Die duale Rundfunk- ordnung in Europa Gemeinschaftsrechtliche Rahmenbedingungen und aktuelle Ansätze zum dualen System in ausgewählten Mitgliedstaaten
Schriftenreihe der Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH Die duale Rundfunk- ordnung in Europa Gemeinschaftsrechtliche Rahmenbedingungen und aktuelle Ansätze zum dualen System in ausgewählten Mitgliedstaaten
Studie von Prof. Dr. Alexander Roßnagel und Peter Strothmann, Ass. iur., Institut für Europäisches Medienrecht e.V. (EMR), Saarbrücken unter Mitarbeit von Prof. Dr. Marie McGonagle, National University of Ireland, Galway Dr. Peggy Valcke, Katholieke Universiteit Leuven, Belgien Caroline Hilger, Ass. iur., EMR, Dr. Carmen Palzer, EMR
Schriftenreihe der Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH
Band 2/2004 Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Vorwort ______1 0
Einleitung ______1 3
I. Dualer Rundfunk in Europa ______1 5 1. Entwicklungslinien ______1 5 a) Die verschiedenen Rundfunksysteme ______1 5 b) Entwicklung in Europa ______1 6 aa) Die Anfangsphase des Rundfunks in Europa ______1 6 bb) Rundfunk in Europa während und unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg ______1 9 cc) Von staatlichen Rundfunkmonopolen zu dualen Rundfunkordnungen ______20 dd) Westeuropäische Rundfunkordnungen mit Besonderheiten ______2 2 ee) Entwicklung der Rundfunksysteme in Mittel- und Osteuropa ______2 6 ff) Entwicklungslinien und -trends ______2 7
2. Einfluss des Europarechts ______3 0 a) Entstehung der europäischen Rundfunkpolitik ______3 0 b) Vorgaben des Europarechts im Überblick ______3 3 aa) Rundfunkfreiheit nach europarechtlichen Vorgaben ______3 3 bb) Vorgaben der Europäischen Gemeinschaft für den Rundfunkbereich ______34
3. Aktuelle Vorhaben auf EG- bzw. mitgliedstaatlicher Ebene ______3 8
II. Rundfunk und Gemeinschaftsrecht ______4 1 1. Recht der Europäischen Verträge ______4 4 a) Die Grundrechte der Rundfunkveranstalter (und Rezipienten) ______4 4 aa) Rundfunkfreiheit ______4 6 bb) Rundfunkfreiheit als Vorgabe der Rundfunkorganisation ______4 8
2 3 Inhaltsverzeichnis
b) Die Grundfreiheiten im Binnenmarkt ______5 3 III. Beispiele zur dualen Rundfunkordnung aa) Niederlassungsfreiheit ______5 3 in EU-Mitgliedstaaten ______1 9 7 bb) Kapitalverkehrsfreiheit ______6 1 cc) Dienstleistungsfreiheit ______6 3 1 . B e l g i e n ______1 9 7 dd) Warenverkehrsfreiheit ______7 2 a) Historische Entwicklung im Überblick ______1 9 7 c) Das EG-Wettbewerbsrecht ______7 3 b) Die Flämische Gemeinschaft ______2 0 0 aa) Kartellverbot des Art. 81 EGV ______7 4 aa) Öffentlich-rechtlicher Rundfunk ______2 0 0 bb) Verbot des Missbrauchs marktbeherrschender bb) Privater Rundfunk ______2 0 2 Stellungen des Art. 82 EGV ______7 8 c) Die Französische Gemeinschaft ______2 0 6 cc) Fusionskontrolle ______7 9 aa) Öffentlich-rechtlicher Rundfunk ______2 0 6 dd) Beihilfenregime der Art. 86 und 87 EGV ______9 5 bb) Privater Rundfunk ______2 0 8 d) Die Maßgaben aus dem Kulturauftrag ______1 5 0 d) Aktuelle Entwicklungen und Ergebnis ______2 1 0 aa) Inhalt des Art. 151 EGV ______1 5 0 2. Dänemark ______2 1 1 bb) Verhältnis zu