Hermann-Josef Rupieper

Probleme bei der Schaffung der Kasernierten Volkspolizei (KVP), der Kaderschmiede der Nationalen Volksarmee (NVA)

I.

Nach den Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges und der Entmilitarisierungspolitik der Siegermächte gehörte die Schaffung von deutschen Streitkräften zu den schwierigsten und kontroversesten Themen der Nachkriegszeit. Sowohl in der Bundesrepublik als auch in der DDR führten die Entscheidungen der Westmächte bzw. der Sowjetunion, die jeweils von den beiden deutschen Regierungen mitgetragen, unterstützt und durch- gesetzt wurden, zu beträchtlichen innenpolitischen Spannungen und Kontroversen.

Im Gegensatz zur Situation in der DDR konnten diese Auseinandersetzungen in der Bundesrepublik auf den verschiedenen politischen Ebenen und in der Presse öffentlich ausgetragen werden. Die politischen Diskussionen und Entscheidungen über einen westdeutschen Verteidigungsbeitrag im Rahmen der Europäischen Verteidigungsge- meinschaft (EVG) bzw. der NATO sind daher, auch wenn noch einige Desiderate vor- handen sind, weitgehend erforscht1. Aber auch in der DDR wurden die einzelnen Schritte bis zum Aufbau von Streitkräften offenbar ebenso intensiv und zumindest in- tern genauso kontrovers wie in der Bundesrepublik diskutiert. Teilweise war die Argu- mentation der Gegner der Wiederaufrüstung in Ost und West nahezu identisch. So heißt es in der offiziellen Geschichte des staatlichen Jugendverbandes der DDR, der FDJ: »Nicht wenige junge Menschen erklärten damals, sie würden nie wieder eine Waffe in die Hand nehmen. Eine intensive Überzeugungsarbeit und die Auseinander- setzung mit pazifistischen Auffassungen war nötig, um die Einsicht zu vermitteln, daß der Frieden auch mit der Waffe verteidigt werden muß, falls der Imperialismus mit mi- litärischer Gewalt die revolutionären Errungenschaften der Werktätigen zunichte ma- chen will.«2 Ähnlich äußerte sich Erich Honecker, damals Vorsitzender der FDJ, in seiner Autobiographie3. Unter anderen Vorzeichen und in anderer Begrifflichkeit könnte das Zitat aus der Geschichte der FDJ auch aus der Bundesrepublik der fünfzi- ger Jahre stammen. Im Gegensatz zur Entwicklung in der Bundesrepublik ist über die hier angesprochene vergleichbare Problematik bei der Schaffung ostdeutscher Streitkräfte relativ wenig bekannt, zumal die Militärgeschichtsschreibung in der DDR auf diese Frage bisher kaum eingegangen ist. Die Freigabe amerikanischer Akten der Jahre 1949 bis 1955 er- laubt es nun, unsere Kenntnisse über Vorgänge in der DDR wesentlich zu erweitern4. Auch wenn damit sicherlich noch keine abschließende Bewertung der Wiederaufrü- stungsproblematik vorgelegt werden kann, so gestatten die von den Amerikanern An- fang der fünfziger Jahre gesammelten Berichte und Beobachtungen immerhin einen Einblick in Vorgänge in der DDR. Im folgenden soll zunächst ein knapper Überblick über die politisch-militärischen Entscheidungen zur Schaffung der sogenannten Volkspolizei-Bereitschaften, der Kasernierten Volkspolizei (KVP), wie sie bald inoffi- ziell, offiziell aber erst ab 1. Juli 1952 bezeichnet wurde, gegeben werden. Anschlie- ßend werden die wichtigsten Probleme beim Aufbau der KVP an Hand des im Anhang abgedruckten Dokuments erläutert.

II.

