Das Magazin Der Nordwestdeutschen Philharmonie
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
intermezzo_51.qxp_a3 21.08.17 10:47 Seite 1 INFORMATIONEN.SPIELORTE.TERMINE SEPT.OKT.NOV.DEZ. 2017 S . 1 Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Musikfreunde, mit schwungvollen Open Air-Konzerten ist die Nordwestdeutsche Philharmonie in die neue Saison gestartet. Gleichzeitig begannen direkt nach der Sommerpause im Mindener Stadttheater die Proben für die nächste große Opernproduktion des hiesigen Richard Wagner Verbandes und der NWD: Am 8. September feiert dort Wagners »Siegfried« Premiere. Dass man den kompletten »Ring des Nibelungen« einmal in Minden erleben würde, das hätte bis vor wenigen Jahren wohl niemand zu glauben gewagt. Ermöglicht wird dies durch ein beispielhaftes bürgerschaftliches Engagement, das meines Wissens deutschlandweit einzigartig ist. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle bei allen Beteiligten herzlich bedanken! Mein Dank richtet sich auch an die Musikerinnen und Musiker der NWD, die sich mit einer ungebrochen hohen Motivation dieser künstlerisch wie logistisch äußerst anspruchsvollen Herausforderung stellen. Die meisten von Ihnen werden sicherlich schon einen Blick in den neuen Konzertkalender für die Saison 2017/18 geworfen haben. Erneut haben wir uns bemüht, ein Programm zusammenzustellen, in dem sich das traditionelle Orchesterrepertoire in einem ausgewogenen Verhältnis zur Musik des 20. Jahrhunderts befindet. So können Sie Werke von Beethoven und Brahms ebenso erleben wie Kompositionen von Richard Strauss und Ernest Bloch. Ich freue mich sehr, Sie in den kommenden Monaten wieder bei vielen Konzerten der NWD begrüßen zu dürfen. Siegfried! Ihr Am 8.9. feiert die nächste Andreas Kuntze / Intendant Andreas Kuntze gr0ße Opernproduktion in Minden Premiere. Lesen Sie mehr dazu auf den intermezzoSeiten 2/3 DAS MAGAZIN DER NORDWESTDEUTSCHEN PHILHARMONIE GERN GEHÖRTER GAST IN MAILAND UND AMSTERDAM DIE NWD IST AUCH IM AUSLAND BELIEBT 9.000 Kilometer per Bahn, Schiff und Bus hat die Seitdem haben die Nordwestdeutschen Philharmoni- Nur wenige Tage nach dem Mailand-Gastspiel reist die Nordwestdeutsche Philhamornie vom 17. April bis zum ker zahlreiche Gastkonzerte im Ausland gegeben. Schon Nordwestdeutsche Philharmonie ins benachbarte Hol- 8. Mai 1954 bei ihrer Tournee durch Italien zurückgelegt. seit Jahren werden sie regelmäßig etwa nach Mailand land. In der Kirche St. Johannes in Sluis, einer Stadt in der 18 Konzerte u.a. in Palermo, Bari und auf Sardinien hat und nach Amsterdam eingeladen. So auch gleich zu Be- Provinz Zeeland, spielt sie am 21. Oktober unter der sie damals unter ihrem Chefdirigenten Wilhelm Schüch- ginn der neuen Konzertsaison. Bereits zum elften Mal Leitung von Johannes Klumpp Chopins Klavierkonzert ter gegeben. »In einer Nacht Ankunft, Konzert, Abreise« spielt die NWD im Verdi-Saal des Mailänder Konserva- Nr. 1 e-moll und die Sinfonie Nr. 8 G-Dur von Dvoˇrák. lautete eine der Schlagzeilen in der Presse. Es war be- toriums, der größten Musikhochschule des Landes. Vor Bereits eine gute Woche später gibt das Orchester er- reits die zweite Gastspielreise der NWD durch Bella Ita- dem musikbegeisterten italienischen Publikum