anderen Normen ______1 5 5 a) Historische Entwicklung im Überblick ______2 1 1 cc) Kompetenzausfüllungsklausel des Art. 308 EGV ______1 5 6 b) Die Entwicklung des dualen Rundfunks ______2 1 4 2. Vorgaben des Sekundärrechts ______1 5 7 aa) Öffentlich-rechtlicher Rundfunk ______2 1 4 a) Der neue Kommunikationsrechtsrahmen ______1 5 7 bb) Privater Rundfunk ______2 1 8 aa) Neue Kommunikations-Richtlinien der c) Aktuelle Entwicklungen und Ergebnis ______2 2 1 Europäischen Gemeinschaft ______1 5 7 3. Irland ______2 2 2 bb) Frequenzvergabe ______1 5 9 a) Historische Entwicklung im Überblick ______2 2 2 cc) Technische Spezifikationen ______1 6 0 b) Die Entwicklung des dualen Rundfunks ______2 2 4 dd) Zugangsrecht der Veranstalter ______1 6 3 aa) Öffentlich-rechtlicher Rundfunk ______2 2 4 ee) Wettbewerbsrechtliche Vorgaben ______1 7 3 bb) Privater Rundfunk ______2 2 7 b) Die Fernseh-Richtlinie ______1 7 8 c) Aktuelle Entwicklungen und Ergebnis ______2 2 9 aa) Quotenregelung ______1 7 9 bb) Werberegelungen ______1 8 1 4. Ergebnis ______2 3 1 cc) Übertragung von Ereignissen von gesellschaftlicher Bedeutung ______1 8 6 dd) Jugendschutz ______1 8 8 IV. Zusammenfassung ______2 3 3 ee) Einhaltung der Richtlinienvorschriften ______1 8 9 ff) Abweichende Regelungen der Mitgliedstaaten ______1 8 9 V. Literaturverzeichnis ______2 3 7 3. Ergebnis ______1 9 1
Impressum ______2 5 3
4 5 Grußwort
Ein auf zwei Säulen basierendes Rundfunksystem, das aus öffentlichem und privatem Hörfunk und Fernsehen besteht, gehört heute zum selbstver- ständlichen Standard freier Medienordnungen Europas. In Österreich wurde die Umsetzung dieses Befunds bis Ende der 90er-Jahre zunächst gar nicht und dann nur sehr zögerlich durchgeführt. Seit dem Jahr 2000 wurde von der Bundesregierung mit Nachdruck an der Schaffung eines echten dualen Rundfunksystems gearbeitet: Endlich kann sich privates Fernsehen auch in unserem Land entwickeln, die ökonomischen Rahmenbedingungen für den privaten Hörfunkmarkt wurden – und werden weiterhin – optimiert und zugleich waren auch die Rechtsgrundlagen für den ORF grundlegend zu überarbeiten, um dessen Bestand im Wettbewerb abzusichern.
Die rechtliche Neuordnung des Rundfunksystems in Österreich war un- umgänglich, es bedarf jedoch der weiteren laufenden Analyse und auch der kritischen Auseinandersetzung. Denn ein rechtliches System, noch dazu in einem so sensiblen Umfeld wie dem Mediensektor, muss sich in der Praxis bewähren. Die Erfahrungen der Praxis sind für die Politik ebenso relevant wie die eingehende wissenschaftliche Analyse, um sich der komplexen Materie mit den richtigen Antworten zu stellen. Mit Freude habe ich daher die von Verband Österreichischer Privatsender (VÖP), Institut für Europäisches Medienrecht (EMR) und RTR-GmbH hervorgerufene Initiative unterstützt, die Entwicklung und Zukunft des dualen Rundfunks in Österreich und im europäischen Vergleich umfassend aufzuarbeiten. Die Ergebnisse dieser Studie werden daher für die weiter zu führende Diskussion um ein faires und erfolgreiches Miteinander der österreichischen Rundfunkbranche und der Medienpolitik von besonderer Bedeutung sein.
