Rainer Schmitz, Professor Dr. Benno Ure Wie Mozart in Die Kugel Kam Kurioses Und Überraschendes Aus Der Welt Der Klassischen Musik
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Leseprobe Rainer Schmitz, Professor Dr. Benno Ure Wie Mozart in die Kugel kam Kurioses und Überraschendes aus der Welt der klassischen Musik »Die Stichworte sind alle originell gewählt und verführen zum Lesen. Lohnenswert.« RBB, »Kulturradio am Morgen« Bestellen Sie mit einem Klick für 20,00 € Seiten: 1168 Erscheinungstermin: 23. April 2018 Mehr Informationen zum Buch gibt es auf www.penguinrandomhouse.de Inhalte Buch lesen Mehr zum Autor Zum Buch Macht Mozart klüger? Überraschende Antworten auf wirklich alle Fragen aus der Welt der Musik Wurde Mozart ermordet? Wie gelangte Bruckners Brillenglas in Beethovens Sarg? Und wer um alles in der Welt war Elise? Mit großer Lust am Abseitigen und Kuriosen haben Rainer Schmitz und Benno Ure in jahrelangen Recherchen viel Wissenswertes und Überraschendes ans Tageslicht gebracht. Ein Buch, das zum Schmökern, Staunden und Entdecken einlädt – im Siedler Verlag unter dem Titel »Tasten, Töne und Tumulte« erschienen. Autor Rainer Schmitz, Professor Dr. Benno Ure Rainer Schmitz, geboren 1950, war Kultur- und Literaturredakteur u. a. beim Magazin der »Süddeutschen Zeitung« und beim »Focus«. Er ist Autor und Herausgeber zahlreicher Bücher, darunter der Bestseller »Was geschah mit Schillers Schädel? Alles, was Sie über Literatur nicht wissen« (2006). Rainer Schmitz und Benno Ure WIE MOZART IN DIE KUGEL KAM Kurioses und Überraschendes aus der Welt der klassischen Musik Pantheon 3332_55371_Schmitz_Titelei.indd32_55371_Schmitz_Titelei.indd 3 006.03.186.03.18 14:2814:28 Die Originalausgabe erschien 2016 unter dem Titel Tasten, Töne und Tumulte. Alles, was Sie über Musik nicht wissen im Siedler Verlag, München. Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen. Verlagsgruppe Random House FSC® N001967 Der Pantheon Verlag ist ein Unternehmen der Verlagsgruppe Random House GmbH. Erste Auflage Pantheon-Ausgabe April 2018 Copyright © 2016 by Siedler Verlag, München, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München Umschlaggestaltung: Büro Jorge Schmidt, München Lektorat: Ditta Ahmadi, Berlin, und Fritz Jensch, München Satz: Ditta Ahmadi, Berlin Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck Printed in Germany ISBN 978-3-570-55371-8 www.pantheon-verlag.de Dieses Buch ist auch als E-Book erhältlich. 3332_55371_Schmitz_Titelei.indd32_55371_Schmitz_Titelei.indd 4 006.03.186.03.18 14:2814:28 A A Robert Schumanns Weg in den Wahnsinn Karl Schorn: Lebenserinnerungen. Ein Beitrag begann mit der sich erschöpfenden Phanta- zur Geschichte des Rheinlands im 19. Jahrhundert, sie seiner inneren Stimmen, mit düsterem Bonn 1898, S. 107. Schweigen – und dann, im Februar 1854, mel- Wolf-Dieter Seiffert: Robert Schumanns Thema deten sich ein paar altbekannte Störungen aufs mit Variationen Es-Dur, genannt »Geistervaria- Neue und stärker werdend: Sprachschwierig- tionen«, Augsburg 1999, S. 189–214. keiten und Gehörhalluzinationen. Plötzlich – A dabei! Große Kunstereignisse werfen ihre in der Nacht vom 10. Februar – erklang in Schat ten voraus. Da will man dabei sein, sehen ihm jener unerträgliche Ton A, er wurde und gesehen werden. Die ersten Bayreuther stärker, fürchterlich, unablässig bohrend und Wagner-Festspiele begannen am 13. August blieb über Tage. Die Affektionen steigerten 1876. Geboten wurde die Uraufführung des sich zur Musik »mit so wundervollen Instru- kompletten Ring des Nibelungen. Unter den menten, wie man sie auf der Erde nie hörte«. Premierengästen waren Franz Liszt, Anton Schumann nahm ganze Orchesterstücke wahr. Bruckner, Karl Klindworth, Camille Saint- Am 17. Februar stand er nachts auf und no- Saëns, Peter Tschaikow sky, Edvard Grieg, Leo tierte ein Thema, »welches ihm die Engel Tolstoi, Paul Lindau, Friedrich Nietzsche und vorsangen«, die ersten Noten der Geistervaria- Gottfried Semper, weiterhin Kaiser Wil- tionen. Er empfand die Engelsstimmen als helm I., Kaiser Pedro II. von Brasilien und Kö- wunderbaren Gruß von Mendelssohn und nig Karl von Württemberg. König Ludwig von Schubert, doch verwandelten sie sich am Bayern hatte vom 6. bis 9. August die General- Morgen darauf in Dämonenstimmen mit proben besucht und kehrte erst zum dritten gräss licher Musik. Schumann quälte mehr und letzten Aufführungszyklus zurück, wobei und mehr die Angst, den Verstand zu verlie- er sich allen öffentlichen Huldigungen entzog. ren. An Joseph Joachim schrieb er, dass alle Die erste österreichische Aufführung der bis Musik verstummt sei. In ihrem Tagebuch hielt dahin in Österreich verbotenen Oper Salome seine Frau Clara die Verwandlung aller äuße- dirigierte der Komponist Richard Strauss in ren Geräusche in eine qualvolle innere Stimme Graz am 6. Mai 1906 selbst. Anwesend waren fest, die Schumann bisweilen jedoch auch als unter vielen anderen Giacomo Puccini, Gustav über irdisch-herrliche Musik empfand. Zuvor und Alma Mahler, Arnold Schönberg, Alexan- hatte Schumann zahlreiche Werke in A ge- der von Zemlinsky, Alban Berg sowie die schrieben, besonders Kammermusik. Die Geis- Witwe von Johann Strauß. Adolf Hitler be- tervariationen komponierte er in den quälen- hauptete später, er sei ebenfalls dabei ge wesen. den A-Tagen in Es-Dur, der am weitesten von Er habe sich, wie er Strauss’ Sohn später er- A-Dur entfernten Tonart. Die fünfte der Va- zählte, bei Verwandten Geld für die Fahrt nach ria tionen in Es-Dur stellte er nach seinem Graz besorgt. Unter den 3000 Zuhörern der Selbstmordversuch fertig, den er mit einem Premiere von Mahlers Sinfonie der Tausend Sprung in den Rhein am 27. Fe bruar unter- (achte Sinfonie Es-Dur) am 12. September 1910 nahm. Es war sein letztes Werk. in der Neuen Musik-Festhalle in München be- ▶Beinamen der Musik ▶E ▶Selbstmordversuch ▶Syphilis fanden sich viele bekannte Schriftsteller, Kom- ▶Wahnsinn ponisten und Dirigenten, u.a. Siegfried Wag- Berthold Litzmann: Clara Schumann. Ein ner, Otto Klemperer, Bruno Walter, Alfredo Künstlerleben nach Tagebüchern und Briefen, Casella, Hermann Bahr, Leopold Stokowski, Leipzig 1920, Bd. 2, S. 294–300. Arnold Berliner und Thomas Mann. 3332_55371_Schmitz_Wie_Mozart_Kugel_kam_TB.indd32_55371_Schmitz_Wie_Mozart_Kugel_kam_TB.indd 5 006.03.186.03.18 14:3214:32 6 Abend, missverständlicher Bei der Uraufführung von George