UMWELTVERTRÄGLICHKEITSPRÜFUNGSBERICHT NACH § 16 UVPG

„WINDPARK FRIESENHAGEN“

GEMEINDE FRIESENHAGEN VERBANDSGEMEINDE (SIEG) LANDKREIS

AUFTRAGGEBER: WINDPARK FRIESENHAGEN GMBH & CO. KG, KARLSRUHE

BEARBEITET:

Hauptstraße 34  55571 Odernheim  (06755) 96936-0 Fax 96936-60  [email protected]  www.gutschker-dongus.de

VERFASSER: T. HARNACK, M.SC NATURSCHUTZ & LANDSCHAFTSPLANUNG K. PEERENBOOM, DIPL.-BIOLOGIN

ORT/DATUM: ODERNHEIM, 15. NOVEMBER 2018

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INHALTSVERZEICHNIS Seite

1 EINLEITUNG 5 1.1 Anlass 5 1.2 Gesetzliche Grundlagen und Genehmigungsverfahren 5 1.3 Begründung der UVP-Pflicht des vorliegenden Vorhabens 6 1.4 Beschreibung des Vorhabens 6 1.4.1 Lage der Windenergieanlagenstandorte 6 1.4.2 Technische Daten 7 1.4.3 Betriebseinrichtungen und Infrastruktur 8 1.4.4 Wirkfaktoren 11 1.5 Wesentliche Auswahlgründe und Alternativenprüfung 11 1.6 Abfallerzeugung/Emissionen 12

2 ÜBERGEORDNETE PLANERISCHE VORGABEN UND ZIELE 13 2.1 Schutzstatus 13 2.2 Raumordnung und Bauleitplanung 15 2.2.1 Landesentwicklungsprogramm 15 2.2.2 Regionaler Raumordnungsplan 17 2.2.3 Flächennutzungsplan 19 2.2.4 Verwaltungsvorschriften und Merkblätter 20

3 BESCHREIBUNG UND BEWERTUNG DER UMWELT IN IHREN BESTANDTEILEN 21 3.1 Schutzgut Mensch einschließlich der menschlichen Gesundheit 21 3.2 Schutzgut Boden 23 3.3 Schutzgut Fläche 24 3.4 Schutzgut Wasser 24 3.5 Schutzgüter Luft und Klima 25 3.6 Pflanzen und Biotope 26 3.7 Schutzgut Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt 29 3.7.1 Tiere 29 3.7.2 Biologische Vielfalt 31 3.8 Schutzgut Landschaft 32 3.9 Schutzgut Kultur- und sonstige Sachgüter 34 3.10 Entwicklung des Naturraums bei Nichtdurchführung des Projekts 34

4 AUSWIRKUNGEN DES VORHABENS 34 4.1 Schutzgut Mensch, einschließlich der menschlichen Gesundheit 34 4.2 Schutzgut Boden 36 4.3 Schutzgut Fläche 37 4.4 Schutzgut Wasser 38 4.5 Schutzgüter Luft und Klima 40 4.6 Schutzgut Tiere, Pflanzen und die biologische Vielfalt 40 4.6.1 Pflanzen und Biotope 40 4.6.2 Tiere 43 4.6.3 Biologische Vielfalt 46

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4.7 Schutzgut Landschaft 47 4.8 Schutzgut Kultur- und sonstige Sachgüter 48 4.9 Unfallgefahr 51 4.10 Grenzüberschreitender Charakter der Auswirkungen 51 4.11 Schwere und Komplexität der Auswirkungen 51 4.12 Dauer, Häufigkeit, und Reversibilität der Auswirkungen 51

5 WECHSELWIRKUNGEN 51

6 MÖGLICHKEITEN DER VERMEIDUNG UND KOMPENSATION DER EINGRIFFE 52 6.1 Vermeidungs- bzw. Verminderungsmaßnahmen 52 6.1.1 Standortwahl 52 6.1.2 Mensch 52 6.1.3 Boden 53 6.1.4 Wasser 53 6.1.5 Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt 54 6.1.6 Emissionen 56 6.1.7 Bauliche Anlage 56 6.1.8 Rückbau der WEA 56 6.2 Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen 56 6.2.1 Flächenbilanzierung 56 6.2.2 Ausgleichsmaßnahme 56

7 METHODIK 57 7.1 Untersuchungsmethoden 57 7.2 Bewertungsmethoden 58 7.3 Hinweise auf Schwierigkeiten, die bei der Bearbeitung aufgetreten sind 58

8 ALLGEMEIN VERSTÄNDLICHE ZUSAMMENFASSUNG 59

9 VERWENDETE UND GESICHTETE LITERATUR 61

10 ANHANG 66

ANLAGE Anlage 1: Übersicht Geländeschnitte (DIN A3, Blatt 1.1) Anlage 2: Geländeschnitt A Hilchenbach (Schloss Crottorf) (DIN A3, Blatt 1.2) Anlage 3: Geländeschnitt B Römershagen (Wildenburg) (DIN A3, Blatt 1.3)

ANHANG Seite Abbildung I: Ergebnisse der Sichtverschattungsanalyse für die Windenergieplanung (orange), der Wildenburg (pink) und dem Schloss Crottorf (blau) ...... 66 Tabelle I: Denkmalliste der Gemeinden Friesenhagen und Morsbach ...... 67

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ABBILDUNGSVERZEICHNIS Seite Abbildung 1: Lage des Windparks Friesenhagen (schwarzes Punktsymbol), violette Linie: Landesgrenze; Kartengrundlage: © GeoBasis-DE / LVermGeoRP 2018; © GeoBasis- NRW 2018 ...... 7 Abbildung 2: Ausschnitt aus dem RROP Mittelrhein-Westerwald 2017 ...... 18 Abbildung 3: Ausschnitt aus dem ROP NRW (MWIDE 2018) ...... 19 Abbildung 4: Acker- und Grünlandzahlen im Bereich der Planung; Kartengrundlage: © GeoBasis-DE / LVermGeoRP 2018, LGB-RLP 2013 ...... 24 Abbildung 5: Heutige potenziell natürliche Vegetation im Plangebiet; Kartengrundlage: © GeoBasis-DE / LVermGeoRP 2018 & LUWG (2011) ...... 27 Abbildung 6: Tatsächlicher Verlauf des Sommerhardtseifens (schematische Darstellung); Kartengrundlage: © GeoBasis-DE / LVermGeoRP 2018 ...... 39

TABELLENVERZEICHNIS Seite Tabelle 1: Standortkoordinaten der WEA in UTM32 (ETRS 89) ...... 7 Tabelle 2: Technische Daten Nordex N149 ...... 7 Tabelle 3: Übersicht in Anspruch genommene Flächen (Wald- und Offenlandbiotoptypen) an den Anlagenstandorten in m² ...... 8 Tabelle 4: Übersicht in Anspruch genommene Flächen (Wald- und Offenlandbiotoptypen) für die externe Zuwegung und weitere zugehörige Nebenanlagen in m² ...... 9 Tabelle 5: Vergleichende Darstellung zwischen der Flächeninanspruchnahme abseits Bestandswege (Spalte 2) und Rodungsflächen (Spalte 3) in m² ...... 10 Tabelle 6: Abstände zu benachbarten Siedlungen (Zirkawerte in km; Einzelhöfe kursiv) ..... 21 Tabelle 7: Übersicht der dauerhaft zu versiegelnden Flächen für WEA und externe Zuwegung in m² abzüglich der Bestandswege ...... 36 Tabelle 8: Übersicht der dauerhaften Rodungsflächen an den jeweiligen Anlagenstandorten in m² ...... 41 Tabelle 9: Übersicht der temporären Rodungsflächen an den jeweiligen Anlagenstandorten in m² ...... 41 Tabelle 10: Übersicht der dauerhaften und temporären Rodungsflächen an den jeweiligen Anlagenstandorten und der externen Zuwegung einschließlich der zugehörigen Nebenanlagen in m² ...... 42

Hinweise zum Urheberschutz: Alle Inhalte dieses Gutachtens bzw. der Planwerke sind geistiges Eigentum und somit sind insbesondere Texte, Pläne, Fotografien und Grafiken urheberrechtlich geschützt. Das Urhe- berrecht liegt, soweit nicht anders gekennzeichnet, bei gutschker-dongus landschaftsarchi- tekten/freilandökologie/stadtplaner/ingenieure. Wer unerlaubt Inhalte außerhalb der Zweck- bestimmung kopiert oder verändert, macht sich gemäß §106 ff. UrhG strafbar und muss mit Schadensersatzforderungen rechnen.

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1 EINLEITUNG

1.1 Anlass Die Antragstellerin, die Windpark Friesenhagen GmbH & Co. KG, plant die Errichtung und den Betrieb von insgesamt sieben Windenergieanlagen des Typs Nordex N149 in der Ge- meinde Friesenhagen (Verbandsgemeinde Kirchen (Sieg), Landkreis Altenkirchen).

1.2 Gesetzliche Grundlagen und Genehmigungsverfahren Windenergieanlagen (WEA) ab einer Gesamthöhe von 50 m sind immissionsschutzrechtlich zu genehmigen (Anhang 1, Nr. 1.6 der 4. BImSchV i. V. mit dem Bundesimmissionsschutz- gesetz – BImSchG). Das Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG) unterscheidet eine Ge- nehmigung gemäß § 10 BImSchG und ein vereinfachtes Verfahren nach § 19 BImSchG. Für Vorhaben, für die eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) vorgeschrieben ist (gemäß Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung – UVPG), ist ein Genehmigungsverfahren nach § 10 BImSchG durchzuführen. Anhand der §§ 6 bis 14 UVPG kann ermittelt werden, ob für das Vorhaben eine UVP erfor- derlich ist. Gemäß § 6 UVPG besteht die Verpflichtung zur Durchführung einer UVP für ein in Anlage 1 UVPG aufgeführtes Vorhaben, „wenn die zur Bestimmung der Art des Vorhabens genannten Merkmale vorliegen. Sofern Größen- oder Leistungswerte angegeben sind, be- steht die UVP-Pflicht, wenn die Werte erreicht oder überschritten werden“. Anlage 1 des UVPG enthält eine Auflistung der Vorhaben, für die zwingend oder nach einer Vorprüfung des Einzelfalls eine Pflicht zur Durchführung einer Umweltverträglichkeitsprüfung besteht. Für die Errichtung von Windfarmen mit einer Gesamthöhe von mehr als 50 Metern gelten entsprechend Nr. 1.6 der Anlage 1 UVPG folgende Anforderungen: • Anlagenzahl 0 bis 2 keine Prüfung • Anlagenzahl 3 bis 5 standortbezogene Vorprüfung • Anlagenzahl 6 bis 19 allgemeine Vorprüfung • Anlagenzahl 20 und mehr Umweltverträglichkeitsprüfung Die Umweltverträglichkeitsprüfung stellt einen unselbstständigen Teil des verwaltungsbe- hördlichen Verfahrens dar (gemäß § 4 UVPG). Das Trägerverfahren stellt im vorliegenden Fall das immissionsschutzrechtliche Genehmigungsverfahren nach der 9. BImSchV dar. Zweck der UVP ist es, erhebliche Auswirkungen des Vorhabens bzw. Plans oder Programms auf die Schutzgüter nach § 2 Abs. 1 UVPG zu ermitteln, zu beschreiben und zu bewerten (gemäß § 3 UVPG). Gemäß § 17 UVPG sind die Behörden und gemäß § 18 UVPG die Öf- fentlichkeit zu beteiligen. Die Verfahren müssen § 73 des Verwaltungsverfahrensgesetzes entsprechen. Der Träger des Vorhabens hat gemäß § 15 Abs. 2 UVPG die entscheidungserheblichen Un- terlagen zu den Merkmalen des Vorhabens (Größe oder Leistung, Standort, mögliche Um- weltauswirkungen) der Genehmigungsbehörde vorzulegen. Inhalt und Umfang der Umwelt- verträglichkeitsstudie regelt § 16 UVPG. Die hier vorliegenden Unterlagen entsprechen die- sen Vorgaben. Zuständig ist im vorliegenden Genehmigungsverfahren die Kreisverwaltung Altenkirchen. In Rheinland-Pfalz sind bei der Genehmigung von Windenergieanlagen die „Hinweise für die Beurteilung der Zulässigkeit der Errichtung von Windenergieanlagen in Rheinland-Pfalz (Rundschreiben Windenergie)“ zu beachten (GEMEINSAMES RUNDSCHREIBEN DES MINIS- TERIUMS FÜR WIRTSCHAFT, KLIMASCHUTZ, ENERGIE UND LANDESPLANUNG, DES MINISTERIUMS DER FINANZEN, DES MINISTERIUMS FÜR UMWELT, LANDWIRTSCHAFT, ERNÄHRUNG, WEINBAU UND FORSTEN UND DES MINISTERIUMS DES INNERN, FÜR SPORT UND INFRASTRUKTUR RHEINLAND- PFALZ vom 28.05.2013). Nach dem Rundschreiben Windenergie wurden als Ausschlussgebiete für die Windkraft fest- gelegt:

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• Rechtsverbindlich festgesetzte Naturschutzgebiete, • als Naturschutzgebiet vorgesehene Gebiete, für die nach § 24 Landesnaturschutzge- setz eine einstweilige Sicherstellung erfolgt ist, • Kern- und Pflegezonen des Naturparks Pfälzer Wald, • Nationalparks, • Kernzonen der UNESCO-Welterbegebiete Oberes Mittelrheintal und Obergerma- nisch-Raetischer Limes und • landesweit bedeutsame historische Kulturlandschaften sowie in einem Korridor von einer maximalen Tiefe von sechs Kilometern in den sich westlich an den Haardtrand anschließenden Höhenzügen des Pfälzerwaldes, • gesetzlich geschützte Biotope nach § 30 BNatSchG und § 28 LNatSchG, • Naturmonumente, • Naturdenkmäler, • geschützte Landschaftsbestandteile, • Wasserschutzgebiete und Heilquellenschutzgebiete Zone I. In den Schutzzonen II und III von Trinkwassergewinnungsanlagen und in Heilquellenschutz- gebieten ist die Errichtung von baulichen Anlagen, also auch Windenergieanlagen, ebenfalls grundsätzlich verboten. Von diesem Verbot kann jedoch eine Befreiung erteilt werden, wenn der Schutzzweck nicht gefährdet wird oder überwiegende Gründe des Wohls der Allgemein- heit die Befreiung erfordern (§ 52 Abs. 1 S. 2 und 3 WHG). In der Wasserschutzzone III fällt das Gefährdungspotenzial aufgrund der weiteren Entfer- nung zur Wassergewinnungsanlage in der Regel deutlich geringer aus. Anlagenstandorte sind daher grundsätzlich möglich. Es ist im Wesentlichen darauf zu achten, dass keine was- sergefährdenden Stoffe austreten können. Weitere Einschränkungen gelten für Bereiche • außerhalb von Kern- und Pflegezonen der Biosphärenreservate, • in Naturparken und • in Landschaftsschutzgebieten. Hier können Genehmigungen und Ausnahmen bei Beachtung des Schutzzwecks der ent- sprechenden Rechtsverordnungen erteilt werden. Das Schreiben teilt weiterhin mit, dass die Energieversorgung mit regenerativen Energien ein öffentliches Interesse ist. Die dritte Teilfortschreibung des Landesentwicklungsprogramms IV enthält Nachsteuerungen zum Ausbau der Windenergie (siehe Kapitel 2.2.1).

1.3 Begründung der UVP-Pflicht des vorliegenden Vorhabens Auf Grundlage der Ausführungen des Kapitels 1.2 ist für die Planung von insgesamt sieben WEA eine allgemeine Vorprüfung des Einzelfalls durchzuführen. Zwischen der Antragstellerin und der Genehmigungsbehörde besteht jedoch ein Einverneh- men, ohne die gesetzlich vorgeschriebene Vorprüfung unmittelbar eine vollständige UVP- Prüfung nach § 7 Abs. 3 UVPG durchzuführen.

1.4 Beschreibung des Vorhabens 1.4.1 Lage der Windenergieanlagenstandorte Das Plangebiet befindet sich im Grenzbereich zum Bundesland Nordrhein-Westfalen süd- westlich der Ortschaft Steeg auf rheinland-pfälzischer Landesseite innerhalb des Messtisch- blattes (TK25) 5112. Nachfolgend wird die Lage der geplanten Anlagen dargestellt:

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Abbildung 1: Lage des Windparks Friesenhagen (schwarzes Punktsymbol), violette Linie: Landesgrenze; Kartengrundlage: © GeoBasis-DE / LVermGeoRP 2018; © GeoBasis-NRW 2018 Der Standort der geplanten WEA wird in Tabelle 1 dargestellt: Tabelle 1: Standortkoordinaten der WEA in UTM32 (ETRS 89)

Anlage Gemarkung Flur Flurstück Rechtswert Hochwert WEA 1 Friesenhagen 32 61/48 413.016 5.636.590 WEA 2 Friesenhagen 36 13/3 413.672 5.636.298 WEA 3 Friesenhagen 34 32/8 413.937 5.635.863 WEA 4 Friesenhagen 35 2 414.577 5.636.048 WEA 5 Friesenhagen 35 4/2 415.009 5.635.840 WEA 6 Friesenhagen 43 119/3 415.365 5.635.545 WEA 7 Friesenhagen 42 34/6 415.773 5.636.048 1.4.2 Technische Daten Es ist folgender Anlagentyp beantragt: Tabelle 2: Technische Daten Nordex N149

Technische Daten Herstellerangaben Hersteller Nordex Typ N149 WEA 1-3 und WEA 5-7: 507m² Fundament WEA 4: 556 m² Rotordurchmesser 149,1 m WEA 1-3 und WEA 5-7: 164 m Nabenhöhe WEA 4: 125 m WEA 1-3 und WEA 5-7: 238,6 m Gesamthöhe WEA 4: 199,6 m Blattzahl 3 Drehzahl Max. 12,3 U/min Rotorfläche 17.460 m² Nennleistung 4,5 MW Der Energiebedarf für eine WEA misst sich an allen direkten und indirekten Energieaufwen- dungen für Herstellung, Betrieb und der Entsorgung der Anlage. Der dafür aufgewandte

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Energieverbrauch wird bei Onshore-Anlagen in einer Betriebszeitenspanne zwischen drei und zwölf Monaten energetisch amortisieren (BWE 2015). Bei einer durchschnittlichen Lauf- zeit von über 20 Jahren ergibt sich somit eine überaus positive energetische Bilanz (ebd.). 1.4.3 Betriebseinrichtungen und Infrastruktur Für die Errichtung einer WEA ist das Fundament für die Anlage selbst, eine Kranstellfläche, eine Vormontagefläche, eine Lagerfläche sowie die Zuwegung notwendig. Daneben sind je nach Anlagentyp weitere Nebenanlagen erforderlich. Eine Übersicht über die Einzelflächen und die erforderlichen Flächeninanspruchnahmen bietet Tabelle 3. Hierbei ist zu beachten, dass die nachfolgenden Zahlenwerte die einzelnen Eingriffsflächen nach Abzug der Bestandswege wiedergeben. Tabelle 3: Übersicht in Anspruch genommene Flächen (Wald- und Offenlandbiotoptypen) an den Anlagenstandorten in m²

Voll- versie- dauerhaft befestigt (Teil- temporär befes- gelung unbefestigt versiegelung) tigt dauer-

haft

Summe

/Vormon-

-

gung

fläche

terung

Zufahrt

streifen

gefläche

tagefläche

Fundament

(inkl.Turm)

Sicherheits-

griffsflächen

Böschungen

sonstigeEin-

interneZuwe-

Hilfskranstell-

Kranstellfläche

Fahrbahnerwei- Lager Auslegermonta-

WEA 1 507 0 1.563 565 0 362 0 257 2.242 1.594 2.114 9.204 WEA 2 507 18 1.775 1.083 30 712 0 240 589 677 2.198 7.829 WEA 3 507 0 1.575 903 26 706 0 240 2.412 1.074 2.066 9.509 WEA 4 556 0 1.400 1.225 80 602 0 241 1.489 1.597 1.753 8.943 WEA 5 507 18 1.575 1.284 139 673 116 239 2.222 3.866 2.132 12.771 WEA 6 507 18 1.575 1.005 0 726 0 240 2.293 401 2.163 8.928 WEA 7 507 18 1.575 1.010 26 705 0 240 1.890 1.006 2.304 9.281 Summe 3.598 72 11.038 7.075 301 4.486 116 1.697 13.137 10.215 14.730 66.465 Die Fundamente der geplanten Anlagen weisen einen kreisförmigen Grundriss mit einem Durchmesser von ca. 25,4 m bzw. 26,6 m (WEA 4) auf. Die Fundamenttiefe beträgt ca. 3,2 m bzw. 3,4 m. Nach dem Bau wird das Fundament z. T. wieder mit dem Bodenaushub der Fundamentgrube überschüttet. Insgesamt werden für jede Anlage jeweils 507 m² bzw. für die WEA 4 ca. 556 m² Fläche für Fundament und Turm in Anspruch genommen und dau- erhaft versiegelt bleiben. An den Anlagenstandorten WEA 2 und WEA 5 bis 7 werden Zufahrten bzw. Zuwege zum Turm in einer Größenordnung von je etwa 18 m² als geschotterte Wege angelegt. Die Kranstellfläche an sich wird in unmittelbarer Nähe zum Fundament errichtet und benö- tigt je Standort zwischen ca. 1.400 m² und 1.775 m² Fläche. Diese verbleibt bis zum Rück- bau der WEA als Schotterfläche dauerhaft befestigt. Für die dauerhaft bestehende interne Zuwegung werden Flächen zwischen ca. 565 m² und 1.284 m² benötigt. Hierbei werden überwiegend Bestandswege genutzt. Abschnittsweise wird die interne Zuwegung teil- bzw. vollversiegelt. Die Vollversieglung der Wege erfolgt für den Zeitraum der Anlagenerrichtung. Diese Wegeabschnitte werden nach Beendigung der Bauarbeiten zu Schotterwegen rückgebaut. Mit Ausnahme der WEA 1 und 6 werden an den Anlagenstandorten dauerhaft befestigte Si- cherheitsstreifen in Größenordnungen zwischen ca. 26 m² und 139 m² angelegt.

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An jedem Standort ist zusätzlich eine Hilfskranstellfläche notwendig, welche Größen zwi- schen etwa 362 m² und 726 m² aufweisen. Diese Fläche wird im Zuge der Bauarbeiten be- festigt, jedoch nach Beendigung der Arbeiten zurückgebaut, aber nicht aufgeforstet und ver- bleibt bis zum Rückbau als Sukzessionsfläche. Am Standort der WEA 5 ist eine Fahrbahnerweiterung geplant, welche ca. 116 m² in An- spruch nehmen wird. Ein Teil der Fläche wird nach Beendigung der Bauarbeiten wieder auf- geforstet. Der andere Teil dieser Fläche wird aufgrund seiner Lage zu Eingriffsflächen, wel- che als Sukzessionsfläche erhalten bleiben müssen, ebenfalls der Sukzession überlassen. Die Lager-/Vormontagefläche nimmt je Anlagenstandort ein Areal von etwa 239 m² bis 257 m² in Anspruch und wird für den Errichtungszeitraum temporär befestigt. Die Flächen werden nach Beendigung der Bauarbeiten wieder aufgeforstet. Die Auslegermontagefläche umfasst zwischen ca. 589 m² und 2.412 m² je WEA. Diese Flä- che verbleibt unbefestigt und wird nach Bauende der Sukzession überlassen. Neben diesen Flächen werden zusätzlich Böschungen in Größenordnungen zwischen etwa 401 m² und 3.866 m² sowie sonstige Eingriffsflächen (Pufferzonen für Arbeitsräume, Über- schwenkbereiche etc.) mit Größen zwischen etwa 1.753 m² und 2.304 m² hergestellt, welche im Anschluss der Bauarbeiten wieder aufgeforstet werden. Stellenweise verbleiben diese je nach Lage als Sukzessionsfläche. An zwei Stellen werden zusätzlich Umladeplätze errichtet, die eine Fläche von ca. 4.489 m² in Anspruch nehmen und nach Beendigung der Bauarbeiten aufgeforstet werden. Zur Andienung der Anlagenstandorte an das Verkehrsnetz wird zusätzlich eine externe Zu- wegung benötigt, für die hauptsächlich bereits das bestehende Wegenetz genutzt werden soll. Die externe Zuwegung nimmt abseits der Bestandswege eine Fläche von insgesamt 12.931 m² in Anspruch und wird analog zur internen Zuwegung abschnittsweise als geschot- terter bzw. asphaltierter Weg angelegt, wobei letztgenannte Asphaltwege nach Bauende als teilversiegelter Schotterweg dauerhaft angelegt werden. Darüber hinaus werden vereinzelt Kurvenabschnitte als temporäre Zuwegungsabschnitte angelegt. Insbesondere in den Kur- venbereichen werden darüber hinaus Überschwenkbereiche in einer Größenordnung von insgesamt 12.017 m² (für Turm: 783 m², für Rotor: 11.234 m²) hergestellt, welche nicht be- festigt werden. Hierbei wird zwischen den Überschwenkbereichen für die Anlieferung der Ro- torblätter und der Turmsegmente unterschieden. Die benötigten Überschwenkbereiche für die Turmsegmente werden nach Bauende aufgeforstet. Bei dem Überschwenkbereich für die Rotorblätter wird nochmals zwischen temporären Rodungsflächen (Aufforstung) und dauer- haften Rodungsflächen (Sukzessionsflächen) unterschieden. Weiterhin werden für die ex- terne Zuwegung Böschungen auf einer Fläche von etwa 374 m² sowie sonstige Eingriffs- flächen in einer Größe von ca. 13.698 m² angelegt. Die zwei letztgenannten Flächenkatego- rien können nach Beendigung der Bauarbeiten wieder aufgeforstet werden. Nachfolgend werden die Eingriffsflächen für die externe Zuwegung und die zugehörigen Nebenanlagen zusammenfassend tabellarisch dargestellt: Tabelle 4: Übersicht in Anspruch genommene Flächen (Wald- und Offenlandbiotoptypen) für die externe Zuwegung und weitere zugehörige Nebenanlagen in m²

Eingriffsfläche Fläche externe Zuwegung 12.931 Überschwenkbereich (Turm) 783 Überschwenkbereich (Rotorblätter) 11.234 Böschungen 374 sonstige Eingriffsflächen 13.698 Umladeplatz 4.489 Summe 43.509

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Unter Berücksichtigung der Flächengrößen in Tabelle 3 und Tabelle 4 ergibt sich somit eine in Anspruch genommene Gesamtfläche von 109.974 m² abseits bestehender Wege. In nachfolgender Tabelle werden die in Tabelle 3 und Tabelle 4 dargestellten, summierten Flächengrößen den Rodungsflächen je WEA-Standort und der Zuwegung vergleichend ge- genübergestellt. Eine detaillierte Darstellung der Rodungsflächen erfolgt in Kapitel 4.6.1 (Ta- belle 8 – Tabelle 10). Die Rodungsflächen sind hierbei gleich oder kleiner als die eigentliche Flächeninanspruchnahme (vgl. Spalte 2). Diese Flächendifferenz beruht darauf, dass die Ro- dungsflächen nur jene Flächen berücksichtigen, welche einen Gehölzbestand (Wald, Suk- zessionsflächen, Baumreihen der offenen Landschaft etc.) aufweisen. Bestandswege und Offenlandbiotoptypen (Grünland, Säume, Gewässer etc.) ohne Gehölzbewuchs werden nicht berücksichtigt, da auf diesen keine Rodung erfolgt. Die Flächendifferenz zwischen Spalte 2 und Spalte 3 der nachfolgenden Tabelle beträgt 3.040 m². Tabelle 5: Vergleichende Darstellung zwischen der Flächeninanspruchnahme abseits Be- standswege (Spalte 2) und Rodungsflächen (Spalte 3) in m²

Flächeninan- Rodungsflächen spruchnahme Flächen- (temporär und abseits Be- differenz Eingriffsfläche dauerhaft, vgl. standswege (vgl. Spalte 2 Tabelle 8 - Tabelle 3 und Ta- und 3 Tabelle 10) belle 4) WEA 1 9.204 9.204 0 WEA 2 7.829 7.829 0 WEA 3 9.509 9.509 0 WEA 4 8.943 8.943 0 WEA 5 12.771 12.771 0 WEA 6 8.928 8.928 0 WEA 7 9.281 9.206 75 Zwischensumme 66.465 66.390 75

Zuwegungsausbau 12.931 12.305 626 extern Überschwenkbe- 783 641 142 reich (Turm) Überschwenkbe- 11.234 9.797 1.437 reich (Rotorblätter) Böschungen 374 374 0 sonstige Eingriffs- 13.698 12.960 738 flächen Umladeplatz 4.489 4.467 22 Zwischensumme 43.509 40.544 2.965

Summe gesamt 109.974 106.934 3.040 Kabeltrasse und Übergabestation Zur Einspeisung des in den WEA gewonnenen Stroms in das Netz des zuständigen Energie- versorgungsunternehmens wird ein Mittelspannungskabel von den WEA bis zum Netzver- knüpfungspunkt in die Erde verlegt. Derzeit werden die möglichen Netzanschlussvarianten im Hinblick auf die wirtschaftlichste machbare Lösung in Zusammenarbeit mit dem zuständi- gen Energieversorgungsunternehmen geprüft. Die Trasse des Mittelspannungskabels und die Übergabestation am Netzverknüpfungspunkt werden in einem gesonderten Verfahren genehmigt. Nach Möglichkeit soll die Erdleitung in die Wege oder deren Banketten integriert werden.

