei der werbs hin zu prüfen. Ziel sollte es sein, auf diesem Weg Konsolidierung des kommunalen Haushalts verweisen. gezielt Wohnflächen zu entwickeln und Chancen für die In vorbildlicher Weise wurde die Einführung der Dop- Ansiedlungen von nicht störendem Gewerbe zu erleich- pik (doppelte Buchführung in Konten) geschafft. Damit tern. Die konsequente Ausrichtung der Dorfentwicklung sind Grundpfeiler für eine nachhaltige regionale Entwick- auf die Entwicklung und Wiederbelebung der innerörtli- lung gelegt, die auch eine schrittweise Ausdehnung des chen Bereiche muss als Kernaufgabe angesehen werden, kommunalen Investitionsprogramms erwarten lassen. um die Dörfer langfristig attraktiv zu erhalten. Dieses sollte langfristig auf Investitionen im Bereich der Grundschulen, Kindertagesstätten und der dazugehörigen Die gewerbliche Entwicklung in der Hohen Börde wird Sport- und Freizeitflächen, die weitere Sanierung innerört- sich langfristig auf die bereits bestehenden Gewerbege- licher Straßen und Wege sowie die gezielte Entwicklung biete (GE/GI) konzentrieren können. Ausnahmen könnten der Ortszentren ausgerichtet werden. sich ggf. im Bereich der BAB-Abzweigs Bornstedt und im Zuge des Baus der Umgehungsstraße für den Ortsteil Be- Der Gemeinde wird empfohlen, den eingeschlagenen Weg bertal ergeben. Wichtigster gewerblicher Entwicklungs­ der Bündelung zivilgesellschaftlicher Aktivitäten fort- standort bleibt der Elbepark. Der Landkreis Börde hat – zusetzen. Die Bildung des Bürgervereins und die Verste- auf Initiative der Gemeinde Hohe Börde hin – die Arbeit an tigung der Engagement-Drehscheibe sowie die Gründung einer Entwicklungsstrategie für die an die Landeshaupt- der Stiftung „Leben in der Hohen Börde“ sind die entschei- stadt angrenzenden Gewerbegebiete eingeleitet. Der El- denden Schritte, um die Bürgerinnen und Bürger an der bepark bietet Voraussetzungen, um weitere großflächige Entwicklung ihrer Gemeinde (und ihrer Ortschaften) teil- Verkaufsflächen vorzuhalten. Dies muss jedoch im (regio- haben zu lassen. Die Hohe Börde nimmt auch auf diesem nalplanerischen) Einvernehmen mit der Landeshauptstadt Gebiet eine Vorreiterrolle für viele vergleichbare Kommu- und im Kontext des Landesentwicklungsplanes erfolgen. nen des Landes ein. Im gleichen Maße wird der Gemeinde Dazu sind die entsprechenden Schritte durch die Gemein- empfohlen, die bestehenden interkommunalen Koope- de eingeleitet worden. rationsstrukturen (hier vor allem im Bereich des CLLD- (LEADER)-Prozesses) beizubehalten. Im Bereich der in- Kinder- und familienfreundliche Strukturen sind für die ternationalen Zusammenarbeit sollten die Kontakte mit Zukunft der Gemeinde existenziell. Im Zeitraum der IGEK- den Partnergemeinden in Frankreich und Österreich sowie Erarbeitung hat die Gemeinde die Schulentwicklungspla- (neu) in Polen stabilisiert werden. nung auf den Weg gebracht. Wenngleich damit von den Empfehlungen aus der Anpassungsstrategie (zum Erhalt Ohne Mitsprache und Mitwirkung wird die Umsetzung des der sechs Grundschulstandorte) abgewichen wird, kann IGEK nicht gelingen. In diesem Kontext kommt den Ort- die Gemeinde mittel- und langfristig „konkurrenzfähi- schaftsräten eine wichtige Rolle zu. Wenngleich ihre Ent- ge“ Schulstandorte entwickeln. Die damit einhergehen- scheidungsmöglichkeiten im Zuge der kommunalen Ge- den Investitionen stellen den Kern des Zukunftsplans der bietsreform stark eingegrenzt wurden, so bilden sie doch Gemeinde dar. Ziel muss es sein, am Ende des laufenden die unverzichtbare Klammer von der Gemeindepolitik (Ge- Jahrzehnts alle Grundschul- und Kita-Standorte (Cluster: meinderat, Verwaltung) zur ortsnahen Mitwirkung bzw. Kinderkrippe/-garten, Grundschule/Hort, Sporthalle und Identifikation mit den Zielen der Gemeindeentwicklung. -flächen) modernisiert und mit attraktiven pädagogischen Konzepten ausgestattet zu haben. Nur so kann sich die Ge- meinde mit der Konkurrenz freier Träger (hier vor allem im

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 Zusammenfassung 5 Leitbild zur Integrierten Gemeindlichen Entwicklung der Gemeinde Hohe Börde

„Die Zukunft liegt am Rand“ – die nen eigenständigen und für die Zukunft geeigneten Cha- Gemeinde Hohe Börde als Modell einer rakter angenommen, da sie sowohl städtische als auch zukunftsfesten Stadt-Land-Gemeinde landschaftliche Eigenschaften aufweisen. Die Ränder der Die Gemeinde Hohe Börde wird durch fast alle Merkma- großen Städte stellen für eine nachhaltige Entwicklung ein le der Transformation einer Gemeinde am Übergang zwi- großes Zukunftsthema dar. „Die Zwischenstadt ist ein Le- schen einem städtisch geprägten Raum und dem ur- bensfeld, das man je nach Interesse und Blickrichtung eher sprünglichen ländlichen Raum geprägt. Verstärkt wird als Stadt oder eher als Land lesen kann. Die Ursachen, die diese Prägung durch die Lage der Gemeinde beidseitig der zu dieser diffusen Gestalt führen, sind jeweils zwar unter- Autobahn A2 als der wichtigsten westöstlichen Verkehrs- schiedlich, gemeinsam ist ihnen aber auf der ganzen Welt achse in Europa. Die dritte Prägung erfährt die Gemeinde der Tatbestand, dass in jedem Fall die historischen stadt- durch ihre Lage im Gunstraum der Magdeburger Börde, ei- bildenden Kräfte und die durch sie gesetzten Begrenzun- ner sehr alten und für die Landwirtschaft seit jeher wichti- gen an ihr Ende gekommen sind.“1 gen Kulturlandschaft. Der größere Anteil der Ortschaften der Gemeinde Hohe Bör- Diese räumliche Lage stellt die Gemeinde vor große Her­ de wird aber nach wie vor durch den Charakter der land- ausforderungen. Zugleich stellt sie auch eine Chance für wirtschaftlich nutzbaren Bördelandschaft geprägt. Nicht nur die Gestaltung des die meisten gesellschaftlichen Berei- befinden sich im Gemeindegebiet die fruchtbarsten Böden che umfassenden Transformationsprozesses dar, der die Deutschlands, die Landwirtschaft selbst hat sich unterneh- vorhandenen Potenziale sichert und eine dem demografi- merisch effektiv und wettbewerbsfähig aufstellen können. schen und klimatischen Wandel adäquate Perspektive für Für die Dörfer in diesem Teil der Gemeinde stellt sich da- die Zukunft eröffnet. gegen die Frage, wie sie in der Zukunft bestehen können. Fragen zu ihrer demografischen Entwicklung, zur Innenent- Die Lage der Gemeinde ist zwar eine herausgehobene, den- wicklung ihrer historischen Dorfbereiche, zur Ausbildung, noch stellt sie etwas Übertragbares dar. Sie steht zum einen Betreuung und zur Mobilität ihrer Bevölkerung umfassen im Wirkungsbereich der Autobahn A2 und der A14 sowie im die zu lösenden Zukunftsaufgaben. „Die ländlichen Regio- Einzugsbereich des Mittellandkanals mit ihren nie ruhenden nen, von denen die Rede ist, sind tradi­tionell von Landwirt- europäischen Verkehrs- und Handelsströmen. Autobahnen schaft geprägt. Mittlerweile dominieren Großbetriebe mit und ihr beidseitiges Hinterland im Umfeld der Anschluss- maschineller Arbeitstechnik die Agrarwirtschaft. Dörfer sind stellen werden ein zentrales Thema der Siedlungsentwick- nicht mehr Siedlung von Landwirten. Trotzdem sind dort lung der Zukunft sein. Sie waren schon in den letzten Jahr- Menschen zuhause, daheim.“2 zehnten bevorzugte Ansiedlungspunkte für Gewerbe-, Industrie-, Handels- und Dienstleistungseinrichtungen und Die Gemeinde Hohe Börde steht daher bildeten so Schwerpunkte in der regionalen Entwicklung. modellhaft für ••eine Lebenskultur der „Zwischenstadt“ in einem moder- Zum anderen veränderten sich einige Ortschaften der Ge- nen und positiven Sinne, die zu einer Zuwanderung von meinde im Zuge der suburbanen Entwicklungen durch jungen Familien und innovativen Menschen führen kann. die unmittelbare Nähe zur Landeshauptstadt Magdeburg. ••einen neuen Raumtyp, der vom überregionalen Verkehr Diese Bereiche der Gemeinde mit ihren umfangreichen und einer zeitoptimierten, dezentralisierten Wirtschaft Wohngebieten, den guten Einkaufs- und Freizeitmöglich- geprägt wird und neue Chancen für Arbeitsplätze, Ver- keiten sowie den guten Verkehrsanbindungen haben ei- sorgung und Internationalität bietet.

1 Sievers, Thomas: Zwischenstadt zwischen Ort und Welt, Raum und Zeit, Stadt und Land. Bauwelt-Fundamente 118, 3. Auflage Basel, Boston, Berlin 2001 2 Faber, Kerstin und Oswalt, Philipp: Raumpioniere in ländlichen Regionen. Neue Wege der Daseinsvorsorge. Leipzig 2013. Hier zitiert nach http:// www.bauwelt.de/cms/buch.html?id=9686375#.UoXtSif4Juo, (Zugriff 15.11.13)

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 6 Leitbild Harmonische Siedlungsentwicklung im Einklang mit Natur und Erhalt und Ausbau von familien- und kinderfreundlichen Strukturen in Landschaft (Foto: M. Schulz) der gesamten Gemeinde (Foto: M. Schulz)

••den Wandel zu neuen Dörfern, denn aufgrund der her- vorragenden landwirtschaftlichen Bedingungen, der vorhandenen und zu entwickelnden Standorte der re- generativen Energiegewinnung und einer seit langem in den Dörfern verwurzelten Bevölkerung können die Aufgaben der Innenentwicklung und der Bewältigung des demografischen Wandels auch dann gelingen, wenn sich die Anzahl und die Altersstruktur der Ein- wohner verringern wird. Fortführung der Dorferneuerung und -entwicklung zur Schaffung Die Gemeinde Hohe Börde kann ihrer herausragenden Rol- attraktiver Ortszentren (Foto: Groß Santersleben; M. Schulz) le in Sachsen-Anhalt hinsichtlich der Bewältigung ihrer Zu- kunftsaufgaben an der Grenze zwischen Stadt und ländli- chen Räumen langfristig gerecht werden, wenn sie künftig noch mehr als bisher diese drei Raumtypen miteinander verknüpft und die in ihnen lebenden Menschen Anteil ha- ben lässt an den Chancen, die sich aus den einzelnen Tei- len ergeben. „Die Förderung von kooperativen Ansätzen, die Anpassung kommunaler Standards nach den örtlichen Vor­aussetzungen, die weitere Einbeziehung und Etablie- rung von ‚Kümmerern‘, und die Schaffung und Kommuni- kation von Wissen“3 sind Wege, die die Gemeinde erkannt Bördeboden: Grundlage für wettbewerbsfähige landwirtschaftliche hat, um ihre anstehenden Zukunftsaufgaben zu meistern. Produktionsunternehmen (Foto: M. Schulz) Bei allen Unterschieden sollen die Dörfer aller Ortschaften in der Gemeinde Hohe Börde nicht nur gleichermaßen mit- und nebeneinander existieren können, es soll ihnen nach Maßgabe der Mittel auch ermöglicht werden, ihre Vorha- ben umsetzen zu können.

3 zitiert nach: Oswalt, Philipp: Vortrag auf der 1. Sommerakademie des MLU am 31.07.13 in Magdeburg „Perspektiven des ländlichen Raumes – lokale Lebensqualität“

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 Leitbild 7 Leitbild zur Integrierten Gemeindlichen Entwicklung: Methode

Gemeinde Hohe Börde: Modellhaftes dass sich Menschen in einer Region, einem Ort, für diesen Leitbild für die Integrierte Gemeindli- entscheiden und sich dort engagieren. Mit dem Leitbild che Entwicklung muss auch ein übergreifender Blick für die Entwicklung Leitbilder für die gemeindliche Entwicklung gewinnen im- über die Grenzen hinweg möglich werden. mer mehr an Bedeutung. Die Transformationen in der Ge- sellschaft, allen voran der demografische Wandel, bewir- Raum-Modell ken eine immer stärker werdende konzeptionelle Arbeit (Sektoren, Stadt-Land-Typen) in den Gebietskörperschaften. Die Umgestaltungen in al- Das Leitbild muss, neben den funktionalen Inhalten, zu- len Sektoren kommunalen Handelns werden derart umfas- nächst auch ein räumliches Modell für den Anpassungs- send sein, dass es darum gehen wird, grundsätzliche Ori- und Gestaltungsprozess enthalten. Dabei ist eine grund- entierungen für den gemeindlichen Anpassungsprozess zu sätzliche Typologie der ländlichen Räume im Land eine entwickeln, die es den Gemeinden ermöglichen, sich – ne- hilfreiche Grundlage. Es gibt ländliche Gemeinden, die ben notwendigen kurzfristigen Maßnahmen – besonders nahe an den Großstädten (Magdeburg und Halle) liegen. langfristig auf die Wandlungen vorzubereiten. Diese können als „stadt-ländliche“ Gemeinden bezeich- net werden. Ein solcher Typ ist die Gemeinde Hohe Börde. Es werden erhebliche finanzielle, personelle und andere Sie hat sich in ihrem Leitbild auf ihre Lage in unmittelbarer Ressourcen aufgewendet werden müssen, um die Kon- Nachbarschaft zur Landeshauptstadt, aber auch als Zwi- sequenzen des demografischen, aber auch des klimato- schenort zum ländlichen Raum der Börde zu orientieren. logischen oder wirtschaftlichen Wandels zeitgemäß ab- fangen zu können und zugleich neue Spielräume für eine Mit dem Sektorenmodell liegt hier ein solcher Ansatz vor. zukunftsfeste Entwicklung erschließen zu können. Damit Für andere ländliche Gemeinden ist zu prüfen, ob sie eher dies auch kommunalpolitisch möglich sein wird, bedarf es in peripheren Gebieten liegen () und somit „länd- einer breiten Übereinkunft der politischen Gremien, aber liche“ Gemeinden sind, oder ob sie im Umfeld von mitt- auch der Öffentlichkeit über den einzuschlagenden Weg. leren Städten oder urbanisierten bzw. suburbanisierten Bereichen liegen. Demnach wären sie „land-städtische“ Jede Gemeinde betritt Neuland. Deswegen ist eine Leitori- Gemeinden. Diese Orientierung hat sehr viele Konsequen- entierung für den gemeindlichen Anpassungsprozess un- zen für die Infrastrukturausstattung, für die Ausrichtung in umgänglich. Nichts ist verheerender, als ein permanentes wirtschaftlicher und verkehrlicher Hinsicht. Hinterherlaufen der eintretenden Ereignisse. Eine kommu- nalpolitische Weitsicht ist das Gebot der Stunde. Beteiligungsmodell Ein Leitbild zu erarbeiten ist unter den Bedingungen des Funktion des Leitbildes für den Anpas- demografischen Wandels eine besondere und auch in Tei- sungsprozess len neue Herausforderung. Es bedarf in weit größerem Ein Leitbild für den demografischen, klimatologischen Maße der Einbeziehung der lokalen Akteure, stellt doch und sozial-wirtschaftlichen Anpassungsprozess soll die Erarbeitung eines Leitbildes zugleich auch ein Moment kein Dogma sein. Vielmehr soll es Planken der zukünfti- der Identifizierung der Menschen mit ihrer Gemeinde dar. gen Entwicklung abstecken, innerhalb derer es Spielräu- Dabei kommt es sowohl darauf an, möglichst viele einzu- me für den Anpassungsprozess geben soll. Dabei geht beziehen, aber auch die aktiven Gruppen der Gemeinde es nicht um nachsorgende Anpassung (meist Verringe- anzusprechen. Dazu gehören Vertreter von lokalen Initia- rung von Infrastrukturen), sondern auch um qualitati- tiven und Institutionen, aus der Wirtschaft oder den Ver- ve Anpassungen. Dies bedeutet, dass ein Leitbild auch bänden, aber auch besonders aktive Einzelpersonen oder eine positive Vision enthalten muss, warum es sich lohnt, spezifische Wissensträger. Es sind geeignete Methoden

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 8 Leitbild: Methode und Instrumente zu nutzen, um diese elementar notwen- Anforderungen und Verfahren dige Beteiligung zu ermöglichen. Dafür sind auch kreative Das Leitbild ist als obligatorischer Bestandteil der Kon- Methoden zu nutzen (Planspiel, Charrette etc.). Die Form zepte zur Integrierten Gemeindeentwicklung zu verste- der Beteiligung entscheidet in hohem Maße darüber, ob hen. Es muss sich logisch mit den Inhalten der Konzep- ein Leitbild tragfähig sein wird oder nur eine „Hülle“. tion verbinden lassen und nachvollziehbar sein. Zugleich soll es auch Akteure motivieren können, sich für die Ent- Inhalte des Leitbildes wicklung des Ortes oder der Region zu engagieren. Das Ein Leitbild muss auf mehreren Ebenen angelegt sein und Leitbild muss kurz, prägnant und für die Öffentlichkeit einen integrierenden Charakter tragen. Dies ist notwen- verständlich gefasst sein. Es ist das Ergebnis eines öf- dig, um für die Handlungsebenen grundsätzliche Orientie- fentlichen Diskurses. Der zuständige Gemeinderat ist rungen geben zu können. Zugleich muss das Leitbild aber einzubeziehen. Er hat letztlich das Leitbild zu beschlie- flexibel gehalten werden, um eintretenden Änderungen ßen – zusammen mit dem IGEK. gegenüber schnell handlungsfähig zu erscheinen und ent- sprechende Anpassungen vornehmen zu können, ohne al- IGEK-Modellstandorte les neu bearbeiten zu müssen. Andererseits darf das Leit- in Sachsen-Anhalt bild nicht als beliebige Worthülse fungieren, die immer 1 – Stadt -Wolfen und überall passt. Deswegen ist ein Prozess-Modell für 2 – Hansestadt Gardelegen 3 – Gemeinde Hohe Börde die weitere Anpassung des Leitbildes und der Inhalte am 4 – Stadt Möckern Beginn notwendig. Dieses enthält die Trendbeobachtung 5 – Stadt Osterwiek | Huy (periodisch oder dauerhaft). Zudem muss umrissen wer- 6 – Stadt Kemberg den, wie die Verfahren innerhalb der Gemeinde angelegt 7 – Stadt Nienburg 8 – Verbandsgemeinde sind, um die Erkenntnisse umzusetzen und die weitere Be- Altmarkkreis Landkreis Salzwedel Mansfelder Grund obachtung des Prozesses zu ermöglichen. Im Leitbild soll- 9 – Stadt Hettstedt ten dann Aussagen zu einem räumlichen und inhaltlichen 2 10 – Verbandsgemeinde ••Infrastruktur-Anpassungsmodell, (Osterfeld) Landkreis Landkreis ••Klima-Anpassungsmodell, Börde

••Mobilitätsmodell 3 4 Magdeburg enthalten sein. Dazu kommt ein grundsätzlicher Ansatz für 5 die Perspektive der Gemeinde hinsichtlich der wirtschaft- Dessau- Landkreis Landkreis 7 Roßlau lichen Entwicklung. Der räumliche und der wirtschaftliche Landkreis 6 Ansatz zählen zu den Zukunftsgestaltungsfeldern. Anhalt-Bitterfeld 9 1 Landkreis 8 Resilienz-Ansatz Mansfeld-Südharz Halle (Saale) Zunehmende Bedeutung gewinnt die Gestaltung der Zu-

kunfts- bzw. Krisenfestigkeit einer Gemeinde. Die Wand- lungen im demografischen Bereich, aber auch die Folgen 10 des Klimawandels und anderer gravierender Transforma­ tionen gehen einher mit einer dauerhaften „Stresssitua- tion“ für die Gemeinde. Diese aufzufangen und zugleich Möglichkeiten für die Entwicklung von Neuem zu erschlie- ßen, wird zunehmend mit dem Gewinnen einer Resilienz- fähigkeit beschrieben.

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 Leitbild: Methode 9 Methodisches Herangehen zur Erarbeitung des IGEK

Die Gemeinde Hohe Börde hat in den zurückliegenden Jahren wichtige konzeptionelle Arbeiten zur nachhaltigen Entwicklung eingeleitet und zum Teil bereits abgeschlos- sen. Grundlagen hierfür wurden vor allem durch die An- passungsstrategie zur Gestaltung des demografischen Wandels4 aus dem Jahr 2011 gelegt. Darauf aufbauend ha- ben Politik und Verwaltung – im Zusammenwirken mit der engagierten Bürgerschaft der Einheitsgemeinde – strate- gische Entscheidungen gefällt, die langfristig das Leben in der Gemeinde positiv beeinflussen werden. Dazu zählen die Bildung eines Jugend- und eines Seniorenbeirates so- IGEK-Projektarbeit vor Ort wie die Arbeit des Demografie-Teams ebenso wie die Initi- (Foto: Rottmersleben; W. Bock) ierung einer Engagement-Drehscheibe. gänzungen resp. Änderungen der diesbezüglichen Aus- Die Hohe Börde ist ein Beleg dafür, dass Strategien und sagen aus dem Strategiepapier vom Jahr 2011 verwiesen. Konzepte für die Entwicklung einer Kommune nur dann Das IGEK ist ein informelles Planungsdokument. Es entfal- erfolgreich sein können, wenn sie das Ergebnis diskursi- tet keine gesetzliche Verbindlichkeit (wie z.B. der Regio- ver Prozesse sind. Szenarien und Handlungsfelder werden nale Entwicklungsplan – REP – für die Region Magdeburg (möglichst) im Konsens entwickelt und ihre schrittweise oder der Landesentwicklungsplan). Es ist vielmehr ein Umsetzung politisch und organisatorisch transparent be- Handlungsrahmen, der einen Entwicklungskorridor auf- gleitet. Die Gemeinde kann auf diesem Gebiet als best zeigt, in dem sich Entscheidungen von Politik und Verwal- practice für Kommunen im ländlichen Raum gelten. tung einordnen (können).

Diesen Grundsätzen folgt auch die Erarbeitung des Inte­ Gleichzeitig stellt das Konzept eine Orientierungshilfe für grierten Gemeindlichen Entwicklungskonzeptes (IGEK). Akteure außerhalb des von Kommunalpolitik und -verwal- Vor­aussetzung für adäquate Entscheidungen ist stets die tung zu verantwortenden Bereiches dar. Sie können an- detaillierte Analyse des derzeitigen Standes, die Einschät- hand der im IGEK beschriebenen Rahmenbedingungen und zung möglicher Risiken und zu erwartender Folgewirkun- Handlungsempfehlungen ihr eigenes Agieren (besser) ein- gen. Das Themenspektrum (Gliederung) im IGEK folgt den ordnen. Ziel der Integrierten Gemeindlichen Entwicklung ist Vorgaben der Gemeinde an das beauftragte Expertenteam. es, den Bürgerinnen und Bürgern in allen Ortschaften und Dabei wurden sowohl die Empfehlungen des Ministeriums Ortsteilen der Gemeinde langfristig verlässliche Perspekti- für Landwirtschaft und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt, ven für eine attraktive Lebens- und Arbeitswelt in einer in- das gemeinsam mit dem Ministerium für Landesentwick- takten Landschaft und Umwelt zu vermitteln. lung und Verkehr den IGEK-Prozess im Land koordiniert, aufgegriffen, als auch Vorarbeiten im Zuge der Erarbeitung Das vorliegende Handlungskonzept geht von einem Zeit- der oben genannten Anpassungsstrategie genutzt. horizont mindestens bis zum Jahr 2025 aus.

Vor diesem Hintergrund knüpfen eine Reihe von Gliede- An der Erarbeitung des Konzeptes waren die Verwaltung rungspunkten des vorliegenden IGEK bewusst an die ent- der Gemeinde und die politisch Verantwortlichen in allen sprechenden Abschnitte in der Anpassungsstrategie an; Ortschaften beteiligt. Der Gemeinderat hat sich mehr- dort wird lediglich auf gegebenenfalls erforderliche Er- fach mit dem Stand der Arbeit befasst. Bürgerinnen und

4 Demografischer Wandel – gemeinsam Strategien finden! Anpassungsstrategie der Gemeinde Hohe Börde an den demografischen Wandel. Hohe Börde, Nov. 2011

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 10 Methodisches Herangehen Verantwortliche aus Verwaltung und IGEK-Team bei der Projektarbeit Mitglieder des Ortschaftsrates und IGEK-Team vor Ort im OT (Foto: W. Bock) Schackensleben (Foto: W. Bock)

Bürger waren aufgerufen, Ideen, Vorschläge und Kritiken kungen auf das Investitionsgeschehen in der Gemeinde. in die Arbeit einzubringen. Das Expertenteam und die Das gilt – vor dem Hintergrund eines zu konsolidierenden Verantwortlichen aus der Verwaltung haben – gemein- Haushalts – insbesondere für die beizubringenden kom- sam mit Vertreter/innen aus den Ortschaftsräten sowie munalen Eigenmittel. interessierten Bürgerinnen und Bürgern – alle Ortschaf- ten und Ortsteile der Gemeinde im Zuge von Ortsbege- Das vorliegende IGEK der Gemeinde Hohe Börde stellt hungen aufgesucht. Männer und Frauen, Junge und Ältere sowie Menschen mit Behinderung gleich. Die Arbeiten spiegelten sich über den gesamten Zeitraum des IGEK-Projektes in der Medien-Berichterstattung wider.

Mit der Vorlage des Integrierten Gemeindlichen Entwick- lungskonzeptes endet der IGEK-Prozess nicht, sondern er geht in seine Umsetzungsphase über. Der Gemeinde wird empfohlen, den Stand der Umsetzung des IGEK regelmä- ßig zu überprüfen und die gegebenenfalls erforderlichen Anpassungen des Handlungsrahmens vorzunehmen.

Die periodische Überprüfung des Konzeptes wird bereits allein dadurch erforderlich sein, um veränderte Rahmen- setzungen vor allem im Bereich der öffentlichen Finan- zen berücksichtigen zu können. Das gilt insbesondere für die in Aussicht gestellte Absenkung des Fördervolumens europäischer Mittel (Strukturfondsmittel und Mittel aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwick- lung des ländlichen Raumes) ab 2014 sowie den Wegfall der Solidarpakt-Mittel nach dem Jahr 2019. Vor allem die Reduzierung der EU-Förderung hat unmittelbare Auswir-

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 Methodisches Herangehen 11 1 . Untersuchungsgebiet und Rahmenbedingungen 1.1 1 1. Untersuchungsgebiet

Gegenstand des Integrierten Gemeindlichen Entwick- sonen (Einwohnerdichte: 105 Einwohner (EW) / km² [Land lungskonzeptes (IGEK) ist das Gebiet der Gemeinde Hohe Sachsen-Anhalt: 110 EW/ km²; Landkreis Börde: 74 km²])5. Börde. In ihrer jetzigen Gebietskulisse besteht die Kom- mune seit dem 1. 1. 2010 (damals ohne OT Bornstedt und Zum Gebiet der Gemeinde gehört laut Regionalem Ent- Rottmersleben). Als Einheitsgemeinde umfasst sie 14 ehe- wicklungsplan (REP) für die Region Magdeburg ein mals eigenständige Gemeinden mit 18 Ortsteilen auf einer Grundzentrum (Irxleben).6 Die (mittlere) Entfernung zu Fläche von 17.174 Hektar. Darüber hinaus verfügt die Ge- den umliegenden Zentralen Orten höherer Rangigkeit be- meinde über 14 Ansiedlungen im Außenbereich­ der Orte. trägt zum Oberzentrum Magdeburg (Zentrum) rd. 18 km Das Gebiet gehört zum Landkreis Börde in Sachsen-An- und zum Mittelzentrum Haldensleben rd. 15 km. Von Be- halt. Am 31. 12. 2012 betrug die Einwohnerzahl 18.032 Per- deutung sind zudem die Grundzentren in

Haldensleben Ortsteile nach Einwohnerzahl

 über 2.000 EW | Grundzentrum  Mittellandkanal über 1.000 bis 2.000 EW

über 500 bis 1.000 EW

bis 500 EW Glüsig Verkehrswege Bebertal A Bundesautobahn  Bundesstraße  Ackendorf Landstraße Bahnlinie  Klein Rottmersleben Rottmersleben Wasserstraße Brumby Nordgermersleben

AS Schackensleben A A Tundersleben Groß Santersleben  AS Bornstedt A  Hermsdorf AS Magdeburg- Bornstedt  Kannenstieg Hohenwarsleben Mammendorf A AS Irxleben

a Eichenbarleben AK Magdeburg  Irxleben

Ochtmersleben

Hp. Ochtmersleben Wellen AS Magdeburg- Stadtfeld  Hp. Wellen Niederndodeleben

Bhf. Niederndodeleben A a Magdeburg

5 Vgl. Statisches Landesamt Sachsen-Anhalt. Gebietsinformationen. http://www.stala.sachsen-anhalt.de/gk/fms/fms1li.html, (Zugriff: 13.10.2013) 6 Vgl. REP für die Region Magdeburg aus dem Jahr 2006. In: http://www.regionmagdeburg.de/media/custom/493_498_1.PDF?1358421992, (Zugriff: 13.10.2013)

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 12 1.1 Untersuchungsgebiet (rd. 22 km) und (Grundzentrum mit Teil- Magdeburg-Hannover die Gemeinde. Mit dem Bahnhof Nie-

funktionen eines Mittelzentrums [rd. 21 km])7. derndodeleben und den Haltepunkten Wellen und Ocht- 1.2 mersleben ist im Süden der Gemeinde eine Anbindung an Die vom Landesentwicklungsplan (LEP) vorgegebenen Min- den schienengebundenen Nahverkehr (Regionalbahn) ge- deststandards für die Erreichbarkeit von Oberzentren (90 Min. geben. Die Kreisstadt Haldensleben ist auf dem Schienen- mit ÖPNV, 60 Min. mit Pkw) und Mittelzentren (60 Min. mit weg von den Ortsteilen der Gemeinde aus nicht erreichbar. ÖPNV, 30 Min. mit Pkw) sowie zum nächstliegenden Grundzen- trum (30 Min. mit ÖPNV, 15 Min. mit Pkw) werden eingehalten.8 Das Gemeindegebiet wird im Hinblick auf seine gewerbliche Infrastruktur durch Unternehmen der Landwirtschaft sowie Die Gemeinde ist mit einem engen Netz an Straßen unter- durch kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) mit schiedlicher Rangigkeit ausgestattet. Mit drei BAB-Anschluss- einem typischen Branchenmix für ländliche Räume gekenn- stellen und einem Autobahnkreuz hat die Gemeinde einen zeichnet. Aus dieser Struktur heben sich die (autobahnaffi- Ausstattungsgrad, der Alleinstellungsqualität für Kommunen nen) Ansiedlungen im Bereich des Elbeparks und der Orts- im ländlichen Raum des Landes Sachsen-Anhalt trägt. teile Hermsdorf, Hohenwarsleben und Irxleben insgesamt (u.a. Logistik, Tankstellen, Autohof) sowie ein Unternehmen Auf einer Länge von rund 11 km durchquert die zweiglei- aus der Steinindustrie im Bereich der OT Mammendorf, Scha- sig ausgebaute und elektrifizierte Eisenbahnhauptstrecke ckensleben, Groß Santersleben und Bebertal heraus. 1 .2 Demografische Ausgangs- lage und Prognose

Im Zuge der Anpassungsstrategie der Gemeinde Hohe Gleichzeitig muss jedoch auf die Ergebnisse des Zensus Börde an den demografischen Wandel wird die demogra- (2011)11, die im Jahr 2013 veröffentlicht wurden, einge- fische Ausgangslage ausführlich beleuchtet.9 In diesem gangen werden.12 Zusammenhang war die 5. Regionalisierte Bevölkerungs- prognose des Landes Sachsen-Anhalt, die für alle Kom- Dabei ist zu beachten, dass es bisher keine neue Bevöl- munen als verbindliche Basis für deren konzeptionellen kerungsprognose des Landes (unter Berücksichtigung der Überlegungen gilt, auf die regionalen Besonderheiten der Zensusdaten) gibt. Die Annahmen, die als Basis für die Gemeinde (Stadt-Umland-Beziehung zum Oberzentrum 5. Regionalisierte Bevölkerungsprognose herangezogen Magdeburg, Suburbanisierungsprozesse) angewandt wor- wurden, gelten damit (zunächst) weiter. Hinsichtlich der den. Gleichzeitig war die offizielle Bevölkerungsvorausbe- Geburten- und Lebenserwartung muss davon ausgegan- rechnung, die das Land der Kommune als Orientierung zur gen werden, dass sich hierbei auch keine grundlegenden Verfügung gestellt hatte, durch eine eigene Modellrech- Änderungen einstellen werden. nung ergänzt worden.10 Zweifel sind jedoch bei der Annahme angebracht, dass Für das Integrierte Gemeindliche Entwicklungskonzept sich – so die Vorhersage der Landesregierung – der Wan- (IGEK) der Gemeinde sollen die im Herbst 2011 veröf- derungssaldo bis zum Jahr 2025 schrittweise verringern fentlichten demografischen Rahmendaten weiter gelten. und letztlich ausgleichen wird. Neueste Veröffentlichun-

7 Berechnungen unter Verwendung: www.maps.google.de 8 Vgl.: Landesentwicklungsplan Sachsen-Anhalt 2010. S. 17 ff. In: Internetportal: www.landesrecht.sachsen-anhalt.de, (Zugriff: 13.10.2013) 9 Vgl. Anpassungsstrategie, a.a.O. 10 Vgl. ebenda, S. 24 ff. 11 Die Befragungsergebnisse zum Zensus wurden zum Stichtag 9.5.2011 erhoben. 12 Vgl. http://www.statistik.sachsen-anhalt.de/Internet/Home/Auf_einen_Blick/zensus/EZG/B/test_ver_ff/150830298298_Hohe_Boerde_Bev.pdf, (Zugriff: 20.10.2013)

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 1.2 Demografische Ausgangslage und Prognose 13 gen belegen, dass die Wanderungsverluste auch im Jahr Altersstruktur der Gemeinde Hohe Börde, 2011 1.2 2012 unvermindert angehalten haben. Demnach haben Anteil an der auch 2012 über 17.000 Menschen das Land mehr verlas- Altersgruppe (Jahre) Personen Gesamtbevölkerung sen als andere zugezogen sind. Damit ist Sachsen-Anhalt in Prozent das Bundesland, welches den mit Abstand ungünstigs- unter 3 500 2,8 3-5 440 2,4 ten Wanderungssaldo aufweist. Dies ist für die Hohe Bör- 6-14 1.410 7,8 de von Belang: 85 Prozent der Berufstätigen pendeln aus 15-17 360 2,0 der Gemeinde aus; nur 15 Prozent haben ihren Arbeitsort 18-24 1.310 7,2 in den Ortschaften der Gemeinde.13 Hohes Pendelverhal- 25-29 1.080 6,0 ten kann dazu führen, den Wohnort in die Region des Ar- 30-39 2.190 12,1 beitsortes zu verlegen (was damit unmittelbar zu Wande- 40-49 3.450 19,0 rungsverlusten für die Kommune führen würde). 50-64 4.320 23,8 65-74 1.780 9,8 Für das Pendlerverhalten sind die Zensusangaben auch 75 und älter 1.280 7,1 insofern interessant, dass erstmals belastbare Angaben Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt. Ergebnisse des Zen- zur aktuellen Bildungs- und Qualifikationsstruktur vorlie- sus (2011) für die Gemeinde Hohe Börde, Halle (Saale), 2013 gen. Dies ist vor allem deshalb relevant, weil höher Qua- lifizierte, die im regionalen Umfeld keine angemessenen So ist der Anteil der Kinder im Alter bis 3 Jahre mit 2,8 Pro- Arbeitsmöglichkeiten vorfinden, eher zum Abwandern zent höher als im Land (2,2) und im Bund (2,5). Auch die an- motiviert werden könnten. 51,8 Prozent der Einwohner teilige Größe der Altersgruppe von 6-14 Jahre ist mit 7,8 Pro- (gemessen an der Personengruppe ab einem Alter von 15 zent deutlich über der des Landes (6,5). Die Konsequenzen Jahren) haben die mittlere Reife oder einen gleichwerti- lassen sich zum Beispiel bei der Auslastung der Kinderbe- gen Abschluss. 22,0 Prozent (Land: 22,6; Bund: 28,3) ver- treuungseinrichtungen und der Grundschulen ablesen (Vgl.: fügen über das Abitur oder ein Fachabitur. 71,7 Prozent die entsprechenden Abschnitte des IGEK). (Land: 68,6; Bund: 58,3) können auf eine abgeschlossene beruf­liche Ausbildung verweisen. 13,8 Prozent (Land: 14,4; Einwohnerzahl der Gemeinde Hohe Börde Bund: 15,1) der Einwohner in der Hohen Börde verfügen (ausgewählte Jahre, jeweils zum 31.12.) Modell– Gemeinde über einen Hochschulabschluss. Jahr Prognose* Zensus**** rechnung** *** 2008 18.514 Für den IGEK-Prozess sollen auch alle bisher konzipier- 2009 18.349 ten und prognostizierten qualitativen Faktoren der de- 2010 18.198 mografischen Entwicklung (vor allem im Hinblick auf die 2011 18.047 18.552 18.430 18.133 Altersstruktur) weiterverwendet werden. Es ist jedoch 2012 17.904 18.523 18.406 davon auszugehen, dass sich hierbei leichte Korrektu- 2013 17.770 18.524 *****18.368 ren zur derzeit geltenden Bevölkerungsprognose einstel- 2015 17.503 18.237 len können. Vor diesem Hintergrund sollen die Ergebnis- 2020 16.726 17.811 se aus dem Zensus – bezogen auf die Altersgruppierung 2025 15.781 16.941 der Wohnbevölkerung – vorgestellt werden, da sich hier * Angaben zur 5. Regionalisierten Bevölkerungsprognose des Landes sehr viele Bezugspunkte für die einzelnen Abschnitte des Sachsen-Anhalt, ** Modellrechnung aus der Anpassungsstrategie zur Gestaltung des demografischen Wandels (Nov. 2011) *** Laufende IGEK ergeben. Fortschreibung der Einwohnerzahl zum 31.12. des Jahres, **** Stich- tagsergebnis am 9.5.2011, ***** Stand 30.6.2013 Die Gemeinde Hohe Börde weist einige Besonderheiten bei Quelle: Zusammenstellung auf der Grundlage von Angaben des Sta- der Altersstruktur im Vergleich zum Durchschnitt des Lan- tistischen Landesamtes Sachsen-Anhalt (Prognose, Zensus) und der Gemeinde Hohe Börde des Sachsen-Anhalt und der Bundesrepublik insgesamt auf:

13 Vgl. ebenda

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 14 1.2 Demografische Ausgangslage und Prognose Einwohnerzahl in den Ortschaften und Ortsteilen der Gemeinde

Hohe Börde (2011 und 2012 per 31.12.; 2013 per 30.6.) 1.2 Jahre 2011 2012 2013 Ackendorf 369 376 363 Bebertal 1.587 1.581 1.592 Bornstedt 457 431 424 Brumby 48 49 48 Eichenbarleben 874 863 855 Glüsig 18 16 15 Groß Santersleben 1.025 1.026 1.053 Hermsdorf 1.572 1.576 1.565 Hohenwarsleben 1.748 1.768 1.737 Demografie-Tagung 2011 in der Hohen Börde (Foto: C. Ackermann) Irxleben 2.296 2.270 2.255 Mammendorf 228 219 224 Niederndodeleben 4.168 4.207 4.202 Nordgermersleben 672 672 683 Ochtmersleben 543 535 534 Rottmersleben 731 738 731 Schackensleben 716 722 730 Tundersleben 111 113 114 Wellen 1.267 1.244 1.243 Hohe Börde gesamt 18.430 18.406 18.368 Quelle: Zusammenstellung nach Angaben der Gemeinde Hohe Börde

Auch bei der Altersgruppe der Älteren (ab 65 Jahre) un- terscheidet sich die Hohe Börde signifikant von den Lan- des- und Bundesdurchschnitten. So sind 9,8 Prozent der Menschen in der Hohen Börde im Alter zwischen 65 bis 74 Jahre (Land: 13,6; Bund: 11,3) und 7,1 Prozent 75 Jahre und älter (Land: 10,7; Bund: 9,3).14

Was die eigentliche Einwohnerzahl angeht, so sind noch keine eindeutigen Interpretationsmuster im Hinblick auf die laufende Fortschreibung der Einwohnerzahl durch die Gemeinde, die Prognosedaten der Landesregierung und Titel Anpassungsstrategie (Abb.: C. Ackermann) die Zensusergebnisse gegeben.

Als Grundlage für die Arbeit am IGEK wurde im Hinblick auf die aktuelle Einwohnerzahl in den Ortschaften die lau- fende Fortschreibung der Bevölkerungszahl durch die Ge- meinde Hohe Börde verwendet.

14 Vgl. ebenda

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 1.2 Demografische Ausgangslage und Prognose 15 1 .3 Stärken, Schwächen, Chancen, Risiken

In der Anpassungsstrategie der Gemeinde Hohe Börde chen können. Dies gilt insbesondere für neue Instrumente an den demografischen Wandel vom November 2011 ist der Partizipation (Beteiligung) der Bürgerinnen und Bür- 1.3 eine ausführliche Analyse der Stärken und Schwächen so- ger und der Zivilgesellschaft. Beispiele hierfür sind die neu wie der Chancen und Risiken für die Kommune enthalten. geschaffenen Beiräte für Jugend und Senior/innen und die Diese Untersuchungsergebnisse gelten in vollem Umfang Anstrengungen zur Koordination des bürgerschaftlichen auch im Hinblick auf ihre wertenden Aussagen für das vor- Engagements und der Freiwilligenarbeit. liegende IGEK. Die Argumentation wird daher an dieser Stelle nicht nochmals vorgestellt; es wird ausdrücklich auf Große Fortschritte (Stärke) kann die Gemeinde Hohe Börde Abschnitt 3.2 des o.g. Strategiepapiers verwiesen. im Bereich des Standort- und Regionalmarketings vorweisen. Die Gemeinde steht heute beispielhaft für eine zukunftsfähi- Veränderungen, die Einfluss auf das Stärken-Schwächen- ge Kommune im ländlichen Raum des Landes Sachsen-An- Spektrum haben, könnten sich jedoch auf dem Gebiet der so- halt. Die Verstärkung des Positiv-Images geht einher mit Pub- zialen und kulturellen Infrastruktur ergeben. So wurde die Si- likationen und Auftritten auf Konferenzen und Fachtagungen. tuation bei der Ausstattung mit Grundschulen bisher als sehr Die Beteiligung am Europäischen Dorferneuerungspreis 2014 positiv (Stärke) eingeschätzt. Die Diskus­sion um die Zukunft wird diesem Trend einen weiteren Schub verleihen. der Grundschulstandorte im Zuge der Schulentwicklungspla- nung 2013/2014 zeigt jedoch, dass es noch keine belastbare Auf dem Gebiet von Wirtschaft und Gewerbe zählt die un- Strategie gibt, um den Beschluss des Gemeinderates vom No- zureichend differenzierte Branchenstruktur (mit einer star- vember 2011, langfristig alle sechs Grundschulstandorte zu er- ken Konzentration entlang der Autobahn-Standorte) nach halten, umzusetzen. Die mit dem Beschluss zur Schulentwick- wie vor zu den Schwächen des Gebietes. Positiv anzumer- lungsplanung vom Sommer 2013 favorisierte Lösung (Neubau ken ist, dass sich die Gemeinde Hohe Börde gemeinsam mit einer Grundschule in Hermsdorf, mittelfristige Schließung der dem Landkreis Börde darum bemüht, eine einheitliche (zwi- Schulstandorte­ Eichenbarleben und Rottmersleben) kann schen den Kommunen abgestimmte) Vorgehensweise zur nur mit umfassender Förderung (voraussichtlich im Zuge der Entwicklung und Vermarktung großer strukturprägender In- Fortsetzung des STARK-III-Programms der Landesregierung) dustrie- und Gewerbegebiete (hier: Elbepark) voranzutrei- umgesetzt werden. Die Rahmenbedingungen hierfür sind ben. Damit reagiert die Kommune auf ein (Entwicklungs-) (mit Blick auf die laufende Programmierung der EU-Förder- Risiko (fehlende Zukunftsfähigkeit von GI- und GE-Flächen), phase 2014-2020) nach wie vor unklar. Die Gefahr besteht, das bereits in der Anpassungsstrategie erörtert wurde. dass über Jahre hinweg keine belastbare Entscheidung über den Neubau herbeizuführen ist. Die bisherige Stärke läuft Ge- Als Risiko für die Entwicklung der Wohnstandorte vor al- fahr, zu einem Schwachpunkt zu werden. lem im Raum Schackensleben / Rottmersleben muss die po- tenzielle Ausdehnung des Steinabbaus angesehen werden. Die Gemeinde hat als eine der ersten in Sachsen-Anhalt Gleichermaßen würde eine weitere Grundwasserabsenkung nach der kommunalen Gebietsreform den Schritt zur Auf- – im Zuge der Betreibung eines Steinbruchs – die Frucht- stellung eines gemeinsamen Flächennutzungsplanes ge- barkeit der Börde negativ beeinflussen. tan. Damit schafft sie Voraussetzungen, um mittel- und langfristig alle Entwicklungsaufgaben planungsseitig ge- ordnet vornehmen zu können. Die Einheitsgemeinde kann also im Bereich der notwendigen Planungsgrundlagen auf eine neue Stärke verweisen.

Bei der kommunal-politischen Handlungsfähigkeit waren Aspekte der Kooperation und der Bürgerbeteiligung im Jahr 2011 noch als defizitär eingeschätzt worden. Hier hat die Gemeinde in kürzester Frist große Fortschritte errei-

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 16 1.3 Stärken, Schwächen, Chancen, Risiken 1 4. Interkommunale Kooperation

Vor allem die Folgewirkungen des demografischen Wan- Es soll an dieser Stelle ausdrücklich auf die Ausführun- dels zwingen zum Blick über die kommunalen Grenzen; in- gen zur interkommunalen Zusammenarbeit in der An- terkommunale Zusammenarbeit wird eine wichtige Vor­ passungsstrategie an den demografischen Wandel ver- aussetzung sein, um Angebot und Nachfrage auf dem wiesen werden. Ergänzend hierzu ergeben sich aktuell 1.4 Gebiet der bevölkerungsnahen Infrastruktur in Einklang Felder der Zusammenarbeit zwischen Einheitsgemein- zu bringen. In Sachsen-Anhalt werden in dieser Beziehung den im Landkreis Börde, die auf die gemeinsame Ent- gute Erfahrungen in den bestehenden Städtenetzen und wicklung und Vermarktung von großen Industrie- und Städtebünden gesammelt. Seit 2012 wird zudem modell- Gewerbeflächen abzielen. Hintergrund dieser (mögli- haft im Landkreis Wittenberg der Runde Tisch Demografie chen) Kooperation ist die nicht zufriedenstellende Aus- (Runder Tisch Wittenberg) von der Landesregierung un- lastung von Industrie- und Gewerbeflächen an zahl- terstützt. Hier arbeiten alle Bürgermeister der Einheitsge- reichen Standorten des Landkreises sowie der wenig meinden und der Landrat „auf Augenhöhe“ zusammen. zukunftsorientierte Branchenmix an einzelnen Standor- Vorrangige Themen sind die Schulentwicklungsplanung, ten (z.B. Elbepark). Die Zusammenarbeit auf diesem Ge- die langfristige Sicherung von Kinderbetreuungseinrich- biet wird durch die Regionale Planungsgemeinschaft für tungen, seniorenpolitische Konzepte und interkommuna- die Region Magdeburg unterstützt. les Leerstands-Management. Wichtiges Standbein für die Kooperationsprozesse in Handlungsempfehlungen der Region ist und bleibt der Europäische LEADER-Pro- Der Gemeinde Hohe Börde wird empfohlen, Erfahrun- zess. Die Gemeinde Hohe Börde ist fester Bestandteil der gen in den o.g. Bereichen auszuwerten und vergleich- Lokalen Aktionsgruppe (LAG) „Flechtinger Höhenzug“. bare Strukturen auch im Landkreis Börde „anzustoßen“. Der Gemeinde wird empfohlen, die Mitgliedschaft auch in der kommenden Förderperiode 2014 bis 2020 auf- Nach Ablauf der derzeitigen Schulentwicklungsplanung recht zu erhalten. Ziel ist es, alle Ortsteile der Gemeinde (bis zum Jahr 2018/2019) könnten zwischen angrenzen- in die Gebietskulisse der künftigen LAG einzubeziehen. den Kommunen und der Hohen Börde interessante Mo- Es wird davon ausgegangen, dass die Landesregierung delle einer gemeinsamen Nutzung bei Kindertagesstät- im Jahr 2014 im Zuge eines landesweiten Wettbewerbes ten, Schulen und Horteinrichtungen auf die Tagesordnung die Auswahl jener Gebiete vornehmen wird, die bis zum rücken. Zu empfehlen ist, frühzeitig Abstimmungsprozes- Jahr 2020 Fördergebiete für den CLLD/LEADER-Prozess se auf der Ebene der Bürgermeister/Bürgermeisterinnen sein werden. Hier gelten dann die günstigsten Förder- zu initiieren, um mögliche künftige Entscheidungsprozes- konditionen sowohl für kommunale Akteure als auch für se in einem vertrauensvollen Klima der Zusammenarbeit Wirtschafts- und Sozialpartner. Da die LAG „Flechtinger (und nicht der Konkurrenz) vorzubereiten. Höhenzug“ eine der erfolgreichsten Aktionsgruppen im Land ist, werden ihr gute Chancen für den Landeswett- Ein erster konkreter Ansatzpunkt wird beim Ausbau und der bewerb eingeräumt. Voraussetzung ist jedoch ein wett- zukünftigen Nutzung des Schwimmbades im Ortsteil Nie- bewerbsfähiges Entwicklungskonzept der LAG. Der Ge- derndodeleben gesehen (Vgl.: Kap. 7.4). Die Anlage, die ein meinde Hohe Börde wird empfohlen, die Schwerpunkte Investi­tionsschwerpunkt der Gemeinde Hohe Börde in den des vorliegenden IGEK in die Diskussion um das LAG- kommenden Jahren sein wird, kommt potenziellen Nutzern Konzept frühzeitig einzubringen. sowohl in der Gemeinde als auch in der angrenzenden Lan- deshauptstadt zugute. Wenngleich die erforderlichen In- vestitionsmittel zunächst von der Gemeinde Hohe Börde aufzubringen sind, so wäre doch ein gemeinsames Handeln der beiden Kommunen zur Sicherung des laufenden Betrie- bes angeraten. Hier sollte eine modellhafte interkommuna- le Kooperationsvereinbarung vorbereitet werden.

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 1.4 Interkommunale Kooperation 17 2 . Gemeinde und Bürgerschaft 2 1. Ehrenamt und bürger­ schaftliches Engagement

2.1 Ausgangssituation bildcharakter für Kommunen im ländlichen Raum besitzt. Die älter werdende Gesellschaft erfordert das solidarische Bürgerinnen und Bürgern wird dort die Möglichkeit einge- Miteinander der hier lebenden Menschen. Ältere Menschen räumt, sich auf Feldern zu engagieren, auf denen sie be- werden nur in Ausnahmefällen ihren angestammten Wohn- sondere Kompetenzen besitzen und auf denen sie gern ort und das über Jahrzehnte gewachsene Lebensumfeld helfen wollen. Die Gemeinde ist damit auf einem sehr gu- verlassen wollen. Wenn zugleich die Möglichkeiten gege- ten Weg, langfristig ein leistungsfähiges lokales Netzwerk ben sind, das unmittelbare Umfeld selbst mitgestalten zu zu knüpfen, in dem Verbände und Initiativen ihr Engage- können, bilden sich starke Haltefaktoren an den Standort ment für ein solidarisches Miteinander in den Ortschaften heraus. Auch in dünn besiedelten Gebieten wird das bür- aufeinander abstimmen können.15 gerschaftliche Engagement weitgehend vom Ehrenamt ge- tragen. Einen hohen Stellenwert besitzen in diesem Zusam- Der Gemeinderat sollte sich jährlich mit dem Stand der menhang die Strukturen der Freiwilligen Feuerwehr. Freiwilligenarbeit und der Tätigkeit der Engagement- Drehscheibe befassen. In die Diskussion sind der Senio- Bewertung renbeirat und der Jugendbeirat eng einzubeziehen. Die Bereits im Zuge der Untersuchungen zur Anpassungsstra- jährliche Ehrung des Ehrenamtes in der Gemeinde („In- tegie der Gemeinde für die Gestaltung des demografischen ternationaler Tag des Ehrenamtes“16) und die Ehrung vor- Wandels konnte nachgewiesen werden, dass die Gemein- bildlicher Leistungen im Bereich der ehrenamtlichen Ar- de Hohe Börde sehr gute Voraussetzungen für eine aktive beit und zur Festigung der Zivilgesellschaft durch die Zivilgesellschaft besitzt. In den Ortschaften und Ortsteilen öffentlichkeitswirksame Eintragung in das „Ehrenbuch der bestehen stabile Vereins- und Feuerwehrstrukturen so- Gemeinde Hohe Börde“ (oder eines vergleichbaren sym- wie gelebte Nachbarschaftshilfe; vielfältige ehrenamtliche bolischen Aktes) tragen zur Stärkung des bürgerschaftli- Leistungen bilden ein stabiles Fundament für die Solidari- chen Engagements bei. tät der Bürgerinnen und Bürger untereinander. Mittel- und langfristig kann eine qualitative Aufwertung Ungeachtet dessen müssen sich Politik und Verwaltung der Ehrenamtsarbeit durch die Übernahme einer kom- auf sich verändernde Rahmenstrukturen in der Zukunft plexen Aufgabe für die Entwicklung der solidarischen Ge- einstellen. Das rührt zum einen daher, dass der Anteil älte- meinschaft im Bereich der Gemeinde in Angriff genommen rer Mitbürgerinnen und Mitbürger weiter anwachsen und werden. Dies könnte beispielsweise durch die eigenständi- die Zahl hochbetagter und hilfebedürftiger Menschen stei- ge Übernahme einer Seniorenwohnanlage oder eines ver- gen wird. Bürgerschaftliches Engagement wird demnach gleichbaren Objektes sein. Ziel wäre es dabei, Leitung und in den kommenden Jahren noch mehr Aufgaben überneh- Koordination der Einrichtung nicht durch professionelle men müssen, die staatliche und private Strukturen und Anbieter, sondern durch ehrenamtliche Kräfte (gegen Auf- Akteure nur unzureichend abdecken können. wandsentschädigung) zu übernehmen.

Eine strategisch wichtige Entscheidung hat die Gemein- de mit dem Aufbau der Engagement-Drehscheibe getrof- fen. Mit der „Börse für Freiwilligen-Leistungen“ ist eine neu­trale Vermittlungs- und Beratungsstelle für ehren- amtliches Engagement entstanden, die bereits jetzt Vor-

15 Vgl. http://www.hoheboerde.de/front_content.php?idcat=509&changelang=12, (Zugriff: 19.10.2013) 16 Der Internationale Tag des Ehrenamtes wird jährlich am 5. Dezember abgehalten. In Deutschland ersetzt er den Tag des Ehrenamts, der früher am 2. Dezember begangen wurde.

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 18 2.1 Ehrenamt und bürger ­schaftliches Engagement 2 .2 Vereine und Stiftung

Ausgangssituation Die Vereine und Interessengruppen mit ihren engagier- ten Mitgliedern sind unverzichtbare Standbeine für die Zu- kunftsfähigkeit der Hohen Börde und für das „Wir-Gefühl“ in den Ortschaften. Die Frage der Zukunftsfähigkeit klei- ner Siedlungen hängt nicht nur von der infrastrukturellen Ausstattung ab, sondern wird in starkem Maße von den 2.2 Bewohnern selbst entschieden. Sie haben es in der Hand mitzubestimmen, was aus ihrer Siedlung wird.17 Nur wenn eine engagierte Bürgerschaft für lebenswerte Bedingun- gen Sorge trägt, haben auch kleine Dörfer eine berechtigte IGEK-Team zu Besuch im Bördehof im OT Ackendorf (Foto: W. Bock) Überlebenschance.18 Alle infrastrukturellen Maßnahmen (z.B. Investitionen) – Bewertung die nahezu ausschließlich mit öffentlichen Mitteln finan- Zivilgesellschaftliche, soziale, kulturelle und sportliche ziert werden – erreichen nur dann ihre gewünschte Wir- Aktivitäten gewinnen an Gewicht, wenn es um die Stär- kung, wenn es Bürgerinnen und Bürger gibt, die sie mit kung des Zusammengehörigkeitsgefühls, des Gemein- Leben erfüllen. Bürgerschaftliches und zivilgesellschaftli- schaftsgefühls und damit um die Bindung an den Ort geht; ches Engagement in Vereinen und Interessengruppen zu sie können – in gewissem Maße – infrastrukturelle Defi- fördern heißt also, die wichtigste Investition in die Zukunft zite ausgleichen helfen. Es gehört zu den anerkannten der Einheitsgemeinde zu tätigen.19 Schlussfolgerungen aus der Entwicklungsplanung in vie- len ländlichen Regionen in der Bundesrepublik, dass sich Handlungsempfehlungen die Bürgerinnen und Bürger künftig in allen Ortschaften Für die langfristige, strategische Sicherung des Vereins- noch stärker selbst engagieren müssen, um ihre gewohn- spektrums und der auf soziale Belange ausgerichteten te Lebensqualität aufrecht zu erhalten. Defizite, Schrump- freiwilligen Arbeit stellt die in Aussicht gestellte Grün- fungsfolgen u.ä. können oftmals durch Ideen, Initiativen, dung der Stiftung Hohe Börde einen Schwerpunkt dar. informelle Selbsthilfenetzwerke u.ä.m. ersetzt bzw. er- gänzt werden. Die Gemeinde geht damit (wiederum) Schritte, die für den ländlichen Raum in Sachsen-Anhalt modell- Wie bereits im vorangegangenen Abschnitt geschildert, haft sind. Wenngleich die Ertragslage der Stiftung in stellt die Bildung der Engagement-Drehscheibe einen ent- den ersten Jahren eher symbolischen Charakter haben scheidenden Schritt dar, den die Gemeinde in vorbildlicher wird, so lassen sich damit überhaupt erst die Grund- Weise eingeleitet hat, um die Arbeit der Vereine (im Sin- lagen legen, um potenziellen Zustiftern die Motivati- ne eines ersten Schritts zur Bildung eines „Vereinsnetz- on zu vermitteln, sich langfristig mit ihrem finanziellen werks“) zu unterstützen: Bürgerschaftliches Engagement Beitrag für die Zukunftsfähigkeit der Gemeinde zu en- und aktive Vereine stärken die Widerstandsfähigkeit (Re­ gagieren. Der Gemeinde wird empfohlen, den eingelei- silienz) der Gemeinde gegenüber den Folgewirkungen der teten Prozess zur Gründung der Stiftung auf jeden Fall demografischen Veränderungen. „zu Ende zu gehen“.

17 Vgl. Untersuchungsergebnisse des Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung zur Zukunft von Dörfern in peripheren Regionen aus dem Jahr 2011. http://www.berlin-institut.org/?id=833, (Zugriff: 20.10.2013) 18 Vgl.: Welt Online: „Wo in Deutschland die Dörfer sterben“, (Zugriff: 28.11.2011) 19 Dieses Engagement kann sich in verschiedenen Formen äußern: Es reicht von der Nachbarschaftshilfe über temporäres Engagement bei Aktionen im öffentlichen Raum bis zur ehrenamtlichen Arbeit. Dabei spielen Vereine eine wesentliche Rolle. Sie sind wichtige institutionelle Träger der bür- gerschaftlichen Arbeit.

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 2.2 Vereine und Stiftung 19 • Spenden und Sponsoring sind unverzichtbar für die Erfüllung der satzungsmäßigen Aufgaben der Verei- ne. Erfahrungsberichte im Zuge der Integrierten Länd- lichen Entwicklung (ILE) in Sachsen-Anhalt sowie aus dem LEADER-Prozess belegen, dass die ehrenamt-

2.2 lich arbeitenden Vorstände über vergleichsweise we- nig Informationen verfügen, welche Programme und Förderrichtlinien auf die Belange ihrer jeweiligen Ver- eine zugeschnitten sind. Verwaltung und Engagement- Drehscheibe sollten gemeinsam – möglichst zu Jahres- Ausstellung im Hopfenhaus im OT Groß Santersleben beginn (mit Blick auf erste Antragstermine im 1. Quartal (Foto: M. Schulz) des laufenden Jahres) – eine Informationsveranstal- tung zu den vereinsspezifischen Fördermöglichkeiten Vor diesem Hintergrund sollte die Gemeinde ihre An- (vor allem auf europäischer und Landesebene sowie strengungen u.a. auf den folgenden Arbeitsgebieten im Hinblick auf eine Vielzahl von Bundesprogrammen, verstärken: die auf ehrenamtliche Tätigkeitsfelder abzielen) durch- • Die Hohe Börde benötigt eine vollständige, öffentlich führen. Fachlich kann dies in Zusammenarbeit mit dem zugängliche und kontinuierlich gepflegte Übersicht zu Förderservice bei der Investitionsbank Sachsen-Anhalt, allen Vereinen. Die diesbezüglichen Veröffentlichungen dem LEADER-Management und dem Amt für Landwirt- für alle Ortsteile auf der Internetplattform der Gemein- schaft, Flurneuordnung und Forsten Mitte erfolgen. de20 stellen dafür einen ersten, wichtigen Schritt dar. Für die Werbung neuer Mitglieder scheint jedoch die Herausgabe einer Publikation (auch bei Würdigung al- ler Vorteile des Internets) angeraten. • Einmal im Jahr sollten sich Vereine und Interessengrup- pen aus der Gemeinde der Öffentlichkeit präsentieren. Grundlage hierfür kann das vorbildliche Engagement vieler Vereine u.a. am „Tag der Regionen“ sein. Der (künftige) „Tag der Vereine in der Hohen Börde“ könnte sowohl für die Werbung neuer Mitglieder, die Präsen- tation von Vielfalt und Breite des bereits bestehenden Vereinsspektrums und für die Würdigung der Vereins- arbeit genutzt werden. • Die ehrenamtliche Arbeit wirft viele Fragen auf, die alle Vereine und die ehrenamtlich Tätigen gleicherma- ßen tangieren. Das betrifft u.a. Haftungs- und Versiche- rungsaspekte. Über die Verwaltung sollte (in Zusam- menarbeit mit der Engagement-Drehscheibe und dem Jugend- und Seniorenbeirat) allen Vereinen einmal im Jahr ein entsprechendes Schulungs- und Informations- angebot unterbreitet werden. Ansprechpartner für die professionelle Vorbereitung bietet das Ministerium für

Arbeit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt (Fach- Impressionen vom Bördehoffest bereich „Ehrenamt, bürgerschaftliches Engagement“). (im OT Niederndodeleben; Fotos: M. Schulz)

20 http://www.hoheboerde.de/front_content.php?idcat=427&changelang=12, (Zugriff: 20.10.2013)

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 20 2.2 Vereine und Stiftung 2 .3 Kirchen

Ausgangssituation Es ist davon auszugehen, dass auch in der EU-Förderpe- Kirchenbauten prägen die Ortsbilder in nahezu allen Ort- riode 2014 bis 2020 der Erhalt des kulturellen Erbes ein schaften der Gemeinde Hohe Börde. Sie sind Zeugen ei- Förderschwerpunkt sein wird. Der Gemeinde Hohe Börde ner Jahrhunderte alten christlich geprägten Gesell- wird empfohlen, im Zuge der Erarbeitung des LAG-Ent- schaftsstruktur. Viele der Kirchen besitzen einen hohen wicklungskonzeptes eine Abstimmung mit den Kirchen- kulturhistorischen Wert, der aus der Baulichkeit und/oder gemeinden mit dem Ziel herbeizuführen, eine Rang- und den Kunstwerken in ihrem Inneren herrührt. Reihenfolge der drängendsten Arbeiten zur Sanierung und Rekonstruktion von kirchlichen Gebäuden vorzube- 2.3 Wenngleich die evangelischen und katholischen Kirchenge- reiten. Priorität sollten jene Vorhaben bekommen, die ei- meinden, gemessen an ihrer Mitgliederzahl und dem ver- nen hohen Effekt für das kulturelle Leben in den betref- gleichsweise hohen Altersdurchschnitt, nur einen kleinen fenden Dörfern erwarten lassen. Teil der Bevölkerung einbeziehen, so spielen sie jedoch eine wichtige Rolle beim Erhalt funktionierender Dorfgemein- schaften. Die Kirchen übernehmen in diesem Kontext Ver- antwortung, um Menschen an ihre Heimat zu binden.

