Plenarprotokoll 17/196

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Plenarprotokoll 17/196 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 196. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. September 2012 23709 (A) Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt: Ausgleich zwischen Tierschutz und Forschungsfreiheit (C) Ich schließe die Aussprache. schaffen. Das war unser Ziel. Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- Drucksache 17/10683 an die Ausschüsse vorgeschla- neten der FDP) gen, die Sie in der Tagesordnung finden. – Damit sind Da ich schon länger Mitglied des Deutschen Bundes- alle einverstanden. Dann verfahren wir so. tages bin, weiß ich natürlich, dass wir in den 90er-Jahren Jetzt rufe ich die Tagesordnungspunkte 13 a bis 13 c viel intensiver über das Thema Tierversuche diskutiert auf: haben. Ich behaupte einmal, dass unsere Bemühungen, Ersatz- und Ergänzungsmethoden zu entwickeln, zu hö- a) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein- herer Akzeptanz geführt haben. Dennoch dürfen wir gebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur nicht verschweigen, dass jährlich annähernd 3 Millionen Änderung des Tierschutzgesetzes Tiere in Tierversuchen verbraucht werden, auch verur- – Drucksache 17/10572 – sacht durch die REACH-Verordnung der Europäischen Union. Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Meine Damen und Herren, neben der Umsetzung die- Verbraucherschutz (f) Rechtsausschuss ser Richtlinie sieht der Gesetzentwurf, den wir heute ein- Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit bringen, weitere Maßnahmen im Bereich des Tierschut- zes vor. Dazu gehört unter anderem das Verbot der b) Unterrichtung durch die Bundesregierung betäubungslosen Ferkelkastration ab 2017. Wir sind der Bericht über den Stand der Entwicklung des Meinung, dass mit der Ebermast, der Immunokastration Tierschutzes 2011 (Tierschutzbericht 2011) oder der Durchführung des Eingriffs unter Narkose Al- ternativen vorhanden sind, die die Belastung der Tiere – Drucksache 17/6826 – reduzieren. Bis 2017 sind es noch vier Jahre. Ob es dann Überweisungsvorschlag: zu Beginn oder zum Ende des Jahres so weit ist, wird si- Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und cher hier im Bundestag noch zu entscheiden sein. Aber Verbraucherschutz (f) wir rechnen damit, dass bis dahin auch von der Wirt- Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit schaft entsprechende Methoden angeboten werden, die c) Beratung des Antrags der Abgeordneten auf einfache und praktikable Weise eine Kastration unter Alexander Süßmair, Dr. Kirsten Tackmann, Betäubung möglich machen. Dr. Dietmar Bartsch, weiterer Abgeordneter und Wir haben darüber hinaus in erheblichem Umfang (B) der Fraktion DIE LINKE (D) Mittel bereitgestellt, um in der Zucht aufgrund geneti- Landwirtschaftliche Nutztierhaltung tier- scher Erkenntnisse die sogenannten Stinker am Schlacht- schutzgerecht, sozial und ökologisch gestalten band ausmerzen zu können, damit bei anderen eine Kas- tration erst gar nicht notwendig wird. Ich sage Ihnen: – Drucksache 17/10694 – Kein Landwirt führt gerne eine Kastration bei jungen Fer- Überweisungsvorschlag: keln durch; das ist eine mühsame Arbeit, die unangenehm Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (f) ist. Wir hoffen sehr, dass unsere Bemühungen bis zu die- Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit sem Zeitpunkt zu einer Veränderung führen. Hierzu ist verabredet, ebenfalls eine halbe Stunde zu Wir werden im Tierschutzgesetz auch die Eigenkon- debattieren. trolle definieren. Das bedeutet nichts anderes, als dass die objektive Einschätzung des Befindens der Tiere Das Wort hat der Parlamentarische Staatssekretär durch den Betriebsleiter stattzufinden hat und dass eine Peter Bleser. vorausschauende Planung durchgeführt und erforderli- che Maßnahmen getroffen werden müssen, wenn Pro- Peter Bleser, Parl. Staatssekretär bei der Bundes- bleme auftreten. Das sind allerdings für jeden Tierhalter ministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbrau- pure Selbstverständlichkeiten. Diese Regelungen belas- cherschutz: ten keinen Tierhalter zusätzlich, Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wir be- (Beifall des Abg. Franz-Josef Holzenkamp raten heute in erster Lesung den Entwurf eines Dritten [CDU/CSU]) Gesetzes zur Änderung des Tierschutzgesetzes. Dieser Gesetzentwurf dient natürlich in erster Linie der Umset- schaffen allerdings die Möglichkeit, dort, wo es Miss- zung der EU-Versuchstierrichtlinie. Diese Richtlinie hat stände gibt – diese gibt es ja ab und an in jedem Berufs- das Ziel, den Tierschutz im Hinblick auf Versuchstiere stand –, gesetzlich hart durchzugreifen. zu verbessern und EU-weit gleiche Rahmenbedingungen (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) für Industrie und Forschung zu schaffen. In Deutschland galten schon bisher strenge Regelungen zum Schutz von Meine Damen und Herren, die Qualzucht soll, wie Versuchstieren. Diese werden auch in Zukunft beibehal- bisher, verboten bleiben. Wir haben aber eine Umformu- ten. Durch die Richtlinie kommen nun weitere Anforde- lierung vorgenommen, nach der ein Ausstellungsverbot rungen hinzu. Wo die Richtlinie Spielräume lässt, sieht für solche qualgezüchteten Tiere vorgesehen ist. Hierzu der Gesetzentwurf Regelungen vor, die einen guten gab es im Vorfeld der Formulierung des Gesetzentwurfs 23710 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 196. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. September 2012 Parl. Staatssekretär Peter Bleser (A) erhebliche Diskussionen draußen. Diejenigen, die be- die Betroffenen wissen: Wir wollen die Zoos in Deutsch- (C) fürchten, dass ihre Zucht nicht mehr möglich sein könnte land erhalten. Wir sehen, dass dort sehr verantwortungs- – insbesondere im Heimtierbereich –, sollten wissen, voll und sehr tierfreundlich mit den Tieren umgegangen dass es immer um das individuelle Tier und nie um be- wird. stimmte Rassen oder bestimmte Zuchtbereiche geht. Ich denke, wir werden hier mit einer entsprechenden Auf- Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt: klärung dazu beitragen, dass insbesondere im Heimtier- Herr Kollege. bereich die Bedingungen, die wir haben, nicht einge- schränkt werden. Allerdings: Da, wo es Auswüchse gibt, muss der Gesetzgeber jetzt handeln, und das haben wir Peter Bleser, Parl. Staatssekretär bei der Bundes- auch wirklich vor. Ich glaube, das ist auch Konsens. ministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbrau- cherschutz: Bezüglich der Zirkustiere wollen wir eine Verord- Die Präsidentin piepst schon. nungsermächtigung auf den Weg bringen, damit dort, wo Missstände auftreten, die Länder auch handeln können; Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt: denn sie sind für die Umsetzung und den Vollzug des Nein, ich piepse nicht. Ich habe Ihnen ein Zeichen ge- Tierschutzgesetzes zuständig. Die Länder, die wild le- geben, dass Sie eine Minute über der Zeit sind. bende Tiere im Zirkus nicht mehr haben wollen, werden die Verantwortung übernehmen müssen, wenn sie ent- (Beifall des Abg. Friedrich Ostendorff sprechende Verbote aussprechen. Wir glauben jedenfalls, [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]) dass hier eine Bundesregelung nicht notwendig ist. Für die frei lebenden Katzen wollen wir den Ländern Peter Bleser, Parl. Staatssekretär bei der Bundes- ein Instrumentarium an die Hand geben, um bei unkon- ministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbrau- trollierter Vermehrung dem Tierwohl entsprechend ein- cherschutz: greifen zu können. Die Unterscheidung zwischen frei le- Ich will nur noch anfügen, dass die Bundesregierung benden und frei laufenden Katzen ist hier notwendig. darüber hinaus – es ist mir wichtig, das noch zu sagen – Die frei laufenden Katzen haben einen Eigentümer und ein Forschungs- und Demonstrationsprogramm mit dem sind davon nicht betroffen. Ziel aufgelegt hat, die tierschutzfreundlichste und mo- dernste Nutztierhaltung in Europa zu erreichen. Dafür Ich glaube, ein weiterer Punkt, der im Gesetzentwurf stellen wir bis zum Jahre 2016 21 Millionen Euro zur enthalten ist, wird in diesem Haus noch zu Debatten füh- Verfügung. Wir hoffen, dass wir damit mehr als mit Ver- ren. Es geht um das Verbot des zusätzlichen Schenkel- boten erreichen können. (B) brandes beim Pferd. Wir haben hierzu einen Entwurf (D) vorgelegt. Herzlichen Dank. (Dr. Wilhelm Priesmeier [SPD]: Den werden (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) wir auch von unserer Seite unterstützen, Herr Kollege!) Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt: Heinz Paula hat das Wort für die SPD-Fraktion. Nach dem Struck‘schen Gesetz wird letztlich hier im Plenum entschieden werden, ob dieser Passus Rechts- kraft erhält. Heinz Paula (SPD): Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine Damen und Herren, der Bundesrat hat zu die- Wir wissen, dass die Bundesregierung sehr selten gelobt sem Gesetzentwurf in sehr ausführlicher Weise Stellung wird – zu Recht. genommen. Wir haben einige Punkte übernommen, die wir für richtig ansehen. Dazu gehören eine Erlaubnis- (Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Wir lo- pflicht für die Einfuhr von Wirbeltieren – außer Nutztie- ben und preisen sie jeden Tag!) ren –, die an andere gegen Entgelt abgegeben werden Ihre Arbeit zeichnet sich in der Regel dadurch aus, dass sollen, eine Erlaubnispflicht für die gewerbliche Ausbil- man zerstritten und planlos ist und sich permanenten dung von Hunden und ein Verbot der Auslobung von Richtungswechseln aussetzt. Frau Ministerin Aigner ist Tieren als Preise bei Wettbewerben. Ich glaube, das sind hier weiß Gott keine Ausnahme. Im Gegenteil! Es ist in- gute Vorschläge. Deswegen haben wir sie auch in unse- zwischen fast legendär: Mittlerweile hat sie den Titel ren Gesetzentwurf übernommen. Ankündigungsministerin.
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