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1.4.4 Wirkfaktoren Wirkfaktoren stellen die vorhabenspezifischen Einflussgrößen dar, die Beeinträchtigungen des Vorhabens auf einzelne Schutzgüter hervorrufen können (vgl. Kapitel 4). Bei den Wirkfaktoren und daraus resultierenden Eingriffsfolgen werden bau-, anlage- und betriebs- bedingte Wirkfaktoren unterschieden (KÖPPEL, PETERS, WENDE 2004). Baubedingte Wirkfaktoren Baubedingt kann es temporär vor allem durch die schweren Bau- und Transportmaschinen zu Bodenverdichtungen in den Randbereichen der Wege und Kurvenradien kommen. Die Erdkabel zu den Netzanschlusspunkten werden soweit möglich bodenschonend mit einem Kabelpflug verlegt und nach Möglichkeit in bestehende Wegeflächen integriert. Baubedingt kann es darüber hinaus durch Lärm, Staub und Bewegungsunruhe zu temporären Beein- trächtigungen der Fauna aber auch von Erholungssuchenden kommen. Anlagebedingte Wirkfaktoren Anlagebedingt ergeben sich Auswirkungen auf das Schutzgut Boden durch dauerhafte Flä- chenversiegelung und Teilversiegelungen. Ursache hierfür sind der Bau des Fundamentes, die Anlage der Kranstellfläche und der Ausbau der Zuwegung (Verbreiterung vorhandener Wege bzw. Anlage neuer Wege). Höhe, Form und Anordnung der geplanten Anlagen im Zu- sammenhang mit den bestehenden Anlagen verursachen eine Veränderung des Land- schaftsbildes. Aufgrund der Flächeninanspruchnahme durch die Anlagen können Beeinträch- tigungen (z. B. Habitatzerstörung) für Vogel- und Fledermausarten entstehen. Das Meidever- halten gegenüber Vertikalstrukturen (WEA-Turm) in der Landschaft kann zu Beeinträchtigun- gen von Tieren führen. Betriebsbedingte Wirkfaktoren Betriebsbedingte Beeinträchtigungen können entstehen durch: • Schallimmissionen, • den auf die Anlage zurückzuführenden Schattenwurf bzw. • die Drehbewegung der Rotoren. Neben dem Schutzgut Mensch (einschließlich der menschlichen Gesundheit, dem Wohnen und der Erholung) können von diesen betriebsbedingten Auswirkungen vor allem Vogel- und Fledermausarten betroffen sein. Mögliche Ursachen für Beeinträchtigungen sind: • Barrierewirkung insb. für Vogelzug, • Meideverhalten der Tiere, • Kollisionen, Barotrauma. Das Schutzgut Boden wird darüber hinaus betriebsbedingt gering beeinträchtigt durch War- tungsarbeiten (Parken und Befahren von Fahrzeugen). Ein grundsätzlich geringes Risiko be- steht zudem in der Tatsache, dass die geplanten Anlagen mit einem Getriebe ausgestattet sind, welche wassergefährdende Stoffe (bspw. Getriebeöl, Hydraulikflüssigkeiten) beinhal- ten. Entsprechende Sicherungsmechanismen innerhalb der Anlagen führen bei evtl. auftre- tenden Leckagen zu einer Abschaltung der Anlage. Anlage- und betriebsbedingte Wirkfakto- ren bestehen für den Zeitraum von ca. 20 Jahren bis zum Abbau der WEA. Rückbau der Anlagen Nach § 35 Abs. 5 Satz 2 BauGB ist u. a. für WEA als weitere Zulässigkeitsvoraussetzung eine Verpflichtungserklärung abzugeben, das Vorhaben nach dauerhafter Aufgabe der zuläs- sigen Nutzung zurückzubauen und Bodenversiegelungen zu beseitigen.

1.5 Wesentliche Auswahlgründe und Alternativenprüfung Wesentliche Gründe für die Auswahl eines geeigneten Standortes für WEA sind die pla- nungsrechtlichen Vorgaben, die Windverhältnisse, die Beachtung bestehender Restriktionen aufgrund immissions- oder naturschutzrechtlicher Vorschriften, die bestehende Infrastruktur und die Vorbelastung des Raumes.

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Steuerung der Windenergie auf der Ebene der Regionalplanung Der RROP Mittelrhein-Westerwald 2017 stellt Ausschluss- und Vorranggebiete für die Wind- energienutzung dar. Das Plangebiet befindet sich nicht innerhalb eines der genannten Ge- bietskategorien. Hierzu heißt es: „Außerhalb der Vorrang- und Ausschlussgebiete soll eine geordnete Entwicklung der Windenergienutzung über die bauleitplanerische Steuerung im Rahmen der Flächennutzungsplanung sichergestellt werden“ (G 148; PLANUNGSGEMEIN- SCHAFT MITTELRHEIN-WESTERWALD 2017). Im aktuell gültigen Flächennutzungsplan der Verbandsgemeinde Kirchen (Sieg) werden keine Vorrangflächen bzw. Ausschlussflächen zur Steuerung der Windenergienutzung dar- gestellt (vgl. Kapitel 2.2.3). Die Planung stellt ein privilegiertes Vorhaben im Sinne des § 35 Abs. 1 BauGB dar und ist im Außenbereich grundsätzlich bauplanungsrechtlich zulässig, in- sofern sie keinen weiteren öffentlichen Belangen entgegensteht und die Erschließung gesi- chert ist. Standorte innerhalb des Windparks Für die Standortwahl des Windparks Friesenhagen spielen die Windhöffigkeit, die topogra- phische Lage sowie die bestehende Waldstruktur (überwiegend Nadelwald bzw. Pionier- /Sukzessionswald) eine Rolle. Ein weiterer Aspekt stellt die vorhandene Infrastruktur in Form des bestehenden Wirtschaftswegenetzes außerhalb der klassifizierten Straßen dar. Durch das Wegenetz ist das Plangebiet bereits gut erschlossen, womit die Flächeninanspruch- nahme für die Erschließung gemindert wird. Weiterhin werden die bereits befestigten Be- standswege als Bestandteil weiterer Nebenanlagen der WEA genutzt. Darüber hinaus konnte auch auf die Rotorblattlager-/Vormontagefläche je Anlagenstandort verzichtet bzw. der genannte Eingriffsflächenkomplex von ca. 1.140 m² auf ca. 240 m² je WEA verkleinert werden. Die Standortplanung innerhalb des Windparks soll Beeinträchtigungen der im Plan- gebiet vorhandenen wertvolleren Biotopstrukturen (Altholzbestände, Bachläufe) weitestge- hend vermeiden. Standortalternativen sind nicht gegeben. Faunistische Gutachten Die vorliegenden faunistischen Gutachten (BLW 2018a – 2018e) nennen keine Einschrän- kungen bezüglich der Standortwahl (siehe Kap. 4.6.2). Zusammenfassend wurde unter Berücksichtigung der oben genannten Aspekte die best- mögliche Standortwahl zur Realisierung des Vorhabens getroffen. Standortalternativen sind nicht gegeben.

1.6 Abfallerzeugung/Emissionen Schallimmissionen Die Schallimmissionsprognose nach RAMBOLL CUBE GMBH (2018a) berücksichtigt alle mög- lichen und relevanten im Umfeld befindlichen Lärmquellen. Dabei sind die Richtwerte der TA- Lärm bindend. Danach sind Immissionsrichtwerte für nachts festgelegt, z. B. 40 dB(A) für all- gemeine Wohngebiete und 45 dB(A) für Mischgebiete. Als schallmindernde Maßnahme kann bei Überschreitung der Schallimmissionen grundsätzlich die Betriebsweise angepasst wer- den. Lichtreflexionen und Schattenwurf Anlagen- und betriebsbedingt kann es bei entsprechender Wetterlage an WEA zu Lichtrefle- xionen sowie Schattenwurf kommen. Bei Anlagen über 100 m Gesamthöhe ist die notwendig werdende Tag-Nacht-Kennzeich- nung zu berücksichtigen. Die Nachtkennzeichnung erfolgt nach Vorgabe der „Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zur Kennzeichnung von Luftfahrthindernissen“ vom 24. April 2007 (zu- letzt geändert durch die Verwaltungsvorschrift vom 26. August 2015 (Banz AT 01.09.2015 B4), durch eine rote Befeuerung auf dem Gondeldach und am Turm der WEA. Diese verur- sacht nächtliche Licht-Emissionen. Die Befeuerung wird mit einer Sichtweitenregulierung ausgestattet und mit allen geplanten WEA untereinander synchronisiert. Dadurch wird die

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Belastung minimiert. Die Tagkennzeichnung erfolgt durch das Anbringen von roten Farbfel- dern bzw. Farbstreifen am äußeren Rand der Rotorblätter, am Turm und am Maschinen- haus. Zur Prüfung der Einhaltung des empfohlenen Richtwertes von 30 Stunden im Jahr bzw. 30 Minuten pro Tag in Bezug auf Schlagschattenwirkung an Wohn- und Büroräumen liegt eine Schattenwurfprognose der RAMBOLL CUBE GMBH (2018b) bei. Die Ergebnisse sind in Kapitel 4.1 zusammengefasst. Grundsätzlich kann im Falle einer Überschreitung durch den Einbau einer entsprechend programmierten Abschaltautomatik die Einhaltung sichergestellt werden. Betriebsstörungen/Schadensereignisse Risiken durch Störfälle sind gemäß Begriffsbestimmung nach § 2 Nr. 7 der Störfall-Verord- nung (12. BImSchV) sowie für Unfälle und Katastrophen einschließlich solcher, die den wis- senschaftlichen Erkenntnissen zufolge durch den Klimawandel bedingt sind, und für das Vor- haben von Bedeutung wären, nicht ersichtlich bzw. hinsichtlich der Schwere, Komplexität und möglichen Ausmaßes der Auswirkungen durch den Betrieb von Windenergieanlagen als nicht erheblich zu werten. Als mögliche Schadensfälle gelten Eiswurf, Rotorblattabwurf bzw. Abwurf von Teilen der Ro- torblätter sowie Turm- und Fundamentversagen. Störfälle dieser Art sind bei modernen Anla- gen durch optimierte Konstruktionen, Eiswurfabschaltung und Systeme zur Überwachung der Drehleistungen praktisch nicht mehr relevant. Das Brandrisiko ist durch Blitzschutz, Fern- überwachung und regelmäßige fachkundige Wartung im Vergleich zu anderen Industrieanla- gen als sehr gering zu bewerten (AGATZ 2013). Aufgrund der Lage der Anlagen weit abseits von Siedlungsbereichen und Verkehrsflächen wäre das Ausmaß der Auswirkungen bei Ein- tritt eines solchen Falles gering. Zudem werden keine gefährlichen Stoffe nach § 2 Nr. 4 der 12. BImSchV verwendet.

2 ÜBERGEORDNETE PLANERISCHE VORGABEN UND ZIELE

2.1 Schutzstatus Die Standorte und die unmittelbare Umgebung des geplanten Windparks unterliegen, mit Ausnahme des Landschaftsschutzgebietes Wildenburgisches Land, keinem besonderen ge- setzlichen Schutz nach Naturschutz- oder Wasserrecht. In der Umgebung befinden sich Schutzgebiete unterschiedlicher Art, die jedoch nicht beeinträchtigt werden. Die Darstellung der nachfolgenden Schutzgebiete erfolgt auf Grundlage des Landschaftsinformationssys- tems der Naturschutzverwaltung (LANIS) RLP (LFU 2018) sowie der Landschaftsinformati- onssammlung (LINFOS) NRW (LANUV NRW 2018b). Naturschutzgebiete Schutzgebiete gemäß § 23 BNatSchG sind nicht im Nahbereich des Plangebietes zu finden. Das nächstgelegen Naturschutzgebiet (NSG) Warnsbachtal (GM-026) befindet sich etwa 1,7 km zur WEA 1 entfernt im Bundesland NRW. Nationalparke, Nationale Naturmonumente Schutzgebiete bzw. -objekte gemäß § 24 BNatSchG befinden sich nicht im Nahbereich oder weiterem Umfeld der Planung. Biosphärenreservate Schutzgebiete gemäß § 25 BNatSchG befinden sich nicht im Nahbereich oder weiterem Um- feld der Planung. Landschaftsschutzgebiete Das Plangebiet befindet sich innerhalb des Landschaftsschutzgebietes (LSG) Wildenburgi- sches Land (07-LSG-7132-010). Südlich angrenzend und in einer Entfernung von etwa 2,3 km zur geplanten WEA 6 liegt das LSG Holpebachtal und Landschaft um Birken-Honigs- essen (07-LSG-7132-013).

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Auf Seiten des Landes NRW befindet sich das LSG mit der Bezeichnung LSG-Zone 1 (LSG- 5012-0001), welches an der Grenze beginnt und sich somit in einem Abstand von ca. 600 m zur geplanten WEA 1 befindet. Naturparke Der Naturpark Bergisches Land (NTP-002) als Schutzgebiet gemäß § 27 BNatSchG befindet sich innerhalb des Landes NRW in einer Entfernung von etwa 600 m zur WEA 1. Naturdenkmäler Schutzgebiete bzw. -objekte gemäß § 28 BNatSchG befinden sich nicht im Nahbereich oder weiterem Umfeld der Planung. Geschützte Landschaftsbestandteile Schutzgebiete bzw. -objekte gemäß § 29 BNatSchG befinden sich nicht im Nahbereich oder weiterem Umfeld der Planung. Gesetzlich geschützte Biotope Die geplanten WEA berühren keine gesetzlich geschützten Biotope gemäß § 30 BNatSchG und § 15 LNatSchG. Jedoch befinden sich im Nahbereich der Anlagen entsprechende Bio- tope. Nachfolgend werden alle § 30-Biotope in einem Radius von 500 m zu den geplanten WEA (Abstand zu nächstgelegenen WEA-Eingriffsflächen) gelistet: • Bach östlich Wassermühle (BT-5112-0107-2009); Abstand ca. 60 m südöstlich zu WEA 4, • Quellbach westlich Sommerhardt (BT-5112-0043-2009); Abstand ca. 155 m östlich zu WEA 1, • Quellbäche nördlich Helmert (BT-5112-0041-2009); Abstand ca. 170 m westlich zu WEA 1, • Quellbach N Forsthaus Rübegarten (BT-5112-0075-2009); Abstand ca. 170 m süd- westlich zu WEA 3, • Auwald nahe Kläranlage sö. Steeg (BT-5112-0009-2012); Abstand ca. 150 m nördlich zu WEA 3, • Wisser Bach zwischen Steeg und Kreisgrenze (BT-5112-0054-2012); Abstand ca. 190 m südlich zu WEA 2, • Quellbach nördlich Sommerhardt (BT-5112-0047-2009); Abstand ca. 70 m westlich zu WEA 2, • Quellbach südlich Dernbach (BT-5112-0109-2009); Abstand ca. 150 m südwestlich zu WEA 7, • Quellbach NO Wöllenbach (BT-5112-0112-2009); Abstand ca. 280 m nordöstlich zu WEA 7, • Quellbach NW Wöllenbach (BT-5112-0110-2009); Abstand ca. 275 m südöstlich zu WEA 7, • Felswand östlich Wassermühle (BT-5112-0105-2009); Abstand ca. 315 m nordwest- lich zu WEA 4, • Quellbach östlich Wassermühle (BT-5112-0108-2009); Abstand ca. 385 m östlich zu WEA 2, • Feuchtgrünland südlich Dernbach (BT-5112-0160-2009); Abstand ca. 385 m nord- westlich zu WEA 7, • Wiesenbach bei Dernbach (BT-5112-0157-2009); Abstand ca. 390 m nordwestlich zu WEA 7, • Quellbach nördlich Höferhof (BT-5112-0039-2009); Abstand ca. 430 m südlich zu WEA 1.

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Vereinzelt verlaufen Bäche, welche als gesetzlich geschützte Biotope gekennzeichnet sind, im Nahbereich der externen Zuwegung oder queren diese unterhalb von Bestandswegen. Natura 2000 Die geplanten Anlagen liegen nicht innerhalb eines Natura 2000-Gebietes. Das nächstgele- gene FFH-Gebiet Sieg (FFH-5212-302) befindet sich in einem Mindestabstand von etwa 230 m Entfernung zum geplanten Windpark, das FFH-Gebiet Stollen bei Morsbach-Schlech- tingen (FFH-5112-301) etwa 1,8 km. Das nächstgelegen Vogelschutzgebiet Westerwald (VSG-5312-401) befindet sich etwa 800 m östlich der geplanten WEA 7. Nächstgelegene FFH-Lebensraumtypen nach Anhang I der FFH-Richtlinie sind innerhalb der Grenzen des FFH-Gebietes Sieg dokumentiert (LRT 91E0: Auen-Wälder mit Alnus gluti- nosa und Fraxinus excelsior, LRT 9110: Hainsimsen-Buchenwald, LRT 9160: Sternmieren- -Hainbuchenwälder). Außerhalb der Grenzen des FFH-Gebietes befindet sich ein Hainsimsen-Buchenwald (LRT 9110, Eichen-Buchenwald am Forsthaus Rübegarten) in ca. 190 m Entfernung zur geplanten WEA 3 sowie eine Waldparzelle gleichen LRT’s in ca. 350 m Entfernung zur WEA 6 (Eichen-Buchenwald NW Gut Altenhof). Eine detaillierte Beschreibung und Bewertung möglicher, negativer Auswirkungen auf die LRT’s innerhalb benachbarter Natura 2000-Gebiete sind GUTSCHKER-DONGUS (2018c) zu entnehmen. Wasserschutzgebiete Gemäß den Daten von MUEEF (2018a) liegen die geplanten WEA nicht innerhalb eines fest- gesetzten Wasserschutzgebietes. Das nächstgelegene und länderübergreifende Wasser- schutzgebiet Wiehltalsperre (Zone III, RLP: Nr. 403002474, NRW: Nr. 511201) liegt ca. 4,6 km nördlich der WEA 1. Heilquellen- und Mineralquellenschutzgebiete befinden sich nicht im Nahbereich oder weite- ren Umfeld der Planung. Denkmalschutz Gemäß dem nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler der GENERALDIREKTION KULTURELLES ERBE VON RHEINLAND-PFALZ des Kreises Altenkirchen (GDKE RLP 2018) exis- tieren keine Kulturdenkmäler im Nahbereich des geplanten Windparks. Denkmäler wie Kir- chen und historische Gebäude, insbesondere Fachwerkhäuser, finden sich vor allem in den umliegenden Siedlungen. Die für die Gemeinde Friesenhagen (GDKE RLP 2018) und Mors- bach (GEMEINDE MORSBACH o. J.) gelisteten Kulturdenkmäler sind im Anhang (Tabelle I) dar- gestellt. Dominierende landschaftsprägende Gesamtanlagen mit erheblicher Fernwirkung gemäß dem Regionalen Raumordnungsplan Mittelrhein-Westerwald 2017 (Tabelle 2, S. 25) sind keine im direkten Nahbereich vorhanden. Das Wasserschloss Crottorf östlich von Friesenha- gen liegt in einer Mindestentfernung von ca. 3,5 km zum Plangebiet. Die Wildenburg nördlich von Friesenhagen liegt mindestens etwa 5,1 km von den geplanten WEA entfernt. Schloss Freusburg nördlich von Kirchen (Sieg) ist etwa 7,3 km entfernt. Schloss Schönstein in Wis- sen liegt etwa 10,0 km in südlicher Richtung entfernt. Die geplanten Anlagen befinden sich darüber hinaus nicht innerhalb einer nach dem LEP IV dargestellten historischen Kulturlandschaft (MWVLW 2013), jedoch gemäß des RROP Mittel- rhein-Westerwald 2017 in der bedeutsamen historische Kulturlandschaft Wildenburger Land/Wisser Bergland.

2.2 Raumordnung und Bauleitplanung 2.2.1 Landesentwicklungsprogramm Rheinland-Pfalz Das Landesentwicklungsprogramm (LEP) IV gliedert die Raumstruktur und formuliert Leitbil- der für eine weitere Entwicklung.

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Nach der ersten Teilfortschreibung des LEP IV Kap. 5.2.1 „Erneuerbare Energien“ soll die Nutzung erneuerbarer Energie im Sinne der europäischen, bundes- und landesweiten Ziel- vorgaben an zweckentsprechenden Standorten weiter ausgebaut und die Voraussetzungen dafür geschaffen werden. Die Verbandsgemeinden, verbandsfreien Gemeinden, großen kreisangehörigen und kreis- freien Städte sollen dafür Klimaschutzkonzepte aufstellen. Ein geordneter Ausbau der Windenergienutzung soll durch die Regionalplanung und die Bauleitplanung sichergestellt werden. In den Regionalplänen sind Vorranggebiete für die Windenergienutzung auszuweisen. Dabei sind im jeweiligen Planungsraum die Gebiete mit hoher Windhöffigkeit vorrangig zu sichern. Zur Energieversorgung heißt es: „Die Nutzung erneuerbarer Energieträger soll an geeigne- ten Standorten ermöglicht und im Sinne der europäischen, bundes- und landesweiten Ziel- vorgaben ausgebaut werden.“ Mit der dritten Teilfortschreibung des LEP IV (in Kraft seit 21. Juli 2017) werden folgende, die Windenergie betreffende, Nachsteuerungen vorgenommen (GVBl. Nr. 11, S. 162 ff): Weitere Ausschlussgebiete und unmittelbare Wirkung des LEP IV: Die Ausschlusskriterien für Windenergieanlagenstandorte im Landesentwicklungsprogramm IV wirken als landesplanerische Ziele unmittelbar auf die Regional- und Bauleitplanung. Das Ziel Z 163 d legt folgende zusätzliche (über das „Rundschreiben Windenergie“ hinausge- hende) Ausschlusstatbestände fest: • im Naturpark Pfälzerwald, • in den Kernzonen der Naturparke, • in den Kernzonen und in den Rahmenbereichen der UNESCO-Welterbegebiete Obe- res Mittelrheintal und Obergermanisch-Raetischer Limes, • in landesweit bedeutsamen historischen Kulturlandschaften der Bewertungsstufen 1 und 2, • in denjenigen Natura 2000-Gebieten, für die die Staatliche Vogelschutzwarte für Hes- sen, Rheinland-Pfalz und das Saarland und das Landesamt für Umwelt, Wasserwirt- schaft und Gewerbeaufsicht im „Naturschutzfachlichen Rahmen zum Ausbau der Windenergie in Rheinland-Pfalz” ein sehr hohes Konfliktpotential festgestellt haben, • in Gebieten mit zusammenhängendem Laubholzbestand mit einem Alter über 120 Jahre (hierbei ist eine Mindestgröße des Altholzbestandes von ca. 10 ha zugrunde zu legen). Modifizierung von Flächenvorgaben Die Vorgabe der Bereitstellung von zwei Prozent der Landesfläche für die Windenergienut- zung (Grundsatz G 163 a) wird grundsätzlich beibehalten, jedoch unter Verzicht auf die For- mulierung als Mindestanteil (Streichung des Begriffs „mindestens“). Gleiches gilt für die Zur- verfügungstellung von Waldflächen (Grundsatz G 163 c). Mindestflächengröße: Anlagen im räumlichen Verbund Die Vorgabe, dass Windenergieanlagen nur an solchen Standorten errichtet werden dürfen, an denen der Bau von mindestens drei Anlagen im Verbund möglich ist, wird zum rechtsver- bindlichen Ziel (vorher G 163 f, jetzt Z 163 g). Im Fall von Repowering genügt die mögliche Errichtung von mindestens zwei Anlagen. Mindestabstand zu Gebieten mit Wohnnutzung Erforderlicher Mindestabstand von Windenergieanlagen von 1.000 Meter zu reinen, allgemei- nen und besonderen Wohngebieten sowie zu Dorf-, Misch- und Kerngebieten, bei Anlagen mit mehr als 200 Meter Gesamthöhe mindestens 1.100 Meter (Z 163 h). Eine Unterschrei- tung der Abstände ist nur im Falle des besonders gewünschten Repowering von Altanlagen zulässig (Z 163 i).

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Das Plangebiet sowie die nähere Umgebung sind mit der Signatur landesweit bedeutsamer Bereich für Erholung und Tourismus gekennzeichnet. Weitere Aussagen für die Bereiche der Anlagenstandorte wird seitens LEP IV nicht gemacht. Der zwischen dem Windpark in Tallage verlaufende Wisserbach wird als Verbindungsfläche Gewässer dargestellt. Ein Großteil des umgebenden Offenlands wird als landesweit bedeut- samer Bereich für die Landwirtschaft dargestellt. Weitere Aussagen werden im LEP IV für das Umfeld des Plangebietes nicht getroffen. Nordrhein-Westfalen Der aktuell gültige Landesentwicklungsplan NRW (LANDESREGIERUNG NRW 2017) stellt Morsbach (als Grundzentrum) sowie angrenzende Gewerbeflächen als Siedlungsraum (inkl. großflächiger Infrastruktureinrichtungen) dar. Die umgebenden Offenland- und Waldbereiche werden unter der Signatur Freiraum dargestellt. Der Wisserbach wird mit der Signatur Über- schwemmungsbereich dargestellt. Weitere zeichnerische Darstellungen werden für den Be- reich um Morsbach nicht gemacht. 2.2.2 Regionaler Raumordnungsplan Rheinland-Pfalz Der aktuelle Regionale Raumordnungsplan Mittelrhein-Westerwald ist seit dem 11.12.2017 wirksam. Für das Plangebiet werden weder ein Vorranggebiet Windenergie noch ein Ausschlussgebiet Windenergie ausgewiesen. Das direkte Plangebiet wird mit der Signatur Vorbehaltsgebiet regionaler Biotopverbund so- wie Vorbehaltsgebiet Erholung und Tourismus und sonstige Waldflächen gekennzeichnet (vgl. Abbildung 2). Im Vorbehaltsgebiet regionaler Biotopverbund soll gemäß Grundsatz G 63 und G 81 der nachhaltigen Sicherung der heimischen Tier- und Pflanzenwelt gegenüber konkurrierenden Planungen ein besonderes Gewicht beigemessen werden (PLANUNGSGEMEINSCHAFT MITTELRHEIN-WESTERWALD 2017). Für das Vorbehaltsgebiet Erholung und Tourismus „soll [nach Grundsatz G 97] der hohe Er- lebniswert der Landschaft erhalten bleiben und nachhaltig weiterentwickelt werden. In den Vorbehaltsgebieten Erholung und Tourismus soll dem Schutz des Landschaftsbildes bei raumbedeutsamen Entscheidungen ein besonderes Gewicht beigemessen werden“ (ebd.). „Darüber hinaus dienen diese [gemäß Grundsatz G 100] auch zur Sicherung der ruhigen Er- holung in Natur und Landschaft. In sensiblen Gebieten sollen alle Maßnahmen und Planun- gen vermieden werden, welche die Erholungsfunktion dieser Räume erheblich beeinträchti- gen“ (ebd.). Weiterhin befinden sich die geplanten Anlagen innerhalb der regional bedeutsa- men historischen Kulturlandschaft Wildenburger Land/Wisser Bergland. Gemäß Grundsatz G 57 „sollen noch vorhandene, typische landschaftsprägende Strukturen wie Grünlandnut- zung, Streuobstwiesen, Weinbau und gliedernde Vegetationselemente erhalten werden. Stö- rungen wie Zerschneidung oder Lärm- und Schadstoffemissionen sollen vermieden bzw. so gering wie möglich gehalten werden“ (ebd.). Im Nahbereich der WEA 2 und WEA 3 befinden sich Vorranggebiete für die Forstwirtschaft. Der Wisserbach sowie angrenzende Uferbereiche in Tallage sind als Vorranggebiet Hoch- wasserschutz dargestellt. Ein Großteil der Offenlandbereiche ist mit der Signatur Vorbehalts- gebiet Landwirtschaft bzw. als Vorranggebiet Landwirtschaft gekennzeichnet. Genannte Flä- chensignaturen werden durch die Planung jedoch nicht berührt.