Bewertung In vielen Orten der Gemeinde sind Kirchen inzwischen auch Mittelpunkt des kulturellen Lebens. Das Spektrum reicht von Musikveranstaltungen, Lesungen und Ausstel- lungen hin zu Veranstaltungsreihen mit Kindern und Ju- gendlichen. Der Gemeinde Hohe Börde wird empfohlen, den engen Kontakt mit den zuständigen Pfarrerinnen und Kirche im OT Bornstedt (Foto: M. Schulz) Pfarrern zu pflegen, um Aktivitäten zur Stärkung der Dorf- gemeinschaften und des Zusammenhalts der Zivilgesell- schaft aufeinander abzustimmen. Die Kirchengemeinden sollten zudem aufgerufen werden, ihre Vorhaben im Be- reich der baulichen Sanierung der Kirchenbauten und der Ausgestaltung ihres Veranstaltungsspektrums – über die Gottesdienste hinaus – mit den dafür bestehenden Gremi- en abzustimmen. Das gilt sowohl für die Zusammenarbeit mit dem Senioren- und Jugendbeirat als auch für die Mit- wirkung an der Engagement-Drehscheibe. Glockenaufzug in der Kirche zu Rottmersleben (Foto: M. Schulz) Handlungsempfehlungen Im Rahmen des Europäischen LEADER-Prozesses wur- den vor allem in den zurückliegenden 10 Jahren eine Anzahl von Kirchengemeinden und Kirchspielen bei der Sanierung der Gebäude, der Einrichtung von Winter- kirchen und der Organisation von Veranstaltungen un- terstützt. Die Mittel aus dem Europäischen Landwirt- schaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER) wurden vorzugsweise über die Lokale Aktions- gruppe (LAG) „Flechtinger Höhenzug“ für das Gebiet der Gemeinde Hohe Börde bereitgestellt. Sanierte Kapelle im OT Brumby (Foto: M. Schulz)

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 2.3 Kirchen 21 3 . Bauliche Entwicklung 3 1. Anforderungen an das Flächen­ management der Gemeinde

Ausgangssituation Südost nach Nordwest betrachtet und damit von dem un- Geographisch erstreckt sich das Gebiet der Gemeinde mittelbaren Einflussbereich der Landeshauptstadt Magde- Hohe Börde in nordwest-südöstlicher Richtung. In sei- burg aus (Teilraum / Sektor 1) über den eigentlichen länd-

3.1 ner hauptsächlichen Flächennutzung wird es vorwiegend lichen Raum der Gemeinde (Teilraum / Sektor 2) bis hin zu durch die Ackerflächen der Landwirtschaft geprägt. Im einem peripher gelegenen Teilraum / Sektor 3, der selber Flächenmanagement der Gemeinde Hohe Börde stellt die Teil eines größeren Raums mit einer kulturhistorisch be- Landwirtschaft die wichtigste Größe dar, sie ist flächenmä- deutsamen Vergangenheit ist. ßig allgegenwärtig vorhanden. Ihre herausragende Bedeu- tung im Flächenmanagement ist auch dadurch berechtigt, Im Teilraum 1 lassen sich die gesellschaftlichen und wirt- weil sich im Gemeindegebiet die besten landwirtschaftlich schaftlichen Entwicklungen der letzten zwei Jahrzehnte am nutzbaren Böden in Sachsen-Anhalt befinden. besten ablesen. Im Südosten grenzt der Teilraum 1 an die Bundesautobahn A14, an der östlich in etwa vier Kilometern Unterbrochen werden die landwirtschaftlichen Flächen Entfernung (von Niederndodeleben) die Landeshauptstadt durch mehrere, zum Teil sehr bedeutende Verkehrsach- Magdeburg liegt. Im Teilraum 1 befinden sich die Ortschaf- sen. Das Gemeindegebiet wird von drei überregionalen ten Niederndodeleben, Irxleben, Groß Santersleben, Herms- Verkehrstrassen durchzogen, die allesamt in ostwestlicher dorf und Hohenwarsleben. Zwischen den Ortschaften und Richtung verlaufen, der Bundesautobahn A2, der Bundes- der Bundesautobahn A14 verlaufen mehrere überregiona- straße B1 und der Bahnstrecke Magdeburg-Braunschweig. le Energieleitungen, die die Bundesautobahn A14 überwie- Außerhalb verläuft nördlich als vierte Verkehrs­trasse der gend in nordsüdlicher Richtung begleiten. Mittellandkanal. Die Bundesstraße B245 durchläuft das Ge- meindegebiet nur im nordwestlichen Bereich. Die Bundes- Die Altdorfbereiche der fünf Ortschaften Niederndodele- autobahn A14 durchläuft das Gemeindegebiet im südöst- ben, Irxleben, Groß Santersleben, Hermsdorf und Hohen- lichen Bereich. Neben diesen überregional bedeutsamen warsleben sind in den letzten Jahrzehnten durch umfang- Verkehrstrassen gibt es zahlreiche Straßen im Gemeinde- reiche Neubauflächen erweitert worden. Diese Bauflächen gebiet, mit denen die Ortschaften untereinander ver- und sind entweder Wohnbauflächen, gewerbliche oder Son- zu den umgebenen Räumen angebunden sind. Die Land- derbauflächen. Wie im nachfolgenden Kapitel ausgeführt wirtschaft und die Verkehrstrassen verbinden die drei Teil- wird, befinden sich die Schwerpunkte der Wohnbauent- räume miteinander. (Vgl.: Kap. „Leitbild“) wicklung wie der gewerblichen Entwicklung in den Ort- schaften Niederndodeleben, Irxleben, Hermsdorf und Ein weiteres Merkmal der Flächennutzung sind die bebau- Hohenwarsleben. Der kleinen Altdorflage von Groß San- ten Ortslagen der Dörfer und die meist schmalen Grün- tersleben sind ebenfalls Wohnbauflächen angelagert wor- zonen entlang der Flüsse. Allein eine kleinere Grünfläche den. Weiterhin befinden sich südlich der Ortslage die Bun- zwischen Irxleben und Niederndodeleben sowie die große desautobahn-Rastanlagen Börde Nord und Süd. Groß Waldfläche nördlich von Bebertal, die zum Flechtinger Hö- Santersleben gehört damit zum Teilraum 1. henzug gehört, unterbrechen die umfangreichen landwirt- schaftlichen Flächen. Eingebettet in die landwirtschaft- Der Teilraum 2 umfasst den flächenmäßig größten Anteil lich genutzten Flächen sind umfangreiche Gebiete, die mit am Gemeindegebiet. Hier liegen alle anderen Ortschaf- Windkraftanlagen bestellt sind. ten außer der Ortschaft Bebertal, die zum dritten Teilraum gehört. Die Ortschaften in diesem zweiten Teilraum wur- Das Gemeindegebiet lässt sich in drei Teilräume (Sekto- den funktional wie städtebaulich über eine sehr lange Zeit ren) gliedern. Diese Teilräume werden nachfolgend von durch die Landwirtschaft und landwirtschaftliche Industrie

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 22 3.1 Anforderungen an das Flächen­management der Gemeinde geprägt. Die Altdorfbereiche und ihre Ausbauflächen aus Raum „zwischen Stadt und Land“ befindet sich immer – und der Zeit der DDR sind auf die Landwirtschaft und die ihr damit auch in der Gemeinde Hohe Börde – in früher aus- zugeordneten Wirtschaftsbereiche hin ausgerichtet. Wäh- schließlich landwirtschaftlich geprägten Räumen. In die- rend sich die Landwirtschaft in den Ortschaften auf weni- sem Zwischenraum treten heute Flächennutzungen auf, die ge Standorte zurückgezogen hat und darüber hinaus die früher kaum in den ländlichen Räumen vorkamen, so dass Flächennutzung der außerhalb der Ortschaften gelegenen sowohl Wohngebiete an gewerblich genutzte Flächen an- Landschaft dominiert, stellen die eigentlichen Ortslagen in grenzen als auch Autobahnareale mit großen Versorgungs- der Gegenwart vor allem Standorte zum Wohnen dar, so- flächen vorkommen. Im Teilraum 1 besteht die Tendenz, als wohl in den Altdorfbereichen als auch in den angeglieder- „Entwicklungsraum für die Übernahme städtischer Wohn- 3.1 ten Neubauflächen. Letztere fallen mal größer aus, wie in formen“ gesehen zu werden22. Diese Übernahme führt dazu, Wellen, oder sie sind kaum vorhanden, wie in Ochtmersle- dass die früher auch städtebaulich prägenden landwirt- ben. Der zweite Teilraum weist deutlich die Charakteristi- schaftlichen Strukturen zunehmend vernachlässigt oder ver- ken eines ländlichen Raumes auf, der Bördezone. drängt werden, was letztlich die Gestalt der Dörfer verändert hat. Dies hat zur Folge, dass auch die stadtnah gelegenen Der Teilraum 3 erfasst mit Bebertal nur eine einzige Ort- Dörfer der Gemeinde Hohe Börde immer mehr städtische schaft. Das große Dorf Bebertal liegt mit seiner Burg im Tal Merkmale annehmen, die ihre ursprünglichen dörflichen der Beber am Rand des Flechtinger Höhenzuges. Dieser Strukturen überprägen. Dies zeichnet sich einerseits durch bildet als bergbaulich genutztes Hartgesteingebirge ein das Aufkommen von Supermärkten, Discountern, Tankstel- Gegenstück zum entfernten Harz und ist überwiegend be- len mit Shop, Rastanlagen, Hotel- und Fast-Food-Ketten ab. waldet. Das besondere an Bebertal ist die periphere Lage Diese Einrichtungen sind den Dörfern in der Gemeinde Hohe innerhalb der Gemeinde im Übergang zu einer ganz an- Börde vorwiegend mit Standorten an den Ausfallstraßen zur deren Natur- und inmitten einer reichen Kulturlandschaft. Bundesautobahn A2 vorgelagert. Andererseits ist es das er- Bebertals Nachbarn im Osten sind der Ort Hundisburg mit höhte Verkehrsaufkommen, das als auffälligstes Charakte- seinem barocken Schloss und Park, das ehemalige Kloster ristikum für die Entwicklung zur Zwischenstadt gilt. Hier ist Althaldensleben mit dem Landschaftspark und die Stadt zum einen das hohe PKW-Aufkommen auffällig, das kenn- Haldensleben. Mit seiner reichen kulturellen Vergangen- zeichnend für die zahlreichen Pendler ist, die ihre Arbeits- heit und seiner Nachbarschaft zu den herrschaftlichen Or- plätze entweder in Magdeburg, Wolfsburg oder aber in der ten Hundisburg und Althaldensleben ist Bebertal durch umliegenden Region täglich ansteuern. Zum anderen be- seine kulturhistorische wie landschaftliche Bedeutung ein deutet der sehr hohe LKW-Verkehr auf den Autobahnen und eigenständiger Teilraum im Gemeindegebiet und stellt da- Bundesstraßen einen zunehmenden Gütertransfer, der auch mit eine Ergänzung zum funktionalen Teilraum 1 und zum die Dörfer nicht auslässt, durch die zumindest die Bundes- ländlichen Teilraum 2 dar. straßen B 1 und B 245 führen.

Bewertung Durch die Ausweisung der Gewerbegebiete in den früher In den Ortschaften der Gemeinde Hohe Börde hat sich seit rein ländlichen Räumen von Hermsdorf, Hohenwarsleben 1990 vieles verändert. So haben sich besonders im Teilbe- und Irxleben sollte ein Anreiz für leistungsfähige Neuan- reich 1 Entwicklungen eingestellt, wie sie für Umlandge- siedlungen geschaffen werden. Voraussetzung hierfür war meinden im Einflussbereich großer Städte kennzeichnend neben der Verfügbarkeit von Grundstücksflächen auch die geworden sind. Der Teilraum 1 mit den Ortschaften Nie- günstige Verkehrslage in der unmittelbaren Nähe zur A 2, derndodeleben, Irxleben, Hermsdorf, Hohenwarsleben und so dass die direkte Autobahnanbindung als ein weiterer Groß Santersleben liegt in einem Raum „zwischen Stadt wesentlicher Standortfaktor gelten kann. Die immer dich- und Land“. Dieser Zwischenraum wird in der Fachliteratur tere Verflechtung von neuen Funktionen und ländlichem als „Zwischenstadt“ oder „Zwischendorf“ bezeichnet21. Der Gebiet bringt den Dörfern in der Gemeinde Hohe Börde

21 Sieverts, Thomas: Zwischenstadt. Zwischen Ort und Welt, Raum und Zeit, Stadt und Land. Basel, 3. Auflage 2001 22 Priebs, Axel: Das suburbane Dorf in der Regionalplanung am Beispiel des Großraums Hannover. Essen 2000, S. 58

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 3.1 Anforderungen an das Flächen­management der Gemeinde 23 nicht nur zusätzliche Abhängigkeiten, sondern bietet auch gen heute vielfach von technischen Errungenschaften, was neue Potenziale. So ist es durchaus möglich, in Herms- eine eindeutige Abgrenzung von Stadt, Zwischenstadt und dorf und Hohenwarsleben Versorgungszentren zu halten, Land zusätzlich erschwert. Ein Beispiel hierfür ist der land- die für ländliche Räume untypisch sind. Durch diese neu wirtschaftliche Großbetrieb in Niederndodeleben, der auf errungene wirtschaftliche Eigenständigkeit erhalten die 4.300 ha bewirtschafteter Fläche einen Umsatz von mehr Dörfer in diesem Teilraum der Gemeinde Handlungsoptio- als 12 Millionen Euro macht23. Weiterhin ist die Bundesau- nen, die den anderen Ortschaften in der Gemeinde fehlen. tobahn A2 für viele Menschen in der Gemeinde Hohe Bör-

3.1 Dort müssen sie sich aus eigenem Antrieb heraus weiter- de eine allgegenwärtige Erscheinung, die ihr Leben positiv entwickeln, um sich besser positionieren zu können. Der wie negativ beeinflusst und zugleich die ländlichen Regi- zwischenstädtische Raum zwischen der Stadt Magdeburg onen nicht nur des zwischenstädtischen ersten Teilraums, und ihrem ländlichen Umland stellt damit zwar städtebau- sondern auch die Ortschaften im zweiten und dritten Teil- liche Herausforderungen an die Gemeinde Hohe Börde, raum an die städtischen Räume anschließt. Des Weiteren dies sollte aber nicht als Nachteil für die hiervon betrof- zeugt die stetig steigende Anzahl an Windkraftanlagen, fenen Ortschaften gewertet werden. Statt nur als ausgela- die in der Gemeinde Hohe Börde weite Landschaftsstriche gerter Wohnstandort der Städte zu fungieren, können die prägen, und das sehr große Einkaufszentrum Elbepark von Ortschaften von der Nähe zur Stadt profitieren, in dem sich dieser Entwicklung. zum Beispiel wieder vermehrt Handwerks- und Dienstleis- tungsbetriebe ansiedeln. Die Ausbreitung der Stadt Magdeburg in die Fläche ihres Umlandes bewirkt das Verschwinden der Grenze zwischen Darüber hinaus vollzieht sich in der Fläche ein Wandel von der Stadt und ihrem Umland. Gleichzeitig entwickelte sich der rein landwirtschaftlichen und neuerdings auch ener- nach 1990 auch „ein merkwürdiges neues Zentrum: Der getischen Nutzung hin zu einer freizeitorientierten Nut- Rand“24, der durch die Verstädterungsprozesse entstan- zung der Landschaft. Die Landschaft wird zunehmend als den ist. Bei den früher rein landwirtschaftlich geprägten Teil des Lebensortes wahrgenommen, in der eine attrakti- Dörfern Niederndodeleben, Irxleben, Groß Santersleben, ve Umwelt, die viele Möglichkeiten für individuelles Frei- Hermsdorf und Hohenwarsleben gibt es bereits den in der zeitverhalten bietet, im Vordergrund steht und somit als Literatur beschriebenen neuen Dorf-Rand, an dem sich in maßgebliches Auswahlkriterium die Standortwahl von Zu- umfangreichen Neubaugebieten die ehemaligen Stadtbe- wanderern beeinflusst. Der sich ergebende Nutzungskon- wohner ansiedeln, um in den Genuss von Stadt- und Land- flikt besitzt zwei verschiedene Ausprägungen. Zum einen leben zugleich zu kommen25. „Rand“ bezeichnet dabei führen die Zuwanderer, die sich nun vorwiegend im ländli- eine eher individuelle Vorstellung, die „jeder aus seinen chen Raum ansiedeln wollen, zu erhöhten Baulandpreisen. Erfahrungen, Wünschen, Zielen, aus den vielfältigen Ent- Zum anderen besteht ein Konflikt zwischen den Interessen scheidungen und Kompromissen“ ableitet und dement- einer auf immer größere Effektivität ausgerichteten Land- sprechend für sich definiert26. Jeder Neubürger bestimmt wirtschaft und den der abends und am Wochenende Erho- seinen eigenen Rand, an dem er gerne leben möchte. Der lung Suchenden. Rand „markiert keine ausdehnungslose Grenze, sondern einen Ort eigener Art“, wobei meist die Distanz zur Stadt, Eine weitere Auffälligkeit ist die heute viel stärkere Durch- die Beschaffenheit der Landschaft, das Bodenpreisniveau dringung von Natur und Landschaft durch Technik. Denn und die Anbindung durch den öffentlichen Nahverkehr in nicht nur in der Stadt Magdeburg hat der technische Fort- jeweils unterschiedlicher Gewichtung und Definition die schritt Einzug gehalten. Auch die ländlichen Gebiete zeu- jeweilige Lokalisierung des Randes ausmachen.27

23 Rossbach, H.: Ein Bauernhof, der keiner ist, F.A.Z. vom 8.8.13 24 Pro-Regio-Online: Zwischenland – Die neuen Zwischen-Welten zwischen Dorf und Stadt. Zeitschrift für den Ländlichen Raum, Heft Nr. 1, 2003, S. 19 25 ebenda, S. 19 26 Steinbusch, Michael: Die Stadt auf dem Land. In: Vondernach, Gerd (Hrsg.): Land-Berichte. Aachen, Shaker Verlag: Halbjahressschrift über ländli- che Regionen, Nr. 5, Jahrgang III, Heft 2/2000, S. 27 27 ebenda, S.29

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 24 3.1 Anforderungen an das Flächen­management der Gemeinde Handlungsempfehlungen ne, die das Dorf aus verschiedenen Gründen als Wohnort Für die Ableitung von Handlungsempfehlungen er- vorziehen. Der „zwischenstädtische Dorfbewohner“ ist scheint es angebracht, die „bisher unbekannte länd- daher meist „ein Bewohner auf Zeit“, wobei ihm das Dorf liche Urbanisierung“ in der Gemeinde Hohe Börde zu als eine Adresse dient, die bewusst für eine bestimmte betrachten28. In der Gemeinde treffen beide Entwick- Phase des Lebens gewählt wird und in der Folge diesen lungen, die städtische und die ländliche, kulturell und Abschnitt prägt29. Nicht Herkunft und Tradition, sondern gestalterisch zusammen, so dass die Ortschaften der individuelle Wohn- und Lebenskonzepte bewirken die Gemeinde Hohe Börde auf unterschiedliche Weise zu Entscheidung für ein Leben auf dem Dorf. Hinzu kommt, regionalen Dörfern werden, die ebenso unterschiedli- dass dörfliche Nachbarschaft heute kein ökonomischer 3.1 che Flächenutzungsfunktionen erfüllen. Demnach ist Zwang mehr zum Überleben ist, denn als moderner Dorf- es ratsam, dass einem rein quantitativ ausgerichteten, bewohner ist man ohnehin auf mehrere Orte hin ausge- Flächenmanagement ein eher qualitativ orientiertes richtet und kann bzw. muss daher auswählen, mit wem Flächenmanagement entgegengesetzt wird, das an die man und wo Kontakt haben möchte und mit wem nicht. jeweils spezifischen örtlichen Gegebenheiten und Be- Die stetige Abnahme von ortsnahen Verwandtschaftsbe- dürfnisse anknüpft. ziehungen, die nun vermehrt über die gesamte Region oder sogar darüber hinaus verteilt sind, tritt immer häu- Als die beiden herausragenden positiven Eigenschaf- figer auf, wodurch das rein dörflich gefasste Sozialgefüge ten von klassischen Dörfern gelten insbesondere ihre immer seltener wird. Überschaubarkeit und Integrationskraft. Beide positiven Merkmale sind jedoch durch massive Neubautätigkeiten Für die allermeisten Bewohner ist die frühere direkte Ab- im gewerblichen und wohnbaulichen Bereich stark ge- hängigkeit von der Landwirtschaft nicht mehr vorhan- fährdet. Die besondere Herausforderung besteht dem- den, wodurch das Dorf seine „traditionelle sozial-ökono- nach darin, für alle Ortschaften ein Mittelmaß zu finden, mische Basis“ verloren hat und nunmehr neue Ansprüche bis zu welchem Maß eine Siedlungserweiterung die be- von Seiten der Bewohner gestellt werden30. Das Dorf wird stehenden Strukturen noch zusätzlich stärkt, ohne da- zum Durchgangsraum, wobei das Wohnen die vorran- bei raumstrukturelle, verkehrliche oder gesellschaftliche gige Funktion darstellt. Damit sind in erster Linie die ei- Probleme hervorzurufen. genen vier Wände gemeint, die „die eigentliche Heimat beschreiben“31. Aufgrund der zunehmenden Vielfalt von Der Wegfall des Monopols der Landwirtschaft und seinen Lebensstilen und Wohnformen, die das regionale Dorf zugeordneten industriellen Bereichen, wie den Zuckerfa- charakterisieren, ergeben sich in der Folge vielfache indi- briken, Molkereien und Technikstandorten noch in der Zeit viduelle Bedürfnisse, die sich überwiegend an städtischen der DDR, bewirkte vor allem in den Ortschaften im Zwi- Lebensqualitäten orientieren. Dies spiegelt sich in Wohn- schenraum zwischen Stadt und Land eine starke Durch- stilen sowie im Einkaufs- und Freizeitverhalten wider. Da- mischung der Einwohner. Das Leben auf dem Land wird mit einher geht eine Entwicklung, dass sich das (gefühlte) heute zunehmend als eine bewusste Entscheidung gese- dörfliche Alltagsleben dem städtischen immer mehr an- hen, als eine von mehreren Möglichkeiten, die man auf- gleicht. Die neuen Bewohner besitzen auch immer min- grund von besonderen Qualitäten als Lebens- und Wohn- destens zwei Lebensmittelpunkte. Meistens sind dies ihre ort auswählt. Dies umfasst sowohl Einheimische, die sich Wohn- und Arbeitsorte, zum Teil gibt es jedoch noch Wei- trotz Alternativen dafür entscheiden zu bleiben (und tere, was sich aus dem jeweiligen Freizeitverhalten bzw. dann zu Berufspendlern werden), als auch Hinzugezoge- aus den weiteren familiären oder sonstigen Beziehun-

28 Pro-Regio-Online Zwischenland – Die neuen Zwischen-Welten zwischen Dorf und Stadt. Zeitschrift für den Ländlichen Raum, Heft Nr. 1, 2003, S. 6 29 ebenda, S. 15 30 Hahn, Achim: Das „postsuburbane“ Dorf. In: Henkel, Gerhard (Hrsg.): Das Dorf im Einflussbereich von Großstädten. Essener Geographische Arbei- ten, Essen 2000, Band 31, S. 47 31 Pro-Regio-Online Zwischenland – Die neuen Zwischen-Welten zwischen Dorf und Stadt. Zeitschrift für den Ländlichen Raum, Heft Nr. 1, 2003, S. 57)

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 3.1 Anforderungen an das Flächen­management der Gemeinde 25 gen ergibt. Dabei müssen stets zwei Faktoren berücksich- der Gemeinde Hohe Börde vor allem auf die Ortschaf- tigt werden. Erstens muss der Rand-Bewohner anders als ten Niederndodeleben, Irxleben, Hermsdorf und Ho- beim städtischen Alltag oder beim traditionellen Dorf-All- henwarsleben. Diese vielfältigen Veränderungen stehen tag die Anfahrbarkeit zu den verschiedenen alltäglichen beispielhaft für die Entwicklung zur Zwischenstadt bzw. Anlaufstellen sichern und täglich in Kauf nehmen. Zwei- zum Zwischendorf. Gleichzeitig sind es Belege dafür, tens müssen sämtliche Anlaufstationen entsprechend mit dass dieser Entwicklungsprozess nicht einseitig von der Leben ausgefüllt werden, Beziehungen müssen gepflegt Stadt aus gedacht werden kann, sondern dass immer

3.1 werden, was einen hohen (zeitlichen) Aufwand bedeutet. auch die ländliche Seite miteinbezogen werden muss. Die neu gewonnene Freiheit zieht demnach auch neue Das regionale oder auch suburbane Dorf hat als „mög- Verpflichtungen nach sich, was vor allem eine erhöhte liche Wohn- und Freizeitumwelt für die Informations- Bereitschaft zur Mobilität voraussetzt, wodurch die Annä- und Freizeitgesellschaft“ einen Stellenwert erlangt, der herung an den neuen Lebensmittelpunkt erschwert wird. aus stadtregionalen Entwicklungsszenarien nicht mehr Hierin wird deutlich, dass es heute nicht mehr wirtschaft- wegzudenken ist33. Demnach müssen an die Handlungs- liche Zwänge sind (Pendeln zwischen Hof und Industrie- empfehlungen auch neue Fragen gestellt werden: arbeit in der Stadt), sondern es sind soziale Bindungen • Was für Bedürfnisse haben die Bewohner? und der Wunsch nach einer ländlichen Lebensweise, die • Welche Ansprüche stellen sie an ihre Umgebung? den Dorf-Bewohner zum Pendler werden lassen. Dies hat • Was hält sie dort? gleichzeitig aber auch den Effekt, dass Pendler stets neue • Was lohnt sich (aus planerischer Sicht) zu fördern bzw. Werte und Handlungsmuster in das dörfliche Alltagsleben zu verbessern, um den Standort weiterhin attraktiv und mit einbringen, was sie zugleich als „wichtige Einflussgrö- damit wirtschaftlich zu gestalten? ße auf den Prozess der Integration ländlicher Dörfer in die Gesamtgesellschaft“ ausweist32. Es gilt als generelle Handlungsempfehlung, sich „mit der neuen Qualität der ländlichen Lebensverhältnisse Durch die vor allem auch durch die Landespolitik unter- mit spezifischen Ausprägungen und Anforderungen“ stützte Einführung einer flächendeckenden Breitband- vertraut zu machen und die neue Beschaffenheit und versorgung haben die Dorfbewohner heute zeitgleich Zusammensetzung der ländlichen Bewohnerschaft in- Zugang zu denselben Informationen wie Städter, was nerhalb der Integrierten Gemeindlichen Entwicklungs- ein weiteres Merkmal dafür ist, dass ländliche Bewoh- planung anzuerkennen34. ner keinesfalls mehr abgeschottet leben müssen. Durch diese Synchronisation von Informationsabrufmöglich- keiten zwischen Städtern und Dorfbewohnern entfallen einstige Wettbewerbsvor- bzw. -nachteile, was die Mög- lichkeiten der ländlichen Bewohner enorm vergrößert. Die steigende kommunikative Vernetzung, der Trend der Auslagerungen einzelner Betriebsbereiche in das Umland sowie das allgemeine Zusammenwachsen der Regionen lassen ein verändertes Bild der Stadt-Land- Beziehung entstehen. Dies macht eine Neubewertung des Raumes erforderlich, da sich das Potenzial einer Stadt nun auch auf ihr näheres Umfeld verlagert, bei Ortsrandentwicklung (OT Hermsdorf; Foto: W. Bock)

32 Vondernach, Gerd: Das Pendlerwesen im historischen Wandel. In: Bohler, Sterbling und Vondernach (Hrsg.): Land-Berichte Heft 1. Aachen, 2010, S. 74 33 Hahn, Achim: Das „postsuburbane“ Dorf. In: Henkel, Gerhard (Hrsg.): Das Dorf im Einflussbereich von Großstädten. Essen, 2000, Essener Geo- graphische Arbeiten, Band 31, S. 47 34 Vondernach, Gerd: Das Pendlerwesen im historischen Wandel. In: Bohler, Sterbling und Vondernach (Hrsg.): Land-Berichte Heft 1. Aachen, 2010, S. 81)

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 26 3.1 Anforderungen an das Flächen­management der Gemeinde 3 .2 Flächennutzungs- und Bebauungsplanung­ in der Gemeinde

Ausgangssituation 7. Flächennutzungsplan der Gemeinde Hohenwarsleben Die nachfolgenden Aussagen, Bewertungen sowie Hand- 1. Änderung vom 20.06.2007 (Neuaufstellung) lungsempfehlungen sind sämtlich dem „Vorentwurf zum 8. Flächennutzungsplan der Gemeinde Irxleben vom Flächennutzungsplan der Gemeinde Hohe Börde vom 30. 05.11.1999 Juni 2013“ entnommen worden35. In diesem Kapitel wer- 9. Flächennutzungsplan der Gemeinde Niederndodele- den nur jene Belange hervorgehoben, die für das IGEK he- ben vom 16.11.1992, zuletzt geändert durch die 4. Än- rangezogen werden können. Der Vorentwurf weist darü- derung des Flächennutzungsplans vom 16.05.2003

ber hinaus weitere untersuchte und bewertete Merkmale 10. Flächennutzungsplan der Gemeinde Nordgermersle- 3.2 zur künftigen baulichen Entwicklung und ihre leitenden ben vom 25.03.1997, zuletzt geändert durch die 3. Än- Rahmenbedingungen auf. derung des Flächennutzungsplans vom 01.06.2011 11. Flächennutzungsplan der Gemeinde Ochtmersleben Im Gebiet der Gemeinde Hohe Börde sind bislang vierzehn vom 16.07.1999 Flächennutzungspläne wirksam. Sie wurden zwischen den 12. Flächennutzungsplan der Gemeinde Rottmersleben Jahren 1992 und 2007 aufgestellt und in den einzelnen vom 14.09.1998, zuletzt geändert durch die 2. Ände- ehemaligen Gemeinden fortlaufend geändert. Aufgrund rung des Flächennutzungsplans vom 03.04.2003 ihres sehr unterschiedlichen Aufstellungsdatums regeln 13. Flächennutzungsplan der Gemeinde Schackensleben sie auf recht verschiedene Weise die Belange der vorbe- Neufassung vom 30.01.2004 reitenden Bauleitplanung für das Gebiet der heutigen Ge- 14. Flächennutzungsplan der Gemeinde Wellen vom meinde Hohe Börde. Vor allem die Regelungs­tiefe ihrer 05.07.1994, zuletzt geändert durch die 1. Änderung des bauleitplanerischen Aussagen unterscheidet sich zeitbe- Flächennutzungsplans vom 11.06.1999. dingt bei den einzelnen Plänen besonders. Die vierzehn Pläne sind folgende36: Durch die Aufhebung des Stadt-Umland-Verbandes Magdeburg am 20.01.2011 ist die Aufgabe der vorbe- 1. Flächennutzungsplan der Gemeinde Ackendorf vom reitenden Bauleitplanung an die Gemeinde Hohe Bör- 19.12.1996, zuletzt geändert durch die 1. Änderung des de rückübertragen worden. Die Gemeinde hat daher am Flächennutzungsplans vom 15.04.2003 18.09.2012 beschlossen, für das Gebiet der Gemeinde 2. Flächennutzungsplan der Gemeinde Bebertal vom Hohe Börde einen neuen Flächennutzungsplan gemäß 26.02.1998, zuletzt geändert durch die 2. Änderung § 2 Abs. 1 i.V.m. § 1 Abs. 8 BauGB für das gesamte Ge- des Flächennutzungsplans vom 01.06.2011 meindegebiet aufzustellen. Der neue Flächennutzungs- 3. Flächennutzungsplan der Gemeinde Bornstedt vom plan soll die Aussagen für die Ortschaften Ackendorf, 17.06.1993, zuletzt geändert durch die 3. Änderung des Bebertal, Bornstedt, Eichenbarleben, Groß Santersleben, Flächennutzungsplans vom 26.02.2008 Hermsdorf, Hohenwarsleben, Irxleben, Niederndodele- 4. Flächennutzungsplan der Gemeinde Eichenbarleben ben, Nordgermersleben, Ochtmersleben, Rottmersleben, vom 22.06.2001, zuletzt geändert durch die 1. Ände- Schackensleben und Wellen zusammenfassen und aktua- rung des Flächennutzungsplans vom 16.01.2004 lisieren und die bis zum Jahr 2025 vorgesehene Entwick- 5. Flächennutzungsplan der Gemeinde Groß Santersle- lung des Plangebietes vorbereiten. Gemäß dem BauGB ben vom 01.10.1999, zuletzt geändert durch die 1. Än- ist die Aufgabe des Flächennutzungsplans die Darstel- derung des Flächennutzungsplans vom 24.07.2007 lung der Bodennutzung für das gesamte Gemeindege- 6. Flächennutzungsplan der Gemeinde Hermsdorf vom biet in ihren Grundzügen. 27.08.2004 (Neuaufstellung)

35 Gemeinde Hohe Börde: Flächennutzungsplan der Gemeinde Hohe Börde, Vorentwurf vom 30.06.2013 36 Nachrichtliche Auflistung durch das Büro für Stadt-, Regional- und Dorfplanung, Dipl.-Ing. Jaqueline Funke, Irxleben 2013

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 3.2 Flächennutzungs- und Be­bauungsplanung in der Gemeinde 27 Der Vorentwurf zum Flächennutzungsplan geht grundle- mografischen Wandel“ vom November 201139. In dieser gend auf die Vorgaben der Raumordnung ein, in dem er die Strategie wird auch auf das Grundzentrum Irxleben ein- Aussagen des Landesentwicklungsplans (LEP) 2010 für das gegangen. Bestätigt wird die Aussage aus dem REP 2006, Gebiet der Gemeinde Hohe Börde auswertet37. Der Lan- dass aufgrund der Rahmenbedingungen des demografi- desentwicklungsplan sieht vor, die gewerblichen Standorte schen Wandels kein Entwicklungspotenzial besteht, dass in der Gemeinde Hohe Börde räumlich auf die Ortschaften Irxleben allein die grundzentralen Funktionen ausfül- Hermsdorf, Hohenwarsleben und Irxleben zu konzentrie- len kann. Die Anpassungsstrategie schlägt daher vor, wie ren. Diese Ortschaften sind für den LEP auch Schwerpunkte schon der LEP 2010, dass sich die Ortschaft Irxleben auf

3.2 für die regionale Versorgung. Schwerpunkt für die Wohn- die Funktionsbereiche Verwaltung und Arbeitsplätze, die bauentwicklung mit Anbindung an den öffentlichen Per- Ortschaften Hermsdorf und Hohenwarsleben dagegen auf sonennahverkehr (ÖPNV) ist die Ortschaft Niederndode- die Funktionsbereiche Versorgung und Arbeitsplätze kon- leben, wo sich ein Bahnhaltepunkt mit Anbindungen nach zentrieren sollen. Gemeinsam bilden die drei Ortschaften Magdeburg und Braunschweig befindet. Zentraler Umstei- die Funktionen eines Grundzentrums für die Gemeinde gepunkt für den ÖPNV ist dagegen die Ortschaft Irxleben, Hohe Börde ab. Alle anderen Ortschaften im Gemeindege- wo sich fünf Buslinien kreuzen. Irxleben und Niederndode- biet sollen der Anpassungsstrategie zufolge die verbrau- leben sind damit die Anknüpfungspunkte des ÖPNV an die chernahe Grundversorgung sicherstellen. Landeshauptstadt Magdeburg. Die vorstehenden Aussagen münden gemäß dem Landesentwicklungsplan in der Fest- Ein weiteres in der Anpassungsstrategie untersuchtes Merk- stellung, die künftige Siedlungsentwicklung der Gemein- mal ist die Bevölkerungsentwicklung. In den vier Ortschaf- de Hohe Börde am zentralörtlichen Standort Hohenwarsle- ten Hermsdorf, Hohenwarsleben, Irxleben und Wellen hat ben-Hermsdorf-Irxleben zu konzentrieren. sich zwischen 1990 und 2012 die Bevölkerungzahl um 55 % erhöht. In der weit entfernt liegenden Ortschaft Bebertal Die Aussagen des Landesentwicklungsplans werden durch verringerte sich dagegen die Bevölkerungsanzahl im selben die Festsetzungen des Regionalen Entwicklungsplans Zeitraum um 30,5 %. In allen anderen Ortschaften verringer- (REP) für die Planungsregion Magdeburg von 2006 er- te sie sich dagegen nur um 4,1 %. gänzt38. Als Grundzentrum wird vom REP die Ortschaft Irxleben festgesetzt. Diese Festsetzung ist mit dem ein- Der Vorentwurf zum Flächennutzungsplan gliedert das schränkenden Hinweis versehen, dass Irxleben allein diese Gemeindegebiet daraus folgernd in drei Sektoren, den Aufgabe nicht wahrnehmen kann und durch die Ortschaf- Sektor A mit den Ortschaften Hermsdorf, Hohenwarsle- ten Hohenwarsleben und Hermsdorf unterstützt wer- ben, Irxleben, Niederndodeleben und Wellen, den Sektor den muss. Niederndodeleben, im Landesentwicklungsplan B mit den Ortschaften Ackendorf, Bornstedt, Eichenbarle- als Schwerpunkt der Wohnbauentwicklung ausgewiesen, ben, Groß Santersleben, Nordgermersleben, Ochtmersle- wird im REP auch als Standort für Bildung bezeichnet. Be- ben, Rottmersleben und Schackensleben, den Sektor C mit bertal wird als regional bedeutsamer Standort für Kultur der Ortschaft Bebertal. Die Gliederung in die drei Sektoren und Denkmalpflege festgesetzt. Neben den genannten entspricht der Gliederung in die drei Teilbereiche, die im Ortschaften werden auch Flächen für den Hochwasser- vorigen Kapitel beschrieben sind. Der Sektor A unterschei- schutz ausgewiesen, wie die Niederungen von Beber und det sich vom Teilbereich 1 nur dadurch, dass die Ortschaft Olbe und zwei Flächen für den Abbau von Hartgesteinen Groß Santersleben in der IGEK-Gliederung dem zwischen- von Ausläufern des Flechtinger Höhenzuges. städtischen Teilbereich 1 zugeordnet wird.

Eine weitere Quelle für den Vorentwurf des Flächennut- In den vierzehn Ortschaften der Gemeinde bestehen 46 zungsplans der Gemeinde Hohe Börde ist die „Anpas- rechtsverbindliche Bebauungspläne für Wohnbauflächen sungsstrategie der Gemeinde Hohe Börde an den de- oder für Bauflächen mit Wohnungsanteilen in Mischgebie-

37 Landesentwicklungsplan des Landes Sachsen-Anhalt vom 11.03.2011, GVBl. LSA Nr. 6/2011, S.160 38 Regionaler Entwicklungsplan für die Planungsregion Magdeburg, Fassung der Bekanntmachung vom 28.06.2006 39 Anpassungsstrategie der Gemeinde Hohe Börde an den demografischen Wandel, a.a.O.

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 28 3.2 Flächennutzungs- und Be­bauungsplanung in der Gemeinde 3.2 Umfassende Sanierung innerörtlicher Straßen und Wege im OT Wellen Wege- und Platzgestaltung im OT Rottmersleben (Foto: W. Bock) (Foto: M. Schmidt)

ten, meist Dorfgebieten: Im Sektor A mit den Ortschaften dorf und im Industriegebiet Asphaltmischwerk Schackens- Hermsdorf, Hohenwarsleben, Irxleben, Niederndodeleben leben an der Landesstraße L 24. und Wellen listet der Vorentwurf zum Flächennutzungs- plan 11 Bebauungspläne auf, in denen noch 387 freie Bau- Zu erwähnen sind auch die Sonderbauflächen in der Ge- grundstücke vorhanden sind, allein in Niederndodeleben, meinde Hohe Börde. Die Bundesautobahn A2 bewirkte dem Schwerpunkt für die Wohnbauentwicklung, sind es eine Sonderbaufläche für Tank- und Rastanlagen, wor- 225 freie Baugrundstücke. Weitere 162 Bauplätze sind im unter vor allem die autobahnzugehörigen Nebenanlagen unbeplanten Innenbereich der fünf Ortschaften vorhan- der beiden Rasthöfe Börde Nord und Süd gemeint sind. den, darunter 57 in Niederndodeleben. Eine weitere derartige Fläche ist an der Abfahrt Bornstedt dargestellt, wo sich aber noch kein Rasthof befindet. Eine Im Sektor B mit den Ortschaften Ackendorf, Bornstedt, vierte autobahnzugehörige Sonderbaufläche erfasst ein Eichenbarleben, Groß Santersleben, Nordgermersleben, Gelände, auf dem sich die Autobahnmeisterei Hohenwars- Ochtmersleben, Rottmersleben und Schackensleben listet leben und die Autobahnpolizei befinden. Das Gelände war der Vorentwurf zum Flächennutzungsplan 10 Bebauungs- in früherer Zeit der Rasthof Magdeburger Börde, der auf- pläne auf, in denen noch 302 freie Baugrundstücke vor- gegeben und umgewidmet wurde. handen sind. Weitere 134 Bauplätze sind im unbeplanten Innenbereich der acht Ortschaften vorhanden. Eine weitere Sonderbaufläche umfasst das Einkaufszen- trum Elbepark in der Gemarkung Hermsdorf. Das etwa Im Sektor C mit der Ortschaft Bebertal ist in den Geltungs- 60.000 m² Bruttogeschossfläche umfassende Einkaufs- bereichen der Bebauungspläne kein freies Baugrundstück zentrum ist auf den überregionalen Einzugsbereich ausge- mehr vorhanden. Die Gemeinde Hohe Börde plant aber richtet. Im LEP wird mit zwei Zielen (Z 49 und Z 50) auf derzeit die Aufstellung einer Abgrenzungs- und Einbezie- diese Bedeutung eingegangen. hungssatzung Bebertal „An der Kämpe II“, mit der Außen- bereichsflächen in den im Zusammenhang bebauten Orts- Weithin die Landschaft prägend sind die Windkraftanla- teil einbezogen werden sollen, so dass dieser Teilbereich gen in der Gemeinde Hohe Börde, von denen sich nur 16 in für Bebauung genutzt werden kann. Im Innenbereich von den Vorranggebieten für die Nutzung von Windkraftanla- Bebertal stehen derzeit noch 11 Bauplätze zur Verfügung. gen des REP 2006 befinden.

Weitere 13 rechtsverbindliche Bebauungspläne erfassen Abschließend soll auf den Radfernweg „Aller-“ hin- gewerbliche Bauflächen. Ihre Nettogewerbeflächen betra- gewiesen werden, der in Sachsen-Anhalt eine Verbindung gen insgesamt 209,55 ha, davon sind noch 102,39 ha frei. des Aller-Radweges zum Elberadweg darstellt. Innerhalb Nur zwei dieser gewerblichen Bauflächen sind für störende des Gemeindegebiets ist auf 50 km Strecke der Themen- Nutzungen geeignet, in einem Gewerbegebiet in Herms- radweg „Wege ins Holunderland“ ausgewiesen.

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 3.2 Flächennutzungs- und Be­bauungsplanung in der Gemeinde 29 Bewertung meinde Hohe Börde sind. Die Bundesautobahn A2 ist nicht Der Vorentwurf zum Flächennutzungsplan stellt fest, dass der nur ein emissionsträchtiger Fremdkörper im Gemeindege- Prozess des hohen Bevölkerungszuflusses im Sektor A (Teil- biet, diese internationale Straße bietet viele Entwicklungs- bereich 1 ohne Groß Santersleben) schon um das Jahr 2000 chancen vor allem für die Ortschaften, die an oder in der zum Stillstand gekommen ist. Dennoch ist es ein strukturel- Nähe der Abfahrten liegen. Die großflächigen Gewerbe- les Merkmal von erheblicher Bedeutung, dass in diesen vier gebiete in Irxleben, Hermsdorf und Hohenwarsleben gäbe Ortschaften nur etwa 45 % der Einwohner schon vor 1990 es ohne die A2 nicht. Der große Elbepark bietet den Ein- dort lebten. Die neu hinzugekommenen Einwohnerinnen wohnern der Gemeinde in nächster Nähe ein Einkaufsan-

3.2 und Einwohner haben sich in der Zwischenzeit in ihren neu- gebot, wie es in der Regel nur in großen Städten vorhan- en Wohnorten etabliert und weiterentwickelt. Bestand zuerst den ist. Der Bau des Elbeparks stellt eine für die neunziger noch eine hohe Nachfrage nach Geschossmietwohnungsbau, Jahre des letzten Jahrhunderts beispiellose Entwicklung im sind es jetzt genau diese Wohngebäude, deren Wohnungen ländlichen Raum dar, die Funktionen aus den Stadtkernen schwerer zu vermieten sind oder die leer stehen. Der gegen- in die ländliche Peripherie bringen sollte. Über viele Jahre wärtige Wohnungsleerstand wird auf 5,8 % aller Wohnungen bedrohten Einkaufszentren wie der Elbepark die Funktions- in der Gemeinde Hohe Börde geschätzt. Die Schätzung der vielfalt der Innenstädte. Mittlerweile ist diese Entwicklung künftigen Wohnungsnachfrage geht von sinkender Nachfrage zum Stillstand gekommen, und auch der Elbepark musste nach Wohnungen in Geschossbauten von mehr als 45 % aus. sich an veränderte Rahmenbedingungen anpassen. So ist es Aber auch die Nachfrage nach Einfamilien- oder Doppelhäu- zu einem Eigentümerwechsel und einer Neuausrichtung der sern soll dem Vorentwurf nach bis 2030 um bis zu 15 % sinken. Einkaufsangebote gekommen. Eine ähnliche Entwicklung weisen die Flächen mit den Windkraftanlagen auf. 81 von Von besonderer Bedeutung für die Dorfentwicklung 97 Windkraftanlagen liegen seit 2006 nicht mehr in fest- sind die Altdorfbereiche, die in allen Dörfern vorhanden gesetzten Vorranggebieten und haben nur noch Bestands- sind. Diese dörflichen Gebiete werden in der Flächen- schutz. Hier liegt im Sinne eines Repowerings und den Zie- nutzungsplanung als gemischte Bauflächen dargestellt. len der Energiewende eine große Ressource brach. Diese Altdorfbereiche sind besonders durch ihre land- wirtschaftliche Vergangenheit geprägt, die sich aber we- Der Radfernweg „Aller-Elbe“ und der Themenradweg sentlich durch das Vorhandensein derartiger Gebäude „Wege ins Holunderland“ sind wichtige Radwanderwege auszeichnet, als durch echte landwirtschaftliche Funktio- zur Erschließung und zum Erlebnis der Landschaft in der nen. Diese sind vor allem während der Zeit der DDR meist Hohen Börde. Der Gemeinde ist es wichtig, die Börde nicht in landwirtschaftlich-gewerbliche Bereiche an die Orts- nur als reinen Agrarraum zu verstehen, sondern sowohl ränder verlagert worden. In den vergangenen mehr als den Einheimischen als auch den Gästen die landschaftli- zwanzig Jahren sind einige dieser Höfe wieder in Bewirt- che Vielfalt und Schönheit näher zu bringen. Der Vorent- schaftung gelangt. Die Altdorfbereiche sind zudem durch wurf zum Flächennutzungsplan weist weitere Ideen auf, ein Miteinander verschiedener Funktionen geprägt, von wie dieses Ziel mehr noch als bisher ausfüllt werden kann. denen nur eine das Wohnen ist. Handlungsempfehlungen Bei den gewerblichen Flächen konnte die Gemeinde in den Der Wunsch nach ruhigem Wohnen in grüner Umgebung vergangenen Jahren seit 1990 110 ha an gewerblicher Flä- führt dazu, dass sich die Nachfrage nach Wohngrundstü- che in Nutzung nehmen. Der Vorentwurf zum Flächennut- cken auf die Neubauflächen in den Geltungsbereichen der zungsplan geht davon aus, dass in den nächsten 15 Jahren Bebauungspläne konzentriert. In diesem Zusammenhang maximal 72 ha gebraucht werden, um neue Gewerbebe- wird auf einen besseren Schallschutz an den Autobah- triebe anzusiedeln. nen im Bereich der Gemeinde gedrängt. Die Bebauung von Baulücken innerhalb der meist unbeplanten Innen- Die Sonderbauflächen weisen auf besondere Funktionen bereiche wird dagegen nicht bevorzugt. Der Vorentwurf hin, die zusätzlich wirkende Standortfaktoren für die Ge- zum Flächennutzungsplan geht sogar davon aus, dass

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 30 3.2 Flächennutzungs- und Be­bauungsplanung in der Gemeinde die Nachnutzung von ehemaligen landwirtschaftlichen Mischung aus Landwirtschaft, Wohnen, Handwerk, nicht Gebäuden zum Wohnen nur in Ausnahmefällen möglich besonders störenden Gewerbebetrieben und örtlichen sein wird. Tatsächlich entsprechen diese zu ganz anderen öffentlichen Einrichtungen erhalten bleibt. Es wird da- Zwecken errichteten Gebäude nur schwer den Anforde- von ausgegangen, dass die „durch die Landwirtschaft rungen an helle und energetisch moderne Wohnungen. geprägten Baustrukturen nur durch eine gemischte Nut- Als Handlungsempfehlung wird im Flächennutzungsplan zung bewahrt werden können“, da „eine Nachnutzung für diese Altgebäude die Umnutzung für Handwerksbe- von Stall- und Scheunengebäuden (…) durch Wohnen triebe oder andere gewerbliche Betriebe empfohlen. nur in Ausnahmefällen möglich ist.“40

Eine weitere Handlungsempfehlung für die innerörtli- Bei den gewerblichen Bauflächen empfiehlt der Vor- 3.2 chen Bauflächen gibt der Vorentwurf zum Flächennut- entwurf zum Flächennutzungsplan eine Rücknahme an zungsplan für seniorengerechten Wohnraum. Da die gewerblichen Bauflächen, da das vorhandene Überan- Neubauflächen sich meist am Ortsrand und damit fern gebot zu städtebaulich unerwünschten Entwicklungen vom Zentrum befinden, könnten auf baulich bislang führen könnte. Darunter ist zu verstehen, dass bereits nicht genutzten Grundstücken im Innenbereich Ge- erschlossene Gebiete nicht ausgelastet werden, wäh- bäude entstehen, die seniorengerecht bzw. barriere­ rend neue Flächen, die bislang nicht erschlossen wur- frei ausgestattet sind. Im Kapitel 3.5 wird auf diesen den, für Gewerbebauten bereitgestellt würden. Aspekt noch einmal eingegangen, wenn es um die Nachnutzung von besonderen Altgebäuden geht, den Für die Sonderbauflächen für Tank- und Rastanlagen gibt ehemals als Schule genutzten Gebäuden, die sich be- es keine gesonderten Handlungsempfehlungen. Die Ge- sonders gut für die Umnutzung zu seniorengerechten meinde möchte, dass diese Rastanlagen ausschließlich Wohnungen eignen. ihren Autobahnbezug behalten und dass kein zusätzli- ches Gewerbe sich ansiedeln kann. Ähnliches gilt für die Der Vorentwurf zum Flächennutzungsplan ermittelt auch Sonderbaufläche für Nebenanlagen der Bundesautobahn. die Bedarfsdeckung an Wohnbauflächen und gibt hierzu Bei der Fläche für den Elbepark gibt es ebenfalls nur die Empfehlungen für die Ortschaften ab. Nicht gedeckt wird Handlungsempfehlung, dass keine Erweiterung zulässig der örtliche Bedarf an Wohnbauflächen in den beiden ist oder erleichtert werden soll. Überhaupt sind hier die grundzentralen Ortschaften Hermsdorf und Hohenwars- Belange der übergeordneten Raumordnung gefragt. leben, aber auch in der entfernt liegenden und durch hohe Bevölkerungsverluste gekennzeichnete Ortschaft Beber- Im Hinblick auf die Tank- und Rastanlagen soll jedoch tal. Deutliche Angebotsüberhänge weist neben Wellen, der Zugang für Transporte aus dem Hartsteinwerk Eichenbarleben, Groß Santersleben und Ochtmersleben Mammendorf gewährleistet werden, um vor allem den auch die Ortschaft Niederndodeleben auf, die im LEP als Durchfahrtsverkehr in den Ortsteilen Eichenbarleben Schwerpunkt „Wohnbauentwicklung“ ausgewiesen ist. In und Irxleben zu entlasten. den genannten Ortschaften sollen nicht bedarfsgerechte Wohnbauflächen zurückgenommen werden, besonders Bei den Windkraftanlagen gibt es die Handlungsemp- in Eichenbarleben und Groß Santersleben, wo die Bauge- fehlung, bei der Neuaufstellung des REP zusätzliche biete trotz vollständiger Erschließung teilweise leer ste- Sonderbauflächen für Windenergieanlagen zu bewir- hen und keine Nachfrage vorhanden ist. ken, in denen die Anlagen stets auf den neuesten Stand der Technik gebracht werden können, vor allem, „dass Für die Altdorfbereiche gibt der Vorentwurf zum Flä- kein massiver Rückgang des Umfangs der Erzeugung re- chennutzungsplan die Empfehlung, die gewachsenen generativer Energie zu verzeichnen ist“.41 Nicht erfasste Gemengelagen zu erhalten und zu stärken, in dem die Standorte sollen dagegen rückgebaut werden können.

40 Flächennutzungsplan der Gemeinde Hohe Börde, Vorentwurf vom 30.06.2013, S. 72 41 wie vor, S. 87

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 3.2 Flächennutzungs- und Be­bauungsplanung in der Gemeinde 31 3 .3 Dorfentwicklung

Haldensleben Entwicklungssektoren für das Gebiet der Gemeinde Hohe Börde Teilraum / Sektor A – städtisch C Teilraum / Sektor B – halbländlich Teilraum / Sektor C – ländlich Bebertal Glüsig

Ackendorf B

3.3 Nordgermersleben Klein Rottmersleben Brumby Rottmersleben Schackensleben

Tundersleben Groß A Santersleben Hermsdorf

Bornstedt Mammendorf Hohenwarsleben

Eichenbarleben Irxleben Ochtmersleben

Wellen

Niederndodeleben

Magdeburg

Ausgangssituation Entwicklungsdynamik der vergangenen zwei Jahrzehnte Im vorangehenden Kapitel wurde im Grundsatz auf den hat sich besonders in den Ortschaften im östlich gelege- derzeitigen Stand der Entwicklung der Dörfer in der Ge- nen Teilbereich 1 niedergeschlagen, wo die Suburbanisie- meinde Hohe Börde eingegangen. Es wurde dargestellt, rungsmerkmale zur Ausbildung eines Raums „zwischen welche Prozesse auf welche Teilräume der Gemeinde ein- Dorf und Stadt“ geführt haben. Der nordwestlich liegen- gewirkt haben und noch weiter einwirken und welche Ent- de Teilraum 3 ist dagegen sehr viel ländlicher aufgestellt wicklungschancen und –hemmnisse sich daraus ergeben. und weist neben landschaftlichen, reiche kulturelle Merk- Im sich anschließenden Kapitel wurde dargestellt, welche male auf. Der Teilraum 3 liegt aber strukturell wie lage- Folgerungen sich aus dem derzeit in Aufstellung befindli- mäßig peripher zu den Entwicklungschancen des östlichen chen Flächennutzungsplan als vorbereitenden Bauleitplan Teilraums 1. Zwischen beiden liegt der mittlere Teilraum der Gemeinde Hohe Börde ableiten lassen. 2, der den eigentlichen ländlichen Raum im Gebiet der Gemeinde Hohe Börde darstellt. Das ländliche an ihm ist In beiden Kapiteln wurde deutlich, dass sich das Gemein- vor allem die Lage der Dörfer in einem landwirtschaftli- degebiet in drei Teilbereiche aufteilen lässt, die unter- chen Gunstraum, dem die Dörfer ihre sehr lang zurückrei- schiedlich viele Ortschaften bzw. Dörfer erfassen und je- chende Bedeutung verdanken. Besonders für die Dörfer im weils eine unterschiedliche Charakteristik aufweisen. Die Teilraum 2 müssen neue Entwicklungschancen aufgezeigt

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 32 3.3 Dorfentwicklung werden. Mit dem in Sachsen-Anhalt seit 1990 sehr erfolg- größeren und kleineren Dörfer und Weiler gerne nachge- reichen Instrument der Dorferneuerung bzw. Dorfentwick- kommen und haben in Abstimmung mit ihren Ortschafts- lung, konnte die Gemeinden und private Vorhabenträger räten solche Maßnahmen (Projekte und Investitionen) be- viel dazu beitragen, die Dörfer so zu modernisieren, dass nannt, die ihrer Auffassung nach zu einer nachhaltigen sie den dort lebenden Menschen attraktive und lebens- Entwicklung der Ortschaften beitragen können. werte Wohn-, Ausbildungs- und in selteneren Fällen auch Arbeitsstandorte sein können. Nach Eingang und Sichtung der Listen wurden in einem zweiten Schritt Ortsbegehungen durchgeführt, an denen Es kann davon ausgegangen werden, dass sich seit 1990 immer die Ortsbürgermeister, manchmal auch weitere alle Dörfer in einem der Dorferneuerungs- bzw. Dorfent- Ortschaftsratsmitglieder, die Bürgermeisterin, Vertreter

wicklungsprogramme des Landes Sachsen-Anhalt be- des Bauamtes sowie das IGEK-Planungsteam teilgenom- 3.3 funden haben. Alle Dörfer in der Gemeinde Hohe Börde men haben. Jede dieser Begehungen verlief so, dass man wurden zwischen 1990 (Niederndodeleben) und 2002 zuerst gemeinsam die Liste der erforderlichen Maßnahmen (Hermsdorf) in das Dorferneuerungsprogramm des Lan- durchsprach. Anschließend erfolgte die Ortsbegehung, des Sachsen-Anhalt aufgenommen. Es gehört zu den gro- zu Fuß und per Fahrzeug, um sich die einzelnen Projek- ßen Verdiensten der Landentwicklung in Sachsen-Anhalt, te und Maßnahmenbereiche direkt vor Ort anzusehen und innerhalb eines Jahrzehnts erfolgreich angeregt und ver- ihre Bedeutung und Notwendigkeit zu erörtern. Entstan- anlasst zu haben, den während der Zeit der DDR einge- den ist aus beiden Arbeitsschritten eine detaillierte Auf- tretenen Modernisierungs- und Sanierungsstau abzutra- stellung der aus Sicht der Ortschaften wichtigen Vorhaben gen. Alle Dörfer und Gemeinden, die das wollten, kamen und Maßnahmen, die zur nachhaltigen Dorfentwicklung in in den Vorteil der Förderungen aus den Dorferneuerungs- ihren Dörfern führen sollen. Die detaillierten Listen befin- programmen. Auch die Gemeinden in den beiden Ver- den sich im Anhang zu diesem Konzept. waltungsgemeinschaften, aus denen sich die Gemeinde Hohe Börde gebildet hat, haben in unterschiedlich in- Im nunmehr folgenden Kapitel wird weniger auf die Belan- tensiver Weise die Angebote der Förderung von priva- ge der einzelnen Ortschaften bzw. ihrer Dörfer in der Ge- ten wie öffentlichen Maßnahmen genutzt. Den Dörfern meinde eingegangen, sondern es wird zusammenfassend ist es anzusehen, dass die Förderung private und öffentli- erläutert, welche Maßnahmenbereiche besonders wichtig che Investitionen ausgelöst hat. Die Dorferneuerungs- und für die Entwicklung der gesamten Gemeinde sind. Die An- Dorfentwicklungsprogramme gibt es noch heute, entwe- zahl der Nennungen stellt keine Wertung der einzelnen der über direkte Förderungen oder über die lokalen Akti- Ortschaften und ihrer Entwicklungsabsichten dar: onsgruppen im Rahmen von LEADER. Schulen, Kindergarten – Kindertages- Die Instrumente der Dorfentwicklung können auch künftig stätte, Jugendliche, Senioren – Betreu- dazu beitragen, die angestoßenen Entwicklungsprozesse tes Wohnen (28)42: in den einzelnen Ortschaften angemessen und positiv zu Über die Schulen und ihre Standorte wird in der Gemeinde unterstützen. Im Rahmen der Erstellung des Integrierten Hohe Börde zurzeit intensiv debattiert. Wie die Einrichtun- Gemeindlichen Entwicklungskonzeptes wurden daher in gen für kleinere Kinder sind auch die Schulen wesentliche einem ersten Schritt die Ortsbürgermeister und die mit ih- Standortfaktoren jeder Ortschaft. Zusammen mit den Schu- nen in den Ortschaften wirkenden Ortschaftsratsmitglie- len stellen die Einrichtungen zur Betreuung von Kindern ei- der gebeten, schriftlich mitzuteilen, welche Vorhaben und nes der wichtigsten Standortfaktoren einer Ortschaft dar. Die Maßnahmen „vorrangig/dringlich, mittelfristig (bis 2015) Gemeinde Hohe Börde verfügt über ein ausgezeichnetes An- und langfristig (bis 2020 und später)“ im Rahmen der gebot an unterschiedlichen Einrichtungen für alle Altersgrup- Dorfentwicklung umgesetzt werden sollten. Die vierzehn pen. Vorhaben, die Jugendlichen dienen, sind ebenfalls sehr Ortsbürgermeister sind diesem Wunsch für die neunzehn wichtig für die Akzeptanz eines gelingenden Aufwachsens

42 Die in Klammern gesetzte Zahl nimmt Bezug auf die Anzahl der Nennungen im Rahmen der Befragung der Ortsbürgermeister.

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 3.3 Dorfentwicklung 33 und Lebens in den Dörfern des ländlichen Raums für junge nalen Vorhaben. Viele Straßen und Wege in den Dörfern Menschen außerhalb der Schulen. Einige Ortschaften haben führen irgendwo über die kleineren und größeren Flüsse, konkrete Maßnahmen an Schulen und Kindergärten angemel- an denen die Dörfer entstanden sind. Viele der über sie det, um sie funktional und gestalterisch zu verbessern. Ihre führenden Brücken befinden sich in einem schlechten Er- konkrete Bedeutung wird an anderer Stelle ausführlich ge- haltungszustand und müssen in den nächsten Jahren sa- würdigt. Von besonderer Wichtigkeit stellt sich die Frage nach niert oder ersetzt werden. dem Erhalt, dem Neubau oder der Nachnutzung der vorhan- denen Schulen in Hermsdorf, in Eichenbarleben und in Rott- Dorfgemeinschaft, Sport und Kultur (12): mersleben. Die Nachnutzung von Schulgebäuden, die keine Vorhaben zur Stärkung der allgemeinen Dorfgemeinschaft Schulfunktion mehr haben, zu neuen Wohnformen für Men- sind seit den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts 3.3 schen mit körperlichen Einschränkungen, ist ein weiteres The- durchgeführt worden, vor allem durch den Bau von Dorfge- ma, das im Rahmen der künftigen Dorfentwicklung behandelt meinschaftshäusern. Mit der Nennung von konkreten Vorha- werden muss. Denn neben den Vorhaben für Kinder, Jugend- ben in diesem Maßnahmenbereich wird deutlich, dass Vor- liche und Schüler stehen die älteren und alten Menschen im haben zur Stärkung der Dorfgemeinschaften noch immer Blickpunkt der Dorfentwicklung. Besonders in den Altdorf- eine große Bedeutung zugemessen wird. In Mammendorf bereichen fehlen geeignete Wohnungen, die barrierefrei ge- ist das sogenannte „Stein-Haus“ als künftige Begegnungs- staltet sind. Häufig leben einzelne alte Menschen in großen stätte als LEADER-Projekt derzeit in Umsetzung. In Groß und für ihren jetzigen Lebenszustand nur noch bedingt ge- Santersleben ist das „Hopfenhaus“ gleichzeitig Museum der eigneten Gebäuden. Nicht immer ist der Wechsel in ein Pfle- für die Region wichtigen Kulturpflanze und Dorfgemein- geheim der richtige Weg, da sich viele ältere Menschen noch schaftshaus. Weitere Vorhaben sind im Umfeld des Hop- gut selbständig versorgen können. In einigen Ortschaften fenhauses erforderlich. In Hohenwarsleben wird nach einem wird konkret darüber nachgedacht, vorhandene Altgebäu- Ort für größere Veranstaltungen gesucht, in Ochtmersleben de dafür umzunutzen. Hierzu bieten sich besonders die ehe- gibt es kaum Räume für dorfgemeinschaftliche Aktivitä- maligen Schulgebäude an, die im Besitz der Gemeinde sind ten. Kulturelle Vorhaben außerhalb von Kirchen und dorf- und mit ihren großen Klassenräumen und geräumigen Fluren gemeinschaftlichen Einrichtungen bereichern das Leben in gut in kleinere Wohnungen für barrierefreies und für betreu- den Ortschaften. Hierzu gehören auch dörfliche Museen, die tes Wohnen umgenutzt werden könnten. Die Ortschaft Be- über das frühere Leben in den Dörfern informieren, wie das bertal bietet sich besonders als Standort für altersgerechtes Dorfmuseum in Ackendorf oder das Infozentrum zum Hop- Wohnen an, aber auch die Ortschaft Eichenbarleben bei einer fen in Groß Santersleben. Sportanlagen sind wichtige Ange- möglichen Nachnutzung der Schule. bote für alle Altersgruppen in den Ortschaften. Wie bei den Dorfgemeinschaftseinrichtungen wurden sehr viele Sport- In besonderer Weise gilt das aber für Schackensleben. Hier anlagen in den vergangenen Jahrzehnten erneuert. Einige wird sukzessive der ehemalige Schulstandort mit neuem Le- Vorhaben stehen aber noch an. ben gefüllt. Die Prokonhalle (LEADER-Projekt) gehört zu den am meissten genutzten Gemeinschaftseinrichtungen der Ge- Entwicklung von Bauflächen (12): meinde; die Nachnutzung des früheren Schulgebäudes für al- In vielen Ortschaften wird der Wunsch genannt, weitere tersgerechtes Wohnen wird derzeit intensiv geprüft. Neubauflächen zu entwickeln. Im vorigen Kapitel wur- den Überlegungen zur Ausweisung weiterer oder auch Straßen- und Wegebau, Brücken (18): über die Rücknahme zu großer Wohnbauflächen aus Die Notwendigkeit, bei allen seit den neunziger Jahren des Sicht der vorbereitenden Bauleitplanung getroffen. Aus letzten Jahrhunderts durchgeführten Dorferneuerungs- Sicht der Ortsbürgermeister stellt sich diese Diskussion maßnahmen, auch weiterhin kommunale Straßen und möglicherweise ganz anders dar, da individuell in jeder Wege auszubauen, wurde in dreizehn von vierzehn Ort- Ortschaft die Notwendigkeit gesehen wird, für Neubür- schaften ausdrücklich genannt. Der Straßen- und Wege- ger oder für Einwohner aus dem Ort neue und attrak- bau steht damit nach wie vor an der Spitze der kommu- tive Bauflächen vorzuhalten. Ein anderes Problem hat

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 34 3.3 Dorfentwicklung Hermsdorf mit dem sehr umfangreichen Einkaufszent- deanlagen. In allen Fällen sollte es aber das gemeinsame rum Elbepark und zusammen mit Hohenwarsleben mit Ziel sein, die Gebäude oder nach deren Abriss deren Flä- der Auslastung der großen Gewerbeflächen im direkten chen so herzurichten, dass ihre Neunutzung bzw. ihre Neu- Umfeld der Bundesautobahn. bebauung in einer eigens dafür ausgewiesenen Wohnbau- fläche konkurrieren kann. Freiräume – Grün – Teiche – Freibäder (11): Die Innenentwicklung ist nach Auffassung des Ortsbürger- Der Maßnahmenbereich erfasst die Freiraumstrukturen in meisters auch Themenschwerpunkt in Irxleben, wo es wie den Ortschaften. Darunter sind die öffentlich zugänglichen woanders auch, oft an Ideen und Initiativen zur Um-, Neu- Grünflächen wie Parkanlagen und Spielplätze genauso zu und Weiterentwicklung der alten Gebäude fehlt. Selbst

verstehen, wie prägende Teichanlagen in den Ortslagen im stetig wachsenden Niederndodeleben und dem einge- 3.3 und die beiden Freibäder der Gemeinde in Nordgermersle- meindeten Schnarsleben sowie in Nordgermersleben ste- ben und Niederndodeleben. Parkanlagen und andere Grün- hen ortsbildprägende Altgebäude leer. In Eichenbarleben strukturen aber auch die Teiche stellen einen wichtigen ist es das Schloss, das zur Disposition steht. gemeinschaftsbildenden öffentlichen Raum dar. Nicht zu unterschätzen sind die Spielplätze als Orte der Begegnung Kirchen – Friedhöfe (10): nicht nur für die Kinder, sondern auch für deren Eltern. Die Kirchen und Friedhöfe stellen in vielen Dörfern Orte dar, die beiden Freibäder stellen Angebote zur sommerlichen Frei- jeden Menschen auf etwas hinweisen, was über sie hin­aus zeitgestaltung in der Gemeinde dar. Während das Freibad weist. Sie sind Identität stiftende Orte für die große Mehrheit in Nordgermersleben schon als ökologisches Freibad umge- an Einwohnern in den Dörfern. Die baulichen Maßnahmen baut wurde, wartet das Freibad im viel größeren Niederndo- an den Friedhöfen, ihren Trauerhallen und Einfriedungs- deleben noch auf seine Erneuerung. Es soll in den nächsten mauern sind genauso wichtig, wie der Erhalt der Kirchen fünf Jahren saniert und modernisiert werden. selbst. Da nur noch wenige Menschen an den Gottesdien­ sten teilnehmen, werden die Kirchen vermehrt für kulturel- Innenentwicklung: Um-, Neu- und Wei- le Zwecke erhalten und genutzt. In Klein Santersleben soll ternutzung sowie Abriss (10): die Kirche künftig als Hochzeitskirche genutzt werden. Im In allen Altdorfbereichen stehen zahlreiche Gebäude leer. Fall Hohenwarsleben ist die Kirche den Autobahnbenutzern Oft sind es die ortsbildprägenden Gebäude, die früher einer gewidmet und steht diesen als Kirche offen. Kirchenbauten landwirtschaftlichen Nutzung dienten. Oder es sind Gebäu- stehen meist an sehr repräsentativen Stellen in den Altdorf­ de, die an repräsentativer Stelle im Ortsbild stehen, wie ehe- lagen und bekommen allein für ihr bloßes Dasein eine Be- malige Schulen und Gaststätten mit großen Saalanbauten.­ deutung zugesprochen. Da sie fast immer auch Denkmale Bis auf die ehemaligen Schulen sind es vor allem private Ge- sind, ist ihr Erhalt aufwändig und teuer. bäude. An anderer Stelle wurde ausgeführt, dass viele der Ortschaften von mehr oder minder umfangreichen Neubau- Hochwasserschutz (8): gebieten umgeben sind. Sie verdecken die Probleme in den Die Problematik des Oberflächenwasserabflusses wird in eini- Altdorflagen. Die Bereitschaft, hier Investitionen zu unter- gen Ortslagen durch jahreszeitlich bedingte hohe Grundwas- stützen und so zur Um-, Neu- und Weiternutzung beizutra- serstände verschärft. Immerhin zwei Drittel der Ortschaften gen, ist ein wichtiges Anliegen aller Ortsbürgermeister, auch melden konkrete Vorhaben zur Abhilfe der Hochwasserprob- derer, die keine konkreten Vorhaben gemeldet haben. lematik an, so in Groß Santersleben, in Niederndodeleben an der Brücke hinterm Freibad, in Rottmersleben „An der Olbe“ Als Beispiel soll hier Schackensleben angeführt werden. und in Schackensleben­ im alten Dorfkern. Hier befinden sich mehrere große alte Gebäude, die einen dringenden Sanierungsbedarf aufweisen und die in den Radwege, Wanderwege (6): meisten Fällen leer stehen. Meist erwarten die heutigen Ei- Seit langem fördert die Gemeinde Hohe Börde die Nut- gentümer einen hohen Erlös beim Verkauf dieser Gebäu- zung der vorhandenen meist landwirtschaftlichen Wege

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 3.3 Dorfentwicklung 35 für das Radfahren und das Wandern. Nicht nur der Aller- Elbe-Radweg und der Holunderradweg sind dabei von großer Bedeutung. Die Weiterführung des Holunderrad- weges durch das Holundertal und die Schaffung eines Wanderweges zwischen Rottmersleben und Hundisburg wird von den regionalen Akteuren vorgeschlagen.