Mit der Verschärfung der Ost-West-Konfrontation 1947 setzte eine Entwicklung in 175 MGM 1/87 Europa ein, die von der Sowjetunion einerseits als Bedrohung für die Aufrechterhai- tung des sowjetischen Einflusses auf deutsche und gesamteuropäische Entwicklungen interpretiert werden konnte; andererseits mußte, wenn diese Interpretation zutraf, von der sowjetischen Führung der Versuch unternommen werden, wenigstens im eigenen Einflußbereich klare Verhältnisse zu schaffen und die Konsolidierung der sowjeti- schen Macht herbeizuführen. Damit wurde eine Konfrontationspolitik eingeleitet, die im Ausbau der Machtposition der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) in der sowjetischen Besatzungszone, aber auch im Prager Staatsstreich 1948 ihren sinnfälligen Ausdruck fand. In diesem Kontext dürfte auch die überraschende Mittei- lung des Stellvertretenden Parteivorsitzenden der SED und Mitglieds des Zentralko- mitees der SED, , an die Mitglieder des Zentralkomitees vom Herbst 1947 zu interpretieren sein, die Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD) bereite seit einigen Monaten die Schaffung einer Polizeitruppe vor. Die offi- zielle Lesart dieser Entscheidung lautete, die Deutsche Verwaltung des Innern solle »eine zentralistische, schlagkräftige Polizeitruppe schaffen, damit die SMAD nach und nach ihre Truppen verringern und schließlich ganz abziehen könne«5. Diese Begrün- dung erscheint allerdings wenig glaubwürdig, bedeutete sie doch, daß neben der be- reits vorhandenen »Deutschen Volkspolizei« eine — wie sich später herausstellte — pa- ramilitärische bzw. militärische Eingreiftruppe geschaffen wurde. Im Frühjahr 1948 ging die Detailplanung an deutsche Stellen in Ost- über. Am 3. Juni 1948 bildete die Deutsche Verwaltung des Innern auf Weisung von SMAD die Hauptabteilung Grenzpolizei und Bereitschaften (GP/B). Wiederum einige Wochen später, nach Be- ginn der sowjetischen Blockade West-, ordnete SMAD am 3. Juli 1948 die Auf- stellung bewaffneter Bereitschaftsverbände unter Kontrolle der Verwaltung des Innern an. Zum Chefinspektor dieser Truppe wurde Hermann Rentsch, ein ehemaliger Ober- leutnant der Wehrmacht und Mitglied des Nationalkomitees Freies Deutschland (NKFD), ernannt6. Das Personal der Bereitschaftsverbände kam vornehmlich aus der Deutschen Volkspolizei7. Gleichzeitig lief offenbar in den deutschen Kriegsgefange- nenlagiern in der Sowjetunion eine Aktion zur Gewinnung von Offizieren, Unteroffi- zieren und MannschaftsdienstgradenBei der Auswahl wurde neben der fachlichen Qualifikation vornehmlich auf die klare politisch-ideologische Ausrichtung im Sinne der SED geachtet9. In der sowjetischen Besatzungszone lief gleichzeitig für den ge- samten Polizeibereich eine Kampagne zur Unterordnung des Polizeiapparates unter die SED-Parteiherrschaft an. Unter diesem Gesichtspunkt erläuterte Walter Ulbricht auf der 1. Staatspolitischen Konferenz der SED in Werder/Havel vom 23. bis 24. Juli 1948 die Bedeutung der Polizei für die Sicherung des Systems und des gesellschaftli- chen Fortschritts: »Entsprechend der neuen politischen und militärpolitischen Lage in Deutschland forderte er [Ulbricht] unter anderem die Festigung der Polizeiorgane durch die konsequente Verwirklichung der führenden Rolle der SED in der Polizei, die Einsetzung von Polit-Kultur-Leuten und eine bessere Bewaffnung und Ausrü- stung.«10 Ende 1948 sollen die Volkspolizei-Bereitschaften rund 8000 Mann Personal besessen haben. In allen Einheiten waren »Sowjetniks«, sowjetische Offiziere als Mili- tärberater tätig11. Am 13. Oktober 1948 wurden der ersten Bereitschaft der Volkspoli- zei in Zwickau von Bergleuten der Steinkohlengrube »Karl Liebknecht« die Waffen übergeben u. Ein weiterer wichtiger Einschnitt in der Entwicklung erfolgte nach der Gründung der DDR und der Umwandlung von SMAD in die Sowjetische Kontrollkommission (SKK). Nachdem bereits am 14. April 1949 auf Befehl von SMAD die Kasernierten Bereitschaftsverbände aus der Hauptverwaltung Grenzpolizei und Bereitschaften aus- gegliedert und in der Hauptverwaltung für Schulung (HVS) zusammengefaßt worden waren, wurde im Mai die Säuberung der gesamten Volkspolizei von unzuverlässigen Elementen angeordnet. Gemäß Befehl 240/2 vom 30. Mai 1949 der SMAD mußten al- le Personen ausscheiden, die Verwandte ersten Grades in Westdeutschland hatten, lange in westlicher Gefangenschaft gewesen oder Ostvertriebene waren, politisch als unzuverlässig galten und vor 1945 der Polizei angehört hatten13. Inwieweit diese Säu- berungen tatsächlich durchgeführt wurden, ist unklar. Unter ideologischen Gesichts- punkten und zur Etablierung der SED-Kontrolle mag dies zwar notwendig, aber ange- sichts der Personalknappheit dürfte es äußerst problematisch gewesen sein. Die weite- ren Schritte auf dem Wege der Trennung der Volkspolizei-Bereitschaften von der nor- malen Polizei erfolgten durch die Einrichtung von Volkspolizeischulen, den Erlaß ei- ner Disziplinar- und Strafordnung, die weitgehend den einschlägigen Vorschriften der Großdeutschen Wehrmacht von vor 1945 entsprach, und der Ablösung des bisherigen Leiters, Hermann Rentsch, im September 1949 durch den Altkommunisten und ehe- maligen Stabschef der Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg und bishe- rigen Innenminister von Sachsen, Wilhelm Zaisser, der nunmehr die Hauptverwaltung für Schulung im Ministerium des Innern leitete. Sein Stellvertreter wurde Heinz Hoff- mann, zuletzt Sekretär der SED-Bezirksleitung Groß-Berlin14. Nach Umbenennung der Zentralverwaltung für Inneres in Ministerium des Innern der DDR wurde die Hauptverwaltung für Schulung im Oktober 1949 in Hauptverwaltung für Ausbildung (HVA) umbenannt. Im Juni 1950 wurde außerdem eine Hauptverwaltung Seepolizei (HVS) geschaffen. Ende 1949 sollen die Bereitschaften aus 39 Einheiten (24 Infanterie, 7 Artillerie, 3 Pan- zer, 3 Nachrichten und 2 Pioniere) bestanden haben. Insgesamt waren es angeblich 40 000 bis 50 000 Mann. Es bleibt jedoch die Frage, ob diese Zahl bereits Ende 1949 er- reicht war oder erst im Laufe des Jahres 1950 angestrebt werden sollte. Das im Anhang abgedruckte Dokument weist auf Schwierigkeiten bei der Beschaffung von 40 000 Paar Schuhen hin. Da die Einrichtung der Bereitschaften im Juli 1948 beschlossen wur- de und eine organisatorische Anlaufzeit nötig war, kann vermutet werden, daß die Truppenzahl sukzessive anstieg. Ob im Januar 1950 tatsächlich schon 40 000 Mann vorhanden waren, muß offen bleiben. Nach anderen amerikanischen Quellen befan- den sich im September 1950 35 000 Mann in den Bereitschaften und 15 000 auf 12 Of- fizier- und Unteroffizierschulen. Neben normalen Infanteriewaffen hatte die Sowjet- union auch 76 mm-, 122 und 152 mm-Haubitzen sowie Τ 34-Panzer »for familiariza- tion training but not for operation purposes« zur Verfügung gestellt. Die Amerikaner vermuteten jedoch, daß Ausrüstung zur Bewaffnung der Einheiten leicht aus den Be- ständen der Roten Armee hätte ergänzt werden können15. Welche Aufgaben sollte nun diese Truppe übernehmen, deren Aufstellung zu einem Zeitpunkt erfolgte, als die Westmächte selbst noch die Schaffung einer von der Bun- desregierung kontrollierten Polizei ablehnten? Von einem westdeutschen Verteidi- gungsbeitrag im Rahmen des westlichen Bündnissystems war zu diesem Zeitpunkt oh- nehin noch nicht die Rede. In der Militärgeschichtsschreibung der DDR wird die Auf- gabenstellung der Einheiten folgendermaßen definiert: »Sie schützen die volksdemo- kratische Ordnung und den beginnenden sozialistischen Aufbau gegen die Versuche der gestürzten Ausbeuterklassen, von der BRD und von Westberlin aus im Innern der DDR eine Konterrevolution zu entfachen. [. . .] Diese Polizeiformationen wurden zu- gleich auch zu einer Kaderschmiede für die 1956 geschaffene Nationale Volksarmee.« Für den »äußeren Schutz« der DDR war dagegen die Sowjetunion verantwortlich16. Bereits am 1. März 1949 hatte jedoch das Politbüro der SED die Bevölkerung dazu aufgerufen, »im Falle einer imperialistischen Aggression die Sowjetunion in der Her- beiführung des Friedens zu unterstützen«17. Im Klartext: Die Einheiten waren zu- nächst vornehmlich zur Kontrolle der inneren Entwicklung geschaffen worden, was jedoch nicht ausschloß, daß sie zu einem späteren Zeitpunkt auch an der Seite der Ro- ten Armee eingesetzt werden konnten. Aufgabe der HVA war es, so die offizielle DDR-Geschichtsschreibung, »aus den Rei- hen der Werktätigen fachlich und politisch befähigte, der Sache der Arbeiterklasse treu ergebene Kader zu entwickeln, die nach einer kurzen Ausbildungszeit als Offiziere und Unteroffiziere in den neu zu bildenden Volkspolizeibereitschaften eingesetzt wer- den können«18. Bei der politisch-ideologischen Ausrichtung übernahm die FDJ von Anfang an eine wichtige Funktion. Bereits im Oktober 1949 schuf sie in der HVA/ HVS sogenannte »Grundeinheiten«. Diese unterstützten die politische Arbeit der Volkspolizeikommandeure. Ende 1950 sollen bereits 88 Prozent der Volkspolizisten in den Bereitschaften Mitglieder der FDJ gewesen sein19. Ob der Anteil der FDJ-Mitglie- der wirklich so hoch war, ist umstritten. Karl Greese vom Militärgeschichtlichen Insti- tut Potsdam macht für die Anfangsphase folgende Angaben zur sozialen Struktur und zur politischen Organisationszugehörigkeit: »Mehr als 80% der Angehörigen der HVA/HVS kamen aus der Arbeiterklasse, etwa 30% waren Mitglieder oder Kandida- ten der SED, 65% gehörten der FDJ an. In den Klassenschlachten gegen Imperialis- mus, Militarismus und Faschismus gestählte Kommunisten und andere Antifaschisten hatten die Führungspositionen inne.«20 Neben diesen Gruppen gehörten auch ehemali- ge Angehörige der Hitler-Wehrmacht nach ihrer »Umerziehung« in der Sowjetunion zu den Kadern der ersten Stunde21. Diese heterogene Truppe zusammenzuschweißen stellte die HVA vor beträchtliche Probleme. Die bisherigen Erfahrungen mit den Volkspolizeischulen, den Ausbildungs- stätten der KVP, scheinen nicht besonders zufriedenstellend gewesen zu sein. Uberla- gert wurden diese Probleme aber offensichtlich von der politischen Einstellung der Be- völkerung. Die leidvollen Erfahrungen des Krieges und der Nachkriegszeit bestimm- ten das politische Klima. Der Angriffskrieg Hitler-Deutschlands, Rassenwahn und sy- stematischer Völkermord hatten nicht nur ungeheure Leiden Uber die Völker Europas gebracht, sondern auch zur Teilung Deutschlands geführt. Der Anblick zerstörter Städte, die Zerstörung der Familien und die individuell erlebten Leiden verstärkten ei- ne Einstellung, die im Westen als »Ohne-mich-Haltung« bezeichnet wurde. Nur mit einem ungeheuren Aufwand an Agitation und Propaganda war es möglich gewesen, ein Klima zu schaffen, um die Bevölkerung davon zu überzeugen, wieder eine Waffe in die Hand zu nehmen. Waren schon die Probleme in der Bundesrepublik beträchtlich, so dürften sie unter den politischen Bedingungen der DDR noch größer gewesen sein. Außerdem verstieß die Aufstellung paramilitärischer Einheiten bzw. die Ausbildung von Kadern eindeutig gegen das Potsdamer Abkommen und die Entmilitarisierungsbe- stimmungen. Beide Probleme, die Mängel in der Ausbildung und die für die SED pro- blematische Stimmung in der Bevölkerung, führten offenbar zu dem Beschluß der Re- gierung der DDR vom 26. Januar 1950, »durch eine bessere Ausbildung und Schulung die Schutz- und Sicherheitsorgane des Staates in die Lage zu versetzen, die von impe- rialistischer Seite aus gelenkte und unterstützte Agenten- und Sabotagetätigkeit zu zerschlagen. Alle Patrioten werden aufgerufen, die Wachsamkeit gegen die Feinde des deutschen Friedensstaates zu verstärken.«22 Die Rechtfertigung innenpolitischer Maßnahmen durch den Aufbau außenpolitischer Bedrohungen gehört sicherlich zu den Standardthemen des politischen Managements. Wenn jedoch tatsächlich von der Bundesrepublik eine Bedrohung für die DDR aus- ging, dann nur durch den Vergleich der Lebensbedingungen in den beiden deutschen Staaten. Die Unzufriedenheit der Bevölkerung mit den politischen und wirtschaftli- chen Verhältnissen in der DDR zeigte sich nicht zuletzt durch die Massenflucht der Bevölkerung in den fünfziger Jahren. Es ist bemerkenswert, daß Ulbricht in einem im Neuen Deutschlandvom 1. Februar 1950 abgedruckten Interview auch noch eine weite- re Variante dieser politisch-motivierten Bedrohungsvorstellungen brachte. Er warnte vor dem »verstärkten Auftreten reaktionärer Kräfte«, die versuchten, »die junge deutsche Republik von innen zu untergraben, um sie den imperialistischen Kriegstrei- bern in die Hand zu spielen«23.

