Integriertes Handlungskonzept

Masterplan Zentralort Kreuzau

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Gemeinde Kreuzau

Auftraggeber Gemeinde Kreuzau Der Bürgermeister Ingo Eßer Bahnhofstraße 7 52372 Kreuzau

Bearbeitung Planungsgruppe MWM – Auf der Hüls 128, 52068 Aachen Dipl.-Ing. (FH) Jan Siebenmorgen Benjamin Gard, M. Sc.

In enger Abstimmung und mit tatkräftiger Unterstützung durch die Verwaltung der Gemeinde Kreuzau und die engagierte Bürgerschaft in Kreuzau

Stand: 15.12.2017

Für eine bessere Lesbarkeit wird im folgenden Bericht nicht stets die weibliche und männliche Form einer Formulierung verwendet. Gleichwohl wird auf die Gleichberechtigung von Männern und Frauen hingewiesen und dementsprechend darauf, dass in den Fällen der Wiedergabe der männlichen Form auch die der weibli- chen gemeint ist.

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 2 Inhaltsverzeichnis

I. INHALTSVERZEICHNIS

I. Inhaltsverzeichnis 3

II. Abbildungs- und Tabellenverzeichnis 6

III. Zusammenfassung 9

1 Vorbemerkungen 13 1.1 Ausgangslage und Aufgabenstellung 13

1.2 Öffentlichkeitsbeteiligung 16

2 Räumliche Einordnung und Entwicklung 21 2.1 Räumliche Lage und Funktionen 21

2.2 Historie und Siedlungsentwicklung 23

2.3 Lage und Abgrenzung des Untersuchungsgebietes 27

3 Analyse Bevölkerungsstruktur und Demographie 28 3.1 Bisherige Bevölkerungsentwicklung 28

3.2 Altersstruktur 28

3.3 Bevölkerungsbewegung 29

3.4 Bevölkerungsprognose 31

3.5 Demographietyp Kreuzau 34

4 Analyse Wirtschaftsstandort 38 4.1 Wirtschaftsstruktur Gesamtgemeinde 38 4.1.1 Beschäftigtenstruktur 38 4.1.2 Pendlerbewegungen 39

5 Vorgaben, Bindungen und Planungen 41 5.1 Geltendes Planungsrecht 41 5.1.1 Flächennutzungsplan 41 5.1.2 Bebauungspläne 43 5.2 Tangierende Kooperationen, Projekte und Planungen 43

5.3 Zweckbindungen 44

5.4 Bau- und Bodendenkmäler 45

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 3 Inhaltsverzeichnis

6 Städtebauliche Bestandserhebung und -analyse 46 6.1 Gebäude- und Flächennutzungen 46

6.2 Verkehr Bestandssituation 50 6.2.1 Fließender Verkehr 50 6.2.2 Ruhender Verkehr 55 6.2.3 Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) / Schienenpersonennahverkehr (SPNV) 55 6.2.4 Nicht motorisierter Verkehr 56 6.3 Verkehr Planung 57

7 Kreuzau im Stärken-Schwächen-Profil 61 7.1 Untersuchungsbereich Bahnhofstraße 63

7.2 Untersuchungsbereich Quartier Flemingstraße 64

7.3 Handlungsraum Bereich Feldstraße / Hauptstraße / Im Herkesgarten 65

7.4 Untersuchungsbereich Hauptstraße 66

7.5 Untersuchungsbereich Nordwestliches Quartier Teichstraße 68

7.6 Untersuchungsbereich Südwestliches Quartier Teichstraße 69

7.7 Untersuchungsbereich Ruraue 70

7.8 Untersuchungsbereich Bildungs- und Freizeitzentrum 71

7.9 Untersuchungsbereich Einfallstraße Windener Weg / Mühlengasse / Hauptstraße 73

8 Leitbild und Entwicklungsziele der Ortsentwicklung 76 8.1 Leitbild 76

8.2 Leitziele 78

9 Städtebauliche Konzeption 80 9.1 Handlungsbereich Verkehr und (Nah-) Mobilität 83

9.2 Handlungsbereich Wirtschaftsstandort Ortskern 89

9.3 Handlungsbereich Städtebau, Ortsbild und Freiräume 93

9.4 Handlungsbereich Wohnen und Leben 100

10 Gesamtmaßnahme und Städtebauförderung 106 10.1 Maßnahmenkonzept 106

10.2 Umsetzungsfahrplan 108

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 4 Inhaltsverzeichnis

10.3 Projektsteuerung und Evaluation 110

11 Schlussbemerkung 111

IV. Literaturverzeichnis 112

V. Anlagen und Pläne 113

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 5 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

II. ABBILDUNGS- UND TABELLENVERZEICHNIS

Abbildung 1: Leitbildgrafik 10 Abbildung 2: Handlungsbereiche mit zugehörigen Unterthemen 14 Abbildung 3: Schemtischer Ablauf des InHK Masterplan Zentralort Kreuzau 15 Abbildung 4: Einblick in die Arbeitsgruppe „Städtebau, Ortsbild und Freiräume“ 17 Abbildung 5: Einblick in und Ergebnisse der Arbeitsgruppe "Wirtschaft, Wohnen und Leben" 17 Abbildung 6: Einblick in und Ergebnisse der Arbeitsgruppe "Verkehr und (Nah-) Mobilität" 17 Abbildung 7: Flyer „Bürgerinformation zum Masterplan“, Vorderseite 18 Abbildung 8: Bürgerforum 19 Abbildung 9: Lage der Gemeinde Kreuzau im Raum 21 Abbildung 10: Gemeindegebiet von Kreuzau 22 Abbildung 11: Tranchotkarte (1801 – 1828), Kreuzau 23 Abbildung 12: Neuaufnahme (1891 – 1912), Kreuzau 23 Abbildung 13: Niederauer Mühle 24 Abbildung 14: Papiermaschine 25 Abbildung 15: Aktuelle Topographische Karte von Kreuzau 26 Abbildung 16: Plan 01 – Luftbild mit Abgrenzung des Untersuchungsgebietes 27 Abbildung 17: Einwohnerentwicklung in der Gemeinde Kreuzau zum Stichtag 31.12. 28 Abbildung 18: Altersstruktur Kreuzau im Vergleich zum Stichtag 31.12.2015. 29 Abbildung 19: Natürliche Bevölkerungsbewegung in der Gemeinde Kreuzau 1990 – 2015 30 Abbildung 20: Räumliche Bevölkerungsbewegung in der Gemeinde Kreuzau 1990 – 2015 30 Abbildung 21: Gemeindemodellrechnung der Gemeinde Kreuzau 2014 - 2040 31 Abbildung 22: Gemeindemodellrechnung im Vergleich 2014 – 2040 32 Abbildung 23: Prognostizierte Altersstruktur Kreuzau im Jahr 2040 33 Abbildung 24: Profil des Demographietyps 5 34 Abbildung 25: Beschäftigtenstruktur nach Wirtschaftsbereichen im Vergleich 38 Abbildung 26: Berufs- und Ausbildungspendler Kreuzau, Stichtag 30.06.2015 39 Abbildung 27: Auszug Flächennutzungsplan Gemeinde Kreuzau 41 Abbildung 28: Flächennutzung in Kreuzau (Anteile in % nach Art der tatsächlichen Nutzung) 42 Abbildung 29: Ausschnitt Plan 3 – Gebäude- und Flächennutzungen 46 Abbildung 30: Nutzungsverteilung innerhalb des Untersuchungsgebietes 48 Abbildung 31: Nutzungsverteilung inklusive Einkaufszentrum Kreuzau-Winden 48 Abbildung 32: Einzelhandelsrelevante Kaufkraft in € je EW für das Jahr 2016 49 Abbildung 33: Verkehrssituation Kreuzung Hauptstraße / Mühlengasse / Windener Weg 50 Abbildung 34: Messprotokollaufbau fließender Verkehr 51 Abbildung 35: Eindrücke der Verkehrszählung am 12.05.2016 51 Abbildung 36: Morgenspitzenstunde von 07:30 – 08:30 Uhr 52 Abbildung 37: Nachmittagsspitzenstunde von 16:00 - 17:00 Uhr 53 Abbildung 38: Auszug aus dem Simulationsmodell der RWTH Aachen 53 Abbildung 39: Leistungsfähigkeitsberechnung für die maßgebliche Abendspitzenstunde 54 Abbildung 40: Parkraumauslastung 15:00 - 19:00 Uhr 55 Abbildung 41: Liniennetz 2017 Kreuzau 56 Abbildung 42: Belastungsplan Fußgänger 16:00 - 17:00 Uhr 56 Abbildung 43: Lageplan Kurvenaufweitung Hauptstraße / Mühlengasse 57 Abbildung 44: Untersuchungsbereiche 62

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 6 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

Abbildung 45: nördlicher Ortseingang 63 Abbildung 46: stadträumliche Zäsur durch Bahnlinie und Dürener Straße 63 Abbildung 47: Rathaus 63 Abbildung 48: technisch funktionaler Straßenausbau, fehlende Barrierefreiheit 63 Abbildung 49: Bürgerhaus „Alter Güterschuppen“ 64 Abbildung 50: marode Straßenraumgestaltung 64 Abbildung 51: Bahnhaltepunkt 64 Abbildung 52: fehlende Wegeverbindungen in den zentralen Ortskern 64 Abbildung 53: Parkplatzfläche im Bereich der Hauptstraße 65 Abbildung 54: ungenutzte Flächenpotentiale 65 Abbildung 55: Flächenreserve im Bereich der Hauptstraße 65 Abbildung 56: ungenutzte Flächenpotentiale 65 Abbildung 57: alte Burganlage 66 Abbildung 58: fehlende Platzflächen für Außengastronomie 66 Abbildung 59: ortsbildprägende Bausubstanz mit prägender Grünstruktur 66 Abbildung 60: fehlende optische Vernetzung der Grundschule 66 Abbildung 61: Alleecharakter durch alten Baumbestand 66 Abbildung 62: unangepasste Werbeanlagen 66 Abbildung 63: historische Kirche 68 Abbildung 64: verfallene Bausubstanz 68 Abbildung 65: Potentialfläche in zentraler Ortslage 68 Abbildung 66: fehlende Wegeverbindungen in den zentralen Ortskern 68 Abbildung 67: Bereich mit Nachverdichtungspotential 69 Abbildung 68: verfallene Bausubstanz 69 Abbildung 69: Potentialfläche in zentraler Ortslage 69 Abbildung 70: fehlende Wegeverbindungen in den zentralen Ortskern 69 Abbildung 71: Freifläche mit attraktivem Baumbestand 70 Abbildung 72: Industrieanlage zur Wassergewinnung 70 Abbildung 73: unmittelbare Nähe zur 70 Abbildung 74: fehlende Wegeverbindungen in den zentralen Ortskern 70 Abbildung 75: Festhalle als kultureller Dorfmittelpunkt 71 Abbildung 76: Wenig einladender Ortseingang 71 Abbildung 77: Schulzentrum Kreuzau 71 Abbildung 78: ungestaltete Parkplatzfläche neben dem Schulhof 71 Abbildung 79: Freizeit- und Wellnessbad MonteMare 71 Abbildung 80: fehlende Schulwegesicherheit 71 Abbildung 81: Nahversorger in zentraler Lage 73 Abbildung 82: hohe Verkehrsbelastung durch Schwerlastverkehr 73 Abbildung 83: historisch gewachsene Papierfabrik als Arbeitsplatzstandort 73 Abbildung 84: fehlende Fußwegesicherheit in der Mühlengasse 73 Abbildung 85: Auszug aus Stärken- und Schwächen-Gesamtdarstellung 74 Abbildung 86: Legende zur Stärken- und Schwächen-Gesamtdarstellung 75 Abbildung 87: Handlungsbereiche 76 Abbildung 88: Leitbildgrafik 77 Abbildung 89: Handlungsbereiche mit Leitideen 77 Abbildung 90: Strukturkonzept Kreuzau 80

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 7 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

Abbildung 91: Legende zum Strukturkonzept Kreuzau 81 Abbildung 92: Masterplan Kreuzau 82 Abbildung 93: Auszug Masterplan: Bereich Hauptstraße 83 Abbildung 94: Auszug Masterplan: Kreuzung Feldstraße / Mittelstraße 84 Abbildung 95: Auszug Masterplan: Bereich Schulhof Grundschule 85 Abbildung 96: Mögliche Umgestaltung Schulhof als Vorher-Nachher-Visualisierung 86 Abbildung 97: Auszug Masterplan: Mühlengasse / Hauptstraße 87 Abbildung 98: Auszug aus dem Lageplan der Kurvenaufweitung 87 Abbildung 99: Bebauungsvorschlag für den Bereich des Rewe-Getränkecenters 89 Abbildung 100: Baustellenzeitung mit Information zum Verfügungsfonds: Stadt Wipperfürth 91 Abbildung 101: Darstellung der Verbindungsachse 93 Abbildung 102: Freiraumkonzept Verknüpfung und Aufwertung Naherholungsbereiche 94 Abbildung 103: Beispiel für ein Info-/ Leitsystem (Stadt Wiehl und Stadt Radevormwald) 94 Abbildung 104: Auszug Freiraumkonzept: Aufwertung Mühlenteiche 96 Abbildung 105: Mögliche Umgestaltung Spielplatz Mühlenteich (Vorher / Nachher) 98 Abbildung 106: Beispiel Stadt Wassenberg: Beleuchtung prägender Strukturen 98 Abbildung 107: Schwerpunkte Ergänzung Wohnen 100 Abbildung 108: Variantenentwürfe für den Baublock der ehemaligen Brauerei 101 Abbildung 109: Entwurf für den Bereich Hauptstraße / Feldstraße (Vorher / Nachher) 102 Abbildung 110: Festhalle Kreuzau 103 Abbildung 111: Freiraumkonzept Innenstadt, Stadt Wiehl 104 Abbildung 112: Ausschnitt aus dem Maßnahmenplan 106 Abbildung 113: Gliederung der Maßnahmen gemäß Kosten- und Finanzierungsübersicht 107 Abbildung 114: Umsetzungsfahrplan 109

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III. ZUSAMMENFASSUNG

Die Gemeinde Kreuzau liegt zentral im Kreis Düren. Hier leben auf einer Fläche von 41,76 km² 17.920 Einwohner. Es besteht eine gute Verkehrsanbindung mit Auto, Bus und Bahn an die umlie- genden Großstädte Köln und Aachen. Seit dem Jahr 1666 ist die Gemeinde Kreuzau bekannt als Standort für die Papierindustrie. Derzeit produzieren noch drei Papierfabriken im Gemeindegebiet Kreuzau, zwei davon liegen im Zentralort der Gemeinde und prägen den Ortskern nachhaltig. Neben den aktuellen Produktionsgebäuden bestimmen aber auch die historischen Überreste der früheren Papierproduktion mit den Teichen den Ortskern von Kreuzau. Letztere haben selbst in ihrem denkmalgeschützten Zustand eine bedeuten- de Naherholungsfunktion für den Ortskern. Von der Gesamtbevölkerung Kreuzaus leben ca. 29 % der Einwohner in dem Hauptort Kreuzau und ca. 71 % in den übrigen 14 Ortschaften. Der Hauptort übernimmt hier als Grundzentrum die Nahver- sorgung des Gemeindegebiets. Die in den Ortschaften bestehenden Angebote ergänzen lediglich die lokale Nahversorgung. Wie so viele andere Gemeinden in NRW muss sich auch der Zentralort von Kreuzau den Auswir- kungen des Strukturwandels im Einzelhandel, dem demographischen Wandel und dem steigenden Wettbewerbsdruck stellen. Daneben steht Kreuzau vor städtebaulichen und infrastrukturellen Herausforderungen, die einer übergeordneten Steuerung bedürfen (Nachnutzung des ehemaligen Brauereigeländes, Bewältigung der Probleme des Schwerlastverkehrs, Deckung der Wohnbedarfe). Auf Basis verschiedener Vorbesprechungen und Ortsbegehungen mit der Gemeindeverwaltung sowie den Ergebnissen der Bürgerbeteiligungen konnte dringender Handlungsbedarf ausgemacht werden, u. a. im Hinblick auf . Verkehrsbehinderungen (insbesondere durch den Schwerlastverkehr) im Ortskern, vor allem im Bereich der Einfallstraße Windener Weg, Hauptstraße und Mühlengasse, welche einer qualitativen, städtebaulichen Entwicklung im Weg stehen . fehlende Treffpunkte und Verweilplätze im Ortskern (Quartiersplatz), vor allem im Bereich der Hauptstraße . innerörtliche Brachflächen mit teilweise maroder Bausubstanz . im Bereich der südlichen Hauptstraße sowie den umliegenden Bereichen Anzeichen von Leerstandsgefährdung . eine rein technisch-funktionale Gestaltung der Bahnhofstraße ohne repräsentative Ortsein- gangssituation . unerschlossene Naherholungspotenziale im Bereich der Ruraue und Mühlenteiche . eine fehlende funktionale Anbindung des zentralen Ortskerns mit den angrenzenden Wohn- gebieten . eine fehlende Erlebbarkeit des Elements Wasser im Bereich der denkmalgeschützten Müh- lenteiche . notwendige Entwicklung der zentralen Potentialbereiche zur Stärkung der Funktion des Ein- zelhandels und Förderung der Wohnnutzung

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 9 Zusammenfassung

. eine geschwächte funktionale Anbindung des Bildungs- und Freizeitzentrums an den Orts- kern . strategische sowie konzeptionelle Ausrichtung, Steuerung und Weiterentwicklung des Ein- zelhandels (z. B. durch ein Einzelhandelskonzept) zur Verhinderung von Trading-Down- Effekten Das in einem breit angelegten Beteiligungsprozess erarbeitete und abgestimmte Integrierte Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau skizziert eine Gesamtperspektive für die nachhal- tige Entwicklung des Ortskerns. Ziel ist es, durch die entwickelten Maßnahmen den Funktions- und Strukturschwächen in Kreuzau entgegenzuwirken und den Ortskern als Versorgungs-, Kultur- und Wohnstandort zukunftsfähig zu gestalten. Das Integrierte Handlungskonzept baut dabei auf Untersuchungen und Gutachten (u. a. Gutachten zum Neubau der K 30n), eigenen Bestandserhebungen sowie auf den Informationen aus der Bür- gerschaft auf. Für die zukünftige Entwicklung in Kreuzau ist es wichtig, durch Zusammenarbeit von Privaten, Ge- meinde und Politik gemeinsame Zielvorstellungen zu erarbeiten, um eine nachhaltige Entwicklung der Gemeinde vorantreiben zu können. Auf Basis der Ergebnisse der Bestandsanalyse wurde unter Einbezug von Bürgerschaft und Multi- plikatoren ein Leitbild formuliert, das die Entwicklungsperspektive für Kreuzau für die nächsten acht Jahre auf den Punkt bringen soll. Die Vielschichtigkeit der Problemlagen erfordert eine ganzheitliche Vorgehensweise, die Aspekte aus den Handlungsbereichen Verkehr und (Nah-)Mobilität, Wirt- schaftsstandort Ortskern, Städtebau / Ortsbild und Freiräume, Wohnen und Leben berücksichtigt und dabei insbesondere die Einbindung und Motivation Privater in den Blick nimmt:

Abbildung 1: Leitbildgrafik Entwurf: Eigene Darstellung, Planungsgruppe MWM, 2017.

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 10 Zusammenfassung

Zur Spezifizierung und Verräumlichung des Leitbildes sowie der daraus abgeleiteten Leitziele und Maßnahmen wurde ein Konzept erstellt.

Folgende Prämissen werden mit dem Konzept verfolgt: . Reduzierung der Verkehrsbehinderungen, insbesondere die des Schwerlastverkehrs . Sicherstellung einer uneingeschränkten Mobilität für alle Generationen, Stärkung umweltfreundlicher Mobilitätskonzepte . Verbesserung der Barrierefreiheit im Bereich der Straßenraumgestaltung . Vernetzung des Ortskernes mit dem westlichen Naherholungsbereich und dem SPNV- Anschluss im östlichen Bereich . Verbesserung der fußläufigen Erreichbarkeit von der Ortsmitte über die Mühlenteiche bis hin zum Ruruferradweg . Gliederung der Hauptstraße unter Einsatz von Trittsteinen zur Verknüpfung der Funktionsbe- reiche . Schaffung eines multifunktional nutzbaren Quartiersplatzes im Ortskern . Aufbau einer nachhaltigen Nahversorgung für die gesamte Gemeinde Kreuzau unter Beachtung des demographischen Wandels . Positionierung des Kreuzauer Ortskerns als attraktiver Einzelhandelsstandort . Entwicklung gemeinsamer Vermarktungskonzepte / Bildung einer eindeutigen Marke . Einbindung des Schulzentrums an den Ortskern, Sicherung der Schulwege . Förderung neuer, differenzierter Wohnformen und bezahlbaren Wohnraums für alle Genera- tionen, besonders für junge Familien . Inszenierung und Inwertsetzung des Naherholungsbereichs um die historischen Teiche und der Grünflächen . Ausbau des gemeindlichen Wohn- und Dienstleistungsangebotes im Bereich der Entwicklungsflächen . Schaffung von Orientierungsmöglichkeiten zur Förderung des touristischen Potenzials der Gemeinde . Ausbau und Kommunikation der touristischen Angebote

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 11 Zusammenfassung

Mit der Ausrichtung auf gemeinsame Ziele und der Bündelung der Aktivitäten werden knappe Res- sourcen sinnvoll eingesetzt, privates Kapital mobilisiert und so eine größtmögliche Hebelwirkung erzielt. Im Hinblick auf eine realistische Umsetzungsperspektive wurden die genannten Punkte mit konkre- ten Maßnahmen unterlegt. Diese sind soweit definiert, dass ein tragfähiges Kostengerüst aufgestellt und ein realistischer Umsetzungsfahrplan entwickelt werden konnte. Das Finanzierungskonzept ist zwar mit der mittelfristigen Finanzplanung der Kommune abgestimmt, allerdings ist die Gemeinde zur Umsetzung der umfangreichen Gesamtmaßnahme auf finanzielle Unterstützung durch Bund und Land angewiesen. Zusammen mit den intensiven politischen Beratungen, der mehrstufigen Öffentlichkeitsbeteiligung und den zu erwarteten Investitionen von Privaten liegt ein abgestimmtes und breit getragenes Zu- kunftsprogramm für die Gemeinde Kreuzau vor, das es nun konsequent umzusetzen gilt.

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 12 Vorbemerkungen

1 VORBEMERKUNGEN

1.1 Ausgangslage und Aufgabenstellung Kreuzau liegt im Erholungsgebiet Rureifel. Die Gemeinde liegt zentral im Kreis Düren und somit im Westen von Nordrhein-Westfalen. Hier leben auf einer Fläche von 41,76 Quadratkilometern 17.928 Einwohner1. Es besteht eine gute Verkehrsanbindung mit Auto, Bus und Bahn an die umliegenden Großstädte Köln und Aachen, nördlich über die BAB 4 sowie an die Kreisstadt Düren über Bundes-, Land- und Kreisstraßen. Der Flughafen Köln / Bonn ist in einer Autostunde zu erreichen. Die Gemeinde Kreuzau besteht aus dem Hauptort Kreuzau sowie aus 14 Ortschaften. Von der Ge- samtbevölkerung Kreuzaus leben ca. 29 % der Einwohner im Hauptort Kreuzau (ca. 5.200 EW) und ca. 71 % in den weiteren 14 Ortschaften. Der Hauptort Kreuzau ist mit ca. 5.200 EW die größte Ortslage der Gemeinde Kreuzau. Die Gemeinde weist eine heterogene Siedlungsstruktur auf, die sich auf 15 Ortslagen verteilte Bevölkerung liegt z. T. räumlich deutlich voneinander getrennt. Als kulturhistorische Landmarken im Hauptort sind die denkmalgeschützte Burg Kreuzau sowie die ebenfalls denkmalgeschützten Mühlenteiche besonders zu erwähnen. Der Zentralort übernimmt als Grundzentrum die Nahversorgung des Gemeindegebietes, die in den Ortschaften bestehenden Angebote ergänzen die lokale Nahversorgung. Das Wirtschaftsleben der Gemeinde wurde früher durch die Gewinnung von mineralischen Bodenschätzen, vor allem dem Bleibergbau geprägt. Später wurde die Wirtschaft in Kreuzau durch die Papierindustrie bestimmt. Abgesehen von den betriebsgebundenen Gewerbegebieten der noch drei vorhandenen Papierfabriken in der Gemeinde Kreuzau, existiert das Gewerbegebiet in der Orts- lage Stockheim. Aufgrund weiterer Nachfragen nach Gewerbeflächen hat die Gemeinde Kreuzau im Jahr 2000 gemeinsam mit der Stadt Düren das ca. 25 ha große, interkommunale Gewerbegebiet Düren-Kreuzau ausgewiesen und erschlossen, in dem zahlreiche mittelständische Unternehmen und Handelbetriebe angesiedelt sind. Da zwischenzeitlich alle Flächen vermarktet sind und die in- terkommunale Kooperation sich als erfolgreiches und gewinnbringendes Modell bewiesen hat, soll die Zusammenarbeit durch eine Erweiterung des Gewerbegebietes fortgeführt werden. Entspre- chende einstimmige Ratsbeschlüsse zur Fortführung wurden in diesem Jahr von beiden Räten ge- fasst und erste positive Gespräche mit der Regionalplanungsbehörde geführt. Aufgrund der Lage von Kreuzau am Rande des nördlichen Gemeindegebietes und der Nähe zum Mittelzentrum Düren sind die Bewohner der Ortslagen nicht auf den Zentralort Kreuzau für ihre täglichen Abläufe / Bedarfe eingestellt, sondern orientieren sich auf die umliegenden Arbeitsstandorte (vor allem Düren, Köln und Aachen). Bei diesem Weg spielt der Zentralort keine übergeordnete Rolle; im Gegenteil sind die Pendler versucht Ihre Bedarfe entlang dieser Strecken als Kopplungseffekt zwischen Arbeit und Freizeit zu decken. Diese Entwicklung hat sich über die Jahre als schleichender Prozess fortgeführt und ausgeweitet. Um die zentralörtliche Bedeutung des Zentralortes Kreuzau zu wahren und auszubauen, ist es not- wendig die Attraktivität des Zentralortes zu verbessern und als Bildungs-, Versorgungsstandort und Erholungsbereich zu stärken.

1 Gemeinde Kreuzau, Stand 31.10.2017

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 13 Vorbemerkungen

Um dies zu erreichen, gilt es die „Stadt-Umlandverflechtungen“ genauer zu untersuchen. Neben den besprochenen Überlegungen zu einem attraktiveren Ortskern sind weitere Bedarfe zu analysieren und mit den anderen Ortslagen gemeinsame Projekte umzusetzen. Neben diesem Bedeutungsverlust muss sich, so wie viele Ortsteile in NRW, auch der Hauptort der Gemeinde Kreuzau den Auswirkungen des Strukturwandels im Einzelhandel, dem demographi- schen Wandel und einem steigenden Wettbewerbsdrucks stellen.