gibt das neut ein Konzert im Amsterdamer Concertgebouw. lia. Die erste Tournee in der noch jungen Geschichte Orchester zwei Konzerte am 11. und 12. Oktober. Unter Auch in dem weltberühmten Konzertsaal ist die NWD des Orchesters erfolgte vom 6. bis 16. November 1952 – der Leitung von Johannes Klumpp stehen Werke von schon Stammgast: Hier tritt sie am 29. Oktober zum dabei wurden 4.200 Kilometer in zehn Tagen absolviert, Frédéric Chopin, Antonín Dvoˇrák und Alexander Borodin zehnten Mal auf. Markus Huber ist der Dirigent des Kon- wobei es laut Presse einen »schwarzen Tag in Treviso« auf dem Programm. Solist der beiden Klavierkonzerte zertes, in dem Werke u.a. Werke von Leonard Bernstein, gab: »Bassgeige zerbrochen!«. von Chopin ist der serbische Pianist Aleksandar Madˇzar. Engelbert Humperdinck und Igor Strawinsky erklingen. Daheimgebliebene können die Programme zuvor in den Abonnementkonzerten in Detmold, Paderborn, Minden, Herford und Bad Salzuflen hören. Foto: Sandra Kreutzer Foto: Italien-Tournee 1954: im Hafen von Palermo intermezzo_51.qxp_a3 21.08.17 10:48 Seite 2 S . 2 SEPT.OKT.NOV.DEZ. 2017 INFORMATIONEN.SPIELORTE.TERMINE Die Hauptbühne im Bayreuther Festspielhaus ist bis zu 27 Meter breit und 22 Meter tief. Seit 2015 ist dort Ka- tharina Wagners Inszenierung von Tristan und Isolde zu sehen, für die Frank Philipp Schlößmann das Bühnenbild entworfen hat. Die Vorbühne des Mindener Stadtthea- ters ist rund 40 Quadratmeter klein. Lediglich diese Fläche steht Frank Philipp Schlößmann zur Verfügung, um eine große Wagner-Oper effektvoll in Szene zu set- zen. Wer im Jahr 2012 Tristan und Isolde und in den ver- gangenen beiden Jahren die ersten zwei Teile des »Rings« in Minden erlebt hat, weiß: Auch beim Siegfried wird es dem international gefragten Bühnenbildner ge- lingen, auf engstem Raum das Regiekonzept von Gerd Heinz kongenial umzusetzen. »Wir nennen unsere Mi- nimalbühne immer Nudelbrett, wobei das aber nicht abfällig, sondern lieb gemeint ist«, sagt Schlößmann. GROSSE OPER AUF DEM KLEINEN »NUDELBRETT« FRANK PHILIPP SCHLÖßMANN IST DER BÜHNENBILDNER DES MINDENER »RINGS« Auch bei seiner vierten Arbeit im Theater der Weser- stadt steht der Bühnenbildner, der zugleich auch die Kostüme entwirft, vor einer großen Herausforderung. »Man darf ja dem Orchester, das auf der Hauptbühne sitzt, nichts in den Weg stellen, das die Akustik stören könnte«, erläutert er. Und auch die Nähe der Sängerin- nen und Sänger zum Publikum in den ersten Reihen sei heikel: »Wagner selbst war es zwar wichtig, dass die Darsteller nah am Publikum sind. Aber dadurch darf auf keinen Fall eine gewisse Aufdringlichkeit entstehen, sondern es muss auf der Bühne immer poetisch blei- ben.« Doch die kleine Fläche, auf der sich das Geschehen abspielt, hat auch ihre Vorzüge: Fast wie ein Kammer- spiel wirken hier die Wagner-Opern, die dadurch von einer beindruckenden atmosphärischen Dichte sind. Ein riesiger, den Bühnenraum umspannender Ring ist »Man darf ja dem Orchester, das auf der Hauptbühne das Wahrzeichen der Mindener »Ring«-Produktion; er sitzt, nichts in den Weg stellen, das die Akustik stören bestimmt das Bild in jedem Teil der Tetralogie. Frank könnte.