GrabfeldDas Heimatblätter für Kultur, Geschichte und Brauchtum im Grabfeld Herausgeber: Verein für Heimatgeschichte im Grabfeld e.V. und Museumspädagogisches Zentrum Bad Königshofen i. Gr. Nummer 20 Nummer 20 Bad Königshofen, Dezember 2012 Seite 1

Nur noch Flurnamen erinnern an den einst größten See im Grabfeld Aus dem Inhalt Den trocken gelegten Haubachsee Den trocken gelegten Haubachsee erwarben die Ortsnachbarn ...... 1- 4 Grußwort des Vorsitzenden ...... 3 Wie sich die Ipthäuser und Königshöfer erwarben die Ortsnachbarn gegen eine Viehseuche wehrten . . . . 4 Reinhold Albert in unseren Tagen außer ein paar Gräben und R. Dittrich: Der Segen der Gottesfrucht 4 Mauerresten nichts mehr zu sehen. Bereits Ein bisher unbekanntes Ehewappen im Schloss in ...... 8 Einst befand sich zwischen Ottelmannshau- 1839 wanderte der Biegenmüller mit seinen Interessantes Portal im Pfarrhaus sen, und Großeibstadt ein großer acht Kindern nach Amerika aus. In der Fol- von Wülfershausen entdeckt . . . . . 11 See – der Haubachsee. Er wurde bereits gezeit verfiel die Mühle. Literaturschau ...... 12 Mitte des 19. Jahrhunderts aufgelassen und In einem um 1600 geschriebenen Saalbuch Carl Kade aus Römhild als in Ackerland umgewandelt. Seinen Namen des Amtes Königshofen im Grabfeld, das Heimatforscher und Mundartdichter . . 14 hatte der See von einem Bach gleichen Na- sich im Staatsarchiv Würzburg befindet, Carl Kade als Numismatiker . . . . . 16 mens. Der Haubach besitzt vier Quellbäche. wird über den Haubachsee berichtet:1 „An Erika Jeger: In der Hölle wird es eng! . . 16 Einer entspringt zwischen Breitensee und dem Endt der Königshover Markung gegen Walter Häusler: Kindheitstraum . . . . 17 , der zweite östlich von Herbstadt Ottelmannshausen zu ist ein See gelegen, „Die unschuldigsten Herzen und und zwei in der Aubstädter Gemarkung, welcher vor der Zeit auch zu dem Hof Ot- Gemüter werden verdorben!“ . . . . . 18 Hauptfließrichtung des Haubachs ist von telmannshausen soll gehört haben und anno Christine Uhlein: En Gedonke versunke! 19 Nordosten nach Südwesten. Er fließt bei 1586 ausgewechselt worden sei, dafür man Schriftverein des Vereins für Heimatgeschichte im Grabfeld . . 20 Großeibstadt in die Fränkische Saale. Der 24 Acker Wiesen so über Ipthausen gelegen, Lotte Uhlein: Die Schneeflocke . . . . 20 Haubach trieb einst u.a. die Biegenmühle an. welche man sonsten Münchau genannt, gege- Unsere Gleichberge ...... 20 Sie lag am Rand des nach dem Bach benann- ben und diesen See damit zum Amt gebracht. Grabfelder Persönlichkeiten ...... 23-24 ten Haubachsees. Rudi Breunig schreibt in Diese See ist den 15. Mai Anno 1597 durch Die Maurermeister und Steimetzfamilie seinem Mühlenbuch, dass die Mühle ca. 3 einen geschworenen Messer von Würzburg Bader aus Sternberg und Gabolshausen 26 km östlich von Großeibtstadt auf Königs- bis an die Herbstädter und Aubstädter Wie- Gedenktafeln in Höchheim ...... 28 höfer Gemarkung lag. Von dieser Mühle ist sen gemessen worden. Hat sich befunden im

Infolge der Säkularisation 1803 war der Würzburger- oder Dörfleshof (im Bild eine historische Aufnahme aus den 1960er Jahren) mit Grund- besitz an den Staat übergegangen. Von nun an versumpfte der Haubachsee immer mehr. Seite ­­2 Das Grabfeld Nr. 20 · Dezember 2012

Ganzen 104 ... (unleserlich) und wird jähr- lich im Frühling mit 4.800 Setzlingen samt 4 Laichen besetzt und im Herbst wiederum gefischt, also dass er den Winter über allweg ledig stehet und was im Herbst Fischer von gewachsenen Karpfen daraus gefangen, so sich zu gemeinen Jahren 4 Zentner 40 Pfund ungefähr erstreckt, wird den Krämern in der Stadt der Zentner um 5 Gulden verkauft. Und was an Setzlingen vorhanden, in einen Winterstand dergleich zunächst unter dem Damm ist, über winters behalten bis solche auf den Frühling wieder eingesetzt werden.“ Zweihundert Jahre später, 1832, wurde der „Große Haubachsee“ wie folgt beschrieben: „Der Haubachs-See wurde gegen 24 Morgen Wiesen, in der Münchau oberhalb Ipthausen gelegen, vom Stift Würzburg eingetauscht und enthält 84 Morgen. (Morgen war ein Feldstück, das ein Bauer mit einem Gespann an einem Morgen pflügen konnte. In Bayern waren dies 34 ar.) Früher war die- ser See viel größer, allein nun wird er, da das königliche Aerar (die Finanzbehörde) wenig auf diesen See verwendet, jährlich weniger. 1697 enthielt er noch 107 Morgen, zu dieser Zeit wurde er mit 4800 Setzlingen und 4 Laichnern besetzt und die Ausbeute betrug durchschnittlich 40 Ztr. Fische. Der Ztr. war Der Haubachsee oberhalb der Festung Königshofen auf einer 1743 gezeichneten Karte, die damals auf 5 Gulden fränkisch veranschlagt, Anton Manger aus Wollbach zur Verfügung stellte. jetzt (1832) wird der Zentner um 22 Gulden rheinisch verkauft. In früheren Zeiten wurde den Fischzehnt des Haubach-Sees erhalten. in Karpfen, Schleien, Hechten und Persin- dieser schöne See, welcher zwischen den Allein kraft Urkunde von 1522 wurde dieser gen. An heiteren Tagen kommen bei diesen Flurmarkungen von Königshofen und Aub- Fischzehnt an das Stift Würzburg um 140 Fischerzügen viele Menschen aus der Um- stadt liegt, in Regie benützt, und alle Fische Gulden rheinisch verkauft. gegend zusammen und feiern das Fischerfest, wurden nach Würzburg für die fürstliche In neuerer Zeit ist dieser See mit den Seen wo es oft recht lustig hergeht.“2 Hofhaltung geliefert. Das Stift zu Schmalkal- bei Sulzfeld an eine Gesellschaft verpachtet, Infolge der Säkularisation 1803 war der den hatte früher durch Schenkung des Grafen welche jährlich zwischen dem 19. und 22. Würzburger- oder Dörfleshof mit Grund- Berthold von Henneberg am 13. August 1321 Oktober fischt. Die Hauptsorte Fisch besteht besitz an den Staat übergegangen. Von nun an versumpfte der See immer mehr. Eine Gesellschaft pachtete den Haubachsee. Im königlich Bayerischen Intelligenzblatt ist im Jahre 1816 unter der Überschrift „Verpach- tung“ folgendes nachzulesen: „Auf Don- nerstag den 18. des künftigen Monats Julius Vormittags nach 9 Uhr wird gemäß höchster Weisung der königl. Landdirection zu Würz- burg vom 3. des laufenden Monats sub. Nro. 9986 die Verpachtung des Haubach-Sees bey Königshofen und die dazugehörigen 3 Zucht-Seen bey Sulzfeld in einer öffentlichen Versteigerung mit Vorbehalt der höchsten Genehmigung auf 12 Jahre erneuert. Beschreibung der Seen: Der Haubach-See liegt eine halbe Stunde nordwärts von Kö- nigshofen, ist mit einem Fischerhäuschen und mit einer Winterung versehen und umfaßt samt Winterung und Dammplätzen einen Flächen-Raum von 86 ½ Morgen 21 Ruthen. Er war bis jetzt zur Fischerey benutzt, und liefert, wie allgemein bekannt, die schmack- haftesten Fische, so dass diese ihrer Vor- züglichkeit wegen ehemals für die fürstliche Tafel 18 Stunden weit nach Würzburg abge- führt wurden. Zu vorbeschriebenem See gehören 3 geringe Teiche bey Sulzfeld, 1 ½ Stunde von Königs- hofen, nämlich der obere Mühlsee von 13¾ Morgen 24 ½ Ruthen, der untere Mühlsee zu 18 Morgen 23 ½ Ruthen und der Bergsee zu 11 ¾ Morgen 13 Ruthen, einschließlich der In der Nähe von Ottelmannshausen (im Bild) befand sich einst der Haubachsee. Er wurde Mitte Dämme. Diese 3 Seen dienten seither ganz des 19. Jahrhunderts trocken gelegt und der Grund an die Ortsnachbarn verkauft. zweckmäßig zur Erzeugung und Zucht der Nr. 20 · Dezember 2012 Das Grabfeld Seite ­­­­­­­3 zur Besetzung des großen Haubach-Sees zu stellen sich mit einem gerichtlichen Zeug- Am 1. November 1847 wurde der Kleine nöthigen Setzlinge. Es ist bemerkenswerth, nisse auszuweisen hat, auf den bestimmten Haubachsee, Winterung genannt, „... welcher dass die Haubach seither alle Jahre gefischt Tag hierher eingeladen. Königshofen den 16. sich nicht zur Verteilung eignet, öffentlich wurde, und an zweyjährigen Fischen zu 1 Juni 1816. Königl. Rentamt daselbst. Gez. meistbietend verkauft“, und zwar für 109 bis 4 Pfunden im Durchschnitte 30 bis 40 Eschenbach“ Gulden. Der große Haubachsee wurde nun Zentner Ertrag lieferte, worauf aus allen Zufolge höchster Weisung der königlichen zunächst gemeinschaftlich von den 144 Be- umliegenden Gegenden schon vor dem Zuge Regierung des Untermainkreises, Kammer sitzern bewirtschaftet. Das Wasser wurde ab- so viele Bestellungen einzukommen pflegen, der Finanzen, wurden 1835 zum Verkauf gelassen, der Seeboden eingeebnet. So wurde dass der Vorrath zur Befriedung der Kauf- ausgeschrieben: Die Sulzfelder Seen und der u.a. ein Damm gegen die Ottelmannshäuser lustigen nicht hinreicht. Haubachsee bei Königshofen mit Winterung Flur gezogen. Die „Dörfleser“ aber holten Endlich ist noch zu bemerken, dass an Fi- und dem Fischhäuschen zu 86 ½ Morgen, 21 sich immer noch gerne Gras am Haubach- schereygeräthschaften und Setz dem neuen Ruthen Nürnberger oder 49 Tagwerk, 356 see und mussten deshalb mehrmals gerügt Pächter nichts überwiesen wird, welche Er- Ruthen Münchner Flächenmaß. Die Gemein- werden. fordernisse sohin aus der Hand der abtre- de Aubstadt zeigte Interesse an dem See, weil In den ersten Jahren wurde die Fläche des tenden Pächter nur im Kaufe übernommen ihre wenigen Wiesen in keinem Verhältnis trockengelegten Sees mit Mohn und Raps werden können. zum Ackerland standen. Ein Königshöfer angebaut, dann folgten Hafer und Gerste, Auch ist es der höchste Wille der königlichen Konsortium wollte die Versteigerung hinter- zuletzt Gras. Am 22. März 1848 wurde die Landesdirection, dass die beschriebenen treiben und die Seen unter der Hand kaufen. Fläche des ehemaligen Haubachsees unter Seen auf obenbestimmter Steigerungstag- Die Aubstädter „rochen Lunte“ und reichten die 144 Besitzer verteilt und von nun an fahrt auch zur Urbarmachung auf 20jährigen ein Gesuch bei der Regierung ein, das sämtli- nicht mehr gemeinschaftlich bewirtschaftet. Pacht, oder auch zum Verkaufe im Ganzen che Gemeindebürger unterzeichneten. Manche verkauften sofort ihren Anteil an oder in schicklichen Abtheilungen, nach dem Bei der Versteigerung am 1. Juni 1835 war ihre Nachbarn. 1933 schrieb der Aubstädter Wunsche der Streicher, ausgeboten werden die Gemeinde Aubstadt mit 10.231 Gulden Lehrer Schmitt: „Das Überbleibsel dieses sollen. Dieß wird sonach hiemit allgemein siegreich. Gutsbesitzer Anschütz vom Rind- schönen Sees ist das Sumpfloch von ungefähr bekannt gemacht, und jeder Pacht- oder hof bei Bildhausen lieh der Gemeinde das 270 qm links der Straße von Aubstadt nach Kauflustige, welcher übrigens am Steige- Geld. Den See ersteigerten 143 Aubstädter Königshofen neben der Haubachbrücke.“3 rungstage über seine Fähigkeit Real-Caution Bürger plus Pfarrer Weinmann. Mit dem Absinken des Grundwasserspiegels