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Abbildung 2: Ausschnitt aus dem RROP Mittelrhein-Westerwald 2017 Nordrhein-Westfalen Gemäß dem aktuellen Regionalplan Nordrhein-Westfalen, Teilabschnitt Region Köln (vgl. BEZIRKSREGIERUNG KÖLN 2018) wird der Landschaftsraum um Morsbach flächendeckend – mit Ausnahme der Siedlungs- und Gewerbeflächen - mit der Signatur Schutz der Landschaft und landschaftsorientierte Erholung (grün schraffiert) dargestellt (vgl. Abbildung 3). Neben der Sicherung, Pflege, Entwicklung und Wiederherstellung der Landschaft soll die Zugäng- lichkeit der Landschaft für Erholungssuchende gesichert und vermeidbare Störungen durch Immissionen und durch Zerschneidung zusammenhängender Erholungsräume ausgeschlos- sen werden. Neben Allgemeinen Siedlungsbereichen (flächig braun) und Bereichen für gewerbliche und industrielle Nutzungen (flächig grau) sind Wälder mit der Signatur Waldbereiche (flächig grün) und Offenland mit der Signatur Allgemeine Freiraum- und Agrarbereiche (flächig gelb) in Grenznähe zu Rheinland-Pfalz vorhanden. Flächen zum Schutz der Natur (grün gerahmt) liegen in ausreichendem Abstand zur Planung. Als lineare Strukturen werden die Signaturen Fließgewässer (blaue Linie) und Straßen für den vorwiegend überregionalen und regionalen Verkehr, Bestand, Bedarfsplanmaßnahmen (rote Linie) dargestellt.

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Abbildung 3: Ausschnitt aus dem ROP NRW (MWIDE 2018) 2.2.3 Flächennutzungsplan Der aktuelle Flächennutzungsplan der Verbandsgemeinde Kirchen (Sieg) – 1. Fortschrei- bung, Planteil West - wurde durch die Bekanntmachung vom 16. Dezember 2016 rechtskräf- tig. Die Darstellung des Flächennutzungsplans ist im Geoportal RLP (GDI-RP 2018) abruf- bar. Vorrang- und Ausschlussflächen für die Windenergienutzung werden im Flächennutzungs- plan nicht dargestellt. Derzeit wird die 3. Änderung des Flächennutzungsplans zur Steuerung der Windenergie durch die Verbandsgemeinde Kirchen (Sieg) bearbeitet. Alle geplanten Anlagenstandorte befinden sich gemäß dem aktuell rechtskräftigen Flächen- nutzungsplan in der Signatur Waldfläche (flächig grün, vgl. Darstellung in GDI-RP 2018). Für diese Flächen ist stellenweise der Erhalt oder die Entwicklung von naturnahen Waldflächen (grün schraffiert) in Form von Laubwälder mit überwiegend natürlicher und standortgerechter Artenzusammensetzung (Schraffur grün) dargestellt. Die geplanten WEA an sich befinden sich mit Ausnahme der WEA 5 und WEA 7 nicht innerhalb solcher Bestände. Nebenanlagen oder Zuwegungsabschnitte liegen bis auf WEA 2 und WEA 6 teils innerhalb dieser Flächen- signaturen. Das Plangebiet wird von kleinen Fließgewässern mit der Signatur Quellbach/naturnaher Bach- und Wasserlauf, teils mit Quellbereichen, durchzogen, welche als gesetzlich ge- schützte Biotope dokumentiert sind. Diese werden von den geplanten Anlagen sowie deren Nebenanlagen nicht berührt (vgl. Kapitel 2.1). Die angrenzenden Offenlandbereiche sind mit der Signatur Landwirtschaftliche Flächen dar- gestellt. Die Offenlandbereiche entlang des Wisserbach-Tals werden stellenweise als feuchte Wiesengesellschaften mit Pauschalschutz nach § 30 BNatSchG (flächig grünblau) dargestellt. Die extensiven Grünlandbestände entlang des Wisserbachs sollen stellenweise erhalten werden (Schraffur gelb).

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Weiterhin wird das Plangebiet flächig als Landschaftsschutzgebiet (Kreissymbol L) darge- stellt und Teile des Wisserbach-Tals als FFH-Gebiet (Kreissymbol FFH) und als geschützter Landschaftsbestandteil (Status vorgeschlagen, Kreissymbol LB) dargestellt. 2.2.4 Verwaltungsvorschriften und Merkblätter In Rheinland-Pfalz sind bei der Genehmigung von Windenergieanlagen die „Hinweise für die Beurteilung der Zulässigkeit der Errichtung von Windenergieanlagen in Rheinland-Pfalz (Rundschreiben Windenergie)“ zu beachten (GEMEINSAMES RUNDSCHREIBEN DES MINISTERIUMS FÜR WIRTSCHAFT, KLIMASCHUTZ, ENERGIE UND LANDESPLANUNG, DES MINISTERIUMS DER FINANZEN, DES MINISTERIUMS FÜR UMWELT, LANDWIRTSCHAFT, ERNÄHRUNG, WEINBAU UND FORSTEN UND DES MINISTERIUMS DES INNERN, FÜR SPORT UND INFRASTRUKTUR RHEINLAND-PFALZ vom 28.05.2013). Nach dem Rundschreiben Windenergie wurden als Ausschlussgebiete für die Windenergie festgelegt: • Rechtsverbindlich festgesetzte Naturschutzgebiete, • als Naturschutzgebiet vorgesehene Gebiete, für die nach § 24 Landesnaturschutzge- setz eine einstweilige Sicherstellung erfolgt ist, • Kern- und Pflegezonen des Naturparks Pfälzer Wald, • Nationalparks, • Kernzonen der UNESCO-Welterbegebiete Oberes Mittelrheintal und Obergerma- nisch-Raetischer Limes und • landesweit bedeutsame historische Kulturlandschaften sowie in einem Korridor von einer maximalen Tiefe von sechs Kilometern in den sich westlich an den Haardtrand anschließenden Höhenzügen des Pfälzerwaldes, • gesetzlich geschützte Biotope nach § 30 BNatSchG und § 28 LNatSchG, • Naturmonumente, • Naturdenkmäler, • geschützte Landschaftsbestandteile, • Wasserschutzgebiete und Heilquellenschutzgebiete Zone I. In den Schutzzonen II und III von Trinkwassergewinnungsanlagen und in Heilquellenschutz- gebieten ist die Errichtung von baulichen Anlagen, also auch Windenergieanlagen, ebenfalls grundsätzlich verboten. Von diesem Verbot kann jedoch eine Befreiung erteilt werden, wenn der Schutzzweck nicht gefährdet wird oder überwiegende Gründe des Wohls der Allgemein- heit die Befreiung erfordern (§ 52 Abs. 1 S. 2 und 3 WHG). In der Wasserschutzzone III fällt das Gefährdungspotenzial aufgrund der weiteren Entfer- nung zur Wassergewinnungsanlage in der Regel deutlich geringer aus. Anlagenstandorte sind daher grundsätzlich möglich. Es ist im Wesentlichen darauf zu achten, dass keine was- sergefährdenden Stoffe austreten können. Weitere Einschränkungen gelten für • Bereiche außerhalb von Kern- und Pflegezonen der Biosphärenreservate, • in Naturparken und in • Landschaftsschutzgebieten. Hier können Genehmigungen und Ausnahmen bei Beachtung des Schutzzwecks der ent- sprechenden Rechtsverordnungen erteilt werden. Das Schreiben teilt weiterhin mit, dass die Energieversorgung mit regenerativen Energien ein öffentliches Interesse ist. Weitere Ausschlussgebiete und Nachsteuerungen werden in der dritten Teilfortschreibung des Landesentwicklungsprogramms IV genannt (siehe Kapitel 2.2.1).

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3 BESCHREIBUNG UND BEWERTUNG DER UMWELT IN IHREN BESTANDTEILEN Im folgenden Kapitel werden die vorhandenen Schutzgüter gemäß § 2 UVPG im Untersu- chungsraum beschrieben und bewertet. Der Untersuchungsraum orientiert sich dabei an ei- ner zielgerichteten und wirkfaktorbezogenen Bestandsaufnahme und –bewertung, die die Reichweite der möglichen Umweltauswirkungen umfassen soll (KÖPPEL, PETERS, WENDE 2004). Dementsprechend kann das Untersuchungsgebiet einen Radius von 500 m (Boden, Vegetation, Biotoptypen, Brutvögel) bis zu 10 km (Landschaft, Zugvögel) um die geplanten und zu berücksichtigenden Anlagen umfassen.

3.1 Schutzgut Mensch einschließlich der menschlichen Gesundheit Wohnen Die Städte Kirchen (Sieg) (ca. 7,8 km südöstlich), Betzdorf (ca. 8,5 km südöstlich) und Wis- sen (ca. 10 km südwestlich) sind im ROP Mittelrhein-Westerwald 2017 als freiwillig kooperie- rende Mittelzentren eingestuft. Die Städte Morsbach (ca. 1,9 km südwestlich) und Freudenberg (ca. 5,0 km nordöstlich) sind gemäß LEP NRW 2017 als Grundzentrum eingestuft. Nach der dritten Teilfortschreibung des Landesentwicklungsplanes (LEP IV, vgl. Kapitel 2.2) gilt ein Mindestabstand von Windenergieanlagen zu reinen, allgemeinen und besonderen Wohngebieten sowie zu Dorf-, Kern- und Mischgebieten von 1.000 m, bei Anlagen über 200 m Gesamthöhe von 1.100 m. Nach dem Rundschreiben Windenergie RLP ist zu Einzel- häusern und Splittersiedlungen im Außenbereich eine Abstandsempfehlung von 500 m zu berücksichtigen. Genannte Abstandsvorgaben werden nach den Vorgaben des LEP IV und des Rundschreibens Windenergie RLP eingehalten (vgl. Tabelle 6). Tabelle 6: Abstände zu benachbarten Siedlungen (Zirkawerte in km; Einzelhöfe kursiv)

Siedlung (Himmelsrichtung) Abstand Helmert (SW) 0,6 Höferhof (S, W) 0,5 Rübegarten (S, W) 0,6 Grendel (S, SW) 0,9 Landgut Altenhofen (S) 0,5 Busenbach (S) 1,3 Neuhöhe (S) 1,0 Hohhäuschen (S, SO) 0,7 Wöllenbach (SO) 0,7 Erlenbruch (O) 0,9 Harbach/Hinterhausen (O) 1,7 Stausberg (NO) 0,8 Bockenbaum (NO, N) 1,3 Dernbach (NO) 0,8 Steeg (NO, N) 1,2 Wasserhof (NO, N) 0,5 Hammer (NO, N) 0,9 Kappenstein (N) 1,4 Oberwarnsbach (NW) 1,3 (W) 1,5 Sonnenhof (W) 1,7 Birzel (SW) 1,2 Morsbach (SW) 1,9

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Im Windenergie-Erlass NRW (MULNV & MWEBWV & STAATSKANZLEI NRW 2018) werden keine Mindestabstände genannt. Die notwendigen Abstände bei der Ausweisung von Flä- chen für die Windenergienutzung richten sich im Einzelfall u. a. nach § 50 BImSchG, den An- forderungen an die Einwirkungen durch Schattenwurf und den für die jeweiligen Baugebiete gültigen Werten der TA Lärm. Beeinträchtigungen durch Schall, aber auch durch Schatten- wurf müssen durch gesonderte Gutachten ausgeschlossen werden können. Die geplanten WEA befinden sich jedoch auf der Landesseite von Rheinland-Pfalz. Somit sind die oben ge- nannten Abstandsvorgaben bindend. Um Auswirkungen durch Schall und Schattenwurf auf benachbarte Ortschaften bewerten zu können, wurden entsprechende Gutachten erarbeitet. Hierfür wurde vom Büro RAMBOLL CUBE GMBH (2018a) eine Schallimmissionsprognose für sieben Windenergieanlagen am Standort Friesenhagen berechnet. Sie erfolgt hierbei im sogenannten Interimsverfahren. Ge- mäß der durchgeführten Schallimmissionsprognose wurden insgesamt 30 Immissionsorte berücksichtigt. Als Vorbelastung werden das Gewerbegebiet im Ortsteil Steeg/Hammer, das Gewerbegebiet Morsbach sowie als weitere Lärmquellen ein Viehbetrieb in Wöllenbach her- angezogen. Weiterhin wurde für die Planung eine Schattenwurfprognose (RAMBOLL CUBE GMBH 2018b) unter Berücksichtigung von 25 Immissionsorten innerhalb umliegender Ortschaften und Ein- zelhöfe berechnet. Erholung und Tourismus Die Landschaft als solche ist Grundlage der Erholung. Mit der Betrachtung des Landschafts- bildes und des Landschaftsraumes wird bereits ein Element des Schutzgutes Erholung be- rücksichtigt. Die Landschaft, die von Kultur, Wäldern, Geländemorphologie, Vegetation und Artenbestand geprägt ist, stellt die Grundlage zur Erholungsnutzung dar. Darüber hinaus richtet sich der Erholungswert jedoch auch nach der bestehenden oder geplanten Erholungs- infrastruktur wie Wanderwegen, Aussichtspunkten, Sehenswürdigkeiten, Ortsbildern, sportli- chen und kulturellen Einrichtungen, Museen, Historie und anderen Erlebnismöglichkeiten aus. Gemäß dem ROP Mittelrhein-Westerwald 2017 wird das Plangebiet als Vorbehaltsgebiet Er- holung und Tourismus dargestellt, womit eine gute Erholungseignung grundsätzlich gegeben ist. Im Umfeld der Planung verlaufen mehrere lokale bzw. regionale (Rad-)Wanderwege. So verläuft nach der Wanderkarte Nördlicher Westerwald (Blatt 3, 1:25.000, LVERMGEO 2014) ein Abschnitt des Siegerlandhöhenrings entlang der Landesgrenze zwischen Rheinland- Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Die Rheinland-Pfalz Radroute und die Westerwald-Schleife führen über die Kreisstraße K77 sowie durch das Wisserbach-Tal entlang der Landstraße L278. Routen lokaler Rundwanderwege sind vereinzelt entlang der Forstwirtschaftswege im Nahbereich der geplanten WEA 4 – WEA 7 vorhanden. Überregionale Hauptwanderwege (Natursteig Sieg, Westerwaldsteig, Druidensteig, Europäischer Fernwanderweg Nr. 1) bzw. Hauptwanderwege der regionalen Wandervereine (Westerwald-Verein e.V., Sauerländischer Gebirgsverein e.V.) finden sich nicht im Nahbereich der geplanten WEA. Erholungsinfrastruktur in Form von Rastplätzen, Aussichtspunkten, Schutzhütten etc. sind gemäß LVERMGEO (2014) nicht im direkten Umfeld der geplanten WEA vorhanden. Diese finden sich insbesondere entlang der Ortschaften (bspw. Spielplätze, Sportanlagen, Museen, Gasthäuser) oder im weiteren Umfeld des Plangebietes. Vorbelastung Im unmittelbaren Untersuchungsumfeld sind als Vorbelastungen vor allem die bestehenden Industrie- und Gewerbegebiete am Ortsrand von Steeg und Morsbach zu nennen. Gleichar- tige technische Strukturen sind keine im näheren Umfeld der geplanten WEA vorhanden. Der nächstgelegene Windpark Morsbach (NRW) befindet sich ca. 4,5 km nordwestlich der ge- planten Anlagen. Als weitere technische Vorbelastung ist die Hochspannungsleitung östlich von Morsbach, welche von Nord nach Süd verläuft.

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Bewertung Genannte Abstandsvorgaben können nach den Vorgaben des LEP IV und des Rundschrei- bens Windenergie RLP eingehalten werden. Für Nordrhein-Westfalen werden keine derarti- gen Mindestabstände angegeben. Eine Verträglichkeit richtet sich nach den Anforderungen an die Einwirkungen durch Schattenwurf und nach den gültigen Werten der TA Lärm. Unab- hängig davon muss die Einhaltung der Richtwerte der TA-Lärm und der Schattenwurf-Hin- weise für den geplanten Windpark fachgutachterlich nachgewiesen werden. Hierfür wurden entsprechende Gutachten erarbeitet. Die Landschaft im näheren und weiteren Umfeld der Planung besitzt grundsätzlich eine gute Erholungseignung. Im Umfeld der Planung verlaufen mehrere lokale bzw. regionale Wander- bzw. Radwanderwege. Qualitätswanderwege wie der Natursteig Sieg, der Westerwaldsteig, der Druidensteig oder der Europäischer Fernwanderweg Nr. 1 verlaufen jedoch in ausrei- chender Entfernung zur Windenergieplanung. Erholungsinfrastruktur in Form von Schutzhüt- ten, Einkehrmöglichkeiten, Aussichtspunkte etc. befinden sich nicht im Nahbereich der ge- planten WEA.

3.2 Schutzgut Boden Geologie Das Plangebiet und dessen Umgebung bestehen gemäß LGB-RLP (2013) aus Wechsellage- rung von Ton-, Silt- und überwiegend Sandstein. Boden Das Plangebiet gehört zur Bodengroßlandschaft der Ton- und Schluffschiefer mit wechseln- den Anteilen an Grauwacke, Kalkstein, Sandstein und Quarzit, z.T. wechselnd mit Lösslehm, wobei sich Braunerden und flachgründige Braunerden aus Tonschiefer mit Regosolen aus Tonschiefer abwechseln. Die Tallage des Wisserbachs gehört zur Bodengroßlandschaft der Auen und Niederterrassen mit Vegen und Gley-Vegen aus Auenschluff und Auenlehm. Das Plangebiet wird als Standort mit geringem bis mittlerem Wasserspeicherungsvermögen und mit schlechtem bis mittleren natürlichen Basenhaushalt beschrieben. Angaben zu Bo- denart, Ackerzahl oder zur Bodenfunktionsbewertung werden gemäß LGB-RLP (2013) für die Anlagenstandorte nicht gemacht. Das Ertragspotenzial an den Anlagenstandorten wird als gering bis mittel bewertet. Die Bodenart der Offenlandbereiche wird als Lehm bzw. lehmiger Sand beschrieben mit ge- ringer bis mäßiger Ackerzahl (< 20 bis ≤ 60). Die Bodenfunktion der Böden wird überwiegend als gering bis mittel bewertet.

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Abbildung 4: Acker- und Grünlandzahlen im Bereich der Planung; Kartengrundlage: © Ge- oBasis-DE / LVermGeoRP 2018, LGB-RLP 2013 Bewertung Als landwirtschaftlich besonders geeignete Böden sind Standorte mit einer Ertragsmesszahl von über 45 Bodenpunkten anzusehen. Entsprechende Böden sind in den Tallagen des Wis- serbachs vorhanden. Entlang der konkreten Anlagenstandorte sind aufgrund fehlender Da- tengrundlage keine Aussagen möglich, jedoch ist unter Berücksichtigung im Kapitel 3.3 dar- gestellten Bodenwertung mit keinen höherwertigen Böden in den bewaldeten Hanglagen zu rechnen.

3.3 Schutzgut Fläche Das Waldgebiet, in dem die WEA geplant sind, ist durch die forstwirtschaftliche Tätigkeit be- reits gut erschlossen und wird durch eine Vielzahl an befestigter Wirtschaftswege durchzo- gen. Abseits des Waldes sind weitere Wirtschaftswege und asphaltierte Land- bzw. Kreis- straßen vorhanden. Weitere bestehende Bebauungen innerhalb der Waldflächen bzw. an- grenzend sind in Form verstreut liegender Einzelhöfe oder eines Gewerbegebietes vorhan- den. Durch das bestehende Wege- und Straßennetz ist eine gewisse Zerschnittenheit des Plangebietes und dessen Umgebung festzustellen. Bewertung Das Plangebiet ist aufgrund des bestehenden forstwirtschaftlichen Wegenetzes bereits gut erschlossen und weist eine mittlere Fragmentationen und Vorbelastungen des Waldgebietes hinsichtlich der Nutzung und Gestaltung von Fläche auf. Weitere Vorbelastung durch Verbau bestehen innerhalb des Plangebietes nicht.

3.4 Schutzgut Wasser Das Plangebiet und dessen Umgebung wird vom Wisserbach (Gewässer III. Ordnung, Ab- stand ca. 205 m zu WEA 2 südliche Richtung) sowie dessen Zuflüsse durchzogen. Folgende weitere Fließgewässer ohne Gewässerordnungs-Zuweisung befinden sich gemäß den Daten von MUEEF (2018b) im Nahbereich der Anlagenplanung (Abstand zu nächstgelegenen WEA-Eingriffsflächen): • Waldbach, Abstand ca. 35 m südwestlich zu WEA 5, • Bach vom Schauderberg, Abstand ca. 60 m südöstlich zu WEA 4, • Wasser-Mühlgraben, Abstand ca. 60 m südlich zu WEA 4, • Sommerhardtseifen, Abstand ca. 70 m westlich zu WEA 2,

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• Wöllenbach, Abstand ca. 90 m östlich zu WEA 7, • Bach in der Angsthardt, Abstand ca. 145 m östlich zu WEA 3, • Dernbach, Abstand ca. 150 m südwestlich zu WEA 7, • Buchengraben, Abstand ca. 155 m östlich zu WEA 1, • Rübengraben, Abstand ca. 170 m südwestlich zu WEA 3, • Helmertseifen, Abstand ca. 170 m westlich zu WEA 1, • Erlengraben, Abstand ca. 280 m nordöstlich zu WEA 7, • Wipperbach, Abstand ca. 295 m südlich zu WEA 6, • Angsthardtseifen, Abstand ca. 320 m westlich zu WEA 3, • Höferhofgraben, Abstand ca. 430 m südlich zu WEA 1. Abschnittsweise quert die externe Zuwegung genannte Fließgewässer innerhalb von Be- standswegen. Dies betrifft den Zuwegungsabschnitt der WEA1, der den Sommerhardtseifen und den Buchengraben überquert, den Zuwegungsabschnitt der WEA 4 und 5, welcher den Wasser-Mühlgraben überquert, sowie der Zuwegungsabschnitt zur WEA 7, in dessen Nähe der Dernbach seinen Ursprung hat. Der Wisserbach und seine Uferbereiche sind als gesetzliches Überschwemmungsgebiet festgesetzt. Stillgewässer befinden sich nicht innerhalb bzw. im Umfeld des Plangebietes. Auch befindet sich das Plangebiet weder innerhalb eines festgesetzten Wasserschutzgebie- tes noch befinden sich derartige Flächen im Nahbereich der Planung (vgl. Kapitel 2.1). Gemäß dem Baugrundgutachten (GRÖBLINGHOFF 2018) ist davon auszugehen, dass Grund- wasser erst ab einer Tiefe > 20 m unterhalb der Geländeoberkante ansteht. Bewertung Das Plangebiet wird durch eine Vielzahl von Quellbächen in den Hanglagen durchzogen. Weiterhin sind in der Umgebung, jedoch in ausreichender Entfernung zu den geplanten WEA, Gewässer 3. Ordnung vorhanden. Festgesetzte Wasserschutzgebiete sind nicht im näheren Umfeld der Planung gelegen. Zusammenfassend kommt dem Gebiet hinsichtlich dem Schutzgut Wasser eine mittlere Bedeutung zu.

3.5 Schutzgüter Luft und Klima Der Untersuchungsraum gehört zum Übergangsklima zwischen dem maritimen Klimatyp mit relativ kühlen Sommern und milden Wintern sowie dem kontinentalen Klimatyp mit ver- gleichsweise heißen Sommern und kalten Wintern. Klimatisch besteht im (großräumigen) Umfeld der Planung ein Wechsel zwischen landwirt- schaftlich genutzten Freiflächen und bewaldeten Flächen, die durch ihre Rauigkeit die Kalt- luftzufuhr bremsen und im Sommer durch Verschattung und Verdunstung die Temperatur senken. Das Wisserbach-Tal mit seinem Offenlandcharakter dient als Kalt-/Frischluftschnei- se. Das Untersuchungsgebiet kann kleinklimatisch als Wald-Klimatop eingeordnet werden. Waldklimatope zeichnen sich durch stark gedämpfte Tages- und Jahresgänge von Tempera- tur und Feuchte aus. „Während tagsüber durch die Verschattung und Verdunstung relativ niedrige Temperaturen bei hoher Luftfeuchtigkeit im Stammraum vorherrschen, treten nachts relativ milde Temperaturen auf“ (MVI 2012). Ausnahmen können die Pionierwaldstandorte im Bereich der geplanten WEA 1 und WEA 2 darstellen, welche aufgrund des niedrigen Baum- bestandes Aspekte des Wald- und Offenland-Klimatops aufweisen können. Für die Beschreibung der klimatischen Verhältnisse vor Ort wird der Klimaatlas Nordrhein- Westfalen in Bezug auf die benachbarte Stadt Morsbach auf einen Zeitraum zwischen 1981 und 2010 herangezogen (LANUV NRW 2018a). Die mittlere Jahrestemperatur variiert zwi- schen 8 bis 10 °C. Die Niederschlagssumme beträgt zwischen 1.100 und 1.300 mm pro Jahr.

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Bewertung Das vorherrschende Klima ist typisch für Mittelgebirgsregionen. Das lokale Klima wird v. a. durch die Forstflächen bestimmt. Im Hinblick auf den Klimawandel ist die Nutzung und der Ausbau erneuerbarer Energien, bspw. durch die CO2-Einsparung oder durch den Verzicht von fossilen Brennstoffen, als positiv zu werten.

3.6 Pflanzen und Biotope Biotopkartierung Rheinland-Pfalz In den Eingriffsflächen selbst oder im direkten Nahbereich sind keine nach der Biotopkartie- rung Rheinland-Pfalz (Biotopkataster) erfassten Flächen vorhanden. Im 500 m-Radius um die Anlagenstandorte sind folgende Biotoptypen vorhanden: • Quellbachsystem und Wald östlich Wassermühle (BK-5112-0040-2009); Abstand ca. 80 m zu WEA 6, • Bachbiotopkomplex zwischen Wöllenbach, Dernbach und Steegerhütte (BK-5112- 0038-2009); Abstand ca. 110 m zu WEA 7, • Quellbäche nordwestlich Sommerhardt (BK-5112-0027-2009); Abstand ca. 175 m zu WEA 1, • Wisser Bachtal von Steeg bis zur Kreisgrenze (BK-5112-0003-2012); Abstand ca. 175 m zu WEA 2, • Quellbäche nördlich Helmert (BK-5112-0023-2009); Abstand ca. 200 m zu WEA 1, • Waldkomplex zwischen der K 77 und der Landesgrenze S Burgberg und Wasser- mühle (BK-5112-0024-2009); Abstand ca. 200 m zu WEA 3, • Wipper Bachtal von Gut Altenhof bis südlich Wippermühle (BK-5112-0046-2009); Ab- stand ca. 325 m zu WEA 6, • Eichen-Buchenwald NW Gut Altenhof (BK-5112-0042-2009) Abstand ca. 350 m zu WEA 6, • Quellbach nördlich Höferhof (BK-5112-0025-2009); Abstand ca. 475 m zu WEA 1. Die Aufnahme in diese Kartierung hat nicht die rechtliche Bedeutung eines Schutzstatus. Je- doch wird die Wertigkeit dieser abgegrenzten Flächen durch die landesweite Erfassung her- vorgehoben. Heutige potenzielle natürliche Vegetation (HpnV) Für die Entwicklung landespflegerischer Zielvorstellungen und die Beschreibung der Stand- ortverhältnisse ist es erforderlich, die Vegetation zu kennen, die im Planungsgebiet natürli- cherweise, ohne anthropogenen Einfluss vorkäme. Man bezeichnet diese als „Heutige poten- zielle natürliche Vegetation“ (HpnV). Die Waldflächen entlang der Anlagenstandorte werden dem Hainsimsen-Buchenwald (flä- chig grün) zugeordnet (vgl. Abbildung 5). Hainsimsen-Buchenwälder frischer Ausprägung sind mit der Signatur BA gekennzeichnet. Waldbereiche in Gewässernähe sind als Hainsim- sen-Buchenwald sehr frischer Ausprägung mit der Signatur BAi beschrieben. Bestände in unmittelbarem Gewässerrandbereich werden als nasser Quellwald (SB, flächig blau) darge- stellt. Im Uferbereich des Wisserbachs wird die HpnV als Stieleichen-Hainbuchenwald (HAi, flächig gelb) oder Erlen- und Eschensumpf (SC, flächig hellblau) beschrieben. Vereinzelt würden Parzellen von Habichtskraut-Traubeneichenwäldern (ED, flächig braun) auftreten (LUWG 2011).