Abbildung 2: Handlungsbereiche mit zugehörigen Unterthemen Entwurf: Eigene Darstellung, Planungsgruppe MWM, 2016.

Auf Basis verschiedener Vorbesprechungen und Ortsbegehungen mit der Gemeindeverwaltung wurde dringender Handlungsbedarf u. a. zu folgenden Themen ausgemacht: . Verkehrsbehinderungen (insbesondere durch den Schwerlastverkehr) im Ortskern, vor allem im Bereich der Einfallstraße Windener Weg, Hauptstraße und Mühlengasse, welche einer qualitativen, städtebaulichen Entwicklung im Weg stehen . fehlende Treffpunkte und Verweilplätze im Ortskern (Quartiersplatz), vor allem im Bereich der Hauptstraße . innerörtliche Brachflächen mit teilweise maroder Bausubstanz . im Bereich der südlichen Hauptstraße sowie den umliegenden Bereichen Anzeichen von Leerstandsgefährdung . eine rein technisch-funktionale Gestaltung der Bahnhofstraße ohne repräsentative Ortsein- gangssituation . unerschlossene Naherholungspotenziale im Bereich der Ruraue und Mühlenteiche . eine fehlende funktionale Anbindung des zentralen Ortskerns mit den angrenzenden Wohn- gebieten . eine fehlende Erlebbarkeit des Elements Wasser im Bereich der denkmalgeschützten Müh- lenteiche . notwendige Entwicklung der zentralen Potentialbereiche zur Stärkung der Funktion des Ein- zelhandels und Förderung der Wohnnutzung

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 14 Vorbemerkungen

. eine geschwächte funktionale Anbindung des Bildungs- und Freizeitzentrums an den Orts- kern . strategische sowie konzeptionelle Ausrichtung, Steuerung und Weiterentwicklung des Ein- zelhandels (z. B. durch ein Einzelhandelskonzept) zur Verhinderung von Trading-Down- Effekten

Aufgrund der oben beschriebenen Mängel und Defizite zeichnet sich ein fortschreitender Funktions- und Attraktivitätsverlust der zentralen Ortslage (als Versorgungs-, Arbeits-, Kultur- und Bildungs- standort) ab. Dieser Attraktivitätsverlust führt im schlimmsten Fall zu einer Verstärkung der Defizite, sodass von einer sich selbst verstärkenden, negativen Kausalkette gesprochen werden kann. Mit der Absicht, diesen Negativtrend zu durchbrechen und sich den Herausforderungen zu stellen, hat die Gemeinde Kreuzau beschlossen, ein Integriertes Handlungskonzept (InHK) zu erarbeiten.

Erfassung Bestandserfassung Verkehrszählung

städtebauliche Verkehrsanalyse Analyse Bestandsanalyse

Informations- Bürgerwerkstatt Bürgerbeteiligung veranstaltungen

kontinuierliche Maßnahmen- Maßnahmen- Abstimmung mit formulierung konzeption Beteiligten

Kosten- / Konkretisierung Konzeptvertiefung Finanzierungs- der Maßnahmen konzept

Beratungen mit Erstellung und Politik und Bewilligungsantrag Abgabe Antrag Verwaltung

Abbildung 3: Schemtischer Ablauf des InHK Masterplan Zentralort Kreuzau Quelle: Planungsgruppe MWM 2016.

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 15 Vorbemerkungen

Das dargestellte Prozessdiagramm stellt in Stichwörtern den Prozess des integrierten Handlungs- konzeptes dar (vgl. vorliegender Bericht), dessen planerische Methodik Grundlage für den gesam- ten Planungs- und Realisierungszeitraum ist. Das InHK ist dabei in den Masterplan für den Zentralort eingebettet. Mit diesem Masterplan sollen stadtplanerische Strategien entwickelt und Handlungsvorschläge erarbeitet werden, die die Ge- meinde über verschiedene Ansätze und unter Nutzung verschiedener Förderzugänge stärken sol- len. Die Masterplanung stellt dabei u. a. einen wichtigen Grundstein für die Neuaufstellung des Flä- chennutzungsplans (FNP) dar, der in den kommenden Jahren neu aufgestellt wird. Einer dieser An- sätze ist das hier erarbeitete Integrierte Handlungskonzept. Mit dem Integrierten Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau wird also das Ziel verfolgt, die Planungsmaßnahmen zur Entwicklung von Kreuzau zu bündeln, Realisierungswege planerisch sowie organisatorisch zu beschreiben und Finanzierungswege aufzuzeigen. Daher lässt sich der Hauptort der Gemeinde Kreuzau – noch weiter gefasst – nur dann nachhaltig aufwerten, wenn es gelingt, sektorale Betrachtungsweisen hinter sich zu lassen. Hierzu ist eine ganzheitliche Betrachtung der Themenfelder notwendig. Das heißt, dass alle Überlegungen und Planungsvorschläge unter Berücksichtigung der Vernetzung und gegenseitiger Beeinflussung ver- kehrlicher, städtebaulicher, wirtschaftlicher und gestalterischer Aspekte diskutiert und bewertet wer- den müssen. Nur so kann eine integrierte Gesamtstrategie entwickelt werden, die dem Ziel einer städtebaulichen, verkehrlichen und sozio-infrastrukturellen Zukunftssicherung für Kreuzau gerecht wird.

1.2 Öffentlichkeitsbeteiligung Um die verschiedenen Blickwinkel bereits im Bearbeitungsprozess unmittelbar berücksichtigen zu können, ist ein umfangreicher Beteiligungs- und Dialogprozess Kernbaustein der Planung. Dies be- deutet, dass durch verschiedenste Kanäle, von großen Veranstaltungen bis zu persönlichen Ge- sprächen oder Informationsaustausch im Internet, die verschiedensten Formate angeboten werden. Die integrierte Strategieentwicklung war von einer zielführenden Kommunikation und positiver Öf- fentlichkeitsbeteiligung gekennzeichnet. Im Rahmen der Analyse und Konzeptentwicklung bildeten eine Auftaktveranstaltung und die Bürgerwerkstatt einen ersten aber sehr wichtigen Beginn zur akti- ven Beteiligung der Öffentlichkeit. Im Übergang zwischen Bestandsanalyse und Diskussion erster Lösungsansätze, konnten so Ideen und Kritik aus der Öffentlichkeit und von lokalen Akteuren auf- genommen und in den nächsten Schritten berücksichtigt werden. Die Erfahrung hat gezeigt, dass diese nicht als Störung des Fachplanungsprozesses zu verstehen sind, sondern ganz im Gegenteil, zu seiner Qualifizierung beitragen. Die am 05.07.2016 durchgeführte Auftaktveranstaltung stand unter dem Motto „Lebendiges Kreu- zau“ und hat gezeigt, dass reges Interesse an der Aufwertung und Stärkung des Ortskerns besteht. Rund 60 interessierte Bürger folgten der Einladung zur Mitgestaltung des Masterplanes in die Fest- halle der Gemeinde. Nach einem Vortrag über den Stand der Bestandsuntersuchungen der Planer konnten die Teilnehmer ihre Einschätzung zu den Stärken und Schwächen von Kreuzau zu ver- schiedenen Themenbereichen (Verkehr und (Nah-)Mobilität; Wirtschaftsstandort Ortskern; Städte- bau, Ortsbild und Freiräume; Wohnen und Leben) geben. Diese Stärken-Schwächen Abfrage stellte eine wichtige Grundlage für den nachfolgenden Planungsprozess dar. Anschließend an die Abfrage konnten die Bürger im Rahmen einer Diskussion weitere Anregungen, Ideen und Wünsche äußern.

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 16 Vorbemerkungen

Bei dieser Diskussion wurde deutlich, dass ein Abend nicht ausreichte, um alle Planungsideen der Bürger ausführlich zu diskutieren und weiter zu entwickeln. Unter dem Motto „Lebendiges Kreuzau“ war die Einladung von Herrn Bürgermeister Ingo Eßer zur Bürgerwerkstatt am 17. September 2016 überschrieben. Etwa 30 Bürgerinnen und Bürger sowie Angestellte der Gemeindeverwaltung folgten am Samstag der Einladung, um gemeinsam die zu- künftige Entwicklung der Gemeinde zu diskutieren.

Abbildung 4: Einblick in die Arbeitsgruppe „Städtebau, Ortsbild und Freiräume“ Quelle: Planungsgruppe MWM 2016.

Abbildung 5: Einblick in und Ergebnisse der Arbeitsgruppe "Wirtschaft, Wohnen und Leben" Quelle: Planungsgruppe MWM 2016.

Abbildung 6: Einblick in und Ergebnisse der Arbeitsgruppe "Verkehr und (Nah-) Mobilität" Quelle: Planungsgruppe MWM 2016.

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 17 Vorbemerkungen

In drei Arbeitsgruppen zu den thematischen Schwerpunkten „Verkehr und (Nah-)Mobilität“, „Städte- bau, Ortsbild und Freiräume“ sowie „Wirtschaft, Wohnen und Leben“ wurde lebhaft diskutiert. Um eine positive Entwicklung einzuleiten, wurden Stärken und Schwächen sowie Maßnahmen zu der jeweiligen Thematik aus Sicht der Bürger dargelegt Am Ende des Werkstatttages wurden die Gruppenergebnisse im Plenum gegenseitig präsentiert. Dies verdeutlichte nochmals für alle das große Spektrum an konstruktiven Vorschlägen und das große Engagement der Teilnehmer. Dabei wurde sichtbar, dass es große Überschneidungen zwi- schen den Ergebnissen (Zielen und Maßnahmen) der einzelnen Gruppen gibt. Eine vollständige Dokumentation zur Auftaktveranstaltung und zur Bürgerwerkstatt sind dem Bericht als Anlage beigefügt.

Abbildung 7: Flyer „Bürgerinformation zum Masterplan“, Vorderseite Quelle: Planungsgruppe MWM 2016.

Am Abend des 17.10.2017 wurde die im Rahmen der Erstellung des Integrierten Handlungskonzep- tes Masterplan Zentralort Kreuzau letzte Bürgerbeteiligung, das Bürgerforum, durchgeführt. Die Veranstaltung wurde außerordentlich gut besucht, ca. 180 Personen folgenden der Einladung von Bürgermeister Eßer zu Diskussion des Masterplanes. Dieser Beteiligungsschritt ist wichtig, da auf ihm die fachliche Konkretisierung der Maßnahmenvor- schläge und die Abstimmung eines tragfähigen Finanzierungs- und Umsetzungsfahrplans beruht. Während des Forums wurden die Gesamtmaßnahme sowie die Wirkungszusammenhänge der ein- zelnen Maßnahmen erörtert und den Bürgerinnen und Bürgern wurde Gelegenheit gegeben zu se- hen, ob und wie ihre Vorschläge im Integrierten Handlungskonzept berücksichtigt worden sind. Au- ßerdem bot sich während der Veranstaltung allen Interessierten die Möglichkeit, ihre Meinung zu äußern und Anregungen in den laufenden Planungsprozess einzubringen.

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 18 Vorbemerkungen

Abbildung 8: Bürgerforum Quelle: Planungsgruppe MWM 2017.

Die im Anschluss an die Vorstellung stattgefundene Diskussion hat gezeigt, dass die Bürgerschaft bereits gespannt auf die Umsetzung der einzelnen Maßnahmen ist. Es wurde mehrfach betont, dass der Masterplan ein wichtiges und notwendiges Instrument für die zukünftige Entwicklung des Zen- tralortes Kreuzau ist. Allgemein wurde von den Teilnehmer /-innen betont, dass die Bürgerschaft in den nachfolgenden Jahren kontinuierlich beteiligt werden sollte. Besonders wurde von den Teilnehmer /-innen auf folgende Themen eingegangen: . Verkehrsbelastung - Einige Teilnehmer /-innen befürchten, dass eine Verbreiterung der Kurvensituation in der Hauptstraße / Mühlengasse nicht ausreicht, die Rückstausituationen zu beheben. Sie regen an, die Mühlengasse und Hauptstraße bis zum Bahnübergang zu verbreitern. Anmerkung: Die Straßenbreiten der Hauptstraße in Richtung Bahnübergang entspre- chen den derzeitig gültigen Vorgaben und Empfehlungen der Richtlinien. Im weiteren Umsetzungsverlauf wird das Verkehrsproblem mit dem Straßenbaulastträger erneut er- örtert. - Ebenfalls wurde angeregt, die Mühlengasse zur Einbahnstraße für LKW auszuschildern bzw. eine Umleitung für den LKW-Verkehr einzurichten. Anmerkung: Die Möglichkeit der Einrichtung einer Einbahnstraßenregelung bzw. Umlei- tung des LKW-Verkehrs wird in einem weiteren Gesprächstermin mit dem Kreis Düren als Straßenbaulastträger intensiv diskutiert und erörtert. - Zusätzlich sollte überprüft werden, ob der Schwerlastverkehr über einen Anschluss der Papierfabrik an die Schiene die Verkehrsbelastung reduzieren würde. Anmerkung: Ein Anschluss an den Schienenverkehr ist mit hohen Kosten verbunden. Der Güterverkehr wäre nur zu Nachtzeiten möglich, da tagsüber die eingleisige Strecke durch den Personennahverkehr (Rurtalbahn) ausgelastet ist. Aufgrund der Lage der Gleise würde es so zu einer nicht vertretbaren Belastung der Anwohner durch Lärm kommen.

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 19 Vorbemerkungen

- Ein Teilnehmer regte an, den Punkt neue Mobilitätsformen und besonders E-Mobilität bei der Umsetzung des Masterplans mitzudenken Anmerkung: Neue Mobilitätsformen werden in der weiteren Umsetzung berücksichtigt. - Einige Anwohner gaben zu bedenken, dass bei einer Verlagerung der Fußgängeram- peln in der Mühlengasse ein Linksabbiegen aus der Pechstraße in Richtung Ortsmitte kaum noch möglich sei Anmerkung: Die Leistungsfähigkeitsberechnungen des Knotenpunktes (unter Berück- sichtigung einer veränderten Lage der Lichtsignalanlage) ergaben keinerlei Probleme, auch nicht bezüglich der Linksabbiegebeziehungen aus der Pechstraße. . Gastronomische Einrichtungen - Von einigen Teilnehmer /-innen wird betont, dass die derzeitige Gaststätte in der Teich- straße ein wichtiges Angebot darstellt und deshalb erhalten, bzw. in Neubaukonzepten mit bedacht werden sollte Anmerkung: In allen Entwürfen wurde die Möglichkeit einer gastronomischen Einrichtung mitgedacht. Im Zuge der Umsetzung des Masterplans wird die Vertiefung und Ausarbei- tung der Planung unter Beteiligung der Bevölkerung durchgeführt. . Kinder und Jugendliche - Es wurde betont, dass es notwendig ist Angebote für Kinder und Jugendliche zu schaf- fen. Dabei soll auf die Schulwegesicherheit besonders geachtet werden. Anmerkung: Im Konzept sind verschiedene Angebote für Kinder- und Jugendliche vor- gesehen. Auch die Schulwegesicherheit ist Teil des Konzeptes.

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2 RÄUMLICHE EINORDNUNG UND ENTWICKLUNG

2.1 Räumliche Lage und Funktionen

Abbildung 9: Lage der Gemeinde Kreuzau im Raum Quelle: Geobasisdaten der Kommunen und des Landes NRW © Geobasis NRW 2017.

Die Gemeinde Kreuzau befindet sich südlich der Kreisstadt Düren. Die angrenzenden Nachbarorte sind Düren im Norden, Nörvenich und Vettweiß im Osten, im Süden sowie die Gemeinde Hürtgenwald im Westen. Zwischen Erftstadt und Kreuzau erstrecken sich vornehmlich landwirt- schaftlich genutzte Flächen. Die BAB 4 (Anschlussstelle Düren) ist im Südosten über die B 56 in ca. 25 Minuten erreichbar. Westlich an Kreuzau angrenzend verläuft die Rur. Im östlichen Gemeinde- gebiet liegt das überregional bedeutsame Natur- und Vogelschutzgebiet „Drover Heide“. Das Gemeindegebiet von Kreuzau umfasst eine Fläche von 4.176 ha und eine Bevölkerungszahl von ca. 17.928 Einwohnern2. Die Gemeinde umfasst 15 Ortsteile: ▪ Bogheim ▪ ▪ Boich ▪ Üdingen ▪ Drove ▪ Untermaubach ▪ Kreuzau ▪ Bilstein ▪ Leversbach ▪ Winden ▪ Obermaubach ▪ Bergheim ▪ Schlagstein ▪ Langenbroich ▪ Stockheim

2 Gemeinde Kreuzau, 31.10.2017.

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Kreuzau stellt mit rund 5.200 Einwohnern den mit Abstand einwohnerstärksten Ortsteil der Gesamt- gemeinde dar. Im Regionalplan ist er als Allgemeiner Siedlungsbereich (ASB) ausgewiesen und besitzt damit einen Zentralortscharakter. Hier findet sich neben einer Grundschule das Schulzent- rum Kreuzau mit einer im Sommer 2017 auslaufenden Realschule, einer mit der Stadt Nideggen in interkommunaler Zusammenarbeit betriebenen Sekundarschule sowie einem Gymnasium. Mit der ehrenamtlich betriebenen Festhalle und dem Bürgerhaus verfügt der Ortsteil über wichtige Ankerpunkte des sozialen und kulturellen Lebens, von dem hohe Strahleffekte in die Region wirken.

Abbildung 10: Gemeindegebiet von Kreuzau Quelle: Geobasisdaten der Kommunen und des Landes NRW © Geobasis NRW 2017.

Gemäß der zentralörtlichen Gliederung des Landesentwicklungsplanes NRW 4 (LEP – Teil A) ist Kreuzau als Grundzentrum im ländlichen Raum eingeordnet und übernimmt als „Größere Kleinstadt“ neben der Versorgung für die eigene Wohnbevölkerung auch regionale Versorgungsfunktionen. Im Regionalplan Köln (RP), Teilabschnitt Aachen, sind der Hauptort Kreuzau sowie die drei größe- ren Ortsteile Stockheim (2.665 EW), Drove (2.277 EW) und Winden (1.999 EW) als Allgemeiner Siedlungsbereich dargestellt. Alle übrigen Ortsteile liegen in den allgemeinen Freiraum- und Agrar- bereichen. Südlich des Zentralortes ist ein Teil des Gemeindegebietes als Bereich für den Grundwasser- und Gewässerschutz dargestellt. Hier befindet sich das per Verordnung festgesetzte Trinkwasser- schutzgebiet Kreuzau – Am Lohberg. Bis auf den nordöstlichen Gemeindebereich (Allgemeiner Frei- raum- und Agrarbereich) ist der gesamte Außenbereich des Gemeindegebietes zum Schutz der Landschaft und der landschaftsorientierten Erholung ausgewiesen.

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2.2 Historie und Siedlungsentwicklung Nach dem Sesshaft werden der Menschen, die vornehmlich an Bachläufen und Flüssen siedelten, waren es zunächst die Römer, die die Region mit Infrastruktur wie Straßennetzen und Versor- gungshöfen prägten. Es folgten Herrschaften durch Franken und Karl dem Großen sowie durch das Herzogtum Jülich im Spätmittelalter.

Abbildung 11: Tranchotkarte (1801 – 1828), Kreuzau Abbildung 12: Neuaufnahme (1891 – 1912), Kreuzau Quelle: Geobasisdaten der Kommunen und des Quelle: Geobasisdaten der Kommunen und des Landes NRW © Geobasis NRW 2017. Landes NRW © Geobasis NRW 2017.

Die Bevölkerung lebte bis ins 18. Jahrhundert von der Landwirtschaft, die als Dreifelderwirtschaft betrieben wurde. Die französische Herrschaft (1794 – 1813) gliederte die Region und damit auch Kreuzau an Frankreich an. Aus dieser Zeit stammt die topographische Aufnahme der Rheinlande (Tranchotkarte) in Abbildung 11. Eine Siedlungsstruktur ist bereits zu erkennen. Die aus dem 16. Jhd. stammende Burg in Kreuzau stellt als allererste Anlage den Ausgangspunkt für die Entstehung und die Entwicklung des Ortes Kreuzau dar, der anfangs nur die Bezeichnung „Ouwe“ trug, was so viel heißt wie „Land am Wasser“. Die erste urkundlich belegbare Erwähnung von Kreuzau taucht erst sehr viel später auf. So trägt ab dem Jahre 1334 der bei Freialdenhoven ansässige Ritter Dyderich Schinmann von nach dem Erwerb der Burg Kreuzau erstmals den Namen Theodoricus Schinmann de Ouwe.3 Erst Mitte des 15. Jahrhunderts erhielt der Ort den Namen Kreuzau, benannt nach seiner Kirche, die dem Heiligen Kreuz geweiht ist. Mit Beginn der Errichtung der Mühlenteiche begann der wirtschaftliche Aufschwung in der Region um Kreuzau. Schon früh wurde mit dem Bau der bedeutungsvollen Mühlenteichen begonnen. Die erste belegbare Existenz ist der Kreuzauer Mühlenteich aus dem Jahre 1303. Anfangs wurden die Wasserläufe als Antriebskraft für Getreide- und Ölmühlen genutzt. Mit dem Untergang der Metallindustrie im Rurtal Mitte des 19. Jahrhunderts wuchs die Bedeutung der Papierindustrie. Vor allem das fließende Wasser der Rur ermöglichte in Kreuzau die Energiege- winnung mittels Wasserräder. Die Wasserkraft sowie das weiche, kalkarme Wasser stellten ideale

3 Ramm, Walter (2010): Die Siedlungsgeschichte von früher bis heute im Bereich der Gemeinde Kreuzau, Kreuzau.

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Voraussetzungen zur Papierherstellung dar. Aufzeichnungen zufolge wurde bereits 1666 eine Pa- piermühle betrieben. Im Laufe der Jahre wurden in Kreuzau und flussabwärts immer mehr Arbeits- plätze in Papiermühlen bzw. Papierfabriken geschaffen, was zu einem starken Zustrom von Men- schen aus der ganzen Region führte. Im Ergebnis dieses rapiden Bevölkerungswachstums wurde Kreuzau zum einwohnerstärksten Ort im Umland.

Abbildung 13: Niederauer Mühle Quelle: 350 Jahre Papierherstellung in Kreuzau, Dipl.-Papieringenieur Alfred Hoesch.

Abbildung 13 zeigt die 1812 gegründete Feinpapierfabrik Gebr. Hoesch (heute „Niederauer Mühle GmbH)“, in der ab dem Jahr 1889 mit der Herstellung von Papier begonnen wurde. Die Fabrik hat sich auf die Fertigung von weiß gedecktem Wellpappenrohpapier spezialisiert. Im Laufe der Jahre konnte die Produktionsmenge von 9.000 auf aktuell ca. 300.000 Tonnen pro Jahr gesteigert werden. Seit einigen Jahren werden in der Anlage Getränkekartons recycelt und die so gewonnenen Papier- fasern im Papierproduktionsprozess eingesetzt. Die erste Papierfabrik in Kreuzau wurde 1659 von Hans Klein in einer stillgelegten Bleihütte gegrün- det. 1989 wurde die Firma durch den finnischen Konzern Metsä Tissue übernommen und produziert bis heute insbesondere Hygienepapier. Der zweite Weltkrieg brachte dem Rheinland und auch Kreuzau in seiner Endphase starke Schäden in jeglicher Hinsicht. Im September 1944 wurden in einem breiten Streifen Dörfer und Städte in Schutt und Asche gelegt. Insbesondere im Bereich der Baukunst sind einige Objekte unwiderruflich verloren gegangen. So wurde z. B. die Pfarrkirche St. Heribert in Kreuzau mit ihrem Chor aus dem 13. Jh. zu 75 % zerstört. Nicht nur die Häuser, sondern auch die Fabriken wurden zerstört. Nach Kriegsende wurden erst die Wohnhäuser und darauf folgend erst die Fabriken wieder aufgebaut. Anfang der 50er Jahre normalisierte sich allmählich das Leben wieder und es wurde in der Fabrika- tion bereits die Vorkriegsproduktion wieder erreicht. Die Papierindustrie wurde Motor des Wieder- aufbaus in Kreuzau.

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Abbildung 14: Papiermaschine Quelle: 350 Jahre Papierherstellung in Kreuzau, Dipl.-Papieringenieur Alfred Hoesch.

In den 70er Jahren verlor die Papierindustrie zusehends ihre Bedeutung und führte zu einem wirt- schaftlichen Tiefpunkt der Region und somit auch der Gemeinde Kreuzau. Dieser Bedeutungsver- lust war deshalb so folgenschwer, weil die gesamte Wirtschaft schwerpunktmäßig von diesem Wirt- schaftszweig abhing. Aktuell sind noch drei große papierverarbeitende Betriebe in Kreuzau ansäs- sig. In den darauffolgenden Jahren bemühte sich die Gemeinde Kreuzau, ein vielschichtiges Gewerbe- angebot in Kreuzau zu installieren. Diese Bemühungen führten letztlich zu einer Erholung der Wirt- schaft. Zu dieser Entwicklung trugen u. a. das neu geschaffene Gewebegebiet bei Stockheim sowie das Ende der 90er Jahre gegründete interkommunale Gewerbegebiet mit der Stadt Düren bei. Abschließend kann festgehalten werden, dass die Papierproduktion seit jeher ein prägender Wirt- schaftsbereich für die Gemeinde Kreuzau darstellt. Diese Prägung äußert sich sowohl positiv (u. a. Identität, ortsbildprägende Industrieanlagen, wichtiger wohnortnaher Arbeitgeber) als auch negativ (u. a. hohe (Schwerlast-)Verkehrsbelastung im Ortskern, Lärm- und Geruchsbelästigung).

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Abbildung 15: Aktuelle Topographische Karte von Kreuzau Quelle: Geobasisdaten der Kommunen und des Landes NRW © Geobasis NRW 2017.

Die heutige Siedlungsstruktur wird in Abbildung 15 veranschaulicht. In der jüngeren Geschichte hat sich die Siedlungstätigkeit auf den Süden konzentriert. Neben den Bildungs-, Kultur- und Freizeit- richtungen im Westen prägt die Papierindustrie, mit den zwei großen Betriebsgebäuden der Nieder- auer Mühle und Smurfit Kappa, nach wie vor den Zentralort. Die Rur im Westen fasst den Ort ein.

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2.3 Lage und Abgrenzung des Untersuchungsgebietes

Abbildung 16: Plan 01 – Luftbild mit Abgrenzung des Untersuchungsgebietes Quelle: Planungsgruppe MWM; Luftbild: Vermessungs- und Katasteramt Kreis Düren.

