I. Allgemeine Ortsgeschichte
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1 I. Allgemeine Ortsgeschichte 1. Vorgeschichtliche Zeit Der Erdflecken, auf dem die Siedlung Taubitz liegt, ist uraltes Land. Während in unvordenklichen Zeiten große Teile vom heutigen Niederösterreich noch Meeresboden waren und in den sogenannten Eiszeiten weite Gebiete von Europa mit Gletschereis und Gletscherschnee bedeckt waren, war der Gebirgsstock des Waldviertels keiner Meeresüberflutung ausgesetzt gewesen und auch eisfrei geblieben. In den Eiszeiten, die sich über Jahrhunderttausende erstreckten, sah unser Waldviertel recht öde und einförmig aus: niedriges Gehölz und Staudenwerk, Sümpfe, Moore und bemoostes Geröll überzog die Landschaft, die in unserer engeren Heimat von der Krems und ihren Nebenbächlein (Etschabach, Halterbach) durchflossen wurde, längs deren Ufern sich schmale Wälder hinzogen. Die ersten Spuren von Menschen reichen in unserem Lande, wie aus einschlägigen Funden hervorgeht, bis in die älteren Zwischeneiszeiten (60.000 bis 80.000 Jahre) zurück. Ansätze einer menschlichen Kultur finden sich erst in einem späteren Zeitabschnitte, der von der Wissenschaft als Steinzeit bezeichnet wird. In der Altsteinzeit, die bis ungefähr 4000 vor Christus reicht, verfertigten die Menschen, die noch Wanderhirten und Jäger waren, bereits aus Feuerstein einfache Waffen, wie Faustkeile, und rohe Werkzeuge (Kratzer, Schaber, grobe Klingen u. dgl.), wie sie zahlreich in der Gudenushöhle bei Hartenstein gefunden wurden. In dieser Höhle, die von den Forschern als die älteste menschliche Wohnstätte Niederösterreichs angesehen wird, wurden auch viele Knochen von vorzeitlichen Tieren ausgegraben, unter denen das Mammut, ein Riesenelefant von 4 m Höhe und mit ebenso langen Stoßzähnen, das größte und fürchterlichste war. Als erstes Haustier wurde damals bereits der Hund gehalten. Wenn in einer Gegend keine Höhlen als Unterschlupf vorhanden waren, so schuf sich der Mensch künstliche Höhlen, indem er sich kreisförmige Gruben von etwa 2 m Tiefe aushob, die durch ein zeltartiges Dach aus Flechtwerk geschützt wurden. Solche Wohngruben wurden in der Nähe der Königsalm auf dem Schanzriedl aufgefunden, der übrigens als vorgeschichtliche Höhenfestung eine große Bedeutung hatte. Gebiete, die günstige Lebensbedingungen boten, wie Flußläufe, wo Wald und Wasser zur Verfügung standen, wurden für Wohnstätten besonders bevorzugt. Längs der Flußläufe legte der Steinzeitmensch schmale Fußpfade an, die den Verkehr ermöglichten. Wie aus verschiedenen Funden zu schließen ist, führten solche Wege von der Donau durch das Kremstal über Untermeisling durch den Wurfentalgraben nach Gföhl, Krumau und Pölla; von Untermeisling ging eine Abzweigung längs der Krems über Hohenstein und Hartenstein nach Kottes. In der folgenden Jungsteinzeit (4.000 bis 2.000 v. Chr.), die gewaltige Kulturunterschiede gegenüber der Altsteinzeit aufweist, war der Mensch schon ein fertiger Bauer und somit seßhaft. Aus dieser Zeit sind bereits Spuren dorfförmiger Niederlassungen nachweisbar. Als damals schon vorhandene Getreidearten wurden Gerste, Hirse und Weizen, als Gartenfrüchte die Bohne, die Erbse, die Linse, die Möhre u. a. m. nachgewiesen. Neben dem Hund wurden als Haustiere noch das Rind, das Schaf, die Ziege und das Schwein gezüchtet. 