Kunst Aus Dem Bestand Der Stiftung Mecklenburg
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
STIFTUNG MECKLENBURG Kunst aus dem Bestand der Stiftung Mecklenburg Der Kunstbestand der Stiftung Mecklenburg Kopenhagen und Berlin wirkten, hervorbrachte. ist keine Sammlung im musealen Sinne. Sie wi- In Schwaan wurde der hier geborene Franz derspiegelt aber den historischen Rahmen für das Bunke zum Initiator der Künstlerkolonie. Auch er mecklenburgische Kunstgeschehen seit dem Ende hatte in Weimar studiert und übernahm noch in des 19. Jahrhunderts bis zur deutschen Teilung jungen Jahren ein Lehramt an der dortigen Akade- und zeigt darüber hinaus, wie in Mecklenburg ge- mie. Häufig weilte er sommers mit seinen Schülern borene Künstler sich bis in die 1990er Jahre hinein im heimatlichen Schwaan. Wilhelm Facklam – die an die Landschaft ihrer Jugend erinnerten. Stiftung Mecklenburg besitzt ein umfangreiches Zum Kunstbestand gehören unter anderem Konvolut dieses Künstlers – gehörte dazu. Franz Werke von Carl Malchin, Karl Lorenz Rettich, Bunke gibt auf meisterhafte Weise die Landschaft Franz Bunke, Paul Müller-Kaempff und Friedrich der Gegend in natürlichem Licht wieder. Wachenhusen. Sie vertreten die erste Generation Viele der damals in Mecklenburg arbeitenden jener Künstler, die der um die Mitte des 19. Jahr- Künstlerinnen und Künstler unterhielten enge hunderts aufgekommenen Bewegung der Frei- Beziehungen zu akademischen Zentren mit ihren Erich Wegner »Die Werft – SAS 38« lichtmalerei folgten. In ganz Europa entstanden Ausstellungsmöglichkeiten. Häufig kamen Berli- damals Künstlerkolonien. Die Landschaft jenseits ner Künstler, wie der zu seiner Zeit hoch angese- Der zwölf Jahre jüngere Karl Christian Klasen der Großstadt wurde zum alternativen Lebens- hene Ulrich Hübner, Mitglied der Berliner Sezessi- hat anders als Wegner den Zweiten Weltkrieg nicht raum und Schauplatz einer antiakademischen Be- on oder Lovis Corinth nach Mecklenburg. Neben überlebt. Seine Schulzeit verbrachte Klasen im wegung. Nach Mecklenburg kam die Freilichtma- diesen ist auch Hans Licht, der mit seinem Lehrer Güstrow Ernst Barlachs. Der Barlach-Freund Fried- lerei von Weimar und Berlin aus. Hier entstand die Eugen Bracht, Vertreter der Freilichtmalerei an der rich Schult förderte den Begabten. Seit 1933 auf Künstlerkolonie Schwaan. Ahrenshoop, auf dem Berliner Akademie, in Burg Stargard eine Malschu- Poel ansässig, wo das Inselmuseum in Kirchdorf pommerschen Fischland gelegen, strahlte aber le eröffnet hatte, in der Sammlung vertreten. De- heute den umfangreichen Klasen-Bestand der Stif- nach Mecklenburg aus. Als erster Maler entdeckte ren wichtigste Schülerin, Marie Hager, ist ebenso tung Mecklenburg pflegt, suchte er das Erlebnis der langjährige Chefkonservator der Schweriner im Kunstbestand der Stiftung präsent wie Helene der Stille in der dortigen Landschaft. Großherzoglichen Gemäldesammlung Carl Mal- Dolberg, die auch bei Bracht gemalt und später im Das unsägliche Ausmaß der Zerstörung, das chin die Dörfer des Fischlands. Er hatte im künst- Rostock der 1920er Jahre schon modernere Ein- der Zweite Weltkrieg auch über Mecklenburg ge- lerisch progressiven Weimar studiert. Sein Sinn flüsse von Jugendstil und Expressionismus aufge- bracht hatte, wurde von Künstlern dokumentiert. für die Wirklichkeit, die eingehende Kenntnis der nommen hatte. An Thuro Balzer war dazu ein Auftrag der Stadt Landschaft und Lebensweise seiner Heimat, die Mit dem Ersten Weltkrieg hatten sich die Rostock ergangen. Auch in anderen Städten mal- Symphatie für das Tagewerk ihrer Bewohner und Künstlerkolonien in ihrer ursprünglichen Form ten und zeichneten Künstler den zur sprechenden sein hohes malerisches Können ließen Bilder von aufgelöst. Andere Formen künstlerischer Zusam- Landschaft gewordenen Ruin – in Neubranden- bleibender Überzeugungskraft entstehen. menarbeit, wie die Vereinigung Rostocker Künst- burg der Architekt Jorg Brücke. Die Arbeiten Bal- ler, wurden wichtig. zers und Brückes im Stiftungsbestand sprechen Sie wirkte in den für sich, besonders im Kontrast zu jenen Ansichten 1920er und frühen der friedvollen mecklenburgischen Landschaft ein 1930er Jahren ausge- halbes Jahrhundert zuvor. sprochen progressiv. Im Kunstbestand der Stiftung sind Werke ge- Egon Tschirch und bürtiger Mecklenburger vertreten, die nach 1945 Thuro Balzer gehör- außerhalb ihrer Heimat wirkten, weil die politi- ten dazu. Namentlich schen Verhältnisse dort ihrem Lebens- und Schaf- der expressionistisch fensbedürfnis nicht gemäß waren: So Tisa von geprägte Tschirch der Schulenburg, Schwester Fritz Dietlofs, der als spielte eine prägnan- Mitglied des Widerstands vom 20. Juli 1944 hin- te Rolle im Rostocker gerichtet worden war. Ihre grafischen Blätter zur Kunstleben jener Zeit. menschlichen Not im Nationalsozialismus sind Der aus Gnoien eine späte Erinnerung an das in jungen Jahren in gebürtige Erich Weg- der Heimat erlebte. Das gilt für auch die Werke ner studierte nach ei- Günther Ueckers, heute als Pionier einer neuen Franz Bunke »Wiesenlandschaft mit Brücke und Kirchdorf« ner Lehrzeit am Ros- Kunstsprache nach dem Krieg weltweit geschätzt: tocker Theater 1919 In äußerst verknappter, zeichenhafter Form auf In Ahrenshoop wirkte der aus Oldenburg stam- in Hannover und wurde dort ein wichtiger Vertre- der Basis des Nagels als Instrument der Verletzung mende Paul Müller-Kaempff. 1892 baute Paul ter der Neuen Sachlichkeit. Bis an sein Lebensende und Hinrichtung, bringt Uecker die erschüttern- Müller-Kaempff in dem abgelegenen Fischerdorf beschäftigte Wegner das maritime Sujet, die Welt den Erfahrungen der Kriegszeit auf der mecklen- ein Atelierhaus und gründete drei Jahre später mit der Hafen- und Werftarbeiter, die von Wind und burgischen Halbinsel Wustrow in einer Weise auf dem Schweriner Friedrich Wachenhusen die Mal- Wetter geformte Landschaft an der Küste. Eine den Punkt, die gerade ihrer Einfachheit und Stille schule St. Lukas, die vor allem Frauen unterrichtete schwarz verschattete Düne wurde ihm 1945 zur wegen im Innersten berührt. und bedeutende Künstlerinnen, die u. a. in Paris, Metapher für die wundübersäte Heimat. Katrin Arrieta.