Viertes Buch
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1 Viertes Buch Viertes Buch 2 Viertes Buch Seit dem 20.10.2015 (Tag nach der Benachrichtigung des Petitionsausschusses des Deutschen Bundestages) 3 Viertes Buch 1. Ein herber Schlag. Ein Gespräch mit Konrad Duden (1829-1911) Bislang war irgendwie noch alles „in Ordnung“ für mich gewesen. Trotz vieler Verrücktheiten war ich bis zum 19.10.2015 davon ausgegangen, daß sich nun der „Fall“ Hans Roth bald lösen würde. Die Ablehnung meiner Zweiten Petition beim Deutschen Bundestag aber war für mich wirklich ein Schlag. „Konrad!“ „Ja!“ „Dieser Brief ist ein Schlag.“ „Was für ein Schlag?“ „Ein herber Schlag.“ „Ja, das ist mir schon klar; sonst würdet Du ja auch nicht wieder zu mir kommen. Auf den Volksmund greifst Du doch meist dann zurück, wenn Du wissen willst, ob die eigenen Erfahrungen vielleicht in alter Tradition stehen. Zu „Schlag“ und „schlagen“ kann ich Dir eine Menge erzählen; damit haben wir eine Menge Erfahrung! Also noch mal: Was für ein Schlag? Ein Schlag ins Gesicht?“ „Ja. Eine schwere Kränkung.“ „Ein Schlag ins Kontor?“ „Ja, Eine sehr unangenehme Überraschung.“ „Also war die Petition ein Schlag ins Wasser?“ „Ja. Sie war ein Mißerfolg.“ „Und jetzt willst Du keinen Schlag mehr tun?“ „Wieso sollte ich jetzt nichts mehr tun?“ „Ich meine ja nur. Du siehst aus wie vom Schlag getroffen.“ „Bin ich ja auch. Ich bin fassungslos – bzw. verfassungslos. Noch ein Schlag, und ich stehe im Hemd.“ „Du stehst jetzt schon im Hemd.“ Tatsächlich hatte ich ein Hemd an. „Konrad!“ „Was?“ „Sag was.“ „Schlagende Wetter ist explosives Gemisch aus Grubengasen.“ „So kann man es auch nennen. Ja. Ein explosives Gemisch aus finsteren Gruben! Aber ich wollte doch Licht ins Dunkel gebracht wissen.“ „Ja, und dann setzt es eben Schläge. Nichts Besonderes. Und auf einen Schlag, ganz plötzlich, bist Du wie mit Blindheit geschlagen.“ „Wieso?“ „Na, weil die Antwort doch klar war. Das hätte ich Dir aus der Karte schlagen können.“ „Wieso?“ „Weil sich niemand gern die Wahrheit ins Gesicht schlagen läßt, schon gar nicht so eine.“ „Ach, ich fühle mich wie vor den Kopf geschlagen.“ „Und jetzt willst Du Dich seitwärts in die Büsche schlagen, Dich in die Flucht schlagen lassen?“ „Das ist ein Schlag unter die Gürtellinie.“ „Stimmt. Ich will Dich provozieren. Denn dieser Brief schlägt doch nur in dieselbe Kerbe wie all die anderen Schreiben. Mal Schlag auf Schlag und mal über Jahre hinweg kamen doch immer wieder die gleichen Schreiben an alle möglichen Leute. Also. Was ist schon Besonderes passiert?“ „Ach, ich weiß auch nicht. Am liebsten würde ich sie alle zu Brei schlagen, zu Mus bzw. grün und blau oder zu Klump oder krumm und lahm oder windelweich.“ „Ja, dafür haben wir besonders viele Wörter. Aber dann schlägst Du aus der Art.“ „Aus welcher Art?“ 4 Viertes Buch „Na, Du sprichst doch immer von Gewaltlosigkeit, von Recht und Gesetz und Menschenwürde“ „Stimmt.“ „Na, dafür redest Du jetzt nur Blödsinn.“ Ich schlug mir an die eigene Brust. Konrad hatte wieder einmal recht. „Der Brief ist Dir aufs Gemüt geschlagen. Das verstehe ich. Aber Du hast doch inzwischen eine Ahnung davon bekommen, was die Stunde geschlagen hat – oder die Glocke oder die Uhr, wie wir auch sagen.“ „Was meinst Du?“ „Jetzt schlägt’s aber dreizehn!“, rief Konrad und schlug mit der Faust auf den Tisch. „Wer redet denn hier immer von Lord Voldemort – Du oder ich?“ „Du jedenfalls nicht.