III.

Das nachfolgend abgedruckte Dokument, das auf nachrichtendienstlichem Wege in den Westen gelangte, ist vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen zu sehen. Es ent- stand offenbar auf der Basis von Mitschriften oder Abschriften, die wahrscheinlich im Bereich des MGB (Ministerestwo Gossudarstwennoi Besopasnosti), der Dienststelle des sowjetischen Ministeriums für Staatssicherheit in Karlshorst oder in dem im Auf- bau befindlichen Ministerium für Staatssicherheit (MfS) der DDR entstanden sind. Diese teilweise wörtlichen Abschriften wurden dann von der Nachrichtendienstabtei- lung der amerikanischen Hohen Kommission ausgewertet, unter zentralen Fragestel- lungen zusammengefaßt und schließlich in dreiundzwanzigfacher Ausfertigung an Dienststellen der Hohen Kommission sowie weitere amerikanische Institutionen ver- teilt. Für den Historiker ist der Umgang mit derartigen Quellen natürlich nicht unproblema- tisch, da 1. keine Möglichkeit zur Überprüfung der Absichten des Informanten be- steht. 2. muß unklar bleiben, über welchen Zeitraum und wie genau der Gewährsmann Informationen lieferte. 3. können die Auswahlkriterien der amerikanischen Dienststel- le nicht überprüft werden. Auch hier können Fehlerquellen liegen, die den Informa- tionsgehalt der Quelle beeinträchtigen. Andererseits gibt es jedoch gewichtige Gründe, die für die Authentizität der Quelle sprechen: 1. Die Bearbeitung durch den »Director of Intelligence« der amerikanischen Hohen Kommission, B. R. Shute, und die Verbrei- tung des Textes lassen darauf schließen, daß Shute in diesen Berichten eine erstklassige Quelle über Entwicklungen in der DDR sah, die glaubwürdig war. 2. Da offenbar mehrere Berichte als Grundlage für die Zusammenfassung herangezogen wurden, kann vermutet werden, daß mehrfach identische Informationen geliefert wurden und auch aus anderen Berichten Hinweise auf entsprechende Entwicklungen vorlagen. 3. Die Berichte sollten offenbar auch zur Entscheidungsfindung in der amerikanischen Hohen Kommission beitragen. Sie wurden daher wegen ihres hohen Informationsge- haltes an alle Abteilungen verteilt. Kopien gingen auch an den Director der Intelligence Division von EUCOM (European Command, United States Army); das Department of State, an den Chief DAD (Department of the Army Detachment) und an weitere In- stitutionen. 4. Es gibt keinen Hinweis in der Bewertung der Informationen durch Shu- te, der auf Zweifel an der Qualität des Berichts schließen läßt. 5. Auch ein Vergleich mit der Literatur bestätigt diese Einschätzung des Dokuments. Es ist einerseits eine Be- standsaufnahme der bisherigen politisch-ideologischen Arbeit der HVA und ihrer Vorgängerin, der Hauptverwaltung für Schulung, die vor dem Ausscheiden von Wil- helm Zaisser durchgeführt wurde, der am 8. Februar 1950 das neugegründete Mini- sterium für Staatssicherheit übernahm24. Andererseits ist das Dokument ein Stimmungsbericht über die Lage in der DDR, der auch durch die bekannte Sekundärliteratur aus der DDR bzw. durch Analysen bundes- republikanischer DDR-Forscher weitgehend bestätigt wird25. Der Bericht informiert über ein Gespräch von Zaisser und Rudolf Dölling, dem Chef der Abteilung Polit-Kul- tur der HVA, mit den Kommandeuren der Volkspolizeischulen, d. h. den Leitern der militärischen Ausbildungsstätten der KVP, sowjetischen Beratern, Vertretern der Ab- teilung Polit-Kultur, den Ausbildungsleitern und einigen Beamten der HVA. Die Nachrichtendienstabteilung der amerikanischen Hohen Kommission sah in diesen Berichten authentische, verläßliche Informationen über den Beginn der Remilitarisie- rung in der DDR und die damit zusammenhängenden Probleme: 1. Die HVA galt als militärische Organisation, deren Aufgabe es war, Kader für eine DDR-Armee aufzu- stellen. 2. Die Moral und die politische Verläßlichkeit des bisherigen Personals galten als extrem gering. Es gab beträchtliche Probleme bei der politischen »Indoktrination«. Dies traf sowohl auf die Mitglieder der SED als auch der FDJ zu. Die Gründe hierfür lagen in den Schwächen der Polit-Propaganda, in der »Feindseligkeit« der Bevölke- rung gegenüber der Sowjetunion und der HVA, in der Sehnsucht der Bevölkerung nach Frieden und Einheit und in der Politik der SED (ζ. B. Anerkennung der Oder- Neiße-Linie). Das Dokument zeigt besonders deutlich das Bemühen der HVA, die Notwendigkeit einer Truppe aus der Bedrohung des Systems von außen und innen zu rechtfertigen. So wurde im Rahmen der politischen Indoktrination der Bereitschaften von der HVA die Parole ausgegeben, daß trotz einer »Stärkung der Friedenskräfte« weiterhin Kriegsgefahr bestehe und daß die »imperialistischen Elemente sich niemals mit der neuen sozialen Ordnung abfinden werden«. Die Hauptaufgabe der HVA war es dem- nach, »to convert young people into defenders of the DDR« (Dok.). Gerade diese Auf- gabe erwies sich jedoch als besonders schwierig. In der offiziellen Militärgeschichts- schreibung der DDR, aber auch in der Memoirenliteratur und der FDJ-Geschichts- schreibung klingen diese Schwierigkeiten an. So schrieb Erich Honecker, damals Er- ster Sekretär der FDJ: »Vor allem ging es darum, Jugendliche dafür zu gewinnen, frei- willig den Dienst in der Volks-Polizei-Bereitschaft [...] in der Grenzpolizei, der Transportpolizei und dem Ministerium für Staatssicherheit aufzunehmen [. . .] Ich weiß nicht mehr, wie oft ich während dieser Zeit in Gründungsorganisationen der FDJ, auf Funktionärsberatungen, bei Zusammentreffen mit Jugendlichen oft bis spät in die Nacht hinein diskutiert habe [.. .] Pazifistische Anschauungen trafen wir damals noch weitverbreitet an. Das war eine verständliche Reaktion auf den Zweiten Welt- krieg mit seinen ungeheuren Zerstörungen und Verlusten, mit den von der faschisti- schen Armee verübten Verbrechen. Zweimal in einer Generation hatten die herrschen- den Kräfte die Menschen mißbraucht. Wir erklärten der Jugend geduldig, daß Gewehr nicht gleich Gewehr ist, daß vor allem entscheidet, wer es besitzt zu welchem Zweck, für welche Politik er es einsetzt.« 26 Deutlich wird in diesem Dokument auch, daß zu diesem Zeitpunkt, also lange vor Aus- bruch des Korea-Krieges und bevor die Westmächte überhaupt daran dachten, Pläne für einen westdeutschen Verteidigungsbeitrag im Rahmen der EVG zu entwickeln, die Sowjetunion bereits die Ausbildung militärischer Kader, über deren endgültige Ver- wendung natürlich noch nicht entschieden werden mußte, in die Wege geleitet hatte. So wies Zaisser darauf hin, daß in den Ausbildungseinheiten zunächst noch keine Spe- zialisierung in der Waffenausbildung erfolgen sollte, man hoffe jedoch, daß im Au- gust/September 1950 in den Artillerieschulen Kenntnisse aller Waffentypen vorhanden sein würden. Offenbar hatte er aber ansonsten keine genauen Zeitvorstellungen, denn er ging davon aus, daß eine Spezialisierung etwa 1960 erreicht sein könne. Bereits im Januar 1950 stellte er jedoch die Frage, wann eine Uniformänderung und eine Ände- rung der Rangabzeichen, also wohl von der Volkspolizei, zu eindeutig militärischen Kennzeichen möglich erscheine. Bemerkenswert ist auch, daß die Schulen große An- strengungen unternehmen sollten »to teaching the attack in all its phases« (Dok.). Schwierigkeiten beim Aufbau der Schulen, die im Juli 1949 eingerichtet worden waren, Desertionen, geringe Moral und Unsicherheit über die weitere Entwicklung scheinen jedoch die hier angesprochenen Absichten teilweise zu konterkarrieren. So ist Dölling über die hohe Zahl von Deserteuren besonders betroffen, zumal sie aus dem Parteiap- parat kamen: »FDJ functionaries, members of the PK Apparat, Kommissare and Ober- kommissare, and men whose parents were Communists before Hitler and are now SED functionaries.« (Dok.) Dies jedoch auf die Haltung der Frauen und Machen- Schäften des Klassenfeindes zurückzuführen, wie Dölling es tut, geht wohl an den wirklichen Problemen vorbei. Von beträchtlicher Brisanz war offenbar auch das Verhältnis einiger Angehöriger der Bereitschaften zur SED-Politik bei der Anerkennung der Oder-Neiße-Linie als Ost- grenze. Selbst aggressive Äußerungen gegenüber der CSSR (Sudetenland) scheinen vorgekommen zu sein. Genauso schwierig waren die Beziehungen zur sowjetischen Besatzungsmacht. Die von der SED propagierte Freundschaft zur Sowjetunion stieß auf wenig Gegenliebe: »The opinion is held among the masses that the Soviet regime and collectivization are going to be forced upon them.« (Dok.) Wurde die Politik der SED gegenüber Polen und der Sowjetunion abgelehnt, so galt offenbar die Remilitari- sierungspropaganda der HVA gegenüber der Bundesrepublik in den Bereitschaften und in weiten Teilen der Bevölkerung als unglaubwürdig. Hier bestätigt sich das, was auch Honecker in seinen Memoiren deutlich macht, die pazifistische Einstellung der Jugend: »they wish never to again have to handle weapons, but only tools« (Dok.). Uberraschend ist jedoch die Klage von Zaisser, daß diese Haltung auch vom FDJ-Vor- stand unterstützt wurde. Sollte es neben der Honecker-Position eine andere Position gegeben haben? Von besonderem Interesse ist natürlich auch die Haltung gegenüber ehemaligen Offi- zieren der Wehrmacht. Würden sie loyal mit dem neuen System zusammenarbeiten? Während der Altkommunist und Kommandeur der Schule Döbeln, Arno Berthold, dies offenbar als Problem ansah, nahm der Chef der Abteilung Polit-Kultur, Dölling, eine pragmatische Haltung ein: Wer bereit war, mit der SED zusammenzuarbeiten und sich für den Aufbau der DDR einzusetzen, sollte mitarbeiten dürfen. Neben poli- tisch-ideologischen Problemen und Ausbildungsfragen scheinen auch Versorgungs- probleme beträchtlichen Umfangs vorhanden gewesen zu sein, die auch in der unter- versorgten Zivilbevölkerung Unruhe stiften konnten. Es gab zu wenig Mäntel, Schuhe und Sportbekleidung. Ofen fehlten in den Ausbildungsstätten. Wo sollten ζ. B. 40 000 Paar Schuhe aufgetrieben werden, ohne die zivile Versorgung zu belasten? Zusammenfassend ist festzustellen: 1. Die Volkspolizei-Bereitschaften waren bereits lange vor Beginn der Diskussionen um einen westdeutschen Verteidigungsbeitrag als Kader für eine Militärmacht der DDR angelegt, auch wenn sie zunächst nur für den Einsatz im Landesinnern vorgesehen waren. Darüber hinaus konnten sie natürlich auch Funktionen an der Seite der Roten Armee übernehmen. 2. Es gab beträchtliche politisch-ideologische Probleme bei der Aufstellung der Einheiten, die sich aus den Spannungsfeldern Ost-West-Konflikt, Beziehungen zur Sowjetunion, deutsche Ein- heit und Durchsetzung der SED als »führende Partei der deutschen Arbeiterklasse« er- klären lassen. 3. Die Einstellung der Bevölkerung und besonders der Jugend gegenüber der Schaffung militärischer Einheiten entsprach der »Ohne-mich«-Haltung in der Bundesrepublik. 4. Die Volkspolizei-Bereitschaften waren zu diesem Zeitpunkt keine loyale Einsatztruppe der SED. Sie waren keinesfalls in der Lage, irgendeine operative Rolle zu übernehmen. 5. Welche Bedeutung sie mittel- oder langfristig im Ost-West- Konflikt haben würden oder welcher Stellenwert ihnen von der Sowjetunion bei den Diskussionen um die deutsche Wiedervereinigung zugeschrieben wurde, ist eine ande- re Frage, die jedoch nur unter Heranziehung sowjetischer Quellen beantwortet wer- den kann. 6. Die Grundprinzipien bei der Aufstellung der Bereitschaften waren: Beset- zung der Schlüsselpositionen durch Altkommunisten, bestimmender Einfluß und Überwachung durch die SED, Kontrolle durch sowjetische Berater27. 7. Das hier abge- druckte Dokument muß jedoch auch im Zusammenhang mit der Adenauerschen Si- cherheitspolitik gesehen werden. Der Bundeskanzler instrumentalisierte die Existenz der Bereitschaften im Rahmen seiner Forderungen nach einem westdeutschen Vertei- digungsbeitrag. Die Hinweise in seinen Memoiren: »Die Sowjetzone war durch die Volkspolizei militärisch stark bewaffnet [. . .] Wenn die Sowjetzonenarmee, ähnlich wie es in Korea geschehen war, mit Panzern angriff, so waren die Folgen eines solchen Vormarsches leicht zu übersehen«, sind geradezu grotesk und genauso unrealistisch, wie die Angaben über die Stärke der Truppe, die er den Amerikanern gegenüber er- wähnte28. Es kann daher nicht überraschen, daß diese Hinweise von ihnen auch nicht besonders ernst genommen wurden. Eine Bedrohung der Bundesrepublik konnte nur von der Sowjetunion ausgehen. Dies hätte wegen der Anwesenheit der amerikanischen Truppen in der Bundesrepublik sofort zu einer direkten Konfrontation zwischen den beiden Großmächten geführt.