« – Bühnenbildner Frank Philipp Schlößmann Philipp Schlößmann hat damit ein Symbol gefunden, im Gespräch mit Regisseur Gerd Heinz das sich vor allem auch im Jahr 2019 bewähren wird: »Wenn dann der ganze ›Ring‹-Zyklus zur Aufführung kommt, muss die Bühne nicht jeden Tag komplett um- gebaut werden.« Während Regisseur Gerd Heinz Das Rheingold in der Urzeit und Die Walküre im Mittelalter angesiedelt hat, ist er mit dem Siegfried im 19. Jahrhun- dert angekommen. »Die Schmiede sieht daher auch nicht aus wie im sagenumwobenen Mittelalter, sondern verfügt – der Zeit der Industrialisierung entsprechend – über einen Brennofen«, berichtet Schlößmann. Längst schon macht sich der Bühnenbildner Gedanken über die Götterdämmerung. Der vierte Teil des »Rings« stellt ihn vor weitere Herausforderungen, denn dann wird es auf dem »Nudelbrett« noch enger: »Ich muss den Chor um das Orchester herum platzieren und irgendwie auch die Hagenmannen auf die Bühne bringen.« Aber man darf sich schon jetzt sicher sein: Auch das wird Frank-Philipp Schlößmann gelingen. Bühnenbild 2. Aufzug: »Tiefer Wald« Alle Termine auf Seite 8 Karten sind erhältlich über: Express-Ticketservice & mehr Telefon: 0571/88277 Christian Becker Fotos: [email protected] intermezzo_51.qxp_a3 21.08.17 10:48 Seite 3 INFORMATIONEN.SPIELORTE.TERMINE SEPT.OKT.NOV.DEZ. 2017 S . 3 An der Figur des Siegfried scheiden sich die Geister. Musikalisch ist Siegfried ein Werk der besonderen Töne: Denn frei von ideologischen Belastungen ist diese Ge- Eine unverwechselbare Naturstimmung beherrscht die stalt bis heute nicht. Das hat seine guten Gründe. Die ersten beiden Aufzüge. Danach wird musikalisch ein Nationalromantiker sahen in Siegfried einen Kämpfer neues Kapitel aufgeschlagen. Was wohl jener zwölf Jah- für die Befreiung von Fremdherrschaft und projizierten re andauernden Unterbrechung der Siegfried-Komposi- ihre Sehnsüchte auf ihn. Zahlreiche Kunstwerke berich- tion zuzuschreiben ist: Tatsächlich ruhte zwischen 1857 ten von dieser Haltung. In der Zeit des Nationalsozialis- PERFEKTE BEHERRSCHUNG und 1869 (von einer Ausnahme abgesehen: der Instru- mus dann war die Siegfried-Figur der unschlagbare mentation des zweiten Aufzuges) die Arbeit am Sieg- »deutsche« Held. Dies alles blieb nicht ohne Auswirkun- DER LEITMOTIVIK fried. Über die Gründe ist viel spekuliert worden. Reifte gen auf die Rezeption von Richard Wagners Siegfried. Ob hier die Erkenntnis, eine Aufführung des »Ring« sei eine es dem Komponisten gefallen hätte, dass im Laufe der »SIEGFRIED« ZEIGT aussichtslose Angelegenheit und deswegen besser Jahre derart viel weltanschaulicher Ballast auf dem Ti- nicht fortzusetzen? Oder waren es – wie der Wagner- telhelden seiner Oper abgeladen wurde? Es darf be- WAGNER AUF DER HÖHE Experte Carl Dahlhaus vermutet – konzeptionelle Un- zweifelt werden. Am Beginn des 21. Jahrhunderts jeden- klarheiten, die Wagner bewogen, hier einzuhalten und falls betrachtet man die Siegfried-Gestalt nüchterner. SEINES SCHAFFENS quasi zwischendurch Tristan und Isolde und Die Mei- stersinger von Nürnberg zu komponieren? Opern, von Und das mit Recht. Die ursprüngliche Idee Wagners war denen er sich schnellen kommerziellen Erfolg erhoffte. schließlich gewesen, ein Musikdrama der leicht ver- Diese Unterbrechung der Komposition hört man dem