Integrationskonzept des Rhein -Kreis es

zur Einrichtung eines Kommunalen Integrationszentrums

INTEGRATIONSKONZEPT DES RHEIN-KREIS NEUSS 0

Inhalt

1. Vorwort ...... 2 2. Einrichtung eines Kommunalen Integrationszentrums ...... 3 2.1. Integration als kommunale Herausforderung ...... 3 2.2. Gesetzliche Grundlage ...... 3 2.3. Das Kommunale Integrationszentrum im Rhein-Kreis Neuss ...... 4 3. Begriffsbestimmungen ...... 6 3.1. Vier Dimensionen des Integrationsprozesses ...... 6 3.2. Definition von Migrationshintergrund ...... 6 3.3. Definition von interkultureller Kompetenz ...... 7 4. Ausgangslage und Rahmenbedingungen im Rhein-Kreis Neuss ...... 8 4.1. Kerndaten der Integration ...... 8 4.2. Integrationsarbeit auf Kreisebene ...... 12 4.2.1. Verankerung der Integrationsarbeit in der Verwaltung des Kreises ...... 12 4.2.2. Verankerung der Integrationsarbeit in der Verwaltung der kreisangehörigen Kommunen .. 13 4.2.3. Akteure der kommunalen Integrationsarbeit ...... 13 4.2.4. Projekte und Angebote des Rhein-Kreises Neuss ...... 14 4.2.5. Projekte und Angebote der kreisangehörigen Kommunen ...... 15 5. Leitlinien der kommunalen Integrationspolitik im Rhein-Kreis Neuss ...... 16

6. Kommunale Handlungsfelder der Integrationspolitik im Rhein-Kreis Neuss – Schwerpunktsetzung, Ziele und Maßnahmen ...... 17 6.1. Handlungsfeld 1: Bildung und Ausbildung...... 18 6.1.1. Unterstützung und Förderung von Kindern und Jugendlichen entlang der Bildungskette ... 18 6.1.2. Elternarbeit ...... 19 6.2. Handlungsfeld 2: Sprachförderung ...... 20 6.3. Handlungsfeld 3: Arbeit/Beschäftigung und Wirtschaft ...... 20 6.4. Handlungsfeld 4: Interkulturelle Orientierung und Öffnung ...... 21 6.5. Weitere Handlungsfelder ...... 21 7. Strukturen und Netzwerke auf Kreisebene ...... 22 7.1. Strukturen innerhalb der Kreisverwaltung ...... 22 7.2. Zusammenarbeit mit den Wohlfahrtsverbänden und den Trägern der freien Jugendhilfe ...... 23 8. Berichterstattung und Controlling ...... 24 Impressum ...... 25

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1. VORWORT

1. Vorwort

Der Rhein-Kreis Neuss ist ein weltoffener, von kultureller Vielfalt geprägter Kreis. Rund zehn Prozent unserer Kreisbevölkerung sind ausländische Staatsangehörige, etwa jeder fünfte Einwohner hat eine Zuwanderungsgeschichte.

Die Integration von Zuwanderern ist eine zentrale Herausforderung für die Zukunftsfähigkeit unseres Landes, auch im wirtschaftsstarken Rhein-Kreis Neuss. Eine gelungene Integration stärkt unseren Standort – insbesondere mit Blick auf die demografische Entwicklung und fehlende Fachkräfte.

Wir möchten als Kreis weiter engagiert dazu beitragen, dass Integration gelingt. Daher haben wir be- reits in der Vergangenheit über unsere Pflichtaufgaben hinaus freiwillige Aufgaben übernommen. Zum einen fördern wir die Wohlfahrtsverbände, die wertvolle Arbeit im Integrationsbereich leisten. Zum an- deren vergibt der Rhein-Kreis Neuss ein Migrantenstipendium an junge Menschen aus Zuwandererfamilien und einen Integrationspreis an Bürgerinnen und Bürger, die sich für Toleranz und interkulturelle Verständigung einsetzen.

In einem vom Land geförderten Integrationsworkshop wurden bereits Zukunftsstrategien für die kom- munale Querschnittsaufgabe Integration erarbeitet. Eine auf Kreisebene eingerichtete Steuerungsgrup- pe Integration gewährleistet die interkommunale Zusammenarbeit und überwacht die Umsetzung der Ziele und Maßnahmen.

Die im Dezember 2011 eingerichtete Regionale Arbeitsstelle zur Förderung von Kindern und Jugendli- chen aus Zuwandererfamilien (RAA) dient im Rhein-Kreis Neuss als Ansprechpartner in Fragen des interkulturellen Zusammenlebens. Sie berät über Schullaufbahn, Schulformen und Fördermöglichkei- ten, initiiert Integrationsprojekte über vorhandene Netzwerke und bietet zu aktuellen Themen Fortbil- dungen und andere Veranstaltungen an.

Um die beiden Strukturen „Integration durch Bildung“ und „Integration als Querschnittsaufgabe“ effek- tiv zusammenzufassen, soll ein Kommunales Integrationszentrum im Rhein-Kreis Neuss eingerichtet werden. Das vorliegende Integrationskonzept beschreibt die Ausgangslage, Rahmenbedingungen und Netzwerke im Rhein-Kreis Neuss. Es setzt Schwerpunkte für die in den nächsten Jahren zu bearbeiten- den Handlungsfelder. Das Konzept wird kontinuierlich weiter entwickelt.

Jürgen Steinmetz Allgemeiner Vertreter des Landrates und Leiter der Steuerungsgruppe Integration

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2. EINRICHTUNG EINES KOMMUNALEN INTEGRATIONSZENTRUMS

2. Einrichtung eines Kommunalen Integra- tionszentrums

2.1. Integration als kommunale Herausforderung proportional häufig die Schule ohne Bildungsab- schluss. Die Folge ist, dass diese Betroffenen Vor dem Hintergrund des demografischen Wan- seltener einen Ausbildungsplatz bekommen und dels und des Fachkräftemangels hat sich in der über keine Berufsqualifizierung verfügen. Men- Integrationspolitik auf kommunaler Ebene ein schen mit Migrationshintergrund sind zudem häu- Perspektivwechsel vollzogen. Der defizitorientier- figer von Arbeitslosigkeit bedroht und erhalten te Blick auf MigrantInnen wandelt sich zu einer häufiger staatliche Transferleistungen als die Haltung, die die Potenziale der Zugewanderten Bevölkerung ohne Migrationshintergrund. betont und die Schaffung einer Willkommenskul- tur stärker in den Mittelpunkt rückt. MigrantInnen Bildungserfolge von Kindern und Jugendlichen sind in ökonomischer, interkultureller und mit Migrationshintergrund hängen von vielen Fak- sprachlicher Hinsicht ein Gewinn und ein Fach- toren ab. Neben sozialen Ursachen kommt dem kräftepotenzial für den Wirtschaftsstandort. In Spracherwerb, der Elternarbeit und der individu- diesem Zusammenhang ist die Integrationspolitik ellen Bildungsförderung besondere Bedeutung zu. nicht als ein Bündel einzelner Maßnahmen zu Gerade in Schulen und Kindertagesstätten muss betrachten, sondern als Gesamtvorhaben der daher angesetzt werden. Viele Beispiele von er- Kommunen und des Kreises. Eine koordinierte folgreichen Professoren, Ärzten und Unterneh- Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure im mern mit Migrationshintergrund zeigen zugleich Kreisgebiet und in den Kommunen kann so die das Potenzial dieser sehr vielschichtigen Bevölke- Wirkung der Integrationsmaßnahmen verbessern. rungsgruppe.

Integration ist als Querschnittsaufgabe in allen 2.2. Gesetzliche Grundlage Handlungsfeldern zu betrachten. Dabei gewinnt das Thema der interkulturellen Öffnung der ver- Am 8. Februar 2012 hat Nordrhein-Westfalen das schiedenen Akteure der Integrations- und Bil- Gesetz zur Förderung der gesellschaftlichen Teil- dungsarbeit eine immer größere Bedeutung. Dazu habe und Integration beschlossen. Das Land hat gehört, das Dienstleistungsangebot für MigrantIn- sich gemäß § 7 des Gesetzes zum Ziel gesetzt, in nen zu verbessern und Zugangsbarrieren abzu- allen 54 Kreisen und kreisfreien Städten in bauen. Integration ist ein kooperativer Prozess, NRW Kommunale Integrationszentren einzurich- der zwischen Einheimischen und Zugewanderten ten. Vorgesehen ist eine Ausstattung mit 5 ½ Stel- auf gleicher Augenhöhe stattfindet. Dazu gehören len. einerseits die Öffnung der Zuwanderungsgesell- Hier der Paragraph im Wortlaut: schaft und andererseits die Bereitschaft zum bür- gerschaftlichen Engagement von Seiten der Men- schen mit Migrationshintergrund. In die Steue- rungsprozesse sollen auch nichtstaatliche Akteu- § 7 Kommunale Integrationszentren re, wie Migrantenorganisationen und Integrations- (1) Das Land fördert auf der Grundlage ent- räte, einbezogen werden. Integration ist hierbei sprechender Förderrichtlinien Kommunale als offener Prozess zu betrachten, dem sich alle Integrationszentren in Kreisen und kreisfreien Parteien öffnen und in deren Verlauf Veränderun- Städten, die über ein Integrationskonzept ver- gen stattfinden. fügen. Damit sollen im Einvernehmen mit den

Gemeinden Eine besondere Herausforderung von Integration liegt im Bereich der Bildung. Jugendliche aus 1. Angebote im Elementarbereich, in der Schu- Zuwandererfamilien sind an Haupt- und Real- le und beim Übergang von Schule in den Beruf schulen überrepräsentiert oder verlassen über-

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für Arbeit, Integration und Soziales mit einem in Zusammenarbeit mit den unteren Schulau f- Betrag in Höhe von 50.000 € je Stelle gefördert. sichtsbehörden unterstützt werden, um die Darüber hinaus wird eine ½ Verwaltungsassis- Bildungschancen von Kindern und Jugendli- tenzkraft mit einem Betrag in Höhe von 20.000 € chen mit Migrationshintergrund zu verbes- gefördert. sern; 2.3. Das Kommunale Integrationszentrum im 2. die auf die Integration und das Zusammen- Rhein-Kreis Neuss leben in Vielfalt bezogenen Aktivitäten und Angebote der kommunalen Ämter und Einrich- Der Rhein-Kreis Neuss beabsichtigt als Folge des tungen sowie der freien Träger vor Ort koordi- Gesetzes zur Förderung der gesellschaftlichen niert werden. Teilhabe und Integration die Einrichtung eines (2) Die Kommunalen Integrationszentren ma- Kommunalen Integrationszentrums. Der Kreis chen ergänzende Angebote zur Qualifizierung verspricht sich davon die Sicherung und den Aus- der Beschäftigten in Kindertageseinrichtun- bau der erfolgreichen Arbeit der Regionalen Ar- gen, in Schulen und in sonstigen Bildungsein- beitsstelle zur Förderung von Kindern und Ju- richtungen hinsichtlich einer Förderung von gendlichen aus Zuwandererfamilien (RAA) und Kindern und Jugendlichen mit Migrationshin- eine Stärkung der kommunalen Integrationsarbeit tergrund sowie einer Zusammenarbeit mit den auf Kreisebene insgesamt. Zentrale Aufgabe des zugewanderten Eltern. Kommunalen Integrationszentrums wird es sein, die Akteure und Träger in den kreisangehörigen (3) Das Land unterhält eine zentrale Stelle für die Beratung, Begleitung und den In- Kommunen zu beraten und zu unterstützen sowie den Austausch und den Wissenstransfer sicher zu formationsaustausch der in den Kreisen und stellen. kreisfreien Städten eingerichteten Kommuna- len Integrationszentren. Die große Bandbreite der möglichen Angebote (4) Für Integrationsprojekte mit landesweiter und Projekte erfordert vom Kreis zunächst eine Bedeutung kann das Land im Einvernehmen Schwerpunktsetzung für die Arbeit des Zentrums, mit den betroffenen Kommunen die Struktu- die im folgenden Kapitel näher erläutert wird. ren der Kommunalen Integrationszentren nutzen. Zum Aufgabenbereich des Kommunalen Integrati- onszentrums gehört als erste Säule, die

