Archäologie und Bodendenkmalpflege in 2 3 Coverabbildung: Stadtkerngrabung auf der Cremon-Insel, Bei den Mühren 5.

S. 2–3: Blick auf die Ausgrabungen auf dem ­Domplatz in der Hamburger Altstadt 1956. Inhaltsverzeichnis

Impressum 6 Hamburgs kulturelles­ Erbe 8 Was ist ein Bodendenkmal? ISBN 978-3-931429-35-5 10 Erhaltung und Gefährdung von Bodendenkmälern © Archäologisches Museum Hamburg Museumsplatz 2 12 Bodendenkmäler in Hamburg 21073 Hamburg 13 Frühe Rentierjäger – Das Stellmoorer Tunneltal www.amh.de 16 Ein Hügel für die Toten – Hügel­grab in Lemsahl-Mellingstedt 18 Von der Bronzezeit zur Eisenzeit – Siedlungsplätze in Herausgeber 20 In Töpfen bestattet – Das Urnengräberfeld Archäologisches Museum Hamburg Redaktion 22 Von den Anfängen bis zur Gegenwart – Die Hamburger Altstadt Elke Först, Ronja Mücke, Jörg Räther, Jan Steffens 26 Das älteste Bauwerk Hamburgs – Der Turm auf Text 28 Baudenkmal und Bodendenkmal – Die Hauptkirche St. Katharinen Ronja Mücke, Jan Steffens 32 Die Elbmarschen – Rosengartendeich und Wurt in Abbildungen 34 Konzentrationslager – Gedenkstätte Neuengamme Archäologisches Museum Hamburg; 38 Rechtliche Grundlagen Luftbild S. 36: British Ministry of Defence Umgang mit Bodendenkmälern Digitales Orthophoto S. 46: Landesbetrieb Geoinformation u. Vermessung 40 Gestaltung, Satz und Layout 42 Verursacherprinzip und Umgang mit Funden Nicole Laka 44 Sonstige Bestimmungen 47 Weitere Informationen Hamburgs ­kulturelles Erbe

Das Bedürfnis nach Wissen über nationaler wie auch auf lokaler Ebene. Die Stadt Hamburg birgt einen rei- Villen, Kirchen, Hügelgräber und vor- die Vergangenheit bewegt viele Men- Der Schutz von Kulturgütern wird chen Schatz kultureller Zeugnisse aus geschichtliche Siedlungen, bezeugen schen auf der ganzen Welt. Denn Fra- weltweit durch die UNESCO, in der der Vergangenheit. Dazu zählen nicht die reiche Geschichte Hamburgs gen nach unserer Herkunft und nach EU durch verschiedene Gremien und nur oberirdisch sichtbare Bauten der durch die Jahrtausende und werden der Entwicklung des Menschen von in Deutschland durch die Denkmal- Stadtgeschichte, die über 1000 Jahre durch die Gesetzgebung der Stadt seinen Anfängen bis heute sind un- schutzgesetze der Länder gewähr- zurückreicht, sondern auch im Boden Hamburg geschützt. Zur Erhaltung trennbar mit uns selbst verbunden, leistet. Aber auch Maßnahmen auf verborgene Hinterlassenschaften viel dieser kulturellen Hinterlassen- daher ist das kollektive kulturelle kommunaler Ebene und der Einsatz älterer Kulturen. Von internationaler schaften Hamburgs kann aber auch Erbe als Zeugnis der Vergangenheit von zahlreichen Fachleuten, Ehren- Bedeutung sind Speicherstadt und jeder Einzelne einen ­Beitrag leisten, der gesamten Menschheit auch für amtlichen und Interessierten spielen Kontorhausviertel, die 2015 in die indem er sich ihre Bedeutung und uns alle von hoher Bedeutung. Die eine wichtige Rolle für die Bewahrung Liste des UNESCO-Weltkulturerbes Schutzwürdigkeit bewusst macht. Bewahrung und der Schutz dieses der kulturellen Hinterlassenschaften. aufgenommen wurden. Aber auch Erbes sind eine wichtige Aufgabe zahlreiche andere Bau- und Boden- für die Öffentlichkeit­ – auf inter- denkmäler, darunter Wohnhäuser,