182 Bericht des Director of Intelligence, Office of the United States High Commissioner for , B. R. Shute, vom 25. Februar 1950 über die Kasernierte Volkspolizei der sowje- tisch besetzten Zone29 NA, RG 446, D(50) 514

1. On 25 and 26 January 1950, the Hauptverwaltung für Ausbildung (Main Administration for Training, ref: Special Intelligence Report No. 1) held a meeting of the school comman- dants, Polit-Kultur deputies, training chiefs, Sovietniks30, and certain ranking officials of the organization. Available transcripts of the speeches and records of the subsequent que- stion-and-answer periods provide an unusually frank self-evaluation of the current status of the HVA31.

2. Available minutes clearly indicate the following facts concerning the current position of the HVA. a) The HVA is a military organization designed to provide a cadre for the army of the DDR. b) The morale and degree of political reliability of personnel of the HVA is extremely low. This problem is present among all ranks and among SED and FDJ members as well as among the »politically immature«. The situation is attributable to: (1) the virtual failure of the mechanism for political indoctrination, (2) the hostility of the civilian population to the and the HVA, (3) the desire of the average recruit for peace and unity (in the Western sense), and (4) unpalatable aspects of the satellite status of the DDR, such as the Oder-Neisse line32, etc. c) The political indoctrination program is in the process of being revised along more real- istic lines to compensate for the difficulties mentioned above. d) Although a considerable degree of secrecy still surrounds the organization, standards of security are being slightly relaxed. Probably the primary reasons for this are the increase in size of the organization and the spatial requirements for advanced training areas.

3. Attached Tab A quotes excerpts from speeches made at the meeting arranged as follows (The special attention of the Office of Political Affairs is directed to Paragraphs 1 and 2, and that of the Office of Public Affairs to Paragraphs 3 and 7): 1. General themes of indoctrination. 2. Status and mission of the HVA. 3. Weaknesses in political indoctrination and morale. 4. Corrective measures. 5. Security. 6. Administrative problems. 7. Miscellaneous. a) Utilization of former officers. b) Relations with the Soviets. c) Privileges of rank.

Excerpts from Speeches made at the 25—26 January Meeting of School Commandants of the HVA

The following quotations are taken from context and reorganized to provide a coherent consideration of the primary themes covered in the speeches and in the subsequent que- stion-and-answer periods. It is believed, however, that the slant and emphasis of the mee- ting have been preserved. Reference reports: MGB33 9613, 9617, 9639, 9640, and 9641. (Note: Square brackets are used to indicate data supplied by the Office of Intelligence. The speaker, where known, is indicated by a footnote.) 1. General theme of indoctrination: »The powers of peace have grown in strength. To say then that the danger of war is reced- ing, would be wrong. No, danger of war has increased. There is a continuous struggle be- tween the two camps. Because: a beast at bay defends himself desperately. We must explain to our people that the imperialistic elements will never reconcile themselves to the new soci- al order. The dispossessed do not fold their hands.«34

2. Status and mission of the HVA: a) »... Our major task is to convert young people into defenders of the DDR.«35 b) »In the construction of our schools, we have reached the stage at which the general basis of the schools is fairly well founded. But as the process of construction continues, the que- stion of specialization comes more and more to the fore. We are People's Police Schools and People's Police Training Units, and it is gradually being spread about that we may be doing more than this. This won't come over night, but one day we will put first things first, perhaps by saying that we have changed our rank insignia or our uniform, etc. »We are not yet in a position to establish real specialist schools, i. e., specializing in all kinds of weapons. We will surely come, however, to specialists schools, perhaps not until 1960, but by then, perhaps, it won't be necessary. Now, at any rate, it is too early. What we need at present are schools which can train people by August or September of this year to be basi- cally familiar with all types of artillery. It makes really little difference what types of artillery are used for this purpose.«36 c) ». . . We wish to keep our military training simple, designed to impart a solid basic knowledge.«37 d) ». . . Training school sessions should devote major efforts to teaching the attack in all its phases.«3' e) »... Sports. In preparation for the later close combat training, combat and courage are to be included.«39

3. Weaknesses in political indoctrination and morale: a) »When we created this organization in July40 we were forced very nearly to create our schools from nothing. We lacked qualified co-workers, who were found only after difficul- ty. As unsatisfied as we still are, our schools are now at a stage where they can bear exami- nation. All of you have performed a tremendous amount of work, I know, and our PK41 in- structors have accomplished a great deal. And in spite of this our political work in the var- ious Objekte (installations) remains poor — above all, the party and youth work — especially at the higher levels. »It is horrible, for example, that, after the Christmas leaves, the curve of desertions rose abruptly. Not, however, in the sense that the people did not come back from their leaves; they returned and then they deserted [. . .] Still more alarming is the fact that many of the deserters were not the politically untutored, but were FDJ functionaries, members of the PK Apparat, Kommissare and Oberkommissare, and men whose parents were Communists before Hitler and are now SED functionaries.«42 b) »The boys return from leave in a strikingly pessimistic frame of mind, because they are unable to stand up to the hostility directed at them. In this respect, women play a special role; this is a machination of the enemy. Consequently, we have to admit that, after four months of training, our Volkspolizisten have not yet learned to counter political ar- guments. Although they have acquired political knowledge, they lack practical experience in debating. On the other hand, this does not prove that our political work has so far been in vain. Anyone who says so wants to start a panic.«43 c) »We .. . have tried to imbue our men with political knowledge, and it has all been in vain. They returned (from leave) with a negative frame of mind . . . Also, there has been an in- creasing incidence of absence without leave, which requires more vigilance on our part.« 44 d) »In several of our units, subversive cells have been formed. Around them new cells form. They, to some extent, impede our work. In one Objekt (installation), for example, FDJ members carried on their disruptive work for weeks. Finally, one day, they threw their wea- pons away. They had been influenced by the West. In order that everybody would be impressed by the reprehensible character of this action, the perpetrators had their shoul- der pieces torn off before the assembled student body and afterwards were told to go to hell. In carrying out our political indoctrination program, we must succeed in making the stu- dents themselves feel the detestable nature of such an act so strongly that they say so vis-a-vis the culprits themselves.«45 e)». . . There have been lively discussions of the Oder-Neisse line. For example, during a discussion some Volkspolizisten said that one ought to be prepared to re-conquer the lost East territory with armed force. Or: >1 am prepared to use my gun to attack the Czecho-Slo- vak Republic.« We welcome the free expression of such false views. We must ask ourselves how well we have cleared up the question of the Oder-Neisse line. If, for example, these boys state that we will be able to live better only after getting back the Eastern territory, then that must be considered a fascist trend.«44 f)». . . A student, reprimanded while in a dance hall by a garrison patrol, revenged himself by stating that now he would tell what the life of the students is really like. Finally he tried to attack the patrol.« 47 g) »Our line of agitation against remilitarization in West Germany is a false one. We must explain to the youth exactly what is remilitarization and what is not. Our PK Apparat has also failed in this task. The youth is inclined to pacifistic leanings, characterized by sta- tements that they wish never to again have to handle weapons, but only tools. In this feel- ing they are being supported by the FDJ-Vorstand. They even say that they do not want any part of this Tito affair48.1 have already discussed this matter with Walter Ulbricht; he will do everything he can to change this attitude.« 49

