Institut Für Medienwissenschaft Universität Bern
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IIInnnssstttiiitttuuuttt fffüüürrr MMMeeedddiiieeennnwwwiiisssssseeennnsssccchhhaaafffttt UUUnnniiivvveeerrrsssiiitttääättt BBBeeerrrnnn Die Medienresonanz auf die Informationstätigkeit des Berner Regierungsrates Nathalie Matter Nathalie Matter unter der Mitarbeit von Maja Projektleitung: Prof.Bütikofer Roger und Blum Valentin unter der Mitarbeit von Maja Bütikofer und Valentin Handschin Handschin Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 1 2. Ausgangslage und Auftrag 1 3. Politik und Medien - eine wechselseitige Abhängigkeit 2 3.1 Politische Primärfunktionen der Medien 2 3.2 Politische Akteure und Medienschaffende: Partner eines Tauschhandels 3 3.3 Selektionskriterien bei der Nachrichtenproduktion 4 4. Medienarbeit und Regierung 5 4.1 Regierungskommunikation als spezielle Form der Medienarbeit 5 4.2 Bisherige Erkenntnisse zur Medienarbeit des Kantons Bern 6 5. Vorgehensweise und Problemfelder 6 6. Ergebnisse 7 6.1 Strukturanalyse: "Kanton" - das weitverzweigte Ressort 7 6.2 Formale Merkmale der Printmedien 9 6.3 Inhaltliche Merkmale der Printmedien 12 6.4 Nutzung der Medienmitteilungen 13 6.5 Nutzung der Medienkonferenzen 15 6.6 Erwähnung und Bewertung des Regierungsrats in der Presse 17 6.7 Formale Merkmale der Radioberichterstattung 19 6.8 Nutzung der Medienmitteilungen und Medienkonferenzen im Radio 21 6.9 Die Sicht der Medienschaffenden 24 7. Fazit 25 8. Empfehlungen 29 9. Schlusswort (Roger Blum) 30 10. Literaturverzeichnis 32 11. Abbildungsverzeichnis 33 12. Anhang 34 Die Medienresonanz auf die Informationstätigkeit des Berner Regierungsrats 1 1. Einleitung Stösst eine Medienmitteilung über den Besuch eines bernischen Regierungsmitgliedes an einer internationalen Messe in Basel bei den Medien auf Interesse? Wie gross ist die Resonanz in der Berichterstattung, wenn eine Medienkonferenz zur Bezirksreform durchgeführt wird? Welche Themen veranlassen Journalistinnen und Journalisten zu Eigenleistungen wie Kommentaren oder zusätzlichen Recherchen? Für die Berner Regierung, die täglich mehrere Medienmitteilungen in zwei Sprachen herausgibt, diese auf dem Netz mitsamt Bild- und Videodateien zur Verfügung stellt und an verschiedene Zielgruppen verteilt, Medienkonferenzen organisiert und im Vorversand Dokumentationen liefert - für diesen hohen Informationsausstoss stellen sich Fragen zur Beachtung, Einschätzung und Resonanz in den anvisierten Medien. Der Fragenkomplex zur Medienresonanz auf die Tätigkeit von Regierungsrat und Direktionen tangiert dabei nicht nur die Exekutive und Verwaltung, sondern auch den Stellenwert der kantonalen Politik in den Berner Medien allgemein. Wie steht es um die Berichterstattung darüber, wie prominent werden Themen der kantonalen Politik im Vergleich zu Inland- und regionalen Themen in den Medien behandelt? Gibt es diesbezüglich Unterschiede zwischen Zeitungen und Radio zu verzeichnen? Der vorliegende Schlussbericht fasst die Ergebnisse einer Evaluation der Medienresonanz des Berner Regierungsrats und der Kantonalpolitik im allgemeinen zusammen und leitet daraus Empfehlungen für eine effizientere Medienarbeit ab. 2. Ausgangslage und Auftrag Der Kanton Bern stellte 1995 in seiner Verfassung das Verhältnis zwischen Bürgerinnen und Bürgern des Kantons und den Behörden auf die Grundlage der Transparenz. Mit der Verankerung des Öffentlichkeitsprinzips mit Geheimnisvorbehalt in der Kantonsverfassung kommt ihm auf gesamtschweizerischer Ebene eine Vorreiterrolle zu1. Auch die aktive Informationstätigkeit der Behörden ist seit 1995 neu auf Basis der Kantonsverfassung im Informationsgesetz geregelt. Bereits in den sechziger Jahren wurde das Amt für Beziehungen zur Öffentlichkeit geschaffen und anfangs der siebziger Jahre in einen Informationsdienst mit Schwergewicht Medienarbeit umgebaut2. Das heutige Amt für Information (AI) hat 8,5 Stellen und beschäftigt 13 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter 7 Teilzeitangestellte und 2 französischer Muttersprache, und ist sowohl für die interne als auch externe Kommunikation zuständig. Dies beeinhaltet u.a. die Koordination der Informationstätigkeit der kantonalen Behörden, die Publikation von Medienmitteilungen und Akkreditierung von Medienschaffenden sowie das Vermitteln von Kontakten zwischen Medienschaffenden und kantonalen Regierungs- und Verwaltungsstellen. 1 In der Zwischenzeit sind auch andere Kantone dem bernischen Beispiel gefolgt oder sind daran, solche Erlasse zu prüfen (TI, GE, VD, NE, SO, SG). Der Bundesrat, nicht zuletzt gestützt auf die positiven Erfahrungen im Kanton Bern, will das Öffentlichkeitsprinzip nun auf Gesetzesstufe einführen. Einen Überblick über das bernische Recht und den Entwurf zum Bundesgesetz über die Öffentlichkeit der Verwaltung vermittelt Kurt Nuspliger: Regierungsarbeit und Öffentlichkeitsprinzip, in: Media Lex 3/01, S. 150-157. 