6 7 Tausend Bodendenkmäler bekannt, und Zeugnisse aus dem 2. Weltkrieg Was ist ein von denen bislang nur ein kleiner Teil sind oberirdisch meist nur in Teilen wissenschaftlich untersucht werden sichtbar, besonders aufschlussreich Bodendenkmal? konnte. Die Anzahl der noch unent- sind aber für Archäologen auch hier deckten archäologischen Hinter- die im Boden verborgenen Bereiche. lassenschaften, die sich unter Äckern, Gerade die Entdeckung von noch Wäldern, Gewässern, Straßen und nicht bekannten und nur untertägig Häusern verbergen, dürfte aber noch erhaltenen Bodendenkmälern stellt wesentlich größer sein. die Archäologie vor große Heraus- Bodendenkmäler lassen sich in forderungen. Bis vor wenigen Jahr- obertägig sichtbar und nicht sicht- zehnten war dies nur durch Zufall, Ein Bodendenkmal, oft auch als den durch die gesetzliche Eintragung bar unterteilen, beide Bereiche wer- den Abgleich mit historischen Kar- archäologisches ­Denkmal bezeichnet, als Bodendenkmal und die Arbeit der den gleichermaßen geschützt. Zu den ten oder systematische Begehungen ist ein per Gesetz geschütztes Zeug- Bodendenkmalpflege gewährleistet. sichtbaren Bodendenkmälern zählen möglich. Heutzutage stehen den For- nis der Kultur­­geschichte im Boden. Zu den Bodendenkmälern in beispielsweise Hügelgräber, Wall- schern dagegen zahlreiche moderne, Hinterlas­senschaften früherer Kultu- Hamburg zählen unter anderem anlagen, Kirchen, Burgen, Wurten und oft naturwissenschaftliche Metho- ren, die sich im Boden erhalten haben, Siedlungen, Gräberfelder, Funde und Deiche. Ein Großteil der Bodendenk- den, wie z. B. Airborne-Laserscanning, können als einzelne Funde oder Ge- Befestigungsanlagen aus einem mäler ist jedoch nur untertägig er- geophysikalische Prospektionen oder bäude mit Strukturen im Boden, Zeitraum von 17.000 Jahren bis in halten und im Boden versteckt – das hochauflösende Luftbilder, zur Ver- aber auch nur als kaum erkennbare unsere historische Zeit. Da für den macht es besonders schwierig, der fügung. Durch den stetigen Zuwachs Bodenverfärbungen vorhanden sein. größten Teil dieser Denkmäler keine Öffentlichkeit ihre Existenz, Lage und von erkannten Bodendenkmälern Als unter unseren Füßen verborgene schriftlichen Quellen vorhanden sind, Bedeutung für die wissenschaftliche und die kontinuierliche Verbesserung Fenster zur Vergangenheit haben kann das Wissen über Lebensweise Forschung zu vermitteln. Obertägig von wissenschaftlichen Methoden Bodendenkmäler eine große wissen- und Umwelt unserer Vorfahren nur nicht sichtbare Bodendenkmäler aus entwickelt sich auch das Wissen über schaftliche und historische Bedeutung durch wissenschaftliche archäo- vorgeschichtlicher Zeit, wie z. B. Sied- das gemeinsame kulturelle Erbe der für die Erforschung jahrtausendealter logische Untersuchungen und Aus- lungen und Gräberfelder, können nur Vergangenheit ständig weiter. Kulturen durch die Archäologie. Der grabungen vergrößert werden. durch archäologische Ausgrabungen Schutz und die Erhaltung von archäo- ­Allein auf dem relativ kleinen Gebiet genauer erforscht werden. Auch his- logischen Hinterlassenschaften wer- der Stadt Hamburg sind mehrere torische Stadtkernbereiche, Friedhöfe

8 9 Erhaltung und Gefährdung von Bodendenkmälern

Mit der gesetzlichen Aufgabe Gefährdet und zerstört werden Grabungsdokumentation sowie die zwischen Behördenvertretern und der Erhaltung, Erforschung und des Bodendenkmäler hauptsächlich fachgerechte Unterbringung von den durch das Gesetz betroffenen Schutzes von Bodendenkmälern durch Baumaßnahmen in Städten archäologischen Funden durch die Personen, wie z. B. Grundstückseigen- ist in Hamburg das Archäologische und Siedlungen sowie durch land- Wissenschaftler erfolgt im Anschluss tümern, Verfügungsberechtigten Museum Hamburg mit seiner Ab- wirtschaftliche Aktivitäten in länd- im Archäologischen Museum Ham- oder Bauträgern, gewährleistet ist. teilung Bodendenkmalpflege be- lichen Bereichen, aber auch durch burg. Gerade durch Maßnahmen wie die auftragt. Dabei haben der Schutz natürliche Erosion und Rohstoff- Oberstes Ziel der Bodendenkmal- frühzeitige Be­teiligung der Boden- und die Erhaltung der Denkmäler für abbau. Sofern archäologische Hinter- pflege ist die Bewahrung von Boden- denkmalpflege in Planungsprozessen zukünftige Generationen oberste lassenschaften gefährdet sind, hat denkmälern für nachfolgende Gene- oder die öffentliche Zugänglichkeit Priorität. Die eigentliche Erforschung, die Bodendenkmalpflege die Auf- rationen und für den zukünftigen von archäologischen Daten wird das die in der Regel mit einer Zerstörung gabe, durch Rettungsgra­bungen und höheren Erkenntnisgewinn durch Prinzip der Kooperation zwischen durch Ausgrabungen verbunden Notbergungen möglichst viele Infor- verfeinerte wissenschaftliche Me- den beteiligten Parteien besonders ist, findet nur dann statt, wenn ein mationen und wis­sen­schaftliche Er- thoden. Dies kann nur erreicht wer- gefördert. Bodendenkmal in seiner Erhaltung kenntnisse über den bedrohten Fund- den, wenn neben der Festsetzung bedroht ist. platz zu sichern. Die Archivierung der rechtlichen Grundlagen auch die und Auswertung der gesammelten Kommunikation und Zusammenarbeit