Liebe Mitglieder unseres Vereins, liebe Leserinnen und Leser dieses Heimatblattes Man kann es oftmals gar nicht so richtig Schiller zu Gast war. Hier haben wir gleich Königshofener Stadtarchiv. Diese Vorträge glauben, dass sich schon wieder ein Jahr zwei Erinnerungstafeln angebracht, die finden im Kulturarsenal Darre statt und seinem Ende zuneigt. Wieder erhalten Sie, wir auch selbst finanzierten. sind sicher interessant. liebe Leserinnen und Leser damit unser Wir sind außerdem Träger der beiden Dank möchte ich in diesem Jahr auch wie- „Heimatblatt - Das Grabfeld“. Eine Zeitung großen Maßnahmen in Eyershausen. Dort der all denen sagen, die sich bei Aktionen des Vereins für Heimatgeschichte im Grab- wird das „Heilige Grab“ wieder grund- mit angesprochen fühlten. Ich denke da feld e.V., die sich seit vielen Jahren allge- legend restauriert. Leider konnte aus nur an die „Zunftstangen“ in der Stadt- meiner Beliebtheit erfreut. Immer wieder Kostengründen die Urfassung nicht her- pfarrkirche von Bad Königshofen. Hier ka- kommen Nachfragen, wenn ein Heftchen vorgeholt werden, so dass wir uns mit men so viele Spendengelder zusammen, fehlt oder man etwas nachschauen will. Kirchenverwaltung und den zuständigen dass alle historischen Zunftstangen nun Zu verdanken haben wir dieses Informati- Zuschussgebern darauf geeinigt haben, restauriert werden können. Ein Danke- onsblatt, dass sich speziell mit Bräuchen, die vorhandene Fassung zu restaurie- schön gilt aber auch wieder unserem Be- geschichtlichen Aufsätzen, Gedichten und ren. Bereits in der Karwoche dieses Jahres zirksheimatpfleger Dr. Klaus Reder, der wie einigem mehr, widmet, unserem 2. Vor- war ja das Heilige Grab erstmals in der immer ein offenes Ohr für die Belange sei- sitzenden Reinhold Albert aus Sternberg. nur teils renovierten Fassung zu sehen. In ner Heimat hat. Dank aber auch allen in Der Kreisheimat- und Archivpfleger gibt Auftrag gegeben ist mittlerweile auch die den Kommunen und den Stellen, die uns in jedem unserer Blätter immer wieder in- Instandsetzung des historischen Fastentu- Zuschüsse für Projekte gewährt haben. teressante Informationen und zeigt damit ches von Eyershausen, das eine Besonder- Dazu gehört auch die Stadt Bad Königs- sein umfangreiches Wissen, das er sich in heit bei den Fastentüchern darstellt, wie hofen sowie der Landkreis Rhön-Grabfeld den vergangenen Jahrzehnten angeeignet Historiker sagten. und alle Gemeinden, die auch die Heraus- hat. Das kommt aber auch dem Verein für Ich darf Sie einladen zur derzeit laufenden gabe dieses Heimatblattes ermöglichen. Heimatgeschichte und unserer Heimat, Ausstellung „Juden im Grabfeld“ in die Dank an den Schriftleiter, Reinhold Albert dem Grabfeld, zugute. Immer wieder grei- Schranne zu kommen. Es ist eine überre- und allen, die unserem Verein die Treue fen auch wir in der Vorstandschaft auf gionale Ausstellung, die aber durch Schü- halten. das Wissen Alberts zurück. lerinnen und Schüler des Gymnasiums Bad Neue Mitglieder sind übrigens herzlich In den vergangenen Monaten hat sich der Königshofen, unter ihrer Lehrkraft Rainer willkommen. Verein für Heimatgeschichte wieder um Seelmann einen lokalen Bezug erhält. einiges bemüht und vieles erreicht. So ge- Was wir neu anbieten, sind wieder unsere Ihnen eine schöne Zeit und vor allem al- hören dazu ganz sicher unsere mittlerwei- Vortragsabende, die wir im November be- les erdenklich Gute im neuen Jahr 2013. le bekannten Informationstafeln an den gonnen haben. Wir wollen die Geschichte wichtigen, geschichtlichen Baudenkmä- des Grabfeldes wach werden lassen, und Hanns Friedrich, lern. Dazu gehörte im vergangenen Jahr zwar anhand von historischem Filmmate- 1. Vorsitzender im Verein für Höchheim, wo einst der Dichter Friedrich rial, aber auch durch Fotos aus dem Bad Heimatgeschichte im Grabfeld e.V. Seite ­­4 Das Grabfeld Nr. 20 · Dezember 2012 verlor sich das Wasser. Das letzte noch ver- bliebene Sumpfgelände wurde im Dritten Wie sich Ipthäuser und Königshöfer Reich nach 1933 vom Reichsarbeitsdienst zum Teil trocken gelegt. Im Rahmen der gegen eine Viehseuche wehrten Flurbereinigung 1957 wurde der verbleiben- de Rest dann ganz entwässert und kultiviert. Gustav Tschochner und 12 Kreuzer zahlte die Gemeinde „einem Altes Brutgebiet der Kibitze wurde dadurch armen Mann, der in der Vieheseuch das cre- vernichtet.4 Dass der heilige Wendelin in ländlichen Ge- pirte Viehe besser mit Erden zugedeckht“4. Die heutigen Flurnamen „Seewiesen, See- bieten besonders verehrt wurde, tritt uns in Wie viele Tiere das Dorf eingebüßt hatte, feld und Seeweg“ sind Zeugen vergange- der unmittelbaren Umgebung Königshofens erfahren wir nicht, die Zahl der betroffenen ner Zeiten. Zu sehen sind auch noch ei- deutlich vor Augen, so in Eyershausen, wo Bauernhöfe gibt ein Königshöfer Dokument, nige Uferdämme, insbesondere am Fuße die Kirche seinen Namen trägt, aber auch in von dem noch die Rede sein wird, mit „drey des „Feckehügels“. Der Ottelmannshäuser Ipthausen, wo seine Statue auf dem rechten Haußhaltungen“ an. Anscheinend blieben Lehrer Josef Huthöfer überlieferte um 1930: Seitenaltar ganz links steht, nahe dem Chor- die meisten Anwesen von der Seuche ver- „Außerdem befindet sich im Wasserlauf ein raum, und damit nicht zu übersehen ist. Auch schont, was auch andere Quellen andeuten. querliegender mächtiger Eichenbalken mit in der Stadtpfarrkirche Königshofens hatte und wohl auch die langanhaltende dankbare Vertiefungen, wo früher ein Fischrechen den der Heilige seinen Platz, wie wir aus dem Verehrung des Heiligen begründete, die ja Setzlingen und Laichen das Entwischen in Rechnungsbuch des Jahres 1743 erfahren, keinesfalls mit dem Ende der Seuchenjah- den Haubach verwehrte.“ als der Stadtrat einen Handwerker „für den re aufhörte. So opferten die Ipthäuser dem Leuchter ahn S. Wendelini Bildt“1 (das nicht heiligen Wendelin, jedes Jahr, von 1744 erhalten ist) bezahlte. bis 1829 eine von der Gemeinde bezahlte 1 Staatsarchiv Würzburg, Amtssalbuch 100 9 Nr . 92 I/ „Kertzen ahn St. Wendelini Bildtnus ins Seite 419 In Ipthausen werden mit Wendelin, Sebastian 2 Rost, Johann Wilhelm: Stadt und Festung Königshofen, und Rochus auf dem Altar, der wohl um 1762 Kirchlein.“ Schließlich feierte das Dorf, wie 1832, S . 131 entstand, drei Heilige dargestellt, an die man eingangs angesprochen, erstmals 1744 und 3 Schmitt: Aubstadt . In Blätter für Heimatkunde, Beilage sich um Schutz vor Krankheiten bei Mensch dann, offensichtlich ohne Unterbrechung, zum Bote vom Grabfeld: Folge 12/1933 bis 1970, etwas mehr als ein Jahr vor der 4 Stoffsammlung zur Heimatkunde des Landkreises Kö- und Vieh wandte. Wendelin zu Ehren feierten nigshofen im Grabfeld, MS um 1960, S . 13 die Ipthäuser in ihrem Kirchlein am Samstag Eingemeindung nach Königshofen, „eine hl. nach dessen Gedenktag, dem 20. Oktober, Mess zu Ehren Sti. Wendelini“5 . Selbst in der eine Messe, ein „gelobtes Wendelinusamt“, Nazizeit ließen sich die Ipthäuser von dem das von der (politischen) Gemeinde bezahlt Gelöbnis nicht abbringen, wie von Pfarrer wurde, erstmals 1744, zum letzten Mal im Adam Pfeuffer unterschriebene Quittungen Oktober 1970, gut ein Jahr vor der Einge- bezeugen, in denen er bestätigte, für die Roland Dittrich meindung nach Königshofen am 1. Januar Abhaltung der Messe z.B.1940 5,50 RM und 1972.2 1944 6.- RM erhalten zu haben. Auch unter Der Segen Sicher war es ein ungewöhnlicher Vorgang, der amerikanischen Besatzung fiel 1945 der dass eine Gemeinde als Stifterin eines Got- Wendelinus-Gottesdienst nicht aus.6 der Gottesfurcht tesdienstes auftrat, und das lässt uns, über die Gesegnet sei der Mann, allgemeine Beliebtheit des heiligen Wende- lin hinaus, nach dem Grund für diese Stiftung 2. Die Reaktion der fürst- der Gott, den Herrn, fragen. bischöflichen Regierung fürchtet und ihn ehrt, Eine Seuche, die das ganze Hochstift be- 1. Die Viehseuche in Ipthausen sich gegen alles Böse wehrt. drohte, konnte auch der hochfürstlichen Re- Bis zum Jahr 1742 müssen wir in den Ge- gierung in Würzburg nicht gleichgültig sein. In Freude dient er dem Gebot, meinderechnungen zurückblättern, um dem Sie erließ deshalb 1742 einige Verordnungen die Allmacht schaut auf seine Anlass für das „Wendelinusamt“ auf die Spur zum Schutz des gesunden und zur Behand- Redlichkeit, zu kommen. Mehrere Einträge weisen auf lung des erkrankten Viehs, zur Beseitigung eine Viehseuche hin, die damals Ipthausen, toter Tiere, vor allem aber zur Regelung auch seine Kinder leiden keine Not. überhaupt das Hochstift Würzburg und auch des Viehhandels, in dem man, sicher zu Wohlstand und Reichtum andere fränkische Gebiete bedrohte. Dabei Recht, eine besondere Gefahrenquelle sah. füllen an sein Haus, geben uns manche Vermerke Rätsel auf, z.B. Dabei erfahren wir auch, dass es sich um eine Krankheit des „Horn-Viehs“, also der Bestand für immer hat sein Heil, wenn es heißt: „1[Batzen] 26[Kreuzer] vor 2 Maaß Wein, so bey vorgewesener Viehseüche Rinder, handelte. In der Verordnung vom nur dem barmherzigen Gerechten, verbraucht worden.“, wüssten wir gerne, 31. August 1742 werden einige Maßregeln wird diese Gnade ewiglich zuteil. wer wohl den Wein „verbraucht“ hat. Beim erörtert, zuerst aber die Symptome beschrie- Wohl sei dem Mann, der gütig zweiten Rechnungsposten, der sich auf die ben, die denen der Seuche der Jahre 1731und Viehseuche bezieht, fragen wir uns, wie man 1732 ähnlich gewesen seien, und zwar „dass und zur Hilfe stets bereit, die darin genannte „geweyhete Cortul vors [...] das Viehe gleich Anfangs traurig, nichts das Seine ordnet voller Sorgsamkeit, krancke Viehe“ anwandte, die ein Bote für fressen thut, ein zeher Schleim demselben aus zu keiner Zeit gerät ins Wanken, einen Gulden Lohn in Bamberg geholt hatte.3 der Nasen fliesset, und nach etlichen Tagen Vielleicht zeigte diese „Cortul“ [Kordel, dahin fallet, bey dessen Eröffnung in dem vergisst nie seinem Gott zu danken. Strick – GT] nicht die erhoffte Wirkung, kleinen Gedärm ein gelber Schleim, die Gall Er fürchtet die Verleumdung nicht, jedenfalls stellten die Ipthäuser 1742 in das meistens ausgegossen, und ein Brand in dem sein Herz ist fest voll Zuversicht, Kirchlein ein „St Wendelini Bildtnus“, das Ingereusch befunden wird“. Darauf folgen Empfehlungen bzw. Anordnungen, deren dem Herrn schenkt er Vertrauen, die Gemeinde 2 f [Gulden], 2 Batzen und 9 Kreuzer kostete, wozu noch 3 Batzen “vor Befolgung eine weitere Ausbreitung „des auf ihn nur wird er bauen. das Raam“ und 1Batzen 4 Kreuzer für das Übels“ verhindern sollte: So werden die „Un- Den Armen öffnet er die Hand, „Vergulden“ kamen. Ob dieses Bild Wende- terthanen“ aufgefordert, [1.] die schon 1732 für immer hat sein Glück Bestand lins (das nicht mehr vorhanden ist) dessen er- empfohlenen „Hülffs-Mittel“ anzuwenden, ste Darstellung in der alten Ipthäuser Kirche [2.] „kein Rind-Viehe von angesteckten, auch und er ist mächtig, hochgeehrt, war oder ob das neue Bild zu schon vorhan- nur [...] verdächtigen Orthen einzulassen“, dies alles hat ihm Gott beschert. denen hinzukam, wissen wir nicht. Doch ließ [3.] die kranken von den gesunden Tieren zu sich die Seuche nicht aufhalten, wie wir dem trennen, [4.] die Rinder nur auf trockenen Rechnungsbuch 1743 entnehmen: 3 Batzen und nicht vom Tau nassen Wiesen weiden zu Nr. 20 · Dezember 2012 Das Grabfeld Seite ­­­­­­­5 lassen, [5.] totes Vieh „mit Haut und Haar an abgelegenen Orthen tieff in die Erde [zu] vergraben“. Bei den Hilfsmitteln [1.] steht an erster Stelle der Aderlass, den man damals ja auch bei Menschen häufig anwandte, weil man glaub- te, dass eine Verringerung der Blutmenge den Körper schwäche, so dass er keine Gifte aufnehmen könne. Als weitere Maßnahme für das noch gesunde Vieh rät die Regierung, zerstoßenen Lorbeer und Safran mit warmem Wein den Rindern zu verabreichen. Für die erkrankten Tiere empfahl die Ver- ordnung über ein Dutzend Kräuter, z.B. Wermuth-, Kamille-, Baldrian-, Bibernell-, Enzian-, Wacholderwurzeln, die, wiederum zerstoßen, „vermischt und ein Eß-Löffel voll davon in einer halb Maaß warmen Wein dem Viehe eingeschüttet“ werden sollten. - Viel- leicht haben wir hier auch die Antwort auf die Frage, was mit den eingangs erwähnten „zwei Maaß“ Wein in Ipthausen geschehen war. Von den anderen Punkten der Verordnung fällt der vierte auf, der die Bauern ermahn- te, die Rinder nicht auf die vom Tau nasse Weide zu treiben, mit der Begründung, dass „die Viehe-Seuchen gemeiniglich ihren Ur- sprung von der durch die vor Tags fallende Thau oder Neblen vergiffteten Grass-Weyd nehmen“. Folglich durfte das Vieh erst dann auf die Weide geführt werden, wenn diese „durch die Sonn wiederum vollkommen ge- reinigt und ausgetrucknet worden“. Auf diese erste Regierungsentschließung folgten in den nächsten Monaten einige wei- tere, die jedoch nichts wesentlich Neues enthielten, sondern meist nur die eben ange- Figur des hl. Wendelin in der Wallfahrtskirche Ipthausen. führten Anordnungen ausführlicher erläuter- ten und ergänzten. Viehhandel wurde nicht ist nichts bekannt und J. Schlimbach erhielt unterbunden, aber mit vielerlei Vorschriften 3. Die Viehseuche und 1744 vom Stadtrat 1Gulden, 3 Batzen und 11 geregelt, z.B. mussten die Ortsvorsteher für der Bauernleuchter Kreuzer Lohn „für dessen Bemühung wegen jedes Rind, das in den Handel kommen sollte, Aber schon bevor die Seuche mit Ipthau- vorgewesener Viehe Seüche“.11 eine Art Viehpass ausstellen, der die wich- sen und dem Sambachshof die unmittelbare Folgen wir den Angaben in den Rechnungs- tigsten äußeren Merkmale beschrieb und Nachbarschaft Königshofens erfasste, hatte büchern der Stadt, dann näherte sich die bestätigte, dass das Tier nicht von der Seuche der Rat der Stadt auf die drohende Gefahr Viehseuche 1742 Königshofen, war aber befallen sei. reagiert. Ein Mathes Weigant erhielt 1742 1744 schon überstanden, was, die ersten Totes Vieh musste, wie schon erwähnt, ganz drei Batzen für die „Auskundschafftung des- vergraben werden, es war „dem Untertha- sen, ob undt wo die Viehe Seüche annoch nen“ aber, ab Dezember 1742, erlaubt, „die grassier, umb sich [der Rat der Stadt - GT] Hauth zu sich zu nehmen“, wenn er dem dernach richten zu können“ 9. In der Sitzung 1 StA (Stadtarchiv) Bad Kön ., II/13, RB 1743, S .201 2 GA (Gemeindearchiv) Ipthausen, II/38, Gemeinderech- Wasenmeister, dessen Aufgabe die „Entsor- am 3. September 1742 beschloss der Rat, nung 1970: „Kath . Pfarramt Kön . f . HL Wendelinusamt gung“ toten Viehs war, den Lohn in der Höhe die „obrigkeitliche genauere Verordnung 70: 10 DM“ von einem Reichstaler bezahlt hatte, wenn wegen des [zu] schlachtenden Viehe“ an- 3 GA Ipthausen, II/02, Gemeinderechnung 1741/42, S . nicht, bekam jener die Haut. 7 zuwenden - es ging also um die erste der 21, 22 1 Maaß = 1,07 Liter Keine einzige der die Viehseuche betreffen- oben angesprochenen Verordnungen. Ein f = Gulden; 1Gulden = 15 Batzen = 60 Kreuzer den Anweisungen geht auf die Folgen der Jacob Schlimbach wurde, zusätzlich zu zwei Zum Vergleich einige Beispiele für Löhne und Preise Seuche für die Bauern ein, die wahrschein- schon bestellten Kontrolleuren, für die Dauer aus den Rechnungsbüchern 1743/44: Ein Dachdecker der Seuchengefahr in den Dienst der Stadt erhielt für einen Tag Arbeit ½ f, ein Zimmermann 6 lich für einige existenzbedrohend waren. Batzen, ein Maurer 5 Batzen, ein Handlanger bekam 1f, Finanzielle Hilfe aus Würzburg gab es offen- gestellt, im Beisein aller Metzger der Stadt 1Batzen, 4 Kreuzer als Wochenlohn für 6 Tage Arbeit . bar nicht, ob auf die regelmäßigen Abgaben vereidigt und beauftragt, „alles und jedes Ein Laib Brot zu 5 Pfund kostete 18-20 Kreuzer, 5 Maaß verzichtet oder ob sie wenigstens verringert geschlacht werdende Viehe [zu] besichtigen“ Wein 1f . wurden, lässt sich anhand der Rechnungsbü- und verdächtige Merkmale sofort anzuzei- 4 GA Ipthausen, 2/02, Gemeinderechnung 1742/43, S . 18 5 GA Ipthausen, 2/02, Gemeinderechnung 1743/44, S . 20 cher nicht feststellen. Anders die Stadtver- gen. Die Metzger wurden verpflichtet, jedes 6 GA Ipthausen, II/27, Belege 1940, Gemeinderechnung waltung Königshofens; das Rechnungsbuch zur Schlachtung vorgesehene Tier zu melden 1943/44, Gemeinderechnung 1945 des Jahres 1745 führt unter den Ausgaben und besichtigen zu lassen. Sie drohten aber 7 StA Bad Kön ., I/24/86, Hochfürstliche Dekrete 1652- an: „20f seynd dem Beständnern des Hofs damit, „bey solchen Umbständen“ überhaupt 1743; I/25/87, Hochfürstliche Dekrete 1739-1759 . Aufgrund der im erstgenannten Dekret beschriebenen Sambachs wegen seiner erlittenen Viehe nicht zu schlachten, vor allem sollte der Rat Symptome kommt Tierarzt Dr . Lellbach zu der Ansicht, Seüche zum letzten und dritten mahl nach- der Stadt den J. Schlimbach durch einen es könnte sich um Rinder-TBC gehandelt haben . gelassen worden“. Die 20 Gulden bedeuteten anderen Mann ersetzen, „weilen er in seinen 8 StA Bad Kön ., II/13, RB 1742, S . 138 für den Pächter, den „Beständner“, einen Sachen gar zu apprehensiv [reizbar - GT] 9 StA Bad Kön ., I/05/17a, Ratsprotokolle 1741-1749, 10 Prokoll vom 7 . September 1742 Nachlass von fast einem Fünftel der 106 seye“. Anscheinend konnte man sich doch 10 StA Bad Kön ., I/05/17a, Protokoll vom 6 . Februar 1744 Gulden Jahrespacht.8 einigen, denn von einem Streik der Metzger 11 StA Bad Kön ., 1/13, RB 1744, S .222 Seite ­­6 Das Grabfeld Nr. 20 · Dezember 2012

Auswirkungen der Seuche betreffend, in den dere Handwercker [es getan – GT] auch mit Sakristei, vor der auch heute dort stehenden Ipthäuser Rechnungsbüchern bestätigt wird. Kertzen bestecket“ werde. Pfarrer Roßhirt, gotischen Muttergottesstatue, ein weiterer Nach einer anderen Quelle breitete sich die Amtskeller Clemens und Stadtschultheiß entsprechend rechts vor der Wand der Tauf- Viehkrankheit erst 1745 im Grabfeld aus. Matthaei billigten und lobten das Vorhaben, kapelle und der siebente im Chorraum. Zur Es handelt sich dabei um das „Prothocoll wobei letzterer persönlich eine Spendenliste damaligen Renovierung gehörte, dass man über die Stifftung und Erhaltung deß Bauern verfasste, die uns erhalten ist, da sie in das die Bänke zusammenrückte, der Mittelgang Leuchters“12 , das mit 20 Jahren Abstand zu „Prothocoll“ übernommen wurde. verschwand, alle Leuchter wurden entfernt, den Ereignissen 1764 verfasst wurde und Die beiden Bauermeister, H. Bauer und H. denn „im Blick auf dem[!] ganzen Raum deshalb, vielleicht, in den Zeitangaben nicht Hübner, begannen umgehend mit der Samm- wirken sie störend“13, obwohl sie sicher von so zuverlässig ist wie die Rechnungsbücher lung. In Königshofen leisteten laut Liste 53 bewundernswertem handwerklich-künstleri- aus den betreffenden Jahren. Personen einen Beitrag, 44 von ihnen gaben schem Können zeugten und in dieser großen Uns interessiert aber in diesem Zusammen- einen Gulden, 8 einen halben oder weniger, Anzahl nur in wenigen Kirchen anzutreffen hang, unabhängig von den Jahreszahlen, die nur der Älteste des Rats, Johann Melchior waren, wie schon Karlinger erkannte, der sie Geschichte der Stiftung des Bauernleuchters. Geisler, spendierte 2 Gulden. In Ipthausen in sein Buch über Kunstdenkmäler in Bayern Dem „Prothocoll“ nach fing alles im Herbst fanden sich 24 Spender, allerdings gaben hier aufnahm: „Die Kirche [in Königshofen - GT] 1745 an. Einige Bauern trieben ihre Ochsen nur 5 einen ganzen, die anderen bis zu einem besitzt eine seltene Zahl gut erhaltener mes- auf eine Weide, die an eine Viehweide der halben Gulden. Leider enthält die Spendenli- singener Lichterkronen aus dem 17. und 18. Ipthäuser angrenzte. Es fiel den Königs- ste fast nur die Beträge und die Namen, nicht Jahrhundert.“14 1993 schließlich, im Zuge höfern auf, dass überhaupt keine Tiere auf die Berufe der Spender. Wir erfahren aber einer Innenrenovierung unter Stadtpfarrer Ipthäuser Grund gehütet wurden. Schließ- wenigstens, dass in Königshofen drei Wit- Linus Eizenhöfer, kehrten drei Leuchter in lich erfuhren sie von einem Bauern aus dem wen, eine von ihnen eine Hauptmannswitwe, die Kirche zurück, nachdem man die Bänke Dorf, „daß würcklichen zu Ippthausen drey ihr Scherflein beitrugen, zwei mit einem auseinandergerückt und so den Mittelgang Haußhaltungen inficirt, und schon etliche Gulden, eine mit einem halben. Ein Gerhard wiederhergestellt hatte. (Drei Leuchter ka- Stückh Viehe gefallen wären. [...] worauf sie Faber ist als einziger in der Liste nicht mit men nach Würzburg, das Schicksal des sie- in vollen Schrecken das Viehe nacher Hauß einem Geldbetrag verzeichnet, sondern er benten muss noch aufgeklärt werden.) gejagt haben“. stiftete „den Riemen [...], woran der Leüchter Leider finden wir keinen Hinweis darauf, wo Die Frage war jetzt, was man denn, über hangt“. Anscheinend hatten die Sammler den die Leuchter angefertigt worden waren, auch die oben geschilderten behördlich empfohle- benötigten Betrag schnell beisammen, so beim Bauernleuchter wird kein Name eines nen bzw. angeordneten Maßnahmen hinaus, „dass ein Messinger Leüchter [,] 125 Pfundt Handwerkers oder Lieferanten genannt. gegen die Seuchengefahr tun könnte. Der schwer [,] pro 60f darvon erkaufft, in der Nachdem die Stifter, die Bauern, ihren Bauermeister [Sprecher der Bauern; in Kön. Kirchen aufgehencket, mit Kertzen bestecket, Leuchter in der Kirche aufgehängt hatten, gab es zwei. - GT], Hannß Bauer traf sich und das erste Mahl auf Mariae Liechtmeß sorgten sie dafür, dass er auch in den kom- mit seinem Kollegen, Hannß Hübner, und Anno 1746 von Hannß Lembach angezündet menden Generationen seinen Zweck erfüllen beide kamen zu dem Entschluss, „sowohl worden ist“. konnte. Wichtig war vor allem, den Leuchter Bürger alß sämtliche Bauern“ um Spenden Heute ist der Bauernleuchter, nach Auskunft ausreichend mit Kerzen zu versehen, auch zu bitten, damit „ein Messinger Leüchter zu von Mesner Arno Hofmann, der erste von wenn sie nur bei einem Teil der Messen oder Ehren Gottes und des heiligen Wendelini, drei Leuchtern im Mittelgang, vom Altar aus Andachten angezündet wurden. Der Mesner alß einen besonderen Vorbitter [Fürbitter – gesehen. Bis 1968 schmückten die Kirche kümmerte sich nicht um die Leuchter, für die- GT] in solchen Nöthen in der Pfarrkirchen sieben Leuchter, von denen vier im Mittel- se waren die Stifter bzw. deren Nachkommen gestifftet, aufgehencket, und gleich wie an- gang hingen, einer links vor der Wand der zuständig. Deshalb trafen 1764 „samtliche Bauern sowohl aus Königshofen als Ippt- hausen“15 eine 9 Punkte umfassende Ver- einbarung, die sich an das schon mehrfach genannte „Prothocoll“ anschließt und die der Stadtschultheiß, der Bürgermeister und der Rat der Stadt bestätigten. Man wollte die finanzielle Grundlage dafür schaffen, dass „dieser Leüchter jährlichen mit Wachs könne erhalten werden“. Deshalb sollte ein Stück eines allen Königshöfer Bauern gehörenden Weidelandes, der „Pfingstweydt“, verkauft werden, außerdem wurden die Stadtober- häupter gebeten, einen Teil des Betrages, den die Stadt jedes Jahr durch die Versteigerung der kommunalen Grasflächen einnahm, zu spenden; darüber hinaus erklärte sich die „löbliche Gemeind zu Ippthausen“ bereit, „jährlichen“ zu den Wachskosten einen Bei- trag zu leisten. Weitere Einnahmen erhoffte man sich, wenn der Leuchter bei besonderen Anlässen in Anspruch genommen würde. Bei Hochzeiten von Bauern, deren Söhnen oder Töchtern war dann ein Batzen fällig. Wer ei- nen Bauernhof kaufte oder erstmals pachtete, hatte 12 Batzen für den Leuchter beizusteuern. Schließlich sind noch anzuführen das Testa- ment des Hanns Michel Wolffrumb, der 1748 10 f zum Bauernleuchter stiftete, und 1752 eine Spende des Stadtrats in der Höhe von zwei Gulden „denen Bauren zur Erhaltung ihres Leuchters“16. Offensichtlich kam mehr Geld Kuhgespanne beherrschten über Jahrhunderte das Dorfbild. Das in Ipthausen entstandene Foto zusammen, als benötigt wurde, denn 1765 stellte Günter Grell zur Verfügung. konnten aus der Stiftungskasse 20 f an einen Nr. 20 · Dezember 2012 Das Grabfeld Seite ­­­­­­­7