Gershwins eines Tages in einer Londoner Gesellschaft Rhapsody in Blue am 12. Februar 1924, dem wieder, in der die Damen »aus teuren Dekolle- Geburtstag Abraham Lincolns, waren in der tés sich mächtig vorwölbende blass rosafarbene Aeolian Hall in New York neben Revuestars, Busen, füllige Kinnpolster und massige Rücken Schauspielern und der Manhattan-Schickeria freizügig zur Schau stellten, während unter den u.a. anwesend: Leopold Stokowski, Jascha Hei- Herren das rötlich frische Doppelkinn … und fetz, Fritz Kreisler, Sergei Rachmaninow und Glubschaugen vorherrschten«. Die Veranstal- Igor Strawin sky. Titel des Konzerts war »An tung wurde eröffnet mit einer Willkommens- Experiment in Modern Music«. Gershwin adresse an den Komponisten. Der hierfür vor- selbst saß am Klavier und machte mit seinem gesehene Festredner hatte allerdings abgesagt, Stück den Jazz salonfähig. so dass Kalisch einspringen musste, der kaum Zur Uraufführung des Balletts Le sacre du prin- Französisch sprach. Debussy wurde auf einen temps von Igor Strawinsky in der Choreo- Stuhl in der Mitte der Bühne gesetzt, hatte graphie von Vaslav Nijinsky am 29. Mai 1913 mangels Englischkenntnissen große Schwierig- kamen rund 2000 Besucher. Jean Cocteau keiten, der Ansprache zu folgen, stand jedes erinnerte sich: »Ein mondänes Publikum, Mal auf, wenn er glaubte, seinen Namen zu hö- dekolletiert, übersät mit Perlen, mit Kopf- ren, und verbeugte sich vielfach. Das anschlie- schmuck und Straußenfedern, neben den Frä- ßende Konzert bereitete ihm wohl auch keine cken und dem Tüll der Jacken, die Stirnbänder, Freude, denn nach der Veranstaltung teilte er die auffälligen Lumpen jener Rasse der Ästhe- mit, dass er lieber eine Sinfonie auf Bestellung ten, die das Neue auf jeden Fall bejubelt aus schreiben würde, als eine solche Er fahrung Hass gegen die Leute in den Logen.« Harry noch einmal machen zu müssen. Dem briti- Graf Kessler bestätigte die Pracht jenes Abends schen Komponisten Arnold Bax, der die Kla- im Théâtre des Champs-Élysées: »Das glän- vierbegleitung für die Ariettes oubliées über- zend ste Haus, das ich in Paris je gesehen habe, nommen hatte, ließ Debussy ausrichten, dass er Aristokratie, Diplomaten, Halbwelt.« Mit da- in einer allzu pianistischen Manier interpre- bei: Coco Chanel, Claude Debussy, Maurice tiert hätte. Bax fand die Bemerkung äußerst Ravel, Marcel Duchamp und andere Berühmt- interessant, »denn noch niemals vorher hatte heiten der Pariser Szene. man mich dafür getadelt, dass ich Klavier spiele ▶Festivals ▶Festivals für Neue Musik ▶Höhere Gewalt ▶Jenny- wie ein Pianist«. Also Missverständnisse auf Lind-Gedränge ▶Lisztomanie▶Mammutkonzerte ▶Opern saison allen Seiten. in London ▶Ovationen ▶Skandale Roger Nichols: Claude Debussy im Spiegel seiner Alex Ross: The Rest is Noise. Das 20. Jahrhun- Zeit. Portraitiert von Zeitgenossen, Zürich/ dert hören, München 2013, S. 17–26, 170. St. Gallen 1993, S. 251ff. Abend, missverständlicher Der im Jahr 1908 ge- Abgebrannt Opernhäuser waren und sind ge- gründete »Music Club« Londons war eine fährdete und gefährliche Orte. Die folgenden piekfeine Adresse für Konzert-und-Abend- sind ein Opfer der Flammen geworden: essen-Gesellschaften.