4. Corrective measures: a) »Influences from the West must be more consistently counteracted. A case in point is the widely current discussion of the HVA pay reductions; then the inauguration of the general draft in the Soviet Zone, or the students' argument that what they are told is happening in Western Germany (viz., Western rearmament) lacks proof, all of which adds up to their conclusion that the next phase of our training program is unwarranted. A strong trend along these lines does exist — an unwillingness to understand. We must place all of our strength behind the laying of an ideological foundation in order to indoctrinate our Volkspolizisten as to why they have been given weapons.«50 b) ». .. We are now revising our political training program to profit by practical training experiences.« 51 c) ». . . Before 1933, our strength lay in practical work. Our party members were pragmatists rather than theoreticians. Today we are faced by the opposite situation. Our young com- rades are theoretically well-developed, but lack practical experience. They cannot as yet combine the two. Old, experienced comrades, on the other hand, lack theoretical devel- opment. By organizing circles, couldn't we bring these two opposites together? »Another weakness is that our Polit-Kultur instructors and also the Party functionaries fail to compile the arguments which are being used on the outside in the fight against us. Our Polit-Kultur instructors do not avail themselves of the lessons which refute the opponent's arguments.«52 d) ». . . The formation of agitation groups can also be supported by the operations branch. We have already had good results. For example, while one group is firing on the range, the other group is required by agitation teams to engage in debates.«53

5. Security: a) »An obligation to preserve secrecy has again been submitted to the attending officers for their signatures. Many of them have signed only reluctantly, because they see in it a lack of confidence. Political and organizational questions are, however, not meant to be passed around, but are only for your information.«54 b) »The order that no civilians be admitted to the Objekte (installations) should be carried out without exceptions. This rule includes SED representatives. This should be clearly un- derstood.« 55 c) »It is no longer necessary to abide by rules of secrecy to the extent we have in the past. Artillery training can be given in open training areas, one of which each Objekt will have at its disposal. The movement of training equipment outside the Objekt area, however, requir- es prior HVA approval, a request for which has to be submitted to the training section of the HVA.«56

6. Administrative problems: ». . . And there are still other points: a great amount of work has been accomplished which had to be done by improvised means. And when it is examined, it can be seen that it was well done. But when a school leader turns to Berlin and complains that coats, shoes, sports out- fits and ovens were not delivered on time — the last because the school leader forgot that the Objekte also have to be heated — it points to behavior which does not willingly accept re- sponsibility. He must have the courage to take the blame and not try to place it on the shoul- ders of the Berlin officials. In this connection, you can, perhaps, understand what difficul- ties are entailed in obtaining 40,000 pairs of shoes. They are not readily available, and, in fact, must first be manufactured. Vis-a-vis the population, this is such favoritism that we would be highly embarrassed if we had to order still more.«57

7. Miscellaneous: a) The utilization offormer officers: Question: »During the last few days, the question whether the concentration of all former officers in leading positions is likely to threaten the development of our democratic republic has come to light.«58 Answer: »In regard to the employment of high ranking officers, our point of view should be that, in building up the DDR, all elements willing to contribute should be enlisted. History obviously teaches us that in the course of rehabilitation some people degenerate and others turn into positive elements aiding reconstruction.«59

b) Relations with the Soviets: »Friendship with the Soviet Union is the decisive factor in our policy. The opinion is held among the masses that the Soviet regime and collectivization are going to be forced upon them . .. We should describe without exaggeration the accomplishments of the Soviet Un- ion.«60

c) Privileges of rank: »A new order has been issued by the HV61 to the effect that, in the matter of the private use of official vehicles, school commandants are to be treated on a par with Chefinspekteuren. We hope, though, that this privilege will not be abused.«62