2 Vgl. die Infobroschüre des Amts für Information des Kantons Bern, "Kommunikation. Unsere Leidenschaft". Bern 2001, S. 11. Die Medienresonanz auf die Informationstätigkeit des Berner Regierungsrats 2 Eine der Hauptaufgaben des AI ist die kontinuierliche Information über Entscheide und Vorhaben des Regierungsrates und einzelner Direktionen. Dies geschieht durch Medienmitteilungen und Medienkonferenzen. Ausgehend von der Vermutung, dass die Regierungstätigkeit und Kantonspolitik im allgemeinen trotz der aktiven Informationstätigkeit wenig Niederschlag in den Medien findet, beauftragte das Amt für Information das IMW mit der Evaluierung seiner Medienresonanz. Es wurde insbesondere Aufschluss darüber erwartet, welche Themen Anlass zu Eigenrecherchen geben und welchen Stellenwert die Berner Medien der kantonalen Politik allgemein einräumen. Das Projekt war auf vier Monate angelegt und startete am 1. Oktober 2001. Folgende Fragen wurden darin untersucht: Wie sehen die Strukturen der Medien aus? Welchen Stellenwert haben Gefässe, die sich dem Kanton Bern widmen? Welcher Anteil dieser Gefässe wird der kantonalen Politik reserviert? Wie gross ist der Anteil wiedergegebener Communiqués des Amts für Information? Welche Medienkonferenzen werden wie umfangreich gespiegelt? Welche Art von Themen führen zu Eigenleistungen der Medien in Form von Kommentaren usw.? Wie wird die Tätigkeit der Regierung und Verwaltung in den Medien bewertet? Die Evaluation wurde mittels einer Medienstruktur- und Inhaltsanalyse, einem Input-Output- Vergleich sowie Interviews mit Medienschaffenden vorgenommen. Theoretisch lässt sich die Untersuchung in den Bezugsrahmen der politischen Kommunikationsforschung, der Nachrichtenwerttheorie und Forschung zur Regierungskommunikation einordnen. 3. Politik und Medien - eine wechselseitige Abhängigkeit 3.1 Politische Primärfunktionen der Massenmedien Als politische Funktionen werden diejenigen Leistungen der Massenmedien bezeichnet, die diese erbringen, "damit die politische Ordnung der Parteien- und pluralistischen Verbandsdemokratie den Anforderungen gewachsen bleibt, die an sie von verschiedenen Seiten gestellt werden" (Ronneberger 1974, S. 198, zit. nach: Burkart 1995:362). Zu diesen Leistungen zählt Burkart (ebd.) die Herstellung von Öffentlichkeit, d.h. die Bereitstellung und Veröffentlichung von Information und politischen Ansichten. Massenmedien können demzufolge als Podium begriffen werden, das die Meinungsbildung fördert. Als nachteilig hat sich im Lauf der Zeit allerdings die wachsende Informationsflut ausgewirkt, die sich als kontraproduktiv für die Lösung gesellschaftlicher Probleme erweisen kann. Die Art der öffentlichen Thematisierung von gesellschaftlichen Problemen ist dabei von entscheidender Bedeutung. Das Zusammenspiel von Politik und Medien in Demokratien kann deshalb auch als Inszenierung oder öffentliche Theatervorstellung bezeichnet werden: "Politikerinnen und Politiker proben ihre Rolle und konzentrieren sich auf das, was sie in der kurzen Zeit sagen dürfen, die ihnen von den Medienschaffenden zugestanden wird" (Armingeon/Blum 1995:7). Bei diesem Kampf um Aufmerksamkeit postuliert Burkart (1995:364) eine möglichst grosse Chancengleichheit konkurrierender Positionen, d.h. als Podium können die Medien nur dann fungieren, wenn sie der Vielfalt der vorhandenen Interessen auch tatsächlich zur Artikulation verhelfen. Von den Medien wird demnach eine Artikulationsfunktion eingefordert. Die Medienresonanz auf die Informationstätigkeit des Berner Regierungsrats 3 Durch das Transparentmachen politischer Rollen und Prozesse (z.B. des Proporzsystems) ermöglichen Massenmedien das Erkennen von Möglichkeiten und Chancen aktiver Teilnahme am politischen Geschehen. Indem sie dadurch dem politischen Desinteresse und den Desintegrationstendenzen innerhalb der Gesellschaft entgegenwirken, erbringen die Medien auch eine politische Sozialisationsfunktion (Burkart 1995:366). Als für das politische System in demokratisch organisierten Gesellschaften ganz wesentliche Leistung nennt Burkart (ebd.:367) das Aufdecken und Öffentlichmachen politischer Misstände und Skandale: die Kritik- und Kontrollfunktion. 3.2 Politische Akteure und Medienschaffende: Partner im Tauschhandel Die medienvermittelte politische Kommunikation lässt sich als komplexer Prozess der Realitätskonstruktion mit eigenen Regeln betrachten (Sarcinelli 1992:46). Die Beziehung von Politik und Journalismus kann als eine Art Tauschgeschäft mit wechselseitiger Abhängigkeit bezeichnet werden, bei dem Publizität gegen Information getauscht wird. Medienschaffende dienen Politikerinnen und Politikern als Publizitätshelfer, Politikerinnen und Politiker den Medienschaffenden als Informationsquellen. Nicht zuletzt sind die Medien auch für