Franz Morak Staatssekretär für Kunst und Medien
6 7 Zum Geleit
Mit der Publikation von zwei weiteren Ausgaben der Schriftenreihe leistet die RTR-GmbH einen fundierten Beitrag zur Weiterentwicklung des dualen Rundfunks in Österreich. Da in den 90er-Jahren ein dualer Rundfunkmarkt medienpolitisch nicht gewollt war und lediglich Minimallösungen wie die Zulassung von Privatfernsehen in Kabelnetzen oder die Ermöglichung von Privatradio, mit dem Ziel, die Hörfunkprogramme des ORF nicht zu beschä- digen, umgesetzt wurden, war es der Bundesregierung des Jahres 2000 vorbehalten, eine neue Rundfunkordnung anzugehen:
Die Rundfunkgesetze 2001 brachten neben der Regulierungsbehörde Ver- besserungen für Privatradiobetreiber, erstmals ein Privatfernsehgesetz, sowie eine Novelle zum ORF-Gesetz, mit der versucht wurde, die werberechtlichen Bestimmungen und den öffentlich-rechtlichen Programmauftrag des ORF auf die neuen Erfordernisse des dualen Marktes auszurichten. Und dennoch: Die Entwicklung eines dualen Rundfunkmarktes kann damit nicht als abgeschlossen betrachtet werden. Weitere Veränderungen des Rechts- rahmens erscheinen notwendig, damit Reichweiten, Marktanteile, Werbe- erlöse und folglich Arbeitsplätze bei den privaten Anbietern wachsen können.
In gemeinsamer Initiative des Instituts für Europäisches Medienrecht, des Verbandes Österreichischer Privatsender und der RTR-GmbH werden nun zwei Gutachten mit entscheidenden Anregungen vorgelegt: Band 2/2004 „Dualer Rundfunk in Europa“ von Prof. Alexander Roßnagel bietet einen Blick über die Landesgrenzen hinaus, und zwar in Märkte, die – bei aller Unterschiedlichkeit – eine Vergleichbarkeit zu den österreichischen Rahmenbedingungen aufweisen. Band 3/2004 „Zur Zukunft des dualen Rundfunks in Österreich“ von Univ.- Prof. DDr. Christoph Grabenwarter enthält eine Reihe von konkreten rechts- politischen Vorschlägen, die der Etablierung von ausgewogeneren Markt- verhältnissen ebenso dienen, wie dem Gebot nach mehr Fairness und Gerechtigkeit im Wettbewerb der Privaten mit dem ORF.
Die RTR-GmbH leistet mit diesen Publikationen einen nachhaltigen wissen- schaftlichen Beitrag zu einer oftmals reichlich emotional und undifferenziert geführten Debatte zum richtigen Zeitpunkt: Immerhin berichten zahlreiche namhafte Vertreter der Werbewirtschaft nach Jahren der Stagnation von einem bevorstehenden Aufschwung der Werbekonjunktur.
Dr. Alfred Grinschgl Geschäftsführer des Fachbereichs Rundfunk der RTR-GmbH
8 9 Vorwort
Vorwort regulierung deshalb erforderlich erscheint, weil Betreiber mit beträchtlicher Marktmacht den Zugang zum Rundfunkmarkt de facto kontrollieren. Aber Der Einfluss des Europarechts, insbesondere das Recht der Europäischen auch unabhängig von einer solchen Marktposition können die nationalen Gemeinschaft sowie die Bestimmungen des Europarats, auf die Medien- Regulierungsbehörden Maßnahmen zur Sicherung eines fairen, angemesse- rechtsordnung in den europäischen Staaten wird in seiner Tragweite häufig nen und chancengleichen Zugangs ergreifen. Sie verfügen daneben im unterschätzt. Dabei ist die Entwicklung der dualen Rundfunkordnung in Zusammenhang mit der Entgeltkontrolle über wichtige Befugnisse. Europa untrennbar mit den durch die europäischen Institutionen ge- Dies alles geschieht zu einem Zeitpunkt, zu dem nicht zuletzt durch die schaffenen Regelungen verbunden. 