1 Zur Diskussion des westdeutschen Verteidigungsbeitrages vor allem: Anfänge westdeutscher Si- cherheitspolitik 1945—1956. Bd 1: Von der Kapitulation bis zum Pleven-Plan. Von R. G. Foerster, C. Greiner, G. Meyer, H.-J. Rautenberg und N. Wiggershaus. München/Wien 1982; Aspekte der deutschen Wiederbewaffnung bis 1955. Mit Beiträgen von H. Buchheim, K. Fett, P. Gosztony, H.-A. Jacobsen, P. Noack, H. Tänzler und G. Wettig. Boppard 1975 (= Militärgeschichte seit 1945, Bd 1.); G. Wettig: Entmilitarisierung und Wiederbewaffnung in Deutschland 1943—1955. In- ternationale Auseinandersetzungen um die Rolle der Deutschen in Europa. München 1967 ( = Schriften des Forschungsinstituts der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik e. V. Bd 25.) 2 Geschichte der Freien Deutschen Jugend. Hrsg. von einem Autorenkollektiv. Berlin (Ost) 1983, S. 208. 3 E. Honecker: Aus meinem Leben. Berlin (Ost) 1980, S. 184. 4 Sowohl die Bestände der amerikanischen Hohen Kommission als auch die diplomatischen Akten des Department of State bieten eine Fülle von bisher ungenutzten und unbekannten Informationen. Erste wichtige Untersuchungen aus der Bundesrepublik G. Wettig: Die politischen Überlegungen bei der ostdeutschen Wiederbewaffnung 1947—1952. In: Aspekte der deutschen Wiederbewaff- nung (wie Anm. 1), S. 1—30; A. Fischer: Die Entmilitarisierung und Wiederaufrüstung in der So- wjetischen Besatzungszone Deutschlands und in der Deutschen Demokratischen Republik (1945—1956). In: Entmilitarisierung und Aufrüstung in Mitteleuropa 1945—1956. Mit Beiträgen von A. Fischer, C. Greiner, Κ. A. Maier, U. de Maiziere, W. Meier-Dörnberg, G. Meyer, M. Rau- chensteiner, J. Schulten, H.-E. Volkmann, N. Wiggershaus. Herford/Bonn 1983 (= Vorträge zur Militärgeschichte. Bd 4.), S. 37—56; ders.: Anfänge der Wiederbewaffnung in der SBZ/DDR (1945/1946—1955/56). In: Wiederbewaffnung in Deutschland nach 1945. Hrsg. von A. Fischer. Berlin 1986 (= Schriften der Gesellschaft für Deutschland-Forschung. Bd 12.), S. 11—30. Zur DDR-Literatur vgl. die in den Anm. 7, 8, 10 und 16 genannten Untersuchungen. 5 So der ehemalige Sozialdemokrat Erich Gniffke. Er war bis zu seiner Flucht in den Westen Funk- tionär der SED. E. W. Gniffke: Jahre mit Ulbricht. Mit einem Vorwort von H. Wehner. Köln 1966, S. 262. 6 Τ. M. Forster: Die NVA. Kernstück der Landesverteidigung der DDR. Köln 61983, S. 17 ff.; F. Kopp: Chronik der Wiederbewaffnung in Deutschland. Daten über Polizei und Bewaffnung 1945—1958. Rüstung der Sowjetzone. Abwehr des Westens. Köln 1958, S. 36 ff. Zeittafel militär- politischer und militärischer Ereignisse 1945 bis 1964. Hrsg. vom Institut für Deutsche Militärge- schichte Potsdam. Berlin (Ost) 1965, S. 26 ff. 7 E. Zöllner: Entwicklungsprobleme bei der Ausbildung von Kadern für den medizinischen Dienst in den bewaffneten Organen der DDR (1949—1961). In: Militärgeschichte. 25 Jg. 2 (1986) 137-144. Ι Fischer: Anfänge (wie Anm. 4), S. 24 f.; M. Drews/M. Stoll: Soldaten der ersten Stunde. Berlin (Ost) 1981, S. 119 f.; Forster (wie Anm. 6), S. 21; S. Thompson: The Bialek Affair. London 1955, S. 113. 9 G. Reymann: Durchbruch mit Einunddreißig. In: Drews/Stolle (wie Anm. 8), S. 121. 10 Zeittafel (wie Anm. 6), S. 28 f.; K. Greese: Antimilitarismus und bewaffneter Schutz in der Politik der SED bis 1955, in: Militärgeschichte. 25 Jg. 2 (1986) 99-118, hier S. 106. 11 Zu den Zahlenangaben Wettig: Die politischen Überlegungen (wie Anm. 4), S. 2. 12 Zeittafel (wie Anm. 6), S. 30. Wahrscheinlich dürfte es sich um Infanteriewaffen der ehemaligen deutschen Wehrmacht gehandelt haben, wie sie auch bei der Grenzpolizei üblich waren. Forster (wie Anm. 6), S. 21. 13 Kopp (wie Anm. 6), S. 45. 14 Ebd. 15 National Archives and Records Service. Modern Military Branch. Washington D. C. (NA, MMB). Record Group (RG) 319: Army Chief of Staff. Operations and Plans Division, G 3 091 Germany March 1950—1951, »Possible Development in Eastern Germany by the end of 1951«, 28. Septem- ber 1950. 16 Zöllner (wie Anm. 7), S. 137; Wörterbuch zur Deutschen Militärgeschichte. Berlin (Ost) 1985 (= Schriften des Militärgeschichtlichen Instituts der Deutschen Demokratischen Republik.), S. 215; R. Brühl: 30 Jahre Nationale Volksarmee der DDR. In: Militärgeschichte. 25. Jg. 1(1986) 4-10, hierS. 5. 17 Dokumente der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands. Beschlüsse und Erklärungen des Par- teivorstandes des Zentralkomitees sowie seines Politbüros und seines Sekretariats. Hrsg. vom Zen- tralkomitee der SED. Bd II. Berlin 1951, S. 220. 18 Zeittafel (wie Anm. 6), S. 39. 19 Geschichte der Freien Deutschen Jugend (wie Anm. 2), S. 195. 20 Greese (wie Anm. 10), S. 109. Zur Herkunft der Bereitschaften auch Brühl (wie Anm. 16), S. 7. 21 Brühl (wie Anm. 16), S. 7; Forster (wie Anm. 6), S. 21. Fischer: Anfänge (wie Anm. 4), S. 24 f. 22 Zeittafel (wie Anm. 6), S. 39. Vgl. auch die Selbstdarstellung der Volkspolizei auf dem III. Parteitag der SED. Protokoll der Verhandlungen des III. Parteitages der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, 20. bis 24. Juli 1950,1.—3. Verhandlungstag, S. 240—243. 23 Zeittafel (wie Anm. 6), S. 39 f. 24 Wörterbuch zur Deutschen Militärgeschichte, S. 215; Zeittafel (wie Anm. 6), S. 40; Kopp (wie Anm. 6), S. 51. 25 Vgl. die DDR-Studien aus dem Militärgeschichtlichen Institut Potsdam; Honecker (wie Anm. 3); Geschichte der Freien Deutschen Jugend (wie Anm. 2); die Berichte von ehemaligen SED-Mitglie- dern wie Gniffke (wie Anm. 5); H. Lippmann: Honecker. Portrait eines Nachfolgers. Köln 1971, sowie die hier genannten Arbeiten bundesrepublikanischer Historiker wie Wettig und Fischer. 26 Honecker (wie Anm. 3), S. 184. 27 Vgl. Fischer: Die Entmilitarisierung (wie Anm. 4), S. 50. 28 Vgl. K. Adenauer: Erinnerungen 1945—1953. Stuttgart 1965, S. 346—349; Adenauer behauptet hier, den Bereitschaften hätten im August 1950 60 000 vollausgebildete Soldaten zur Verfügung ge- standen. Zu seinen Angaben auch NA, MMB (wie Anm. 15), RG 446, D(50) 2108, Bonn, Tel. 122—SOS, 2. 9. 1950; ebd., RG 59, 762A. 5/8-2550 Memorandum Adenauer. Hier geht er von ei- ner Ist-Stärke von 70 000 Mann, einer Soll-Stärke von 150 000 Mann in »naher Zukunft« und einer End-Stärke von 300 000 Mann aus. Als Beweis für die aggressiven Absichten der DDR führt er eine Erklärung an, die kommentarlos die Sprache der SED-Propaganda übernimmt. Die Aufgabe der Truppe »will consist of the liberation of Western Germany from her allied usurpators, of the elimina- tion of the government of collaborator of the Federal Republic, and of the unity of Western Germany and the eastern zone of a pro-Soviet form of state«. 