“ „Eben. Aber Du. Also: Wenn Du wirklich meinst, daß Lord Voldemort etwas mit dem ,Fall’ zu tun hat, dann wundere Dich doch nicht, wenn Du nirgendwo einen Schlag hast, also beliebt bist.“ „Ich habe aber einen Schlag.“ „Das kann man wohl sagen: Du bist verrückt. Aber damit schlägst Du eben in eine gewisse Art.“ „Versteh’ ich nicht.“ „Zwischen Verzweifeln (also Feige-Sein) und Hoffen (also Verrückt-Sein).“ „Ja, ja – und ,voller gesegneter Unruhe’. Meinst Du das? „Ja klar: Hans Roths Nachwort zur zweiten Petition. Du wolltest eine Bresche schlagen, sich auf seine Seite schlagen. Du hast Dir viele Nächte um die Ohren geschlagen, und das schlägt jetzt zu Buche.“ Mir schlug das Herz bis zum Hals. „Also kannst Du Dir den ;Fall’ Roth und Deine Republik gleich mit aus dem Kopf oder aus dem Sinn und damit alles in den Wind schlagen. Dann hättest Du bis jetzt Schaum geschlagen. Oder Du schlägst weiter die Werbetrommel dafür.“ „Ach, ich fühle mich in Bande geschlagen.“ „Jammerlappen! Was ist bisher passiert? Das, was immer passiert. Erst schlägt etwas hohe Wellen, wie damals durch die Sendung von ,Report Mainz’, 30 Jahre nach der Sendung von ,Report Baden Baden’. Daraufhin schlagen viele über die Stränge; große Worte und nichts dahinter. Alarm, Krach und Lärm wird geschlagen, und viele schlagen alles über einen Leisten. Die Aufregung geht vorüber, die Menschen schlagen das Kreuz oder einen Haken und sind weg. Denn alle müssen sich durchs Leben schlagen und sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern.“ „Genau.“ „Und eben daraus schlagen andere Kapital. Sie schlagen Euch ein Schnippchen1 und wie Fliegen mit einer Klappe: Die Einen bleiben mit dem Gefühl zurück, daß alles keinen Sinn hat und werden sich beim nächsten Mal vielleicht erst gar nicht mehr aufregen; die Anderen können alleine eh nichts ausrichten, weil Demokratie Öffentlichkeit braucht. Von denen, die sich auf die andere Seite schlagen, will ich nicht sprechen.“ „Ja. Und das schlägt mir auf den Magen.“ „Schlägt Dir auf den Magen oder versetzt Dir Nackenschläge. Egal. Du weißt: Pack schlägt sich, Pack verträgt sich. Aber Du weißt auch, daß viele an vielen Ecken und Enden dieses 1 „Diese Wendung bezieht sich auf das Schnippen oder Schnalzen mit den Fingern. Mit dieser Gebärde drückte man früher Spott oder Verachtung aus. Im heutigen Sprachgebrauch dominiert die Vorstellung, daß man den anderen übertölpelt, im einen Streich gespielt hat.“; aus: „Der Duden in 12 Bänden“. Band 11: „Redewendungen und sprichwörtliche Redewendungen. Ideomatisches Wörterbuch der deutschen Sprache“, Mannheim 1992 Sprache transportiert Geschichte(n) – auch durch Orthographie! Was bedeutet es, wenn Schüler mit türkischem Paß, etwa alevitische Dersimer oder Kurden, in Deutschland „muttersprachlichen Unterricht“ angeboten bekommen sollen und deshalb Türkisch auf ihrem Stundenplan steht? 5 Viertes Buch Themas arbeiten, auch wenn zur Zeit die Medien nicht mehr über Geheimdienste sprechen – oder gerade deswegen. Bücher erscheinen, und jedes einzelne für sich verkündet: Getrennt marschieren, vereint schlagen.“ Mein Herz schlug höher. „Sieh her: Dem Glücklichen schlägt keine Stunde. Und glücklich ist der, der bereit ist, sein Leben für ein Nein zu einer schlechten Sache in die Schanze zu schlagen. Achte also darauf, daß Du nicht den Sack schlägst, wenn Du den Esel meinst.“ „Meinst Du, ich sollte eine Dritte Petition einreichen?