Die Kommunalen Integrationszentren entspre- Integration durch Bildung . chen der Zusammenführung von zwei Förderlinien der Landesregierung. So werden die ehemaligen Vorgesehen ist eine Integrationsförderung durch „Regionalen Arbeitsstellen zur Förderung von die interkulturelle Qualifizierung von Einrichtun- Kindern und Jugendlichen aus gen und Angeboten entlang der Bildungskette von Zuwandererfamilien (RAA)“ mit Teilen des Lan- Kindern und Jugendlichen. desprogramms „KOMM-IN“ zusammengeführt. Bei der Bündelung und Koordinierung der vielfäl- Damit erhalten die Kommunalen Integrationszen- tigen Integrationsaktivitäten soll Transparenz auf tren zwei inhaltliche Säulen: Kreisebene hergestellt werden. Wichtig dabei ist 1. Bildung entlang der Bildungskette und die partnerschaftlich orientierte Initiierung und 2. Integration als Querschnittsaufgabe. Entwicklung von Konzepten, Projekten und Maß- nahmen zur Integrationsarbeit in kommunalen Die Personalkosten für die Kommunalen Integra- Handlungsfeldern sowie der schulischen und au- tionszentren werden nach den Richtlinien für die ßerschulischen Bildungsangebote. Förderung Kommunaler Integrationszentren vom Schulen sollen zum Ganztagsangebot, herkunfts- Land getragen. Zwei volle Lehrerstellen werden sprachlichen Unterricht sowie zur Verwendung durch das Ministerium für Schule und Weiterbil- der Integrationsstellen umfangreich beraten und dung zur Verfügung gestellt. Drei weitere Stellen unterstützt werden. für sozialpädagogisches Personal bzw. Verwal- Bewährte Programme zur Sprachförderung, die tungsfachpersonal werden durch das Ministerium zum sicheren Beherrschen der Bildungssprache

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2. EINRICHTUNG EINES KOMMUNALEN INTEGRATIONSZENTRUMS

Deutsch führen, sollen weitergeführt und unter- Die Stärkung der interkommunalen Zusammen- stützt werden. arbeit wird durch den Ausbau von Netzwerken mit Innovative Konzepte von Spiel-, Lehr- und Lern- lokalen und überregionalen Akteuren der Integra- materialien sollen entwickelt und erprobt werden. tionsarbeit im Rhein-Kreis Neuss verbessert. Das Auf Fortbildungen werden Lehrkräfte und Sozial- Kommunale Integrationszentrum bildet insofern pädagogInnen der freien Träger weitergebildet auf Kreisebene eine Schnittstelle zwischen allen und qualifiziert. Zur Qualitätssicherung tragen der wichtigen Akteuren und Schlüsselpersonen. Dies Erfahrungstransfer und die Mitwirkung an über- schließt auch die Geschäftsführung für die Steue- regionalen Aktivitäten der landesweiten Koordi- rungsgruppe Integration sowie die Berichterstatt- nierungsstelle und des Verbundes bei. ungen an die politischen Gremien mit ein. Durch projektbezogene Aktivitäten, wie zum Bei- Integration durch Bildung wird durch Konzepte spiel die Auslobung eines Integrationspreises interkultureller und sprachlicher Bildung entlang durch den Rhein-Kreis Neuss, wird das Engage- der biografiebegleitenden Bildungskette vorange- ment im Integrationsbereich gestärkt. trieben. Potenziale von Unternehmerinnen und Unterneh- Neben der Arbeit mit den Kindern und Jugendli- mern mit Migrationshintergrund sollen aufgezeigt chen liegt ein Fokus auf der Elternarbeit, indem und Netzwerke geschaffen werden. die Eltern in allen Einrichtungen und Arbeitsfel- Ältere Zugewanderte sollen in das Netz der Alten- dern mit einbezogen werden. hilfe integriert werden. Bildungsquereinsteiger, d.h. SchülerInnen, die Die Weiterentwicklung des Integrationskonzeptes durch Zuwanderung in das Bildungssystem ein- und die Umsetzung der beschlossenen Maßnah- steigen, sollen beraten und deren Förderung noch men sind ebenfalls im Querschnittsbereich der stärker forciert werden. Integrationsarbeit angesiedelt.

Die untere Schulaufsicht (Schulamt) unterstützt Die Integrationszentren ergänzen somit die bishe- die Kommunalen Integrationszentren gemäß § 7 rigen kommunalen Integrationsaufgaben und Absatz 1 TIG bei Angeboten im Elementarbereich, unterliegen dem Kooperationsgebot: Sie koope- in der Schule und beim Übergang von der Schule rieren mit den vom Land geförderten Integrati- in den Beruf sowie im Rahmen ihrer Zuständigkeit onsstrukturen, den Migrantenselbstorgani- für "Information, Beratung und Koordination der sationen (MSO) und anderen regionalen und loka- Schulen in allgemeinen schulfachlichen Angele- len Akteuren der Integrationsarbeit. genheiten der Beschulung von Schülerinnen und Schülern mit Zuwanderungsgeschichte" sowie der Verknüpft mit der Zuwendung ist zudem ein ver- "Zusammenarbeit mit örtlichen Diensten kommu- bindliches Förderprogrammcontrolling. Dabei ist naler und freier Träger zur Unterstützung der die Leitung des Kommunalen Integrationszent- Schulen" bei Aufgabenwahrnehmung und Ein- rums verantwortlich für das Programmcontrol- satzmanagement. ling. Die Verwendungsnachweispflicht liegt beim In Konfliktfällen ist sie Ansprechinstitution des Träger, die Bestandsaufnahme und Prozesseva- jeweiligen kommunalen Trägers des Kommunalen luation werden hingegen von einem externen Integrationszentrums. Dienstleister durchgeführt. Schon vor der Antrag- stellung wurden daher die im Kreis relevanten Integration als Querschnittsaufgabe Akteure im Bereich Integration und Bildung in- formiert und in den Prozess einbezogen. bildet die zweite Säule der kommunalen Integrati- onszentren. Diese beinhaltet die Entwicklung von Instrumenten und Informationen über die kom- munale Integrationsförderung. Regelmäßige Be- stands- und Bedarfsanalysen zu integrationsrele- vanten Daten und Fakten, beispielsweise über bestehende Aktivitäten der Integrationsförderung, sollen zu einer Verbesserung der Datenlage füh- ren.

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3. Begriffsbestimmungen

3.1. Vier Dimensionen des Integrationsprozesses tem, soziale Bindungen am Arbeitsplatz, politi- sche Beteiligung, Entwicklung von sozialen Kon- In wissenschaftlichen Arbeiten 1 wird der Integra- takten, Mitgliedschaft in Vereinen, Kontakte in der tionsprozess an vier verschiedenen Dimensionen Nachbarschaft und in Freizeitaktivitäten sowie festgemacht: durch Freundschaften und Begegnungen auf allen gesellschaftlichen Ebenen, auch unter den Zuge- wanderten. 1. Strukturelle Integration 4. Identifikative Integration 2. Kulturelle Integration Hiermit ist die Bereitschaft zur Identifikation mit dem Lebensort gemeint. Die Entwicklung von 3. Soziale Integration Zugehörigkeit und Akzeptanz ermöglicht Beteili- gung und Mitgestaltung der Zugewanderten auf 4. Identifikative Integration allen Ebenen in der Gesellschaft.

Diese vier Dimensionen der Integration haben 1. Strukturelle Integration untereinander eine kausale Beziehung. Ihr Erfolg Diese bezeichnet den chancengerechten Zugang ist voneinander abhängig. Erfolgreiche Integrati- beispielsweise zum Bildungssystem oder zum on und Identifikation ist zu erwarten, wenn Inter- Arbeitsmarkt. Menschen mit Migrationshinter- aktionen vorhanden sind, die positiv erlebt wer- grund erwerben Rechte und Zugang zu Positionen den. Grundlegend dazu ist die Bereitschaft von in Teilsystemen der Gesellschaft wie Arbeit, Bil- beiden Seiten, der Mehrheitsgesellschaft und der dung, Gesundheit, Wirtschaft und Politik. Menschen mit Migrationshintergrund, sich auf den Integrationsprozess einzulassen und diesen mit- 2. Kulturelle Integration einander zu gestalten. Hierbei geht es um kulturelle Anpassungen und Veränderungen bei Menschen mit Migrationshin- 3.2. Definition von Migrationshintergrund tergrund sowie bei der aufnehmenden Gesell- schaft. Dazu gehören Spracherwerb, Entwicklung Die Gruppe der Menschen mit Migrationshinter- und Zulassung von Bikulturalität, Anerkennung grund ist im Gesetz zur Förderung der gesell- von Werten und Normen der Aufnahmegesell- schaftlichen Teilhabe und Integration in schaft, Kennenlernen und Wertschätzen von Nordrhein-Westfalen (Teilhabe- und Integrations- Migrantenkulturen sowie interreligiöse Dialoge. gesetz) im § 4 Begriffsbestimmung, Absatz 1 defi- Auf eine demokratische Grundebene gestellt, niert: sichert dies die gleichberechtigte Entfaltung der kulturellen Vielfalt im Alltag. (1) Menschen mit Migrationshintergrund im 3. Soziale Integration Sinne dieses Gesetzes sind Soziale Integration beschreibt die Einbeziehung 1. Personen, die nicht Deutsche im Sinne des von Menschen mit Migrationshintergrund in das Artikel 116 Absatz 1 des Grundgesetzes sind gesellschaftliche Geschehen der Aufnahmege- oder sellschaft. Dies geschieht z.B. in Form der Ge- 2. außerhalb des heutigen Gebietes der Bun- währung von Rechten, durch den Erwerb von desrepublik Deutschland geborene und seit Sprachkenntnissen, Beteiligung am Bildungssys- dem 1. Januar 1950 nach Deutschland zuge- wanderte Personen oder 3. Personen, bei denen mindestens ein Eltern- 1 Siehe Heckmann 2001 teil die Kriterien der Nummer 2 erfüllt.

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3. BEGRIFFSBESTIMMUNGEN

3.3. Definition von interkultureller Kompetenz

Absatz 2 des Gesetzes definiert den Begriff der interkulturellen Kompetenz:

(2) Interkulturelle Kompetenz im Sinne di eses Gesetzes umfasst 1. die Fähigkeit, insbesondere in beruflichen Situationen mit Menschen mit und ohne Mig- rationshintergrund erfolgreich und zur gegen- seitigen Zufriedenheit agieren zu können, 2. die Fähigkeit bei Vorhaben, Maßnahmen, Programmen etc. die verschiedenen Auswir- kungen auf Menschen mit und ohne Migrati- onshintergrund beurteilen und entsprechend handeln zu können sowie 3. die Fähigkeit, die durch Diskriminierung und Ausgrenzung entstehenden integrationshem- menden Auswirkungen zu erkennen und zu überwinden.

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4. Ausgangslage und Rahmenbedingungen im Rhein-Kreis Neuss

Um die Arbeit des Kommunalen Integrationszent- rums erfolgreich leisten und an bisherige Maß- , m ittlere kreisangehörige nahmen anknüpfen zu können, wurde zunächst Stadt (33.022) der Ist-Stand ermittelt. In der Bestandsanalyse werden die verschiedenen Kernzahlen zum Stand Gemeinden der Integration von Menschen mit Migrationshin- Jüchen (22.639) tergrund bzw. ausländischer Staatsangehörigkeit (12.938) erfasst sowie ein Überblick über Zuständigkeiten und Projekte der kreisangehörigen Kommunen im (Einwohnerzahlen vom 31.12.2011, IT.NRW) Bereich der Integrationsarbeit zusammengefasst. Dazu wurden mit Vertreterinnen und Vertretern Eine wichtige Quelle zur Erfassung von Daten des aus den acht Städten und Gemeinden im Rhein- Rhein-Kreises Neuss ist das sozio-ökonomische Kreis Neuss vertiefende Interviews geführt. Monitoring. Die vom Niederrhein Institut für Regi- onal- und Strukturforschung (Hochschule Nieder- 4.1. Kerndaten der Integration rhein) vom Rhein-Kreis Neuss in Auftrag gegebe- nen bisher zusammengetragenen Daten machen Der Rhein-Kreis Neuss liegt in Nordrhein- deutlich, dass es in vielen wichtigen Lebensberei- Westfalen im Regierungsbezirk Düsseldorf. Sitz chen wie Arbeit, Bildung und soziale Sicherheit des Kreises ist die Stadt Neuss, die, gemessen an noch eine starke Diskrepanz zwischen der aus- der Einwohnerzahl, größte kreisangehörige Stadt ländischen und der deutschen Bevölkerung gibt. in der Bundesrepublik Deutschland. und sind zwei weitere große kreis- 4.1.2. Ausländeranteil angehörige Städte im Rhein-Kreis Neuss mit je- weils ca. 63.000 Einwohnern. Zu den mittleren Kreise & Regionen 2005 2010 kreisangehörigen Städten zählen , Kor- schenbroich und . Jüchen und Mettmann, Kreis 11,0 10,6 Rommerskirchen bilden die einwohnerzahlenmä- ßig kleinsten Gemeinden mit ca. 23.000 bzw. ca. Rhein -Kreis Neuss 10,2 10,0 13.000 Einwohnern. Rhein -Erft Kreis 10,6 10,2

NRW -Durchschnitt 10,7 10,7 Rhein –Kreis Neuss Tabelle 1: Anteil der Ausländer an der Gesamtbevölkerung. (443.850) Quelle: Statistisches Bundesamt. Stand: 1.10.2012

Städte Neuss, große kreisangehörige Stadt Kreise & Regionen 2005 2011 (152.010) Grevenbroich, große kreisangehörige Stadt Rhein -Kreis Neuss 10,2 10,0 (63.488) Dormagen 10,0 10,2 Dormagen, große kreisangehörige Stadt Grevenbroich 10,6 11,1 (63.019) Meerbusch, mittlere kreisangehörige Stadt Jüchen 5,4 5,4 (54.572) Kaarst 8,1 8,1 Kaarst, mittlere kreisangehörige Stadt (42.162) Korschenbroich 4,7 4,2

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4. AUSGANGSLAGE UND RAHMENBEDINGUNGEN IM RHEIN-KREIS NEUSS

Meerbusch 9,9 9,6 Mikrozensus von 2010 für die Gesamtbevölkerung im Rhein-Kreis Neuss mit 19,3% angegeben. Neuss 13,1 12,6

Rommerskirchen 5,5 5,6 4.1.5. Anteil der arbeitslosen Ausländer im Ver- NRW -Durchschnitt 10,7 10,7 gleich zu allen Arbeitslosen

Tabelle 2: Anteil der Ausländer an der Gesamtbevölkerung. Auslä n- insg e- Auslä n- insg e- Kreise & Quelle: IT-NRW. Stand: 01.10.2012 der samt der samt Regionen 2005 2005 2010 2010 4.1.3. Anteil Ausländerhaushalte Met t- mann, 25,2 12,1 22,2 9,8 Kreise & Regionen 2005 2010 Kreis

Mettmann, Kreis 4,9 9,3 Rhein - Kreis 24,5 12,3 19,2 9,0 4,4 8,8 Rhein -Kreis Neuss Neuss Rhein -Erft Kreis 4,0 9,0 Rhein -Erft 29,8 14,9 23,1 11,0 NRW -Durchschnitt 4,6 9,5 Kreis

Tabelle 3: Anteil der Haushalte mit einem ausländischen NRW - Haushaltsvorstand. Durch- 32,9 16,2 26,6 12,0 Quelle: Bertelsmann Stiftung. Stand: 24.10.2012 schnitt

Tabelle 5: Anteil der ausländischen Erwerbspersonen, die als Kreise & Regionen 2005 2010 arbeitslos gemeldet sind. Quelle: Bertelsmann Stiftung. Stand: 30.10.2012 Rhein -Kreis Neuss 4,4 8,8 Au s- insg e- Au s- insg e- Dormagen 4,9 9,1 Kreise & länder samt länder samt Regionen Grevenbroich 5,0 9,8 2005 2005 2010 2010 Jüchen 2,9 4,5 Rhein -Kreis 24,5 12,3 19,2 9,0 Kaarst 2,8 6,8 Neuss Korschenbroich 2,1 3,7 Dormagen 22,4 11,5 k.A. k.A. Greven b- Meerbusch 3,5 8,1 23,0 13,4 k.A. k.A. roich Neuss 5,4 11,0 Jüchen 22,2 11,9 k.A. k.A. Rommerskirchen 2,3 4,7 Kaarst 22,6 9,6 k.A. k.A. NRW -Durchschnitt 4,6 9,5 Korschen b- 19,2 8,6 k.A. k.A. Tabelle 4: Anteil der Haushalte mit einem ausländischen roich Haushaltsvorstand. Meerbusch 19,6 9,9 k.A. k.A. Quelle: Bertelsmann Stiftung. Stand: 24.10.2012 Neuss 27,5 14,7 k.A. k.A. 4.1.4. Migrantenanteil Rommerskir 20,6 9,5 k.A. k.A. chen Der Anteil der Menschen mit Migrationshinter- grund lässt sich in vielen Statistiken noch nicht NRW - erfassen. Ein Problem stellt zudem die Vielzahl an Durch- 32,9 16,2 26,6 12,0 Definitionen des Migrationshintergrundes dar. Im schnitt Bericht über Integrationsaktivitäten auf Kreisebe- Tabelle 6: Anteil der ausländischen Erwerbspersonen, die als ne (2011) wurde er entsprechend der Definition in arbeitslos gemeldet sind. Kapitel 2 verwendet und auf der Grundlage des Quelle: Bertelsmann Stiftung. Stand: 30.10.2012.

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4.1.6. Anteil Empfänger Grundsicherung im Al- 4.1.7. Anteil Kinder mit Migrationshintergrund ter a. d. ausländischen Bevölkerung ab 65 Jähri- an Kindern in Tageseinrichtungen gen Kreise & Regionen 2005 2010 Auslä n- insg e- Auslä n- insg e- Kreise & der samt der samt Mettmann, Kreis 30,9 35,6 Regionen 2005 2005 2010 2010 Rhein -Kreis Neuss 28,2 32,8 Met t- Rhein -Erft Kreis 27,6 33,6 mann, 13,0 2,5 11,5 2,6 Kreis NRW -Durchschnitt 31,4 35,5

Rhein - Tabelle 1: Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund an allen Kreis 11,9 2,0 10,2 2,3 Kindern in Tageseinrichtungen. Neuss Quelle: Bertelsmann Stiftung. Stand: 01.10.2012

Rhein -Erft 9,1 2,1 8,2 2,3 4.1.8. Anteil der ausländischen Schulabgänger Kreis ohne Schulabschluss im Vergleich zu allen NRW - Schulabgängern ohne Schulabschluss Durch- 14,5 2,6 13,0 3,1 schnitt Auslä n- insg e- Auslä n- insg e- Kreise & der samt der samt Tabelle 7: Anteil der ausländischen Bevölkerung ab 65 Jahren, Regionen 2006 2006 2010 2010 die Leistungen zur Grundsicherung im Alter nach SGB II erhal- ten. Quelle: Bertelsmann Stiftung. Stichtag: 31.12. Stand: Met t- 13.10. 2012 mann, 9,6 5,0 10,1 4,4 Kreis Au s- insg e- Au s- insg e- Kreise & Rhein - länder samt länder samt Regionen Kreis 6,1 5,0 7,6 4,0 2005 2005 2010 2010 Neuss Rhein -Kreis 11,9 2,0 10,2 2,3 Rhein -Erft Neuss 11,1 5,5 9,0 5,1 Kreis Dormagen k.A. k.A. 5,0 1,3 NRW - Greven b- Durch- 13,8 6,6 12,3 5,5 k.A. k.A. 8,1 2,6 roich schnitt

Jüchen k.A. k.A. 6,4 1,9 Tabelle 10: Anteil der ausländischen Schulabgänger allgemein bildender Schulen, die keinen Hauptschulabschluss erreicht Kaarst k.A. k.A. 7,1 1,5 haben. Quelle: Statistisches Bundesamt. Stand: 02.11.2012 Ko rschen b- k.A. k.A. 6,5 1,1 roich Au s- insg e- Au s- insg e- Kreise & länder samt länder samt Meerbusch k.A. k.A. 8,7 2,0 Regionen 2006 2006 2010 2010 Neuss k.A. k.A. 17,1 3,9 Rhein -Kreis 6,1 5,0 7,6 4,0 Neuss Rommerskir k.A. k.A. k.A. k.A. chen Dormagen 5,1 2,7 6,7 3,1 Greven b- NRW - 5,4 4,6 5,8 5,7 Durch- 14,5 2,6 13,0 3,1 roich schnitt Jüchen 0,0 1,8 0,0 0,4 Tabelle 8: Anteil der ausländischen Bevölkerung ab 65 Jahren, Kaarst 7,7 6,0 17,2 7,7 die Leistungen zur Grundsicherung im Alter nach SGB II erhal- Korschen b- ten. 5,3 2,4 0,0 0,6 roich Quelle: Bertelsmann Stiftung. Stand: 13.10. 2012