2 Als Funde aus dieser Zeit sind eine Lochaxt aus Serpentin in einer Höhle bei Rastbach und eine auf der Mottinger Höhe zu erwähnen. Eine große Änderung in der Lebensweise der Menschen jener Zeit brachte die Verwendung von Kupfer und dessen Verarbeitung mit Zinn zu Bronze. Aus der nun folgenden Kupfer- und Bronzezeit (2.000 bis 800 vor Christus) sind mannigfache Geräte und Waffen aus Bronze auf uns gekommen. So ergaben sich in unserer Gegend Funde an Bronzeäxten im Wurfentalgraben bei Gföhl, im Reichaueramt auf der Kohlerhöhe und auf dem Schanzriedl. Zu den Haustieren der Steinzeit kam nun auch das Pferd hinzu, das bis dahin hauptsächlich nur Jagdtier gewesen war. Etwa 800 Jahre vor Chr. Geb. wurde in unseren Gebieten schon Eisen verwendet. Damit beginnt die Eisenzeit, die sich bis in unsere Tage erstreckt. 3 2. Ältere Geschichte (Bis 1.000 n. Chr.) Ungefähr um die Zeit, als das Eisen den endgültigen Sieg über die Bronze errungen hatte (500 v. d. Zeitr.), tauchte in unserem engeren Heimatgebiete ein neuer Volksstamm auf, von dem uns bereits der Name bekannt ist: die Kelten. Die Menschen, die vor den Kelten unser Heimatland bewohnten, entstammten wie diese der indogermanischen Rasse, ihre nähere Volkszugehörigkeit konnte aber noch nicht bestimmt werden. Die Kelten betrieben Ackerbau und Viehzucht, gaben den Bergen und Flüssen Namen und gründeten auch schon kleinere Ortschaften. Die Namen Donau, Kamp und Krems dürften von den Kelten herrühren. An Funden aus jener Zeit sind keltische Pfeilspitzen erwähnenswert, die an der Krems nächst Albrechtsberg ausgegraben wurden. Um den Beginn unserer Zeitrechnung kamen, den keltischen Stamm der Bojer verdrängend, von Norden her die germanischen Stämme der Markomannen und Quaden in unser Land. Wie schon die Bojer traten auch sie mit den Nachbarn südlich der Donau, den Römern regen Handelsverkehr, wie die in unserer Gegend gemachten Münzfunde beweisen. So wurde eine Geldmünze aus der Zeit des römischen Kaisers Nero (54 - 68) bei Gföhl gefunden, ein Denar aus der Regierungszeit Domitians (81 - 96) bei Rastbach und einer in Meisling. Das Waldviertel war in jener Zeit noch ganz mit Urwald bedeckt. Der Verkehr mit den nördlichen und südlichen Nachbarn vollzog sich auf den schon zur Steinzeit längs den Flußläufen bestandenen Urwaldpfaden. Nach den Quaden ließen sich die Rugier in unserem Waldlande nieder. Als zur Zeit der Völkerwanderung (5. Jahrhundert) unter Attila die Hunnen aus dem Osten hereinbrachen und die Länder verwüsteten, blieb das Waldviertel von diesen wilden Horden verschont, da die Rugier, deren Königsburg in Stein stand, mit ihnen ein Bündnis abgeschlossen hatten. - Durch die Wanderungen der Völker, in die auch die germanischen Stämme einbezogen worden waren, wurde ganz Europa in Bewegung gesetzt. Dieses Hin und Her, in dem nur ein Ziel verfolgt wurde: besseres Land zu finden, dauerte nahezu zwei Jahrhunderte. Jedenfalls war um 700 das Waldviertel im Besitze germanischer Volksstämme, die das Land urbar zu machen versuchten. Für diese Arbeit zogen sie auch slawische Stämme heran, die sie beim Landausbau unterstützten und in den schwächer besiedelten Tälern neben dem germanischen Siedlungsvolke seßhaft blieben und bisweilen auch Orte gründeten. Auf diese Zeit dürfte auch die Gründung von Taubitz zurückgehen, wenn der Ortsname urkundlich auch erst viel später aufscheint. Nach dem Gutachten des Universitätsprofessors Dr. Ernst Schwarz, Erlangen, (siehe Seite 4) hat um 740 die Ansiedlung von slawischen Wenden auf deutschem Reichsgebiet bis zum Wiener Wald eingesetzt. Diese "Reichswenden" seien als Reichsuntertanen wie die Deutschen behandelt worden, sie seien den deutschen Gesetzen unterstanden und haben sich am deutschen Landesausbau beteiligt. Es habe sich um eine Maßnahme der Grundbesitzer zur Herbeiführung von Arbeitskräften für die Landeskultivierung gehandelt. - Als eine solche "Reichswendensiedlung" könnte auch Taubitz angesehen werden. Die Slawen waren verhältnismäßig nur kurze Zeit hier ansässig und wurden später von den deutschen Einwanderern gänzlich aufgesogen. 4 3. Die Entstehung der Siedlung Taubitz a) Schreibweisen des Ortsnamens und Namenserklärung Wie schon erwähnt, dürfte Taubitz nach der Völkerwanderung (etwa im 8. Jahrhundert) als kleine Ansiedlung entstanden sein, zum regelrechten Dorfe mag es aber erst im 11. oder 12. Jahrhundert sich entwickelt haben. Unter dem letzten Babenberger, Herzog Friedrich II. dem Streitbaren, scheint zum erstenmal der Name "Taubitz" in seiner mittelhochdeutschen Form auf. Er findet sich in einer Urkunde vom 22. Juli 1232, mit welcher der genannte Landesfürst der Abtei Klein-Mariazell in (Nieder-)Österreich das Dorf "Toupbezze" für das Seelenheil seines Vaters Leopold VI. des Glorreichen schenkt. Die Schreibweise des Ortsnamens hat sich im Laufe der Jahrhunderte vielfach geändert. Nach "Toupbezze" in der Urkunde vom Jahre 1232 lesen wir in der nächsten Handschrift von 1283 "Toubezz", im Jahre 1363 "Tawbizz", 1471 "Tawbicz", 1631 "Daubiz". Die alten Kirchenbücher von Meisling, beginnend im Jahre 1628, nennen den Ort gleichfalls verschiedentlich: Douwiz (1636, 1637) Doubwicz (1639) Daubiz (1628, 1629, 1632, 1637, 1639) Dabiz (1653) Dauwicz (1636) Daubicz (1660) Taubitsch (1669) Taubicz (1642, 1657, 1658, 1660, 1663) Tauwitz (1646, 1647, 1650, 1652, 1667) Taubwicz (1655, 1658, 1659) Taubwiz (1633) Tauwatz (1647) - heute noch mundartlich "Dauwatz" Zu diesen Schreibweisen ist zu bemerken, daß damals die Matrikenführer (Pfarrer) jeweils die Namen lediglich nach dem Gehör (daher fast jeder anders) und nicht nach schriftlichen Unterlagen niedergeschrieben haben. Die heutige Schreibweise "Taubitz" kommt erstmalig in den Meislinger Heiratsmatriken des Jahres 1659 vor. Da mir die Namenserklärung von "Taubitz" Schwierigkeiten bereitete, habe ich hiefür über meinen alten Freund und Studienkollegen Hochschuldozenten a. D. Dr. Heinrich Werneck die Hilfe eines Fachgelehrten (Dr. Franz Stroh, Linz) in Anspruch genommen, der nach anfänglicher Fehldeutung schließlich ein Gutachten von dem bekannten Germanisten und Slawisten Universitätsprofessor Dr. Ernst Schwarz, Erlangen (Bayern) einholte. Darnach gebe es für "Taubitz" nur eine Erklärung aus dem Altslawischen. Es sei an eine Verkleinerung des slowenischen dupa (Erdhöhle), tschechisch doupa, doup# (Höhlung, Baumhöhle)