“ „Das mußt Du entscheiden. Der Republik sind tiefe Wunden geschlagen, und der Rechtsstaat befindet sich in Auflösung. Wenn das so weitergeht, hat bald ihr letztes Stündlein geschlagen. Darüber gibt es zur Zeit keine Schlagzeilen, und Du selbst hast eine ziemlichen Schlag. Aber es bleibt doch immer die gleiche Frage: Wer – wenn nicht wir? Wo – wenn nicht hier? Wann – wenn nicht jetzt? Also schlage hier keine Wurzeln. Schreibe – wenn Du kannst!“ Ja, das hatte Emilio Silva2 auch zu mir gesagt: „¡Escribe!“. 2. „Strategie ist die Kunst einer richtigen Demonstration der Macht; sie will beim Gegner eine bestimmte p s y c h o l o g i s c h e Reaktion hervorrufen, um ein p o l i t i s c h e s Ziel zu erreichen. ... soll den Gegner überzeugen, daß es nutzlos sei ... durch viele kleine Nadelstiche so zu zermürben, daß er schließlich ermattet in die Knie geht“3 Manch eine Reaktion auf die Ablehnung der zweiten Petition sprach von tiefer Enttäuschung. Da ich nicht der Einzige war, bei dem der Brief eine solche Wirkung verursacht hatte, fragte ich mich, ob diese Wirkung beabsichtigt sein könnte. Die Formulierungen klangen so komisch. Außerdem mußte ich versuchen, mir selber Luft unter die Flügel zu verschaffen, denn es grenzte an Selbstaufgabe, sich mit diesem Nichts einfach abzufinden. Einer alten Regel folgend, die besagt, daß man alles Gute mindestens dreimal versuchen muß – „Aller Guten Dinge sind drei“, „tres faciunt collegium“, „triumvirat“, „Heilige Dreifaltigkeit“, „mit Herz, Verstand und Seele“, „Die drei Männlein im Walde“4 u.v.a.m.) - stürzte ich mich also wieder in die Quellen. Friedrich August Freiherr von der Heydte und Hans Roth, der Brigadegeneral d. R. und sein Oberleutnant d. R., der Jura-Professor und sein Student in Würzburg, Goliath und David, der Freiherr und der Citoyen - beide hatten Bücher geschrieben, und von beiden hatte ich viel gelernt. 2 Emilio Silva und Santiago Macías: „Las fosas de Franco. Los republicanos que el dictador dejó en las cunetas. Prólogo de Isaías de Lafuente“, Madrid 2003 3 Friedrich August Freiherr von der Heydte: „Der moderne Kleinkrieg als wehrpolitisches und militärisches Phänomen“; Band 3 der „Würzburger Wehrwissenschaftlichen Abhandlungen“, Würzburg 1972 (Holzner), neu aufgelegt Wiesbaden 1986 mit einem Vorwort von Lyndon LaRouche von den „Patrioten für Deutschland“ 4 So etwas rührte von dem Schlag her. Ob man einen Schlag aufs Haupt oder vor den Kopf erhält: Manchmal hat man eben dann einfach einen Schlag; da hatte Konrad ganz recht. 6 Viertes Buch Der Eine schrieb warm, interessant, neu, Wege öffnend: Er wollte keine Pädagogik nach dem Motto „Aufrichten oder Abrichten“5, sagte „Stumme können selber reden“6, aß „Okzitanische Kirschen“7, erzählte von Gott und der Welt8 und liebte das Leben9. Der Andere erschreckte mich immer wieder auf’s Neue: Da war nichts Warmes oder Interessantes, alles Neue war schrecklich, alle Wege vereist; ich fühlte mich jedes Mal abgerichtet, war sprachlos, nichts war reizvoll; ein furchtbarer Gott regierte über eine geteilte Welt, und ein Leben war mir in dieser Eiseskälte nicht möglich. Ich las nur weniges von Goliath: ein bißchen in „Montesquieu: Vom Geist der Gesetze“, in „Die Berufsbeamten und die Staatskrisen“ über die „131er“10, nahm einige seiner Veröffentlichung in den „Politischen Studien“ wahr und seine Gedanken „Vom heiligen Reich zur geheiligten Volkssouveränität“ und „Die Monarchie – Eine europäische Idee“, und beinahe jede Zeile stieß mich ab, zum Weiterlesen mußte ich mich immer wieder zwingen.