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4. AUSGANGSLAGE UND RAHMENBEDINGUNGEN IM RHEIN-KREIS NEUSS

Meerbusch 4,9 1,0 7,0 3,9 Rommers - 0,0 0,0 0,0 0,0 kirchen Neuss 6,9 7,4 8,6 4,0 NRW - Rommerskirche 0,0 0,0 0,0 0,0 Durch- 11,1 27,2 13,4 32,4 n schnitt NRW - 13,8 6,6 12,3 5,5 Durchschnitt Tabelle 13: Anteil der ausländischen Schulabgänger allgemein bildender Schulen, die die allgemeine Hochschulreife besitzen. Tabelle 11: Anteil der ausländischen Schulabgänger allgemein Quelle: Eigene Berechnungen nach Angaben von IT- bildender Schulen, die keinen Hauptschulabschluss besitzen. NRW/Statistisches Bundesamt. Stand 9.10.2012 Quelle: IT-NRW/Statistisches Bundesamt. Stand: 02.11.2012 4.1.10. Anteil ausländischer sozialversiche- 4.1.9. Anteil der ausländischen Abiturienten im rungspflichtiger Auszubildender Vergleich zu allen Abiturienten Auslä n- insg e- Auslä n- insg e- Kreise & Auslä n- insg e- Auslä n- insg e- der samt der samt Kreise & Regionen Regionen der samt der samt 2005 2005 2010 2010 2006 2006 2010 2010 Met t- Met t- mann, 29,3 57,2 39,7 57,6 mann, 11,6 27,1 13,5 32,3 Kreis Kreis Rhein - Rhein - Kreis 27,3 54,5 34,7 59,1 Kreis 13,2 30,9 17,3 36,6 Neuss Neuss Rhein -Erft Rhein -Erft 28,9 56,6 36,9 58,0 Kreis Kreis 9,2 28,1 13,4 34,3 NRW - NRW - Durch- 23,5 55,8 30,9 58,3 Durch- 11,1 27,2 13,4 32,4 schnitt schnitt Tabelle 2: Anteil der Altersgruppe der ausländischen Bevölke- Tabelle 12: Anteil der ausländischen Schulabgänger allgemein rung im Alter von 18 bis 20 Jahren, die sozialversicherungs- bildender Schulen, die die allgemeine Hochschulreife besitzen. pflichtige Auszubildende sind. Quelle: Stiftung Bertelsmann. Quelle: Eigene Berechnungen nach Angaben von IT- Stand: 27.10.2012 NRW/Statistisches Bundesamt. Stand: 09.10.2012

in sge Au s- insg e- Au s- insg e- Aus- insge- Kreise & Kreise & samt Auslän- länder samt länder samt länder samt Regionen Regionen 2005 der 2010 2006 2006 2010 2010 2005 2010 Rhein -Kreis 13,2 30,9 17,3 36,6 Rhein -Kreis Neuss 27,3 54,5 34,7 59,1 Neuss Dormagen 14,1 37,8 15,4 38,9 Dormagen 33,3 57,0 30,9 60,9 Greven b- 12,9 28,2 15,7 31,6 Greven b- roich 27,9 57,2 48,2 66,6 roich Jüchen 0, 0 0,0 18,8 36,0 Jüchen 19,4 56,2 16,5 55,9 Kaarst 11,5 25,3 17,2 33,3 Korschen b- Kaarst 13,7 54,5 25,4 54,1 31,6 31,6 25,0 30,9 roich Korschen b- Meerbusch 17,1 40,3 27,9 43,9 20,8 52,5 21,6 55,9 roich Neuss 12,2 30,3 16,8 37,3 Meerbusch 25,4 46,8 37,6 50,6

11 INTEGRATIONSKONZEPT DES RHEIN-KREISES NEUSS

Neuss 28,5 53,9 35,5 59,8 4.1.13. Anteil Eingebürgerte im Jahr

Rommerskir 52,9 64,6 k.A. 62,4 chen Kreise & Regionen 2005 2010

NRW- Mettmann, Kreis 1,7 1,2 23,5 55,8 30,9 58,3 Durchschnitt Rhein -Kreis Neuss 1,8 1,7 Tabelle 15: Anteil der Altersgruppe der ausländischen Bevöl- Rhein -Erft Kreis 2,5 1,5 kerung im Alter von 18 bis 20 Jahren, die sozialversicherungs- NRW -Durchschnitt 1,8 1,5 pflichtige Auszubildende sind. Quelle: Stiftung Bertelsmann. Stand: 27.10.2012 Tabelle 18: Anteil der ausländischen Bevölkerung, die inner- halb eines Jahres die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten 4.1.11. Anteil der ausländischen Studierenden haben. Quelle: Bertelsmann Stiftung. Stand: 08.10.2012

Kreise & Regi o- Ausländer Ausländer Kreise & Regionen 2005 2010 nen 2005 2009 Mettmann, Kreis k.A. 0,0 Rhein -Kreis Neuss 1,8 1,7 Rhein -Kreis Dormagen 1,8 1,9 6,9 5,5 Neuss Grevenbroich 2,3 1,3 Rhein -Erft Kreis 3,0 3,4 Jüchen 1,6 k.A. NRW - 13,2 11,8 Kaarst 1,8 1,6 Durchschnitt Korschenbroich 2,0 2,3 Tabelle 16: Anteil der Ausländer an wissenschaftlichen Hoch- schulen. Quelle: INKAR 2011. Stand 3.11.2012 Meerbusch 1,3 1,0 Neuss 1,8 2,1 4.1.12. Anteil der bikulturellen Ehen 2 Rommerskirchen 1,4 k.A. Kreise & Regionen 2007 2010 NRW -Durchschnitt 1,8 1,5

Mettmann, Kreis 17,8 17,3 Tabelle 19: Anteil der ausländischen Bevölkerung, die inner- halb eines Jahres die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten Rhein -Kreis Neuss 15,9 17,1 haben. Quelle: Bertelsmann Stiftung. Stand: 08.10.2012 Rhein -Erft Kreis 17,8 15,6

NRW -Durchschnitt 16,2 15,4 4.2. Integrationsarbeit auf Kreisebene

Tabelle 17: Anteil der bikulturellen und internationalen Ehe- Der qualitative Teil der Bestandsaufnahme beruht schließungen an allen Ehen in Deutschland. auf Auswertungen des Rhein-Kreises Neuss sowie Quelle: Eigene Berechnungen nach Angaben des Statistischen auf Experteninterviews, die in allen acht kreisan- Bundesamtes. Stichtag 31.12. Stand: 02.11.2012 gehörigen Kommunen mit den zuständigen Ver- waltungsstellen geführt wurden.

4.2.1. Verankerung der Integrationsarbeit in der Verwaltung des Kreises

Das Inkrafttreten des Zuwanderungsgesetzes am

01.01.2005 machte eine Neuausrichtung auch 2Neben den bikulturellen Ehen zwischen Deutschen und Aus- ländern wurden auch die Eheschließungen zweier Ausländer beim Rhein-Kreis Neuss notwendig, da über das mit einberechnet. Es kann nicht davon ausgegangen werden, Grundangebot des Bundes zur Integration hinaus dass es sich bei diesen Eheschließungen ausschließlich um auch Länder, Kommunen und Verbände aufgefor- bikulturelle Ehen handelt dert sind, eigene Konzepte zu entwickeln. Die Zuständigkeit wurde beim Sozialamt - Vertriebe-

INTEGRATIONSKONZEPT DES RHEIN-KREISES NEUSS 12

4. AUSGANGSLAGE UND RAHMENBEDINGUNGEN IM RHEIN-KREIS NEUSS

nen- und Flüchtlingsamt, jetzt: Integrations- und les betreut. Die Steuerung der Angebote entlang Vertriebenenamt, - angesiedelt. Begleitet wird die der Bildungskette läuft in den Städten hauptsäch- Arbeit im Sinne der inneren Vernetzung durch lich dezentral bei den verschiedenen Ämtern und eine Vertretung der Ausländerbehörde. Die Stelle Bildungsträgern. Dabei stehen einige Städte ist insbesondere für die Steuerung der Integrati- schon im Austausch mit der RAA des Kreises. Die onsarbeit auf Kreisebene durch die im Januar Volkshochschulen spielen zudem eine zentrale 2012 eingerichtete Steuerungsgruppe Integration Rolle in der Sprachförderung und vereinzelt auch sowie für die Zuschussgewährung des Kreises an im kulturellen Angebot. die in der Migrationsarbeit tätigen Wohlfahrtsver- bände verantwortlich - einschließlich des erfor- 4.2.3. Akteure der kommunalen Integrationsar- derlichen Controllings. beit Bis zu ihrer durch Erlass bedingten Auflösung Ende 2011 hat das Schulamt des Rhein-Kreises Die Bandbreite der Akteure im Bereich Bildung Neuss die Schulberatungsstelle für zugewanderte und Integration im Rhein-Kreis-Neuss ist groß. So Kinder und Jugendliche angeboten. gibt es zum einen auf Verwaltungsebene die In- Die Steuerung der Angebote und Projekte entlang tegrationsbüros und –beauftragten und die ver- der Bildungskette wird auf Kreisebene seit De- schiedenen zuständigen Ämter. In Neuss, Dorma- zember 2011 von der Regionalen Arbeitsstelle zur gen, Grevenbroich und Meerbusch gibt es zudem Förderung von Kindern und Jugendlichen aus auf politischer Ebene die Integrationsräte. Zuwandererfamilien (RAA) übernommen. Diese führt seit 2012 auch die Schulberatung durch. Weitere wichtige Akteure sind Die RAA ist dem Amt für Schulen und Kultur des  die Kreisverwaltung Rhein-Kreises Neuss zugeordnet. Die RAA hat  die Stadt- und Gemeindeverwaltungen drei Arbeitsschwerpunkte, in denen sie seit dem  die Wohlfahrtsverbände und weitere freie Trä- letzten Jahr im Kreisgebiet tätig geworden ist: ger der Kinder- und Jugendhilfe, die mit Integ- Elementarbereich, Schule und Übergang Schule- rationsagenturen, Jugendmigrationsdienst und Beruf. Migrationserstberatung sowie sozialräumlich ausgerichteten Büros und Zentren die kommu- 4.2.2. Verankerung der Integrationsarbeit in der nale Integrationsarbeit maßgeblich unterstüt- Verwaltung der kreisangehörigen Kommunen zen  die Volkshochschule, die zum einen in der Grundsätzlich ist festzuhalten, dass die Situation Sprachförderung, aber auch mit kulturellen vor Ort sehr unterschiedlich ist. So variieren die Angeboten gezielt Menschen mit Migrationshin- Einwohnerzahlen zwischen 13.000 Einwohnern in tergrund anspricht Rommerskirchen und über 150.000 in Neuss. Der  die Migrantenorganisationen, die z.T. selbst Ausländeranteil liegt zwischen 4,2% in Kor- Bildungsangebote wie Nachhilfe und auch schenbroich und 12,6% in Neuss. bspw. über ihre Frauengruppen Freizeitange- Dementsprechend wird der Bedarf an einer Steu- bote anbieten, erung und Koordinierung der Integrationsarbeit  die Sportvereine, in denen sich Übungsleiter mit auch unterschiedlich bewertet. So haben die Städ- und ohne Migrationshintergrund engagieren te wie Neuss und Dormagen ausgewiesene Integ- und Integration über den Sport stattfindet, rationsbüros bzw. –beauftragte. In den Städten  die Ehrenamtler, die u.a. als Multiplikatoren in Grevenbroich und Meerbusch gibt es ebenfalls ihrer Bevölkerungsgruppe, als Lesepaten oder Stellen, in denen die kommunale Integrationsar- als qualifizierte Lotsen tätig sind, beit zusammenläuft. Dies wird auch dadurch ge-  die Arbeitskreise Asyl, die im Umfeld von Über- fördert, dass es in diesen Städten Integrationsräte gangsheimen und mit der Unterstützung der gibt, die von diesen Stellen durch eine Geschäfts- Kirchen in den einzelnen Kommunen helfen, führung unterstützt werden. Integrationsräte und  sowie die Kindertagesstätten und Familienzen- Arbeitskreise unterstützen daher in einzelnen tren sowie die Grund- und weiterführenden Städten wie Dormagen und Grevenbroich die Schulen, die in den Kommunen ihren Bildungs- Steuerung und Koordinierung. Die anderen Städte auftrag erfüllen und Unterstützung u.a. durch und Gemeinden haben keine zentrale Koordinie- Sprachförderung der deutschen und der Mut- rung des Themas. Hier werden die spezifischen tersprache leisten. Belange zumeist in den Ämtern Schule und Sozia-

13 INTEGRATIONSKONZEPT DES RHEIN-KREISES NEUSS

4.2.4. Projekte und Angebote des Rhein-Kreises hervorragender Weise für ein gleichberechtigtes Neuss und friedliches Miteinander in der Gesellschaft einsetzen und damit ein Bewusstsein der gegen- Von Seiten des Rhein-Kreises Neuss werden seitigen Anerkennung, Toleranz und gegenseiti- Pflichtaufgaben und freiwillige Aufgaben durchge- gen Verständigung schaffen. führt. Die Ausländerbehörden des Rhein-Kreises Durch die vom Land NRW geförderten Integrati- Neuss sowie der Städte Neuss, Dormagen und onsworkshops wurden von 2010 bis 2011 ver- Grevenbroich sind im Rahmen der Pflichtaufgaben schiedene Akteure an der zukünftigen Gestaltung z.B. für die Klärung statusrechtlicher Fragen, der Integrationsarbeit im Rhein-Kreis Neuss be- aufenthalts- und passrechtlicher Maßnahmen und teiligt. Gemeinsam wurden Leitideen, Jahresziele Entscheidungen sowie die Erteilung einer Berech- und Projektideen erörtert und festgehalten. Die tigung oder Verpflichtung zum Besuch eines In- Ergebnisse sind auch Grundlage des vorliegenden tegrationskurses zuständig. Zahlreiche Institutio- Integrationskonzeptes. Dabei wurden verschiede- nen, vor allem aber die Verbände der Freien ne Handlungsfelder identifiziert, von denen die Wohlfahrtspflege kümmern sich seit vielen Jahr- Handlungsfelder Arbeit, Bildung, Sprache und zehnten um die Belange der Menschen mit Migra- Interkulturelle Öffnung bevorzugt bearbeitet wer- tionshintergrund und haben dementsprechend den sollen. Für die priorisierten Handlungsfelder beste Erfahrungen und Kenntnisse in der Arbeit wurden übergeordnete Leitziele, Jahresziele, mit Migranten. Daher unterstützt der Rhein-Kreis Indikatoren und konkrete Maßnahmenvorschläge Neuss die Verbände der Freien Wohlfahrtspflege erarbeitet. bei dieser wichtigen Arbeit im Rahmen seiner freiwilligen Aufgaben durch Zuschüsse. Um eine Das Integrations- und Vertriebenenamt des Krei- größere Transparenz herzustellen, wurde von ses bearbeitet zudem die Umsetzung von Be- Seiten der Verwaltung ein Erhebungsbogen entwi- schlüssen und Anfragen, die von der Steuerungs- ckelt, in dem die bezuschussten Verbände ab 2005 gruppe Integration an den Kreis gestellt werden Angaben zur Integration von Migranten machen und ist für die regelmäßige Berichterstattung in müssen. Mittlerweile sind die Erhebungsbögen den politischen Gremien zuständig. fester Bestandteil der jährlichen Verwendungs- nachweise. Die RAA im Rhein-Kreis Neuss führt im Elemen- tarbereich Projekte zur Sprachförderung sowie Die Verbände wurden zudem aufgefordert, ihre zur Verbesserung der Elternarbeit durch. Tätigkeiten untereinander abzustimmen und ein Im schulischen Bereich wird eine abgestimmtes Gesamtkonzept zur Integration von Seiteneinsteigerberatung für Familien, die neu in Migranten vorzulegen. Das Konzept wurde im den Kreis einwandern, angeboten. Jahr 2012 aktualisiert. Zudem wurde bereits im Für den Übergang von Schule zu Beruf wird das Jahr 2006 ein Arbeitskreis „Integration“ gebildet, Projekt „Komm auf Tour“ durchgeführt, das Ju- dem Vertreter der bezuschussten Wohlfahrtsver- gendliche dazu befähigt, sich positiv und hand- bände und – in beratender Funktion – Vertreter lungsorientiert mit ihrer beruflichen Zukunft aus- des RKN 3 angehören. Der Arbeitskreis tagt re- einanderzusetzen. gelmäßig und ermöglicht eine kontinuierliche Seit dem Jahr 2009 vergibt der Rhein-Kreis Neuss Basis für das vorliegende gemeinsame Integrati- sogenannte „Migrantenstipendien“. Es handelt onskonzept und eine zeitnahe Reaktion auf Bedar- sich um ein Förderprogramm für junge Menschen fe. mit Migrationshintergrund, deren Studium an einer deutschen Hochschule durch Stipendien Seit 2010 wird zudem ein Integrationspreis durch unterstützt wird und die sich wiederum dem den Rhein-Kreis Neuss ausgelobt. Der Preis soll Rhein-Kreis Neuss gegenüber verpflichten, in zur Anerkennung und Würdigung des sozialen Schulen im Kreis über ihren Lebenslauf und Wer- Engagements von Personen und Institutionen degang zu berichten. Sie zeigen durch ihre Vor- verliehen werden, die sich im täglichen Leben in bildfunktion, wie sich durch Erwerb einer guten Bildung die Startchancen in unserer Gesellschaft verbessern lassen.

3 Rhein-Kreis Neuss

INTEGRATIONSKONZEPT DES RHEIN-KREISES NEUSS 14

4. AUSGANGSLAGE UND RAHMENBEDINGUNGEN IM RHEIN-KREIS NEUSS

4.2.5. Projekte und Angebote der kreisangehöri-  Viele Kommunen haben zudem in den vergan- gen Kommunen genen Jahren im Rahmen der KOMM-IN- Förderung Projekte zur strategischen Ausrich- Die Projekte und Angebote der kreisangehörigen tung, Transparenz und Vernetzung der kom- Städte und Gemeinden im Bereich der kommuna- munalen Integrationsarbeit erfolgreich durch- len Integrationsarbeit sind sehr vielfältig. Viele geführt. Angebote stehen allen BürgerInnen offen und werden gerade von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund genutzt. Daher werden in der Folge nur einige beispielhafte Projekte aus den kreisangehörigen Kommunen aufgeführt:

 Sprachförderung in den Kindertagesstätten, den Schulen und der VHS ist Teil des Regelsystems und wird durch vielfältige Projekte begleitet.  In einigen Kindertagesstätten im Kreisgebiet finden die Rucksackprojekte der RAA zur Sprachförderung von Eltern und Kindern statt.  Muttersprachlicher Unterricht, u.a. in Türkisch und Portugiesisch wird in einigen Kommunen angeboten. Gerade in den kleineren Kommunen ist der Bedarf jedoch zumeist nicht gegeben.In Neuss haben sich alle 72 Kindertagesstätten, von denen nur 9 in städtischer Trägerschaft sind, auf eine einheitliche Sprachförderung ver- ständigt.  In Neuss werden zudem auch verschiedene Projekte für den Übergang Kita-Grundschule bspw. im Bereich der Elternarbeit durchge- führt.  In Neuss sind ausgebildete Integrationslotsen im Einsatz.  In Meerbusch bietet das AWO Mütterzentrum eine breite Palette an niedrigschwelligen Ange- boten im Sozialraum Böhlersiedlung, insbeson- dere für Mütter und Kinder bis 12 Jahre an.  In Grevenbroich findet zudem ein sehr gut fre- quentiertes Frauenschwimmen statt, das in Zu- sammenarbeit des Integrationsrates mit der WGV Grevenbroich durchgeführt wird.  In Kaarst wird jedes Jahr ein Integrationsthea- ter von der VHS organisiert.  Sehr erfolgreiche Veranstaltungen in vielen Kommunen sind auch die interkulturellen Fes- te. In Neuss, Grevenbroich, Dormagen und Meerbusch finden diese regelmäßig statt. Der Integrationsrat spielt dabei häufig als Mitorga- nisator eine wichtige Rolle. Die Stadt Neuss be- sitzt auch ein interkulturelles Konzept für die Kultureinrichtungen der Stadt. Alle Kulturein- richtungen wie die Stadtbücherei bieten regel- mäßig Veranstaltungen und Angebote mit interkulturellen Themen an.

15 INTEGRATIONSKONZEPT DES RHEIN-KREISES NEUSS

5. Leitlinien der kommunalen Integrations- politik im Rhein-Kreis Neuss

Leitlinien zu Vielfalt und Integration im Rhein- Kreis Neuss

 Der Rhein-Kreis Neuss leistet seinen aktiven  Alle Kinder und Jugendlichen im Rhein-Kreis Beitrag zur Stärkung von Vielfalt, Toleranz und Neuss sollen einen gleichberechtigten Zugang Demokratie und zur Bekämpfung von Rechts- zu Bildung und Ausbildung erhalten. Die Be- extremismus, Linksextremismus, Fremden- treuung und Förderung, insbesondere die feindlichkeit und Antisemitismus. Einen ent- sprachliche, soll in allen Kindergärten und sprechenden einstimmigen Beschluss hat der Schulen darauf ausgerichtet werden und auch Kreistag bereits im Jahr 2008 gefasst. ein mehrsprachiges Aufwachsen fördern.