Im Rahmen der Erarbeitung des InHK wurde zunächst der gesamte Zentralort betrachtet. Wichtige Themenfelder wie Historie, Demographie oder Wirtschaft erfordern eine gesamträumliche Betrach- tung. Für den dargestellten Untersuchungsbereich soll eine integrierte städtebauliche Analyse vor- genommen werden, die neben den städtebaulichen Fragestellungen auch den Einrichtungen der Daseinsvorsorge sowie den wirtschaftliche Aspekte (insbesondere Einzelhandel) besondere Auf- merksamkeit zukommen lässt. Innerhalb dieses Umgriffs befinden sich u. a. die Hauptgeschäfts- straße von Kreuzau, der Bereich um die historischen Mühlenteiche sowie die Schulgebäude, Fest- halle und das Freizeitbad „MonteMare“.

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3 ANALYSE BEVÖLKERUNGSSTRUKTUR UND DEMOGRAPHIE

3.1 Bisherige Bevölkerungsentwicklung Zum Stichtag 31.10.2017 waren 5.211 Einwohner im Ortsteil Kreuzau mit einem Hauptwohnsitz ge- meldet.4 Die Bevölkerungsentwicklung in der Gesamtgemeinde Kreuzau (vgl. Abbildung 17) stellt sich insgesamt leicht negativ dar. Im Jahr 2005 lag die Einwohnerzahl der Gesamtgemeinde bei 18.203 und verringerte sich bis 2015 auf 17.441 Einwohner, was einem Rückgang von ca. vier Pro- zent entspricht.

Einwohnerentwicklung Gemeinde Kreuzau

19.000 Zensus 2011 18.500 18.000 17.500 17.000 16.500 16.000 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015

Einwohner Kreuzau

Abbildung 17: Einwohnerentwicklung in der Gemeinde Kreuzau zum Stichtag 31.12. Quelle: Planungsgruppe MWM 2017 nach Daten des IT.NRW 2017.

Bis zum Jahr 2013 war die Bevölkerungsentwicklung in der Gemeinde Kreuzau durch einen stetigen Rückgang geprägt. Dies ist vor allem durch den negativen Saldo der natürlichen Bevölkerungsent- wicklung zu begründen. Der Bevölkerungszuwachs ab dem Jahr 2013 ist vor allem durch die hohen Wanderungsgewinne zu erklären. Die Betrachtung der Altersstrukturen der Gemeinde weist auf eine Überalterung der Bevölkerung hin.

3.2 Altersstruktur Für die städtebauliche Entwicklung einer Kommune sind neben der Bevölkerungsentwicklung auch die Bevölkerungsstruktur und hierbei insbesondere die Altersstruktur von Bedeutung. Bei der Betrachtung der Altersstruktur zeigen sich deutliche Anzeichen für eine Überalterung der Bevölkerung: Der Anteil der jüngeren Bevölkerungsgruppen an der Gesamtbevölkerung ist insge- samt deutlich unterrepräsentiert. Unter 30-Jährige machen in der Gemeinde nur einen Anteil von ca. 28 % aus.

4 Gemeinde Kreuzau, Einwohnermeldeamt, Stand 31.07.2017.

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Demgegenüber steht ein hoher Anteil älterer Menschen. Mit einem Anteil von rund 25 % an der Be- völkerung ist die Altersgruppe der 50- bis unter 65-Jährigen am stärksten vertreten. Ein differenzier- te Betrachtung zeigt, dass der Anteil der 50- bis unter 65-Jährigen sowie die Gruppen der 65- bis unter 75-Jährigen und der 75+ Jährigen deutlich über dem Wert des Kreises Düren, dem des Regie- rungsbezirks Köln und dem Wert Nordrhein-Westfalens liegt. Hier ist ein Überschuss der Bevölke- rung in der Gemeinde Kreuzau in diesen Altersgruppen (50 bis über 75 Jahre) am deutlichsten sichtbar. Die Altersgruppen der unter 6-Jährigen sowie der 6- bis unter 40-Jährigen sind im Vergleich zu den Altersgruppen auf regionaler und Landesebene deutlich unterpräsentiert.

30%

25%

20%

15%

10%

5%

0% bis unter 66 bis unter 18 bis 25 bis 30 bis 40 bis 50 bis 65 bis 75 Jahre 18 Jahre unter 25 unter 30 unter 40 unter 50 unter 65 unter 75 und mehr Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre

NRW Köln, Regierungsbezirk Kreis Düren Kreuzau

Abbildung 18: Altersstruktur Kreuzau im Vergleich zum Stichtag 31.12.2015. Quelle: Planungsgruppe MWM 2017 nach Daten des IT.NRW 2017.

Es wird deutlich, dass ein großer Teil der Bevölkerung kurz vor der Beendigung der Berufstätigkeit steht, zeitgleich aber nur ein deutlich geringerer Anteil der Bevölkerung ins Berufsleben einsteigen wird. Damit einhergehend sind vielzählige Herausforderungen, denen sich die Gemeinde Kreuzau, wie viele Kommen in Deutschland, in Zukunft stellen muss. Namentlich sind hier der Fachkräfte- mangel oder die Tragfähigkeitsprobleme sozialer Infrastruktureinrichtungen zu nennen.

3.3 Bevölkerungsbewegung Die natürliche Bevölkerungsbewegung der Gemeinde Kreuzau verzeichnet seit dem Jahr 2000 ei- nen negativen Saldo, was auf vergleichsweise geringe Geburtenzahlen zurückzuführen ist (vgl. Ab- bildung 19). Im Jahr 2014 entfielen auf 1.000 Einwohner von Kreuzau 7,8 Geburten, was leicht unter dem Durchschnitt Deutschlands von 8,8 liegt (rohe Geburtenziffer).5

5 Anzahl der Lebendgeborenen eines Jahres bezogen auf 1.000 Einwohner, vgl.: www.bib-demografie.de/SharedDocs/Glossareintraege/DE/R/rohe_geburtenziffer.html.

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 29 Analyse Bevölkerungsstruktur und Demographie

250 200 150 100 50

Personen 0 -50 -100

-150

2001 2009 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2010 2011 2012 2013 2014 2015

Lebendgeborene Gestorbene Überschuss der Geborenen bzw. Gestorbenen

Abbildung 19: Natürliche Bevölkerungsbewegung in der Gemeinde Kreuzau 1990 – 2015 Quelle: Planungsgruppe MWM 2017 nach Daten des IT.NRW 2017, zum Stichtag 31.12.

Neben der natürlichen Bevölkerungsentwicklung ist für die Betrachtung der demographischen Ent- wicklung auch die räumliche Bevölkerungsbewegung ein bedeutender Faktor. Die Gemeinde Kreuzau weist in den Jahren 1990 bis 2004 einen positiven Wanderungssaldo auf. Ab dem Jahr 2004 fällt der Wanderungssaldo leicht ins Minus, stabilisierte sich ab 2011 wieder und steigt seit dem zunehmend an.

1400 1200 1000

800 600

Personen 400 200 0

-200

2007 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Zugezogene Fortgezogene Überschuss der Zu- bzw. Fortgezogenen

Abbildung 20: Räumliche Bevölkerungsbewegung in der Gemeinde Kreuzau 1990 – 2015 Quelle: Planungsgruppe MWM 2017 nach Daten des IT.NRW 2017, zum Stichtag 31.12.

Die Wanderungsverluste in den Jahren 2004 bis 2010 sind bundesweite Trends und nicht spezifisch auf Kreuzau bezogen. Zum einen ist eine ansteigende Reurbanisierung zu beobachten, zum ande- ren gibt es einen allgemeinen Trend der länderübergreifenden Wanderungen (innerhalb Deutsch- lands). Der Anstieg der Wanderungen und damit der Gesamtbevölkerungszahl ab 2013 ist begrün- det in den hohen Wanderungsgewinnen, die das Geburtendefizit – die Differenz aus Geburten und

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Sterbefällen – 2013 bis 2015 mehr als nur ausgleichen konnten6 (vgl. Abbildung 20). Vergleicht man die absolute Zahl der Ausländer der Gemeinde Kreuzau im Jahr 2011 (526) mit der Zahl im Jahr 2015 (808) wird ersichtlich, dass der Zuwanderungsüberschuss von 320 Personen in den Jahren 2013 bis 2015 zu knapp 90 % durch den Zuzug von Ausländern getragen wird.

3.4 Bevölkerungsprognose Um die zukünftige Bevölkerungsentwicklung auf Gemeindeebene abzuschätzen, erstellte das Lan- desamt für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen im Auftrag der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen aktualisierte Modellrechnungen für die einzelnen Gemeinden (Ge- meindemodellrechnung). Diese wurden im Anschluss an die Vorausberechnung der Bevölkerung in den kreisfreien Städten und Kreisen in NRW 2014 bis 2040 / 2060 durchgeführt. Nach Aussage des IT.NRW sind die Ergebnisse derartiger Modellrechnungen jedoch nur als „Wenn-Dann-Aussagen“ aufzufassen und stellen keine präzisen Entwicklungen dar. Die Entwicklung der Bevölkerung wird unter der Annahme eines bestimmten Verlaufs von Fertilität, Mortalität und Migration beschrieben.7

17500

16500

15500

14500

13500

2017 2038 2015 2016 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030 2031 2032 2033 2034 2035 2036 2037 2039 2040 2014 Abbildung 21: Gemeindemodellrechnung der Gemeinde Kreuzau 2014 - 2040 Quelle: Planungsgruppe MWM 2017 nach Daten des IT.NRW 2017.

Die Gemeindemodellrechnung für die Gemeinde Kreuzau erwartet eine Abnahme der Einwohner- zahlen um ca. 16 %. Im Vergleich wird, entsprechend den Landesprognosen von 2014 – 2040, für den Kreis Düren ein Bevölkerungsrückgang von -1,9 %, für den Regierungsbezirk Köln ein Zuwachs von 6,66 % und für das Land NRW ein Rückgang von -0,46 % erwartet. Demnach wird für Kreuzau einen 32-fach so starken Bevölkerungsrückgang wie für NRW prognosti- ziert. Vergleicht man nun dieses Ergebnis mit den umliegenden Kommunen wird deutlich, dass für Kreuzau der mit Abstand stärkste Einwohnerrückgang prognostiziert wird. Lediglich für die Stadt Nideggen wird ein ähnlich starker Bevölkerungsrückgang (-13%) prognostiziert. Eine genaue Beschreibung der Gemeindemodellrechnung 2014 – 2020 mit Erläuterung der ge- troffenen Annahmen ist dem Band 84 – Statistische Analysen und Studien des IT.NRW „Vorausbe-

6 Homepage Statistisches Bundesamt; http://www.migazin.de/2013/01/15/statistisches-bundesamt-prognostiziert- bevolkerungsanstieg/ 7 Vgl. IT.NRW (Hrsg.) (2015): Statistische Analysen und Studien, Band 84 – Vorausberechnungen der Bevölkerung in den kreisfreien Städten und Kreisen Nordrhein-Westfalens 2014 bis 2040/2060, S. 3.

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 31 Analyse Bevölkerungsstruktur und Demographie rechnung der Bevölkerung in den kreisfreien Städten und Kreisen Nordrhein-Westfalens 2014 bis 2040 / 2060“ zu entnehmen.

105,0%

100,0%

95,0%

90,0%

85,0%

80,0%

2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030 2031 2032 2033 2034 2035 2036 2037 2038 2039 2040

Düren, Stadt Kreuzau Nideggen, Stadt Nörvenich

Abbildung 22: Gemeindemodellrechnung im Vergleich 2014 – 2040 Quelle: Planungsgruppe MWM 2017 nach Daten des IT.NRW 2017.

Nicht in den Zahlen der Bevölkerungsvorausberechnung berücksichtigt ist das sich seit einiger Zeit abzeichnende und in seinen Ausmaßen noch nicht absehbare Thema der Flüchtlingsmigration nach Deutschland. Insofern kann das Integrierte Handlungskonzept sich daraus ergebende mögliche Langzeitwirkungen nicht einbeziehen und die auf Basis der derzeit zur Verfügung stehenden Da- tenmaterials gezogenen Schlussfolgerungen sind entsprechend kritisch zu hinterfragen. Dies wird besonders bei dem Vergleich der prognostizierten mit den aktuellen Einwohnerzahlen deutlich. Für das Jahr 2017 wurde von ein Einwohnerstand von 16.799 EW prognostiziert. Bereits drei Jahre nach der Aufstellung der Prognose 2040 leben in Kreuzau 17.928 EW. Die Prognose liegt so bereits drei Jahre nach ihrer Erstellung über 1.100 EW unter der tatsächlichen Entwicklung. Auf- grund der politischen Überlegungen zusätzlichen Wohnraum in den kommenden Jahren zu schaf- fen, kann davon ausgegangen werden, dass die tatsächliche Entwicklung sich von der Prognose noch weiter entfernen wird. In der Gemeinde Kreuzau wird es zudem zu einer weiteren Überalterung der Bevölkerung kommen. Abbildung 23 zeigt die prognostizierte Altersstruktur der Gemeinde nach Geschlechtern getrennt für das Jahr 2040 (Bevölkerungspyramide 2040). Die Altersgruppen der Kinder und Jugendlichen sind im Vergleich mit den mittleren und insbesonde- re älteren Altersgruppen deutlich geringer ausgeprägt. Besonders auffällig ist der geringe Besatz an jungen Erwachsenen in der Gemeinde. Die dargestellten Altersstrukturen ist ein typischer Ausdruck des demographischen Wandels unserer Gesellschaft, der sich durch eine gesellschaftliche Alterung niederschlägt. Der Alterungsprozess erfordert vielfältige Anpassungsprozesse auf kommunaler Ebene, die insbesondere mit einer differenzierten Angebotsgestaltung für ältere Menschen und Hochbetagte einhergehen.

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 32 Analyse Bevölkerungsstruktur und Demographie

> 80 75 – < 80 70 – < 75 65 – < 70 60 – < 65 55 – < 60 50 – < 55 45 – < 50 40 – < 45 35 – < 40 30 – < 35 25 – < 30 20 – < 25 15 – < 20 10 – < 15 5 – < 10 0 – < 5 2000 1500 1000 500 0 500 1000 1500

weiblich männlich

Abbildung 23: Prognostizierte Altersstruktur Kreuzau im Jahr 2040 Quelle: Planungsgruppe MWM 2017 nach Daten des IT.NRW 2017.

Als Fazit kann festgehalten werden, dass sich die Nachfrage bzw. der Bedarf an Wohnraum ändern wird und soziale sowie technische Infrastruktur an die neue Bevölkerungsstruktur angepasst werden muss. Dem erhöhten Bedarf an seniorengerechtem barrierefreien Wohnen muss demzufolge unter Berücksichtigung einer garantierten Nahversorgung auf kurzen Wegen Rechnung getragen werden. In Zukunft wird die Nachfrage nach Altenheimen sowie Pflegeeinrichtungen steigen. Einen ersten Schritt zur Deckung des Bedarfs hat die Gemeinde bereits mit der Errichtung des Wohngebietes „Friedenau“ im Zentralort Kreuzau mit dem Caritas- Seniorenzentren St. Andreas getan. Darüber hinaus ist es aber auch für die Gemeinde wichtig, junge Familien an den Ort Kreuzau zu binden und neu anzusiedeln, damit negativen Auswirkungen des demographischen Wandels in der Zukunft abgeschwächt werden. Dazu ist es notwendig, für diese Zielgruppen geeigneten Wohnraum bzw. Wohnbauflächen zur Verfügung zu stellen. Aufgrund des derzeitigen Mangels an Bauflächen in Kreuzau, muss hier im Rahmen der Flächennutzungsplanung nachgesteuert werden. Die Gemeinde Kreuzau hat hierzu im Jahr 2017 den Beschluss gefasst den Flächennutzungsplan neu aufzustellen.

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3.5 Demographietyp Kreuzau Die Gemeinde Kreuzau wurde entsprechend dem Wegweiser Kommune der Bertelsmann Stiftung in den Demographie Typ 5 „Städte und Gemeinden in strukturschwachen ländlichen Räumen“ einge- ordnet.8

Abbildung 24: Profil des Demographietyps 5 Quelle: Bertelsmann Stiftung, Online unter: wegweiser-kommune.de, Typ 5, Städte und Gemeinden in strukturschwachen ländlichen Räumen , S. 4.

Einleitend sei gesagt, dass dieser Demographietyp allgemeingültig ist, so dass nicht alle Punkte in vollem Umfang und im Besondern auf Kreuzau zutreffen können. Tendenzen sind jedoch in allen Punkten zu erkennen. Profil des Demographietyps 5 „Städte und Gemeinden in strukturschwachen ländlichen Räumen“: . Überwiegend kleine Städte und Gemeinden in strukturschwachen Regionen . Kleine, dünn besiedelte Kommunen die hauptsächlich als Wohnort dienen . Wohngemeinden mit konstanter Einwohnerdichte und geringem Wirtschaftswachstum . Mehrheitlich hoher Auspendlerüberschuss . Geringes Einkommensniveau der Bevölkerung, aber nur wenig Armut

8 Wegweiser-Kommune.de, Typ 5: Städte und Gemeinden in strukturschwachen ländlichen Räumen“, Bertelsmann Stiftung, Stand: März 2017.

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Empfehlungen für Handlungsansätze9

Aus der demographischen Entwicklung leitet sich ein unmittelbarer Handlungsbedarf ab. Ausgangs- bedingungen, Potenziale und Ressourcen sind in den einzelnen Städten und Gemeinden unter- schiedlich ausgeprägt. Für alle aber ist es notwendig, Handlungskonzepte zur Gestaltung des de- mographischen Wandels zu entwickeln. Die folgenden Empfehlungen dienen zur Orientierung. Die Gemeinde Kreuzau hat im Zuge der Erstellung des Integrierten Handlungskonzeptes ihre eigene Strategie entwickelt, Prioritäten festgelegt und auf der Grundlage ihrer Rahmenbedingungen Hand- lungsansätze und Maßnahmen spezifiziert.

. Positionen und Leitlinien der kommunalen Entwicklung bestimmen - Bestimmung des kommunalen Standortes im laufenden Prozess der demographi- schen Veränderung - Ausrichtung der Siedlungspolitik und Siedlungsplanung der Kommune auf Pflege und Aufwertung der baulichen Strukturen Für Kreuzau bedeutet dies z. B. die nachhaltige Entwicklung des Ortskerns hin zu einem at- traktiven und lebendigen Zentrum der Gesamtgemeinde. - zielgerichtete Senioren-, Familien-, Flüchtlings- und Inklusionspolitik - Konzentration der Wirtschaftsförderung auf Sicherung des Gewerbebestands und der Arbeitsplätze In Kreuzau spielt auch die interkommunale Zusammenarbeit im Bereich der Gewerbeflä- chenentwicklung eine wichtige Rolle zur Stärkung der Wirtschaft in Kreuzau. . Demographiesensible Siedlungsflächen und Daseinsvorsorge entwickeln - Priorisierung der Bautätigkeit auf die Innenentwicklung - Anpassung, Umbau und Modernisierung der Siedlungsbestände an die Bedarfe der Bewohner und Betriebe - Restriktive Entwicklung neuer Baugebiete - Aufbau eines aktiven und leistungsfähigen Flächenmanagements, mit dem Flächen- potenziale erfasst und aktiviert werden - Erhaltung bzw. Stärkung der Ortszentren hin zu attraktiven und lebendigen Zentren - interkommunale Abstimmung der Innenentwicklung und Bestandssicherung - frühzeitige Entwicklung von Strategien zur Sicherung einer qualitativ hochwertigen und zukunftsfähigen Infrastrukturversorgung - Schaffung und Aufbau neuer Wohnungs- und Betreuungsangebote für ältere Men- schen - Sicherung der Gesundheitsversorgung - Sicherstellung der Mobilitätsbedürfnisse der verschiedenen Altersklassen

9 Ebenda, S 14ff.

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 35 Analyse Bevölkerungsstruktur und Demographie

Hier ist u. a. der barrierefreie Ausbau der Fußwegeverbindungen notwendig, um den Mobili- tätsbedürfnissen älterer Menschen nachzukommen. . Wohnattraktivität sichern und ausbauen - Profilierung des Wohnraumangebotes - Aufbau eines vielfältigen Sport- und Kulturprogramms für Kinder und Jugendliche zur Sicherung der Familienfreundlichkeit Kreuzau bietet bereits eine umfangreiche Infrastruktur für Kinder und Jugendliche an. Ziel ist es, diese stärker in den Zentralort einzugliedern. - Förderung kultureller Initiativen . Wirtschaftliche Potenziale nutzen - Erhalt und Erweiterung des vorhandenen Arbeitsplatzangebotes - Nutzung der endogenen Potenziale ländlicher Räume . digitale Infrastruktur ausbauen - Bereitstellung einer schnellen Internetverbindung . Flüchtlinge und Zuwanderer integrieren - Sicherung der Akzeptanz für Aufnahme und Integration von Flüchtlingen in der Be- völkerung und Verstetigung der Willkommenskultur - Aufbau eines Flüchtlingsmanagements - Versorgung der Migranten mit Wohnraum - Förderung und Unterstützung der Arbeitsmarktintegration - Spezielle Förderung der jungen Migranten - Vernetzung und Koordination lokaler Akteure . soziale Chancen fördern - besondere Förderung von Kindern aus armen und bildungsfernen Familien . kommunale Leistungsfähigkeit sichern - Steigerung der Effektivität der Verwaltung . bürgerschaftliches Engagement und Freiwilligenarbeit fördern - Verbesserung des Zusammenhalts der Gesellschaft und Erhöhung der Identifikation der Bewohner mit dem Wohnort . interkommunale Kooperationen ausbauen und fördern - Bündelung der Ressourcen und Schaffung zusätzlicher Angebote durch interkommunale und regionale Kooperation

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 36 Analyse Bevölkerungsstruktur und Demographie

Die Gemeinde Kreuzau sollte in ihrer Einordnung als Demographietyp 5 die oben genannten Poten- tiale erkennen und nutzen, um so eine städtebauliche, infrastrukturelle und soziale Stabilisierung besonders des Hauptortes aber auch der gemeindezugehörigen Ortsteile zu erreichen. In diesem Zusammenhang sei auf die Zielsetzung des Integrierten Handlungskonzeptes und dessen Maßnahmenpakete zur Sicherung, Entwicklung und langfristigen Festigung der für das InHK formu- lierten Ziele hingewiesen.

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 37 Analyse Wirtschaftsstandort

4 ANALYSE WIRTSCHAFTSSTANDORT

4.1 Wirtschaftsstruktur Gesamtgemeinde

4.1.1 Beschäftigtenstruktur Die Analysen zur Beschäftigtenstruktur wurden auf Datengrundlage des IT.NRW erstellt. Es liegen Daten der Jahre 2008 bis 2015 vor, für die Beschäftigtenstatistik liegt als Stichtag der 30.06.2015 zu Grunde. Zum Stichtag 30.06.2015 verzeichnet die Gemeinde Kreuzau insgesamt 3.053 sozialversi- cherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort. Entsprechend der Gliederung der Klassifikation der Wirtschaftszweige 2008 entfallen auf die Beschäftigten der Wirtschaftsbereiche „Produzierendes Gewerbe“ (ca. 57 %) und Sonstige Dienstleistungen (ca. 28 %). Für die Wirtschaftszweige „Handel, Gastgewerbe und Verkehr“ und dem Wirtschaftszweig „Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei“ sind keine genauen Zahlen vorhanden. In diesen beiden Bereichen liegt der Beschäftigtenanteil bei insgesamt ca. 15 %.

100% 90% 28,1% 80% 49,4% 51,5% 70% 55,5% 0,0% 60% 50% 40% 22,3% 16,7% 21,7% 56,6% 30% 20% 27,8% 30,9% 10% 22,5% 0% 0,5% 0,4% 0,8% 0,0% NRW Reg. Bez. Köln Düren, Kreis Kreuzau

A Land- und Forstwirtschaft, Fischerei B-F Produzierendes Gewerbe G-I Handel, Gastgewerbe, Verkehr J-U Sonstige Dienstleistungen

Abbildung 25: Beschäftigtenstruktur nach Wirtschaftsbereichen im Vergleich Quelle: Planungsgruppe MWM 2017 nach Daten des IT.NRW 2017.

Betrachtet man die Beschäftigtenanteile des produzierenden Gewerbes in Kreuzau wird deutlich, dass in der Gemeinde Kreuzau das produzierende Gewerbe im Landesvergleich über doppelt so stark ausgeprägt ist. Grund hierfür ist u. a. die papierverarbeitende Industrie. Dieser Industriezweig nimmt wie jeher eine besondere Rolle in der Beschäftigtenstruktur des produzierenden Gewerbes ein. Entsprechend geringer im Vergleich äußert sich daher die Erwerbsstruktur in den anderen Wirt- schaftsbereichen, vor allem bei den sonstigen Dienstleistungen. Diese einseitige Ausprägung des produzierenden Gewerbes kann, wie in der Vergangenheit bereits geschehen, zu einer Gefahr des Wirtschaftsstandortes Kreuzau werden. Daher ist es anzustreben, durch den Ausbau der Gewerbe- flächen die Wirtschaftsstruktur der Gemeinde breit aufzustellen, um so sektorale Krisen besser ab- federn zu können.

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 38 Analyse Wirtschaftsstandort

4.1.2 Pendlerbewegungen

Neben der Beschäftigtenstruktur kann die Pendlerstatistik als ein weiterer Faktor herangezogen werden, um die Bedeutung und Ausprägung des Wirtschaftsstandortes einzuschätzen. Entsprechend der Statistik zählt die Gemeinde 2.727 Berufseinpendler und 6.631 Berufsauspendler, sodass sich ein Auspendlerüberschuss von 3.904 Personen ergibt. Trotz der am Standort ansässi- gen Unternehmen (besonders die papierverarbeitende Industrie) als wichtige Arbeitgeber ist dem- nach eine größere Anzahl der Einwohner außerhalb der Gemeindegrenzen tätig. Daraus lässt sich schließen, dass Kreuzau als bedeutender Wohnort zwischen den Oberzentren Aachen und Köln sowie dem Mittelzentrum Düren zu betrachten ist. Kreuzau als Wohnstandort wird also aktiv ge- wählt, auch wenn die Arbeitsstelle weiter entfernt liegt. Aufgrund dieser Tatsache könnte man für Kreuzau eine hohe Wohnstandortattraktivität schließen.

Abbildung 26: Berufs- und Ausbildungspendler Kreuzau, Stichtag 30.06.2015 Quelle: Planungsgruppe MWM 2017 nach Daten des IT.NRW 2017.

Die Berufseinpendler stammen fast ausschließlich aus den jeweiligen Nachbarkommunen. Hier wird besonders die intensive Verflechtung zwischen Kreuzau und Düren deutlich. So stammen rund 39 % aller nach Kreuzau pendelnden Personen aus Düren. Betrachtet man die Herkunft der Berufsauspendler zeigt sich die Bedeutung der Nachbarkommune Düren als wichtigster Arbeitsort. Rund 49 % aller Auspendler aus Kreuzau arbeiten demzufolge in Düren. Bei den Auspendlern ist auffällig, dass neben Düren die Mehrzahl der Arbeitgeber in die Oberzentren Aachen und Köln sowie in die Nachbarkommune Nideggen pendeln. Durch den hohen Anteil von Auspendlern entstehen oft große Verkehrsbelastungen. Diese sind be- sonders in den Spitzenstunden morgens und abends zu beobachten. In Kreuzau ist hiervon vor al- lem die Dürener Straße von und nach Düren betroffen. Ein negatives Pendlersaldo kann als Kennzeichen für fehlende Arbeitsplätze am Ort und in der Re- gel für eine wirtschaftliche Strukturschwäche der Region gewertet werden. Dennoch hat Kreuzau mit den großen, papierverarbeitenden Unternehmen wirtschaftlich gesunde und wachsende Unterneh- men am Ort.

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 39 Analyse Wirtschaftsstandort

Anhand der Pendlerstatistiken wird davon ausgegangen, dass Kreuzau als Wohnstandort gegen- über der Kreisstadt Düren und den Oberzentren Aachen und Köln bevorzugt wird. Mögliche Gründe sind hierfür die attraktive und ruhige Lage des Zentralortes Kreuzau im Bereich der Rur, die Nähe zu den Naherholungsgebieten der Drover Heide sowie der Eifel, einer guten ver- kehrlichen Anbindung sowie die gute Ausstattung mit Infrastruktureinrichtungen und Angeboten der Daseinsvorsorge. Ebenfalls ist vermutlich das niedrigere Preisniveau in Kreuzau für Wohnraum, im Vergleich zu den Oberzentren Köln und Aachen, ein Entscheidungskriterium.

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 40 Vorgaben, Bindungen und Planungen

5 VORGABEN, BINDUNGEN UND PLANUNGEN

5.1 Geltendes Planungsrecht

5.1.1 Flächennutzungsplan Kenntnisse über das vorhandene Planungsrecht, Bindungen und zukünftige Vorhaben im Untersu- chungsgebiet sind von entscheidender Bedeutung für die weitere Arbeit. Denn nur so kann konzep- tionell reagiert, können Planungsspielräume ausgelotet und Anpassungsbedarfe im Hinblick auf neue strategische Weichenstellungen erkannt werden. Der rechtswirksame Flächennutzungsplan der Gemeinde Kreuzau wurde durch die Bezirksregierung Köln am 01.12.1993 genehmigt. In den einzelnen Ortsteilen der Gemeinde wurden seither insge- samt 24 Änderungen durchgeführt. Der überwiegende Bereich des Kernortes von Kreuzau ist im Flächennutzungsplan als gemischte Baufläche oder Wohnbaufläche dargestellt. Neben den als Gemeinbedarfseinrichtungen dargestell- ten Bereichen wie das Rathaus im Norden Kreuzaus und dem Schulzentrum mit Schwimmbad und Festhalle im Südwesten sind die Betriebsgelände der beiden in Zentralort Kreuzau ansässigen Pa- pierfabriken als gewerblich genutzte Bauflächen gekennzeichnet.

Abbildung 27: Auszug Flächennutzungsplan Gemeinde Kreuzau Quelle: Gemeinde Kreuzau.

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Die Gemeinde Kreuzau umfasst eine Fläche von insgesamt 4.176 ha. Mit insgesamt über 70 % wird der größte Anteil der Fläche in Kreuzau landwirtschaftlich und als Waldfläche genutzt. Die landwirt- schaftlich genutzte Fläche in Kreuzau liegt drei Prozentpunkte über Landesvergleich. Der Anteil der Waldfläche liegt dagegen in Kreuzau um drei Prozentpunkte unter Landesdurchschnitt. Die Ver- kehrsfläche beträgt 8,1 % und liegt so leicht über dem Durchschnitt Nordrhein-Westfalens.

Flächennutzung 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0%

Kreuzau Nordrhein-Westfalen

Abbildung 28: Flächennutzung in Kreuzau (Anteile in % nach Art der tatsächlichen Nutzung) Quelle: Planungsgruppe MWM 2017 nach Daten des IT.NRW 2017.

Die Gemeinde besitzt nur sehr geringfügig Freiflächen, die sich im Rahmen der aktuell geltenden vorbereitenden Bauleitplanung zur Bebauung mit Wohngebäuden oder Gewerbebetrieben eignen würden. Innerörtliche Restflächen sind ebenfalls kaum noch vorhanden. Derzeit wird der Flächennutzungsplan der Gemeinde Kreuzau neu aufgestellt. Den entsprechenden Beschluss hat der Rat 2017 gefasst. Im Rahmen dieser Neuaufstellung sollen neue Wohnbauflä- chen dargestellt werden, um die große Nachfrage nach Bauland zu decken. Diese große Nachfrage beruht besonders auf der räumlich günstigen Lage zwischen den Oberzentren Köln und Aachen, der Nähe zu vielfältigen Naherholungsmöglichkeiten sowie der guten infrastrukturellen Ausstattung der Gemeinde. Ebenfalls sollen zur Schaffung neuer Arbeitsplätze zusätzlich neue Gewerbeflächen im Rahmen der Erweiterung des interkommunalen Gewerbegebiets mit der Stadt Düren erschlossen werden.

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 42 Vorgaben, Bindungen und Planungen

5.1.2 Bebauungspläne Für das Untersuchungsgebiet des Integrierten Handlungskonzeptes bestehen drei Bebauungspläne. Sie wurden aufgestellt, um die zukünftige städtebauliche Entwicklung in Kreuzau nach den Vorstel- lungen der Gemeinde zu ordnen.

. BP E 25: Ortsteil Kreuzau „Ortskern I“ aus dem Jahr 2011 dient der Einflussnahme der zukünfti- gen Entwicklung des Gebietes Feldstraße / Hauptstraße / Im Herkesgarten. Hier steht die Siche- rung der Parkplatzfläche sowie die Sicherung einer städtebaulichen Entwicklung im Bereich Ecke Feldstraße / Hauptstraße im Vordergrund der Bauleitplanung.

. BP E 26: Ortsteil Kreuzau „Ortskern II“ aus dem Jahr 2011 dient der Einflussnahme der zukünf- tigen Entwicklung des Gebietes Mittelstraße / Mühlengasse / Teichstraße / Hauptstraße. Vor al- lem die Steuerung der Entwicklung im Bereich Mühlengasse, Ecke Hauptstraße, Ecke Teich- straße mit Schaffung einer öffentlichen Platzfläche sowie einer planerischen Absicherung einer Straßenverbreiterung der Mühlengasse sind Teil der Bebauungsplanung. Diese Fläche hat sich während der Bearbeitung des InHKs als Schlüsselobjekt zur Umgestal- tung und Aufwertung des Kreuzauer Zentralortes herausgestellt. ▪ BP E 14: Ortsteil Kreuzau aus dem Jahr 1988 dient der städtebaulichen Neuordnung des Be- reichs zwischen der „Dürener Straße“ und der „Flemingstraße“. Im Geltungsbereich des Bebau- ungsplans befinden sich u. a. das Bürgerhaus und der Bahnhof Kreuzau (Haltestelle der Rurtal- bahn -Düren-) einen Bereich mit zahlreichen Geschäften und Arztpraxen. Der Bebauungsplan überplant somit einen bedeutsamen Bereich des Ortskerns. Die Festsetzungen des Bebauungsplans entsprechen teilweise nicht den heutigen und im InHK beschriebenen Zie- len einer städtebaulichen Ordnung und sind im weiteren Verfahren zu überprüfen und ggf. an- zupassen.

5.2 Tangierende Kooperationen, Projekte und Planungen Inwertsetzung Ruruferradweg Mit Unterstützung des Landes NRW und des Kreises Düren wird die Inwertsetzung des Ruruferrad- weges gefördert. Mit den Fördermitteln werden unter anderem die Wegeinfrastruktur verbessert und Marketingmaßnahmen durchgeführt. Außerdem sollen weitere Erlebnisorte, die das Angebot für Fahrradtouristen erweitern, am Rande der Strecke entstehen. Durch die Aufwertung sollen Fahrrad- routen attraktiver gestaltet und der Fahrradtourismus aktiviert werden.

Förderung Digitale Infrastruktur In der Gemeinde Kreuzau sind keine flächendeckenden hohen Internetgeschwindigkeiten verfügbar. Dies gilt insbesondere für die kleineren Ortschaften im südlichen Bereich des Gemeindegebietes, da eine Erschließung aufgrund der Distanzen und topographischen Gegebenheiten sehr kostenauf- wendig ist. Doch auch in den größeren Ortsteilen und auch im Zentralort Kreuzau sind die beste- henden Internetgeschwindigkeiten als nicht ausreichend oder zukunftsträchtig zu bezeichnen. Da dies im gesamten Kreis Düren eine häufig anzutreffende Situation ist, hat der Kreis Düren gemein- sam mit dem Kreis Euskirchen im Jahr 2015 eine Breitbandinitiative gestartet, um eine kreisweite Verbesserung der Internetgeschwindigkeiten zu erreichen. Somit sollen großflächige Ausschreibun- gen zu besseren Ergebnissen führen und Synergieeffekte erreicht werden. Ziel ist es dabei Förder-

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 43 Vorgaben, Bindungen und Planungen mittel von Bund und Land zu beantragen, um den Breitbandausbau voranzutreiben. Die Breitband- initiative wird seitens der Gemeinde Kreuzau befürwortet und bestmöglich unterstützt. Derzeit ist noch kein detaillierter Ausbauplan festgelegt. Im Laufe der kommenden Jahre ist – bei positivem Bewilligungsbescheid –mit einer Verbesserung dieser immer wichtiger werdenden Infrastruktur zu rechnen.

5.3 Zweckbindungen Im Bereich des Untersuchungsgebietes liegen keine Zweckbindungen mehr vor. Die letzten Maß- nahmen wurden Anfang der 1990er Jahre gefördert. Dabei handelte es sich um den Umbau der Hauptstraße und der Umbau des alten Güterschuppens zum Bürgerhaus.

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 44 Vorgaben, Bindungen und Planungen

5.4 Bau- und Bodendenkmäler Innerhalb des Untersuchungsgebietes existieren folgende eingetragenen Bau- und Bodendenkmä- ler:

Denkmal-Nr. Kurzbeschreibung Lage Eintragsdatum 22 Burg Kreuzau, ehemals 2-teilige Hauptstraße 5 26.03.1985 Wasseranlage , heute 4-flügeliger Wirtschaftshof mit rückwärtigen Wohnbauten (16. - 20. Jh.) 23 2-gesch. Fachwerkhaus mit Hauptstraße 93 26.03.1985 Drempelgeschoß, Ende 17. Jh. im 19. Jh. aufgestockt und verändert 24 2-gesch. Bruchsteinhaus um 1780 Im Dröhl 1 26.03.1985

25 Kath. Pfarrkirche St. Heribert (3-schiffige Kirchweg 26.03.1985 Basilika mit 4-gesch. Westturm 14. Jh.) einschl. Kirchhofmauer, Kirchhof und Kreuze 26 2-gesch. Fachwerkhaus Anfang 19. Jh. Mittelstraße 11 26.03.1985

95 2-geschossiges Fachwerkhaus 18. Jh. Teichstraße 18 01.09.1988

96 2-geschossiges Bruchsteinhaus 1779 Teichstraße 20 01.09.1988

117 Mühlenteich Kreuzauer / Niederauer Gemarkungen 06.12.2007 Teich einschl. Wehr Kreuzau und Winden 118 Mühlenteich Lendersdorfer Teich Gemarkungen 06.12.2007 einschl. Wehr Kreuzau und Winden

Besonders hervorzuheben sind in diesem Rahmen die Mühlenteiche, die Burg Kreuzau sowie die Kirche St. Heribert. Aufgrund der historischen Bedeutung der Teiche und ihrer Eintragung in die Denkmalliste erfordern die Mühlenteiche eine besondere Vorgehensweise bei einer Umgestaltung.

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 45 Städtebauliche Bestandserhebung und -analyse

6 STÄDTEBAULICHE BESTANDSERHEBUNG UND -ANALYSE

6.1 Gebäude- und Flächennutzungen 2016 wurde zur Untersuchung der Ortsteilfunktion und der Nutzungsstruktur eine Kartierung vorge- nommen (vgl. Abbildung 29). Der entsprechende Plan zeigt die Gebäude- und Flächennutzungen in Kreuzau, differenziert nach Wohn- und Geschäftsbebauung (mit Nebengebäuden), zentrenrelevan- tem Einzelhandel, großflächigem Einzelhandel, Wohnbebauung, Gemeinbedarfseinrichtungen, Ge- werbe-/ Industrienutzungen sowie Grünflächen. Leerstände, Spielplätze und Parkplätze wurden be- sonders gekennzeichnet. Die Kategorisierung des Einzelhandels in zentrenrelevante und nichtzentrenrelevante Sortimente erfolgte in Anlehnung an die Orientierungshilfe der IHK Ulm zur Abgrenzung der Sortimente im Ein- zelhandel („Ulmer Liste“)10.

Abbildung 29: Ausschnitt Plan 3 – Gebäude- und Flächennutzungen Quelle: Planungsgruppe MWM; Kartengrundlage 2016 Vermessungs- und Katasteramt Kreis Düren.

10 Aufgerufen unter: http://www.zval.de/fileadmin/user_upload/Gewerbepark/Ulmer_Liste_20030703.pdf, zu- letzt geprüft am: 20.11.2017.

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 46 Städtebauliche Bestandserhebung und -analyse

Grün- und Freiräume Innerhalb des Untersuchungsbereichs sind prägende Grün- und Freiräume vorhanden. Zu nennen sind hier der Bereich um den Mühlenteich sowie die an die Straße Am Kupferscheid angrenzende, attraktive Grünfläche an der Rur. Des Weiteren ist der Bereich um die Rur als Naherholungsgebiet darzustellen. Größere Grün- und Freiflächen innerhalb des Untersuchungsbereiches sind nicht vor- handen.

Wohnen Der Ortskern von Kreuzau ist überwiegend durch eine Mischnutzung geprägt. Größere Wohnbe- bauungen sind hauptsächlich im östlichen Bereich von Kreuzau zu finden. Diese erstreckt sich mehrheitlich östlich der Bahnlinie Düren / Heimbach. bzw. der Landesstraße 249 (Dürener Straße).

Gemeinbedarf Innerhalb des Untersuchungsgebietes sind mehrere wichtige Gemeinbedarfseinrichtungen vorhan- den. Besonders hervorzuheben sind die Festhalle und das Bürgerhaus in Kreuzau. Sie fungieren als Versammlungs- und Veranstaltungsstätte. Die Festhalle wird ehrenamtlich durch den Jugend- und Kulturförderverein Kreuzau betrieben. Beide stellen einen kulturellen Ankerpunkt der Kreuzauer Ortsgemeinschaft dar. Große Flächen für den Gemeinbedarf finden sich konzentriert im Südwesten des Untersuchungsge- bietes. Hier befindet sich das Schulzentrum mit einer Dreifeld- und Zweifeld-Sporthalle, dem Frei- zeitbad MonteMare, sowie der bereits genannten Festhalle. Im Norden des Zentralortes ist das Rathaus und im Bereich der Hauptstraße die Grundschule als Gemeinbedarf gekennzeichnet.

Gewerbe und Industrie Innerhalb des Untersuchungsgebietes, im südlichen Bereich, befindet sich die Papierfabrik Nieder- auer Mühle. Weitere großflächige Industriebetriebe, wie die Papierfabrik Smurfit Kappa liegen au- ßerhalb des Betrachtungsbereichs.

Einzelhandel, Dienstleistungen und Gastronomie Im Bereich des Untersuchungsgebietes sind kleinere Einzelhandels- und Dienstleistungsbetriebe überwiegend in der Hauptstraße anzutreffen. Die Gebäude werden hauptsächlich durch eine ge- werbliche Nutzung im Erdgeschoss und Wohnnutzung im restlichen Gebäude genutzt. Direkt an- grenzend an das Untersuchungsgebiet liegt das Einkaufszentrum Kreuzau-Winden, welches im Ver- lauf des Windener Weges auf der Rurseite angesiedelt ist. Neben dem großflächigen Einzelhandel sind hier auch wenige Dienstleistungsbetriebe ansässig. Aufgrund der unmittelbaren Nähe zum Ortskern wurde die Nutzungsverteilung in Abbildung 31 mit dem Einkaufszentrum betrachtet. Insgesamt kann festgehalten werden, dass Kreuzau mit einem Handelsbesatz von ca. 54 % an zen- trenrelevanten Dienstleistungs- und Einzelhandelseinrichtungen gut aufgestellt ist.

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 47 Städtebauliche Bestandserhebung und -analyse

Dienstleistungen 7% 9% 22% Zentrenrelevante Dienstleistungen

Einzelhandel 8%

Zentrenrelevanter Einzelhandel

11% Gastronomie

5% 38% Gemeinbedarfseinrichtungen

Leerstand

Abbildung 30: Nutzungsverteilung innerhalb des Untersuchungsgebietes Quelle: Planungsgruppe MWM 2017.

Dienstleistungen 7% 9% 22% Zentrenrelevante Dienstleistungen

7% Einzelhandel

Zentrenrelevanter Einzelhandel

14% Gastronomie

5% 36% Gemeinbedarfseinrichtungen

Leerstand

Abbildung 31: Nutzungsverteilung inklusive Einkaufszentrum Kreuzau-Winden Quelle: Planungsgruppe MWM 2017.

Die nachfolgende Abbildung zeigt die einzelhandelsrelevante Kaufkraft in € je Einwohner für das Jahr 2016. Wie man erkennen kann, wurde für die Gemeinde Kreuzau eine im Vergleich überdurch- schnittlich hohe Kaufkraft ausgewiesen. Besonders hervorzuheben ist, dass die Kaufkraft deutlich über dem Kreisdurchschnitt und leicht über Landesdurchschnitt liegt. Setzt man diese Zahl jedoch in Bezug zum Einzelhandelsumsatz pro Einwohner im Jahr 2016 wird deutlich, dass lediglich 43 % der Kaufkraft im Gemeindegebiet ausgegeben werden.

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 48 Städtebauliche Bestandserhebung und -analyse

6.800 €

6.600 €

6.400 €

6.200 €

6.000 €

5.800 €

5.600 € Gemeinde Kreuzau Stadt Düren Kreis Düren NRW

Abbildung 32: Einzelhandelsrelevante Kaufkraft in € je EW für das Jahr 2016 Quelle: Planungsgruppe MWM 2017 nach Daten der IHK Aachen.

Entwicklungsflächen und Leerstände Von Bedeutung für die weitere Ortsentwicklung sind auch Leerstände. Entlang der Hauptstraße ist eine Konzentration leerstehender Ladenlokale erkennbar. Diese befinden sich besonders im südli- chen Teil der Hauptstraße zwischen Mittelstraße und Mühlengasse. Die Kartierung und Analyse im InHK zeigen, dass eine Vermietung von Leerständen aufgrund der heutigen städtebaulichen Situation sowie der Objektzustände (Zuschnitte, Größen) insbesondere für die Einzelhandelsnutzung schwierig ist. Verstärkt werden diese Immobilien durch zentren- und nichtzentrenrelevante Dienstleistungen genutzt. Aufgrund der im Vergleich zu anderen Kommunen niedrigen Leerstandsquote kann derzeit nicht von einer problematischen Leerstandssituation gesprochen werden. Die vorhandenen Leerstände kön- nen überwiegend schnell nachgenutzt werden. Zuletzt sind zuvor für den Einzelhandel genutzte Lokale nach Aufgabe des jeweiligen Händlers einer anderen Nutzung zugeführt worden. Somit konnte zwar Leerstand vermieden werden, jedoch ist die gesamte Einzelhandelsfläche deutlich re- duziert. Es ist sinnvoll in diesem Stadium Maßnahmen zu ergreifen, um eine weitere Ausdehnung der Leerstände bzw. die weitere Reduzierung der dem Einzelhandel zur Verfügung stehenden Flä- che zu verhindern. Ziel muss es sein, den Einzelhandel im Ortskern nachhaltig zu stärken und auszubauen. Daher wird im Zuge der Umsetzung des InHK zur nachhaltigen Steuerung des Einzelhandels die Aufstellung eines Einzelhandelskonzeptes empfohlen.

Freizeiteinrichtungen Neben dem Ruruferradweg, der am Rande des Zentralortes vorbeiführt gilt das Freizeit- und Well- nessbad MonteMare als überregionaler Freizeitmagnet. Zusätzlich werden die gut ausgebauten Wanderwege Kreuzaus am Rande des Nationalparks Eifel von Touristen gerne genutzt. Besonders die Lage an der Rur-Auenlandschaft bietet den Einheimischen einen besonderen Naherholungswert und ist für Touristen attraktiv.

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 49 Städtebauliche Bestandserhebung und -analyse

6.2 Verkehr Bestandssituation

6.2.1 Fließender Verkehr Die Gemeinde Kreuzau verfügt über eine gute Anbindung an das regionale und überregionale Stra- ßennetz. Der Ortskern ist über die L 249 mit der Kreisstadt Düren verbunden. Es besteht eine gute Verkehrsanbindung mit Auto und Bus an die umliegenden Großstädte Köln und Aachen nördlich über die Bundesautobahn (BAB) 4. Über die B 56 ist Kreuzau mit den Mittelzentren Jülich und Eus- kirchen verbunden. Durch die derzeit in Bau befindliche B 56n (Ortsumgehung Düren) wird die An- bindung in Richtung BAB 4 und das nördliche Kreisgebiet erheblich verbessert. Der Flughafen Köln / Bonn ist in einer Autostunde zu erreichen. Innerhalb der Gemeindegrenzen kommt es aber aufgrund hoher Verkehrszahlen, vor allem im Schwerlastverkehrsbereich, teilweise zu erheblichen Behinderungen. Neben dem SV-Anteil sorgen die beiden Bahnübergänge in den Spitzenstunden zu Rückstausituati- onen in der Bahnhofstraße, Hauptstraße und Mühlengasse. Im Bereich der BÜSTRA-Anlage kommt es durch die derzeitige Steuerung zu Rückstauproblemen in der Bahnhofstraße.

Abbildung 33: Verkehrssituation Kreuzung Hauptstraße / Mühlengasse / Windener Weg Quelle: Planungsgruppe MWM 2016.

Die Dürener Straße (L 249) übernimmt die Haupterschließung des Zentralortes. Über sie und den Windener Weg sind zwei im Zentralort ansässige Papierfabriken sowie eine weitere Papierfabrik in Untermaubach verkehrlich angeschlossen. Aufgrund der historisch bedingten Lage der Fabriken ist die Verkehrssituation in Kreuzau zu bestimmten Zeiten kritisch. Besonders im Kreuzungsbereich der K 39 Hauptstraße / Mühlengasse / Windener Weg verursacht der hohe Schwerlastverkehrsanteil Probleme im Verkehrsablauf. Neben den daraus resultierenden Problemen im Verkehrsfluss (Rück- stau im Bereich der Engstelle) ist die Aufenthalts-/ Wohnqualität deutlich eingeschränkt. Des Weite- ren ist die Sicherheit der Fußgänger, besonders die von mobilitätseingeschränkten Personen und Eltern mit Kinderwägen, stark beeinträchtigt.

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Abbildung 34: Messprotokollaufbau fließender Verkehr Quelle: Planungsgruppe MWM 2016.

Um das Ausmaß der Verkehrsproblematik zu eruieren und eine optimale Datengrundlage für das zu erarbeitende Verkehrskonzept zu erlangen, wurde im Mai 2016 eine umfassende Verkehrszählung, aufbauend auf den Untersuchungen aus dem Jahr 2014, vorgenommen. Die Verkehrsuntersuchung wurde in Zusammenarbeit der Planungsgruppe MWM, der RWTH Aachen und Schülern der Ge- meinde Kreuzau durchgeführt.

Abbildung 35: Eindrücke der Verkehrszählung am 12.05.2016 Quelle: Planungsgruppe MWM 2016.

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Bei der Erhebung des fließenden Verkehrs wurde deutlich, dass in den Morgenstunden im Bereich des Windener Wegs ein konstanter Zu- und Abfluss der Kfz in Richtung des westlichen Ortsein- gangs zu beobachten war. Aufgrund der starken Pendlerströme zur Kreisstadt Düren konnte ein starker Zustrom von Pkws aus Richtung Süden über die Dürener Straße festgestellt werden. Der Schwerlastverkehr fließt in den Morgenstunden entgegengesetzt von Norden nach Süden auf der Dürener Straße (Schwerlastverkehrsanteil 13,41 %). Im Bereich der Ortsmitte konnte ein erhöh- ter Schwerlastverkehrsanteil (4,9 – 5,8 %) aufgrund des Schulverkehrs gemessen werden.

Abbildung 36: Morgenspitzenstunde von 07:30 – 08:30 Uhr Quelle: Planungsgruppe MWM 2016.

In den Nachmittags- und Abendstunden konnte eine deutliche Abnahme des Schwerlastverkehrsan- teils im Ortskern erkannt werden (2,6 – 3,6 %). Auf der Dürener Straße wurde der für den Pendler- verkehr typische, starke Zustrom der Pkw aus Richtung Norden festgestellt. Während der Spitzen- stunde von 16:00 Uhr – 17:00 Uhr wurde die höchste Verkehrsbelastung im Ortskern gemessen. Dieses Phänomen ist durch die Kombination des Feierabendverkehrs mit dem Freizeitverkehr und einer gleichmäßigen Verteilung der Zu- und Abströme zu erklären. Dagegen hat sich der Anteil des Schwerlastverkehrs, aufgrund der abnehmenden Zu- und Auslieferung aus den Papierfabriken, deutlich verringert (2,2 – 4,2 %).

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Abbildung 37: Nachmittagsspitzenstunde von 16:00 - 17:00 Uhr Quelle: Planungsgruppe MWM 2016.

Im Vergleich zur Verkehrszählung aus dem Jahr 2014 für die Straße K 39 / Windener Weg konnte keine deutliche Verkehrsabnahme bzw. Verkehrszunahme festgestellt werden. Die Abweichungen der Verkehrszahlen sind erfahrungsgemäße Schwankungen: Verkehrszählung 2014: im Mittel über 4 Tage = 8.607 Kfz / 24 h, 7,8 % SV – Anteil (670 Fz) Verkehrszählung 2016: im Mittel über 4 Tage = 9.430 Kfz / 24 h, 6,2 % SV – Anteil (585 Fz)

Im Rahmen einer Bachelorarbeit wurde, aufbauend auf den Ergebnissen der Verkehrszählung die Verkehrssituation in Kreuzau analysiert und bewertet. Zur Verdeutlichung der Ergebnisse wurde ein Simulationsmodell erstellt. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf den Kreuzungsbereich Haupt- straße / Mühlengasse / Windener Weg gelegt.

Abbildung 38: Auszug aus dem Simulationsmodell der RWTH Aachen Quelle: RWTH Aachen, 2016.

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Aufbauend auf der Erhebung des fließenden Verkehrs wurde eine Leistungsfähigkeitsberechnung in der Abendspitzenstunde für relevante Knotenpunkte durchgeführt. Im Zuge dieser Leistungsfähig- keitsberechnung werden einzelnen Knotenpunkte nach den QSV (Qualitätsstufen des Verkehrsab- laufes) Qualitätsstufen A - F bewertet. Die Bewertung entspricht dabei Schulnoten. Die Skala reicht von „A“ als „sehr gut“ über „D“ für „ausreichend“ bis hin zu „F“ für „ungenügend“. Bewertet werden bei diesem Verfahren jeweils die einzelnen Fahrbeziehungen der Knotenpunkte. Die Gesamtbewer- tung eines Knotenpunktes entspricht anschließend nicht dem Mittel der Einzelbewertungen, sondern die des leistungsschwächsten Stroms pro Knoten.11

Abbildung 39: Leistungsfähigkeitsberechnung für die maßgebliche Abendspitzenstunde Quelle: Planungsgruppe MWM 2016.

Wie in Abbildung 39 zu erkennen ist, wurde für die Knotenpunkte auf der L 249 (Dürener Straße) die Qualitätsstufe HBS D errechnet. Dies liegt vor allem an der Bevorrechtigung des Verkehrs auf der Dürener Straße und dem dadurch u. a. verursachten Rückstaus auf der Haupt- bzw. Bahnhofstraße. Diese Bevorrechtigung (LSA-Steuerung) trägt ebenfalls dazu bei, dass die Rückstausituationen an den Bahnübergängen verschärft werden. Wenn der Bahnübergang wieder geöffnet ist, hat nicht automatisch der Abschluss aus dem Ortskern seine Grünphase, sondern muss oftmals eine weitere Umlaufzeit warten. Die beiden Fußgängerlichtsignalanlagen in der Mühlengasse / Hauptstraße wurden mit HBS C und HBS B bewertet. Hier wurde die Hauptstraße Richtung Bahnhofstraße sowie die Pechstraße als schwächster Strom bewertet.

11 vgl. Handbuch für die Bemessung von Straßenverkehrsanlagen (HBS), Teil S.

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6.2.2 Ruhender Verkehr Neben der Aufnahme der Verkehrsmengen wurde auch der ruhende Verkehr im Ortskern von Kreu- zau beobachtet und protokolliert. Zur genauen Aufnahme des ruhenden Verkehrs wurden drei Rou- ten gebildet, die während des Tages beobachtet wurden. In den Morgenstunden konnte im gesam- ten Untersuchungsgebiet kein bzw. nur ein geringer Parkdruck beobachtet werden. Diese Situation änderte sich in den Nachmittags- und Abendstunden. So konnte von 15:00 Uhr bis 19:00 Uhr in Teilbereichen der Hauptstraße, in der Feldstraße und auf dem Langzeitparkplatz an der Mühlengas- se ein mittlerer bis hoher Parkdruck aufgenommen werden. Insgesamt wurde bei der gesamten Er- hebung lediglich ein zwei bis unter dreifacher Parkplatzumschlag festgestellt. Dieser geringe Umschlag zeigt, dass eine Fehlnutzung vorliegt und das Parkraummanagement überplant werden muss.

Abbildung 40: Parkraumauslastung 15:00 - 19:00 Uhr Quelle: Planungsgruppe MWM 2016.

6.2.3 Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) / Schienenpersonennahverkehr (SPNV) Die durch Kreuzau verlaufenden Buslinien werden von der Dürener Kreisbahn GmbH betrieben. Die Linien 201, 210, 211, 221 und SB98 führen durch das Gemeindegebiet Kreuzau und gewährleisten eine gute Verbindung zu den angrenzenden Ortschaften und der Kreisstadt Düren. Die Rurtalbahn betreibt eine Gleisstrecke von Düren nach Heimbach, welche durch das Gemeinde- gebiet der Gemeinde Kreuzau verläuft. Auf der Strecke Düren – Heimbach wird dabei der Bahnhof Kreuzau angefahren. Die Rurtalbahn verkehrt an Werktagen alle 30 min. Zur Sicherung des Bahnübergangs an der Bahnhofstraße wurde eine BÜSTRA-Anlage eingerichtet. Diese ist notwendig, um einen Rückstau von der signalisierten Kreuzung in den Gefahrenbereich des Bahnübergangs hinein zu verhindern. Dazu wird die Lichtsignalanlage (LSA) der Kreuzung mit der Bahnübergangssicherungsanlage (BÜSA) technisch verbunden und die Signalisierung der LSA auf die Bahnübergangssicherung abgestimmt (BÜSTRA).

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Abbildung 41: Liniennetz 2017 Kreuzau Quelle: Internetauftritt des Aachener Verkehrsverbundes: www.avv.de.

6.2.4 Nicht motorisierter Verkehr Zusätzlich zu dem motorisierten Verkehr wurden die Fußgängerbeziehungen im Ortskern aufge- nommen. Besondere Betrachtung erhielt der, in der Bürgerbeteiligung mehrfach bemängelte, Be- reich der Kreuzung Hauptstraße / Mühlengasse / Windener Weg, da dieser Bereich besonders durch den hohen Schwerlastverkehrsanteil belastet wird. Durch die häufige LSA Anforderung der zwei hintereinandergeschalteten Fußgängerlichtsignalanlagen kommt es vermehrt zu Rückstauun- gen in diesem Bereich.

Abbildung 42: Belastungsplan Fußgänger 16:00 - 17:00 Uhr Quelle: Planungsgruppe MWM 2016.

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6.3 Verkehr Planung Zur Verbesserung der Verkehrssituation in Kreuzau sind verschiedene Maßnahmen erforderlich. Aufgrund ihrer Umsetzbarkeit und dem notwendigen Planungsvorlauf müssen diese hinsichtlich der zeitlichen Realisierbarkeit eingeteilt werden in: . kurzfristig umsetzbar . mittelfristig umsetzbar . langfristig umsetzbar Um die Situation im Bereich der Kreuzung Hauptstraße / Mühlengasse / Windener Weg kurzfristig zu verbessern, ist hier eine Kurvenaufweitung in Verbindung mit einer Neuorganisation des Fuß- gängerverkehrs geplant. Mittels einer Aufweitung der S-Kurve Hauptstraße / Mühlengasse wird der Verkehrsfluss insbeson- dere der Begegnungsfall LKW-LKW verbessert. Dazu wird der Straßenraum in Richtung Süden (Hauptstraße 69a bis 71) verbreitert. Der Parkplatz entlang der Hauptstraße vor der Sparkasse ent- fällt. Um die derzeitigen Rückstausituationen, verursacht durch die Fußgänger-LSA, zu vermindern, wird ebenfalls eine Änderung der Lichtsignalanlage durchgeführt. Geplant ist die Einrichtung einer voll- signalisierten Lichtsignalanlage an allen drei Straßenarmen des Kontenpunktes (Mühlengasse, Hauptstraße Nord, Hauptstraße Südost). Hierdurch kann der Abfluss aus dem Ort verbessert wer- den und für die Fußgänger an allen drei Wegebeziehungen eine gesicherte Querung gewährleistet werden. Die bisherigen Fußgängerbedarfsampeln entfallen und werden in die neue Lichtsignalanla- ge integriert.

Abbildung 43: Lageplan Kurvenaufweitung Hauptstraße / Mühlengasse Quelle: Planungsgruppe MWM 2017.

Die Planung wurde in enger Abstimmung mit dem Kreis Düren als Straßenbaulastträger erarbeitet. In der Priorisierung der Instandsetzungsmaßnahmen für die kommenden vier Jahre wurde die Orts- durchfahrt Kreuzau zwischen der K 30 und L 249 auf den Rang 1 der Instandsetzungsmaßnahmen

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 57 Städtebauliche Bestandserhebung und -analyse im Kreis Düren gesetzt, sodass voraussichtlich. Ende 2018 / Anfang 2019 mit der Maßnahme be- gonnen werden kann.

Eine weitere kurzfristig realisierbare Maßnahme ist die Verringerung der Rückstauprobleme in der Bahnhofstraße. Diese Probleme entstehen aufgrund einer Priorisierung der Verkehre auf der L 249 (Dürener Straße). Im Rahmen einer Anpassung der Lichtsignalanlagen hin zu einer „gerechteren Verteilung“ der Bevorrechtigung auf der Gemeindestraße könnten die oben beschriebenen Proble- me deutlich verringert werden. Die Anpassung der LSA sollte kurzfristig mit dem Straßenbaulastträ- ger besprochen werden.

Mittelfristig umsetzbare Maßnahmen Maßnahmen zur Stärkung der Nahmobilität, u. a.: . Ausbau des Busnetzes, . Stärkung der E-Mobilität, . Sichtbarmachung des Radverkehrs, . Schaffung attraktiver Wegeverbindung in West-Ost Richtung, . sowie kurze Wege durch den Masterplan (vgl. Kapitel 9).

Langfristig Eine ganzheitliche Lösung der Verkehrsprobleme insbesondere der K39 durch eine Ergänzung ei- nes übergeordneten Straßennetzes ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht absehbar. Kontinuierliche Ab- stimmungen mit dem Straßenbaulastträgern (Land und Kreis) sowie eine kontinuierliche Erhebung der Verkehrsmengen zur Evaluation sind daher weiter erforderlich.

In Anlehnung an das AGEVA Verkehrsgutachten von 1980 wurden weitere Verkehrsführungsvarian- ten zusammengefasst. Die Ergebnisse werden im Folgenden erörtert.

Einbahnstraßenregelung für den Schwerlastverkehr Mühlengasse Richtung Windener Weg Eine Möglichkeit die Problematik der sehr engen Mühlengasse, die nicht für LKW- Begegnungsverkehr geeignet ist, zu lösen wäre sie nur noch einseitig für Lkws befahrbar zu ma- chen. D.h. Pkws dürften nach wie vor in beide Richtungen durch die Mühlengasse fahren. Lkws dürften dagegen nur noch von Ost nach West (zur Papierfabrik Niederauer Mühle hin) durch die Mühlengasse fahren. Der rückfließende Lkw-Verkehr von West nach Ost würde vom Windener Weg über Teichstr./Mittelstr./Feldstr. zur Dürener Str. (L 249) geleitet. Dies führt aber dazu, dass Lkw- Verkehr durch Bereiche geführt wird, die nicht für Lkw-Verkehr ausgelegt sind. Zudem sind die Be- reiche Teichstr./Mittelstr./Querung der Hauptstr./Feldstr. Bereiche, die im Rahmen des Masterplans aufgewertet und attraktiviert werden. Sie stellen eine wichtige städtebauliche Querbeziehung dar. Eine Belastung der Bereiche mit Schwerlastverkehr wäre kontraproduktiv. Des Weiteren würde es durch die hohe Anzahl an Lkws an der Kreuzung Feldstr./L 249 zu einem großen Problem kommen, da dort die Schienen sehr nahe am Kreuzungsbereich liegen. Die Folge wäre das Erfordernis einer

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 58 Städtebauliche Bestandserhebung und -analyse weiteren Büstra Anlage mit langen Rotphasen und Rückstau in den vorbezeichneten Straßen. Aus diesen Gründen wird von dieser Verkehrsführungsvariante dringend abgeraten.

Einbahnstraßenregelung für den Schwerlastverkehr Windener Weg Richtung Winden Eine weitere Möglichkeit den Ortskern Kreuzau von LKW-Verkehr zu entlasten wäre es, wenn die LKW die Betriebe Niederauer Mühle und Metsä Tissue wie üblich über die L249 / Hauptstr. / Müh- lengasse / Windener Weg (und dann weiter über Winden zu Metsä) anfahren. Die Abfahrenden Ver- kehre (LKWs) würden diese Strecke aber nicht zurückfahren können. Die LKWs von der Niederauer Mühle würden links abbiegen und über die Rurbrücke nach Winden fahren. Die LKW könnten dann die K 39 über Bergheim bis zur K 27 fahren und dann von dort aus weiter in Richtung Autobahn. Entlang der K 39 in Winden befindet sich die Grundschule. Zur verin- gerung der Verkehrsgeschwindigkeiten wurde in diesem Bereich eine Verengung des Fahr- bahnquerschnittes in Kombination mit einer Fahrbahnanhebung vorgenommen. Dieser Bereich ist nicht für einen hohen Schwerlastverkehr ausgelegt. Die K 39 von Winden nach Bergheim ist zudem sehr steil und eng, somit für LKW bedingt geeignet. Die OD Bergheim ist für den LKW Verkehr ebenfalls nicht ausgelegt. Dort sind in der Vergangenheit ebenfalls verkehrsberuhigende bauliche Maßnahmen im Straßenraum geschaffen worden. Zudem verhindern am Straßenrand parkende Fahrzeuge eine schnelle Durchfahrt. Straßenbaulich ist die OD nicht für LKW ausgelegt. Eine zweite Abfahralternative für die LKW der Niederauer Mühle ist der Weg über die Rur und die K 30 durch Winden, parallel zur Rur, bis Untermaubach und dann auf die K 31 durch den Ort Un- termaubach durch bis zur Kreuzung mit der K 27. Diesen Weg fahren schon heute einige LKW die von Metsä Tissue abfahren. Die OD Untermaubach ist sehr eng und schmal mit einer sehr spitzen Kurve (Am Weißenberg), bei dem es schon heute gelegentlich zu gefährlichen Verkehrssituationen kommt. Auch hier handelt es sich um eine sehr steile Straße, die aus dem Rurtal hinausführt. Für eine weitere Zunahme an LKW Verkehr durch alle LKW von Metsä und der Niederauer Mühle ist der Weg ungeeignet. Die Bevölkerung von Winden und Untermaubach würde zusätzlich durch von der Niederauer Mühle abfahrende LKW belastet und Untermaubach würde auch durch eine Erhöhung der von Metsä abfahrenden Fahrzeuge erfahren. An der K 30 durch Winden befindet sich die Rück- seite der Grundschule Winden (es gibt eine erhöhte Anzahl an Schülern, die die K 30 auf dem Schulweg queren) und die Turnhalle Winden. Dies sind die Gründe, warum die Verwaltung eine Umleitung via Winden und Untermaubach für ab- solut ungeeignet erachtet.

Machbarkeitsstudie Neubau K 30n zwischen Winden und Drove Es gibt aber auch Anregungen, dass eine K 30n gebaut wird, um den abfahrenden Lkw-Verkehr der Papierfabriken aus dem Ort herausgehalten werden. Hierzu wurde vor einigen Jahren eine auf- wendige Machbarkeitsstudie zu mehreren Varianten angefertigt. Ergebnis der Studie war, das keine der 6 untersuchten Varianten machbar ist Die Varianten scheiden aus verschiedenen Gründen alle aus: es führt durch Naturschutz- und Landschaftsschutzgebiete, Wasserschutzgebiete, immens hohe Kosten (wg. Topographie) stehen einer sehr geringen Anzahl an Lkw, die somit aus Kreuzau heraus gehalten werden könnten gegen- über, andere Ortsteile werden mit Lkw-Verkehr belastet.

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Abbildung 44: Trassenübersicht Quelle: Kreis Düren, Amt für Kreisentwicklung und –straßen.

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 60 Kreuzau im Stärken-Schwächen-Profil

7 KREUZAU IM STÄRKEN-SCHWÄCHEN-PROFIL

Im Stärken- und Schwächenprofil wird anhand der Bestandsanalyse aus den vorherigen Kapiteln und den Ergebnissen der Öffentlichkeitsbeteiligung mit einer einfachen Symbolsprache ein Über- blick über die im Untersuchungsraum ermittelten städtebaulichen Defizite und Potentiale gegeben. Grundsätzlich kann festgehalten werden, dass die Gemeinde Kreuzau eine hohe Wohn- und Naher- holungsattraktivität in Nachbarschaft zu dem Mittelzentrum Düren und den Oberzentren Köln und Aachen aufzeigt. Neben einer guten Infrastrukturausstattung, Einkaufsmöglichkeiten und vielfältigen Kultur- und Naherholungsmöglichkeiten bietet die Gemeinde Kreuzau eine gute medizinische Ver- sorgung, die im Zuge des demographischen Wandel immer mehr an Bedeutung gewinnt. Neben diesen positiven Standortfaktoren existieren aber auch Mängel und Defizite, die eine nach- haltige Entwicklung des Zentralortes stören.

Im Rahmen der Ortsbegehungen, der Bestandsaufnahme und -analyse konnten acht Untersu- chungsbereiche mit Handlungspotential im Untersuchungsgebiet festgestellt werden: . U1 Bahnhofstraße . U2 Quartier Flemingstraße . U3 Hauptstraße zw. Bahnhofstraße und Mühlengasse . U4 Nordwestliches Quartier Teichstraße . U5 Südwestliches Quartier Teichstraße . U6 Ruraue . U7 Bildungs- und Freizeitzentrum . U8 Einfallstraße Windener Weg / Mühlengasse / Hauptstraße Diese Untersuchungsbereiche wurden anhand der vorgefundenen Gegebenheiten festgelegt. Dazu zählen zum Beispiel eine einheitliche Baustruktur, vergleichbare Nutzungen oder räumlich zusam- menhängende Bereiche. Ziel dieser Einteilung war die Schaffung von homogenen Bereichen, um eine möglichst einheitliche Bewertungsgrundlage zu erhalten.

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 61 Kreuzau im Stärken-Schwächen-Profil

Abbildung 45: Untersuchungsbereiche Quelle: Planungsgruppe MWM, eigene Darstellung.

Für jeden der folgenden Untersuchungsbereiche wurden eine Mängel-Chancen-Analyse und eine Entwicklungsperspektive erstellt.

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 62 Kreuzau im Stärken-Schwächen-Profil

7.1 Untersuchungsbereich Bahnhofstraße

Stärken Schwächen

Abbildung 46: nördlicher Ortseingang Abbildung 47: stadträumliche Zäsur durch Bahnlinie und Dürener Straße

Abbildung 48: Rathaus Abbildung 49: technisch funktionaler Straßenausbau, feh- lende Barrierefreiheit

Die Bahnhofstraße weist eine rein technisch funktionale Gestaltung auf. Durch eine fehlende Stra- ßenraumgliederung und einem geradlinigen Straßenraum wirkt die Straße monoton und nicht einla- dend. Der wichtige Ortseingang mit Rathaus und Polizei ist kaum gestaltet und wirkt somit nicht re- präsentativ. Die gute Anbindung an den SPNV wird durch einen fehlenden barrierefreien Ausbau der Gehwegs- bereiche, besonders für mobilitätseingeschränkte Personen, erschwert. Dies betrifft besonders den Kreuzungsbereich der Bahnhofstraße / Flemingstraße. Diese Kreuzung ist ein zentraler Verbin- dungspunkt der Wohngebiete im Norden Kreuzaus mit vielen seniorengerechten Wohnungen sowie mit den medizinischen Einrichtungen wie Apotheke und Ärzte in der Flemingstraße. Ebenfalls fehlt es hier an einer Wegweisung zu den wichtigsten Zielen im Ort.

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 63 Kreuzau im Stärken-Schwächen-Profil

7.2 Untersuchungsbereich Quartier Flemingstraße

Stärken Schwächen

Abbildung 50: Bürgerhaus „Alter Güterschuppen“ Abbildung 51: marode Straßenraumgestaltung

Abbildung 52: Bahnhaltepunkt Abbildung 53: fehlende Wegeverbindungen in den zentra- len Ortskern

Angrenzend an das Rathaus liegt das stark frequentierte, historische Bürgerhaus (ehem. Güter- schuppen) sowie der Bahnhaltepunkt Kreuzau der Rurtalbahn. Trotz der direkten Anbindung an den schienengebundenen öffentlichen Personennahverkehr weist das Quartier einige Schwächen auf. Vor allem die allgemein geschwächte funktionale Anbindung an das Ortszentrum wird durch eine mangelhafte Fußwegevernetzung mit zu schmalen und nicht barrierefreien Gehwegen belastet. Darüber hinaus bestehen Gestaltungs- und teilweise Pflegedefizite, welche die Aufenthalts- und Verweilqualität deutlich einschränken. Fehlende Wegweiser erschweren, besonders für ortsunkun- dige Personen, die Orientierung vom Bahnhof in den Ortskern. Ebenfalls dort ansässig ist eine Filiale der ALDI Süd Unternehmensgruppe. Aufgrund der Größe und Lage des Gebäudes wird dieser Bereich davon besonders geprägt. Im Falle einer Schließung / Ver- lagerung des Discounters müssen frühzeitig Nachnutzungsüberlegungen zur Standortsicherung durchgeführt werden.

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 64 Kreuzau im Stärken-Schwächen-Profil

7.3 Handlungsraum Bereich Feldstraße / Hauptstraße / Im Herkesgarten

Stärken Schwächen

Abbildung 54: Parkplatzfläche im Bereich der Hauptstraße Abbildung 55: ungenutzte Flächenpotentiale

Abbildung 56: Flächenreserve im Bereich der Hauptstraße Abbildung 57: ungenutzte Flächenpotentiale

Der Handlungsraum im Bereich Feldstraße / Hauptstraße / Im Herkesgarten weist Nachverdich- tungspotential auf. Nach dem Abriss eines leerstehenden maroden Hofes Ecke Feldstraße / Haupt- straße wird die entstandene Brachfläche derzeit nicht genutzt. Um die zukünftige städtebauliche Entwicklung für diesen Bereich zu gewährleisten, wurde 2011 der Bebauungsplan Ortskern I aufgestellt. Neben der Festlegung der konkreten überbaubaren Flächen und Geschossigkeiten dient er zur Sicherung der gemeindlichen im Bereich der Ecke Hauptstraße / Mühlengasse. Aufgrund der sehr tiefen Grundstücksflächen in diesem Bereich wird die Fläche nicht optimal ge- nutzt und es ergibt sich somit ein nicht zu unterschätzendes Nachverdichtungspotential. Im Rahmen einer Konzeption sollen Nutzungsvarianten für die Brachfläche, einer möglichen Nach- verdichtung sowie einer städtebaulichen Integration der Parkplatzfläche aufgezeigt werden.

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 65 Kreuzau im Stärken-Schwächen-Profil

7.4 Untersuchungsbereich Hauptstraße

Stärken Schwächen

Abbildung 58: alte Burganlage Abbildung 59: fehlende Platzflächen für Außengastronomie

Abbildung 60: ortsbildprägende Bausubstanz mit prägen- Abbildung 61: fehlende optische Vernetzung der Grund- der Grünstruktur schule

Abbildung 62: Alleecharakter durch alten Baumbestand Abbildung 63: unangepasste Werbeanlagen

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 66 Kreuzau im Stärken-Schwächen-Profil

Die Hauptstraße in Kreuzau ist eine attraktive Hauptgeschäftsstraße in Kreuzau. Neben einigen ortsbildprägenden Gebäuden bestimmen die, teilweise als Allee angelegten, alten Platanen das Bild der Straße. Diese prägenden Eigenschaften in Kombination mit überwiegend großzügigen Geh- wegsbereichen und einem dichten Geschäftsbesatz machen die Hauptstraße zu einer bedeutenden Einkaufsstraße. Auf der anderen Seite wird die Hauptstraße derzeit durch den motorisierten Verkehr dominiert. Ne- ben dem technisch funktionalen Ausbau der Fahrbahn fällt die hohe Anzahl an parkenden Fahrzeu- gen ins Auge. Teilweise bestehen auch Mängel in der Barrierefreiheit. Besonders bieten einige Be- reiche nur in sehr eingeschränktem Maße Platz für Außengastronomie und laden nicht zum Verwei- len ein. Der Schulhof der Grundschule wirkt derzeit durch seine Gestaltung von der angrenzenden Platzflä- che abgetrennt. Aufgrund der Kriegszerstörung und dem nachfolgenden Wiederaufbau kann in Kreuzau im weiteren Verlauf der Hauptstraße keine typische Bauart festgestellt werden. Durch Vorsprünge in den Bau- höhen und teilweise unansehnlichen Fassaden und Schaufensterfronten wirkt die Hauptstraße hete- rogen und unharmonisch. In letzter Zeit treten vermehrt Ladenleerstände, besonders im südlichen Bereich der Hauptstraße auf. Als Stärken der Hauptstraße wiederum kann der breit aufgestellte Nahversorgungsbereich genannt werden. Mit seinem außergewöhnlichem Ärzteangebot und der guten Erreichbarkeit des Einzelhan- dels bietet die Hauptstraße für Kreuzau einen Ankerpunkt in der Grundversorgung.

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 67 Kreuzau im Stärken-Schwächen-Profil

7.5 Untersuchungsbereich Nordwestliches Quartier Teichstraße

Stärken Schwächen

Abbildung 64: historische Kirche Abbildung 65: verfallene Bausubstanz

Abbildung 66: Potentialfläche in zentraler Ortslage Abbildung 67: fehlende Wegeverbindungen in den zentra- len Ortskern

Das nördliche Quartier der Teichstraße besticht durch die Lage zwischen Rur und Ortskern mit den denkmalgeschützten Mühlenteichen. Grundsätzlich zeichnet sich dieses Gebiet als ruhiger, innerört- licher Naherholungsbereich mit attraktiven Frei- und Spielflächen aus. Als besondere Qualität kann hier der hohe Anteil an prägenden Grünstrukturen genannt werden, die für den gesamten Ortskern die Funktionen einer öffentlichen Grünfläche aufnehmen muss. Dennoch werden die Stärken in die- sem Bereich durch die vorherrschenden Mängel deutlich eingeschränkt. Aufgrund der Lage des Gebietes zwischen Rur und Ortskern wird hier eine verbindende Funktion benötigt, dem das Gebiet nicht nachkommt. Neben der komfortablen Begehbarkeit der Fußwege sind hier deutliche Mängel in der Barrierefreiheit vorhanden. Der potentialreiche Mühlenteich mit dem für Kreuzau bedeutenden Element Wasser sind nicht erlebbar und weisen kaum Aufenthalts- qualität auf.

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 68 Kreuzau im Stärken-Schwächen-Profil

7.6 Untersuchungsbereich Südwestliches Quartier Teichstraße

Stärken Schwächen

Abbildung 68: Bereich mit Nachverdichtungspotential Abbildung 69: verfallene Bausubstanz

Abbildung 70: Potentialfläche in zentraler Ortslage Abbildung 71: fehlende Wegeverbindungen in den zentra- len Ortskern

Das Gelände der ehemaligen Brauerei im Bereich Mühlengasse / Hauptstraße / Teichstraße liegt brach und äußert sich als städtebaulich geschwächter Bereich. Neben einer fehlenden Einbindung der Fläche in den Ortskern fehlt eine Fußwegeverbindung zur Hauptstraße. In dieser Hinterhofsituation bestehen viele Potenziale für eine städtebauliche Aufwertung des Quar- tiers. Durch die Nähe zu den vorhandenen Versorgungseinrichtungen und zum zentralen Ortskern bietet sich dieser Bereich zur Schaffung von Wohnraum und Dienstleistungsbetrieben an, in Ver- knüpfung mit weiteren Nutzungen (Handel, Gastronomie, sonstiges Gewerbe), um eine gesunde und lebendige Nutzungs- und Funktionsmischung zu erreichen. Die Gemeinde hat in der vergangenen Zeit Grundstücke mit teils leerstehenden Gebäuden und Brachflächen erworben. Da in Kreuzau keine größere Platzfläche mit Aufenthaltsqualität vorhanden ist, um Dorffeste und andere Veranstaltungen zu organisieren, wurde für diesen Bereich eine groß- zügige Platzanlage vorgesehen. Um diese Vorstellungen planungsrechtlich abzusichern, hat die Gemeinde 2011 den Bebauungsplan Ortskern II aufgestellt. Neben der Sicherung der Platzfläche

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 69 Kreuzau im Stärken-Schwächen-Profil soll der Bauleitplan eine Verbindung der angrenzenden Quartiere mit der Hauptstraße gewährleis- ten.

7.7 Untersuchungsbereich Ruraue

Stärken Schwächen

Abbildung 72: Freifläche mit attraktivem Baumbestand Abbildung 73: Industrieanlage zur Wassergewinnung

Abbildung 74: unmittelbare Nähe zur Rur Abbildung 75: fehlende Wegeverbindungen in den zentra- len Ortskern

Entlang der Rur erstreckt sich der Naherholungsbereich Ruraue, inklusive der durch die Papierin- dustrie zur Wassergewinnung genutzten Freifläche. Besonders zu betonen ist in diesem Bereich der Ruruferradweg als touristische Attraktion. Im Bereich des Kreuzauer Wehrs befindet sich eine Freifläche in unmittelbarer Nähe zu Rur und dem zentralen Ortskern. Dennoch kann aufgrund der fehlenden Gestaltung des Uferbereichs eine verminderte Aufenthalts- und Gestaltungsqualität festgestellt werden. Ebenfalls ist keine Willkom- menssituation für die Touristen des Ruruferradweges vorhanden. Die Orientierung für potenzielle Besucher des Kreuzauer Ortskerns ist nicht vorhanden. Ebenso ist das für den Ort Kreuzau seit jeher wichtige Element Wasser nicht erlebbar. Darüber hinaus bestehen Defizite im barrierefreien Ausbau der vorhandenen Fußwegeverbindungen.

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 70 Kreuzau im Stärken-Schwächen-Profil

7.8 Untersuchungsbereich Bildungs- und Freizeitzentrum

Stärken Schwächen

Abbildung 76: Festhalle als kultureller Dorfmittelpunkt Abbildung 77: Wenig einladender Ortseingang

Abbildung 78: Schulzentrum Kreuzau Abbildung 79: ungestaltete Parkplatzfläche neben dem Schulhof

Abbildung 80: Freizeit- und Wellnessbad MonteMare Abbildung 81: fehlende Schulwegesicherheit

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 71 Kreuzau im Stärken-Schwächen-Profil

Das Bildungs- und Freizeitzentrum von Kreuzau umfasst das Schulzentrum Kreuzau, bestehend aus der Sekundarschule und dem Gymnasium, der für kulturelle Veranstaltung genutzten Festhalle so- wie dem regional bekannten Schwimmbad „MonteMare“ und dem Sportplatz mit Dreifeld- und Zwei- feldsporthalle. Das Gymnasium der Gemeinde Kreuzau ist eine junge Schule mit einem besonders großen Ange- bot an Austauschprogrammen, Arbeitsgemeinschaften und Leistungskursen in den Natur- und Geis- teswissenschaften ebenso wie dem musisch-künstlerischen Bereich. Die Sekundarschule wird in Kooperation mit der Nachbargemeinde Nideggen geführt. Die Klassen 5-10 werden an beiden Standorten geführt, wobei am Standort Nideggen die Klassenzüge ein- bis zweizügig und am Standort Kreuzau drei- bis vierzügig ausgelegt sind. Die Sekundarschule ist eine Ganztagsschule, was bedeutet, dass an drei Nachmittagen verbindlicher Unterricht mit Übermit- tagsverpflegung und -betreuung angeboten wird. Jedoch ist dieser, für das gemeindliche, soziokulturelle Leben wichtige Bereich, funktional kaum an den Ortskern angebunden. Dies stellt besonders für ortsunkundige Personen ein Problem dar, da Wegweiser zu wichtigen Zielen im Zentrum gänzlich fehlen. Durch den hohen Anteil versiegelter Flächen mit teilweise abgängigem Erscheinungsbild wirkt der gesamte Bereich wenig einladend und wird seiner repräsentativen Funktion nicht gerecht.

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 72 Kreuzau im Stärken-Schwächen-Profil

7.9 Untersuchungsbereich Einfallstraße Windener Weg / Mühlengasse / Haupt- straße

Stärken Schwächen

Beispielfotos:

Abbildung 82: Nahversorger in zentraler Lage Abbildung 83: hohe Verkehrsbelastung durch Schwerlast- verkehr

Abbildung 84: historisch gewachsene Papierfabrik als Abbildung 85: fehlende Fußwegesicherheit in der Mühlen- Arbeitsplatzstandort gasse

Dieser Untersuchungsbereich verbindet den Freizeit- und Bildungsbereich mit dem Ortskern. Er reicht von den außerhalb des Untersuchungsbereichs liegenden Einzelhandelseinrichtungen bis zum westlichen Ortseingang hin. Durch den reinen verkehrstechnischen Ausbau der Straße ist kein erkennbarerer Ortseingang vorhanden. Zusätzlich mangelt es an einer Wegweisung zu wichtigen Zielen im Ort. Verkehrlich betrachtet weist dieser Bereich mehrere Problemstellen auf. Bedingt durch die am Windener Weg ansässige Papierfabrik Niederauer Mühle, besteht in diesem Bereich ein hohes Ver- kehrsaufkommen, besonders im Hinblick auf den Schwerlastverkehr. Diese hohe Belastung durch

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 73 Kreuzau im Stärken-Schwächen-Profil den Schwerlastverkehr macht sich besonders in dem Kreuzungsbereich Hauptstraße / Mühlengasse bemerkbar. Aufgrund des geringen Straßenquerschnitts in Kombination mit der Kurvensituation kommt es zu teilweise kritischen Begegnungssituationen LKW mit LKW. Diese Begegnungssituation wird zusätz- lich durch die unmittelbar hintereinanderliegenden und parallel geschalteten Fußgängersignalanla- gen verschärft. Wird die Lichtsignalanlage angefordert, so entstehen Rückstausituationen. Diese verkehrliche Belastung wirkt sich durch die Emissionsbelastung negativ auf die Wohn- und Aufent- haltsqualität der angrenzenden Bereiche aus.

Abbildung 86: Auszug aus Stärken- und Schwächen-Gesamtdarstellung Quelle: Planungsgruppe MWM 2017, Kartengrundlage: GeobasisNRW.

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 74 Kreuzau im Stärken-Schwächen-Profil

Abbildung 87: Legende zur Stärken- und Schwächen-Gesamtdarstellung Quelle: Planungsgruppe MWM 2017.

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 75 Leitbild und Entwicklungsziele der Ortsentwicklung

8 LEITBILD UND ENTWICKLUNGSZIELE DER ORTSENTWICKLUNG

Aufgabe einer nachhaltigen Ortsentwicklung für Kreuzau, im Sinne der integrierten Entwicklung, ist es, die vorhandenen Potentiale auszubauen und die derzeitig existierenden Schwächen und Prob- lemen zu minimieren. Es gilt also, das Handeln aller Akteure entsprechend auszurichten und mit möglichst effizientem Ressourceneinsatz eine Entwicklung zum gegenseitigen Nutzen (ob privater oder öffentlicher Akteure) in die Wege zu leiten. Basierend auf der Bestandanalyse wurden vier Handlungsbereiche identifiziert, in denen die für die Entwicklung des Kreuzauer Ortskerns wichtigen Themen zusammengefasst wurden:

Abbildung 88: Handlungsbereiche Entwurf: Eigene Darstellung, Planungsgruppe MWM, 2016.

8.1 Leitbild Auf Basis der Ergebnisse der Bestandsanalyse wurde unter Einbezug von Bürgerschaft und Multi- plikatoren ein Leitbild formuliert, das die Entwicklungsperspektive für Kreuzau für die nächsten acht Jahre auf den Punkt bringen soll.

Kreuzau: Regional vernetzt mit Stadtleben und Natur

Zur Illustration des Leitbildes wurde nachstehende Leitbildgrafik erstellt. Kreuzau verfügt mit seinen attraktiven kulturellen und sozialen Einrichtungen, der ansässigen Wirtschaft als Arbeitsplatzstand- ort sowie dem Wohnstandort mit vielfältigen Wohnformen über eine umfangreiche Ausstattung als Gemeinde. Die regionale Vernetzung des ländlichen Kreuzaus mit dem Stadtleben stellt die Grafik durch die gute verkehrliche Anbindung an das Mittelzentrum Düren sowie das Oberzentrum Köln u. a. mit dem Schienenpersonennahverkehr dar. Zugleich ist die Gemeinde aber durch die Nähe zu den Naherholungsbereichen mit der Rur sowie der Eifel mit Drover Heide eng verzahnt mit der Na- tur.

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 76 Leitbild und Entwicklungsziele der Ortsentwicklung

Abbildung 89: Leitbildgrafik Entwurf: Eigene Darstellung, Planungsgruppe MWM, 2017.

Basierend auf diesem übergeordneten Leitbild wurden zu jedem Handlungsbereich Leitideen ver- fasst, die die Entwicklungsrichtungen der einzelnen Bereiche plakativ und in einfachen Worten wi- dergeben.

Abbildung 90: Handlungsbereiche mit Leitideen Entwurf: Eigene Darstellung, Planungsgruppe MWM, 2016.

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 77 Leitbild und Entwicklungsziele der Ortsentwicklung

8.2 Leitziele Die in den vier Handlungsreichen dargestellten Leitideen bilden den strategischen Überbau des In- tegrierten Handlungskonzeptes. Um diese Ideen fachplanerisch operationalisierbar zu machen, wurden sogenannte Leitziele entwickelt. Diese Leitziele konkretisieren die Leitideen im Sinne von Strategien und stellen das Bindeglied zu den konkreten Umsetzungsmaßnahmen dar.

Handlungsbereich 1: Verkehr und (Nah-)Mobilität

LZ 1.1 Reduzierung der Verkehrsprobleme, insbesondere die des Schwer- lastverkehrs LZ 1.2 Sicherstellung einer uneingeschränkten Mobilität für alle Generatio- nen LZ 1.3 Stärkung umweltfreundlicher Mobilitätskonzepte LZ 1.4 Verbesserung der Barrierefreiheit

Handlungsbereich 2: Wirtschaftsstandort Ortskern

LZ 2.1 Entwicklung gemeinsamer Vermarktungskonzepte / Bildung einer eindeutigen Marke LZ 2.2 Abbau und Vermeidung von Leerstand und Brachen sowie Findung bedarfsorientierter Nutzungen LZ 2.3 Positionierung des Kreuzauer Ortskerns als attraktiver Einzelhan- delsstandort LZ 2.4 Verknüpfung und Ausbau vorhandener Tourismuspotenziale

Handlungsbereich 3: Städtebau, Ortsbild und Freiräume

LZ 3.1 Städtebauliche Inwertsetzung und Attraktivitätssteigerung des Orts- zentrums LZ 3.2 Verbesserung der Lebensqualität sowie des Innen- und Au- ßenimages des Ortskerns LZ 3.3 Vernetzung lokaler Funktionsräume LZ 3.4 Inwertsetzung der historischen Teiche und der Grünflächen

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 78 Leitbild und Entwicklungsziele der Ortsentwicklung

Handlungsbereich 4: Wohnen und Leben

LZ 4.1 Sicherung der Zuzüge, v. a. jüngerer Bevölkerungsgruppen als eine Antwort auf den demographischen Wandel LZ 4.2 dauerhafte Bewahrung des identitätsstiftenden Kultur- und Brauch- tumsschatzes LZ 4.3 Entwicklung einer generationengerechten Bildungslandschaft mit viel- fältigen Angeboten zum „lebenslangen Lernen“ LZ 4.4 Sicherung, Neunutzung und klimafreundliche Anpassung von (histori- scher) Bausubstanz

Diese stadträumlich-funktionalen, sektoralen Leitziele werden durch folgende fachlich übergreifen- den Ziele und Determinanten flankiert: . Entgegensteuern des demographischen Wandels / Verbesserung der Barrierefreiheit . Stärkung des Klimaschutzes . Kooperation mit Privaten / Vereinen . Ausbau der freien und digitalen Infrastruktur (u. a. Breitbandausbau)

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9 STÄDTEBAULICHE KONZEPTION

Ein Schritt hin zur Operationalisierung und Spezifizierung des Leitbilds und der Leitziele entspre- chend der Ausgangssituation im jeweiligen Handlungsbereich, ist die Verräumlichung und zeichneri- sche Aufarbeitung in Form eines Strukturkonzeptes. Dieses stellt die Planungsabsichten im Ge- samtzusammenhang des Untersuchungsraumes in abstrahierter Form dar und verfolgt einen inte- grierten Ansatz, der städtebauliche, freiraumplanerische und infrastrukturelle Entwicklungsüberle- gungen genauso berücksichtigt wie verkehrliche Zielsetzungen im Bereich der öffentlichen Straßen und Plätze. Ferner werden Querschnittsthemen wie Barrierefreiheit oder Demographie einbezogen. In der Plansprache benutzt es dazu einen Mix aus symbolhafter sowie flächiger Darstellung.

Abbildung 91: Strukturkonzept Kreuzau Quelle: Planungsgruppe MWM 2017.

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Abbildung 92: Legende zum Strukturkonzept Kreuzau Quelle: Planungsgruppe MWM 2017.

Aus dem Plankonzept geht hervor, wo besondere städtebauliche Impulse, z. B. durch ortskernge- rechte Neuordnung von Baublöcken, durch Neubau oder Sanierung von Gebäuden und / oder die Ertüchtigung für neue Nutzungen (z. B. im Bereich der Hauptstraße), gesetzt werden sollen. Es drückt aus, wo vorhandene Wegeverbindungen auszubauen und neue einzurichten sind. Die Differenzierung reicht dabei von der symbolhaften Andeutung von wichtigen Wegebeziehungen (Pfeile), die es bei der Umsetzungsplanung zu berücksichtigen gilt, bis hin zur Kennzeichnung be- sonders gegliederter, hochwertig ausgestatteter Frei- und Aufenthaltsflächen, die als Trittsteine die- nen sollen. In Kreuzau kommt vor allem der Ost-West Verknüpfung des Ortskerns ein besonderes Augenmerk zu. Über die Hauptstraße sollen die östlich und westlich gelegenen Bereiche miteinan- der verknüpft werden. Zur Unterstützung der optischen Verknüpfung sowie zur Gliederung der Hauptstraße (langes Band) sind u. a. die geplanten Trittsteine auf der Hauptstraße vorgesehen. Besonderes Augenmerk legt das Konzept auf die Verknüpfung mit dem Ortskern sowie Attraktivie- rung der bestehenden Grün- und Naherholungsstrukturen. Neben einer Verknüpfung dieser Räume mit dem Ortskern wurde auch eine generationengerechte Ausstattung dieser Bereiche hierbei mit- gedacht. Auf diesen abstrakten Darstellungen der Planungsabsichten wurde ein Masterplan entwickelt, der die Planungsabsichten detaillierter, in einigen Schwerpunktbereichen mit entwurfsplanerischer Ver- tiefung, darstellt.

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Abbildung 93: Masterplan Kreuzau Quelle: Planungsgruppe MWM 2017.

Nachfolgend wird der Masterplan anhand der Handlungsbereiche kurz beschrieben sowie die ein- zelnen Schwerpunktbereiche ausführlich erläutert. In einem weiteren Schritt wurden die im Masterplan dargestellten Umgestaltungsvorschläge in ein umsetzungsfähiges und finanzierbares Maßnahmengerüst eingebettet. Diese Maßnahmen werden im Folgenden jedem Schwerpunktbereich zugeordnet.

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9.1 Handlungsbereich Verkehr und (Nah-) Mobilität Schwerpunktbereich Aufwertung Hauptstraße Im Bereich der Ortsmitte von Kreuzau, mit dem Hauptgeschäftsbereich und der Pfarrkirche St. Heri- bert, ist vorrangig die Sicherung und Stärkung der vorhandenen Funktionen vorgesehen. Die Haupt- straße in Kreuzau soll dabei in ihrer Funktion als örtliche Hauptgeschäftsstraße aufgewertet werden. Die hohe Belastung durch den motorisierten Verkehr sowie teils Gehwegsbereiche ohne Platz für Außengastronomie vermindern die Aufenthaltsqualität der Straße. Dies wirkt sich besonders auf die ansässigen Gastronomiebetriebe aus. Sichtbar wird dies durch die nur spärlich oder überhaupt nicht vorhandenen außengastronomischen Angeboten.

Abbildung 94: Auszug Masterplan: Bereich Hauptstraße Quelle: Planungsgruppe MWM 2017.

Ebenfalls Handlungsbedarf weisen der Schulhof der Grundschule sowie die angrenzende Platzflä- che auf. Der Schulhof der Grundschule wirkt derzeit durch seine Gestaltung von der angrenzenden Platzfläche abgetrennt und nicht in den Ortskern integriert. Die Gestaltung der angrenzenden Platz- fläche ist in die Jahre gekommen und nicht mehr zeitgemäß. Fehlende Aufenthaltsqualität und eine mangelhafte Einbindung der angrenzenden Nutzungen sowie der Bushaltestellen führen zu einer Mindernutzung des gesamten Bereichs. Ziel einer Umgestaltung der Hauptstraße muss es also sein, die Dominanz des motorisierten Ver- kehrs zu reduzieren sowie attraktive Flächen für die Außengastronomie zu schaffen.

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Die Oberflächen der Hauptstraße befinden sich in einem guten Zustand, sodass ein Vollausbau nicht notwendig wird. Im Rahmen von punktuellen Eingriffen, sollen wiederkehrende Platzflächen als Verbindungstrittstei- ne angelegt werden, die einerseits das lange „Band“ der Hauptstraße gliedern und andererseits Flä- chen für die Außengastronomie bereitstellen. Durch die regelmäßige Anlage der Platzflächen und Änderung der vorhandenen ÖPNV Haltestellenbuchten in Haltestellenkaps wird die Geschwindigkeit des motorisierten Verkehrs entschleunigt. Die Abbildung 95 zeigt die mögliche Umgestaltung eines solchen Verbindungstrittsteins an der Kreuzung Hauptstraße / Feldstraße / Mittelstraße. Durch die Umwandlung der Haltestellenbucht vor der Gaststätte Alte Post in ein Haltestellenkap wird nicht nur der Verkehr verlangsamt, sondern auch Fläche gewonnen, die z. B. für Außengastronomiezwecke verwenden werden kann. Diese Außen- gastronomieflächen sind auch im Bereich des Eiscafés vorgesehen. Hier kann durch eine Neuge- staltung der Kreuzung genügend Vorfläche geschaffen werden. Im Zuge der Neugestaltung der Kreuzung wird auf die Verbesserung der Barrierefreiheit geachtet. So ist es möglich die Fußgängerquerung in diesem Bereich zu erleichtern sowie den Verkehr zu beruhigen.

Abbildung 95: Auszug Masterplan: Kreuzung Feldstraße / Mittelstraße Quelle: Planungsgruppe MWM 2017.

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Besonderes Augenmerk erhält die zu schaffende Platzfläche im Bereich des Schulhofs der Grund- schule Kreuzau. Der bereits bestehende Platzbereich an der Von-Torck-Straße soll in Richtung Schulhof der Grundschule ausgeweitet werden. Hier soll eine multifunktional nutzbare Platzfläche entstehen, die den Schulhof mit in die Gestaltung integriert. Durch eine Aufwertung und quartiersge- rechte Gestaltung könnte so ein attraktiver und multifunktionaler Aufenthalts- und Begegnungsraum für die Kreuzauer Bewohnerschaft geschaffen werden.

Abbildung 96: Auszug Masterplan: Bereich Schulhof Grundschule Quelle: Planungsgruppe MWM 2017.

Wie in der Abbildung 96 zu erkennen ist, sollen die derzeit optisch getrennten Platzflächen zusam- mengeführt werden. Dabei wird darauf geachtet. dass der Schulhof der Grundschule weiterhin si- cher von den Grundschülern in den Pausenzeiten genutzt werden kann. Allgemein würde durch eine Anpassung der Platzgestaltung die Aufenthaltsqualität verbessert wer- den. Damit der Platz als neue Ortsmitte von Kreuzau angenommen wird, ist es wichtig den Platz mit hochwertigem und attraktivem Mobiliar auszustatten. Durch die multifunktionale Gestaltung der Flä- che, können hier zukünftig viele Veranstaltungen ausgerichtet werden. Das Ersetzen des vorhande- nen und in die Jahre gekommenen Wetterschutzes der Grundschule durch ein modernes Zeltdach würde den Platz zusätzlich aufwerten. Die Gestaltung der Hauptstraße mit dem Platzflächen sowie alle weiteren Umbaumaßnahmen orientieren sich dabei an einem, noch zu entwickelnden Gestal- tungskanon. Diese Abstimmung, vor allem bei Oberflächenmaterialien und Stadtmobiliar, ist wichtig, um einen einheitlichen und hochwertigen Eindruck der Gesamtmaßnahme zu erhalten. Darüber hinaus stellt die Platzfläche ein wichtiger Trittstein in der Verknüpfung des Bürgerhauses und Bahnhofes über das Zentrum mit dem Nacherholungsbereich der Teiche und der Rur dar.

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Abbildung 97: Mögliche Umgestaltung Schulhof als Vorher-Nachher-Visualisierung Entwurf: Eigene Darstellung, Planungsgruppe MWM, 2017.

Zur Verdeutlichung der Planungsüberlegungen wurde eine Visualisierung der angestrebten Umge- staltung des Schulhofes und der angrenzenden Platzfläche angefertigt. Wie in Abbildung 97 deutlich erkennbar ist, soll der Platz zur Hauptstraße hin geöffnet werden, sodass eine optimal dimensionier- te Platzfläche entstehen kann. Da die Gestaltung der Platzfläche im Sinne einer Platzüberfahrt über die Fahrbahn erfolgt, kann in diesem Bereich ebenfalls die Barrierefreiheit verbessert sowie die Ver- kehrsgeschwindigkeit des motorisierten Verkehrs reduziert werden.

Der Schwerpunktbereich „Aufwertung Hauptstraße“ umfasst u. a. nachfolgende Maßnahmen:

Nr. Maßnahmentitel

M 3.4.2 Aufwertung Bahnhofstraße

M 3.4.3 punktuelle Aufwertung der Hauptgeschäftsstraße (Hauptstraße)

M 3.4.4a Öffnung Schulhof der Grundschule als multifunktional nutzbarer Quartiersplatz

M 3.4.4b Überdachung / Wetterschutz Quartiersplatz Hauptstraße

M 3.4.6 städtebauliche und fußläufige Anbindung Bahnhof zur Hauptstraße (Flemingstraße, Von-Torck-Straße)

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Schwerpunktbereich Verkehrsverbesserung Mühlengasse / Hauptstraße Ebenfalls dem Handlungsbereich Verkehr und (Nah-)Mobilität zugeordnet ist die Verbesserung der Kreuzungssituation Mühlengasse / Hauptstraße. Wie bereits in Kapitel 7.9 ausführlich beschrieben kommt es in diesem Bereich zu massiven Verkehrsbehinderungen.

Verbesserung des Verkehrsflusses

Abbildung 98: Auszug Masterplan: Mühlengasse / Hauptstraße Quelle: Planungsgruppe MWM 2017.

Um die Auswirkungen der Verkehrsbelastung, insbesondere die des Schwerlastverkehrs, kurzfristig zu vermindern, ist eine Kurvenaufweitung in Kombination mit einer Neuordnung der Verkehrsrege- lung vorgesehen.

Abbildung 99: Auszug aus dem Lageplan der Kurvenaufweitung Quelle: Planungsgruppe MWM 2017.

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Mit der Anpassung des Straßenquerschnitts in der Kurvensituation an die gültigen gesetzlichen Vor- gaben, werden die derzeit kritischen Begegnungssituationen LKW mit LKW entschärft. Die dazu erstellte Planung wurde bereits mit dem Kreis Düren abgestimmt und in den Kreishaushalt aufge- nommen. Mit einer Realisierung der Planung kann ab dem Jahr 2018 gerechnet werden. Aus den Erkenntnissen einer digitalen Schleppkurvensimulation wurden die notwendigen Fahrbahn- breiten ermittelt. Wie in Abbildung 99 zu erkennen ist, ist eine Anpassung des nördlichen Bordes nicht erforderlich. Lediglich im südlichen Bereich müsste die Fahrbahn zu Lasten zweier Parkplätze aufgeweitet werden. Eine weitere Verflüssigung des Verkehrs wird durch eine optimierte Lichtsignalanlage erreicht, in- dem die derzeit unmittelbar hintereinanderliegenden und parallel geschalteten Fußgängersignalan- lagen reduziert werden. Neben einem verbesserten Verkehrsfluss wird so die Emissionsbelastung reduziert und die Wohn- und Aufenthaltsqualität in diesem Bereich erhöht. Die im Rahmen der Kurvenaufweitung notwendigen Umbaumaßnahmen der Nebenflächen werden dabei in Anlehnung an die Gestaltung der Hauptgeschäftsstraße erfolgen. So wird neben der Ver- besserung der Barrierefreiheit und der Fußgängerquerung auch durch eine einheitliche Gestaltung ein erkennbarerer Ortseingang entstehen, der gleichzeitig als Auftakt zur Hauptgeschäftsstraße von Kreuzau dient. Denkbar wäre hier die Installation einer Wegweisung zu wichtigen Zielen im Ort in Form einer hochwertigen Infostele. Auf dieser Stele könnten Informationen zu Einrichtungen sowie Attraktionen im Ortskern bereitgestellt werden. Die sich an diesen Bereich anschließende Mühlengasse soll verbreitert werden. Dazu hat die Ge- meinde bereits im Jahr 2011 einen Bebauungsplan aufgestellt, der die notwendige Straßenverbrei- tung in nördliche Richtung beinhaltet. Um diese Straßenverbreitung jedoch durchführen zu können, ist der Abriss der Gebäude Mühlengasse 6 und 8 erforderlich. In der kommenden Umsetzung des Masterplanes ist es vorgesehen, diese Planung unter intensiver Beteiligung der betroffenen Eigen- tümer abzustimmen, um den Verkehrsfluss sowie die Fußwegesicherheit in diesem Bereich deutlich zu verbessern.

Der Schwerpunktbereich „Verkehrsverbesserung Mühlengasse / Hauptstraße“ umfasst u. a. nach- folgende Maßnahmen:

Nr. Maßnahmentitel

M 3.4.1 Städtebauliche Betonung der Ortseingänge

M 3.4.5 Verbesserung der fußläufigen Querbeziehungen (Hauptstraße / Mühlengasse)

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9.2 Handlungsbereich Wirtschaftsstandort Ortskern Schwerpunktbereich Neuordnung Rewe-Areal Der Ortsteil Kreuzau verfügt über eine hohe Nahversorgungsqualität und nimmt auch für einen Teil der umliegenden Ortschaften eine zentrale Versorgungsfunktion ein. Im Rahmen der Bürgerbeteili- gung wurde immer wieder das Thema eines fehlenden Drogeriemarktes im Zentralort angespro- chen. Zwar treten innerhalb der Hauptstraße immer wieder Ladenleerstände zu Tage, diese entsprechen jedoch überwiegend nicht den aktuellen Anforderungen an ein vom Einzelhandel genutztes großflä- chiges Ladenlokal. Innerhalb des Handlungsbereichs bieten sich auch keine geeigneten Freiflächen zur Realisierung des Drogeriemarktes an. Im Rahmen einer Potentialbetrachtung fiel der Fokus da- bei auf den Bereich des derzeitigen Rewe-Getränkemarktes. Dieser Bereich würde sich aufgrund der Lage, Größe und verkehrlichen Anbindung als Standort für einen Drogeriemarkt anbieten. Abbil- dung 100 zeigt einen ersten Bebauungsvorschlag zur Unterbringung eines Drogeriemarktes sowie einer Nachverdichtung mit Wohnnutzung. Das Gebäude des Drogeriemarktes wird in diesem Kon- zept zum Windener Weg hin orientiert und soll eine besondere Gestaltung erhalten. Denkbar wäre hier die Kombination des Einzelhandels mit Dienstleistung in den oberen Etagen, um den Lärm des Windener Weges von der dahinter liegenden Bebauung abzuschirmen. Die anschließenden Wohn- gebäude sollen zur Ergänzung des derzeitigen Wohnungsmarktes dienen. Denkbar ist hier, auf- grund der zentralen Lage, die Ausrichtung zum Mehrgenerationenwohnen. Im Zuge einer Rahmen- planung soll die Planung für diesen Bereich vertieft und konkretisiert werden. Weiterhin zu beachten bleibt, dass diese Planung als Vision für eine Umgestaltung des Bereichs zu verstehen ist. Aufgrund geltender langfristiger Pachtverträge und Eigentumsverhältnisse erfordert eine eventuelle Umsetzung der Planung einen intensiven Dialog mit allen betroffenen Aktueren.

Abbildung 100: Bebauungsvorschlag für den Bereich des Rewe-Getränkecenters Quelle: Planungsgruppe MWM 2017.

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Der Schwerpunktbereich „Neuordnung Rewe-Areal“ umfasst u. a. nachfolgende Maßnahmen:

Nr. Maßnahmentitel

M 2.1.6 Rahmenplanung städtebauliche Entwicklung Teichstraße, Windener Weg, Am Was- sergarten

Schwerpunktbereich Öffentlichkeitsarbeit / Imageverbesserung Bereits während der Erarbeitung des Integrierten Handlungskonzeptes wurde durch die Integration und Partizipation lokaler Akteure der nötige Rückhalt, aber auch die nötige Leistungsfähigkeit gene- riert, um das Konzept erfolgreich auf- und umzusetzen. Diese intensive Öffentlichkeitsinformation und -beteiligung ist gerade auch in der Umsetzungsphase entscheidend zur Akzeptanzbildung, aber auch, um die Planungsbelange und Anregungen z. B. der Gewerbetreibenden und Anwohner recht- zeitig und umfassend berücksichtigen zu können. Um auch weiterhin eine intensive Öffentlichkeits- arbeit zu gewährleisten, sind die Bewerbung und Durchführung von Bürgerwerkstätten, Planungs- wettbewerben, die Erstellung von Flyern / Infoblättern sowie verschiedene Marketing- und Image- maßnahmen erforderlich. Neben der Information und Beteiligung der lokalen Akteure und der Bevölkerung ist es wichtig, das Image von Kreuzau mit Hilfe eines aufeinander abgestimmten Maßnahmenbündels aufzuwerten. Ein Image kann aber nur dann glaubhaft vermittelt werden, wenn der Ortskern und damit dessen lokale Akteure zu einer gemeinsamen Identität gefunden haben. Identitätsbildung und die Entwick- lung eines von allen getragenen Wertegerüstes stehen also ebenso im Vordergrund. Die Aufwertung des Images wird als eine ganzheitliche Vorgehensweise verstanden, um das Pro- dukt „Kreuzau“ nach innen und außen kommunikativ positiv zu transportieren. Folglich stehen am Anfang der Überlegungen die gemeinsame Herausarbeitung von Kernbotschaften und die Verstän- digung auf diese Alleinstellungsmerkmale bzw. Identität. Erst darauf aufbauend können dann die Kommunikationsmaßnahmen entwickelt werden. Ein mögliches Alleinstellungsmerkmal von Kreuzau könnte die bis in die Gegenwart reichende Vergangenheit des Ortes als Papierproduktionsstandort sein. Hier wurden bereits während der Bürgerbeteiligung gut Ideen und Vorschläge genannt, ein Image für Kreuzau zu etablieren (u. a. Kreuzauer Papiertüte als einheitliche Verkaufstüte für alle Geschäfte). Ein Instrument, welches anhand professioneller Vorgehensweisen auf eine möglichst ganzheitliche und nachhaltig erfolgsorientierte Attraktivitätssteigerung sowie Belebung zentraler Lagen abzielt und damit die Maßnahmen der öffentlichen Hand sinnvoll ergänzt, ist das Ortskernmanagement. Ein Ortskernmanagement für Kreuzau bietet sich besonders an da es hier, neben der Imageverbes- serung, auch um die Belebung der Hauptstraße als Hauptgeschäftsstraße geht. Die praktische Durchführung erfordert in der Regel den Einsatz eines Ortskernmanagers, welcher sich in Vollzeit oder auch tageweise vor Ort mit den Belangen des Ortskernes beschäftigt und zu- dem als Moderator alle wichtigen Akteursgruppen (u. a. Einzelhändler, Immobilieneigentümer, Ver- waltung, Politik, Bürger, evtl. Vereine und kulturelle Initiativen) für einen gemeinsamen, aktiv geleb- ten Entwicklungsprozess gewinnt. Über diesen Weg werden Projekte angestoßen, welche im Rah- men der üblicherweise ehrenamtlichen Arbeit kaum geleistet bzw. erwartet werden können. Um eine möglichst hohe Akzeptanz der Ortskernmanagement-Initiative bei allen Standortakteuren zu erreichen, empfiehlt es sich, die Trägerschaft im privatwirtschaftlichen Bereich anzusiedeln.

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Denkbar ist die Gründung eines eigenständigen Ortskernmanagement-Vereins ebenso wie die be- wusste und gewollte Weiterentwicklung einer bereits bestehenden Vereinsstruktur hin zu einer Standortgemeinschaft, die auch anderen privaten Akteursgruppen zur aktiven Mitarbeit offensteht. Damit sich das Ortskernmanagement als zentrale Anlaufstelle und Informationszentrum in Kreuzau etablieren kann, ist es wichtig einen zentralen Arbeitsplatz für den Ortskernmanager bereitzustellen, der gleichzeitig als Quartiersbüro z. B. für kleine Veranstaltungen und Workshops dient. Vorstellbar ist die Unterbringung des Quartiersbüros in einem Leerstand an der Hauptstraße. Mit der beabsichtigen Zwischennutzung verbunden ist somit auch eine Reaktivierung der Immobilie und ein deutliches Zeichen, dass die Ortsentwicklung in Kreuzau beginnt. Das Spektrum des Ortskernmanagements reicht von Werbemaßnahmen bis hin zu gestalterischen Maßnahmen. Als Prozess muss auf der einen Seite die Kommunikation der privaten Akteure mit der Gemeindeverwaltung, aber auch der privaten Akteure untereinander funktionieren. Hier liegt die besondere Herausforderung für den Ortskernmanager. Typische Themenfelder, um welche sich Ortskernmanagement-Initiativen kümmern, sind: Einzelhandelsförderung, Standortimage- und Mar- kenbildung, Leerstandsabbau und Branchenmixsteuerung, Durchführung von Aktionen und Veran- staltungen und nicht zuletzt der Anschub von Maßnahmen zur funktionalen sowie optischen Attrakti- vitätssteigerung (Optimierung der Erreichbarkeit, Verbesserung der Aufenthalts- und Verweilqualität etc.). Die Notwendigkeit eines Ortskernmanagements bei Straßenbaumaßnahmen stellte sich besonders bei der Sanierung der Landesstraße (Dürener Straße) heraus. Häufig entstehen durch Baumaß- nahmen Verkehrsverschiebungen, die sich negativ auf die ansässigen Einzelhandelsbetriebe aus- wirken. Hier kann das Management frühzeitig eingreifen und den lokalen Einzelhandel unterstützen. Um solche Maßnahmen nicht nur organisatorisch, sondern auch finanziell zu unterstützen und ohne große Umwege durchführen zu können, soll für Kreuzau ein Verfügungsfonds eingerichtet werden. Dieser finanziert sich jeweils zur Hälfte aus privaten Mitteln (z. B. Wirtschaft, Vereine) und aus öf- fentlichen Mitteln (Städtebauförderung, Kommune). Ziel ist es, auf der Grundlage einer Zurverfü- gungstellung öffentlicher Fördergelder zusätzlich privates Engagement und private Finanzmittel für die Erhaltung und Entwicklung des zentralen Ortsbereiches zu aktivieren.

Abbildung 101: Baustellenzeitung mit Information zum Verfügungsfonds: Stadt Wipperfürth Quelle: Hansestadt Wipperfürth 2016.

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Ein Erfolgsmerkmal dieses Förderinstrumentes ist, dass die vorhandenen finanziellen Mittel sehr flexibel, mit hoher lokaler Ausrichtung und mit einem großen Maß an Entscheidungsbefugnis seitens der privaten Akteure einzusetzen sind. Fördermittelempfänger und Verwalter des Verfügungsfonds ist in der Regel die Kommune, welche jedoch eine lokale Ortskernmanagement-Initiative als Fonds- verwalter einsetzen kann. Im Idealfall sollte das Gremium in ganzheitlicher Weise die verschiedenen privaten Interessensgruppen sowie die Gemeindeverwaltung repräsentieren. Die notwendige organisatorische Vorbereitung soll dabei auch das Ortskernmanagement überneh- men.

Der Schwerpunktbereich „Öffentlichkeitsarbeit / Imageverbesserung“ umfasst u. a. nachfolgende Maßnahmen:

Nr. Maßnahmentitel

M 2.2.1 Flyer und Infoblatt

M 2.2.2 Homepageauftritt "Neues Kreuzau"

M 2.2.3 Öffentlichkeitsbeteiligung

M 2.2.5 Baustellenzeitung

M 2.2.6 Tag der Städtebauförderung

M 2.2.4 Marketingkonzept / Imagekampagne

M 2.5.1 Ortskernmanagement

M 2.5.3 Quartiersbüro in prägendem Leerstand

M 5.3.1 Verfügungsfonds

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9.3 Handlungsbereich Städtebau, Ortsbild und Freiräume Schwerpunktbereich Freiraumvernetzung Ruruferradweg mit Ortskern Der Ruruferradweg stellt ein besonderes touristisches Potenzial für die Gemeinde Kreuzau dar. Der ca. 180 km lange Radweg verläuft von Belgien an Kreuzau vorbei und endet in der niederländischen Stadt Roermond. Bis 2020 sollen 4,7 Mio. € in die Aufwertung des Ruruferrradweges fließen. Aktuell werden Maßnahmen von dem Kreis Düren gemeinsam mit dem Kreis Heinsberg und der Städtere- gion Aachen konzipiert. Mit den Fördermitteln werden unter anderem die Wegeinfrastruktur verbes- sert und Marketingmaßnahmen durchgeführt. Um die Planungen des InHK mit denen des Kreises abzustimmen wurde bereits ein Abstimmungsgespräch im Zuge der Bearbeitung des InHK zwischen Planer, Kreis Düren und Gemeinde gegeben. Wunsch ist es hier durch Abstimmung und Verknüp- fung beider Maßnahmen positive Synergieeffekte zu erzielen. Ziel soll es sein, den Touristen des Ruruferradweges in Kreuzau einen attraktiven Zwischenstopp zu bieten. Dazu ist es wichtig, eine komfortable Verbindung von der Rur zum Ortskern zu schaffen. Der Zentralort Kreuzau ist durch die Lage der Erschließungsachsen von Nord nach Süd gut er- schlossen. Betrachtet man aber die west-östliche Vernetzung innerhalb des Ortskernes werden Mängel sichtbar. Es fehlt hier an einer attraktiven Verknüpfung der im Westen gelegenen Naherho- lungsbereiche mit der Rur (Ruruferradweg) sowie den Mühlenteichen mit dem Ortskern und Bahn- hof.

Abbildung 102: Darstellung der Verbindungsachse Quelle: Planungsgruppe MWM 2017.

Zur Schaffung einer Verbindungsachse gehört, neben der Aufwertung der Freifläche um die Stau- stufen der Rur, die Aufwertung der Mühlenteiche und die Gestaltung der Platzfläche an der Grund- schule. Zur Verbindung dieser Attraktionen soll eine kurze Wegebeziehung vom Bahnhof bis zur Grundschule geschaffen werden. Derzeit ist der Bahnhof von der Hauptstraße nur über die Bahn- hofstraße zu erreichen, was einen deutlich längeren Fußweg erfordert. Daran anknüpfend sollen die Straße Freiheit und Poststraße in ihrer Bedeutung als Verbindungsachse zu den Mühlenteichen

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 93 Städtebauliche Konzeption aufgewertet werden. Den fehlenden Lückenschluss zum Ruruferradweg stellt die attraktive Gestal- tung der Schützenstraße dar. Im Zuge des Masterplanprozesses wurde daher ein Freiraumkonzept zur Verknüpfung und Aufwer- tung der Nacherholungsbereiche entworfen (vgl. Abbildung 103).

Abbildung 103: Freiraumkonzept Verknüpfung und Aufwertung Naherholungsbereiche Quelle: Planungsgruppe MWM 2017.

Das Konzept sieht vor, den Bereich um die Staustufen zu einem Willkommens- und Informations- punkt von Kreuzau auszubauen. Es ist angedacht einen Panoramapunkt am Wehr zu gestalten, der die Besucher einlädt hier zu verweilen. Um das Angebot abzurunden, soll zusätzlich ein Picknickbe- reich mit hochwertigem Mobiliar eingerichtet werden. Damit die Touristen Informationen über den Ort und seine Angebote erhalten, soll ein Informations- und Leitsystem erarbeitet und umgesetzt werden.

Abbildung 104: Beispiel für ein Info-/ Leitsystem (Stadt Wiehl und Stadt Radevormwald) Quelle: Planungsgruppe MWM.

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 94 Städtebauliche Konzeption

Ziel dieses Info-/ Leitsystems ist es, den Gästen und Kunden die Orientierung im Ortskern zu er- leichtern. Es soll die Neugierde auf den Zentralort wecken und Highlights präsentieren. So sollen mehr Besucher und Kunden für den Ortskern mit dessen touristischen und sonstigen Angebote ge- wonnen werden. Gleichzeitig können historische Ortsinformationen und Themen, wie z. B. die Ge- schichte der Papierherstellung, vermittelt werden. Ein solcher Ansatz ist identitätsstiftend für die Bevölkerung und ein gewinnbringender Imagefaktor. Neben dem Panoramapunkt am Wehr können an anderen ausgewählten Standorten hierzu z. B. Kombinationen aus stilisiertem Ortskernplan, Pik- togrammen der Highlights sowie Erschließung angebracht werden. Denkbar sind außerdem Infota- feln zu verschiedenen Themen, die z. B. fahnenartig an Pfosten installiert sind. Durch Bewahrung und Herausstellung bzw. Akzentuierung ortsräumlicher und baulicher Qualitäten soll der Gesamtcharakter des Ortskerns mit seinen identitätsstiftenden Eigenarten gestärkt und die Anziehungskraft weiter gesteigert werden. Der Panoramapunkt bildet somit den Auftakt der Verknüpfung von der Naherholung mit dem Orts- kern. Daran anschließend soll die Schützenstraße hinsichtlich der Straßenraumgestaltung aufge- wertet werden. Eine Neuordnung des Parkens, in Verbindung mit einer Begrünung der Straße sowie dem Ausbau der Oberflächen, lassen eine komfortable und barrierefreie Wegebeziehung entstehen. Durch die Aufnahme der Gestaltung des Willkommenspunktes über die Schützenstraße hin zur den Mühlen- teichen soll ein stimmiger Gesamteindruck entstehen.

Der Schwerpunktbereich „Freiraumvernetzung Ruruferradweg mit Ortskern“ umfasst u. a. nachfol- gende Maßnahmen:

Nr. Maßnahmentitel

M 2.3.1 Konzept Leit-/ Informationssystem

M 3.4.7 Aufwertung der fußläufigen Verbindungsachsen Ortskern mit Naherholungsbereich (Freiheit, Poststraße)

M 3.4.9 Aufwertung der fußläufigen Verbindungsachsen / Schaffung einer Verbindung zu Staustufen und Ruruferradweg

M 3.4.14 Umsetzung Konzept Leit-/ Informationssystem

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Schwerpunktbereich Erlebbarmachung Mühlenteich Ein weiterer Trittstein zur Vernetzung der Rur mit dem Ortskern stellen die Mühlenteiche dar. Sie sind für Kreuzau ein herausragendes Geschichtszeugnis der Industrialisierung. Wie bereits be- schrieben dienten die Teiche in früheren Jahren der Papierherstellung und sind im Jahr 2017 als Bau- und Bodendenkmal unter Denkmalschutz gestellt worden. Überwiegend sind die Nebenbereiche der Teiche bewachsen und weisen keine Ausstattung mit Mo- biliar aus. Einige Bereiche wurden mit Straßenleitplanken gesichert. Lediglich im östlichen Bereich der Teiche, direkt angrenzend an die Straße Auf der Tuchbleiche, ist ein Kinderspielplatz vorhan- den. Der Spielplatz wird aufgrund seiner Lage von den Kindern stark frequentiert, ist jedoch auf- grund seines Alters in die Jahre gekommen und daher erneuerungsbedürftig. Derzeit sind die Teiche nicht besonders gestaltet und wirken an einigen Stellen ungepflegt. Dieser Eindruck wurde auch von der Bürgerschaft bestätigt, die auf eine mangelnde Pflege und Gestaltung hinwiesen. Besonders negativ fällt die straßentechnische Sicherung der Uferbereiche mit Leitplan- ken auf, die nicht dem historischen Charme dieser innerörtlichen Besonderheit entsprechen.

Abbildung 105: Auszug Freiraumkonzept: Aufwertung Mühlenteiche Quelle: Planungsgruppe MWM 2017.

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In dem Freiraumkonzept zur Aufwertung der Naherholungsbereiche wurde dieser Bereich aufgrund seiner Ausstrahlung und Bedeutung für Kreuzau als einzige große öffentliche Grünfläche im Orts- kern besonders betrachtet. Im Konzept nehmen die Teiche die Aufgabe einer Ruhe-Oase zwischen dem Willkommenspunkt an dem Wehr sowie dem Ortskern ein. Im Folgenden wird eine mögliche Aufwertung der Mühlenteiche anhand des Freiraumkonzeptes kurz beschrieben. Der Bereich um die Mühlenteiche wird in diesem Konzept in verschiedenen Bereiche untergliedert. Die einzelnen Bereiche richten sich hinsichtlich ihrer Angebote und Ausstattung den Ansprüchen der verschieden Nutzergruppen. So soll im Sinne einer generationenübergreifenden Gestaltung für alle Altersgruppen attraktive Angebote bereitgehalten werden, damit dieser Bereich von gesamten Be- völkerung Kreuzaus genutzt werden kann. Damit alle Bereiche bequem und barrierefrei von allen zukünftigen Nutzern erreicht werden können, soll ein Panoramasteg errichtet werden, der zugleich ein Highlight der Anlage darstellt. Der Steg verläuft zwischen den Bestandsbäumen hindurch und überquert die beiden Teiche, den Flutgraben sowie den Mühlenteich. Aufgrund der leicht erhöhten Lage des Weges, ist es möglich den gesamten Bereich der Teiche zu überblicken. Im nördlichen Bereich ist in dem Konzept ein Grill- und Aufenthaltsbereich vorgesehen. Hier kön- nen sich Touristen sowie Einheimische treffen und in Gemeinschaft Grillen und Rasten. Damit der Bereich auch bei schlechtem Wetter genutzt werden kann, ist neben den Familien- und Picknickti- schen auch ein Wetterschutz mit Depot vorgesehen. Der derzeit bestehende Spielplatz grenzt unmittelbar an den Grill- und Aufenthaltsbereich an. Die Lage des Spielplatzes wird nicht verändert, jedoch werden neue hochwertige Spielangebote ge- schaffen, um die Attraktivität auf für die Zukunft zu sichern. Denkbar wäre hier die Verankerung ei- ner Seilpyramide als neue Attraktion des Spielplatzes. So können die Erwachsenen an den Fami- lientischen verweilen und die Kinder unter Aufsicht sich auf dem Spielplatz vergnügen. Südlich angrenzend an den Spielplatz ist eine Parkplatzanlage für PKW und Wohnmobile vorge- sehen. Neben den notwendigen Versorgungsanlagen für die Wohnmobile soll hier das bereits erör- terte Info-/ Leitsystem im Form eines Treffpunktes weitergeführt werden. Zwischen den beiden Teichen sollen der Kinder- und Jugendbereich sowie der Jugendbereich entstehen. Für den Kinder- und Jugendbereich ist eine Art Kletterparcour vorgesehen. Hier können die Kinder- und Jugendlichen sich an verschiedenen Kletterwänden und z. B. einem Boulderturm austoben. Über die Steganlage erreicht man den Jugendbereich, der unter dem Motto Fitness und Sport steht. Hier haben vor allem die älteren Jugendlichen sowie jungen Erwachsenen die Möglich- keit an verschiedenen Outdoor-Fitnessgeräten zu trainieren. Um auch den Bedürfnissen der älteren Bevölkerung gerecht zu werden, werden angrenzend an den Panoramasteg Themen-/ Kräutergärten mit bequemen Sitzmöglichkeiten geplant. Hier können die Senioren verweilen und soziale Kontakte pflegen. Wichtig bei der Inwertsetzung des gesamten Bereichs ist die enge und kontinuierliche Abstimmung der Planung mit den zuständigen Denkmalschutzbehörden sowie dem für die Unterhaltung der Müh- lenteiche verantwortliche Wasserverband Eifel-Rur. Diese soll parallel mit der engen Einbindung der Bürgerschaft bei der Konkretisierung der Planung erfolgen.

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 97 Städtebauliche Konzeption

Abbildung 106: Mögliche Umgestaltung Spielplatz Mühlenteich (Vorher / Nachher) Entwurf: Eigene Darstellung, Planungsgruppe MWM, 2017.

Zur Visualisierung der Planungsüberlegungen wurde eine Vorher / Nachher Darstellung des Spiel- platzes an den Teichen erstellt. Wie auf der Visualisierung zu erkennen ist, verläuft der Panora- masteg leicht erhöht durch das Gebiet und ist barrierefrei ausgestaltet. Großzügige und bequeme Sitzgelegenheiten bieten attraktive Rastpunkte, besonders für die ältere Generation. Von hier aus hat man die Möglichkeit, das Geschehen auf den Spielbereichen zu überblicken und kann das histo- rische Ambiente mit dem Element Wasser der Teiche genießen. Damit die neu geschaffenen Qualitäten auch bei Dunkelheit sichtbar sind, soll für den historischen Ortskern von Kreuzau ein Lichtkonzept entwickelt werden. Mithilfe eines Lichtkonzeptes soll vor allem eine neue Attraktivität in den Abendstunden sowie die Inszenierung besonderer ortsbildprä- gender Gebäude und Elemente erreicht werden. Neben einer möglichen energetischen Instandset- zung der Grundbeleuchtung durch den Austausch der Leuchtmittel können historisch oder ortsräum- lich wichtige Gebäude und Grünraumelemente wirkungsvoll inszeniert werden. Besonders in diesem Bereich bieten sich die alten Grünstrukturen sowie die denkmalgeschützten Mühlenteiche mit der Kirche St. Heribert an. Die Möglichkeiten eines Lichtkonzeptes werden in Abbildung 107 anhand eines Beispiels verdeut- licht. Wie zu erkennen ist, führt die objektbezogene, individuelle Beleuchtung der Gebäude sowie der Gestaltungs- und Freiraumelementen zu einer entsprechenden Inwertsetzung der vorhandenen Qualitäten in Dunkelzeiten.

Abbildung 107: Beispiel Stadt Wassenberg: Beleuchtung prägender Strukturen Quelle: Planungsgruppe MWM.

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Neben der Aufwertung des Bereichs um die Mühlenteiche sollen auch die angrenzenden Straßen im Rahmen des Masterplanes umgestaltet werden. Dazu gehört die Teichstraße. Hier soll der Straßenraum der angrenzenden Umgestaltung der Tei- che angepasst werden. Neben einer Verbesserung der Barrierefreiheit sollen die Nebenanlagen im Sinne des Gestaltungskanons für den Ortskern gestaltet werden. Durch eine Neuordnung des Par- kens kann Platz für Grünstrukturen wie Bäume geschaffen. Diese Maßnahme würde auch eine in Form einer Grünallee optische Verknüpfung des Naherholungsbereichs Richtung Ortskern bewir- ken. Besonders im Fokus stehen in der Teichstraße auch die Brückenanlagen über den Mühlenteich zu den Wohngebäuden. Derzeit sind diese lediglich rein funktional gestaltet. Durch eine Aufwertung können diese sich positiv in das Gesamterscheinungsbild der neuen Teiche einfügen. Auch für diesen Bereich ist eine intensive Abstimmung mit den zuständigen Behörden vorgesehen. Eine mögliche Umgestaltung erfolgt dabei unter Vorbehalt von deren Zustimmung.

Der Schwerpunktbereich „Erlebbarmachung Mühlenteich“ umfasst u. a. nachfolgende Maßnahmen:

Nr. Maßnahmentitel

M 2.3.2 Lichtkonzept

M 3.4.8 Erlebbarmachung / Aufwertung Naherholungsbereich (Mühlenteich)

M 3.4.10 Ausbau der Wegebeziehungen zum Schulzentrum / punktuelle Maßnahmen Schul- wegsicherung

M 3.4.11 ortskerngerechte Aufwertung Teichstraße

M 3.4.12 Errichtung von Quartiers-/ Bewegungsräumen zw. Hauptstraße und Teichstraße

M 3.4.13 Umsetzung Lichtkonzept

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9.4 Handlungsbereich Wohnen und Leben Schwerpunktbereich Konversion Bereich ehemalige Brauerei Der Bereich um die ehemalige Brauerei ist im Masterplan als Wohn- und Dienstleistungsstandort ausgewiesen. Im Zuge des Planungsprozesses wurden verschiedene Variantenentwürfe erstellt, wie man das ehemalige Brauereigelände umnutzen und wiederbeleben könnte.

Abbildung 108: Schwerpunkte Ergänzung Wohnen Quelle: Planungsgruppe MWM 2017.

Die Gemeinde hat bereits im Jahr 2011 einen Bebauungsplan für diesen Bereich aufgestellt. Be- sonderes Augenmerk legt der Plan auf die Schaffung einer nutzbaren Freifläche im Blockinneren, die von den Seiten der Teichstraße sowie der Hauptstraße zugänglich ist. Darüber hinaus wird eine Verbreiterung der Mühlengasse planerisch möglich gemacht. Um mögliche Varianten unabhängig des derzeitigen Planungsrechtes aufzuzeigen, wurde der Be- bauungsplan bei der Konzeption nicht zu Grunde gelegt. Lediglich die Straßenbegrenzungslinie der Mühlengasse wurde übernommen, um in den Konzepten die Verbreiterung der Mühlengasse zu gewährleisten. Wie in Abbildung 109 zu erkennen ist, wurden verschiedene Planungsansätze den Entwürfen zu- grunde gelegt.

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Blockrandbebauung Nachbarschaftshöfe Grüner Finger

Abbildung 109: Variantenentwürfe für den Baublock der ehemaligen Brauerei Quelle: Planungsgruppe MWM 2017.

Neben der Bereitstellung von Wohnraum enthalten die Entwürfe alle eine direkte Wegverbindung von der Hauptstraße zur Teichstraße. So können die Besucher der Hauptstraße die sich an die Teichstraße anschließenden die Naherholungsbereiche erreichen, ohne den unkomfortablen Weg an der Mühlengasse zu verwenden. Ebenfalls vorgesehen ist die Integration des vorhandenen Gastronomiebetriebes in die Planung. Die Gastronomie spielt in allen Entwürfen einen wichtigen Baustein zur Belebung des Quartieres. Im weiteren Verlauf der Planung ist zu prüfen, inwieweit die derzeitige Immobilie in die Planung inte- griert werden kann oder ein Neubau notwendig wird. Die Gemeinde hat bereits Teile des Geländes erworben, jedoch befinden sich überplante Teile in Privathand. Bei der Konzeption der Vorschläge wurde bei allen Varianten darauf geachtet, dass eine stufenweise Umsetzung der Entwürfe möglich ist. So könnte vor allem der Bereich der brachliegen- den Gebäude, welche bereits im Eigentum der Gemeinde sind vorrangig umgenutzt werden. Zu beachten bleibt, dass die hier vorgestellten Entwürfe lediglich den Charakter einer ersten Pla- nungsidee aufweisen. Im weiteren Verlauf der Umsetzung des Masterplanes müssen die hier vorge- stellten Ideen mit den betroffenen Akteuren und der Bürgerschaft weiter intensiv diskutiert, vertieft und konkretisiert werden.

Der Schwerpunktbereich „Konversion Bereich ehemalige Brauerei“ umfasst u. a. nachfolgende Maßnahmen:

Nr. Maßnahmentitel

M 2.1.5 Rahmenplanung städtebauliche Entwicklung Hauptstraße, Mühlengasse, Teichstraße

M 3.1.1 Grunderwerb Grundstücke Baublock ehem. Brauerei

M 3.1.2 Abriss Gebäude ehem. Brauerei

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Schwerpunktbereich Nachverdichtung im Bereich Hauptstraße / Feldstraße Wie bereits im Handlungsbereich Wirtschaftsstandort kurz beschrieben, verfügt der Zentralort Kreu- zau über keine nennenswerten Freiflächen, die sich für eine Neubebauung mit Wohn- oder Ge- schäftsbebauung eigenen würden. Aufgrund der deutlichen Nachfrage nach Wohnraum ist man aber bestrebt neue Wohnbauflächen zu schaffen. Eine Möglichkeit dies zu erreichen ist die behut- same Nachverdichtung im Bestand. Für den Bereich der Hauptstraße und Feldstraße wurde ein Bebauungsvorschlag in den Masterplan integriert. Dieser Vorschlag verdeutlicht, wie eine mögliche Nachdichtung für diesen Bereich aussehen könnte, ohne die derzeitigen Qualitäten zu vermindern. Zur Erschließung der Fläche wurde das brachliegende Grundstück der Hauptstraße Nr. 54 genutzt. Von hier aus sowie über die Feldstraße werden die freistehenden Gebäude erschlossen.

Abbildung 110: Entwurf für den Bereich Hauptstraße / Feldstraße (Vorher / Nachher) Quelle: Planungsgruppe MWM 2017.

Der Schwerpunktbereich „Nachverdichtung im Bereich Hauptstraße / Feldstraße“ umfasst u. a. nachfolgende Maßnahmen:

Nr. Maßnahmentitel

M 2.1.4 Rahmenplanung städtebauliche Entwicklung Baublock Feldstraße, Hauptstraße

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Schwerpunktbereich Festhalle Die Festhalle Kreuzau nimmt eine bedeutende Stelle in dem kulturellen und gesellschaftlichen Le- ben der Gemeinde Kreuzau ein. Betrieben wird die Festhalle seit 2011 durch den „Jugend- und Kul- tur Förderverein Kreuzau“, der u. a. für die Unterhaltung der Festhalle gegründet wurde. Nur durch das ehrenamtliche Engagement der sich in den Förderverein einbringenden Personen ist ein Betrieb und Unterhalt der Festhalle möglich. Zur Erbringung von Hausmeisterdiensten und Instandhal- tungsmaßnahmen erhält der Verein einen jährlichen Betrag von der Gemeinde Kreuzau zur Unter- stützung. Im Rahmen des ehrenamtlichen Engagements wurden bereits die Außenanlagen der Festhalle hochwertig ausgebaut. Die Festhalle Kreuzau gliedert sich in einen großen und in einen kleinen Saal. Eine Abtrennung durch eine variable Wand bzw. durch einen Vorhang ist möglich. Beide Räumlichkeiten werden durch unterschiedliche Veranstaltungen und Feste der vielen Vereine, aber auch von Privatperso- nen sowie der Gemeinde selbst umfangreich genutzt.

Abbildung 111: Festhalle Kreuzau Quelle: Planungsgruppe MWM 2017.

Trotz des überaus starken ehrenamtlichen Engagements der Bürger und Vereinsmitglieder im Erhalt der Festhalle weist diese im Bereich der energetischen Situation teils große Mängel auf. Übergeordnetes Ziel dieser Maßnahme ist die energetische Modernisierung der Festhalle Kreuzau zu einer attraktiven und effizient nutzbaren Veranstaltungshalle in Kreuzau. Um die Nutzung auch in Zukunft zu gewährleisten, muss neben der energetischen Sanierung der Gebäudehülle und der Haustechnik auch die Anpassung an die geltenden Vorschriften der Versammlungssstättenverord- nung in Angriff genommen werden. Insbesondere auf der Verbesserung der Barrierefreiheit liegt besonderes Augenmerk.

Der Schwerpunktbereich „Festhalle“ umfasst u. a. nachfolgende Maßnahmen:

Nr. Maßnahmentitel

M 3.4.1 Städtebauliche Betonung der Ortseingänge

M 4.3.1 Festhalle - energetische Modernisierung

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Schwerpunktbereich Unterstützung Privater Neben der Qualität und der vielfältigen Mischung der verschiedenen Funktionen (Wohnen, Handel und Dienstleistung, Kultur) spielt insbesondere ein gepflegtes Erscheinungsbild und architektonisch qualitätsvolles Ambiente eine Schlüsselrolle für die Attraktivität und Identität eines Ortskerns. Aufbauend auf den charakteristischen Elementen der ortsbildprägenden Bebauung in Kreuzau, die in einer vertieften Ortsbildanalyse herausgearbeitet werden, sollen in Form eines Gestaltungsleitfa- dens Empfehlungen für die bauliche Gestaltung von Gebäuden ausgesprochen werden. Dieser Leit- faden dient als Orientierungsrahmen für die Beratung von privaten Grundstücks- und Immobilienei- gentümern, interessierten Bürgern sowie Gewerbetreibenden und soll anhand von Positivbeispielen Perspektiven für eigene Baumaßnahmen aufzeigen. Durch plakative Negativbeispiele kann zudem ein Bewusstsein dafür geschaffen werden, wie sich Fehlplanungen und unsensible Gestaltungsele- mente auf das gesamte Ortsbild auswirken können. Ziel ist der Erhalt und die gestalterische Weiterentwicklung des „Kreuzauer“ Charakters. Zu bearbei- ten sind u. a. folgende Themen: Äußere Gestaltung von Gebäuden und baulichen Anlagen (Dächer und Dachaufbauten; Fassaden und Fassadengliederung; Haustüren, Fenster und Schaufenster; Materialien und Farbgestaltung; Fassadenbeleuchtung etc.) Werbung und Werbeanlagen (z. B. Schriftzüge, Ausleger); Sondernutzungen (Außengastronomie und Mobiliar; Einzelhandel).

Abbildung 112: Freiraumkonzept Innenstadt, Stadt Wiehl Quelle: Planungsgruppe MWM 2017.

Neben den investiven Maßnahmen an kommunalen Liegenschaften sollen im Rahmen der städte- baulichen Entwicklung des Ortskerns auch Synergien mit und Anreize für Private geschaffen wer- den, wodurch eine ganzheitliche Aufwertung bzw. ein Mehrwert für den Zentralort erreicht werden kann. Dies ist von besonderer Bedeutung, da eine Vielzahl von Gebäuden funktionale wie gestalte- rische Mängel aufweisen. Hinzukommen Leerstände und Bausubstanz in allgemein schlechtem Zu- stand. Daher ist geplant eine Bauberatung für Kreuzau zu etablieren. Die Bauberatung soll neben umfassenden gestalterischen Empfehlungen auch Aspekte des Leerstandsmanagements, der ener- getischen Ertüchtigung sowie der Fördermittelakquise enthalten. Als Beratungsgrundlage nutzt die Bauberatung u. a. auf den eigens für den Kreuzauer Zentralort entwickelten Gestaltungsleitfaden. Es ist vorgesehen, hierbei auf Fachplaner und Architekten zurückzugreifen, die die Philosophie der Gemeinde Kreuzau aufnehmen und vertreten können. Durch das Instrument der konkreten Ortsbildpflege soll mit intensiver Einzelberatung ein positives Erscheinungsbild der privaten Gebäude (-fassaden) oder Freiflächen, die von wesentlicher Bedeu-

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 104 Städtebauliche Konzeption tung für den Gesamteindruck sind, erreicht werden. Gute realisierte Beispiele vor Ort setzen oft jene spürbare Aufwertung in Gang, die notwendig ist, um langfristig motivierend zu wirken und nachhalti- ge Ergebnisse zu erzielen. Das Verfahren zielt daher besonders auf eine hohe öffentliche Aufmerk- samkeit und die Einbindung privater Akteure ab. Neben den Umbaumaßnahmen im öffentlichen Raum (Aufwertung der Straßen, Plätze und Grünflä- chen) spielt die Aufwertung privater Fassaden- und Freiflächen eine zentrale Rolle im Rahmen einer ganzheitlichen Aufwertung von Kreuzau. Da innerhalb des Sanierungsgebietes des Zentralortes Gebäude und deren Vorflächen gestalterischen Mängeln ins Auge fallen, ist hier die Unterstützung der Privaten mit Städtebaufördermitteln vorgesehen. Das sogenannte Haus- und Hofprogramm dient daher der Unterstützung privater Akteure mit Eigen- tum in zentralen Lagen. Durch dieses Unterstützungsprogramm wird für Einzelgebäude sowie öf- fentlich nutz- bzw. einsehbare Freiräume, die von wesentlicher Bedeutung für den Gesamteindruck sind, ein Anstoß zur gestalterischen Verbesserung gegeben. Die für das Fassadenprogramm erforderliche kommunale Vergaberichtlinie soll im Laufe der Umset- zung des Masterplanes beschlossen werden. Die Richtlinien enthalten u. a. Regelungen, welche Maßnahmen gefördert und wie die Mittel beantragt bzw. ausgezahlt werden können. Die Immobilieneigentümer werden zu gegebener Zeit über das Quartiersmanagement zu dem Pro- gramm sowie den Förderkonditionen kontaktiert.

Der Schwerpunktbereich „Unterstützung Privater“ umfasst u. a. nachfolgende Maßnahmen:

Nr. Maßnahmentitel

M 2.1.3 Vertiefung Ortsbildanalyse als Beratungsgrundlage (inkl. Gestaltungsleitfaden)

M 2.5.2 Bauberatung

M 4.1.1 Umsetzung Modernisierung und Instandsetzung

M 4.2.1 Umsetzung Haus- und Hofprogramm

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 105 Gesamtmaßnahme und Städtebauförderung

10 GESAMTMAßNAHME UND STÄDTEBAUFÖRDERUNG

10.1 Maßnahmenkonzept Wie im vorangehenden Kapitel dargestellt wurden im Masterplan im Rahmen einer Gesamtschau die städtebaulichen Zielsetzungen in entwurfsplanerischer Form dargestellt. Darauf aufbauend wur- den konkrete Maßnahmen entwickelt, die die vorhandenen Qualitäten sichern und fördern sowie den aufgezeigten Mängeln entgegenwirken. Diese bereits den Schwerpunktbereichen zugeordneten Maßnahmen wurden in einem sogenannten Maßnahmenplan exakt verortet und dargestellt.

Abbildung 113: Ausschnitt aus dem Maßnahmenplan Quelle: Planungsgruppe MWM 2017.

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 106 Gesamtmaßnahme und Städtebauförderung

Der Maßnahmenplan verortet insbesondere die den bestimmten Räumen zugeordneten Maßnah- men. Die hier aufgeführten Einzelmaßnahmen sind entsprechend den übergeordneten Zielsetzun- gen in Themenfelder gegliedert und mit Ordnungsnummern versehen. Eine Übersicht der Gesamt- maßnahme in tabellarischer Form ist der Anlage zu entnehmen. Zusätzlich wurde für jede Maßnah- me ein sogenanntes Maßnahmenblatt mit detaillierter Beschreibung und den wichtigsten Fakten erstellt. Wie in dem Maßnahmenplan zu erkennen ist, enthält der Maßnahmenplan einen Vorschlag zur Umgrenzung des Sanierungsgebietes. Diese Abgrenzung ist mit der Gemeinde vorabgestimmt und entspricht dabei nicht dem vorher betrachteten Untersuchungsgebiet. Laut §142 BauGB ist das Sanierungsgebiet so zu begrenzen, dass die Sanierung zweckmäßig durchgeführt werden kann. Bereiche für die keine Maßnahmen vorgesehen sind, werden also von der Sanierung ausgenom- men. Die Maßnahmen lassen sich prinzipiell in folgende Maßnahmenkategorien gliedern und farblich voneinander abgrenzen:

Abbildung 114: Gliederung der Maßnahmen gemäß Kosten- und Finanzierungsübersicht Quelle: Planungsgruppe MWM 2017.

Zu den vorbereitenden Maßnahmen zählen z. B. städtebauliche Planungen und Gutachten, Rah- menplanungen zur städtebaulichen Entwicklung, Beratungsleistungen für private Bauherren oder die Einrichtung eines Ortskernmanagements. Außerdem werden hier Planungsleistungen aufgeführt, die als vorbereitende Untersuchungen vorliegen und die Voraussetzung für die Beantragung der Städtebauförderung sind. Die Ordnungsmaßnahmen setzen sich zusammen aus Erschließungsmaßnahmen und der Umge- staltung öffentlicher Räume wie die Erlebbarmachung des Mühlenteichs. Zu den Baumaßnahmen gehören private Baumaßnahmen wie Modernisierungs- und Instandset- zungsarbeiten ebenso wie die energetische Sanierung von öffentlichen Hochbauten wie der Festhal- le.

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 107 Gesamtmaßnahme und Städtebauförderung

Als besondere städtebauliche Maßnahmen firmieren Maßnahmen, die der Öffentlichkeitsarbeit und der Begleitung der Sanierungsmaßnahme dienen. Als ergänzende Maßnahmen werden private Investitionen und kommunale Maßnahmen nachricht- lich dargestellt, die als flankierende Maßnahmen Teil des durch die Städtebauförderung ausgelösten Investitionsvolumens sind. Im Rahmen der Maßnahmenkonzeption wird zwischen Maßnahmen der Priorität A und Priorität B unterschieden. Für alle Maßnahmen mit Priorität A werden im Rahmen einer ersten Antragstel- lungsphase zwischen 2018 bis 2022 Mittel bei der Städtebauförderung beantragt. Maßnahmen mit der Priorität B sind gleichbedeutende Einzelmaßnahmen der Gesamtmaßnahme. Diese werden in einer zweiten Förderphase bzw. im Rahmen der Fortschreibung des InHK zum Antragsjahr 2022 näher betrachtet. (Vgl. Kosten- und Finanzierungsübersicht)

10.2 Umsetzungsfahrplan Im Hinblick auf eine Verwirklichung der Gesamtmaßnahme wurden die Maßnahmen soweit definiert, dass ein tragfähiges Kostengerüst aufgestellt werden konnte. Daraufhin wurde in einem intensiven Abstimmungsprozess ein vorläufiger Umsetzungsfahrplan für die Förderantragstellung erarbeitet. Dieser berücksichtigt die Abhängigkeiten der Einzelmaßnahmen untereinander als auch zu anderen (synergetischen) Maßnahmen im Sanierungsgebiet. Eine Über- sicht über den voraussichtlichen Mittelabfluss ist der Tabelle in der Anlage zu entnehmen.

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 108 Gesamtmaßnahme und Städtebauförderung

Abbildung 115: Umsetzungsfahrplan Quelle: Planungsgruppe MWM 2017.

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 109 Gesamtmaßnahme und Städtebauförderung

10.3 Projektsteuerung und Evaluation Prozesssteuerung, Projektmanagement und Evaluierung tragen dazu bei, den Entwicklungsprozess zielorientiert und effizient zu steuern. Ihre Instrumente sorgen für einen strukturierten Umsetzungs- prozess, machen Zielerreichungsgrade transparent und ermöglichen die Überprüfung der Maßnah- menebene auf Erfolge bzw. Misserfolge. Zielabweichungen sollen analysiert und ergänzende Steue- rungsmaßnahmen daraus abgeleitet werden. Die Steuerung des Handlungskonzeptes verläuft auf der kommunalen Ebene, auf der Rat / Politik, verschiedene Ausschüsse und die Verwaltung als zentrale Akteure zu nennen sind. Die Koordinie- rung und Umsetzung der Projekte wird durch ein qualifiziertes externes Ortskern- und Projektma- nagement in Zusammenarbeit mit der Verwaltung sowie mit den lokalen Initiativen durchgeführt. Auf diese Weise wird eine größtmögliche Transparenz, auch für die Bürgerschaft, sowie eine Betei- ligung aller Akteure sichergestellt. Das Projektmanagement ist in drei zentrale Bausteine aufgegliedert und wird durch externe Dienst- leister erbracht. Dazu gehört das Ortskernmanagement (u. a. Kommunikation, Motivation, Aufbau von Strukturen, Öffentlichkeitsarbeit) sowie die Bauberatung (u. a. Ortsbild, Fassaden, Baukultur, Leerstands-/ Nutzungsmanagement). Aufgabe des Projektmanagements ist die Koordination und Qualifizierung der Projekte und Maß- nahmen und die Vernetzung der Einzelmaßnahmen zu einer integrierten Planung. Zusätzlich ist die Präsenz im Ortskern während der Maßnahme zu gewährleisten und ein Ansprechpartner für alle Projektebenen zur Verfügung zu stellen. Besonders im Hinblick auf die Beteiligung der Bürgerschaft ist durch das Projektmanagement im Zentralort und übergeordnet die Öffentlichkeitsarbeit, Einbin- dung und Vernetzung sicherzustellen. Eine Evaluation der Gesamtmaßnahme erfolgt durch die Verwaltungsmitarbeiter. In regelmäßigen Abständen wird in enger Zusammenarbeit mit dem Rat, der Gemeindeverwaltung und dem Projekt- management die Strategie und die Notwendigkeit der geplanten Maßnahmen und Projekte überprüft und eine Erfolgskontrolle für die abgeschlossenen Projekte durchgeführt (Evaluation). Dadurch wird festgestellt, ob die gewünschte Wirkung der Maßnahme erfolgt ist oder ob weiterer Handlungsbedarf erforderlich wird. Die Evaluation ist gleichzeitig die Voraussetzung für die Fortschreibung des Integrierten Handlungs- konzeptes Masterplan Zentralort Kreuzau. Auf der Basis der Fortschreibung erfolgt gegebenenfalls eine Neujustierung der Projektziele und Prioritäten. Insbesondere zum Ende des Förderzeitraumes muss entschieden werden, wie der Projekterfolg gesichert und eine Verstetigung gewährleistet wer- den kann.

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 110 Schlussbemerkung

11 SCHLUSSBEMERKUNG

Im Hinblick auf eine Verwirklichung der Gesamtmaßnahme wurden die Maßnahmen soweit definiert, dass ein tragfähiges Kostengerüst aufgestellt und ein realistischer Umsetzungsfahrplan entwickelt werden konnte. Mit der Ausrichtung auf gemeinsam getragene Ziele und der Bündelung der Aktivitä- ten werden knappe Ressourcen sinnvoll eingesetzt, privates Kapital mobilisiert und so eine größt- mögliche Hebelwirkung erzielt. Zwar ist das Finanzierungskonzept mit der mittelfristigen Finanzpla- nung der Kommune abgestimmt, allerdings ist die Gemeinde Kreuzau zur Umsetzung der umfang- reichen Gesamtmaßnahme auf Unterstützung durch Bund und Land angewiesen. Zusammen mit den intensiven politischen Beratungen, der vielfältigen Öffentlichkeitsbeteiligung und den erwarteten Investitionen von Privaten liegt ein abgestimmtes und breit getragenes Zukunftspro- gramm für Kreuzau vor, das es nun konsequent umzusetzen gilt. Am 13.12.2017 soll das Integrierte Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau durch den Rat der Gemeinde Kreuzau beschlossen werden. Alle beteiligten Akteure in Kreuzau freuen sich, dieses zukunftsweisende Projekt in den nächsten Jahren verwirklichen zu können und sind bestrebt, durch engagierte und ergebnisorientierte Projektarbeit erste Umsetzungserfolge bereits im Jahr 2018 er- zielen zu können.

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 111 Literaturverzeichnis

IV. LITERATURVERZEICHNIS

. Bertelsmann Stiftung, Online unter: wegweiser-kommune.de, Typ 5, Städte und Gemeinden in strukturschwachen ländlichen Räumen, S. 4., aufgerufen am: 15.11.2017. . Dipl.-Papieringenieur Alfred Hoesch: 350 Jahre Papierherstellung in Kreuzau, Kreuzau. . Gemeinde Kreuzau, Einwohnermeldeamt, Stand 31.07.2017. . Homepage des Statistischen Bundesamtes, online unter: http://www.migazin.de/2013/01/15/statistisches-bundesamt-prognostiziert- bevolkerungsanstieg/, aufgerufen am: 15.11.2017. . Internetauftritt der Gemeinde Kreuzau, online unter: www.kreuzau.de, aufgerufen am: 15.11.2017. . Internetauftritt der IHK Aachen, online unter: https://www.aachen.ihk.de/standortpolitik/Standort_Region_Aachen/Daten_Zahlen_Fakten/K aufkraftkennziffern, aufgerufen am: 15.11.2017. . Internetauftritt des Aachener Verkehrsverbundes, online unter: www.avv.de, aufgerufen am 15.11.2017. . Internetauftritt des Bundesinstitutes für Bevölkerungsforschung: online unter: www.bib- demografie.de/SharedDocs/Glossareintraege/DE/R/rohe_geburtenziffer.html, aufgerufen am 15.11.2017. . IT.NRW (2015): Statistische Analysen und Studien, Band 84 – Vorausberechnungen der Be- völkerung in den kreisfreien Städten und Kreisen Nordrhein-Westfalens 2014 bis 2040/2060, S. 3. . Lehrstuhl und Institut für Straßenwesen (ISAC), RWTH Aachen, 2016. . MB-Research Einzelhandelszentralität 2017, online unter: https://www.aachen.ihk.de/blob/acihk24/standortpolitik/downloads/605124/801183cf046a61e 3441db65a41b45068/mb_research_komplett-data.pdf . Ramm, Walter (2010): Die Siedlungsgeschichte von früher bis heute im Bereich der Ge- meinde Kreuzau, Kreuzau.

Integriertes Handlungskonzept Masterplan Zentralort Kreuzau Planungsgruppe MWM | Aachen Seite 112 Anlagen und Pläne

V. ANLAGEN UND PLÄNE

a. Dokumentationen der Bürgerbeteiligung ▪ Auftaktveranstaltung vom 05.07.2016 ▪ Bürgerwerkstatt 17.09.2016

b. Pläne ▪ 01 Luftbild mit Abgrenzung Untersuchungsgebiet ▪ 02 Verkehrsnetz Bestand ▪ 03 Untersuchungsbereiche ▪ 04 Gebäude- und Flächennutzung ▪ 05 Stärken-Schwächen Profil ▪ 06 Strukturkonzept ▪ 07 Masterplan ▪ 08 Maßnahmenplan ▪ 09 Umsetzungsfahrplan ▪ 10 Abgrenzung Sanierungsgebiet

c. Kostentabellen ▪ Gesamtkostentabelle ▪ Mittelabfluss ▪ Mittelabfluss für das Programmjahr 2018 ▪ Kosten- und Finanzierungsübersicht

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