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Abbildung 5: Heutige potenziell natürliche Vegetation im Plangebiet; Kartengrundlage: © Ge- oBasis-DE / LVermGeoRP 2018 & LUWG (2011) Biotoptypen und Nutzungen Die Bestandsaufnahme der Biotoptypen wurde gegenüber einem 500 m-Radius um die ge- planten Anlagen aufgrund artenschutzrechtlicher Belange (Darstellung potenzieller Nah- rungshabitate des Rotmilans und Schwarzstorchs) auf einen Radius von 4.000 m um die Ein- zelstandorte ausgedehnt. Die Kartierung erfolgte im Jahr 2015 und wurde aufgrund von Standortverschiebungen durch eine zusätzliche Begehung am 26.02.2018 ergänzt. Die Kartierung erfolgte nach den Vorgaben der Kartieranleitung zum Biotopkataster Rhein- land-Pfalz (MUEEF 2018c) (vgl. GUTSCHKER-DONGUS 2018b, Karte Biotoptypen und Nutzung, Blatt 1). Die Wälder entlang der Standorte sind v.a. durch mittelalte Nadel(misch)wälder und Pionier- wald- bzw. Sukzessionsflächen geprägt. Dies betrifft insbesondere die bewaldeten Höhen nördlich des Wisserbachs. Entsprechend befinden sich die geplanten WEA 1 und 2 innerhalb von strauchreichen Pionierwäldern, wobei Nebenanlagen auch in benachbarten Nadelholz- beständen liegen (bspw. WEA 2). Nördlich der geplanten WEA 2 grenzt ein älterer Eichenbe- stand an, welcher eine hohe ökologische Wertigkeit aufgrund des standorttypischen Laubbe- standes und des Alters besitzt. Die Nadelholzbestände sind als ökologisch gering zu werten, wohingegen die Pionierwaldflächen aufgrund ihrer größeren Gehölzartenvielfalt und Struktur einen höheren ökologischen Wert aufweisen können (geringe bis mittlere ökologische Wer- tigkeit). Südlich des Wisserbachs wechseln sich Nadelwälder mit Laubwäldern sowie vereinzelten Pionierwaldflächen ab. Teilweise sind die Laubwälder als Altholzbestände ausgeprägt und besitzen daher eine hohe ökologische Wertigkeit. So befindet sich die WEA 3 und deren Ne- benanlagen randlich zu einem Altholzbestand, berühren diesen jedoch nicht. Die Anlage an sich liegt innerhalb von Nadelwaldparzellen und Pionierwaldflächen. Die geplante WEA 4 liegt randlich in einem strauchreichen Jungbestand mit Überhältern, bestehend aus Eichen und Buchen. Die Anlage an sich liegt innerhalb einer Nadelholzmischparzelle (Kiefer, Fichte) geringer ökologischer Wertigkeit. Der Waldbestand im Nahbereich der WEA 5 ist geprägt von teils strauchreichen Mischbeständen bestehend aus Laubgehölzen (Eiche, Buche) als Überhälter sowie Nadelgehölzen (Fichte) als Unterwuchs. WEA 6 und WEA 7 liegen inner- halb eines ökologisch geringwertigeren Nadelbaum-Fichtenmischwalds mit angrenzenden Pionierwaldflächen.

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Weiterhin durchziehen eine Vielzahl von Quellbächen das Plangebiet, welche die großen Waldbereiche strukturieren und die Vegetationsbestände (bspw. wassergeprägte Waldbe- stände; Ufergehölze) lokal beeinflussen. Diesen Gewässerstrukturen liegt, je nach Ausprä- gung, eine mittlere bis höhere ökologische Wertigkeit zugrunde. Das Bachtal des Wisserbachs sowie die Ortsrandbereiche der Siedlungen und Einzelhöfe im weiteren Umfeld der Planung sind von Grünland (Wiesen und Weiden) geprägt, seltener sind Ackerflächen anzutreffen. Je nach Nutzungsintensität und Lage der Grünlandbereiche (bspw. Nasswiesen, wärmegetönte, magere Wiesen in Hanglage) variiert die ökologische Wertigkeit von gering bis hoch. Grünlandbestände, welche von der Planung berührt werden, besitzen eine geringe bis mittlere ökologische Wertigkeit. Die intensiv genutzten Ackerflä- chen sind als ökologisch geringwertig einzuschätzen. Weiterhin befinden sich im Offenland vereinzelt linienförmige bzw. flächige Gehölzstrukturen oder Einzelbäume, welche die Land- schaft strukturieren und einen mittleren ökologischen Wert besitzen. Bisweilen finden sich Streuobstbestände in der offenen Landschaft wieder. Lebensräume und Pflanzenarten i.S.d. § 19 BNatSchG (Umweltschaden) Gemäß der landesweiten Biotopkartierung des Landes Rheinland-Pfalz (vgl. MUEEF 2018b) befinden sich vereinzelt Lebensraumtypen nach Anhang I der FFH-Richtlinie im näheren Umfeld der Planung, welche gleichzeitig dem Schutzregime nach § 19 BNatSchG (Umwelt- schaden) unterfallen. In diese wird jedoch nicht eingegriffen. Eine detaillierte Beschreibung ist Kapitel 3.7, Absatz Natura 2000, zu entnehmen. Moosarten – Grünes Koboldmoos, Grünes Besenmoos, Firnisglänzendes Sichelmoos, Langstieleiges Schwanenhalsmoos, Kugel-Hornmoos und Rogers Kapuzenmoos – welche in Anhang II der FFH-Richtlinie gelistet und nicht Gegenstand der speziellen arten- schutzrechtlichen Prüfung sind, konnten unter Zuhilfenahme artspezifischer Verbreitungskar- ten (LFU 2018) für das Plangebiet und dessen Umfeld nicht dokumentiert werden. Auch fehlen geeignete Habitatstrukturen im Plangebiet. So sind die Arten Grünes Kobold- moos, Firnisglänzendes Sichelmoos und Langstieliges Schwanenhalsmoos an besonders feuchte oder nasse Standorte gebunden. Da sich solche Habitate nicht im Bereich der Ein- griffsflächen befinden, ist ein Vorkommen der genannten Arten hinreichend sicher auszu- schließen. Das Grüne Besenmoos und Rogers Kapuzenmoos wachsen epiphytisch. Das Grüne Besen- moos wächst meist an Stammbasen von Laub- oder Nadelbäumen in alten Laub- oder Mischwäldern mit relativ offenem Kronendach aber hoher Luftfeuchtigkeit (PETERSEN et al. 2003). Rogers Kapuzenmoos wächst ebenfalls auf Bäumen lichter Laub- und Nadelwälder, wobei das Moos gemäß LFU (2014a) zum Gedeihen relativ milde Winter in sonnigen, mäßig feuchten Lagen mit nächtlicher Abkühlung benötigt. Derartige klimatische Bedingungen herr- schen im Plangebiet nicht vor. Das wärmeliebende und kalkmeidende Kugel-Hornmoos besiedelt vegetationsfreie, lehmig bis tonige Störstellen in extensiv bewirtschafteten Ackerfluren sowie offene Böden an Fluss- und Seeufern. Ein Vorkommen ist aufgrund fehlender Habitatstrukturen hinreichend sicher auszuschließen. Streng geschützte Pflanzenarten nach Anhang IV der FFH-Richtlinie konnten gemäß GUTSCHKER-DONGUS (2018a) am Standort nicht bestätigt werden. Bewertung Das Plangebiet und dessen nähere Umgebung bestehen großflächig aus forstwirtschaftlich genutzten Nadelholz- und Pionierwäldern. Während die Nadelwälder eine geringe ökologi- sche Wertigkeit aufweisen, besitzen die Pionierwald- bzw. Sukzessionsflächen in Abhängig- keit ihrer Artzusammensetzung und Strukturvielfalt eine geringe bis mittlere ökologische Wertigkeit. Die intensiv bewirtschafteten Ackerflächen weisen eine geringe ökologische Wer- tigkeit auf, wohingegen Grünlandbestände, welche von der Planung berührt werden, eine ge- ringe bis mittlere ökologische Wertigkeit besitzen.

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Als höherwertig sind die älteren Altholzbestände, die Bachläufe, Magerwiesen sowie die Ge- hölzstrukturen im Offenland, bspw. Gehölzstreifen und Ufergehölze zu werten. Hier können sich standorttypische Artkombinationen einstellen, die in der intensiv genutzten Landschaft tendenziell eher selten angetroffen werden. Vorkommen von Pflanzen- bzw. Moosarten des Anhangs II und IV der FFH-Richtlinie sind hinreichend sicher auszuschließen.

3.7 Schutzgut Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt 3.7.1 Tiere Für die Planung von Windenergieanlagen sind vor allem die Tierarten zu berücksichtigen, die betriebsbedingten Beeinträchtigungen durch die Rotorbewegung ausgesetzt sein können. Hierbei handelt es sich nach wissenschaftlichen Erkenntnissen vor allem um die Avifauna und Fledermäuse. Weiterhin müssen Tierarten untersucht werden, deren (Teil-)Habitat bau- oder anlagenbedingt zerstört werden könnte. Avifauna Vom BÜRO FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE WEILBURG (BLW 2018c und 2018d) wurden avifaunistische Untersuchungen im Jahr 2015 durchgeführt. Infolge erster faunistischer Er- fassungsergebnisse wurde die Planung hinsichtlich der Anlagenanzahl von zwölf auf aktuell sieben WEA verringert (Stand: April 2017) und im Frühjahr 2018 kleinräumig modifiziert. Die faunistischen Fachgutachten wurden dahingehend fortgeführt. Im Zuge der faunistischen Kartierungen wurde sowohl eine Brutvogelerfassung inkl. Horstkartierung, eine Zugvogelkar- tierung sowie eine Raumnutzungsanalyse für Rotmilan und Schwarzstorch durchgeführt. Im Jahr 2018 erfolgte eine zusätzliche Horstkontrolle (BLW 2018e). „Während der Brutvogelerfassung im Frühjahr und Sommer konnten im Untersuchungsge- biet insgesamt 82 Arten festgestellt werden. Davon werden 69 Arten als Brutvogel, neun Ar- ten als Nahrungsgast sowie vier Arten als Durchzügler eingestuft“ (BLW 2018c). Von den er- fassten Vögeln gelten Graureiher, Kormoran, Kranich, Rotmilan, Schwarzmilan, Schwarzstorch, Wiesenweihe und Waldschnepfe als windkraftsensibel. Während der Horstkartierung konnten 24 Großvogelhorste dokumentiert werden, von denen im Jahr 2015 fünf vom Rotmilan, vier vom Mäusebussard, zwei vom Schwarzstorch (Absturz eines Horstes während der Brutsaison) sowie einer vom Schwarzmilan besetzt waren. Im Zuge der Horstkontrolle 2018 war ein Teil der 2015 dokumentierten Horste erneut besetzt. Während den Zugvogelerfassungen konnten insgesamt 4.532 Vögel aus 38 Arten dokumen- tiert werden. Mit einer Zugfrequenz von etwa 156 Individuen pro Stunde ist dies gemessen an der durchschnittlichen Zugfrequenz von 600 Individuen pro Stunde in Rheinland-Pfalz (gemäß LUWG 2010) als unterdurchschnittlich zu werten. Auch gemäß GRUNWALD et al. (2007) stellt die Frequentierung ein geringes Zuggeschehen dar. Fledermäuse Vom BÜRO FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE WEILBURG (BLW 2018b) wurden für die Saison 2015 fledermauskundliche Untersuchungen am Standort durchgeführt. Infolge erster faunistischer Erfassungsergebnisse wurde die Planung hinsichtlich der Anlagenanzahl von zwölf auf aktu- ell sieben WEA verringert (Stand: April 2017) und im Frühjahr 2018 kleinräumig modifiziert. Das faunistische Fachgutachten wurde dahingehend fortgeführt. Im Zuge der Kartierung wurden im Untersuchungsraum 12 Fledermausarten mittels Detek- torbegehung, Horchboxeinsatz und Netzfänge erfasst (fett kollisionsempfindlich gegenüber WEA): Wimperfledermaus, Große Bartfledermaus, Wasserfledermaus, Großes Mausohr, Kleine Bartfledermaus, Fransenfledermaus, Großer Abendsegler, Kleiner Abendsegler, Zwergfledermaus, Mückenfledermaus, Rauhautfledermaus, Braunes Langohr, Graues Langohr, Breitflügelfledermaus. „Wegen der Problematik der Differenzierung bei der akusti- schen Erfassung werden dabei die Große und die Kleine Bartfledermaus (Myotis brandtii/ M.

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mystacinus) sowie das Braune und das Graue Langohr (Plecotus auritus/ P. austriacus) je- weils als nur eine Art gezählt“ (ebd.). Weitere streng geschützte Arten (nach Anhang IV der FFH-Richtlinie) Haselmausvorkommen wurden für das Plangebiet nicht direkt erfasst. Jedoch ist aufgrund der Habitatausstattung (strauchreiche Waldbestände mit Vorkommen von fruchtenden Ge- hölzen) in Teilen des Plangebiets, insb. innerhalb der Sukzessions- und strauchreichen Laubwälder, ein Vorkommen der Art nicht auszuschließen. Vom BÜRO FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE WEILBURG (BLW 2018a) erfolgte eine Bewertung der Biotop- und Habitatstrukturen für die Wildkatze im und um das Plangebiet. Hierbei wurden die Eingriffsflächen der einzelnen WEA, deren direktes Umfeld und die Zuwegung hinsicht- lich ihres Lebensraumpotenzials, in ihrer Relevanz als Fortpflanzungs- und Ruhestätten be- wertet und eine generelle Lebensraumeinschätzung im 1,0 km-Radius um die Planung durchgeführt. Grundsätzlich stellt das Plangebiet geeignete Lebensraum- und Habitatstruktu- ren für die Wildkatze bereit. Die geplanten WEA-Standorte und Zuwegung weisen in erster Linie zumeist geeignete Strukturen für den Nahrungserwerb und als Ruheplätze/Versteck- möglichkeiten auf. Die Habitatstrukturen wurden an den Anlagenstandorten und der Zuwe- gung für die Reproduktion indes mit geringer bis mittlerer Eignung bewertet. Vorkommen der Zaunneidechse und Schlingnatter werden gemäß den Daten des LFU (2015) für das Messtischblatt 5112, abseits der Planung dargestellt. Aufgrund ihrer Ha- bitatpräferenz ist ein Vorkommen entlang der wärmebegünstigten, halboffenen und totholz- reichen Sukzessionswaldflächen, welche sich stellenweise im und entlang des Plangebiets wiederfinden, potenziell möglich. Weitere besonders geschützte Arten Für das Messtischblatt 5112 wurde der Hirschkäfer als planungsrelevante Art des Anhangs II der FFH-Richtlinie dokumentiert. Die Art ist ein Bewohner alter „Eichenwälder, Eichen- Hainbuchen-Wälder und Kiefern-Traubeneichen-Wälder der Ebene und niederer Höhenlagen […], außerdem kommt er in alten Parkanlagen […] und Obstplantagen in Waldnähe vor. Der Hirschkäfer ist auf Altholzbestände (>150-250 Jahre) mit einem möglichst hohen Anteil von alten und absterbenden Bäumen, vor allem Stümpfen (Durchmesser > 49 cm) von Eichen, angewiesen. Ein Vorhandensein von Leckstellen bzw. solcher Bäume, die hierfür besonders geeignet sind, ist essentiell“ (PETERSEN et al. 2003). Ein Vorkommen in den Altholzbestän- den im Umfeld der Planung ist als potenziell möglich zu erachten. Der Skabiosen-Scheckenfalter als weitere Art des Anhang II der FFH-Richtlinie besiedelt in Mittelgebirgslagen blütenreiche Magerrasen auf feuchten und trockenen Standorten sowie Feuchtwiesen. Derartige Habitate sind nicht im Plangebiet vorhanden. Nachweise im und um das Plangebiet sind gemäß dem Artdatenportal (LFU 2018) nicht verzeichnet, womit auch unter Berücksichtigung der Habitatansprüche ein Vorkommen am Standort hinreichend si- cher ausgeschlossen werden kann. Für die Spanische Flagge als weitere Art des Anhang II der FFH-Richtlinie werden gemäß LFU (2018) keine Nachweise im und um das Plangebiet geführt. „In Rheinland-Pfalz konzent- rieren sich die Vorkommen auf die Weinbaulandschaften beziehungsweise die Flusstäler, weil entlang dieser Täler der Mosaikcharakter von Habitatstrukturen meist besonders stark ausgeprägt ist“ (LFU 2014b). Da die Art in Deutschland relativ weit verbreitet ist, besteht für Deutschland keine besondere Verantwortlichkeit (PETERSEN et al. 2003). Die Art besiedelt unterschiedliche Biotoptypen und ist Charakterart der Fluss- und Bachtäler, wobei das Vor- kommen von Gemeinem Dost bzw. Wasserdost als Nahrungspflanze essentiell ist. Derartige Vorkommen konnten an den Anlagenstandorten nicht dokumentiert werden, so dass ein Vor- kommen der Art am Standort mit hinreichender Sicherheit auszuschließen ist. Ein Vorkommen von sonstigen, national besonders geschützten Arten im Bereich der ge- planten Eingriffsflächen ist aufgrund der vorhandenen Habitatstrukturen im Umfeld der WEA- Planung nicht gänzlich auszuschließen. So ist ein Vorkommen von weiteren Reptilien- und Amphibienarten (z. B. Waldeidechsen, Grasfrosch) oder von sonstigen national besonders

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geschützten Insektenarten (bspw. Ameisen, Libellen, Wildbienen, Käfer) sowie Kleinsäugern (bspw. Mäuse) potenziell möglich. Bewertung Die in der Umgebung zu erwartende bzw. nachgewiesene Fauna beschränkt sich mit Aus- nahme weniger Vogel- und Fledermausarten auf ubiquitäre Tierarten mit keiner bekannten Relevanz für die Windkraftplanung. Insgesamt wurden im Untersuchungszeitraum 82 Vogelarten, davon 69 Brutvogelarten, neun Nahrungsgäste und vier Durchzügler, nachgewiesen. Hierbei werden acht Arten als wind- kraftsensibel gewertet. Im Hinblick auf den Vogelzug besitzt das Gebiet eine geringe Zugfre- quenz. Gemäß den Fledermausgutachten wurden insgesamt 12 Fledermausarten nachgewiesen, wobei sechs Arten als kollisionsempfindlich gelten. Ein Vorkommen der Haselmaus ist insbesondere innerhalb der Laubmischwälder und Suk- zessionsflächen potenziell möglich. Das Plangebiet wird für die Wildkatze als geeigneter Le- bensraum, v. a. als Nahrungshabitat und als Ruhestätte, bewertet. Auch sind im Plangebiet abschnittsweise geeignete Habitatstrukturen für die Zauneidechse und die Schlingnatter vor- handen. Weiterhin ist ein Vorkommen des Hirschkäfers innerhalb der Altholzbestände poten- ziell möglich. Ein Vorkommen sonstiger planungsrelevanter Arten – bspw. weitere Reptilien- und Insektenarten - ist ebenfalls potenziell möglich. Zusammenfassend kommt dem Plangebiet aufgrund des nachgewiesenen bzw. potenziell vorkommenden Artenspektrums aus faunistischen Gesichtspunkten eine mittlere bis partiell hohe Wertigkeit zu. Hierbei sind insbesondere (älteren) Laubmischwälder, Bachtäler und teils lichte und wärmebegünstigte, strauchreiche Sukzessionswälder zu nennen. Jedoch gibt es auch Bereiche innerhalb des Plangebietes, welche für die Fauna nur eine geringe Wertig- keit besitzen (bspw. Nadelwaldbestände). 3.7.2 Biologische Vielfalt Unter der „Biologischen Vielfalt“ wird die „Vielfalt der Tier- und Pflanzenarten einschließlich der innerartlichen Vielfalt sowie die Vielfalt an Formen von Lebensgemeinschaften und Bioto- pen“ verstanden (§ 7 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG). Das Bundesprogramm Biologische Vielfalt unterstützt seit 2011 die Umsetzung der Nationa- len Strategie zur biologischen Vielfalt. Hierbei wurden Hotspots der biologischen Vielfalt in Deutschland auf Grundlage bundesweit vorliegender Daten zu FFH-Lebensraumtypen und Daten zum Vorkommen verschiedener Artengruppen abgegrenzt. Die Hotspots der biologi- schen Vielfalt stellen Regionen in Deutschland mit einer besonders hohen Dichte und Vielfalt charakteristischer Arten, Populationen und Lebensräume dar (BFN 2015). Das Plangebiet selbst liegt nicht innerhalb eines Hotspots. Die nächstgelegenen Hotspots stellen Mittelrheintal mit den Seitentälern Nahe und Mosel (Abstand ca. 58 km südlich) und Kalk- und Vulkaneifel (Abstand ca. 75 km westlich) in weiterer Entfernung dar. Bewertung Das Plangebiet ist entsprechend der Lage außerhalb der vom Bundesamt für Naturschutz dargestellten Gebiete keinem Hotspot der Biodiversität zuzuordnen. Jedoch kann durch die vorhandene Habitatausstattung und das im Zuge der faunistischen Erfassungen dargelegte Artenspektrum eine höhere Biodiversität auf lokaler bzw. regionaler Ebene angenommen werden.

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3.8 Schutzgut Landschaft Naturräumliche Gliederung Die geplanten WEA befinden sich im Landschaftsraum Morsbacher Bergland (330.21) inner- halb der Großlandschaft Westerwald. Der Landschaftsraum wird wie folgt beschrieben: „Das Morsbacher Bergland ist aus einer ehemaligen Hochfläche entstanden, die durch eine Vielzahl von schroffen und bis zu 150 m tiefen Taleinschnitten und dadurch herausgekerbten Riedeln und Buckeln gekennzeichnet ist. Der ehemalige Hochflächen-Charakter ist aus dem annähernd gleichen Höhenniveau der verbliebenen Rücken und Riedel zu erkennen. Dieses beträgt im Bereich der Wasserscheide zwischen Sieg und Wiehl am Nordrand des Land- schaftsraumes über 450 m ü. NN und nimmt nach Süden zur Sieg auf knapp 300 m ü. NN ab. Höchste Erhebung ist das Knöpfchen bei Wildberg mit 480 m ü. NN an der Landes- grenze. Der Nord- und Mittelteil des Landschaftsraums ist dicht mit Wäldern bedeckt, wobei Nadelholz leicht überwiegt. Um Harbach und prägen großflächig Niederwäl- der, die in der Region als „Hauberge“ bezeichnet werden, das Landschaftsbild. Die Täler sind meistens waldfrei, fast durchweg sehr schmal und durch Wiesen und Weiden geprägt. Die waldfreien Bereiche erweitern sich in Bachursprungsmulden und vereinzelt auf Hochflä- chenresten, wo die Böden trotz der hohen Niederschläge um 1000 mm im Jahr wegen des raschen Niederschlagsabflusses trockener sind und auch ackerbaulich genutzt werden. […] Die Bäche sind im Allgemeinen naturnah erhalten. […] Der Landschaftsraum weist einige Weiher auf. […] Das Bergland ist dünn besiedelt. Die kleinen, bäuerlich geprägten Siedlun- gen und Weiler liegen zumeist in kleinen Rodungsinseln auf Hochflächenresten und im Be- reich der Talursprünge. Größere Dörfer befinden sich hier mit Ausnahme von Friesenhagen nur im Süden des Landschaftsraums im Einflussbereich des dichter besiedelten Mittelsieg- tals. […] An historischen Bauten sind Schloss Crottorf, die Wildenburg und die Kapellen bei Friesenhagen zu erwähnen. Außerdem zeugen noch zahlreiche Bauten (Hütten, Hammer- werke) und ehemalige Stollen von der früheren Bedeutung des Erzabbaus und der Erzverar- beitung in der Gegend“ (MUEEF 2018d). Relief Die Reliefenergie um das Plangebiet ist als (mäßig) stark einzustufen. Die Anlagenstandorte befinden sich auf Bergrücken oder oberen Hangbereichen (ca. 294 - 376 m ü. NN), welche in Richtung der Bachtäler (bis auf ca. 220 m ü. NN) abfallen. Landschaftsbild Die Aufnahme des Landschaftsbildes und der Sichtbeziehungen fand im Rahmen einer Orts- begehung statt. Dazu wurde der weitere Raumzusammenhang erfasst und textlich darge- stellt. In Anlehnung an eine Ausarbeitung zum Thema „Landschaftsbild und Windenergiean- lagen“ des ZWECKVERBANDES DES GROßRAUMS BRAUNSCHWEIG (1997) werden bei der Auf- nahme des Geländes folgende Kriterien berücksichtigt: Vielfalt (Relief und Strukturierung), Naturnähe (naturnahe Elemente, Vorbelastungen, Erholungseignung) - als „Hilfskriterium“ zur Bewertung der Schönheit - sowie Eigenart (Landschaftscharakter und Einsehbarkeit) der Landschaft. Während die Kriterien „Vielfalt“ und „Eigenart“ stark vom subjektiven Urteil abhängen, soll „Naturnähe“ diese mit klareren Strukturen ergänzen. Diese Zusammenstellung von Aufnah- mekriterien ermöglicht eine nachvollziehbare Bewertung der Landschaftsästhetik, wissend, dass Landschaftswahrnehmung und -bewertung sehr stark vom subjektiven Empfinden des Betrachters abhängen. Eine Landschaftsbildbewertung wird somit über eine rein visuell-funk- tionale Auflistung der vorhandenen Strukturen hinausgehen. Die nachfolgende Tabelle zeigt die Bewertung des Landschaftsbildes anhand o. g. Kriterien (angepasst nach ROTH 2012).