 Der Rhein-Kreis Neuss ist ein weltoffener, von  Die gleichberechtigte soziale, berufliche, kultu- kultureller Vielfalt geprägter Kreis. Diese Hal- relle und politische Teilhabe aller im Rhein- tung ist ein grundlegender Bestandteil der ge- Kreis Neuss lebenden Menschen aus unter- meinsamen Identität und findet Ausdruck in der schiedlichen Herkunftsländern und Kulturkrei- Willkommenskultur des Kreises. sen soll gefördert werden. In politischen Gre- mien und der Verwaltung des Kreises und sei- ner kreisangehörigen Kommunen sollen Mig-  Der Rhein-Kreis Neuss fördert den interkultu- rantinnen und Migranten vertreten sein. rellen Dialog mit dem Ziel, friedliches und res- pektvolles Zusammenleben von Menschen un- terschiedlicher Herkunft und Religionszugehö- rigkeit zu fördern.

INTEGRATIONSKONZEPT DES RHEIN-KREISES NEUSS 16

6. KOMMUNALE HANDLUNGSFELDER DER INTEGRATIONSPOLITIK IM RHEIN-KREIS NEUSS – SCHWERPUNKTSETZUNG, ZIELE UND MAßNAHMEN

6. Kommunale Handlungsfelder der Integ- rationspolitik im Rhein-Kreis Neuss – Schwerpunktsetzung, Ziele und Maßnah- men

Die strategische Ausrichtung der kommunalen Integrationspolitik wird im Rhein-Kreis Neuss seit Die vier Fokus -Handl ungsfelder dem Jahr 2010 durch Workshops, u.a. mit der Bertelsmann Stiftung, vorangetrieben. Der Kreis 1. Bildung und Ausbildung verfolgte dabei insbesondere zwei Ziele. Zum ei- 2. Sprachförderung nen sollte die strategische Steuerung auf Kreis- 3. Arbeit/Beschäftigung und Wirtschaft ebene geregelt und in ein Gremium mit klarem 4. Interkulturelle Orientierung und Öffnung Auftrag überführt werden. Dies wurde mit der Einrichtung und Tagung der Steuerungsgruppe

Integration erreicht. Zum anderen sollte eine in- Als Schwerpunkte der Arbeit des Kommunalen haltliche Ausrichtung über strategische Hand- Integrationszentrums in den kommenden zwei lungsfelder erfolgen. Dieser Prozess findet mit Jahren wurden die Handlungsfelder der Erstellung dieses Integrationskonzeptes sei- nen vorläufigen Abschluss. Das Konzept ist dabei Bildung/ Ausbildung einschließlich Sprachförde- in erster Linie als dynamischer Impuls für die rung (Bereich Integration durch Bildung) sowie Integrationsarbeit auf Kreisebene und für die Ar- beit des Kommunalen Integrationszentrums zu Interkulturelle Orientierung und Öffnung (Be- sehen. Angesprochen werden alle Akteure der reich Integration als Querschnittsaufgabe) Integrations- und Bildungsarbeit im Rhein-Kreis

Neuss. Nur durch die Zusammenarbeit und Ab- ausgewählt. stimmung der Akteure auf kommunaler und

Kreisebene, zwischen Verwaltung, freien Trägern Darüber hinaus wurden weitere Handlungsfelder und Migrantenselbstorganisationen (MSO) können benannt, die auch in das Konzept aufgenommen Konzepte und Projekte der Integration vor Ort wurden. erfolgreich umgesetzt werden.

Im vorliegenden Integrationskonzept des Kreises Weitere Handlungsfelder sind vier Fokus-Handlungsfelder definiert, die zwischen 2010 und 2012 in einer Reihe von vier  Kultur und Religion Workshops erarbeitet und in den politischen Gre- mien beschlossen wurden und von VertreterInnen  Kinder/ Jugend des Kreises, der kreisangehörigen Kommunen,  Interkommunale Zusammenarbeit der Integrationsräte, der Wohlfahrtsverbände und  Gesundheit und Pflege freien Träger auf einem Workshop im Dezember  Partizipation, Gender und bürgerschaftli- 2012 bestätigt wurden. Auf diese Handlungsfelder ches Engagement soll sich die Integrationsarbeit mit dem Kommu-  Inklusion nalen Integrationszentrum als zentraler Akteur auf Kreisebene konzentrieren.

17 INTEGRATIONSKONZEPT DES RHEIN-KREISES NEUSS

Im Folgenden werden die Fokus-Handlungsfelder sprache als Muttersprache erlernen, so dass in beschrieben. Dabei wird auf die Ziele zu jedem der Tageseinrichtung die Basis zum Erlernen der Handlungsfeld und auf mögliche Maßnahmen deutschen Sprache gelegt wird. Daher ist es wich- eingegangen, die von den Akteuren im Kreisgebiet tig, dass die Tageseinrichtungen auf diese Be- umgesetzt werden sollen. dürfnisse insbesondere im Bereich der Sprach- förderung, Elternarbeit und individuellen Förde- 6.1. Handlungsfeld 1: Bildung und Ausbildung rung mit entsprechenden Konzepten ausgerichtet sind und die ErzieherInnen für diese Aufgabe ge- Eine erfolgreiche Bildungslaufbahn ist eine schult sind. Der Austausch und die Abstimmung Grundvoraussetzung für die gleichberechtigte von Konzepten zwischen den Kitas untereinander Teilhabe in allen Bereichen des Lebens und damit und mit den Grundschulen sind hier wichtig. eine nachhaltig gelingende Integration. Daher steht gerade die Unterstützung und individuelle Ziel: Förderung von Kindern und Jugendlichen entlang Bedarfsgerechte und vernetzte Bildungsarbeit für der Bildungskette im Fokus der Integrationsarbeit Kinder mit Migrationshintergrund im Elementar- im Rhein-Kreis Neuss. Die Bildungskette beginnt bereich ausbauen. bei der frühkindlichen Bildung über den Elemen- tarbereich und die Grund- und weiterführenden Schulen bis zum Übergang Schule-Beruf, der als Maßnahmenbeispiele letzter Schritt in das Erwerbsleben bzw. in die  Bedarfsgerechte Konzepte der Kinderta- berufliche Ausbildung mündet. Die Angebote und geseinrichtungen in Kooperation mit dem individuelle Förderung müssen dabei Maßnahmen kommunalen Integrationszentrum ausar- der Sprachförderung wie der individuellen Bera- beiten, umsetzen und sich einrichtungs- tung und Begleitung der Kinder und Jugendlichen übergreifend darüber austauschen. sowie der interkulturellen Elternarbeit umfassen.  Kindertageseinrichtungen und Grund- Die große Bedeutung dieser Arbeit entlang der schulen zum Übergang Kita-Schule mit Bildungskette hat den Rhein-Kreis Neuss im Jahr Unterstützung des kommunalen Integra- 2011 dazu veranlasst, eine kreisweite RAA zu tionszentrums besser vernetzen. gründen.

6.1.1. Unterstützung und Förderung von Kindern Grund- und weiterführende Schule und Jugendlichen entlang der Bildungskette Der für die späteren Chancen zum Einstieg in den Arbeitsmarkt entscheidende Baustein ist die Übergeordnetes Ziel für den Rhein-Kreis Neuss Schule. Hier ist immer noch eine Bildungsbenach- ist es, dass alle Jugendlichen einen Schulab- teiligung von SchülerInnen mit ausländischer schluss erlangen und das Angebot einer Ausbil- Staatsangehörigkeit festzustellen. Die Zielgruppe dung erhalten. An dieser Zielrichtung müssen sich der SchülerInnen mit Migrationshintergrund wird alle Maßnahmen in diesem Handlungsfeld orien- nicht erfasst, so dass hierüber keine Daten vorlie- tieren. gen. Waren 2006 noch 6,1% der ausländischen SchülerInnen ohne Schulabschluss, stieg der An- Frühkindliche Bildung und Elementarbereich teil 2010 auf 7,6%, wohingegen der Anteil insge- Um dieses Ziel zu erreichen muss bereits in der samt von 5,0 auf 4,0% gesunken ist. frühkindlichen Bildung und im Elementarbereich Der Migrantenanteil an den Schulen im Rhein- angesetzt werden. Der Anteil der Kinder mit Mig- Kreis Neuss variiert stark. Dies hängt auch mit rationshintergrund in Tageseinrichtungen hat sich der Schulform zusammen. Jede Schule benötigt von 28,2 % im Jahr 2005 auf 32,8% im Jahr 2010 daher einen stimmigen Ansatz zur interkulturel- erhöht. Bereits bei den Tagesmüttern und -vätern len Schulentwicklung. Sowohl die Konzepte als und in den Kindertageseinrichtungen erfolgt die auch die Qualifizierung und Einstellung der Lehre- Entwicklung und Förderung der Kinder, die ihnen rInnen und SozialpädagogInnen muss darauf aus- die Grundlage schafft, um die weitere Bildungs- gerichtet sein. Auch in dieser Phase sind die Ar- laufbahn erfolgreich durchlaufen zu können. Dies beit und der Kontakt mit dem familiären Umfeld gilt insbesondere für Kinder mit Migrationshinter- der Kinder und Jugendlichen ein wichtiger Bau- grund, die in der Familie häufig die Herkunfts- stein für eine erfolgreiche Bildungsförderung. Ein

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6. KOMMUNALE HANDLUNGSFELDER DER INTEGRATIONSPOLITIK IM RHEIN-KREIS NEUSS – SCHWERPUNKTSETZUNG, ZIELE UND MAßNAHMEN

Thema mit Berührungspunkten zu diesem Integ- dem Arbeitsmarkt. Viele Eltern mit Migrationshin- rationskonzept im Bereich Schule ist die Inklusi- tergrund prägen maßgeblich die Berufswünsche on. Dieses wird bereits in einer Arbeitsgruppe des ihrer Kinder mit, setzen sich aber nicht früh und Kreises behandelt. Falls sich Schnittstellen zu hinreichend genug mit der beruflichen Orientie- diesem Konzept ergeben, wird das Kommunale rung ihrer Kinder auseinander. Eine weitere Her- Integrationszentrum in die weiteren Überlegun- ausforderung besteht in dem teilweise noch im- gen einbezogen. mer vorherrschenden traditionellen Rollenver- ständnis, welche die Berufswahl der jungen Frau- Ziel: en und Männer von vornherein einschränken. Strukturelle Barrieren und Hindernisse zur Erlan- gung des Schulabschlusses für Jugendliche mit Ziel: Migrationshintergrund abbauen. Alle Jugendlichen mit Migrationshintergrund wer- den dazu befähigt, sich positiv und handlungsori- entiert mit ihrer beruflichen Zukunft auseinander- Maßnahmenbeispiele zusetzen und erhalten ein Ausbildungsangebot.  Schulen erarbeiten, unterstützt vom Kommunalen Integrationszentrum, be- darfsgerechte Ansätze interkultureller Maßnahmenbeispiele Schulentwicklung und setzen diese um.  Projekte zur Stärkung der Schlüsselquali-  Interkulturelle Qualifizierung von Lehre- fikationen für Jugendliche im Übergang rInnen und SozialpädagogInnen in Zu- Schule-Beruf mit Unterstützung des sammenarbeit mit dem Kommunalen In- Kommunalen Integrationszentrums tegrationszentrum durchführen. durchführen, z.B. Projekt „Komm-auf-  BUT-Patenschaften 4 in der Schule ansto- Tour“ weiterführen. ßen und durch Kommunales Integrations-  Kooperationen zwischen Schulen, Akteu- zentrum koordinieren ren der Berufsorientierung, MSOen und  Integrationspreis zum Thema Schule aus- Unternehmen fördern. loben