Bewertung Für die vorgenannten neun Maßnahmenbereiche lassen sich Bündelung dörflicher Gemeinschaftseinrichtungen im Zuge einer lang­ im Anhang bei der Darstellung der einzelnen Ortschaften 3.3 fristig angelegten Dorfentwicklungsplanung im OT Wellen (Foto: W. Bock) viele weitere Projekte und Maßnahmen finden. Sie zeigen, dass die Dorferneuerung / Dorfentwicklung als die wich- nannten Aspekte sind wichtige Zukunftsaufgaben, die das Le- tigsten Instrumente der Landentwicklung in Sachsen-Anhalt ben der älteren Generationen in ihrem angestammten Umfeld tief im Bewusstsein der Ortschaften verankert sind. Interes- ermöglichen sollen. Zudem können dadurch alte Gebäude in sant sind vor allem die Gewichtungen der einzelnen Maß- den zentralen Altdorflagen neu genutzt werden, die ihre frühere nahmenbereiche und die Schlussfolgerungen, die aus den Funktion der landwirtschaftlichen Nutzung verloren haben. Gesprächen in den Ortschaften zu ziehen sind. Sie könnten zusammengefasst als Leitbild für die künftige Dorfentwick- Die Sorge der Ortsbürgermeister und ihrer Ortschaftsrä- lung in den Ortschaften der Gemeinde Hohe Börde stehen: te zeigt aber auch, dass dem Erhalt und der Erneuerung der innerörtlichen Verkehrswege nach wie vor eine große Auf- Bei allen Unterschieden sollen die Dörfer aller Ortschaften merksamkeit zukommt. Die Straßen und Wege in den Orts- in der Gemeinde Hohe Börde nicht nur gleichermaßen mit- lagen sind öffentliche Orte, von deren gutem Zustand alle und nebeneinander existieren können, es soll ihnen nach Einwohner im Ort direkt profitieren können. Auf die Straßen Maßgabe der Mittel auch ermöglicht werden, ihre Vorha- und Wege können die im Ort Verantwortlichen auch immer ben umsetzen zu können. direkt zugreifen. Auch nach mehr als zwanzig Jahren Dorfer- neuerung gibt es noch immer viele Straßen, die noch immer Die hauptsächliche Nennung von Vorhaben, deren Zielgruppen nicht ausgebaut werden konnten. Hier wie in anderen Sanie- sich inhaltlich von den jüngsten bis zu den ältesten Einwohnern rungsbereichen sollte aber immer gefragt werden, wozu soll in den Dörfern spannen, zeigt dass die Dorfentwicklung in der die Straße oder der Weg ausgebaut werden und zu welchem Gemeinde Hohe Börde in ein neues, gewissermaßen reiferes Zweck sollen hier öffentliche Gelder angelegt werden. Stadium getreten ist. Nicht die wichtigen, investiven Infrastruk- turmaßnahmen zu Erneuerung von Straßen und Wegen stehen Der Maßnahmenbereich, der die Dorfgemeinschaft im All- an erster Stelle der genannten Vorhaben, sondern es ist die Sor- gemeinen meint, ist dagegen viel schwieriger zu erfassen. ge der Ortschaften um ihre Bürgerinnen und Bürger. Die kom- Die Zeit der Förderung von Dorfgemeinschaftshäusern munale Fürsorge befasst sich mit den baulichen und funktiona- gibt es nicht mehr, schon jetzt müssen die Gemeinden len Einrichtungen für die kleinsten und jüngsten Einwohner in nachweisen, wie die dorfgemeinschaftlich genutzten Ge- den unterschiedlichen für sie gedachten Einrichtungen, für die bäude künftig mit Leben erfüllt und wie sie finanziert wer- heranwachsenden Kinder und Jugendlichen in den Schulen und den sollen. Auf der anderen Seite fehlen den Dorfgemein- in den Räumen und Bereichen für ihre Freizeit. Vermehrt wird schaften oft Räume, wo sie sich außerhalb der privaten auch über den Verbleib und die Lebensumstände der älteren Sphäre treffen und versammeln können. Die Dorfentwick- und alten Menschen in den Dörfern nachgedacht, die man nicht lung sollte sich dabei nicht allein von finanziellen Erwä- einfach ihrem eigenen Geschick überlassen will. Barrierefreie,­ gungen leiten lassen. Räume für die Dorfgemeinschaft kleine Wohnungen, das Ermöglichen eines Zusammenlebens sollten vielfältige Aktivitäten zulassen. Einfacher und an- mit mehreren Generationen unter einem Dach, die Gewährleis- ders ist es, für Sportanlagen zu sorgen. Hier werden als tung von sozialen Hilfen und Versorgungsmöglichkeiten, alle ge- Zielgruppe vor allem die jüngeren Einwohner erfasst, zu-

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 36 3.3 Dorfentwicklung lumigen Scheunen, so dass mehr die Fläche, auf der sie stehen, interessant für eine Neubebauung werden könnte, als die Gebäude selbst. Bei den zu erhaltenden Gebäuden sind es vor allem die massiv errichteten Gebäude aus der Wende des 19. zum 20. Jahrhundert, die sich für eine Um- nutzung eignen. Zuvorderst stehen die alten Schulgebäu- de, deren Schulfunktionen endgültig ausgelaufen sind. Sie könnten für eine ganz spezielle Einwohnerschaft umgebaut werden, in dem sie barrierefrei und komfortabel für Senio- Integration von privaten Initiativen (hier: VierZeitHof) in die Dorfentwicklung im Ortsteil Bebertal (Foto: M. Schmidt) ren oder Menschen mit Beeinträchtigungen gestaltet wer-

den. Auf jeden Fall stellen die Altdorfbereiche für die kom- 3.3 nehmend aber auch die aktiven älteren Generationen. In- menden Jahre erhebliche Aufgaben gleichermaßen an die vestitionen in Sportanlagen werden daher nicht so kritisch Gemeinde wie an die privaten Eigentümer. Die Gemeinde gesehen. Am schwierigsten haben es die kulturellen Ein- Hohe Börde beteiligt sich schon jetzt mit einem Programm richtungen, wie die kleinen Museen. Sie leben im Wesent- „Jung sucht Alt“ aktiv an dem Prozess, jüngere Menschen lichen vom ehrenamtlichen Engagement Einzelner oder zu einem Wohnen und Wirtschaften in den alten Gebäuden kleiner Gruppen meist älterer Mitbürger. Dorfmuseen, Hei- zu bewegen. matstuben, Infozentren zum Hopfen oder zum Holunder, sind wichtige Orte in den Dörfern, da sie ebenfalls Orte der Zur Überschrift „Innenentwicklung“ gehören auch die Begegnung sind, Einblicke in die historische Entwicklung nachfolgend genannten Maßnahmenbereiche. Einrichtun- unterschiedlichster Dinge geben und den Besuchern Infor- gen und Angebote für Kinder und Jugendliche, die Schul- mationen über die eigene Geschichte oder wichtige sied- standorte, die Kirchen mit ihren gesellschaftlichen Auf- lungsprägende Kulturpflanzen geben. gaben in den Dörfern, Wohnangebote für ältere und alte Menschen, allesamt stellen sie Merkmale dar, die zu einem Hinter der Bereitstellung von Bauflächen steht immer der gelingenden Leben in den Ortschaften führen. Jungen Fa- Wunsch, zum Erhalt und zur Weiterentwicklung der Dörfer milien, Jugendlichen und Senioren soll das Leben in den beitragen zu wollen. Nur dort, wo es Neubauflächen gibt, Ortschaften langfristig und angenehm ermöglicht werden. können sich junge Familien oder neue Gewerbebetriebe an- Es stellt sich die Frage, wie weit die gemeindliche Fürsor- siedeln. An anderer Stelle wird analysiert, weshalb sich dieser ge hier für jeden Ort im Gemeindegebiet greifen kann. Die verständliche Wunsch aller Ortschaften nicht überall verwirk- Bedeutung der einzelnen Einrichtungen wird an anderer lichen lassen wird. Anders ist es mit den innerörtlichen Bau- Stelle ausführlich erörtert. Kindergärten, Schulen, Kirchen flächen, die als Baulücken auf den bisherigen Hofgrundstü- Seniorenheime sind besondere Gebäude oder Gebäude- cken entstanden sind oder entstehen könnten oder die sich anlagen in den Dörfern. Wenn sie leerfallen, wie in Scha- der vorhandenen Altgebäude bedienen würden. Die Um-, ckensleben, stellen sie schnell Problembereiche dar, für die Neu- und Weiternutzung von Altbausubstanzen oder deren ein Entwicklungsmanagement greifen müsste. Flächen nach ihrem Abriss, ist eine der wesentlichen Heraus- forderungen, vor denen die meisten Dörfer auch in der Ge- Handlungsempfehlungen meinde Hohe Börde stehen. Es geht städtebaulich um nichts Die aufgeworfenen Fragen bedürfen Handlungsempfeh- mehr als um den Erhalt der überlieferten Dorfgestalten. lungen, denen im Rahmen der Integrierten Gemeindli- chen Entwicklungsplanung nachgegangen werden sollte: Dabei steht die Entwicklungsplanung vor der schwieri- gen Aufgabe, Gebäude und Flächen, die eigentlich für eine 1. Die bewährten Instrumente der Landentwicklung in ganz andere Nutzung, die Landwirtschaft, gebraucht wur- Sachsen-Anhalt, Dorferneuerung, Dorfentwicklung, LEA- den, umzunutzen. Nicht alle Gebäude lassen sich ohne wei- DER und ILE sollten auch künftig weitergeführt werden. teres umnutzen, wie die meisten der ehemaligen großvo- Die mit ihnen verbundenen Fördermöglichkeiten erlau-

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 3.3 Dorfentwicklung 37 ben den öffentlichen wie privaten Vorhabenträgern, ihre sich aus Sicht der Ortsbürgermeister und der Ortschafts- Projekte und Maßnahmen nicht allein nach Maßgaben der räte als vorrangig darstellen. Alle genannten Projekte wirtschaftlich günstigsten Lösung durchzuführen, son- stellen bislang vor allem Projektideen dar. Nur wenige dern so, dass sie das bauliche und kulturelle Erbe in den der mitgeteilten Vorhaben sind schon planerisch und einzelnen Ortslagen sinnvoll und zielführend fortsetzen. mit Kosten untersetzt. Um die Projekte und Maßnah- men beurteilen zu können, sollten sie in einem einheit- Bauen und Investieren stellen im Rahmen einer so ver- lich strukturierten Projektsteckbrief erfasst werden. Die standenen Dorfentwicklung stets die Folge eines strategi- Struktur dieses Projektsteckbriefes zwingt die Ideenge- schen Wirkens und Tuns dar. Bauliche Investitionen dürfen ber, sich genauer mit ihren Projektgedanken zu beschäf- dabei kein Selbstzweck sein oder allein einer Repräsenta- tigen. Diese Beschäftigung erfasst nicht nur die im Vor- 3.3 tion dienen. Eine so verstandene Dorfentwicklung wird dergrund stehende bauliche Aufgabe, sondern soll vor in der laufenden EU-Förderperiode seit 2007 über LEA- allem den Vorgang ausleuchten, was mit der Umsetzung DER umgesetzt, in dem die Mainstream-Programme der im eigentlichen Sinn bezweckt werden soll. Wer soll da- Landentwicklungsförderung auch über die Lokalen Ak- von profitieren? Und was kostet das Vorhaben in seiner tionsgruppen der LEADER-Regionen zum Einsatz kom- Gesamtheit, also auch nach Abschluss der eigentlichen men konnten. Eine Förderung von baulichen Investitio- Investition? Die Verwaltung wird die Ortsbürgermeister nen muss sich darin begründen lassen, wie nachhaltig sie bei dieser Arbeit unterstützen, da zwar die Diskussionen tatsächlich wirken kann. Auch wenn das Wort ‚nachhaltig’ über das Für und Wider in den Ortschaften geführt wer- oft strapaziert wurde, fasst es dennoch zusammen, dass den können, weniger aber können die Ortschaften die es darauf ankommt, die im Kapitel 7.1 genannten überge- benötigten konkreten Zahlen und Angaben zuliefern. ordneten Prozesse und Ziele mit geförderten Projekten Dies müsste durch die Verwaltung der Gemeinde erfol- konkret zu unterstützen und zu verwirklichen. gen oder durch sie extern veranlasst werden.

2. Die Gemeinde Hohe Börde arbeitet seit einiger Zeit an 4. Auf der Gemeindeebene sollte im Sinne eines Entwick- verschiedenen Unterstützerstrukturen, mit denen die mög- lungsausschusses ein Gremium eingerichtet werden, das lichen investiven Vorhaben im Rahmen der Dorfentwick- alle in der Weise vordefinierten Vorhaben im Sinne der lung flankiert werden können. Diese Unterstützerstruktu- gemeindlichen Entwicklungsstrategie wichtet und hinter- ren gilt es weiter auszubauen. Im Dezember 2011 wurde fragt, was die einzelnen Projekte für die Entwicklung des ein Seniorenbeirat gebildet, der neben anderem die Auf- betreffenden Ortes und für die Entwicklung der gesam- gabe hat, „bei der Planung und Umsetzung von Angebo- ten Gemeinde bedeuten. Dies sollte im Sinne eines IGEK- ten mitzuwirken, die die spezifischen Belange der älteren Qualitätsmanagements geschehen, da die notwendige Generation im Zusammenhang kommunalen Lebens auf- Verbindung von gemeindlichen Mitteln und künftigen zeigen.“ Mit der Gründung einer Stiftung „Leben in der Bör- Fördermitteln aus einem der dafür infrage kommenden de“ möchte die Gemeinde die Einwohner motivieren, „sich EU-Fonds und / oder Landesprogramme ohne ein solches (…) ehrenamtlich und finanziell zur Verbesserung der Infra- Qualitätsmanagement nicht sinnvoll ist. struktur einzusetzen und durch Umsetzung innovativer Ide- en die Gemeinde für die Bewohner und Gäste attraktiv zu Dem Gremium sollten neben der Verwaltung und ge- gestalten.“ Motivation zum Mitwirken und Helfen gibt auch meindlichen Politikern auch externe Fachleute angehö- die Ehrenamts-Drehscheibe, die sich als eine Art Wissens- ren. Mittels einer gemeinsam verabredeten und verbind- netzwerk versteht, mit der ehrenamtliches Tun in der Ge- lichen Matrix können alle Vorhaben aus den Ortschaften meinde bekanntgemacht und vernetzt wird.43 im Sinne der gemeindlichen Entwicklungsstrategie ge- wichtet werden. Auch hier könnte die Zugehörigkeit der 3. In den Tabellen im Anhang und in diesem Kapitel wird Gemeinde zu einer LEADER-Region Synergien erge- auf zahlreiche Projekte und Maßnahmen verwiesen, die ben, da auch die LEADER-Vorhaben qualitativ priorisiert

43 http://www.hoheboerde.de/ front_content.php?idcat=479&changelang= 12, (Zugriff: 09.09.13) werden müssen.

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 38 3.3 Dorfentwicklung 3 4. Bautätigkeit und Wohnungsangebot

Ausgangssituation keiten gut vorstellen können. Die Nachfrage nach diesen An anderer Stelle wurde im Kapitel 3.2 gezeigt, dass sich Wohngebieten ist deutlich zurückgegangen, so dass der die Bautätigkeit seit 1990 in den drei räumlichen Teilberei- Flächennutzungsplan für einige der Ortschaften jetzt eine chen der Gemeinde Hohe Börde unterschiedlich entwickelt Einschränkung bei der Ausweisung neuer Wohnbauflä- hat. Im Teilbereich 1, der im suburbanen Einflussbereich chen oder gar die Aufhebung von dafür reservierten Flä- der Stadt Magdeburg liegt, konnte sich die Bautätigkeit in chen vorsieht. In manchen Orten ist die Neubautätigkeit den vergangenen beiden Jahrzehnten am meisten ausbil- zum Erliegen gekommen und gebrauchte Immobilien sind den. Mehr als die Hälfte der heute hier lebenden Menschen nur noch schwer zu verkaufen. lebte vor 1990 noch nicht dort. Es ist daher sicher anzu-

nehmen, dass diese Zuzügler vor allem in eine der in die- Im dritten räumlichen Teilbereich, der die Ortschaft Beber- 3.4 sem räumlichen Teilbereich liegenden Ortschaften gezogen tal erfasst, sieht es ähnlich aus. Hier gibt es zurzeit kei- sind, weil sie die Nähe zur Landeshauptstadt schätzten, die ne Neubauflächen mehr, so dass die Gemeinde anstrebt, guten verkehrlichen Anschlussmöglichkeiten für ihre viel- dies kurzfristig zu ändern. Bebertal ist zwar der Ort mit fältigen persönlichen Verflechtungen mit außerhalb liegen- dem höchsten Bevölkerungsverlust, er besitzt aber auch den Teilräumen nutzen wollten, und als weiteres Zuzugs­ möglicherweise die meisten Potenziale für eine positive argument die im Vergleich zur Stadt Magdeburg deutlich Innenentwicklung, wie sie im nachfolgenden Kapitel be- günstigeren Baulandpreise angesehen haben. In diesem schrieben wird. Die Voraussetzung hierfür ist die Verlage- „Zwischenstadtbereich“ ist deshalb auch das Angebot an rung der stark befahrenen Bundesstraße, ein umfangrei- unterschiedlichen Wohnungen am größten. In den über- ches Vorhaben, mit dem jüngst begonnen werden konnte. wiegend durch Bauträger errichteten Mehrgeschosswohn- bauten werden Miet- und Eigentumswohnungen angebo- Bewertung ten, an den Rändern der Altdorflagen sind umfangreiche Bei einer genaueren Analyse der Bautätigkeit im Zeitraum Neubaugebiete mit Ein-, seltener mit Mehrfamilienhäu- nach 1990 und dem daraus resultierenden Wohnungsan- sern entstanden. Viele von diesen Gebäuden wurden von gebot fällt auf, dass sich die Angebote vor allem auf jun- Bauträgern entwickelt und sind nur in den seltensten Fäl- ge Familien konzentrierten, die mit möglichst mehreren len städtebaulich mit den Altdorflagen verknüpft. In Nie- Kindern zum positiven Verlauf des demografischen Wan- derndodeleben, dem Schwerpunktort für wohnbauliche dels beitragen sollten. Dieses gesellschaftspolitische Ziel Entwicklung in der Gemeinde, sind auf diese Weise gleich hat dazu geführt, dass die Gemeinde im Vergleich des de- mehrere große Wohnbaugebiete entstanden, die eine hohe mografischen Wandels im Land insgesamt eine gute Aus- Auslastung ihrer potenziellen Bauflächen aufweisen. Die gangsposition einnehmen kann. Es fällt auf, dass beson- noch vorhandenen Erweiterungsflächen sollen ebenfalls ders in Niederndodeleben an dem Leitziel der Ausweisung durch einen Investor entwickelt werden. von Neubaugebieten mittels Bauträgermodellen festge- halten wird, deren Angebote sich an eine breite Interes- Im zweiten räumlichen Teilbereich, in dem die Charakteris- sentenschaft richten. tik der Ortslagen noch am ehesten dem entsprechen, was man sich gemeinhin unter „dem ländlichen Raum“ vor- In allen Ortschaften wirken sich die Folgen des demogra- stellt, sind in der jüngeren Vergangenheit ebenfalls durch fischen Wandels auf die Bautätigkeit und das Wohnungs- Bautätigkeiten zahlreiche neue Wohnangebote entstan- angebot aus. Denn nicht nur die im Teilbereich 3, sondern den. Diese Angebote zielten vor allem auf die Nachfra- auch im Teilbereich 2 festgestellte Schrumpfung der Be- ge aus den jeweiligen Ortschaften selbst, oder sie sollten völkerung um 8,5 bis 14,8 % der Bevölkerung44 stellt sich Neubürger anlocken, die sich ein Leben in einem ländli- als immer deutlicheres Problem für die künftige Bautä- chen Dorf bei guten verkehrlichen Anbindungsmöglich- tigkeit und das Wohnungsangebot heraus. Vor allem die

44 Anpassungsstrategie der Gemeinde Hohe Börde an den demografischen Wandel, a.a.O, S. 27

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 3.4 Bautätigkeit und Wohnungsangebot 39 Verschiebungen im Altersaufbau der Bevölkerung sind der Verkauf der Mietwohnungen an die bisherigen Mieter zu eine Herausforderung an das künftige Wohnangebot, das beobachten. Dennoch stehen die Gebrauchtimmobilien in sich von den jungen und mobilen Familien zu eher betag- einem Wettstreit mit den möglichen Neubauten sowohl in ten und immobilen älteren Menschen hin wandeln muss. der Flächenkonkurrenz als auch in der Höhe ihrer Wertig- Die demografische Entwicklung macht sich daher als der keit. Denn vor dem Hintergrund des fortschreitenden Bevöl- wichtigste Einflussfaktor der Wohnungsnachfrage und da- kerungsrückgangs und der Alterungsprozesse kann ein be- mit für die Bautätigkeit bemerkbar. schleunigter Preisverfall der Gebrauchtimmobilien erwartet werden, je nach ihrer Lage im Gemeindegebiet. Der Wohnungsbestand in der Gemeinde Hohe Börde ist ty- pisch für die baulichen Entwicklungen nach 1990. Er wird ne- Handlungsempfehlungen ben den im nächsten Kapitel behandelten Altdorflagen vor Die Ortschaften der Gemeinde Hohe Börde sind in den 3.4 allem durch Wohnungen in Ein- und Zweifamilienhäusern neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts durch rege mit einer hohen Eigentumsquote repräsentiert. Dies hängt Bautätigkeiten aufgrund einer hohen Wohnnachfrage ursächlich mit den oben erwähnten niedrigen Grundstücks- umfangreich gewachsen. Diese Ausbauaktivitäten lassen preisen zusammen, die gemeinsam mit anderen günstigen sich nur mit der hohen baulichen Aktivität im Zusammen- Standortfaktoren dazu geführt haben, dass schwerpunkt- hang mit den Agrarreformen in der zweiten Hälfte des mäßig im Teilraum 1, dem Zwischenstadtbereich der Ge- neunzehnten Jahrhunderts vergleichen. Auf die Phase meinde Hohe Börde, die meisten Wohnhäuser entstanden hoher Aktivität folgte damals eine lange Phase der Sta- sind. Die Zahl der erteilten Baugenehmigungen betrug im gnation. Auch jetzt ist zu erwarten, dass aufgrund des Jahr 2006 noch 52, im Jahr 2008 nur noch 29, während es demografischen Wandels und seiner vielfältigen Auswir- in 2012 wieder 40 Genehmigungen waren. Der jährliche Be- kungen die Nachfrage nach neuen Wohnbauflächen deut- darf an Bautätigkeit wird mit 37,5 Bauplätzen pro Jahr an- lich zurückgehen wird. Dieser Rückgang betrifft das ge- genommen, wobei 28 Bauplätze davon auf den Teilbereich samte Gebiet der Gemeinde Hohe Börde nicht in gleicher 1 entfallen, 7 im Teilbereich 2 und 2,5 im Teilbereich 345. Weise. Wie geschildert wurde, wird es in einigen Orten Die im Vergleich zu der Dynamik früherer Jahre gesunkene auch in Zukunft eine höhere Nachfrage geben, in anderen Nachfrage nach neuen Wohnbauflächen führt zu der richti- Orten wird sich die Bautätigkeit weitgehend auf den Ei- gen Empfehlung im Vorentwurf zum Flächennutzungsplan, genbedarf beschränken. Der sich in Aufstellung befindli- Bauflächen dort zurückzunehmen, wo künftig keine oder che gemeinsame Flächennutzungsplan analysiert dies auf nur noch eine verhaltene Nachfrage zu erwarten ist. sehr gute Weise und schlägt für die einzelnen Ortschaften vor, weitere Flächen vorzuhalten oder auf bestehende zu In diesem Zusammenhang ist auch der Umgang mit Ge- verzichten. Es soll daher an dieser Stelle genügen, auf die brauchtimmobilien interessant. Je nach Lage, Ortsgrö- Vorschläge im Flächennutzungsplan hinzuweisen. ße und Ausstattung mit Wohninfrastruktur (siehe Kapitel 6.7) erhöht sich der Zeitraum, bis eine gebrauchte Immo- Zunahme der Ein- und Zweipersonen- bilie wieder verkauft werden kann. So zeigt sich eine Wohn­ haushalte immobilie im verkehrsmäßig durch die Nähe zur A2 zwar Anders ist es mit den gebrauchten Immobilien im Be- hervorragend angebundenen, von der übrigen Wohninfra- stand, also den Gebäuden, die nach 1990 errichtet wurden struktur aber nicht gut ausgestatteten Ortslage Bornstedt, und die aufgrund geänderter familiärer, wirtschaftlicher über Jahre als nicht verkäuflich. In den anderen Ortslagen oder allgemeiner Rahmenbedingungen deutlich unterge- im Teilbereich 2, dem eigentlichen ländlichen Raum in der nutzt sind, bald leerfallen werden oder schon leer gefallen Gemeinde Hohe Börde und auch im Teilbereich 3, Beber- sind. Im nachfolgenden Kapitel 3.5 wird auf die Nachnut- tal, werden die gebrauchten Immobilien in den Altdorfla- zung von vorhandenen Altgebäuden eingegangen. An die- gen meist für die Eigennutzung durch Familienangehörige ser Stelle soll auf die Notwendigkeit hingewiesen werden, schneller verkauft. Im Teilbereich 1 ist dagegen immer öfter Handlungskonzepte zu entwickeln, die sich aus dem sich

45 Gemeinde Hohe Börde: Flächennutzungsplan der Gemeinde Hohe Börde, Vorentwurf 30.06.2013, S. 49

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 40 3.4 Wohnbauland / Wohngebiete ändernden Altersaufbau der Bevölkerung ergeben. Die zu- de Hauptphase der Familienzeit gibt es in der Gemeinde nehmenden Ein- und Zweipersonenhaushalte der immer Hohe Börde nach wie vor genügend Flächen, auf denen älter werdenden Bevölkerung verlangen nach Wohnungs- neue Einzel- oder Doppelhäuser entstehen könnten. grundrissen und Wohnkonzepten, die auf die Bedürfnisse einer älteren Bevölkerung zugeschnitten sind. Das können Werterhalt durch Qualitäts­ die seit den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts verbesserung errichteten Gebäude in der Regel nicht leisten. Die meist Eine weitere Empfehlung soll die Angebotsanpassung eingeschossigen Einfamilienhäuser weisen in den meisten bestehender, gebrauchter Gebäude umfassen: Neben Fällen ausgebaute Dachgeschosse auf, die für ältere und dem eigentlichen Vorhandensein dieser erst wenige immobile Menschen nicht geeignet sind. Besser sind die Jahrzehnte alten Gebäude und Wohnungen in der Ge- Mehrgeschosswohnbauten, wo sich die Wohnungen auf meinde Hohe Börde, wird es darauf ankommen, deut-

einer Ebene befinden und die bestenfalls mit einem Auf- lich deren allgemeine Qualität zu verbessern. Die Qua- 3.4 zug ausgerüstet oder nachgerüstet werden können. Die litätsverbesserung betrifft sowohl die sich im Laufe des spezifischen Wohnraumbedürfnisse von Bürgerinnen und Lebens verändernden Zuschnitte der einzelnen Wohn- Bürgern, die Grundsicherungsleistungen gemäß SGB II (2. räume, als auch den allgemeinen Wohnkomfort, die vor- Buch Sozialgesetzgebung; auch: Hartz IV) bedürfen einer handenen und gewünschten energetischen Standards gesonderten Untersuchung in der Gemeinde. und die Ausstattung mit kommunikativer technischer Infrastruktur. Gebäude, die deutliche Mängel bei die- Leben in vertrauter Umgebung sen und weiteren Kriterien aufweisen, werden künftig Die neue Wohnbautätigkeit sollte daher zwei Richtun- schwer bis gar nicht mehr zu vermitteln sein, wenn es gen verfolgen: Zum einen sollten Angebote geschaffen möglicherweise sogar ein Überangebot an Altimmobi- werden, mit denen bestehende Immobilien so umgebaut lien geben sollte. Denn ältere Neubauten konkurrieren werden können, dass sie ein Leben im Alter barriere- und dann mit den Altgebäuden in den historischen Dorfker- besser beschwerdefrei ermöglichen. Die Gemeinde Hohe nen, die aus verschiedenen Gründen, zum Beispiel durch Börde hat durch eine Partnerschaft mit einem speziali- ihre zentrale Lage in den Orten und durch verschiedene sierten Sanitätshaus eine Möglichkeit geschaffen, sich Fördermechanismen, attraktiver sein können. dazu Beratung und konkrete Hilfestellung aus einer Hand geben zu lassen. Zum anderen sollten mehr Neubauten Informationen und vorbeugende entstehen, die kleinere und intelligente, weil variable Beratungen durch die Gemeinde Wohnungsgrundrisse ermöglichen, die ein Leben in den Die heutigen Eigentümer der wenige Jahrzehnte alten Dörfern auch dann möglich machen, wenn die Bewohner Wohnungen und Gebäude investieren aus verschiede- älter werden und vielleicht eine längere Zeit nur noch al- nen Gründen nicht so kontinuierlich, wie es sein sollte, lein oder zu zweit darin wohnen. Im Übrigen können die- so dass leicht ein Modernisierungs- und Anpassungsstau se Wohnungen auch für junge Menschen interessant sein, von mehreren Jahrzehnten entstehen kann. Um dem die ohne Trauschein zusammenziehen und erst ihre Be- entgegenzuwirken, sollten durch die Gemeinde regel- ziehung erproben wollen, bevor sie in die Phase der kon- mäßig Informationsveranstaltungen durchgeführt und kreten Familiengründung eintreten. Es sind gewisserma- vorbeugende Beratungen angeboten werden. Denkbar ßen die beiden Altersgruppen, auf die reagiert werden ist auch die Schaffung eines Modellhauses, in dem bei- sollte, die Phasen vor der Familiengründung und die lan- spielweise die Anpassung an die barrierefreien Bedürf- gen Jahrzehnte, nachdem die Kinder aus dem Haus aus- nisse älterer Menschen, die Möglichkeiten der energeti- gezogen sind. Die in dieser Studie schon öfter erwähnten schen Sanierung und anderer Aspekte anschaulich und ehemaligen Schulgebäude in zentralen Lagen der Dörfer, begreifbar dargestellt werden. Alle diese Angebote sol- ließen sich für diese beiden Zielgruppen gezielt und at- len Anreize schaffen, den Gebäude- und Wohnungsbe- traktiv umbauen und nutzen. Für die im Leben bedeuten- stand attraktiv, wert- und damit marktfähig zu halten.

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 3.4 Wohnbauland / Wohngebiete 41 3 .5 Nachnutzung und Abriss alter Bausubstanz

Ausgangssituation Ein weiteres städtebauliches Kennzeichen für den Reich- Im vorigen Kapitel 3.4 wurde gezeigt, wie sich seit 1990 tum der Dörfer sind die ehemaligen Zuckerfabriken, die die Bautätigkeit in den drei räumlichen Teilbereichen der am Rand einiger Dörfer errichtet wurden und von denen Gemeinde Hohe Börde entwickelt hat und welche Chan- viele bis weit ins zwanzigste Jahrhundert hinein betrieben cen und Risiken darin liegen, wenn nur auf Neubauten und wurden. Erst durch die Umgestaltung der Agrarverfassung nicht auf die kontinuierliche Weiterentwicklung der ge- in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden an den brauchten Immobilien geachtet wird. In diesem Kapitel Ortsrändern der Altdorflagen zum Teil sehr große land- wird auf die Altdorfbereiche eingegangen und damit auf wirtschaftliche Produktionsanlagen. In ihrer Folge wurden die überlieferten historischen Dorflagen. In allen Orten der für privilegierte Mitarbeiter Einfamilienhäuser errichtet so- Gemeinde Hohe Börde gibt es diese Altdorfbereiche mit wie Wohnblocks in standardisierter Bauweise für die Be- 3.5 ihren das Ortsbild prägenden Altgebäuden. Sie stellen die schäftigten der landwirtschaftlichen Produktionsgenos- Dorfkerne aller Ortschaften dar. senschaften.

Die Dörfer in der Gemeinde Hohe Börde sind im Wesent- Die meisten der bis 1950 errichteten Altgebäude in den lichen infolge der sehr guten landwirtschaftlichen Aus- Dorfkernen sind dennoch zwischen 1850 und 1914 entstan- gangsbedingungen entstanden und gewachsen. Ohne auf den. Da sich die Landwirtschaft in der Bördezone überaus die Besonderheit der einzelnen Orte einzugehen, kann gewinnträchtig zeigte, konnten die Hofanlagen aus wert- festgehalten werden, dass von allen Ortschaften der Ge- haltigen Baustoffen und in beständigen Bauweisen errich- meinde Hohe Börde allein die Ortschaft Bebertal ande- tet werden. Dies führte dazu, dass die meisten Hofanla- re geschichtliche Ursprünge als die Landwirtschaft auf- gen die Zeit der DDR recht gut überstanden haben, selbst weist. Die Landwirtschaft hat die Dörfer der Gemeinde dann, wenn sie in den kollektivierten landwirtschaftlichen Hohe Börde über Jahrhunderte bis in die Gegenwart hi- Produktionsprozess einbezogen worden waren. Es soll nein geprägt. Vor allem nach den eigentumsrechtlichen an dieser Stelle nicht weiter auf die Folgen des landwirt- Entwicklungen der bis dahin geltenden Agrarverfassung schaftlichen Bodeneigentums und des genossenschaftli- und den revolutio­nären technologischen Erneuerungen in chen Nutzungsrechtes eingegangen werden. Wichtig ist der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, kam es nur, dass die überlieferten Altdorflagen während der Zeit in der Bördezone aufgrund des sich vermehrt einstellen- der DDR eine wichtige gesellschaftliche und städtebauli- den Reichtums der Hofbesitzer zu einem umfangreichen che Rolle wahrgenommen haben. Um- und Ausbau der Dörfer. Bis dahin hatte sich über die Jahrhunderte hinweg eine Durchmischung von Klein-, Mit- Unmittelbar nach 1990 sind alle Altdorflagen der heutigen tel- und Großbetrieben eingestellt, so dass deren unter- Gemeinde Hohe Börde in das Dorferneuerungsprogramm schiedlich großen Hofanlagen bei- und nebeneinander des Landes Sachsen-Anhalt aufgenommen worden. Durch lagen und die Ortsbilder prägten. Mit der Dynamik der Ag- die erheblichen Fördermittel aus diesem erfolgreichen Pro- rarkonjunktur vor allem in der zweiten Hälfte des neun- gramm für die ländlichen Räume in Sachsen-Anhalt konn- zehnten Jahrhunderts prägten mehr und mehr die großen ten zahlreiche Vorhaben an der privaten Altbausubstanz Hofanlagen mit den aus der Stadt entlehnten bürgerlichen durchgeführt werden, was zum Erhalt und zur Wertsteige- großen Wohnhäusern die Ortslagen. Die vorherrschen- rung dieser Gebäude führte. Dennoch bewirkten die Verei- de Dorfform in der Börde ist die des engen Haufendorfs, nigung der beiden deutschen Staaten und die Neuausrich- an deren unregelmäßigem Straßennetz sich fast lückenlos tung der Agrarverfassung im Zuge der deutschen Einheit Hof an Hof reiht. Die typische Form dieser Höfe ist die des einen tiefen Einschnitt in der städtebaulichen Werthaltig- Mehrseitenhofes, die sich bis zum geschlossenen Viersei- keit der alten Dorfkerne. Nur in wenigen Fällen konnten die tenhof weiterentwickeln entwickeln konnte. alten Hofanlagen wieder in einen landwirtschaftlichen Be- trieb genommen werden. In den meisten Fällen entstanden

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 42 3.5 Nachnutzung und Abriss alter Bausubstanz neue Formen von landwirtschaftlichen Großbetrieben auf frage, schon aber die Frage, welche Bedeutung die einzel- den während der Zeit der DDR entwickelten Standorten am nen Ortslagen im räumlichen Zusammenwirken einer Ge- Rand der Dörfer. Zurück blieben die nicht mehr in Nutzung meinde einnehmen können oder sollen. befindlichen ehemaligen landwirtschaftlichen Höfe unter- schiedlichster Größe und in einem meist schwierigen Erhal- Für alle Altdorflagen ist heute ein Paradigmenwechsel tungszustand. Hinzu kommt der schon vielfach erwähnte notwendig. Der reicht von den bislang vorherrschenden gesellschaftliche und demografische Wandel. Auf Hofanla- Wachstumshoffnungen hin zur notwendigen Akzeptanz des gen, wo früher mehrere Generationen zusammen mit zahl- zunehmenden Bedeutungsverlusts der Altdorflagen bis hin reichen Mitarbeitern lebten und wirtschafteten, leben heu- zu einer Schrumpfung der baulichen Anlagen, die zu einer te nur noch einzelne Familien oder Ehepaare, deren Kinder spürbaren Veränderung in den Ortsbildern führen wird. Fak- woanders leben oder gar nur noch einzelne Menschen. Zu- tisch wird sich ohne positive äußere Impulse die knapp ge- dem befinden sich viele der in den Dorfkernen lebenden schilderte Entwicklung in den meisten Altdorflagen fortset-

Menschen in einem höheren Lebensalter. zen. Im Teilbereich 1, dem Zwischenstadtbereich, werden die 3.5 kleineren Altdorfkerne mit ihren überwiegend älteren und Neben den Höfen sind auch die anderen Funktionen in den alten Bewohnern von großen Neubaugebieten umgeben, alten Dorfkernen zunehmend verschwunden. Die Versor- in denen vorerst noch sehr viel jüngere Menschen leben. In gungseinrichtungen haben sich bis auf die obligatorischen den Teilbereichen 2 und 3 macht sich die Auflösung der Alt- Bäckereifilialen und wenige verbliebene Verkaufseinrich- dorfbereiche deutlicher bemerkbar, weil sich die öffentliche tungen auf großflächige Standorte konzentriert, die sich Wahrnehmung nicht so sehr auf die umfangreichen Neu- ebenfalls eher an den Ortsrändern befinden. Offizielle Ge- baugebiete konzentrieren kann. Noch ist es so, dass vie- bäude, wie Schulen, sind ebenfalls nicht mehr in allen Or- le der Altgebäude im Zuge von Erbgängen neue Besitzer ten vorhanden. Die ehemaligen Schulgebäude stehen wie und Nutzer bekommen. Die Orte zeigen aber auch immer viele andere Gebäude leer oder sind weitgehend unterge- mehr Gebäude, die nur noch wenig genutzt werden oder die nutzt. Verblieben sind einige Handwerks- oder andere Ge- schon jetzt leer stehen. Leer stehende Gebäude, die seit lan- werbebetriebe, die in den alten Gebäuden wirtschaften. gem nicht mehr bewohnt oder genutzt werden, zeigen nach Auch sind Gaststätten mit ihren große Saalanbauten in einigen Jahren deutliche Spuren des Zerfalls. Langsamer der Gegenwart nur noch in wenigen Fällen in Betrieb, viele geht es bei den untergenutzten oder nicht mehr genutzten dieser oft in ortsbildprägender Lage befindlichen Gebäu- Gebäuden auf den ansonsten noch bewohnten Höfen, bei de stehen leer oder sind untergenutzt. Das betrifft auch denen der Zerfall nicht ganz so deutlich hervortritt. Unge- die kirchlichen Gebäude, voran die Kirchengebäude selbst, klärte oder schwierige Eigentumsverhältnisse kommen hin- für deren Erhalt sich die Einwohnerinnen und Einwohner zu, so dass den Altdorfbereichen ohne Handlungskonzepte intensiv einsetzen, auch wenn in den meisten Fällen nicht eine eher schwierige Zukunft droht. mehr viele Gläubige vorhanden sind. Handlungsempfehlungen Bewertung Für die Innenentwicklung der Altdorfbereiche sind in Für die Gemeinde Hohe Börde gleichermaßen wie für die den letzten Jahren zahlreiche modellhafte Handlungs- privaten Haus- und Hofeigentümer stellt die eingetretene konzepte und –empfehlungen entwickelt worden. Die städtebauliche Situation in den Altdorfbereichen eine große nachfolgenden Handlungsempfehlungen folgen im We- Herausforderung dar. In den meisten Jahren nach 1990 sentlichen den Ergebnissen eines unveröffentlichten herrschte in allen Ortschaften eine Aufbruchs- und Wachs- Projektberichtes am Institut für Geographie der West- tumsorientierung, die jedes Dorf in seiner Existenz und fälischen Wilhelms-Universität Münster, die sich gut auf Bedeutung bestärkte. Mehr als zwanzig Jahre später stellt die Ausgangbedingungen der Gemeinde Hohe Börde sich für viele Dörfer in der Börde zwar nicht die Existenz- anwenden lassen46.

46 Stödtke, V., Suthe, B., Werring J.: Handlungskonzepte Wohnen in ländlichen Kommunen unter Schrumpfungsbedingungen. Umsetzungsmöglich- keiten am Beispiel der Stadt Medebach (HSK). Unveröffentlichter Projektbericht am Institut für Geographie der Westfälischen Wilhelms-Universi- tät Münster, 2011)

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 3.5 Nachnutzung und Abriss alter Bausubstanz 43 Information und Aufklärung allem aber geben sie Hinweise auf die Entwicklungschan- Um den notwendigen Wandel hin zu einer positiven In- cen von Teilbereichen oder Quartieren in den Dörfern, die nenentwicklung gestalten zu können, muss grundsätzlich besonders betroffen sind. Wichtig ist dabei, unter Beach- bei den kommunalen Akteuren wie bei den betroffenen tung des Datenschutzes die Öffentlichkeit angemessen an Haus- und Hofeigentümern ein neues Problembewusst- diesen Überlegungen zu beteiligen, um den eingangs be- sein geweckt werden. Die vorherrschende Auffassung nannten und grundsätzlich notwenigen Sinneswandel bei vieler der vor allem älteren Haus- und Hofbesitzer ist, ab- den Haus- und Hofbesitzern, ihren Familienangehörigen zuwarten, was geschieht und die notwendigen Konsequen- und Freunden zu erreichen. zen am besten den Erben zu überantworten. Diese Haltung ist aber fatal, weil jede Verzögerung zu einem Wertverlust Zukunftsplan für vitale Ortskerne in der Gemeinde des persönlichen Eigentums führt und Auswirkungen auf Nach der Erfassung der baulichen Leerstände und der die gesamten Ortslagen aufweist. Die Änderung dieser zö- Freiflächen innerhalb der Altdorfbereiche, die nicht mehr gerlichen oder ablehnenden Haltung sollte durch gezielte genutzt werden, müssen im Rahmen des Leerstands- und Information und Aufklärung geschehen. Im Zentrum dieser Freiflächenmanagements konkrete Maßnahmen eingelei-

3.5 Information und Aufklärung sollte stehen, dass nur ein um- tet werden. Hierzu muss für jede Ortschaft unter Beteili- fassender Wissensstand über die eingetretenen Entwick- gung der interessierten Öffentlichkeit festgelegt werden, lungen im eigenen Umfeld zu einem Bewusstsein für die wie sich der betreffende Ort im Ganzen aber auch in sei- dennoch vorhandenen Gestaltungsmöglichkeiten und An- nen Teilen, seinen Quartieren und Straßenzügen im Rah- passungsnotwendigkeiten führen wird. men der gesamten Gemeinde Hohe Börde entwickeln soll. Die Dorferneuerungsprozesse aus den letzten Jahrzehn- Leerstandskataster als Grundlage für Entwick- ten haben in allen Dörfern mehr oder weniger bewirkt, lungschancen dass sich die offiziellen wie die interessierten Einwohne- Um zu einem grundlegenden strategischen Konzept für die rinnen und Einwohner an der Diskussion beteiligt haben. Innenentwicklung zu kommen, sollte zuerst eine umfassen- Für die Aufstellung eines Handlungskonzepts im Sinne de Analyse des Bestandes an Gebäuden und Freiflächen in eines Zukunftsplans für die Gemeinde Hohe Börde soll- den Dörfern der Gemeinde durchgeführt werden Hierzu te weiterhin auf örtlicher Ebene und unter fachlicher Mo- muss als erstes in einem Leerstandskataster der aktuelle deration eines Dorfplaners über die Erkenntnisse aus der Gebäude- und Freiflächenleerstand erfasst werden47. Ne- Erfassung des Leerstands in den Altgebäuden und Frei- ben der rein zahlenmäßigen Erfassung müssen dabei auch flächen gesprochen und diskutiert werden. Die Gemeinde konkrete gebäudebezogene Merkmale erfasst werden, wie hat dazu am 09.12.13 in der Bauausschusssitzung die Auf- der tatsächliche bauliche Zustand, die Bauweise, beson- stellung eines Arbeitskreises mit dem programmatischen dere Merkmale der Gebäude oder die bisherige Nutzung Titel „Ortskerne Hohe Börde ‚Vital‘“ beschlossen. Der Dis- der innerörtlichen Freiflächen, die zum Teil noch mit bau- kussionsprozess kann sehr gut zusammenfassend auf der lichen Resten früherer Gebäude bestanden sind oder an- Ebene der Gemeinde geführt werden, sinnvoll wird er auf dere Altlasten aufweisen. Ziel dieser aufwendigen Daten- der Ebene der einzelnen Orte vorbereitet, da stets konkre- erfassung ist es, die eingetretenen Entwicklungen in den te örtlich lokalisierbare Interessen betroffen sind. einzelnen Orten besser als bisher erkennen und räumlich verorten zu können. Werden die Erfassungsdaten mit den Jung sucht Alt Einwohnermeldedaten verknüpft, ergeben sich für die Ge- Auf der Gemeindeebene werden die einzelnen Diskussi- meinde wichtige und aussagekräftige Hinweise für die ak- onsergebnisse zu konkreten unterstützenden Maßnah- tuelle Situation in den Dorfkernen, die aufgrund der Sensi- men zusammengefasst. Die Gemeinde Hohe Börde hat bilität der Daten unter Datenschutz stehen und nicht an die nach dem Beispiel der nordrhein-westfälischen Gemein- Öffentlichkeit weitergegeben werden können. Die Fragen, de Hiddenhausen die Initiative „Jung sucht Alt“ gestartet, die sich aus der Auswertung eines Leerstandskatasters er- in dem sie im Rathaus ein Schwarzes Brett eingerichtet geben, geben erste Antworten darauf, welche Entwicklung hat, an dem Altgebäude und innerörtliche Baulücken an- in dem betroffenen Altdorfbereich sinnvoll sein könnte. Vor geboten werden können48.

47 http://www.gll.niedersachsen.de/portal/live.php?navigation_id=10605&article_id=111411&_psmand=34, (Zugriff 11.03.13) 48 http://www2.hiddenhausen.de/index.php?mNavID=1500.1&sNavID=1500.210&La=1, (Zugriff 11.10.13)

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 44 3.5 Nachnutzung und Abriss alter Bausubstanz Unterstützung beim Kauf eines Altgebäudes Steuerung der künftigen Nutzung von inner- Neben der Möglichkeit, am Schwarzen Brett in der Ge- örtlichen Freiflächen meinde einen Gebäudeverkauf zu annoncieren, könnte Gleiches gilt auch für die Freiflächen, wobei ein besonderer die Gemeinde auch unter Maßgabe der finanziellen Ka- Schwerpunkt auf solche Freiflächen gelegt werden sollte, die pazitäten des Haushaltes wie in Hiddenhausen ein kom- bislang bereits bebaut waren. Künftige Freiflächen entste- munales Förderprogramm auflegen, das den Kauf eines hen, wenn bisher mit Gebäuden bestandene Hofflächen für Altgebäudes mit bis zu 1.500 Euro unterstützt. eine künftige Nutzung freigeräumt werden. Die Gemeinde hat hierbei die Handlungsoption, als Zwischenbesitzer auf- Sanierungs- und Energieberatung zutreten, in dem sie die leerstehenden Gebäude erwirbt und Gefördert werden könnte alternativ wie in der nieder- abreißen lässt. Anschließend könnten die Flächen eine öf- sächsischen Gemeinde Cremlingen eine architektonische fentliche Zwischennutzung erfahren, da nicht anzunehmen Erstberatung oder eine Energieberatung49. Hierzu gibt ist, dass sich unmittelbar auf den Abriss eine Neubebauung es neben den genannten zahlreiche weitere Beispiele, in einstellen wird. Als Zwischennutzung kommen Spielplät- die die Gemeinde Hohe Börde mit ihrem erfolgverspre- ze, Grünflächen oder Sportflächen infrage. Diese und schon chenden Anfang eintreten könnte. Eine weitere praktische vorhandene Brachflächen innerhalb der Altdorflagen sollten Maßnahme ist die Beratung durch ein Magdeburger Sa- auf keinen Fall liegen gelassen werden, sondern immer eine 3.5 nitätshaus, um Informationen und praktische Unterstüt- Brachflächengestaltung erfahren. Für das Marketing dieser zung zum komfortablen und barrierefreiem Wohnen im Flächen wie auch für die Orte insgesamt ist es sehr wichtig, Alter zu bekommen. dass die Ortslagen attraktiv aussehen und eine positive Wir- kung haben. Möglicherweise bleiben einige oder auch vie- Aktive Suche nach neuen Nutzern von Altge- le der so neu entstandenen Freiflächen dauerhaft unbebaut bäuden und führen somit zu einem neuen Ortsbild, das für die ver- Eine weitere Maßnahme ist die aktive Suche nach neu- bliebenen Einwohnerinnen und Einwohner ebenfalls als at- en Nutzern von Altgebäuden. Prinzipiell sind Nachnut- traktiv empfunden werden soll. zungen von Altgebäuden in allen Dörfern der Gemein- de Hohe Börde möglich. Dennoch muss auch festgestellt Nachnutzung der ehemaligen Schulen werden, dass sich zum einen nicht alle Gebäude für eine Ein besonderes Augenmerk legt die Gemeinde Hohe Börde Umnutzung eignen, denn viele der ursprünglich land- beim Themenfeld Nachnutzung auf die ehemaligen Schu- wirtschaftlich genutzten Gebäude lassen sich nicht oder len. In einigen Dörfern sind die früheren Schulen schon jetzt nur schwer z.B. für Wohnzwecke umbauen. Zum ande- aus der schulischen Nutzung ausgetreten und bedürfen ei- ren ist die hohe Anzahl an Altgebäuden, die für eine ner Nachnutzung, etwa in Schackensleben oder Nordger- Nachnutzung in Frage kommen, sicherlich zu jeder Zeit mersleben. In anderen Dörfern könnten im Rahmen einer deutlich höher als die Zahl der potenziellen Nachnut- Neuordnung der Schulen weitere bisherige Schulgebäu- zer. Die Handlungsoption für die Gemeinde besteht in de leerfallen. Die Nachnutzung dieser großen, oft in orts- der Notwendigkeit, aktiv in ein Marketing einzutreten, bildprägender Lage befindlichen Gebäude, ist eines der das sich für die Suche nach Interessenten an Altgebäu- wichtigsten Handlungsfelder für die Entwicklungsplanung den stark macht, die in einem der Dörfer der Gemeinde der Gemeinde. Als mögliche Nachnutzung ist der Umbau Hohe Börde ihre Nachnutzungsideen verwirklichen wol- zu altengerechten und barrierefreien Wohnungen eben- len. Im Rahmen dieses Marketings muss zumindest am so denkbar wie die Einrichtung von Ärztezentren, wo sich Anfang der Kontaktaufnahme das Gespräch moderiert mehrere Haus- und Fachärzte eine Gemeinschaftspraxis werden, das der potenzielle neue Nutzer mit den bis- teilen. Neben diesen Nutzungen sind auch weitere denkbar, herigen Eigentümern führt. Hierzu wäre der Aufbau ei- wichtig ist, dass die Gemeinde hier eigene Handlungsopti- ner Datenbank mit verkaufs- oder verpachtungsberei- onen erhält, da die ehemaligen Schulgebäude der Gemein- ten Haus- oder Hofeigentümern als Vorbereitung für die de gehören. Für die Nachnutzung der Schulen ist ebenso Kontaktaufnahme sehr sinnvoll. ein Marketing durchzuführen, wie für die Nachnutzung der im vorigen Kapitel beschriebenen Freiflächen.

49 http://www.cremlingen.de/bauen-und-wohnen/foerderprogramm/, (Zugriff 11.10.13)

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 3.5 Nachnutzung und Abriss alter Bausubstanz 45 4 . Bildung, Erziehung, Familien und Senioren 4 1. Familienfreundlichkeit

Ausgangssituation Eichenbarleben, Hermsdorf, Irxleben, Niederndodeleben Die Gemeinde Hohe Börde hat sich das Thema Familien- und Rottmersleben gewährleistet. Hier ist eine Betreuung freundlichkeit im Bereich Kindergarten und Grundschu- vor Schulbeginn als auch nach Schulschluss möglich. Dar- le zum Thema gesetzt. In beiden Bereichen wurden Leit- über hinaus wird in den Ferien ein sogenannter Ferienhort bilder bzw. ein Motto entwickelt. Das Leitbild im Rahmen angeboten. Insgesamt stehen in der Gemeinde Hohe Bör- der Kinderbetreuung lautet: „Wir machen Kinder stark.“ de 549 Hortplätze zur Verfügung. Zurzeit sind 449 belegt, Das Leitbild soll Eltern bei der Orientierung helfen und be- 100 Plätze sind frei. schreibt die gemeinsamen Standards für das alltägliche, 4.1 pädagogische Handeln in den Kindertagesstätten. Ziel der Die Gemeinde Hohe Börde strebt insgesamt eine Partner- Gemeinde ist es, Kinder altersgerecht und individuell zu schaft auf Augenhöhe bei „Tür- und Angel-Gesprächen“ fördern und den Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung in ebenso wie bei Elternabenden, Elternstammtisch und im hochwertigen, familienergänzenden Bildungseinrichtun- Elternkuratorium an. Jedes Elternkuratorium entsendet gen ortsnah zu garantieren. eine/n Vertreter/in in den Gemeinde-Elternbeirat. Der Bei- rat wird bei wichtigen kommunalpolitischen Entscheidun- Die Schulentwicklung läuft unter dem Motto: „Unsere gen mit Bildungsrelevanz angehört. Schulen haben Zukunft.“. Zu diesem Zweck wurden 2011 auf Vorschlag des Kulturausschusses des Gemeinderates Die Gemeinde Hohe Börde ist zudem bestrebt, Cluster aus die so genannten Elternstammtische eingerichtet. Im sel- Kindergarten, Grundschule, Hort, Sportplatz und Sporthal- ben Jahr wurde die erste Phase des Konzeptes „Zukunfts- len zu bilden. werkstatt“ umgesetzt. Ziel der Elternstammtische ist die Erhaltung vorhandener Bildungs- und Qualitätsstandards Zur besseren Integration wurde Anfang 2013 der Kinder- in den Kindertagesstätten, Horten und Grundschulen so- und Jugendbeirat gegründet (Vgl.: Kap. 4.4). Der Beirat wie deren Verbesserung und Fortentwicklung. Die Eltern- soll sich für die Interessen der Kinder und Jugendlichen stammtische geben Lehrern, Erziehern und Eltern eine einsetzen und sich für deren Anliegen und Ideen stark ma- Plattform, um über aktuelle Fragen der Bildung, der Schu- chen. Jede Ortschaft entsendet ein Mitglied in den Beirat. le und der Freizeitgestaltung von Kindern miteinander ins Ziel ist es, den Jugendlichen Gehör zu verschaffen. Dieses Gespräch zu kommen. Mit dem Forum wird eine Verknüp- Mitspracherecht soll einer Abwanderung junger Menschen fung der einzelnen Grundschulstandorte sowie ein Erfah- aus der Gemeinde entgegenwirken. rungsaustausch ermöglicht. Die Einbindung von Vertre- tern politischer Entscheidungsgremien ermöglicht zudem Mit dem Gut Glüsig in Ackendorf existiert in der Gemein- eine verbesserte Berücksichtigung bei Investitionen und de Hohe Börde ein Unternehmen, das selbst sich als Inte- strukturellen Veränderungen in der Bildungslandschaft in grationsunternehmen beschreibt und zum Caritasverband der Gemeinde Hohe Börde.50 Magdeburg gehört. Das Gut Glüsig umfasst einen land- wirtschaftlichen Betrieb mit einer Schweine-Biozuchtan- Für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie öffnen alle Ki- lage, eine Fleischerei, einen Bauernmarkt, eine Pension tas der Hohen Börde zwischen 6 und 17 Uhr, bei Bedarf sowie Räumlichkeiten zum Wohnen und zur Durchführung bis 18 Uhr. Die außerschulische Betreuung wird über die von Kulturveranstaltungen. Das Gut Glüsig möchte sich Horteinrichtungen an den Grundschulstandorten Bebertal, zukünftig zu einem sachsen-anhaltinischen Inklusionsmo-

50 Vgl.: „Auf bestem Wege groß werden! – Ein Überblick über die Betreuungs- und Bildungsangebote für Kinder und Jugendliche in der Gemeinde Hohe Börde“, Gemeinde Hohe Börde, 2012

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 46 4.1 Familienfreundlichkeit dell für behinderte und nichtbehinderte Menschen aller Al- Kinder- und familienfreundliche Aspekte sind – wie be- tersgruppen entwickeln. Hierzu sollen auch Menschen mit reits mehrfach angesprochen – maßgeblich für die Ent- Migrationshintergrund, Arbeitssuchende oder Schulabbre- scheidung vor allem junger Menschen, in der Region zu cher mit einbezogen werden. verbleiben oder (im günstigsten Fall) in die Region (Ge- meinde) zu ziehen und hier ihren Lebensmittelpunkt zu Bewertung schaffen. Die Gemeinde Hohe Börde ist auf einem vor- Das Forum der Elternstammtische ist in dieser Art einmalig bildlichen Weg, diese Angebote vorzuhalten. Den Trä- in Sachsen-Anhalt. Mit der Etablierung dieses Austausch- gern der Einrichtungen (Gemeinde, freie Träger) wird forums werden wichtige Grundsteine für den Ausbau der angeraten, auf diesen wichtigen Standortvorteil (Stand- Familienfreundlichkeit in der Gemeinde Hohe Börde ge- ortgunst) aktiv in ihrer Öffentlichkeitsarbeit hinzuwei- legt. Die Öffnungszeiten der Kindergärten als auch die sen. Dazu zählen neben einer intensiven Pressearbeit außerschulische Betreuung ermöglichen bereits heute in (mit dem Ziel, auch überregional mit diesem Standort- hohem Maße die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Mit vorteil wahrgenommen zu werden) regelmäßige Veran- Gründung des Kinder- und Jugendbeirates werden weiche staltungen vor Ort („Tag der offenen Kita“, „Oma/Opa- 4.1 Standortfaktoren geschaffen, die einer Abwanderung jun- Tag in der Kita“ u.ä.m.). Ein sehr gutes Beispiel ist in ger Menschen aus der Region entgegenwirken sollen. diesem Rahmen die Broschüre „Auf bestem Wege groß werden! – Ein Überblick über die Betreuungs- und Bil- Mit dem Gut Glüsig besitzt die Gemeinde Hohe Börde eine dungsangebote für Kinder und Jugendliche in der Ge- einmalige Inklusions-Einrichtung in Sachsen-Anhalt. meinde Hohe Börde“, die 2012 veröffentlicht wurde.

Handlungsempfehlungen Der generationsübergreifende Verbund, das Zusam- Die Gemeinde Hohe Börde plant in einer zweiten Phase menwirken über die Grenzen der Altersgruppen hinweg, der Elternstammtische, Veranstaltungen mit Bildungs- erlangt im Zuge des demografischen Wandels einen be- experten durchzuführen. Bei zukünftigen Elternstammti- sonderen Stellenwert. Institutioneller Ausdruck dessen schen sollen Themen wie das Schulsystem in Sachsen-An- sind so genannte Mehrgenerationenhäuser. Im Orts- halt, der Übergang zwischen Kita und Grundschule sowie teil Hermsdorf wurde eine solche Initiative erfolgreich zwischen der Grundschule und weiterführenden Schul- gestartet. Für vergleichbare Projekte können u.a. leer­ formen behandelt werden. Auch die Rechte und Pflichten stehende Objekte reaktiviert werden. So können ehe- der Elternvertreter, die Motivation von Kindern und Päda- malige Schulgebäude (z.B. in Schackensleben) durch die gogen im Bildungsalltag oder die Vorstellung von attrak- Einrichtung von Seniorenheimen bzw. generationsüber- tiven Alternativen der Freizeitgestaltung als innovativer greifenden Wohneinrichtungen nachgenutzt werden. Gegenpol zum „Zeitfresser Computer“ gehören zu mögli- chen Fragestellungen der zweiten Stammtischrunde. Die- Der Biohof Gut Glüsig soll zu einem Zentrum für ganz- se Planungen sollten auf jeden Fall fortgeführt werden. heitliche nachhaltige Entwicklung der Bio-Landwirt- schaft und Entwicklung des ländlichen Raumes beispiel- Der Gemeinde wird empfohlen, das Konzept des Ge- gebend ausgebaut werden.51 Die Arbeiten im Gut Glüsig meindeelternbeirates für Kinderkrippen, Kindergärten sind deshalb auch weiterhin u.a. über die Lokale Akti- und Horte konsequent fortzuführen. Indem jeder Stand- onsgruppe „Flechtinger Höhenzug“ zu unterstützen. ort im Beirat (gleichberechtigt) vertreten ist, werden Voraussetzungen geschaffen, um vor allem den Wettbe- werb um die besten pädagogischen Konzepte transpa- rent werden zu lassen und zum anderen mögliche (spä- tere) Entscheidungen zur Verringerung der Kapazität frühzeitig mit den Betroffenen zu diskutieren.

51 Vgl. Projektbeschreibung Gut Glüsig vom 11. März 2013

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 4.1 Familienfreundlichkeit 47 4 .2 Kinderbetreuung, Kindertageseinrichtungen

Ausgangssituation modernisiert. Bis auf die gemeindlichen Kindergärten in Die Gemeinde Hohe Börde verfügt gegenwärtig über 12 Kin- Bornstedt und Ochtmersleben und dem Kindergarten in freier dertagesstätten (und einen eigenständigen Hort in Niedern- Trägerschaft in Niederndodeleben wurden alle Kindergärten in dodeleben) in Verantwortung der Gemeinde und vier Ein- den letzten Jahren saniert oder ein Neubau realisiert. Damit ist richtungen in freier Trägerschaft. Insgesamt stehen damit der Bestand an Kindertagesstätten in einem sehr guten bau- 990 Plätze (Krippe und Kindergarten insgesamt) zur Verfü- lichen Zustand. In Niederndodeleben und in Wellen wird der gung. Die Gemeinde erfüllt den im Kinderförderungsgesetz Bedarf ausschließlich durch Einrichtungen freier Träger (u.a. (KiFöG) des Landes Sachsen-Anhalt formulierten Rechts- AWO, Lebenshilfe) gedeckt. Die Gemeinde beteiligt sich – auf anspruch auf einen Platz in einer Kinderbetreuungseinrich- der Grundlage der geltenden gesetzlichen Bestimmungen und tung. Der Anspruch auf Kinderbetreuung ist in Sachsen-An- auf Basis vertraglicher Vereinbarungen mit den Trägern – an halt im Kinderförderungsgesetz (KiFöG) geregelt52. der Finanzierung der betreffenden Kindertagesstätten.