10 11 Bodendenkmäler in Hamburg

Frühe Rentierjäger – Das Stellmoorer Tunneltal

Auf dem Gebiet der Freien und archäologischen Hinterlassenschaf­ An der Grenze zu Schleswig-­ Rust hier und im angrenzenden Hansestadt Hamburg sind bislang ten geben, die innerhalb der Gren- Holstein liegt im Stadtteil Ahrensburger Teil des Tunneltals mehr als 3000 archäologische Fund- zen Hamburgs vorhanden sind und das Stellmoorer Tunneltal. Es ent- Ausgrabungen an steinzeitlichen plätze bekannt, die von der Alt- für deren Schutz, Erhaltung und stand während der Weichseleis- Fundplätzen durch. Hierbei wurden steinzeit bis in die Neuzeit reichen. Erforschung das Archäologische zeit durch Schmelzwassererosion. unter anderem Zeltgrundrisse nach- Im Folgenden sollen verschiedene Museum Hamburg als für die Am Ende der Eiszeit bildeten sich gewiesen und es gelang Rust in gro- Beispiele vorgestellt werden, die Bodendenkmalpflege zuständige In- in diesem Bereich Seen, an denen ßem Umfang Geräte aus Feuerstein einen Überblick zu den vielfältigen stitution verantwortlich ist. Rentierjäger ihre Lager aufschlugen. und Rentiergeweih sowie zahlreiche Auf ihren saisonalen Wanderungen Überreste erlegter Tiere zu bergen. waren die Rentiere gezwungen, das Ein Teil der gefundenen Artefakte Tunneltal zu durchqueren, das aus gehört einer Kulturgruppe an, für die diesem Grund für mehrere Jahr- sich in der Forschung schnell die Be- tausende zu einem bevorzugten zeichnung Hamburger Kultur durch- Lagerplatz menschlicher Jäger setzte und die etwa in der Zeit von wurde. In den 1930er Jahren führte 14.000 bis 12.000 v. Chr. existierte. Für der aus Hamburg stammende Alfred­ Hinterlassenschaften einer jüngeren­

12 13 Das Stellmoorer Tunneltal.

Steinartefakte der Hamburger ­Kultur aus dem Stellmoorer Tunneltal. ­Periode, die etwa den Zeitraum von ihrer herausragenden Relevanz für 10.700 bis 9.600 v. Chr. umfasst, führ- die Erforschung der Lebensweise te Rust den Begriff Ahrensburger während der späten Altsteinzeit ge- Kultur ein. Hölzerne Pfeilschäfte aus hören die untersuchten Siedlungs- dieser Zeit, die an den Fundplätzen plätze im Tunneltal mit zu den welt- im Tunneltal geborgen wurden, ge- weit bedeutendsten archäologischen hören zu den frühesten zweifels- Fundstellen aus dieser Periode der freien Belegen für die Verwendung Menschheitsgeschichte. des Bogens bei der Jagd. Aufgrund

15 Ansicht des Hügel- grabs im digitalen Ein Hügel für die Toten Höhenmodell (DGM) – deutlich – Hügel­grab in Lemsahl- erkennbar ist das Mellingstedt Loch in der Mitte des Hügels.

Hügelgräber wurden in Mittel- Wittmoores gelegene Hügelgrab des und es kamen erste Funde zutage, Befliegung Hamburgs 2010, genauer europa hauptsächlich in der Jung- Fundplatzes Lemsahl-Mellingstedt 1. darunter Keramikscherben, mensch- beurteilen. So ist oben ­mittig deutlich steinzeit und Bronzezeit für die Das Grab gehört zu einer Gruppe liche Knochen und Flintgeräte. Seit ein Loch zu erkennen. Dabei handelt Bestattung der Toten erbaut. Eines von insgesamt mindestens 15 Hü- 1976 stehen die Hügel offiziell unter es sich möglicherweise um ein Raub- der schönsten noch erhaltenen geln, von denen heute noch neun er- Denkmalschutz. gräberloch, eine illegale Öffnung des Denkmäler dieser Art auf Hambur- halten sind. Bereits um 1900 wurde Das Hügelgrab Lemsahl-Melling­ Hügels auf der Suche nach wertvollen ger Gebiet ist das in der Nähe des die Hügelgräbergruppe untersucht stedt 1 ist heute noch gut im Gelände Beigaben der Bestattungen. Dadurch sichtbar, wie mehrere Begehungen in wurde für die zukünftige archäo- den letzten Jahrzehnten zeigen. Der logische Forschung möglicherweise Erhaltungszustand des Hügels lässt die seltene Gelegenheit zunichtege- sich auch durch den Einsatz eines di- macht, eine ungestörte Bestattung gitalen Höhenmodells (DGM), basie- aus der Bronzezeit genau zu doku- rend auf Laserscandaten aus einer mentieren und zu erforschen.

Hügelgrab 1 in Lem- sahl-Mellingstedt.

16 17 Von der Bronzezeit zur Eisenzeit – Siedlungsplätze in Marmstorf

Bei Marmstorf im äußersten Bereichen zuvor archäologische Aus- zu vervollständigen. Die Ergebnisse streuungen ein klares Indiz für das Süden von Hamburg wurden in der grabungen durchzuführen, um so die der Ausgrabungen bestätigten Vorhandensein von Siedlungsplätzen Vergangenheit durch die Boden- erwarteten Siedlungsbefunde vor nicht zuletzt auch einmal mehr die darstellen, bei denen mit erhaltenen denkmalpflege mehrmals Unter- ihrer Zerstörung fachgerecht doku- in der Archäologie seit langem be- archäologischen Befunden im Unter- suchungen an Siedlungsplätzen der mentieren zu können. Festgestellt kannte Tatsache, dass bei Gelände- grund zu rechnen ist. Bronzezeit und Eisenzeit durch- wurden hierbei neben Feuerstellen, begehungen festgestellte Fund- geführt. Ausschlaggebend für die Öfen sowie Vorrats- und Abfall- Auffindung dieses ausgedehnten gruben auch mehrere Hausgrund- OBEN Unter- Siedlungsareals waren unter ande- risse, bestehend aus Pfostengruben suchung eines rem Meldungen ehrenamtlicher Mit- und den Wandgräben von Flecht- vorgeschichtlichen arbeiter, die bei Geländebegehungen werkwänden. Die gemachten Be- Hausgrundrisses auf ausgepflügtes Fundmaterial obachtungen erlaubten Rückschlüsse in Marmstorf. gestoßen waren, das auf eine vor- auf die Konstruktionsweise der Ge- geschichtliche Besiedlung hindeutete. bäude der damaligen Zeit und tru- RECHTS Zwei in Im Rahmen geplanter Bau- und Kies- gen dazu bei, das Bild der Siedlungs- Teilen erhaltene abbaumaßnahmen wurde deshalb die weise in der Region während dieses vorgeschichtliche Auflage gemacht, in den betroffenen Abschnitts der Vorgeschichte weiter Hausgrundrisse in Marmstorf.

18 19 Typische Urne aus dem Gräber- feld in Volksdorf.

In Töpfen bestattet – Das Urnengräberfeld Volksdorf

Das Gräberfeld des Fundplatzes essierter Laien untersucht. Verstreut Beispiele für kleine Steinkreise im Urnengräberfeld. Volksdorf 70 ist ein anschauliches über das Areal eines neu geplanten In der Mulde in der Mitte befand sich die Urne. Beispiel für Bestattungen aus der Wohngebiets fanden sich mindes- Vorrömischen Eisenzeit, also aus tens 200 Bestattungen, es dürf- den Jahrhunderten vor Christi Ge- te sich ursprünglich aber um eine burt. In diesem Zeitraum wurden die wesentlich größere Anzahl Gräber teile und Fibeln aus Bronze oder Eisen packung über der Urne dokumentiert Toten nicht mehr in Hügelgräbern gehandelt haben. In den als Urnen bekannt. Bemerkenswert ist die werden. Das Gräberfeld in Volksdorf beigesetzt, sondern zusammen mit genutzten Keramikgefäßen befand Erhaltung der oberirdischen Stein- war Teil eines durch unterschiedliche ihren Grabbeigaben verbrannt und in sich der Leichenbrand zusammen mit markierungen der Bestattungen. archäologische Ausgrabungen unter- Urnen bestattet. Beigaben, zu denen vor allem Tracht- Fast jede der in den Boden eingetief- suchten eisenzeitlichen Siedlungs- Das Urnengräberfeld in Volksdorf bestandteile, aber auch Gebrauchs- ten Urnen wies einen flachen Deck- areals mit Häusern, Grubenhäusern wurde in den Jahren 1967 und 1968 gegenstände zählen. Aus dem Volks- stein direkt über dem Gefäß sowie und Eisenverhüttungsplätzen. Heute durch Archäologen des Denkmal- dorfer Gräberfeld sind hauptsächlich einen kleinen Steinkreis auf, bei eini- ist jedoch fast das gesamte Gebiet schutzamtes und eine Gruppe inter- Halsringe, Armreifen, Gürtelbestand- gen Gräbern konnte auch eine Stein- durch moderne Häuser überbaut.

20 21 Blick auf die ­Domplatzgrabung am Speersort 2005/06.

Von den Anfängen bis zur Gegenwart – Die Hamburger Altstadt

Die Erforschung des historischen gut erhalten bleiben. Der historische warten, bis Bauvorhaben ihnen meist burgs erbracht. Der mündlichen und Hamburger Altstadtkerns sowie Stadtkern besteht im Untergrund nur kleine Einblicke in die Vergangen- schriftlichen Überlieferung zufolge der Altstadtbereiche von Berge- aus einer Abfolge von Siedlungs- heit gewähren. Die Rekonstruktion entstand die Hammaburg mit einer dorf und ist eine zentrale schichten, die sich beginnend mit der städtischen Entwicklung aus die- dazugehörigen Siedlung im 9. Jh. als Aufgabe der Bodendenkmalpflege den ältesten Schichten der ersten sem Puzzlespiel ist häufig eine müh- Gründung Karls des Großen. Bereits Hamburg. Als kompaktes Archiv Besiedlung in der Tiefe bis hin zur selige und zeitaufwändige Arbeit, 1949–56 archäologisch erforscht, einer kontinuierlichen Besiedlung modernen Bebauung zieht. Die be- die jedoch durch neue Rückschlüsse konnte durch neuere Ausgrabungen ab der Zeit um 800 n. Chr. bis heute sondere Situation eines historischen auf die Geschichte Hamburgs eine in den 1980er Jahren und 2005/06 hat Hamburg durch seine oberirdisch Stadtkerns stellt für die Boden- wichtige Ergänzung zur Erforschung gezeigt werden, dass bereits im 8. Jh. sichtbaren Bauten nicht nur für alle denkmalpfleger aber auch eine große der historischen Quellen darstellt. vor Ort eine sächsische Siedlung mit seine Bürger und Besucher, sondern Herausforderung dar. Forschungen Archäologische Untersuchungen Befestigung existierte und sich die auch für die Bodendenkmalpflege und Untersuchungen werden durch auf dem Domplatz, der als Keimzelle Befestigungsanlage der Hammaburg eine große Bedeutung, da Überreste die aktuelle Bebauung und Nutzung Hamburgs gilt, haben z. B. neue Er- in drei Phasen aufteilt, bevor sie im älterer Siedlungen trotz der Über- der Großstadt erheblich erschwert, kenntnisse über die Entstehung frühen 11. Jh. für den Bau der Dom- bauung mit jüngeren Bauten häufig oftmals müssen die Archäologen ab- und früheste Entwicklung Ham- kirche St. Marien einplaniert wurde.

22 23 Rekonstruktion der Hammaburg und Besiedlung im 9. Jh. über einem Luftfoto der heutigen Stadt.

24 25 Das Turmareal im digitalen ­Geländemodell.

Das älteste Bauwerk Hamburgs – Der Turm auf Neuwerk

Auf der zu Hamburg gehörenden Turm und seine Nebengebäude sind älteren Anlage mit Doppelgraben Insel Neuwerk befindet sich das äl- von einem eigenen Deich umgeben, und einem mehr als 20 m breiten teste noch erhaltene Bauwerk der der nach mehreren verheerenden Wall erkennen. In ihrer Ausrichtung Stadt. Der 1310 fertiggestellte Turm Sturmfluten in der ersten Hälfte des nimmt sie Bezug auf die Turmwurt auf der kleinen Insel vor Cuxha- 18. Jahrhunderts angelegt wurde. und dürfte diese ursprünglich um- ven diente der Sicherung der Elb- Hinweise auf weitere Befestigungs- schlossen haben. Hinweise auf das mündung. Die Besatzung, der ein anlagen im Umfeld finden sich weder genaue Alter der Wallgrabenanlage Vogt vorstand, war darüber hinaus in den Schriftquellen noch auf alten liegen bislang noch nicht vor. Auf- für die Erhebung des Zolls von den Karten. Ein Blick auf ein hochauf- grund ihrer historischen Bedeutung vorbeifahrenden Schiffen zuständig. lösendes digitales Geländemodell, wurde sie gemeinsam mit dem übri- Der sechsgeschossige quadratische das auf bei Befliegungen erfassten gen Turmareal als Bodendenkmal in Backsteinturm hat eine Grundfläche Laserscanmessdaten beruht, lässt die Denkmalliste aufgenommen. Der von 17 × 17 m sowie eine Höhe von jedoch auf dem Flurstück west- Turm steht zusätzlich auch als Bau- 38 m und liegt auf einer Wurt. Der lich des Turmes die Überreste einer denkmal unter Schutz.

Der Turm auf der Insel Neuwerk.

26 27 Baudenkmal und Bodendenkmal – Die Hauptkirche St. Katharinen

St. Katharinen ist eine der fünf die Kirche stark beschädigte und Hamburger Hauptkirchen und hat die nicht zuvor in Sicherheit ge- von diesen noch am stärksten ihre brachten Bestandteile der reichen mittelalterliche Bausubstanz be- Innenausstattung völlig vernichtete. wahrt. Sie wurde im 13. Jahrhundert Im Rahmen von Sanierungsarbeiten auf der ehemaligen Marscheninsel ergab sich für die Bodendenkmal- Grimm errichtet. Stürme und Über- pflege in den vergangenen Jahr- flutungen haben dem Kirchenbau zehnten wiederholt die Möglichkeit, im Verlauf seiner Geschichte immer jeweils kleinere Teilbereiche des Baus wieder stark zugesetzt und mach- wissenschaftlich zu untersuchen. ten häufige Erneuerungen und In- Unter anderem konnte dabei fest- standsetzungen des Bauwerkes gestellt werden, dass die Mauern der notwendig. Besonders verheerend Kirche auf Feldstein- und Findlings- war der schwere Bombenangriff in fundamenten stehen, die ihrerseits der Nacht vom 29. auf den 30. Juli auf einer Gründung aus Holzpfählen 1943 der Operation Gomorrha, der und querliegenden Baumstämmen

Die Hauptkirche St. Katharinen in der Hamburger Altstadt.

28 29 ruhen. Diese sollten größere Setzun- aus Marmor gefertigten Kanzel ge- gen des massiven Bauwerks im in- borgen werden, die als eines der be- stabilen Baugrund der Elbmarschen deutendsten Werke des Barocks in verhindern. Darüber hinaus konnten Norddeutschland galt. Die in St. Ka- im Untergrund aus Backsteinen ge- tharinen gemachten Beobachtungen mauerte Grüfte des 17. und 18. Jahr- zeigen exemplarisch, wie archäo- hunderts festgestellt werden, die logische Untersuchungen zur Klärung bei späteren Umbauten der Kirche der komplexen Baugeschichte alter zugeschüttet worden waren. Eines Gotteshäuser beitragen können, die der überraschendsten Ergebnisse sich im Detail nicht alleine anhand der der Ausgrabungen war, dass man zur Verfügung stehenden Schrift- Überreste der im Krieg zerstörten quellen erschließen lässt. Die Kirche Inneneinrichtung während des wurde aus diesem Grund nicht nur Wiederaufbaus in den 1950er Jahren als Baudenkmal, sondern auch als an Ort und Stelle einplaniert hatte. Bodendenkmal in die Denkmalliste Bei Ausgrabungen geborgenes Figurenfragment der im Krieg So konnten u. a. Teile der 1632/33 eingetragen. zerstörten barocken Kanzel der Kirche St. Katharinen.

30 31 Der noch erhaltene Teil des Rosengartendeiches an der Hasselwerder Straße.