6.1.2. Elternarbeit Übergang Schule-Beruf Während erfreulicherweise eine immer größere Eine erfolgreiche Förderung der Kinder und Ju- Anzahl der Jugendlichen mit Migrationshinter- gendlichen mit Migrationshintergrund beginnt bei grund beruflich Fuß fassen und sich somit gesell- den Eltern. Die Erziehungskompetenz und die schaftlich und ökonomisch einfacher etablieren Kenntnisse über das deutsche Bildungssystem kann, verfestigt sich auf der anderen Seite ein der Eltern mit Migrationshintergrund beeinflusst hoher Prozentsatz von Menschen mit Migrations- stark, ob ihren Kindern die vollständige sprachli- hintergrund, deren Arbeitsmarktintegration häufig che und berufliche Integration in die deutsche äußerst schwierig verläuft. So lag der Anteil der Gesellschaft gelingt. Daher muss die Elternbil- sozialversicherungspflichtig beschäftigten Auszu- dung vor allem in den Bereichen Sprache, Erzie- bildenden mit ausländischer Staatsangehörigkeit hung, frühkindliche Entwicklung, Kita, Schule im Jahr 2010 nur bei 34,7%, gegenüber 59,1% sowie Ausbildung verstärkt werden. Um die Eltern insgesamt. zu erreichen, müssen verschiedene Kommunika- Wie verschiedene Studien bereits gezeigt haben, tionswege genutzt werden. Gerade die Einrichtun- kann man diese Problematik in erheblichem Maße gen und Akteure der frühkindlichen Betreuung auf unzureichende Deutschkenntnisse sowie auf und Förderung können hier stärker in Anspruch eine fehlende zielgruppenspezifische Förderung genommen werden. im Bereich Arbeit und Qualifizierung zurückfüh- ren. Hinzukommt die fehlende Orientierung auf Ziel: Alle Eltern sollen das deutsche Bildungssystem kennen- und verstehen lernen. 4 Bildungs- und Teilhabepaket

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sollten auch die Eltern bei Bedarf sprachlich wei- Maßnahmenbeispiele tergebildet werden, damit sie ihre Kinder besser  Beteiligung der Eltern am Schulleben unterstützen können. durch muttersprachliches Informations- material und positive Vorbilder fördern. Ziele:  Kontaktpflege zu bestehenden Eltern- Zugewanderten, einschließlich der Flüchtlinge, die gruppen (z.B. Elterncafe) und Initiierung Möglichkeit geben, die deutsche Sprache ange- neuer Maßnahmen, auch im Elementar- messen zu erlernen. bereich  Informationen zum Bildungs- und Erzie- Die Erstsprachen fördern. hungssystem an Eltern mit Migrations- hintergrund von Kleinkindern, Vorschul- und Grundschulkindern vermitteln. Maßnahmenbeispiele :  Partizipation und Teilhabe von Eltern mit  Qualifizierung der Lehrkräfte im Bereich Migrationshintergrund in den Einrichtun- Deutsch als Zweitsprache und herkunfts- gen entlang der Bildungskette fördern. sprachlicher Unterricht.  Qualifizierung in interkultureller Eltern-  Angebote der Sprachförderung für „Nicht- arbeit für LehrerInnen, ErzieherInnen und Schulpflichtige“ und Erwachsene ausbau- SozialpädagogInnen ausbauen. en.  Adressatenbezogene Konzepte und Mate- rialien entwickeln. 6.2. Handlungsfeld 2: Sprachförderung  Vorbilder gewinnen (z.B. Migrantenstipendiaten) und MSOen zur Das Beherrschen der deutschen Sprache ist die Aktivierung nutzen. Grundvoraussetzung für den schulischen und beruflichen Erfolg und die gesellschaftliche Teil- habe der Kinder und Jugendlichen wie auch der 6.3. Handlungsfeld 3: Arbeit/Beschäftigung und Erwachsenen mit Migrationshintergrund. In der Wirtschaft Förderung der Herkunftssprache als Mutterspra- che liegt zugleich ein großes Potenzial. Sie fördert Der Fachkräftemangel ist im Rhein-Kreis Neuss das Sprachbewusstsein und ist zugleich eine als Herausforderung für den Wirtschaftsstandort wichtige Ressource für den Arbeitsmarkt. Wenn erkannt. Im Kreis wird daher bereits eine Reihe Eltern mit Migrationshintergrund ihre Kinder in von Maßnahmen durchgeführt, die zum Ziel ha- der Herkunftssprache erziehen, wird die deutsche ben, das Potenzial an qualifizierten Arbeits- und Sprache bei einer stabilen muttersprachlichen Fachkräften in der Region auszuschöpfen. Basis vollständig erlernt. Daher müssen die er- An erster Stelle steht dabei die Zielgruppe der folgversprechenden Methoden mehrsprachiger Jugendlichen, die im Rhein-Kreis Neuss leben Erziehung in den Bildungseinrichtungen und ins- und von denen der Wirtschaftsstandort profitieren besondere den Eltern vermittelt werden. kann. Das Potenzial dieser Jugendlichen muss Im Rahmen dieser Anforderungen muss insbe- genutzt werden. Eltern müssen stärker eingebun- sondere der Unterricht in Deutsch als Zweitspra- den werden in die Berufsorientierung ihrer Kin- che (DaZ) ausgebaut werden. Zudem müssen der. Mehr Jugendliche müssen in Praktika vermit- Sprachförderkonzepte und -materialien zwischen telt und beim Übergang von der Schule in den den verschiedenen Bildungseinrichtungen abge- Beruf gefördert werden. stimmt und weiterentwickelt werden. Zum ande- Zugleich soll der Standort auch für Fachkräfte, die ren muss die Sprachförderung über die Bildungs- neu zuwandern, attraktiver werden. So entstehen einrichtungen hinaus gehen und auch sozialräum- Schnittstellen zwischen Unternehmen, Verbänden liche Aktivitäten einbeziehen. Wichtig sind die und Kammern sowie Kommunen und anderen enge Vernetzung der Akteure und insbesondere Akteuren der lokalen Integrationsarbeit, mit dem der Kontakt der Anbieter von Sprachförderung zu Ziel eine gemeinsame Willkommenskultur weiter- den MSOen, um Informationen weitergeben zu zuentwickeln. können und Multiplikatoren zur Aktivierung zu Das vorliegende Integrationskonzept bezieht sich nutzen. Parallel zur Sprachförderung der Kinder in vielen Maßnahmen auf die Nutzung der Poten-

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6. KOMMUNALE HANDLUNGSFELDER DER INTEGRATIONSPOLITIK IM RHEIN-KREIS NEUSS – SCHWERPUNKTSETZUNG, ZIELE UND MAßNAHMEN

ziale von MigrantInnen. Vor diesem Hintergrund Organisation umfassen. Zentral für den gesamten wird im Rhein-Kreis Neuss die Integrationsarbeit Prozess ist, dass er von der Führungsebene un- auch als wirtschaftliche Chance erkannt. Die gro- terstützt und eingeleitet wird. Die Säulen der ßen Unternehmen der Region werden von einer interkulturellen Öffnung bilden dabei die interkul- besseren Qualifizierung und einer gelungenen turelle Organisations- und Personalentwicklung. Arbeitsmarktintegration der Menschen mit Migra- Das Konzept der interkulturellen Öffnung kann tionshintergrund profitieren. unter anderen Vorzeichen auch auf Migrantenselbstorganisationen übertragen wer- Ziele: den. Hier verfolgt die Öffnung das Ziel der Profes- Um die Erwerbsquote von MigrantInnen zu ver- sionalisierung und der Stärkung der Zusammen- bessern, werden Unternehmen unterstützt, die arbeit mit den arbeitsmarktrelevanten Akteuren, sich um die Integration ihrer MitarbeiterInnen mit den Bildungseinrichtungen, den freien Trägern Migrationshintergrund verdient machen. der Jugendhilfe, den Wohlfahrtsverbänden und der öffentlichen Verwaltung. Den Wirtschaftsstandort Rhein-Kreis Neuss als Anziehungspunkt für internationale Fachkräfte Im Rhein-Kreis Neuss beschäftigen sich bereits sichern. viele Akteure mit der interkulturellen Öffnung von Einrichtungen. Verschiedene Maßnahmen insbe- sondere im Bereich Personal wurden schon ange- Maßnahmenbeispiele stoßen. So hat der Rhein-Kreis Neuss unter sei-  Unternehmen für die Themen interkultu- nen Beschäftigten eine freiwillige, anonymisierte relle Öffnung und Diversity sensibilisie- Umfrage zum Migrationshintergrund, zur inter- ren. kulturellen Kompetenz und zu Fremdsprachen-  Vernetzung der arbeitsmarktrelevanten kenntnissen durchgeführt. Auf dieser Basis kön- Akteure und der Akteure der Integrati- nen weitere Maßnahmen und Prozesse aufbauen. onsarbeit zur Weiterentwicklung der Willkommenskultur des Kreises mit Un- Ziele: terstützung des Kommunalen Integrati- Willkommenskultur strukturell verankern. onszentrums.  Informationen und Beratung für zuge- Interkulturelle Öffnung aller relevanten Akteure in wanderte Fachkräfte bündeln. den Verwaltungen, in Gesellschaft, Kultur, Bildung  Integrationspreis für Unternehmen auslo- und Wirtschaft anstoßen. ben.