Königshöfer Bürger ausgeliehen werden, auf 30 Jahre, gegen den üblichen Zins. Außer für Wachs entstanden den Bauern durch den Leuchter anscheinend keine Ko- sten, denn das Anzünden der Kerzen über- nahmen sie selbst, d.h. bis 1759 die zwei Bauermeister, aber „in dem Jahr 1760 ist beym Herrn Stattschultheißen Johann Mi- chael Mathaei concludiret [vereinbart – GT] worden, [...] dass jährlich von den jüngsten Bauern der sogenan[n]te Bauernleuchter solle angezündet werden.“ Eine Liste im „Prothocoll“ enthält die Namen der jeweils ein Jahr für das Anzünden zuständigen Bau- ern, 1760 beginnend und 1835 endend. Eine zweite Liste nennt „diejenige Täg [,] so der Leychter angezünd wird“, insgesamt 21, darunter auch zwei Heiligenfeste: Kilian und Wendelin. Zu diesen kamen noch Messen aus besonderen Anlässen, wie Trauungen und Todesfällen in Bauernfamilien. Auch wollten die Bauern nicht hinter den Auch in der Stadtpfarrkirche Königshofens hatte der hl. Wendelin seinen Platz. 1743 beauf- Handwerkern zurückstehen, wenn die Ker- tragte der Stadtrat einen Handwerker einen „Leuchter ahn S. Wendelini Bildt“ zu fertigen. zen auf deren sechs Leuchtern brannten, dann Der Leuchter ist erhalten, die Wendelinifigur nicht. entzündete man auch die auf dem Bauern- leuchter, ohne sonstigen Anlass. (In unseren am Samstagmorgen nach dem Gedenktag drei Höfe) verschonte. Das bestätigt endlich Tagen brennen die Kerzen der drei Leuchter stattfand, an Stelle des an diesem Wochentag der Schluss des schon mehrfach zitierten nur an Weihnachten und Ostern.). Ob nach üblichen regulären Gottesdienstes in dem „Prothocoll[s]“: „Gott sey Danckh und dem 1835 eine andere Regelung getroffen wurde Kirchlein. heiligen Wendelino [,] die Stadt Königshofen oder mit diesem Jahr nur das „Prothocoll“ Im Gegensatz zu Ipthausen, wo mit der Ge- ist auf dieses so glücklich gewesen, daß sie endet, bleibt offen. Jedenfalls war es noch meinde der Stifter der Messe, der auch jedes von solcher leydigen Seüche gantz befreyt am Ende des 19. Jahrhunderts üblich, dass Jahr treu und brav bezahlte, feststeht, ist in geblieben. die Handwerker und wohl auch die Bauern Königshofen von einem Stifter oder einer Vor [für – GT] solcher augenscheinlicher die Kerzen für die Leuchter bezahlten, wie Stiftung nichts bekannt. In der Stadtpfarr- Hülff ist das Jahr darnach am Fest[t]ag wir einem Schreiben des Stadtpfarrers Krug kirche gehörte zum Wendelinusamt, bis in des heiligen Wendelini ein hohes Amt und aus dem Jahr 1881 entnehmen können. Er die Mitte des 20. Jahrhunderts, ein „Opfer- Predig /:worunter samtliche Leüchter seynd wandte sich an die „Herren Gewerbsmeister gang“18, der bedeutete, wie Alfons Weigand angezündet:/ gehalten worden.“ der Schmiede, Schuhmacher und Müller“ mit berichtet, dass die Gottesdienstbesucher in Wie sich die Seuche in den anderen Ortschaf- der Bitte, sich an den Kosten für die Kerzen langer Reihe zum Altar traten, um dort, einer ten im Umfeld Königshofens auswirkte, lässt des Weberleuchters zu beteiligen, da es nur nach dem anderen, ihr Opfer in eine Schale, sich anhand der entsprechenden Gemeinde- noch zwei Weber in Königshofen gebe und die neben dem Altar auf einem Tischchen archive nicht feststellen, allein im Merkers- „man diesen nicht zumuthen kann, die Kosten stand, niederzulegen und hinter dem Altar häuser Archiv könnte man einen Eintrag im für diesen Leuchter allein zu bestreiten“. vorbei auf ihren Platz zurückzukehren. Diese Rechnungsbuch 1742 auf die Viehseuche Dass der Pfarrer die drei Berufsgruppen an- Opfergänge kennen die Rechnungsbücher beziehen: 4 Gulden und 3 Kreuzer zahlte sprach, begründete er nicht, doch konnte der erst ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhun- die Gemeinde für die „Ausweyhung deren Grund nur sein, dass sie bis dahin nicht oder derts, aber es bildete sich anscheinend schnell samtl. Vieheställen durch einen P. Domini- nicht mehr an der Bezahlung von Leuchtern die Tradition heraus, an drei Tagen des Jahres caner“ 20. beteiligt waren. 18 Meister erklärten sich einen Opfergang durchzuführen: am Wen- Von besonderem Interesse ist aber Eyershau- schließlich bereit, dem Aufruf des Pfarrers zu delinustag, am Sonntag vor Weihnachten – sen. Nur wenige Jahre nach dem Ende der folgen, der sie auch mit der Aussicht gelockt manchmal wird auch der Tag des hl. Thomas Seuchengefahr baute die Gemeinde eine neue hatte, dass „bei Hochzeiten und Leichen- genannt - und am Fest des hl. Sebastians. Kirche. Sie wurde 1754 geweiht, und an die gottesdiensten aus ihren Familien ebenso Lange Zeit gehörte zum Wendelinusfest Stelle des bisherigen Kirchenpatrons Bonifa- wie bei anderen das Anzünden stattfinden eine Betstunde am Abend in der Kirche, tius trat Wendelinus. Hat dessen Erwählung soll“17. Wie lange nach 1881 Bauern und wie die älteste Königshöfer Gottesdienst- etwas mit der zunehmenden Bedeutung des Handwerker diesem ererbten Auftrag nach- ordnung, vermutlich aus der 2. Hälfte des Heiligen zu tun, wurde sie vielleicht sogar kamen, ließ sich bisher nicht feststellen, die 18. Jahrhunderts, festlegt: „[...] nebst dem angeregt durch die offensichtlich erfolgrei- Vermutung, dass die Elektrifizierung der Ambt sub expositione Sanctissimi abends che Anrufung und Verehrung Wendelins Kirche zu Beginn der zwanziger Jahre des eine Bettstund pro avertenda peste hominum in der Nachbarschaft, in Königshofen und 20. Jahrhunderts das Ende des Brauchs be- et animalium“19. Die Tradition des Wendeli- Ipthausen? schleunigte, lässt sich nicht beweisen, kann nusamtes hat sich bis in unsere Zeit erhalten, aber zutreffen. bis vor wenigen Jahren kennt die Gottes- dienstordnung es als ein „verlobtes Amt“, 12 StA Bad Kön ., I/52/221 (Bücher) 4. Wendelin hat geholfen 13 Pfarrarchiv Bad Königshofen, K 4/65/81 .23c was aber nur die zusätzliche Benennung eines 14 H . Karlinger, Die Kunstdenkmäler des Königreichs Wesentlich länger als diese Verpflichtung Gottesdienstes war und mehr der Erinnerung Bayern, München 1915 hielt sich die zweite, die ebenfalls im Zusam- 15 wie 11 und dem Gedenken diente, es war aber keine 16 StA Bad Kön ., II/14, RB 1752, S . 149 menhang mit der Viehseuche Mitte des 18. eigenständige Messe mehr. 17 Pfarrarchiv Bad Königshofen, K4/74/81 .585 Jahrhunderts entstanden war: der jährliche Stiftung, Erhaltung, die sorgfältig geplante 18 Bote vom Grabfeld, 17 . Oktober 1942, Kirchliche Nach- Gottesdienst zu Ehren des heiligen Wende- richten Verwendung des Bauernleuchters und die 19 „nebst dem Amt unter Aussetzung des Allerheiligsten linus in der Stadtpfarrkirche, am Tag des besondere Verehrung Wendelins, die sich abends eine Betstunde zur Abwehr von Seuchen bei Heiligen, dem 20. Oktober. Damit wurden vor allem in den alljährlichen Gottesdiensten Menschen und Tieren“ aus dem „Cultus divinus in dem Schutzpatron des Viehs zwei Messen ge- der Pfarrkirchen zu Königshofen in Grabfeld“, o .J . äußerte, lassen sich als Zeichen der Dank- Pfarrarchiv Bad Königshofen, K 4/18/20 .030 widmet, eine in Königshofen und die zweite barkeit dafür verstehen, dass die Viehseuche 20 GA Merkershausen, II/02, Gemeinderechnung 1742, in Ipthausen, wo das Wendelinusamt jeweils Königshofen und auch Ipthausen (bis auf S . 33 Seite ­­8 Das Grabfeld Nr. 20 · Dezember 2012 Ein bisher unbekanntes Ehewappen im Schloss in Trappstadt

Michael Böckler Johann Philipp von Stadion, ein Würzburger 1686 erfahren wir aus einer weiteren Urkun- Rat, bekennt 1676 als Bevollmächtigter des de, dass drei von den vier Brüdern in den Stefan Seiler, der neue Eigentümer von Philipp Ludwig Faust von Stromberg für geistlichen Stand getreten sind. Philipp Lud- Schloss Trappstadt, hat in seinem Haus im diesen, sowohl als auch dessen drei Brüder wig ist Domkapitular in Würzburg, Franz Ge- rechten Seitenflügel ein Ehewappen aus Franz Georg, Gottfried Philipp und Friedrich org ist Domkapitular in Bamberg und Würz- Stuck gefunden. Ein Ehewappen ist ein Dop- Dietrich die Lehen erhalten zu haben4. burg und Gottfried Philipp ist Domkapitular pelwappen, die Darstellung zweier Wap- Spätestens am 3. April 1685 wird aktenkun- in Mainz7. Lediglich Friedrich Dietrich Faust pen, deren Träger durch Heirat miteinander von Stromberg wird später heiraten. verbunden sind. Auf der linken Seite steht 1705 sind nur noch Franz Georg und Fried- immer das Wappen des Ehemannes, auf der rich Faust von Stromberg am Leben8. Eine rechten Seite ist immer das Wappen der weitere Urkunde von 1715 ist leider 1945 Ehefrau. Das neu entdeckte, bisher unbe- beim Bombenangriff auf Würzburg ver- kannte Doppelwappen im Schloss, ist der brannt. Diese Urkunde hätte uns Auskunft Ausgangspunkt für eine nähere Betrachtung darüber gegeben, welche Bürger zu Trapp- der Schlossgeschichte von ca. 1670 bis 1740. stadt den Fausten von Stromberg zins- und Die adeligen Familien von Gebsattel, die abgabenpflichtig gewesen waren9. Faust von Stromberg und die Grafen von Eltz hatten in diesem Zeitabschnitt das Rittergut nacheinander im Besitz.

Die Faust von Stromberg kommen nach Trappstadt Am 24. April 1674 erhält Franz Ernst Faust von Stromberg Lehen vom Fürstbischof dig, dass Johann Hartmann von Gebsattel ein Peter Philipp Gut zu Trappstadt an Philipp Ludwig Faust zu Bamberg, von Stromberg verkauft hat. Alle Gläubiger, die ehemals den die der Ansicht sind, noch Ansprüche auf Herren von Mes- das Gut Trappstadt zu haben, werden aufge- Das Hochzeitswappen im Schloss pelbrunn verliehen fordert, diese Ansprüche binnen 60 Tagen Das Ehewappen, das Stefan Seiler bei Reno- gewesen waren1. Franz beim kaiserlichen Reichskammergericht zu vierungsarbeiten gefunden hat, zeigt auf der Ernst Faust von Stromberg ist hochfürstlicher melden5. linken Seite eindeutig das Wappen der Her- würzburgischer geheimer Rat und Oberamt- Johann Hartmann von Gebsattel verkaufte ren Faust von Stromberg und auf der rechten mann zu Haßfurt. Nach Biedermann stirbt er das freieigene und unverpfändete Rittergut Seite ein aufsteigendes Tier. noch im gleichen Jahr2. Sein Sohn Philipp Trappstadt um 10.500 fl frk. und 200 Rtl. Bekannt war bisher, dass die Faust von Ludwig Freiherr Faust von Stromberg tritt Leihkauf an Philipp Ludwig Faust von Strom- Stromberg das Schloss von den Herren 1675 für sich und seine noch minderjähri- berg, der diesen Vertrag auch als Vormund von Gebsattel gekauft hatten und dass der gen Brüder Franz Georg, Gottfried Philipp seiner unmündigen Brüder (Franz Gottfried Schlossherr mit Maria Amalia von Erthal und Friedrich Dietrich in diese Lehen ein3. und Friedrich Faust von Stromberg) einging6. verheiratet gewesen war. Nr. 20 · Dezember 2012 Das Grabfeld Seite ­­­­­­­9

Dieses Ehewappen derer Faust von Strom- berg verheiratet mit von Erthal findet sich entsprechend an der Nepomukstatue und in der Kirche. Die Nepomukstatue ist eine Stiftung der Maria Amalia Faust von Strom- berg 1748. Sie „empfiehlt sich, ihren Gatten Friedrich Freiherr Faust von Stromberg chur- fürstl. maintzl. und bamberg. auch würtzb. geheimb. (Rath) und die hochtreffliche Fa- milie von Eltz dem beständigen Schutz des Heiligen.“ 10) In der Kirche sind die beiden Wappen deutli- cher zu erkennen.

„Schon im frühen Mittelalter war Dornheim ein Marktflecken, umgeben von Mauern, Toren und Gräben. lm 14. Jahrhundert hat- Dieses Wappen umringt von roten Rosen ten die Grafen von Castell, die Herren von befindet sich auf dem Bild, das links oben auf Hohenlohe und das Kloster Ebrach hier ihre der ersten Empore im Kirchenschiff hängt. Güter. Auch die Linie der „Fuchs“ war hier Auf der linken Seite ist das Wappen der beheimatet, eine ihrer Hauptlinien führte den Faust von Stromberg, rechts das Wappen der Namen „Fuchs von Dornheim“. Adelsfamilie von Erthal. Somit passt das neu gefundene Wappen im rechten Seitenflügel des Schlosses nicht in die bisher bekannten Zusammenhänge. Ein Blick in die Stammtafeln von Johann Gottfried Biedermann brachte den Verfasser auf eine mögliche Deutung des neu gefunde- nen Wappens. Johann Gottfried Biedermann hat in der Zeit um 1750 die Stammbäume von hunderten von Adelsfamilien aufgeschrieben und dargestellt. Nicht alle Angaben sind zu- verlässig. Es empfiehlt sich daher immer sei- ne Angaben, vor allem die genealogischen, zu überprüfen.

Als zweite Frau wird auch bei Biedermann Nach dem Tod seiner ersten Frau im April Maria Amalia von Erthal genannt. 1720 heiratete Friedrich Dietrich Josef Frei- Als erste Frau des Friedrich Dietrich Josef herr Faust von Stromberg am 12. August des Freiherr Faust von Stromberg weist Bieder- gleichen Jahres die 19 - jährige Maria Anna mann eine Amalia Susanna Freyin Fuchs von Amalia von Erthal 17). Sie lebte 1747 als Dornheim aus. Diese Heirat erfolgte 169011. Witwe. Ihr Mann Friedrich war im Septem- Eine Nachschau im Diözesanarchiv in Würz- ber 1729 im Alter von 60 Jahren in Mainz burg beweist die Richtigkeit dieser Angabe. als letzter seines Geschlechtes, Namens und Am 23. April 1720 stirbt Maria Amalia Wappens gestorben. Susanna Faustin von Stromberg, geborene Zu seinen Lebzeiten war Friedrich Dietrich Fuchsin von Dornheim im Alter von 44 Jah- Josef Freiherr Faust von Stromberg Chur ren, 4 Monaten und 29 Tagen12. Nach alten Überlieferungen soll in der Nähe Maintzischer- wie auch hochfürstlicher Erhalten ist außerdem ein Totenzettel – ein des Kirchhofs früher ein Schloss des Frei- Bambergischer und Würzburgischer Gehei- frühes „Sterbebildchen“ 13. herren Fuchs von Bimbach und Dornheim mer Rath, VICE Dom in Würzburg und gestanden haben“14. Amtmann zu Arnstein. Die rechte Seite des neu gefundenen Ehe- Nach Biedermann waren die Eltern der Ama- wappens ist also das Wappen der Fuchs von lia Susanna Freyin Fuchs von Dornheim, Der ständige Aufenthaltsort der Familie Dornheim. Die adelige Familie von Fuchs Herr Johann Fuchs von Dornheim und Maria Faust von Stromberg war sicherlich nicht war hauptsächlich in der Gegend von Haßfurt Johanna Fuchs von Dornheim, eine geborene Trappstadt. begütert. Dornheim liegt in der Gegend von von Rosenbach 15). Er und seine Familie haben aber als katho- Kitzingen . Der berühmteste Spross dieser Familie war lische Würdenträger in den Jahren um 1700 Die Heimatgeschichte von Dornheim weiß Johann Georg I Fürstbischof zu Bamberg (ab wesentlich zur Kirchenrenovierung beigetra- nur wenig von der Familie der Fuchs von 1623). Er ging als eifriger Hexenbrenner in gen. Am „altare priviligatum“, dem rechten Dornheim zu berichten: die Geschichte des Bistums Bamberg ein 16). Seitenaltar in der Kirche (früher übrigens auf Seite ­­10 Das Grabfeld Nr. 20 · Dezember 2012 der linken Seite gewesen), befindet sich auf 9 daß do die Gemeind Ihm, seine Schaff- Quellen: dem Bild des gegeißelten Christus das Wap- vieh, so in die Gärten getrieben worden, 1 StaWü, Lehen Repert, Band 1, S . 232, Lehen der Dom- pen seines Bruders, nachgewiesen durch die gepfändet. Er die Stallung erbrochen und probstei zu Würzburg . Buchstraben FGFFVS (Franz Georg Frei- die Schafe hinaus getrieben. 2 Biedermann Johann Gottfried, Geschlechtsregister der herr Faust von Stromberg). 10 Wegen Haltung des Feldmeisters, so Ver- reichsfrey unmittelbaren Ritterschaft Landes zu Fran- walter versprochen aber nicht gehalten. ken löblichen Orts Baunach . Bayreuth 1747 . Nachdruck Neustadt Aisch 1988 . Tabula CCLXXX (Tafel 280) . Circa 1718 muss ein Verwalter der Fausten 11 wegen Eröffnung der in der Schlossgas- 3 StaWü, Lehen Repert, Band 1, S . 232, Lehen der Dom- von Stromberg im Schloss gewesen sein. Ein sen stehenden Marksteine, die noch probstei zu Würzburg . loses Blatt, leider ohne Datierung, zählt die verbauet18. 4 StaWü, Lehen Repert, Band 1, S . 232, Lehen der Dom- probstei zu Würzburg . Beschwerungen auf, die die „Gemeinde zu 5 Hörner Manfred, Ksoll-Marcon Margit (Bearb .): Ba- Trabstadt wider den „faustischen „ Verwal- yerische Archivinventare, herausgegeben von der Ge- ter daselbst führet.“ Am 18. Dezember 1723 wurde in Curia neraldirektion der Staatlichen Archive Bayerns 50/09 . 1 wegen des Sees Rangen welcher Verwal- Grundlach in Würzburg (heute die Ebracher Bayerisches Hauptstaatsarchiv Reichskammergericht Band 9, Nr . 3257 . ter wider der Gahn Erben verboth umän- Gasse in Würzburg) Johanna Eva Josepha als 6 ebd . Der Kaufpreis entspricht in etwa einer Kaufkraft dern lassen legitime Tochter des Dominus Dietrich Josef von 500 000 Euro . 2 wegen der Feldbirnen die der Verwalter Freiherr Faust von Stromberg und seiner 7 StaWü, Lehen Repert, Band 1, S . 243f , Lehen der weggenommen Ehefrau Maria Anna Amalia, geborene von Domprobstei zu Würzburg . 8 StaWü, Lehen Repert, Band 1, S . 433, Lehen der Dom- 3 wegen des alten Bürgerholzes daran sich Erthal, geboren und im Dom zu Würzburg probstei zu Würzburg . Verwalter wider Gahn Erben Verbott ver- getauft. Die Patin war „Prenobilis et Gra- 9 StaWü Repert Wü G14898 . Akten verbrannt . griffen und es wegführen lassen tiosa Matrona Maria Joanna Comitessa de 10 Mehl Heinrich, Bildstöcke im nördlichen Unterfranken . Doktorarbeit im Fach Volkskunde . Universität Würz- 4 wegen der Schwein und Schafftrieb in die Thüngen nata L.B. Faust von Stromberg et burg . Würzburg o .J . Eichel, item in die Gemeinde Holz und assitente Prenobili Matrona Eva ab Erthal, 11 Biedermann, a .a .O . Tabula CCLXXX A (Tafel 280 A) . Wiesen nata L.B. a Bettendorff.«19) 12 Diözesanarchiv Würzburg, Amtsbücher aus Pfarreien 5 wegen verweigerter Walpurgisschuld, Den Tod ihres Vaters erlebte sie im Alter von 5731, Fiche 3, Bild 27 . 13 Totenzettel: http://franconica .uni-wuerzburgde/ ub/to- contra die Dorfordnung fünf Jahren. Das Mädchen und seine Mutter tenzettel/pages/totenzettel/3312 .html 6 wegen umfirmung der 1 1/2 Acker Wiesen standen in der Folge unter der Vormund- Im Jahr 1720 den 23 . Aprilis, frühe zwischen 5 . und 6 . so die Gemeind ihm zur Erhaltung des schaft („Gewalthaber“) des Carl Philipp Jo- Uhr / ist nach der 3 . wochentlicher in Exemplarischer 20) Geduld und Resignation in den göttlichen Willen ausge- Gemeindeochsen geben seph von Bibra . standener Kranckheit / und mit allmöglichster Andacht 7 wegen Betreibung des Schaffs Viehs und Im zarten Alter von noch 14 Jahren wurde sie und Eyffer verlangter vorhergehender Empfahung aller Ruinierungen in der Gemeinde Gärten mit Anselm Casimir Frantz, Graf und Edler einem Sterbenden nöthigen H .H . Sacramenten verse- 8 wegen Hütung in die Stoppfel, deswegen Herr zu Eltz, Graf und zu Wuckowar, Herr hen / in Gott selig entschlaffen / und den Weeg (ohne Zweyffel) der glückseligsten Ewigkeit eingangen / die anno 1696 die Gemeinde um VI Pfund zu Burggrafenrod, Erb-Herr zu Trappstadt, Hoch = Wohl = Gebohrne Frau / Frau MARIA AMA- gestrafft worden, sunderlich da der Hafer Fenders und Wendelsheim, Pfandherr zu LIA SUSANNA Faust / Frey- Frau von Stromberg / noch völlig gestand Kempenich und Schmidtberg, Chur Mayntzi- Gebohrne Freyin Fuchs von Dornheim / ihres Alters 44 Jahr / 4 Monath / und 29 Tag . Deß Hoch = Wohl = Ge- scher und Tri- bohrnen Herrn Herrn Friderich Faust / Frey = Herrn von erischer Gehei- Stromberg u . Chur = Mayntzisch- und Hochfürstlichen mer Rat, Chur Bambergisch- und Würtzburgischen Geheimben Raths Mayntzischer / Ober-Schultheissen dahier in Wützburg / auch Ober Ambtmanns zu Arnstein . In die 28 Jahr sehr hochgeacht- Cämmerer, und hertzgeliebte Frau Ehe – Gemahlin / zu höchster Hof Gerichts Bestürtzung und größten Wehe – Klagen / nicht allein Präsident, Ober erst hochgemeldten Herrn Ehe Gemahls / und anderen hohen Anverwandten sondern auch anderen so Hoch – Amtmann des Adeligen / als Minderen Stands - Persohnen schmertz- Frey Gerichts licher Bdaurungen / wegen ihrer auffrichtigen Andacht Oberlohnstein, und GOttes Forcht in geistlichen Dingen geheegter Chur Trieri- besonderen Lieb gegen ihren Nächsten / angebohrnen hohen Verstand und Vorsichtigkeit / zarten Mitleyden scher Erb Mar- gegen die Armen und Bedrängten / und absonderlicher schall und Ober einhertziger friedsamen treuen Lieb in wehrendem Amtmann zu Ehe – Stand / auch gegen jedermänniglich offenhertzig / und auffrichtig geführten angenehmen Conversationen Mayen, Mon- / Die dann nun in Frieden ruhe / und GOTT eine seelige treal und Kay- Auferstehung verleyhen wolle . serseck, ver- 14 http://www .historisches-lexikon-bayerns .de/artikel/ heiratet 21). artikel_45393 Fuchs von Dornheim siehe auch Dieser nannte http://www .historisches-lexikon-bayerns .de/artikel/ sich in der Fol- artikel_45393 ge auch Erb- 15 Biedermann, , a .a .O . Tabula CCLXXX A (Tafel 280 A) . 16 Fürstbischof Johann Georg I Herr zu Trapp- http://de .malefizhaus .wikia .com/wiki/ stadt. Von dem Kategorie:Fuchs_von_Dornheim Nachnamen 17 Diözesanarchiv Würzburg, Amtsbücher aus Pfarreien seiner Frau war 5731, Fiche 2, Bild 31 . 18 Thüringisches Hauptstaatsarchiv Meiningen, Sektion er offensicht- VI, loses Blatt in Nr . 484 . Das lose Blatt enthält am Ende lich so beein- einen Hinweis auf eine Straftat eines Schullehrers . Da druckt, dass ihr die Amtszeit des Schullehrers in anderen Zusammen- hängen bekannt ist, kann das lose Blatt auf den Zeitraum Name in seiner 1718 – 1725 datiert werden . gräflichen Li- 19 Diözesanarchiv Würzburg, Amtsbücher aus Pfarreien nie, die bis heu- 5732, Fiche 5, Bild 48 . te blüht, mit der Übersetzung: Die hochedle und würdevoll vornehme Frau Maria Johanna Edelfreifrau von Thüngen gebore- Bezeichnung ne Freiherrin (L .B . = liber baro) Faust von Stromberg, „Grafen von unterstützt von der edlen Frau Eva von Erthal geborene Eltz genannt Freiherrin von Bettendorff . Faust von Zum Begriff in „Curia Grundlach“ googeln: Domherrn- höfe in Würzburg Stromberg“ 20 Quelle: StaWü, Lehen Repert, Band 1, S . 433, Lehen der fortgeführt Domprobstei zu Würzburg . wird. 21 Biedermann, , a .a .O . Tabula CCLXXX A (Tafel 280 A) . Nr. 20 · Dezember 2012 Das Grabfeld Seite ­­­­­­­11 Interessantes Portal im Pfarrhaus von Wülfershausen entdeckt