29 Das »Office of Intelligence« der Hohen Kommission mit Sitz in Frankfurt hatte 1950 89 Mitarbei- ter (75 Amerikaner, 14 Deutsche). 30 Sovietniks = sowjetische Berater, die den einzelnen Truppenteilen oder Dienststellen zugeordnet waren. 31 HVA = Hauptverwaltung für Ausbildung. 32 Offiziell wurde die Oder-Neiße-Linie erst am 6. 7. 1950 durch die Unterzeichnung eines Abkom- mens zwischen der DDR und Polen anerkannt. 33 MGB = Ministerstwo Gossudarstwennoi Besopasnosti (Sowjetisches Ministerium für Staatssicher- heit). Das in der Besatzungszeit geltende offizielle Abkürzungsverzeichnis der amerikanischen Be- satzungsbehörden führt unter MGB nur diese Erklärung an. OMGUS Information Bulletin, Fe- bruary 10, 1948, S. 21. Es kann daher mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon aus- gegangen werden, daß die Quelle im Bereich des MGB saß. Zur Entwicklung der Staatssicherheit in der DDR und der Schaffung des Ministeriums für Staatssicherheit am 8. 2. 1950 H. Höhne: Der Krieg im Dunkeln. Macht und Einfluß des deutschen und russischen Geheimdienstes. München 1985, S. 522 ff., S. 557. Vgl. auch K. W. Fricke: Die DDR Staatssicherheit. Entwicklung, Struktu- ren, Aktionsfelder. Köln 1982. 34 In der amerikanischen Bearbeitung werden nur die Personen und ihre Funktionen genannt. Zur besseren Einschätzung der Bedeutung des Dokuments wurden diese Angaben vom Vf. zu Kurzbio- graphien erweitert. — Rudolf Dölling, geb. am 4i 11. 1902 in Roßbach/Böhmen, Volksschule, Bergmann, 1919 Mitglied des Kommunistischen Jugendverbandes Deutschland (KJVD), Gewerk- schaftsmitglied seit 1920, 1923 aus Schlesien ausgewiesen; 1923 Mitglied der tschechischen KP (KPC), Funktionär, 1935—1938 Abgeordneter im CSR-Parlament, 1938 Emigration in die So wjetunion, wahrscheinlich sowjetische Staatszugehörigkeit; Besuch der Zentralschule der KPdSU Moskau, einer Militärakademie und verschiedener Komintern-Schulen; seit 1943 Mitglied des NKFD, 1946 Rückkehr aus der Sowjetunion in die CSR; 1946 Umsiedlung in die sowjetisch be setzte Zone (SBZ), Mitglied der SED; 1949 Eintritt in die Volkspolizei, 1950 Chefinspekteur der Volkspolizei und Leiter der Hauptabteilung Polit-Kultur in der HVA des Ministeriums des Innern, 1951 Generalinspekteur der Volkspolizei, 1952 Generalmajor und Leiter der politischen Verwal- tung der KVP, Mai 1952 — Juni 1955 Stellvertreter des Ministers des Innern. 35 Ders. 36 Wilhelm Zaisser, geb. am 20.6. 1893 in Rotthausen b. ; Volksschule, 1907—1910 Präparandenanstalt, 1910—1913 Evangelisches Lehrerseminar , 1913/14 Militärdienst, April—September 1914 Volksschullehrer; 1914—1919 Militärdienst, zuletzt Leutnant, danach Volksschullehrer; Mitglied der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) 1918, Eintritt in die KPD 1919, Mitglied Rote Ruhrarmee 1920, KPD-Funktionär, 1924 Teilnahme Lehrgang Militärakademie Moskau, 1927 Mitarbeiter Kommunistische Internationale in Moskau, 1932 Mitglied der KPdSU(B), Teilnahme am Spanischen Bürgerkrieg (1936—1938); unter dem Pseudonym General Gomez, Stabschef der Internationalen Brigaden, seit 1938 wieder in der So- wjetunion, 1943—1946 Leiter der Antifa-Schule Krasnogorsk, Februar 1947 Rückkehr nach Deutschland, Mitglied der SED, März 1947 — September 1948 Landespolizeichef Sachsen-Anhalt, dann bis Februar 1950 Innenminister des Landes Sachsen. Leiter der Hauptverwaltung Schulung der Volkspolizei (HVS), Mitglied der Politbüros der SED, Februar 1950 — Juli 1953 Leiter des Mi- nisteriums für Staatssicherheit. 37 Heinrich Heitsch, geb. am 10. 9. 1916 in Neusalza b. Spermburg; Abitur, Berufsoffizier, Oktober 1939 Leutnant, 1944 Major beim Stab der 170. Inf. Div., 1945 Oberstleutnant, Kriegsgefangen- schaft in der Sowjetunion, 1949 Rückkehr nach Deutschland, Übernahme in die Volkspolizei, 1950 Chefinspekteur der Volkspolizei, 1955 Generalmajor der KVP und Kommandant der Infanterie- Offiziers-Schule Döbeln/Sachsen, Generalmajor der NVA. 31 Ders. 39 Nicht identifizierter Redner. 40 Wahrscheinlich ist dies ein Hinweis auf den Befehl der SMAD vom 3. Juli 1948 zur Aufstellung von Bereitschaften. 41 PK = Polit-Kultur Instrukteure. 42 Zaisser (s. Anm. 36). 43 Dölling (s. Anm. 34). 44 Ders. 45 Ders. 46 Ders. 47 Arno Berthold, geb. am 18. 3. 1908, Mitglied der KPD, Inspekteur der Volkspolizei und Komman- dant der KVP-Schule Döbeln, Oberstleutnant der KVP, 7. 8. 1952 Erster Sekretär der Gesellschaft für Sport und Technik (GST), 20. 12. 1954 wegen zu geringer Aktivität abgesetzt. 48 Zur Diskussion der Auseinandersetzungen zwischen der Kominform und der Kommunistischen Partei Jugoslawiens in der DDR s. D. Staritz: Die Gründung der DDR. Von der sowjetischen Be- satzungsherrschaft zum sozialistischen Staat. München 1984 (= Deutsche Geschichte der neuesten Zeit.) (dtv. 4524.), S. 152 f. 49 Zaisser (s. Anm. 36). 50 Ebd. 51 Dölling (s. Anm. 34). 52 Josef Zettler, geb. am 21. 9. 1904 in Vilsbiburg-Wolferding/Bayern; Bergarbeiter, vor 1933 Mit- glied der KPD und des Bergarbeiterverbandes; 1930: 10 Monate an der Militärpolitischen Schule der Komintern in Moskau. Danach »militärpolitische Aufgaben« im Unterbezirk Aachen; Emigra- tion Holland, Belgien, Sowjetunion, Teilnahme am Spanischen Bürgerkrieg, seit 1938 zur Spezial- ausbildung in der Sowjetunion, »Kundschafter in den Reihen der Roten Armee«, 1944 als Partisan über dem Wiener Wald abgesprungen, von der Gestapo verhaftet, KZ Theresienstadt, 1945—1947 in der Sowjetunion, danach Polizeifachlehrer bei der Deutschen Zentralverwaltung des Innern, später Oberst der KVP und der NVA (lt. Polit-Offizier). 53 Hagen?, eventuell Josef Hegen, geb. am 23. 4. 1907 in Huschgrün/Böhmen; tätig als Bergmann, Schlosser, Mechaniker, 1921 Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ), 1924 Mitglied der KPC, 1929-1934 Mitglied des Zentralkomitees (ZK) der KPC, 1935—1938 Besuch der Lenin- schule in Moskau, 1938/39 Parteisekretär der KPt in Brünn, 1942/43 Partisan in der Roten Ar- mee ???, 1943-1945 KZ Mauthausen, 1945/46 in der CSSR, 1946 Bezirks- und Kreissekretär der KPD, 1946—1948 Bezirks- und Kreissekretär der SED, 1948—1950 Chef der Volkspolizei in Sach- sen-Anhalt, 1950—1952 Minister des Innern in Sachsen-Anhalt. 54 Heitsch. 55 Dölling (s. Anm. 34). 56 Heitsch (s. Anm. 37). 57 Zaisser (s. Anm. 36). 58 Berthold (s. Anm. 47). 59 Dölling (s. Anm. 34). 60 Ebd. 61 HV = Hauptverwaltung. 62 Heitsch (s. Anm. 37).

