Studienarchiv Umweltgeschichte Nr. 15 (2010)

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Studienarchiv Umweltgeschichte Nr. 15 (2010) Studienarchiv Umweltgeschichte 15 (2010) 1 SSTTUUDDIIEENNAARRCCHHIIVV UUMMWWEELLTTGGEESSCCHHIICCHHTTEE Institut für Umweltgeschichte und Regionalentwicklung e. V. an der Hochschule Neubrandenburg ISSN 0949-7366 www.iugr.net Nr. 15 (2010) Reflexion über das Mensch-Natur-Verhältnis in der DDR – ein bemerkenswertes Dokument im Studienarchiv Meditation über eine Insel Studienarchiv Umweltgeschichte – ein Spendenaufruf Kontroverse um den Beitrag von Klafs 2007 Eine Station Junger Naturforscher und Techniker Das Ende der „Gesellschaft für Natur und Umwelt im Kulturbund“ – Ein Zeitzeugenbericht Notizen zu den Diskussionen im Bezirksfachaus- schuss Ornithologie im Bezirk Cottbus am Ende der DDR 20 Jahre Grüne Liga Aus der Stiftung Natur- schutzgeschichte Aus dem IUGR e. V. Neuzugänge im „Studienarchiv Umweltgeschichte“ 2 Studienarchiv Umweltgeschichte 15 (2010) Ein herzliches Dankeschön! Wieder dürfen wir uns bei zahlreichen Spendern und Spenderinnen bedanken, die Herstel- lung und Versand des letzten Heftes unterstützten! Vielen Dank an die Damen und Herren Abicht, Affani, Arnold, Baier, Bauer, Bethge, Boldt, Bölsche, Böttcher, Braumann, Brehme, Brenning, Brinkmann, Czerny, Damm, Denecke, Dietze, Eschke, Gemkow, Graf, Haase, Hahn, Hamsch, Handtke, Heise, Henseling, Hofmann, Jessel, Kintzel, Klinke, Köhler, Kolbe, Kosmale, Kroske, Lange, Lehrkamp, Leidner, Lenkat, Mewes, Mittag, Mohr, Nedon, Ortmann, Pallmann, Pfitzner, Reddin, Reichhoff, Rohner, Rupp, Ryssel, Scheufler, Schirmeister, Schmidt, Schöffler, Schopplich, Schrödter, Schulz, Simon, Sohler, Starsy, Thiele, Tjaden, Volkmann, von Knorre, Wächter, Wallenta, Wegener, Witt, Woßeng. In eigener Sache: Liebe Leserinnen und Leser! Sie halten die Nr. 15 unseres „grünen Heftes“ in der Hand. Etwa 700 Adressaten erhalten das „Studienarchiv Umweltgeschichte“ seit vielen Jahren unent- geltlich zugesandt. Wir meinen, dass wir, d. h. die Autorinnen und Autoren und die Redaktion, aber auch Sie mit Ihren Spenden dazu beigetragen haben, dass verschiedenste Aspekte aus der Geschichte des Natur- und Umweltschutzes auf dem Gebiet der DDR bzw. der ostdeutschen Länder nicht in Vergessenheit geraten sind und zum größten Teil kritisch reflektiert wurden. Das vorliegende Heft mit seinen Beiträgen ist wiederum eine wichtige Ergänzung zu unseren zahlrei- chen umwelthistorischen Publikationen. Die Selbstkosten für dieses Heft „Studienarchiv Umweltgeschichte“ betragen ca. 3,50 EURO einschließlich Porto. Wir haben die Zeitschrift von Beginn an kostenlos abgegeben. Das soll und muss so bleiben. Wir konnten sie in der Vergangenheit durch Ihre Spenden fast kostendeckend herstellen, ein Zeichen dafür, dass Interesse an unseren Beiträgen besteht. Durch Ihre Unterstützung können wir Herstellung und Versand der Zeitschrift sichern. Ihre Spende ist herzlich willkommen !!! Spenden bitte einzahlen unter dem Stichwort „Studienarchiv“ auf Konto Nr. 285 126 40, Bankleitzahl 200 300 00 bei der HypoVereinsbank Neubrandenburg. Das IUGR e. V. ist berechtigt, Spendenquittungen auszustellen. Impressum: Studienarchiv Umweltgeschichte Herausgeber: IUGR e. V. Redaktionsanschrift: IUGR e. V. an der Hochschule Neubranden- burg, Brodaer Str. 2, 17033 Neubrandenburg, Tel.: 0395 5693-255/-224 Redaktion: Hermann Behrens & Jens Hoffmann V.i.S.d.P.: Hermann Behrens, Peckatel 38, 17237 Klein Vielen Druck: Pegasus-Druck, Berlin Auflage: 700 Erscheinungsweise: Einmal im Jahr Nach- druck: Kleinere Auszüge mit Quellenangabe, größere Auszüge nach Rücksprache mit der Redak- tion oder dem/ der jeweiligen Autor/in Die Redaktion lädt zur Mitarbeit ein. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht die Meinung der Redaktion wiedergeben. Titelfoto: Kulturhistorisches Museum Magdeburg, Kinder beim Riesenhirsch. Quelle: Archiv Familie Lautenschläger Studienarchiv Umweltgeschichte 15 (2010) 3 Reflexion über das Mensch-Natur-Verhältnis in der DDR – ein bemerkenswertes Dokument im Studienarchiv Umweltgeschichte Hermann Behrens Die „Umweltbewegung“ wird im Allgemeinen auf eine soziale Bewegung beschränkt, deren Aktivitäten auf den Natur- und Umweltschutz konzentriert sind. So kommentiert Uekötter eine Definition der frühen Umweltbewegung (vor dem Zweiten Weltkrieg): „In der deutschen Litera- tur dominiert […] bis heute eine recht enge Definition. Der Blick konzentriert sich stark auf jene Personen und Gruppen, die sich explizit als Vertreter des Natur- und Heimatschutzes begriffen“ (Uekötter 2007: 68). Und ein Blick auf eine Definition der modernen Umweltbewegung zeigt, dass diese eingeschränkte Sicht bis heute vorherrscht: „Die Umweltbewegung (umgangssprach- lich auch Öko-Bewegung) ist eine hauptsächlich auf den Natur- bzw. Umweltschutz konzentrier- te soziale Bewegung“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Umweltbewegung). 1 Solche Definitionen schränken die Sicht mithin auf den Teil der Umweltbewegung ein, der sich mit Problemen beschäftigt, die den jeweiligen historischen Regelungstatbeständen der staatli- chen Natur- (und Umweltschutz)gesetzgebung und -politik entsprachen bzw. entsprechen. Man könnte sie „Umweltbewegung im engeren Sinne“ nennen. Zur „Umweltbewegung im engeren Sinne“ in der DDR werden in der Literatur vor allem die unabhängigen, systemkritischen oder oppositionellen sowie die kirchlichen Umweltgruppen gezählt, ferner die Natur- und Heimatfreunde im Kulturbund (1949-1980) bzw. die Gesellschaft für Natur und Umwelt (GNU) im Kulturbund (1980-1990). Es gehören aber noch weitere kollektive Akteure dazu, die in historischen Analysen der Umwelt- bewegung der DDR bisher nur ausnahmsweise wahrgenommen wurden: So wirkten z. B. in berufsständischen Vereinigungen wie der „Kammer der Technik“ viele Mit- glieder ehrenamtlich und freiwillig für den Umweltschutz. Die KDT hatte 1989 ca. 300.000 Mitglieder in 1 500 territorialen und fachlichen Gremien wie den Arbeitsgemeinschaften Abwas- ser/Abluft (seit den 1960er Jahren) oder der Kommission Umweltschutz (gegründet am 2.2.1973) mit ihren fünf Arbeitsgruppen „Reinhaltung der Luft“ (1969-1991, etwa 1 000 Mitglie- der, mit einer zentralen und 15 bezirklichen AG), „Reinhaltung des Wassers“ (1968-1989), „Bodenschutz und Abproduktnutzung“ (1974-1984) bzw. „Schutz und Nutzung des Bodens“ (1984-1990), „abproduktarme/-freie Technologie“ (1984-1991) und „Lärmschutz“ (1960-1990). Die KDT veröffentlichte eine eigene Reihe „Technik und