Reinhold Albert

Bei der nunmehr abgeschlossenen Reno- vierung des Pfarrhauses in Wülfershausen wurde in einem Erdgeschossraum eine Art Schrank entdeckt, über dem sich eine In- schrift befindet. Es wurde ein Foto gefertigt und am heimischen PC gelang es, diese zu entziffern. Sie dürfte lauten: „Conradus Ab- bas S. Steph. 1517“. Abt Konrad III. Herrlich aus Külsheim war von 1496 – 1519 Abt des Würzburger Klosters St. Stephan, zu dem Wülfershausen viele Jahrhunderte gehörte. An der Südwand des Pfarrhauses befindet sich eine 1608 gefertigte Inschrift. Der auf der Tafel befindliche lateinische Text - wur de zwar schon einmal von Benefiziat Georg Schwinger übersetzt und in seinem 1899 er- schienenen Büchlein „Geschichte der Pfarrei Wülfershausen“ veröffentlicht. An der Rich- tigkeit hegte ich jedoch Zweifel. Der Geistli- che übersetzte nämlich wie folgt: „Unter Abt Kilian I (Lantz) erstanden diese Gebäude, welche errichtete Gullmann mit reichlicher Unterstützung an Geld. Anno Domini 1608.“ Dr. Roland Sauer aus Bad Neustadt über- setzte den Text, wie folgt: „Dieses morsche Dach (oder: verfallene Haus) erhebt sich Ist dies das Portal des 1517 errichteten Pfarrhauses, das nunmehr bei Renovierungsarbeiten wieder unter dem Abt Kilian, das (oder: das entdeckt wurde? er noch als) Gullman errichten ließ, indem er es großzügig mit Geld ausstattete - im Jahre Dorfes, Anger genannt, im völligen Brandt Aschen gebracht, Menschen und Vieh ver- des Herrn 1608.“ Er ergänzte: Der lateini- stundt, darauf erhob sich ein starker Wind, brennt worden. Heu, Stroh, alle Früchte, al- sche Text ist ein elegisches Distichon, also welcher ein Schab vom Dach auf die ande- les zugrunde gangen, dass nicht die gering- ein Doppelvers, bestehend aus einem He- re Seite des Dorfes getrieben, so diese Seite sten Lebensmittel vorhanden geblieben. Ma- xameter (Zeile 1/2) und einem Pentameter auch hatte angesteckt und das Feuer geschla- ßen der mehrenste Teil das liebe Almosen zu (Zeile 3/4). Der Benediktiner Kilian Gull(e) gen bis an den Pfarrhof und hat des alten seinen höchst jammernd sich bedienen muss. man(n) aus Heidingsfeld, der ja von 1592 – Pfarrhofs Dach auf beiden Seiten auch schon Als gelangt an alle hohen und niedrigen Per- 1609 Pfarrer in Wülfershausen war, wurde gebrannt. Durch Hilfe der Wargolts- und Ei- sonen, welchen Standes, Dignität (Würden- 1609 Abt von St. Stephan; vielleicht erklärt chenhäuser u. A. ist das Feuer meistens mit träger der Kirche) und Würden. Somit diesen sich so die merkwürdige „Zerreißung“ seines Wein ausgelöscht worden: der Brand hat auf Briefs unterschrieben worden, unseres um Namens in der Inschrift, die dann frühestens die 4 Stund continuirt, sind 113 Wohnhäuser Gottes Barmherzigkeit willen, demütliches, 1609 entstanden wäre und mit 1608 den Bau- und 113 Scheuern abgebrennt und ist dabei jämmerliches und fußfälliges Anflehen und termin angäbe. die Frau des Nik. Ankenbrant nebst ihren 3 Bitten, die selben Gesuche, sich über unser Die Inschrift enthält auch noch ein sog. Kindern sowie ein Mädchen Barbara Heig- allzu wahren äußersten, erbärmlichen und Chronogramm, d.h. beim Summieren aller ler erstickt.“ erlittenen höchst schmerzlichen Brandscha- größer gehaltenen Buchstaben, die gleich- Der Schultheiß von Wülfershausen, Johan- den gnädigst zu erbarmen und beizusprin- zeitig römische Zahlzeichen sind (I, V, X, nes Georg Schneider, sandte deshalb am gen entweder mit Heu, Stroh oder Früchten. L, D), ergibt sich exakt die Jahreszahl 1608. 14. März 1692 an verschiedene Gemeinden Dieweil aber die Anspannung und Geschirr Sehr gekonnt gemacht, wie Dr. Sauer fest- im Umkreis ein Rundschreiben, das ich bei meistenteils verbrannt, auch herbei zu führen, stellte. der Ausarbeitung der Chronik von Rapper- welches wir armen verbrannten Nachbarn Die beiden Inschriften in Zusammenhang shausen 2007 entdeckte. Unter dem Betreff: untereinander wollen austeilen, welche hohe gesehen, ergibt nun folgende Schlussfol- „Ein wahrhaft Bekenntnis über den erlitten Gabe der christlichen Barmherzigkeit Gott gerung: Anstelle des heutigen Pfarrhauses Brandschaden in Wülfershausen, Amt Neu- der Allerhöchste alles Guten reichlich wie- stand bereits ein 1517 unter Abt Konrad von stadt an der Saal“ wird mitgeteilt: „Wir, derum deren Guttäter alles vergelten wird.“ St. Stephan errichtetes Pfarrhaus, das vmtl. Schultheiß, Gericht und ganze Gemeinde 1692 bei einem großen Brandunglück in allhier zu Wölfershausen, Amt Neustadt an Soweit das Bittschreiben des Wülfershäuser der Gemeinde in Mitleidenschaft gezogen der Saal, können höchst schmerzlich, jäm- Schultheißen. Folgende Schlussfolgerung wurde. Benefiziat Georg Schwinger teilte in merlich mit Bedrängten und bis in den Tod ist zu ziehen: Beim Neubau des Pfarrhauses seinem 1899 erschienenen Buch „Geschich- betrübten Herzen zu Hinterbringung nicht von 1608 vergrößerte man entweder das alte te der Pfarrei Wülfershausen und ihrer Filia- umgehen, was maßen das große Unglück Pfarrhaus oder verwendete noch intakte Bau- le,“ Seite 87, mit (er gibt keine Quelle an, und Schaden betroffen, dass den 10/20 Mar- teile des Hauses von 1517 für den Neubau. stützt sich aber offensichtlich auf Unterlagen ty zwischen 3 und 4 Uhr Nachmittag durch Es hat den Anschein, dass es sich bei dem im Gemeindearchiv): „1692 auf Joachimi einen Dragonerschuss in einer Scheune ge- merkwürdigen Schrank um das Portal des kam durch einen Schuß, den ein verwegener tan, dass eine große Feuerbrunst entstanden, Pfarrhauses von 1517 handelt, der dann, so Dargoner gethan hatte nach einer Taube, so dass in einer Stunde durch den grausamen, scheint es, in den folgenden Jahrhunderten auf einem Strohdach saß, eine solche Feu- gewaltigen, erschröcklichen Wind, das gan- als eine Art Kühlschrank Verwendung ge- ersbrunst aus, dass erstlich der eine Teil des ze Dorf in Brand und über die 400 Bäu in die funden haben dürfte. Seite ­­12 Das Grabfeld Nr. 20 · Dezember 2012

Literaturschau 2012

Karin Reich (Hrsg.): Lorenz Bauer Sartorius von Waltershausen, Archäologie in und um Gauß zum Gedächtnis, Bad Neustadt – Ausgrabungen Leipzig 2011. ISBN: 978-3-937219-57-8, und Notgrabungen Preis 26,50 €. Bad Neustadt 2011, Preis 24,80 € Prof. Dr. Karin Reich aus Berlin schrieb ein Im fünften Band der Beiträge zur Geschich- Buch mit dem o.g. Titel. Es gibt keine Gauß- te von Bad Neustadt, erschienen im Verlag Biographie, der Sendner & Neubauer (Bad Neustadt) hat nicht Wolfgang Lorenz Bauer, der kurz nach Erscheinen des Sartorius von Buches verstarb, die Ergebnisse seiner jahr- Waltershausen zehntelangen ehrenamtlichen Tätigkeit für 1856 in Leipzig die Erforschung der Vor- und Frühgeschichte erschienenes der Stadt und ihrer unmittelbaren Umgebung Buch “Gauß zusammengestellt und mit zahlreichen auf- zum Gedächt- schlussreichen, teilweise noch unveröffent- nis” zugrunde lichten Fotos und Zeichnungen versehen. Als gelegt wor- langjähriges Mitglied der Archäologischen den ist. Carl Arbeitsgruppe Rhön-Grabfeld engagierte Friedrich Gauß sich Lorenz Bauer bei vielen planmäßigen (1777-1855) Ausgrabungsprojekten, Rettungsgrabungen war Mathema- und Notbergungen in der Region. Ein Blick Heimatjahrbuch tiker, Astro- in das Inhaltsverzeichnis: Ausgrabungen Rhön-Grabfeld 2013, Folge 35, nom, Geodät und Physiker. Wolfgang von und Notbergungen im Altstadtkern; Die Ab- 2013, Preis 19,10 €. Waltershausen war ein Schüler von Gauß, schnittsbefestigung am Veitsberg bei Hohen- In diesen Tagen erschien das neue Heimat- später wissenschaftlicher Mitarbeiter und roth; Die spätlatènezeitliche Töpfersiedlung jahrbuch unseres Landkreises. Landrat Tho- enger Freund. In dem nunmehr vorliegen- in Brendlorenzen; Das merowingische Rei- mas Habermann schreibt in seinem Vorwort: den Band von Prof. Reich ist dem Klassiker hengräberfeld bei Salz. „Die beliebte Lektüre begleitet seit Jahren „Gauß zum Gedächtnis“ zusätzlich eine Bio- das gesellschaftliche und kulturelle Gesche- graphie über Wolfgang Sartorius von Walters- hen im Landkreis Rhön-Grabfeld. Es ist ge- hausen beigefügt. Neue Hefte der Mellrichstädter rade die Vielfalt der Beiträge, die unser Jahr- Wolfgang war der zweite Sohn des hoch an- Schriftenreihe buch auszeichnet und die Bedeutung unserer gesehenen Historikers, Staatswissenschaftlers In Mellrichstadt hat sich vor einigen Jahren Region ausmacht. Aus allen Themenberei- und Politologen Georg Sartorius von Wal- ein Verein zur Förderung des Heimatschrift- chen von Kultur, Religion, Kunst und Musik, tershausen (1765-1828). Dieser erwarb das tums gebildet. Bernd Thanisch hat in einer Mundart, Geschichte und Wirtschaft stellt Schloss in Waltershausen. Georgs zweiter eigenen Reihe schon zahlreiche interessante der Schriftleiter, Kreisarchiv- und Kreishei- Sohn Wolfgang, der 1809 in Göttingen gebo- Schriften heraus gegeben, und zwar matpfleger Reinhold Albert Jahr für Jahr eine ren wurde, erhielt den Vornamen eines seiner ansprechende, informative und vielgestaltige Taufpaten Johann Wolfgang von Goethe. Er Heft 1: Wäschewaschen und Wäschepflege Auswahl zusammen.“ promovierte 1837 und unternahm mehrere zu Großmutters Zeiten Nachfolgend eine kleine Auswahl, das Grab- ausgedehnte Reisen in Europa. 1847 wurde Heft 2: Flachsanbau und Flachsverarbei- feld betreffend: Jochen Heinke berichtet über er zum Professor ernannt. Wolfgang verstarb tung in Rhön und Grabfeld zu Ur- Pläne für einen Main-Werra-Kanal, der einst hoch angesehen 1876. großmutters Zeiten quer durch das Grabfeld führen sollte, Willi Roland Dittrich Heft 3: Von der Frucht zum Saft – Apfelsaft Hammer erinnert an seine Leidenszeit im Die Bibel im Vers II selbst hergestellt Erziehungsheim auf dem Zeilberg bei Ma- roldsweisach, Michael Böckler an die Familie Norderstedt 2011. ISBN: 978-3-8448-6264-5 Heft 4: Vom Korn zum Brot – Brotbacken wie zu Großmutters Zeiten Zufraß in Trappstadt und Alsleben und Fre- In seinem ersten Werk „Die Bibel im Vers di Breunig an die Gebrüder Weigl auf dem I“ stellte der Autor Roland Dittrich sich Heft 5: Die Heuernte auf der Hohen Rhön – Kreuzberg. Vilmar Herden weiß Interessantes sowie seinen Leserinnen und Lesern die Wie’s früher einmal war über Friedrich Rückerts Jugendjahre in Ober- selbstkritische Frage: Kann dieses poetische Heft 6: Geschichten aus dem Besengau von lauringen und Großbardorf. Daniela Schedel Wagnis denn gelingen? Dass es gelang, un- Georg Trost widmet einen Beitrag den Bildstockmeistern terstreicht die Herausgabe eines zweiten Heft 7: Sauer ist gesund: Vom Herstellen im nördlichen Unterfranken, Christa Enders Teils seiner Bibel im Vers. Kein Geringerer des Sauerkrauts erinnert an den vor 100 Jahren geborenen als Papst Benedikt XVI. zeigte Interesse Heft 8: Der Seiler und sein Handwerk unvergessenen Julius Kardinal Döpfner, Karl an Dittrichs Werk. „Die Bibel ist nicht nur Heft 9: Vom Reisig zum Besen – Besenbin- Lurz beschreibt einige Großeibstädter Höfe, allein das Buch für den christlichen Glauben, den wie vor 100 Jahren Reinhold Albert die Schlimbach‘sche Orgel- sondern nach den Zehn Geboten Gottes auch baukunst und das Wülfershäuser Gemeinde- Heft 10: Thüringer Klöße – eine echte die Orientierung für das rechte Verhalten wappen. Heiko Fakesch aus Merkershausen Herausforderung und ein wahrer aller Menschen an jedem Tag ihres Lebens“, illustriert Gedichte des verstorbenen Sulz- Genuss schreibt Roland Dittrich im Vorwort seines dorfer Ehrenbürgers Dr. Siegfried Wolf und zweiten Gedichtbands „Die Bibel im Vers“, Heft 11: Wie früher ein Holzrechen herge- Gustav Hey aus Rothausen hielt seine Erin- das 2011 im Eigenverlag erschien. Der Au- stellt wurde nerungen an die Zeit des Ersten Weltkriegs tor hat mit Bedacht und Feingefühl nach den Heft 12: Holzschuhmacher bei der Arbeit in seiner Gemeinde fest. Nunmehr befindet reichlich vorhandenen stillen Schätzen der Heft 13: Wir klappern den Englischen Gruß sich im Internet unter www.rhoen-grabfeld. Bibel gesucht und einen überaus lesenswerten de – Kunst und Kultur - Heimatjahrbuch ein Band heraus gebracht. Eine Kostprobe lesen Die Hefte können beim Autoren Bernd Tha- Stichwortverzeichnis aller bisher erschiene- Sie in diesem Heft. Das Buch kann bezogen nisch, Lönsstr. 20, 97639 Mellrichstadt, ge- nen Jahrbücher, dazu die Inhaltsverzeichnis- werden bei Roland Dittrich, Bardorferstr. 22, gen einen geringen Unkostenpreis jeweils se aller bisher erschienenen Jahrbücher des 97633 Kleineibstadt (Tel. 09762/438). zwischen 5 und 10 Euro bezogen werden. Landkreises Rhön-Grabfeld. Nr. 20 · Dezember 2012 Das Grabfeld Seite ­­­­­­­13

Literaturschau 2012

Jochen Heinke: Land. Eindrucksvoll bringt dieser historische Jeder auf eine Auto-Karriere zurückblicken- Mittelalterliche und neuzeitliche Bildband dem heutigen Betrachter das Leben de Zeitgenosse, hatte ein „Lieblingsauto“ - Straßen und Wege in der Rhön, seiner Vorfahren näher und lädt mit seinen und dies waren meist nicht die Edel-Limou- im Grabfeld und in den angren- aufschlussreichen Milieubeschreibungen sinen, sondern die „Klapperkästen“, wie z.B. zenden Gebieten zum Erinnern und Wiederentdecken ein. Mit der VW-Käfer, der 2 CV, der R 4, die Isetta unterhaltsamen Einblicken in die geselligen oder Lloyds „Leukoplastbomber“. Mellrichstadt 2012, Spinnstuben oder mit Fotos von ausgelas- Häufig kam es z.B. vor, dass man die Tür ISBN 978-3-942112-06-2, Preis 22,80 € senen Kirmesgesellschaften bei ihren tradi- des Käfers zuschlug und dabei den Wagen- Nach mehr als tionellen Umzügen führt der Autor die Leser schlüssel stecken ließ. Dr. Mehl meint in zehnjähriger ins dörfliche Leben von damals. Ausflüge seinem Vorwort, solche Blicke zurück seien Arbeit stellte in die Sagenwelt Südthüringens und Erzäh- selten voller Verachtung über den niedrigen Jochen Heinke lungen von bemerkenswerten Begebenhei- Stand der damaligen Technik, sondern viel- sein neues, im ten aus der Region runden die Reise in die mehr voller Verständnis, Humor und liebe- Eigenverlag er- Vergangenheit ab. Der Autor vergisst nicht, voll. Heutzutage schaue man kaum noch in schienenes, Alt- über das schwere Los der Bevölkerung in den Motorraum, denn man versteht ohnehin straßenbuch vor. Kriegszeiten zu berichten. Er erzählt von der nichts mehr davon und ist auf die Werkstatt Es beschreibt hennebergisch-fränkischen Mundart oder angewiesen. Früher war das am Wegrand den Verkehrs- schildert, was es mit dem Erbsenbär von parkende Auto, die aufklappbare Motorhau- raum Rhön und Oberstadt, dem Strohmann vom Hirschbach be und ein am Motor bastelnder Fahrer ein Grabfeld, doch und den Nikoläusen von Gethles auf sich hat. vertrautes Bild. Und genau an diese Zeit will nicht ohne sich Dr. Heinrich Mehl mit seinem Buch erinnern. mit den alten Eduard Fritze: Neben Dr. Heinrich Mehl, der zwischen 1973 Fernstraßen zu Fränkisch-Thüringische (althen- und 1975 zuerst in Königshofen und dann im befassen, die von nebergische) Holzbauten aus alter Landkreis Rhön-Grabfeld als Kulturreferent weit her kamen und das Gebiet durchquerten. und neuer Zeit mit 45 Tafeln, 1892, tätig war, schreiben über 30 Autoren ihre Er- Neben dem „Verkehrsraum Rhön“ werden innerungen mit dem motorisierten fahrbaren Neuauflage Verlag Kirchschlager auch weitere alte Straßen im Gebiet zwischen Untersatz nieder, so u.a. der Rhön-Grabfel- dem Main im Süden und dem Thüringer Wald (Arnstadt), Preis 38 €. der Kreisheimatpfleger Reinhold Albert. Er im Norden, der Fulda im Westen und den Im Jahre 1892 widmete der Meininger Ar- hielt u.a. seine Erinnerung fest, als sein klei- Haßbergen im Osten beschrieben, wodurch in chitekt und Baurat Eduard Fritze sein Werk ner Bruder aus dem fahrenden Goggomobil vielen Fällen die überregionalen Zusammen- „Fränkisch-Thüringische (althennebergi- fiel, sich zigmal überschlug, aufstand und hänge hergestellt werden konnten. sche) Holzbauten aus alter und neuer Zeit sagte: „Nix passiert!“ Schon mehr als 20 Jahre beschäftigt sich mit 45 Tafeln“ dem Hennebergischen Alter- Jochen Heinke mit der Historischen Verkehrs- tumsforschenden Verein anlässlich der Fei- Reinhold Albert - geografie, insbesondere der in Unterfranken, erlichkeiten seines 60. Jahrestages. Nunmehr Chronik von Unter- und aber auch in Osthessen und Südthüringen. erschien eine Neuauflage, und zwar eine Oberebersbach, stabile Hardcoverausgabe. Das Buch be- In seinen Beschreibungen „überschreitet“ Band 31 der Schriftenreihe des Vereins für schreibt in einem 22seitigen Begleitheftchen er auch die ehemalige deutsch-deutsche Heimatgeschichte im Grabfeld e.V., ISBN: Fachwerkbauten und Handwerkstechniken Grenze, wo über mehr als 50 Jahre kein 978-3-93999-10-6, Herausgeber Gemeinde gegenseitiger Informationsaustausch statt- aus dem althennebergischen Gebiet. Auf 45 , Bad Neustadt 2012, Preis 20 €. finden konnte. Er verknüpft die Ergebnisse s/w Tafeln dokumentierte der Autor heraus- seiner Altstraßenforschung im Gelände mit ragende Baudenkmale, wie z. B. die Kirchen Als Band 31 un- dem „Erleben“ der Altstraßen heute. Wich- in Heßberg, Henneberg, Milz, Stedtlingen, serer Schriften- tig für die Arbeit an diesem Buch war ihm die Kemenate zu Schwallungen, Wohn- reihe erscheint stets auch der Abgleich mit der vorhandenen häuser u.a. in Rieth, die Dorfstraßen von in diesen Tagen Sekundärliteratur, deren Inhalte - soweit wie Gleichamberg, Eicha und Dingsleben, das die Chronik möglich - in dieses Buch mit aufgenommen Amtsgericht Heldburg oder die Superinten- von Unter- und wurden. dentur in Eisfeld. Oberebersbach. Der Schriftleiter Erhard Köhler: Heinrich Mehl: dieses Heimat- Ländliches Leben in Südthüringen Käfer, Ente Cinquecento - Auto- blatts, Reinhold fahrer erzählen ihre Geschichte Albert, wur- Erfurt 2012, ISBN: 978-3-95400-019-7, de vor einigen Preis 18,95 €. erschienen im Verlag Mohland, ISBN: Jahren bei der Ein historisches Buch über Leben und Arbei- 9783866751859, Preis € 14,50. Neuordnung ten in Südthüringens Dörfern schrieb Erhard Der ehemalige Kulturreferent des Land- der gemeindlichen Archive auf die überaus Köhler. Auf 128 reich illustrierten Seiten ent- kreises Rhön- interessante Geschichte dieser beiden Orts- führt er den Leser ins ländliche Südthürin- Grabfeld, Dr. teile der Gemeinde Niederlauer aufmerk- gen vergangener Zeiten. Die faszinierenden Heinrich Mehl, sam. Unterebersbach hat zum einen eine der historischen Aufnahmen stammen aus dem veröffentlichte ältesten Kirchen im Landkreis aufzuweisen, Archiv des Hobbyfotografen Willi Albrecht in diesen Tagen denn die dortige Kirche St. Peter und Paul (1883 bis 1963) aus Zeilfeld bei Hildburg- ein Büchlein entstand bereits im 13. Jahrhundert. Zum hausen, aus privaten Beständen und vom mit dem Titel anderen beherbergt der kleine Ort an der Autor selbst. Die Bilder vermitteln einen „Käfer, Ente Fränkischen Saale mit der Maria-Schnee- plastischen Eindruck vom einstigen Alltag Cinquecento“, Kirche eine der ältesten Wallfahrtskirchen in Südthüringens Dörfern. Rare Moment- in dem er und in Rhön und Grabfeld. Besonders interessant aufnahmen der harten Arbeit in Land- und weitere 30 Au- ist insbesondere auch die Geschichte der Forstwirtschaft oder auf dem heimischen toren ihre Erleb- Ockergrube in Oberebersbach, die dem Gehöft finden sich ebenso wie zahlreiche nisse als Auto- kleinen Dörfchen im 19. Jahrhundert unge- Fotografien von Freizeitvergnügen auf dem fahrer schildern. ahnten Wohlstand bescherte. Seite ­­14 Das Grabfeld Nr. 20 · Dezember 2012

Literaturschau 2011 Carl Kade aus Römhild als Heimatforscher und Mundartdichter Helga Rühle von Lilienstern / Johannes Bäumert/Horst Worliczek Hans-Jürgen Sailer Vorzug wird ihr von keinem anderen Berg strittig gemacht. Innerhalb dieses Geländes Das große Geheimnis as Oppidum Steinsburg war eine der liegen nicht mehr als 111 Städte, Dörfer und von Hildburghausen - Auf Dnördlich gelegensten Höhenburgen Weiler, 14 Schlösser und Ruinen und gegen den Spuren der Dunkelgräfin der Kelten in Deutschland. In ihrer größten 50 höhere Berge.“ Ausbauphase war sie von mehreren Tau- ISBN 978-3-939611-69-1, Paperback, 12 x send Menschen bewohnt. Von Teilen der Ebenso muss die Steinsburg Carl Kade vor 19 cm, ca. 384 Seiten, Preis: 16 €. Wissenschaft wird vermutet, dass sie dem mehr als hundert Jahren fasziniert haben. Ein politi- von Claudios Ptolemäus in dessen Werk Als sich die Archäologie durch spektakuläre scher Krimi- „Geographike Hyphegesis“ erwähnten Ort Ausgrabungen antiker Stätten z.B. in Ägyp- nalfall von Bicourgion, der nördlich von Menosgoda ten oder Troja ein größeres Gehör verschafft welthisto- (Bad Staffelstein) liegt, gleichzusetzten ist. hatte, als man bei Steinbrucharbeiten für den rischer Be- Wer einmal über die Steinsburg wandert, Straßenbau immer mehr vorzeitliche Me- deutung: Das durch die auf ca. 60 ha ausgedehnten aus Ba- tall- und Keramikfunde machte, wurde der faszinierende saltsteinen aufgetürmten Ringwallanlagen, Betrieb des Steinbruchs an der Steinsburg ge- Rätsel um die wer auf dem Gipfel bei guter Sicht den Blick stoppt. Es war die große Zeit der Steinsburg- Dunkelgrä- über die weite Ebene nach den Haßbergen, forscher u.a. Jacob, Götze und nicht zuletzt fin. War sie zur Veste Coburg, in die Rhön zum Kreuz- Kade, den der kleine Gleichberg zeitlebens in wirklich die berg oder zu den Kammlagen des Thüringer seinen Bann ziehen sollte. Tochter von Waldes schweifen lässt, der spürt, dass an Carl Paul Georg Kade wurde am 19. Juli 1880 Ludwig XVI. diesem Platz in früher Zeit, da es noch keine in Römhild als zweiter Sohn des aus Ober- und Marie elektronische oder schriftliche Kommunika- schlesien eingewanderten Apothekers Carl Antoinette tion gab, einmal ein strategisch und politisch Paul Friedrich Kade und dessen Frau Elise von Frank- sehr bedeutender Ort gewesen sein muss. geboren. Nach dem Abitur 1897 in Hildburg- reich? Warum So schreibt C. Kümpel 1922: „Unter allen hausen ging er in der väterlichen Apotheke flüchtete sie hervorragenden Bergen in Deutschland, die in die Lehre. Nach bestandener Gehilfen- mit ihrem Begleiter in das kleine Herzog- wegen ihrer Aussicht eine gewisse Berühmt- prüfung in Meiningen arbeitete Kade wie es tum Sachsen-Hildburghausen? Wurde die heit erreicht haben, steht der kleine Gleich- damals für einen in der Ausbildung befindli- europäische Geschichte bewusst verfälscht? berg, auch Steinsburg genannt, an erster chen Pharmazeuten üblich war als Gehilfe in Helga Rühle von Lilienstern und Hans- Stelle. Damit aber soll nicht gesagt sein, dass der Fremde. Vom Sommersemester 1903 bis Jürgen Salier sind dem Geheimnis um die das auf ihrer Kuppe sich bietende Panorama zum Wintersemester 1904 studierte er Phar- französische Prinzessin auf der Spur. Das an Naturschönheiten nirgends übertroffen mazie in Göttingen und übernahm 1908 nach Standardwerk der Dunkelgrafen-Forschung wird. Ihre Bedeutung liegt in der Beherr- dem Tode des Vaters die Mohren Apotheke in gibt es ab sofort als Taschenbuch im Salier schung eines Geländes von ungefähr 6000 Römhild. Da sich die Apotheke früher schon Verlag (Leipzig). Quadratkilometer Flächeninhalt und dieser einmal im Besitz der Familie von Kades Mut-

Blick aus dem Steinsburgmuseum auf den kleinen Gleichberg, im Vordergrund originalgetreues Modell der Wallanlagen. Mitte: Carl Kade im Reservelazarett Mühlhausen 1940. Rechts:Reste keltischer Wohnanlagen auf der Steinsburg, unten: keltische Gewandspange. Nr. 20 · Dezember 2012 Das Grabfeld Seite ­­­­­­­15

Links alte Einrichtung der Mohren Apotheke Römhild 1920, Mitte Mohren Apotheke 2012, rechts Carl Kade vor der Apotheke 1920. ter befand, war Carl Kade somit Apotheker Haina, Sülzdorf und Streufdorf. Hierbei hat ne Forschungen fundamental zum heutigen in 5. Generation. er sich als ein sehr präziser und akribischer Wissensstand über die Besiedlung Südthü- Erwähnenswert ist, dass 1631 aus der Moh- Wissenschaftler ausgezeichnet. Seine Skiz- ringens durch die Kelten bei. ren-Apotheke Römhild Konfekt in das Lager zen und Beschreibungen der Grabungsfun- Nach dem Tod Götzes 1948 stand er dem von König Gustav Adolf von Schweden nach de sind äußerst detailgetreu. Er entwickelte Steinsburgmuseum als dessen Leiter vor. Eyershausen geliefert worden war, der dort für seine Untersuchungen von keltischen Die Ergebnisse seiner Arbeit sind in über 30 auf seinem Weg über die Weinstraße nach der Getreidefunden eigene analytische Metho- Publikationen und ebenso vielen Vorträgen Festung Königshofen, vom Pass Ilmenau – den, um die einzelnen Getreidesorten genau veröffentlicht. Die Sammlung Kade, die er Frauenwald kommend, Lager bezogen hatte. auseinanderzuhalten. Kade trug durch sei- dem Steinsburgmuseum stiftete, bildet einen Schon früh zeigte sich Kades In- teresse am wissenschaftlichen Arbeiten. So wurde ihm wäh- Die Säulich rend des Studiums 1903 der 2. von Carl Kade Preis, die silberne Medaille der Hagen-Bucholtz-Stiftung und Zum Apetheker kömmt a Mo – ein Preisgeld von 150 Mark für Wersch wor, ko gleich g‘sei-: eine Arbeit über die „Untersu- „Ich möcht, wenn ich’s grod ko geho, chung des Gehaltes von Semen So allerhand Arznei. und Bulbus Colchici und den Mei Fraa, die querzt’n ganze Tog. daraus hergestellten Präparaten M’r kos kaum ogehör. an Colchicin“ verliehen. Ja, so a Alt, is halt a Plog. Carl Kade widmete die knappe Drömm gatt m’r ner wos her; Zeit, die ihm neben der Arbeit in Doch net zevill, dos sog ich Euch, der Mohren Apotheke blieb – zu Zah Pfennig senn genung. jener Zeit arbeitete ein Apothe- Denn die wird, trenkt se a dos Zeug, ker in einer Landapotheke allei- Ja doch nett widder jung, ne oder mit einem Gehilfen und war täglich dienstbereit - jedem Nu ho ich noch a Sau em Schtol, sich in seinem Umfeld bieten- Wüßt ich ner, wos dos wär, den Untersuchungsgebiet vor- Wenn ich `r `s schönst, best Fresse hol nehmlich historischen Bezuges. Sie frißt ührn Trog nett leer. Neben der Heimat- und Stadt- Gitt’s net a Pölverle emend. geschichte beschäftigte ihn `s dörf kost, sovill’s ner will. hauptsächlich die Ur- und Früh- Wenn ich bei Säu wos o muß wend, geschichte des Gleichbergge- Do is m’r nix ze vill.“ bietes und im Besonderen die D’r Apetheker meent: “Ihr Leut, Besiedlung der Steinsburg. Seit Ich weeß gor nett“, on lacht. 1905 war Kade Mitarbeiter des Für die Säu, do is alles racht.“ Prähistorikers Prof. Dr. Alfred „Herrje“, sägt der, „Dos wonnert Euch. Götze – dem späteren ersten So ist doch off d’r Welt: Direktor des Steinsburgmuse- A annere Frau, die ho ich gleich. ums - bei der Erforschung der Aber Säulich, die koste Geld!“ Steinsburg. In den folgenden Jahren leitete Aus: Carl Kade: „Mei Römhild“ er selbständig Ausgrabungen in Karte „Osterhase oder Storch“ von Carl Kade (siehe Text). Seite ­­16 Das Grabfeld Nr. 20 · Dezember 2012 wesentlichen Bestandteil der ständigen Aus- einer Hand voll kleinerer selbst verfasster seiner Beerdigung teilnehmen. Carl Kade, stellung. 1925 ging er aus der Gründungs- Bühnenstücke gab er mit „Mei Römhild“, der seiner Heimat dem Grabfeld stets treu veranstaltung der Gemeinde der Steinsburg- einer Sammlung selbst verfasster Gedichte, und stolz verbunden war, verdanken wir freunde als ihr erster Vorsitzender hervor einen Band heraus um dem Grabfelddialekt die gewissenhafte Aufarbeitung, Bewahrung und bekleidete dieses Amt bis 1945. Zudem in seiner Römhilder Einfärbung ein Denkmal und Bereitstellung wichtiger Zeugnisse der war er Herausgeber und Hauptverfasser der für die Nachwelt zu setzten, so dass sich auch vergangenen Tage. Schriftenreihe „Mitteilungen der Gemeinde heute noch Mundart-interessierte dadurch der Steinsburgfreunde“. Seit 1935 war er erfreuen und inspirieren lassen können. Literatur Fundpfleger für vor- und frühgeschichtliche Im höheren Alter widmete Kade sich vor Altertümer des Kreises Hildburghausen. allem der regionalen numismatischen For- Bäumert J. / Worliczek H. 2012: Vortrag: 1940 wurde Kade zum wiederholten Male, schungstätigkeit (siehe unten M. Schlap- Carl Kades Leben & Werk, Herbsttagung der diesmal kurz vor seinem 60. Geburtstag, als ke). Sein langjähriges hohes Engagement Gemeinde der Steinsburgfreunde Römhild. Oberapotheker in das Reservelazarett Mühl- als Apotheker und Erforscher der Stadt- und Rieckhoff S. / Biel J. 2001: Die Kelten in hausen in Thüringen für mehrere Monate ein- Heimatgeschichte führte 1947 zur Verlei- Deutschland. S. 457. Stuttgart. bestellt. Dieser unfreiwillige Zwangsaufent- hung der Ehrenbürgerschaft durch die Stadt Rat der Stadt Römhild. 1954: Mons Stein- halt war den Umständen der damaligen Zeit Römhild. 1957 schied Kade nach 60 Berufs- berg, Festgabe zur 25-Jahrfeier des Steins- geschuldet. Er musste anstatt eines jüngeren jahren aus seiner Apotheke aus. burgmuseums. S. 9-19, Römhild. Kollegen dort Dienst an den verwundeten Das Apothekenprivilegium, das - 1696 erst- Kade, C. 1949: Beiträge zur Geschichte der Soldaten tun, dieser war an die Front versetzt malig verliehen - von den vorhergehenden Römhilder Apotheken, Römhild. worden. Besitzern immer wieder gegen bares Geld Werner F. 1938: Fröhliches Deutschland, Ein weiteres Feld dem sich Kade verschrie- erworben worden war, wurde ihm entschädi- Thüringen, Mundartliche Gedichte u. Anek- ben hatte war die Grabfelder Mundart und gungslos enteignet. Die Apotheke wurde un- doten. S. 52. Rudolstadt die Erforschung heimischer Bräuche. Bei- ter staatliche Verwaltung gestellt. Im Hinter- Kade C. 1936: Bericht über ein Skelettgrab spielgebend wird hier eine Karte gezeigt, in hof hatte er sich zuvor ein neues Wohnhaus bei Streufdorf. der er verzeichnete, ob der Osterhase oder der auf eigene Kosten errichten lassen müssen, Kümpel C. 1922: Führer auf die Steinsburg. Storch die Ostereier laut damaliger regiona- da das Apothekengebäude vollständig dem S.5, Z. 1-11, Leipzig. ler Tradition brachte (siehe Abb.). Kade, den Apothekenbetrieb verfügbar sein musste. Kade, C. 1921/22: Die vorgeschichtlichen man nie Mundart reden hörte und der selbst 1962 starb Carl Kade im Alter von 82 Jah- Getreidefunde von der Steinsburg. In: Prähi- perfektes Hochdeutsch sprach, war sehr ren. Der damaligen Teilung Deutschlands storische Zeitschrift XIII S.83-98. begeistert vom fränkischen Dialekt. Neben war es geschuldet, dass Römhild zu jener Kade, C. 1903: Untersuchungen über den Al- Zeit im Sperrgebiet lag; so konnte seine kaloidgehalt von Semen und Bulbus Colchi- 1 Rieckhoff S . / Biel J .: Die Kelten in Deutschland . Theiss, einzige Hinterbliebene, seine Tochter, die ci und den daraus hergestellten Präparaten. Stuttgart 2001, S . 457 1945 aus der sowjetisch besetzten Zone in Preisaufgabe der Hagen-Bucholz-Stiftung. 2 Kümpel C .: Führer auf die Steinsburg . Verlag von C . Kümpel, Leipzig 1922, S .5, Z .1-11 den Raum Hannover geflohen war, nicht an In: Apothekerzeitung 1903

Erika Jeger Carl Kade als Numismatiker Mario Schlapke (Kade 1960). Seine Sammlung zu diesen ist In der Hölle wird es eng! heute ebenso in der Dauerausstellung des Wehe, wenn einst kommt der Tag, Carl Kade hat sich über viele Jahrzehnte als Museums Schloss Glücksburg in Römhild Numismatiker betätigt und steht in einer lan- ausgestellt wie eine Auswahl der von ihm ge- nach des Lebens Müh‘ und Plag‘, gen Tradition von regionalen Forschern und sammelten Münzprägungen des Herzogtums da man tritt vor seinen Richter, Sammlern des 19. und 20. Jahrhunderts im Sachsen-Römhild. gibt es sehr oft lange G‘sichter; Herzogtum Sachsen-Meiningen (vgl. auch Einen anderen bedeutenden Forschungs- denn o Schreck, o Graus, Bornscheuer 2011). schwerpunkt stellen seine Veröffentlichun- jetzt kommt jede Schandtat raus!!! Seine Forschungen und Sammlungen hatten gen und Fundlisten zu heute nicht mehr vor allem einen regionalen Bezug. Im Mittel- vorhandenen mittelalterlichen Münzfunden Geschäfte mit Drogen und Uran, punkt standen die Münzen und Medaillen des aus der Region dar. Hier sind die Beschrei- Stahlträgerklau bei der Eisenbahn. Herzogtums Sachsen-Römhild, eines zwar bungen Carl Kades die einzigen primären nur eine Generation bestehenden, aber regio- numismatischen Quellen: Zu nennen sind Arzneimittelfälschung, Steuerflucht, nal stark verankerten Staates. hier die Goldguldenfunde vom Marktplatz in Carl Kades Arbeit über „Die Münzen Her- Römhild von 1932 (Kade 1933) und von Beh- Mord aus reiner Eifersucht. zog Heinrichs von Sachsen-Römhild (1680– rungen von 1936. Seine letzte numismatische 1710)“ stellt noch heute den aktuellen Be- Arbeit – sie wurde postum in Alt-Thüringen Raubbau am Wald und in der Natur arbeitungsstand zu diesen Münzen dar und 6 (Kade 1962/1963) veröffentlicht – wid- von Bewahrung der Schöpfung keine Spur. wird weiterhin zitiert (Kade 1959). Beson- mete sich den Funden von römischen und derer Forschungs- und Sammlungsschwer- keltischen Münzen im Gleichberggebiet und Missbrauch, Geldgier, Kinderschändung, punkt waren die in Römhild oft nicht ganz verbindet seine numismatischen Interessen Mogelpackung und Verschwendung. vorschriftsmäßig in den Jahren 1690 und mit einem langjährigem Engagement für 1691 geprägten Gulden, die er in verschie- die archäologische Erforschung des Steins- Wucherzinsen, Wahlbetrug, denen Stempelvarianten zusammengetragen burg-Gebietes und das seit 1929 bestehende überall nur Lug und Trug. hat. Seine Forschungen dazu zeigen, welche Steinsburgmuseum. überregionalen Verwicklungen und politi- Besonders verdienstvoll war die Übergabe sche Aktivitäten diese Prägungen (vgl. auch der kompletten Münzsammlung von Carl Giftmüllhandel, Datenklau, Eichhorn 1963) ausgelöst haben, die in die Kade an das Schloss Glücksburg durch seine Betrug der eig‘nen Ehefrau. numismatisch oft auch als „Zweite Kipper- Familie. Dadurch ist zum einen die wich- zeit“ bezeichnete Epoche am Ende des 17. tige und weitgehend komplette Sammlung Und wenn‘s am jüngsten Tag macht PENG Jahrhunderts gehören. Sachsen-Römhilder Münzen und Medaillen wird‘s in der Hölle richtig eng! Darüber hinaus hat er die Medaillen Her- erhalten. Zum anderen können nun auch zog Heinrichs von Sachsen-Römhild und zukünftig die kleinen, aber „feinen“ Samm- seiner Angehörigen zusammengestellt lungsteile mit den Erinnerungsmedaillen zu Nr. 20 · Dezember 2012 Das Grabfeld Seite ­­­­­­­17 den Deutschen Bundesschießen und Stücken Madrid 2003. Actas – Proceedings – Actes. aus der Zeit des Ersten Weltkriegs wissen- 1051–1057. Madrid. Walter Häusler schaftlich ausgewertet werden. Eichhorn, H. 1963: Die Heckenmünze zu Römhild in den Jahren 1692 und 1693. In: Kindheitstraum 1 Herrn U . Bornscheuer, Herpf, danke ich herzlich für Hamburger Beiträge zur Numismatik 16, Wenn bei dr Nochd Hinweise und Auszüge aus seinem Archiv . 557–563. Hamburg. 2 Siehe auch W . Hävernick (1955, 104 f . Nr . 217): „ver- i en Himmel bdrocht graben um 1430/35“; im FK/NK 2010 als Nr . 12172 Hävernick, W. 1955: Die mittelalterlichen do denk i sou monchmol: erfasst . Münzfunde in Thüringen. (Veröffentlichun- Hinner dr Milchschdrass 3 Siehe auch W . Hävernick (1955, 97, Nr . 194): „ver- gen der Thüringischen Historischen Kom- graben bald nach 1456“; im unter FK/NK 2010 unter müssert doch aa nu wos sei Nr . 537 verzeichnet . Handschriftliche Unterlagen Carl mission 4). Jena. Owe wia long i a grüwl un sinn Kades finden sich dazu im Archiv des Fundkatalogs Kade, C. 1933: Der Goldguldenfund von es felld mer nix Gscheids dzua ei Mittelalter/Neuzeit der Numismatischen Kommission Römhild. In: Berliner Münzblätter 53 (NF der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (FK/ NK); siehe allgemein dazu R . Cunz und M . Schlapke 11), 37–40. Gotha. Voar vielera Joahrn (2005) . Kade, C. 1959: Die Münzen Herzog Hein- wia mer Kinner nu woarn 4 Der Leiterin des Museums, Frau K . Schneider, danke ich richs von Sachsen-Römhild 1680-1710. In: hods Fräuilein in dr Schual herzlich für die Möglichkeit, die Münzsammlung Carl Kades in Augenschein nehmen zu können . Jahrbuch der Coburger Landesstiftung 4, ofd Geschichdn verzäähld: 161–196. Coburg. Vo Brinzen vo Häxn un Zauberei Kade, C. 1960: Die Schaumünzen Herzog Miar hömm zuaghörd wia im Draam Literatur Heinrichs von Sachsen-Römhild und Prä- Schood dässes ümmer sou schnall Bornscheuer, U. 2011: Sammler, Sammlun- gungen mit seinem und seiner Angehörigen woar vrbei gen und numismatische Literatur. Geschichte Bildnis. In: Jahrbuch der Coburger Landes- der Numismatik im Raum Meiningen bis zum stiftung 5, 233–252. Coburg. Vgassn dr Draam Jahr 1945, Teil 1. In: Jahrbuch des Henne- Kade, C. 1962/63: Keltische Münzen und davougflochn wias Laam bergisch-Fränkischen Geschichtsvereins 26, römische Funde aus dem Gebiet der Gleich- Un ümmer nu bild i mer ei: 181–226. Kloster Veßra. berge bei Römhild. In: Alt-Thüringen 6, Hinner dr Michschdraas Cunz, R.; M. Schlapke 2005: Der „neue“ 468–472. Weimar. könnerts sei, däß i fiend Münzfundkatalog Mittelalter/Neuzeit der FK/NK 2010: Fundkatalog Mittelalter/Neu- des wos i süch un Numismatischen Kommission der Länder zeit der Numismatischen Kommission der vloarn ho als Kiend. in der Bundesrepublik Deutschland. In: XIII Länder in der Bundesrepublik Deutschland. Congreso Internacional de Numismática, EDV-Version, CD-Stand 2010. Weimar.

Münztafel aus: Kade, C. 1960: Die Schaumünzen Herzog Heinrichs von Sachsen-Römhild und Prägungen mit seinem und seiner Angehörigen Bildnis. In: Jahrbuch der Coburger Landesstiftung 5, 233–252. Coburg. Rechts: Auszug aus einem Manuskript Carl Kades über die Untersu- chungen der Herzog Heinrichs Münzen. Seite ­­18 Das Grabfeld Nr. 20 · Dezember 2012

Wie wurde vor mehr als 200 Jahren Kirchweih gefeiert? „Die unschuldigsten Herzen und Gemüter werden verdorben!“ beste Mehl in sein Haus. zwei Personen kaum in der Lage sind. Es ist In der 1790 - 1793 von Johann Georg Die Woche vor dem Kirchweihfest - sie wird aber dagegen in einigen Ortschaften die Ver- Bundschuh in Schweinfurt aufgelegten die Kirchweih- oder Kirbewoche genannt fügung getroffen, dass die Bettelei erst nach Zeitschrift „Journal für Franken“ erschien - zeichnet sich nunmehr aus mit Schlach- dem Nachmittags-Gottesdienst erlaubt wird. 1790 der Beitrag eines anonymen Autors, ten und Backen. Niemals isst der Bauer so In den Dörfern katholischer Herrschaft vmtl. eines Geistlichen, über eine Kirch- feines Brot, als an diesem Fest. Neben dem kommt der Beamte mit seinem Gefolge, und weihfeier in einem fränkischen Dorf. Sie feinen weißen Brot, werden auch Kuchen, beordert den Schulzen (Bürgermeister) nebst wird nachfolgend (dem heutigen Sprach- sog. Schneeballen, weil sie wie der gefallene den zum Tanz bereiten jungen Leuten in das gebrauch angepasst) abgedruckt. Schnee aussehen, im Überschuss gebacken: Wirtshaus. Von dort geht der Zug unter Vor- alles von Weizen- oder Dinkelmehl. Au- austretung des Schulzen, des Schulmeisters ßerdem wird noch von dem Vorschuss des als Gerichtsschreibers und dem Amtsknecht Das Kirchweihfest ist eine auf den Dörfern, Kornmehls ein Ofen voll Brot für die Bet- unter dem Gedudel der Spielleute auf die Lin- besonders in Franken, so seltsame Sitte, dass telleute gebacken. Zur Vorbereitung dieses de zu. Dort wird im Namen der Herrschaft, es der Mühe wert ist, darüber eine eigene Be- Festes gehört auch, dass eine Abordnung nachdem die Linde etliche Male umgangen trachtung aufzustellen, und dieses um so viel junger Burschen in das Amt gehen und um worden ist, ein sogenannter Kirchweihschutz mehr, weil es den größten Einfluss auf die Erlaubnis eines öffentlichen Tanzes bitten. verlesen, nach welchem die Leute zu Friede Ökonomie und Sitten des Landvolks hat. Da und Einigkeit, unter Bedrohung schärfster aber nicht jedermann einen anschauenden Das Fest selbst Ahndung im Übertretungsfall ermahnt wer- Begriff hiervon hat, so will ich davon eine Wenn nun der Tag der Kirchweih angebro- den. Es wird bei dieser Gelegenheit ein Hoch ausführliche Beschreibung geben. chen ist, so scheint es, als wollte man diesen auf die Gesundheit der Herrschaft, des Amt- Tag mit der tiefsten Ehrfrucht gegen Gott manns und des Pfarrers ausgebracht und ab- wVorbereitung zu diesem Fest begehen. Man gibt, wie an deren Festtagen schließend eine Gewehrsalve abgeschossen. Weil dieses Fest heutzutage meistens auf die mit allen Glocken das erste Zeichen zum Nunmehr geht der Tanz munter und frisch Herbstzeit verlegt ist, so hat der Landmann Gottesdienst. Der Schulmeister lässt von der um die Linde herum. Es werden auch die auch die schicklichste Gelegenheit, nach Orgel ein Vocal- und Instrumental-Musik er- Umstehenden dazu gezogen, indem mancher seiner Art zu schmausen. Das erste und vor- schallen, sollte sie auch noch so erbärmlich Bursche seiner Tänzerin einem Zuschauer nehmste Stück, worauf in Ansehung dieses klingen. Der Pfarrer handelt in seiner Pre- aus Freundschaft präsentiert, dagegen er von Festes Bedacht genommen wird, besteht dar- digt meistens von den geistlichen Wohltaten, dem gaffenden Weibsvolk sich eine andere in, dass der Landmann hinlängliches Fleisch die der liebe Gott den Menschen durch die wählt, und mit ihr herumtanzt. Nach einigen ins Haus schafft. Es werden demnach beizei- Offenbarung der seligmachenden Religion Stunden geht der Zug wieder in das Wirts- ten Schweine und Rinder zum Mästen ein- erwiesen und durch die Erhaltung seines haus zurück, wo mit Tanzen und Singen (die gestellt, je nachdem es die Umstände eines Wortes noch erzeigt. Er ermahnt zur Dank- Bauernburschen pflegen immer zur Musik zu Haushaltes erlauben. Wenngleich manches barkeit, warnt vor Ausgelassenheit und sünd- singen) die ganz Nacht hindurch geschwärmt Haus zu unvermögend ist, etwas zu mästen, licher Üppigkeit. Manche eifern sogar wider wird. so darf es doch nicht befürchten, in diesen das Tanzen. Während der Prediger um ein Dieser Auftritt wird aber in den Ortschaften Tagen des Wohllebens zu darben. heiliges und gottseliges Leben eifert, denken lutherischer Herrschaften bis auf den Mon- Es fehlt niemals an Metzgern und Bauern, die Zuhörer an nichts, als wie sie diese Tage tag verschoben, daher es an solchen Orten welche in der Kirchweihwoche Fleisch zum ihrer Bestimmung gemäß, d.i. im Wohlleben am Sonntag aus Mangel der Musik ganz säu- Verzehr aushauen. Wenn nun zuvörderst für zubringen wollen. berlich zugeht. Der Montag wird mit Essen das Fleisch gesorgt ist, so wird auch der Be- Nach dem Gottesdienst findet der Hausva- und Trinken angefangen und vollendet. Man dacht auf das weiße Brot genommen. Der ter seine Stube meistens mit benachbarten frühstückt mit warmen Essen, man speist zu Bauer hat eingeerntet. Die Aussaat und die Freunden und Verwandten angefüllt. Nun Mittag, und käme nicht das Tanzen dazwi- übrige Feldarbeit sind meistens verrichtet. setzt man sich, so gut und eng man kann, schen, so würde das Mittagessen mit dem Er kann also unbehindert mit einem Wagen und speist mit der größten Ungemächlich- Abendessen verbunden. voll Getreide in die Mühle fahren. Gerade keit; denn das ganze Dorf ist mit Bettelleu- So wie der öffentliche Tanz in den Dörfern um diese Zeit bekommt er das schönste und ten überschwemmt, welche abzufertigen katholischer Herrschaft am Sonntag gefeiert wird, so geschieht dieses an anderen Orten am Montag. Das Sonderbarste ist, dass auch die Pfarrer an dieser Feier teilnehmen, oder teilnehmen müssen, wenn sie sich anders nicht dem Verdacht geizig zu sein, ausset- zen wollen. Gegen Mittag wallen die Herren Amtsbrüder aus der Nachbarschaft mit ihren Weibern und Kindern auf das Pfarrhaus zu. Manche kommen in Kutschen angefahren. Wenn eine Pfarrersfrau nicht beschimpft werden will, so muss sie ihre ganze Koch- kunst zeigen, dabei hat man immer auf die Bedienung und Versorgung der Pferde von den Gästen zu sehen, die man manchmal nicht unterzubringen weiß, denn bei Erbau- ung der Stallungen in den Pfarrhöfen hat man keine Rücksicht auf das Kirchweihfest genommen. Bei solcher Gelegenheit verges- sen öfters die geistlichen Herren dasjenige zu befolgen, was sie in der Predigt ihren Zu- Kirchweih in in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. hörern eingeschärft hatten. Nr. 20 · Dezember 2012 Das Grabfeld Seite ­­­­­­­19

Im Pfarrhaus verlieren sich am Montag die Gäste wieder nach und nach, obgleich erst in später Nacht. Bei den übrigen Dorfleuten geht es am Dienstag und Mittwoch weiter, nur mit dem Unterschied, dass kein feier- licher Tanz um die Linde herum gehalten wird. Das Schwärmen im Wirtshaus aber dauert bis zum Anbruch des Tages fort. Am Mittwoch fängt der Bauer wieder an, an sei- ne Arbeit zu gehen, und Knechte und Mägde und alles was er hat, folgen ihm ganz be- täubt, an Leib und Seele entkräftet, wiewohl an einigen Orten die Lustbarkeit, nämlich das Tanzen in den Wirtshäusern, fortgesetzt wird.

Schädlichkeit und üble Folgen dieses Festes Wenn man den Aufwand eines Bauern be- trachtet, so kostet ihm dieses Fest so viel, vielleicht noch mehr, als ihm sonst in zwei Monaten aufgeht. Denn außer dem Mehl- Das historische Foto vom Einholen des Planbaums entstand Mitte des 20. Jahrhunderts in und Fleischaufwand kostet auch der Trunk Herbstadt. nicht wenig und überdies schickt man auch gern abwesenden Freunden von seinem Vor- das herrschaftliche Interesse. Das ist wohl rat. In gleichem Verhältnis befindet sich auch wahr. Denn das Ungeld (Steuer) von Wein Christine Uhlein der Pfarrer. und Bier, das an diesem Feste ausgetrunken Die Kirchweihen sind auch die Pflanzschule wird, ist beträchtlich, und die Spielleute müs- En Gedonke versunke! für Bettelleute. Mancher geht aus Begierde sen ihren Verdienst mit der Herrschaft teilen. nach weißem Brot mit dem Bettelhaufen auf Überdies fallen auch öfters Strafgelder an. E‘ Bauer sich Gedonke mocht, eine benachbarte Kirchweih, ohne Absicht, Triftige Gründe für unsere heutigen Kame- bos tu ich mein Hühnern gawe. den Bettelorden zu vermehren. ralisten (Finanzverwalter), dieses Gräuelfest Schprö, hot er sich drauf g’socht, Das Kirchweihfest ist das Verderben der beizubehalten, wenngleich die Religion da- ower gonz leer woar seu‘ Hafele! meisten Dienstknechte. Wo kein erwachse- durch geschändet und entehrt wird. ner Sohn im Hause ist, muss der Knecht um Doch halt emol, daußes Rasele die Linde herum tanzen. Die Kirchweihlust Die Beibehaltung dieses Festes wird aber verschlingt so viel von seinem Lohn, dass auch von den Beamten um ihres Vorteils hom’se doch gedrösche, er am Ende seines Dienstes fast nichts mehr willen begünstigt. Der Schulz und die Wir- er sücht sich seun Aufekorb für, übrig hat. te versehen bei diesem Fest die Küche des ziecht sich o die alte Galosche, Alle diese üblen Folgen wären noch zu ver- Herrn Amtmanns reichlich mit Fleisch und on geht naus aus die Tür! schmerzen, wenn nur die Kirchweihlust kei- Gebackenem, wozu nicht selten gemäste- ne bösen Folgen oder Einfluss auf das Ver- tes Federvieh kommt. Der Amtsknecht geht Fur seum Haus, nawet es Lendle, derben der Sitten hätte. Das Tanzen gründet auch nicht leer aus. Er zehrt an diesem Tag der Dorfbrönn steht, sich auf herrschaftlichen Befehl. Die jungen auf Kosten der Gemeinde. Seine Frau geht sönst hot mer noch ke Wasserleitung Leute sind demnach nicht davon abzuhalten. mit einer hierzu gemieteten Weibsperson von Die unschuldigsten Herzen und Gemüter Haus zu Haus und sammelt weißes Brot und gekonnt, werden dadurch verdorben. Die Bauernbur- Kuchen. Sogar die Pfarrer haben dieses un- mit e Botte, der Bauer zum Wasserhole schen singen den Musikanten die schänd- christliche Fest vormals begünstigt, weil sie geht, lichsten Lieder vor. Das Ohr eines unschul- von den meisten Bauern mit Brot, Kuchen doch heut ihm der Sinn noch’m digen Mädchens gewöhnt sich daran. und Metzelsuppen oder Schlachtschüsseln Spröhhole stond! Wenn es bald Tag zu werden beginnt und der beschenkt worden sind. Tanz zu Ende gehen will, so begleitet der Er läft los, gonz en Gedonke versunke, Tänzer seine Tänzerin nach Hause. Sie weiß Im Würzburgischen, wo man so sehr an al- on bleit vor‘n Dorfbrönn stehn, einen heimlichen Weg durch den Stall in ihr ten Bräuchen und Gewohnheiten hängt, hat Bett. Der Bursche folgt ihr, vom Wein halb man zur Steuerung des Bettelns und zur Ver- stellt’n Aufekorb hie on fängt o es berauscht. Sie selbst hat auch die Schamhaf- minderung der Kirchweihgäste dieses Fest pompe, tigkeit im Wirtshaus verloren. Alles schläft an allen Orten auf einen Tag verlegt. Ande- bis er of emol e Blättschern tut hörn! im Hause. Kein Wunder, wenn diese Um- re Herrschaften aber haben dieses Beispiel stände zu einem sträflichen Umgang verlei- noch nicht befolgt. Er reißt’n aus seu Gedonke raus, ten. Der Bursche merkt sich den Weg, und on er guckt sich die Bescherung o, er betritt solchen nachher öfters und ohne In den Städten sind zwar diese Jahresfeste hoffentlich glotzt nu kenner zum Scheu. Seht also hier den Anfang und die meist abgekommen, auf dem Lande hinge- Gelegenheit zu nächtlichen Zusammenkünf- gen beibehalten worden, teils weil die Bau- Fenster raus – ten und zum sündigen Umgang junger Leute. ern sich solche Tage der Schwelgerei nicht on macht sich mit seun Aufekorb defo! Es ist eine Folge des Kirchweihfestes. nehmen lassen wollen, teils weil die adeli- gen Gerichtsherren von deren Beibehaltung Mit en Aufekorb ko mer ke Wasser ihren Vorteil haben, indem sie von den Geld- ge‘hol, Ursachen, weshalb dieses Fest strafen und der Sauflust Nutzen ziehen. Bei dos söllt des Beuerle scho wess! nicht abgeschafft wird Kirchweihen läuft es niemals ruhig ab; der Boröm dos passiert is, wesse mir wohl, So bald man von Abschaffung dieses schäd- Rausch ermuntert die Bauern zu Schlägerei- so geht’s en, bemer so en Gedanke is! lichen Festes redet, erhebt sich eine gegen- en, ja mitunter gar zum Mord und anderen teilige Stimme, die behauptet, es sei wider Schandtaten. Seite ­­20 Das Grabfeld Nr. 20 · Dezember 2012

Schilderung einer Annäherung von Wolfram Weigand Lotte Uhlein Die Schneeflocke Unsere Gleichberge Eine Schneeflocke auf einer Wolke sitzt und neugierig zur Erde spitzt. Mai 2012: Die Gleichberge hüllen sich in tendrin die Gleichberge als ihr Doppelherz. Sie wollte etwas Besonderes sein, das grüne Schweigen ihres dicken Misch- 1930 sind meine Eltern von Königshofen das bildetet sie sich zumindest ein. waldpolsters. Wind und Wolken streichen nach Römhild gewandert und haben sich Der Winterhimmel machte sich bereit. darüber hin, meist von West nach Ost, ihnen auf dem kleinen Gleichberg verlobt. Eine Nun kam sie endlich an die Reih‘ entgegen zieht die Sonne ihre Bahn über Einkehr im geschäftigen Römhild oder in und sagte stolz zu den anderen: Straufhain, Heldburg, Zeilberg, Bramberg den gastfreundlichen Dörfern, z.B. in einer „Adieu, ich schneie!“ hinweg südlich um das Gleichbergpärchen der zahlreichen Hirschen-Gaststätten, hat Zur Erde schwebte sie mit wichtiger Miene herum, leuchtet morgens weit ins Franken- dazugehört. An den Gleichbergen trafen sich und rief: „Jetzt werde ich eine Lawine, land hinein zu den bescheidenen Haßbergen Verliebte und Wanderer, Jäger und Natur- doch es fehlt nur noch mehr Gewicht!“ und zur herben, hohen Rhön, mittags zum freunde, Geologen, Biologen, Bodenschatz- Aber weiter kam die Schneeflocke nicht, stattlichen Meiningen und seinem stolzen sucher, Archäologen, Sammler und Künstler, denn der Zufall hatte sie nicht bedacht Vulkankegel Dolmar und gegen Abend tief z.B. unternahm schon früh im 19. Jh. der Sa- und landete auf meiner Hand, ganz sacht. im Thüringer Land und sein uriges Waldge- gen- und Märchendichter Ludwig Bechstein Sie zerschmolz, ich merkt es kaum birge. Dazwischen liegen die bunten Felder, mehrere Ausflüge mit Gesellschaften des und auch ihr unerfüllter Traum! Wiesen, Waldflecken, Dörfer und Städtchen Meininger Hofes hierher, die auch durchaus der hügeligen Grabfeldmulde und eben mit- wissenschaftliche Fragen erörterten.

Schriftenreihe des Vereins für Heimatgeschichte im Grabfeld: Band 1: Sabine Hansen, „Die Römhilder Band 13: Reinhold W .F . Heusinger und Gerwin Band 27: Reinhold Albert – 300 Jahre Kath . Reimchronik“, (z .Zt . nicht lieferbar) . Druck: K . Solf: „Die Grafen von Wildberg und ihre Pfarrkirche Untereßfeld, Bad Königshofen- Holl-Druck GmbH, Hofheim i . Ufr, 1989 . Wappengenossen, sowie die Dynasten von Untereßfeld, 2008 Preis: 5 3 Thundorf und Tannroda .“ Eigenverlag des Band 28: Reinhold Albert/Hans-Jürgen Sali- Band 2: Reinhold Albert, „Geschichte der Ju- Vereins für Heimatgeschichte; Preis 10 3 er: Grenzerfahrungen kompakt – Das Grenz- den im Grabfeld“, Druck: Druckerei Schedel, Band 14: Otto Schulz: „Wenn’s weihnachtet im regime zwischen Südthüringen und Bayern/ Kleineibstadt, 1990 . Preis: 10 3 Grabfeld“ – Weihnachtliche Geschichten und Hessen 1945 bis 1990, Salier Verlag; ISBN: Band 3: Leo W . Hamm, „Der Königshof im Spiele, Kleineibstadt 1998, Preis 10 3 978-3-939611-35-6; 2009 Grabfeld“, Druck: Schunk Druck- u . Verlags- Band 15: Archäologische Arbeitsgruppe Rhön- Band 29: Clemens Behr – Heimatlieder aus dem GmbH, Bad Königshofen, 1991 Preis: 15 3 Grabfeld, Walter Jahn (Hg .): VORZEIT - fränkischen und thüringischen Grabfeldgau, Band 4: Reinhold Albert, „Geschichte der SPUREN in Rhön und Grabfeld, Kleineib- Untereßfeld 2010 . Wüstung Eschelhorn (Urselhorn) und der stadt, 1998, Preis 15 3 Band 30: Reinhold Albert – Althausen im Grab- St -Ursula-Kapelle. bei Alsleben“ . Druck: Band 16: Otto Schulz: „ . . Wallt‘ ich den Birken- feld – erschienen anlässlich der 200-Jahrfeier Druckerei Schedel, Kleineibstadt, 1992 . pfad“, Bad Königshofen 1999, Preis 5 3 der Gründung der Pfarrei Althausen, Untereß- 3 Preis: 10 Band 17: Gerhard Schätzlein, Barbara Rösch, feld 2011 . Band 5: Barbara Rösch/Gerhard Schätzlein/ Reinhold Albert: „Grenzerfahrungen 1945 Band 31: Reinhold Albert - Chronik von Un- Hanns Friedrich / Reinhold Albert, „Grenzer- bis 1971“, ISBN 3-86180-089-6, Verlag ter- und Oberebersbach, Herausgeber Ge- fahrungen 1945-1990“, /Mellrich- Frankenschwelle KG, 98646 Hildburg- meinde Niederlauer, Bad Neustadt, 2012. stadt, 1993 . Preis: 8 3 hausen Preis 19,80 3 Videoreihe Hanns Friedrich: Band 6: Leo W . Hamm, „Sagen, Geschichten Band 18: Reinhold Albert: Chronik von Herb- und Legenden aus dem Königshöfer Land“, Video 1: 1250 Jahre Bad Königshofen, stadt mit seinen Gemeindeteilen Ottelmanns- 3 Druck: Druckerei Schedel, Kleineibstadt, hausen und Breitensee, Kleineibstadt 2001, 1991 . 15 1994; Preis 10 3 3 Video 2: 550 Jahre Stadtpfarrkirche Preis 25 3 Band 7: Reinhold Albert, „Kriegsende 1945 Bad Königshofen,1993 . 10 Band 19: Gerhard Schätzlein/Reinhold Albert: Video 3: Der Todeszaun, 1994 . 10 3 und Nachkriegszeit im Königshöfer Grab- Grenzerfahrungen II 1972 – 1988, Bayern, feld“, Druck: Schunk Druck- und Verlags- Video 4: Beim frühen Morgenlicht: Hessen/Bezirk Suhl, Hildburghausen 2001, 50 Jahre Männerwallfahrt, 1995 . 15 3 GmbH, 1995; Preis 10 3 3 Preis 29,90 Video 5: Rhöner Advents- und Weihnachts- Band 8: Klaus Reder/Reinhold Albert, „Rhön Band 20: Michael Böckler: Die Schott von zeit, 1996 . 10 3 und Grabfeld im Spiegel der Beschreibungen Schottenstein im Grabfeld, Trappstadt 2003, Video 6: Das Geheimnis des Steinplatten- der Bezirksärzte Mitte des 19 . Jahrhunderts“, Preis 7,50 3 grabes, 1998 10 3 Druck: Druckerei Schedel, Kleineibstadt, Video 7: Das Gelübde – 1995; Preis 15 3 Band 21: Reinhold Albert: Ipthausen – eine Chronik, erschienen zum 250 . Jubiläum der Männerwallfahrt, 2000 10 3 Band 9: Michael Böckler, „Unbekanntes Wallfahrtskirche Mariä Geburt, Kleineibstadt Video 8: Als Zaun und Minen Menschen Ganerbendorf Trappstadt“ Druck: Druckerei 2004, Preis 22 3 trennten, 1999 . 12 3 Schedel, Kleineibstadt 1997; Preis 10 3 3 Band 22: Gerhard Schätzlein/Reinhold Al- Video 9: Die 12 Heiligen Nächte, 2000 . 10 Band 10: Detlev H . Pleiss/Leo W . Hamm: 3 bert/ Hans-Jürgen Salier: Grenzerfahrungen Video 10: Ratschen und Osterstorch, 2001 10 „Der Dreißigjährige Krieg im Königshöfer 3 III 1989/90 Bezirk Suhl – Bayern/Hessen, Video 11: Plantanz Eyershausen, 2002 10 Land - Königshofen unter der schwedischen 3 Hildburghausen 2005, Preis 32,903 Video 12: Johann Peter Herrlein, 2003 12 Besatzung 1631 - 1634“ Druck: Druckerei Video 13: Plantanz Oberessfeld, 2004 10 3 3 Band 23: Hanns Friedrich/Andrea Rückert: Schedel, Kleineibstadt,1997; Preis 10 Video 14: 1100 Jahre , 1999 15 3 Band 11: Fritz Köth, „Künstler aus dem Grab- Bildschönes Bad Königshofen, Kleineibstadt, 3 2006, Preis 15 3 Video 15: 500 Jahre Schmalwasser, 2006 . 10 feld - Erich Mutze, Willi Pflüger, Theo Dreher, Video 16: 950 Jahre , 2007 10 3 Band 24: Michael Böckler: Die Truchsesse von Ludwig Stolarski, Willy Ruß“ . Druck: Dru- Video 17: 150 Jahre Kolping ckerei Alfons Schedel, Kleineibstadt, 1997; Trappstadt 1317-1520, 2006; Glockentaufe in Bad Königshofen, 2007 10 3 Preis 1 3 Königshofen 1514, 2002 . Video 18: 750 Jahre Reyersbach, 2008 . 10 3 Band 12: Reinhold Albert: „Geschichte des Band 25: Andrea Rückert: Engel – Himmlische Video 19: In Gottes Namen Kapuzinerklosters und der Klosterkirche Bad Boten auf Erden, Kleineibstadt, 2006 . (Wallfahrt ), 2004 10 3 Königshofen i . Gr .“ Druck: Druckerei Alfons Band 26: Reinhold Albert: Chronik von Video 20: Mit den Füßen beten Schedel, Kleineibstadt, 1997; Preis 10 3 Rappershausen, Bad Neustadt 2007 (Wallfahrt Eyershausen), 2003 10 3 Nr. 19 · November 2011 Das Grabfeld Seite ­­­­­­­21