189 Veröffentlichungen des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes

Soeben erschienen:

Udo Ratenhof.Die Chinapolitik des Deutschen Reiches 1871 bis 1945. Wirtschaft — Rü- stung — Militär. Harald Boldt Verlag Boppard a.Rh. 1987 (= Militärgeschichtliche Stu- dien, Bd 34). 629 S. 98,- DM

Joachim Brückner: Kriegsende in Bayern 1945. Der Wehrkreis VII und die Kämpfe zwi- schen Donau und Alpen. Verlag Rombach Freiburg 1987 (= Einzelschriften zur militä- rischen Geschichte des Zweiten Weltkrieges, Bd 30). 309 S. 26,— DM

Friedrich der Große und das Militärwesen seiner Zeit. Mit Beiträgen von Johann Christoph Allmayer-Beck, Hans Bleckwenn, Gustav-Adolf Caspar, Werner Gembruch, Dieter Hartwig, Bernhard R. Kroener, Ullrich Marwitz, Volker Schmidtchen. Verlag E. S. Mittler & Sohn, Herford und Bonn 1987 (= Vorträge zur Militärgeschichte, Bd 8). 192 S. 24,80 DM

Deutsche Jüdische Soldaten 1914 — 1945. Im Auftrage des Bundesministeriums der Vertei- digung hrsg. vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt. Verlag E. S. Mittler & Sohn, Herford und Bonn 31987. 268 S. 14,- DM

Ehren-Rangliste des ehemaligen Deutschen Heeres. Auf Grund der Ranglisten von 1914 mit den inzwischen eingetretenen Veränderungen. Hrsg. vom Deutschen Offizier-Bund. Neudruck der Ausgabe Berlin 1926. Mit einer Einführung von Friedrich-Christian Stahl. 2 Halbbände, Biblio Verlag Osnabrück 1987 (= Bibliotheca rerum militarium, Bd 50). 650 S. 280,- DM

Die Sammlungen des Wehrgeschichtlichen Museums im Schloß Rastatt: Reihe 2: Hand- feuerwaffen. Teil III: Baden (bis 1870), bearbeitet von Udo Lander. 1987, 187 Seiten, 1 Skizze, 134 Abbildungen. 25,— DM. Zu beziehen über das Militärgeschichtliche Forschungsamt und das Wehrgeschichtliche Museum.