Maßnahmen 6.4. Handlungsfeld 4: Interkulturelle Orientie-  Bündel an Maßnahmen wie Einbürge- rung und Öffnung rungsrituale, Begrüßungspakete etc. kreisweit erstellen. Interkulturelle Öffnung ist ein Konzept, das Ver-  Einrichtungen und Akteure mit hohem waltungen und andere Einrichtungen in die Lage Bedarf an interkultureller Öffnung identi- versetzen soll, ihre Angebote und Leistungen an fizieren. eine durch Zuwanderung veränderte soziale Um-  Zielgruppenspezifische Trainings zu welt anzupassen. Das bedeutet konkret, dass die interkultureller Kompetenz entwickeln Einrichtungen versuchen, der interkulturellen und mit den verschiedenen Einrichtungen Vielfalt ihrer Zielgruppen gerecht zu werden und und Akteuren durchführen. das Machtgefälle zwischen ihrer Organisations- kultur und den unterschiedlichen kulturellen Le- benswelten ihrer Kunden kritisch zu reflektieren. 6.5. Weitere Handlungsfelder So können strukturelle Benachteiligungen be- kämpft und bestehende Barrieren beim Zugang zu Die weiteren Handlungsfelder der Integrationsar- Verwaltung und anderen Einrichtungen abgebaut beit werden bei Bedarf aufgegriffen. Sie stehen werden. Damit interkulturelle Öffnung nachhaltig jedoch zunächst nicht im strategischen Mittel- wirksam sein kann, muss sie alle Bereiche einer punkt des Integrationskonzeptes.

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7. Strukturen und Netzwerke auf Kreis- ebene

7.1. Strukturen innerhalb der Kreisverwaltung

Da Integration eine Querschnittsaufgabe ist, ist Wohlfahrtsverbände : eine Koordination der für Integration wichtigen  Vertreter der Arbeitsgemeinschaft der Fachbereiche durch eine verantwortliche Freien Wohlfahrtsverbände im RKN Querschnittsstelle unbedingt erforderlich. Der  Vertreter des Arbeitskreises Integration Aufgabenbereich der Integration von Migranten ist im Fachbereich des Sozialamtes, Integrations- des RKN und Vertriebenenamt, verortet. Zum Zwecke der  Vertreter des Jugendmigrationsdienstes Steuerung und Maßnahmenplanung sowie zur für den Rhein-Kreis Neuss, Katholische Überprüfung der Umsetzung der für die Integrati- Jugendwerke onsarbeit entwickelten Ziele hat der Rhein-Kreis Neuss eine Steuerungsgruppe Integration einge- richtet. Mit der Geschäftsführung und der Be- Das Integrations- und Vertriebenenamt - bisheri- richterstattung an die politischen Gremien ist das ge Zuordnung Amt 50.5.2 - Sozialamt - ist Koordi- Integrations- und Vertriebenenamt betraut. In der nationsstelle und Ansprechpartner für die Wohl- Steuerungsgruppe sind wesentliche Schlüssel- fahrtsverbände, den Arbeitskreis Integration, die personen aus verschiedenen Aufgaben- und Steuerungsgruppe Integration und für alle sonsti- Fachbereichen vertreten. gen Belange der Integrationsarbeit. Dies reicht von der Förderung der Wohlfahrtsverbände über die Auslobung von Integrationspreisen bis zur Verwaltung Durchführung von Integrationsworkshops und  Allgemeiner Vertreter des Landrates Integrationskonferenzen.  Leiter des Kreissozialamtes  Leiterin des Jobcenters des RKN Zuständig für Schule und Bildung ist das Amt für  Leiterin der RAA des RKN Schulen und Kultur des Rhein-Kreises Neuss. Der  Leiter und Mitarbeiterin des Integrations- Bereich der Integration durch Bildung wird seit November 2011 durch die Regionale Arbeitsstelle und Vertriebenenamtes zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus  Leiter der Ausländerbehörde des RKN Zuwandererfamilien (RAA) bearbeitet. Durch die  Je nach Themenbereich: entsprechende Mitarbeit der Leiterin der RAA in der Steuerungs- Vertreter der Fachbereiche wie z.B. gruppe ist die verwaltungsinterne Vernetzung mit Schulamt, Jugendamt usw. den anderen maßgeblichen Akteuren gegeben. Die RAA ist dem Amt 40 - Schulamt - zugeordnet. Politik  Vorsitzender des Sozial- und Gesund- Der Rhein-Kreis Neuss beabsichtigt, ein Kommu- nales Integrationszentrum einzurichten, in dem heitsausschusses des RKN, stv. Landrat beide Bereiche (Integrations- und Vertriebenen-  Vertreter der fünf Kreistagsfraktionen amt und RAA) zusammengeführt werden. Die or-  Vertreter der vier Integrationsräte der ganisatorische Zuordnung des Kommunalen In- kreisangehörigen Kommunen tegrationszentrums erfolgt als Stabsstelle, die  Vertreter der kreisangehörigen Kommu- direkt dem Dezernat I/II, Landrat/Allgemeiner nen aus den entsprechenden Fachberei- Vertreter des Landrates, angegliedert ist. Eine chen wie z.B. den Integrationsbüros enge und abgestimmte Arbeit mit dem Schul- wie dem Sozialamt ist gewährleistet.

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7. STRUKTUREN UND NETZWERKE AUF KREISEBENE

7.2. Zusammenarbeit mit den Wohlfahrtsverbän- Jugendmigrationsdienste stehen einerseits in den und den Trägern der freien Jugendhilfe Trägerschaft der Katholischen Jugendwerke im Rhein-Kreis Neuss e.V., andererseits in Träger- Im Rhein-Kreis Neuss hat die Integrationsarbeit schaft des Internationalen Bundes (IB). durch Verbände der freien Wohlfahrtspflege eine Im Vordergrund der Arbeit steht die Förderung lange Tradition. Die Caritas, die Diakonie, das der Integration junger Menschen in schulischer, Deutsche Rote Kreuz sowie die Arbeiterwohlfahrt beruflicher und sozialer Hinsicht um Chancen- werden in ihrer Integrations- und Migrationsarbeit gleichheit zu erreichen. Längerfristig soll so die vom Rhein-Kreis Neuss gefördert. Partizipation junger MigrantInnen in allen Berei- chen des sozialen, kulturellen und politischen Die Schwerpunkte in der Integrationsarbeit der Lebens gesteigert werden. Maßnahmen sind bei- Wohlfahrtsverbände liegen auf der individuellen spielsweise Sprachkurse, Praktika, Freizeit- und Ebene: Präventionsangebote und berufsvorbereitende  Migrationsberatung für erwachsene Zuwande- Schulungen. Zusätzlich fördert auch der JMD die rer Initiierung der Interkulturellen Öffnung von Diens-  Weiterführende und nachholende Integration ten und Einrichtungen, die verstärkt mit Men- schen mit Migrationshintergrund in Kontakt  Temporäre Integration kommen.  Sprachförderung Die Expertise der MitarbeiterInnen der Wohl- fahrtsverbände sowie die der Träger der freien Handlungsfelder der gesellschaftlichen Integrati- Jugendhilfe wird durch VertreterInnen auch in die on sind insbesondere: Steuerungsgruppe mit eingebracht.  Sozialraumorientierte Integrationsarbeit  Antidiskriminierungsarbeit  Dialog der Kulturen und Religionen  Interkulturelle Orientierung und Öffnung der Institutionen  Bürgerschaftliches Engagement

Die Wohlfahrtsverbände kooperieren eng durch den auf Initiative des Rhein-Kreis Neuss im Jahr 2006 eingerichteten Arbeitskreis „Integration“. Durch diesen werden die Qualitätssicherung und eine kontinuierliche Weiterentwicklung der Integ- rationsarbeit gewährleistet. Darüber hinaus ko- operieren sie mit anderen regionalen Integrati- onsstellen. Die Dienstleistungen werden je nach inhaltlichen Schwerpunkten von der Kommune, dem Land oder Bund bezuschusst. So werden beispielsweise vom Bund finanzierte Integrationskurse teilweise von den Verbänden durchgeführt. Bei der Zusam- menarbeit mit den Jobcentern, unterstützen die Verbände Menschen mit Migrationshintergrund bei der Integration in den ersten Arbeitsmarkt. Die vom Kreis geförderte Arbeit unterliegt dabei einer ständigen Qualitätskontrolle in Form von Doku- mentationen, Evaluationen und Statistiken. Die Träger der freien Jugendhilfe sind ebenfalls in- tensiv in die Integrationsarbeit einbezogen. Im Rhein-Kreis Neuss sind besonders die Jugend- migrationsdienste (JMD) aktiv in der Förderung junger Menschen mit Migrationshintergrund. Die

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8. Berichterstattung und Controlling

Um die Integrationsarbeit im Rhein-Kreis Neuss toren, insbesondere im Bereich Ausbildung und effizient und passgenau zu steuern, benötigt der Arbeitsmarkt, nur Daten der ausländischen Be- Kreis eine valide Datengrundlage, mit deren Hilfe völkerung festgehalten, wohingegen zu anderen Entwicklungen und Veränderungen im Bereich Indikatoren auch die Kennzahlen zu MigrantInnen Bildung und Integration festgestellt werden kön- vorliegen. Diese Disparitäten sind zurzeit auf- nen. Daher muss eine begrenzte Zahl aussage- grund der unterschiedlichen Datenerfassung der kräftiger Indikatoren entwickelt werden, zu denen verschiedenen Stellen nicht vermeidbar. In ver- regelmäßig und langfristig Kennzahlen erhoben schiedenen Bereichen und je nach Zielausrichtung und bewertet werden können, die in ein Berichts- werden daher sozialräumliche Analysen das In- wesen fließen – das sogenannte Integrations- tegrationsmonitoring ergänzen müssen. monitoring. Grundlage des Indikatorenkatalogs Bei der Entwicklung des Integrationsmonitorings sind die Fokus-Handlungsfelder dieses Integrati- wird besonderer Wert gelegt auf eine nachhaltige onskonzepts. Eine dynamische Erweiterung und Durchführung des Monitorings. Die Erhebung der Veränderung des Indikatorensystems sollte dabei Kennzahlen muss regelmäßig durchgeführt wer- eingeplant werden. den. So können in den kommenden Jahren Bedar- Themenbereiche, in denen Kennzahlen erhoben fe und Trends in der Integrationsarbeit im Rhein- werden können, umfassen die rechtliche Integra- Kreis Neuss anhand von Daten erfasst und der tion, die Sprachförderung, die Bereiche Schule Integrationsprozess strategisch danach ausge- und Kita, Ausbildung und Arbeitsmarkt, soziale richtet werden. Trotz der teilweise schwierigen Sicherung sowie die gesellschaftliche und politi- Datenlage ist das Integrationsmonitoring somit sche Partizipation. Dabei muss berücksichtigt ein wichtiges ergänzendes Steuerungsinstrument werden, dass einige Teilbereiche über das Monito- der Integrationsarbeit. ring aufgrund der fehlenden oder unvollständigen Neben diesem quantitativen Berichtswesen be- Datenlage oder des hohen Aufwands der Erhe- stehen bereits verschiedene qualitative Ansätze, bung nicht abgebildet werden können. Dazu gehö- bspw. für die Wohlfahrtsverbände, die vom Kreis ren unter anderem der Bereich Sport und einige gefördert werden. Hier kann eine Bündelung und Kennzahlen im Bereich Schule. Ebenso können Vereinheitlichung Transparenz schaffen, Parallel- nicht für alle Indikatoren einheitliche Untergrup- strukturen leichter aufdecken und Synergien bes- pen erfasst werden. So werden zu einigen Indika- ser nutzbar machen.

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