Die Elbmarschen – Rosengartendeich und Wurt in Neuenfelde

Zeugnisse der Siedlungsge­ Verlauf der Bauarbeiten das Profil des ­werden. Unterhalb der Wurtauf- übereinanderliegende Siedlungs- schichte und Kulturlandschafts- Deiches zu dokumentieren. Hierbei schüttung wurden mit Staken und horizonte erkennen, zu denen Über- entwicklung in den Hamburger wurden drei Deichbauphasen fest- Flechtwerk befestigte Gräben fest- reste von Gebäuden und Herdstellen Elbmarschen sind insbesondere gestellt. Funde von Keramikscherben gestellt, die der Entwässerung der gehörten, die eine Besiedlung vom Deiche und Wurten, die seit dem des 12. und 13. Jahrhunderts aus den Marsch gedient hatten und im Zu- Mittelalter bis in das 20. Jh. be- Mittelalter zum Schutz gegen Hoch- Kleischichten der ältesten Phase sammenhang mit der ersten Phase legen. Die Grabungsergebnisse ver- wasser errichtet wurden. Unter den belegen, dass der Ringdeich Rosen- der planmäßigen Kolonisation des deutlichen damit das hohe Maß an heute noch in Teilen erhaltenen Alt- garten deutlich älter ist, als die frü- Gebietes stehen dürften. Keramik- Siedlungskontinuität in den Elbmar- deichen ist insbesondere der Ring- heste Nennung in den Schriftquellen. funde deuten an, dass die Verfüllung schen, wo Hofgebäude über viele deich Rosengarten bei Neuenfelde Seine Errichtung fällt damit in die Zeit dieser Gräben im 12. Jh. erfolgt war. Jahrhunderte hinweg immer wieder zu nennen. Teilbereiche des 1456 der Kolonisation der Elbmarschen Die Aufschüttung der Wurt hatte an gleicher Stelle neu errichtet wur- erstmals urkundlich erwähnten durch holländische Siedler. Auch hingegen erst im 14. Jh. begonnen den, wobei zum Schutz gegen Sturm- eingedeichten Gebietes fielen der eine der für die Airbuserweiterung und somit nach der Errichtung des fluten trotz bereits bestehender Dei- Landebahnerweiterung des Airbus- inzwischen abgetragenen Wurten Deiches. Die Kleischichten der Auf- che auch eine schrittweise Erhöhung geländes zum Opfer. Der Hamburger am Deich ­konnte vor ihrer Zerstörung hügelung ließen mindestens fünf der Wurten erfolgte. Bodendenkmalpflege gelang es im noch archäologisch untersucht

32 33 Konzentrationslager – Gedenkstätte Neuengamme

Zeugnisse und Hinterlassen- Fokus der Bodendenkmalpflege. Ge- Das Konzentrationslager Neuen- sowie in der Rüstungsindustrie leis- schaften der Geschichte des 20. Jahr- rade obertägig zerstörte oder nur gamme wurde 1938 errichtet und ent- ten. Schätzungen zufolge starb min- hunderts scheinen zunächst keine noch in Teilen erhaltene Denkmäler wickelte sich ab 1940 zum zentralen destens die Hälfte der insgesamt typischen Beispiele für Bodendenk- lassen sich durch die Anwendung Arbeitslager Nordwestdeutschlands. etwa 100.000 Häftlinge, darunter mäler zu sein. Dennoch rücken archäologischer Methoden genau Die Inhaftierten mussten im Haupt- Juden, Widerstandskämpfer und Denkmäler und Orte aus der jünge- dokumentieren, unabhängig davon, lager und in den zahlreichen Außen- Kriegsgefangene, an den unmensch- ren Geschichte, besonders aus dem aus welcher Epoche sie stammen. lagern Zwangsarbeit im Klinkerwerk, lichen Bedingungen im Lager, durch 2. Weltkrieg, zunehmend in den beim Ausbau von Kanälen und Häfen Ermordung oder die Folgen der spä-

Ausgrabungen im Bereich der ehemaligen Wohnbaracken des Konzentrationslagers Neuengamme.

35 Ausschnitt eines Luftfotos des KZ Neuengamme von 1945. Grün markiert sind die 2003-05 untersuchten Flächen.

teren Lagerräumung. Nach dem Krieg baracken, Krankenrevieren, Arrest- wurde das Lager vorübergehend als gebäuden, Sanitärbereichen und Internierungslager und Transitcamp Küchengebäuden wurden freigelegt genutzt, später als Justizvollzugs- und untersucht, ebenso wie die Über- anstalt. Erst 1984 wurde das Gelände reste eines Wachturms und des Ein- unter Denkmalschutz gestellt und gangsbereichs. Zahlreiche Funde aus 2005 die KZ-Gedenkstätte Neuen- dem Leben der Häftlinge, darunter gamme eröffnet. Porzellanscherben, Knöpfe und Häft- In Zusammenhang mit dem Auf- lingsmarken, dokumentieren den bau der Gedenkstätte konnte die Alltag im Lager und werden in der Bodendenkmalpflege des Archäo- Gedenkstätte ausgestellt. Auf diese logischen Museums Hamburg durch Weise konnte die Archäologie einen Ausgrabungen 2003 bis 2005 die ge- wertvollen Beitrag zur Dokumenta- naue Lage der einzelnen Lagerbauten tion und authentischen Vermittlung aus der NS-Zeit dokumentieren. der Geschichte des Konzentrations- Teile der Fundamente von Häftlings- lagers leisten.