15 Jahre nach Verabschiedung des Verfassungsgebung für die Europäische Union die wesentliche Bedeutung Europäischen Übereinkommens über das grenzüberschreitende Fernsehen der in Artikel 10 EMRK verankerten Informations- und Rundfunkfreiheit in und nach Erlass der Richtlinie ‚Fernsehen ohne Grenzen‘ gilt es daher, den immer stärkerem Maße auch durch die Brüsseler Instanzen nachvollzogen Bestand an supra- und internationalen Vorgaben für die einzelstaatliche wird. Es gilt daher bei der Fortführung der Diskussion um die Medienordnung Medienordnung zu erfassen und in die Diskussion um die Fortentwicklung der die aus dem Europarecht abzuleitenden Maßgaben zu beachten, die den dualen Rundfunkordnung in Österreich einfließen zu lassen. Mitgliedstaaten verbleibenden Ausgestaltungsspielräume zu nutzen und die Die Gestaltungshoheit der Mitgliedstaaten wird durch gemeinschafts- richtige Balance der Entwicklungschancen auf beiden Seiten des dualen rechtliche Vorgaben in einer Vielzahl von Punkten konkretisierenden Anfor- Systems immer wieder neu zu bestimmen. derungen unterworfen. Man kann die Vorgaben des Wettbewerbsrechts hier Des Weiteren ist der Blick auf Erfahrungen und aktuelle Ansätze in anderen durchaus an prominenter Stelle nennen: Zum einen sichern die Vertrags- Mitgliedstaaten der Europäischen Union zu richten. Die hier getroffene Aus- bestimmungen im grenzüberschreitenden Kontext einen offenen, d. h. wahl erfolgte vor dem Hintergrund, dass kein nationales Rundfunksystem chancengleichen und fairen Wettbewerb zwischen allen Beteiligten des mit dem anderen eins zu eins vergleichbar sein wird; gerade die für "kleinere" öffentlich-rechtlichen und privaten Sektors, zum anderen sind diejenigen Rundfunkmärkte bestehenden Probleme sind jedoch vielfach ähnlich und Bestimmungen von großer aktueller Relevanz, die die Finanzierung des bereits verfolgte Lösungswege in den betreffenden Ländern daher von öffentlich-rechtlichen Rundfunks an beihilferechtliche Bedingungen knüpfen besonderem Interesse. Der Blick nach Belgien, Dänemark und Irland bietet die und den Anstalten erhebliche Transparenzverpflichtungen auferlegen. Hierbei Möglichkeit, sich beispielsweise vertieft damit auseinanderzusetzen, welche geht es vor allem um die Definition und Einhaltung des öffentlich-rechtlichen Neujustierungen vorgenommen wurden. Die Palette der relevanten Themen Auftrags und den zulässigen Einsatz der zur Verfügung gestellten Mittel. reicht hier von der Privatisierung eines Teils des öffentlich-rechtlichen Wenngleich die Bestimmungen der Fernsehrichtlinie, die die Einbeziehung Rundfunks über die Neukoordinierung des zur Verfügung stehenden von Werbung, Teleshopping und Sponsoring in das Programmangebot Frequenzspektrums bis hin zur Eröffnung von Partizipationschancen für regeln, nicht unmittelbar Auswirkungen auf das Wettbewerbsverhältnis private Anbieter an Mitteln, die zum Zwecke der Erstellung sog. Public service- zwischen den beiden Säulen des dualen Systems zeitigen, so kann doch Programme bereit gestellt werden. festgehalten werden, dass bei deren Umsetzung in die nationalen Rundfunk- Das vorliegende Gutachten versteht sich insbesondere als Handreichung für ordnungen vieler europäischer Länder strengere Vorschriften, insbesondere die momentane medienpolitische Diskussion. Es will die Diskussion sowohl für die öffentlich-rechtliche Seite, erlassen wurden. Zu beachten ist jedenfalls, um grundlegende Aspekte des europäischen Medienrechts anreichern, als dass das Gemeinschaftsrecht die Mitgliedstaaten auch in diesem Zusammen- auch durch die rechtsvergleichende Analyse anderer Rundfunkmärkte in hang zu einer wirksamen Anwendung der Vorgaben verpflichtet, auch im Europa Lösungsmöglichkeiten aufzeigen. Interesse der jeweiligen Wettbewerber.
Der seit letztem Jahr anzuwendende neue Rechtsrahmen für die elektronische RA Thomas Kleist Kommunikation transponiert zudem eine Reihe von Themen in die Diskussion Direktor des Instituts für Europäisches Medienrecht (EMR) um eine zukunftsweisende duale Medienordnung. So existiert der Auftrag, Oliver Pokorny Märkte für die Rundfunkübertragung zu ermitteln, auf denen eine Vorab- Vorstandsvorsitzender des Verbandes Österreichischer Privatsender (VÖP)
10 11 Einleitung
Einleitung
Das Institut für Europäisches Medienrecht e.V. (EMR), Saarbrücken/Brüssel, ist mit der Erstellung eines Gutachtens zur dualen Rundfunkordnung in Europa betraut worden.