Umweltschutz“, in der bis 1990 38 Bände erschienen, veranstalteten Symposien und Kolloquien, erarbeiteten Lehrbriefe usw. – in hohem Maße ehrenamtlich und freiwillig (vgl. zur Geschichte und Arbeit der KDT Mohry 2007: 83-129). Viele der KDT-Mitglieder gingen nach 1990 in den VDI. 1 „Unter einer sozialen Bewegung, auch Bewegung, wird in den Sozialwissenschaften ein kollektiver Akteur verstanden, der unterschiedliche Organisationsformen umfasst und mit unterschiedlichen Mobilisierungs- und Handlungsstrategien versucht, gesellschaftlichen Wandel zu beschleunigen, zu verhindern oder umzukehren.“ (http://de.wikipedia.org/wiki/soziale Bewegung) 4 Studienarchiv Umweltgeschichte 15 (2010) Seit Ende der 1970er Jahre reflektierten auch zahlreiche Schriftstellerinnen und Schriftsteller sowie einige bildende Künstlerinnen und Künstler die Umweltproblemzusammenhänge in der DDR (vgl. Knabe 2007: 201-246). In den 1960er Jahre hatten punktuell „die verheerenden Umweltbedingungen besonders in den südlichen Industriebezirken […] Eingang in die Literatur“ gefunden und die anfangs in der DDR bestehende Aufbruchs-, Technik- und Fortschrittseuphorie war vereinzelt in Frage gestellt wor- den war (Knabe 2007: 205, mit Beispielen). „Die Relativierung des sozialistischen Fortschritts- begriffs entzündete sich einer- seits an den Problemen, die sich aus der technischen und gesell- schaftlichen Umwälzung auf dem Lande ergaben, darüber hinaus war sie eine Reaktion auf die überzogene Propagierung der wissenschaftlich-technischen Revolution (WTR) in der späten Ulbricht-Ära, die eine heute geradezu absurd wirkende Eu- phorie gegenüber den techni- schen Möglichkeiten zum Ausdruck brachte. […] Insgesamt blieben solche kritischen Vorstöße gegenüber dem in der DDR dominanten Fortschritts- und Naturverständnis jedoch eher verein- zelt, genauer: schlug sich der programmatische Diskurs über das Natur- und Fortschrittsver- ständnis in der DDR nur selten in literarischen Veröffentlichungen nieder. Der Literaturkritiker Heinz Plavius stellte in einem Fazit zur Literaturentwicklung in der DDR bis zur Mitte der 1970er Jahre jedenfalls fest, die Frage der Natur und der Stellung des Menschen in ihr sei eine der fehlenden Dominanten in der DDR-Prosa, und dies verhielte sich genau umgekehrt proportional zu der tatsächlichen Bedeutung dieser Problematik. Die Gründe für dieses Defizit lagen aber weniger in einem mangelnden Interesse der Schriftsteller an dieser Fragestellung als vielmehr in den engen Grenzen, die die staatliche Kulturpolitik gerade bei dieser Fragestellung setzte, denn eine grundsätzliche Infragestellung des industriegesellschaftlichen Entwicklungsweges, wie sie exemplarisch in den Studien des Club of Rome oder später in dem Buch von Wolfgang Harich „Kommunismus ohne Wachstum“ formuliert worden war, wurde in der DDR als bürgerlicher Fortschrittspessimismus abgelehnt. […] Mit den späten 1970er Jahren verstärkten sich […] die kritischen Positionen zum wissenschaftlich-technischen Fortschritt und seinen Auswirkungen auf das Verhältnis zwischen Mensch und Natur. Einer Aufstellung des Schriftstellerverbandes zufol- ge erschienen zwischen 1980 und 1989 42 ‚Literarische Werke, die Fragen der Umwelt
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