36 37 Rechtliche Grundlagen

Die Gesetzgebung zum Denkmal- Denkmaltypen festgelegt. Rechtlich es um Baudenkmäler und Garten- Das Denkmalschutzgesetz der schutz, der auch die Bodendenkmal- geschützt sind durch dieses Gesetz denkmäler geht. Die Liste der Boden- Freien und Hansestadt Hamburg pflege mit einschließt, ist in Deutsch- Bodendenkmäler, Baudenkmäler, En- denkmäler muss dagegen nicht öf- definiert ein Bodendenkmal laut § 4 land Aufgabe der Bundesländer. Aus sembles, Gartendenkmäler und be- fentlich zugänglich sein, dennoch Abs. 5 als bewegliches oder unbeweg- diesem Grund existieren insgesamt wegliche Denkmäler. hat sich die Bodendenkmalpflege liches kulturelles Zeugnis, über das 16 Denkmalschutzgesetze, die sich in Das Hamburgische Denkmal- für eine zukünftige Veröffentlichung vor allem durch Ausgrabungen und Details voneinander unterscheiden, schutzgesetz folgt dem deklara­ entschieden, um den bestmöglichen Funde wissenschaftliche Erkennt- aber auf ähnlichen Grundprinzipien torischen Prinzip. Das bedeutet, dass Schutz von Bodendenkmälern zu ge- nisse gewonnen werden können. Laut zum Schutz und Erhalt von Denk- alle Boden- und Baudenkmäler, die währleisten. Zusätzlich dazu kommt dem Denkmalschutzgesetz liegt die mälern basieren. Im Hamburgischen die im Gesetz genannten Kriterien die Bodendenkmalpflege der im Erhaltung eines Bodendenkmals nach Denkmalschutzgesetz (HmbDSchG) erfüllen, gemäß § 6 Abs. 1 grundsätz- Denkmalschutzgesetz formulierten § 4 Abs. 2 im öffentlichen Interesse – mit seiner neusten Fassung vom 5. lich unter Schutz stehen. Die dazu- Pflicht zur Benachrichtigung aller auf Grund seiner geschichtlichen oder April 2013 werden die rechtlichen gehörige Denkmalliste hat nur einen Eigentümer von Grundstücken mit wissenschaftlichen Bedeutung oder Grundlagen für die Festlegung von nachrichtlichen Charakter und kann Denkmälern nach. zur Bewahrung der Eigenheiten des und den Umgang mit verschiedenen von jedem eingesehen ­werden, wenn Stadtbilds.

38 39 Jegliche Veränderungen der Als typische Bodeneingriffe mit Bodennutzung eines als Boden- Anzeigepflicht wären z. B. die Ver- denkmal eingetragenen Grundstücks legung von Leitungen oder das An- müssen der Bodendenkmalpflege legen von Gartenteichen zu nennen. gemäß § 14 Abs. 2 mindestens zwei Baumaßnahmen mit Bodenaushub Umgang mit Monate vor Durchführung angezeigt im Bereich von Bodendenkmälern Bodendenkmälern werden. Wird das Bodendenkmal bei jedoch – und dieser Hinweis ist be- diesen Maßnahmen beeinträchtigt, sonders wichtig – sind grundsätzlich ist auch hier eine Genehmigung durch genehmigungspflichtig und nur unter Eigentümer bzw. Verfügungs- pflege angezeigt werden und die Bodendenkmalpflege erforderlich. denkmalrechtlichen Auflagen zulässig, berechtigte von Grundstücken, auf unterliegen nach § 9 Abs. 1 einer Die Genehmigung für Bodeneingriffe da solche Maßnahmen immer mit der denen sich Bodendenkmäler be- Genehmigungspflicht. Dabei darf muss auch dann eingeholt werden, Beeinträchtigung oder Beseitigung finden, sind gemäß § 7 Abs. 1 des eine Genehmigung laut § 9 Abs. 2 wenn die Auffindung eines Boden- eines Bodendenkmals verbunden sind. Denkmalschutzgesetzes dazu ver- nur dann nicht erteilt werden, wenn denkmals zwar nicht beabsichtigt Fachleute und Vertreter der Bo­ pflichtet, die besagten Denkmäler die dagegen sprechenden Gründe wird, aber dem Besitzer bekannt sein dendenkmalpflege haben gemäß zu erhalten und vor Zerstörung zu des Denkmalschutzes überwiegen. müsste, dass es bei Erdarbeiten zur § 25 Abs. 1 nach vorheriger Be- schützen. Dabei geht es bei Boden- Somit sind Maßnahmen wie z. B. Entdeckung eines Bodendenkmals nachrichtigung ein Betretungsrecht denkmälern vorrangig um die Er- das Abtragen von Hügelgräbern kommen könnte (§ 14 Abs. 2). Einer von Bodendenkmälern, wenn es haltung des Zustands zum Zeitpunkt oder der Abbruch und Neubau von der wichtigsten Gründe für die Be- um die Durchführung des Denkmal- der Unterschutzstellung, nicht um Gebäuden in den historischen Alt- nachrichtigung aller Eigentümer von schutzgesetzes geht, insbesondere eine Restaurierung oder Wieder- stadtkernen, aber auch die Rekons- Grundstücken mit Bodendenkmälern für die Besichtigung und wissen- herstellung. truktion eines Erdwalls nur nach vo- ist in diesem Zusammenhang auch schaftliche Inventarisation von Veränderungen, Restaurierun- riger Genehmigung zulässig. An die die Reduzierung von Unwissen über Bodendenkmälern. Ist ein Boden- gen oder Wiederherstellungen Genehmigung können auch weitere die Existenz von archäologischen denkmal gefährdet, darf es durch von Bodendenkmälern müssen Auflagen zum Schutz des Denkmals Hinterlassenschaften. die Beauftragten sogar ohne An- in jedem Fall der Bodendenkmal- geknüpft sein, wie § 9 Abs. 3 besagt. kündigung betreten werden.

40 41 Verursacherprinzip und Umgang mit Funden

Wird ein Bodendenkmal be- Bodendenkmalpflege im Planungs- Fachleute durchgeführt werden, die Funde müssen dem Archäologischen seitigt oder beeinträchtigt, z. B. prozess und die Kooperation der Kosten dafür trägt der Verursacher Museum Hamburg zumindest tem- durch Bauarbeiten, muss der Ver- beteiligten Personen und Behörden des Bauvorhabens. porär zur wissenschaftlichen Be- ursacher nach § 7 Abs. 5 im Rahmen zum Zweck der Zusammenführung Wenn bei Baggerarbeiten, Erd- arbeitung übergeben werden (§ 18). des Zumutbaren alle Kosten für die möglichst vieler Ziele. arbeiten oder sonstigen Gelegen- Liegen die Funde allerdings so lange Erhaltung, fachgerechte Instand- Bei einigen Baumaßnahmen heiten Gegenstände oder Spuren im Boden, dass sich der Eigentümer setzung, Bergung und wissenschaft- kann eine Baustellenbegleitung gefunden werden, bei denen es sich nicht mehr ermitteln lässt, gehen sie liche Dokumentation des Denkmals durch Archäologen ausreichen. In nach begründeter Annahme um bis- laut § 17 Abs. 3 durch die Entdeckung tragen. Darunter fallen vor allem Bereichen jedoch, in denen wichtige her unbekannte Bodendenkmäler automatisch in den Besitz der Stadt wissenschaftliche Ausgrabungen, archäologische Hinterlassenschaften handeln könnte, besteht gemäß § 17 Hamburg über. Auch die bewusste aber auch die Bergung von be- als Zeugnisse der Vergangenheit zu Abs. 1 eine Meldepflicht der Finder Suche nach archäologischen Funden sonders wichtigen Fundkomplexen. erwarten sind, findet vor Beginn der bzw. der Verfügungsberechtigten und Bodendenkmälern durch die Wichtige Schritte zur Vermeidung Zerstörung des Bodendenkmals eine an die Bodendenkmalpflege. Das Anwendung von technischen Such- von erhöhten Kosten und zeitlichen wissenschaftliche Ausgrabung statt. gilt sowohl für bauliche Überreste geräten ist nach § 14 Abs. 1 grund- Verzögerungen bei Bauvorhaben Archäologische Untersuchungen im Boden als auch für archäologische sätzlich genehmigungspflichtig. sind die frühzeitige Beteiligung der müssen immer durch qualifizierte Funde. Auf diese Weise entdeckte

42 43 Sonstige Bestimmungen

Ein besonderer Fall in den Be- die Erwartung und Wahrscheinlich- Die Kennzeichnung von Archäo- von Grundstücken mit Bodendenk- stimmungen des Hamburger keit von obertägig nicht sichtbaren logischen Vorbehaltsflächen in neu- mälern sterben oder besagte Grund- Denkmalschutzgesetzes ist die Bodendenkmälern ist allerdings sehr eren Bebauungsplänen stellt die stücke verkauft werden. Verstöße Ausweisung von Grabungsschutz- hoch. In Grabungsschutzgebieten Beteiligung des Archäologischen gegen die im Denkmalschutzgesetz gebieten. Diese können gemäß § 15 müssen alle Maßnahmen, die die Museums Hamburg bei Abbruch- und festgelegten Bestimmungen, Pflich- Abs. 1 vom Senat per Rechtsver- Bodendenkmäler gefährden könn- Baugenehmigungsverfahren in den ten und Auflagen werden laut § 27 ordnung als bestimmte abgegrenzte ten, durch das Archäologische Mu- Bebauungsplangebieten sicher. DSchG als Ordnungswidrigkeit ein- Flächen, in denen Bodendenkmäler seum Hamburg als zuständige Stelle Änderungen im Verfügungs- gestuft und können mit Bußgeldern vorhanden oder zu vermuten sind, genehmigt werden (§ 16). Die Ver- recht über Denkmäler müssen dem von bis zu 500.000 Euro geahndet für einen begrenzten oder einen ordnungsermächtigung für solche Archäologischen Museum Hamburg werden. unbestimmten Zeitraum festgelegt Festsetzungen kann nach § 15 Abs. 2 gemäß § 12 durch die Verfügungs- werden. Es müssen sich in Grabungs- durch den Senat auf die Bezirksämter berechtigten, Erben oder Testa- schutzgebieten also keine aktuell be- übertragen werden. mentsvollstrecker gemeldet werden. kannten Bodendenkmäler befinden, Das gilt beispielsweise, wenn ­Besitzer

44 45 Weitere Informationen

Bodendenkmalpflege Hamburg Hamburgisches https://amh.de/archaeologie/ Denkmalschutzgesetz bodendenkmalpflege-hamburg/ http://www.landesrecht-hamburg. de/jportal/portal/page/bshaprod. psml?doc.id=jlr-DSchGHA2013rah- men&st=lr&showdoccase=1¶m- fromHL=true#focuspoint

Ausschnitt der bronze- bis eisenzeitlichen Siedlungs- plätze in Marmstorf in der digitalen Fundplatzkartierung DenkmalGIS des Archäologischen Museums Hamburg.

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