Der Untersuchungsgegenstand ist im Wesentlichen in zwei Hauptaspekte zu gliedern. Zum einen soll dargelegt werden, wie sich das Europarecht, insbesondere das Recht der Europäischen Union und der Europäischen Gemeinschaft, auf die Ausgestaltung nationaler Medienordnungen auswirkt. Hierbei gilt es aufzuzeigen, welche Gebiete der Medienordnung von europa- oder gemeinschaftsrechtlichen Vorgaben beeinflusst oder von diesen sogar entscheidend bestimmt sind. Daraus lässt sich ableiten, welche Ausge- staltungsspielräume vor allem struktureller Art den Mitgliedstaaten ver- bleiben. Zum anderen soll durch eine vergleichende Betrachtung ausge- wählter EU-Mitgliedstaaten ermittelt werden, in welcher Form die theoretisch in Betracht kommenden Ausgestaltungsvarianten konkret ausgefüllt werden. Mit Hilfe der Darstellung von Ausgangslagen und Grundzügen der Medien- ordnung – in Belgien, Dänemark und Irland – sowie der Analyse spezifischer Vorgaben des nationalen Medienrechts, die Einfluss auf die praktische Ausformung des jeweiligen dualen Rundfunksystems haben, soll Aufschluss über angewandte oder in Planung befindliche Konzepte für die Rundfunk- landschaft erlangt werden.
Die Darstellung der schweizerischen Medienordnung sowie die Überführung der aus der vergleichenden Betrachtung in diesem Gutachten gewonnenen Ergebnisse in den Diskussionsprozess, der die Fortentwicklung des Rundfunk- rechts in Österreich betrifft, ist Gegenstand eines weiteren Gutachtens. Dieses wurde bei Herrn Universitäts-Professor DDr. Christoph Grabenwarter, Karl- Franzens-Universität Graz, Lehrstuhl für Vergleichendes und Europäisches Öffentliches Recht und Wirtschaftsrecht, in Auftrag gegeben. Gegenstand der dortigen Untersuchung ist die Fragestellung, mit Hilfe welcher Maß- nahmen gesetzgeberischer und administrativer Art bzw. auf der Basis von Vereinbarungen beteiligter Medienunternehmen die duale Rundfunkordnung in Österreich fortentwickelt werden kann.
Die wesentlichen Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung wurden einem breiten Fachpublikum im Rahmen einer Veranstaltung präsentiert, die von der Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH, dem Bundeskanzleramt der Republik Österreich und dem Verband österreichischer Privatsender gemein- sam mit dem EMR am 29.10.2003 in Wien durchgeführt wurde. Die Erkennt- nisse, die im Rahmen der Fachtagung zusätzlich gewonnen werden konnten, wurden in der folgenden Ausarbeitung berücksichtigt.
12 13 Kapitel I | Dualer Rundfunk in Europa
I. Dualer Rundfunk in Europa
In diesem einleitenden Teil wird die Entwicklung des Rundfunks in Europa, seine Erscheinungsformen und verschiedenen Systeme aufgezeigt sowie insbesondere auf die Hauptmerkmale der dualen Rundfunkordnung ein- gegangen. Dies soll ermöglichen, Entwicklungsperspektiven des dualen Rundfunks aus dessen bisherigen Entwicklungslinien abzuschätzen sowie Problembereiche zu erkennen, die auch für eine duale Rundfunkordnung in Österreich relevant sein können. Sodann werden in einer Übersicht die wesentlichen Aspekte des Europarechts angesprochen, die für die Rundfunk- und Medienordnung in den europäischen Staaten von Bedeutung sind. Neben dem Recht, das für die Vertragsstaaten des Europarats eine bestimmende Rolle spielt, wird vor allem das für die europäische Medienordnung relevante Gemeinschaftsrecht vorgestellt. Schließlich wird auf neue Entwicklungen dieser Rechtsordnung(en) eingegangen.
1. Entwicklungslinien
a) Die verschiedenen Rundfunksysteme
In seiner Funktion als Massenkommunikationsmittel kommt dem Rundfunk in allen post-industriellen Staaten seit seiner Einführung eine besondere gesellschaftliche, wirtschaftliche, kulturelle und politische Bedeutung zu. Diese weit verstandene Funktion hat dazu geführt, dass die Entwicklung des Rundfunks in den einzelnen Staaten vielfältigen, durchaus auch unterschied- lichen Einflüssen unterlag und auch heute noch unterliegt.
Weltweit haben sich daher unterschiedliche Rundfunkordnungen entwickelt, die sich theoretisch in drei grundlegende Modelle1 aufteilen lassen: