Die Monatsschrift Für Alle Eichsfelder · Heft 7/8 · Juli/August 2015 59
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59. Jahrgang H 11859 Die Monatsschrift für alle Eichsfelder · Heft 7/8 · Juli/August 2015 In dieser Ausgabe Die ländlichen Unruhen und die Bürgerwehren von 1848 im Eichsfeld Die Anbindung der Hasenburg an das vor- und frühgeschichtliche Verkehrsnetz Nord- westthüringens Gescheiterte Auswan- derungen aus Stein- bach, Hüpstedt und Vollenborn in die deut- schen Ostprovinzen im Jahr 1833 Effelder feierte 800-jähriges Jubiläum Duderstädter Schützenliteratur – eine kulturelle Komponente Duderstadt Einzelpreis 2,50 EUR incl. 7 % MWSt Herzlich willkommen im Herzen der historischen Altstadt Duderstadts Marktstraße 30 * 37115 Duderstadt Telefon 05527 84 90 00 www.hotelzumloewen.de Finden Sie Ruhe und Erholung in unserem idyllischen Landhotel im naturbelassenen Eichsfeld. 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[…]“3 Eichsfeld galten hier viel grundlegendere „Die […] vier Einwohner von Hundeshagen Nöte, nämlich Hunger und Armut. So gab bei Worbis es regelrechte Plünderungen, Erstürmungen oder auch gemeinschaftliche Zerstörungen 1) der Eisenbahnarbeiter Anton Kruse jun. von staatlichen Einrichtungen und wohlha- [40], benden Gütern, was schon oft in der Eichs- 2) der Lumpensammler Carl Urbach [37], feldliteratur beschrieben worden ist. Der 3) der Lumpensammler Joseph Bockler folgende Beitrag möchte diese nicht noch [38], und einmal wiederholen, sondern einige Ergän- 4) der Handarbeiter Conrad Adler [54], zungen vornehmen. welche dringend verdächtig sind, in der Die Behörden veröffentlichten nach größe- Nacht vom 24sten zum 25sten [März 1848] ren Zwischenfällen oftmals Steckbriefe in das Eysche Etablissement bei Hundesha- den Amtsblättern. Um sich ein Bild über die gen mit Hilfe Anderer zerstört zu haben, ha- Gesuchten zu machen, seien einige dieser ben sich der Untersuchung und Verhaftung Steckbriefe vorgestellt: durch Entfernung aus ihrem Wohnorte bis 4 „Die nachgenannten, […] Personen: jetzt entzogen. […]“ 1) der Handarbeiter Hieronymus Götze [22],1 „Die […] Handarbeiter Caspar Schneegans 2) der Ziegelstreicher Andreas Gundermann [43] und Joseph Senft [23] (Sohn der Witwe [24], Senft) beide aus Ferna bei Worbis, sind drin- 3) der Ziegelstreicher Andreas Koch [31], gend verdächtig, in der Nacht vom 24sten 4) der Zimmermann Joseph Koch [33], zum 25sten [März 1848] erfolgten Beschädi- 5) der Ziegelstreicher Joseph Mast [42], gung des v. Westernhagenschen Unterhofes zu Teistungen Antheil genommen zu haben. 6) der Dachdecker August Mast [36], Beide haben sich der Untersuchung und 7) der Musikus Joseph Busse [58], Verhaftung durch die Flucht entzogen. […]“5 8) der Ziegelstreicher Friedrich Isecke [25], Es handelte sich demnach immer um Män- 9) der Ziegelstreicher Ignaz Mast [20], ner, welche als einfache Arbeiter oder Hand- 10) der Ziegelstreicher Johannes Dietrich [27] werker ihren Lebensunterhalt bestritten. sämmtlich aus Brehme bei Worbis, welche Interessant ist, dass es sich keineswegs der am 25. [März 1848] Nachmittags erfolg- ausschließlich um „jugendliche Hitzköpfe“ ten Zerstörung und Plünderung des Förster- handelte, sondern dass auch Männer ge- hauses bei der Wehnderhütte dringend ver- standenen Alters darunter waren. dächtig sind, haben sich der Verhaftung und Die vorgestellten Steckbriefe stellen nur eine Untersuchung durch Flucht entzogen. […]“2 Auswahl zu stattgefundenen Zwischenfäl- „Der Handelsmann Philipp Henkel [36], der len dar. Weiterhin befürchtete man generell Ackermann Carl Joseph Beume [29], der nicht genehmigte Volksansammlungen. Tischler Franz Grimm [39] und der Handels- Der Heiligenstädter Landrat Hermann von Eichsfelder Heimatzeitschrift – Die Monatsschrift für alle Eichsfelder 243 die Hände einheimischer „Sicherheitsverei- ben im Eichsfeld nunmehr aus, sodass die ne“. Wie sahen diese aus? Aus Bickenriede wohl vor allem auf dem Papier existierenden und Büttstedt (Kreis Mühlhausen) hieß es Eichsfelder Bürgerwehren nicht mehr aktiv dazu, dass der dortige gemeinsame Sicher- werden mussten. Es ist davon auszugehen, heitsverein auf Veranlassung des gewählten dass sie sich – zumindest auf den Dörfern – Hauptmanns, dem Anröder Gutsherrn We- gegen 1849/50 wieder still aufgelöst haben, demeyer, „Manöver und Kriegsspiele [sowie] ohne jemals gegen Plünderer vorgegangen fröhlich[e] Gelage mit Freibier“ abgehalten zu sein. habe. Zur Beberstedter Bürgerwehr ist auf- gezeichnet, dass sie 118 Mann stark war, Anmerkungen aus einer Kompanie Infanterie sowie einer 1 Die in eckigen Klammern eingefügten Ziffern nen- Jäger- und einer Kavallerieabteilung be- nen jeweils das Alter der gesuchten Personen. 2 stand. Der örtliche Schulze, der sich die Obereichsfelder Kreis-Anzeiger vom 20.5.1848. Führung vorbehielt, „befürchtete bei zu ho- * Obereichsfelder Kreis-Anzeiger vom 13.5.1848. hen Kosten, eine baldige Auflösung des Ver- 4 Obereichsfelder Kreis-Anzeiger vom 6.5.1848. eins, da sich bald ein merkliches Abflauen 5 Obereichsfelder Kreis-Anzeiger vom 6.5.1848. des Interesses zeigte… Die ganze Sache 6 Obereichsfelder Kreis-Anzeiger vom 27.5.1848. scheint später im Sande verlaufen zu sein.“12 7 Obereichsfelder Kreis-Anzeiger vom 9.9.1848. 8 Obereichsfelder Kreis-Anzeiger vom 9.9.1848. Da vom mitteldeutschen Bürgertum auf- 9 grund der Einberufung einer Nationalver- Gemeint ist wohl das königlich-preußische Artille- riedepot in Erfurt. sammlung und dem Inkrafttreten einer preu- 10 Obereichsfelder Kreis-Anzeiger vom 13.5.1848, ßischen Verfassung keine weiteren Unruhen 27.5.1848, 28.10.1848. ausgingen, blieb auch das den Märzaufstän- 11 Obereichsfelder Kreis-Anzeiger vom 27.5.1848. den folgende Landvolk schließlich ruhig. 12 Bertram Strecker: „ ... althergebrachte Zustände Plünderungen und gemeinschaftliche Sach- ohne Gegenleistung beseitigen“ – 1848/49: Das beschädigungen gegen Gutshöfe, Klöster, Imperium schlägt zurück. In Eichsfelder Heimat- Staatseinrichtungen und dergleichen blie- zeitschrift 57 (2013), S. 89 f. Die Anbindung der Hasenburg an das vor- und früh- geschichtliche Verkehrsnetz Nordwestthüringens von Prof. Dr. Michael Köhler Bereits in der älteren Jungsteinzeit, d. h. kulturlandschaftliche Raumgliederung fest. vor rund 7000 Jahren, stellten die Altsie- Auf Grund dieser Funktion wurden wahr- delgebiete mit den Lößflächen in Thüringen scheinlich viele der sich schon im Neoli- und um den Harz ein praktisch flächende- thikum manifestierenden Verkehrslinien zu ckendes Siedlungsgebiet dar (H. Behrens einem extrem langlebigen Bestandteil, d. h. 1973). Deshalb kann man bereits für diese einer hochkonservierten Komponente der Zeit auch von einem Verkehrsnetz ausge- Kulturlandschaft. hen, das regionale und einige überregi- onale Fernwege sowie zahlreiche lokale Das Mittelgebirgsland einschließlich der Wege einschloss (B. W. Bahn 2011). Die- Muschelkalk- und Buntsandsteinstufen liegt ses Wegenetz wurde einerseits durch die peripher zur zentralen Keuperregion Thü- naturräumlichen Gegebenheiten und die ringens und den Altsiedelgebieten, die sich Siedlungsgebiete bestimmt, legte anderer- vor allem im Norden, Nordosten, Osten und seits aber auch einen Rahmen für die frühe Südosten um den Harz erstrecken. Damit Eichsfelder Heimatzeitschrift – Die Monatsschrift für alle Eichsfelder 251 tiven interdisziplinärer Siedlungsforschung am Ergebnisse der Ausgrabungen auf der Hasenburg Beispiel der Wüstung Drudewenshusen im unte- bei Haynrode, Kr. Worbis. In EHh 16 (1976), S. 97. ren Eichsfeld. In: Archäol. Korrespondenzblatt 18 Anmerkung (1988), S. 75-101. Dies ist die gekürzte Fassung des gleichnamigen Bei- Timpel, W.: Ergebnisse archäologischer Untersuchun- trages in: Westphalen, Gerlinde Gräfin von (Hg.): Die gen auf der Hasenburg bei Haynrode, Lr. Worbis. Hasenburg. Dokumente, Berichte, Quellen. Großbo- In: J. Preuss (Hg.), Symbolae praehistoricae, Wiss. dungen 2015, Bodunger Beiträge Heft 16, erhältlich Beiträge der Martin-Luther-Universität Halle-Witten- über die Galerie in der Burg, 036077-18934, www.ga- berg L11 (1975), S. 227-245; ders.: Ziel und erste lerie-in-der-burg.de, [email protected] Gescheiterte Auswanderungen aus Steinbach, Hüpstedt und Vollenborn in die deutschen Ostprovinzen im Jahr 1833 von Dr. Alfons Grunenberg Nach der Blütezeit der Hausweberei auf dem Gebaren der feudalistischen Gutsbesitzer Eichsfeld im 18. Jahrhundert kam es zu ei- im deutschen Osten trug nicht zu Erfolg bei. nem dramatischen wirtschaftlichen Nieder- So endeten fast alle Umsiedlungsversuche in gang. Wetterkapriolen zu Beginn des 19. einem Desaster. Die Menschen kamen nach Jahrhunderts verschärften die Situation und Fußmärschen von zum Teil über 1.000 km für führten zu zahlreichen Missernten. Um 1850 eine Wegstrecke mit ihren