4.2 Die Kitas der Hohen Börde arbeiten eigenständig nach ei- Ausstattung der Gemeinde Hohe Börde mit Kindertagesstätten ner pädagogischen Konzeption, die auf die Förderung der (Kinderkrippe, Kindergarten); Anzahl der Einrichtungen, Verteilung Persönlichkeit des Kindes ausgerichtet ist. Basis der päd- auf die Ortsteile und Belegung bis Kindergartenjahr 2013/14 agogischen Arbeit sind die „Grundsätze der elementaren [Stand: Dez. 2013] Belegung Bildung“ des Landes Sachsen-Anhalt. Sie umfasst sechs Ortsteil / Ortschaft Bildungsbereiche: Zulassung Aktuell ••Körper, Bewegung, Gesundheit Einrichtungen unter Verantwortung der Gemeinde ••Kommunikation (Spracherwerb) Ackendorf 38 33 ••kulturelle und soziale Grunderfahrung Bebertal 112 86 Bornstedt 25 22 ••Ästhetik und Kreativität Eichenbarleben 50 50 ••mathematische Grunderfahrungen sowie Groß Santersleben 64 58 ••naturwissenschaftliche Grunderfahrungen. Hermsdorf 60 59 Hohenwarsleben 110 103 Alle Kitas wollen ihr Qualitätsmanagement regelmäßig Irxleben 100 102 prüfen lassen und die Ergebnisse gemeinsam mit den El- Nordgermersleben 42 36 tern auswerten. Die Gemeinde verfolgt darüber hinaus ein Ochtmersleben 30 25 eigenes Qualitätsentwicklungskonzept für alle Kinderbe- Rottmersleben 62 51 treuungseinrichtungen. Die Kitas in Bebertal, Irxleben und Schackensleben 28 28 Gemeinde Hohe Börde Wellen arbeiten zudem als integrative Einrichtung, in de- 706 653 gesamt nen Heilpädagogen Teil der Erzieherinnen-Teams sind. Einrichtungen freier Träger Nahezu alle Kitas bieten eine Vollverpflegung an. Überall Niederndodeleben 213 198 sind so genannte Vorschulclubs etabliert. Kitas, Hort und Wellen 56 61 Grundschule sind gemeinsam bemüht, den Kindern den Freie Träger 269 259 Übergang vom Kindergarten in die Grundschule so leicht gesamt Gebiet der Ge­meinde wie möglich zu machen53. 975 912 gesamt In den zurückliegenden Jahren wurden zahlreiche Kinder- Fett gekennzeichnet: Integrative Einrichtungen für Kinder mit Behin- derung; alle Angaben der Gemeinde Hohe Börde tagesstätten (Kinderkrippen, Kindergärten) erweitert und

52 Vgl.: Gesetz zur Förderung und Betreuung von Kindern in Tageseinrichtungen und in Tagespflege des Landes Sachsen-Anhalt, in der gültigen Fas- sung ab dem 1. August 2013. 53 Vgl.: „Auf bestem Wege groß werden! – Ein Überblick über die Betreuungs- und Bildungsangebote für Kinder und Jugendliche in der Gemeinde Hohe Börde“, Gemeinde Hohe Börde, 2012

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 48 4.2 Kinderbetreuung, Kindertageseinrichtungen Haldensleben Kindertagesstätten in den Orts- teilen der Gemeinde Hohe Börde Kapazitäten und Auslastung

in der Verantwortung C der Gemeinde in freier Trägerschaft

Bebertal gesamt davon Glüsig belegt     gesamt frei Ackendorf B  Klein Rottmersleben Brumby Rottmersleben    Nordgermersleben

Schackensleben

Groß Santersleben Tundersleben     A Hermsdorf 4.2   Bornstedt  Hohenwarsleben Mammendorf 

Eichenbarleben   Irxleben

Ochtmersleben 

Wellen   Niederndodeleben

  

Magdeburg

Bewertung tes Wunsch- und Wahlrecht wahr, um ihre Kinder in der Mit der vorhandenen Infrastruktur an Kindertagesstätten von ihnen gewünschten Tageseinrichtung anzumelden.54 kann die Gemeinde Hohe Börde die Forderung des Kin- derförderungsgesetzes (KiFöG) im Hinblick auf den ge- Es ist davon auszugehen, dass vor allem umfassend mo- setzlich geregelten Anspruch auf Betreuung der Kinder dernisierte resp. neu gebaute Einrichtungen und jene mit umfassend erfüllen. Vor allem mit den Neubauvorha- anspruchsvollen pädagogischen Konzepten starken Zu- ben der zurückliegenden Jahre (zuletzt in Irxleben und spruch erhalten (Wettbewerbsaspekt). Von Seiten der Hermsdorf) wurden Maßstäbe für moderne, integrative Gemeinde wird eine Gleichberechtigung aller Träger- Einrichtungen gesetzt. Damit kann die Gemeinde – mit formen von Kindereinrichtungen gewährleistet. Mit der Blick auf die bundesweite Situation im Bereich der Kin- Schaffung moderner, leistungsfähiger Kindertagesstät- derbetreuung – auf einen exzellenten Standortvorteil ten tritt die Gemeinde erfolgreich der Entwicklung ent- verweisen. Die Chancen, Beruf und Familie in Einklang zu gegen, dass Eltern ihre Kinder in Einrichtungen angren- bringen, sind hier in vorbildlicher Weise gegeben. Zahl- zender Kommunen (vor allem Magdeburg, Haldensleben, reiche Eltern nehmen bereits jetzt ihr gesetzlich verbrief- ) anmelden.

54 Im § 3b des KiFöG wird das Wunsch- und Wahlrecht geregelt. Demnach haben Leistungsberechtigte das Recht, im Rahmen freier Kapazitäten zwischen den verschiedenen Tageseinrichtungen am Ort ihres gewöhnlichen Aufenthaltes oder an einem anderen Ort zu wählen. Das Gesetz ori- entiert darauf, dass der Wahl entsprochen werden soll, sofern dies nicht mit unverhältnismäßigen Mehrkosten verbunden ist. Vgl.: KiFöG, a.a.O.

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 4.2 Kinderbetreuung, Kindertageseinrichtungen 49 Das angestrebte Konzept zur Schaffung eines Clusters aus Kindertagesstätte (Krippe, Kindergarten), Grundschule, Hort, Sporthalle und Sportplatz ist aus Sicht des Angebo- tes an Plätzen in Kinderkrippen und -gärten bereits jetzt in großen Zügen erfüllt. An den Standorten Bebertal, Ei- chenbarleben, Hermsdorf, Irxleben und Rottmersleben sind entsprechende Einrichtungen (Kindertagesstätten) vorhanden und langfristig nutzbar.

Handlungsempfehlungen Die Bundesregierung hat mehrere Modellvorhaben auf Kita „Sonnenschein“ im Ortsteil Hohenwarsleben den Weg gebracht, um Kommunen Orientierungen für (Foto: M. Schulz) die notwendige Anpassung der Infrastrukturausstat- tung im Bereich der Kindertagesstätten an den demo- ner personellen Betreuung der Transporte sowie ein ver- 4.2 grafischen Wandel geben zu können. In Sachsen-An- gleichsweise kostengünstiger Transport. halt wurde ein solches Modellvorhaben (Kita Mobil)55, unterstützt durch das Bundesinnenministerium, in der Noch ist in der Gemeinde Hohe Börde keine Notwen- Verbandsgemeinde Beetzendorf-Diesdorf (Altmarkkreis digkeit gegeben, Kindertagesstätten in Folge fehlender Salzwedel) durchgeführt. Im Rahmen dieses Modellvor- Nachfrage (Kinder) aufzugeben. „Unter Beobachtung“ habens bringt ein eigener Fahrdienst die Kinder kos- sollte lediglich die Einrichtung in Bornstedt (Kapazität: tenlos zur Kita und holt diese wieder ab – ein speziel- 25, Auslastung: 18) genommen werden. ler Schulbus für Kindergartenkinder. Wenngleich sowohl die räumlichen (die Verbandsgemeinde verfügt über 94 Die Zukunft der einzelnen Standorte wird – stärker noch Ortsteile mit insgesamt rd. 14.000 Einwohnern) als auch als bei den Grundschulen – von der Qualität der pädago- die demografischen Rahmenbedingungen (periphe- gischen und Betreuungskonzepte abhängen. Das Wunsch- re Lage der Verbandsgemeinde mit deutlich stärkerem und Wahlrecht der Eltern schafft Grundlagen, dass Eltern Bevölkerungsrückgang bis 2025) nicht mit denen der sich für eine Kindertagesstätte entscheiden, die ihren per- Gemeinde Hohe Börde vergleichbar sind, so lassen sich sönlichen Ansprüchen und Wertvorstellungen gerecht wird. doch Empfehlungen ableiten, die das Handeln von Poli- Die Palette der angestrebten inhaltlichen Ausrichtungen ist tik (Gemeinderat) und Verwaltung befruchten können. bereits jetzt breit und reicht bis hin zu KNEIPP-Angeboten (gewünscht in Bebertal) und bilingualen Betreuungskon- Da auch in der Gemeinde Hohe Börde – wie vorn vor- zepten (Rottmersleben). Ein weiterer wichtiger Ansatz ist gestellt – längerfristig der Trend zum stärkeren Bevöl- der integrative Kindergarten, der an den Standorten Be- kerungsrückgang einsetzen wird, sind folgerichtig be- bertal, Irxleben und Wellen bereits praktiziert wird. Dieser reits jetzt die Überlegungen zum Umgang mit den dann integrative Ansatz ist in Verbindung der Angebotsqualifi- ggf. bestehenden (Über-)Kapazitäten anzustellen. Kita zierung der einzelnen Grundschulstandorte mit zu berück- Mobil prüft in diesem Kontext, wie vor allem die logis- sichtigen, um zum einen den Übergang vom Kindergarten tischen Folgewirkungen bei der Schließung von Kinder- zur Schule zu erleichtern, zum anderen um lange Schulwe- tagesstätten bewältigt werden können. Die Ergebnisse ge für diese Kinder zu vermeiden. zeigen, dass in diesem Bereich ein öffentlicher Transport (Kita-Transport) – auch für Kinder in der Kinderkrippe Der Gemeinde wird empfohlen, eine/n Qualitätsmanager/in – bewältigt werden kann. Voraussetzung ist die Ein- für Kitas und Horte einzusetzen. Ziel sollte es sein, kurzfris- richtung entsprechend ausgestatteter Fahrzeuge (Sitze, tig einen sogenannten Qualitätszirkel aufzubauen, um ein Rückhaltevorrichtungen u.a.m.), die Gewährleistung ei- nachhaltiges Qualitätsmanagement einrichten zu können.

55 Vgl.: www.kita-mobil.de

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 50 4.2 Kinderbetreuung, Kindertageseinrichtungen Mit Blick auf die ggf. erforderlichen Interventionsmög- mung aller Leiterinnen der Kindertagestätten mit der lichkeiten der Gemeinde beim Abbau eventuell über- Gemeindeverwaltung fortzusetzen. In diesem Zusam- zähliger Kapazitäten im Kontext des demografischen menhang wird angeregt, dass sich auch die Ortschafts- Wandels ist zu beachten, dass für die Mehrzahl der Ein- räte regelmäßig mit den pädagogischen Konzepten „ih- richtungen Bindefristen für die zum Einsatz gebrachten rer“ Kindereinrichtung(en) befassen. öffentlichen Mittel bestehen. Folglich ist der „Spielraum“ der Gemeinde an vielen Standorten in der laufenden Bei der Auswahl von Personal ist künftig noch stärker Dekade gering. Der Abbau von entsprechenden Kapazi- darauf Wert zu legen, dass die persönlichen Vorausset- täten in den betreffenden Einrichtungen würde mit der zungen von Bewerberinnen/Bewerbern mit den inhaltli- Rückzahlung der in Anspruch genommenen Fördermit- chen Ausrichtungen der jeweiligen Einrichtung konform tel einhergehen und steht folglich nicht zur Diskussion. gehen (z.B.: Auswahl sportorientierter Bewerber/innen Selbst beste bauliche Voraussetzungen können allein für Kindereinrichtungen mit stärker Sportprägung; Aus- keine Gewähr für eine hohe Qualität der Kinderbetreu- wahl mehrsprachiger Bewerber/innen für Einrichtungen ung bieten. Die personelle Ausstattung der Einrichtun- mit bilingualer Ausrichtung). gen ist dafür die wichtigste Voraussetzung. Empfohlen 4.2 wird, die bereits jetzt praktizierte regelmäßige Abstim-

Haldensleben Perspektive (2025) für die Standorte von Kindertagesstätten

Kapazität: 100 Plätzen und mehr C Kapazität: 50 bis unter 100 Plätze Kapazität: unter 50 Plätze stabile Standorte (neugebaut, Bebertal saniert bzw. erweitert) Glüsig Standorte mit Investitionsbedarf

Standorte unter Beobachtung Ackendorf B Klein Rottmersleben Brumby Rottmersleben Nordgermersleben

Schackensleben

Groß Santersleben Tundersleben A Hermsdorf

Bornstedt Hohenwarsleben Mammendorf Eichenbarleben

Irxleben

Ochtmersleben

Wellen Niederndodeleben

Magdeburg

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 4.2 Kinderbetreuung, Kindertageseinrichtungen 51 4 .3 Schule

Ausgangssituation 60 erforderlich. Die schuljahresbezogenen Schülerzahlen sind Gemäß des Schulgesetzes des Landes Sachsen-Anhalts56 auf Grundlage der statistisch nachweisbaren Geburtenzahlen stellen die Landkreise Schulentwicklungspläne (SEPL) für ihr zu berechnen. Ab dem Schuljahr 2020/21 ist die 5. Regionali- Gebiet im Benehmen mit der Schulbehörde und den kreis- sierte Bevölkerungsprognose zur Ermittlung der Schülerzah- angehörigen Gemeinden unter Mitwirkung der Kreiseltern- len heranzuziehen. Entsprechend der Koalitionsvereinbarung und Kreisschülerräte auf. Die Schulentwicklungspläne wer- sollen die Ganztagsschulangebote für alle Kinder deutlich den durch Kreistagsbeschluss festgestellt und bedürfen der ausgebaut und qualitativ verbessert werden59. Die Strate- Genehmigung der Schulbehörde. Der gegenwärtige Schul- gie soll dazu beitragen, Sachsen-Anhalt zum familienfreund- entwicklungsplan umfasst den Planungszeitraum bis zum lichsten Bundesland zu entwickeln, um die Vereinbarung von Schuljahr 2013/2014. Die Gemeinde Hohe Börde ist grund- Familie und Beruf weiter zu verbessern60. Diesem Anspruch sätzlich für die Planung der Schulstandorte im Grundschul- stellt sich die Gemeinde Hohe Börde. bereich verantwortlich. Sie verfügt über sechs Grundschulen in den Ortsteilen Bebertal, Eichenbarleben, Hermsdorf, Irxle- Bebertal ben, Niederndodeleben und Rottmersleben. Darüber hinaus Die Sporthallen- und Sportplatznutzung erfolgt in einer befindet sich in Niederndodeleben eine Sekundarschule.57 ca. 400 m entfernt liegenden Mehrzweckhalle und der

4.3 örtlichen Sportplatzanlage. Zum Erreichen der Sport- Trotz der im April 2011 geschlossenen Koalitionsvereinbarung anlage müssen die Kinder die stark frequentierte Bun- der Landesregierung Sachsen-Anhalt keine weiteren Schulen desstraße B245 überqueren. Der Spatenstich für den als in den bestätigten Schulentwicklungsplanungen zu schlie- Bau der Umgehungsstraße ist im September 2013 er- ßen, wurden mit der Novelle der Verordnung zur Schulent- folgt. Der Bau der Straße soll bis 2016 abgeschlossen wicklungsplanung58 geänderte Mindestschülerzahlen festge- sein. Sportplatz und Mehrzweckhalle sind in den 1990er legt. Danach müssen Grundschulen ab dem Schuljahr 2014/15 Jahren grundhaft saniert worden und befinden sich in eine Mindestschülerzahl von 60, in dünn besiedelten Regi- einem guten baulichen Zustand. Die Hortbetreuung er- onen von 52 nachweisen. Ab dem Schuljahr 2017/18 ist eine folgt unmittelbar im Erdgeschoss der Schule in einem Mindestschülerzahl von 80, in dünnbesiedelten Regionen von räumlich abgetrennten Bereich. Die Kapazität ist derzeit mit 61 Hortkindern ausreichend, wird aber die zu erwar-

Ausstattung der Gemeinde Hohe Börde mit Grund- und Sekundar­ tende Schülerzahl in der Zukunft in der derzeitigen Form schulen sowie Schülerzahlen für die Schuljahre 2012/13 und 2016/17 nicht aufnehmen können. Daher ist in den kommenden Schülerzahl Schülerzahl Schuljahren eine Erweiterung des Hortes erforderlich. Ortsteile GrS SeS 2012/13* 2016/17** Bebertal 1 75 81 Eichenbarleben Eichenbarleben 1 55 51 Die Sporthalle (Baujahr 1978) befindet sich in unmittel- Hermsdorf 1 117 161 barer Nähe zum Schulgelände. Sie ist auf dem aktuellen Irxleben 1 126 118 Stand der Technik; es besteht jedoch Sanierungsbedarf an den Außenfassaden, Fenstern und im Umkleidebe- Niederndodeleben 1 1 142 150 reich. Auf dem Schulgelände befinden sich auch die Au- Rottmersleben 1 90 76 ßensportanlagen (ebenfalls mit Sanierungsbedarf). Der Gemeinde gesamt 6 1 606 637 Hort wurde 1998 an das Schulgebäude angebaut. Der- GrS = Grundschule; SeS = Sekundarschule; * Nach Angaben der Ge- zeit befinden sich 37 Kinder in der Betreuung. Aufgrund meinde Hohe Börde; Quelle: Zusammenstellung nach Angaben der der Entwicklung der Schülerzahlen ist abzusehen, dass Gemeinde Hohe Börde; [Stand: Juli 2013] die Hortkapazitäten künftig ausreichen werden.

56 Vgl.: § 22 SchulG LSA in der Bekanntmachungsneufassung vom 22.02.2013 57 Im regionalen Umfeld der Gemeinde befinden sich Standorte von Gymnasien u.a. in Magdeburg, Haldensleben, Barleben und Wolmirstedt. 58 Vgl.: Entwurfsfassung § 4 SEPL-VO 59 Vgl.: Sachsen-Anhalt geht seinen Weg. Vereinbarung der CDU, Landesverband Sachsen-Anhalt, und der SPD, Landesverband Sachsen-Anhalt, über die Bildung einer Koalition in der sechsten Legislaturperiode des Landtages von Sachsen-Anhalt 2011 bis 2016. S.14 ff. 60 Vgl.: Sachsen-Anhalt. Staatskanzlei. Pressemitteilung Nr. 300/2011 v. 1.6.2011

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 52 4.3 Schule Hermsdorf findet sich auf dem aktuellen Stand der Technik und in ei- Die Sporthalle ist ca. 80 m von der Grundschule entfernt nem sehr guten baulichen Zustand. Der Hort befindet sich und entspricht nicht mehr dem Stand der Technik. Außen- in der Schule und wird zurzeit von 115 Kindern besucht. sportanlagen in unmittelbarer Nähe sind nicht vorhanden. Seit der Eröffnung des Kita-Neubaus werden auch in die- Der örtliche Sportplatz befindet sich in 400 m Entfernung ser Einrichtung Räumlichkeiten für die Hortbetreuung ge- und kann nur durch die Überquerung mehrerer Straßen nutzt. Die Kita befindet sich unmittelbar gegenüber der erfolgen. Der Hort befindet sich unmittelbar auf dem Schule und kann sicheren Fußes durch die Kinder erreicht Schulgelände in einem früheren Wirtschaftsgebäude, das werden. Die Kapazitäten sind ausreichend. im Jahr 2006 umfassend saniert wurde. Zurzeit befinden sich 105 Kinder in der Betreuung. Niederndodeleben Die Sportanlagen (Sportplatz und Sporthalle) befinden Irxleben sich in unmittelbarer Nachbarschaft zur Grundschule Die Sporthalle aus dem Jahr 1997 sowie die Sportplätze und sind sicheren Weges zu erreichen. Sie sind auf dem und sonstigen Sporteinrichtungen sind unmittelbar an aktuellen Stand der Technik und in einem sehr guten der Grundschule gelegen. Für die Kinder sind sie auf kur- baulichen Zustand. Im Jahr 2006 wurde das Hortgebäu- zem und sicherem Weg zu erreichen. Die Sporthalle be- de an die Ostseite des Grundschulgebäudes angebaut. 4.3

Haldensleben Schulstandorte, Einzugsgebiete und Schülerzahlen für die Ge- meinde Hohe Börde im Schuljahr (2016/2017)

C Grundschule

Sekundarschule Bebertal Glüsig ­ Schülerzahl

€‚ Einzugsgebiet (Ortsteile) Ackendorf B * Schülerzahl Niederndodeleben Klein Rottmersleben enthält die Zahlen für Grund- und Rottmersleben Sekundarschule „ Brumby Nordgermersleben

Schackensleben

Groß Santersleben Tundersleben A Hermsdorf ‚„‚ Bornstedt Hohenwarsleben Mammendorf

Eichenbarleben ƒ‚ Irxleben ‚‚€

Ochtmersleben

Wellen

Niederndodeleben

‚ƒ­*

Magdeburg

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 4.3 Schule 53 Derzeit befinden sich 123 Kinder im Hort. Die Kapazitä- Grundschule; Einzugsgebiete ab 2017/18 ten sind damit für die Zukunft ausreichend. Grundschulstandorte Einzugsbereiche (Ortsteile) Bebertal Rottmersleben Nordgermersleben Brumby Der Sportplatz ist ca. 300 m von der Schule entfernt und Bebertal Tundersleben wird für den Freiluftunterricht genutzt. Zum Erreichen Bornstedt des Sportareals müssen die Kinder entlang einer Anlie- Rottmersleben gerstraße gehen. Auf dem Sportplatz befindet sich auch Groß Santersleben ein im Jahr 1995 gebauter Übungsraum, der zum Hal- Hermsdorf Hohenwarsleben Hermsdorf lensportunterricht genutzt wird. Aufgrund der beengten Ackendorf Verhältnisse ist ein optimaler Betrieb des Hallensport- Glüsig unterrichtes nicht zu gewährleisten. Der Hortbetrieb er- Schackensleben folgt in Räumen in der Schule mit derzeit 59 Kindern. Irxleben Wellen Irxleben Eichenbarleben Bewertung Mammendorf

4.3 Aus der räumlichen Nähe der Gemeinde zur Landeshaupt- Ochtmersleben stadt Magdeburg resultieren demografische Besonderhei- Niederndodeleben Niederndodeleben ten, die bei der Prognose der Bevölkerungsentwicklung grün: neu innerhalb dieses Einzugsbereiches und damit auch bei der Vorausschau für die künftige An- zahl von Schülerinnen und Schülern zu beachten sind. Der nose der Schülerzahlen wurden die Grundschulstandorte prognostizierte Rückgang der Bevölkerung bis zum Jahr anhand einer Matrix hinsichtlich baulichem Zustand, Sa- 2025 wird die Gemeinde weniger stark treffen als ande- nierungsbedarf, prognostizierter Schülerzahlen, räumli- re Gemeinden im ländlichen Raum. Die in den zurücklie- cher Auslastung und weiterer Infrastruktureinrichtungen genden zwei Jahrzehnten erfolgte Wanderungsbewegung wie Sporthalle, Bushaltestelle etc. überprüft und bewertet. vor allem in die östlichen Ortsteile hinein, haben zu einem überdurchschnittlichen Zuwachs an Einwohnern geführt. In Eichenbarleben liegen die Schülerzahlen bereits heu- Im Ergebnis dessen wurde u.a. bereits die Schulinfrastruk- te unter der geforderten Mindestschülerzahl von 60. Am tur in Niederndodeleben und Irxleben der gestiegenen Grundschulstandort in Rottmersleben können ab dem Nachfrage angepasst. Im Rahmen der Schulentwicklungs- Schuljahr 2021/22 die Landesvorgaben nicht mehr er- planung ab dem Schuljahr 2014/15 wurden als Grundla- füllt werden. Mit Blick auf den Stellenwert von Schulen ge für die Berechnung der Schülerzahlen die vorliegen- für das harmonische Gemeinwesen einer Kommune ver- den Geburtenzahlen (bis 30.06.2012 und ab 01.07.2012 folgt die Gemeinde Hohe Börde das Ziel, alle bestehenden eine Hochrechnung bis 30.06.2013) bzw. die Berechnun- Schulen in den betreffenden Ortsteilen bis zum Schuljahr gen aus der Anpassungsstrategie für die Gemeinde Hohe 2016/17 zu erhalten. Ab dem Schuljahr 2017/18 werden an Börde zugrunde gelegt61. In die Berechnung wurde eine den Standorten Eichenbarleben und Rottmersleben keine 1 %-ige Bevölkerungsabnahme ab dem Jahr 2019/20 so- Anfangsklassen mehr gebildet. Die verbleibenden Jahr- wie eine 5 %-ige Abwanderung an andere Schulen in frei- gangsstufen laufen aus. Daraus resultieren neue Schul­ er Trägerschaft mit eingerechnet. Um fundierte Aussa- einzugsgebiete. Die Voraussetzung hierfür ist, dass vier gen zu erlangen, wurde die Berechnung bis zum Schuljahr leistungsstarke- und -fähige Grundschulen in Bebertal, 2030/31 durchgeführt. Ziele der Schulentwicklungspla- Hermsdorf, Irxleben und Niederndodeleben entwickelt nung sind die Sicherstellung eines regional ausgewogenen werden, die der Wirtschaftlichkeit und der Energiebilanz und leistungsfähigen Bildungsangebotes und eines lang- entsprechen. Ein entsprechender Beschluss wurde am fristig zweckentsprechenden Schulbaus. Neben der Prog- 9. Juli 2013 im Gemeinderat gefasst62.

61 Vgl.: Demografischer Wandel – gemeinsam Strategien finden! Gemeinde Hohe Börde, 2011 62 Vgl. Beschluss Nr.: 1163/2013 Gemeinde Hohe Börde bzw. Änderungsantrag zum Beschluss 1163/2013

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 54 4.3 Schule Darüber hinaus muss sich die Gemeinde einer zunehmen- Hermsdorf werden die Schuleinzugsgebiete in der Ge- den Konkurrenz von Schulen in freier Trägerschaft stel- meinde Hohe Börde neu geregelt. len. Neben der Schaffung baulicher Voraussetzungen für anziehungsstarke, wettbewerbsfähige Schulstandorte ge- Zur Umsetzung des Beschlusses sind die in der Tabel- winnen „weiche“ Faktoren, wie attraktive pädagogische le aufgeführten Maßnahmen an den vier verbleibenden Konzepte und die Ausstattung der Schulen mit leistungs- Schulstandorten erforderlich, um die Grundschulstand- starken IT-Angeboten, weiter an Bedeutung. Die Gemein- orte weiter zu entwickeln und entsprechende Standards de unterstützt daher Schulkonzeptionen, die zum einen zu schaffen. auf die spezifischen Stärken des ländlichen Raumes, auf Natur und Landschaft und die Verknüpfung mit der hier Für die Schulentwicklung sind Investitionen in Höhe dominierenden Wirtschaftsstruktur und zum anderen auf von rund 13 Mio. Euro erforderlich. Nach derzeitigem die Einbindung in moderne Informationsstrukturen aus- Kenntnisstand wird die Gemeinde auch mittel- und gerichtet sind. langfristig nicht in der Lage sein, den notwendigen Investitionsumfang aus eigenen kommunalen Mitteln Handlungsempfehlungen aufzubringen. Die Umsetzung der anspruchsvollen Für die Entwicklung der Schulstandorte in der Gemein- Ziele der Gemeinde zur Schaffung kinder- und fami- de Hohe Börde gilt der Beschlu? des Gemeinderates zur lienfreundlicher Rahmenbedingungen wird nur durch 4.3 Schulentwicklung vom 9. Juli 2013. eine höchstmögliche Komplementärfinanzierung aus Mitteln der Europäischen Union, des Bundes und des Darin hat die Gemeinde Hohe Börde beschlossen, die Landes möglich sein. Schulstandorte Eichenbarleben und Rottmersleben ab dem Schuljahr 2017/18 auslaufen zu lassen. Vorausset- Ziel ist eine schrittweise Verbesserung des bauli- zung für die Umsetzung des beschlossenen Schulent- chen Zustandes der Grundschulen einschließlich der wicklungsplanes ist die Schaffung von vier leistungsstar- Hortkapazitäten und Sporthallen („Attraktive Schul- ken Schulstandorten. Dies setzt wiederum voraus, dass angebote im ländlichen Raum“) sowie die Umset- in Hermsdorf ein neues Schulgebäude am bestehenden zung anspruchsvoller pädagogischer Konzepte an Standort gebaut werden kann. Da die Gemeinde aus ei- den Grundschulen in Verbindung mit dem schrittwei- gener Finanzkraft die Investitionen nicht umsetzen kann, sen Ausbau von Ganztagsschulangeboten und integ- ist eine Förderung Voraussetzung für das weitere Han- rativen Angeboten für Kinder mit Behinderungen. Die deln der Gemeinde. Mit dem Neubau der Grundschule in Gemeinde Hohe Börde besitzt grundsätzlich sehr gute Ausgangsbedingungen, um den Ansprüchen einer kin- der- und familienfreundlichen Infrastruktur gerecht Investitionsbedarf werden zu können. Der Gemeinde wird empfohlen, Grundschul- Investitions- Vorhaben standorte kosten zielgerichtet das Cluster „Kita + Grundschule + Hort + Ersatzneubau Grundschule ein- Sporthalle + Sportplätze“ herzustellen. Die Einbezie- schließlich Hortsanierung und hung schulnaher Sportflächen (hier vor allem: Sport- Hermsdorf 7,1 Mio Euro Neubau Sporthalle für insgesamt plätze) in die Sicherung der Grundschulstandorte ist 224 Schüler für die Aufrechterhaltung eines hohen Standards an Sanierung der Grundschule als 1-zügige Grundschule mit einem den Schulen unerlässlich. Bebertal zusätzlichen Klassenraum (2-zügige 5,2 Mio. Euro Jahrgangsstufen) mit 100 Hortplät- Entsprechend der Beschlußlage ist zukünftig zu ent- zen sowie Neubau Sporthalle scheiden, an welchem (verbleibenden) Schulstandort Erweiterung Hort (Gebäude Siegweg Irxleben 0,4 Mio. Euro 4) mit 80 Plätzen vorrangig investiert werden soll, um die Bedingun- Gesamtkosten 12,7 Mio. Euro gen in den Einrichtungen nachhaltig zu verbessern,

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 4.3 Schule 55 den größtmöglichen positiven Effekt für die Attrakti- vität der Schullandschaft in der Gemeinde insgesamt zu erreichen und zugleich den Anforderungen für die in Aussicht gestellte Investitionsförderung vor allem durch die Europäische Union (EU) gerecht werden zu können. Im Ergebnis der Investitionen sind bis zum Jahr 2020 alle vier Grundschulen der Gemeinde um- fassend modernisiert und für die Gewährleistung ei- ner Ganztagsbeschulung einschließlich ausreichender Hortkapazitäten ausgerichtet. Grundschule „Am Mühlenberg“ im Ortsteil Niederndodeleben Finanzierung der Investitionen nur mit (Foto: M. Schulz) öffentlicher Förderung Der Investitionsbedarf in Höhe von rd. 13 Mio. Euro ge- In welchem Maße europäische Mittel zur Kofinanzierung währleistet (unter Berücksichtigung des gegenwärtigen von Investitionen in die Schulinfrastruktur in der nächs-

4.3 Preisniveaus für Bauleistungen und Ausstattungen) die ten EU-Förderperiode (2014-2020) zum Einsatz kom- Durchführung aller konzipierten baulichen Maßnahmen. men können, steht zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch In der Investitionssumme sind die Kosten für die Grund- nicht fest. Die entsprechenden Regelungen werden zwi- ausstattung (Erstausstattung) der betreffenden Schu- schen den Mitgliedsstaaten der EU gegenwärtig disku- len, Horte und Sporthallen enthalten. tiert. Es ist jedoch davon auszugehen, dass Maßnahmen zur Gestaltung des demografischen Wandels und Vor- Die Finanzierung des komplexen Investitionsvorha- haben zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für bens für die Schulinfrastruktur der Gemeinde Hohe kinder- und familienfreundliche Kommunen auch wei- Börde kann nur erfolgen, wenn ein Großteil der fi- terhin einen Schwerpunkt der gemeinschaftlichen Po- nanziellen Aufwendungen durch externe Quellen litik in der EU darstellen werden. Darüber hinaus wird übernommen wird. Mit Blick auf die derzeitige Haus- davon ausgegangen, dass die Landesregierung Sach- haltssituation der Gemeinde, die in Angriff genomme- sen-Anhalt in den Haushaltsplanungen die notwendi- ne Konsolidierung des Haushaltes und die durch die gen nationalen Kofinanzierungsmittel für die Umset- Kommunalaufsicht Sachsen-Anhalt gesetzten Rah- zung des Koalitionszieles zur umfassenden Sanierung menbedingungen, ist davon auszugehen, dass die Er- und Inwertsetzung der Schulinfrastruktur in Sachsen- bringung der Eigenmittel für die geplanten Maßnah- Anhalt integrieren wird. men in der Schulinfrastruktur durch die verfügbaren Mittel des Haushaltes der Gemeinde gedeckt werden Pädagogische Konzepte müssen Wett- müssen. Die Aufnahme von Krediten kann nur in Ab- bewerbsfähigkeit sichern stimmung mit den kommunalen Aufsichtsbehörden in Unabhängig von den baulichen Investitionen besteht Betracht gezogen werden. eine Grundvoraussetzung für ein attraktives Ganz- tagsangebot (Schule, Hort) in leistungsfördernden Die Landesregierung Sachsen-Anhalt hat die Sanierung pädagogischen Konzepten an jeder Grundschule. Ziel der Schulen zu einem Schwerpunkt beim Einsatz von Lan- ist es, zwischen den Grundschulstandorten einen ge- desmitteln erklärt. Bisher werden vor allem Finanzmittel sunden Wettbewerb um die bestmöglichen pädago- der Europäischen Union aus dem Europäischen Fonds für gischen Rahmenbedingungen zu initiieren. Zugleich regionale Entwicklung (EFRE) und dem Europäischen kann nur so der bereits eingesetzte Konkurrenzkampf Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung ländlicher Räu- mit Einrichtungen privater Träger im regionalen Um- me (ELER) für die anteilige Finanzierung von Investitio- land (u.a. Haldensleben, Barleben, Magdeburg) be- nen der Kommunen in die Schulinfrastruktur genutzt. standen werden. Angestrebt werden müssen dringend

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 56 4.3 Schule rinnen / Schulleiter) und den ausbleibenden Generati- onswechsel beim pädagogischen Personal, entstehen. Die Gemeinde geht davon aus, dass die von der Landes- regierung in Aussicht gestellte bedarfsgerechte Versor- gung der Schulen mit Lehrkräften zeitnah umgesetzt werden kann. Dabei geht es sowohl um die Aufrechter- haltung von Schulqualität und Betreuung als auch um die ausgewogene Altersstruktur und die kontinuierliche Personalerneuerung.

Grundschule „Am Wildpark“ im Ortsteil Irxleben (Foto: M. Schulz)

Alleinstellungsmerkmale, die jedem Standort eine ei- gene Attraktivität (und Identität mit der Ortschaft, dem Umland) verleihen. 4.3

Ansätze für die Herausbildung eines eigenen Profils sind an allen Grundschulstandorten nachweisbar. Besonders unterstützt werden sollten pädagogische Konzepte, die eine enge Verknüpfung mit dem Leben auf dem Lande und der hier traditionell vorherrschenden Form landwirt- schaftlicher Produktion sowie der frühzeitig einsetzenden mehrsprachigen Betreuung und Ausbildung (Kooperati- onen bspw. zur bilingualen Arbeit in Kindertagesstätten und Grundschulen) anstreben.

Empfohlen wird, künftig die Konzepte periodisch durch die Leiterinnen und Leiter jeder Schule vor dem Ge- meinderat vorstellen und verteidigen zu lassen. Auch in den Ortschaftsräten sollten die Konzepte der jewei- ligen Grundschulen Gegenstand der Information und Aussprache sein. Dies könnte auch im Zusammenwirken von Ortschaften erfolgen, die gemeinsam ein Schulein- zugsgebiet bilden.

Die Gemeinde Hohe Börde muss ihre Anstrengungen fortsetzen, engagierte Lehrerinnen und Lehrer an allen Grundschulstandorten der Gemeinde zu haben. Dies schließt die personelle Sicherung der Schulleiter/in- Positionen ein. Die Zusammenarbeit mit den Schulauf- sichtsbehörden ist in diesem Kontext zu intensivieren. Dies gilt vor allem aus der Erkenntnis, dass Hemmnisse bei der Umsetzung pädagogischer Programme, insbe- sondere durch fehlendes Führungspersonal (Schulleite-

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 4.3 Schule 57 4 4. Jugendhilfe

Ausgangssituation Bewertung Seit März 2013 gibt es den Kinder- und Jugendbeirat in der Mit der Beteiligung an dem Projekt „Generation 3xWIR“ Gemeinde Hohe Börde. Der Beirat soll sich für die Interes- und der Gründung des Kinder- Jugendbeirates wur- sen der Kinder und Jugendlichen einsetzen und sich für den aktivierende Beteiligungsstrukturen initiiert und deren Anliegen und Ideen stark machen. Jede Ortschaft begleitet. Diese Beteiligungsstrukturen werden durch entsendet ein Mitglied in den Beirat. Ziel ist es, den Ju- eine Unterstützung des ehrenamtlichen Vereinslebens gendlichen Gehör zu verschaffen, um einer Abwanderung gefördert, sodass auch fehlende überfachliche Kompe- der jungen Menschen aus der Gemeinde entgegenzuwir- tenzen vermittelt werden. Eine Zusammenarbeit zwi- ken. Die Gemeinde Hohe Börde war im Rahmen des Pro- schen den Generationen und die Integration von zwei jektes „Generation 3xWIR“ der Otto Benecke Stiftung e.V. getrennt gegründeten Gremienstrukturen muss als po- Testgebiet für neue Möglichkeiten und Ansätze einer ak- litischer Prozess verstanden werden. Ziel ist es, soziale tivierenden, gemeinwesenorientierten Engagementför- und politische Partizipation zu aktivieren. Der separa- derung im ländlichen Raum. Im Rahmen dieses Projektes te Aufbau, die Zusammenführung und die gemeinsame wurde ein generationenübergreifender Bürgerrat aus Se- Entwicklung einer Kommunikations- und Austauschkul- nioren- und Jugendbeirat gebildet. In diesem neuen Ple- tur dienen somit einer Modellentwicklung für die zu- num sollten gemeinsam allgemeine Vorgehensweisen wie künftige intergenerative Arbeit in der Gemeinde63.

4.4 Konstituierungsvoraussetzungen, Eingaben an Stadt- und Kreisverwaltungen, Nachverfolgung der Anliegen, Partizi- Handlungsempfehlungen pation diskutiert und entwickelt werden, denen gemein- • Erarbeitung eines Aktionsplans für die Gemeinde zum same konkrete Projekte wie die Wiedereröffnung ehema- „Umgang“ mit den bestehenden Jugendclubs liger Jugendclubs als Gemeindetreffpunkte folgen sollten. • Initiierung von Patenschaften von Unternehmen aus Bedingt durch die noch unterschiedlichen Absichten der der Region für ausgewählte Jugendclubs Teilnehmer repräsentieren Senioren- und Jugendbeirat zwei Generationen, die sich bisher im Gemeindegesche- hen konträr gegenüberstehen. Ziel ist bzw. war es, mit diesen Erfahrungen und mit Vermittlung der Beiratsmit- glieder in den Teilgemeinden selbstverwaltete, intergene- rative Treffpunkte zu etablieren. Neben dem Kinder- und Jugendbeirat gibt es insgesamt elf Jugendclubs in den Ortsteilen der Gemeinde Hohe Börde.

Sportfläche in OT Niederndodeleben insbesondere für den Kinder- und Breites Spektrum für die kulturelle Betätigung von Kindern und Jugendsport (Foto: M. Schmidt) Jugendlichen in der Kulturkirche im OT Hermsdorf (Foto: M. Schulz)

63 Vgl.: http://www.obs-ev.de/programme-und-projekte/projekte/generation-3xwir/teilprojekt-hohe-boerde/, (Zugriff: 15.06.2013)

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 58 4.4 Jugendhilfe Haldensleben Ausstattung der Gemeinde Hohe Börde mit dörflichen Gemeinschafts- und Kultureinrichtungen Anzahl der Einrichtungen, Verteilung auf die Ortsteile [Stand: September 2011]

Dorfgemeinschaftshaus Glüsig Bebertal Mehrzweckräume

Jugendclubs

Bibliothek Klein Ackendorf Rottmersleben Rottmersleben

Brumby Nordgermersleben Schackensleben Groß Santersleben Tundersleben Hermsdorf

Bornstedt Hohenwarsleben Mammendorf 4.4

Eichenbarleben

Irxleben

Ochtmersleben

Wellen

Niederndodeleben

Magdeburg

Spielfläche für Kindertagesstätte, Grundschule und Öffentlichkeit in Kinder- und Jugendarbeit im OT Hermsdorf Eichenbarleben (Foto: W. Bock) (Foto: M. Schulz)

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 4.4 Jugendhilfe 59 4 .5 Senioren

Ausgangssituation linie die Zusammensetzung sowie die Tätigkeit festgelegt. Lebten im Jahr 2009 in der Gemeinde Hohe Börde 1.261 Danach entsendet jede Ortschaft einen Vertreter in den Se- Menschen im Alter von 75 Jahren und älter, so werden niorenbeirat, die Mitglieder werden von den Ortschaftsräten es im Jahr 2025 voraussichtlich rund 1.600 sein. Ihr An- bestimmt. Insgesamt hat der Seniorenbeirat 15 Mitglieder. teil an der Gesamtbevölkerung der Gemeinde wächst Der Seniorenbeirat hat die Aufgabe, die Mitwirkungsmög- von 6,8 Prozent (2009) auf 10,5 Prozent (2025). Auch lichkeiten älterer Mitbürgerinnen und Mitbürger bei kom- der Anteil der sogenannten „jungen Alten“ (65 bis un- munalen Entscheidungen zu verbessern, Initiativen Älterer ter 75 Jahren) steigt deutlich an. Die Entwicklung der zu begleiten und zu unterstützen. Der Seniorenbeirat soll bei Altersstruktur führt dazu, dass der Anteil der 65-Jäh- der Planung und Umsetzung von Angeboten mitwirken, die rigen und Älteren gegenüber der Gruppe der 18- bis die spezifischen Belange der älteren Generation im Zusam- 64-Jährigen von derzeit rund 25 Prozent auf nahezu 50 menhang kommunalen Lebens aufzeigen. Prozent (2025) steigen wird. Bewertung Die Lebensbedingungen älterer Menschen haben sich Den Empfehlungen der Anpassungsstrategie für die Gemein- durch den demografischen und sozialen Wandel geändert de Hohe Börde folgend, wurde im März 2012 der Senioren- und stärker ausdifferenziert: beirat gegründet. Durch die Verknüpfung von Senioren- und ••Menschen in der nachberuflichen Phase wollen sich mit Jugendbeirat wird zudem das Miteinander der Generatio-

4.5 ihren Potenzialen und Kompetenzen aktiv in die Gestal- nen gefördert. Der Seniorenbeirat hat die Aufgabe, die Mit- tung der Gesellschaft und ihres Umfeldes einbringen. wirkungsmöglichkeiten älterer Mitbürgerinnen und Mitbürger ••Die Vorstellungen der Menschen von ihrem Alter haben bei kommunalen Entscheidungen zu verbessern, Initiativen sich stärker zu einem aktiveren und selbstbewussteren Älterer zu begleiten und zu unterstützen. Der Seniorenbeirat Leben verschoben. soll bei der Planung und Umsetzung von Angeboten mitwir- ••Es besteht Bedarf an Prävention, das Alter bewusst vor- ken, die die spezifischen Belange der älteren Generation im zubereiten, um später evtl. einsetzenden Hilfebedarf op- Zusammenhang kommunalen Lebens aufzeigen. timal befriedigen zu können. ••Die Zahl der hilfe- bzw. pflegebedürftigen Menschen Handlungsempfehlungen wird sich durch die Erhöhung der Lebenserwartung und Die Arbeit und die Unterstützung des Seniorenbeirates die Zunahme des Anteils hochaltriger Menschen pers- sollte fortgesetzt werden, um Selbsthilfestrukturen und pektivisch erhöhen. Der Anteil der Menschen mit De- bürgerschaftliches Engagement sowie politische Teilha- menz wird sich erhöhen. be weiter zu fördern und zu verfestigen. Im Zuge von ••Der Anteil einkommensschwacher, älterer Menschen Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen im Woh- wird steigen.64 nungsbestand sind die Wohnungen u.a. an die Bedürf- nisse von älteren Menschen anzupassen. Dies können Ältere Menschen wollen bis ins hohe Alter ein aktives und sein: Einbau von barrierefreien Bädern, Einbau von Auf- eigenständiges Leben führen. Sie möchten so lange wie zügen etc. möglich in ihrem vertrauten Umfeld wohnen bleiben und das bei guter Gesundheit. Dazu ist es notwendig, dass sie Generationsübergreifende die erforderlichen Unterstützungsleistungen vorfinden Freizeitangebote und nutzen können. Hierbei geht es nicht darum, dass die Begegnung und Kommunikation Leistungen vor Ort vorgehalten werden, sondern dass de- • Unterstützung von Initiativen (zivilgesellschaftliches ren Zugang gesichert ist. Engagement) zum Erhalt bestehender Freizeitangebo- te und zur Schaffung neuer generationsübergreifender Im Jahr 2011 wurde die Bildung eines Seniorenbeirates in Angebote; der Gemeinde Hohe Börde beschlossen und in einer Richt- • Initiierung von Modellprojekten für generationsüber-

64 Vgl. Seniorenpolitisches Konzept der Landeshauptstadt Magdeburg – Aktivitäten und Hilfe im Alter, S.4, Landeshauptstadt Magdeburg, 2013

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 60 4.5 Senioren greifende „Orte“: z.B. Spielplätze für Junge und Alte heitswesens. Die stationäre Grundversorgung in Kranken- (Patenschaften für Spielplätze, Betreuungs-Paten) häusern bewegt sich in der Bundesrepublik im internati- • Stärkung der Kommunikationsbereiche in den Ortsmit- onalen Vergleich auf hohem Niveau. Die Schwachstellen ten (Dorfplätze beleben) befinden sich eher in der wohnortnahen Ausstattung in peripheren Räumen. Die Bettendichte variiert daher stark Teilhabe und Engagement im Verhältnis zur Dichte der Wohnbevölkerung. Die Kran- • Propagierung des Grundsatzes: Bürgerschaftliches En- kenhausversorgung unterliegt in allen Bundesländern ei- gagement nutzen und „zulassen“ nem Umstrukturierungsprozess, der mit rückläufigen Ka- • Gewährleistung der engen Zusammenarbeit mit den pazitäten einhergeht. Die Einführung von Fallpauschalen im Kirchengemeinden mit dem Ziel des abgestimmten Vergütungssystem für stationäre Leistungen verstärkt die Vorgehens im Bereich von Kultur- und Informationsver- Wettbewerbselemente bei der Krankenhausfinanzierung. anstaltungen Dies kann zu einem weiteren Abbau von Kapazitäten füh- ren durch Konzentrationsprozesse in Ballungsräumen, aber Information und Beratung auch durch Schließungen von unterausgelasteten Standor- • Erhöhung des Bekanntheitsgrades von Einrichtungen, ten in ländlich-peripheren Gebieten. In die Überlegung zur Angeboten und Leistungen für ältere Menschen, z.B. Sicherung der Versorgung im ländlichen Raum werden Zu- so genannte Unterstützungsangebote wie „Essen auf schläge für jene Krankenhausstandorte erwogen, deren Rädern“. wirtschaftliche Tragfähigkeit gefährdet ist, die aber für den

• Informationsveranstaltung zum Thema „altengerechtes Erhalt der regionalen Versorgung unverzichtbar sind.65 4.5 Wohnen“ Handlungsempfehlungen Stationäre und ambulante medizinische Der Anteil alter und hochbetagter Menschen an der Bevöl- Einrichtungen kerung der Gemeinde wird bis zum Jahr 2025 spürbar zu- Stationäre medizinische Einrichtungen nehmen. Altersbedingte Erkrankungen, die in stationären Ausgangssituation medizinischen Einrichtungen behandelt werden müssen, Die Gemeinde Hohe Börde verfügt über keinen Kranken­ werden folgerichtig ansteigen. Die räumliche Entfernung hausstandort. Die stationäre Versorgung wird über Einrich- des Wohnortes zu Krankenhäusern für die Basisbehand- tungen vor allem im Oberzentrum Magdeburg und in der lung und zu Spezialkliniken ist sowohl für die Patienten als Kreisstadt Haldensleben gewährleistet. Für die Einwohner auch ihre Angehörigen ein wichtiger Standortfaktor. Die der Gemeinde resultieren daraus Anfahrtswege von bis zu Gemeinde Hohe Börde ist durch ihre räumliche Nähe zu maximal 30 km (Bsp.: OT Bornstedt – Magdeburg, Univer- den medizinischen Einrichtungen in Magdeburg und Hal- sitätsklinikum: ca. 28 km). Eine realistische Anfahrtszeit mit densleben langfristig sehr gut versorgt. dem PKW beträgt maximal 30 Minuten. Die vom Landes- entwicklungsplan vorgegebenen Mindesterreichbarkeits- Ambulante medizinische Einrichtungen zeiten für Einrichtungen (hier: Krankenhäuser) in Ober- und Ausgangssituation Mittelzentren (hier: Magdeburg, Haldensleben) von 90 Min. In der Gemeinde Hohe Börde stehen gegenwärtig 14 Arzt- (Oberzentrum) und 60 Min. (Mittelzentrum) werden deut- praxen für die allgemein- und zahnmedizinische Versor- lich unterschritten. Die Bevölkerung in der Gemeinde Hohe gung der Bevölkerung zur Verfügung. Börde profitiert vor allem auf diesem Gebiet der sozialen In- frastruktur von ihrer herausgehobenen Lagegunst. Bewertung Für die (Alt-)Kreise und Bördekreis wurde im aktu- Bewertung ell vorliegenden Bericht der Landesregierung zur ärztlichen Bevölkerungsrückgang und sich ändernde Altersstrukturen Versorgung in Sachsen-Anhalt eine (bis auf wenige Ausnah- haben unmittelbaren Einfluss auf den Bereich des Gesund- men) überdurchschnittliche Ausstattung mit Haus- und Fach-

65 Vgl.: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR). www.bbsr.bund.de

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 4.5 Senioren 61 ärzten im regionalen Vergleich aller Landkreise und kreisfrei- Ausstattung der Gemeinde Hohe Börde mit Arztpraxen en Städte festgestellt.66 Der ehemalige Bördekreis war im Anzahl der Einrichtungen, Verteilung auf die Ortsteile [Stand: August 2013] untersuchten Jahr (2008) der Landkreis mit der höchsten Ambulante medizinische Einrichtungen Ortsteile davon Allge­ davon Zahn- Ausstattung mit Hausärzten (Versorgungsgrad: 114,1 Prozent, gesamt meinmedizin­ medizin zum Vergleich; Stadt Magdeburg: 105,6 Prozent). Ackendorf Bebertal 2 1 1 In Sachsen-Anhalt gibt es über 1.400 Hausärzte. Rund 200 Bornstedt von ihnen sind über 65 Jahre alt. Etwa 400 Praxen sind Brumby nicht besetzt67. Nach Angaben des Ministeriums für Arbeit Eichenbarleben 2 1 1 und Soziales werden in den nächsten Jahren altersbedingt Glüsig über 150 Ärztinnen und Ärzte aus der hausärztlichen Ver- Groß Santersleben sorgung ausscheiden. 43 Prozent der heute tätigen Ärztin- Hermsdorf 2 1 1 nen und Ärzte werden bis zum Jahr 2020 64 Jahre oder älter Hohenwarsleben 1 1 sein. Die Landesregierung schätzt ein, dass sich im Bereich Irxleben 2 1 1 Mammendorf der Fachärztinnen und Fachärzte insbesondere bei Augen- Niederndodeleben 2 1 1 ärztinnen und Augenärzten, Neurologinnen und Neurologen Nordgermersleben 2 1 1 sowie Kinder- und Jugendpsychiaterinnen und -psychiatern Ochtmersleben

4.5 Versorgungslücken abzeichnen68. Nach Einschätzung der Rottmersleben 1 1 Kassenärztlichen Vereinigung (KÄV) fehlen gegenwärtig in Schackensleben Sachsen-Anhalt 261 Hausärzte und 29 Fachärzte in der am- Tundersleben bulanten Versorgung. Die Lücke werde in den kommenden Wellen Jahren vor allem in den ländlichen Regionen noch größer69. Gemeinde 14 8 6 Quellen: Eigene Recherche in der Gemeinde Hohe Börde und Inter- Die demografische Entwicklung macht ein „Neudenken“ der net-Recherche: Kassenärztliche Vereinigung Sachsen Anhalt – über: http://arztsuche.kvsa.de/arztsuche (Zugriff am: 07.08.2013) Strukturen der gesundheitlichen Versorgung erforderlich. Dazu sollen vor allem gemeindenahe ambulante Einrichtun- gen ausgebaut werden. Sachsen-Anhalt sieht sich dabei in ei- sammenarbeit mit der KÄV wurden erste Praxen errichtet, in ner Vorreiterrolle auf Bundesebene70. Die Landesregierung denen fachübergreifend abwechselnd mehrere vertragsärzt- will vor allem die hausärztliche Versorgung in ländlichen Re- lich tätige Ärztinnen und Ärzte praktizieren. Die Praxen ge- gionen weiter verbessern. Ein Weg in diese Richtung wird in ben zum einen jungen Ärztinnen und Ärzten die Chance, un- der Einrichtung vernetzter Versorgungszentren mit Filialpra- ter familienfreundlichen Rahmenbedingungen und ohne das xen gesehen. Das Prinzip der Filialpraxen folgt der Überle- Investitionsrisiko einer eigenen Praxis in der ambulanten Ver- gung, an mindestens drei Tagen pro Woche die Praxen durch sorgung tätig zu sein. Auch Medizinerinnen und Medizinern Ärztinnen und Ärzte zu besetzen, die aus Praxen oder Kran- im Ruhestand wird damit die Möglichkeit eingeräumt, in den kenhäusern der Umgebung kommen oder mit Ärztinnen und Filialpraxen ihre ärztliche Kompetenz einzusetzen72. Ärzten zu besetzen, die bereits im Ruhestand sind. Haus- und Fachärzte sollen damit zeitlich versetzt Patientinnen und Pa- Die Landesregierung sieht das Vorhaben als bedeutsam, um tienten versorgen können, für die lange Entfernungen zur die gesundheitliche Versorgung demografiefest zu machen. ansonsten verfügbaren nächsten Praxis entfallen.71 In Zu- Dieser Trend kann auch für die Gemeinde Hohe Börde be-

66 Vgl.: Ministerium für Gesundheit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt. Ärztliche Versorgung in Sachsen-Anhalt (Stand: 2008). Fokusbericht der Gesundheitsberichterstattung des Landes. 2010 67 Volksstimme, 30.5.2011, S.1 68 http://www.pressemitteilungen-online.de/index.php/stipendien-fuer-medizin-studenten-in/ (Zugriff: 03.06.2011) 69 http://www.mdr.de/sachsen-anhalt/8098762.html (Zugriff: 03.06.2011) 70 Koalitionsvereinbarung. a.a.O., S. 37 f. 71 Vgl.: Ministerium für Arbeit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt. Pressemitteilung Nr.: 108/10, Magdeburg, 08.12.2010 72 Vgl.: ebenda

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 62 4.5 Senioren Haldensleben Verteilung der Standorte von Krankenhäusern (außerhalb der Gemeinde), Arzt- und Zahnarzt- praxen sowie Apotheken Der Abstand zwischen zwei Entfer-  nungsradien beträgt jeweils 5 km

Krankenhaus Glüsig Bebertal Praxis Allgemeinmedizin

Praxis Zahnmedizin

Apotheke Klein Rottmersleben Ackendorf  Rottmersleben Brumby Nordgermersleben Schackensleben

Groß Santersleben Tundersleben A Hermsdorf

Bornstedt Hohenwarsleben Mammendorf A

Eichenbarleben 4.5 Irxleben

Ochtmersleben

Wellen  Niederndodeleben

A Magdeburg

deutsam werden, wenn sich noch bestehende Praxen nicht Handlungsempfehlungen fortführen lassen sollten. Grundsätzlich muss jedoch davon Möglichst alle allgemein- und zahn­ ausgegangen werden, dass die Lagegunst der Gemeinde medizinischen Praxen erhalten zur Stadt Magdeburg der Sesshaftmachung von Medizine- Mit Blick auf den im Zuge des demografischen Wandels rinnen und Medizinern langfristig entgegenkommen wird. zu erwartenden Anstieg der altersbedingten Krankheits- häufigkeit hat für die Gemeinde Hohe Börde die Sicherung Darüber hinaus sollen ärztliche Niederlassungen attrakti- des Bestandes an ambulanten allgemeinmedizinischen und ver gemacht und gefördert werden. Eine Vereinbarung zwi- zahnmedizinischen Praxen oberste Priorität. Wenngleich schen dem Ministerium für Arbeit und Soziales, der AOK und weder das Land noch die Gemeinde einen direkten Einfluss der KÄV regelt die finanzielle Unterstützung von Medizin- auf die ärztliche Niederlassung haben, werden im Zusam- studierenden. Danach erhalten angehende Ärztinnen und menwirken von Landes- und Kommunalpolitik Rahmenbe- Ärzte ein Stipendium während des Studiums, wenn sie sich dingungen zu schaffen sein, die vor allem auf die Sicherung zu einer ambulanten vertragsärztlichen Tätigkeit in einer des medizinischen Nachwuchses abzielen. unterversorgten Region in Sachsen-Anhalt verpflichten. Die Landesregierung will damit die gesundheitliche Versorgung Für den Bereich der Gemeinde Hohe Börde heißt das ins- der Bevölkerung demografiefest machen. besondere, die infrastrukturellen Voraussetzungen für

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 4.5 Senioren 63 den Erhalt der bestehenden ambulanten medizinischen sollte darauf hingewirkt werden, gesundes Verhalten be- Einrichtungen und ihre Erreichbarkeit für die Bürgerin- reits im Kindesalter auszuprägen. Empfohlen wird die Be- nen und Bürger zu gewährleisten. Der Landesentwick- teiligung von Einrichtungen aus der Gemeinde an Program- lungsplan Sachsen-Anhalt legt in diesem Kontext fest, men z.B. der Krankenkassen und/oder der Ärztekammer. dass sich die Sicherung der bedarfsgerechten, flächen- deckenden und dauerhaften ambulanten medizinischen Stationäre und ambulante Einrichtun- Versorgung am zentralörtlichen System orientieren wird. gen der Pflege Im Bereich der stationären medizinischen Einrichtungen Ausgangssituation (Krankenhäuser) sieht der Krankenhausplan des Landes Mit dem Trend der Überalterung geht ein Ansteigen der Pfle- vor, dass Krankenhäuser der Basisversorgung in jeder Re- gebedürftigkeit einher, auf den sich Kommunen frühzeitig gion wohnortnah die Versorgung für die am häufigsten einstellen müssen. Auf dem Gebiet der Gemeinde Hohe Börde auftretenden Krankheitsfälle absichern. gibt es gegenwärtig ein stationäres Pflegeheim (Altenbetreu- ungszentrum in Niederndodeleben mit einer Kapazität von 32 Günstige Rahmenbedingungen für Plätzen stationär, 8 Plätzen ambulant und 37 Ein- und Zwei- medizinischen Nachwuchs schaffen raum-Wohneinheiten für betreutes Wohnen)73. Mit Blick auf die Altersstruktur der niedergelassenen Ärzteschaft wird der Gemeinde Hohe Börde empfohlen, Eine Vielzahl von Pflegeheimen verschiedener Spezia-

4.5 die Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Ärztin- lisierung existiert in und um Magdeburg sowie in Hal- nen und Ärzten im Gemeindegebiet und der Kassenärzt- densleben. Des Weiteren befindet sich in ein lichen Vereinigung mit dem Ziel auszubauen, rechtzei- Pflege- und Betreuungszentrum und in ein tig jene Rahmenbedingungen herzustellen, die für die Seniorenpflegeheim. Zwei weitere Altenpflegeheime exis- Ansiedlung von Medizinerinnen und Medizinern (bei tieren in Eilsleben und Weferlingen. Ambulante Pflege- Praxisübernahmen und/oder neuen Niederlassungen) dienste übernehmen die Betreuung Pflegebedürftiger in erforderlich sind. Dies schließt die Vorhaltung eines An- allen Ortsteilen der Gemeinde. gebotes attraktiver Bauflächen ein. Der Gemeinde wird in diesem Zusammenhang empfohlen, sich als Modell- Bei der Einbeziehung von Menschen mit Behinderung in das region für die Anwerbung junger Ärztinnen und Ärzte tägliche Leben der Gemeinde sind in den zurückliegenden zu etablieren. Der Standortvorteil (räumliche Nähe zur Jahren Fortschritte erreicht worden. Viele Einrichtungen Landeshauptstadt und breitgefächertes Angebot statio- bieten bereits einen barrierefreien Zugang. Trotzdem bleibt närer medizinischer Einrichtungen) gegenüber anderen die Schaffung der infrastrukturellen Voraussetzung für die peripheren Räumen prädestiniert die Gemeinde dafür, Integration von Menschen mit Behinderung eine kontinuier- jungen Ärztinnen und Ärzten den Einstieg in eine eige- liche Aufgabe. Kindertagesstätten, Schulen und Horte sind ne (oder gemeinschaftliche) Praxis „auf dem Lande“ zu kurz- und mittelfristig barrierefrei zu gestalten, um überall erleichtern. Damit sollen zugleich Voraussetzungen ge- integrative Angebote vorhalten zu können. schaffen werden, um Fachärztinnen un Fachärzte in der Gemeinde sesshaft werden zu lassen. Bewertung Auf der Grundlage der prognostizierten Bevölkerungsent- Gesunde Lebensweise in gemeindli- wicklung muss von einer gegenläufigen Entwicklung aus- chen Einrichtungen unterstützen gegangen werden: Zum einen sinkt die Einwohnerzahl, Neben den „harten“ Infrastruktureinrichtungen (ambulan- zum anderen nehmen Ältere einen wachsenden Anteil an te Einrichtungen) können Politik und Verwaltung aktiv auf der rückläufigen Gemeindebevölkerung ein. Vor diesem eine gesunde Lebensweise Einfluss nehmen. Dort, wo sie Hintergrund muss sich die Gemeinde auf einen wachsen- unmittelbare Mitwirkungsmöglichkeiten haben (beispiels- den Anteil von Menschen an der Gemeindebevölkerung weise in den Bereichen Kindertagestätten, Grundschulen) mit Pflegebedarf und mit Behinderung einstellen.

73 Angaben entnommen aus: www.abz-ndl.de (Zugriff: 22.7.2011)

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 64 4.5 Senioren 11,7 Prozent der Menschen in Deutschland leben mit einer eine quantitativ und qualitativ ausreichende Betreuung anerkannten Behinderung (2009). Betroffen sind vor al- der Bevölkerung sicher zu stellen. lem Ältere; 72 Prozent der behinderten Menschen sind 55 Jahre und älter74. Mit der Zunahme des Durchschnittsal- Menschen mit Behinderung umfassend ters der Bevölkerung ist auch mit einem weiteren Anwach- integrieren – Behindertenbeirat bilden sen der Zahl der Menschen mit Behinderung zu rechnen. Der Anteil von Bürgerinnen und Bürgern der Gemeinde, Rechnet man mit der vom Statistischen Bundesamt ermit- die mit einer Behinderung leben, wird im Zuge des demo- telten durchschnittlichen Zahl von Menschen mit Behinde- grafischen Wandels ansteigen. Für die umfassende Be- rung auf die Bevölkerung der Gemeinde Hohe Börde um, rücksichtigung der Belange von Menschen mit Behinde- so ist von rund 2.170 Bürgerinnen und Bürgern auszuge- rung wird die Einrichtung eines Beirates vorgeschlagen. hen, die mit einer Behinderung leben. (Der Grad der Be- Zu den Aufgabenbereichen des Beirates sollte die Koordi- hinderung wird nach Zehnergraden von 20 bis 100 abge- nation behindertenspezifischer Belange in der Gemeinde stuft festgestellt. Personen, deren Grad der Behinderung und die Harmonisierung der spezifischen Interessenlagen mindestens 50 beträgt, gelten als schwerbehindert. Als von Menschen mit Behinderung gegenüber den politi- leichter behindert werden Personen mit einem Grad der schen Entscheidungsträgern (Gemeinderat) und der Ver- Behinderung von weniger als 50 bezeichnet.) Nahezu waltung zählen. Der Beirat sollte – als selbständige Inte­ Dreiviertel der Menschen mit Behinderung sind schwerbe- ressenvertretung – von den Bürgerinnen und Bürgern der hindert. Für die Gemeinde Hohe Börde würde dies etwa Gemeinde gewählt werden (als „Einstieg“ in das Thema

1.600 Menschen betreffen. kann übergangsweise eine Initiativgruppe diese Aufga- 4.5 be übernehmen und schrittweise eine Wahl vorbereiten). Handlungsempfehlungen Angestrebt werden soll, dass der Beirat zum einen auf die Pflegeplanung auf Gemeindeebene Interessen von behinderten Menschen (bspw. bei Integra- einführen tionsbemühungen in Kindergärten und Schulen) Einfluss Der Gemeinde wird empfohlen, mittelfristig die Erarbei- nehmen kann, zum anderen jedoch auch als beratendes tung einer Pflegeplanung in Betracht zu ziehen. Grund- Gremium für die Verwaltung in Behindertenfragen zur lage hierfür können Erfahrungen in vergleichbaren Ge- Verfügung steht. meinden des Landes Sachsen-Anhalt sein. Beispiel: Die Gemeinde Huy hat eine Pflegeplanung in Auftrag gege- Gebäude-Leerstands-Management auf ben, mit der die Pflegebedürftigkeit der Bevölkerung potenzielle Pflegeeinrichtungen aus- prognostiziert wurde. Grundlage hierfür sind Ist-Daten richten zur Pflegesituation in der Gemeinde aus dem Jahr 2010. Im Zuge des Leerstands-Managements kommunaler Im- Der Prognosezeitraum umfasst die Jahre bis 202575. mobilien können geeignete Gebäude für interessierte An- Dabei wird die Pflegesituation in einem Basisjahr ana- bieter von Pflegedienstleistungen vorgehalten werden. lysiert und um eine Prognose der Pflegebedürftigkeit Dies gilt vor allem für die ambulante Betreuung, die Ta- (inklusive Demenzerkrankungen) ergänzt. Grundlage gespflege und flexible Betreuungsformen (z.B. Demenz- hierfür sind prognostische Daten zur Bevölkerungsent- Wohngemeinschaften). Der Gemeinde wird empfohlen, wicklung und zur Veränderung der Altersstruktur des das Angebot für geeignete Immobilien auf der Internet- Statistischen Landesamtes sowie der Einwohner-Melde- plattform entsprechend kenntlich zu machen, aussage- datei der Gemeinde. In die Planungen sollten Angaben kräftige Dossiers vorzubereiten und geeignete Anbieter zu Menschen mit Behinderungen einbezogen werden. aktiv anzusprechen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ste- Auf der Basis der Pflegeplanung können in der Folge hen z.B. kommunale Standorte für entsprechende Ein- Strategien entwickelt werden, um in Zusammenarbeit richtungen in Nordgermersleben und in Schackensleben mit professionellen Pflegedienstanbietern langfristig (ehemalige Sekundarschule) zur Verfügung.

74 Statistisches Bundesamt. Pressemitteilung Nr. 187 vom 12.05.2011 75 Quelle: Gertraude Boye, Örtliche Pflegeplanung für die Gemeinde Huy, 2011

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 4.5 Senioren 65 Ambulante Hospizarbeit aktiv unterstützen Handlungsempfehlungen Der demografische Wandel und die damit einhergehen- Apotheken gewinnen im Kontext einer älter werdenden de wachsende Zahl Hochbetagter verlangt immer stärker Bevölkerung an Bedeutung. Ziel muss es sein, alle derzeit nach der Betreuung Schwerkranker, Sterbender und ihrer bestehenden drei Apothekenstandorte in der Gemeinde Angehörigen. Hospizvereine übernehmen zum einen die zu erhalten. Gemeinsam mit den Einrichtungen in Magde- Begleitung von Menschen auf deren letzter Wegstrecke, burg und Haldensleben wären damit langfristig gute Er- sie stellen aber auch einen Haltefaktor für diejenigen dar, reichbarkeitsvoraussetzungen gegeben. die diesen Lebensabschnitt in ihrer gewohnten, heimi- schen Umgebung vollziehen möchten. Es ist davon auszugehen, dass der Stellenwert von „In- ternetapotheken“ wachsen wird. Je stärker die Alters- Der Gemeinde wird empfohlen, Initiativen zur Schaffung gruppe der Einwohner wird, die es gewohnt ist, mit On- ambulanter Hospizfunktionen zu unterstützen, indem line-Angeboten umzugehen, umso intensiver wird die zum Beispiel geeignete Immobilien den ehrenamtlichen Inanspruchnahme dieser Dienste auch bei der Versorgung Helferinnen und Helfern kostenfrei resp. kostengünstig mit Medikamenten sein. In entlegenen Gegenden ist der zur Verfügung gestellt werden. Medikamentenversand auf dem Postweg bereits heute der Normalfall. Apotheken

4.5 Ausgangssituation Trotz immer ausgefeilterer logistischer Vertriebswe- Die Gemeinde Hohe Börde verfügt über drei Ortsteile mit ge bieten „traditionelle“ Apotheken für die Bürgerin- einer Apotheke (Eichenbarleben, Hermsdorf, Niederndode- nen und Bürger Vorzüge, die virtuelle Apotheken nicht leben. Die Erreichbarkeit der Einrichtungen ist im zentralen bieten können. Die Akut- und Sofortversorgung (inklu- und im östlichen Bereich der Gemeinde vergleichsweise gut; sive eines Beschaffungsdienstes von Medikamenten in für die Ortsteile im nordwestlichen Teil ist die Erreichbarkeit der Regel innerhalb von 12 bzw. 24 Stunden) und routie- in Richtung Hermsdorf deutlich schlechter, hier sind Apo- rende Not- und Nachtdienste können nur vor Ort in der theken in der Kreisstadt Haldensleben standortnäher. Gemeinde gewährleistet werden. Hinzu kommt, dass für spezifische Versorgungssituationen – bspw. bei der Pal- Bewertung liativversorgung von Patienten – nur die Apothekerin- Gemessen an der durchschnittlichen Ausstattung ländlicher nen und Apotheker vor Ort die erforderliche Beratung Räume mit öffentlichen Apotheken ist die Gemeinde Hohe der Kunden (Patienten) geben können. Zudem wird die Börde unterversorgt. Nach Angaben der Bundesvereinigung Apotheke als „sozialer Treffpunkt“ auch in Zukunft eine Deutscher Apothekenverbände (ABDA) waren für das Bun- wichtige Rolle spielen. desgebiet im Jahr 2010 für durchschnittlich 3.815 Einwohner eine Apotheke verfügbar. Sachsen-Anhalt befindet sich bei der durchschnittlichen Ausstattung mit Apotheken im Bun- desdurchschnitt (Sachsen-Anhalt: 3.818 Einwohner/Apothe- ke). Mit 6.184 Einwohner je Apotheke fällt dieser Wert für die Gemeinde Hohe Börde deutlicher schlechter aus. Aus- geglichen wird die geringere Ausstattung durch die Nähe zu entsprechenden Einrichtungen in der Stadt Magdeburg und in der Kreisstadt Haldensleben. Apotheken sind wichti- ge Arbeitgeber; im Bundesdurchschnitt bietet eine Apothe- ke rund sieben Arbeitsplätze76. Im ländlichen Raum dürfte Ärztliche Gemeinschaftseinrichtung im OT Hohenwarsleben (Foto: W. Bock) die Arbeitsplatzausstattung jedoch geringer ausfallen.

76 Alle Angaben zur Zahl der Apotheken wurden entnommen aus Veröffentlichungen der Bundesvereinigung Deutscher Apothekenverbände (ABDA). www.abda.de / Die Angaben zur Bevölkerung des Bundesgebietes und des Landes Sachsen-Anhalt beziehen sich auf den Stand per 31.12.2009, Quelle: Statistisches Bundesamt. www.statistik-portal.de

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 66 4.5 Senioren 4 6. Eingliederung von Migranten

Ausgangssituation In der Gemeinde Hohe Börde ist der Anteil an Migranten sehr gering.77 Innerhalb der Gemeinde Hohe Börde gibt es eine Mi- grationsbeauftragte. Probleme sind aber nicht bekannt.

Neben der Eingliederung von Migranten wird zukünftig der Eingliederung von Fachkräften vornehmlich aus dem europäischen Ausland eine besondere Rolle zukommen. Dabei spielt der Standort der Gemeinde Hohe Börde vor allem als Wohnstandort weniger als Arbeitsort eine be- deutende Rolle.

Bewertung Der Fachkräftebedarf in Sachsen-Anhalt entwickelt sich immer mehr zu einem zentralen Arbeitsmarktthema im Land. Die Fachkräftesicherung wird ohne die zu Hilfenah- me von ausländischen Arbeitskräften nicht möglich sein. Entsprechend sieht das 6-Eckpunkte-Papier des Landes Sachsen-Anhalt eine aktive Zuwanderungspolitik vor. Eine

entsprechende Willkommenskultur für Fachkräfte ist da- 4.6 her unerlässlich (Vgl.: Strategische Eckpunkte der Fonds EFRE, ESF und ELER in Sachsen-Anhalt für die Förderperi- ode 2014-2020, S. 3).

Handlungsempfehlungen Es wird empfohlen an Fachtagungen wie z.B. „Inter- kulturelle Öffnung als Beitrag zur Entwicklung einer Willkommenskultur“ oder Bildungsangeboten z.B. des Netzwerks für interkulturelle Bildung teilzunehmen, um hieraus entsprechende Maßnahmen ableiten zu können. Ein gutes Beispiel ist die Initiative im Landkreis Harz, die sich „Zuhause im Harz“ nennt. Sie richtet sich an Rück- kehrwillige sowie Zugezogene und bietet Angebote zu den Themen Leben und Arbeiten im Landkreis Harz. Da- rüber hinaus finden sich aber zahlreiche Angebote zu den Themen Kunst, Kultur und Freizeitgestaltung.78

Die Gemeinde sollte sich gegenüber diesen Fachkräf- ten als attraktiver Wohnraum im ländlichen Raum am Stadtrand von Magdeburg darstellen. Gleichzeitig sind die Gemeindemitarbeiter in Bezug auf den Umgang mit ausländischen Fachkräften zu schulen, um eine gute Willkommenskultur etablieren zu können.

77 In der Gemeinde Hohe Börde leben 240 Menschen (1,3 %) mit Migrationshintergrund. Vgl. Zensus 2011 – Bevölkerung. 78 Vgl. http://www.zuhause-im-harz.de/ (Zugriff 12.12.2013)

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 4.6 Eingliederung von Migranten 67 5 . Allgemeine Daseinsvorsorge 5 1. Grundversorgung und Dienst- leistungsangebot

Ausgangssituation Am Standort Bebertal ergeben sich im Zuge des Baus der Die grundsätzlichen Rahmenbedingungen für die Versor- Umgehungsstraße eventuell Chancen für die Ansiedlung ei- gung der Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Hohe ner Einzelhandelseinrichtung. Darüber hinaus werden kei- Börde mit Waren des täglichen Bedarfs und bevölkerungs- ne potenziellen Standorte in der Gemeinde gesehen; der nahen Dienstleistungen haben sich gegenüber der Ein- Versorgungsradius der bestehenden Supermärkte und das schätzung in der Anpassungsstrategie an den demografi- Angebot für Waren des täglichen Bedarfs sowie von Dro- schen Wandel (Nov. 2011) nicht verändert.79 Die Kommune gerie- und Dienstleistungsanbietern im Elbepark ist derzeit besitzt in allen ihren Ortsteilen – gemessen am „üblichen“ so groß, dass keine Versorgungsengpässe eintreten werden. Versorgungsstandard im ländlichen Raum – sehr gute Rahmenbedingungen. Handlungsempfehlungen Vor allem bei der Versorgung mit Frischwaren bleiben Bewertung mobile Anbieter wichtige Bestandteile zur Versorgung Die vergleichsweise gute Versorgungssituation resultiert in den Ortsteilen. Mittel- und langfristig sollte die Ge- vorrangig aus der Lagegunst zur Landeshauptstadt Mag- meinde Hohe Börde daher in allen Ortschaften bauliche deburg, zur Kreisstadt Haldensleben sowie zum Angebot Voraussetzungen schaffen, um den Anbietern möglichst im Elbepark. Vor diesem Hintergrund werden sich kleinere an einer (zentralen) Stelle des Ortes geeignete Abstell- 5.1 Anbieter auch künftig schwer durchsetzen können. Unge- flächen für die Verkaufswagen zur Verfügung zu stellen. achtet dessen wird der Gemeinde Hohe Börde empfohlen, Darüber hin­aus ergeben sich dann Möglichkeiten, die ihre Anstrengungen aufrecht zu erhalten, private Akteu- betreffenden Areale mit Sitz- und Aufenthaltsmöglich- re, die in den Ortsteilen Versorgungseinrichtungen planen, keiten auszustatten, um zumindest temporär „markt- um vor allem Ältere und/oder nicht mobile Bürgerinnen ähnliche“ Bedingungen vorzuhalten. und Bürger angemessen zu versorgen, zu unterstützen. Dies kann u.a. durch die Bereitstellung kommunaler Ge- Der Online-Handel wird – darin sind sich alle diesbezüg- bäude erfolgen. Erfahrungen aus anderen ländlichen Räu- lichen Untersuchungen einig – auch (und vor allem) im men zeigen, dass der Wille einer Kommune, sanierte und ländlichen Raum einen höheren Stellenwert als bisher für Verkaufseinrichtungen geeignete Flächen anzubieten, einnehmen. Das Angebot schneller Internet-Verbindun- motivierend für potenzielle Investoren ist. gen im Gemeindegebiet trägt dazu bei, dass die Versor- gung vieler Haushalte über diesen Distributionsweg deut- Gleichwohl muss eingeschätzt werden, dass die Installa- lich zunehmen wird. Hieraus ergeben sich auch Chancen tion von Dorfläden – sogenannten Tante-Emma-Läden – für Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. und Kioskangeboten in den Ortschaften Ausnahmen blei- Wenngleich vor allem die ältere Generation im Umgang ben werden. Bei den großflächigen Supermärkten lässt mit dem Internet verständlicherweise Defizite aufweist, sich der Trend verfolgen, mit ihren Verkaufsflächen (von ergibt sich doch ein bereits Feld für „Hilfe zu Selbsthil- rund 700 m2 beginnend) einen Einzugsbereich von min- fe“, das beispielsweise über den Seniorenbeirat und ver- destens 6.000 Einwohnern zu erreichen. Die Sicherung gleichbare Gremien „bearbeitet“ werden kann. der gegenwärtig im Gemeindegebiet vorhandenen Su- permärkte ist daher für die Aufrechterhaltung des Versor- gungsniveaus wichtig, wenngleich die Einflussnahme der Kommune auf die Standortentscheidungen von großen Einzelhandelsketten gering bleiben wird.

79 Vgl.: Anpassungsstrategie der Gemeinde Hohe Börde. a.a.O., S. 59 f.

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 68 5.1 Grundversorgung und Dienstleistungsangebot 5 .2 Gesundheitswesen

Ausgangssituation strukturellen Voraussetzungen für den Erhalt der beste- An der Einschätzung der Rahmenbedingungen für den Zu- henden ambulanten medizinischen Einrichtungen und gang der Bürgerinnen und Bürger zu Einrichtungen des Ge- ihre Erreichbarkeit für die Bürgerinnen und Bürger zu sundheitswesens, wie sie in der Anpassungsstrategie der gewährleisten. Gemeinde Hohe Börde zur Gestaltung des demografischen Wandels vorgenommen wurde, hat sich keine substanziel- Mit Blick auf die Altersstruktur der niedergelassenen le Änderung ergeben. Die stationäre Versorgung wird nach Ärzteschaft gilt es für die Gemeinde, die Zusammenar- wie vor über Einrichtungen vor allem im Oberzentrum Mag- beit mit den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten im deburg und in der Kreisstadt Haldensleben gewährleistet. Gemeindegebiet und der Kassenärztlichen Vereinigung Die Bevölkerung profitiert vor allem auf dem Gebiet der so- mit dem Ziel auszubauen, rechtzeitig jene Rahmenbe- zialen Infrastruktur von ihrer herausgehobenen Lagegunst dingungen herzustellen, die für die Ansiedlung von Me- und den Standortvorzügen im Verdichtungsraum um die dizinerinnen und Medizinern (bei Praxisübernahmen Landeshauptstadt. Der Anteil alter und hochbetagter Men- und/oder neuen Niederlassungen) erforderlich sind. schen an der Bevölkerung der Gemeinde wird in den kom- Dies schließt die Vorhaltung eines Angebotes attrakti- menden Jahrzehnten zunehmen. Die räumliche Entfernung ver Bauflächen ein. zu Krankenhäusern für die Basisbehandlung und zu Spezial- kliniken wird damit zu einem ernstzunehmenden Standort- Erinnert werden soll auf die im Jahr 2011 angestellte faktor, von dem die Gemeinde langfristig profitieren wird. Überlegung, die Gemeinde als Modellregion für die An- werbung junger Ärztinnen und Ärzte herauszubilden. Handlungsempfehlungen Argumente hierfür liefert vor allem der Standortvor- In der Gemeinde Hohe Börde stehen derzeit 13 Arztpra- teil, der sich aus der räumlichen Nähe zur Landeshaupt-

xen für die allgemein- und zahnmedizinische Versor- stadt und dem dort verfügbaren, breitgefächerten An- 5.2 gung der Bevölkerung zur Verfügung. Langfristig gilt es, gebot stationärer medizinischer Einrichtungen ergibt. gemeindenahe ambulante Einrichtungen gezielt auszu- Jungen Ärztinnen und Ärzten sollte dies den Einstieg in bauen und zu (kleinen) Versorgungszentren zu profilie- eine eigene (oder gemeinschaftliche) Praxis „auf dem ren. Die Landesregierung verfolgt das Ziel, vor allem die Lande“ erleichtern. Damit sollen auch Voraussetzungen hausärztliche Versorgung in ländlichen Regionen weiter geschaffen werden, um Fachärztinnen und Fachärzte in zu verbessern und „demografiefest“ zu gestalten. Dies der Gemeinde sesshaft werden zu lassen. soll u.a. über die Etablierung vernetzter Versorgungs- zentren mit Filialpraxen erfolgen, in den fachübergrei- Wiederholt werden soll ausdrücklich der Hinweis aus fend abwechselnd mehrere vertragsärztlich tätige Ärz- dem Jahr 2011, der Betreuung Schwerkranker, Sterben- tinnen und Ärzte praktizieren. der und ihrer Angehörigen ein stärkeres Augenmerk zu schenken. Das Vorgehen sollte in Zusammenarbeit mit Für Politik und Verwaltung der Gemeinde Hohe Börde erfahrenen Hospizvereinen aus anderen Regionen des sind die Ziele in der o.g. Anpassungsstrategie80 unver- Landes besprochen werden. Dort übernehmen Vereine ändert aktuell: Demnach gilt es zuallererst, die beste- die Begleitung von Menschen auf deren letzter Wegstre- henden allgemein- und zahnmedizinischen Praxen zu cke; sie stellen damit auch einen Haltefaktor für diejeni- erhalten. Wenngleich weder das Land noch die Gemein- gen dar, die diesen Lebensabschnitt in ihrer gewohnten, de einen direkten Einfluss auf die ärztliche Niederlas- heimischen Umgebung vollziehen möchten. Der Ge- sungspraxis haben, werden im Zusammenwirken von meinde wird empfohlen, Initiativen zur Schaffung am- Landes- und Kommunalpolitik Rahmenbedingungen zu bulanter Hospizangebote zu unterstützen, indem zum schaffen sein, die vor allem auf die Sicherung des medi- Beispiel geeignete Immobilien den ehrenamtlichen Hel- zinischen Nachwuchses abstellen. Für den Bereich der ferinnen und Helfern kostenfrei resp. kostengünstig zur Gemeinde Hohe Börde heißt das unverändert, die infra- Verfügung gestellt werden.

80 Vgl.: Anpassungsstrategie. a.a.O.

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 5.2 Gesundheitswesen 69 5 .3 Brandschutz

Ausgangssituation Handlungsempfehlungen Die Gemeinde Hohe Börde verfügt über eine Freiwillige Der demografische Wandel wirkt direkt auf den Bereich Feuerwehr, die sich aus 15 Ortsfeuerwehren zusammensetzt. der Freiwilligen Feuerwehr. Der langfristig eintretende Über personelle Kräfte und Mittel der Wehren gibt die Ri- Rückgang der Anzahl der Kinder und Jugendlichen und sikoanalyse und die Einschätzung des Brandschutzbedarfes der prognostizierte Anstieg des Durchschnittsalters der für die Gemeinde Hohe Börde ausführlich Auskunft.81 Auf Bevölkerung (und die damit einhergehenden Einschrän- die Inhalte der Analyse soll im Rahmen des IGEK nicht näher kungen für den aktiven Dienst) stellen die „sichtbaren“ eingegangen werden. Die dazu vorliegende Fachplanung Folgewirkungen dar. Anknüpfend an die Empfehlun- stellt den Handlungsrahmen für die Kommune dar. gen aus der o.g. Anpassungsstrategie gelten auch für den Bereich des IGEK insbesondere die nachfolgenden Ausdrücklich hingewiesen werden soll zugleich auf die Handlungsfelder, auf denen Politik und Verwaltung der Ausführungen im Zuge der Anpassungsstrategie der Ge- Gemeinde zur Sicherung der Stabilität der Freiwilligen meinde zur Gestaltung des demografischen Wandels. Die Feuerwehr beitragen können: dort vorgenommene Bewertung und die unterbreiteten • Sicherung des Bestandes an Lösch- und Sonderfahr- Handlungsempfehlungen behalten auch für das Integrier- zeugen durch rechtzeitige Ersatzbeschaffung von Fahr- te Gemeindliche Entwicklungskonzept Gültigkeit. zeugen nach Ablauf der Nutzungsdauer; • kontinuierliche Behandlung des Themas „Feuerwehr Bewertung und demografischer Wandel“ im Demografie-Team der Für einen integrierten (komplexen) Handlungsansatz zur Gemeinde Hohe Börde; Entwicklung der Gemeinde soll jedoch nochmals auf den • Motivierung und Werbung neuer Mitglieder für die frei- Stellenwert des Ehrenamtes – im Kontext der Freiwilli- willige Mitarbeit vor allem bei Kindern und Jugendli- gen Feuerwehr – eingegangen werden. Noch gelingt es chen durch enge Zusammenarbeit mit den Kinderein- 5.3 (trotz rückläufiger Bevölkerungszahl) die Mitgliederzahl richtungen und Schulen der Gemeinde; der Freiwilligen Feuerwehren relativ konstant zu halten. • Würdigung des persönlichen Engagements durch öf- Ungeachtet der bisher positiven Ausgangssituation muss fentlichkeitswirksame Aufnahme in den Kreis der Mit- die personelle Ausstattung der Wehren ein langfristiger glieder der Freiwilligen Feuerwehr und bei der Verab- Schwerpunkt kommunalen Handels bleiben. Dies gilt vor schiedung in die Alters- und Ehrenfeuerwehr; dem Hintergrund, dass die Freiwilligen Feuerwehren in • Zusammenarbeit mit Unternehmen in der Region, um den Ortschaften zwar zunächst Garant für die nichtpolizei- die Tagesbereitschaft der Wehren aufrecht zu halten; liche Gefahrenabwehr im gesamten Gebiet der Gemeinde • Aufbau kooperativer Organisationsstrukturen mit sind; die hohe Akzeptanz der Feuerwehrangehörigen lässt angrenzenden Gemeinden zur langfristigen Siche- ihnen jedoch darüber hinaus eine Vielzahl weiterer Aufga- rung der Einsatzbereitschaft der Feuerwehren bei bengebiete zukommen. Sie bilden Eckpfeiler des bürger- Rückgang der Mitgliederzahlen im Zuge der Bevölke- schaftlichen Engagements in der Gemeinde. rungsentwicklung.

FFW Bornstedt (Foto: C. Ackermann) FFW Groß Santersleben (Foto: C. Ackermann) FFW Hohenwarsleben (Foto: C. Ackermann)

81 Risikoanalyse und Brandschutzbedarf der Gemeinde Hohe Börde. Brandschutz Consult Ingenieurgesellschaft mbH Leipzig. 2011

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 70 5.3 Brandschutz 6 . Bedarfsgerechte Infrastruktur 6 1. Straßen und Wegenetz

Ausgangssituation Weiterhin bleiben noch einige Ortsstraßen in einem aus- Einen wesentlichen Teil der Infrastruktur bilden das Stra- bauwürdigen Zustand. Diese Baumaßnahmen wurden von ßen- und Wegenetz in der Gemeinde sowie ihre Anbin- den Ortsbürgermeistern zum großen Teil mit auf ihre Prio- dung an die übergeordnete Infrastruktur. Die Hohe Börde ritätenliste gesetzt (vgl. Anhang). verfügt in dieser Hinsicht über sehr gute Rahmenbedin- gungen (Vgl.: Kap. „Untersuchungsgebiet“). Bewertung Die Infrastruktur im Bereich der Straßen und Gehwege Die Bundesstraßen wurden in den Jahren nach 1990 erneu- sowie ländliche Wege bildet einen wichtigen Bestandteil ert. In der Ortslage Bebertal ist die Straßenführung aber des Erscheinungsbildes und des Wohlfühlens in der Ge- wegen der beengten Verhältnisse kompliziert. Auf Grund meinde. Es zeigt sich immer wieder, dass nach Straßen- der hohen Verkehrsbelastung aus dem Schwerlastverkehr baumaßnahmen auch Verschönerungsmaßnahmen der wurde auf der B 246 jetzt mit dem Bau einer Ortsumge- Anlieger an ihren Außenanlagen und Gebäuden durchge- hung für Bebertal begonnen. Diese Baumaßnahme soll führt werden. Darüber hinaus können über Straßenfeste 2015 abgeschlossen werden und wird dann die Ortslage auch die sozialen Kontakte verbessert werden. Auf Grund wesentlich entlasten. In der Ortschaft Irxleben gibt es von des Bevölkerungsrückgangs könnten die Fahrbahnbrei- Teilen der Bevölkerung den Wunsch nach einer Ortsumge- ten zukünftig nicht mehr erforderlich sein. Dies gilt nur in hung für die dortige B 1. Die Verkehrsbelastung ist ohne Bereichen ohne landwirtschaftlichen Verkehr. Hier gilt es, Staus auf den Autobahnen nicht so groß, dass sich daraus die immer größer werdenden landwirtschaftlichen Fahr- die Notwendigkeit einer Umgehung ergeben würde. Der zeuge zu beachten. Das muss bei der Bemessung des enorme Verkehrsdruck bei Baustellen und Unfällen auf der Querschnitts von Straßenbreiten berücksichtigt werden. A 2 oder der A 14 wird leider nicht statistisch erfasst. Hier Günstig ist dabei, zur Konfliktvermeidung den landwirt- 6.1 gab es in letzter Zeit aber häufiger Probleme. Dies muss wirtschaftlichen Verkehr möglichst aus den Ortszentren aber durch die entsprechenden Gremien geklärt werden. herauszunehmen und auf direktem Weg zu den Betrie- Auch die Trassenfindung wäre dann Aufgabe eines geson- ben zu führen. Die Lohnunternehmen, die heute häufig derten Planungsverfahrens. Transportleistungen durchführen, suchen sich jedoch oft „eigene“ Fahrstrecken. Die öffentlichen Straßen sind in den Ortsteilen unter- schiedlich stark erneuert worden. In den meisten Ort- Die für die ländlichen Wege zuständigen Gemeinden schaften ist der Umbau fast abgeschlossen. Viele Straßen müssen beim Wegebau außerhalb der Ortslagen auf die wurden mit Hilfe der Dorferneuerung und anderer Förder- erforderlichen Breiten und Ausbauqualitäten der ländli- maßnahmen modernisiert. Große Teile der Durchgangs- chen Wege achten. Entsprechend der großen Maschinen- straßen (Bundes-, Landes- und Kreisstraßen) wurden er- breiten von bis zu 3,50 m sind Spurweiten von 3,0 m, neuert. Insbesondere bei den Kreisstraßen gibt es noch wie sie jetzt meist gebaut werden, zu wenig. Größere Ab- einige nicht modernisierte Teilabschnitte. Dies betrifft stände der Spurbahnen, zur Erreichung größerer Wege- Bereiche in den Ortsteilen Mammendorf, Rottmersleben, breiten, würden eine Befahrung mit PKW (meist von den Ackendorf, Bebertal, Schackensleben und Hohenwarsle- Jagdpächtern genutzt) stark einschränken. Ein sinnvoller ben. Die Kreisstraßen außerhalb der Ortslagen (als soge- Kompromiss wird sicher in einer Breite um 3,20 m We- nannte Ortsverbindungsstraßen in Rechtsträgerschaft des gebreite liegen. Dies ist für die meisten landwirtschaftli- Landkreises Börde) sind in einigen Bereichen ebenfalls chen Fahrzeuge ausreichend und für PKW noch nutzbar. noch erneuerungswürdig.

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 6.1 Straßen und Wegenetz 71 Vor allem im OT Niederndodeleben besteht nach wie vor ein hoher Das Programm zum Ausbau ländlicher Wege hat die zwischenörtlichen Investitionsbedarf zur Sanierung innerörtlicher Straßen und Wege Verbindungen deutlich verbessert (Foto: M. Schmidt) (Foto: W. Bock)

Die Förderung des ländlichen Wegebaus ist für die Ge- ter der Händler und Bänken für die Kunden. Eine zentrale- meinde Hohe Börde unverzichtbar, da ansonsten die An- re Einkaufsmöglichkeit erhöht die soziale Bindung in den liegerbeiträge nicht akzeptabel sind. Unklar ist bisher aber Ortschaften. In den Ortsteilen sind solche Marktflächen noch die Refinanzierung der Unterhaltung der ländlichen kaum zu finden. Dies sollte sich in Zukunft verändern, um Wege. Durch Nacharbeiten, vor allem im Bankettbereich die Ortszentren wieder zu einem Mittelpunkt im dörflichen sowie im Schnitt notwendiger Ausgleichspflanzungen, Leben zu machen. Positiv ist hier bereits das Parkplatz- entstehen den Gemeinden Kosten, die bisher nicht refi- angebot in Nordgermersleben an der Kaufhalle, welches nanzierbar sind. Hier fehlt bisher eine greifbare gesetzli- regelmäßig von Händlern genutzt wird. In den Ortsteilen che Lösung zur Refinanzierung der Unterhaltung. Hermsdorf mit dem Elbepark und Hohenwarsleben mit 6.1 den Einkaufseinrichtungen an der Irxleber Straße und Ge- Eine wesentliche Rolle spielt der weitere Rückgang der werbestraße sind Marktplätze nicht erforderlich. Nahversorgung in den meisten Ortsteilen. Die jeweiligen Einkaufmärkte in jedem Ortsteil gibt es nicht mehr. Damit Die Errichtung von größeren zusammenhängenden Park- wird ein zunehmender Teil der Nahversorgung über fah- flächen ist z.B. für Vereine von Bedeutung. Dies zeigt sich rende Händler bedient. Dazu ist es notwendig, entspre- beispielsweise beim Transport von Kindermannschaften chende Stellflächen in Kundennähe zu schaffen. Meist der Sportvereine. Häufig sind zudem die Parkmöglichkei- reicht hierfür der Gehwegbereich aus. Von Bedeutung ist ten im Bereich der Friedhöfe recht gering, so dass bei Be- die Schaffung von Wendemöglichkeiten für diese Fahrzeu- erdigungen häufig Verkehrsprobleme auftreten. ge. Es kann von einem Halt alle 300 m ausgegangen wer- den. Zentrale Einkaufsmärkte können sich in kleinen Orten Handlungsempfehlungen nicht halten, so dass die jeweiligen Fahrzeuge, wie Bäcker- In Sachsen-Anhalt muss mit einer deutlichen Verrin- und Fleischereifahrzeuge, häufig nur kurz parken. Es ist gerung der finanziellen Zuweisung für die Kommunen von einer Ausdünnung der Händler bei sinkender Einwoh- gerechnet werden. Daraus resultierend muss versucht nerzahl und verringerter Kaufkraft auszugehen. Dennoch werden, den Straßen- und Wegebau besonders un- ist die Ausweisung eines Marktplatzes wichtig, um hier ter dem Aspekt der Verringerung der Betriebskosten Textilien, Schuhe, Haushaltwaren und dergleichen verkau- mit zu beleuchten. In der Straßenunterhaltung ist das fen zu können. Gerade ältere Menschen nutzen diese Han- Aufbringen von Salzlaugen im Winter nur auf absolute delsform verstärkt. Sie gibt ihnen ein Gefühl der Selbst- Schwerpunktbereiche, z.B. an Kindereinrichtungen und ständigkeit. Dabei ist zu beachten, dass sich Rasenflächen Altenheimen, zu reduzieren. Die Straßenreinigung muss nur bedingt für Verkaufsflächen eignen. Besser sind ge- beachtet werden und die Grünanlagen sollten pflege- pflasterte Anlagen mit Stellplätzen für die Kleintranspor- leicht hergestellt werden. Aus Kostengründen wird sich

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 72 6.1 Straßen und Wegenetz in Zukunft sicher die Anzahl der Gemeindearbeiter ver- deutet, darauf zu achten, dass entsprechende Bordab- ringern. Auch der Schnitt von Hecken oder Bäumen ist senkungen und glatte Oberflächen hergestellt werden. älteren Bürgern kaum zuzumuten. Hier könnte aber über Insbesondere das früher vielfach im Zuge der Dorfer- die Zusammenarbeit der Bürger für ihre jeweilige Straße neuerung verwendete Natursteinpflaster stellt ältere ein Zusammenhörigkeitsgedanke entstehen. Menschen mit Gehhilfen vor erhebliche Behinderungen.

Die Straßenbeleuchtung wird mit ihren nicht unerheb- • Errichtung von behindertengerechten Gehweganlagen, lichen Betriebskosten in Zukunft immer stärker hinter- • Überprüfung von erforderlichen Straßenquerungen für fragt werden. Dabei ist zu beachten, dass eine gut be- Behinderte, leuchtete Straße das Sicherheitsgefühl erhöht. Aber • Verringerung von Fahrbahnbreiten nur nach Überprü- natürlich bleibt die Frage nach dem notwendigen Um- fung der Straßennutzung aller Verkehrsteilnehmer, fang. Dabei muss zunächst geprüft werden, inwieweit • Errichtung einer energiesparenden Beleuchtung, Redu- durch technische Maßnahmen Betriebskosten redu- zierung der Leuchtdauer, ziert werden können und danach, ob alle Standorte der • in den stadtnahen Ortsteilen muss die Fahrbahnbreite Straßenbeleuchtung in Zukunft noch erforderlich sind. wegen der hohen Fahrzeugdichte Parkmöglichkeiten Zu den technischen Maßnahmen gehören der Einsatz zulassen oder Errichtung separater Parkplätze, von besonders energiesparenden Leuchtmitteln, die • Berücksichtigung der Wege von Kindern und deren si- Vergrößerung der Leuchtenabstände durch Ausschal- chere Gestaltung, ten einzelner Leuchten oder die zeitliche Begrenzung • Begrünung von Seitenbereichen in pflegeleichter Aus- der Leuchtdauer. führung in Abstimmung mit den Anliegern, aber kein Verzicht auf Bäume, da diese ökologisch wichtig sind, Das Programm zur Förderung des Ausbaus ländli- • Sicherung einer effektiven Straßenentwässerung, da cher Wege im Außenbereich sollte fortgeführt wer- ansonsten Setzungen der Fahrbahnoberfläche auftre- den, um der Gemeinde auch Spielräume für den Ver- ten können, 6.1 kehr innerhalb des Gemeindegebietes zu schaffen. Nicht • Straßenentwässerung umfasst auch Versickerungsanla- alle Maßnahmen fallen in die Gebiete von Flurbereini- gen im Seitenbereich in Form von Mulden. gungsverfahren. Ohne finanzielle Unterstützung sind Ausbaumaßnahmen nicht realistisch. In Irxleben gibt es erste Pläne zur Errichtung eines klei- nen Marktplatzes. Hier soll in zentraler Ortslage an der Kreuzung B1 und K1150 eine Fläche als Marktplatz herge- richtet werden. Dieser erfüllt dann nicht nur eine Funk- tion für mobile Händler, sondern hilft auch die Situati- on für das Fleischerfachgeschäft und den Backshop zu verbessern. Diese verfügen über keine eigenen Stellflä- chen. Zur Erhöhung der Funktionalität soll dieser zen- trale Platz neben Stellflächen auch eine überdachte Sitzfläche erhalten, um so auch bei ungünstigen Witte- rungsbedingungen genutzt werden zu können.

Die Nutzung der Verkehrsflächen durch eine zunehmen- de Zahl älterer und gehbehinderter Menschen bildet bei der Ausgestaltung des Verkehrsraumes zukünftig ei- nen weiteren Schwerpunkt. Die Anlage von Straßen und Gehwegen muss behindertengerecht erfolgen. Dies be-

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 6.1 Straßen und Wegenetz 73 6 .2 Wasserversorgung

Ausgangssituation Die Verringerung der Trinkwasserleitungsquerschnitte Die Trinkwasserversorgung ist in den Ortsteilen der Ge- hat für die Gemeinde direkte Auswirkungen. Durch Rohr- meinde Hohe Börde zentral über die Netze der Heidewas- leitungen kleiner Dimension lässt sich keine Löschwasser- ser GmbH und den WWAZ gegeben. Für jeden Bürger ist versorgung mehr sicherstellen. Die Trinkwasserverbände der Zugang zu sauberem Trinkwasser gegeben. garantieren schon heute die Löschwasserversorgung aus ihren Netzen nicht mehr. Zukünftig muss damit wieder Bewertung verstärkt an den Bau von Löschwasserbecken, Zisternen Der demographische Wandel bedeutet für die Versorger, und Löschwasserbrunnen gedacht werden. das Problem des geringeren Wasserverbrauchs zu lösen. Dieses wird durch den technischen Fortschritt und die In der Gemeinde Hohe Börde ist die Qualität der obe- Sparbemühungen der Bürger weiter verstärkt. So ging der ren Grundwasserleiter so schlecht, dass die Errichtung Durchschnittwasserverbrauch in den letzten 20 Jahren von dezentraler Wasserwerke zu aufwendig wäre. Damit 35 m³ pro Jahr und Anwohner auf 24 m³ zurück. Verbun- wird hier auch weiterhin eine Versorgung über Fernnet- den mit sinkenden Einwohnerzahlen muss durch die Ver- ze erfolgen. Maßnahmen zum Bau kleinerer Wasserwer- bände zukünftig mit erhöhten Aufwendungen für die Spü- ke sind vor allem für dünn besiedelte ländliche Gebie- lung der Rohrnetze gerechnet werden. Als Konsequenz te mit einem größeren Anteil an Waldflächen zukünftig ergibt sich daraus eine Redimensionierung der Rohrlei- von Bedeutung, da hier generell saubere Grundwasser- tungen bei der Erneuerung in einigen Bereichen. Dies be- reserven zur Verfügung stehen. deutet, dass anstelle eines Rohres DN 100 zukünftig viel- leicht ein Rohr DN 63 verlegt werden kann. Damit wird auf Da die Gemeinde Hohe Börde selbst kein Trinkwasserlei- Grund der geringeren Wassermenge die Aufenthaltszeit tungsnetz betreibt, besteht hier auch keine Handlungs- des Wassers in der Leitung verkürzt und die Wasserquali- notwendigkeiten. tät gehalten. Diese Entwicklung wird sich in Abhängigkeit zur Bevölkerungsentwicklung vollziehen. Es sind dabei vor 6.2 allem Ortsteile mit geringer Bevölkerungsdichte betroffen. In diesen Bereichen ist erfahrungsgemäß das Leitungsnetz pro Einwohner besonders groß. Derzeitig gibt es im Be- reich der Gemeinde Hohe Börde noch keine Prioritäten für die Durchführung solcher Maßnahmen.

In einzelnen Straßenabschnitten liegen noch ältere Trink- wasserleitungen. Diese sollen im Zuge des Straßenbaus sukzessive erneuert werden. Auf Grund der hohen Bau- kosten wollen die Versorgungsträger aber möglichst keine separaten Baumaßnahmen durchführen.

Handlungsempfehlungen Die Kosten der Wasserversorgung werden sich mit dem Rückgang der Bevölkerung erhöhen, da sich die Län- ge der erforderlichen Transportnetzte nicht verringern wird. Es ist daher wahrscheinlich von einer umgekehr- ten Proportionalität auszugehen. Das heißt, in dem Maß, wie sich die Bevölkerung verringert, steigt der Aufwand und der Preis.

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 74 6.2 Wasserversorgung 6 .3 Abwasserbeseitigung

Ausgangssituation Durch die drastische Verringerung der Nutzung des Die Gemeinde Hohe Börde führt die Niederschlagswasser- Grundwassers durch die Landwirtschaft hat sich gerade in beseitigung in fast allen Ortsteilen selbst durch. Nur der Gewässernähe der Grundwasserstand in den letzten Jahr- Ortsteil Niederndodeleben hatte als ehemals eigenständige zehnten erhöht. Die Nutzung von Brunnenwasser zu Trink- Gemeinde diese Aufgabe an den WWAZ übertragen. Dies ist wasserzwecken ist durch die höhere Belastung der oberen auch nach der Gemeindegebietsreform so beibehalten wor- Grundwasserleiter praktisch nicht zulässig. Die zusätzliche den. Derzeitig kann festgestellt werden, dass die Gebühren Installation von Brauchwasserkreisläufen in Wohngebäu- zur Niederschlagswasserbeseitigung in den Ortsteilen un- den ist nicht so weit verbreitet und wird, wenn vorhanden, terschiedlich mit Gebühren von 0,19 €/m² bis 0,80 €/m² an- meist über eine Regenwassernutzung bewirtschaftet. geschlossene Fläche geringer sind als beim WWAZ mit einer Gebühr von 1,00 €/m² in Niederndodeleben. Bewertung Die Gemeinde Hohe Börde plant derzeit für ihre Ortsteile Zur Oberflächenentwässerung wurden im Zuge des Stra- keine Gebührenerhöhung. Bisher bestand das Satzungs- ßenbaus die Regenwasserkanäle mit verlegt. In den Orts- recht nur in den westlichen Ortsteilen der ehemaligen Ver- teilen ist die Regenwasserkanalisation meist gut ausge- waltungsgemeinschaft und soll jetzt auf den Bereich der baut. In den noch nicht ausgebauten Straßenabschnitten östlichen Ortsteile ausgedehnt werden. Damit wird eine Er- fehlt diese noch zum Teil oder besteht aus alten Misch- höhung der Einnahmen im Bereich der Kostenstelle Regen- wassernetzen mit häufig vorhandenen Baumängeln. Es wasserbeseitigung erfolgen, da mehr Beitragszahler die gibt gerade in Niederndodeleben noch einen stärkeren vorhandenen Kosten tragen werden. Die Gebühr soll spä- Nachholbedarf. In Nordgermersleben wurde auf den An- testens 2015 für alle betroffenen Ortsteile vereinheitlicht schluss der Fallrohre direkt an die Kanalisation verzichtet. werden. Auf Grund von Änderungen in der Gesetzeslage in Hier läuft das Wasser über Kastenrinnen oder Mulden in Sachsen-Anhalt ist aber derzeitig noch unklar, auf welcher die Gosse und von dort über Straßenabläufe in die Kana- Grundlage die Gebührenrechnung erstellt werden soll und lisation. In anderen Ortsteilen wurde als gängige Metho- welche Beitragsflächen dabei zu Grunde zu legen sind. de ein direkter Anschluss an die Regenwasserkanalisation gewählt. Viele Bürger haben von der Möglichkeit der Re- Es ist davon auszugehen, dass bei einer Überprüfung der genwasserversickerung auf dem eigenen Grundstück Ge- tatsächlichen Anschlüsse sich die Anzahl der Beitragszahler 6.3 brauch gemacht. Dies stellt ökologisch die beste Regen- erhöhen wird. Diese Anschlüsse liegen vor, wenn Regen- wasserverwertung dar, sichert den Grundwasserstand und wasser bei Niederschlag über befestigte Flächen (Zufahr- vermindert die Abflussmengen. In Gewässernähe wurden ten und Zugänge) auf die Straßen und Gehwege läuft. Dies durch die Anlieger in einer größeren Anzahl auch Direkt- kann sich positiv auf die Beitragskalkulation auswirken und einleitungen vorgenommen. Dies ist nach dem Satzungs- erhöht die Gebührengerechtigkeit in der Gemeinde Hohe recht der Unterhaltungsverbände möglich. Es ist aber Börde. Weitere Einleiter sind Anlieger, die in Nässeperio- wahrscheinlich, dass im Zuge der Gewässerunterhaltung den Sickerwasser mittels Druckleitungen auf die öffentli- zukünftig auch hierfür Gebühren erhoben werden müssen, chen Verkehrseinrichtungen pumpen. Der Anschluss von um die Kosten zu decken. Grundstücksdränagen muss generell geklärt werden.

Außerhalb der Ortslagen sind an den Gräben zahlreiche Man muss bedenken, dass im Zuge des Klimawandels Ex- Ackerdränagen angeschlossen. In der Gemeinde Hohe Bör- tremwettersituationen zunehmen werden. Dabei sind aus de ist die Geländetopographie hügelig. Dies heißt, es gibt Gründen der Wirtschaftlichkeit in den Kanalnetzen keine Neigungen bis zu 7 %. Bei Starkniederschlägen kommt es großen Reserven eingebaut. Dies kann zukünftig zu Risi- damit zu einem deutlich erhöhten Wasserabfluss gegen- ken führen. Auch die Grabenverrohrungen außerhalb der über ebenen Flächen. In einigen Ortsteilen wurden alte Ortslagen sind eine zusätzliche Gefahrenquelle, da das Gräben verrohrt oder teilweise sogar ganz aus der Planung Niederschlagswasser immer an den Tiefpunkten zusam- und dem Bau herausgenommen. men läuft. Dort müssen dann entsprechende Abfluss-

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 6.3 Abwasserbeseitigung 75 möglichkeiten vorhanden sein. Beispiele hierfür gibt es in zu prüfen, ob auch innerhalb der Ortslagen alte Gräben Ochtmersleben und Groß Santersleben. wieder geöffnet werden können. Zum einen befinden sich die Gräben fast immer im geodätischen Tiefpunkt- Unter den Bedingungen des Regenschattens des Harzes bereich, so dass auch bei Versagen einzelner Rohrsträn- und der zunehmenden saisonalen Regen- und Trockenpe- ge ein Zufluss erfolgen kann, zum anderen besitzen rioden ist damit zu rechnen, dass in Zukunft in den Som- offen Gräben meist ein wesentlich höheres Durchfluss- mermonaten das Beregnen der Felder zur Steigerung der und Speicherungsvermögen. Gräben in den Ortschaf- Erträge wieder verstärkt eingesetzt werden wird. In eini- ten verringern zudem nicht nur die Hochwassergefahr, gen anderen Orten (Mittelland und Niedere Börde) ist dies sondern sie dienen auch der Regulation des Grund- bereits wieder zu sehen. und Schichtenwassers. Da moderne Abwasserleitungen dicht gegen Grundwasser sind, tragen sie nicht zur Re- Handlungsempfehlungen gulierung des Grundwasserstandes bei. Außerdem ha- Die ökologischste Variante der Niederschlagswasserent- ben Gräben einen positiven Effekt bei der Mikroklima- sorgung bleibt die dezentrale Versickerung in der Nähe bildung. Bei zunehmend heißen Sommern kann dies der Anfallspunkte. Damit lassen sich erhebliche Kosten noch mehr von Bedeutung werden. sparen und die Hochwassergefahr wird wesentlich mini- miert. Technisch und ökologisch gesehen, bildet dabei In der Gemeinde Hohe Börde wurden die vorhandenen die Muldenversickerung die günstigste Variante. Hierbei Fließgewässer vor 1990 oft begradigt oder verlegt. Die- wird das anfallende Regenwasser in mit Gras bewach- se Maßnahmen sind heute nicht mehr zu korrigieren, da sene Mulden geleitet. Es wird beim Versickern durch die durch die Bautätigkeiten weitere Tatsachen geschaffen belebte Oberbodenzone gereinigt und die Mulde bie- wurden. Es ist aber erforderlich, im Zuge der Klärung tet (bei richtiger Auslegung) auch in der Übergangs- der Grundstücksangelegenheiten (im größeren Um- zeit eine sichere Lösung. Problematisch ist hierbei häu- fang Flurbereinigungsverfahren) hier eine Zusammen- fig die Akzeptanz durch die Grundstückseigentümer führung von Fluss/Bach und zugehörigem Grundstück und die Bereitstellung entsprechend großer Flächen. Als herbeizuführen.

6.3 Hinweis kann dazu dienen, dass sich flache Mulden mit größerer Fläche besser in die Umgebung einpassen als Eine weitere Handlungsempfehlung an die Gemeinde ist enge Mulden. Die Gemeinde sollte hierbei den Bürgern eine Vereinheitlichung der Gebühren und Beiträge für Handlungsempfehlungen für den Bau von dezentralen alle Anwohner und die Ertüchtigung vorhandener Teich- Versickerungseinrichtungen geben. Hier sind natürlich und Wehranlagen, die Öffnung alter Grabenabschnitte die baugrundabhängigen Bedingungen (wie die Sicker- sowie die Anlage von Versickerungsmulden und Rück- fähigkeit der anstehenden Böden und der Grundwasser- haltedämmen. Wenn Straßenmulden zur Versickerung stand) zu beachten. Örtliche Erfahrungen können dabei genutzt werden und diese durch die Anlieger unterhal- von großer Hilfe sein. ten werden, entstehen hierdurch keine Betriebskosten.

Die Verrohrung der Gräben wurde mit der Industria- Schmutzwasserbeseitigung lisierung vorangetrieben, da diese Rohrleitungen zu- Ausgangssituation nächst auch das häusliche Abwasser mit aufnehmen Die Schmutzwasserentsorgung erfolgt in der Gemein- mussten. Dies verhinderte die Ausbreitung von Keimen de Hohe Börde über den Abwasserverband Aller-Ohre im und diente der Geruchsvermeidung. In der heutigen westlichen Gemeindebereich und den Wolmirstedter Was- Zeit sind fast alle Ortschaften mit einem Trennkanalsys- ser- und Abwasserzweckverband im östlichen Gemein- tem, eins für Schmutzwasser und eins für Regenwas- debereich. Der Abwasser-Verband Aller-Ohre betreibt in ser, ausgestattet. Da die Schmutzwasserentsorgung der Nähe von Nordgermersleben eine zentrale Abwasser- weiter in geschlossenen Systemen erfolgen wird, ergibt teichanlage, an die die Ortsteile Bebertal, Nordgermers- sich die Möglichkeit der Grabenöffnung. Es ist deshalb leben, Thundersleben und Bornstedt angeschlossen sind.

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 76 6.3 Abwasserbeseitigung Die Ortsteile Rottmersleben, Schackensleben und Groß kender Einwohnerzahl. Der hydraulische Durchfluss ver- Santersleben sind in Richtung Hermsdorf angeschlossen. ringert sich in Endsträngen und kann zu Ablagerungen In den Ortsteilen Ackendorf, Glüsig und Brumby werden führen. Die Gebührenerhöhung wird sich analog der Trink- die Abwässer dezentral auf jedem Grundstück gereinigt. wassergebühren entwickeln. In den Ortsteilen Ochtmersleben, Wellen, Eichenbarleben, Irxleben und Niederndodeleben betreibt der WWAZ ein Handlungsempfehlungen Abwassernetz mit einer Überleitung zum Netz der Stadt- Für die Gemeinde Hohe Börde ergeben sich keine werke Magdeburg. Hermsdorf und Hohenwarsleben lei- Handlungsempfehlungen, da sie nicht mehr die Aufga- ten zur Kläranlage Hermsdorf über. Hierfür gibt es wasser- be der Schmutzwasserentsorgung wahrnimmt. In den rechtliche Erlaubnisse bis zum Jahr 2020. Verbandsversammlungen sollte aber eine aktive Mitar- beit erfolgen. Bewertung Das Land Sachsen-Anhalt hat den Abwasserverbänden empfohlen, sich in den nächsten Jahren zu größeren Ein- heiten zusammenzuschließen. Hierfür laufen unter den Verbänden Verhandlungen. Ergebnisse gibt es in die- sem Verfahren noch nicht. Außerdem wird mit dem Ab- lauf der wasserrechtlichen Erlaubnis von Kläranlagen über die Änderung von Entsorgungsbereichen nachgedacht. Aber auch im diesem Aufgabenfeld sind noch keine Ent- scheidungen getroffen wurden. Die Klärung der Standorte der Kläranlagen beziehungsweise der Verbandsstrukturen wird sich aber innerhalb der nächsten 2-3 Jahre vollziehen.

Im Bereich der Schmutzwasserentsorgung macht sich die Verringerung des Wasserverbrauchs bemerkbar. Hier müssen sich die Verbände auf erhöhte Spülaufwendun- 6.3 gen einstellen. Weitere wesentliche Kosten resultieren aus der Verkehrsbelastung für die Schachtbauwerke. Die zu- nehmenden Extremwettersituationen führen im Schmutz- wasser verstärkt zu Problemen an den Pumpstationen. In einigen Bereichen kommt es dort häufiger zu Rückstauer- scheinungen. Besonders betroffen ist hier die Pumpstation am Gartenweg in Niederndodeleben. Dort laufen die Ab- wässer aus Ochtmersleben, Wellen, Irxleben und Niedern- dodeleben zusammen und es kommt mehrmals im Jahr zum Übertritt. Dieses Problem muss durch den WWAZ noch gelöst werden.

Für die Bürger wird weiterhin eine gesicherte Entsorgung gewährleistet sein. Eine Verringerung der Einwohnerzah- len führt möglicherweise zu einer Erhöhung der Gebüh- ren. Die Netze und Kläranlagen wurden gebaut und müs- sen durch immer weniger Menschen refinanziert werden. Außerdem steigen die Wartungsaufwendungen mit sin-

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 6.3 Abwasserbeseitigung 77 6 4. Versorgung mit Elektrizität und Gas

Ausgangssituation Der Gemeinderat der Hohen Börde hat den Beschluss ge- Die Stromversorgung der privaten Haushalte und der Ge- fasst, auf landwirtschaftlichen Nutzflächen und Gewerbe- werbetreibenden ist vollflächig über das Netz der AVACON flächen Solaranlagen nicht zuzulassen. Dies ist begrüßens- gewährleistet. wert, da die Erzeugung von Nahrungsmitteln eindeutig Vorrang haben sollte. Ausreichend Dachflächen stehen Die Energieerzeugung ist in der Gemeinde Hohe Börde überall zur Verfügung. Sinnvoll ist dagegen noch eine größer als der Eigenverbrauch. Dies beruht auf der Errich- Nachnutzung auf ehemaligen Deponieflächen. Hier ist in tung von insgesamt 104 Windrädern auf dem Territorium den nächsten Jahrzehnten nicht mit einer normalen Nut- der Gemeinde. Im Zuge des Repowerings soll diese An- zung zu rechnen. Derzeitig wird geprüft, ob es wirtschaft- zahl verringert werden, wobei sich die Leistung der Anla- lich sinnvoll ist, auch auf Dächern kommunaler Einrichtun- gen aber erhöhen wird. Außerdem hat sich in den letzten gen Solaranlagen zu errichten. Jahren die Zahl der auf Dachflächen errichteten Solaran- lagen deutlich erhöht. Hier haben insbesondere die land- Großprojekte zur Errichtung von Solaranlagen im Zusammen- wirtschaftlichen Betriebe mit ihren großen Dachflächen hang mit Lärmschutzmaßnahmen an Bundesautobahnen Kapazitäten aufgebaut. Es wurden aber auch auf privaten wurden trotz Zustimmung und Unterstützung durch die Ge- Dachflächen zunehmend Anlagen errichtet. meinde noch nicht umgesetzt. Hier würden Fragen des Lärm- schutzes der Anlieger und der zukunftsweisenden Energieer- Die Gasversorgung der entsprechenden Abnehmer er- zeugung günstig miteinander verknüpft. Eine andere Frage ist folgt ebenfalls über die AVACON. Hier sind alle Ortsteile die der Verkehrssicherheit, da die Fahrzeuge durch Reflektio- vollflächig versorgt. Auf dem Territorium der Gemeinde nen und Blendwirkungen behindert werden könnten. Hohe Börde gibt es derzeitig zwei Biogasanlagen. Eine befindet sich zwischen Brumby und Bebertal und wurde In der Regel werden in den Biogasanlagen nachwachsende erst kürzlich eingeweiht. In der Gemarkung Niederndo- Rohstoffe verwendet. Damit steht immer weniger Acker- deleben befindet sich am Weg zur Ziegelei bereits seit fläche zur Produktion von Lebensmitteln zur Verfügung. einigen Jahren eine Biogasanlage. In Niederndodeleben Dies wird sicherlich langfristig zu einem Problem werden, wird derzeitig am Olvenstedter Weg eine weitere Bio- da für eine wachsende Weltbevölkerung immer mehr Nah-

6.4 gasanlage errichtet. Diese drei Anlagen erzeugen aus rungsmittel benötigt werden. Hier wird der Widerspruch biologischen Anbauprodukten und Restabfällen Gas, zwischen der Produktion nachwachsender Rohstoffe und welches ins Netz der AVACON eingespeist wird. Entspre- der Produktion von Nahrungsmitteln deutlich. Der Anbau chend des Flächennutzungsplanes der Gemeinde Hohe von Raps ist dabei nach der Aufhebung der Förderung von Börde ist für eine weitere Biogasanlage eine Fläche aus- Biosprit deutlich zurückgegangen. Wenn es gelingt, die gewiesen. Diese befindet sich zwischen Groß Santersle- Biogasanlagen mit organischen Reststoffen zu betreiben, ben und Ackendorf. werden diese eine bessere Zukunft haben.

Bewertung Zukünftig kann es auch interessant werden, Blockheizkraft- Probleme bei der Versorgung gibt es keine nennenswer- werke zu errichten. Hierzu können sich Besitzer von Eigen- ten. Dies wurde auf Anfrage von dem örtlichen Versorger, heimen zusammenschließen oder örtliche Kleinunterneh- der AVACON, bestätigt. Die Ortsnetze wurden nach 1990 men betreiben diese Anlagen und beliefern umliegende weitgehend erneuert und befinden sich in einem guten Wohngebäude mit Wärme und Strom. Auch Biomassehei- baulichen Zustand. Da die Einwohnerzahl in der Gemein- zungen gewinnen zunehmend an Bedeutung. Hier haben de Hohe Börde nach Berechnungen nicht so stark wie in vor allem Pelletheizungen große Fortschritte gemacht. Da anderen Landesteilen sinken wird, ergibt sich auch keine es in der Gemeinde Hohe Börde an Waldflächen fehlt, müs- Notwendigkeit zu großen Veränderungen. sen die Brennstoffe von außerhalb zugeführt werden.82

82 Unter dem Netzwerk Landenergie kann man hier weitere Hinweise zur dezentralen Energiegewinnung und Fördermöglichkeiten erhalten. Auf dem Gebiet der regenerativen Energiegewinnung gibt es ständig neue Entwicklungen und Anlagen, so dass sich hier auch in Zukunft neue Mög- lichkeiten für die Bewohner des ländlichen Raumes bieten.

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 78 6.4 Versorgung mit Elektrizität, Gas Die Gewinnung von Strom aus Wasserkraft spielt in der Gemeinde Hohe Börde noch keine Rolle. Standorte an al- ten Wassermühlen würden sich aber finden lassen. Bei- spielhaft wäre hier der Schenkenteich in Bebertal.

Handlungsempfehlungen Grundsätzlich ist bei der Neuanlage von Biogasanlagen darauf zu achten, inwieweit auch eine Kraft-Wärme- kopplung möglich ist. Für den Standort zwischen Groß Santersleben und Ackendorf wäre dies zum Beispiel möglich, da sich in Groß Santersleben und Hermsdorf Wohngebiete mit mehrgeschossigen Bauwerken und Industriebetriebe befinden, die hierüber versorgt wer- den könnten.

In der Börde mit ihren fruchtbaren Böden sollte die Pro- duktion von Nahrungsmitteln im Vordergrund stehen. Die Biogasanlagen sollten in Zukunft mit organischen Abfallprodukten (z.B. Stroh oder Rübenblättern) betrie- ben werden. Bei der Errichtung dezentraler Energiege- winnungsanlagen kann die Gemeinde steuernd eingrei- fen und die natürlichen Bodenressourcen schonen, die Unterstützung alternativer dezentraler Energiegewin- nung sollte aber gewährleistet werden.

Weitere direkte Handlungsempfehlungen ergeben sich nicht, da die Versorgung durch zentrale Versorger aus- reichend gegeben ist. 6.4

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 6.4 Versorgung mit Elektrizität, Gas 79 6 .5 Breitbandversorgung

Ausgangssituation teil für ihre Zukunftsfähigkeit, der systematisch genutzt Der Zugang zu leistungsfähigen Informations- und Kom- werden sollte. Dies stellt einen Vorteil bei der Ansied- munikationssystemen (Breitband-Internetversorgung) ist lung/Anwerbung von Menschen dar, die dezentral arbei- ein wichtiger Standortfaktor für die wirtschaftliche und ten (wohnen) möchten und im internetbasierten IT/Medi- gesellschaftliche Entwicklung von Städten und Gemein- en-Bereich tätig sind. Die Gemeinde Hohe Börde hat im den. Das Land Sachsen-Anhalt hat für die neue Förderpe- Jahr 2013 beim zuständigen Amt für Landwirtschaft, Flur- riode (2014-2020) sechs strategische Eckpunkte definiert. neunordnung und Forsten (ALFF) einen Antrag zur Durch- Ein Eckpunkt ist die Innovation des Landes. Ziel des Lan- führung einer Machbarkeitsstudie als Entscheidungs- und des ist es „… das Innovationssystem bezüglich seiner Er- Planungsgrundlage zum Ausbau eines Hochleistungsda- gebnisse effektiver zu gestalten, die Unternehmen darin tennetzwerkes (NGA-Breitbandnetz) gestellt. Die Gemein- zu unterstützen, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern de Hohe Börde erhielt im September 2013 einen entspre- und die Exportchancen auszubauen. Ein zentrales Projekt chenden Zuwendungsbescheid. dafür ist der Aufbau einer hochleistungsfähigen Breitband- infrastruktur als entscheidende Voraussetzung für eine er- Ziel der Gemeinde ist, unter Ausschöpfung der vorhan- folgreiche Positionierung von Unternehmen im internati- denen Fördermöglichkeiten, eine praxisnahe Lösung hin- onalen und regionalen Standortwettbewerb.“83. Nach der sichtlich der Versorgung mit Hochleistungsbreitband zu nahezu flächendeckenden Herstellung einer Breitband- konzipieren. Es wird davon ausgegangen, dass das Ge- grundversorgung in Sachsen-Anhalt mit Anschlüssen mit meindegebiet als „weißer NGA-Fleck“ einzustufen ist – einer Bandbreite von mindestens 2 MBit/s sollen nun vor- also als Gebiet, in dem eine Breitbandgrundversorgung rangig Hochleistungsdatennetze (Next-Generation-Ac- jedoch keine Breitbandhochleistungsversorgung be- cess-Netze = NGA-Netze) gefördert werden, welche Band- steht. Inwiefern die Aufgreifschwelle für die Förderung breiten von 50Mbit/s im Download ermöglichen. von 25 MBit/s in den einzelnen Ortsteilen flächendeckend vorhanden ist bzw. in welchen Orten diese Übertragungs- Die Gemeinde Hohe Börde hat über die Förderung der Breit- leistung in den nächsten drei Jahren (nahe Zukunft) auf- bandgrundversorgung bereits einen Großteil der unterver- gebaut wird, soll die Ist-Analyse der Machbarkeitsstudie sorgten Gebiete mit Bandbreiten von mindestens 2Mbit/s aufzeigen. Im Rahmen der Machbarkeitsstudie sollen die versorgen können. Es existieren nur noch einzelne unter- folgenden Grundlagen erarbeitet werden:

6.5 versorgte Gebiete. Fördermaßnahmen wurden in den fol- ••Datenerhebung zur Sicherstellung der Planungsgrundla- genden Ortschaften durchgeführt und abgeschlossen: gen (Topographie, Infrastrukturanalyse, Bedarfsanalyse, Ackendorf, Nordgermersleben, Hermsdorf, Hohenwarsle- Verfügbarkeitsanalyse); ben und Rottmersleben. In diesem Jahr wurde der Aufbau ••Lösungsvorschläge und deren Bewertung (Technik, Leer- einer Breitbandgrundversorgung in den Ortschaften Sch- rohr-Trassenkonzept, Betreibermodelle, Wirtschaftlich- ackensleben und in einem Ortsteil von Niederndodeleben keitsbetrachtung) sowie abgeschlossen. In den geförderten Orten wurde eine ka- ••Erarbeitung einer Entscheidungsvorlage. belgebundene Breitbandversorgung aufgebaut – hier sind inzwischen Bandbreiten weit über 2 Mbit/s erreichbar. In Handlungsempfehlungen den verbleibenden Ortsteilen fand bisher keine Verbesse- Aufbauend auf den Ergebnissen der Studie sollen Mög- rung der bestehenden Breitbandversorgung statt, weil die- lichkeiten für Investitionen geschaffen werden, die den se Orte mit Bandbreiten von mind. 2 Mbit/s versorgt sind84. lokalen Gegebenheiten Rechnung tragen und einen wirtschaftlichen Betrieb der Breitbandinfrastruktur er- Bewertung möglichen. Verschiedene Fördermaßnahmen können Mit dem vergleichsweise hohen Grad an Breitbandvernet- diese Investitionen stützen. Eine Option ist hierbei, be- zung besitzt die Region einen (temporären) Standortvor- stimmte Baumaßnahmen (Ausheben von Erdreich, Ver-

83 Vgl.: Strategische Eckpunkte der Fonds EFRE, ESF und ELER in Sachsen-Anhalt für die Förderperiode 2014-2020, S.2 84 Vgl.: Antrag Machbarkeitsstudie als Entscheidungs- und Planungsgrundlage zum Ausbau eines Hochleistungsdatennetzwerkes (NGA-Breitband- netz) in der Gemeinde Hohe Börde, 2013

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 80 6.5 Breitbandversorgung legen von Leerrohren mit oder ohne Kabel) selbst aus- zuführen, um hierdurch die Voraussetzungen für eine schnellere und zielgerichtete Erschließung von Gebieten bzw. mehr Wettbewerb in der Breitbandversorgung zu schaffen. Gleichzeitig werden über eine Ausschreibung Telekommunikationsanbieter aufgefordert, das geplan- te Leerrohrkonzept zu spezifizieren und ein Nutzungs- entgelt zu benennen, welches sie bereit sind, für die Nutzung der passiven Infrastruktur zu zahlen. Mit der auf Basis des Leerohrkonzeptes geplanten Errichtung eines NGA-Netzes soll in jedem Ortsteil der Gemeinde den ansässigen Unternehmen und Bürgern Bandbreiten von ≥ 50 Mbit/s zur Verfügung stehen.

Der Gemeinde wird empfohlen, kurzfristig eine Marke- tinginitiative (Pressearbeit, Nutzung der Internetplatt- form der Gemeinde) für die Nutzung des Standortvorteils „Breitbandversorgung“ einzuleiten, um für das „dezent- rale Leben am Breitband“ in der Hohen Börde zu . Damit sollten gezielt qualifizierte Menschen angespro- chen werden, die sich modernes Arbeiten mit allen Vor- zügen des Lebens auf dem Lande vorstellen können.

Die Gemeinde sollte in diesem Kontext aktiv Initiativen unterstützen, die leistungsfähige Internetzugänge in al- len relevanten Infrastrukturen (von den Kindertages- stätten über die Grundschulen bis zum Nachbarschafts- laden) ermöglichen. 6.5 Darüber hinaus ist die Qualifizierung / Weiterbildung für äl- tere Menschen anzuregen (z.B. über ein koordiniertes Vor- gehen mit geeigneten Anbietern – z.B. Volkshochschule, Ländliche Erwachsenenbildung). Dies sollte zunächst vor- zugsweise an Orten im Einzugsbereich des Entwicklungs- sektors B erfolgen. Hier können Synergien mit Pflege- und Betreuungseinrichtungen angestrebt werden. Im Sektor A sind Verknüpfungen mit Schulen und Gewerbeeinrichtun- gen anzustreben. Im Sektor C sollte das Internet im ländli- chen Raum propagiert werden.

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 6.5 Breitbandversorgung 81 6 6. Öffentlicher Personen- nahverkehr und Mobilität

Ausgangssituation Hinzu kommt, dass sich das Verkehrsverhalten durch Die Gemeinde Hohe Börde verfügt über ein dichtes und die wachsende Zahl älterer Bürger nachhaltig verän- gut ausgebautes Straßennetz sowie eine exzellente Anbin- dert. Zum einen wächst die Nachfrage zur Erreichbarkeit dung an das Bundesautobahnnetz. Die räumliche Lage im bspw. von Gesundheitseinrichtungen und Freizeitange- Einzugsgebiet des Oberzentrums Magdeburg gewährleistet boten. Zum anderen nehmen Ältere zunehmend länger eine vergleichsweise hohe Frequenz des Öffentlichen Per- am Individualverkehr teil. Mit dem Anwachsen des Al- sonennahverkehrs (ÖPNV) insbesondere im Bereich des tersdurchschnitts wächst zudem der Anteil mobilitäts- Busverkehrs. Mit den drei Anschlussstellen an die Bundes- eingeschränkter Personen. autobahnen A2 und A14 verfügt die Gemeinde über einen Ausstattungsgrad mit Alleinstellungsqualität für Kommu- Zurzeit wird in der Gemeinde Hohe Börde über die Einsatz- nen im ländlichen Raum. Mit dem Bahnhof Niederndodele- felder von E-Mobilen diskutiert. Zusammen mit dem Wirt- ben und den Haltepunkten Wellen und Ochtmersleben ist schaftsausschuss des Gemeinderates und Wirtschaftspart- im Süden der Gemeinde eine Anbindung an den schienen- nern wird hinsichtlich dieses Themas ein Dialog geführt. gebundenen Nahverkehr (Regionalbahn) gegeben. Am Ökobad in Nordgermersleben und am Café „VierZeit- Das Land Sachsen-Anhalt hat mit einem Planungs- Hof“ in Bebertal existieren bereits Ladesäulen für E-Bikes. horizont bis zum Jahr 2025 Handlungsgrundsätze für die Entwicklung des ÖPNV festgelegt85. Hier sind eine Bewertung Vielzahl von Anknüpfungspunkten für praxisorientier- Die Region sieht sich, wie andere auch, mittel- und lang- te Reaktionsmuster zu den Folgewirkungen des demo- fristig fundamentalen Neupositionierungen bezüglich grafischen Wandels vor allem in peripheren Räumen ent- ihres Mobilitätsverständnisses ausgesetzt. Es geht zu- halten. Die Grundsätze gehen von der Überlegung aus, künftig nicht nur um die Gewährleistung eines (minima- dass eine der großen Herausforderungen darin besteht, len) Zubringerverkehrs, sondern um die Definition des- in dünn besiedelten ländlichen Räumen das derzeitige sen, was sich eine alternde Gesellschaft mit geringerem Niveau des ÖPNV aufrecht zu erhalten. Für die neue För- Anteil an Kindern an Mobilität leisten will, welchen (kul- derphase sieht das Land Sachsen-Anhalt entsprechend turellen) Stellenwert sie der Nah-Mobilität zumisst und

6.6 den Zielen des 6-Eckpunkte-Papiers eine Verringerung in welcher Form sie dies tun möchte. Hier sind gemein- der CO2-Emmissionen vor. Ein Handlungsfeld ist die För- deübergreifende Ansätze gefragt. Und: Es bedarf einer derung der Elektromobilität durch Beschaffung e-mobi- ler Fahrzeuge im ÖPNV86.

Sowohl der Rückgang der Einwohnerzahlen als auch die veränderte Altersstruktur besitzen unmittelbare Wirkun- gen auf die Verkehrsströme. In weniger dicht besiedelten Räumen müssen vergleichsweise wenige Menschen auf verhältnismäßig langen Strecken befördert werden. Die Fahrplanangebote sind stark an die Bedürfnisse der Schü- ler als Hauptnutzer des ÖPNV angepasst. Der Schülerver- kehr stellt damit auf lange Sicht das Rückgrat des ÖPNV dar. Sinkende Schülerzahlen bewirken in vielen Regionen folglich einen Rückgang der Fahrgäste im ÖPNV. Bahnhof im OT Niederndodeleben – Anbindung an die Landeshauptstadt Magdeburg (Foto: W. Bock)

85 ÖPNV-Plan des Landes Sachsen-Anhalt. Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt, 2011 86 Vgl.: Strategische Eckpunkte der Fonds EFRE, ESF und ELER in Sachsen-Anhalt für die Förderperiode 2014-2020, S.10

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 82 6.6 Öffentlicher Personennahverkehr / Mobilität Verständigung darüber, wie sich die Bewohnerinnen und sind; private Fahrgemeinschaften bestehen z.T. auch im Bewohner innerhalb der Gemeinde bewegen wollen. Da Schülerzubringerverkehr; Anlieferverkehre für Apothe- die Gemeinde über einen großen, privaten Fuhrpark ver- ken und Poststellen sind vorhanden – es besteht kein fügt (hoher Autobesatz), sind kooperative Formen der Grund, nicht künftig nach Doppelnutzungen zu fragen. Mitfahrgelegenheiten, Fahrgemeinschaften, Carsharing- Es wird allerdings nicht möglich sein, dass sich die Ver- Systeme, aber auch begleitete Schüler-Radverkehre in waltung allein einer solchen koordinierenden Aufgabe Betracht zu ziehen. International gibt es hier bereits er- widmet. Empfohlen wird, das Thema „alternative For- folgreiche Vorbilder. Zudem ist die Finanzierungsfrage men des Nahverkehrs“ innerhalb thematischer Arbeits- neu zu stellen: Da der ÖPNV ohnehin nicht kostende- kreise (auch gemeindeübergreifend) zu begleiten. In ckend ist, wäre hier langfristig ein (umlagefinanzierter) diesem Rahmen ist das Thema „Elektro-Mobilität“ zur kostenloser ÖPNV zu prüfen. Reduzierung der CO2-Emissionen mit zu behandeln.

Handlungsempfehlungen Die Entwicklungen im Bereich der Elektro-Mobilität sind Für die Gemeinde Hohe Börde müssen eine Reihe von weiter zu beobachten. Darüber hinaus ist zu überprü- Besonderheiten in Betracht gezogen werden, um Hand- fen, an welchen Stellen Ladesäulen für E-Bikes sinn- lungsbedarfe in Bezug auf den Nahverkehr zu formu- voll erscheinen um die Attraktivität z. B. des Aller-Elbe- lieren: Die Gemeinde verfügt über ein vergleichsweise Radweges zu erhöhen. dichtes Netz an Grundschulen und will dieses (vor dem Hintergrund der zu erwartenden stabilen Schülerzahlen zumindest bis 2017) aufrechthalten. Die Schulwege sind infolge eng liegender Schuleinzugsgebiete kurz.

Zum anderen: Auf Grund der relativ geringen räumli- chen Entfernungen der Ortsteile können auch ande- re Verkehrsmittel aktiviert werden, um einen innerge- meindlichen öffentlich-gemeinschaftlichen Verkehr zu organisieren. Infrastrukturell gesehen gibt es – weiter

ausbaufähige – Radwege und Feldwege, die nutzbar 6.6

Brachliegende Flächen im Bereich früherer Bahnhöfe (hier: OT Niederndodeleben; Foto: M. Schmidt)

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 6.6 Öffentlicher Personennahverkehr / Mobilität 83 6 7. Wohninfrastruktur

Ausgangssituation Ort, und in sechs Ortsteilen gibt es zusätzlich eine Zahn- Eine gut ausgestattete Wohninfrastruktur ist eine wichtige arztpraxis. Die nächstgelegenen Krankenhäuser befinden Voraussetzung dafür, um Bewohner zu halten bzw. neue da- sich in Magdeburg und Haldensleben. Soziale Betreuungs- zuzugewinnen. Eine der wichtigsten Säulen im Bereich der einrichtungen gibt es hingegen bislang nur in Form eines Wohninfrastruktur ist das Bildungsangebot, da hierin für vie- Altenbetreuungszentrums in Niederndodeleben sowie des le junge Familien bei der Auswahl des Wohnstandortes das Gesundheits- und Pflegezentrums in Irxleben. ausschlaggebende Kriterium gesehen wird. Innerhalb der Ge- meinde Hohe Börde gibt es sechs Grundschulen, eine Sekun- Die kulturelle Ausstattung einer Gemeinde ist sowohl für Ein- darschule in Niederndodeleben sowie sechs Hortbetriebe. heimische als auch für Touristen von Interesse. In der Gemein- Insbesondere im Bereich der Betreuung von Kleinkindern ist de Hohe Börde befinden sich insgesamt drei Museen und fünf die Region mit 12 Kindertagesstätten sehr gut aufgestellt. Heimatstuben sowie sechs Bibliotheken. Nur drei Ortsteile (Bornstedt, Eichenbarleben, Schackensleben) verfügen über Für eine ausreichende Versorgung im Bereich Freizeit und keine dieser Einrichtungen. Weitere touristische Einrichtun- Erholung sorgt in erster Linie die fast flächendeckende Aus- gen wie die Veltheimsburg in Bebertal, die Anglerteiche in stattung mit öffentlichen Spielplätzen, die bis auf Schackens- Hohenwarsleben oder der „Pfad der Sinne“ in Nordgermers- leben und Wellen in allen Ortsteilen bereitgestellt werden. leben lassen sich in insgesamt zehn Ortsteilen finden. Gleiches gilt für die Sportplätze. Bis auf Eichenbarleben ver- fügen alle Ortschaften über einen eigenen Platz sowie über Zu den wichtigen Einrichtungen für das alltägliche Leben ein entsprechendes Sportlerheim. In knapp der Hälfte aller gehören unter anderem Banken bzw. Geldautomaten. Für Ortsteile gibt es zudem eine Sporthalle. Weitere Sportanla- komplexere Vorgänge, die über die reine Geldauszahlung gen, wie zum Beispiel Kegelbahnen, Volleyball-, Tennis- oder hinausgehen, stehen drei Bankfilialen in Bebertal, Hohen- Bolzplätze, werden in insgesamt neun Orten zur Verfügung warsleben und Irxleben zur Verfügung. Weitere Standor- gestellt. Darüber hinaus bieten die vielen altersgerechten so- te, die zumindest über einen Geldautomaten verfügen, sind wie generationsübergreifenden Gemeinschaftseinrichtun- Niederndodeleben und Schackensleben. Auch die drei vor- gen (Dorfgemeinschaftshaus) Möglichkeiten für Begegnung handenen Postfilialen befinden sich in den größeren Ortstei- und Austausch. Bis auf Bornstedt und Eichenbarleben verfü- len Bebertal, Hohenwarsleben und Niederndodeleben. Alle gen alle Ortsteile über einen Jugendclub und auch Senioren- Ortsteile verfügen jedoch zumindest über einen Briefkasten. clubs sind mit Ausnahme von Ochtmersleben und Schackens- leben flächendeckend vorhanden. In der Gemeinde Hohe Für die Versorgung mit Lebensmitteln und anderen le- Börde befinden sich insgesamt elf Dorfgemeinschaftshäuser bensnotwendigen Waren stehen in erster Linie kleine- 6.7 und drei Vereinshäuser. Insgesamt acht Ortsteile verfügen je- re oder alternative Verkaufseinrichtungen wie zum Bei- weils über eine oder mehrere Gaststätten. Insbesondere in spiel Hof- oder Bioläden zur Verfügung. In elf Ortsteilen kleineren Ortschaften haben neben den Dorfgemeinschafts- gibt es zudem mobile Einkaufsangebote von Händlern, die häusern auch die Kirchen wichtige Funktionen in Bezug auf meist nur an bestimmten Tagen ihre Waren anbieten. Grö- das Miteinander im Ort und dienen vielen als Treffpunkte. In ßere Supermärkte gibt es hingegen nur in den Ortsteilen der Gemeinde Hohe Börde verfügt jeder Ort über mindes- Eichenbarleben, Hohenwarsleben, Niederndodeleben und tens eine Kirche, wobei sich dies nur auf evangelische Kir- Nordgermersleben. In Hermsdorf befindet sich zudem das chen bezieht. In Ackendorf und in Eichenbarleben gibt es je- Einkaufszentrum Elbepark, das neben einem großen Su- weils zusätzlich auch eine katholische Kirche. permarkt auch zahlreiche andere Fachgeschäfte und gast- ronomische Einrichtungen bereithält und dessen Einzugs- Die medizinische Versorgung ist insbesondere in ländli- gebiet weit über die Gemeindegrenzen hinausgeht. chen Räumen sehr lückenhaft und dünnt sich stetig wei- ter aus, da sich Ärzte vorwiegend in Städten und größeren Neben der günstigen Verkehrsanbindung über die Auto- Ballungszentren niederlassen. In der Gemeinde Hohe Bör- bahnen A 2 und A 14 ist die Gemeinde Hohe Börde mit den de ist dennoch in acht Ortsteilen eine Arztpraxis direkt im drei Bahnhöfen in Ochtmersleben, Wellen und Niedern-

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 84 6.7 Wohninfrastruktur dodeleben ebenfalls an das Bahnnetz angeschlossen. Bis auf Schackensleben verfügen außerdem alle Ortsteile über eine Busanbindung.

Bewertung Der demografische Wandel hat durch die sinkenden Ge- burtenraten bei gleichzeitiger steigender Lebenserwar- tung erhebliche Auswirkungen auf heutige und künftige Anforderungen an eine moderne Wohninfrastruktur. Ins- besondere ländliche Regionen sind hiervon stark betroffen und müssen im Gegenzug eine attraktive Wohninfrastruk- tur bereitstellen, um auch junge Menschen zum Verbleib oder zur Rückkehr nach ihrer Ausbildung zu animieren.

Die Versorgung im frühkindlichen Bereich ist durch die flä- chendeckend vorhandenen Kindertagesstätten und den vielen Hortbetrieben bereits jetzt ausreichend gesichert. Bei einer rückläufigen Bevölkerungsentwicklung und da- durch bedingter geringerer Auslastungen ist es wahr- scheinlich, dass langfristig nicht sämtliche Standorte auf- rechterhalten werden können. Die sechs vorhandenen Grundschulen sind gleichmäßig über das Gebiet der Ge- meinde Hohe Börde verteilt, so dass sich die nächste Schu- le nicht weiter als der nächste Nachbarort befindet. Auch hier wird künftig zu prüfen sein, inwieweit sich alle Stand- orte wirtschaftlich noch tragen lassen. Junge Familien mit kleinen Kindern finden demzufolge bislang ausreichende Betreuungs- bzw. Bildungsangebote in der Gemeinde.

Die Anforderungen an attraktive Freizeit- und Unterhal-

tungsangebote hat sich in den letzten Jahrzehnten stark ge- 6.7 wandelt. Von den vielen vorhandenen Spielplätzen in der Gemeinde Börde profitieren in erster Linie kleinere Kinder. Eine wichtige Bevölkerungsgruppe stellen aber auch die Ju- gendlichen dar, deren Ansprüche vielfältig sind. Hier sollten ausreichend viele Gestaltungsmöglichkeiten angeboten wer- den, will man sie aktiv am Gemeindeleben beteiligen. Neben den traditionellen Anlaufstellen wie Sport- und Vereinshei- men, sind insbesondere Jugendtreffs, bei denen Kinder und Jugendliche unter sich sind und sich „ausprobieren“ kön- nen, von hoher Bedeutung. Die hohe Anzahl an vorhande- Die Wohninfrastruktur in der Gemeinde Hohe Börde wird langfristig nen Sportplätzen und –hallen sowie die vielen Jugendclubs sowohl von neugebauten individuellen oder komplexen Siedlungsbe- bilden dafür eine gute Basis. Gleichzeitig müssen durch die reichen vor allem in Ortsrandlagen als auch von traditionellen dörfli- alternde Gesellschaft auch vermehrt ältere Generationen an- chen Strukturen bestimmt sein. (Fotos: W. Bock, M. Schmidt) gesprochen werden bzw. gewinnt ein generationenübergrei-

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 6.7 Wohninfrastruktur 85 fendendes Miteinander immer mehr an Bedeutung. Zentrale bote im Dienstleistungsbereich können somit ausgegli- Treffpunkte wie Dorfgemeinschaftshäuser bieten dafür oft- chen werden. Gleichzeitig wird hierdurch das Miteinander mals geeignete Räumlichkeiten und sind bereits jetzt in den sowie ein direkter Austausch zwischen den Generationen meisten Ortsteilen vorhanden. Nicht mehr ganz zeitgemäß, gestärkt: Jugendliche mähen zum Beispiel für Senioren aber in vielen Orten immer noch wichtig für das soziale Mit- den Rasen und diese können im Gegenzug spezifisches einander, sind gastronomische Einrichtungen wie Gaststät- Wissen oder Fachkenntnisse zurückgeben. Eine weitere ten oder Cafés. Die vor einigen Jahren durch das statistische Möglichkeit besteht in der Beschäftigung von acht „Dorf- Bundesamt ermittelten rückläufigen Zahlen, nach denen in kümmerern“. Das Ministerium für Arbeit, Soziales, Frau- einem Zeitraum von zehn Jahren insbesondere in kleineren en und Familie des Landes hat im Juli 2012 Gemeinden bundesweit rund ein Viertel aller Kneipen und in den Landkreisen Barnim, Uckermark und Oberhavel Wirtshäuser schließen mussten, zeugen ebenfalls von einer Dorfkümmerer eingestellt. Dorfkümmerer identifizieren Trendwende im Gemeinschaftswesen. Da in der Gemeinde besondere Probleme in ihrem Dorf (fehlende Nahversor- Hohe Börde viele der Ortsteile, darunter auch einige der klei- gung, mangelhafter Nahverkehr etc.), gewinnen Mitmen- neren Dörfer wie Ochtmersleben, Rottmersleben oder Nord- schen zur Lösung dieser Probleme, helfen bei der Suche germersleben, noch über eine oder mehrere Gaststätten ver- nach Fördermöglichkeiten und unterstützen bei der Su- fügen, ist die Situation hier noch als gut zu bewerten. che nach Ansprechpartnern, organisieren Veranstaltun- gen im eigenen Dorf und begeistern andere Einwohner Es ist langfristig zu beobachten, inwieweit die durch das für die Verbesserung der Lebensqualität“, einem anderen „Gaststättensterben“ entstehende Lücke durch andere Wort für Wohninfrastruktur.87 Einrichtungen wie Dorfgemeinschaftshäuser gefüllt wer- den kann, bzw. ob sich das soziale Miteinander auf andere, Ein solches Projekt zur Verbesserung der Wohninfrastruk- private oder virtuelle Bereiche verschiebt. tur ist die Wiedereinrichtung von Dorfläden als öffentli- che oder teilöffentliche Angebote.88 Dies trifft auch auf Handlungsempfehlungen die Ortschaften der Gemeinde Hohe Börde zu, die nicht Generell sollte die Wohninfrastruktur hinsichtlich der alle von den Angeboten der großen Einkaufszentren im Bedürfnisse von jungen Familien aber auch denen älte- Umfeld der Bundesautobahn A 2 profitieren können. In rer Menschen langfristig angepasst werden. Um letzte- neu eingerichteten Dorfläden könnten die Räumlichkei- re Zielgruppe ausreichend zu versorgen, sind der Aus- ten neben der Verbesserung des Nahversorgungsange- bau von Pflege- und Betreuungseinrichtungen sowie die botes auch als Nachbarschaftszentrum und Ort der Kom- Schaffung von barrierefreiem Wohnraum in der Gemein- munikation reaktiviert werden, um damit den sozialen 6.7 de Hohe Börde zu empfehlen. Besondere Aufmerksam- Zusammenhalt nachhaltig zu stärken.89 Gleichzeitig soll- keit ist zudem den Wohnraumansprüchen von Beziehern te wenigstens das mobile Verkaufsangebot langfristig von Grundsicherungsleistungen (Hartz IV) zu schenken. auf möglichst alle Ortsteile ausgeweitet werden. Für die Aufrechterhaltung der medizinischen Versorgung besteht eine wichtige Aufgabe darin, die bereits beste- Um Menschen ohne eigenen PKW bzw. mobileinge- henden Arztpraxen am Ort langfristig zu sichern, was schränkte Bewohner ebenfalls einen möglichst großen mitunter bedeuten kann, sich frühzeitig um Nachfolger zu Aktionsradius zu ermöglichen, sollten alle Ortschaften bemühen, sobald Schließungen absehbar werden. an das örtliche Busnetz angeschlossen werden. Gleich- zeitig wird hierdurch verhindert, dass einzelne Ortstei- Um die vorhandenen Potenziale der einzelnen Ortsge- le von der übrigen Gemeinde langfristig abgeschnitten meinschaften besser nutzen zu können, empfiehlt sich die werden. Die Einrichtung einer Mitfahrzentrale bzw. eines Einrichtung einer (digitalen) Plattform zum Austausch Car Sharing-Angebotes kann ebenfalls zu einer Verbes- von Wissen und Dienstleistungen. Wegbrechende Ange- serung des Mobilitätsangebotes beitragen.

87 http://entersocial.de/dorfkuemmerer/ (Zugriff 12.12.13) 88 http://www.stadtumbaunrw.de/Projekt_d_Woche/pdf_txt/projekt_243.pd (Zugriff 12.12.13) 89 siehe 88

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 86 6.7 Wohninfrastruktur 6 .8 Friedhöfe

Ausgangssituation Verwandten, die die Grabpflege übernehmen könnten, stellt In Deutschland hat sich die Friedhofskultur in den letzten sich die Frage der dauerhaften Pflege auf den einzelnen, ört- Jahrzehnten deutlich verändert: Feuerbestattungen so- lichen Friedhöfen. Die Pflege der Friedhöfe kann zurzeit noch wie der Bedarf an anonymen Begräbnisstätten nehmen durch die Gemeinde Hohe Börde gewährleistet werden. Lang- zu, während Erdbestattungen abnehmen. In der Folge fristig steht die Gemeinde aber auch vor der Aufgabe, den verlieren die Friedhöfe das bisher gewohnte Ordnungs- Baumbestand auf den Anlagen zu pflegen und ggf. zu schlie- muster aus Einzel- und Familiengrabstätten. ßende Friedhöfe in Parkanlagen umzunutzen.

Friedhöfe erfüllen wichtige individuelle und kollektive Handlungsempfehlungen Funktionen. Vor allem sind sie dazu bestimmt, den Ange- Friedhöfe sind öffentliche Einrichtungen und sollten hörigen Verstorbener ein ungestörtes Totengedenken zu deshalb ohne Beeinträchtigung von allen Besuchern, ermöglichen. Für sie sind Friedhöfe ein emotionaler Ort auch von älteren oder mobilitäts- oder sinnesbehinder- mit hohem Identifikationswert. Aus Sicht der Kommunen ten Personen, zu nutzen sein. Da dieser Personenkreis sind Friedhöfe ein Wirtschaftsbetrieb, den es im Interesse das Gros der Friedhofsbesucher darstellt, sollte jeder der Menschen und des sozialen Gefüges zu erhalten gilt. Friedhof weit möglichst barrierefrei gestaltet sein90.

Jede Ortschaft der Gemeinde Hohe Börde besitzt einen Im Zuge des demografischen Wandels und dem damit Friedhof. In den Ortschaften Bebertal, Niederndodeleben verbundenen Älterwerden der Gesellschaft ist es wich- sowie Schackensleben existieren sogar zwei Friedhöfe. Auf tig, dass die Friedhöfe auch mit dem ÖPNV zu errei- den Friedhöfen in der Gemeinde Hohe Börde werden so- chen sind. Gleichzeitig sind ausreichend Parkplätze vor wohl Erd- und Urnenbestattungen angeboten als auch an- Ort vorzuhalten. Sie ersparen älteren oder behinderten onyme Urnenreihengrabbestattungen. Diese anonymen Menschen lange Wege. Darüber hinaus ist bei baulichen Urnengemeinschaftsanlagen stehen auf den Friedhöfen in Maßnahmen auf die Barrierefreiheit zu achten. den Ortsteilen Ackendorf, Bebertal (Am Markt), Bornstedt, Eichenbarleben, Irxleben, Mammendorf, Niederndodele- Langfristig ist die Situation in den Ortschaften mit zwei ben (Walter-Rathenau-Straße), Nordgermersleben, Ocht- Friedhöfen hinsichtlich möglicher Überhangflächen zu mersleben, Rottmersleben und Wellen zur Verfügung. Ur- beobachten. Sollten diese deutlich zunehmen, ist über nengemeinschaftsanlagen mit Namensnennung gibt es auf eine Zusammenlegung der Friedhöfe nachzudenken. den Friedhöfen in den Ortsteilen Schackensleben (Fried- Die vorhandenen Trauerhallen sind dem heutigen Be- hofspark), Groß Santersleben, Hermsdorf und Hohenwars- darf anzupassen. leben. Auf den Friedhöfen Ackendorf, Niederndodeleben,

Rottmersleben sowie Schackensleben befinden sich beson- 6.8 ders schützenswerte Grabstellen sog. Kulturgräber.

Bewertung Der Bedarf an Friedhofsfläche bzw. Begräbnisstätten ist für die Gemeinde Hohe Börde als ausreichend einzustufen. Nen- nenswerte Überhangflächen sind nicht vorhanden. Es zeich- net sich weiterhin ein großer Bedarf an anonymen Begräb- nisstätten ab. Die baulichen Anlagen wie z.B. Trauerhallen, Friedhofsmauern befinden sich in einem schlechten Zustand. Neben der kommunalen Friedhofspflege, werden die Grab- anlagen von den Angehörigen vor Ort gepflegt. Im Zuge des Anonyme Grabanlage auf dem Friedhof im Ortsteil Irxleben (Foto: W. Bock) demografischen Wandels und dem Nichtvorhandensein von

90 Vgl.: http://nullbarriere.de/barrierefreie-friedhoefe.htm

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 6.8 Friedhöfe 87 7 . Freizeiteinrichtung 7 1. Sportstätten

Ausgangssituation weiter „verschärft“ werden. Kommunen, Verbände und Ver- Aus der Sicht der Integrierten Gemeindlichen Entwicklung eine müssen davon ausgehen, dass öffentliche Mittel (För- gehören Sportstätten zu den unverzichtbaren Infrastruk- derung – hier vor allem für Investitionen) nur noch dann tureinrichtungen. Sie tangieren in Teilbereichen Pflichtauf- zum Einsatz kommen werden, wenn belastbare konzeptio- gaben der Kommune (Sporteinrichtungen für die Grund- nelle Voraussetzungen gegeben sind, um die Verwendung schulen und die Kindertagesstätten). Darüber hinaus der öffentlichen Mittel nachhaltig und der demografischen bilden Sportanlagen einen Kern für die (infrastrukturel- Entwicklung angepasst vorzunehmen. Landkreise und Kom- len) Haltefaktoren an den Ort, die Gemeinde und die Regi- munen, die diese Voraussetzungen nicht schaffen, werden on. Benötigt werden demnach ein Leitbild und eine Stra- im Wettbewerb um die Verwendung der (rückläufigen) För- tegie für die langfristige Entwicklung der Sportstätten in dermittel geringe Chancen haben. der Kommune. Das betrifft sowohl Einrichtungen in Trä- gerschaft der Gemeinde als auch jene, die sich im Eigen- Handlungsempfehlungen tum der Sportvereine und anderer Akteure befinden. Jeder Der Gemeinde wird daher dringend empfohlen, sich in Arbeitsschritt in Richtung einer fachlichen Planung hat fol- Abstimmung mit dem Landkreis Börde über die Vorbe- gerichtig im Zusammengehen der Gemeindeverwaltung reitung der Sportstättenentwicklungsplanung zu ver- mit den anderen Eigentümern (hier möglichst im Konsens ständigen. Ungeachtet einer gegebenenfalls gemein- und in Koordination mit dem Kreissportbund) zu erfolgen. samen kreislichen Planung auf diesem Gebiet, sollte die Gemeinde einen eigenen Handlungsrahmen für die Bewertung langfristige Entwicklung der Sportstätten auf ihrem Ter- In jedem Fall wird die Gemeinde Hohe Börde mit einer ritorium aufstellen. Sportstättenentwicklung konzeptionelles „Neuland“ be- treten. Das Land Sachsen-Anhalt hat den Kommunen hier- Dieser wird die grundsätzlichen Ziele abbilden müs- für eine modellhafte Planungsgrundlage zur Verfügung sen, die auf eine langfristig leistungsfähige Sportstät- gestellt, in dem das Vorgehen am Beispiel der Stadt San- tenstruktur und deren Demografiefestigkeit ausgerich- gerhausen detailliert dargestellt wird.91 Der diesbezüg­ tet sind. Zu untersuchen ist auch, wie durch Kooperation liche Handlungsleitfaden kündigte bereits im Jahr 2010 ggf. überdimensionierte Angebote ausgedünnt werden an, dass die Förderung von Sportstätten ab dem Jahr 2012 können. Letztlich wird im Bereich der Sportstätten – eine kommunale oder regionale Sportstättenplanung vor- stets im Zusammenwirken von Kommune und den Ver- aussetzt. Wenngleich sich die Ressortzuständigkeit inner- einen (im Kontext des Kreissportbundes) – die Frage zu 7.1 halb der Landesregierung in der Zwischenzeit verändert beantworten sein, welche Anlagen langfristig Bestand hat (heute: Ministerium für Inneres und Sport), so bleibt haben können/sollen und welche man sich gegebenen- doch der Anspruch an die Kommunen, konzeptionelle Vor- falls nicht mehr leisten kann/will. arbeiten in jedem Fall zu erbringen. Der Gemeinde wird empfohlen, sich bei der Sportstätten- Noch steht die Förderkulisse im Bereich der Sportstätten entwicklung an folgenden Zielsetzungen zu orientieren: des Landes Sachsen-Anhalt (hier vor allem mit Unterstüt- • Sport und Sportstätten gehören zur Daseinsvorsorge zung aus Mitteln der Europäischen Union) für den Zeitraum in der Gemeinde; sie bilden einen unverzichtbaren Be- 2014-2020 nicht fest. Im Sinne einer zukunftsweisenden standteil der Haltefaktoren für die hier lebende Bevöl- Sportpolitik wird jedoch davon auszugehen sein, dass mit kerung; attraktive Sportstätten sind ein „Anker“, um der ab 2014 beginnenden EU-Förderperiode die Vorausset- den (nach wie vor nachweisbaren) Wanderungsverlust zungen an eine demografiefeste Sportstättenentwicklung in der Region abzumildern;

91 Vgl. Handlungsleitfaden zur Sportstättenentwicklungsplanung. Herausgegeben vom Ministerium für Gesundheit und Soziales des Landes Sach- sen-Anhalt. Magdeburg, 2010

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 88 7.1 Sportstätten Sportflächen im OT Nordgermersleben Sporthallennutzung für Freizeit- und Breitensport (Foto: W. Bock) im OT Niederndodeleben (Foto: M. Schmidt)

• Erhalt und langfristige Sicherung einer leistungsfä- • Stärkung des Zusammenwirkens von öffentlichen und higen Sportstättenstruktur im Bereich der Gemeinde privaten Akteuren (public-private-partnership) zur Si- stellen eine gemeinsame Aufgabe der Kommune und cherung der strukturprägenden Sportstätten in der Ge- aller Vereine dar; meinde. • schrittweise Anpassung des Angebotes (Sportstätten) an die sich verändernde Nachfrage im Zuge des demo- Bei der Sanierung bestehender Sportstätten ist auf grafischen Wandels (Bevölkerungsrückgang, Zunahme den Einbau energiesparender Maßnahmen besonde- älterer Bürgerinnen und Bürger, weiterer Rückgang der rer Wert zu legen. Vorhandene Sportanlagen sind ins- Zahl von Kindern und Jugendlichen) und Berücksich- besondere für den Behinderten- und Rehabilitations- tigung einer sich dynamisch verändernden Nachfrage- sport, den Gesundheitssport, den Seniorensport sowie struktur (neue Sportarten/Trendsportarten, Rückgang für Trendsportarten und die Förderung einer geschlech- der Bindung an Vereinsstrukturen und Zunahme des tergerechten Nutzung auszurichten. Der Neubau von „Kunden“-Verhaltens; Trend zur stärkeren Nachfrage Sportstätten ist nur in Ausnahmen in Betracht zu ziehen von spezifischen Angeboten für Frauen, Familien und und beschränkt sich auf den Bereich der Grundschulen. für generationsübergreifende Angebote, mittel- und langfristige Sicherung eines durchgängig barrierefreien Es ist davon auszugehen, dass die gegenwärtig lau- Zugangs zu allen Sportstätten); fende Programmierung für die Europäischen Struk- • Stärkung von Mitsprachemöglichkeiten der Bürgerinnen turfonds (EFRE, ESF) und den Europäischen Landwirt- und Bürger (Partizipation) bei der langfristigen Ausge- schaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes

staltung eines attraktiven Sportstättenangebotes; (ELER) konkrete Aussagen zur Förderkulisse im Sport- 7.1 • Identifizierung von Sportstätten, die mittel- und langfris- stättenbereich bringen wird. Belastbare Ergebnisse wer- tig zurückgebaut werden sollen („Ausdünnung des An- den voraussichtlich im 2. Halbjahr 2014 vorliegen. Spä- gebotes“) und von Sportstätten, die langfristig im Zuge testens dann sollte mit der Planung im oben skizzierten von Kooperationen (vor allem zwischen Gemeinde und Sinne begonnen werden. Vereinen) erhalten und ausgebaut werden können; • Konzentration von Investitionen (Förderung) auf jene Sportstätten, deren Erhalt langfristig (Demogra- fie-Check bis 2030) gewährleistet werden kann und die vorzugsweise einer kooperativen Nutzung (z.B. Schulsport, Vereinssport, Freizeitsport) zur Verfü- gung stehen;

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 7.1 Sportstätten 89 7 .2 Kulturelle Einrichtungen

Ausgangssituation de Hohe Börde kann in diesem Kontext nur empfohlen Kultur ist ein Standortfaktor. Sicher wird nur in Ausnah- werden, die Chancen des ELER-Fonds der Europäischen mefällen die kulturelle Identität einer Region Anlass sein, Union zur Pflege des kulturellen Erbes in den ländlichen um substanzielle Zuwanderungsbewegungen oder indus- Räumen weiter gezielt zu nutzen. triell-gewerbliche Ansiedlungen auszulösen; andererseits schafft Kultur eine emotionale Bindung an die Heimat und Wichtig hierfür ist eine Strategie der Gemeinde für den wird damit zu einem ernstzunehmenden Haltefaktor. Erhalt (und ggf. punktuellen Ausbau) der kleinen kulturel- len Einrichtungen. Eine Rang- und Reihenfolge möglicher Die Gemeinde Hohe Börde profitiert im Hinblick auf den Investitionen (die in ihrer Mehrzahl eine Zuwendung aus Zugang zu überregional bedeutsamen (zum Teil mit in- öffentlichen Mitteln – Förderung – zur Voraussetzung ha- ternationaler Reputation ausgestatteten) Kulturstätten ben werden) wird die Grundlage bilden, um auch in den und kulturellen Angebote von der Lagegunst zur Landes- kommenden Jahren (bis 2020) von der Vergabe der o.g. hauptstadt.92 Für viele Bürgerinnen und Bürger befin- öffentlichen Mittel profitieren zu können. det sich das breite Kulturangebot der Landeshauptstadt „vor der Haustür“. Ergänzt wird dies durch kleine, oftmals Die Prioritätenliste für den kulturellen Bereich (sowohl lokal­orientierte kulturelle Einrichtungen (Museen, Heimat- im Hinblick auf bauliche Investitionen als auch für hu- stuben, thematisch auf die Region ausgerichtete Ausstel- mankapitalorientierte Ausgaben93) sollte bis Mitte 2014 lungen u.ä.m.). vorliegen, um diese in die Erarbeitung des Entwick- lungskonzeptes der LEADER-Aktionsgruppe einfließen Bewertung lassen zu können. LEADER wird bis 2020 für den Bereich Die (geplanten) rückläufigen Finanzzuweisungen aus dem der Pflege des kulturellen Erbes die wichtigste Quelle Landeshaushalt zwingen viele Kulturstätten des Landes öffentlicher Zuschüsse bleiben. (möglicherweise) zu substanziellen (mitunter auch be- standsbedrohenden) Einsparungen. Andererseits sind in den zurückliegenden zehn Jahren vor allem EU-Gelder in Millionenhöhe in den Aufbau neuer, kleiner und lokal/re- gional zugeschnittener kultureller Einrichtungen im länd- lichen Raum geflossen (hier vor allem über die Lokalen Aktionsgruppen (LAG) des europäischen LEADER-Pro- zesses). Die Gemeinde Hohe Börde hat davon durch ihre Mitarbeit in der LAG „Flechtinger Höhenzug“ überdurch- schnittlich profitiert.

7.2 Handlungsempfehlungen Inwieweit das oben skizzierte Finanzierungsdefizit im Bereich der landesbedeutsamen Kultureinrichtungen mit den auch in der neuen EU-Förderperiode 2014-2020 bestehenden Finanzierungsmöglichkeiten über den Eu- ropäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER) harmonisiert werden kann, obliegt der Landesregierung. Für die Gemein-

92 Magdeburg verfügt über ein breites Kulturangebot, das von Opernhaus und Schauspielhaus sowie großen OpenAir-Veranstaltungen z.B. auf dem Domplatz über eine international bekannte Museumslandschaft bis zu einer vielfältigen Galerienszene, Kinos und Stätten für Großveranstaltungen (Sport- und Mehrzweckanlagen) reicht. 93 Es kann davon ausgegangen werden, dass vor allem im Zuge des LEADER/CLLD-Prozesses in Sachsen-Anhalt stärker als bisher auch Mittel des Europäischen Sozialfonds (ESF) für ländliche Räume (im Sinne eines fondsübergreifenden Handlungsansatzes) Verwendung finden können.

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 90 7.2 Kulturelle Einrichtungen 7 .3 Dorfgemeinschaftshäuser

Ausgangssituation gung gezogen werden. Dies bedarf vor Beginn erster Die Gemeinde verfügt über eine große Anzahl von Dorf- baulicher Planungen einer Untersuchung, die über ei- gemeinschaftshäusern. Über die räumliche Verteilung der nen Zeitraum von mindestens 15-20 Jahren die Aus- Einrichtungen geben sowohl die Anlage der vorliegen- lastung der in Aussicht stehenden Anlage nachweist den Konzeption als auch die Unterlagen zur Anpassungs- (Demografie-Check) und die Deckung der Betriebskos- strategie für die Gestaltung des demografischen Wandels ten haushaltsseitig gewährleistet. Der Check muss ver- Auskunft. Das Spektrum der dörflichen Gemeinschaftsein- gleichbare Einrichtungen im engeren räumlichen Ein- richtungen reicht von neu gebauten Objekten (z.B. Herms- zugsbereich (Nachbarorte) und deren Auslastungsgrad dorf) über sanierte, zuvor leer stehende und nicht mehr einbeziehen. benötigte Gebäude (z.B. Schackensleben) bis hin zur Re- • Grundsätzlich wird empfohlen, keine öffentliche Mittel konstruktion komplexer Areale im Ortszentrum für ein für den Bau resp. für die Einrichtung weiterer (neuer) breites Spektrum gemeinschaftlich zu nutzender Infra- Dorfgemeinschaftseinrichtungen zu verwenden. Die strukturangebote (z.B. Wellen). verfügbaren finanziellen Mittel sollten ausschließlich für dringend erforderliche Reparaturen in bestehenden Handlungsempfehlungen Einrichtungen genutzt werden. Vorrang haben dabei • Politik und Verwaltung haben in den zurückliegenden Einrichtungen in den bevölkerungsstärksten Ortschaf- Jahren wichtige Rahmensetzungen im Hinblick auf die ten. koordinierte Nutzung der Häuser im Verbund der Ein- • Der Gemeinde wird empfohlen, bis zum Jahr 2015 alle heitsgemeinde beschlossen. Konsens besteht darüber, bestehenden Dorfgemeinschaftseinrichtungen vor al- dass alle bestehenden Dorfgemeinschaftshäuser in der lem im Hinblick auf den Nutzungsgrad und die bauli- Gemeinde Hohe Börde eine wichtige Funktion für das che Situation (z.B. Reparaturbedarf) zu untersuchen. In Leben in den Ortschaften ausüben. Vor diesem Hinter- diesem Kontext sollen auch (langfristige) Chancen für grund soll die künftige Entwicklung der Einrichtungen eine schrittweise Anpassung des Bestandes an Dorfge- vor allem nach folgenden Grundsätzen erfolgen: meinschaftseinrichtungen an den sich ändernden Be- • Der Bestand an Dorfgemeinschaftshäusern ist langfris- darf vorgenommen werden. Die Analyse sollte dem Ziel tig zu erhalten (bei einer Vielzahl von Einrichtungen folgen, insbesondere in den kleinsten Orten (Ortsteilen) sind durch bestehende Mittelbindefristen im Zuge um- Möglichkeiten der gemeinsamen Nutzung von Einrich- fangreicher Förderungen derzeit auch keine anderen tungen im räumlichen Umfeld (Nachbarorte) aufzuzei- Handlungsoptionen gegeben). gen. • Der Rückbau (Schließung) vorhandener Anlagen ist • Das überaus vielfältige Angebot in Gemeinschaftsein- – unter Berücksichtigung der zu erwartenden Bevöl- richtungen sollte in einer zusammenfassenden Doku- kerungsentwicklung und der räumlichen Verteilung – mentation (vergleichbar der Veröffentlichung zu den nicht erforderlich. Die im politischen Raum des Landes Kinderbetreuungseinrichtungen in der Gemeinde) Sachsen-Anhalt in mehreren ländlichen Regionen dis- kommuniziert werden. Anzustreben ist, allen Vereinen kutierte Option des Rückbaus geht stets mit der Gefahr (als Multiplikatoren) eine Übersicht der verfügbaren 7.3 einher, dass mit der Schrumpfung des Angebotes an Räumlichkeiten in den Ortschaften und die damit ein- dörflichen Gemeinschaftseinrichtungen die Standortat- hergehenden Konditionen (Nutzungsentgelte, Gebüh- traktivität der Ortschaften unwiederbringlich leidet. In- ren) zur Verfügung zu stellen. sofern ist es eine legitime Option, vergleichsweise teure Infrastruktureinrichtungen bewusst (auch bei ggf. ge- ringer Auslastung) zu erhalten, um ein attraktives Ver- sorgungsniveau vorhalten zu können. • Der Bau neuer Anlagen oder der Umbau von geeigne- ten Gebäuden zum Zweck der Einrichtung einer Ge- meinschaftseinrichtung soll nur in Ausnahmen in Erwä-

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 7.3 Dorfgemeinschaftshäuser 91 7 .4 Freibäder

Ausgangssituation chende, moderne Ausstattung bei einem auch für Kinder, Der Wunsch nach Erholung, Bewegung und Spaß in einer Jugendliche, junge Familien und ältere Menschen tragbaren einladenden Umgebung sind nach wie vor die entschei- Eintritts- bzw. Aufenthaltspreis entscheidend. Gerade für dende Motivation zum Besuch von kommunalen Freibä- junge Familien sind die häufig zwar nicht sehr großen, aber dern. Entsprechend dienen sie in erster Linie als fami- öffentlich getragenen Bäder auch wegen der damit verbun- lienfreundliche Freizeit- und Erholungsbäder im nahen denen Sicherheit durch die ständige Anwesenheit ausge- Wohnumfeld. Daneben sind sie jedoch bei vorausschau- bildeten Personals von großer Bedeutung. Werden diese ender Planung auch für die Ausübung sportlicher wasser- Voraussetzungen erfüllt, bilden Freibäder nach wie vor ein und nicht-wasserbezogener Aktivitäten geeignet. Bei- wichtiges ortsnahes Freizeitangebot und sollten daher im de Angebote lassen sich in der Regel auch bei Bädern in ländlichen Raum erhalten bleiben. kleinen Ortschaften oder Gemeinden verwirklichen. Sind sportliche Aktivitäten möglich, können diese Bäder z.B. Darüber hinaus können sich die Freibäder, so sie ein at- auch von Schulen oder Sportvereinen genutzt werden. traktives, nicht nur wasserbezogenes Freizeitangebot auf dem Schwimmbadgelände sowie ein ansprechendes Am- Sportanlagen besitzen für den sozialen Zusammenhalt ei- biente aus offenem Gelände und den notwendigen Gebäu- nen hohen Stellenwert. Die Gemeinde Hohe Börde verfügt den bieten (ggf. mit einer Restauration), sogar zu einem über zwei Schwimmbäder. In Nordgermersleben existiert Zentrum für das allgemeine gemeindliche Leben (Vereins- ein Ökobad und in Niederndodeleben ein klassisches Frei- wesen, Treffpunkt z.B. für öffentlich übertragene Großer- bad, das vom Schwimmbadverein Schrotetal e.V. Niedern- eignisse) entwickeln, das auch Angebote außerhalb der dodeleben betrieben wird. Badesaison bereit hält und Arbeitsplätze schafft.

Bewertung Das Freibad in Niederndodeleben befindet sich in einem Von nicht zu unterschätzender Bedeutung ist der lokale oder baulich schlechten Zustand. Um eine dauerhafte Lösung für gar regionale Identifikationswert von älteren Freibädern, da das Freibad zu finden, wurde eine Machbarkeitsstudie zur sie einst häufig anteilig durch Eigenleistungen der Bewoh- Sanierung des Freibades in Auftrag gegeben. Zu beantwor- ner errichtet worden sind. Nicht zuletzt deshalb werden die ten ist, ob das Freibad als klassisches Freibad weitergeführt „eigenen Schwimmbäder“ von den politisch Verantwort- wird oder ob es in ein Naturbad umgewandelt wird. Nur lichen als wichtiges kommunales Angebot für die Einwoh- mit möglichst genauen Kenntnissen über die „Randbedin- ner betrachtet, auch wenn sie fast ausschließlich im Sommer gungen“, unter denen ein Freibad weitergeführt wird, sind ihre Wirkung als Anziehungs- und Treffpunkt für die Bürger nachvollziehbare und tragfähige Entscheidungen möglich. der Gemeinde, u.U. auch der näheren Umgebung, entfalten. Bestandteil der Studie ist auch die Darlegung der Vor- und Heute ist für die Attraktivität der Bäder jedoch eine anspre- Nachteile, die der Bau eines herkömmlichen oder eines Na- 7.4

Ökobad (LEADER-Projekt) in Nordgermersleben IGEK-Expertenteam mit Vertreter/innen des Schwimmbadvereins Schrote­ (Foto: M. Schulz) tal e. V. auf dem Gelände des Niederndodelebener Bades (Foto: M. Schulz)

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 92 7.4 Freibäder Haldensleben



Glüsig Bebertal

Ackendorf Klein  Rottmersleben Rottmersleben Brumby Nordgermersleben Schackensleben Groß Santersleben Tundersleben A Hermsdorf

Bornstedt Hohenwarsleben Mammendorf A

Eichenbarleben

Irxleben Ochtmersleben Freibäder in der Gemeinde Hohe Börde Wellen  Anzahl der Einrichtungen, Niederndodeleben Verteilung auf die Ortsteile

A Magdeburg Schwimmbad, saniert Schwimmbad, Sanierung/Umbau geplant

turbades mit sich bringt. Eine Machbarkeitsstudie bildet da- der Chancen von kommunalen Freibädern und nicht rüber hinaus auch eine gewichtige Voraussetzung für die zuletzt das Engagement der Schwimmbadvereine und Einwerbung von Sponsorengeldern. damit der Bürger bei langen Stillstandsphasen sehr lei- den würde. Nur durch eine Anpassung der Fördervor- Handlungsempfehlungen aussetzungen hin zu einem u.U. zwar mehrjährigen, Insgesamt trägt die Kommune mit modernen Frei- aber kontinuierlichen Umbauprozess lässt das Enga- bädern dazu bei, den Haltefaktor „Sport und Freizeit“ gement der Bürger nicht erlahmen. Gleichzeitig wäre zu stärken. Mit dem Erhalt der beiden Schwimmbäder es wünschenswert, wenn auch die verantwortlichen (Niederndodeleben, Nordgermersleben) kann der spe- Überwachungs- und Genehmigungsbehörden trotz ei- zifische Freizeitbedarf auf diesem Gebiet langfristig ner evtl. über mehrere Jahre gestreckten Bauphase die gedeckt werden. Die Einrichtung neuer Anlagen sollte Erlaubnis zur weiteren Nutzung des Freibades geben nicht in Betracht gezogen werden. würden. Dazu sollte von den verantwortlichen Planern in Abstimmung mit den Behörden bereits im Vorfeld Der Sanierung des Freibades in Niederndodeleben ein transparentes und nachvollziehbares Konzept erar- kommt in Hinblick auf den Stellenwert der Ortschaft beitet werden. 7.4 innerhalb der Gemeinde und am Rand der Landes- hauptstadt Magdeburg sowie dem Engagement der Der bestehende Schwimmbadverein stellt eine wichti- Menschen vor Ort eine wichtige Rolle zu (vgl. Kap. 1.4). ge Stütze dar, um öffentliches und privates Engagement Für den Erhalt des Freibades sind umfangreiche Sanie- zu bündeln. Es wird deshalb empfohlen, den Verein auf rungsmaßnahmen notwendig, die bauabschnittsweise dem Gebiet der Personalkosten für den Bademeister sowie mit geeigneten Finanzierungsmöglichkeiten der dauerhaft zu entlasten. Mit der Übernahme dieser Kos- öffentlichen Hand (z.B. ELER-Fonds ab 2014) kofinan- ten in den Gemeindehaushalt, würde der Handlungs- ziert werden können. Es ist absehbar, dass die Nutzung spielraum des Fördervereins spürbar erhöht.

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 7.4 Freibäder 93 7 .5 Heimatstuben und Schlachthäuser

Ausgangssituation • Herausgabe eines „Museums-Führers“ für alle Einrich- In der Gemeinde Hohe Börde gibt es die folgenden Ein- tungen in der Gemeinde (ggf. in Zusammenarbeit mit richtungen: einer Hochschule als Praktikums- oder Projektarbeit – ••Dorfmuseum in Ackendorf z.B. Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle)94 ••Veltheimsburg in Bebertal, die in Teilbereichen als Hei- matstube genutzt wird ••Hopfen-Info-Haus in Groß Santersleben ••Holunderkontor, Trachtennähstübchen, Käsestube und Leinenstube in Niederndodeleben sowie ••ein Schlachthaus in Rottmersleben. In Niederndodeleben ist der Heimat- und Kulturverein Nie- derndodeleben-Schnarsleben sehr aktiv. Dieser betreibt die historische Käsestube, eine Trachtennähstube sowie ein kleines Museum zur Dorfgeschichte. In den Räumen des Altenpflegezentrums in Niederndodeleben werden wechselnde Ausstellungen gezeigt.

Museumshof im OT Ackendorf (Foto: M. Schulz) Bewertung Die Finanzierung (laufende Unterhaltungskosten, Aufwen- dungen für notwendige Reparaturen u.a.) der dörflichen Gemeinschafts- und Kultureinrichtungen wird unter den Bedingungen der Haushaltskonsolidierung schwieriger. Po- litik und Verwaltung haben zu entscheiden, ob bei immer eingeschränkteren finanziellen Handlungsspielräumen die vorhandene Infrastrukturausstattung erhalten werden kann. Dabei besteht die Gefahr, durch den eventuellen „Rückbau“ der sogenannten „weichen“ Infrastruktureinrichtungen auch die Standortattraktivität der Gemeinde zu gefährden. Insofern kann es eine Option sein, vergleichsweise teuere Holunderkontor im OT Niederndodeleben (Foto: M. Schulz) Infrastruktureinrichtungen bewusst (auch bei ggf. geringer Auslastung) zu erhalten, um ein attraktives Versorgungsni- veau anbieten zu können. Zum gegenwärtigen Stand ist die Gemeinde Hohe Börde in der Lage, die vorhandenen Infra- struktureinrichtungen zu betreiben.

7.5 Handlungsempfehlungen • Erhalt der bestehenden Einrichtungen in Ackendorf (Dorfmuseum), Bebertal (Burg), Groß Santersleben (Hopfen-Info-Haus) und Niederndodeleben (Trachten- nähstübchen, Käsestube, Leinenstube) sowie in Rott- Im Rahmen des LEADER-Prozesses eingerichtetes öffentliches mersleben (Schlachthaus). Schlachthaus im OT Rottmersleben (Foto: M. Schulz)

94 Die Herausgabe eines „Museums-Führers“ für alle Einrichtungen in der Gemeinde wurde bereits in der Anpassungsstrategie zur Gestaltung des demografischen Wandels empfohlen. Dies sollte ggf. in Zusammenarbeit mit einer Hochschule als Praktikums- oder Projektarbeit – z.B. Burg Gie- bichenstein Kunsthochschule Halle, Hochschule Magdeburg-Stendal – erarbeitet werden, um den Bekanntheitsgrad der Einrichtungen in den Dör- fern erhöhen zu helfen.

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 94 7.5 Heimatstuben und Schlachthäuser 8 . Wirtschaftsförderung / Stärkung der Wirtschaftskraft 8 1. Ansiedlung von Handel, Gewerbe und Industrie

Ausgangssituation Leitbild anschließen und die Angebotskultur entspre- Die Gewerbeflächen in der Gemeinde Hohe Börde konzen- chend anpassen. trieren sich ausschließlich auf den Sektor A.95 Die logis- tische Nähe zur Autobahn hat hier als treibender Faktor Die gewerblichen Unternehmen sind fast ausschließlich am gewirkt und insbesondere in Hermsdorf sowie Irxleben, Ortsrand entstanden – von wenigen Ausnahmen abgesehen. Niederndodeleben und Hohenwarsleben zu einer Konzen- Bei den Ausweisungen, die noch nicht vermarktet sind, do- tration von gewerblich genutzten Flächen geführt. miniert auch der Standort Hermsdorf absolut: mit ca. 38 ha sind hier fast alle Gewerbeflächen der Gemeinde konzentriert. Hinsichtlich der Nutzung dominieren Einzelhandelseinrich- ••Sektor A: 46,63 ha tungen, allen voran der Elbepark in Hermsdorf. Bedingt ••Sektor B: kein Gewerbe durch die Autobahnabfahrt Hermsdorf/Hohenwarsleben/ ••Sektor C: kein Gewerbe Irxleben, hat sich hier eine Verdichtung fernverkehrrele- vanter Nutzungen (Dienstleistungen für den LKW-Fern- Die vorhandenen Bestände an gewerblichen Flächen in verkehr sowie andere Service-Einrichtungen), diverser den übrigen Gemeinden (vor allem Sektor B und C) sind Einzelhandelsanbieter sowie gewerblicher Einrichtungen überwiegend Nachnutzungen ehemaliger LPG-Flächen. unterschiedlicher Art ergeben. Produktive Gewerbeunter- nehmen sind in der Minderzahl. Eine relativ häufige Fluk- Bewertung tuation der Nutzer von gewerblichen Immobilien deutet auf Es kann – langfristig gesehen – als Vorteil betrachtet wer- eine gewisse Instabilität der Unternehmenslandschaft hin. den, dass die Gewerbeflächen im Wesentlichen an einem Zudem sind erste, aber deutliche Leerstände – vor allem Ort konzentriert wurden und nicht über das gesamte Ge- im Einzelhandelsbereich – zu konstatieren. So steht gut ein biet suburbanisiert worden sind. Der gewählte Standort in Drittel des Elbeparks leer. Neben dieser quantitativen Seite Hermsdorf ist logisch ausgewählt und sollte erhalten blei- ist auch ein grundsätzliches qualitatives Problem auszuma- ben. Nachteilig erscheint die Dimension, welche durch die chen: Es dominieren Anbieter, meist „Ketten“, im Niedrig- immer noch angebotenen fast 40 ha in Hermsdorf sowie die preissegment. Damit wird die Standortqualität insgesamt Unterauslastung der bereits besiedelten Bereiche zu Proble- entwertet. In jüngster Zeit aber gibt es Entwicklungen, die men in der Zukunft führen dürfte. Dies wiegt umso schwerer, sich auf eine Zukunft des Standortes orientieren: Mit der An- da das konkurrierende Flächenangebot – vom Sondergebiet siedlung der Röther GmbH ist jetzt ein Impulsgeber vor Ort. über Industriegebiet bis zum Gewerbestandort – in Magde- burg in vergleichbar günstiger Lage (z.T. besser) für Investo- Damit könnte der Elbepark so etwas wie ein Stück „Stadt“ ren langfristig attraktiver wirken muss. Wenn allein z.B. das im ländlichen Raum werden, der nicht nur für die Nutzer GI-Gebiet in Magdeburg Eulenberg mit noch verfügbaren der Autobahn eine Adresse ist, sondern auch für die Be- 266 ha den Gewerbeflächen in Hermsdorf mit zusammen 8.1 wohner/innen der Gemeinde. Er liegt im Sektor A und ist 40 ha entgegen steht, erwächst hier kaum Aussicht auf at- damit Teil des eher städtisch geprägten Abschnitts der traktive Ansiedlungen. Es könnte also nur mit infla­tionären Gemeinde. Das bedeutet aber auch, dass sich die an- Preisen gelockt werden, was wiederum der Standortqualität deren Anbieter im Elbepark einem solchen qualitativen in der Gemeinde tendenziell Abbruch tun würde.

95 Die Sektorierung nimmt Bezug auf die in der Anpassungsstrategie der Gemeinde Hohe Börde an den demografischen Wandel vorgenommene Einteilung des Raumes. Vgl. Anpassungsstrategie. a.a.O., S. 30 ff.

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 8.1 Ansiedlung von Handel, Gewerbe und Industrie 95 Ausstattung der Gemeinde Hohe Börde mit Gewerbeflächen96 novativen Energiebranchen und landwirtschaftsbezo- Ortsteile Anzahl Anmerkungen genen Zweigen abgeleitet werden. Der Kultur- und (in Ackendorf G:/ kein Gewerbe begrenztem Maße) Tourismusbereich sollte ergänzend, Bebertal G:/ kein Gewerbe vor allem identitätsstiftend entwickelt werden. Bornstedt G:/ kein Gewerbe Brumby Den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) ist durch Eichenbarleben G:/ kein Gewerbe Bestandsentwicklung – auch mit Unterstützung des Glüsig Landkreises und der Kammern – größte Aufmerksam- Groß Santersleben G:/ kein Gewerbe keit zu widmen. Von einer Industrieansiedlung sollte Gewerbe 0,15 ha; 0,72 ha; 0,85 ha; Abstand genommen werden – das Risiko des Scheiterns Hermsdorf G: 38,57 ha 2,05 ha; 1,3 ha; 0,54 ha; 14,25 ha; 18,71 ha ist angesichts der Lage zu Magdeburg zu groß. Hohenwarsleben G: 2,76 ha Gewerbe 0,54 ha; 0,85 ha; 1,37 ha Irxleben G: 0,4 ha Gewerbe 0,4 ha Weiterhin wird der Gemeinde Hohe Börde empfoh- Mammendorf len zu untersuchen, wie eine Mobilisierung (qualitati- Niederndodeleben G: 4,9 ha Gewerbe 1,4 ha; 2,6 ha; 0,9 ha ver) Wachstumspotenziale auf der Ebene der Region Nordgermersleben (Landkreis Börde) und die Initiierung von Verwertungs- Ochtmersleben bzw. Nutzungsprozessen industriell-gewerblicher Gebiete Rottmersleben G:/ kein Gewerbe im Umfeld der Landeshauptstadt Magdeburg erfolgen Schackensleben G:/ kein Gewerbe könnte. Dabei wäre eine Strategie zu entwickeln, die von Tundersleben Wellen G:/ kein Gewerbe den regionalen Akteuren im Bereich der strukturprägen- Gemeinde Hohe den industriell-gewerblichen Standorte im Landkreis Gewerbefläche: 46,63 ha Börde gesamt Börde gemeinsam verfolgt werden kann, um langfristig Quelle: Eigene Recherche in der Gemeinde Hohe Börde, die Wettbewerbsfähigkeit der betreffenden Gebiete zu Internet-Recherche: http://gfis.tekonsysteme.de/index. sichern. Die Strategie sollte Handlungsoptionen für php?site=main&cmd=result (Zugriff: 18.09.2013) • die vernetzte Vermarktung der Gebiete, • die Nutzung der in Aussicht stehenden Förderkulisse im Bereich der Europäischen Union 2014-2020 sowie die Der Akzent sollte folgerichtig verstärkt auf die qualitativen Sei- fördertechnischen Rahmensetzung durch die Gemein- ten der gewerblichen Entwicklung gelegt werden – hier zei- schaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirt- gen sich positive Tendenzen mit der Ansiedlung im Elbepark schaftsstruktur“, (s. oben). Damit kann ein qualitativer Prozess der Profilierung • die Umsetzung eines strategischen Zielkorridors im des gesamten Areals initiiert werden, den die Gemeinde unter- Hinblick auf den angestrebten Branchenmix sowie stützen sollte. Dies bindet sich in die Gesamtstrategie der Ge- • die laufende Beobachtung (Monitoring) und regelmä- werbeanlagen im Großraum um Magdeburg ein. Die Frage der ßige Selbstevaluierung der Strategieumsetzung auch Profilierung wird entscheidend werden für die Zukunft. für den Zeithorizont über 2020 hinaus enthalten.

Handlungsempfehlungen Der suburbane Raum um die Landeshauptstadt im Land-

8.1 Die Gemeinde sollte eine neue, langfristig ausgelegte kreis Börde, dabei besonders in der Gemeinde Hohe Gewerbestrategie entwickeln, die sich nicht mehr vor- Börde, bietet spezifische Herausforderungen und Poten- rangig auf die herkömmlichen, nicht mehr zukunftsfä- ziale, die es zu ermitteln gilt. Darauf gründen sich dann higen Strategien ausrichtet. Dabei sollte es Ziel sein, die strategische Konzeptionen, wobei regionale Akteure bei Wertschöpfung und damit die Arbeitsplatzrelevanz aus der Erarbeitung eng einbezogen werden sollen. Hierfür intelligenzintensiven Dienstleistungen, aus dem dienst- bildet die von der Europäischen Kommission im Zeit- leistenden Gesundheits- und Pflegesektor sowie aus in- raum 2014-2020 geforderte engere Einbeziehung loka-

96 Die Untersuchung der Gewerbestandorte ergab, dass sich seit der letzten Erhebung (Juli 2011, Anpassungsstrategie) nur unwesentliche Verände- rungen ergeben haben.

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 96 8.1 Ansiedlung von Handel, Gewerbe und Industrie ler/regionaler Akteure (CLLD – community-led local de- Trends sowie städtebauliche und wirtschaftspolitische velopment) in die Entscheidungsfindung für regionale Überlegungen einzubeziehen. Entwicklungsprozesse eine besondere Chance.97 Die Dramatik des demografischen Umbruchs wird vor al- Es wird also empfohlen, eine modellhafte Konzeption auf lem durch die Verschiebung der Alterszusammensetzung regionaler Ebene zu erstellen, die Perspektiven (mit den sichtbar. Damit einher geht eine weitere Verschärfung des Zeitfenstern: 2020, 2030) für die ausgewählten suburba- Fachkräftepotenzials. Auch darauf muss in der empfohle- nen industriell-gewerblichen Gebiete (im Kontext anderer nen spezifischen Konzeption großer Wert gelegt werden. Funktionseinheiten des suburbanen Umfeldes) aufweist. Dabei handelte es sich auch um eine räumliche Entwick- Damit kann die bereits vorgeschlagene, auf den jeweiligen lungskonzeption, die in Szenarien bzw. Varianten mögli- Bereich in der Gemeinde Hohe Börde zugeschnittene Ge- che Entwicklungspfade aufzeigen würde. Daraus leiten werbepolitik um eine regionale Betrachtungsweise erwei- sich, so der Vorschlag, dann Maßnahmen für die Umset- tert werden, die neue Perspektiven für die gewerbliche Ent- zung ab. Berücksichtigung sollten auch phasing out-An- wicklung der Kommune eröffnen dürfte. Dies stellt primär sätze (Szenarien, Simulationsmodell) finden. eine Kommunikationsaufgabe dar. Es sollte also die Funk- tion des „Wirtschaftsförderers“ neu bedacht werden: Ein/e Bei der Auswahl der räumlichen Schwerpunkte in der Kommunikator/in, die/der zugleich auch die Kommunikati- Gemeinde und korrespondierend im Landkreis Börde on im Tourismussektor und die sozial-kulturellen Belange sollten Vergleichbarkeiten mit anderen Bereichen in der bedient. Diese Funktion gewinnt in dem Maße an Bedeu- Planungsregion (und ggf. darüber hinaus) herausgear- tung, in dem es nicht mehr vorrangig um quantitative An- beitet werden. In derartige Betrachtungen wären auch siedlungen geht, sondern um die Ausprägung einer Stand- wissenschaftliche Untersuchungen zu übergreifenden ortqualität – nach außen wie nach innen. 8 .2 Tourismus Ausgangssituation Bewertung Die Gemeinde Hohe Börde zählt bekanntermaßen nicht zu Verwiesen wird an dieser Stelle ausdrücklich auf die Ausfüh- den ersten Adressen in den touristischen Zielgebieten des rungen in der Anpassungsstrategie der Gemeinde zur Gestal- Landes Sachsen-Anhalt. Sie verfügt über eine Reihe regio- tung des demografischen Wandels. Die Informationen und Er- nal ansprechender Destinationen im Bereich der Kulturge- örterungen sowie Handlungsvorschläge sollen hier nicht erneut schichte und der Landschaftsqualität, die jeweils Teil an- aufgegriffen werden. Vielmehr widmet sich dieser Abschnitt grenzender tourismusrelevanter Gebiete sind. Ein eigenes einem (potenziellen) neuen Thema für den Tourismus, das die überregionales Alleinstellungsmerkmal kann die Gemein- Gemeinde tangiert aber zugleich eine landesweite Dimension de nicht aufweisen. Die Gemeinde wird jedoch von außer- besitzt. Die Rede ist von der „Historische Quadratmeile“: Das ordentlich bedeutsamen Tourismusprojekten tangiert. Dazu größte geschlossene Großsteingräbergebiet Mitteleuropas ist zählen vor allem die „Straße der Romanik“ und die „Histori- mit großer Sicherheit eine der bedeutendsten touristischen wie sche Quadratmeile“ (s. unten). kulturgeschichtlichen Attraktionen der Zukunft.

Im weiteren Umfeld befinden sich im Landkreis Börde zahl- Handlungsempfehlungen 8.2 reiche touristische Ziele, von denen die Gemeinde mehr oder Die „Historische Quadratmeile“ – also ein Landschafts- weniger profitiert. In der Gemeinde selbst ist mit der Fried- bereich zwischen Haldensleben, Süplingen, Bebertal und hofskapelle Bebertal (früher Alvensleben) ein Kleinod der Hundisburg – berührt bei Bebertal die Gemeinde Hohe „Straße der Romanik“ vertreten. Börde. Von den hier mehr oder weniger gut erhaltenen 83

97 Vgl. Scholze, J. (2013): Europäische Struktur- und Kohäsionspolitik, in: Planerin, 2/2013, S. 8-10

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 8.2 Tourismus 97 Großsteingräbern sind 66 beschrieben; sie bilden das größ- Grundsätzlich sollte in der Gemeinde ein/e Verantwortliche/r te geschlossene Großsteingräbergebiet in Mitteleuropa. für die Kommunikation zu den kulturellen, wirtschaftlichen, Darüber hinaus lassen sich 44 weitere (zerstörte) Anlagen touristischen und sozialen Themen benannt – am besten nachweisen. Belegt ist, dass die Anlagen aus der Zeit um professionell besetzt – werden. Die Aufgabe der Kommu- etwa 3.000 v.d.Z. stammen und von einem Volk von Acker- nikation mit internen und externen Akteuren wird zu einem bauern und Viehzüchtern angelegt wurden.98 Schlüsselthema für die Gestaltung der Zukunftsfähigkeit.

Mit diesem einmaligen Areal verfügt der Landkreis – und damit auch die Gemeinde Hohe Börde – über ein kulturgeschichtliches Potenzial, das nicht hoch genug geschätzt werden kann. Es lässt sich vergleichen mit den archäologischen Funden in Süd-Sachsen-Anhalt („Him- melsscheibe von Nebra“ bzw. „Speer“ in Schöningen, Niedersachsen).

Diese Attraktion ist kaum öffentlich bekannt. Sie ist natür- lich für Touristen nicht leicht zu erschließen, zumal die For- schung auch noch mit diesen Fundstätten beschäftigt ist. Die Veltheimsburg über dem OT Bebertal besitzt – auch im Kontext Dennoch rückt sie allmählich in das Bewusstsein. der „Historischen Quadratmeile“ – Potenzial als überregionaler touri- stischer Anziehungspunkt (Foto: W. Bock) Die „Historische Quadratmeile“ sollte offensiv durch die Gemeinde Hohe Börde – in Kooperation mit den Tou- „Klosterkirchen und Ruinen an der ‚Straße der Romanik‘, rismusstellen des Landkreises und der Region – durch eines der wenigen erhaltenen fürstlichen Grabdenkmä- Information und Hintergrunddarlegungen zu diesem ler aus ottonischer Zeit (964) in Walbeck sowie die Wol- mirstedter Schlosskapelle (gebaut 1480 und südlichster Thema (siehe oben) der interessierten Öffentlichkeit Bau der norddeutschen Backsteingotik) sind weitere se- angeboten werden. Es sollte weiterhin geprüft werden, henswerte Objekte. Zur Bewahrung der jüngeren Indus- inwieweit in der Ortslage Bebertal den Besuchern ent- triegeschichte wird durch den Landkreis in Hundisburg sprechende weiterführende Informationen zum Thema eine alte Ziegelei als produzierendes technisches Denk- vermittelt werden können. mal erhalten. Bedeutendstes ländliches Barockschloss in Sachsen-Anhalt – das ist der Superlativ, mit dem der repräsentative Bau in Hundisburg aufwarten kann. Die Vor allem aber: Es sollte – in Kooperation mit den zustän- Anfänge des Schlosses Hundisburg reichen bis in das digen Stellen des Landes und des Landkreises – über ein 12. Jahrhundert zurück. Das kulturelle Aushängeschild Informationszentrum „Historische Quadratmeile“ am und der Mittelpunkt der Aktivitäten ist die Internatio- Standort des Elbeparks in der Nähe des Autobahnkreuzes nale Sommermusikakademie Hundisburg, die jährlich im nachgedacht werden. August präsentiert wird. Im Schloss hat auch das Haus des Waldes seinen dauerhaften Sitz gefunden. Seine be- sonderen Reize bezieht die Region aus der Vielfalt sei- Ein solches Informationszentrum würde an der wichtigsten ner Landschaften. So reicht sie von der fruchtbaren und Zugangsstelle zur Region, dem Autobahnkreuz, liegen und über Jahrhunderte durch den Ackerbau geprägten Bör- de im Süden zur Wiesen- und Sumpflandschaft „Dröm-

8.2 dort eine große Zahl von Personen en passant informieren bzw. gezielt ansprechen können. Dieses Zentrum könnte ling“ mit Lebensraum für selten gewordene Tier- und Pflanzenarten im Norden, vom Lappwald im Westen zu zudem auch über die anderen frühgeschichtlichen Orte in den Elbniederungen im Osten. Bewaldete Höhenzüge und der Region (Altmark bis Burgenland) Auskunft geben. Es die -Letzlinger Heide mit dem größten geschlosse- hätte also landespolitische Bedeutung.

98 Vgl. http://grosssteingraeber.de/seiten/deutschland/sachsen-anhalt.php (Zugriff 06.09.2013)

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 98 8.2 Tourismus nen Lindenwald Europas prägen die Mitte des Landkrei- der Trichterbecherkultur waren, die in der Historischen ses. Übrigens, lässt man die Kalihalden bei einmal Quadratmeile die ersten Großsteingräber errichteten. Ty- außen vor, liegt der höchste Punkt im Ohrekreis mit 179,8 pische Grabform ist das sogenannte Ganggrab. Hierbei ist m über NN im Erxlebener Forst und der tiefste Punkt in der Regel die langgestreckte, aus großen Granitfind- mit 38,5 m über NN bei Mahlwinkel. In der Ortsrandlage lingen errichtete Grabkammer von einer trapezförmigen von Colbitz ist auch einer der modernsten Campingplät- Steineinfassung, dem sogenannten Hünenbett, umgeben. ze Deutschlands, das Heide-Camp, gelegen. Erholungs- Meist führt von Süden her ein abgedeckter Gang durch suchenden bieten sich vielseitige Angebote im einzigen das ursprünglich hügelartig aufgeschüttete Hünenbett in Luftkurort des Landkreises in Flechtingen.“99 die Grabkammer. Öffnungen zwischen den Findlingsblö- cken waren mit Steinplatten zugesetzt und die Fußböden Großsteingräber gehören zu den archäologischen Kultur- bestanden aus Plattenpflaster, Lehm oder Gesteinsgrus. denkmalen, die seit langem großes öffentliches Interesse finden. Ursprünglich weit verbreitet, sind diese volkstüm- Wenn auch nur selten ungestörte archäologische Befunde lich auch als Hünengräber bezeichneten prähistorischen in Großsteingräbern erhalten sind, geht man doch allge- Grabanlagen in vielen Gegenden dem intensiven Straßen- mein davon aus, dass diese Totenhäuser mehrfach über bau und den neuen Feldbaumethoden des 19. Jahrhun- viele Generationen hinweg für Bestattungen benutzt wur- derts zum Opfer gefallen. Lediglich in Waldgebieten wa- den. Die allgemein für Großsteingräber typische Armut an ren sie wie Hügelgräber und Wallanlagen der Zerstörung Beigaben konnte auch in den Anlagen der Historischen weniger ausgesetzt. Wenn im ausreichenden Maße nutz- Quadratmeile festgestellt werden. Neben Skelettresten bares Felsgestein für die seit dem Mittelalter stetig stei- und Steinwerkzeugen besteht das archäologische Fund- gende Bautätigkeit zur Verfügung stand, haben gar ganze gut vor allem aus Scherben von Keramikgefäßen. Diese Grabgruppen das Zeitalter des gesetzlichen Denkmal- konzentrieren sich besonders in den Eingangsbereichen schutzes erreicht. Derartige günstige Umstände haben der Gräber, was entweder auf ausgeräumte Beigabenres- dazu geführt, dass bis heute in den Wäldern südlich und te oder auf gesonderte Opfergaben schließen lässt. westlich der Stadt Haldensleben das größte geschlossene Aufgrund der typischen Verzierungselemente der Ke- Großsteingräbergebiet Mitteleuropas zu finden ist. ramikgefäße lassen sich auch einzelne Scherben relativ Die meisten der 83 mehr oder weniger gut erhaltenen leicht den verschiedenen jungsteinzeitlichen Kulturen Gräber liegen innerhalb der sogenannten Historischen zuordnen und sind daher von großem wissenschaftli- Quadratmeile. Das geschlossene Waldgebiet besteht aus chen Wert. Während der in den 50er und 60er Jahren von dem Althaldensleber Kiefholz, dem Hundisburger Bau- den Professoren Schlette und Preuß der Martin-Luther- ernholz, der Veltheimsburger Heide sowie dem Dönsted- Universität Halle durchgeführten archäologischen Unter- ter Wald und ist territorial der Stadt Haldensleben und suchungen konnte so neben der alttiefstichkeramischen der Gemeinde Hohe Börde (Bebertal) zugeordnet. Kultur auch die sogenannte Walter-Nienburger-Gruppe als Nutzer der Großsteingräber der Historischen Quadrat- Einzelne Großsteingräber sind auch in den angrenzen- meile nachgewiesen werden. den Wäldern von Süplingen, Emden und Erxleben zu finden. Im Gegensatz zur südlich angrenzenden Magde- Diese Ausgrabungen machte der fortschreitende Hart- burger Börde, wo bereits vor rund 7400 Jahren die aus steinabbau notwendig und zwei Gräber wurden damals dem donauländlichen Raum stammenden Bandkeramiker zur Klärung wissenschaftlicher Fragestellungen unter- Ackerbau und Viehzucht einführten, wanderten in den mit sucht und anschließend rekonstruiert. Besonders das Sandböden bedeckten Teil des Flechtinger Höhenzuges Großsteingrab im Forstort Küchentannen mit seiner be- erst zwei Jahrtausende später jungsteinzeitliche Siedler gehbaren Grabkammer ist seither ein Anziehungspunkt aus Nordwesteuropa ein. Diese Menschen der sogenann- für viele Besucher. Schon länger im Blickpunkt der Öf- ten Trichterbecherkultur rodeten hier erstmals Wälder, fentlichkeit ist die „Teufelsküche“, ein unmittelbar vor erbauten feste Siedlungen und beherrschten die bis da- den Toren der Stadt Haldensleben gelegenes Großstein- hin in unserer Landschaft unbekannten Handwerkstechni- grab, und das sogenannte Königsgrab bei Dönstedt. Das 8.2 ken wie Weberei und Keramikherstellung. Königsgrab, das größte und eindrucksvollste Großstein- grab der Historischen Quadratmeile, liegt unmittelbar am Archäologische Untersuchungen haben ergeben, dass es Rande der in den letzten Jahrzehnten schon bedrohlich die sogenannten Alttiefstichkeramiker unter den Gruppen nahegekommenen Abbaukante eines Steinbruchs.“100

99 Quelle: http://www.boerdekreis.de/index_50.html (Zugriff: 17.09.2013) 100 Quelle: www.ecomusee.de/pdf/quadratmeile.pdf (Zugriff: 17.09.2013)

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 8.2 Tourismus 99 8 .3 Landwirtschaft und Flurneuordnung

Ausgangssituation Bei der Wiederherstellung des Privateigentums in der Die Landwirtschaft ist seit alters her der wichtigste Wirt- Landwirtschaft nach 1990 wurde als eines der wichtigsten schaftszweig in dem Gebiet der heutigen Gemeinde Hohe Instrumente zur Konfliktbewältigung nach dem Landwirt- Börde. Sie nimmt auch in der Gegenwart nach wie vor die schaftsanpassungsgesetz vor allem die Flurneuordnung größte Rolle in der Flächennutzung ein, obwohl mehr und eingesetzt. Die konkreten Verfahrensabläufe einer Flur- mehr Flächen für Verkehrswege, Wohngebiets- und ge- bereinigung wurden in einem entsprechenden Flurberei- werblich genutzte Flächen umgewidmet und auch dau- nigungsgesetz festgehalten. Inhalte einer Flurneuordnung erhaft und irreversibel genutzt werden. Den Hintergrund sind neben der eigentlichen Flächenneuordnung der pri- dieser Situation stellt die räumliche Lage der meisten Ort- vaten Grundstücke und der Ausweisung von neuen Wirt- schaften der Gemeinde in der Gefildezone der Magde- schaftswegen, den sogenannten Interessentschaftswegen, burger Börde dar, in der eine bis zu zehn Meter mächtige auch naturschutzfachliche Gesichtspunkte102: „Die Ver- Lößbedeckung über einem geologisch älteren, eiszeitlich fahren zur Feststellung und Neuordnung der Eigentums- geprägten Untergrund liegt. verhältnisse erlauben es, allen Eigentumsformen der das Land bewirtschaftenden Betriebe gerecht zu werden und Diese für eine Landbewirtschaftung sehr günstige Aus- auch günstige Voraussetzungen für den künftigen Wandel gangslage hat geschichtlich schon sehr früh zu einer weit- zu schaffen. Dabei können weitergehende Gesichtspunkte gehenden Entwaldung und Nutzung für die Landwirtschaft berücksichtigt werden, die zur Gestaltung des jeweiligen geführt. Das Gebiet der Gemeinde Hohe Börde gehört da- Neuordnungsgebiets notwendig sind. Das betrifft insbe- mit zu den bevorzugten Altsiedellandschaften in Deutsch- sondere die Anlage von Wege-, Gewässer- und Biotopnet- land, deren anthropogene Nutzung mehrere tausend Jahre zen.“103 umfasst. Ohne an dieser Stelle weiter auf die siedlungs- geographischen Entwicklungen eingehen zu können, die Ein wichtiges Merkmal der Flurneuordnung ist die Anlage sich aus der landwirtschaftlichen Gunstlage ergeben, kann von landwirtschaftlichen Wegen und ihr Ausbau auf Trag- festgestellt werden, dass die landwirtschaftliche Fläche in lasten von 40 und mehr Tonnen, bei einer Breite von bis zu der Gemeinde Hohe Börde bis in die Gegenwart hinein zu fünf Metern. Dies betrifft vor allem den Abtransport von den zukunftsfähigsten und zukunftsfestesten in Sachsen- Zuckerrüben auf schweren Lastwagen, aber auch die zu- Anhalt und Deutschland gehört. nehmende Breite und das Gewicht der zum Einsatz kom- menden landwirtschaftlichen Maschinen. Seit der politischen Wende 1989 haben sich die Betriebs- strukturen der Landwirtschaft in den Ortschaften der Ge- Nachfolgend sind die Flurneuordnungsverfahren aufgelis- meinde Hohe Börde verändert und erfolgreich an die neu- tet, die in der Gemeinde Hohe Börde wirksam wurden:104 en Gegebenheiten angepasst. Sie gehören heute zu den modernsten und effektivsten überhaupt und reichen von wiedereingerichteten familiengeführten Betrieben, die zum Teil auch in Betriebsgemeinschaften wirtschaften, bis hin zu großen juristischen Betrieben, wie die Agro-Bör- degrün GmbH & Co KG in Niederndodeleben mit über 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern101. Ein weiteres Kenn- zeichen der landwirtschaftlichen Gunstlage in der Börde- zone ist, dass es fast keine Nebenerwerbsbetriebe in der 8.3 Gemeinde gibt.

101 http://www.boerdegruen.de/ (Zugriff 14.01.14) 102 http://www.sachsen-anhalt.de/index.php?id=11308 (Zugriff 14.01.2014) 103 Thöne, Friedrich: Die agrarstrukturelle Entwicklung in den neuen Bundesländern. Köln 1993, S. 122 104 Gemeinde Hohe Börde: Eigene Zusammenstellung, 2014

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 100 8.3 Landwirtschaft und Flurneuordnung Flurneuordnungsverfahren, die in der Gemeinde Hohe Börde wirksam wurden:104 Ortschaft Verfahrensnummer Zeitraum Bodenordnungsverfahren Bornstedt (Ortslage), Landkreis Ohrekreis 04 Ausführungsanordnung 2003 Bodenordnungsverfahren Irxleben WE Verf. Nr. 611.169 Schlussfeststellung 2004 Flurbereinigungsverfahren Nordgermersleben (Ortslage), Landkreis Ohrekreis 14 Verf. Nr. 611 0305 OK 14 2005–2013 Bodenordnungsverfahren „Bodenordnung Nordgermersleben (Feldlage), E 15-6025566/2011 2010–2013 Landkreis Ohrekreis 13“ Flurbereinigungsverfahren „Flurbereinigung Bornstedt BAB A2, Verf. Nr. 0305OK02 Schlussfeststellung 2013 Landkreis Ohrekreis 02“ Bodenordnungsverfahren Eichenbarleben 1 Verf. Nr. BKO 001 Schlussfeststellung 2013 Flurbereinigungsverfahren „Ortsumgehung (OU) Bebertal B245n“, Verf. Nr. 27 BK 7007 Eröffnung 2013 Landkreis Börde BK 7007 Flurneuordnungsverfahren „Eichenbarleben-Olbe“ Verf. Nr. BK 0013 Eröffnung 2013 Flurneuordnungsverfahren „Schackensleben-Olbe“ Verf. Nr. BK 0015 Eröffnung 2013

Bewertung sprechend den neuen Flächengegebenheiten als stand- Die fruchtbaren Böden in den Gemarkungen der Ortschaf- orttypische Pflanzungen im Sinne von Biotopnetzen bzw. ten der Gemeinde Hohe Börde stellen neben ihrer land- Biotopverbünden neu angepflanzt. Dennoch blieben vie- wirtschaftlichen Fruchtbarkeit auch eine sehr gute Grund- le dieser alten Pappelreihen bestehen, obwohl diese ge- lage für renditeorientierte Investitionen dar. So sind die fällt und durch standorttypische Windschutzpflanzungen Pacht- und Kaufpreise von landwirtschaftlichen Nutzflä- ersetzt werden müssten. chen seit 2008 im Durchschnitt deutschlandweit um 45 % gestiegen.105 Die Bodenverwertungs- und -verwaltungs- Die Ausführungskosten für die landwirtschaftlichen Wege, gesellschaft (BVVG) meldet einen Anstieg ihrer Verkaufs- Biotope und Gewässer zahlte entweder die jeweilige Teil- preise um 12 % gegenüber dem Vorjahr. Als eine Ursache nehmergemeinschaft, wobei jeder Teilnehmer zu den Kos- wird vermutet, dass die Bodenpreise umso mehr steigen, ten herangezogen wurde. Die Wege wurden anschließend je stärker landwirtschaftlich eine Region geprägt ist.106 auf die Gemeinde übertragen. Oder der Wegeausbau er- Für die landwirtschaftlichen Betriebe wird es daher immer folgte direkt durch die Gemeinde Hohe Börde, wobei hier schwieriger, sich mit neuen Flächen zu versorgen, sei es von den Anliegern für den nicht geförderten Anteil Anlie- über Zupacht oder Zukauf. gerbeiträge erhoben wurden.

Die bei der Neuordnung der landwirtschaftlichen Be- Anders als bei der Ersterstellung der Wege ist die Fra- wirtschaftungsverhältnisse entstandenen neuen Eigen- ge des Unterhalts der neu gebauten Wege und der neu tumsbedingungen stellen die Gemeinde Hohe Börde vor angepflanzten Hecken für die Gemeinde nicht abschlie- eine besondere Aufgabe. Denn neben den vor allem die ßend geklärt. Diese bislang als freiwillige Leistung be- Betriebe betreffenden Neuordnungen der Grundstücke trachtete Aufgabe belastet den Haushalt der Gemeinde wurden mehr als 30 km neue landwirtschaftliche Wege Hohe Börde sehr, denn die vielen Flurneuordnungsver- gebaut, durch die sich die Betriebswege der Landwirte fahren erzeugen eine große Anzahl von neuen Wind- deutlich verkürzt haben und die Bewirtschaftung der Flä- schutzpflanzungen und eine erhebliche Länge von neuen chen für die Betriebe erheblich einfacher und wirtschaft- landwirtschaftlichen Wegen, die aus gemeindlichen Ein-

licher wurde. Die sich oft über mehrere Grundstücke hin- nahmen zu unterhalten sind. Hier fehlt es aus Sicht der 8.3 ziehenden Windschutzanpflanzungen mit mittlerweile Gemeinde an einer abschließenden Regelung. Der Bau- überalterten Pappeln wurden teilweise gefällt und ent- ernverband Sachsen-Anhalt e.V. schlug vor, „die Kosten

105 Spekulanten verdrängen Bauern von den Äckern in Deutschland, Deutsche Wirtschaftsnachrichten vom 16.11.2013 106 BVVG-Verkaufspreis erneut deutlich gestiegen. http://www.topagrar.com/news/Home-top-News-BVVG-Verkaufspreise-erneut-deutlich-gestie- gen-1323859.html (Zugriff 14.01.2014)

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 8.3 Landwirtschaft und Flurneuordnung 101 der Wegeunterhaltung (…) aus dem allgemeinen Steu- und für die Pflege und den Erhalt der Ersatzmaßnahmen eraufkommen zu finanzieren“107, was nichts anderes be- (Windschutzpflanzungen) zuständig sein. Die Gemein- deuten würde, als dass sich die bisherige freiwillige Auf- de Hohe Börde wäre damit vollständig von ihrer jetzigen gabe gesetzlich zu einer Pflichtaufgabe wandeln würde. Kostentragungspflicht befreit.109

Handlungsempfehlungen Ein Wegeverband in diesem Sinne würde seine Ange- Das Ansinnen, die Unterhaltung als Pflichtaufgabe zu legenheiten selbst und unter eigener Verantwortung übernehmen, muss die Gemeinde Hohe Börde schon verwalten. Seine Aufgabe bestünde vornehmlich darin, deshalb ablehnen, da sie finanziell dazu nicht in der die gemeinschaftlichen Angelegenheiten der landwirt- Lage ist. Die Gemeinde sieht auch keinen Sinn darin, schaftlichen Betriebe in seinem Verbandsgebiet zum den Unterhalt der landwirtschaftlichen Wege und der Nutzen seiner Mitglieder mit den Interessen der Allge- im Zuge der Flurneuordnung entstandenen Biotope der meinheit zu regeln. Als gemeinschaftliche Angelegen- Allgemeinheit aufzulasten. heiten sind vor allem die baulichen Anlagen, wie die von der Landwirtschaft gemeinsam genutzten Wege zu ver- Die Gemeinde sieht deshalb die Notwendigkeit einer stehen, aber auch die für die Ersatzmaßnahmen vorge- gesetzlichen Regelung, die sie dauerhaft entlastet. Sie sehenen und bepflanzten Flächen, die einem gemein- schlägt daher vor, dass in Sachsen-Anhalt ein „Wege- schaftlichen Interesse dienen110. Eine Überführung in verbandsgesetz“ (WegeVerbG) analog anderer Bundes- die Hand der anliegenden Grundstückseigentümer ist länder erlassen wird. Ein solches Wegeverbandsgesetz letztlich sowohl für die Gemeinde als auch die Landwirte LSA könnte gleichermaßen die im Gebiet von Sachsen- wünschenswert. Werden die landwirtschaftlichen Wege Anhalt noch immer bestehenden altrechtlichen Realge- als Interessentschaftswege zu Privatwege, können sie meinden bzw. -genossenschaften zusammenfassen, als anders als bei Gemeindewegen, ohne weiteres für den auch die Gründung von neuen Wegeverbänden zulas- allgemeinen Verkehr gesperrt werden.111 sen. In dem Fall der Neugründung wären die Eigentümer der Grundstücke zu bestimmen, deren Bewirtschaftung die Wege dienen.108

Kern eines derartigen Wegeverbandsgesetzes ist die Schaffung eines sinnvollen und kosteneffizienten Mo- dells für die Selbstverwaltung der gemeinsamen land- wirtschaftlichen Belange in den ländlichen Regionen Sachsen-Anhalts und damit auch in der Gemeinde Hohe Börde. Dies würde bedeuten, dass die Aufgabe zum dauerhaften Erhalt und zur Pflege der landwirtschaftli- chen Wege auf die anliegenden Grundstückseigentümer überführt werden würde, die bis dahin in den Teilneh- mergemeinschaften zusammengefasst waren. Die neu- en Wegeverbände würden anschließend alleinige Träger der Unterhaltungslast für die landwirtschaftlichen Wege 8.3

107 Bauernverband Sachsen-Anhalt e.V., Informationsheft 01/2014, S. 10 108 Sozietät Dehne, Ringe, Grages, Bolte: Entwurf für ein Wegeverbandsgesetz LSA. Hier besonders §§ 1 und 48. Unveröffentlichter Entwurf. Elze, Hildesheim, 2014 109 Sozietät Dehne, Ringe, Grages, Bolte: Entwurf für ein Wegeverbandsgesetz LSA, Kommentierung. Unveröffentlichter Entwurf. Elze, Hildesheim, 2014 110 Sozietät Dehne, Ringe, Grages, Bolte: Entwurf für ein Wegeverbandsgesetz LSA. Hier besonders §§ 3 und 4. Unveröffentlichter Entwurf. Elze, Hildesheim, 2014 111 Sozietät Dehne, Ringe, Grages, Bolte: Entwurf für ein Wegeverbandsgesetz LSA, Kommentierung. Unveröffentlichter Entwurf. Elze, Hildesheim, 2014

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 102 8.3 Landwirtschaft und Flurneuordnung 8.3

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 8.3 Landwirtschaft und Flurneuordnung 103 9 . Klimaschutz 9 1. Mögliche Extremereignisse

Ausgangssituation In einigen Gebieten der Gemeinde Hohe Börde kommt es we- Die Veränderungen des Klimas im Zuge der Erderwärmung gen der größeren Geländeneigung zu schnelleren Oberflä- lassen sich mittlerweile nicht mehr leugnen. Dies wurde in chenabflüssen. Dies spielt insbesondere in den Wintermona- verschiedenen wissenschaftlichen Untersuchungen ermit- ten bei der Bestellung und nach der Ernte eine Rolle und kann telt. Dabei zeichnen sich für die Zukunft immer weitere Ex- die Hochwassersituation in den Ortsteilen stark beeinflussen. tremsituationen ab. Handlungsempfehlungen Bewertung Die Nutzung von Streusalz sollte aus ökologischer Sicht In Mitteldeutschland wird es im Frühjahr zukünftig häufi- auf ein Mindestmaß beschränkt bleiben. Die Bürger soll- ger zu starken Niederschlägen kommen. Die Sommer wer- ten verstärkt darauf hingewiesen werden, dass der Schnee den dagegen immer trockener. Die Hitzeperioden in den von ihren Privatflächen auch dort zu verbleiben hat. Sommermonaten sollen gleichzeitig deutlich zunehmen. Insgesamt ist aber keine nennenswerte Verringerung der Generell sollte in allen Ortsteilen eine Überprüfung Jahresniederschlagsmengen zu verzeichnen. In den Win- stattfinden, in welchen Bereichen sich Gefahrenpoten- termonaten gab es in den letzten Jahren wieder mehr ziale im Bereich auf den Hochwasserschutz und der Bo- Schnee. Dies stellt die Gemeinde teilweise vor das Prob- denerosion ergeben. lem der Beräumung. In dicht bebauten Straßen muss der Schnee abtransportiert werden, da sonst keine Verkehrs- flächen mehr zur Verfügung stehen.

Wie beschrieben kann es im Frühjahr zu Starkniederschlä- gen kommen, die sich über einige Wochen hinziehen kön- nen. In den letzten Jahren und vornehmlich im Jahr 2013 gab es an den größeren Flüssen entsprechende Hochwas- ser. Auch für das Territorium der Hohen Börde kann man solche Situationen entlang der kleineren Flüsse nicht aus- schließen. Besonders schnell ansteigen wird dabei die Be- Ökologische Wasseraufbereitung im Ökobad Nordgermersleben ber in Bebertal. Das Einzugsgebiet des Flusses ist stärker (Foto: M. Schmidt) geneigt. Alte Rückhalteanlagen sind nicht mehr in Betrieb und ein Eingriff in die Flusslandschaft ist nicht möglich, da es sich um ein FFH-Schutzgebiet handelt112. Hier sind ins- besondere die Straße Klus und Rottmersleber Straße mit jeweils einer Gewässerquerung betroffen. Im südwestli- chen Bereich der Gemeinde ist die Schrote der Vorfluter mit einem entsprechenden Einzugsgebiet. Auch hier wur- de in unmittelbarer Flussnähe gebaut. Es gibt aber auch kleinflächige Gefährdungsbereiche an der Olbe etwa in Rottmersleben aus Richtung Klein Santersleben, Groß 9.1 Santersleben oder in Schackensleben. Intelligente Nutzung der Börde für landwirtschaftliche Produktion und die Herstellung regenerativer Energien (Foto: M. Schulz)

112 FFH-Gebiete sind spezielle europäische Schutzgebiete in Natur- und Landschaftsschutz, die nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie ausgewie- sen wurden und dem Schutz von Pflanzen (Flora), Tieren (Fauna) und Habitaten (Lebensraumtypen) dienen, die in mehreren Anhängen zur FFH- Richtlinie aufgelistet sind. FFH-Gebiete sind ein Teil des Natura 2000-Netzwerkes. Vgl.: http://www.ffh-gebiete.info/ (Zugriff 12.12.2013)

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 104 9.1 Mögliche Extremereignisse 9 .2 Wassermanagement

Ausgangssituation möglichst von Bäumen auf der Süd- und Westseite um- Wasser ist die Grundlage allen Lebens und die wichtigste geben werden. Damit lässt sich die Verdunstung begren- Naturressource. Da das Gemeindegebiet der Hohen Börde zen. Hier würde sich die Verdunstungsrate in den Hitze- im Regenschatten des Harzes liegt, gibt es nur eine be- perioden deutlich erhöhen und wie zuvor beschrieben schränkte Menge als Niederschlag. Diese liegt um 560 mm begrenzt werden. In Zukunft sollte auch über eine akti- pro Jahr. Der Bördeboden weist eine gute Wasserspeicher- ve Oberflächenwasserbevorratung nachgedacht wer- kapazität auf. In den oft untergelagerten Lössböden hält den. Der Bau von Rückhaltebecken kann gleichzeitig den sich das Schichtenwasser über mehrere Monate. Im nörd- Aufgaben des Hochwasserschutzes und der Wasserre- lichen Gemeindebereich folgt hingegen teilweise Felsge- serve für die Landwirtschaft dienen. Außerdem werden stein unter der Oberbodendecke. Auf Grund der derzei- auf diese Weise zentrale Fließgewässer wie die Elbe ge- tigen landwirtschaftlichen Produktion mit einem hohen schont. Eine Verringerung der Hochwasserscheitel hat Einsatz an Düngemitteln ist das Grundwasser zu Trinkwas- den Nebeneffekt, dass Brückenbauwerke in ihrer Grö- serzwecken nicht nutzbar. In der landwirtschaftlichen Wie- ße beschränkt werden können, da sich der maßgebliche derverwertung ist es aber gut einsetzbar. Aufgrund des Durchfluss (HQ 100) verringert. Außerdem würde auch hohen Wasserverbrauchs in der Landwirtschaft haben die die Gefahr der Überflutung in den Tallagen verringert. Menschen in der Gemeinde Hohe Börde oft Gebäude mit Keller ohne speziellen Feuchtigkeitsschutz gebaut. In einigen ausgewählten Tallagen kann die gezielte För- derung von Grundwasser zur Senkung des Grundwas- Bewertung serspiegels der Verbesserung der Wohnsituation dienen. In der Landwirtschaft bereiten anhaltend trockene Som- Nässeschäden an Gebäuden lassen sich durch ein geziel- mer, verbunden mit starker Hitze, immer mehr Probleme. tes Grundwassermanagement regulieren. Hierzu ist die Das Wachstum der Pflanzen verlangsamt sich und der Er- Zustimmung der Aufsichtsbehörden erforderlich und die trag sinkt. Es kann auch zum Vertrocknen ganzer Bestände Eingriffe dürfen nur in einem begrenzten Rahmen erfol- wie Mais oder Zuckerrüben kommen. Trotz der guten Was- gen. Die unkontrollierte Grundwasserabsenkung kann im serspeicherfähigkeit der Bördeböden ist dies im Bereich Umkehrschluss zu Setzungen im Untergrund führen. Da- der Geländekuppen und trockener Bereiche mit sandiger mit könnten dann erhebliche Schäden an Gebäuden auf- Unterlage schon jetzt zu beobachten. Nach dem Ende der treten. Solche Setzungen sind aus der Wasserhaltung intensiven Wassernutzung in der Landwirtschaft ist in Teil- infolge von Tagebauen hinlänglich bekannt. Auf der an- bereichen der Gemeinde Hohe Börde der Grundwasser- deren Seite wird zukünftig der Wasserverbrauch durch stand wieder angestiegen und es kam zu Vernässungen an die Landwirtschaft steigen. Dies kann durch ein Bewäs- Gebäuden. Lange Perioden mit häufigen Frosttauwechseln serungssystem für die Felder erfolgen. Solche Anlagen führen zu Problemen an den Straßen und Gehwegen. Hier werden in den nächsten Jahren wieder verstärkt errichtet kann nur durch ausreichendes Gefälle und den sicheren werden müssen. Langfristig gilt es deshalb zu beobach- Abfluss des Oberflächenwassers für eine Begrenzung ge- ten, wie sich die Grundwassersituation unter den klima- sorgt werden. Eine Muldenversickerung von Oberflächen- tischen Veränderungen entwickeln wird. Dementspre- wasser findet in dieser Zeit nicht statt. chend sind Maßnahmen zu konzipieren.

Handlungsempfehlungen Dringender Handlungsbedarf ist in der Ortslage Schackens- Unter Berücksichtigung der Änderungen des Klimawan- leben gegeben; hier sind größere Teile des Ortes dauerhaft dels ist es empfehlenswert, eine möglichst hohe Versi- einem erhöhten Grundwasserspiegel ausgesetzt. Für das ckerungsrate von Niederschlagswasser zu erzielen. Wenn Wassermanagement in der Gemeinde bilden die Folgewir- Teichanlagen zur Bevorratung genutzt werden, würden kungen des Steinabbaus (Steinbrüche) ein Risiko (Grund-

diese auch zur Verbesserung des Mikroklimas beitragen. wasserabsenkungen mit Folgen für die Bodenfruchtbar- 9.2 Um dabei die Verdunstung gering zu halten, sollten die keit; Versickerung der Olbe im Bereich des Mammendorfer Teiche oder Becken eine größere Wassertiefe haben und Steinbruches u. a.).

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 9.2 Wassermanagement 105 9 .3 Hochwasserschutz

Ausgangssituation allein durch stehendes Wasser gering. Beim Einstau von Zuständig für den Katastrophenschutz ist der jeweilige Gebäuden gibt es meist erhebliche Schäden am Gebäude Landkreis. Der Hochwasserschutz allgemein ist eine öf- selbst sowie an der Einrichtung. fentliche Aufgabe und richtet sich unter anderem nach dem Status der Gewässer. An Gewässern 1. Ordnung ist Handlungsempfehlungen das Land zuständig. Für Gewässer 2. Ordnung sind die In der Gemeinde Hohe Börde bietet sich beispielswei- Gebietskörperschaften, sprich die Gemeinden, zuständig. se die Errichtung eines Wehres an der Schlossstraße Der Unterhaltungsverband ist nur für die ständige Gewäs- in Eichenbarleben für eine solche Maßnahme an. Auch serunterhaltung verantwortlich. vor Niederndodeleben wären in westlicher Richtung ein Damm und ein Wehr denkbar. In Irxleben hingegen Dabei muss man beachten, dass sich die Aufgaben teilwei- sollten die vorhandenen Regenrückhaltebecken ent- se überschneiden. Dies ist zum Beispiel dadurch bedingt, sprechend der vorgesehenen Nutzung wieder geleert dass der hydraulische Durchfluss in einem Gewässer durch werden, um Rückstauraum zu schaffen. In Schackens- einen starken Aufwuchs erheblich behindert wird. Insofern leben sollte die Gewässerunterhaltung besonders be- kommt also auch der Gewässerunterhaltung eine Bedeu- achtet werden. In Bebertal müsste der Schenkenteich tung beim Hochwasserschutz zu. ertüchtigt werden, um entsprechende hydraulische Reserven zu schaffen. Die Gemeinde kann einen aktiven Hochwasserschutz nur gewährleisten, wenn die Gefahren hinlänglich bekannt Derartige Baumaßnahmen sind immer mit einem erheb- sind. Grundlage des Hochwasserschutzes ist das Nieder- lichen finanziellen Aufwand verbunden. Eine Refinanzie- schlagswasserbeseitigungskonzept, welches von allen Ge- rung für derartige Baumaßnahmen in Form von Gebühren meinden Sachsen-Anhalts erstellt werden musste. Darin oder Beiträgen ist derzeitig nicht bekannt. Damit bleibt sind in den Ortslagen die Schwerpunkte aufgezeigt, die nur eine Unterstützung durch das Land zur Bewältigung sich im Bereich der Kanalisation ergeben. Hinzu kommen dieser Aufgaben. Die Kommune wird bei der engen Haus- dann die Ermittlungen aus den Fließgewässerabflüssen, haltslage solche Maßnahmen allein nicht leisten können. die vom Landesbetrieb für Hochwasserschutz (LHW) be- rechnet werden. Hochwasserschutz innerhalb der bebauten Ortslagen bezieht sich im Wesentlichen auf das schadlose Ablei- Bewertung ten des anfallenden Niederschlagswassers (vgl. Kap. Aktiver Hochwasserschutz muss vor allem außerhalb 6.3). Da aus Kostengründen die Kanalisation nur auf be- der Ortslagen betrieben werden, um die Aufwendun- stimmte Regenereignisse ausgelegt ist, kann nicht jeder gen zu begrenzen. Der Ausbau der Gewässerquerschnit- Regen sicher in die Kanalisation abgeleitet werden. Je- te in Ortslagen ist hingegen sehr kostenintensiv und oft doch führt die Beachtung einiger Grundregeln der Hy- schwierig – auf Grund möglicher zusätzlich erforderli- draulik zu einer spürbar verbesserten Wasserableitung. cher Grundstücksflächen – durchsetzbar. Außerdem sind Da Wasser immer zu den Tiefpunkten hin läuft, sollten die Befestigung der Gerinne der Gewässer ökologisch un- an den Tiefpunkten der Straßen immer gute Entwässe- günstige Lösungen. rungseinrichtungen vorhanden sein. Am besten ist hier- bei der sicher oberflächliche Abfluss in einen Vorfluter. Wenn Deichbauten, Dämme und Wehre außerhalb von Dazu kann häufig eine Bordabsenkung im Tiefpunktbe- Ortslagen errichtet werden, ist dies meist recht kosten- reich schon ausreichen. günstig. Die Akzeptanz in der Bevölkerung für derartige Maßnahmen ist wesentlich größer als in den Ortslagen. Die ständige Wartung der Entwässerungsgegenstän- Außerdem verringert sich das Schadensrisiko wesentlich. de, wie Abläufe und Kastenrinnen, ist wichtig. Ein ver- 9.3 Wird beispielsweise eine Wiese oder ein Acker für eini- stopfter Ablauf hilft auch bei einem normalen Regen­ ge Stunden überschwemmt, sind die Schäden hierdurch ereignis nicht.

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 106 9.3 Hochwasserschutz Hochwassergefährdungsgebiet im Bereich des Schwimmbades im OT Investitionsbedarfe an innerörtlichen Durchflüssen (OT Bornstedt; Niederndodeleben (Foto: M. Schmidt) Foto: M. Schmidt)

Außerdem sind Anlieger über Gefahrenbereiche zu in- formieren, bei denen es zu Rückstauerscheinungen im Kanalnetz kommen kann. Dort sind dann Rückstausiche- rungen im besonderen Maße erforderlich.

Das Wassergesetz der Landes Sachsen-Anhalt ermög- licht jetzt den Anschlusszwang an die Regenwasserka- nalisation. Dies sollte aber immer das letzte Mittel im Hochwasserschutz sein. Ob eine solche Situation vor- liegt, wird dann gegebenenfalls gerichtlich überprüft werden müssen.

Wesentlich günstiger ist es, die Grundstückseigentümer zur gezielten Wasserversickerung zu ermuntern. Die Minimierung von Regenwasserabflüssen ist immer der günstigste Hochwasserschutz (vgl. Kap. 6.3). Dazu soll- ten die Bürger auch gezielt die oberflächliche Versicke- rung auf Rasenflächen nutzen. Diese bieten eine gute Versickerungsfähigkeit und sind meist schon nach kur- zer Zeit wieder nutzbar. Oberflächenversickerungen die- nen einer besseren Wasserbehandlung und gleichzeitig nutzen sie den Pflanzen. Rigolenversickerungsanlagen sind zwar effektiv, reinigen wegen der fehlenden Ober- bodenpassage das Wasser aber nicht. Außerdem steht es so den Pflanzen nicht direkt zur Verfügung. Auch eine Nutzung als Brauchwasser kann sinnvoll und kosten- günstiger sein. Hierbei muss aber eine Betriebssicher- heit in den Wintermonaten gegeben sein. 9.3

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 9.3 Hochwasserschutz 107 9 4. Bodenerosion

Ausgangssituation zum anderen bieten die großen, offenen Ackerflächen Während der letzten Eiszeit im Drenthestadial wurde Löss der Wind- und Wassererosion günstige Möglichkeiten. als Grundlage für die sehr fruchtbaren Schwarzerdebö- Besonders bei unbedeckten Böden (kurz vor dem Auf- den der Region angeweht. Im Untergrund findet man un- laufen der Saat und nach der Ernte) sind viele Flächen verfestigtes Moränenmaterial der Saalekaltzeit, vereinzelt gefährdet. An warmen Herbsttagen kann man sehen, wie tritt auch älteres Festgestein zu Tage. Aus dem Ausgangs- bei Wind der Boden „davongetragen“ wird. Auch sind substrat Löss und der stellenweise starken Hangneigung nach Starkregenfällen an vielen Stellen Erosionsrinnen ergibt sich die hohe Empfindlichkeit der Böden gegenüber zu beobachten und es ist abgeschwemmter Boden auf der Wind- und Wassererosion. Straßen und in Gärten zu finden. Besonders gefährdete Flächen sind an den folgenden Rändern der Ortslagen Winderosionsgefährdet sind trockene, nicht bedeckte Flä- anzutreffen. Hier treffen größere, geneigte Ackerflächen chen mit einem hohen Feinstsandanteil in gleichzeitig an die Ortsränder: windoffenen Landschaften. Besonders wassererosionsge- ••Mammendorf, fährdet sind geneigte Ackerflächen mit schluff- und fein- ••Schackensleben, sandreichen Böden ohne schützende Pflanzendecke. ••Rottmersleben, ••Nordgermersleben, Die Empfindlichkeit der vorhandenen Böden wurde bereits ••Bebertal. umfassend untersucht und kann den Fachkarten des Lan- desamtes für Geologie in Halle entnommen werden. Ziel Wegen der vielfältigen positiven Effekte verfolgen vie- der Gemeinde muss es sein, diese Fachinformationen im le Akteure das Ziel, die Windschutzpflanzungen zu erhal- Rahmen einer Landschaftsplanung für das Gemeindege- ten und zu erweitern. Tatsächlich wurden in der Gemeinde biet zu übernehmen und daraus Handlungsschritte ab- Hohe Börde solche Pflanzungen angelegt, aber nur wenig zuleiten. Konkret lässt sich die Erosion an der Stärke der gepflegt. Teilweise bestehen diese aus Pappeln und in der Schwarzerdeschicht auf den Ackerflächen ablesen. Auf Strauchschicht aus nicht heimischen Sträuchern. Die Pap- vielen Kuppen ist nur noch eine sehr geringe Oberboden- peln sind stellenweise am Zusammenbrechen und stellen auflage vorhanden. Dies führt hier zu deutlichen Ertrags- ein Problem für die Landwirte dar. einbußen. Dagegen findet man in den Tälern über 2 m di- cke Schwarzerdeschichten. Handlungsempfehlungen Wichtig wäre für die Gemeinde die Aufstellung eines Die Gefährdung der Bördeböden durch Wind und Wasser ist Landschaftsplanes. Darin könnten als Schwerpunkte schon länger bekannt. Aus diesem Grund wurden auch in der Klimaschutz und vor allem der Erosionsschutz be- der Vergangenheit schon umfangreiche Windschutzpflan- handelt werden, denn die flächenkonkrete Feststellung zungen angelegt. Vorrangiges Ziel muss es sein, diese Pflan- von erosionsgefährdeten Flächen kann erst nach Aus- zungen zu erhalten und zu erweitern. Feldhecken (Wind- wertung der vorliegenden Fachkarten und dem Ver- schutzpflanzungen) haben die folgenden positiven Effekte: gleich mit dem realen Bestand erfolgen. Dies würde ••Verbesserung des Mikroklimas auf den Äckern (Standort- den Rahmen der vorliegenden Planung sprengen. Für klima), die Gemeinde wäre eine umfassende Förderung dieses ••Schaffung von Lebensräumen für Tiere und Pflanzen, wichtigen Planungsinstrumentes sehr hilfreich, damit ••Vernetzung von Lebensräumen (Biotopverbund), der neu aufgestellte Flächennutzungsplan auch durch ••Schaffung von Rückzugsräumen für das Wild, die entsprechenden naturschutzfachlichen Grundlagen ••Aufwertung des Landschaftsbildes. untersetzt wird.

Bewertung Wegen der vielfältigen positiven Effekte sind die vor- In der Gemeinde Hohe Börde findet man viele erosions- handenen Flurgehölze unbedingt zu erhalten, zu er- 9.4 gefährdete Flächen, einmal durch die Hangneigung und gänzen und stellenweise zu erneuern. Dringend ist die

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 108 9.4 Bodenerosion Unterhaltung zu klären und abschnittsweise sind die Maßnahmen Pappelpflanzungen in dauerhafte Feldhecken zu über- • Umsetzung der bodenschutz-rechtlich gebotenen Vorsor- führen. Die Gemeinde ist zurzeit nicht für die Pflege zu- ge gegen Bodenerosion nach den Regeln der guten fachli- ständig und wäre auch mit dieser zusätzlichen Aufgabe chen Praxis der landwirtschaftlichen Bodennutzung.­ überfordert. Da dieses Problem auch in vielen anderen • Ein hangparalleles Bearbeiten der Schläge ist unzulässig.­ Gemeinden besteht, sollte hier eine landesweite Lösung • Die Schlaggröße sollte durch Feldgehölze, Wiesenstrei- gefunden werden. In Zukunft muss die Finanzierung der fen, Wege oder Gräben reduziert werden. Pflege dieser Feldhecken geklärt werden. • Eine ganzjährige Bodenbedeckung ist anzustreben. • Eine Bodenverdichtung ist zu vermeiden. Auch werden die Feldhecken (bei naturnaher Ausprä- • Minimierung der Zeitspanne ohne Bodenbedeckung, gung) als § 30 Biotop nach Bundesnaturschutzgesetz unter anderem durch Fruchtfolgegestaltung, Zwischen- geschützt und dürfen nicht beseitigt werden. Der Erhalt früchte, Untersaaten und den Auftrag von Strohmulch. dieser § 30 Biotope ist von überregionaler Bedeutung • Erhaltung und Pflege der Windschutzpflanzungen. Dabei und soll vor allem die Artenvielfalt auf den Ackerflächen ist das vorhandene System der Pflanzungen zu ergänzen. erhalten. Durch den Landkreis Börde (LEADER-Projekt- • Erhalt von Alleen (z. B. Birnenallee zwischen Rottmersle- förderung des Landkreises zusammen mit Lotto–Toto) ben und Bebertal). wurde durch eine Studie „Biomassenutzung in der Bör- de“ in Auftrag gegeben. Ziel war es, die Möglichkeiten einer energetischen Verwertung der Biomasse aus Feld- hecken und Baumreihen (Pappelreihen) zu untersuchen. Als Ergebnis wurde festgestellt, dass unter den gegen- wärtigen Marktbedingungen ein kostendeckender Um- bau (Fällung, Pflege und Neupflanzung) nicht möglich ist. Es entstehen bei den Arbeiten hohe Fehlbeträge, die durch einen Förderung ausgeglichen werden müss- ten. Umgesetzt werden können die Maßnahmen bei ei- ner entsprechenden Förderung über die Teilnehmerge- meinschaften bzw. wenn diese nicht vorhandenen sind durch die Gemeinden. Ortsrand von Rottmersleben: durch Bodenerosion gefährdeter Bereich (Foto: W. Westhus) Neue Windschutzpflanzungen für den Bodenschutz sind vorrangig auf den Kuppen und Höhenzügen anzuord- nen. Dies muss besonders im Rahmen der laufenden und geplanten Flurneuordnungsverfahren berücksich- tigt werden. In diesen Verfahren sind auch die Eigen- tumsverhältnisse zu klären.

Wichtig sind eine Umgestaltung der Feldflur und eine bodenschonende Bewirtschaftung der Ackerflächen. Regeln hierzu wurden in den Cross Compliance113 auf- gestellt (siehe auch Erosionsschutzverordnung des Lan- Hermsdorfer Kessel: durch Bodenerosion geprägte, stark geneigte des Sachsen-Anhalt). Flächen (Foto: W. Westhus)

113 Die Bindung der EU-Agrarzahlungen an Verpflichtungen im Umweltschutz, bei der Lebensmittel- und Futtermittelsicherheit, bei Tiergesundheit 9.4 und im Tierschutz wird als „Cross-Compliance“ bezeichnet. Vgl.: http://www.bmelv.de/DE/Landwirtschaft/Foerderung-Agrarsozialpolitik/_Tex- te/Cross-Compliance.html (Zugriff 12.12.2013)

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 9.4 Bodenerosion 109 9 .5 Klimaschutz, Mikroklima und Luftgüte

Klimaschutz und Mikroklima – Ackerflächen sind grundsätzlich hohen Temperaturschwan- Ausgangssituation kungen unterworfen. Wie groß die Schwankung ist, hängt Grundlage für die Betrachtungen zum Klimaschutz in der Ge- von der Höhe des Bewuchses und der Bodenart ab. Die meinde Hohe Börde sind Untersuchungsergebnisse der Lan- Lössböden sind relativ gute Wärmeleiter. Die Temperatur- desregierung Sachsen-Anhalt, das statische Modell WETT- schwankung ist daher an der Bodenoberfläche relativ ge- REG des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung sowie ring. Dadurch wirken die großen Ackerschläge tendenzi- das dynamische Modell REMO (MPI, Hamburg). Diese wer- ell ausgleichend auf das Klima. Eine besondere Bedeutung den auch von der Studie „Klimawandel in Sachsen-Anhalt“ kommt dem Gemeindegebiet durch seine Lage am westli- vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung 2009 zitiert. chen Stadtrand der Landeshauptstadt Magdeburg zu. Hier im Gemeindegebiete, um die Ortschaften Niederndodele- Das insgesamt von trockenen Sommern und kalten Win- ben bis Hohenwarsleben, auf den Hängen der Hohen Börde, tern geprägte Klima in Sachsen-Anhalt wurde in der Ver- wird die Kaltluft produziert, die die überhitzte Innenstadt gangenheit durch eine Jahresmitteltemperatur von ca. der Landeshauptstadt in den Sommernächten abkühlt. 8,6 °C und einer Jahresniederschlagssumme von rund 550 mm charakterisiert. In der Vergangenheit war zu be- Bewertung obachten, dass die ohnehin schon trockenen Gebiete in Ein Problem stellt der fehlende Wald in der Gemeinde den letzten Jahrzehnten zunehmend trockener geworden Hohe Börde dar. Dieser könnte als Klimapuffer ausglei- sind und in feuchten Regionen wie dem Harz zunehmende chend wirken. Die vorhandenen, sehr fruchtbaren Böden Niederschläge zu beobachten waren. Die Jahresmitteltem- bilden die Grundlage für eine effektive Produktion von peratur ist in Sachsen-Anhalt bereits großflächig um 0,5 Nahrungsmitteln. Aus diesem Grund sind umfangreiche bis 1,5 °C gestiegen. Dabei ist der stärkste Anstieg in den Baumpflanzungen im Gemeindegebiet (entlang der Stra- Wintermonaten zu beobachten. ßen, Wege und Gräben, am Ortsrand usw.) günstig, Auf- forstungen dagegen nicht. Generell lässt sich die Entwicklung in Sachsen-Anhalt und speziell in der Hohen Börde wie folgt beschreiben:114 Im Gemeindegebiet sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt Die Niederschläge werden in der Zukunft geringer und da- keine klimatischen Probleme bekannt. Auch kann man da- mit nimmt die Trockenheit zu. Es werden weniger Nieder- von ausgehen, dass der Klimawandel zu keiner deutlichen schläge im Sommer erwartet und steigende Niederschlä- Verschlechterung der Lebensverhältnisse führen wird. Die ge im Winter. Dabei werden sich die Niederschläge auf das Bürger müssen sich aber auf die geänderten Temperatur- Frühjahr konzentrieren. Bei den Modellen geht man von ei- verhältnisse (bauliche Maßnahmen und Verhalten) und ner möglichen Erhöhung der Jahresdurchschnittstempera- andere Wetterextreme (Starkregen) einstellen. tur von 1,8 bis 3,0°C bis zum Ende des Jahrhunderts aus. Eine Zunahme von Wetterextremen wie Starkregen, Ha- Problematischer sind die Auswirkungen auf die landwirt- gel, Hitze und Trockenheit wird für die Region erwartet. schaftliche Nutzung. Durch die Veränderung der Nieder- schlagsverteilung muss Wasser im Landschaftsraum zu- Klimatische Situation in der Gemeinde rückgehalten werden. Der Grundwasserneubildung kommt Hohe Börde dabei eine besondere Bedeutung zu (vgl. Kap. 9.2). Der Landschaftsraum der Einheitsgemeinde ist durch die weiten, offenen Ackerflächen geprägt. Diese offenen Flä- Klimatisch wichtig und wertvoll sind die Flächen der Ge- chen sind ideale Kaltluftentstehungsgebiete, die sich in meinde für die benachbarte Landeshauptstadt Magdeburg. Strahlungsnächten schnell abkühlen und durch Flurwinde die überhitzten Ortslagen mit Frischluft versorgen können. Handlungsempfehlungen Die einzelnen Ortslagen der Gemeinde sind zu klein, so dass Als Grundlage für eine Entwicklung des Gemeindegebie- sich hier keine extremen Überhitzungen entwickeln können. tes wäre die Erarbeitung eines Landschaftsplanes mit den 9.5 114 Dabei unterscheiden sich die beiden Modelle im Detail, generell sind die prognostizierten Entwicklungen ähnlich.

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 110 9.5 Klimaschutz, Mikroklima und Luftgüte Schwerpunkten Klimaschutz, Biodiversität und Erosions- lumen und die Verdunstungsfläche (Verbesserung des schutz. Damit kann eine Entwicklung der Gemeinde er- Mikroklimas): möglicht werden, die die Klimaveränderungen berück- • Dorfteich Wellen, sichtigt. Wichtig ist, dass mit dieser Planung hitzebedingte • Teichanlage Glüsig, Erkrankungen durch eine angepasste Gebäude- und Stadt- • Stauanlage Klein Rottmersleben, planung vermieden bzw. vorgebeugt werden können. In • Dorfteich Ochtmersleben, der Gemeinde Hohe Börde sollten Klimakomfortzonen aus- • Dorfteich und Regenwasserrückhaltebecken Irxleben, gewiesen werden. Hier sind die sensiblen Nutzungen wie • Dorfteichmauer in Hohenwarsleben. Kindergärten, Schulen und Pflegeeinrichtungen zu kon- zentrieren. Diese Bereiche zeichnen sich durch einen hohen Unnütze und vermeidbare Flächenversiegelungen sind Baumbestand aus, der klimatisch ausgleichend wirkt. auszuschließen. Durch ein effektives Flächenmanage- ment und Flächenrecycling, so wie eine gezielte Rekul- Der vorhandene Baumbestand im Gemeindegebiet ist zu tivierung devastierter Flächen (Bauleitplanung) ist der erhalten. Aus diesem Grund wäre die Aufstellung eines Flächenverbrauch im Gemeindegebiet einzuschränken. Baumkatasters aller Bäume im öffentlichen Raum wert- Die Reduzierung des Flächenverbrauchs wirkt sich dabei voll. Darüber hinaus sollten massiv Bäume im Gemeinde- positiv auf alle natürlichen Schutzgüter aus und stärkt gebiet neu gepflanzt werden. Damit werden kleinflächige die Landwirtschaft in der Region. Klimapuffer geschaffen, die die Luftfeuchtigkeit erhöhen und die Windgeschwindigkeit reduzieren. Für den Klimaschutz, aber auch für die deutschlandwei- te Energiewende ist eine Reduzierung des CO2-Ausstoßes Verstärkt kann man Starkregenereignisse beobachten, sowie eine Energieeinsparung bzw. -verringerung unaus- die sich relativ kleinflächig ergießen. Diese großen Was- weichlich. Dies kann lokal durch die energetische Sanie- sermengen führen kleinräumig zu Überschwemmun- rung von Gebäuden und die Erneuerung bzw. Umstellung gen. Um dem vorzubeugen, wird dringend empfohlen, von Heizungsanlagen erreicht werden. Dabei sind auch die ehemals vorhandenen Gräben in den Ortschaften alle Möglichkeiten der Restwärmenutzung (Biogasanla- und auf den offenen Ackerflächen wieder zu öffnen (vgl. gen) und der Kraft-Wärme-Kupplung auszuschöpfen. Kap. 6.3). Damit werden zusätzliche Retentionsräume geschaffen und dem Hochwasser vorgebeugt. In der Richtlinie zur Förderung von Klimaschutzprojek- ten in sozialen, kulturellen und öffentlichen Einrichtun- Im Gegensatz dazu stehen längere Trockenperioden, gen im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative die zu massiven Wasserverlusten (Verdunstung) führen. vom 9. Oktober 2013 finden sich diesbezüglich wichti- Dabei werden Mensch und Natur stark in Mitleidenschaft ge Hinweise auf Fördermöglichkeiten. So werden z.B. gezogen. Zur Verringerung der Auswirkungen von Hit- Klimaschutzkonzepte, die Umsetzung von Klimaschutz- zeperioden und Trockenheit sollten alle Anstrengungen konzepten, aber auch investive Maßnahmen geför- unternommen werden, das Wasser (Oberflächenwasser dert.115 Zuwendungsfähig sind im Vergleich zu anderen und Grundwasser) in der Landschaft zurückzuhalten. Förderprogrammen auch Personalausgaben. Die An- tragfrist endet am 30. April 2014. Daneben gibt es vom Hier wird empfohlen, die vorhandenen Dorfteiche zu sa- Bundesministerium für Umwelt-, Naturschutz und Reak- nieren (säubern und erweitern) und die zugeschütteten torsicherheit Fördermöglichkeiten im Rahmen der „För- Teiche wieder zu öffnen. Eine Wiederbelebung der Dorf- derung von Maßnahmen zur Anpassung an den Klima- teiche hätte vielfältige positive Effekte. wandel“. Das Bundesumweltministerium (BMU) fördert im Rahmen dieses Programms Projekte, die die Fähig- Die folgenden Teichanlagen sollten im Gemeindegebiet keit regionaler oder lokaler Akteure (wie z.B. Kommu- saniert werden. Damit erhöhen sich das Rückhaltevo- nen, Unternehmen) zur Anpassung an die Folgen des

115 http://kommunen.klimaschutz.de/fileadmin/difu_upload/pdf/KRL/131015_Kommunalrichtlinie.pdf (Zugriff 12.12.2013) 9.5

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 9.5 Klimaschutz, Mikroklima und Luftgüte 111 Klimawandels durch Initiativen zur Bewusstseinsbil- an denen die Grenzwerte überschritten werden. Zur Au- dung, zu Dialog und Beteiligung sowie zur Vernetzung tobahn A 2 haben die Wohngebiete einen ausreichenden und Kooperation stärken.116 Abstand, so dass auch hier keine Überschreitungen der Förderfähig im Rahmen der Förderbekanntmachung Grenzwerte zu erwarten sind. vom 2. April 2012 sind Vorhaben in den Bereichen: • Erstellung von Anpassungskonzepten in Unternehmen, Geruchsbelästigungen durch die ordnungsgemäße, land- • Erstellung von Bildungsangeboten im Bereich der An- wirtschaftliche Tätigkeit sind möglich, denn es handelt sich passung an die Folgen des Klimawandels, um einen ländlichen Raum, in dem Nahrungsmittel produ- • Aufbau kommunaler Leuchtturmvorhaben sowie inter- ziert werden. Dies wird von den Bewohnern auch toleriert. kommunaler oder regionaler Verbünde zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels, Handlungsempfehlungen mit dem Ziel, die Risikovorsorge und langfristige Einbe- Zur Erhaltung und Verbesserung der Luftqualität im Ge- ziehung von Klimawandelaspekten in allen klimasensib- meindegebiet empfehlen wir die Ergänzung und Ver- len Entscheidungen, Planungen und Aktivitäten voran- dichtung der Pflanzungen entlang der Autobahn A 2. zubringen. Eine Antragstellung ist ganzjährig möglich. Der Verkehr auf der Autobahn ist der größte Emittent In Sachsen-Anhalt gibt es im Rahmen des „Veranstal- von Luftschadstoffen und besonders von Feinstaub (pm tungskalenders Nachhaltigkeit und Regionalität in 10 und pm 2,5). Aus diesem Grund sollen die vorhan- Sachsen-Anhalt“ der Servicestelle Agenda21117 Veran- denen Pflanzungen deutlich verdichtet und erweitert staltungen zu diesen Themen. Am 5. Dezember 2013 werden. Dazu sind gezielt Pflanzungen anzulegen. Nach fand z.B. die Auftaktveranstaltung der Initiative Energie Möglichkeit sollen diese Pflanzungen auf Erdwällen an- und Kommune statt. Die Gemeinde Hohe Börde sollte gelegt werden, um auch den Lärmschutz zu verbessern. versuchen, an solchen Veranstaltungen teilzunehmen. Mit den begleitenden Pflanzungen wird Feinstaub ge- Insgesamt sind die entsprechenden Bundes- und Lan- bunden und die Schadstoffkonzentration durch die zu- desprogramme zu nutzen und konsequent durch die sätzliche Verwirbelung deutlich reduziert. Verwaltung zu unterstützen. Auch auf großen Ackerflächen kann es bei der Ernte Luftgüte und durch Winderosion zu starken Staubentwicklungen Ausgangssituation kommen. Hier sollte durch gezielte Schutzpflanzungen Durch die ländliche und offene Struktur des Gemeindege- an den westlichen Gemeinderändern die Belastung in bietes kann man von einer relativ guten Luftqualität ausge- der Ortslage reduziert werden. Möglich wären derartige hen. Diese wird in Teilbereichen stark durch die Emission der Pflanzungen in den folgenden Bereichen: Autobahnen und lokaler Gewerbebetriebe beeinträchtigt. • Gewässerrandstreifen an der Twetje in Irxleben Grundsätzlich werden die gesetzlichen Grenzwerte einge- • in Groß Santersleben am westlichen Rand der Ortschaft halten. Lokal kann es besonders in der Nähe der Autobah- • In Wellen am westlichen Rand der Ortschaft nen zu Überschreitungen durch die Verkehrsemissionen kommen. Konkrete Daten liegen nicht vor, da bisher kei- Weiterhin sind bei der Bauleitplanung und den Bauge- ne Überwachungsstation des Landesamtes für Umwelt im nehmigungen die Abstände nach Bundesimmissions- Gemeindegebiet vorhanden ist. schutzverordnung einzuhalten. Auch sind die zeitlichen Beschränkungen der Gartenabfallverbrennung durch- Bewertung zusetzen. Damit wird besonders beim Schutz vor Fein- Die Luftgüte ist wichtig für die Gesundheitsvorsorge im staub ein wichtiger Beitrag umgesetzt. Gemeindegebiet. Durch die vorhandenen, offenen Struk- turen sind keine schützenswerten Nutzungen bekannt,

9.5 116 http://www.bmu.de/themen/forschung-foerderung/foerderprogramme/anpassung-an-die-folgen-des-klimawandels/ (Zugriff 12.12.2013) 117 http://www.kosa21.de/ (Zugriff 12.12.2013)

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 112 9.5 Klimaschutz, Mikroklima und Luftgüte 113 Infrastrukturausstattung und Handlungsschwerpunkte in den Ortschaften / Ortsteilen

X vorhanden, teilgenommen + problemlos, kein Handlungsbedarf / nicht vorhanden, nicht teilgenommen - problembehaftet, Handlungsbedarf

Bildung und Betreuung Sport und Freizeit Dorfgemeinschaft Medizinische und soziale Versorgung Feuerwehr und Kirchen Friedhöfe Ortschaft Sekundarschule Grundschule Hort Kita Spielplatz Sportplatz Sporthalle Sportlerheim Sportanlagen weitere Jugendclub Seniorenclub DGH Vereinshaus Gaststätte Arzt Zahnarzt Betreuungseinrichtg. soziale Gerätehaus Aufenthaltsräume Friedhof Trauerhalle Kirche Ev. Kirche Kath. Ackendorf / / / X X X / X / X X X / / / / / X X X X X X Bebertal / X X X X X X X / X X X / X X X / X X X X X / Bornstedt / / / X X X / X X / X X / / / / / X X X X X / Eichenbarleben / X X X X / X / X / X X / / X X / X X X X X X Groß Santersleben / / / X X X / X X X X X / / / / / X X X X X / Hermsdorf / X X X X X X X X X X X / / X X / X X X X X / Hohenwarsleben / / / X X X / X / X X X / X X / / X X X X X / Irxleben / X X X X X X X X X X / / X X X X X X X X X / Niederndodeleben X X X X X X X X / X X / / X X X X X X X X X / Nordgermersleben / / / X X X / X X X X / / X X X / X X X X X / Ochtmersleben / / / X X X / X / / X X X X / / / X X X X X / Rottmersleben / X X X X X / X X X X X X X X / / X X X X X / Schackensleben / / / X / X X X X X / X X X / / / X X X X X / Wellen / / / X / X / X X X X X X / / / / X X X X X / Gesamt 1 6 6 14 12 13 6 13 9 11 13 11 4 8 8 6 2 14 14 14 14 14 2

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 114 Infrastrukturausstattung und Handlungsschwerpunkte in den Ortschaften / Ortsteilen Süplingen

Ivenrode  Hillersleben Mose Farsleben Wedringen Meseberg

Haldensleben Samswegen Vahldorf

Bregenstedt Hundisburg A Ohre Wolmirstedt Bebertal

Emden Glüsig  MittellandkanalJersleben  Gutenswegen Ackendorf Groß Ammensleben

Erxleben Rottmersleben  Klein Rottmersleben Ammensleben Brumby Meitzendorf

 Nordgermersleben Uhrsleben Schackensleben Barleben

Tundersleben Groß Santersleben Gersdorf  Dahlenwarsleben A Ebendorf Hakenstedt Hermsdorf A Mammendorf Bornstedt Hohenwarsleben Eichenbarleben

