Zulassungsantrag der XXP TV Das Metropolenprogramm GbR für das Fernsehprogramm XXP – Das Informationsprogramm

Aktenzeichen: KEK 175

Beschluss

In der Rundfunkangelegenheit

der XXP TV Das Metropolenprogramm GbR, vertreten durch die Geschäftsführer Jakob Krebs, Dirk Pommer und Cassian von Salomon, Köpenicker Straße 48/49, 10155 Ber- lin, - Antragstellerin -

Bevollmächtigter: xxx ... w e g e n

Verlängerung der Zulassung zur bundesweiten Veranstaltung des Fernsehvollpro- gramms „XXP“ hat die Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) in der Sitzung am 17.06.2003 unter Mitwirkung ihrer Mitglieder Prof. Dr. Mailänder (Vorsitzender), Prof. Dr. Dörr, Prof. Dr. Huber, Dr. Lübbert, Dr. Rath-Glawatz und Prof. Dr. Sjurts entschieden:

Der von der XXP TV Das Metropolenprogramm GbR mit Schreiben vom 27.01.2003 an die Medienanstalt -Brandenburg (MABB) beantragten und von der MABB mit Bescheid vom 18.02.2003 erteilten Verlängerung der Zulas- sung zur Veranstaltung des bundesweit verbreiteten Fernsehvollprogramms XXP standen Gründe der Sicherung der Meinungsvielfalt im Fernsehen nicht entgegen. 2

Begründung

I Sachverhalt

1 Zulassungsantrag

Die XXP TV Das Metropolenprogramm GbR („XXP TV“) beantragte mit Schreiben an die MABB vom 27.01.2003, ihre probeweise auf zwei Jahre befristete Sendeerlaub- nis zur Veranstaltung von Kabelrundfunk im Berliner Kabelnetz vom 07.02.2001, er- weitert mit Bescheid vom 19.07.2001 um die Erlaubnis zur bundesweiten Verbrei- tung des Programms über Satellit, auf die Dauer von 7 Jahren zu verlängern. Der ursprüngliche Lizenzzeitraum endete zum 30.04.2003.

Die MABB hat am 18.02.2003 die Sendeerlaubnis für XXP antragsgemäß auf die Li- zenzdauer von 7 Jahren, beginnend ab dem 01.05.2001, verlängert, ohne zuvor der KEK den Antrag gemäß § 37 RStV vorzulegen. Zur Wahrung der Bestimmungen der §§ 20 ff. RStV ist die KEK verpflichtet, die medienkonzentrationsrechtliche Unbe- denklichkeit der Zulassungsverlängerung zu prüfen (vgl. Abschn. III 1).

Die Antragstellerin hat der KEK den Verlängerungsantrag und eine Vollständigkeits- erklärung übersandt sowie bestätigt, dass ihr aus dem Verfahren Az.: KEK 123 vor- liegender Gesellschaftsvertrag noch aktuell ist.

2 Programmstruktur und -verbreitung

Das beantragte Programm ist ein ganztägiges Vollprogramm, das seit Mai 2001 auf Sendung ist. Neben einem täglichen Magazin „Punkt X“ zu „Hintergründen und Fak- ten aus Berlin und der Welt“ werden Dokumentationen zu täglich wechselnden Schwerpunktthemen, Kulturmagazine, Reportagen und Spielfilme ausgestrahlt. Ge- zeigt werden Eigenproduktionen der Gesellschafter sowie Drittproduktionen (z. B. der BBC); Spielfilme werden u. a. von der Kinowelt Medien AG zugeliefert.

XXP wird ganztägig in das Berliner Kabelnetz der Kabel Berlin/Brandenburg GmbH & Co. KG eingespeist und bundesweit über das ASTRA-Satellitensystem verbreitet. Ferner wird es, z. T. zeitlich begrenzt, in Kabelnetze in Bremen, Hamburg, Mecklen- 3

burg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz ein- gespeist (Angaben unter www.xxp-tv.de).

3 Antragstellerin und Gesellschafter

3.1 XXP TV

Gesellschaftszweck von XXP TV ist die „Entgegennahme und Ausübung von TV- Lizenzen und anderen Maßnahmen, die die Sendefläche für Programme unabhängi- ger Dritter erweitern, unabhängig vom Einzelmedium“ (xxx ...). Zum Geschäftszweck gehört insbesondere auch die Zusammenarbeit mit Dritten. Gemeinsames Ziel ist die Stärkung des Programms unabhängiger Dritter im deutschen und europäischen Fernsehen mit Hilfe gegenwärtiger und zukünftiger Sendeformen (xxx ...).

Gesellschafter mit jeweils einer Beteiligung von 50 % sind die DCTP Entwicklungs- gesellschaft für TV-Programm mbH, Düsseldorf („DCTP“), und die SPIEGEL TV GmbH, Hamburg. xxx ...

3.2 Beteiligte Unternehmen

3.2.1 DCTP

Im bundesweiten Fernsehen veranstaltet DCTP aufgrund einer gemeinsamen Zu- lassung mit der VOX Film- und Fernseh GmbH & Co. KG einen Teil des bundeswei- ten Vollprogramms VOX (durchschnittlich 21 Stunden/Woche, vgl. Beschluss i. S. XXP, Az.: KEK 123, Abschn. I 3). Sie ist mit einem Gesellschaftsanteil von 0,3 % an der Veranstalterin VOX Film- und Fernseh GmbH & Co. KG und ihrer Komplemen- tär-GmbH beteiligt, die für das übrige VOX-Programm lizenziert ist. Seit mehreren Jahren ist sie „unabhängige Dritte“ im Rahmen der Hauptprogramme SAT.1 und RTL und wurde dort kürzlich jeweils für eine weitere Lizenzdauer von fünf Jahren als Drittfensterveranstalterin zugelassen (vgl. Beschlüsse der KEK i. S. Drittsendezeiten SAT.1, Az.: KEK 136-3, und i. S. Drittsendezeiten RTL, Az.: KEK 159-2 und 159-4). DCTP hält eine Lizenz der MABB für ein bundesweites digitales Vollprogramm „DCTP“ (Beschluss i. S. DCTP vom 16.11.1999, Az.: KEK 059), das jedoch noch nicht veranstaltet wird. In Nordrhein-Westfalen verfügt DCTP über landesweite Dop- 4

pellizenzen für terrestrische Frequenzen im Rahmen der Vollprogramme RTL (je- denfalls noch bis Juli 2003), SAT.1 und VOX.

An DCTP sind der Geschäftsführer Prof. Alexander Kluge mit 50 %, DENTSU, Inc., ein japanisches Unternehmen, das weltweit im Bereich Werbung und Media-Planung tätig ist, mit 37,5 % und die Spiegel-Verlag Rudolf Augstein GmbH & Co. KG („Spie- gel-Verlag“) mit 12,5 % beteiligt. Zu diesen Gesellschaftern vgl. Beschlüsse i. S. DCTP, Az.: KEK 059, Abschn. I 3.1, i. S. XXP, Az.: KEK 123, Abschn. I 3 und i. S. Drittsendezeiten RTL, Az.: KEK 159-2, Abschn. I 5 und III 4.1.1).

3.2.2 SPIEGEL TV GmbH

Die SPIEGEL TV GmbH, eine 100%ige Tochtergesellschaft des Spiegel-Verlags, produziert einen großen Teil der von XXP und DCTP gesendeten Programme und ist an Unternehmen in den Bereichen Filmproduktion, Internet-Service und Hörfunk be- teiligt. Größter Gesellschafter des Spiegel-Verlags ist die KG Beteiligungsgesell- schaft für Spiegelmitarbeiter mbH mit einer direkten Beteiligung von 49,5 % (bei Aus- übung ihres gesellschaftsvertraglichen Vorerwerbsrechts auf einen Anteil der Erben- gemeinschaft Rudolf Augstein künftig 50 %) und einer indirekten Beteiligung (50 % - künftig voraussichtlich 50,5 % -) an der geschäftsführenden Komplementärgesell- schaft Rudolf Augstein GmbH, die 1 % der Anteile hält. Daneben hält die Erbenge- meinschaft Rudolf Augstein direkt 24,75 % der Anteile (künftig: 23,75 %) und ist indi- rekt über eine 25%ige Beteiligung an der Rudolf Augstein GmbH (künftig: 24 %) be- teiligt. Schließlich ist die Gruner + Jahr AG & Co. direkt in Höhe von 24,75 % (künftig nach Ausübung des gesellschaftsvertraglichen Vorkaufsrechts: 25,25 %) sowie indi- rekt über eine 25%ige Beteiligung an der Rudolf Augstein GmbH beteiligt. Eine Zu- rechnung der Fernsehbeteiligungen auf dieser höheren Beteiligungsstufe zu Gruner + Jahr und damit zum Bertelsmann-Konzern ist nicht begründet (Beschluss i. S. Drittfenster RTL, Az.: KEK 159-2, Abschn. III 4.1.1.1). Auf die Ausführungen zur Spiegel TV GmbH in den Beschlüssen i. S. XXP, Az.: KEK 123, Abschn. I 3, und i. S. Drittfenster RTL, Az.: KEK 159-2, Abschn. III 4.1.1, wird Bezug genommen.

II Verfahren

Die Vollständigkeitserklärung der Veranstalterin liegt vor. 5

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III Medienkonzentrationsrechtliche Beurteilung

1 Bestätigungsvorbehalt der KEK

Nach § 20 Abs. 1 Satz 1 RStV bedürfen private Veranstalter einer Zulassung nach Landesrecht. Fragestellungen der Sicherung der Meinungsvielfalt werden von der KEK nach Vorlage durch die zuständige Landesmedienanstalt gemäß § 37 Abs. 1 Satz 1 RStV beurteilt (§§ 36 Abs. 1, Satz 1 und 2, 37 Abs. 1 und 3 RStV).

Auch Anträge auf Zulassungsverlängerung unterfallen der Vorlagepflicht: Die Zulas- sungsverlängerung ist materiell eine neue Zulassung. Sie verschafft dem Lizenzin- haber die gleiche Rechtsposition. Auch die materiellen Prüfkriterien sind die gleichen, denn ohne das Vorliegen sämtlicher Zulassungsvoraussetzungen darf diese Rechtsposition niemandem verschafft werden. Zu diesen Zulassungsvoraussetzun- gen gehört die von der KEK zu überprüfende medienkonzentrationsrechtliche Unbe- denklichkeit (vgl. zuletzt auf Vorlage der NLM Beschluss vom 05.05.2003 i. S. Zulas- sungsverlängerung RTL, Az.: KEK 158, und Beschluss vom 13.05.2003 i. S. Zulas- sungsverlängerung NEUN LIVE, Az.: KEK 174). Die KEK ist verpflichtet, die für die Rechtmäßigkeit der Zulassungsverlängerung erforderliche medienkonzentrations- rechtliche Unbedenklichkeitsbestätigung auszusprechen.

2 Zurechnung und Zuschaueranteile

2.1 Zurechnung

2.1.1 XXP TV werden das von ihr veranstaltete Programm XXP (§ 28 Abs. 1 Satz 1, 1. Alt. RStV) sowie jeweils die weiteren ihren Gesellschaftern zuzurechnenden Programme (arg. e § 28 Abs. 1 Satz 3 und § 29 Satz 2 RStV) zugerechnet.

2.1.2 DCTP wird außer dem Programm XXP der von ihr veranstaltete Programmteil des Vollprogramms VOX gemäß § 28 Abs. 1 Satz 1, 1. Alt. RStV zugerechnet (vgl. Be- schluss Az.: KEK 123, Abschn. III 2). Eine Zurechnung auch des von der VOX KG veranstalteten Teils des VOX-Programms zu DCTP nach § 28 Abs. 2 RStV käme nur dann in Betracht, wenn sich trotz der rundfunkrechtlich vorgeschriebenen Unab- hängigkeit der Zulassungsnehmer DCTP und VOX KG (§ 6 Abs. 3 Satz 2 Landes- 7

rundfunkgesetz NRW 1998) Einflussmöglichkeiten auf das Programm des jeweils anderen Lizenznehmers feststellen ließen (vgl. Beschluss i. S. Drittsendezeiten RTL, Az.: KEK 159-2, Abschn. III 4.1.1.2). Dafür liegen keine Anhaltspunkte vor. Ferner sind DCTP auch die von ihr veranstalteten Drittfensterprogramme in den Hauptprogrammen RTL und SAT.1 zuzurechnen.

2.2 Zuschaueranteile

2.2.1 Die Zuschaueranteile des Programms XXP werden von der Gesellschaft für Kon- sumforschung (GfK) nicht veröffentlicht, so dass der KEK diese Daten nicht vorlie- gen. Unter Zugrundelegung der von der AGF/GfK-Fernsehforschung veröffentlichten Zuschaueranteile der Fernsehsender ARD (einschließlich ihrer dritten Programme), ZDF, , , Kinderkanal, Phoenix, RTL Television, SAT.1, ProSieben, Kabel 1, RTL II, Super RTL, VOX, DSF, NEUN LIVE, n-tv, Eurosport und der Schätzungen der KEK für die Pay-TV-Programme von Premiere erreichten diese Sender in der Refe- renzperiode Januar bis Dezember 2002 zusammen einen Zuschaueranteil von ca. 92,7 %. Für die restlichen Programme verblieb ein Zuschaueranteil von ungefähr 7,3 %. Er bezog sich neben dem Programm XXP auf eine Vielzahl anderer Pro- gramme, z. B. N24, CNN, B.TV, VIVA, MTV, Teleshoppingkanäle, Programme des privaten Regionalfernsehens, offene Kanäle und viele fremdsprachige Programme.

Im Februar 2003 betrug der Zuschaueranteil der so genannten restlichen Program- me nur noch 3,8 %. Hintergrund ist, dass die AGF seit Anfang 2003 eine genauere Darstellung ihrer Daten ermöglicht, denn sie misst seit dem 1. Januar 2003 auch senderbezogen die Digitalnutzung und zählt diese seither bei der Berechnung der Zuschaueranteile ihrer Mitglied- und Lizenzsender hinzu. Zudem werden seit Januar 2003 die Zuschaueranteile für N24 veröffentlicht. Außerdem wurden für Februar 2003 auch die Anteile bei den Zuschauern ab drei Jahren für die drei Sender MTV, MTV2 Pop, TV 5 Europe ausgewiesen. Es lässt sich somit unter Vorbehalt vermuten, dass der Anteil von XXP bei den Zuschauern ab 3 Jahren gering ist und unter 1 % liegt.

2.2.2 Der Zuschaueranteil der von DCTP veranstalteten Teile des Gesamtprogramms von VOX lässt sich ebenfalls derzeit nicht ermitteln (vgl. näher Beschluss i. S. XXP, Az.: KEK 123, Abschn. III 2). VOX erreichte in der Referenzperiode einen Zuschaueranteil von 3,3 %. Davon kann auf die von DCTP gestalteten Programmteile nur ein Bruch- teil entfallen. Ebenso entfällt auf die Drittfensterprogramme im Rahmen von SAT.1 8

(75 Minuten wöchentlich) und RTL (120 Minuten wöchentlich) ein Bruchteil der von den Hauptprogrammen erzielten Zuschaueranteile.

3 Vorherrschende Meinungsmacht

Ein Unternehmen darf in der Bundesrepublik Deutschland eine unbegrenzte Anzahl von Programmen veranstalten, sofern es dadurch keine vorherrschende Meinungs- macht erlangt (§ 26 Abs. 1 RStV).

Die Schwellenwerte der Vermutungstatbestände des § 26 Abs. 2 RStV wurden von der Veranstalterin und ihren Gesellschaftern im Referenzzeitraum bei weitem nicht erreicht. Auch anderweitige Anhaltspunkte für die Entstehung vorherrschender Mei- nungsmacht der Veranstalterin oder ihrer Gesellschafter, bezogen auf den Zeitpunkt des Antrags auf Genehmigungsverlängerung, sind nicht ersichtlich.

Im Ergebnis standen der Zulassungsverlängerung Gründe der Sicherung der Mei- nungsvielfalt im Fernsehen nicht entgegen.

4 Vorbehalt zur Zuschaueranteilsermittlung

Bis zu dem Zeitpunkt, in dem das Ermittlungsverfahren zur Bestimmung der Zu- schaueranteile nach § 27 RStV aufgrund der von der KEK ausgearbeiteten Aus- schreibung durch die Landesmedienanstalten vorangebracht und letztlich eingerich- tet ist, müssen für den Übergangszeitraum die vorhandenen Daten über Zuschauer- anteile zugrunde gelegt werden (vgl. § 34 RStV).

(gez.) Mailänder Dörr Huber Lübbert Rath-Glawatz Sjurts