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Vielfalt: Relief • Hügelige, (mäßig) stark reliefierte Landschaft • Höhe der geplanten Windenergieanlagen: ca. 294 - 376 m ü. NN Strukturierung allgemein • Bewaldete Bereiche überwiegen, teilweise vorwiegend Nadelwälder • Kleinstrukturierte Landschaft Nutzungsstruktur • Vorwiegend forstwirtschaftliche Nutzung entlang der Höhenzüge und Hangbereiche • In offenen Tallagen und entlang der Ortsränder vorwiegend Grünlandnut- zung Siedlungsstruktur • Geringe Besiedelungsdichte • Dörfliche Strukturen Naturnähe: naturnahe Ele- • Waldrandstrukturen mente • Altholzparzellen • Bachläufe • Gehölzstrukturen im Offenland (Hecken, Streuobst) Vorbelastungen • Industriegebiet Ortsrand Morsbach und Steeg • Hochspannungsleitung östlich von Morsbach • Bestandswindparks im weiteren Umfeld der Planung: WP Morsbach (Min- destentfernung ca. 4,5 km), WP Reichshof (Mindestentfernung ca. 6,1 km), WEA Waldbröl (Mindestentfernung ca. 6,7 km), WP Knippen (Min- destentfernung ca. 7,0 km), WEA Freudenberg (Mindestentfernung ca. 8,9 km) Erholungseig- • Gute Erholungsinfrastruktur mit gut ausgebautem Wegenetz nung • Sehr abwechslungsreiches Landschaftserleben durch bewegtes Relief und Nutzungswechsel • Insgesamt gute Erholungseignung Eigenart: Landschaftscha- • Typische Mittelgebirgslandschaft mit hohem Waldanteil und bewegtem Re- rakter lief Einsehbarkeit • Durch hohen Waldanteil und starkes Relief relativ geringe Einsehbarkeit • Vergleichsweise wenige Aussichtspunkte, die auf das Plangebiet ausge- richtet sind Beschreibung und Bewertung des Landschaftsbildes Durch das hügelige Relief der Umgebung und der Wechsel von Offenland, bewaldeten Flä- chen und Bachtälern entsteht ein abwechslungsreiches Bild der umgebenden Landschaft. Im Plangebiet selbst dominieren größere Nadel- und Sukzessionswälder. Strukturierende Ge- hölze, Bachläufe sowie Laubmischwälder und Wiesen werten das Plangebiet und dessen Umgebung wiederum optisch auf. Vereinzelt finden sich Ortschaften und Einzelhöfe v. a. in den Tallagen wieder. Insgesamt handelt es sich bei dem ausgewählten Standortbereich um eine typische Mittelgebirgslandschaft mit dörflichen Siedlungsstrukturen. Beeinträchtigend auf das Landschaftsbild wirken hingegen die Gewerbegebietsflächen in Ortsrandlage von Steeg und Morsbach, Windenergieanlagen/Windparks sowie die Hoch- spannungstrasse zwischen der Anlagenplanung und Morsbach. Zusammenfassend ist die Landschaft als typische, waldreiche Mittelgebirgslandschaft mit hoher Wertigkeit auch für die Erholungseignung zu bewerten, wobei die Wertigkeit des Land- schaftsbildes abschnittsweise durch technische Strukturen gemindert wird.

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3.9 Schutzgut Kultur- und sonstige Sachgüter Bei der Auswertung des nachrichtlichen Verzeichnisses der Kulturdenkmäler der GDKE RLP (2018) und Denkmalliste für Morsbach (GEMEINDE MORSBACH o. J.) hat sich gezeigt, dass es in vielen der umliegenden Ortschaften denkmalgeschützte Gebäude, Ensembles etc. gibt (vgl. Kapitel 2.1, Denkmalschutz und Tabelle I). Es existieren jedoch keine Kultur- oder Bo- dendenkmäler im Nahbereich der geplanten Anlagen. Auch Hinweise auf weitere Kultur- und Sachgüter im näheren Umfeld der geplanten Anlagen konnten nicht gefunden werden. Denk- mäler wie Kirchen und historische Gebäude finden sich sowohl in Rheinland-Pfalz als auch in Nordrhein-Westfalen überwiegend in den umliegenden Siedlungen wieder. Außerhalb der Siedlungen sind insbesondere die Burg Wildenburg, die Rochuskapelle, das Schloss Crottorf oder die St.-Anna-Kapelle zu nennen. Auf Grundlage der landesweiten Biotopkartierung fin- den sich in den südöstlich der Planung gelegenen Wäldern Relikte einer ehemaligen Nieder- waldnutzung, v. a. in den Hanglagen der Bachtäler, wieder. Diese befinden sich jedoch in ausreichender Entfernung zur Windenergieplanung. Im näheren Umfeld der WEA wurden derartige Nutzungsformen nicht dokumentiert. Bewertung Das Plangebiet an sich weist keine besondere Schutzwürdigkeit in Bezug auf Kultur- und sonstige Sachgüter auf. Im weiteren Umfeld befinden sich hingegen landschaftsprägende Kulturdenkmäler wieder.

3.10 Entwicklung des Naturraums bei Nichtdurchführung des Projekts Bei Nichtdurchführung der Planung wird die Fläche wahrscheinlich weiterhin als Wald beste- hen bleiben und weiterhin forstwirtschaftlich genutzt. Mittelfristig ist ein Waldumbau innerhalb der Nadelwaldparzellen zu einem höheren Laubbaumanteil denkbar.

4 AUSWIRKUNGEN DES VORHABENS Im folgenden Kapitel werden die zu erwartenden erheblichen nachteiligen Auswirkungen auf die Schutzgüter gemäß § 16 UVPG beschrieben und bewertet. Am Ende des Kapitels wer- den die potenziellen Wechselwirkungen innerhalb der Schutzgüter untersucht. Bei den Aus- wirkungen wird unterschieden zwischen bau-, anlagebedingten und betriebsbedingten Aus- wirkungen.

4.1 Schutzgut Mensch, einschließlich der menschlichen Gesundheit Bei der Beschreibung und Bewertung der möglichen Auswirkungen auf das Schutzgut Mensch wird wie bei der Beschreibung und Bewertung des Zustands der Schutzgüter (siehe Kapitel 3.1) eine Unterteilung der Auswirkungen auf die Funktion Wohnen inkl. Gesundheit und die Funktion Erholung/Tourismus vorgenommen. Insbesondere bei der letztgenannten Funktion ergeben sich Wechselwirkungen mit den Schutzgütern Landschaft (Kapitel 4.7) und Kultur- und sonstige Sachgüter (Kapitel 4.8). Wohnen und Gesundheit Baubedingte temporäre Lärm- und Staubaufkommen während der Bauphase sind zu ver- nachlässigen. Für die Bewohner der angrenzenden Ortschaften kann es durch die Umset- zung der Planung betriebsbedingt vor allem zu Beeinträchtigungen durch Lärm und Schat- tenwurf kommen. Aufkommende Beeinträchtigungen durch betriebsbedingten Schall müssen durch entspre- chende Gutachten explizit im Genehmigungsverfahren zur Einhaltung der Richtwerte nach- gewiesen werden. Dabei sind die Richtwerte der TA-Lärm bindend. Danach sind Immissions- richtwerte für nachts festgelegt, z. B. 40 dB(A) für allgemeine Wohngebiete und 45 dB(A) für Mischgebiete. Gemäß den Ergebnissen der Schallimmissionsprognose nach RAMBOLL CUBE GMBH (2018a) werden an 13 der 30 Immissionsorte die nächtlichen Immissions-Richtwerte um

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1 dB(A) überschritten. In Bezug auf die tageszeitlichen Immissions-Richtwerte wird an drei immissionsorten der Richtwert um 1 dB(A) überschritten. „Hauptursächlich ist in allen Fällen die völlige oder überwiegende Ausschöpfung der Immissionsrichtwerte durch die gewerbli- che Vorbelastung. Nach Ziffer 3.2.1 Absatz 3 TA Lärm [3] ist eine Überschreitung um bis zu 1 dB(A) aufgrund der bestehenden Vorbelastung zulässig“ (ebd.). Erheblich nachteilige Um- weltauswirkungen durch Schall sind demnach nicht zu erwarten. „Da die berechneten Beurteilungspegel auf einem noch nicht nach FGW-Richtlinie [16] ver- messenen Schallleistungspegel für die WEA Nordex N149 basieren, sollten die Werte durch eine schalltechnische Vermessung des WEA-Typs bestätigt werden“ (ebd.). Die Ergebnisse des Schattenwurfgutachtens RAMBOLL CUBE GMBH (2018b) zeigen, dass die astronomisch maximal mögliche Beschattungsdauer an 22 von 25 Immissionsorten über- schritten werden. Dadurch ist zur Einhaltung der Richtwerte (max. 30 Std. Beschattung pro Jahr und max. 30 Minuten Beschattung pro Tag) die Implementierung einer Abschaltautoma- tik an allen geplanten Anlagenstandorten notwendig. Eine detaillierte Beschreibung ist dem entsprechenden Fachgutachten zu entnehmen. Erheblich nachteilige Umweltauswirkungen durch Schattenwurf sind unter Berücksichtigung der genannten Vermeidungsmaßnahmen nicht zu erwarten. Die von den Flugsicherheitsbehörden geforderte Tag- und Nachtkennzeichnung von WEA (Befeuerung) kann auf den Menschen beeinträchtigend wirken. Gemäß einer Studie des BMU ist durch die Tag- und Nachtkennzeichnung aber nicht mit einer erheblichen Belästi- gung i. S. d. BImSchG zu rechnen. Die Studie empfiehlt jedoch eine reduzierte nächtliche Kennzeichnung, Sichtweitenregulierung, die Synchronisation und Blockbefeuerung. Vor al- lem durch den Einbau eines Sichtweitenmessgerätes wird die Befeuerung den entsprechen- den Sichtverhältnissen angepasst, um die Beeinträchtigungen zu reduzieren. Unter entsprechenden meteorologischen Bedingungen kann sich an den Rotorblättern Eis in Form von kleineren Eisstücken, aber auch flächigeren Eisplatten bilden. Diese können von den Rotorblättern herabfallen und im Betrieb abgeworfen werden. Bei Nordex-Anlagen sorgt ein Eiserkennungssystem für eine reduzierte Eisbildung und vermindert Eiswurf (NORDEX 2012 und 2018). Die Abstände der geplanten WEA zu den angrenzenden Wohngebieten betragen gemäß den Vorgaben des LEP IV mindestens 1.000 bzw. 1.100 m (vgl. Kapitel 2.2.1). Zu benach- barten Einzelhöfen können Abstände von mindestens 500 m eingehalten werden. Demnach werden die Abstandsempfehlungen zu den Höfen gemäß des aktuellen Rundschreibens Windenergie eingehalten (vgl. Kapitel 2.2.4 und Tabelle 6). Erholung und Tourismus Mögliche negative Auswirkungen auf die Erholung wurden in GUTSCHKER-DONGUS (2018d) detailliert beschrieben und bewertet und nachfolgend zusammenfassend dargestellt. Im direkten Nahbereich der geplanten Anlagen verlaufen nur vereinzelte Wanderwege. Auf- grund des Routenverlaufs durch oder entlang von bewaldetem Gebiet, ist die Sichtbarkeit der Anlagen von diesen Wegen nur abschnittsweise gegeben (vgl. GUTSCHKER-DONGUS 2018d, Karte 3). In Bezug auf alle betrachteten Wanderwege im 10,0 km-Radius sind dies anteilsmäßig nur etwa 10 %. Eine Beeinträchtigung der Erholungsfunktion (Wandern) im Nahbereich der WEA-Planung ist zwar grundsätzlich möglich, jedoch nur von temporärer und kurzer Dauer. Nicht zuletzt durch die geringe Anzahl ausgewiesener Erholungsinfrastruktu- ren oder touristisch interessanter Objekte, bspw. Einkehrmöglichkeiten, Ratsplätze, Denkmä- ler etc., welche die Verweildauer im Nahbereich der WEA weiter mindert. Auch die im Umfeld der Planung befindlichen Aussichtspunkte werden aufgrund ihrer Ausrichtung der Blickrich- tung und der Topographie bzw. Bewaldung keinen oder nur begrenzten Sichtbezug zu den geplanten WEA besitzen. Die Sichtbarkeit der Anlagen entlang der ausgewiesenen Wander- wege ist zusammenfassend bis auf wenige Abschnitte eingeschränkt. Der Einfluss der opti- schen Unruhe auf diesen Wegen ist demnach ebenfalls als gering zu werten und nimmt mit zunehmender Entfernung weiter ab.

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Neben der visuellen Wirkung der Anlagen ist ebenfalls die akustische Wahrnehmung zu be- rücksichtigen. Zur Bewertung der betriebsbedingten Schallwirkung wurde auf Grundlage der Ergebnisse der Schallprognose diejenigen Wegeabschnitte farbig gekennzeichnet, welche durch Schallimmissionen von über 45 dB (A) betroffen sein werden. Dieser Wert stellt nach TA-Lärm den Richtwert für Kurgebiete am Tag dar. Von den betrachteten Wanderwegen werden lediglich Wegstrecken von insgesamt ca. 6,3 km betroffen sein (vgl. Karte 3). Die Be- einträchtigung durch Lärm auf Erholungssuchende ist demnach als sehr gering zu werten. Auch wurde der Einfluss von Windenergie auf den Tourismus in zahlreichen Studien und Umfragen thematisiert. Die im Fachgutachten Landschaftsbild- und Erholung dargestellten Studien zeigen, dass sich Windenergieanlagen nicht grundsätzlich negativ auf die Erholung und den Tourismus auswirken. Zwar sieht ein gewisser Prozentsatz der Befragten die Wind- energie im Hinblick auf den Tourismus kritisch, jedoch überwiegt die positive Resonanz im Kontext der Thematik. Zusammenfassend sind aus fachgutachterlicher Sicht erhebliche Beeinträchtigung auf die Erholungseignung bzw. den Naturgenuss im Zusammenhang mit der Planung nicht gege- ben. Somit steht die Planung im Einklang mit den raumordnerischen Grundsätzen G 97 und G 100 des RROP Mittelrhein-Westerwaldes 2017 (vgl. Kapitel 2.2.2) Bewertung Die Realisierung des Windparks lässt gemäß dem Fachgutachten Landschaftsbild und Erho- lung und den Ergebnissen der Schall- und Schattenwurfprognose unter Berücksichtigung ge- nannter Maßnahmen sowie weiteren Maßnahmen keine im Vergleich zur jetzigen Situation erheblich nachteilige Umweltauswirkungen für den Menschen und die Erholungseignung er- warten. Weiterhin werden die Mindestabstandsempfehlungen zu Siedlungen und Einzelhöfen eingehalten.

4.2 Schutzgut Boden Im Zuge der Errichtung der geplanten WEA werden die Fundamente (inkl. Turm), die Zufahr- ten zum Turm, die Kranstellfläche, die Sicherheitsstreifen sowie die Zuwegung bis zum Rückbau der WEA teil- bzw. vollversiegelt bleiben. In nachfolgender Tabelle sind die zu versiegelnden Flächengrößen für WEA und Zuwegung tabellarisch dargestellt. Hierbei ist zu beachten, dass nur die Eingriffsflächen berücksichtigt werden, welche abseits bereits befestigter Flächen (teil- oder vollversiegelte Bestandswege) liegen und im Zuge der Errichtung dauerhaft teil- bzw. vollversiegelt werden. Tabelle 7: Übersicht der dauerhaft zu versiegelnden Flächen für WEA und externe Zuwe- gung in m² abzüglich der Bestandswege

Teilversiegelung (Zufahrt zum Vollversiegelung (Fun- Fundament, Kranstellfläche, Si- Summe dament inkl. Turm) cherheitsstreifen, interne Zu- wegung) WEA 1 507 2.128 2.635 WEA 2 507 2.906 3.413 WEA 3 507 2.504 3.011 WEA 4 556 2.705 3.261 WEA 5 507 3.016 3.523 WEA 6 507 2.598 3.105 WEA 7 507 2.629 3.136 Zwischensumme 3.598 18.486 22.084 externe Zuwe- 0 12.472 12.472 gung (dauerhaft) Summe gesamt 3.598 30.958 34.556

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Insgesamt werden für alle WEA ca. 3.598 m² Boden dauerhaft vollversiegelt. Abzüglich be- reits befestigter Flächen, welche sich mit der Planung überlagern, ist eine Teilversiegelung auf einer Fläche von insgesamt ca. 30.958 m² (davon ca. 18.486 m² für sieben WEA) not- wendig. Wegeabschnitte der internen und externen Zuwegung, welche während des Baus asphaltiert werden müssen, werden nach Fertigstellung zu Schotterwegen rückgebaut und werden demnach als teilversiegelte Flächen in der Bilanzierung berücksichtigt. Temporär befestigte Abschnitte der externen Zuwegung in einer Größenordnung von 459 m² (Rechnung: 12.931 m² (vgl. Tabelle 4) - 12.472 m² (vgl. Tabelle 7)) werden in der Eingriffsbi- lanzierung für das Schutzgut Boden nicht berücksichtigt. WEA-Eingriffsflächen, die im Zuge des Baus temporär befestigt werden (Lager-/Vormontagefläche, Stellfläche Hilfskran und Fahrbahnerweiterung: insg. 6.299 m², vgl. Tabelle 3), fließen in die Bilanzierung ebenfalls nicht mit ein. Neben der bau- und anlagenbedingten Versiegelung kann es durch die Bauarbeiten durch den Einsatz schwerer Bau- und Transportmaschinen zu starken Bodenverdichtungen, auch auf Nachbarflächen, insbesondere bei schlechter Witterung, kommen. Baubedingt können über die Versiegelung hinausgehende Auswirkungen auf den Boden ausgeschlossen wer- den, wenn die gültigen DIN-Vorschriften eingehalten werden. Dies schließt eine sachgemäße Lagerung wassergefährdender Stoffe während der Bauzeit ein. Mit einer betriebsbedingten Verunreinigung des Bodens ist nicht zu rechnen, da die Anlagen die entsprechenden Sicher- heitsvorkehrungen aufweisen (z. B. Auffangbehälter), die den Austritt von Flüssigkeiten ver- hindern (vgl. auch Kapitel 4.4). Gemäß LAGA 2003 ist der offene Einbau von Recyclingmaterial zulässig, wenn es den Zu- ordnungswert Z 1.1 unterschreitet. Es handelt sich demnach um Materialien der Einbauklas- sen 0 bis 1.1. Die anlagebedingten Bodenverluste durch Versiegelung und Teilversiegelung sind relativ kleinflächig, punktuell verteilt und können durch entsprechende Vermeidungs- und Kompen- sationsmaßnahmen vermindert und ausgeglichen werden (vgl. Kapitel 6.1.3). Bewertung Der anteilige Bodenverlust durch Vollversiegelung im Bereich der Fundamente ist im Ver- gleich zu anderen flächenintensiven Bauten gering. Durch die Kleinflächigkeit und punktuelle Verteilung der einzelnen Fundamente wirkt sich die Versiegelung nur gering auf die Boden- funktionen im gesamten Windpark aus. Auf den dauerhaft geschotterten Stellflächen des Montagekrans und Wegen bleiben die Bodenfunktionen aufgrund der Teilversiegelung größ- tenteils erhalten. Erheblich nachteilige Umweltauswirkungen sind für das Schutzgut Boden aus fachgutachterlicher Sicht nicht gegeben. Die durch Versiegelung und Teilversiegelung entstehenden Bodenverluste sind durch entsprechende Kompensationsmaßnahmen aus- gleichbar.

4.3 Schutzgut Fläche Der Flächenverbrauch für die Errichtung der geplanten Anlagen und internen Zuwegung wird in Kapitel 1.4 bzw. Kapitel 4.2 beschrieben. Das Waldgebiet ist durch die forstwirtschaftliche Tätigkeit bereits gut erschlossen und wird durch eine Vielzahl an befestigter Wirtschaftswege durchzogen. Bebauungen innerhalb der Waldflächen sind nicht vorhanden. Für die Erschließung der Anlagenstandorte werden hauptsächlich bestehende Wirtschaftswege genutzt. Ebenso werden die bestehenden Wege für die Errichtung von Nebenanlagen der WEA selbst genutzt, so dass der zusätzliche Flä- chenverbrauch weiter verringert wird. Für vereinzelte Anlagenstandorten ist die abschnitts- weise Neuanlage von Wegen einschließlich des Ausbaus von bestehenden Kurvenbereichen notwendig. Jedoch wirkt die Versiegelung durch die geplanten WEA und deren Andienung punktuell und kleinräumig und ist auf ein Mindestmaß reduziert. Aufgrund des bereits gut ausgebauten

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Wegenetzes ist eine zusätzliche Zerschneidungswirkung als äußerst gering zu werten. Dar- über hinaus besteht eine Rückbauverpflichtung für die WEA nach der Nutzungsaufgabe. Bewertung Erheblich nachteilige Umweltauswirkungen sind für das Schutzgut Fläche auch unter Berück- sichtigung der Argumentation in Kapitel 4.2 nicht gegeben.

4.4 Schutzgut Wasser Bau- und anlagebedingte Auswirkungen auf das Schutzgut Wasser, insbesondere das Grundwasser, sind bei sachgerechter Lagerung wassergefährdender Stoffe während der Bauzeit und der Einhaltung entsprechender DIN-Vorschriften nicht zu erwarten. Aufgrund der relativ kleinflächigen Versiegelung und der Versickerung des Niederschlags- wassers auf den Planflächen sind auch bezüglich der Versickerung von Niederschlag keine Veränderungen zu erwarten. Die geringe Tiefe der Fundamente von ca. 3,2 m bzw. 3,4 m minimiert die Gefahr, dass Grundwasser oder wasserführende Schichten beeinträchtigt wer- den. Somit ist auch während der Bauphase das Gefährdungspotenzial durch mögliche Le- ckagen von Betriebsstoffen oder durch Tropfverluste der Baumaschinen gering. Baubedingt anfallendes Grubenwasser sollte flächig auf den umliegenden Bereichen verrie- selt werden. Für den Betrieb einer Anlage werden für Getriebe, Wellen und Motoren Schmieröle und Kühlmittel benötigt, welche sich im Innern der WEA befinden. Mit einer betriebsbedingten Verunreinigung des Grundwassers ist jedoch nicht zu rechnen, da die Anlagen werkseitig mit Schutzeinrichtungen, bspw. Auffangbehältern, ausgestattet sind, die den etwaigen Austritt von Flüssigkeiten verhindern. Der DEUTSCHE NATURSCHUTZRING äußert sich zu dem Thema folgendermaßen: „Nennens- werte Auswirkungen auf das Grundwasser sind vom Bau einer WEA und deren Infrastruktur bei einer Meidung von Quellbereichen oder sonstigen besonders wertvollen Gewässerstruk- turen nicht zu erwarten, da die versiegelte Fläche des Fundamentes gering ist und die Zuwe- gungen üblicherweise aus offenporigem Material aufgebaut werden, so dass die Grundwas- serspende nicht reduziert wird. Eine Gefahr der Grundwasser-Verschmutzung geht vom Be- trieb der WEA nicht aus. Selbst bei einem Unfall, bei dem Getriebeöl austritt, wird dieses Öl in einer Auffangwanne in der WEA selbst gesammelt […], so dass kein Öl nach außen und damit in den Boden oder das Grundwasser gelangen kann“ (DNR 2012). Gemäß der Stellungnahme zur hydrogeologischen Situation zum Baugutachten GRÖBLINGHOFF (2018) beträgt die Eindringtiefe von Löschwasser bzw. Betriebsstoffen im Falle einer Havarie an den Anlagenstandorten aufgrund der geringen Wasserdurchlässigkeit des Untergrundes (Festgestein mit verlehmten Trennfugen) nach 24 Stunden lediglich 9 cm. Somit besteht eine ausreichende Reaktionszeit, um entsprechende Sicherungsmaßnahmen zu ergreifen. Das KOMPETENZZENTRUM NATURSCHUTZ UND WINDENERGIE (KNE) führt zu den Fundamenten und möglichen Beeinträchtigungen des Grundwassers Folgendes aus: „Zur Betonherstellung werden Zement und Zusatzstoffe – wie zum Beispiel Bindemittel und Gesteinskörnungen – eingesetzt. Diese Ausgangsstoffe können prinzipiell auch das Grundwasser und den Boden gefährdende Spurenelemente enthalten. Allerdings gibt es hinsichtlich der Umweltverträg- lichkeit von Beton und seiner Ausgangsstoffe eine Reihe von einzuhaltenden bauaufsichtli- chen Regelungen, Normen und Zulassungsvoraussetzungen. Erfolgt die Herstellung von Be- ton nach den entsprechenden DIN-Normen bzw. werden – den jeweiligen DIN-Normen ent- sprechend – als unbedenklich geltende Ausgangsstoffe verwendet, so ist eine Umweltver- träglichkeit sichergestellt“ (KNE 2017). Weiterhin befinden sich keine Wasserschutzgebiete im Nahbereich der geplanten Anlagen- standorte. Das nächstgelegene Wasserschutzgebiet ist die Wiehltalsperre (Zone III, RLP: Nr.

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403002474, NRW: Nr. 511201) und liegt ca. 4,6 km nördlich der WEA 1. Beeinträchtigungen auf die Schutzziele sind hinreichend sicher auszuschließen. Im Mündungsbereich der externen Zuwegung zur L278 wird zur Errichtung eines temporären Umladeplatzes ein Teil des Sommerhardtseifens bzw. Buchengrabens überplant. Dieser muss für die Dauer der Windparkerrichtung auf einer Länge von etwa 30 m temporär befes- tigt werden (vgl. Abbildung 6, orange Linie). Dies erfolgt in diesem Bereich schonend in Form einer temporären Verlegung von Platten. Dadurch kann ein Eingriff in das Gewässer und die Veränderung der Gewässerbeschaffenheit vermieden werden. Nach Beendigung der Bauar- beiten wird der Umladeplatz einschließlich der genannten Platten vollständig und rückstands- los zurückgebaut. Um die temporäre Überplanung des Gewässerbereiches zu minimieren, sollte die Errichtung des Umladeplatzes und die Verlegung der Platten erst kurz vor Bedarf errichtet werden. Entgegen der Gewässerverlaufsdarstellung des Sommerhardtseifens einschlägiger Quellen (bspw. Topographische Karte, Geoportal Wasser (MUEEF 2018a)) quert das Gewässer vor seinem Mündungsbereich in den Wisserbach den Bestandsweg und verläuft innerhalb des Zuwegungstrichters durch die Gehölzinsel, bevor der Bach die L278 quert. Der tatsächliche Verlauf ist skizzenhaft in Abbildung 6 (schwarz gestrichelt) dargestellt. Der dargelegte Ver- lauf wurde von der Hatzfeld-Wildenburg‘schen Verwaltung (schriftliche Mitteilung vom 19.09.2018) bestätigt. Für den Bau der WEA muss die Gehölzinsel im Einfahrtstrichter des Forstwirtschaftsweges gefällt werden. Ein Eingriff in den Gewässerabschnitt ist nicht notwen- dig. Somit können erhebliche Beeinträchtigungen auf den Zufluss des Wisserbachs vermie- den werden.

Abbildung 6: Tatsächlicher Verlauf des Sommerhardtseifens (schematische Darstellung); Kartengrundlage: © GeoBasis-DE / LVermGeoRP 2018 Bei der Stromerzeugung durch Windenergie entstehen darüber hinaus keine Abwässer. Bewertung Erheblich nachteilige Umweltauswirkungen sind für das Schutzgut Wasser aus fachgut- achterlicher Sicht nicht gegeben.

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4.5 Schutzgüter Luft und Klima Durch die Bauarbeiten sind keine spürbaren Beeinträchtigungen für Klima und Luft zu erwar- ten. Während der Bauphase kann es zeitlich begrenzt zu Staubemissionen kommen. Die kleinklimatischen Veränderungen oder die Beeinflussung der Windverhältnisse spielen eher eine untergeordnete Rolle. Durch die WEA findet eine geringfügige Veränderung des Windfeldes statt, da es durch die Energieentnahme zu einer Schwächung des Windaufkom- mens kommt. Jedoch sind auch hier die Veränderungen der Umgebung nur sehr gering. Eine großflächige Bodeninanspruchnahme bzw. Grünlandinanspruchnahme findet nicht statt, dadurch wird die Kaltluftproduktion kaum eingeschränkt. Auch weisen die geplanten WEA keine Barrierewirkung für den Luftaustausch auf. Kleinklimatische Veränderungen durch Schattenwurf oder entlang von Waldrändern infolge der Öffnung der Waldbestände sind von untergeordneter Bedeutung.

Im Hinblick auf die derzeitige Klimadiskussion (Treibhauseffekt und CO2-Problematik) führt die Nutzung der Windenergie zu positiven Effekten. Aus dem Einsatz der erneuerbaren Energien im Jahr 2017 resultierte eine Treibhausgasvermeidung von rund 138 Mio. Tonnen CO2-Äquivalenten im Stromsektor (UMWELTBUNDESAMT 2018). Laut UMWELTBUNDESAMT (2018) betrug der Anteil an erneuerbaren Energien am gesamten Bruttostromverbrauch in Deutschland im Jahr 2016 31,6 % und stieg im Jahr 2017 auf 36,2 %. Die Windenergie (Land und See) verzeichnete dabei 2017 einen Anteil von 17,7 %. Im Zusammenhang einer Umfrage der FA WIND (2018) finden insgesamt „82 % der reprä- sentativ Befragten […], dass alle Bundesländer – im Rahmen ihrer Möglichkeiten – jeweils einen relevanten Beitrag zum Ausbau der Windenergie an Land leisten sollten“. Sichtbare Klimaauswirkungen können allerdings nicht allein durch die Windenergienutzung bewirkt werden. Vielmehr führt ein Energiemix gekoppelt mit Energieeinsparpotenzialen zu den ge- wünschten Erfolgen. Bewertung Erheblich nachteilige Umweltauswirkungen für die Schutzgüter Luft und Klima sind aus fach- gutachterlicher Sicht nicht gegeben. Insgesamt gesehen haben die beantragten WEA daher einen positiven Effekt auf das Klima.

4.6 Schutzgut Tiere, Pflanzen und die biologische Vielfalt 4.6.1 Pflanzen und Biotope Die geplanten Anlagenstandorte befinden sich innerhalb von Forstflächen bzw. Pionierwald- standorten. Nachfolgend werden die dauerhaften und temporären Rodungsflächen (Tabelle 8 und Tabelle 9) je Anlagenstandort und die Rodungsflächen der externen Zuwegung (Tabelle 10) tabellarisch dargestellt. Überschneidungen mit Offenlandbiotoptypen, bspw. Grünland, Säume, und Bestandswege, wurden bei der Berechnung der Rodungsflächen nicht mit einbezogen.

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Tabelle 8: Übersicht der dauerhaften Rodungsflächen an den jeweiligen Anlagenstandorten in m²

ft

Fundament (inkl. Turm) Fundament Turm) (inkl. dauerhaft Zufahrtdauerhaft Kranstellfläche dauerhaft interne Zuwegung dauerhaft Sicherheitsstreifen dauerhaft Hilfskranstellfläche dauerhaft Fahrbahnerweiterung dauerha Auslegermontagefläche dauerhaft Böschungen dauerhaft sonstige Eingriffsflächen dauerhaft Summe

WEA 1 507 0 1.563 565 0 362 0 2.242 340 62 5.641 WEA 2 507 18 1.775 1.083 30 712 0 589 99 571 5.384 WEA 3 507 0 1.575 903 26 706 0 2.412 115 27 6.271 WEA 4 556 0 1.400 1.225 80 602 0 1.489 154 87 5.593 WEA 5 507 18 1.575 1.284 139 673 45 2.222 60 120 6.643 WEA 6 507 18 1.575 1.005 0 726 0 2.293 81 108 6.313 WEA 7 507 18 1.575 1.010 26 690 0 1.890 0 108 5.824 Summe 3.598 72 11.038 7.075 301 4.471 45 13.137 849 1.083 41.669

Tabelle 9: Übersicht der temporären Rodungsflächen an den jeweiligen Anlagenstandorten in m²

Eingriffsflächen Eingriffsflächen

/Vormontagefläche /Vormontagefläche

-

Fahrbahnerweiterung temporär Lager temporär Böschungen temporär sonstige temporär Summe

WEA 1 0 257 1.254 2.052 3.563 WEA 2 0 240 578 1.627 2.445 WEA 3 0 240 959 2.039 3.238 WEA 4 0 241 1.443 1.666 3.350 WEA 5 71 239 3.806 2.012 6.128 WEA 6 0 240 320 2.055 2.615 WEA 7 0 240 1.006 2.136 3.382 Summe 71 1.697 9.366 13.587 24.721

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Tabelle 10: Übersicht der dauerhaften und temporären Rodungsflächen an den jeweiligen Anlagenstandorten und der externen Zuwegung einschließlich der zugehörigen Nebenanla- gen in m²

dauerhafte Ro- temporäre Ro- Summe dungsflächen dungsflächen

WEA 1 – 7 * 41.669 24.721 66.390

Zuwegungsausbau 12.305 0 12.305 extern Überschwenkbe- 0 641 641 reich (Turm) Überschwenkbe- 1.639 8.158 9.797 reich (Rotorblätter) Böschungen 0 374 374 sonstige Eingriffs- 0 12.960 12.960 flächen Umladeplatz 0 4.467 4.467 Zwischensumme 13.944 26.600 40.544

Summe gesamt 55.613 51.321 106.934 * Flächensummen aus Tabelle 8 und Tabelle 9 Für die Errichtung werden insgesamt etwa 106.934 m² Wald- und Gehölzflächen gerodet, von denen etwa 55.613 m² dauerhaft gehölzfrei bleiben und bei nicht dauerhaft befestigten Eingriffsflächen der Sukzession überlassen werden. Darüber hinaus können temporäre Ro- dungsflächen von etwa 51.321 m² mit standortgerechten Laubgehölzen wiederaufgeforstet werden, welche mittel- bis langfristig die vormals nadelholzgeprägten Standorte ökologisch aufwerten. Ebenso wird stellenweise in Offenlandbiotoptypen, bspw. Grünlandbestände, eingegriffen und bei der Ermittlung des Kompensationsbedarfs entsprechend berücksichtigt. Eine Berück- sichtigung in der Kompensationsbedarfsermittlung erfolgt, wenn diese dauerhaft befestigt werden. Während der Aufbauphase können durch Baumaschinen, Schwerlasttransporter und Besu- cher-Pkws Vegetationsschäden auf benachbarten Flächen entstehen. Bestehende Gehölze entlang der Wege sind in der Bauphase bzw. der Anlieferung der Anlagenteile besonders zu berücksichtigen und zu erhalten. Falls es zu Zerstörungen kommt, muss der Ausgangszu- stand wiederhergestellt werden. Aufgrund der Nutzung von Bestandswegen zur Andienung der geplanten Anlagen, wird die Zerschneidungswirkung auf die zusammenhängenden Waldflächen vermindert. Weiterhin sind durch die Planung keine Lebensräume sowie Arten des Anhangs II der FFH- Richtlinie nach § 19 BNatSchG (Umweltschaden) betroffen. Gemäß dem Forsteinrichtungswerk der Hatzfeld-Wildenburg’schen Verwaltung wird in einen Altholzbestand (Eichenbestand ca. 125 Jahre) am Anlagenstandort WEA 2 durch den Zuwe- gungsausbau in einer Größe von ca. 130 m² eingegriffen. Aufgrund der Größe der Altholzflä- che von etwa 6.500 m² und der vereinzelten Lage ist dieser Bestand nicht als zusammen- hängender Laubholzbestand mit Ausschlusswirkung gemäß LEP IV zu werten. Dieser Ein- griff erfolgt darüber hinaus nur kleinflächig und im Randbereich des Altholzbestandes. Der Bestand wird entsprechend seiner ökologischen Wertigkeit bei der Ermittlung des Kompen- sationsbedarfs berücksichtigt. Auch die Zuwegung der WEA 3 verläuft innerhalb eines Be- standsweges durch einen großflächig zusammenhängenden, älteren Laubholzbestand (Ei- chenbestand ca. 160 Jahre). Entsprechend der Planung ist der Bestandsweg und dessen Wegerandbereich jedoch breit genug, so dass in den Altholzbestand nicht eingegriffen wer- den muss.

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Auch befinden sich entlang der externen Zuwegung vereinzelt gesetzlich geschützte Biotope in Form von Bachläufen. Die Zuwegungsplanung wurde so konzipiert, dass in diese ge- schützten Bachabschnitte nicht eingegriffen werden muss. So wurde der Umladeplatz im Zu- fahrtsbereich der WEA 1 so geplant, dass kein Eingriff in die § 30-Biotope (BT-5112-0047- 2009, BT-5112-0043-2009) erfolgt. Der Bestandsweg nördlich des Umladeplatzes, innerhalb dessen die auszubauende Zuwegung zur WEA 1 verläuft, wird im Bereich des von Norden kommenden Gewässers eine Platte temporär verlegt, um einen Eingriff in das gesetzlich ge- schützte Biotop zu vermeiden. Im Kurvenbereich der Zuwegung zur WEA 1, nördlich des Umladeplatzes, müssen für Über- schwenkbereiche vereinzelt bachbegleitende Gehölze auf Geländeoberkante des Weges zu- rückgeschnitten werden, welche gemäß den Grenzen des § 30-Biotops (BT-5112-0047- 2009) Bestandteile dessen sein können. Insofern möglich, sollten diese während des Baus geschont werden. Sollte ein Eingriff erfolgen, werden die Bestände bei der Ermittlung des Kompensationsbedarfs entsprechend ihrer ökologischen Wertigkeit berücksichtigt und durch geeignete Maßnahmen kompensiert. Bewertung Bau-, betriebs- und anlagebedingt kommt es durch die geplanten WEA zu einem Verlust der vorhandenen Vegetationsdecke und somit auch zu einem Verlust von Lebensraum. Hiervon betroffen sind hauptsächlich Nadelwald- bzw. Mischbestände (geringfügiger Anteil eines Alt- holzbestandes), Sukzessions- bzw. Pionierwaldflächen sowie Grünland- und Saumflächen. Aufgrund der Betroffenheit von vorwiegend gering bis mittelwertigen Biotopstrukturen sowie den geringflächigen Eingriff in höherwertige Biotope, ist die Eingriffsintensität und damit die Konfliktsituation im Hinblick auf das Schutzgut Pflanzen insgesamt als niedrig bis mittel zu werten. Eingriffe in Vegetationsbestände sind zu kompensieren. Die jeweilige ökologische Wertigkeit der Bestände wird im Zuge der Erhebung des Kompensationsbedarfs berücksich- tigt. Vorkommen von Pflanzen- bzw. Moosarten des Anhangs II und IV der FFH-Richtlinie sind hinreichend sicher auszuschließen. Erheblich nachteilige Umweltauswirkungen auf das Schutzgut Pflanzen und Biotope sind nicht zu erwarten. 4.6.2 Tiere Bei möglichen Beeinträchtigungen für die Fauna ist zwischen den Auswirkungen während der Bauphase und während des Betriebs zu unterscheiden. Baubedingt sind Auswirkungen auf die Fauna durch Lärm- und Schallimmissionen und Be- wegungsunruhe der Baufahrzeuge denkbar. Aufgrund der relativ kurzen Bauzeit sind mögli- che Beeinträchtigungen aber nur gering und von kurzer Dauer. Weiterhin können durch den Eingriff Brut-, Nist- und Nahrungsplätze zerstört oder geschädigt oder Einzelindividuen getö- tet werden. Bau- und anlagebedingt (Versiegelung, Teilversiegelung) kommt es insbesondere zur Um- wandlung von Waldflächen, welche Habitat(strukturen) verschiedener Arten sein können. Von den betriebsbedingten Auswirkungen durch Windenergieanlagen können vor allem Vo- gel- und Fledermausarten betroffen sein. Mögliche Ursachen für Beeinträchtigungen sind: • Barrierewirkung insb. für Vogelzug, • Habitatzerstörung durch Flächeninanspruchnahme oder Meideverhalten der Tiere, • Kollisionen, Barotrauma. Avifauna Im Zuge der Kartierungen 2015 (BLW 2018c) wurden drei Brutplätze des Rotmilans im 3,0 km-Radius um die WEA-Planung nachgewiesen, davon zwei innerhalb eines 1,5 km-Ra- dius. Darüber hinaus konnten noch zwei weitere Brutplätze und ein Revier in mindestens

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4,0 km Entfernung zur WEA-Planung dokumentiert werden. Für die Art wurde eine Raumnut- zungsanalyse 2015 durchgeführt. Diese kommt zu dem Ergebnis, dass das Plangebiet und dessen Umfeld nur sehr selten für die Nahrungssuche genutzt wird, da sich keine guten Nah- rungshabitate in diesem Bereich befinden. Lediglich WEA 2 liegt gemäß den Auswertungen am Rande eines regelmäßig genutzten Aktionsraumes des Brutpaares 8 mit mittlerer Nut- zungshäufigkeit, jedoch außerhalb eines Kernraumes der Raumnutzung. Der Standort der WEA 2 weist hingegen eine geringe Nutzungshäufigkeit auf. Ebenso wurden keine festen Flugrouten zwischen Horst und Nahrungshabitat, welche über das Plangebiet führen, nach- gewiesen (BLW 2018d). Entsprechend den Ergebnissen der Horstkartierung aus dem Jahr 2018 – ein aus dem Jahr 2015 belegter Horst war 2018 erneut besetzt - ist von einem ähnli- chen Raumnutzungsmuster wie 2015 auszugehen, da der gleiche Horst erneut besetzt war (BLW 2018e). Der Eintritt eines Verbotstatbestandes gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 2 und 3 BNatSchG kann indes mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden. Analog zum Rotmilan wurde für den Schwarzstorch, welcher 2015 mit zwei Brutplätzen im 6,0 km-Radius dokumentiert wurde und von dem ein Brutplatz 2018 erneut besetzt war, eine Raumnutzungsanalyse durchgeführt. Innerhalb eines 200 m-Radius um die geplanten WEA- Standorte konnten keine Überflüge dokumentiert werden. Geeignete und von der Art häufig aufgesuchte Nahrungshabitate stellten störungsarme Bachtäler abseits der Windenergiepla- nung dar. Die Kollisionswahrscheinlichkeit i.S.d. § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG wird gemäß Gutachter als sehr gering gewertet. Auch kann der Eintritt eines Verbotstatbestandes nach § 44 Abs. 1 Nr. 2 und 3 BNatSchG aufgrund der Entfernung mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden. Für die weiteren als windkraftsensibel zu wertenden und erfassten Arten Graureiher, Kor- moran, Kranich, Schwarzmilan, Wiesenweihe und Waldschnepfe kann gemäß Gutachter der Eintritt eines Verbotstatbestandes gemäß § 44 Abs. 1 BNatSchG mit hinreichender Si- cherheit ausgeschlossen werden (BLW 2018c). Auch im Hinblick auf den Vogel- und Kranichzug ist ein signifikant erhöhtes Tötungsrisiko mit hinreichender Sicherheit auszuschließen. Auch ist das Plangebiet nicht als Teil eines überregional bedeutsamen Vogelzugkorridors zu werten. Für die Artengruppe der Vögel im Allgemeinen sollte im Hinblick auf mögliche Brutvorkom- men in den Eingriffsflächen die Entnahme von Gehölzen außerhalb der Brutzeit unter hilfs- weise Anwendung des § 39 Abs. 5 BNatSchG und den darin festgesetzten Zeiten (01.10. – 28./29.02.) erfolgen. Dadurch kann der Eintritt eines Verbotstatbestandes einer Tötung im Zusammenhang der Zerstörung von Gelegen gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 1 und 3 BNatSchG so- wie eine erhebliche Störung gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden. Hierbei sind die zeitlichen Anforderungen weiterer planungsrele- vanter Arten zu berücksichtigen. Insgesamt kann für die Artengruppe der Vögel von einem geringen Konfliktpotenzial ausge- gangen werden. Der Eintritt eines Verbotstatbestandes gemäß § 44 Abs. 1 BNatSchG kann für die Artengruppe der Vögel mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden. Fledermäuse Von den sechs als kollisionsempfindlich eingestuften Fledermausarten besteht insbesondere für den Großen und Kleinen Abendsegler während der Zugzeit im Spätsommer/Herbst ein betriebsbedingt erhöhtes Kollisionsrisiko. Um den Eintritt eines Verbotstatbestandes nach § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG zu vermeiden, ist eine temporäre Betriebszeitenbeschränkung nach BRINKMANN et al. (2011) einschließlich eines bioakustischen Gondel- bzw. Höhenmoni- torings für die WEA-Standorte 1, 2, 4 und 6 durchzuführen. Für die weiteren kollisionsempfindlichen Fledermausarten Breitflügelfledermaus, Rauhautfle- dermaus, Zwergfledermaus und Mückenfledermaus wird gemäß den Ergebnissen nach BLW (2018b) kein erhöhtes Tötungsrisiko prognostiziert.

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Eine Gefährdung besteht weiterhin im Rahmen der Tötung von Individuen im Zusammen- hang der Zerstörung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten i. S. d. § 44 Abs. 1 Nr. 1 und 3 BNatSchG sowie der Störung i. S. d. § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG. Hierfür wird eine Kontrolle potenzieller Quartierbäume vor Rodungsbeginn im Bereich der Zuwegung durchgeführt (vgl. Kapitel 6.1.5). Weiterhin soll eine ökologische Baubegleitung den weiteren Bauverlauf beglei- ten. Unter Berücksichtigung geeigneter Vermeidungsmaßnahmen für die Artengruppe der Fleder- mäuse ist der Eintritt eines Verbotstatbestandes nach § 44 Abs. 1 BNatSchG mit hinreichen- der Sicherheit auszuschließen. Weitere Arten Ein Vorkommen der Haselmaus innerhalb der Eingriffsflächen ist aufgrund der Lage der ge- planten WEA innerhalb von Waldflächen nicht auszuschließen. Eine direkte Tötung der Art (§ 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG) ist insbesondere für Rodungsarbeiten während der Winter- schlafphase im Zusammenhang der Zerstörung ihrer Winternester (§ 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG) möglich, da die Nester gut getarnt am Boden oder zwischen Wurzelstöcken er- richtet werden. Um einen Verbotstatbestand gemäß § 44 Abs. 1 BNatSchG zu vermeiden, ist eine Rodungs- und Bauzeitenbeschränkung (vgl. Kapitel 6.1.5) einzuhalten sowie vorgezo- gene Ausgleichsmaßnahmen zur Wahrung der ökologischen Funktion (CEF-Maßnahmen, vgl. Kapitel 6.2.2) umzusetzen. Gemäß den Ausführungen zur Habitateinschätzung der Wildkatze nach BLW (2018a) ist es nicht auszuschließen, dass Biotop- bzw. Vegetationsstrukturen mit Potenzial für Ruhestätten im Bereich der Baufelder zerstört werden könnten. Jedoch sind die Eingriffsflächen im Ver- hältnis des Streifgebietes der Wildkatze relativ kleinflächig, so dass im Umfeld ausreichend Ausweichhabitate zur Verfügung stehen. Typische Fortpflanzungshabitate bzw. -strukturen wurden indes nicht dokumentiert. Eine durch Bauarbeiten verursachte erhebliche Störung im Umfeld der Planung ist jedoch nicht gänzlich auszuschließen. Daher ist gemäß Gutachter eine Rodungs- und Bauzeitenbeschränkung als Vermeidungsmaßnahme einzuhalten (vgl. Kapitel 6.1.5). Weiterhin sollen aus Gründen der Vorsorge geeignete Fortpflanzungs- und Ruhestätten in Form von Reisighaufen, Totholz, Wurfkisten etc. in bestehenden, älteren Laubwaldbeständen (insbesondere im Umfeld der WEA 2, 4, 5) vor Rodungsbeginn geschaf- fen werden. Aufgrund der Habitatausstattung ist ein abschnittsweises Vorkommen der Zauneidechse und der Schlingnatter innerhalb des Plangebietes möglich. Insofern in wärmebegünstigte bzw. besonnte, halboffene Sukzessionsflächen eingegriffen wird, ist eine Rodungs- und Bau- zeitenbeschränkung unter Berücksichtigung des Lebenszyklus weiterer planungsrelevanter Arten einzuhalten, um den Eintritt eines Verbotstatbestandes gemäß § 44 Abs. 1 BNatSchG zu vermeiden (vgl. Kapitel 6.1.5). Der Hirschkäfer könnte prinzipiell in den verstreut liegenden Altholzbeständen im Umfeld der geplanten WEA geeignete Habitatstrukturen finden. Jedoch wird nicht in derartige Alt- holzbestände eingegriffen (WEA 3), bzw. entspricht der Altholzbestand am geplanten Stand- ort der WEA 2 nicht den Altersanforderungen der Art, so dass der Eintritt eines Verbotstatbe- standes nach § 44 Abs. 1 BNatSchG mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden kann. Darüber hinaus ist ein Vorkommen sonstiger besonders geschützter Tierarten(gruppen) so- wie Insekten auf den Eingriffsflächen nicht gänzlich auszuschließen. Allerdings weisen die geplanten Eingriffsflächen keine hervorgehobene Wertigkeit auf, so dass kein Vermeidungs- potenzial für besonders geschützte Arten durch Standortanpassungen besteht. Hinsichtlich der Beeinträchtigungen von potenziell auf den Flächen vorkommenden besonders geschütz- ten Arten wie Reptilien- oder Amphibienarten sowie Waldameisen (hügelbauend) sind ent- sprechende Vermeidungsmaßnahmen umzusetzen (siehe Kapitel 6.1.5). So sollten innerhalb und im direkten Nahbereich der Eingriffsflächen gefundene Ameisenhü- gel entsprechend gekennzeichnet werden (bspw. durch Flatterband oder Bauzaun), um eine

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Beschädigung bzw. Zerstörung während den Rodungs- und Bauarbeiten zu vermeiden. Ist eine Beseitigung von vorhandenen Ameisenhügeln unumgänglich, ist das weitere Vorgehen mit der zuständigen Naturschutzbehörde zu klären (bspw. in Form einer Umsiedlung des Ameisenstaates). Um Fallenwirkungen durch die tiefen Fundamentgruben für Reptilien-, Amphibien- und Kleinsäugerarten zu minimieren, sollten entsprechende Vermeidungsmaßnahmen berück- sichtigt werden, die auf eine allmorgendliche Kontrolle der Fundamentgruben auf hineingera- tene Tiere abzielen. Mögliche verbleibende, unvermeidbare Beeinträchtigungen von Tierarten sind im Sinne des § 15 Abs. 2 BNatSchG entsprechend naturschutzfachlich zu kompensieren. Durch die Planung sind somit keine Arten nach § 19 BNatSchG (Umweltschaden) betroffen und Umweltschäden daher nicht zu erwarten. Biotopverbund Die geplanten Anlagenstandorte befinden sich gemäß Landschaftsrahmenplan (SGD NORD 2010) innerhalb von bedeutsamen Flächen des regionalen Biotopverbundes. Laut aktuellem RROP Mittelrhein-Westerwald stellen entsprechende Biotopverbundflächen einen Teil des Vorbehaltsgebietes regionaler Biotopverbund (Grundsatz G 63) und des Vorbehaltsgebietes Ressourcenschutz (Grundsatz G 81) dar. Eine Darstellung des Plangebietes im aktuellen RROP als Vorbehaltsgebiet Ressourcenschutz erfolgt jedoch nicht. Kernflächen des Biotopverbundes liegen entlang des Wisserbachs und werden durch die Planung nicht berührt (ebd.). Der Landschaftsraum in und um die Planung wird als Waldland- schaft beschrieben (ebd.). Neben dem Erhalt der Wälder als Lebensraum für bestimmte Tier- arten sollen ebenfalls entsprechende Waldbiotoptypen erhalten und entwickelt werden. Die geplanten WEA sind hauptsächlich innerhalb von Nadel(misch)wald- und Pionierwaldflä- chen geplant. Eine Überplanung von Sonderstandorten wie z. B. Au- und Bachuferwälder, Trocken-, Gesteinshalden- und Niederwälder in Hanglagen oder Wiesentälern entlang von Fließgewässer, welche als Trittsteinbiotope oder als Wanderkorridore genutzt werden, findet nicht statt. Auch befindet sich das Plangebiet laut LUWG (2009) nicht innerhalb eines Wan- derkorridors regionaler und überregionaler bzw. nationaler und europaweiter Bedeutung für Wildtiere. Weiterhin werden für die Andienung der Anlagenstandorte weitgehend Bestands- wege genutzt, wodurch zusätzliche Zerschneidungen vermieden werden. Darüber hinaus wird nach Beendigung des Baus der Waldbestand stellenweise mit standortgerechten Ge- hölzarten bestockt, die mittel- bis langfristig zu einer ökologischen Aufwertung der bisherigen Nadelholzbestände führen. Eine Beeinträchtigung des Biotopverbundes und somit der Grundsätze G 81 und G 63 findet aus fachgutachterlicher Sicht nicht statt. Bewertung Erheblich nachteilige Umweltauswirkungen auf die Fauna sind aus fachgutachterlicher Sicht unter Berücksichtigung genannter Maßnahmen nicht gegeben. 4.6.3 Biologische Vielfalt Das Schutzgut stellt sich als Zusammenspiel der unterschiedlichen in diesem Verfahren ab- zuprüfenden Kategorien wie Landschaft, Biotope, Fauna und Artenschutz dar. Da das Planvorhaben auf forstwirtschaftlich genutzten und ökologisch gering bis mittelwerti- gen Flächen (v. a. Nadelwaldparzellen, Sukzessionswald) umgesetzt werden soll, ist eine Zerstörung und eine damit verbundene Verminderung an der Vielfalt der im Plangebiet vor- kommenden Ökosystemen bzw. Lebensräumen nicht zu erwarten. Dies begründet sich zu- sätzlich durch die Kleinflächigkeit der Anlagenstandorte. Die faunistischen Untersuchungen zu den Artengruppen der Fledermäuse und der Vögel so- wie der Wildkatze belegen (unter Berücksichtigung der Vermeidungs- und Verminderungs-

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maßnahmen) keine erheblichen Beeinträchtigungen der Arten und somit auch keine Ein- schränkung bzw. keinen mit der Planung verbundenen Verlust an Artenvielfalt. Gleiches be- legt die spezielle artenschutzrechtlichen Prüfung, die den Unterlagen als Anhang beigefügt ist. Für die dem Plangebiet am nächsten liegenden Natura 2000-Gebiete Sieg (FFH- 5212-302), Stollen bei Morsbach-Schlechtingen (FFH-5112-301) sowie Westerwald (VSG-5312-401) wurde eine FFH-Verträglichkeitsvorprüfung durchgeführt (GUTSCHKER-DONGUS 2018c). Aus fachgutachterlicher Sicht ist eine Beeinträchtigung der Ziele der Natura 2000-Gebiete mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen. Dies begründet sich durch den ausreichenden Abstand zur Planung (mindestens ca. 740 m), fehlender Nachweise von Zielarten und/oder dem fehlenden Wirkungszusammenhang mit der Planung als Ergebnis der faunistischen Er- fassungen. Weiterhin können erhebliche Beeinträchtigungen unter Berücksichtigung geeig- neter Maßnahmen vermieden werden. Für eine detaillierte Beschreibung und Bewertung wird auf die Natura 2000-Verträglichkeits- vorprüfung (GUTSCHKER-DONGUS 2018c) verwiesen. Bewertung Erheblich nachteilige Umweltauswirkungen sind für das Schutzgut Biologische Vielfalt aus fachgutachterlicher Sicht nicht zu erwarten.

4.7 Schutzgut Landschaft Im Rahmen der Planung wurde eine Sichtverschattungsanalyse in einem 10 km-Radius um die Anlagenstandorte durchgeführt. In der daraus resultierenden Kartendarstellung wer- den unter Berücksichtigung verschiedener Faktoren die Bereiche im Umfeld der geplanten WEA-Standorte dargestellt, von denen aus die WEA sichtbar sein werden (vgl. Anlage 1: Karte Sichtbezug, GUTSCHKER-DONGUS 2018d). Insgesamt besteht ein überdurchschnittlich hoher Anteil an Sichtverschattungsräumen (Räume ohne Sichtbezug) mit einem Anteil von 90,8 %. Insbesondere das bewegte Relief sowie die flächige Bewaldung führen zu einer star- ken Sichtverschattung. Weiterhin befinden sich im näheren, aber auch weiterem Umfeld technische Bauwerke in Form von Hochspannungsmasten und -leitungen, Bestandswind- parks und Gewerbegebiete, welche als technische Vorbelastungen die visuelle Wirkung der geplanten WEA verändern und somit abschwächen. Außerdem wurden Fotovisualisierungen von 18 unterschiedlichen Standorten erstellt, wel- che für die Bewertung des Landschaftsbildes im Allgemeinen und den Schutzzielen des Landschaftsschutzgebietes herangezogen wurden. Für eine detailliertere Beschreibung und Bewertung des Landschaftsbildes von den Fotopunkten unter Berücksichtigung der Wind- energieplanung wird auf GUTSCHKER-DONGUS (2018d) verwiesen. In Bezug auf das Landschaftsschutzgebiet Wildenburgisches Land bleiben unter Berücksich- tigung der Sichtverschattungsanalyse, Fotovisualisierungen, aber auch den Ergebnissen des Schallgutachtens aus fachgutachterlicher Sicht die Schutzziele – Erhalt des Landschaftsbil- des vor Verunstaltung sowie Erhalt des Naturgenusses – auch bei Realisierung des Vorha- bens bestehen. Eine grob unangemessene Beeinträchtigung des Landschaftsbildes im Allge- meinen, d. h. auch über die Grenzen des Landschaftsschutzgebietes hinaus, ist aus fachgut- achterlicher Sicht ebenfalls nicht zu erwarten. Dennoch stellen WEA einen erheblichen Eingriff in das Landschaftsbild dar. Begünstigt durch die exponierte Lage wird der visuelle Effekt der WEA verstärkt, der durch landespfle- gerische Maßnahmen nur unzureichend kaschiert werden kann. Bei Anlagen über 100 m Gesamthöhe ist die notwendig werdende Tag-Nacht-Kennzeich- nung zu berücksichtigen. Die Nachtkennzeichnung erfolgt nach Vorgabe der „Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zur Kennzeichnung von Luftfahrthindernissen“ vom 24. April 2007 (Zu- letzt geändert durch die Verwaltungsvorschrift vom 26. August 2015 (BAnz AT 01.09.2015 B4)) durch eine rote Befeuerung auf dem Gondeldach und am Turm. Diese wird mit einer

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Sichtweitenregulierung ausgestattet und mit den restlichen WEA im Nahbereich synchroni- siert, um die Belastung möglichst gering zu halten. Die Tagkennzeichnung erfolgt durch das Anbringen von roten Farbfeldern bzw. Farbstreifen am äußeren Rand der Rotorblätter, am Turm und am Maschinenhaus. Die erheblichen Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes sind aufgrund der Größe der WEA (> 20 m) in der Regel nicht mehr gemäß § 15 Abs. 2 BNatSchG ausgleich- oder ersetz- bar. Gemäß der Landesverordnung über die Kompensation von Eingriffen in Natur und Land- schaft (LKompVO, STAATSKANZLEI RHEINLAND-PFALZ 2018) vom 12.06.2018 ist hierfür eine Ersatzgeldzahlung zu leisten Bewertung Das Vorhaben stellt durch seine Eigenart einen erheblichen Eingriff in das Landschaftsbild dar. Jedoch ist aus fachgutachterlicher Sicht und unter Berücksichtigung einer Landschafts- bildanalyse (Fotovisualisierungen, Sichtverschattung) eine grob unangemessene Beeinträch- tigung des Landschaftsbilds sowie eine erhebliche Beeinträchtigung des Erholungswertes durch die Planung nicht zu erwarten. Ebenso werden durch das Vorhaben die Schutzziele des Landschaftsschutzgebietes Wildenburgisches Land aus fachgutachterlicher Sicht nicht beeinträchtigt. Die visuelle Wirkung der WEA kann durch geeignete Maßnahmen gemindert werden. Erheblich nachteilige Umweltauswirkungen sind durch die Planung aus fachgut- achterlicher Sicht nicht zu erwarten.

4.8 Schutzgut Kultur- und sonstige Sachgüter Gemäß den Ausführungen der UVP-GESELLSCHAFT E.V. (2014) lassen sich drei Aspekte un- terscheiden, welche die Betroffenheit von Kulturgütern durch ein Vorhaben definieren: sub- stanzielle Betroffenheit (bspw. Zerstörung/Beeinträchtigung der Bausubstanz durch direkte Flächeninanspruchnahme, Veränderung von Standortbedingungen), funktionale Betroffen- heit (bspw. Beeinträchtigung der Nutzung bspw. durch Lärm, Beeinträchtigung der Zugäng- lichkeit) und sensorielle Betroffenheit (bspw. Beeinträchtigung von Sichtbeziehungen, Beein- trächtigung der Erlebbarkeit durch Lärm und Schattenwurf). Nach derzeitigem Wissenstand sind im Bereich des geplanten Windparks keine Kulturdenk- mäler oder Kultur- und Sachgüter vorhanden. Die gemäß den Denkmallisten RLP und NRW existenten Kulturdenkmäler befinden sich in und am Randbereich der umliegenden Ortsla- gen und Weilern (denkmalgeschützte Gebäude, Ensembles etc.). Viele der geschützten Bau- werke sind Fachwerkhäuser, die typisch für die Landschaft sind. Auf die Darstellung in Karte 3 des Fachgutachtens Landschaftsbild und Erholung (GUTSCHKER-DONGUS 2018d) wird verwiesen. Aufgrund der Entfernung der geplanten WEA zu dokumentierten Kulturgütern ist eine direkte Zerstörung von Bausubstanz jener Kulturgüter ausgeschlossen. Eine funktionale Betroffenheit ist aufgrund der Entfernung ebenfalls nicht gegeben. Hinsichtlich der WEA- Planung kann v. a. eine sensorielle Betroffenheit bestehen. Aufgrund der größeren Entfer- nung und Lage eines Großteils der Kulturdenkmäler in den Ortslagen sind durch die umge- bende Bebauung i.d.R. keine erheblichen sensoriellen Beeinträchtigungen durch die geplan- ten Windenergieanlagen zu erwarten. Entsprechend den Ergebnissen des Scopingtermins vom 04.06.2018 sind insbesondere das Schloss Crottorf einschließlich der benachbarten Heilig-Kreuz-Kapelle und die Wildenburg als dominierende landschaftsprägende Gesamtanlagen mit erheblicher Fernwirkung (gemäß RROP Mittelrhein-Westerwald 2017, Tabelle 2) unter dem Aspekt der sensoriellen Betroffen- heit betrachtungsrelevant. Diese befinden sich außerhalb von Ortschaften und sind gemäß den Zielen des RROP vor optischen Beeinträchtigungen zu bewahren. Hierbei ist insbeson- dere die gemeinsame Wahrnehmung der Denkmäler mit den WEA ausschlaggebend, welche die Erlebbarkeit der Denkmäler erheblich beeinträchtigen können. Um mögliche, erhebliche Beeinträchtigungen durch die geplanten WEA auf die landschafts- prägenden Gesamtanlagen aufzuzeigen, wurde hilfsweise eine Sichtbarkeitsanalyse durch- geführt, welche die Kulturdenkmäler als Ausgangspunkt berücksichtigt. Dieser wurden der Burgfried der Wildenburg (25 m) sowie die vier Türme von Schloss Crottorf (je 24 m) zu

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Grunde gelegt. Die Topographie, Waldflächen und Ortsbebauungen wirken hierbei als sicht- verschattende Elemente. Die Sichtbarkeit der Kulturdenkmäler in der Landschaft unter den gegebenen Voraussetzungen ist in Abbildung I im Anhang des Dokumentes dargestellt. Auch wurden zwei Fotovisualisierungen von der unteren Denkmalschutzbehörde der Kreis- verwaltung (Fr. Kämpf, schriftliche Mitteilung 07.04.2015) eingefordert mit der Begründung, dass die geplanten WEA von dem Standort grundsätzlich sichtbar sein werden. Für die Be- schreibung der Fotovisualisierungen wird auf das separate Fachgutachten Landschaftsbild und Erholung verwiesen (GUTSCHKER-DONGUS 2018d). Weiterhin wurden für diese zwei Standorte maßstäbliche Schnittzeichnungen (vgl. Anlage 2 und 3) sowie eine zugehörige Übersichtskarte (vgl. Anlage 1) auf Grundlage der denkmal- pflegerischen Anforderungen nach GDKE (2014) erarbeitet und dem Dokument als Anlagen beigefügt. Die Schnitte wurden so aufbereitet, dass die Fotovisualisierungsstandorte (Hil- chenbach und Römershagen) mit dem Schloss Crottorf bzw. der Wildenburg in einer Flucht liegen und bis zu den geplanten WEA verlängert. Der Schnittpunkt mit den zwei Kulturdenk- mälern stellt jeweils den höchsten Punkt des Bauwerks dar. Für die Darstellung der bewalde- ten Bereiche wurde eine Höhe von ca. 20 m angenommen. Zu erwähnen ist, dass für die Schnittzeichnung A die verlängerte Sichtachse westlich des geplanten Windparks endet. Als Endpunkt wurde hierfür die verlängerte Schnittebene des Windparks gewählt. In Anbetracht der Lage des Schlosses Crottorf in einer Talsenke beschränkt sich die Sicht- barkeit der Schlossanlage auf den Nahbereich innerhalb des Wisserbach-Tals in einer Süd- west-Nordost-Achse (vgl. Abbildung I, flächig blau). Insbesondere durch die hohe Reliefener- gie und der großflächigen Bewaldung ist eine sehr hohe Sichtverschattung gegeben. Die der Schlossanlage zugehörige Heilig-Kreuz-Kapelle auf der südöstlich gelegenen Bergkuppe wird von Waldflächen umschlossen, welches eine Sichtbarkeit der Kapelle aufgrund dessen, aber auch aufgrund der verhältnismäßig geringen Höhe der Kapelle trotz der exponierten Lage stark verringert. Eine gemeinsame Sichtbarkeit der Schlossanlage mit den vereinzel- ten, geplanten Anlagen bzw. Teilen davon ist gemäß dem Berechnungsmodell kaum mög- lich. Die Möglichkeit der gemeinsamen visuellen Wahrnehmung beschränkt sich gemäß der Sichtbarkeitsanalyse auf einen kurzen Wegeabschnitt der Wanderroute der Landfrauen – Kapellenwanderung bzw. des Siegerlandhöhenrings (flächig grau). Von offiziell verzeichne- ten Aussichtspunkten (vgl. LVERMGEO 2014) sind jedoch keine Sichtbeziehungen möglich. Weiterhin ist gemäß dem Berechnungsmodell keine Sichtbarkeit der WEA vom Schloss Crot- torf selber möglich. Die Wildenburg hingegen liegt wesentlich exponierter in oberer Hanglage auf etwa 350 m ü. NN. Gemäß dem Berechnungsmodell beschränkt sich die visuelle Wahrnehmung primär auf den westlichen Nahbereich sowie partiell in Hanglagen mit Exposition zur Wildenburg. Insbe- sondere die umgebenden, topografisch höheren Bergketten verringern die Sichtbarkeit des Denkmals in der Umgebung beträchtlich. Insbesondere im Hangbereich nordwestlich der Wildenburg ist eine Sichtbarkeit sowohl des Denkmals als auch der Windenergieplanung möglich (vgl. Abbildung I). Entlang dieses Bereichs befinden sich zwei offizielle verzeichnete Aussichtspunkte (vgl. LVERMGEO 2014). Eine Wahrnehmung als Ensemble ist von diesen Standorten aus jedoch nicht möglich. Dies begründet sich durch die räumliche Lage der Bau- werke in Bezug auf die Betrachtungspunkte in diesem Bereich. Diese liegen zu weit ausei- nander, so dass diese zusammen nicht scharf wahrgenommen werden können. Von den beiden Standorten Hilchenbach und Römershagen sind Blickbeziehungen zu den Kulturdenkmälern unter Zuhilfenahme der Sichtbarkeitsanalyse, der Schnittzeichnungen und der Fotovisualisierungen aufgrund der Bewaldung und Topographie nicht möglich. Zusammenfassend ist eine erhebliche Beeinträchtigung der dominierenden, landschaftsprä- gende Gesamtanlagen durch die Windparkplanung nicht ersichtlich. Grundsätzlich werden die Kulturdenkmäler generell nur von wenigen Standorten – vornehmlich im Nahbereich – aus sichtbar sein, was nicht zuletzt auch in der hohen sichtverschattenden Wirkung des Ge-

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ländes und der Bewaldung begründet liegt. Ebenso gibt es nur wenige Räume von denen so- wohl die Planung, als auch die Kulturdenkmäler sichtbar sein werden. Zwar stellt die Sicht- verschattungsanalyse eine hilfsweise Darstellung der möglichen Wahrnehmbarkeit von Ob- jekten im Gelände dar und kann nicht im vollen Umfang die tatsächliche Sichtbarkeit im Ge- lände wiedergeben, doch verdeutlicht diese die generell sehr geringe visuelle Wahrnehmung des Schloss Crottorfs und der Wildenburg ohne und mitsamt der Windenergieplanung inner- halb des Landschaftsraums. Auch im Zusammenhang frequentierter Wanderwege und Erho- lungsinfrastruktur (bspw. Aussichtpunkte) sind Sichtbeziehungen von diesen Strukturen aus auf die Kulturdenkmäler nur in sehr geringem Maße möglich. Während eine gemeinsame scharfe Wahrnehmung der Wildenburg mit den geplanten WEA aufgrund der räumlichen Lage zueinander nicht möglich ist, gibt es einen Bereich, von dem zumindest die geplante WEA 1 (bzw. Teile davon) mit dem Schloss Crottorf scharf wahrgenommen werden können. Eine erhebliche Beeinträchtigung der Erlebbarkeit durch optische Beeinträchtigungen des Schloss Crottorf einschließlich der Heilig-Kreuz-Kapelle sowie der Wildenburg bzw. der be- troffenen Kulturdenkmäler im Allgemeinen ist nicht gegeben. Eine Vereinbarkeit mit dem Ziel Z 49 des RROP Mittelrhein-Westerwald 2017 ist aus fachgutachterlicher Sicht gegeben. Weiterhin wurde im Zuge der Scopingtermine vom 16.12.2014 und 04.06.2018 mittgeteilt, dass dokumentierte Bodendenkmäler im Nahbereich der Planung vorhanden sind. In Bezug auf einen früheren Planungsstand (2014) wurden für zwei Standorte von Seiten der zuständi- gen Denkmalschutzbehörde Bedenken geäußert. Diese zwei ehemaligen Standorte (WEA R5 und D3) existieren nach aktuellem Stand der Planung so nicht mehr. In Folge der Umplanung des Windparks wurde für die aktuellen Anlagenstandorte von Seiten der GDKE - Direktion Landesarchäologie (schriftliche Mitteilung Dr. C. A. Jost vom 25.05.2018) archäolo- gische Verdachtsfälle an den Standorten WEA 1 und 2 sowie WEA 4 bis 7 sowie erhebliche Bedenken am Standort WEA 3 dargelegt. Die Direktion Landesarchäologie (schriftliche Mit- teilung A. Schmidt) teilte nach Vorlage des aktuellen Parklayouts am 11.10.2018 mit, dass die im Bereich der Anlagen befindlichen Bodendenkmäler grundsätzlich kein Ausschlusskri- terium für die Realisierung des konkreten Vorhabens darstellen. Alle Standorte sind als ar- chäologische Verdachtsflächen zu bewerten. Das weitere Vorgehen ist mit der zuständigen Fachbehörde nach Erteilung der Genehmigung nach BImSchG zu koordinieren. Auf die Stel- lungnahme der GDKE vom 25.05.2018 (Az. 2018.0408.1) wird verwiesen. Weiterhin ist die zuständige Fachbehörde bei archäologischen Funden während den Baumaßnahmen zu un- terrichten. Gemäß den Ausführungen in Kapitel 2.2.2 befinden sich die Anlagen in der regional bedeut- samen historischen Kulturlandschaft Wildenburger Land/Wisser Bergland. Deren Grenzen sind deckungsgleich mit denen des für das Gebiet dargestellten Vorbehaltsgebiets Erholung und Tourismus. Die Anforderungen des Grundsatzes G 57 werden im oben genannten Kapi- tel zitiert. Als landschaftsprägende Strukturen werden Einzelhofbesiedlung in Rodungsinseln, bäuerliche Kulturlandschaft, reizvolle Ortsbilder, Schlösser und Burgen, Niederwälder, Bach- auen und Obstwiesen genannt. Die WEA sind innerhalb von Waldflächen, insbesondere Na- del(misch)- und Pionierwäldern geplant. Auch befinden sich keine Niederwälder, als Relikte dieser historischen Nutzungsform, im näheren Umfeld der Windenergieplanung, welche Be- einträchtigt werden könnten. Oben genannte Strukturen werden von den WEA nicht über- plant. Die Ortsränder der nächstgelegenen Siedlungen Steeg und Morsbach sind im Nahbe- reich der Anlagenplanung von Industrie- und Gewerbegebietsflächen geprägt, womit eine Beeinträchtigung reizvoller Ortsbilder nicht gegeben ist. Auch werden gemäß den Ergebnis- sen nach GUTSCHKER-DONGUS (2018d) das Schloss Crottorf und die Wildenburg durch die Planung nicht beeinträchtigt. Aufgrund der Nutzung vorhandener Wirtschaftswege wird eine Zerschneidung auf das notwendige Maß minimiert (vgl. Kapitel 4.3). Eine Vereinbarkeit mit dem Grundsatz G 57 des RROP Mittelrhein-Westerwald (2017) ist aus fachgutachterlicher Sicht gegeben. Eine Verträglichkeit des Grundsatzes G 57 wirkt sich ebenfalls positiv auf den Erlebniswert der Landschaft und damit auf die Verträglichkeit mit dem Vorbehaltsgebiet Erholung und Tourismus (Grundsatz G 97) aus.

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Bewertung Erheblich nachteilige Umweltauswirkungen auf Kultur- und sonstige Sachgüter sind durch die geplanten WEA nicht zu erwarten bzw. können durch Vermeidungsmaßnahmen (bzgl. Bo- dendenkmäler) verhindert werden.

4.9 Unfallgefahr Die geplanten Windenergieanlagen schalten sich bei entsprechender Windgeschwindigkeit von ≥ 3,0 ms-1 selbst ein und werden mittels eines Mikroprozessorsystems an die jeweilige Windgeschwindigkeit angepasst bzw. abgeschaltet. Die Sicherheit wird durch ein aerodynamisches Bremssystem, ein Blitzschutzsystem sowie ein mikroprozessorbasiertes Sensorsystem gewährt, dass die Anlage bei Störungen sofort abschaltet. Hierdurch sind Risiken durch Sturm, Gewitter und Eiswurf nicht zu befürchten. Für detaillierte Ausführungen wird auf die technischen Unterlagen des Genehmigungsan- trags verwiesen (vgl. Kapitel 3 der Antragsunterlagen).

4.10 Grenzüberschreitender Charakter der Auswirkungen Durch die Planung ist kein grenzüberschreitender Charakter der Umweltauswirkungen zu er- warten.

4.11 Schwere und Komplexität der Auswirkungen Aufgrund der vorangegangenen Argumentation scheinen nach Auswertung der Plangrundla- gen die Beeinträchtigungen für die betrachteten Schutzgüter mit Ausnahme des Land- schaftsbildes - wobei dieses keiner grob unangemessen Verunstaltung unterliegt - nicht er- heblich zu sein bzw. können durch geeignete Maßnahmen vermieden werden.

4.12 Dauer, Häufigkeit, und Reversibilität der Auswirkungen Mögliche Auswirkungen treten mit Errichtung bzw. ab der Inbetriebnahme der Anlagen in Kraft und bestehen für die Dauer des Betriebs. Der Eingriff ist reversibel, d. h. nach der Lauf- zeit der Anlage kann der vergleichbare Ursprungszustand wiederhergestellt werden.

5 WECHSELWIRKUNGEN Wechselwirkungen zwischen den Schutzgütern bestehen vor allem zwischen den abioti- schen Faktoren Boden, Wasser und Klima, die die Grundlage für die Ausbildung des Schutz- gutes Landschaft bilden und dem Menschen, der durch sein Handeln die Landschaft erheb- lich prägt und gestaltet. Jede Landschaft wiederum beherbergt eine für sie typische Flora und Fauna. Die Landschaft als Ergebnis des Zusammenspiels der abiotischen Schutzgüter, der Flora und Fauna und des Menschen bildet gleichzeitig eine wichtige Grundlage für die menschliche Erholung. Aufgrund dieser bestehenden einseitigen oder wechselseitigen Verflechtungen ist anzuneh- men, dass ein erheblicher Eingriff in der Regel mehrere Schutzgüter betrifft oder ein Eingriff in eines der Schutzgüter in der Regel Veränderungen der anderen mit sich bringt. Die hier geplanten Windenergieanlagen haben vor allem eine Veränderung der Kulturland- schaft zur Folge. Da diese eine wichtige Funktion für die siedlungsnahe Erholung der An- wohner und den Tourismus bildet, sind vor allem auch diese Schutzgüter betroffen. Eine erhebliche Beeinträchtigung der Schutzgüter Wasser und Klima/Luft findet durch die ge- planten WEA nicht statt. Die Flächeninanspruchnahme für jede einzelne WEA ist relativ gering. Eine Beeinträchtigung des Wasserhaushalts ist nicht zu befürchten, da die Versiegelungen und Teilversiegelungen des Bodens nicht flächenhaft, sondern punktuell auf einer großen Fläche verteilt sind und die Versickerung des Regenwassers ungehindert erfolgen kann. Auch die forstwirtschaftliche

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Nutzung kann innerhalb des Windparks ohne große Flächenverluste weiter betrieben wer- den. Für Vögel, Fledermäuse, Wildkatze sowie weitere streng und besonders geschützter Tier- und Pflanzenarten ist gemäß vorliegender faunistischer Gutachten einschließlich darauf auf- bauenden Gutachten (artenschutzrechtliche Bewertung, FN bzw. UVP-Bericht) nicht mit er- heblichen Beeinträchtigungen durch die WEA an diesem Standort zu rechnen, wenn be- stimmte Vermeidungsmaßnahmen berücksichtigt werden. Auch für Summierungseffekte durch die hohe Anzahl an WEA geben die Gutachten keine Anhaltspunkte. Indirekt wirkende Beeinträchtigungen der Fauna durch Beeinträchtigungen anderer Schutzgüter sind nicht zu erwarten, zumal die Flächen zwischen den WEA weiterhin forstwirtschaftlich genutzt werden können. Abschließend sei darauf hingewiesen, dass auch Wechselwirkungen zwischen dem Betrieb einer einzelnen WEA über die damit verbundene CO2-Einsparung und dem regionalen und globalen Klima bestehen. Das globale und regionale Klima wiederum beeinflusst maßgeblich die Ausprägung der Landschaft, ihre Nutzung und somit auch den Menschen, die Pflanzen- und die Tierwelt.

6 MÖGLICHKEITEN DER VERMEIDUNG UND KOMPENSATION DER EINGRIFFE Die Errichtung einer Windenergieanlage im Außenbereich stellt regelmäßig einen Eingriff in Natur und Landschaft im Sinne des § 14 Abs. 1 BNatSchG dar. Demnach sind Eingriffe „Veränderungen der Gestalt oder Nutzung von Grundflächen oder Veränderungen des mit der belebten Bodenschicht in Verbindung stehenden Grundwasser- spiegels, die die Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts oder das Land- schaftsbild erheblich beeinträchtigen können.“ Gemäß § 15 Abs. 1 BNatSchG ist der Verursacher eines Eingriffs verpflichtet, vermeidbare Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft zu unterlassen. Unvermeidbare Beeinträchti- gungen sind vom Verursacher gemäß § 15 Abs. 2 BNatSchG durch Maßnahmen des Natur- schutzes und der Landschaftspflege auszugleichen (Ausgleichsmaßnahmen) oder zu erset- zen (Ersatzmaßnahmen).

6.1 Vermeidungs- bzw. Verminderungsmaßnahmen Im Laufe des Planungsprozesses für die geplanten Windenergieanlagen wurden und werden folgende Maßnahmen berücksichtigt, die der Vermeidung und Verminderung von Beeinträch- tigungen dienen. 6.1.1 Standortwahl Neben der Verfügbarkeit der Flächen, welche sich im Besitz der Hatzfeld-Wildenburg’schen Verwaltung befinden, spielten für die Standortwahl des Windparks Friesenhagen die beste- hende Waldstruktur eine Rolle. Flächen innerhalb des Plangebietes weisen ältere Eichen- und Buchenmischwaldbestände mit einem Alter von mehr als 120 Jahren auf. Diese hoch- wertigen Waldbestände wurden bei der Standortwahl berücksichtigt. Dabei wurden die Anla- genstandorte so geplant, dass die Eingriffsflächen weitestgehend keine Bereiche der ver- streut liegenden Altholzbestände in Anspruch nehmen müssen. Gleiches gilt für gesetzlich geschützte Biotope und Gewässerläufe. Für die Suche geeigneter Standorte wurde die vorhandene Infrastruktur in Form vorhandener Wirtschaftswege berücksichtigt, um zusätzlichen Flächenverbrauch zu vermeiden. 6.1.2 Mensch Schall Erheblich nachteilige Umweltauswirkungen durch Schall sind entsprechend den Ergebnissen nach RAMBOLL CUBE GMBH (2018a) nicht zu erwarten. Vermeidungsmaßnahmen sind dem- nach nicht notwendig.

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Schattenwurf Die Ergebnisse des Schattenwurfgutachtens RAMBOLL CUBE GMBH (2018b) zeigen, dass die astronomisch maximal mögliche Beschattungsdauer an 22 von 25 Immissionsorten über- schritten werden. Zur Vermeidung von Beeinträchtigungen durch Schattenwurf ist die Imple- mentierung einer Abschaltautomatik an allen geplanten Anlagenstandorten gemäß Ausfüh- rungen nach RAMBOLL CUBE GMBH (2018b) erforderlich. 6.1.3 Boden • Beschränkung der Bebauung und Versiegelung auf das unbedingt notwendige Maß für Fundamentfläche, Kranstellflächen und Zufahrt. • Zur Andienung der WEA werden, soweit möglich, die bestehenden ausgebauten Wege genutzt, um zusätzliche Versieglungen und Bodenverdichtungen zu mindern bzw. zu vermeiden. Auszubauende bzw. neu anzulegende Wege, Kranstellflächen und Zufahrten werden teilversiegelt als Schotterwege angelegt. Ein Teil der Zuwe- gung wird für die Dauer der Anlagenerrichtung als asphaltierte Wegeabschnitte ange- legt, jedoch nach Beendigung zu Schotterwegen rückgebaut. Die Zuwegung zu den einzelnen Anlagen wird, wenn möglich, in die Kranstellflächen integriert. • Die Fundamentfläche wird nach Beendigung der Bauarbeiten größtenteils wieder mit Oberboden bedeckt und kann Teilbodenfunktionen übernehmen. • Die Befestigung der temporär in Anspruch genommenen Flächen ist auf Geovlies aufzubauen, damit das Material beim Rückbau restlos entfernt werden kann. • Sollten darüber hinaus weitere Lager- oder Stellflächen notwendig sein, sollen diese mit befahrbaren Platten (Baggermatratzen) abgedeckt werden, um den Verdichtungs- druck zu verteilen. • Die temporären Lager- und Montageflächen werden nach Abschluss der Bauarbeiten rückgebaut. • Zusätzliche Bodenverdichtungen müssen nach Beendigung der Bauarbeiten wieder fachgerecht behoben werden. • Während der Bauphase ist der Bodenaushub getrennt nach Ober- und Unterboden fachgerecht auszubauen, zu lagern und in den notwendigen Mengen wieder einzu- bauen oder zu entsorgen. • Bodenarbeiten, insbesondere der Schutz des Oberbodens und der Schutz benach- barter Flächen sind nach DIN 18915 (Bodenarbeiten) durchzuführen. Bei den Erdar- beiten ist DIN 18300 zu beachten. • Regenwasser versickert vor Ort. • Etwa zutage kommende archäologische Funde unterliegen gemäß §§ 16-18 Denk- malschutzgesetz Rheinland-Pfalz der Meldepflicht an die zuständige Denkmalfachbe- hörde. 6.1.4 Wasser • Das Tag- und Grundwasser, welches sich in den Baugruben sammeln kann, darf nur breitflächig verrieselt werden. Eine direkte und konzentrierte Einleitung in ein Oberflä- chengewässer ist zur Vermeidung von Beeinträchtigungen der Gewässerchemie nicht zuzulassen. • Sachgerechte Lagerung wassergefährdender Stoffe während der Bauzeit und Einhal- tung entsprechender DIN-Vorschriften. • Eine temporäre Überlagerung des Sommerhardtseifens im Bereich des Umladeplat- zes mit Platten ist zeitlich auf das notwendige Maß zu beschränken.

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6.1.5 Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt Pflanzenschutz • Zu erhaltende Gehölze, Pflanzenbestände und angrenzende Vegetationsflächen sind nach DIN 18920 (Schutz von Bäumen, Pflanzenbeständen und Vegetationsflächen bei Baumaßnahmen) zu schützen. • Arbeiten sind nach Vorgaben der aktuell gültigen ZTV–Baumpflege (Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für Baumpflege) bzw. nach den der- zeit allgemein anerkannten Regeln der Technik durchzuführen. • Beginn und Abschluss der Rodungs- und Bauarbeiten sind der zuständigen Natur- schutzbehörde anzuzeigen. • Für Transport, Lagerung und Pflanzung ist DIN 18916 (Pflanzen und Pflanzarbeiten Landschaftsbau) einzuhalten. • Die Pflege der anlagenumgebenden Freiflächen, wie Fundamentüberschüttung und Schotterflächen soll extensiv durchgeführt werden, d. h. kein Einsatz chemischer Mit- tel sowie Freischnitt nur bei Bedarf. • Baumaschinen, Baustellenfahrzeuge, Baustoffe und sonstige Baustelleneinrichtungen dürfen nicht außerhalb der zu überplanenden Bereiche auf unversiegelten Flächen abgestellt werden, sofern diese nicht durch befahrbare Abdeckplatten (s. o.) ge- schützt werden und deren Nutzung im Rahmen der Montage oder von Reparaturen zwingend notwendig ist. Trotzdem entstandene Schäden an Boden, Vegetation etc. sind zu beseitigen und der ursprüngliche Zustand wiederherzustellen. Alle beteiligten Baufirmen sind davon vor Baubeginn in Kenntnis zu setzen. Fledermäuse • Temporäre Betriebszeitenbeschränkung nach BRINKMANN et al. (2011) einschließlich eines zweijähriges Gondelmonitorings: o Betroffene Arten: Kleiner Abendsegler, Großer Abendsegler, o betroffene Anlagenstandorte: WEA 1, 2, 4 und 6, o Die Ermittlung der Fledermausaktivität erfolgt über automatische Aufzeich- nungsgeräte mit der Möglichkeit der artgenauen Auswertung, o Zeitraum: 01.04. - 31.08.: 1 h vor Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang, 01.09. - 31.10.: 3 h vor Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang, o Regelfall der Abschaltung: Temperatur > 10°C, Windgeschwindigkeiten < 6 ms-1, kein Starkregen. o Die Betriebszeitenbeschränkung kann an die gewonnenen Ergebnisse des Monitorings angepasst werden. • Fortlaufende Kontrolle potenzieller Quartierbäume vor Rodungsbeginn im Bereich der Zuwegung einschließlich einer ökologischen Baubegleitung für die darauffolgende Baufeldfreimachung und den weiteren Bauablauf. Avifauna Allgemein Unabhängig der Windkraftsensibilität vereinzelter Arten sollte die Gehölzentnahme außer- halb der Brutzeit unter hilfsweise Anwendung des § 39 Abs. 5 BNatSchG und den darin fest- gesetzten Zeiten (01. Oktober – 28./29. Februar) erfolgen. Haselmaus • Auf-den-Stock-setzen von Gehölzen unter hilfsweise Anwendung des § 39 Abs. 5 BNatSchG während der Winterschlafphase der Haselmaus im Zeitraum zwischen 01. November und 28./29. Februar. • Schonende, händische und einzelstammweise Gehölzentnahme mit anschließender schonender Entfernung des Schnittmaterials von den Eingriffsflächen. Das Befahren der Rodungsflächen mit schwerem Gerät ist in dieser Zeit nicht gestattet, um eine

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Zerstörung der am Boden befindlichen Winternester der Haselmaus zu verhindern. Alternativ: Gehölzentnahme von bestehenden Wegen aus mittels Holzvollerntema- schine möglich. • Bodenarbeiten (Entfernen Wurzelstöcke etc.) sind nach der Winterschlafphase der Haselmaus (ab Anfang Mai) durchzuführen, um die Flucht in benachbarte Bestände zu ermöglichen. Wildkatze • Die Gehölzentnahme ist innerhalb des Zeitfensters vom 01. Oktober bis 28./29. Feb- ruar durchzuführen. • Eine Rodung im März ist nur in Abstimmung mit der zuständigen Naturschutzbehörde sowie bei vorheriger Kontrolle der Eingriffs-/Rodungsflächen durch eine versierte Fachkraft möglich. • Alle zwischen dem 01. März und 31. Juli stattfindenden Arbeiten sind tagsüber zwi- schen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang durchzuführen, um eine störungsarme Lebensraumnutzung während der Hauptaktivitätszeit zu gewährleisten. Ausnahmen stellen hierbei eine Nacht je WEA für das Betonieren des Fundamentes dar. Da Schwerlasttransporte nur in der Nacht erfolgen können, sind die Umladeplätze, die sich ausschließlich an stärker frequentierten Landes-/Kreisstraßen befinden, von der Bauzeitenbeschränkung befreit. • Keine (Wartungs-) Arbeiten an den WEA während der Dämmerungs- und Nachtstun- den. • Keine Beleuchtungsanlagen im Eingangsbereich der WEA, z. B. in Verbindung mit einem Bewegungsmelder. • Keine zusätzlichen Beleuchtungsanlagen an den Anlagen außer der gesetzlich vorge- schriebenen „Befeuerung“. Zauneidechse/Schlingnatter • Gehölzentnahme gemäß § 39 Abs. 5 BNatSchG im Zeitraum zwischen 01. Oktober und 28./29. Februar mit anschließender schonender Entnahme des Schnittgutes. • Die Tiere halten bis März Winterruhe in Höhlen, Spalten, Erdlöchern, etc. Daher sol- len die Bodenarbeiten (Entfernung der Wurzelstöcke) erst ab Anfang Mai stattfinden. Ab diesem Zeitraum sind die Reptilien als mobil zu betrachten, sodass sie bei baube- dingten Störungen selbstständig die Eingriffsflächen in angrenzende Bestände ver- lassen können. Weitere Artengruppen • Amphibien-/Reptilien-/Kleinsäugerarten: Die Fundamentgruben der WEA sollen aus Gründen der Vorsorge allmorgendlich vor Arbeitsbeginn auf hineingeratene Kleintiere hin zu untersucht und diese fachgerecht in ausreichender Entfernung zum Bauge- schehen freigesetzt werden. • Ameisen: In und im unmittelbaren Umfeld der Eingriffsflächen vorhandene Ameisen- hügel sollen durch ein Flatterband oder Bauzaun geschützt werden, um eine Beschä- digung oder Zerstörung durch Rodungs- und Bautätigkeiten zu vermeiden. Ist die Be- seitigung von Ameisenhügel in Folge des Baus notwendig, ist das weitere Vorgehen mit der zuständigen Naturschutzbehörde zu klären. Artübergreifender Rodungszeitraum Unter Berücksichtigung der einzelnen, artspezifischen Anforderungen an den Rodungszeit- rahmen ergibt sich ein artübergreifendes Rodungszeitfenster zwischen dem 01. November und dem 28./29. Februar.

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Umweltbaubegleitung Es wird empfohlen die Umsetzung der vorgesehenen naturschutzrechtlichen Vermeidungs-, Verminderungs- und Kompensationsmaßnahmen durch eine qualifizierte Umweltbaubeglei- tung aus dem Fachbereich der Landespflege oder vergleichbarer Fachrichtungen sicherzu- stellen. 6.1.6 Emissionen Die Lärm- und Staubemissionen sowie Bewegungsunruhe während der Baumaßnahmen sind so gering wie möglich zu halten. 6.1.7 Bauliche Anlage Die Nachtbefeuerung der Anlagen ist zur Reduzierung der optischen Beeinträchtigungen ge- mäß der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zur Kennzeichnung von Luftfahrthindernissen (Teil 3, Abschnitt 1, Nr. 13) zu synchronisieren. 6.1.8 Rückbau der WEA In § 35 Abs. 5 Satz 2 BauGB ist unter anderem für privilegierte Vorhaben nach § 35 Abs. 1 Nr. 5 BauGB die Abgabe einer Verpflichtungserklärung vorgesehen, die Windenergieanlagen nach dauerhafter Aufgabe der zulässigen Nutzung zurückzubauen und Bodenversiegelun- gen zu beseitigen.

6.2 Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen 6.2.1 Flächenbilanzierung Eine Kompensation ist bei Realisierung des Vorhabens für die Schutzgüter Boden, Arten und Biotope (Vegetation) sowie für das Landschaftsbild notwendig. Der Kompensationsbedarf für die einzelnen Schutzgüter wird im Fachbeitrag Naturschutz (vgl. GUTSCHKER-DONGUs 2018b) ausführlich dargestellt. Der Bedarf für das Schutzgut Boden beläuft sich auf 19.077 m², der für das Schutzgut Arten und Biotope (Vegetation) auf 84.855 m². Das Landschaftsbild wird besonders im Fernbereich durch die Neuerrichtung der WEA ver- ändert. Durch ihre Größe ist die Verdeckung der Anlage in jeglicher Hinsicht unmöglich. Die Berechnung der Ersatzgeldleistung für das Landschaftsbild erfolgt nach dem beschriebenen Berechnungsmodell der Landesverordnung über die Kompensation von Eingriffen in Natur und Landschaft (Landeskompensationsverordnung - LKompVO) vom 12.06.2018. Eine de- taillierte Berechnung der Ersatzzahlung erfolgt im Fachbeitrag Naturschutz. 6.2.2 Ausgleichsmaßnahme Beschreibung der Maßnahme Als Kompensationsmaßnahmen werden Maßnahmenflächen aus einem Ökokonto der Hatz- feldt-Wildenburg‘schen Verwaltung herangezogen. Diese sind bereits mit der zuständigen Unteren Naturschutzbehörde abgestimmt, sowie eine Maßnahme bereits eingebucht und ge- sichert. Diese werden im Fachbeitrag Naturschutz (vgl. GUTSCHKER-DONGUs 2018b) detail- liert beschrieben. Begründung der Maßnahme Die Maßnahmen wirken sich multifunktional auf die betroffenen Schutzgüter Boden sowie Arten und Biotope positiv aus. Darüber hinaus wird auch das Landschaftsbild durch die Umwandlung von Monoforstbeständen in standorttypische Laubmischwälder aufgewertet. Die Bachuferrenaturierung hat einen positiven Effekt auf das Schutzgut Wasser sowie den dort verlaufenden Gewässerabschnitt, welcher als gesetzlich geschütztes Biotop (BT-5012- 0220-2009, Bach südlich Bigger Berg) ausgewiesen ist. Weiterhin wird durch die Maßnahme

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der Bachuferrenaturierung den Zielen des LFUG & FÖA (1991), der Entwicklung von Quellen und Quellbächen, zur überregionalen Vernetzung von Biotopsystemen, Rechnung getragen. Der Eingriff wird durch die Ökokonto-Maßnahmen in vollem Umfang kompensiert. Vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen (CEF-Maßnahmen) Haselmaus Im Zusammenhang mit den notwendigen Rodungsmaßnahmen sind aufgrund der Vegetati- onsausstattung an den Anlagenstandorten zum Erhalt der ökologischen Funktion von Le- bensstätten im räumlichen Zusammenhang folgende CEF-Maßnahmen an allen geplanten Anlagenstandorten umzusetzen: • Vorgezogene Neupflanzung von fruchtenden Gehölzen zur Bereitstellung adäqua- ter Nahrungsquellen als Ausweichhabitate für den Entfall bestehender Nahrungsge- hölze. Hierfür ist die Pflanzung von 100 Nahrungsgehölzen an offenen Randberei- chen entlang der Wirtschaftswege oder Windwurfflächen vorgesehen. Eine Unter- pflanzung an geeigneten Standorten bestehender Gehölzflächen ist ebenfalls mög- lich. Die Lage der Maßnahmenflächen zu den Eingriffsflächen und die Abgrenzung orientiert sich dabei an dem arttypischen Aktionsradius der Haselmaus (ca. 50 m), maximal jedoch bis zu einem Abstand von 100 m zu den Eingriffsflächen. Geeignete fruchtende Gehölze stellen in diesem Zusammenhang bspw. Hasel, Eberesche, Weißdorn, Rotbuche, Faulbaum oder Kornelkirsche dar. Die Pflanzung der Gehölze soll im Anschluss an die Rodungsarbeiten (Herbst/Winter) erfolgen, so dass diese den Haselmäusen nach Beendigung ihrer Winterschlafphase als Nahrungshabitate zur Verfügung stehen. • Darüber hinaus soll das Höhlenangebot durch die Ausbringung künstlicher Nisthil- fen (10 Stück je WEA) im direkten Umfeld der Eingriffsflächen der WEA-Planung ge- fördert werden. Dies soll in einem Umkreis von maximal 50 m um die Eingriffsflächen erfolgen. Wildkatze Etablierung von geeigneten Fortpflanzungs- und Ruhestätten in Form von Reisighaufen, Tot- holz, Wurfkisten etc. in bestehenden, älteren Laubwaldbeständen (insbesondere im Umfeld der WEA 2, 4, 5).

7 METHODIK

7.1 Untersuchungsmethoden Grundlagenauswertung Zur Auswertung der planerischen Grundlagen wurden die von der Genehmigungsbehörde zur Verfügung gestellten Informationen und fachspezifische Informationen aus dem Internet (u. a. Landschaftsinformationssystem der Naturschutzverwaltung – LANIS (MUEEF 2018b); Geoportal Wasser RLP (MUEEF 2018a); Kartenviewer des Landesamtes für Geologie und Bergbau RLP (LGB-RLP 2013)) ausgewertet. Weitere Grundlagen waren der Flächennut- zungsplan der Verbandsgemeinde Vordereifel, der Regionale Raumordnungsplan (RROP) Mittelrhein-Westerwald 2017 sowie das Landesentwicklungsprogramm (LEP) IV einschließ- lich der 3. Teilfortschreibung. Erfassungen vor Ort Die Erfassung von Biotoptypen und Nutzung, Landschaftsbild und Erholungsinfrastruktur vor Ort fand im Rahmen von Ortsbegehungen statt. Als Grundlage für die Kartierung dienten eine Katasterkarte und Ausschnitte einer TK 25. Die Kartierung erfolgte anhand des Bio- toptypenschlüssels für die offizielle Biotopkartierung Rheinland-Pfalz.

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Fauna Eine Beschreibung von Untersuchungsmethoden und -umfang für die faunistischen Erfas- sungen für die Artengruppe der Fledermäuse, der Vögel und der Wildkatze finden sich im je- weiligen Fachgutachten (BLW 2018a bis 2018e). Eine Beschreibung und Bewertung weiterer planungsrelevanter Arten erfolgte mittels Litera- turrecherchen sowie durch Habitateinschätzung anhand vorhandener Habitatstrukturen im Plangebiet sowie der sich daraus ergebenden worst-case-Abschätzung (vgl. GUTSCHKER- DONGUs 2018a und 2018b). Schall und Schatten Für die beantragten sieben WEA wurde eine schalltechnische Immissionsprognose sowie ein Schattenwurfgutachten erstellt (RAMBOLL CUBE GMBH 2018a und 2018b). Angaben zur Me- thodik und die Ergebnisse sind dem jeweiligen Gutachten zu entnehmen. Landschaftsbild Für die Visualisierungen wurden vom Büro GUTSCHKER-DONGUS digital erstellte Fotomonta- gen der geplanten Anlagen erstellt. Die Software berücksichtigt Brennweite der Digitalka- mera, Anlagenhöhe, Entfernung der Anlage und Geländemorphologie (mit Hilfe eines digita- len Geländemodells). Die ausgesuchten Fotostandorte berücksichtigen die unterschiedlichen Raumsituationen im mittleren Umkreis um die geplanten Anlagenstandorte. Die Panoramaaufnahmen und Ausschnitte mit Darstellung der Bestandssituation und den Vi- sualisierungen befinden sich im Anhang des Fachgutachtens Landschaftsbild und Erholung (GUTSCHKER-DONGUS 2018d). Zusätzlich zu den Fotovisualisierungen wurde auch eine Sicht- verschattungskarte erstellt. Hier werden unterschiedliche Faktoren, wie ein digitales Gelän- demodell, Waldflächen und Ortslagen und die dahinterliegenden sichtverschatteten Bereiche berücksichtigt.

7.2 Bewertungsmethoden Zur Bewertung des Bestands und der zu erwartenden Auswirkungen auf die Schutzgüter wurde eine verbalargumentative Bewertung angewandt.

7.3 Hinweise auf Schwierigkeiten, die bei der Bearbeitung aufgetreten sind Bei der Bearbeitung sind keine grundsätzlichen Schwierigkeiten aufgetreten.

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8 ALLGEMEIN VERSTÄNDLICHE ZUSAMMENFASSUNG Die Antragstellerin, die Windpark Friesenhagen GmbH & Co. KG, plant die Errichtung und den Betrieb von insgesamt sieben WEA des Typs Nordex N149 in der Gemeinde Friesenha- gen (Verbandsgemeinde Kirchen (Sieg), Landkreis Altenkirchen). Die Anlagenhöhe beträgt für sechs Anlagen 238,6 m bzw. für eine Anlage 199,6 m. Neben den Anlagen selber werden am Standort weitere Nebenanlagen (Stellfläche Montagekran, Zuwegung etc.) errichtet. Anlage 1 des UVPG enthält eine Auflistung der Vorhaben, für die zwingend oder nach einer Vorprüfung des Einzelfalls eine Pflicht zur Durchführung einer Umweltverträglichkeitsprüfung besteht. Windenergieanlagen ab einer Gesamthöhe von 50 m sind immissionsschutzrecht- lich zu genehmigen. Darüber hinaus ist laut Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVPG) für Windparks mit mehr als 20 Anlagen eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchzu- führen. Obwohl für die Anlagenplanung gemäß Anlage 1 des UVPG eine allgemeine Vorprüfung des Einzelfalls durchzuführen ist, wurde im Einvernehmen zwischen der Antragstellerin und der Genehmigungsbehörde die Durchführung einer vollständigen UVP-Prüfung i.S.d. § 7 Abs. 3 UVPG beschlossen. Die Anlagenplanung befindet sich im Grenzbereich zum Land Nordrhein-Westfalen auf Sei- ten von Rheinland-Pfalz zwischen Morsbach und Steeg. Für die Errichtung des Windparks werden neben den WEA noch zugehörige Nebenanlagen sowie eine Zuwegung benötigt. Durch den Bau, den Betrieb und durch die Anlagen selber können Auswirkungen auf die Um- welt bspw. in Form von Verbau/Versiegelung, Beseitigung von Vegetation sowie von Lebens- räumen vorkommender Tier- und Pflanzenarten, Schallimmisionen, Schattenwurf oder Aus- wirkungen auf das Landschaftsbild entstehen. Das Plangebiet und dessen Umfeld sind als waldgeprägte Mittelgebirgslandschaft mit dörfli- cher Siedlungsstruktur zu beschreiben. Ein Großteil der Waldflächen im Umfeld der Planung bestehen aus Nadel(misch)wälder und Sukzessionsflächen. Hochwertige Vegetations- und Biotopflächen finden sich v. a. vereinzelt in Form von Altholzbeständen und Bachläufen im Umfeld der Anlagenplanung wieder. Anschließend werden die Auswirkungen auf die Schutzgüter Mensch einschließlich der menschlichen Gesundheit, Tiere, Pflanzen, biologische Vielfalt, Fläche, Boden, Wasser, Klima und Luft, Landschaft, kulturelles Erbe und sonstige Sachgüter sowie die Wechselwir- kungen zwischen den Schutzgütern durch das geplante Vorhaben in dieser Umweltverträg- lichkeitsstudie beschrieben und bewertet. Für die Schutzgüter Wasser und Luft/Klima ist bei Realisierung der geplanten Windenergie- anlagen weder bau-, betriebs- oder anlagebedingt mit erheblichen Auswirkungen zu rech- nen. Hinsichtlich denkmalpflegerischer Belange ist das Vorhaben grundsätzlich verträglich. Im Hinblick auf ein mögliches Vorkommen von Bodendenkmälern ist das Vorgehen während des Bauverlaufs mit der dafür zuständigen Fachbehörde zu koordinieren. Für die Schutzgüter Boden, Fläche und Pflanzen ist mit geringen Auswirkungen zu rechnen, die aber durch geeignete Maßnahmen ausgeglichen werden können. Für die Schutzgüter Mensch, Tiere und biologische Vielfalt ist dann nicht mit Auswirkungen zu rechnen, wenn Vermeidungs- bzw. Ausgleichsmaßnahmen beachtet werden. Insbeson- dere sind zu nennen: • Fledermäuse: Betriebseinschränkungen der Windenergieanlagen, bioakustisches Hö- henmonitoring, Kontrolle potenzieller Quartierbäume vor Rodungsbeginn, Einsatz ökologische Baubegleitung. • Vögel: Rodungs- und Bauzeitenbeschränkung. • Weitere planungsrelevante Arten: Rodungs- und Bauzeitenbeschränkung.

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• Schatten: Schattenwurfmindernde Maßnahmen in Form der Implementierung einer Abschaltautomatik. Die Auswirkungen auf das Landschaftsbild sind als erheblich jedoch nicht als grob unange- messen anzusehen. Die Kompensation dieser Beeinträchtigungen erfolgt durch eine Ersatz- zahlung nach der Landeskompensationsverordnung - LKompVO. Die Belange der übergeordneten Plangrundlagen (LEP, RROP) wurden geprüft. Das Vorha- ben steht diesen nicht entgegen und ist mit ihnen vereinbar. Abgesehen von den Auswirkungen auf das Landschaftsbild durch die Eigenart des Vorha- bens an sich verbleiben keine weiteren erheblichen Umweltbelange gemäß UVPG. In der Gesamtbetrachtung des Vorhabens ist festzustellen, dass die Planung der Windenergieanla- gen auf der Grundlage der vorliegenden Unterlagen als umweltverträglich angesehen wer- den kann.

Bearbeitet:

T. Harnack M. Sc. Naturschutz & Landschaftsplanung Odernheim, 15. November 2018

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9 VERWENDETE UND GESICHTETE LITERATUR

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Gesetze, Verordnungen und DIN-Normen • Baugesetzbuch BauGB • Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG) • BImSchV • Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) • Denkmalschutzgesetz Rheinland-Pfalz • DIN 18915 (Bodenarbeiten) • DIN 18916 (Pflanzen- und Pflanzarbeiten) • DIN 18920 (Vegetationsschutz) • DIN 18300 (Erdarbeiten) • Fauna-Flora-Habitatrichtlinie (FFH-Richtlinie) • Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung – UVPG • Schattenwurf-Hinweise des Länderausschusses für Immissionsschutz 2002 • TA-Lärm • Wasserhaushaltsgesetz (WHG)

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10 ANHANG

Sichtbarkeit WEA Sichtbarkeit WEA und Schloss Crottorf und Wildenburg

Wildenburg

Schloss Crottorf

Abbildung I: Ergebnisse der Sichtverschattungsanalyse für die Windenergieplanung (orange), der Wildenburg (pink) und dem Schloss Crottorf (blau)

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Tabelle I: Denkmalliste der Gemeinden Friesenhagen und Morsbach Friesenhagen • Kath. Pfarrkirche St. Sebastian Klosterstraße 1 (Triumphbogen und Turm, 1751 er- höht, der spätromanischen Basilika, spätgotischer Chor), • Ortskern Hauptstraße 14-31, Klosterstraße 1, 2, 4, Strahlenbach 1-4 und 6 (Denk- malzone, zahlreiche gut erhaltene Fachwerkhäuser des 18. Jh. südlich und östlich der Pfarrkirche und ehem. Franziskanerkloster), • Hauptstraße 26 (stattliches Fachwerkhaus, Krüppelwalmdach, wohl 2. Hälfte 18. Jh.), • Klosterstraße 2 (Fachwerkhaus, bez. 1736; Fachwerkscheune), • Klosterstraße 4 (ehem. Franziskanerkloster, langgestreckter Walmdachbau, Bruch- stein, 1742-44), • (bei) Wintert 20 (erste Fußfallstation des zur Kreuzkapelle oberhalb von Schloss Crottorf führenden Kreuzwegs) Gemarkung: • Burg Wildenburg (Denkmalzone, gotischer Bergfried mit Barockhaube; spätmittelal- terliche, um 1757 und 1932 ausgebaute polygone Bastion; Mauerzüge, Turm, Ge- bäudereste 14.-18. Jh.), • Dreiherrenstein östlich von Hühnerkamp (Grenzmarkierung Fürstentum Nassau- Siegen (NAS) und Kurkölnisches Herzogtum Westfalen (CCOL), gesetzt 1688), • Forsthaus Mohrenbach nordwestlich der Ortslage im Wald (stattliches Wohnhaus, tlw. verschiefert, tlw. Fachwerk, Datierung unklar), • Kapelle zur Schmerzhaften Muttergottes nordöstlich oberhalb von Friesenhagen (Putzbau, 18. Jh., Barockaltar), • Rochuskapelle westlich der Wildenburg (kleiner Massivbau, angeblich 17. Jh., ba- rocke Haube), • Schloß Crottorf (Denkmalzone, im Kern mittelalterliche Wasserburg, Renaissance- Ausbau Mitte 16. Jh., bauliche Veränderungen 2. Hälfte 17. Jh. und um 1730; Fachwerkhäuser (ehem. Mühle), Mühlgrabenöstlich; oberhalb des Schlosses Ka- pelle zum Hl. Kreuz (1701) mit Mausoleum (1895), davor Balkenkreuz bez. 1620; von Friesenhagen (1. Station bei Wintert 20) zur Kapelle 7 Kreuzwegstationen ("Fußfälle")), • St.-Anna-Kapelle nördlich oberhalb von Friesenhagen sog. Rote Kapelle, Putzbau, angeblich 17. Jh.). Morsbach • Vor- und frühgeschichtlicher Abschnittswall einer ehemaligen Befestigungsanlage • gesch. Fachwerkhaus mit profilierten Balken und Eckständern 18./19. Jh. • gesch. Sparfachwerkhaus, auf hohem massiven Sockel 2 Hälfte 19. Jh. • 1-2 gesch. hängiges Fachwerkhaus mit Bruchsteinkeller1. Hälfte 19. Jh. • Kriegerdenkmal i.d.F. eines Festungsturms mit eisernem Kreuz, um 1920/30, • gesch. Fachwerkhaus z.T. verschiefert M. 19. Jh. • gesch. Bruchsteingebäude 1865 inschriftlich datiert • 2 gesch. Fachwerkhaus mit 1 gesch. Fachwerkanbau E. 19.- A. 20 Jh. • 2 gesch. Sparfachwerkhaus auf Hausteinsockel, eine Giebelseite verschiefert, E. 19. Jh. • schiffige Emporenbasilika 1. Hälfte 13. Jh.

• 2 gesch. Fachwerkhaus mit mehreren Anbauten, 2. Hälfte 19. Jh. • 2 gesch. Sparfachwerkhaus auf Hausteinsockel, eine Giebelseite verschiefert, E. 19. Jh. • 2 gesch. z.T. Fachwerkhaus im Ensemble bei kath. Kirche 2. Hälfte 19. Jh. • 2 gesch. Fachwerkhaus mit mehreren Anbauten, 2. Hälfte 19. Jh. • Guseiserne Pumpe 2. Hälfte 19. Jh. • in- + aneinander gebaute Fachwerkhäuser aus verschiedenen Zeiten • 2 gesch. Fachwerkhaus mit profilierten Balken + Fußstreben 18. Jh. • 2 gesch. Fachwerkhaus mit geteilter Tür aus 18. Jh., im 19. Jh.verlängert • 2 gesch. Fachwerkhaus mit Anbauten als Gastraum und Wirtschaftsgebäude, 1. Hälf-te 19. Jh. • 1-2 gesch. Hausteingebäude mit Schwebegiebel erbaut um 1900 • Stollenmundloch Grube Magdalena, Hausteinrahmung 1890 inschriftl. Datiert • Kapelle St. Antonius v. Padua quadratischer Bruchsteinbau m. abgewalmtem Schie-ferdach + Rundbogenfensterchen 17. Jh. • 2 gesch. Sparfachwerk z.T. massiv erneuert mit Anbau Mitte 19. Jh. • 2 gesch. Sparfachwerk z.T. massiv erneuert mit Anbau 2. Hälfte 19. Jh. • Kriegerdenkmal i.d.F. eines Festungsturms mit eisernem Kreuz, um 1920/30, • Stollenmundloch Grube Magdalena, Hausteinrahmung 1890 inschriftlich Datiert, • 1-2 geschossiges Hausteingebäude, • 2 geschossiges Fachwerkhaus z. T. verschiefert, • 3 schiffige Emporenbasilika, • 2 geschossiges Fachwerkhaus mit profilierten Balken und Fußstreben, • 3 in- und aneinander gebaute Fachwerkhäuser aus verschiedenen Zeiten, • 2 geschossiges Fachwerkhaus mit mehreren Anbauten, • Kriegerdenkmal auf Plateau mit Obelisk, Mauer und Hecke, umlaufend diverse In- schriften, • Kapelle St. Antonius von Padua, • 2 gesch. Hausteingebäude, turmartiger Erker, Kapelle, schiefergedecktes Walm- dach, Herrenhaus des 19. Jh.