1943wurde ich geboren, wuchs im düsteren pärchen entstanden, das in seiner doppelten oder Spring-, Kraut-, Ursula-, Thiemarquel- Schatten der Grenze auf und hatte 40 Jah- Form, in Mittellage und Höhe etwas Beson- len oder den Quellhorizont Gespring am re lang nicht die leiseste Hoffnung auf eine deres ist. Südhang des Großen Gleichbergs mit allein freie, fröhliche Fahrt oder Wanderung nach An ihren Seiten blieb unter dem Schutz der 11 Brunnenschächten und 3 Brunnenstuben Römhild mit den Gleichbergen. schirmartigen Basaltdecken die ganze bun- mit Hochbehältern für Gleichamberg und 1990 sind wir bei leichtem Schneefall zum te Keuperschicht erhalten, die etwa 400m Linden, oder… Besuchstag nach Römhild gelaufen, haben dick war und so fast der ungefähren Höhe Dazu hat er noch eine Menge Bachquellen im Frühling am anspruchsvollen Gleichberg- der Gleichberge über dem heutigen Talbo- eingezeichnet, die höchsten nahe der 600-m- lauf teilgenommen, sind im Sommerstaub den entspricht. In schöner Konsequenz ent- Linie. Das Wassergewusel ist stellenweise so mit einer Schulklasse von Trappstadt zu den wickelte sich hier eine vielfältige Pflanzen- dicht, dass z.B. heute noch der eigentliche Gleichbergen gewandert und haben im dich- und Tierwelt, die von den Menschen genutzt Ursprung der Milz umstritten ist, wobei Stoi testen Herbstnebel die denkwürdige Nacht werden konnte. die beiden Krausebäche favorisiert. der Wiedervereinigung in Simmershau- Dazu passt eine hydrogeologische Antwort, Der Wasserreichtum lässt den Romantiker sen feuchtfröhlich gefeiert; dort hinter den denn Basalt ist nicht so gleichartig, wie in mir sogar von artesischen Grundwasser- Gleichbergen fühlten wir uns damals noch er auf den ersten Blick erscheint, sondern verbindungen zu Rhön und Thüringer Wald wie auf der abgewandten Seite des Mondes. ist unterschiedlich nach Tiefe und Art des träumen. Gert Stoi verdanke ich auch einen Seitdem habe ich in vielen einsamen oder Magma-Herdes, nach Art der Gesteine, die Einblick in die Nutzung dieses Wasserreich- geselligen Wanderungen auf und um die eingeschmolzen waren, bevor sie als Lava tums als Trinkwasser, zur Bewässerung von Gleichberge herum zu allen Jahreszeiten zu Basalt erstarrten, und nach dem Tempo Feldern und Gärten, für viele Mühlen und Freude und Erholung gefunden und habe der Abkühlung; so wurde selbst der härte- Hämmer und für den Fischfang; sogar ein mich immer wieder gefragt, warum die Men- ste Basalt in Jahrmillionen durch Spannun- Kanal wurde geplant, der die Wasserscheide schen hier zu allen Zeiten Schutz, Gebor- gen bei Wärmeperioden und Eiszeiten, bei zwischen den Werra/Weser und Saale/Main/ genheit und Kraft suchten, als könnte man Sommerhitze und Winterfrost, bei Wind und Rhein-Fließrichtungen überbrücken sollte, an den Gleichbergen die Schönheit und die Wetter angegriffen, bekam Risse, Schründe was aber am Widerstand der Einheimischen wertvollen Momente des Lebens festhalten. und Höhlungen; Regen und Schmelzwasser scheiterte. Eine geologische Antwort finden wir in den dringt ein, wird gespeichert und tritt pulsie- Eine mythologische Antwort finden wir in anschaulichen Berichten der Fördergemein- rend auf undurchlässigen Keuperschichten einigen schönen Beispielen, da die Mythe schaft Steinsburg in „Bikourgion“ 1989 als Hangschuttquellen wieder aus – ein Se- an den Gleichbergen lebt und immer weiter und in den hochwissenschaftlichen Unter- gen für Pflanzen, Tiere, Menschen. rankt: Weil die Gleichberger Kinder furcht- suchungen von Bernt Schröder von der Uni Vermehrt wird dieser Segen noch durch die los und scharfsinnig sind, gaben sie sich Bochum 2002: Demnach hat sich in jüngerer stärksten Niederschläge im Grabfeld an den mit der Erklärung der Eltern nicht zufrie- Erdgeschichte vor mehr als 10.000.000 Jah- Gleichbergen, die sich oft in dichte Nebel- den, dass die Babys vom Storch gebracht ren im Zuge von Vulkanismus und Tektoge- wolken hüllen; dann sagen die Einheimi- werden, da doch die Störche im Winter in nese weltweiter Erdkrustenbewegungen bei schen: „Die Gleichberge kochen, es wird fernen, warmen Ländern weilen. In Ihrer uns die Rhön gebildet und der abgetragene bald Suppe geben.“ Erklärungsnot erzählten die Eltern, dass die Thüringer Wald wieder hochgehoben. Da- Gert Stoi hat auf seinen Brunnenwanderun- Neugeborenen aus den schönen Brunnen zwischen riss eine Schar von sehr schmalen gen in liebevoller Feinstarbeit die Quellen, kommen. Der liebenswerte tüchtige Moh- Gängen (~1m breit) ein. In diesen Gängen Quellenmulden, Quellfäden, Quellhori- renapotheker Carl Kade beschrieb in einem quoll Magma hoch, es bildeten sich Schlote, zonte, Brunnenschächte, Brunnenstuben, einfühlsamen Gedicht, dass die Römhilder die oft schon im Muschelkalk stecken blie- Laufbrunnen, Rinnsale, Bäche, Flüsschen, Kinder aus dem „Klingelbrönn“ nixengleich ben, viele erreichten aber auch die Oberflä- Seen, Speicher, Hochbehälter und das geboren werden. che, Lava ergoss sich am Boden und erkalte- Waldschwimmbad des Gleichberggebietes Die Sage erzählt vom Riesen Milz. Der hatte te zu Basaltdecken. beschrieben, erklärt und auf eine übersicht- schon in grauer Vorzeit sein Revier im heu- Durch Abtragungen in den folgenden Jahr- lichen Karte dargestellt. Dabei unterschei- tigen Grabfeld, Thüringer Wald, in Rhön millionen hat sich die hügelige Grabfeld- det er namentlich allein 25 Quellen und und Haßbergen. Da er als Riese für seine mulde gebildet, wurden die harte Rhön, Brunnenstuben wie Schwan-, Hühner-, Del- geplagten, langen Glieder eine bequeme Ru- Thüringer Wald und auch die Haßberge her- phin-, Fuchsbrunnen oder Koch(s)-, Jäger-, hestatt brauchte, richtete er sich im Zentrum aus modelliert und an zwei eng benachbarten Schäfer-, Herrenbrunnen oder Grab-, Polter-, seines Reiches an den Gleichbergen auf den Basalthärtlingen ist auch unser Gleichberg- Kindleins-, Schnuller-, Laub-, Sandbrunnen Waldpolstern sein Lager her. Da ihm seine

Die beiden Gleicherberge, fotografiert von Georg Leupold (Foto Hemmerich) im August 2012 aus seinem Heißluftballon. Seite ­­22 Das Grabfeld Nr. 20 · Dezember 2012

Kurwürde hüten, aber ein unbekannter Zei- gefinger in den Staub der Jahrhunderte ge- schrieben hat: „ Sic transit gloria mundi.“ Kein frisches Blütensträußchen oder freies Lied tröstet das beklommene Herz, während der unauffällige, steinerne Frosch an einer Netzrippe der südlichen Decke jedem Besu- cher sein Rätsel aufgibt… Im 16. Jahrhundert sterben die Henneber- ger aus und die Kraft Thüringens schwin- det: Sächsische Farben mischen sich überall ein, auch in der Römhilder Glücksburg, ein Grund mehr für die fränkischen Fürstbi- schöfe in Würzburg, ihren Stadtstützpunkt Königshofen zur Festung auszubauen. 300 Jahre Festungszeit mit bizarrer Besatzung, sehr später Kaserne und zwei brisanten Be- setzungen durch Schweden und Franzosen; im 19. Jahrhundert die „liebevolle“ Einver- leibung nach Bayern und die Auflassung: Die Festung als Steinbruch. Nach den bei- Das Gleichbergkreuz grüßt weit ins Land. den Weltkriegen das Glück des aufblühen- den Gewerbes, der vielen Schulen und der Erdmutter Gaia geraten hatte, den Kopf hoch ten im Mondlicht durch Hohlwege von den Baderhebung 1974. und die Beine noch höher zu legen, formte Gleichbergen zu Tale brachten. Hans Spör- In all den spannenden Jahrhunderten pfleg- er sich den südlichen Gleichberg zurecht, so lein soll eines Feiertags mit seinen Rössern ten unsere Bevölkerungen viele freundliche, dass er höher, größer und sanfter wurde als und einem Fass Wein auf dem Fuhrwerk zur dauerhafte Kontakte zueinander, nur un- sein nördlicher Zausel-Zwillingsbruder. So Steinsburg aufgebrochen sein, sich dort oben terbrochen durch die düstere Zeit des „Ei- lag er mit Rücken und Kopf an der kleineren trunken getrunken haben und dann mit Ross serenen Vorhangs“, während Römhild von Steinsburg, die Beine hoch auf dem großen und Wagen heil über die Steinrücken ins Tal Volksarmisten und Rotarmisten strotzte, und Gleichberg, blinzelte tagsüber in die Sonne gerumpelt sein. Hans Spörlein aber konn- Königshofen zur Garnisonstadt aufgerüstet und schaute nachts in den südlichen Ster- te nur auf einem Auge sehen, wie der Gott wurde. nenhimmel, wo er Zwiesprache mit seinen Wotan, ebenso ihre Rösser. Aber heute ist es für freundliche Königshöfer Göttern hielt. Sobald er Durst bekam, schlug Eine historische Antwort erhalten wir teil- wieder leicht, gute Kontakte in ihre Partner- er mit dem Ende seines riesigen Stabes weise, wenn wir die Städteentwicklung von stadt an den Gleichbergen zu knüpfen: z.B. nach Lust und Laune an die Berge und dort Römhild und Königshofen in wesentlichen zu Gert Stoi, dem treuen, kundigen Wächter entsprangen Quellen mit klarem frischen Zügen vergleichen: Schon in der Frühzeit im Steinsburgmuseum und seiner eifrigen, Wasser, und in der Gegend, wo die Milz darf man starke Gemeinsamkeiten anneh- freundlichen Frau oder mit Horst Worliczek, entspringt, entstanden besonders viele Quel- men, da bronzezeitlichen Siedlungen in der dem Freund der Gleichberge, der mit seinen len, so dass der eigentliche Ursprung des Grabfeldmulde und auf dem Großen Gleich- Schülern Streuobstwiesen am Hartenberg Flüsschens nicht eindeutig festgelegt werden berg nachgewiesen sind, später die Kelten angelegt hat, mit seinen Steinsburgfreunden kann. An den feuchten Berghängen, beson- auf der nördlichen Haßbergnase und auf dem und dem rührigen Karnevalsverein Brun- ders um die Quellaustritte herum wächst Kleinen Gleichberg siedelten und germani- nen restauriert, Lehrpfade und Wanderwege heute noch das Milzkraut – Das Geheimnis sche Ursiedlungen ab dem 3. Jahrhundert wartet. Er hat auf einer Wanderung meinen im Zaubertrank des Riesen… in unseren Städtebereichen lagen. Nach der Blick für die Schönheit der Gleichberge ver- Als sich Menschen in unserer Region ansie- Schlacht an der Unstrut folgte die Christia- tieft, mir aber auch behutsam die schlimmen delten, wurde der gutmütige, grobe Riese nisierung der ganzen Region. Die „Start- Ereignisse am Großen Gleichberg von 1943- Milz öfter um Hilfe angerufen. Eines Tages schüsse“ für unsere Städte fielen im gleichen 45 erklärt, als die Idylle missbraucht wurde, hatte er freche, faule Buben in seinem Sack Zeitraum: Die 1. Urkunde von Königshofen Gefangene im Steinbruch schwer schikaniert gesammelt und wollte sie in die raue Rhön geht auf das Jahr 741, die von Römhild auf und 70 entkräftete Männer im Sandstollen bringen, doch die Buben konnten durch ein das Jahr 800 zurück. Die Stadtrechte wie tückisch ermordet wurden… …z.B. mit geschlitztes Loch abspringen: Einer gleich Marktrecht, Eigenverwaltung, Mauerbau Christine vom gleichnamigen Café am Röh- bei den Wiesen, einer gleich am Berg, einer und kleine Gerichtsbarkeit gehen auf die Zeit renbrunnen, die einem Gast gerne ihre Ord- bei den Linden, ein anderer bei den Eichen, um 1300 zurück. Stadtherren in Königshofen ner mit Römhilder Ereignissen zeigt… oder einer hinters Feld, einer am breiten See, waren um diese Zeit die Henneberger, deren mit Thomas Franz, der in den letzten Jahr- ein anderer an der Milz, und so fort… Als Zweig auch über Römhild auf dem Harten- zehnten etliche Gipfel im Himalaya, in den der Riese viel später den Verlust bemerkte, berg regierte. In Königshofen war meist nur Anden und in Afrika bestiegen hat. Er hat suchte er die Ausreißer, fand aber zu seinem ein Tor von drei, später vier Toren geöffnet. sich oberhalb von Gleichamberg neben der Erstaunen um die Gleichberge einen bunten Römhild hatte zwei Tore in Nord-Süd-Rich- Kultwirtschaft „Maschine“ eine urgemüt- Kranz von neuen, sauberen, freundlichen tung. Die beiden Hauptkirchen wurden spät- liche Berghütte eingerichtet, in der er auch Dörfern, in denen tüchtige Menschen sinn- gotisch im 15. Jahrhundert erbaut. In Röm- gerne gelegentlich Wandersleute bewirtet. volle Arbeiten verrichteten. Dem Riesen hild als Stift mit 12 Priestern. Vor einigen Jahren hat er mit Kameraden wurde es aber hier zu eng und er trollte sich Es gibt auch Unterschiede: Die Henneberger ein massives Holzkreuz gezimmert und am grummelnd in einsame, östliche Gebirge. zogen im 15. Jahrhundert in die Stadtmauern „Frankenblick“ aufgestellt. Die Sage erzählt von Hans Spörlein aus Röm- von Römhild in das neue Schloss Glücksburg August 2012: Die weiten Getreidefelder an hild. Das war einer jener furchtlosen Fuhr- um, wobei sie ihre alte Burg auf dem Harten- den Gleichbergen sind abgeerntet; das Gold männer, die im Sommer mit ihren Rössern berg als Steinbruch benutzten: Römhild war der Strohballen und Stoppeln, das Grün die Waren weite Strecken über Stock und lange Zeit Residenzstadt. Das zeigt sich auch der Weiden und die ziegelroten Dorfdächer Stein fuhren – Räubern und Gaunern, Hitze heute in der Stiftskirche, wo im graugrünen leuchten unter der Glut der Sommersonne. und Staub, Wind und Wetter zum Trotz, die Dämmerlicht hinter tonnenschweren Grab- Einzelne mächtige Quellwolken türmen sich bei Eis und Schnee zur besten Schlagzeit mit platten, Epitaphien und in einem wuchtigen am stahlblauen Himmel, aus der Ferne leich- den Pferden die Baumstämme hoch im Wald bronzenen Prunksarg die Hornhülsen der tes Grollen von Gewitterdonner, aber die rückten und sie noch zur Nacht auf Schlit- Henneberg-Hirschkäfer ruhen, ihre goldene Gleichberge sind frei. Nr. 20 · Dezember 2012 Das Grabfeld Seite ­­­­­­­23

Serie (1) „Grabfelder Persönlichkeiten einst und jetzt“ ist eine Initiative der Kommunalen Allianz Fränkischer Grabfeldgau in Zusammenarbeit mit dem Verein für Heimatgeschichte im Grabfeld e.V. sowie Mainpost und Rhön-Saale-Post.

CHARLOTTE VON KALB (* 1761, + 1843) innige Freundschaft zwischen Charlotte und dem Dichter Jean Paul. Charlotte konnte sich Schiller, den Charlot- schmeicheln, durch ihre Vermittlung Goethe te 1784 kennen lernte, und Schiller zu Freunden zusammengeführt verband sie eine innige zu haben. Seelengemeinschaft. Nachdem das Gut in Waltershausen und der Nachdem Major Hein- dazu gehörige Besitz wegen unglücklicher rich von Kalb seinen Spekulationen in Verlust gerieten, übersie- Dienst quittierte, nahm delte Charlotte 1804 nach Berlin. 1806 er- die Familie Wohnsitz in schoss sich Ehemann Heinrich in aussichtlo- Waltershausen, wo sich ser Situation. Charlotte der Erziehung 1810 fand Charlotte im Berliner Schloss ein ihrer Kinder Friedrich bescheidenes Asyl. Mit ihrer Tochter Edda und Edda widmete. Auf lebte sie in verschämter Dürftigkeit. Trotz- Empfehlung Friedrich dem fand sie auch zu dieser Zeit viele Freun- Schillers holte sie 1793 de, wie die Philosophen Fichte, Humboldt den Dichter Friedrich u.a. Hölderlin (1770–1843) Charlotte von Kalb starb 1843. Auf dem als Erzieher für ihren Dreifaltigkeitskirchhof II in Berlin-Kreuz- Sohn. berg fand sie in einem noch heute erhaltenen Im „sorgenfreien, stil- Ehrengrab ihre letzte Ruhe. Die Inschrift len Waltershausen“ darauf lautet: schrieb Hölderlin sei- „Ich war auch ein Mensch, sagt der Staub. nen „Hyperion“. Hatte Ich war auch ein Geist, sagt das All.“ Charlotte früher den Charlottes einziges Enkelkind Henriette jungen Schiller geför- Franziska, Tochter des von Friedrich Hölder- dert, so machte sie jetzt lin erzogenen Friedrich von Kalb, starb ohne Hölderlin mit ihren al- Nachkommen 1870. Damit starb die Familie ten Freunden Herder, aus. Porträt Charlotte von Kalbs; Wittumspalais Weimar Wieland und Goethe Reinhold Albert, Kreisheimatpfleger bekannt. Indessen geriet Ohne je selbst eine Zeile geschrieben zu ha- unter der untreuen Hand von Johann und Literatur ben, ging Charlotte von Kalb in die Literatur- Heinrich von Kalb ihr Besitz immer mehr in geschichte ein. Sie ist als guter Stern des jun- Gefahr. Lebendig im Schloss Waltershausen Arthur Kreiner: Schillers und Hölderlins gen Friedrich Schiller, intime Freundin Jean begraben, wechselte Charlotte von Kalb mit Freundin. In: Frankenspiegel 1950. Hans Pauls und mütterliche Förderin Friedrich fast allen großen Deutschen der damaligen Kleiner: Eine große Frauengestalt. In Hei- Hölderlins unvergessen. Charlotte Sophia Zeit Briefe. Schließlich entspann sich eine matjahrbuch Rhön-Grabfeld, 1995, S. 237. Juliana Marschalkin von wurde 1761 auf Schloss Waltershausen im Grabfeld geboren. Mit 7 Jahren verlor sie ihren Vater, mit 8 ihre Mutter und 1782 starb ihr einzi- ger Bruder Friedrich Christian August mit 22 Jahren als letzter männlicher Abkömmling der Waltershäuser Marschalke bei einem Duell. Charlottes Vormund Freiherr von Stein hielt Umschau nach einem Verwalter – und traf eine unglückliche Wahl, und zwar den entlassenen Weimarer Kammerpräsiden- ten Johann von Kalb. Von ihm sagte Johann Wolfgang von Goethe, er habe sich „... als Mensch abscheulich aufgeführt“ und Fried- rich Schiller, er lebe „... auf einem äußerst ungewissenhaften großen Fuß mit fremden Gelde.“ Kalb wählte Charlottes Schwester, Eleonore, zu seiner Gemahlin. Auf sein Drängen heiratete sein Bruder Heinrich von Kalb 1783 Charlotte. Es war eine freudlose Ehe, die später mehrmals zu scheitern drohte. Sie war eine außergewöhn- lich schöne und kluge Frau, die mit fast al- len großen Deutschen der damaligen Zeit in regem Briefwechsel stand. Mit Friedrich Grabmal Charlotte von Kalbs in Berlin-Kreuzberg; Verwaltung des Dreifaltigkeitskirchhofs II Seite ­­24 Das Grabfeld Nr. 20 · Dezember 2012

Serie (2) „Grabfelder Persönlichkeiten einst und jetzt“ ist eine Initiative der Kommunalen Allianz Fränkischer Grabfeldgau in Zusammenarbeit mit dem Verein für Heimatgeschichte im Grabfeld e.V. sowie Mainpost und Rhön-Saale-Post.

im Diözesanrat. Weiter war er acht Jahre Leo W. Hamm (* 1926) Schöffe am Schöffengericht Schweinfurt. Leo W. Hamm war und ist auch in Vereinen, chen und heimatkund- die sich für die Heimat engagieren, an maß- lichen Beiträge in den geblicher Stelle tätig, war einige Jahre Vor- einschlägigen regiona- sitzender des Rhönklub-Zweigvereins Bad len und überregionalen Königshofen und Vorstandsmitglied im Ver- Publikationen. Sein be- ein für Heimatgeschichte im Grabfeld, wo er sonderes Interesse galt zusammen mit dem Verfasser die Schriftlei- neben der Erforschung tung des Heimatblatts „Das Grabfeld“ inne des Lebens der hl. Elisa- hat. beth von Thüringen der Alle kennen ihn als einen Mann, der Wärme reichen Sagenwelt des und unendlich viele Ruhe ausstrahlt, der sehr Grabfelds, was insbeson- geduldig ist und weder Neid und Selbstsucht dere durch die Heraus- kennt. Was Leo W. Hamm aber insbesonde- gabe dreier Bücher über re auszeichnet, ist seine überaus freundliche Sagen und Legenden und hilfsbereite Natur. deutlich wird. Es würde Dieses von großem Vertrauen geprägte Mit- den Rahmen sprengen, einander der Heimatgeschichtsfreunde ist alle Veröffentlichungen, sicherlich einer der Hauptgründe, dass es die stets von Sachkennt- neben dem Grabfeld kaum eine Gegend gibt, Leo W. Hamm (2. v. l) zusammen mit Ehefrau Helene Hamm, Kultur- nis und vor allem von der in der so viel heimatgeschichtliches Engage- referent Josef Kuhn und Bürgermeister Clemens Behr 1991 bei der Liebe zur Heimat zeu- ment vorhanden ist. Dokumentiert wird dies Vorstellung seines Werkes „Der Königshof im Grabfeld“. gen, aneinander zu rei- insbesondere durch die überaus erfolgreiche Foto: Hanns Friedrich hen. Zu Leo W. Hamms „Schriftenreihe des Vereins für Heimatge- vielfältigen Tätigkeiten schichte im Grabfeld“. Seit 1989 bis heute gesellten sich insbeson- erschienen in dieser Reihe bereits über 30 Leo Walter Hamm aus Bad Königshofen dere unzählige Vorträge und Führungen. Bücher. hat sich im Grabfeld und darüber hinaus Doch nicht nur der Erforschung der Leo W. Hamm und seine Ehefrau Helene überaus große Verdienste erworben. Ob die- Geschichte seiner neuen Heimat galt sind mittlerweile von ihrem Haus in Mer- ses beispielhaften Engagements erhielt er Hamms außerberuflicher Einsatz. Er war in kershausen in ein Haus für betreutes Wohnen zahlreiche Ehrungen, so u.a. 1998 den erst- den 1950er Jahren auch einige Zeit als eh- in Bad Königshofen umgezogen. Ihr beson- mals verliehenen Kulturpreis Grabfeld des renamtlicher Archivpfleger im Altlandkreis derer Stolz ist ihre immerhin 21 Personen Vereins für Heimatgeschichte im Grabfeld, Königshofen i. Gr. tätig und engagierte sich umfassende Großfamilie. die Bundesverdienstmedaille, die „Justus- im kirchlichen Bereich, so z.B. seit 1979 als Schneider-Medaille“ des Rhönklubs sowie Gottesdienstleiter und langjähriges Mitglied Reinhold Albert, Kreisheimatpfleger die „St.-Bruno-Medaille“ der Diözese Würz- burg. Hamm wurde 1926 in Brüx im Sudetenland (heutiges Tschechien) geboren, das er nach dem 2. Weltkrieg verlassen musste. Er fand in der Heimat seiner späteren Ehefrau He- lene, dem Königshöfer Grabfeld, eine neue zweite Heimat. 1948 absolvierte er die erste Lehramtsprüfung, 1952 die zweite. Bis 1970 war Hamm als Lehrer, Oberlehrer, Hauptleh- rer, dann als Rektor in Breitensee, Kleineib- stadt und im Raum Schweinfurt tätig. Wäh- rend dieser Zeit (12 Jahre) engagierte sich der tüchtige Schulmann als Seminarleiter in der Lehrerausbildung. Von 1970 bis 1979 war Leo W. Hamm Schulrat, Oberschul- rat und Schulamtsdirektor am Staatlichen Schulamt im Landkreis Aschaffenburg, ab 1979 bis zu seiner Pensionierung 1985 Lei- ter des Staatlichen Schulamtes im Landkreis Rhön - Grabfeld. Schon in jungen Jahren interessierte sich Leo W. Hamm insbesondere für die Heimatge- schichte dieses geschichtsträchtigen Gebiets zwischen Rennsteig und Rhön. Bereits ab Leo W. Hamm mit dem Verfasser dieses Beitrags vor der stolzen Reihe der bisherigen 1949 finden sich seine heimatgeschichtli- Veröffentlichungen des Vereins für Heimatgeschichte im Grabfeld. Foto: Regina Vossenkaul Nr. 20 · Dezember 2012 Das Grabfeld Seite ­­­­­­­25

Am 2. Dezember 2012 wird im Archäologischen Zweigmuseum in Bad Königshofen eine vom Verein für Heimatgeschichte im Grabfeld und dem Gymnasium Bad Königshofen initiierte Son- derausstellung zur Geschichte der Juden im Grabfeld eröffnet, die bis 25. Februar 2013 zu sehen sein wird. Damit verbunden ist eine Ausstellung über eine jüdi- sche Mädchenschule in Wolfrats- hausen, die auch von zahlreichen jüdischen Mädchen aus der Rhön und dem Grabfeld besucht wur- de. Bei zahlreichen Begleitver- anstaltungen wird das Thema Geschichte der Juden in unserer Heimat näher beleuchtet. Ober- studienrat Rainer Seelmann fer- tigte diese Fotomontage, die zeigt, wie die 1904 errichtete und in den fünfziger Jahren abgebrochene Synagoge in unseren Tagen das Stadtbild von Bad Königshofen bereichern würde.

Arthur Hofmann Verein für Heimatgeschichte Blindekuh im Grabfeld e.V. Bein Bliendaküehles als halwa Kinner Museumspädagogisches Zentrum (MPZ) nou, Höm mir zwää uns ümmer gsöchd im Vorgeschichtsmuseum Bad Königshofen i. Gr. und gfunna. Ich, Bliend höm mir uns verschdanna. Langa Joahr. geb. am: Und etz schlabbsd mit sou an Doldi rüm. Du bist wergli a blienda Kuah. erkläre hiermit, daß ich dem Verein für Heimatgeschichte im Grab- feld e.V. / Museumspädagogischen Zentrum (MPZ) bis auf schrift- Aus: Zammgekährda Gedankn, 1998 lichen Widerruf als Mitglied beitrete.

Mit der Satzung und dem Mitgliedsbeitrag von 20,- Euro jährlich Otto Schulz bin ich einverstanden.

Mein Sommer Anschrift: Vom Berg ich niedersteige, der Abend zieht durch‘s Feld. Straße, Hausnummer Mein Sommer geht zur Neige. Ein herrlich‘ Stücklein Welt. Postleitzahl/Wohnort Von so viel Freud‘ umschlossen und von Geborgenheit, Telefon-Nummer von Sonne übergossen, die Seele ganz befreit. Bankverbindung: Zieh‘n weiße Nebelschwaden aus dunklem Grund herauf. Konto-Nummer: Bankleitzahl Traum werden nun die Taten- vergang‘ner Zeiten Lauf. Kreditinstitut Mein Sommer geht zur Neige, das Feld liegt brach und leer. Ich wand‘re still und schweige, Ort/Datum harre der Wiederkehr. Aus: Aus der Ernte eines Lebens. Unterschrift Seite ­­26 Das Grabfeld Nr. 20 · Dezember 2012 Die Maurermeister und Steinmetzfamilie Bader aus Sternberg und Gabolshausen Aub nachweisen. An dieser Stelle komme ich Daniela Schedel M.A., gebürtig aus Klein- auf Johann Adam Bader zurück, der aus der eibstadt, erstellte in den neunziger Jahren heimischen Steinmetzfamilie Bader kommt. im Auftrag des Bezirks Unterfranken eine Im Laufe der Zeit könnte aufgrund von mehrere Ordner umfassende Dokumentati- Unwissen aus dem eingemeißelten Namen on mit dem Titel „Ländliche Kleinmeister „Bader“ der Name „Botter“ entstanden im nördlichen Unterfranken“. Darin be- sein. Dafür sprächen die unterschiedlichen leuchtete sie Arbeit und Leben zahlreicher Schreibweisen von „Bader“, die in den ver- Schöpfer von Bildstöcken aus der Rhön und schiedenen archivalischen Quellen zu finden dem Grabfeld, so u.a. der Steinmetzfamilie sind, die in Gabolshausen bzw. in Sternberg Bader, die ihre Wurzeln in Sternberg hatte heimische Handwerkerfamilie Bader und und dann nach Gabolshausen zog. Bezirks- das Geburtsjahr 1752 des Steinmetz Johann heimatpfleger Prof. Dr. Klaus Reder stellte Adam Bader. Dieser wäre bei der Herstellung der Schriftleitung freundlicherweise die des Denkmals 27 Jahre alt gewesen. Die vorzügliche Arbeit zur Verfügung. trikel können im Diözesanarchiv Würzburg Vermutung, es könne sich um eine veränderte ca. 30 Mitglieder der Familie Bader ermittelt Namensform von Bader handeln, hielt auch Daniela Schedel M.A. werden. der mittlerweile pensionierte Bauoberrat Ru- In den Matrikelbüchern von Gabolshausen dolf Kutz vom Bayerischen Landesamt für Aus der Sternberger Familie Bader gin- lässt sich der Name Bader ebenfalls sehr Denkmalpflege, Schloss Seehof, für stichhal- gen während des 18. Jahrhunderts häufig finden. Besonders interessant für mei- tig und weiterführend. zahlreiche Baumeister, Maurermeister und ne Forschungen waren die Namen, bei denen Eine weitere Verbindung zur Familie Bader Steinmetze hervor. Mit Namen sind u.a. be- sich die Berufsbezeichnung „lapicida“, also ergibt sich eventuell im Zusammenhang mit kannt der Maurermeister Martin Bader, der Steinmetz, feststellen ließ. dem Rokokobildstock, der ursprünglich in in der Turmknopfurkunde am Schloss Hild- Am 1. Juni 1752 wurde Johannes Adam, der Ortsmitte von Gabolshausen stand und burghausen erwähnt wird, der Baumeister Sohn des Steinmetzen Johannes Bader aus heute im Diözesanmuseum in Astheim bei Johann Martin Bader, der mit dem Neubau Sternberg und seiner Ehefrau Margaretha Volkach aufbewahrt wird: Die Sockelin- der Kirche in Stadtlauringen beauftragt wur- geb. Raab aus Gabolshausen geboren und schrift des Bildstocks ist heute nur noch auf de, Johann Bader, der 1764 die Kirche in getauft. Am 20. Februar 1775 heiratete des- einem alten Foto zu lesen, das für die Ver- Reckertshausen errichtete, Andreas Bader, sen Sohn Petrus Bader die ehrbare Jungfrau öffentlichung in der Kunstdenkmäler-Reihe der im 18. Jahrhundert die Kirchen in Um- Eva Ludwig, Tochter des Andreas Ludwig erstellt wurde. Dort heißt es: „Diesie Billtnus merstadt und Marisfeld bei Themar baute, aus Thüngersheim und seiner Ehefrau Appo- had carl albert und petter polder aufgericht und Johann Jacob Bader, der als Maurer lonia, geborene Waexer aus Gabolshausen. im Jahr 1767“. beim Neubau der Kirche von Kleinbardorf Sohn Peter hatte wie sein Vater den Beruf Bei dem Künstler, der hier mit dem Gabols- mitarbeitete. Anhand der Sternberger Ma- des Steinmetz erlernt. Er heiratete 1775 in häuser Bildhauer Karl Albert zusammenge- Gabolshausen Eva Ludwig. arbeitet hat, könnte es sich um Peter Bader, Über den Beruf des zweiten Sohnes von den Sohn des Johannes Bader und Bruder Johann Adam Bader, der am 1. Juni 1752 des Johann Adam Bader handeln. Er wird getauft wurde, ist aus den Matrikelbüchern in Matrikeleinträgen als „lapicida“, also als leider nichts zu erfahren. Man kann jedoch annehmen, dass auch er diesen Beruf ergrif- fen hat. So ließe sich eine Verbindung zum Tabernakelbildstock an der Friedhofsmauer in Gabolshausen herstellen, dessen Schöpfer sich mit seinem Namen im Aufsatz verewigt hat: Auf der Schrifttafel ist der Name „Jo- han Atam Botter“, die Berufsbezeichnung „Steinhauer Gesel“ und das Entstehungsjahr ,,1779“ zu lesen. Als Heinrich Mehl an seiner Dissertation arbeitete, scheint die Inschrift stark verwittert gewesen zu sein, denn er entziffert nur die Worte „Johann ... Botter Steinhauer Oesel“1. Er ist sogar unsicher, ob der Name des Bild- hauers „Botter“ oder „Oesel“ ist 2. Leider wurde diese Leseweise in der Literatur immer wieder übernommen, so dass es bisher nicht möglich war, den tatsächlichen Namen dieses kunstfertigen Meisters zu ermitteln. Im Folgenden seien einige Überlegungen angeführt, die vielleicht auf die richtige Spur führen könnten: Die Inschrift muss Ende der Der Rokokobildstock, der ursprünglich in der sechziger Jahre stark verwittert und deshalb Ortsmitte von Gabolshausen stand und heute schwer lesbar gewesen sein. Bei den inzwi- im Diözesanmuseum in Astheim bei Volkach schen erfolgten Restaurierungen kann der aufbewahrt wird, trug einst die Sockelin- Name des Künstlers immer mehr verlorenge- schrift: „Diesie Billtnus had carl albert und gangen sein. Der Name „Johann Adam Bot- Flurdenkmal in Aub. Es entstand 1760 und petter polder aufgericht im Jahr 1767“. Die ter“, der heute zu lesen ist, lässt sich weder in zeigt im Inneren ein Bild der Maria Imma- Fotografien entstanden um 1910. Gabolshausen noch in der Nachbargemeinde culata. Nr. 20 · Dezember 2012 Das Grabfeld Seite ­­­­­­­27

Tabernakelbildstock an der Friedhofsmauer in Gabolshausen von 1779 einst …

Steinmetz bezeichnet. Für die Zusammenar- beit mit Karl Albert könnte auch der Hoch- zeitseintrag des Bildhauers Albert sprechen. Als Trauzeuge wird hier nämlich ein Georg Adam Bader aus Gabolshausen aufgeführt. Dies könnte auf eine Beziehung der beiden Familien hinweisen. An dieser Stelle möchte ich noch ein- mal auf den Tabernakelbildstock an der Friedhofsmauer von Gabolshausen zu sprechen kommen: der geschwungene Sockel wies einst eine lange Inschrift auf, die auf der historischen Aufnahme teilweise noch zu erkennen ist. Folgende Worte konnte ich entziffern: „JOHANN GEORG GEISLER SCHULTHEIS - JESUS DU SOHN DAVIDS (?) ERBARME DICH … und in unseren Tagen MEINER DER DU FÜR MICH AN KREUZ wohl einst zu lesen: „Gnatenbilt zu Maria GESTORBEN BIST ICH DRAGE EIN HERZ- einsiedeln in der Schweiz“4. Auf der gegen- ImpressumImpressum LICHES MITLEHEN MIT DEINER GRAU- überliegenden Seite ist ein Kelch mit einer SAMEN MARDER UND DEINE ...“ Als Hostie zu sehen. Stifter wird in der Inschrift Johann Georg Der Tabernakelbildstock in Gabols- Herausgeber: Geisler genannt. Im Inneren des Denkmals hausen zeichnet sich nicht nur durch die erscheint auf der rechten Seite das Gnaden- Verein für Heimatgeschichte im ausgefallenen Motive, sondern auch Grabfeld e .V . und Museumspädago- bild der Maria Einsiedeln in der Schweiz3 Auf durch die reichen Schmuckformen aus. gisches Zentrum Bad Königshofen der darunter liegenden Schriftkartusche war Heinrich Mehl hält das Denkmal nicht zu Unrecht für eines der besten seiner Art im Redaktion: Grabfeld. Reinhold Albert (Sternberg); Ähnliche Merkmale weist ein Denkmal im Leo W . Hamm (Bad Königshofen) benachbarten Aub auf. Es entstand laut In- schrift im Jahr 1760 und zeigt im Inneren ein Fotos: Bild der Maria Immaculata. Die Beschriftung Reinhold Albert lautet: „DU BIST GANTZ SCHÖN MEINE und Privat LlBSTE AN DIR IST KEIN MACKEL“ Auch an diesem Altar war einst eine ausführliche Satz und Gestaltung: Sockelinschrift angebracht, die heute leider dta-fotosatz (Alsleben) zugeputzt ist. Möglicherweise hätte man aus dieser Inschrift neue Erkenntnisse gewinnen Druck: können. Druckerei Seifert (Untereßfeld) 1 Mehl, Heinrich: Bildstöcke im nördlichen Unterfranken, 1969, S . 78 . Auflage: 2 Mehl, ebd ., S . 79 7 .500 Exemplare Schrifttafel auf dem Aufsatz mit der Inschrift: 3 Mehl, ebd ., S . 78 Johan Atam Botter Steinhauer Gesel1779. 4 Mehl, ebd ., S . 133 Seite ­­28 Das Grabfeld Nr. 20 · Dezember 2012

Verein für Heimatgeschichte im Grabfeld e.V. spendierte Tafeln Gedenktafeln in Höchheim erinnern an den Besuch Friedrich Schillers Reinhold Albert

Als sich der berühmte Dichter Friedrich Schiller 1787 endgültig aus der Gegend des Meininger Umlandes verabschiedete, be- suchte er nicht nur seine Gönnerin Henriette von Wolzogen in Bauerbach, sondern mit deren Tochter und Sohn die Adeligen der Umgebung auf ihren Gütern. Alfred Freiherr von Wolzogen berichtete in seinem 1858 herausgegebenen Familien-Papieren über Schiller, dass der Dichter zusammen mit der Wolzogen’schen Familie „... das patri- archalisch-schlichte von Bibra’sche Haus in Höchheim besuchte und am 5. Dezember 1787 nach Weimar zurückreiste.“

Der Weimarer Geschichtsforscher Georg Martin Brückner schrieb 1856 in seinem Buch „Schiller in Bauerbach“ über diese Verabschiedungsreise.: „Nachdem er mit der Familie von Wolzogen in der fränkischen Gegend noch das Gut Höchheim, wo eine edelmännische Familie mit fünf Fräulein, zusammen zehn Personen wohnten, welche die alten Patriarchen- und Ritterzeiten wie- der aufleben ließ, reiste er von Meiningen Pfarrerin Beate Hofmann-Landgraf, Gerhard Lipfert und Peter Reutelshöfer zusammen mit den über Rudolstadt nach Weimar zurück.“ beiden Vereinsvorsitzenden Hanns Friedrich und Reinhold Albert bei der offiziellen Übergabe der Gedenktafeln. Dieser Besuch Friedrich Schillers, auf wel- chen uns Peter Ziegler aus Bad Kissingen „Das Grabfeld“ erscheint einmal jährlich aufmerksam machte, ist bisher im Grabfeld weitgehend unbekannt. Mit einer Erinne- mit finanzieller Unterstützung folgender rungstafel in Höchheim, spendiert von un- Institutionen Firmen und Verbände: serem Verein für Heimatgeschichte, wird der Besuch des berühmten Schriftstellers 1787 gewürdigt. Sie hat folgenden Text:

Zur Erinnerung: Der berühmte deutsche Dichter Friedrich Schiller (1759 – 1805) besuchte im Dezember 1787 in Höch- heim die Schlossherren von Bibra.

An die Umfassungsmauer des sog. Neuen Schlosses am Hoftor wurde zudem eine Tafel angebracht, in der die Geschichte des denkmalgeschützten Bauwerks kurz erläu- tert wird. Diese Text lautet:

Das sog. Neue Schloss wurde 1708 unter Friedrich Caspar von Bibra erbaut und nach 1762 unter Karl von Bibra vergrößert. Über dem Torbogen: Ehewappen Bibra - Uttenhoven und die Jahreszahl 1769. Sparkasse Nunmehr befindet es sich in Besitz des Bad Neustadt a. d. Saale Sozialwerks SALEM.