 Druxberge Drackenstedt Irxleben Ochtmersleben Magdeburg Ovelgünne Wellen

Niederndodeleben  Aller Dreileben Elbe

A Groß Rodensleben Bergen Klein Rodensleben

Hohendodeleben

a

und Tourismus Kultur und Bank Post ÖPNV Einkaufen Bewertung Energieversorgung, Abwasser, Hochwasserschutz Bewertung und Mobil - Internet- funknetzabdeckung Straßen Bewertung Dorfwettbewerbe Ortschaft Museum Heimatstube Bibliothek Einrichtung tourist. Postfiliale Briefkasten Bankfiliale Geldautomat Bahnstation Busstation Supermarkt kleine Verkaufseinrichtg. Verkaufseinrichtg. altern. mobile Verkaufseinrichtg. Wasser Strom Gas Abwasser Hochwasserschutz Breitband Mobilfunk innerörtlich zwischenörtlich Teilnahme Ackendorf X / / X / X / / / X / X X X + + + - - - + - - X Bebertal / X X X X X X X / X / X X X + + + + - + + + + X Bornstedt / / / X / X / / / X / / / X + + + + - + + + + / Eichenbarleben / / / / / X / / / X X X / X + + + + + + + + + / Groß Santersleben X / / X / X / / / X / / / X + + + + - + + - + / Hermsdorf / / X X / X / / / X X / / X + + + + + + + - - X Hohenwarsleben / X / X X X X X / X X / X / + + + + + + + + + / Irxleben / / X / X X X X / X / X X / + + + + + + + - + / Niederndodeleben / X X X X X / X X X X X / X + + + + - + + - - / Nordgermersleben / X X X / X / / / X X X / X + + + + + + + - + X Ochtmersleben / X X / / X / / X X / X X X + + + + - + + + + / Rottmersleben X / / X / X / / / X / / / X + + + + - + + + + X Schackensleben / / / X / X / X / / / X X X + + + + + + + + - X Wellen / X X / / X / / X X / X X X + + + + + + + - + X Gesamt 3 6 7 10 4 14 3 5 3 13 5 9 7 12 0 0 0 1 7 1 0 7 4 7

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 Infrastrukturausstattung und Handlungsschwerpunkte in den Ortschaften / Ortsteilen 115 Süplingen Ackendorf Ivenrode  Hillersleben Mose Farsleben Wedringen Meseberg

Haldensleben Samswegen Altenhausen Vahldorf

Bregenstedt Hundisburg A Ohre Wolmirstedt Bebertal

Emden Glüsig  MittellandkanalJersleben  Gutenswegen Ackendorf Groß Ammensleben

Erxleben Rottmersleben  Klein Rottmersleben Ammensleben Brumby Meitzendorf

 Nordgermersleben Uhrsleben Schackensleben Barleben

Tundersleben Groß Santersleben Gersdorf  Dahlenwarsleben A Ebendorf Hakenstedt Hermsdorf A Mammendorf Bornstedt Hohenwarsleben HandlungsschwerpunkteEichenbarleben ••Sanierung innerörtlicher Straße (Dorfmitte) im Zusammenhang mit Abwasserlösung  ••Sanierung Dach Kita und Nebengebäude im Bereich Kita Druxberge Drackenstedt Irxleben ••Um- und Neunutzungskonzept fürOchtmersleben Dorfstraße 44 und 45 ••Bau einer Toilettenanlage im Bereich Museum, Gebäudesicherung und Renovierung eines Büros Magdeburg Ovelgünne ••Bolzplatz am Jugendraum (Container) Wellen ••Trauerhalle: Stromanschluss (Investition bereits geplant) und Weg zur Trauerhalle Niederndodeleben  Aller ••OT Glüsig, Gutshof: Umbau Ostflügel Haupthaus (Planung liegt vor) Dreileben Elbe Bildung und Betreuung Feuerwehr Einkaufen Sekundarschule / Gerätehaus X SupermarktA / Grundschule Groß /RodenslebenAufenthaltsräume X kleine Verkaufseinrichtungen X Bergen Hort / Kirchen undKlein Friedhöfe Rodensleben altern. Verkaufseinrichtungen X

Kita X Friedhof HohendodelebenX mobile Verkaufseinrichtungen X Sport und Freizeit Trauerhalle X Bewertung Energieversorgung, Abwasser, Spielplatz X Ev. Kirche X Hochwasserschutz Sportplatza X Kath. Kirche X Wasser + Sporthalle / Tourismus und Kultur Strom + Sportlerheim X Museum X Gas + weitere Sportanlagen / Heimatstube / Abwasser - Dorfgemeinschaft Bibliothek / Hochwasserschutz - Jugendclub X tourist. Einrichtung X Bewertung Internet- und Seniorenclub X Post und Bank Mobilfunknetzabdeckung DGH X Postfiliale / Breitband - Vereinshaus / Briefkasten X Mobilfunk + Gaststätte / Bankfiliale / Bewertung Straßen Medizinische und soziale Versorgung Geldautomat / innerörtlich - Arzt / ÖPNV zwischenörtlich - Zahnarzt / Bahnstation / Dorfwettbewerbe soziale Betreuungseinrichtung / Busstation X Teilnahme X

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 116 Infrastrukturausstattung und Handlungsschwerpunkte in den Ortschaften / Ortsteilen Bebertal Süplingen

Ivenrode  Hillersleben Mose Farsleben Wedringen Meseberg

Haldensleben Samswegen Altenhausen Vahldorf

Bregenstedt Hundisburg A Ohre Wolmirstedt Bebertal

Emden Glüsig  MittellandkanalJersleben  Gutenswegen Ackendorf Groß Ammensleben

Erxleben Rottmersleben  Klein Rottmersleben Ammensleben Brumby Meitzendorf

 Nordgermersleben Uhrsleben Schackensleben Barleben Handlungsschwerpunkte Gersdorf  ••Sanierung Grundschule (Dach, Fassaden, Fachkabinette)Tundersleben Groß Santersleben Dahlenwarsleben ••Umgehungsstraße (B 245) A Ebendorf ••Neue Nutzung für dieHakenstedt Burganlage Veltheims Burg Hermsdorf A ••Schaffung zusätzlicher Wohnbauplätze nördlich Baugebiet Kämpe Mammendorf Bornstedt Hohenwarsleben ••Sanierung von zwei Brückenbauwerken Eichenbarleben ••Sanierung Amtsgarten ••Bau einer neuen Sporthalle an der Schule  Druxberge Drackenstedt Irxleben ••Erneuerung Wehranlagen am Markgrafenteich und Dönstedter Teich Ochtmersleben ••Entschlammung Markgrafenteich und Dönstedter Teich Magdeburg ••Altersgerechtes WohnenOvelgünne an der Kämpe Wellen

 Bildung und Betreuung Feuerwehr Einkaufen Niederndodeleben Aller Sekundarschule / Gerätehaus X Supermarkt / Dreileben Elbe Grundschule X Aufenthaltsräume X kleine Verkaufseinrichtungen X Hort X Kirchen und Friedhöfe altern. Verkaufseinrichtungen X A Kita X Friedhof X Großmobile Rodensleben Verkaufseinrichtungen X Sport und Freizeit Trauerhalle Bergen X Bewertung Energieversorgung, Abwasser, Klein Rodensleben Spielplatz X Ev. Kirche X Hochwasserschutz Hohendodeleben Sportplatz X Kath. Kirche / Wasser + Sporthalle X Tourismus und Kultur Strom + Sportlerheim X Museum a / Gas + weitere Sportanlagen / Heimatstube X Abwasser + Dorfgemeinschaft Bibliothek X Hochwasserschutz - Jugendclub X tourist. Einrichtung X Bewertung Internet- und Seniorenclub X Post und Bank Mobilfunknetzabdeckung DGH X Postfiliale X Breitband + Vereinshaus / Briefkasten X Mobilfunk + Gaststätte X Bankfiliale X Bewertung Straßen Medizinische und soziale Versorgung Geldautomat X innerörtlich + Arzt X ÖPNV zwischenörtlich + Zahnarzt X Bahnstation / Dorfwettbewerbe soziale Betreuungseinrichtung / Busstation X Teilnahme X

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 Infrastrukturausstattung und Handlungsschwerpunkte in den Ortschaften / Ortsteilen 117 Süplingen

Ivenrode  Hillersleben Mose Farsleben Wedringen Meseberg

Haldensleben Samswegen Altenhausen Vahldorf

Bregenstedt Hundisburg A Ohre Wolmirstedt Bebertal

Emden Glüsig  MittellandkanalJersleben  Gutenswegen Bornstedt Ackendorf Groß Ammensleben

Erxleben Rottmersleben  Klein Rottmersleben Ammensleben Brumby Meitzendorf

 Nordgermersleben Uhrsleben Schackensleben Barleben

Tundersleben Groß Santersleben Gersdorf  Dahlenwarsleben A Ebendorf Hakenstedt Hermsdorf A Mammendorf Bornstedt Hohenwarsleben Eichenbarleben

 Druxberge Drackenstedt Irxleben Ochtmersleben Magdeburg Ovelgünne Wellen

Niederndodeleben  Aller Handlungsschwerpunkte Elbe ••Sanierung Trauerhalle und SchaffungDreileben eines Parkweges über bisherige Wiesenfläche (Ankauf von 900 m2 Fläche erforderlich) A ••Kirchendach erneuern Groß Rodensleben Bergen ••Schaffung eines straßenbegleitenden Radweges an der B 1 in Richtung EichenbarlebenKlein Rodensleben

••Sanierung von mehreren (drei) Brücken in der Ortslage Hohendodeleben ••Grundhafter Ausbau der Ringstraße und der Hauptstraße ••Ausbau der ehemaligen Bahnstrecke zum Radweg (Eilsleben – Haldensleben) ••Hochwasserproblem Röthengraben a ••Vermarktung freier Bauplätze (15) ••Grundhafter Ausbau der ehemaligen Kläranlage zum Löschwasserbecken

Bildung und Betreuung Feuerwehr Einkaufen Sekundarschule / Gerätehaus X Supermarkt / Grundschule / Aufenthaltsräume X kleine Verkaufseinrichtungen / Hort / Kirchen und Friedhöfe altern. Verkaufseinrichtungen / Kita X Friedhof X mobile Verkaufseinrichtungen X Sport und Freizeit Trauerhalle X Bewertung Energieversorgung, Abwasser, Spielplatz X Ev. Kirche X Hochwasserschutz Sportplatz X Kath. Kirche / Wasser + Sporthalle / Tourismus und Kultur Strom + Sportlerheim X Museum / Gas + weitere Sportanlagen X Heimatstube / Abwasser + Dorfgemeinschaft Bibliothek / Hochwasserschutz - Jugendclub / tourist. Einrichtung X Bewertung Internet- und Seniorenclub X Post und Bank Mobilfunknetzabdeckung DGH X Postfiliale / Breitband + Vereinshaus / Briefkasten X Mobilfunk + Gaststätte / Bankfiliale / Bewertung Straßen Medizinische und soziale Versorgung Geldautomat / innerörtlich + Arzt / ÖPNV zwischenörtlich + Zahnarzt / Bahnstation / Dorfwettbewerbe soziale Betreuungseinrichtung / Busstation X Teilnahme /

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 118 Infrastrukturausstattung und Handlungsschwerpunkte in den Ortschaften / Ortsteilen Süplingen

Ivenrode  Hillersleben Mose Farsleben Wedringen Meseberg

Haldensleben Samswegen Altenhausen Vahldorf

Bregenstedt Hundisburg A Ohre Wolmirstedt Bebertal

Emden Glüsig  MittellandkanalJersleben  Gutenswegen Ackendorf Groß Ammensleben

Erxleben Rottmersleben  Klein Rottmersleben Ammensleben Brumby Meitzendorf

 Nordgermersleben Uhrsleben Eichenbarleben Schackensleben Barleben

Tundersleben Groß Santersleben Gersdorf  Dahlenwarsleben A Ebendorf Hakenstedt Hermsdorf A Mammendorf Bornstedt Hohenwarsleben Eichenbarleben

 Druxberge Drackenstedt Irxleben Ochtmersleben Magdeburg Ovelgünne Wellen

Niederndodeleben  Aller Handlungsschwerpunkte ••Erhalt Grundschul-Dreileben / Kita- / Dorfgemeinschaftshaus-Areal (günstige Infrastrukturausstattung in der Ortschaft als Elbe Argument für Grundschulsicherung nutzen) ••Bei eventueller Aufgabe des Schulstandortes Nachnutzungskonzept entwickeln (z.B. altengerechte Wohnungen,A Groß Rodensleben Pflege­heim, betreutes Wohnen).Bergen Eichenbarleben als potenzieller Standort für altersgerechtes Wohnen (Arzt, Apotheke, günstige ÖPNV-Anbindung) Klein Rodensleben ••Hoher Leerstand bei privaten Altgebäuden Hohendodeleben ••„Stein-Haus“ im OT Mammendorf als künftige Begegnungsstätte profilieren (LEADER-Projekt) ••Wohnbaugebieta „Unter den Linden“ in Eichenbarleben mit freien Bauplätzen (privater Investor, keine kommunalen Einfluss­möglichkeiten) ••Wohnbaugebiet an der B 1 („Kliegel“) mit freien Flächen ••Schlosspark: Entwicklungskonzeption in Arbeit ••Ehemaliges Schlossareal und Herrenhaus: Überwiegend privates Eigentum, kaum Einfluss- und Entwicklungsmöglich- keiten für Kommune ••Notwendige Brückensanierung im Schlossareal ••Weiterführung des straßenbegleitenden Radweges an der B 1

Bildung und Betreuung Feuerwehr Einkaufen Sekundarschule / Gerätehaus X Supermarkt X Grundschule X Aufenthaltsräume X kleine Verkaufseinrichtungen X Hort X Kirchen und Friedhöfe altern. Verkaufseinrichtungen / Kita X Friedhof X mobile Verkaufseinrichtungen X Sport und Freizeit Trauerhalle X Bewertung Energieversorgung, Abwasser, Spielplatz X Ev. Kirche X Hochwasserschutz Sportplatz / Kath. Kirche X Wasser + Sporthalle X Tourismus und Kultur Strom + Sportlerheim X Museum / Gas + weitere Sportanlagen X Heimatstube / Abwasser + Dorfgemeinschaft Bibliothek / Hochwasserschutz + Jugendclub / tourist. Einrichtung / Bewertung Internet- und Seniorenclub X Post und Bank Mobilfunknetzabdeckung DGH X Postfiliale / Breitband + Vereinshaus / Briefkasten X Mobilfunk + Gaststätte / Bankfiliale / Bewertung Straßen Medizinische und soziale Versorgung Geldautomat / innerörtlich + Arzt X ÖPNV zwischenörtlich + Zahnarzt X Bahnstation / Dorfwettbewerbe soziale Betreuungseinrichtung / Busstation X Teilnahme /

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 Infrastrukturausstattung und Handlungsschwerpunkte in den Ortschaften / Ortsteilen 119 Süplingen

Ivenrode  Hillersleben Mose Farsleben Wedringen Meseberg

Haldensleben Samswegen Altenhausen Vahldorf

Bregenstedt Hundisburg A Ohre Wolmirstedt Bebertal

Emden Glüsig  MittellandkanalJersleben  Groß Santersleben Gutenswegen Ackendorf Groß Ammensleben

Erxleben Rottmersleben  Klein Rottmersleben Ammensleben Brumby Meitzendorf

 Nordgermersleben Uhrsleben Schackensleben Barleben

Tundersleben Groß Santersleben Gersdorf  Dahlenwarsleben A Ebendorf Hakenstedt Hermsdorf A Mammendorf Bornstedt Hohenwarsleben Eichenbarleben

 Druxberge Drackenstedt Irxleben Ochtmersleben Magdeburg Ovelgünne Handlungsschwerpunkte Wellen

••Weiterentwicklung Hopfenhaus-Areal / Lindenplatz (Umbau Scheune,Niederndodeleben Gestaltung Hoffläche); Abriss Gebäude Mittelstraße­  Aller ••Bushaltestelle in Scheune integrieren Dreileben••Sanierung Mauer um Kirchengelände Elbe ••Wegeverbindung nach Mammendorf A ••Schaffung Freizeiteinrichtung für Jugendliche: Skateranlage Groß Rodensleben ••Sanierung TrauerhalleBergen (2013 zur Förderung angemeldet) Klein Rodensleben ••Hochwasserschutz Lindplatz Hohendodeleben ••Innerörtliche Straßen: Mammendorfer Weg (auch Zuwegung zum Autohof, jetzt LW-Weg, künftig öffentlich), Gehweg Haldenslebener Straße a••Biogasanlage nutzen zur Energieversorgung des Wohnparks ••Rekultivierungsplan für den Steinbruch in Groß Santersleben

Bildung und Betreuung Feuerwehr Einkaufen Sekundarschule / Gerätehaus X Supermarkt / Grundschule / Aufenthaltsräume X kleine Verkaufseinrichtungen / Hort / Kirchen und Friedhöfe altern. Verkaufseinrichtungen / Kita X Friedhof X mobile Verkaufseinrichtungen X Sport und Freizeit Trauerhalle X Bewertung Energieversorgung, Abwasser, Spielplatz X Ev. Kirche X Hochwasserschutz Sportplatz X Kath. Kirche / Wasser + Sporthalle / Tourismus und Kultur Strom + Sportlerheim X Museum X Gas + weitere Sportanlagen X Heimatstube / Abwasser + Dorfgemeinschaft Bibliothek / Hochwasserschutz - Jugendclub X tourist. Einrichtung X Bewertung Internet- und Seniorenclub X Post und Bank Mobilfunknetzabdeckung DGH X Postfiliale / Breitband + Vereinshaus / Briefkasten X Mobilfunk + Gaststätte / Bankfiliale / Bewertung Straßen Medizinische und soziale Versorgung Geldautomat / innerörtlich / Arzt / ÖPNV zwischenörtlich X Zahnarzt / Bahnstation / Dorfwettbewerbe soziale Betreuungseinrichtung / Busstation X Teilnahme /

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 120 Infrastrukturausstattung und Handlungsschwerpunkte in den Ortschaften / Ortsteilen Süplingen

Ivenrode  Hillersleben Mose Farsleben Wedringen Meseberg

Haldensleben Samswegen Altenhausen Vahldorf

Bregenstedt Hundisburg A Ohre Wolmirstedt Bebertal Emden Hermsdorf Glüsig  MittellandkanalJersleben  Gutenswegen Ackendorf Groß Ammensleben

Erxleben Rottmersleben  Klein Rottmersleben Ammensleben Brumby Meitzendorf

 Nordgermersleben Uhrsleben Schackensleben Barleben

Tundersleben Groß Santersleben Gersdorf  Dahlenwarsleben A Ebendorf Hakenstedt Hermsdorf A Mammendorf Bornstedt Hohenwarsleben Eichenbarleben

 Druxberge Drackenstedt Irxleben Ochtmersleben Magdeburg Ovelgünne Wellen

Niederndodeleben  Aller Handlungsschwerpunkte Elbe Dreileben ••Neubau Grundschule bzw. Umbau ••Neubau Sporthalle A ••Betreutes WohnenGroß Rodensleben / Pflegeheim Bergen••Nutzung Trauerhalle klären Klein Rodensleben ••Friedhofsmauer sanieren Hohendodeleben ••Innerörtlicher Straßenbau: Grüne Straße und Poststraße ••Wegeverbindung nach Gersdorf a ••Zukunft Elbepark

Bildung und Betreuung Feuerwehr Einkaufen Sekundarschule / Gerätehaus X Supermarkt X Grundschule X Aufenthaltsräume X kleine Verkaufseinrichtungen / Hort X Kirchen und Friedhöfe altern. Verkaufseinrichtungen / Kita X Friedhof X mobile Verkaufseinrichtungen X Sport und Freizeit Trauerhalle X Bewertung Energieversorgung, Abwasser, Spielplatz X Ev. Kirche X Hochwasserschutz Sportplatz X Kath. Kirche / Wasser + Sporthalle X Tourismus und Kultur Strom + Sportlerheim X Museum / Gas + weitere Sportanlagen X Heimatstube / Abwasser + Dorfgemeinschaft Bibliothek (in der Grundschule) X Hochwasserschutz + Jugendclub X tourist. Einrichtung / Bewertung Internet- und Seniorenclub X Post und Bank Mobilfunknetzabdeckung DGH X Postfiliale / Breitband + Vereinshaus / Briefkasten X Mobilfunk + Gaststätte / Bankfiliale / Bewertung Straßen Medizinische und soziale Versorgung Geldautomat / innerörtlich - Arzt X ÖPNV zwischenörtlich - Zahnarzt X Bahnstation / Dorfwettbewerbe soziale Betreuungseinrichtung / Busstation X Teilnahme X

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 Infrastrukturausstattung und Handlungsschwerpunkte in den Ortschaften / Ortsteilen 121 Süplingen

Ivenrode  Hillersleben Mose Farsleben Wedringen Meseberg

Haldensleben Samswegen Altenhausen Vahldorf

Bregenstedt Hundisburg A Ohre Wolmirstedt Bebertal

Emden Glüsig  MittellandkanalJersleben  Gutenswegen Ackendorf Groß Ammensleben

Erxleben Rottmersleben  Klein Rottmersleben Hohenwarsleben Ammensleben Brumby Meitzendorf

 Nordgermersleben Uhrsleben Schackensleben Barleben

Tundersleben Groß Santersleben Gersdorf  Dahlenwarsleben A Ebendorf Hakenstedt Hermsdorf A Mammendorf Bornstedt Hohenwarsleben Eichenbarleben

 Druxberge Drackenstedt Irxleben Ochtmersleben Magdeburg Ovelgünne Wellen

Niederndodeleben  Aller Dreileben Handlungsschwerpunkte Elbe ••Bedarf betreutes Wohnen / Pflegeheim auf der Fläche zwischen Hohenwarsleben und Hermsdorf ••Nutzung Bauland zwischen Hohenwarsleben und Hermsdorf fürA betreutes Wohnen Groß Rodensleben Bergen ••Regenrückhaltebecken im Bereich Autobahnauffahrt / -abfahrt ••Sanierung der FriedhofsmauerKlein Rodensleben ••Verbindungsweg für Fußgänger und RadfahrerHohendodeleben von den Wohnparks zum Elbepark und Hermsdorfer Weg ••Hausmülldeponiesanierung a ••Dorfgemeinschaftshaus für größere Veranstaltungen, Landjugendheim ••Sanierung der Dorfteichmauer ••Radweg nach Dahlenwarsleben ••Spielgeräte für Krippenkinder sowie kleinere Sanierungsmaßnahmen (Malerarbeiten / Rollos) ••Sanierung der Dorfteichmauer und des Teiches ••Erneuerung Fußboden Trauerhalle

Bildung und Betreuung Feuerwehr Einkaufen Sekundarschule / Gerätehaus X Supermarkt X Grundschule / Aufenthaltsräume X kleine Verkaufseinrichtungen / Hort / Kirchen und Friedhöfe altern. Verkaufseinrichtungen X Kita X Friedhof X mobile Verkaufseinrichtungen / Sport und Freizeit Trauerhalle X Bewertung Energieversorgung, Abwasser, Spielplatz X Ev. Kirche X Hochwasserschutz Sportplatz X Kath. Kirche / Wasser + Sporthalle / Tourismus und Kultur Strom + Sportlerheim X Museum / Gas + weitere Sportanlagen / Heimatstube X Abwasser + Dorfgemeinschaft Bibliothek / Hochwasserschutz + Jugendclub X tourist. Einrichtung X Bewertung Internet- und Seniorenclub X Post und Bank Mobilfunknetzabdeckung DGH X Postfiliale X Breitband + Vereinshaus / Briefkasten X Mobilfunk + Gaststätte X Bankfiliale X Bewertung Straßen Medizinische und soziale Versorgung Geldautomat X innerörtlich + Arzt X ÖPNV zwischenörtlich + Zahnarzt / Bahnstation / Dorfwettbewerbe soziale Betreuungseinrichtung / Busstation X Teilnahme /

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 122 Infrastrukturausstattung und Handlungsschwerpunkte in den Ortschaften / Ortsteilen Süplingen

Ivenrode  Hillersleben Mose Farsleben Wedringen Meseberg

Haldensleben Samswegen Altenhausen Vahldorf

Bregenstedt Hundisburg A Ohre Wolmirstedt Bebertal

Emden Glüsig  MittellandkanalJersleben  Gutenswegen Ackendorf Groß Ammensleben

Erxleben Rottmersleben  Klein Rottmersleben Ammensleben Brumby Meitzendorf

 Nordgermersleben Uhrsleben Irxleben Schackensleben Barleben Tundersleben Groß Santersleben Gersdorf  Dahlenwarsleben A Ebendorf Hakenstedt Hermsdorf A Mammendorf Bornstedt Hohenwarsleben Eichenbarleben

 Druxberge Drackenstedt Irxleben Ochtmersleben Magdeburg Ovelgünne Wellen

Niederndodeleben  Aller Dreileben Elbe

Handlungsschwerpunkte A ••Bedarf an altengerechtemGroß Rodensleben Wohnraum (möglicher Standort Wohnbaugebiet hinter dem Sportplatz; schwierige Eigen- Bergen tumsverhältnisse, Kirchenland, Erbpacht)Klein Rodensleben ••Nachnutzung alte Schule z.B. für altengerechtes Wohnen Hohendodeleben ••Wohnbaufläche: Restliche Baugrundstücke noch verfügbar; Erweiterungsflächen stehen zur Verfügung ••Verkehrsregelung an der Kreuzung der B1 mit der Kreisstraße in Richtung Niederndodeleben a ••Sanierung Kirche und Kirchplatz dringend erforderlich ••Wander- / Radweg durch die Ortslage ••Mögliche Umgehungsstraße B 1 günstigerweise durch Gewerbegebiet führen ••Dringende innerörtliche Straßenbaumaßnahmen: Morgenstraße, Bördestraße ••Regenwasserrückhaltebecken, Dorfteiche und Abriss ehemaliges Pumphaus ••Schwerpunkt Innenentwicklung, Vermarktung leer stehender oder leer fallender großer Bauernhöfe und anderer Alt­ bauten zur Um-, Neu- und Weiternutzung ••Kreisverkehr an der B 1 / K 1163 Niederndodeleben oder Ampel

Bildung und Betreuung Feuerwehr Einkaufen Sekundarschule / Gerätehaus X Supermarkt / Grundschule X Aufenthaltsräume X kleine Verkaufseinrichtungen X Hort X Kirchen und Friedhöfe altern. Verkaufseinrichtungen / Kita X Friedhof X mobile Verkaufseinrichtungen / Sport und Freizeit Trauerhalle X Bewertung Energieversorgung, Abwasser, Spielplatz X Ev. Kirche X Hochwasserschutz Sportplatz X Kath. Kirche / Wasser + Sporthalle X Tourismus und Kultur Strom + Sportlerheim X Museum / Gas + weitere Sportanlagen X Heimatstube / Abwasser + Dorfgemeinschaft Bibliothek X Hochwasserschutz + Jugendclub X tourist. Einrichtung / Bewertung Internet- und Seniorenclub X Post und Bank Mobilfunknetzabdeckung DGH / Postfiliale X Breitband + Vereinshaus / Briefkasten X Mobilfunk + Gaststätte X Bankfiliale X Bewertung Straßen Medizinische und soziale Versorgung Geldautomat X innerörtlich - Arzt X ÖPNV zwischenörtlich + Zahnarzt X Bahnstation / Dorfwettbewerbe soziale Betreuungseinrichtung X Busstation X Teilnahme -

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 Infrastrukturausstattung und Handlungsschwerpunkte in den Ortschaften / Ortsteilen 123 Süplingen

Ivenrode  Hillersleben Mose Farsleben Wedringen Meseberg

Haldensleben Samswegen Altenhausen Vahldorf

Bregenstedt Hundisburg A Ohre Wolmirstedt Bebertal

Emden Glüsig  MittellandkanalJersleben  Gutenswegen Ackendorf Groß Ammensleben

Erxleben Rottmersleben  Klein Rottmersleben Ammensleben Brumby Meitzendorf

 Nordgermersleben Uhrsleben Schackensleben Barleben

Tundersleben Groß Santersleben Gersdorf  Dahlenwarsleben A Ebendorf Hakenstedt Hermsdorf A Mammendorf Bornstedt Hohenwarsleben Eichenbarleben Niederndodeleben Druxberge Drackenstedt Irxleben Ochtmersleben Magdeburg Ovelgünne Wellen

Niederndodeleben  Aller Dreileben Elbe

A Groß Rodensleben Bergen HandlungsschwerpunkteKlein Rodensleben ••Mehrere große Wohnbaugebiete mit hoher AuslastungHohendodeleben („Bördeblick“: voll ausgelastet; „Im Cönterstieg“: bis auf 6 Plätze voll ausgelastet; „Wartbergblick“: Erweiterungsflächen stehen zur Verfügung, Erschließungsträger muss gesucht wer- den; „Lämmertal“: seit 1998 voll belegt; „Bördering“: alles verkauft) a ••Schrittweise Sanierung Schwimmbad ••Langfristig: Schaffung einer Freizeitzone zwischen Sportplatzgelände und Schwimmbad (Ankauf von Fläche erforderlich) ••Kindereinrichtungen und Schule voll ausgelastet ••Ehemaliger Plus-Markt: Potenzielles Objekt für dörfliche Gemeinschaftseinrichtung ••Großer Sanierungsbedarf innerörtlicher Straßen: Karl-Liebknecht-Straße, August-Bebel-Straße/Mittelstraße, Walther- Rathenau-Straße, Gartenweg, Pascheberg, Berendsee, Schulstraße, Kleine Gasse ••Gebäude neben ehemaligem Rathaus: Potenzial für Standort Museum und/oder Sitz der künftigen Stiftung Hohe Börde ••Areal ehemaliger Bahnhof (einschließlich ehemaliges Sportlerheim): Dringend Entwicklungsperspektive notwendig wie zum Beispiel Einrichtung Außenstelle des Bauhofes der Gemeinde ••Hochwasserschutz: Kritische Stelle, Brücke hinter Schwimmbad; Erneuerung Brücke Gartenweg ••Erwerb von innerörtlichen Grundstücken mit leer stehenden Gebäuden, für innerörtliche Entwicklung nutzen ••Erwerb eines Grundstückes in der Karl-Liebknecht-Straße (Zahnarztpraxis) als neuer Standort für politische und kultu- relle Aktivitäten der Ortschaft ••Erwerb der alten Apotheke (Friedensstraße) zur Nutzung als Archiv und für die Vereinsarbeit ••Sanierung der Trauerhalle (Friedhof Unterdorf) und Grundsanierung (Begrünung/Bepflanzung) beider Friedhöfe

Bildung und Betreuung Feuerwehr Einkaufen Sekundarschule X Gerätehaus X Supermarkt X Grundschule X Aufenthaltsräume X kleine Verkaufseinrichtungen X Hort X Kirchen und Friedhöfe altern. Verkaufseinrichtungen X Kita X Friedhof X mobile Verkaufseinrichtungen X Sport und Freizeit Trauerhalle X Bewertung Energieversorgung, Abwasser, Spielplatz X Ev. Kirche X Hochwasserschutz Sportplatz X Kath. Kirche / Wasser + Sporthalle X Tourismus und Kultur Strom + Sportlerheim X Museum / Gas + weitere Sportanlagen / Heimatstube X Abwasser + Dorfgemeinschaft Bibliothek X Hochwasserschutz - Jugendclub X tourist. Einrichtung X Bewertung Internet- und Seniorenclub X Post und Bank Mobilfunknetzabdeckung DGH / Postfiliale X Breitband + Vereinshaus / Briefkasten X Mobilfunk + Gaststätte X Bankfiliale / Bewertung Straßen Medizinische und soziale Versorgung Geldautomat X innerörtlich - Arzt X ÖPNV zwischenörtlich - Zahnarzt X Bahnstation X Dorfwettbewerbe soziale Betreuungseinrichtung X Busstation X Teilnahme X

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 124 Infrastrukturausstattung und Handlungsschwerpunkte in den Ortschaften / Ortsteilen Süplingen

Ivenrode  Hillersleben Mose Farsleben Wedringen Meseberg

Nordgermersleben Haldensleben Samswegen Altenhausen Vahldorf

Bregenstedt Hundisburg A Ohre Wolmirstedt Bebertal

Emden Glüsig  MittellandkanalJersleben  Gutenswegen Ackendorf Groß Ammensleben

Erxleben Rottmersleben  Klein Rottmersleben Ammensleben Brumby Meitzendorf

 Nordgermersleben Uhrsleben Schackensleben Barleben

Tundersleben Groß Santersleben Gersdorf  Dahlenwarsleben A Ebendorf Hakenstedt Hermsdorf A Mammendorf Bornstedt Hohenwarsleben Eichenbarleben

 Druxberge Drackenstedt Irxleben Ochtmersleben Handlungsschwerpunkte Magdeburg Ovelgünne ••Nachnutzung ehemalige Schule (Wohnungen, altersgerechtes Wohnen o.ä.) Wellen

••Abriss Wohnblock in Tundersleben Niederndodeleben  ••SchallschutzmauerAller mit Solaranlage (A 2, Tundersleben) – Modellvorhaben Elbe ••Ausweisung neuer Wohnbauflächen (u.a. im BereichDreileben ehemaliger Bahnhof, Birkenweg/Tundersleber Weg) ••Birkenweg: Fertigstellung Gehwege A ••Schaffung von Wohnbaugrundstücken im Bereich der ehemaligen ZuckerfabrikGroß Rodensleben Bergen Klein Rodensleben Bildung und Betreuung Feuerwehr Einkaufen Hohendodeleben Sekundarschule / Gerätehaus X Supermarkt X Grundschule / Aufenthaltsräume X kleine Verkaufseinrichtungen X Hort / Kirchen und Friedhöfe altern. Verkaufseinrichtungen / a Kita X Friedhof X mobile Verkaufseinrichtungen X Sport und Freizeit Trauerhalle X Bewertung Energieversorgung, Abwasser, Spielplatz X Ev. Kirche X Hochwasserschutz Sportplatz X Kath. Kirche / Wasser + Sporthalle / Tourismus und Kultur Strom + Sportlerheim X Museum / Gas + weitere Sportanlagen X Heimatstube X Abwasser + Dorfgemeinschaft Bibliothek X Hochwasserschutz + Jugendclub X tourist. Einrichtung X Bewertung Internet- und Seniorenclub X Post und Bank Mobilfunknetzabdeckung DGH / Postfiliale / Breitband + Vereinshaus / Briefkasten X Mobilfunk + Gaststätte X Bankfiliale / Bewertung Straßen Medizinische und soziale Versorgung Geldautomat / innerörtlich - Arzt X ÖPNV zwischenörtlich + Zahnarzt X Bahnstation / Dorfwettbewerbe soziale Betreuungseinrichtung / Busstation X Teilnahme X

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 Infrastrukturausstattung und Handlungsschwerpunkte in den Ortschaften / Ortsteilen 125 Süplingen

Ivenrode  Hillersleben Mose Farsleben Wedringen Meseberg

Haldensleben Samswegen Altenhausen Vahldorf

Bregenstedt Hundisburg A Ohre Wolmirstedt Bebertal

Emden Glüsig  MittellandkanalJersleben  Gutenswegen Ackendorf Groß Ammensleben

Erxleben Rottmersleben  Klein Rottmersleben Ammensleben OchtmerslebenBrumby Meitzendorf  Nordgermersleben Uhrsleben Schackensleben Barleben

Tundersleben Groß Santersleben Gersdorf  Dahlenwarsleben A Ebendorf Hakenstedt Hermsdorf A Mammendorf Bornstedt Hohenwarsleben Eichenbarleben

 Druxberge Drackenstedt Irxleben Ochtmersleben Magdeburg Ovelgünne Wellen

Niederndodeleben  Aller Dreileben Elbe

A Groß Rodensleben Bergen Klein Rodensleben

Hohendodeleben Handlungsschwerpunkte ••Sanierung Dorfteich (Tränke) und Bauerngraben ••Innerörtlicher Straßenbaua (Schmiedestraße, Birkenweg, Am Kirchenberg) ••kaum Gemeinschaftseinrichtungen für Dorfbevölkerung ••sehr aktive Kinder- und Jugendfeuerwehr sowie aktive Vereinsarbeit (kaiserlich-königlicher Schützenverein, Filz- mäuse, Kleintierzuchtverein) ••Wohnbaugebiet am Ortsrand in Richtung Eichenbarleben: Rund 50 potenzielle Bauplätze (nur ein Platz belegt), nicht erschlossen

Bildung und Betreuung Feuerwehr Einkaufen Sekundarschule / Gerätehaus X Supermarkt / Grundschule / Aufenthaltsräume X kleine Verkaufseinrichtungen X Hort / Kirchen und Friedhöfe altern. Verkaufseinrichtungen X Kita X Friedhof X mobile Verkaufseinrichtungen X Sport und Freizeit Trauerhalle X Bewertung Energieversorgung, Abwasser, Spielplatz X Ev. Kirche X Hochwasserschutz Sportplatz X Kath. Kirche / Wasser + Sporthalle / Tourismus und Kultur Strom + Sportlerheim X Museum / Gas + weitere Sportanlagen / Heimatstube X Abwasser + Dorfgemeinschaft Bibliothek X Hochwasserschutz - Jugendclub / tourist. Einrichtung / Bewertung Internet- und Seniorenclub X Post und Bank Mobilfunknetzabdeckung DGH X Postfiliale / Breitband + Vereinshaus X Briefkasten X Mobilfunk + Gaststätte X Bankfiliale / Bewertung Straßen Medizinische und soziale Versorgung Geldautomat / innerörtlich + Arzt / ÖPNV zwischenörtlich + Zahnarzt / Bahnstation X Dorfwettbewerbe soziale Betreuungseinrichtung / Busstation X Teilnahme /

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 126 Infrastrukturausstattung und Handlungsschwerpunkte in den Ortschaften / Ortsteilen Süplingen

Ivenrode  Hillersleben Mose Farsleben Wedringen Meseberg

Haldensleben Samswegen Altenhausen Vahldorf

BregenstedtRottmersleben Hundisburg A Ohre Wolmirstedt Bebertal

Emden Glüsig  MittellandkanalJersleben  Gutenswegen Ackendorf Groß Ammensleben

Erxleben Rottmersleben  Klein Rottmersleben Ammensleben Brumby Meitzendorf

 Nordgermersleben Uhrsleben Schackensleben Barleben

Tundersleben Groß Santersleben Gersdorf  Dahlenwarsleben A Ebendorf Hakenstedt Hermsdorf A Mammendorf Handlungsschwerpunkte Bornstedt Hohenwarsleben ••Erhalt Schulstandort (Sanierung Grundschule, NeubauEichenbarleben Hort) oder Nachnutzungskonzept ••Sanierung Jugendclub (innen) ••Hochwasserschutz im Bereich Arztpraxis  Druxberge Drackenstedt Irxleben ••Neubau Feuerwehrgerätehaus, da vorhandene FeuerwehrOchtmersleben zu klein ••Erweiterung Wohngebiet „Alter Sportplatz“ (ca. 10 Wohnbauplätze) sowie Gartenweg, linke Seite Magdeburg Ovelgünne••Parkplatz für Arztpraxis (gemeinsam mit Hochwasserschutz an der Klein SantersleberWellen Straße) ••Flurneuordnung zur Schaffung eines durchgehenden Rad- und Wanderweges Niederndodeleben  Aller ••Sanierung Teich / Stauanlage in Klein Rottmersleben ••Biogasanlage in KleinDreileben Rottmersleben, Zufahrtbreite für Maistransporte zu schmal Elbe ••Schaffung PKW-Stellplätze an der Grundschule ••Verbesserung der Straße zwischen Rottmersleben und Bebertal für Radfahrer/innen A Groß Rodensleben ••Ausweisung von Bauflächen (Ackerstück)Bergen südlich der Straße „An der Olbe“ in Richtung Schackensleben ••Sanierung Teich in Klein Rottmersleben, Olbetalteich, Freibad Klein Rodensleben ••Neugestaltung und Einzäunung des Spielplatzes und des Sportplatzes Hohendodeleben

Bildung und Betreuung Feuerwehr Einkaufen a Sekundarschule / Gerätehaus X Supermarkt / Grundschule X Aufenthaltsräume X kleine Verkaufseinrichtungen / Hort X Kirchen und Friedhöfe altern. Verkaufseinrichtungen / Kita X Friedhof X mobile Verkaufseinrichtungen X Sport und Freizeit Trauerhalle X Bewertung Energieversorgung, Abwasser, Spielplatz X Ev. Kirche X Hochwasserschutz Sportplatz X Kath. Kirche / Wasser + Sporthalle / Tourismus und Kultur Strom + Sportlerheim X Museum X Gas + weitere Sportanlagen X Heimatstube / Abwasser + Dorfgemeinschaft Bibliothek / Hochwasserschutz - Jugendclub X tourist. Einrichtung X Bewertung Internet- und Seniorenclub X Post und Bank Mobilfunknetzabdeckung DGH X Postfiliale / Breitband + Vereinshaus X Briefkasten X Mobilfunk + Gaststätte X Bankfiliale / Bewertung Straßen Medizinische und soziale Versorgung Geldautomat / innerörtlich + Arzt X ÖPNV zwischenörtlich + Zahnarzt / Bahnstation / Dorfwettbewerbe soziale Betreuungseinrichtung / Busstation X Teilnahme X

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 Infrastrukturausstattung und Handlungsschwerpunkte in den Ortschaften / Ortsteilen 127 Süplingen

Ivenrode  Hillersleben Mose Farsleben Wedringen Meseberg

Haldensleben Samswegen Altenhausen Vahldorf

Bregenstedt Hundisburg A Ohre Wolmirstedt Bebertal

Emden Glüsig  MittellandkanalJersleben  Gutenswegen Schackensleben Ackendorf Groß Ammensleben

Erxleben Rottmersleben  Klein Rottmersleben Ammensleben Brumby Meitzendorf

 Nordgermersleben Uhrsleben Schackensleben Barleben

Tundersleben Groß Santersleben Gersdorf  Dahlenwarsleben A Ebendorf Hakenstedt Hermsdorf A Mammendorf Bornstedt Hohenwarsleben Eichenbarleben Handlungsschwerpunkte ••Chancen zur Innenentwicklung dörflicher Strukturen durch die Neunutzung brachliegender Flächen: Flächen mit Druxberge Altlasten so vorbereiten,Drackenstedt dass sie für Investoren unmittelbar nutzbar sind (vorrangigIrxleben für alters- und sozialgerechte Ochtmersleben Wohnformen und kleinteilige Mietwohnungsangebote) Magdeburg Ovelgünne ••Innerörtliche Bauflächen Angeboten auf der „grünen Wiese“ gleichstellen:Wellen Beispiel 5 ha Entwicklungsfläche im Be- reich der ehemaligen Zuckerfabrik – technisches Denkmal: Schornstein ehemalige Zuckerfabrik; Nutzung zur Flä- Niederndodeleben  Aller chenschonung (kein Verbrauch von Ackerflächen solange solche Flächen vorhanden sind) ••GaststätteDreileben Meyer (OT Klein Santersleben): Großer Saal / Entwicklungspotenzial Elbe ••Kirche Klein Santersleben: Nutzung als Hochzeitskirche geplant; Ankauf Freifläche Ruine und Schaffung von Park- plätzen; Umbau einer Teilfläche des bisherigen Friedhofes zur Festwiese A Groß Rodensleben ••Nutzung Abwärme Biogasanlage;Bergen Nutzung für öffentliche Gebäude (ehem. Schule etc.) oder Sozialeinrichtungen (Be- treutes Wohnen) Klein Rodensleben ••Nutzung Friedhof mit ehemaliger Trauerhalle als Parkanlage Hohendodeleben ••Nachnutzung ehemalige Schule (altersgerechtes Wohnen, Ärztehaus o.ä.) ••Schaffung von öffentlichen Spielplätzen a ••Verbesserung Verkehr an der Kreisstraße und innerörtliche Wohnbebauung ••Einrichtung eines Bushaltestelle/Verkaufswagen-Marktes

Bildung und Betreuung Feuerwehr Einkaufen Sekundarschule / Gerätehaus X Supermarkt / Grundschule / Aufenthaltsräume X kleine Verkaufseinrichtungen X Hort / Kirchen und Friedhöfe altern. Verkaufseinrichtungen X Kita X Friedhof X mobile Verkaufseinrichtungen X Sport und Freizeit Trauerhalle (2x) X Bewertung Energieversorgung, Abwasser, Spielplatz / Ev. Kirche X Hochwasserschutz Sportplatz X Kath. Kirche / Wasser + Sporthalle X Tourismus und Kultur Strom + Sportlerheim X Museum / Gas + weitere Sportanlagen X Heimatstube / Abwasser + Dorfgemeinschaft Bibliothek / Hochwasserschutz + Jugendclub X tourist. Einrichtung X Bewertung Internet- und Seniorenclub / Post und Bank Mobilfunknetzabdeckung DGH X Postfiliale / Breitband + Vereinshaus X Briefkasten X Mobilfunk + Gaststätte X Bankfiliale / Bewertung Straßen Medizinische und soziale Versorgung Geldautomat X innerörtlich + Arzt / ÖPNV zwischenörtlich - Zahnarzt / Bahnstation / Dorfwettbewerbe soziale Betreuungseinrichtung / Busstation X Teilnahme X

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 128 Infrastrukturausstattung und Handlungsschwerpunkte in den Ortschaften / Ortsteilen Süplingen

Ivenrode  Hillersleben Mose Farsleben Wedringen Meseberg

Haldensleben Samswegen Altenhausen Vahldorf

Bregenstedt Hundisburg A Ohre Wolmirstedt Bebertal

Emden Glüsig  MittellandkanalJersleben  Gutenswegen Ackendorf Groß Ammensleben

Erxleben Rottmersleben  Klein Rottmersleben Ammensleben Brumby Meitzendorf

 Nordgermersleben Uhrsleben Wellen Schackensleben Barleben Tundersleben Groß Santersleben Gersdorf  Dahlenwarsleben A Ebendorf Hakenstedt Hermsdorf A Mammendorf Bornstedt Hohenwarsleben Eichenbarleben

 Druxberge Drackenstedt Irxleben Ochtmersleben Magdeburg Ovelgünne Wellen

Niederndodeleben  Aller Dreileben Elbe

A Groß Rodensleben Bergen Klein Rodensleben

Hohendodeleben

aHandlungsschwerpunkte ••Sanierung Teichanlage und Wegeführung entlang des Teiches (grundhafter Ausbau) / Gehweg am Teich und grund­ hafter Ausbau der Straße am Teichhof ••Einrichtung eines öffentlichen Kinderspielplatzes ••alternative Lösung für Jugendclub finden ••Einrichtung einer teilanonymen Begräbnisstätte auf dem Friedhof ••Neubau Wohngebiet „Am Burgende“ mit über 60 freien Bauplätzen ••Sanierung von Straßen und Wegen (z. B. Im Wiesengrund, Buchenweg)

Bildung und Betreuung Feuerwehr Einkaufen Sekundarschule / Gerätehaus X Supermarkt / Grundschule / Aufenthaltsräume X kleine Verkaufseinrichtungen X Hort / Kirchen und Friedhöfe altern. Verkaufseinrichtungen X Kita X Friedhof X mobile Verkaufseinrichtungen X Sport und Freizeit Trauerhalle X Bewertung Energieversorgung, Abwasser, Spielplatz / Ev. Kirche X Hochwasserschutz Sportplatz X Kath. Kirche / Wasser + Sporthalle / Tourismus und Kultur Strom + Sportlerheim X Museum / Gas + weitere Sportanlagen X Heimatstube X Abwasser + Dorfgemeinschaft Bibliothek X Hochwasserschutz + Jugendclub X tourist. Einrichtung / Bewertung Internet- und Seniorenclub X Post und Bank Mobilfunknetzabdeckung DGH X Postfiliale / Breitband + Vereinshaus X Briefkasten X Mobilfunk + Gaststätte / Bankfiliale / Bewertung Straßen Medizinische und soziale Versorgung Geldautomat / innerörtlich - Arzt / ÖPNV zwischenörtlich + Zahnarzt / Bahnstation X Dorfwettbewerbe soziale Betreuungseinrichtung / Busstation X Teilnahme X

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 Infrastrukturausstattung und Handlungsschwerpunkte in den Ortschaften / Ortsteilen 129 Verwendete Literatur und Quellen

Für die Erarbeitung des IGEK wurde auf Literatur und weitere Quellen zurückgegriffen. Die entsprechenden Verweise sind in den jeweiligen Passagen des Textes (i.d.R. in Fußnoten) sowie in Legenden von Karten und Anmerkungen zu Tabellen und grafischen Darstellungen angegeben. Abkürzungsverzeichnis (Auswahl)

A ���������������������Autobahn km ������������������Kilometer a.a.O. �������������am angegebenen Ort KMU ���������������kleine und mittlere Unternehmen AEP ���������������Agrarstrukturelle Entwicklungsplanung LAG ���������������Lokale Aktionsgruppe (im LEADER-Prozess) AG ������������������Arbeitsgemeinschaft LEADER ���������frz. Akronym für: Liaison entre actions de développement ALFF ���������������Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten de l ’économie rurale (Verbindung zwischen Aktionen zur ALR ���������������Allianz Ländlicher Raum Entwicklung der ländlichen Wirtschaft) AOK ���������������Allgemeinde Ortskrankenkasse LEP ����������������Landesentwicklungsplan AWO ���������������Arbeiterwohlfahrt LHW ���������������Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft B ���������������������Bundesstraße LSA ����������������Land Sachsen-Anhalt BAB ���������������Bundesautobahn m �������������������Meter BBR ���������������Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung m2 ������������������Quadratmeter Bsp. ���������������Beispiel m3 ������������������Kubikmeter bspw. ������������beispielsweise MD ������������������Magdeburg bzw. ���������������beziehungsweise Mbit/s ������������Übertragungsrate (z.B. bei der Breitbandbereitstellung) ca. ������������������circa mbH ���������������mit beschränkter Haftung CLLD �������������engl. Akronym für: Community-Led Local Development MF ������������������Ministerium der Finanzen (dt.: Lokale Entwicklung unter der Federführung der Min. ���������������Ministerium Bevölkerung) Mio. ���������������Million CO2 ����������������Kohlendioxid MLU ���������������Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt d.h. ����������������das heißt MLV ���������������Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr dt. ������������������deutsch Mrd. ���������������Milliarde EEG ���������������Erneuerbare-Energien-Gesetz Nds. ���������������Niedersachsen EFRE �������������Europäischer Fonds für Regionalentwicklung NGA ���������������Next Generation Access (Internet, Breitband) EG ������������������Europäische Gemeinschaft Nr. ������������������Nummer ELER ���������������Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung NW ����������������Nordwest des ländlichen Raumes o.ä. ����������������oder ähnliches engl. ���������������englisch o.g. ����������������oben genannt ESF ����������������Europäischer Sozialfonds ÖPNV ������������Öffentlicher Personennahverkehr etc. ����������������et cetera OT ������������������Ortsteil EU ������������������Europäische Union Pkw ���������������Personenkraftwagen EUR ���������������Euro PR ������������������Public Relations e.V. ������������������eingetragener Verein rd. ������������������rund EW ����������������Einwohner rel. ������������������relativ FFH ����������������Flora-Fauna-Habitat REK ���������������Regionales Entwicklungskonzept FH ������������������Fachhochschule REP ���������������Regionaler Entwicklungsplan frz. ������������������französisch resp. ���������������respektive GRW ���������������Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der regionalen s. ���������������������siehe Wirtschaftsstruktur S. �������������������Seite GAK ���������������Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der Agrarstruk- Sa. ������������������Sachsen tur und des Küstenschutzes SeS ����������������Sekundarschule GE/GI ������������Gewerbegebiete (GI=Industriegebiet) SO ������������������Südost ggf. ����������������gegebenenfalls sog. ���������������sogenannt GIS ������������������Geografisches Informationssystem ST ������������������Sachsen-Anhalt GS ������������������Grundschule SV ������������������Sportverein Ha ������������������Hektar SWOT ������������engl. Akronym für Strengths, Weaknesses, Opportunities, HQ100 ����������Abflussmenge eines Gewässers (auch 100-jährlicher Ab- Threats (Stärken-Schwächen-Chancen-Risiken) fluss, kurz HQ100, genannt) Thür. ���������������Thüringen ICE ������������������InterCityExpress u.a. ����������������unter anderem i.d.R. ���������������in der Regel u.ä. ����������������und ähnliches i.d.F. ���������������in diesem Fall u.a.m. ������������und anderes mehr IGEK ���������������Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept u.U. ����������������unter Umständen i.H.v. ���������������in Höhe von v. ���������������������von IHK ����������������Industrie- und Handelskammer v.d.Z. �������������vor der Zeitrechnung ILEK ���������������Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept vgl. ����������������vergleiche ILE ������������������Integrierte Ländliche Entwicklung v.H. ����������������von Hundert INTERREG �����steht für: Gemeinschaftsinitiative der Europäischen Union WETTREG ������statisches regionales Klimamodell i.S. ������������������im Sinne WRRL ������������Wasserrahmenrichtlinie k.A. ����������������keine Angaben www. �������������worldwideweb (Internet) KÄV ���������������Kassenärztliche Vereinigung z.B. ����������������zum Beispiel Kita ����������������Kindertagesstätte z.T. ������������������zum Teil KiFöG ������������Kinderförderungsgesetz z.Z. ����������������zurzeit

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 130 Verwendete Literatur und Quellen | Abkürzungsverzeichnis Glossar

Bottom-up [„von unten nach oben“] Als Bottom-up werden Prozesse bezeichnet, die nicht durch die „Führungsebene“ initiiert und geleitet, sondern von Akteuren „auf der Arbeitsebe- ne nach oben“ getragen werden. Der Vorteil einer „Bottom-up-Planung“ besteht in der vergleichsweise breiten Einbeziehung von Akteuren aus un- terschiedlichen Strukturen und Ebenen, um Ziele und Handlungsschwerpunkte für Entwicklungsprozesse zu vereinbaren. Zudem führt die Methode zu einer breiten Akzeptanz für die Planungen (z.B. der regionalen Entwicklung) durch umfangreiche Mitwirkungsmöglichkeiten (Partizipation). Dem steht ein meist hoher zeitlicher und organisatorischer Aufwand (z.B. Arbeitskreise, oftmals öffentliche Diskussion der Planungsentwürfe und aufwen- dige Abwägungsprozesse zu den vorgebrachten Hinweisen, Vorschlägen, Kritiken etc.) gegenüber. Bottom-up-Prozesse nehmen vor allem auf EU- Ebene einen wachsenden Stellenwert ein (u.a. im Rahmen des LEADER-Prozesses) und greifen auch auf Bundes- und Landesebene Raum (u.a. ILE/ ILEK-Prozess, Bundesmodellinitiative „Regionen Aktiv – Land gestaltet Zukunft“).

CLLD Für den Zeitraum 2014-2020 wird der LEADER-Ansatz als CLLD (Community-Led Local Development, dt. „Lokale Entwicklung unter der Federführung der Bevölkerung“) bezeichnet. CLLD (LEADER) bleibt weiterhin ein obligatorischer Bestandteil der Entwicklungsprogramme für den ländlichen Raum. Pro- jekte, die diesem Ansatz folgen, können über den ELER gefördert werden. Darüber hinaus können aber auch die Strukturfonds (EFRE, ESF) und der Euro- päische Meeres- und Fischereifonds (EMFF) zur Förderung herangezogen werden. Um die Kohärenz der integrierten lokalen Entwicklungsstrategien und -maßnahmen sicherzustellen, sollen jedoch einheitliche Regelungen des „Gemeinsamen Strategischen Rahmens“ für diese Fonds gelten.

Cluster Als Cluster werden im Kontext der Regionalentwicklung Netzwerke von Produzenten, Zulieferern, Forschungseinrichtungen (z.B. Hochschulen), Dienstleistern (z.B. Design- und Ingenieurbüros, IT-Dienstleistern) und verbundenen Institutionen (z.B. Kammern und Verbände, Politik und Verwal- tung) bezeichnet, die über gemeinsame Austauschbeziehungen entlang einer Wertschöpfungskette (z.B. chemische Produktion) gebildet werden. Die Mitglieder eines Clusters stehen über Liefer- oder Wettbewerbskontakte miteinander in Beziehung und verfolgen gemeinsame Interessen (zum Beispiel im Hinblick auf die Förderung der regionalen Entwicklung und/oder des regionalen Images).

EFRE [Europäischer Fonds für regionale Entwicklung] Dieser Fonds soll den wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhalt durch Beseitigung der schwerwiegendsten regionalen Ungleichgewichte und durch die Beteiligung an der Entwicklung und der Umstellung in den Regionen fördern. In diesem Zusammenhang beteiligt sich der EFRE auch an Maßnahmen zur nachhaltigen Entwicklung und zur Schaffung dauerhafter Arbeitsplätze.

ELER [Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes] Mit dem von der Europäischen Kommission im Jahr 2004 veröffentlichten Vorschlag zur ELER-Verordnung und der politischen Einigung des Agrar- ministerrates im Jahr 2005 über die Inhalte der neuen Verordnung für den ländlichen Raum begann ein neues Kapitel in der Diskussion der europäi- schen Politik für ländliche Räume. Die ELER-Verordnung bildet die Grundlage für die als Zweite Säule der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) bezeich- nete ländliche Entwicklungspolitik Europas für die Jahre 2007-2013. Die ELER-Verordnung sieht einen weitgehend einheitlichen Programmplanungs-, Finanzierungs- und Bewertungsrahmen vor. Alle Maßnahmen werden seit 2007 nur noch aus einer Quelle, dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die ländliche Entwicklung (ELER), finanziert.

ESF [Europäischer Sozialfonds] Der ESF, 1957 ins Leben gerufen, ist das wichtigste Instrument der Europäischen Union für die Entwicklung der Humanressourcen und die Verbesse- rung der Funktion des Arbeitsmarktes. Er unterstützt Maßnahmen zur Prävention und Bekämpfung von Arbeitslosigkeit und zur Entwicklung der Hu- manressourcen. Die Ziele des ESF sind u.a. ein hohes Beschäftigungsniveau, Chancengleichheit von Männern und Frauen, nachhaltige Entwicklung und wirtschaftlicher und sozialer Zusammenhalt.

GAP [Gemeinsame Agrarpolitik] Die Gemeinsame Agrarpolitik zielt darauf ab, den Verbrauchern in der Europäischen Union angemessene Preise und den Landwirten ein gerechtes Einkommen zu garantieren. Zu diesem Zweck sind gemeinsame Marktorganisationen geschaffen und bestimmte Leitprinzipien - einheitliche Preise, finanzielle Solidarität und Gemeinschaftspräferenz - aufgestellt worden. Die GAP ist einer der wichtigsten Politikbereiche der EU. Die diesbezüglichen Beschlüsse werden vom Rat nach Anhörung des Europäischen Parlaments mit qualifizierter Mehrheit erlassen. GAP-Reformen haben sich u.a. der Ver- einfachung von Marktstützungsmaßnahmen und von Direktbeihilfen durch die Entkopplung der Direktzahlungen an die Landwirte von der Erzeugung zugewandt; darüber hinaus wurden Maßnahmen zur Stärkung der Entwicklung des ländlichen Raums durch Übertragung von Mitteln der Marktstüt- zung auf die ländliche Entwicklung durch die Modulation (Reduzierung der Direktbeihilfen an größere landwirtschaftliche Betriebe) sowie Mechanis- men der Finanzdisziplin (Festlegung einer Ausgabenobergrenze für Marktstützung und Direktbeihilfen 2007-2013) durchgesetzt.

GSR [Gemeinsamer Strategischer Rahmen] Die EU-Fördertöpfe sollen ab 2014 besser miteinander verzahnt werden. Vor diesem Hintergrund führt der Gemeinsame Strategische Rahmen die politischen Ziele zusammen und ersetzt die bisher getrennten Pakete strategischer Leitlinien für die Kohäsionspolitik, die Politik zur Entwicklung des ländlichen Raumes sowie für die Meeres- und Fischereipolitik. Er schafft damit eine einheitliche Grundausrichtung für alle fünf Fonds (EFRE, ESF, Ko- häsionsfonds, ELER und EMFF). Die nationalen Behörden müssen bei der Planung für den Zeitraum 2014-2020 vorab festlegen, welche Investitions- schwerpunkte sie mit den EU-Förderprogrammen umsetzen wollen. Diese Vorgaben werden mit der EU-Kommission abgestimmt und in sogenannten „Partnerschaftsvereinbarungen“ festgeschrieben.

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 Glossar 131 IGEK [Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept] Mit der Erarbeitung eines IGEK sollen entwicklungskonzeptionelle Defizite in Einheitsgemeinden und/oder Verbandsgemeinden verringert und Hand- lungsrahmen aufgestellt werden, die kommunalen Verantwortlichen in Politik und Verwaltung eine verlässliche Richtschnur bieten, um vor allem in- vestive Maßnahmen bis in das kommende Jahrzehnt hinein besser einschätzen, haushaltsseitig einordnen und planungsseitig vorbereiten zu können. Das IGEK stellt somit die konzeptionelle Basis für die Sicherung der Daseinsvorsorge im Gemeindegebiet und die damit einhergehende Gewährleis- tung der Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse dar. In Sachsen-Anhalt waren Ende 2012 zehn Gebietskörperschaften ausgewählt worden, die mo- dellhaft Integrierte Gemeindliche Entwicklungskonzepte erarbeiten. Die ersten Konzepte werden im ersten Halbjahr 2014 vorliegen. Mit dem IGEK soll auch die Rahmensetzung für die Allokation öffentlicher Mittel im Zeitraum 2014-2020 vorgenommen werden. Kommunen sollen ihre Investitionen auf jene Handlungsbereiche konzentrieren, die für die Sicherung der Daseinsvorsorge unabwendbar sind und die sich dem Gebot der strikten Nach- haltigkeit und der Demografiefestigkeit (Demografiecheck) unterwerfen.

ILE [Integrierte Ländliche Entwicklung] Durch den Fördergrundsatz der Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes (GAK) zur Integrierten Ländli- chen Entwicklung (ILE) wurden ab 2005 neben der integrierten Betrachtung von Dorferneuerung, Flurneuordnung und ländlichem Wegebau insbe- sondere durch die Fördergegenstände „Integrierte Ländliche Entwicklungskonzepte“ (ILEK) und „Regionalmanagement“ neue Perspektiven für die Entwicklung ländlicher Räume aufgetan.

ILEK [Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept] Das Integrierte Ländliche Entwicklungskonzept stellt ein informelles Planungsdokument dar, mit dem auf der Grundlage der freiwilligen Zusammenarbeit von Akteuren in einer regionalen Partnerschaft (bottom-up-Prinzip) strategische Entwicklungsziele, Handlungsfelder und Leitprojekte festgelegt werden. Mit dem ILEK wird der Politikansatz der Integrierten Ländlichen Entwicklung in einem möglichst homogenen Gebiet (z.B. Landkreis) praktisch umgesetzt.

ILE-Region(en) Nach dem Jahr 2005 haben sich in Sachsen-Anhalt neun Regionen (ILE-Regionen) herausgebildet, die über ein Integriertes Ländliches Entwick- lungskonzept (ILEK) verfügten. Die Konzepte wurden in der Regel durch die Kreistage resp. Stadträte beschlossen. Eine ILE-Region kann sich dabei sowohl auf einen Landkreis (z.B. ILE-Region Wittenberg) oder mehrere Landkreise und kreisfreie Städte (z.B. ILE-Region Magdeburg) beziehen. Die Umsetzung des ILEK wird durch ein Regionalmanagement (ILE-Management) begleitet. Das ILE-Management wurde in einigen Regionen an exter- ne Dienstleister (z.B. ILE-Region Altmark) übergeben; in der Mehrzahl der Regionen übernehmen Landkreise die Aufgaben des ILE-Managements.

LAG [Lokale Aktionsgruppe] Zusammenschluss von Akteuren aus Unternehmen, Vereinen und Verwaltungen der Region, die sich mit einem eigenen Entwicklungskonzept und entsprechenden Projekten am LEADER-Prozess der Europäischen Union beteiligen.

LEADER Im Zuge des LEADER-Prozesses sollen Akteure in ländlichen Räumen zusammengeführt und belastbare Netzwerke mit dem Ziel geschaffen werden, Strategien (Konzepte) zur nachhaltigen Entwicklung des ländlichen Raumes umzusetzen. Die Abkürzung LEADER steht für „Liaison entre actions de développement de l ’économie rurale“ (Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft) und dokumentiert damit den inte- grierenden, sektorübergreifenden Charakter der Initiative. LEADER startet bereits in den 1990er Jahren (LEADER, LEADER II). Vor allem im Zuge der EU-Gemeinschaftsinitiative LEADER+ (2000-2006) erlangte der Prozess eine stärkere Verbreitung auch in Sachsen-Anhalt. In der EU-Förderperiode 2007-2013 waren nahezu alle ländliche Gebiete des Landes LEADER-Fördergebiete und durch 23 Lokale Aktionsgruppen (LAG) abgedeckt. Die EU verpflichtet die Mitgliedstaaten auch im Zeitraum 2014-2020 zur Durchführung des LEADER-Prozesses (jetzt: CLLD (LEADER)).

LEP [Landesentwicklungsplan] Der LEP legt die Ziele, Grundsätze und sonstigen Erfordernisse der Raumordnung und Landesplanung für ein Bundesland fest; die Aussagen des Lan- desentwicklungsplanes werden durch Regionalpläne ergänzt und konkretisiert; in Sachsen-Anhalt stellt das Landesplanungsgesetz das verbindliche Dokument für die Landesentwicklung dar.

REK [Regionales Entwicklungskonzept] Das REK ist eine informelle Planungsgrundlage für die Entwicklung der Region; auf der Grundlage eines regionalen (Entwicklungs-)Leitziels und spe- zifischer Leitbilder sollen regionale Eigenkräfte gebündelt werden und prioritärer Projekte und Vorhaben abgeleitet werden. Regionale Entwicklungs- konzepte gibt es in Sachsen-Anhalt bereits seit der Mitte 1990er Jahre (erstmals in der Region Altmark).

REP [Regionaler Entwicklungsplan] Der REP legt Ziele und Grundsätze für die Raumordnung fest, die der Entwicklung, Ordnung und Sicherung einer nachhaltigen Raumentwicklung in der Planungsregion dienen; er wird aus dem Landesentwicklungsplan (LEP) entwickelt, wobei die darin festgelegten landesbedeutsamen Ziele und Grundsätze der Raumordnung übernommen und soweit erforderlich konkretisiert bzw. ergänzt werden. Für die Erarbeitung des REP sind in Sachsen- Anhalt die Regionalen Planungsgemeinschaften zuständig.

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 132 Abkürzungsverzeichnis Räumliche Lage der Gemeinde Hohe Börde in Sachsen-Anhalt

Landkreis Börde

Gemeinde Magdeburg Hohe Börde

Dessau-Roßlau

Halle (Saale)

Integriertes Gemeindliches Entwicklungskonzept für die Gemeinde Hohe Börde | IGEK | 2014 Räumliche Lage der Gemeinde Hohe Börde in Sachsen-Anhalt